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COMPACT-Magazin 05-2017

Der Osten leuchtet. Was der Westen lernen kann

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<strong>COMPACT</strong> Politik<br />

Der entfesselte Westen<br />

_ von Manfred Kleine-Hartlage<br />

Der Liberalismus hat sich zur Dekadenz gesteigert und seine<br />

eigene Wertebasis zerstört – kein Wunder, dass der Islam in das<br />

Vakuum strömt. Der Osten dagegen ist die Bastion des gesunden<br />

Menschenverstandes.<br />

Aus der Sicht von<br />

Moslems erscheinen<br />

die Gutmenschen<br />

als genau<br />

das, was sie sind:<br />

Neurotiker.<br />

Pierre Vogel alias Abu Hamza gilt<br />

als einflussreichster Prediger der<br />

deutschen Salafistenszene. Foto:<br />

picture alliance / dpa<br />

Wieder einmal, diesmal in Frankreich, ist eine jener<br />

Studien erschienen, die von Politikern diesseits<br />

und jenseits des Rheins geflissentlich ignoriert werden.<br />

Ihr zufolge ist die Anfälligkeit moslemischer<br />

Jugendlicher für islamistische und dschihadistische<br />

Propaganda erschreckend hoch: Bis zu einem Drittel<br />

befürwortet Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von<br />

Ideen, und rund 15 Prozent billigen explizit den Anschlag<br />

auf das <strong>Magazin</strong> Charlie Hebdo beziehungsweise<br />

zeigen Verständnis dafür.<br />

Rund ein halbes Jahrhundert nach Beginn der<br />

Masseneinwanderung von Moslems nach Europa ist<br />

deren Integration nicht nur keinen Schritt näher gerückt,<br />

sondern entschwindet offenbar in immer weitere<br />

Ferne, je länger sie hier in Europa ansässig sind<br />

und je größer ihr Anteil an der Bevölkerung wird.<br />

Dies hat zunächst mit den Eigenheiten des Islams<br />

zu tun, einer Religion, die sich als umfassende Lebens-<br />

und Gesellschaftsordnung mit Gültigkeit für<br />

alle Lebensbereiche versteht: Einen Vorbehalt nach<br />

Art des neutestamentlichen «Gebt dem Kaiser, was<br />

des Kaisers ist» kennt der Islam ebenso wenig wie<br />

ein Ethos der Selbstkritik («Richtet nicht, auf dass<br />

Ihr nicht gerichtet werdet»). Eine Trennung von Politik<br />

und Religion ist unter solchen Voraussetzungen<br />

nicht begründbar, schon gar nicht für die «beste Gemeinschaft,<br />

die je unter Menschen hervorgebracht<br />

worden ist» (Koran, Sure 3, Vers 110), sie wäre geradezu<br />

sündhaft.<br />

Das Gesamtsystem islamischer Sozialnormen und<br />

Werte ist auf den Kerngedanken ausgerichtet, die<br />

eigene Gemeinschaft zu stabilisieren und sie in die<br />

Lage zu versetzen, die Völker und Religionen der «Ungläubigen»<br />

nach und nach zu verdrängen. Der Dschihad<br />

war und ist kein Prozess der Bekehrung Andersgläubiger<br />

(übrigens auch nicht ihrer gewaltsamen<br />

Zwangsbekehrung), sondern eine religiös begründete,<br />

flexibel gehandhabte Doktrin, die darauf abzielt,<br />

zunächst die politische Kontrolle über nichtmoslemische<br />

Länder und Völker zu erlangen, um dann<br />

die Spielregeln so zu setzen, dass die «Ungläubigen»<br />

langsam, aber sicher verschwinden. Es ist also<br />

wahr, dass der Islam die Integration seiner Anhänger<br />

in westliche Gesellschaften be- und verhindert. Es ist<br />

wahr, dass ein guter Moslem, der dies auch bleiben<br />

möchte, deren Ethos der Gewaltfreiheit, Gleichheit<br />

und Toleranz nicht wirklich übernehmen kann. Die<br />

ganze Wahrheit ist es allerdings nicht.<br />

Die Dekadenz frisst ihre Kinder<br />

Vor rund hundert Jahren konnte Kemal Atatürk<br />

noch sagen, es gebe überhaupt nur eine Zivilisation,<br />

nämlich die westliche, und der Islam sei ein stinkender<br />

Leichnam. Heute würde auch der glühendste türkische<br />

Säkularist einen solchen Satz nicht mehr aussprechen<br />

– nicht nur, weil er um sein Leben fürchten<br />

müsste, sondern ganz einfach deshalb, weil eine<br />

solche Behauptung heutzutage niemandem mehr<br />

einleuchten würde.<br />

38<br />

Wenn islamische Gemeinschaften sich auf Kosten<br />

ihrer nichtislamischen Umwelt stabilisieren und<br />

damit Erfolg haben, so hat dies eben nicht nur mit<br />

den Eigenheiten des Islams zu tun, sondern auch<br />

mit denen jener Umwelt, die sich ihre Destabilisierung<br />

gefallen lässt. «Integration» setzt schon begriffslogisch<br />

die Existenz eines «integren» Ganzen,<br />

also einer wie auch immer gearteten Gemeinschaft,<br />

voraus. Je schwächer diese Gemeinschaft und je offensichtlicher<br />

diese Schwäche ist, desto unattraktiver<br />

ist es, sich ihr anzuschließen. Die Konfrontation<br />

westeuropäischer Gesellschaften mit islamischen<br />

Einwandern hat diese Schwäche offengelegt, aber<br />

nicht verursacht. Eine geradezu groteske Selbsttäuschung<br />

grünwählender, liberaler, toleranter, binneni-schreibender,<br />

schwulenverstehender Multikulti-

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