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Waldverband Aktuell - Ausgabe 2017-02

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<strong>Waldverband</strong> Steiermark<br />

<strong>Waldverband</strong> Steiermark<br />

Aufmerksamkeit die Gesundheit ihrer<br />

Wälder überwachen. Und vor allem auch<br />

schnell reagieren – vereinzelte Windwürfe<br />

oder befallen Bäume werden sofort<br />

aus dem Wald entfernt. Spechtbäume<br />

sucht man laut Aussage von Seidl hier in<br />

den Wäldern vergeblich.<br />

Wald und Jagdgesellschaft<br />

Der hohe Wilddruck führt zu Herausforderungen<br />

mit der Jagdgesellschaft<br />

Die Bejagung des Rehwildes gestaltet<br />

sich äußerst schwierig. Vor allem auf der<br />

niedrigeren Seehöhe ist der Bestand des<br />

Rehwildes äußert hoch und eine Naturverjüngung<br />

kommt ohne entsprechendem<br />

Schutz nicht zustande. Markus ist<br />

nun seit einiger Zeit mit einem Begehungsschein<br />

selber bei der Gemeindejagd<br />

als Jäger aktiv und bejagt selbstverständlich<br />

in erster Linie die eigenen<br />

Wälder. Sein Augenmerk bei der Bejagung<br />

liegt im Erlegen von Geiß und Kitz,<br />

denn er steht zu seiner Überzeugung,<br />

dass diese Bejagung am ehesten zur Reduzierung<br />

des Wildbestandes beiträgt.<br />

Als schwierig bezeichnet der Jungbauer<br />

die Diskussionen mit Jägern, die aufgrund<br />

eines typischen Bürojobs wenig<br />

Ahnung von der Forstwirtschaft haben.<br />

Dass diese die Interessen von Waldbäuerinnen<br />

und Waldbauern oft nicht verstehen<br />

können oder gar nicht wollen,<br />

bedauert Markus. Er betont aber auch,<br />

dass in den angrenzenden Großforstbetrieben<br />

die forstliche Nutzung der Wälder<br />

in den letzten Jahren einen höheren<br />

Stellenwert bekommen hat. Heute ist der<br />

Bestand des Rotwildes dort stark unter<br />

Kontrolle und Schälschäden gibt es nur<br />

mehr vereinzelt.<br />

Fakten & Details<br />

Familie<br />

Karin und Gottfried Seidl<br />

Eltern Elfriede und Matthias Seidl<br />

Sohn Markus, 20 Jahre, arbeitet am Hof<br />

Töchter Julia, 22 Jahre und Gloria,<br />

12 Jahre<br />

Zeutschach 12, 8820 Neumarkt<br />

Fotos (3): M. Handlos<br />

Eigenständig sein –<br />

unabhängig bleiben<br />

Die Stärke von land- und forstwirtschaftlichen Familienbetrieben sichert das Überleben von vielen ländlichen<br />

Regionen in der Steiermark. Der Betrieb Seidl, für die Murtaler hinterm Zirbitzkogel gelegen, stellt ein sehr<br />

gutes Beispiel dar, welches repräsentativ für viele andere Familienforstwirtschaften steht.<br />

MAximilian Handlos<br />

Mit Sicherheit kennen viele von uns die<br />

Strecke nach Kärnten über den Perchauer<br />

Sattel. Aber dass sich nur einige Kilometer<br />

westlich von Neumarkt ein wunderschönes<br />

Tal befindet, wissen wohl die<br />

wenigsten. Hier im kleinen Dorf Zeutschach<br />

mit rund 200 Einwohnern, bis<br />

vor der Gemeindefusionierung 2015<br />

noch eine eigenständige Gemeinde, liegt<br />

der Betrieb der Seidls am Dorfrand mit<br />

dem imposanten Gebirgsstock des Zirbitzkogels<br />

im Hintergrund.<br />

Unabhängig und eigenständig<br />

Der Betriebsführer Gottfried und sein<br />

Sohn betonen unisono, dass sie mit Leib<br />

und Seele Land- und Forstwirte sind.<br />

Markus absolvierte die Landwirtschaftliche<br />

Fachschule in Kobenz und entschloss<br />

sich anschließend, auch die Ausbildung<br />

zum Forstwart in Waidhofen zu<br />

machen. Besonders die Wichtigkeit und<br />

das Interesse für den Forst spornten den<br />

Betriebsnachfolger für diesen Schritt an.<br />

Beide finden, dass ihr Betrieb eine ideale<br />

Größe hat. Die Flächen lassen sich alleine<br />

bewirtschaften und wenn alle mitarbeiten,<br />

können am Betrieb Seidl drei<br />

Generationen vom Erwirtschafteten leben.<br />

Bewusst verzichten die Seidls daher<br />

auch auf das Zupachten von weiteren<br />

Flächen. Eigenständig und unabhängig<br />

zu sein sehen beide als besonders hohen<br />

Wert in der heutigen Zeit. Und dafür arbeiten<br />

sie tagtäglich.<br />

Traditionen treu bleiben<br />

Die Waldarbeit war am Betrieb Seidl,<br />

abgesehen von Schadensereignissen, immer<br />

schon Winterarbeit. Bereits Senior<br />

Seidl ging vom November bis Ende<br />

Februar in den Wald und beim jetzigen<br />

Betriebsführer und seinem Sohn ist es<br />

ebenso. Im Herbst beginnen Vater und<br />

Sohn zuerst bei einer größeren Seehöhe<br />

zu arbeiten. Mit der Zunahme der Stärke<br />

des Winters wandert die Arbeit in immer<br />

tiefere Höhenlagen. Wobei auch hier<br />

in Zeutschach die milden und vor allem<br />

schneearmen Winter der letzten Jahre<br />

das Arbeiten in den Wintermonaten nahezu<br />

auf jeder Seehöhe zuließen. Die<br />

typische Arbeitsweise im Bauernwald,<br />

wie wir sie bei vielen bäuerlichen Betrieben<br />

kennen, zeigt sich auch hier am<br />

Betrieb Seidl. Der Bodenzug mit Traktor<br />

und Funkseilwinde garantiert effektives<br />

und kostengünstiges Arbeiten. Das<br />

ist auch eine besondere Stärke der Familie<br />

Seidl – die Arbeiten im Wald werden<br />

zur Gänze selber erledigt. Auch die 700<br />

Festmeter Schadholz durch einen Gewittersturm<br />

im Juli 2016 wurden zur Gänze<br />

selber aufgearbeitet.<br />

Weg vom Kahlschlag<br />

Früher lag der Schwerpunkt in der<br />

Kahlschlagbewirtschaftung, wobei allerdings<br />

die Abräumflächen eher klein gehalten<br />

wurden. In den letzten Jahren entstanden<br />

durch Schadensereignisse auch<br />

vermehrt Kahlflächen. Die Zukunft ihrer<br />

Forstwirtschaft sehen die Seidls allerdings<br />

im Verzicht auf den Kahlschlag. In<br />

den letzten Jahren forcierte man den Abbau<br />

des Überhanges an Altholz, starkes<br />

Ein wunderbares Bergpanorama im Hintergrund<br />

– im Vordergrund der Betrieb Seidl.<br />

Mit Leib und Seele Forstwirt – Gottfried und<br />

Markus Seidl.<br />

Auflichten wird dabei gezielt zum Fördern<br />

der Naturverjüngung eingesetzt.<br />

Seit es die Container Pflanzen von Lieco<br />

am Markt gibt, vertrauen die Seidls darauf.<br />

Schon seit Jahren forcieren sie die<br />

Herbstpflanzung, denn meist ist es im<br />

Frühjahr durch die beginnenden Arbeiten<br />

in der Landwirtschaft sehr stressig.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass sich die Fichtenbäumchen<br />

bei einer Pflanzung Mitte<br />

September und die Lärchenbäumchen<br />

bei einer Pflanzung Ende Oktober am<br />

besten entwickeln. Auch Eschen, Rotbuchen<br />

und Eichen wurden versuchsweise<br />

gesetzt, doch wir befinden uns hier in einem<br />

Stammgebiet der Fichte.<br />

Sauberes Arbeiten<br />

Interessanterweise bestätigen die Seidls<br />

nicht, dass die Borkenkäferproblematik<br />

in den letzten Jahren hier am Betrieb<br />

stärker geworden ist, obwohl die Fichte<br />

teilweise zu mehr als 90 % die Wälder<br />

dominiert. Vereinzelt gibt es einen Befall<br />

jedes Jahr, aber Betriebsführer und<br />

Sohn betonen, dass sie mit besonderer<br />

Sicher <strong>Waldverband</strong><br />

Seit der Gründung der Waldwirtschaftsgemeinschaft<br />

Neumarkt ist der Betrieb<br />

Seidl Mitglied und die Vermarktung<br />

des Holzes erfolgt über die <strong>Waldverband</strong><br />

Steiermark GmbH. Die Zahlungssicherheit<br />

hat für Vater und Sohn Seidl einen<br />

besonders hohen Wert und der digitale<br />

Lieferschein begeistert beide. Durch<br />

den Abbau des Überhanges an Altholz<br />

in den letzten Jahren fiel natürlich sehr<br />

viel Starkholz an. Aber auch der Anteil<br />

an Braunblochen ist bei diesen Nutzungen<br />

sehr hoch. Die Ursachen liegen wohl<br />

Betriebsgröße<br />

45 ha Wald<br />

33 ha Grünland<br />

Seehöhe 1.000 bis 1.200 Meter<br />

Landwirtschaft<br />

Fleckviehzucht mit 30 Milchkühen und<br />

weiblicher Nachzucht<br />

Baumartenverteilung<br />

90 % Fichten, 10 % Lärchen, vereinzelt<br />

Birken, Buchen, Eschen und Tannen<br />

Maschinenausstattung<br />

für den Forst<br />

90 PS Traktor<br />

8 t Funkseilwinde<br />

3 Stihl Motorsägen<br />

Anteil an einem Krananhänger (gemeinschaftlich<br />

über den Maschinenring mit<br />

13 Mitglieder)<br />

beim Abweiden der Wälder in früheren<br />

Jahren. Mit dem Sägewerk Rainer konnten<br />

diese vor allem starken Braunbloche<br />

sehr gut vermarktet werden. Derzeit liefern<br />

die Seidls diese Qualitäten zur Säge<br />

Hirt in Micheldorf, Kärnten. Die kleineren<br />

Durchmesser finden den Weg zum<br />

Sägewerk Mayr Melnhof in Leoben.<br />

Familie Seidl steht zum sanften Tourismus<br />

und sie sehen wenig kritische Berührungspunkte<br />

mit den Gästen hier im Zeutschacher<br />

Tal. Selber wird ein Selbstversorger<br />

Ferienhaus für acht Personen angeboten,<br />

welches meist von ungarischen Urlaubern<br />

genutzt wird. „Natürlich müssen<br />

durch Politik und Interessensvertretung<br />

entsprechende Rahmenbedingungen für<br />

ein gedeihliches Nebeneinander geschaffen<br />

werden. Aber auch wir müssen erkennen,<br />

dass wir voneinander abhängig sind<br />

und dass wir gegenseitig profitieren.“<br />

meint Gottfried Seidl zum Abschluss unseres<br />

Gespräches.<br />

6 <strong>Waldverband</strong>aktuell April <strong>2017</strong><br />

<strong>Waldverband</strong>aktuell April <strong>2017</strong> 7

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