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VSAO JOURNAL Nr. 6 - Dezember 2013

Tiefgang - Psychiatrie/Kardiologie / Der VSAO stellt sich vor

Tiefgang - Psychiatrie/Kardiologie / Der VSAO stellt sich vor

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inhalt<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Fundgrube in der Tiefe<br />

Politik<br />

6 Nun messen wir selbst<br />

8 Weiter auf dem eingeschlagenen Weg<br />

Weiterbildung<br />

13 «Eine schöne Veranstaltung»<br />

15 SIWF-Projektförderung:<br />

ärztliche Weiterbildung unterstützen<br />

16 Echo ohne Nachhall<br />

17 Lesen lernen:<br />

Sense and Sensibility, Volume 1<br />

18 Familienfreundliche Massnahmen<br />

zahlen sich aus<br />

Fokus<br />

28 Es ist kein Arzt an Bord<br />

31 Beruf und Berufung<br />

34 Tunnelbau – Kunst oder Wissenschaft?<br />

37 «Unter Wasser arbeiten, ein Kraftakt»<br />

39 Im Reich der Erdarbeiter<br />

41 Energieschatz in der Tiefe<br />

43 In der Tiefe etwas bewegen<br />

45 «Die Freude ist entscheidend»<br />

Perspektiven<br />

48 Putztag im Land der Mythen<br />

50 Stellenwert der nicht-invasiven<br />

Bildgebung in der Kardiologie<br />

58 Ausschreibung der SGIM-FOUNDATION<br />

für <strong>2013</strong>/2014: «CHOOSING WISELY»<br />

59 Unglaubliche Fallgeschichten aus der<br />

Medizin: Die ungeschminkte Wahrheit<br />

<strong>VSAO</strong><br />

20 Sektion Basel<br />

20 Sektion Bern<br />

21 Spitalstandortinitiative<br />

21 Animationsfilme «Arbeitsplatz<br />

Spital – der <strong>VSAO</strong> Bern hilft»<br />

22 Sektion Thurgau<br />

23 Sektion Wallis<br />

24 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

26 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />

MediSERVice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

60 Briefkasten<br />

61 Ruhestand im Ausland<br />

und die Steuerfolgen<br />

62 Der <strong>VSAO</strong> stellt sich vor<br />

86 Impressum<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


editorial<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Fundgrube in der Tiefe<br />

«Wer unter die Oberfläche dringt, tut dies auf eigene Gefahr.»<br />

Mit diesem Zitat von Oscar Wilde leitet Teresa Katharina Langer<br />

ihren Artikel ein. Sie ist als Oberstabsärztin zuständig für<br />

die Betreuung von U-Boot-Besatzungen bei der deutschen Marine.<br />

Auch wir sind in verschiedenster Hinsicht unter die Oberfläche<br />

gedrungen und fündig geworden. Von der medizinischen<br />

Hypnose bis zum Maulwurf, vom Leben im Kloster bis<br />

zur Geothermie und von der Kunst bis zum Tunnelbau am<br />

Gotthard haben wir alles Mögliche ans Tageslicht gefördert.<br />

Nachzulesen ist das Resultat unserer Schatzsuche im Fokus.<br />

Nicht sehr tief zu graben braucht, wer Verstösse gegen das<br />

Arbeitsgesetz entdecken will. Die 50-Stunden-Woche existiert<br />

für nicht wenige Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte in<br />

erster Linie nur auf dem Papier. Zahlen zum effektiven Umfang<br />

der Arbeitszeiten und damit zum effektiven Ausmass der Verletzung<br />

des Arbeitsgesetzes fehlen jedoch bis heute. Nun wird<br />

der <strong>VSAO</strong> selbst messen. Im Januar startet eine umfassende<br />

Erhebung. Die Mitglieder werden per E-Mail oder Brief zur<br />

Teilnahme aufgefordert. Und wir bitten alle, diesem Aufruf<br />

nachzukommen: je grösser die Teilnahme, desto aussagekräftiger<br />

die Resultate, desto schlagkräftiger die darauf basierenden<br />

Argumente und Massnahmen. Dies und weitere politische<br />

Nachrichten sowie der Bericht zur Sitzung des Zentralvorstands<br />

<strong>VSAO</strong> finden sich im Politikteil.<br />

Traditionellerweise ist die letzte Ausgabe des Jahres immer<br />

auch dem Verband gewidmet, und so stellen sich im zweiten<br />

Teil des Heftes die Sektionen, der Geschäftsausschuss und die<br />

Organisationen vor.<br />

Die Redaktion des <strong>VSAO</strong>-Journals dankt Ihnen, liebe Leserinnen<br />

und Leser, für Ihr Interesse und wünscht Ihnen und Ihren<br />

Familien herzlich frohe Festtage und ein glückliches, segensreiches<br />

neues Jahr!<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


Politik<br />

Gesundheitspolitik<br />

Nun messen wir selbst<br />

Als Folge der nationalen Kampagne «spital.illegal.normal?» startet der <strong>VSAO</strong> Anfang 2014 eine<br />

Befragung seiner Mitglieder zu ihren Arbeitszeiten. Ziel ist es, repräsentative Daten zu den effektiv<br />

geleisteten Arbeitsstunden zu erhalten. Zudem war der <strong>VSAO</strong> stark mit dem Lobbying innerhalb der<br />

FMH beschäftigt. Leider mit wenig Erfolg: Ab 2014 werden die FMH-Beiträge erhöht.<br />

Nico van der Heiden, Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

Die nationale Kampagne «spital.illegal.<br />

normal?» hat darauf hingewiesen, dass<br />

das Arbeitsgesetz in den Schweizer Spitälern<br />

weiterhin nicht eingehalten wird. Die<br />

50-Stunden-Woche wird vielfach und teilweise<br />

systematisch nicht gewährt. Vordringliches<br />

Ziel des <strong>VSAO</strong> ist es, dass dieser<br />

Missstand endlich (acht Jahre nach Einführung<br />

der entsprechenden Regelung …)<br />

behoben wird. Es fehlen jedoch bis heute<br />

Zahlen zum effektiven Umfang der Arbeitszeiten<br />

unserer Mitglieder und damit zum<br />

effektiven Ausmass der Verletzung der diversen<br />

Bestimmungen des Arbeitsgesetzes.<br />

Diese Lücke wollen wir mit einer umfassenden<br />

Mitgliederbefragung schliessen.<br />

Die Befragung wird im Januar gestartet,<br />

und Sie werden von uns per Mail oder Brief<br />

zur Teilnahme an der Befragung aufgefordert.<br />

Um aussagekräftige Resultate zu erhalten,<br />

sind wir sehr auf Ihre Mitwirkung<br />

angewiesen und bitten Sie bereits heute,<br />

sich an dieser wichtigen und kurzen Befragung<br />

zu beteiligen!<br />

Kontrolle der<br />

Arbeitszeiten<br />

Am 25. September <strong>2013</strong> war eine Motion<br />

von Marianne Streiff im Nationalrat traktandiert.<br />

Diese Motion fordert, dass die<br />

Einhaltung des Arbeitsgesetzes endlich in<br />

allen Spitälern der Schweiz kontrolliert<br />

wird. Dafür verantwortlich wäre das SECO<br />

mit einer entsprechenden Anweisung an<br />

die kantonalen Arbeitsinspektorate. Der<br />

<strong>VSAO</strong> hat spontan eine Aktion auf die Beine<br />

gestellt und den Nationalrätinnen und<br />

-räten Bananen verteilt zur Stärkung für<br />

die nachmittägliche Sitzung. Warum?<br />

Unser Spruch «Die Schweiz ist keine Bananenrepublik»<br />

weist darauf hin, dass wir<br />

eine absurde Situation haben in den Spitälern:<br />

Das Arbeitsgesetz gilt zwar seit acht<br />

Jahren, eingehalten wird es aber nicht.<br />

Genauso verhält es sich in einer Bananenrepublik,<br />

aber doch nicht in der<br />

Schweiz … Leider wurde die Motion aus<br />

Zeitgründen nicht behandelt und auf die<br />

Wintersession verschoben. Die Aktion hat<br />

trotzdem allen Beteiligten Spass gemacht<br />

und bei den Nationalrätinnen und -räten<br />

hoffentlich einen nachhaltigen Eindruck<br />

hinterlassen.<br />

6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Politik<br />

FMH erhöht Beiträge<br />

Weniger Erfreuliches gibt es von der Standespolitik<br />

innerhalb der FMH zu berichten.<br />

Die Ärztekammer (als oberstes Basisorgan<br />

der FMH) hat gegen den erbitterten<br />

Widerstand der <strong>VSAO</strong>-Vertreterinnen und<br />

-Vertreter beschlossen, den Beitragssatz<br />

für die Oberärzte von 1/2 auf 2/3 zu erhöhen.<br />

Dadurch werden die Oberärzte ab<br />

kommendem Jahr 440 Franken (statt wie<br />

bisher 330 Franken) FMH-Grundbeitrag<br />

bezahlen müssen. Sie erhalten dafür jedoch<br />

keinen direkten Mehrwert von der<br />

FMH. Ein Antrag des <strong>VSAO</strong>, dass die FMH<br />

über die Verwendung der Mehreinnahmen<br />

Rechenschaft ablegen müsse, wurde<br />

ebenfalls abgeschmettert. Gleichzeitig<br />

wurden die Kategorien neu formuliert: Die<br />

Oberärzte bilden neu mit den Spitalfachärzten<br />

die Kategorie 3. Der <strong>VSAO</strong> wird sich<br />

in Zukunft noch stärker für die Spitalfachärzte<br />

einsetzen.<br />

Zusätzlich wurde von der Ärztekammer<br />

ein Sonderbeitrag für das Institut für Praxisinformatik<br />

(IPI) von 30 Franken gesprochen<br />

(sofern sich der Zentralvorstand<br />

der FMH und das IPI über ein Mandat<br />

einigen werden). Dieser Sonderbeitrag<br />

wäre von allen FMH-Mitgliedern zu entrichten.<br />

Der <strong>VSAO</strong> findet den Grundgedanken<br />

des IPI gut, die Datenmigration zwischen<br />

verschiedenen Playern im Gesundheitswesen<br />

zu verbessern und Datenverluste<br />

zu vermeiden. Das IPI hat jedoch<br />

kein klares und nachvollziehbares Konzept<br />

für die Verwendung der FMH-Gelder<br />

vorgelegt. Auch ist dem <strong>VSAO</strong> die Rolle der<br />

FMH in der künftigen Struktur des IPI zu<br />

wenig klar definiert. Aus diesen Gründen<br />

hat sich der <strong>VSAO</strong> auch gegen diese Beitragserhöhung<br />

gewehrt, ebenfalls ohne<br />

Erfolg.<br />

Dem <strong>VSAO</strong> ist es ein Anliegen, darauf hinzuweisen,<br />

dass Ihr Mitgliederbeitrag für<br />

den <strong>VSAO</strong> Schweiz für das Jahr 2014 im<br />

Gegensatz zum FMH-Beitrag unverändert<br />

bleibt und der <strong>VSAO</strong> gleichzeitig seine<br />

Dienstleistungen für die Mitglieder ausbaut<br />

(z.B. das Coaching Arztberuf und<br />

Familie/Privatleben oder die Spitalplattform,<br />

welche wir im nächsten Journal<br />

detailliert vorstellen werden). ■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


Politik<br />

Weiter auf dem<br />

eingeschlagenen Weg<br />

Gesundheitspolitik, Arbeitsbedingungen und Weiterbildung, die Kerngeschäfte des <strong>VSAO</strong>,<br />

dominierten die diesjährige Herbstsitzung des Zentralvorstands (ZV). Die Delegierten hiessen<br />

die Strategie für die nächsten vier Jahre gut und bestätigten in Einzelgeschäften den bisherigen<br />

Kurs. Zudem wählten sie Cyrill Bühlmann und Hervé Spechbach in den Geschäftsausschuss.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal, Bilder: Marco Zanoni.<br />

Seit April <strong>2013</strong> hatte der <strong>VSAO</strong> ein Strategiepapier<br />

entwickelt, welches die Hauptund<br />

Subziele in den Kerngeschäften des<br />

Verbandes festlegt. An einer Klausurtagung<br />

im September wurden diese Ziele<br />

nochmals überprüft und Massnahmen<br />

ausgearbeitet. An der Herbstsitzung des<br />

Zentralvorstands vom 23. November in<br />

Bern verabschiedeten die Delegierten nun<br />

den Schlussbericht. Damit ist der Weg für<br />

die nächsten vier Jahre vorgezeichnet.<br />

Während der Inhalt unbestritten war, ergaben<br />

sich Diskussionen über den Zeithorizont<br />

der Umsetzung einzelner Massnahmen<br />

sowie übers Controlling. In beiden<br />

Fällen wurden die entsprechenden<br />

Änderungsanträge angenommen.<br />

Nationale Abstimmungen<br />

Im kommenden Jahr stehen auf nationaler<br />

Ebene zwei gesundheitspolitische Abstimmungen<br />

an, der direkte Gegenvorschlag<br />

zur Hausarztinitiative sowie die<br />

Initiative zur «Einheitskasse». Nachdem<br />

das Parlament einen direkten Gegenvorschlag<br />

zur Hausarztinitiative ausgearbeitet<br />

hatte, zogen die Initianten ihren Vorschlag<br />

zurück. Dieser Gegenvorschlag<br />

wurde im Geschäftsausschuss (GA) eingehend<br />

diskutiert. Obgleich man der Vorlage<br />

einiges abgewinnen konnte, entschied<br />

sich der GA, dem ZV vorzuschlagen,<br />

keine Parole zu fassen. Als kritisch<br />

beurteilen die GA-Mitglieder, dass bei<br />

Annahme dieser Initiative nur eine Fachrichtung<br />

in der Verfassung verankert sein<br />

würde und dass unter Umständen eine<br />

Steuerung der ärztlichen Weiterbildung<br />

durch die Politik ermöglicht würde. Der<br />

ZV schloss sich dieser Meinung an und<br />

verzichtete darauf, bei dieser Abstimmung<br />

Position zu beziehen.<br />

Anders sieht die Ausgangslage bei der Initiative<br />

zur Schaffung einer öffentlichen<br />

Krankenkasse (sog. Einheitskasse) aus.<br />

Hier hatte der ZV 2011 entschieden, die<br />

Initiative zu unterstützen. Deshalb ging<br />

es nun nicht mehr um ein Für oder Wider,<br />

sondern um die Frage, in welchem Ausmass<br />

diese Unterstützung erfolgen soll.<br />

Während eine Minderheit mit Blick auf die<br />

knappe Entscheidung 2011 für ein möglichst<br />

geringes Engagement plädierte,<br />

sprach sich die Mehrheit für ein klares<br />

Engagement aus. Damit tritt der <strong>VSAO</strong><br />

nach Möglichkeiten an Wahlpodien etc.<br />

auf und wird auch die Mitglieder aktiv<br />

informieren. Zudem beteiligt sich der<br />

<strong>VSAO</strong> mit 15 000 CHF am Abstimmungskampf.<br />

Organspende fördern<br />

Bekanntlicherweise gibt es in der Schweiz<br />

zu wenig Organspender, weshalb Organe<br />

aus dem Ausland importiert werden müssen<br />

und nicht alle Patienten rechtzeitig<br />

ein Spenderorgan erhalten. In der Politik<br />

werden folglich zunehmend mehr Stimmen<br />

laut, die einen Richtungswechsel<br />

fordern. So soll man von der heutigen<br />

Zustimmungslösung (Organspendeausweis<br />

bzw. Angehörige geben Zustimmung<br />

zur Entnahme der Organe) zur Wider-<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Politik<br />

Neu im<br />

Geschäftsausschuss<br />

Hervé Spechbach<br />

Sektion Genf (AMIG)<br />

FMH Allgemeine Innere Medizin,<br />

Oberarzt Abteilung Innere Medizin,<br />

Rehabilitation und Geriatrie HUG<br />

Genf, <strong>VSAO</strong>-Vertreter in der Delegiertenversammlung<br />

FMH<br />

Cyrill Emanuel Bühlmann<br />

Sektion Bern<br />

Assistenzarzt Pädiatrie, Spitalzentrum<br />

Biel<br />

spruchslösung (Ausweis, der Spende verbietet<br />

bzw. Angehörige untersagen Organentnahme)<br />

wechseln. Im ZV wurde erörtert,<br />

ob sich der <strong>VSAO</strong> an dieser Debatte<br />

beteiligen soll. Mehrere Delegierte sprachen<br />

sich dafür aus. Es sei wichtig, dass<br />

sich der Verband auch zu gesundheitspolitischen<br />

bzw. ethischen Themen äussere.<br />

Ansonsten werde man nur als Gewerkschaft<br />

wahrgenommen, welche einzig für<br />

tiefere Arbeitszeiten kämpfe, so der Grundtenor.<br />

In einer rein konsultativen Abstimmung<br />

unterstützen die Delegierten mehrheitlich<br />

die Widerspruchslösung. Damit ist<br />

ein Ausgangspunkt für künftige Diskus<br />

sionen gegeben.<br />

Wahlen und Budget<br />

Bekanntlich ist es nicht immer einfach,<br />

die verschiedenen Gremien zu besetzen,<br />

sei es national oder auf Ebene der Sektionen.<br />

Umso erfreulicher, dass der ZV mit<br />

Cyrill Bühlmann (Bern) und Hervé<br />

Spechbach (Genf) zwei neue Mitglieder in<br />

den Geschäftsausschuss wählen konnte<br />

(s. Kasten). Bestätigt wurden auch die<br />

Kandidatinnen und Kandidaten für die<br />

Ärztekammer. Zugleich verwiesen <strong>VSAO</strong>-<br />

Präsident Daniel Schröpfer wie auch Vizepräsident<br />

Ryan Tandjung auf die Wichtigkeit,<br />

an der Ärztekammer in grosser Zahl<br />

teilzunehmen. Die Sektionen sind hiermit<br />

aufgerufen, Delegierte sowie Ersatzdelegierte<br />

für die Ärztekammer zu stellen. Und<br />

die Delegierten werden gebeten, ihr Amt<br />

entsprechend wahrzunehmen.<br />

«Der <strong>VSAO</strong> steht finanziell gut da», bilanzierte<br />

Simon Stettler, Geschäftsführer<br />

<strong>VSAO</strong>, die wirtschaftliche Situation. Es sei<br />

möglich, die diversen Fonds zu speisen<br />

und Projekte zu realisieren. Das Budget<br />

2014 sowie die Zuweisungen an die Fonds<br />

wurden angenommen. Der Mitgliederbeitrag<br />

des <strong>VSAO</strong> Schweiz bleibt auch im<br />

kommenden Jahr unverändert.<br />

Die Berichte der Sektionen waren sich ziemlich<br />

ähnlich. In verschiedenen Kantonen<br />

laufen Verhandlungen oder konnten Vertragsverhandlungen<br />

abgeschlossen werden.<br />

Vielerorts drohen aber kantonale<br />

Sparprogramme und/oder Personalmangel<br />

die vertraglich zugesicherten Verbesserungen<br />

wenigstens teilweise wieder zunichte<br />

zu machen. Dauerthema ist im Weiteren<br />

die Besetzung der Vorstände. Auch hier ergeht<br />

ein Aufruf an die Mitglieder, sich aktiv<br />

an der Arbeit in ihrer Sektion zu beteiligen.<br />

Erste Bilanz<br />

Durch die gleichentags stattfindende<br />

Delegiertenversammlung von MEDISER-<br />

VICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC führte Co-Präsidentin<br />

Katharina Gasser. Die Dienstleistungsorganisation<br />

des <strong>VSAO</strong> steht seit acht Monaten<br />

unter der Führung von Marc Schällebaum,<br />

der eine erste Bilanz zog. Es sei<br />

gelungen, die Zusammenarbeit mit den<br />

andern <strong>VSAO</strong>-Organisationen zu intensivieren<br />

und bestehende Prozesse und Angebote<br />

zu überprüfen und zu hinterfragen.<br />

Das Geschäftsjahr schliesst positiv,<br />

und da MEDISERVICE weiterhin wachsen<br />

will, wird verstärkt in Projekte investiert,<br />

die für 2014 erstmals in einem eigenen<br />

Budgetposten ausgewiesen werden. In der<br />

Person von Daniel Schröpfer, der im Vorstand<br />

Raphael Stolz ersetzt, habe man<br />

einen valablen Nachfolger gefunden, sagte<br />

Schällebaum. Trotz des zunehmend<br />

schwieriger werdenden Werbeumfelds<br />

steht auch das <strong>VSAO</strong>-Journal momentan<br />

auf einem finanziell soliden Boden.<br />

Schällebaum betonte, dass der Mitgliederbeitrag,<br />

der für das kommende Jahr unverändert<br />

bleibt, ausschliesslich für das<br />

Journal und für eine Abgeltung an den<br />

<strong>VSAO</strong> verwendet werde. Sämtliche sonstigen<br />

Aufwendungen für MEDISERVICE<br />

würden von der Non-Profit-Organisation<br />

selbst erwirtschaftet.<br />

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Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />

044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />

Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />

Kathrin Grüneis<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


Politik<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Politik<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


weiterbildung<br />

«Eine schöne Veranstaltung»<br />

Am 16. November fand in Bern zum siebten Mal der Medifuture-Kongress statt. Und keine Spur<br />

vom «verflixten siebten Jahr» – im Gegenteil. Medifuture hat Fahrt aufgenommen und sich zu<br />

einer Institution entwickelt. Gegen 300 Besucherinnen und Besucher liessen sich über aktuelle Entwicklungen<br />

im Gesundheitswesen informieren und von exemplarischen Arztkarrieren inspirieren.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Micha Riechsteiner.<br />

Einige wissen bereits bei Studienbeginn<br />

genau, in welche Richtung sie gehen wollen.<br />

Für andere konkretisiert sich das Ziel<br />

erst während der Weiterbildung. So oder<br />

so, wer an den MEDIfuture-Kongress<br />

kommt, möchte mehr über die Möglichkeiten<br />

erfahren, die der Arztberuf bietet.<br />

«Was braucht es, um eine gute Ärztin bzw.<br />

ein guter Arzt zu sein?» Mit dieser Frage<br />

eröffnete Prof. Guido Beldi, Leitender Arzt<br />

für Viszeralchirurgie am Berner Inselspital,<br />

sein Referat. Aus seiner Sicht sind es<br />

drei Dinge: Freude an der alltäglichen<br />

Arbeit, Verantwortungsbewusstsein und<br />

Hartnäckigkeit. Beldi tröstete all jene, die<br />

befürchten, sie seien mit zwei linken Händen<br />

zur Welt gekommen und deshalb<br />

nicht geeignet für die Chirurgie. «Praktisch<br />

alles in der Chirurgie ist lernbar.»<br />

Mindestens ebenso wichtig wie das Handwerk<br />

sei im Übrigen, eine differenzierte<br />

Diagnose stellen zu können. Da Chirurgie<br />

ein Fach für Teamplayer ist, erstreckt sich<br />

das Verantwortungsbewusstsein nicht nur<br />

auf die Patienten, sondern schliesst die<br />

Teammitglieder im selben Masse ein. Wer<br />

einen chirurgischen Facharzt anstrebt,<br />

dem empfiehlt Beldi, seine Weiterbildung<br />

wechselweise an Universitätskliniken und<br />

an kantonalen bzw. regionalen Spitälern<br />

zu absolvieren.<br />

Viehschau und<br />

Seelenpflege<br />

«I, Herr Doktor, mir tued aues weh.»<br />

Wenn eine Patientin mit diesen Worten<br />

das Sprechzimmer betritt, weiss Connor<br />

Fuhrer, dass die für eine Konsultation<br />

eingeplanten fünfzehn Minuten sicherlich<br />

nicht ausreichen werden. Der junge Hausarzt,<br />

welcher gemeinsam mit seinem Vater<br />

und einem weiteren Arzt eine Praxis in<br />

einer Kleinstadt betreibt, bezeichnet sich<br />

selbst immer noch «als begeistertes<br />

Greenhorn». Begeistert ob der Vielzahl der<br />

unterschiedlichen Krankheitsbilder, begeistert<br />

von den Begegnungen mit den<br />

verschiedenartigsten Patienten und deren<br />

Angehörigen. Als Greenhorn, weil er täglich<br />

hinzulernt, nicht zuletzt dank seinem<br />

Vater. Wer kennt nicht die Gruselgeschichten<br />

von den abgetrennten Gliedmassen,<br />

die in Taschentücher verpackt, einen Tag<br />

nach dem Evenement samt Besitzer den<br />

Weg in die Praxis finden? Alles Mythen<br />

und Legenden? Fuhrers Erfahrungen be-<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


weiterbildung<br />

weisen das Gegenteil. Zwar war der Fuss<br />

noch dran, aber die Knochen waren zertrümmert,<br />

als der ältere Mann in die Praxis<br />

humpelte. Geholt hatte er sich die<br />

Verletzung am Vortag, als er half, Gatter<br />

für die Viehschau aufzustellen. Um einiges<br />

diffuser ist das Krankheitsbild der<br />

oben erwähnten Dame. Sie konsultiert<br />

den Arzt regelmässig wegen unterschiedlichsten<br />

Leiden, offensichtlich ohne Erfolg.<br />

Als Fuhrer sich eines Tages ein Herz<br />

fasste und die Patientin fragte, ob seine<br />

Behandlung irgend eine positive Wirkung<br />

zeige, meinte sie voller Überzeugung:<br />

«Natürlich, Herr Doktor, es tued mer guet,<br />

mit Euch chönne z’rede.» Fuhrer ist sicher,<br />

dass die Hausarztmedizin vor allem<br />

Vorteile hat, zumal das Einzelkämpfertum<br />

am Aussterben ist. Seine Zukunftspläne<br />

weisen folglich in diese Richtung:<br />

In einigen Jahren soll die heutige Gruppenpraxis<br />

zu einem veritablen Ärztezentrum<br />

ausgebaut worden sein.<br />

An dieser Stelle danken wir allen Sponsoren und Ausstellern,<br />

insbesondere santémed, für die Unterstützung.<br />

Ebenso danken wir den Referentinnen und Referenten.<br />

Ohne sie wäre MEDIfuture <strong>2013</strong> nicht zustande gekommen.<br />

Der nächste MEDIfuture-Kongress findet am<br />

Samstag, 15. November 2014, statt.<br />

Arbeit als Passion<br />

Die von Guido Beldi geforderte Freude an<br />

der alltäglichen Arbeit verband alle Referenten<br />

am diesjährigen MEDIfuture. Zu<br />

einer wahren Leidenschaft sind sie beispielsweise<br />

bei Martin Schär und Karin<br />

Hartmann geworden.<br />

Der Haus- und Sportarzt Martin Schär<br />

betreut neben seiner normalen Praxistätigkeit<br />

den Berner Eishockeyclub SCB als<br />

Teamarzt. Obschon zwischen August und<br />

April praktisch jedes Wochenende verplant<br />

ist, bezeichnete Schär seine Tätigkeit beim<br />

SCB als «Burn-out-Prophylaxe». Ihm gefallen<br />

der enge Kontakt zu den Sportlern<br />

und die speziellen Herausforderungen,<br />

welche ihre Behandlung an ihn stellen.<br />

Nebst der medizinischen Betreuung muss<br />

man lernen, mit dem Zeitdruck umzugehen,<br />

da Sportler so schnell als möglich<br />

wieder spielen wollen. Ebenso muss man<br />

im Umgang mit den Medien versiert sein<br />

und wissen, was man kommunizieren<br />

darf. Und schliesslich muss man akzeptieren,<br />

dass die Sportler nicht immer auf<br />

die ärztlichen Bedenken eingehen, sondern<br />

spielen wollen. «Es ist schwierig, einem<br />

Spieler zu verbieten aufs Eis zu gehen,<br />

wenn man weiss, dass seine Karriere<br />

davon abhängt.»<br />

Mit ganz andern Problemen hat Karin<br />

Hartmann zu kämpfen. Die Oberärztin<br />

Pädiatrie ist für Médecins sans Frontières<br />

(MsF) tätig. Zu Beginn ihres Referats zeigte<br />

sie einen kurzen Film, der klar machte,<br />

wie wichtig die Tätigkeit von MsF ist. Wer<br />

sich geistig bereits in einem Buschspital<br />

am Krankenbett sah, den holte Karin<br />

Hartmann schnell in die Realität zurück.<br />

Gehe man für MsF auf einen Einsatz, sei<br />

man nicht in erster Linie an der Front<br />

tätig, sondern habe die Funktion eines<br />

Oberarztes, betonte sie. Laut Hartmann<br />

besteht ein Grossteil der Arbeit darin, die<br />

lokalen Angestellten fortzubilden, zu unterstützen<br />

und zu überwachen. Zudem sei<br />

man mit Administration und Organisation<br />

beschäftigt, müsse sich bspw. darum<br />

kümmern, dass die Behelfsspitäler Strom<br />

und Wasser hätten. Vorausgesetzt wird<br />

folglich ein FMH-Titel, Organisationstalent,<br />

diplomatisches Geschick, Flexibilität,<br />

Ausdauer (lange Arbeitszeiten) und Teamgeist.<br />

Ein Einsatz dauert in der Regel sechs<br />

Monate, der Einsatzort ist nicht frei wählbar,<br />

ebenso wenig kann man mit seiner<br />

Familie auf einen Einsatz gehen.<br />

Terrain abstecken<br />

In welchem Rahmen wird diese Freude<br />

am Berufsalltag künftig ausgelebt werden?<br />

Nico van der Heiden, Leiter Politik<br />

und Kommunikation <strong>VSAO</strong>, gab einen<br />

Abriss über die Gesundheitspolitik und<br />

ging in seinen Ausführungen vor allem<br />

auf den Ärztemangel, das Arbeitsgesetz<br />

sowie den Zulassungsstopp ein. Wie man<br />

ohne grosse Umwege zu seinem Facharzttitel<br />

kommt, zeigte Christoph Hänggeli,<br />

Geschäftsführer des SIWF, auf. Die Chefärztin<br />

Pädiatrie Traudel Saurenmann<br />

schliesslich belegte anhand ihrer eigenen<br />

Biografie, dass es möglich ist, Familie und<br />

Karriere zu verbinden. Sie riet den anwesenden<br />

Frauen, Karriere und Familie<br />

nicht voneinander abhängig zu machen,<br />

sondern das zu tun, was man wirklich tun<br />

wolle, ohne die Vereinbarkeit ständig im<br />

Blick zu haben.Eine nicht repräsentative<br />

Umfrage unter einigen Besucherinnen<br />

und Besucher zeigte, dass der diesjährige<br />

MEDIfuture-Kongress grossen Anklang<br />

fand. Viele waren sehr zufrieden und beabsichtigen,<br />

im nächsten Jahr wiederzukommen,<br />

einige waren «Wiederholungstäter»<br />

und auch dieses Mal sehr angetan.<br />

Oder wie es ein Teilnehmer ausdrückte:<br />

«Es ist einfach eine schöne Veranstaltung.»<br />

■<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


weiterbildung<br />

SIWF-Projektförderung:<br />

ärztliche Weiterbildung unterstützen<br />

Das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung lanciert eine Ausschreibung zur<br />

Förderung von Weiterbildungsprojekten. Mit der SIWF-Projektförderung werden künftig Projekte<br />

finanziell unterstützt, die zur Verbesserung der ärztlichen Weiterbildung und zur Entlastung der<br />

Weiterbildungsverantwortlichen beitragen.<br />

Dr. med. Werner Bauer, Präsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF;<br />

Christoph Hänggeli, Geschäftsführer des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF<br />

Eine wichtige Aufgabe des Schweizerischen<br />

Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung<br />

SIWF ist es, die Qualität der ärztlichen<br />

Weiterbildung weiterzuentwickeln. Die Belastung<br />

der Weiterbildungsverantwortlichen<br />

nimmt stetig zu und die Spitalstrukturen<br />

verändern sich laufend: Die finanziel len und<br />

zeitlichen Ressourcen werden immer knapper.<br />

Deshalb hat das SIWF zur Ergänzung<br />

der bisherigen Instrumente wie den Weiterbildungsprogrammen<br />

und -konzepten, regelmässigen<br />

Visitationen von Weiterbildungsstätten<br />

sowie der jährlichen Assistenzärzte-Umfrage<br />

nach neuen Möglichkeiten<br />

zur Unterstützung der Weiterbildungsverantwortlichen<br />

gesucht. Die SIWF-Projektförderung<br />

ist ein neues Instrument zur Verbesserung<br />

der ärztlichen Weiterbildung. Durch die<br />

finanzielle Unterstützung von ausgewählten<br />

Projekten will das SIWF den Weiterbildenden<br />

ihre Aufgabe erleichtern.<br />

Projektinhalt und<br />

Methodik offen<br />

Die SIWF-Projektförderung richtet sich an<br />

Weiterbildungsverantwortliche von anerkannten<br />

schweizerischen Weiterbildungsstätten<br />

– sowohl an Einzelpersonen als<br />

auch an Teams. Der Projektinhalt und die<br />

Methodik sind weitgehend offen. Mögliche<br />

Projektinhalte sind beispielsweise didaktische<br />

Hilfsmittel, «teach the teachers»-Angebote,<br />

IT-Anwendungen, interaktive E-<br />

Learning-Tools, Methoden zur optimalen<br />

Einführung am Arbeitsplatz oder zur Vermittlung<br />

und Evaluation von Kompetenzen.<br />

Ebenso sind Projektvorschläge willkommen<br />

zur administrativen Entlastung<br />

der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung,<br />

zu Entwicklungen im Bereich der Simulation<br />

oder «skills labs».<br />

Projektanträge jetzt<br />

einreichen<br />

Das vorgeschlagene Projekt muss umsetzbar<br />

und auch für andere Weiterbildungsstätten<br />

anwendbar sein. Die Unterstützung des Projekts<br />

kann entweder die vollständige Finanzierung<br />

oder einen Beitrag an ein grösseres<br />

Projekt umfassen. Das Projekt sollte bis<br />

Mitte 2015 abgeschlossen sein, ein erster<br />

Zwischenbericht wird Ende 2014 erwartet.<br />

Anträge für eine SIWF-Projektförderung<br />

müssen folgende Punkte enthalten:<br />

• Ziel des Projekts<br />

• Beschreibung der Methode und des Produkts<br />

bzw. Resultats<br />

• Nutzen für die ärztliche Weiterbildung<br />

• Breite der Nutzungsmöglichkeiten,<br />

Übertragbarkeit<br />

SIWF-Projektförderung: Projektanträge jetzt einreichen!<br />

Das SIWF fördert Projekte, welche die ärztliche Weiterbildung direkt unterstützen. Haben Sie eine Idee<br />

oder bereits ein überzeugendes Konzept, welches Sie umsetzen möchten? Senden Sie Ihren Projektantrag<br />

in elektronischer Form an: siwf@fmh.ch mit dem Vermerk «SIWF-Projektförderung»<br />

Einsendeschluss: 15. Januar 2014<br />

Informationen finden Sie auch unter www.siwf.ch. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an siwf@fmh.ch<br />

oder Tel. 031 359 11 11.<br />

Rechtliche Hinweise: Das SIWF behält sich das Recht vor, den Projektwettbewerb bei Vorliegen<br />

besonderer Umstände abzusagen oder die Teilnahmebedingungen und die Beitragssumme zu<br />

ändern. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mitglieder der Jury dürfen sich nicht für eine SIWF-Projektförderung bewerben.<br />

• Evaluationskriterien und Messgrössen<br />

• Zeitplan<br />

• Detailliertes Budget der Gesamtfinanzierung<br />

oder der Teilfinanzierung<br />

• Projektverantwortliche Person mit den<br />

Kontaktangaben<br />

Die Projektanträge können bis am 15. Januar<br />

2014 in elektronischer Form an siwf@<br />

fmh.ch mit Vermerk «SIWF-Projektförderung»<br />

eingereicht werden. Anschliessend<br />

beurteilt eine Jury die eingegangenen Anträge.<br />

Diese setzt sich aus Mitgliedern des<br />

SIWF-Vorstands und der SIWF-Geschäftsleitung<br />

zusammen. Die Jurorinnen und<br />

Juroren entscheiden bis Ende Januar 2014,<br />

welche Projektanträge unterstützt werden.<br />

Maximal stehen CHF 100 000 zur Verfügung:<br />

Der Beitragsrahmen für eine vollständige<br />

Projektfinanzierung beträgt<br />

zwischen CHF 40 000 bis 60 000, für Teilfinanzierungen<br />

sind Beträge zwischen<br />

CHF 10 000 bis 20 000 vorgesehen. Die Aufteilung<br />

und Ausschöpfung der zur Verfügung<br />

stehenden Förderungsmittel liegt in<br />

der Kompetenz der Jury.<br />

Neue Impulse durch die<br />

SIWF-Projektförderung<br />

Die abgeschlossenen Projekte werden auf<br />

www.siwf.ch und in der Schweizerischen<br />

Ärztezeitung publiziert sowie an einer Veranstaltung<br />

des SIWF vorgestellt. Die Ergebnisse<br />

der geförderten Projekte werden damit<br />

sowohl Fachleuten als auch einem<br />

breiteren Publikum zugänglich gemacht<br />

und sollen neue Impulse für weitere Projekte<br />

zur Verbesserung der ärztlichen Weiterbildung<br />

geben.<br />

Kontakt: SIWF Schweizerisches Institut für<br />

ärztliche Weiter- und Fortbildung FMH,<br />

Elfenstrasse 18, Postfach 300, 3000 Bern 15,<br />

Tel. 031 359 11 11, siwf@fmh.ch ■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


weiterbildung<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Echo ohne Nachhall<br />

Wichtiger Bestandteil einer guten Weiterbildung<br />

ist das Feedback der Vorgesetzten,<br />

beispielsweise zu unseren klinischen Fertigkeiten.<br />

An einer meiner früheren Weiterbildungsstätten<br />

war dieses Feedback<br />

sehr selten, es beschränkte sich fast ausschliesslich<br />

auf die periodischen Mitarbeiterbeurteilungen<br />

(MBU). Ich hatte den<br />

Eindruck, dass die MBU weniger aus Überzeugung,<br />

als vielmehr auf Drängen der<br />

Personalabteilung hin durchgeführt wurde.<br />

Dies führte unweigerlich dazu, dass<br />

beide Parteien die MBU eher als lästige<br />

Pflicht, denn als Mehrwert für ihre Tätigkeit<br />

empfanden. Meine MBU begann in<br />

der Regel mit einleitenden Bemerkungen<br />

meiner Vorgesetzten, dass man in der zu<br />

beurteilenden Zeitperiode ja kaum mit<br />

mir zusammengearbeitet hätte und deshalb<br />

wenig zu meiner eigentlichen Tätigkeit<br />

sagen könne. Konsequenterweise war<br />

der Inhalt des weiteren Gesprächs sehr<br />

oberflächlich und endete mit den Formalitäten<br />

der Personalabteilung.<br />

Jene Gespräche hatten aus oben genannten<br />

Gründen wenig Tiefgang. Diese oberflächliche<br />

Beurteilung mag auf den ersten<br />

Blick den Vorteil haben, dass sie kaum<br />

persönliche Kritik beinhaltet, allerdings<br />

bleibt man am Ende im Dunkeln, wo man<br />

überhaupt steht und wo Verbesserungspotential<br />

bestünde. Die Inhaltslosigkeit hinterlässt<br />

einzig den Nachgeschmack von<br />

vertaner Zeit. Selbst die Tatsache, dass die<br />

MBU teilweise lohnrelevant waren, änderte<br />

an der Bedeutung dieser Gespräche<br />

nichts. Hätte im klinischen Alltag eine<br />

offene Feedbackkultur geherrscht, hätte<br />

ich akzeptieren können, dass die MBU<br />

eine eher formale Sache waren. Leider<br />

blieben an jener Klinik Feedbacks aber im<br />

Wesentlichen auf diese Mitarbeiterbeurteilungen<br />

beschränkt.<br />

Ich möchte nicht falsch verstanden werden:<br />

Ich stelle die regelmässigen Mitarbeiterqualifikationen<br />

keineswegs in Frage;<br />

dennoch denke ich, dass Beurteilungen<br />

nur dann Sinn ergeben, wenn sie auf Erfahrungen<br />

und Beobachtungen beruhen,<br />

kurz wenn der Beurteiler den Beurteilten<br />

und dessen Arbeit auch wirklich einschätzen<br />

kann. Ansonsten ist die Zeit vergeudet.<br />

Darüber hinaus darf das Feedback sich<br />

nicht auf fixe Termine konzentrieren,<br />

sondern sollte zum klinischen Alltag gehören.<br />

Grosse Hoffnungen hege ich bezüglich der<br />

flächendeckenden Einführung arbeitsplatzbasierter<br />

Assessments (AbAs). Auch<br />

wenn mir bewusst ist, dass diese einen<br />

zusätzlichen Aufwand für alle bedeuten<br />

können, denke ich, dass hier Weiterbildner<br />

und Weiterzubildende profitieren. Einerseits<br />

lassen regelmässige Feedbacks die<br />

Weiterzubildenden nicht im leeren Raum<br />

stehen, sondern geben ihnen konkreten<br />

Anlass, sich selbst zu reflektieren und zu<br />

verbessern. Andererseits erlaubt die<br />

Sammlung verschiedener AbAs den Weiterbildnern,<br />

sich ein konkretes Bild zu<br />

machen. Folglich stützen sich Rückmeldungen<br />

zum Beispiel im Rahmen einer<br />

MBU auf etwas breitere Erfahrungswerte<br />

ab. Und vielleicht lassen sich damit Sätze<br />

verhindern, wie ich sie an einer MBU gehört<br />

habe: «Wir haben zwar kaum zusammengearbeitet,<br />

aber wir glauben, dass<br />

du es gut gemacht hast!» ■<br />

Ryan Tandjung, Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


weiterbildung<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Sense and Sensibility, Volume 1<br />

Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Auch die besten diagnostischen Tests liefern<br />

nicht immer korrekte Resultate. Um<br />

die Güte von Tests abzuschätzen, werden<br />

die Testresultate in sogenannten Accuracy<br />

studies mit dem Goldstandard verglichen,<br />

also der besten verfügbaren Methode zur<br />

Beurteilung, ob bei einem Patienten die<br />

vermutete Krankheit vorhanden ist oder<br />

nicht. Diese Studien stellen die Resultate<br />

von Test und Goldstandard üblicherweise<br />

in einer Vierfeldertafel dar, woraus sich die<br />

folgenden Masszahlen berechnen lassen<br />

(siehe Abbildung).<br />

Die Sensitivität eines Tests gibt an, bei<br />

welchem Prozentsatz tatsächlich erkrankter<br />

Patienten die Krankheit durch den Test<br />

erkannt wird. Sie berechnet sich als Quotient<br />

aus richtig positiven Testergebnissen<br />

und der Summe von richtig positiven und<br />

falsch negativen Testergebnissen. Je höher<br />

die Sensitivität eines Tests ist, desto sicherer<br />

erfasst er die Erkrankung.<br />

Die Spezifität eines Tests gibt die Wahrscheinlichkeit<br />

an, dass Patienten, die<br />

nicht an der betreffenden Krankheit leiden,<br />

vom Test auch als gesund erkannt<br />

werden. Sie wird definiert als der Quotient<br />

aus richtig negativen Testergebnissen und<br />

der Summe aus falsch positiven und richtig<br />

negativen Testergebnissen. Je höher die<br />

Spezifität eines Tests ist, desto sicherer<br />

erfasst er Patienten ohne die Krankheit.<br />

Im klinischen Alltag sind Sensitivität und<br />

Spezifität allerdings nicht sehr geeignete<br />

Masse, weil dort ein positives oder negatives<br />

Testresultat vorliegt und wir vielmehr<br />

an der Wahrscheinlichkeit interessiert<br />

sind, dass dieses Ergebnis korrekt ist. Diese<br />

Information können uns die prädiktiven<br />

Werte (oder Vorhersagewerte) liefern.<br />

Der positiv prädiktive Wert ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Patienten<br />

mit positivem Testresultat die<br />

Krankheit tatsächlich vorliegt. Entsprechend<br />

ist der negativ prädiktive Wert<br />

definiert als der Anteil an nicht erkrankten<br />

Patienten, bei denen der Test negativ<br />

ausgefallen ist. Wichtig ist, dass diese<br />

Vorhersagewerte von der Prävalenz der<br />

Krankheit in der zugrundeliegenden Population<br />

abhängig sind.<br />

Genug der trockenen Definitionen. Im<br />

nächsten Beitrag werden wir anhand von<br />

Beispielen sehen, wie diese Masszahlen<br />

im klinischen Alltag zu interpretieren<br />

sind.<br />

■<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


weiterbildung<br />

Familienfreundliche Massnahmen<br />

zahlen sich aus<br />

Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin <strong>VSAO</strong> / Projektverantwortliche<br />

Die Vereinbarkeit von Arztberuf und Familie/Privatleben<br />

zu verbessern, ist ein<br />

zentrales Anliegen des <strong>VSAO</strong>. Davon zeugen<br />

die verschiedenen Projekte des <strong>VSAO</strong>,<br />

u.a. die Hilfe bei der Suche nach einem<br />

geeigneten Kitaplatz oder das neue Angebot<br />

eines Coachings. Mehr Informationen<br />

hierzu finden sich auf unserer Website<br />

(www2.vsao.ch) in der Rubrik «Arztberuf<br />

und Familie/Privatleben».<br />

Das Thema ist nicht nur für alle Ärztinnen<br />

und Ärzte als Arbeitnehmende wichtig,<br />

sondern sollte auch für das Spital als<br />

Arbeitgeber zu den obersten Prioritäten<br />

zählen. Nur einem familienfreundlichen<br />

Spital wird es gelingen, sich längerfristig<br />

als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.<br />

Auch bei der Personalrekrutierung<br />

wird es ein familienfreundliches Spital<br />

einfacher haben: Bei der erfolgreichen<br />

Suche nach qualifizierten Ärztinnen und<br />

Ärzten spielt die Familienfreundlichkeit<br />

des Spitals eine entscheidende Rolle. Familienfreundliche<br />

Massnahmen sind<br />

nämlich keinesfalls Kostentreiber für ein<br />

Spital, sondern zahlen sich sogar betriebswirtschaftlich<br />

aus! Dies belegt die seit<br />

kurzem auf unserer Website verfügbare<br />

Studie «Familienfreundliche Massnahmen<br />

in Spitälern. Betriebswirtschaftliche<br />

Effekte einer familienbewussten Personalpolitik<br />

für den ärztlichen Bereich». Die<br />

wichtigsten Punkte und Erkenntnisse aus<br />

der Studie werden nun in einer ansprechenden<br />

Broschüre zusammengefasst. Die<br />

Broschüre wird Anfang 2014 zur Verfügung<br />

stehen, u.a. auch zum Herunterladen<br />

auf unserer Website, und soll vielseitig<br />

verwendet werden können. Vor allem soll<br />

sie an die Verantwortlichen der Spitäler<br />

herangetragen werden. Die Broschüre soll<br />

ebenso dem einzelnen Mitglied dienen,<br />

um seinen Vorgesetzten von der Umsetzung<br />

einer familienfreundlichen Massnahme<br />

zu überzeugen (z.B. Schaffung<br />

einer Teilzeitstelle). Nicht zuletzt soll sie<br />

der Politik und weiteren Playern als handliches<br />

Argumentarium dienen mit dem<br />

Ziel, die Vereinbarkeit von Arztberuf und<br />

Familie/Privatleben zu verbessern.<br />

In Umsetzung ist ebenso der Aufbau einer<br />

Kartei mit sog. Best-Practice-Beispielen<br />

auf unserer Website: Jene Spitäler oder<br />

Kliniken, welche bereits familienfreundliche<br />

Massnahmen in ihrem Betrieb umgesetzt<br />

haben, erhalten die Möglichkeit,<br />

sich auf unserer Website als vorbildliche<br />

Beispiele zu präsentieren. Im Journal werden<br />

wir weiter darüber informieren und<br />

auch einige dieser Best-Practice-Beispiele<br />

vorstellen.<br />

Nachfolgend eine Sammlung ausgewählter<br />

Links zum Thema der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie/Privatleben:<br />

Plattform Ärzteteilzeit der <strong>VSAO</strong>-Sektion<br />

Basel: http://www.aerzteteilzeit.ch<br />

Plattform Teilzeitarbeit der <strong>VSAO</strong>-Sek tion<br />

Waadt: http://www.asmav.ch/asmav/<br />

index.php?option=com_binome&view=<br />

binome&Itemid=182<br />

(auf Französisch)<br />

Fachstelle UND – Kompetenzzentrum für<br />

die Umsetzung der Vereinbarkeit:<br />

www.und-online.ch<br />

Plusplus.ch – Netzwerk Beratung Beruf<br />

und Familie: http://www.plusplus.ch<br />

Ein Impuls zu Beruf und Familie:<br />

http://www.gemeinsam-regie-fuehren.ch<br />

COACHING<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben<br />

Telefonische Beratung:<br />

044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />

Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


weiterbildung<br />

Pro Familia – Dachverband der Familienorganisationen<br />

und Kompetenzzentrum<br />

für Familienpolitik: http://www.<br />

profamilia.ch/vereinbarkeit.html<br />

Vereinbarkeitsplattform:<br />

http://www.jobundfamilie.ch<br />

Stellennetz für Frauen und Akademikerinnen:<br />

http://www.femdat.ch<br />

Universität Zürich – Gleichstellung – Aktionsplan<br />

Chancengleichheit:<br />

http://www.gleichstellung.uzh.ch/politik/<br />

aktionsplan.html<br />

Frauenzentralen der Schweiz:<br />

http://www.frauenzentrale.ch/html<br />

Informationen zur Mutterschaft – Rechte<br />

der erwerbstätigen Frauen während der<br />

Schwangerschaft:<br />

http://www.infomutterschaft.ch<br />

Die digitale Agenda zur Begleitung<br />

schwangerer Mitarbeiterinnen:<br />

http://www.mamagenda.ch<br />

Kinderbetreuung in der Schweiz:<br />

http://www.kinderbetreuung-schweiz.ch<br />

Informationsplattform des Bundes – Vereinbarkeit<br />

Beruf und Familie:<br />

http://www.berufundfamilie.admin.ch/<br />

informationsplattform/index.html?lang=de<br />

Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung<br />

von Frau und Mann:<br />

http://www.ebg.admin.ch<br />

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO<br />

Vereinbarkeit: http://www.seco.admin.<br />

ch/themen/00385/02021/04611/index.<br />

html?lang=de<br />

Frauen und Karriere: http://www.seco.<br />

admin.ch/themen/00385/02021/04612/<br />

index.html?lang=de<br />

BE – Vereinbarkeit: http://www.fambe.<br />

sites.be.ch/fambe_sites/de/index/navi/<br />

index.html<br />

BL/BS – Familienfreundliche Wirtschaftsregion<br />

Basel:<br />

http://www.familienfreundliche-wirtschaftsregion-basel.ch/cms/front_content.php?idcat=57&lang=1<br />

SG – Vereinbarkeit: http://www.sg.ch/<br />

home/staat___recht/recht/gleichstellung/<br />

vereinbarkeit_von.html<br />

SZ – Informationsplattform für Familien<br />

im Kanton Schwyz:<br />

http://www.familienschwyz.ch/index.<br />

php?id=38<br />

ZH – Vereinbarkeit:<br />

http://www.vereinbarkeit.zh.ch/internet/justiz_inneres/vereinbarkeit/de/<br />

home.html sind.<br />


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Basel<br />

Sag’s Linda!<br />

Das Universitätsspital Basel (USB) hat vor<br />

Wochen eine Kampagne lanciert: «Sag’s<br />

Linda». Die grünen Plakate hängen überall<br />

in Basel und Umgebung. Im Spital<br />

selber stehen mannshohe Kartongebilde,<br />

von denen uns Linda, die Leiterin des<br />

Qualitätsmanagements USB, freundlich<br />

zulächelt, und die als Briefkästen für die<br />

anonymen Meinungsäusserungen von<br />

Patienten, Angehörigen und Besuchern<br />

dienen. Damit sollen die Stärken und<br />

Schwächen des Spitals zu Tage gefördert<br />

und die Dienstleistungsqualität kontinuierlich<br />

verbessert werden.<br />

Die Kampagne macht nachdenklich,<br />

denn sie erscheint als Ausdruck der verschärften<br />

Wettbewerbssituation zwischen<br />

den Spitälern im Raum Basel, welche einerseits<br />

durch die Verselbständigung der<br />

Spitäler und andererseits durch die Einführung<br />

der Fallpauschalen generiert<br />

wurde. Insbesondere Letztere stellen immer<br />

höhere Leistungsanforderungen an<br />

die Spitalangestellten. Die Kosteneffizienz<br />

ist nach Einführung der Fallpauschalen<br />

verständlicherweise prioritär geworden,<br />

die Behandlung der Patienten (oder neu<br />

Kunden?) soll so rasch wie möglich erfolgen<br />

bzw. abgeschlossen werden. Wir stehen<br />

also unter zunehmendem Zeit- und<br />

damit auch Leistungsdruck.<br />

Die Fallpauschalen haben aber auch einen<br />

erheblichen administrativen Mehraufwand<br />

mit sich gebracht. Die ärztliche Tätigkeit<br />

wird nun immer mehr durch Schreibarbeit<br />

ausgefüllt. Je grösser der Patientendurchlauf,<br />

desto mehr Berichte müssen verfasst<br />

werden. Ein weiteres Beispiel sind neu zusätzliche<br />

ärztliche Berichte, die bei Verlegungen<br />

in bestimmte Abteilungen innerhalb<br />

des USB zu Abrechnungszwecken<br />

erstellt werden müssen. Ausserdem kommt<br />

es immer öfters vor, dass Patienten nach<br />

Stabilisierung ihres Gesundheitszustandes<br />

ohne vollständigen Abschluss der Diagnostik/Therapie<br />

entlassen werden und die<br />

abschliessenden medizinischen Massnahmen<br />

ambulant geplant und damit zusätzlich<br />

durch die Stationsärztinnen und -ärzte<br />

organisiert werden müssen – dies neben<br />

einer nicht geringen Anzahl stationärer<br />

Patienten pro Arzt.<br />

Aber zurück zu Linda: Wie viel die Kampagne<br />

gekostet haben mag? Und warum<br />

wohl nicht auch die Mitarbeiter nach ihrer<br />

Meinung gefragt wurden? Denn vielleicht<br />

hätten diese auch Ideen in Bezug auf die<br />

Beschleunigungen der Behandlungsabläufe<br />

und damit Reduktion der Kosten<br />

einbringen können? Oder sogar Vorschläge<br />

zur Entlastung der Mitarbeiter? Als ich<br />

letzthin diesbezüglich einen Verbesserungsvorschlag<br />

gegenüber einem meiner<br />

Vorgesetzten vorgebracht habe, hat dieser<br />

schmunzelnd erwidert: «Ach, was soll ich<br />

denn da machen, sag’s doch Linda.» Und<br />

– obwohl Linda nicht nach meiner Meinung<br />

gefragt hat – habe ich ihr einen<br />

Zettel in die grosse Kartonbox geworfen,<br />

als Antwort einen dumpfen Aufprall des<br />

Papiers empfangend.<br />

Die Spitäler und das gesamte Gesundheitswesen<br />

befinden sich im<br />

Wandel. Dadurch werden auch<br />

wir Mitarbeiter mit einer veränderten<br />

Arbeitssituation konfrontiert,<br />

in der wir uns zurechtfinden<br />

und unsere Position neu erschaffen<br />

müssen. Somit wird es in<br />

der nächsten Zeit weder Linda<br />

noch uns, dem <strong>VSAO</strong>, an Arbeit<br />

fehlen. <br />

■<br />

Lucia Schönenberger,<br />

Vorstandsmitglied Sektion Basel<br />

Sektion Bern<br />

Abbaualarm<br />

Am 7. November <strong>2013</strong> haben im<br />

ganzen Kanton Bern die Blinklichter<br />

und Sturmlampen vor dem<br />

grössten Abbaupaket in der Geschichte<br />

des Kantons Bern gewarnt.<br />

Im November beschliesst der Grosse Rat<br />

über das grösste Sparpaket in der Geschichte<br />

des Kantons Bern. 2014 sollen 231<br />

Mio., bis 2017 gar 491 Mio. Franken abgebaut<br />

werden. Die Sparmassnahmen haben<br />

gravierende Auswirkungen auf das<br />

Leistungsangebot im Gesundheits-, Sozial-<br />

und Bildungsbereich. Besonders hart<br />

trifft es die Spitex, die Heime, die Behinderten<br />

und die Psychiatrie.<br />

Die kantonalen Psychiatriebetriebe sollen<br />

mit der Streichung von 60 Stellen 5 Mio.<br />

Franken einsparen. Dabei ist das Personal<br />

bereits jetzt am Limit. Die Finanzkommission<br />

schlägt noch eine weitere Sparmassnahme<br />

für die Psychiatrie vor, nämlich<br />

die «Streichung der Mitfinanzierung<br />

des Aufenthaltes nicht mehr spitalbedürftiger<br />

Personen». Was das heisst, erläutert<br />

der Direktor Pflege der UPD, Res Hertig:<br />

«Die Kliniken haben grosse Mühe, Patienten,<br />

die keine Klinik mehr brauchen, in<br />

Wohnheimen unterzubringen.» Es handle<br />

sich um Menschen, die sehr betreuungsintensiv<br />

seien. Der Klinikaufenthalt ist<br />

aber wesentlich teurer als ein Heimplatz.<br />

Im Wissen um diese Problematik gewährt<br />

der Kanton den Kliniken zur Betreuung<br />

von Menschen, die eigentlich in einem<br />

Wohnheim besser aufgehoben wären, eine<br />

höhere Tagespauschale. Dieser höhere<br />

Beitrag soll nun gestrichen werden. Das<br />

bringt dem Kanton Einsparungen von<br />

6,572 Mio. Franken, der Psychiatrie aber<br />

Ausfälle von weiteren 13 Mio. Franken,<br />

weil die Krankenkassen ihren Beitrag<br />

auch senken werden.<br />

Betroffen vom Sparpaket sind aber auch<br />

die somatischen Spitäler. Neben dem<br />

Druck der jährlich sinkenden Tarife, der<br />

zur Schliessung ganzer Abteilungen und<br />

zu verschlechterten Arbeitsbedingungen<br />

führt, sollen die Spitäler nun noch weitere<br />

28 Mio. Franken zum kantonalen Sparpaket<br />

beitragen, indem die Mittel für Zusatzfinanzierungen<br />

(Geld, das der Kanton<br />

zusätzlich zu den Fallpauschalen zahlen<br />

könnte z.B. für Vorhalteleistungen, ärztliche<br />

Weiterbildung etc.) gestrichen werden.<br />

Wir hoffen sehr,<br />

dass der Alarm<br />

im Rathaus angekommen<br />

ist<br />

und Wirkung<br />

zeigt.<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Spitalstandortinitiative<br />

Das Komitee «Riggisberg ist überall» hat<br />

als Reaktion auf die Schliessung der Geburtsabteilung<br />

in Riggisberg eine Gesetzesinitiative<br />

lanciert, die alle heutigen<br />

Spitalstandorte im Kanton Bern per<br />

Gesetz erhalten will, und zwar muss<br />

überall eine umfassende Grundversorgung<br />

angeboten werden. Dazu<br />

gehören gemäss Initiativtext «die Gewährleistung<br />

einer akutsomatischen Notfallversorgung<br />

rund um die Uhr sowie<br />

insbesondere die Leistungen der Fachbereiche<br />

Innere Medizin, Chirurgie und<br />

Gynäkologie/Geburtshilfe, soweit diese<br />

bisher angeboten wurden». In den Übergangsbestimmungen<br />

wird verlangt, dass<br />

auch die Geburtsabteilung in Riggisberg<br />

weiter betrieben wird.<br />

Der <strong>VSAO</strong> Bern lehnt die Initiative<br />

aus folgenden Gründen ab:<br />

• Es ergibt keinen Sinn, Spitalstandorte<br />

gesetzlich zu verankern, weil sich das<br />

ganze Umfeld verändert und darauf<br />

reagiert werden muss.<br />

• Baserate und Tarife sinken von Jahr zu<br />

Jahr, sodass die Mittel gar nicht mehr<br />

vorhanden sein werden, um alle Spitalstandorte<br />

365 Tage rund um die Uhr zu<br />

betreiben. Schon heute ist das nur mit<br />

massiven Verletzungen des Arbeitsgesetzes<br />

möglich. Ärztinnen und Ärzte<br />

sind aber nicht mehr bereit, auf ein<br />

angemessenes Mass an Freizeit und<br />

Familienzeit zu verzichten.<br />

• Die gleichen Leute, die sich für mehr<br />

Wettbewerb bei den Spitälern und damit<br />

für höheren Kostendruck ausgesprochen<br />

haben, möchten nun die Spitalstandorte<br />

gesetzlich schützen. Das ist ein Widerspruch.<br />

Auch wenn kleine Landspitäler<br />

zum Teil kostengünstig arbeiten, ist der<br />

Betrieb rund um die Uhr doch sehr teuer.<br />

Es kann und darf nicht sein, dass das<br />

auf Kosten des Personals durchgezogen<br />

wird. Denn gespart wird erfahrungsgemäss<br />

in diesem Bereich, da die Personalkosten<br />

rund 70 Prozent der operativen<br />

Kosten ausmachen.<br />

• Die Spitäler leiden unter einem Fachkräftemangel.<br />

Es ist insbesondere<br />

schwierig, genügend Ärztinnen und<br />

Ärzte zu finden. Die Situation wird sich<br />

noch verschärfen, weshalb schon allein<br />

aus diesem Grund Veränderungen in<br />

der Spitalversorgung notwendig sein<br />

werden.<br />

• Die Bevölkerung ist nicht schlechter<br />

versorgt, wenn das Spital etwas weiter<br />

weg ist, im Gegenteil. Die Qualität der<br />

Versorgung steigt mit grösserer Erfahrung<br />

dank höheren Fallzahlen und<br />

dank Personal, das nicht ständig am<br />

Limit arbeiten muss. Es wird wohl niemand<br />

behaupten, dass zum Beispiel die<br />

Schwarzenburger schlechter versorgt<br />

sind, seit sie kein eigenes Spital mehr<br />

haben, sondern nach Riggisberg oder<br />

nach Bern gehen «müssen».<br />

Der <strong>VSAO</strong> ist zwar auch der Meinung, dass<br />

der Zusammenschluss zwischen Inselspital<br />

und Spital Netz Bern alles andere als rund<br />

läuft. Wir bedauern sehr, dass im Tiefenauspital<br />

ohne Not gut funktionierende<br />

Strukturen zerschlagen wurden. Wir haben<br />

auch kein Verständnis dafür, dass Weiterbildungsstellen<br />

gefährdet werden oder dass<br />

Ärzten, die viel geleistet und aufgebaut haben,<br />

ohne Respekt begegnet wird. Wir bedauern<br />

auch, dass zum Teil ungenügend<br />

kommuniziert wurde oder dass wichtige<br />

Angebote wie die stationäre Psychosomatik<br />

im Inselspital geschlossen werden.<br />

Die Spitalstandortinitiative ist aber die<br />

falsche Antwort auf diese Vorfälle und<br />

Entwicklungen. Sie löst kein Problem,<br />

sondern würde weitere Probleme schaffen.<br />

Animationsfilme<br />

«Arbeitsplatz<br />

Spital –<br />

der <strong>VSAO</strong> Bern<br />

hilft»<br />

Assistenzarzt Nino arbeitet in der Gondel<br />

eines Riesenrads, welches sich als eine Art<br />

Hamsterrad entpuppt. Zum Glück<br />

schreibt das Gesetz vor, dass er nach dem<br />

siebten Arbeitstag am Stück 83 Stunden<br />

Ruhezeit einlegen muss. Dann kann er<br />

sich endlich in der Hängematte hoch oben<br />

zwischen den Gondeln erholen.<br />

Oder Assistenzärztin Nina: Sie muss so<br />

viele Überstunden leisten, dass sich bereits<br />

im Mai 140 Stunden angesammelt<br />

haben. Dank <strong>VSAO</strong> Bern weiss Nina, dass<br />

damit das gesetzliche Maximum erreicht<br />

ist und sie für den Rest des Jahres keine<br />

weiteren Überstunden mehr machen<br />

darf, selbst wenn sie jetzt einige Tage frei<br />

nimmt, um sich im Tennis zu üben.<br />

Diese – natürlich überzeichneten – Situationen<br />

aus dem Arbeitsalltag stammen<br />

aus zwei kurzen Animationsfilmen, welche<br />

der <strong>VSAO</strong> Bern Ende November veröffentlicht<br />

hat. Mit einer Serie von mehreren<br />

Zeichentrickfilmen möchte der <strong>VSAO</strong> Bern<br />

die Rechtslage der Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte bekannter machen.<br />

Verbunden mit einem Augenzwinkern<br />

richten sich die Filme an die Spitalärzte<br />

selber, denn in Diskussionen und in der<br />

Rechtsberatung zeigt sich immer wieder,<br />

dass die Betroffenen ihre Rechte nur beschränkt<br />

kennen. Solches Wissen ist aber<br />

eine Voraussetzung, um bessere Arbeitsbedingungen<br />

zu erwirken.<br />

Eine Arbeitsgruppe des <strong>VSAO</strong> Bern skizzierte<br />

die Grundidee der Filme. Danach<br />

entwickelte der Zeichner Nicolas<br />

d’Aujourd’hui in Zusammenarbeit mit<br />

dem Atelier typisch und der Agentur<br />

Crome die Filmserie weiter. Er konnte<br />

dazu auf die bereits bekannten Hauptfiguren<br />

«Nino» und «Nina» aus der nationalen<br />

Kampagne «spital.illegal.normal?»<br />

zurückgreifen.<br />

Die zwei ersten Filme behandeln die Themen<br />

«Arbeitszeit und Überstunden» und<br />

«Arbeitstage am Stück». Im Frühjahr folgt<br />

der dritte Film zum Thema «Weiterbildung»,<br />

weitere Streifen sind bereits in<br />

Planung. Der <strong>VSAO</strong> Bern ist gespannt auf<br />

die Reaktionen (z.B. an bern@vsao.ch<br />

oder über das Kontaktformular auf der<br />

Website www.vsao-bern.ch).<br />

Für die Verbreitung der Filme ist der <strong>VSAO</strong><br />

Bern auf dich und deine Unterstützung<br />

angewiesen. Die Filme findest du auf<br />

www.vsao-bern.ch oder auf der Kampagnenseite<br />

www.wir-bleiben-dran.ch. ■<br />

Rosmarie Glauser,<br />

Geschäftsführerin Sektion Bern<br />

Ausschnitt aus dem ersten Film<br />

zum Thema «Arbeitszeit und Überstunden»<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Thurgau<br />

Bessere Arbeitsbedingungen<br />

für Oberärztinnen und -ärzte der<br />

Spital Thurgau AG (STGAG)<br />

Nach rund neun Monaten jederzeit<br />

fair und konstruktiv geführten<br />

Verhandlungen konnten wir<br />

für die Oberärztinnen und -ärzte<br />

der STGAG Verbesserungen aushandeln.<br />

Bisher wurde ein wesentlicher Teil des<br />

Einkommens als monatliche Poolgelder<br />

ausgeschüttet. Da diese keine vertragliche<br />

Grundlage hatten, waren sie nicht gesichert<br />

und wurden auch bei der Lohnfortzahlung<br />

(Krankheit, Unfall) nicht berücksichtigt,<br />

was zu erheblichen Einkommenseinbussen<br />

führen konnte. Ausserdem<br />

führten die Poolgelder dazu, dass an<br />

den meisten Kliniken keine Überzeitentschädigungen<br />

ausbezahlt wurden, weil<br />

bereits mit den Poolgeldern pauschal abgegolten.<br />

Neu ist ein wesentlicher Teil des Zusatzeinkommens<br />

vertraglich abgesichert. Die<br />

Poolzahlungen werden durch Jahreszulage<br />

und Bonus ersetzt. Auf die (grössere)<br />

Jahreszulage besteht neu ein vertraglicher<br />

Anspruch, der Bonus bleibt freiwillige<br />

Zahlung. Neu ist auch, dass die nicht<br />

kompensierte Überzeit jeweils per Ende<br />

des Jahres ausbezahlt wird, und zwar<br />

ohne dass das Zusatzeinkommen daran<br />

angerechnet wird. Es findet also eine saubere<br />

Trennung zwischen Zusatzeinkommen<br />

und Überzeitentschädigung<br />

und eine jährliche Bereinigung der<br />

Überzeiten statt.<br />

Wichtig auch: Die STGAG hat sich verpflichtet,<br />

die internen Prozesse und die<br />

Arbeitseinsatzplanungen im Rahmen der<br />

Möglichkeiten so zu verbessern, dass der<br />

prozentuale Anteil der Überzeitentschädigungen<br />

an der Gesamtzusatzentschädigung<br />

künftig gesenkt und Überzeiten<br />

möglichst vermieden werden. Die Optimierungsprozesse<br />

sind am Laufen.<br />

Gleichzeitig garantiert die STGAG, dass die<br />

Gesamtzusatzentschädigung (Jahreszulage,<br />

Überzeitentschädigung und allfälliger<br />

freiwilliger Bonus) <strong>2013</strong> und 2014<br />

mindestens gleich hoch sein werden wie<br />

2012 (bei gleicher Leistung und gleichem<br />

Beschäftigungsrad). Das gibt uns finanzielle<br />

Sicherheit bis Ende 2014. In der<br />

zweiten Jahreshälfte 2014 werden wir wieder<br />

mit der STGAG zusammen sitzen.<br />

Last but not least: Die STGAG gewährt<br />

FMH-Titelträgern für die externe Fortbildung<br />

im Sinne der FMH-Vorschriften<br />

mindestens zehn Arbeitstage pro Jahr. Dies<br />

war schon bisher gängige Praxis, wird<br />

aber neu im Firmenvertrag so fixiert.<br />

Es freut uns, dass wir mit der STGAG ein<br />

gutes und faires Paket aushandeln konnten.<br />

Das stimmt uns auch für die Zukunft<br />

zuversichtlich.<br />

■<br />

Eric Vultier,<br />

Geschäftsführer <strong>VSAO</strong> Thurgau<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Wallis<br />

Liebe Mitglieder und Kollegen<br />

Unsere Sektion kann im zweiten Halbjahr<br />

erfreuliche Fortschritte vermelden. Dank<br />

einem starken Kernteam hat der jetzige<br />

Vorstand die wichtigsten Aufgaben, die er<br />

sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt hatte,<br />

erfolgreich zu Ende führen können.<br />

Verhandlungen<br />

Der Nachtrag zur Vereinbarung zu den<br />

Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

der Assistenz- und Oberärzte des Spitals<br />

Wallis wurde anlässlich unserer letzten<br />

Mitgliederversammlung angenommen.<br />

Die Details zum Nachtrag können Sie im<br />

<strong>VSAO</strong>-Journal <strong>Nr</strong>. 4/13 erschienenen Sektionsbeitrag<br />

nachlesen. Wir haben bis jetzt<br />

keine Schwierigkeiten bei der Umsetzung<br />

dieses Nachtrages festgestellt und hoffen,<br />

dass sich die Mehrheit der betroffenen<br />

Angestellten über verbesserte Arbeitsbedingungen<br />

freuen kann. Wir möchten<br />

hervorheben, dass die Verhandlungen mit<br />

der Direktion in einer sehr kollegialen<br />

Atmosphäre stattgefunden haben. Zudem<br />

möchten wir noch einmal Fürsprecherin<br />

Antoinette Haldy posthum unseren Dank<br />

für ihre wertvolle Arbeit aussprechen.<br />

Was das Thema Verhandlungen angeht,<br />

können wir noch vermelden, dass die Ausarbeitung<br />

eines neuen Gesamtarbeitsvertrages<br />

für das zukünftige Hôpital Riviera-<br />

Chablais (HRC) auf gutem Wege ist. In<br />

Zusammenarbeit mit unseren Kollegen<br />

der Sektion Waadt haben wir nach zehn<br />

Sitzungen mit den Vertretern des HRC die<br />

erste Phase der Verhandlungen abschliessen<br />

können. Wir verfügen jetzt über einen<br />

Entwurf zum zukünftigen Gesamtarbeitsvertrag,<br />

dessen definitiver Inhalt diesen<br />

Winter anlässlich der zweiten Phase der<br />

Verhandlungen ausgehandelt wird.<br />

Nachwuchs<br />

Nach der erneuten Verschiebung der Anstellungstermine,<br />

haben Anfang November<br />

zahlreiche neue Assistenz- und Oberärzte<br />

in den Walliser Spitälern ihre Arbeit angetreten.<br />

Wir wünschen ihnen viel Erfolg und<br />

eine qualitativ hochwertige Weiterbildung.<br />

Anfang 2014 werden wir einen Informationsflyer<br />

zur Sektion Wallis und zum <strong>VSAO</strong><br />

verteilen. Wir hoffen, damit möglichst<br />

viele zu einem Beitritt zur ASMAVal und<br />

einer Mitarbeit im Vorstand motivieren zu<br />

können. Der fehlende Nachwuchs im Vorstand<br />

macht uns Sorgen. Der Vorstand<br />

verkleinert sich jedes Jahr wegen des Abgangs<br />

von Mitgliedern, die sich beruflich<br />

neu orientieren. Diese Tendenz wird zu<br />

Beginn des Jahres 2014 noch ausgeprägter<br />

sein. Bis jetzt konnte sich unsere Sektion<br />

auf ein starkes Kernteam im Vorstand abstützen,<br />

das durch weitere Personen unterstützt<br />

wird, die kürzere Amtszeiten absolvieren.<br />

Wir hoffen, dass dies auch in Zukunft<br />

so möglich sein wird.<br />

In unserem Kanton sind die Spitäler über<br />

das ganze Kantonsgebiet verteilt. Daher<br />

müssen wir in die Einrichtung von «strategischen<br />

Stützpunkten» investieren. Wir<br />

suchen Mitglieder, die interessiert sind,<br />

uns bei unserer Arbeit zu unterstützen<br />

und die bisher geleistete Arbeit nachhaltig<br />

zu sichern, sei es im Unterwallis, im Zentralwallis<br />

oder im Oberwallis. Wir brauchen<br />

neue Kräfte, um weiterhin Eure Interessen<br />

und Rechte zu verteidigen. Jede<br />

Hilfe zählt. Zögert nicht, uns per E-Mail<br />

an secretaire@asmaval.ch zu kontaktieren.<br />

Wir werden Euch gerne mehr Informationen<br />

zu einer Mitarbeit im Vorstand<br />

zukommen lassen.<br />

In diesem Zusammenhang könnt Ihr bereits<br />

das Datum unserer nächsten Mitgliederversammlung<br />

notieren, die am Mittwoch,<br />

26. März 2014, um 20 Uhr<br />

in der Aula des Spitals Sitten stattfinden<br />

wird.<br />

Zum Schluss noch ein Wort zur Fürsprecherin<br />

Valentine Gétaz-Kunz, die nach<br />

dem plötzlichen Tod von Fürsprecherin<br />

Antoinette Haldy, neu durch unsere Sektion<br />

mandatiert wurde. Valentine Gétaz-<br />

Kunz ist in Cully tätig und auf Arbeitsrecht<br />

spezialisiert. Sie hat ihre Tätigkeit im Juni<br />

<strong>2013</strong> aufgenommen und arbeitet zu unserer<br />

vollsten Zufriedenheit. Wir danken<br />

ihr für die bisher geleistete Arbeit und<br />

freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Wir wünschen Euch frohe Festtage und<br />

einen guten Start ins 2014. ■<br />

Beste Grüsse<br />

Manuel Pernet, Sekretär<br />

Jessika Métrailler-Mermoud,<br />

Präsidentin<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Vor zwei Jahren habe ich<br />

bei einem Hausarzt eine<br />

Praxisassistenz absolviert.<br />

Nun ergibt sich die Gelegenheit,<br />

am selben Ort eine<br />

Praxis zu übernehmen. Ich<br />

möchte dies gerne tun,<br />

frage mich aber nun, ob ich<br />

dies trotz Konkurrenzverbot<br />

in meinem Arbeitsvertrag<br />

darf.<br />

Nicht selten wird bei der Anstellung einer<br />

Ärztin oder eines Arztes in einer Privatpraxis<br />

ein Konkurrenzverbot vereinbart. Damit<br />

will sich der Arbeitgeber vor unliebsamer<br />

Konkurrenz nach Beendigung des<br />

Arbeitsverhältnisses schützen. Das Konkurrenzverbot<br />

soll verhindern, dass Patientinnen<br />

und Patienten dem ehemaligen<br />

angestellten Arzt in dessen neu gegründete<br />

Praxis folgen. In den Arbeitsverträgen<br />

wird dann etwa formuliert:<br />

«Der Arbeitnehmer verpflichtet sich für<br />

die Dauer von drei Jahren, jede konkurrenzierende<br />

Tätigkeit im selben Notfallkreis<br />

zu unterlassen. Bei jeder Übertretung<br />

dieses Verbots ist eine Konventionalstrafe<br />

von Fr. 50 000 fällig.»<br />

Derartige Konkurrenzverbote im Rahmen<br />

eines ärztlichen Arbeitsvertrages sind<br />

meistens unzulässig und können nicht<br />

durchgesetzt werden.<br />

Das Bundesgericht hat im Falle eines<br />

Zahnarztes, der trotz Konkurrenzverbot<br />

mit vereinbarter Konventionalstrafe von<br />

Fr. 100 000 im selben Gebäude, ja sogar<br />

auf derselben Etage wie sein ehemaliger<br />

Arbeitgeber eine Konkurrenzpraxis erwarb,<br />

die Durchsetzbarkeit des arbeitsrechtlichen<br />

Konkurrenzverbotes verneint<br />

(Urteil vom 13. Juli 2007, 4C. 100/2006).<br />

Der Grund für diesen Entscheid liegt in<br />

der gesetzlichen Bestimmung zum Konkurrenzverbot<br />

selbst (Art. 340 OR) und im<br />

Umstand, dass das Arbeitsrecht viele zwingende<br />

Normen enthält, von denen nicht<br />

oder nur zugunsten des Arbeitnehmers<br />

vertraglich abgewichen werden darf. Nach<br />

der gesetzlichen Bestimmung kann ein<br />

arbeitsrechtliches Konkurrenzverbot nur<br />

gültig vereinbart werden, wenn der Arbeitnehmer<br />

Einblick in den «Kundenkreis<br />

oder in Fabrikations- oder Geschäftsgeheimnisse»<br />

erhält und die Verwendung<br />

dieses Wissens den Arbeitgeber erheblich<br />

schädigen könnte. Sind allerdings die Beziehungen<br />

zwischen Kundschaft und Arbeitgeber<br />

vorwiegend persönlicher Natur<br />

und beruhen sie auf den besonderen Fähigkeiten<br />

des Arbeitgebers, was im Zahnarzt-(und<br />

Arzt-)Patienten-Verhältnis regelmässig<br />

der Fall ist, kann der Arbeitnehmer<br />

aus dem erwähnten Wissen keinen<br />

Nutzen ziehen. Zwar kann dem Arbeitgeber<br />

durchaus ein Schaden entstehen,<br />

wenn der Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis<br />

verlässt und eine eigene, konkurrierende<br />

Praxis eröffnet. Dies ist aber<br />

überwiegend eine Auswirkung der persönlichen<br />

Fähigkeiten des Arbeitnehmers und<br />

nicht eine Folge der Kenntnis des Kundenoder<br />

Patientenstamms des ehemaligen<br />

Arbeitgebers.<br />

Das Bundesgericht hat wie seine Vorinstanz,<br />

das Zürcher Obergericht, festgehalten,<br />

dass in den sogenannten freien Berufen<br />

die Zulässigkeit eines arbeitsrechtlichen<br />

Konkurrenzverbots aus den erwähnten<br />

Gründen eher zu verneinen, wenn<br />

auch im Einzelfall nicht auszuschliessen<br />

sei. Im Zahnarzt-Patienten-Verhältnis sei<br />

wesentlich, dass der Patient nicht nur an<br />

einer erfolgreichen und fachgerechten Behandlung<br />

interessiert sei, sondern ebenso<br />

sehr an der Art und Weise der Behandlung.<br />

Diese Mischung mache das besondere Vertrauensverhältnis<br />

zwischen dem Zahnarzt<br />

und dem Patienten aus. Da es nicht einfach<br />

um eine Fortführung der Krankengeschichte<br />

gehe, habe es am gesetzlich verlangten<br />

Kausalzusammenhang zwischen<br />

der Schädigung des früheren Arbeitgebers<br />

und der Praxisgründung des Arbeitnehmers<br />

gefehlt. Da das Konkurrenzverbot an<br />

sich als unzulässig erachtet wurde, spielte<br />

seine Ausgestaltung, also unter anderem<br />

der relativ geringe Radius des vereinbarten<br />

Verbots von einem Kilometer, im beurteilten<br />

Fall keine Rolle.<br />

Immerhin hat das Bundesgericht festgehalten,<br />

nicht in sämtlichen denkbaren Fällen<br />

müsse ein Konkurrenzverbot zwischen einem<br />

Zahnarzt und seinem Zahnarztassistenten<br />

zwangsläufig unzulässig sein.<br />

Für die ärztliche Praxis ist aus den Erwägungen<br />

des Bundesgerichts abzuleiten,<br />

Dr. iur. Rudolf M. Reck, <strong>VSAO</strong>-ZH<br />

dass immer dann ein Konkurrenzverbot<br />

unzulässig ist, wenn zwischen Arzt und<br />

Patienten ein besonderes persönliches<br />

Verhältnis besteht, was ja glücklicherweise<br />

in den meisten Arztpraxen der Fall ist.<br />

In diesen Fällen nützt dem Arbeitnehmer<br />

die blosse Kenntnis des Patientenstamms<br />

des Arbeitgebers wenig. Auch wenn der in<br />

einer solchen Arztpraxis angestellte Arzt<br />

das vertragliche Konkurrenzverbot bricht,<br />

bleibt dies mit anderen Worten ohne Folgen.<br />

Am ehesten noch kann ein Konkurrenzverbot<br />

in ärztlichen Betrieben zulässig<br />

sein, in denen eine überwiegend unpersönliche,<br />

etwa mit viel Wechsel des<br />

ärztlichen Personals verbundene Betreuung<br />

stattfindet.<br />

Die grundsätzliche Empfehlung lautet, im<br />

ärztlichen Bereich auf Konkurrenzverbote<br />

ganz zu verzichten. Stattdessen sollten<br />

gute Bedingungen offeriert und ein vorbildlicher,<br />

kollegialer Umgang mit den<br />

angestellten Ärztinnen und Ärzten gepflegt<br />

werden.<br />

Konkurrenzverbote im Rahmen von Praxisübernahmeverträgen<br />

sind allerdings<br />

ohne weiteres zulässig. Für sie gelten die<br />

einschränkenden arbeitsrechtlichen Bestimmungen<br />

nicht. Es kann und soll<br />

durchaus vereinbart werden, dass der Verkäufer<br />

einer Arztpraxis auf künftige konkurrenzierende<br />

Tätigkeiten vollständig<br />

verzichtet, und dass er bei Verstössen eine<br />

Konventionalstrafe zu entrichten hat. ■<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

-Inside<br />

Felix Widmer<br />

Wohnort: Basel<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: Mai <strong>2013</strong><br />

Arbeitsort: Medizinstudent in<br />

Basel<br />

Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />

professionell, zielorientiert,<br />

herzlich<br />

Felix Widmer vertritt die swimsa im Geschäftsausschuss<br />

des <strong>VSAO</strong>. Er sieht seine<br />

Hauptaufgabe darin, eine optimale<br />

Schnittstelle zwischen den beiden Verbänden<br />

zu bilden. So holt er die Meinungen<br />

auf studentischer Seite ein und setzt sich<br />

mit den Interessen und Möglichkeiten<br />

beider Verbände auseinander. Medizinstudierenden<br />

gegenüber tritt der <strong>VSAO</strong>, so<br />

Felix, als aktiv und einladend auf und<br />

nimmt als moderner und vorbildlicher<br />

Verband die studentischen Interessen als<br />

vollwertig wahr. Als GA-Mitglied habe er<br />

schon jetzt die Gelegenheit, zahlreiche<br />

Facetten des <strong>VSAO</strong> kennenzulernen, was<br />

er sehr schätze und sich deshalb engagiere.<br />

Felix empfiehlt denn seinen Mitstudenten<br />

auch, bereits jetzt kostenlos Mitglied<br />

zu werden.<br />

«Als swimsa-Vertreter werde ich von Anfang<br />

an in spannende und vielfältige Projekte<br />

einbezogen. Die Möglichkeit, im<br />

medizinischen Bereich etwas nachhaltig<br />

zu verändern, gefällt mir sehr. Ausserdem<br />

möchte ich nicht verheimlichen, dass ein<br />

gewisses Eigeninteresse besteht», fasst<br />

Felix sein Engagement zusammen. Speziell<br />

hat ihn die die Aktion «Bananen-<br />

Republik» beeindruckt. Am Ende einer<br />

Geschäftsausschuss-Sitzung entwickelte<br />

sich eine Diskussion wegen der hängigen<br />

Motion zum Arbeitsgesetz, die wieder auf<br />

die lange Bank geschoben zu werden<br />

drohte. Daraufhin beschloss der <strong>VSAO</strong><br />

kurzerhand, den Nationalräten vor dem<br />

Bundeshaus Bananen und Flyer zu verteilen,<br />

um auf die Missstände im Bereich<br />

Arbeitsgesetz aufmerksam zu machen.<br />

Innert sechs Tagen wurde die Aktion auf<br />

die Beine gestellt: Ein riesiges Poster,<br />

100 Bananen und über 200 Flyer standen<br />

bereit! «So kam es, dass ich erst wenige<br />

Monate beim <strong>VSAO</strong> war und Bananen und<br />

Flyer an schmunzelnde Nationalräte verteilte.»<br />

Neben dem abwechslungsreichen und<br />

fordernden Studentenalltag ist Musik<br />

für Felix die optimale Gelegenheit, um<br />

abschalten zu können. Im Moment<br />

spielt er in einem Ensemble und im Universitätsorchester.<br />

Die regelmässigen<br />

Proben seien zwar anstrengend, es mache<br />

aber auch richtig viel Spass! Eines<br />

seiner Ziele ist es, ein guter Mediziner<br />

zu werden. «Ich möchte als Arzt meinen<br />

Mitmenschen so kompetent wie möglich<br />

weiterhelfen können. Ausserdem: Wenn<br />

es den Patienten besser geht, fühlen sich<br />

auch die (angehenden) Ärzte gut.»<br />

Nach seiner beruflichen Laufbahn gefragt,<br />

sagt Felix, er halte sich momentan<br />

noch alle Optionen offen, nach dem<br />

Motto: Matura – Medizinstudium – Astronaut?<br />

Sein nächster Schritt bestehe<br />

jedoch darin, das Staatsexamen zu absolvieren..<br />

<br />

■<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Simon Stettler<br />

Wohnort: Mühledorf BE<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: November 2008<br />

Funktion im <strong>VSAO</strong>: Geschäftsführer<br />

Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />

ambitioniert, seriös, dynamisch<br />

2002 schloss Simon Stettler das bernische<br />

Anwaltspatent ab. Nachdem er drei Jahre<br />

im Rechtsdienst des UVEK gearbeitet hatte,<br />

wechselte er in den Rechtsdienst der<br />

FMH, wo er rund vier Jahre tätig war.<br />

«Schliesslich kam die Anfrage vom <strong>VSAO</strong>,<br />

ob die Geschäftsführung nicht etwas für<br />

mich sein könnte. Es war etwas für mich»,<br />

sagt Simon Stettler. Ihm sagen die Grundanliegen<br />

des Verbandes zu. Wer könne<br />

schon gegen faire Arbeitsbedingungen<br />

und gute Weiterbildung der jungen Ärztinnen<br />

und Ärzte sein, meint er. Zudem<br />

arbeite er mit guten Leuten zusammen,<br />

was Spass mache. Zu seinen Aufgaben<br />

gehört in erster Linie die Führung der<br />

Geschäftsstelle des <strong>VSAO</strong>. Dann arbeitet er<br />

in verschiedenen Gremien, Arbeits- und<br />

Projektgruppen mit, woraus sich eine gewisse<br />

Vernetzungs- und manchmal auch<br />

Koordinationsfunktion ergibt. Am besten<br />

gefallen Simon die Kontakte mit Gremien<br />

und Mitgliedern, die Vielseitigkeit seiner<br />

Aufgaben und die Flexibilität seiner Arbeitsgestaltung,<br />

vor allem aber sein Team.<br />

In seiner Freizeit treibt er gerne Sport (Eishockey,<br />

Skifahren, Beachvolley …), spielte<br />

ein wenig Gitarre und mag Ausflüge<br />

sowie gemütliche Abende mit Freunden.<br />

Am wichtigsten ist ihm aber die Zeit, welche<br />

er mit seiner Familie verbringen kann.<br />

«Unsere drei Mädchen halten uns ganz<br />

schön auf Trab», sagt er lachend. Sein<br />

grösster Wunsch betrifft denn auch seine<br />

Familie: Er erhofft sich Gesundheit für die<br />

ganze Familie, denn «die kann man sich<br />

nicht kaufen und hat sie auch nur zum<br />

Teil selber in der Hand».<br />

Nach einer Anekdote aus seinem Berufsalltag<br />

gefragt, erzählt Simon, wie der<br />

Postbote eines Morgens ziemlich aufgeregt<br />

erschien und berichtete, es läge eine<br />

Betreibung über mehrere Millionen gegen<br />

den <strong>VSAO</strong> vor. Er habe sich geweigert,<br />

den Zahlungsbefehl entgegenzunehmen<br />

und zu bringen, aus Angst, dass er als<br />

Bote am Ende noch irgendwie «mit drinhängen»<br />

könnte. Simon ging zum Postschalter,<br />

und dort lag tatsächlich ein<br />

Zahlungsbefehl über fünf Millionen gegen<br />

unseren Verband vor. «Als braver<br />

Jurist habe ich noch am Schalter Rechtsvorschlag<br />

dagegen erhoben und danach<br />

den Zahlungsbefehl mitgenommen. Es<br />

stellte sich heraus, dass uns jemand wegen<br />

eines Streits ausserhalb unseres Verbandes<br />

mit Regress drohte. Das Ganze<br />

hatte am Ende für unseren Verband<br />

glücklicherweise keine Konsequenzen.<br />

Aber im ersten Moment haben wir schon<br />

nicht schlecht gestaunt.» ■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

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fokus<br />

Es ist kein Arzt an Bord<br />

U-Boote haben ihren eigenen Reiz. Unter Wasser ist die Besatzung auf sich allein gestellt, auch in<br />

medizinischer Hinsicht. Ein Behandlungsraum oder gar ein Schiffslazarett gibt es nicht, die medizinische<br />

Ausrüstung ist wegen der Platzverhältnisse auf das Notwendige beschränkt und die Betreuung obliegt<br />

dem Sanitätsmeister, der von geschulten Offizieren und dem Kommandanten unterstützt wird.<br />

Oberstabsarzt Dr. med. Teresa Katharina Langer, 1. U-Boot-Geschwader, Eckernförde<br />

Wer unter die Oberfläche dringt, tut<br />

dies auf eigene Gefahr. Oscar Wilde<br />

Die Tradition von Unterseebooten in den<br />

verschiedenen deutschen Marinen reicht<br />

über 100 Jahre in die Vergangenheit. Aktuell<br />

versehen fast 160 Soldaten ihren<br />

Dienst im 1. U-Boot-Geschwader in<br />

Eckernförde an der Ostseeküste. Die vier<br />

in den Dienst gestellten (zwei Boote befinden<br />

sich in der Bau- bzw. Erprobungsphase),<br />

brennstoffbetriebenen Booten der<br />

Klasse 212 A, gelten als die modernsten<br />

nicht atomaren U-Boote der Welt. Um die<br />

Gefahr beim Eindringen unter die Meeresoberfläche<br />

für die Männer und Frauen<br />

zu minimieren, den Gesundheitszustand<br />

zu bewerten, zu erhalten und gegebenenfalls<br />

wiederherzustellen, werden die<br />

U-Boot-Besatzungen durch das Team des<br />

Geschwadersanitätsbereiches, dem der<br />

Geschwaderarzt vorsteht, betreut.<br />

Einmal abgetaucht steht der sogenannte<br />

Sanitätsmeister, ein Rettungsassistent im<br />

Rang eines höhergestellten Unteroffiziers,<br />

für die insgesamt 28 Besatzungsmitglieder<br />

als «Hausarzt» zur Verfügung. Unterstützt<br />

wird er dabei vom «Alten», dem<br />

U-Boot-Kommandanten, und den Wachoffizieren<br />

an Bord, die neben einer Ausbildung<br />

zum Sanitätshelfer ein intensiviertes<br />

medizinisches Trainingsprogramm<br />

durchlaufen haben, das sie zu einfachen<br />

basis- und notfallmedizinischen Massnahmen<br />

befähigt. Die Versorgung von<br />

Patienten findet in Ermangelung eines<br />

Behandlungsraumes oder gar eines<br />

Schiffslazaretts im «Speisesaal» der Offiziere,<br />

der Messe, statt. Auch die Ausstattung<br />

an medizinischem Material ist aufgrund<br />

des extremen Platzmangels auf das<br />

Notwendigste beschränkt.<br />

Uboot der Klasse 212 A<br />

Ausbildung zur Selbsthilfe<br />

Die Einschiffung von Ärzten an Bord ist<br />

nur in besonderen Fällen vorgesehen. Bei<br />

28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

Sportraum<br />

längeren Seefahrtsvorhaben, wie dem erst<br />

kürzlich beendeten, sechsmonatigen Manöver<br />

vor der amerikanischen Ostküste,<br />

werden U-Boote von einer Überwassereinheit<br />

begleitet, die eine Schiffsarztgruppe<br />

beherbergt.<br />

U-Boote operieren jedoch als sogenannte<br />

Einzelfahrer verdeckt, das heisst, sie klären<br />

im besten Fall unbemerkt auf und<br />

machen sich so bei der Bekämpfung von<br />

Zielen das Überraschungsmoment zu Nutze.<br />

Auch die Tatsache, dass ein Personaltransfer<br />

eines Arztes an oder die Bergung<br />

eines Patienten von Bord nur bei<br />

äusserst günstigen Wetterbedingungen<br />

möglich ist, lässt der medizinischen Ausbildung<br />

der Besatzung einen ganz besonders<br />

hohen Stellenwert zukommen. Darüber<br />

hinaus stehen funkärztliche Beratungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Doch<br />

trotz allen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass ein<br />

verletzter U-Boot-Fahrer im Fall der Fälle<br />

von medizinischen Laien, wie den militärischen<br />

Offizieren, so lange versorgt werden<br />

muss, bis die äusseren Umstände eine<br />

Evakuierung oder die Verbringung eines<br />

Arztes zulassen.<br />

Im Hafenbetrieb erfolgt die hausärztliche,<br />

präventiv- und arbeitsmedizinische sowie<br />

gutachterliche Betreuung der U-Boot-<br />

Leute in Zusammenarbeit mit dem Sanitätszentrum<br />

Eckernförde durch den Geschwadersanitätsbereich,<br />

der auch für die<br />

Materialversorgung und die Ausbildung<br />

des Sanitätspersonals verantwortlich ist.<br />

Patientenversorgung<br />

in der Offiziermesse<br />

Hohe Beanspruchung<br />

Die allgemeinen Belastungen, die die Seefahrt<br />

mit sich bringt, wie lange Abwesenheiten<br />

von Zuhause, eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

begrenzter<br />

Bewegungsraum, ein sparsames Freizeitangebot,<br />

Schichtdienst, oft unwirtliche<br />

Wetterverhältnisse mit rauem Seegang<br />

sowie die Beschränkung der Privatsphäre<br />

werden durch die speziellen Besonderheiten<br />

der U-Boot-Fahrerei noch potenziert.<br />

Nicht nur der Mangel an Tageslicht – der<br />

Tauchrekord eines U-Bootes der Klasse<br />

212 A liegt bei 18 Tagen –, sondern auch<br />

die beispiellose räumliche Enge und eine<br />

ausgesprochen hohe Einsatz- und<br />

Übungsfrequenz stellen zusätzliche physische<br />

wie psychische Herausforderungen<br />

für die Soldaten dar.<br />

Ob ein angehender U-Boot-Fahrer, dessen<br />

Verwendung auf einer Unterseeeinheit immer<br />

freiwillig ist, diesen Anforderungen<br />

auch tatsächlich gewachsen ist, wird im<br />

Zuge der Tauglichkeitsfeststellung in der<br />

Abteilung für Tauch- und Überdruckmedizin<br />

am Schifffahrtmedizinischen Institut<br />

der Marine in Kronshagen bei Kiel untersucht.<br />

Hier wird fragebogenbasiert die seelische<br />

Voraussetzung für den beanspruchenden<br />

U-Boot-Dienst evaluiert, die allgemeine<br />

körperliche Gesundheit festgestellt<br />

und die körperliche Fitness der Probanden<br />

leistungsphysiologisch bestimmt. Diese<br />

Tauglichkeitsuntersuchung wird für jedes<br />

Besatzungsmitglied jährlich wiederholt.<br />

Wenig Bewegung,<br />

gute Küche<br />

Sowohl der tägliche Dienstbetrieb als auch<br />

die in regelmässigen Abständen verpflichtenden<br />

U-Boot-Rettungsübungen erfor-<br />

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fokus<br />

dern eine grundsätzliche Fitness, deren<br />

Erhalt sich unter den gegebenen Umständen<br />

an Bord ohne suffiziente Sportmöglichkeiten<br />

und meist mit äusserst guter<br />

Versorgung durch den Smut (Schiffskoch)<br />

schwierig gestaltet. So wundert es nicht,<br />

dass neben akuten und häufig chronifizierenden<br />

Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />

die Ausbildung von kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren, v.a. nutritiv bedingte<br />

Störungen wie Fettleibigkeit und<br />

ausgeprägte Cholesterin- und Triglyceriderhöhungen,<br />

zu den am weitesten verbreiteten<br />

Krankheitsmustern der U-Boot-<br />

Fahrer zählen. Auch unfallbedingte Verletzungen<br />

sind häufig. Es treten aber auch<br />

psychische Störungen im Sinne von neurasthenischen<br />

Erschöpfungssyndromen<br />

auf. Zur Steigerung der körperlichen Fitness,<br />

vor allen Dingen aber auch zur Stärkung<br />

der seelischen Gesundheit, besteht<br />

die Möglichkeit der Verordnung einer besonderen,<br />

für den Bedarf der U-Boot-Soldaten<br />

angepassten Kurmassnahme, über<br />

die jedoch im Einzelfall entschieden wird<br />

und die einen mindestens dreijährigen<br />

Einsatz auf einem Unterseeboot voraussetzt.<br />

Es ist ganz sicher der herausragenden<br />

Teamfähigkeit, der bewundernswerten<br />

Genügsamkeit und Leidensfähigkeit der<br />

Angehörigen des U-Boot-Geschwaders<br />

sowie der speziellen «Ubootfahrerromantik»<br />

geschuldet, dass für viele Soldaten der<br />

Grundsatz «einmal U-Bootfahrer, immer<br />

U-Bootfahrer» gilt. Eine maximale Einsatzzeit<br />

an Bord gibt es aber auch aufgrund<br />

des extremen Personalmangels<br />

nicht. Nur schwer lassen sich junge Soldaten<br />

davon überzeugen, freiwillig auf den<br />

Luxus von rund um die Uhr erreichbaren<br />

Social Networks etc. zu verzichten. Nichtsdestotrotz<br />

endet die aktive U-Boot-Karriere<br />

meist spätestens zum Ende des dritten<br />

Lebensjahrzehnts, wobei dafür eher selten<br />

gesundheitliche Ursachen, sondern häufiger<br />

laufbahnplanerische Umstände verantwortlich<br />

sind.<br />


Beruf und Berufung<br />

Alte Mauern, Strenge und Weltabgewandtheit – das alles trifft auf das Kloster Ingenbohl im<br />

schwyzerischen Brunnen kaum zu. Das Gebäude ist modern, die Kirche von schlichter Schönheit,<br />

und der Garten dient nicht nur kontemplativen Spaziergängen, sondern auch fröhlichen Apéros.<br />

Das Mutterhaus der Ingenbohler Schwestern erlaubt einen Einblick in eine völlig andere Lebensführung.<br />

Mit Schwester Christiane sprach Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Martin Guggisberg.<br />

Eigentlich merkt man zunächst kaum,<br />

dass man in einem Kloster ist. In der<br />

jüngst eröffneten Cafeteria herrscht ein<br />

reges Treiben: Besucher des Therapiebades,<br />

Pilger, Einheimische und einzelne<br />

Schwestern sitzen zusammen und geniessen<br />

an diesem trüben Vormittag Espresso<br />

und Gipfeli. Weltoffen und äusserst humorvoll<br />

reagiert Schwester Christiane auf<br />

das kaum verhohlene Erstaunen, welches<br />

uns angesichts dieses modernen Klosterlebens<br />

befällt. Offensichtlich wird sie nicht<br />

zum ersten Mal mit derartigen Vorurteilen<br />

konfrontiert. Kurz fasst sie die ins frühe<br />

Mittelalter reichende Geschichte der Frauenklöster<br />

zusammen. Über hunderte von<br />

Jahren habe der Eintritt ins Kloster für<br />

eine Frau ein Leben hinter geschlossenen<br />

Mauern bedeutet. Erst im 19. Jahrhundert<br />

seien Gemeinschaften entstanden, die<br />

bewusst ihren Dienst ausserhalb des Klosters<br />

gesucht hätten. Nicht zuletzt angesichts<br />

der prekären gesellschaftlichen<br />

Zustände, die der Staat kaum zu verbessern<br />

vermocht habe. So entstand um 1850<br />

die heute weltweit verbreitete Gemeinschaft<br />

der Ingenbohler Schwestern, welche<br />

sich hauptsächlich in der Krankenpflege,<br />

im Schuldienst und im Sozialbereich engagieren.<br />

Dies bedeutete auch, dass die<br />

Frauen eine Berufsausbildung haben<br />

mussten oder spätestens beim Eintritt ins<br />

Kloster eine erhielten. Offensichtlich bekundete<br />

die Gesellschaft anfangs Mühe<br />

mit den Nonnen «extra muros», wurden<br />

die ersten von ihnen doch bisweilen mit<br />

Steinen und Beschimpfungen empfangen.<br />

Unbeirrt setzten die Ingenbohler Schwestern<br />

ihr Werk fort, gründeten Spitäler,<br />

Schulen und Kinderheime, bildeten Lehrerinnen<br />

aus und ermöglichten Mädchen,<br />

die Matur abzulegen und anschliessend<br />

zu studieren.<br />

Lesen, lernen, lehren<br />

Schwester Christiane wuchs als Hildegard<br />

Jungo im deutschsprachigen Teil des Kantons<br />

Freiburg auf. Als erstes von sieben<br />

Kindern einer Bauernfamilie wurde sie in<br />

ein christliches Milieu hinein geboren.<br />

«Wir waren keine Frömmler, aber als Bauern<br />

wussten wir um die Abhängigkeit von<br />

Gott», sagt sie. Ihre ganze Schulzeit über<br />

wurde sie von Ingenbohler Schwestern<br />

unterrichtet und fand Gefallen an der<br />

Idee, dass Frauen gemeinsam ein soziales<br />

oder pädagogisches Werk vollbringen. Sie<br />

sei ein sehr lebhaftes, unternehmungslustiges<br />

Kind gewesen und habe die kleineren<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

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31


fokus<br />

Geschwister herumdirigiert, meint sie<br />

lachend. Und sie habe enorm gerne gelesen<br />

und sei immer interessiert an Menschen<br />

gewesen.<br />

Im Gegensatz zu andern Bauern liess die<br />

Familie Jungo all ihren Kindern eine höhere<br />

Ausbildung zukommen. So kam<br />

Hildegard ihrem Wunsch gemäss ins Lehrerinnenseminar<br />

nach Ingenbohl, wo sie<br />

– gerade 20-jährig – im Jahr 1960 ins<br />

Kloster eintrat. Dort bildete sie sich zur<br />

Sekundarlehrerin weiter und unterrichtete<br />

an einer privaten Mädchenschule in<br />

Gossau SG.<br />

Karriere im Kloster<br />

«Das Leben der Nonnen hat mir imponiert,<br />

und das Religiöse hat mich berührt»,<br />

begründet Schwester Christiane<br />

ihren Entscheid. «Ich habe Freude an der<br />

Bibel und an Jesus Christus, seiner Person,<br />

seiner Art zu leben. Ich wollte etwas davon<br />

lernen und in die Welt hinaustragen.»<br />

Ingenbohl als offenes Kloster erfüllte ihr<br />

Bedürfnis nach der Kombination von<br />

Glaube und Lehre.<br />

Schwester Christiane machte im Kloster<br />

quasi Karriere. Sie wurde Ausbildnerin<br />

künftiger Ordensfrauen und schliesslich<br />

von den Mitschwestern zur Provinzoberin<br />

gewählt. In dieser Funktion war Schwester<br />

Christiane für die damals mehr als tausend<br />

Schwestern in der ganzen Deutschschweiz<br />

verantwortlich. Und sie sass in<br />

den Verwaltungsräten verschiedener zum<br />

Kloster gehörender Institutionen. Ihr<br />

Hauptaugenmerk aber lag auf den Nonnen<br />

und deren Wohlbefinden. «Ich wollte<br />

jede Schwester jedes Jahr wenigstens einmal<br />

sehen, mich nach ihrem persönlichen<br />

Befinden erkundigen und wissen, ob<br />

ich etwas für sie tun könne.»<br />

Aufgrund ihres gewinnenden, verständnisvollen<br />

und klugen Wesens würde<br />

Schwester Christiane dieses Amt wohl<br />

heute noch ausüben. Aber Ingenbohl gehört<br />

zu den franziskanischen Gemeinschaften,<br />

in denen die Amtszeit generell<br />

befristet ist. Nach drei Amtsdauern von je<br />

drei Jahren war Schwester Christiane folglich<br />

nicht ganz unglücklich, das Amt an<br />

eine Nachfolgerin übergeben zu dürfen.<br />

Momentan betreut sie in erster Linie Aussenstehende,<br />

die sich für das Kloster in<br />

irgendeiner Weise interessieren. Als Redaktorin<br />

leitet sie zudem die internationale<br />

Zeitschrift der Gemeinschaft. Dieses<br />

Organ besteht seit 1886 und erscheint<br />

viermal jährlich in vielen Sprachen. Der<br />

Umgang mit moderner Kommunikationstechnologie<br />

ist für die Schwestern selbstverständlich:<br />

Wer nach Ingenbohl kommt,<br />

sieht viele Klosterfrauen vor Bildschirmen<br />

sitzen.<br />

Interesse auf Zeit<br />

Die Arbeit bestimmt zu einem grossen Teil<br />

den Tagesablauf der Schwestern. «Wir<br />

machen den Spagat zwischen weltlichen<br />

Aufgaben und unserer religiösen Verpflichtung»,<br />

erklärt Schwester Christiane.<br />

Morgens, mittags und abends fänden sie<br />

sich zum gemeinsamen Gebet zusammen.<br />

Pro Tag habe zudem jede Schwester<br />

Anrecht auf eine halbe Stunde Meditation.<br />

Nach dem Nachtessen sitze man zusammen,<br />

lese oder sehe fern, beschreibt<br />

Schwester Christiane ihren Tag. «Manchmal<br />

erledige ich abends noch schnell etwas<br />

am Computer, aber das ist freiwillig.»<br />

Ihre Freude am Lesen sei ungebrochen<br />

und beträfe nicht nur geistliche Literatur,<br />

meint sie lachend. Wenn sie Zeit habe,<br />

gehe sie gerne wandern.<br />

Aufgrund des grossen Interesses am Kloster<br />

Ingenbohl und am Klosterleben allgemein<br />

bleibt den zuständigen Schwestern<br />

indes nicht allzu viel freie Zeit. Viele Menschen<br />

unterschiedlicher Konfession und<br />

jeden Alters wollen das Kloster besichtigen.<br />

Dazu kommen hunderte von Pilgern, in<br />

Gruppen oder allein, die ebenfalls betreut<br />

sein wollen. Das «Kloster auf Zeit» ist eine<br />

Möglichkeit, um Abstand vom Alltag zu<br />

gewinnen und zur Ruhe zu kommen.<br />

Schüler und Studierende aller Fachrichtungen<br />

schreiben Matur-, Diplom- oder<br />

Masterarbeiten zu einzelnen Fragen des<br />

Klosters. Die Suche nach einem Sinn im<br />

Leben sei gross. Viele Menschen hätten im<br />

Kloster eine geistige Heimat gefunden; sie<br />

kämen regelmässig, aber blieben nicht.<br />

Hierfür sei wohl die Lebensform im Kloster<br />

zu rigid, stellt Schwester Christiane fest.<br />

Offene Zukunft<br />

In der Schweiz leben heute noch rund 550<br />

Ingenbohler Schwestern, davon etwa 450<br />

in Ingenbohl selbst. Weltweit umfasst die<br />

Gemeinschaft 3500 Mitglieder. Wie alle<br />

Klöster kämpft auch Ingenbohl mit Nachwuchsproblemen.<br />

Eintritte sind selten<br />

geworden, die Überalterung ist deutlich<br />

sichtbar. So dient heute eines der Gebäude<br />

in Ingenbohl-Brunnen als Alters- und<br />

Pflegeheim für betagte Schwestern.<br />

Die Wertewandel seit den 1960er-Jahren,<br />

die Säkularisierung der Gesellschaft, die<br />

Berufschancen für Frauen, das alles seien<br />

Gründe für das mangelnde Interesse an<br />

einem Leben im Kloster. «Vielleicht verkaufen<br />

wir dieses Leben auch zu wenig<br />

attraktiv für die Aussenwelt», merkt<br />

Schwester Christiane selbstkritisch an.<br />

Dennoch gebe es Faktoren, die dem heutigen<br />

Zeitgeist völlig zuwider liefen. So<br />

etwa die lebenslängliche Verpflichtung.<br />

Zwar habe man acht Jahre Zeit, sich den<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

endgültigen Eintritt zu überlegen, aber<br />

danach gelte es für immer. Natürlich habe<br />

es zu jeder Zeit und überall Nonnen gegeben,<br />

die eine Dispens eingeholt hätten und<br />

von den Gelübden befreit worden seien. Als<br />

einziges Kloster in der Schweiz stehe Ingenbohl<br />

jedoch mit seinen ehemaligen<br />

Schwestern in einem engen Kontakt.<br />

«Abschreckend wirkt eventuell auch die<br />

Gütergemeinschaft», fährt Schwester<br />

Christiane fort. «Wir haben zwar alles,<br />

was wir brauchen, aber natürlich in einem<br />

viel bescheidener Rahmen als heute<br />

allgemein üblich. Wir haben vielleicht für<br />

20 Schwestern einen Fernseher, und die<br />

Zahl unserer Autos ist bescheiden.»<br />

Ob es das Kloster in einigen Jahrzehnten<br />

hier in Ingenbohl-Brunnen noch gebe, sei<br />

ungewiss, sagt Schwester Christiane.<br />

«Aber wir können nicht einfach Trübsal<br />

blasen und uns nun aufs Sterben vorbereiten»,<br />

fährt sie lachend fort, «wir leben<br />

unser Leben hier mit Freude und akzeptieren,<br />

was kommt. Wer nicht Geld oder<br />

Karriere in den Mittelpunkt seines Lebens<br />

stelle, wer für andere Menschen da sein<br />

und Jesus nachfolgen möchte, könne im<br />

Kloster ein sinnvolles Leben verbringen,<br />

das sehr viel Freude mache, ist sie überzeugt.<br />

Das Zusammenleben in einer<br />

Gruppe unterschiedlichster Frauen, die<br />

man sich nicht selbst ausgesucht habe, sei<br />

verständlicherweise nicht immer einfach.<br />

Aber ausgerechnet diese wohl schwierigste<br />

Herausforderung mache auch den Reiz<br />

aus. Man erkenne plötzlich den Reichtum,<br />

der dank dieser unterschiedlichen Charaktere<br />

entstehe. Die verschiedenen Farben,<br />

die durch das Dach in den Kirchenraum<br />

fallen, stehen für Schwester Christiane<br />

deshalb symbolisch für die verschiedenen<br />

Individuen, die zusammen den<br />

Reichtum der Ingenbohler Gemeinschaft<br />

bilden.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


fokus<br />

Tunnelbau –<br />

Kunst oder Wissenschaft?<br />

Die Schweiz ist ein Land der Tunnelbauer. Viele Weltrekordleistungen und Pioniertaten wurden<br />

erbracht, welche vor allem mit Gotthard-Eisenbahntunnel, Simplontunnel, Gotthard-Strassentunnel<br />

und Gotthard-Basistunnel verbunden sind. Bis heute sind in der Schweiz rund 2200 km zivile<br />

Tunnel und Stollen erstellt. Ob die Bedeutung des Untertagebaus in Zukunft erhalten bleibt, muss<br />

sich weisen.<br />

Heinz Ehrbar, dipl. Bauing. ETH/SIA, derzeit: Leiter Grossprojekte, DB Netz AG, Frankfurt am Main, früher: Leiter Tunnel- und Trasseebau<br />

Gotthard, AlpTransit Gotthard AG, Luzern<br />

Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts (Urner<br />

Loch bei Andermatt, 1707–1708) werden<br />

in der Schweiz Tunnelbauten erstellt.<br />

Nach zögernden Anfängen mit wenigen<br />

Einzelobjekten führte der Bau des Eisenbahnsystems<br />

bis zum Beginn des ersten<br />

Weltkriegs zum ersten Boom bei Untertagebauten<br />

in der Schweiz, gefolgt vom Ausbau<br />

der Wasserkräfte mit gigantischen<br />

Ausmassen in den 50er und 60er Jahren<br />

des letzten Jahrhunderts. Diese zweite Spitze<br />

wurde vom Bau der Strassen- und Versorgungstunnel<br />

abgelöst, und aktuell geht<br />

die zweite Ausbauphase der Eisenbahntunnel<br />

mit der Fertigstellung der NEAT und<br />

den Durchmesserlinien in Zürich und<br />

Genf (CEVA) ihrem Ende entgegen. Damit<br />

dürfte die Zukunft des Untertagebaus in<br />

den nächsten Jahren in der Schweiz nebst<br />

dem Erhalt der Verkehrsinfrastruktur wohl<br />

wieder bei den Energieprojekten liegen, sei<br />

es beim Ausbau und Ersatz von Wasserkraftanlagen<br />

oder aber bei innovativen<br />

Lösungen für Transportsysteme von Gütern<br />

oder Energie. Tatsache ist, dass in der<br />

Schweiz seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

kontinuierlich 200 bis 300 km Untertagebauten<br />

pro Dekade gebaut wurde,<br />

was einem aktuellen Marktvolumen von<br />

ca. CHF 2 Milliarden entspricht.<br />

Unberechenbarer<br />

Baugrund<br />

Was macht den Tunnelbau innerhalb der<br />

allgemeinen Bauaktivitäten so speziell?<br />

Der Nachläufer der Tunnelbohrmaschine Bodio durchfährt die Multifunktionsstelle Faido


Unterirdische Tunnelverzweigung am Gotthard Basistunnel, im Rohbau fertiggestellt<br />

Im Gegensatz zum Hoch- oder Brückenbau<br />

sind im Tunnelbau die Eigenschaften<br />

des wichtigsten Baumaterials – nämlich<br />

des den Hohlraum umgebende Baugrundes<br />

– oft nur teilweise bekannt. Diese<br />

Tatsache ist dadurch begründet, dass es<br />

sich beim zu durchfahrenden Baugrund<br />

um ein natürliches Produkt handelt.<br />

Die Felsformationen der Alpen und des Jura<br />

haben eine lange Entstehungsgeschichte<br />

von Dutzenden von Millionen Jahren hinter<br />

sich. Diese Jahrmillionen haben ein<br />

Material geschaffen, welches oft sehr heterogen<br />

ist, von Klüften durchzogen ist, je<br />

nach Höhe des bis zur Oberfläche darüber<br />

liegenden Felsens sehr hohe Spannungen<br />

aufweisen kann und zudem oftmals wassergesättigt<br />

ist. Dabei wird zwischen den<br />

ursprünglichen kristallinen Gebirgsformationen<br />

und den aus Erosionsprodukten<br />

entstandenen Sedimentgesteinen unterschieden.<br />

Ähnliche heterogene Verhältnisse<br />

wie im festen Fels ergeben sich auch für<br />

Tunnelbauten im Lockermaterial, d.h.<br />

durch das Material, welches sich im Verlaufe<br />

der Jahrmillionen als Produkt der<br />

Erosion der Gebirge in Ablagerungströgen<br />

neu gebildet hat.<br />

Trotz dem Einsatz von erheblichen finanziellen<br />

und materiellen Mitteln ist es oft<br />

nicht möglich, den Baugrund in seiner<br />

Gesamtheit mit wirtschaftlich vertretbarem<br />

Aufwand vollständig zu erkunden. Die<br />

Projektierung im Untertagebau ist deshalb<br />

in der Regel mit grösseren Ungewissheiten<br />

behaftet als im sonstigen Ingenieurbau.<br />

Planung im Büro –<br />

Entscheidungen vor Ort<br />

Der professionelle Umgang mit der Ungewissheit<br />

über die Beschaffenheit und die<br />

Eigenschaften des Baugrundes sowie das<br />

Verhalten während dem Ausbruch gehört<br />

zu den wichtigsten Herausforderungen des<br />

Tunnelbaus. Trotz dem beschränkten Wissen<br />

über den Baugrund müssen Untertagebauten<br />

die üblichen Anforderungen der<br />

Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit<br />

erfüllen. Der ungewisse Baugrund erfordert<br />

deshalb eine besondere Planungsmethodik<br />

und ein professionelles Risikomanagement,<br />

was den Tunnelbau innerhalb<br />

der Disziplinen des Bauingenieurwesens<br />

zu einem Spezialfall macht.<br />

Nebst den im Ingenieurwesen üblichen<br />

Methoden für den Nachweis der Tragfähigkeit<br />

und der Gebrauchstauglichkeit<br />

eines Bauwerks hat die persönliche Erfahrung<br />

eines jeden Tunnelbauers einen<br />

hohen Stellenwert für die erfolgreiche<br />

Realisierung eines Untertagebauwerks.<br />

Die Berechnungen und Projektüberlegungen<br />

stellen einen Katalog an Massnahmen<br />

zur Verfügung, mit welchen die erwarteten<br />

Baugrundverhältnisse gemeistert<br />

werden können. Für jeden Vortriebsmeter<br />

muss jedoch schliesslich ein Team<br />

von verantwortlichen Geologen und Ingenieuren<br />

vor Ort die geeigneten Massnahmen<br />

festlegen. Aus dem vorhandenen<br />

Massnahmenkatalog gilt es, die geeignete<br />

Ausbruchart und die geeigneten Stützmittel<br />

festzulegen. Mit diesen Massnahmen<br />

muss die Standsicherheit des Hohlraums<br />

und damit die Arbeitssicherheit der Mineure<br />

jederzeit sichergestellt werden.<br />

Für ausserordentliche Baugrundverhältnisse<br />

wird ein Katalog an so genannten<br />

Bauhilfsmassnahmen zur Verfügung gestellt,<br />

mit welchem z.B. Wasserzutritte,<br />

unerwartet schlechte Baugrundeigenschaften<br />

oder grossen Deformationen etc.<br />

gemeistert werden können. Solche Bauhilfsmassnahmen<br />

können temporär gebirgsverbessernde<br />

Massnahmen wie Zement-<br />

oder Kunststoffinjektionen, Hochdruckinjektionen<br />

(Jetting) oder Vereisung<br />

sein. Zudem kommen mechanische Verstärkungsmassnahmen<br />

zur Anwendung.<br />

In wasserführenden Zonen wird das Wasser<br />

entweder gezielt drainiert oder aber<br />

mit Abdichtungsinjektionen verdrängt.<br />

Nebst der Sicherstellung der Hohlraumstabilität<br />

haben im Tunnelbau die Arbeitssicherheit<br />

und Arbeitshygiene (insbesondere<br />

Luftqualität und Arbeitsplatztemperatur)<br />

einen enorm hohen Stellenwert. Arbeitsunfälle<br />

als Folge sich lösender Baugrundteile<br />

sind zum Glück sehr selten geworden.<br />

Heutzutage hat die Mehrheit der Arbeitsunfälle<br />

unter Tage nicht mehr direkt mit<br />

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35


fokus<br />

dem Baugrund zu tun, sondern es sind<br />

meist Unfälle, welche sich auf den hohen<br />

Mechanisierungsgrad und die oft beengten<br />

Platzverhältnisse zurückführen lassen.<br />

Trotzdem muss es das Bestreben aller im<br />

Untertagebau Verantwortlichen sein, die<br />

Arbeitsunfälle weiter zu reduzieren.<br />

Harmonisches<br />

Zusammenspiel<br />

Die Zeit der Schweizer Weltrekorde im Untertagebau<br />

dürfte vorbei sein, jedoch ist<br />

davon auszugehen, dass bei den enger<br />

werdenden Platzverhältnissen der Wunsch<br />

nach Nutzung des Untergrundes verstärkt<br />

vorhanden sein wird. So hat z.B. die Stadt<br />

Helsinki schon seit längerer Zeit ihre<br />

Stadtplanung und die Bauordnung auch<br />

auf den Untergrund ausgedehnt. Eine<br />

Entwicklung, welche in der dicht besiedelten<br />

Schweiz ebenso denkbar ist. Nebst der<br />

Ergänzung unserer Verkehrsinfrastruktur<br />

im Untergrund ist es durchaus vorstellbar,<br />

dass auch Ver- und Entsorgungsbauten<br />

vermehrt unter Boden erstellt werden.<br />

Tunnelbau – Kunst oder Wissenschaft?<br />

Das war die Eingangsfrage. Wie aufgezeigt<br />

wurde, braucht es im Tunnelbau einiges<br />

an planerischer Kreativität, aber auch die<br />

ingenieurwissenschaftlichen Erkenntnisse,<br />

um sichere Projekte zu schaffen. Realisiert<br />

werden die Projekte schliesslich vor<br />

Ort, wo ein eingespieltes Team von Verantwortlichen<br />

die richtigen Massnahmen<br />

beschliessen und ausführen muss. In einem<br />

Orchester kommt es nur dann zur<br />

Harmonie, wenn jeder Musiker seine<br />

Stimmlage gemäss der Partitur interpretiert.<br />

Analoges gilt für den Tunnelbau.<br />

Sicher und erfolgreich gebaut werden<br />

kann nur dann, wenn ein eingespieltes<br />

Team sich den Herausforderungen in<br />

partnerschaftlichem Umgang stellt. In<br />

diesem Sinne lautet die Antwort wohl:<br />

Tunnelbau – Kunst und Wissenschaft.■<br />

Oben: Einbau des Betongewölbes in<br />

der Multifunktionsstelle Faido des<br />

Gotthard Basistunnels<br />

Mitte: Montage der Tunnelbohrmaschine<br />

für den Zugangsstollen<br />

Sigirino am Ceneri Basistunnel<br />

Unten: Ende der Ausbrucharbeiten<br />

am Gotthard Basistunnel Durchschlag<br />

Faido Sedrun 23. März 2011<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

«Unter Wasser arbeiten –<br />

ein Kraftakt»<br />

Zahlreiche grosse Bauwerke stehen im Wasser – Brücken, Wasserkraftwerke, Hafenanlagen,<br />

staudämme, Badeanstalten, Seeleitungen, oder sie beinhalten kontaminiertes Wasser wie Kläranlagen<br />

oder Abklingbecken von Atomkraftwerken. Das Risk Management eines Berufstauchers<br />

ist sein kühler Kopf, Fingerspitzengefühl und ein fotografisches Gedächtnis.<br />

David Wiederkehr, Unterwasserbau AG, www.unterwasserbau.ch<br />

Tiefe Temperaturen, Schnee oder Regen<br />

sind kein Grund, nicht ins Wasser zu gehen<br />

– im Gegenteil: Die meisten Bauarbeiten<br />

werden im Winter durchgeführt,<br />

weil die Menschen den See im Sommer<br />

ungestört für sich haben wollen. In dieser<br />

Jahreszeit beginnen meine Arbeitstage um<br />

sieben Uhr dreissig, und um acht Uhr bin<br />

ich auch schon unter Wasser. Manchmal<br />

arbeite ich nur wenige Zentimeter unter<br />

der Wasseroberfläche, manchmal um ein<br />

Hundertfaches tiefer. Mit meiner Ausbildung<br />

könnte ich mehr als 300 Meter tief<br />

tauchen.<br />

Learning by Doing<br />

Die Arbeit unter Wasser ist körperlich hart.<br />

Berufstaucher tragen einen Trockentauchanzug,<br />

einen bis 16 Kilogramm schweren<br />

Bleigurt, eine 28 Kilogramm schwere<br />

Pressluftflasche, und, je nach Arbeit, einen<br />

15 Kilogramm schweren Taucherhelm und<br />

Handschuhe. Das Wasser ist im Winter<br />

oder in grösserer Tiefe rund zwei bis vier<br />

Grad kalt. Dazu kommt der Auftrieb, der<br />

die Nackenmuskulatur extrem fordert. Für<br />

die Ausführung eines Auftrags brauchen<br />

wir rund doppelt bis dreimal so lange wie<br />

die Kollegen an der frischen Luft. Hämmern<br />

ist ein wahrer Kraftakt, Schweissen<br />

und Brennen mit Temperaturen bis<br />

5000 Grad im trüben Wasser braucht Geduld<br />

und Fingerspitzengefühl. Wir sind<br />

auch oft in Kläranlagen tätig, was weder<br />

unhygienisch noch besonders unangenehm<br />

ist, da wir ganz gegen eindringendes<br />

Wasser geschützt sind. Belastend sind nur<br />

die Temperaturen: Das zwischen 20 bis<br />

40 Grad warme Wasser der Belüftungsbecken<br />

und Faultürme jagt den Puls in die<br />

Höhe und lässt eine Arbeitszeit von höchstens<br />

15 Minuten am Stück zu.<br />

An normalen Arbeitstagen bin ich rund<br />

sechs Stunden unter Wasser, in drei Pausen<br />

ziehen wir die nasse Ausrüstung aus,<br />

wärmen uns auf, gehen ins Restaurant<br />

und tanken Kalorien. Im Laufe der Jahre<br />

passt sich die Muskulatur der ungewöhnlichen<br />

Belastung an. Dafür werden die<br />

Erholungszeiten länger. Mir bleiben schätzungsweise<br />

noch zehn Jahre in meinem<br />

Beruf. Ab 60 Jahren ist das Leben als Berufstaucher<br />

zu anstrengend, und wir können<br />

in Pension gehen.<br />

Berufstaucher wird man nicht einfach,<br />

man muss es sich erarbeiten. Als «Seebueb»<br />

aufgewachsen, als gelernter Maurer,<br />

Baumensch und angefressener Taucher,<br />

war ich, als ich mit 24 Jahren in<br />

diesen Beruf hineinrutschte, genau der<br />

richtige. In der Schweiz kann man den<br />

Beruf Taucher nicht als Lehre absolvieren.<br />

Eine solide Grundausbildung als Maurer,<br />

Schlosser oder Ähnliches ist nötig, danach<br />

ist es Learning by Doing. Der Taucher<br />

braucht ca. fünf Jahre Erfahrung in seinem<br />

Beruf, bis er alle die verschiedenen<br />

Arbeitsprozesse kennt. Aber auch dann<br />

sind die Aufträge je nach Situation wie<br />

Strömung, örtlichen Gegebenheiten oder<br />

Wassertiefe verschieden. In den vergangenen<br />

29 Jahren habe ich als Bautaucher<br />

mehr als 29 000 Stunden unter Wasser<br />

gearbeitet.<br />

Unberechenbare<br />

Momente<br />

Die Risiken meiner eigenen Arbeit sind<br />

kalkulierbar. Wir haben Sicherheitsdispositive,<br />

nach denen eine Taucherbaustelle<br />

eingerichtet ist und die massgebend für<br />

unsere Arbeit sind. Doch die Sicherheit<br />

hängt auch von Mensch und Maschine ab.<br />

Für jeden Taucher ist ein Tauchhelfer zu-<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


fokus<br />

ständig, der das Material bereitstellt, die<br />

Baustelle an der Wasseroberfläche überwacht<br />

und via Tauchertelefon mit seinem<br />

Mann in Verbindung bleibt. Ein Kranführer,<br />

der den falschen Hebel erwischt, ein<br />

Schiff, das zur falschen Zeit am falschen<br />

Ort ist – das sind die unberechenbaren<br />

Momente, die der Taucher nicht beeinflussen<br />

kann.<br />

Als Berufstaucher ist man auf ein fotografisches<br />

Gedächtnis angewiesen. An vielen<br />

Tagen sehe ich nicht einmal einen halben<br />

Meter weit, oder ich muss mich in Schächten<br />

oder Baugruben ohne Sicht orientieren,<br />

deren Ein- und Ausstiege extrem eng<br />

und im trüben Wasser oft schwer zu finden<br />

sind. In kritischen Situationen reagiert<br />

der Herzkreislauf blitzschnell. Ich<br />

höre mich schneller atmen, und der Puls<br />

geht nach oben. Dann beginne ich automatisch<br />

zu zählen. Das beruhigt. Gelassen<br />

und mit klarem Kopf zu arbeiten, sind<br />

wichtige Voraussetzungen für Berufstaucher.<br />

Gefährliche Einsätze<br />

In Kläranlagen beispielsweise ist die Sicht<br />

in allen Bereichen gleich null, die kontaminierte<br />

Umgebung absolut lebensfeindlich<br />

und die Wassertemperatur zwischen<br />

20 und 40 Grad Celsius. Das mag sich für<br />

den einen oder anderen wohltuend anhören,<br />

ist es für den Taucher aber nur die<br />

ersten zwei Minuten – danach wird es im<br />

Taucherhelm fast unerträglich heiss. Er<br />

schützt sich gegen Wärme gleich wie gegen<br />

Kälte. Bei Kälte kann der Körper sich<br />

selber wärmen, aber die Wärme der Klärund<br />

Belüftungsbecken oder Faultürme<br />

staut sich im Körper des Tauchers und<br />

wird bereits nach rund 15 Minuten je nach<br />

Temperatur fast untolerierbar und gefährlich<br />

für seine Gesundheit. Solche Einsätze<br />

sind keine Spaziergänge, sondern mit<br />

schwerster körperlicher Arbeit verbunden.<br />

In Kläranlagen wird der Berufstaucher für<br />

alle Arbeiten wie beim Bautauchen eingesetzt.<br />

Er ersetzt Belüfter, verschliesst Leitungen<br />

mit Pfropfen, erstellt Kernbohrungen,<br />

misst das Spiel der Wellen der Rührwerke<br />

oder öffnet Verstopfungen. Die<br />

Spezialisten, die solche Arbeiten unter<br />

psychischem, physischem und zeitlichem<br />

Druck bei null Sicht ausführen, sind absolute<br />

Profis. Sie sind ausgerüstet mit der<br />

entsprechenden Taucherausrüstung, die<br />

in diversen Bereichen resistent und sehr<br />

strapazierfähig sein muss. Auch Arbeiten<br />

in Kanalisationen, Sandfängen und anderen<br />

Bauteilen während des Betriebs sind<br />

keine Seltenheit.<br />

Oft weiss der Taucher am Morgen, wenn<br />

er zur Arbeit erscheint, noch nicht, was<br />

der Tag ihm alles abverlangt. Viele dieser<br />

Einsätze sind Notfälle, das heisst, der<br />

Taucher wird sofort gebraucht, es gibt<br />

also wenig Zeit für Planung und Gerätetests.<br />

Spezielle Sicherheitsdispositive und<br />

ständige Wartung aller Tauchgeräte helfen<br />

der Tauchergruppe, Gefährdungen<br />

der Gesundheit oder gar Unfälle zu vermeiden.<br />

■<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

Im Reich der Erdarbeiter<br />

Den Maulwurf kennt jedes Kind, obwohl die wenigsten je ein lebendes Exemplar zu sehen bekommen.<br />

Verbringt er doch sein Leben hauptsächlich unter der Erde. Dort allerdings ist er äusserst fleissig<br />

und baut ein verzweigtes Tunnelsystem, das er als Jagdrevier benützt. Am Graben ist auch die<br />

Schermaus. Als Vegetarierin kommt sie aber rein nahrungsmässig dem Maulwurf nicht in die Quere.<br />

Dr. Thomas Briner, Konservator, Naturmuseum Solothurn<br />

Maulwurf mit seinen eindrücklichen Grabschaufeln. Bild © : iStockphoto.com/Marcin Pawinski<br />

Auf den herbstlichen Spaziergängen über<br />

die Felder und entlang der Waldränder<br />

sind die vulkanförmigen Erdhügel deutlich<br />

zu sehen. Locker sind sie über den<br />

Boden verteilt, die Haufen aus krümeliger,<br />

frischer Erde. Sie verraten die Anwesenheit<br />

eines verborgenen Tieres: des Maulwurfs.<br />

Unseren Maulwurf kennt wohl jedes Kind.<br />

Doch sehen tut man ihn nur selten, denn<br />

er verbringt den grössten Teil seines Lebens<br />

unter der Erde.<br />

Grabend unterwegs<br />

Der Maulwurf gräbt mit seinen vergrösserten<br />

Vorderpfoten einmal wie ein Brustschwimmer<br />

– dann nämlich, wenn der<br />

Wald- oder Ackerboden locker ist und er<br />

mit beiden Pfoten gleichzeitig Erde wegschaufeln<br />

kann. Ein anderes Mal sieht die<br />

Bewegung eher wie diejenige eines Crawlers<br />

aus, wobei der Maulwurf abwechselnd<br />

drei- bis viermal mit der rechten, dann<br />

mit der linken Grabhand gräbt. Dabei<br />

stützt er sich jeweils mit der anderen Hand<br />

ab. Hat sich genügend Aushub gebildet,<br />

dreht sich der Maulwurf im Gang mit einer<br />

eleganten Rolle um und schiebt die<br />

Erde mit seinen Schaufelpfoten vor sich<br />

her in einen Seitengang oder an die Oberfläche.<br />

So entstehen einzelne kegelförmige<br />

Hügel mit relativ grobkörnigem Material<br />

und einem Auswurfsloch in der Mitte.<br />

Das Tunnelsystem, welches bis zu 200 Meter<br />

Laufwege umfassen kann, dient dem<br />

Maulwurf für die Jagd nach seiner Lieblingsspeise.<br />

Er fängt emsig Regenwürmer,<br />

beisst ihnen den Kopf ab und sammelt sie,<br />

wenn er sie nicht sofort verzehrt hat, in<br />

richtigen Vorratskammern. In einer mit<br />

Laub und Wollhaaren ausgepolsterten<br />

Schlafkammer bringt er jeweils im Frühling<br />

seine Jungen zur Welt. Wenn er nicht<br />

auf der Jagd ist, gräbt er weiter an seinem<br />

unterirdischen Reich und schiebt den Aushub<br />

auf die Erdoberfläche, wo sie für uns<br />

als Maulwurfshügel erkennbar werden.<br />

Doch können wir immer sicher sein, dass<br />

ein Maulwurf dahintersteckt, wenn wir<br />

auf einem Feld einen Erdhügel sehen?<br />

Auch die Schermaus baut unterirdische<br />

Gänge, und der Aushub landet als Hügel<br />

auf der Erdoberfläche. Diese sind jedoch<br />

etwas flacher in der Form und haben ein<br />

seitliches Ausgangsloch. Im Gegensatz<br />

zum Maulwurf gräbt die Schermaus mit<br />

den Schneidezähnen. Ausserdem frisst sie<br />

– wie dies für ein Nagetier typisch ist –<br />

Pflanzenwurzeln, Blätter und Stängel.<br />

Erdhügel in der Nähe von angeknabberten<br />

Obstbaumwurzeln zeugen also vielmehr<br />

von der Anwesenheit der Schermaus als<br />

von jener des Maulwurfs, der sich nur mit<br />

Fleischkost begnügt – immerhin 20 bis<br />

30 Kilogramm Würmer und Käfer pro Jahr!<br />

Nicht immer erwünscht<br />

Wegen ihrer Grabtätigkeit sind Maulwürfe<br />

und Schermäuse in der Landwirtschaft<br />

nicht gerne gesehen. Die ausgeworfenen<br />

Erdhügel erschweren das Mähen der Wie-<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


fokus<br />

Anpassungen an ein<br />

Leben unter der Erde<br />

Schermaus und Maulwurf haben sich<br />

beide erfolgreich auf ein Leben unter Tag<br />

eingerichtet und doch bestehen markante<br />

physiologische Unterschiede. Das deutlichste<br />

Unterscheidungsmerkmal ist wohl<br />

das Gebiss. Die Schermaus hat ein typisches<br />

Nagetiergebiss mit den beiden<br />

Schneidezähnen und fehlenden Eckzähnen.<br />

Der Maulwurf hingegen besitzt als<br />

Insektenfresser 44 spitzige Zähnchen.<br />

Auch die Kopfform ist unterschiedlich:<br />

Diejenige der Schermaus ist eher abgerundet<br />

mit einer stumpfen Schnauze, diejenige<br />

des Maulwurfs hingegen ist stark verlängert.<br />

Seine Rüsselnase ist mit dem<br />

sogenannten Eimer’schen Organ ausgerüstet,<br />

einer Ansammlung von Tastkörperchen,<br />

mit dem sich der Maulwurf ein<br />

sehr genaues «Tastbild» seiner Umgebung<br />

machen kann. Dieses feine Sensorium<br />

wird aber nie zum Graben eingesetzt. Ein<br />

weiteres Merkmal des Maulwurfs ist sein<br />

samtweiches, sehr dichtes Fell, das keinen<br />

Strich hat. Auf diese Weise kann sich der<br />

Maulwurf vorwärts und rückwärts bewegen,<br />

ohne dass ihm die Haare im Weg<br />

sind.<br />

Damit der Maulwurf unter der Erde genügend<br />

Sauerstoff hat, legt er in seinem<br />

Tunnelsystem Belüftungsgänge an. Ausserdem<br />

hat er gegenüber anderen Säugetieren<br />

einen erhöhten Hämoglobingehalt<br />

in seinem Blut, wodurch er den Sauerstoff<br />

viel besser aufnehmen kann.<br />

Blind, wie oft behauptet wird, ist der Maulwurf<br />

nicht. Die Augen sind jedoch nur sehr<br />

klein und vom Fell gut geschützt. Sie dienen<br />

wohl hauptsächlich der Hell-Dunkel-<br />

Unterscheidung.<br />

Auch die Schermaus lebt hauptsächlich unter der Erde. Bild © : Dreamstime.com/paulbroad<br />

sen und können das geschnittene Gras<br />

verunreinigen und so als Futter für die<br />

Stalltiere ungeniessbar machen. Die<br />

Schermaus als Pflanzenfresser wird zudem<br />

als Frassschädling wahrgenommen.<br />

Wurde früher eine Prämie für jede<br />

gefangene Maus bezahlt, so setzen die<br />

Landwirte heute häufig auf eine natürliche<br />

Schädlingsbekämpfung. Sie bieten<br />

zum Beispiel auf ihren Feldern Sitzstangen<br />

für Greifvögel an, damit diese von der<br />

erhöhten Position aus Jagd auf die kleinen<br />

Auf Entdeckungsreise im<br />

Naturmuseum<br />

Viele dieser spannenden Tiere können im Naturmuseum<br />

Solothurn aus nächster Nähe betrachtet werden. Ein eigener<br />

Ausstellungsteil ist den Kleinsäugetieren, welche<br />

rund ein Drittel der einheimischen Säugetierfauna ausmachen,<br />

gewidmet. Dabei kann der Besucher auch einen<br />

Einblick in das Tunnelsystem eines Maulwurfs gewinnen.<br />

Neben den kleinen Tieren finden sich im Museum auch<br />

grössere Säuger wie Bär, Hirsch oder Wildschwein. Viele<br />

Exponate dürfen sogar berührt werden. Das Naturmuseum<br />

Solothurn zeichnet sich durch seine familienfreundlichen<br />

Ausstellungen aus, welche die Besucher mit verständlichen<br />

Texten und vielen interaktiven Stationen in die faszinierende<br />

Welt der regionalen Natur eintauchen lassen.<br />

Naturmuseum Solothurn, Klosterplatz 2, 4500 Solothurn<br />

Tel. 032 622 70 21, info@naturmuseum-so.ch<br />

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr,<br />

Sonntag von 10 bis 17 Uhr – Montag geschlossen.<br />

Schulklassen und Gruppen auf Anmeldung auch vormittags.<br />

Eintritt frei.<br />

Wühler machen können. Es gibt in der<br />

Schweiz zwar immer noch vereinzelte<br />

Feldmauser, doch sind diese sehr selten<br />

geworden.<br />

Die Vielfalt der<br />

kleinsäugetiere<br />

Beide, Maulwurf und Schermaus, gehören<br />

zu den Kleinsäugetieren, die wir häufig<br />

alle als «Mäuse» bezeichnen. Biologisch<br />

gesehen bestehen aber grosse Unterschiede<br />

zwischen den verschiedenen Arten. Der<br />

Maulwurf mit seinen spitzen Zähnen gehört<br />

zur Gruppe der Insektenfresser. Er ist<br />

sehr nahe verwandt mit dem Igel und mit<br />

Spitzmäusen. Spitzmäuse sind eher selten<br />

bei uns. Sie leben nicht in grossen Kolonien<br />

und sind oft an einen ganz spezifischen<br />

Lebensraum angepasst.<br />

Die grösste Spezialisierung hat die Wasserspitzmaus<br />

erreicht. Auf der Jagd nach<br />

Beute kann sie bis zu 20 Sekunden unter<br />

Wasser tauchen. Dabei fängt sie Kleinkrebse,<br />

Larven von Wasserinsekten und<br />

sogar kleine Fische. Allen Spitzmäusen<br />

gemeinsam ist, dass Katzen sie nicht gerne<br />

verspeisen. Zwar werden hie und da<br />

Spitzmäuse erwischt, aufgrund einer seitlichen<br />

Drüse, welche ein stinkendes Sekret<br />

ausscheidet, werden sie aber nicht aufgefressen.<br />

Giftig hingegen sind sie nicht.<br />

Die Schermaus gehört zur grossen Gruppe<br />

der Nagetiere. Zu ihrer Verwandtschaft<br />

zählen die Feldmaus, die Hausmaus, und<br />

etwas weiter entfernt auch Eichhörnchen<br />

und Biber. Wie die Schermaus ist auch<br />

ihre kleine Schwester, die Feldmaus, ein<br />

Tunnelbauer. Doch gibt es unter den Nagern<br />

viele weitere Spezialisierungen. So<br />

sind einige Arten ausgesprochen gute<br />

Kletterer. Obwohl für unsere Vorstellung<br />

etwas ungewohnt, könnte es sich beim<br />

Rascheln in den Baumwipfeln durchaus<br />

auch um eine Maus handeln. Die kräftigen<br />

Hinterfüsse und der lange Schwanz<br />

helfen der Waldmaus beim Klettern und<br />

Balancieren. Auch die Schlafmäuse leben<br />

vorwiegend in Büschen und Bäumen. Wie<br />

der Name es bereits verrät, machen sie als<br />

einzige Mäuseverwandte einen echten<br />

Winterschlaf. Der Siebenschläfer zum<br />

Beispiel schlummert sieben ganze Monate<br />

in seinem kugeligen Nest. ■<br />

40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

Energieschatz in der Tiefe<br />

Die Tiefengeothermie ist einheimisch, umweltfreundlich und hat ein enorm grosses Potenzial<br />

und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. In der Schweiz sind z.T. seit Jahrzehnten einzelne Wärmeanlagen<br />

in Betrieb. Strom wird jedoch noch nicht erzeugt. Um die Technologie in der Schweiz zu<br />

etablieren, müssen verschiedene Herausforderungen bewältigt werden. Dies kann nur durch Pilotund<br />

Demonstrationsanlagen in den verschiedenen Regionen der Schweiz geschehen.<br />

Dr. Roland Wyss, Geologe SIA/CHGEOLCERT, Generalsekretär GEOTHERMIE.CH<br />

Rund 99 Prozent der Erdkugel sind heisser<br />

als 1000 °C. Die in der Erde gespeicherte<br />

Wärmemenge ist gewaltig und wird durch<br />

natürliche Vorgänge im Gestein kontinuierlich<br />

neu produziert. Mit der Wärme<br />

der Erde, der Geothermie, kann nicht nur<br />

geheizt, sondern auch Strom produziert<br />

werden.<br />

Die Wärme möglichst effizient aus grosser<br />

Tiefe zu gewinnen und an die Erdoberfläche<br />

zu bringen, ist der Schlüssel zur Tiefengeothermie<br />

als Energiequelle. Als<br />

Transportmittel dient Wasser, welches in<br />

der Regel im Kreislauf verwendet wird.<br />

Geothermische Anlagen bestehen daher<br />

aus mindestens zwei Tiefbohrungen. Davon<br />

dient eine zur Förderung des Heisswassers<br />

und die andere zur Rückführung<br />

des abgekühlten Wassers in den Untergrund,<br />

welches sich dort wieder erwärmt.<br />

Je nach Herkunft des Wassers werden zwei<br />

Arten von Tiefengeothermie-Anlagen unterschieden:<br />

––<br />

Hydrothermale Anlagen nutzen<br />

Wasser, welches in der Tiefe natürlich<br />

vorkommt und fliesst.<br />

––<br />

Petrothermale Anlagen sind unabhängig<br />

von natürlichem Tiefenwasser<br />

im Untergrund. Hier wird Wasser<br />

über eine Bohrung mit Druck in die<br />

tiefen Gesteinsschichten gepresst. Dies,<br />

um dort Mikrorisse zu öffnen bzw. zu<br />

vergrös sern und Fliesswege zwischen<br />

den beiden Bohrungen zu schaffen (hydraulische<br />

Stimulation). Alternative<br />

Bezeichnungen sind Enhanced oder<br />

Engineered Geothermal Systems (EGS)<br />

sowie auch Hot-Dry-Rock (HDR).<br />

Die beiden Systeme sind nicht strikt voneinander<br />

zu trennen, sondern es handelt<br />

sich in der Praxis oftmals um Mischtypen:<br />

Bei petrothermalen Systemen kann ein<br />

gewisser Grad an natürlicher Wasserführung<br />

vorliegen, während hydrothermale<br />

Systeme bei ungenügendem Wasserstrom<br />

mittels hydraulischer Stimulation optimiert<br />

werden können.<br />

Hydrothermale Anlagen (a) nutzen in der Tiefe vorhandene natürliche Wasservorkommen, von denen petrothermale<br />

Anlagen (b) unabhängig sind (Quellen: Naef, 2009 und Häring, 2007).<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


fokus<br />

Für eine tiefengeothermische Stromproduktion<br />

muss das Tiefenwasser bzw. das Tiefengestein<br />

beim heutigen Stand der Kraftwerkstechnik<br />

mindestens 100 °C heiss sein, und<br />

es ist notwendig, dass eine genügend grosse<br />

Menge an Wasser zwischen den beiden Bohrungen<br />

zirkulieren und an die Erdoberfläche<br />

gefördert werden kann. Um die notwendige<br />

Mindesttemperatur von 100 °C zu erreichen,<br />

muss im Schweizer Mittelland rund<br />

3 km tief gebohrt werden. Mit jedem Kilometer<br />

zusätzlicher Bohrtiefe steigt die Temperatur<br />

um durchschnittlich 30 °C.<br />

Vielfältige Nutzung<br />

Das Wissen über das Potenzial der untiefen<br />

Geothermie (bis in Tiefen von 400 m)<br />

für die Wärme- und Kälteerzeugung ist in<br />

der Schweiz bereits weit verbreitet. Hinsichtlich<br />

der Dichte an Erdwärmesonden<br />

ist die Schweiz weltweit ein Spitzenreiter.<br />

Das noch grössere Potenzial der Tiefengeothermie<br />

ist hingegen noch wenig bekannt.<br />

Tiefengeothermie kann z.B. ganze<br />

Quartiere beheizen, Thermalbäder erwärmen<br />

und der Landwirtschaft sowie der<br />

Industrie Wärme liefern (s. Kasten). Auch<br />

Beispiele der Nutzung<br />

Wärmeversorgung in Riehen<br />

In Riehen bei Basel werden seit 1994 Stadtquartiere über ein Wärmenetz mit Geothermie versorgt. Das<br />

ca. 65 °C heisse Wasser stammt aus einer Schicht in rund 1500 m Tiefe und wird über zwei Bohrungen<br />

zirkuliert. Die Nachfrage von Neukunden ist gross und die Gesamtanlage wird gegenwärtig ausgebaut.<br />

Gewächshäuser im Thurgau<br />

Um zukünftig rund 20 Mio. kWh Gas und Heizöl pro Jahr einzusparen, realisierte ein Gemüsebauer aus<br />

dem Thurgau in den Jahren 2012/13 ein Tiefengeothermieprojekt mit zwei Bohrungen. Die erste vertikale<br />

Bohrung traf in gut 1100 m Tiefe eine Heisswasser führende Schicht («Aquifer») mit einer Temperatur<br />

von 62 °C an. Forschungseinrichtungen begleiteten die Bohrung und führten zahlreiche wissenschaftliche<br />

Untersuchungen durch, um Erkenntnisse über den tiefen Untergrund zu gewinnen. Die<br />

Ergebnisse ermöglichten zudem eine optimale Planung der zweiten Bohrung. Erstmals in der Schweiz<br />

wurde in grosser Tiefe, innerhalb des Aquifers, horizontal gebohrt und die Tiefenwasser führende Schicht<br />

dadurch über eine Länge von rund 800 m erschlossen. Während die erste, vertikale Bohrung rund 5,5<br />

Liter pro Sekunde produziert, liefert die zweite aktuell 10 Liter Heisswasser pro Sekunde. Das Unternehmen<br />

ist zuversichtlich, zukünftig alle Treibhäuser mittels Tiefengeothermie beheizen zu können und<br />

damit jährlich bis zu 1,2 Mio. Franken für den Kauf fossiler Brennstoffe einzusparen.<br />

Strom und Wärme für St. Gallen<br />

St. Gallen setzt bei seiner zukünftigen Versorgung mit Wärme und Strom auch auf die Tiefengeothermie.<br />

Im Jahr 2010 wurde das Projekt mit einer Zustimmung von gut 82 Prozent vom Stimmvolk angenommen.<br />

Erzeugt werden sollen 2 bis 3 Prozent des benötigten elektrischen und ca. 10 bis 15 Prozent<br />

des thermischen Energiebedarfs der Stadt.<br />

Im Juli <strong>2013</strong> traten unerwartete, wahrnehmbare Erschütterungen auf und das Projekt wurde daraufhin<br />

unterbrochen. Der St. Galler Stadtrat beschloss Ende August <strong>2013</strong>, zunächst weitere Informationen<br />

über den Untergrund zu sammeln und zu testen, welche Wasser- und Gasmengen im Untergrund<br />

vorhanden sind. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird bis zum Sommer 2014 über die Fortsetzung<br />

des Projekts entschieden.<br />

in der Schweiz wird seit Jahrzehnten tiefengeothermische<br />

Wärme genutzt, jedoch<br />

ist dies der Allgemeinheit kaum bekannt,<br />

und auch die Anzahl an Anlagen ist noch<br />

gering. Strom wird in der Schweiz bis heute<br />

noch nicht erzeugt. In rund 25 Ländern,<br />

einschliesslich unserer Nachbarstaaten<br />

Deutschland, Österreich, Italien und<br />

Frankreich, wird bereits erfolgreich Strom<br />

aus Geothermie gewonnen.<br />

Enormes Potenzial<br />

Die Tiefengeothermie ist umweltfreundlich<br />

und im Betrieb mit sehr geringen<br />

CO 2 -Emissionen verbunden. Sie ist von<br />

äusseren Einflüssen unabhängig und immer<br />

verfügbar. Tiefengeothermie garantiert<br />

damit eine Versorgungssicherheit und<br />

Preisstabilität.<br />

Ihr Potenzial ist enorm gross und könnte<br />

theoretisch die gesamte Schweizer Stromversorgung<br />

abdecken. Technisch nutzbar<br />

ist aus heutiger Sicht jedoch nur ein kleiner<br />

Anteil. Welchen Anteil die Tiefengeothermie<br />

zur Stromversorgung langfristig<br />

beitragen kann, hängt davon ab, wie gut<br />

die heute zur Verfügung stehenden Technologien<br />

weiterentwickelt und an die Untergrundverhältnisse<br />

in der Schweiz angepasst<br />

werden können. Dazu sind die<br />

Kenntnisse über den Untergrund markant<br />

zu verbessern. Zudem müssen die Verfahren<br />

zur Erhöhung der natürlichen Wasser-<br />

Fliessraten bzw. zur Schaffung effizienter<br />

Wärmetauscher optimiert werden. Beides<br />

kann nur mittels Pilotanlagen umgesetzt<br />

werden, da nur Bohrungen Aufschluss<br />

über die wahren Untergrundverhältnisse<br />

geben und nur bei realen Untergrundbedingungen<br />

die Verfahren eingesetzt, getestet<br />

und verbessert werden können. ■<br />

Kontakt: info@geothermie.ch<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

In der Tiefe etwas bewegen<br />

Die moderne ärztliche Hypnose hat nichts mit Jahrmarktsunterhaltung oder Magie zu tun. Es geht<br />

auch nicht darum, verschüttetes Wissen an die Oberfläche zu bringen. Hypnose soll vielmehr dazu<br />

dienen, Entwicklungsschritte im Alltag anzustossen und Ressourcen zu aktivieren. Auf diese Weise<br />

können unter anderem Ängste, Schmerzen, Zwänge und psychosomatische Störungen abgebaut<br />

werden.<br />

Dr. med. Hans Wehrli, Konsiliararzt für Medizinische Hypnose, Abteilung für Anästhesiologie, KSSG<br />

Die moderne Hypnose, die sich in vor allem<br />

auf Milton Erickson beruft, geht davon<br />

aus, dass der Mensch wie alle Lebewesen<br />

als autoregulatives System funktioniert –<br />

körperlich und psychisch. Erickson spricht<br />

von der Weisheit des Unbewussten und<br />

meint damit ein in jedem Menschen angelegtes<br />

inneres Wissen um die Möglichkeiten<br />

einer Selbstheilung. Was als Symptom<br />

erlebt wird, kann als ursprünglich<br />

sinnvolles Muster angesehen werden, das<br />

im Problemkontext als dysfunktional und<br />

unwillkürlich erlebt wird. Durch eine formelle<br />

Tranceinduktion oder auch lediglich<br />

durch Lenkung von Assoziationen in Richtung<br />

individueller Ressourcen und Kompetenzen<br />

können diese Muster schrittweise<br />

verändert werden. Dadurch werden die<br />

Bedingungen zur Selbstregulation verbessert.<br />

Schon das Vertrauen auf diese inneren<br />

Kräfte hat eine positive suggestive<br />

Wirkung und hält auch den Therapeuten<br />

davon ab, voreilig von aussen Konzepte<br />

und Lösungsvorschläge zu präsentieren.<br />

Seine Suggestionen richten sich mehr auf<br />

den Prozess als auf den Inhalt.<br />

Nutzen im Alltag<br />

Trance ist ein natürliches, alltägliches<br />

Phänomen – ein Zustand, erhöhter, nach<br />

innen gerichteter Konzentration und Absorption,<br />

verbunden mit erhöhter Suggestibilität<br />

und Imaginationsfähigkeit. Dabei<br />

wird vieles wortwörtlich verstanden, Negationen<br />

werden ausgeblendet (statt «es<br />

tut nicht weh» kommt nur «weh» an und<br />

schafft eine entsprechende Erwartungshaltung).<br />

Patienten sind im medizinischen<br />

Umfeld oft spontan in einem leichten<br />

Trancezustand und dadurch sehr<br />

suggestibel. So macht es einen grossen<br />

Unterschied, ob der Fokus mehr auf der<br />

Nebenwirkung oder der Wirkung, mehr<br />

beim Defekt (z.B. einem Röntgenbefund)<br />

oder beim Heilungsvorgang liegt. Durch<br />

Lenkung von Assoziationen wird eine Erwartungshaltung<br />

geschaffen, welche<br />

nicht nur die Wahrnehmung, sondern<br />

auch physiologische Prozesse beeinflusst.<br />

Alles, was wir tun und sagen, wirkt suggestiv.<br />

Damit unsere Worte Heilkraft entfalten,<br />

braucht es nebst einer vertrauensvollen,<br />

sicheren Beziehung (Balint spricht<br />

von der «Droge Arzt») Worte, die mehr auf<br />

Ressourcen und erste Zeichen der Besserung<br />

statt auf die Symptome gerichtet<br />

sind. Dabei wird der Stress heruntergefahren,<br />

das Dopaminsystem wird aktiviert<br />

und auch das Oxytocin steigt an. Dies<br />

alles hat relevante Auswirkungen auf die<br />

Schmerzempfindlichkeit, das Allgemeinbefinden<br />

und die Heilungsfähigkeit.<br />

Unsicherheit in Stimme und Gestik, aber<br />

auch wohlgemeint offene Aussagen wie,<br />

«Sie hats aber schön erwischt», «das sieht<br />

aber schlimm aus», «es brennt kurz mal<br />

höllisch», «bald ist alles vorbei», «Sie<br />

müssen keine Angst haben – es ist nur ein<br />

kleines Problem», «wir versuchens mal»<br />

können sich je nach Kontext ungünstig<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


fokus<br />

auswirken (Nocebo-Suggestionen). Umso<br />

günstiger kann sich eine unterstützende<br />

hypnotische Kommunikation, in der man<br />

sich der Suggestionen und ihrer Wirkungen<br />

bewusst ist, auswirken. Dies ist gut<br />

lernbar. Sich ganz in die Patientenrolle,<br />

mit allem, was er mit seinen Sinnen in<br />

seiner Situation aufnehmen kann, einzufühlen<br />

und die eigene Stimmung, die<br />

Worte und Kommunikationsmuster zu<br />

reflektieren, ist ein erster Schritt. Es ist<br />

wohltuend und heilungsfördernd für einen<br />

Patienten, von einer ruhigen, zugewandten<br />

Person zu hören «es wird alles<br />

vorgekehrt für einen optimalen Verlauf»,<br />

«diese Spritze dient Ihrer Sicherheit»,<br />

«was Sie jetzt noch spüren, ist schon ein<br />

Zeichen des Heilungsprozesses», «ich bleibe<br />

bei Ihnen».<br />

Hypnose in der Praxis<br />

Hypnose wirkt bei Ängsten, Schmerzen,<br />

psychosomatischen Symptomen, Zwängen,<br />

Phobien und vielen anderen Situationen.<br />

Vor allem bezüglich Schmerzen<br />

und psychosomatischen Symptomen sind<br />

in den letzten Jahren zahlreiche Studien<br />

hinzugekommen, die die Wirksamkeit<br />

belegen.<br />

Viele Elemente der Hypnose können fliessend<br />

ohne zusätzlichen Zeitaufwand in<br />

den Praxisalltag integriert werden.<br />

Manchmal lohnt es sich aber, formelle<br />

Hypnosesitzungen durchzuführen. Dabei<br />

wird eine Trance meistens durch Konzentration<br />

auf etwas Äusseres induziert: einen<br />

Punkt im Raum, einen Klang, Körperempfindungen,<br />

aber auch durch eine<br />

Geschichte. Den Weg nach innen, in einen<br />

imaginativen Raum, eine Welt in Bildern<br />

und Metaphern findet der Patient selber.<br />

Der Therapeut unterstützt ihn dabei mit<br />

verbalen und nonverbalen Suggestionen.<br />

Über Beobachtung physiologischer Zeichen<br />

bekommt er Rückmeldungen.<br />

Manchmal wird auch sprachlich oder<br />

über motorische Signale (Ideomotorik)<br />

kommuniziert. Vor der Rücknahme der<br />

Trance können posthypnotische Suggestionen<br />

gegeben werden, die eine Integration<br />

der durch Hypnose begünstigten<br />

Entwicklungsschritte in den Alltag zum<br />

Ziel haben. Selbsthypnose zu Hause hilft,<br />

den Weg vom Problem zur Ressource gut<br />

zu bahnen. Eine Audioaufzeichnung einer<br />

Sitzung erleichtert das Üben.<br />

Ärztliche Hypnose hat nichts mit Magie zu<br />

tun. Hypnose und hypnotische Kommunikation<br />

machen den medizinischen<br />

Alltag nicht nur für Patienten, sondern<br />

auch für Ärzte angenehmer.<br />

Tiefgang mit Hypnose?<br />

In einem gut begleiteten Trancezustand<br />

werden Patienten oft in ihrem Innersten<br />

berührt, ohne dass dafür immer spezifische<br />

Bilder bewusst werden müssen. Was<br />

aus der Tiefe auftauchen soll, bleibt der<br />

inneren Weisheit des Einzelnen überlassen.<br />

Wer durch ein Störungskonzept voreingenommen<br />

ist, könnte in Versuchung<br />

geraten, speziell nach einer vermuteten<br />

Ursache zu suchen. Dies ist mit der Gefahr<br />

behaftet, dass man das findet, was man<br />

vermutet hatte, aber nie ganz sicher sein<br />

kann, ob man es nicht unbeabsichtigt<br />

suggeriert hat. Die sichere «historische»<br />

Wahrheit ist mit Hypnose nicht zu finden.<br />

Diese zu kennen, ist jedoch auch nicht<br />

Voraussetzung für eine Lösung. Viel wichtiger<br />

ist die Aktivierung von Ressourcen.<br />

Hypnose wirkt in der Tiefe – aber nicht in<br />

dem Sinne, dass man mit einer Tauchkapsel<br />

nach unten geht und etwas repariert,<br />

sondern eher indem man durch das<br />

wohldosierte Auslösen einer Welle in der<br />

Tiefe etwas bewegt. Dabei kann man sich<br />

angenehm berührt, aber auch aufgewühlt<br />

fühlen. Dies sind gute Voraussetzungen<br />

zur Einleitung eines Veränderungsprozesses.<br />

Die Schweizerische Ärztegesellschaft<br />

(www.smsh.ch) bietet ein Curriculum zur<br />

Erlangung eines Fähigkeitsausweises in<br />

Medizinischer Hypnose an. Schon der Besuch<br />

von vier Tagen Grundkurse befähigt<br />

die Teilnehmer, viele Elemente hypnotischer<br />

Kommunikation in der Praxis hilfreich<br />

einzusetzen.<br />

■<br />

Fallbericht: in einem begleiteten Trancezustand<br />

die innere Welt etwas bewegen<br />

Eine 58-jährige Chorleiterin fühlt sich durch Angst und Nervosität mit Zittern und<br />

Schweissausbrüchen beim Vorsingen und Dirigieren stark beeinträchtigt. Dabei<br />

kommt es oft auch zu einer Verkrampfung in der rechten Hand. Die Patientin berichtet,<br />

in ihrer Jugend mit ihrer Mutter viele frustrierende Erfahrungen gemacht zu<br />

haben. Sie hätte ihr «die Flügel gestutzt».<br />

Ich erkläre ihr am Beispiel der Gestik den Zusammenhang von Bewegungen der<br />

Hand und unbewussten Impulsen. Dann schlage ich ihr vor, ihren rechten Arm und<br />

die Hand einfach zu beobachten und dabei spontane Bewegungen wie auch innere<br />

Bilder zuzulassen. Dabei entsteht schon ein deutlicher Trancezustand. Ganz zaghaft<br />

kommen erste Bewegungen, dann entsteht eine Verkrampfung, die sich über eine<br />

Schraubenbewegung allmählich auflöst, bis sich der Arm ganz entspannen kann.<br />

Unmittelbar danach fühlt sich die Patientin sehr entspannt, kann aber wenig Spezifisches<br />

erinnern.<br />

In der nächsten Sitzung berichtet sie, sie fühle sich allgemein viel freier und hätte<br />

auch beim Dirigieren keine Probleme mehr gehabt. Nachträglich sei ihr plötzlich<br />

eine längst vergessene Situation in den Sinn gekommen, als sie 16-jährig bei einer<br />

grossen Wut auf die Mutter, die ihr wieder einmal etwas vermiest habe, erstmals<br />

diesen Krampf in der Hand gespürt habe.<br />

Ausgehend vom Symptom war es hier in einer erstmaligen Hypnosesitzung möglich,<br />

ohne explizit danach zu suchen, rasch zu einem offenbar relevanten, nicht mehr<br />

aktiv erinnerten Gedächtnisinhalt zu kommen und dabei unter Einbezug des Körpers<br />

einen Weg hin zu einer Lösung zu finden.<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

«Die Freude ist entscheidend»<br />

Ob ein Kunstwerk Tiefgang hat, lässt sich kaum mit einem klaren Ja oder Nein beantworten.<br />

Wichtig ist für Jan Scharf, Direktor beim Auktionshaus Dobiaschofsky, dass sich beim Betrachten<br />

eines Kunstwerkes Fragestellungen ergeben. Das können je nach Werk aber ganz unterschiedliche<br />

Fragen sein. Über einen Kauf hingegen sollte der eigene Geschmack entscheiden und die Freude<br />

am Objekt.<br />

Das Interview mit Jan O.T. Scharf M. A., Direktor bei Dobiaschofsky Auktionen AG Bern,<br />

führte Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Severin Nowacki.<br />

Im Juni dieses Jahres wurde ein<br />

Bild von Albert Anker für<br />

7,5 Millionen Franken verkauft.<br />

Ein angemessener Preis?<br />

Jan Scharf: Ja, der Zuschlag inklusive<br />

Aufgeld war zwar sehr hoch, es war ein<br />

Rekordpreis für den Künstler, aber das<br />

Gemälde «Turnstunde in Ins» ist ein<br />

hervorragendes Werk. Das Thema ist<br />

spannend und das Bild ist grossformatig,<br />

sehr detailreich und enthält zahlreiche<br />

Figuren.<br />

Albert Anker spaltet die<br />

Gemüter. Einige verehren ihn,<br />

andere finden ihn kitschig.<br />

Was macht seine Qualität aus?<br />

Anker ist ein Zeitzeuge und öffnet ein Zeitfenster<br />

ins 19. Jahrhundert. Er stellt die<br />

Gesellschaft so dar, wie sie damals war.<br />

Ohne Beschönigung zeigt Albert Anker das<br />

Leben in Ins, den Alltag der Bauern und<br />

der einfachen Menschen, vor allem der<br />

Kinder, die er als Modelle ins Atelier holte.<br />

Wohl deshalb hat Anker den Rang eines<br />

Nationalmalers erlangt. Seine Bekanntheit<br />

beschränkt sich heute jedoch mehr<br />

oder weniger auf die Schweiz. Bis 1890<br />

verbrachte er die Hälfte des Jahres jeweils<br />

in Paris und hatte deshalb damals ein<br />

internationaleres Publikum.<br />

Seit der Renaissance hat sich<br />

die Kunst thematisch nach und<br />

nach von der Religion gelöst.<br />

Hat sie damit an Substanz<br />

verloren?<br />

Nein, ich denke nicht. Seither sind ganz<br />

viele interessante Kunstströmungen hinzugekommen.<br />

Und zu jeder Zeit haben<br />

sich spannende Fragestellungen ergeben,<br />

die von den Künstlern ganz unterschiedlich<br />

beantwortet worden sind. Die Loslösung<br />

von der Religion erfolgte ja parallel<br />

zur gesellschaftlichen Veränderung, d.h.,<br />

die Auftraggeber der Künstler kamen nicht<br />

mehr ausschliesslich aus dem religiösen<br />

Bereich. Der Adel und das aufstrebende<br />

Bürgertum stellten andere Fragen an ihre<br />

Zeit und verlangten folglich nach anderen<br />

Antworten und Inhalten.<br />

Unser Thema lautet Tiefgang.<br />

Wie definieren Sie Tiefgang in<br />

der bildenden Kunst?<br />

Das ist eine philosophische Frage und<br />

nicht einfach zu beantworten (lacht).<br />

Man kann es ganz unterschiedlich sehen.<br />

So kann beispielsweise ein Kunstwerk<br />

mehr als eine Bedeutung haben: Man<br />

sieht einen Mann am Kreuz und weiss,<br />

dass das eine Jesus-Darstellung ist. Oder<br />

die Venus von Botticelli – dieses Bild zeigt<br />

einerseits eine Göttin, dann schafft es<br />

auch die Möglichkeit, eine Frau nackt<br />

darzustellen in einer Zeit, in der das nicht<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


fokus<br />

gerade üblich war. Schliesslich enthält das<br />

Bild mythologische, politische und philosophische<br />

Anspielungen, die sich damals<br />

den (gebildeten) Zeitgenossen entschlüsselten.<br />

Dann gibt es Kunst, die auf den<br />

ersten Blick nur darstellend ist, aber Emotionen<br />

auslösen soll. Und seit dem<br />

20. Jahrhundert ist mit der Abstraktion<br />

Kunst entstanden, die eine sehr grosse<br />

Interpretationsbreite aufweist.<br />

Braucht Kunst Tiefgang?<br />

Meines Erachtens nicht unbedingt. Qualitativ<br />

hochwertige Kunst ist für mich<br />

Kunst, an die man Fragen stellen kann.<br />

Das kann auch die Frage sein, wie etwas<br />

gemacht worden ist. Wenn ein Werk rein<br />

darstellend ist, kann es immer noch sehr<br />

ansprechend sein, aber vielleicht nicht<br />

ganz so hochwertig.<br />

L’art pour l’art ist demnach<br />

nicht hochwertig?<br />

Im 20. Jahrhundert hat sich alles gewandelt,<br />

und man muss andere Massstäbe<br />

ansetzen. Dadaisten und Surrealisten<br />

haben das herkömmliche Kunstverständnis<br />

ad absurdum geführt, was an sich<br />

wiederum eine qualitativ hochwertige<br />

Kunstleistung ist, weil sie zu bemerkenswerten<br />

Fragestellungen führt.<br />

Sie sind Direktor im Auktionshaus.<br />

Wonach verlangt der<br />

Kunstmarkt heute?<br />

Momentan sind Künstler en vogue, die<br />

sehr grossformatige Werke schaffen, allerdings<br />

sind diese nur für einen ganz kleinen<br />

Kreis von Sammlern bestimmt oder<br />

werden direkt an Museen verkauft. Ich<br />

denke an Damien Hirst, Anselm Kiefer,<br />

Jeff Koons. Diese Kunst ist sehr spannend,<br />

aber nicht (mehr) für Normalsterbliche<br />

gedacht.<br />

Die «durchschnittlichen» Kunstsammler<br />

verlangen nach grossen Namen, nach<br />

unbestritten anerkannten Künstlern. Mit<br />

Albert Anker, Ferdinand Hodler oder Cuno<br />

Amiet kann man gute Preise erzielen, bei<br />

den internationalen Künstlern sind unter<br />

anderem Pablo Picasso, Marc Chagall<br />

oder Pierre Auguste Renoir äusserst beliebt.<br />

Hierfür sind Sammler bereit, Geld<br />

auszugeben. Diese herausragenden Namen<br />

machen aber nur einen Bruchteil des<br />

Angebots aus. Ein Grossteil der Werke an<br />

Auktionen stammt natürlich von weitaus<br />

weniger bekannten Künstlern.<br />

Kunstwerke sind auch Wertanlagen.<br />

Behalten die momentan<br />

grossen Namen ihren Wert<br />

auch in Zukunft?<br />

Dafür kann man nie eine absolute Garantie<br />

abgeben. Aber die aktuell grossen Namen,<br />

auf nationaler oder internationaler<br />

Ebene, haben bereits eine gewisse Entwicklung<br />

hinter sich und die Künstler<br />

waren schon zu Lebzeiten bekannt. Von<br />

daher ist nicht zu erwarten, dass die Preise<br />

wesentlich fallen werden. Fälle wie<br />

Vincent van Gogh, dessen Werke zu Lebzeiten<br />

sehr günstig zu haben waren, sind<br />

eher selten. Ich vergleiche es gerne mit<br />

dem Kauf eines Autos: Wer heute einen<br />

Mittelklassewagen kauft, kann nicht davon<br />

ausgehen, dass dieser in zehn, zwanzig<br />

Jahren zum selben Preis oder gar noch<br />

teurer wieder verkauft werden kann. Wer<br />

von Beginn weg einen Ferrari oder Rolls-<br />

Royce kauft, darf tendenziell mit einer<br />

Wertsteigerung rechnen.<br />

Anders ist es natürlich mit zeitgenössischer<br />

Kunst. Es gibt viele Abgänger von<br />

Kunstakademien, die völlig unbekannt<br />

sind und durch einen Zufall plötzlich bekannt<br />

werden. Deren Preise können entsprechend<br />

hochschnellen. Ob dies aber in<br />

zehn Jahren noch der Fall sein wird, weiss<br />

man natürlich nicht.<br />

Es gibt einige Künstler, die aktuell gut im<br />

Markt liegen und in zwanzig Jahren wohl<br />

wieder aus den Galerien verschwunden<br />

sind.<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

Was ist ausser Mode geraten?<br />

Ganz allgemein ist leider der Markt für<br />

Antiquitäten, seien es Möbel, Silber, Porzellan,<br />

Teppiche usw., eingebrochen. Wir<br />

haben diese Gegenstände nach wie vor in<br />

den Auktionen, erzielen jedoch einen<br />

deutlich geringeren Preis als noch vor<br />

zehn, zwanzig Jahren. Ein Schrank, der<br />

früher für 25 000 Franken verkauft worden<br />

wäre, geht heute mit Mühe für 5000<br />

Franken weg.<br />

Worauf führen Sie diesen<br />

Wertverlust zurück?<br />

Grosse Möbelhäuser, um Ikea nicht zu<br />

nennen, spielen hier eine grosse Rolle.<br />

Unsere Vorfahren haben einen Hausstand<br />

gegründet, den sie mehr oder weniger unverändert<br />

ein Leben lang behalten haben.<br />

Dabei wurden Erbstücke über Generationen<br />

weitergegeben. Heute will man sich<br />

unter Umständen nach zehn, zwanzig<br />

Jahren völlig neu einrichten können. Folglich<br />

kauft man billigere Möbel, die sich<br />

auch schneller verschleissen dürfen. Das<br />

wertvolle Porzellan muss man von Hand<br />

waschen, was niemand mehr möchte, und<br />

wer will schon regelmässig Silber putzen.<br />

Und worauf schauen Sie, wenn<br />

Sie etwas für sich selbst<br />

erwerben?<br />

Dass ich Freude und Spass daran habe und<br />

dass ein Objekt gut in die Wohnung passt.<br />

Ich schaue nicht unbedingt auf den Wert.<br />

Natürlich ist es immer auch eine Frage des<br />

Budgets. Ich würde gerne dieses oder jenes<br />

Kunstwerk kaufen, aber es liegt ausserhalb<br />

dessen, was ich mir leisten kann. Entscheidend<br />

sollte bei jedem Kauf der persönliche<br />

Geschmack sein und die Freude an einem<br />

Werk. Wer Kunst als reine Wertanlage<br />

kauft, läuft ein zu grosses Risiko, dass die<br />

Rechnung nicht aufgeht. ■<br />

Zur Person<br />

Jan Scharf (geb. 1973 in Brüssel) studierte<br />

Rechtswissenschaften und<br />

Kunstgeschichte in Berlin und Freiburg<br />

im Breisgau. Er arbeitet seit 12<br />

Jahren bei Dobiaschofsky Auktionen in<br />

Bern. Das Auktionshaus führt zweimal<br />

jährlich im Mai und November Versteigerungen<br />

mit jeweils ca. 3500 Objekten<br />

durch (nächster Termin: 14.–17.<br />

Mai 2014, Vorbesichtigung: 3.–11. Mai<br />

2014, Einlieferschluss: 14. März 2014).<br />

Zunächst war Jan Scharf mit der Katalogisierung<br />

der Gemälde betraut. Seit<br />

sechs Jahren ist er als Direktor für die<br />

allgemeine Akquisition von Kunstwerken<br />

und für deren Schätzungen zuständig.<br />

Zudem assistiert er dem Geschäftsführer<br />

in allen Belangen des<br />

Auktionshauses. Jan Scharf ist in einer<br />

Partnerschaft und lebt in Bern.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Psychiatrie: Adhs bei Erwachsenen<br />

Putztag im Land der Mythen<br />

Den Zappelphilipp kennt man seit langem, den Begriff dazu erst seit gut 30 Jahren – Adhs. Seither<br />

hat die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ein grosses Medieninteresse erfahren,<br />

ebenso wie das Medikament Ritalin. Dennoch ranken sich Mythen und Vorurteile um Adhs und<br />

Ritalin, welche die Sicht auf die Krankheit versperren und deren Behandlung erschweren.<br />

Prof. Dr. med. Dominique Eich-Höchli, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich (KPPP), Zürich,<br />

unter Mitarbeit von Dr. med. Philipp Eich, Psychiatrie Baselland (PBL)<br />

Der Begriff ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)<br />

taucht seit<br />

einigen Jahren häufig in den Medien auf.<br />

Offensichtlich bleiben aber viele Fragen<br />

offen. Als Klinikerin, welche täglich mit<br />

Betroffenen konfrontiert ist, erstaunt mich,<br />

wie viel in Bezug auf ADHS unklar oder von<br />

Vorurteilen belastet ist. Deshalb werden<br />

hier die gängigsten Mythen zu ADHS/POS<br />

vorgestellt, ebenso zu Methylphenidat/<br />

Ritalin ® , der Therapie mit der grössten<br />

Evidenz. Diese Mythen werden anschliessend<br />

diskutiert und im Sinne eines «Putztages<br />

im Mythenregister» richtiggestellt<br />

Mythen zu ADHS:<br />

1. ADHS ist eine Modediagnose.<br />

2. Gute Erziehung und genügend Freiraum<br />

für die Kinder machen Ritalin<br />

überflüssig.<br />

3. Das männliche Geschlecht ist viel häufiger<br />

betroffen (im Verhältnis 4:1).<br />

4. ADHS wächst sich aus bzw. ist im Alter<br />

von 18 Jahren verschwunden.<br />

Und zu Methylphenidat/Ritalin ® :<br />

5. Ritalin ® ist ein Suchtmittel und macht<br />

abhängig.<br />

6. Auf Methylphenidat/Ritalin ® eingestellt,<br />

muss man die Substanz ein Leben<br />

lang einnehmen.<br />

7. Der Ritalinverbrauch, auch in der<br />

Schweiz, steigt seit Jahren exponentiell;<br />

dies wird von der Pharmaindustrie gesteuert.<br />

8. Methylphenidat/Ritalin ® wirkt leistungsfördernd<br />

auch bei Nicht-ADHS-<br />

Betroffenen und kann als «Hirn-Doping»<br />

eingenommen werden (z.B. in<br />

Prüfungssituationen).<br />

Weder Mode noch<br />

erziehungsbedingt<br />

Die Diagnose ADHS ist tatsächlich relativ<br />

jung; in der amerikanischen Psychiatrie<br />

ist sie seit ca. 1980 gebräuchlich. Die Geschichte<br />

des Krankheitsbegriffs beginnt<br />

jedoch viel früher, im deutschen Sprachraum<br />

1846 mit dem Zappelphilipp-Syndrom<br />

von Heinrich Hoffmann, dem<br />

Schöpfer des Struwwelpeters (ad Mythos<br />

1). Das von Hoffmann, einem exzellenten<br />

Beobachter und Arzt in Frankfurt<br />

a. Main, beschriebene Störungsbild kommt,<br />

wie wir heute wissen, in allen Kulturen<br />

und allen Gesellschaftsschichten vor. Insbesondere<br />

auch dort, wo Platz und ein<br />

entsprechender Rahmen zum Austoben<br />

der Kinder bestünde (ad Mythos 2). In der<br />

Schweiz wurde ADHS über Jahrzehnte als<br />

POS (Psychoorganisches Syndrom), das<br />

im Kindesalter vorkommt und sich dann<br />

«auswächst», diagnostisch erfasst (Ursprung<br />

von Mythos 4). Zur Entlastung<br />

aller Eltern mit ADHS-betroffenen Kindern<br />

muss unmissverständlich festgehalten<br />

werden, dass diese Diagnose nicht<br />

einfach auf eine fehlerhafte Erziehung<br />

zurückgeführt werden kann. Es muss<br />

auch darauf hingewiesen werden, dass<br />

ADHS vererblich ist und es so zu einer<br />

Häufung von ADHS-Auffälligkeiten in<br />

einer Familie kommen kann. Nicht selten<br />

berichten heute Eltern in der Sprechstunde,<br />

bei ihren Kindern sei eine ADHS abgeklärt<br />

worden, und sie hätten bei sich ganz<br />

ähnliche Symptome festgestellt (ad Mythos<br />

4). So wird ADHS bei Erwachsenen<br />

häufig retrospektiv diagnostiziert.<br />

Das heutige Verständnis von ADHS bzw.<br />

ADS (Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität)<br />

im Erwachsenenalter wurde<br />

1990 von Barkley und Wender (USA) eingeführt.<br />

Die Kernsymptome (Konzentrationsstörung<br />

bzw. Unaufmerksamkeit,<br />

motorische Unruhe / Hyperaktivität und<br />

Impulsivität) führen zu grossen Anpassungsschwierigkeiten.<br />

So äussert sich<br />

Unaufmerksamkeit in geringer Ausdauer,<br />

schlechter Konzentrationsfähigkeit, Vergesslichkeit<br />

sowie in fehlerhaftem, chaotischem<br />

und flüchtigem Arbeiten. Die<br />

motorische Unruhe zeigt sich in Ruhelosigkeit,<br />

Nervosität, Anspannung und Ungeduld<br />

oder auch als übermässiges Arbeiten.<br />

Sitzende Tätigkeiten und eintönige<br />

Arbeitsabläufe sind für Betroffene schwierig.<br />

Die Impulsivität führt dazu, dass<br />

ADHS-Betroffene zu viel reden und sich in<br />

Diskussionen mit Kommentaren nicht<br />

zurückhalten können. Zudem besteht eine<br />

Neigung zu raschen, unüberlegten Entscheidungen<br />

und zum Eingehen grosser<br />

Risiken. Betroffene erreichen so oft ein<br />

geringeres Funktionsniveau in verschiedenen<br />

Lebensbereichen. Bei Erwachsenen<br />

tritt ADHS nicht mehr so einseitig beim<br />

männlichen Geschlecht auf, sondern das<br />

Verhältnis von Männern zu Frauen liegt<br />

bei 1:1, also gleich häufig bei beiden Geschlechtern.<br />

Bei Frauen kommen die<br />

Kernsymptome zudem auch anders gewichtet<br />

vor: Es sind vielmehr die «Träumerinnen»,<br />

bei Hoffmann als «Hanns-<br />

Guck-in-die-Luft» beschrieben, welche<br />

das Bild prägen (ad Mythos 3 und 4).<br />

Adulte Krankheitsformen<br />

Die Erkenntnis, dass bei Erwachsenen<br />

(Männern wie Frauen) die Hyperaktivität<br />

nicht mehr zielführendes Symptom ist,<br />

hat uns Klinikern erst die Augen geöffnet.<br />

Heute wissen wir, dass es auch ADHS-Betroffene<br />

gibt, bei denen die Störung erst<br />

sichtbar wird, wenn die Patienten nicht<br />

mehr im gewohnten familiären Umfeld<br />

sind oder ein eigenständiges Leben beginnen<br />

z.B. eine Lehre oder ein Studium.<br />

Seit ca. 1990 hat das Störungsbild vor allem<br />

als Störung im Erwachsenenalter<br />

einen richtigen Boom erfahren. ADHS ist<br />

mit einer Verbreitung von ca. 4 Prozent bei<br />

Erwachsenen eine klinisch bedeutsame<br />

und häufige Störung. Als «Modediagnose»<br />

(ad Mythos 1) darf und kann man die<br />

heutige Verbreitung von ADHS aber nicht<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

bezeichnen: Die betroffenen Menschen<br />

sind früher leider zu wenig erkannt und<br />

diagnostiziert worden. Daraus ist viel individuelles<br />

Leid entstanden: Lehr- und<br />

Studienabbrüche in grosser Zahl, Stellenverlust,<br />

Beziehungsschwierigkeiten und<br />

soziale Konflikte z.B. durch die Impulsivität<br />

in Verkehrssituationen. Ein weiteres<br />

Merkmal bei Erwachsenen sind steigende<br />

Komorbiditäten wie Angststörungen, depressive<br />

Störungen, Abhängigkeitsstörungen<br />

u.a.m. und die genannten Folgen wie<br />

Probleme bei der Arbeit oder unstabile<br />

soziale Beziehungen.<br />

Somit kann man richtigerweise sagen,<br />

dass ADHS und die Behandlung bei Erwachsenen<br />

noch in den Kinderschuhen<br />

steckt.<br />

Vielfältige Therapie<br />

Vorurteile und Fehleinschätzungen betreffen<br />

nicht nur die Störung, sondern<br />

ebenso die Behandlung, speziell die Pharmakotherapie.<br />

Deshalb sollen hier die<br />

gängigsten Mythen bezüglich Methylphenidat/Ritalin<br />

® aus der Welt geschafft<br />

werden (Punkte 5 bis 8).<br />

Die heute gängige Behandlungsform von<br />

ADHS ist die sogenannte multimodale<br />

Behandlung, die Kombination von therapeutischen<br />

Zugängen wie Psychoedukation,<br />

Psychotherapie, psychosoziale Beratung,<br />

Selbsthilfe und Pharmakotherapie.<br />

Letztere spielt eine wichtige Rolle, insbesondere<br />

Methylphenidat/Ritalin ® , denn<br />

dies ist evidenzbasiert die Substanz der<br />

ersten Wahl zur Behandlung von ADHS<br />

(1, 2, 3).<br />

Methylphenidat, als Ritalin ® auf dem<br />

Markt, ist «uralt», in der Schweiz seit 1954<br />

erhältlich. Methylphenidat wird weltweit<br />

und täglich millionenfach eingenommen,<br />

es wirkt nur kurz und ist sicher. Und<br />

es ist billig, so billig, dass sich daraus keine<br />

Blockbuster-Interessen der Pharmaindustrie<br />

ableiten lassen (ad Mythos 7).<br />

Richtig ist, dass Methylphenidat zu den<br />

Stimulanzien gehört und auf der Betäubungsmittelliste<br />

der Schweiz steht. Entsprechend<br />

ist die Verschreibung eingeschränkt<br />

und muss von ärztlicher Seite<br />

streng überwacht werden (ad Mythos 5).<br />

Eine lebenslange Einnahme ist grundsätzlich<br />

nicht vorgesehen, kann aber aufgrund<br />

des Leidensdrucks der Patienten<br />

heraus notwendig sein (ad Mythos 6). Aus<br />

klinischer Sicht ist festzuhalten, dass die<br />

Betroffenen von sich aus (leider) immer<br />

wieder die verschriebenen Medikamente<br />

absetzen oder ärztlich verordnete «drug<br />

holidays» einschalten, ohne dass Entzugssymptome<br />

auftreten. Eine «Sucht»<br />

mit Dosissteigerung und Entzugserscheinungen<br />

sind bei Methylphenidat nicht<br />

bekannt (ad Mythos 5).<br />

Das Hauptproblem in der Erwachsenentherapie<br />

von ADHS ist jedoch, dass es keine<br />

differenzielle Indikation für Psychopharmakotherapie,<br />

Psychotherapie oder<br />

andere Behandlungsoptionen gibt, sondern<br />

dass diese von der Evidenzlage bei<br />

Kindern abgeleitet wird. In der Schweiz<br />

sind mehrere Methylphenidat-Präparate<br />

erhältlich, so Methylphenidat/Concerta ®<br />

auch für das Erwachsenenalter. Weiter ist<br />

Dexmethylphenidat/Focalin ® ebenfalls<br />

zur Behandlung erwachsener Betroffener<br />

zugelassen. Darüber hinaus stehen Medikamente<br />

anderer Substanzklassen zur<br />

Verfügung. Diese sind allerdings in der<br />

Schweiz noch nicht, oder dann nur für<br />

Kinder zugelassen. Entsprechend müssen<br />

sie «off-label» verordnet werden.<br />

Zur Leistungsförderung mit Methylphenidat<br />

bei Gesunden möchte ich auf die fundierte<br />

Diskussion der Arbeitsgruppe «Human<br />

Enhancement» im Auftrag der<br />

Akademien der Wissenschaften Schweiz<br />

(4) verweisen. Ritalin ® gehört zweifelsohne<br />

zu den Neuroenhancement-Produkten<br />

(NEP). Allerdings schreibt die Arbeitsgruppe<br />

mit Recht, dass diesen Produkten in der<br />

Öffentlichkeit «mehr Wirksamkeit zugeschrieben<br />

wird, als sie tatsächlich besitzen»<br />

(4: S. 56) und dass die zum Teil erheblichen<br />

Nebenwirkungen unerwähnt<br />

bleiben (ad Mythos 8). Als Klinikerin ist es<br />

mir wichtig, mit dem Vorurteil aufzuräumen,<br />

es sei ohne klare Diagnose und Indikationsstellung<br />

möglich, Methylphenidat<br />

als NEP verschrieben zu erhalten. ■<br />

Literaturangaben:<br />

1. Deutsche Leitlinien zu ADHS:<br />

– Ebert D. et al.: ADHS im Erwachsenenalter,<br />

Nervenarzt 2003; 74(10):939–946<br />

– Jacob C. et al.: Multimodale Therapie der<br />

ADHS im Erwachsenenalter, Nervenarzt<br />

2008; 79(7):801–807<br />

2. NICE-Guidelines zu ADHS aus GB: Attention<br />

deficit hyperactivity disorder, Guideline 72,<br />

National Institute for Health and Clinical<br />

Excellence, 2008<br />

3. Eich D. et al.: Der Leidensdruck bestimmt die<br />

Therapie, INFO Neurologie & Psychiatrie<br />

2012; 10(3):10–12<br />

4. Medizin für Gesunde, Arbeitsgruppe zu «Human<br />

Enhancement», SAMW, 2012 (www.<br />

akademien-schweiz.ch)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


Perspektiven<br />

Aus der «Praxis»*<br />

Interventionelle kArdiologie und kardiales iMAging, Universitätsspital Zürich<br />

Stellenwert der nicht-invasiven<br />

Bildgebung in der Kardiologie<br />

Role of Noninvasive Imaging in Cardiology<br />

O. Gaemperli<br />

Einleitung<br />

Die moderne Kardiologie bietet mittlerweile<br />

eine Vielfalt an nicht-invasiven bildgebenden<br />

Verfahren für die Diagnose der<br />

koronaren Herzerkrankung (KHK)<br />

(Abb. 1). Zu den ältesten gehören die<br />

Myokardperfusions-Szintigraphie (heute<br />

weitgehend als Myokardperfusions-SPECT<br />

(single photon emisson computed tomography)<br />

durchgeführt) und die Stress-<br />

Echokardiographie. In den letzten Jahren<br />

haben sich zunehmend auch die Herz-<br />

Magnetresonanztomographie (Herz-<br />

MRT) und die Herz-Computertomographie<br />

(Herz-CT) im klinischen Alltag etabliert.<br />

An gewissen spezialisierten Zentren<br />

werden zudem Perfusions- und Viabilitäts-Untersuchungen<br />

mittels Positronen-<br />

Emissions-Tomographie (PET) angeboten.<br />

Ob dieser Fülle an bildgebenden<br />

Verfahren können beim zuweisenden<br />

Kardiologen oder Allgemeinmediziner<br />

schon mal Zweifel aufkommen, welches<br />

Verfahren bei seinem speziellen Patienten<br />

am besten geeignet ist. Diese Auswahl<br />

wird häufig nicht nur von der klinischen<br />

Fragestellung und den klinischen Charakteristika<br />

des Patienten bestimmt sondern<br />

häufig auch durch 2andere Faktoren<br />

wie Verfügbarkeit, sozioökonomische Aspekte,<br />

Strahlenbelastung oder Kontrastmittel-Unverträglichkeiten,<br />

und persönliche<br />

Vorlieben beeinflusst. Der vorliegende<br />

Übersichtsartikel fasst den Stellenwert der<br />

unterschiedlichen bildgebenden Verfahren<br />

in der Abklärung der stabilen KHK<br />

zusammen mit besonderem Schwergewicht<br />

auf SPECT, CT und MRT.<br />

Warum nicht direkt<br />

alle Patienten<br />

koronarangio graphieren?<br />

Die invasive Koronarangiographie ist derzeit<br />

der Referenzstandard für die Darstellung<br />

der Koronararterien und spielt eine<br />

zentrale Rolle in der Diagnostik und Behandlung<br />

der koronaren Herzerkrankung<br />

(KHK). Die Nachteile der Koronarangiographie<br />

sind Invasivität und Kosten, sowie<br />

die Tatsache, dass die Angiographie nur<br />

morphologische Information über allfällige<br />

Lumenein engungen liefert (Abb. 1),<br />

aber keine Aussage über deren hämodynamische<br />

Relevanz zulässt (falls nicht<br />

zusätzliche intrakoronare Fluss- oder<br />

Druckmessungen durchgeführt werden).<br />

In ca. 20 Jahre alten Angiographie-Registern<br />

findet sich eine Herzkatheter-assoziierte<br />

Komplikationsrate von 1–2 % (heute<br />

wahrscheinlich geringer) [1]. Die häufigsten<br />

Komplikationen waren Blutungen aus<br />

der Einstichstelle, während Hirnschlag,<br />

Herzinfarkt oder Tod bedeutend seltener<br />

auftreten. In 2003 wurden in Europa<br />

knapp zwei Millionen Koronarangiographien<br />

durchgeführt, allerdings bei nur<br />

etwa 1/3 dieser Angiographien wurde<br />

gleichzeitig auch eine perkutane Intervention<br />

durchgeführt (d. h. ca. 1 300 000 Koronarangiographien<br />

waren rein diagnostisch)<br />

[2,3]. Angesichts der seltenen aber<br />

potenziell schwerwiegenden Komplikationen<br />

und der Kosten der Koronarangiographie<br />

sind nicht-invasive «Gatekeeper-<br />

Tests» erforderlich, um die Anzahl rein<br />

diagnostischer, sozusagen «unnötiger»<br />

Koronarangiographien zu vermindern.<br />

Myokardperfusions-SPect<br />

Die Myokardperfusions-SPECT hat sich<br />

seit nun über drei Jahrzehnten als ausgezeichnetes<br />

nicht-invasives bildgebendes<br />

Verfahren in der Diagnose und Prognose<br />

von Patienten mit stabiler KHK bewährt.<br />

Die SPECT-Technik erlaubt es, im Schnittbildverfahren<br />

einen volumetrischen Datensatz<br />

des Herzens zu erhalten, und deren<br />

hohe diagnostische Treffsicherheit ist<br />

in zahlreichen Studien belegt worden<br />

[4,5]. Je nach Belastungsprotokoll (physiologische<br />

Belastung, medikamentöse<br />

Belastung mit Adenosine, Dipyridamol<br />

oder Dobutamin) und verwendeten Radionucliden<br />

( 201 Thallium, 99m Tc-Sestamibi<br />

oder 99m Tc-Tetrofosmin) beträgt die<br />

Sensitivität der Untersuchung zwischen 87<br />

und 89% und die Spezifität zwischen 73<br />

und 75% [4] (Tab. 1). Die «Gatekeeper»-<br />

Funktion sowie Kosteneffektivität der<br />

SPECT wurde in der END-Studie belegt<br />

[6]: Das Vorschalten einer SPECT vor der<br />

invasiven Abklärung führte in dieser Studie<br />

zu einer verbesserten diagnostischen<br />

Ausbeute der Koronarangiographie sowie<br />

zu einer signifikanten Kostenreduktion<br />

(insbesondere in der Gruppe mit intermediärer<br />

Vortestwahrscheinlichkeit von 4200<br />

auf 2400 US-Dollar).<br />

Da die SPECT einer der ältesten Verfahren<br />

ist, gibt es auch eine Vielzahl von Daten<br />

über deren prognostische Aussagekraft.<br />

Das Tod- oder Myokardinfarkt-Risiko über<br />

die folgenden 2–3 Jahre ist besonders tief<br />

(0,6% pro Jahr) bei Patienten mit normaler<br />

SPECT, und steigt um das 12-Fache<br />

beim Vorhandensein von Perfusions-Defekten<br />

[7]. Die SPECT hat auch einen inkrementalen<br />

prognostischen Nutzen zum<br />

einfachen Stress-EKG. Insbesondere bei<br />

Patienten mit intermediärem Duke-Treadmill-Score<br />

kann die SPECT zwischen<br />

Patienten mit geringem (0,4%) und hohem<br />

(8,9%) kardiovaskulären Risiko unterscheiden<br />

[8].<br />

Im Artikel verwendete Abkürzungen:<br />

CT Computertomographie<br />

GFR Glomeruläre Filtrationsrate<br />

KHK Koronare Herzerkrankung<br />

MRT Magnetresonanztomographie<br />

PET Positronen-Emissions-Tomographie<br />

RCX Ramus circumflexus<br />

SPECT Single photon emisson computed<br />

tomography<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />

«Praxis» (<strong>2013</strong>; 102 (1): 29-37). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />

können die «Praxis» zu äusserst<br />

günstigen Konditionen abonnieren. Details<br />

s. unter www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Abb. 1: Übersicht über die unterschiedlichen bildgebenden Verfahren (die invasive Koronarangiographie<br />

eingeschlossen) der KHK-Diagnostik und ihre Indikationen. Die Unterscheidung<br />

zwischen anatomischer und funktioneller Bildgebung soll auf die unterschiedlichen<br />

Indikationen hindeuten: Sowohl Herz-CT wie auch invasive Koronarangiographie<br />

sind angiographische «anatomische» Verfahren zur Diagnose von arteriosklerotischen<br />

Plaques der Koronararterien. Die funktionellen Tests wie MRT, PET, SPECT, Stress-Echo und<br />

Stress-EKG erkennen die hämodynamischen Auswirkungen von Koronarstenosen, nämlich<br />

die myokardiale Ischämie. Diese Fragestellung kann durch angiographische Verfahren allein<br />

nicht beantwortet werden.<br />

Grössere retrospektive Studien haben bezüglich<br />

kardialer Prognose eine Interaktion<br />

zwischen dem Ausmass der myokardialen<br />

Ischämie und der therapeutischen<br />

Strategie zeigen können. Patienten mit<br />

mittelgrossen bis grossen ischämischen<br />

Arealen (>10% des linksventrikulären<br />

Myokards) profitieren von einer Revaskularisation,<br />

während bei Patienten mit<br />

kleinen Ischämien (_ 5%) eine bessere Prognose<br />

hatten als Patienten mit


Perspektiven<br />

Abb. 2: Diagnostischer Algorithmus zur Abklärung der KHK in Abhändigigkeit<br />

der Vortestwahrscheinlichkeit.<br />

ten beeinflussen. Die kardiale Ereignisrate<br />

(Tod, Myokardinfarkt, Revaskularisation)<br />

während einer Beobachtungsdauer<br />

von durchschnittlich 21 Monaten betrug<br />

0,5%, 3,5%, und 16% für Patienten mit<br />

normalen Koronarien, nicht-stenosierenden<br />

Veränderungen und Koronarstenosen<br />

in der CT [20]. Das CONFIRM-Register ist<br />

die bisher grösste multinationale und multiethnische<br />

prospektive CT-Datenbank mit<br />

über 23 000 Patienten [21]. Die ersten Publikationen<br />

aus diesem Register belegen<br />

die prognostische Aussagekraft der Herz-<br />

CT. Die Sterberate ist besonders niedrig bei<br />

Patienten mit normalen Herzkranzarterien<br />

in der CT und beträgt 0,28%/Jahr. Das<br />

Risiko steigt hingegen beim Vorhandensein<br />

von nicht-stenosierenden Veränderungen<br />

(hazard ratio [HR]1,60) und bei<br />

obstruktiver KHK (HR 2,60).<br />

Abb. 3: 56-jährige Patienten mit atypischen Beschwerden. A) Die Herz-CT zeigt eine<br />

arterio sklerotische Plaque im mittleren Ramus interventricularis (RIVA) (Pfeil) unklarer<br />

hämodynamischer Relevanz. B) – D) Verschiedenste Rekonstruktionen (MIP und MPR)<br />

der selben Läsion zeigen eine verkalkte Plaque mit ca. 50%igem Stenosierungsgrad, sodass<br />

zum sicheren Ausschluss einer hämodynamischen Relevanz eine Myokardperfusions-<br />

SPECT durchgeführt wurde. E) Die SPECT/CT-Hybrid-Untersuchung zeigt eine normale<br />

Durchblutung der Vorderwand und des Septums. Somit kann die Patientin konservativ<br />

behandelt und benötigt keine invasive Abklärung.<br />

Herz-MRT<br />

Die Herz-MRT hat sich in den letzten Jahren<br />

in der KHK-Abklärung etabliert und<br />

wird weltweit zunehmend eingesetzt. Die<br />

Herz-MRT kommt ganz ohne ionisierende<br />

Strahlen aus und kann somit wiederholt<br />

beim gleichen Patienten ohne jegliche<br />

Strahlenbelastung eingesetzt werden.<br />

Nachteile der Herz-MRT sind hingegen die<br />

Interferenz mit metallischen ferromagnetischen<br />

Implantaten (z. B. Schrittmacher,<br />

Aneurysma-Clips, Trommelfell-Implantate,<br />

etc.) sowie Klaustrophobie. Die Herz-<br />

MRT-Untersuchung ermöglicht nicht nur<br />

die Beurteilung der myokardialen Perfusion<br />

durch dynamische Darstellung des<br />

First-Pass von Gadolinium-haltigem Kontrastmittel<br />

im Myokard. Durch die hohe<br />

zeitliche und räumliche Auflösung können<br />

auch stressinduzierte Wandbewegungsstörungen<br />

(ähnlich wie bei der<br />

Stress-Echokoardiographie) zur Ischämiediagnostik<br />

herangezogen werden.<br />

Letzteres bedingt allerdings die Gabe von<br />

Dobutamin als pharmakologischen Stressor,<br />

was wiederum die Qualität der First-<br />

Pass-Perfusionsaufnahmen aufgrund der<br />

hohen Herzfrequenz beeinträchtigen<br />

kann. Die Unterscheidung zwischen myokardialer<br />

Narbe und vitalem dysfunktionellem<br />

Myokard (mittels Gadolinium<br />

late-enhancement) bei Patienten mit<br />

ischämischer Kardiomyopathie ist eine<br />

weitere Stärke der Herz-MRT, die allerdings<br />

nicht Gegenstand dieses Übersichtsartikels<br />

ist.<br />

Eine Metaanalyse von 38 diagnostischen<br />

Studien an 2191 Patienten zeigte eine sehr<br />

hohe diagnostische Treffsicherheit der<br />

Herz-MRT [22]. Je nach Untersuchungsart<br />

(Perfusion versus Wandbewegungsstörungen)<br />

betrug die Sensitivität 83–91 % und<br />

die Spezifität 81–86 %. Die MR-IMPACT<br />

war eine grosse multizentrische Dosisfindungsstudie,<br />

die Herz-MRT-Perfusion mit<br />

unterschiedlichen Gadolinium-Kontrastmittel-Dosierungen<br />

mit SPECT verglichen<br />

hat [23]. Diese Studie dokumentierte<br />

«non-inferiority» der Herz-MRT (mit der<br />

optimalen Kontrastmittel-Dosierung von<br />

0,1 mmol/kg) gegenüber SPECT zur<br />

KHK-Diagnose (Gold-Standard: quantitative<br />

Koronarangiographie). Die bisher<br />

grösste prospektive Direkt-Vergleich-Studie<br />

zwischen Herz-MRT und SPECT, die<br />

CE-MARC-Studie (752 Patienten), zeigte<br />

allerdings eine höhere Sensitivität der<br />

Herz-MRT (87 vs. 67%) bei vergleichbarer<br />

Spezifität (83%) [24]. In der multizentri-<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

schen MR-IMPACT-II-Studie war ebenfalls<br />

die Sensitivität der Herz-MRT-Perfusion<br />

höher (67 vs. 59%), während die Spezifität<br />

verglichen mit SPECT geringer ausfiel (61<br />

vs. 72%) [25]. Trotz dieser vielversprechenden<br />

Resultate fehlen allerdings noch grosse<br />

Outcome-Studien, die den Einfluss von<br />

MR-Perfusions-Störungen und deren<br />

Ausmass auf die kardiale Prognose untersuchen<br />

[26].<br />

Implementierung<br />

der nicht-invasiven Bildgebung<br />

in klinischen<br />

Algorithmen<br />

Modalität Vorteile, Indikation Nachteile, Kontraindikationen<br />

Myokardperfusions-SPECT<br />

Stress-Echokardiographie<br />

Herz-CT<br />

Herz-MRT<br />

PET<br />

• Erste Wahl zur Ischämieabklärung<br />

(ESC: Klasse I)<br />

• Grösste Erfahrung weltweit (Millionen<br />

von Patienten). Hohe Treffsicherheit<br />

und prognostische Information<br />

• Ischämieabklärung (ESC: Klasse I)<br />

• Beurteilung der Klappenfunktion<br />

und Viabiltät, keine Röntgenstrahlen<br />

• Gute Alternative bei Patienten mit<br />

tiefer Vortestwahrscheinlichkeit<br />

• Hoher negativer Prädiktivwert (gut<br />

zum Ausschluss der KHK)<br />

• Ischämie und Vitalität (ESC: Klasse<br />

IIa)<br />

• Keine Strahlenbelastung, daher geeignet<br />

bei jungen Patienten<br />

• Ischämie und Vitalität (ESC: Klasse<br />

IIa)<br />

• Vorzugsweise bei bekannter Dreigefäss-KHK<br />

und Mikrozirkulations-<br />

Störung<br />

• Geringere Strahlenbelastung als<br />

Szintigraphie<br />

Tab. 2: Welcher Test für welchen Patienten?<br />

Strahlenbelastung<br />

zu hoch für Kinder<br />

und Schwangere<br />

Schlechte<br />

Schallbarkeit<br />

Kontrastmittelallergie,<br />

Niereninsuffizienz<br />

Klaustrophobie,<br />

Metallimplantate<br />

Beschränkte<br />

Krankenkassenpflicht<br />

Die Vielfalt an nicht-invasiven bildgebenden<br />

Verfahren erlaubt es in der Regel für<br />

die gegebene klinische Situation unter<br />

Berücksichtigung der jeweiligen Vor- und<br />

Nachteile des Verfahrens für jeden Patienten<br />

die passende Modalität auszuwählen.<br />

Entsprechend gibt es von internationalen<br />

Fachgesellschaften Dokumente über die<br />

«appropriateness» unterschiedlicher<br />

Verfahren je nach klinischem Szenario<br />

[27–29]. Es sollte noch erwähnt werden,<br />

dass das einfache Stress-EKG weiterhin<br />

der einfachste und billigste Ischämietest<br />

ist, der bei vielen Patienten bereits den<br />

Ausschluss oder die Diagnose einer KHK<br />

erlaubt. Es sind die Patienten mit intermediärer<br />

Vortestwahrscheinlichkeit (nach<br />

Drurchführung eines Stress-EKG) oder die<br />

nicht-belastbaren Patienten, bei welchen<br />

die nicht-invasive Bildgebung empfohlen<br />

wird (Abb. 2).<br />

Aufgrund des hohen negativen Prädiktivwertes<br />

ist die Herz-CT besonders gut geeignet<br />

bei Patienten mit geringer bis mittlerer<br />

Vortestwahrscheinlichkeit (z. B. keine<br />

bekannte KHK, 75 bpm) ist die CT allerdings<br />

aufgrund eingeschränkter Bildqualität<br />

nicht geeignet (Abb. 2). Bei Patienten mit<br />

mittlerer bis hoher Vortestwahrscheinlichkeit<br />

(>65-jährig, hohes kardiovaskuläres<br />

Risikoprofil) oder bekannter KHK ist ein<br />

funktioneller Test (SPECT, PET, Herz-<br />

MRT oder Stress-Echo) besser geeignet.<br />

Hier geht es nicht so sehr um die anatomische<br />

Bestätigung einer KHK (denn in<br />

dieser Gruppe werden bereits die meisten<br />

Patienten Koronarveränderungen unterschiedlichen<br />

Ausmasses aufweisen oder<br />

haben bereits eine bekannte KHK), sondern<br />

um eine Risikostratifizierung mittels<br />

Ischämienachweis. Bei vorhandener (mittelgrosser<br />

bis grosser) Ischämie ist das<br />

unmittelbare Risiko hoch und eine Revaskularisation<br />

(mittels perkutaner Koronarintervention<br />

oder Bypass-Operation) indiziert,<br />

während bei fehlender oder nur<br />

kleiner Ischämie ein konservatives Prozedere<br />

möglich ist. Die Wahl des funktionellen<br />

Tests wird von verschiedenen patienten-<br />

und situationsbezogenen Faktoren<br />

beeinflusst (Tab. 2).<br />

Eine weitere Möglichkeit der nicht-invasiven<br />

Bildgebung besteht in der Kombination<br />

von anatomischer (Herz-CT) und<br />

funktioneller (SPECT, PET, Herz-MRT)<br />

Information zur Hybridbildgebung<br />

(Abb. 2). Dieses Verfahren erlaubt die<br />

gleichzeitige Beurteilung von morphologischen<br />

Veränderungen der Koronargefässe<br />

sowie deren hämodynamische Auswirkung<br />

auf die myokardiale Perfusion. Eine<br />

Reihe kleinerer Einzelzenter-Studien haben<br />

die höhere diagnostische Treffsicherheit<br />

der Hybriddiagnostik gegenüber den<br />

separaten bildgebenden Verfahren dokumentiert<br />

[30]. Die Hybriddiagnostik ist<br />

dann von Vorteil, wenn der erste nichtinvasive<br />

Test nicht konklusiv ausgefallen<br />

ist und ein zweiter nicht-invasiver Test für<br />

den sicheren Ausschluss der KHK benötigt<br />

wird (Abb. 3). Zusätzlich eignet sich die<br />

Hybriddiagnostik auch zur genauen Ischämielokalisation<br />

bei Patienten mit Mehrgefässerkrankung<br />

vor einer perkutanen<br />

oder chirurgischen Revaskularisation.<br />

Strahlenbelastung<br />

PET, SPECT und CT sind bildgebende Verfahren,<br />

die ionisierende Strahlung zur<br />

Darstellung anatomischer Strukturen<br />

verwenden. Die in weiten Kreisen akzeptierte<br />

«linear-no-threshold»-(LNT) Theorie<br />

beschreibt einen linearen Zusammenhang<br />

zwischen effektiver Strahlendosis<br />

und stochastischen strahleninduzierten<br />

Schäden (insbesondere Krebsrisiko)<br />

[31]. In der Tat zeigten die ersten Studien<br />

mit 64-Zeilen-CT eine totale effektive<br />

Strahlendosis von bis zu 21,4 mSv [32].<br />

Die Verfeinerung und Weiterentwicklung<br />

der Akquisitionsprotokolle sowie die Einführung<br />

hochentwickelter moderner CT-<br />

Geräte haben die Strahlenbelastung der<br />

Herz-CT um ca. 40–90% senken können<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


Perspektiven<br />

Protokoll<br />

(Tab. 3) [32–34]. Heute ist die Strahlenbelastung<br />

der Herz-CT damit vergleichbar<br />

mit der invasiven Koronarangiographie.<br />

Die üblichen SPECT-Untersuchungen<br />

(1-Tages-Protokoll) mit 99m Tc-Tetrofosmin<br />

sind mit einer durchschnittlichen Strahlenbelastung<br />

von 9,3 mSv vergesellschaftet.<br />

Neuere SPECT-Geräte mit moderneren<br />

Detektoren, die auf Halbleiter-Technologie<br />

basieren, werden möglicherweise in der<br />

Zukunft zu einer weitere Strahlenreduktion<br />

führen [35]. Die im PET verwendeten<br />

Perfu sionstracer haben allesamt eine<br />

kürzere Halbwertzeit und sind daher auch<br />

mit geringeren Strahlendosen assoziiert<br />

(Tab. 3). Kardiale PET-Untersuchungen<br />

werden allerdings in der Schweiz nur restriktiv<br />

von den Krankenkassen bezahlt,<br />

deren Anwendung ist daher momentan<br />

nur Spezialfällen vorbehalten.<br />

Injizierte<br />

Aktivität (MBq) *<br />

Effektive<br />

Dosis (mSv)<br />

99m Tc Tetrofosmin 1-Tag Belastung/Ruhe SPECT 320/960 9,3<br />

201Tl Belastung-Redistribution SPECT 130 22,0<br />

13N-NH3 Belastung/Ruhe PET 550/550 2,4<br />

18 F-Fluorodeoxyglukose (FDG) PET 350 7,0<br />

64-slice CTCA (ohne Röhrenstrom-Modulation) 8,0–21,4<br />

64-slice CTCA (mit Röhrenstrom-Modulation) 7,0–14,0<br />

64-slice CTCA (prospektives EKG-Triggering) [33] 2,1<br />

2 x 128 slice (dual source), high pitch Spiral-CTCA [38] 0,9<br />

Diagnostische Koronarangiographie 2,3–22,7<br />

Tab. 3: Effektive Strahlendosis (in mSv) in der kardialen Bildgebung [32]<br />

* Strahlendosis geschätzt mit Hilfe von Gewebe-Dosis-Gewichtungsfaktoren gemäss ICRP 60-Publikation.<br />

Abstract<br />

The technological advances of recent decades have produced a large armamentarium of cardiac<br />

noninvasive imaging tools for the diagnosis of coronary artery disease (CAD), including stress echocardiography,<br />

myocardial perfusion radionuclide imaging, cardiac computed tomography (cardiac<br />

CT) and cardiac magnetic resonance imaging. The high diagnostic accuracy of these techniques has<br />

been documented by single center and occasionally larger multicentric studies. Hence, the choice of<br />

the appropriate technique in a given patient is based upon the particular clinical scenario, the patient's<br />

clinical characteristics, local availability and expertise, and upon other factors such as costs, radiation<br />

and potential contrast agent toxicity. Cardiac CT is by nature an anatomical technique (much like<br />

invasive angiography) with a high negative predictive value, therefore it has established itself as a<br />

useful tool to rule out CAD in patients with low to intermediate pretest likelihood of CAD. The remaining<br />

techniques, on the other hand, are functional tests for the detection of myocardial ischemia and<br />

are suitable to improve risk stratification in patients with known CAD or at higher cardiovascular risk.<br />

By this means, noninvasive cardiac imaging is an accurate and established tool in the diagnostic algorithm<br />

for CAD, and a cost-effective gatekeeper of invasive angiography.<br />

Key words: noninvasive cardiac imaging – myocardial perfusion SPECT – CT coronary angiography<br />

– cardiac magnetic resonance – stress echocardiography<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die technologischen Fortschritte der letzten<br />

Jahrzehnte haben eine Vielzahl nichtinvasiver<br />

bildgebender Verfahren zur Diagnose<br />

der KHK hervorgebracht. Die diagnostische<br />

Genauigkeit ist bei allen Verfahren<br />

mittlerweile in vielen Einzelzenter- und<br />

z. T. auch Multizenterstudien gut belegt,<br />

so dass sich die Wahl des besten nichtinvasiven<br />

Tests weitgehend nach der klinischen<br />

Fragestellung (Koronaranatomie<br />

vs. myokardiale Ischämie?), den Baseline-<br />

Charakteristika des Patienten, der Verfügbarkeit<br />

und lokalen Expertise, sowie nach<br />

anderen Faktoren wie Kosten, Strahlenbelastung<br />

und Kontrastmittel-Unverträglichkeit<br />

richtet. Unter Berücksichtigung<br />

dieser Kriterien bildet die nicht-invasive<br />

Bildgebung eine sehr zuverlässige und<br />

kosteneffi ziente Methode für den Ausschluss<br />

oder die Diagnose einer koronaren<br />

Herzerkrankung, insbesondere als «gatekeeper»<br />

der diagnostischen invasiven<br />

Koronarangiographie.<br />

■<br />

Interessenskonflikte<br />

Der Autor erhielt Rednerhonorare von GE<br />

Healthcare und Guerbet sowie einen Forschungs-Grant<br />

von Abbott Vascular.<br />

Korrespondenzadresse<br />

PD Dr. med. Oliver Gaemperli<br />

Oberarzt<br />

Klinik für Kardiologie<br />

Universitätsspital Zürich<br />

Rämistrasse 100<br />

8091 Zürich<br />

oliver.gaemperli@usz.ch<br />

Bibliographie<br />

1. Noto TJ, Jr., Johnson LW, Krone R, et al.: Cardiac<br />

catheterization 1990: a report of the<br />

Registry of the Society for Cardiac Angiography<br />

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2. Patel MR, Peterson ED, Dai D, et al.: Low<br />

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3. Cook S, Togni M, Walpoth N, et al.: Percutaneous<br />

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cardiac radionuclide imaging – executive<br />

summary: a report of the American College<br />

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Task Force on Practice Guidelines (ACC/<br />

AHA/ASNC Committee to Revise the 1995<br />

Guidelines for the Clinical Use of Cardiac<br />

Radionuclide Imaging). J Am Coll Cardiol<br />

2003; 42: 1318–1333.<br />

5. Kapur A, Latus KA, Davies G, et al.: A comparison<br />

of three radionuclide myocardial<br />

perfusion tracers in clinical practice: the<br />

ROBUST study. Eur J Nucl Med Mol Imag ing<br />

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diagnostic and prognostic strategies for the<br />

evaluation of stable angina patients: an observational<br />

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ischemia. Economics of<br />

Noninvasive Diagnosis (END) Multicenter<br />

Study Group. J Am Coll Cardiol 1999; 33:<br />

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7. Iskander S, Iskandrian AE: Risk assessment<br />

using single-photon emission computed tomographic<br />

technetium-99m sestamibi imaging.<br />

J Am Coll Cardiol 1998; 32: 57–62.<br />

8. Hachamovitch R, Berman DS, Kiat H, et al.:<br />

Exercise myocardial perfusion SPECT in<br />

patients without known coronary artery disease:<br />

incremental prognostic value and use<br />

in risk stratification. Circulation 1996; 93:<br />

905–914.<br />

54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Résumé<br />

Les progrès technologiques au cours des années passées ont permis le dévelopement d'une grande<br />

variété d'outils d'imagerie cardiaque non-invasive qui servent à détecter la maladie coronarienne,<br />

comprenant l'échocardiographie de stress, à perfusion myocardique par imagerie radionucléaire,<br />

scanner cardiaque (CT cardiaque) et à résonance magnétique cardiaque. Le haut niveau de performance<br />

diagnostique a été documenté dans plu-sieurs études mono-centriques et lors de quelques études<br />

multicentriques plus importantes. En conséquence, le choix d'une technique particulière dépend de<br />

l'attitude clinique et des caractéristiques du patient, de la disponibilité, de l'expertise locale et également<br />

des facteurs comme les coûts financiers, l'irradiation et la toxicité potentielle des certains produits de<br />

contraste. Le CT cardiaque est par sa nature une technique anatomique (ressemble à l'angiographie<br />

invasive) avec une haute valeur prédictive négative et s'est établi dès lors comme un outil d'exclusion<br />

de la maladie coronarienne chez les patients avec probabilité prétest basse à intermédiaire. Les autres<br />

techniques représentent en revanche des tests fonctionnels pour détecter l'ischémie myocardique et<br />

peuvent servir à améliorer la stratification du risque chez les patients avec une maladie coronarienne<br />

connue ou chez les patients à plus haut risque cardiovasculaire. En conclusion, l'imagerie cardiaque<br />

non-invasive représente un outil performant et bien établi dans l'algorithme diagnostique de la maladie<br />

coronarienne et permet d'éviter avec un bon rendement coût-efficacité une approche invasive.<br />

Mots-clés: l'imagerie cardiac – la maladie coronarienne – CT cardiaque – scintigraphie cardiaque<br />

– imagerie de résonance magnétique cardiaque<br />

Zusammenfassung<br />

Die nicht-invasive kardiale Bildgebung verfügt über eine Vielfalt an Verfahren zur Diagnose der koronaren<br />

Herzerkrankung (KHK): Dazu gehören die Stress-Echokardiographie, die Myokardperfusions-<br />

Szintigraphie oder -Positronen-Emissions-Tomographie, die Computertomographie (Herz-CT) und die<br />

Magnetresonanztomographie. Die diagnostische Genauigkeit dieser Methoden ist mittlerweile in vielen<br />

Einzelzenter- und z. T. auch multizentrischen Studien gut belegt. Die Wahl des besten Verfahrens<br />

richtet sich daher nach der klinischen Fragestellung, den Baseline-Charakterstika des Patienten, der<br />

lokalen Verfügbarkeit und Expertise, sowie anderen Faktoren wie Kosten, Strahlenbelastung und allfällige<br />

Kontrastmittel-Unverträglichkeiten. Das Herz-CT ist ein primär anatomisches Verfahren mit<br />

einem hohen negativen Prädiktivwert und ist daher gut geeignet zum Ausschluss einer KHK bei Patienten<br />

mit tiefer bis mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit. Die restlichen Verfahren sind vorwiegend<br />

funktionelle Tests, die zur Diagnose einer myokardialen Ischämie und damit zur Risikostratifizierung<br />

von Patienten mit höherem kardiovaskulären Risikoprofil oder bereits bekannter KHK nützlich sind.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Kriterien bildet die nicht-invasive Diagnostik ein nützliches Werkzeug<br />

in der Abklärung der KHK sowie einen kosteneffizienten «Gatekeeper» zur invasiven Koronarangiographie.<br />

Schlüsselwörter: kardiale Bildgebung – koronare Herzkrankheit – Herz-CT – Myokardperfusions-<br />

Szintigraphie – Herz-MRT<br />

9. Hachamovitch R, Hayes SW, Friedman JD,<br />

Cohen I, Berman DS: Comparison of the<br />

short-term survival benefit associated with<br />

revascularization compared with medical<br />

therapy in patients with no prior coronary<br />

artery disease undergoing stress myocardial<br />

perfusion single photon emission computed<br />

tomography. Circulation 2003; 107: 2900–<br />

2907.<br />

10. Hachamovitch R, Rozanski A, Shaw LJ, et al.:<br />

Impact of ischaemia and scar on the therapeutic<br />

benefit derived from myocardial revascularization<br />

vs. medical therapy among<br />

patients undergoing stress-rest myocardial<br />

perfusion scintigraphy. Eur Heart J 2011; 32:<br />

1012–1024.<br />

11. Shaw LJ, Berman DS, Maron DJ, et al.: Optimal<br />

medical therapy with or without percutaneous<br />

coronary intervention to reduce ischemic<br />

burden: results from the Clinical<br />

Outcomes Utilizing Revascularization and<br />

Aggressive Drug Evaluation (COURAGE)<br />

trial nuclear substudy. Circulation 2008; 117:<br />

1283–1291.<br />

12. International Study of Comparative Health<br />

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clinicaltrials.gov/ct2/show/ NCT01471522?te<br />

rm=ISCHEMIA&rank=1 Accessed March 19,<br />

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performance of 64-multidetector row coronary<br />

computed tomographic angiography<br />

for evaluation of coronary artery stenosis in<br />

individuals without known coronary artery<br />

disease: results from the prospective multicenter<br />

ACCURACY (Assessment by Coronary<br />

Computed Tomographic Angiography of<br />

Individuals Undergoing Invasive Coronary<br />

Angiography) trial. J Am Coll Cardiol 2008;<br />

52: 1724–1732.<br />

14. Meijboom WB, Meijs MF, Schuijf JD, et al.:<br />

Diagnostic accuracy of 64-slice computed<br />

tomography coronary angiography: a prospective,<br />

multicenter, multivendor study. J<br />

Am Coll Cardiol 2008; 52: 2135–2144.<br />

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Prognostic value of multislice computed<br />

tomography coronary angiography in patients<br />

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Coronary 64-slice CT angiography predicts<br />

outcome in patients with known or suspected<br />

coronary artery disease. Eur Radiol<br />

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19. Min JK, Shaw LJ, Devereux RB, et al.: Prognostic<br />

value of multidetector coronary computed<br />

tomographic angiography for prediction<br />

of all-cause mortality. J Am Coll Cardiol<br />

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20. Abdulla J, Asferg C, Kofoed KF: Prognostic<br />

value of absence or presence of coronary<br />

artery disease determined by 64-slice computed<br />

tomography coronary angiography a<br />

systematic review and meta-analysis. Int J<br />

Cardiovasc Imaging 2011; 27: 413–420.<br />

21. Min JK, Dunning A, Lin FY, et al.: Age- and<br />

sex-related differences in all-cause mortality<br />

risk based on coronary com puted tomography<br />

angiography findings results from the<br />

International Multicenter CONFIRM (Coronary<br />

CT Angiography Evaluation for Clinical<br />

Outcomes: An International Multicenter<br />

Registry) of 23,854 patients without known<br />

coronary artery disease. J Am Coll Cardiol<br />

2011; 58: 849–860.<br />

22. Nandalur KR, Dwamena BA, Choudhri AF,<br />

Nandalur MR, Carlos RC: Diagnostic performance<br />

of stress cardiac magnetic resonance<br />

imaging in the detection of coronary artery<br />

disease: a meta-analysis. J Am Coll Cardiol<br />

2007; 50: 1343–1353.<br />

23. Schwitter J, Wacker CM, van Rossum AC, et<br />

al.: MR-IMPACT: comparison of perfusioncardiac<br />

magnetic resonance with singlephoton<br />

emission computed tomography for<br />

the detection of coronary artery disease in a<br />

multicentre, multivendor, randomized trial.<br />

Eur Heart J 2008; 29: 480–489.<br />

24. Greenwood JP, Maredia N, Younger JF, et al.:<br />

Cardiovascular magnetic resonance and<br />

single-photon emission computed tomography<br />

for diagnosis of coronary heart disease<br />

(CE-MARC): a prospective trial. Lancet 2012;<br />

379 :453–460.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

55


Perspektiven<br />

Key messages<br />

• Die diagnostische Genauigkeit nicht-invasiver bildgebender Verfahren wie Stress-Echokardiographie, Myokardperfusions-Szintigraphie (SPECT)<br />

oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Herz-Computertomographie (Herz-CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ist mittlerweile<br />

in vielen Einzelzcenter- und z. T. auch multizentrischen Studien gut belegt.<br />

• Die prognostische Aussagekraft ist v. a. für die SPECT gut belegt, weniger gut für die Herz-PET, -CT und -MRT.<br />

• Die Herz-CT hat einen hohen negativen Prädiktivwert und eignet sich idealerweise für den KHK-Ausschluss bei Patienten mit tiefer bis mittlerer<br />

Vortestwahrscheinlichkeit.<br />

• Die anderen Modalitäten sind funktionelle Test zur Ischämie-Diagnose. Eine myokardiale Ischämie ist ein wichtiges prognostisches Kriterium<br />

bei KHK-Patienten. Funktionelle Tests sind daher erste Wahl bei Patienten mit bekannter KHK oder mit hohem kardiovaskulären Risikoprofil.<br />

• Die Wahl der besten bildgebenden Modalität richtet sich nach der klinischen Fragestellung, den Baseline-Charakterstika des Patienten, der lokalen<br />

Verfügbarkeit und Expertise, sowie anderen Faktoren wie Kosten, Strahlenbelastung und all fällige Kontrastmittel-Unverträglichkeiten.<br />

Lernfragen<br />

1. Welche der folgenden Aussagen zur nicht-invasiven kardialen Bildgebung trifft nicht zu? (Einfachauswahl, 1 richtige Antwort)<br />

a) Die Myokardperfusions-SPECT ist heutzutage (in modernen diagnostischen Zentren) das Verfahren mit der höchsten Strahlenbelastung.<br />

b) Patienten mit normalen Herzkranzarterien im Herz-CT haben eine Sterberate von 0,28 %/Jahr<br />

c) Direkt-Vergleich-Studien zwischen Herz-MRT und SPECT haben durchwegs eine höhere Spezifität der Herz-MRT aufgezeigt.<br />

d) Eine myokardiale Ischämie von >10 % des linksventrikulären Myokards ist mit einer schlechten kardialen Prognose vergesellschaftet. Diese<br />

Patienten profitieren von einer Revaskularisation.<br />

e) Eine KHK-Abklärung mittels SPECT vor der invasiven Koronarangio graphie führt zu einer verbesserten diagnostischen Ausbeute der Koronarangiographie<br />

und ist kosteneffizient.<br />

2. Welche der folgenden nicht-invasiven bildgebenden Verfahren sind in welchem klinischen Szenario am besten geeignet? (Ordnen sie diese den<br />

Auswahlmöglichkeiten a–e zu, es sind z. T. mehrere Auswahlmöglichkeiten möglich):<br />

1. Stress-Echokardiographie<br />

2. SPECT<br />

3. Herz-CT<br />

4. Herz-MRT<br />

a) 52-jährige Patientin mit atypischen Beschwerden, Linksschenkelblock und einer Ruhe-Herzfrequenz von 58/min<br />

b) 66-jähriger Patient mit Lungenemphysem, atypischen Thoraxschmerzen und Vorhofflimmern vor geplanter Lungenvolumen-Reduktions-<br />

Chirurgie<br />

c) 72-jähriger Diabetiker mit krankem Sinus-Knoten-Syndrom und Schrittmacher-Implantation, Dyspnoe, linksventrikulärer Hypertrophie,<br />

und inkonklusivem Belastungs-EKG<br />

d) 69-jähriger Patient mit schwerer Niereninsuffizienz (GFR 25 ml/min), belastungsabhängigen Thoraxschmerzen und guter körperlicher<br />

Leistungsfähigkeit<br />

e) 65-jährige Patientin mit Status nach Stenting des Ramus circumflexus (RCX) vor zehn Monaten und neu aufgetretenen atypischen Beschwerden<br />

25. Schwitter J, Wacker CM, Wilke N, et al.:<br />

MR-IMPACT II: Magnetic Resonance Imaging<br />

for Myocardial Perfusion Assessment in<br />

Coronary artery disease Trial: perfusioncardiac<br />

magnetic resonance vs. single-photon<br />

emission computed tomography for the<br />

detection of coronary artery disease: a comparative<br />

multicentre, multivendor trial. Eur<br />

Heart J 2012; Mar 4 [Epub ahead of print].<br />

26. Jahnke C, Nagel E, Gebker R, et al.: Prognostic<br />

value of cardiac magnetic resonance<br />

stress tests: adenosine stress perfusion and<br />

dobutamine stress wall motion imaging.<br />

Circulation 2007; 115: 1769–1776.<br />

27. Taylor AJ, Cerqueira M, Hodgson JM, et al.:<br />

ACCF/SCCT/ACR/AHA/ASE/ASNC/NASCI/<br />

SCAI/SCMR 2010 appropriate use criteria for<br />

cardiac computed tomography. A report of<br />

the American College of Cardiology Foundation<br />

Appropriate Use Criteria Task Force, the<br />

Society of Cardiovascular Computed Tomography,<br />

the American College of Radiology,<br />

the American Heart Association, the American<br />

Society of Echocardiography, the American<br />

Society of Nuclear Cardiology, the North<br />

American Society for Cardiovascular Imaging,<br />

the Society for Cardiovascular Angiography<br />

and Interventions, and the Society for<br />

Cardiovascular Magnetic Resonance. J Am<br />

Coll Cardiol 2010; 56: 1864–1894.<br />

28. Hendel RC, Berman DS, Di Carli MF, et al.:<br />

ACCF/ASNC/ACR/AHA/ASE/SCCT/SCMR/<br />

SNM 2009 Appropriate Use Criteria for Cardiac<br />

Radionuclide Imaging: A Report of the<br />

American College of Cardiology Foundation<br />

Appropriate Use Criteria Task Force, the<br />

American Society of Nuclear Cardiology, the<br />

American College of Radiology, the American<br />

Heart Association, the American Society<br />

of Echocardiography, the Society of Cardiovascular<br />

Computed Tomography, the Society<br />

for Cardiovascular Magnetic Resonance,<br />

and the Society of Nuclear Medicine. J Am<br />

Coll Cardiol 2009; 53: 2201–2229.<br />

29. Hendel RC, Patel MR, Kramer CM, et al.: ACCF/<br />

ACR/SCCT/SCMR/ASNC/NASCI/SCAI/SIR<br />

2006 appropriateness criteria for cardiac computed<br />

tomography and cardiac magnetic<br />

resonance imaging: a report of the American<br />

College of Cardiology Foundation Quality<br />

Strategic Directions Committee Appropriateness<br />

Criteria Working Group, American College<br />

of Radiology, Society of Cardiovascular<br />

Computed Tomography, Society for Cardiovascular<br />

Magnetic Resonance, American<br />

Society of Nuclear Cardiology, North American<br />

Society for Cardiac Imaging, Society for<br />

Cardiovascular Angiography and Interventions,<br />

and Society of Interventional Radiology.<br />

J Am Coll Cardiol 2006; 48: 1475–1497.<br />

30. Gaemperli O, Bengel FM, Kaufmann PA:<br />

Cardiac hybrid imaging. Eur Heart J 2011;<br />

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56 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

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32. Einstein AJ, Moser KW, Thompson RC, Cerqueira<br />

MD, Henzlova MJ: Radiation dose to<br />

patients from cardiac diagnostic imaging.<br />

Circulation 2007; 116: 1290–1305.<br />

33. Husmann L, Valenta I, Gaemperli O, et al.:<br />

Feasibility of low-dose coronary CT angiography:<br />

first experience with prospective ECGgating.<br />

Eur Heart J 2008; 29: 191–197.<br />

34. Tatsugami F, Husmann L, Herzog BA, et al.:<br />

Evaluation of a body mass index-adapted<br />

protocol for low-dose 64-MDCT coronary<br />

angiography with prospective ECG triggering.<br />

AJR Am J Roentgenol 2009; 192: 635–<br />

638.<br />

35. Gaemperli O, Kaufmann PA: Lower dose and<br />

shorter acquisition: pushing the boundaries<br />

of myocardial perfusion SPECT. J Nucl Cardiol<br />

2011; 18: 830–832.<br />

36. Gibbons RJ, Abrams J, Chatterjee K, et al.:<br />

ACC/AHA 2002 guideline update for the<br />

management of patients with chronic stable<br />

angina--summary article: a report of the<br />

American College of Cardiology/American<br />

Heart Association Task Force on practice<br />

guidelines (Committee on the Management<br />

of Patients With Chronic Stable Angina). J<br />

Am Coll Cardiol 2003; 41: 159–168.<br />

37. Cheitlin MD, Armstrong WF, Aurigemma GP,<br />

et al.: ACC/AHA/ASE 2003 guideline update<br />

for the clinical application of echocardiography<br />

– summary article: a report of the<br />

American College of Cardiology/American<br />

Heart Association Task Force on Practice<br />

Guidelines (ACC/AHA/ASE Committee to<br />

Update the 1997 Guidelines for the Clinical<br />

Application of Echocardiography). J Am Coll<br />

Cardiol 2003; 42: 954–970.<br />

38. Achenbach S, Marwan M, Ropers D, et al.:<br />

Coronary computed tomography angiography<br />

with a consistent dose below 1 mSv using<br />

prospectively electrocardiogram-triggered<br />

high-pitch spiral acquisition. Eur Heart J<br />

2010; 31: 340–346.<br />

Antworten zu den Lernfragen<br />

1. Antwort c) ist richtig.<br />

2. Antwort a) + 3); b) + 2); c) + 1) od. 2);<br />

d) + 1) od. 2); e) + 1) od. 4)<br />

Ausschreibung –<br />

Forschungsförderung<br />

Förderung der wissenschaftlichen Forschung im Bereich<br />

der Epilepsie (vorwiegend Starthilfen) durch die Schweizerische<br />

Liga gegen Epilepsie (Epilepsie-Liga)<br />

Die Epilepsie-Liga unterstützt wissenschaftliche Projekte<br />

im Bereich der Epileptologie im Gesamtbetrag von<br />

CHF 25 000.–<br />

pro Jahr. Insbesondere soll die Erforschung von Ursachen<br />

und Behandlungen der Epilepsie gefördert werden.<br />

Stipendien für Aus- oder Weiterbildung oder Auslandaufenthalte<br />

werden nicht ausgerichtet. Hingegen können<br />

Reise- und Aufenthaltskosten (ohne Salär) für Kurzaufenthalte<br />

(maximal einige Wochen) finanziert werden,<br />

sofern sie dem Erlernen von Methoden dienen, welche im<br />

Rahmen eines unterstützten Projektes in der Schweiz eingesetzt<br />

werden.<br />

Falls der Antragsteller/die Antragstellerin bereits anderswo<br />

Anträge für Unterstützung gestellt hat, ist offen zu<br />

legen, bei wem und mit welchem Ergebnis.<br />

Termin für die Einreichung von Gesuchen: 31. <strong>Dezember</strong><br />

<strong>2013</strong><br />

Richtlinien zur Forschungsförderung sind bei der Epilepsie-Liga<br />

erhältlich.<br />

Bewerbungen sind in vierfacher gedruckter Ausführung<br />

sowie in elektronischer Form einzureichen an:<br />

Epilepsie-Liga<br />

Seefeldstrasse 84, Postfach 1084, 8034 Zürich<br />

Tel. 043 488 67 77, Fax 043 488 67 78, info@epi.ch<br />

Assistenzärztin / Assistenzarzt<br />

in Ausbildung<br />

Wir suchen ab Frühjahr 2014 eine/n Praxisassistenten/in zu<br />

50%, (unterstützt durch das kantonale Programm zur Förderung<br />

der Hausarztmedizin Kanton Aargau) für 6–12 Monate.<br />

Wir sind eine vielseitige allgemeinmedizinische Praxisgemeinschaft<br />

mit zusätzlichem komplementärmedizinischem<br />

Angebot (Akupunktur, Homöopathie) und integrierter Augenarztpraxis<br />

in grösserer Landgemeinde im Nordwesten des<br />

Kantons Aargaus.<br />

Wir haben eine modern eingerichtete Praxis mit elektronischer<br />

Krankengeschichte, digitalem Röntgen, Labor, führen<br />

EKG, Lungenfunktion und Infusionstherapien durch und<br />

machen auch Hausbesuche.<br />

Späterer Einstieg in Praxisgemeinschaft ist möglich.<br />

Voraussetzungen: Mind. 2 Jahre Innere Medizin, oder 1 Jahr<br />

Innere Medizin und 2 Jahre andere Fächer.<br />

Wenn Sie Interesse haben, Ihre Facharztausbildung in Allgemeiner<br />

Innerer Medizin in der Praxis zu vervollständigen<br />

(von FMH anerkannt) und hausärztliche Berufserfahrung zu<br />

sammeln, melden Sie sich bitte bei Frau Melanie Charlton,<br />

Praxismanagerin.<br />

Kontaktangaben: Praxis Zwidellen 2, 5070 Frick<br />

Dr. med. Christoph Simonett<br />

Facharzt FMH für Allgemeinmedizin<br />

Akupunktur-TCM (ASA)<br />

Tel. +41 62 865 60 80<br />

Fax +41 62 865 60 89<br />

E-Mail praxis.ch.simonett@hin.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

57


Perspektiven<br />

Ausschreibung der<br />

sgiM-FoundAtion für <strong>2013</strong>/2014:<br />

«choosing wisely»<br />

Der Zweck der sgiM-Foundation ist die Förderung von Lehr- und Forschungsmitteln auf dem Gebiet<br />

der Allgemeinen Inneren Medizin.<br />

Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Präsident der SGIM-Foundation, Stiftung für Allgemeine Innere Medizin<br />

Die SGIM-Foundation, eine Stiftung der<br />

Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine<br />

Innere Medizin, wurde im Jahr<br />

2010 gegründet.<br />

Ihr Zweck ist die Förderung von Lehr- und<br />

Forschungsprojekten auf dem Gebiet der<br />

Allgemeinen Inneren Medizin. Dies umfasst<br />

folgende Punkte:<br />

––<br />

Unterstützung von Forschungsprojekten<br />

auf dem Gebiet der klinischen Forschung,<br />

der klinischen Epidemiologie<br />

bzw. der Gesundheitsdienste und der<br />

Organisation von Pflegeleistungen;<br />

––<br />

Vergabe von Preisen und Stipendien;<br />

––<br />

Unterstützung bei der Organisation<br />

oder Durchführung von Projekten zu<br />

Aus-, Weiter- und Fortbildungszwecken;<br />

––<br />

Unterstützung bei der Organisation von<br />

patientenbezogenen Veranstaltungen.<br />

Die Stiftung kann ihre Tätigkeit auf andere<br />

Bereiche ausdehnen sowie weitere<br />

Ziele verfolgen.<br />

Organe der Stiftung<br />

Die Organe der Stiftung sind der Stiftungsrat,<br />

die Geschäftsführerin/der Geschäftsführer<br />

und die Revisionsstelle.<br />

Der Stiftungsrat setzt sich mehrheitlich<br />

aus Mitgliedern der SGIM zusammen und<br />

umfasst mindestens fünf Personen. Dabei<br />

nehmen die Präsidentin oder der Präsident<br />

der SGIM sowie mindestens ein Mitglied<br />

des SGIM-Vorstands Einsitz.<br />

Ausschreibung<br />

Jedes Jahr führt die SGIM-Foundation eine<br />

Ausschreibung zur Einreichung von Projekten<br />

bzw. zur Bewerbung um Stipendien<br />

zu einem bestimmten Thema durch. Das<br />

jeweilige Thema steht in direktem Zusammenhang<br />

mit den aktuellen wissenschaftlichen<br />

Themen der Allgemeinen Inneren<br />

Medizin und der Organisation der Pflegeleistungen<br />

auf diesem Gebiet. Die Projekte<br />

werden von einem wissenschaftlichen<br />

Beirat, in dem renommierte Wissenschaftler<br />

aus Medizin und Hochschulwesen<br />

der Schweiz einsitzen, geprüft. Im Jahr<br />

2012 hat die SGIM-Foundation beschlossen,<br />

den Problemkomplex «LOST IN<br />

TRANSITION» zum Rahmenthema des<br />

Jahres zu erklären. Diesbezüglich wurden<br />

drei Projekte ausgezeichnet und gefördert.<br />

Rahmenthema <strong>2013</strong>/2014<br />

Anlässlich des 8. und 9. Platinsymposiums<br />

der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Allgemeine Innere Medizin im September<br />

2012 und <strong>2013</strong> haben zahlreiche<br />

Redner, Vertreter des Hochschulwesens,<br />

der Pharmaindustrie, der Krankenversicherungen,<br />

aus Politik und Medien über<br />

das Thema «Can less be more?» debattiert.<br />

Von diesem fruchtbaren Austausch<br />

inspiriert, hat die SGIM eine ehrgeizige<br />

Aktion ins Leben gerufen, in deren Rahmen<br />

eine «Top-5 List», also eine Liste mit<br />

fünf unnötigen Tests bzw. Behandlungen<br />

erstellt werden soll, welche nachweislich<br />

keinen Nutzen für die Patienten haben,<br />

eventuelle Risiken bergen und von den<br />

Ärzten unseres Fachbereichs dennoch<br />

häufig verordnet werden. In enger Zusammenarbeit<br />

mit Patienten und Gesundheitsdienstleistern<br />

soll die gemeinsame<br />

Entscheidungsfindung gefördert werden,<br />

um nur noch die Tests bzw. Behandlungen<br />

anzuwenden, die einen Mehrwert<br />

bieten. Genau dies ist das Ziel der im Jahr<br />

2012 in den USA ins Leben gerufenen<br />

«Choosing Wisely Initiative». Die SGIM ist<br />

bereit, die Herausforderung anzunehmen,<br />

als erste Fachgesellschaft eine «Choosing<br />

Wisely Initiative» in der Schweiz einzuführen.<br />

Daher hat die SGIM-Foundation beschlossen,<br />

im Jahr <strong>2013</strong> eine Ausschreibung zu<br />

folgenden Problemkomplexen der Allgemeinen<br />

Inneren Medizin im ambulanten<br />

oder Spitalbereich durchzuführen:<br />

––<br />

Über- oder Unterversorgung bei Tests,<br />

Behandlungen oder Interventionen<br />

(Prävalenz, bestimmende Faktoren,<br />

Folgen für die Patienten und Auswirkungen<br />

auf die Inanspruchnahme von<br />

Gesundheitsdienstleistungen, Auswirkungen<br />

der Interventionen).<br />

––<br />

Die Umsetzbarkeit und Auswirkungen<br />

von «CHOOSING WISELY»-Strategien<br />

auf die Qualität und die Inanspruchnahme<br />

von Gesundheitsdienstleistungen.<br />

Die Projekte sind bis zum 31. Januar<br />

2014 bei der SGIM-Foundation, Solothurnerstrasse<br />

68, Postfach, 4002 Basel,<br />

einzureichen und werden von einem unabhängigen<br />

Expertenbeirat geprüft. Zwei<br />

Projekte werden ausgewählt und mit je<br />

CHF 50 000 unterstützt.<br />

Ausführlichere Informationen finden Sie<br />

unter: http://www.sgim.ch/de/foerderung/<br />

sgim-foundation.<br />

■<br />

58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Unglaubliche Fallgeschichten<br />

aus der Medizin<br />

Die ungeschminkte wAhrheit<br />

Ihre Nase war verstopft, vor allem rechts. Und sie schnäuzte schwarzes Sekret. Schliesslich<br />

gesellten sich ein trockener Husten und zeitweise sogar Fieber hinzu. Deshalb konsultierte<br />

die 32-Jährige, die als Architektin auf einer Ausgrabungsstätte in Pompeji arbeitete,<br />

einen Spezialisten. Es folgten: Untersuchung der Nase und der Nasennebenhöhlen.<br />

Allergietests. Computertomogramm der Nasennebenhöhlen. Röntgenbild der<br />

Lungen. Lungenfunktionsprüfung. Analyse des Nasensekrets auf Bakterien oder Pilze.<br />

Bluttests. Da wurde man endlich fündig: Die Patientin hatte Antikörper gegen den<br />

Schimmelpilz Aspergillus im Blut. Im Zusammenhang mit ihren Beschwerden hielten<br />

die Ärzte deshalb ein Antipilzmittel für angezeigt. Der Erfolg nach zwei Monaten: gleich<br />

null. Also wieder Computertomografie, Allergietests und eine endoskopische Untersuchung<br />

der Nasennebenhöhlen. Dort sah der Arzt nun schwarze Pünktchen, die er für<br />

abgeschilferte Zellen hielt. Er riet zu Nasenspülungen. Die Patientin tat wie geheissen<br />

– und machte grosse Augen: Mit der ersten Spülung wurde eine kleine Schmetterlingsmücke<br />

(Clogmia albipunctata) aus der Nase geschwemmt. Diese Mückenart treibt sich<br />

überall dort herum, wo organisches Material fault. Ihre Larven haben kräftige Borsten<br />

und rufen leicht Entzündungen hervor. Manche der Larven benützen alle möglichen<br />

Körpereingänge; bei schlechten hygienischen Verhältnissen wandern sie sogar in die<br />

menschlichen Harnwege. Nun vermuteten die Ärzte – mittlerweile waren mehrere involviert<br />

–, dass es sich bei den schwarzen Krümeln im Nasensekret der Patientin um<br />

Insektenkot handelte. Binnen weniger Tage nach dem Abgang des mottenähnlichen<br />

Insekts verschwanden Fieber und Husten bei der Frau. Endlich konnte sie wieder frei<br />

durchatmen. Glücklich war sie trotzdem nicht: Denn sie schnäuzte weiterhin schwarz.<br />

Die frustrierte Patientin befürchtete, dass sie noch mehr Insekten beherbergen könnte.<br />

Nach dem Nasensekret verfinsterte sich nun auch ihre Stimmung – obwohl bei erneuten<br />

Untersuchungen keine weiteren Insekten auftauchten. Endlich fiel es einem Arzt wie<br />

Schuppen von den Augen: Die Frau trug einen Lidstrich! Dem ärztlichen Rat folgend,<br />

hörte sie auf, sich mit Kajal zu schminken. Nach zwei Tagen war ihr hartnäckiges<br />

schwarzes Nasensekret verschwunden. Zur Befeuchtung der Augen wird Tränenflüssigkeit<br />

abgesondert. Sie läuft normalerweise über den Tränen-Nasen-Gang in die Nasenhöhle<br />

ab. Bei der 32-Jährigen aber war dieser Gang ungewöhnlich weit. Deshalb gelangten<br />

bei ihr Farbpigmente aus dem Kajalstift bis in die Nase. Die Schmetterlingsmücke<br />

hatte vermutlich den Husten und die Entzündung verursacht, die schwarzen Krümelchen<br />

hingegen stammten vom Kajal. Als die Frau statt eines schwarzen einen blauen Lidstrich<br />

zog, schnäuzte sie blau.<br />

■<br />

Leserbrief<br />

Mit grossem Interesse<br />

habe ich den Artikel von Herrn Prof. Stadler<br />

im <strong>VSAO</strong>-Journal (5/13) gelesen.<br />

Während ich keine der Punkte, die Prof.<br />

Stadler aufgeführt hat, auf wissenschaftlicher<br />

Basis angreifen kann, so kann man<br />

dem Artikel als ganzem trotzdem eine<br />

gewisse Myopie zumessen. Wenn man<br />

umgangssprachlich unter «Immunsystem»<br />

die «Allgemeine Abwehrbereitschaft<br />

des Körpers» und nicht nur einzelne Interleukine<br />

und Zellen versteht, so gibt es<br />

sehr wohl Methoden, diese zu steigern:<br />

Das Phänomen der vorübergehenden Immunsuppression<br />

nach sportlicher Belastung<br />

ist wissenschaftlich gut untersucht.<br />

Ebenfalls belegt ist, dass Sportler trotz<br />

dieser Schwächung der Abwehrkraft nicht<br />

öfter erkranken. Dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass die Thermoregulation<br />

optimiert und die Schleimhautbarriere<br />

verstärkt wird. Dass eine Grippeimpfung<br />

spezifischeren und effektiveren Schutz vor<br />

Grippe bietet, bleibt unbestritten, trotzdem<br />

wurde meiner Meinung nach eine wichtige<br />

Facette dieses komplexen Themas im<br />

o.g. Artikel ausgeblendet. Im Sinne der<br />

«Hormesis» lässt sich also durch regelmäs<br />

sige sportliche Bestätigung die Anfälligkeit<br />

des Körpers für Krankheiten reduzieren.<br />

Anton Becker<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

59


mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />

Briefkasten<br />

Iris Pignone<br />

Versicherungsexpertin<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Ich benutze mein Auto vor allem im Sommer, im Winter nur ab und zu.<br />

Deshalb habe ich keine Winterpneus montiert. Gibt es eine Pflicht,<br />

Winterreifen anzubringen? Und was geschieht, wenn ich wegen der<br />

Sommerreifen einen Unfall verursache?<br />

Eine gesetzliche Pflicht, das Auto mit Winterreifen auszurüsten, gibt es in der Schweiz<br />

nicht. Im Gegensatz beispielsweise zu Deutschland und Österreich, wo ein Obligatorium<br />

besteht. Allerdings schreibt das Gesetz unter anderem vor, dass das Fahrzeug unabhängig<br />

von der Witterung in einem betriebssicheren Zustand zu sein hat. Wer mit Sommerreifen<br />

auf verschneiten oder eisigen Strassen unterwegs ist, erfüllt diese Anforderung<br />

eindeutig nicht. Bereits bei Temperaturen von etwa 7 Grad haben Sommerreifen nämlich<br />

keine optimale Bodenhaftung mehr. Wer auf winterlichen Strassen nicht angemessen<br />

unterwegs ist und den Verkehr behindert, kann demzufolge gebüsst werden. Bei<br />

einem Unfall kann sogar eine strafrechtliche Verfolgung drohen. Im Weiteren kann die<br />

Versicherung ihre Leistung im Schadenfall empfindlich kürzen, sollte das Fahrzeug<br />

nicht ausreichend ausgestattet gewesen sein. Von daher empfiehlt es sich auf jeden Fall,<br />

Ihr Auto mit Winterreifen auszurüsten, selbst wenn Sie es im Winter nicht sehr häufig<br />

benützen. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung rät, Winterreifen mit mindestens 4<br />

Millimeter Profil von Oktober bis Ostern zu montieren (O-Regel).<br />

■<br />

Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an: 031 350 44 22, oder senden Sie uns eine<br />

E-Mail an info@mediservice-vsao.ch.<br />

Spezialbehandlung<br />

für Ärzte.<br />

Profitieren Sie von der innova Lohnausfallversicherung,<br />

massgeschneidert für angestellte Ärzte.<br />

Das Arbeitsverhältnis von angestellten Ärzten ist meist auf ein Jahr befristet. Fallen Sie am Arbeitsplatz<br />

wegen Krankheit aus, so endet die Lohnfortzahlung mit dem Ende des Arbeitsvertrages. Mit<br />

der Versicherungslösung von innova schützen Sie sich während Ihrer gesamten Berufslaufbahn und<br />

verfügen bei Krankheit über ein fortlaufendes Einkommen. Ein Angebot mit attraktiven Prämien,<br />

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Ruhestand im Ausland<br />

und die Steuerfolgen<br />

Manche Schweizer Bürgerinnen und Bürger beschliessen, ihren Ruhestand, oder zumindest<br />

einen Teil davon, im Ausland zu verbringen. Migrantinnen und Migranten, die zum Arbeiten in<br />

die Schweiz kamen, kehren nach ihrer Pensionierung in ihren Heimatstaat zurück. Bezüglich<br />

der Auszahlung und Besteuerung der Vorsorgeleistungen gilt es dabei einiges zu beachten.<br />

von Werner A. Räber<br />

Wie so oft in steuerlichen Fragen gibt es<br />

keine allgemeingültige Antwort. Sowohl<br />

die Auszahlungsmöglichkeiten wie auch<br />

die Besteuerungsmodalitäten hängen<br />

vom betreffenden Land bzw. dessen vertraglichen<br />

Vereinbarungen mit der<br />

Schweiz ab. Die Länder lassen sich diesbezüglich<br />

in drei Kategorien einteilen:<br />

1. EU-Raum; 2. übrige Länder mit Staatsvertrag<br />

mit der Schweiz; 3. übrige Länder<br />

ohne Staatsvertrag. Zudem macht es einen<br />

Unterschied, aus welcher der drei<br />

Vorsorgesäulen die Auszahlung erfolgt,<br />

wie Sie aus den folgenden Erläuterungen<br />

erkennen können.<br />

Leistungen der 1. Säule<br />

(AHV)<br />

Auf AHV-Renten, welche ins Ausland überwiesen<br />

werden, wird durch die Schweiz<br />

keine Quellensteuer erhoben. Die Besteuerung<br />

erfolgt im Wohnsitzland selber. Als<br />

Schweizer Bürger können Sie frei wählen,<br />

ob Ihre Rente an eine Zahlungsadresse in<br />

der Schweiz oder im Ausland überwiesen<br />

werden soll. Normalerweise werden die<br />

AHV-Leistungen in der Landeswährung<br />

der Zahlungsadresse ausbezahlt.<br />

Wenn Sie Staatsbürger eines Landes sind,<br />

mit dem die Schweiz ein Sozialversicherungsabkommen<br />

abgeschlossen hat, haben<br />

Sie ebenfalls Anspruch auf Bezug<br />

Ihrer AHV-Rente im Ausland. Wenn Sie<br />

jedoch Staatsbürger eines Landes sind,<br />

mit dem die Schweiz kein Sozialversicherungsabkommen<br />

abgeschlossen hat, verlieren<br />

Sie Ihren Anspruch auf die Rente,<br />

sobald Sie aus der Schweiz ausreisen und<br />

sich im Ausland niederlassen. In einem<br />

solchen Fall haben Sie allerdings die Möglichkeit,<br />

die Rückvergütung der von Ihnen<br />

geleisteten AHV-Beiträge zu beantragen,<br />

wobei jedoch in den allermeisten Fällen<br />

lediglich eine Teilrückvergütung erfolgt.<br />

Leistungen der 2. Säule<br />

(BVG)<br />

Für Ruhegehälter (Renten und Kapitalleistungen<br />

aus beruflicher und gebundener<br />

Vorsorge) sind die Bestimmungen der<br />

jeweiligen Doppelbesteuerungsabkommen<br />

(DBA) anwendbar. Liegt ein DBA vor,<br />

so werden Renten immer dann von der<br />

Quellensteuer befreit, wenn die Besteuerungsbefugnis<br />

dem Wohnsitzstaat zufällt.<br />

Bei Kapitalleistungen hingegen wird immer<br />

eine Quellensteuer erhoben, welche<br />

dann in der Folge je nach DBA zurückgefordert<br />

werden kann. Hat die Schweiz mit<br />

dem Wohnsitzstaat kein Doppelbesteuerungsabkommen<br />

abgeschlossen, so werden<br />

BVG-Renten immer an der Quelle<br />

besteuert. Diese Quellensteuer kann nicht<br />

zurückgefordert werden. Wenn der jeweilige<br />

Wohnsitzstaat die Rente ebenfalls<br />

besteuert, kommt es sogar zu einer Doppelbesteuerung.<br />

Das Gleiche gilt für Kapitalleistungen<br />

an einen Empfänger mit<br />

Wohnsitz in einem Staat ohne DBA mit der<br />

Schweiz. Einen hervorragenden Überblick<br />

mit Länderliste finden Sie im Merkblatt<br />

Q6 der Steuerverwaltung des Kantons<br />

Bern.<br />

Zu beachten ist, dass die Doppelbesteuerungsabkommen<br />

in aller Regel einen<br />

Unterschied machen zwischen Renten aus<br />

einem privatrechtlichen und einem öffentlich-rechtlichen<br />

Arbeitsverhältnis. Das<br />

Besteuerungsrecht für Renten aus einem<br />

öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis<br />

steht in aller Regel dem Auszahlungsland<br />

zu, weshalb derartige Renten immer mit<br />

der Quellensteuer belastet werden. Im Allgemeinen<br />

werden diese Renten im Aufenthaltsland<br />

nicht besteuert oder dann unter<br />

Anrechnung der in der Schweiz bereits<br />

entrichteten Steuer.<br />

Leistungen der Säule 3a<br />

(gebundene Vorsorge)<br />

Für Auszahlungen aus der Säule 3a gelten<br />

die identischen Bestimmungen wie sie<br />

vorstehend für Kapitalauszahlungen aus<br />

der Pensionskasse dargestellt worden sind.<br />

Leistungen der Säule 3b<br />

(freie Vorsorge)<br />

Die Quellensteuererhebung bei Auszahlungen<br />

aus Versicherungen im Bereich der<br />

freien Vorsorge hängt vom Typ der Versicherung<br />

ab. Bei Einmalprämienversicherungen<br />

wird eine Quellensteuer von 8 Prozent<br />

erhoben, was besonders ärgerlich ist,<br />

da bei Wohnsitz in der Schweiz in den<br />

allermeisten Fällen der Auszahlungsbetrag<br />

steuerbefreit ist.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

61


der vsao stellt sich vor<br />

der vsao stellt sich vor<br />

63 Grusswort des Präsidenten<br />

Sektionen<br />

64 Aargau<br />

64 Basel<br />

65 Bern<br />

65 Freiburg<br />

66 Genf<br />

66 Graubünden<br />

66 Jura<br />

67 Neuenburg<br />

67 St. Gallen/Appenzell<br />

68 Solothurn<br />

68 Tessin<br />

69 Thurgau<br />

69 Waadt<br />

69 Wallis<br />

70 Zentralschweiz<br />

70 Zürich<br />

71 swimsa<br />

Geschäftsausschuss<br />

72 Daniel Schröpfer<br />

72 Ryan Tandjung<br />

72 Christoph Bosshard<br />

73 Marie-Claire Desax<br />

73 Lars Frauchiger<br />

73 Gert Printzen<br />

74 Miodrag Savic<br />

74 Urs Sieber<br />

74 Raphael Stolz<br />

75 Sonja Trüstedt<br />

75 Marino Urbinelli<br />

75 Felix Widmer<br />

Organisationen<br />

76 Organigramm<br />

77 Verband <strong>VSAO</strong><br />

79 MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

80 Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

83 <strong>VSAO</strong> Stiftung für<br />

Selbständig erwerbende<br />

62 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


grusswort des präsidenten<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

Die kürzer werdenden Tage kündigen das Jahresende an. Einen<br />

Moment lang lasse ich dieses Jahr Revue passieren – was hat mich<br />

bewegt?<br />

Intensives Lobbying, viele Gespräche und Treffen mit Politikerinnen<br />

und Politikern haben dazu geführt, dass nun ein Zulassungsstopp<br />

gilt, welchen unsere Mitglieder nur in geringem Ausmass spüren. Die<br />

Voraussetzung der dreijährigen Tätigkeit an einer anerkannten<br />

Schweizer Weiterbildungsstätte und somit die Kenntnis des Schweizer<br />

Gesundheitswesens erfüllen die Mehrzahl der vor der Niederlassung<br />

stehenden Kolleginnen und Kollegen. Die teilweise Nichtumsetzung<br />

des Zulassungsstopps in den Kantonen zeigt, dass dieser – wie vom<br />

<strong>VSAO</strong> wiederholt betont – keine Probleme löst. Vielmehr sind neue<br />

Modelle und Visionen gefragt, an deren Entwicklung sich der <strong>VSAO</strong><br />

intensiv beteiligt.Damit verknüpft sind Fragen der Aus- und Weiterbildung<br />

von Ärzten. Die Erhöhung der Anzahl Studienplätze in der<br />

Humanmedizin ist zwar beschlossen – doch die Übernahme der<br />

damit verbundenen Kosten ist aktuell ungeklärt. Ist eine Steuerung<br />

der Facharztweiterbildung, wie in anderen Ländern üblich, eine<br />

Variante? Wenn ja, in welchem Stadium der Aus- und Weiterbildung<br />

soll diese erfolgen? Welche anderen Anreize haben Einfluss auf den<br />

Entscheid, welche Fachrichtung gewählt wird? Der <strong>VSAO</strong> diskutiert<br />

mit und hat in der Person von Raphael Stolz einen engagierten und<br />

in Weiterbildungsfragen erfahrenen Vizepräsidenten im SIWF.<br />

Die Arbeitsbedingungen und damit auch die Einhaltung der gesetzlich<br />

vorgeschriebenen 50-Stunden-Woche für Assistenz- und Oberärzte<br />

sind in vielen Spitälern weiterhin problematisch. Die nationale<br />

Kampagne «spital.illegal.normal?» weist erneut darauf hin, dass<br />

diese Missstände beseitigt werden müssen. Dem Wunsch nach Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Privatleben/Familie gilt es Rechnung zu<br />

tragen. Mangelndes Verständnis für dieses Anliegen zeigt beispielsweise<br />

die Aussage einer Führungsperson, wonach es nur noch «weichgespülte<br />

Ärzte» gebe …<br />

Der zunehmende Kostendruck unter dem DRG-Regime wirkt sich<br />

auch auf den Arbeitsalltag in den Spitälern aus. Der hohe Patienten-<br />

Turnover und die bürokratischen Belastungen steigern den Arbeitsaufwand<br />

für Assistenz- und Oberärzte zusätzlich. Die jüngste Ärztekammer<br />

der FMH verlief für den <strong>VSAO</strong> wenig erfreulich. Die<br />

Beitragserhöhung für Oberärzte von 1/2 auf 2/3 konnten wir nicht<br />

verhindern. Der Antrag des <strong>VSAO</strong>, dass die FMH ausweisen müsse,<br />

wofür sie das zusätzliche Geld verwenden wird, wurde abgeschmettert.<br />

Und schliesslich ist der <strong>VSAO</strong> mit seiner Forderung nach einem<br />

Konzept und Businessplan sowie nach messbaren Eckpunkten für<br />

die IPI-Projekte unterlegen. Der Sonderbeitrag von 30 CHF wurde<br />

ohne Nachbesserung des Antrages beschlossen.Gerne möchte ich allen,<br />

die sich für die Belange des <strong>VSAO</strong> eingesetzt haben, danken.<br />

Gleichzeitig würde es mich freuen, wenn sich noch mehr junge Kolleginnen<br />

und Kollegen neben ihrer Weiterbildung standespolitisch<br />

für die Interessen des <strong>VSAO</strong> und damit ihre eigenen Interessen engagieren<br />

würden. Kontaktiert Eure Spitalvertreter, schaut bei der<br />

nächsten Mitgliederversammlung Eurer Sektion vorbei, oder informiert<br />

Euch im Internet unter www.vsao.ch. Für Fragen stehen Euch<br />

die Sektionen und der Zentralverband gerne zur Verfügung.<br />

Nur mit Eurem persönlichen Engagement schaffen wir als Verband der<br />

Schweizer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte die Durchsetzung<br />

Eurer Interessen und der Eurer Kollegen. Allen Leserinnen und Lesern<br />

wünsche ich ein gesundes, erfolgreiches und spannendes Jahr 2014!<br />

Dr. med. Daniel Schröpfer, Präsident <strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

63


Sektionen<br />

Aargau<br />

Mitglieder: 1160<br />

Präsidium: Philipp Rahm<br />

Vorstand: Claudine Arnet, Susanne Fasler, Markus Guzek,<br />

Barbara Jakopp, André Paul, Beatrice Paul, Eric Vultier (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />

Eric Vultier<br />

Lic. iur., Rechtsanwalt. Rechtskonsulent und Geschäftsführer der <strong>VSAO</strong>-<br />

Sektionen AG, SG/AR/AI, SO, TG und Zentralschweiz. Dienstleistung für<br />

Sektionsmitglieder: Unentgeltliche Rechtsberatung in arbeitsrechtlichen<br />

Fragen. Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />

Basel<br />

Basel <strong>VSAO</strong> Basel – Verband Schweizerischer Assistenz- und<br />

Oberärztinnen und -ärzte beider Basel<br />

Mitglieder: 2197<br />

Co-Präsidium: Sonja Trüstedt, Miodrag Savic<br />

Vorstand offiziell gewählte Mitglieder: Henry Hofmann, Sibyl Iso,<br />

Jana Siroka, Alexandra Nagy, Martin Sailer, Susi Stöhr, Florian Thieringer,<br />

Claudia von Wartburg (Geschäftsführerin, Juristin)<br />

Im Vorstand tätige noch nicht offiziell gewählte Mitglieder:<br />

Lucia Schönenberger, Sebastian Lamm, Tom Stierle<br />

Geschäftsstelle: Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,<br />

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

Von links nach rechts: Miodrag Savic, Sonja Trüstedt, Sibyl Iso,<br />

Alexandra Nagy, Claudia von Wartburg (Juristin), Martin Sailer, Susi Stöhr<br />

(es fehlen Henry Hofmann, Jana Siroka und Florian Thieringer)<br />

64 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


sektionen<br />

Bern<br />

Mitglieder: 3186<br />

Präsident: Lars Frauchiger<br />

Vorstand: Osei Agyeman, Christiane Arnold Ferrari (Vizepräsidentin), Nora<br />

Bienz, Nino Brunner, Cyrill Bühlmann (Vizepräsident), Nicolas Clément,<br />

Corinne Geppert, Dario Häberli, Tanja Hänni, Benjamin Hess, Stefan Hügli,<br />

Franziska Ott, Angelica Ramseier, Franziska Righini-Grunder, Martin Röthlisberger,<br />

Urs Sieber, Christof Stirnimann, Kristina Tänzler (Vizepräsidentin)<br />

Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin, glauser@vsao.ch<br />

Rechtsberatung: Rosmarie Glauser, Gabriela Meister-Vogt, Fürsprecherinnen<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Bern, Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern,<br />

Tel. 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41, bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

freiburg<br />

Mitglieder: 374<br />

Präsidium: Sandrine Thalmann<br />

Vorstand: Anne Girardin, Géraldine Maillard-Dewarrat, Patricia Stengel,<br />

Tarkan Göksu (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: ASMAF-Sektion Freiburg, Dr. Tarkan Göksu, Rechtsanwalt,<br />

Rue St-Pierre 10, Postfach 822, 1701 Freiburg, Tel. 026 322 37 37,<br />

Fax 026 323 29 55, tarkan.goeksu@unifr.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

65


Sektionen<br />

Genf<br />

(amig)<br />

Mitglieder: 1027<br />

Präsidium: Ebrahim Khabiri<br />

Vorstand: Thomas Agoritsas, Stéphanie Alzuphar, Yan Beauverd, Marie-<br />

Josée Daly, Sylvain De Lucia, Christophe Gallay, Anne-Laure Germond-Goncerut,<br />

Jérome Goncerut, Sandra Marras, Damiano Mugnai, Natacha Premand,<br />

Laetitia Ribordy, Tatiana Roiron, Hervé Spechbach<br />

Geschäftsstelle: Association des Médecins d’Institutions de Genève,<br />

Postfach 23, Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genève 14, amig@amig.ch,<br />

www.amig.ch<br />

Graubünden<br />

Mitglieder: 587<br />

Präsidium: Anja Gajewski<br />

Vorstand: Patrizia Kündig (Vizepräsidentin), Roberta Fahrner-Muschetti,<br />

Eva Geisler, Stefan Greuter, Katharina Mischler, Daniel Tuchscherer<br />

Geschäftsführer und Sektionsjurist: Samuel Nadig<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Graubünden, Postfach 697, 7002 Chur,<br />

Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch, www.vsao-gr.ch<br />

Eva Geisler, Stefan Greuter, Roberta Fahrner-Muschetti, Patrizia Kündig,<br />

Katharina Mischler, Daniel Tuchscherer, Anja Gajewski (Präsidentin),<br />

Samuel Nadig (Geschäftsführer und Sektionsjurist)<br />

Jura<br />

Mitglieder: 178<br />

Präsidium: vakant<br />

Vorstand: Carlos Munoz<br />

Sekretariat: Carlos Munoz, Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy,<br />

Tel. 032 466 72 67, cfmunoz@bluewin.ch<br />

Carlos Munoz<br />

66 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


sektionen<br />

Neuenburg<br />

(amine)<br />

Mitglieder: 117<br />

Präsidium: Mikael Sacristan<br />

Vorstand: Audrey D’Andrea, Olivier Clerc, Michael Feusier, Amaniel Kefleyesus,<br />

Delphine Magnenat (Kassierin), Björn Jonas Mattsson (Vizepräsident),<br />

Sanjeev Vamadevan, Marion White<br />

Jurist: Joël Vuilleumier, Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,<br />

Tel. 032 725 10 11, joelvuilleumier@bluewin.ch<br />

Geschäftsstelle: amine@asmac.ch<br />

St. Gallen/<br />

Appenzell<br />

Mitglieder: 1073<br />

Präsidium: Ralph Litschel<br />

Vorstand: Yvonne Hilpertshauser, Adrian Meyer, Barbara Reut Schatzmann,<br />

Corinne Schär, Melanie Schönenberger, Raphael Stolz, Arnoud Templeton<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion St. Gallen-Appenzell, Eric Vultier, lic. iur,<br />

Auf der Mauer 2 ,8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

E-Mail: vultier@schai-vultier.ch<br />

Internet: www.vsao-sg.ch; www.vsao-ar.ch; www.vsao-ai.ch<br />

Laufend werden weitere engagierte Kolleginnen und Kollegen für den Vorstand<br />

der Sektion gesucht; die unverbindliche Teilnahme an einer Vorstandsitzung<br />

ist jederzeit möglich und sehr willkommen!<br />

Von links nach rechts: Ralph Litschel,<br />

Corinne Schär, Yvonne Hilpertshauser, Habib<br />

Kherbeche (seit 1.8.<strong>2013</strong> in der Praxis),<br />

Barbara Reut Schatzmann, Adrian Meyer,<br />

Melanie Schönenberger (es fehlen: Raphael<br />

Stolz, Arnoud Templeton und Eric Vultier<br />

[Sektionsjurist und Leiter Geschäftsstelle])<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

67


Sektionen<br />

Solothurn<br />

Mitglieder: 417<br />

Präsidium: Felix Kurth<br />

Vorstand: Volker Böckmann, Debora Feldmann, Karen Gutscher,<br />

Eva Kifmann, Cirus Schahab, Daniel Schröpfer, Christian Tschager,<br />

Marino Urbinelli, Eric Vultier (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, lic. iur. Eric<br />

Vultier, Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23,<br />

Fax 044 250 43 20, E-Mail: vultier@schai-vultier.ch<br />

V.l.n.r.: Daniel Schröpfer, Volker Böckmann, Felix Kurth<br />

(Präsident), Karen Gutscher, Marino Urbinelli, Christian<br />

Tschager (es fehlen: Debora Feldmann, Eva Kifmann,<br />

Cirus Schahab, Eric Vultier)<br />

Tessin<br />

(asmact)<br />

Mitglieder: 446<br />

Präsidium: Edoardo Bisio<br />

Vorstand: Riccardo De Peron (Vizepräsident), Vito Fariello, Nicola Ferrari<br />

(Kassier), Iris Hausmann, Norman Horat, Sonia Lucini (Revisorin), Bruno<br />

Minotti, Rainero Spinelli<br />

Juristin: Marina Pietra Ponti, Rechtsanwältin und Notarin<br />

Geschäftsstelle: ASMACT (Ticino), Marina Pietra Ponti, Juristin,<br />

Via Curti 5, 6900 Lugano, C.P. 4458, 6904 Lugano 4 (Molino Nuovo),<br />

Tel. 091 922 95 22, Fax 091 923 61 71, mpietraponti@ticino.com,<br />

info@asmact.org<br />

Edoardo Bisio, Präsident<br />

68 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


sektionen<br />

Thurgau<br />

Mitglieder: 419<br />

Präsidium: Annebärbel Grosskopf, Vinzenz Mühlstein<br />

Vorstand: Dominik Hauser, Michaela Lenz, Marc Nairz, Bernhard<br />

Rosenstihl, Sergej Staubli, Christine Strub, Eric Vultier (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />

Waadt<br />

Mitglieder: 1729<br />

Präsidium: Anja Zyska Cherix<br />

Vorstand: Garance Behrens Oriella, Vincent Cattin, Yannick Cerantola,<br />

Aileen Chen, Alexandre Dumusc (Webmaster), Maryline Foerster Pidoux<br />

(Vizepräsidentin), Samir Lahzami, Julie Lorenz, Barbara Ney (Kassierin),<br />

Massimo Valerio, Julien Vaucher<br />

Jurist: Patrick Mangold, avocat@asmav.ch<br />

Sekretariat: Patricia Nobs, ASMAV, Postfach 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

Wallis<br />

(asmaval)<br />

Mitglieder: 439<br />

Präsidium: Jessika Métrailler-Mermoud<br />

Vorstand: Jean Bonnemain (Vizepräsident), Manuel Pernet (Sekretär),<br />

Sarah Zufferey (Kassierin), Veronica Alvarez, Christophe Bonvin, Fréderic<br />

Bruchez, Yannick Buerer, Caroline Bucher-Praz, Frederike Crouzy, Oliver<br />

Dangelmaier, Samuel Ducrest, Stephan van Düring, Mathieu Genoud,<br />

Marie Guinat, Magali Launay, Vincent Luisier, Philippe Zufferey<br />

Juristin: Valentine Gétaz Kunz, Ruelle du Temple 4,<br />

Postfach 20, 1096 Cully, Tel. 021 799 92 80, Fax 021 799 92 82,<br />

E-Mail getazkunz@etude-vgk.ch<br />

Kontakt: p.a. Jessika Métrailler-Mermoud, Rte de Chippis 55a, 1950 Sion,<br />

president@asmaval.ch, secretaire@asmaval.ch<br />

Von oben nach unten und von links nach rechts: Samuel Ducrest,<br />

Veronica Alvarez, Marie Guinat, Frederike Crouzy, Yanick Buerer,<br />

Vincent Luisier, Mathieu Genoud, Philippe Zufferey, Jean Bonnemain,<br />

Stephan van Düring, Fréderic Bruchez<br />

Jessika Métrailler-Mermoud (Präsidentin)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

69


Sektionen<br />

zentralschweiz<br />

Mitglieder: 1272<br />

Präsidium: Regula Wiesmann<br />

Vorstand: Anne Dietrich, Theresa Hidalgo Staub, Gitta Hornke, Gert<br />

Printzen, Christin Siebert, Sebastian Thormann, Eric Vultier (Jurist)<br />

Geschäftsstelle: <strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20,<br />

E-Mail vultier@schai-vultier.ch<br />

V.l.n.r.: Eric Vultier (Jurist), Gitta Hornke, Regula Wiesmann (Präsidentin),<br />

Sebastian Thormann<br />

Zürich<br />

(Verband Zürcher<br />

Spitalärzte und<br />

-ärztinnen vsaO)<br />

Mitglieder: 4279<br />

Präsidium: Dr. iur. Rudolf M. Reck<br />

Geschäftsleitung: Angelo Barrile, Martin Johansson (Kassier),<br />

Adrian Schibli, Katharina Schiessl, Ryan Tandjung, Reto Thomasin<br />

Geschäftsstelle: Zürcher Spitalärzte und -ärztinnen <strong>VSAO</strong>,<br />

Dr. Rudolf M. Reck, Sekretariat, Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster,<br />

Tel. 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67, E-Mail info@vsao-zh.ch<br />

V.l.n.r.: Angelo Barrile, Adrian Schibli, Katharina Schiessl, Claudia<br />

Zürcher (Gast), Rudolf Reck, Ryan Tandjung, Annick Denzler (Gast),<br />

Reto Thomasin (es fehlt: Martin Johansson)<br />

70 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


sektionen<br />

Swiss Medical<br />

Students’ Association<br />

Mitglieder: 7000, davon 488 <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />

Präsidium: Anna Wang<br />

Vorstand: Aude Berweiler (Generalsekretärin), Alessandra Bosch (Vizepräsidentin<br />

für Interne Angelegenheiten), Laeticia Schaller (Vizepräsidentin<br />

für Ausbildung), Stephan Ursprung (Kassier), Sophie Wang (Vizepräsidentin<br />

für Externe Angelegenheiten)<br />

Sekretariat: swimsa, 3000 Bern, Schweiz, gs@swimsa.ch, www.swimsa.ch<br />

V.l.n.r.: Aude Berweiler (Generalsekretärin), Alessandra Bosch (Vizepräsidentin<br />

für Interne Angelegenheiten), Stephan Ursprung (Kassier),<br />

Anna Wang (Präsidentin), Laetitia Schaller (Vizepräsidentin für<br />

Ausbildung), Sophie Wang (Vizepräsidentin für Externe Angelegenheiten)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

71


geschäftsausschuss<br />

Daniel Schröpfer<br />

Präsident <strong>VSAO</strong><br />

Ambulatorium Kanonengasse SGD Zürich<br />

Ryan Tandjung<br />

Vizepräsident <strong>VSAO</strong><br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Institut für Hausarztmedizin und Hausarzt<br />

Ressort: Weiterbildung<br />

Christoph bosshard<br />

Eidgenössischer Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie<br />

des Bewegungsapparates FMH<br />

Kreisarzt SUVA Bern<br />

Praxisgruppenleiter Versicherungsmedizin SUVA Bern/Freiburg/Sion/<br />

Solothurn<br />

Zentralvorstand FMH<br />

Leiter Ressort Daten/Demographie/Qualität<br />

72 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


geschäftsausschuss<br />

Marie-Claire Desax<br />

Assistenzärztin, Onkologie, Kantonsspital St. Gallen<br />

Ressort: Weiterbildung<br />

Lars Frauchiger<br />

Leitender Arzt Orthopädie und Traumatologie, Spital Thun<br />

Ersatzdelegierter DV FMH, Präsident Sektion Bern<br />

Gert Printzen<br />

Dr. med. et dipl. Biochem., FAMH Labormedizin<br />

Leiter Institut für Klinische Chemie und Immunologie<br />

Zentrum für LaborMedizin<br />

Luzerner Kantonsspital LUKS<br />

Ressort: Verantwortlicher für Qualität<br />

Zentralvorstand FMH<br />

Verantwortlicher Ressort Medizinische Informatik und eHealth<br />

Verantwortlicher Ressort Heilmittel<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

73


geschäftsausschuss<br />

Miodrag Savic<br />

Assistenzarzt, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsspital Basel<br />

Ressorts: Gesundheits- und Standespolitik, Arbeitsbedingungen<br />

Urs Sieber<br />

Angestellter Arzt in der Funktion eines Oberarztes in der Praxis Brunnenhof<br />

in Hindelbank<br />

Ressort: Gesundheits- und Standespolitik<br />

Raphael Stolz<br />

Oberarzt mbF/stv. Leitender Arzt zentrale Notfallstation<br />

Kantonsspital St. Gallen<br />

Ressort: Weiterbildung<br />

Vizepräsident/Mitglied Geschäftsleitung SIWF<br />

74 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


geschäftsausschuss<br />

Sonja Trüstedt<br />

Oberärztin Anästhesie FMH Universitätsspital Basel (50%),<br />

Studiendekanat Basel (30%)<br />

In Weiterbildung zum Master of Medical Education, IML Bern<br />

Leitung Ressort Weiterbildung<br />

Marino Urbinelli<br />

Oberarzt Psychiatrische Dienste, Solothurner Spitäler AG,<br />

Fachbereich Gerontopsychiatrie Region Olten<br />

Felix Widmer<br />

Medizinstudent im 4. Studienjahr an der Universität Basel<br />

Delegierter der Swiss Medical Students’ Association (swimsa)<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

75


Marc Schällebaum<br />

Geschäftsführer<br />

19 400<br />

17 500<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> / sts


organisationen<br />

Verband vsao<br />

Der Berufsverband <strong>VSAO</strong> vertritt als eigenständiger<br />

Verein die beruflichen, standespolitischen<br />

und wirtschaftlichen Interessen<br />

der angestellten Ärztinnen und Ärzte,<br />

insbesondere der Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte, in der Schweiz. In enger<br />

Zusammenarbeit mit der swimsa<br />

unterstützt der <strong>VSAO</strong> auch die Anliegen<br />

der Medizinstudentinnen und -studenten.<br />

Letztere können von einer kostenlosen<br />

Mitgliedschaft beim Verband und damit<br />

von allen Dienstleistungen profitieren.<br />

Dank der grossen Mitgliederzahl und einer<br />

guten Vernetzung tritt der <strong>VSAO</strong> im<br />

Gesundheitswesen als anerkannter Partner<br />

für ein qualitativ hochstehendes, fortschrittliches<br />

und finanzierbares Gesundheitssystem<br />

ein.<br />

Der <strong>VSAO</strong> engagiert sich insbesondere für<br />

gute Arbeitsbedingungen der im Spital<br />

tätigen Ärztinnen und Ärzte und für die<br />

ärztliche Weiterbildung. Als grösste Basisorganisation<br />

ist der <strong>VSAO</strong> auch innerhalb<br />

der FMH in den wichtigen Gremien vertreten<br />

(Ärztekammer, SIWF etc.), und mit<br />

Gert Printzen und Christoph Bosshard<br />

sitzen zwei unserer Vorstandsmitglieder<br />

im FMH-Zentralvorstand.<br />

Nachfolgend werden einige ausgewählte<br />

Aktivitäten des <strong>VSAO</strong> näher beschrieben.<br />

Weitere Informationen zum gesamten<br />

Angebot finden Sie auf unserer Website<br />

www.vsao.ch.<br />

Arztberuf und<br />

Familie/Privatleben<br />

Der <strong>VSAO</strong> setzt sich seit langem für die Vereinbarkeit<br />

von Arztberuf und Familie/Privatleben<br />

ein. Ein wichtiger Aspekt ist dabei<br />

die Einhaltung des Arbeitsgesetzes bei den<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten.<br />

Der <strong>VSAO</strong> engagiert sich aber auch mit anderen<br />

Projekten für dieses Anliegen:<br />

Beim Projekt «Familienfreundliche Massnahmen»<br />

hat der <strong>VSAO</strong> eine Studie zu den<br />

«betriebswirtschaftlichen Effekten einer<br />

familienbewussten Personalpolitik für<br />

den spitalärztlichen Bereich» erarbeiten<br />

lassen. Die Studie zeigt auf, dass es sich<br />

für ein Spital auch aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht lohnt, in die Familienfreundlichkeit<br />

zu investieren. In einer Broschüre<br />

werden die Ergebnisse der Studie für Entscheidungsträgerinnen<br />

und -träger der<br />

Spitäler und weitere Interessierte aufbereitet.<br />

Zusätzlich schalten wir auf unserer<br />

Website Best-Practice-Beispiele von Spitälern<br />

und Kliniken auf, welche erfolgreich<br />

Massnahmen punkto Familienfreundlichkeit<br />

umgesetzt haben.<br />

Ausserdem unterstützt der <strong>VSAO</strong> seine Mitglieder<br />

seit einigen Jahren bei der Suche<br />

nach freien Plätzen in Kindertagesstätten<br />

(Kita-Vermittlung). Entsprechende Anfragen<br />

können mittels Onlineformular an<br />

den <strong>VSAO</strong> gerichtet werden. Anschliessend<br />

geben wir innert zweier Wochen ein Feedback<br />

zu den verfügbaren Kitaangeboten<br />

der entsprechenden Region.<br />

Im Rahmen des Projekts «Coaching» können<br />

unsere Mitglieder eine individuelle<br />

Beratung mit einer Fachperson der Organisation<br />

UND in Anspruch nehmen. Diese<br />

findet telefonisch statt und dauert rund<br />

30 Minuten. Bei Bedarf kann ein weiteres<br />

Gespräch vereinbart werden. Selbstverständlich<br />

wird der Inhalt aller Gespräche<br />

vertraulich behandelt. Im Rahmen dieses<br />

Coachings wird die berufliche und familiäre/private<br />

Situation reflektiert. Gestützt<br />

darauf werden Lösungs- und Handlungsansätze<br />

aufgezeigt mit dem Ziel, Arztberuf<br />

und Familie/Privatleben besser vereinbaren<br />

zu können. Das Angebot ist für die<br />

Mitglieder des <strong>VSAO</strong> kostenlos.<br />

Feedbackpool<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiterbildung<br />

zu einem bestimmten Thema rasch<br />

und unkompliziert die Meinung unserer<br />

Mitglieder einholen zu können, wurde der<br />

Feedback-Pool eingerichtet. Maximal<br />

sechs Mal im Jahr erhalten alle Feedback-<br />

Pool Teilnehmenden eine kurze Onlineumfrage<br />

(max. 5–10 Minuten).<br />

Wichtig sind uns die persönliche Meinung<br />

und die Erfahrung der Teilnehmenden.<br />

Die Resultate gelten nicht als repräsentative<br />

Haltung der <strong>VSAO</strong>-Mitglieder und<br />

werden nur anonymisiert verwendet. Die<br />

Rückmeldungen erlauben es dem Ressort<br />

Weiterbildung jedoch, seine Überlegungen<br />

etwas breiter abzustützen.<br />

Der <strong>VSAO</strong> freut sich über weitere Teilnehmende!<br />

Anmeldung via Formular auf www.<br />

vsao.ch unter der Rubrik Weiterbildung.<br />

Visitationen<br />

Visitationen sind ein Instrument der Qualitätssicherung<br />

für die ärztliche Weiterbildung.<br />

Ein Team von Expertinnen und<br />

Experten prüft vor Ort und in Gesprächen<br />

mit den Direktbetroffenen die Umsetzung<br />

des Weiterbildungskonzeptes und die Weiterbildungsverhältnisse.<br />

Nebst dem Delegierten<br />

der visitierenden Fachgesellschaft,<br />

welcher die Visitation leitet, nimmt jeweils<br />

eine Vertreterin oder ein Vertreter des <strong>VSAO</strong><br />

sowie ein vom Schweizerischen Institut<br />

für ärztliche Weiter- und Fortbildung<br />

(SIWF) bestimmter unabhängiger Experte<br />

teil. Das Visitationsteam erstellt anschliessend<br />

einen Bericht zuhanden der<br />

zuständigen Weiterbildungsstättenkommission.<br />

Diese entscheidet, u.a. gestützt<br />

auf den Visitationsbericht, über die Anerkennung<br />

der visitierten Weiterbildungsstätte.<br />

Damit der <strong>VSAO</strong> allen Visitationsanfragen<br />

der Fachgesellschaften gerecht werden<br />

kann, hat er in den vergangenen Jahren<br />

einen Pool an <strong>VSAO</strong>-Vertreterinnen und<br />

Vertretern geschaffen. Laufend suchen wir<br />

Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen<br />

(<strong>VSAO</strong>-Aktivmitglieder), die<br />

sich für diese Tätigkeit interessieren.<br />

Interessiert?<br />

Dann melden Sie sich bei Béatrice Bertschi,<br />

unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@<br />

vsao.ch).<br />

Das Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong><br />

Das Zentralsekretariat ist für die operative<br />

Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten<br />

Strategien sowie die Verwaltung der Gremien<br />

und der 19 400 <strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />

zuständig. Es erledigt ausserdem alle anderen,<br />

für ein reibungsloses Funktionieren<br />

des Verbandes notwendigen Aufgaben.<br />

Zu diesem Zweck besteht zwischen der<br />

Geschäftsführung des Sekretariats, dem<br />

Präsidium und dem Geschäftsausschuss<br />

ein enger und kontinuierlicher Austausch.<br />

Zurzeit sind insgesamt vierzehn Mitarbeitende,<br />

die meisten als Teilzeitangestellte,<br />

für das Zentralsekretariat im Einsatz (vgl.<br />

Kasten auf nächster Seite).<br />

Simon Stettler, Geschäftsführer<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

77


organisationen<br />

Aline Aebi<br />

Béatrice Bertschi<br />

Simone Burkhard Schneider<br />

Elena Federspiel<br />

Susanne Gasser<br />

Sylviane Iff<br />

Raphael Kramer<br />

Tanja Kuster<br />

Jan Michel<br />

Erika Oesch<br />

Katharina Ott<br />

Beatrice Sahli<br />

Simon Stettler<br />

Nico van der Heiden<br />

Stv. Geschäftsführerin/Leiterin Service und Projekte<br />

Sachbearbeiterin Weiterbildung/Visitationen<br />

Stabsjuristin/juristische Sekretärin Standeskommission<br />

Gremien- und Geschäftsführungssekretariat<br />

Leiterin Buchhaltung<br />

Leiterin Réception/Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />

First Level Support/Sachbearbeiter Service und Projekte<br />

Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />

Lernender<br />

Réception/Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />

Réception/Sachbearbeiterin Service und Projekte<br />

Stv. Leiterin Service und Projekte/Buchhaltung<br />

Geschäftsführer<br />

Leiter Politik und Kommunikation<br />

• Zusammenarbeit mit den Präsidien,<br />

Vorständen und Geschäftsführern der<br />

<strong>VSAO</strong>-Sektionen<br />

• Verantwortung für die Medienarbeit des<br />

<strong>VSAO</strong> Schweiz<br />

• Berichterstattung via <strong>VSAO</strong>-Website,<br />

-Journal und -Newsletter<br />

• Verfassen von Fachartikeln zur Erläuterung<br />

der gesundheits- und standespolitischen<br />

Positionen des <strong>VSAO</strong><br />

Schweiz .<br />

Leiter Politik und<br />

Kommunikation<br />

Der Leiter Politik und Kommunikation<br />

stellt die gesundheits- und standespolitische<br />

Grundlagenarbeit sicher, unterstützt<br />

die Gremien des <strong>VSAO</strong> Schweiz bei der<br />

gesundheits- und standespolitischen Entscheidfindung<br />

und kommuniziert die<br />

gesundheits- und standespolitischen Positionen<br />

gegenüber Verbandsmitgliedern<br />

und Dritten.<br />

Aufgaben:<br />

• Beratung und Unterstützung der <strong>VSAO</strong>-<br />

Führungsgremien in gesundheits- und<br />

standespolitischen Fragen mit aktiver<br />

Teilnahme an deren Sitzungen<br />

• Teilnahmen und Mitarbeit an standespolitischen<br />

Seminaren des <strong>VSAO</strong><br />

Schweiz<br />

• Erarbeiten von Vernehmlassungen und<br />

Vorstössen zu gesundheitspolitischen<br />

Vorlagen<br />

• Lobbying gegenüber gesundheitspolitischen<br />

Entscheidungsträgern (Politik,<br />

Verwaltung, Organisationen und Verbände<br />

etc.)<br />

• Einsitznahme in Gremien anderer Organisationen/Verbände<br />

zur Interessenvertretung<br />

des <strong>VSAO</strong><br />

• Entwicklung von und Mitarbeit bei gesundheits-<br />

oder standespolitischen Projekten/Veranstaltungen<br />

des <strong>VSAO</strong><br />

Schweiz<br />

Nico van der Heiden, Leiter Politik<br />

und Kommunikation des <strong>VSAO</strong><br />

Schweiz<br />

78 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


organisationen<br />

MEDISERVICE vsao-asMac auf dem Prüfstand<br />

Seit 25 Jahren ist MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC die Dienstleistungsorganisation<br />

für Assistenz-, Ober,<br />

Spital- und Praxisärztinnen und<br />

-ärzte sowie für Medizinstudierende.<br />

Ziel von MEDISERVICE ist<br />

es, den über 17 000 Mitgliedern<br />

exklusive Dienstleistungen und<br />

attraktive Produkte massgeschneidert<br />

und zugleich kostengünstig<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Ist MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

nur ein Versicherungsmakler?<br />

Nein, denn neben den zahlreichen guten<br />

Angeboten im Bereich der Versicherungen,<br />

kreieren oder finanzieren wir auch<br />

Dienstleistungen, die direkt mit der Berufstätigkeit<br />

unserer Mitglieder zu tun<br />

haben. Wir sind immer in Evaluation von<br />

neuen, innovativen Dienstleistungen, die<br />

wir unseren Mitgliedern anbieten können.<br />

Was unterscheidet die Versicherungsangebote<br />

von MEDISERVICE<br />

von jenen anderer Anbieter?<br />

Zusammen mit unseren Versicherungspartnern<br />

bieten wir auf unsere Mitglieder<br />

zugeschnittene Versicherungsprodukte zu<br />

sehr guten Konditionen an. Unsere Mitglieder<br />

profitieren von bedarfsgerechten<br />

Lösungen und erhalten kompetente Antworten<br />

auf ihre Versicherungsfragen wie<br />

Krankenkasse, Autoversicherung, Rechtsschutz<br />

usw. Wir haben also keine Angebote<br />

«ab Stange», sondern «nach Mass»,<br />

jedoch zu sehr vorteilhaften Preisen.<br />

Weshalb sind die Prämien tiefer<br />

als bei andern Anbietern?<br />

Da wir Kollektivrahmenverträge abschlies<br />

sen, erhalten wir günstigere Konditionen.<br />

Die Prämien sind also tiefer als bei<br />

individuellen Abschlüssen. Derzeit bestehen<br />

über 23 000 Policen innerhalb der<br />

verschiedenen Rahmenverträge, die für<br />

die Mitglieder Einsparungen in Millionenhöhe<br />

bedeuten.<br />

können. Sie dürfen von uns also konsequent<br />

darauf ausgerichtete Leistungen<br />

und Angebote erwarten. Wir bieten auch<br />

Lösungen für spezifische Probleme, z.B.<br />

das exklusive Taggeldprodukt. Mit diesem<br />

kann das Risiko eines Lohnausfalls bei<br />

einem krankheitsbedingten Ausfall speziell<br />

bei befristeten Arbeitsverträgen behoben<br />

werden.<br />

Wie neutral ist MEDISERVICE?<br />

Wir sind eine Non-Profit-Organisation und<br />

einzig unsern Mitgliedern verpflichtet. Wir<br />

suchen unsere Versicherungspartner selbst<br />

aus und überprüfen und vergleichen die<br />

Angebote regelmässig. Mitglieder von<br />

MEDISERVICE können ihre Versicherungen<br />

kostenlos, neutral und unverbindlich<br />

von uns überprüfen lassen. Unser Versicherungs-Check-up<br />

bietet die beste Basis für<br />

weitere Überlegungen. Zudem steht MEDI-<br />

SERVICE-Mitgliedern eine objektive, persönliche<br />

und kompetente Beratung in<br />

sämtlichen wirtschaftlichen und finanztechnischen<br />

Angelegenheiten durch unabhängige<br />

Spezialisten zur Verfügung.<br />

Welche weiteren Dienstleistungen<br />

bietet MEDISERVICE an?<br />

Dank www.medizinkarriere.ch und www.<br />

jobmed.ch können unsere Mitglieder ihre<br />

Laufbahn, auf ihr Profil zugeschnitten,<br />

einfach und bequem online planen. Nach<br />

Bedarf können sie auf individuelle und<br />

professionelle Karriereberatung zugreifen.<br />

Die Stellenvermittlungsplattform «jobmed»<br />

unterstützt sie bei der Suche nach<br />

neuen Herausforderungen und bietet ihnen<br />

direkten Zugang zu attraktiven Angeboten.<br />

Wir haben auch grossen Anteil an<br />

der Entstehung von MEDIfuture. Schliesslich<br />

gibt MEDISERVICE im Auftrag des<br />

ganzen Verbandes das «<strong>VSAO</strong>-Journal»<br />

heraus, welches auch für <strong>2013</strong> das Gütesiegel<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

erhalten und damit zu den überdurchschnittlich<br />

guten Fachzeitschriften der<br />

Schweiz zählt.<br />

Ich verstehe zwar, dass MEDI-<br />

SERVICE mit seinen Partnern<br />

Werbung macht, aber ich würde<br />

gerne von deren Werbemails<br />

verschont. Kann ich etwas dagegen<br />

unternehmen?<br />

Selbstverständlich. Wenn Sie keine Werbung<br />

von unseren Partnern wünschen,<br />

dann können Sie sich bei uns melden, und<br />

wir nehmen Sie aus dem Verteiler. Rufen<br />

Sie uns ungeniert an. Leider können wir<br />

nicht verhindern, dass Sie auch weiterhin<br />

Werbung erhalten, die kommt dann allerdings<br />

von andern Anbietern.<br />

Wenn ich eine Idee für eine<br />

neue Dienstleistung habe, darf<br />

ich mich dann bei Ihnen melden?<br />

Noch so gerne! Wir sind froh, wenn wir<br />

positives, wie auch negatives Feedback von<br />

Ihnen bekommen. Die Bedürfnisse der<br />

Mitglieder kennen die Mitglieder natürlich<br />

selber am besten. Also, schicken Sie<br />

uns ein Mail, oder schreiben Sie uns. Wir<br />

nehmen Ideen gerne auf und evaluieren<br />

deren Machbarkeit.<br />

Was verstehen Sie unter «massgeschneiderte<br />

Lösungen»?<br />

Die für Arztinnen und Ärzte relevanten<br />

beruflichen sowie privaten Lebensabschnitte<br />

sind uns vertraut. Ebenso wie die<br />

speziel len Situationen , welche insbesondere<br />

während der Weiterbildung entstehen<br />

Auf dem Prüfstand stehen (v.l.n.r.): Johannes Thalhammer, Catherine<br />

Aeschbacher, Iris Pignone, Peter Scheidegger, Sandrine Jollien, Marc Schällebaum<br />

(Geschäftsführer), Barbara Reber, Isabel Saidi<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

79


organisationen<br />

Vorsorgestiftung vsao<br />

Der Pensionskassenabzug<br />

Der Pensionskassenabzug setzt sich aus<br />

dem Spar- und Risikobeitrag zusammen.<br />

Die Alters- und die Risikoleistungen werden<br />

bei der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> aus<br />

zwei separat geführten «Töpfen» finanziert.<br />

Der Pensionskassenabzug:<br />

Spar- und Risikobeitrag<br />

Sparbeitrag<br />

Sparbeitrag<br />

Der grössere Teil des Pensionskassenabzuges<br />

wird dazu verwendet, das Alterssparkapital<br />

der einzelnen versicherten<br />

Person zu äufnen. Er wird mindestens zur<br />

Hälfte vom Arbeitgeber getragen. Die einbezahlten<br />

Sparbeiträge, die Zinsen sowie<br />

freiwillig geleistete Einzahlungen bilden<br />

das Alterssparkapital.<br />

Die Altersleistung wird nach dem Beitragsprimat<br />

bemessen, das heisst, das<br />

künftige Alterssparkapital, welches im<br />

Pensionierungsalter auf dem individuellen<br />

Konto vorhanden ist, dient zur Berechnung<br />

der Altersrente.<br />

Nebst den ordentlichen Sparbeiträgen und<br />

Zinsen wird/kann der Topf «Sparbeitrag»<br />

wie folgt erhöht (+) oder reduziert (–)<br />

werden:<br />

Übertragung der<br />

Freizügigkeitsleistung (+)<br />

Beim Eintritt in die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

ist die versicherte Person verpflichtet, die<br />

bestehenden Freizügigkeitsleistungen zur<br />

Äufnung des Alterssparkapitals einzubringen.<br />

Das Formular «Freizügigkeitsleistung»<br />

für die Übertragung der Freizügigkeitsleistung<br />

wird der versicherten<br />

Person mit dem ersten Versicherungsausweis<br />

zugestellt.<br />

Reglementarischer Einkauf (+)<br />

Das künftige Alterssparkapital kann mittels<br />

eines reglementarischen Einkaufs bis<br />

zu einem bestimmten Betrag erhöht werden.<br />

Wohneigentumsförderung –<br />

Vorbezug (–)<br />

Mit dem angesparten Vorsorgekapital kann<br />

eine neue, zusätzliche Finanzierungsquelle<br />

für selbstbewohntes Wohneigentum genutzt<br />

werden. Das Alterssparkapital reduziert<br />

sich entsprechend dem vorbezogenen<br />

Betrag. Die Invaliditäts- oder Todesfallleistungen<br />

werden nicht gekürzt.<br />

Wohneigentumsförderung –<br />

Rückzahlung Vorbezug (+)<br />

Die versicherte Person kann den WEF-<br />

Vorbezug freiwillig zurückzahlen. Dadurch<br />

erhöht sich das künftige Alterssparkapital.<br />

Kapitalübertrag infolge Scheidung<br />

(–)<br />

Die schweizerische Gesetzgebung sieht vor,<br />

dass das während der Ehe angesparte Kapital<br />

aus der 2. Säule im Falle einer Scheidung<br />

hälftig zu teilen ist. Das Gericht teilt<br />

der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> den zu übertragenden<br />

Betrag mit den nötigen Angaben<br />

über die Erhaltung des Vorsorgeschutzes<br />

von Amtes wegen mit. Wenn die Freizügigkeitsleistung<br />

der versicherten Person<br />

ganz oder teilweise überwiesen wird, reduziert<br />

sich das Alterssparkapital um<br />

den an den anderen Ehegatten überwiesenen<br />

Betrag.<br />

Kapitalrückzahlung nach Kapitalübertrag<br />

infolge Scheidung (+)<br />

Die versicherte Person hat die Möglichkeit,<br />

das an den geschiedenen Ehegatten übertragene<br />

Kapital infolge Scheidung wieder<br />

einzubringen. Dadurch erhöht sich das<br />

künftige Alterssparkapital.<br />

Risikobeitrag<br />

Risikobeitrag<br />

Die Risikoprämie dient zur Absicherung<br />

der Risiken von Tod und Invalidität. Im<br />

Peter Scotton, Geschäftsführer<br />

Gegensatz zum Sparbeitrag wird die Risikoprämie<br />

nicht dem persönlichen Konto<br />

der versicherten Person gutgeschrieben,<br />

sondern gesamthaft durch die Vorsorgeinrichtung<br />

verwaltet und zur Finanzierung<br />

aller Renten verwendet.<br />

Die Risikoleistung berechnet sich nach<br />

dem Leistungsprimat, das heisst, für<br />

die Bemessung der Risikoleistung ist der<br />

versicherte Lohn massgebend.<br />

Folgende Risikoleistungen werden aus<br />

dem Topf «Risikobeitrag» finanziert:<br />

––<br />

Ehegattenrenten<br />

––<br />

Halb-/Vollwaisenrenten<br />

––<br />

Invalidenrenten<br />

––<br />

Invalidenkinderrenten<br />

––<br />

Spar- und Risikobeitragsbefreiung/<br />

Äufnung des Alterssparkapitals<br />

Kommt der Bezüger einer Invalidenrente<br />

ins Pensioniertenalter, wandelt sich die<br />

Invalidenrente in eine Altersrente um. Die<br />

Altersrente wird aus dem Topf «Sparbeitrag»<br />

finanziert.<br />

Weiterführung der Risikoversicherung<br />

bei einem Arbeitsunterbruch<br />

Stellenunterbruch – Ende der Anstellung/Reduktion<br />

des Beschäftigungsgrades<br />

Bei einem Stellenunterbruch oder einer<br />

Reduktion des Beschäftigungsgrades (für<br />

Personen unter 50 Jahren mit gültiger<br />

Niederlassung in der Schweiz) kann die<br />

Risikoversicherung (Rentenleistungen bei<br />

Invalidität/Tod durch Unfall/Krankheit)<br />

für maximal zwei Jahre auf eigene Rechnung<br />

weitergeführt werden. Versichert<br />

80 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


organisationen<br />

sind die Leistungen gemäss dem Vorsorgeplan<br />

94 – Unterbruchsversicherung.<br />

Das Alterssparkapital wird dabei nicht<br />

geäufnet.<br />

Unbezahlter Urlaub –<br />

ungekündigte Anstellung<br />

Für die Dauer eines unbezahlten Urlaubes<br />

besteht kein Versicherungsschutz. Die versicherte<br />

Person hat die Möglichkeit, die<br />

Risikoversicherung (Rentenleistungen bei<br />

Invalidität/Tod durch Unfall/Krankheit)<br />

für maximal 18 Monate auf eigene Rechnung<br />

bei der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> weiterzuführen.<br />

Versichert sind die Leistungen<br />

gemäss dem gültigen Vorsorgeplan<br />

des Arbeitgebers. Das Alterssparkapital<br />

wird dabei nicht geäufnet.<br />

Aufgrund der im November 2011 durch<br />

den Stiftungsrat beschlossenen Massnahmen<br />

und der positiven Entwicklung an<br />

den Finanzmärkten konnte per 31. <strong>Dezember</strong><br />

2012 die leichte Unterdeckung aus<br />

dem Jahr 2011 vollständig beseitigt werden.<br />

Der Wechsel der versicherungstechnischen<br />

Grundlagen von EVK 2000 zu<br />

BVG 2010 ist per 31. <strong>Dezember</strong> 2012 erfolgt.<br />

Die Senkung des technischen Zinssatzes<br />

von 4 Prozent auf 3,5 Prozent wurde<br />

ebenfalls per Ende 2012 vollzogen. Die<br />

erforderlichen Rückstellungen dafür sind<br />

in der Jahresrechnung 2012 bereits enthalten.<br />

Nachdem die durch den Wechsel<br />

der versicherungstechnischen Grundlagen<br />

bedingten Deckungslücken bei den<br />

Rentnerinnen und Rentnern bereits 2012<br />

aufgefangen worden sind, konnte per 1.<br />

Januar <strong>2013</strong> die Risikoprämie von 1,6 Prozent<br />

wiederum auf 1,2 Prozent gesenkt<br />

werden. Die Verzinsung des Alterssparkapitals<br />

auf dem überobligatorischen Teil<br />

wurde per 1. Januar <strong>2013</strong> auf die vom<br />

Bundesrat festgelegte Mindestverzinsung<br />

von 1,5 Prozent angehoben.<br />

Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> konnte im Jahr<br />

2012 erneut eine Bestandeszunahme von<br />

521 Personen verzeichnen. Mit 539 Leistungsbezügerinnen<br />

und Leistungsbezügern<br />

liegt das Verhältnis zwischen den<br />

aktiv Versicherten und den Rentenbezügern<br />

nach wie vor weit unter dem Durchschnitt<br />

im Vergleich zu anderen Vorsorgeeinrichtungen.<br />

Per 31. <strong>Dezember</strong> 2012 konnte eine Performance<br />

von 6,8 Prozent erzielt werden. Sowohl<br />

die Aktien Schweiz als auch die Aktien<br />

Ausland haben im zweistelligen Bereich an<br />

Wert zugenommen und lagen damit deutlich<br />

über den Prognosen. Der Zinsanstieg<br />

bei den festverzinslichen Papieren blieb<br />

erneut aus. Die Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong> wird<br />

weiterhin Anlagen im kurzfristigen Geldmarkt<br />

tätigen und nimmt damit bewusst<br />

eine höhere Liquidität in Kauf. Die angekündigten<br />

Investitionen in direkte Immobilienanlagen<br />

sind erfolgt. Die ersten Neubauten<br />

im Oberfeld, Ostermundigen, konnten<br />

ab Sommer <strong>2013</strong> in die Liegenschaftsbewirtschaftung<br />

übernommen werden.<br />

Per 30. September <strong>2013</strong> beträgt die Performance<br />

6,32 Prozent. Damit liegen wir 0,19<br />

Prozentpunkte leicht unter dem Benchmark.<br />

Erläuterungen zur Wertschwankungsreserve<br />

und<br />

zu den Rückstellungen<br />

Wertschwankungsreserve<br />

Nach Verbuchen der vom Bundesrat festgelegten<br />

Mindestverzinsung sind vom<br />

Ertragsüberschuss die technischen Rückstellungen<br />

auf die volle Höhe und die<br />

Wertschwankungsreserve so lange zu<br />

Struktur der Vorsorgestiftung <strong>VSAO</strong><br />

Gründung/Sitz1983/Bern<br />

RechtsformStiftung<br />

Risikodeckung bis CHF 300 000<br />

autonom<br />

Risikodeckung ab CHF 300 001 bis CHF 500 000<br />

Rückversicherung<br />

AltersvorsorgeBeitragsprimat<br />

RisikovorsorgeLeistungsprimat<br />

Versicherungstechnische Daten 2012 2011<br />

Technische Grundlage BVG 2010 EVK 2000<br />

Technischer Zinssatz p.a. 3,5% 4,0%<br />

Projektionszinssatz zur Berechnung des ordentlichen<br />

Alterssparkapitals per Rücktrittsalter 3,0% 3,0%<br />

Umwandlungssatz bei ordentlichem Rücktrittsalter 65 1 6,8% 6,8%<br />

Verzinsung Alterssparkapital (obligatorischer Teil – BVG-Minimum) 1,5% 2,0%<br />

Verzinsung Alterssparkapital (überobligatorischer Teil) 1,0% 2,0%<br />

Risikoprämie auf Löhne bis CHF 300 000 1,6% 1,2%<br />

Risikoprämie auf Löhne von CHF 300 001 bis CHF 500 000 5,0% 5,0%<br />

Deckungsgrad 102,2% 98,5%<br />

Performance 6,8% –1,6%<br />

Aktive Versicherte 18 035 17 514<br />

Rentner/-innen 539 485<br />

Freizügigkeitskonti 3 919 3 719<br />

Durchschnittlicher Verwaltungsaufwand je Versichertendossier 108 115<br />

Die wichtigsten Zahlen in Tausend Schweizer Franken 2012 2011<br />

Bilanzsumme 1675 131 1495 546<br />

Sparguthaben 1418 395 1344 650<br />

Deckungskapital 170 612 133 941<br />

Wertschwankungsreserve 35 281 0<br />

Rückstellung für<br />

Risikoschwankungen 22 446 15 982<br />

Pensioniertenverluste 9 531 0<br />

Latente Invaliditätsfälle 14 212 13 750<br />

Zunahme der Lebenserwartung der Rentner/-innen 924 8 036<br />

Freizügigkeitsleistung nach Art. 17 und 18 Freizügigkeitsgesetz 662 97<br />

1 Der Umwandlungssatz wird auf den 1. Januar 2015 in drei Schritten auf 6,25 Prozent für das<br />

Alter 65 gesenkt, dies unter Einführung einer durchgehenden Staffelung für alle Altersstufen.<br />

Die erste Senkung der Umwandlungs-sätze erfolgte per 1. Januar <strong>2013</strong>. Der Umwandlungssatz<br />

für das Alter 65 beträgt im Jahr <strong>2013</strong> 6,617 Prozent.<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

81


äufnen, bis diese die Mindestzielgrösse auf<br />

einem Sicherheitsniveau von 98 Prozent<br />

erreicht hat.<br />

Risikoschwankungen<br />

Die Rückstellung soll einen kurzfristig<br />

ungünstigen Verlauf der Risiken Invalidität<br />

und Tod abfedern.<br />

Pensioniertenverluste<br />

Diese Rückstellung dient zur Finanzierung<br />

der technischen Verluste, welche entstehen,<br />

wenn der reglementarische Umwandlungssatz<br />

bei Pensionierung höher ist als<br />

der versicherungstechnisch korrekte Wert.<br />

Latente Invaliditätsfälle<br />

Mit dieser Rückstellung sollen die Kosten<br />

bei Fällen von langfristiger Erwerbsunfähigkeit<br />

gedeckt werden, die am Bilanzstichtag<br />

bekannt sind, deren Leistungen<br />

jedoch noch nicht ausbezahlt werden respektive<br />

für welche die Anspruchsvoraussetzungen<br />

noch nicht abschliessend geklärt<br />

sind.<br />

Zunahme der Lebenserwartung<br />

der Rentner/-innen<br />

Diese Rückstellung dient dazu, die Kosten<br />

der Umstellung der technischen Grundlagen<br />

zu finanzieren.<br />

Freizügigkeitsleistung nach Artikel<br />

17 und 18 Freizügigkeitsgesetz<br />

(FZG)<br />

Die Rückstellung wird für diejenigen Versicherten<br />

gebildet, deren Austrittsleistung<br />

nach Artikel 17 oder 18 FZG höher ist als<br />

das vorhandene Altersguthaben nach Artikel<br />

15 FZG.<br />

Peter Scotton, Geschäftsführer<br />

82 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>


organisationen<br />

<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende<br />

Die vsao Stiftung für Selbständigerwerbende – massgeschneiderte Altersvorsorge für Mediziner.<br />

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reglementarischer Einkäufe an die<br />

Hinterbliebenen<br />

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Einkäufe<br />

• Höhe der Risikoleistungen wählbar<br />

• Sparquote bis zu 25% möglich<br />

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ist jederzeit möglich<br />

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für Selbständigerwerbende zu den grossen<br />

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Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme<br />

und wünschen Ihnen für die kommenden<br />

Festtage alles Gute und ein erfolgreiches,<br />

gesundes Jahr 2014.<br />

H. Wullschläger, Geschäftsführer<br />

<strong>VSAO</strong> Stiftung für Selbständigerwerbende,<br />

Brunnhofweg 37, Postfach 319,<br />

3000 Bern 14,<br />

Tel. 031 560 77 77,<br />

info@vsao-stiftung.ch,<br />

www.vsao-stiftung.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

83


Impressum<br />

Kontaktadressen der sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 6 • 32. Jahrgang • <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />

Christiane Arnold (cra), Franziska Arnold (fa),<br />

Jan Vontobel (jv), Sophie Yammine (sy), Lukas Staub (ls)<br />

BL/BS<br />

BE<br />

FR<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />

Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />

webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer, Präsident<br />

Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />

Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Marie-Claire<br />

Desax, Guillaume Favre, Lars Frauchiger, Gert<br />

Printzen, Miodrag Savic, Urs Sieber, Hervé Spechbach,<br />

Raphael Stolz, Sonja Trüstedt, Marino Urbinelli,<br />

Felix Widmer (swimsa)<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, Geschäftsstelle: Postfach 697, 7002 Chur,<br />

Telefon 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch<br />

ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />

Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />

cfmunoz@bluewin.ch<br />

amine@asmac.ch<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli Publikationen AG<br />

Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66, info@staempfli.com<br />

www.staempfli.com<br />

Layout: Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />

Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />

vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

23 396 Expl. Druckauflage<br />

20 680 Expl. WEMF-geprüft <strong>2013</strong><br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1/2014 erscheint im Februar 2014.<br />

Thema: Extrem<br />

© <strong>2013</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />

Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17, 6904 Lugano,<br />

telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71, pietraponti@ticino.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Jessika Métrailler-Mermoud, rte de Chippis 55a, 1950 Sion,<br />

secretaire@asmaval.ch, president@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH<br />

Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />

Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />

info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

86 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 6 <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>

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