Geschäftsbericht 2016
Geschäftsbericht 2016 - Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde RAB
Geschäftsbericht 2016 - Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde RAB
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Financial Audit | RAB <strong>2016</strong><br />
19<br />
eine zwingende Konsultation zum<br />
Ergebnis je Aktie vorsehen.<br />
Obschon andere Untersuchungen 17<br />
darauf hindeuten, dass die Ermittlung<br />
und der Ausweis des Ergebnis<br />
je Aktie einer relativ hohen Fehlerhäufigkeit<br />
unterliegt, hat die RAB bei<br />
den überprüften Revisionsmandaten<br />
lediglich zwei Feststellungen hinsichtlich<br />
der korrekten Anwendung<br />
der Rechnungslegungsvorschriften<br />
identifiziert. In einem Fall wurde festgestellt,<br />
dass im verwässerten Ergebnis<br />
je Aktie fälschlicherweise Aktien<br />
berücksichtigt wurden, die bereits als<br />
ausgegeben gegolten haben. Aufgrund<br />
der geringfügigen Anzahl von<br />
Aktien hat sich dies jedoch nicht wesentlich<br />
auf den Ausweis ausgewirkt.<br />
In einem zweiten Fall wurde in der<br />
Jahresrechnung kein verwässertes<br />
Ergebnis je Aktie ausgewiesen. Dies<br />
obschon das geprüfte Unternehmen<br />
über Beteiligungspläne verfügte, welche<br />
das Ergebnis verwässerten. Mögliche<br />
Ursachen der beiden Feststellungen<br />
sind der fehlende Einbezug von<br />
Rechnungslegungsspezialisten oder<br />
die mangelnde Durchsicht der Arbeiten<br />
durch erfahrene Mitglieder des<br />
Prüfungsteams.<br />
In fünf von neun Fällen wurde das<br />
Ergebnis je Aktie auch an Stellen im<br />
<strong>Geschäftsbericht</strong> offengelegt (sogenannte<br />
«sonstige Informationen»),<br />
die grundsätzlich keiner Prüfung<br />
durch die Revisionsstelle unterliegen<br />
(z.B. Lagebericht, Übersicht zu Schlüsselkennzahlen).<br />
In einer Stichprobe<br />
weist ein Unternehmen im ungeprüften<br />
Teil zusätzlich zum Ergebnis je Aktie<br />
gemäss IFRS ein Ergebnis je Aktie<br />
aus, welches um Sondereffekte wie<br />
Restrukturierungsaufwand und Wertbeeinträchtigungen<br />
«bereinigt» wurde.<br />
Positiv hervorzuheben ist, dass<br />
das Unternehmen den Bilanzleser auf<br />
die unterschiedlichen Ermittlungsgrundlagen<br />
hinweist und eine Überleitungsrechnung<br />
offengelegt hat 18 .<br />
Im Zusammenhang mit den Pflichten<br />
des Prüfungsteams in Bezug auf sonstige<br />
Informationen sei an dieser Stelle<br />
auf ISA 720 (revised) 19 verwiesen,<br />
welcher erstmals für die Prüfung von<br />
Jahres- beziehungsweise Konzernrechnungen<br />
endend am 15. Dezember<br />
<strong>2016</strong> anzuwenden ist. Dabei wird<br />
der Bericht der Revisionsstelle neu<br />
einen separaten Abschnitt enthalten,<br />
der sich den sonstigen Informationen<br />
widmet. Konkret wird das Prüfungsteam<br />
nebst Identifikation der sonstigen<br />
Informationen und Offenlegung<br />
der Verantwortlichkeiten in Bezug auf<br />
deren Erstellung, auch eine Aussage<br />
darüber treffen müssen, ob er im<br />
Rahmen der Durchsicht auf Unstimmigkeiten<br />
oder falsch dargestellte<br />
Tatsachen gestossen ist.<br />
Ursachenanalyse und Massnahmen<br />
Jährlicher Ablauf zur Gestaltung der<br />
Ursachenanalyse und Massnahmen<br />
Nach Abschluss der Überprüfungen<br />
wird den Revisionsunternehmen jeweils<br />
der Berichtsentwurf zugestellt.<br />
Die Revisionsunternehmen werden<br />
anschliessend aufgefordert, der RAB<br />
die Ursachenanalysen sowie die Massnahmen<br />
und Fristen zu den Feststellungen<br />
in schriftlicher Form zuzustellen.<br />
Hierbei gilt es zu beachten, dass<br />
die Verantwortung bezüglich der Ausgestaltung<br />
der Ursachenanalyse und<br />
der Massnahmen zu den Feststellungen<br />
auf File Ebene in erster Linie beim<br />
Management des Revisionsunternehmens<br />
und nicht beim betroffenen<br />
Prüfungsteam liegt. Die RAB beurteilt<br />
anschliessend die Angemessenheit<br />
der vorgeschlagenen Massnahmen, in<br />
dem sie die möglichen Ursachen und<br />
Massnahmen zu den Feststellungen<br />
entwickelt. Die von den Revisionsunternehmen<br />
vorgeschlagenen Massnahmen<br />
und Fristen werden anschliessend<br />
übernommen und allenfalls<br />
durch die RAB konkretisiert oder umformuliert.<br />
Die Umsetzung der vereinbarten<br />
Massnahmen hat durch die Revisionsgesellschaften<br />
innerhalb eines<br />
Jahres zu erfolgen. Die RAB beurteilt<br />
in Folgejahren die Angemessenheit<br />
der Umsetzung der Massnahmen.<br />
Die Bestimmung der Ursache von<br />
Feststellungen erfolgt nach pflichtgemässem<br />
Ermessen und stellt einen<br />
iterativen Prozess dar, welcher nach<br />
einer einheitlichen Methode zu erfolgen<br />
hat. Als gängige Methode wird<br />
in der Praxis die «5-Why-Methode» 20<br />
angewendet 21 . Je standardisierter und<br />
fundierter die Ursachenanalyse durchgeführt<br />
wird, desto nachhaltiger sind<br />
die Massnahmen.<br />
Auf der File-Ebene unterscheidet die<br />
RAB zwischen mandats- und unternehmensbezogenen<br />
Massnahmen. Letztere<br />
kommen vor allem zur Anwendung,<br />
wenn die RAB wiederkehrende<br />
Feststellungen identifiziert hat, die auf<br />
ein systemisches Risiko hindeuten. Die<br />
RAB betrachtet zur Bestimmung der<br />
Ursachen und Massnahmen unter anderem<br />
die folgenden Bereiche:<br />
– Vision und Strategie (z.B. Bestimmung<br />
und Umsetzung der Umsatz-/Erfolgszielen);<br />
– Interne und externe Kommunikation<br />
(unter anderem «Tone at the top»);<br />
– Prozesse zur Qualitätssicherung (inklusive<br />
Kontrollen);<br />
17 Vgl. dazu insbesondere Hüttche Tobias,<br />
Dicke Bretter, wenig Späne – Entdeckte<br />
Fehler in der IFRS-Rechnungslegung. Eine<br />
Analyse von Fehlern in Finanzberichten,<br />
den Ursachen und Hinweise zu ihrer Vermeidung,<br />
Der Schweizer Treuhänder 2012,<br />
S. 79ff.<br />
18 In diesem Zusammenhang sei auf die von<br />
der IFAC publizierte Richtlinie «Developing<br />
and Reporting Supplementary Financial<br />
Measures – Definition, Principles, and<br />
Disclosures» verwiesen, welche die stetige<br />
und transparente Offenlegung von «nongaap<br />
measures» beim berichterstattenden<br />
Unternehmen bezweckt.<br />
19 ISA 720 (revised) «The Auditor’s Responsibilities<br />
relating to Other Information», gilt<br />
für die Prüfung von Abschlüssen für Zeiträume,<br />
die am oder nach dem 15. Dezember<br />
<strong>2016</strong> enden.<br />
20 Die 5-Why-Methode […] ist eine Methode<br />
im Bereich des Qualitätsmanagements zur<br />
Ursache-Wirkung-Bestimmung. Ziel dieser<br />
Anwendung der fünf «Warum?»-Fragen<br />
ist es, eine Ursache für einen Defekt oder<br />
ein Problem zu bestimmen. Die Anzahl der<br />
Nachfragen ist nicht auf fünf begrenzt,<br />
diese Zahl ist symbolisch zu verstehen.<br />
Wichtig ist, dass so lange nachgehakt<br />
wird, bis der fehlerverursachende Prozessschritt<br />
eindeutig identifiziert und nicht<br />
mehr weiter aufteilbar ist.<br />
21 Eine alternative Methode kann beispielsweise<br />
auch das «Fishbone Diagram» sein.