EDUCATION 2.17
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Mittelschule/Berufsbildung | Ecoles moyennes/Formation professionnelle<br />
Neue Serie:<br />
Fachkräftemangel<br />
Wie gross ist der viel zitierte Fachkräftemangel<br />
im Kanton Bern tatsächlich?<br />
Welche Berufe sind besonders stark betroffen?<br />
Mit welchen Massnahmen lässt sich dem<br />
Fachkräftemangel entgegenwirken?<br />
<strong>EDUCATION</strong> geht diesen Fragen nach<br />
und stellt Berufe vor, in denen<br />
Fachkräftemangel herrscht.<br />
Serie Fachkräftemangel<br />
Das Lehrstellenmarketing<br />
ist entscheidend<br />
Mathias Marti<br />
Herr Kammermann, ist der Fachkräftemangel<br />
so frappant, wie man<br />
immer wieder liest?<br />
Die Situation präsentiert sich in einigen<br />
Bereichen als sehr angespannt.<br />
Wir vertreten mit unserer Branche<br />
im Kanton Bern immerhin 44 000 Arbeitsplätze,<br />
sind also wirtschaftlich<br />
gesehen ein wichtiger Player. In unserer<br />
Branche kämpfen wir um die Talente.<br />
Was schlägt beim Fachkräftemangel<br />
speziell durch?<br />
Einerseits der soziodemografische<br />
Wandel, dem der Kanton Bern besonders<br />
unterworfen ist. Wir leiden an<br />
einem Rückgang von Schulabgängerinnen<br />
und -abgängern von circa 15<br />
Prozent, bezogen auf die letzten zehn<br />
Jahre. Gesamtschweizerisch liegen<br />
wir bei drei Prozent – bei einigen Kantonen<br />
nehmen die Zahlen sogar zu.<br />
Dazu gehören wir leider nicht.<br />
Aber Sie sprechen auch von der<br />
Entfremdung der Jugendlichen von<br />
der Technik …<br />
Ja, ich führe dies auf die «Throw<br />
away»-Gesellschaft zurück. Vieles<br />
wird billig und rasch produziert und<br />
auch wieder weggeworfen. Technische<br />
Wertigkeit ist in der heutigen<br />
Gesellschaft zwar noch gefragt, aber<br />
gerade bei Jugendlichen weniger<br />
präsent. Früher hat man sein «Töffli»<br />
geflickt, manchmal auch frisiert<br />
(lacht). Dann kamen Kollegen hinzu;<br />
man hat sich ausgetauscht und voneinander<br />
profitiert. Oder wir haben<br />
dem Vater geholfen, den Rasenmäher<br />
zu reparieren. Damit kam man mit<br />
der Technik in Kontakt und konnte<br />
eine mögliche Affinität herausspüren.<br />
Und heute?<br />
Heute wird nicht mehr repariert,<br />
sondern entsorgt. Oft findet man<br />
gar keine Ersatzteile mehr, oder die<br />
Produkte sind so verbaut, dass eine<br />
Reparatur schlicht unmöglich ist.<br />
Trotz der «Töffli»-Frisierromantik:<br />
Der Fachkräftemangel<br />
muss auch andere Gründe haben.<br />
In unserer Branche haben wir eine<br />
zusätzliche Herausforderung: 85 Prozent<br />
unserer Firmen sind auf dem<br />
Weltmarkt tätig. Sie sind also stark<br />
exportorientiert. Und das bedeutet,<br />
dass wir ausserordentlich rational<br />
produzieren. Die niederschwelligen<br />
Arbeiten wurden aufgrund der Kostenstruktur<br />
oft schon ausgelagert oder<br />
maschinell perfektioniert. Und dies<br />
wiederum führt dazu, dass die Jugendlichen<br />
von Anfang an mit hohen<br />
Anforderungen konfrontiert werden.<br />
Markus Kammermann ist<br />
Geschäftsführer von Swissmechanic<br />
Bern/Bienne, dem Arbeitgeberverband<br />
der KMU-MEM (Maschinen-, Elektround<br />
Metallbranche). Letztere bietet im<br />
Kanton Bern 44000 Arbeitsplätze an.<br />
Kammermann macht gemeinsam mit<br />
<strong>EDUCATION</strong> eine Auslegeordnung.<br />
Foto: zvg<br />
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<strong>EDUCATION</strong> <strong>2.17</strong> 43