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Nahrungsraum Stadt / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 67 (2/2017)

Urban Gardening liegt seit Jahren im Trend, städtische Märkte feiern eine Renaissance und sind Fixpunkt von Stadttourismustouren, Kochevents gibt es aller Orten und Streetfood wandelt sich von der exotischen Attraktion zum Alltagsangebot. In der Schwerpunktausgabe Nahrungsraum Stadt werden Sie über die neuesten Urban-Gardening-Tipps trotzdem ebenso wenig informiert, wie über die coolsten Streetfood-Hangouts oder die angesagtesten Community-Kochevents in Ihrer Nachbarschaft. Stattdessen legt der dérive-Schwerpunkt den Fokus auf die räumlichen Ausprägungen und Auswirkungen der diversen Hypes und Trends, beschäftigt sich am Beispiel Wien mit dem Themenkomplex urbane Landwirtschaft, Stadtwachstum, Imagepolitik und Partizipation oder stellt den Nahrungsmittelanbau in Kubas Städten vor. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-67 bestellt werden.

Urban Gardening liegt seit Jahren im Trend, städtische Märkte feiern eine Renaissance und sind Fixpunkt von Stadttourismustouren, Kochevents gibt es aller Orten und Streetfood wandelt sich von der exotischen Attraktion zum Alltagsangebot. In der Schwerpunktausgabe Nahrungsraum Stadt werden Sie über die neuesten Urban-Gardening-Tipps trotzdem ebenso wenig informiert, wie über die coolsten Streetfood-Hangouts oder die angesagtesten Community-Kochevents in Ihrer Nachbarschaft. Stattdessen legt der dérive-Schwerpunkt den Fokus auf die räumlichen Ausprägungen und Auswirkungen der diversen Hypes und Trends, beschäftigt sich am Beispiel Wien mit dem Themenkomplex urbane Landwirtschaft, Stadtwachstum, Imagepolitik und Partizipation oder stellt den Nahrungsmittelanbau in Kubas Städten vor. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-67 bestellt werden.

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Editorial<br />

Urban Gardening liegt seit Jahren im Trend, städtische Märkte<br />

feiern eine Renaissance und sind Fixpunkt von <strong>Stadt</strong>tourismustouren,<br />

Kochevents gibt es aller Orten und Streetfood<br />

wandelt sich auch in unseren Breiten von der exotischen Attraktion<br />

zum Alltagsangebot. Man könnte meinen, die <strong>Stadt</strong>bevölkerung<br />

verbringt ihre Tage mit Gärtnern, Kochen und Essen.<br />

In dieser Schwerpunktausgabe zum Thema <strong>Nahrungsraum</strong><br />

<strong>Stadt</strong> werden Sie trotzdem über die neuesten Urban-Gardening-Tipps<br />

ebenso wenig lesen, wie über die coolsten Streetfood-Hangouts<br />

oder die angesagtesten Community-Kochevents<br />

in Ihrer Nachbarschaft – auf <strong>dérive</strong> ist eben Verlass.<br />

Stattdessen legen wir unseren Fokus auf die räumlichen<br />

Ausprägungen und Auswirkungen der diversen Hypes und<br />

Trends, beschäftigen uns am Beispiel Wien mit dem Themenkomplex<br />

urbane Landwirtschaft, <strong>Stadt</strong>wachstum, Imagepolitik<br />

und Partizipation oder sehen uns den Nahrungsmittelanbau<br />

in Kubas Städten näher an.<br />

Katharina Held, die <strong>für</strong> den Schwerpunkt verantwortliche<br />

Redakteurin, schreibt in ihrem Einleitungsartikel: »Nahrungsmittel<br />

sind als fundamentaler Bestandteil menschlichen<br />

Lebens auf vielfältige Weise in das städtische Alltagsleben<br />

eingebunden, sie verändern öffentliche Räume, das allgemeine<br />

<strong>Stadt</strong>bild, die <strong>Stadt</strong>politik, durchdringen städtisches Leben<br />

und produzieren <strong>Stadt</strong> und Urbanität.« Wie sich das im Fall<br />

der Berliner Markthalle Neun auswirkt, analysiert Held in<br />

einem weiteren Artikel <strong>für</strong> den Schwerpunkt. Im Mittelpunkt<br />

des Beitrages stehen die Eventisierung des Marktgeschehens<br />

und ihre Auswirkungen auf die Nachbarschaft. Berlin ist<br />

gemeinsam mit Beirut gleich noch einmal Schauplatz in<br />

diesem Schwerpunkt, wenn es im Beitrag Falafel gentrified von<br />

Miriam Stock um sich verändernde Geschmackslandschaften<br />

und deren räumliche Effekte geht. Inga Reimers setzt sich<br />

in Die <strong>Stadt</strong> als Tafel mit dem Trend zum gemeinschaftlichen<br />

Kochen und Essen als Tool <strong>für</strong> Community-Building oder<br />

zur Inszenierung von Debatten auseinander.<br />

Kuba wiederum gilt wohl zu recht als besonders avanciertes<br />

Beispiel <strong>für</strong> Urban Farming. Carey Clouse zeigt im<br />

Artikel Hyper-local Foodscapes wie sich die urbane Landwirtschaft<br />

ab 1989, dem Jahr des Untergangs der Sowjetunion und<br />

dem damit verbundenen Abbruch von Handelsbeziehungen,<br />

zur heutigen Blüte entwickelte. International weniger bekannt<br />

ist möglicherweise, dass auch in Wien vergleichsweise viele<br />

Nahrungsmittel angebaut werden. Die <strong>Stadt</strong> verfügt nach<br />

eigenen Angaben über rund 5.000 Hektar Landwirtschaftsflächen,<br />

870 Hektar davon werden <strong>für</strong> den Gartenbau – vor allem<br />

<strong>für</strong> die Gemüseproduktion – genutzt, rund 700 Hektar<br />

gehören dem Weinanbau. Auf diesen Flächen werden jährlich<br />

rund 60.000 Tonnen Gemüse bzw. Trauben <strong>für</strong> über<br />

2.000.000 Liter Wein geerntet. In einer stark wachsenden<br />

<strong>Stadt</strong> wie Wien verwundert es jedoch nicht, dass diese Flächen<br />

unter Druck geraten. Sarah Kumnig zeigt mit ihrem Artikel<br />

Partizipation und grüne Imagepolitik in Wien am Beispiel des<br />

Wiener Donaufeldes, wie der Konflikt zwischen baulicher<br />

<strong>Stadt</strong>erweiterung und urbaner Landwirtschaft ausgetragen<br />

bzw. besänftigt wird.<br />

Der Magazinteil dieser <strong>dérive</strong>-Ausgabe führt mit drei<br />

Beiträgen an die Schauplätze Addis Abeba, Athen und in den<br />

Aufzug als Ort zur Einübung urbanen Verhaltens. Lisa<br />

Bolyos schreibt in ihrer Reportage über die Geschwindigkeit<br />

der schier uferlosen <strong>Stadt</strong>entwicklung Addis Abebas, die<br />

nicht ganz zufällig an chinesische Verhältnisse erinnert: Die<br />

damit verbundene Zerstörung informeller Siedlungen und<br />

Strukturen erzeugt Widerstand, der sich mittlerweile generell<br />

gegen die Regierungspolitik richtet.<br />

Peter Payer erzählt im zweiten Magazinbeitrag die<br />

»kleine Zivilisationsgeschichte« Wie wir lernten, mit dem<br />

Aufzug zu fahren. Er erinnert an die damit verbundenen Ängste,<br />

die sowohl sozialer Natur waren, als auch in Bezug auf<br />

mögliche Unfälle herrschten. Payer porträtiert die Figur des<br />

Aufzugswärters und analysiert die Fahrstuhl-Kabine als<br />

Ort an dem »es galt, extreme Nähe auszuhalten, auch über<br />

mögliche Klassengrenzen hinweg«.<br />

Für den letzten Beitrag haben wir uns ins Beste Hotel<br />

Europas begeben, um mit einer Aktivistin der Initiative City<br />

Plaza Athens ein Interview zu führen. Vor rund einem Jahr wurde<br />

durch Besetzung aus einem leerstehenden Hotel im Zentrum<br />

Athens eine selbstverwaltete Flüchtlingsunterkunft <strong>für</strong> 400 Personen.<br />

Die Bewohner und Bewohnerinnen des beeindruckenden<br />

Projekts, das mit dem Slogan »No pool, no minibar, no<br />

room service but still the best hotel in Europe« <strong>für</strong> sich Werbung<br />

macht, organisieren und finanzieren ihren Alltag entlang von<br />

Solidarität und Selbstorganisation und stellen sich täglich den<br />

zahlreichen Herausforderungen und Widersprüchen.<br />

Das Kunstinsert in dieser Ausgabe stammt von<br />

Maruša Sagadin, die mit ihrer Arbeit Terra Cotta, Panna Cotta<br />

mit der Säule als architektonischem Fragment spielt.<br />

Es dauert zwar noch ein gutes halbes Jahr bis unser<br />

urbanize! Festival von 6. bis 15. Oktober in Wien erneut seine<br />

Tore öffnet, aber wir stecken natürlich längst bis unter die<br />

Haarwurzeln in den Vorbereitungen. Inhaltlich wird sich bei<br />

der 8. Ausgabe von urbanize! alles um das Themenfeld<br />

<strong>Stadt</strong> und Demokratie drehen. Am besten gleich im Kalender<br />

blockieren – dringend notwendige Debatte ist angesagt!<br />

Bis dahin wünschen wir erkenntnisreiche Lektüre,<br />

die <strong>dérive</strong>s<br />

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