04/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
Elterliche Einmischung ist<br />
leider schlecht, weil sie das<br />
Selbstbewusstsein untergräbt.<br />
>>> ten schon damals dazu, Kindern<br />
das selbständige Arbeiten einzuüben<br />
und den in der Schule<br />
behandelten Stoff eigenständig<br />
nachzuarbeiten und zu vertiefen.<br />
Daran hat sich wenig geändert.<br />
Nahezu der gleiche Wortlaut findet<br />
sich fast zwei Jahrhunderte später in<br />
einem Merkblatt des Kantons Zürich<br />
zur Volksschule: «Kinder lernen<br />
durch Hausaufgaben selbständig zu<br />
lernen, sich die Arbeitszeit einzuteilen<br />
und Verantwortung für das Lernen<br />
zu übernehmen.»<br />
Grosses Konfliktpotenzial<br />
Doch die Gesellschaft hat sich radikal<br />
verändert. Die Grossfamilie existiert<br />
kaum mehr, Alleinerziehende<br />
oder Patchworkfamilien haben sich<br />
etabliert, und Mütter und Väter<br />
gehen beide ihren Berufen nach.<br />
Solche Formulierungen zu den<br />
Hausaufgaben gehen jedoch von<br />
einem optimalen Zustand aus, der<br />
mit der heutigen Realität oft wenig<br />
zu tun hat. So kritisiert Jürg Brühlmann<br />
von der Pädagogischen Ar <br />
beitsstelle des Dachverbands Schweizer<br />
Lehrerinnen und Lehrer LCH in<br />
der «NZZ»: «Viele Kinder können<br />
die Aufgaben zu Hause kaum erledigen,<br />
weil sie kein eigenes Zimmer<br />
haben, der Fern seher läuft oder die<br />
Geschwister stören.»<br />
Klassische Hausaufgaben bergen<br />
viel Konfliktpotenzial: zum einen,<br />
weil sie zeitaufwendig sind und<br />
nicht alle Kinder verstehen, was<br />
genau sie zu erledigen haben; zum<br />
anderen, weil niemand da ist, der<br />
ihnen helfen könnte, oder die Lernatmosphäre<br />
für sie nicht stimmt.<br />
Und dort, wo jemand zu Hause ist,<br />
kommt es womöglich zu Konflikten,<br />
weil Eltern unweigerlich in die Rolle<br />
des Hilfslehrers schlüpfen. Sie<br />
kontrollieren oder versuchen, die<br />
Hausaufgaben zu verstehen, mahnen,<br />
drohen und sanktionieren mit<br />
Fernseh- oder Handyentzug aus<br />
Sorge, das Kind könnte die Aufgaben<br />
nicht machen oder vergessen,<br />
was vielerorts einen Verweis oder<br />
mindestens einen Eintrag im Pflichtenheft<br />
zur Folge hat.<br />
Diese elterliche Einmischung ist<br />
grundsätzlich schlecht. Zu diesem<br />
Schluss kommt eine Studie, in der<br />
1700 Eltern und Schüler über einen<br />
längeren Zeitraum befragt wurden.<br />
Das Resultat – erschienen im «Journal<br />
of Educational Research» >>><br />
Wann sind Hausaufgaben verboten?<br />
In der Schweiz sind Hausaufgaben vom<br />
Vormittag auf den Nachmittag, vom Vortag<br />
eines Feiertags auf den nächsten Schultag<br />
und über die Ferien nicht erlaubt. Ob sie<br />
übers Wochenende und über einen freien<br />
Nachmittag beispielsweise zulässig sind,<br />
ist strittig. So sieht das Schulreglement des<br />
Kantons Zug etwa vor, dass sie vom Freitag<br />
auf den Montag verboten sind, während<br />
der Kanton Zürich dies lascher handhabt.<br />
Experten sind sich einig, dass sie über einen<br />
freien Nachmittag nicht erteilt werden<br />
sollten, weil dies dem Anspruch der Kinder<br />
auf Erholung und Freizeit entgegensteht.<br />
«Auch Kinder haben den Feierabend verdient»,<br />
sagt etwa Gabriel Romano, Erziehungswissenschaftler,<br />
in einem Interview.<br />
Umso mehr, als die Lektionenzahl derart<br />
zugenommen hat, dass sich Hausaufgaben<br />
erübrigt hätten, weil die Schüler tagsüber<br />
genug lernten: «Die Volksschule ist ein<br />
Fulltime-Job.»<br />
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