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GZW-Journal_01.17_web
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Ausgabe 1/2017 3<br />
Krebs – immer häufi ger<br />
beherrschbar<br />
Chefarzt<br />
Priv.-Doz. Dr. med. habil.<br />
G.-André Banat<br />
Klinik für Innere Medizin,<br />
Hochwaldkrankenhaus<br />
Krebs – eine<br />
Diagnose, die<br />
jede(r) fürchtet,<br />
die das Leben<br />
verändert, es in<br />
etlichen Fällen<br />
sogar völlig auf<br />
den Kopf stellt.<br />
Dennoch gibt<br />
es inzwischen<br />
in allen Bereichen<br />
der Krebstherapie<br />
enorme<br />
Verbesserungen, die zu einem<br />
grundlegenden Wandel geführt haben:<br />
Selbst fortgeschrittener Krebs ist<br />
nicht mehr zwingend tödlich, sondern<br />
für viele zu einer zwar chronischen,<br />
aber beherrschbaren Erkrankung geworden.<br />
Privatdozent Dr. med. habil. G.-André<br />
Banat ist als Chefarzt der Klinik für Innere<br />
Medizin am Hochwaldkrankenhaus<br />
Bad Nauheim mit der ganzen<br />
Bandbreite der internistischen Erkrankungen<br />
vertraut, dank seiner Ausbildung<br />
unter anderem am Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum in Heidelberg<br />
und seiner mittlerweile 20-jährigen Erfahrung<br />
aber auch für die Behandlung<br />
onkologischer Patienten hervorragend<br />
gerüstet. Um das Wesen der modernen<br />
Krebstherapie deutlich zu machen,<br />
zitiert er gerne aus einem Essay des<br />
französischen Philosophen Michel de<br />
Montaigne (1533-1592):<br />
„Der Arzt muss ja, um den richtigen Behandlungsplan<br />
aufstellen zu können,<br />
allzu viele Einzelheiten, Aspekte und<br />
Umstände beachten: Er muss die Konstitution<br />
des Kranken kennen, sein Temperament,<br />
seine Stimmungen und Neigungen,<br />
sein Tun und Lassen. Er muss<br />
mit den Ursachen der Krankheiten vertraut<br />
sein, ihren Symptomen, Auswirkungen<br />
und kritischen Tagen; er muss<br />
bei den Arzneien über Gewicht und<br />
Stärke Bescheid wissen, über Anwendungshinweise<br />
und Alter – und all diese<br />
Faktoren muss er im rechten Verhältnis<br />
miteinander zu kombinieren und in<br />
ein vollkommenes Gleichgewicht zu<br />
bringen verstehen.“<br />
Gutes ärztliches Handeln, so die<br />
Quintessenz, berücksichtigt seit jeher<br />
die konkrete Behandlung und die individuellen<br />
Besonderheiten des Patienten.<br />
Insbesondere gilt dies in der Onkologie:<br />
Hier sind seit langem für das<br />
diagnostische und therapeutische Vorgehen<br />
nicht nur Art und Ausbreitung<br />
der Tumorerkrankung maßgeblich, sondern<br />
auch individuelle Faktoren des<br />
Patienten wie Alter, Begleiterkrankungen,<br />
der Medikamentenplan, die<br />
Funktionsfähigkeit der Organe (.z.B.<br />
von Herz Lunge, Leber und Nieren),<br />
seine Lebenssituation, sein soziales<br />
Umfeld und vor allem seine ganz persönlichen<br />
Wünsche.<br />
Moderne Krebstherapien sind „maßgeschneidert“<br />
Die meisten Krebstherapien greifen die<br />
Krebszellen direkt an: Strahlung wird<br />
auf den Tumor gerichtet, Chemotherapie<br />
wirkt im ganzen Körper gegen<br />
Tumorzellen und bei einer Operation<br />
wird das Tumorgewebe<br />
möglichst vollständig entfernt.<br />
Immer häufi ger werden<br />
jedoch inzwischen in der<br />
Medizin, vor allem aber<br />
in der Krebsbehandlung,<br />
Diagnostik und Therapie<br />
speziell auf den Patienten<br />
ausgerichtet, „personalisiert“:<br />
Eine bestimmte Erkrankung wird<br />
nicht mehr mit einem allgemein wirksamen<br />
Medikament (z. B. Zytostatikum)<br />
behandelt, sondern mit einem<br />
spezifi schen, auf biochemischem Weg<br />
ermittelten Wirkstoff, der bei einer kleinen<br />
Gruppe von Patienten besonders<br />
gut wirkt, oder auch einer speziellen<br />
Strahlenart. Im Idealfall lässt sich ein<br />
solcher Wirkstoff sogar „individuell“,<br />
also speziell für einen bestimmten Patienten,<br />
defi nieren und produzieren.<br />
Entschieden über die Therapie wird in<br />
der jeweiligen interdisziplinären Tumorkonferenz,<br />
in der Mediziner unterschiedlicher<br />
Fachrichtungen den jeweiligen<br />
Fall beurteilen und gemeinsam<br />
die optimale Behandlungsstrategie entwickeln,<br />
sowie im anschließenden Gespräch<br />
mit dem Patienten.