26.04.2017 Aufrufe

COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Terroristenparadies NRW<br />

_ von Daniel Spliethoff<br />

Welche Schuld hat NRW-Innenminister Ralf Jäger im Fall des Weihnachtsmarkt-<br />

Attentäters Anis Amri auf sich geladen? Ein Untersuchungsausschuss des Landtages<br />

soll Verfehlungen aufklären, bringt aber bisher das Kunststück fertig, belastende<br />

Indizien zu ignorieren.<br />

Februar 2016: Im Innenministerium von Ralf Jäger<br />

geht eine Nachricht ein. Das Landeskriminalamt<br />

(LKA) mahnt dringend an, den islamistischen Gefährder<br />

Anis Amri sofort in Abschiebehaft zu nehmen<br />

– akute Terrorgefahr. Auf oder unter welchen<br />

Ablagestapel der SPD-Minister die Nachricht der<br />

Polizei gelegt hat, ist nicht überliefert. Das Einzige,<br />

was wir wissen: Amri verübt ein Dreivierteljahr später<br />

auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche<br />

den schlimmsten islamistischen Terroranschlag,<br />

den es je auf deutschem Boden gab. Jäger<br />

rechtfertigte sich danach: Der Rechtsstaat sei<br />

«bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten» gegangen,<br />

man habe den Tunesier trotz «durchgehender,<br />

engmaschiger Beobachtung» nicht stoppen können.<br />

Seit Mitte Februar läuft nun der Amri-Untersuchungsausschuss<br />

im Düsseldorfer Landtag – und<br />

es hat sich ein munteres Katz-und-Maus-Spiel entwickelt.<br />

Während dort große Showveranstaltungen<br />

wie die Vernehmungen von Jäger, Ministerpräsidentin<br />

Hannelore Kraft und Bundesinnenminister Thomas<br />

de Maizière stattfanden, die inhaltlich wie ein<br />

Glas Selters daherkamen – kein Geschmack und viele<br />

Blasen –, lancierte die Landesregierung an anderer<br />

Stelle einen Entlastungsangriff: Ende März<br />

präsentierte der Strafrechtler Bernhard Kretschmer<br />

seine Amri-Expertise ausgerechnet in der Düsseldorfer<br />

Staatskanzlei – ein echtes Heimspiel für Jäger.<br />

Kretschmer bewirbt sich derzeit auf eine Professur<br />

in Bielefeld, Dienstherr wäre das Land NRW<br />

– möge sich jeder selbst ein Urteil darüber bilden, inwiefern<br />

ein solcher Gutachter unbefangen urteilen<br />

kann. Wunschgemäß stellte der Professor jedenfalls<br />

fest, dass aus seiner Sicht keinerlei Verfehlungen<br />

der NRW-Behörden vorlägen. Dabei kündet schon<br />

ein flüchtiger Blick auf die Fakten vom Gegenteil.<br />

Dschihad-Basis NRW<br />

Zwar sind in mehreren Bundesländern – höflich<br />

ausgedrückt – Versäumnisse im Falle Amris festgestellt<br />

worden. Doch in NRW war der Asylbewerber<br />

gemeldet – und hier erfreute er sich besonderer<br />

Förderung durch die Behörden. Das dortige LKA<br />

hatte bereits Ende 2015 erste Erkenntnisse darüber,<br />

dass der Tunesier in Deutschland «etwas machen»<br />

wolle und man damit rechnen müsse, dass er seine<br />

Anschlagspläne «ausdauernd und langfristig verfolgen»<br />

werde. Im Februar 2016 hielt das LKA den Tu-<br />

Attentäter aus NRW: Beim<br />

Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz<br />

starben am 19. Dezember<br />

2016 insgesamt zwölf Menschen.<br />

Foto: picture alliance / Paul<br />

Zinken/dpa<br />

Amri benutzte mindestens<br />

14 Alias-<br />

Identitäten.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!