HANSEstyle 1 | 2017
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Kürzlich habe ich die neue<br />
Serie Westworld gesehen. Sie<br />
ist super – und unglaublich<br />
intelligent gemacht.<br />
Amerikanische Serien gucke<br />
ich auf Englisch an. Wir sollten<br />
aufhören, immer alles zu<br />
synchronisieren.<br />
In die USA auszuwandern<br />
ist für mich kein Thema.<br />
Amerikaner warten nicht auf<br />
europäische Schauspieler.<br />
Manchmal klappt es, wie<br />
bei Christoph Waltz. Doch<br />
ich glaube, dass man diesen<br />
Erfolg nicht forcieren kann.<br />
Ich bin gerne hier in<br />
Deutschland, denn ich<br />
arbeite hier, habe hier<br />
meinen Job. Ich finde das<br />
europäische Kino sehr<br />
interessant. Aber natürlich<br />
sage ich nicht nein, wenn<br />
ein gutes Angebot aus den<br />
USA kommen sollte.<br />
Wenn sich etwas<br />
Interessantes ergibt, schön.<br />
Dafür bin ich offen.<br />
Irgendwann habe ich mich<br />
gegen eine klassische<br />
Schauspielausbildung<br />
entschieden. Ich bin eher<br />
eine „Bauch-Schauspielerin“.<br />
Trotzdem arbeite ich<br />
natürlich mit einem Coach<br />
an mir und meiner Technik.<br />
Auch wenn mich jemand<br />
darum bitten würde, etwas<br />
vorzusingen: Ich singe nicht<br />
gern, weil ich glaube, dass<br />
ich es einfach nicht kann.<br />
Man braucht Menschen um<br />
sich herum, die einem<br />
ehrlich die Meinung sagen.<br />
Ich bin manchmal zu<br />
ehrlich. Ich gerate lieber<br />
mit jemandem aneinander,<br />
als dass ich nicht die<br />
Wahrheit sage.<br />
Kritikfähig bin ich. Aber<br />
ich teile auch aus. Deshalb<br />
wird es immer wieder<br />
Menschen geben, die mit<br />
meiner Direktheit nicht<br />
umgehen können.<br />
Ich vertrage und ertrage<br />
einiges, weil ich loyal bin.<br />
Doch wenn es zu viel wird,<br />
ist es zu viel. Und dann ist<br />
es auch vorbei. Allerdings<br />
habe ich auch schon öfter<br />
gedacht, dass ich die<br />
Reißleine früher hätte<br />
ziehen müssen.<br />
Ich liebe Hamburg.<br />
Ich bin in Hamburg zu Hause.<br />
In Hamburg ist es etwas<br />
schwieriger, Freundschaften<br />
zu schließen, als in anderen<br />
Städten. Da ist die Stadt<br />
etwas nordisch, kühl.<br />
Doch wenn man hier erst<br />
einmal Freundschaften<br />
geschlossen hat, bleiben sie.<br />
Obwohl Hamburg eine<br />
Großstadt ist, ist sie noch<br />
überschaubar und auf<br />
besondere Weise persönlich.<br />
Altona und Ottensen<br />
verändern sich momentan.<br />
Das ist zum Teil in Ordnung,<br />
Stadtteile müssen sich<br />
weiterentwickeln. Doch<br />
das muss mit Bedacht<br />
passieren, der Charakter<br />
der Stadtteile darf nicht<br />
zerstört werden.<br />
Im Hinblick auf die<br />
Mischkultur sind Altona und<br />
Ottensen im Vergleich zu<br />
anderen Stadtvierteln noch<br />
in Ordnung. Diese Kultur<br />
darf den wirtschaftlichen<br />
Interessen nicht völlig<br />
untergeordnet werden.<br />
In meinem Alter abends in<br />
Hamburg auszugehen finde<br />
ich schwierig. In den Clubs<br />
und Bars fühle ich mich<br />
entweder zu jung oder zu alt.<br />
Ich liebe St. Pauli.<br />
Als ich das erste Mal bei<br />
St. Pauli im Stadion war,<br />
dachte ich nur: ,Was für<br />
eine tolle Stimmung'.<br />
Nach verlorenen Spielen<br />
werden die Spieler nicht<br />
ausgepfiffen. Beim FC St.<br />
Pauli gibt es noch ein echtes<br />
Gemeinschaftsgefühl.<br />
Auch in der dritten Liga<br />
würde ich dem Verein treu<br />
bleiben. Das macht St. Pauli<br />
ja aus. Und so ist es doch<br />
auch im richtigen Leben:<br />
Wenn man mal hinfällt,<br />
wenn man mal keinen Erfolg<br />
hat, braucht man Menschen<br />
an seiner Seite. Was will man<br />
mit Menschen, die nur in guten<br />
Zeiten zu einem halten.<br />
Die Gewalt gegen Frauen in<br />
muslimischen Familien<br />
ist auch in Deutschland<br />
ein Problem. Deutsche<br />
Behörden sind überfordert,<br />
wenn ein muslimisches<br />
Mädchen Hilfe braucht.<br />
Mädchen und Frauen aus<br />
muslimischen Familien muss<br />
anders geholfen werden als<br />
aus christlichen, westlich<br />
geprägten Familien.<br />
„Ja, ich glaube sagen zu können:<br />
Ich bin politisch.“<br />
Die Organisation „Terre des<br />
Femmes“ ist unwahrscheinlich<br />
wichtig. Es ist eine<br />
kleine Organisation, doch<br />
sie kann unmittelbar helfen.<br />
Wenn ich angesprochen<br />
und nach Unterstützung<br />
gefragt werde, schicke ich<br />
die Frauen sofort dorthin.<br />
Das kam auch schon in<br />
Hamburg vor.<br />
Deutschland ist mit Schuld<br />
an der Entwicklung von<br />
Sibel Kekilli<br />
Parallelgesellschaften.<br />
Wie fühlt es sich wohl an,<br />
wenn junge türkische<br />
Männer nicht in Clubs<br />
kommen, weil sie aussehen<br />
wie sie aussehen. Oder<br />
wenn sie keine Wohnung<br />
bekommen, weil sie<br />
heißen wie sie heißen.<br />
So kann Integration<br />
nicht funktionieren.<br />
Wenn ich gegen Gewalt<br />
in muslimischen Familien<br />
kämpfe, betrachten das<br />
manche Menschen<br />
als Beschmutzung der<br />
Kultur. Ich will nicht die<br />
Kultur als solches<br />
angreifen. Doch ich<br />
finde, dass ich in diesem<br />
Punkt Kritik üben darf.<br />
Ich empfinde es sogar<br />
als meine Pflicht.<br />
Jeder hat eine Meinung<br />
über andere.