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Unter anderen Umständen – Mutter werden in dieser Gesellschaft

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statt Omnipotenz. Dies wird leichter fallen, wenn sich die Vorsorge nicht<br />

im rituellen Check-up erschöpft, sondern wenn Raum für den Aufbau ei-<br />

ner Beziehung da ist.<br />

Kann man sich der »guten Hoffnung« versichern? Frauen suchen Frauenarzt/<br />

ärzt<strong>in</strong> auf, um sich versichern zu lassen, daß sie noch »guter Hoffnung«<br />

se<strong>in</strong> können. Doch sich ständig versichern zu müssen, verunsichert. (Heb-<br />

ammen und Geburtsvorbereiter<strong>in</strong>nen können davon e<strong>in</strong> Lied s<strong>in</strong>gen.) So<br />

verstricken sich viele Frauen <strong>in</strong> der heutigen Vorsorge immer mehr im<br />

Netz von Risiken und Komplikationen. Sie fühlen sich fremd <strong>in</strong> ihrem Leib,<br />

verlieren das Gefühl für Normalität. Abgesehen davon, daß dies zu neuen<br />

Komplikationen <strong>in</strong> der Schwangerschaft führen kann 14 , <strong>werden</strong> Frauen<br />

auch immer unsicherer im Umgang mit ihren Säugl<strong>in</strong>gen. Was als per-<br />

fektes K<strong>in</strong>d geplant war, stellt sich dann als schreiendes Baby heraus, mit<br />

dem man nicht umzugehen weiß. Immer mehr Frauen suchen dann e<strong>in</strong>en<br />

K<strong>in</strong>derarzt auf, weil sie durch die Lebendigkeit ihres K<strong>in</strong>des beunruhigt<br />

s<strong>in</strong>d und sich bestätigen lassen wollen, daß ihr K<strong>in</strong>d gesund ist.<br />

Schon deshalb halte ich es für wichtig, die schwangere Frau (auch gestützt<br />

durch den Partner) zu ermutigen, mit der Unsicherheit und Ungewißheit<br />

e<strong>in</strong>er Schwangerschaft umzugehen und sie dar<strong>in</strong> zu unterstützen, diese<br />

Ungewißheit als e<strong>in</strong> Element des Lebendig-Menschlichen zu begreifen.<br />

Diese Erfahrung kann Sichtweisen und Haltungen der Frau (aber auch des<br />

Mannes) verändern und neue Handlungsspielräume eröffnen. Sie hilft El-<br />

tern, sich der Lebendigkeit des K<strong>in</strong>des gewachsen zu fühlen. Dies ist e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Vorbereitung auf die <strong>Mutter</strong>- und Elternschaft, die Abstürze nach<br />

der Geburt zum<strong>in</strong>dest abfedern kann. Denn jeder, der K<strong>in</strong>der hat, weiß,<br />

daß auch gesunde K<strong>in</strong>der trotz vorgeburtlichen Designs später als Her-<br />

anwachsende nicht mehr unbed<strong>in</strong>gt den Designer-Wünschen ihrer Eltern<br />

genügen. Schwangerschaft und Geburt als schöpferisch-weibliche Pha-<br />

sen zu akzeptieren und dies den Vorstellungen vom Produktionsprozeß<br />

entgegenzuhalten, ist e<strong>in</strong>e Forderung an uns alle, die wir das kulturelle<br />

Selbstverständnis prägen. Darüberh<strong>in</strong>aus gibt es aber auch noch Anfor-<br />

derungen an die Professionellen, vor allem an die GynäkologInnen und<br />

Hebammen. Es ist an der Zeit, sich nicht länger h<strong>in</strong>ter Sachzwängen zu<br />

46 Eva Sch<strong>in</strong>dele

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