VSAO JOURNAL Nr. 6 - Dezember 2013
Tiefgang - Psychiatrie/Kardiologie / Der VSAO stellt sich vor
Tiefgang - Psychiatrie/Kardiologie / Der VSAO stellt sich vor
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inhalt<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Fundgrube in der Tiefe<br />
Politik<br />
6 Nun messen wir selbst<br />
8 Weiter auf dem eingeschlagenen Weg<br />
Weiterbildung<br />
13 «Eine schöne Veranstaltung»<br />
15 SIWF-Projektförderung:<br />
ärztliche Weiterbildung unterstützen<br />
16 Echo ohne Nachhall<br />
17 Lesen lernen:<br />
Sense and Sensibility, Volume 1<br />
18 Familienfreundliche Massnahmen<br />
zahlen sich aus<br />
Fokus<br />
28 Es ist kein Arzt an Bord<br />
31 Beruf und Berufung<br />
34 Tunnelbau – Kunst oder Wissenschaft?<br />
37 «Unter Wasser arbeiten, ein Kraftakt»<br />
39 Im Reich der Erdarbeiter<br />
41 Energieschatz in der Tiefe<br />
43 In der Tiefe etwas bewegen<br />
45 «Die Freude ist entscheidend»<br />
Perspektiven<br />
48 Putztag im Land der Mythen<br />
50 Stellenwert der nicht-invasiven<br />
Bildgebung in der Kardiologie<br />
58 Ausschreibung der SGIM-FOUNDATION<br />
für <strong>2013</strong>/2014: «CHOOSING WISELY»<br />
59 Unglaubliche Fallgeschichten aus der<br />
Medizin: Die ungeschminkte Wahrheit<br />
<strong>VSAO</strong><br />
20 Sektion Basel<br />
20 Sektion Bern<br />
21 Spitalstandortinitiative<br />
21 Animationsfilme «Arbeitsplatz<br />
Spital – der <strong>VSAO</strong> Bern hilft»<br />
22 Sektion Thurgau<br />
23 Sektion Wallis<br />
24 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
26 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />
MediSERVice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
60 Briefkasten<br />
61 Ruhestand im Ausland<br />
und die Steuerfolgen<br />
62 Der <strong>VSAO</strong> stellt sich vor<br />
86 Impressum<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
editorial<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Fundgrube in der Tiefe<br />
«Wer unter die Oberfläche dringt, tut dies auf eigene Gefahr.»<br />
Mit diesem Zitat von Oscar Wilde leitet Teresa Katharina Langer<br />
ihren Artikel ein. Sie ist als Oberstabsärztin zuständig für<br />
die Betreuung von U-Boot-Besatzungen bei der deutschen Marine.<br />
Auch wir sind in verschiedenster Hinsicht unter die Oberfläche<br />
gedrungen und fündig geworden. Von der medizinischen<br />
Hypnose bis zum Maulwurf, vom Leben im Kloster bis<br />
zur Geothermie und von der Kunst bis zum Tunnelbau am<br />
Gotthard haben wir alles Mögliche ans Tageslicht gefördert.<br />
Nachzulesen ist das Resultat unserer Schatzsuche im Fokus.<br />
Nicht sehr tief zu graben braucht, wer Verstösse gegen das<br />
Arbeitsgesetz entdecken will. Die 50-Stunden-Woche existiert<br />
für nicht wenige Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte in<br />
erster Linie nur auf dem Papier. Zahlen zum effektiven Umfang<br />
der Arbeitszeiten und damit zum effektiven Ausmass der Verletzung<br />
des Arbeitsgesetzes fehlen jedoch bis heute. Nun wird<br />
der <strong>VSAO</strong> selbst messen. Im Januar startet eine umfassende<br />
Erhebung. Die Mitglieder werden per E-Mail oder Brief zur<br />
Teilnahme aufgefordert. Und wir bitten alle, diesem Aufruf<br />
nachzukommen: je grösser die Teilnahme, desto aussagekräftiger<br />
die Resultate, desto schlagkräftiger die darauf basierenden<br />
Argumente und Massnahmen. Dies und weitere politische<br />
Nachrichten sowie der Bericht zur Sitzung des Zentralvorstands<br />
<strong>VSAO</strong> finden sich im Politikteil.<br />
Traditionellerweise ist die letzte Ausgabe des Jahres immer<br />
auch dem Verband gewidmet, und so stellen sich im zweiten<br />
Teil des Heftes die Sektionen, der Geschäftsausschuss und die<br />
Organisationen vor.<br />
Die Redaktion des <strong>VSAO</strong>-Journals dankt Ihnen, liebe Leserinnen<br />
und Leser, für Ihr Interesse und wünscht Ihnen und Ihren<br />
Familien herzlich frohe Festtage und ein glückliches, segensreiches<br />
neues Jahr!<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
Politik<br />
Gesundheitspolitik<br />
Nun messen wir selbst<br />
Als Folge der nationalen Kampagne «spital.illegal.normal?» startet der <strong>VSAO</strong> Anfang 2014 eine<br />
Befragung seiner Mitglieder zu ihren Arbeitszeiten. Ziel ist es, repräsentative Daten zu den effektiv<br />
geleisteten Arbeitsstunden zu erhalten. Zudem war der <strong>VSAO</strong> stark mit dem Lobbying innerhalb der<br />
FMH beschäftigt. Leider mit wenig Erfolg: Ab 2014 werden die FMH-Beiträge erhöht.<br />
Nico van der Heiden, Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
Die nationale Kampagne «spital.illegal.<br />
normal?» hat darauf hingewiesen, dass<br />
das Arbeitsgesetz in den Schweizer Spitälern<br />
weiterhin nicht eingehalten wird. Die<br />
50-Stunden-Woche wird vielfach und teilweise<br />
systematisch nicht gewährt. Vordringliches<br />
Ziel des <strong>VSAO</strong> ist es, dass dieser<br />
Missstand endlich (acht Jahre nach Einführung<br />
der entsprechenden Regelung …)<br />
behoben wird. Es fehlen jedoch bis heute<br />
Zahlen zum effektiven Umfang der Arbeitszeiten<br />
unserer Mitglieder und damit zum<br />
effektiven Ausmass der Verletzung der diversen<br />
Bestimmungen des Arbeitsgesetzes.<br />
Diese Lücke wollen wir mit einer umfassenden<br />
Mitgliederbefragung schliessen.<br />
Die Befragung wird im Januar gestartet,<br />
und Sie werden von uns per Mail oder Brief<br />
zur Teilnahme an der Befragung aufgefordert.<br />
Um aussagekräftige Resultate zu erhalten,<br />
sind wir sehr auf Ihre Mitwirkung<br />
angewiesen und bitten Sie bereits heute,<br />
sich an dieser wichtigen und kurzen Befragung<br />
zu beteiligen!<br />
Kontrolle der<br />
Arbeitszeiten<br />
Am 25. September <strong>2013</strong> war eine Motion<br />
von Marianne Streiff im Nationalrat traktandiert.<br />
Diese Motion fordert, dass die<br />
Einhaltung des Arbeitsgesetzes endlich in<br />
allen Spitälern der Schweiz kontrolliert<br />
wird. Dafür verantwortlich wäre das SECO<br />
mit einer entsprechenden Anweisung an<br />
die kantonalen Arbeitsinspektorate. Der<br />
<strong>VSAO</strong> hat spontan eine Aktion auf die Beine<br />
gestellt und den Nationalrätinnen und<br />
-räten Bananen verteilt zur Stärkung für<br />
die nachmittägliche Sitzung. Warum?<br />
Unser Spruch «Die Schweiz ist keine Bananenrepublik»<br />
weist darauf hin, dass wir<br />
eine absurde Situation haben in den Spitälern:<br />
Das Arbeitsgesetz gilt zwar seit acht<br />
Jahren, eingehalten wird es aber nicht.<br />
Genauso verhält es sich in einer Bananenrepublik,<br />
aber doch nicht in der<br />
Schweiz … Leider wurde die Motion aus<br />
Zeitgründen nicht behandelt und auf die<br />
Wintersession verschoben. Die Aktion hat<br />
trotzdem allen Beteiligten Spass gemacht<br />
und bei den Nationalrätinnen und -räten<br />
hoffentlich einen nachhaltigen Eindruck<br />
hinterlassen.<br />
6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Politik<br />
FMH erhöht Beiträge<br />
Weniger Erfreuliches gibt es von der Standespolitik<br />
innerhalb der FMH zu berichten.<br />
Die Ärztekammer (als oberstes Basisorgan<br />
der FMH) hat gegen den erbitterten<br />
Widerstand der <strong>VSAO</strong>-Vertreterinnen und<br />
-Vertreter beschlossen, den Beitragssatz<br />
für die Oberärzte von 1/2 auf 2/3 zu erhöhen.<br />
Dadurch werden die Oberärzte ab<br />
kommendem Jahr 440 Franken (statt wie<br />
bisher 330 Franken) FMH-Grundbeitrag<br />
bezahlen müssen. Sie erhalten dafür jedoch<br />
keinen direkten Mehrwert von der<br />
FMH. Ein Antrag des <strong>VSAO</strong>, dass die FMH<br />
über die Verwendung der Mehreinnahmen<br />
Rechenschaft ablegen müsse, wurde<br />
ebenfalls abgeschmettert. Gleichzeitig<br />
wurden die Kategorien neu formuliert: Die<br />
Oberärzte bilden neu mit den Spitalfachärzten<br />
die Kategorie 3. Der <strong>VSAO</strong> wird sich<br />
in Zukunft noch stärker für die Spitalfachärzte<br />
einsetzen.<br />
Zusätzlich wurde von der Ärztekammer<br />
ein Sonderbeitrag für das Institut für Praxisinformatik<br />
(IPI) von 30 Franken gesprochen<br />
(sofern sich der Zentralvorstand<br />
der FMH und das IPI über ein Mandat<br />
einigen werden). Dieser Sonderbeitrag<br />
wäre von allen FMH-Mitgliedern zu entrichten.<br />
Der <strong>VSAO</strong> findet den Grundgedanken<br />
des IPI gut, die Datenmigration zwischen<br />
verschiedenen Playern im Gesundheitswesen<br />
zu verbessern und Datenverluste<br />
zu vermeiden. Das IPI hat jedoch<br />
kein klares und nachvollziehbares Konzept<br />
für die Verwendung der FMH-Gelder<br />
vorgelegt. Auch ist dem <strong>VSAO</strong> die Rolle der<br />
FMH in der künftigen Struktur des IPI zu<br />
wenig klar definiert. Aus diesen Gründen<br />
hat sich der <strong>VSAO</strong> auch gegen diese Beitragserhöhung<br />
gewehrt, ebenfalls ohne<br />
Erfolg.<br />
Dem <strong>VSAO</strong> ist es ein Anliegen, darauf hinzuweisen,<br />
dass Ihr Mitgliederbeitrag für<br />
den <strong>VSAO</strong> Schweiz für das Jahr 2014 im<br />
Gegensatz zum FMH-Beitrag unverändert<br />
bleibt und der <strong>VSAO</strong> gleichzeitig seine<br />
Dienstleistungen für die Mitglieder ausbaut<br />
(z.B. das Coaching Arztberuf und<br />
Familie/Privatleben oder die Spitalplattform,<br />
welche wir im nächsten Journal<br />
detailliert vorstellen werden). ■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
Politik<br />
Weiter auf dem<br />
eingeschlagenen Weg<br />
Gesundheitspolitik, Arbeitsbedingungen und Weiterbildung, die Kerngeschäfte des <strong>VSAO</strong>,<br />
dominierten die diesjährige Herbstsitzung des Zentralvorstands (ZV). Die Delegierten hiessen<br />
die Strategie für die nächsten vier Jahre gut und bestätigten in Einzelgeschäften den bisherigen<br />
Kurs. Zudem wählten sie Cyrill Bühlmann und Hervé Spechbach in den Geschäftsausschuss.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal, Bilder: Marco Zanoni.<br />
Seit April <strong>2013</strong> hatte der <strong>VSAO</strong> ein Strategiepapier<br />
entwickelt, welches die Hauptund<br />
Subziele in den Kerngeschäften des<br />
Verbandes festlegt. An einer Klausurtagung<br />
im September wurden diese Ziele<br />
nochmals überprüft und Massnahmen<br />
ausgearbeitet. An der Herbstsitzung des<br />
Zentralvorstands vom 23. November in<br />
Bern verabschiedeten die Delegierten nun<br />
den Schlussbericht. Damit ist der Weg für<br />
die nächsten vier Jahre vorgezeichnet.<br />
Während der Inhalt unbestritten war, ergaben<br />
sich Diskussionen über den Zeithorizont<br />
der Umsetzung einzelner Massnahmen<br />
sowie übers Controlling. In beiden<br />
Fällen wurden die entsprechenden<br />
Änderungsanträge angenommen.<br />
Nationale Abstimmungen<br />
Im kommenden Jahr stehen auf nationaler<br />
Ebene zwei gesundheitspolitische Abstimmungen<br />
an, der direkte Gegenvorschlag<br />
zur Hausarztinitiative sowie die<br />
Initiative zur «Einheitskasse». Nachdem<br />
das Parlament einen direkten Gegenvorschlag<br />
zur Hausarztinitiative ausgearbeitet<br />
hatte, zogen die Initianten ihren Vorschlag<br />
zurück. Dieser Gegenvorschlag<br />
wurde im Geschäftsausschuss (GA) eingehend<br />
diskutiert. Obgleich man der Vorlage<br />
einiges abgewinnen konnte, entschied<br />
sich der GA, dem ZV vorzuschlagen,<br />
keine Parole zu fassen. Als kritisch<br />
beurteilen die GA-Mitglieder, dass bei<br />
Annahme dieser Initiative nur eine Fachrichtung<br />
in der Verfassung verankert sein<br />
würde und dass unter Umständen eine<br />
Steuerung der ärztlichen Weiterbildung<br />
durch die Politik ermöglicht würde. Der<br />
ZV schloss sich dieser Meinung an und<br />
verzichtete darauf, bei dieser Abstimmung<br />
Position zu beziehen.<br />
Anders sieht die Ausgangslage bei der Initiative<br />
zur Schaffung einer öffentlichen<br />
Krankenkasse (sog. Einheitskasse) aus.<br />
Hier hatte der ZV 2011 entschieden, die<br />
Initiative zu unterstützen. Deshalb ging<br />
es nun nicht mehr um ein Für oder Wider,<br />
sondern um die Frage, in welchem Ausmass<br />
diese Unterstützung erfolgen soll.<br />
Während eine Minderheit mit Blick auf die<br />
knappe Entscheidung 2011 für ein möglichst<br />
geringes Engagement plädierte,<br />
sprach sich die Mehrheit für ein klares<br />
Engagement aus. Damit tritt der <strong>VSAO</strong><br />
nach Möglichkeiten an Wahlpodien etc.<br />
auf und wird auch die Mitglieder aktiv<br />
informieren. Zudem beteiligt sich der<br />
<strong>VSAO</strong> mit 15 000 CHF am Abstimmungskampf.<br />
Organspende fördern<br />
Bekanntlicherweise gibt es in der Schweiz<br />
zu wenig Organspender, weshalb Organe<br />
aus dem Ausland importiert werden müssen<br />
und nicht alle Patienten rechtzeitig<br />
ein Spenderorgan erhalten. In der Politik<br />
werden folglich zunehmend mehr Stimmen<br />
laut, die einen Richtungswechsel<br />
fordern. So soll man von der heutigen<br />
Zustimmungslösung (Organspendeausweis<br />
bzw. Angehörige geben Zustimmung<br />
zur Entnahme der Organe) zur Wider-<br />
8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Politik<br />
Neu im<br />
Geschäftsausschuss<br />
Hervé Spechbach<br />
Sektion Genf (AMIG)<br />
FMH Allgemeine Innere Medizin,<br />
Oberarzt Abteilung Innere Medizin,<br />
Rehabilitation und Geriatrie HUG<br />
Genf, <strong>VSAO</strong>-Vertreter in der Delegiertenversammlung<br />
FMH<br />
Cyrill Emanuel Bühlmann<br />
Sektion Bern<br />
Assistenzarzt Pädiatrie, Spitalzentrum<br />
Biel<br />
spruchslösung (Ausweis, der Spende verbietet<br />
bzw. Angehörige untersagen Organentnahme)<br />
wechseln. Im ZV wurde erörtert,<br />
ob sich der <strong>VSAO</strong> an dieser Debatte<br />
beteiligen soll. Mehrere Delegierte sprachen<br />
sich dafür aus. Es sei wichtig, dass<br />
sich der Verband auch zu gesundheitspolitischen<br />
bzw. ethischen Themen äussere.<br />
Ansonsten werde man nur als Gewerkschaft<br />
wahrgenommen, welche einzig für<br />
tiefere Arbeitszeiten kämpfe, so der Grundtenor.<br />
In einer rein konsultativen Abstimmung<br />
unterstützen die Delegierten mehrheitlich<br />
die Widerspruchslösung. Damit ist<br />
ein Ausgangspunkt für künftige Diskus<br />
sionen gegeben.<br />
Wahlen und Budget<br />
Bekanntlich ist es nicht immer einfach,<br />
die verschiedenen Gremien zu besetzen,<br />
sei es national oder auf Ebene der Sektionen.<br />
Umso erfreulicher, dass der ZV mit<br />
Cyrill Bühlmann (Bern) und Hervé<br />
Spechbach (Genf) zwei neue Mitglieder in<br />
den Geschäftsausschuss wählen konnte<br />
(s. Kasten). Bestätigt wurden auch die<br />
Kandidatinnen und Kandidaten für die<br />
Ärztekammer. Zugleich verwiesen <strong>VSAO</strong>-<br />
Präsident Daniel Schröpfer wie auch Vizepräsident<br />
Ryan Tandjung auf die Wichtigkeit,<br />
an der Ärztekammer in grosser Zahl<br />
teilzunehmen. Die Sektionen sind hiermit<br />
aufgerufen, Delegierte sowie Ersatzdelegierte<br />
für die Ärztekammer zu stellen. Und<br />
die Delegierten werden gebeten, ihr Amt<br />
entsprechend wahrzunehmen.<br />
«Der <strong>VSAO</strong> steht finanziell gut da», bilanzierte<br />
Simon Stettler, Geschäftsführer<br />
<strong>VSAO</strong>, die wirtschaftliche Situation. Es sei<br />
möglich, die diversen Fonds zu speisen<br />
und Projekte zu realisieren. Das Budget<br />
2014 sowie die Zuweisungen an die Fonds<br />
wurden angenommen. Der Mitgliederbeitrag<br />
des <strong>VSAO</strong> Schweiz bleibt auch im<br />
kommenden Jahr unverändert.<br />
Die Berichte der Sektionen waren sich ziemlich<br />
ähnlich. In verschiedenen Kantonen<br />
laufen Verhandlungen oder konnten Vertragsverhandlungen<br />
abgeschlossen werden.<br />
Vielerorts drohen aber kantonale<br />
Sparprogramme und/oder Personalmangel<br />
die vertraglich zugesicherten Verbesserungen<br />
wenigstens teilweise wieder zunichte<br />
zu machen. Dauerthema ist im Weiteren<br />
die Besetzung der Vorstände. Auch hier ergeht<br />
ein Aufruf an die Mitglieder, sich aktiv<br />
an der Arbeit in ihrer Sektion zu beteiligen.<br />
Erste Bilanz<br />
Durch die gleichentags stattfindende<br />
Delegiertenversammlung von MEDISER-<br />
VICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC führte Co-Präsidentin<br />
Katharina Gasser. Die Dienstleistungsorganisation<br />
des <strong>VSAO</strong> steht seit acht Monaten<br />
unter der Führung von Marc Schällebaum,<br />
der eine erste Bilanz zog. Es sei<br />
gelungen, die Zusammenarbeit mit den<br />
andern <strong>VSAO</strong>-Organisationen zu intensivieren<br />
und bestehende Prozesse und Angebote<br />
zu überprüfen und zu hinterfragen.<br />
Das Geschäftsjahr schliesst positiv,<br />
und da MEDISERVICE weiterhin wachsen<br />
will, wird verstärkt in Projekte investiert,<br />
die für 2014 erstmals in einem eigenen<br />
Budgetposten ausgewiesen werden. In der<br />
Person von Daniel Schröpfer, der im Vorstand<br />
Raphael Stolz ersetzt, habe man<br />
einen valablen Nachfolger gefunden, sagte<br />
Schällebaum. Trotz des zunehmend<br />
schwieriger werdenden Werbeumfelds<br />
steht auch das <strong>VSAO</strong>-Journal momentan<br />
auf einem finanziell soliden Boden.<br />
Schällebaum betonte, dass der Mitgliederbeitrag,<br />
der für das kommende Jahr unverändert<br />
bleibt, ausschliesslich für das<br />
Journal und für eine Abgeltung an den<br />
<strong>VSAO</strong> verwendet werde. Sämtliche sonstigen<br />
Aufwendungen für MEDISERVICE<br />
würden von der Non-Profit-Organisation<br />
selbst erwirtschaftet.<br />
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Kathrin Grüneis<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
9
Politik<br />
10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Politik<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
weiterbildung<br />
«Eine schöne Veranstaltung»<br />
Am 16. November fand in Bern zum siebten Mal der Medifuture-Kongress statt. Und keine Spur<br />
vom «verflixten siebten Jahr» – im Gegenteil. Medifuture hat Fahrt aufgenommen und sich zu<br />
einer Institution entwickelt. Gegen 300 Besucherinnen und Besucher liessen sich über aktuelle Entwicklungen<br />
im Gesundheitswesen informieren und von exemplarischen Arztkarrieren inspirieren.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Micha Riechsteiner.<br />
Einige wissen bereits bei Studienbeginn<br />
genau, in welche Richtung sie gehen wollen.<br />
Für andere konkretisiert sich das Ziel<br />
erst während der Weiterbildung. So oder<br />
so, wer an den MEDIfuture-Kongress<br />
kommt, möchte mehr über die Möglichkeiten<br />
erfahren, die der Arztberuf bietet.<br />
«Was braucht es, um eine gute Ärztin bzw.<br />
ein guter Arzt zu sein?» Mit dieser Frage<br />
eröffnete Prof. Guido Beldi, Leitender Arzt<br />
für Viszeralchirurgie am Berner Inselspital,<br />
sein Referat. Aus seiner Sicht sind es<br />
drei Dinge: Freude an der alltäglichen<br />
Arbeit, Verantwortungsbewusstsein und<br />
Hartnäckigkeit. Beldi tröstete all jene, die<br />
befürchten, sie seien mit zwei linken Händen<br />
zur Welt gekommen und deshalb<br />
nicht geeignet für die Chirurgie. «Praktisch<br />
alles in der Chirurgie ist lernbar.»<br />
Mindestens ebenso wichtig wie das Handwerk<br />
sei im Übrigen, eine differenzierte<br />
Diagnose stellen zu können. Da Chirurgie<br />
ein Fach für Teamplayer ist, erstreckt sich<br />
das Verantwortungsbewusstsein nicht nur<br />
auf die Patienten, sondern schliesst die<br />
Teammitglieder im selben Masse ein. Wer<br />
einen chirurgischen Facharzt anstrebt,<br />
dem empfiehlt Beldi, seine Weiterbildung<br />
wechselweise an Universitätskliniken und<br />
an kantonalen bzw. regionalen Spitälern<br />
zu absolvieren.<br />
Viehschau und<br />
Seelenpflege<br />
«I, Herr Doktor, mir tued aues weh.»<br />
Wenn eine Patientin mit diesen Worten<br />
das Sprechzimmer betritt, weiss Connor<br />
Fuhrer, dass die für eine Konsultation<br />
eingeplanten fünfzehn Minuten sicherlich<br />
nicht ausreichen werden. Der junge Hausarzt,<br />
welcher gemeinsam mit seinem Vater<br />
und einem weiteren Arzt eine Praxis in<br />
einer Kleinstadt betreibt, bezeichnet sich<br />
selbst immer noch «als begeistertes<br />
Greenhorn». Begeistert ob der Vielzahl der<br />
unterschiedlichen Krankheitsbilder, begeistert<br />
von den Begegnungen mit den<br />
verschiedenartigsten Patienten und deren<br />
Angehörigen. Als Greenhorn, weil er täglich<br />
hinzulernt, nicht zuletzt dank seinem<br />
Vater. Wer kennt nicht die Gruselgeschichten<br />
von den abgetrennten Gliedmassen,<br />
die in Taschentücher verpackt, einen Tag<br />
nach dem Evenement samt Besitzer den<br />
Weg in die Praxis finden? Alles Mythen<br />
und Legenden? Fuhrers Erfahrungen be-<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
13
weiterbildung<br />
weisen das Gegenteil. Zwar war der Fuss<br />
noch dran, aber die Knochen waren zertrümmert,<br />
als der ältere Mann in die Praxis<br />
humpelte. Geholt hatte er sich die<br />
Verletzung am Vortag, als er half, Gatter<br />
für die Viehschau aufzustellen. Um einiges<br />
diffuser ist das Krankheitsbild der<br />
oben erwähnten Dame. Sie konsultiert<br />
den Arzt regelmässig wegen unterschiedlichsten<br />
Leiden, offensichtlich ohne Erfolg.<br />
Als Fuhrer sich eines Tages ein Herz<br />
fasste und die Patientin fragte, ob seine<br />
Behandlung irgend eine positive Wirkung<br />
zeige, meinte sie voller Überzeugung:<br />
«Natürlich, Herr Doktor, es tued mer guet,<br />
mit Euch chönne z’rede.» Fuhrer ist sicher,<br />
dass die Hausarztmedizin vor allem<br />
Vorteile hat, zumal das Einzelkämpfertum<br />
am Aussterben ist. Seine Zukunftspläne<br />
weisen folglich in diese Richtung:<br />
In einigen Jahren soll die heutige Gruppenpraxis<br />
zu einem veritablen Ärztezentrum<br />
ausgebaut worden sein.<br />
An dieser Stelle danken wir allen Sponsoren und Ausstellern,<br />
insbesondere santémed, für die Unterstützung.<br />
Ebenso danken wir den Referentinnen und Referenten.<br />
Ohne sie wäre MEDIfuture <strong>2013</strong> nicht zustande gekommen.<br />
Der nächste MEDIfuture-Kongress findet am<br />
Samstag, 15. November 2014, statt.<br />
Arbeit als Passion<br />
Die von Guido Beldi geforderte Freude an<br />
der alltäglichen Arbeit verband alle Referenten<br />
am diesjährigen MEDIfuture. Zu<br />
einer wahren Leidenschaft sind sie beispielsweise<br />
bei Martin Schär und Karin<br />
Hartmann geworden.<br />
Der Haus- und Sportarzt Martin Schär<br />
betreut neben seiner normalen Praxistätigkeit<br />
den Berner Eishockeyclub SCB als<br />
Teamarzt. Obschon zwischen August und<br />
April praktisch jedes Wochenende verplant<br />
ist, bezeichnete Schär seine Tätigkeit beim<br />
SCB als «Burn-out-Prophylaxe». Ihm gefallen<br />
der enge Kontakt zu den Sportlern<br />
und die speziellen Herausforderungen,<br />
welche ihre Behandlung an ihn stellen.<br />
Nebst der medizinischen Betreuung muss<br />
man lernen, mit dem Zeitdruck umzugehen,<br />
da Sportler so schnell als möglich<br />
wieder spielen wollen. Ebenso muss man<br />
im Umgang mit den Medien versiert sein<br />
und wissen, was man kommunizieren<br />
darf. Und schliesslich muss man akzeptieren,<br />
dass die Sportler nicht immer auf<br />
die ärztlichen Bedenken eingehen, sondern<br />
spielen wollen. «Es ist schwierig, einem<br />
Spieler zu verbieten aufs Eis zu gehen,<br />
wenn man weiss, dass seine Karriere<br />
davon abhängt.»<br />
Mit ganz andern Problemen hat Karin<br />
Hartmann zu kämpfen. Die Oberärztin<br />
Pädiatrie ist für Médecins sans Frontières<br />
(MsF) tätig. Zu Beginn ihres Referats zeigte<br />
sie einen kurzen Film, der klar machte,<br />
wie wichtig die Tätigkeit von MsF ist. Wer<br />
sich geistig bereits in einem Buschspital<br />
am Krankenbett sah, den holte Karin<br />
Hartmann schnell in die Realität zurück.<br />
Gehe man für MsF auf einen Einsatz, sei<br />
man nicht in erster Linie an der Front<br />
tätig, sondern habe die Funktion eines<br />
Oberarztes, betonte sie. Laut Hartmann<br />
besteht ein Grossteil der Arbeit darin, die<br />
lokalen Angestellten fortzubilden, zu unterstützen<br />
und zu überwachen. Zudem sei<br />
man mit Administration und Organisation<br />
beschäftigt, müsse sich bspw. darum<br />
kümmern, dass die Behelfsspitäler Strom<br />
und Wasser hätten. Vorausgesetzt wird<br />
folglich ein FMH-Titel, Organisationstalent,<br />
diplomatisches Geschick, Flexibilität,<br />
Ausdauer (lange Arbeitszeiten) und Teamgeist.<br />
Ein Einsatz dauert in der Regel sechs<br />
Monate, der Einsatzort ist nicht frei wählbar,<br />
ebenso wenig kann man mit seiner<br />
Familie auf einen Einsatz gehen.<br />
Terrain abstecken<br />
In welchem Rahmen wird diese Freude<br />
am Berufsalltag künftig ausgelebt werden?<br />
Nico van der Heiden, Leiter Politik<br />
und Kommunikation <strong>VSAO</strong>, gab einen<br />
Abriss über die Gesundheitspolitik und<br />
ging in seinen Ausführungen vor allem<br />
auf den Ärztemangel, das Arbeitsgesetz<br />
sowie den Zulassungsstopp ein. Wie man<br />
ohne grosse Umwege zu seinem Facharzttitel<br />
kommt, zeigte Christoph Hänggeli,<br />
Geschäftsführer des SIWF, auf. Die Chefärztin<br />
Pädiatrie Traudel Saurenmann<br />
schliesslich belegte anhand ihrer eigenen<br />
Biografie, dass es möglich ist, Familie und<br />
Karriere zu verbinden. Sie riet den anwesenden<br />
Frauen, Karriere und Familie<br />
nicht voneinander abhängig zu machen,<br />
sondern das zu tun, was man wirklich tun<br />
wolle, ohne die Vereinbarkeit ständig im<br />
Blick zu haben.Eine nicht repräsentative<br />
Umfrage unter einigen Besucherinnen<br />
und Besucher zeigte, dass der diesjährige<br />
MEDIfuture-Kongress grossen Anklang<br />
fand. Viele waren sehr zufrieden und beabsichtigen,<br />
im nächsten Jahr wiederzukommen,<br />
einige waren «Wiederholungstäter»<br />
und auch dieses Mal sehr angetan.<br />
Oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte:<br />
«Es ist einfach eine schöne Veranstaltung.»<br />
■<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
weiterbildung<br />
SIWF-Projektförderung:<br />
ärztliche Weiterbildung unterstützen<br />
Das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung lanciert eine Ausschreibung zur<br />
Förderung von Weiterbildungsprojekten. Mit der SIWF-Projektförderung werden künftig Projekte<br />
finanziell unterstützt, die zur Verbesserung der ärztlichen Weiterbildung und zur Entlastung der<br />
Weiterbildungsverantwortlichen beitragen.<br />
Dr. med. Werner Bauer, Präsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF;<br />
Christoph Hänggeli, Geschäftsführer des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF<br />
Eine wichtige Aufgabe des Schweizerischen<br />
Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung<br />
SIWF ist es, die Qualität der ärztlichen<br />
Weiterbildung weiterzuentwickeln. Die Belastung<br />
der Weiterbildungsverantwortlichen<br />
nimmt stetig zu und die Spitalstrukturen<br />
verändern sich laufend: Die finanziel len und<br />
zeitlichen Ressourcen werden immer knapper.<br />
Deshalb hat das SIWF zur Ergänzung<br />
der bisherigen Instrumente wie den Weiterbildungsprogrammen<br />
und -konzepten, regelmässigen<br />
Visitationen von Weiterbildungsstätten<br />
sowie der jährlichen Assistenzärzte-Umfrage<br />
nach neuen Möglichkeiten<br />
zur Unterstützung der Weiterbildungsverantwortlichen<br />
gesucht. Die SIWF-Projektförderung<br />
ist ein neues Instrument zur Verbesserung<br />
der ärztlichen Weiterbildung. Durch die<br />
finanzielle Unterstützung von ausgewählten<br />
Projekten will das SIWF den Weiterbildenden<br />
ihre Aufgabe erleichtern.<br />
Projektinhalt und<br />
Methodik offen<br />
Die SIWF-Projektförderung richtet sich an<br />
Weiterbildungsverantwortliche von anerkannten<br />
schweizerischen Weiterbildungsstätten<br />
– sowohl an Einzelpersonen als<br />
auch an Teams. Der Projektinhalt und die<br />
Methodik sind weitgehend offen. Mögliche<br />
Projektinhalte sind beispielsweise didaktische<br />
Hilfsmittel, «teach the teachers»-Angebote,<br />
IT-Anwendungen, interaktive E-<br />
Learning-Tools, Methoden zur optimalen<br />
Einführung am Arbeitsplatz oder zur Vermittlung<br />
und Evaluation von Kompetenzen.<br />
Ebenso sind Projektvorschläge willkommen<br />
zur administrativen Entlastung<br />
der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung,<br />
zu Entwicklungen im Bereich der Simulation<br />
oder «skills labs».<br />
Projektanträge jetzt<br />
einreichen<br />
Das vorgeschlagene Projekt muss umsetzbar<br />
und auch für andere Weiterbildungsstätten<br />
anwendbar sein. Die Unterstützung des Projekts<br />
kann entweder die vollständige Finanzierung<br />
oder einen Beitrag an ein grösseres<br />
Projekt umfassen. Das Projekt sollte bis<br />
Mitte 2015 abgeschlossen sein, ein erster<br />
Zwischenbericht wird Ende 2014 erwartet.<br />
Anträge für eine SIWF-Projektförderung<br />
müssen folgende Punkte enthalten:<br />
• Ziel des Projekts<br />
• Beschreibung der Methode und des Produkts<br />
bzw. Resultats<br />
• Nutzen für die ärztliche Weiterbildung<br />
• Breite der Nutzungsmöglichkeiten,<br />
Übertragbarkeit<br />
SIWF-Projektförderung: Projektanträge jetzt einreichen!<br />
Das SIWF fördert Projekte, welche die ärztliche Weiterbildung direkt unterstützen. Haben Sie eine Idee<br />
oder bereits ein überzeugendes Konzept, welches Sie umsetzen möchten? Senden Sie Ihren Projektantrag<br />
in elektronischer Form an: siwf@fmh.ch mit dem Vermerk «SIWF-Projektförderung»<br />
Einsendeschluss: 15. Januar 2014<br />
Informationen finden Sie auch unter www.siwf.ch. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an siwf@fmh.ch<br />
oder Tel. 031 359 11 11.<br />
Rechtliche Hinweise: Das SIWF behält sich das Recht vor, den Projektwettbewerb bei Vorliegen<br />
besonderer Umstände abzusagen oder die Teilnahmebedingungen und die Beitragssumme zu<br />
ändern. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Mitglieder der Jury dürfen sich nicht für eine SIWF-Projektförderung bewerben.<br />
• Evaluationskriterien und Messgrössen<br />
• Zeitplan<br />
• Detailliertes Budget der Gesamtfinanzierung<br />
oder der Teilfinanzierung<br />
• Projektverantwortliche Person mit den<br />
Kontaktangaben<br />
Die Projektanträge können bis am 15. Januar<br />
2014 in elektronischer Form an siwf@<br />
fmh.ch mit Vermerk «SIWF-Projektförderung»<br />
eingereicht werden. Anschliessend<br />
beurteilt eine Jury die eingegangenen Anträge.<br />
Diese setzt sich aus Mitgliedern des<br />
SIWF-Vorstands und der SIWF-Geschäftsleitung<br />
zusammen. Die Jurorinnen und<br />
Juroren entscheiden bis Ende Januar 2014,<br />
welche Projektanträge unterstützt werden.<br />
Maximal stehen CHF 100 000 zur Verfügung:<br />
Der Beitragsrahmen für eine vollständige<br />
Projektfinanzierung beträgt<br />
zwischen CHF 40 000 bis 60 000, für Teilfinanzierungen<br />
sind Beträge zwischen<br />
CHF 10 000 bis 20 000 vorgesehen. Die Aufteilung<br />
und Ausschöpfung der zur Verfügung<br />
stehenden Förderungsmittel liegt in<br />
der Kompetenz der Jury.<br />
Neue Impulse durch die<br />
SIWF-Projektförderung<br />
Die abgeschlossenen Projekte werden auf<br />
www.siwf.ch und in der Schweizerischen<br />
Ärztezeitung publiziert sowie an einer Veranstaltung<br />
des SIWF vorgestellt. Die Ergebnisse<br />
der geförderten Projekte werden damit<br />
sowohl Fachleuten als auch einem<br />
breiteren Publikum zugänglich gemacht<br />
und sollen neue Impulse für weitere Projekte<br />
zur Verbesserung der ärztlichen Weiterbildung<br />
geben.<br />
Kontakt: SIWF Schweizerisches Institut für<br />
ärztliche Weiter- und Fortbildung FMH,<br />
Elfenstrasse 18, Postfach 300, 3000 Bern 15,<br />
Tel. 031 359 11 11, siwf@fmh.ch ■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
15
weiterbildung<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Echo ohne Nachhall<br />
Wichtiger Bestandteil einer guten Weiterbildung<br />
ist das Feedback der Vorgesetzten,<br />
beispielsweise zu unseren klinischen Fertigkeiten.<br />
An einer meiner früheren Weiterbildungsstätten<br />
war dieses Feedback<br />
sehr selten, es beschränkte sich fast ausschliesslich<br />
auf die periodischen Mitarbeiterbeurteilungen<br />
(MBU). Ich hatte den<br />
Eindruck, dass die MBU weniger aus Überzeugung,<br />
als vielmehr auf Drängen der<br />
Personalabteilung hin durchgeführt wurde.<br />
Dies führte unweigerlich dazu, dass<br />
beide Parteien die MBU eher als lästige<br />
Pflicht, denn als Mehrwert für ihre Tätigkeit<br />
empfanden. Meine MBU begann in<br />
der Regel mit einleitenden Bemerkungen<br />
meiner Vorgesetzten, dass man in der zu<br />
beurteilenden Zeitperiode ja kaum mit<br />
mir zusammengearbeitet hätte und deshalb<br />
wenig zu meiner eigentlichen Tätigkeit<br />
sagen könne. Konsequenterweise war<br />
der Inhalt des weiteren Gesprächs sehr<br />
oberflächlich und endete mit den Formalitäten<br />
der Personalabteilung.<br />
Jene Gespräche hatten aus oben genannten<br />
Gründen wenig Tiefgang. Diese oberflächliche<br />
Beurteilung mag auf den ersten<br />
Blick den Vorteil haben, dass sie kaum<br />
persönliche Kritik beinhaltet, allerdings<br />
bleibt man am Ende im Dunkeln, wo man<br />
überhaupt steht und wo Verbesserungspotential<br />
bestünde. Die Inhaltslosigkeit hinterlässt<br />
einzig den Nachgeschmack von<br />
vertaner Zeit. Selbst die Tatsache, dass die<br />
MBU teilweise lohnrelevant waren, änderte<br />
an der Bedeutung dieser Gespräche<br />
nichts. Hätte im klinischen Alltag eine<br />
offene Feedbackkultur geherrscht, hätte<br />
ich akzeptieren können, dass die MBU<br />
eine eher formale Sache waren. Leider<br />
blieben an jener Klinik Feedbacks aber im<br />
Wesentlichen auf diese Mitarbeiterbeurteilungen<br />
beschränkt.<br />
Ich möchte nicht falsch verstanden werden:<br />
Ich stelle die regelmässigen Mitarbeiterqualifikationen<br />
keineswegs in Frage;<br />
dennoch denke ich, dass Beurteilungen<br />
nur dann Sinn ergeben, wenn sie auf Erfahrungen<br />
und Beobachtungen beruhen,<br />
kurz wenn der Beurteiler den Beurteilten<br />
und dessen Arbeit auch wirklich einschätzen<br />
kann. Ansonsten ist die Zeit vergeudet.<br />
Darüber hinaus darf das Feedback sich<br />
nicht auf fixe Termine konzentrieren,<br />
sondern sollte zum klinischen Alltag gehören.<br />
Grosse Hoffnungen hege ich bezüglich der<br />
flächendeckenden Einführung arbeitsplatzbasierter<br />
Assessments (AbAs). Auch<br />
wenn mir bewusst ist, dass diese einen<br />
zusätzlichen Aufwand für alle bedeuten<br />
können, denke ich, dass hier Weiterbildner<br />
und Weiterzubildende profitieren. Einerseits<br />
lassen regelmässige Feedbacks die<br />
Weiterzubildenden nicht im leeren Raum<br />
stehen, sondern geben ihnen konkreten<br />
Anlass, sich selbst zu reflektieren und zu<br />
verbessern. Andererseits erlaubt die<br />
Sammlung verschiedener AbAs den Weiterbildnern,<br />
sich ein konkretes Bild zu<br />
machen. Folglich stützen sich Rückmeldungen<br />
zum Beispiel im Rahmen einer<br />
MBU auf etwas breitere Erfahrungswerte<br />
ab. Und vielleicht lassen sich damit Sätze<br />
verhindern, wie ich sie an einer MBU gehört<br />
habe: «Wir haben zwar kaum zusammengearbeitet,<br />
aber wir glauben, dass<br />
du es gut gemacht hast!» ■<br />
Ryan Tandjung, Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
weiterbildung<br />
A B C D E F ...<br />
a b c d e f ...<br />
LESEN LERNEN<br />
Sense and Sensibility, Volume 1<br />
Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Auch die besten diagnostischen Tests liefern<br />
nicht immer korrekte Resultate. Um<br />
die Güte von Tests abzuschätzen, werden<br />
die Testresultate in sogenannten Accuracy<br />
studies mit dem Goldstandard verglichen,<br />
also der besten verfügbaren Methode zur<br />
Beurteilung, ob bei einem Patienten die<br />
vermutete Krankheit vorhanden ist oder<br />
nicht. Diese Studien stellen die Resultate<br />
von Test und Goldstandard üblicherweise<br />
in einer Vierfeldertafel dar, woraus sich die<br />
folgenden Masszahlen berechnen lassen<br />
(siehe Abbildung).<br />
Die Sensitivität eines Tests gibt an, bei<br />
welchem Prozentsatz tatsächlich erkrankter<br />
Patienten die Krankheit durch den Test<br />
erkannt wird. Sie berechnet sich als Quotient<br />
aus richtig positiven Testergebnissen<br />
und der Summe von richtig positiven und<br />
falsch negativen Testergebnissen. Je höher<br />
die Sensitivität eines Tests ist, desto sicherer<br />
erfasst er die Erkrankung.<br />
Die Spezifität eines Tests gibt die Wahrscheinlichkeit<br />
an, dass Patienten, die<br />
nicht an der betreffenden Krankheit leiden,<br />
vom Test auch als gesund erkannt<br />
werden. Sie wird definiert als der Quotient<br />
aus richtig negativen Testergebnissen und<br />
der Summe aus falsch positiven und richtig<br />
negativen Testergebnissen. Je höher die<br />
Spezifität eines Tests ist, desto sicherer<br />
erfasst er Patienten ohne die Krankheit.<br />
Im klinischen Alltag sind Sensitivität und<br />
Spezifität allerdings nicht sehr geeignete<br />
Masse, weil dort ein positives oder negatives<br />
Testresultat vorliegt und wir vielmehr<br />
an der Wahrscheinlichkeit interessiert<br />
sind, dass dieses Ergebnis korrekt ist. Diese<br />
Information können uns die prädiktiven<br />
Werte (oder Vorhersagewerte) liefern.<br />
Der positiv prädiktive Wert ist die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Patienten<br />
mit positivem Testresultat die<br />
Krankheit tatsächlich vorliegt. Entsprechend<br />
ist der negativ prädiktive Wert<br />
definiert als der Anteil an nicht erkrankten<br />
Patienten, bei denen der Test negativ<br />
ausgefallen ist. Wichtig ist, dass diese<br />
Vorhersagewerte von der Prävalenz der<br />
Krankheit in der zugrundeliegenden Population<br />
abhängig sind.<br />
Genug der trockenen Definitionen. Im<br />
nächsten Beitrag werden wir anhand von<br />
Beispielen sehen, wie diese Masszahlen<br />
im klinischen Alltag zu interpretieren<br />
sind.<br />
■<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
17
weiterbildung<br />
Familienfreundliche Massnahmen<br />
zahlen sich aus<br />
Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin <strong>VSAO</strong> / Projektverantwortliche<br />
Die Vereinbarkeit von Arztberuf und Familie/Privatleben<br />
zu verbessern, ist ein<br />
zentrales Anliegen des <strong>VSAO</strong>. Davon zeugen<br />
die verschiedenen Projekte des <strong>VSAO</strong>,<br />
u.a. die Hilfe bei der Suche nach einem<br />
geeigneten Kitaplatz oder das neue Angebot<br />
eines Coachings. Mehr Informationen<br />
hierzu finden sich auf unserer Website<br />
(www2.vsao.ch) in der Rubrik «Arztberuf<br />
und Familie/Privatleben».<br />
Das Thema ist nicht nur für alle Ärztinnen<br />
und Ärzte als Arbeitnehmende wichtig,<br />
sondern sollte auch für das Spital als<br />
Arbeitgeber zu den obersten Prioritäten<br />
zählen. Nur einem familienfreundlichen<br />
Spital wird es gelingen, sich längerfristig<br />
als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.<br />
Auch bei der Personalrekrutierung<br />
wird es ein familienfreundliches Spital<br />
einfacher haben: Bei der erfolgreichen<br />
Suche nach qualifizierten Ärztinnen und<br />
Ärzten spielt die Familienfreundlichkeit<br />
des Spitals eine entscheidende Rolle. Familienfreundliche<br />
Massnahmen sind<br />
nämlich keinesfalls Kostentreiber für ein<br />
Spital, sondern zahlen sich sogar betriebswirtschaftlich<br />
aus! Dies belegt die seit<br />
kurzem auf unserer Website verfügbare<br />
Studie «Familienfreundliche Massnahmen<br />
in Spitälern. Betriebswirtschaftliche<br />
Effekte einer familienbewussten Personalpolitik<br />
für den ärztlichen Bereich». Die<br />
wichtigsten Punkte und Erkenntnisse aus<br />
der Studie werden nun in einer ansprechenden<br />
Broschüre zusammengefasst. Die<br />
Broschüre wird Anfang 2014 zur Verfügung<br />
stehen, u.a. auch zum Herunterladen<br />
auf unserer Website, und soll vielseitig<br />
verwendet werden können. Vor allem soll<br />
sie an die Verantwortlichen der Spitäler<br />
herangetragen werden. Die Broschüre soll<br />
ebenso dem einzelnen Mitglied dienen,<br />
um seinen Vorgesetzten von der Umsetzung<br />
einer familienfreundlichen Massnahme<br />
zu überzeugen (z.B. Schaffung<br />
einer Teilzeitstelle). Nicht zuletzt soll sie<br />
der Politik und weiteren Playern als handliches<br />
Argumentarium dienen mit dem<br />
Ziel, die Vereinbarkeit von Arztberuf und<br />
Familie/Privatleben zu verbessern.<br />
In Umsetzung ist ebenso der Aufbau einer<br />
Kartei mit sog. Best-Practice-Beispielen<br />
auf unserer Website: Jene Spitäler oder<br />
Kliniken, welche bereits familienfreundliche<br />
Massnahmen in ihrem Betrieb umgesetzt<br />
haben, erhalten die Möglichkeit,<br />
sich auf unserer Website als vorbildliche<br />
Beispiele zu präsentieren. Im Journal werden<br />
wir weiter darüber informieren und<br />
auch einige dieser Best-Practice-Beispiele<br />
vorstellen.<br />
Nachfolgend eine Sammlung ausgewählter<br />
Links zum Thema der Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie/Privatleben:<br />
Plattform Ärzteteilzeit der <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />
Basel: http://www.aerzteteilzeit.ch<br />
Plattform Teilzeitarbeit der <strong>VSAO</strong>-Sek tion<br />
Waadt: http://www.asmav.ch/asmav/<br />
index.php?option=com_binome&view=<br />
binome&Itemid=182<br />
(auf Französisch)<br />
Fachstelle UND – Kompetenzzentrum für<br />
die Umsetzung der Vereinbarkeit:<br />
www.und-online.ch<br />
Plusplus.ch – Netzwerk Beratung Beruf<br />
und Familie: http://www.plusplus.ch<br />
Ein Impuls zu Beruf und Familie:<br />
http://www.gemeinsam-regie-fuehren.ch<br />
COACHING<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben<br />
Telefonische Beratung:<br />
044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />
Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />
meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />
bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />
durch die Fachstelle UND.<br />
Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />
18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
weiterbildung<br />
Pro Familia – Dachverband der Familienorganisationen<br />
und Kompetenzzentrum<br />
für Familienpolitik: http://www.<br />
profamilia.ch/vereinbarkeit.html<br />
Vereinbarkeitsplattform:<br />
http://www.jobundfamilie.ch<br />
Stellennetz für Frauen und Akademikerinnen:<br />
http://www.femdat.ch<br />
Universität Zürich – Gleichstellung – Aktionsplan<br />
Chancengleichheit:<br />
http://www.gleichstellung.uzh.ch/politik/<br />
aktionsplan.html<br />
Frauenzentralen der Schweiz:<br />
http://www.frauenzentrale.ch/html<br />
Informationen zur Mutterschaft – Rechte<br />
der erwerbstätigen Frauen während der<br />
Schwangerschaft:<br />
http://www.infomutterschaft.ch<br />
Die digitale Agenda zur Begleitung<br />
schwangerer Mitarbeiterinnen:<br />
http://www.mamagenda.ch<br />
Kinderbetreuung in der Schweiz:<br />
http://www.kinderbetreuung-schweiz.ch<br />
Informationsplattform des Bundes – Vereinbarkeit<br />
Beruf und Familie:<br />
http://www.berufundfamilie.admin.ch/<br />
informationsplattform/index.html?lang=de<br />
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung<br />
von Frau und Mann:<br />
http://www.ebg.admin.ch<br />
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO<br />
Vereinbarkeit: http://www.seco.admin.<br />
ch/themen/00385/02021/04611/index.<br />
html?lang=de<br />
Frauen und Karriere: http://www.seco.<br />
admin.ch/themen/00385/02021/04612/<br />
index.html?lang=de<br />
BE – Vereinbarkeit: http://www.fambe.<br />
sites.be.ch/fambe_sites/de/index/navi/<br />
index.html<br />
BL/BS – Familienfreundliche Wirtschaftsregion<br />
Basel:<br />
http://www.familienfreundliche-wirtschaftsregion-basel.ch/cms/front_content.php?idcat=57&lang=1<br />
SG – Vereinbarkeit: http://www.sg.ch/<br />
home/staat___recht/recht/gleichstellung/<br />
vereinbarkeit_von.html<br />
SZ – Informationsplattform für Familien<br />
im Kanton Schwyz:<br />
http://www.familienschwyz.ch/index.<br />
php?id=38<br />
ZH – Vereinbarkeit:<br />
http://www.vereinbarkeit.zh.ch/internet/justiz_inneres/vereinbarkeit/de/<br />
home.html sind.<br />
■
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Basel<br />
Sag’s Linda!<br />
Das Universitätsspital Basel (USB) hat vor<br />
Wochen eine Kampagne lanciert: «Sag’s<br />
Linda». Die grünen Plakate hängen überall<br />
in Basel und Umgebung. Im Spital<br />
selber stehen mannshohe Kartongebilde,<br />
von denen uns Linda, die Leiterin des<br />
Qualitätsmanagements USB, freundlich<br />
zulächelt, und die als Briefkästen für die<br />
anonymen Meinungsäusserungen von<br />
Patienten, Angehörigen und Besuchern<br />
dienen. Damit sollen die Stärken und<br />
Schwächen des Spitals zu Tage gefördert<br />
und die Dienstleistungsqualität kontinuierlich<br />
verbessert werden.<br />
Die Kampagne macht nachdenklich,<br />
denn sie erscheint als Ausdruck der verschärften<br />
Wettbewerbssituation zwischen<br />
den Spitälern im Raum Basel, welche einerseits<br />
durch die Verselbständigung der<br />
Spitäler und andererseits durch die Einführung<br />
der Fallpauschalen generiert<br />
wurde. Insbesondere Letztere stellen immer<br />
höhere Leistungsanforderungen an<br />
die Spitalangestellten. Die Kosteneffizienz<br />
ist nach Einführung der Fallpauschalen<br />
verständlicherweise prioritär geworden,<br />
die Behandlung der Patienten (oder neu<br />
Kunden?) soll so rasch wie möglich erfolgen<br />
bzw. abgeschlossen werden. Wir stehen<br />
also unter zunehmendem Zeit- und<br />
damit auch Leistungsdruck.<br />
Die Fallpauschalen haben aber auch einen<br />
erheblichen administrativen Mehraufwand<br />
mit sich gebracht. Die ärztliche Tätigkeit<br />
wird nun immer mehr durch Schreibarbeit<br />
ausgefüllt. Je grösser der Patientendurchlauf,<br />
desto mehr Berichte müssen verfasst<br />
werden. Ein weiteres Beispiel sind neu zusätzliche<br />
ärztliche Berichte, die bei Verlegungen<br />
in bestimmte Abteilungen innerhalb<br />
des USB zu Abrechnungszwecken<br />
erstellt werden müssen. Ausserdem kommt<br />
es immer öfters vor, dass Patienten nach<br />
Stabilisierung ihres Gesundheitszustandes<br />
ohne vollständigen Abschluss der Diagnostik/Therapie<br />
entlassen werden und die<br />
abschliessenden medizinischen Massnahmen<br />
ambulant geplant und damit zusätzlich<br />
durch die Stationsärztinnen und -ärzte<br />
organisiert werden müssen – dies neben<br />
einer nicht geringen Anzahl stationärer<br />
Patienten pro Arzt.<br />
Aber zurück zu Linda: Wie viel die Kampagne<br />
gekostet haben mag? Und warum<br />
wohl nicht auch die Mitarbeiter nach ihrer<br />
Meinung gefragt wurden? Denn vielleicht<br />
hätten diese auch Ideen in Bezug auf die<br />
Beschleunigungen der Behandlungsabläufe<br />
und damit Reduktion der Kosten<br />
einbringen können? Oder sogar Vorschläge<br />
zur Entlastung der Mitarbeiter? Als ich<br />
letzthin diesbezüglich einen Verbesserungsvorschlag<br />
gegenüber einem meiner<br />
Vorgesetzten vorgebracht habe, hat dieser<br />
schmunzelnd erwidert: «Ach, was soll ich<br />
denn da machen, sag’s doch Linda.» Und<br />
– obwohl Linda nicht nach meiner Meinung<br />
gefragt hat – habe ich ihr einen<br />
Zettel in die grosse Kartonbox geworfen,<br />
als Antwort einen dumpfen Aufprall des<br />
Papiers empfangend.<br />
Die Spitäler und das gesamte Gesundheitswesen<br />
befinden sich im<br />
Wandel. Dadurch werden auch<br />
wir Mitarbeiter mit einer veränderten<br />
Arbeitssituation konfrontiert,<br />
in der wir uns zurechtfinden<br />
und unsere Position neu erschaffen<br />
müssen. Somit wird es in<br />
der nächsten Zeit weder Linda<br />
noch uns, dem <strong>VSAO</strong>, an Arbeit<br />
fehlen. <br />
■<br />
Lucia Schönenberger,<br />
Vorstandsmitglied Sektion Basel<br />
Sektion Bern<br />
Abbaualarm<br />
Am 7. November <strong>2013</strong> haben im<br />
ganzen Kanton Bern die Blinklichter<br />
und Sturmlampen vor dem<br />
grössten Abbaupaket in der Geschichte<br />
des Kantons Bern gewarnt.<br />
Im November beschliesst der Grosse Rat<br />
über das grösste Sparpaket in der Geschichte<br />
des Kantons Bern. 2014 sollen 231<br />
Mio., bis 2017 gar 491 Mio. Franken abgebaut<br />
werden. Die Sparmassnahmen haben<br />
gravierende Auswirkungen auf das<br />
Leistungsangebot im Gesundheits-, Sozial-<br />
und Bildungsbereich. Besonders hart<br />
trifft es die Spitex, die Heime, die Behinderten<br />
und die Psychiatrie.<br />
Die kantonalen Psychiatriebetriebe sollen<br />
mit der Streichung von 60 Stellen 5 Mio.<br />
Franken einsparen. Dabei ist das Personal<br />
bereits jetzt am Limit. Die Finanzkommission<br />
schlägt noch eine weitere Sparmassnahme<br />
für die Psychiatrie vor, nämlich<br />
die «Streichung der Mitfinanzierung<br />
des Aufenthaltes nicht mehr spitalbedürftiger<br />
Personen». Was das heisst, erläutert<br />
der Direktor Pflege der UPD, Res Hertig:<br />
«Die Kliniken haben grosse Mühe, Patienten,<br />
die keine Klinik mehr brauchen, in<br />
Wohnheimen unterzubringen.» Es handle<br />
sich um Menschen, die sehr betreuungsintensiv<br />
seien. Der Klinikaufenthalt ist<br />
aber wesentlich teurer als ein Heimplatz.<br />
Im Wissen um diese Problematik gewährt<br />
der Kanton den Kliniken zur Betreuung<br />
von Menschen, die eigentlich in einem<br />
Wohnheim besser aufgehoben wären, eine<br />
höhere Tagespauschale. Dieser höhere<br />
Beitrag soll nun gestrichen werden. Das<br />
bringt dem Kanton Einsparungen von<br />
6,572 Mio. Franken, der Psychiatrie aber<br />
Ausfälle von weiteren 13 Mio. Franken,<br />
weil die Krankenkassen ihren Beitrag<br />
auch senken werden.<br />
Betroffen vom Sparpaket sind aber auch<br />
die somatischen Spitäler. Neben dem<br />
Druck der jährlich sinkenden Tarife, der<br />
zur Schliessung ganzer Abteilungen und<br />
zu verschlechterten Arbeitsbedingungen<br />
führt, sollen die Spitäler nun noch weitere<br />
28 Mio. Franken zum kantonalen Sparpaket<br />
beitragen, indem die Mittel für Zusatzfinanzierungen<br />
(Geld, das der Kanton<br />
zusätzlich zu den Fallpauschalen zahlen<br />
könnte z.B. für Vorhalteleistungen, ärztliche<br />
Weiterbildung etc.) gestrichen werden.<br />
Wir hoffen sehr,<br />
dass der Alarm<br />
im Rathaus angekommen<br />
ist<br />
und Wirkung<br />
zeigt.<br />
20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Spitalstandortinitiative<br />
Das Komitee «Riggisberg ist überall» hat<br />
als Reaktion auf die Schliessung der Geburtsabteilung<br />
in Riggisberg eine Gesetzesinitiative<br />
lanciert, die alle heutigen<br />
Spitalstandorte im Kanton Bern per<br />
Gesetz erhalten will, und zwar muss<br />
überall eine umfassende Grundversorgung<br />
angeboten werden. Dazu<br />
gehören gemäss Initiativtext «die Gewährleistung<br />
einer akutsomatischen Notfallversorgung<br />
rund um die Uhr sowie<br />
insbesondere die Leistungen der Fachbereiche<br />
Innere Medizin, Chirurgie und<br />
Gynäkologie/Geburtshilfe, soweit diese<br />
bisher angeboten wurden». In den Übergangsbestimmungen<br />
wird verlangt, dass<br />
auch die Geburtsabteilung in Riggisberg<br />
weiter betrieben wird.<br />
Der <strong>VSAO</strong> Bern lehnt die Initiative<br />
aus folgenden Gründen ab:<br />
• Es ergibt keinen Sinn, Spitalstandorte<br />
gesetzlich zu verankern, weil sich das<br />
ganze Umfeld verändert und darauf<br />
reagiert werden muss.<br />
• Baserate und Tarife sinken von Jahr zu<br />
Jahr, sodass die Mittel gar nicht mehr<br />
vorhanden sein werden, um alle Spitalstandorte<br />
365 Tage rund um die Uhr zu<br />
betreiben. Schon heute ist das nur mit<br />
massiven Verletzungen des Arbeitsgesetzes<br />
möglich. Ärztinnen und Ärzte<br />
sind aber nicht mehr bereit, auf ein<br />
angemessenes Mass an Freizeit und<br />
Familienzeit zu verzichten.<br />
• Die gleichen Leute, die sich für mehr<br />
Wettbewerb bei den Spitälern und damit<br />
für höheren Kostendruck ausgesprochen<br />
haben, möchten nun die Spitalstandorte<br />
gesetzlich schützen. Das ist ein Widerspruch.<br />
Auch wenn kleine Landspitäler<br />
zum Teil kostengünstig arbeiten, ist der<br />
Betrieb rund um die Uhr doch sehr teuer.<br />
Es kann und darf nicht sein, dass das<br />
auf Kosten des Personals durchgezogen<br />
wird. Denn gespart wird erfahrungsgemäss<br />
in diesem Bereich, da die Personalkosten<br />
rund 70 Prozent der operativen<br />
Kosten ausmachen.<br />
• Die Spitäler leiden unter einem Fachkräftemangel.<br />
Es ist insbesondere<br />
schwierig, genügend Ärztinnen und<br />
Ärzte zu finden. Die Situation wird sich<br />
noch verschärfen, weshalb schon allein<br />
aus diesem Grund Veränderungen in<br />
der Spitalversorgung notwendig sein<br />
werden.<br />
• Die Bevölkerung ist nicht schlechter<br />
versorgt, wenn das Spital etwas weiter<br />
weg ist, im Gegenteil. Die Qualität der<br />
Versorgung steigt mit grösserer Erfahrung<br />
dank höheren Fallzahlen und<br />
dank Personal, das nicht ständig am<br />
Limit arbeiten muss. Es wird wohl niemand<br />
behaupten, dass zum Beispiel die<br />
Schwarzenburger schlechter versorgt<br />
sind, seit sie kein eigenes Spital mehr<br />
haben, sondern nach Riggisberg oder<br />
nach Bern gehen «müssen».<br />
Der <strong>VSAO</strong> ist zwar auch der Meinung, dass<br />
der Zusammenschluss zwischen Inselspital<br />
und Spital Netz Bern alles andere als rund<br />
läuft. Wir bedauern sehr, dass im Tiefenauspital<br />
ohne Not gut funktionierende<br />
Strukturen zerschlagen wurden. Wir haben<br />
auch kein Verständnis dafür, dass Weiterbildungsstellen<br />
gefährdet werden oder dass<br />
Ärzten, die viel geleistet und aufgebaut haben,<br />
ohne Respekt begegnet wird. Wir bedauern<br />
auch, dass zum Teil ungenügend<br />
kommuniziert wurde oder dass wichtige<br />
Angebote wie die stationäre Psychosomatik<br />
im Inselspital geschlossen werden.<br />
Die Spitalstandortinitiative ist aber die<br />
falsche Antwort auf diese Vorfälle und<br />
Entwicklungen. Sie löst kein Problem,<br />
sondern würde weitere Probleme schaffen.<br />
Animationsfilme<br />
«Arbeitsplatz<br />
Spital –<br />
der <strong>VSAO</strong> Bern<br />
hilft»<br />
Assistenzarzt Nino arbeitet in der Gondel<br />
eines Riesenrads, welches sich als eine Art<br />
Hamsterrad entpuppt. Zum Glück<br />
schreibt das Gesetz vor, dass er nach dem<br />
siebten Arbeitstag am Stück 83 Stunden<br />
Ruhezeit einlegen muss. Dann kann er<br />
sich endlich in der Hängematte hoch oben<br />
zwischen den Gondeln erholen.<br />
Oder Assistenzärztin Nina: Sie muss so<br />
viele Überstunden leisten, dass sich bereits<br />
im Mai 140 Stunden angesammelt<br />
haben. Dank <strong>VSAO</strong> Bern weiss Nina, dass<br />
damit das gesetzliche Maximum erreicht<br />
ist und sie für den Rest des Jahres keine<br />
weiteren Überstunden mehr machen<br />
darf, selbst wenn sie jetzt einige Tage frei<br />
nimmt, um sich im Tennis zu üben.<br />
Diese – natürlich überzeichneten – Situationen<br />
aus dem Arbeitsalltag stammen<br />
aus zwei kurzen Animationsfilmen, welche<br />
der <strong>VSAO</strong> Bern Ende November veröffentlicht<br />
hat. Mit einer Serie von mehreren<br />
Zeichentrickfilmen möchte der <strong>VSAO</strong> Bern<br />
die Rechtslage der Assistenz- und Oberärztinnen<br />
und -ärzte bekannter machen.<br />
Verbunden mit einem Augenzwinkern<br />
richten sich die Filme an die Spitalärzte<br />
selber, denn in Diskussionen und in der<br />
Rechtsberatung zeigt sich immer wieder,<br />
dass die Betroffenen ihre Rechte nur beschränkt<br />
kennen. Solches Wissen ist aber<br />
eine Voraussetzung, um bessere Arbeitsbedingungen<br />
zu erwirken.<br />
Eine Arbeitsgruppe des <strong>VSAO</strong> Bern skizzierte<br />
die Grundidee der Filme. Danach<br />
entwickelte der Zeichner Nicolas<br />
d’Aujourd’hui in Zusammenarbeit mit<br />
dem Atelier typisch und der Agentur<br />
Crome die Filmserie weiter. Er konnte<br />
dazu auf die bereits bekannten Hauptfiguren<br />
«Nino» und «Nina» aus der nationalen<br />
Kampagne «spital.illegal.normal?»<br />
zurückgreifen.<br />
Die zwei ersten Filme behandeln die Themen<br />
«Arbeitszeit und Überstunden» und<br />
«Arbeitstage am Stück». Im Frühjahr folgt<br />
der dritte Film zum Thema «Weiterbildung»,<br />
weitere Streifen sind bereits in<br />
Planung. Der <strong>VSAO</strong> Bern ist gespannt auf<br />
die Reaktionen (z.B. an bern@vsao.ch<br />
oder über das Kontaktformular auf der<br />
Website www.vsao-bern.ch).<br />
Für die Verbreitung der Filme ist der <strong>VSAO</strong><br />
Bern auf dich und deine Unterstützung<br />
angewiesen. Die Filme findest du auf<br />
www.vsao-bern.ch oder auf der Kampagnenseite<br />
www.wir-bleiben-dran.ch. ■<br />
Rosmarie Glauser,<br />
Geschäftsführerin Sektion Bern<br />
Ausschnitt aus dem ersten Film<br />
zum Thema «Arbeitszeit und Überstunden»<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
21
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Thurgau<br />
Bessere Arbeitsbedingungen<br />
für Oberärztinnen und -ärzte der<br />
Spital Thurgau AG (STGAG)<br />
Nach rund neun Monaten jederzeit<br />
fair und konstruktiv geführten<br />
Verhandlungen konnten wir<br />
für die Oberärztinnen und -ärzte<br />
der STGAG Verbesserungen aushandeln.<br />
Bisher wurde ein wesentlicher Teil des<br />
Einkommens als monatliche Poolgelder<br />
ausgeschüttet. Da diese keine vertragliche<br />
Grundlage hatten, waren sie nicht gesichert<br />
und wurden auch bei der Lohnfortzahlung<br />
(Krankheit, Unfall) nicht berücksichtigt,<br />
was zu erheblichen Einkommenseinbussen<br />
führen konnte. Ausserdem<br />
führten die Poolgelder dazu, dass an<br />
den meisten Kliniken keine Überzeitentschädigungen<br />
ausbezahlt wurden, weil<br />
bereits mit den Poolgeldern pauschal abgegolten.<br />
Neu ist ein wesentlicher Teil des Zusatzeinkommens<br />
vertraglich abgesichert. Die<br />
Poolzahlungen werden durch Jahreszulage<br />
und Bonus ersetzt. Auf die (grössere)<br />
Jahreszulage besteht neu ein vertraglicher<br />
Anspruch, der Bonus bleibt freiwillige<br />
Zahlung. Neu ist auch, dass die nicht<br />
kompensierte Überzeit jeweils per Ende<br />
des Jahres ausbezahlt wird, und zwar<br />
ohne dass das Zusatzeinkommen daran<br />
angerechnet wird. Es findet also eine saubere<br />
Trennung zwischen Zusatzeinkommen<br />
und Überzeitentschädigung<br />
und eine jährliche Bereinigung der<br />
Überzeiten statt.<br />
Wichtig auch: Die STGAG hat sich verpflichtet,<br />
die internen Prozesse und die<br />
Arbeitseinsatzplanungen im Rahmen der<br />
Möglichkeiten so zu verbessern, dass der<br />
prozentuale Anteil der Überzeitentschädigungen<br />
an der Gesamtzusatzentschädigung<br />
künftig gesenkt und Überzeiten<br />
möglichst vermieden werden. Die Optimierungsprozesse<br />
sind am Laufen.<br />
Gleichzeitig garantiert die STGAG, dass die<br />
Gesamtzusatzentschädigung (Jahreszulage,<br />
Überzeitentschädigung und allfälliger<br />
freiwilliger Bonus) <strong>2013</strong> und 2014<br />
mindestens gleich hoch sein werden wie<br />
2012 (bei gleicher Leistung und gleichem<br />
Beschäftigungsrad). Das gibt uns finanzielle<br />
Sicherheit bis Ende 2014. In der<br />
zweiten Jahreshälfte 2014 werden wir wieder<br />
mit der STGAG zusammen sitzen.<br />
Last but not least: Die STGAG gewährt<br />
FMH-Titelträgern für die externe Fortbildung<br />
im Sinne der FMH-Vorschriften<br />
mindestens zehn Arbeitstage pro Jahr. Dies<br />
war schon bisher gängige Praxis, wird<br />
aber neu im Firmenvertrag so fixiert.<br />
Es freut uns, dass wir mit der STGAG ein<br />
gutes und faires Paket aushandeln konnten.<br />
Das stimmt uns auch für die Zukunft<br />
zuversichtlich.<br />
■<br />
Eric Vultier,<br />
Geschäftsführer <strong>VSAO</strong> Thurgau<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />
auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Wallis<br />
Liebe Mitglieder und Kollegen<br />
Unsere Sektion kann im zweiten Halbjahr<br />
erfreuliche Fortschritte vermelden. Dank<br />
einem starken Kernteam hat der jetzige<br />
Vorstand die wichtigsten Aufgaben, die er<br />
sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt hatte,<br />
erfolgreich zu Ende führen können.<br />
Verhandlungen<br />
Der Nachtrag zur Vereinbarung zu den<br />
Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />
der Assistenz- und Oberärzte des Spitals<br />
Wallis wurde anlässlich unserer letzten<br />
Mitgliederversammlung angenommen.<br />
Die Details zum Nachtrag können Sie im<br />
<strong>VSAO</strong>-Journal <strong>Nr</strong>. 4/13 erschienenen Sektionsbeitrag<br />
nachlesen. Wir haben bis jetzt<br />
keine Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />
dieses Nachtrages festgestellt und hoffen,<br />
dass sich die Mehrheit der betroffenen<br />
Angestellten über verbesserte Arbeitsbedingungen<br />
freuen kann. Wir möchten<br />
hervorheben, dass die Verhandlungen mit<br />
der Direktion in einer sehr kollegialen<br />
Atmosphäre stattgefunden haben. Zudem<br />
möchten wir noch einmal Fürsprecherin<br />
Antoinette Haldy posthum unseren Dank<br />
für ihre wertvolle Arbeit aussprechen.<br />
Was das Thema Verhandlungen angeht,<br />
können wir noch vermelden, dass die Ausarbeitung<br />
eines neuen Gesamtarbeitsvertrages<br />
für das zukünftige Hôpital Riviera-<br />
Chablais (HRC) auf gutem Wege ist. In<br />
Zusammenarbeit mit unseren Kollegen<br />
der Sektion Waadt haben wir nach zehn<br />
Sitzungen mit den Vertretern des HRC die<br />
erste Phase der Verhandlungen abschliessen<br />
können. Wir verfügen jetzt über einen<br />
Entwurf zum zukünftigen Gesamtarbeitsvertrag,<br />
dessen definitiver Inhalt diesen<br />
Winter anlässlich der zweiten Phase der<br />
Verhandlungen ausgehandelt wird.<br />
Nachwuchs<br />
Nach der erneuten Verschiebung der Anstellungstermine,<br />
haben Anfang November<br />
zahlreiche neue Assistenz- und Oberärzte<br />
in den Walliser Spitälern ihre Arbeit angetreten.<br />
Wir wünschen ihnen viel Erfolg und<br />
eine qualitativ hochwertige Weiterbildung.<br />
Anfang 2014 werden wir einen Informationsflyer<br />
zur Sektion Wallis und zum <strong>VSAO</strong><br />
verteilen. Wir hoffen, damit möglichst<br />
viele zu einem Beitritt zur ASMAVal und<br />
einer Mitarbeit im Vorstand motivieren zu<br />
können. Der fehlende Nachwuchs im Vorstand<br />
macht uns Sorgen. Der Vorstand<br />
verkleinert sich jedes Jahr wegen des Abgangs<br />
von Mitgliedern, die sich beruflich<br />
neu orientieren. Diese Tendenz wird zu<br />
Beginn des Jahres 2014 noch ausgeprägter<br />
sein. Bis jetzt konnte sich unsere Sektion<br />
auf ein starkes Kernteam im Vorstand abstützen,<br />
das durch weitere Personen unterstützt<br />
wird, die kürzere Amtszeiten absolvieren.<br />
Wir hoffen, dass dies auch in Zukunft<br />
so möglich sein wird.<br />
In unserem Kanton sind die Spitäler über<br />
das ganze Kantonsgebiet verteilt. Daher<br />
müssen wir in die Einrichtung von «strategischen<br />
Stützpunkten» investieren. Wir<br />
suchen Mitglieder, die interessiert sind,<br />
uns bei unserer Arbeit zu unterstützen<br />
und die bisher geleistete Arbeit nachhaltig<br />
zu sichern, sei es im Unterwallis, im Zentralwallis<br />
oder im Oberwallis. Wir brauchen<br />
neue Kräfte, um weiterhin Eure Interessen<br />
und Rechte zu verteidigen. Jede<br />
Hilfe zählt. Zögert nicht, uns per E-Mail<br />
an secretaire@asmaval.ch zu kontaktieren.<br />
Wir werden Euch gerne mehr Informationen<br />
zu einer Mitarbeit im Vorstand<br />
zukommen lassen.<br />
In diesem Zusammenhang könnt Ihr bereits<br />
das Datum unserer nächsten Mitgliederversammlung<br />
notieren, die am Mittwoch,<br />
26. März 2014, um 20 Uhr<br />
in der Aula des Spitals Sitten stattfinden<br />
wird.<br />
Zum Schluss noch ein Wort zur Fürsprecherin<br />
Valentine Gétaz-Kunz, die nach<br />
dem plötzlichen Tod von Fürsprecherin<br />
Antoinette Haldy, neu durch unsere Sektion<br />
mandatiert wurde. Valentine Gétaz-<br />
Kunz ist in Cully tätig und auf Arbeitsrecht<br />
spezialisiert. Sie hat ihre Tätigkeit im Juni<br />
<strong>2013</strong> aufgenommen und arbeitet zu unserer<br />
vollsten Zufriedenheit. Wir danken<br />
ihr für die bisher geleistete Arbeit und<br />
freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit.<br />
Wir wünschen Euch frohe Festtage und<br />
einen guten Start ins 2014. ■<br />
Beste Grüsse<br />
Manuel Pernet, Sekretär<br />
Jessika Métrailler-Mermoud,<br />
Präsidentin<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
23
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Vor zwei Jahren habe ich<br />
bei einem Hausarzt eine<br />
Praxisassistenz absolviert.<br />
Nun ergibt sich die Gelegenheit,<br />
am selben Ort eine<br />
Praxis zu übernehmen. Ich<br />
möchte dies gerne tun,<br />
frage mich aber nun, ob ich<br />
dies trotz Konkurrenzverbot<br />
in meinem Arbeitsvertrag<br />
darf.<br />
Nicht selten wird bei der Anstellung einer<br />
Ärztin oder eines Arztes in einer Privatpraxis<br />
ein Konkurrenzverbot vereinbart. Damit<br />
will sich der Arbeitgeber vor unliebsamer<br />
Konkurrenz nach Beendigung des<br />
Arbeitsverhältnisses schützen. Das Konkurrenzverbot<br />
soll verhindern, dass Patientinnen<br />
und Patienten dem ehemaligen<br />
angestellten Arzt in dessen neu gegründete<br />
Praxis folgen. In den Arbeitsverträgen<br />
wird dann etwa formuliert:<br />
«Der Arbeitnehmer verpflichtet sich für<br />
die Dauer von drei Jahren, jede konkurrenzierende<br />
Tätigkeit im selben Notfallkreis<br />
zu unterlassen. Bei jeder Übertretung<br />
dieses Verbots ist eine Konventionalstrafe<br />
von Fr. 50 000 fällig.»<br />
Derartige Konkurrenzverbote im Rahmen<br />
eines ärztlichen Arbeitsvertrages sind<br />
meistens unzulässig und können nicht<br />
durchgesetzt werden.<br />
Das Bundesgericht hat im Falle eines<br />
Zahnarztes, der trotz Konkurrenzverbot<br />
mit vereinbarter Konventionalstrafe von<br />
Fr. 100 000 im selben Gebäude, ja sogar<br />
auf derselben Etage wie sein ehemaliger<br />
Arbeitgeber eine Konkurrenzpraxis erwarb,<br />
die Durchsetzbarkeit des arbeitsrechtlichen<br />
Konkurrenzverbotes verneint<br />
(Urteil vom 13. Juli 2007, 4C. 100/2006).<br />
Der Grund für diesen Entscheid liegt in<br />
der gesetzlichen Bestimmung zum Konkurrenzverbot<br />
selbst (Art. 340 OR) und im<br />
Umstand, dass das Arbeitsrecht viele zwingende<br />
Normen enthält, von denen nicht<br />
oder nur zugunsten des Arbeitnehmers<br />
vertraglich abgewichen werden darf. Nach<br />
der gesetzlichen Bestimmung kann ein<br />
arbeitsrechtliches Konkurrenzverbot nur<br />
gültig vereinbart werden, wenn der Arbeitnehmer<br />
Einblick in den «Kundenkreis<br />
oder in Fabrikations- oder Geschäftsgeheimnisse»<br />
erhält und die Verwendung<br />
dieses Wissens den Arbeitgeber erheblich<br />
schädigen könnte. Sind allerdings die Beziehungen<br />
zwischen Kundschaft und Arbeitgeber<br />
vorwiegend persönlicher Natur<br />
und beruhen sie auf den besonderen Fähigkeiten<br />
des Arbeitgebers, was im Zahnarzt-(und<br />
Arzt-)Patienten-Verhältnis regelmässig<br />
der Fall ist, kann der Arbeitnehmer<br />
aus dem erwähnten Wissen keinen<br />
Nutzen ziehen. Zwar kann dem Arbeitgeber<br />
durchaus ein Schaden entstehen,<br />
wenn der Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis<br />
verlässt und eine eigene, konkurrierende<br />
Praxis eröffnet. Dies ist aber<br />
überwiegend eine Auswirkung der persönlichen<br />
Fähigkeiten des Arbeitnehmers und<br />
nicht eine Folge der Kenntnis des Kundenoder<br />
Patientenstamms des ehemaligen<br />
Arbeitgebers.<br />
Das Bundesgericht hat wie seine Vorinstanz,<br />
das Zürcher Obergericht, festgehalten,<br />
dass in den sogenannten freien Berufen<br />
die Zulässigkeit eines arbeitsrechtlichen<br />
Konkurrenzverbots aus den erwähnten<br />
Gründen eher zu verneinen, wenn<br />
auch im Einzelfall nicht auszuschliessen<br />
sei. Im Zahnarzt-Patienten-Verhältnis sei<br />
wesentlich, dass der Patient nicht nur an<br />
einer erfolgreichen und fachgerechten Behandlung<br />
interessiert sei, sondern ebenso<br />
sehr an der Art und Weise der Behandlung.<br />
Diese Mischung mache das besondere Vertrauensverhältnis<br />
zwischen dem Zahnarzt<br />
und dem Patienten aus. Da es nicht einfach<br />
um eine Fortführung der Krankengeschichte<br />
gehe, habe es am gesetzlich verlangten<br />
Kausalzusammenhang zwischen<br />
der Schädigung des früheren Arbeitgebers<br />
und der Praxisgründung des Arbeitnehmers<br />
gefehlt. Da das Konkurrenzverbot an<br />
sich als unzulässig erachtet wurde, spielte<br />
seine Ausgestaltung, also unter anderem<br />
der relativ geringe Radius des vereinbarten<br />
Verbots von einem Kilometer, im beurteilten<br />
Fall keine Rolle.<br />
Immerhin hat das Bundesgericht festgehalten,<br />
nicht in sämtlichen denkbaren Fällen<br />
müsse ein Konkurrenzverbot zwischen einem<br />
Zahnarzt und seinem Zahnarztassistenten<br />
zwangsläufig unzulässig sein.<br />
Für die ärztliche Praxis ist aus den Erwägungen<br />
des Bundesgerichts abzuleiten,<br />
Dr. iur. Rudolf M. Reck, <strong>VSAO</strong>-ZH<br />
dass immer dann ein Konkurrenzverbot<br />
unzulässig ist, wenn zwischen Arzt und<br />
Patienten ein besonderes persönliches<br />
Verhältnis besteht, was ja glücklicherweise<br />
in den meisten Arztpraxen der Fall ist.<br />
In diesen Fällen nützt dem Arbeitnehmer<br />
die blosse Kenntnis des Patientenstamms<br />
des Arbeitgebers wenig. Auch wenn der in<br />
einer solchen Arztpraxis angestellte Arzt<br />
das vertragliche Konkurrenzverbot bricht,<br />
bleibt dies mit anderen Worten ohne Folgen.<br />
Am ehesten noch kann ein Konkurrenzverbot<br />
in ärztlichen Betrieben zulässig<br />
sein, in denen eine überwiegend unpersönliche,<br />
etwa mit viel Wechsel des<br />
ärztlichen Personals verbundene Betreuung<br />
stattfindet.<br />
Die grundsätzliche Empfehlung lautet, im<br />
ärztlichen Bereich auf Konkurrenzverbote<br />
ganz zu verzichten. Stattdessen sollten<br />
gute Bedingungen offeriert und ein vorbildlicher,<br />
kollegialer Umgang mit den<br />
angestellten Ärztinnen und Ärzten gepflegt<br />
werden.<br />
Konkurrenzverbote im Rahmen von Praxisübernahmeverträgen<br />
sind allerdings<br />
ohne weiteres zulässig. Für sie gelten die<br />
einschränkenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen<br />
nicht. Es kann und soll<br />
durchaus vereinbart werden, dass der Verkäufer<br />
einer Arztpraxis auf künftige konkurrenzierende<br />
Tätigkeiten vollständig<br />
verzichtet, und dass er bei Verstössen eine<br />
Konventionalstrafe zu entrichten hat. ■<br />
24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
-Inside<br />
Felix Widmer<br />
Wohnort: Basel<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: Mai <strong>2013</strong><br />
Arbeitsort: Medizinstudent in<br />
Basel<br />
Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />
professionell, zielorientiert,<br />
herzlich<br />
Felix Widmer vertritt die swimsa im Geschäftsausschuss<br />
des <strong>VSAO</strong>. Er sieht seine<br />
Hauptaufgabe darin, eine optimale<br />
Schnittstelle zwischen den beiden Verbänden<br />
zu bilden. So holt er die Meinungen<br />
auf studentischer Seite ein und setzt sich<br />
mit den Interessen und Möglichkeiten<br />
beider Verbände auseinander. Medizinstudierenden<br />
gegenüber tritt der <strong>VSAO</strong>, so<br />
Felix, als aktiv und einladend auf und<br />
nimmt als moderner und vorbildlicher<br />
Verband die studentischen Interessen als<br />
vollwertig wahr. Als GA-Mitglied habe er<br />
schon jetzt die Gelegenheit, zahlreiche<br />
Facetten des <strong>VSAO</strong> kennenzulernen, was<br />
er sehr schätze und sich deshalb engagiere.<br />
Felix empfiehlt denn seinen Mitstudenten<br />
auch, bereits jetzt kostenlos Mitglied<br />
zu werden.<br />
«Als swimsa-Vertreter werde ich von Anfang<br />
an in spannende und vielfältige Projekte<br />
einbezogen. Die Möglichkeit, im<br />
medizinischen Bereich etwas nachhaltig<br />
zu verändern, gefällt mir sehr. Ausserdem<br />
möchte ich nicht verheimlichen, dass ein<br />
gewisses Eigeninteresse besteht», fasst<br />
Felix sein Engagement zusammen. Speziell<br />
hat ihn die die Aktion «Bananen-<br />
Republik» beeindruckt. Am Ende einer<br />
Geschäftsausschuss-Sitzung entwickelte<br />
sich eine Diskussion wegen der hängigen<br />
Motion zum Arbeitsgesetz, die wieder auf<br />
die lange Bank geschoben zu werden<br />
drohte. Daraufhin beschloss der <strong>VSAO</strong><br />
kurzerhand, den Nationalräten vor dem<br />
Bundeshaus Bananen und Flyer zu verteilen,<br />
um auf die Missstände im Bereich<br />
Arbeitsgesetz aufmerksam zu machen.<br />
Innert sechs Tagen wurde die Aktion auf<br />
die Beine gestellt: Ein riesiges Poster,<br />
100 Bananen und über 200 Flyer standen<br />
bereit! «So kam es, dass ich erst wenige<br />
Monate beim <strong>VSAO</strong> war und Bananen und<br />
Flyer an schmunzelnde Nationalräte verteilte.»<br />
Neben dem abwechslungsreichen und<br />
fordernden Studentenalltag ist Musik<br />
für Felix die optimale Gelegenheit, um<br />
abschalten zu können. Im Moment<br />
spielt er in einem Ensemble und im Universitätsorchester.<br />
Die regelmässigen<br />
Proben seien zwar anstrengend, es mache<br />
aber auch richtig viel Spass! Eines<br />
seiner Ziele ist es, ein guter Mediziner<br />
zu werden. «Ich möchte als Arzt meinen<br />
Mitmenschen so kompetent wie möglich<br />
weiterhelfen können. Ausserdem: Wenn<br />
es den Patienten besser geht, fühlen sich<br />
auch die (angehenden) Ärzte gut.»<br />
Nach seiner beruflichen Laufbahn gefragt,<br />
sagt Felix, er halte sich momentan<br />
noch alle Optionen offen, nach dem<br />
Motto: Matura – Medizinstudium – Astronaut?<br />
Sein nächster Schritt bestehe<br />
jedoch darin, das Staatsexamen zu absolvieren..<br />
<br />
■<br />
26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Simon Stettler<br />
Wohnort: Mühledorf BE<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: November 2008<br />
Funktion im <strong>VSAO</strong>: Geschäftsführer<br />
Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />
ambitioniert, seriös, dynamisch<br />
2002 schloss Simon Stettler das bernische<br />
Anwaltspatent ab. Nachdem er drei Jahre<br />
im Rechtsdienst des UVEK gearbeitet hatte,<br />
wechselte er in den Rechtsdienst der<br />
FMH, wo er rund vier Jahre tätig war.<br />
«Schliesslich kam die Anfrage vom <strong>VSAO</strong>,<br />
ob die Geschäftsführung nicht etwas für<br />
mich sein könnte. Es war etwas für mich»,<br />
sagt Simon Stettler. Ihm sagen die Grundanliegen<br />
des Verbandes zu. Wer könne<br />
schon gegen faire Arbeitsbedingungen<br />
und gute Weiterbildung der jungen Ärztinnen<br />
und Ärzte sein, meint er. Zudem<br />
arbeite er mit guten Leuten zusammen,<br />
was Spass mache. Zu seinen Aufgaben<br />
gehört in erster Linie die Führung der<br />
Geschäftsstelle des <strong>VSAO</strong>. Dann arbeitet er<br />
in verschiedenen Gremien, Arbeits- und<br />
Projektgruppen mit, woraus sich eine gewisse<br />
Vernetzungs- und manchmal auch<br />
Koordinationsfunktion ergibt. Am besten<br />
gefallen Simon die Kontakte mit Gremien<br />
und Mitgliedern, die Vielseitigkeit seiner<br />
Aufgaben und die Flexibilität seiner Arbeitsgestaltung,<br />
vor allem aber sein Team.<br />
In seiner Freizeit treibt er gerne Sport (Eishockey,<br />
Skifahren, Beachvolley …), spielte<br />
ein wenig Gitarre und mag Ausflüge<br />
sowie gemütliche Abende mit Freunden.<br />
Am wichtigsten ist ihm aber die Zeit, welche<br />
er mit seiner Familie verbringen kann.<br />
«Unsere drei Mädchen halten uns ganz<br />
schön auf Trab», sagt er lachend. Sein<br />
grösster Wunsch betrifft denn auch seine<br />
Familie: Er erhofft sich Gesundheit für die<br />
ganze Familie, denn «die kann man sich<br />
nicht kaufen und hat sie auch nur zum<br />
Teil selber in der Hand».<br />
Nach einer Anekdote aus seinem Berufsalltag<br />
gefragt, erzählt Simon, wie der<br />
Postbote eines Morgens ziemlich aufgeregt<br />
erschien und berichtete, es läge eine<br />
Betreibung über mehrere Millionen gegen<br />
den <strong>VSAO</strong> vor. Er habe sich geweigert,<br />
den Zahlungsbefehl entgegenzunehmen<br />
und zu bringen, aus Angst, dass er als<br />
Bote am Ende noch irgendwie «mit drinhängen»<br />
könnte. Simon ging zum Postschalter,<br />
und dort lag tatsächlich ein<br />
Zahlungsbefehl über fünf Millionen gegen<br />
unseren Verband vor. «Als braver<br />
Jurist habe ich noch am Schalter Rechtsvorschlag<br />
dagegen erhoben und danach<br />
den Zahlungsbefehl mitgenommen. Es<br />
stellte sich heraus, dass uns jemand wegen<br />
eines Streits ausserhalb unseres Verbandes<br />
mit Regress drohte. Das Ganze<br />
hatte am Ende für unseren Verband<br />
glücklicherweise keine Konsequenzen.<br />
Aber im ersten Moment haben wir schon<br />
nicht schlecht gestaunt.» ■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
27
fokus<br />
Es ist kein Arzt an Bord<br />
U-Boote haben ihren eigenen Reiz. Unter Wasser ist die Besatzung auf sich allein gestellt, auch in<br />
medizinischer Hinsicht. Ein Behandlungsraum oder gar ein Schiffslazarett gibt es nicht, die medizinische<br />
Ausrüstung ist wegen der Platzverhältnisse auf das Notwendige beschränkt und die Betreuung obliegt<br />
dem Sanitätsmeister, der von geschulten Offizieren und dem Kommandanten unterstützt wird.<br />
Oberstabsarzt Dr. med. Teresa Katharina Langer, 1. U-Boot-Geschwader, Eckernförde<br />
Wer unter die Oberfläche dringt, tut<br />
dies auf eigene Gefahr. Oscar Wilde<br />
Die Tradition von Unterseebooten in den<br />
verschiedenen deutschen Marinen reicht<br />
über 100 Jahre in die Vergangenheit. Aktuell<br />
versehen fast 160 Soldaten ihren<br />
Dienst im 1. U-Boot-Geschwader in<br />
Eckernförde an der Ostseeküste. Die vier<br />
in den Dienst gestellten (zwei Boote befinden<br />
sich in der Bau- bzw. Erprobungsphase),<br />
brennstoffbetriebenen Booten der<br />
Klasse 212 A, gelten als die modernsten<br />
nicht atomaren U-Boote der Welt. Um die<br />
Gefahr beim Eindringen unter die Meeresoberfläche<br />
für die Männer und Frauen<br />
zu minimieren, den Gesundheitszustand<br />
zu bewerten, zu erhalten und gegebenenfalls<br />
wiederherzustellen, werden die<br />
U-Boot-Besatzungen durch das Team des<br />
Geschwadersanitätsbereiches, dem der<br />
Geschwaderarzt vorsteht, betreut.<br />
Einmal abgetaucht steht der sogenannte<br />
Sanitätsmeister, ein Rettungsassistent im<br />
Rang eines höhergestellten Unteroffiziers,<br />
für die insgesamt 28 Besatzungsmitglieder<br />
als «Hausarzt» zur Verfügung. Unterstützt<br />
wird er dabei vom «Alten», dem<br />
U-Boot-Kommandanten, und den Wachoffizieren<br />
an Bord, die neben einer Ausbildung<br />
zum Sanitätshelfer ein intensiviertes<br />
medizinisches Trainingsprogramm<br />
durchlaufen haben, das sie zu einfachen<br />
basis- und notfallmedizinischen Massnahmen<br />
befähigt. Die Versorgung von<br />
Patienten findet in Ermangelung eines<br />
Behandlungsraumes oder gar eines<br />
Schiffslazaretts im «Speisesaal» der Offiziere,<br />
der Messe, statt. Auch die Ausstattung<br />
an medizinischem Material ist aufgrund<br />
des extremen Platzmangels auf das<br />
Notwendigste beschränkt.<br />
Uboot der Klasse 212 A<br />
Ausbildung zur Selbsthilfe<br />
Die Einschiffung von Ärzten an Bord ist<br />
nur in besonderen Fällen vorgesehen. Bei<br />
28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
Sportraum<br />
längeren Seefahrtsvorhaben, wie dem erst<br />
kürzlich beendeten, sechsmonatigen Manöver<br />
vor der amerikanischen Ostküste,<br />
werden U-Boote von einer Überwassereinheit<br />
begleitet, die eine Schiffsarztgruppe<br />
beherbergt.<br />
U-Boote operieren jedoch als sogenannte<br />
Einzelfahrer verdeckt, das heisst, sie klären<br />
im besten Fall unbemerkt auf und<br />
machen sich so bei der Bekämpfung von<br />
Zielen das Überraschungsmoment zu Nutze.<br />
Auch die Tatsache, dass ein Personaltransfer<br />
eines Arztes an oder die Bergung<br />
eines Patienten von Bord nur bei<br />
äusserst günstigen Wetterbedingungen<br />
möglich ist, lässt der medizinischen Ausbildung<br />
der Besatzung einen ganz besonders<br />
hohen Stellenwert zukommen. Darüber<br />
hinaus stehen funkärztliche Beratungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Doch<br />
trotz allen Unterstützungsmöglichkeiten<br />
ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass ein<br />
verletzter U-Boot-Fahrer im Fall der Fälle<br />
von medizinischen Laien, wie den militärischen<br />
Offizieren, so lange versorgt werden<br />
muss, bis die äusseren Umstände eine<br />
Evakuierung oder die Verbringung eines<br />
Arztes zulassen.<br />
Im Hafenbetrieb erfolgt die hausärztliche,<br />
präventiv- und arbeitsmedizinische sowie<br />
gutachterliche Betreuung der U-Boot-<br />
Leute in Zusammenarbeit mit dem Sanitätszentrum<br />
Eckernförde durch den Geschwadersanitätsbereich,<br />
der auch für die<br />
Materialversorgung und die Ausbildung<br />
des Sanitätspersonals verantwortlich ist.<br />
Patientenversorgung<br />
in der Offiziermesse<br />
Hohe Beanspruchung<br />
Die allgemeinen Belastungen, die die Seefahrt<br />
mit sich bringt, wie lange Abwesenheiten<br />
von Zuhause, eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
begrenzter<br />
Bewegungsraum, ein sparsames Freizeitangebot,<br />
Schichtdienst, oft unwirtliche<br />
Wetterverhältnisse mit rauem Seegang<br />
sowie die Beschränkung der Privatsphäre<br />
werden durch die speziellen Besonderheiten<br />
der U-Boot-Fahrerei noch potenziert.<br />
Nicht nur der Mangel an Tageslicht – der<br />
Tauchrekord eines U-Bootes der Klasse<br />
212 A liegt bei 18 Tagen –, sondern auch<br />
die beispiellose räumliche Enge und eine<br />
ausgesprochen hohe Einsatz- und<br />
Übungsfrequenz stellen zusätzliche physische<br />
wie psychische Herausforderungen<br />
für die Soldaten dar.<br />
Ob ein angehender U-Boot-Fahrer, dessen<br />
Verwendung auf einer Unterseeeinheit immer<br />
freiwillig ist, diesen Anforderungen<br />
auch tatsächlich gewachsen ist, wird im<br />
Zuge der Tauglichkeitsfeststellung in der<br />
Abteilung für Tauch- und Überdruckmedizin<br />
am Schifffahrtmedizinischen Institut<br />
der Marine in Kronshagen bei Kiel untersucht.<br />
Hier wird fragebogenbasiert die seelische<br />
Voraussetzung für den beanspruchenden<br />
U-Boot-Dienst evaluiert, die allgemeine<br />
körperliche Gesundheit festgestellt<br />
und die körperliche Fitness der Probanden<br />
leistungsphysiologisch bestimmt. Diese<br />
Tauglichkeitsuntersuchung wird für jedes<br />
Besatzungsmitglied jährlich wiederholt.<br />
Wenig Bewegung,<br />
gute Küche<br />
Sowohl der tägliche Dienstbetrieb als auch<br />
die in regelmässigen Abständen verpflichtenden<br />
U-Boot-Rettungsübungen erfor-<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
29
fokus<br />
dern eine grundsätzliche Fitness, deren<br />
Erhalt sich unter den gegebenen Umständen<br />
an Bord ohne suffiziente Sportmöglichkeiten<br />
und meist mit äusserst guter<br />
Versorgung durch den Smut (Schiffskoch)<br />
schwierig gestaltet. So wundert es nicht,<br />
dass neben akuten und häufig chronifizierenden<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />
die Ausbildung von kardiovaskulären<br />
Risikofaktoren, v.a. nutritiv bedingte<br />
Störungen wie Fettleibigkeit und<br />
ausgeprägte Cholesterin- und Triglyceriderhöhungen,<br />
zu den am weitesten verbreiteten<br />
Krankheitsmustern der U-Boot-<br />
Fahrer zählen. Auch unfallbedingte Verletzungen<br />
sind häufig. Es treten aber auch<br />
psychische Störungen im Sinne von neurasthenischen<br />
Erschöpfungssyndromen<br />
auf. Zur Steigerung der körperlichen Fitness,<br />
vor allen Dingen aber auch zur Stärkung<br />
der seelischen Gesundheit, besteht<br />
die Möglichkeit der Verordnung einer besonderen,<br />
für den Bedarf der U-Boot-Soldaten<br />
angepassten Kurmassnahme, über<br />
die jedoch im Einzelfall entschieden wird<br />
und die einen mindestens dreijährigen<br />
Einsatz auf einem Unterseeboot voraussetzt.<br />
Es ist ganz sicher der herausragenden<br />
Teamfähigkeit, der bewundernswerten<br />
Genügsamkeit und Leidensfähigkeit der<br />
Angehörigen des U-Boot-Geschwaders<br />
sowie der speziellen «Ubootfahrerromantik»<br />
geschuldet, dass für viele Soldaten der<br />
Grundsatz «einmal U-Bootfahrer, immer<br />
U-Bootfahrer» gilt. Eine maximale Einsatzzeit<br />
an Bord gibt es aber auch aufgrund<br />
des extremen Personalmangels<br />
nicht. Nur schwer lassen sich junge Soldaten<br />
davon überzeugen, freiwillig auf den<br />
Luxus von rund um die Uhr erreichbaren<br />
Social Networks etc. zu verzichten. Nichtsdestotrotz<br />
endet die aktive U-Boot-Karriere<br />
meist spätestens zum Ende des dritten<br />
Lebensjahrzehnts, wobei dafür eher selten<br />
gesundheitliche Ursachen, sondern häufiger<br />
laufbahnplanerische Umstände verantwortlich<br />
sind.<br />
■
Beruf und Berufung<br />
Alte Mauern, Strenge und Weltabgewandtheit – das alles trifft auf das Kloster Ingenbohl im<br />
schwyzerischen Brunnen kaum zu. Das Gebäude ist modern, die Kirche von schlichter Schönheit,<br />
und der Garten dient nicht nur kontemplativen Spaziergängen, sondern auch fröhlichen Apéros.<br />
Das Mutterhaus der Ingenbohler Schwestern erlaubt einen Einblick in eine völlig andere Lebensführung.<br />
Mit Schwester Christiane sprach Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Martin Guggisberg.<br />
Eigentlich merkt man zunächst kaum,<br />
dass man in einem Kloster ist. In der<br />
jüngst eröffneten Cafeteria herrscht ein<br />
reges Treiben: Besucher des Therapiebades,<br />
Pilger, Einheimische und einzelne<br />
Schwestern sitzen zusammen und geniessen<br />
an diesem trüben Vormittag Espresso<br />
und Gipfeli. Weltoffen und äusserst humorvoll<br />
reagiert Schwester Christiane auf<br />
das kaum verhohlene Erstaunen, welches<br />
uns angesichts dieses modernen Klosterlebens<br />
befällt. Offensichtlich wird sie nicht<br />
zum ersten Mal mit derartigen Vorurteilen<br />
konfrontiert. Kurz fasst sie die ins frühe<br />
Mittelalter reichende Geschichte der Frauenklöster<br />
zusammen. Über hunderte von<br />
Jahren habe der Eintritt ins Kloster für<br />
eine Frau ein Leben hinter geschlossenen<br />
Mauern bedeutet. Erst im 19. Jahrhundert<br />
seien Gemeinschaften entstanden, die<br />
bewusst ihren Dienst ausserhalb des Klosters<br />
gesucht hätten. Nicht zuletzt angesichts<br />
der prekären gesellschaftlichen<br />
Zustände, die der Staat kaum zu verbessern<br />
vermocht habe. So entstand um 1850<br />
die heute weltweit verbreitete Gemeinschaft<br />
der Ingenbohler Schwestern, welche<br />
sich hauptsächlich in der Krankenpflege,<br />
im Schuldienst und im Sozialbereich engagieren.<br />
Dies bedeutete auch, dass die<br />
Frauen eine Berufsausbildung haben<br />
mussten oder spätestens beim Eintritt ins<br />
Kloster eine erhielten. Offensichtlich bekundete<br />
die Gesellschaft anfangs Mühe<br />
mit den Nonnen «extra muros», wurden<br />
die ersten von ihnen doch bisweilen mit<br />
Steinen und Beschimpfungen empfangen.<br />
Unbeirrt setzten die Ingenbohler Schwestern<br />
ihr Werk fort, gründeten Spitäler,<br />
Schulen und Kinderheime, bildeten Lehrerinnen<br />
aus und ermöglichten Mädchen,<br />
die Matur abzulegen und anschliessend<br />
zu studieren.<br />
Lesen, lernen, lehren<br />
Schwester Christiane wuchs als Hildegard<br />
Jungo im deutschsprachigen Teil des Kantons<br />
Freiburg auf. Als erstes von sieben<br />
Kindern einer Bauernfamilie wurde sie in<br />
ein christliches Milieu hinein geboren.<br />
«Wir waren keine Frömmler, aber als Bauern<br />
wussten wir um die Abhängigkeit von<br />
Gott», sagt sie. Ihre ganze Schulzeit über<br />
wurde sie von Ingenbohler Schwestern<br />
unterrichtet und fand Gefallen an der<br />
Idee, dass Frauen gemeinsam ein soziales<br />
oder pädagogisches Werk vollbringen. Sie<br />
sei ein sehr lebhaftes, unternehmungslustiges<br />
Kind gewesen und habe die kleineren<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
31
fokus<br />
Geschwister herumdirigiert, meint sie<br />
lachend. Und sie habe enorm gerne gelesen<br />
und sei immer interessiert an Menschen<br />
gewesen.<br />
Im Gegensatz zu andern Bauern liess die<br />
Familie Jungo all ihren Kindern eine höhere<br />
Ausbildung zukommen. So kam<br />
Hildegard ihrem Wunsch gemäss ins Lehrerinnenseminar<br />
nach Ingenbohl, wo sie<br />
– gerade 20-jährig – im Jahr 1960 ins<br />
Kloster eintrat. Dort bildete sie sich zur<br />
Sekundarlehrerin weiter und unterrichtete<br />
an einer privaten Mädchenschule in<br />
Gossau SG.<br />
Karriere im Kloster<br />
«Das Leben der Nonnen hat mir imponiert,<br />
und das Religiöse hat mich berührt»,<br />
begründet Schwester Christiane<br />
ihren Entscheid. «Ich habe Freude an der<br />
Bibel und an Jesus Christus, seiner Person,<br />
seiner Art zu leben. Ich wollte etwas davon<br />
lernen und in die Welt hinaustragen.»<br />
Ingenbohl als offenes Kloster erfüllte ihr<br />
Bedürfnis nach der Kombination von<br />
Glaube und Lehre.<br />
Schwester Christiane machte im Kloster<br />
quasi Karriere. Sie wurde Ausbildnerin<br />
künftiger Ordensfrauen und schliesslich<br />
von den Mitschwestern zur Provinzoberin<br />
gewählt. In dieser Funktion war Schwester<br />
Christiane für die damals mehr als tausend<br />
Schwestern in der ganzen Deutschschweiz<br />
verantwortlich. Und sie sass in<br />
den Verwaltungsräten verschiedener zum<br />
Kloster gehörender Institutionen. Ihr<br />
Hauptaugenmerk aber lag auf den Nonnen<br />
und deren Wohlbefinden. «Ich wollte<br />
jede Schwester jedes Jahr wenigstens einmal<br />
sehen, mich nach ihrem persönlichen<br />
Befinden erkundigen und wissen, ob<br />
ich etwas für sie tun könne.»<br />
Aufgrund ihres gewinnenden, verständnisvollen<br />
und klugen Wesens würde<br />
Schwester Christiane dieses Amt wohl<br />
heute noch ausüben. Aber Ingenbohl gehört<br />
zu den franziskanischen Gemeinschaften,<br />
in denen die Amtszeit generell<br />
befristet ist. Nach drei Amtsdauern von je<br />
drei Jahren war Schwester Christiane folglich<br />
nicht ganz unglücklich, das Amt an<br />
eine Nachfolgerin übergeben zu dürfen.<br />
Momentan betreut sie in erster Linie Aussenstehende,<br />
die sich für das Kloster in<br />
irgendeiner Weise interessieren. Als Redaktorin<br />
leitet sie zudem die internationale<br />
Zeitschrift der Gemeinschaft. Dieses<br />
Organ besteht seit 1886 und erscheint<br />
viermal jährlich in vielen Sprachen. Der<br />
Umgang mit moderner Kommunikationstechnologie<br />
ist für die Schwestern selbstverständlich:<br />
Wer nach Ingenbohl kommt,<br />
sieht viele Klosterfrauen vor Bildschirmen<br />
sitzen.<br />
Interesse auf Zeit<br />
Die Arbeit bestimmt zu einem grossen Teil<br />
den Tagesablauf der Schwestern. «Wir<br />
machen den Spagat zwischen weltlichen<br />
Aufgaben und unserer religiösen Verpflichtung»,<br />
erklärt Schwester Christiane.<br />
Morgens, mittags und abends fänden sie<br />
sich zum gemeinsamen Gebet zusammen.<br />
Pro Tag habe zudem jede Schwester<br />
Anrecht auf eine halbe Stunde Meditation.<br />
Nach dem Nachtessen sitze man zusammen,<br />
lese oder sehe fern, beschreibt<br />
Schwester Christiane ihren Tag. «Manchmal<br />
erledige ich abends noch schnell etwas<br />
am Computer, aber das ist freiwillig.»<br />
Ihre Freude am Lesen sei ungebrochen<br />
und beträfe nicht nur geistliche Literatur,<br />
meint sie lachend. Wenn sie Zeit habe,<br />
gehe sie gerne wandern.<br />
Aufgrund des grossen Interesses am Kloster<br />
Ingenbohl und am Klosterleben allgemein<br />
bleibt den zuständigen Schwestern<br />
indes nicht allzu viel freie Zeit. Viele Menschen<br />
unterschiedlicher Konfession und<br />
jeden Alters wollen das Kloster besichtigen.<br />
Dazu kommen hunderte von Pilgern, in<br />
Gruppen oder allein, die ebenfalls betreut<br />
sein wollen. Das «Kloster auf Zeit» ist eine<br />
Möglichkeit, um Abstand vom Alltag zu<br />
gewinnen und zur Ruhe zu kommen.<br />
Schüler und Studierende aller Fachrichtungen<br />
schreiben Matur-, Diplom- oder<br />
Masterarbeiten zu einzelnen Fragen des<br />
Klosters. Die Suche nach einem Sinn im<br />
Leben sei gross. Viele Menschen hätten im<br />
Kloster eine geistige Heimat gefunden; sie<br />
kämen regelmässig, aber blieben nicht.<br />
Hierfür sei wohl die Lebensform im Kloster<br />
zu rigid, stellt Schwester Christiane fest.<br />
Offene Zukunft<br />
In der Schweiz leben heute noch rund 550<br />
Ingenbohler Schwestern, davon etwa 450<br />
in Ingenbohl selbst. Weltweit umfasst die<br />
Gemeinschaft 3500 Mitglieder. Wie alle<br />
Klöster kämpft auch Ingenbohl mit Nachwuchsproblemen.<br />
Eintritte sind selten<br />
geworden, die Überalterung ist deutlich<br />
sichtbar. So dient heute eines der Gebäude<br />
in Ingenbohl-Brunnen als Alters- und<br />
Pflegeheim für betagte Schwestern.<br />
Die Wertewandel seit den 1960er-Jahren,<br />
die Säkularisierung der Gesellschaft, die<br />
Berufschancen für Frauen, das alles seien<br />
Gründe für das mangelnde Interesse an<br />
einem Leben im Kloster. «Vielleicht verkaufen<br />
wir dieses Leben auch zu wenig<br />
attraktiv für die Aussenwelt», merkt<br />
Schwester Christiane selbstkritisch an.<br />
Dennoch gebe es Faktoren, die dem heutigen<br />
Zeitgeist völlig zuwider liefen. So<br />
etwa die lebenslängliche Verpflichtung.<br />
Zwar habe man acht Jahre Zeit, sich den<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
endgültigen Eintritt zu überlegen, aber<br />
danach gelte es für immer. Natürlich habe<br />
es zu jeder Zeit und überall Nonnen gegeben,<br />
die eine Dispens eingeholt hätten und<br />
von den Gelübden befreit worden seien. Als<br />
einziges Kloster in der Schweiz stehe Ingenbohl<br />
jedoch mit seinen ehemaligen<br />
Schwestern in einem engen Kontakt.<br />
«Abschreckend wirkt eventuell auch die<br />
Gütergemeinschaft», fährt Schwester<br />
Christiane fort. «Wir haben zwar alles,<br />
was wir brauchen, aber natürlich in einem<br />
viel bescheidener Rahmen als heute<br />
allgemein üblich. Wir haben vielleicht für<br />
20 Schwestern einen Fernseher, und die<br />
Zahl unserer Autos ist bescheiden.»<br />
Ob es das Kloster in einigen Jahrzehnten<br />
hier in Ingenbohl-Brunnen noch gebe, sei<br />
ungewiss, sagt Schwester Christiane.<br />
«Aber wir können nicht einfach Trübsal<br />
blasen und uns nun aufs Sterben vorbereiten»,<br />
fährt sie lachend fort, «wir leben<br />
unser Leben hier mit Freude und akzeptieren,<br />
was kommt. Wer nicht Geld oder<br />
Karriere in den Mittelpunkt seines Lebens<br />
stelle, wer für andere Menschen da sein<br />
und Jesus nachfolgen möchte, könne im<br />
Kloster ein sinnvolles Leben verbringen,<br />
das sehr viel Freude mache, ist sie überzeugt.<br />
Das Zusammenleben in einer<br />
Gruppe unterschiedlichster Frauen, die<br />
man sich nicht selbst ausgesucht habe, sei<br />
verständlicherweise nicht immer einfach.<br />
Aber ausgerechnet diese wohl schwierigste<br />
Herausforderung mache auch den Reiz<br />
aus. Man erkenne plötzlich den Reichtum,<br />
der dank dieser unterschiedlichen Charaktere<br />
entstehe. Die verschiedenen Farben,<br />
die durch das Dach in den Kirchenraum<br />
fallen, stehen für Schwester Christiane<br />
deshalb symbolisch für die verschiedenen<br />
Individuen, die zusammen den<br />
Reichtum der Ingenbohler Gemeinschaft<br />
bilden.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
fokus<br />
Tunnelbau –<br />
Kunst oder Wissenschaft?<br />
Die Schweiz ist ein Land der Tunnelbauer. Viele Weltrekordleistungen und Pioniertaten wurden<br />
erbracht, welche vor allem mit Gotthard-Eisenbahntunnel, Simplontunnel, Gotthard-Strassentunnel<br />
und Gotthard-Basistunnel verbunden sind. Bis heute sind in der Schweiz rund 2200 km zivile<br />
Tunnel und Stollen erstellt. Ob die Bedeutung des Untertagebaus in Zukunft erhalten bleibt, muss<br />
sich weisen.<br />
Heinz Ehrbar, dipl. Bauing. ETH/SIA, derzeit: Leiter Grossprojekte, DB Netz AG, Frankfurt am Main, früher: Leiter Tunnel- und Trasseebau<br />
Gotthard, AlpTransit Gotthard AG, Luzern<br />
Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts (Urner<br />
Loch bei Andermatt, 1707–1708) werden<br />
in der Schweiz Tunnelbauten erstellt.<br />
Nach zögernden Anfängen mit wenigen<br />
Einzelobjekten führte der Bau des Eisenbahnsystems<br />
bis zum Beginn des ersten<br />
Weltkriegs zum ersten Boom bei Untertagebauten<br />
in der Schweiz, gefolgt vom Ausbau<br />
der Wasserkräfte mit gigantischen<br />
Ausmassen in den 50er und 60er Jahren<br />
des letzten Jahrhunderts. Diese zweite Spitze<br />
wurde vom Bau der Strassen- und Versorgungstunnel<br />
abgelöst, und aktuell geht<br />
die zweite Ausbauphase der Eisenbahntunnel<br />
mit der Fertigstellung der NEAT und<br />
den Durchmesserlinien in Zürich und<br />
Genf (CEVA) ihrem Ende entgegen. Damit<br />
dürfte die Zukunft des Untertagebaus in<br />
den nächsten Jahren in der Schweiz nebst<br />
dem Erhalt der Verkehrsinfrastruktur wohl<br />
wieder bei den Energieprojekten liegen, sei<br />
es beim Ausbau und Ersatz von Wasserkraftanlagen<br />
oder aber bei innovativen<br />
Lösungen für Transportsysteme von Gütern<br />
oder Energie. Tatsache ist, dass in der<br />
Schweiz seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
kontinuierlich 200 bis 300 km Untertagebauten<br />
pro Dekade gebaut wurde,<br />
was einem aktuellen Marktvolumen von<br />
ca. CHF 2 Milliarden entspricht.<br />
Unberechenbarer<br />
Baugrund<br />
Was macht den Tunnelbau innerhalb der<br />
allgemeinen Bauaktivitäten so speziell?<br />
Der Nachläufer der Tunnelbohrmaschine Bodio durchfährt die Multifunktionsstelle Faido
Unterirdische Tunnelverzweigung am Gotthard Basistunnel, im Rohbau fertiggestellt<br />
Im Gegensatz zum Hoch- oder Brückenbau<br />
sind im Tunnelbau die Eigenschaften<br />
des wichtigsten Baumaterials – nämlich<br />
des den Hohlraum umgebende Baugrundes<br />
– oft nur teilweise bekannt. Diese<br />
Tatsache ist dadurch begründet, dass es<br />
sich beim zu durchfahrenden Baugrund<br />
um ein natürliches Produkt handelt.<br />
Die Felsformationen der Alpen und des Jura<br />
haben eine lange Entstehungsgeschichte<br />
von Dutzenden von Millionen Jahren hinter<br />
sich. Diese Jahrmillionen haben ein<br />
Material geschaffen, welches oft sehr heterogen<br />
ist, von Klüften durchzogen ist, je<br />
nach Höhe des bis zur Oberfläche darüber<br />
liegenden Felsens sehr hohe Spannungen<br />
aufweisen kann und zudem oftmals wassergesättigt<br />
ist. Dabei wird zwischen den<br />
ursprünglichen kristallinen Gebirgsformationen<br />
und den aus Erosionsprodukten<br />
entstandenen Sedimentgesteinen unterschieden.<br />
Ähnliche heterogene Verhältnisse<br />
wie im festen Fels ergeben sich auch für<br />
Tunnelbauten im Lockermaterial, d.h.<br />
durch das Material, welches sich im Verlaufe<br />
der Jahrmillionen als Produkt der<br />
Erosion der Gebirge in Ablagerungströgen<br />
neu gebildet hat.<br />
Trotz dem Einsatz von erheblichen finanziellen<br />
und materiellen Mitteln ist es oft<br />
nicht möglich, den Baugrund in seiner<br />
Gesamtheit mit wirtschaftlich vertretbarem<br />
Aufwand vollständig zu erkunden. Die<br />
Projektierung im Untertagebau ist deshalb<br />
in der Regel mit grösseren Ungewissheiten<br />
behaftet als im sonstigen Ingenieurbau.<br />
Planung im Büro –<br />
Entscheidungen vor Ort<br />
Der professionelle Umgang mit der Ungewissheit<br />
über die Beschaffenheit und die<br />
Eigenschaften des Baugrundes sowie das<br />
Verhalten während dem Ausbruch gehört<br />
zu den wichtigsten Herausforderungen des<br />
Tunnelbaus. Trotz dem beschränkten Wissen<br />
über den Baugrund müssen Untertagebauten<br />
die üblichen Anforderungen der<br />
Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit<br />
erfüllen. Der ungewisse Baugrund erfordert<br />
deshalb eine besondere Planungsmethodik<br />
und ein professionelles Risikomanagement,<br />
was den Tunnelbau innerhalb<br />
der Disziplinen des Bauingenieurwesens<br />
zu einem Spezialfall macht.<br />
Nebst den im Ingenieurwesen üblichen<br />
Methoden für den Nachweis der Tragfähigkeit<br />
und der Gebrauchstauglichkeit<br />
eines Bauwerks hat die persönliche Erfahrung<br />
eines jeden Tunnelbauers einen<br />
hohen Stellenwert für die erfolgreiche<br />
Realisierung eines Untertagebauwerks.<br />
Die Berechnungen und Projektüberlegungen<br />
stellen einen Katalog an Massnahmen<br />
zur Verfügung, mit welchen die erwarteten<br />
Baugrundverhältnisse gemeistert<br />
werden können. Für jeden Vortriebsmeter<br />
muss jedoch schliesslich ein Team<br />
von verantwortlichen Geologen und Ingenieuren<br />
vor Ort die geeigneten Massnahmen<br />
festlegen. Aus dem vorhandenen<br />
Massnahmenkatalog gilt es, die geeignete<br />
Ausbruchart und die geeigneten Stützmittel<br />
festzulegen. Mit diesen Massnahmen<br />
muss die Standsicherheit des Hohlraums<br />
und damit die Arbeitssicherheit der Mineure<br />
jederzeit sichergestellt werden.<br />
Für ausserordentliche Baugrundverhältnisse<br />
wird ein Katalog an so genannten<br />
Bauhilfsmassnahmen zur Verfügung gestellt,<br />
mit welchem z.B. Wasserzutritte,<br />
unerwartet schlechte Baugrundeigenschaften<br />
oder grossen Deformationen etc.<br />
gemeistert werden können. Solche Bauhilfsmassnahmen<br />
können temporär gebirgsverbessernde<br />
Massnahmen wie Zement-<br />
oder Kunststoffinjektionen, Hochdruckinjektionen<br />
(Jetting) oder Vereisung<br />
sein. Zudem kommen mechanische Verstärkungsmassnahmen<br />
zur Anwendung.<br />
In wasserführenden Zonen wird das Wasser<br />
entweder gezielt drainiert oder aber<br />
mit Abdichtungsinjektionen verdrängt.<br />
Nebst der Sicherstellung der Hohlraumstabilität<br />
haben im Tunnelbau die Arbeitssicherheit<br />
und Arbeitshygiene (insbesondere<br />
Luftqualität und Arbeitsplatztemperatur)<br />
einen enorm hohen Stellenwert. Arbeitsunfälle<br />
als Folge sich lösender Baugrundteile<br />
sind zum Glück sehr selten geworden.<br />
Heutzutage hat die Mehrheit der Arbeitsunfälle<br />
unter Tage nicht mehr direkt mit<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
35
fokus<br />
dem Baugrund zu tun, sondern es sind<br />
meist Unfälle, welche sich auf den hohen<br />
Mechanisierungsgrad und die oft beengten<br />
Platzverhältnisse zurückführen lassen.<br />
Trotzdem muss es das Bestreben aller im<br />
Untertagebau Verantwortlichen sein, die<br />
Arbeitsunfälle weiter zu reduzieren.<br />
Harmonisches<br />
Zusammenspiel<br />
Die Zeit der Schweizer Weltrekorde im Untertagebau<br />
dürfte vorbei sein, jedoch ist<br />
davon auszugehen, dass bei den enger<br />
werdenden Platzverhältnissen der Wunsch<br />
nach Nutzung des Untergrundes verstärkt<br />
vorhanden sein wird. So hat z.B. die Stadt<br />
Helsinki schon seit längerer Zeit ihre<br />
Stadtplanung und die Bauordnung auch<br />
auf den Untergrund ausgedehnt. Eine<br />
Entwicklung, welche in der dicht besiedelten<br />
Schweiz ebenso denkbar ist. Nebst der<br />
Ergänzung unserer Verkehrsinfrastruktur<br />
im Untergrund ist es durchaus vorstellbar,<br />
dass auch Ver- und Entsorgungsbauten<br />
vermehrt unter Boden erstellt werden.<br />
Tunnelbau – Kunst oder Wissenschaft?<br />
Das war die Eingangsfrage. Wie aufgezeigt<br />
wurde, braucht es im Tunnelbau einiges<br />
an planerischer Kreativität, aber auch die<br />
ingenieurwissenschaftlichen Erkenntnisse,<br />
um sichere Projekte zu schaffen. Realisiert<br />
werden die Projekte schliesslich vor<br />
Ort, wo ein eingespieltes Team von Verantwortlichen<br />
die richtigen Massnahmen<br />
beschliessen und ausführen muss. In einem<br />
Orchester kommt es nur dann zur<br />
Harmonie, wenn jeder Musiker seine<br />
Stimmlage gemäss der Partitur interpretiert.<br />
Analoges gilt für den Tunnelbau.<br />
Sicher und erfolgreich gebaut werden<br />
kann nur dann, wenn ein eingespieltes<br />
Team sich den Herausforderungen in<br />
partnerschaftlichem Umgang stellt. In<br />
diesem Sinne lautet die Antwort wohl:<br />
Tunnelbau – Kunst und Wissenschaft.■<br />
Oben: Einbau des Betongewölbes in<br />
der Multifunktionsstelle Faido des<br />
Gotthard Basistunnels<br />
Mitte: Montage der Tunnelbohrmaschine<br />
für den Zugangsstollen<br />
Sigirino am Ceneri Basistunnel<br />
Unten: Ende der Ausbrucharbeiten<br />
am Gotthard Basistunnel Durchschlag<br />
Faido Sedrun 23. März 2011<br />
36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
«Unter Wasser arbeiten –<br />
ein Kraftakt»<br />
Zahlreiche grosse Bauwerke stehen im Wasser – Brücken, Wasserkraftwerke, Hafenanlagen,<br />
staudämme, Badeanstalten, Seeleitungen, oder sie beinhalten kontaminiertes Wasser wie Kläranlagen<br />
oder Abklingbecken von Atomkraftwerken. Das Risk Management eines Berufstauchers<br />
ist sein kühler Kopf, Fingerspitzengefühl und ein fotografisches Gedächtnis.<br />
David Wiederkehr, Unterwasserbau AG, www.unterwasserbau.ch<br />
Tiefe Temperaturen, Schnee oder Regen<br />
sind kein Grund, nicht ins Wasser zu gehen<br />
– im Gegenteil: Die meisten Bauarbeiten<br />
werden im Winter durchgeführt,<br />
weil die Menschen den See im Sommer<br />
ungestört für sich haben wollen. In dieser<br />
Jahreszeit beginnen meine Arbeitstage um<br />
sieben Uhr dreissig, und um acht Uhr bin<br />
ich auch schon unter Wasser. Manchmal<br />
arbeite ich nur wenige Zentimeter unter<br />
der Wasseroberfläche, manchmal um ein<br />
Hundertfaches tiefer. Mit meiner Ausbildung<br />
könnte ich mehr als 300 Meter tief<br />
tauchen.<br />
Learning by Doing<br />
Die Arbeit unter Wasser ist körperlich hart.<br />
Berufstaucher tragen einen Trockentauchanzug,<br />
einen bis 16 Kilogramm schweren<br />
Bleigurt, eine 28 Kilogramm schwere<br />
Pressluftflasche, und, je nach Arbeit, einen<br />
15 Kilogramm schweren Taucherhelm und<br />
Handschuhe. Das Wasser ist im Winter<br />
oder in grösserer Tiefe rund zwei bis vier<br />
Grad kalt. Dazu kommt der Auftrieb, der<br />
die Nackenmuskulatur extrem fordert. Für<br />
die Ausführung eines Auftrags brauchen<br />
wir rund doppelt bis dreimal so lange wie<br />
die Kollegen an der frischen Luft. Hämmern<br />
ist ein wahrer Kraftakt, Schweissen<br />
und Brennen mit Temperaturen bis<br />
5000 Grad im trüben Wasser braucht Geduld<br />
und Fingerspitzengefühl. Wir sind<br />
auch oft in Kläranlagen tätig, was weder<br />
unhygienisch noch besonders unangenehm<br />
ist, da wir ganz gegen eindringendes<br />
Wasser geschützt sind. Belastend sind nur<br />
die Temperaturen: Das zwischen 20 bis<br />
40 Grad warme Wasser der Belüftungsbecken<br />
und Faultürme jagt den Puls in die<br />
Höhe und lässt eine Arbeitszeit von höchstens<br />
15 Minuten am Stück zu.<br />
An normalen Arbeitstagen bin ich rund<br />
sechs Stunden unter Wasser, in drei Pausen<br />
ziehen wir die nasse Ausrüstung aus,<br />
wärmen uns auf, gehen ins Restaurant<br />
und tanken Kalorien. Im Laufe der Jahre<br />
passt sich die Muskulatur der ungewöhnlichen<br />
Belastung an. Dafür werden die<br />
Erholungszeiten länger. Mir bleiben schätzungsweise<br />
noch zehn Jahre in meinem<br />
Beruf. Ab 60 Jahren ist das Leben als Berufstaucher<br />
zu anstrengend, und wir können<br />
in Pension gehen.<br />
Berufstaucher wird man nicht einfach,<br />
man muss es sich erarbeiten. Als «Seebueb»<br />
aufgewachsen, als gelernter Maurer,<br />
Baumensch und angefressener Taucher,<br />
war ich, als ich mit 24 Jahren in<br />
diesen Beruf hineinrutschte, genau der<br />
richtige. In der Schweiz kann man den<br />
Beruf Taucher nicht als Lehre absolvieren.<br />
Eine solide Grundausbildung als Maurer,<br />
Schlosser oder Ähnliches ist nötig, danach<br />
ist es Learning by Doing. Der Taucher<br />
braucht ca. fünf Jahre Erfahrung in seinem<br />
Beruf, bis er alle die verschiedenen<br />
Arbeitsprozesse kennt. Aber auch dann<br />
sind die Aufträge je nach Situation wie<br />
Strömung, örtlichen Gegebenheiten oder<br />
Wassertiefe verschieden. In den vergangenen<br />
29 Jahren habe ich als Bautaucher<br />
mehr als 29 000 Stunden unter Wasser<br />
gearbeitet.<br />
Unberechenbare<br />
Momente<br />
Die Risiken meiner eigenen Arbeit sind<br />
kalkulierbar. Wir haben Sicherheitsdispositive,<br />
nach denen eine Taucherbaustelle<br />
eingerichtet ist und die massgebend für<br />
unsere Arbeit sind. Doch die Sicherheit<br />
hängt auch von Mensch und Maschine ab.<br />
Für jeden Taucher ist ein Tauchhelfer zu-<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
fokus<br />
ständig, der das Material bereitstellt, die<br />
Baustelle an der Wasseroberfläche überwacht<br />
und via Tauchertelefon mit seinem<br />
Mann in Verbindung bleibt. Ein Kranführer,<br />
der den falschen Hebel erwischt, ein<br />
Schiff, das zur falschen Zeit am falschen<br />
Ort ist – das sind die unberechenbaren<br />
Momente, die der Taucher nicht beeinflussen<br />
kann.<br />
Als Berufstaucher ist man auf ein fotografisches<br />
Gedächtnis angewiesen. An vielen<br />
Tagen sehe ich nicht einmal einen halben<br />
Meter weit, oder ich muss mich in Schächten<br />
oder Baugruben ohne Sicht orientieren,<br />
deren Ein- und Ausstiege extrem eng<br />
und im trüben Wasser oft schwer zu finden<br />
sind. In kritischen Situationen reagiert<br />
der Herzkreislauf blitzschnell. Ich<br />
höre mich schneller atmen, und der Puls<br />
geht nach oben. Dann beginne ich automatisch<br />
zu zählen. Das beruhigt. Gelassen<br />
und mit klarem Kopf zu arbeiten, sind<br />
wichtige Voraussetzungen für Berufstaucher.<br />
Gefährliche Einsätze<br />
In Kläranlagen beispielsweise ist die Sicht<br />
in allen Bereichen gleich null, die kontaminierte<br />
Umgebung absolut lebensfeindlich<br />
und die Wassertemperatur zwischen<br />
20 und 40 Grad Celsius. Das mag sich für<br />
den einen oder anderen wohltuend anhören,<br />
ist es für den Taucher aber nur die<br />
ersten zwei Minuten – danach wird es im<br />
Taucherhelm fast unerträglich heiss. Er<br />
schützt sich gegen Wärme gleich wie gegen<br />
Kälte. Bei Kälte kann der Körper sich<br />
selber wärmen, aber die Wärme der Klärund<br />
Belüftungsbecken oder Faultürme<br />
staut sich im Körper des Tauchers und<br />
wird bereits nach rund 15 Minuten je nach<br />
Temperatur fast untolerierbar und gefährlich<br />
für seine Gesundheit. Solche Einsätze<br />
sind keine Spaziergänge, sondern mit<br />
schwerster körperlicher Arbeit verbunden.<br />
In Kläranlagen wird der Berufstaucher für<br />
alle Arbeiten wie beim Bautauchen eingesetzt.<br />
Er ersetzt Belüfter, verschliesst Leitungen<br />
mit Pfropfen, erstellt Kernbohrungen,<br />
misst das Spiel der Wellen der Rührwerke<br />
oder öffnet Verstopfungen. Die<br />
Spezialisten, die solche Arbeiten unter<br />
psychischem, physischem und zeitlichem<br />
Druck bei null Sicht ausführen, sind absolute<br />
Profis. Sie sind ausgerüstet mit der<br />
entsprechenden Taucherausrüstung, die<br />
in diversen Bereichen resistent und sehr<br />
strapazierfähig sein muss. Auch Arbeiten<br />
in Kanalisationen, Sandfängen und anderen<br />
Bauteilen während des Betriebs sind<br />
keine Seltenheit.<br />
Oft weiss der Taucher am Morgen, wenn<br />
er zur Arbeit erscheint, noch nicht, was<br />
der Tag ihm alles abverlangt. Viele dieser<br />
Einsätze sind Notfälle, das heisst, der<br />
Taucher wird sofort gebraucht, es gibt<br />
also wenig Zeit für Planung und Gerätetests.<br />
Spezielle Sicherheitsdispositive und<br />
ständige Wartung aller Tauchgeräte helfen<br />
der Tauchergruppe, Gefährdungen<br />
der Gesundheit oder gar Unfälle zu vermeiden.<br />
■<br />
38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
Im Reich der Erdarbeiter<br />
Den Maulwurf kennt jedes Kind, obwohl die wenigsten je ein lebendes Exemplar zu sehen bekommen.<br />
Verbringt er doch sein Leben hauptsächlich unter der Erde. Dort allerdings ist er äusserst fleissig<br />
und baut ein verzweigtes Tunnelsystem, das er als Jagdrevier benützt. Am Graben ist auch die<br />
Schermaus. Als Vegetarierin kommt sie aber rein nahrungsmässig dem Maulwurf nicht in die Quere.<br />
Dr. Thomas Briner, Konservator, Naturmuseum Solothurn<br />
Maulwurf mit seinen eindrücklichen Grabschaufeln. Bild © : iStockphoto.com/Marcin Pawinski<br />
Auf den herbstlichen Spaziergängen über<br />
die Felder und entlang der Waldränder<br />
sind die vulkanförmigen Erdhügel deutlich<br />
zu sehen. Locker sind sie über den<br />
Boden verteilt, die Haufen aus krümeliger,<br />
frischer Erde. Sie verraten die Anwesenheit<br />
eines verborgenen Tieres: des Maulwurfs.<br />
Unseren Maulwurf kennt wohl jedes Kind.<br />
Doch sehen tut man ihn nur selten, denn<br />
er verbringt den grössten Teil seines Lebens<br />
unter der Erde.<br />
Grabend unterwegs<br />
Der Maulwurf gräbt mit seinen vergrösserten<br />
Vorderpfoten einmal wie ein Brustschwimmer<br />
– dann nämlich, wenn der<br />
Wald- oder Ackerboden locker ist und er<br />
mit beiden Pfoten gleichzeitig Erde wegschaufeln<br />
kann. Ein anderes Mal sieht die<br />
Bewegung eher wie diejenige eines Crawlers<br />
aus, wobei der Maulwurf abwechselnd<br />
drei- bis viermal mit der rechten, dann<br />
mit der linken Grabhand gräbt. Dabei<br />
stützt er sich jeweils mit der anderen Hand<br />
ab. Hat sich genügend Aushub gebildet,<br />
dreht sich der Maulwurf im Gang mit einer<br />
eleganten Rolle um und schiebt die<br />
Erde mit seinen Schaufelpfoten vor sich<br />
her in einen Seitengang oder an die Oberfläche.<br />
So entstehen einzelne kegelförmige<br />
Hügel mit relativ grobkörnigem Material<br />
und einem Auswurfsloch in der Mitte.<br />
Das Tunnelsystem, welches bis zu 200 Meter<br />
Laufwege umfassen kann, dient dem<br />
Maulwurf für die Jagd nach seiner Lieblingsspeise.<br />
Er fängt emsig Regenwürmer,<br />
beisst ihnen den Kopf ab und sammelt sie,<br />
wenn er sie nicht sofort verzehrt hat, in<br />
richtigen Vorratskammern. In einer mit<br />
Laub und Wollhaaren ausgepolsterten<br />
Schlafkammer bringt er jeweils im Frühling<br />
seine Jungen zur Welt. Wenn er nicht<br />
auf der Jagd ist, gräbt er weiter an seinem<br />
unterirdischen Reich und schiebt den Aushub<br />
auf die Erdoberfläche, wo sie für uns<br />
als Maulwurfshügel erkennbar werden.<br />
Doch können wir immer sicher sein, dass<br />
ein Maulwurf dahintersteckt, wenn wir<br />
auf einem Feld einen Erdhügel sehen?<br />
Auch die Schermaus baut unterirdische<br />
Gänge, und der Aushub landet als Hügel<br />
auf der Erdoberfläche. Diese sind jedoch<br />
etwas flacher in der Form und haben ein<br />
seitliches Ausgangsloch. Im Gegensatz<br />
zum Maulwurf gräbt die Schermaus mit<br />
den Schneidezähnen. Ausserdem frisst sie<br />
– wie dies für ein Nagetier typisch ist –<br />
Pflanzenwurzeln, Blätter und Stängel.<br />
Erdhügel in der Nähe von angeknabberten<br />
Obstbaumwurzeln zeugen also vielmehr<br />
von der Anwesenheit der Schermaus als<br />
von jener des Maulwurfs, der sich nur mit<br />
Fleischkost begnügt – immerhin 20 bis<br />
30 Kilogramm Würmer und Käfer pro Jahr!<br />
Nicht immer erwünscht<br />
Wegen ihrer Grabtätigkeit sind Maulwürfe<br />
und Schermäuse in der Landwirtschaft<br />
nicht gerne gesehen. Die ausgeworfenen<br />
Erdhügel erschweren das Mähen der Wie-<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
fokus<br />
Anpassungen an ein<br />
Leben unter der Erde<br />
Schermaus und Maulwurf haben sich<br />
beide erfolgreich auf ein Leben unter Tag<br />
eingerichtet und doch bestehen markante<br />
physiologische Unterschiede. Das deutlichste<br />
Unterscheidungsmerkmal ist wohl<br />
das Gebiss. Die Schermaus hat ein typisches<br />
Nagetiergebiss mit den beiden<br />
Schneidezähnen und fehlenden Eckzähnen.<br />
Der Maulwurf hingegen besitzt als<br />
Insektenfresser 44 spitzige Zähnchen.<br />
Auch die Kopfform ist unterschiedlich:<br />
Diejenige der Schermaus ist eher abgerundet<br />
mit einer stumpfen Schnauze, diejenige<br />
des Maulwurfs hingegen ist stark verlängert.<br />
Seine Rüsselnase ist mit dem<br />
sogenannten Eimer’schen Organ ausgerüstet,<br />
einer Ansammlung von Tastkörperchen,<br />
mit dem sich der Maulwurf ein<br />
sehr genaues «Tastbild» seiner Umgebung<br />
machen kann. Dieses feine Sensorium<br />
wird aber nie zum Graben eingesetzt. Ein<br />
weiteres Merkmal des Maulwurfs ist sein<br />
samtweiches, sehr dichtes Fell, das keinen<br />
Strich hat. Auf diese Weise kann sich der<br />
Maulwurf vorwärts und rückwärts bewegen,<br />
ohne dass ihm die Haare im Weg<br />
sind.<br />
Damit der Maulwurf unter der Erde genügend<br />
Sauerstoff hat, legt er in seinem<br />
Tunnelsystem Belüftungsgänge an. Ausserdem<br />
hat er gegenüber anderen Säugetieren<br />
einen erhöhten Hämoglobingehalt<br />
in seinem Blut, wodurch er den Sauerstoff<br />
viel besser aufnehmen kann.<br />
Blind, wie oft behauptet wird, ist der Maulwurf<br />
nicht. Die Augen sind jedoch nur sehr<br />
klein und vom Fell gut geschützt. Sie dienen<br />
wohl hauptsächlich der Hell-Dunkel-<br />
Unterscheidung.<br />
Auch die Schermaus lebt hauptsächlich unter der Erde. Bild © : Dreamstime.com/paulbroad<br />
sen und können das geschnittene Gras<br />
verunreinigen und so als Futter für die<br />
Stalltiere ungeniessbar machen. Die<br />
Schermaus als Pflanzenfresser wird zudem<br />
als Frassschädling wahrgenommen.<br />
Wurde früher eine Prämie für jede<br />
gefangene Maus bezahlt, so setzen die<br />
Landwirte heute häufig auf eine natürliche<br />
Schädlingsbekämpfung. Sie bieten<br />
zum Beispiel auf ihren Feldern Sitzstangen<br />
für Greifvögel an, damit diese von der<br />
erhöhten Position aus Jagd auf die kleinen<br />
Auf Entdeckungsreise im<br />
Naturmuseum<br />
Viele dieser spannenden Tiere können im Naturmuseum<br />
Solothurn aus nächster Nähe betrachtet werden. Ein eigener<br />
Ausstellungsteil ist den Kleinsäugetieren, welche<br />
rund ein Drittel der einheimischen Säugetierfauna ausmachen,<br />
gewidmet. Dabei kann der Besucher auch einen<br />
Einblick in das Tunnelsystem eines Maulwurfs gewinnen.<br />
Neben den kleinen Tieren finden sich im Museum auch<br />
grössere Säuger wie Bär, Hirsch oder Wildschwein. Viele<br />
Exponate dürfen sogar berührt werden. Das Naturmuseum<br />
Solothurn zeichnet sich durch seine familienfreundlichen<br />
Ausstellungen aus, welche die Besucher mit verständlichen<br />
Texten und vielen interaktiven Stationen in die faszinierende<br />
Welt der regionalen Natur eintauchen lassen.<br />
Naturmuseum Solothurn, Klosterplatz 2, 4500 Solothurn<br />
Tel. 032 622 70 21, info@naturmuseum-so.ch<br />
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr,<br />
Sonntag von 10 bis 17 Uhr – Montag geschlossen.<br />
Schulklassen und Gruppen auf Anmeldung auch vormittags.<br />
Eintritt frei.<br />
Wühler machen können. Es gibt in der<br />
Schweiz zwar immer noch vereinzelte<br />
Feldmauser, doch sind diese sehr selten<br />
geworden.<br />
Die Vielfalt der<br />
kleinsäugetiere<br />
Beide, Maulwurf und Schermaus, gehören<br />
zu den Kleinsäugetieren, die wir häufig<br />
alle als «Mäuse» bezeichnen. Biologisch<br />
gesehen bestehen aber grosse Unterschiede<br />
zwischen den verschiedenen Arten. Der<br />
Maulwurf mit seinen spitzen Zähnen gehört<br />
zur Gruppe der Insektenfresser. Er ist<br />
sehr nahe verwandt mit dem Igel und mit<br />
Spitzmäusen. Spitzmäuse sind eher selten<br />
bei uns. Sie leben nicht in grossen Kolonien<br />
und sind oft an einen ganz spezifischen<br />
Lebensraum angepasst.<br />
Die grösste Spezialisierung hat die Wasserspitzmaus<br />
erreicht. Auf der Jagd nach<br />
Beute kann sie bis zu 20 Sekunden unter<br />
Wasser tauchen. Dabei fängt sie Kleinkrebse,<br />
Larven von Wasserinsekten und<br />
sogar kleine Fische. Allen Spitzmäusen<br />
gemeinsam ist, dass Katzen sie nicht gerne<br />
verspeisen. Zwar werden hie und da<br />
Spitzmäuse erwischt, aufgrund einer seitlichen<br />
Drüse, welche ein stinkendes Sekret<br />
ausscheidet, werden sie aber nicht aufgefressen.<br />
Giftig hingegen sind sie nicht.<br />
Die Schermaus gehört zur grossen Gruppe<br />
der Nagetiere. Zu ihrer Verwandtschaft<br />
zählen die Feldmaus, die Hausmaus, und<br />
etwas weiter entfernt auch Eichhörnchen<br />
und Biber. Wie die Schermaus ist auch<br />
ihre kleine Schwester, die Feldmaus, ein<br />
Tunnelbauer. Doch gibt es unter den Nagern<br />
viele weitere Spezialisierungen. So<br />
sind einige Arten ausgesprochen gute<br />
Kletterer. Obwohl für unsere Vorstellung<br />
etwas ungewohnt, könnte es sich beim<br />
Rascheln in den Baumwipfeln durchaus<br />
auch um eine Maus handeln. Die kräftigen<br />
Hinterfüsse und der lange Schwanz<br />
helfen der Waldmaus beim Klettern und<br />
Balancieren. Auch die Schlafmäuse leben<br />
vorwiegend in Büschen und Bäumen. Wie<br />
der Name es bereits verrät, machen sie als<br />
einzige Mäuseverwandte einen echten<br />
Winterschlaf. Der Siebenschläfer zum<br />
Beispiel schlummert sieben ganze Monate<br />
in seinem kugeligen Nest. ■<br />
40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
Energieschatz in der Tiefe<br />
Die Tiefengeothermie ist einheimisch, umweltfreundlich und hat ein enorm grosses Potenzial<br />
und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. In der Schweiz sind z.T. seit Jahrzehnten einzelne Wärmeanlagen<br />
in Betrieb. Strom wird jedoch noch nicht erzeugt. Um die Technologie in der Schweiz zu<br />
etablieren, müssen verschiedene Herausforderungen bewältigt werden. Dies kann nur durch Pilotund<br />
Demonstrationsanlagen in den verschiedenen Regionen der Schweiz geschehen.<br />
Dr. Roland Wyss, Geologe SIA/CHGEOLCERT, Generalsekretär GEOTHERMIE.CH<br />
Rund 99 Prozent der Erdkugel sind heisser<br />
als 1000 °C. Die in der Erde gespeicherte<br />
Wärmemenge ist gewaltig und wird durch<br />
natürliche Vorgänge im Gestein kontinuierlich<br />
neu produziert. Mit der Wärme<br />
der Erde, der Geothermie, kann nicht nur<br />
geheizt, sondern auch Strom produziert<br />
werden.<br />
Die Wärme möglichst effizient aus grosser<br />
Tiefe zu gewinnen und an die Erdoberfläche<br />
zu bringen, ist der Schlüssel zur Tiefengeothermie<br />
als Energiequelle. Als<br />
Transportmittel dient Wasser, welches in<br />
der Regel im Kreislauf verwendet wird.<br />
Geothermische Anlagen bestehen daher<br />
aus mindestens zwei Tiefbohrungen. Davon<br />
dient eine zur Förderung des Heisswassers<br />
und die andere zur Rückführung<br />
des abgekühlten Wassers in den Untergrund,<br />
welches sich dort wieder erwärmt.<br />
Je nach Herkunft des Wassers werden zwei<br />
Arten von Tiefengeothermie-Anlagen unterschieden:<br />
––<br />
Hydrothermale Anlagen nutzen<br />
Wasser, welches in der Tiefe natürlich<br />
vorkommt und fliesst.<br />
––<br />
Petrothermale Anlagen sind unabhängig<br />
von natürlichem Tiefenwasser<br />
im Untergrund. Hier wird Wasser<br />
über eine Bohrung mit Druck in die<br />
tiefen Gesteinsschichten gepresst. Dies,<br />
um dort Mikrorisse zu öffnen bzw. zu<br />
vergrös sern und Fliesswege zwischen<br />
den beiden Bohrungen zu schaffen (hydraulische<br />
Stimulation). Alternative<br />
Bezeichnungen sind Enhanced oder<br />
Engineered Geothermal Systems (EGS)<br />
sowie auch Hot-Dry-Rock (HDR).<br />
Die beiden Systeme sind nicht strikt voneinander<br />
zu trennen, sondern es handelt<br />
sich in der Praxis oftmals um Mischtypen:<br />
Bei petrothermalen Systemen kann ein<br />
gewisser Grad an natürlicher Wasserführung<br />
vorliegen, während hydrothermale<br />
Systeme bei ungenügendem Wasserstrom<br />
mittels hydraulischer Stimulation optimiert<br />
werden können.<br />
Hydrothermale Anlagen (a) nutzen in der Tiefe vorhandene natürliche Wasservorkommen, von denen petrothermale<br />
Anlagen (b) unabhängig sind (Quellen: Naef, 2009 und Häring, 2007).<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
41
fokus<br />
Für eine tiefengeothermische Stromproduktion<br />
muss das Tiefenwasser bzw. das Tiefengestein<br />
beim heutigen Stand der Kraftwerkstechnik<br />
mindestens 100 °C heiss sein, und<br />
es ist notwendig, dass eine genügend grosse<br />
Menge an Wasser zwischen den beiden Bohrungen<br />
zirkulieren und an die Erdoberfläche<br />
gefördert werden kann. Um die notwendige<br />
Mindesttemperatur von 100 °C zu erreichen,<br />
muss im Schweizer Mittelland rund<br />
3 km tief gebohrt werden. Mit jedem Kilometer<br />
zusätzlicher Bohrtiefe steigt die Temperatur<br />
um durchschnittlich 30 °C.<br />
Vielfältige Nutzung<br />
Das Wissen über das Potenzial der untiefen<br />
Geothermie (bis in Tiefen von 400 m)<br />
für die Wärme- und Kälteerzeugung ist in<br />
der Schweiz bereits weit verbreitet. Hinsichtlich<br />
der Dichte an Erdwärmesonden<br />
ist die Schweiz weltweit ein Spitzenreiter.<br />
Das noch grössere Potenzial der Tiefengeothermie<br />
ist hingegen noch wenig bekannt.<br />
Tiefengeothermie kann z.B. ganze<br />
Quartiere beheizen, Thermalbäder erwärmen<br />
und der Landwirtschaft sowie der<br />
Industrie Wärme liefern (s. Kasten). Auch<br />
Beispiele der Nutzung<br />
Wärmeversorgung in Riehen<br />
In Riehen bei Basel werden seit 1994 Stadtquartiere über ein Wärmenetz mit Geothermie versorgt. Das<br />
ca. 65 °C heisse Wasser stammt aus einer Schicht in rund 1500 m Tiefe und wird über zwei Bohrungen<br />
zirkuliert. Die Nachfrage von Neukunden ist gross und die Gesamtanlage wird gegenwärtig ausgebaut.<br />
Gewächshäuser im Thurgau<br />
Um zukünftig rund 20 Mio. kWh Gas und Heizöl pro Jahr einzusparen, realisierte ein Gemüsebauer aus<br />
dem Thurgau in den Jahren 2012/13 ein Tiefengeothermieprojekt mit zwei Bohrungen. Die erste vertikale<br />
Bohrung traf in gut 1100 m Tiefe eine Heisswasser führende Schicht («Aquifer») mit einer Temperatur<br />
von 62 °C an. Forschungseinrichtungen begleiteten die Bohrung und führten zahlreiche wissenschaftliche<br />
Untersuchungen durch, um Erkenntnisse über den tiefen Untergrund zu gewinnen. Die<br />
Ergebnisse ermöglichten zudem eine optimale Planung der zweiten Bohrung. Erstmals in der Schweiz<br />
wurde in grosser Tiefe, innerhalb des Aquifers, horizontal gebohrt und die Tiefenwasser führende Schicht<br />
dadurch über eine Länge von rund 800 m erschlossen. Während die erste, vertikale Bohrung rund 5,5<br />
Liter pro Sekunde produziert, liefert die zweite aktuell 10 Liter Heisswasser pro Sekunde. Das Unternehmen<br />
ist zuversichtlich, zukünftig alle Treibhäuser mittels Tiefengeothermie beheizen zu können und<br />
damit jährlich bis zu 1,2 Mio. Franken für den Kauf fossiler Brennstoffe einzusparen.<br />
Strom und Wärme für St. Gallen<br />
St. Gallen setzt bei seiner zukünftigen Versorgung mit Wärme und Strom auch auf die Tiefengeothermie.<br />
Im Jahr 2010 wurde das Projekt mit einer Zustimmung von gut 82 Prozent vom Stimmvolk angenommen.<br />
Erzeugt werden sollen 2 bis 3 Prozent des benötigten elektrischen und ca. 10 bis 15 Prozent<br />
des thermischen Energiebedarfs der Stadt.<br />
Im Juli <strong>2013</strong> traten unerwartete, wahrnehmbare Erschütterungen auf und das Projekt wurde daraufhin<br />
unterbrochen. Der St. Galler Stadtrat beschloss Ende August <strong>2013</strong>, zunächst weitere Informationen<br />
über den Untergrund zu sammeln und zu testen, welche Wasser- und Gasmengen im Untergrund<br />
vorhanden sind. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird bis zum Sommer 2014 über die Fortsetzung<br />
des Projekts entschieden.<br />
in der Schweiz wird seit Jahrzehnten tiefengeothermische<br />
Wärme genutzt, jedoch<br />
ist dies der Allgemeinheit kaum bekannt,<br />
und auch die Anzahl an Anlagen ist noch<br />
gering. Strom wird in der Schweiz bis heute<br />
noch nicht erzeugt. In rund 25 Ländern,<br />
einschliesslich unserer Nachbarstaaten<br />
Deutschland, Österreich, Italien und<br />
Frankreich, wird bereits erfolgreich Strom<br />
aus Geothermie gewonnen.<br />
Enormes Potenzial<br />
Die Tiefengeothermie ist umweltfreundlich<br />
und im Betrieb mit sehr geringen<br />
CO 2 -Emissionen verbunden. Sie ist von<br />
äusseren Einflüssen unabhängig und immer<br />
verfügbar. Tiefengeothermie garantiert<br />
damit eine Versorgungssicherheit und<br />
Preisstabilität.<br />
Ihr Potenzial ist enorm gross und könnte<br />
theoretisch die gesamte Schweizer Stromversorgung<br />
abdecken. Technisch nutzbar<br />
ist aus heutiger Sicht jedoch nur ein kleiner<br />
Anteil. Welchen Anteil die Tiefengeothermie<br />
zur Stromversorgung langfristig<br />
beitragen kann, hängt davon ab, wie gut<br />
die heute zur Verfügung stehenden Technologien<br />
weiterentwickelt und an die Untergrundverhältnisse<br />
in der Schweiz angepasst<br />
werden können. Dazu sind die<br />
Kenntnisse über den Untergrund markant<br />
zu verbessern. Zudem müssen die Verfahren<br />
zur Erhöhung der natürlichen Wasser-<br />
Fliessraten bzw. zur Schaffung effizienter<br />
Wärmetauscher optimiert werden. Beides<br />
kann nur mittels Pilotanlagen umgesetzt<br />
werden, da nur Bohrungen Aufschluss<br />
über die wahren Untergrundverhältnisse<br />
geben und nur bei realen Untergrundbedingungen<br />
die Verfahren eingesetzt, getestet<br />
und verbessert werden können. ■<br />
Kontakt: info@geothermie.ch<br />
42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
In der Tiefe etwas bewegen<br />
Die moderne ärztliche Hypnose hat nichts mit Jahrmarktsunterhaltung oder Magie zu tun. Es geht<br />
auch nicht darum, verschüttetes Wissen an die Oberfläche zu bringen. Hypnose soll vielmehr dazu<br />
dienen, Entwicklungsschritte im Alltag anzustossen und Ressourcen zu aktivieren. Auf diese Weise<br />
können unter anderem Ängste, Schmerzen, Zwänge und psychosomatische Störungen abgebaut<br />
werden.<br />
Dr. med. Hans Wehrli, Konsiliararzt für Medizinische Hypnose, Abteilung für Anästhesiologie, KSSG<br />
Die moderne Hypnose, die sich in vor allem<br />
auf Milton Erickson beruft, geht davon<br />
aus, dass der Mensch wie alle Lebewesen<br />
als autoregulatives System funktioniert –<br />
körperlich und psychisch. Erickson spricht<br />
von der Weisheit des Unbewussten und<br />
meint damit ein in jedem Menschen angelegtes<br />
inneres Wissen um die Möglichkeiten<br />
einer Selbstheilung. Was als Symptom<br />
erlebt wird, kann als ursprünglich<br />
sinnvolles Muster angesehen werden, das<br />
im Problemkontext als dysfunktional und<br />
unwillkürlich erlebt wird. Durch eine formelle<br />
Tranceinduktion oder auch lediglich<br />
durch Lenkung von Assoziationen in Richtung<br />
individueller Ressourcen und Kompetenzen<br />
können diese Muster schrittweise<br />
verändert werden. Dadurch werden die<br />
Bedingungen zur Selbstregulation verbessert.<br />
Schon das Vertrauen auf diese inneren<br />
Kräfte hat eine positive suggestive<br />
Wirkung und hält auch den Therapeuten<br />
davon ab, voreilig von aussen Konzepte<br />
und Lösungsvorschläge zu präsentieren.<br />
Seine Suggestionen richten sich mehr auf<br />
den Prozess als auf den Inhalt.<br />
Nutzen im Alltag<br />
Trance ist ein natürliches, alltägliches<br />
Phänomen – ein Zustand, erhöhter, nach<br />
innen gerichteter Konzentration und Absorption,<br />
verbunden mit erhöhter Suggestibilität<br />
und Imaginationsfähigkeit. Dabei<br />
wird vieles wortwörtlich verstanden, Negationen<br />
werden ausgeblendet (statt «es<br />
tut nicht weh» kommt nur «weh» an und<br />
schafft eine entsprechende Erwartungshaltung).<br />
Patienten sind im medizinischen<br />
Umfeld oft spontan in einem leichten<br />
Trancezustand und dadurch sehr<br />
suggestibel. So macht es einen grossen<br />
Unterschied, ob der Fokus mehr auf der<br />
Nebenwirkung oder der Wirkung, mehr<br />
beim Defekt (z.B. einem Röntgenbefund)<br />
oder beim Heilungsvorgang liegt. Durch<br />
Lenkung von Assoziationen wird eine Erwartungshaltung<br />
geschaffen, welche<br />
nicht nur die Wahrnehmung, sondern<br />
auch physiologische Prozesse beeinflusst.<br />
Alles, was wir tun und sagen, wirkt suggestiv.<br />
Damit unsere Worte Heilkraft entfalten,<br />
braucht es nebst einer vertrauensvollen,<br />
sicheren Beziehung (Balint spricht<br />
von der «Droge Arzt») Worte, die mehr auf<br />
Ressourcen und erste Zeichen der Besserung<br />
statt auf die Symptome gerichtet<br />
sind. Dabei wird der Stress heruntergefahren,<br />
das Dopaminsystem wird aktiviert<br />
und auch das Oxytocin steigt an. Dies<br />
alles hat relevante Auswirkungen auf die<br />
Schmerzempfindlichkeit, das Allgemeinbefinden<br />
und die Heilungsfähigkeit.<br />
Unsicherheit in Stimme und Gestik, aber<br />
auch wohlgemeint offene Aussagen wie,<br />
«Sie hats aber schön erwischt», «das sieht<br />
aber schlimm aus», «es brennt kurz mal<br />
höllisch», «bald ist alles vorbei», «Sie<br />
müssen keine Angst haben – es ist nur ein<br />
kleines Problem», «wir versuchens mal»<br />
können sich je nach Kontext ungünstig<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
43
fokus<br />
auswirken (Nocebo-Suggestionen). Umso<br />
günstiger kann sich eine unterstützende<br />
hypnotische Kommunikation, in der man<br />
sich der Suggestionen und ihrer Wirkungen<br />
bewusst ist, auswirken. Dies ist gut<br />
lernbar. Sich ganz in die Patientenrolle,<br />
mit allem, was er mit seinen Sinnen in<br />
seiner Situation aufnehmen kann, einzufühlen<br />
und die eigene Stimmung, die<br />
Worte und Kommunikationsmuster zu<br />
reflektieren, ist ein erster Schritt. Es ist<br />
wohltuend und heilungsfördernd für einen<br />
Patienten, von einer ruhigen, zugewandten<br />
Person zu hören «es wird alles<br />
vorgekehrt für einen optimalen Verlauf»,<br />
«diese Spritze dient Ihrer Sicherheit»,<br />
«was Sie jetzt noch spüren, ist schon ein<br />
Zeichen des Heilungsprozesses», «ich bleibe<br />
bei Ihnen».<br />
Hypnose in der Praxis<br />
Hypnose wirkt bei Ängsten, Schmerzen,<br />
psychosomatischen Symptomen, Zwängen,<br />
Phobien und vielen anderen Situationen.<br />
Vor allem bezüglich Schmerzen<br />
und psychosomatischen Symptomen sind<br />
in den letzten Jahren zahlreiche Studien<br />
hinzugekommen, die die Wirksamkeit<br />
belegen.<br />
Viele Elemente der Hypnose können fliessend<br />
ohne zusätzlichen Zeitaufwand in<br />
den Praxisalltag integriert werden.<br />
Manchmal lohnt es sich aber, formelle<br />
Hypnosesitzungen durchzuführen. Dabei<br />
wird eine Trance meistens durch Konzentration<br />
auf etwas Äusseres induziert: einen<br />
Punkt im Raum, einen Klang, Körperempfindungen,<br />
aber auch durch eine<br />
Geschichte. Den Weg nach innen, in einen<br />
imaginativen Raum, eine Welt in Bildern<br />
und Metaphern findet der Patient selber.<br />
Der Therapeut unterstützt ihn dabei mit<br />
verbalen und nonverbalen Suggestionen.<br />
Über Beobachtung physiologischer Zeichen<br />
bekommt er Rückmeldungen.<br />
Manchmal wird auch sprachlich oder<br />
über motorische Signale (Ideomotorik)<br />
kommuniziert. Vor der Rücknahme der<br />
Trance können posthypnotische Suggestionen<br />
gegeben werden, die eine Integration<br />
der durch Hypnose begünstigten<br />
Entwicklungsschritte in den Alltag zum<br />
Ziel haben. Selbsthypnose zu Hause hilft,<br />
den Weg vom Problem zur Ressource gut<br />
zu bahnen. Eine Audioaufzeichnung einer<br />
Sitzung erleichtert das Üben.<br />
Ärztliche Hypnose hat nichts mit Magie zu<br />
tun. Hypnose und hypnotische Kommunikation<br />
machen den medizinischen<br />
Alltag nicht nur für Patienten, sondern<br />
auch für Ärzte angenehmer.<br />
Tiefgang mit Hypnose?<br />
In einem gut begleiteten Trancezustand<br />
werden Patienten oft in ihrem Innersten<br />
berührt, ohne dass dafür immer spezifische<br />
Bilder bewusst werden müssen. Was<br />
aus der Tiefe auftauchen soll, bleibt der<br />
inneren Weisheit des Einzelnen überlassen.<br />
Wer durch ein Störungskonzept voreingenommen<br />
ist, könnte in Versuchung<br />
geraten, speziell nach einer vermuteten<br />
Ursache zu suchen. Dies ist mit der Gefahr<br />
behaftet, dass man das findet, was man<br />
vermutet hatte, aber nie ganz sicher sein<br />
kann, ob man es nicht unbeabsichtigt<br />
suggeriert hat. Die sichere «historische»<br />
Wahrheit ist mit Hypnose nicht zu finden.<br />
Diese zu kennen, ist jedoch auch nicht<br />
Voraussetzung für eine Lösung. Viel wichtiger<br />
ist die Aktivierung von Ressourcen.<br />
Hypnose wirkt in der Tiefe – aber nicht in<br />
dem Sinne, dass man mit einer Tauchkapsel<br />
nach unten geht und etwas repariert,<br />
sondern eher indem man durch das<br />
wohldosierte Auslösen einer Welle in der<br />
Tiefe etwas bewegt. Dabei kann man sich<br />
angenehm berührt, aber auch aufgewühlt<br />
fühlen. Dies sind gute Voraussetzungen<br />
zur Einleitung eines Veränderungsprozesses.<br />
Die Schweizerische Ärztegesellschaft<br />
(www.smsh.ch) bietet ein Curriculum zur<br />
Erlangung eines Fähigkeitsausweises in<br />
Medizinischer Hypnose an. Schon der Besuch<br />
von vier Tagen Grundkurse befähigt<br />
die Teilnehmer, viele Elemente hypnotischer<br />
Kommunikation in der Praxis hilfreich<br />
einzusetzen.<br />
■<br />
Fallbericht: in einem begleiteten Trancezustand<br />
die innere Welt etwas bewegen<br />
Eine 58-jährige Chorleiterin fühlt sich durch Angst und Nervosität mit Zittern und<br />
Schweissausbrüchen beim Vorsingen und Dirigieren stark beeinträchtigt. Dabei<br />
kommt es oft auch zu einer Verkrampfung in der rechten Hand. Die Patientin berichtet,<br />
in ihrer Jugend mit ihrer Mutter viele frustrierende Erfahrungen gemacht zu<br />
haben. Sie hätte ihr «die Flügel gestutzt».<br />
Ich erkläre ihr am Beispiel der Gestik den Zusammenhang von Bewegungen der<br />
Hand und unbewussten Impulsen. Dann schlage ich ihr vor, ihren rechten Arm und<br />
die Hand einfach zu beobachten und dabei spontane Bewegungen wie auch innere<br />
Bilder zuzulassen. Dabei entsteht schon ein deutlicher Trancezustand. Ganz zaghaft<br />
kommen erste Bewegungen, dann entsteht eine Verkrampfung, die sich über eine<br />
Schraubenbewegung allmählich auflöst, bis sich der Arm ganz entspannen kann.<br />
Unmittelbar danach fühlt sich die Patientin sehr entspannt, kann aber wenig Spezifisches<br />
erinnern.<br />
In der nächsten Sitzung berichtet sie, sie fühle sich allgemein viel freier und hätte<br />
auch beim Dirigieren keine Probleme mehr gehabt. Nachträglich sei ihr plötzlich<br />
eine längst vergessene Situation in den Sinn gekommen, als sie 16-jährig bei einer<br />
grossen Wut auf die Mutter, die ihr wieder einmal etwas vermiest habe, erstmals<br />
diesen Krampf in der Hand gespürt habe.<br />
Ausgehend vom Symptom war es hier in einer erstmaligen Hypnosesitzung möglich,<br />
ohne explizit danach zu suchen, rasch zu einem offenbar relevanten, nicht mehr<br />
aktiv erinnerten Gedächtnisinhalt zu kommen und dabei unter Einbezug des Körpers<br />
einen Weg hin zu einer Lösung zu finden.<br />
44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
«Die Freude ist entscheidend»<br />
Ob ein Kunstwerk Tiefgang hat, lässt sich kaum mit einem klaren Ja oder Nein beantworten.<br />
Wichtig ist für Jan Scharf, Direktor beim Auktionshaus Dobiaschofsky, dass sich beim Betrachten<br />
eines Kunstwerkes Fragestellungen ergeben. Das können je nach Werk aber ganz unterschiedliche<br />
Fragen sein. Über einen Kauf hingegen sollte der eigene Geschmack entscheiden und die Freude<br />
am Objekt.<br />
Das Interview mit Jan O.T. Scharf M. A., Direktor bei Dobiaschofsky Auktionen AG Bern,<br />
führte Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Severin Nowacki.<br />
Im Juni dieses Jahres wurde ein<br />
Bild von Albert Anker für<br />
7,5 Millionen Franken verkauft.<br />
Ein angemessener Preis?<br />
Jan Scharf: Ja, der Zuschlag inklusive<br />
Aufgeld war zwar sehr hoch, es war ein<br />
Rekordpreis für den Künstler, aber das<br />
Gemälde «Turnstunde in Ins» ist ein<br />
hervorragendes Werk. Das Thema ist<br />
spannend und das Bild ist grossformatig,<br />
sehr detailreich und enthält zahlreiche<br />
Figuren.<br />
Albert Anker spaltet die<br />
Gemüter. Einige verehren ihn,<br />
andere finden ihn kitschig.<br />
Was macht seine Qualität aus?<br />
Anker ist ein Zeitzeuge und öffnet ein Zeitfenster<br />
ins 19. Jahrhundert. Er stellt die<br />
Gesellschaft so dar, wie sie damals war.<br />
Ohne Beschönigung zeigt Albert Anker das<br />
Leben in Ins, den Alltag der Bauern und<br />
der einfachen Menschen, vor allem der<br />
Kinder, die er als Modelle ins Atelier holte.<br />
Wohl deshalb hat Anker den Rang eines<br />
Nationalmalers erlangt. Seine Bekanntheit<br />
beschränkt sich heute jedoch mehr<br />
oder weniger auf die Schweiz. Bis 1890<br />
verbrachte er die Hälfte des Jahres jeweils<br />
in Paris und hatte deshalb damals ein<br />
internationaleres Publikum.<br />
Seit der Renaissance hat sich<br />
die Kunst thematisch nach und<br />
nach von der Religion gelöst.<br />
Hat sie damit an Substanz<br />
verloren?<br />
Nein, ich denke nicht. Seither sind ganz<br />
viele interessante Kunstströmungen hinzugekommen.<br />
Und zu jeder Zeit haben<br />
sich spannende Fragestellungen ergeben,<br />
die von den Künstlern ganz unterschiedlich<br />
beantwortet worden sind. Die Loslösung<br />
von der Religion erfolgte ja parallel<br />
zur gesellschaftlichen Veränderung, d.h.,<br />
die Auftraggeber der Künstler kamen nicht<br />
mehr ausschliesslich aus dem religiösen<br />
Bereich. Der Adel und das aufstrebende<br />
Bürgertum stellten andere Fragen an ihre<br />
Zeit und verlangten folglich nach anderen<br />
Antworten und Inhalten.<br />
Unser Thema lautet Tiefgang.<br />
Wie definieren Sie Tiefgang in<br />
der bildenden Kunst?<br />
Das ist eine philosophische Frage und<br />
nicht einfach zu beantworten (lacht).<br />
Man kann es ganz unterschiedlich sehen.<br />
So kann beispielsweise ein Kunstwerk<br />
mehr als eine Bedeutung haben: Man<br />
sieht einen Mann am Kreuz und weiss,<br />
dass das eine Jesus-Darstellung ist. Oder<br />
die Venus von Botticelli – dieses Bild zeigt<br />
einerseits eine Göttin, dann schafft es<br />
auch die Möglichkeit, eine Frau nackt<br />
darzustellen in einer Zeit, in der das nicht<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
45
fokus<br />
gerade üblich war. Schliesslich enthält das<br />
Bild mythologische, politische und philosophische<br />
Anspielungen, die sich damals<br />
den (gebildeten) Zeitgenossen entschlüsselten.<br />
Dann gibt es Kunst, die auf den<br />
ersten Blick nur darstellend ist, aber Emotionen<br />
auslösen soll. Und seit dem<br />
20. Jahrhundert ist mit der Abstraktion<br />
Kunst entstanden, die eine sehr grosse<br />
Interpretationsbreite aufweist.<br />
Braucht Kunst Tiefgang?<br />
Meines Erachtens nicht unbedingt. Qualitativ<br />
hochwertige Kunst ist für mich<br />
Kunst, an die man Fragen stellen kann.<br />
Das kann auch die Frage sein, wie etwas<br />
gemacht worden ist. Wenn ein Werk rein<br />
darstellend ist, kann es immer noch sehr<br />
ansprechend sein, aber vielleicht nicht<br />
ganz so hochwertig.<br />
L’art pour l’art ist demnach<br />
nicht hochwertig?<br />
Im 20. Jahrhundert hat sich alles gewandelt,<br />
und man muss andere Massstäbe<br />
ansetzen. Dadaisten und Surrealisten<br />
haben das herkömmliche Kunstverständnis<br />
ad absurdum geführt, was an sich<br />
wiederum eine qualitativ hochwertige<br />
Kunstleistung ist, weil sie zu bemerkenswerten<br />
Fragestellungen führt.<br />
Sie sind Direktor im Auktionshaus.<br />
Wonach verlangt der<br />
Kunstmarkt heute?<br />
Momentan sind Künstler en vogue, die<br />
sehr grossformatige Werke schaffen, allerdings<br />
sind diese nur für einen ganz kleinen<br />
Kreis von Sammlern bestimmt oder<br />
werden direkt an Museen verkauft. Ich<br />
denke an Damien Hirst, Anselm Kiefer,<br />
Jeff Koons. Diese Kunst ist sehr spannend,<br />
aber nicht (mehr) für Normalsterbliche<br />
gedacht.<br />
Die «durchschnittlichen» Kunstsammler<br />
verlangen nach grossen Namen, nach<br />
unbestritten anerkannten Künstlern. Mit<br />
Albert Anker, Ferdinand Hodler oder Cuno<br />
Amiet kann man gute Preise erzielen, bei<br />
den internationalen Künstlern sind unter<br />
anderem Pablo Picasso, Marc Chagall<br />
oder Pierre Auguste Renoir äusserst beliebt.<br />
Hierfür sind Sammler bereit, Geld<br />
auszugeben. Diese herausragenden Namen<br />
machen aber nur einen Bruchteil des<br />
Angebots aus. Ein Grossteil der Werke an<br />
Auktionen stammt natürlich von weitaus<br />
weniger bekannten Künstlern.<br />
Kunstwerke sind auch Wertanlagen.<br />
Behalten die momentan<br />
grossen Namen ihren Wert<br />
auch in Zukunft?<br />
Dafür kann man nie eine absolute Garantie<br />
abgeben. Aber die aktuell grossen Namen,<br />
auf nationaler oder internationaler<br />
Ebene, haben bereits eine gewisse Entwicklung<br />
hinter sich und die Künstler<br />
waren schon zu Lebzeiten bekannt. Von<br />
daher ist nicht zu erwarten, dass die Preise<br />
wesentlich fallen werden. Fälle wie<br />
Vincent van Gogh, dessen Werke zu Lebzeiten<br />
sehr günstig zu haben waren, sind<br />
eher selten. Ich vergleiche es gerne mit<br />
dem Kauf eines Autos: Wer heute einen<br />
Mittelklassewagen kauft, kann nicht davon<br />
ausgehen, dass dieser in zehn, zwanzig<br />
Jahren zum selben Preis oder gar noch<br />
teurer wieder verkauft werden kann. Wer<br />
von Beginn weg einen Ferrari oder Rolls-<br />
Royce kauft, darf tendenziell mit einer<br />
Wertsteigerung rechnen.<br />
Anders ist es natürlich mit zeitgenössischer<br />
Kunst. Es gibt viele Abgänger von<br />
Kunstakademien, die völlig unbekannt<br />
sind und durch einen Zufall plötzlich bekannt<br />
werden. Deren Preise können entsprechend<br />
hochschnellen. Ob dies aber in<br />
zehn Jahren noch der Fall sein wird, weiss<br />
man natürlich nicht.<br />
Es gibt einige Künstler, die aktuell gut im<br />
Markt liegen und in zwanzig Jahren wohl<br />
wieder aus den Galerien verschwunden<br />
sind.<br />
46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
Was ist ausser Mode geraten?<br />
Ganz allgemein ist leider der Markt für<br />
Antiquitäten, seien es Möbel, Silber, Porzellan,<br />
Teppiche usw., eingebrochen. Wir<br />
haben diese Gegenstände nach wie vor in<br />
den Auktionen, erzielen jedoch einen<br />
deutlich geringeren Preis als noch vor<br />
zehn, zwanzig Jahren. Ein Schrank, der<br />
früher für 25 000 Franken verkauft worden<br />
wäre, geht heute mit Mühe für 5000<br />
Franken weg.<br />
Worauf führen Sie diesen<br />
Wertverlust zurück?<br />
Grosse Möbelhäuser, um Ikea nicht zu<br />
nennen, spielen hier eine grosse Rolle.<br />
Unsere Vorfahren haben einen Hausstand<br />
gegründet, den sie mehr oder weniger unverändert<br />
ein Leben lang behalten haben.<br />
Dabei wurden Erbstücke über Generationen<br />
weitergegeben. Heute will man sich<br />
unter Umständen nach zehn, zwanzig<br />
Jahren völlig neu einrichten können. Folglich<br />
kauft man billigere Möbel, die sich<br />
auch schneller verschleissen dürfen. Das<br />
wertvolle Porzellan muss man von Hand<br />
waschen, was niemand mehr möchte, und<br />
wer will schon regelmässig Silber putzen.<br />
Und worauf schauen Sie, wenn<br />
Sie etwas für sich selbst<br />
erwerben?<br />
Dass ich Freude und Spass daran habe und<br />
dass ein Objekt gut in die Wohnung passt.<br />
Ich schaue nicht unbedingt auf den Wert.<br />
Natürlich ist es immer auch eine Frage des<br />
Budgets. Ich würde gerne dieses oder jenes<br />
Kunstwerk kaufen, aber es liegt ausserhalb<br />
dessen, was ich mir leisten kann. Entscheidend<br />
sollte bei jedem Kauf der persönliche<br />
Geschmack sein und die Freude an einem<br />
Werk. Wer Kunst als reine Wertanlage<br />
kauft, läuft ein zu grosses Risiko, dass die<br />
Rechnung nicht aufgeht. ■<br />
Zur Person<br />
Jan Scharf (geb. 1973 in Brüssel) studierte<br />
Rechtswissenschaften und<br />
Kunstgeschichte in Berlin und Freiburg<br />
im Breisgau. Er arbeitet seit 12<br />
Jahren bei Dobiaschofsky Auktionen in<br />
Bern. Das Auktionshaus führt zweimal<br />
jährlich im Mai und November Versteigerungen<br />
mit jeweils ca. 3500 Objekten<br />
durch (nächster Termin: 14.–17.<br />
Mai 2014, Vorbesichtigung: 3.–11. Mai<br />
2014, Einlieferschluss: 14. März 2014).<br />
Zunächst war Jan Scharf mit der Katalogisierung<br />
der Gemälde betraut. Seit<br />
sechs Jahren ist er als Direktor für die<br />
allgemeine Akquisition von Kunstwerken<br />
und für deren Schätzungen zuständig.<br />
Zudem assistiert er dem Geschäftsführer<br />
in allen Belangen des<br />
Auktionshauses. Jan Scharf ist in einer<br />
Partnerschaft und lebt in Bern.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
47
Perspektiven<br />
Aktuelles aus der Psychiatrie: Adhs bei Erwachsenen<br />
Putztag im Land der Mythen<br />
Den Zappelphilipp kennt man seit langem, den Begriff dazu erst seit gut 30 Jahren – Adhs. Seither<br />
hat die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ein grosses Medieninteresse erfahren,<br />
ebenso wie das Medikament Ritalin. Dennoch ranken sich Mythen und Vorurteile um Adhs und<br />
Ritalin, welche die Sicht auf die Krankheit versperren und deren Behandlung erschweren.<br />
Prof. Dr. med. Dominique Eich-Höchli, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (KPPP), Zürich,<br />
unter Mitarbeit von Dr. med. Philipp Eich, Psychiatrie Baselland (PBL)<br />
Der Begriff ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)<br />
taucht seit<br />
einigen Jahren häufig in den Medien auf.<br />
Offensichtlich bleiben aber viele Fragen<br />
offen. Als Klinikerin, welche täglich mit<br />
Betroffenen konfrontiert ist, erstaunt mich,<br />
wie viel in Bezug auf ADHS unklar oder von<br />
Vorurteilen belastet ist. Deshalb werden<br />
hier die gängigsten Mythen zu ADHS/POS<br />
vorgestellt, ebenso zu Methylphenidat/<br />
Ritalin ® , der Therapie mit der grössten<br />
Evidenz. Diese Mythen werden anschliessend<br />
diskutiert und im Sinne eines «Putztages<br />
im Mythenregister» richtiggestellt<br />
Mythen zu ADHS:<br />
1. ADHS ist eine Modediagnose.<br />
2. Gute Erziehung und genügend Freiraum<br />
für die Kinder machen Ritalin<br />
überflüssig.<br />
3. Das männliche Geschlecht ist viel häufiger<br />
betroffen (im Verhältnis 4:1).<br />
4. ADHS wächst sich aus bzw. ist im Alter<br />
von 18 Jahren verschwunden.<br />
Und zu Methylphenidat/Ritalin ® :<br />
5. Ritalin ® ist ein Suchtmittel und macht<br />
abhängig.<br />
6. Auf Methylphenidat/Ritalin ® eingestellt,<br />
muss man die Substanz ein Leben<br />
lang einnehmen.<br />
7. Der Ritalinverbrauch, auch in der<br />
Schweiz, steigt seit Jahren exponentiell;<br />
dies wird von der Pharmaindustrie gesteuert.<br />
8. Methylphenidat/Ritalin ® wirkt leistungsfördernd<br />
auch bei Nicht-ADHS-<br />
Betroffenen und kann als «Hirn-Doping»<br />
eingenommen werden (z.B. in<br />
Prüfungssituationen).<br />
Weder Mode noch<br />
erziehungsbedingt<br />
Die Diagnose ADHS ist tatsächlich relativ<br />
jung; in der amerikanischen Psychiatrie<br />
ist sie seit ca. 1980 gebräuchlich. Die Geschichte<br />
des Krankheitsbegriffs beginnt<br />
jedoch viel früher, im deutschen Sprachraum<br />
1846 mit dem Zappelphilipp-Syndrom<br />
von Heinrich Hoffmann, dem<br />
Schöpfer des Struwwelpeters (ad Mythos<br />
1). Das von Hoffmann, einem exzellenten<br />
Beobachter und Arzt in Frankfurt<br />
a. Main, beschriebene Störungsbild kommt,<br />
wie wir heute wissen, in allen Kulturen<br />
und allen Gesellschaftsschichten vor. Insbesondere<br />
auch dort, wo Platz und ein<br />
entsprechender Rahmen zum Austoben<br />
der Kinder bestünde (ad Mythos 2). In der<br />
Schweiz wurde ADHS über Jahrzehnte als<br />
POS (Psychoorganisches Syndrom), das<br />
im Kindesalter vorkommt und sich dann<br />
«auswächst», diagnostisch erfasst (Ursprung<br />
von Mythos 4). Zur Entlastung<br />
aller Eltern mit ADHS-betroffenen Kindern<br />
muss unmissverständlich festgehalten<br />
werden, dass diese Diagnose nicht<br />
einfach auf eine fehlerhafte Erziehung<br />
zurückgeführt werden kann. Es muss<br />
auch darauf hingewiesen werden, dass<br />
ADHS vererblich ist und es so zu einer<br />
Häufung von ADHS-Auffälligkeiten in<br />
einer Familie kommen kann. Nicht selten<br />
berichten heute Eltern in der Sprechstunde,<br />
bei ihren Kindern sei eine ADHS abgeklärt<br />
worden, und sie hätten bei sich ganz<br />
ähnliche Symptome festgestellt (ad Mythos<br />
4). So wird ADHS bei Erwachsenen<br />
häufig retrospektiv diagnostiziert.<br />
Das heutige Verständnis von ADHS bzw.<br />
ADS (Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität)<br />
im Erwachsenenalter wurde<br />
1990 von Barkley und Wender (USA) eingeführt.<br />
Die Kernsymptome (Konzentrationsstörung<br />
bzw. Unaufmerksamkeit,<br />
motorische Unruhe / Hyperaktivität und<br />
Impulsivität) führen zu grossen Anpassungsschwierigkeiten.<br />
So äussert sich<br />
Unaufmerksamkeit in geringer Ausdauer,<br />
schlechter Konzentrationsfähigkeit, Vergesslichkeit<br />
sowie in fehlerhaftem, chaotischem<br />
und flüchtigem Arbeiten. Die<br />
motorische Unruhe zeigt sich in Ruhelosigkeit,<br />
Nervosität, Anspannung und Ungeduld<br />
oder auch als übermässiges Arbeiten.<br />
Sitzende Tätigkeiten und eintönige<br />
Arbeitsabläufe sind für Betroffene schwierig.<br />
Die Impulsivität führt dazu, dass<br />
ADHS-Betroffene zu viel reden und sich in<br />
Diskussionen mit Kommentaren nicht<br />
zurückhalten können. Zudem besteht eine<br />
Neigung zu raschen, unüberlegten Entscheidungen<br />
und zum Eingehen grosser<br />
Risiken. Betroffene erreichen so oft ein<br />
geringeres Funktionsniveau in verschiedenen<br />
Lebensbereichen. Bei Erwachsenen<br />
tritt ADHS nicht mehr so einseitig beim<br />
männlichen Geschlecht auf, sondern das<br />
Verhältnis von Männern zu Frauen liegt<br />
bei 1:1, also gleich häufig bei beiden Geschlechtern.<br />
Bei Frauen kommen die<br />
Kernsymptome zudem auch anders gewichtet<br />
vor: Es sind vielmehr die «Träumerinnen»,<br />
bei Hoffmann als «Hanns-<br />
Guck-in-die-Luft» beschrieben, welche<br />
das Bild prägen (ad Mythos 3 und 4).<br />
Adulte Krankheitsformen<br />
Die Erkenntnis, dass bei Erwachsenen<br />
(Männern wie Frauen) die Hyperaktivität<br />
nicht mehr zielführendes Symptom ist,<br />
hat uns Klinikern erst die Augen geöffnet.<br />
Heute wissen wir, dass es auch ADHS-Betroffene<br />
gibt, bei denen die Störung erst<br />
sichtbar wird, wenn die Patienten nicht<br />
mehr im gewohnten familiären Umfeld<br />
sind oder ein eigenständiges Leben beginnen<br />
z.B. eine Lehre oder ein Studium.<br />
Seit ca. 1990 hat das Störungsbild vor allem<br />
als Störung im Erwachsenenalter<br />
einen richtigen Boom erfahren. ADHS ist<br />
mit einer Verbreitung von ca. 4 Prozent bei<br />
Erwachsenen eine klinisch bedeutsame<br />
und häufige Störung. Als «Modediagnose»<br />
(ad Mythos 1) darf und kann man die<br />
heutige Verbreitung von ADHS aber nicht<br />
48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
bezeichnen: Die betroffenen Menschen<br />
sind früher leider zu wenig erkannt und<br />
diagnostiziert worden. Daraus ist viel individuelles<br />
Leid entstanden: Lehr- und<br />
Studienabbrüche in grosser Zahl, Stellenverlust,<br />
Beziehungsschwierigkeiten und<br />
soziale Konflikte z.B. durch die Impulsivität<br />
in Verkehrssituationen. Ein weiteres<br />
Merkmal bei Erwachsenen sind steigende<br />
Komorbiditäten wie Angststörungen, depressive<br />
Störungen, Abhängigkeitsstörungen<br />
u.a.m. und die genannten Folgen wie<br />
Probleme bei der Arbeit oder unstabile<br />
soziale Beziehungen.<br />
Somit kann man richtigerweise sagen,<br />
dass ADHS und die Behandlung bei Erwachsenen<br />
noch in den Kinderschuhen<br />
steckt.<br />
Vielfältige Therapie<br />
Vorurteile und Fehleinschätzungen betreffen<br />
nicht nur die Störung, sondern<br />
ebenso die Behandlung, speziell die Pharmakotherapie.<br />
Deshalb sollen hier die<br />
gängigsten Mythen bezüglich Methylphenidat/Ritalin<br />
® aus der Welt geschafft<br />
werden (Punkte 5 bis 8).<br />
Die heute gängige Behandlungsform von<br />
ADHS ist die sogenannte multimodale<br />
Behandlung, die Kombination von therapeutischen<br />
Zugängen wie Psychoedukation,<br />
Psychotherapie, psychosoziale Beratung,<br />
Selbsthilfe und Pharmakotherapie.<br />
Letztere spielt eine wichtige Rolle, insbesondere<br />
Methylphenidat/Ritalin ® , denn<br />
dies ist evidenzbasiert die Substanz der<br />
ersten Wahl zur Behandlung von ADHS<br />
(1, 2, 3).<br />
Methylphenidat, als Ritalin ® auf dem<br />
Markt, ist «uralt», in der Schweiz seit 1954<br />
erhältlich. Methylphenidat wird weltweit<br />
und täglich millionenfach eingenommen,<br />
es wirkt nur kurz und ist sicher. Und<br />
es ist billig, so billig, dass sich daraus keine<br />
Blockbuster-Interessen der Pharmaindustrie<br />
ableiten lassen (ad Mythos 7).<br />
Richtig ist, dass Methylphenidat zu den<br />
Stimulanzien gehört und auf der Betäubungsmittelliste<br />
der Schweiz steht. Entsprechend<br />
ist die Verschreibung eingeschränkt<br />
und muss von ärztlicher Seite<br />
streng überwacht werden (ad Mythos 5).<br />
Eine lebenslange Einnahme ist grundsätzlich<br />
nicht vorgesehen, kann aber aufgrund<br />
des Leidensdrucks der Patienten<br />
heraus notwendig sein (ad Mythos 6). Aus<br />
klinischer Sicht ist festzuhalten, dass die<br />
Betroffenen von sich aus (leider) immer<br />
wieder die verschriebenen Medikamente<br />
absetzen oder ärztlich verordnete «drug<br />
holidays» einschalten, ohne dass Entzugssymptome<br />
auftreten. Eine «Sucht»<br />
mit Dosissteigerung und Entzugserscheinungen<br />
sind bei Methylphenidat nicht<br />
bekannt (ad Mythos 5).<br />
Das Hauptproblem in der Erwachsenentherapie<br />
von ADHS ist jedoch, dass es keine<br />
differenzielle Indikation für Psychopharmakotherapie,<br />
Psychotherapie oder<br />
andere Behandlungsoptionen gibt, sondern<br />
dass diese von der Evidenzlage bei<br />
Kindern abgeleitet wird. In der Schweiz<br />
sind mehrere Methylphenidat-Präparate<br />
erhältlich, so Methylphenidat/Concerta ®<br />
auch für das Erwachsenenalter. Weiter ist<br />
Dexmethylphenidat/Focalin ® ebenfalls<br />
zur Behandlung erwachsener Betroffener<br />
zugelassen. Darüber hinaus stehen Medikamente<br />
anderer Substanzklassen zur<br />
Verfügung. Diese sind allerdings in der<br />
Schweiz noch nicht, oder dann nur für<br />
Kinder zugelassen. Entsprechend müssen<br />
sie «off-label» verordnet werden.<br />
Zur Leistungsförderung mit Methylphenidat<br />
bei Gesunden möchte ich auf die fundierte<br />
Diskussion der Arbeitsgruppe «Human<br />
Enhancement» im Auftrag der<br />
Akademien der Wissenschaften Schweiz<br />
(4) verweisen. Ritalin ® gehört zweifelsohne<br />
zu den Neuroenhancement-Produkten<br />
(NEP). Allerdings schreibt die Arbeitsgruppe<br />
mit Recht, dass diesen Produkten in der<br />
Öffentlichkeit «mehr Wirksamkeit zugeschrieben<br />
wird, als sie tatsächlich besitzen»<br />
(4: S. 56) und dass die zum Teil erheblichen<br />
Nebenwirkungen unerwähnt<br />
bleiben (ad Mythos 8). Als Klinikerin ist es<br />
mir wichtig, mit dem Vorurteil aufzuräumen,<br />
es sei ohne klare Diagnose und Indikationsstellung<br />
möglich, Methylphenidat<br />
als NEP verschrieben zu erhalten. ■<br />
Literaturangaben:<br />
1. Deutsche Leitlinien zu ADHS:<br />
– Ebert D. et al.: ADHS im Erwachsenenalter,<br />
Nervenarzt 2003; 74(10):939–946<br />
– Jacob C. et al.: Multimodale Therapie der<br />
ADHS im Erwachsenenalter, Nervenarzt<br />
2008; 79(7):801–807<br />
2. NICE-Guidelines zu ADHS aus GB: Attention<br />
deficit hyperactivity disorder, Guideline 72,<br />
National Institute for Health and Clinical<br />
Excellence, 2008<br />
3. Eich D. et al.: Der Leidensdruck bestimmt die<br />
Therapie, INFO Neurologie & Psychiatrie<br />
2012; 10(3):10–12<br />
4. Medizin für Gesunde, Arbeitsgruppe zu «Human<br />
Enhancement», SAMW, 2012 (www.<br />
akademien-schweiz.ch)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
49
Perspektiven<br />
Aus der «Praxis»*<br />
Interventionelle kArdiologie und kardiales iMAging, Universitätsspital Zürich<br />
Stellenwert der nicht-invasiven<br />
Bildgebung in der Kardiologie<br />
Role of Noninvasive Imaging in Cardiology<br />
O. Gaemperli<br />
Einleitung<br />
Die moderne Kardiologie bietet mittlerweile<br />
eine Vielfalt an nicht-invasiven bildgebenden<br />
Verfahren für die Diagnose der<br />
koronaren Herzerkrankung (KHK)<br />
(Abb. 1). Zu den ältesten gehören die<br />
Myokardperfusions-Szintigraphie (heute<br />
weitgehend als Myokardperfusions-SPECT<br />
(single photon emisson computed tomography)<br />
durchgeführt) und die Stress-<br />
Echokardiographie. In den letzten Jahren<br />
haben sich zunehmend auch die Herz-<br />
Magnetresonanztomographie (Herz-<br />
MRT) und die Herz-Computertomographie<br />
(Herz-CT) im klinischen Alltag etabliert.<br />
An gewissen spezialisierten Zentren<br />
werden zudem Perfusions- und Viabilitäts-Untersuchungen<br />
mittels Positronen-<br />
Emissions-Tomographie (PET) angeboten.<br />
Ob dieser Fülle an bildgebenden<br />
Verfahren können beim zuweisenden<br />
Kardiologen oder Allgemeinmediziner<br />
schon mal Zweifel aufkommen, welches<br />
Verfahren bei seinem speziellen Patienten<br />
am besten geeignet ist. Diese Auswahl<br />
wird häufig nicht nur von der klinischen<br />
Fragestellung und den klinischen Charakteristika<br />
des Patienten bestimmt sondern<br />
häufig auch durch 2andere Faktoren<br />
wie Verfügbarkeit, sozioökonomische Aspekte,<br />
Strahlenbelastung oder Kontrastmittel-Unverträglichkeiten,<br />
und persönliche<br />
Vorlieben beeinflusst. Der vorliegende<br />
Übersichtsartikel fasst den Stellenwert der<br />
unterschiedlichen bildgebenden Verfahren<br />
in der Abklärung der stabilen KHK<br />
zusammen mit besonderem Schwergewicht<br />
auf SPECT, CT und MRT.<br />
Warum nicht direkt<br />
alle Patienten<br />
koronarangio graphieren?<br />
Die invasive Koronarangiographie ist derzeit<br />
der Referenzstandard für die Darstellung<br />
der Koronararterien und spielt eine<br />
zentrale Rolle in der Diagnostik und Behandlung<br />
der koronaren Herzerkrankung<br />
(KHK). Die Nachteile der Koronarangiographie<br />
sind Invasivität und Kosten, sowie<br />
die Tatsache, dass die Angiographie nur<br />
morphologische Information über allfällige<br />
Lumenein engungen liefert (Abb. 1),<br />
aber keine Aussage über deren hämodynamische<br />
Relevanz zulässt (falls nicht<br />
zusätzliche intrakoronare Fluss- oder<br />
Druckmessungen durchgeführt werden).<br />
In ca. 20 Jahre alten Angiographie-Registern<br />
findet sich eine Herzkatheter-assoziierte<br />
Komplikationsrate von 1–2 % (heute<br />
wahrscheinlich geringer) [1]. Die häufigsten<br />
Komplikationen waren Blutungen aus<br />
der Einstichstelle, während Hirnschlag,<br />
Herzinfarkt oder Tod bedeutend seltener<br />
auftreten. In 2003 wurden in Europa<br />
knapp zwei Millionen Koronarangiographien<br />
durchgeführt, allerdings bei nur<br />
etwa 1/3 dieser Angiographien wurde<br />
gleichzeitig auch eine perkutane Intervention<br />
durchgeführt (d. h. ca. 1 300 000 Koronarangiographien<br />
waren rein diagnostisch)<br />
[2,3]. Angesichts der seltenen aber<br />
potenziell schwerwiegenden Komplikationen<br />
und der Kosten der Koronarangiographie<br />
sind nicht-invasive «Gatekeeper-<br />
Tests» erforderlich, um die Anzahl rein<br />
diagnostischer, sozusagen «unnötiger»<br />
Koronarangiographien zu vermindern.<br />
Myokardperfusions-SPect<br />
Die Myokardperfusions-SPECT hat sich<br />
seit nun über drei Jahrzehnten als ausgezeichnetes<br />
nicht-invasives bildgebendes<br />
Verfahren in der Diagnose und Prognose<br />
von Patienten mit stabiler KHK bewährt.<br />
Die SPECT-Technik erlaubt es, im Schnittbildverfahren<br />
einen volumetrischen Datensatz<br />
des Herzens zu erhalten, und deren<br />
hohe diagnostische Treffsicherheit ist<br />
in zahlreichen Studien belegt worden<br />
[4,5]. Je nach Belastungsprotokoll (physiologische<br />
Belastung, medikamentöse<br />
Belastung mit Adenosine, Dipyridamol<br />
oder Dobutamin) und verwendeten Radionucliden<br />
( 201 Thallium, 99m Tc-Sestamibi<br />
oder 99m Tc-Tetrofosmin) beträgt die<br />
Sensitivität der Untersuchung zwischen 87<br />
und 89% und die Spezifität zwischen 73<br />
und 75% [4] (Tab. 1). Die «Gatekeeper»-<br />
Funktion sowie Kosteneffektivität der<br />
SPECT wurde in der END-Studie belegt<br />
[6]: Das Vorschalten einer SPECT vor der<br />
invasiven Abklärung führte in dieser Studie<br />
zu einer verbesserten diagnostischen<br />
Ausbeute der Koronarangiographie sowie<br />
zu einer signifikanten Kostenreduktion<br />
(insbesondere in der Gruppe mit intermediärer<br />
Vortestwahrscheinlichkeit von 4200<br />
auf 2400 US-Dollar).<br />
Da die SPECT einer der ältesten Verfahren<br />
ist, gibt es auch eine Vielzahl von Daten<br />
über deren prognostische Aussagekraft.<br />
Das Tod- oder Myokardinfarkt-Risiko über<br />
die folgenden 2–3 Jahre ist besonders tief<br />
(0,6% pro Jahr) bei Patienten mit normaler<br />
SPECT, und steigt um das 12-Fache<br />
beim Vorhandensein von Perfusions-Defekten<br />
[7]. Die SPECT hat auch einen inkrementalen<br />
prognostischen Nutzen zum<br />
einfachen Stress-EKG. Insbesondere bei<br />
Patienten mit intermediärem Duke-Treadmill-Score<br />
kann die SPECT zwischen<br />
Patienten mit geringem (0,4%) und hohem<br />
(8,9%) kardiovaskulären Risiko unterscheiden<br />
[8].<br />
Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />
CT Computertomographie<br />
GFR Glomeruläre Filtrationsrate<br />
KHK Koronare Herzerkrankung<br />
MRT Magnetresonanztomographie<br />
PET Positronen-Emissions-Tomographie<br />
RCX Ramus circumflexus<br />
SPECT Single photon emisson computed<br />
tomography<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />
«Praxis» (<strong>2013</strong>; 102 (1): 29-37). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />
können die «Praxis» zu äusserst<br />
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50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Abb. 1: Übersicht über die unterschiedlichen bildgebenden Verfahren (die invasive Koronarangiographie<br />
eingeschlossen) der KHK-Diagnostik und ihre Indikationen. Die Unterscheidung<br />
zwischen anatomischer und funktioneller Bildgebung soll auf die unterschiedlichen<br />
Indikationen hindeuten: Sowohl Herz-CT wie auch invasive Koronarangiographie<br />
sind angiographische «anatomische» Verfahren zur Diagnose von arteriosklerotischen<br />
Plaques der Koronararterien. Die funktionellen Tests wie MRT, PET, SPECT, Stress-Echo und<br />
Stress-EKG erkennen die hämodynamischen Auswirkungen von Koronarstenosen, nämlich<br />
die myokardiale Ischämie. Diese Fragestellung kann durch angiographische Verfahren allein<br />
nicht beantwortet werden.<br />
Grössere retrospektive Studien haben bezüglich<br />
kardialer Prognose eine Interaktion<br />
zwischen dem Ausmass der myokardialen<br />
Ischämie und der therapeutischen<br />
Strategie zeigen können. Patienten mit<br />
mittelgrossen bis grossen ischämischen<br />
Arealen (>10% des linksventrikulären<br />
Myokards) profitieren von einer Revaskularisation,<br />
während bei Patienten mit<br />
kleinen Ischämien (_ 5%) eine bessere Prognose<br />
hatten als Patienten mit
Perspektiven<br />
Abb. 2: Diagnostischer Algorithmus zur Abklärung der KHK in Abhändigigkeit<br />
der Vortestwahrscheinlichkeit.<br />
ten beeinflussen. Die kardiale Ereignisrate<br />
(Tod, Myokardinfarkt, Revaskularisation)<br />
während einer Beobachtungsdauer<br />
von durchschnittlich 21 Monaten betrug<br />
0,5%, 3,5%, und 16% für Patienten mit<br />
normalen Koronarien, nicht-stenosierenden<br />
Veränderungen und Koronarstenosen<br />
in der CT [20]. Das CONFIRM-Register ist<br />
die bisher grösste multinationale und multiethnische<br />
prospektive CT-Datenbank mit<br />
über 23 000 Patienten [21]. Die ersten Publikationen<br />
aus diesem Register belegen<br />
die prognostische Aussagekraft der Herz-<br />
CT. Die Sterberate ist besonders niedrig bei<br />
Patienten mit normalen Herzkranzarterien<br />
in der CT und beträgt 0,28%/Jahr. Das<br />
Risiko steigt hingegen beim Vorhandensein<br />
von nicht-stenosierenden Veränderungen<br />
(hazard ratio [HR]1,60) und bei<br />
obstruktiver KHK (HR 2,60).<br />
Abb. 3: 56-jährige Patienten mit atypischen Beschwerden. A) Die Herz-CT zeigt eine<br />
arterio sklerotische Plaque im mittleren Ramus interventricularis (RIVA) (Pfeil) unklarer<br />
hämodynamischer Relevanz. B) – D) Verschiedenste Rekonstruktionen (MIP und MPR)<br />
der selben Läsion zeigen eine verkalkte Plaque mit ca. 50%igem Stenosierungsgrad, sodass<br />
zum sicheren Ausschluss einer hämodynamischen Relevanz eine Myokardperfusions-<br />
SPECT durchgeführt wurde. E) Die SPECT/CT-Hybrid-Untersuchung zeigt eine normale<br />
Durchblutung der Vorderwand und des Septums. Somit kann die Patientin konservativ<br />
behandelt und benötigt keine invasive Abklärung.<br />
Herz-MRT<br />
Die Herz-MRT hat sich in den letzten Jahren<br />
in der KHK-Abklärung etabliert und<br />
wird weltweit zunehmend eingesetzt. Die<br />
Herz-MRT kommt ganz ohne ionisierende<br />
Strahlen aus und kann somit wiederholt<br />
beim gleichen Patienten ohne jegliche<br />
Strahlenbelastung eingesetzt werden.<br />
Nachteile der Herz-MRT sind hingegen die<br />
Interferenz mit metallischen ferromagnetischen<br />
Implantaten (z. B. Schrittmacher,<br />
Aneurysma-Clips, Trommelfell-Implantate,<br />
etc.) sowie Klaustrophobie. Die Herz-<br />
MRT-Untersuchung ermöglicht nicht nur<br />
die Beurteilung der myokardialen Perfusion<br />
durch dynamische Darstellung des<br />
First-Pass von Gadolinium-haltigem Kontrastmittel<br />
im Myokard. Durch die hohe<br />
zeitliche und räumliche Auflösung können<br />
auch stressinduzierte Wandbewegungsstörungen<br />
(ähnlich wie bei der<br />
Stress-Echokoardiographie) zur Ischämiediagnostik<br />
herangezogen werden.<br />
Letzteres bedingt allerdings die Gabe von<br />
Dobutamin als pharmakologischen Stressor,<br />
was wiederum die Qualität der First-<br />
Pass-Perfusionsaufnahmen aufgrund der<br />
hohen Herzfrequenz beeinträchtigen<br />
kann. Die Unterscheidung zwischen myokardialer<br />
Narbe und vitalem dysfunktionellem<br />
Myokard (mittels Gadolinium<br />
late-enhancement) bei Patienten mit<br />
ischämischer Kardiomyopathie ist eine<br />
weitere Stärke der Herz-MRT, die allerdings<br />
nicht Gegenstand dieses Übersichtsartikels<br />
ist.<br />
Eine Metaanalyse von 38 diagnostischen<br />
Studien an 2191 Patienten zeigte eine sehr<br />
hohe diagnostische Treffsicherheit der<br />
Herz-MRT [22]. Je nach Untersuchungsart<br />
(Perfusion versus Wandbewegungsstörungen)<br />
betrug die Sensitivität 83–91 % und<br />
die Spezifität 81–86 %. Die MR-IMPACT<br />
war eine grosse multizentrische Dosisfindungsstudie,<br />
die Herz-MRT-Perfusion mit<br />
unterschiedlichen Gadolinium-Kontrastmittel-Dosierungen<br />
mit SPECT verglichen<br />
hat [23]. Diese Studie dokumentierte<br />
«non-inferiority» der Herz-MRT (mit der<br />
optimalen Kontrastmittel-Dosierung von<br />
0,1 mmol/kg) gegenüber SPECT zur<br />
KHK-Diagnose (Gold-Standard: quantitative<br />
Koronarangiographie). Die bisher<br />
grösste prospektive Direkt-Vergleich-Studie<br />
zwischen Herz-MRT und SPECT, die<br />
CE-MARC-Studie (752 Patienten), zeigte<br />
allerdings eine höhere Sensitivität der<br />
Herz-MRT (87 vs. 67%) bei vergleichbarer<br />
Spezifität (83%) [24]. In der multizentri-<br />
52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
schen MR-IMPACT-II-Studie war ebenfalls<br />
die Sensitivität der Herz-MRT-Perfusion<br />
höher (67 vs. 59%), während die Spezifität<br />
verglichen mit SPECT geringer ausfiel (61<br />
vs. 72%) [25]. Trotz dieser vielversprechenden<br />
Resultate fehlen allerdings noch grosse<br />
Outcome-Studien, die den Einfluss von<br />
MR-Perfusions-Störungen und deren<br />
Ausmass auf die kardiale Prognose untersuchen<br />
[26].<br />
Implementierung<br />
der nicht-invasiven Bildgebung<br />
in klinischen<br />
Algorithmen<br />
Modalität Vorteile, Indikation Nachteile, Kontraindikationen<br />
Myokardperfusions-SPECT<br />
Stress-Echokardiographie<br />
Herz-CT<br />
Herz-MRT<br />
PET<br />
• Erste Wahl zur Ischämieabklärung<br />
(ESC: Klasse I)<br />
• Grösste Erfahrung weltweit (Millionen<br />
von Patienten). Hohe Treffsicherheit<br />
und prognostische Information<br />
• Ischämieabklärung (ESC: Klasse I)<br />
• Beurteilung der Klappenfunktion<br />
und Viabiltät, keine Röntgenstrahlen<br />
• Gute Alternative bei Patienten mit<br />
tiefer Vortestwahrscheinlichkeit<br />
• Hoher negativer Prädiktivwert (gut<br />
zum Ausschluss der KHK)<br />
• Ischämie und Vitalität (ESC: Klasse<br />
IIa)<br />
• Keine Strahlenbelastung, daher geeignet<br />
bei jungen Patienten<br />
• Ischämie und Vitalität (ESC: Klasse<br />
IIa)<br />
• Vorzugsweise bei bekannter Dreigefäss-KHK<br />
und Mikrozirkulations-<br />
Störung<br />
• Geringere Strahlenbelastung als<br />
Szintigraphie<br />
Tab. 2: Welcher Test für welchen Patienten?<br />
Strahlenbelastung<br />
zu hoch für Kinder<br />
und Schwangere<br />
Schlechte<br />
Schallbarkeit<br />
Kontrastmittelallergie,<br />
Niereninsuffizienz<br />
Klaustrophobie,<br />
Metallimplantate<br />
Beschränkte<br />
Krankenkassenpflicht<br />
Die Vielfalt an nicht-invasiven bildgebenden<br />
Verfahren erlaubt es in der Regel für<br />
die gegebene klinische Situation unter<br />
Berücksichtigung der jeweiligen Vor- und<br />
Nachteile des Verfahrens für jeden Patienten<br />
die passende Modalität auszuwählen.<br />
Entsprechend gibt es von internationalen<br />
Fachgesellschaften Dokumente über die<br />
«appropriateness» unterschiedlicher<br />
Verfahren je nach klinischem Szenario<br />
[27–29]. Es sollte noch erwähnt werden,<br />
dass das einfache Stress-EKG weiterhin<br />
der einfachste und billigste Ischämietest<br />
ist, der bei vielen Patienten bereits den<br />
Ausschluss oder die Diagnose einer KHK<br />
erlaubt. Es sind die Patienten mit intermediärer<br />
Vortestwahrscheinlichkeit (nach<br />
Drurchführung eines Stress-EKG) oder die<br />
nicht-belastbaren Patienten, bei welchen<br />
die nicht-invasive Bildgebung empfohlen<br />
wird (Abb. 2).<br />
Aufgrund des hohen negativen Prädiktivwertes<br />
ist die Herz-CT besonders gut geeignet<br />
bei Patienten mit geringer bis mittlerer<br />
Vortestwahrscheinlichkeit (z. B. keine<br />
bekannte KHK, 75 bpm) ist die CT allerdings<br />
aufgrund eingeschränkter Bildqualität<br />
nicht geeignet (Abb. 2). Bei Patienten mit<br />
mittlerer bis hoher Vortestwahrscheinlichkeit<br />
(>65-jährig, hohes kardiovaskuläres<br />
Risikoprofil) oder bekannter KHK ist ein<br />
funktioneller Test (SPECT, PET, Herz-<br />
MRT oder Stress-Echo) besser geeignet.<br />
Hier geht es nicht so sehr um die anatomische<br />
Bestätigung einer KHK (denn in<br />
dieser Gruppe werden bereits die meisten<br />
Patienten Koronarveränderungen unterschiedlichen<br />
Ausmasses aufweisen oder<br />
haben bereits eine bekannte KHK), sondern<br />
um eine Risikostratifizierung mittels<br />
Ischämienachweis. Bei vorhandener (mittelgrosser<br />
bis grosser) Ischämie ist das<br />
unmittelbare Risiko hoch und eine Revaskularisation<br />
(mittels perkutaner Koronarintervention<br />
oder Bypass-Operation) indiziert,<br />
während bei fehlender oder nur<br />
kleiner Ischämie ein konservatives Prozedere<br />
möglich ist. Die Wahl des funktionellen<br />
Tests wird von verschiedenen patienten-<br />
und situationsbezogenen Faktoren<br />
beeinflusst (Tab. 2).<br />
Eine weitere Möglichkeit der nicht-invasiven<br />
Bildgebung besteht in der Kombination<br />
von anatomischer (Herz-CT) und<br />
funktioneller (SPECT, PET, Herz-MRT)<br />
Information zur Hybridbildgebung<br />
(Abb. 2). Dieses Verfahren erlaubt die<br />
gleichzeitige Beurteilung von morphologischen<br />
Veränderungen der Koronargefässe<br />
sowie deren hämodynamische Auswirkung<br />
auf die myokardiale Perfusion. Eine<br />
Reihe kleinerer Einzelzenter-Studien haben<br />
die höhere diagnostische Treffsicherheit<br />
der Hybriddiagnostik gegenüber den<br />
separaten bildgebenden Verfahren dokumentiert<br />
[30]. Die Hybriddiagnostik ist<br />
dann von Vorteil, wenn der erste nichtinvasive<br />
Test nicht konklusiv ausgefallen<br />
ist und ein zweiter nicht-invasiver Test für<br />
den sicheren Ausschluss der KHK benötigt<br />
wird (Abb. 3). Zusätzlich eignet sich die<br />
Hybriddiagnostik auch zur genauen Ischämielokalisation<br />
bei Patienten mit Mehrgefässerkrankung<br />
vor einer perkutanen<br />
oder chirurgischen Revaskularisation.<br />
Strahlenbelastung<br />
PET, SPECT und CT sind bildgebende Verfahren,<br />
die ionisierende Strahlung zur<br />
Darstellung anatomischer Strukturen<br />
verwenden. Die in weiten Kreisen akzeptierte<br />
«linear-no-threshold»-(LNT) Theorie<br />
beschreibt einen linearen Zusammenhang<br />
zwischen effektiver Strahlendosis<br />
und stochastischen strahleninduzierten<br />
Schäden (insbesondere Krebsrisiko)<br />
[31]. In der Tat zeigten die ersten Studien<br />
mit 64-Zeilen-CT eine totale effektive<br />
Strahlendosis von bis zu 21,4 mSv [32].<br />
Die Verfeinerung und Weiterentwicklung<br />
der Akquisitionsprotokolle sowie die Einführung<br />
hochentwickelter moderner CT-<br />
Geräte haben die Strahlenbelastung der<br />
Herz-CT um ca. 40–90% senken können<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
53
Perspektiven<br />
Protokoll<br />
(Tab. 3) [32–34]. Heute ist die Strahlenbelastung<br />
der Herz-CT damit vergleichbar<br />
mit der invasiven Koronarangiographie.<br />
Die üblichen SPECT-Untersuchungen<br />
(1-Tages-Protokoll) mit 99m Tc-Tetrofosmin<br />
sind mit einer durchschnittlichen Strahlenbelastung<br />
von 9,3 mSv vergesellschaftet.<br />
Neuere SPECT-Geräte mit moderneren<br />
Detektoren, die auf Halbleiter-Technologie<br />
basieren, werden möglicherweise in der<br />
Zukunft zu einer weitere Strahlenreduktion<br />
führen [35]. Die im PET verwendeten<br />
Perfu sionstracer haben allesamt eine<br />
kürzere Halbwertzeit und sind daher auch<br />
mit geringeren Strahlendosen assoziiert<br />
(Tab. 3). Kardiale PET-Untersuchungen<br />
werden allerdings in der Schweiz nur restriktiv<br />
von den Krankenkassen bezahlt,<br />
deren Anwendung ist daher momentan<br />
nur Spezialfällen vorbehalten.<br />
Injizierte<br />
Aktivität (MBq) *<br />
Effektive<br />
Dosis (mSv)<br />
99m Tc Tetrofosmin 1-Tag Belastung/Ruhe SPECT 320/960 9,3<br />
201Tl Belastung-Redistribution SPECT 130 22,0<br />
13N-NH3 Belastung/Ruhe PET 550/550 2,4<br />
18 F-Fluorodeoxyglukose (FDG) PET 350 7,0<br />
64-slice CTCA (ohne Röhrenstrom-Modulation) 8,0–21,4<br />
64-slice CTCA (mit Röhrenstrom-Modulation) 7,0–14,0<br />
64-slice CTCA (prospektives EKG-Triggering) [33] 2,1<br />
2 x 128 slice (dual source), high pitch Spiral-CTCA [38] 0,9<br />
Diagnostische Koronarangiographie 2,3–22,7<br />
Tab. 3: Effektive Strahlendosis (in mSv) in der kardialen Bildgebung [32]<br />
* Strahlendosis geschätzt mit Hilfe von Gewebe-Dosis-Gewichtungsfaktoren gemäss ICRP 60-Publikation.<br />
Abstract<br />
The technological advances of recent decades have produced a large armamentarium of cardiac<br />
noninvasive imaging tools for the diagnosis of coronary artery disease (CAD), including stress echocardiography,<br />
myocardial perfusion radionuclide imaging, cardiac computed tomography (cardiac<br />
CT) and cardiac magnetic resonance imaging. The high diagnostic accuracy of these techniques has<br />
been documented by single center and occasionally larger multicentric studies. Hence, the choice of<br />
the appropriate technique in a given patient is based upon the particular clinical scenario, the patient's<br />
clinical characteristics, local availability and expertise, and upon other factors such as costs, radiation<br />
and potential contrast agent toxicity. Cardiac CT is by nature an anatomical technique (much like<br />
invasive angiography) with a high negative predictive value, therefore it has established itself as a<br />
useful tool to rule out CAD in patients with low to intermediate pretest likelihood of CAD. The remaining<br />
techniques, on the other hand, are functional tests for the detection of myocardial ischemia and<br />
are suitable to improve risk stratification in patients with known CAD or at higher cardiovascular risk.<br />
By this means, noninvasive cardiac imaging is an accurate and established tool in the diagnostic algorithm<br />
for CAD, and a cost-effective gatekeeper of invasive angiography.<br />
Key words: noninvasive cardiac imaging – myocardial perfusion SPECT – CT coronary angiography<br />
– cardiac magnetic resonance – stress echocardiography<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die technologischen Fortschritte der letzten<br />
Jahrzehnte haben eine Vielzahl nichtinvasiver<br />
bildgebender Verfahren zur Diagnose<br />
der KHK hervorgebracht. Die diagnostische<br />
Genauigkeit ist bei allen Verfahren<br />
mittlerweile in vielen Einzelzenter- und<br />
z. T. auch Multizenterstudien gut belegt,<br />
so dass sich die Wahl des besten nichtinvasiven<br />
Tests weitgehend nach der klinischen<br />
Fragestellung (Koronaranatomie<br />
vs. myokardiale Ischämie?), den Baseline-<br />
Charakteristika des Patienten, der Verfügbarkeit<br />
und lokalen Expertise, sowie nach<br />
anderen Faktoren wie Kosten, Strahlenbelastung<br />
und Kontrastmittel-Unverträglichkeit<br />
richtet. Unter Berücksichtigung<br />
dieser Kriterien bildet die nicht-invasive<br />
Bildgebung eine sehr zuverlässige und<br />
kosteneffi ziente Methode für den Ausschluss<br />
oder die Diagnose einer koronaren<br />
Herzerkrankung, insbesondere als «gatekeeper»<br />
der diagnostischen invasiven<br />
Koronarangiographie.<br />
■<br />
Interessenskonflikte<br />
Der Autor erhielt Rednerhonorare von GE<br />
Healthcare und Guerbet sowie einen Forschungs-Grant<br />
von Abbott Vascular.<br />
Korrespondenzadresse<br />
PD Dr. med. Oliver Gaemperli<br />
Oberarzt<br />
Klinik für Kardiologie<br />
Universitätsspital Zürich<br />
Rämistrasse 100<br />
8091 Zürich<br />
oliver.gaemperli@usz.ch<br />
Bibliographie<br />
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905–914.<br />
54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Résumé<br />
Les progrès technologiques au cours des années passées ont permis le dévelopement d'une grande<br />
variété d'outils d'imagerie cardiaque non-invasive qui servent à détecter la maladie coronarienne,<br />
comprenant l'échocardiographie de stress, à perfusion myocardique par imagerie radionucléaire,<br />
scanner cardiaque (CT cardiaque) et à résonance magnétique cardiaque. Le haut niveau de performance<br />
diagnostique a été documenté dans plu-sieurs études mono-centriques et lors de quelques études<br />
multicentriques plus importantes. En conséquence, le choix d'une technique particulière dépend de<br />
l'attitude clinique et des caractéristiques du patient, de la disponibilité, de l'expertise locale et également<br />
des facteurs comme les coûts financiers, l'irradiation et la toxicité potentielle des certains produits de<br />
contraste. Le CT cardiaque est par sa nature une technique anatomique (ressemble à l'angiographie<br />
invasive) avec une haute valeur prédictive négative et s'est établi dès lors comme un outil d'exclusion<br />
de la maladie coronarienne chez les patients avec probabilité prétest basse à intermédiaire. Les autres<br />
techniques représentent en revanche des tests fonctionnels pour détecter l'ischémie myocardique et<br />
peuvent servir à améliorer la stratification du risque chez les patients avec une maladie coronarienne<br />
connue ou chez les patients à plus haut risque cardiovasculaire. En conclusion, l'imagerie cardiaque<br />
non-invasive représente un outil performant et bien établi dans l'algorithme diagnostique de la maladie<br />
coronarienne et permet d'éviter avec un bon rendement coût-efficacité une approche invasive.<br />
Mots-clés: l'imagerie cardiac – la maladie coronarienne – CT cardiaque – scintigraphie cardiaque<br />
– imagerie de résonance magnétique cardiaque<br />
Zusammenfassung<br />
Die nicht-invasive kardiale Bildgebung verfügt über eine Vielfalt an Verfahren zur Diagnose der koronaren<br />
Herzerkrankung (KHK): Dazu gehören die Stress-Echokardiographie, die Myokardperfusions-<br />
Szintigraphie oder -Positronen-Emissions-Tomographie, die Computertomographie (Herz-CT) und die<br />
Magnetresonanztomographie. Die diagnostische Genauigkeit dieser Methoden ist mittlerweile in vielen<br />
Einzelzenter- und z. T. auch multizentrischen Studien gut belegt. Die Wahl des besten Verfahrens<br />
richtet sich daher nach der klinischen Fragestellung, den Baseline-Charakterstika des Patienten, der<br />
lokalen Verfügbarkeit und Expertise, sowie anderen Faktoren wie Kosten, Strahlenbelastung und allfällige<br />
Kontrastmittel-Unverträglichkeiten. Das Herz-CT ist ein primär anatomisches Verfahren mit<br />
einem hohen negativen Prädiktivwert und ist daher gut geeignet zum Ausschluss einer KHK bei Patienten<br />
mit tiefer bis mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit. Die restlichen Verfahren sind vorwiegend<br />
funktionelle Tests, die zur Diagnose einer myokardialen Ischämie und damit zur Risikostratifizierung<br />
von Patienten mit höherem kardiovaskulären Risikoprofil oder bereits bekannter KHK nützlich sind.<br />
Unter Berücksichtigung dieser Kriterien bildet die nicht-invasive Diagnostik ein nützliches Werkzeug<br />
in der Abklärung der KHK sowie einen kosteneffizienten «Gatekeeper» zur invasiven Koronarangiographie.<br />
Schlüsselwörter: kardiale Bildgebung – koronare Herzkrankheit – Herz-CT – Myokardperfusions-<br />
Szintigraphie – Herz-MRT<br />
9. Hachamovitch R, Hayes SW, Friedman JD,<br />
Cohen I, Berman DS: Comparison of the<br />
short-term survival benefit associated with<br />
revascularization compared with medical<br />
therapy in patients with no prior coronary<br />
artery disease undergoing stress myocardial<br />
perfusion single photon emission computed<br />
tomography. Circulation 2003; 107: 2900–<br />
2907.<br />
10. Hachamovitch R, Rozanski A, Shaw LJ, et al.:<br />
Impact of ischaemia and scar on the therapeutic<br />
benefit derived from myocardial revascularization<br />
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disease: results from the prospective multicenter<br />
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Outcomes: An International Multicenter<br />
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al.: MR-IMPACT: comparison of perfusioncardiac<br />
magnetic resonance with singlephoton<br />
emission computed tomography for<br />
the detection of coronary artery disease in a<br />
multicentre, multivendor, randomized trial.<br />
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Cardiovascular magnetic resonance and<br />
single-photon emission computed tomography<br />
for diagnosis of coronary heart disease<br />
(CE-MARC): a prospective trial. Lancet 2012;<br />
379 :453–460.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
55
Perspektiven<br />
Key messages<br />
• Die diagnostische Genauigkeit nicht-invasiver bildgebender Verfahren wie Stress-Echokardiographie, Myokardperfusions-Szintigraphie (SPECT)<br />
oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Herz-Computertomographie (Herz-CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ist mittlerweile<br />
in vielen Einzelzcenter- und z. T. auch multizentrischen Studien gut belegt.<br />
• Die prognostische Aussagekraft ist v. a. für die SPECT gut belegt, weniger gut für die Herz-PET, -CT und -MRT.<br />
• Die Herz-CT hat einen hohen negativen Prädiktivwert und eignet sich idealerweise für den KHK-Ausschluss bei Patienten mit tiefer bis mittlerer<br />
Vortestwahrscheinlichkeit.<br />
• Die anderen Modalitäten sind funktionelle Test zur Ischämie-Diagnose. Eine myokardiale Ischämie ist ein wichtiges prognostisches Kriterium<br />
bei KHK-Patienten. Funktionelle Tests sind daher erste Wahl bei Patienten mit bekannter KHK oder mit hohem kardiovaskulären Risikoprofil.<br />
• Die Wahl der besten bildgebenden Modalität richtet sich nach der klinischen Fragestellung, den Baseline-Charakterstika des Patienten, der lokalen<br />
Verfügbarkeit und Expertise, sowie anderen Faktoren wie Kosten, Strahlenbelastung und all fällige Kontrastmittel-Unverträglichkeiten.<br />
Lernfragen<br />
1. Welche der folgenden Aussagen zur nicht-invasiven kardialen Bildgebung trifft nicht zu? (Einfachauswahl, 1 richtige Antwort)<br />
a) Die Myokardperfusions-SPECT ist heutzutage (in modernen diagnostischen Zentren) das Verfahren mit der höchsten Strahlenbelastung.<br />
b) Patienten mit normalen Herzkranzarterien im Herz-CT haben eine Sterberate von 0,28 %/Jahr<br />
c) Direkt-Vergleich-Studien zwischen Herz-MRT und SPECT haben durchwegs eine höhere Spezifität der Herz-MRT aufgezeigt.<br />
d) Eine myokardiale Ischämie von >10 % des linksventrikulären Myokards ist mit einer schlechten kardialen Prognose vergesellschaftet. Diese<br />
Patienten profitieren von einer Revaskularisation.<br />
e) Eine KHK-Abklärung mittels SPECT vor der invasiven Koronarangio graphie führt zu einer verbesserten diagnostischen Ausbeute der Koronarangiographie<br />
und ist kosteneffizient.<br />
2. Welche der folgenden nicht-invasiven bildgebenden Verfahren sind in welchem klinischen Szenario am besten geeignet? (Ordnen sie diese den<br />
Auswahlmöglichkeiten a–e zu, es sind z. T. mehrere Auswahlmöglichkeiten möglich):<br />
1. Stress-Echokardiographie<br />
2. SPECT<br />
3. Herz-CT<br />
4. Herz-MRT<br />
a) 52-jährige Patientin mit atypischen Beschwerden, Linksschenkelblock und einer Ruhe-Herzfrequenz von 58/min<br />
b) 66-jähriger Patient mit Lungenemphysem, atypischen Thoraxschmerzen und Vorhofflimmern vor geplanter Lungenvolumen-Reduktions-<br />
Chirurgie<br />
c) 72-jähriger Diabetiker mit krankem Sinus-Knoten-Syndrom und Schrittmacher-Implantation, Dyspnoe, linksventrikulärer Hypertrophie,<br />
und inkonklusivem Belastungs-EKG<br />
d) 69-jähriger Patient mit schwerer Niereninsuffizienz (GFR 25 ml/min), belastungsabhängigen Thoraxschmerzen und guter körperlicher<br />
Leistungsfähigkeit<br />
e) 65-jährige Patientin mit Status nach Stenting des Ramus circumflexus (RCX) vor zehn Monaten und neu aufgetretenen atypischen Beschwerden<br />
25. Schwitter J, Wacker CM, Wilke N, et al.:<br />
MR-IMPACT II: Magnetic Resonance Imaging<br />
for Myocardial Perfusion Assessment in<br />
Coronary artery disease Trial: perfusioncardiac<br />
magnetic resonance vs. single-photon<br />
emission computed tomography for the<br />
detection of coronary artery disease: a comparative<br />
multicentre, multivendor trial. Eur<br />
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the American College of Cardiology Foundation<br />
Appropriate Use Criteria Task Force, the<br />
Society of Cardiovascular Computed Tomography,<br />
the American College of Radiology,<br />
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Society of Echocardiography, the American<br />
Society of Nuclear Cardiology, the North<br />
American Society for Cardiovascular Imaging,<br />
the Society for Cardiovascular Angiography<br />
and Interventions, and the Society for<br />
Cardiovascular Magnetic Resonance. J Am<br />
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Radionuclide Imaging: A Report of the<br />
American College of Cardiology Foundation<br />
Appropriate Use Criteria Task Force, the<br />
American Society of Nuclear Cardiology, the<br />
American College of Radiology, the American<br />
Heart Association, the American Society<br />
of Echocardiography, the Society of Cardiovascular<br />
Computed Tomography, the Society<br />
for Cardiovascular Magnetic Resonance,<br />
and the Society of Nuclear Medicine. J Am<br />
Coll Cardiol 2009; 53: 2201–2229.<br />
29. Hendel RC, Patel MR, Kramer CM, et al.: ACCF/<br />
ACR/SCCT/SCMR/ASNC/NASCI/SCAI/SIR<br />
2006 appropriateness criteria for cardiac computed<br />
tomography and cardiac magnetic<br />
resonance imaging: a report of the American<br />
College of Cardiology Foundation Quality<br />
Strategic Directions Committee Appropriateness<br />
Criteria Working Group, American College<br />
of Radiology, Society of Cardiovascular<br />
Computed Tomography, Society for Cardiovascular<br />
Magnetic Resonance, American<br />
Society of Nuclear Cardiology, North American<br />
Society for Cardiac Imaging, Society for<br />
Cardiovascular Angiography and Interventions,<br />
and Society of Interventional Radiology.<br />
J Am Coll Cardiol 2006; 48: 1475–1497.<br />
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56 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
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ACC/AHA 2002 guideline update for the<br />
management of patients with chronic stable<br />
angina--summary article: a report of the<br />
American College of Cardiology/American<br />
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Update the 1997 Guidelines for the Clinical<br />
Application of Echocardiography). J Am Coll<br />
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38. Achenbach S, Marwan M, Ropers D, et al.:<br />
Coronary computed tomography angiography<br />
with a consistent dose below 1 mSv using<br />
prospectively electrocardiogram-triggered<br />
high-pitch spiral acquisition. Eur Heart J<br />
2010; 31: 340–346.<br />
Antworten zu den Lernfragen<br />
1. Antwort c) ist richtig.<br />
2. Antwort a) + 3); b) + 2); c) + 1) od. 2);<br />
d) + 1) od. 2); e) + 1) od. 4)<br />
Ausschreibung –<br />
Forschungsförderung<br />
Förderung der wissenschaftlichen Forschung im Bereich<br />
der Epilepsie (vorwiegend Starthilfen) durch die Schweizerische<br />
Liga gegen Epilepsie (Epilepsie-Liga)<br />
Die Epilepsie-Liga unterstützt wissenschaftliche Projekte<br />
im Bereich der Epileptologie im Gesamtbetrag von<br />
CHF 25 000.–<br />
pro Jahr. Insbesondere soll die Erforschung von Ursachen<br />
und Behandlungen der Epilepsie gefördert werden.<br />
Stipendien für Aus- oder Weiterbildung oder Auslandaufenthalte<br />
werden nicht ausgerichtet. Hingegen können<br />
Reise- und Aufenthaltskosten (ohne Salär) für Kurzaufenthalte<br />
(maximal einige Wochen) finanziert werden,<br />
sofern sie dem Erlernen von Methoden dienen, welche im<br />
Rahmen eines unterstützten Projektes in der Schweiz eingesetzt<br />
werden.<br />
Falls der Antragsteller/die Antragstellerin bereits anderswo<br />
Anträge für Unterstützung gestellt hat, ist offen zu<br />
legen, bei wem und mit welchem Ergebnis.<br />
Termin für die Einreichung von Gesuchen: 31. <strong>Dezember</strong><br />
<strong>2013</strong><br />
Richtlinien zur Forschungsförderung sind bei der Epilepsie-Liga<br />
erhältlich.<br />
Bewerbungen sind in vierfacher gedruckter Ausführung<br />
sowie in elektronischer Form einzureichen an:<br />
Epilepsie-Liga<br />
Seefeldstrasse 84, Postfach 1084, 8034 Zürich<br />
Tel. 043 488 67 77, Fax 043 488 67 78, info@epi.ch<br />
Assistenzärztin / Assistenzarzt<br />
in Ausbildung<br />
Wir suchen ab Frühjahr 2014 eine/n Praxisassistenten/in zu<br />
50%, (unterstützt durch das kantonale Programm zur Förderung<br />
der Hausarztmedizin Kanton Aargau) für 6–12 Monate.<br />
Wir sind eine vielseitige allgemeinmedizinische Praxisgemeinschaft<br />
mit zusätzlichem komplementärmedizinischem<br />
Angebot (Akupunktur, Homöopathie) und integrierter Augenarztpraxis<br />
in grösserer Landgemeinde im Nordwesten des<br />
Kantons Aargaus.<br />
Wir haben eine modern eingerichtete Praxis mit elektronischer<br />
Krankengeschichte, digitalem Röntgen, Labor, führen<br />
EKG, Lungenfunktion und Infusionstherapien durch und<br />
machen auch Hausbesuche.<br />
Späterer Einstieg in Praxisgemeinschaft ist möglich.<br />
Voraussetzungen: Mind. 2 Jahre Innere Medizin, oder 1 Jahr<br />
Innere Medizin und 2 Jahre andere Fächer.<br />
Wenn Sie Interesse haben, Ihre Facharztausbildung in Allgemeiner<br />
Innerer Medizin in der Praxis zu vervollständigen<br />
(von FMH anerkannt) und hausärztliche Berufserfahrung zu<br />
sammeln, melden Sie sich bitte bei Frau Melanie Charlton,<br />
Praxismanagerin.<br />
Kontaktangaben: Praxis Zwidellen 2, 5070 Frick<br />
Dr. med. Christoph Simonett<br />
Facharzt FMH für Allgemeinmedizin<br />
Akupunktur-TCM (ASA)<br />
Tel. +41 62 865 60 80<br />
Fax +41 62 865 60 89<br />
E-Mail praxis.ch.simonett@hin.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
57
Perspektiven<br />
Ausschreibung der<br />
sgiM-FoundAtion für <strong>2013</strong>/2014:<br />
«choosing wisely»<br />
Der Zweck der sgiM-Foundation ist die Förderung von Lehr- und Forschungsmitteln auf dem Gebiet<br />
der Allgemeinen Inneren Medizin.<br />
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Präsident der SGIM-Foundation, Stiftung für Allgemeine Innere Medizin<br />
Die SGIM-Foundation, eine Stiftung der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine<br />
Innere Medizin, wurde im Jahr<br />
2010 gegründet.<br />
Ihr Zweck ist die Förderung von Lehr- und<br />
Forschungsprojekten auf dem Gebiet der<br />
Allgemeinen Inneren Medizin. Dies umfasst<br />
folgende Punkte:<br />
––<br />
Unterstützung von Forschungsprojekten<br />
auf dem Gebiet der klinischen Forschung,<br />
der klinischen Epidemiologie<br />
bzw. der Gesundheitsdienste und der<br />
Organisation von Pflegeleistungen;<br />
––<br />
Vergabe von Preisen und Stipendien;<br />
––<br />
Unterstützung bei der Organisation<br />
oder Durchführung von Projekten zu<br />
Aus-, Weiter- und Fortbildungszwecken;<br />
––<br />
Unterstützung bei der Organisation von<br />
patientenbezogenen Veranstaltungen.<br />
Die Stiftung kann ihre Tätigkeit auf andere<br />
Bereiche ausdehnen sowie weitere<br />
Ziele verfolgen.<br />
Organe der Stiftung<br />
Die Organe der Stiftung sind der Stiftungsrat,<br />
die Geschäftsführerin/der Geschäftsführer<br />
und die Revisionsstelle.<br />
Der Stiftungsrat setzt sich mehrheitlich<br />
aus Mitgliedern der SGIM zusammen und<br />
umfasst mindestens fünf Personen. Dabei<br />
nehmen die Präsidentin oder der Präsident<br />
der SGIM sowie mindestens ein Mitglied<br />
des SGIM-Vorstands Einsitz.<br />
Ausschreibung<br />
Jedes Jahr führt die SGIM-Foundation eine<br />
Ausschreibung zur Einreichung von Projekten<br />
bzw. zur Bewerbung um Stipendien<br />
zu einem bestimmten Thema durch. Das<br />
jeweilige Thema steht in direktem Zusammenhang<br />
mit den aktuellen wissenschaftlichen<br />
Themen der Allgemeinen Inneren<br />
Medizin und der Organisation der Pflegeleistungen<br />
auf diesem Gebiet. Die Projekte<br />
werden von einem wissenschaftlichen<br />
Beirat, in dem renommierte Wissenschaftler<br />
aus Medizin und Hochschulwesen<br />
der Schweiz einsitzen, geprüft. Im Jahr<br />
2012 hat die SGIM-Foundation beschlossen,<br />
den Problemkomplex «LOST IN<br />
TRANSITION» zum Rahmenthema des<br />
Jahres zu erklären. Diesbezüglich wurden<br />
drei Projekte ausgezeichnet und gefördert.<br />
Rahmenthema <strong>2013</strong>/2014<br />
Anlässlich des 8. und 9. Platinsymposiums<br />
der Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Allgemeine Innere Medizin im September<br />
2012 und <strong>2013</strong> haben zahlreiche<br />
Redner, Vertreter des Hochschulwesens,<br />
der Pharmaindustrie, der Krankenversicherungen,<br />
aus Politik und Medien über<br />
das Thema «Can less be more?» debattiert.<br />
Von diesem fruchtbaren Austausch<br />
inspiriert, hat die SGIM eine ehrgeizige<br />
Aktion ins Leben gerufen, in deren Rahmen<br />
eine «Top-5 List», also eine Liste mit<br />
fünf unnötigen Tests bzw. Behandlungen<br />
erstellt werden soll, welche nachweislich<br />
keinen Nutzen für die Patienten haben,<br />
eventuelle Risiken bergen und von den<br />
Ärzten unseres Fachbereichs dennoch<br />
häufig verordnet werden. In enger Zusammenarbeit<br />
mit Patienten und Gesundheitsdienstleistern<br />
soll die gemeinsame<br />
Entscheidungsfindung gefördert werden,<br />
um nur noch die Tests bzw. Behandlungen<br />
anzuwenden, die einen Mehrwert<br />
bieten. Genau dies ist das Ziel der im Jahr<br />
2012 in den USA ins Leben gerufenen<br />
«Choosing Wisely Initiative». Die SGIM ist<br />
bereit, die Herausforderung anzunehmen,<br />
als erste Fachgesellschaft eine «Choosing<br />
Wisely Initiative» in der Schweiz einzuführen.<br />
Daher hat die SGIM-Foundation beschlossen,<br />
im Jahr <strong>2013</strong> eine Ausschreibung zu<br />
folgenden Problemkomplexen der Allgemeinen<br />
Inneren Medizin im ambulanten<br />
oder Spitalbereich durchzuführen:<br />
––<br />
Über- oder Unterversorgung bei Tests,<br />
Behandlungen oder Interventionen<br />
(Prävalenz, bestimmende Faktoren,<br />
Folgen für die Patienten und Auswirkungen<br />
auf die Inanspruchnahme von<br />
Gesundheitsdienstleistungen, Auswirkungen<br />
der Interventionen).<br />
––<br />
Die Umsetzbarkeit und Auswirkungen<br />
von «CHOOSING WISELY»-Strategien<br />
auf die Qualität und die Inanspruchnahme<br />
von Gesundheitsdienstleistungen.<br />
Die Projekte sind bis zum 31. Januar<br />
2014 bei der SGIM-Foundation, Solothurnerstrasse<br />
68, Postfach, 4002 Basel,<br />
einzureichen und werden von einem unabhängigen<br />
Expertenbeirat geprüft. Zwei<br />
Projekte werden ausgewählt und mit je<br />
CHF 50 000 unterstützt.<br />
Ausführlichere Informationen finden Sie<br />
unter: http://www.sgim.ch/de/foerderung/<br />
sgim-foundation.<br />
■<br />
58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Unglaubliche Fallgeschichten<br />
aus der Medizin<br />
Die ungeschminkte wAhrheit<br />
Ihre Nase war verstopft, vor allem rechts. Und sie schnäuzte schwarzes Sekret. Schliesslich<br />
gesellten sich ein trockener Husten und zeitweise sogar Fieber hinzu. Deshalb konsultierte<br />
die 32-Jährige, die als Architektin auf einer Ausgrabungsstätte in Pompeji arbeitete,<br />
einen Spezialisten. Es folgten: Untersuchung der Nase und der Nasennebenhöhlen.<br />
Allergietests. Computertomogramm der Nasennebenhöhlen. Röntgenbild der<br />
Lungen. Lungenfunktionsprüfung. Analyse des Nasensekrets auf Bakterien oder Pilze.<br />
Bluttests. Da wurde man endlich fündig: Die Patientin hatte Antikörper gegen den<br />
Schimmelpilz Aspergillus im Blut. Im Zusammenhang mit ihren Beschwerden hielten<br />
die Ärzte deshalb ein Antipilzmittel für angezeigt. Der Erfolg nach zwei Monaten: gleich<br />
null. Also wieder Computertomografie, Allergietests und eine endoskopische Untersuchung<br />
der Nasennebenhöhlen. Dort sah der Arzt nun schwarze Pünktchen, die er für<br />
abgeschilferte Zellen hielt. Er riet zu Nasenspülungen. Die Patientin tat wie geheissen<br />
– und machte grosse Augen: Mit der ersten Spülung wurde eine kleine Schmetterlingsmücke<br />
(Clogmia albipunctata) aus der Nase geschwemmt. Diese Mückenart treibt sich<br />
überall dort herum, wo organisches Material fault. Ihre Larven haben kräftige Borsten<br />
und rufen leicht Entzündungen hervor. Manche der Larven benützen alle möglichen<br />
Körpereingänge; bei schlechten hygienischen Verhältnissen wandern sie sogar in die<br />
menschlichen Harnwege. Nun vermuteten die Ärzte – mittlerweile waren mehrere involviert<br />
–, dass es sich bei den schwarzen Krümeln im Nasensekret der Patientin um<br />
Insektenkot handelte. Binnen weniger Tage nach dem Abgang des mottenähnlichen<br />
Insekts verschwanden Fieber und Husten bei der Frau. Endlich konnte sie wieder frei<br />
durchatmen. Glücklich war sie trotzdem nicht: Denn sie schnäuzte weiterhin schwarz.<br />
Die frustrierte Patientin befürchtete, dass sie noch mehr Insekten beherbergen könnte.<br />
Nach dem Nasensekret verfinsterte sich nun auch ihre Stimmung – obwohl bei erneuten<br />
Untersuchungen keine weiteren Insekten auftauchten. Endlich fiel es einem Arzt wie<br />
Schuppen von den Augen: Die Frau trug einen Lidstrich! Dem ärztlichen Rat folgend,<br />
hörte sie auf, sich mit Kajal zu schminken. Nach zwei Tagen war ihr hartnäckiges<br />
schwarzes Nasensekret verschwunden. Zur Befeuchtung der Augen wird Tränenflüssigkeit<br />
abgesondert. Sie läuft normalerweise über den Tränen-Nasen-Gang in die Nasenhöhle<br />
ab. Bei der 32-Jährigen aber war dieser Gang ungewöhnlich weit. Deshalb gelangten<br />
bei ihr Farbpigmente aus dem Kajalstift bis in die Nase. Die Schmetterlingsmücke<br />
hatte vermutlich den Husten und die Entzündung verursacht, die schwarzen Krümelchen<br />
hingegen stammten vom Kajal. Als die Frau statt eines schwarzen einen blauen Lidstrich<br />
zog, schnäuzte sie blau.<br />
■<br />
Leserbrief<br />
Mit grossem Interesse<br />
habe ich den Artikel von Herrn Prof. Stadler<br />
im <strong>VSAO</strong>-Journal (5/13) gelesen.<br />
Während ich keine der Punkte, die Prof.<br />
Stadler aufgeführt hat, auf wissenschaftlicher<br />
Basis angreifen kann, so kann man<br />
dem Artikel als ganzem trotzdem eine<br />
gewisse Myopie zumessen. Wenn man<br />
umgangssprachlich unter «Immunsystem»<br />
die «Allgemeine Abwehrbereitschaft<br />
des Körpers» und nicht nur einzelne Interleukine<br />
und Zellen versteht, so gibt es<br />
sehr wohl Methoden, diese zu steigern:<br />
Das Phänomen der vorübergehenden Immunsuppression<br />
nach sportlicher Belastung<br />
ist wissenschaftlich gut untersucht.<br />
Ebenfalls belegt ist, dass Sportler trotz<br />
dieser Schwächung der Abwehrkraft nicht<br />
öfter erkranken. Dies ist darauf zurückzuführen,<br />
dass die Thermoregulation<br />
optimiert und die Schleimhautbarriere<br />
verstärkt wird. Dass eine Grippeimpfung<br />
spezifischeren und effektiveren Schutz vor<br />
Grippe bietet, bleibt unbestritten, trotzdem<br />
wurde meiner Meinung nach eine wichtige<br />
Facette dieses komplexen Themas im<br />
o.g. Artikel ausgeblendet. Im Sinne der<br />
«Hormesis» lässt sich also durch regelmäs<br />
sige sportliche Bestätigung die Anfälligkeit<br />
des Körpers für Krankheiten reduzieren.<br />
Anton Becker<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
59
mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />
Briefkasten<br />
Iris Pignone<br />
Versicherungsexpertin<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Ich benutze mein Auto vor allem im Sommer, im Winter nur ab und zu.<br />
Deshalb habe ich keine Winterpneus montiert. Gibt es eine Pflicht,<br />
Winterreifen anzubringen? Und was geschieht, wenn ich wegen der<br />
Sommerreifen einen Unfall verursache?<br />
Eine gesetzliche Pflicht, das Auto mit Winterreifen auszurüsten, gibt es in der Schweiz<br />
nicht. Im Gegensatz beispielsweise zu Deutschland und Österreich, wo ein Obligatorium<br />
besteht. Allerdings schreibt das Gesetz unter anderem vor, dass das Fahrzeug unabhängig<br />
von der Witterung in einem betriebssicheren Zustand zu sein hat. Wer mit Sommerreifen<br />
auf verschneiten oder eisigen Strassen unterwegs ist, erfüllt diese Anforderung<br />
eindeutig nicht. Bereits bei Temperaturen von etwa 7 Grad haben Sommerreifen nämlich<br />
keine optimale Bodenhaftung mehr. Wer auf winterlichen Strassen nicht angemessen<br />
unterwegs ist und den Verkehr behindert, kann demzufolge gebüsst werden. Bei<br />
einem Unfall kann sogar eine strafrechtliche Verfolgung drohen. Im Weiteren kann die<br />
Versicherung ihre Leistung im Schadenfall empfindlich kürzen, sollte das Fahrzeug<br />
nicht ausreichend ausgestattet gewesen sein. Von daher empfiehlt es sich auf jeden Fall,<br />
Ihr Auto mit Winterreifen auszurüsten, selbst wenn Sie es im Winter nicht sehr häufig<br />
benützen. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung rät, Winterreifen mit mindestens 4<br />
Millimeter Profil von Oktober bis Ostern zu montieren (O-Regel).<br />
■<br />
Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an: 031 350 44 22, oder senden Sie uns eine<br />
E-Mail an info@mediservice-vsao.ch.<br />
Spezialbehandlung<br />
für Ärzte.<br />
Profitieren Sie von der innova Lohnausfallversicherung,<br />
massgeschneidert für angestellte Ärzte.<br />
Das Arbeitsverhältnis von angestellten Ärzten ist meist auf ein Jahr befristet. Fallen Sie am Arbeitsplatz<br />
wegen Krankheit aus, so endet die Lohnfortzahlung mit dem Ende des Arbeitsvertrages. Mit<br />
der Versicherungslösung von innova schützen Sie sich während Ihrer gesamten Berufslaufbahn und<br />
verfügen bei Krankheit über ein fortlaufendes Einkommen. Ein Angebot mit attraktiven Prämien,<br />
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Ruhestand im Ausland<br />
und die Steuerfolgen<br />
Manche Schweizer Bürgerinnen und Bürger beschliessen, ihren Ruhestand, oder zumindest<br />
einen Teil davon, im Ausland zu verbringen. Migrantinnen und Migranten, die zum Arbeiten in<br />
die Schweiz kamen, kehren nach ihrer Pensionierung in ihren Heimatstaat zurück. Bezüglich<br />
der Auszahlung und Besteuerung der Vorsorgeleistungen gilt es dabei einiges zu beachten.<br />
von Werner A. Räber<br />
Wie so oft in steuerlichen Fragen gibt es<br />
keine allgemeingültige Antwort. Sowohl<br />
die Auszahlungsmöglichkeiten wie auch<br />
die Besteuerungsmodalitäten hängen<br />
vom betreffenden Land bzw. dessen vertraglichen<br />
Vereinbarungen mit der<br />
Schweiz ab. Die Länder lassen sich diesbezüglich<br />
in drei Kategorien einteilen:<br />
1. EU-Raum; 2. übrige Länder mit Staatsvertrag<br />
mit der Schweiz; 3. übrige Länder<br />
ohne Staatsvertrag. Zudem macht es einen<br />
Unterschied, aus welcher der drei<br />
Vorsorgesäulen die Auszahlung erfolgt,<br />
wie Sie aus den folgenden Erläuterungen<br />
erkennen können.<br />
Leistungen der 1. Säule<br />
(AHV)<br />
Auf AHV-Renten, welche ins Ausland überwiesen<br />
werden, wird durch die Schweiz<br />
keine Quellensteuer erhoben. Die Besteuerung<br />
erfolgt im Wohnsitzland selber. Als<br />
Schweizer Bürger können Sie frei wählen,<br />
ob Ihre Rente an eine Zahlungsadresse in<br />
der Schweiz oder im Ausland überwiesen<br />
werden soll. Normalerweise werden die<br />
AHV-Leistungen in der Landeswährung<br />
der Zahlungsadresse ausbezahlt.<br />
Wenn Sie Staatsbürger eines Landes sind,<br />
mit dem die Schweiz ein Sozialversicherungsabkommen<br />
abgeschlossen hat, haben<br />
Sie ebenfalls Anspruch auf Bezug<br />
Ihrer AHV-Rente im Ausland. Wenn Sie<br />
jedoch Staatsbürger eines Landes sind,<br />
mit dem die Schweiz kein Sozialversicherungsabkommen<br />
abgeschlossen hat, verlieren<br />
Sie Ihren Anspruch auf die Rente,<br />
sobald Sie aus der Schweiz ausreisen und<br />
sich im Ausland niederlassen. In einem<br />
solchen Fall haben Sie allerdings die Möglichkeit,<br />
die Rückvergütung der von Ihnen<br />
geleisteten AHV-Beiträge zu beantragen,<br />
wobei jedoch in den allermeisten Fällen<br />
lediglich eine Teilrückvergütung erfolgt.<br />
Leistungen der 2. Säule<br />
(BVG)<br />
Für Ruhegehälter (Renten und Kapitalleistungen<br />
aus beruflicher und gebundener<br />
Vorsorge) sind die Bestimmungen der<br />
jeweiligen Doppelbesteuerungsabkommen<br />
(DBA) anwendbar. Liegt ein DBA vor,<br />
so werden Renten immer dann von der<br />
Quellensteuer befreit, wenn die Besteuerungsbefugnis<br />
dem Wohnsitzstaat zufällt.<br />
Bei Kapitalleistungen hingegen wird immer<br />
eine Quellensteuer erhoben, welche<br />
dann in der Folge je nach DBA zurückgefordert<br />
werden kann. Hat die Schweiz mit<br />
dem Wohnsitzstaat kein Doppelbesteuerungsabkommen<br />
abgeschlossen, so werden<br />
BVG-Renten immer an der Quelle<br />
besteuert. Diese Quellensteuer kann nicht<br />
zurückgefordert werden. Wenn der jeweilige<br />
Wohnsitzstaat die Rente ebenfalls<br />
besteuert, kommt es sogar zu einer Doppelbesteuerung.<br />
Das Gleiche gilt für Kapitalleistungen<br />
an einen Empfänger mit<br />
Wohnsitz in einem Staat ohne DBA mit der<br />
Schweiz. Einen hervorragenden Überblick<br />
mit Länderliste finden Sie im Merkblatt<br />
Q6 der Steuerverwaltung des Kantons<br />
Bern.<br />
Zu beachten ist, dass die Doppelbesteuerungsabkommen<br />
in aller Regel einen<br />
Unterschied machen zwischen Renten aus<br />
einem privatrechtlichen und einem öffentlich-rechtlichen<br />
Arbeitsverhältnis. Das<br />
Besteuerungsrecht für Renten aus einem<br />
öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis<br />
steht in aller Regel dem Auszahlungsland<br />
zu, weshalb derartige Renten immer mit<br />
der Quellensteuer belastet werden. Im Allgemeinen<br />
werden diese Renten im Aufenthaltsland<br />
nicht besteuert oder dann unter<br />
Anrechnung der in der Schweiz bereits<br />
entrichteten Steuer.<br />
Leistungen der Säule 3a<br />
(gebundene Vorsorge)<br />
Für Auszahlungen aus der Säule 3a gelten<br />
die identischen Bestimmungen wie sie<br />
vorstehend für Kapitalauszahlungen aus<br />
der Pensionskasse dargestellt worden sind.<br />
Leistungen der Säule 3b<br />
(freie Vorsorge)<br />
Die Quellensteuererhebung bei Auszahlungen<br />
aus Versicherungen im Bereich der<br />
freien Vorsorge hängt vom Typ der Versicherung<br />
ab. Bei Einmalprämienversicherungen<br />
wird eine Quellensteuer von 8 Prozent<br />
erhoben, was besonders ärgerlich ist,<br />
da bei Wohnsitz in der Schweiz in den<br />
allermeisten Fällen der Auszahlungsbetrag<br />
steuerbefreit ist.<br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
61
der vsao stellt sich vor<br />
der vsao stellt sich vor<br />
63 Grusswort des Präsidenten<br />
Sektionen<br />
64 Aargau<br />
64 Basel<br />
65 Bern<br />
65 Freiburg<br />
66 Genf<br />
66 Graubünden<br />
66 Jura<br />
67 Neuenburg<br />
67 St. Gallen/Appenzell<br />
68 Solothurn<br />
68 Tessin<br />
69 Thurgau<br />
69 Waadt<br />
69 Wallis<br />
70 Zentralschweiz<br />
70 Zürich<br />
71 swimsa<br />
Geschäftsausschuss<br />
72 Daniel Schröpfer<br />
72 Ryan Tandjung<br />
72 Christoph Bosshard<br />
73 Marie-Claire Desax<br />
73 Lars Frauchiger<br />
73 Gert Printzen<br />
74 Miodrag Savic<br />
74 Urs Sieber<br />
74 Raphael Stolz<br />
75 Sonja Trüstedt<br />
75 Marino Urbinelli<br />
75 Felix Widmer<br />
Organisationen<br />
76 Organigramm<br />
77 Verband <strong>VSAO</strong><br />
79 MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
80 Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
83 <strong>VSAO</strong> Stiftung für<br />
Selbständig erwerbende<br />
62 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
grusswort des präsidenten<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
Die kürzer werdenden Tage kündigen das Jahresende an. Einen<br />
Moment lang lasse ich dieses Jahr Revue passieren – was hat mich<br />
bewegt?<br />
Intensives Lobbying, viele Gespräche und Treffen mit Politikerinnen<br />
und Politikern haben dazu geführt, dass nun ein Zulassungsstopp<br />
gilt, welchen unsere Mitglieder nur in geringem Ausmass spüren. Die<br />
Voraussetzung der dreijährigen Tätigkeit an einer anerkannten<br />
Schweizer Weiterbildungsstätte und somit die Kenntnis des Schweizer<br />
Gesundheitswesens erfüllen die Mehrzahl der vor der Niederlassung<br />
stehenden Kolleginnen und Kollegen. Die teilweise Nichtumsetzung<br />
des Zulassungsstopps in den Kantonen zeigt, dass dieser – wie vom<br />
<strong>VSAO</strong> wiederholt betont – keine Probleme löst. Vielmehr sind neue<br />
Modelle und Visionen gefragt, an deren Entwicklung sich der <strong>VSAO</strong><br />
intensiv beteiligt.Damit verknüpft sind Fragen der Aus- und Weiterbildung<br />
von Ärzten. Die Erhöhung der Anzahl Studienplätze in der<br />
Humanmedizin ist zwar beschlossen – doch die Übernahme der<br />
damit verbundenen Kosten ist aktuell ungeklärt. Ist eine Steuerung<br />
der Facharztweiterbildung, wie in anderen Ländern üblich, eine<br />
Variante? Wenn ja, in welchem Stadium der Aus- und Weiterbildung<br />
soll diese erfolgen? Welche anderen Anreize haben Einfluss auf den<br />
Entscheid, welche Fachrichtung gewählt wird? Der <strong>VSAO</strong> diskutiert<br />
mit und hat in der Person von Raphael Stolz einen engagierten und<br />
in Weiterbildungsfragen erfahrenen Vizepräsidenten im SIWF.<br />
Die Arbeitsbedingungen und damit auch die Einhaltung der gesetzlich<br />
vorgeschriebenen 50-Stunden-Woche für Assistenz- und Oberärzte<br />
sind in vielen Spitälern weiterhin problematisch. Die nationale<br />
Kampagne «spital.illegal.normal?» weist erneut darauf hin, dass<br />
diese Missstände beseitigt werden müssen. Dem Wunsch nach Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Privatleben/Familie gilt es Rechnung zu<br />
tragen. Mangelndes Verständnis für dieses Anliegen zeigt beispielsweise<br />
die Aussage einer Führungsperson, wonach es nur noch «weichgespülte<br />
Ärzte» gebe …<br />
Der zunehmende Kostendruck unter dem DRG-Regime wirkt sich<br />
auch auf den Arbeitsalltag in den Spitälern aus. Der hohe Patienten-<br />
Turnover und die bürokratischen Belastungen steigern den Arbeitsaufwand<br />
für Assistenz- und Oberärzte zusätzlich. Die jüngste Ärztekammer<br />
der FMH verlief für den <strong>VSAO</strong> wenig erfreulich. Die<br />
Beitragserhöhung für Oberärzte von 1/2 auf 2/3 konnten wir nicht<br />
verhindern. Der Antrag des <strong>VSAO</strong>, dass die FMH ausweisen müsse,<br />
wofür sie das zusätzliche Geld verwenden wird, wurde abgeschmettert.<br />
Und schliesslich ist der <strong>VSAO</strong> mit seiner Forderung nach einem<br />
Konzept und Businessplan sowie nach messbaren Eckpunkten für<br />
die IPI-Projekte unterlegen. Der Sonderbeitrag von 30 CHF wurde<br />
ohne Nachbesserung des Antrages beschlossen.Gerne möchte ich allen,<br />
die sich für die Belange des <strong>VSAO</strong> eingesetzt haben, danken.<br />
Gleichzeitig würde es mich freuen, wenn sich noch mehr junge Kolleginnen<br />
und Kollegen neben ihrer Weiterbildung standespolitisch<br />
für die Interessen des <strong>VSAO</strong> und damit ihre eigenen Interessen engagieren<br />
würden. Kontaktiert Eure Spitalvertreter, schaut bei der<br />
nächsten Mitgliederversammlung Eurer Sektion vorbei, oder informiert<br />
Euch im Internet unter www.vsao.ch. Für Fragen stehen Euch<br />
die Sektionen und der Zentralverband gerne zur Verfügung.<br />
Nur mit Eurem persönlichen Engagement schaffen wir als Verband der<br />
Schweizer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte die Durchsetzung<br />
Eurer Interessen und der Eurer Kollegen. Allen Leserinnen und Lesern<br />
wünsche ich ein gesundes, erfolgreiches und spannendes Jahr 2014!<br />
Dr. med. Daniel Schröpfer, Präsident <strong>VSAO</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
63
Sektionen<br />
Aargau<br />
Mitglieder: 1160<br />
Präsidium: Philipp Rahm<br />
Vorstand: Claudine Arnet, Susanne Fasler, Markus Guzek,<br />
Barbara Jakopp, André Paul, Beatrice Paul, Eric Vultier (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />
Eric Vultier<br />
Lic. iur., Rechtsanwalt. Rechtskonsulent und Geschäftsführer der <strong>VSAO</strong>-<br />
Sektionen AG, SG/AR/AI, SO, TG und Zentralschweiz. Dienstleistung für<br />
Sektionsmitglieder: Unentgeltliche Rechtsberatung in arbeitsrechtlichen<br />
Fragen. Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />
Basel<br />
Basel <strong>VSAO</strong> Basel – Verband Schweizerischer Assistenz- und<br />
Oberärztinnen und -ärzte beider Basel<br />
Mitglieder: 2197<br />
Co-Präsidium: Sonja Trüstedt, Miodrag Savic<br />
Vorstand offiziell gewählte Mitglieder: Henry Hofmann, Sibyl Iso,<br />
Jana Siroka, Alexandra Nagy, Martin Sailer, Susi Stöhr, Florian Thieringer,<br />
Claudia von Wartburg (Geschäftsführerin, Juristin)<br />
Im Vorstand tätige noch nicht offiziell gewählte Mitglieder:<br />
Lucia Schönenberger, Sebastian Lamm, Tom Stierle<br />
Geschäftsstelle: Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />
sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />
Von links nach rechts: Miodrag Savic, Sonja Trüstedt, Sibyl Iso,<br />
Alexandra Nagy, Claudia von Wartburg (Juristin), Martin Sailer, Susi Stöhr<br />
(es fehlen Henry Hofmann, Jana Siroka und Florian Thieringer)<br />
64 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
sektionen<br />
Bern<br />
Mitglieder: 3186<br />
Präsident: Lars Frauchiger<br />
Vorstand: Osei Agyeman, Christiane Arnold Ferrari (Vizepräsidentin), Nora<br />
Bienz, Nino Brunner, Cyrill Bühlmann (Vizepräsident), Nicolas Clément,<br />
Corinne Geppert, Dario Häberli, Tanja Hänni, Benjamin Hess, Stefan Hügli,<br />
Franziska Ott, Angelica Ramseier, Franziska Righini-Grunder, Martin Röthlisberger,<br />
Urs Sieber, Christof Stirnimann, Kristina Tänzler (Vizepräsidentin)<br />
Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin, glauser@vsao.ch<br />
Rechtsberatung: Rosmarie Glauser, Gabriela Meister-Vogt, Fürsprecherinnen<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Bern, Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern,<br />
Tel. 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41, bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
freiburg<br />
Mitglieder: 374<br />
Präsidium: Sandrine Thalmann<br />
Vorstand: Anne Girardin, Géraldine Maillard-Dewarrat, Patricia Stengel,<br />
Tarkan Göksu (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: ASMAF-Sektion Freiburg, Dr. Tarkan Göksu, Rechtsanwalt,<br />
Rue St-Pierre 10, Postfach 822, 1701 Freiburg, Tel. 026 322 37 37,<br />
Fax 026 323 29 55, tarkan.goeksu@unifr.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
65
Sektionen<br />
Genf<br />
(amig)<br />
Mitglieder: 1027<br />
Präsidium: Ebrahim Khabiri<br />
Vorstand: Thomas Agoritsas, Stéphanie Alzuphar, Yan Beauverd, Marie-<br />
Josée Daly, Sylvain De Lucia, Christophe Gallay, Anne-Laure Germond-Goncerut,<br />
Jérome Goncerut, Sandra Marras, Damiano Mugnai, Natacha Premand,<br />
Laetitia Ribordy, Tatiana Roiron, Hervé Spechbach<br />
Geschäftsstelle: Association des Médecins d’Institutions de Genève,<br />
Postfach 23, Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genève 14, amig@amig.ch,<br />
www.amig.ch<br />
Graubünden<br />
Mitglieder: 587<br />
Präsidium: Anja Gajewski<br />
Vorstand: Patrizia Kündig (Vizepräsidentin), Roberta Fahrner-Muschetti,<br />
Eva Geisler, Stefan Greuter, Katharina Mischler, Daniel Tuchscherer<br />
Geschäftsführer und Sektionsjurist: Samuel Nadig<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Graubünden, Postfach 697, 7002 Chur,<br />
Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch, www.vsao-gr.ch<br />
Eva Geisler, Stefan Greuter, Roberta Fahrner-Muschetti, Patrizia Kündig,<br />
Katharina Mischler, Daniel Tuchscherer, Anja Gajewski (Präsidentin),<br />
Samuel Nadig (Geschäftsführer und Sektionsjurist)<br />
Jura<br />
Mitglieder: 178<br />
Präsidium: vakant<br />
Vorstand: Carlos Munoz<br />
Sekretariat: Carlos Munoz, Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy,<br />
Tel. 032 466 72 67, cfmunoz@bluewin.ch<br />
Carlos Munoz<br />
66 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
sektionen<br />
Neuenburg<br />
(amine)<br />
Mitglieder: 117<br />
Präsidium: Mikael Sacristan<br />
Vorstand: Audrey D’Andrea, Olivier Clerc, Michael Feusier, Amaniel Kefleyesus,<br />
Delphine Magnenat (Kassierin), Björn Jonas Mattsson (Vizepräsident),<br />
Sanjeev Vamadevan, Marion White<br />
Jurist: Joël Vuilleumier, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />
Tel. 032 725 10 11, joelvuilleumier@bluewin.ch<br />
Geschäftsstelle: amine@asmac.ch<br />
St. Gallen/<br />
Appenzell<br />
Mitglieder: 1073<br />
Präsidium: Ralph Litschel<br />
Vorstand: Yvonne Hilpertshauser, Adrian Meyer, Barbara Reut Schatzmann,<br />
Corinne Schär, Melanie Schönenberger, Raphael Stolz, Arnoud Templeton<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Eric Vultier, lic. iur,<br />
Auf der Mauer 2 ,8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
E-Mail: vultier@schai-vultier.ch<br />
Internet: www.vsao-sg.ch; www.vsao-ar.ch; www.vsao-ai.ch<br />
Laufend werden weitere engagierte Kolleginnen und Kollegen für den Vorstand<br />
der Sektion gesucht; die unverbindliche Teilnahme an einer Vorstandsitzung<br />
ist jederzeit möglich und sehr willkommen!<br />
Von links nach rechts: Ralph Litschel,<br />
Corinne Schär, Yvonne Hilpertshauser, Habib<br />
Kherbeche (seit 1.8.<strong>2013</strong> in der Praxis),<br />
Barbara Reut Schatzmann, Adrian Meyer,<br />
Melanie Schönenberger (es fehlen: Raphael<br />
Stolz, Arnoud Templeton und Eric Vultier<br />
[Sektionsjurist und Leiter Geschäftsstelle])<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
67
Sektionen<br />
Solothurn<br />
Mitglieder: 417<br />
Präsidium: Felix Kurth<br />
Vorstand: Volker Böckmann, Debora Feldmann, Karen Gutscher,<br />
Eva Kifmann, Cirus Schahab, Daniel Schröpfer, Christian Tschager,<br />
Marino Urbinelli, Eric Vultier (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, lic. iur. Eric<br />
Vultier, Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23,<br />
Fax 044 250 43 20, E-Mail: vultier@schai-vultier.ch<br />
V.l.n.r.: Daniel Schröpfer, Volker Böckmann, Felix Kurth<br />
(Präsident), Karen Gutscher, Marino Urbinelli, Christian<br />
Tschager (es fehlen: Debora Feldmann, Eva Kifmann,<br />
Cirus Schahab, Eric Vultier)<br />
Tessin<br />
(asmact)<br />
Mitglieder: 446<br />
Präsidium: Edoardo Bisio<br />
Vorstand: Riccardo De Peron (Vizepräsident), Vito Fariello, Nicola Ferrari<br />
(Kassier), Iris Hausmann, Norman Horat, Sonia Lucini (Revisorin), Bruno<br />
Minotti, Rainero Spinelli<br />
Juristin: Marina Pietra Ponti, Rechtsanwältin und Notarin<br />
Geschäftsstelle: ASMACT (Ticino), Marina Pietra Ponti, Juristin,<br />
Via Curti 5, 6900 Lugano, C.P. 4458, 6904 Lugano 4 (Molino Nuovo),<br />
Tel. 091 922 95 22, Fax 091 923 61 71, mpietraponti@ticino.com,<br />
info@asmact.org<br />
Edoardo Bisio, Präsident<br />
68 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
sektionen<br />
Thurgau<br />
Mitglieder: 419<br />
Präsidium: Annebärbel Grosskopf, Vinzenz Mühlstein<br />
Vorstand: Dominik Hauser, Michaela Lenz, Marc Nairz, Bernhard<br />
Rosenstihl, Sergej Staubli, Christine Strub, Eric Vultier (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />
Waadt<br />
Mitglieder: 1729<br />
Präsidium: Anja Zyska Cherix<br />
Vorstand: Garance Behrens Oriella, Vincent Cattin, Yannick Cerantola,<br />
Aileen Chen, Alexandre Dumusc (Webmaster), Maryline Foerster Pidoux<br />
(Vizepräsidentin), Samir Lahzami, Julie Lorenz, Barbara Ney (Kassierin),<br />
Massimo Valerio, Julien Vaucher<br />
Jurist: Patrick Mangold, avocat@asmav.ch<br />
Sekretariat: Patricia Nobs, ASMAV, Postfach 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />
Wallis<br />
(asmaval)<br />
Mitglieder: 439<br />
Präsidium: Jessika Métrailler-Mermoud<br />
Vorstand: Jean Bonnemain (Vizepräsident), Manuel Pernet (Sekretär),<br />
Sarah Zufferey (Kassierin), Veronica Alvarez, Christophe Bonvin, Fréderic<br />
Bruchez, Yannick Buerer, Caroline Bucher-Praz, Frederike Crouzy, Oliver<br />
Dangelmaier, Samuel Ducrest, Stephan van Düring, Mathieu Genoud,<br />
Marie Guinat, Magali Launay, Vincent Luisier, Philippe Zufferey<br />
Juristin: Valentine Gétaz Kunz, Ruelle du Temple 4,<br />
Postfach 20, 1096 Cully, Tel. 021 799 92 80, Fax 021 799 92 82,<br />
E-Mail getazkunz@etude-vgk.ch<br />
Kontakt: p.a. Jessika Métrailler-Mermoud, Rte de Chippis 55a, 1950 Sion,<br />
president@asmaval.ch, secretaire@asmaval.ch<br />
Von oben nach unten und von links nach rechts: Samuel Ducrest,<br />
Veronica Alvarez, Marie Guinat, Frederike Crouzy, Yanick Buerer,<br />
Vincent Luisier, Mathieu Genoud, Philippe Zufferey, Jean Bonnemain,<br />
Stephan van Düring, Fréderic Bruchez<br />
Jessika Métrailler-Mermoud (Präsidentin)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
69
Sektionen<br />
zentralschweiz<br />
Mitglieder: 1272<br />
Präsidium: Regula Wiesmann<br />
Vorstand: Anne Dietrich, Theresa Hidalgo Staub, Gitta Hornke, Gert<br />
Printzen, Christin Siebert, Sebastian Thormann, Eric Vultier (Jurist)<br />
Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />
E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />
V.l.n.r.: Eric Vultier (Jurist), Gitta Hornke, Regula Wiesmann (Präsidentin),<br />
Sebastian Thormann<br />
Zürich<br />
(Verband Zürcher<br />
Spitalärzte und<br />
-ärztinnen vsaO)<br />
Mitglieder: 4279<br />
Präsidium: Dr. iur. Rudolf M. Reck<br />
Geschäftsleitung: Angelo Barrile, Martin Johansson (Kassier),<br />
Adrian Schibli, Katharina Schiessl, Ryan Tandjung, Reto Thomasin<br />
Geschäftsstelle: Zürcher Spitalärzte und -ärztinnen <strong>VSAO</strong>,<br />
Dr. Rudolf M. Reck, Sekretariat, Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster,<br />
Tel. 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67, E-Mail info@vsao-zh.ch<br />
V.l.n.r.: Angelo Barrile, Adrian Schibli, Katharina Schiessl, Claudia<br />
Zürcher (Gast), Rudolf Reck, Ryan Tandjung, Annick Denzler (Gast),<br />
Reto Thomasin (es fehlt: Martin Johansson)<br />
70 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
sektionen<br />
Swiss Medical<br />
Students’ Association<br />
Mitglieder: 7000, davon 488 <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />
Präsidium: Anna Wang<br />
Vorstand: Aude Berweiler (Generalsekretärin), Alessandra Bosch (Vizepräsidentin<br />
für Interne Angelegenheiten), Laeticia Schaller (Vizepräsidentin<br />
für Ausbildung), Stephan Ursprung (Kassier), Sophie Wang (Vizepräsidentin<br />
für Externe Angelegenheiten)<br />
Sekretariat: swimsa, 3000 Bern, Schweiz, gs@swimsa.ch, www.swimsa.ch<br />
V.l.n.r.: Aude Berweiler (Generalsekretärin), Alessandra Bosch (Vizepräsidentin<br />
für Interne Angelegenheiten), Stephan Ursprung (Kassier),<br />
Anna Wang (Präsidentin), Laetitia Schaller (Vizepräsidentin für<br />
Ausbildung), Sophie Wang (Vizepräsidentin für Externe Angelegenheiten)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
71
geschäftsausschuss<br />
Daniel Schröpfer<br />
Präsident <strong>VSAO</strong><br />
Ambulatorium Kanonengasse SGD Zürich<br />
Ryan Tandjung<br />
Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Hausarztmedizin und Hausarzt<br />
Ressort: Weiterbildung<br />
Christoph bosshard<br />
Eidgenössischer Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie<br />
des Bewegungsapparates FMH<br />
Kreisarzt SUVA Bern<br />
Praxisgruppenleiter Versicherungsmedizin SUVA Bern/Freiburg/Sion/<br />
Solothurn<br />
Zentralvorstand FMH<br />
Leiter Ressort Daten/Demographie/Qualität<br />
72 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
geschäftsausschuss<br />
Marie-Claire Desax<br />
Assistenzärztin, Onkologie, Kantonsspital St. Gallen<br />
Ressort: Weiterbildung<br />
Lars Frauchiger<br />
Leitender Arzt Orthopädie und Traumatologie, Spital Thun<br />
Ersatzdelegierter DV FMH, Präsident Sektion Bern<br />
Gert Printzen<br />
Dr. med. et dipl. Biochem., FAMH Labormedizin<br />
Leiter Institut für Klinische Chemie und Immunologie<br />
Zentrum für LaborMedizin<br />
Luzerner Kantonsspital LUKS<br />
Ressort: Verantwortlicher für Qualität<br />
Zentralvorstand FMH<br />
Verantwortlicher Ressort Medizinische Informatik und eHealth<br />
Verantwortlicher Ressort Heilmittel<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
73
geschäftsausschuss<br />
Miodrag Savic<br />
Assistenzarzt, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsspital Basel<br />
Ressorts: Gesundheits- und Standespolitik, Arbeitsbedingungen<br />
Urs Sieber<br />
Angestellter Arzt in der Funktion eines Oberarztes in der Praxis Brunnenhof<br />
in Hindelbank<br />
Ressort: Gesundheits- und Standespolitik<br />
Raphael Stolz<br />
Oberarzt mbF/stv. Leitender Arzt zentrale Notfallstation<br />
Kantonsspital St. Gallen<br />
Ressort: Weiterbildung<br />
Vizepräsident/Mitglied Geschäftsleitung SIWF<br />
74 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
geschäftsausschuss<br />
Sonja Trüstedt<br />
Oberärztin Anästhesie FMH Universitätsspital Basel (50%),<br />
Studiendekanat Basel (30%)<br />
In Weiterbildung zum Master of Medical Education, IML Bern<br />
Leitung Ressort Weiterbildung<br />
Marino Urbinelli<br />
Oberarzt Psychiatrische Dienste, Solothurner Spitäler AG,<br />
Fachbereich Gerontopsychiatrie Region Olten<br />
Felix Widmer<br />
Medizinstudent im 4. Studienjahr an der Universität Basel<br />
Delegierter der Swiss Medical Students’ Association (swimsa)<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
75
Marc Schällebaum<br />
Geschäftsführer<br />
19 400<br />
17 500<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> / sts
organisationen<br />
Verband vsao<br />
Der Berufsverband <strong>VSAO</strong> vertritt als eigenständiger<br />
Verein die beruflichen, standespolitischen<br />
und wirtschaftlichen Interessen<br />
der angestellten Ärztinnen und Ärzte,<br />
insbesondere der Assistenz- und Oberärztinnen<br />
und -ärzte, in der Schweiz. In enger<br />
Zusammenarbeit mit der swimsa<br />
unterstützt der <strong>VSAO</strong> auch die Anliegen<br />
der Medizinstudentinnen und -studenten.<br />
Letztere können von einer kostenlosen<br />
Mitgliedschaft beim Verband und damit<br />
von allen Dienstleistungen profitieren.<br />
Dank der grossen Mitgliederzahl und einer<br />
guten Vernetzung tritt der <strong>VSAO</strong> im<br />
Gesundheitswesen als anerkannter Partner<br />
für ein qualitativ hochstehendes, fortschrittliches<br />
und finanzierbares Gesundheitssystem<br />
ein.<br />
Der <strong>VSAO</strong> engagiert sich insbesondere für<br />
gute Arbeitsbedingungen der im Spital<br />
tätigen Ärztinnen und Ärzte und für die<br />
ärztliche Weiterbildung. Als grösste Basisorganisation<br />
ist der <strong>VSAO</strong> auch innerhalb<br />
der FMH in den wichtigen Gremien vertreten<br />
(Ärztekammer, SIWF etc.), und mit<br />
Gert Printzen und Christoph Bosshard<br />
sitzen zwei unserer Vorstandsmitglieder<br />
im FMH-Zentralvorstand.<br />
Nachfolgend werden einige ausgewählte<br />
Aktivitäten des <strong>VSAO</strong> näher beschrieben.<br />
Weitere Informationen zum gesamten<br />
Angebot finden Sie auf unserer Website<br />
www.vsao.ch.<br />
Arztberuf und<br />
Familie/Privatleben<br />
Der <strong>VSAO</strong> setzt sich seit langem für die Vereinbarkeit<br />
von Arztberuf und Familie/Privatleben<br />
ein. Ein wichtiger Aspekt ist dabei<br />
die Einhaltung des Arbeitsgesetzes bei den<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten.<br />
Der <strong>VSAO</strong> engagiert sich aber auch mit anderen<br />
Projekten für dieses Anliegen:<br />
Beim Projekt «Familienfreundliche Massnahmen»<br />
hat der <strong>VSAO</strong> eine Studie zu den<br />
«betriebswirtschaftlichen Effekten einer<br />
familienbewussten Personalpolitik für<br />
den spitalärztlichen Bereich» erarbeiten<br />
lassen. Die Studie zeigt auf, dass es sich<br />
für ein Spital auch aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht lohnt, in die Familienfreundlichkeit<br />
zu investieren. In einer Broschüre<br />
werden die Ergebnisse der Studie für Entscheidungsträgerinnen<br />
und -träger der<br />
Spitäler und weitere Interessierte aufbereitet.<br />
Zusätzlich schalten wir auf unserer<br />
Website Best-Practice-Beispiele von Spitälern<br />
und Kliniken auf, welche erfolgreich<br />
Massnahmen punkto Familienfreundlichkeit<br />
umgesetzt haben.<br />
Ausserdem unterstützt der <strong>VSAO</strong> seine Mitglieder<br />
seit einigen Jahren bei der Suche<br />
nach freien Plätzen in Kindertagesstätten<br />
(Kita-Vermittlung). Entsprechende Anfragen<br />
können mittels Onlineformular an<br />
den <strong>VSAO</strong> gerichtet werden. Anschliessend<br />
geben wir innert zweier Wochen ein Feedback<br />
zu den verfügbaren Kitaangeboten<br />
der entsprechenden Region.<br />
Im Rahmen des Projekts «Coaching» können<br />
unsere Mitglieder eine individuelle<br />
Beratung mit einer Fachperson der Organisation<br />
UND in Anspruch nehmen. Diese<br />
findet telefonisch statt und dauert rund<br />
30 Minuten. Bei Bedarf kann ein weiteres<br />
Gespräch vereinbart werden. Selbstverständlich<br />
wird der Inhalt aller Gespräche<br />
vertraulich behandelt. Im Rahmen dieses<br />
Coachings wird die berufliche und familiäre/private<br />
Situation reflektiert. Gestützt<br />
darauf werden Lösungs- und Handlungsansätze<br />
aufgezeigt mit dem Ziel, Arztberuf<br />
und Familie/Privatleben besser vereinbaren<br />
zu können. Das Angebot ist für die<br />
Mitglieder des <strong>VSAO</strong> kostenlos.<br />
Feedbackpool<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiterbildung<br />
zu einem bestimmten Thema rasch<br />
und unkompliziert die Meinung unserer<br />
Mitglieder einholen zu können, wurde der<br />
Feedback-Pool eingerichtet. Maximal<br />
sechs Mal im Jahr erhalten alle Feedback-<br />
Pool Teilnehmenden eine kurze Onlineumfrage<br />
(max. 5–10 Minuten).<br />
Wichtig sind uns die persönliche Meinung<br />
und die Erfahrung der Teilnehmenden.<br />
Die Resultate gelten nicht als repräsentative<br />
Haltung der <strong>VSAO</strong>-Mitglieder und<br />
werden nur anonymisiert verwendet. Die<br />
Rückmeldungen erlauben es dem Ressort<br />
Weiterbildung jedoch, seine Überlegungen<br />
etwas breiter abzustützen.<br />
Der <strong>VSAO</strong> freut sich über weitere Teilnehmende!<br />
Anmeldung via Formular auf www.<br />
vsao.ch unter der Rubrik Weiterbildung.<br />
Visitationen<br />
Visitationen sind ein Instrument der Qualitätssicherung<br />
für die ärztliche Weiterbildung.<br />
Ein Team von Expertinnen und<br />
Experten prüft vor Ort und in Gesprächen<br />
mit den Direktbetroffenen die Umsetzung<br />
des Weiterbildungskonzeptes und die Weiterbildungsverhältnisse.<br />
Nebst dem Delegierten<br />
der visitierenden Fachgesellschaft,<br />
welcher die Visitation leitet, nimmt jeweils<br />
eine Vertreterin oder ein Vertreter des <strong>VSAO</strong><br />
sowie ein vom Schweizerischen Institut<br />
für ärztliche Weiter- und Fortbildung<br />
(SIWF) bestimmter unabhängiger Experte<br />
teil. Das Visitationsteam erstellt anschliessend<br />
einen Bericht zuhanden der<br />
zuständigen Weiterbildungsstättenkommission.<br />
Diese entscheidet, u.a. gestützt<br />
auf den Visitationsbericht, über die Anerkennung<br />
der visitierten Weiterbildungsstätte.<br />
Damit der <strong>VSAO</strong> allen Visitationsanfragen<br />
der Fachgesellschaften gerecht werden<br />
kann, hat er in den vergangenen Jahren<br />
einen Pool an <strong>VSAO</strong>-Vertreterinnen und<br />
Vertretern geschaffen. Laufend suchen wir<br />
Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen<br />
(<strong>VSAO</strong>-Aktivmitglieder), die<br />
sich für diese Tätigkeit interessieren.<br />
Interessiert?<br />
Dann melden Sie sich bei Béatrice Bertschi,<br />
unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@<br />
vsao.ch).<br />
Das Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong><br />
Das Zentralsekretariat ist für die operative<br />
Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten<br />
Strategien sowie die Verwaltung der Gremien<br />
und der 19 400 <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />
zuständig. Es erledigt ausserdem alle anderen,<br />
für ein reibungsloses Funktionieren<br />
des Verbandes notwendigen Aufgaben.<br />
Zu diesem Zweck besteht zwischen der<br />
Geschäftsführung des Sekretariats, dem<br />
Präsidium und dem Geschäftsausschuss<br />
ein enger und kontinuierlicher Austausch.<br />
Zurzeit sind insgesamt vierzehn Mitarbeitende,<br />
die meisten als Teilzeitangestellte,<br />
für das Zentralsekretariat im Einsatz (vgl.<br />
Kasten auf nächster Seite).<br />
Simon Stettler, Geschäftsführer<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
77
organisationen<br />
Aline Aebi<br />
Béatrice Bertschi<br />
Simone Burkhard Schneider<br />
Elena Federspiel<br />
Susanne Gasser<br />
Sylviane Iff<br />
Raphael Kramer<br />
Tanja Kuster<br />
Jan Michel<br />
Erika Oesch<br />
Katharina Ott<br />
Beatrice Sahli<br />
Simon Stettler<br />
Nico van der Heiden<br />
Stv. Geschäftsführerin/Leiterin Service und Projekte<br />
Sachbearbeiterin Weiterbildung/Visitationen<br />
Stabsjuristin/juristische Sekretärin Standeskommission<br />
Gremien- und Geschäftsführungssekretariat<br />
Leiterin Buchhaltung<br />
Leiterin Réception/Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />
First Level Support/Sachbearbeiter Service und Projekte<br />
Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />
Lernender<br />
Réception/Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />
Réception/Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />
Stv. Leiterin Service und Projekte/Buchhaltung<br />
Geschäftsführer<br />
Leiter Politik und Kommunikation<br />
• Zusammenarbeit mit den Präsidien,<br />
Vorständen und Geschäftsführern der<br />
<strong>VSAO</strong>-Sektionen<br />
• Verantwortung für die Medienarbeit des<br />
<strong>VSAO</strong> Schweiz<br />
• Berichterstattung via <strong>VSAO</strong>-Website,<br />
-Journal und -Newsletter<br />
• Verfassen von Fachartikeln zur Erläuterung<br />
der gesundheits- und standespolitischen<br />
Positionen des <strong>VSAO</strong><br />
Schweiz .<br />
Leiter Politik und<br />
Kommunikation<br />
Der Leiter Politik und Kommunikation<br />
stellt die gesundheits- und standespolitische<br />
Grundlagenarbeit sicher, unterstützt<br />
die Gremien des <strong>VSAO</strong> Schweiz bei der<br />
gesundheits- und standespolitischen Entscheidfindung<br />
und kommuniziert die<br />
gesundheits- und standespolitischen Positionen<br />
gegenüber Verbandsmitgliedern<br />
und Dritten.<br />
Aufgaben:<br />
• Beratung und Unterstützung der <strong>VSAO</strong>-<br />
Führungsgremien in gesundheits- und<br />
standespolitischen Fragen mit aktiver<br />
Teilnahme an deren Sitzungen<br />
• Teilnahmen und Mitarbeit an standespolitischen<br />
Seminaren des <strong>VSAO</strong><br />
Schweiz<br />
• Erarbeiten von Vernehmlassungen und<br />
Vorstössen zu gesundheitspolitischen<br />
Vorlagen<br />
• Lobbying gegenüber gesundheitspolitischen<br />
Entscheidungsträgern (Politik,<br />
Verwaltung, Organisationen und Verbände<br />
etc.)<br />
• Einsitznahme in Gremien anderer Organisationen/Verbände<br />
zur Interessenvertretung<br />
des <strong>VSAO</strong><br />
• Entwicklung von und Mitarbeit bei gesundheits-<br />
oder standespolitischen Projekten/Veranstaltungen<br />
des <strong>VSAO</strong><br />
Schweiz<br />
Nico van der Heiden, Leiter Politik<br />
und Kommunikation des <strong>VSAO</strong><br />
Schweiz<br />
78 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
organisationen<br />
MEDISERVICE vsao-asMac auf dem Prüfstand<br />
Seit 25 Jahren ist MEDISERVICE<br />
<strong>VSAO</strong>-ASMAC die Dienstleistungsorganisation<br />
für Assistenz-, Ober,<br />
Spital- und Praxisärztinnen und<br />
-ärzte sowie für Medizinstudierende.<br />
Ziel von MEDISERVICE ist<br />
es, den über 17 000 Mitgliedern<br />
exklusive Dienstleistungen und<br />
attraktive Produkte massgeschneidert<br />
und zugleich kostengünstig<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Ist MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
nur ein Versicherungsmakler?<br />
Nein, denn neben den zahlreichen guten<br />
Angeboten im Bereich der Versicherungen,<br />
kreieren oder finanzieren wir auch<br />
Dienstleistungen, die direkt mit der Berufstätigkeit<br />
unserer Mitglieder zu tun<br />
haben. Wir sind immer in Evaluation von<br />
neuen, innovativen Dienstleistungen, die<br />
wir unseren Mitgliedern anbieten können.<br />
Was unterscheidet die Versicherungsangebote<br />
von MEDISERVICE<br />
von jenen anderer Anbieter?<br />
Zusammen mit unseren Versicherungspartnern<br />
bieten wir auf unsere Mitglieder<br />
zugeschnittene Versicherungsprodukte zu<br />
sehr guten Konditionen an. Unsere Mitglieder<br />
profitieren von bedarfsgerechten<br />
Lösungen und erhalten kompetente Antworten<br />
auf ihre Versicherungsfragen wie<br />
Krankenkasse, Autoversicherung, Rechtsschutz<br />
usw. Wir haben also keine Angebote<br />
«ab Stange», sondern «nach Mass»,<br />
jedoch zu sehr vorteilhaften Preisen.<br />
Weshalb sind die Prämien tiefer<br />
als bei andern Anbietern?<br />
Da wir Kollektivrahmenverträge abschlies<br />
sen, erhalten wir günstigere Konditionen.<br />
Die Prämien sind also tiefer als bei<br />
individuellen Abschlüssen. Derzeit bestehen<br />
über 23 000 Policen innerhalb der<br />
verschiedenen Rahmenverträge, die für<br />
die Mitglieder Einsparungen in Millionenhöhe<br />
bedeuten.<br />
können. Sie dürfen von uns also konsequent<br />
darauf ausgerichtete Leistungen<br />
und Angebote erwarten. Wir bieten auch<br />
Lösungen für spezifische Probleme, z.B.<br />
das exklusive Taggeldprodukt. Mit diesem<br />
kann das Risiko eines Lohnausfalls bei<br />
einem krankheitsbedingten Ausfall speziell<br />
bei befristeten Arbeitsverträgen behoben<br />
werden.<br />
Wie neutral ist MEDISERVICE?<br />
Wir sind eine Non-Profit-Organisation und<br />
einzig unsern Mitgliedern verpflichtet. Wir<br />
suchen unsere Versicherungspartner selbst<br />
aus und überprüfen und vergleichen die<br />
Angebote regelmässig. Mitglieder von<br />
MEDISERVICE können ihre Versicherungen<br />
kostenlos, neutral und unverbindlich<br />
von uns überprüfen lassen. Unser Versicherungs-Check-up<br />
bietet die beste Basis für<br />
weitere Überlegungen. Zudem steht MEDI-<br />
SERVICE-Mitgliedern eine objektive, persönliche<br />
und kompetente Beratung in<br />
sämtlichen wirtschaftlichen und finanztechnischen<br />
Angelegenheiten durch unabhängige<br />
Spezialisten zur Verfügung.<br />
Welche weiteren Dienstleistungen<br />
bietet MEDISERVICE an?<br />
Dank www.medizinkarriere.ch und www.<br />
jobmed.ch können unsere Mitglieder ihre<br />
Laufbahn, auf ihr Profil zugeschnitten,<br />
einfach und bequem online planen. Nach<br />
Bedarf können sie auf individuelle und<br />
professionelle Karriereberatung zugreifen.<br />
Die Stellenvermittlungsplattform «jobmed»<br />
unterstützt sie bei der Suche nach<br />
neuen Herausforderungen und bietet ihnen<br />
direkten Zugang zu attraktiven Angeboten.<br />
Wir haben auch grossen Anteil an<br />
der Entstehung von MEDIfuture. Schliesslich<br />
gibt MEDISERVICE im Auftrag des<br />
ganzen Verbandes das «<strong>VSAO</strong>-Journal»<br />
heraus, welches auch für <strong>2013</strong> das Gütesiegel<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
erhalten und damit zu den überdurchschnittlich<br />
guten Fachzeitschriften der<br />
Schweiz zählt.<br />
Ich verstehe zwar, dass MEDI-<br />
SERVICE mit seinen Partnern<br />
Werbung macht, aber ich würde<br />
gerne von deren Werbemails<br />
verschont. Kann ich etwas dagegen<br />
unternehmen?<br />
Selbstverständlich. Wenn Sie keine Werbung<br />
von unseren Partnern wünschen,<br />
dann können Sie sich bei uns melden, und<br />
wir nehmen Sie aus dem Verteiler. Rufen<br />
Sie uns ungeniert an. Leider können wir<br />
nicht verhindern, dass Sie auch weiterhin<br />
Werbung erhalten, die kommt dann allerdings<br />
von andern Anbietern.<br />
Wenn ich eine Idee für eine<br />
neue Dienstleistung habe, darf<br />
ich mich dann bei Ihnen melden?<br />
Noch so gerne! Wir sind froh, wenn wir<br />
positives, wie auch negatives Feedback von<br />
Ihnen bekommen. Die Bedürfnisse der<br />
Mitglieder kennen die Mitglieder natürlich<br />
selber am besten. Also, schicken Sie<br />
uns ein Mail, oder schreiben Sie uns. Wir<br />
nehmen Ideen gerne auf und evaluieren<br />
deren Machbarkeit.<br />
Was verstehen Sie unter «massgeschneiderte<br />
Lösungen»?<br />
Die für Arztinnen und Ärzte relevanten<br />
beruflichen sowie privaten Lebensabschnitte<br />
sind uns vertraut. Ebenso wie die<br />
speziel len Situationen , welche insbesondere<br />
während der Weiterbildung entstehen<br />
Auf dem Prüfstand stehen (v.l.n.r.): Johannes Thalhammer, Catherine<br />
Aeschbacher, Iris Pignone, Peter Scheidegger, Sandrine Jollien, Marc Schällebaum<br />
(Geschäftsführer), Barbara Reber, Isabel Saidi<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
79
organisationen<br />
Vorsorgestiftung vsao<br />
Der Pensionskassenabzug<br />
Der Pensionskassenabzug setzt sich aus<br />
dem Spar- und Risikobeitrag zusammen.<br />
Die Alters- und die Risikoleistungen werden<br />
bei der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> aus<br />
zwei separat geführten «Töpfen» finanziert.<br />
Der Pensionskassenabzug:<br />
Spar- und Risikobeitrag<br />
Sparbeitrag<br />
Sparbeitrag<br />
Der grössere Teil des Pensionskassenabzuges<br />
wird dazu verwendet, das Alterssparkapital<br />
der einzelnen versicherten<br />
Person zu äufnen. Er wird mindestens zur<br />
Hälfte vom Arbeitgeber getragen. Die einbezahlten<br />
Sparbeiträge, die Zinsen sowie<br />
freiwillig geleistete Einzahlungen bilden<br />
das Alterssparkapital.<br />
Die Altersleistung wird nach dem Beitragsprimat<br />
bemessen, das heisst, das<br />
künftige Alterssparkapital, welches im<br />
Pensionierungsalter auf dem individuellen<br />
Konto vorhanden ist, dient zur Berechnung<br />
der Altersrente.<br />
Nebst den ordentlichen Sparbeiträgen und<br />
Zinsen wird/kann der Topf «Sparbeitrag»<br />
wie folgt erhöht (+) oder reduziert (–)<br />
werden:<br />
Übertragung der<br />
Freizügigkeitsleistung (+)<br />
Beim Eintritt in die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
ist die versicherte Person verpflichtet, die<br />
bestehenden Freizügigkeitsleistungen zur<br />
Äufnung des Alterssparkapitals einzubringen.<br />
Das Formular «Freizügigkeitsleistung»<br />
für die Übertragung der Freizügigkeitsleistung<br />
wird der versicherten<br />
Person mit dem ersten Versicherungsausweis<br />
zugestellt.<br />
Reglementarischer Einkauf (+)<br />
Das künftige Alterssparkapital kann mittels<br />
eines reglementarischen Einkaufs bis<br />
zu einem bestimmten Betrag erhöht werden.<br />
Wohneigentumsförderung –<br />
Vorbezug (–)<br />
Mit dem angesparten Vorsorgekapital kann<br />
eine neue, zusätzliche Finanzierungsquelle<br />
für selbstbewohntes Wohneigentum genutzt<br />
werden. Das Alterssparkapital reduziert<br />
sich entsprechend dem vorbezogenen<br />
Betrag. Die Invaliditäts- oder Todesfallleistungen<br />
werden nicht gekürzt.<br />
Wohneigentumsförderung –<br />
Rückzahlung Vorbezug (+)<br />
Die versicherte Person kann den WEF-<br />
Vorbezug freiwillig zurückzahlen. Dadurch<br />
erhöht sich das künftige Alterssparkapital.<br />
Kapitalübertrag infolge Scheidung<br />
(–)<br />
Die schweizerische Gesetzgebung sieht vor,<br />
dass das während der Ehe angesparte Kapital<br />
aus der 2. Säule im Falle einer Scheidung<br />
hälftig zu teilen ist. Das Gericht teilt<br />
der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> den zu übertragenden<br />
Betrag mit den nötigen Angaben<br />
über die Erhaltung des Vorsorgeschutzes<br />
von Amtes wegen mit. Wenn die Freizügigkeitsleistung<br />
der versicherten Person<br />
ganz oder teilweise überwiesen wird, reduziert<br />
sich das Alterssparkapital um<br />
den an den anderen Ehegatten überwiesenen<br />
Betrag.<br />
Kapitalrückzahlung nach Kapitalübertrag<br />
infolge Scheidung (+)<br />
Die versicherte Person hat die Möglichkeit,<br />
das an den geschiedenen Ehegatten übertragene<br />
Kapital infolge Scheidung wieder<br />
einzubringen. Dadurch erhöht sich das<br />
künftige Alterssparkapital.<br />
Risikobeitrag<br />
Risikobeitrag<br />
Die Risikoprämie dient zur Absicherung<br />
der Risiken von Tod und Invalidität. Im<br />
Peter Scotton, Geschäftsführer<br />
Gegensatz zum Sparbeitrag wird die Risikoprämie<br />
nicht dem persönlichen Konto<br />
der versicherten Person gutgeschrieben,<br />
sondern gesamthaft durch die Vorsorgeinrichtung<br />
verwaltet und zur Finanzierung<br />
aller Renten verwendet.<br />
Die Risikoleistung berechnet sich nach<br />
dem Leistungsprimat, das heisst, für<br />
die Bemessung der Risikoleistung ist der<br />
versicherte Lohn massgebend.<br />
Folgende Risikoleistungen werden aus<br />
dem Topf «Risikobeitrag» finanziert:<br />
––<br />
Ehegattenrenten<br />
––<br />
Halb-/Vollwaisenrenten<br />
––<br />
Invalidenrenten<br />
––<br />
Invalidenkinderrenten<br />
––<br />
Spar- und Risikobeitragsbefreiung/<br />
Äufnung des Alterssparkapitals<br />
Kommt der Bezüger einer Invalidenrente<br />
ins Pensioniertenalter, wandelt sich die<br />
Invalidenrente in eine Altersrente um. Die<br />
Altersrente wird aus dem Topf «Sparbeitrag»<br />
finanziert.<br />
Weiterführung der Risikoversicherung<br />
bei einem Arbeitsunterbruch<br />
Stellenunterbruch – Ende der Anstellung/Reduktion<br />
des Beschäftigungsgrades<br />
Bei einem Stellenunterbruch oder einer<br />
Reduktion des Beschäftigungsgrades (für<br />
Personen unter 50 Jahren mit gültiger<br />
Niederlassung in der Schweiz) kann die<br />
Risikoversicherung (Rentenleistungen bei<br />
Invalidität/Tod durch Unfall/Krankheit)<br />
für maximal zwei Jahre auf eigene Rechnung<br />
weitergeführt werden. Versichert<br />
80 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
organisationen<br />
sind die Leistungen gemäss dem Vorsorgeplan<br />
94 – Unterbruchsversicherung.<br />
Das Alterssparkapital wird dabei nicht<br />
geäufnet.<br />
Unbezahlter Urlaub –<br />
ungekündigte Anstellung<br />
Für die Dauer eines unbezahlten Urlaubes<br />
besteht kein Versicherungsschutz. Die versicherte<br />
Person hat die Möglichkeit, die<br />
Risikoversicherung (Rentenleistungen bei<br />
Invalidität/Tod durch Unfall/Krankheit)<br />
für maximal 18 Monate auf eigene Rechnung<br />
bei der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> weiterzuführen.<br />
Versichert sind die Leistungen<br />
gemäss dem gültigen Vorsorgeplan<br />
des Arbeitgebers. Das Alterssparkapital<br />
wird dabei nicht geäufnet.<br />
Aufgrund der im November 2011 durch<br />
den Stiftungsrat beschlossenen Massnahmen<br />
und der positiven Entwicklung an<br />
den Finanzmärkten konnte per 31. <strong>Dezember</strong><br />
2012 die leichte Unterdeckung aus<br />
dem Jahr 2011 vollständig beseitigt werden.<br />
Der Wechsel der versicherungstechnischen<br />
Grundlagen von EVK 2000 zu<br />
BVG 2010 ist per 31. <strong>Dezember</strong> 2012 erfolgt.<br />
Die Senkung des technischen Zinssatzes<br />
von 4 Prozent auf 3,5 Prozent wurde<br />
ebenfalls per Ende 2012 vollzogen. Die<br />
erforderlichen Rückstellungen dafür sind<br />
in der Jahresrechnung 2012 bereits enthalten.<br />
Nachdem die durch den Wechsel<br />
der versicherungstechnischen Grundlagen<br />
bedingten Deckungslücken bei den<br />
Rentnerinnen und Rentnern bereits 2012<br />
aufgefangen worden sind, konnte per 1.<br />
Januar <strong>2013</strong> die Risikoprämie von 1,6 Prozent<br />
wiederum auf 1,2 Prozent gesenkt<br />
werden. Die Verzinsung des Alterssparkapitals<br />
auf dem überobligatorischen Teil<br />
wurde per 1. Januar <strong>2013</strong> auf die vom<br />
Bundesrat festgelegte Mindestverzinsung<br />
von 1,5 Prozent angehoben.<br />
Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> konnte im Jahr<br />
2012 erneut eine Bestandeszunahme von<br />
521 Personen verzeichnen. Mit 539 Leistungsbezügerinnen<br />
und Leistungsbezügern<br />
liegt das Verhältnis zwischen den<br />
aktiv Versicherten und den Rentenbezügern<br />
nach wie vor weit unter dem Durchschnitt<br />
im Vergleich zu anderen Vorsorgeeinrichtungen.<br />
Per 31. <strong>Dezember</strong> 2012 konnte eine Performance<br />
von 6,8 Prozent erzielt werden. Sowohl<br />
die Aktien Schweiz als auch die Aktien<br />
Ausland haben im zweistelligen Bereich an<br />
Wert zugenommen und lagen damit deutlich<br />
über den Prognosen. Der Zinsanstieg<br />
bei den festverzinslichen Papieren blieb<br />
erneut aus. Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> wird<br />
weiterhin Anlagen im kurzfristigen Geldmarkt<br />
tätigen und nimmt damit bewusst<br />
eine höhere Liquidität in Kauf. Die angekündigten<br />
Investitionen in direkte Immobilienanlagen<br />
sind erfolgt. Die ersten Neubauten<br />
im Oberfeld, Ostermundigen, konnten<br />
ab Sommer <strong>2013</strong> in die Liegenschaftsbewirtschaftung<br />
übernommen werden.<br />
Per 30. September <strong>2013</strong> beträgt die Performance<br />
6,32 Prozent. Damit liegen wir 0,19<br />
Prozentpunkte leicht unter dem Benchmark.<br />
Erläuterungen zur Wertschwankungsreserve<br />
und<br />
zu den Rückstellungen<br />
Wertschwankungsreserve<br />
Nach Verbuchen der vom Bundesrat festgelegten<br />
Mindestverzinsung sind vom<br />
Ertragsüberschuss die technischen Rückstellungen<br />
auf die volle Höhe und die<br />
Wertschwankungsreserve so lange zu<br />
Struktur der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />
Gründung/Sitz1983/Bern<br />
RechtsformStiftung<br />
Risikodeckung bis CHF 300 000<br />
autonom<br />
Risikodeckung ab CHF 300 001 bis CHF 500 000<br />
Rückversicherung<br />
AltersvorsorgeBeitragsprimat<br />
RisikovorsorgeLeistungsprimat<br />
Versicherungstechnische Daten 2012 2011<br />
Technische Grundlage BVG 2010 EVK 2000<br />
Technischer Zinssatz p.a. 3,5% 4,0%<br />
Projektionszinssatz zur Berechnung des ordentlichen<br />
Alterssparkapitals per Rücktrittsalter 3,0% 3,0%<br />
Umwandlungssatz bei ordentlichem Rücktrittsalter 65 1 6,8% 6,8%<br />
Verzinsung Alterssparkapital (obligatorischer Teil – BVG-Minimum) 1,5% 2,0%<br />
Verzinsung Alterssparkapital (überobligatorischer Teil) 1,0% 2,0%<br />
Risikoprämie auf Löhne bis CHF 300 000 1,6% 1,2%<br />
Risikoprämie auf Löhne von CHF 300 001 bis CHF 500 000 5,0% 5,0%<br />
Deckungsgrad 102,2% 98,5%<br />
Performance 6,8% –1,6%<br />
Aktive Versicherte 18 035 17 514<br />
Rentner/-innen 539 485<br />
Freizügigkeitskonti 3 919 3 719<br />
Durchschnittlicher Verwaltungsaufwand je Versichertendossier 108 115<br />
Die wichtigsten Zahlen in Tausend Schweizer Franken 2012 2011<br />
Bilanzsumme 1675 131 1495 546<br />
Sparguthaben 1418 395 1344 650<br />
Deckungskapital 170 612 133 941<br />
Wertschwankungsreserve 35 281 0<br />
Rückstellung für<br />
Risikoschwankungen 22 446 15 982<br />
Pensioniertenverluste 9 531 0<br />
Latente Invaliditätsfälle 14 212 13 750<br />
Zunahme der Lebenserwartung der Rentner/-innen 924 8 036<br />
Freizügigkeitsleistung nach Art. 17 und 18 Freizügigkeitsgesetz 662 97<br />
1 Der Umwandlungssatz wird auf den 1. Januar 2015 in drei Schritten auf 6,25 Prozent für das<br />
Alter 65 gesenkt, dies unter Einführung einer durchgehenden Staffelung für alle Altersstufen.<br />
Die erste Senkung der Umwandlungs-sätze erfolgte per 1. Januar <strong>2013</strong>. Der Umwandlungssatz<br />
für das Alter 65 beträgt im Jahr <strong>2013</strong> 6,617 Prozent.<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
81
äufnen, bis diese die Mindestzielgrösse auf<br />
einem Sicherheitsniveau von 98 Prozent<br />
erreicht hat.<br />
Risikoschwankungen<br />
Die Rückstellung soll einen kurzfristig<br />
ungünstigen Verlauf der Risiken Invalidität<br />
und Tod abfedern.<br />
Pensioniertenverluste<br />
Diese Rückstellung dient zur Finanzierung<br />
der technischen Verluste, welche entstehen,<br />
wenn der reglementarische Umwandlungssatz<br />
bei Pensionierung höher ist als<br />
der versicherungstechnisch korrekte Wert.<br />
Latente Invaliditätsfälle<br />
Mit dieser Rückstellung sollen die Kosten<br />
bei Fällen von langfristiger Erwerbsunfähigkeit<br />
gedeckt werden, die am Bilanzstichtag<br />
bekannt sind, deren Leistungen<br />
jedoch noch nicht ausbezahlt werden respektive<br />
für welche die Anspruchsvoraussetzungen<br />
noch nicht abschliessend geklärt<br />
sind.<br />
Zunahme der Lebenserwartung<br />
der Rentner/-innen<br />
Diese Rückstellung dient dazu, die Kosten<br />
der Umstellung der technischen Grundlagen<br />
zu finanzieren.<br />
Freizügigkeitsleistung nach Artikel<br />
17 und 18 Freizügigkeitsgesetz<br />
(FZG)<br />
Die Rückstellung wird für diejenigen Versicherten<br />
gebildet, deren Austrittsleistung<br />
nach Artikel 17 oder 18 FZG höher ist als<br />
das vorhandene Altersguthaben nach Artikel<br />
15 FZG.<br />
Peter Scotton, Geschäftsführer<br />
82 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
organisationen<br />
<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende<br />
Die vsao Stiftung für Selbständigerwerbende – massgeschneiderte Altersvorsorge für Mediziner.<br />
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reglementarischer Einkäufe an die<br />
Hinterbliebenen<br />
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Einkäufe<br />
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• Sparquote bis zu 25% möglich<br />
• Der Wechsel in einen anderen Vorsorgeplan<br />
ist jederzeit möglich<br />
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bei Unfall und Krankheit eingeschlossen<br />
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Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme<br />
und wünschen Ihnen für die kommenden<br />
Festtage alles Gute und ein erfolgreiches,<br />
gesundes Jahr 2014.<br />
H. Wullschläger, Geschäftsführer<br />
<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende,<br />
Brunnhofweg 37, Postfach 319,<br />
3000 Bern 14,<br />
Tel. 031 560 77 77,<br />
info@vsao-stiftung.ch,<br />
www.vsao-stiftung.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
83
Impressum<br />
Kontaktadressen der sektionen<br />
<strong>Nr</strong>. 6 • 32. Jahrgang • <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />
Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />
www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />
Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />
Christiane Arnold (cra), Franziska Arnold (fa),<br />
Jan Vontobel (jv), Sophie Yammine (sy), Lukas Staub (ls)<br />
BL/BS<br />
BE<br />
FR<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />
Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />
Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />
Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />
bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />
webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Daniel Schröpfer, Präsident<br />
Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />
Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Marie-Claire<br />
Desax, Guillaume Favre, Lars Frauchiger, Gert<br />
Printzen, Miodrag Savic, Urs Sieber, Hervé Spechbach,<br />
Raphael Stolz, Sonja Trüstedt, Marino Urbinelli,<br />
Felix Widmer (swimsa)<br />
GR<br />
JU<br />
NE<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, Geschäftsstelle: Postfach 697, 7002 Chur,<br />
Telefon 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch<br />
ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />
Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />
cfmunoz@bluewin.ch<br />
amine@asmac.ch<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
Stämpfli Publikationen AG<br />
Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />
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Layout: Tom Wegner<br />
Inserate<br />
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23 396 Expl. Druckauflage<br />
20 680 Expl. WEMF-geprüft <strong>2013</strong><br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1/2014 erscheint im Februar 2014.<br />
Thema: Extrem<br />
© <strong>2013</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
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Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
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SO<br />
TI<br />
TG<br />
VD<br />
VS<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
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ASMAVal, p.a. Jessika Métrailler-Mermoud, rte de Chippis 55a, 1950 Sion,<br />
secretaire@asmaval.ch, president@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
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86 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>