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Im Schatten von Schlägel und Eisen (2)

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Schulaufgaben.“ „Nein, wir wollen erst zu Mutter.“ „Elisabeth, ihr<br />

seid doch vernünftig, ein bischen müsst ihr noch warten.“ Endlich<br />

kam Vater. Johanna lief ihm entgegen. „Komm schnell zu Mutter!“<br />

„Johanna, es ist doch nichts passiert, beruhige dich.“ Vater nahm<br />

immer drei Stufen auf einmal. Die Hebamme rief:“Es wird höchste<br />

Zeit. Ich glaube wir brauchen einen Arzt.“ Er rannte gleich los, so<br />

schwarz wie er war. Jetzt kamen auch Fritz, Johann <strong>und</strong> Wilhelm. Sie<br />

konnten kaum etwas aus Johanna raus kriegen, so aufgeregt war sie.<br />

Als sie hörten, dass Vater den Arzt holen musste wurden sie auch<br />

unruhig. Fritz sagte nur immer:“Beruhige dich, Johanna, es ist gleich<br />

vorbei.“ Aber diesmal war es doch schwieriger. Als Vater mit dem<br />

Arzt kam dauerte es nicht mehr lange. Alle atmeten auf, ein kleines<br />

Mädchen, mit grauschwarzen Haaren. Vater musste erst seinen<br />

Kohledreck abwaschen, erst durfte er das Zimmer nicht betreten, <strong>und</strong><br />

dann nur ganz kurz.<br />

„Ihre Frau braucht äußerste Ruhe.“ Vater weinte das erste Mal, dass es<br />

seine Kinder sahen. Er hatte den ganzen Tag gebetet:“Lieber Gott, lass<br />

sie nicht sterben.“ „Aber Johann,“ sagte Mutter „es ist vorbei.“ „Mein<br />

Liebes, ich verspreche dir, es war das letzte Mal.“ Mutter nickte nur,<br />

sie war so erschöpft. Die Kinder durften nicht zu ihr, vielleicht<br />

Morgen. Sie musste unbedingt schlafen. Als sich alle ein bischen<br />

beruhigt hatten fragte Vater:“Wo steckt August denn?“ „Oh,“ sagte<br />

Johanna „das habe ich ganz vergessen. Er ist schon den ganzen Mittag<br />

weg. Mimmi meinte, der hat sich versteckt.“ „Aber doch nicht den<br />

ganzen Nachmittag. Jungs, wir müssen ihn suchen.“ Er war einfach<br />

nirgends zu finden.<br />

Oma traf fast der Schlag. „Mein Bub, du bist doch nicht ganz allein<br />

gekommen?“ „Aber Junge,“ rief Großvater „weiß Mutter, das du hier<br />

bist?“<br />

„Nein,“ sagte August „die ist ganz krank. Sie hat so laut geschrien, da<br />

bin ich vor Angst weggelaufen.“ „Mein Gott, Vater, schnell hol<br />

meinen Mantel!“ August fragte:“Oma, kann ich nicht hier bleiben?“<br />

„Ja,“ sagte Opa „dann bist du schneller da. Was denkst du, wie die den<br />

Kleinen suchen. Es glaubt doch keiner, das der Knirps den Weg zu<br />

uns findet.“ „Junge, wie kannst du so was machen?“

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