Dorfbuch Schwarzenberg
Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg
Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg
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inleitung - Grußworte - I nhalt | 01
750 Jahre Schwarzenberg
1262 2012
Von den Rittern bis ins 21. Jahrhundert
Dorfbuch
3
750 Jahre Schwarzenberg
1262 2012
Von den Rittern bis ins 21. Jahrhundert
Ein Dorfbuch von:
Adolf Seitz
Benno Sichler
Helmut Sinning
Layout:
Klaus Michael Potzkai
Druck und Weiterverarbeitung:
Druckerei Schreckhase, Spangenberg
I nhaltsverzeichnis | 01 -1
Inhaltsverzeichnis
01 Einleitung
01 Inhaltsverzeichnis ............................................................................... 5
02 Vorwort ............................................................................................. 7
03 Grußworte ......................................................................................... 10
02 Geschichte
01 Zeitentafel ......................................................................................... 16
02 Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg (12621440) ............................ 20
03 Ritter in Schwarzenberg ...................................................................... 26
04 Das Dorf Schwarzenberg ..................................................................... 30
05 Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 ..................................... 44
06 Unser Ehrenmal auf dem Friedhof ......................................................... 62
07 Amtliche Bücher über Schwarzenberg .................................................... 66
08 Hessische Maße, Gewichte und Münzen ................................................. 73
03 Infrastruktur
01 Die Entwicklung des Dorfes Schwarzenberg bis 1950 ............................... 76
02 Entwicklung der Infrastruktur in Schwarzenberg ..................................... 92
03 Haltepunkte für die Eisenbahn in Schwarzenberg .................................... 98
04 Die Wasserleitung ............................................................................... 102
05 Elektrizität im Dorf.............................................................................. 105
06 Haus und Familienblätter .................................................................... 107
07 Urkunden .......................................................................................... 145
04 Flur
01 Gemarkung Schwarzenberg ................................................................. 152
02 Die Verkoppelung oder Separation 18821903 ........................................ 160
03 Unser Wald ........................................................................................ 163
05 Bevölkerung
01 Entwicklung der Bevölkerung ............................................................... 178
02 Namen in Schwarzenberg .................................................................... 182
03 Auswanderer aus Schwarzenberg .......................................................... 185
06 Bauern
01 Bauertum .......................................................................................... 190
02 Arbeiten auf dem Bauernhof ................................................................ 211
07 Dorfhandwerk und Berufe
01 Dorfhandwerk, Gewerbe und Berufe ...................................................... 218
5
01 -1 | I nhaltsverzeichnis
08 Kirche in Schwarzenberg
01 Die Kirche in Schwarzenberg ................................................................ 236
02 Vom EC Jugendbund im 2. Weltkrieg bis zur Evangelischen Jugend
MelsungenLand ................................................................................. 258
09 Schule in Schwarzenberg
01 Die Schule in Schwarzenberg ............................................................... 262
10 Politik
01 Greben und Bürgermeister ................................................................... 282
02 Ortsvorsteher und Ortsbeirat von 1974 bis 2011 ..................................... 293
03 Maßgaben, Haushaltspläne in Schwarzenberg ab ca. 1989 bis 2010 ........... 295
04 Nationalsozialismus in Schwarzenberg ................................................... 302
11 Kultur und Vereine
01 Die SpottLichter ................................................................................ 310
02 Der Gemischte Chor Schwarzenberg ...................................................... 314
03 Helmut Jacob ..................................................................................... 329
04 Adventskonzerte in Schwarzenberg ....................................................... 333
05 Freiwillige Feuerwehr Schwarzenberg .................................................... 337
06 Der TSV Schwarzenberg e. V. 1923 ....................................................... 345
07 Natur und Wanderfreunde "Alte Linde Schwarzenberg" ........................... 384
08 Die Dorfgemeinschaft Schwarzenberg .................................................... 389
09 Ehemalige Vereine in Schwarzenberg .................................................... 389
12 Im Zeitenwandel
01 Beschreibung der Burg Schwarzenberg .................................................. 392
02 Wirtschaft und Lebensweise am Ende des 19. Jahrhunderts....................... 395
03 Hans Minklo wird Ortsbürger................................................................. 397
04 Bürgermeisterwahl im Juni 1903............................................................ 398
05 Momentaufnahmen 2. Weltkrieg............................................................ 399
06 Bau eines Hauses in früherer Zeit ......................................................... 401
07 Der Feuerherr .................................................................................... 403
08 Geschichten und Sagen ....................................................................... 404
09 Grenzbegehungen 2012....................................................................... 407
10 Neuer Dorfplatz an der Kirche 2012 ...................................................... 410
6
Vorwort | 01 -2
Vorwort
von Adolf Seitz
Sehr geehrte Leserinnen
und Leser dieses Buches,
Sie werden sich sicher wundern, warum wir
dieses Buch „Dorfbuch“ und nicht Chronik genannt
haben. Der Titel wurde gewählt, um an
eine Person zu erinnern, die es erst möglich
machte, dieses Buch in dieser Form zu erstellen.
Bei der Person handelt es um den ehemaligen
Schwarzenberger Lehrer Peter Schmidt. Er
wurde am 05. Mai 1891 in Obergude (Kr. Rotenburg/Fulda)
geboren, besuchte die dortige
Volksschule und wurde, nach seiner Ausbildung
am Seminar in Homberg, 1912 Lehrer in
Oberaula, 1913 in Büchenwerra. Er nahm am
1. Weltkrieg teil und kehrte 1919 nach Büchenwerra
zurück. Als die dortige Schule in
1928 geschlossen wurde, ging er bis 1931, jeden
Tag mit seinen Schülern zu Fuß nach
Guxhagen, um sie in der dortigen Schule zu
unterrichten.
Am 1. Februar 1931
kam er als Lehrer
nach Schwarzenberg
und trat hier die
Nachfolge seines
Onkels Justus Konrad
Schmidt an. Er
hatte in 1924 seine
Frau Klara Horn aus
Wuppertal geheiratet.
Ihre Tochter Ingeborg
wurde in
1926 geboren. Nach
25jähriger Tätigkeit
in Schwarzenberg
Lehrer Peter Schmidt ging Lehrer P.
Schmidt 1956 in
Pension und zog nach Kassel, wo er 1968 als
Großvater von drei Enkeln verstarb.
Lehrer Schmidt war sehr heimatverbunden
und interessierte sich für das Leben der Menschen
in seiner Zeit und ihrer Vorfahren. Darüber
erschienen immer wieder von ihm
verfasste Artikel in den „Hessischen Nachrichten“,
dem „Kasseler Sonntagsblatt“ und den
„HeimatSchollen“. Während seiner Zeit in
Schwarzenberg war er auch „Beauftragter für
Naturschutz und Landschaftspflege“ im Kreis
Melsungen. Auch aus dieser Tätigkeit heraus,
gab es Veröffentlichungen über Dorfgeschichten
und Naturdenkmäler.
Bereits in 1931 begann er, in Schwarzenberg
ein „Dorfbuch“ zu schreiben, in dem er die
Geschichte Schwarzenbergs und seiner Menschen
darstellen wollte. Es ist ein 380seitiges
Schreibbuch im DIN A4Format. Ihn ihm hat
er, fein säuberlich, in „Sütterlinschrift“ (Deutsche
Schrift) eine Gliederung des vorgesehenen
Inhalts erstellt. Weiterhin sind auch einige
Kapitel des Dorfbuchs, teilweise oder komplett,
fertig gestellt. Dieses Buch gelangte auf
Umwegen zu dem ehemaligen Ortsvorsteher
Horst Riedemann. In dem Buch lagen viele
handschriftliche, teils nur schwer leserliche
Aufzeichnungen in Zettelform, für die noch zu
schreibenden Kapitel. Außerdem gab es eine
dicke Mappe, in der sich neben Unterlagen in
Sütterlinschrift, auch schon einige, in lateinischer
Schrift und mit Schreibmaschine geschriebene
Schriftstücke, befanden. Auch diese
Entwürfe bezogen sich auf Schwarzenberg.
All diese Entwürfe wurden von mir ausgewertet,
um Teile des Inhalts in diesem Buch zu
verwenden. Weitere Unterlagen erhielt ich von
Ingeborg Harbusch, der in Kassel lebenden
Tochter von Lehrer Schmidt. Diese versicherte
mir, dass ihr Vater nach seiner Pensionierung,
eine Chronik von Schwarzenberg erstellt habe.
Diese sei in einer, ihr leider nicht bekannten,
Druckerei in Kassel gedruckt worden. Ein Exemplar
sei nach Schwarzenberg gegangen. Es
wurde ja im Dorf schon immer von einer vorhandenen
Chronik geredet, aber sie ist nie
aufgetaucht. Vermutlich ist sie, genau wie die
Schulchronik, die es gab, beim Ausräumen
des Schulbodens in 1974 unwissentlich mit
vielen anderen Akten entsorgt worden.
Einen großen Teil der Aufzeichnungen von
Lehrer Schmidt hat auch der Lehrer Gert Ro
7
01 -2 | Vorwort
senstock in seiner, mit Hilfe der Schulkinder,
erstellten Broschüre „700 Jahre Schwarzenberg“
(1962) verwendet. Er bezieht sich in ihr
auch auf die, heute nicht mehr vorhandene,
Schulchronik. Ich habe überlegt, ob man seine
Ausführungen ordnen und ihr die Ereignisse
der Jahre 1962 bis 2012, dem Jahr unseres
750 jährigen Dorfjubiläums, hinzufügen solle.
Diesen Plan habe ich aber verworfen, weil
dann vieles aus der früheren Geschichte des
Dorfes, wahrscheinlich für immer, verloren
gegangen wäre.
Die von Lehrer P. Schmidt bereits in 1931 begonnenen,
und mit ihren Ergebnissen in seinen
Unterlagen festgehaltenen Nachforschungen,
u.a. auch im damaligen „Staatsarchiv“ in
Marburg und der Landesbibliothek in Kassel,
verdienen höchsten Respekt und Anerkennung.
Aber nicht nur die historischen Ereignisse,
sondern auch seine Schilderungen der Lebensumstände
der Menschen in vergangenen
Zeiten haben uns veranlasst, dieses Buch
„Dorfbuch“ und nicht Chronik zu nennen. Wir
haben sozusagen das von Lehrer Peter
Schmidt begonnene Buch fortgeschrieben und
fertig gestellt.
„Wir“ das sind:
Benno Sichler
Geboren 1942 in Lodz, aufgewachsen im Weserbergland
bei Rinteln. Nach der Bundeswehrzeit
in Norddeutschland, Studium in Berlin
(Dipl. Ing. Technische Chemie). Beruflich
tätig in Bonn (SHELL), Wuppertal (BAYER),
Melsungen und im Ausland (B. BRAUN).
Seit 1975 mit der Familie wohnhaft in Schwarzenberg,
zwei erwachsene Kinder und zwei
Enkel sind außer Haus. Engagiert hat er sich
in Melsunger Vereinen.
Sein Arbeitsgebiet für das Dorfbuch war die
Zeit von 1950 bis zur Gegenwart und die
wichtige Aufarbeitung und Sortierung der vielen
historischen Fotos für die Chronik und die
Bilder–DVD mit Zuarbeit zur Fotoausstellung.
Helmut Sinning
Geboren 1940 in Schwarzenberg, ehemaliger
Landwirt und kaufmännischer Angestellter.
Lebt mit seiner Familie in Schwarzenberg,
dort wo sich seine Vorfahren bereits im 19.
Jahrhundert ansiedelten. Bereits in den
1960er Jahren engagierte er sich schwerpunktmäßig
in der Vereinsarbeit des TSV
Schwarzenberg, in dem er 25 Jahre als Vorstandsmitglied
die Aufgabe des Kassenwarts
übernahm.
Nach der Gebietsreform im Jahr 1974 setzte
er sich für die Belange der Schwarzenberger in
den Gremien der Stadt Melsungen ein, zuerst
als Stadtverordneter und später als Mitglied
im Ortsbeirat, sowie bei anderen Aufgaben.
Er hat als Schwarzenberger mit großer Freude
in diesem Buch die Geschichte des TSV
Schwarzenberg und die, bei den Unterlagen
von Lehrer Schmidt gefundenen, Haus und
Familienblätter bearbeitet. Das war eine aufwändige
Arbeit, bei der er aber auch aus den
Unterlagen von Lehrer P. Schmidt noch einige
Neuigkeiten über Schwarzenberger Familien
erfahren hat.
Adolf Seitz
Geboren 1939 in Malsfeld (Kr. Melsungen),
ehemaliger Bundesbahnbeamter, 2 erwachsene
Kinder, 3 Enkel. Ich lebte von 1949 bis
1963 in Obermelsungen und kam in 1963
durch die Heirat der Schwarzenbergerin
Christa Bubenheim nach Schwarzenberg. Wir
wohnten zuletzt im Haus Nummer 5 auf der
Steinbinge. In 2004 verkauften wir das Haus
und zogen nach Melsungen.
Während meiner Schwarzenberger Zeit engagierte
ich mich in der Gemeindevertretung,
der Kirchengemeinde, dem Gemischten Chor
und dem Sportverein. Zur Mitarbeit an diesem
Dorfbuch wurde ich vom leider so früh verstorbenen
Ortsvorsteher Horst Riedemann,
meinem ehemaligen Nachbarn, bewegt.
Mein Aufgabengebiet war die Geschichte des
Dorfes Schwarzenberg von den Anfängen bis
in die 1960er Jahre, einschließlich der Kirchen
und Schulgeschichte und der Geschichte
des Gemischten Chors. Ich habe die Unterlagen
von Lehrer P. Schmidt ausgewertet, benutzt
und ergänzt, aber auch viele eigene
Nachforschungen über die Vergangenheit
Schwarzenbergs angestellt. Dabei habe ich
auch Dinge ermittelt, die bis heute noch nicht
bekannt oder falsch dargestellt waren.
8
Vorwort | 01 -2
Klaus Michael Potzkai
Geboren 1960 in Melsungen, kaufmännischer
Angestellter. Lebt mit seiner Familie seit 1969
in Schwarzenberg. Viele Jahre spielte er als
Aktiver in den Seniorenmannschaften des TSV
Schwarzenberg, bevor er sich im Jahr 1998
seiner 2. Leidenschaft als Tiertrainer widmete
und bis heute als Ausbilder in einem Hundeverein
tätig ist.
Er hatte die schwierigste Aufgabe. Er musste
das, was wir Schreiber in mehr oder weniger
guter Layoutform ablieferten, mit den Bildern
in eine ansehnliche und gut leserliche Form
bringen. Ich denke, dass ihm das sehr gut gelungen
ist.
Wir konnten dieses Buch aber nur erstellen,
weil wir als Team gearbeitet haben und weil
es im Hintergrund noch Menschen und Institutionen
gab, die uns unterstützt haben. Ich
denke dabei stellvertretend an das Hessische
Staatsarchiv in Marburg, das Schulamt des
SchwalmEder Kreises in Fritzlar, den Hessen
Forst in Melsungen, das Pfarramt in Röhrenfurth
und die verschiedenen Gremien der
Stadtverwaltung in Melsungen. Sie alle haben
uns geholfen, indem sie uns bereitwillig Auskunft
erteilten, und wenn möglich, Unterlagen
zur Verfügung stellten. Natürlich sind wir auch
den Verfassern der Chroniken von Melsungen,
Jürgen Schmidt, und Röhrenfurth, Kurt Maurer
und Heinrich Riedemann, dafür dankbar,
dass wir die eine oder andere Information
über geschichtliche Zusammenhänge in Bezug
auf Schwarzenberg, in ihren Büchern nachlesen
und verwenden konnten. Neben den Vereinen
waren es auch Privatpersonen, die uns
halfen. Einige von Ihnen möchte ich hier stellvertretend
nennen. Ich danke Willi Jungermann
für den Artikel über die Feuerwehr in
Schwarzenberg, HansGünter Späth für die
Ausführungen über die Jugendarbeit der
Evangelischen Kirche. Ortsvorsteher Timo
Riedemann stellte für uns Verbindungen zur
Stadtverwaltung und zum Schulamt her. Helmut
und Willi Sinning, KarlHeinz Helper, Reiner
Hofmann unterstützten mich bei meinen
Artikeln über das Bauerntum und die Jagdgenossenschaft
in Schwarzenberg.
Martha Goldhardt durchsuchte, genau wie ich,
das „Beschlußregister“ mit den Protokollen der
Sitzungen der Gemeindevertretungen von
1899 – 1932, nach verwertbarem Material.
Renate Vaupel übergab uns verschiedene Unterlagen,
die für die Hausblätter von Bedeutung
waren. Kurt Maurer stellte uns historische
Karten zur Verfügung. Jutta Pfannkuche
verwandelte Handschriften und andere geschriebene
Unterlagen in PCgerechte Dateien.
Ludwig (Patti) Kördel war als Fotograf im
Einsatz. Er war gemeinsam mit Kurt Hofmann
und Nadine Döring, die mit ihm die Bilderausstellung
gestalteten, immer auf der Suche,
auch nach alten Bildern, auf die wir bei Bedarf
zurückgreifen konnten. Genauso gut funktionierte
auch der umgekehrte Weg mit Bildern.
Wir haben auch manches persönliche Gespräch
mit älteren Mitbürgern wie z.B. Regina
Sinning, Heinrich Möller und Erich Riedemann
geführt, um Dinge aus der Vergangenheit zu
klären. Noch einmal herzlichen Dank an alle,
die uns unterstützt haben.
Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, die Geschichte
des Dorfes Schwarzenbergs und seiner
Bewohner, soweit wie möglich, miteinander
zu verbinden. Das war uns wichtig, um
späteren Bewohnern unseres Dorfes aufzuzeigen,
wie die Menschen bis zum Jahr 2012 in
unserem Dorf gelebt haben.
Benno Sichler Helmut Sinning Adolf Seitz Klaus Michael Potzkai
9
01 -3 | Grußworte
Grußwort
des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier
zum 750jährigen Jubiläum von Schwarzenberg 2012
Allen Bürgerinnen und Bürgern von Schwarzenberg sende ich
meine herzlichen Grüße. Ich freue mich, dass sie das 750jährige
Bestehen ihres Stadtteils würdigen.
Das gemeinsame Feiern wie auch die Beschäftigung mit der
Geschichte tragen dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern
und die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat zu
stärken. Das ist unverzichtbar in einer Zeit, die von großer Mobilität
geprägt ist.
Das 750jährige Jubiläum erinnert an die lange Geschichte einer
der traditionsreichen Siedlungen der Region bis hin zu einem
Stadtteil Melsungens.
Viele Stadtteile der großen Städte unseres Landes haben ihr
eigenes Gesicht und bereichern so das Gesamtbild. Mit ihrer
individuellen Prägung bieten sie Einheimischen und Zugezogenen
einen Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen können. Bestimmend
für den Charakter einer Gemeinde ist ihre Geschichte – und das Engagement, mit
dem sich Bürgerinnen und Bürger darum kümmern, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit
geraten zu lassen. Für die politische, kulturelle und soziale Entwicklung eines Ortes ist dies unverzichtbar.
Deshalb ist es wichtig, ein Jubiläum wie das 750jährige zu feiern und damit eine
Brücke einerseits in die Vergangenheit, andererseits aber auch in die Zukunft zu schlagen.
Allen, die sich für das Jubiläum einsetzen, gilt mein herzlicher Dank. Den Leserinnen und Lesern
des Dorfbuches wünsche ich eine anregende Lektüre. Den Bürgerinnen und Bürgern von
Schwarzenberg und seinen Gästen wünsche ich viel Freude bei den Jubiläumsfeierlichkeiten.
Volker Bouffier
Hessischer Ministerpräsident
10
Grußworte | 01 -3
Grußwort
Ein Ortsjubiläum ist ein hervorragender Anlass für den
Brückenschlag von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Und bei der Vorbereitung und Gestaltung dieser Jubiläumsfeiern
zeigt sich der Zusammenhalt und das Leistungsvermögen
der Dorfgemeinschaft.
Vom 6. bis 9.September 2012 wird das 750jährige Bestehen
von Schwarzenberg gefeiert und ich bin sicher, dass die Festveranstaltungen
als unvergessliche Ehrentage in die Geschichte
dieses oberhalb der Fulda gelegenen Dorfes eingehen werden.
Das Jubiläum soll zeigen, dass es sich lohnt, in Schwarzenberg
zu leben.
Es soll Erinnerungen wachrufen und deutlich machen, dass wir
aus der Auseinandersetzung mit der Heimatgeschichte für unser
heutiges Zusammenleben lernen und für die Zukunft der
nachfolgenden Generation die richtigen Weichenstellungen planen.
Wer nie weiß, was er war, wird auch nie wissen, was er werden soll.“
Dieser Satz des deutschen Physikers Johann Wilhelm Ritter könnte das Leitwort des Dorfbuches
und der Jubiläumsveranstaltungen sein.
Die Ortsgeschichte reicht nachweisbar bis in das Jahr 1262 zurück.
In der Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte können wir vieles über das Leben unserer
Vorfahren und über unsere eigene Lebensgeschichte erfahren. Das ermöglicht Identität und
Heimatverbundenheit.
Die Kirche, die Dorflinde und die alten Fachwerkhöfe sind noch heute sichtbare Zeichen einer
langen geschichtlichen Tradition. Im Umfeld des historischen Ortskerns sind vor allem in den
letzten Jahrzehnten viele neue Wohnhäuser entstanden.
Heute ist Schwarzenberg eine ansprechende ländliche Wohngemeinde und liegt nur wenige Kilometer
von Melsungen entfernt. Das Vereins und Gemeinschaftsleben wird groß geschrieben
und die schöne landschaftliche Umgebung lädt zu Radtouren, Spaziergängen und Wanderungen
ein. Eine besondere kulturelle Attraktion ist das „Schwarzen Berg Theater“, wo Mundart
Akrobat „Justus Riemenschneider“ weltoffenes Kabarett mit viel Lokalkolorit präsentiert.
Auch als Stadtteil von Melsungen hat sich Schwarzenberg ein unverwechselbares, eigenständiges
Profil bewahrt.
Mögen die Jubiläumsfeiern die Verbundenheit der Einwohner stärken und die Verantwortlichen
ermutigen, auch die zukünftigen Aufgaben zum Wohl der Bevölkerung zu bewältigen. In diesem
Sinne gratuliere ich herzlich zu diesem bedeutenden Jubiläum.
Ich wünsche Schwarzenberg weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung, den Festveranstaltungen
einen guten Besuch und einen harmonischen Verlauf.
Ihr
Landrat FrankMartin Neupärtl
11
01 -3 | Grußworte
Grußwort des Bürgermeisters
750 Jahre sind ein guter Grund, um ein schönes Jubiläumsfest
zu feiern und sich des Lebens und der Gemeinschaft in
Schwarzenberg zu erinnern. Zu diesem Jubiläum und der ihnen
vorliegenden gelungenen Chronik von Schwarzenberg gratuliere
ich herzlich.
Erinnern und nicht vergessen, das ist die Aufgabe einer Chronik.
Sie erinnert an die Entwicklung, die dieser Ort im Laufe
seiner Geschichte genommen hat, und erinnert vor allem an
die Menschen, die vor uns waren.
Dieses Buch zeigt, was über die Zeit hinaus Bestand hat, es
macht aber auch deutlich, wie schnell die Entwicklung gerade
in den letzten 40 Jahren war. Schwarzenberg ist in dieser Zeit
gewachsen und hat sein Gesicht verändert.
Dennoch, blickt man vom Huberg kommend auf Schwarzenberg,
so macht dieser Stadtteil immer noch den Eindruck eines
beschaulichen Dorfes, wunderschön eingebettet in das Fuldatal, umgeben von herrlichem Wald.
In diesem Ort, und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, lässt es sich gut leben. Sicherlich
liegt das an all den Menschen, die sich für Ihren Ort eingesetzt haben und auch heute noch dazu
beitragen, dass Schwarzenberg dieser lebens und liebenswerte Ort geblieben ist.
Über mindestens 750 Jahre teilen Menschen ihr Leben als Nachbarn und Freunde in Schwarzenberg.
Das ist eine lange Tradition, die bis zum heutigen Tag bei allen Veränderungen, die es
gab, Bestand hat und die es auch in Zukunft zu erhalten gilt. Das Jubiläumsjahr 2012 bietet sicherlich
viele Möglichkeiten, die gute Gemeinschaft miteinander zu feiern und weiter zu stärken.
Allen, die sich für die Gemeinschaft in Schwarzenberg und bei der Vorbereitung und Durchführung
der Jubiläumsfeierlichkeiten engagieren, danke ich herzlich. Mein Dank gilt auch jenen, die
an der Entstehung dieser Chronik mitgewirkt haben.
Den Jubiläumsfeierlichkeiten wünsche ich einen fröhlichen Verlauf und den Leserinnen und Lesern
dieses Buches viel Spaß bei der Lektüre.
Dieter Runzheimer
Bürgermeister
12
Grußworte | 01 -3
Grußwort des Ortsvorstehers
Ein Dorfjubiläum ist ein hervorragender Anlaß für einen
Brückenschlag zwischen der Vergangenheit und der Zukunft.
In der Vorbereitung auf unser Dorffest zeigt sich wieder einmal
das ganz Schwarzenberg zusammen steht und gemeinsam ein
tolles Fest vorbereiten will.
Aus Anlaß der Ersterwähnung des Ortes vor 750 Jahren fiel vor
vier Jahren die Entscheidung, die Geschichte von Schwarzenberg
zu erforschen und im Jubiläumsjahr in einem Buch vorzustellen.
Darin wird die Entwicklung von der ersten urkundlichen
Nennung bis zum heutigen Zeitpunkt dargestellt.
Das Dorfbuch präsentiert die Geschichte unseres Ortes lebendig
und anschaulich und steht in gedruckter Form nun auch
nachfolgenden Generationen zur Verfügung. Hiermit haben wir
ein zeitloses Nachschlagewerk für alle produziert um die Geschichte
des Ortes, seine Gebäude, seine Vereine und die historischen
Persönlichkeiten kennen zu lernen.
Gerade in der heutigen Zeit, ist es wichtig solche Dokumente zu haben, um für die zukünftigen
Generationen einen Gesamteindruck des Dorfes zu vermitteln.
Schwarzenberg ist ein Stadtteil in dem es sich lohnt zu leben, dies zeigen die ständig wachsenden
Einwohnerzahlen bei uns im Ort. Mittlerweile sind wir bei knapp 600 Einwohner und können
stolz auf uns alle sein, was wir zusammen in unserem Ort erreicht haben.
Die Vorbereitung auf unser Dorffest hat uns wieder einmal gezeigt, wie viele ehrenamtliche
Helfer bereit stehen um ein tolles Fest zu organisieren. In den einzelnen Arbeitsgruppen wurden
viele Ideen gesammelt und gut miteinander gearbeitet.
Mit dieser Chronik hat sich Schwarzenberg selber das schönste Geschenk zum Jubiläum gemacht.
Denn wer dieses Buch ließt, wird viel Spaß daran haben und auch die eine oder andere
Sache erfahren, die Ihm vielleicht noch nicht über Schwarzenberg bekannt war.
Allen die an der Chronik mitgewirkt haben, möchte ich meinen Dank und meine große Anerkennung
aussprechen. Ebenfalls möchte ich allen Dank sagen, die Fotografien und Berichte zur
Verfügung gestellt haben um somit das Buch mit Leben gefüllt haben. Vergessen möchte ich es
aber nicht mich bei allen Schwarzenbergerinnen und Schwarzenberger zu bedanken die für uns
dieses Fest organisiert haben und auch bei denen, die sich bei unserem Fest als Helfer zur Verfügung
gestellt haben.
Denn nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen und dies heißt, lassen Sie uns Schwarzenberg
noch attraktiver gestalten, mit einer starken Dorfgemeinschaft ist der erste Schritt in
die richtige Richtung getan.
Ihr Ortsvorsteher
Timo Riedemann
13
01 -3 | Grußworte
Grußwort Pfarrerin Dorothea Göbel
Liebe Schwarzenbergerinnen und Schwarzenberger,
liebe Besucherinnen und Besucher von Schwarzenberg,
rechtzeitig zur 750Jahrfeier des Melsunger Stadtteils Schwarzenberg
ist der Blick von der Riedforststraße auf die Kirche
wieder frei.
Nun kann es nicht mehr vorkommen, dass man durch Schwarzenberg
fährt und sich suchend nach dem Kirchturm umschauen
muss. Die Kirche ist damit wieder zum sichtbaren Mittelpunkt
von Schwarzenberg geworden.
Die Kirchengemeinde braucht ein Gebäude wie die Kirche, die
im Zentrum des Ortes steht. Gerade in finanziell schwierigen
Zeiten ist es wichtig, dass die Gemeinde ein gut genutztes modernes
Gemeindehaus in Schwarzenberg unterhält. Denn nur
durch Begegnungen und Beteiligung aller, die sich der Kirche
zugehörig fühlen, ist es möglich, die Zukunft zu gestalten.
Und deswegen ist das Jubiläum ein guter Grund, zunächst den Blick zurück zu wenden. 750
Jahre zeugen von einer langen Geschichte des Ortes. Der romanische Taufstein in der Kirche
erinnert am deutlichsten an diese Vergangenheit. Er ist wesentlich älter als das Kirchengebäude
von 1790. In diesem Taufstein wurden seit Bestehen des Ortes Kinder und Erwachsene getauft
und so zu Mitgliedern der christlichen Kirche. Taufstein und Kirche sind sichtbare Zeichen, die
nach außen darauf verweisen, dass Gottes Geist uns getragen hat und weiterhin trägt. Und so
lautet die zentrale Botschaft:
„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Mt 28,19f.).“
Damit wird das Jubiläum ein guter Grund, den Blick nach vorne zu richten. Unsere Kirche hat in
ihrer Geschichte schon viele Herausforderungen überstanden. Der Kirchenvorstand und zahlreiche
Ehrenamtliche gehen die Arbeit in der Gemeinde voller Schwung und Elan an. Durch Menschen
wie sie lebt unsere Gemeinde. Die Botschaft Gottes begleite den Ort und seine Bewohnerinnen
und Bewohner weiterhin.
In diesem Sinne gratuliere ich den Schwarzenbergerinnen und Schwarzenbergern herzlich zu
Ihrem Jubiläum und wünsche in der Zukunft gutes Gelingen bei allen Projekten und ein gutes
Miteinander zwischen den Menschen im Ort. Gottes Segen begleite Sie weiterhin.
Ihre Pfarrerin
Dorothea Göbel
Siegel der Kirchengemeinde
Schwarzenberg
14
2
Geschichte
15
021 | Zeitentafel
Zeitentafel des Dorfes Schwarzenberg
von Adolf Seitz, Benno Sichler, Helmut Sinning,
1000 v.Chr. Spätere Urnenfunde aus dieser
Zeit in unserer Gegend
15 n.Chr. Chatten kommen in das Fuldatal
um 800
"Schwarzenberg könnte in einer
2. Siedlungsperiode um diese
Zeit gegründet worden sein"
1230 In Rotenburg lebt Helfrich, der
Großvater von Helfrich von
Schwarzenberg
1262 "Helfrich von Schwarzenberg
siegelt Urkunde über Güter in
Konnefeld, Schreibweise in Urkunde
und Siegel verschieden:
Suarcenberg und Swarzenberch"
1269 "Priester Reinhard oder Reinher
Prediger in Schwarzenberg, das
Mutterkirche von Röhrenfurth
ist"
1275 Schwarzenberg (Die Burg) wird
als Ortsbezeichnung genannt
1293 Die Burg wird durch Landgraf
Heinrich I. zerstört
1295 Die Ritter Widekind und Berthold
v. Schwarzenberg verkaufen
dem Landgrafen Heinrich I. ihre
Güter
1301 "Graf Otto von Bilstein verkauft
das Schwarzenberger Lehen; damit
sind Widekind und Berthold
von Schwarzenberg mittellos
und verschwinden aus der Geschichte"
1329 "Knappe Johannes von Swarthenberg
taucht auf und erhält
als Johannes I. vom Landgrafen
Heinrich II. einen kleinen Besitz
als Lehen"
1366 Landgraf Heinrich II. verschenkt
Kirchenpatronat von Schwarzenberg
an Martinsstift in Kassel;
Papst Urban V. (Avignon) bestätigt
Schenkung
1372 Johann von Schwarzenberg II.
verzichtet nachträglich auf das
Kirchlehen
1385 "Helfrich II. von Schwarzenberg
tritt in den Dienst des Mainzer
Erzbischofs Adolf I. und kämpft
gegen den Landgrafen Hermann
II."
1387 "Helfrich von Schwarzenberg
kehrt nach Niederlage von Landgraf
Hermann II. nach Schwarzenberg
zurück"
1394 "Schwarzenberg gehört wieder
zum Besitz von Landgraf Hermann
II. und Helfrich II. geht
wieder in das Eichsfeld"
1417 "Helfrich von Schwarzenberg
überlässt Landgraf Ludwig I. Gericht
und Dorf Schwarzenberg;
Schwarzenberg wird herrschaftliches
Lehns und Zinsdorf und
teilweise Aktivlehen derer von
Hundelshausen"
1440 "Otto von Binsförth übernimmt
Besitz von Helfrich II. im Eichsfeld;
Helfrich ist zu diesem Zeitpunkt
bereits tot. Das Geschlecht
der Ritter von Schwarzenberg ist
erloschen"
1445 Schwarzenberg gehört zum
Oberamt des Bezirkes Melsungen
1470 Schwarzenberg gehört zum Gericht
Malsfeld
1471 "Aktivlehen geht von denen zu
Hundelshausen auf die von Taboldshusen
(Dagobertshausen)
über"
1500 Wollweber sind stärkste Zunft im
Dorf
1526 "Reformation in Hessen,
Schwarzenberg wird evangelisch
und kirchliches Vikariat von Melsungen"
1554 Aktivlehen geht von denen zu
Taboldshusen auf die Herren von
Nordeck über
1575 "Salbuch für Schwarzenberg wird
erstellt; Schreibweise: Schwart
16
Zeitentafel | 021
zenbergk; Bauern werden erstmalig
namentlich genannt"
1585 "Schwarzenberg gehört zum Amt
Melsungen und muss Dienste auf
dem Schloss Melsungen leisten"
1601 Die ersten Fuldaschiffe passieren
Schwarzenberg
16181648 30jähriger Krieg
1637 Kroaten plündern Schwarzenberg
1646 Schweden quartieren sich ein,
zerstören Kirche mit Orgel
1717 Joh. Georg Mentz ist erster namentlich
bekannter Grebe in
Schwarzenberg
1719 "Durch Einführung des Generalhufenschosses
(eine Steuer)
werden kleinere Leute entlastet"
1724 Jost Werner ist erster namentlich
bekannter Lehrer in Schwarzenberg
1742 Schifffahrt erlebt Blütezeit
1744 Lager, Stück und Steuerbuch
für Schwarzenberg wird erstellt
17561763 "Siebenjähriger Krieg; Kampfhandlungen
mit Franzosen; Kirche
schwer beschädigt"
1778 Dorf wird erstmals Schwarzenberg
geschrieben
1786 "Schwarzenberg besitzt ein eigenes
Fuldaschiff mit ca 300 Zentner
Zuladung (ca. 15t)"
1790 Kirche erhält heutige Gestalt
18061813 Franzosen im Land; ab 1807 gehört
Schwarzenberg zum Königreich
Westphalen (König Jérome)
1813 Kosaken plündern Schwarzenberg
1821 "Große Verwaltungsreform;
Schwarzenberg gehört zum Kurfürstentum
Hessen, Provinz Niederhessen
Kreis Melsungen;
Nürnberger Straße erhält am
Wengesberg heutigen Verlauf"
1831 Lehns und Pachtverhältnisse
werden abgelöst; die Bauern
werden frei
1834 Martin Dittmar letzter Grebe und
erster Bürgermeister von
Schwarzenberg
1845 Baubeginn FriedrichWilhelm
Nordbahn
1846 Der heutige Friedhof wird erstmals
benutzt
1848 Erster Zug der FriedrichWilhelm
Nordbahn fährt an Schwarzenberg
vorbei
1852 Planmäßige Briefzustellung durch
Briefträger von Melsungen
1866 "Preußen annektiert Kurhessen;
Schwarzenberg gehört zur preußischen
Provinz HessenNassau"
1879 Röhrenfurth wird von Schwarzenberg
nach Melsungen umgepfarrt
1883 Erste Feuerspritze wird für
369,90 Mark angeschafft
18831889 "Gesetzliche Kranken, Unfallund
Rentenversicherung werden
unter Reichskanzler Otto von
Bismarck eingeführt"
18831902 Verkoppelung in Schwarzenberg
1886 Erste Probefahrt des Benz Motorwagens
(Autozeitalter beginnt)
1892 "Eisenbahnhaltepunkt zwischen
Schwarzenberg Röhrenfurth
wird von Schwarzenberg abgelehnt
(hohe Kosten) "
1900 "Das Bürgerliche Gesetzbuch
(BGB) tritt in Kraft; in Schwarzenberg
wird die neue Schule
eingeweiht"
1902 Wasserleitung wird gebaut
1904 Spickenbrücke über die Fulda
wird erstmals aufgebaut (1932
letztmalig)
1905 "Gründung des ersten Sportvereins
mit dem Namen ""Deutscher
Turnverein""; er besteht bis
1918"
1911 "Katzmühlenweg nach Melsungen
darf von Schwarzenbergern
bis Melsungen benutzt werden"
19141918 Erster Weltkrieg
17
021 | Zeitentafel
1914 Schwarzenberg erhält ersten
Fernsprecher (Gastwirtschaft
Bangert)
1917 Schwarzenberg erhält elektrischen
Strom vom Elektrizitätswerk
Melsungen
1918 Nach Kriegsende wird der Freie
Turnverein "Frei Heil" gegründet
19191923 Inflation, wird mit Einführung
der Rentenmark in 1923 beendet
1923 "Gründung des Turnvereins
""Gut Heil Schwarzenberg
1923"" dem heutigen ""TSV
Schwarzenberg 1923"""
1924 Einführung der Reichsmark
1927 Pflasterung der Schweinetrift
1930 Schwarzenberg erhält Poststelle
im Haus Schmoll; erstes Postauto
im Dorf
1931 "Lehrer P. Schmidt kommt nach
Schwarzenberg; Feuerlöschwasserbehälter
wird gebaut"
1932 "Streit um Schulvermögen zwischen
Kirche und Schulverband
(Gemeinde) beigelegt"
1933 Machtergreifung durch Adolf Hitler,
das "Dritte Reich" beginnt;
NSDAP ist einzige Partei; es gibt
3 Rundfunkgeräte im Dorf
1934 Gründliche Kirchenrenovierung;
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
1937 Georg Seitz besitzt erstes Auto
in Schwarzenberg
1938 Karl Reinbold und Hans Hofmann
haben erste Motorräder
19391945 2. Weltkrieg
1941 Karl Riedemann besitzt ersten
Ackerschlepper
1943 "Edertalsperre wird zerstört;
Kassel wird bombardiert; Bürgermeister
Justus Sondermann
feiert 40jähriges Dienstjubiläum"
1944 Schwarzenberg gehört zur Provinz
Kurhessen
1945 "Am 4. April erreichen amerikanische
Soldaten Schwarzenberg;
Kriegsende für Deutschland am
8. Mai"
1946 Hessen erhält neue Landesverfassung
1948 Währungsreform, die Deutsche
Mark (DM) wird eingeführt
1949 "Grundgesetz für die Bundesrepublik
Deutschland tritt in Kraft;
die Gemeinde wird an das
Stromnetz der EAM angeschlossen;
Neugründung des Turnvereins
nach dem 2. Weltkrieg mit
der Bezeichnung ""Turn und
Sportverein Schwarzenberg""
dem heutigen ""TSV Schwarzenberg
1923 e.V."" "
1950 "Gründung des Gemischten
Chors; Pflasterung Dorfstraße,
Ortsbeleuchtung mit 7 elektrischen
Laternen, es gibt 44 Landwirtschaftsbetriebe"
1951 Schule wird bis 1953 zweiklassig;
Neugründung der Freiwilligen
Feuerwehr
1952 Ausbau der Straße Melsungen
Schwarzenberg
1953 Ehrenmal auf dem Friedhof wird
eingeweiht
1956 "Kirchspiel Röhrenfurth/Schwarzenberg
wird gegründet; Lehrer
P. Schmidt wird pensioniert"
1959 "Pioniere der Bundeswehr beginnen
mit Bau des Sportplatzes;
Beginn des Ausbaus der Kreisstraße
Melsungen Röhrenfurth
(außerhalb der Ortslage)"
1960 Es gibt 11 Fernsehgeräte im Dorf
1962 "Der Spielbetrieb auf dem neuen
Sportplatz in Schwarzenberg wir
mit einer JugendFußballmannschaft
aufgenommen"
1964 7. bis 9. Schuljahr geht nach
Melsungen zur Schule
1968 "Größerer Umbau der Kirche;
neues Feuerwehrgerätehaus auf
dem Schulhof wird bezogen"
1969 "Die Grundschüler gehen nach
Melsungen; die Schule in
Schwarzenberg wird geschlossen"
1970 Die Friedhofshalle wird gebaut
18
Zeitentafel | 021
1971 "Kirchspiel Röhrenfurth/Schwarzenberg
wird aufgehoben, beide
Gemeinden gehören zu Melsungen"
1972 Feuerwehr erhält Tragkraftspritzenfahzeug
1973 "Ehemaliger Schulsaal wird zu
Gaststätte ""Burgschänke"" umgebaut;
Jubiläumsfeier des TSV
Schwarzenberg zum 50 jährigen
Bestehen"
1974 "Schwarzenberg wird Stadtteil
von Melsungen; der letzte Bürgermeister
H. Schneider wird
erster Ortsvorsteher"
1975 Trinkwasserversorgung erfolgt
durch neuen Hochbehälter "In
den Erlen"
1976 Eröffnung Kinderspielplatz an
der Blumenstraße
1980 "Kirchspiel Röhrenfurth/Schwarzenberg
wird erneut gegründet
Gründung Verein der Natur und
Wanderfreunde "" Alte Linde
Schwarzenberg"""
1981 Einweihung Dorfgemeinschaftshaus
1984 "Östlich von Schwarzenberg baut
die Bundesbahn die Schnellbahnstrecke
HannoverWürzburg"
1985 Poststelle Schwarzenberg wird
geschlossen
1987 "Neue Kanalisation in Betrieb,
Hausabwässer fließen in die
Kläranlage von Melsungen; Einweihung
der neuen Sportanlage
des TSV Schwarzenberg mit
Sportplatz und Sporthaus"
1989 "Kabarett in Schwarzenberg, satirisch
politisch, Bernd Köhler als
""Justus Riemenschneider"",
""Die SpottLichter"" im
""SchwarzenBergTheater"" "
1990 "Beginn der kirchlichen Jugendarbeit
MelsungenLand; Kabelanschlüsse
für Fernsehen und
Radioempfang benutzbar "
1992 Einweihung evangelisches Gemeindehaus
1994 "Kaufmannsladen Kördel wird
geschlossen, neues Feuerwehrgerätehaus
wird eingeweiht"
1995 Sanierung des Kirchturms; es
gibt nur noch einen Vollerwerbslandwirt
im Dorf
1996 "Bauarbeiten für Kanalisation
und Durchgangsstraße im Ort
beginnen, Bauende 1999"
1998 Jubiläumsfeier des TSV Schwarzenberg
zum 75 jährigen Bestehen
1999 "Schwarzenberg erhält neue
Straßen, Kanal und Wasserversorgungsanlagen
sowie erstmals
eine Gasleitung"
2001 Innenraum der Kirche wird renoviert
2003 Orgelrenovierung
2004 Neues Bauland "Über den Gärten"
wird ausgewiesen
2005 Baugebiet Seckenbach (Molkewiesen)
ist voll belegt
2006 Inbetriebnahme der RegioTram
Linie 5 von Melsungen nach Kassel
2008 Burgschänke wird geschlossen,
der Gastraum wird in das DGH
eingegliedert
2009 "Erweiterung der Sportstätte und
die Einweihung des neuen
Sportheims des TSV Schwarzenberg
"
2010 "Der Gemischter Chor wird 60,
der Verein Natur und Wanderfreunde
""Alte Linde Schwarzenberg""
30 Jahre alt"
2012 "Schwarzenberg feiert sein 750
jähriges Bestehen; die Naturund
Wanderfreunde ""Alte Linde
Schwarzenberg richten das 30.
Lindenfest aus;
Im ehemaligen Bauerndorf
Schwarzenberg gibt es keinen
Vollerwerbslandwirt mehr"
19
022 | Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg
Das Rittergeschlecht von
Schwarzenberg (12621440)*
von Dr. phil. L. Armbrust
Wenn man von Melsungen aus die Kasseler
Landstrasse entlang geht, fällt einem am Fuße
der tannendunkeln Haar das Dorf Schwarzenberg
in die Augen. Ehemals bespülte die Fulda
den kleinen Hügel auf dem die Häuser liegen;
vor mehr als 70 Jahren ist sie der Eisenbahn
halber um einige Schritte abgeleitet. Zwischen
der Kirche und der Schule fließt der „Burggraben“,
jetzt eine schmale und wasserarme Rinne.
Das Schulhaus erhebt sich auf der Stätte
der ehemaligen Burg, von der keine Spur
mehr zu sehen ist.
Auf Schwarzenberg hauste vor Zeiten ein Rittergeschlecht.
Dessen Ahnherr war Eckhard
von Sumeringen, der zu Kleinballhausen im
thüringischen Kreise Weißensee (Reg.Bez.
Erfurt) wohnte. Die von Sumeringen waren
im 12. Jahrhundert freie Herren, wurden aber
im Beginne des 13. landgräflich thüringische
Dienstleute und glitten in den Zeugenreihen
der Urkunden hinter den Schenken von Bargula
und andere Hofbeamte hinab.
Der genannte Eckhard, 1225 zuerst nachweisbar,
stand von Anfang an im Dienste des
Landgrafen von Thüringen. Im fürstlichen Gefolge
gelangte er ins Hessenland, so im September
1231 nach dem Kloster Ahnaberg bei
Kassel. Bei einer solchen Gelegenheit mag er
mit Helfrich von Rotenburg zusammengetroffen
sein, dessen jüngste, zuerst im Jahre
1216 mit Namen erwähnte Tochter Lukkardis
(Liutgard) er heimführte. Das war, wie man
zu sagen pflegt, eine gute Partie. Helfrich,
dessen Burg in der Gegend der Fuldastadt Rotenburg
lag, ist nämlich als einer der reichsten
Ritter des damaligen Hessenlandes zu bezeichnen.
Auch in der Melsunger Gegend und
in der Stadt selbst war er begütert. Ihm wird
ursprünglich der Grund und Boden von
Schwarzenberg gehört haben. Da seine Söhne
früh starben, ging der gesamte Besitz auf seine
drei Töchter und deren Erben über. Helfrichs
Tod fällt vor den 18. September 1259.
Im Jahre 1255 kommt Liutgard als Gattin des
Ritters Eckhard von Ballhausen, genannt von
Sumeringen, vor. Die Ehe muss aber schon
viel früher geschlossen sein, denn ihre Söhne,
auf die neben ihr Bezug genommen wird, geben
ihre Zustimmung zu einem Gütertausche
des Vaters, können damals also nicht mehr
im Säuglingsalter gestanden haben. Durch die
Verheiratung mit Liutgard von Rotenburg gewann
Eckhard von Sumeringen nicht nur die
Anwartschaft auf hessische Güter, sondern
seiner Familie wurde auch ein bestimmter
Weg gewiesen, auf dem sie außerhalb Thüringens
wandeln konnte.
Sein ältester Sohn, nach dem Großvater mütterlicherseits
Helfrich genannt, führt (1262)
genau das Siegelbild seines Vaters: zwei nach
außen gebogene Widderhörner, unter denen
sich, wie bei Eckhard, ein Nagel als persönliches
Merkmal befindet. Die Umschrift berichtet
jedoch nicht dass Geringste von Sumeringen
oder Ballhausen, sondern nimmt einzig
und allein auf Schwarzenberg Bezug. Ebenso
ist in der Urkunde selbst nur von Helfrich von
Schwarzenberg die Rede. Dieser war damals
schon verheiratet, und zwar wieder recht vorsichtig
und vornehm, gleichsam in Erinnerung
an den ehemaligen freien Herrenstand, mit
einer Grafentochter aus der Casseler Gegend,
mit Bertha, Tochter des Grafen Widekind von
Naumburg.
Damit war ein zweites festes Band zwischen
den von Ballhausen und dem niederhessischen
Lande geknüpft. Hessen war die ausschließliche
Heimat dieses Zweiges des Geschlechts
geworden. Das sprach sich darin
aus, dass Helfrich Lehnsträger der Grafen von
Bilstein für Güter zwischen Cassel und Rotenburg
wurde.
* Vergl. Zeitschrift für thüringische Geschichte 21, 220 ff. (1901) und 29, 241 f. (1911).
20
Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg | 022
Mit dem Kloster Spießkappel nördlich Ziegenhain
einigten sich Helfrich und dessen Gattin
über Besitzungen zu Connefeld, zwischen Melsungen
und Rotenburg. Wenn das Kloster
durch den Ritter Eckhard von Ballhausen oder
dessen Erben an den Einkünften aus diesen
Besitzungen gehindert würde, verhieß Helfrich,
dafür zu sorgen, dass die Frucht nach
Rotenburg oder Melsungen gebracht würde,
oder er will bis zur Erfüllung seines Versprechens
Einlager (eine milde Art von Gefangenschaft,
dem Hausarrest vergleichbar) in Homberg
halten. Es scheint, als ob man gegen
Eckhard von Ballhausen und dessen jüngere
Söhne Mißtrauen hegte, vielleicht weil sie als
Raubritter bekannt waren, wahrscheinlicher,
weil sie selber Ansprüche auf die Korneinkünfte
in Connefeld erhoben. Der Vertrag zwischen
dem Kloster Spießkappel und Helfrich
von Schwarzenberg wurde in Melsungen geschlossen
und von Bürgern bezeugt.
Helfrich war kein langes Leben beschieden. Im
Mai 1265 wird er zum letzten Male erwähnt.
Er hinterließ zwei Söhne, Widekind und Berthold.
Diese fanden nach dem Tode ihres Großvaters
Eckhards I. von Ballhausen, genannt
von Sumeringen, an dessen Söhnen Eckhard
II. Hugo und Berthold, eine kräftige Stütze.
Ebenso wenig standen jene ihrem Stiefvater,
dem Edelherrn Giso von Ziegenberg, dem
Bertha von Naumburg nach dem Tode Helfrichs
von Schwarzenberg die Hand reichte,
feindselig gegenüber. Mit denen von Ballhausen
besaßen sie manche Güter gemeinsam
und waren so durch wirtschaftliche Interessen
an sie gekettet. Ob aber die Sinnesart der
jungen Schwarzenberger durch den Verkehr
mit den Oheimen und mit dem Stiefvater
günstigen Einfluß erfuhr, ist die Frage.
Die von Ballhausen gehörten jedenfalls zu den
Adligen, welche ihre Bauern bedrückten. Das
lässt sich urkundlich nachweisen. Das altberühmte
Nonnenkloster Gandersheim, an den
Ausläufern des Nordwestharzes gelegen, hatte
die Vogtei über seine Güter zu Tennstädt
im Kreise Langensalza den von Ballhausen zu
Lehen gegeben. Diese missbrauchten ihre
Vogteirechte, legten den Pächtern und Landleuten
hohe Naturalabgaben auf und trieben
sie vorher ein, ehe das Kloster seine Einkünfte
aus Tennstädt bezogen hatte. Erschien dann
der Gandersheimer Beamte, standen Felder
und Scheunen, Kasten und Ställe leer, und
aus ungefüllten Schläuchen wusste selbst die
Klosterkunst keinen Wein mehr herauszupressen.
Das war höchst ärgerlich. Die Minderung
des eigenen Einkommens bildete für die
Äbtissin gewiss einen ebenso starken Grund
zum Einschreiten wie die in den Vordergrund
gestellte Bedrückung der Untertanen, an der
indessen nicht zu zweifeln ist. Die drei Ballhäuser
und ihr Neffe Widekind – Berthold von
Schwarzenberg mochte noch so jugendlich
sein, dass man ihn nicht erwähnte – mussten
nachgeben.
Zwei Jahre danach, im Sommer 1275, wiesen
Widekind und die Brüder seines verstorbenen
Vaters dem Nonnenkloster Heydau bei Neumorschen
an der Fulda eine Hufe Landes, etwa
dreißig Morgen oder mehr, zu, deren Ertrag
bis dahin der Ritter Guntram von
Morschen von ihnen zu Lehen trug. Gleichzeitig
versprach Ritter Eckhard II. von Ballhausen,
nunmehr das Haupt der Familie, mit seinen
Brüdern binnen Jahresfrist die Hufe aus
dem etwaigen Lehnsverhältnisse zu befreien;
im Augenblicke vermochten sie nicht zu entscheiden,
ob es sich um ihr freies Eigentum
oder um ein ihnen verliehenes Lehen handelte.
Solche Unklarheit über Eigentum oder
Lehnsverhältnis, im Mittelalter keine Seltenheit,
konnte leicht zu verhängnisvollen Verwicklungen
und Streitigkeiten führen. An der
Urkunde ist der Ausstellungsort Schwarzenberg
bemerkenswert. Man hat darunter die
Burg Schwarzenberg zu verstehen. 1275 wird
diese also zum ersten Male ausdrücklich
(freilich ohne Hinzufügung des Wortes Burg)
erwähnt; Eckhards I. Sohn Helfrich nennt sich
allerdings schon 1262 danach. In derselben
Urkunde bieten einige Zeugennamen Anlass
zu Betrachtungen. Hermann von Spangenberg
und der ältere und der jüngere Ludwig von
Schlutwinsdorf weisen nach Spangenberg.
Siegfried von Haldorf und Helwig von Adelshausen
kommen in Melsunger Urkunden dieser
Zeit vor, Arnold wird als Pfarrer in Melsungen
bezeichnet.
Am bedeutsamsten ist jedoch die Anwesenheit
des landgräflichen Schultheißen Gerhard, sie
macht zur Gewissheit, dass die von Ballhausen
und die von Schwarzenberg in ungetrüb
21
022 | Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg
ter Freundschaft zum Herrn des Hessenlandes,
Heinrich dem Kinde, standen. So blieb es
nicht mehr lange. Der Landgraf sah mit Unwillen,
dass sein Land durch das Gebiet kleiner
Herren durchquert und zerrissen wurde, dass
seine eigene Macht dadurch gelähmt war,
dass selbst einfache Ritter es ablehnten, ihre
Lehen von ihm zu empfangen und so seine
Oberhoheit anzuerkennen, dass die hessischen
Untertanen dagegen unter Räubereien
litten.
Im Jahre 1293 unternahm darum Heinrich I.
einen Feldzug gegen unliebsame Burgen. Ihrer
achtzehn mussten sich ihm ergeben oder
wurden zerstört. Zu den ersteren gehörte Ziegenberg
in der Nordostecke Hessens, wo der
Stiefvater der Gebrüder Widekind und Berthold
von Schwarzenberg wohnte; unter den
zerstörten Schlössern wird Schwarzenberg
angeführt. Gegenüber erklomm die alte Casseler
Landstrasse den steilen Wengesberg, da
sahen sich die Fuhrleute der Lastwagen genötigt,
die Eile zu mäßigen; und unten auf dem
Fuldastrome glitten die Frachtkähne langsam
dahin: beides war geeignet verwilderte Gemüter
zu räuberischen Anschlägen zu verführen.
Es ist anzunehmen, dass die von Schwarzenberg
der Versuchung nicht widerstanden hatten
und deshalb nicht unschuldig büßten. Für
das Geschlecht war von der größten Bedeutung,
dass ihm auch das thüringische
Stammschloss kurz vorher verloren gegangen
war, vermutlich ebenfalls, weil es als Schlupfwinkel
von Freibeutern galt. Es war eine übele
Zeit, für welche der Reim passte: Reiten und
Rauben ist keine Schande, das tun die besten
Herren im Lande. Das Gefühl für Recht und
Unrecht hatte sich abgestumpft. Dem Landgrafen,
der anscheinend dem Beispiele Rudolfs
von Habsburg folgte, muss man Dank
wissen, dass er kräftig zugriff.
Widekind und Berthold von Schwarzenberg
blieb nach der Zerstörung ihrer Burg und nach
dem Verluste ihrer beiden anderen Zufluchtstätten
nichts weiter übrig, als sich Heinrich
dem Kinde bedingungslos zu unterwerfen. Sie
taten das im September 1295 zu Cassel. Ihr
Stiefvater, der Edelherr Giso von Ziegenberg,
stand ihnen zur Seite. Trotzdem fuhren sie
nicht glimpflich. Sie verkauften dem Landgrafen
und dessen Erben, oder besser sie wurden
gezwungen abzutreten alle Lehen und Eigengüter,
die sie im Hessenlande besessen hatten,
so die Hälfte des Allods in Körle und in
Rotenburg und das Allod neben der Burg Rotenburg.
Die letzteren beiden hatte der Landgraf
bereits mit Beschlag belegt und zwei Getreuen
als Lehen verliehen. Ferner gehörte die
Hälfte des Grundes und Bodens, auf dem die
Burg Schwarzenberg gestanden hatte – sie
musste wohl dem Erdboden gleichgemacht
sein – zu den veräußerten Gütern, ebenso die
Bilsteinschen Lehen zu Waldau, Krumbach und
zu Fuldhagen, einer Wüstung in der Casseler
Gegend, die ganze Münzstätte zu Melsungen
und ein Viertel vom Zehnten daselbst und Besitz
von geringerer Wichtigkeit.
Von dem Kaufpreise oder einer sonstigen Entschädigung
verlautet nichts. Widekind und
Berthold werden auf eine Neubelehung mit
einem Teile des Eigen und Lehngutes gerechnet
haben. Eine spätere Urkunde gestattet
zu vermuten, dass hiervon in beteiligten
Kreisen die Rede gewesen ist. Ein Siegel besaßen
die von Schwarzenberg nicht oder nicht
mehr, es mag bei der Eroberung und Zerstörung
ihrer Burg verloren gegangen sein. Der
Stiefvater und die Stadt Cassel besiegelten
den Vertrag. Landgraf Heinrich dachte vorläufig
nicht daran, sie wieder in Gnaden anzunehmen,
sondern nur daran, sich ihrer Güter
noch mehr zu versichern.
Im Jahre 1301 verkaufte Graf Otto von Bilstein,
der letzte seines Geschlechts, seine Aktivlehen
zwischen der Werra und dem Hainchen
bei Altmorschen, die er sonst an
zahlreiche Mannen ausgegeben hatte, an
Heinrich I. Darunter waren auch die Lehen
Widekinds und Bertholds von Schwarzenberg
und ihrer Oheime Eckhard und Hugo von Ballhausen,
die irrtümlich als Brüder der beiden
ersteren angeführt werden; der gemeinsame
Besitz hatte offenbar diesen Irrtum des Urkundenschreibers
hervorgerufen. Jetzt erst
zog dem Anscheine nach der Landgraf in Erwägung,
ob er den von Ballhausen die von
Schwarzenberg lagen außerhalb seiner Gedanken
– einen Teil der Güter zurückgeben
sollte, insbesondere zwölf Malter Getreide in
Melsungen. Einstweilen erhielt sie jedoch Ritter
Johann Riedesel als landgräfliches Lehen.
Widekind und Berthold von Schwarzenberg
erschienen nicht wieder auf der Bildfläche.
Bisher ist es nicht geglückt, innerhalb oder
22
Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg | 022
außerhalb Hessens eine Spur von ihnen zu
finden. Einer von ihnen muss aber wohl das
Geschlecht fortgepflanzt haben. Denn fast ein
Menschenalter später (am 27. Oktober 1329)
taucht der Knappe Johannes Swarthenberg
auf; zuerst als Zeuge für das Kloster Hardehausen
bei Paderborn, mit dem seine Ahnherren
Helfrich von Rotenburg und Eckhard I. von
BallhausenSumeringen mehrfach zu tun gehabt
hatten. An der Zugehörigkeit Johannes,
zur niederhessischen Familie von Schwarzenberg,
besteht also kein Zweifel, auch bei
demjenigen nicht, welcher weiß, dass um dieselbe
Zeit zwei Johann von Schwarzenberg als
Mitglieder fremder Geschlechter gelebt haben.
Am wichtigsten ist, dass Johann von Schwarzenberg
nicht länger für die Vergehen seines
Vaters und seiner Oheime zu büßen brauchte,
sondern Versöhnung mit dem Landgrafen und
Wiederaufnahme in der hessischen Heimat erlangte.
Allerdings war es nur ein kümmerlicher Rest
der Familiengüter, der ihm als Lehen zuteil
wurde. Im Dorfe Schwarzenberg selbst war
ein Teil des Grundbesitzes in andere Hände
übergegangen. Elisabeth von Dagobertshausen
mit ihren Söhnen, die wenig später als
Melsunger Burgmannen, d. h. als berufene
Verteidiger der Stadt in des Landgrafen Auftrages,
vorkommen, besaß in Schwarzenberg
(1354) zwei Hufen, also mindestens 60 Acker
Landes. Statt über eine stolze Burg konnte Johann
von Schwarzenberg im Dorfe nur noch
über ein Wohnhaus nebst einem Hofe verfügen,
außerdem über eine Wiese, über ein
Ländchen und über ein Bergstück.
Von der Stadt Melsungen stand ihm ein
Sechszehntel des Zehnten zu, dass bis zur
Ablösung (1835) der Schwarzenberger Zehnte
hieß. Er war einem Melsunger Bürger namens
Korsener (Kürschner), durch den Landgrafen
natürlich, zu Lehen gegeben. Nach Korseners
Tode fiel er an Johann von Schwarzenberg zurück.
Weiter gehörte diesem der Zehnte zu
Wendersdorf, einem armseligen Dorfe (jetzt
Wüstung) oberhalb Röhrenfurths, an das der
Wengesberg erinnert, sowie gegenüber auf
dem rechten Fuldaufer eine Hufe zwischen
Melsungen und Schwarzenberg, ihrer lang gestreckten
Gestalt halber Zungenhufe genannt,
eine Hufe in Körle und fünf Viertel jährlichen
Kornzinses in Krumbach am Nordabhange der
Söhre. Von den Alloden oder Eigengütern, die
Widekind und Berthold dem Landgrafen Heinrich
I. abgetreten hatten, war einzig und allein
die Körler Hufe ein schwaches Überbleibsel,
aber jetzt gleichfalls landgräfliches Lehen. Von
solchem kargen Besitze ernährte Johann von
Schwarzenberg sich, sein Weib Katharina und
seine Kinder Johann und Gisela. Die Güter
waren nicht einmal den Erben sicher, sondern
nur Johanns I. persönliches Lehen. Wenigstens
in dieser Beziehung hatte Landgraf
Heinrich II. von Hessen ein milderes Einsehen
und belehnte (am 14.September 1351) auf
Johanns Bitten dessen Frau Katharina, deren
vorhandene und zukünftige Kinder und ihre
Erben mit den oben angeführten Besitzungen
und befreite Haus und Hof in Schwarzenberg
von Diensten und Steuern.
Über die so nahe gelegene Schwarzenberger
Kirche fiel in dem Lehenbriefe kein Wort. Vorhanden
war sie aber schon: denn 1269 bis
1284 besaß sie in dem Pfarrer Reinhard oder
Reinher und 1313 in Rupert eigene Prediger.
Die Ansprüche der von Ballhausen auf die Kirche
konnten von jeher unmöglich schwer wiegen:
als (1284) der Melsunger Bürger Helwig
von Adelshausen als würdiges Kind seiner Zeit
den Schwarzenberger Kirchenzehnten an sich
riss, ließ der Offizial der Propstei Fritzlar die
Sache durch die Pfarrer von Körle und von
Melsungen untersuchen und wies Helwigs
Übergriffe zurück, ohne Widekind und Berthold
von Schwarzenberg und deren Oheime zu
Rate zu ziehen oder auch nur mit einem Worte
auf sie hinzudeuten.
Daher fühlte sich Landgraf Heinrich II. berechtigt,
das Patronatsrecht über die Schwarzenberger
Kirche, zu der auch die Kapelle im
benachbarten Röhrenfurth gehörte, dem Martinsstifte
in Cassel zu schenken. Papst Urban
V. bestätigte die Schenkung und gab (20. Mai
1366) dem Bischofe von Halberstadt den Auftrag,
dass Casseler Martinsstift in den Genuss
der ihm verliehenen Rechte zu setzen. Nun
stellte es sich aber heraus, dass der Familie
von Schwarzenberg doch irgendein Anspruch
auf die Kirche zukam. Johann II. stimmte
nämlich (am 21. Oktober 1372) der Schenkung
des Landgrafen zu seinem und seiner Eltern
Seelenheile zu und verzichtete auf sein
bisheriges Anrecht am Schwarzenberger Kirchenlehen.
Der fromme Zweck schloss hier
23
022 | Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg
jede Geldentschädigung aus, während Johann
sonst seinen bescheidenen Verhältnissen entsprechend
sich z.B. bei Belehnungen seiner
Lehnsleute, in üblicher Weise bezahlen ließ.
Sieben Jahre später weilte Johann II. vermutlich
nicht mehr unter den Lebenden. Deshalb
verlieh Landgraf Hermann der Gelehrte dem
jüngeren Ritter Walter von Hundelshausen als
Mannlehen eine Geldsumme, die in erster Linie
aus den Einkünften des Gerichtes und Gutes
zu Schwarzenberg und aus anderen Gefällen
des Dorfes bestritten werden sollte. Es
lebte aber noch ein Spross des Geschlechtes,
wie der älteste Vertreter der Familie, Helfrich
mit Vornamen geheißen. Auf diesen, wohl erst
nach 1351 geborenen Jüngling wurde keine
Rücksicht genommen. Helfrich war jedoch
nicht gesonnen, sich dem demütig zu unterwerfen.
Er begab sich in die Dienste des Erzbischofs
Adolf von Mainz, als dieser dem Landgrafen
feindlich begegnete. An den Kriegen
des Erzbischofs gegen Hessen hat Helfrich ohne
Zweifel teilgenommen. Es war zu spät und
für den Schwarzenberger kein Gewinn, dass
Hermann der Gelehrte schon nach kurzer Zeit
dem Ritter Walter von Hundelshausen seine
Lehen gerichtlich aberkennen ließ.
Der Erzbischof dagegen fesselte Helfrich noch
fester an sich durch Verleihung einer Baustelle
für einen Burgsitz auf dem Bischofssteine im
Eichsfelde und legte ihm die Verpflichtung auf,
diejenigen Lehen und Eigengüter, welche ihm
der hessische Landgraf vorenthielt, nach Wiedergewinnung
vom Erzstifte zu Lehen zu nehmen.
Zwei Jahre danach, im Sommer 1387,
eroberten Mainzer, Thüringer und Braunschweiger
die Städte Rotenburg an der Fulda,
Melsungen und Niedenstein. Bei Melsungen
endete das von den drei feindlichen Fürsten
besetzte Gebiet unmittelbar an der Schwarzenberger
Feldmark. Nun war Helfrich Zeit gekommen.
Er konnte unbesorgt in das Land
seiner Väter zurückkehren.
Dass Helfrich in die Familiengüter sofort einrückte
und sie vom Erzbischof von Mainz zu
Lehen empfing, berichtet kein Gewährsmann
und kein Schriftstück, das kann man aber als
selbstverständlich annehmen. 1390 belehnte
er einen Melsunger mit einem Stück Landes
bei dem „Kesseler Forthe“, vermutlich einer
Fuldafurt unter dem Kesselberge oder an der
Casseler Landstrasse, zwischen Melsungen
und Schwarzenberg. Und nicht lange darauf
besiegelte er einen Schenkungsbrief für das
Melsunger Georgshospital. Sein Siegel zeigt
die beiden nach auswärts gekrümmten Ballhausischen
Widderhörner, ist jedoch mit seiner
Winzigkeit ein Symbol für den Niedergang
des Geschlechtes. Helfrichs Aufenthalt in der
alten Heimat dauerte bloß sieben Jahre.
Nach dem Tode des Erzbischofs Adolf von
Mainz vermochte der gedemütigte Landgraf
Hermann sein Haupt wieder zu erheben. Was
ihm der Krieg geraubt hatte, warfen ihm kluge
Verträge wieder in den Schoß, auch die Herrschaft
über die drei verlorenen Städte. Mehrere
Urkunden mit genauen Einzelbestimmungen
über den Friedensschluss und über
die Fuldalandschaft sind erhalten, vom
Schicksale des Dorfes Schwarzenberg und
seines Herrn spricht keine. Die Gegend war ja
von der feindlichen Besetzung frei geblieben.
Helfrich hielt an seinen Ansprüchen zähe fest,
so musste er den Boden seines Vaterlandes
räumen. Die Wohnung auf dem eichsfeldischen
Bischofssteine bot ihm notdürftigen Ersatz.
Der letzte Helfrich war also nicht in so
übeler Lage wie hundert Jahre früher Wiedekind
und Berthold von Schwarzenberg, die
Söhne des ersten Helfrich. Bis zum Tode Hermann
des Gelehrten blieb er verschollen. Die
Zeit minderte aber wohl seinen Groll, ebenso
wie seine Anhänglichkeit an die alte Scholle.
Denn mit dem Landgrafen Ludwig I., Hermanns
des Gelehrten Sohne, schloss er einen
Vertrag (am 13. April 1417) und überließ ihm
das Dorf und das Gericht Schwarzenberg und
andere Besitztümer, welche daselbst und im
Amte Melsungen lagen. Zugleich erklärte er
frühere Lehenbriefe für kraftlos und versprach
deren Zurückgabe. Erzbischof Konrad von
Mainz entschädigte ihn durch eichsfeldische
Lehen, die ehemals Ludwig von Binsförth,
erzbischöflicher Provisor zu Erfurt, und dessen
Bruder Andreas besessen hatten. Am 4. Oktober
1440 trat Otto von Binsförth in Helfrichs
mainzische Lehen.
Damals war dieser also tot. Mit ihm starb die
Familie von Schwarzenberg aus, nachdem sie
länger als anderthalb Jahrhunderte bestanden
hatte. Der Stamm von Ballhausen in Thüringen
war schon früher erloschen.
24
Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg | 022
Wer in unseren Tagen auf das friedliche und
freundliche Dörfchen Schwarzenberg blickt,
der ahnt nichts von den Gewittern, die sich
vor Zeiten über die ritterlichen Besitzer entladen
haben.
Dieser Aufsatz befand sich in gedruckter Form auf mehreren Seiten, die ursprünglich zu einer
unbekannten Zeitschrift gehörten, bei den Unterlagen von Lehrer Peter Schmidt. Er wurde
wörtlich übernommen.
Der Verfasser Dr. Ludwig Armbrust hat unter anderem auch die „Geschichte der Stadt Melsungen“
geschrieben. Er wurde 1861 in Göttingen geboren und war zwischen 1889 und 1893 Leiter
der Henkelschen Lehranstalt in Melsungen. Er verstarb in 1940 in Bad Berka.
Adolf Seitz
25
023 | Ritter in Schwarzenberg
Ritter in Schwarzenberg
(zusammengefasst von Adolf Seitz u. a. nach den Aufzeichnungen „Das Rittergeschlecht von
Schwarzenberg (12621440)“ und „Die von Balenhusen“ von Dr. phil. L. Armbrust.)
Aus alten Unterlagen geht nicht hervor, wann
und von wem die Burg zu Schwarzenberg erbaut
wurde. Fest steht nur, dass es sie gab.
Ihr Standort war vermutlich das Gebiet der
heutigen Häuser Nickel, Kördel, Ickler und
Wenzel (Riedforststraße Nr. 45, 43, 49 und
51). Bei Umbauten dieser Häuser wurden alte
Mauerreste, teilweise bis zu 1,25 Meter breit,
gefunden. Im Haus Ickler trat ein kreisrund
gemauerter Schacht zutage.
Über die Herrn der Burg ist folgendes bekannt:
Im Jahr 1230 lebt auf einer Burg in der Nähe
von Rotenburg einer der reichsten Ritter des
Hessenlandes mit Namen Helfrich. Er besitzt
in und bei Melsungen Güter und Ländereien.
So auch in Schwarzenberg. Eine seiner drei
Töchter mit Namen Lucardis (Luitgard), heiratet
nach 1231 den thüringischen Adligen Eckhard
von Sumeringen, der sich später „von
Ballenhausen“ (Ballenhusen) nennt. Aus dieser
Ehe gehen bis 1255 mehrere Söhne hervor.
Nach dem Tod Helfrichs von Rotenburg,
der zwischen 1255 und vor dem 18. September
1259 liegt, geht ein Teil seines Besitzes
auf seine Tochter Lucardis und ihre Söhne
über. Darunter wahrscheinlich auch die Burg
Schwarzenberg.
Der älteste Sohn von Eckhard und Lucardis,
nach dem Großvater mütterlicherseits Helfrich
genannt, ist die erste Person, die in 1262 namentlich
mit Schwarzenberg in Verbindung
gebracht wird. Er siegelt 1262 eine Urkunde,
in der es zwischen ihm und dem Abt von Cappel
um Güter in Konnefeld geht, als Helfrich
von „Swarzenberch“. Helfrich von Schwarzenberg
führt genau das Siegelbild seines Vaters:
Zwei nach außen gebogene Widderhörner, unter
denen sich, wie bei Eckhard, ein Nagel als
persönliches Merkmal befindet. In der Umschrift
des Siegels steht Schwarzenberg. Damit
dürfte der Beweis erbracht sein, dass er
auf der Burg in Schwarzenberg gelebt hat.
Die erste urkundliche Erwähnung der Burgherren
in 1262 wird auch von dem bedeutenden
thüringischen Historiker Otto Dobenecker
(1859 – 1938) in seinem Regestenwerk
zur thüringischen Geschichte „Regesta diplomatica
necnon epistolaria historiae Thuringiae“
Band 3 Nr. 3023 bestätigt. In alten Hainaer
Urkunden von 1290, 1306, 1308 und
1310 werden die Schwarzenberger Ritter öfter
als Zeugen genannt. Auch unter den Spangenberger
Burgmannen findet sich ein Mitglied
derer von Schwarzenberg.
Helfrich ist damals schon mit Bertha, der
Tochter des Grafen Widekind von Naumburg
verheiratet. Aus dieser Ehe gehen die zwei
Söhne Widekind und Berthold III. hervor.
Helfrich wird im Mai 1265 zum letzten Male
erwähnt. Bertha von Naumburg, die Witwe
Helfrichs heiratet nach seinem Tod den Edelherrn
Giso von Ziegenberg.
Im Sommer 1275, weisen Eckhard II. und
seine Brüder Hugo, Berthold II. und Rudolph
(die Onkel von Widekind und Berthold III.)
dem Nonnenkloster Haydau bei Neumorschen
an der Fulda eine Hufe Land (etwa dreißig
Morgen) zu. Ausstellungsort der Urkunde ist
Schwarzenberg. Im Januar 1286 stimmen Widekind
und Berthold III. dem Verkauf des
Leibeigenen ihrer Mutter Berta, Herwig von
Möllrich, an das Deutsche Haus in Marburg zu.
Nachdem Gerlach von Breuberg (1290 — 97)
Schloss Ballhausen in Thüringen in seine Gewalt
bringt, verlieren Eckhard II., Hugo und
Berthold II. einen großen Teil ihres Besitzes.
Sie halten sich deshalb in der Folgezeit öfter
auf der Burg in Schwarzenberg auf, da sie zu
ihren Neffen Widekind und Berthold III. ein
gutes Verhältnis haben.
Die Herren von Schwarzenberg haben ein gutes
Verhältnis zu Landgraf Heinrich I., der
auch das Kind von Brabant genannt wird. Das
ändert sich aber bald. Der Landgraf sieht mit
Unwillen, dass einige seiner Burgherren sich
26
Ritter in Schwarzenberg | 023
den Plänen zur territorialen Neuordnung seines
Machtbereiches widersetzen und auch zu
Raubrittern geworden sind.
Auch die Schwarzenberger Ritter Widekind
und Berthold III. konnten wahrscheinlich der
Versuchung nicht widerstehen, ihre Einnahmen
durch Überfälle auf Händler und Reisende,
die entweder auf dem Landwege (Alte
Kasseler Landstraße, Sälzerweg) oder auf der
Fulda unterwegs waren, aufzubessern. Deshalb
unternimmt der Landgraf im Jahre 1293
einen Feldzug gegen achtzehn Burgen. Zu den
zerstörten Burgen gehört auch die zu Schwarzenberg.
Sie muss wohl dem Erdboden gleich
gemacht worden sein.
Wigand Gerstenberg (geboren vermutlich am
1. Mai 1457 in Frankenberg (Eder), wo er
auch am 22. August 1522 verstarb, dessen eigentlicher
Familienname wohl Bodenbender
(oder auch Boddenbenders, Boddenbener)
war, hat dies als Chronist am Übergang zwischen
Spätmittelalter und Reformationszeit in
seiner Chronik des Hessenlandes beschrieben.
(Text siehe „Das Dorf Schwarzenberg“)
Nach der Zerstörung der Burg haben Widekind
und Berthold III. kaum noch Kontakt zu den
Brüdern ihres Vaters, von denen Berthold II.
in 1294 als Laienbruder im Kloster Volkenrode
bei Mühlhausen erwähnt wird. Hugo II. ist
nach der Zerstörung von Schwarzenberg so
gut wie verschollen, 1301 wird er noch einmal
genannt, aber ohne Angabe des Wohnsitzes
und sonstiger Lebensumstände. Eckhard II.
geht nach Thüringen zurück, wo er noch einige
Güter besitzt.
Der Lebensraum der Brüder Widekind und
Bertold III. von Schwarzenberg bleibt weiterhin
Hessen, auch weil Verwandtschaft und Besitz
hier angesiedelt waren. So versuchen sie,
sich mit dem Landgrafen Heinrich I. auszusöhnen,
was aber bedingungslose Unterwerfung
bedeutet.
Am 28. September 1295 führen sie gemeinsam
mit ihrem Stiefvater Giso von Ziegenberg
in Kassel Verhandlungen, an deren Ende sie
dem Landgrafen und dessen Erben alle Lehen
und Eigengüter, die sie im Hessenland besessen
hatten, abtreten müssen.
Der Inhalt der Übergabeurkunde zeigt, dass
es sich um einen nicht unerheblichen Besitz
handelte. Es ging unter anderem um einen
Hof in Waldau, Anteile am dortigen Zehnten,
Renten in Fuldahagen (südlich von Kassel),
Crumbach und Venne (bei Gudensberg). Weiterhin
die Hälfte des Zehnten von Elgershausen,
ein Viertel des Zehnten in Melsungen,
Grundbesitz in Körle und Rotenburg und die
Münze in Melsungen. Neben diesen Besitztümern
müssen sie auch die Hälfte des Grundes
und Bodens, auf dem die Burg Schwarzenberg
gestanden hatte verzichten. Gesiegelt wird die
Urkunde von der Stadt Kassel und dem Stiefvater
Giso von Zierenberg, weil das Siegel der
Brüder wahrscheinlich in den Trümmern der
Burg verloren gegangen war.
Eine Entschädigung für die Abtretungen wird
den Brüdern nicht gewährt, auch die Hoffnung
auf eine Neubelehnung der verlorenen Güter
erfüllt sich nicht. Als dann im Jahr 1301 Graf
Otto von Bilstein noch seine Aktivlehen zwischen
Werra und dem Hainchen bei Altmorschen,
zu denen auch Besitztümer Widekinds
und Bertolds III. gehören, an Heinrich I. verkauft,
sind beide mittellos. Von da an fehlt jede
Spur von ihnen.
Einer von ihnen muss aber zumindest einen
Sohn gehabt haben, denn am 27. Oktober
1329, taucht ein Knappe Johannes Swarthenberg
als Zeuge für das Kloster Hardehausen
bei Paderborn auf. Seine Ahnherren Helfrich
von Rotenburg und Eckhard I. von
Ballhausen (Sumeringen) hatten mit diesem
Kloster in der Vergangenheit öfters zu tun.
Somit dürfte an der Zugehörigkeit Johannes
zur Familie derer von Schwarzenberg kein
Zweifel bestehen.
Johannes I. von Schwarzenberg versöhnt sich
mit Landgraf Heinrich II., der ihn nicht länger
für die Vergehen seines Vaters büßen, sondern
ihn in die hessische Heimat zurückkehren
lässt.
Er erhält, da der größte Teil der einstigen Familiengüter
in fremden Besitz übergegangen
ist, einen verhältnismäßig kleinen Besitz als
Lehen. Statt in der wahrscheinlich teilweise
wieder aufgebauten Burg, lebt er mit seiner
Frau Katharina und seinen Kindern Johann II.
und Gisela in einem Wohnhaus mit Hof. Er
verfügt außerdem über eine Wiese und über
27
023 | Ritter in Schwarzenberg
zwei kleine Stücke Land. Von der Stadt Melsungen
steht ihm ein Sechzehntel des Zehnten
zu, der bis zur Ablösung (1835) der
Schwarzenberger Zehnte heißt.
Dieser war einem Melsunger Bürger namens
Korsener (Kürschner) zu Lehen gegeben.
Nach Korseners Tode fällt er an Johann von
Schwarzenberg zurück. Weiter gehört ihm der
Zehnte zu Wendersdorf (heute Wüstung), einem
armseligen Dorf südwestlich von Röhrenfurth
auf dem Wengesberg gelegen. Dazu
kommt eine Hufe Land auf dem rechten Fuldaufer
zwischen Melsungen und Schwarzenberg,
die wegen ihrer lang gestreckten Form
Zungenhufe genannt wurde.
Eine Hufe in Körle und fünf Viertel des jährlichen
Kornzinses in Krumbach am Nordabhange
der Söhre vervollständigen sein Lehen.
Ein fürstliches Leben war mit diesem nicht
möglich. Da der Besitz nur Johanns persönliches
Lehen war, macht er sich Sorgen, was
nach seinem Tod passieren wird.
Auf seine Bitten wird das Lehen mit allem Besitz
am 14.September 1351 vom Landgraf
Heinrich II. auf Johanns Frau Katharina, die
vorhandenen und zukünftigen Kinder und ihre
Erben übertragen. Außerdem werden Haus
und Hof in Schwarzenberg von Diensten und
Steuern befreit.
In 1372 lebt Johann nicht mehr, denn am 21.
Oktober 1372 bestätigt sein Sohn Johann II.,
dass er mit der in 1366 durch Landgraf Heinrich
II. und seinen Sohn Otto erfolgten Schenkung
des Kirchlehens von Schwarzenberg an
das Martinsstift in Kassel einverstanden ist
und auf seine Rechte an dem Kirchlehen verzichtet.
Nach 1372 wird Johann II. nicht mehr erwähnt.
Er hatte aber entweder noch einen
Bruder oder einen Vetter mit Namen Helfrich,
der erst nach 1351 geboren war. Dieser wird
in 1379 vom Landgrafen Hermann II. dem
Gelehrten, um Teile seiner Einnahmen gebracht,
weil der Landesherr diese dem Ritter
Walther von Hundelshausen zuspricht. Helfrich
betrachtet dies als einen Eingriff in seine
persönlichen Rechte und schließt sich dem
Erzbischof Adolf von Mainz an. Als es zwischen
dem Landgrafen und dem Erzbischof zum
Krieg kommt, kämpft Helfrich für den Kirchenfürst.
Dieser ernennt ihn am 29. Juli 1385 zum
Burgmann auf dem Bischofsstein in der Nähe
von Heiligenstadt (Eichsfeld) und sagt ihm
dort ein Grundstück für den Bau eines Herrenhauses
zu. Helfrich verpflichtet sich, die
eventuell vom hessischen Landgrafen zurückerworbenen
Lehen und 200 Gulden dem
Mainzer Erzstift zu übergeben. Als Gegenleistung
wird er dann Lehnsherr dieser in den
Mainzer Besitz übergegangenen Lehen.
Als im Sommer 1387, die Mainzer, Thüringer
und Braunschweiger die Städte Rotenburg,
Melsungen und Niedenstein erobern, kehrt
Helfrich wahrscheinlich nach Schwarzenberg
zurück. In 1390 erhält ein Melsunger Bürger
von ihm ein zwischen Schwarzenberg und
Melsungen liegendes Stück Land zum Lehen.
Es lag vermutlich an einer Fuldafurt unter dem
Kesselberg oder an der Kasseler Landstrasse.
Am 5. Januar 1392 siegelt Helfrich einen
Schenkungsbrief für das Melsunger Georgshospital.
Sein Siegel zeigt noch, genau wie die
Siegel seiner Vorfahren die Widderhörner,
wenn auch etwas kleiner.
Nach dem Tod des Erzbischofs Adolf von Mainz
gelangt Landgraf Hermann II. in 1394 wieder
in den Besitz von Schwarzenberg und Helfrich
muss den Ort verlassen.
Er geht vermutlich als Burgmann in das Eichsfeld
auf den Bischofsstein zurück. Von dort
versucht er seine Ansprüche auf seinen
Schwarzenberger Besitz durchzusetzen, was
ihm aber nicht gelingt.
Am 13. April 1417 schließt er mit dem Landgrafen
Ludwig I., dem Sohn Hermanns II.
einen Vertrag und überlässt ihm Dorf und Gericht
Schwarzenberg und andere Besitztümer.
Er erklärt die Lehensbriefe für nichtig und
verspricht deren Rückgabe. Erzbischof Konrad
von Mainz entschädigt Helfrich im Oktober
1420 für den Verlust seines Besitzes durch
Lehen im Eichsfeld, die vorher Ludwig von
Binsförth, der erzbischöflicher Provisor zu Erfurt,
und dessen Bruder Andreas besessen
hatten.
Am 4. Oktober 1440 übernimmt Otto von
Binsförth Helfrichs Lehen im Eichsfeld. Zu diesem
Zeitpunkt ist Helfrich also tot. Mit ihm
stirbt die Familie von Schwarzenberg aus,
nachdem sie länger als anderthalb Jahrhunderte
bestanden hatte.
28
Ritter in Schwarzenberg | 023
Widekind und Berthold III. waren die letzten
Ritter von Schwarzenberg, die die Burg bis zu
ihrer Zerstörung im Jahr 1293 bewohnten.
Was danach aus der Burg geworden ist, lässt
sich historisch nicht genau belegen. Vermutlich
ist sie nach ihrer Zerstörung durch Landgraf
Heinrich I. zumindest teilweise wieder
aufgebaut worden. Im Jahr 1379 soll ein General
von Wanger die Burg mit 200 Söldnern
besetzt haben. Er soll 1422 im Kampf in einer
Schlucht zwischen Schwarzenberg und Röhrenfurth
gestorben sein. Diese zieht sich auf
der rechten Seite der Kreisstraße, am Anfang
des Kriechenbergs, den Wald hinauf und heißt
bis heute noch der „Wangergraben“. (*) Danach
sollen weitere Ritter die Burg besetzt
haben, bis 1473 der österreichischer General
Görtz die Burg eroberte. Während des 30jährigen
Krieges wurde die Burg endgültig zerstört.
Steine der Burg sind heute noch in der
Kirchgartenmauer zu sehen. Auch beim Bau
des Melsunger Schlosses sollen Steine der
Schwarzenberger Burg verwendet worden
sein.
(*) Eine andere im Umlauf befindliche Version,
die wahrscheinlich auf die fiktive Geschichte
von Lehrer Schmidt über die Burg Schwarzenberg
zurückgeht, bezeichnet eine Vertiefung
unterhalb des Standorts der ehemaligen Burg
Schwarzenberg ebenfalls als „Wangergraben“.
29
02-4 | Das Dorf Schwarzenberg
Das Dorf Schwarzenberg
von Adolf Seitz
Erste Erwähnung
Es gibt keine Urkunde, aus der die Gründung
des Dorfes Schwarzenberg hervorgeht. Zu
dieser Erkenntnis kam auch der ehemalige
Schwarzenberger Lehrer Peter Schmidt bereits
im Jahr 1939 bei seinen Nachforschungen
bei den verschiedensten Stellen, an denen
sich Geschichtsunterlagen befanden.
Auch von mir angestellte Versuche in dieser
Richtung blieben erfolglos.
Die erste Urkunde, die sich auf Schwarzenberg
bezieht, ist die nachstehende Urkunde
des ehemaligen Klosters Spießkappel, die sich
unter der Bezeichnung HStAM Best. Urk. 1886
im Hessischen Staatsarchiv Marburg befindet.
Sie ist datiert auf das Jahr 1262.
Die Urkunde wird vom Hessischen Archiv,
Dokumentations und InformationsSystem
wie folgt beschrieben und ihr lateinischer Inhalt
in die deutsche Sprache übertragen:
Kurzregest
Vergleich mit Helfrich von Schwarzenberg
über Güter in Konnefeld.
Datierung: 1262
Originaldatierung: Actum in Milsungen anno
domini 1262.
Alte Archivsignaturen: Urk. A II Kl. Cappel a
1262
Vermerke: (Voll) Regest
Es wird bekundet, daß Abt und Konvent von
Cappel (in Cappellis) und Helfrich von
Schwarzenberg (Suarzenberg) mit seiner
Ehefrau sich über Güter in Konnefeld (Cunneuelt),
die der verstorbene Graf Bertold von
Ziegenhain (Cigenhayn) zu seinem Seelenheil
Dies ist ein Foto der Originalurkunde, das Ludwig
Kördel vor einigen Jahren im Staatsarchiv aufgenommen
hat. Laut Auskunft des Staatsarchivs Marburg
ist die Urkunde mittlerweile in einem Zustand,
der eine Digitalisierung nicht mehr zulässt.
30
Das Dorf Schwarzenberg | 02-4
Cappel verliehen hatte, wie folgt geeinigt haben:
Sollte das Stift von seiten Eckehards von Ballenhausen
(a) und dessen Erben irgendwelche
Hinderung an diesen Gütern (aliquem scrupulum
impedimenti) erleiden, so verpflichtet sich
Helfrich mit seiner Ehefrau (fide data compromisit),
daß, falls der aus diesen Gütern gewonnene
Getreideertrag von seinem Vater
oder anderen Erben beschlagnahmt würde (in
sequestro poneretur), er dafür sorgen werde
(procurare deberet), diesen nach Homberg
oder Melsungen (in opidum Honberg uel Milsungen)
zu überführen. Tue er dies nicht, so
verspricht er, in Homberg Einlager zu halten
(quod si non faceret intraturum Honberg se fide
pollicitus est et non exiturum nisi
promissis omnibus persolutis). Stirbt Helfrich,
so übernimmt seine Frau die gleiche Verpflichtung.
Rückvermerk: (14.Jh.) Super bonis in Cunninfelt.
Zeugen:
die Ritter Werner von Salzberg, Heinrich von
Caßdorf, die Bürger und Knechte (burgenses
et serui) Hermann von Malsfeld (Malzuelt),
Ludwig von Farnroda (Varenrot), Gerhard
Schütze (sagittarius), Heinrich [?] (Hetinrich)
Hoveman.
Siegler: Helfrich von Schwarzenberg.
Auf diesem Bild der Urkunde habe ich einige Stellen markiert und übertragen:
Markierung: 1 Helfrich de Suarcenbg Helfrich von Schwarzenberg
2 Cunneult Konnefeld
3 Cigenhayn Ziegenhain
4 Eckehardo de Ballenhusen Eckhard von Ballhausen
5 Helfrich Helfrich
6 sua fide data compromisit verpflichtet sich mit seiner Ehefrau
7 milsungen Melsungen
8 heinry Heinrich
9 de Castdorph von Caßdorf
31
02-4 | Das Dorf Schwarzenberg
Auf der aus Pergament bestehenden beschädigten
Urkunde sind auf der Umrandung des
anhängenden und stark zerstörten Siegels
von Helfrich leider nur diese Buchstabenreste
zu erkennen: LFRI SWARZEN
„Durch die Verheiratung mit Liutgard von Rotenburg
gewann Eckhard von Sumeringen
nicht nur die Anwartschaft auf hessische Güter,
sondern seiner Familie wurde auch ein
bestimmter Weg gewiesen, auf dem sie außerhalb
Thüringens wandeln konnte. Sein ältester
Sohn, nach dem Großvater mütterlicherseits
Helfrich genannt, führt (1262)
genau das Siegelbild seines Vaters: zwei nach
außen gebogene Widderhörner, unter denen
sich, wie bei Eckhard ein Nagel als persönliches
Merkmal befindet. Die Umschrift berichtet
jedoch nicht dass Geringste von Sumeringen
oder Ballhausen, sondern nimmt einzig
und allein auf Schwarzenberg Bezug. Ebenso
ist in der Urkunde selbst nur von Helfrich
von Schwarzenberg die Rede. Dieser war
damals schon verheiratet, und zwar wieder
recht vorsichtig und vornehm, gleichsam in
Erinnerung an den ehemaligen freien Herrenstand,
mit einer Grafentochter aus der Kasseler
Gegend, mit Bertha, Tochter des Grafen
Widekind von Naumburg.“
Da es keine anderen Belege gibt, wurde von
den Historikern das in der Urkunde genannte
Jahr 1262 als Zeitpunkt bestimmt, zu dem
Schwarzenberg öffentlich in die deutsche Geschichte
eingetreten ist.
Auch die Chronik „700 Jahre Schwarzenberg“,
die von Lehrer Gert Rosenstock in den Jahren
1962 und 1963 als Gemeinschaftsarbeit der
Volksschule Schwarzenberg erarbeitet und
herausgegeben wurde, und die größtenteils
auf den Unterlagen von Lehrer Peter Schmidt
basiert, bezieht sich auf das Jahr 1262 als Datum
der Ersterwähnung von Schwarzenberg.
Beschädigtes Siegel
des Ritters Helfrich
von Schwarzenberg
(Dieses Bild stellte
Kurt Maurer aus
Melsungen zur Verfügung)
Die o.g. Urkunde erwähnt auch der Geschichtsforscher
Dr. Armbrust in seinem Aufsatz
„Das Rittergeschlecht von Schwarzenberg“,
der an anderer Stelle dieses Buches
vollständig zu lesen ist. Er schreibt dort:
Weitere Erwähnungen
Die Regesten
Weitere historisch belegte Daten über
Schwarzenberg findet man in den Regesten
zur Geschichte der Landgrafen von Hessen.
Die Bezeichnung wird abgeleitet von dem lateinischen
res gestae = „die getanen Dinge“
und bezeichnet in der Geschichtswissenschaft
die Zusammenfassung des rechtsrelevanten
Inhalts einer mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen
Urkunde. Regesten sind also Verzeichnisse
geschichtlicher Tatsachen. Auf den
Internetseiten der Universität Marburg und
dem Hessisches Landesamt für geschichtliche
Landeskunde findet man Regesten, die
Schwarzenberg betreffen.
Andere historischen Unterlagen
Neben den offiziellen Urkunden, wie den Regesten,
findet man unter anderem noch in einigen
anderen historischen Werken Angaben
über Schwarzenberg.
So hat zum Beispiel Dr. L. Armbrust seinem
Aufsatz „Die von Balenhusen“, in dem er auch
auf die Schwarzenberger Linie dieses Rittergeschlechts
eingeht, einen Auszug aus Urkunden
und Chroniken angefügt, die die Vorgeschichte
der Ritter von Schwarzenberg
verdeutlichen. Aus diesem Grund habe ich sie
auch aufgeführt. Manche dieser Texte haben
Regesten als Grundlage, enthalten aber
manchmal noch Einzelheiten, die in diesen
nicht vorkommen.
32
Das Dorf Schwarzenberg | 02-4
Auch in Beschreibungen der sich ändernden
politischen Landschaften wird Schwarzenberg
von verschiedenen Autoren erwähnt. Da es
sich bei all diesen Unterlagen um zeitgeschichtliche
Dokumente handelt, habe ich sie
nachstehend in zeitlicher Reihenfolge geordnet,
ihre Quellen angegeben und teilweise mit
Hinweisen versehen.
1. November 1255 Erfurt
(Urkunde Nr. 26 „Die von Balenhusen“)
Ekkehardus de Ballenhusen dictus de Summeringen
miles vertauscht mit Erlaubnis seiner
Gattin Lucardis und unter Zustimmung seiner
Söhne dem Abte Andreas und dem Peterskloster
in Erfurt Güter. Eckhard gab die folgenden
hin: in Walschleben (nw. Erfurt) Güter,
die jährlich 3 Vierdunge einbrachten, in
Raßdorf, einer Wüstung bei Witterda (nw. Erfurt),
4 Hufen und in Herbsleben an der Unstrut
(A.G. Touna) 1 Hufe.
Zeugen: venerabilis dominus Gerardus archiepiscopus
Moguntinus, Fridericus praepositus
Northusensis, dominus Heydenricus abbas
Bursfeldeusis, magister Bertoldus eiusdem archiepiscopi
scriptor, Fridericus de Drivordia
senior, Bertoldus vicedöminus, Heinricus pincerna
dictus de Appolt, Ecckehardus de Wartperg
milites et alii fide digni.
Joh. Fr. Schannat, Vindemiae litterariae, Fulda
u. Leipzig 1723, II, 12 No. 20.
1. August 1256 Heida
Ekehardus de Ballenhusen ac Lucardis nostra
contectalis und beide Söhne übertragen ihr
Eigentum in Leimbach dem Kloster Heida.
Zeugen: Bertholdus de Cruceburg, Ekehardus
de Warberg, Hermannus de Reingotshusen,
Rudegerus Monachus milites et alii fide digni.
Datum Heyde anno domini MCCLVI", Kai. Augusti.
Das Siegel Eckhards v. B. anhängend.
Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster
Heida).
Hinweis: Einer der in den beiden vorstehenden
und der Urkunde Nr. 34 erwähnten Söhne
Eckhards von Ballhausen ist Helfrich, der 1262
als Helfrich von Schwarzenberg historisch erwähnt
wird.
1. August 1256
Ballhausen (Kreis Weißensee).
(Urkunde Nr. 29 „Die von Balenhusen“)
Ekehardus de Ballenhusen miles teilt dem
Schultheißen, den Burgmannen und Bürgern
zu Rotenburg an der Fulda mit, daß er seine
Eigengüter in Leimbach, einer Wüstung südlich
von Altmorschen, dem Kloster Heida (bei
Altmorschen) übertragen habe. Seinen Knecht
Friedrich von Burschla (servum etiam meum
Fridericum de Burslo) ordnet er ab, um an
seiner statt vor ihnen (loco raei vobis presentibus)
die Güter dem Kloster zu übertragen.
Datum Ballenhusen anno domini MCCLVI",
Kai. Augusti.
Anhängend das Siegel Eckhards
Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster
Heida).
Hinweis: Bei dem Kloster „Heida“ in den beiden
vorstehenden Urkunden handelt es sich
um Haydau in Morschen. Diese Urkunden sind
auch ein Beweis dafür, dass Eckhard von Ballhausen
nach dem Tod seines Schwiegervaters,
Helfrichs von Rotenburg, großen Besitz in
unserer Gegend inne hatte.
Urkunde über eine Schenkung Eckhardts von Ballhausen
an das Kloster „Heida“
Auch dieses Foto der Originalurkunde aus dem
Staatsarchiv Marburg stammt von Ludwig Kördel.
18. September 1259
(Urkunde Nr. 34 „Die von Balenhusen“)
Ritter Eckhard von Ballenhusen, dessen Frau
Lukkardis und beider Söhne erklären sich mit
33
02-4 | Das Dorf Schwarzenberg
einer Schenkung Helfrichs von Rotenburg seligen
Angedenkens einverstanden. Dieser, der
Schwiegervater Eckhards v. B., hatte den Cisterciensern
zu Hardehausen (bei Paderborn)
den Zehnten in Mönchehof (bei Cassel) übertragen.
Eckhard leistet den Mönchen, wenn nötig, Gewähr
für den Besitz. Zeugen: dominus Gumpertus
frater et monachus eiusdem monasterii,
dominus lohannes plebanus in
Surthenburg; dominus Albertus de Ebeleyuen,
Ekkehardus de Warthberg, Heinricus dictus
Thobelstein milites ; Theodericus scriptor et
multi alii fide digni.
Westfälisches Urkundenbuch, Bd. IV, Münster
1878—89
Hinweis: Diese Urkunde ist ein Beweis dafür,
dass eine Verbindung der Ritter von Schwarzenberg
zu dem Kloster Hardehausen bestand,
das am 27. Oktober 1329 mit dem Auftauchen
des Johannes von Schwarzenberg
eine Rolle spielte.
26. Juli 1275 Schwarzenberg
(n. Melsungen an der Fulda)
(Urkunde Nr. 42 „Die von Balenhusen“)
Eckehardus miles de Ballennusen verpflichtet
sich mit seinen Brüdern, die Einkünfte von
6 solden., die der Ritter Guntram von Morschen
von ihnen einstmals zu Lehen gehabt,
und die sie jetzt den Nonnen zu Heida überlassen
haben, binnen Jahresfrist aus dem etwaigen
Lehensverhältnisse zu befreien. Augenblicklich
vermögen sie nämlich nicht zu
entscheiden, ob es sich um Eigentum oder Lehen
handelt.
Datum anno domini MCCLXXV apud Svarzenberg,
in crastino beati Jacobi apostoh.
Eckhards Siegel anhängend.
Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster Heida).
Hinweis: Diese Urkunde wurde in Schwarzenberg
erstellt. Sie erwähnt Schwarzenberg
(wahrscheinlich die Burg) zum ersten Mal als
Ortsbezeichnung.
In der Urkunde von 1262 tauchte „Schwarzenberg“
nur als Beiname von Helfrich auf.
6. Januar 1286
(Urkunde Nr. 49 „Die von Balenhusen“)
Berta de Nouo Castro (= Naumburg s Wolfhagen
in Niederhessen) verkauft auf den Rat ihres
Gemahls, des Herrn Giso Ritters von Ziegenberg,
und mit Zustimmung ihrer Söhne
Widekind und Berthold [von Schwarzenberg]
dem Deutschen Hause in Marburg ihren Leibeigenen
Herwig von Möllrich.
Zeugen Conradus de Uslathe miles , Gozwinus
de Osterhusen, Heinricus Vingerhut scultetus
und Bürger von Fritzlar.
Die letzteren und Giso von Ziegenberg sind
Siegler.
Wyss, Hessische Urkunden (Publ. aus Preuß.
Staatsarchiven III. Bd)
6. Januar 1286
(Urkunde Nr. 50 „Die von Balenhusen“)
Ritter Giso von Ziegenberg verbürgt sich für
die Zustimmung seines zweiten Stiefsohnes
Berthold [von Schwarzenberg] zu obigem
Verkaufe.
Wyss, Hess. Urk., I, 339.
6. Januar 1286
(Urkunde Nr. 51 „Die von Balenhusen“)
Giso Ritter von Ziegenberg und dessen Stiefsohn
Widekind [von Schwarzenberg] verbürgen
sich eidlich dafür, daß Berthold [von
Schwarzenberg], ihr Stiefsohn bezw. Bruder,
obigen Verkauf für gültig erklären und bis zum
Sonntage Quasiraodogeniti (April 21.) in eigener
Person zu Fritzlar auf den Leibeigenen H.
V. M. Verzicht leisten wird. Wenn dies am 22.
April nicht geschehen ist, wollen die beiden
Aussteller sich in Fritzlar stellen und dort so
lange bleiben, bis ihr Versprechen erfüllt ist.
Datum anno MCCLXXXVI, in Epiphania domini.
Guden, Codex diplomaticus, IV, 954 No 79.
Kurz erwähnt bei Wyss, Hess. Urk., I, 339.
Herbst 1293
Do man schreib nach gots geburt 1293 jar, du
quam grave Godfrid von Czigenhheyn mit den
Westphelingin zu stride. Unde der von Czi
34
Das Dorf Schwarzenberg | 02-4
genhheyn gewan den strid, unde finck der
Westphelinge bie 200, unde bleb in wenig lude
toid. Dufs geschach im herbeste, bie Geismar
in Hessen. Alsus lefset man zu Heyne.
Bie disfsen getzyten woren in dem lande zu
Hessen vile roupslosfse und mortkulen, die
dan ire lehene nicht umbe den fursten entphaen
wulden, sundern sie woren des lants
fygent; etzliche uffenberliche, etzliche heymelichin.
Die bestreid der lantgrave, unde gewan
sie; etzliche brach er zu grunde nidder, etzlich
besatzste er mit den synen. Unde in sunderhoid
dusfse nachgeschrebin 18 slosfse:
Blancksteyn, die tzwey Hoenfelsche, die tzwey
Gudenberge, den Keseberg uff der Edern,
Aldenburg, Rulkirchen, Rudelfsen, Swartzenberg,
Helffinberg, Wulffefshufsen, Ruckershufsen,
Landesfsburg, Czigenberg, Pederfsheyn,
Ulrichsteyn unde Eysenbach. Unde in
sulcher masfse hat he gar eyne reyne strasfse
gemacht unde gehalten. Unde hat gar erlichin
unde kostlichin furstenstad degelichin gehalten,
zu glichin wole eynfs konnigs hoffe; unde
das was wole bilche, want seyne eltermuter,
sent Elisabeth, was eynfs konnigs tochter. Alsus
schribet Johan Rytesel in siner chroniken.
(Hir sal stehin, wie lantgrave Hinrich gewynnet
18 slosfse; etzliche verbornet er, etzliche
brichet er zu grunde nidder unde etzliche beheldet
er unzubrochen).
(Die Chroniken des Wigand von Gerstenberg
von Frankenberg (14571522 Landeschronik
Seiten 230 und 231)
Hinweis: Zum besseren Verständnis habe ich
den Text in unsere heutige Sprache übertragen.
Die Ortsbezeichnungen der Burgen wurden
entsprechenden Fußnoten auf den Seiten
230 und 231 der o.g. Chronik entnommen.
„Im Jahr 1293 kam es zwischen dem Grafen
Gottfried von Ziegenhain und den Westfälischen
zum Streit, den der Graf von Ziegenhain
gewann. Er nahm 200 Westfalen gefangen,
es gab wenig Tote. Dies geschah im
Herbst bei Geismar in Hessen. Dies kann man
in Hainaer Unterlagen nachlesen.
In dieser Zeit gab es in Hessen viele Raubburgen
und Mordnester, die keine Lehen von den
Fürsten empfangen wollten, sondern deren
Feinde waren. Einige öffentlich, einige heimlich.
Diese bekämpfte und besiegte der Landgraf.
Einige Burgen zerstörte er, andere besetzte
er mit seinen Leuten. Im besonderen
handelt es sich um die nachstehend aufgeführten
Burgen: Blankenstein (bei Gladenbach),
Doppelburg Hohenfels (gegenüber Buchenau
(Lahn)), Doppelburg Gudenburg (bei
Zierenberg), Keseberg (bei Ederbringhausen),
Altenburg und Ruhlkirchen (bei Alsfeld), Rodersen
(bei Wolfhagen), Schwarzenberg (bei
Melsungen), Helfenberg (bei Wolfhagen),
Wolfershausen (östl. von Gudensberg), Rückershausen
(evtl. bei Alsfeld), Landsberg
(nördl. von Wolfhagen), Ziegenberg (gegenüber
von Hedemünden), Petershain (bei Ulrichstein),Ulrichstein
und Eisenberg (bei Lauterbach).
Mit großem Aufwand hat er Ordnung
geschaffen und gehalten. Und er hat den ehrlichen
und guten Fürstenstand zum Wohle des
Königshofes erhalten. Dies war wohl nicht
mehr als recht und billig, weil seine Großmutter
(mütterlicherseits) Elisabeth von Thüringen,
eine Königstochter war. So schreibt Johann
Riedesel in seiner Chronik.
(Hier steht, wie Landgraf Heinrich 18 Burgen
gewann; einige verbrannte er, einige zerstörte
er bis auf die Grundmauern und einige behielt
er unzerstört.)
28. Sept. 1295 Kassel
Die Brüder Widekind und Berthold v. Schwarzenberg
verkaufen dem Landgrafen Heinrich
vielerlei Güter und Gefälle.
In Nomine Domini Amen. Nos Widekindus et
Bertholdus fratres de Swarzenberg ad noticiam
tam presencium quam futurum cupimus
pervenire, quod inclito principi, domino nostro
Lantgravio, Heinrico, terre Hasfie domino, et
domine Mechtildi, collaterali fue atq. Ipforum
veris heredibus, curiam fitam in Waldahe,
(Waldau) cum nostra parte decime ibidem et
omnes redditus deuariorum nostrorum in
Volchane et octo maldra annone lingulis annis
in Crumbach, mediam partem allodii Curle,
mediam partem aree castri Swarcenberg,
quartam partem decime in Milsungen, omnem
monetam ibidem. Item mediam partem allodii
in Rotenberg, cum allodio fito juxta castrum
Rotenberg, que Thammo miles et Vollecop
habent in feudo a Domino nostro Lantgravio
35
02-4 | Das Dorf Schwarzenberg
prefato, vendidimus, resignavimus atq. damus
presentibus, tali jure, quo posfidebamus,
perpetuo posfidenda. Et ne de nostra venditione
aliquorum vacillet opinion presentem literam
nostram conscriptam, quia proprio figillo
caruimus figillo civitatis in Casle et domine
Gizonis de Cigenberg dedimus communitam.
Testes hujus funt Ludevvicus, miles, dictus
Kalp, Thammo de Alenhusen, Johannes Rithesel,
milites, Wernherus de Gesmaria, Heinricus
Conradi et Conradus de Gudensberg, scabini
in Casle et alii quam plures fide digni.
Datum in Caslo anno Domini MCCXC quinto,
quarto Kal. Octobris.
(Helfrich Bernhardt Wencks Hessische Landesgeschichte
Band 3 von 1803Urkundenbuch
Seite 163 und 164)
Hinweis: Die nachfolgende Übertragung des
obigen Textes in die deutsche Sprache entspricht
dem Wortlaut des nachstehenden Regests
Nr. 375
Regest Nr. 375
Betreff: Verkauf von Gütern durch die Brüder
Wittekind und Bertold von Schwarzenberg an
Landgraf Heinrich.
Die Brüder Wittekind und Bertold von Schwarzenberg
(Swarcenberg) (verkaufen) ihrem
Herrn, Landgraf Heinrich, seiner Gemahlin
Mechthild und ihren Erben folgende Güter:
einen Hof in Waldau (Waldahe) mit ihrem Anteil
(an dem dortigen Zehnten), alle ihre Zinsen
in Fuldhain (Volchanc) und acht Malter
Kornrente in Krumbach (Crumbach), den halben
(Zehnten in) Elgershausen (Elgershusen),
einen (Malter Weizen) in Venne, die Hälfte des
Allods in Körle (Curle), die Hälfte des Bodens
(area) der Burg Schwarzenberg, ein Viertel
des Zehnten in Melsungen (Milsungen), die
dortige ganze Münze, die Hälfte des Allods in
Rotenburg (Rotenberg) mit dem Allod [bei der
Burg Rotenburg (Rotenberg), die der Ritter
Thammo und Füllekopf (Vollekop) vom Landgrafen
zu Lehen haben.
Siegler: (da die Brüder kein Siegel haben): 1.
die Stadt Kassel (Casle), 2. Giso von Ziegenberg
(Cigenberg).
Zeugen: (die Ritter Ludwig genannt) Kalb
(Kalp), Thammo von (Ellnhausen (Alenhusen),
Johann Riedesel (Rithesel); die Kasseler
Schöffen Werner von Geismar (Gesmaria),
Heinrich Conradi und Konrad von Gudensberg
u. a.).
Datum: d. in Casle 1295 quarto Kalendas Octobris.
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg Generalrepertorium
Waldau (1290). Pergament, sehr
zerfetzt. Siegel ab.
Hinweis: Interessant ist, dass die Brüder kein
Siegel mehr besitzen. Vermutlich wurde es bei
der Zerstörung der Burg in 1293 vernichtet.
14. Mai 1301 (Regest Nr. 431)
Betreff: Verkauf von Lehngütern durch Graf
Otto von Bilstein durch den die Ritter von
Schwarzenberg ihre Lehen verlieren.
Graf Otto von Bilstein (Bilstene) verkauft mit
Einwilligung seiner Gattin Katherina dem
Landgrafen Heinrich I, dessen Gemahlin
Mechthild und ihren Söhnen seine Lehngüter
in (NiederHessen) (Hassia) von dem Flusse
Werra (Gewerra) an bis zu dem Walde Hecheno.
Die Namen der Lehnträger und der Lehngüter
sind folgende: die Brüder Eckhard, Ritter
Bertold, Wittekind und Hugo von
Schwarzenberg (Svarzenberg) haben Güter in
Waldau (Walda), Volthagen und Crumbach,
den halben Zehnten in OberMelsungen (Milsungen
superior) und andre Lehngüter. Goswin,
Bürger in Melsungen, hat die andre Hälfte
des genannten Zehnten. Der Ritter Tammo
hat einen Zehnten in Homberg (Hoenberg),
außerdem ohne die Einwilligung (sine voluntate)
Graf Ottos Güter in Vorschutz (Vorschuz)
und zwei Mühlen, die der Ritter Eckhard von
Helfenberg von dem Grafen Otto zu Lehen
hatte. Der Ritter Hermann und sein Bruder
Dietrich ante Valvam haben den halben Zehnten
vor Kassel (Casele) und andre Güter. Degenhard
von Frommershausen (Fromershusen)
hat die andre Hälfte dieses Zehnten.
Hermann von Felsberg (Velsberg). Eckhard
von (Wald)Kappel (Cappele) hat die Vogtei in
Harmuthsachsen (Ermensassen). Reinfried
von Reichenbach (Richenbach). Ludwig, Ritter,
und Gerlach von (Wald)Kappel haben
Güter in (Wald)Kappel. Die Brüder Hermann,
Ritter, und Konrad von Boyneburg (Bomeneborg).
Der Ritter Heinrich von Honstein
36
Das Dorf Schwarzenberg | 02-4
(Honstene). Bodo von Boyneburg. Keudell
(Koydelo) von Wichmannshausen (Wichmanneshusen)
hat sechs Hufen in Orpherode (Arnolverode).
Der Ritter Keudell (Keydelo) hat
Güter in Schwebda (Svevede). Johann von
Leichberg (Lichberge) hat Güter in Bornershausen
(Bornershusen). Sein Vetter (patruelis)
Johann und dessen Bruder Eilmar haben
Güter vor der Stadt Eschwege (Esscenewege).
Hermann Dedonis hat Güter in Niddawitzhausen
(Nedewedeshusen). Erkenbert und seine
Brüder von Aue (Owa) haben Güter bei der
Stadt Eschwege. Bertold und Heinrich genannt
Eselskopf (Eselescop). Hartrad von
Hundelshausen (Hunoldeshusen) und seine
Brüder. Heinrich Haupt (Caput). Die Brüder
Konrad und Brunward. Heinrich von Vierbach
(Virbach). Albert von (Nieder)Hone (Honde).
Siegfried Jude (Judeus). Ludwig Scherf (Obulus)
und sein Schwager (sororius) H. von Tottleben
(Tuteleven) sowie Heinrich von Meensen
(Mence). Die Brüder Bertold, Ritter, und
Ulrich von Harstall (Harstal) haben Güter in
Grebendorf. Die Brüder Simon und Hermann
von Netra (Netere). Die Brüder Siegfried,
Walther und H(einrich) von Hundelshausen.
Die Söhne des Heinrich genannt Eselskopf.
Hugo von der Mark (de Marchia). Dietrich von
Rengelrode (Regelderode). Walther von Mihla
(Mela). Dietrich Widegonis. Konrad von Frankershausen
(Franwordeshusen). Louge hat
Güter in Weidenhausen (Widenhusen) und in
Borne (Bornem). Eckhard von Wolfterode
(Waldolferode) und seine Brüder. Johann von
Albungen (Albugen). Konrad von Honigen
(Honungede). Albert von Wickersrode
(Wichardesa) und seine Brüder. Heinrich genannt
Zöllner (Teolonarius). Konrad genannt
Gewelere. Konrad von Gensungen. Die Brüder
Heinrich und Konrad genannt Rathart. H.
Stango und seine Söhne haben Güter in Grebendorf,
eine Mühle in Schwebda und andre
Güter. Albert Heroldi. Gottschalk von Reystrode.
(Reidesrode). Eberhard vom Steinhaus
(de domo lapidea) und sein Bruder Hermund.
Hermann von Nazza (Natza) und seine Brüder.
Ditmar Roste. Ludwig von Schlutwinsdorf
(Slutwinsdorf) hat das Gericht in (Wald)Kappel.
Die Söhne des Ritters Bruno von Weberstedt
(Weverstede) haben Güter in Oberhone
(Oberenhonde). Heinrich von Nazza (Netce)
hat Güter bei Schwebda. Die Brüder genannt
Valewen vom Stein (de Lapide) haben Güter
bei Eschwege. Der Ritter Helfrich genannt von
Creuzburg (Cruceburg). Sibodo von Weidenhausen.
Heidenreich genannt von Schlotheim
(Slaten). Dietrich genannt von Weidenhausen.
Zeugen: die Ritter Hermann von Brandenfels
(Brandefils), Friedrich und Hermann von
Spangenberg (Spagenberg), Hermann genannt
von Boyneburg; Bodo von Boyneburg;
die Städte Eschwege und Allendorf (Aldendorf).
Siegler: Graf Otto von Bilstein und die Zeugen.
Datum: d. 1301 pridie Idus Maii.
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg Generalrepertorium
von Bilstein. Pergament. Die
sechs Siegel sind ab.
Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 1, Nr
32, Bl. 19.
Hinweis: In dieser Urkunde befinden sich
zwei Fehler:
1. Die Ritter von Schwarzenberg besaßen
nicht den Halben Zehnten von Obermelsungen,
sondern den von Melsungen.
2. Widekind und Berthold von Schwarzenberg
werden als Brüder von Eckhard und Hugo
von Ballenhausen bezeichnet. Sie sind
aber deren Neffen.
Diese Fehler hat auch der Chronist Wenck in
der nachfolgenden Urkunde übernommen
14. Mai 1301
(Urkunde Nr. 61 „Die von Balenhusen“)
Graf Otto von Bilstein bekennt, dass er (cum
consensu domine nostre Katerine) dem Landgrafen
Heinrich (I.), Herrn des Hessenlandes,
dessen Gattin Mechthild und den Söhnen beider
seine Aktivlehen zwischen der Werra und
dem Hainchen bei Altmorschen (usque ad silvam,
que Hecheno appellatur) verkauft hat.
Unter anderen haben Lehen vom Grafen Otto
von Bilstein, Ritter Eckhard, Berthold, Widekind
und Hugo Brüder von Swarzenberg, Güter
in Waldau, Volthagen und Crumbach, den
halben Zehnten in Obermelsungen und andere
Güter.
Wenck, Hessiche Landesgeschichte, Urk. zum
II Bd. S. 248
37
02-4 | Das Dorf Schwarzenberg
Währung zu rechnen, als Mannlehen erhalten
zu haben. Die Summe soll der jedesmalige
Amtmann oder Schultheiß zu Melsungen dem
Ritter am Walpurgistage auszahlen und zwar
aus den Einkünften des Gerichtes und Gutes
und den Gefällen zu Schwarzenberg, und erst
wenn diese nicht reichen, aus den Gefällen
des Gerichtes Melsungen. Der Zins ist ablösbar
für 100 Mark, die dann aber wieder in
Lehngut angelegt werden müssen.
An fritage nest nach sente Johanistage, als
yme sin houbit abe geslagen wart, anno domini
millesimo COC septuagesimo nono.
Original im Staatsarchiv Marburg
29. Juli 1385 Fritzlar
(Urkunde Nr. 103 „Die von Balenhusen“)
Erzbischof Adolf I. von Mainz nimmt Helfrich
Swartzenberg und dessen Lehenserben für die
Dienste, die er (Helfrich) dem Mainzer Erzstifte
geleistet hat und noch leisten wird, zu Mannen
und Burgmannen auf dem Bischofssteine
(bei GroßBartloff, s. Heiligenstadt) an. Dort
sollen sie eine „Hobestat" (Herrenwohnung)
bauen zu ihrem Burglehen. Sowie der Landgraf
von Hessen Helfrich an Lehen oder Eigengütern
Unrecht thut, und Helfrich oder seine
Erben erlangen die Güter zurück, so sollen sie
dieselben nebst 200 Gulden dem Stifte zu Lehen
auftragen und für immer als Mainzisches
Lehen behalten.
Datum Fritzlare sabbato Eost diem sancti Jacobi
apostoli, anno domini milesimo trecentesimo
XXX quinto.
Mainzer Ingrossaturbuch Adolf L, Lib. II, No.
10 S. 353. Kreisarchiv Würzburg.
29. Juli 1385
(Urkunde Nr. 104 „Die von Balenhusen“)
Helfrich von Schwarzenberg stellt dem Erzbischof
Adolf I. von Mainz einen Revers desselben
Inhaltes aus.
Liber registri Utterarum ecclesiae Moguntinae
No. 6 S. 172 r. Kreisarchiv Würzburg
5. Januar 1392
(Urkunde Nr. 105 „Die von Balenhusen“)
Konrad Langirman und Kunne, dessen Frau,
schenken dem GeorgsHospital zu Melsungen
(an der Fulda) zwei Stücke Landes.
Siegler: Junker Helfrich [von Schwarzenberg].
Gegeben nach Christi geburt dryczenhundirt in
denie zwey und nuynczigstem jare an deme
tzwelften obinde.
Original im Staatsarchiv Marburg (Stadt Melsungen).
Hinweis: Dieser Helfrich von Schwarzenberg
besitzt wieder ein eigenes Siegel
2. Juni 1414
(Regesten Nr. 2588 und 2589)
Betreff: Vergabe von Lehen
Landgraf Ludwig [I.] gibt dem Melsunger Bürger
Kurt Malsfeld als Mannlehen einen Acker
im Tiergarten zwischen Schwarzenberg und
Melsungen.
Siegel des Ausstellers.
D. a. d. 1414.
Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 4, Nr.
36, Bl. 10.
Landgraf Ludwig [I.] gibt dem Melsunger Bürger
Peter Nusel als Mannlehen einen Acker im
Tiergarten zwischen Schwarzenberg und Melsungen.
Siegel des Ausstellers.
D. a. d. 1414 sabbato post festum Penthecostes.
Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 4, Nr.
37, Bl. 1010v.
13. April 1417
(Urkunde Nr. 106 „Die von Balenhusen“)
Helfrich Swarcenberg überläßt dem Landgrafen
Ludwig I. von Hessen Gericht und Dorf
Schwarzenberg und andere Güter, die daselbst
und im Gerichte Melsungen liegen, und
verspricht die Rückgabe der (Lehen) Briefe,
die keine Gültigkeit mehr haben sollen.
Siegler: der Aussteller. Siegel fehlt.
…… feria tertia post festum Paschae.
Original (kaum noch lesbar) im Staatsarchiv
Marburg.
40
02-4 | Das Dorf Schwarzenberg
Kehrenbach, ein fast gleiches Dorf, an dem
Flüsschen dieses Namens, welches oberhalb
entspringet, darauf mit der von Günzerode
kommenden Oehe sich vereinigt, über Kirchhof
gehet und bey Melsungen in die Fulde fället,
1 starke Stunde von Schwarzenberg,
anderthalbe von Melsungen.
1926 Reimers Historisches Ortslexikon
für Kurhessen S.434
Schwarzenberg. Das Dorf und Gericht war
hess. Lehen derer von Schwarzenberg, aber
Helfried von Schwarzenberg verzichtet darauf
1417 Hessen gegenüber Dorf und Gericht des
Amts Melsungen.
1813 Statistisches Repertorium über
das Königreich Westphalen von Dr. Georg
Hassel
Schwarzenberg gehört zum Department Fulda,
Distrikt Cassel, Kanton Körle, die Mehrheit
der Bevölkerung ist reformiert; Qualität:
Kirchdorf, 33 Häuser, 239 Einwohner.
1842 Beschreibung des Kurfürstenthums
Hessens von G. Landau S. 244 u.
266
Das Justizamt Melsungen hat 1 Stadt, 22 Dörfer,
6 Höfe, von denen Adelshausen, Albshausen,
Dagobertshausen, Ellershausen, Empfershausen,
Grebenau, Kehrenbach, Kirchhof,
Körle, Lobenhausen, Malsfeld, Obermelsungen,
Ostheim, Röhrenfurth, Schwarzenberg,
Wagenfurth und Wollrode das altlandgräfliche
Amt Melsungen bildeten.
Schwarzenberg, Kirchdorf, am rechten Fuldaufer,
wo der Heubach einfließt, mit 39 Häusern
und 347 Einwohnern. Oben am Ende des
Dorfes, da wo jetzt die Schule steht, erhob
sich im 13ten Jahrhundert die Stammburg des
Geschlechts der v. Schwarzenberg, welche
durch Landgraf Heinrich I. zerstört wurde.
Doch behielt die Familie hier ihren Sitz, bis sie
im 14ten Jahrhundert erlosch.
1941 Die hessischen Ämter Melsungen,
Spangenberg, Lichtenau und Felsberg
von Walter Krummel S. 58
In Schwarzenberg hatte gegen Ende des 13.
Jahrhunderts das gleichnamige Adelsgeschlecht,
ein Zweig der thüringischen Familie
Ballhausen eine Burg.
1262 konnten die Schwarzenberger zum ersten
Mal belegt werden. In Hainaer Urkunden
werden sie öfters als Zeugen erwähnt.
Unser Dorfname
1907 Hessische Landeskunde 2 von Carl
Hessler S. 415
Schwarzenberg hat 302 Einwohner, welche
Landwirtschaft treiben. Eine Wasserleitung
sorgt für gutes Wasser. Die Flur ist in den
letzten Jahren zusammengelegt worden. Viele
Bewohner finden in den Fabriken von Melsungen
ihr Beschäftigung. Das Dorf war ehemals
ein Stammsitz der Herrn von Schwarzenberg.
Durch Landgraf Heinrich I. wurde der Burgsitz
zerstört, im 14. Jahrhundert erlosch die Familie.
Ortstafel Schwarzenberg
Die Herkunft des Namens Schwarzenberg ist
geschichtlich nicht belegt.
In dem „Historischgeographischen Wörterbuch
des deutschen Mittelalters“ von Dr. Hermann
Oesterley, herausgegeben in 1883, befinden
sich auf Seite 620 sechs Einträge
„Schwarzenberg“, davon vier für Orte und
Burgen in Deutschland. Unser Dorf ist nicht
darunter.
42
Das Dorf Schwarzenberg | 02-4
Die aufgeführten alten Schreibweisen für drei
der deutschen Orte lauten:
1085 Swarcinberg
1261 Swarzinberg –
Swarcenberch mit der Anmerkung
„Niger Mons“
1300 Swartenberg
Einen Hinweis auf die Entstehung des Namens
Schwarzenberg könnte die lateinische Bezeichnung
„Niger Mons“ sein. Niger bedeutet
schwarz, dunkel, unheilvoll. Mons bedeutet
Berg, zusammen also „Schwarzer Berg“.
Wenn man sich die Lage unseres Dorfes anschaut,
stellt man fest, dass der Ort vor den
dunklen Wäldern des Riedforstes liegt. Vielleicht
war dies der Grund, dass unsere Vorfahren
ihre Siedlung Schwarzenberg nannten.
Die Schreibweise unseres Ortsnamens hat
sich im Lauf der Zeiten mehrmals geändert.
In der Urkunde von 1262, in der Schwarzenberg
in dem Vergleich mit Helfrich von
Schwarzenberg und dem Abt von Cappel über
Güter in Konnefeld erstmals historisch erwähnt
wird, finden sich zwei verschiedene
Schreibweisen des Ortsnamens. Während im
Text „Suarzenberg“ steht, beginnt die leider
nicht vollständige Ortsbezeichnung im Siegel
von Helfrich mit „Swarzen….". Der Rest ist
leider nicht mehr vorhanden, könnte aber
nach der in 1261 üblichen Schreibweise (s.o.)
„Swarzenberch“ gelautet haben.
Über Jahrhunderte hinweg tauchen immer
wieder andere Schreibweisen für den Namen
unseres Dorfes auf, bis es dann ab 1788 endgültig
Schwarzenberg heißt. Hier einige der
verschiedenen Darstellungen:
1262 Suarcenberg Swarzenberch
(Hess. Staatsarchiv Marburg Best.
Urk. 18 86; erste urkundliche Erwähnung
Schwarzenbergs)
1269 Suarcenberg
(Reimers Historisches Ortslexikon für
Kurhessen 1926 S 434)
Svarcenberg
(Urkunde Kartause Gensungen)
1275 Svarcenberg
(Beschreibung des Hessengaus von
Dr. G. Landau 1857 S 99)
1293 Swartzenberg
(Die Chroniken des Wigand Gerstenberg
von Frankenberg S 230)
1295 Swarcenberg
(Urkundenbuch S 163/164 Hessische
Landesgeschichte Helfrich Bernhard
Wenck 1803)
1301 Svarcenberg
(Regest Nr. 431 Staatsarchiv Marburg)
1372 Swartzinberg
(Regest Nr. 11693 Stiftsarchiv Martinsstift
Kassel)
1575 Schwartzenbergk (Salbuch 1575)
1744 Schwartzenberg
(Lager, Stück und Steuerbuch
Schwarzenberg 1744)
1778 Schwarzenberg
(Erdbeschreibung der Hessischen
Lande von Regnerus Engelhardt –
S 165)
1842 Schwarzenberg
(Beschreibung des Kurfürstentums
Hessen von G. Landau 1842)
1907 Schwarzenberg
(Carl Hessler Hessische Landeskunde
2 1907 S 415)
Soweit die offiziellen Nennungen unseres
Ortsnamens. Seit den 1980iger Jahren gibt
es besonders bei den jüngeren Bewohnern
unseres Dorfes eine neue Variante. Sie lautet
„Black Hill“, was ja auch nichts anderes wie
„Schwarzer Berg“ heißt. Mit der Farbe
schwarz hat auch der Spitzname des Dorfes
zu tun, den ich bei Lehrer Schmidt gefunden
habe. Er lautet ganz einfach: „Negerdörfchen.“
Zum Schluss möchte ich an dieser Stelle noch
festhalten, was die Obrigkeit von den Bewohnern
ihres Landes hielt. Der königliche Regierungsrat
Höck schreibt in 1822 über die Bewohner
der Provinz Niederhessen, zu der ja
auch Schwarzenberg gehörte, folgendes:
„Die Einwohner der Provinzen Ober und Niederhessen
und Fulda sind von robustem Körperbau,
weder groß noch schön; rauh und
hart von Lebensart, ihrem Regenten treu, und
überhaupt moralisch, nur herrscht noch hie
und da viel Aberglauben.“
Ob das auch für die Einwohner von Schwarzenberg
zutraf, kann ich heute nicht mehr beurteilen.
43
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte
bis 1960
von Adolf Seitz
Schwarzenberg im Jahr 2011
Die Gegenwart
Schwarzenberg liegt in Nordhessen, einer Region
des Bundeslandes Hessen, in der sich das
Siedlungsgebiet der germanischen Chatten
befand. Von ihnen erhielt das Land im Lauf
der Geschichte seinen heutigen Namen. Nordhessen
setzt sich hauptsächlich aus den historischen
Gebieten Niederhessen, Fürstentum
Waldeck und Teilen von Oberhessen zusammen;
eine andere historische Beschreibung
bezeichnet Nordhessen als das vormalige
Kerngebiet der Landgrafschaft HessenKassel
und des Fürstentums Waldeck. Nach 1866
ging das Kurfürstentum HessenKassel in der
preußischen Provinz HessenNassau auf.
Der Ort Schwarzenberg, seit der Gebietsreform
von 1974 ein Stadtteil von Melsungen,
mit heute fast 600 Einwohnern, war ursprünglich
ein kleines Dorf. Es liegt nördlich der
Kernstadt im schönen Fuldatal, rechts der
Fulda, auf einer Meereshöhe von 180 Metern.
Im Osten erhebt sich der Riedforst, ein Höhenzug
zwischen Söhre und Stölzinger Gebirge,
im Westen endet das Tal auf der linken
Fuldaseite am Quiller. Durch den Ort verläuft
die Kreisstraße von Melsungen nach Röhrenfurth.
Die Bahnlinie Kassel – Bebra führt unmittelbar
am Dorf vorbei, die Fulda fließt in
ca. 200 Meter Entfernung auf die Weser und
die Nordsee zu. Auf der linken Seite der Fulda
bewegt sich der motorisierte Verkehr auf der
Bundesstraße 83 in Richtung Kassel. Seit
1991 rauschen die schnellen ICEZüge im Osten
auf der Schnellbahnstrecke Kassel – Fulda
an Schwarzenberg vorbei.
ICE im Höhbach zwischen Hainbuchtunnel und Kaiserautunnel
44
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
In alter Zeit
3000 v. Chr. bis 800 n Chr.
Man vermutet, dass der Raum um Melsungen
seit der Jungsteinzeit besiedelt ist. In dieser
Zeit vollzieht sich etwa um 3000 v. Chr. der
Wandel des Menschen vom Jäger und Sammler
zum sesshaften Menschen, der in der Lage
ist, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Der
Mensch wird Ackerbauer. Er lebt in Häusern,
kann Steine zu Werkzeugen schleifen und
formt Töpfe und Geschirr aus Ton. Dies wird
durch archäologische Funde in unserer Gegend,
die etwa aus der Zeit um 1000 v. Chr.
stammen, bestätigt. Lehrer Peter Schmidt erwähnt
in seinen Unterlagen den Fund von
Aschenurnen auf dem Hilgensand jenseits der
Breitenländer. Außerdem schreibt er, dass
beim Umbruch einer Wiese von Justus Hofmann
in der Nähe des ehemaligen Bahnübergangs
in Richtung Melsungen, vier Töpfe ausgeackert
wurden. Sie wurden aber achtlos zur
Seite geworfen und konnten nicht historisch
bewertet werden.
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert finden
die Auseinandersetzungen zwischen dem
Stamm der Chatten, der sich zwischen 450 v.
Chr. und Christi Geburt gebildet hat, und den
Römern statt.
Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Chatten
ist der niederhessische Raum. Aber nachdem
der römische Feldherr Germanicus 15 n.
Chr. in das chattische Gebiet um Maden und
Metze (bei Gudensberg) eindringt, fliehen viele
Menschen über die Eder und gelangen so
wahrscheinlich auch in unser Fuldatal. Trotz
der Völkerwanderung bleibt ein Teil der Chatten
in unserem Gebiet und wird im 6. und 7.
Jahrhundert in den fränkischen Machtbereich
integriert.
Wir wissen nicht, wann sich die ersten Menschen
in Schwarzenberg angesiedelt haben.
Nach Meinung eines Historikers Arnold gehört
Schwarzenberg, „eine Talsiedlung des Fuldatales“,
zur zweiten Siedlungsperiode, die um
800 gewesen sein soll. Damit hätte der Ort
lange vor seiner urkundlichen Erwähnung bestanden.
Das Gebiet war meist Waldgebiet,
war aber trotzdem besiedelt (vorgeschichtliche
Siedlungskarte Niederhessens von Dr. H.
Michel).
Die damaligen Einwohner haben wahrscheinlich
unter schwierigsten Verhältnissen viele
Rodungs, Siedlungs und Kulturarbeiten vollbracht.
Mit der Ausbreitung des Christentums im 8.
Jahrhundert, in 723 fällt Bonifatius bei Geismar
die Donareiche, um den Menschen zu beweisen,
dass ihre germanischen Götter keine
Macht über sie haben, gewinnt auch die Kirche
Einfluss im hiesigen Raum. Das Bistum Mainz
herrscht über die hier gegründeten Diözesen,
Kirchen und Klöster. Gegenspieler der Kirche
sind die Landgrafen von Thüringen. Ein Sohn
Ludwigs I. führt den Titel eines Grafen von
Hessen. Diese Grafen von Hessen sind in politischer
Hinsicht die Grund und Gerichtsherren
der Bevölkerung.
Im Mittelalter
1262 1500
Im Mittelalter organisieren die Machthaber ihren
Landbesitz in Verwaltungseinheiten und
Gerichtsbezirken. Die größten Einheiten sind
die Gaue. Unsere Gegend gehört zum Hessengau,
der wiederum in Kleingaue unterteilt
wird. Einer davon ist der „pagus Milisunge“
(Zehntgebiet – Unterbezirk Melsungen), mit
Melsungen als Mittelpunkt.
Zu diesem Unterbezirk gehört auch
1262/1263 das Dorf und Gericht Suarzenberg
oder Swarzenberch. Das Dorf liegt in der Nähe
einer Waldstraße (silvatica via). Diese
Straße (der heutige Sälzerweg) ist eine wichtige
Ost – West Verbindung. Sie verbindet
nicht nur den Fritzlarer Raum mit den Salzquellen
in SodenAllendorf, sondern auch das
Sauerland und den Niederrhein mit dem Thüringer
Raum.
Grundrechte für Schwarzenberg besitzen um
1240 der Ritter Helfrich von Rotenburg und
von 1262 1417 die Ritter von Schwarzenberg,
die im Ort auf einer Burg leben. Sie erhalten
einen Teil vom Melsunger Zehnten. Ab
1295 hält der Landgraf von Hessen Teile der
Grundrechte. Lehnsherr ist auch Graf Otto von
Bilstein, der 1301 Aktivlehen zwischen Fulda
und Werra an den Landgrafen verkauft. Unter
diesen Lehen befindet sich auch das Schwarzenberger
Lehen.
45
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
So stellte sich ein unbekannter Zeichner die Burg Schwarzenberg in alter Zeit vor. Die Zeichnung befand sich
früher an einer Wand in der ehemaligen Gaststätte Bangert (heute Riedforststraße 57, B. Köhler)
Die Jahre von 1242 bis 1308 sind in Hessen
Zeiten schwerster äußerer und innerer Kämpfe
um den Bestand des Staates unter Landgraf
Heinrich I. Während dieser Zeit taucht
der Name Schwarzenberg erstmalig auf, und
zwar in 1262, als der Ritter Helfrich von
„Swarzenberch“ (Schwarzenberg) eine Urkunde
siegelt, in der es zwischen ihm und dem
Abt von Cappel um Güter in Konnefeld geht.
Die Gründung des Dorfes geht allerdings aus
dieser Urkunde nicht hervor, auch nicht, ob es
etwa durch einen Schulzen oder Greben gegründet
wurde. Es steht jedoch fest, dass das
Dorf schon vor 1262 bestand. Die Siedlung lag
unmittelbar an der Burg und entwickelte sich
im Laufe der Zeit zu einem Bauerndorf, das
als solches auch weiterbesteht, als das Geschlecht
der Ritter von Schwarzenberg Anfang
des 15. Jahrhunderts ausstirbt.
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts ist der
Landgraf nicht Alleinherrscher in seinem
Machtbereich. Sein herrschaftlicher Besitz ist
nicht sehr groß, dazu weit verstreut. In seinem
Herrschaftsgebiet gibt es viel niedrige
Adlige, die als Grundbesitzer besondere Rechte
und Sondergewalten haben. Sein Bestreben
ist, die Besitztümer und Gerichte Hessens
möglichst alle in seine Hände zu bekommen.
Er will dann den Besitzern der Burgen und
Schlösser, unter anderen auch denen von
Homberg, Melsungen und Heiligenberg größere
Rechte und Freiheiten verleihen und sie
so an sich binden. Nicht einverstanden mit
dieser Politik ist das Erzstift Mainz, das im Begriff
ist, sich mitten in Hessen ein eigenes
Territorium aufzubauen, indem es seine
Rechte an Kirchen und Klöstern vergrößert
und weiteren Grundbesitz erwirbt.
So ist zu verstehen, dass beide Parteien um
ihre Position streiten und hart kämpfen. Die
Ritter von Schwarzenberg stehen auf der Seite
von Mainz.
Die Landesherren haben durch kostspielige
Kriege, die teilweise mit Söldnerheeren geführt
wurden, ungeheure Geldsummen ausgegeben,
die Staatskassen sind leer. Das verlorene
Geld wird von Geldleuten und dem Adel
geborgt. Als Gegenleistungen bzw. Sicherungen
werden Ortschaften als Lehen an die
Geldgeber verpfändet. So gewinnt auch der
Adel großen Einfluss auf die Landesregierung.
Die wirtschaftliche Lage der Bauern ist bis
Mitte des 13. Jahrhunderts günstig. Infolge
von Rodungen bis ins Gebirge, wachsen Besitz
und Ertrag. Der Grundzins ist gering und die
zu leistenden Frondienste sind erträglich. Erbteilung
ist noch selten.
46
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
Ab 1300 verschlechtert sich die Lage. Es gibt
keinen ertragreichen Boden mehr, das Leben
wird durch die wachsende Geldwirtschaft teurer.
Die geforderten Leistungen (Naturalabgaben)
der Lehensnehmer bleiben aber unverändert.
Die Folge ist eine steigende Armut.
Schwarzenberg wird im April 1417, nach dem
Verzicht Helfrichs auf das Dorf und Gericht
Schwarzenberg zugunsten von Landgraf Ludwig
I., herrschaftliches Lehns und Zinsdorf
und kommt mit 2 Hufen (ca. 65 Acker) in den
Besitz adliger Herren. Zuerst wird es Aktivlehn
derer von Hundelshausen, 1471 derer von Taboldshusen
(Dagobertshausen) und 1554 derer
von Nordeck. Der größte Teil der Einwohner
ist dem gnädigen Herrn Landgraf dienstund
zinspflichtig. 1456 sind 5 Pflüge (Vollbauern)
und 13 Mann (Familien) im Dorfe. Die
Materialabgaben (der Zehnte) wird an die
herrschaftliche Rentscheuer in Melsungen abgeliefert.
Die geldlichen Zahlungen gehen an
die herrschaftliche Renterei Melsungen.
Als in 1445 der Bezirk Melsungen in Oberamt
und Unteramt aufgeteilt wird, gehört Schwarzenberg
mit Obermelsungen, Adelshausen,
Kirchhof und Kehrenbach zum Oberamt.
1470 gehört Schwarzenberg zum Gericht
Malsfeld.
In der Neuzeit
1500 1899
Um 1500 gibt es starke Steuerbelastungen,
eine erste Taxordnung für Arbeitslöhne und
Preisfestsetzungen für Lebensmittel, Brot und
Fleisch. Landstraßen werden gebaut, Verordnungen
über Jagd, Fischerei und eine Feuerordnung
werden erlassen. Die Wollweber bilden
die stärkste Zunft im Dorf.
Die Lage der Bauern ist unverändert, sie leiden
unter Kriegen und Fehden. Die Lasten,
die ihnen die Grundherren auferlegen (Besteuerung,
Hand und Spanndienste, Sachabgaben,
Fruchtzinsen), lassen ihnen kaum das
Notwendige zum Leben. Einzig das Vieh wird
scheinbar nicht hoch belastet.
In 1524 verpachtet Landgraf Philipp der Großmütige
die Fischereirechte von Schwarzenberg
an die Herrn von Wagenfurth.
Allmählich erkämpfen sich die Bauern Freiheit
von den Belastungen, die ihnen das Leben
schwer machen. Vermutlich nehmen auch
Schwarzenberger Bauern am Bauernkrieg
1525 bei Schmalkalden teil.
Das Bauerntum wird nicht vernichtet, sondern
geht gestärkt aus der jahrhundertlangen Erbuntertänigkeit
hervor.
Durch die Reformation 1526 – 34 wird Hessen
evangelisch. Schwarzenberg wird kirchliches
Vikariat von Melsungen und finanziert ab 1541
das Einkommen des dortigen zweiten Pfarrers
mit.
In 1545 wird angeordnet, dass beim Tod der
Bauern, wenn vorhanden, nur die Blutsverwandten
erben. Damit soll verhindert werden,
dass die meist schon kleinen Anwesen, noch
weiter zerstückelt werden.
1554 erhält der Landgräfliche Rat Johann von
Nordeck, Schwarzenberg mit allen Rechten als
Aktivlehen. Im gleichen Jahr zieht Landgraf
Wilhelm IV. die Waldstücke Karlshagen und
Hardt ein. Schwarzenberg ist nunmehr herrschaftlich
landgräfliche Dorfschaft und unterliegt
den hessischen Gesetzen, Verordnungen
und Verfügungen, die in zunehmendem Maße
erlassen werden.
1575 wird auf Anordnung der Obrigkeit auch
für Schwarzenberg ein Salbuch angelegt. Es
enthält die erste Liste der damaligen Bauern
mit der Größe ihres Eigentums und den darauf
zu leistenden Steuern und Abgaben. Durch
seine Fortschreibung bis 1737 kann man auch
die Veränderungen im Dorf nachvollziehen.
1585 gibt Landgraf Wilhelm IV. ein auf seinen
Befehl zusammengestelltes statistisches
Handbuch, mit dem Titel „Ökonomischer
Staat“ heraus. Es enthält eine genaue Beschreibung
des Landes und seiner Einkünfte,
eine Steuertafel, ein Verzeichnis der Dörfer,
Domänen und Waldungen.
In ihm heißt es unter anderem, dass zum Amt
Melsungen, einzelne Dörfer, wie Schwarzenberg
und Kehrenbach gehören. Diese Dörfer
nehmen auch bezüglich der Dienste eine Sonderstellung
ein.
47
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
„Schwarzenberg dienet mit dem Pfluge und
auch sonst ans Haus Melsungen“. (Gemeint ist
das Schloss Melsungen, zu dem etwa 404
Morgen Land gehören).
Die wirtschaftliche Lage Ende des 16. Jahrhunderts
ist sehr schwierig. Der Wert des Geldes
ist gesunken. Die Habenzinsen sind von
zehn Prozent im 14. Jahrhundert auf fünf Prozent
gesunken, die Preise sind hoch, die Löhne
gering. Die Lage der Bauern ist düster,
Preise für Lebensmittel, Brot und Fleisch müssen
festgesetzt werden. Es ist sehr gefährlich,
Missstände anzuprangern, denn dafür kann
man in das „Gefangenenhaus“ kommen.
In 1601 passieren die ersten Fuldaschiffe
Schwarzenberg auf ihrem Weg von Kassel
nach Bad Hersfeld.
kommt der kaiserliche Feldherr Tilly in unsere
Gegend, es gibt Plünderungen. Besonders
schlimm wird es in 1637, als die gefürchteten
Kroaten plündernd durch das Land ziehen.
In 1646 haben sich fünfhundert Schweden
wochenlang einquartiert. Sie nehmen die Glocken
mit, zerstören die Orgel, und zünden die
Kirche an, die ausbrennt. Die noch vorhandenen
Burgreste werden verwüstet. Am Wengesberg
findet ein Gefecht statt, das Dorf wird
beschossen. Von einer alten Schanze im Garten
oberhalb des Hauses Jacob/Joswig (Riedforststraße
28) soll nach dem Wengesberg
zurückgeschossen worden sein.
Am 24.10.1648 beendet der „Westfälische
Friede“ den 30jährigen Krieg. Durch die Friedensverträge
zerfällt Deutschland in ein Mosaik
von Einzelstaaten. Die Menschen brauchen
50 Jahre, um die entstandenen
Kriegskosten zu bezahlen. Als Folge des Krieges
ist der Gemeinsinn vernichtet, Trägheit
und Selbstsucht der Menschen sind groß. Jeder
versucht aus den Angeboten der öffentlichen
Einrichtungen für sich persönlich den
größten Nutzen zu ziehen. Das Leben soll
möglichst angenehm sein. Aus der Not heraus
werden viele Menschen zu Wilddieben und
auch zu Bettlern.
Ab 1650 beginnt eine Zeit des Aufbaus. Häuser
werden gebaut oder instand gesetzt.
1696/1697 gibt es eine Klage der Gemeinde
Schwarzenberg gegen den Rentmeister in
Melsungen wegen der ihr zugemuteten Dienste.
Auf diesem Ausschnitt aus der Landtafel des Amtes
Melsungen von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1615 ist
auch Schwarzenberg mit Teilen seiner Gemarkung
zu sehen.
(Quelle: Dilich Melsungen: Farbdruck: Stengel,
Dilichs Landtafeln Wilhelm Dilich V. Sp.taffel des
Amptes Milsungen Bezirck Der Stadt Milsungen –
1615)
Der 30jährige Krieg (1618 – 1648) bringt
den Menschen viel Not, Leid und Tod. Sie fliehen
mit ihrem Vieh in die Wälder. Das Eigentum
wird geraubt, die Häuser verbrannt. 1623
Um 1719 führt Landgraf Karl den „Generalhufenschoss“
ein. Er ist eine durch König Friedrich
Wilhelm I. in Ostpreußen eingeführte Abgabe.
Mit ihm werden die vielen ständischen
Steuern zu einer einzigen Grundsteuer zusammengefasst.
Dabei wird adliger Grundbesitz
wesentlich stärker be, der Besitz von
mittleren und kleineren Leuten aber entlastet.
Der Generalhufenschoss wird von allen steuerbaren
Äckern nach der Hufenzahl (Größe)
oder der festgesetzten Aussaatmenge erhoben.
Aufgrund von Verfügungen der Landgrafen
wird zwischen 1719 und 1734 der gesamte
Grund und Boden der Landgrafschaft vermessen.
Für jeden Ort wird der Grund und Boden
48
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis
bewertet. Die Ergebnisse wurden in den
„Lager, Stück und Steuerbüchern“ festgehalten.
Auch für Schwarzenberg wurde in
1744 ein solches Buch in der damals üblichen
Verwaltungssprache erstellt.
Titelseite Lager Stück und Steuerbuch Schwarzenberg
(Das Original befindet sich im Hessischen
Staatsarchiv Marburg)
Ab 1739 regelt die Grebenordnung der Landgrafschaft
HessenKassel die Amtsführung der
Dorfgreben.
In 1742 blüht die Fuldaschifffahrt durch die
Beförderung von Holz, Heu und Stroh. Im Amt
Melsungen, besonders in Schwarzenberg,
Röhrenfurth und Büchenwerra gibt es zwölf
Kahnbesitzer und Holzflößer.
Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763
kämpfen die damaligen europäischen Großmächte
Preußen und Großbritannien auf der
einen Seite, gegen Österreich, Frankreich und
Russland auf der anderen Seite. Aber auch
zahlreiche mittlere und kleine Staaten sind
beteiligt, darunter auch die Landgrafschaft
HessenKassel. In 1758 gibt es Gefechte am
Giesenhagen. Am Huberg und Galgenberg befinden
sich befestigte Lager mit Geschützen.
1762 setzen sich die Franzosen oberhalb von
Schwarzenberg fest. Schanzen werden am
Karlshagen und Eulerskopf errichtet.
Auch die Franzosen schonen die Kirche nicht
und beschädigen sie schwer. Nach dem Krieg
werden am Karlshagen und Eulerskopf Waldstücke
gerodet.
1756 erlässt Friedrich II. von Preußen (der Alte
Fritz) den sogenannten „Kartoffelerlass“.
Darin wird angeordnet, dass allen Untertanen
der Kartoffelanbau begreiflich gemacht werden
soll. Und so kommen auch die Schwarzenberger
mit Hilfe der Kartoffel durch die
harten Hungerjahre 1770/1772.
1806 wird ein Gesetz über die Ablösung der
Grundlasten zum 25fachen Betrag derselben
erlassen. Seine Durchführung scheitert an der
Armut der Bauern, die diese Beträge nicht
aufbringen können.
Von 1806 – 1813 sind die Franzosen im Land.
Napoleon Bonaparte gründet das Königreich
Westphalen und setzt seinen jüngeren Bruder
Jérome als König ein. Durch die von ihm
eingeführten Verwaltungsreformen gehört
Schwarzenberg von 1807 1813 zum Department
Fulda, Bezirk Cassel, Kanton Körle. Die
Franzosenzeit bringt Religionsfreiheit, die
Aufhebung der Leibeigenschaft, aber auch erhöhte
Steuern, u.a. eine Kopfsteuer und eine
Grundsteuer. Das Geld verliert ein Drittel seines
Wertes.
In 1813 sollen Franzosen in das Haus Reinbold
eingedrungen sein, die Bewohner reißen aus,
nur eine alte blinde Frau bleibt in der Stube
zurück. Die Franzosen kommen in das Zimmer,
sehen die Frau, schlagen ein Stück vom
Tisch ab und verschwinden, ohne weiteren
Schaden anzurichten.
Im gleichen Jahr rückt der Russische General
von Czernitschef mit 4000 Kosaken in Melsungen
ein. Mehrere Hundert von ihnen fallen
am Michaelistag in Schwarzenberg ein, und
49
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
nehmen neben Futter, Nahrungsmitteln und
anderen Gegenständen auch die Opferbüchsen
der Kirche mit. Der Kirche entsteht ein
Schaden von 2 Thalern, 21 Groschen und 13
Hellern.
Nach der Niederlage der Franzosen in 1813
kehrt der 1803 bereits zum Kurfürsten ernannte
Wilhelm I. (vorher Landgraf Wilhelm
IX.) aus dem Exil zurück und stellt die alte
Adelsherrschaft wieder her. Er veranlasst den
ausgedehnten Bau von Straßen und Brücken
und erlässt ein Gesetz über die Ablösung der
Lasten und Pflichten der Bauern.
In 1814 befinden sich noch fünf Schwarzenberger
als Soldaten im Krieg.
1819 wird der „Gemeindenutzen“ geregelt. Es
geht um die Mitbenutzung der Allmende (gemeinschaftliches
Eigentum), also der Weidplätze
und Wälder durch die Ortsbürger. Später
wird auch die Nutzung durch Ortsfremde,
denen ab 1.2.1867 kein höheres „Einkaufsgeld“
für den Gemeindenutzen als den Einheimischen
abgenommen werden durfte, geregelt.
Diese Gelder dienten zur Bestreitung der
Gemeindeausgaben.
1820 gibt es eine Krise in der Landwirtschaft,
weil die kleinen Betriebe mit einer Durchschnittsgröße
von achtzehn Ackern nicht genügend
Erträge erwirtschaften.
In 1821 erfolgt eine große Verwaltungsreform
mit der Bildung von Landkreisen. Die ehemaligen
Ämter Felsberg, Melsungen und Spangenberg
werden am 30.8.1821 zum Kreis Melsungen
zusammengefasst. Schwarzenberg gehört
jetzt zum Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen,
Kreis Melsungen und hat 37 Häuser
mit 260 Einwohnern.
Die Nürnberger Landstraße führt nicht mehr
über den Wengesberg, sondern erhält ihren
heutigen Verlauf. Außerdem werden die Straßenränder
mit Obstbäumen bepflanzt.
Da die Bewirtschaftung der kleinen, weit verstreuten
Ländereien schwierig und zeitaufwändig
ist, gibt es 1823 erste Anregungen
über Zusammenlegung der kleinen Parzellen
(Verkoppelung). Sie unterbleibt, weil der
„kleine Mann dadurch zu Schaden kommt“.
Ab 1831 beginnt die Freiheit der Bauern; die
Lehns und Pachtverhältnisse werden abgelöst.
Die Ablösung erfolgt mit dem 20fachen
Betrag der jährlichen Abgaben. Damit die benötigten
Gelder auch verfügbar sind, wird in
1832 die Landeskreditkasse Kassel gegründet.
Im gleichen Jahr wird das Bürgergardistengesetz
und Rekrutierungsgesetz erlassen. Es
begründet die allgemeine Dienstpflicht, auch
mit Stellvertretern.
Die neue Gemeindeordnung von 1834 gibt den
Gemeinden fast vollständige Selbstverwaltung.
Die Greben werden durch Bürgermeister
ersetzt. Der erste Schwarzenberger Bürgermeister
ist Martin Dittmar.
Die Jahre zwischen 1840 und 1860 sind kritisch.
Die Bevölkerung leidet Hunger, weil das
Fehlen von Kartoffeln, diese, genau wie das
Brot, teurer macht. 1 Pfund Brot kostet
42 Pfennige, bei einem Tageslohn eines Mannes
von 7 Silbergroschen = 1,25 Mark. Die
Menschen holen sich Brot in Lichtenau. Das
Bettlerunwesen nimmt überhand, Ausländer
werden überwacht. Es fehlt an Arbeitskräften
(Gesindemangel) und an Ländereien. „Triescher“,
das sind gemeinschaftlich genutzte
Weidegrünländer, deren Bearbeitung vorher
zu mühselig war, werden gerodet und in
Ackerland umgewandelt.
In 1844 wird das Pfluggeld abgelöst. (Pfluggeld
war eine Steuer, die auch als Ersatz für
sonst zu leistende Frondienste an die Herrschaft
zu zahlen war).
1845 beginnt mit dem Bau der Friedrich Wilhelm
Nordbahn das Zeitalter der Eisenbahn.
Schwarzenberg bekommt keinen Bahnhof,
muss aber 5,60 Hektar seiner Fläche an die
Bahngesellschaft abgeben.
Im Juni 1866 unterstützt Kurfürst Wilhelm I.
die Österreicher im Kampf gegen die Preußen.
Daraufhin marschieren die Preußen in Hessen
ein. Ein Teil der der Friedrich WilhelmNordbahn
wird zerstört. Die Abgeordneten Preußens
beschließen am 17. Juni 1866 die Annektierung
von Kurhessen. Nach dem Erlass
der Entscheidung am 20. September 1866
wird aus Kurhessen die preußische Provinz
HessenNassau, zu der auch Schwarzenberg
gehört.
Im DeutschFranzösischen Krieg von
1870–1871 kämpfen vier Schwarzenberger an
der Front.
50
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
Zwischen 1883 und 1902 wird in Schwarzenberg
die Verkoppelung (Flurbereinigung)
durchgeführt, nachdem der erste Versuch in
1823 gescheitert war.
Am 15. Juni 1883 verabschiedet der Reichstag
unter Reichskanzler Otto von Bismarck die gesetzliche
Krankenversicherung. Ihr folgt in
1884 die Unfall und 1889 die Rentenversicherung.
Im Juli 1866 beginnt mit der ersten Probefahrt
des Benz Motorwagens das Zeitalter des Automobils
in Deutschland.
Bereits 1892 beschäftigte man sich in Schwarzenberg
mit Bauplänen einer neuen Schule,
da das alte Schulhaus (heute Riedforststraße
45, Steube/Nickel,) den Anforderungen nicht
mehr genügte. In 1899 wurde dann mit dem
Bau begonnen und der Rohbau fertig gestellt.
Während des Kaiserreichs ist Deutschland ein
wirtschaftlich vorankommendes Land. Einer
von 1890 bis 1914 anhaltenden Hochkonjunktur
in Industrie und Wirtschaft, steht ein
ebenso rasanter Aufschwung von Wissenschaft
und Forschung zur Seite. Die Fortschritte
in der Medizin und Hygiene lassen die
Säuglingssterblichkeit deutlich sinken.
In Deutschland leben 1914 67 Millionen Einwohner.
In den industriellen Ballungszentren
entstehen vor allem im Dienstleistungsbereich
viele neue Arbeitsplätze und immer mehr
Frauen werden erwerbstätig.
Das 20. Jahrhundert
Am 1. Januar 1900 tritt das 1896 verabschiedete
Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft.
Damit verfügt das Deutsche Reich erstmals
über eine einheitliche Gesetzgebung. Gleichzeitig
erhält das Invalidenversicherungsgesetz,
das zugleich die Altersversicherung regelt,
Gültigkeit.
Im Oktober 1900 wird in Schwarzenberg die
neue Schule eingeweiht und bezogen. Die
Kosten betragen 19.755,00 Mark.
In 1902 baut die Firma Emil Koch & Co. aus
Frankfurt/Main eine Wasserleitung mit Reservoir
für 12.525,44 Mark.
Am 08.07.1903 wird Justus Sondermann zum
ersten Mal zum Bürgermeister gewählt. Im
April 1944 legt er nach 41jähriger ununterbrochener
Dienstzeit dieses Amt nieder.
Da die Landwirtschaft mit ausländischer Konkurrenz
zu kämpfen hat, fordert der Bund der
Landwirte (BdL) am 15.2.1904 in Berlin einen
besseren Schutz landwirtschaftlicher Produkte
vor ausländischer Konkurrenz.
Schwarzenberg auf einem Ausschnitt der Topographischen
Karte von 1909
(Quelle:TK 25 2796 (4823) 1909: Herausgegeben
von der Preußischen Landesaufnahme 1909)
Schwarzenberg wird in 1913 an das Fernsprechnetz
Melsungen angeschlossen. Die
„Telegraphenhilfsstelle“ befindet sich bei dem
Gastwirt Wilhelm Bangert.
Der 1. Weltkrieg 1914 – 1918
Das tödliche Attentat durch serbische Nationalisten
auf den österreichischen Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin
in Sarajevo, führt zum Ausbruch des Ersten
Weltkriegs. Der Krieg beginnt am 28. Juli
1914 mit der Kriegserklärung ÖsterreichUngarns
an Serbien. Nach der Generalmobilmachung
Russlands zur Unterstützung Serbiens
erklärt das Deutsche Reich als Bündnispartner
ÖsterreichUngarns, Russland am 1.8.1914
den Krieg.
Die deutsche Bevölkerung nimmt die Kriegserklärung
mit "patriotischen Gefühlen" zur
Kenntnis. Am 2.8.1914 verkündet Landrat
Freiherr von Gagern im Kreis Melsungen die
Mobilmachung und so müssen auch Schwarzenberger
Bürger in den Krieg ziehen. Vor
dem Ersten Weltkrieg zählt das Dorf 310 Einwohner,
22 Bauernhöfe und 55 Haushaltungen.
51
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
Die Gemeindevertretung beschließt, die Familien
der eingezogenen Soldaten zu Weihnachten
1914 finanziell zu unterstützen. Die Familien,
deren Ernährer im Krieg sind, erhalten
10 Mark, die übrigen Soldatenfamilien 5 Mark.
Die Zwangsbewirtschaftung für Nahrungsund
Futtermittel wird eingeführt. In 1915 werden
Brotkarten, in 1916 Zucker und Fleischkarten
und das allgemeines Markensystem
eingeführt.
Am 12. Juni 1916 wird ein Wirtschaftsausschuss
mit Bürgermeister Justus Sondermann,
Johannes Rode, und den Vertretern Johannes
Barthel und Heinrich Peter gebildet,
um die Rohstoffe und Lebensmittel rationeller
zu verteilen. Der Winter 1916/17 ist der bekannte
„Kohl oder Steckrübenwinter“. Er wird
so genannt, weil angesichts der katastrophalen
Versorgungslage die Nahrungsmittelrationen
noch einmal deutlich gekürzt wurden, und
sich viele Menschen von diesem Gemüse ernähren
mussten.
Da Petroleum kaum zu beschaffen ist und damit
die Beleuchtungsmöglichkeiten in den
Häusern bescheiden sind, beschließt die Gemeindevertretung
am 24.2.1917, das Dorf mit
Strom vom Elektrizitätswerk der Stadt Melsungen
versorgen zu lassen. Kriegsgeld wird
erhoben und die Kirchenglocken müssen abgeliefert
werden. Um Geld in die Gemeindekasse
zu bekommen wird ein Waldstück der
Gemeinde vor der Hardt abgeholzt. Es soll
versucht werden, das Stück landwirtschaftlich
zu nutzen.
In 1918 nimmt die Gemeinde zum Zweck der
Kriegsanleihenzeichnung ein Darlehen von
10.000 Mark mit einem halben Prozent jährlichem
Abtrag auf. Die Sicherheit der Menschen
macht der Gemeindeverwaltung Sorge.
52
Unehrliches Gesindel treibt sich umher, bettelt,
stiehlt und raubt. In Anbetracht dieser Situation
erfolgt eine Beratung über die „Bildung
einer freiwilligen Bürgerwehr in der
hiesigen Gemeinde“ aufgrund einer Verfügung
des Landrats. Es wird beschlossen, die Nachtwache,
die es bereits gibt, um einen Mann zu
verstärken. Dieser Wachdienst wird von den
männlichen Bewohnern des Dorfes reihum,
nach der Reihenfolge der Hausnummern, geleistet.
Diese Wache ist ausgerüstet mit
Schusswaffe und Feuerwehrhorn, das bei Gefahr
geblasen wird. Wenn dieses Horn ertönt,
haben alle Personen über 16 Jahre sofort auf
der Straße zu erscheinen. Die Missachtung
dieser Anordnung wird mit 100 Mark Geldstrafe
geahndet.
Trotz einer letzten großen Offensive Anfang
1918 gehört Deutschland zu den Verlierern
des 1. Weltkriegs. Mit der Unterzeichnung des
Waffenstillstands von Compiègne werden die
Kampfhandlungen am 11. November 1918
eingestellt. Durch den Versailler Vertrag auf
der Pariser Friedenskonferenz im Mai 1919,
wird ein Schlusspunkt unter das sinnlose Blutvergießen
des 1. Weltkriegs gesetzt, in dem
auch elf Schwarzenberger ihr Leben verloren.
Zwischen 1919 und 1923
Die Not der Bevölkerung ist nach dem Krieg
auch in Schwarzenberg groß. Sie leidet unter
Hunger, ist unterernährt, Krankheiten breiten
sich aus, die Todesfälle nehmen zu. Die Lebensmittelkarte
beherrscht das Dorf. Die Bauern
sollen neben ihrer eigenen Versorgung,
auch die Ernährung der anderen Menschen sichern.
Der Wirtschaftsausschuss wird von drei
auf sechs Personen verstärkt, es gibt mehr
verschärfte Kontrollen, um die Versorgung der
Bevölkerung sicher zu stellen und Hamsterei
zu unterbinden. Um die Einwohner ein wenig
aufzuheitern, findet in 1919 ein Tanzabend
statt, für den 20 Mark Vergnügungssteuer,
manche sagten damals auch Lustbarkeitssteuer,
an die Gemeinde zu zahlen sind.
Die Schlachtviehumlage, nach der jeder Bauer
entsprechend der Anzahl seines Viehs, einen
gewissen Teil seiner Tiere abgeben muss,
kann wegen Mangel an Vieh nicht aufgebracht
werden.
Die Wohnungsnot wird immer größer. Leerstehende
Wohnungen gibt es nicht mehr.
Selbst die notdürftigsten Unterkünfte sind bewohnt.
Weil in diesen unsicheren Zeiten niemand
Grund und Boden für Siedlungen abgeben
will, wird die Wohnungsnot nicht
behoben. Jakob und Justus Riedemann, Heinrich
Seitz und Ernst Weber möchten Bauplätze
kaufen, werden aber vorerst abschlägig
beschieden. Die Spannungen zwischen Vermietern
und Mietern wachsen. Um zwischen
beiden Parteien zu vermitteln, wird ein „Mie
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
Im Dritten Reich 1933 – 1938
Am 30. Januar 1933 kommen Adolf Hitler und
die Nationalsozialisten in Deutschland an die
Macht. Bei der Reichstagswahl am 05.03.1933
erhält die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
(NSDAP) in Schwarzenberg 89,
die SPD 57, die Kampffront 25 und die KPD 10
Stimmen. Im Juli 1933 sind alle Parteien, außer
der NSDAP, verboten oder haben sich
selbst aufgelöst. Neue Parteien dürfen nicht
gegründet werden. Bei erneuten Reichstagswahlen
am 12.11.1933 bekommt die NSDAP
200 Stimmen im Dorf. Der Sälzerweg gilt
nicht mehr als öffentlicher Weg.
Am 1. Januar 1934 tritt das das „Preußische
Gemeindeverfassungsgesetz“ in Kraft. Es vereinheitlicht
alle bis dahin in Preußen geltenden
Kommunalverfassungen. Die Bürgermeister
werden als Gemeindeleiter nicht mehr
gewählt, sondern ohne Wahl auf 12 Jahre berufen.
Justus Sondermann bleibt Bürgermeister
und Christian Emmeluth wird politischer
Leiter. Die Bürgermeisterentschädigung wird
auf monatlich 30 RM festgelegt. Wegen
großer Arbeitslosigkeit (22 Personen) werden
überall Notstandsarbeiten ausgeführt. So wird
die Kirche renoviert und der Kirchhof in Ordnung
gebracht. Das Spritzenhaus wird für
478,57 RM instandgesetzt. Durch die Blutseuche
verenden von vorhandenen achtzehn
Pferden sieben Tiere.
In 1935 werden in der Gemeinde Arbeiten im
Wegebau für 8.685 RM unter Mithilfe von Arbeitslosen
durchgeführt. Die Kosten werden
vom Staat bezuschusst. Für die Zuleitung des
Höhbachwassers in den Löschbehälter werden
ab dem Weg „Über den Gärten“ Zementrohre
verlegt. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt.
Gemäß der NSRassenlehre werden
Christian Emmeluth und Peter Schmidt zu
Erbgesundheitspflegern ernannt. Zwei Personen
werden sterilisiert.
Im Rosengraben wird ein Schießstand gebaut.
Die Bauern bauen vermehrt Flachs und Rüben
an. Täglich liefern sie 250 – 300 Liter Milch an
die Molkerei Guxhagen.
Eine Eierverwertungsgesellschaft wird gegründet.
Es herrscht eine Wildschweinplage.
Fünf kinderreiche Familien erhalten eine einmalige
Beihilfe von 100 RM.
In 1936 wird die Feuerwehr mit 20 Jacken,
Koppeln und Mützen ausgestattet. Die dazu
passenden schwarzen Hosen sollen von ortsansässigen
Schneidern gefertigt werden und
müssen von den Trägern selbst bezahlt werden.
Die erste von nunmehr alljährlichen Viehzählungen
wird durchgeführt. Durch den zweijährigen
Wehrdienst und dem ihm vorgeschalteten
Reichsarbeitsdienst (6 Monate) gibt es
keine Arbeitslosen mehr.
Im Dorf fehlen Arbeitskräfte, weil Schwarzenberger
z.B. beim Autobahn und beim Flugplatzbau
eingesetzt werden. Es fehlt an Holzhauern
und Erntekräften. Am 31. August
überfliegt das Luftschiff „Graf Zeppelin“
Schwarzenberg. Während eines großen
Herbstmanövers werden vierzig Soldaten im
Ort einquartiert. Die Luftschutzausbildung
läuft an. Ein junges Ehepaar wird sterilisiert.
Das Wassergeld wird um 50 Prozent erhöht.
Arbeitsdienstpass H. Hofman
In 1937 wird am Eingang zur Schule ein Pressekasten
angebracht. Es gibt eine besonders
gute Kartoffelernte, die Schweineseuche ist im
Ort. Das Dorf wird dreimal wöchentlich von
einem „Reichsbahngüterkraftwagen“ angefahren.
Im Februar 1938 wird ein Ortsausschuss zur
Pflege und Schönheit des Dorfes gebildet. Ihm
gehören Konrad Riedemann, Wilhelm Sinning
und Christian Jacob II an. Im März wird aufgrund
des Anschlusses Österreichs an
Deutschland acht Tage lang geflaggt. Bei den
Reichstagswahlen im April erhält die NSDAP
55
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
Viele Wasserleitungen sind eingefroren, Hydranten
beschädigt, Pflanzkartoffeln in den
Kellern und Obstbäume in der Gemarkung erfroren.
Holz und Kohlen sind knapp. Die Holzhauer
können wegen der Kälte und des vielen
Schnees kein Holz schlagen. Im Februar 1940
erfolgt ein schneller Wetterumschwung mit
viel Regen. Es gibt Hochwasser. Das ganze
Fuldatal ist überschwemmt. Pioniere sprengen
das Eis bei Röhrenfurth, damit das Wasser abfließen
kann. Auf den Wiesen bleiben neben
Schwemmmaterial, große Sand und Kiesbänke
zurück. Auf den Feldern wurde die aufgegangene
Saat teilweise weggespült.
Adam Hofmann und Christian Emmeluth zum
Einsatz. Für Kartoffeln, Obst und Gemüse
werden Festpreise angeordnet. Die Bauern
ersetzen das fehlende Stroh bei der Viehversorgung
durch Laub. Immer wieder finden
Musterungen für Menschen und Pferde statt.
Für dringende Reparaturen, bei denen man
Metall benötigt, werden „Eisenscheine“ ausgegeben.
Ab Juli gibt es täglich Fliegeralarm.
Es wird verstärkte Verdunkelung angeordnet,
die von 23.00 bis 3.00 Uhr durch Streifenposten
überwacht wird.
Ein Ballon mit englischen Flugblättern wird an
der Bahn gefunden. In 1941 werden Flugblätter
gefunden, welche die Royal Air Force im
Namen Englands, Amerikas und Russlands
abgeworfen hat.
So könnte es beim Eisgang in 1940 ausgesehen haben. Ob dies Bild aus dem Jahr 1940 stammt konnte ich
nicht feststellen. Nach dem Betrachten des vergrößerten Bildes könnte es von der Ansicht des Dorfes und
der Gemarkung her möglich sein.
Am sogenannten „Großen Opfertag der Deutschen
Nation“ am 13.4.1940 werden im Ort
277 RM gespendet. Altmaterial wird in erhöhtem
Maße einer Wiederverwendung zugeführt.
Zum 51. Geburtstag von Adolf Hitler am 20.
April werden 290 Pfund der verschiedensten
Altmetalle gesammelt. Die sechzig evakuierten
Saarländer kehren in ihre Heimat zurück.
Bei der Einbringung der durchschnittlichen
Ernte helfen deutsche Soldaten, polnische
Kriegsgefangene und Landarbeiter. Letztere
kommen unter anderem bei Ludwig Reinbold,
In 1944 wendet sich der amerikanische Präsident
Roosevelt in ebenfalls über Schwarzenberg
abgeworfenen Flugblättern mit einer
Warnung an das Deutsche Volk.
Der Zugverkehr wird noch weiter eingeschränkt.
Die Gemeinde zahlt 1.800 RM an
Kriegssteuern, bei einem Haushalt, der auf
der Einnahmenseite mit 26.053 RM und auf
57
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
der Ausgabenseite mit 22.310 RM zu Buche
schlägt. Ab September erhält jede Person
über 18 Jahre, monatlich 75 Gramm Bohnenkaffee.
Diese Zuteilung soll voraussichtlich bis
zum März 1941 erfolgen. Die Kirmes wird
nicht mehr gefeiert. Im Saal der Gastwirtschaft
Bangert findet eine Großkundgebung
der NSDAP statt.
Zu Weihnachten werden Butterschmalz und
Schokolade ausgeteilt. Die Bauernschaft
spendet für das Melsunger Lazarett Kuchen,
Lebensmittel und Zigaretten. Ein Teil der Kirchenglocken
wird ausgebaut und abgeliefert.
Das Läuten der Glocken ist nur noch sonntags
zum Hauptgottesdienst für 3 Minuten erlaubt.
Bedingt durch unbeständiges Wetter während
des ganzen Jahres 1941, finden die Feldbestellung
und auch die Ernte verspätet statt.
Es gibt spärliches Wachstum und Auswuchs
beim Getreide. Das Heu wird direkt von der
Wiese an staatliche Stellen abgeliefert. Bei
der Ernte werden fünf französische Kriegsgefangene
und drei polnische Zwangsarbeiter
eingesetzt.
Da Speisekartoffeln nicht mehr verfüttert
werden dürfen, wird die Viehhaltung erschwert.
Vieh, Milch und Eier müssen abgeliefert
werden. Die wöchentliche Fleischzuteilung
wird von 500 auf 400 Gramm pro Person
gesenkt. Zwei Pferde müssen gegen eine Entschädigung
von insgesamt 2.000 RM abgeliefert
werden. Der Kaufpreis für ein gutes Pferd
beträgt aber 5.000 RM.
Neben dem Hamstern wird auch das Abhören
fremder Sender schwer bestraft. Himmelfahrt,
Buß und Bettag fallen aus kriegswirtschaftlichen
Gründen aus. Für die Soldaten im
Melsunger Lazarett werden 14 Gänse, 15
Hühner, 9 Hähne, 4 Enten und 41 Kuchen gespendet.
Der Bund Deutscher Mädel (BDM)
packt 41 Weihnachtspäckchen, die Kriegskameradschaft
40 Zigarettenspenden, für die
sich im Krieg befindenden vierzig Soldaten
aus dem Dorf. Das Postauto fährt im Winter
nur jeden zweiten Tag.
Der Winter 1941/1942 ist hart und dauert bis
Ende März. Im Januar 1942 wird die große
Kirchenglocke ausgebaut und abgeliefert. Das
Thermometer fällt auf minus 28 Grad. Es gibt
wieder große Schäden an der Wasserleitung
und Ausfälle bei der Winterfrucht. Wegen erfrorener
Kartoffeln stehen keine Pflanzkartoffeln
zur Verfügung. Die Raucherkarte wird
eingeführt. Der Wochen wird durch den Monatslohn
ersetzt, der Arbeitseinsatz der Frauen
auf dem Lande, wie auch die Schlachtesteuer
neu geregelt. Die Rationen der
Selbstversorger an Fleisch, Butter, Brot und
Fett werden weiter herabgesetzt. Die Gemüsehändler
dürfen die Bewohner der Dörfer
nicht mehr beliefern. Für fehlendes Gartengemüse
soll Wildgemüse gesammelt werden und
statt Blumen, sollen die Bewohner Gemüse in
den Gärten anpflanzen.
Die Kleintier und Schafzucht nimmt, genau
wie die Felddiebstähle, zu. Eine Spinnstoffsammlung
bringt 112,5 kg Lumpen. Im
Juni fliegt ein englischer unbemannter Ballon
über den Ort in Richtung Spangenberg. Es
gibt Bezugsscheine für Benzin und Petroleum.
Einwohner aus Emden werden nach Schwarzenberg
evakuiert.
Am 18. Februar 1943 ruft Reichspropagandaminister
Joseph Goebbels zum „totalen Krieg“
auf. Nach einem milden Winter herrscht im
Juli 1943 tropische Hitze mit Temperaturen
bis zu 40 Grad Celsius. Die gesamte Ernte ist
innerhalb 4 Wochen abgeschlossen, die Aussaat
im Herbst erfolgt 4 Wochen früher als
normal. Außer Hafer und Gerste muss, bis auf
das Saatgut, sämtliches Getreide abgeliefert
werden. Die Rationierung der Lebensmittel
wird weiter erhöht. Waschmittel gibt es nur
noch auf Bezugsscheine. Das Einberufungsverfahren
für Soldaten wird vereinfacht. Die
in den Häusern vorhandenen Kupferkessel
werden erfasst.
Am 17. Mai 1943 wird die Edertalsperre durch
eine Bombe zerstört. Auch die Luftangriffe auf
deutsche Städte nehmen zu. Am 22. Oktober
wird Kassel bombardiert. Der Feuerschein am
Horizont ist bis Schwarzenberg zu sehen.
Evakuierte Kasseler Bewohner kommen nach
Schwarzenberg. Die Zahl der Fliegeralarme
nimmt zu und bei der Kroneneiche werden
drei Phosphorkannister abgeworfen, von denen
einer explodiert und geringen Schaden
anrichtet. Außerdem werden von den Alliierten
Flugblätter abgeworfen.
Bürgermeister Sondermann feiert sein 40
jähriges Amtsjubiläum. Arbeitskräfte für die
Ernte fehlen, immer wieder muss Vieh abge
58
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
liefert werden. Ährenlesen zum eigenen Gebrauch
wird verboten. Die Reichskleiderkarten
werden für Erwachsene gesperrt. Die Nationalsozialistische
Volkswohlfahrt (NSV) schickt
im Rahmen der Kinderlandverschickung einen
Jungen aus Schwarzenberg für 6 Wochen
nach Rügen, zwei weitere Jungen für 5 Wochen
nach Thüringen und veranlasst, dass
zwölf Kinder Solebäder in Melsungen erhalten.
Im Ort werden Splitterschutzgräben angelegt.
Durch Erlass des „Führers“ Adolf Hitler vom 1.
April 1944 werden aus der ehemals preußischen
Provinz HessenNassau die beiden Provinzen
Kurhessen und Nassau gebildet.
Schwarzenberg gehört jetzt zum Kreis Melsungen
des Regierungsbezirks Kassel in der
Provinz Kurhessen.
Bürgermeister Justus Sondermann legt im
April nach 41jähriger Amtszeit sein Amt nieder.
Sein Nachfolger wird Christian Emmeluth.
Der Gauleiter überträgt alle Entscheidungen
und Befugnisse an den Bürgermeister, der
auch Politischer Leiter und Ortsbauernführer
ist. Kohlen werden noch knapper, das Losholz
muss von den Verbrauchern selbst geschlagen
werden. Für die Wehrverwaltung schlagen 25
Soldaten, 6 Wochen lang, Buchenholz im
Schwarzenberger Forst. Die Kleintierzucht ist
erheblich gestiegen, die Schweinehaltung
nimmt wegen fehlendem Futter ab. Güter des
täglichen Bedarfs sind Mangelware und werden
vorzugsweise an Evakuierte abgegeben.
Ab Juli stellt die Post die Zustellung in
Schwarzenberg ein. Briefe und Pakete müssen
täglich in Melsungen abgeholt werden. Teilweise
tun dies auch die Schulkinder. Durch
die vielen feindlichen Bomberverbände, die
Schwarzenberg meistens in Richtung Kassel
überfliegen, gibt es Fliegeralarm am laufenden
Band. Es gibt keine Schutzbauten im Ort,
bei Gefahr flüchten die Mütter mit ihren Kindern
zeitweise in den Wald. Im Juli fallen drei
Bomben vor den Erlen, im Oktober werden
fünfhundert Brandbomben in Richtung Melsungen
auf die Wiesen unterhalb der Bahn abgeworfen.
Als Tiefflieger einen Zug angreifen,
gerät das Haus Nr. 45 von Johannes Seitz
(heute Riedforststraße 42, Gundolf Köhler)
unter Bordwaffenbeschuss.
Da die Freiwillige Feuerwehr kein Personal
mehr hat, werden zehn junge Frauen zwischen
20 und 22 Jahren dienstverpflichtet.
Die Zahl der Evakuierten steigt auf über einhundert
Personen. Es herrscht große Wohnungsnot.
Der elektrische Strom wird zeitweise
abgeschaltet, der Verkauf von
Grundstücken verboten, geregelter Schulunterricht
findet nicht mehr statt. Durch das
Auftreten der Hühnerpest wird die Versorgungslage
noch kritischer. Der Bevölkerung
werden maximal noch 1.200 Kalorien pro Tag
für die Ernährung zugestanden. Georg Ruppel,
10 Jahre alt, werden beim Hantieren mit einer
Sprengkapsel drei Finger der linken Hand abgerissen.
Im Oktober werden alle männlichen
Bewohner vom 16. bis 60. Lebensjahr zum
Volkssturm dienstverpflichtet. Sechzehn von
ihnen werden zu Schanzarbeiten am Westwall
einberufen.
Am 31. März 1945 erreichen die Amerikaner
das Fuldatal bei Melsungen. Als am 4. April die
ersten amerikanischen Soldaten in das Dorf
kamen war es leer. Die Einwohner hielten sich
im Höhbachgraben auf. 35 Häuser mussten
für die Amerikaner, die am 8. April wieder abzogen,
geräumt werden. Bahn und Postverkehr
werden eingestellt, es findet kein Schulunterricht
mehr statt.
Die alte Gemeindebehörde handelt nach Anweisungen
der Militärregierung in Melsungen.
Die Anordnungen dieser Stelle werden an einem
Anschlagbrett am Schuleingang veröffentlicht.
Die NSDAP wird verboten, ihre Gliederungen
und Gesetze aufgehoben. Sämtliche Waffen,
Fotoapparate, Gold und Silbermünzen sind
abzugeben. Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen
Sicherheit sind die, von der Militärregierung
berufenen, Polizisten Heinrich Riedemann
und Konrad Liedlich verantwortlich.
Es wird eine nächtliche Ausgangssperre von
20.30 bis 6.30 Uhr, später von 21.00 bis 5.00
Uhr angeordnet. Im Mai wird Justus Sohl zum
neuen Bürgermeister bestimmt. Die dienstverpflichteten
Polen und Franzosen werden
freigelassen. Alle verfügbaren Kräfte werden
zu landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen.
Am 8. Mai 1945 ging mit der bedingungslosen
Kapitulation der deutschen Truppen der
2. Weltkrieg für Deutschland zu Ende. Mit der
japanischen Kapitulation am 2. September
1945 wurde er formell für die ganze Welt be
59
02-5 | Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1 960
endet. Er war, mit rund 60 Millionen Toten,
der bis dahin verheerendste Krieg der
Menschheit. Allein durch die Judenverfolgung
starben in Europa sechs Millionen Menschen.
Zu den Toten gehören auch fünfundzwanzig
Schwarzenberger Männer, die aus dem Kriege
nicht in die Heimat zurückkehren. Sie sind gefallen
oder gelten als vermisst. Zur Erinnerung
an sie und diejenigen, die im 1. Weltkrieg
das gleiche Schicksal erlitten haben,
wurden ihre Namen auf einem Ehrenmal festgehalten.
Dieses wurde in 1953 auf dem
Friedhof eingeweiht.
Das Elend der Überlebenden in Europa ist geprägt
von zerstörten Städten, Hunger, Flucht
und Vertreibung. Auch in unserer Gegend ziehen
Tag und Nacht Flüchtlinge durch die Gegend.
Mit der Wiederaufnahme des Zugverkehrs im
Juli 1945 und der offiziellen Fortsetzung des
Schulunterrichts ab 1. Oktober gibt es wieder
ein wenig Normalität im Leben der Menschen.
Nach dem 2. Weltkrieg
1946 – 1960
Sämtliche Privatvermögen werden im April
1946 gesperrt. Im Juli kommen Flüchtlinge
aus dem Sudetenland nach Schwarzenberg.
Es herrscht große Wohnungsnot, die Tuberkulose
bricht aus. Die Spruchkammern zur Entnazifizierung
nehmen ihre Tätigkeit auf.
Die Mitglieder des Turnvereins werden (inoffiziell)
aktiv. In der Landwirtschaft werden verstärkt
Ölsaaten angebaut. Alle Erzeugnisse,
außer der Selbstversorgerration, sind ablieferungspflichtig.
Bei Hausschlachtungen werden
pro Person nur 32 kg Fleisch, bei Schlachtgeflügel
pro Person nur 1 Stück bewilligt. Es gibt
Preiserhöhungen, der Schwarzhandel blüht.
Um die Versorgungslage zu verbessern, geben
die Landwirte Schäfer und Reinbold Teile
ihrer Äcker ab, damit sich die Bewohner, die
keinen Grund und Boden besitzen, kleine Gärten
anlegen und damit ihre Versorgung verbessern
können. Im Oktober findet eine
Volks, Berufs und Wohnungszählung statt.
Am 01.12.1946 stimmt die Bevölkerung per
Volksabstimmung der neuen Landesverfassung
zu.
Im Winter 1947 herrscht große Kälte bei nicht
vorhandenem Heizmaterial. Die Tuberkulose
breitet sich weiter aus, die Wildschweine werden
zur Plage. Allmählich erfolgt eine Lockerung
der Zwangswirtschaft.
In 1948 wird Adam Hofmann zum neuen Bürgermeister
gewählt. Am 20. Juli wird mit der
Währungsreform die Deutsche Mark (DM) eingeführt.
Pro Kopf werden 60 DM ausbezahlt.
Es werden Richtlinien für die Wohnraummieten
erlassen.
Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz für die
Bundesrepublik Deutschland in Kraft.
Durch den auch in 1949 anhaltenden Flüchtlingsstrom
aus dem Osten ist das Dorf überbelegt.
Wohnungen sind Mangelware. Die Bevölkerungszahl
ist von 305 Personen in 1939
auf 503 Personen angestiegen. Das Stromnetz
der Gemeinde wird an das Überlandnetz der
EAM angeschlossen. Die Kirmes wird erstmals
seit 1940 wieder gefeiert.
Im Januar 1950 erhält Schwarzenberg eine
Dorfbeleuchtung mit sieben Lampen. Kirchund
Friedhof werden in Ordnung gebracht, die
Dorflinde unter Naturschutz gestellt.
1952 wird ein Brunnen zur Verbesserung
der Wasserversorgung gebohrt; die Kosten
betragen 20.000 DM, von denen der Staat
10.000 DM übernimmt.
Bedingt durch ein sehr trockenes Jahr beginnt
die Erntezeit in 1953 bereits am 15. Juli und
ist am 13. August mit der Grummeternte abgeschlossen.
Die Wohnungslage entspannt
sich etwas, da ein Teil der Flüchtlinge
Schwarzenberg wieder verlässt. Einige von ihnen
gehen auch in das Ausland. Die Bautätigkeit
beginnt wieder. Die Dorfstraße wird gepflastert.
Dorfdiener Konrad Braun legt mit 78
Jahren sein Amt nieder, sein Nachfolger wird
Adam Göbel. Die Bundestagswahl am 6. September
hat folgendes Ergebnis in Erst und
Zweitstimmen: SPD 110/110, FDP 81/71, CDU
17/29, KPD 2/2, DP 8/7, BHE 25/27.
Der Turn und Sportverein ist 30 Jahre alt. Am
15. November (Volkstrauertag) wird das Ehrenmal
für die gefallenen und vermissten Soldaten
des 1. und 2. Weltkriegs auf dem Friedhof
eingeweiht.
60
Schwarzenberg im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025
Im Januar 1955 stirbt Bürgermeister Adam
Hofmann an den Folgen eines Unfalls. Sein
Nachfolger wird am 19. Februar Heinrich Kördel.
Die Gemeinde beschafft einen Totenwagen
zur Überführung der Verstorbenen aus
dem Dorf zum Friedhof. Die Wasserleitung
wird vom Gemeindehaus zum Friedhof verlängert.
Die am 28. Oktober 1956 neu gewählte Gemeindevertretung
mit Bürgermeister Heinrich
Kördel plant folgende Vorhaben: Die Trift (Zur
Kroneneiche) soll bis oberhalb des Friedhofs
mit einer Teerdecke versehen werden. Der
Burggraben soll kanalisiert werden. Über die
Bahnstrecke soll eine von der Bundesbahn finanzierte
Brücke gebaut werden, damit die
beschrankten Bahnübergänge an den Ortseingängen
aus Richtung Melsungen (Lengemann),
im Ort (In der Senke) und Röhrenfurth
(Steuber) wegfallen können. Die Bahn lehnt
ab.
Der Burggraben wird in 1958 für 15.000 DM
kanalisiert, für die Bachregulierung werden
3.000 DM, den Feldwegebau 2.000 DM investiert.
Die Ausgaben für die Schule belaufen
sich auf 1.100 DM. Im Fuldatal werden
3 Acker Land von der Hessischen Heimat gekauft.
Pioniere der Bundeswehr beginnen in 1959
mit der Planierung des ehemaligen Steinbruchs
oberhalb des Friedhofs, damit dort ein
Sportplatz gebaut werden kann.
In 1959/1960 wird die Straße Melsungen –
Röhrenfurth außerhalb der Ortslage ausgebaut.
61
026 | Unser Ehrenmal auf dem Friedhof
Unser Ehrenmal auf dem Friedhof
von Adolf Seitz
Zur Vorgeschichte des Ehrenmals fand ich bei
den Unterlagen von Lehrer Schmidt einen Zeitungsausschnitt
(vermutlich Kasseler Zeitung)
vom 25. März 1953 mit folgendem Text:
Gedenkstein aus dem Acker
Lehrer Schmidt half seiner Gemeinde/
Ehrenmal für die Toten des Zweiten Weltkrieges
soll entstehen.
Schwarzenberg.
In der kleinen Schwarzenberger Dorfkirche
befindet sich seit langer Zeit eine Tafel, welche
die Namen der Gefallenen des Ersten
Weltkrieges trägt. Bald nach Beendigung des
letzten Krieges bemühte sich die Gemeinde,
auch den Opfern des Zweiten Weltkrieges ein
würdiges Denkmal zu setzen. Bisher scheiterten
die Bemühungen an der Finanzierung. Die
Gemeinde musste in den letzten Jahren beträchtliche
Summen für die Verbesserung ihrer
Wasserversorgung und ihres Stromnetzes
aufbringen.
Vor einiger Zeit trat Lehrer Peter Schmidt mit
einem neuen Plan vor Bürgermeister Adam
Hofmann. Lehrer Schmidt, der als Naturschutzwart
für den Kreis Melsungen vor allem
die natürlichen Gegebenheiten des Kreises
kennt, wusste, dass sich in geringer Tiefe unter
dem Acker des Bauern Georg Seitz ein
großer Stein befindet, der bereits einmal vorgesehen
war, Gedenkstein zu werden.
In diesen Tagen machte sich die Gemeinde,
daran den Stein zu heben. Bürgermeister
Hofmann und einige Arbeiter der Gemeinde
gruben an der bezeichneten Stelle nach und
fanden wirklich den Stein. Mittels Dreibock,
Flaschenzug und Bulldog wurde der Fels auf
der landschaftlich wunderschönen Bergkuppe
„In den Erlen“, von der man nordwärts bis
zum Herkules sehen kann, an das Licht des
Tages gehoben und entpuppte sich als ein
rechteckiger weißlichgelber QuarzitStein, in
einer Höhe von 2,60 Meter, etwa einen Meter
breit und 60 cm tief. Die scharfkantige Form
62
Unser Ehrenmal auf dem Friedhof | 026
des Steins deutet darauf hin, dass er schon
einmal behauen wurde.
Zur Zeit liegt er nahe bei der Fundstelle am
Wegrain und die Bevölkerung soll entscheiden,
ob er für den vorgesehenen Zweck verwandt
werden soll. Bürgermeister Hofmann
möchte, dass der Stein an einer schönen Stelle
im Dorf aufgestellt, und entweder aus Marmor
oder Bronze eine Tafel mit den Namen
der Toten und Vermissten des letzten Krieges
tragen soll.
Soweit der Zeitungsbericht. Die nachstehenden
Bilder, die mir von Erika Groß, der Tochter
des damaligen Bürgermeisters Adam Hofmann
zur Verfügung gestellt wurden, zeigen
die Bergung des Steins. Der Quarzitblock erhielt
seinen Platz auf dem Friedhof als Mittelpunkt
einer kleinen Gedenkstätte.
Er wurde von dem Steinbildhauer Willi Hartmann
aus Melsungen bearbeitet, der auch die
Bronzetafel mit den Namen der Gefallenen
und Vermissten beider Weltkriege in den Stein
eingfügte. Am Volkstrauertag in 1953 wurde
die Anlage eingeweiht und ist bis heute Mahnmal
und Gedenkstätte, zugleich, geblieben.
Am Volkstrauertag eines jeden Jahres wird
nach dem sonntäglichen Gottesdienst, der seit
einigen Jahren in der Friedhofskapelle stattfindet,
unter Mitwirkung des Pfarrers, der
Freiwilligen Feuerwehr und des Sozialverbandes
VdK Deutschland eine kurze Andacht am
Ehrenmal gehalten.
Adam Hofmann, Karl Jäger, Justus Kurzrock, Georg
Seitz (von links)
Justus Kurzrock, Heinrich Kördel, Rudi Iwanowski,
Adam Hofmann, Karl Jäger (von links)
Aus Anlass der Einweihung der Gedenkstätte erschien am 17.November 1953 im „HeimatEcho“
der Tageszeitung „Hessische Nachrichten“ der folgende Bericht:
Umsäumt von Gräbern steht das neue Ehrenmal
für die Opfer beider Weltkriege auf dem
Schwarzenberger Dorffriedhof. Ein 60 Zentner
schwerer Quarzitblock, der von Lehrer
Schmidt in der Gemarkung ausfindig gemacht
worden war, trägt die Tafel mit den Namen
der Gefallenen und zeigt in Bronze mit Stahlhelm
und Schwert die Insignien deutschen
Soldatentums. In die Anlage mit einbezogen
wurde das Grab eines jungen Deutschen, der
in den Apriltagen am Rande des Dorfes sein
Leben lassen musste und hier seine letzte Ruhestätte
gefunden hat. An der Einweihung des
Ehrenmals beteiligte sich das ganze Dorf.
Steinbildhauer Willi Hartmann übergab das
Ehrenmal nach einleitenden musikalischen
Darbietungen des Posaunenchors und Gedichtvorträgen
an die Gemeinde. Bürgermeister
Adam Hofmann übernahm es mit dem
Versprechen, die Anlage zu pflegen. Sein besonderer
Dank galt Lehrer Peter Schmidt für
die Förderung und Unterstützung bei der Planung
des Ehrenmales. Herzlicher Dank galt
auch dem Leiter der Gartenbauberatungsstelle
beim Landwirtschaftsamt Melsungen, Plaß, für
die landschaftsgärtnerische Gestaltung der
Anlage. Bürgermeister Hofmann verlas anschließend
die Namen der Gefallenen beider
Kriege und sagte, dass die Gemeinde dieses
Opfer nicht vergessen wolle.
63
026 | Unser Ehrenmal auf dem Friedhof
Pfarrer Fischer stellte seine Ansprache unter
das Bibelwort: „Niemand hat größere Liebe
denn die, dass er sein Leben lässt für seine
Freunde“. Niemand dürfe sagen, dass die gebrachten
Opfer umsonst gewesen seien. Kein
Tropfen Blut sei umsonst, wenn das heilige
Gesetz Gottes verstanden werde.
Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden
legte Bürgermeister Hofmann dann
den ersten Kranz am Ehrenmal nieder. Abordnungen
der VdKOrtsgruppe Melsungen, der
Freiwilligen Feuerwehr, des Gemischten Chores
und des Turn und Sportvereins schlossen
sich mit ihren Kranzspenden an.
Soweit der Zeitungsartikel. Mit folgenden Eintragungen
auf der Bronzetafel des Ehrenmals
wird an die vermissten und verstorbenen Soldaten
der beiden Weltkriege erinnert:
Zu Ehren der Gefallenen u. Vermißten Helden 1939 – 1945
Fritz Cornelius * 1919 † 30.06.1941 Rußland
Wilhelm Sinning * 1908 † 15.10.1941 Rußland
Fritz Reinbold * 1920 † 15.12.1941 Rußland
Wilhelm Seitz * 1915 † 18.07.1941 Rußland
Karl Seitz * 1920 † 24.11.1942 Rußland
Willi Mainz * 1921 † 24.07.1942 Rußland
Emil Weß * 1915 † 18.03.1943 Rußland
Karl Reinbold * 1916 † 24.04.1943 Afrika
Konrad Steuber * 1922 † 02.02.1944 Rußland
Heinrich Waldschmidt * 1921 † 01.09.1944 Rumänien
Heinrich Seitz * 1920 † 07.09.1944 Frankreich
Heinrich Riedemann * 1925 † 01.02.1945 Elsaß
Christoph Göbel * 1925 † 23.03.1945 Deutschland
Hans Alter * 1921 † 05.04.1945 Serbien
Karl Schüler * 1910 † 21.04.1945 Jugoslawien
64
Unser Ehrenmal auf dem Friedhof | 026
Vermißte
Heinrich Hofmann * 1910 verm. Jun. 1943 Rußland
Heinrich Emmeluth * 1924 verm. Dez. 1944 Ungarn
Konrad Reinbold * 1925 verm. März 1945 Ostpreußen
Neubürger durch Folgen des Krieges
Paul Keppel * 1905 † 10.01.1943 Frankreich
Alfred Rößner * 1927 † 01.04.1945 Schwarzenberg
Harry Arsand * 1924 verm. Aug. 1943 Rußland
Ernst Richter * 1914 verm. Aug. 1944 Rumänien
Willi Marotzke * 1903 verm. Okt. 1944 Albanien
Johann Hinrichs * 1911 verm. Feb. 1945 Ungarn
Artur Horn * 1896 verm. Feb. 1945 Rußland
Erwin Hofmann * 1917 verm. Juni 1944 Rußland
In steter Erinnerung der Gefallenen u. Vermißten Helden 1914 – 1918
Heinrich Kieber * 1889 † 14.10.1914 Rußland
Wilhelm Mainz * 1884 † 22.10.1914 Belgien
Georg Hofmann * 1882 † 17.12.1914 Frankreich
Lorenz Schüler * 1880 † 05.04.1916 Rußland
Heinrich Emmeluth * 1893 † 17.06.1917 Frankreich
Johannes Schmelz * 1887 † 04.01.1918 Frankreich
Valentin Schmidt * 1895 † 24.03.1918 Frankreich
Heinrich Ruppel * 1891 † 04.04.1918 Frankreich
Justus Worst * 1889 † 10.07.1918 Frankreich
Vermißte
Heinrich Wenzel * 1885 verm. 21.10.1914 Frankreich
Siemon Bubenheim * 1898 verm. 29.08.1918 Frankreich
Die Inschrift auf dem Grabstein des mit in die Anlage integrierten Grabes lautet:
Soldat Alfred Rößner * 12.01.1927 † 01.04.1945
65
027 | Amtliche Bücher über Schwarzenberg
Amtliche Bücher über Schwarzenberg
von Adolf Seitz
Salbuch
Ein "Salbuch" war eine amtliche, vom Landesherrn
angeordnete Aufzeichnung über seine
Rechte, Einkünfte und Liegenschaften. Seinen
Rechten standen auf der anderen Seite die
Pflichten seiner Untertanen gegenüber. Die
ersten Salbücher in Hessen gab es am Anfang
des 14. Jahrhunderts. Zunächst wurden sie
nur für einzelne Orte, Gerichte, Vogteien, Ämter
und Herrschaften erstellt. Bis Ende des 16.
Jahrhunderts erfassten sie schließlich das
ganze Land.
1575 wurde auf Anordnung der Obrigkeit auch
ein Salbuch für Schwarzenberg angelegt. In
ihm steht am Anfang, dass das Dorf dem „allergnädigsten
Herrn und Fürst“ gehört, und
seine Bewohner ihm in seinem Haus in Melsungen
(Schloss), wie sonstiges Gesinde dienen
müssen.
Die Pächter von 8 1/2 Huben (Hufen) Grundbesitz
sind ihm ebenfalls dienst und steuerpflichtig.
Im einzeln sind dann die Größe des
Eigentums, die erwarteten Erträge und die
darauf zu leistenden Steuern und Abgaben der
Dorfbewohner für die Zeit von 1575 – 1737
festgesetzt.
Die interessantesten Details aus dem von
Lehrer P. Schmidt erstellten Auszug sind in
dem Artikel „Bauerntum“ dieses Buches bereits
erwähnt.
Lager, Stück und Steuerbuch
Das Staatsarchiv Marburg hat
uns eine digitale Fassung dieses
Buches übermittelt. Einen
Teil seines Inhalts ist ebenfalls
in dem Artikel „Bauerntum“
dieses Buches in unserer Sprache
und Schrift enthalten. Weil
dieses Buch aber frühe umfassende
Angaben über unser Dorf
enthält, habe ich es in seinem
Wortlaut aus der damals üblichen
Kurrentschrift (Deutschen
Schrift) in unsere heutige
Schrift übertragen.
Um zu demonstrieren, wie damals
gesprochen und geschrieben
wurde, habe ich den Wortlaut
gegenüber dem Original
nicht verändert. Leider konnte
ich einige Wörter oder Ausdrücke
nicht entziffern. Sie sind
im Text mit ……… dargestellt.
Zum besseren Verständnis habe
ich heute nicht mehr gebräuchlichen
Worte am Ende
des jeweiligen Abschnitts
übersetzt.
Lager, Stück und Steuerbuch von 1744 für Schwarzenberg
66
027 | Amtliche Bücher über Schwarzenberg
Accidentien = Gebühren
Extract = Auszug
pro parte Salary = als Teil der Besoldung
copulation = Eheschließung
§ 8
Freyes Schulhauß, Güter und Accidentien
Ein freyes Schulhauß und 1/4 Acker 8 Ruthen
Garten inglusive 1/16 Acker 5 Ruthen Wiese
und den Kirchhoff hat ein zeitiger Schulmeister
pro parte Salary zur Benutzung. Die Accidentien
und Schullohn hat er ebenfalß wie gewöhnlich
in dieser Gemeindte.
§ 9
Mineralia
Deren werden hieselbst keine gegraben; alsdaß
der hiesige Ziegelbrenner den Thon im
herrschafftlichen Walde gräbt, gibt das Fahs
26 alb an gnädigste Herrschafft.
§ 10
Gemeinds Gebräuche
Die Gemeindsgebräuche allhier bestehen in 2
5/8 Acker 8 Ruthen Wiesen, 3/16 Acker 5 Ruthen
Hirtengarten und 18 5/16 Acker Koppelhudenrasen,
worauff die Stadt Milsungen
ebenfalls die Hude hat.
§ 11
Bau und Brennholtz
Ein Baur allhier bekommt 3 Klafter und ein
Köther 2 Klafter Buchenscheite aus dem Kehrenbacher
Forst. Die Köther aber bekommen
aus dem Milsunger Forst gegen die gewöhnliche
gantze Forstgebühr. Das Bauholz bekommen
sie ebenfalß daraus, gegen gewöhnliche
Forstgebühr.
Köther = Kleinbauer od. Tagelöhner
§ 12
Maste
Treiben ihre Mastschweine, wenn Mast ist, auf
vorbe …… herrschaftliche Waldung gegen die
gewöhnliche gantze Mastgebühr.
§ 13
Hud und Weyd Gerechtigkeit
Diese Gemeinde treibt ihr Vieh auf den herrschaftlichen
Milsunger Wald woselbst ihnen
ein gewißer District abgebunden wird, und bestehet
ihre Viehherden in 21 Pferden, 44 Ochsen,
33 Kühen und 80 Schafen ohne die Rinder
und Schweine. Sie haben das Gefutter von
Vieh nicht gar zu hinlänglich, sondern müssen
dessen noch kauffen.
§ 14
Schäfferey
Hierselbst dorfen sie Schafe halten, haben
dermalen ein Hauff von 80 Stück, geben an
gnädigste Herrschaft 1 Pfirchhamel und 1
Lamm, desgleichen von jedem Stück 6 hlr
Triftgeld und 20 alb Käßegeld vom gantzen
Hauffen.
§ 15
Braugerechtigkeit
Solche haben sie nicht, sondern sind gezwungen
ihr benöthigtes Bier in der Stadt Milsungen
zu holen.
§ 16
Erbauung, Werth und Miethe derer Häußer
Allhier kostet das beste Hauß zu erbauen 300
Rthlr, das mittelmäßige 150 Rthlr und das
schlechteste 40 Rthlr. Hingegen ist das beste
200 Rthlr, das mittelmäßige 100 Rthlr und das
schlechteste 30 biß 20 Rthlr werth. Zugleich
könnte das beste um 5 Rthlr, das mittelmäßige
3 Rthlr und das schlechteste um 1 Rthlr
jährlich vermiethet werden.
§ 17
Anzahl der Häußer, der Menschen, auch
gewerbtreibender Persohnen, hersschaftl.
Gemeinds und anderen Bedienten
Dieses Dorff besteht in 32 gantzen Häußern
oder Feuerstätten, einem Gemeindshirtenhauß
und Schulhauß und einer Kirche. Darinnen
wohnen 31 Männer, 35 Weiber, 36 Söhne,
43 Töchter, 11 Knechte und 8 Mägde, darunter
sind 17 Ackermänner, 1 Schneider, 1 Ziegelbrenner,
1 Schiffsmann, 1 Branndtweinbrenner,
7 Leinweber, 1 Brechenmacher und 1
Taglöhner. An Bedienten 1 Grebe und 2 Vorsteher,
müssen auch 1 Außschößer, 1 Nebenmann
und 1/4 Grenadier halten.
Außschößer u. Nebenmann = Beisitzer und
Vertreter für die niedere Gerichtsbarkeit
68
Amtliche Bücher über Schwarzenberg | 027
Consumtion = Verbrauch
Brandtweinsblaße = kupfernes Gefäß zum
Branntweinbrennen
Conzehsion = Konzession
§ 20
Situation und Qualitet des Feldes auch
casus fortuiti, item qualitas moralis der
Güter
Der meiste Theil deren Felder gehet hinaufwerts
biß an die herrschaftlichen Waldungen,
grenzet auch theils an dem Milsunger und
Röhrenfurther Felde, dieß und jenseits der
Fulda, ist meist wassergallicht Thon und steinigter
Qualitet und ist dem Wildfraß sehr unterworfen,
die gutes bringen allhier zwischen
dem Dorffe und der Fulda gehören gnädigster
Herrschafft, die anderen aber sind schlecht
und trocken.
§ 17 – 19 Bewohner und Infrastruktur
§ 18 Mühlen
Hierselbsten ist keine Mühle, sie müssen in
den Milsunger Mühlen mahlen.
§ 19
Wirtschafft Consumtion und Brandtweinsblaße
Allhier treibt …….. Conrad Noll dermahlen
Wirthschafft mit Bier und Brandtwein und
muß desfalß alle 3. Jahr 2 Conzehsiones auff
königlfürtstliche Renthkammer lösen, alß auch
jährlich 2 ……. Gulden geben. Die Consumtion
aber ist geringe und verzapft kaum jährlich 30
biß 40 Zober Bier und 4/2 Ohme Brandtwein.
Sonst hat auch Henrich Riemanns Frau eine
Brandtweinsblaße von 20 eymer verzapft,
auch einzeln Brandtwein, und zwar jährlich
……. 2 1/2 Ohm, muß desfalß zwey Conzehsiones
lösen.
Die qualitatem moralem betreffend, so finden
sich 6 1/2 Hufen so gnädigster Herrschafft
dienst„ zins„ und zur 10. Garbe zehendbar
sind, sodann 2 dergleichen Hufen, so gnädigster
Herrschaft nur halb dienstbar und ganz
zehendfrey und einem zeitigen Diacono zu
Milsungen zinßbahr sind, zugleich 2 dienstfreye
Hufen deren von Nordeck zu Milsungen
Zinßen und auf doppelte Fülle zu Lehen gehen,
und geben auff jeden Fall soviel …… alß
sie Metzen ……. an selbigen Zinsen.
Die übrigen Güter sind erb und dienstfrey außer
denen § 4 u. 8 gemeldten herrschaftlichen
und Schulgütern und finden sich vorgemeldte
Güter alle nach deren Ackerzahl § 30.
casus fortuiti = Zufälligkeiten
item qualitas moralis = ferner rechtliche Beschaffenheit
§ 21
Schulden auff der Gemeinde
Keine
§ 22
Korn Außsaaht
Auff einen der besten Äcker allhier werden
gesäet 5 Caßler Metzen, auf den mittelmäßigen
5 1/2 Metzen und den schlechtesten 5 3/4
Metzen.
69
027 | Amtliche Bücher über Schwarzenberg
§ 23
Korn Erndte und Gewicht
Auf dem besten Acker werden 35, dem mittelmäßigen
20, und dem schlechtesten 14 Garben
geerndet und werden auß 60 ordinaire 2
Viertel 8 Caßler Maß ausgedroschen. Das
Viertel Korn wiegt 250 Pfund.
ordinaire = gewöhnlich
§ 24
Gersten Außsaath und Erndte
Auf dem besten Acker werden ordinaire geerndet
30 Garben, dem mittelmäßigen 16
Garben und dem schlechtesten wird keine
Gerste gesäet. Auß einem Fuder werden
ebenfals 2 Vierthel 8 Metzen Caßler Maß gedroschen.
Hingegen werden 5 1/2 Metzen
Caßler Maß auf einem Acker ausgesäet.
§ 25
Hafer Außsaaht und Erndte
Deßen wird 6 Metzen auf einen Acker gesäet
und 12 biß 14 Garben wieder geerndtet. Auß
einem Fuder werden 4 Vierthel gedroschen.
§ 26
Werth und Miethe der Länderey
Der beste Acker Land allhier ist werth 30
Rthlr, der mittelmäßige 20 Rthlr und der
schlechteste 10 Rthlr und könnte der beste
um 1 Rthlr, der mittelmäßige um 2/3 Rthlr
und der schlechteste um 1/3 Rthlr jährlich
vermiehtet werden.
§ 27
Wießenwuchs
Die Wiesen sind allhier nur 1 und 2 schürig
und wächset auff dem besten Acker 7, dem
mittelmäßigen 4 und dem schlechtesten 2
Centner Heu und Grommet.
1 und 2 schürig = Wiese wird ein oder zweimal
im Jahr gemäht
Grommet = zweiter Schnitt einer Heuwiese
§ 28
Werth und Miethe der Wießen
Der beste Acker Wiesen allhier ist werth 35
Rthlr, der mittelmäßige 24 Rthlr, der schlechteste
12 Rthlr und könnte der beste um 1 1/3
Rthlr, der mittelmäßige um 3/4 Rthlr und der
schlechteste um 1/2 Rthlr vermiethet werden.
§ 29
Meßung
Diese Dorfschaft ist in ao von dem Landmeßer
Kleinschmidt mit der 14schuhigen Ruthe deren
150 Quadrat Ruthen einen Acker machen.
(vermessen worden; fehlt)
ao = anno = im Jahr (Jahreszahl fehlt)
§ 30
Gantzer Inhalt der Dorfschaft u. deren
Feldmark
Das Dorff bestehet wie § 17 bereits gemeldt in
32 gantzen Feuerstädten und einem Gemeindts
Hirten und Schulhauß, auch Kirche,
davon Feldmark aber als
1.) die 6 1/2 Hufen, so gnädigster Herrschaft
ganz dienst, zinß und zehendbar sind,
solche bestehen in 369 5/8 Acker 16 1/2
Ruthen Wiesen und Garten, 251 1/16
Acker 31 Ruthen Land und 8 7/8 Acker 4
Ruthen wüste Triescher. Sodann
2.) die 2 Hufen, so gnädigster Herrschaft nur
halb dienstbar und einem zeitige Diacono
in Milsungen Frucht und andere Zinßen
entrichten und bestehen solche in 43 3/16
Acker 16 Ruthen Wiesen und Garten, 26
1/16 Acker 2 3/8 Ruthen Land und 1 5/8
Acker 7 Ruthen wüste Triescher.
3.) Die 2 Nordeckischen Hufen, so gnädigster
Herrschaft zehendbar denen von Nordeck
zu Milsungen, aber zinßenpflichtig auch
aus doppelter Fülle lehnbar, bestehen in
76 3/16 Acker 28 Ruthen Land und 14 3/8
Acker 2 Ruthen Wiesen, Triescher 2 Acker
15 Ruthen.
4.) Die übrigen Erb„ und dienstfreien Güter
bestehen in 77 11/16 Acker 31 Ruthen
Land, 43 3/8 Acker 33 Ruthen Wiese und 2
3/8 Acker 30 Ruthen wüste Triescher.
5.) Die Gemeinds Güter bestehen in 2 5/8
Acker 8 Ruthen wiesen, 3/16 Acker 5 Ruthen
Garten und 18 5/16 Acker …… Rasen,
worauff die Stadt Milsungen Koppelhude
hat, in Summa 451 7/16 Acker 3 Ruthen
Land, 191 5/8 Acker 70 7/12 Ruthen Wiesen
und Garten und 22 3/16 Acker 30 7/8
Ruthen wüste Triescher.
70
027 | Amtliche Bücher über Schwarzenberg
2. Müssen sie alle bey Erbau und Reparirung
des Schlosses und Renthhofs zu Milsungen
erfordernde Handdienste verrichten.
3. Müssen sie oberwehnte Erbs und bohnenstecken
……….
4. Alle Wochen 6 persohnen durchs gantze
Jahr ins Schloss kommen, selbiges zu reinigen,
früchte zu …… , sonst auch durchs
gantze Jahr noch viele Hand und gehe
Dienste verrichten müßen.
5. Haben wöchentlich 12 Persohnen von Ostern
bis Martini in dem herrschaftlichen
Garten alle erfordernden Handdienste als
jäten, graben, zu verrichten.
6. Müßen sie auch die auß hiesigem Ambte an
gnädigste Herrschaft fallende fette
Schweine und Hammel nach Caßell bringen.
Desgleichen auch fals Ochsen, so von
gnädigster Herrschaft darum aufgekauft
werden, auch manchmal Briefe und dergleichen
Sachen nach Caßell tragen.
7. Müssen sie das Heu von den herrschaftlichen
Wiesen vor Milsungen und Schwartzenberg,
wann solches wieder von Milsungen
wegzufahren ist, vom Bantzen
herunter holen und aufladen.
PS. Auf jeden Wagendienst werden 6 hlr
und den handdienst 3 hlr von gnädigster
Herrschaft bezahlet.
7. Sonsten verrichten sie auch alle Landfolgen
gleich anderen unterthanen, als da
sind Kriegsfuhren, Landstraßen, Wege und
Brückenbaudienste.
7. PS. Außer vorgemeldten Dienstpflichtigen
in dieser Gemeinde finden sich noch 2
Hüfner alß Hans Curth Hofmann und Johannes
Hofmann, so die § 30 u. 20 gemdt.
2 Nordeckischen Lehnhufen und Häußer
besitzen, welche in den obgemdt. herrschaftlichen
Fahr und Handtdiensten nicht
concurieren, dahingegen verrichten sie
denen von Nordeck wann einmahl an denen
…… Nordeckischen Häußern zu Milsungen
etwas repariert wird, die nöthigen
Handdienste.
7. Diese alß auch die anderen im Dorfe müssen
auch soweit so ihre Hufenhude gehet,
das herrschaftlich gefällete Wildpret nach
Milsungen fahren.
§ 35
Heer, Wagen
Allhier finden sich 2 Hufen so dem zeitigen
Diacono zu Milsungen zinsbar und gnädigster
Herrschaft halbdienstbar sind, davon müssen
die Besitzer tempore belli zur Beschützung der
hessischen Lande 1 Artillerieknecht, 1 Pferd
und 1 Wagenrad an gnädigste Herrschaft entrichten.
tempore belli = im Kriegsfall
§ 36
Civil und Criminal Jurisdiction, ith. hohe
und niedere Jagden
Stehen allergnädigster Herrschaft zu und wird
erstens von denen Beambten zu Milsungen
administriert, die Jagden ebenfals von dem
Förster daselbst über……
Civil und Criminal Jurisdiction = Gerichtsbarkeit
§ 37
Leibeigenschaft
Cehat (keine)
§ 38
Steur Capital ein Haus ins andere
Thut 34 14/33 fl
§ 39
Steur Capital ein Acker Land in den andern
Thut 7 1/3 fl
Steur Capital 1 Acker Wiesen in den andern
Thut 7 1/2 fl
Sodann ein Acker Land und Wiese inden andern
nach Abzug der onerum
Thut 4 1/3 fl
onerum = Belastung
§ 40
Sorten Land und Wiesen, wie auch Clahsification
Allhier hat man das Land in 4 und die Wiesen
und Garten in 4 Sorten gebracht und kommt
das Land in …Text fehlt…. und die Wiesen und
Gerten in …Text fehlt….
Clahsification = Einstufung
72
028 | Hessische Maße, Gewichte und Münzen
Getreide
Casseler Maß
1 Viertel = 16 Metzen = 160 Liter oder allgemein
250 Pfund
1 Metze = 4 Becher = 10 Liter
1 Viertel Roggen = 125 kg
1 Viertel Gerste = 107,5 kg
1 Viertel Hafer = 75 kg
Homberger Maß
1 Viertel = 16 Metzen = ca. 200 Liter
1 Viertel = 20 Casseler Metzen = 200 Liter
1 Metze = ca. 12,5 Liter
1 Viertel Roggen = 150 kg
Münzen
Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert gab es
eine Vielzahl von Münzen. Bei den Zahlungsmitteln
waren bis 1914 in Deutschland Kurantmünzen
ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel.
Kurantmünzen, waren
„vollwertige, umlaufende, gangbare, kursierende“
Münzen, deren Wert durch den Metallwert
gedeckt war. Nach dem Salbuch von
1575 zahlten die Schwarzenberger Bauern ihre
Abgaben in „Albus“ und „Heller“. Im Steuerstock
von 1737 und im Lager, Stück und
Steuerbuch von 1744 wird auch der Reichstaler
(Abkürzung: Rthlr, Rthl, rthl) als Zahlungsmittel
erwähnt.
1 Reichstaler = 32 Albus (alb) oder 24 gute
Groschen
1 Albus = 12 Heller
1 Gulden (fl) (von Florentiner Goldgulden) =
zwischen 26 und 28 Albus
1 Taler = 30 Silbergroschen (19. Jhdt)
1 Silbergroschen = 1 Albus = 12 Heller. Ab
1834 ersetzte der Gute Groschen den Albus.
Albus Münze von
1564
Heller von 1744
Albus Münze von 1749
1/8 Reichsthaler von 1749
1 Thaler von 1842 2 Silbergroschen von 1842
74
3
Infrastruktur
75
03-1 | Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1950
von Adolf Seitz
Das Dorfbild
Form und Lage der Dörfer richteten sich
früher nach der Flureinteilung und der Bodenbeschaffenheit.
Durch diese Vorgaben entstanden
entweder Reihendörfer oder Haufendörfer.
Planmäßig angelegte Dorfsiedlungen
entstanden erst zur und nach der Zeit Karls
des Großen (800 n. Chr.).
Was die Ureinwohner von Schwarzenberg bewogen
hat, das Dorf auf einer kleinen Anhöhe
(180 m hoch) im Fuldatal, rechts der Fulda, zu
gründen, wissen wir nicht. Vielleicht war es
das vorhandene Wasser, nicht nur der Fulda,
die vor dem Bau der Eisenbahn noch näher an
Schwarzenberg vorbei floss, sondern auch das
Wasser, das im Höhbach, Rosengrund, Heidel
und Eulsgraben in das Tal floss. Vielleicht
war es auch die geographische Lage, denn
Schwarzenberg wird durch Haarberg, Metzewinkel
und Karlshagen gegen die kalten Nordund
Ostwinde geschützt.
Wie unser Dorf in 1262, als Ritter Helfrich
Burgherr der Schwarzenberger Burg war, ausgesehen
hat, ist nicht bekannt. Die Burg stand
rechts vom Burggraben, dort wo heute die
Häuser Kördel, Nickel (früher altes Schulhaus),
Ickler und K. Wenzel (Riedforststraße
43, 45, 49, 51) stehen. In einer handschriftlichen
Aufzeichnung gibt Lehrer Peter Schmidt
die Zahl der Häuser des Dorfes in 1262 mit
20, in 1456 aber nur noch mit 5 Häusern an.
Wenn man diese Zahlen, die nicht historisch
belegt sind, vergleicht, muss man vermuten,
dass bei der Zerstörung der Burg in 1293
auch andere Häuser zerstört wurden, die später
wieder auf oder neu gebaut wurden.
Einen indirekten Hinweis auf die Anzahl der
Häuser in 1575 gibt das Salbuch von Schwarzenberg.
In ihm sind die landwirtschaftlichen
steuerpflichtigen Betriebe mit ihren Eigentümern
aufgeführt. Da es 16 Betriebe sind, kann
man davon ausgehen, dass es in Schwarzenberg
damals mindestens 16 Häuser gab. Eine
genaue Zahl von Häusern wird im statistischen
Handbuch „Oekonomischer Staat“ des
Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen im Jahr
1615 für Schwarzenberg nicht angegeben. Der
Eintrag „Schwartzenbergk hat 20 Haushaltungen,
die Gemeinde eingepfarrt in Melsungen“,
lässt vermuten, dass Schwarzenberg damals
aus 20 Häusern bestand.
Ob, und wie viele Häuser im 30jährigen Krieg
(1618 – 1648) in Schwarzenberg durch die
Besetzung durch Schweden und Kroaten zerstört
und verwüstetet wurden, ist nicht bekannt.
Das gleiche gilt auch für den 7jährigen
Krieg (1756–1763).
Die erste historisch belegte Angabe über die
Anzahl der Häuser, nämlich 33, erfahren wir
aus dem Salbuch aus dem Jahr 1719. Dort
heißt es: „Die Dorfschaft Schwartzenberg hat
27 Haus und Hofreyden, 6 Einzelhäuser.“
Auch das „Lager Stück und Steuerbuch“ von
1744 gibt durch eine Bestandsaufnahme Auskunft
über die Entwicklung des Dorfes. Dort
steht über Schwarzenberg (sinngemäß übertragen):
„Eine Durchgangsstraße gibt es nicht. Eine
Kirche ohne Pfarrhaus, ein Gemeindehirtenund
schulhaus sind vorhanden. Das Dorf besteht
aus weiteren 32 Häusern und hat 164
Einwohner.“
Der Standort des erwähnten Gemeindehirtenhauses
ist unklar. Nach Aufzeichnungen von
Lehrer Schmidt stand es entweder rechts vom
Torbogen, der den Eingang zum Kirchhof bildet
oder an der Stelle, an der beim Neubau
der Schule in 1899 die Treppe zum Schulhof
entstand. Es wurde jedenfalls abgerissen und
oberhalb der Abzweigung der „Blumenstraße“
von der Straße „Zur Kroneneiche“ wurde ein
Gemeindehaus mit Spritzenhaus, zu dem auch
der Ziegenbockstall gehörte, gebaut.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde es von den Familien
Schmid und Karl bewohnt. Später
76
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950 | 03-1
diente dieses Häuschen dem TSV Schwarzenberg
als Umkleidehaus mit Duschmöglichkeit.
Nach dem Neubau des neuen Vereinsheims in
1987 wurde es abgerissen.
Dr. Georg Hassel erwähnt in seinem in 1813
erschienenen „Statistischen Repertorium über
das Königreich Westphalen“, dass es in
Schwarzenberg 33 Häuser und 239 Einwohner
gab.
In 1822 gibt es bereits 37 Häuser mit 260
Einwohnern in unserem Dorf. (Statistik und
Topographie des Kurfürstenthums Hessen von
D.J.D.U Höck 1822)
Aus der in 1842 erschienen „Beschreibung
des Kurfürstenthums Hessens“ von G.
Landau geht hervor, dass die Häuserzahl von
Schwarzenberg auf 39 Häuser angewachsen
war, in denen 347 Einwohner lebten. Diese
Zahlen werden im „Neuesten und gründlichsten
alphabetischen Lexikon der sämtlichen
Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten“
von Johann Friedrich Kratzsch 1843 bestätigt.
In 1883 wurde für die erste Feuerspritze ein
Spritzenhaus gebaut. Es stand in der Nähe der
heutigen Treppe zum Schulhof und wurde wie
das Gemeindehirtenhaus, beim Neubau der
Schule in 1899 abgerissen und in das neu
gebaute Gemeindehaus in der „Trift“ (heute
Straße „Zur Kroneneiche“) integriert.
Nach einer von Lehrer Schmidt erstellten Einwohnerstatistik
blieb die Zahl der Häuser bis
zum Jahr 1888 konstant. Über 43 Häuser in
1897, 45 Häuser (davon 22 Bauernhöfe) in
1910, steigt die Häuserzahl auf 56 in 1935 an
und bleibt bis 1954 unverändert.
Schwarzenberg war ursprünglich ein Reihendorf.
Die meisten Häuser standen auf beiden
Seiten der heutigen „Riedforststraße“ und der
„Jahnstraße“. Einige weitere Häuser hatten ihre
Standorte in der Straße „Zur Kroneneiche“
und in der Straße „Über den Gärten“.
Die Nummerierung der alten Häuser begann
am Ortseingang von Melsungen mit der Nummer
1 (heute Seckenbach 2, Mander) und
wurde auf der linken Seite der „Riedforststraße“
mit den Nummern 2 – 20 bis zum Ortsende
in Richtung Röhrenfurth weitergeführt. Von
dort ging es, unter Einbeziehung der übrigen
Straßen, mit den Nummern 22 – 41 auf der
anderen Seite wieder zurück. Die beiden letzten
Häuser am Ortsende nach Röhrenfurth
waren, bis 1901, die heutigen Häuser Jahnstraße
1, Becker (früher Johannes Alter) und
Riedforststraße 61, T. Groß (früher Adam Hofmann).
Später errichtete Häuser wurden bis zur Eingemeindung
nach Melsungen in 1974 immer
fortlaufend nummeriert. Die Hausnummern
mit den Zusätzen 1/2, 1/4 oder 1/8 entstanden
durch Umbau von Häusern, Anbau an bestehende
oder Neubauten für abgerissene
Häuser. Ergänzungs oder Anbauten, wie z. B.
Stallungen, Scheunen und Schuppen waren
charakteristisch für das frühere Dorfbild. Die
einzelnen Hofflächen mit ihren Häusern waren
voneinander durch Zäune oder Mauern getrennt,
zur Straßenseite aber meistens offen.
Am 27.04.1912 wird von der Gemeindevertretung
nach längeren Verhandlungen und
mehrmaliger Ablehnung ein „Statut gegen die
bauliche Verunstaltung in der Gemeinde“ angenommen.
Inwieweit diese Verordnung
Früchte getragen hat ist offen, denn in 1937
wird ein neues Ortstatut gegen die Verunstaltung
des Dorfbildes erlassen. In ihm geht es
um die Verschönerung des Ortsbildes, indem
man Bausünden (keine Massivbauten neben
Fachwerkhäuser, unschöne Anbauten, wildes
Bauen von Schuppen) vermeiden will.
Zäune, Hecken und Gräben sollen sorgfältig
geplant und gepflegt werden. Die Gemeinde
hat Sorge dafür zu tragen, dass Strassen,
Plätze, Ecken und Winkel ordentlich aussehen.
Bachläufe und Gräben sind sauber zu halten,
Bänke und Ruhesitze sind, auch mit Hilfe der
Jugend, zu erhalten und vor sinnloser Zerstörung
zu schützen. Die Lücken zwischen den
Häusern an den Dorfstrassen sollen mit Bäumen
bepflanzt werden. Bei aller Verschönerung
sollen aber keine städtischen Verhältnisse
geschaffen, sondern der dörfliche
Charakter betont und erhalten werden. Um
die Vorgaben durchführen zu können, wird
laut Gemeindebeschluss vom 13.02.1938 ein
Ortsausschuss für die Pflege und Schönheit
des Ortsbildes gebildet. Mitglieder sind Wilhelm
Sinning, Konrad Riedemann und Christian
Jacob.
Über den früheren Zustand des Dorfes macht
Lehrer Peter Schmidt folgende Anmerkungen:
„Die Schule passt nicht in das Dorfbild und es
77
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950 | 03-1
Im allgemeinen Sprachgebrauch gab es für
bestimmte Orte und Plätze des Dorfes besondere
Namen.
Unter der „Ziegelhütte“ mit „Ziegelbarthels
Haus“ verstand man, das Gebiet um das Haus
Nr. 1 am Ortseingang aus Richtung Melsungen,
(heute Seckenbach 2, Mander). Dort
wohnten und arbeiteten früher die Ziegelbrenner.
Oben:
Brücke über den
Burggraben 1910
Links das alte
Schulhaus
Links:
Die verbreiterte
Brücke mit Eisengeländer
In 1911 errichtet S. Kördel im Burggraben an
seinem Grundstück (heute Riedforststraße 43,
L. Kördel) eine hohe Mauer, die heute noch zu
sehen ist. Die im Burggraben gewachsenen
Eschen werden 1912 gefällt und in 1913 wird
der Rand des Baches, der in dem Burggraben
der Fulda zufließt, mit Faschinen befestigt. Im
Graben führte ein zwei Meter breiter Fußweg
in Richtung Fulda. Über ihn erreichte man die
„Spicke“, einen Holzsteg, über den Fußgänger
die auf der anderen Seite der Fulda gelegenen
Felder erreichen konnten. In 1959 wird der
Bach reguliert und kanalisiert.
Dort in der Nähe gab es auch die „Alte Gosse“,
eine Wasserstelle für das Vorderdorf.
Als „Heuchel oder Hüchelstein" wurde ein
Platz hinter dem früheren Haus Waldschmidt
(heute Riedforststraße 12/14, Arsand) bezeichnet.
Auf ihm stand früher vermutlich der
Pranger mit Halseisen, an den Bestrafte angekettet
und öffentlich vorgeführt wurden.
Die „Schanze“ lag hinter den Häusern
(Schwarz, Riedforststraße 28 und Mey, Riedforststraße
26). Dort befand sich eine Stellung,
von der im 30jährigen Krieg auf die das
Dorf beschießenden Schweden, zurückgeschossen
wurde.
Der Platz vor dem Kirchtor wurde als „Der
Markt“ bezeichnet. Die Fläche links der Riedforststraße
mit den Häusern Nickel, Kördel,
Ickler und Wenzel nannte man früher die
„Burg“, weil ja hier die Ritterburg gestanden
hatte.
Blick auf die „Burg“ vom Westen
Hier verlief der ehemalige Burggraben. Rechts im
Bild ist noch die die in 1911 errichtete Mauer zu sehen.
Am Platz um die Linde, deren Alter im Naturdenkmalbuch
des Kreises Melsungen von 1947
bereits auf 300 400 Jahre geschätzt wurde
und die 1950 unter Naturschutz gestellt wurde,
spielte sich früher das gemeindliche und
politische Leben ab. Dort beriet sich die Be
79
03-1 | Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950
völkerung, der Grebe informierte über wichtige
Entscheidungen, Jugendliche trafen sich
zum Tanz. Die Linde wurde in 1901 ummauert,
1938 wurde der Platz gepflastert. Die in
1981 gegründete Gruppe der „Natur und
Wanderfreunde Alte Linde Schwarzenberg“
gestaltete den Platz neu, und veranstaltet
dort ihr alljährliches Lindenfest.
1909 wird der Beschluss zur Ausführung gefasst,
aber als die Gemeinde den Anteil des
Bezirksverbandes vorschießen soll, wird das
Projekt erst in 1913/1914 verwirklicht. Übrigens
lautete der Name des Hauses Nr. 20 im
Hausblatt „Höhlenroden“, woraus die Bevölkerung
im Sprachgebrauch kurzerhand „Hellroden“
machte.
Oben: Der Lindenplatz
Unten: Lindenfest
Die „Gosse“ war die alte Wasserstelle an der
Linde, die ab 1931 auch als Feuerlöschteich
genutzt wird. Das ehemalige Haus Nr. 29
(heute Jahnstraße 4, Bücking) trug, weil es
unmittelbar an der „Gosse“ stand, den Namen
„Gossen“.
Als „Höhle“ bezeichnete man früher den Ortsausgang
ab Haus Nr. 20 (heute Riedforststraße
61, Groß) in Richtung Röhrenfurth, weil er
so schmal und eng war. In 1908 stellt die Gemeinde
einen Antrag auf Verbreiterung dieses
Abschnitts beim Landeshauptmann. Die Kosten
sollen 3.600 Mark betragen, wovon
Schwarzenberg 1.200, der Bezirksverband
1.800 und der Kreis 600 Mark tragen sollen.
Die „Höhle“
Die Vergrößerung des Dorfes
Schon nach dem 1. Weltkrieg bestand bei vielen
Einwohnern Schwarzenbergs der Wunsch
nach einem eigenen Haus. Das Siedlungsgesetz
von 1919 schuf die Voraussetzungen zum
Erwerb von kleinen Bauplätzen, die von größeren
Grundstücken abgegrenzt wurden.
So erbauten Johannes Seitz das Haus Nr. 45
(heute Riedforststraße 42, G. Köhler), die Gebrüder
Justus und Jakob Riedemann das Doppelhaus
Nr. 46/47 (heute Riedforststraße
11/13, Vaupel) und Fräulein Martha Peter das
Einfamilienhaus Nr. 53 (heute Riedforststraße
2, Tschurikow).
Auch nach dem 2. Weltkrieg mit Beginn des
Wirtschaftswunders in 1948 wollten einige
Einwohner, nicht zuletzt wegen der knappen
und nicht sehr komfortablen Mietwohnungen,
selbst Hausbesitzer werden. Eine Bauleitplanung
gab es nicht. Es wurde da gebaut, wo
man ein Grundstück besaß oder ein solches
preiswert erwerben konnte.
Wege und Straßen
Wenn wir in der heutigen Zeit von Straßen
sprechen, denken wir an gut ausgebaute Au
80
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950 | 03-1
In 1927/28 wurde die „Trift“ von der Dorfstraße
bis zum heutigen Haus Schanze gepflastert.
Dazu musste die Gemeinde ein Darlehn
von 1.500 Mark bei der Sparkasse Melsungen,
mit einer vierteljährlichen Tilgung von
100,00 Mark, aufnehmen.
1954 wird neben der „Gartenstraße“ auch die
„Trift“, vom Haus Schanze bis zum Standort
des alten Gemeindehauses (oberhalb der Einmündung
der Blumenstraße), instand gesetzt.
1957 erhält sie bis zum oberen Eingang des
Friedhofs eine Teerdecke. Die nachstehenden
Bilder zeigen die „Trift“ aus der Blickrichtung
vom Friedhof.
Straße im Vorderdorf alt
So sieht die gleiche Stelle in 2012 aus
Durch das „Vorderdorf“ gelangte man zur
Ortsmitte, dem „Marktplatz“. Dort zweigte in
Richtung Osten ein Weg, die heutige Straße
„Zur Kroneneiche“, ab. Im Volksmund hieß er
„Die Trift“ oder auch „Schwinnetrift“. Diese
Bezeichnung erhielt er dadurch, dass auf ihm
Kühe und Schweine von den Schwarzenberger
Hirten zur Mast in den Wald getrieben wurden.
Er stellte, als Feldweg, die Verbindung zu
den Flurstücken Metzewinkel und Karlshagen
her. Am Beginn des Rosengrabens teilte er
sich und führte auf beiden Seiten steil zum
Wald hinauf. Auf einem dieser Wege gelangte
man durch den Wald hindurch („Kirchhöfer
Tannen“) nach Kirchhof. Zwischen Rosengraben
und Heidelgraben gab es einen mit Hecken
bestandenen Fußweg. Die „Trift“ war ab
1846 auch der Zugang zum heutigen Friedhof.
Vermutlich als Folge der Verkoppelung wurde
der Feldweg „Gartenstraße“, heute „Über den
Gärten“, gebaut, der von der Trift abzweigt.
Die „Trift“ um 1910. Im Vordergrund links sieht man
das alte Gemeindehaus
Die „Trift“ in 2011
Unmittelbar hinter der Einmündung der Trift
führte die Dorfstraße über den Burggraben,
den ehemaligen Festungsgraben der Schwarzenberger
Burg, in das „Hinterdorf“.
Die nachstehenden Bilder zeigen die Veränderungen
des Dorfbildes an dieser Stelle.
83
03-1 | Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950
Kinder am Burggraben vor 1912 Dorfmitte 1970
Dorfmitte 1986 Dorfmitte 2011
An der Linde führte ein Weg, den man früher
scherzhaft „Königsstraße“ nannte, in das „hintere
Dorf“ und weiter in Richtung Höhbach,
Hardt und Haarberg. Dieser Weg, heute
„Jahnstraße“, führte zwischen den Häusern
Hain und Löwe durch das damals offene Bachbett
des Höhbachs. Der Weg wurde später,
wahrscheinlich mit dem Bau des Forsthauses
(1898), ab der Durchfahrt, zu einem „fiskalischen“
Weg. Das heißt, er befand sich im Besitz
des Staates, der auch für die Unterhaltung
zuständig war. Er wurde bereits 1919
chaussiert, indem er mit Kies und Steinen befestigt
wurde. Wahrscheinlich hing das auch
mit seiner Bedeutung für die Holzabfuhr zusammen,
denn bereits im Januar 1903 stellte
die Gemeinde Röhrenfurth den Antrag, diesen
Weg zur Holzabfuhr benutzen zu dürfen. Darüber
kam es zum Streit mit Schwarzenberg,
der aber in einer Verhandlung beigelegt wurde.
In 1937 begann man den Weg von der
Linde her bis zum Haus Siemon zu pflastern
und setzte die Pflasterung in 1941 bis zum
Weg „Über den Gärten“ fort. Die Kosten der
Erweiterung der Pflasterung betrugen 1.800
RM.
Beginn der „Königsstraße“
Der „fiskalische“ Weg in 2011
84
03-1 | Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950
neiche/Blumenstraße“) bis auf den Friedhof
verlängert, sodass man das Wasser für die
Grabpflege nicht mehr mühsam zum Friedhof
tragen musste. Heute sind auf dem Friedhof
drei Zapfstellen eingerichtet.
1970 wurde die Friedhofshalle erbaut und in
1996 erweitert. Die Vergrößerung war nur
möglich, weil neben der finanziellen Unterstützung
der Stadt Melsungen, 21 freiwillige
Helfer und Helferinnen unentgeltlich einen Arbeitseinsatz
von 710 Stunden leisteten. Außerdem
spendeten die Schwarzenberger noch
4.300 DM und die Brunnenbauer 1.619 DM.
Die erweiterte Halle wurde anlässlich eines
Gottesdienstes am 24.11.1996 (Ewigkeitssonntag)
im Beisein von Bürgermeister K.H.
Dietzel ihrer weiteren Verwendung zugeführt.
Damit nachträglich noch eine Toilette eingebaut
werden konnte, übergaben die Brunnenbauer
der Stadt in 1997 eine Geldspende in
Höhe von 1.525 DM, die sie gesammelt hatten.
1983 wurde der steile Weg auf dem Friedhof
in Eigenleistung mit Verbundpflaster ausgebaut,
nachdem die Stadt Melsungen das Material
zur Verfügung gestellt hatte.
Der Friedhof wird heute durch die städtischen
Arbeiter in Ordnung gehalten und macht durch
die gepflegten Gräber einen harmonischen
Eindruck.
Die Aushebung der Gräber erfolgt heute maschinell
mit Hilfe eines Baggers. Den Beruf des
Totengräbers gibt es nicht mehr. Der letzte
Schwarzenberger, der bis 1974 noch Gräber
für die Verstorbenen von Hand ausgehoben
hat, war Franz Langefeld. Auch die Sitte, dass
der Sarg des Toten von Einwohnern, den
„Trägern“ zum Grab getragen wird, kommt
nur noch in Ausnahmefällen vor.
Pause beim Pflastern. Links von vorn: O. Siemon, K.
Wenzel; rechts von vorn: H. Seitz, G. Schmidt, H.
Schneider und verdeckt G. Goldhardt und G. Steube
Friedhofshalle im Rohbau (1970)
Furt und Spickenbrücke (Spicke)
Ein Teil der Schwarzenberger Flur mit den
Flurstücken „Unterm Berge, Die Breitenländer,
Fischberg, Rotlauf, Kannberg“ liegt links der
Fulda im Westen der Gemarkung.
Friedhofshalle in 2011
Die Flurstücke ziehen sich von der Fulda über
die Bundesstraße 83 und den Wendesberg
hinauf in Richtung Steinwalds und Kesselskopf
unterhalb des Quillers. Um diese Fluren
zu erreichen, gab es früher in Richtung Röhrenfurth
eine Furt, die sogenannte „Därchfohrt“,
durch die Fulda. Diese ersparte den
Bauern die weiten Umwege über die Melsunger
oder Röhrenfurther Fuldabrücken.
86
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950 | 03-1
Erwägungen in 1905, eine neue Furt etwas
näher zum Dorf anzulegen, wurden verworfen.
Auf diesem Ausschnitt aus einem Bild von 1912
(Sammlung von K.F. Waldmann, Fuldabrück)
erkennt man den Weg von Schwarzenberg zur
eingezeichneten Furt
Herr Kurt Maurer schreibt in der Fortschreibung
der Röhrenfurther Dorfchronik zum 825
jährigen Jubiläum, dass die Furt überregionale
Bedeutung gehabt haben könnte. Er begründet
dies mit den vielen Wegspuren am oberen
Ende des Wangergrabens. Sie könnten durch
Wagen von Fuhrleuten und Händlern verursacht
worden sein, die die Furt benutzten, um
in Melsungen keinen Brückenzoll bezahlen zu
müssen.
Auf der linken Seite der Fulda ist der Zugang
zur Furt noch gut zu sehen. Er beginnt am
Parkplatz in der Kurve der Bundesstraße 83
und bildet zur Fulda hin einen kleinen Hohlweg,
der zum Teil schon zugewachsen ist.
Im April 1902 stellten die Besitzer der Felder
jenseits der Fulda bei der Gemeinde einen
Antrag auf den Bau einer Spickenbrücke (hölzerner,
schmaler Steg für Fußgänger), um die
Felder auch ohne Fahrzeuge und bei jedem
Wetter erreichen zu können. Bis dahin mussten
Fußgänger bei der Furt durch die Fulda
waten. Der Antrag wurde abgelehnt, stattdessen
wurde von der Firma Stahl aus Melsungen
ein Fährschiff für 150 Mark gekauft.
Im Mai 1902 lehnt der Landrat die Bezahlung
eines Fährmanns für das Schiff ab, und die
Gemeinde beschließt, im März 1904, doch den
Bau einer Spicke. Diese lag in der Verlängerung
des Burggrabens und überquerte die
Fulda in Höhe der „Hexeneiche“ an der B 83.
Um sie zu erreichen, musste man die Bahngleise
über einen mit einem „Drehkreuz“ gesicherten
Überweg queren.
Spicke mit Fährschiff (um 1910)
Durch diesen
Hohlweg ging es
von den Feldern
links der Fulda in
die Furt
Hier war die Einfahrt
zur Furt auf
der Schwarzenberger
Seite der
Fulda
Die Kosten für den jährliche Aufbau, die Abnahme
durch den Strommeister und den Abbau
der Spicke lagen zwischen 120,00 und
150,00 Mark, die anfangs von der Gemeinde
getragen wurden. Nach der Verkoppelung ging
1/3 der Kosten, anteilmäßig nach der Größe
des Besitzes, zu Lasten der Eigentümer der
jenseits der Fulda gelegenen Grundstücke.
Die restlichen 2/3 trug die Gemeinde. Um zumindest
einen Teil der Kosten zurück zu bekommen,
beschloss die Gemeindevertretung
am 28.03.1904, ein „Spickengeld“ von 2
Pfennigen pro Person für die Benutzung des
Steges, zu erheben. Um diese Kosten zu umgehen,
wateten manche Leute bei niedrigem
Wasserstand weiterhin durch die Fulda. Das
Spickengeld wurde bis zum Jahr 1930, dem
87
03-1 | Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950
Jahr, in dem der Steg zum letzten Mal aufgeschlagen
wurde, erhoben.
Auf diesem Ausschnitt
der topografischen
Karte TK
25 2796 (4823)
1909 (Herausgegeben
von der
Preußischen Landesaufnahme
1909) ist die Lage
der Furt und der
Spickenbrücke
eingezeichnet.
In 1905 möchte der Fischer Helwig Dieling aus
Wagenfurth das nicht mehr benötigte Gemeindeschiff
kaufen. Der Verkauf scheitert
aber an den von der Gemeindevertretung gestellten
Bedingungen, das Schiff mindestens
für 10 Jahre zu erhalten und es der Gemeinde
für Überfahrten und zum Auf und Abbau der
Spicke, zur Verfügung zu stellen. Stattdessen
wird das Schiff in 1906 an den Kanzleigehilfen
Conrad Bäcker aus Melsungen für 8 Mark
jährlich verpachtet. Er muss das Schiff alle 2
Jahre teeren und zum Auf und Abbau der
Spicke bereithalten. Das Schiff wird am sogenannten
Schiffstein an der Spicke angeschlossen.
Einen Schlüssel für das Schloss besitzt
die Gemeinde, einen weiteren der Pächter.
In 1911 pachtet der Fischer Helwig Dieling das
Schiff zu den gleichen Bedingungen wie sein
Vorgänger.
Verkehr auf der Fulda
Schon 1497 sollen Landsknechte die Fulda mit
Flößen befahren haben. Nach alten Plänen von
Landgraf Moritz wurde die Fulda in 1601/1602
von Kassel bis Hersfeld schiffbar gemacht. Die
anliegenden Gemeinden mussten die Kosten
für das Freihalten des Fahrwegs und die Befestigung
der Ufer tragen.
Im September 1601 passierten die ersten drei
Fuldaschiffe, auf ihrem Weg von Kassel nach
Bad Hersfeld, Schwarzenberg. Mit an Bord
waren Landgraf Moritz und sein Gefolge. Im
gleichen Monat verkehrten die ersten Frachtschiffe.
Flussaufwärts wurden die Schiffe „getreidelt“,
d.h. sie wurden von Pferden, die auf
befestigten Pfaden an den Flussufern liefen,
gezogen. Die Schiffe waren ca. 20 – 24 Meter
lang und zwischen 1,20 und 1,50 Meter breit.
Je nach Größe betrug ihre Tragfähigkeit zwischen
250 und 350 Zentnern.
Die meisten Lastschiffe waren mit Mast und
Segel ausgerüstet. Ihre Besatzung bestand
aus zwei oder drei Schiffern. Um den zunehmenden
Verkehr zu regulieren wurde in 1617
eine Flußschiffahrtsverordnung herausgegeben.
Ihren Höhepunkt hatte die Schifffahrt im
18. Jahrhundert mit der Beförderung von
Holz, Heu und Stroh. Im Amt Melsungen, besonders
in Schwarzenberg, Röhrenfurth und
Büchenwerra gab es in 1722 zwölf Kahnbesitzer
und Holzflößer.
1775 verkehrten zwischen Kassel und Hersfeld
zweimal wöchentlich „Marktschiffe“, die Personen
und Güter beförderten. Die Fahrt dauerte
flussaufwärts drei, flussabwärts zwei bis
zweieinhalb Tage.
Die Besitzer der Schiffe und die Schiffsknechte
bezeichnete man als Schiffsmänner. 1786 besaßen
die Schwarzenberger noch ein einziges
Schiff. Mit der Eröffnung der KurfürstFriedrichWilhelmNordbahn
in 1849 lief die Schifffahrt
aus, denn sie konnte weder mit der
Schnelligkeit, noch mit den Frachtpreisen der
Bahn konkurrieren.
Eisenbahn
Als am 18.09.1848 der erste Zug der Friedrich
Wilhelm Nordbahn auf der anfangs eingleisigen
Strecke an Schwarzenberg vorbeifuhr,
gab es in Deutschland schon Bahnstrecken mit
einer Gesamtlänge von 548 Kilometern. Die
beiden für Schwarzenberg nächstgelegenen
Bahnhöfe waren damals Melsungen und Guxhagen.
Ab 15. Juli 1892 gab es dann den Bahnhof in
Körle. Schwarzenberg sollte ursprünglich mit
Röhrenfurth einen gemeinsamen Bahnhof bekommen,
der zwischen beiden Orten liegen
sollte. Die Schwarzenberger lehnten aber aus
finanziellen Gründen ab, und so fahren bis
heute die Züge an Schwarzenberg vorbei. Die
Röhrenfurther weihten übrigens ihre Halte
88
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950 | 03-1
stelle am 1. August 1905 ein und es ist schon
eine Ironie, dass ausgerechnet ein Eisenbahner
aus Schwarzenberg, Georg Weber, erster
Bahnhofsvorstand in Röhrenfurth wurde.
Seit der Inbetriebnahme der RegioTramLinie
5 von Melsungen nach Kassel im Sommer
2006, ist immer wieder eine Haltestelle in
Schwarzenberg im Gespräch. Die Politiker der
Stadt Melsungen sind auch in 2012 in dieser
Hinsicht tätig. Vielleicht bekommt ja Schwarzenberg
doch noch seinen Bahnhof.
Mit dem Betrieb der Bahn änderten sich auch
die Verkehrsverhältnisse in Schwarzenberg,
denn man musste die Bahnstrecke überqueren,
um zu den Feldern und Wiesen zu kommen,
die auf der Westseite der Bahn lagen.
Die Bahn richtete insgesamt vier Bahnübergänge
ein. Je einen an den Ortsausgängen in
Richtung Melsungen und Röhrenfurth, einen
weiteren „In der Senke“ und einen, nur für
Fußgänger benutzbaren Überweg, am Ende
des Burggrabens. Die Übergänge waren anfangs
unbeschrankt, denn die Bahnwärterhäuser
an den Ortseingängen aus Richtung Röhrenfurth
und Melsungen, von denen später die
Schranken der drei befahrbaren Bahnübergänge
bedient wurden, wurden erst in 1854
und 1867 errichtet. Scheinbar standen die
Schranken immer offen und wurden bei jeder
Zugfahrt geschlossen, denn im Juli 1902 stellte
die Bahn den Antrag, einen Teil der Schranken
nachts und im Winter zu schließen, und
nur bei Bedarf zu öffnen. Die Gemeinde lehnte
dies jedoch ab.
Über den Bahnübergang bei dem Bahnwärterhaus
am Ortseingang aus Richtung Röhrenfurth erreichte
man die Furt in der Fulda
In 1956 forderte die Gemeinde die Bundesbahn
auf, eine von der Bahn finanzierte
Brücke über die Bahnstrecke zu bauen, damit
die beschrankten Bahnübergänge wegfallen
könnten. Das Projekt scheiterte an der Ablehnung
der Bahn. Als diese dann in 1972 das
gleiche Vorhaben verwirklichen wollte, lehnte
die Gemeinde ab, weil sie die Folge und Unterhaltungskosten
nicht allein tragen wollte.
Im Zuge der Baumaßnahmen zur Elektrifizierung
der Strecke in 1965, wurden alle Bahnübergänge,
bis auf den „In der Senke“, entfernt.
Dieser heute noch vorhandene
Übergang wurde bis Oktober 2011 als Anrufschranke
vom Bahnhof Melsungen fernbedient.
Mit Einführung einer neuen Signaltechnik
zwischen Guntershausen und Melsungen
wurde er mit modernster Technik (Halbschranken,
Ampelanlage, Sicherung durch Signale
und zugbedingtes Schließen und Öffnen
der Schranken) ausgerüstet.
Straßenverkehr
Während um Schwarzenberg herum auf dem
Sälzerweg und der Nürnberger Landstraße
und auch durch die Schwarzenberger Furt,
schon sehr früh der damalige Verkehr floss,
fand im Dorf selbst nur Anliegerverkehr statt.
Die Verkehrsmittel waren Pferde, Ochsenund
Kuhgespanne. Manchmal wurden auch
Pferde und Ochsen gemeinsam vor die Ackerwagen
gespannt. Neben den Gespannen waren
auch Menschen mit Schubkarren und
Handwagen auf den Wegen unterwegs.
Schwierigkeiten mit den schlechten Straßenverhältnissen
dürften in 1900 auch die ersten
Fahrradbesitzer in Schwarzenberg gehabt haben.
Ihre Zahl stieg bis 1941 auf 50 an.
Ab dem 1.7.1930 hielt auch der motorisierte
Verkehr in Schwarzenberg seinen Einzug. Ein
gelbes Postauto fuhr zweimal täglich Schwarzenberg
an. Neben der Post konnte es jeweils
noch drei Personen befördern. Ab 1932 fuhr
es täglich noch einmal, bis es in 1934 von
dem sogenannten „roten Postomnibus“ abgelöst
wurde. Ihm folgte noch vor dem 2. Weltkrieg
wieder ein gelber Postwagen. Bis 1960
bestand stets die Möglichkeit für einzelne Personen,
mit dem Postauto nach Melsungen zu
fahren.
89
03-1 | Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950
Um Güter in die nicht an die Bahn angeschlossenen
Orte zu bringen, richtete die Bahn ab
November 1937, von Melsungen ausgehend,
einen LastgüterKraftwagenverkehr ein.
Schwarzenberg wurde bis zur Einstellung des
Dienstes, bei Kriegsbeginn, dienstags, donnerstags
und samstags bedient. Im gleichen
Jahr kam das erste Auto in das Dorf. Georg
Seitz wurde Besitzer eines Opel Olympia. Ab
1938 knatterten die Motorräder von Karl Reinbold
und Hans Hofmann durch das Dorf. Im
Jahr 1941 begann mit dem Kauf des ersten
Treckers durch Karl Riedemann eine neue
Epoche in der Landwirtschaft. Ende des Jahres
1953 gab es in Schwarzenberg 10 Ackerschlepper
und 23 Motorräder. Von 1960 bis
1963 stieg die Zahl der Autos von 23 auf 36
Stück.
G. Seitz mit seinem Opel
Olympia an der Linde
Mit Beginn der Einschulung der Schwarzenberger
Kinder in Melsungen konnten die
Schwarzenberger Bürger ab 1969 die Schulbusse
nach und von Melsungen mitbenutzen.
Heute ist das Dorf durch eine Ringbuslinie mit
Melsungen und Röhrenfurth verbunden.
Post in Schwarzenberg
Hans Hofmann
Der König oder die Landesherrn besaßen früher
das Hoheitsrecht zur alleinigen Postbeförderung.
Um die Post befördern zu können,
richteten sie Postlinien ein und bestellten
Postmeister. Die Posthoheit war eng mit dem
Postzwang verbunden, d.h. bestimmte Sendungen
durften nur mit den Staatsposten versandt
werden. Nachdem das Haus Taxis das
Postmonopol als kaiserliches Lehen erhalten
hatte, entstand allmählich ein Netz von Postlinien,
die untereinander verbunden waren.
1704 führte die Postlinie von Kassel nach
Nürnberg über Röhrenfurth und den Wendesberg
nach Melsungen. Ein späterer Nachfolger
des Melsunger Posthalters Breithaupt war in
1852 der Postmeister Mensing. Mit der Einrichtung
einer planmäßigen Briefzustellung in
Melsungen, Kirchhof, Kehrenbach, Obermelsungen,
Adelshausen und Schwarzenberg
sorgte er dafür, dass unser Dorf am Postverkehr
teilnahm. Anfangs kam der Briefträger
täglich einmal, später zweimal, zu Fuß von
Melsungen nach Schwarzenberg. Nach dem 1.
Weltkrieg wurde das Dorf bis 1930 wieder nur
einmal bedient. Ab dem 1.7.1930 brachte das
gelbe Postauto die Post für Schwarzenberg
und lieferte sie bei der neu geschaffenen
Poststelle Schwarzenberg ab. Diese befand
sich im damaligen Haus Nr. 52, (heute Riedforststraße
30, Meyer). Die Poststelle wurde
von Heinrich Schmoll betrieben, der auch die
Post in die einzelnen Häuser brachte. Besonders
weit musste er laufen, wenn Post für die
Bewohner der Tongrube, in der Nähe des Sälzerwegs,
zugestellt werden musste, denn diese
gehörten bis zur Auflösung der Poststelle,
postalisch zu Schwarzenberg. Ab 1941 kam
das Postauto wegen Benzinmangels nur jeden
2. Tag nach Schwarzenberg. Als die Post am
1. Juli 1941 den Autoverkehr komplett einstellte,
mussten Briefe und Pakete täglich in
Melsungen abgeholt werden. Das geschah
auch durch Schulkinder.
Ankommend:
Abgehend:
Briefe, Karten 20.000 St. 8.000 St.
Pakete 200 St. 200 St.
Päckchen 600 St. 600 St.
Telegramme 40 St. 35 St.
Geld 25.000 RM 10.000 RM
Im Jahr 1941 wurden nach Aufzeichnungen
von Lehrer Schmidt in Schwarzenberg folgende
Dienstleistungen durch die Poststelle erbracht:
Rentenauszahlung
10.000 RM
Telefongespr. 600 St. 1.000 St.
In 1960 übernahm Frau Elisabeth Göbel,
wohnhaft im Haus Nr. 3, (später Riedforst
90
Die Entwicklung Schwarzenbergs bis 1 950 | 03-1
straße 27, in 2011 abgerissen) die Poststelle.
Sie behielt sie auch, als sie mit ihrem Ehemann
1969 in ihr neues Haus im Seckenbach
13 umzog. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen
der Deutschen Bundespost wurde
die Poststelle Schwarzenberg Ende 1985
geschlossen. Von diesem Zeitpunkt an, wird
Schwarzenberg von Melsungen aus durch motorisierte
Zusteller bedient.
Telefon in Schwarzenberg
Nachdem die Gemeindevertretung in 1914 beschlossen
hatte, eine Telegrafenhilfsstelle, so
nannte man damals eine öffentliche Fernsprechstelle,
in Schwarzenberg einrichten zu
lassen, sammelte man 140 Mark im Dorf. Für
diesen Betrag richtete die Post die Fernsprechstelle
im Haus Bangert (heute Riedforststraße
57, B. Köhler) ein. Mit Einrichtung
der Poststelle im Haus von Heinrich Schmoll,
befand sich dort, genau wie später im Haus
Göbel, auch die öffentliche Fernsprechstelle.
In den 1960er Jahren wurde in der Ortsmitte
eine Telefonzelle aufgestellt, die aber im Zeitalter
der Handys nicht mehr vorhanden ist.
Rundfunk und Fernsehgeräte in
Schwarzenberg
In 1933 gab es 3 Rundfunkgeräte im Dorf. Ihre
Zahl erhöhte sich bis 1943 auf 32 Geräte.
Das Fernsehzeitalter begann in der Bundesrepublik
Deutschland 1952 mit 300 Geräten. Es
gab nur ein Programm. Dies wurde in 1960
mit 11 Geräten in Schwarzenberg empfangen.
Bei der Einführung des Zweiten Deutschen
Fernsehens 1963 gab es im Ort schon 31
Fernseher. Heute gibt es in jedem Haushalt
mindestens einen Fernseher und ein Radio,
mit denen man über Kabel oder Satelliten
Programme aus der ganzen Welt empfangen
kann. Auch die Handys ermöglichen heute
schon den Empfang von Radio und Fernsehprogrammen.
91
032 | Entwicklung der Infrastruktur in Schwarzenberg
Entwicklung der Infrastruktur in
Schwarzenberg
Neuzeit
In Schwarzenberg gab es früher keine Durchgangsstraße.
Im Lager Stück und Steuerbuch
der Dorfschaft Schwarzenberg Ambts
Milsungen verfertigt Anno 1744 steht unter
dem Punkt:
„Passage durch das Dorf: Keine Passage
geht hindurch“.
Die Erklärung dazu findet sich im „Lager,
Stück und Steuerbuch“ (offizielles Dokument):
Landgraf Friedrich I. von HessenKassel ließ
eine genaue Vermessung und Bestandsaufnahme
des gesamten Grund und Bodens der
Landgrafschaft durchführen. Er ließ für jeden
Ort in seinem Hoheitsgebiet Grund und Boden
nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis
bewerten.
Die Ergebnisse wurden in den „Lager, Stückund
Steuerbüchern“ festgehalten. Auch für
Schwarzenberg wurde in 1744 ein solches
Buch in der damals üblichen Verwaltungssprache
erstellt.
Baumaterialen wurden früher innerhalb der
Gemarkung Schwarzenberg gewonnen und
auf wenigen Feldwegen transportiert. Es gab
3 oder 4 Steinbrüche, Lehm, Sand und Tongruben.
Straßen an denen sich die Raubritter bedienen
konnten, waren der Sälzerweg, die alte Casseler
Straße (B 83), die damals noch über den
Wengesberg führte, beides alte Handelsstraßen.
1912 beginnen die Einwohner von Schwarzenberg
über den Straßenbau mit modernen
Materialien nachzudenken. 1902 sind ja einige
Straßen im Ort wegen der Verlegung der Wasserleitung
tief aufgerissen worden. Die Steinbrücke
im Dorf bekommt ein Geländer.
Der Weg nach Röhrenfurth ist 1910 auf Bild 1
zu erkennen.
1927 Arbeiter pflastern die Schweinetrift.
1938 Es gibt einen handgezeichneten Dorfplan
von Schwarzenberg mit ein paar Wegen
und einigen Häusern. Der damals angegebene
Maßstab von 1:1500 zeigt nur eine grobe Orientierung.
Der Lindenplatz wird gepflastert.
In folgenden Jahrzehnten leisten die Schwarzenberger
Bürger in Eigenleistung Arbeiten für
Kanalisation des Regenwassers und für teilweise
Pflasterung von Dorfstraßen.
Meist sind die Straßen mit Schotter befestigt
oder als Feldwege gelassen.
1950 Die Dorfstraße wird gepflastert, die
Ortsbeleuchtung hat 7 Lampen.
Es gibt 44 Betriebe, die konstant in der Landwirtschaft
arbeiten für ihre Schlepper und
Landmaschinen Straßen benötigen.
1952 Die Straße Melsungen – Schwarzenberg
wird ausgebaut. Dazu muss die Kanalisation
in Schwarzenberg fertig sein. Die Gemeindevertreter
lassen diesbezüglich einen
Kostenplan ausarbeiten: 160.000 Mark geht
92
Entwicklung der Infrastruktur in Schwarzenberg | 03-2
weit über die Finanzkraft der Gemeinde. Also
alles wird so gelassen.
1960 Die Anzahl der Motorräder steigt auf
über 23.
Die Bautätigkeit für neue Häuser beginnt in
mehreren Dorfteilen (noch ohne Bauleitplanung),
bis in die neunziger Jahre entstehen
dann über 100 neue Wohnhäuser – es mangelt
an Straßen, Kanalisation für Abwasser
und Oberflächenwasser, es mangelt an Wasser
und Stromversorgung sowie später an
Kabelfernsehen und auch Gasversorgung.
1964 Ab Ostern gehen Schüler des 7. und
8. Schuljahres nach Melsungen zur Schule,
1969 wird die Schule in Schwarzenberg geschlossen
und aufgelöst, alle Schüler besuchen
die Schule in Melsungen, gute Straßenverbindung
in die Nachbargemeinde ist nötig.
1957 Das Neubaugebiet „Junkersfeld“
(später Blumenstraße) entsteht. Anfang bis
Mitte der 70er setzt rege Bautätigkeit ein.
1963 folgt die Erschließung von zunächst
drei Bauplätzen an der Steinbinge, weitere 5
folgten in 1969. Jahre später ist die Steinbinge
zu einem neuen Baugebiet erweitert.
Dann werden Baulücken geschlossen oder an
den Dorfrändern wie z. B. Riedforststraße,
Jahnstraße, Vor der Harth, Zur Kroneneiche,
Über den Gärten, neue Häuser errichtet.
Junkersfeld
1970 Die Friedhofshalle wird errichtet und
wird 1996 mit einem Windschutz versehen.
Die wachsende Mobilität der Schwarzenberger
(Arbeitsplätze in der Region, Weiterbildung,
Sport, Gesundheitsversorgung,…) erfordert
nun ernsthafte Konzepte zur Infrastruktur.
Den Schwarzenbergern wird klar, dass der
ungeliebte Anschluss an die Kernstadt Melsungen
(Eingemeindung 1974) Vorteile bringt.
1974 Schwarzenberg ist im ersten Jahr
Stadtteil von Melsungen.
Gleich im ersten Jahr als Stadtteil von Melsungen
wird die Straßenbeleuchtung erweitert
und eine Bushaltestelle im Ortskern angelegt.
1975 Die Trinkwasserversorgung lässt sich
durch den neuen Hochbehälter „In den Erlen“
sichern, er ist seit 1971 im Bau.
1976 An der Blumenstraße ist ein Kinderspielplatz
eingerichtet und 2007 mit neuen
Spielgeräten ausgestattet.
1977 Ein weiterer Bogen des Bahnviaduktes
in der Melsunger Vorstadt wird geöffnet
und damit der Verkehr in Richtung Huberg
und Schwarzenberg erleichtert.
Zukünftige Blumenstraße, Baugebiet Junkersfeld
1987 Die neue Kanalisation ist in Betrieb
genommen. Das Abwasser der meisten Haushalte
fließt jetzt in die zentrale Kläranlage von
Melsungen und nicht mehr in private Sicker
93
032 | Entwicklung der Infrastruktur in Schwarzenberg
1997 Der Ärger über die ausgesetzten
Straßenbauarbeiten artikuliert sich in einer
Bürgerdiskussion über die Zukunftsperspektiven
des Dorfes samt der Gestaltung der Plätze
beim DGH und der Linde.
Das Kasseler Amt für Straßenbau plant wieder,
der Straßenbau soll ca. 1,2 und die Gehwege
sollen nochmal 1 Million Mark kosten.
Und dann wird überraschend weitergebaut.
Die Vorgaben zur Finanzierung haben sich geändert.
1997/8 Im Zuge des Straßenbaus verlegt
die Energieversorgungsgesellschaft (EAM) ab
März Gasleitungen: konventionell in Gräben
bei schon aufgerissenen Straßen oder bei fertigen
Straßen (Blumenstr.) im Spülrohrverfahren
unter der Straßendecke. Gasleitungen
versorgen ca. 35 Häuser mit 70 Haushalten.
Das Versorgungsnetz ist etwa drei Kilometer
lang und kostet ca. 400.000 Mark. Die zentrale
Anschlussleitung zur Gasversorgung verläuft
vom Klärwerk neben der Bahn.
Dann leitet man noch – unter Protest den
Durchgangsverkehr von der im Umbau befindlichen
B83 auf der anderen Fuldaseite
durch Schwarzenberg.
Im Sommer beginnt die Asphaltierung und
dauert noch gut ein Jahr. Das Straßenbauunternehmen
braucht auch seine Zeit.
1999 Am 28. August nachmittags ist Einweihung
der Ortsdurchfahrt – die jahrzehntelangen
Diskussionen und Bauverzögerungen
sind (fast) vergessen.
4,6 Millionen Mark wurden verbaut. Oder waren
es 5,2 Millionen? Der Kreis hat wohl davon
1,8 Millonen Mark übernommen.
Und in 2000 müssen von der Stadt noch
180.000 Mark nachgezahlt werden, weil sich
das Kasseler Amt für Straßenplanung verrechnet
hatte.
Zum Einweihungsfest gibt es Würstchen, Kuchen,
Getränke kostenfrei, ebenso umsonst
Festreden, Grußworte, musikalische Darbietungen,
vom Chor das Hessenlied, ferner ein
Heimatlied,… zur Glättung der früheren Planungsprobleme.
Zweifellos der Höhepunkt des Festes ist der
Auftritt von „Justus Riemenschneider“ alias
Bernd Köhler als Kabarettist, der die Veränderungen
in Schwarzenberg humorvoll, ironisch,
hintergründig treffend analysiert.
Zitat: „…‘s war abwechslungsreich. Jeden
Morgen haben wir Rentner uns an einem anderen
Baggerloch getroffen. Dann war’n lauter
Fachleute unter sich. Deshalb haben auch die
Bauleiter öfter gewechselt…“
1998Im Mai liegen die Leitungen für Kanal
und Wasser. Jedes durch die Straße schleichenden
Fahrzeug wirbelt eine unerträgliche
Staubwolke auf.
Der Straßenausbau soll nun 1,5 Millionen
Mark kosten (vom Kreis), Melsungen steuert
800.000 Mark bei für die Gehwege. Eine Kostenbeteiligung
des Landes ist zunächst unklar,
beträgt dann 904.000 Mark. Dazu erhält Melsungen
zur Finanzierung der Gehwege eine
Landesbeihilfe in Höhe von 181.000 Mark.
Plötzlich ist also reichlich Geld verfügbar.
2000 Einige gewerbliche Betriebe haben
sich im Lauf der vorigen Jahre gebildet:
Schreinerei, Kosmetiksalons, Friseursalon,
Krankengymnastikpraxis, vorübergehend
auch ein Elektrogeschäft. Die Gastwirtschaft in
der Burgschänke wechselt oft die Pächter,
steht auch längere Zeit leer.
2001 Schon 1985 richtet man in der Ortsdurchfahrt
Geschwindigkeitsbegrenzung 30
km/h ein (eine maximale Geschwindigkeit
wurde mit ca. 100 km/h gemessen), führt
Verkehrszählungen durch.
96
Entwicklung der Infrastruktur in Schwarzenberg | 03-2
Dann, im Juli 2001, muss man die Tempobegrenzung
30 km/h wieder entfernen, Tempo
50 gilt wieder auf der Durchfahrt. Zitat: „Die
Geschwindigkeitsbegrenzung widerspricht einem
Erlass des hess. Verkehrsministers, der
Tempo 30 auf Kreisstraßen und überörtlichen
Verbindungsstraßen verbietet.“ Ein Autofahrer,
der bei über Tempo 30 geblitzt worden
war, hatte sich beschwert. Jetzt kann er wieder
schnell durch den Ort fahren, die Kinder
sind ja dann sowieso in der Schule…
Die vorhandenen Feldwege will man auch erhalten.
Die Bundesbahn hat eine Straße als
Zufahrt zur TunnelBaustelle Mülmischberg
/Hainbuch eingerichtet und nicht zurückgebaut
(1987 Tunneldurchbruch zum Kaiserautunnel,
ab 1991 Zugverkehr) – ein Geschenk
an die Gemeinde.
2004 Neues Bauland entsteht „Über den
Gärten“.
2005 Das Baugebiet Molkewiesen (Seckenbach,
oberhalb der Riedforststraße) ist voll
belegt.
In den zukünftigen Haushaltsplänen (ab 2006)
soll Geld zum Ausbau von Straßen im „Seckenbach“
und „In den Erlen“ bereitgestellt
werden.
2009 Seit ca. 1992 diskutiert man eine
bessere Busanbildung an die Region, besonders
mit Schulbussen – etwa 2009 ist das einigermaßen
realisiert.
Man erweitert den Straßenbau mit neuen Laternen
auf weitere Wege und Straßen in
Schwarzenberg: Der östliche Teil der Blumenstraße
wird erneuert, Steinbinge, Schützenstraße,
Jahnstraße, Am Roth, Zur Kroneneiche,
Über den Gärten, Zum Metzewinkel,…
In den Jahren ca. 2005 bis 2009 werden alle
Straßenbaumaßnahmen recht zügig erledigt.
Textquellen: HNA, Geschichte Schwarzenberg
97
03-3 | Haltepunkt für die Eisenbahn in Schwarzenberg
Haltepunkt für die Eisenbahn in
Schwarzenberg
von Benno Sichler
1786 Schwarzenberg besitzt ein Fuldaschiff
mit ca. 300 Zentner Zuladung – also den ersten
Haltepunkt für Fernverkehr…
Fuldaschifffahrt gibt es allerdings schon seit
mindestens 1722.
1845 Die „Friedrich Wilhelm Nordbahn“
wird gebaut.
Die Nordbahn führt von Kassel über Bebra bis
kurz vor Gerstungen mit Anschluss an die
Thüringische Eisenbahn. Nach Norden ist die
Verbindung zwischen der Hauptstadt Kassel
und dem Weserhafen in Karlshafen, Carlsbahn
genannt, von besonderer Bedeutung, so dass
diese Strecke mit Vorrang fertig gestellt wird.
Von Kassel führt die Eisenbahnstrecke über
Hofgeismar und Hümme bis nach Karlshafen.
In Hümme biegt aber auch eine weitere Streckenverbindung
ab, die bis zum Anschluss an
die königlichwestfälische Eisenbahn bei Warburg
führt.
Nahe gelegene Bahnhöfe zu Schwarzenberg
sind Melsungen und Körle.
Die Strecke verläuft eingleisig. Dazu wird auch
die Fulda in ein neues westliches Bett umgeleitet.
Der alte Fuldaarm am Ortseingang
Röhrenfurth bleibt als Feuchtbiotop und
Laichgebiet für Kröten erhalten.
1852 Aus fahrenden Zügen werfen die Eisenbahner
Postsäcke für die anliegenden Dörfer
ab, die der „Postpraktikant“ aufzufangen
hat. Julius Wilhelm Mensing ist Postmeister
geworden und baut mit Privatbriefträgern eine
geordnete Postzustellung auf (für Schwarzenberg,
Röhrenfurth, Kirchhof, Kehrenbach,
Obermelsungen, Adelshausen). Leider unterschläg
ein Briefträger die hohe Summe von
762 Talern aus Geldsendungen und setzt sich
nach London ab. Mensing muß den Betrag aus
eigener Tasche bezahlen, was seine finanziellen
Möglichkeiten übertrifft. Ein kleiner Teil
dieser Schuld wird ihm erlassen.
1881 Vier Züge aus Kassel und fünf Züge
nach Kassel halten täglich im Bahnhof Melsungen
und stampften an Schwarzenberg
vorbei.
2009 sind es über 100 Züge pro Tag, alle 14
Minuten einer.
Erste Dampflock von Henschel, „Drache“ 29. Juli
1848 Auslieferung an die FriedrichWilhelmNordbahn
1848 Die erste "einheimische" Lokomotive
der Firma Henschel aus Kassel ("Drache")
nimmt im Jahre 1848 auf der "Nordbahn" ihren
Dienst auf.
Am 18. Sept. 1848 gegen 7 Uhr morgens
rumpelt dann der erste Zug mit ca. 30km/h
von Bebra kommend an Schwarzenberg… vorbei.
1892 Ein geplanter Haltepunkt zwischen
Röhrenfurth und Schwarzenberg scheitert am
Einspruch der Schwarzenberger. Ihnen sind
die Anschlusskosten an die Infrastruktur zu
kostspielig.
1905 Der neue Bahnhof entsteht mitten im
Dorf Röhrenfurth und wird am 1. August 1905
eröffnet. Nachteile durch die Bahn wie Lärm,
Rauch, geschlossene Schranken (bedient
durch den Schrankenwärter in seinem Häus
98
Haltepunkt für die Eisenbahn in Schwarzenberg | 03-3
chen an den Schienen) nimmt man hin,
Nutzen ist höher.
der
1912 Über 100.000 Fahrkarten gibt der
Bahnhofsvorsteher von Melsungen aus. Fast
20.000 t Wagenladungen und ca. 2.000 t
Stückgut schlägt der Güterbahnhof um.
Die Eisenbahn hat sich zum entscheidenden
Faktor des regionalen Arbeitsmarktes und
Warentransportes entwickelt.
Noch ist das Auto keine Konkurrenz.
So fahren die Züge über die Jahrzehnte an
Schwarzenberg vorbei, die Bahnhöfe Melsungen,
Röhrenfurth, Körle werden von den
Schwarzenbergern mühsam nach Fußmarsch
oder Fahrradtour genutzt.
1948 Schwarzenberg hat 499 Einwohner
mit starkem Zuwachs durch Flüchtlinge, besonders
aus Kassel. Die wären natürlich gern
öfter mit der Bahn von Schwarzenberg nach
Kassel zum Wiederaufbau gefahren.
In der Hektik des Wiederaufbaus nach dem
Krieg und der zunehmenden Motorisierung
gerät ein Bahnhofsprojekt in Schwarzenberg
in Vergessenheit. Investitionen und Zuschüsse
werden verbraucht für Dorfgemeinschaftshäuser
und deren Ausstattung,
Verschönerung von Plätzen, Mauern, Zäunen,
Bolzplätzen,… dörfliche Prestigeobjekte, z. T.
mit nur geringem oder keinem funktionellen
Nutzen wie ein Bahnhof bzw. Haltepunkt für
die Bahn erschließen würde.
1984 Die Bundesbahn plant und baut
eine neue Schnellbahnstrecke zwischen
Hannover und Würzburg, die nördlich von
Schwarzenberg meist in Tunneln unter dem
Stadtwald durch die Kaiserau und den Hainbuch
nach Körle zu einem Überholbahnhof
führt.
Es gibt Proteste durch Bürger, z.B. befürchten
sie Lärmbelästigung. Es könnten bei Einfahrt
der Bahn in einen Tunnel und bei Ausfahrt Ohren
beteubende Knalle entstehen. Glücklicherweise
ist dem nicht so, die Bahn ist in Schwarzenberg
fast nicht zu hören.
Zu den Baustellen der Bahn entstehen z.T
neue, z.T. verbesserte Zufahrtswege. Ob sie
zurückgebaut werden sollen oder nicht, verursacht
1988 bis 1989 lange Diskussionen im
Ortsbeirat.
1992 Im neuen Plan für den Personennahverkehr
der Melsunger Stadtteile mit dem Bus
ist Schwarzenberg nicht enthalten. Die Busverbindung
benutzen morgens und mittags
meist Schüler.
Man fordert im Nachhinein, die Busverbindung
zu verbessern und die Haltestelle zu sichern.
1996 Ein neues Verkehrskonzept weist in
Melsungen einen zusätzlichen Bahnhof bzw.
BahnHaltepunkt in der Vorstadt aus, gegenüber
der Bartenwetzerbrücke.
Vielleicht sollen zukünftig auch Obermelsungen
(Nürnberger Straße) und Schwarzenberg
mit Haltepunkten versehen werden.
Um die Jahrtausendwende 2000 entsteht das
Konzept einer zusätzlichen schnellen Bahnverbindung
zwischen Melsungen und dem
Zentrum Kassel (Regiotram, NVV). Die
Schwarzenberger horchen auf, es wäre möglich,
dass der alte Traum einer Haltestelle in
Schwarzenberg im Bereich der Schranke nun
erfüllt werden könnte. Aber, aber, aber…
Zuerst müsste eine Unter oder Überführung
gebaut werden, 500.000 DM Zuschuss von
Melsungen. Also nicht.
Dann heisst es: In Guntershausen wird von
der Bundesbahn ein neues elektronisches
Stellwerk für die Steuerung des Schienenverkehrs
in Nordhessen gebaut. Wenn das fertig
ist, kann man die Schranke in Schwarzenberg
geöffnet lassen und nur wenn ein Zug kommt,
schließen. Wie in Röhrenfurth. Dann wäre keine
teure Untertunnelung bzw. Überführung
nötig, die Bahnreisenden könnten leicht über
die Schienen gehen, wenn die Schranke geöffnet
ist. Irgendwann.
2001 Die SPDFraktion des Melsunger Magistrates
unterstützt die Forderung des Ortsbeirates
nach einer Haltestelle für die Regiotram
in Schwarzenberg. Was die
99
03-3 | Haltepunkt für die Eisenbahn in Schwarzenberg
Bundesbahn nie geschafft habe, sollte für den
NVV eine Verpflichtung sein: Anbindung der
Bürger an das öffentliche Verkehrsnetz (Fritz
Voit).
Der NVV sieht kein Problem.
Der Ortsbeirat hat den Wunsch(traum), dass
2004 der Regiotram in Schwarzenberg halten
möge. Allerdings… Bahnübergang oder nicht,
Bahnsteig oder nicht… Zuschuss oder nicht…
Der zweite Schritt wird vor dem ersten angedacht.
Konsequente Projektierung fehlt.
Der Kostenrahmen für Haltepunkte der NVV
Bartenwetzerbrücke und Schwarzenberg beträgt:
Melsungen trägt die Hälfte der Planungskosten
und für Ausstattung der Bahnsteige
15 Prozent. Das Land schießt 85
Prozent zu.
Die Kosten für Melsungen sind: Haltepunkt
Bartenwetzerbrücke 300.000 DM, Schwarzenberg
500.000 DM (wegen Bahnübergang, dabei
kennt man schon das Projekt des zentralen
Stellwerkes für Bahnschranken in
Guntershausen).
2002 Der NVV stellt ab 2005 die Möglichkeit
eines Taktverkehrs von Melsungen nach
Kassel 30 minütig vor.
Später, in der Praxis, wird es dann z.T. ein anforderungsgerechter
Stundentakt.
Statistisch ermittelt gibt es in Schwarzenberg
40 Fahrgäste mit der Bahn pro Tag.
Dazu braucht man zwei Außenbahnsteige, die
problemlos gebaut werden könnten.
Der Melsunger Magistrat diskutiert die Kosten
für den Haltepunkt in Schwarzenberg. An Planungskosten
fallen schon 100.000 Euro an.
Nach abgeschlossener Planung kann die NVV
Zuschüsse beim Land Hessen beantragen.
Die würden 80 bis 85 Prozent der Baukosten
betragen (wie schon 2001 ermittelt).
Melsungen beteiligt sich mit 100.000 Euro an
Planungskosten für vier Haltepunkte der NVV:
Röhrenfurth, Schwarzenberg, Bartenwetzerbrücke,
Wendeschleife bei Raiffeisen.
Die Verlängerung der Regiotram in das Industriegebiet
Pfieffewiesen wird zunächst abgelehnt
aber in ferner Zukunft doch als möglich
aufgezeigt.
2003 Bisher gibt es am Bahnübergang
Schwarzenberg neben den Schranken Drehkreuze
für Fußgänger, Radfahrer. Die Drehkreuze
werden abgeschafft. Man soll nur noch
die Schienen überqueren, wenn die Schranke
auf Anruf geöffnet wird. Leider gibt es z.T.
Wartezeiten bis zu einer halben Stunde bis die
Schranke vom Melsunger Bahnhof aus geöffnet
wird. Nachts bleibt die Schranke sowieso
geschlossen.
So überqueren viele Passanten die Schienen
neben den Schranken durch die Gräben. Die
Bundesbahn baut dagegen immer neue Hindernisse
und Sperren, die Passanten finden
immer wieder neue Übergangspfade.
2003 In Melsungen baut die Bahn den
Bahnhof und den Busbahnhof großzügig um,
Bauzeit bis ca. 2011.
Zum Haltepunkt in Schwarzenberg gibt es
weitere Diskussionen, unterschiedliche Kostendarstellungen,
Umfragen (Ergebnis natürlich
für einen Haltepunkt, keiner würde sich
gegen bessere Verkehrsanbindungen aussprechen),
erneute Forderungen nach einem
Haltepunkt aufgrund der Nachfrage, neue
Haushaltspläne, die Chancen stehen gut
– oder schlecht? – eine Entscheidung fehlt.
2006 Die Regiotram des NVV startet im Juli
2006 mit dem Streckenverlauf SüdNord:
Melsungen – Kassel – Immenhausen – Hümme
– Warburg und
WestOst: Wolfhagen – Kassel – Hess. Lichtenau.
Ein Regiotram Haltepunkt in Schwarzenberg
wird für 2008 angekündigt. Vielleicht.
Nach der Modernisierung des Stellwerkes in
Guntershausen.
Die NVV gibt keine Zusage.
2010 In Melsungen bauen die NVV und die
Stadt Melsungen gegenüber der Bartenwetzerbrücke
einen kleinen Bahnhof (Haltepunkt)
für den Regiotram – bevor die Zuschüsse vom
Land verfallen. Damit sollen Besucher aus
dem Umland und Kassel schneller und beque
100
Haltepunkt für die Eisenbahn in Schwarzenberg | 03-3
mer zum Einkaufen in die City von Melsungen
gelangen.
Der Haltepunkt wird zum Heimatfest Melsungen
2011 fertig, am Freitag, 20. Mai 2011 mit
viel Prominenz eingeweiht.
2011 Im Februar gibt es das Gerücht, dass
nach Fertigstellung dieses Haltepunktes in
Melsungen und des Stellwerkes in Guntershausen
auch in Schwarzenberg ein Haltepunkt
entstehen soll.
Jedenfalls errichtet die Bundesbahn an den
Bahnübergängen Röhrenfurth und Melsungen
neue Schrankenanlagen mit Ampeln.
Textquellen:
Jürgen Schmidt, Melsungen
HNA
WIKIREGIO
NVV
101
034 | Die Wasserleitung
weihung durch den damaligen Bürgermeister
K.H. Dietzel am 16. Juli 1994 ein Brunnenfest
veranstaltet. Dieses Fest kam so gut
an, dass in den Jahren 1995 und 1998 zwei
weitere folgten. Nach Deckung der Unkosten
und Einnahme von Spenden übergaben die
Brunnenbauer der Stadt Melsungen in 1997
einen Betrag von 3.144 DM. Er wurde für den
Innenausbau der Friedhofshalle und den Einbau
einer Toilette in dieselbe verwendet. Nach
dem dritten Fest in 1998 erhielt die Kirchengemeinde
für die Renovierung des Kircheninnenraums
und der Orgel 1.490 DM.
Einweihung 1994 mit Ortsvorsteher H. Riedemann
Brunnen 1994
Meistens kostet eine Wasserleitung ja Geld,
aber die ausgediente Wasserleitung hat, Dank
der guten Idee von H. Riedemann,
der Allgemeinheit einen
Nutzen gebracht. In 2008 wurde
die Anlage erneuert und
umgestaltet.
In 1997 wurde die Riedforststraße
komplett ausgebaut und
dabei auch die Wasserleitung
erneuert. In den Jahren 2009
und 2010 wurden auch die Leitungen
der anderen Straßen
erneuert.
In die Häuser wurden Abwasserleitungen eingebaut
und die Abwässer durch eine hauseigene
Klärgrube geleitet. Die flüssigen Bestandteile
liefen von dieser, durch ein
mittlerweile installiertes Kanalnetz, in Bäche
und Gräben; sie landeten aber auch noch in
der Fulda. Dies änderte sich erst mit dem Anschluss
Schwarzenbergs an die in 1970 von
der Stadt Melsungen, am Schwarzenberger
Weg, erbaute zentrale Kläranlage, der in 1987
erfolgte. Der Höhenunterschied wird mit Hilfe
einer kleinen Pumpstation jenseits des Bahnübergangs
überwunden. Die hauseigenen
Klärgruben wurden stillgelegt und die noch
vorhandenen Wasserläufe in unserer Gemarkung
sind frei von Abwässern.
Bei all diesen Arbeiten wurde
auch das Kanalnetz für die Abwässer
saniert. Flossen zur Zeit
der „Plumpsklos“, die anderen
Abwässer in die Kandel und
über die verschiedenen Bäche
in die Fulda, änderte sich das
mit Einführung der Toiletten
mit Wasserspülung.
104
Die Anlage in 2011
Elektrizität im Dorf | 03-5
Elektrizität im Dorf
von Adolf Seitz
Während in den großen Städten bereits ab
1880 der elektrische Strom Einzug hielt (in
Kassel 1891), standen der Ausbreitung in den
ländlichen Gebieten zum einen technische
Probleme, zum andern aber auch das Misstrauen
der Menschen gegen die neue Energieform
„Elektrizität“, entgegen.
So findet sich im „Beschlußregister von
Schwarzenberg“ im Sitzungsprotokoll vom
27.03.1912 der lapidare Vermerk: „Elektrischer
Strom abgelehnt“. Wo aber bekamen
die Schwarzenberger ihr Licht her? Eines der
ältesten Beleuchtungsmittel der Menschheit
ist das Öllicht.
Über die Öllampe führte der Weg zur Karbidund
Petroleumlampe. Diese Lampen hatten
den Vorteil, dass sie zum einen sicherer waren
als offene Lichtquellen und zum anderen das
Licht transportier machten. In 1830 kamen
die ersten Petroleumlampen nach Schwarzenberg.
Petroleumlampe
Während des Baus der Edertalsperre (1908 –
1914) machte die WeserstromBauverwaltung
den Vorschlag, die nach der Fertigstellung
verfügbar werdenden Wasserkräfte zur
Stromversorgung der Allgemeinheit zu nutzen.
Man gründete 1914 den „Zweckverband Überlandwerk
Edertalsperre“, dem auch der Landkreis
Melsungen angehörte. Als dieser im April
1913 bei der Gemeinde wegen eines Beitritts
nachfragt, lehnt die Gemeindevertretung diesen
ab. Ein erneuter Versuch des Landrats,
der im März 1914 seiner Anfrage sogar den
Vertrag und die Bedingungen für die Stromlieferung
beifügt, wird ebenfalls abschlägig
beschieden.
Als im 1. Weltkrieg das Petroleum knapp und
teuer wurde und dadurch die Versorgung fast
unmöglich war, bemühte sich die Gemeindevertretung
mit Bürgermeister Sondermann,
nach einem einstimmigen Beschluss vom
24.2.1917, um den Anschluss der Gemeinde
an das Melsunger Elektrizitätswerk. Nach erfolgreichen
Verhandlungen wurden Masten
gesetzt und die Leitung aus Eisendraht installiert.
Die Kosten wurden gleichmäßig auf alle
Lichtabnehmer verteilt. Schwarzenberg war
nun Teilhaber des Melsunger Werks und erhielt
noch in 1917 den ersten elektrischen
Strom, was die Menschen zu der Aussage bewog:
„Das Licht kommt aus dem Draht“, was
auch für die Straßenbeleuchtung (5 Lampen),
die 1918 installiert wurde, zutraf.
1927 wurde die Eisenleitung für 10.000 Mark
durch eine Leitung aus Kupferdraht ersetzt,
durch die dann 2 x 220 Volt Gleichstrom flossen.
Der Strompreis betrug 45 Pfennige pro Kilowattstunde,
die Zählermiete 50 Pfennige im
Monat.
Ab 1937 gibt es den „Wirtschaftsstrom“. Er
wird für 6 kWh zu je 40 Pfg., also 2,40 Mark
monatlich, pauschal berechnet. Mehrverbrauch
wird mit 10 Pfg./kWh abgerechnet.
In 1942 wurden die Kupferdrähte für Kriegszwecke
abgebaut und der Strom floss wieder
durch Eisendrähte.
Durch Überlastung des Melsunger EWerks
konnte die Gemeinde Schwarzenberg, besonders
in den Kriegs und Nachkriegsjahren des
2. Weltkriegs, nicht vertragsgemäß mit Strom
beliefert werden. Als die ElektrizitätsAktien
105
035 | Elektrizität im Dorf
gesellschaft Mitteldeutschland (EAM) zu jener
Zeit eine Ringleitung von Melsungen nach
Empfershausen baute, die an Schwarzenberg
vorbeiführte, löste sich die Gemeinde von
Melsungen und schloss sich der EAM an.
Nach Abschluss der Verhandlungen zwischen
der EAM, Melsungen und Schwarzenberg wurde
innerhalb kurzer Zeit die Transformatorenstation
am Ende der „Trift“ (Zur Kroneneiche)
gebaut.
Innerhalb des Ortes mussten neue Leitungen
verlegt werden, da auch hier die Kupferleitungen
während des 2. Weltkriegs abgebaut worden
waren. Die entstandenen Gesamtkosten
von 10.000 Mark brachte die Gemeinde zum
großen Teil durch Hand und Spanndienste
auf.
Nachdem am 26. Januar 1950 der Landrat folgende
Mitteilung veröffentlichte: „Die neu erbaute
15000 Volt HochspannungsFernleitung
von der Salzmannschen Fabrik in Melsungen
bis zur neu errichteten Transformatorenstation
in Schwarzenberg befindet sich in Betrieb“,
brannten am 1. Februar 1950 die Lampen in
den Häusern mit voller Stärke.
Da auch eine Ortsbeleuchtung mit sieben
Lampen installiert wurde, waren die dunklen
Zeiten für Schwarzenberg endgültig vorbei,
zumal seit dieser Zeit bei jedem Bau einer
Trafostation
neuen Straße auch die entsprechende Beleuchtung
mitgebaut und alte Anlagen modernisiert
wurden.
106
Haus- und Familienblätter | 03-6
Haus und Familienblätter
mit historischen Angaben von 1720 bis in das Jahr 1950
von Helmut Sinning
Die Grundlagen der Niederschriften in den
Hausblättern stammen aus den Auflistungen
des Lehrers Peter Schmidt, der in den 30er bis
in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die
Dorfgeschichte recherchierte.
Für die Recherche stand Herrn Schmidt das
Hess. Staatsarchiv in Marburg zur Verfügung,
wo sämtliche Familien, Eigentums bzw. Besitzstände
bis in das Jahr 1744 zurück aufgezeichnet
sind.
Eine Nachbearbeitung und Aktualisierung dieser
Haus u. Familiendaten bis in das Jahr
2011 wurde von Adolf Seitz und Helmut Sinning
vorgenommen. Das Bildmaterial stammt
aus privaten Beständen, bzw. von Ludwig
Kördel.
Wichtig für den Leser des Dorfbuches
Dem Leser dieses Dorfbuches muß gesagt
werden, dass die Angaben über Häuser, Berufe
und Familiendaten sich nur Schwerpunktmässig
auf die Zeit bis 1950 konzentriert. Wegen
der Zuordnung der alten Haus. und
Straßennamen, zu den Heute bekannten Namen,
wurden die Angaben aktuallisiert und
mit einigen Familiendaten ergänzt. Zu den
Berufs und Beschäfftigungsformen nach 1950
wurden Angaben nur in einzelnen Fällen gemacht.
Die Familiennamen in der Dorfgeschichte
Die Familiennamen in den Häusern über die
Zeit von 1744 bis 1950 sind einmalige Aufzeichnungen
des damaligen Lehrers Peter
Schmidt, die ergänzt wurden mit den Familienangaben
bis 2011. Der Leser der Hausblätter
wird erkennen, wie über Generationen
hinweg, der Verlauf von Familiennamen in den
Schwarzenberger Häuser/Anwesen war. Eine
große Anzahl von Häusern ist über die Jahrhunderte
hinweg in Familienbesitz geblieben
oder die Familien haben sich an anderer Stelle
im Ort angesiedelt. Im Detail wird noch darüber
an anderer Stelle im Dorfbuch berichtet.
Der Schwerpunkt der Beschäftigung lag in
der bäuerlichen und forstwirtschaftlichen Tätigkeit
und deren handwerklichen Umfeld, wie
z. B. Stellmacher, Wagner, Schmiede und
Metzger sowie bei anderen Handwerksberufen
Maurer, Weißbinder, Schreiner etc.
Neben dem Handwerk gab es Wirte und einen
Kaufmann, Förster, Arbeiter die ab dem 19.
Jahrhundert in der Industrie arbeiteten, später
kamen Arbeiter und Beamte der Bahn sowie
staatlicher Verwaltungsbedienstete dazu. In
der Blütezeit der Melsunger Tuchfabrikation
waren viele Familienväter als Weber und
Tuchmacher beschäftigt.
Lageplan der Häuser und Grundstücke
in Schwarzenberg
Die rot eingefärbten Häuser mit den Hausnummern
1 – 53 sind im Detail in den Hausblättern
beschrieben und machen die Entwicklung
der Ansiedlungen in Schwarzenberg bis
1950 deutlich. Die angegebenen alten Hausnummern
sind nicht nach Straßennamen geordnet,
sondern wurden ab dem 19. Jahrhundert
von der Gemeinde in fortlaufender
Reihenfolge vergeben.
107
03-6 | Haus- und Familienblätter
Das damalige Dorfgeschehen war überwiegend
geprägt durch bäuerliche Betriebe, die
im Voll oder Nebenerwerb betrieben wurden.
Die weiteren Haushaltungen hatten neben
ihren beruflichen
Tätigkeiten noch
einen Stall für
Kleintiere im Haus
und einen kleinen
Landbesitz um damit
zusätzlich den
Lebensunterhalt
abzusichern.
Auf dem Foto aus
dem Jahr 1908 ist
zu erkennen, dass
in der Schwarzenberger
Gemarkung
neben den nutzbaren
Flächen wie
z. B. Ackerland,
Wiesen und Weiden,
auch Wegränder,
Raine und
Bahndämme bewirtschaftet
wurden.
Im 19. Jahrhundert wurden noch Rodungen
an den Waldrändern vorgenommen um die
landwirtschaftlichen Flächen zu erweitern.
Ansicht in 2011 als Luftaufnahme aus Richtung Melsungen
Diese Struktur hat sich im 20/21 Jahrhundert
durch soziale und gesellschaftliche Veränderungen
im Berufsbild und in der Freizeitgestaltung
wesentlich verändert.
Ansicht von Schwarzenberg aus Richtung Röhrenfurth in den Jahr 1908.
Foto aus der Sammlung Karl Friedrich Waldmann Fuldabrück.
Die heutigen Anwesen und Häuser dienen
zum überwiegenden Teil nur noch Wohnzwecken.
Wie die folgende
Luftaufnahme von
2011 zeigt, hat
sich die Anzahl der
Häuser seit 1960
von 53 auf ca. 195
Häuser erhöht.
Begünstigt wurde
diese Entwicklung
durch die Nähe zur
Stadt Melsungen
mit seiner guten
Infrastruktur und
der Vielzahl von
Arbeitsplätzen in
der Industrie,
Handwerk und den
Handelsunternehmen.
108
Haus- und Familienblätter | 03-6
Die zentralen Plätze „Kirchplatz u. Lindenplatz“ sind der Ortskern des alten Dorfes und
liegen in dem Areal der früheren Burg. Von diesen Plätzen aus gibt es weitere Straßenzüge, die
dem alten Dorfkern zuzuordnen sind:
Von der Linde in Richtung Höhbach, Heute die „Jahnstraße“.
„Die Höhle“ in Richtung Röhrenfurth, Heute die „Riedforststraße“
„Die Trift“ in Richtung Friedhof u. Sportplatz, Heute „Zur Kroneneiche“
„Vorderdorf“ in Richtung Melsungen, Heute die „Riedforststraße“
Ein Blick auf die Kirche mit Torbogen in den 40er Jahren des 20. Jh. und nach der Dorfsanierung
im Jahr 2012mit erweiterter Parkanlage.
Der Blick vom Kirchplatz in Richtung Lindenplatz zeigt die Veränderung der Lebensbedingungen
und Infrastruktur. Die Ortsstraße in den 30er Jahren ist geschottert und ein offener
Bachlauf führt in den Burggraben. Jetzt im Jahr2012 führt eine moderne Asphaltstraße mit Bürgersteig
durch den Ort sowie mit einer Bushaltestelle ist Schwarzenberg an das öffentliche Verkehrsnetz
angeschlossen.
Ansicht vor 1940 Ansicht 2011
Der Lindenplatz und seine Umgebung mit dem Blick in die Jahnstraße und die Riedforststraße
in Richtung Röhrenfurth
Die Linde in 2010 mit Blick in die Jahnstraße
Blick vom Lindenplatz in Richtung Röhrenfurth
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Bei der Reise von dem ehemaligen Burggelände über den Lindenplatz in Richtung
Röhrenfurth beginnen wir mit folgenden Häusern/Familien:
Hausname: Kördel
Früher: Haus Nr. 12
Heute: Riedforststr. 43
Das Haus und die Wirtschaftsgebäude liegen auf dem Gelände
der ehemaligen Burg und sind zugänglich über eine Stichstraße
von der Riedforststraße aus. Die Gebäude wurden mehrmals
umgebaut und teilweise abgerissen, 1836 wurde auf dem Hof
ein Stall mit Scheune neu gebaut. Das jetzige Wohnhaus wurde
1929 neu gebaut und an der Stelle des alten Stall u. Scheunengebäudes wurde in den 90 er
Jahren eine Garage errichtet. Neben der Landwirtschaft wurde auch der Beruf eines Stellmachers
ausgeführt, wo Kasten u. Leiterwagen für die Landwirtschaft hergestellt wurden.
In der Zeit von 1955 bis 1959 war Heinrich Kördel Bürgermeister und somit auch das Bürgermeisteramt
in dem Haus.
Eigentümer/Familien:
1781 Wagner Johannes.
1817 Wagner Gottfried
1849 Wagner Johannes Georg
1903 Kördel Sebastian u. Ehefrau geb. Wagner
1924 Kördel Jakob u.Marie geb. Kühlborn
1955 Kördel Heinrich u. Ehefrau Elisabeth geb. Werner
1972 Kördel Elisabeth u. Sohn Ludwig Kördel
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Hausname: Altes Schulhaus
Früher: Haus Nr. 9
Heute: Riedforststr. 45
Nach Erzählungen gab es bereits 1717 ein Schulhaus, das
gleichzeitig auch Hirtenhaus war. Als letzter Hirte in Schwarzenberg
wurde Heinrich Dietrich in 1872 namentlich erwähnt.
Nach dem Bau der neuen Schule in den Jahren 1899/1900 wurde
das alte Schulhaus von der Gemeinde für 3.675 Mark an die
Familie Ruppel verkauft. Diese baute das ehemalige Schulgebäude zu einem Wohnhaus mit
Stall um. Heute dient es nur noch Wohnzwecken.
Eigentümer/Familien:
1717 Gemeinde Schul u. Hirtenhaus
1901 Ruppel Konrad u. 1. Ehefrau. Anna Martha
geb. Mainz (verstorben)
2. Ehefrau Anna Gertrud geb. Hofmann
1934 Steube Wilhelm u. Minna geb. Ruppel
1963 Steube Jacob u. Ingeborg geb. Thiele
1994 Nickel Gisela geb. Steube u. Günter Nickel
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Gossen Hansen/Seitz
Früher: Haus Nr. 10 u.11
Heute: Riedforststr. 47 u.49
Wohnhaus mit Stall u. Scheunentrakt
Das Anwesen steht auf dem ehemaligen Gelände der Burg, noch
vorhandene alte Grundmauern zeugen aus dieser Zeit. Die Häuser
Nr. 10 u. 11 wurden im Jahr 1912 von Konrad Seitz durch
den Kauf des Hauses Nr. 10 zu einem Anwesen zusammengeführt. Durch ständige Renovierungen,
Um u. Anbauten wurde aus den zwei Häusern, mit unterschiedlichen Hausansichten, ein
einheitliches Erscheinungsbild geschaffen.
Als Berufe wurde neben den bäuerlichen Arbeiten mit Schafhaltung und der Holzrückarbeiten im
Wald, auch die Tätigkeit als Leinenweber auf den hofeigenen Webstühlen ausgeübt.
Eigentümer/Familien der Haus Nr. 10:
17.. Horn Heinrich, ein Leineweber
17.. Wolf Martin
1785 Geyer Paulus / Wagner Johannes Jost
1810 Wagner Heinrich
1844 Ehrhardt Johannes u. Katharina Elisabeth
geb. Wagner
186. Ehrhardt Heinrich u. Katharina Elisabeth
geb. Barthel
18 … Gude Georg, Böddiger Justus u. Katharina
geb. Gude
1874 Hofmann Conrad
1912 Seitz Konrad u. Maria geb. Lotzgeselle
1946 Seitz Georg u. Elisabeth geb. Marx
1997 Ickler Hiltrud geb. Seitz
Eigentümer/Familien der Haus Nr. 11:
1750 Hofmann Nikolas Ackermann
1796 Hofmann Johannes, Böddiger Nikol.
1808 Hofmann Curth Hans
Seitz Johannes Georg u. Martha Elisabeth
geb. Hofmann
1835 Seitz Johannes u. 1. Martha Elis. geb. Sippel
2. Elisabeth geb. Schmoll
188. Seitz Christian u. Marie geb. Nolte , Bauer u. Schafhalter
1912 Seitz Konrad u. Maria geb. Lotzgeselle
1946 Seitz Georg und Frau Elisabeth geb. Marx
1997 Ickler Hiltrud geb. Seitz
Wilhelm Seitz, Bruder von Christian Seitz, wanderte 1882
nach Amerika aus. In Amerika heiratete er eine Anna
Catharina Rode.
Georg Seitz hatte bereits 1937 ein Opel Olympia Cabrio aus
dem Modeljahr 1936 und war somit der erste Schwarzenberger
mit einem Auto.
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Gossen
Früher: Haus Nr. 29
Heute: Jahnstr. 4
Der Hof bestehend aus Wohnhaus und Scheune mit Stall, diente
über Jahrhunderte der Bauernfamilie Hofmann als Haupterwerb.
Die ehemalige Besitzerfamilie Hofmann verlagerte 1962
den landwirtschaftlichen Betrieb in das Anwesen Haus Nr. 36,
jetzt Riedforststr.18. und führte die Landwirtschaft weiter. Im
Jahr 1968 wurde von dem damaligen Besitzer Konrad Hofmann das Anwesen verkauft, die Familie
Bücking übernahm das Wohnhaus und die Familie Löwe und später die Firma Steffen das
Scheunengebäude für eine Malerwerkstatt.
Eigentümer/Familien:
Hofmann Hans Martin 1 Ackermann
1810 Hofmann Johannes
1836 Hofmann Conrad, Johannes Just u. Elisabeth
1866 Hofmann Heinrich u. Kath. Elise geb. Schmidt
19. Hofmann Johannes u. Anna Martha geb. Reinbold
1940 Hofmann Konrad und Elisabeth geb. Köbberling
1968 Bücking HansDieter u. Elfriede geb. Stehr
1986 Bücking Gerold u. Carmen geb. Pfeifer
Scheune:
1968 Löwe Hans u. Anneliese geb. Jacob, 198. Firma Steffen
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Hausnamen: Husaren
Früher: Haus Nr. 15
Heute: Jahnstr. 3
Der Hausname „Husaren“ stammt aus der Zeit der Familie Hofmann,
wobei im 19. Jahrhundert ein Hofmann als großer und
stattlicher Soldat bei den Husaren diente. Das Anwesen war ein
Bauernhof mit Schafhaltung und wurde im 19. Jahrhundert
durch den Teilerwerb des Anwesens (Haus. Nr. 14) vergrößert. Das Gehöft verfügte neben einem
Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden auch noch über ein Ellerhaus, dass damals als Wohnung
für die Altfamilie diente. Die Familie Hofmann/ Blumenstein siedelte 1962 mit dem landwirtschaftlichen
Betrieb an den Dorfrand „Zur Kroneneiche“ aus. In den 60er Jahren kaufte die
Familie Alter das Haus und nutzt es nach der Sanierung für Wohnzwecke.
Eigentümer/Familien:
1724 Ludeloff Han. Jost (Grebe) Ackermann und Schafhalter
1771 Marschall Konrad, Werner Jost Henrich
1795 Hofmann Johannes Martin u. Anna Elisabeth geb. Werner
1807 Hofmann Konrad
1835 Hofmann Konrad u.1. Frau geb. Schlade
2. Anna Katharina Möller
1867 Hofmann Justus, u. Maria geb. Ackermann
1901 Hofmann Adam u. Elise geb. Wenzel
1937 Hofmann Justus u. Lisa geb. Herwig
1962 Alter Heinrich und Maria geb. Walenta kauften das Anwesen
1978 Alter Willi u. Renate geb. Aschenbrenner
1994 Alter Renate u. Kinder
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Lindenalters
Früher: Haus Nr. 14
Heute: Jahnstraße 1
Das Anwesen war mit seinen Gebäuden und zugehörigen Ländereien
im 18. Jahrhundert etwas größer als derzeit, einige
Teile sind in den Besitz des Hauses Nr. 15 (Husaren) übergegangen.
Eigentümer/Familien
1744 Mentz Hans Curt / Georg Hartung, 1 Ackermann
1786 Hildebrandt Jakob
1796 Genz Karl, Möller Conrad u. A. Catharina Mentzin
1810 Aschenbrenner
1816 Zilch Johannes u. Anna Elisabeth geb. Werner
1836 Gunkel Adam u. Martha geb. Zilch
1852 Hartung George
18.. Kieber Conrad Jakob u. Margarete geb. Wittich
18.. Kieber Philipp u. Maria Sophie geb. Portugal
18.. Rode Martin
1903 Hartung Heinrich, 1911 Ewald Konrad
1915 Alter Johannes u. Anna Katharina geb. Ruppel
196. Becker Dina geb. Alter u. Gustav Becker
2008 Becker Dina u. Becker Wolfgang
Hausname: Wenzel
Früher: Haus Nr. 13
Heute: Riedforststr. 53
Das Haus und die Wirtschaftsgebäude als kleinbäuerliches Anwesen
liegen auf dem Gelände der ehemaligen Burg. Im Nebenerwerb
wurde die Leineweberei, Branntweinherstellung sowie
Land. u. Forstwirtschaft betrieben. Nach Angaben der Familie
hatten die Vorfahren das Brennrecht zur Herstellung von
Branntwein, denn ausreichend Obst (Quetschen) stand im großen Obstgarten zur Verfügung.
Das jetzige Wohnhaus wurde mehrmals umgebaut und an der Stelle des Stall u. Scheunengebäudes
wurde 2008 ein neues Wohnhaus gebaut.
Eigentümer/Familien:
1744 Rode Konrad, ein Leineweber, Rode Hans Jost.
1772 Rode Hartmann u. Anna Martha verw. Rode
1790 Worst Georg u. Katharina Elisabeth geb. Rode
1848 Worst Johannes. George (Quetschenworst)
1885 Wenzel Johannes u. 1.Ehefrau Anna Katharina geb. Worst
und 2.Ehefrau Gertrud Elisabeth geb. Schanze
191. Wenzel Heinrich (im 1. Weltkrieg gefallen)
1923 Wenzel Martin u. Anna Katharina geb. Jacob (Martin Wenzel
war der Bruder von Heinrich Wenzel u. hat das Anwesen
übernommen)
1954 Wenzel Justus u. Martha geb. Vockeroth
1979 Wenzel Karl u. Elfriede geb. Dittmar
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Barthel
Früher: Haus Nr. 16
Heute: Riedforststr. 34
Das bäuerliche Anwesen gehörte zu den Ältesten in Schwarzenberg,
wobei die alten Gebäude aus dem Jahr 1616 in der Jahnstraße
lagen und nicht mehr vorhanden sind.
Weltkrieg neu errichtet.
Das Wohnhaus und Stallungen wurden in den Jahren vor dem 2.
Eigentümer/Familien:
1744 Riedemann Heinrich, ein Ackermann,
Seitz Johannes u. Martha Elisabeth geb. Riedemann
1784 Barthel Paulus u. Anna Elisabeth geb. Seitz
1836 Barthel Valentin u. Maria geb. Hofmann
1862 Barthel Justus u. Anna Elisabeth geb. Gundlach
1903 Barthel Johannes u. Anna geb. Reinbold
1937 Barthel Wilhelm u. Maria geb. Otto
195. Barthel Heinrich u. Elisabeth geb. Schneider
1995 Barthel Lothar u. Vera geb. Stomsky
In der Familie hatte Ludwig Barthel, ein Bruder von Wilhelm Barthel,
neben Georg Seitz eines der ersten Autos in Schwarzenberg.
Hausname: Schmieds
Früher: Haus Nr. 17
Heute: Riedforststr. 36
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Das bäuerliche Anwesen wurde 1906 von der damaligen Familie
Hofmann neu errichtet, wobei zuvor das alte Haus an der Jahnstraße
gelegen, abgerissen wurde.
Die Stall und Scheunengebäude wurden später neu errichtet.
Neben der Landwirtschaft und Schafhaltung wurde auch im 19. Jahrhundert eine Schmiede betrieben.
Eigentümer/Familien
1744 Schomberg Georg,( Ackermann)
1760 Assmann Hans Jost
1784 Hofmann Arnold
1817 Wolf Johannes / Horn, (Schmied)
1835 Wolf Anna Katharina
1839/41 Hofmann Heinrich. / Sänger Christian u. Anna Martha
1844 Hofmann Heinrich (Schafhalter)
186. Hofmann Johannes
1910 Hofmann Heinrich u. Katharina Elisabeth geb Köbberling
1936 Sinning Heinrich u. Elisabeth geb. Köbberling
1971 Sinning Willi u. Elke geb. Martin
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Bangert
Früher: Haus Nr. 18
Heute: Riedforststr. 57
Das Wohnhaus aus dem 17/18. Jahrhundert ist in dem damaligen
Baustil erhalten geblieben. Dank behutsamer Sanierung
durch das Ehepaar Köhler Söhlke, ist das Anwesen eines der
wenigen Häuser in Schwarzenberg, das die Bauweise und Baumaterialien
aus der Zeit vor ca. 300 Jahren noch in der heutigen Zeit erkennen lässt.
Das Anwesen hat viele Nutzungsarten in seiner Geschichte erlebt von der Försterei, Landwirtschaft,
Branntweinbrennerei, Gastwirtschaft, Schreinerei, Praxis für Krankengymnastik. Die
Gaststätte war auch noch bis 1962 der Treffpunkt und Übungsstätte sämtlicher Vereine in
Schwarzenberg.
Eigentümer/Familien
1700 Gerhold Johannes Konrad u. A. Christine,
geb.Wesselin (Förster)
1744 Riemann, Joh. Heinrich u. Katharina Dorothea,
Branntweinbrenner
1771 Dittmar Johannes / Kessler Heinrich
1791 Dittmar Martin/ Bettenhausen Christian,
Branntweinbrenner
1818 Dittmar Martin u. Anna Martha geb. Sinning
(Martin Dittmar war der letzte Grebe in Schwarzenberg und danach ab 1834 der erste
Bürgermeister)
Die Söhne Justus und August Dittmar wanderten als erste Schwarzenberger 1854 nach
Amerika aus
1858 Dittmar Konrad. u. Grete geb. Sandrock
1887 Dittmar Georg u. Anna Elisabeth geb. Maifarth
1898 Sinning Heinrich u. Anna Elisabeth verw. Dittmar geb. Maifarth haben das Anwesen
1907 an die Familie Bangert verkauft und ausgesiedelt an den Dorfrand Haus. Nr. 42
(Riedforststr. 3)
1907 Bangert Wilhelm u. Martha Bangert geb. Rabe kamen aus dem Raum Waldeck nach
Schwarzenberg u. führten die Gaststätte weiter.
1930 Geschwister Karl u. Lina Bangert
1970 Bernd Köhler u. Christiane Söhlke Köhler kauften das Anwesen, es wurde saniert und
eine Praxis für Krankengymnastik sowie Physiotherapie eingerichtet. Es beherbergt in
seinen Räumen auch das „Schwarzenberg – Theater“ unter Leitung von Bernd Köhler
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Sondermann
Früher: Haus Nr. 19
Heute: Riedforststr. 59
Die Gebäude des landwirtschaftlichen Anwesens mit einer
Schmiede wurden teilweise abgerissen und durch einen Neubau
1901 ersetzt.
Neben einer Schmiede, Landwirtschaft und Hausmetzgerei war
auch über einige Jahrzehnte das Bürgermeisteramt untergebracht.
Eigentümer/Familien:
1744 Zilch Heinrich, (Schneider)
1783 Strube Johann u. Anna Martha geb. Zilch
1807 Sinning Johann Justus u. Anna Elisabeth geb. Strube
1835 Sinnning Justus u. Regina geb. Schanze
1856 Sinning Justus Heinrich
1869 Sondermann Konrad Johannes u Maria Elisabeth
geb. Sinning
1895 Sondermann Justus u. Christiane. geb. Horn
Schmiedemeister u. Bürgermeister
1944 Sondermann Heinrich u. Gertrud geb. Noll
1960 Sinning Regina geb. Sondermann u. Kurt Sinning
Hausname: Höhlroden
Früher: Haus Nr. 20
Heute: Riedforststr. 61
Das Anwesen aus der Zeit um ca. 1740 wurde in der Zeit der
Geschichte mehrmals erneuert, umgebaut und ständig an die
jeweiligen Lebensbedingungen angepasst.
Neben dem bäuerlichen Betrieb war auch Adam Hofmann in den
Jahren von 1952 bis 1955 Bürgermeister und somit auch das
Bürgermeisteramt in dem Haus.
Eigentümer/Familien:
1740 Schanze Hans Curth u. Martha Elisabeth
1783 Kropf Georg Christian
1801 Jäger Adam u. Katharina geb. Kropf
1839 Hofmann Justus u. Maria Elisabeth geb. Bachmann/
Schanze J.
187. Hofmann Johannes. u. A. Katharina. geb. Jacob
1902 Hofmann Christian u. Martha geb. Reinbold
1934 Hofmann Adam u. Katharina Elisabeth geb. Kördel
1958 Groß Erika geb. Hofmann u. Bruno Groß
1999 Groß Thomas u. Sigrid geb. Hartung
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Die „Jahnstraße“ beginnt am Lindenplatz und führt in Richtung des Höhbachs bis zur
Försterei.
Zum älteren Dorfkern gehört auch die heutige „Jahnstraße“ mit seinen Anwesen, wobei die
Häuser beidseitig an diese Straße angrenzten. Von Vorteil war die Lage der Häuser zum Wald
und den Feldern sowie an dem stets wasserführenden Höhbach.
Wir beginnen mit den Anwesen:
118
Hausname: Reinbold
Früher: Haus Nr. 28
Heute: Jahnstr. 6
Das bäuerliche Anwesen besteht aus einem Uförmigen Gebäudekomplex,
wobei das Wohnhaus mit Stall und der Scheune im
Fachwerkstil zu den ältesten Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert
gehört. Der Erweiterungsbau mit moderneren Stallungen
für Ackerbau u. Viehwirtschaft erfolgte etwas später im 20. Jahrhundert.
Eigentümer/Familien:
1744 Guthardt Joh. 1 Ackermann
17.. Geyer Ciriakus
1796 Schanze Joh. Jost
17.. Schanze Heinrich
1820 Reinbold Johann Adam u. Anna Elisabeth geb. Schanze
185. Reinbold Johannes Jost u. Anna Martha
verw. Landgrebe geb. Hartung
188. Reinbold Anton u. Anna Elisabeth geb. Böddiger
1910 Reinbold Justus Heinrich u. Maria geb. Riedemann
1953 Schäfer Elisabeth geb. Reinbold u. Heinrich Schäfer
1963 Schäfer Heinrich u.Gisela geb. Rotenbusch
1977 Schäfer Horst u. Jutta geb. Petersen
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Ruppel
Früher: Haus Nr. 27
Heute: Jahnstr. 8
Haus mit Wirtschaftsgebäude. Zuerst war das Haus Nr. 26 u. 27
ein Doppelhaus, im Laufe der Zeit wurden die alten Häuser abgerissen
und mehrmals durch Neubauten ersetzt. August Ruppel
und seine Frau übernahmen das Anwesen 1895 und erstellten
oberhalb des alten Hauses ein neues Haus.
Das kleinbäuerliche Anwesen war im Laufe der Jahrhunderte geprägt durch Familien mit unterschiedlichen
Berufen, wie z. B. Kleinbauern, Leineweber, Holzhauer u. Handwerker
Eigentümer/Familien:
1740 Rode Konrad
1771 Horn H. Georg
1799 Horn Nikolas u. Anna Elisabeth geb. Seitz
18.. Horn Georg
1835 Seitz Conrad u. Anna Elisabeth geb. Köhler
1862 Meyfarth Adam u. Martha Elisabeth geb. Seitz
1895 Ruppel August u. 1. Ehefr. geb. Kilian, 2. Ehefr.
Martha geb. Horn
193. Ruppel Ernst u. Anna geb. Blumenstein
1962 Marotzke Anna geb. Ruppel u. Winfried Marotzke
Hausname: Siemon
Früher: Haus Nr. 26
Heute: Jahnstr. 10
Das Anwesen war ein Doppelhaus mit dem Anwesen Haus Nr.
27. Im landwirtschaftlichen Nebenerwerb als Kleinbauern, Maurer,
Holzhauer und Hausschlachtungen wurde der Lebensunterhalt
verdient.
Eigentümer/Familien:
1740 Rode Konrad
1744 Worst Konrad u. Anna Elisabeth
1785 Worst Martin
1800 Worst Georg u. Martha Elisabeth geb. Marschall
1810 Worst Conrad u. Katharina Elisabeth geb. Hofmann
1839 Gerstung Heinrich u. Catharina Sophie geb. Worst
1840 Worst Conrad
186. Worst Johannes u. Katharina geb Kollmann
188. Worst Johann u. Anna Elisabeth geb Meyfarth
1926 Siemon Philippine geb. Worst u. Heinrich Siemon
1962 Siemon Heinz u. Marieluise geb. Riedemann
2002 Siemon Silke u. Frederic Siemon
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Alter/Hofmann
Früher: Haus Nr. 25
Heute: Jahnstr. 12
Das bäuerliche Anwesen gehörte in dem 18. Jahrhundert zu den
etwas größeren Betrieben.
Spätere Generationen gingen anderen Berufen nach und bewirtschaften
den Betrieb im Nebenerwerb.
Den ursprünglichen Wohnhaustyp findet man auch in den Häusern Nr.20 u.28.
Eigentümer/Familien:
1744 Bachmann Gerhard u. Martha Elisabeth
1784 Schweinsberg Heinrich u. Anna Elisabeth
geb. Bachmann
1801 Bachmann Georg / Schweinsberg H.
1833 Hofmann Justus u. Catharina geb. Sinning
1843 Hofmann Johannes Justus
1868 Hofmann Johannes Georg u. Katharina geb. Schmoll
1890 Hofmann Heinrich u. Katharina geb. Geier
1914 Alter Heinrich u. Elisabeth geb. Hofmann u. Kühlborn
195. Semmler Anna geb. Alter u. Heinrich Semmler
198. Schmidt Helga geb. Semmler u. Gerhard Schmidt
Hausname: Böddiger
Früher: Haus Nr. 24
Heute: Jahnstr. 14
Eigentümer/Familien:
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Ein rein bäuerlicher Betrieb, mit Landwirtschaft u. Schafhaltung,
wurde im Laufe der Zeit ständig verändert sowie die Gebäude
erneuert bzw. neu aufgebaut. Eine Leineweberei wurde betrieben.
1744 Hofmann Nikolas. 1 Ackermann, Leineweber
und Schafhalter
1772 Böddiger Martin u. Martha Elisabeth geb Hofmann
1786 Böddiger Heinrich u. Anna Maria geb. Wagner
1827 Böddiger Joh. Justus u. Katharina Elisabeth geb. Schanze
1856 Böddiger Heinrich u. Anna Martha geb. Nadler
1883 Emmeluth Heinrich und Anna Katharina geb. Böddiger
1923 Jacob Christian u. Maria geb. Emmeluth
1962 Löwe Anneliese geb. Jacob u. Hans Löwe
1985 Löwe Hardwig u. Ellen geb. Griesel
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Landgrebe
Früher: Haus Nr. 23
Heute: Jahnstr. 9
Das Anwesen war ein bäuerlicher Kleinbetrieb und bestand aus
einem Gebäude mit Haus, Stall u. Scheune unter einem Dach
und etwas später wurde ein separates Scheunen/Stallgebäude
gebaut.
Eigentümer/Familien:
1748 Wagner Jakob
1776 Wagner Joh, Jost
1808 Wagner Joh.
1839 Bartholmay Wiegand u. Elise geb. Wagner
188. Landgrebe Lukas u. Anna Elisabeth
geb. Bartholmay
1907 Landgrebe Konrad u. Anna Elisabeth
geb. Wilhelm
195. Hain Karl u. Elisabeth geb. Landgrebe
1971 Hain Konrad u. Inge geb. Brandenstein
2001 Hain Uwe u. Christiane geb. Rose
Hausname: Riedemann
Früher: Haus: Nr. 22 1/2
Heute: Jahnstr. 11
Das rein bäuerliche Anwesen war
wegen der Lage am Dorfrand etwas
großräumiger bebaut.
Die Gebäude wurden in Laufe der Zeit erneuert u. erweitert. In
der Zeit um 1886 wurde ein neues Wohnhaus erstellt, der gezimmerte
Rohbau stammt aus dem früheren Erhardt Besitz an dem
Standort der Schule/DGH und wurde von der Familie Lorenz Riedemann
erworben.
Eigentümer/Familien:
1740 Seitz Johannes Jost
1799 Riedemann Lorenz u. Anna Katharina geb. Seitz
1834 Riedemann Johannes u. Catharina Elisabeth
geb. Hofmann
1851 Riedemann Lorenz u. Maria Elisabeth geb. Nadler
1889 Riedemann Konrad u. Anna Elisabeth geb. Döring
1933 Riedemann Karl Adam u. Katharina geb. Emmeluth
1957 Helper Elisabeth geb. Riedemann u. Heinrich Helper
1977 Helper KarlHeinz u. Edeltraut geb. Pöhler
Der erste Schlepper in Schwarzenberg war auf dem Anwesen von Karl Riedemann ein Güldner
mit 21 PS und wurde eingesetzt in der Landwirtschaft sowie auch für die Holzabfuhr im Forst.
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03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname:
Försterei
Heute: Jahnstraße. 16
Die Försterei wurde 1898
durch den Forstfiskus gebaut
und diente den Förstern als
Dienstwohnung und in den
Wirtschaftsgebäuden konnte im Nebenerwerb Landwirtschaft
betrieben werden.
In Schwarzenberg waren folgende Förster angestellt und
wohnten in der Försterei: Karl FranzAugust Wisch, Adolf
Hartmann, Kurt Nödel.
In den 60er Jahren wurde die Försterei aufgelöst und verkauft.
Eigentümer/Familien:
1898 Forstfiskus
1969 Das Anwesen wurde verkauft an die Gutenberg
Riemann Druckerei
1991 Herr Stahnke u. Frau Lüthmers
1996 Kappus Gerhard u. Karin
Der Höhbach als ständiger Frischwasser Lieferant für die Schwarzenberger
Die Ansiedlungen der Schwarzenberger Bürger im Bereich der Burg, dem Linden u. Kirchplatz
wurde durch den Höhbach beeinflusst, der ständig Frischwasser für Haushalt und die Viehwirtschaft
garantierte.
Bereits im 19 Jahrhundert wurde ein Wasserkanal vom Höhbachtal in die Ortsmitte verlegt, bekannt
als sogenannte“ Gosse“ am Lindenplatz. Später wurde ein Wasserbassin für Feuerlöschzwecke
gebaut und dies war wichtig bei der Brandbekämpfung, denn in den Fachwerkgebäuden
(alles unter einem Dach) lagerten die Heu und Strohvorräte.
Wasserbassin am Lindenplatz 2011
Kartenansicht aus dem Jahr 1905 mit den 2 alten Forsthäusern
122
Haus- und Familienblätter | 03-6
Der Kirchplatz mit der Kirche und den umliegenden Häusern bis zum Burggraben
Im Umfeld des ehemaligen Burggeländes liegt in südlicher Richtung der Platz um die Kirche mit
seinen Anwesen/Häusern. Von diesem Platz aus gibt es die Straßen in Richtung:
„Die Trift“ Heute „Zur Kroneneiche“ in Richtung Friedhof u. Sportplatz
„Vorderdorf“ Heute die Riedforststraße in Richtung Melsungen
„Platz an der Linde“ Heute die Riedforststraße in Richtung Röhrenfurth
Kirche mit Portal DGH;Burgschänke,Schule 2010
Ladengeschäft Kördel
Blick zur Linde mit dem Haus Frieler
Der Kirchplatz wird umrahmt von dem Gebäudekomplex der früheren Gastwitschaft Schill u.
des späteren Ladengeschäftes Leimbach/Kördel mit den anhängenden Nebengebäuden, dem
Anwesen der Familie Frieler/Möller/Schmidt,der ehemaligen Schule u. dem heutigen Dorfgemeinschaftshauses
sowie dem früheren Wohnhaus Liedlich/Braun.
123
03-6 | Haus- und Familienblätter
Im Mittelpunkt steht unsere
Kirche Haus Nr. 4 1/2
Zuerst stand ein kleiner Saalbau, in
dem sich aber ein romanischer
Taufstein von 1200 n. Chr. befand.
Um die Zeit 1790 wurde unser
heutiges Gotteshaus erbaut, Reste
der alten Wehrmauer mit dem Torbogen
umgrenzen das Gotteshaus
mit dem alten Friedhof, der bis in
das 19. Jahrhundert noch die Begräbnisstätte
für die Schwarzenberger
Bürger war.
Im Jubiläumsjahr 2012 hat man
einen freien Blick auf die Kirche mit
dem Torbogen am Eingang zum
Kirchplatz.
124
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Wännersch u. Braun
Früher: Haus Nr.3 u.4
Heute: Riedforststr. 27 u. 29
Der Hausname „Wännersch“ kommt von einer alten Berufsbezeichnung
des Stellmachers, als Wagenbauer bekannt. Es wurde
daneben auch noch das Weberhandwerk betrieben und zu Zeiten
der Familie Göbel war auch die amtliche Poststelle im Haus.
Die Familie Liedlich als Besitzer des Nachbargebäudes Nr. 4
kauften das Haus. Im Rahmen der Dorfsanierung und Umgestaltung des Kirchenplatzes wurde
das Wohnhaus 2011 abgerissen und an der Stelle entstand ein erweiterter Kirchgarten.
Eigentümer/Familien in dem „Wännersch“ Haus Nr.3:
1744 Bauer
1748 Granau Johannes u. Anna Katharina geb Iffert
1802 Spor Nikolaus u. Elisabeth geb. Granau
Bauer Adam u. Martha B., Joh. Georg Bauer
1836 Bauer Konrad u. Elise geb. Führ
1856 Bauer Konrad u. Emmeluth Justus
1906 Emmeluth Werner u. Christine geb. Ruppel
193. Ratz Martin u. Elise geb. Emmeluth
195. Anna Steuber geb. Ratz u. Karl Steuber
1957 Göbel Karl u. Elisabeth geb. Steuber führten die Poststelle
1969 Pape Ernst Dieter u. Ehepaar Kunitz
197. Liedlich Heinrich u. Luise geb. Aschenbrenner
In dem Haus Nr. 4 an der Kirchenmauer wohnte auch
der frühere Ortsdiener Konrad Braun.
Eigentümer/Familien:
1744 Möller Kurt Adam
1764 Granau Heinrich
1772 Iffert Martin
1797 Iffert Werner
(Haus neu gebaut auf der Kirchenmauer)
1837 George Heinrich u. Anna Katharina geb. Ludeloph
18.. Rose Ludwig u. Anna Katharina geb. Griessel
1856 Schmidtkunz Justus u. Anna Katharina
geb. Seitz
1876 Jäger Johannes u. Barbara Elisabeth
geb. Gundlach
1883 Braun Heinrich u. Anna Martha
geb. Gerstung
1916 Braun Konrad u. Anna Katharina
geb. Moosbach (Ortsdiener)
1940 Liedlich Konrad u. Elisabeth geb. Braun
1966 Liedlich Heinrich u. Luise
geb. Aschenbrenner
125
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Leimbach
Früher: Haus Nr.7
Heute: Riedforststr. 37 u. 39
Das Anwesen wurde ständig verändert mit Um u. Neubauten,
die einstigen Haus, Stall u. Scheunengebäude wechselten den
Besitzer und wurden später wieder zu einem Wohn und Ladengeschäft
umgewandelt. In der Zeit ab 1800, bis zur Familie
Schill, war in dem Gebäude eine Gastwirtschaft. Die Familie Sauer kam aus Solingen und kaufte
das Anwesen und später richtete die Familie Leimbach ein Ladengeschäft ein.
Eigentümer/Familien des Anwesens:
1741 Iffert Konrad u. Anna Katharina
177. Dittmar Arnold u. Anna Maria (Leineweber)
1810 Bettenhausen, Landwirt
1840 Sinning Justus u. Henriette geb. Braul, Landwirt u. Gastwirt
1859 Ruppel Michael u. Christine. geb. Sinning, Landwirt u. Gastwirt
1879 Schill Konrad Wilhelm und Maria Elisabeth geb. Koch
1919 Fassbender Heinrich
1923 Sauer, Leimbach Adam u. Käthe verwitw. Sauer
1937 Leimbach Wilhelm u. Änne geb. Pfetzing, Kaufmann
1983 Kördel Anneliese geb. Leimbach u. Ludwig Kördel, Kaufmann
2007 Kördel Ludwig
Zu dem Gebäudekomplex gehörte in der Zeit der Familie Schill auch das Anwesen Behnken/Diez/Anacker
sowie die ehemalige Scheune von Jäger/Peter
Ansicht 2010 Ansicht aus der Zeit 1950 bis 1960 Ansicht Ende der 60er Jahre
Dorfstraße um 1940 Gaststätte Schill in den Jahren 1900 bis 1930
Die Bilder zeigen noch zw. den Wohnhäusern die Scheune von Jäger/Peter, die später durch ein
Wohnhaus der Familie Kördel ersetzt wurde.
126
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Dietz/Annacker
Früher: Haus Nr. 48/49
Heute: Riedforststr. 33
Die Familien Dietz u. Anacker haben das ehemalige landw.
Gebäude im Fachwerkstil in der Zeit ab 1927 zu einem
Wohnhaus umgebaut.
Ab diesem Zeitraum lebten folgende Familien
in dem Anwesen:
1927 Dietz Johann Eduard u. Sabine geb. Schüler
Anacker Konrad u. Elisabeth geb. Reiß
Anacker Konrad u. Herta
1992 Behnken Robert u. Marion geb. Elstner
Hausname: Rothämel
Früher: Haus Nr. 8
Heute: Riedforststr. 41
Das Haus wurde von einem Konrad Iffert Haus Nr.7 gekauft und
war in der Vergangenheit in das gesamte Anwesen der Haus Nr.
5,6,7und, 8 eingebunden.
Als Eigentümer/Familien sind bekannt:
1741 Iffert Konrad u. Anna Katharina
1755 Kieber Johannes Heinrich kaufte
das Anwesen
1810 Bettenhausen Gottfried u.
Anna Katharina geb.Peter
1840 Hilgenberg Justus u. Elisabeth.
geb. Bettenhausen
1889 Rothämel Christian u. Christine
geb. Jäger (Ortsdiener)
1934 Rothämel Christian u. Anna geb. Bauer
1968 Familie Altmann
Familie Vollmer
127
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Möller
Früher: Haus Nr. 30
Heute: Zur Kroneneiche 1
In einem Stein der Grundmauer ist die Jahreszahl 1768
eingemeißelt. Das Anwesen kann auch etwas älter als die
eingemeißelte Jahreszahl sein, den laut einer Überlieferung
ist das Haus schon einmal abgebrannt und neu aufgebaut
worden.
Das Anwesen war bäuerlich geprägt und hatte ein Wohnhaus,
Scheune und Stall unter einem Dach. Der Hof gehörte mit dem Landbesitz, Pferden und
weiteren Viehbestand zu den größeren Höfen bis in das 19. Jahrhundert. Das Wohnhaus ist
durch eine stilvolle Sanierung noch als Fachwerkbau erhalten geblieben.
Eigentümer/Familien:
1744 Seitz Johannes Jost
17.. Seitz Gottfried (Grebe)
1827 Döring Balthasar u. Anna Martha geb. Seitz
1853 Rose Adam u. Anna Elisabeth geb. Werner
1865 Rose Justus
1866 Ruppel, Michael u. Christine geb. Sinning
187. Schmidt Valentin u. Martha Elisabeth geb. Werner
kauften das Anwesen
1902 Schmidt Heinrich u. Katharina geb. Wölling
1924 Möller Otto u. Katharina geb. Schmidt
195. Möller Heinrich u. Anneliese geb. Gerlach
1979 Flege Westphal
1983 Frieler Jobs u. Elke geb. Heinze
Ein Johannes Schmidt (Sohn von Valentin u. Martha Schmidt) ist 1890 nach Amerika ausgewandert,
deren Nachkommen waren vor ca. 40 Jahren zu Besuch in Schwarzenberg.
Hausname: Schmoll
Früher: Haus Nr. 52
Heute: Riedforststr.
Im Jahre 1928 erbaute die Familie Schmoll das Einfamilienhaus
im Garten der Eltern von Martha Schmoll geb. Schmidt.
Heinrich Schmoll betrieb eine Schusterwerkstatt und zusätzlich
die Poststelle, mit dem ersten öffentlichen Telefon in Schwarzenberg, bis in die Nachkriegszeit.
Eigentümer/Familien:
1926 Schmoll Heinrich und Martha geb. Schmidt
198. Schmoll Maria
2007 Möller Else geb. Schmoll u. Heinz Möller
2009 Meyer Alexander
128
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Neue Schule
Früher: Haus Nr. 5
Heute: Zur Kroneneiche 2
Die Schule wurde von der Gemeinde Schwarzenberg im Jahr 1899/1900 auf dem Grundstück
der Familie Ehrhardt für 19.776 RM erbaut und im Oktober 1900 eingeweiht. Neben dem Schulgebäude
mit Wohnung gab es noch eine Scheune und Stallung zur Nutzung durch den Lehrer.
Verantwortlich war der damalige Bürgermeister Christian Rode.
Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit sagen aus, dass das Anwesen der Familie Ehrhardt
durch einen Brand vernichtet wurde. Das bereits gezimmerte neue Fachwerkhaus konnte aus
finanziellen Gründen nicht weiter gebaut werden und wurde von dem Landwirt Lorenz Riedemann
aufgekauft und auf seinem Grundstück in der Jahnstraße neu errichtet.
Den Bürgern von Schwarzenberg waren die Lehrer Konrad Schmidt und Peter Schmidt sehr bekannt,
die in der Vorkriegszeit sehr viel für das Gemeinwohl taten und in einzelnen Fällen auch
finanzielle Hilfe anboten.
Bauzeichnung von 1900 Bild von 1936
Nachdem der Regierungspräsident des Landes Hessen am 3. August 1969 der Entwidmung des
Schulgrundstücks mit Schulgebäude und Lehrerdienstwohnung zugestimmt hatte, wurde aus
der Schule in den 70er Jahren zunächst eine Gaststätte. Das Ehepaar Tugend waren die ersten
Pächter der Gaststätte „Zur Burgschänke“ und ermöglichten damit wieder einen Treffpunkt für
die Schwarzenberger Bürger und Vereine.
Mit dem Anbau eines Saales mit Theke und Küche (Einweihung Dezember 1981) wurde diese
zum Dorfgemeinschaftshaus erweitert. In dem städtischen Gebäudekomplex ist auch das Feuerwehrgerätehaus
mit Schulungsräumen untergebracht.
DGH mit Straßenansicht von der Riedforststr. aus und das Feuerwehrgerätehaus im Jahr 2011
130
Haus- und Familienblätter | 03-6
Vom Kirchplatz aus in Richtung Rosengraben liegt die sogenannte „Trift“ Heute als
Straße „Zur Kroneneiche“ bekannt
Einige ältere Fachwerkhäuser liegen an der Trift, aber noch Zentral zum Dorfkern. Die Trift führt
in Richtung Wald und wurde genutzt für den Viehaustrieb zu den nahegelegenen Hute u. Weideplätzen
für Schafe u. Kühe.
Einige neue Häuser wurden Ende des 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts in der
angrenzenden Straße „Über den Gärten“ errichtet.
Ansichten aus den Jahren 2010, 1990 und 1920
Hausname: Jägers
Früher: Haus Nr. 32
Heute: Zur Kroneneiche 7
Das Wohnhaus mit Scheune u. Stall unter einem Dach
wurde mehrmals erneuert u. für Wohnzwecke saniert.
Die Besitzer haben bei der Sanierung den ursprünglichen
Baustil erhalten und dem dörflichen Straßenbild
angepasst.
Eigentümer/Familien:
1744 Noll Joh. Jost
(Wassermeister u. Kastenmeister)
1799 Noll Joh. Franz u. Maria Elisabeth
geb. Bettenhausen
18.. Noll Justus Gottfried
1831 Noll Friedrich Wilhelm verkauft an
186. Jäger Adam u. Elisabeth geb. Riedemann
189. Jäger Konrad u. Katharina geb. Proll
1933 Findling Martha geb. Jäger u. Hans Findling
1969 Findling Günter u. Annemarie geb. Kördel
1988 Findling Bernd u. Andrea geb. Jungermann
131
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname:
Früher: Haus Nr. 44
Riedemann
Heute: Über den Gärten 1
Das Wohnhaus wurde von der Familie Hofmann 1915 gebaut. In
der Nachkriegszeit wohnte in dem Haus Elisabeth Cornelius geb.
Riedemann mit ihrer Familie.
Eigentümer/Familien:
1915 Hofmann Georg u. Anna Katharina, geb. Bubenheim
1936 Riedemann Konrad u. Anna Kath. verw. Hofmann
geb. Bubenheim
1967 Cornelius Dieter und Theresia verw. Jäger, geb. Kaas
Hausnamen: Kieber
Früher: Haus. Nr. 21 u.41
Heute: Über den Gärten 6/8
Die Familien von Valentin u. Johannes August Kieber bauten über den Gärten am Ende des 19.
Jh. und zu Beginn des 20. Jh. die Fachwerkhäuser.
132
Haus Valentin Kieber Nr. 21
Der Erbauer des Hauses wohnte davor in der Höhle und baute 1895
das neue Haus in der Straße „Über den Gärten“. Die Familie Kieber
war als Waldarbeiter und Korbmacher tätig, für den Ort Schwarzenberg
war Valentin Kieber auch Ortsdiener. Die Familie Konrad
Jäger verkauften das Anwesen und zog zu der Tochter und Schwiegersohn
Inge u. Kurt Tews in ein neues Haus an der Blumenstraße.
Eigentümer/Familien:
1895 Kieber Valentin u. Maria geb. Diemar ( 1. Frau) (Ortsdiener)
1927 Kieber Martha geb. Jäger Witwe des Valentin Kieber (2. Frau)
1942 Jäger Konrad u. Lina geb. Schneider
1969 Müller Max u. Ehefrau Elisabeth
197. Plagens Heinz
Haus Johannes Kieber Nr. 41
Das Haus wurde von der Familie Kieber am Anfang des 20. Jh. neu gebaut, die als Weber u.
Tuchmacher beschäftigt waren.
Eigentümer/Familien:
19. Kieber Johannes August u. Anna Gertrud geb. Friedrich
1950 Kieber Konrad u. Elisabeth geb. Wiegand
Jacob Ilse geb. Kieber u. Ewald Jacob
199. Lehmann Gerhard u. Hermelinda geb. Lopez de
2005 Lanzenberger Bernhard u. Catrin geb. Daschner
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Malkus
Früher: Haus Nr. 34
Heute: Zur Kroneneiche 4
Das alte bäuerliche Anwesen der Familie Ehrhardt mit Wohnhaus
u. Stall mit Scheune unter einen Dach war im 19. Jahrhundert
abgebrannt. Auf dem Grundstück wurde von der damaligen Gemeinde
eine neue Schule errichtet und die Familie Barthel hat auf dem angrenzenden Gelände
ein Haus in dem Fachwerkstil neu gebaut. Im Nebenerwerb wurde auch eine kleine Landwirtschaft
betrieben.
Eigentümer/Familien:
1869 Ehrhardt Heinrich und Frau geb. Riedemann
das Haus brennt Ende des 19. Jahrhunderts ab.
1900 Justus Barthel u. Anna Katharina Elisabeth geb.
Wenzel bauen das Wohnhaus neu.
1926 Malkus Johannes u. Katharina geb. Barthel
196. Malkus Heinrich u. Anna geb. Rode
2007 Schmidt Karsten u. Nicole geb. Junge
Eine Ansicht aus dem Jahr 1912 von dem Weg zum Friedhof auf die Trift bis zum
Kirchplatz und einen Blick nach Röhrenfurth
Foto aus der Sammlung KarlFriedrich Waldmann, Fuldabrück
134
Haus- und Familienblätter | 03-6
Von der Umgebung der Häuser um die Kirche geht es in das „Vorderdorf“ in Richtung
Melsungen, der heutigen „Riedforststraße“.
Dieser Straßenabschnitt von der Schule/DGH bis zum Anwesen Emmeluth/Kluge zeigt noch eine
komplette Häuserfront im Fachwerkstil der 20er Jahre.
Die folgenden Hausblätter zeigen keine Fachwerkfassade mehr, sondern die Häuser sind in
einen massiven Baustil modernisiert und umgebaut worden.
Hausname: Roden
Früher: Haus Nr. 2
Heute: Riedfortststr. 25
Das Anwesen mit Haus und Scheune, ab 1934 als Erbhof geführt,
wurde als Landwirtschaft bis in die 70. Jahren genutzt. Die
Bewohner waren in einigen Fällen neben der bäuerlichen Tätigkeit
auch Grebe, Bürgermeister und Gemeinderechner. Das
Wohnhaus sowie Scheune mit Stallungen wurden ständig verändert und zum Teil neu gebaut.
Eigentümer/Familien des Anwesens:
1744 Dittmar Johannes Ackermann u. (Centgrebe)
1781 Geyer Andreas u. Anna Martha geb. Hucke
1794 Hucke Heinrich
1833 Jacob Georg u. Katharina geb. Zilch
1858 Jacob Arnold u. Christian geb. Wollenhaupt
1870 Rode Christian u. A. Katharina geb. Jacob,
Bürgerm. u. Schafhalter
1912 Rode Johannes u. Elise geb. Salzmann, Gemeinderechner
1934 Salzmann Karl u. Maria geb. Hofmann
199. Weinhold Frieda geb. Salzmann
135
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Jacob
Früher: Haus Nr. 34 1/8
Heute: Riedforststr. 26
Die Familien Riedemann u. Jacob haben zu Beginn des 20. Jh.
das kleinere Fachwerkhaus durch einen Anbau in massiver Bauweise
erweitert. Das Anwesen verfügt noch über einen großen
Garten mit einem kleineren Wirtschaftgebäude,
das von Lorenz Riedemann (Weißbinder) gebaut wurde. Die Familie
Klemens verkauften das Haus 2004 an das Ehepaar Mey.
Eigentümer/Familien:
189. Riedemann Lorenz u. Katharina Elisabeth geb. Barthel
1911 Jacob Christian u. Anna Katharina geb. Riedemann
Jacob Konrad u. Martha (Geschwister)
196. Klemens Martha geb. Jacob u. Kurt Klemens
2004 Mey Thomas u. Tanja geb. Junge
Hausname: Schüler
Früher: Haus Nr. 34 1/16
Heute: Riedforststr. 24
Die Familie Schüler hat am Ende des 19. Jh. das Anwesen übernommen
und in den folgenden Jahren wurde das Haus mit einem
Anbau erweitert und modernisiert.
Als Tuchmacher, Wollsortierer und Schreiner wurde der Lebensunterhalt
sichergestellt.
Nachfolgende Besitzer gingen anderen Berufen nach.
Eigentümer/Familien:
1856 Jacob Georg Wohnhaus mit Anbau gekauft.
Bauer Wilhelm
190. Schüler Lorenz u. Elisabeth geb. Schröder
1933 Schüler Karl u. Anna geb.Neumann
1964 Blumenstein Maria geb. Schüler
1985 Maric Mato u. Lubijana
1988 Cugurovic Sladomir u. Stana
Cugurovic Miroslav u. Branka geb. Vukosavijevic
2011 Behnken Christian u. Tanja geb. Schoeben
137
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Emmeluth
Früher: Haus Nr. 35
Heute: Riedforststr. 22
Das bäuerliche Anwesen besteht aus einer großen Hofreite mit
Wohnhaus, Stallungen und Scheunen. In der Zeit von Valentin
Emmeluth war der Bauernhof im Fachwerkstil mit Wohnhaus,
Scheune u. Stall in einem Gebäude untergebracht. Im Laufe der
Jahre wurden die Gebäude durch ständige Um und Erweiterungsbauten sowie Erneuerung des
Wohnhauses in massiver Bauweise neu errichtet.
Eigentümer/Familien:
17.. Hofmann Hans Kurth u. Martha Elisabeth
…. Zilch Johannes
1810 Seitz Gottfried u. Anna Martha geb. Zilch
1827 Peter Georg
1843 Seitz Johannes
1854 Emmeluth Valentin u. Martha Katharina geb. Lengemann
1898 Emmeluth Heinrich u. Elisabeth geb. Schomberg
1924 Emmeluth Christian u. 1. Martha geb. Volland
2. Elise geb. Möller
195. Kluge Maria geb. Emmeluth u. Heinz Kluge
Hausname: Reinbold
Früher: Haus Nr. 36
Heute: Riedforststr. 18
Zu dem bäuerliche Anwesen gehört auch ein größerer Gebäudekomplex
mit Wohnhaus, Scheune u. Stallungen. Der Bauernhof
wurde von der Familie Reinbold an Gerhard Hofmann vererbt
und konnte somit weiter bewirtschaftet werden. Nach dem Umzug
der Familie Hofmann vom Lindenplatz (Haus Nr. 29) in dies Anwesen wurde das Wohnhaus
1962 neu gebaut u. die landwirtschaftlichen Gebäude modernisiert. Die Familie Hofmann gehört
noch zu den wenigen Landwirten, die in Schwarzenberg einen größeren Betrieb bewirtschaften.
Eigentümer/Familien:
1748 Hofmann Johannes
…. Hofmann Konrad u. Anna Elisabeth geb. Seitz
1784 Peter Johannes u. Gertrud geb. Hofmann
1835 Peter Ciriakus
1837 Knoche, Heinrich (1841 Haus abgebrannt )
1856 Reinbold Justus Johannes u. Anna Martha geb. Hartung
188. Reinbold Adam u. Elisabeth geb. Wenzel
1912 Reinbold Ludwig u. Christine geb. Schmoll
1962 Hofmann Gerhard u. Anni geb. Mosebach
2002 Hofmann Reiner u. Petra geb. Dietrich
138
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Peter
Früher: Haus Nr. 40
Heute: Riedforststr. 8
Die Familie Peter baute 1842 das kleine bäuerliche Anwesen im
Fachwerkstil, im Laufe der Zeit von 1864 bis 1914 wurde das
Wohnhaus erneuert und angebaut in massiver Ziegelsteinbauweise.
Die Familie Peter war auch bis in die Nachkriegszeit Besitzer der Scheune in dem Gebäudekomplex
Kördel/Leimbach
Im Nebenerwerb wurde eine Landwirtschaft betrieben.
Eigentümer/Familien:
1842 Peter Georg
18.. Peter Johannes Justus
1886 Peter Adam
1889 Peter Heinrich und Ehefrau geb. Böddiger
1920 Jäger Heinrich u. Emilie geb. Peter
1964 Jäger Karl u. Erna geb. Nothnagel
2006 Jäger Erna
Hausname: Blumenstein
Früher: Haus Nr. 38
Heute: Riedforststr. 6
Die Blumensteins kamen aus Quentel und siedelten sich in
Schwarzenberg an. Das Anwesen als ein Wohnhaus mit Stall
und Scheune unter einem Dach, wurde 1894 neu gebaut.
In den 50. Jahren wurde zusätzlich der Stall u. die Scheune
neu gebaut und das Wohnhaus modernisiert.
Als Berufe waren sie als Zimmermänner und Holzhauer beschäftigt und im Nebenerwerb wurde
eine Landwirtschaft betrieben.
Eigentümer/Familien:
1894 Blumenstein Heinrich und Anna Martha
geb. Meyfarth
1930 Blumenstein Heinrich und Anna Katharina
geb. Sinning
1972 Blumenstein Ludwig u. Maria
geb. Schüler
2006 Blumenstein Martina
140
03-6 | Haus- und Familienblätter
Hausname: Schneider
Früher: Haus Nr. 1 1/4
Heute: In der Senke 2
Das Haus im Fachwerkstil wurde 1904 von Heinrich Riedemann
erbaut und diente als Wohnhaus mit Kleintierhaltung.
In dem Haus war auch für eine gewisse Zeit das Bürgermeisteramt unter
der Leitung von Hans Schneider, der aber durch den Verkauf und
den Bau eines neuen Hauses an den Dorfrand aussiedelte.
Der zwischenzeitliche Besitzer Johannes Seitz verkaufte das Haus wieder
an Hildegard Leberl und baute mit seinem Sohn ein neues Haus am
Harberg.
Eigentümer/Familien des Anwesens:
1904 Heinrich Riedemann u. Katharina geb. Möller
1935 Hermann Schneider u. Elisabeth geb. Riedemann
1963 Seitz Johannes u. Elise geb. Hofmann
1965 Leberl Hildegard
Hausname: Riedemann
Früher: Haus Nr. 46 u. 47
Heute: Riedforststr. 13 u. 11
Die Brüder Jakob und Justus Riedemann bauten 1924 das Doppelhaus.
Neben der Beschäftigung als Wollsortierer,Weber,
Schlosser und Maurer/Polier wurde in den Anwesen auch noch
eine Schneiderei betrieben.
Die Familie Heinrich u. Martha Riedemann bauten „Über den Gärten“ ein neues Haus und verkauften
die Doppelhaushälfte an Johannes u. Christine Wagner.
Eigentümer/Familie der Haus Nr. 46:
1924 Justus Riedemann u. Martha geb. Schmidt
195. Riedemann Heinrich u. Martha geb. Aschenbrenner
1969 Wagner Johannes u. Christine Anna Maria geb. Riedemann
1986 Vaupel Renate geb. Riedemann u. Vaupel Dieter
Eigentümer/Familie der Haus Nr. 47:
1924 Jakob Riedemann u. Katharina Elisabeth
geb. Schmidt
1936 Riedemann Heinrich u. Anna geb. Hilgenberg
1980 Vaupel Renate geb. Riedemann u. Dieter Vaupel
142
Haus- und Familienblätter | 03-6
Hausname: Peter
Früher: Haus Nr. 53
Heute: Riedfoststr.2
Frau Martha Peter war beschäftigt bei der Fa. Braun und baute
1932 das Einfamilienhaus außerhalb der Ortslage.
Eigentümer/Familien:
1931 Peter Martha
196. Jäger Elisabeth erbte von ihrer Tante das Haus
2010 Familie Tschurikow
Hausname: Sinning
Früher: Haus Nr. 42
Heute: Riedforststr. 3
Das Ehepaar Heinrich und Anna Elisabeth Sinning hat 1907 ausgesiedelt
und vor dem Dorf in Richtung Melsungen einen Bauernhof
mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude gebaut.
Die Aussiedlung aus dem Dorfkern wurde ermöglicht durch den Verkauf des Anwesens Hs.
Nr. 18 „Gasthaus zur Krone“, wo eine Gastwirtschaft u. Landwirtschaft mit Schreinerei im Nebenerwerb
geführt wurde.
Eigentümer/Familien:
1907 Sinning Heinrich u. Anna. Elisabeth geb. Meyfarth verw. Dittmar
1940 Sinning Wilhelm u. Elisabeth Sinning geb. Witzel
1942 Sinning Elisabeth geb. Witzel
1948 Kurzrock Elisabeth geb. Witzel verw. Sinning u. Justus Kurzrock
1965 Helmut Sinning u. Ingrid Sinning geb. Metz
Folgende Berufe und Gewerbe wurden
in dem Anwesen betrieben:
Ackermann (BauerLandwirt) und im
Nebenerwerb Schreinerarbeiten mit
Möbelhandel im Katalogverkauf
bis 1923
Landwirtschaft bis 1981
143
03-6 | Haus- und Familienblätter
In dem damals benannten „Vorderdorf“ wurden ab dem Ende des 19. und zu Beginn des 20.
Jahrhunderts erstmals neue Häuser in der massiven Bauart mit Sand. und Ziegelstein erstellt
und lösten den über jahrhundertalten Baustil im Fachwerkbau ab. Neben den bereits im Jahr
1898 erbauten Forsthaus in der Jahnstraße und der neuen Schule in der Ortsmitte gehörten der
Hof Sinning aus dem Baujahr 1907, am Ortseingang und ein weiterer Hof Hofmann/Sinning in
der Riedforststraße Nr.36, zu den ersten Häuser mit einem Ziegelstein Mauerwerk im massiven
Baustil.
Wir beenden unsere Reise von der Ortsmitte zum Ortsausgang in Richtung Melsungen
und blicken noch einmal auf Schwarzenberg zurück.
Die Ortsansicht aus dem Jahr 1950 zeigt ein Dorf mit ca. 54 Anwesen/Häuser und die Ansicht
aus dem Jahr 2011 zeigt die Entstehung zu einem Ort mit ca. 197 Häusern. Dieser Stand ist gegründet
auf der Basis der guten wirtschaftlichen Entwicklung sowie der günstigen Lage zu Melsungen
und den Arbeitsplätze in der Industrie, dem Handel u. Handwerk.
144
Urkunden | 03-7
Urkunden zur Dorfentwicklung
von Adolf Seitz
Immer, wenn mit dem Kirchturm auch die
Wetterfahne unserer Kirche restauriert wurde,
legte man in ihren Knopf, Urkunden über die
Verhältnisse zur Zeit der Reparatur im Dorf.
So auch in den Jahren 1907, 1950 und 1995.
Sie sind auch Zeugen für die Entwicklung unseres
Dorfes. Zwei dieser Urkunden sind als
Kopien vorhanden, der Wortlaut der dritten
steht in „700 Jahre Schwarzenberg“ von Lehrer
Gert Rosenstock aus dem Jahr 1964.
Eine Kopie einer weiteren Urkunde mit Dienstsiegel
der Gemeinde Schwarzenberg, geschrieben
von Kurt Tews stammt vermutlich
aus dem Jahr 1966. Der Anlass für die Erstellung
dieser Urkunde ist nicht bekannt.
Wortlaut der Urkunden
Die erste Urkunde stammt aus dem Jahr
1907. Sie ist in der damals üblichen Kurrentschrift
(Deutschen Schrift) ge und vom damaligen
Bürgermeister Justus Sondermann
unterschrieben. Ich habe sie wörtlich übertragen.
Seite 1 der Urkunde von 1907
145
03-7 | Urkunden
Urkunde
über die Gemeinde Schwarzenberg, dieselbe
wurde bei einer Reparatur des Kirchturms von
dem Dachdeckermeister Dietrich von Wichdorf
(bei Gudensberg), in den Knopf gelegt und
zwar wurde die obere Kuppel des Turmes neu
mit Schiefer eingedeckt und die Wände ausgebessert,
die Kosten belaufen sich rund auf
200 Mark; buchstäblich Zweihundert Mark.
Noch sonstige hiesige Gemeindeangelegenheiten
1. Die Einwohnerzahl beträgt in diesem Jahr
313 Seelen
Und zwar männliche über 14 Jahre 89
Und zwar weiblich über 14 Jahre 113
Unter 14 Jahre männlich und weiblich 111
Zusammen
313 Seelen
Wohnen z.Z. in 59 Haushaltungen dahier.
2. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember
1906 sind in der hiesigen Gemeinde 20
Pferde, 130 Stück Rindvieh, 4 Schafe, 259
Schweine vorhanden gewesen.
3. An Steuern werden erhoben
Umlagesteuer 150 %
Verkoppelungszinsen je nach der Größe
der Grundsteuer
Wassersteuer pro Haushaltung jährlich 7
Mark. Vieh über 1 Jahr alt jährlich 1 Mark.
Ziegen und Schweine ausgeschlossen.
Das Wachtgeld wird haushaltungsweise
aufgebracht.
4. Nach der LandgemeindeOrdnung für die
Provinz Hessen Nassau vom 4. August
1807 besteht in der hiesigen Gemeinde eine
Gemeindevertretung; diese besteht aus
dem Bürgermeister Justus Sondermann,
dem I. Schöffen Valentin Waldschmidt,
dem II. Schöffen Jostheinrich Reinbold und
dem Schöffenstellvertreter Justus Hofmann
a.d. und 9 Gemeindevertretern und
zwar der
I. Klasse
1. Konrad Riedemann Landwirt
2. Wilhelm Schill Gastwirt
3. Heinrich Emmeluth II Landwirt
II. Klasse
1. Christian Seitz Landwirt (Krieger von
1870/71)
2. Heinrich Emmeluth Landwirt
3. Sebastian Kördel Landwirt
III. Klasse
1. Konrad Meyfarth Weißbinder
2. Lorenz Riedemann Weißbinder
3. Heinrich Peter Invalid
Sonstige Gemeindebeamten
1. Heinrich Mainz Gemeinderechner
2. Valentin Kieber Ortsdiener
3. Heinrich Michael Ruppel Nachtwächter
5. Die Schule
1. Lehrer Konrad Schmidt, ledig, geb.
vorm in Obergude Kr. Ro
2. Schulkinder 72
6. Die Kirchenbehörde
1. Pfarrer Eberth wohnhaft in Melsungen
2. Kirchenälteste Justus Hofmann und
Heinrich Böddiger
3. Kastenmeister Heinrich Emmeluth II
Aufgestellt
Schwarzenberg den 31. Juli 1907
Der Bürgermeister
Sondermann
146
Urkunden | 03-7
Urkunde 1950
Urkunde vermutlich 1966
Anlässlich einer Turmreparatur in 1950 wurde
eine Urkunde in einer versiegelten Flasche in
der Turmspitze des Kirchturms deponiert.
Lehrer Rosenstock hat den Wortlaut in seiner
o.g. Schrift wie folgt aufgeschrieben:
„Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg 1939
1945 in nicht leichten Zeiten ist es notwendig
geworden den Kirchturm neu einzudecken. Es
muss gespart werden, deshalb werden nur die
notwendigsten Arbeiten ausgeführt.
Es wurden neu eingedeckt, die Ost West und
Südseite des Turmhelms, sowie die West und
Südseiten der Turmwandflächen, die anderen
Seiten wurden repariert.
Der Kostenaufwand für diese Arbeiten beträgt
1500. DM.
Es amtieren zur Zeit der Bürgermeister Adam
Hofmann, die Schöffen Justus Hofmann und
Justus Sohl.
Die Gemeindevertreter: Karl Riedemann, Konrad
Riedemann, Christian Jacob, Ernst Ruppel
Heinrich Blumenstein, Hermann Schneider
und Heinrich Sondermann.
Gemeinderechner: Johannes Rode.
Gemeindediener: Konrad Braun.
Poststelle: Heinrich Schmoll.
Gastwirtschaft: Bangert.
Lehrer: Peter Schmidt und Eduard Ungar.
Die Pfarrer:
Biel, Fischer und Eibich aus Melsungen.
Deutschland ist durch den verlorenen Krieg in
Besatzungszonen aufgeteilt, in die amerikanische,
britische, französische und die sowjetische
Zone.
Durch die Evakuierung vieler Menschen aus
den 0stgebieten, dem Sudetenland und den
zerstörten Städten ist die Einwohnerzahl von
300 vor dem Kriege auf 500 zur Zeit gestiegen.
Die Arbeiten wurden im Oktober 1950 von
dem Dachdeckermeister Heinrich Pfaar in Melsungen,
den Gesellen Justus Heinze, Christoph
Münscher, Peter Günther, Lehrling Alois
Turnwald, Hilfsarbeiter Georg Becker ausgeführt.“
Urkunde der Gemeinde Schwarzenberg
Einwohner 357
davon männliche 181
weibliche 176
Kinder unter 14 Jahre 84
Haushaltungen 110
Bürgermeister: Hans Schneider
1. Beigeordneter: Heinrich Riedemann I
2. Beigeordneter: Kurt Klemens
Gemeindevertretung
Heinrich Riedemann II
Konrad Hofmann
Heinrich Möller
Konrad Anacker
Jakob Steube
Erich Riedemann
Hans Seitz
Gemeinderechner: Konrad Seitz
Haushaltsplan DM 60.000
Grundsteuer A 230 %
B 230 %
Wassergeld DM 20
(PausschalBetrag pro Familie)
Lehrer: H. Sinning, Melsungen
Die Schule wurde 1965 renoviert und durch
einen Anbau erweitert. Die Kinder des 7. – 9.
Schuljahres besuchen seit dem Jahre 1964 die
Volksschule in Melsungen.
Ortsbrandmeister: Jakob Steube
Turn u. Sportverein
1. Vorsitzender: Heinrich Worst
Gesangverein
1. Vorsitzender: Heinrich Helper
Pfarrer seit 1957: Hermann Drüner
Kastenmeister: Ludwig Kördel
Kirchenvorstand: Georg Seitz
Stellvertretende Vorsitzende: Lisa Jäger, Kurt
Klemens, Hans Löwe, Heinrich Malkus, Heinrich
Möller
147
03-7 | Urkunden
Die Kirchengemeinde Schwarzenberg gehört
seit 1956 zum neugegründeten Pfarramt und
Kirchspiel Röhrenfurth.
Der Kirchenvorstand hat beschlossen 1967 die
Kirche innen zu renovieren und bei dieser Gelegenheit
auch umzugestalten.
Geplant ist:
Wegnahme der Seitenempore, Verlegung des
Eingangs an die Turmseite,
Windfang zwischen Eingangstür und Innenraum,
neuer Fußboden,
neue Bänke, die etwas vorgezogen werden,
Umgestaltung des Altarraums,
neuer Anstrich, sowie neue Beleuchtung.
Gemeinde Schwarzenberg
Urkunde 1995
Diese Urkunde wurde von der Kirchengemeinde
Schwarzenberg anlässlich der Sanierung
des Kirchturms im Jahr 1995 erstellt und im
Turmknopf der Wetterfahne deponiert.
Urkunde der Gemeinde Schwarzenberg
Schwarzenberg ist seit dem 01.01.1974 keine
eigenständige Gemeinde mehr, sondern
Stadtteil von Melsungen.
Weitere Stadtteile von Melsungen sind in Röhrenfurth,
Kirchhof, Kehrenbach, Günsterode,
Adelshausen und Obermelsungen.
Einwohner von Melsungen und den
Stadteilen : 14.743
Bürgermeister: K.H. Dietzel
Schwarzenberger Stadtverordneter im
Melsunger Stadtparlament:
Bernd Engelhardt
Melsungen als Mittelzentrum im Schwalm
EderKreis verfügt über eine gute Infrastruktur
und ist industrieller Schwerpunkt im Fuldatal.
Der Altkreis Melsungen hat mit 7,8 %
die geringste Arbeitslosenquote in ganz Nordhessen.
Die Grundsteuer beträgt 250 %
Die Gewerbesteuer beträgt 320 %
Wassergeld cbm DM 2,30
Abwasser cbm DM 3,50
Schulen:
Die Grundschüler besuchen die ChristianBitterSchule
in Melsungen
Weiterführende Schulen sind die:
1. Gesamtschule Melsungen
2. Gymnasiale Oberstufe Geschwister
SchollSchule
3. Berufs und Berufsfachschule Radko Stöckel
Schule
Schwarzenberg
Einwohner Stadtteil Schwarzenberg 457
männliche 224
weibliche 233
Ausländer: 5 männlich / 3 weiblich
Religionszugehörigkeit:
367 evangelisch
22 katholisch
68 sonstige
Bürgermeister nach 1945:
Justus Sohl
Adam Hofmann
Heinrich Kördel
Hans Schneider
Ortsvorsteher seit dem 01.01.1974:
Hans Schneider bis 31.01.1987
Otto Siemon 01.03.1987 30.04.1989
Horst Riedemann seit dem 01.05.1989
Ortsbeirat 1995:
Karl Wenzel
Manfred Tews
KarlHeinz Helper
Kurt Hofmann
Horst Riedemann
Im Zuge der guten wirtschaftlichen Entwicklung
ist in Schwarzenberg ein Neubaugebiet
entstanden. Nach dem Krieg 1945 wurden 63
Häuser gebaut.
In 1970 wurde die Friedhofshalle gebaut. Seit
1974 wird der Friedhof von der Stadt Melsungen
verwaltet.
In 1968 wurde die Schule in Schwarzenberg
geschlossen.
148
Urkunden | 03-7
Das einzige Lebensmittelgeschäft im Ort
Ludwig Kördel Inh. Waltraud Gießler wurde
am 31.12.1994 geschlossen.
Landwirtschaft
In der Landwirtschaft hat sich ein wesentlicher
Strukturwandel vollzogen. So wurden
z.B. für Flächenstilllegungen Prämien gezahlt.
Vollerwerbslandwirt:
Es existiert nur noch mit Gerhard Hofmann 1
Vollerwerbslandwirt. Der Schwerpunkt in seinem
Betrieb ist die Viehzucht. Diese besteht
aus: 95 Bullen, 110 Schweinen, 150 Ferkeln.
Nebenerwerbslandwirte:
In den Nebenerwerbsbetrieben gibt es: 2
Milchkühe, 10 Reitpferde, 38 Schafe, 30 Rinder
und Ammenkühe, 65 Schweine.
Ackerbau:
Es wird im wesentlichen Roggen, Weizen,
Gerste, Hafer, Raps und Mais angebaut. Nur
noch 2 Nebenerwerbslandwirte bauen Kartoffeln
für den Eigenbedarf an.
Preise je 100 kg: Roggen und Weizen 18 DM,
Raps 25 DM + Zuschüsse aus der EG.
Vereine
1. Turn & Sportverein Schwarzenberg
1. Vorsitzender: Horst Sonnenschein
Mitglieder: 270
Abteilungen: Fußball und Damengymnatik.
Abteilung Fußball: 1. Mannschaft,
2. Mannschaft, Altherren.
Jugendfußball: Spielgemeinschaft mit Melsungen.
Besondere Ereignisse
1. In 1959 wurde der Waldsportplatz auf
dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs
errichtet.
2. In 1987/88 wurde die Sportanlage erneuert
und das Umkleidehaus gebaut.
3. In 1995 stieg die 1. Mannschaft in die
Bezirksliga auf
2. Gemischter Chor Schwarzenberg
1. Vorsitzender: Meinolf Stamm
Mitglieder: 128
Chorleiter: Helmut Jakob
Besondere Ereignisse
1. Jährliches Adventskonzert in der Kirche
seit 1986
2. Singen in der Kirche beim Erntedankfest
3.Teilnahme an regionalen Konzerten
3. Freiwillige Feuerwehr Schwarzenberg
1. Vorsitzender: KarlHeinz Helper
Mitglieder: 130
Jugendfeuerwehrmitglieder: 19
1 Löschfahrzeug
Besondere Ereignisse
1. Anbau des Feuerwehrgerätehauses in
1994 an das Dorfgemeinschaftshaus.
4. Natur und Wanderfreunde Schwarzenberg
1. Vorsitzender im Wechsel: z.Zt. Kurt
Siebert
Besondere Ereignisse
1. Jährliche Veranstaltung des Lindenfestes
mit Gottesdienst unter der Linde.
2. Dorfverschönerung durch Aufstellen von
Ruhebänken und einer Hinweistafel als
Dorfchronik.
5. Kabarett SpottlichtBühne Schwarzenberg
Vorsitzender: Bernd Köhler
Besondere Ereignisse
5. Aufführungen in jedem Winterhalbjahr und
Gastspiele verschiedener kultureller Gruppen
innerhalb des Kultursommers Nordhessen.
Evangelische Kirchengemeinde
Ehemalige Pfarrer: Wilhelm Schuchhardt,
Hartmut Sippel, Harry Knuth.
Pfarrer seit 1993:
Carsten KöstnerNorbisrath
149
03-7 | Urkunden
Kirchenvorstand:
Vertretung in der Kreissynode: Elke Frieler;
Renate Alter, Marlene Schanze, MarieLuise
Siemon, Heike Siemon, Adolf Seitz, Manfred
Tews.
Kirchenälteste: Ludwig Kördel, Kurt Tews.
Küsterin: Lieselotte Worst.
Jugendarbeit: HansGünter Späth (zuständig
für die Kinder und Jugendarbeit Melsungen
Land), Sabine Kördel.
Kindergottesdienst: Sonja Tews, Heike Siemon,
Sabine Löser, Adele Jarka.
Besondere Ereignisse
In 1987 wurden die Grundmauern der Kirche
trocken gelegt und die Außenmauern befestigt.
In 1992 wurde das evangelische Gemeindehaus
errichtet.
Im Jahre 1995 musste der Kirchturm grundlegend
saniert werden, da durch die Schäden in
der Verschieferung und durch eindringendes
Wasser Verschalung und Balken Schaden genommen
hatten.Die schadhaften Balken wurden
ersetzt, die Verschalung erneuert und der
Turm neu verschiefert. Im Zuge dieser Baumaßnahme
wurde auch die Wetterfahne überholt.
Folgende Firmen haben diese Arbeiten ausgeführt:
Fa. Hablik aus Melsungen – Dachdeckerarbeiten
Fa. Hahn aus Rotenburg – Zimmererarbeiten
Fa. Singer und Schmidt aus Beuern Überholung
der Wetterfahne
Fa. Ebert aus Röhrenfurth Malerarbeiten
Die Baumaßnahme wurde betreut vom Architekten
Fuchs des Architekturbüros Lengemann
in Grebenau. Die Kosten betrugen DM 96.000.
Diese Summe beinhaltet DM 79.000 Zuschuß
der Landeskirche und DM 17.000 Baulastpflicht
der Stadt Melsungen.
Die dringend notwendige Innenrenovierung ist
für das kommende Jahr beantragt und kann,
wenn entsprechende Mittel der Landeskirche
zur Verfugung stehen, durchgeführt werden.
Schwarzenberg , den 24.08.1995
Pfarrer
Die Kirchenältesten
Der Kirchenvorstand
150
Gemarkung Schwarzenberg | 04-1
4
Flur
151
04-1 | Gemarkung Schwarzenberg
Gemarkung Schwarzenberg
von Adolf Seitz
Teil der Gemarkung rechts der Fulda mit Höhbach (1), Rosengrundgraben (2), Heidelgraben (3), Eulersgraben
(4)
Das Gesicht unserer Landschaft wurde in vielen
Millionen Jahren durch die Einwirkung von
Naturgewalten geprägt. Im Laufe der Erdgeschichte
haben neben Verschiebungen der
Erdkruste, der Hebung von ganzen Gebirgsketten,
der Überflutung durch Meere, Vulkanausbrüche
und auch der Einfluss des Wetters
unsere Heimat so gestaltet, wie wir sie heute
kennen.
Größe und geologischer Aufbau
Die Gemarkung Schwarzenberg hat eine Größe
von ca. 1035 Hektar (ha). Sie liegt beiderseits
der Fulda und grenzt im Norden an die
Gemarkungen von Röhrenfurth und Empfershausen,
im Osten an die von Kirchhof und
Kehrenbach, im Süden an die von Melsungen,
und im Westen an die von Melsungen und
Röhrenfurth. Der größte Teil der Gemarkung
liegt rechts der Fulda, die in nördlicher Richtung
dem Meer zustrebt und dabei ca. 1,2 Kilometer
durch die Schwarzenberger Flur fließt.
Östlich des Dorfes steigt das Gelände an, es
wird durch Raine und Böschungen geprägt.
Über sanftes, (Erlen, Heide, Zimmertriesch),
teils steiles Gelände (Metzewinkel), erreicht
man den die Felder begrenzenden Wald.
Vier kleine Täler oder Gräben durchschneiden
diese Landschaft in der Nähe der Ortslage in
Ost – West Richtung. Beginnend im Norden
sind dies der Höhbach, („Vor der Harth“), der
Rosengrundgraben (Verlängerung „Zur Kroneneiche“,
links am Friedhof vorbei, Richtung
Sportplatz), der Heidelgraben (Verlängerung
„Schützenstraße“) und der Eulsgraben oder
Eulersgraben (Direkter Zugang zur „Tongrube“).
152
Gemarkung Schwarzenberg | 04-1
Die Bächlein, die früher in diesen Tälern flossen,
spielten bis zum Bau der Wasserleitung
in 1902 eine wichtige Rolle in der Wasserversorgung
für Mensch und Vieh. Heute führen
nur noch Höhbach und Heidelgraben Wasser,
das aber in der Ortslage teilweise unterirdisch
der Fulda zufließt. Das Nass des Heidelgrabens
stammt überwiegend aus dem Überlauf
der alten Schwarzenberger Trinkwasserquelle,
die nach dem in 1975 erfolgten Bau des Hochbehälters
in den Erlen, nicht mehr benötigt
wurde.
zur Landstraße nach Hessisch Lichtenau, dann
neben der Kreisstraße nach Kehrenbach bis
zum Sandgraben. An ihm und der Kehrenbacher
Feldflur entlang führt die Grenze wieder
hoch zum Sälzerweg und bis zum „Zwickel“
oberhalb von Kehrenbach. Von dort geht sie in
Richtung Empfershäuser Gemarkung und
zieht sich dann in einem Bogen durch das
Breitenbachtal in Richtung „Hospitalsgrund“
(Waldgaststätte Rose). Von dort verläuft die
Grenze am Waldrand Richtung Schwarzenberg
zum Kriegenberg, an dessen Ende sie, den alten
Fuldaarm, Bahn und Fulda in Richtung
Westen überquert. Sie umschließt auf der linken
Fuldaseite die Flurstücke „Unterm Berge,
Die Breitenländer, Fischberg, Rotlauf und
Kannberg“, die sich von der Fulda über die
Bundesstraße 83 und den Wendesberg hinauf
in Richtung Steinwaldskopf ziehen. In der Mitte
des Wendesbergs überquert sie in östlicher
Richtung Bundesstraße 83 und Fulda, verläuft
auf ihrer Ostseite ein Stück parallel zum Fluss
in Richtung Melsungen, um dann zwischen der
Firma B. Braun und der Kläranlage über die
Bahnstrecke wieder zum Wohngebiet Huberg
zu führen.
Der höchste Punkt der Gemarkung ist der
Heiligenberg mit 439 m Höhe (nicht zu verwechseln
mit dem Heiligenberg bei Gensungen)
nahe der Kroneneiche, die am Sälzerweg
steht.
Höhbach neben der Jahnstraße
Der Wald, in den die Täler münden und durch
den die alte Salzstraße, der „Sälzerweg“, nach
Nordosten führt, hat eine Fläche von ca. 784
ha. Er gehört zum Riedforst. Ein weiteres
Waldstück mit ca. 2 ha befindet sich am Wendesberg
auf der Westseite der Fulda. Somit
besteht die Gemarkung Schwarzenberg aus
ca. 786 ha Wald und ca. 249 ha Feldflur.
Die Gemarkungsgrenze, die eine Länge von
ca. 21 Kilometern hat, verläuft vom Huberg
über die Tongrube hinunter in das Kehrenbachtal,
umfasst die Kaiserau, zieht sich am
Waldrand oberhalb der Kirchhöfer Feldflur an
der Kroneneiche vorbei, verläuft erst parallel
Unserer Feldflur
Wahrscheinlich war um 1200 der größte Teil
der Gemarkung noch mit lichten Wäldern bedeckt
und es fehlte an Ackerland. Deshalb
verfügte 1214 der Landgraf Hermann I. Rodungen
von Waldungen, die auch in großem
Maße erfolgten. Mit dem Ende des 13. Jahrhunderts
hörten die Rodungen vorläufig auf;
danach hat sich an dem Verhältnis Feld –
Wald nicht mehr viel geändert. Ab dieser Zeit
wurde die Pflege der Äcker und Wiesen intensiviert.
Man ging sozusagen vom Abweiden
der Wiesen durch das Vieh, zum Abernten
derselben über.
Das Aussehen der Feldflur änderte sich im
Laufe der Jahrhunderte immer wieder durch
Eingriffe der Menschen. Vor allem in Kriegsund
Notzeiten zwischen 1676 und 1920 wurden
immer wieder kleinere Parzellen Wald ge
153
04-1 | Gemarkung Schwarzenberg
genüber Grebenau begonnen wurde, brachte
Veränderungen in der Gemarkung Schwarzenberg
mit sich. Der Lauf der Fulda wurde verändert
und Schwarzenberg musste der Bahn
ca. 38 Acker (ca. 9 ha) Gelände abgeben. Es
handelte sich neben der Fläche für die eigentliche
Bahntrasse noch um Parzellen am Burggraben,
beim Hilgengarten, und Eulsgraben.
Auf dem Grundstück beim Hilgengarten (Ortseingang
von Röhrenfurth) errichtet die Bahn
in 1854 ein Bahnwärterhaus, das später von
den Familien Weber und Steuber bewohnt
wird. Es wurde in 1965 bei der Elektrifizierung
der Strecke abgerissen.
Am Ortsausgang Richtung Melsungen baut die
Bahn in 1867 ein Bahnwärterhaus mit Stallung
und Hofreyde (Hofraum). Es wurde früher
von den Familien
Möller, Schade, Umbach,
Lengemann,
Wagner bewohnt. Heute
lebt die Familie Müller
in dem Haus.
Der Gemeindesteinbruch, seit 1901 außer Betrieb,
lag an der Waldstraße (unterhalb des
Schießstands). Vor dieser Zeit war er wohl am
Karlshagen; aus ihm sollen Steine zum Bau
des Eisenbahnviadukts in Melsungen gebrochen
worden sein. In 1902 wurden Steine im
Eulsgraben gebrochen.
Die Tongrube wird bereits in 1458 als Tonkaute
erwähnt. Sie lag auf dem Karlshagen in
der Nähe des Sälzerwegs. 1906 wurde ein
Stück Land (ca. 1 Hektar) am Eulsgraben an
den Tongrubenbesitzer der Melsunger Tonwerke
G. Gagel für 1.000 Mark samt Überfuhrrecht
verkauft.
Nach Bereinigung und
Rückgabe verschiedener
Parzellen behielt
die Bahn endgültig ca.
25 Acker (ca. 6 ha)
Fläche, für die sie einen
Grundsteuerbetrag von
64 RM zahlen musste
Durch die Verkoppelung
(s. bes. Beitrag)
die von 1882 – 1903
statt fand, veränderte sich, im Gegensatz zu
einer bereits im Jahr 1706 erfolgten ersten Flurteilung,
das Aussehen der Feldflur grundlegend.
Insgesamt wurden Acker und Wiesenflächen
von ca. 240 Hektar neu aufgeteilt und
durch ein Netz von Feldwegen zugänglich gemacht.
Im Zuge dieser Flurbereinigung wurde
auch die Bodenwertigkeit (Bonität) der einzelnen
Grundstücke ermittelt und in den Rezessakten
der Verkoppelung festgehalten. In ihnen
wurden auch die gemeinschaftlichen
Anlagen, wie Lehmgrube und Steinbruch erwähnt.
Die Lehmgrube befand sich zuerst im
Leimenland im Metzewinkel, später auf der
Heide, dann vor der Vor der Hardt (Voßfohle).
Im September 1903 war sie an Andreas Landgrebe
verpachtet.
156
Kläranlage und Bauamt der Stadt Melsungen liegen in der Schwarzenberger
Feldflur
Ein weiterer Grund für Flurveränderungen in
der Gemarkung Schwarzenberg war der Bedarf
an Flächen für die Veränderung der Infrastruktur
und die Errichtung von Gebäuden.
Durch den Bau eines Sportplatzes mit den erforderlichen
Anlagen und Gebäuden begann in
1959 am Waldrand oberhalb des Rosengrundgrabens
eine Veränderung der Landschaft, die
bis 2009 andauerte.
Die von der Stadt Melsungen in 1970 (Landankauf
1966) in Betrieb genommene Kläranlage
am Schwarzenberger Weg befindet sich,
genau wie das neu errichtete Bauamt, in der
Schwarzenberger Feldflur. In 1974 kaufte die
Stadt Melsungen von Schwarzenberger Bürgern
am Huberg landwirtschaftlich genutzte
Flächen (ca. 15 ha) auf, um dort ein Neubaugebiet
anlegen zu können. Zirka 5 ha dieser
Fläche sind mittlerweile bebaut.
Gemarkung Schwarzenberg | 04-1
In unmittelbarer Nähe des Dorfes veränderte
die Gemarkung ihr Aussehen durch den Bau
von Häusern in der Blumenstraße, auf der
Steinbinge, vor der Harth, dem Seckenbach
und in den Erlen.
1975 änderte sich das Landschaftsbild durch
den Bau eines Hochbehälters in den Erlen für
die Trinkwasserversorgung der Gemeinde.
Der Bau der ICEStrecke zwischen Kassel und
Fulda (Inbetriebnahme in 1991) veränderte
die Flur insofern, dass das Höhbachtal durch
ein 80 Meter langes Gleisstück zwischen dem
Ausgang des Hainbuchtunnels (1.520 m) und
dem Eingang des Kaiserautunnels (1.861 m)
durchschnitten wurde.
Auch Veränderungen in der Lebensweise der
Menschen wirkten sich auf das Aussehen der
Landschaft aus. Es gab bis in die 1960er Jahre
kleine Nebenerwerbslandwirte, Ziegenhalter
und Stallhasenbesitzer. Diese hatten teilweise
nicht genügend eigene Wiesen um das
benötigte Futter für ihre Tiere zu erwirtschaften.
Sie mähten deshalb Feldwege, Böschungen
und Raine. Auch die Uferstreifen an der
Fulda waren heiß begehrt. Um immer ausreichend
Futter ernten zu können, wurde darauf
geachtet, den Wildwuchs auf diesen Grundstücken
zu verhindern. Mit der Aufgabe der
Landwirtschaft und der Haltung von Ziegen
und Hasen blieben die vorher bewirtschafteten
Flächen sich selbst überlassen und die Natur
holte sich ihr Terrain zurück. Es entstanden
große Hecken, und Bäume, die nicht von
Menschen gepflanzt wurden, wuchsen in die
Höhe. Man kann sagen, dass der Mensch der
Natur das zurückgab, was er ihr im Laufe der
Jahrhunderte in harter Arbeit abgerungen
hatte. Nutznießer dieser Verwandlung sind in
jedem Fall die Tier und Pflanzenwelt.
Bodenbeschaffenheit
Fruchtbares Schwemmland gibt es trotz des
hier verhältnismäßig breiten Fuldatals nur wenig.
Auch an den steilen Hängen findet man
es nur selten. Daher schwankt die Fruchtbarkeit
der in der Gemarkung gelegenen Kulturflächen.
Was die geologische Formation betrifft, so besteht
sie zu fast 70 % aus Bundsandstein, und
zwar dem mittleren Buntsandstein. Die rote
Farbe des durch rot gefärbte tonige Bindemittel
zusammengehaltenen Sandes ist überall zu
sehen.
Der mittlere Buntsandstein tritt im Haarberg,
wo sich früher auch ein Steinbruch befand,
auf. Der obere Buntsandstein (Mergel und
Röt) ist vor der Hardt zu finden. Muschelkalk
fehlt vollständig. Die fruchtbaren Tertiärablagerungen
sind im Laufe der Zeiten abgewaschen
worden. Vereinzelte Reste von Tertiärtonen
finden sich in der Tongrube, sandige
Tone in sogenannten Tonnestern auch auf den
Fuldawiesen.
Quarzitblöcke, die während des 2. Weltkrieges
verwertet wurden, fand man vor den Erlen
und zum Teil in der ehemaligen Sandgrube auf
dem „Gelben Sande“. Diese Sandgrube wurde,
obwohl sie in der Melsunger Gemarkung
lag, schon immer von den Schwarzenbergern
genutzt. Sie blieb auch nach der Verkoppelung
Eigentum der Gemeinde Schwarzenberg und
wurde immer wieder an sogenannte „Sandgräber“
verpachtet, die einen gewissen Anteil
der Einnahmen aus dem Sandverkauf behalten
durften. So erhielt z.B. Georg Barthel in
1927 von dem Verkaufspreis von 1,50 Mark
für einen Kubikmeter Sand, 1,00 Mark. Der
Rest kam der Gemeindekasse zugute. Wenn
sich keine Pächter fanden, mussten Gemeindebedienstete
wie Dorfdiener und Nachtwächter
die Sandgrube betreiben.
Die Angaben über die Qualität des Bodens
(Bonität) anlässlich der Verkoppelung zeigen,
dass bei einer Einteilung der Bodenklassen
damals von römisch 1 10, (I war der ertragreichste
und X der ertragärmste Boden), der
überwiegende Teil der Böden, sowohl beim
Ackerland, als auch bei den Wiesen im Bereich
der Klassen IV bis VII liegt. Reine Böden sind
eher die Ausnahme. Meistens sind unter dem
Mutterboden Mischböden wie z. B. SandLehm
oder Sand vorhanden.
Flurnamen
Die Flurnamen sind so alt wie Siedlungen
selbst. Die ersten Siedler gaben Häusern,
Wiesen und Äckern Namen, die von den
Nachkommen übernommen wurden. Sie
dienten dazu, sich in der Landschaft zu orientieren.
Sie haben sich mit der Entwicklung und
157
04-1 | Gemarkung Schwarzenberg
Veränderung der Sprache im Laufe der Zeiten
geändert. Deshalb sollte man mit Deutungen
vorsichtig sein.
Bezeichnungen wie Sälzerweg, Waldstraße,
Salzacker, Poststraße, Nürnberger Landstraße,
Thüringerstraße deuten aber auf alte Verkehrswege
hin.
Die alten Namen geben auch oft ein Bild der
ehemaligen Flurverteilung wider, wie z.B. die
langen Wiesen, die langen Länder.
Der Name Metzewinkel könnte, auf eine alte
germanische Opferstätte, (Mette – Messe –
Opfer), hinweisen.
Flurnamen berichten auch über den Kulturzustand
unserer Gemarkung aus frühester Zeit:
Über Äcker und Wiesen (Krautländer, Werrwiese),
Huden (In der Hude), Rottland und
Triesche (Kronentriesch), Bäche (Hebach) und
Wasser (Teichwiesen). Bei Waldbeständen geben
sie Auskunft über die Baumarten (In den
Erlen) und den Bodenbewuchs (Auf der Heide).
Sie sagen auch etwas aus über die Bodengestaltung:
Berge (Haarberg, Heiligenberg,
Fischberg) und Gräben (Eulsgraben, Heidelgraben).
Sie bezeichnen auch die genauere
Lage (An den Erlen, über den Zäunen).
An tatsächliche oder sagenhafte historische
Ereignisse erinnern z.B. die Flurnamen Karlshagen
und Kaiserau. Auf ehemalige Besitzverhältnisse
weisen das Junkersfeld und das
Pfarrland hin. Galgenrain ist ein Hinweis auf
die Rechtsprechung im Mittelalter.
Nach alten Aufzeichnungen gibt es in der Gemarkung
Schwarzenberg unter anderem folgende
Flurnamen:
Rechts der Fulda: In der Hude, vor der
Hardt, Galgenrain, Hebach, Über den Zäunen,
Wehrsländer, Metzewinkel, Rosengrundsgraben,
Steinbiege, Auf der Heide, Heidelgraben,
Karlshagen, Seckenbach, Molkewiese, Junkersfeld,
am Junkersfeld, An den Erlen, die
Erlen, Brechmannswiesen, Eulsgraben, Thonkäuten,
die langen Länder, im Eulsgraben, auf
der Waldstraße, Wangergraben, die Wehrsländer,
an den Wehrsländern, zwischen den Wegen,
Weidenpflanzung, an der Werrwiese,
Werrwiese, Teichwiesen, die weiße Wiese, die
langen Wiesen, Gehege, Kronentriesch, Auf
der Hufe, Krautländer, Kaiserau, Pfarrland,
Pfarrwiese.
Links der Fulda: Unterm Berge, die Breitenländer,
Fischberg, Rotlauf, Kannberg.
Dies sind die amtlichen Flurnamen. Im allgemeinen
Sprachgebrauch der Menschen haben
sich im Laufe der Jahre für diese Flurnamen
und einzelne Flurstücke mundartliche Varianten
entwickelt. Hier einige Beispiele für Teile
der Flurbezeichnung:
Vor der Hude:
Loßgraben, Knatz, Zimmertriesch
Vor der Hardt:
Haarberg, Horberg, Voßfohle
Steinbiege:
Stenbichel, Vorm Rore, Steinbinge
Die Wehrsländer: Salzacker, Kütte.
Kronentriesch: Koppelhude, Pferdehude.
Alte Flurnamen leben nur noch im Volksmund,
auf alten Flurkarten und Steuerkatastern. Sie
werden auch dann wieder in Erinnerung gerufen,
wenn Baugebiete erschlossen werden und
dazu Grundstücke ver und gekauft werden.
Es ist sinnvoll, wenn man in die Vergabe der
neuen Straßennamen die alten Flurbezeichnungen
mit einfließen lässt, um sie der Nachwelt
zu erhalten. Dies ist in Schwarzenberg
zum Beispiel bei den Straßenbezeichnungen
Zur Hute, Vor der Harth, Zum Metzewinkel,
Steinbinge, Seckenbach und In den Erlen, geschehen.
Blick auf „Die Erlen“
158
04-1 | Gemarkung Schwarzenberg
verliefen. Dort beginnt auch der Hohlweg,
durch den die „Nürnberger Landstraße“ vom
Wendesberg wieder hinunter in das Fuldatal
führte.
Auch am Kriegenberg an der Gemarkungsgrenze
zu Röhrenfurth gibt es noch einige alte
Grenzsteine. Einer von ihnen steht an der
Waldspitze des Kriegenbergs. Auf seiner
Schwarzenberg zugewandten Seite findet man
die Bezeichnung SB 1752 (Schwarzenberg
1752), auf der nach Röhrenfurth zeigenden
Seite das Kennzeichen N Z RF 1752 (Nr. 2
Röhrenfurth 1752).
Bei der Festlegung der Grenzen ging es nicht
immer friedlich zu. Ein Vermerk in einer Flurkarte
von Melsungen aus dem Jahr 1615
zeigt, dass Melsungen die Gemarkungsgrenze
im Bereich Fulda/Huberg gern etwas in Richtung
Schwarzenberg verschoben hätte, wogegen
die Schwarzenberger sich aber wehrten.
Auch in den Jahren von 1711 bis 1716 gab es
Grenzstreitigkeiten zwischen Melsungen und
Schwarzenberg. Das gleiche passierte auch
zwischen Röhrenfurth und Schwarzenberg von
1753 bis 1756 bei der Festlegung der Gemarkungsgrenze.
Außerdem gab es hier auch
noch einen Disput über die Kosten der Grenzziehung.
Diese Streitigkeiten spielen heute keine Rolle
mehr, denn seit der Gebietsreform, die in
1974 abgeschlossen wurde, gehören sowohl
Schwarzenberg als auch Röhrenfurth zur Stadt
Melsungen. Diese hat für die einzelnen Ortsteile,
also auch für Schwarzenberg, jeweils
einen Flächennutzungsplan aufgestellt.
Er enthält eine Beschreibung des Ortes (Lage,
bebaute Flächen, Infrastruktur, usw.), entwickelt
aber auch Aussichten über die künftige
Entwicklung des Dorfes.
So werden z. B. der Bedarf und die Lage künftiger
Baugebiete unter Berücksichtigung von
Umweltaspekten festgelegt, auch um einer
Zersiedlung der Landschaft vorzubeugen.
Solange Menschen das Bedürfnis haben, ihren
Lebensraum nach Schwarzenberg zu verlegen
oder im Ort zu verändern, wird sich auch das
Aussehen der Gemarkung Schwarzenberg
verändern. In welchem Maße das geschieht,
wird die Zukunft zeigen.
Der „Dreimärker“ Lageplan „Dreimärker“ Grenzstein am Kriegenberg
Die Verkoppelung oder Separation
1882 – 1903
In früheren Zeiten sahen die Feldfluren anders
aus als heute. Der Besitz der einzelnen Bauern
hatte nicht die heutige Geschlossenheit.
Das machte die Bewirtschaftung schwierig.
Die Felder wurden nach dem System der seit
800 n. Chr. bekannten Dreifelderwirtschaft
bearbeitet. Sie brachte gegenüber der früheren
Anbauform, dem Landwechsel, bei dem
man immer neues Land erschließen musste,
deutlich bessere Ernten und geregelte Besitzverhältnisse.
Bei der Dreifelderwirtschaft wurde das Ackerland
in drei fast gleichgroße Flächen aufgeteilt.
Es gab die Fläche für das vor dem Winter
gesäte Wintergetreide, (Roggen und Emmer
(Weizen)) und eine zweite, für das nach dem
160
Die Verkoppelung oder Separation 18821903 | 042
Winter gesäte Sommergetreide, (Hafer, Hirse,
Gerste). Die dritte Fläche blieb als Brache
(unbewirtschaftetes Land) liegen, so dass sich
der Boden erholen konnte. Sie diente jedoch
als Viehweide. Im folgenden Jahr wechselte
die Bewirtschaftung der einzelnen Flächen.
Innerhalb der einzelnen Flächen hatte jeder
Bauer mehrere Äcker, die oft auch durch die
Erbfolge, sehr klein waren und auch nicht nebeneinander
lagen. Wälder und teilweise auch
Wiesen gehörten ursprünglich zur „Allmende“,
dem allgemeinen Eigentum und wurden gemeinschaftlich
genutzt.
Beispiel eines Dorfes mit Feldmark (Dreifelderwirtschaft)
Da es damals noch kein Feldwegenetz gab,
über das die einzelnen Bauern ihre Grundstücke
separat erreichen konnten, musste
man, um sein eigenes Feld bearbeiten zu können,
über die Felder anderer Besitzer fahren.
Dadurch entstand der sogenannte Flurzwang,
bei dem nicht nur die gleichzeitige Bestellung
und Ernte, sondern auch ein übereinstimmender
Fruchtanbau erforderlich war. So musste,
bei hintereinander liegenden Feldstücken ohne
eigenen Wegzugang, zuerst das hintere
Grundstück, dann die davor liegenden Parzellen
und zuletzt das vordere Grundstück bestellt
werden. Bei der Ernte war es dann genau
umgekehrt, wobei die Besitzer der
hinteren Felder oft durch nicht konstantes
Wetter benachteiligt waren.
Eine gute und zweckmäßige Bewirtschaftung
der Felder war somit nicht möglich. Um effektiv
arbeiten zu können, mussten mehrere beieinander
liegende Grundstücke zu einer Einheit
zusammengefasst werden, die dann nur
noch einem Eigentümer gehörten.
Deshalb erhob man bereits um 1800 die Forderung
nach einer Zusammenlegung von
Grundstücken, doch diese Pläne wurden in
1823 von der damaligen Regierung mit folgendem
Wortlaut gestoppt: „Die Verkoppelung
(Zusammenlegung) unterbleibt, weil dadurch
der kleine Mann zu Schaden kommt.“
Im Laufe der Zeit merkte man jedoch, dass
mit der althergebrachten Methode der Landwirtschaft
die Bevölkerung nicht ausreichend
versorgt werden konnte. Als es dann um die
Mitte des 19. Jahrhunderts auch noch zu einer
Hungersnot kam, wurde die Verkoppelung
vorangetrieben.
Von der Zweckmäßigkeit der Flurzusammenlegung
hatte man auch in Schwarzenberg
schon jahrelang gesprochen, aber man
scheute die Kosten. Aber dann war es doch so
weit. In 1882 wurde mit der Verkoppelung,
die bis 1903 dauerte, begonnen. Mit der Separation,
wie die Zusammenlegung damals
auch genannt wurde, waren umfangreiche Arbeiten
verbunden. So mussten ca. 187 Hektar
Ackerland, ca. 50 Hektar Wiesen und Weiden
und ca. 2 Hektar Triesche oder Unland bewertet
und neu aufgeteilt werden, was auch die
21jährige Dauer der Verkoppelung erklärt.
Als Triesche bezeichnete man damals wertloses
Land, das auf Grund seiner Beschaffenheit
nicht zur Bearbeitung geeignet schien.
Auch die Beschaffung der Gelder, die man in
die „VerkoppelungsNebenkasse“ einzahlen
musste, brauchte Zeit. Der Wert der zu tauschenden
Grundstücke wurde anhand der Bodenklassen
durch die „Herren Bonitierer“ festgestellt.
Bestehende Rechtsgrundlagen, die
Grundstücke betreffend, mussten beachtet
werden. Über die Veränderungen wurde ein
sogenannter Rezess (Vergleich) erstellt. In
ihm, der in 1903 endgültig abgeschlossen
wurde, stellte man die Verhältnisse von Grund
und Boden und deren Zweck vor der Zusammenlegung
dar und erläuterte die sich ergebenden
neuen Verhältnisse.
Hier sind einige Beispiele (nach Aufzeichnungen
von Lehrer Schmidt) aus dem Rezess:
1. Größe der alten Gemarkung
239,2923 ha Flur5 5281 ha Dorf
2. Größe der neuen Verteilungsmasse
240,6958 ha Flur 5,5281 ha Dorf
3. Mit dieser Neuordnung erfolgt naturgemäß
innerhalb der Gemarkung:
Aufhebung der alten Grenzen: zugunsten der
neuen Grenzen
161
042 | Die Verkoppelung oder Separation 18821903
Aufhebung der alten Wege: neue Wegerechte
Instandhaltung der Wege:
Besichtigung am 1. Nov. jeden Jahres; Wege
und Gräben müssen 30 cm von den Feldern
entfernt sein (Schwengelrecht).
Aufhebung alter Bodenwerte: neue Bewertung
(Bonitierung)
Aufhebung der alten Flureinteilung: neue Gewanne,
alte Flurnamen verschwinden
Aufhebung alter kleiner Pläne: größere neue
Pläne
Aufhebung der alten Huterechte: Stoppelhute,
Wegehute; die Ablösung gegen Geldentschädigung
in dem fiskalischen (dem Staat gehörenden)
Wald hatte bereits 1873/1883 stattgefunden;
Folge: Rückgang der Schafzucht
4. Neuregelung der Gemarkungsgrenzen: mit
Röhrenfurth und dem Gutsbezirk Oberförsterei
Melsungen
Neuregelung des Eigentumsrechts: der Flächen
der HessischenNordbahn, der Nürnberger
Landstraße, der Fulda und Uferstreifen.
Neuregelung über: die Unterhaltung der Ufer,
die Wasserrechte, das Aufschlagen der Spicke
(Steg über die Fulda mit folgender Kostenteilung:
1/3 Eigentümer, 2/3 Gemeinde), die
Tätigkeit der Wegewärter.
Neuregelung des Mitbenutzungsrechts: der
Gemeindewege durch die Forstverwaltung für
Holzabfuhr aus dem Staatswald
Neuregelung des Eigentumsrechts: der 4 fiskalischen
Wege am Metzewinkel und des
Hainbuchenwegs ab Haus Nr. 22 (Riedemann)
5. Grenze, Grenzsteine: Rotschwarze Dreieckssteine.
Die Gemeinde ist verpflichtet
die Steine zu unterhalten
6. Gemeinschaftliche Anlagen: Bleichplatz,
Lehmgrube, Friedhof, Steinbruch
7. Einschränkung der Eigentümer: Wege sind
keine Hüteplätze, Huterechte aufgehoben,
Entschädigung wird gezahlt.
8. Neuster Düngungszustand: Ausgleichszahlung
9. Kultivierung der Ödländer und Triesche in
der neuen Planverteilung
10. Kosten werden gemeinsam getragen
Als die Verkoppelung beendet worden war,
gab es nicht nur zufriedene Menschen.
Viele meinten gutes Land abgegeben und dafür
schlechtes bekommen zu haben. Schuld
daran war das schlechte „Bonitieren“, die
Wertermittlung der Grundstücke.
Aber wo war das gute Land denn geblieben?
Das hatten die „Heimlichen“ bekommen. Diese
Menschen waren oft mit Ranzen oder Körben,
in denen sich Butter, Eier und Würste befanden,
in die Stadt zum Landmesser gegangen
und brachten auf dem Rückweg die Zusage für
die besten Ländereien mit nach Hause. Die
Landmesser wurden daher von vielen Menschen
angefeindet. In der Bevölkerung hieß es
bei vielen: „Wenn das unsere Alten wüssten,
wie man uns behandelt. Wir sind nur zum Unterschreiben
und Zahlen gut.“ Bei den stattfindenden
Versammlungen ging es teilweise
hoch her und die Mehrzahl der Betroffenen
wollte die zugewiesenen Flurstücke nicht annehmen.
Schließlich wurden nach einigen
Verhandlungen die Vereinbarungen doch unterschrieben.
Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1998 zeigt die
durch die Verkoppelung entstanden größeren Flurstücke
Durch die Flurbereinigung, die die Verkoppelung
ja war, erhielt die Gemarkung zwar die
heutige Geschlossenheit, sie veränderte aber
auch die Flur, weg von ihrer Vielgestaltigkeit,
hin zur Kulturlandschaft. Auch die Tier und
Pflanzenwelt litt unter den Eingriffen in die
Natur. Aber nicht nur das Aussehen der Landschaft,
sondern auch die Bewirtschaftung der
Felder änderte sich entscheidend. Die Dreifelderwirtschaft
wurde beendet und die im Laufe
der Zeit immer weiter verbesserte Fruchtfol
162
Die Verkoppelung oder Separation 18821903 | 042
gewirtschaft, mit ihren höheren Erträgen,
setzte sich durch. Die Bauern merkten, dass
sie, durch die Zusammenlegung der Flächen,
an einem Tag mehr schaffen konnten als früher.
So konnte man zum Beispiel auf einem
einzigen großen Feld Getreide ernten und
nicht auf mehreren, voneinander entfernten,
kleinen Parzellen. Nach und nach fand man
sich mit der ungeliebten Verkoppelung ab und
erkannte ihre guten Seiten, wenngleich auch
manche Menschen an ihrer Meinung festhielten,
dass es bei der Neuaufteilung der Felder
nicht ganz gerecht zugegangen sei. Was ja
teilweise auch stimmte.
Der Riedforst – Blick in Richtung Haarberg
Unser Wald
Die Schwarzenberger Feldgemarkung wird im
Osten und Norden vom Riedforst begrenzt.
Dieser ist ein von vielen Quertälern zerschnittenes,
mit Laub und Nadelwald bestandenes
Plateau, mit Höhen zwischen 400 und 564 Metern.
Es beginnt nördlich von Rotenburg und
zieht sich, östlich der Fulda, bis zum südöstlich
von Kassel beginnenden Söhrewald. Nach
Osten dehnt es sich, in Richtung Spangenberg,
bis kurz vor Lichtenau aus.
Die höchste Erhebung des Waldes bei Schwarzenberg
ist der Heiligenberg mit 439 m Höhe.
Er liegt in der Nähe der Kroneneiche, die am
Sälzerweg steht. Die Waldfläche in der
Schwarzenberger Gemarkung beträgt ca. 786
Hektar (ha). Davon entfallen ca.784 ha auf
den Riedforst und ca. 2 ha auf den Wendesberg.
Das Forstrevier Schwarzenberg gehört
zum Forstamt Melsungen und stößt an die Reviere
Melsungen, Kirchhof, Eiterhagen und Altenbrunslar.
Die Anteile von Laub und Nadelwald
halten sich ungefähr die Waage. Der
Laubwald besteht zu 44 % aus Buchen und zu
8 % aus Eichen, der Nadelwald zu 40 % aus
Fichten und zu 8 % aus Kiefern und Lärchen.
Die Baumschäden haben in den letzten Jahren,
auch aufgrund durchgeführter Pflegemaßnahmen
(Kalkung des saueren Bodens),
nicht zugenommen. 60 % der Bäume sind gesund,
von dem Rest weisen 30 – 35 % leichtere
Schäden auf. Von den Schäden am meisten
betroffen sind Fichten. Die Auswirkungen
des nicht mehr gesunden Bodens machen sich
auch am Rückgang der früher reichlich vorhanden
Heidelbeersträucher und der Anzahl
der noch vorhandenen Pilzarten bemerkbar.
163
04-3 | Unser Wald
Der Schwarzenberger Wald hat einen guten
Wildbestand. Es gibt Hirsche, Rehe, Wildschweine,
Füchse, Dachse, Waschbären, Hasen,
Marder, Eichhörnchen und andere Nagetiere.
Neben den scheuen Wildkatzen sind
auch die neuerdings wieder in deutschen Wäldern
auftauchenden Luchse gesichtet worden.
Auch Eulen und verschiedene andere Vogelarten
sind in unserem Wald heimisch. Neben
dem Gesang der Singvögel hört man z.B. das
Kreischen der Eichelhäher, das Gurren der
Wildtauben und das Hämmern der Spechte.
Unser Wald in der Geschichte
Wahrscheinlich reichte der Wald in früheren
Zeiten dicht an das Dorf heran. Er wurde nach
und nach gerodet, um die Nachfrage nach
Ackerland zu stillen. Dieses Land benötigte
man, um die Bevölkerung zu ernähren.
Für unsere Vorfahren war der Wald etwas Unheimliches,
ja sogar Mystisches. So ist es begreiflich,
dass der Wald zur Ahnenzeit heiliges
Land war, der dem Stammesvolk gehörte. Er
war Eigentum der Markgenossenschaft, gemeinsamer
Besitz, mit allgemeinem Nutzungsrecht.
Unter dem Einfluss des römischen
Rechts und des Feudalismus wurde er eine
verkäufliche Sache. Fürsten, Ritter und Klöster
nahmen große Waldstücke in Besitz und
verteidigten in vielen Rechtsstreitigkeiten ihr
Eigentumsrecht. Der Wald wurde für sie zu einer
Einnahmequelle.
Zu Zeiten der Ritter von Schwarzenberg waren
diese Eigentümer des Waldes. Nach 1393
fiel er dem Landgrafen zu. Die Fläche des
Waldes grenzte an die Feldfluren von Melsungen,
Kirchhof, Kehrenbach, Empfershausen
und Röhrenfurth.
Für Kurhessen wurden die Besitzverhältnisse
erstmalig durch die Waldordnung innerhalb
des Handbuchs „Ökonomischer Staat“ von
Wilhelm IV von 1585 neu geregelt.
In dieser Ordnung hieß es:
1. Städte und Dörfer, die den Besitz des Waldes
300 Jahre erkennbar nachweisen können,
zahlen keine Forstgebühr;
2. Städte und Dörfer, die den Besitz des Waldes
200 – 300 Jahre erkennbar nachweisen,
zahlen halbe Forstgebühren.
3. Alle anderen zahlen volle Forstgebühren.
Das bedeutete, dass die Gemeinde, die damals
nachweisbar 300 Jahre im Besitz des
Waldes war, ihn als Eigentum bekam. Eine
Gemeinde, die nur einen Besitz zwischen 200
und 300 Jahren nachweisen konnte, erhielt die
Hälfte des Waldes zum Eigentum.
Wenn eine Stadt oder ein Dorf nur einen Besitzanspruch
unter 200 Jahren nachweisen
konnte, gehörte der Wald dem damaligen Besitzer
und blieb Privat oder Staatsbesitz. So
ist es zu erklären, dass damals ein Teil der
Wälder in Privat bzw. Gemeindebesitz gelangte.
Nach dem 30jährigen Krieg nimmt der
Baumbestand zu, die Wälder werden dichter.
In 1897 besitzt die Gemeinde Schwarzenberg,
nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter
Schmidt, erstmals Wald in einer Größe von
6,6 ha. Vermutlich hing das mit der Verkoppelung
zusammen, die in Schwarzenberg zwischen
1882 und 1903 stattfand.
Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil der Wälder
im Zuge einer Agrarreform in sogenannte
Gutsbezirke umgewandelt. Der Gutsbezirk war
ein räumlich abgetrennter Teil des Landes,
dessen Gebiet der obrigkeitlichen Gewalt eines
Gutsherrn unterworfen war. Die Gutsbezirke
entstanden durch die Trennung und
Auswahl des gutsherrlichen Landes von dem
der Landgemeinden. Im Bereich von Schwarzenberg
entstand der Forstgutsbezirk Oberförsterei
Melsungen, mit einer Waldgröße von
ca. 782 Hektar.
Durch ein preußisches Gesetzes vom 27. Dezember
1927 wurde die Auflösung der Gutsbezirke
ab dem 30. September 1928 vorgeschrieben.
Auf Grund von Vorschlägen der
Landräte wurden sie benachbarten Landgemeinden
eingegliedert. Nach mehreren Verhandlungen
wurde beschlossen:
Der Forstgutsbezirk Oberförsterei Melsungen
wird vorerst der Gemeinde Schwarzenberg
zugeteilt. Die Schwarzenberger sträubten sich
anfangs gegen diese Zuteilung, weil man
fürchtete, die Gemeinde würde wirtschaftlich
geschädigt. Dabei ging es unter anderem auch
um jährlich 257,11 RM Unterhaltungskosten
für die Schule, die der Forstgutsbezirk an
Schwarzenberg zahlen musste.
164
Unser Wald | 04-3
Nach mehreren Beratungen stimmte die Gemeindevertretung
am 1. Februar 1930 dem
Beschluss zu. Damit war die Gemarkung
Schwarzenberg um ca. 782 ha größer geworden.
Die Befürchtung einer wirtschaftlichen Schwächung
trat nicht ein. Im Gegenteil, die Gemeinde
wurde wirtschaftlich und finanziell
stärker, denn die angrenzenden Gemeinden
Kirchhof und Kehrenbach mussten Grundsteuer
an Schwarzenberg zahlen. In 1933 betrugen
die Einnahmen nach Abzug von 240 RM,
die Schwarzenberg an den Schulverband
Kirchhof zahlen musste, immerhin noch 2.160
RM.
1939 ging der Wald wieder in den Besitz des
Staates über. Die Gemeinde Schwarzenberg
erhielt nach dem 2. Weltkrieg bis zu ihrer Eingemeindung
nach Melsungen jährlich noch
einen Betrag von ca. 40.000 DM als Entschädigung
für den Verlust des Waldes.
Neunundneunzig Prozent unseres Waldes gehören
heute dem Land Hessen und werden
von dem Landesbetrieb „Hessen Forst“ bewirtschaftet.
Dieser ging am 1. Januar 2001
aus der Landesforstverwaltung hervor und erhält,
pflegt und gestaltet mit seinen 41 Forstämtern,
die 441 Forstreviere verwalten,
Wälder in allen Landesteilen. Eines dieser Reviere
ist das Forstrevier Schwarzenberg. Es
gehört zum Forstamt Melsungen und stößt an
die Reviere Melsungen, Kirchhof, Eiterhagen
und Altenbrunslar an.
Forstreviere des Forstamts Melsungen
Neben dem Staatswald gibt es noch den Interessentenwald.
Der Begriff ist die regionale
Bezeichnung für Markgenossenschaften und
bezeichnet den Wald, der „Interessenten“ zu
unterschiedlich großen ideellen Anteilen gehört.
Diese Besitzform geht auf Rechte der
Ortsbürger aus früheren Zeiten zurück. Dieser
Wald wurde bei den Verkoppelungen auch
teilweise aufgeteilt und somit zu Privateigentum.
Interessenten und Privatwald betragen
1 % unserer gesamten Waldfläche, also ca.
7,8 ha.
Nutzung des Waldes
Der Wald diente dem Menschen schon immer
als Lebensgrundlage oder Lebenshilfe. Die
Menschen, die früher noch als Jäger und
Sammler lebten, fanden Nahrung in Form von
Beeren, Pilzen und Fleisch. Mit Hilfe des Holzes
konnten sie Hütten bauen, Werkzeuge
herstellen und sich an Feuern wärmen.
Als die Menschen später sesshaft wurden, erhöhte
sich die Wichtigkeit des Waldes noch für
sie. Holz wurde in größeren Mengen für den
Bau von Häusern, Geräten, Möbeln, Maschinen
und Booten benötigt. Pilze und Beeren
wurden auch dann noch gegessen. Jagd und
Fischereirechte gehörten bis 800 n. Chr. der
Markgenossenschaft, danach dann gingen sie
an die jeweilige Herrschaft über.
Der Wald spielte auch eine Rolle bei der Ernährung
und Versorgung des bäuerlichen
Viehs.
So holten sich die Bauern Laub als Einstreu für
den Stall aus dem Wald und trieben ihr Vieh,
um es mit Futter zu versorgen, in gewisse
Waldstücke.
Die Nutzung des Waldes war aber nicht freizügig,
sondern immer an die Genehmigung
der jeweiligen Besitzer gebunden. So wurde
bereits um 1500 eine staatliche Forstordnung
erlassen.
Nachdem Klöster, Adel und Landesherrschaft
die Wälder im Mittelalter in Besitz genommen
hatten, wurden bestimmte Rechte für die
Bauern als ewiges Recht in sogenannten „Gerechtsamen“,
verbrieft.
Das Huterechte wurde in der "Hute und
Streugerechtsame" in allen Einzelheiten, wie
165
04-3 | Unser Wald
Stückzahl des Viehs und Festlegung bestimmter
Waldstücke, die dem Huterecht unterlagen,
geregelt.
Im Lager, Stück und Steuerbuch für
Schwarzenberg von 1744 steht unter dem
Punkt „Hute und Weidegerechtigkeit“:
Diese Gemeinde treibt ihr Vieh auf den
herrschaftlichen Milsunger Wald woselbst
ihnen ein gewißer District abgebunden wird,
und bestehet ihre Viehherden in 21 Pferden,
44 Ochsen, 33 Kühen und 80 Schafen ohne
die Rinder und Schweine.
Im Mittelalter war auch die Waldweide durch
Schweine von ganz besonderer ökonomischer
Bedeutung. Die Schweine stellten die weitaus
wichtigste tierische Nahrungsquelle für die
Bevölkerung dar. Der Wert eines Waldes wurde
vor allem daran gemessen, wie viele
Schweine man zur Mast in ihn treiben konnte.
Die Anpflanzung von Bäumen mit für Schweine
fressbaren Früchten (Eicheln und Bucheckern)
veränderte den Wald. Eichen und Buchen
wurden mehr, andere Laub und
Nadelbäume weniger angepflanzt.
Auch in Schwarzenberg wurden die Schweine
über die „Schweinetrift“ (heute Straße „Zur
Kroneneiche“) in den Wald getrieben. Im Lager,
Stück und Steuerbuch heißt es unter
dem Punkt „Masten“:
„Treiben ihre Schweine gegen gewöhnliche
Mastgebühr auf herrschaftliche Waldungen“.
Im Zuge der schrittweisen Ablösung der Waldweide
durch die Stallhaltung, wurden in der
Neuzeit die meisten Hutewälder in Wirtschaftsforste
umgewandelt. Die Waldweide
wurde wegen ihrer schädlichen Auswirkung
auf den Wald gesetzlich verboten. Die Huteund
Streuberechtigungen mussten bis 1885
gegen entsprechende Entschädigungen, die
sich nach der Größe der abzulösenden Waldflächen
richteten, aufgehoben werden. Die
wenigen in Mitteleuropa noch erhaltenen Hutewälder
stehen heute meist unter Naturschutz.
Am 10. Juli 1873 wurden die Huterechte am
Carlshagen abgelöst. Die Gemeinde Schwarzenberg
erhielt 18 Thaler, 5 Silbergroschen,
10 Pfennige, die 16 betroffenen Schafhalter
mussten sich 18 Thaler, 11 Silbergroschen, 63
Pfennige teilen.
Am 6. Oktober 1882 wurden die Hute und
Streurechte der Gemeinden Schwarzenberg
und Empfershausen in den Oberförstereien
Melsungen und Eiterhagen abgelöst.
Die14 Berechtigten erhielten insgesamt 520
Thaler, 20 Silbergroschen und 6 Heller.
Die Entnahme von Bau und Brennholz wird
ebenfalls im Lager, Stück und Steuerbuch
beschrieben. Ein Bauer bekam 3 Klafter Buchenscheide
(ca. 10 Kubikmeter) als Brennholz
aus dem Kehrenbacher Forst und ein
„Köther“ (Kleinbauer oder Leibeigner, Bewohner
einer Kote oder Kate), 2 Klafter (ca. 7
Kubikmeter) aus dem Melsunger Forst, wobei
der Köther die ganze Forstgebühr zahlen
musste. Bauholz wurde gegen die gewöhnliche
ganze Forstgebühr abgegeben.
Auf weiteren alten Rechten, nämlich der „Leseholzgerechtsame“
basierte auch das langjährige
unentgeltliche Sammeln von sogenanntem
Raff, Zund und Leseholz aus den
Wäldern.
Auch für Schwarzenberg muss es eine solche
Zusage gegeben haben, die aber, aus welchen
Gründen auch immer, nicht mehr zur Anwendung
kam. Aus diesem Grund intervenierte
Bürgermeister Rode am 12. Januar 1882 bei
der Königlichen Regierung in Kassel. Diese
antwortete am 29. Juni 1882 mit folgendem
Schreiben:
„Im weiteren Verfolg des an seine Excellenz
den Herrn Ober Präsidenten von Ihnen unterm
12. Januar eingereichten Gesuch, betreffend
das Sammeln von Raff und Leseholz in den
Staatsforstorten des vormaligen Forstreviers
Melsungen, haben wir weitere Ermittlungen
hinsichtlich des von der dortigen Gemeinde
behaupteten Rechts auf den unentgeltlichen
Bezug dieser Nutzung eintreten lassen. Diese
Ermittlungen haben ergeben, dass den sämtlichen
Einwohnern der dortigen Gemeinde das
auf langjähriger Ausübung beruhende Recht
zusteht, in den nachstehend genannten
Staatsforstorten des früheren Forstreviers
Melsungen – jetzt teils zum Oberförstereibezirk
Melsungen und teils zum Oberförstereibezirk
Eiterhagen gehörigen an zwei von der
Forstbehörde zu bestimmenden Tagen einer
jeden Woche, und zwar jeden Dienstag und
Freitag „Leseholz“, d.h. das abgefallene, auf
dem Boden liegende dürre Astholz sowie die
166
Unser Wald | 04-3
auf geräumten Schlägen liegen gebliebenen
kleinen Reiser und Spähne traglastenweise
oder auf Schubkarren (jedoch nicht fuderoder
wagenweise) zum eigenen Gebrauch einsammeln
und unentgeltlich nutzen zu dürfen.
Es dürfen jedoch zwecks Ausübung dieses LeseholzRechts
keine Instrumente, wie z. B.
Äxte, Beile, Sägen oder Hacken etc. mit in
den Wald genommen werden.
Die Staatsforstorte, in denen diese Leseholzgerechtsame
ausgeübt werden darf sind:
Strackerbaum Filzbach Kniedelle Hospitalsrück
Herrmannsgraben Ascheweg
Hermannswand Kohlberg Herrschaftl. Wiese
Goldkaute Steinmal Riedewig Hüneburg
Eulersgraben Blauerstein Spitzenicker
Scheidgehege Hude auf der Höhe
Erbelberg Hainbuch Schafstall Höhbach
Mühlengraben Haarberg Metzewinkel
Karlshagen Rosengrundgraben Kaiserau.
Sie wollen den Einwohnern der dortigen Gemeinde
hiervon Kenntniß geben und gleichzeitig
durch die Schelle bekannt machen lassen,
dass alle Diejenigen, welche den Ersatz der
seit dem Jahre 1867 für Leseholzscheine entrichteten
Gebühren beanspruchen, sich innerhalb
3 Monaten bei dem Königlichen Oberförster
Dörnickel zu Melsungen zu melden haben.“
Abteilung für direkte Steuer, Domänen und
Forsten
gez. Unterschrift
In späteren Jahren erlaubten die Forstbehörden
nach bestimmten Richtlinien das Sammeln
von „Leseholz“ auf sogenannte Leseholzscheine.
Beim Leseholz handelte es sich
um liegendes Holz, welches bei der Durchforstung
der Waldbestände anfiel. Man kaufte
beim Förster einen Leseschein und durfte
dann in bestimmten Distrikten Holz sammeln.
In der heutigen Zeit bieten die Forstämter die
Möglichkeit, für einen festgelegten Preis,
Brennholz im Wald selbst zu machen. Dabei
handelt es sich um Baumkronen, dicke Äste
oder dünne Stämme bereits gefällter Bäume.
Im alltäglichen Sprachgebrauch ist hierbei
auch von „Abraum“ die Rede.
Losholz
Am 28. Juni 1865 wurde in Kurhessen das
sogenannte „Losholzgesetz“ verabschiedet.
Mit seiner preußischen Nachfolgeregelung
vom 6. Juni 1873 wurde für die kurhessischen
Landesteile die Versorgung der Bürger mit
Brennholz zu moderaten Preisen sichergestellt.
Das Gesetz aus dem Jahr 1865 schrieb
vor, dass der Abgabepreis den Holzhauerlohn
und alle Gebühren enthielt. Das Gesetz vom
6. Juni 1873 enthielt den Zusatz, dass bei der
Vergabe vorzugsweise ärmere Gemeindeangehörige
zu berücksichtigen waren. Am 8.
April 1952 wurde ein, auf den alten Gesetzen
aufbauendes, neues Losholzgesetz erlassen,
Alte Wirthschaftskarte (Ausschnitt)
von der Königlichen Oberförsterei Melsungen
von 1884
Flurbezeichnungen der nebenstehenden
Karte:
1, 2, 3, 5, 6, 10, 14 Kaiserau
4, 8, 9, 12, 13, 26, Carlshagen
7, 11, Metzwinkel
27, 28 Höhbach
29 33 Haarberg
35, 36 Kniedelle
43 – 45 Hainbuch
167
04-3 | Unser Wald
das den Anspruch der Bürgerinnen und Bürger
auf den Bezug von Brennholz aus dem Staatswald
festschrieb.
Der Name Losholz rührt daher, dass man sich
die einzelnen Holzzuteilungen nicht aussuchen
konnte, sondern man zog nach der Bezahlung
der Gebühren ein Los und wusste dann, welchen
Holzstoß man aus dem Wald nach Hause
bringen konnte. Die Menge des Losholzes
wurde nach einem Durchschnittssatz der Jahre
1867 – 1871 allgemein für jede Gemeinde
festgelegt. Schwarzenberg erhielt damals zum
Beispiel für 62 Familien 247 Raummeter
Hartholz und 247 Raummeter Reisholz (Reisighaufen),
was bei einer Gesamtmenge von
494 Raummetern pro Familie 7,9 Raummeter
ausmachte.
Wie wichtig das Losholz für die Bevölkerung
war, zeigt eine Begebenheit, die im Protokollbuch
der Gemeinde Schwarzenberg in 1923
festgehalten wurde. Eine Familie Ackermann
zog von Schwarzenberg nach Rengershausen
um. Dort war das Losholz für die Einwohner
schon verteilt und der Antrag der Familie auf
Zuteilung wurde abgelehnt. In ihrer Not
wandte sich die Familie an ihre alte Heimatgemeinde,
die sie dann noch mit Holz versorgte.
In Hessen sind mittlerweile Bestrebungen im
Gange, das Gesetz zu streichen, da es nicht
mehr zeitgemäß sei. So ergab eine Anfrage
mehrerer Abgeordneter bei der Landesregierung
im Jahr 2007, dass im Jahr 2005 im Bereich
des Forstamts Melsungen Losholzrechte
von 25.340 Raummetern bestanden, aber nur
390 Raummeter beansprucht wurden.
Bedeutung des Waldes
Unser Wald beheimatet eine Vielzahl von Tieren
und Pflanzen, an deren Anblick wir uns
erfreuen können, und die alle eine Aufgabe im
sogenannten Ökosystem Wald erfüllen. Nicht
zuletzt sorgt er auch für frische Luft und klares
Wasser für uns Menschen. Für die Ernährung
der Menschen hat der Wald heute so
gut wie keine Bedeutung mehr. Einzig das
Fleisch von erlegten Tieren und hobbymäßig
gesammelte Pilze bereichern den menschlichen
Speiseplan. Vorbei sind die Zeiten, als
im und nach dem 2. Weltkrieg, die Menschen
durch das Sammeln und die Verwertung von
Heidel, Brom und Himbeeren das vorhandene
geringe Nahrungsangebot aufbesserten.
Damals hatte auch niemand etwas von einem
Fuchsbandwurm gehört.
Der Wald ist ein Wirtschaftsfaktor, der nach
modernsten wissenschaftlichen Methoden gepflegt
und bearbeitet wird. Er ist Nah und
Fernerholungsgebiet mit vielen schönen Wanderwegen.
Einer von ihnen, der historische
Sälzerweg, führt in unserem Wald direkt an
einem Naturdenkmal vorbei. Es ist die Kroneneiche,
vermutlich eine alte Huteeiche, an der
sich in früheren Zeiten die Hirten der einzelnen
Dörfer getroffen haben. Sie liegt in 384
Meter Höhe und Lehrer Peter Schmidt hat im
Naturdenkmalbuch des Kreises Melsungen in
1936 folgendes ausgeführt:
„Kroneneiche: Höhe 25 m, Umfang 4,44 m,
Durchmesser 1,31 m, Alter mindestens 550
Jahre.“
Kroneneiche am Sälzerweg
Heute treffen sich an diesem markanten
Punkt, am 1. Mai eines jeden Jahres, viele
Wanderer und Ausflügler zu einem geselligen
Beisammensein mit Essen und Trinken. Dieser
alte Brauch aus früheren Zeiten wurde vor
einigen Jahren vom TSV Schwarzenberg
wieder eingeführt.
168
Unser Wald | 04-3
Geselligkeit an der Kroneneiche (2006)
Egal was uns der Wald bedeutet, wir sollten
mit ihm, als einem wertvollen Teil von Gottes
Schöpfung, sorgsam umgehen, ihn nicht ausbeuten
und uns an seiner Schönheit erfreuen.
Denn schön ist unser Wald zu jeder Jahreszeit,
egal ob im Frühling die Knospen springen,
er im Sommer in vollem Grün steht , er
sich im Herbst in bunten Farben präsentiert,
oder sich im Winter die kahlen Äste zum Firmament
recken.
Wald und Forstbedienstete
Der römische Historiker Tacitus beschrieb das
freie Germanien (Germania magna) im
1. Jahrhundert als ein Land, bedeckt von
schrecklichen Wäldern oder abscheulichen
Sümpfen. Ein Land, dessen Fläche zu vermutlich
70 Prozent mit Wald bedeckt und klimatisch
abweisend war, beeindruckte römische
Beobachter offensichtlich.
Eingriffe in die Waldlandschaft fanden zuerst
durch den Siedlungsbau statt. Als nächstes
erfolgte dann die Rodung für Ackerbau und
Weideland. Die Menschen benötigten das Holz
als Werkstoff und für die Feuerung. Große
Mengen von Holz wurden auch zur Glasherstellung
und Bearbeitung von Metallen benötigt.
Der Wald wurde von den Menschen regelrecht
ausgebeutet. Erst als zu Beginn des 18. Jahrhunderts
eine Holznot eintrat, fand ein Umdenken
statt und man begann mit der Waldpflege.
Durch diese Maßnahmen fanden
Menschen im Wald neue Betätigungen und es
entstanden neue Berufe.
Der Beruf des Försters ist erst im 18. Jahrhundert
aufgekommen und hat sich einerseits
aus der Jagd und andererseits aus der Bewirtschaftung
der Wälder entwickelt. Ab 1740 kamen
auch die Bezeichnung „Gehender“ und
„Reitender Förster“ auf. Die „Forstläufer“
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standen den Förstern als Gehilfen zu Seite. In
dem GesamtWörterbuch der Deutschen
Sprache von Professor Heinrich Kaltschmidt
werden sie auch als Forsthüter, Forstreiter
oder Forstknechte bezeichnet.
Wisch wurde am 4.01.1859 in Baruth, südlich
von Berlin, in der Mark Brandenburg geboren.
Nach seiner Militärzeit von 1877 bis 1887
wurde er 1888 in Hosenfeld, 19 km südwestlich
von Fulda, zum preußischen Förster ernannt.
1898 war er Förster in Röhrenfurth,
1899 bekommt er die Försterstelle in Schwarzenberg.
Als das neue Forsthaus in Schwarzenberg
(Baubeginn 1898) fertig gestellt ist,
zieht er in dieses ein. 1909 wird er vom preußischen
König Wilhelm II zum Preußischen
Staatshegemeister ernannt. Nach seiner Pensionierung
in 1921 lebte er bis zu seinem Tode
am 20.04.1939 in Melsungen.
Lehrer Peter Schmidt hat auch in den Kirchenbüchern
von Schwarzenberg Namen von Menschen
gefunden, die beruflich mit dem Wald
zu tun hatten. Sie wurden allgemein als Waldbedienstete
bezeichnet und trugen die verschiedensten
Berufsbezeichnungen.
Erwähnt werden:
Der Hochlöbliche Förster (Oberförster) Joh.
Conrad Gerhold, der am 30.07.1722 im Alter
von 53 Jahren verstarb. Er hat, vermutlich in
1719, das Haus Nummer 18, heute Riedforststraße
57 erbaut. In diesem Haus war später
die Gastwirtschaft Bangert. Heute gehört es
der Familie Köhler, die es als Wohnhaus und
Krankengymnastikpraxis nutzt. Mittlerweile ist
dieses Haus aber auch weit über Nordhessen
hinaus, als „Schwarzenberg Theater“ bekannt,
weil der Hausherr unter anderem als „Justus
Riemenschneider“ Kabarett vom Feinsten bietet.
Preußischer Staatshegemeister Wisch vor dem
Forsthaus in Schwarzenberg
Weitere genannte Personen:
1742 Forstläufer Thias, 1752 Forstläufer Henrich
Küfert, 1794 Forstläufer Valentin Kiefert,
1802 Forstbedienter Joh. Kiefer, 1803 herrschaftliche
Forstläufer Henrich Kiefert, 1814
Kurhessischer Reitender Förster Heinrich
Christian Mehlburger, 1824 Kurhessischer
Feldjäger Philipp Kieber, 1836 Revierjäger
Karl Kieper, 1843 Revierförster Valentin Kieber,
1848 Forstläufer Heinrich Leimbach,
1868 Forstschutzjäger Joh. Werner Leimbach,
1872 Staatsförster Wacker, 1899 Förster August
Wisch.
Ernennungsurkunde zum Staatshegemeister für
Wisch (1909)
Sein Nachfolger wurde in 1921 Revierförster
Adolf Hartmann, geboren am 21.07.1878 in
Albshausen. Er trat mit seinem 70. Geburtstag
in 1948 in den Ruhestand, wohnte aber noch
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bis 1951 im Obergeschoss des Forsthauses. Er
verließ Schwarzenberg und zog nach Linsingen,
heute ein Ortsteil von Frielendorf. 1949
kam Revierförster Kurt Nödel nach Schwarzenberg.
Er wurde am 03.02.1906 in Schrecksbach geboren
und kam von Wolferode, heute ein
Stadtteil von Stadt Allendorf, nach Schwarzenberg.
In 1971 zog er nach seiner Pensionierung
nach Melsungen, wo er in 1991
verstarb.
Neben den Förstern gab es folgende Holzhauer
in Schwarzenberg:
1756 Werner Hoffmann, 1856 Fr. Justus Seitz
und Conrad Seitz, 1875 Oberholzhauer Johannes
Riedemann, 1883 Valentin Mainz , Johannes
Koch, 1938 Ernst Ruppel, 1939 – 1982
Haumeister Justus Wenzel.
Holzhändler war in 1809 Conrad Stahl, der
auch in 1913 als Schankwirt Erwähnung findet.
Von Staatsförster Wacker, der bis zu seinem
Ruhestand an der Fuldabrücke in Röhrenfurth
lebte, und danach nach Eiterhagen zog, ist
folgendes bekannt:
Er trug einen Vollbart, war klein, korpulent,
sehr streng und pünktlich. Morgens war er der
erste und abends der letzte im Wald. Er
rauchte gern Pfeife und sprach öfters mal dem
Alkohol zu. So soll es vorgekommen sein,
dass man ihn in der Schubkarre nach Hause
fahren musste. Wenn er betrunken war, warf
er manchmal den Holzhauern die aufgestellten
Holzstöße um. Wurde er im Wald vom Regen
überrascht, zog er seine Kleider aus,
setzte sich darauf, um sie nach dem Regen
wieder trocken anzuziehen. Als einmal sein
Haus brannte und die Feuerwehr kam, schoss
er auf die Feuerwehrleute und verletzte Valentin
Emmeluth mit einem Streifschuss am
Arm. Angeblich konnte er wegen seiner schiefen
Beine so schlecht laufen, dass ihm Holzdiebe
einfach wegliefen. Seine Begegnungen
mit Wilddieben verliefen für beide Seiten
glimpflich. Einmal schoss er daneben und bei
der nächsten Begegnung in der Hude, konnte
er sich gerade noch hinter eine Buche ducken
und rettete dadurch sein Leben. Zur Erinnerung
an diese Tat wurde am Ort des Geschehens
ein Stein gesetzt.
Über den Revierförster Kieber steht im Kirchenbuch
folgendes:
“Kieber, Philipp, Revierförster, geb. am
03.04.1793, gest. den 28.12.1854, lebte getrennt
mit seiner Frau Auguste, geb. Schmitt,
in Schwarzenberg; Todesursache: hat sich
selbst entleibt, wurde in den Flammen des
Hauses Nr. 14 (heute Jahnstraße 1, Becker),
das er in Brand gesteckt hatte, tot aufgefunden.“
Kieber wurde am 30. Dezember 1854
um 17.00 Uhr am damaligen oberen Ausgang
des Friedhofs unter den 4 Hainbuchen beerdigt.“
Nach dem 2. Weltkrieg gab es in Schwarzenberg
einige Frauen und Männer die neben
Justus Wenzel zeitweise ihren Lebensunterhalt
im Wald verdienten. Es waren Elisabeth Cornelius,
Ilse Findling, Barbara Karl, Martha Klemens,
Anneliese Langefeld, Elsbeth Rothämel,
Anna Schüler, Elisabeth Siemon, Regina Sinning,
Heinrich Blumenstein, Karl Hain und Karl
Schmid. Die Frauen legten damals hauptsächlich
neue Kulturen an und so haben wir manches
neuere Waldstück ihrer nicht leichten Arbeit
zu verdanken.
Förster Nödel war der letzte Forstbedienstete,
der im Forsthaus lebte. Nach seiner Pensionierung
in 1971 wurde die Revierförsterei
Schwarzenberg dem Forstamt Melsungen angegliedert.
Das Forstrevier Schwarzenberg besteht zwar
heute noch, aber der zuständige Revierförster
Friederich Werner wohnt nicht mehr im
Forsthaus, sondern hat seinen Wohnsitz in
Spangenberg.
Das Forsthaus wurde 1969 von der Forstverwaltung
an die Familie Riemann (Buchdruckerei
Gutenberg) verkauft. Sie veräußerte es
in 1991 an Herrn Stahnke und Frau Lüthmers.
Seit 1996 ist es im Besitz der Familie Kappus.
Die Jagd in Schwarzenberg
Die Geschichte der Jagd ist so alt wie die Geschichte
der Menschheit. Der Mensch jagte,
um zu überleben. Er benötigte das Fleisch der
Tiere als Nahrung, ihre Felle und Knochen zur
Herstellung von Kleidung, Werkzeugen und
Waffen. Mit der Zähmung von Wildtieren und
der Züchtung von Haustieren trat die Jagd in
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Zwischen 1414 und 1463 gab es zwischen
Melsungen und Schwarzenberg einen landgräflichen
Tiergarten. Neben Rehen sollen
auch andere Tiere darin gewesen sein. Wilddiebe
wurden mit dem Galgen und Ausstechen
der Augen bestraft. Drei Wagenfurther Bauern,
die einen Hirsch erschlagen hatten,
mussten fliehen.
Das ehemalige Forsthaus in 2011
den Hintergrund. Viehzucht und Ackerbau traten
an ihre Stelle.
Bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. durften die
Menschen sozusagen freizügig jagen. Danach
beanspruchten die Könige eine Sonderstellung
bei der Ausübung des Jagdrechts. So kam es,
dass die Ausübung der Jagd ab dem 9. Jahrhundert
bei der jeweiligen Obrigkeit lag. Das
Recht des freien Tierfangs wurde abgeschafft.
Ab 1500 beanspruchten die Landesfürsten das
Jagdausübungsrecht. Nach der Revolution
von 1848 wird die Jagd an den Besitz von
Grund und Boden gebunden. In den 1850er
Jahren werden Gesetze erlassen, die das dem
Grundeigentümer zustehende Jagdrecht und
das Jagdausübungsrecht trennten und entweder
den Gemeinden oder der Gemeinschaft
der Grundeigentümer zuerkannten. Mindestgrößen
der Jagdflächen wurden vorgeschrieben
und Verpachtungen ermöglicht, soweit
das Jagdausübungsrecht nicht selber genutzt
wurde.
Über die Jagd im Schwarzenberger Wald in
früheren Zeiten ist wenig bekannt. Nach alten
Aufzeichnungen ist der Riedforst früher reich
an Wild gewesen. Es gab Hirsche, Rehe,
Schwarzwild, Füchse, Hasen, Rebhühner und
Auerhähne. Sogar von Bären und Wölfen ist
die Rede. 1469 soll es eine regelrechte Wolfsplage
gegeben haben. Sie sollen sogar Ochsen
gerissen haben.
Jagd in der heutigen Zeit
Heute dient die Jagd dem Schutz und der Erhaltung
eines artenreichen und gesunden
freilebenden Wildtierbestandes, Versorgung
der Bevölkerung mit Fleisch von Wildtieren
und der Regulierung überhöhter Wildbestände.
Diese ist nötig, um Wildschäden im Wald
und auf den Feldern zu vermeiden. Die Jagd
im Staatswald um Schwarzenberg ist nicht
fest verpachtet, sondern es besteht für alle
Jäger die Möglichkeit, gegen bestimmte Jagdbeiträge
das Waidwerk auf freigegebene Wildarten
auszuüben. Jagdbares Wild im Forstrevier
Schwarzenberg, in dem ein guter
Wildbestand vorhanden ist, ist Rot, Schwarzund
Rehwild. Außerdem werden Füchse bejagt.
Im Jahr 2010 wurde folgendes Wild zur
Strecke gebracht:
40 Wildschweine, 25 Rehe, 15 Füchse und 10