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Die wichtigsten Schweizer Rebsorten

Ein kompaktes Rebsorten Lexikon der wichtigsten Rebsorten, die in der Schweiz angebaut werden.

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<strong>Die</strong> <strong>wichtigsten</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Rebsorten</strong><br />

Weisse <strong>Rebsorten</strong><br />

Chasselas/ Gutedel/ Fendant<br />

Ist die wichtigste in der Schweiz angebaute Rebsorte (34% Anbaufläche und 40% Produktion). Weine<br />

aus dem Chasselas gibt es praktisch nur in der Schweiz, kleine Mengen findet man allerdings auch in<br />

Deutschland, im Elsass und in Pouilly-sur-Loire in Frankreich. Der bekannteste Chasselas ist der<br />

Moissac, welcher als sehr ergiebige Sorte gilt, jedoch mit unregelmässigen Erträgen und eher<br />

neutralen Charakter, deren Weine stark vom Boden beeinflusst werden. Daher sind die Chasselas<br />

Weine auch so vielfältig und unterscheiden sich deutlich von einer Lage zur anderen, wie z.Bsp. der<br />

Chasselas von Genf, von Dézaly (Lavaux) oder die Fendants (Wallis geschützter Name). Chasselas<br />

gilt als die typischste Weinsorte des Genfersees und der Westschweiz überhaupt.<br />

Sylvaner/ Johannisberg<br />

Der Sylvaner ist die zweitwichtigste Weissweinsorte des Wallis. Ursprünglich vermutlich aus<br />

Österreich stammend und vor allem entlang dem Rheinufer in Deutschland angepflanzt, kam er<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts ins Rhonetal. Der Sylvaner ist krankheitsanfällig und frostempfindlich,<br />

aber sehr produktiv. Etwas später reif als der Chasselas, wird er im Wallis Johannisberg genannt. Er<br />

zeichnet sich aus durch Nuancen von Kräutertee und einem verführerischen Hintergrund von<br />

Frucht- und Mandelaromen. Seine Komplexität und sein Alterungspotential, das bei weit über<br />

zwanzig Jahren liegt, sind unglaublich!<br />

Müller-Thurgau<br />

Ist die wichtigste Rebsorte der Ostschweiz, die jedoch hier und da in der Westschweiz und im<br />

Oberwallis angebaut wird. Lange Zeit wurde diese Rebsorte in der Schweiz Riesling x Sylvaner<br />

genannt, aber tatsächlich ist sie eine Kreuzung zwischen Riesling und einem nahen verwandten des<br />

Chasselas, die unbekannte Sorte Madeleine Royale. Ihren Namen erhielt sie nach dem <strong>Schweizer</strong><br />

Forscher Müller-Thurgau, der sie 1882 züchtete. Sie ist eher in kälteren Regionen zu finden, wo sie<br />

Weine von sehr feinem Bouquet erbringen. Man erkennt sie an ihrem muskatbetonten Duft.<br />

1


Pinot Gris/ Grauburgunder<br />

Ist eine relativ früh reifende Rebsorte, die reiche, kräftige Weine mit Restsüsse oder aber auch<br />

elegante, trockene Weine ergibt, wenn man es nicht zur Überreife kommen lässt. Pinot Gris ergeben<br />

extraktreiche Weine mit Aromen von Mandeln, Honig und Feigen. <strong>Die</strong> Trauben besitzen einen<br />

hohen Zuckergehalt,<br />

Pinot Blanc/ Weisser Burgunder<br />

<strong>Die</strong> Pinot blanc Ist eine nahe Verwandte des Pinot gris, aus dem sie wahrscheinlich durch Mutation<br />

hervorgegangen ist. Sie wird relativ angebaut. Je nach Rebberg haben die Weine ganz<br />

unterschiedliche Charakter, zum einen fein und eher neutral, zum anderen reich und kräftig. <strong>Die</strong><br />

Weinsorte Pinot blanc überzeugt dank ihrer feinen Säure und zarten Süsse – im Abgang lässt sich<br />

meist ein dezentes Zitronenaroma wahrnehmen. Im Geschmack ist der Pinot blanc besonders weich<br />

und vollmundig. Zwar werden die Pinot-blanc-Weine meist trocken ausgebaut, nichtsdestoweniger<br />

bekommen Sie auf dem Markt auch süsse Varianten.<br />

Chardonnay<br />

Ist die Rebsorte der grossen Weissweine aus dem Burgund und der Champagner-Weine (Blancs de<br />

Blancs). Einige <strong>Schweizer</strong> Chardonnay-Weine sind sehr geschätzt, wie z.B. diejenigen aus Genf oder<br />

Neuenburg.<br />

Gewürztraminer<br />

Ist eine Rebsorte, die aus dem Elsass stammt, welche würzige, duftende Weine ergibt. Wird in der<br />

Schweiz eher selten angebaut, bringt aber einige sehr schöne Weine hervor.<br />

Räschling<br />

War früher stark am Zürichsee verbreitet, wurde aber durch den ergiebigen früh reifenden Müller-<br />

Thurgau ersetzt. In der Ostschweiz wächst jetzt wieder das Interesse an dieser Rebsorte, da sie<br />

ausgezeichnete Weine hervorbringen kann, die sehr originell, fein und kräftig zu gleich sind.<br />

2


Walliser Spezialitäten weisse <strong>Rebsorten</strong><br />

Ausser Chasselas und Sylvaner werden im Wallis verschiedene <strong>Rebsorten</strong> angebaut, die man<br />

gemeinhin Spezialitäten nennt und die einen sehr originellen Beitrag zum Weinbau leisten. Es sind<br />

überwiegend spät reifende Sorten, die in anderen Anbaugebieten der Schweiz nicht mit dem gleichen<br />

Erfolg angebaut werden können.<br />

Amigne<br />

Sie wächst praktisch nur an Hängen von Vétroz (in der Nähe von Sitten). Dreiviertel der weltwieten<br />

Produktion dieser Traube stammt aus der Schweiz, also aus dem Wallis. Als spätreifende Sorte<br />

produziert die Amigne einen Wein mit Noten von Orangen und Mandarinen, im Gaumen ausladend,<br />

grosszügig und oft mit leichter Restsüsse. Von der Sonne des Spätherbsts verwöhnt, produziert sie<br />

einen herrlichen, sehr reichhaltigen, fast orientalisch anmutenden Süsswein, der mit der Zeit immer<br />

edler wird. Ob süss oder trocken; die Amigne besitzt ein grossartiges Alterungspotential. Grosse<br />

Jahrgänge sind noch nach mehreren Jahrzehnten überragend! Sie wächst praktisch nur an Hängen<br />

von Vétroz (in der Nähe von Sitten).<br />

Arvine/ Petite Arvine<br />

Obwohl sie eine genetische Affinität zu gewissen <strong>Rebsorten</strong> aus dem Aostatal und dem benachbarten<br />

Frankreich hat, wird sie seit 1602 als exklusive Walliser Spezialität betrachtet.<br />

Delikat und empfindlich auf Wind, reift Arvine erst spät und verlangt deshalb<br />

nach den allerbesten, möglichst nicht zu trockenen Lagen. Ihre Weine gelten als sehr grosse Weine,<br />

die eine Spitzenstellung in Europa einnehmen können. Es gibt sie in zahlreichen Varianten, die<br />

einen so exquisit und interessant wie die anderen: von trocken mit Aromen von Glyzinien und<br />

Grapefruit, bis leicht süsslich mit Noten von Rhabarberkonfitüre oder dann als Süsswein die intensiv<br />

an die ganze Fülle exotischer Früchte erinnern. Im Gaumen charakterisieren sich alle Typen durch<br />

eine höchst lebhafte Säure und eine feine Salznote – das ist das Markenzeichen der Petite Arvine.<br />

Als grosser Gastronomiewein kann sie jung getrunken werden, sie ist frisch und fruchtig. Ihr<br />

Reifepotential ist aber bedeutend. Nach einigen Jahren im Keller entfalten vor allem die Süssweine<br />

ihre ganze Harmonie und Komplexität.<br />

Marsanne / Ermitage<br />

<strong>Die</strong>se Rebsorte stammt aus dem französischen Rohnental und wird im ganzen Zentralwallis unter<br />

dem Namen Ermitage angebaut. Der Wein erhält oft noch Restzucker und wird mit dem Alter<br />

likörartig. Es sind sehr kräftige Weine, die oft Noten von Walderdbeeren und Waldhimbeeren<br />

entwickeln und brauchen einige Jahre der Reife um an Harmonie zu gewinnen. Als Süsswein bietet<br />

3


die Ermitage einen reichen Körper, sinnliche Opulenz und subtile Aromatik, die an Trüffel, Honig<br />

und Himbeergeist erinnert. Egal ob trocken oder süss; die Ermitage benötigt einige Jahre der Reife,<br />

denn ihre Harmonie wird mit den Jahren immer ausdrucksstärker!<br />

Humagne blanche<br />

Ist ein feiner, duftender, doch gut strukturierter Wein, den man früher den Wöchnerinnen (Frauen<br />

die sich von der Geburt erhole) als Stärkungstrank gab. Den Weinen schreibt man auch<br />

Gesundheitsfördernde Wirkung zu. <strong>Die</strong> Weine besitzen ein duftiges Bouquet und erinnern im<br />

Geschmack an Feuerstein. <strong>Die</strong> Humagne blanche wird als eine der ältesten <strong>Rebsorten</strong> der Schweiz<br />

beschrieben und geht zurück ins 14. Jahrhundert.<br />

Walliser Muscat<br />

Der Muscat ist eine der ältesten <strong>Rebsorten</strong> des Rhonetals; seine Spuren lassen sich bis in die<br />

Römerzeit zurückverfolgen. Der weisse kleinbeerige Muscat, eine international verbreitete Rebsorte,<br />

ergibt Weine mit sehr typischem Duft. Sie sind jedoch nicht lagerfähig.. Muscat Weine schmecken<br />

frisch, würzig und blumig und können ein reiches Aroma von Feigen, exotischen Früchten oder<br />

Rosenblätter haben.<br />

Heida/ Païen<br />

Eine Mutation dieser Sorte ist übrigens der Gewürztraminer. Im Wallis wird der Heida Mitte des 16.<br />

Jahrhunderts erstmals in einer Urkunde erwähnt. Sein Name weist auf eine Abstammung von der<br />

Christianisierung hin. Zuerst nur auf den Hängen der Visperterminen, bis in eine Höhe von 1‘100<br />

Metern angebaut (womit die Visperterminen eines der höchsten Weingebiete Europas sind), erlebt<br />

der Heida momentan besonders im französischsprachigen Teil des Wallis einen grossen<br />

Aufschwung. Sein Wein gilt als süffig und bietet eine breite aromatische Palette von Zitrus und<br />

exotischen Früchten. Im Jura kennt man den Heida unter dem Namen Savagnin blanc oder „vins<br />

jaunes“.<br />

Rèze<br />

<strong>Die</strong>se Rebsorte, die früher im Gebiet um Siders angebaut wurde, ist heute praktisch verschwunden.<br />

Sie trug Erzeugung des Berühmten Gletscherweins aus dem Val d’Anniviers bei. Der Gletscherwein<br />

ist ein AOC-zertifizierter Weisswein, der im Berzirk Siders und Eifischtal hergestellt wird und nach<br />

lokaler Tradition angebaut wird (in einer Höhe von mind. 1200 m.ü.M.). Er wird aus Weinen einer<br />

oder mehrere <strong>Rebsorten</strong> und verschiedenen Jahrgänge hergestellt, die eine oxidative Tendenz<br />

aufweisen. <strong>Die</strong> Ausbaudauer erträgt mindestens 15 Jahre ab dem ersten Jahrgang im Fass.<br />

4


<strong>Die</strong> <strong>wichtigsten</strong> roten <strong>Rebsorten</strong><br />

Pinot noir/ Blauburgunder<br />

Der Pinot ist die bekannteste Rebsorte nördlich der Alpen, die der berühmten Rotweine Burgunds<br />

und der Champagnerweine. Sie wird in der ganzen Schweiz angebaut und ist die Hauptsorte der<br />

Ostschweiz und die einzig zugelassene rote Rebsorte im Kanton Neuenburg. <strong>Die</strong> Pinot noir Traube<br />

gehört zu den klassischen Rotweinqualitätssorten der kühleren Weinanbaugebiete und geht weit in<br />

die Geschichte zurück, wohl fast 2000 Jahre zurück. <strong>Die</strong> Heimat liegt zwischen dem Genferseegebiet<br />

und dem Rhonental in Frankreich. <strong>Die</strong> Pinotweine gelten als hochwertig, feine, tief rubinrote mit<br />

violetten Nuancen, samtige, vollmundige Rotweine mit langer Lagerfähigkeit, aber mit geringer<br />

Farbintensität. Besonders charakteristisch ist die Fruchtigkeit des Weins.<br />

Gamay<br />

Aus dem Gamay gehen alle Weine des Beaujolais hervor. Das Beaujolais ist ein Weinanbaugebiet<br />

nördlich von der Stadt Lyon und ist geographisch Teil vom Burgund, bildet aber aufgrund der<br />

anderen Charakteristiken der Weine ein eigenes Weinanbaugebiet. <strong>Die</strong> Beaujoles Rotweine werden<br />

hauptsächlich aus der Gamay-Rebe hergestellt, die als sehr fruchtig gelten. In der Schweiz ist die<br />

Rebsorte weitverbreitet, vor allem in den Gebieten um Genf, La Côte in der Waadt sowie im Wallis.<br />

Sie ist sehr ertragreich und reift etwas später als der Pinot.<br />

Merlot<br />

Der aus dem Bordeaux stammende Merlot wird im Tessin (ca. 80 % der gesamt Produktion) und im<br />

Misox (dem italienischsprachigem Tal in Graubünden, zwischen Bellinzona und San Bernadino)<br />

angebaut. In kleinen Mengen ist er aber auch im Gebiet um Genf anzutreffen. Der Merlot gilt als eine<br />

kräftige Rebsorte, die später als Pinot und Gamay reift. Der Wein ist fruchtig, körperreich und<br />

vollmundig und verträgt einige Jahre an Lagerung, jedoch nicht geeignet für Langzeit-Lagerung, da<br />

dann die Fruchtaromen verloren gegangen werden.<br />

Bondola<br />

Früher war die Bondola im Tessin weit verbreitet. Häufig wurde sie durch den Merlot ersetzt. Heute<br />

findet man noch ca. 27 Hektar Rebfläche im nördlichen Tessin, dem Sopraceneri. <strong>Die</strong> Beeren der<br />

Sorte haben eine sehr dünne Schale. Dadurch ist die Gefahr eines Befalls von Graufäule sehr hoch.<br />

<strong>Die</strong> Bondola bildet nur weinig Zucker. <strong>Die</strong>s ist einer der Gründe, weshalb die Anbaufläche<br />

schrumpfte.<br />

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Weine aus Bondola-Trauben duften nach Veilchen. Der Alkoholgehalt ist niedriger als bei Merlot-<br />

Weinen. Wegen der frischen Säure und der oft fehlenden Struktur wird die Bondola selten sortenrein<br />

gekeltert. Sie wird als Verschnittpartner für den traditionellen «Nostrano» verwendet, einem<br />

rustikalen, tanninhaltigen Rotwein, der einen typischen Erdgeschmack aufweist. Wird dieser<br />

«Nostrano» aussserhalb des Kantons Tessin verkauft, bezeichnet man ihn oft mit «Colli del Ticino».<br />

Humagne rouge<br />

Obwohl sie urkundlich relativ spät (nämlich Ende des 19. Jahrhunderts) erschienen ist, ist die<br />

Humagne Rouge nach dem Cornalin die zweite grosse Walliser Rotweinsorte mit Persönlichkeit und<br />

Charakter. Robust und von später Reife, verführt sie im Gaumen zu Beginn mit einem erdigen,<br />

aromatischen Profil (Noten von wilden Beeren, Unterholz, Baumrinde und Veilchen) und ist dann<br />

im Finale dicht gewoben. Ein Wein für Liebhaber, den man jung, auf dem Höhepunkt seiner Frucht<br />

trinken sollte. Nach drei bis fünf Jahren vermählt er sich perfekt mit Wild.<br />

Cornalin/ Landroter/ Rouge du Pays<br />

Der Cornalin ist spätreif, sensibel und launisch in der Produktion, weshalb er Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts fast aufgegeben wurde. Glücklicherweise können wir ihn dank der Geduld und der<br />

Hartnäckigkeit einiger visionärer Winzer auch heute noch geniessen! Der Cornalin besitzt nicht nur<br />

ein fantastisches, dunkles Kirschrot mit violettem Schimmer, sondern auch eine aussergewöhnlich<br />

kraftvolle Frucht, eine unbeschwerte Jugendlichkeit und einen zugleich langgliedrigen wie auch<br />

weinigen, wilden Körper. Er ist zudem lebhaft und sehr frisch. Er ist zweifellos der grösste Walliser<br />

Rotwein, mit seinen würzigen Nelkennoten und seinen fruchtigen schwarzen Kirschenaromen. In<br />

seiner Jugend ist er auf dem Höhepunkt seiner Frucht, je älter er wird, desto stärker kommen<br />

Gewürznoten, wie Pfeffer, Gewürznelken und Zimt hervor. <strong>Die</strong> Intensiven Gerbstoffe lassen mit der<br />

Zeit nach.<br />

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