Mobility by the way
S-Bahn Konzept
Das Konzept „Mobility by the way“ beinhaltet richtungsweisende Ideen zur Neugestaltung von S-Bahnen und
ihren Stationen. Dabei geht es vor allem um die Nutzung neuer Technologien für ein besseres Erleben des lokalen
Umfeldes sowie um das gestalterische Ziel, die Bahn als öffentlichen Raum zu empfinden. Bespielbare Fenster
verändern das Fahrterlebnis überall dort, wo kein Ausblick gegeben ist, wie beispielsweise in Tunneln. Eine zurückgenommene
Raumkonstruktion der Bahn stellt den Menschen und seine Bewegung in den Vordergrund. Mit diesem
Konzept soll das Verständnis von Mobilität im Hinblick auf mehr Lebensqualität im Alltag verändert werden:
Unterwegs sein, nicht um Orte zu erreichen, sondern um in ihnen zu leben.
Mobility
by the way
Diplomarbeit
von Sinja Möller
SoSe 2016, Fachbereich Design
Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main
betreut von Prof. Peter Eckart
07 27 47
ab Seite ab Seite ab Seite
Young Mobility // Einstieg ins Thema Mobility by the way // S-Bahn Konzept alternative Ansätze und Recherche
Entwicklung des Mobilitätsverhaltens
Das Potenzial der Bahn im Stadtverkehr
Erlebnis S-Bahnfahrt
Ein neues Verständnis des Unterwegsseins
Die Bahn als Bewegungs- und Begegnungsraum
Anforderungsbereiche für die Gestaltung
Erwartungen an die Zukunft: Multimodal und vernetzt
Die S-Bahn als liminaler Space of Flows
Gestaltungsumfang:
- Raum und Station
- Fenster und Türen
- Interieur
- Zonen
- Modell
- Entwurfsarbeit
Mal angenommen, wir nutzen die Bahnfahrt für...
Mal angenommen, die Bahn transformiert sich...
Wie sind unterschiedliche Bahnen gestaltet?
Young Mobility
Einstieg ins Thema
Was die junge Generation ausmacht
und wie sie unterwegs ist
• Ausprobieren von Rollen in der Gesellschaft
• Selbstdarstellung
• Kommunikation und Interaktion
• Inszenieren sozialer Situationen
• Unabhängigkeit erlangen
• Erweiterung des sozialen Umfeldes
• Freizeit, Freunde und Erlebnis
• Höchst flexibel
• Eigene Entscheidungen treffen
• Digital Natives: Device/Internet als Hauptplanungstool
• Aufenthalt in der Stadt, im öffentlichen Raum
• Aneignung öffentlicher Orte
• Nutzung von Nischen/Brachflächen u.ä.
Das Potenzial der Bahn im Stadtverkehr
und warum sie eine Neugestaltung wert ist
Vergleich des Flächenbedarfs:
Straßenbahn
(bei 50% Auslastung),
Autos (1,6 Pers./Auto)
Welches Verkehrsmittel sollte in den Mittelpunkt rücken,
wenn wir die Mobilitätsentwicklung der nächsten
Generationen positiv beeinflussen wollen? Die Bahn
hat großes Potenzial, Antwort auf diese Frage zu sein:
Sie verbraucht (vor allem im Vergleich zum MIV) weniger
Energie, erzeugt weniger Emission, zunehmend
weniger Lärm und nimmt, angesichts der Anzahl an
möglichen beförderten Personen, weniger Fläche für
die Fahrt und im Stillstand ein. Das wirkt sich gerade
im Stadtraum positiv aus. Nachhaltigkeitsaspekte und
Effizienz allein erhöhen aber noch nicht die Nutzung.
Wenn mehr Menschen S-, U- und Straßenbahn nutzen
sollen, muss das Bahnfahren attraktiver und zeitgemäßer
werden. Es darf in den Köpfen des ÖV nicht länger
darum gehen, einen Transport bereitzustellen, sondern
Kundenbedürfnisse zu bedienen. Die jungen Leute der
zukünftigen Generationen bewegen sich dank Internet
immer multimodaler. Es geht nicht weiter nur darum,
von A nach B zu gelangen, sondern wie man dies tut
und was man erlebt.
Erlebnis S-Bahnfahrt
Übergänge // Ausblicke // Raumwirkung
Das Fahren mit der Bahn bietet unterschiedlichste Eindrücke:
Das Warten am Gleis, das Durchlaufen langer
Gänge, die Konfrontation mit fremden Gegenüber und
das Abtauchen in den Untergrund. Ausblicke wechseln
zwischen Blicken aus dem Fenster, Spiegelbildern des
Innenraumes und dem durch Sitze verbauten Innenraum
der Bahn. Mit viel Material werden Bereiche eingegrenzt
und abgeschlossene Räume erzeugt. Deutlich betritt
man ein Verkehrsmittel und verlässt es wieder. Die
Fahrtzeit ist ein Warten auf das Erreichen eines Ortes.
Ein neues Verständnis des Unterwegsseins –
Die Bahn als alltägliche Lebensumgebung
ERREICHEN
Passiv
Selbtbestimmt
Ziel
Aktiv
Distanzüberwindung
Motivation
Planung
Neugier
Warten
Zweck
Erfahrung
Fremdbestimmt
Erlebnis
Effektivität
Spaß
SEIN
denken
Innovatives
Produkt
Nutzungsinnovation &
neue Organisationskonzepte
System und Gesellschaft
realisieren
Ziel ist es, ein neues Mobilitätsverständnis zu schaffen,
indem ein innovatives Konzept normativ eine
Verhaltensänderung begünstigt, bei der sich die Intention
beim Fahren und Reisen mit der Bahn vom „Erreichen“
hin zum „Sein“ verschiebt. Die Bahn soll als
Bewegungsraum begriffen werden, als Raum, in dem
ebenso gelebt wird, wie im sonstigen Lebensumfeld.
Die Bahn als Bewegungs- und
Begegnungsraum
>
>
>
>
>
>
Beweglicher Raum
>>
>>
Raum für Bewegung und Begegnung
>>
>> >> >>
Multifunktionsraum?
Gedanken zu den Anforderungsbereichen
der S-Bahngestaltung
Raum
Zeit
Tätigkeiten
Information
intermodalität/Kombination
Freiraum/Freifläche
Rhythmen
Stehen
Orientierung
Fahrrad
Ordnungen/Unterteilungen
Jahreszeiten
Sitzen
Fahrplaninformation
Skateboard u.ä.
Ebenen
Wetter
Kommunikation
Streckenplanung
Inliner
Ausblick/Blickrichtungen
Größe der Einheiten/
Temperatur
Tageszeiten
Medien/Internet
Essen/Trinken
Ortsinformation
Nachrichten
Rollstuhl
Abteile
Streckenabschnitte
Lernen/
Bildung
Atmosphäre
Hausaufgaben
Unterhaltung
Farbgebung
Lesen
Akustik
Spielen
Gepäck
Ausruhen
Modularität
Erwartungen an die Zukunft:
Multimodal und vernetzt
Angesichts der aktuellen Entwicklungen und Zukunftsprognosen,
gehe ich davon aus, dass die multimodale
Verkehrsnutzung immer zugänglicher, vernetzter und
daher verbreiteter wird. Damit einher gehen neue
flexible und übergreifende Preismodelle, die es dem
mobilen Menschen erlauben, sich scheinbar barrierefrei
zu bewegen: Kein Einzelfahrschein, keine unterschiedlichen
Buchungssysteme, kein Entweder-Oder.
Die Bahn wird eines von vielen verfügbaren Mitteln.
WLAN und Stromversorgung werden zum Standard.
Mobility by the way
S-Bahn Konzept
Liminaler Raum – Die Bahn als
Übergang zwischen öffentlichen Räumen
„Liminalität“ beschreibt eine Phase des Übergangs,
einen Schwellenprozess, in dem es sich nicht mehr
um das eine und noch nicht um das andere handelt.
Betwixt and between – man befindet sich in einem
Schwebezustand, weil man bekannte Strukturen verlässt
und in neue eintaucht: Zwischen Jugend- und
Erwachsenenalter. Zwischen privat und öffentlich.
Zwischen Alltag und Ereignis. Die Bahn kann somit
als liminaler Raum bezeichnet werden. Ein Übergangsaum,
in dem man nicht mehr an dem einen und
noch nicht an dem anderen Ort ist. Diese Orte durchdringend
ist er aber gleichzeitig ein Teil dieses öffentlichen
Raumes und sollte daher auch als solcher gestaltet
werden.
Space of Flows – Die Bahn
im Netz der „E-Topia“
Das globale, digitale Netzwerk bildet heute Städte mit
einem neuen urbanen Raumverständnis. Wir erschaffen
eine Umgebung, in der die Beziehungen zwischen
den Logiken von global und lokal, von digital und physikal,
konfliktreich sind und eine geschickte Zusammenführung
mit geeigneten Interfaces verlangen. Der
Space of Flows muss in den Space of Places, also in
den öffentlichen Raum, integriert werden. Und es ist
das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel, das diese
Orte in der Stadt durchdringt und verbindet.
„It is public space that makes cities as creators of
culture, organizors of sociability, [and] systems
of communication [...]“
– Manuel Castells
Konzept „Mobility by the way“
– Die S-Bahn als liminaler Space of Flows
Mein Konzept zur Bedienung der Mobilitätsinteressen
der nächsten Generation betrifft die Neugestaltung
der öffentlichen Verkehrsmittel am Beispiel S-Bahn:
Sie erleichtert den Übergang zwischen Orten des öffentlichen
Raumes, indem sie mit ihm verschmilzt
und ein Teil davon wird. Lokale Informationen werden
in der Bahn zugänglich durch digitale, intelligente Anzeigen
und eine Vernetzung mit der Region. Eine hohe
Transparenz erleichtert die Orientierung und bietet
eine ansprechende Atmosphäre.
Unterwegs sein – nicht um
Orte zu erreichen, sondern
um in ihnen zu leben.
Raum und Station
Wahrnehmbare, harte Übergänge zwischen dem
öffentlichen Raum, der Bahnstation und der Bahn
als geschlossenen Raum sollen weitestgehend verschwinden.
Große Fenster und breite, großzügige
Türen ermöglichen einen leichten Ein- und Ausblick.
Die Raumkonstruktion ist so sehr zurückgenommen,
dass man sie sich fast wegdenken könnte. Was dann
bliebe, wäre eine fahrbare Plattform, auf die sich der
mobile Mensch begibt, um sie an einem anderen Ort
wieder zu verlassen.
Displayfenster und -türen
Fenster
Die Türen sind gleichzeitig Display und bieten hilfreiche
Informationen beim Einstieg (etwa die Bahnlinie
und folgende Haltestellen) während der Fahrt (z.B.
zum Verkehrsnetz und Verbindungen) sowie kurz vor
Erreichen der nächsten Station (Anschlussmöglichkeiten
und Richtungsweisungen zur Orientierung).
Die Fenster „erkennen“ intelligent ihre Umgebung
und bei unterirdischen Fahrtabschnitten, Schallschutzwänden
oder Dunkelheit als Display Eindrücke
der druchfahrenen Umgebung zeigen, machen die
Bahnstrecken erlebbarer und und verbessern die
Atmosphäre während dieser Fahrtzeiten. Außerdem
können sie bei Einfahren in eine Station den wartenden
Fahrgästen durch farbliche Markierungen Hinweise
auf freie oder besonder svolle Abteile geben.
Der Boden von Station und Bahn ist ebenerdig. Einstiegsbereiche
sind gekennzeichnet mit einer Markierung,
die sich in der Bahn fortsetzt.
H
H
H
Interieur
Der Innenraum der S-Bahn folgt gestalterischen Kriterien
von öffentlichen Plätzen. Anzeigetafeln und
Sitzplätze verläufen parallel zur Fahrtrichtung, um
Ausblick zu bieten – entweder nach draußen oder
eben (in Tunneln u.ä.) auf die wechselnden Bilder auf
den Fensterscheiben. Eine Begrünung und der Einsatz
von Holz steigern zusätzlich die Aufenthaltsqualität.
Zonen
Durchgang / Übergang
STEHEN
Sitzen
STEHEN
Durchgang / Übergang
Der Wagen ist in drei Zonen gegliedert. Dicht am breiten
Eingangsbereich, in dem auch Fahrräder, Kinderwagen
und Rollstuhlfahrer Platz finden, befindet sich
ein Stehbereich für kurze Fahrten zwischen Umstiegen.
Geht man weiter durch in die Mitte des Wagens, gelangt
man in den Sitzbereich für etwas längere Fahrtzeiten
oder mobilitätseingeschränkte Personen.
Modell
Maßstab 1:20
Entwurfsphase
A B C D
alternative Ansätze
UND Recherche
Konzeptansatz 1:
Mal angenommen, wir nutzen die Bahn für...
SPIEL TREFF BIBLIOTHEK ARBEIT SPORT
Shop Café BAR MUSIK FILM
Konzeptansatz 2:
Mal angenommen, die Bahn transformiert sich...
00 Uhr
6-17
17-1
1-6
18 Uhr
II
III
6 Uhr
Kann der Raum einer Bahn in Funktion und Gestaltung
so variabel sein, dass er zu bestimmten Tageszeiten
unterschiedlich genutzt werden kann und die
entsprechende Eignung für die jeweilige Nutzung
auch kommuniziert? Wodurch könnte dies erreicht
werden? Mit digitalen Medien? Durch Veränderung
der Lichtatmosphäre? Durch wandelbares Mobiliar?
I
12 Uhr
II
III
I
Zeitraum I „Bildung“
Gestaltung I
Zeitraum II „Entertainment“
Gestaltung II
Zeitraum III „Ruhe und Sicherheit“
Gestaltung III
Recherche: Wie sind unterschiedliche Bahnen gestaltet?
Observation Car
Alstom
Siemens
Alstom
Siemens
Bombardier
Priestman Goode
Hassel
Neumeister
Lowline Lab (underground park)
Sinja Möller
mail@sinjamoeller.de :::::: www.sinjamoeller.de
Konzeption & Konzeptvisualisierung
Produktdesign
Designtheorie