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FLUGZEUGBAU<br />

Studiengang Flugzeugbau<br />

Berliner Tor 5<br />

D - 20099 Hamburg<br />

Abschlussbericht<br />

Hauptpraktikum<br />

01. März - 29. August 2003<br />

bei:<br />

Verfasser:<br />

Martin Heide<br />

Betreuer:<br />

Dipl. Ing. Markus Steinberg (TAE)<br />

Verantwortlicher Professor:<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Seibel (HAW-Hamburg)


Praktikumsbericht Seite 2/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

Inhalt:<br />

Seite<br />

1 MEIN ARBEITGEBER................................................................................................... 3<br />

1.1 STRUKTUR DES THIELERT KONZERNS ......................................................................... 3<br />

1.2 THIELERT AIRCRAFT ENGINES (TAE) ......................................................................... 3<br />

1.3 ZIELE TAE .................................................................................................................. 4<br />

1.4 TAE 125 .....................................................................................................................4<br />

1.4.1 Technische Daten ............................................................................................... 5<br />

1.4.2 Änderungen an den Flugzeugen......................................................................... 6<br />

2 MEINE ABTEILUNG ..................................................................................................... 8<br />

2.1 DIE MUSTERPRÜFLEITSTELLE ..................................................................................... 8<br />

2.2 DIE DOKUMENTATION................................................................................................. 9<br />

2.3 EINSATZ IN LICHTENSTEIN/SACHSEN .......................................................................... 9<br />

2.4 DIE QUALITÄTSSICHERUNG....................................................................................... 10<br />

2.5 DAS UMRÜSTKIT ....................................................................................................... 10<br />

3 MEIN FAZIT.................................................................................................................. 11


Praktikumsbericht Seite 3/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

1 <strong>Mein</strong> <strong>Arbeitgeber</strong><br />

1.1 Struktur des Thielert Konzerns<br />

Der Thielert Konzern gliedert sich auf in zwei Bereiche. Den Automobilbereich und<br />

den Luftfahrtbereich. Mit dem Automobilbereich fing alles an:<br />

Die Thielert Gruppe entstand 1989 mit der Gründung der Thielert Motoren GmbH<br />

durch Frank Thielert. Die Thielert Motoren GmbH entwickelte Hochleistungsmotoren<br />

und Präzisionsmotorenkomponenten für den Prototypen-, den Vorserienbau, sowie<br />

den Motorsport. Mit der Zeit entwickelte sich Thielert Motoren GmbH zu einem<br />

internationalen Produzenten für elektronische und mechanische<br />

Motorenkomponenten und Rennmotoren. Kunden sind Volkswagen, Porsche, TRD,<br />

TWR und Lotus.<br />

Im Jahr 1999 wurde das Unternehmen Thielert Aircraft Engines mit dem<br />

Hintergrund gegründet, die im Automobilbau bereits etablierte und weit entwickelte<br />

Dieseltechnologie auch im Bereich der Luftfahrt einzusetzen. Mit Erfolg: Am 3. Mai<br />

2002 erhielt TAE vom LBA die Musterzulassung des Dieselmotors TAE 125-01 (der<br />

auch mittlerweile einen Namen bekommen hat: „Centurion 1.7“). Aber auch TAE<br />

entwickelt mechanische und elektronische Teile für Motoren und Motorsteuerungen<br />

und sowohl für die Luftfahrt als auch für den Automobilbereich. Somit ist TAE nicht<br />

nur Entwickler und Produzent von Dieselflugmotoren, sondern auch Teilelieferant für<br />

den Luftfahrtsektor.<br />

1.2 Thielert Aircraft Engines (TAE)<br />

Während der Unternehmenssitz der Thielert Motoren GmbH in Hamburg liegt, sitzt<br />

die Thielert Aircraft Engines GmbH in Lichtenstein in Sachsen. Ein Teil der<br />

Konstruktion und die Musterprüfleitstelle allerdings ist in Hamburg ansässig.<br />

Hinter dem Namen TAE verbirgt sich zum Einen die Entwicklung und Produktion von<br />

Flugzeugdieselmotoren und zum Anderen die Produktion von Struktur- und<br />

Motorenteilen für die Luftfahrt- und Automobilindustrie. Die Motorenpalette umfasst<br />

derzeit den „kleinen“ 1,7 Liter Turbomotor (Centurion 1.7) für kleine Sportflugzeuge<br />

wie Cessna C172, Piper PA 28, Diamond DA40 und Robin DR 400, der sowohl als<br />

Austauschmotor im Retrofit-Markt als auch für Originalaustattungen von<br />

Neuflugzeugen dienen soll. In der Entwicklung befindet sich noch der „große“ 4,0<br />

Liter Turbomotor (Centurion 4.0), der im Bereich der größeren Flugzeuge, wie z. B.<br />

der Piper Malibu Mirage eingesetzt werden soll.<br />

Neu an diesen Motoren ist ihr besonderer Geschmack, was den Kraftstoff angeht.<br />

Aufgrund einiger Modifikationen in Motormechanik und –management nehmen die<br />

Centurion-Maschinen sowohl handelsüblichen Dieselkraftstoff als auch JET-A1 zu<br />

sich. Und das nur in Maßen. Der Durst des Centurion 1.7 liegt weit unter dem, was<br />

der häufig eingesetzte Lycomming O320 Ottomotor zu sich nimmt. Damit reduzieren<br />

sich die laufenden Kosten auf etwa ein Drittel. Außerdem reduziert die von TAE<br />

entwickelte Motorsteuerung mit nur einem Lastwahlhebel die Multi-Tasking-<br />

Anforderungen an den Piloten enorm.


Praktikumsbericht Seite 4/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

Zum Anderen werden aber auch Motorenteile für Superior Air Parts, Nocken- und<br />

Kurbelwellen für den Automobilbau und Strukturteile z. B. für EADS gefertigt.<br />

Größtes Tätigkeitsfeld in der letzten Zeit war die Zertifizierung. Sowohl die des<br />

Motors TAE 125 als Flugzeugmotor, die des Betriebes als Herstellungsbetrieb, aber<br />

auch die der Teile, die für die Umrüstung bereits fliegender Flugzeuge im Austausch<br />

gegen den Lycoming Motor nötig sind und als Umrüstkit mit dem Motor verkauft<br />

werden sollen.<br />

1.3 Ziele TAE<br />

Generelles Ziel des Unternehmens ist es natürlich, sich „günstig im Markt zu<br />

platzieren“. Sowohl die Kunden mit Cessna 172-Modellen, als auch Piper PA 28-<br />

Piloten sollen von den Vorzügen des Thielert Motors überzeugt werden. Weitere<br />

Partner für die Erstausrüstung von Neuflugzeugen, wie Diamond Aviation sollen den<br />

Markt vergrößern und ihn auch für den Centurion 4.0 eröffnen. Gespräche mit und<br />

ein Auditbesuch von Cessna USA fanden während meiner Praktikumszeit statt,<br />

wobei es um die Erstausrüstung mit dem TAE 125 ging.<br />

Direktes Nahziel ist die Fertigstellung des Retrofit-Kits für die Cessna 172. Damit ist<br />

das Umrüstkit für diese Flugzeugmuster mit allen notwendigen Einzelteilen zur<br />

Umrüstung mit dem TAE 125 gemeint. Anschließend soll auch für die Piper PA-28<br />

und die Robin DR 400 ein solches Kit zusammengestellt werden.<br />

1.4 TAE 125<br />

Hinter dem TAE 125 (siehe Bild 1.1) verbirgt sich die Idee, das auf der Straße<br />

bereits bewährte Diesel-Konzept im Motorenbau auch auf die zivile Luftfahrt<br />

anzuwenden. Mit dieser Idee entstand eine Neuheit nicht nur in der privaten<br />

Fliegerei. Zu den bisher häufig verwendeten luftgekühlten Otto-Motoren gibt es nun<br />

mit dem wassergekühlten Dieselmotor mit Common-Rail-Technik, Turbolader und<br />

voll elektronischer Motorsteuerung eine günstige Antriebsalternative. Die Vorteile<br />

dieser Technologie: Ein wesentlich reduzierter Kraftstoffverbrauch, ein besseres<br />

Nutzlast-Reichweitenverhältnis, geringere Betriebskosten, eine konstante<br />

Motorleistung bis etwa 6.000 ft Höhe durch den Turbolader und durch das<br />

elektronische Motormanagement eine geringere Belastung des Piloten.<br />

Vergaservorwärmung, Gemischregelung und Vorpumpen des Kraftstoffes vor dem<br />

Start entfallen. Als Basis verwendet TAE einen handelsüblichen Automotor von<br />

Mercedes Benz. Der 170 CDI Motor, der z.B. in der A-Klasse von Mercedes Benz<br />

eingesetzt wird, wird bei TAE gleichsam einer kleinen Kraftkur unterzogen, indem<br />

seine Leistung den besonderen Anforderungen im Flugbetrieb angepasst wird. Im<br />

Gegensatz zu den Automotoren werden Flugzeugmotoren weitgehend stationär, d. h.<br />

in einem meist sehr eng begrenzten Drehzahlbereich betrieben. Es war also<br />

erforderlich, den Einsatzbereich des Mercedes Motors anzupassen und die Leistung<br />

nicht nur zu vergrößern, sondern auch die Drehzahl bei Maximalleistung zu<br />

verringern. So bot der Original 170 CDI bei 4200 1/min eine Leistung von 95 PS an.<br />

Der TAE 125 liefert 135 PS für den Vortrieb bei schon 3900 1/min. Dies wurde durch


Praktikumsbericht Seite 5/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

Änderungen an der Motormechanik, dem Motormanagement und einer zusätzlichen<br />

Abgasturboaufladung mit Ladeluftkühlung realisiert.<br />

Als Ergänzung zu den Motorveränderungen wird eine neue 3-Blatt-Luftschraube mit<br />

Blattverstellung, Getriebe, Überlastkupplung, Vibrationsdämpfung und Constant-<br />

Speed-Einheit eingesetzt, die den Wirkungsgrad der Antriebseinheit in<br />

verschiedenen Betriebszuständen wesentlich verbessert.<br />

1.4.1 Technische Daten<br />

Bild 1.1: TAE 125<br />

Motor<br />

Technik: Vier Zylinder Diesel Reihenmotor mit vier Ventilen pro Zylinder,<br />

Common-Rail Direkteinspritzung und Turboaufladung<br />

Basis: Mercedes Benz 170 CDI-KFZ-Motor<br />

Änderungen: Reduzierung der Nenndrehzahl<br />

Geändertes Ansaugsystem<br />

Geänderte Abgasführung<br />

Spezieller Turbolader (Ladedruck 2200 mbar bei Volllast)<br />

Geänderte Einspritzventile mit größerem Kraftstoffvolumenstrom<br />

Redundante Thielert – Motorsteuerung<br />

Thielert Kabelbaum<br />

geänderte Kurbelwelle<br />

Getriebe<br />

Überlastkupplung mit Vibrationsdämpfung<br />

Ladeluftkühler<br />

Ölkühler<br />

Wasserkühler<br />

Leistung: 135 PS (99 kW) bei 3900 1/min (beim Start)<br />

110 PS (81 kW) bei 3400 1/min (Reiseflug)<br />

Kraftstoff: Jet-A1 oder Diesel<br />

Verbrauch: 167 g/PSh (227 g/kWh) bei Volllast


Praktikumsbericht Seite 6/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

Propeller<br />

Hersteller: MT-Propeller<br />

Bezeichnung: MTV-6-A/187-129<br />

Bauart: 3-Blatt Propeller mit Blattverstellung, Constant-Speed-Einheit,<br />

Untersetzungsgetriebe, Überlastkupplung und<br />

Vibrationsdämpfung<br />

Drehzahl: 2300 1/min<br />

Durchmesser: 1,87 m<br />

1.4.2 Änderungen an den Flugzeugen<br />

Durch die Installation des Thielert Motors ergeben sich einige Veränderungen, die an<br />

den Flugzeugmustern durchgeführt werden müssen.<br />

Kraftstoffsystem<br />

Die Kraftstoffanlage der TAE 125 Installation beinhaltet die originalen Standard- bzw.<br />

Langstreckentanks der Flugzeuge, in die zusätzlich Sensoren für die Kraftstofftemperatur<br />

und die „Low Level“ Warnung eingebaut wurden. Der Kraftstoff fließt aus<br />

den Tanks zum Tankwahlventil mit den Stellungen LEFT, RIGHT und OFF. Die<br />

Stellung BOTH gibt es nicht mehr. Die elektrisch betriebene Kraftstoffpumpe<br />

unterstützt im Bedarfsfall den Kraftstofffluss zum Filtermodul. Dem Kraftstofffliltermodul<br />

ist eine thermostatgesteuerte Kraftstoffvorwärmung vorgeschaltet.<br />

Anschließend versorgen die motorgetriebene Förderpumpe und die<br />

Hochdruckpumpe die Rail, von der aus Kraftstoff entsprechend Lastwahlhebelstellung<br />

und Steuerung durch die elektronische Motorsteuerung in die Zylinder<br />

eingespritzt wird.<br />

Überschüssiger Kraftstoff fließt zum Filtermodul und dann über das Tankwahlventil in<br />

den vorgewählten Tank zurück. Ein Temperatursensor im Filtermodul regelt den<br />

Wärmetausch zwischen Kraftstoffzulauf und -rücklauf.<br />

Armaturenbrett<br />

Das neue Kraftstoffwahlventil erfordert Änderungen an der Cockpitgestaltung. Aber<br />

auch die Bedienung der FADEC (Full Authority Digital Engine Control) bringt<br />

Änderungen mit sich. Einige Hebel und Schalter entfallen, z. B. der Schalter für die<br />

Vergaservorwärmung, der Gemischregelungshebel, der Drehzahlregler, usw.,<br />

hinzugekommen ist ein Schubhebel, an dem der Pilot die Last prozentual von „Idle“<br />

bis „Max“ vorwählen kann (siehe Bild 1.2). Das Signal wird elektrisch an die<br />

Motorregelung ECU (Engine Control Unit) weitergegeben. Diese steuert die<br />

notwendigen Motorparameter und die Einstellung des Verstellpropellers<br />

selbstständig. Der Drehzahlmesser weicht einem Multidisplay-Instrument CED<br />

(Compact Engine Display), das wichtige Motordaten, wie Propellerdrehzahl, Öldruck<br />

und –temperatur, Kühlmittel- und Getriebetemperatur und die Lasteinstellung


Praktikumsbericht Seite 7/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

anzeigt. Neu sind Warnlampen für die ECU, eine Glühanzeigelampe, ein Umschalter<br />

für die beiden unabhängigen ECU-Teile und eine Warnlampe für das CED.<br />

Bild 1.2: Schubhebel im Cockpit<br />

Cowling<br />

Der TAE 125 besitzt außer dem Wasserkühler noch einen Ladeluft- und einen<br />

Ölkühler. Diese drei Kühler müssen mit Kühlluft versehen werden, die über<br />

zusätzliche Luftein- und –auslässe in der Cowling zu den Kühlern bzw. von den<br />

Kühlern weg nach außen gelangen.<br />

Zelle<br />

In der Zelle finden folgende Modifikationen statt: Die ECU wird unter dem Pilotensitz<br />

untergebracht und der dazugehörige Kabelbaum wird im Fußraum des Piloten - von<br />

einem Blechkanal geschützt - verlegt. Die neuen Kraftstoffleitungen liegen, wie die<br />

früheren Leitungen auch, im Fußboden der Flugzeugzelle.<br />

Elektrisches System<br />

Die Bordnetzspannung der TAE 125 Installation beträgt 14 Volt. Bei Flugzeugen mit<br />

bisherigem 28 Volt Bordnetz wird das Bordnetz auf 14 Volt umgestellt. Das bedeutet,<br />

das das Hilfsversorgungsrelais und die Beleuchtungssysteme durch eine 14 Volt<br />

Variante ersetzt werden. Für Geräte wie Funk, GPS und elektrische<br />

Anzeigeinstrumente, die eine Versorgungsspannung von 28 Volt benötigen, werden<br />

so genannte DC-DC-Konverter eingebaut, die die 14 Volt Gleichspannung in eine 28<br />

Volt Gleichspannung umwandeln.


Praktikumsbericht Seite 8/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

2 <strong>Mein</strong>e Abteilung<br />

Durch meine Semesterferientätigkeit und semesterbegleitende Tätigkeit bei der<br />

Firma TAE im letzten Semester kam ich in ein für mich nicht mehr neues Umfeld.<br />

Einzig durch die Umstrukturierung der Räumlichkeiten in Hamburg bot sich mir ein<br />

neues Bild meines Arbeitsplatzes. Auch ein eigener Rechnerarbeitsplatz in einem der<br />

Büroräume stellte ein Novum für mich dar. Ein angenehmes Novum sicherlich. Der<br />

eigene Arbeitsplatz förderte die Selbstständigkeit, die einerseits von mir abverlangt,<br />

andererseits auch von mir gefordert wurde. So konnte ich meine Aufgaben<br />

selbstständig aber mit Betreuung im Hintergrund an meinem Arbeitsplatz angehen.<br />

Bei Rückfragen stand mir nicht nur mein Betreuer Markus Steinberg, sondern auch<br />

Personen aus nahezu allen anderen Bereichen des Unternehmens zur Verfügung.<br />

Von Anfang an wurde ich aktiv in das Unternehmen eingegliedert, so dass bei mir nie<br />

das Gefühl, „nur“ ein Praktikant zu sein, aufkam. Durch die Übertragung von<br />

Verantwortung über bestimmte Aufgaben war ich auch Ansprechpartner für die<br />

Kollegen im Werk in Lichtenstein. Einige Arbeitsbereiche möchte ich hier noch<br />

einmal genauer aufführen.<br />

2.1 Die Musterprüfleitstelle<br />

Eingesetzt wurde ich unter anderem in der Musterprüfleitstelle in Hamburg. Die<br />

Aufgaben der Musterprüfleitstelle sind die Planung, Überwachung und Koordination<br />

aller Aufgaben im Rahmen der Musterprüfung, die Erstellung von<br />

Nachweisprogrammen gemäß Luftfahrzeugzulassungsbestimmungen und<br />

Gerätebauvorschriften, die Interpretation der Bauvorschriften, das Vertreten des<br />

Luftfahrtbetriebes gegenüber dem LBA und anderen Zulassungsbehörden, die<br />

Erstellung von Versuchsprogrammen zum Zweck der Nachweisführung und die<br />

Prüfung der Nachweisführung auf Übereinstimmung mit den<br />

Lufttüchtigkeitsforderungen. Kurz gesagt: Die Musterprüfleitstelle bildet die<br />

Schnittstelle zwischen dem eigenen Betrieb und anderen Firmen (z. B.<br />

Teilelieferanten) sowie dem Luftfahrtbundesamt (LBA).<br />

<strong>Mein</strong>e Aufgabe war es hier, Daten des Flugzeugmusters Cessna 172 S mit den in<br />

einer Diplomarbeit bereits erfassten Daten der Muster Cessna 172 bis Cessna 172 R<br />

zu vergleichen und Änderungen herauszuarbeiten. Die Cessna 172 war 1956 das<br />

Ausgangsmodell der erfolgreichen C 172 Baureihe. Alle weiteren Typen wurden mit<br />

einem im Alphabet aufsteigenden Buchstaben versehen.<br />

Eingebunden wurde ich auch in die Änderungen der Musterdefinitionen des Motors<br />

und der Installation des Motors. Nach der Musterdefinition und der Zertifizierung des<br />

Musters beim Luftfahrtbundesamt muss jede Änderung an diesem Muster eingestuft<br />

werden in eine große oder eine kleine Änderung. Eine kleine Änderung ist eine<br />

Änderung, die keinen nennenswerten Einfluß auf das Gewicht, die Schwerpunktlage,<br />

die strukturelle Festigkeit, die Zuverlässigkeit, die Betriebseigenschaften oder<br />

andere, die Lufttüchtigkeit des Musters beeinflussende Eigenschaften hat. Alle<br />

anderen Änderungen sind große Änderungen. Je nach Einteilung der Änderung<br />

reicht es bei einer kleinen Änderung aus, die jeweilige Änderung durch die


Praktikumsbericht Seite 9/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

Musterprüfleitstelle zuzulassen. Bei einer großen Änderung bedarf es einer Freigabe<br />

durch die zulassende Behörde.<br />

2.2 Die Dokumentation<br />

Die Dokumentation arbeitet direkt mit der Musterprüfleitstelle zusammen. Sie erstellt<br />

alle wichtigen Unterlagen, die z. B. für die Zertifizierung beim Luftfahrtbundesamt<br />

oder für die Kunden wichtig sind. Aufgrund meiner beruflichen Vorbelastung durch<br />

eine Ausbildung als Fluggerätmechaniker wurde ich im Vorfeld meines Praktikums in<br />

einem Semesterferienjob auch für die Definition und praktischen Umsetzung der<br />

neuen Kraftstoffleitungen in der Cessna 172 eingesetzt. Durch den zusätzlichen<br />

Kraftstoffrücklauf und das veränderte Kraftstoffwahlventil wurden in der Zelle neue<br />

Leitungen benötigt. Problem an der Verlegung neuer Leitungen gerade im<br />

Fußbodenbereich der Zelle sind die Steuerseile und –einrichtungen, deren<br />

Bewegungsspielraum natürlich nicht beeinträchtigt werden darf. Außerdem bot die<br />

Konstruktionsvielfalt der Flugzeuge Marke Cessna 172 eine weitere Schwierigkeit.<br />

Die drei Flugzeuge, die zu der Zeit bei Thielert in Hamburg für die Anpassung des<br />

Umrüstkits zur Verfügung standen, waren von der Zellenstruktur und der Verlegung<br />

der alten Leitungen sehr unterschiedlich. Um meine Arbeiten an den Leitungen<br />

(Biegearbeiten, Anschlüsse setzen) und an der Zelle (Bohrungen setzen, Leitungen<br />

montieren) auch für Mechaniker in den späteren Umrüstbetrieben plausibel zu<br />

gestalten, habe ich alle Arbeitsschritte festgehalten und so flossen sie in die so<br />

genannten Arbeitsfolgen ein. Arbeitsfolgen sind einzelne Kapitel des<br />

Einbauhandbuches, das die Erläuterungen für die verschiedenen Umrüstschritte<br />

enthält (siehe Anhang B).<br />

Die Dokumentation umfasst nicht nur die Arbeitsfolgen, sondern auch<br />

Schweißfolgepläne, die ich mit dem zuständigen Schweißfachingenieur in<br />

Lichtenstein erarbeitet habe. Ebenso war es meine Aufgabe, nach den<br />

Anforderungen der Konstruktionsabteilung Prüfpläne in einheitlichem Muster zu<br />

erstellen und die dazugehörigen Prüfpläne zu entwickeln. Gerade die Arbeit mit den<br />

Arbeitsfolgen als Brücke zwischen meiner Mechaniker-Tätigkeit und dem<br />

Ingenieurdasein hat mir gut gefallen. So hatte ich die Möglichkeit, mein bisher eher<br />

nicht so gutes Bild der Dokumentation etwas zu verschieben. Ich habe gelernt, wie<br />

viel Hintergrundwissen über die Abläufe und die technischen Zusammenhänge für<br />

die Arbeit in der Dokumentation notwendig sind.<br />

2.3 Einsatz in Lichtenstein/Sachsen<br />

Im Rahmen meines Praktikums hatte ich die Möglichkeit, den eigentlichen Firmensitz<br />

der Thielert Aircraft Engines GmbH in Lichtenstein/Sachsen zu besuchen. Im kleinen<br />

Ort Lichtenstein (Lichtenstein liegt nordwestlich von Chemnitz und 115 km westlich<br />

von Dresden, nahe Zwickau) steht ein moderner Firmenkomplex, in dem die<br />

Produktion der Flugzeugmotoren und der Teile für das Umrüstkit untergebracht sind.<br />

Auch ein Teil der Konstruktion und die Qualitätssicherung, sowie natürlich<br />

Buchhaltung und Personalwesen finden Platz in Lichtenstein.


Praktikumsbericht Seite 10/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

<strong>Mein</strong> Einsatz fand von Dienstag bis Donnerstag statt. <strong>Mein</strong>e Aufgabe war es, die<br />

Abläufe für die anstehenden Schweißfolgepläne mit dem zuständigen<br />

Schweißfachingenieur abzustimmen, sie zu entwickeln und anschließend<br />

unterschreiben zu lassen, um die Fertigungsunterlagen für die Einzelteile zu<br />

komplettieren.<br />

Für mich war dies allerdings nicht nur reiner Arbeitseinsatz, auch wenn die<br />

Arbeitszeiten dies vermuten ließen. Ich hatte so die Möglichkeit, die Gesamtabläufe<br />

im Thielert Unternehmen besser zu verstehen, die besondere Lage am Standort<br />

Lichtenstein direkt mitzukriegen und vor allem Gesichter zu den Stimmen kennen zu<br />

lernen, mit denen ich schon des Öfteren telefoniert hatte. Alles in allem eine<br />

lohnenswerte „Dienstreise“, auf der ich viel für mein Praktikum mitnehmen konnte<br />

und mehr über das Unternehmen, in dem ich arbeite, kennen lernen konnte.<br />

2.4 Die Qualitätssicherung<br />

Im Rahmen der Auslieferung von Kurbelwellen für den Motorsport wurde ich für<br />

einige Tage an die Qualitätssicherung ausgeliehen. Aufgrund der Größe des<br />

Unternehmens hatte ich mich schon von vorneherein darauf eingestellt, auch<br />

Aufgaben übertragen zu bekommen, die nicht direkt im Fokus meines<br />

Praxissemesters liegen. Die Aufgabe in der Qualitätssicherung war jedoch für mich<br />

sehr interessant, da sie mir ermöglichte, in das Gesamtsystem Qualitätssicherung<br />

Einblick zu erhalten und mich mit verschiedenen Messsystemen vertraut zu machen.<br />

2.5 Das Umrüstkit<br />

Zum Ende meiner Praktikumszeit habe ich mich noch intensiver mit dem Umrüstkit<br />

beschäftigt. Das letzte von ehemals drei Flugzeugen in Hamburg sollte mit einem<br />

kompletten Umrüstkit, das in Lichtenstein zusammengestellt worden ist, versehen<br />

werden. Hintergrund war einerseits die Kontrolle, das wirklich alles für den Einbau<br />

Notwendige in der Zusammenstellung vorhanden ist und andererseits die Kontrolle<br />

und Verbesserung des Einbauhandbuches, nach dem der Umbau erfolgen soll.<br />

Außerdem kann so die Frage der Kompatibilität des Umrüstsatzes mit den geäderten<br />

Anforderungen einer Cessna 172 K (gebaut 1969 – 1970) geklärt werden. Das Kit ist<br />

für die C 172 N (gebaut 1977 – 1980) vorgesehen, soll aber natürlich auch in<br />

anderen Baureihen verbaut werden können.<br />

So wurde während die Umrüstung exakt anhand des bestehenden<br />

Einbauhandbuches vorgenommen. Die Angaben und Fotos im Einbauhandbuch<br />

konnten aktualisiert und gleichzeitig die Hinweise auf Hintergrund und Sinn überprüft<br />

werden. Eine Aufgabe, bei der ich meine Erfahrungen aus dem Flugzeugbau<br />

einbringen konnte und gleichzeitig die zum Teil von mir entwickelten Arbeitsfolgen<br />

testen konnte. Weiterhin gab es genug Möglichkeiten, Verbesserungen an Bauteilen<br />

oder Einbauweisen zu erkennen und sie konstruktiv umzusetzen.


Praktikumsbericht Seite 11/11 September 2003<br />

Martin Heide F6L Matr. Nr.: 16 17 712<br />

3 <strong>Mein</strong> Fazit<br />

<strong>Mein</strong>e Zusammenfassung über das gesamte Praktikum bei TAE in Hamburg fällt<br />

überaus positiv aus. Fachlich hatte ich viele Möglichkeiten, an der Hochschule<br />

Gelerntes praktisch anzuwenden. Z. B. Inhalte aus der Flugmechanik-Vorlesung für<br />

die Berechnung von Flugleistungsdaten, aber auch Inhalte aus der Vorlesung<br />

Belastungsmechanik zu den Regularien der Zulassungsbehörden sowohl in<br />

Deutschland, als auch in Europa und Amerika.<br />

Das Praktikum brachte mir sowohl einen Einblick in das Berufsfeld des Ingenieurs in<br />

einem Betrieb der Luftfahrtindustrie, als auch Verständnis in das Zusammenwirken<br />

von Fertigung und Konstruktion bzw. Entwicklung.<br />

Positiv hervorheben möchte ich auch die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten,<br />

wobei das natürlich auch Gefahren birgt. Gerade in einem Unternehmen dieser<br />

Größenordnung gibt es weniger Spielraum für die Einarbeitung und Betreuung von<br />

Praktikanten. Die Arbeitsbereiche sind nicht so klar abgegrenzt und vor allem<br />

weniger eingeschränkt, wie sie es z. B. in Abteilungen großer Unternehmen, wie z. B.<br />

Airbus und Lufthansa sind. Dies hat natürlich auch Folgen für die Tätigkeit als<br />

Praktikant und setzt ein gewisses Maß an Selbstständigkeit voraus. Die Zielsetzung<br />

des Praktikums ist weniger losgelöst vom Gesamtziel des Unternehmens und kann<br />

einem manchmal mehr als „Arbeit wegschaffen“ vorkommen. Andererseits bietet<br />

einem das die Möglichkeit, in mehrere Bereiche eines Unternehmens<br />

hineinzuschauen und den Überblick über die einzelnen Unternehmensteile zu<br />

bekommen.<br />

Aufgrund meiner Ausbildung, die ich vor meinem Studium bei Airbus in Hamburg<br />

absolviert habe, kannte ich die Strukturen und Vorgehensweisen in einem<br />

Unternehmen dieser Größe schon und habe mich für mein Praxissemester bewusst<br />

an ein kleineres Unternehmen gewandt. Auch um damit die<br />

Entscheidungsgrundlage für die Wahl einer Diplomarbeit und die spätere Berufswahl<br />

zu vergrößern.<br />

Durch die Vielfältigkeit meiner Aufgaben war es ein sehr abwechslungsreiches<br />

Praktikum, das einen angenehmen Kontrast zum Studiumsalltag geboten hat.

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