12 Urinfarbe und Analyse während und nach biliärer Obstruktion bei Cholangitis
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Bild <strong>und</strong> Fall<br />
MedKlinIntensivmedNotfmed2017 ·1<strong>12</strong>:252–253<br />
DOI 10.1007/s00063-016-0256-7<br />
Eingegangen: 25. April 2016<br />
Überar<strong>bei</strong>tet: 1. Dezember 2016<br />
Angenommen: 7. Dezember 2016<br />
Online publiziert: <strong>12</strong>. Januar 2017<br />
© Springer Medizin Verlag Berlin 2017<br />
Redaktion<br />
C.-P. Heußel, Heidelberg<br />
A. Herzog · D. I. Keller<br />
Institut für Notfallmedizin, UniversitätsSpital Zürich, Zürich, Schweiz<br />
<strong>Urinfarbe</strong> <strong>und</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>während</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>nach</strong> <strong>biliärer</strong> <strong>Obstruktion</strong> <strong>bei</strong><br />
<strong>Cholangitis</strong><br />
Falldarstellung<br />
Anamnese<br />
Ein 40-jähriger Patient stellte sich auf der<br />
Notfallstation mit seit 3 Wochen bestehenden<br />
kolikartigen Schmerzen im rechten<br />
Oberbauch vor. Der aktuell afebrile,<br />
aber schmerzgeplagte Patient berichtet<br />
über bräunlichen Urin vor einigen<br />
St<strong>und</strong>en sowie Schüttelfrost zuhause. Die<br />
persönliche Anamnese ergab eine Cholezystektomie<br />
vor 3 Jahren ohne Hinweise<br />
auf Leber- oder GallenwegserkrankungenimVerlauf.Vor2Jahrenwurdeeine<br />
gastroösophageale Refluxkrankheit diagnostiziert.<br />
Weiteres Prozedere<br />
Aufgr<strong>und</strong> des erhöhten CRP wurde eine<br />
antibiotische Therapie mit Piperacillin/<br />
Tazobactam <strong>bei</strong> Verdacht auf <strong>Cholangitis</strong><br />
<strong>bei</strong> Zustand <strong>nach</strong> Cholezystektomie<br />
begonnen. Nach initialem Ansprechen<br />
mit Absinken des CRP klagte der Patient<br />
erneut über die ihm bekannten kolikartigen<br />
rechtsseitigen Oberbauchschmerzen,<br />
worauf eine endoskopische Papillotomie<br />
erfolgte. Da<strong>bei</strong> entleerte sich aus<br />
dem distalen Gallengang Sludge; Gallensteine<strong>und</strong>Eiterkonntenentferntwerden.<br />
Klinischer Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Diagnostik<br />
In der Laboruntersuchung fanden sich<br />
ein erhöhtes CRP von 1<strong>12</strong> mg/l (
D Wie lautet Ihre Diagnose?<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Patienten, welche sich mit rechtsseitigen<br />
Oberbauchschmerzen auf der Notfallstation<br />
vorstellen, werden mittels Laboranalysen<br />
<strong>und</strong> Bildgebung meist gezielt<br />
auf eine Lebererkrankung, Cholezystolithiasis,<br />
Cholezystitis oder gallensteinassoziierte<br />
Erkrankung untersucht. In<br />
diesem Fall waren die <strong>Urinfarbe</strong> <strong>und</strong><br />
die Ergebnisse eines einfachen Urinstix<br />
zu verschiedenen Zeitpunkten <strong>während</strong><br />
der Konsultation auf der Notfallstation<br />
hinweisend für die Verdachtsdiagnose.<br />
Urinstix können in der Notfallstation,<br />
alternativ zur zeitintensiven Laborurinanalyse,<br />
zur raschen Diagnostik,<br />
z. B. eines Harnwegsinfektes oder<br />
einer Ketoazidose, verwendet werden.<br />
Die <strong>Analyse</strong>n geben Aufschluss<br />
über den Status des Kohlenhydratstoffwechsels,<br />
das Säure-Basen-Gleichgewicht,<br />
die Nierenfunktion <strong>und</strong>, wie<br />
in diesem Fall, über mögliche Leber-/<br />
Gallengangserkrankungen.<br />
Pathogenese<br />
Bei Ges<strong>und</strong>en enthält der Urin normalerweise<br />
kein Bilirubin in detektierbaren<br />
Mengen [1].<br />
Bei Leberfunktionsstörung oder <strong>biliärer</strong><br />
<strong>Obstruktion</strong> kann jedoch konjugiertes,<br />
wasserlösliches Bilirubin, welches die<br />
Glomeruli passiert, im Urin <strong>nach</strong>gewiesen<br />
werden.<br />
» Diagnose: <strong>Cholangitis</strong><br />
Urobilinogen, welches aus konjugiertem<br />
Bilirubin<strong>nach</strong>derPassagedurchden<br />
Gallengang entsteht, wird normalerweise<br />
in die portale Zirkulation reabsorbiert,<br />
kann aber in den Glomeruli filtriert werden.<br />
Bei Leberfunktionsstörungen oder<br />
(in-)kompletter <strong>biliärer</strong> <strong>Obstruktion</strong><br />
wird Urobilinogen im Urin <strong>nach</strong>weisbar.<br />
Diagnose<br />
Im präsentierten Fall lag eine <strong>Cholangitis</strong><br />
vor, wo<strong>bei</strong> der spontane biliäre SteinabgangzueinerplötzlichenSchmerzfreiheit<br />
<strong>und</strong> zu einem klaren Urin ohne Nachweis<br />
von Bilirubin <strong>und</strong> Urobilinogen geführt<br />
hat. Differenzialdiagnostisch musste<br />
<strong>bei</strong> den Oberbauchschmerzen auch an<br />
eine akute Hepatitis oder an die bekannte<br />
gastroösophageale Refluxkrankheitgedacht<br />
werden.<br />
Fazit für die Praxis<br />
4 Patienten mit rechtsseitigen Oberbauchschmerzen<br />
sollen gezielt auf<br />
eine Lebererkrankung, Cholezystolithiasis,Cholezystitisodergallensteinassoziierte<br />
Erkrankung untersucht<br />
werden.<br />
4 Die Diagnostik erfolgt in erster Linie<br />
mittels Laboranalysen <strong>und</strong> Bildgebung<br />
(Sonographie). Falls die Sonographie<br />
nicht aussagekräftig ist, z. B.<br />
aufgr<strong>und</strong> von Voroperationen oder<br />
Meteorismus, kann eine Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie<br />
(MRCP) hilfreich sein.<br />
4 Repetitive Urinanalysen <strong>bei</strong> Oberbauchschmerzen<br />
<strong>und</strong> im schmerzfreien<br />
Intervall können für eine<br />
biliäre <strong>Obstruktion</strong> mit Steinabgang<br />
hinweisend sein.<br />
4 Bei Ges<strong>und</strong>en ist Bilirubin im Urin<br />
normalerweise nicht <strong>nach</strong>weisbar.<br />
Korrespondenzadresse<br />
Prof. Dr. D. I. Keller<br />
Institut für Notfallmedizin, UniversitätsSpital<br />
Zürich<br />
Rämistr. 100, 8091 Zürich, Schweiz<br />
Dagmar.Keller@usz.ch<br />
Prof. Dr. D. I. Keller Direktorin, Institut für Notfallmedizin<br />
Einhaltung ethischer Richtlinien<br />
Interessenkonflikt. A. Herzog <strong>und</strong> D.I. Keller geben<br />
an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />
Dieser Beitrag <strong>bei</strong>nhaltet keine von den Autoren<br />
durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren. Alle<br />
Patienten, die über Bildmaterial oder anderweitige<br />
Angaben innerhalb des Manuskripts zu identifizierensind,habenhierzuihreschriftlicheEinwilligung<br />
gegeben.<br />
Literatur<br />
1. Simerville JA, Maxted WC, Pahira JJ (2005)<br />
Urinalysis: a comprehensive review. Am Fam<br />
Physician71:1153–1162<br />
Medizinische Klinik - Intensivmedizin <strong>und</strong> Notfallmedizin 3 · 2017 253