18 o.T. <strong>Design</strong> Hamburg 50 Jahre Sitzen <strong>Das</strong> Museum <strong>für</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Gewerbe zeigt die jüngste <strong>Design</strong>geschichte des Stuhls | „Multicao“ gibt´s nur auf Bestellung. Die Brüder Fernando <strong>und</strong> Huberto Campana lassen ihr Ideen in ihrem Barrio in Sao Paulo, Brasilien fertigen. Foto: Maria Thrun
„Man kann den Stuhl nicht neu erfinden!“ <strong>Das</strong> sagt jeder <strong>Design</strong>er, auch wenn sich fast alle an neuen Stuhlideen versucht haben. Die ernsthaften <strong>Design</strong>er forschen, wie sich Sitzkomfort optimieren lässt. Sie arbeiten mit den Errungenschaften der Industrie, die durch neue Materialenwicklungen <strong>und</strong> Herstellungsmethoden immer wieder Impulse gibt, die <strong>Design</strong>er zu neuen Formen inspirieren. In der ersten Hälfte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts revolutionierten Bugholz-, Formholz- <strong>und</strong> Stahlrohrbiegen sowie erste Spritzgusstechnik das Stuhldesign. In den letzten 50 Jahren haben hochkomplexe Verfahren im Spritzguss <strong>und</strong> die Entwicklung der Lasertechnologie zu Innovationen im <strong>Design</strong> geführt. Im Gegensatz dazu haben sich künstlerisch ambitionierte Gestalter genau um das Gegenteil bemüht <strong>und</strong> fantasievolle Sitzskulpturen geschaffen, die meist per Hand Arbeit gefertigt werden. <strong>Das</strong> Spannungsfeld zwischen künstlerisch-handwerklicher Arbeit <strong>und</strong> industrieller Innovation inspirierte Rüdiger Joppien, Leiter der Abteilung europäisches <strong>Kunst</strong>handwerk <strong>und</strong> Kurator der Ausstellung. Zudem konnte das Museum seine Sammlung im | „Well Tempered Chair“ – Ron Arad lässt auf schwingendem Stahlblech wippen Foto: Maria Thrun Hamburg <strong>Design</strong> <strong>und</strong> Marketing Zum Sommer hat sich Babette Peters, Hamburgs Direktorin hamburg<strong>und</strong>design, einen Relaunch ihrer Website hamburg<strong>und</strong>design° geleistet. Jan Müller-Wiefel, der auch Peters´ regelmäßigen digitalen Newsletter gestaltet, zeichnet da<strong>für</strong> verantwortlich <strong>und</strong> hat hamburgischen Vorgaben Folge geleistet. Der Hamburger Gestalter, dessen Name <strong>für</strong> die unorthodoxe <strong>Kunst</strong>-, <strong>Design</strong>- <strong>und</strong> Grafik-Zeitschrift „Gudberg“ <strong>und</strong> trendige grafische Ideen <strong>für</strong> den FC St.Pauli steht, musste ein obligatorisches Element einbauen: einen roten Balken, der wie ein Bug wirken soll. Diese Corporate Identity hat sich Hamburg als Markenzeichen vor einiger Zeit verordnet. Penetrant dominiert sie seitdem hanseatische Aktivitäten – von der Behörden Website bis zu geringfügig öffentlich geförderten Projekten. Der Balken scheint die hamburg<strong>und</strong>design°-Website von Müller- <strong>Design</strong> | Der chinesische Documenta-Künstler Ai Wei Wei machte traditionelle, zeitgenössische Stuhlformen zum <strong>Kunst</strong>gegenstand. Foto: Dennis Conrad o.T. 19 letzten Jahr um 20 Schlüsselwerke aus den letzten Jahrzehnten bereichern. Anlass genug, einen Überblick auf die jüngste Stuhl- Geschichte zu inszenieren. R<strong>und</strong> 100 Beispiele aus dem Grenzgebiet zwischen <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Design</strong> werden zu sehen sein. Verspielte Geniestreiche <strong>und</strong> technische Innovationen. Zu den Exponaten zählen die schwingende Stahlskulptur „Well Tempered Chair“ des Documenta-Künstlers <strong>und</strong> <strong>Design</strong>er Ron Arad, der Stahlblech-Sessel „Very Ro<strong>und</strong>“ von Luise Campbell, der mit unzähligen traditionellen Stoffpüppchen gepolsterte Sessel „Multidao“ der Brüder Humberto <strong>und</strong> Fernando Campana <strong>und</strong> auch einige der traditionellen zeitgenössischen Holzstühle, die der chinesische Künstler Ai Wei Wei auf der Documenta 12 zeigte. | PETRA SCHWAB | Bis 13. März 2011 Ideen sitzen. 50 Jahre Stuhldesign Museum <strong>für</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Gewerbe Steintordamm 1, 20099 Hamburg, T. 040 428134-2732, www.mkg-hamburg.de | hamburg<strong>und</strong>desiggn°: Neue Website, neue Farben, klöternde Klötzchen Wiefel irritiert zu haben: Neben dem roten Bug geht der Schriftzug „<strong>Design</strong>“, bauklötzchenartig hingeworfen, im Gewirr aus rosarot-blauen Flaggen <strong>und</strong> Wellen (?) unter. Was will hamburg<strong>und</strong>design° damit sagen? www.gudberg.de, www.hamburg<strong>und</strong>design.de | PETRA SCHWAB