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WIRTSCHAFT+MARKT 3/2017

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28. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

BERLIN<br />

BUNDESTAGS-<br />

BILANZ<br />

Wie engagiert war<br />

Ihr Abgeordneter?<br />

MINDESTLOHN<br />

Wie die Zollkontrollen<br />

den Mittelstand belasten<br />

EXKLUSIV<br />

Erwin Sellering über<br />

das Ende der<br />

Russland-Sanktionen<br />

REPORT<br />

Der Aufstieg von<br />

Schloss Wackerbarth<br />

AUTO<br />

Passende Limousinen<br />

für jeden Unternehmer<br />

1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0<br />

4<br />

0 3 >Die<br />

Chinesen kommen<br />

Warum der Osten so interessant für Investoren aus dem Reich der Mitte ist


Brummen ist<br />

einfach.<br />

Weil die Sparkassen den Motor<br />

unserer Wirtschaft am<br />

Laufen halten.<br />

s.de/finder


EDITORIAL | 3<br />

Zwei Pandabären<br />

als Symbol für gute<br />

Wirtschaftsbeziehungen<br />

E U R O P A S E R S T E S E R L E B N I S W E I N G U T<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

kh@wirtschaft-markt.de<br />

Erlebnis.<br />

Wein.Gut!<br />

Foto: Torsten George, Titelgrafik: Gribanessa/fotolia.com<br />

Bei den Verantwortlichen im Berliner<br />

Zoo ist derzeit die Vorfreude<br />

groß. Denn im Sommer erwarten<br />

sie eine neue Attraktion: zwei Riesenpandas<br />

aus China. Fünf Jahre nach dem Tod<br />

des Panda-Männchens Bao Bao werden<br />

somit erstmals wieder Pandas in einem<br />

deutschen Tierpark zu sehen sein. Nun<br />

fragen Sie vielleicht, was diese Nachricht<br />

in einem Wirtschaftsmagazin zu suchen<br />

hat? Dazu kommen wir gleich.<br />

Noch ein paar fachliche Informationen vorweg:<br />

Pandas sind sehr seltene Tiere, es<br />

gibt aktuell schätzungsweise 1.864 in freier<br />

Wildbahn lebende Exemplare, die in gebirgigen<br />

Gegenden der chinesischen Provinzen<br />

Sichuan, Gansu und Shaanxi beheimatet<br />

sind. Die chinesische Regierung<br />

ist seit 1992 intensiv bemüht, die<br />

bedrohte Bärenart in ihrer Population zu<br />

stärken. Das seinerzeit aufgelegte nationale<br />

Schutzprogramm zeigt Wirkung – in<br />

den letzten zehn Jahren wuchs der Pandabestand<br />

um knapp 300 Tiere.<br />

In China wird der Panda als National- und<br />

Glückssymbol verehrt. In Anlehnung an<br />

den Buddhismus wird dem Pandabären<br />

nachgesagt, er sei ein „Zen-Meister“, der<br />

dabei helfen könne, Traum und Wirklichkeit<br />

miteinander zu verbinden und sogar<br />

Träume zum Leben zu erwecken. Daher<br />

gilt sein Erscheinen als gutes Omen.<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Nachricht,<br />

dass die chinesische Regierung<br />

zwei ihrer wenigen Pandabären an den<br />

Berliner Zoo abgibt, durchaus eine politische<br />

und wirtschaftliche Dimension. Es<br />

ist eine klare Geste seitens der Pekinger<br />

Führung, die den guten Stand der bilateralen<br />

Beziehungen unterstreicht. In diesem<br />

Jahr begehen die Volksrepublik China<br />

und Deutschland den 45. Jahrestag der<br />

Aufnahme diplomatischer Beziehungen.<br />

Dieses Jubiläum zieht einen regen politischen,<br />

kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Austausch nach sich. Auch und gerade<br />

die wirtschaftlichen Kontakte entwickeln<br />

sich seit Jahren für beide Seiten sehr erfolgreich.<br />

Allein im vergangenen Jahr belief<br />

sich das Handelsvolumen zwischen<br />

beiden Ländern auf 170 Milliarden Euro.<br />

Damit ist China weltweit unser wichtigster<br />

Handelspartner. Mehr als 8.000 deutsche<br />

Unternehmen sind auf dem chinesischen<br />

Markt aktiv. Gut 2.000 Firmen aus<br />

dem Reich der Mitte haben in Deutschland<br />

investiert.<br />

In unserer Titelgeschichte (auf den Seiten<br />

30 bis 39) finden Sie viele interessante Aspekte,<br />

die den Facettenreichtum der wirtschaftlichen<br />

Beziehungen zwischen den<br />

beiden Staaten beleuchten und darstellen,<br />

wie auch der ostdeutsche Mittelstand<br />

von chinesischen Investitionen mehr und<br />

mehr profitiert.<br />

Gerade in international unsicheren Zeiten,<br />

in denen mitunter auch langjährige Freunde<br />

plötzlich zu unberechenbaren Kantonisten<br />

werden, ist es besonders wertvoll,<br />

in China einen Wirtschaftspartner zu haben,<br />

der unaufgeregt und sachorientiert<br />

am Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit<br />

mitwirkt.<br />

W+M<br />

Vor den Toren Dresdens liegt Schloss<br />

Wackerbarth mit barocker Schlossanlage und<br />

einzigartiger Wein- und Sektmanufaktur.<br />

Wo schon der Hof Augusts des Starken<br />

rauschende Feste feierte, empfangen wir Sie<br />

täglich mit eleganten Weinen, feinen Sekten,<br />

originellen, genussvollen Führungen und<br />

erlesenen Gaumenfreuden. Wir verwandeln<br />

Zeit in Genuss, gern auch Ihre!<br />

Tag für Tag erlesener Genuss<br />

Täglich Wein- und Sektführungen<br />

mit Verkostung<br />

Erlesene Veranstaltungen wie Wein & Wild,<br />

Wein & Schokolade, Wein & Käse,<br />

Wein & Fisch, Spiel der Aromen &<br />

Sachsenprobe<br />

Kulinarische Genüsse in unserem Gasthaus<br />

Täglich erlesene Angebote in unserem<br />

gutseigenen Markt<br />

Ein außergewöhnliches Ambiente für<br />

Ihre individuellen Veranstaltungen<br />

Veranstaltungshöhepunkte <strong>2017</strong><br />

4. & 5. Juni Pfingstgenuss<br />

17. Juni Sommernachtsball<br />

27. & 28. August Tage des offenen<br />

Weingutes<br />

9. & 10. September Federweißerfest<br />

16. & Manufakturen-<br />

17. Dezember Weihnachtsmarkt<br />

31. Dezember Silvester im<br />

Reich der Sinne<br />

Sächsisches Staatsweingut GmbH<br />

Wackerbarthstr. 1 · 01445 Radebeul · Tel. 0351.8955-0<br />

www.schloss-wackerbarth.de


4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Die Chinesen kommen – Warum<br />

der Osten so interessant für Firmen<br />

aus dem Reich der Mitte ist.............30<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten............................................................... 8<br />

ifo Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland ............9<br />

W+M SCHWERPUNKT TOURISMUS<br />

IN MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Report: Übernachtungsrekord kein Ruhekissen......12<br />

Interview: Ministerpräsident Erwin Sellering<br />

spricht über Touristenboom, Länderfinanzausgleich<br />

und das Ende der Russland-Sanktionen..................14<br />

Überblick: Traumhafte Auszeit. Zehn exklusive<br />

Hotels in Mecklenburg-Vorpommern.......................16<br />

Vorpommern:<br />

Von Traditionsbetrieben und Raumpionieren...........18<br />

Porträt: Der Mann, der Polo-Pferde und<br />

Ferraris an den Strand von Warnemünde bringt..... 20<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Sachsen: Im Reich der Sinne<br />

auf Schloss Wackerbarth........................................ 22<br />

Berlin: Hauptstadt der Fintechs.............................. 24<br />

Brandenburg: Karls Erdbeeren in aller Munde........ 26<br />

Ostdeutsche Spitzenprodukte:<br />

Titan-Brillen aus Rathenow..................................... 27<br />

Ostdeutschland:<br />

Wie der Zoll den Mindestlohn durchsetzt............... 28<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Report: Die Chinesen kommen............................... 30<br />

Im Interview: Shi Mingde, Botschafter der<br />

Volksrepublik China in Deutschland........................ 34<br />

14<br />

Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Wie ist Ihr Land für den Urlauber-Ansturm gerüstet,<br />

Herr Sellering?<br />

Länderreport<br />

Erlebnisweingut Schloss Wackerbarth<br />

22<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 3/<strong>2017</strong><br />

Redaktionsschluss: 12.04.<strong>2017</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 505638-00<br />

Fax: 030 505638-21<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />

fn@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 505638-86, kh@wirtschaft-markt.de<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />

jp@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Dr. Hans-Ulrich Conrad, Katrin Kleeberg,<br />

Harald Lachmann, Rudolf Miethig, Matthias Salm,<br />

Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />

Tel.: 030 505638-74, kb@wirtschaft-markt.de<br />

Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />

Tel.: 030 505638-72, kw@wirtschaft-markt.de<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M<br />

Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)<br />

60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Möller Druck und Verlag GmbH, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: W+M (oben), Sächsisches Staatsweingut GmbH (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


INHALT | 5<br />

DIE GROSSE<br />

W+M<br />

BUNDESTAGS<br />

BILANZ<br />

42<br />

W+M-Bundestagsserie<br />

Berlins Abgeordnete ziehen Bilanz<br />

Ragnitz kommentiert:<br />

Keine Angst vor chinesischen Investoren............... 37<br />

Spannender Markt: Wer moderne Technologien<br />

mitbringt, ist in China gern gesehen....................... 38<br />

W+M POLITIK<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum <strong>2017</strong>:<br />

Denkfabrik bereitet 2. Gipfeltreffen<br />

in Bad Saarow vor................................................... 40<br />

Verschläft der Osten die Digitalisierung?.................41<br />

W+M-Serie: Bundestagsbilanz –<br />

Wie haben sich Berlins Abgeordnete<br />

um Unternehmen und Jobs bemüht?..................... 42<br />

Pro und Contra: Belastung für den Mittelstand?<br />

Ist ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge<br />

eine gute Idee?........................................................ 48<br />

Interview mit BVUK-Chef Michael Reizel über<br />

die Rente von morgen und den Nutzen<br />

der betrieblichen Altersvorsorge............................. 49<br />

Pekings Repräsentant in Berlin<br />

Interview mit Chinas Botschafter Shi Mingde<br />

34<br />

W+M RATGEBER<br />

Travelmanagement: Unentwegt unterwegs –<br />

Tipps für Geschäftsreisen....................................... 50<br />

Auto: Limousinen –<br />

mehr als nur Fahrzeuge mit festem Verdeck.......... 52<br />

Lifestyle: Rallye und Luxusuhren ........................... 54<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 56<br />

Personal: Dauerbrenner Offline-Recruiting............. 57<br />

W+M NETZWERK<br />

Berlin: VBKI-Ball – roter Teppich<br />

für die Entscheider in der Hauptstadt..................... 58<br />

Schwerin:<br />

Wirtschaftsball und Unternehmer des Jahres........ 59<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 62<br />

W+M PORTRÄTS<br />

Gunnar Grosse:<br />

Teamplayer mit Gespür für Trends.......................... 64<br />

Ulrich Weitz: Wie ein Tiger vor dem Sprung.......... 65<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister............................... 66<br />

Foto: W+M/Ralf Succo (Mitte)<br />

54<br />

Lifestyle<br />

Die Luxusuhr hinter der Rallye<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial...................................................................... 3<br />

Impressum................................................................ 4<br />

Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der<br />

Schultz Einrichtungen GmbH & Co. KG (www.schultz.de) bei.<br />

Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


6 | W+M AKTUELL<br />

2<br />

5<br />

1<br />

4<br />

1<br />

Holger Wassermann (46)<br />

Nachfolgespezialist aus Berlin<br />

In den neuen Bundesländern führt der demografische<br />

Wandel und der Gründungsboom<br />

nach der Wiedervereinigung zu einem<br />

Angebotsüberhang an Unternehmen,<br />

die übergeben werden müssen. Prof. Dr.<br />

Holger Wassermann hat zu diesem Thema<br />

zusammen mit Danilo Manca, Geschäftsführer<br />

der Agentur für digitales Marketing<br />

PHONC, ein Unternehmer-Radio gegründet.<br />

Dienstags und freitags erscheinen auf<br />

www.unternehmer-radio.de Podcast-Episoden<br />

mit etwa 30-minütigen Interviews<br />

mit wechselnden Interviewpartnern. Alt-Inhaber,<br />

Nachfolger und Experten berichten<br />

dabei von ihren Erfahrungen bei der Übergabe.<br />

Holger Wassermann ist unter anderem<br />

Inhaber der Unternehmensberatung<br />

INTAGUS, welche sich auf Nachfolge und<br />

Mittelstand spezialisiert hat. Seit 2015 leitet<br />

er zudem das KompetenzCentrum für Entrepreneurship<br />

und Mittelstand (KCE) der<br />

FOM Hochschule für Oekonomie und Management<br />

in Berlin.<br />

2<br />

Marian Wendt (31)<br />

Bundestagsabgeordneter aus Sachsen<br />

3<br />

Der junge CDU-Parlamentarier aus dem<br />

Wahlkreis Nordsachsen war untröstlich,<br />

dass die neue Bundestagsbilanz-Serie unseres<br />

Magazins im Februar <strong>2017</strong> mit dem Blick<br />

auf die sächsischen Abgeordneten startete,<br />

noch bevor er sein persönliches Statement<br />

an W+M geschickt hatte. Daher bilden<br />

wir an dieser Stelle seine Antwort auf<br />

unsere Frage ab: Was haben Sie konkret<br />

für die regionale Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis<br />

in der <strong>2017</strong> zu Ende gehenden Wahlperiode<br />

geleistet?<br />

Marian Wendt: „Der Ausbau der Infrastruktur<br />

war und ist für mich eine der wichtigsten<br />

Aufgaben in meiner Arbeit für Nordsachsen.<br />

Ein gut ausgebautes Straßennetz und eine<br />

schnelle Internetverbindung sind Notwendigkeit<br />

für wirtschaftliches Handeln im 21.<br />

Jahrhundert. Deshalb war es wichtig, dass<br />

der Bund 67 Millionen Euro für den Breitbandausbau<br />

in Nordsachsen zur Verfügung<br />

stellt und die Notwendigkeit für den Ausbau<br />

der Straßen B87, B2, B181 und der B169<br />

sieht. Mein Ziel in den kommenden Monaten<br />

und Jahren ist, dass die Planungen auch<br />

zügig realisiert werden, denn nur das hilft<br />

der Wirtschaft."<br />

3<br />

Werner Hufenbach (74)<br />

Dresdner Leichtbau-Forscher<br />

Seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert<br />

sich Prof. Dr.-Ing. habil. Werner Hufenbach<br />

für die Forschungskooperation mit China auf<br />

dem Gebiet des Leichtbaus – jetzt wurde<br />

er dafür durch die chinesische Regierung<br />

mit dem „International Scientific and Technological<br />

Cooperation Award 2016“ ausgezeichnet.<br />

Es ist der bedeutendste Preis, den<br />

China auf diesem Gebiet zu verleihen hat,<br />

und der Professor der Technischen Universität<br />

(TU) Dresden ist der bisher einzige internationale<br />

Wissenschaftler auf ingenieurtechnischem<br />

Gebiet, der ihn erhielt. Bei einem<br />

Staatsakt in der Großen Halle des Volkes<br />

in Peking wurde ihm die Auszeichnung<br />

im Beisein von Staatspräsident Xi Jinping<br />

überreicht. Hufenbach hatte 1994 das Institut<br />

für Leichtbau an der TU Dresden gegründet<br />

und seither zu einem der führenden<br />

Forschungsinstitute entwickelt. Heute<br />

arbeitet er als Seniorprofessor im Institutsvorstand<br />

mit.<br />

4<br />

Winfried Speitkamp (59)<br />

Weimarer Universitätspräsident<br />

Mit Beginn des Sommersemesters hat<br />

Prof. Dr. Winfried Speitkamp als neuer Präsident<br />

für sechs Jahre die Leitung der Bauhaus-Universität<br />

Weimar übernommen. Er<br />

tritt die Nachfolge von Rektor Prof. Dr. Karl<br />

Beucke an. Zuvor war er bereits zum Universitätsprofessor<br />

für das Fachgebiet „Kulturgeschichte<br />

der Moderne“ berufen worden.<br />

Sein Ziel sei es, die Bauhaus-Universität<br />

zum Synonym für experimentelles Den-<br />

Fotos: INTAGUS (1), Privat (2), Technische Universität Dresden (3), Henry Sowinski (4), Harald Lachmann (5)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 7<br />

6<br />

Fotos: Harald Lachmann (6, 7, 8)<br />

ken zu machen, sagte Winfried Speitkamp<br />

bei der Berufung durch Thüringens Wissenschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee im Februar.<br />

Zuletzt hatte er die Professur für Neuere<br />

und Neueste Geschichte an der Universität<br />

Kassel inne und war Dekan des Fachbereiches<br />

für Gesellschaftswissenschaften<br />

der Universität. Der geborene Düsseldorfer<br />

ist verheiratet und hat fünf Kinder.<br />

5<br />

Mathias Reuschel (59)<br />

Gesicht der Leipziger Wirtschaft<br />

Wenn es ein personifiziertes Gesicht der<br />

Leipziger Unternehmensszene gäbe, entspräche<br />

es wohl dem des promovierten<br />

Baustatikers. Er leitet als Vizepräsident<br />

des Unternehmerverbands Sachsen zugleich<br />

dessen Repräsentanz in seiner Heimatstadt,<br />

er ist selbst Präsident des Vereins<br />

Gemeinsam für Leipzig e. V., der sich die<br />

Förderung des Mittelstandes in der Region<br />

auf die Fahne geschrieben hat, er lobt in dieser<br />

Funktion den Leipziger Wirtschaftspreis<br />

„Via Oeconomica“ mit aus und er leitet seit<br />

2015 auch den Hochschulrat der Leipziger<br />

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur<br />

(HTWK) – jener Fachhochschule, an der<br />

er selbst einst Bauingenieurwesen studierte.<br />

Beruflich ist Reuschel Mitinhaber und<br />

Vorsitzender der S&P Gruppe, ein Firmenverbund<br />

von Ingenieur- und Architekturbüros,<br />

Softwarehäusern und Prüfanstalten mit<br />

Niederlassungen in Leipzig, Dresden, Potsdam<br />

und Zwickau. In diesem Jahr wird Mathias<br />

Reuschel 60 Jahre alt.<br />

6<br />

Tobias Neubert (53)<br />

Steinsanierer aus Freiberg<br />

7<br />

Würde er in Freibergs mittelalterlichen Gassen<br />

plötzlich laut ausrufen: „Alles heraustreten,<br />

was von Neubert ist!“, wäre die halbe<br />

Altstadt auf den Beinen. Denn der Steinmetz-<br />

und Bildhauermeister, der auch Restaurator<br />

des Handwerks ist, begegnet in<br />

seiner Heimatstadt auf Schritt und Tritt der<br />

eigenen Arbeit. Inzwischen hängen in seiner<br />

Steinrestaurierungsfirma in Halsbrücke<br />

bei Freiberg aber auch Architektur-, Sanierungs-<br />

und Denkmalspflegepreise aus ganz<br />

Deutschland. Der gebürtige Dresdner, dessen<br />

Großvater schon Steinmetz war, zählt<br />

auch bundesweit zu den Besten im Metier.<br />

Bereits kurz nach der Wende hatte Neubert<br />

seinen Betrieb gegründet und seither<br />

dutzende Gesellen ausgebildet. 2006 wählte<br />

ihn der sächsische Berufsstand erstmals<br />

zum Landesinnungsmeister – eine Funktion,<br />

die der vierfache Vater auch heute noch<br />

ausübt.<br />

7<br />

Lara Knuth (47)<br />

Edelstahlexpertin aus Sachsen<br />

Kommunikationselektronikerin, Verwaltungswirtin,<br />

Abschluss in europäischem<br />

Verwaltungsmanagement, Erfahrungen bei<br />

Siemens und Toyota, in der Metall-, Luftfahrt-<br />

und Raumfahrtindustrie sowie in der<br />

Medizintechnik – die Berlinerin konnte eine<br />

geballte Vita vorweisen, als sie sich 2016<br />

um den ausgeschriebenen Posten eines Geschäftsführers<br />

in der sächsischen Provinz<br />

bewarb. Denn Peter Schiekel, Gründer und<br />

Inhaber der SPS Schiekel Präzisionssysteme<br />

GmbH in Dohna bei Pirna, suchte einen<br />

Nachfolger. 200 Bewerbungen gingen ihm<br />

zu, darunter zwei Frauen. Nach zwei Monaten<br />

übergab er bereits im Februar Knuth das<br />

8<br />

Zepter für das operative Geschäft in dem<br />

anspruchsvollen Metier, in dem sich alles<br />

um hochpräzise bearbeitete CNC-Drehteile<br />

und Fräskomponenten aus schwer zerspanbaren,<br />

hochlegierten Werkstoffen dreht.<br />

Die Chemie habe eben sofort gestimmt,<br />

sagen beide. Und Lara Knuth bringt offenbar<br />

Durchhaltevermögen mit – als frühere<br />

Kampfsportlerin und Triathletin.<br />

8<br />

Lutz Thieme (53)<br />

Täubchenmäster aus Thüringen<br />

Es gab Zeiten, da galten gebratene Tauben<br />

als Leibspeise von Königen und Fürsten.<br />

Heute muss der Landwirt aus Frohnsdorf<br />

bei Altenburg erst wieder die Werbetrommel<br />

rühren, um seine Delikatessen an den<br />

Kunden zu bringen. Dabei haben jene fleischigen<br />

Hubbel-Tauben, die er auf seinem<br />

Hof züchtet und mästet, nichts mit den in<br />

Verruf geratenen Stadttauben zu tun. Ursprünglich<br />

betrieb Thieme einen Milchbetrieb.<br />

Doch als ihm 2004 die Pachtverträge<br />

für die Futterflächen seiner Kühe nicht<br />

verlängert wurden, zog er kurzentschlossen<br />

die Notbremse. Er verkaufte den Bestand<br />

und orientierte sich komplett um: Er gründete<br />

einen eigenen Betrieb für Klauenpflege,<br />

besitzt hierfür auch den Meisterbrief –<br />

und baute in den leeren Ställen zugleich jene<br />

exklusive Taubenmast auf. Um hier den Absatz<br />

– über Weihnachten und Ostern hinaus<br />

– ganzjährig zu verstetigen, besuchte er inzwischen<br />

sogar Kurse bei einem Sternekoch<br />

und richtet nun mit seiner Frau auch<br />

eine Hofbraterei ein.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


8 | W+M AKTUELL<br />

STÖRTEBEKER MIT REKORD<br />

Stralsund. Die Störtebeker Braumanufaktur<br />

segelt auf Rekordkurs. 180.000 Hektoliter<br />

Störtebeker-Brauspezialitäten wurden<br />

2016 verkauft – eine neue Bestmarke. Dieses<br />

Wachstum ist auch der Markteinführung<br />

von fünf neuen Sorten zu verdanken.<br />

„Enorme Steigerungsraten hatten wir in<br />

diesem Jahr bei den Bio-zertifizierten Spezialitäten<br />

und auch den alkoholfreien Bieren“,<br />

erläutert Inhaber Jürgen Nordmann<br />

den Absatzerfolg.<br />

Entsprechend investierten die Stralsunder<br />

Bierbrauer in eine Erweiterung ihrer Kapazitäten.<br />

Im Bereich der Produktion wurde im<br />

Brauhaus an der Greifswalder<br />

Chaussee ein<br />

neues Malzhaus installiert<br />

sowie der Gärund<br />

Lagerkeller erweitert.<br />

Außerdem eröffnete<br />

die Störtebeker<br />

Braumanufaktur 2016<br />

ihr neues Flaggschiff,<br />

die Gastronomie Störtebeker<br />

Elbphilharmonie<br />

Hamburg im neuen<br />

Wahrzeichen der Hansestadt.<br />

Zunehmend beliebt: die Störtebeker-Biere von der Ostsee.<br />

FRANCI INVESTIERT<br />

Aue. Der italienische Werkzeugbau-Spezialist<br />

für den Automobilsektor<br />

Franci SpA investiert in<br />

einen neuen Standort im erzgebirgischen<br />

Grünhain-Beierfeld.<br />

Damit rückt der Zulieferer näher<br />

an seinen wichtigsten Markt heran.<br />

Vom Stammsitz in der Nähe<br />

des Comer Sees aus werden bereits<br />

Audi, VW, Porsche, Daimler,<br />

BMW und Ford in Deutschland<br />

beliefert. Die Werkzeugsätze<br />

dienen zum Beispiel der Fertigung<br />

von Kotflügeln, Dächern,<br />

Türen oder Seitenwänden.<br />

REKORDERGEBNIS BEI ILB<br />

SPARKASSEN IM PLUS<br />

Berlin. Trotz eines deutlich gesunkenen<br />

Zinsüberschusses sind die 45 Mitgliedssparkassen<br />

im Ostdeutschen Sparkassenverband<br />

(OSV) gut durch das Geschäftsjahr<br />

2016 gekommen. Zum guten Ergebnis<br />

trug vor allem eine Reduzierung der Personalkosten<br />

bei, da vielfach frei gewordene<br />

Stellen nicht mehr neu besetzt wurden. Der<br />

Personalbestand sank 2016 von 21.574 auf<br />

20.559 Mitarbeiter. Zudem verzeichneten<br />

die Sparkassen einen gestiegenen Provisionsüberschuss,<br />

unter anderem durch Anhebung<br />

der Kontogebühren. Der Gesamteinlagenbestand<br />

stieg um 3,4 Milliarden Euro<br />

auf 96,3 Milliarden Euro, davon entfielen<br />

83,3 Milliarden Euro auf Privat- und 8,3 Milliarden<br />

Euro auf mittelständische Kunden.<br />

Der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen<br />

Sparkassenverbandes Dr. Michael<br />

Ermrich kritisierte bei der Vorstellung der<br />

Geschäftszahlen die „überbordende Regulierung“<br />

im Bankensektor. So verwahrte er<br />

sich gegen Pläne der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde<br />

und der EZB, Personen,<br />

die aktuell oder in den zurückliegenden Jahren<br />

politische Ämter innehatten, von Verwaltungsräten<br />

auszuschließen. Dies beträfe<br />

auch Vertreter der Sparkassenträger, die<br />

das Interesse der Gesellschaft vor Ort repräsentieren,<br />

bemängelte Ermrich.<br />

ZAB MIT NEUER FIRMIERUNG<br />

Potsdam. Im April ist die Zentrale der ZukunftsAgentur<br />

Brandenburg (ZAB) an einen<br />

neuen Standort in der Potsdamer Innenstadt<br />

umgezogen und firmiert seither<br />

als Wirtschaftsförderung Brandenburg<br />

(WFBB). Ihr Angebot wird künftig in<br />

sechs kompakten Servicepaketen gebündelt.<br />

Seit ihrer Gründung 2001 hat die Gesellschaft<br />

6.294 Unternehmensprojekte<br />

betreut, mit denen 51.761 Arbeitsplätze<br />

und ein Investitionsvolumen von zehn Milliarden<br />

Euro verbunden sind.<br />

DÄMMSTOFFWERK<br />

ERWEITERT<br />

Wittenberge. Die österreichische Austrotherm<br />

GmbH, Hersteller von Produkten<br />

für die Wärmedämmung an Gebäuden,<br />

investiert sieben Millionen Euro in<br />

die Erweiterung ihres Werkes in Wittenberge.<br />

Grund ist die große Nachfrage<br />

im Zuge der Energiewende und stetig<br />

steigende Exporte nach Polen, Skandinavien<br />

und in die Benelux-Länder. Der<br />

Deutschlandsitz in der Prignitz hatte<br />

Ende 2013 den Betrieb aufgenommen.<br />

Potsdam. Die Brandenburger Förderbank<br />

ILB hat 2016 mit knapp zwei Milliarden<br />

Euro zugesagten Fördermitteln das<br />

höchste Ergebnis im Fördergeschäft seit<br />

20 Jahren erzielt. Mit den Geldern werden<br />

in Brandenburg insgesamt 5.074 Vorhaben<br />

unterstützt. Das Ergebnis wurde allerdings<br />

durch einen Einmaleffekt in die Höhe getrieben.<br />

571 Millionen Euro flossen in Form<br />

einer Konsortialfinanzierung in die Finanzierung<br />

des Hauptstadtflughafens im Rahmen<br />

der Infrastrukturförderung. Die Brandenburger<br />

Förderbank begeht <strong>2017</strong> ihr 25-jähriges<br />

Jubiläum. In diesem Zeitraum hat die<br />

ILB in Brandenburg über 120.000 Vorhaben<br />

mit 38 Milliarden Euro begleitet.<br />

Austrotherm-Geschäftsführer: Lars Peter,<br />

Gerald Prinzhorn und Alexander Sinner (v. l.).<br />

Fotos: Störtebeker Braumanufaktur GmbH (oben), Austrotherm (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 9<br />

Die Stimmung der ostdeutschen Unternehmer hellte sich im<br />

März <strong>2017</strong> wieder auf; der Geschäftsklimaindex der gewerblichen<br />

Wirtschaft* in Ostdeutschland stieg von 109,5 auf 110,4<br />

Punkte. Die befragten Unternehmer waren im März abermals zufriedener<br />

mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem blickten die Befragungsteilnehmer<br />

optimistischer auf die kommenden sechs Monate.<br />

Das Beschäftigungsbarometer für Ostdeutschland stieg im März<br />

<strong>2017</strong> ebenfalls. Dieser Anstieg ist jedoch allein auf die gesteigerten<br />

Beschäftigungserwartungen der Industrie zurückzuführen. In<br />

allen anderen Bereichen ist die Bereitschaft, Beschäftigung aufzubauen<br />

im Vormonatsvergleich gesunken.<br />

Das Geschäftsklima hellte sich zum Frühlingsauftakt in allen Bereichen<br />

auf. Die befragten Bauunternehmer waren im Vergleich zum<br />

Vormonat mit ihrer derzeitigen Geschäftslage deutlich zufriedener.<br />

Sie beurteilten ihren Auftragsbestand im März besser als noch im<br />

Vormonat. Darüber hinaus stiegen auch die Geschäftserwartungen<br />

leicht. Die gute Entwicklung des ostdeutschen Baugewerbes<br />

im März dürfte unter anderem auf den prosperierenden Tiefbau zurückzuführen<br />

sein. Auch das Geschäftsklima des ostdeutschen Verifo<br />

Geschäftsklimaindex Ostdeutschland im März <strong>2017</strong><br />

GUTE STIMMUNG ZUM FRÜHLINGSBEGINN<br />

arbeitenden Gewerbes stieg im März leicht. Der ostdeutsche Handel<br />

legte im gleichen Zeitraum ebenfalls geringfügig zu. Während<br />

das Geschäftsklima des Großhandels seitwärts tendierte, nahm es<br />

im Einzelhandel leicht zu.<br />

Jannik A. Nauerth und Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ifo Geschäftsklima<br />

Vormonat 11,3 März 13,1<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Vormonat 0,1 März 1,4<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Vormonat 17,3 März 18,8<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Vormonat 5,7 März 9,6<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Vormonat 2,4 März 3,1<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

Foto: Fotolia (sdecoret)<br />

Gutes Geld für gute Ideen<br />

Sie haben eine zündende Idee und wollen damit<br />

Ihr Unternehmen voranbringen? Wir unterstützen<br />

Sie mit den passenden Fördermitteln. Nehmen<br />

Sie Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns auf Sie.<br />

www.ilb.de/inno


10 | W+M AKTUELL<br />

Maxim Reimche (l.) erklärt die vernetzte<br />

Fertigung eines Schraubendrehers.<br />

NEUES KOMPETENZZENTRUM<br />

Ilmenau. Die Parlamentarische Staatssekretärin<br />

bei der Bundesministerin für Wirtschaft<br />

und Energie und Beauftragte für die<br />

neuen Länder Iris Gleicke (SPD) eröffnete<br />

gemeinsam mit dem thüringischen Wirtschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee (SPD)<br />

Mitte März das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

Ilmenau. Iris Gleicke anlässlich<br />

der Eröffnung: „Ich freue mich, dass<br />

wir heute mit Ilmenau ein weiteres Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum<br />

im Osten<br />

Deutschlands eröffnen. Thüringen ist ein<br />

wichtiger Standort des Maschinen- und<br />

Werkzeugbaus, aber auch der Mikroelektronik.<br />

Das Kompetenzzentrum wird dabei<br />

helfen, die kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen in Thüringen fit für die Digitalisierung<br />

zu machen. Denn nur wenn sie<br />

die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen,<br />

werden sie auch in der Zukunft erfolgreich<br />

sein.“<br />

Das Kompetenzzentrum wird von der Technischen<br />

Universität Ilmenau geleitet und<br />

kleine und mittlere Betriebe durch passgenaue<br />

Informationen, Qualifizierungsmaßnahmen<br />

sowie Anschauungs- und Erprobungsmöglichkeiten<br />

zu digitalen Technologien<br />

und -anwendungen auf dem Weg in<br />

die digitale Zukunft begleiten.<br />

FRAUENBESCHÄFTIGUNG IST SPITZE<br />

Chemnitz. Von den 1,23 Millionen Frauen<br />

zwischen 15 und 64 Jahren, die gegenwärtig<br />

in Sachsen leben, gehen 62 Prozent einer<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung<br />

nach. Damit liegt das Land bei der<br />

Frauenbeschäftigung bundesweit auf dem<br />

ersten Platz und übertrifft sogar noch deutlich<br />

die entsprechende Quote der Männer.<br />

Auch Thüringen (60,7), Brandenburg (60),<br />

Sachsen-Anhalt (59,3) und Mecklenburg-<br />

Vorpommern (59,1) rangieren bei der Frauenbeschäftigung<br />

noch vor Bayern (56,9).<br />

Sogar über dem sächsischen Mittelwert liegen<br />

die Landkreise Sächsische-Schweiz–<br />

Osterzgebirge (65,7), Leipzig (64,1), Mittelsachsen<br />

(64) und Nordsachsen (63,8). Allerdings<br />

arbeiten viele Frauen in Teilzeit –<br />

meist 32 Stunden die Woche.<br />

NETZWERK BEGEHT JUBILÄUM<br />

GOLFEN IN MOTZEN <strong>2017</strong><br />

Der Berliner Golf & Country Club Motzener See aus der Vogelperspektive.<br />

Eberswalde. Der Weg zur Industrie 4.0 und<br />

die Sicherung des Fachkräftebedarfs standen<br />

im Mittelpunkt einer Festveranstaltung<br />

des „Barnimer Netzwerkes Metall“ anlässlich<br />

seines 15-jährigen Bestehens. Gastredner<br />

war Brandenburgs Wirtschaftsminister<br />

Albrecht Gerber (SPD), der das Wirken des<br />

ehrenamtlich agierenden Netzwerkes als<br />

ein Paradebeispiel für eine gelungene Zusammenarbeit<br />

von Wirtschaftsförderern,<br />

Wissenschaftlern und Unternehmern würdigte.<br />

Die Barnimer Vereinigung wird von<br />

Dietrich Bester (Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

WITO) und Prof. Jörn Mallok (Hochschule<br />

Eberswalde) gemeinschaftlich geführt.<br />

Das Barnimer Netzwerk Metall gründete<br />

sich 2002 in Eberswalde, um die lokalen<br />

Kräfte der Metallbranche zu bündeln.<br />

Es hat heute 32 Mitgliedsfirmen mit mehr<br />

als 1.500 Beschäftigten. Darunter sind Global<br />

Player wie die Finow Automotive GmbH<br />

oder die Schmidt Maschinenbau GmbH,<br />

aber auch innovative Familienbetriebe wie<br />

der Seilrollenproduzent bamos oder Metallbau<br />

Glawion.<br />

Der von Designer Kurt Rossknecht gestaltete<br />

Berliner Golf & Country Club Motzener<br />

See, der Schwester-Club des Berlin<br />

Capital Club, ist auch in diesem Jahr wieder<br />

Austragungsort zahlreicher Turniere.<br />

Neben dem 27-Loch-Championship-<br />

Course steht den Mitgliedern und Gästen<br />

zusätzlich ein 9-Loch-Excecutive Course<br />

zur Verfügung und bietet Gelegenheit<br />

für ein Training des kurzen<br />

Spiels oder ein After-Work-<br />

Golfturnier. Ein solches richtet<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

zusammen mit dem Golfclub<br />

Motzen am 10. Juli <strong>2017</strong> aus.<br />

Mit dem Angebot „Pay & Play<br />

– Golfen für Jedermann!“ bietet<br />

der Golfclub in Motzen für<br />

jeden die Möglichkeit, sein Talent<br />

für den Golfsport auszuprobieren –<br />

ganz unabhängig von einer Mitgliedschaft<br />

in einem Club oder einem registrierten<br />

Handicap. So können Lernwillige auf dem<br />

9-Loch-Kurzplatz des Golfclubs am Motzener<br />

See Erfahrungen beim Spiel mit<br />

dem kleinen weißen Ball machen, ohne<br />

eine Platzerlaubnis oder einen Heimatclub<br />

zu besitzen.<br />

BERLIN CAPITAL CLUB GOLFTURNIERE <strong>2017</strong><br />

Mo, 15.05.<strong>2017</strong> Ladies Golf Cup<br />

Mo, 19.06.<strong>2017</strong> Golf Cup<br />

Mo, 10.07.<strong>2017</strong> 9-Loch After Work Golf Cup<br />

Mo, 25.09.<strong>2017</strong> De Saint Gall Golf Cup<br />

Mo, 09.10.<strong>2017</strong> 9-Loch Business Golf Cup<br />

www.golfclubmotzen.de<br />

Fotos: Maximilian Richter (oben), Berliner Golf & Country Club Motzener See e. V. (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 11<br />

DIE APP DES MONATS<br />

Mind-Maps lassen sich seit jeher auf dem<br />

Papier erstellen. Eleganter und einfacher<br />

können Sie Ihre Gedanken aber auch in einer<br />

Mind-Mapping-App festhalten. Diese<br />

hat den Vorteil, dass Sie die erstellte Mind-<br />

Map nicht erst aufwendig digitalisieren<br />

müssen, sich die Äste und Zweige einfach<br />

hin- und herschieben lassen, ihre Arbeit auf<br />

Wunsch schnell mit ihrem Team teilen können<br />

und Sie ihre Mind-Maps immer auf Ihrem<br />

mobilen Gerät dabei haben. Eine der<br />

beliebtesten Apps in diesem Bereich ist<br />

BESUCHERREKORD IN LEIPZIG<br />

„Mindjet<br />

Map“ für<br />

Android-Geräte.<br />

Die kostenlose App verfügt über<br />

drei Speicherformate und kann mit Dropbox<br />

verbunden werden. Das große Angebot<br />

an Funktionen könnte anfangs etwas<br />

abschreckend wirken, hier hilft eine vorgefertigte<br />

Map, die durch die Funktionen<br />

führt. Um die Mind-Maps auch auf dem<br />

PC nutzen zu können, müssen Sie die entsprechende<br />

Software von MindManager<br />

erwerben oder die Dateien in einem der<br />

beiden Freeware-Formate abspeichern.<br />

Leipzig. Ostdeutschlands wichtigste Industriemessen<br />

– das Duo aus Intec (Internationale<br />

Fachmesse für Werkzeugmaschinen,<br />

Fertigungs- und Automatisierungstechnik)<br />

und Z (Internationale Zuliefermesse für Teile,<br />

Komponenten, Module und Technologien)<br />

– schlossen am 10. März nach vier Tagen<br />

erfolgreich. 24.200 Besucher aus 35<br />

Ländern bedeuteten zudem einen neuen<br />

Gästerekord. Mit 1.382 Ausstellern aus 30<br />

Ländern bot man wiederum sowohl Global<br />

Playern als auch Mittelständlern eine attraktive<br />

Plattform, so Markus Geisenberger,<br />

Geschäftsführer der Leipziger Messe. Das<br />

Messedoppel festigte damit seine „starke<br />

Position unter den führenden Branchenmessen<br />

Europas“. Erneut hätten sich auch zahlreiche<br />

Neuaussteller aus dem In- und Ausland<br />

präsentiert. 2019 findet der Messeverbund<br />

vom 5. bis 8. Februar statt.<br />

MERCATEO ERWEITERT<br />

Köthen. Mercateo, Europas führende B2B-<br />

Beschaffungsplattform, hat am Standort<br />

Köthen neue Büroräume eröffnet. Dr. Reiner<br />

Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt,<br />

begleitete die feierliche Einweihung<br />

und nutzte den Rundgang durch das<br />

Gebäude für direkte Gespräche mit den Mitarbeitern<br />

und betonte die Bedeutung von<br />

Mercateo für die Region. Die neuen Räume<br />

– mit Platz für 110 der insgesamt über 400<br />

Mitarbeiter von Mercateo auf über 1.800<br />

Quadratmetern – befinden sich im ehemaligen<br />

Kontakt-Kaufhaus der DDR-Handelskette<br />

„Konsum“, welches bereits 1969 errichtet<br />

und im vergangenen Jahr von Grund<br />

auf saniert wurde.


12 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Übernachtungsrekord<br />

kein Ruhekissen<br />

Zu den landestypischen Wirtschaftssäulen Mecklenburg-<br />

Vorpommerns zählt der Tourismus. Die Beherbergungsbranche<br />

im Nordosten verbuchte 2016 mit mehr als 30 Millionen<br />

Übernachtungen einen neuen Rekord. Den harten Wettbewerb mit<br />

anderen Urlaubsregionen prägen veränderte Trends und Ansprüche<br />

der Gäste. Von Thomas Schwandt<br />

Mit einer facettenreichen und üppigen<br />

Natur, einer mehr als 1.700 Kilometer<br />

langen Ostseeküste und<br />

unzähligen Seen verfügt Mecklenburg-Vorpommern<br />

über ein Gott gegebenes, einzigartiges<br />

Kapital. Es bildet den Grundstock für<br />

eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen<br />

im Land, den Tourismus. Vor dem Mauerfall<br />

1989 zog es die DDR-Bürger auch<br />

aufgrund begrenzter Reisealternativen in<br />

Scharen an die Ostsee. Danach blieben sie<br />

erstmal aus, um die weite Welt zu erkunden.<br />

Dafür fuhren viele neugierige Westdeutsche<br />

auf die Insel Rügen, die Halbinsel<br />

Fischland-Darß, kamen an die Mecklenburgische<br />

Seenplatte und besuchten die<br />

Geschäftsführer-Duo an der Spitze des<br />

Landestourismusverbandes: Bernd Fischer (l.)<br />

und Tobias Woitendorf auf der Dachterrasse<br />

des „Hauses des Tourismus“ in Rostock.<br />

Hansestädte Rostock, Wismar, Stralsund<br />

und Greifswald. Und blieben dann ebenfalls<br />

erstmal aus. Der Charme staatlichen Gewerkschaftsurlaubs<br />

vielerorts verschreckte<br />

sie ebenso wie damalige Qualitäts- und<br />

Servicedefizite in Hotels und Gaststätten.<br />

Branche wird professioneller<br />

Doch im Küstenland wurden die Wachstumschancen,<br />

die der Tourismus unter<br />

marktwirtschaftlichen Bedingungen bot,<br />

schnell erkannt und beherzt ergriffen. Mehr<br />

als sechs Milliarden Euro wurden laut Landeswirtschaftsministerium<br />

bis dato in neue<br />

Hotels, Gaststätten und Restaurants, in Freizeiteinrichtungen<br />

und in die touristische Infrastruktur<br />

investiert. Zweieinhalb<br />

Jahrzehnte später<br />

resümiert Bernd Fischer,<br />

Geschäftsführer des Tourismusverbandes<br />

Mecklenburg-Vorpommern,<br />

einen erfolgreichen<br />

„Professionalisierungsprozess“ in der Branche.<br />

Ein neuer Rekord von 30,3 Millionen<br />

Übernachtungen im vorigen Jahr und eine<br />

weiter gestiegene Anzahl von 7,6 Millionen<br />

Gästeankünften belegen dies und bedeuten<br />

das beste Ergebnis in der Landesgeschichte.<br />

Mit einem Jahresumsatz von rund sieben<br />

Milliarden Euro gehört die Tourismusbranche<br />

neben der maritimen und der Ernährungsindustrie<br />

zu den wirtschaftlichen<br />

„Tourismus ist<br />

alles andere als ein<br />

Selbstläufer.“<br />

Schwergewichten in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Rund 178.000 Beschäftigte verdienen<br />

direkt beziehungsweise indirekt ihr<br />

Geld im touristischen Gewerbe.<br />

Die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte im<br />

Urlaubs- und Freizeitsektor sei aber keine<br />

Selbstverständlichkeit, sagt Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Wirtschafts- und Tourismusminister<br />

Harry Glawe und hebt mahnend<br />

den Finger: „Die touristische Entwicklung<br />

muss weiter vorangetrieben werden.<br />

Entscheidend ist es, dass sich der Tourismus<br />

durch qualitatives Wachstum von<br />

den Wettbewerbern abgrenzt.“ Auch Verbandschef<br />

Fischer sieht im Tourismus an<br />

der Küste und im Binnenland<br />

„alles andere als einen<br />

Selbstläufer“. Der<br />

Markt und die Konkurrenz<br />

sind permanent in Veränderung<br />

begriffen. Eine aktuelle Urlauberbefragung<br />

aus den Jahren 2015/16, deren<br />

Ergebnisse im Vorfeld der diesjährigen ITB,<br />

der weltgrößten Reisemesse im März in<br />

Berlin, publik gemacht wurden, bestätigte<br />

diese Einschätzung. Demnach zeigten<br />

sich 92 Prozent der befragten Gäste mit<br />

ihrem Aufenthalt in Mecklenburg-Vorpommern<br />

zufrieden oder sehr zufrieden. „Wir<br />

haben insbesondere in punkto Gastfreundschaft<br />

deutlich gegenüber der letzten Um-<br />

Foto: Thomas Schwandt (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN | 13<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

BELIEBTESTES URLAUBSZIEL<br />

Aus der neuesten Reiseanalyse <strong>2017</strong><br />

der renommierten Forschungsgemeinschaft<br />

Urlaub und Reisen (FUR) geht<br />

hervor, dass Mecklenburg-Vorpommern<br />

im Jahr 2016 an allen angetretenen Urlaubsreisen<br />

der Deutschen (Dauer ab<br />

fünf Tage) einen Marktanteil von 5,6<br />

Prozent erobert hat. Damit liegt der<br />

Nordosten 0,1 Prozent vor dem Bundesland<br />

Bayern. Im Vergleich mit den internationalen<br />

Reisezielen der Deutschen<br />

schaffte es MV nach den Spitzenreitern<br />

Spanien (14,8 Prozent) und Italien (8,2<br />

Prozent) auf den dritten Platz.<br />

frage von 2010 zugelegt“, hebt Fischer einen<br />

wesentlichen Aspekt hervor. Doch<br />

das Monitoring brachte auch eine Reihe<br />

von Schwachstellen im Urlaubsland zutage.<br />

So bewerteten die Urlauber und Touristen<br />

das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

und die Erreichbarkeit und Barrierefreiheit<br />

ebenso schlechter im Vergleich zu<br />

2010 wie die Möglichkeiten zum Einkauf<br />

sowie die Veranstaltungs- und Kulturangebote.<br />

In diesen Bereichen wird besonders<br />

deutlich, „dass die Ansprüche der Gäste an<br />

Service und Qualität zuletzt stark gestiegen<br />

sind“, erklärt Tobias Woitendorf, stellvertretender<br />

Geschäftsführer des Landestourismusverbandes.<br />

Diese seien vielfach durch<br />

subjektive Erfahrungen in den Herkunftsländern<br />

und anderen Urlaubsregionen geprägt.<br />

„Gäste aus der Schweiz etwa hinterfragen<br />

den öffentlichen Nahverkehr sehr<br />

kritisch, weil sie in ihrer Heimat ein beispielhaftes<br />

Angebot gewohnt sind.“ Ebenso fällt<br />

die Resonanz bei Urlaubern aus, die eine<br />

anspruchsvolle Küche erwarten und rund<br />

um die Uhr einkaufen möchten.<br />

Gefälle zwischen Sommer und Winter<br />

Bei dem erkannten Verbesserungsbedarf<br />

verweist Bernd Fischer jedoch auch auf<br />

die sehr speziellen Voraussetzungen im<br />

Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Über das Jahr würden sich durchschnittlich<br />

pro Tag 150.000 Übernachtungsgäste im<br />

Land aufhalten. „Das differiert zwischen<br />

den Winter- und Sommermonaten erheblich<br />

und erschwert es, bestimmte Dienstleistungs-<br />

und Serviceangebote ganzjährig<br />

vorzuhalten.“ Den öffentlichen Nahverkehr<br />

in MV beispielsweise nur auf die circa 1,6<br />

Millionen Einwohner abzustellen, kann bei<br />

jährlich 11,2 Millionen gewerblichen und<br />

privaten Übernachtungsgästen nicht funktionieren.<br />

Laut Fischer bestehe auf diesem<br />

Feld dringender Handlungsbedarf. Eine<br />

„entscheidende Reserve“ liege in einer<br />

engeren Abstimmung zwischen Bus- und<br />

Bahnverkehren. Da es aber verschiedene<br />

Zuständigkeiten zwischen den Landkreisen,<br />

dem Land und den Anbietern gebe,<br />

bedeutet es „ein dickes Brett zu bohren“,<br />

um Verbesserungen zu erreichen.<br />

Um sich künftig in der Spitzengruppe der<br />

beliebtesten Urlaubsregionen behaupten<br />

und von der Konkurrenz abheben zu können,<br />

fokussiert sich die Tourismusbranche<br />

im Nordosten auf die Stärken von Mecklenburg-Vorpommern.<br />

„Wir sind eindeutig ein<br />

Familien-Reiseland“, unterstreicht Woitendorf.<br />

Diese Zielgruppe der Urlauber wächst<br />

mit am stärksten. Eltern und ihre Kinder finden<br />

in MV neben Strand und Meer heute<br />

viele attraktive Freizeitmöglichkeiten, darunter<br />

Spaßbäder, Erlebnisparks, spannende<br />

Museen, um auch außerhalb der Saison<br />

an die Küste zu fahren. Investitionen in<br />

den Familienurlaub sind zudem geeignet,<br />

„bei jungen Gästen Sehnsüchte für die Zukunft“<br />

zu wecken, umschreibt Fischer die<br />

nachhaltige Wirkung. Unter diesem Aspekt<br />

setzt der Branchenverband, der seit 2016<br />

im neuen „Internationalen Haus des Tourismus“<br />

in Rostock residiert, verstärkt auf<br />

die Karte „Reisen für alle“. Eine barrierefreie<br />

und altersgerechte Infrastruktur anzubieten,<br />

ist in Zeiten des demografischen Wandels<br />

ein nachfrageförderndes Qualitätsmerkmal.<br />

Hier wolle MV „eine Pionierfunktion“ einnehmen,<br />

betont Woitendorf. W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


14 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident<br />

Erwin Sellering vor dem Schweriner Schloss.<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD):<br />

„Wir müssen wieder partnerschaftlich<br />

mit Russland zusammenarbeiten“<br />

W+M: Herr Ministerpräsident, angesichts<br />

der vielen internationalen Krisenherde setzen<br />

die Deutschen wieder verstärkt auf Urlaub<br />

im eigenen Land. Ist Mecklenburg-<br />

Vorpommern für den im Sommer zu erwartenden<br />

Touristenboom gerüstet?<br />

Erwin Sellering: Wir haben seit Jahren in<br />

jedem Jahr einen neuen Übernachtungsrekord.<br />

Da geht es spürbar aufwärts. Mecklenburg-Vorpommern<br />

ist einfach ein wunderschönes<br />

Land und wir haben dazu passend<br />

eine hervorragende touristische Infrastruktur.<br />

Wir merken schon, dass in den<br />

letzten zwei bis drei Jahren aufgrund von<br />

internationalen Krisen noch mehr Urlauber<br />

als zuvor zu uns kommen und das führt<br />

uns manchmal bis an unsere Kapazitätsgrenze.<br />

Aber das ist natürlich eine schöne<br />

Entwicklung.<br />

W+M: Was tut die Landesregierung aktuell,<br />

um die touristische Infrastruktur zu verbessern?<br />

Erwin Sellering: Allein in den letzten zwei<br />

Jahren haben wir 120 Millionen Euro für<br />

die Verbesserung der touristischen Infrastruktur<br />

ausgegeben. Wir sind allerdings<br />

auch schon recht weit. Die ganz großen<br />

Investitionen sind ja in den zurückliegenden<br />

Jahren bereits realisiert worden. Wir<br />

haben viele schöne, moderne Häuser. Die<br />

Bäderarchitektur ist sehr attraktiv. Das unterstützen<br />

wir auch künftig, weil der Tourismus<br />

ein wichtiger Wirtschaftszweig ist<br />

und zudem den Effekt hat, dass noch mehr<br />

Menschen unser Land kennenlernen.<br />

W+M: Befürchten Sie, dass die vielen Sympathisanten<br />

der AfD und eine vielerorts zu<br />

beobachtende ausländerfeindliche Stimmung<br />

die touristische Anziehungskraft Ihres<br />

Landes schwächen könnten?<br />

Erwin Sellering: Das lässt sich so bislang<br />

aus den Tourismuszahlen nicht ablesen.<br />

Ich glaube, dass man das Phänomen AfD<br />

auch nicht speziell auf unser Land bezieht.<br />

Die Partei ist ja leider bundesweit in Parlamente<br />

eingezogen. Für mich ist ein anderer<br />

Punkt entscheidend: Mecklenburg-<br />

Vorpommern ist ein weltoffenes und gastfreundliches<br />

Land und soll es auch bleiben.<br />

Was ich mit Stolz sagen kann, ist, dass bei<br />

uns tausende gegen Rechtsextreme auf<br />

die Straße gehen und für Toleranz und Offenheit<br />

eintreten. Das wird in der Öffentlichkeit<br />

durchaus bemerkt.<br />

W+M: Neben dem Tourismus ist die Gesundheitswirtschaft<br />

einer der wichtigsten<br />

Wirtschaftszweige für Ihr Land. Gibt es konkrete<br />

Vorstellungen, diese beiden Schlüsselbranchen<br />

in Zukunft besser zu verzahnen?<br />

Erwin Sellering: Natürlich. Ziel muss<br />

es sein, dass im Gesundheitsbereich viel<br />

mehr auf Prävention gesetzt wird. Unser<br />

Angebot dafür ist attraktiv: Wir haben ein<br />

Land, das wunderschön ist, mit gesunder<br />

Luft und dem Meer. Die Leute kommen zu<br />

uns, verleben hier eine oder zwei Wochen.<br />

Dabei verbringen sie eine erholsame und<br />

entspannte Zeit und werden gleichzeitig<br />

aufgeklärt über Ernährung, Sport und ein<br />

gesundes Leben insgesamt. Dann fahren<br />

sie begeistert nach Hause und halten sich<br />

möglichst an die gewonnenen Erkenntnisse<br />

und kommen im nächsten Jahr wieder<br />

nach Mecklenburg-Vorpommern.<br />

W+M: In früheren Jahren verbrachten Sie<br />

Ihren Urlaub mit der Familie gern auf dem<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN | 15<br />

Bauernhof. Wie sieht heute ein idealer Urlaub<br />

bei der Familie Sellering aus?<br />

Erwin Sellering: Wie man Familienurlaub<br />

macht, hängt immer vom Alter der Kinder<br />

ab. Damals waren meine Töchter in einem<br />

Alter, da wollten sie unbedingt auf einen<br />

Pferdehof. Heute ist mein Sohn zweieinhalb<br />

Jahre alt, und da werden wir im Sommer<br />

ans Meer fahren, im Sand spielen, ins<br />

seichte Wasser laufen – das passt jetzt<br />

ganz stark.<br />

W+M: Verraten Sie uns Ihren touristischen<br />

Geheimtipp für Mecklenburg-Vorpommern?<br />

der partnerschaftlich mit<br />

Russland zusammenarbeiten<br />

und ich bin zuversichtlich,<br />

dass wir schon<br />

bald zu diesem Stil zurückkehren.<br />

W+M: Wird es in diesem<br />

Jahr wieder einen Russlandtag<br />

geben, der auf<br />

die Intensivierung der<br />

Kontakte zwischen Mecklenburg-Vorpommern<br />

und<br />

der russischen Partnerregion,<br />

dem Leningrader<br />

Gebiet, abzielt?<br />

In der Schweriner Staatskanzlei: Ministerpräsident Erwin<br />

Sellering mit W+M-Herausgeber Frank Nehring (l.) und W+M-<br />

Chefredakteur Karsten Hintzmann (r.).<br />

Foto: W+M<br />

Erwin Sellering: Da müsste ich so viele<br />

Orte aufzählen, dazu reicht der Platz<br />

sicher nicht. Wer ans Meer will, hat die<br />

Auswahl zwischen vielen hervorragenden<br />

Adressen – egal ob Usedom, Rügen,<br />

Darß oder anderenorts. Im Binnenland haben<br />

wir für Naturliebhaber fast unberührte<br />

Ecken zu bieten. Von Schwerin aus fahre<br />

ich häufig ins Warnow-Durchbruchstal,<br />

wo es für unsere Verhältnisse etwas hügelig<br />

ist – eine wunderschöne Gegend.<br />

Ich kann allen nur sagen: Kommen Sie zu<br />

uns. Wenn Sie aufs Land wollen, suchen<br />

Sie sich eines unserer 2.000 Herrenhäuser<br />

und Schlösser aus. Wer einen Stadturlaub<br />

machen will, ist in Schwerin, mit<br />

dem Ensemble rund um das Schloss, das<br />

wir jetzt für das Weltkulturerbe anmelden,<br />

bestens aufgehoben.<br />

W+M: Lassen Sie uns den Blick über die<br />

Landesgrenze hinaus werfen. Sie haben<br />

sich in den letzten Jahren wie kaum ein<br />

anderer deutscher Spitzenpolitiker für die<br />

Beendigung der Wirtschaftssanktionen<br />

gegen Russland eingesetzt. Wie stehen<br />

Sie heute dazu?<br />

Erwin Sellering: Ich hoffe sehr, dass wir<br />

zu einem vernünftigen Dialog zurückkehren<br />

und die Probleme, die natürlich bestehen,<br />

auf Augenhöhe lösen. Die Sanktionen<br />

haben beiden Seiten geschadet und<br />

eigentlich nichts gebracht. Daher glaube<br />

ich schon, dass die Einsicht steigt, dass<br />

wir wegkommen müssen von der Eskalationsschraube<br />

und dem Gerede über<br />

den „Kalten Krieg“. Wir müssen wie-<br />

Erwin Sellering: In diesem Jahr wird es<br />

in St. Petersburg ein großes deutsch-russisches<br />

Wirtschaftstreffen geben, das<br />

von unserer Partnerregion organisiert<br />

wird. Es hat sich gut eingespielt, dass<br />

wir im Wechsel solche Treffen ausrichten.<br />

Und ich habe den Eindruck: Jetzt<br />

gibt es auch keine Aufregung und negativen<br />

Schlagzeilen mehr, wenn wir das<br />

machen. Wir konzentrieren uns auf die<br />

wirtschaftlichen Bereiche, die von den<br />

Sanktionen ausgenommen sind. Darüber<br />

hinaus arbeiten wir an einer guten Ausgangsbasis<br />

für die Zeit, wenn die Sanktionen<br />

fallen.<br />

W+M: Sie haben im Herbst 2016 den neuen<br />

Länderfinanzausgleich für die Zeit nach<br />

2019 maßgeblich mit dem Bund ausgehandelt.<br />

Warum ist es aus Ihrer Sicht ein fairer<br />

Kompromiss auch für die neuen Länder<br />

geworden?<br />

ZUR PERSON<br />

Erwin Sellering wurde am 18. Oktober<br />

1949 in Sprockhövel geboren. Er studierte<br />

Rechtswissenschaften in Heidelberg,<br />

Bochum und Münster. 1981 wurde<br />

er Richter am Verwaltungsgericht<br />

Gelsenkirchen. 1994 wechselte Sellering<br />

nach Ostdeutschland. Zunächst<br />

arbeitete er als Vorsitzender Richter in<br />

Greifswald. Seit dem Jahr 2000 gehört<br />

er der Landesregierung an, seit 2008 ist<br />

er Ministerpräsident in Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

Erwin Sellering: Bei so vielen widerstreitenden<br />

Interessen war es klar, dass am<br />

Ende nur ein Kompromiss herauskommen<br />

konnte. Die Geberländer wollten entlastet<br />

werden. Dem Osten liegt viel daran, dass<br />

der Aufholprozess nicht gestoppt wird.<br />

Und die Länder in der Mitte wollten auch<br />

nicht benachteiligt werden. Eigentlich war<br />

das eine Ausgangsbasis, wo man sagte,<br />

das kann doch gar nicht gelingen. Deshalb<br />

bin ich ganz stolz, dass wir das geschafft<br />

haben. Es ist ein gutes Zeichen für den Föderalismus,<br />

dass wir uns einigen konnten.<br />

W+M: Wie profitiert Ihr Land konkret von<br />

der künftigen Regelung?<br />

Erwin Sellering: Im Prozess der Kompromissfindung<br />

gab es eine Phase, wo die<br />

Ostländer gesagt haben, hier können wir<br />

nicht mitmachen. Dann ist es durch ein<br />

gutes gemeinschaftliches Auftreten gelungen,<br />

ein Ergebnis zu erzielen, das den<br />

neuen Ländern eine Fortsetzung des Aufholprozesses<br />

ermöglicht. Und nur darum<br />

ging es uns – nicht um spezielle Vorteile<br />

für ein einzelnes Land.<br />

Wir sind ein sparsam wirtschaftendes Land.<br />

Mit dem gefundenen Kompromiss können<br />

wir unsere klaren politischen Schwerpunkte<br />

weiter verwirklichen: Mit der Wirtschaft<br />

soll es weiter aufwärts gehen, damit neue<br />

Arbeitsplätze entstehen. Wir werden auch<br />

weiter in Kitas und Schulen investieren,<br />

also in gute Chancen von Anfang an.<br />

Interview: Karsten Hintzmann und<br />

Frank Nehring<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


16 | W+M XXX SCHWERPUNKT Die Zimmer und Suiten im Yachthafenresort<br />

Hohe Düne sind im maritimen Stil eingerichtet.<br />

Zehn exklusive Hotels in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Traumhafte Auszeit<br />

Mecklenburg-Vorpommern ist das<br />

einzige Bundesland, das seit der<br />

Jahrtausendwende zweistellige<br />

Wachstumsraten im Bereich Tourismus<br />

vorweisen kann. Im Jahr 2014 überholte<br />

Mecklenburg-Vorpommern erstmals sogar<br />

den Freistaat Bayern als beliebtestes<br />

innerdeutsches Reiseziel. Dass das Land<br />

bei Touristen immer beliebter wird, davon<br />

zeugt auch eine große Auswahl an erstklassigen<br />

Hotels der gehobenen Kategorie.<br />

Ob Wellness und Relaxen, Aktivurlaub<br />

oder Golfen: <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> stellt<br />

Ihnen in dieser Ausgabe zehn besonders<br />

schöne und exklusive Hotels aus dem<br />

Nordosten Deutschlands vor.<br />

q<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5 6<br />

7 8 9<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN | 17<br />

Fotos: Grand Hotel Binz (1), Grand Hotel Heiligendamm (2), Hotel Neptun (3), Schloss Basthorst (4), Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs-KG (5), Steigenberger (6), The Grand Ahrenshoop (7), TUI BLUE Hotel Fleesensee (8), Upstalsboom (9), www.hohe-duene.de (10)<br />

1 GRAND HOTEL BINZ<br />

Das exklusive Strandhotel der Fünf-Sterne-Kategorie<br />

befindet sich direkt an der<br />

Strandpromenade des bekannten Ostseebades<br />

Binz, fünf Kilometer entfernt<br />

von einem der meistbesuchten Schlösser<br />

in Mecklenburg-Vorpommern, dem Jagdschloss<br />

Granitz aus dem 19. Jahrhundert.<br />

Alle der 127 Zimmer und Suiten verfügen<br />

über Terrasse oder Balkon, die Suiten bieten<br />

darüber hinaus einen Kamin und eine<br />

Dachterrasse. Das Frühstück wird im Restaurant<br />

mit Meerblick serviert. Preis: DZ<br />

ab 170 Euro.<br />

www.grandhotelbinz.de<br />

2 GRAND HOTEL HEILIGENDAMM<br />

Das elegante Traditionshotel aus dem 18.<br />

Jahrhundert mit Blick auf die Ostsee und<br />

direkt am Strand in Heiligendamm bei<br />

Bad Doberan gelegen, verfügt über 181<br />

geräumige, elegante Zimmer und Suiten,<br />

verteilt auf vier klassizistische Gebäude.<br />

Auf 3.000 Quadratmetern können<br />

die Gäste sich im Spa erholen. Das Gourmetrestaurant<br />

Friedrich Franz wartet mit<br />

einem Michelin-Stern auf. Kinderclub und<br />

Businesscenter runden das Angebot ab.<br />

Preis: DZ ab 205 Euro.<br />

www.grandhotel-heiligendamm.de<br />

3 HOTEL NEPTUN WARNEMÜNDE<br />

Nur 600 Meter vom Leuchtturm Warnemünde,<br />

direkt an der Strandpromenade<br />

liegt das noch aus DDR-Zeiten bekannte,<br />

1971 eröffnete und 64 Meter hohe Fünf-<br />

Sterne-Haus Neptun mit seinen modern<br />

eingerichteten 338 Zimmern, Suiten und<br />

Apartments. Fünf Restaurants, drei Bars,<br />

eine Diskothek, Saunen, Innenpool und<br />

Spa, Businesscenter, Kinderclub und ein<br />

kostenloser Bahnhofsshuttle komplettieren<br />

das Angebot für die Gäste. Preis: DZ<br />

ab 159 Euro.<br />

www.hotel-neptun.de<br />

4 SCHLOSS BASTHORST<br />

Die Gastgeberfamilie Hopman mit niederländischen<br />

Wurzeln bietet ihren Gästen<br />

seit 2009 im charismatischen Schlosshotel<br />

Basthorst bei Schwerin 101 stilvolle<br />

Zimmer, Suiten und Apartments. Das Herrenhaus<br />

aus dem 19. Jahrhundert mit drei<br />

Anbauten, einem Café und zwei Bars befindet<br />

sich auf einem zwölf Hektar großen<br />

Gelände mitten in der Natur, acht Gehminuten<br />

bis zum Glambecker See und fünf<br />

Kilometer bis zum Golfplatz Winstongolf.<br />

Preis: DZ ab 124 Euro.<br />

www.schloss-basthorst.de<br />

5 SEETELHOTEL AHLBECKER HOF<br />

Das prachtvolle Fünf-Sterne-Luxushotel<br />

mit Blick auf die Ostsee und die Ahlbecker<br />

Seebrücke besticht mit 91 stilvoll eingerichteten<br />

Zimmern und Suiten. Edle Hölzer,<br />

Stoffe und Teppiche, Kronleuchter und<br />

Marmor prägen das Bild des historischen<br />

Gebäudes. Das Hotel besitzt zudem ein<br />

Gourmetrestaurant, eine Brasserie und<br />

ein thailändisches Restaurant sowie einen<br />

großen Wellnessbereich mit Innenpool<br />

und Sauna. Das polnische Swinemünde<br />

ist 13 Kilometer entfernt. Preis:<br />

DZ ab 128 Euro.<br />

www.seetel.de<br />

6 STEIGENBERGER GRANDHOTEL<br />

HERINGSDORF<br />

Das Hotel liegt am feinen Ostseestrand<br />

auf Usedom, 700 Meter entfernt von der<br />

Heringsdorfer Seebrücke. Das elegante<br />

Fünf-Sterne-Resort umfasst insgesamt<br />

sieben Gebäude mit 169 Zimmern, Suiten<br />

und Studios, zwei Restaurants und ein Bistro<br />

sowie eine Cocktailbar und Raucherlounge.<br />

Vier Saunen, Innen- und Außenpool<br />

und ein Fitnessraum warten im Wellnessbereich<br />

auf die Gäste. Der Golfplatz<br />

Baltic Hills befindet sich in sechs Kilometern<br />

Entfernung. Preis: DZ ab 153 Euro.<br />

www.steigenberger.com<br />

7 THE GRAND AHRENSHOOP<br />

Das THE GRAND Ahrenshoop blickt auf<br />

eine einzigartige Geschichte zurück: Seit<br />

1891 residiert das Haus auf dem Schifferberg<br />

und bietet einen weitläufigen Blick<br />

über Dünen- und Strandidylle von Fischland-Darß.<br />

Das 2010 neu erbaute Fünf-<br />

Sterne-Haus bietet 80 Zimmer mit elegantwohnlichem<br />

Ambiente. Das Gourmetrestaurant<br />

mit Terrasse, ein legeres Café und<br />

eine Bar sowie ein Wellnessbereich mit<br />

Fitnesscenter und Innenpool runden das<br />

Angebot ab. Preis: DZ ab 145 Euro.<br />

www.the-grand.de<br />

8 TUI BLUE HOTEL FLEESENSEE<br />

Drei Kilometer entfernt vom Golfclub Fleesensee<br />

und sieben Kilometer von der idyllischen<br />

Inselstadt Malchow auf der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte befindet sich inmitten<br />

der Natur, ruhig am See gelegen<br />

das Vier-Sterne-Hotel Fleesensee. Seine<br />

156 modernen Zimmer und Suiten mit<br />

gehobener Ausstattung auf sechs Etagen<br />

bieten direkten Blick auf den See. Neben<br />

dem Spa-Bereich auf 950 Quadratmetern<br />

mit Innenpool, Sauna und Fitnesscenter<br />

bietet das Hotel auch einen Putting-Green.<br />

Preis: DZ ab 91 Euro.<br />

www.tui.com<br />

9 UPSTALSBOOM HOTELRESIDENZ<br />

& SPA KÜHLUNGSBORN<br />

In direkter Strandlage zwischen Kühlungsborn<br />

Ost und West besticht das Vier-Sterne-Haus<br />

durch seine moderne, an die Ostsee<br />

angelehnte Gestaltung und Einrichtung.<br />

169 großzügige Zimmer, ein 1.300<br />

Quadratmeter großer Wellnessbereich mit<br />

Sauna, Fitnesscenter und Innenpool, zwei<br />

Gourmetrestaurants mit Sonnenterrasse<br />

und ein Café im Wiener Kaffeehausstil<br />

mit eigener Patisserie laden zum Verweilen<br />

ein. Preis: DZ ab 102 Euro.<br />

www.hotelresidenz-kuehlungsborn.de<br />

q YACHTHAFENRESIDENZ<br />

HOHE DÜNE<br />

Das Fünf-Sterne-Resort in Hohe Düne, direkt<br />

am Meer gelegen mit eigenem Yachthafen<br />

und Zugang zum offenen Meer, verfügt<br />

über 368 Zimmer und 23 Suiten, liebevoll<br />

im maritimen Stil eingerichtet. Neben<br />

einem großzügigen Wellnessbereich<br />

mit Fitnessraum, Innen- und Außenpool,<br />

Sauna, Spa und Hamam bietet das Resort<br />

ein Businesscenter, sechs Restaurants<br />

und Brasserien sowie einen Kinderclub.<br />

Mit der Fähre erreichen Sie in einigen<br />

Minuten Warnemünde. Preis: DZ ab<br />

193 Euro.<br />

www.hohe-duene.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


18 | W+M SCHWERPUNKT<br />

In Vorpommern gehen nicht nur Segelträume,<br />

sondern auch Lebensträume in Erfüllung.<br />

In Vorpommern Segel setzen<br />

Von Traditionsbetrieben und Raumpionieren, die kamen, um zu bleiben<br />

Vorpommerns Küste hat eine Menge<br />

zu bieten. Mit einer Küstenlänge<br />

von 226 Kilometern Außenküste und<br />

1.083 Kilometern Boddenküste ist es ein<br />

Eldorado für Wassersportbegeisterte, Freizeitkapitäne<br />

und Naturliebhaber. Einige von<br />

ihnen haben hier Anker geworfen, weil man<br />

in Vorpommern nicht nur gut Urlaub machen,<br />

sondern auch sehr gut leben kann.<br />

365 Tage im Jahr Zugang zu unberührten<br />

Naturräumen und jede Menge Wasser<br />

unter dem Kiel. Das dachte sich auch<br />

der weitgereiste Seefahrer Ingo Jaich, der<br />

in den Wendejahren in Lauterbach, einem<br />

malerischen Ortsteil von Putbus auf der<br />

Insel Rügen direkt am Greifswalder Bodden,<br />

einen Ort vorfand, wo er seine Idee<br />

vom Leben am und auf dem Wasser verwirklichen<br />

konnte. 1997 wurde der Yachthafen<br />

Putbus als „im jaich wasserferienwelt“<br />

feierlich eröffnet. Später übernahmen<br />

die Brüder Till und Hans Jaich. Angeltouren<br />

und Segeltörns, Schiffscharter und<br />

Segelkurse, ein Full-Service-Angebot rund<br />

ums Boot (Werftbetrieb und Bootsmotorwerkstatt<br />

inklusive) – diese speziellen Angebote<br />

werden ergänzt durch die Vermietung<br />

von Pfahlbauten und schwimmenden<br />

Ferienhäusern. Die ersten ihrer Art wurden<br />

in Lauterbach erschaffen, ein Traumurlaub<br />

auf dem Wasser, den die Jaichs in die Tat<br />

umgesetzt haben.<br />

Nebenan betreibt der Bootsbauer Matthias<br />

Lenz die Bootsbau Rügen GmbH, ein Traditionsunternehmen,<br />

das seit vielen Jahren<br />

ein echter Begriff innerhalb der Yachtbau-Branche<br />

für eigenständig designte und<br />

moderne Yachten, hergestellt in Handarbeit<br />

mit Flexibilität in Detaillösungen und<br />

höchstem Qualitätsanspruch ist. Die Werft<br />

gibt es seit 1948, die dort gebauten Vilm-<br />

Yachten seit 1952.<br />

Ein Pionier in Sachen Yachtbau ist auch das<br />

Unternehmen HanseYachts, das sich seit<br />

seiner Gründung 1990 zu einer Werft von<br />

Weltrang entwickelt hat. Die HanseYachts<br />

AG ist mittlerweile gemessen an der Zahl<br />

weltweit verkaufter Yachten einer der zwei<br />

größten Hersteller hochseetüchtiger Segelyachten.<br />

Im Bereich Segel- und Motoryachten<br />

ist die HanseYachts AG ein weltweit<br />

operierendes Unternehmen. Die Leidenschaft<br />

für die See wird in diesem Unternehmen,<br />

das die selbst designten Yachten<br />

auf der Ostsee testet und in die Welt verkauft,<br />

buchstäblich gelebt.<br />

Am Greifswalder Bodden betreibt Falk<br />

Morgenstern das Baltic Sea Resort in Kröslin,<br />

von wo aus man einen freien Blick auf<br />

den Horizont und die Insel Usedom hat.<br />

Zum Resort gehört seit 1998 die Marina<br />

Kröslin mit 500 Liegeplätzen für Dauerund<br />

Gastlieger und Winterlagerplätzen.<br />

Für Landgänger stehen Wellness-Angebote<br />

im neuen Spa-Bereich zur Verfügung.<br />

Zwölf Floating Houses, zwei Hausboote<br />

und mehrere Appartements, mit der Möglichkeit,<br />

führerscheinfreie Boote dazu zu<br />

chartern, bieten ganzjährig die Gelegenheit,<br />

sich an Land und auf dem Wasser zu<br />

erholen. Den Rundum-Bootsservice gibt<br />

es ebenfalls vor Ort sowie einen Yachthandel.<br />

Mit einem internationalen Marinaverbund<br />

Ostsee geht Falk Morgenstern in die<br />

Foto: HanseYachts AG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


TOURISMUS MECKLENBURG-VORPOMMERN | 19<br />

Foto: Hinstorff Verlag GmbH, Rostock 2015<br />

Welt und macht Kröslin auch für schwedische<br />

Segler bekannt. Die Marina existiert<br />

mittlerweile seit 23 Jahren, und das Motto<br />

des Unternehmens passt zum Lebensgefühl<br />

der Region: Einfach. Sein.<br />

Lauterbach und Kröslin: Beide Marinas<br />

stehen exemplarisch für die positive Entwicklung<br />

der Wassersport-Region Vorpommersche<br />

Ostseeküste, die Teil der<br />

SOUTH COAST BALTIC Destination ist, die<br />

sich von Vorpommern über das dänische<br />

Bornholm, die polnische Ostseeküste entlang<br />

bis nach Litauen erstreckt. Segler sind<br />

bekanntermaßen freiheitsliebend und suchen<br />

grenzenlose Segelreviere. In Vorpommern<br />

ist man da ganz nah dran. Freiräume,<br />

um sich selbst zu verwirklichen, gibt<br />

es hier viele. Freie Horizonte und eine Sonnenscheindauer,<br />

von der andere Regionen<br />

nur träumen, noch dazu.<br />

Freie Flächen für Neuanfänge und Investitionen<br />

lassen sich zu bezahlbaren Preisen<br />

finden. Das fand auch Kirsten<br />

Dubs, gelernte Schifffahrtskauffrau<br />

und Bootsbauerin, die in den<br />

neunziger Jahren nach Wolgast<br />

zog und zunächst auf der Fridtjof-<br />

Nansen-Werft in Wolgast und später<br />

in Greifswald Umschülern das<br />

Bootsbauhandwerk beibrachte.<br />

Dann wird die Freester Traditionswerft<br />

Jarling versteigert, und Kirsten<br />

Dubs reicht bei einem Existenzgründungswettbewerb<br />

ein Konzept<br />

einer „ganzheitlichen Weft“ ein,<br />

mit dem sie den zweiten Preis gewinnt<br />

und eine Bank findet, die ihr<br />

die Übernahme der Freester Werft im Jahr<br />

2007 ermöglicht. Mittlerweile sind es zehn<br />

Jahre, in denen auf der Bootswerft Freest<br />

wieder traditionelle Holzboote restauriert<br />

und segelfähig gemacht werden. Außerdem<br />

gehören Workshops im Holzbootsbau<br />

zum Konzept, die von Nichtseglern genauso<br />

wahrgenommen werden wie von Bootseignern<br />

und Skippern.<br />

Inhaberin Kirsten Dubs (l.) mit einer Mitarbeiterin in<br />

der Bootswerft Freest.<br />

Tradition und Moderne gehen hier gut zusammen.<br />

Anker werfen lohnt sich – für<br />

Menschen und Unternehmen mit Ideen<br />

und Gestaltungswillen umso mehr. Und für<br />

Freizeitsegler, die in Vorpommern sesshaft<br />

werden wollen, sind der nächste Hafen und<br />

ein freier Horizont gleich vor der Tür.<br />

<br />

Romy Sommer<br />

Ankommen & Anker werfen<br />

auf Deutschlands Sonnendeck<br />

Maritime Wirtschaft<br />

Innovative Unternehmen für Schiff- und Bootsbau<br />

Multimodale Standorte für Vorhaben mit Hafenanbindung<br />

Moderne Marinas und Sportboothäfen<br />

Attraktive Förderkulisse für Investitionen<br />

Spezialisierte Fachkräfte für Schiff- und Bootsbau<br />

hohe Lebensqualität in einer attraktiven<br />

Wassersportdestination<br />

Foto: Georg Hundt<br />

Foto: HanseYachts<br />

www.southcoastbaltic.eu/de<br />

www.invest-in-vorpommern.de


20 | W+M SCHWERPUNKT TOURISMUS MV<br />

Der Mann, der Polo-<br />

Pferde und Ferraris<br />

an den Strand von<br />

Warnemünde bringt<br />

Vom 23. bis 25. Juni findet am Warnemünder<br />

Strand nun schon zum<br />

dritten Mal ein Beach-Polo-Turnier<br />

statt. Organisator ist der Leipziger Matthias<br />

Ludwig, der vor Jahren als umtriebiger<br />

Kaufmann in Warnemünde vor Anker<br />

ging und dort zwei Mode-Stores betreibt.<br />

Sein ambitioniertes Motto lautet: „Ich liebe<br />

das Besondere, denn alles andere gibt<br />

es ja schon.“<br />

Dieses Kriterium erfüllt der Polosport zwar<br />

schon generell, in Warnemünde am Strand<br />

zwischen Ostsee und Leuchtturm, mit guten<br />

Partnern, einem sehens- und hörenswerten<br />

Rahmenprogramm sowie exklusivem<br />

Catering aber im Besonderen.<br />

Matthias Fromm, Geschäftsführer der<br />

Rostocker Gesellschaft für Tourismus<br />

und Marketing mbH:<br />

„Das Beach-Polo-Turnier am Warnemünder<br />

Strand hat sich zu<br />

einem beliebten Event etabliert,<br />

das nicht nur Pferdefreunde<br />

begeistert. Der<br />

Mix aus dynamischem<br />

Sport und maritimem<br />

Flair direkt an der Ostsee<br />

kommt gut bei den Gästen<br />

an. Unser breiter feiner<br />

Sandstrand und die einzigartige<br />

Kulisse mit den Warnemünder<br />

Wahrzeichen Leuchtturm und<br />

Teepott bieten beste Voraussetzungen<br />

für Teilnehmer und Zuschauer. So bildet<br />

dieser Event auch den perfekten Rahmen<br />

für einen abwechslungsreichen Urlaub in<br />

der Hansestadt Rostock und ihrem Seebad<br />

Warnemünde.”<br />

Mit dem Berliner Autohändler Riller &<br />

Schnauck hat er einen wichtigen Verbündeten.<br />

So heißt das diesjährige<br />

Turnier „Ferrari<br />

Masters“. Einige dieser<br />

Nobelsportwagen<br />

aus dem Reich der<br />

(Männer-)Träume werden<br />

im Ostseesand zu<br />

besichtigen sein.<br />

Für die Durchführung eines solchen Turniers<br />

muss man hart im Nehmen sein, noch<br />

dazu, wenn man als Multifunktionär agiert.<br />

Ludwig ist immerhin Veranstalter, Präsident<br />

und CEO von Polo-Riviera Deutschland<br />

in Personalunion. Den Nachweis, ein<br />

gutes Turnier organisieren zu können, lieferte<br />

er mit den vorangegangenen Veranstaltungen<br />

eindrucksvoll ab. Doch mit dem Erfolg<br />

wuchs auch die Erkenntnis, dass nach<br />

dem Turnier vor dem Turnier ist und trotz<br />

des edlen Sports die Margen nicht so üppig<br />

sind wie das Risiko, dass er jährlich eingeht.<br />

Für <strong>2017</strong> mussten beispielsweise 60<br />

Pferdeboxen angemietet und 18 Spieler für<br />

sechs Mannschaften verpflichtet<br />

werden, dazu noch die eigentliche<br />

Eventorganisation<br />

mit Veranstaltungszelt,<br />

Ticketing, Catering<br />

und Sicherheitspersonal.<br />

Der Event-Unternehmer<br />

Ludwig tut Warnemünde<br />

gut. Das Beach-<br />

Polo-Turnier hat sich zu einem<br />

echten Highlight am Strand<br />

gemausert. Warnemünde-Urlauber haben<br />

kostenfreien Zutritt. Das spricht sich herum<br />

– von Jahr zu Jahr werden es mehr,<br />

die speziell wegen des Turniers in das boomende<br />

Ostseebad kommen und so auch<br />

willkommene Gäste in den umliegenden<br />

Er bringt Beach-Polo an die Ostsee: Matthias Ludwig.<br />

Restaurants und Geschäften sind. Die Tourismusverwaltung<br />

hat dies von Anfang erkannt<br />

und unterstützt das Vorhaben, indem<br />

sie nicht nur die Veranstaltung genehmigt,<br />

sondern ihr auch direkt vor dem Strandabschnitt<br />

den Leuchtturmplatz für Präsentationen<br />

der Partner zur Verfügung stellt.<br />

Auch wenn fast alles in den Händen von<br />

Matthias Ludwig liegt, allein gelassen<br />

wird er nicht. So hat etwa der Schweriner<br />

Landwirtschaftsminister Till Backhaus die<br />

Schirmherrschaft übernommen. Der Politiker<br />

bringt die Alleinstellungsmerkmale<br />

des Turniers auf den Punkt: „Spannender<br />

Pferdesport, einzigartige Naturlandschaften<br />

und ein reges gesellschaftliches Treiben.“<br />

Aber auch die Fußballer vom SV Warnemünde<br />

und die Kollegen der Freiwilligen<br />

Feuerwehr helfen tatkräftig mit und revanchieren<br />

sich so für manche Unterstützung<br />

andernorts.<br />

All das würde jedoch nicht reichen, wenn<br />

sich nicht alljährlich Partner aus der Wirtschaft<br />

und Gewerbetreibende unterstützend<br />

einbringen würden. Die Zahl der Sponsoren<br />

wird stetig größer. Dass einige von<br />

ihnen von Anfang an dabei sind, sind Belege<br />

für die solide Basis der Zusammenarbeit<br />

und das Vertrauen in die wirtschaftlichen<br />

Effekte, die sich aus einem solchen<br />

Sportevent ableiten lassen. <br />

<br />

Frank Nehring<br />

Fotos: Stefan Weidner Fotografie (oben), Rostock Marketing (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


∆Unser Rezept ist schnell erklärt:<br />

weniger Energiekosten, mehr Erfolg.<br />

Mit einer KfW-Förderung für Unternehmer,<br />

die auf Energieeffizienz setzen.<br />

Machen Sie Ihren Betrieb energieeffizient und zukunftsfähig – mit günstigen Krediten und<br />

Tilgungszuschüssen der KfW. Ob Produktionsanlage, Lichttechnik oder Neubau: Nutzen<br />

Sie die energieeffiziente Modernisierung Ihres Betriebs, um nachhaltig wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben. Je mehr Energie Sie sparen, desto höher die staatliche Förderung. Mehr Informationen<br />

bei Ihrem Finanzierungspartner* oder unter: kfw.de/energieeffizienz<br />

Energieeffizient modernisieren ab 1 % eff. p. a.**<br />

* Finanzierungspartner sind Geschäftsbanken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Direktbanken.<br />

** Bei einer Energieeinsparung von mindestens 30 % (Premiumstandard) gelten für einen Kredit über 500.000 EUR zur Modernisierung von Produktionsanlagen in der Preisklasse<br />

B folgende Konditionen: 1,40 % Sollzins p. a. und 1,41 % Effektivzins p. a. bei 10 Jahren Laufzeit, 2 tilgungsfreien Anlaufjahren und 10-jähriger Zinsbindung. Für einen Kredit über<br />

3 Mio. EUR für einen Neubau zum KfW-Effizienzhaus 55 gelten in der Preisklasse B identische Konditionen. Zusätzlich wird der Rückzahlungsbetrag durch einen Tilgungszuschuss<br />

von bis zu 5 % des Zusagebetrages (maximal 50 EUR je Quadratmeter) gemindert (Stand 09.02.<strong>2017</strong>).


22 | W+M LÄNDERREPORT<br />

In jedem Jahr ein Höhepunkt auf Schloss<br />

Wackerbarth: der Sommernachtsball.<br />

Im Reich der Sinne<br />

Schloss Wackerbarth – ein Name wie aus einem Märchen. Wo früher<br />

Grafen residierten und schon der sächsische Adel glanzvolle Feste<br />

zelebrierte, erleben Genießer heute ein einzigartiges Ensemble:<br />

Europas erstes Erlebnisweingut. Die idyllisch gelegene barocke<br />

Schloss- und Gartenanlage beherbergt eine moderne Wein- und<br />

Sektmanufaktur und bietet erlesene Veranstaltungen rund um das<br />

Thema Wein und Sekt, umrahmt von gehobener Gastronomie. Das<br />

Erlebnisweingut in Radebeul hat sich in den vergangenen 15 Jahren<br />

zu einem wichtigen regionalen Wirtschaftsfaktor entwickelt.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Im sächsischen Elbtal erstreckt sich auf<br />

55 Kilometern Länge eine der<br />

schönsten Weinkulturlandschaften<br />

Deutschlands<br />

– mit eindrucksvollen<br />

Steillagen, malerischen<br />

Terrassenweinbergen<br />

und<br />

barocken Sehenswürdigkeiten.<br />

Seit<br />

mehr als 850 Jahren<br />

bauen Winzer hier Trauben<br />

an. Eine der größten<br />

Attraktionen in dieser Region<br />

ist Schloss Wackerbarth. Von 1727<br />

bis 1730 errichtete der Architekt<br />

und Baumeister Johann<br />

Christoph Knöffel<br />

für August Christoph<br />

Graf von Wackerbarth<br />

– seinerzeit Geheimrat,<br />

Gouverneur von<br />

Gutsverwalterin von<br />

Schloss Wackerbarth:<br />

Geschäftsführerin<br />

Sonja Schilg.<br />

Dresden und als „Regisseur des Dresdner<br />

Barocks“ in die Geschichtsbücher eingegangen<br />

– ein Weingut mit barockem Herrenhaus,<br />

großzügiger Gartenanlage und einem<br />

Lusthäuschen, dem Belvedere.<br />

Ein Kleinod, von dem aus das landeseigene<br />

Sächsische Staatsweingut heute<br />

eine Rebfläche von 104 Hektar bewirtschaftet.<br />

15 Weinsorten werden angebaut,<br />

darunter Riesling, Müller-Thurgau,<br />

Traminer, Goldriesling sowie Spätburgunder<br />

und Blaufränkisch. Rund 600.000 Flaschen<br />

werden pro Jahr abgefüllt, davon<br />

350.000 Flaschen Wein und 250.000<br />

Flaschen Sekt in klassischer Flaschengärung.<br />

Dieses traditionelle Verfahren der<br />

Sektbereitung brachte der französische<br />

Kellermeister Joseph Mouzon vor mehr<br />

als 180 Jahren – im Jahr 1836 – nach Radebeul.<br />

Schloss Wackerbarth ist damit<br />

eine der ältesten und traditionsreichsten<br />

Sektkellereien Europas.<br />

Das Weinsortiment umfasst mehrere<br />

Qualitätsstufen: von Qualitätsweinen über<br />

Kabinette und Spätlesen bis hin zu Raritäten<br />

wie Auslesen, Trockenbeerenauslesen<br />

und Eiswein. Neben rebsortenreinen<br />

Weinen bietet das Staatsweingut Weinliebhabern<br />

auch Cuvées und Sondereditionen<br />

an. Da jedes Weinjahr aufgrund der<br />

unterschiedlichen Witterungsverläufe an-<br />

Fotos: Schloss Wackerbarth<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


SACHSEN | 23<br />

Fotos: Schloss Wackerbarth<br />

ders ist, verändert sich auch das Weinsortiment<br />

von Jahr zu Jahr. Aktuell umfasst<br />

es rund 30 verschiedene Weine. Beständig<br />

ist jedoch die Wein-Philosophie: Wackerbarths<br />

Kellermeister Jürgen Aumüller<br />

keltert aus den sächsischen Trauben<br />

elegante Weine, die alle Genießer mit ihrer<br />

Komplexität und Finesse begeistern.<br />

Diese als „Cool Climate“-Weine bezeichnete<br />

Weinstilistik liegt international voll<br />

im Trend.<br />

In den vergangenen Jahren stellten Frost,<br />

Hagel und extreme Niederschläge die<br />

Verantwortlichen des Sächsischen<br />

Staatsweingutes vor erhebliche Herausforderungen.<br />

Zwischen 2009 und<br />

2013 verlor man in Radebeul insgesamt<br />

2,5 Weinjahrgänge. Doch ungeachtet<br />

der witterungsbedingten Ernteausfälle<br />

verzeichnet Schloss Wackerbarth<br />

seit Jahren ein gleichbleibendes<br />

Umsatzwachstum in allen<br />

Geschäftsbereichen. Geschäftsführerin<br />

Sonja Schilg: „Dieses<br />

Wachstum setzen wir auch im<br />

laufenden Jahr fort.“<br />

Quelle dieser erfolgreichen Entwicklung<br />

ist der hohe Qualitätsanspruch.<br />

„Wir setzen auf die<br />

‚Klasse statt Masse‘-Strategie<br />

und überzeugen mit einer hohen<br />

Qualität, sowohl bei den Erlebnisangeboten<br />

auf unserem Weingut, als auch bei unseren<br />

Weinen und klassischen Flaschengärsekten“,<br />

so Schilg. Da verwundert es<br />

nicht, dass Weine und Sekte aus Radebeul<br />

regelmäßig bei nationalen<br />

wie internationalen<br />

Verkostungen und<br />

Wettbewerben prämiert<br />

werden. Bei der „Mundus<br />

Vini Frühjahrsverkostung<br />

<strong>2017</strong>“, einem<br />

der größten und renommiertesten<br />

Weinwettbewerbe<br />

der Welt, wurden<br />

jüngst die „2015er Radebeuler<br />

Goldener Wagen<br />

Traminer Spätlese“ und<br />

die „2015er Edition Paradies“<br />

mit einer Goldmedaille<br />

geehrt.<br />

Sorgt für höchste Wein- und Sektqualität: Kellermeister Jürgen Aumüller.<br />

Die 140 Mitarbeiter,<br />

davon 19 Auszubildende,<br />

kümmern<br />

sich neben der Wein- und Sektproduktion<br />

auch um ein abwechslungsreiches<br />

Veranstaltungsangebot auf<br />

Schloss Wackerbarth. Pro Jahr<br />

zählt das Erlebnisweingut über<br />

190.000 Gäste. „Immer mehr<br />

Genießer sind heute auf der Suche<br />

nach erlesenen, manufakturell<br />

hergestellten Produkten aus<br />

der Region“, stellt Geschäftsführerin<br />

Schilg fest. „In diesem<br />

Zusammenhang steigt sowohl<br />

das Interesse an unseren erlesenen<br />

Kreationen als auch an Schloss Wackerbarth<br />

selbst. Als Erlebnisweingut sind<br />

wir ein Weingut zum Anfassen: Unsere<br />

Gäste können hinter die Kulissen unserer<br />

Wein- und Sektmanufaktur blicken und<br />

unseren Kellermeistern<br />

über die<br />

Schulter schauen.<br />

So lernen sie die<br />

Geheimnisse der<br />

Wein- und Sektbereitung<br />

kennen<br />

und erleben den<br />

sächsischen Weinund<br />

Sektgenuss<br />

mit allen Sinnen.“<br />

Das Sächsische Staatsweingut bewirtschaftet eine Rebfläche<br />

von 104 Hektar.<br />

Vom Sächsischen<br />

Staatsweingut in<br />

Radebeul profitieren<br />

unzählige<br />

Handwerker und<br />

Mittelständler sowie Winzer aus der Region.<br />

Ganz bewusst werden bei den zahlreichen<br />

Veranstaltungen sächsische Partner,<br />

Kultureinrichtungen und Manufakturen<br />

eingebunden. Im Gasthaus des Schlosses<br />

setzt man auf die Verarbeitung von<br />

Produkten aus der Region. Von sächsischen<br />

Winzerkollegen kauft das Staatsweingut<br />

unter anderem Trauben zu oder<br />

unterstützt diese mit fachspezifischen<br />

Weiterbildungsangeboten. Selbst bei der<br />

Zusammenstellung von Präsenten und Geschenkideen<br />

werden die Weine und Sekte<br />

von Schloss Wackerbarth mit ausgesuchten<br />

Erzeugnissen regionaler Partner wie<br />

den Herrnhuter Sternen, Wendt & Kühn<br />

oder der Porzellanmanufaktur Meißen<br />

kombiniert.<br />

Wie für die meisten Winzer ist es auch für<br />

das Team von Schloss Wackerbarth eine<br />

besondere Herausforderung, als Weingut<br />

wirtschaftlich zu arbeiten. Schließlich<br />

spielt die Witterung sowohl für die Erträge<br />

in den Weinbergen als auch bei den Veranstaltungsangeboten<br />

eine kaum zu beeinflussende<br />

Rolle. Geschäftsführerin Sonja<br />

Schilg: „Wir begegnen diesen Herausforderungen<br />

mit klaren Wachstumsstrategien<br />

und investieren jedes Jahr – auch<br />

im Hinblick auf unsere Mission als Staatsweingut<br />

– in die Weinberge und die Qualität.<br />

Dadurch erhalten wir das sächsische<br />

Weinkulturerbe auch für zukünftige Generationen.“<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


24 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Hauptstadt der Fintechs<br />

Frankfurt ist Deutschlands Bankenmetropole. Doch bei den Fintechs,<br />

den jungen Finanzfirmen, hat Berlin die Nase vorn. Die Hauptstadt<br />

gilt sowohl der Anzahl als auch der Größe der Finanz-Start-ups nach<br />

als der wichtigste Fintech-Standort in Deutschland.<br />

Von Matthias Salm<br />

Die Zahlen unterscheiden sich zwar,<br />

aber sie kommen letztlich zum selben<br />

Schluss: Laut einer Analyse<br />

von Barkow Consulting und der comdirect<br />

Bank AG residierten im Herbst 2016<br />

von 544 bundesdeutschen Fintechs 179<br />

in Berlin. Die Beratungsgesellschaft EY<br />

(Ernst & Young) taxiert die Gesamtzahl<br />

junger Finanzunternehmen auf 250, davon<br />

70 mit Sitz in der Hauptstadt. Doch<br />

welche Kriterien letztlich auch für die Einstufung<br />

als junges Finanz-Start-up herangezogen<br />

werden: Berlin lässt in allen<br />

Rankings die konkurrierenden Standorte<br />

Frankfurt, Hamburg und München deutlich<br />

hinter sich.<br />

Warum gerade Berlin? „Das Thema Finanzen<br />

wird in Berlin anders und neu, frei von<br />

Altlasten der bisherigen Branchenriesen<br />

und bestehender Strukturen gedacht“, ist<br />

sich Christopher Grätz sicher. Grätz, CEO<br />

und Mitbegründer der kapilendo AG, gehört<br />

zu den Pionieren der Berliner Fintech-<br />

Szene. In Berlin stünde die Perspektive einer<br />

jungen onlineaffinen Kundengeneration<br />

im Mittelpunkt – „ohne die Schatten<br />

schwergewichtiger Bankentürme im Nacken“,<br />

so Grätz.<br />

Die Crowdlending-Plattform kapilendo<br />

machte im vergangenen Jahr bundesweit<br />

Schlagzeilen, weil der Berliner Fußball-<br />

Bundesligist Hertha BSC mit ihrer Hilfe<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


BERLIN | 25<br />

Fotos: Max Threlfall (oben), kapilendo AG (unten)<br />

Vorstand der solarisBank AG:<br />

Marko Wenthin.<br />

eine Million Euro von<br />

Anlegern einwarb. 60<br />

Tage hatte kapilendo für<br />

das Vorhaben des Profi-<br />

Clubs angesetzt – nach<br />

knapp zehn Minuten war es<br />

vollständig finanziert. Doch die<br />

Geldakquise der „Alten Dame“ des deutschen<br />

Fußballs sieht kapilendo eher als<br />

ein Vorzeige-Projekt. Eigentlich versteht<br />

sich das 2015 gegründete Unternehmen<br />

als ein Online-Kreditmarktplatz, der kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen<br />

eine unbürokratische Finanzierung durch<br />

Privatleute ermöglicht.<br />

„Die Stadt“, lobt Grätz das kreative Umfeld<br />

für die junge Finanzszene an der<br />

Spree, „gilt verstärkt als europäisches<br />

Drehkreuz und bietet ungehinderten Zugang<br />

zu Kunden in der EU, zu internationalen<br />

Technologietalenten und Geldgebern<br />

aus der ganzen Welt.“ Berlin werde nach<br />

dem Ausstieg der Briten aus der EU daher<br />

für die europäische Fintech-Bewegung<br />

noch weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Fintechs attackieren die Banken<br />

Angesichts der rasanten Digitalisierung<br />

der Finanzwelt reifen derzeit die Blütenträume<br />

der jungen Start-ups in Berlin noch<br />

ein wenig schneller als im Rest der Republik.<br />

Schließlich greifen sie den klassischen<br />

Finanzsektor, also Banken, Börsen<br />

und Versicherungen, gleich auf mehreren<br />

Ebenen an. Sie erobern mit verbesserten<br />

und kostengünstigeren Lösungen für<br />

den Zahlungsverkehr, für die Vermögensverwaltung,<br />

die Kreditvergabe sowie im<br />

Versicherungsgewerbe die angestammten<br />

Märkte der Banken, Sparkassen und<br />

Versicherer.<br />

Das Verhältnis zwischen alter und neuer<br />

Finanzwelt schwankt denn auch zwischen<br />

allerlei Formen der Kooperation und scharfem<br />

Wettbewerb. Einerseits machen die<br />

jungen Finanz-Start-ups den klassischen<br />

Kreditinstituten Kunden abspenstig, anderseits<br />

unterstützen sie als Dienstleister<br />

die Digitalisierung des<br />

Bankengewerbes.<br />

Als eine Brutstätte<br />

immer neuer digitaler<br />

Ideen prägt in<br />

Berlins Mitte der Inkubator<br />

FinLeap das<br />

Gründungsgeschehen<br />

der Branche. Seit<br />

ihrer Gründung 2014 stand<br />

die FinLeap GmbH gleich reihenweise<br />

jungen Start-ups als Geburtshelfer<br />

zur Seite. Das erhitzt auch die Fantasie<br />

der Investoren: Im Sommer 2016 warb<br />

das Unternehmen rund 21 Millionen Euro<br />

an Investorengeldern ein, dabei beteiligte<br />

sich mit der Hannover Rück auch ein<br />

klassischer Rückversicherer an der Finanzierung.<br />

FinLeap stand auch bei der Gründung der<br />

solarisBank AG Pate, dem ersten Fintech,<br />

das eine Vollbanklizenz erhielt. Die solaris-<br />

Bank AG definiert sich aber weniger als<br />

traditionelle Bank, sondern als Tech Company<br />

mit Banklizenz und will sich als Finanzpartner<br />

von Fintechs, Marktplätzen<br />

und E-Commerce-Shops am Markt etablieren.<br />

Für Marko Wenthin, einst in Diensten der<br />

Deutschen Bank und nun Vorstand und<br />

Co-Gründer der solarisBank AG, hat sich<br />

nie die Frage gestellt, ob Berlin der richtige<br />

Standort für junge Finanzunternehmen<br />

sei: „Berlin ist die unangefochtene Techund<br />

Digitalhauptstadt Deutschlands, wenn<br />

nicht sogar Europas“, schwärmt Wenthin.<br />

„Und noch mehr als gute Banker brauchen<br />

wir gute Entwickler, um erfolgreich<br />

zu sein. Die findet man in Berlin.“ Auch<br />

Ramin Niroumand, Mitgründer<br />

und Geschäftsführer der<br />

FinLeap GmbH glaubt,<br />

dass die Stadt viele internationale<br />

Talente<br />

anzieht, die zur Umsetzung<br />

komplexer<br />

CEO und Mitbegründer<br />

der kapilendo AG:<br />

Christopher Grätz.<br />

Fintech-Modelle benötigt werden.<br />

Wenthin nennt weitere Berliner Pluspunkte:<br />

„Investoren und Kapital, gute Accelerator-<br />

und Company-Building-Programme<br />

sowie ein regelmäßiger Austausch<br />

und Meetups zwischen Fintech-Experten.“<br />

In der Tat deckt die Berliner Gründerszene<br />

mittlerweile alle Dienstleistungen<br />

rund ums Geld ab: Das Portal Weltsparen<br />

etwa bietet seinen Kunden die Möglichkeit,<br />

Geld in Ländern wie Italien oder<br />

Portugal zu günstigeren Zinsen online anzulegen.<br />

Smava hat mit dem Kredit2Go<br />

den ersten vollautomatischen Sofortkredit<br />

in Deutschland im Portfolio, orderbird<br />

ist ein Anbieter für iPad-Kassensysteme in<br />

der Gastronomie, Grover offeriert Privatund<br />

Firmenkunden ein völlig neuartiges<br />

Finanzierungsmodell für Technikprodukte<br />

als Alternative zum klassischen Leasing<br />

und der Versicherungsvermittler friendsurance<br />

schließt Kunden zu einer Versicherungsgemeinschaft<br />

zusammen, die kleinere<br />

Schäden mit dem Geld der Gruppe<br />

begleicht.<br />

Konkurrenz hat das Nachsehen<br />

Angesichts des Tempos, mit dem gegenwärtig<br />

neue Finanzmodelle in der Hauptstadt<br />

aus dem Boden sprießen, bleibt<br />

Hauptkonkurrent Frankfurt im Kampf um<br />

die neue Generation von Finanzdienstleistern<br />

erst einmal das Nachsehen. Zwar hat<br />

der hessische Wirtschaftsminister Tarek<br />

Al-Wazir jüngst postuliert, Frankfurt müsse<br />

das deutsche Zentrum der wachsenden<br />

Fintech-Branche werden. Doch der Blick<br />

in die Statistik belegt, dass Berlin gegenwärtig<br />

enteilt ist. Frankfurt laboriert hingegen<br />

„vor allem an einem Imageproblem“,<br />

wie die „Frankfurter Rundschau“ ernüchtert<br />

feststellte. Kapilendo-Gründer<br />

Christopher Grätz allerdings<br />

hält die Standortfrage für<br />

die jungen Finanz-Gründer<br />

für zweitrangig.<br />

„Viel wichtiger ist,<br />

dass sie es überhaupt<br />

in Deutschland<br />

tun und wir unsere Positionierung<br />

als führendes<br />

Land in den Bereichen<br />

Finanzen und Technologien<br />

ausbauen.“ W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


26 | W+M LÄNDERREPORT BRANDENBURG<br />

Neues Erdbeer-Land<br />

Karls Erlebnis-Dorf in Elstal wird zu einem einzigartigen Familien-Freizeitpark<br />

mit neuen Attraktionen, Erlebnis-Manufakturenwelt und Themen-Resort ausgebaut.<br />

Von Frank Nehring<br />

Über 2.000 Hotelbetten, ein Badesee,<br />

400 Meter Strandpromenade, dazu<br />

eine Seilbahn und 14 neue Manufakturen<br />

von der Bierbrauerei bis hin zur Ölmühle<br />

werden neben Karls Erlebnis-Dorf<br />

in Elstal auf dem Gelände der ehemaligen<br />

Löwen-Kaserne ab 2019 entstehen. Der<br />

Mann, der Mitte Februar dieses Jahres den<br />

Bau eines der größten deutschen Themenresorts<br />

verkündete, ist Robert Dahl. Der<br />

45-jährige Chef der Karls Erlebnis-Dörfer<br />

steht in dritter Generation an der Spitze eines<br />

Familienbetriebs, für den sein Großvater<br />

Karl 1921 den Grundstein legte. Der<br />

Robert Dahl (l.) mit Wustermarks Bürgermeister<br />

Holger Schreiber vor den Löwenkasernen.<br />

norddeutsche Bauer spezialisierte sich damals<br />

auf den Anbau von Erdbeeren und war<br />

für seine roten Früchtchen schnell über alle<br />

Dorfgrenzen hinaus bekannt. Enkel Robert<br />

ist trotz des großen unternehmerischen Erfolgs<br />

an mittlerweile fünf Standorten stets<br />

bescheiden und bodenständig geblieben,<br />

packt – wie seine Frau und seine Schwester,<br />

die ebenfalls in der Geschäftsführung<br />

tätig sind – auf dem Hof mit an und besucht<br />

seine Erdbeerfelder gerne persönlich. „Wir<br />

planen die Erweiterung des Standorts Elstal<br />

in mehreren Bauabschnitten und wollen<br />

voraussichtlich 2021 den ersten Teil unseres<br />

neuen Erdbeerlandes mit den Themen-<br />

Resorts eröffnen“, so Robert Dahl.<br />

Hinter den Plänen für die Erweiterung, die<br />

östlich und westlich des bestehenden Erlebnis-Dorfes<br />

Elstal gebaut wird, steht der<br />

Wunsch von Familie Dahl, den Besuchern<br />

rund um die Uhr erlebnisreiche Stunden zu<br />

bieten. Bislang schließt Karls im Winter um<br />

19 und im Sommer um 20 Uhr. „Wir haben<br />

hier so viele Attraktionen von der Eiswelt<br />

bis zur Riesen-Wasserrutsche, zahlreiche<br />

Gastronomien wie das Mecklen-Burger-<br />

Restaurant und die Hofküche, die unsere<br />

Gäste auch abends versorgen könnten“, erläutert<br />

Robert Dahl seine Idee. Dazu kommen<br />

die neuen Attraktionen, die das Erdbeerland<br />

bereithalten wird und die von der<br />

400 Meter langen Erlebnispromenade am<br />

Badesee bis hin zu den Themenhotels reichen,<br />

die schon für sich genommen ein Erlebnis<br />

sind. Übernachtet wird ganz natürlich<br />

im Heuhotel oder im komfortablen Bienenhaus,<br />

aber auch das Erdbeercamp, die<br />

Schäferwagen oder – für Schwindelfreie –<br />

die urigen Baumhäuser bieten Übernachtungserlebnisse<br />

in unterschiedlichen Zimmer-Kategorien.<br />

„Erstmals in der 96-jährigen<br />

Geschichte von Karls bieten wir unseren<br />

Besuchern bei Berlin ein einzigartiges<br />

Resortvergnügen mit Freizeitattraktionen,<br />

Manufakturenwelt, Hotels und Erlebnisgastronomie<br />

– und das wie immer bei freiem<br />

Eintritt“, fasst Dahl die Entwicklung zusammen,<br />

für die 2019 der erste Spatenstich<br />

gesetzt wird.<br />

Doch nicht nur auf dem Gelände der ehemaligen<br />

Löwenkaserne plant der Familienunternehmer<br />

großes. Denn auf einer westlich<br />

des Erlebnis-Dorfes gelegenen Wiese<br />

soll eine neue Manufakturenwelt entstehen.<br />

Dieser Bereich transportiert die Philosophie<br />

von Karls besonders gut, schließlich<br />

wird hier die landwirtschaftliche Produktion<br />

als Edutainment zelebriert. Wein, Bier, Käse<br />

und Gummibärchen werden bei Karls in Zukunft<br />

vor den Augen der Besucher hergestellt,<br />

aber auch Nudeln, Ostsee-Salz oder<br />

feines Rapsöl aus eigener Produktion ist<br />

künftig „made in Brandenburg“. W+M<br />

Beim WirtschaftsForum Brandenburg im<br />

Februar <strong>2017</strong> gab Frank Havemann, Leiter<br />

Public Affairs bei Karls, einen interessanten<br />

Überblick zur Entwicklung des Unternehmens<br />

aus Rostock. Die rund 200 Teilnehmer<br />

konnten sich einen Eindruck von der<br />

gelebten Unternehmenskultur und der starken<br />

Mitarbeiterorientierung verschaffen.<br />

Fotos: Karls (oben), Dirk Lässig (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


OSTDEUTSCHE SPITZENPRODUKTE | 27<br />

Titan-Brillen aus Rathenow<br />

Handgefertigt und unkaputtbar<br />

In Rathenow, dem traditionsreichen Standort der Optik, stellt die<br />

MOM GmbH Brillenfassungen aus Titan her – modisch, innovativ und<br />

international gefragt. Von Dr. Ulrich Conrad<br />

OST<br />

DEUTSCHE<br />

SPITZEN<br />

PRODUKTE<br />

Foto: MOM GmbH<br />

Mathias Schröder ist Geschäftsführer der MOM GmbH.<br />

Die Brille ist ein modisches Accessoire,<br />

über die Fassung denken Kunden<br />

meist länger nach als über die<br />

passenden Gläser. Schick, praktisch und<br />

robust zugleich sollte die Sehhilfe sein –<br />

daran dachte auch Wolfgang Schröder<br />

bei seiner Firmengründung im Jahr 1999.<br />

Der erfahrene Ingenieur aus den früheren<br />

Rathenower Optischen Werken setzte auf<br />

moderne Technik und zuverlässige Mitarbeiter<br />

– und auf Innovation. Nach ersten<br />

Schritten mit Neusilber und Edelstahl werden<br />

heute fast ausschließlich Fassungen<br />

aus Titan produziert. Sohn Mathias Schröder,<br />

der 2009 als Juniorchef einstieg und<br />

seit zwei Jahren das Unternehmen leitet,<br />

entwarf das Design für die hauseigene<br />

Titanbrillen-Kollektion „Grafix“. Inspiriert<br />

von Graffiti-Kunst bei der Oberflächengestaltung<br />

und mit technischen Raffinessen<br />

versehen, brachte sie den Durchbruch.<br />

Umsatzwachstumsraten von 15 bis 25 Prozent<br />

wurden in den vergangenen drei Jahren<br />

erreicht. Mathias Schröder kennt sich<br />

aus mit der Titanverarbeitung, einige seiner<br />

Ideen geben den Grafix-Brillen von<br />

MOM die besondere Note. Zum Beispiel<br />

die Scharnierlösung: Nach dem Einsetzen<br />

der Gläser wird die Fassung innen an der<br />

Brücke über der Nase verschlossen, nicht<br />

außen, wie üblich. Statt Schrauben werden<br />

feine Nylorfäden eingesetzt. Auch die<br />

Scharniere zwischen Gläserfassung und<br />

den Bügeln kommen ohne Schrauben als<br />

Befestigung aus. Dem kreativen Unternehmer<br />

ist es wichtig, dass die Brille als<br />

Produkt aus der Region Rathenow auch<br />

in Zukunft erfolgreich ist. „Handcrafted<br />

in Germany, das zieht auf den asiatischen<br />

Märkten“, sagt der 36-Jährige. „Bei uns<br />

stimmt es zu 100<br />

Prozent, während<br />

bei vielen anderen<br />

Produkten nur das<br />

Entwicklungsmuster<br />

in Deutschland<br />

entstanden ist.“<br />

So hat sich die gesamte<br />

Belegschaft<br />

mit dem Umstieg<br />

auf den Werkstoff<br />

Titan weiterentwickelt.<br />

Der besitzt<br />

ausgezeichnete Ei-<br />

genschaf-<br />

ten als Brillenfassung,<br />

stellt aber auch höhere<br />

Anforderungen als Edelstahl an die<br />

Bearbeitung. Unkaputtbar, extrem leicht,<br />

allergiefrei – das schätzen die Kunden neben<br />

dem modischen Design. Grafix-Fassungen<br />

treffen den Zeitgeist und den individuellen<br />

Geschmack: mal flippig-modern,<br />

mal im Retrolook, ob als Vollrand-,<br />

Nylor- oder (randlose) Bohrbrillen. Von der<br />

Entwicklung über den Prototypen bis zur<br />

Fertigung liegt alles in einer Hand. Schröder:<br />

„Dank unseres modernen Maschinenparks<br />

und einer tiefgestaffelten Produktionskette<br />

können wir sowohl Klein- als<br />

auch Großserien qualitätsgerecht in kürzester<br />

Zeit herstellen.“<br />

Gerade ist die Fertigung eines Großauftrages<br />

für den indischen Markt gestartet,<br />

den Schröder von der Pariser Optik-Messe<br />

Silmo 2016 mitgebracht hatte. Zweimal<br />

im Jahr, im Januar bei der Opti in München<br />

und im Herbst in Paris präsentiert<br />

sich MOM der internationalen Fachwelt.<br />

Dass die Marke in der Heimat durchaus<br />

noch bekannter werden kann, zeigt eine<br />

Anekdote, die Vertriebschef Olaf Winkelvos<br />

dem Fachmagazin EYEBizz erzählte:<br />

Deutsche Touristen kauften in Asien schicke<br />

Brillen, in die sie dann beim Optiker zu<br />

Hause Gläser einsetzen ließen. Es waren<br />

Grafix-Brillen, made in Germany. W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


28 | W+M LÄNDERREPORT<br />

„Über kurz oder lang<br />

wird jeder geprüft“<br />

Zu Jahresbeginn stieg der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland<br />

um 34 Cent auf nunmehr 8,84 Euro pro Arbeitsstunde. Um seine<br />

Einhaltung durchzusetzen, rüstet der Staat gerade eine Fahnder -<br />

truppe weiter auf: die Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Zoll.<br />

Die speziell geschulte und sogar bewaffnete Einheit wächst um<br />

1.600 Beamte auf 8.400 Kontrolleure – gerade auch in den neuen<br />

Ländern, wo nach wie vor teils deutlich niedrigere Löhne gezahlt<br />

werden. Doch gerade in der ostdeutschen Unternehmerschaft<br />

ist auch der Widerstand gegen diese regulativen Eingriffe in das<br />

Lohnsystem besonders groß. Von Harald Lachmann<br />

in Erfurt, Chemnitz, Zwickau, Gera, Jena<br />

und im Erzgebirge.<br />

Und auch wenn es jüngst wieder Berichte<br />

über nicht gezahlten Mindestlohn bei Minijobbern<br />

gab, sagt Pohlmann: Inzwischen<br />

finde man keinen Beschäftigten mehr, der<br />

„im Arbeitsvertrag weniger als den vorgeschriebenen<br />

Mindestlohn stehen hat“. Indes<br />

sei Papier auch geduldig – „da kann<br />

man alles drauf schreiben.“ Ein Vertrag sei<br />

denn für sie „das geringste Entlastungsmittel“.<br />

Wer Mindestlohn erhält, wird nicht<br />

reich davon. Bei 40 Wochenstunden<br />

kommt man auf gut<br />

1.500 Euro im Monat brutto. Doch zwischen<br />

Ostsee und Vogtland wird derzeit<br />

jeder Vierte auf dieser Basis entlohnt. Zudem<br />

entspricht hier im Osten diese Lohnuntergrenze<br />

noch immer rund 55 Prozent<br />

des für das jeweilige Bundesland ermittelten<br />

Durchschnittsgehalts. In Baden-Württemberg<br />

sind es nur 39 Prozent. So schaue<br />

man sich gerade im Osten, wo eben „in<br />

vielen Bereichen genau jene 8,84 Euro<br />

gezahlt werden“, die real entlohnten Zeitstunden<br />

„schon genauer an“, versichert<br />

Zolloberamtsrat Bernhard Pohlmann. Der<br />

50-Jährige ist Chef der Prüfer im Hauptzollamt<br />

Erfurt. Zu seinem Bereich gehören<br />

neun der bundesweit 113 Einsatzstandorte<br />

der Finanzkontrolle Schwarzarbeit – so<br />

Forderungen der Arbeitgeber<br />

Zum Beispiel dürfe ein Großteil der üblichen<br />

Qualitätsprämien, Akkordzulagen,<br />

Nacht- oder Mengenzuschläge nicht in<br />

jene 8,84 Euro einfließen. Denn diese<br />

Aufgelder flössen ja „zweckgebunden,<br />

dienen etwa dem Gesundheitsschutz“.<br />

Auch die Überlassung von Dienstkleidung<br />

oder Werkzeug bleibe unberücksichtigt<br />

und ebenso alle Trinkgelder. Und<br />

Weihnachts- und Urlaubsgeld lasse sich<br />

Foto: Andreas Scholz/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 29<br />

Fotos: Harald Lachmann (oben), Zoll (unten)<br />

allenfalls in dem Monat, in dem es ausgezahlt<br />

wird, auf den Mindestlohn anrechnen.<br />

Aber speziell hier wird auch<br />

bereits der Widerstand<br />

gerade ostdeutscher<br />

Arbeitgeber sichtbar.<br />

In einem Forderungspapier,<br />

das Hartmut<br />

Bunsen als Präsident<br />

des Unternehmerverbandes<br />

Sachsen<br />

2016 im Bundestag<br />

übergab, fordert<br />

er namens aller Unternehmerverbände<br />

Ost, auch jene Sonderzahlungen<br />

bei der<br />

Lohnuntergrenze zu<br />

berücksichtigen. Denn andernfalls sei es<br />

ja kein Mindestlohn, sondern schon ein<br />

Grundlohn. Zugleich drängt Bunsen auf<br />

„eine Differenzierung nach Branchen<br />

und Regionen“. Und nötig sei auch eine<br />

„Ausnahmeregelung für die von der Lohnuntergrenze<br />

gefährdeten Unternehmen“.<br />

Nur so bleibe gewahrt, dass hiesige Mittelständler<br />

„konkurrenzfähig am nationalen<br />

wie auch internationalen Markt agieren,<br />

Wertschöpfung in der Region generieren,<br />

Arbeitsplätze erhalten und neue<br />

schaffen“.<br />

Zoll agiert nach geltendem Recht<br />

Doch all das kann nur die Politik ändern.<br />

Der Zoll agiert dagegen auf Basis geltender<br />

Gesetze – auch wenn diese zum Leidwesen<br />

vieler kleinerer Firmenchefs zu „einem<br />

unverhältnismäßig hohen bürokratischen<br />

Aufwand“ führen. Doch diesen zu<br />

betreiben, sei jedem Unternehmer dringend<br />

empfohlen, betont der Zolloberamtsrat.<br />

Werde es doch für ihn schnell teuer,<br />

zahle er die 8,84 Euro nicht oder zu spät,<br />

schludere bei den Aufzeichnungen darüber<br />

oder gebe sich bei Kontrollen sperrig.<br />

Denn wer nicht nach Mindestlohn entgelte,<br />

führe auch „zu geringe Beiträge an<br />

die Sozialkassen ab und hinterziehe unter<br />

Umständen Steuern“. So arbeiteten ihre<br />

Prüfer oft auch parallel zu den Staatsanwaltschaften.<br />

Und sei ein Verdacht „hinreichend<br />

stark, erwirken wir beim Gericht<br />

einen Durchsuchungsbeschluss“.<br />

Zolloberamtsrat Bernhard Pohlmann ist<br />

im Hauptzollamt Erfurt zuständig für die<br />

Mindestlohnprüfungen.<br />

Selten gehe man übrigens anonymen Anzeigen<br />

nach, verrät Pohlmann. Weder Leuten,<br />

die „uns mitteilen, ihr schon lange arbeitsloser<br />

Nachbar geht dennoch<br />

jeden Morgen in Arbeitskleidung<br />

aus dem Haus und<br />

kommt erst abends<br />

wieder“, noch Anrufer,<br />

die „20 Ausländer<br />

auf einer Baustelle“<br />

entdecken, seien<br />

ihre erste Quelle. Die<br />

allermeisten Indizien<br />

erhalte der Zoll aus<br />

eigenen Prüfungen:<br />

„Wir lassen uns von<br />

unserer<br />

Erfahrung<br />

leiten, haben viel<br />

Feldkenntnis, viel<br />

Branchenwissen!“<br />

Man agiere dort, wo „uns Verdächtiges<br />

auffällt – und das stets unangemeldet,<br />

selbst nachts und an den Wochenenden“.<br />

Das meiste Wissen schöpft der Zoll aus<br />

bundesweiten Schwerpunktprüfungen,<br />

wie kürzlich in der Bauwirtschaft:<br />

Damit erarbeite<br />

man sich in den relevanten<br />

Branchen ein<br />

„Lagebild zum aktuellen<br />

Geschäftsgebaren: Gibt<br />

es Verstöße? Welcher Art sind diese? Wie<br />

werden sie kaschiert?“, so Pohlmann.<br />

Hierbei stütze man sich auf „sehr belastbare<br />

Erfahrungswerte, wie ein Unternehmen<br />

funktioniert“. So gleiche man die<br />

Betriebsunterlagen, „die uns offengelegt<br />

werden müssen“, mit dem ab, was man<br />

selbst sieht: „Lässt<br />

sich etwa mit der vorgefundenen<br />

Zahl an<br />

Leuten sowie in der<br />

aus den Arbeitsverträgen<br />

hervorgehenden<br />

– mithin also entlohnten<br />

– Arbeitszeit jener<br />

Umsatz oder jene Produktionsmenge<br />

schaffen,<br />

die die Bilanzunterlagen<br />

ergeben?“<br />

„Wir brauchen<br />

Differenzierungen<br />

nach Branchen und<br />

Regionen.“<br />

Die Mindestlohnprüfer der<br />

Finanzkontrolle Schwarzarbeit<br />

des Zolls beim Einsatz auf einer<br />

Baustelle in Thüringen.<br />

Pohlmann verweist auf<br />

ausgewiesene Spezialisten<br />

in den Prüfteams.<br />

„Wir wissen, was ein LKW oder<br />

ein Taxi kosten und wie lange sie täglich<br />

rollen müssen, damit sie sich amortisieren.<br />

Wir wissen, wie viele Leute in wie<br />

viel Stunden 1.000 Quadratmeter Estrich<br />

verlegen oder eine Tonne Stahl biegen –<br />

und können daraus schnell Schlüsse zur realen<br />

Entlohnung ziehen“, plaudert er aus<br />

der Praxis. Hinzu kämen Profis für IT-Forensik:<br />

„Wir beschlagnahmen ja auch elektronische<br />

Datensätze. Diese müssen gesichert<br />

und später ausgewertet werden.“<br />

Hierzu hätten sie „Befugnisse wie eine Polizeibehörde“.<br />

So trügen ihre Prüfer auch<br />

Dienstkleidung, sie träten meist zu dritt<br />

auf, seien mit Pistolen und Pfefferspray<br />

bewaffnet und zögen „prinzipiell schusssichere<br />

Westen unter“. Das meiste davon<br />

diene der Eigensicherung.<br />

Damit jedoch ein Arbeitgeber erfolgreich<br />

beim Lohn tricksen kann, muss nach Überzeugung<br />

der Zöllner oft „der Beschäftigte<br />

mitspielen, also auch etwas davon haben“.<br />

Das finde man etwa bei ALG-II-Empfängern,<br />

die nur 165 Euro hinzuverdienen dürfen,<br />

bei Leuten in Privatinsolvenz,<br />

die nicht über den<br />

zulässigen Selbstbehalt<br />

kommen wollen, oder bei<br />

Ausländern ohne Arbeitserlaubnis.<br />

Doch so oder<br />

so: Als Arbeitgeber könne man „praktisch<br />

sicher sein, dass man über kurz oder lang<br />

geprüft wird“, betont Bernhard Pohlmann.<br />

Ihr Netz sei engmaschig. Allein im Bereich<br />

des Hauptzollamtes Erfurt führe man jährlich<br />

gut 2.000 Prüfungen sowie 18.000<br />

Personenbefragungen durch. W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


30 | W+M TITEL<br />

China setzt auf deutsches Know-how: Auch der<br />

ostdeutsche Mittelstand gerät vermehrt in den<br />

Fokus milliardenschwerer Investoren aus Fernost.<br />

Auf dem Einkaufszettel stehen etwa Spezialisten<br />

aus dem Maschinenbau, der Schienentechnik<br />

oder dem Energiesektor. Von Matthias Salm<br />

Es ist ein heikles Thema: Kaum im<br />

Amt, schlug Bundeswirtschaftsministerin<br />

Brigitte Zypries Alarm. Gemeinsam<br />

mit ihren französischen und italienischen<br />

Amtskollegen warnte Zypries in<br />

einem Brief an die EU-Handelskommissarin<br />

vor einem Ausverkauf europäischer Expertise<br />

in Schlüsselindustrien an außereuropäische<br />

Investoren.<br />

Die Warnung galt vor allem China und seiner<br />

„Made in China 2025“-Strategie. Denn<br />

seit 2006 steigt die Zahl der Zukäufe chinesischer<br />

Investoren in Europa kontinuierlich.<br />

2016 tätigten sie laut Beratungsgesellschaft<br />

EY (Ernst & Young) 309 Akquisitionen,<br />

68 davon in Deutschland.<br />

Der Hintergrund: Weil die Tage des Billiglohnlandes<br />

China absehbar gezählt<br />

sind, will das Reich der Mitte den Weltmarkt<br />

künftig als Hightech-Produzent aufmischen.<br />

Das deutsche Digitalisierungskonzept<br />

„Industrie 4.0“ steht dabei Pate.<br />

Der Masterplan der chinesischen Staatsführung<br />

fordert eine Marktführerschaft in<br />

Zukunftsbranchen – dazu zählen nach Pekinger<br />

Definition Informationstechnologien,<br />

Industrieroboter, Luft- und Raumfahrt,<br />

Schifffahrt, Schienentechnik, Elektro-Autos,<br />

Energietechnik, Neue Werkstoffe, Medizintechnik<br />

sowie Landmaschinen.<br />

34 Firmen in Sachsen-Anhalt<br />

Dank dieser Strategie rückt auch der ostdeutsche<br />

Mittelstand zunehmend ins Visier<br />

chinesischer Aufkäufer. Allen voran in<br />

Sachsen-Anhalt: Ende letzten Jahres zählte<br />

Sachsen-Anhalt insgesamt 34 Unternehmen<br />

mit chinesischen Gesellschaftern mit<br />

einem Anteil von mehr als 25 Prozent oder<br />

einer chinesischen Konzernmutter. Allein<br />

die öffentlich geförderten chinesischen Unternehmen<br />

investierten laut Investitions-<br />

und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt<br />

seit dem Jahr 2000 rund 133 Millionen<br />

Euro im Land. Sie schufen damit rund 500<br />

neue Dauerarbeitsplätze und erhielten über<br />

800. Das sächsische Wirtschaftsministerium<br />

zählte im November 2016 15 chinesische<br />

Übernahmen im Freistaat mit zusammen<br />

3.650 Mitarbeitern. Die Wirtschaftsförderung<br />

Brandenburg (ehemals ZAB) hat<br />

bislang 24 chinesische Investoren betreut.<br />

Gute industrielle Basis<br />

Für Investitionen in Ostdeutschland sprechen<br />

nach einer Analyse der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland das große<br />

Wachstumspotenzial, die günstige Verkehrslage,<br />

niedrige Grundstücks- und Mietpreise,<br />

eine gute industrielle Basis, relativ<br />

niedrige Personalkosten und die öffentliche<br />

Förderung. Gleichzeitig klagten die chinesischen<br />

Unternehmer in der Umfrage aber<br />

auch über Probleme im interkulturellen Ma-<br />

Foto: macrovector/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


CHINA | 31<br />

Positive Erfahrungen:<br />

GILUPI-Geschäftsführer<br />

Dr. Jens Pfannkuche.<br />

nagement, bei Arbeitsgenehmigungen<br />

sowie<br />

über politische und kulturelle<br />

Vorurteile.<br />

Doch die Chinesen lernen beständig<br />

dazu. Bis 2010 konzentrierten<br />

sich die Akquisitionen auf den Maschinenbau<br />

und auf Übernahmen aus der Insolvenz.<br />

Wie etwa beim Ascherslebener<br />

Maschinenbauer SCHIESS GmbH, den die<br />

Shenyang Machine Tool Group vor dem<br />

Aus rettete und sich so gleichzeitig einen<br />

deutschen Markennamen und Zugang zu<br />

deutscher Technologie sicherte.<br />

Mittlerweile, so das Fazit einer Studie von<br />

PricewaterHouseCoopers, spielen bei den<br />

Firmenkäufen strategische Überlegungen<br />

eine dominantere Rolle. Gefragt sind jetzt<br />

Technologien von herausragender Bedeutung<br />

für den chinesischen Markt. Beispiel<br />

Recyclingtechnik für die nach wie vor drängende<br />

Umweltproblematik: 2016 ging die<br />

niedersächsische EEW Energy from Waste<br />

GmbH an die staatliche Beijing Entrp<br />

Grp Co. Ltd. Die EEW GmbH betreibt unter<br />

anderem das Müllheizkraftwerk in Magdeburg<br />

sowie Kraftwerke in Stavenhagen,<br />

Premnitz, Schwedt und Großräschen und<br />

ist auf Energiegewinnung durch Müllverbrennung<br />

spezialisiert.<br />

diagnostik. Die 2006<br />

gegründete GILUPI<br />

GmbH entwickelte<br />

einen patentierten<br />

medizinischen Detektor,<br />

den GILUPI<br />

CellCollector®, zur<br />

Gewinnung von kompletten<br />

zirkulierenden<br />

Tumorzellen – der sogenannten<br />

Flüssigbiopsie.<br />

CHINA EXPANDIERT<br />

Anzahl von Unternehmenszukäufen oder -beteiligungen<br />

chinesischer Unternehmen in Deutschland<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

2<br />

22<br />

Bereits seit 2012 engagierte sich das chinesische<br />

Medizintechnikunternehmen<br />

VIROAD Biotechnology Co. Ltd als größter<br />

Gesellschafter bei GILUPI. Jüngst<br />

übernahmen die Chinesen die restlichen<br />

Anteile an den Potsdamern. GILUPI-Geschäftsführer<br />

Dr. Jens Pfannkuche sieht<br />

im neuen Eigentümer weniger Risiken,<br />

denn vor allem Chancen für ein Marktwachstum<br />

in China: „VIROAD ist ein<br />

strategischer Investor mit dem Ziel, die<br />

GILUPI CellCollector®-Technologie im<br />

chinesischen Markt voranzutreiben“,<br />

sagt Pfannkuche. „Entscheidend sind die<br />

Kenntnisse des dortigen Medizintechnikmarktes,<br />

der anderen Gesetzen folgt als<br />

der deutsche.“<br />

Pfannkuche ist sich sicher, dass sich die<br />

Flüssigbiopsie vor allem in der Onkologie<br />

als Verfahren neben der Gewebebiopsie<br />

etablieren wird: „GILUPI liefert dafür<br />

eine elegante Probenentnahmetechnologie.“<br />

Dies bestätigt auch Xu Baozhi,<br />

26<br />

28<br />

36<br />

40<br />

68<br />

Foto: GILUPI GmbH, Quelle Schaubilder: EY<br />

Die Berliner Recycling-Spezialisten ALBA<br />

schlossen 2016 einen Beteiligungsvertrag<br />

mit einem Fonds unter Führung der<br />

Unternehmerfamilie Deng, Eigentümerin<br />

der Chengdu Techcent Environment Co.<br />

Ltd. Gegenstand der Beteiligung sind das<br />

Elektronikschrott- und Automobilrecycling<br />

sowie das Duale System Interseroh<br />

zur Sammlung und Verwertung von Verpackungsabfällen.<br />

Biotech-Branche profitiert<br />

Längst suchen chinesische Firmen im Osten<br />

auch hochinnovative junge Unternehmen<br />

mit Wachstumspotenzial: So etwa<br />

die Potsdamer GILUPI GmbH – ein Unternehmen<br />

der therapiebegleitenden Krebs-<br />

TRANSAKTIONSVOLUMEN EXPLODIERT<br />

Unternehmenszukäufe oder -beteiligungen chinesischer Unternehmen<br />

in Deutschland (in Millionen US-Dollar)<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

2016<br />

67<br />

448<br />

621<br />

530<br />

1.496<br />

2.456<br />

12.560<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


32 | W+M TITEL CHINA<br />

General Manager von VIROAD: „Die Produkte<br />

der GILUPI stoßen im chinesischen<br />

Markt auf eine große Nachfrage. Die Bevölkerung<br />

in unserem Land wird immer älter<br />

und der Markt für die Diagnostik wächst<br />

dynamisch.“<br />

Auf Werbetour in Shanghai: Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig.<br />

Ostdeutsche Länder werben<br />

Die ostdeutschen Wirtschaftsförderer<br />

halten die Vorbehalte gegen einen zu starken<br />

Zugriff Chinas auf den ostdeutschen<br />

Mittelstand nicht davon ab, ihre Kontakte<br />

nach Fernost zu intensivieren. 2016 bereiste<br />

eine Delegation von sächsischen Vertretern<br />

aus Politik und Wirtschaft die Städte<br />

Wuhan, Shanghai und Suzhou. Mit an Bord:<br />

Firmen aus dem Maschinenbau sowie der<br />

Umwelt- und Medizintechnik.<br />

Auf Einkaufstour im Osten<br />

So breit gestreut ist das Portfolio chinesischer<br />

Investoren in den ostdeutschen<br />

Bundesländern. Eine Auswahl:<br />

Flugzeugtechnik<br />

Die Staatsholding AVIC International<br />

übernahm 2013 die insolvente Thielert<br />

AG im sächsischen St. Egidien, einem<br />

Anbieter von innovativen Kerosin-Kolbenflugmotoren.<br />

Automotive<br />

In Hainichen wechselte der größte Arbeitgeber<br />

der Stadt ebenfalls in chinesischen<br />

Besitz. Das ehemalige Werk des<br />

mexikanischen Metalsa-Konzerns, unter<br />

anderem Zulieferer für BMW und VW,<br />

heißt nun ISH-Innomotive Systems Hainichen<br />

und gehört zur staatlichen chinesischen<br />

SUMEC Group. Der digitale Kartendienst<br />

Here, einst als Berliner Startup<br />

an den Markt gegangen und mittlerweile<br />

im Besitz von BMW, Audi und<br />

Daimler, holte 2016 unter anderem den<br />

chinesischen Kartenanbieter Navinfo und<br />

den ebenfalls aus China stammenden Internetkonzern<br />

Tencent ins Boot. Ziel: die<br />

Entwicklung von hochauflösenden Karten<br />

für die Navigation von selbstfahrenden<br />

Fahrzeugen.<br />

Maschinenbau<br />

Bereits 2013 stieg die Wafangdian Bearing<br />

Group Corporation, der größte Hersteller<br />

von Kugellagern in China, bei<br />

der Kugel- und Rollenlagerwerk Leipzig<br />

GmbH ein. Im thüringischen Königssee-Rottenbach<br />

entwickelt und produziert<br />

die Werkö GmbH Präzisionswerkzeuge<br />

für die Metallbearbeitung als<br />

100-prozentige Tochter der Top Eastern<br />

Drills Co. Ltd. Der Zeitzer Maschinenbauer<br />

ZEMAG landete nach wechselvoller<br />

Geschichte als Zemag Clean Energy<br />

Technology GmbH unter dem Dach der<br />

Shanghai Zemag Mindac Machinery &<br />

Equipment Co., Ltd.<br />

Energietechnik<br />

Seit 1999 werden in Nordhausen Rotorblätter<br />

für Windkraftanlagen gefertigt.<br />

Die Sinoi GmbH ist mittlerweile Teil der<br />

CNBM-Holding. Auch hier griff der chinesische<br />

Investor bei laufender Insolvenz<br />

zu. Chinas größter Baustoffkonzern<br />

übernahm 2014 ebenso den Solarmodul-<br />

Hersteller AVANCIS in Torgau. Auch in<br />

Thüringen wanderte die Solarindustrie<br />

in chinesische Hand, etwa die auf automobile<br />

Solaranlagen spezialisierte Erfurter<br />

Firma Asola.<br />

„Die Volksrepublik China spielt im Rahmen<br />

der Akquisitionsaktivitäten der Wirtschaftsförderung<br />

Sachsen eine entscheidende<br />

Rolle“, erklärt Sachsens Wirtschaftsminister<br />

Martin Dulig gegenüber<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>. „Auch weil China<br />

seit der Jahrtausendwende eine ‚Going-out-Strategie‘<br />

verfolgt, die zu einem<br />

sprunghaften Anstieg der chinesischen Direktinvestitionen<br />

im Ausland geführt hat.“<br />

Gegenwärtig sprechen die Sachsen etwa<br />

im Bereich der Bahnindustrie gezielt Unternehmen<br />

an. Schließlich forscht der weltgrößte<br />

chinesische Schienenfahrzeughersteller<br />

CRRC bereits gemeinsam mit der<br />

Technischen Universität Dresden an Leichtbau-Zügen<br />

der Zukunft und übernahm 2016<br />

die Bautzener CIDEON Engineering GmbH<br />

& Co. KG, einen führenden Engineering-<br />

Dienstleister in der Schienenfahrzeugtechnik.<br />

Der Bahnriese CRRC drängt mit Macht<br />

auf den Weltmarkt vor, da kommt das sächsische<br />

Know-how gerade recht.<br />

Die gegenwärtige Debatte ereilt die Sachsen<br />

daher eher zur Unzeit. „Staatliche<br />

Maßnahmen, die auf einen einseitigen erweiterten<br />

Schutz vor ausländischen Investoren<br />

abzielen, unterstützt Sachsen nicht“,<br />

heißt es aus dem Dresdner Wirtschaftsministerium.<br />

„Deutschland sollte als Exportnation<br />

keine Signale aussenden, die<br />

als Abschottung der eigenen Märkte missverstanden<br />

werden könnten“, warnt Dulig.<br />

<br />

W+M<br />

Foto: SMWA/Rietschel<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


R K T<br />

IV<br />

llering über<br />

der<br />

Sanktionen<br />

4<br />

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28. Jahrgang | Heft 3 | Mai/Juni <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

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imousinen<br />

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ten so interessant für Investoren aus dem Reich der Mitte ist<br />

kommen<br />

0 3 >Chinesen<br />

1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0


34 | W+M TITEL<br />

„Bei chinesischen Unternehmen hat sich der Trend<br />

zu Investitionen im Osten deutlich verstärkt“<br />

W+M-Interview mit Shi Mingde, Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland<br />

W+M: Exzellenz, wie bewerten Sie den<br />

aktuellen Stand der wirtschaftlichen Beziehungen<br />

zwischen China und Deutschland?<br />

Shi Mingde: Die Zusammenarbeit in<br />

Wirtschaft und Handel ist seit jeher der<br />

Stabilitätsanker der chinesisch-deutschen<br />

Der chinesische<br />

Botschafter in<br />

Deutschland<br />

Shi Mingde.<br />

Beziehungen. Nach deutschen Statistiken<br />

belief sich das Handelsvolumen zwischen<br />

den beiden Ländern im Jahr 2016<br />

auf etwa 170 Milliarden Euro. China ist<br />

erstmals zu Deutschlands weltweit größtem<br />

Handelspartner geworden. Nach chinesischen<br />

Daten haben sich rund 8.200<br />

deutsche Firmen in China niedergelassen,<br />

und mehr als 2.000 chinesische Unternehmen<br />

haben in Deutschland Fuß<br />

gefasst. Die Investitionen der beiden<br />

Länder wandeln sich von der<br />

früheren Einbahnstraße, auf der<br />

überwiegend die deutsche Seite<br />

in China investierte, in Bahnen,<br />

die in beide Richtungen<br />

führen.<br />

W+M: Auf welchen Gebieten<br />

wünscht sich China eine weitere<br />

Intensivierung der wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Deutschland?<br />

Shi Mingde: Die chinesisch-deutsche<br />

Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel<br />

hat bereits ein hohes Niveau erreicht,<br />

birgt aber immer noch ein großes Potenzial.<br />

In Bereichen wie der vertieften Verknüpfung<br />

von „Made in China 2025“ mit<br />

der deutschen „Industrie 4.0“, der intensiveren<br />

Teilnahme an der chinesischen<br />

Initiative „Neue Seidenstraße”, der gemeinsamen<br />

Teilnahme an Ausschreibungen<br />

für Neubau- und Erweiterungsinvestitionen<br />

auf Drittmärkten, der Energieeinsparung<br />

und dem Umweltschutz sowie<br />

dem Innovations- und Pioniergeist junger<br />

Menschen sind beide Seiten gerade<br />

dabei, zum gegenseitigen Vorteil neue<br />

Wege der Zusammenarbeit zu erschließen.<br />

W+M: Welchen Ruf genießen deutsche<br />

Erzeugnisse in China?<br />

Shi Mingde: „Made in Germany“ hat in<br />

China einen sehr guten Klang. Die Leute<br />

dort betrachten solche Erzeugnisse meist<br />

als haltbar, zuverlässig, sicher und genau.<br />

Die deutschen Industrieunternehmen haben<br />

im Laufe ihrer Entwicklung im Kern<br />

ihre Wettbewerbsfähigkeit bewahrt und<br />

sich an die unterschiedliche Nachfrage<br />

der Märkte und der Kunden angepasst.<br />

Diese Erfahrungen haben für die Entwicklung<br />

der chinesischen Fertigungsindustrie<br />

wichtige Hinweise und Bezugspunkte<br />

geliefert.<br />

W+M: In den letzten Jahren hat es eine<br />

erhebliche Zunahme von Investitionen<br />

chinesischer Unternehmen<br />

in deutsche Unternehmen<br />

gegeben. Hat sich<br />

diese Strategie für die<br />

chinesische Volkswirtschaft<br />

bereits<br />

ausgezahlt?<br />

Foto: W+M/Ralf Succo<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


CHINA | 35<br />

Foto: W+M/Ralf Succo<br />

Shi Mingde: In den letzten Jahren hat das<br />

Wachstum der Investitionen chinesischer<br />

Betriebe in Fusionen und Übernahmen in<br />

Deutschland relativ rasch zugenommen,<br />

doch verglichen mit anderen Staaten in<br />

Amerika und Europa ist das Ausmaß der<br />

chinesischen Investitionen in Deutschland<br />

nach wie vor recht bescheiden und macht<br />

einen Anteil von weniger als ein Prozent<br />

am Gesamtvolumen der Auslandsinvestitionen<br />

in Deutschland aus. Wenn chinesische<br />

Firmen nach Deutschland kommen<br />

und hier in Fusionen und Übernahmen investieren,<br />

geschieht dies mit Blick auf die<br />

langfristige Entwicklung und folgt den Verhaltensmustern<br />

der Marktwirtschaft. Daraus<br />

ergeben sich nicht nur Vorteile für die<br />

globale Diversifizierung der chinesischen<br />

Unternehmen, sondern auch für die deutschen<br />

Unternehmen im Hinblick auf dringend<br />

benötigte Kapitalspritzen und Vertriebswege,<br />

so dass man von wechselseitigen<br />

Vorteilen und einer Win-Win-Situation<br />

sprechen kann.<br />

W+M: In Deutschland hat sich die gestiegene<br />

Innovationskraft und Leistungsfähigkeit<br />

chinesischer Unternehmen noch nicht<br />

überall herumgesprochen. Daher werden<br />

chinesische Investments bei uns mitunter<br />

noch von Argwohn begleitet. Wie erklären<br />

Sie sich das?<br />

Chinas Botschafter Shi Mingde (r.) empfing W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann in seinen<br />

Berliner Amtsräumen.<br />

Shi Mingde: China wurde in der Vergangenheit<br />

stets als die „Werkbank der Welt“<br />

bezeichnet, die Fähigkeiten zu Innovation<br />

und Forschung kamen dagegen zu kurz.<br />

Diese Situation verändert sich gerade rapide,<br />

Chinas Fähigkeit zu selbstbestimmter<br />

Innovation steigt stetig an. In einem weltweiten<br />

Ranking zur Innovationsfähigkeit<br />

der einzelnen Länder belegt China inzwischen<br />

bereits den 18. Platz. In Bereichen<br />

wie der Luft- und Raumfahrt, dem Internet<br />

und der Datentechnik hat es sogar weltweit<br />

eine Führungsrolle übernommen.<br />

Manche Menschen befürchten, dass von<br />

chinesischen Unternehmen übernommene<br />

Betriebe geschlossen werden und<br />

dass die Technik entführt wird. In Wirklichkeit<br />

verhält es sich jedoch genau umgekehrt,<br />

da die chinesischen Unternehmen<br />

mit ihren Investitionen in Deutschland zusätzliche<br />

Arbeitsplätze schaffen, Firmen<br />

den Zugang zum chinesischen Markt eröffnen<br />

und neue Entwicklungschancen<br />

mitbringen.<br />

W+M: Da sich unser Magazin auf Ostdeutschland<br />

fokussiert, interessiert uns<br />

natürlich, welche Branchen und Regionen<br />

in den neuen Bundesländern besonders<br />

interessant für chinesische Firmen sind?<br />

Shi Mingde: In den mehr als zwei Jahrzehnten<br />

seit der Wiedervereinigung der<br />

beiden Teile Deutschlands haben die<br />

neuen Bundesländer im Ausbau der Infrastruktur<br />

und in der industriellen Aufrüstung<br />

riesige Fortschritte gemacht, so<br />

dass ihre Attraktivität für ausländische<br />

Investitionen stetig gestiegen ist. Die<br />

neuen Bundesländer verfügen über beträchtliche<br />

Vorzüge. Zum Beispiel haben<br />

sie auf der Grundlage der konkreten Gegebenheiten<br />

eine ganze Reihe von politischen<br />

Maßnahmen zur Begünstigung ausländischen<br />

Kapitals verfügt und gebieten<br />

über ein vergleichsweise großes Entwicklungspotenzial,<br />

eine günstige Verkehrslage,<br />

niedrige Boden- und Mietpreise, ein<br />

gesundes industrielles Fundament sowie<br />

im Vergleich zum Westen relativ niedrige<br />

Personalkosten. Besonders im Blickpunkt<br />

chinesischer Investoren stehen im<br />

Augenblick Sparten wie die Fahrzeugindustrie,<br />

die chemische Industrie, Medizin<br />

und Pharmakologie, Maschinen und<br />

Ausrüstungen, saubere Energien und Biotechnologie.<br />

Chinesische Investoren interessieren<br />

sich zunehmend für den Osten<br />

Deutschlands, ihre Kenntnisse werden immer<br />

umfangreicher, und es eröffnen sich<br />

immer neue Geschäftsfelder.<br />

W+M: Gibt es Kooperationen zwischen<br />

chinesischen und ostdeutschen Unternehmen<br />

aus jüngster Vergangenheit, die<br />

an dieser Stelle als positive Leuchttürme<br />

herausgehoben werden sollten?<br />

Shi Mingde: Nach Statistiken der chinesischen<br />

Seite gibt es inzwischen bereits<br />

rund 100 chinesische Firmen, die in den<br />

sechs neuen Bundesländern investiert haben,<br />

davon die Hälfte in Berlin, die andere<br />

Hälfte in den übrigen fünf Bundesländern.<br />

Insgesamt belaufen sich diese Investitionen<br />

auf etwa 1,1 Milliarden Euro. In den<br />

letzten Jahren hat sich bei chinesischen<br />

Unternehmen der Trend zu Investitionen<br />

im Osten deutlich verstärkt. So hat zum<br />

Beispiel Chinas größter Anbieter für aseptische<br />

Verpackungsmaterialien, die Firma<br />

Greatview Packaging, die erste Fabrik im<br />

Ausland just in der Stadt Halle in Sachsen-Anhalt<br />

errichtet. Zudem wurde, als<br />

in Frankfurt an der Oder 2013 das dortige<br />

größte Komponentenwerk der Photovoltaik-Firma<br />

Conergy in Insolvenz ging, dieses<br />

Werk erfolgreich von der Chint-Gruppe<br />

übernommen. Der Stadtrat beschloss<br />

in aller Form, die Straße, an welcher die<br />

Fabrik liegt, in Chint-Allee umzubenennen.<br />

Das chinesisch-schweizerische Gemein-<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


36 | W+M TITEL<br />

schaftsunternehmen Molinari Rail kaufte<br />

die über eine 120-jährige Geschichte<br />

verfügende FTD Fahrzeugtechnik Bahnen<br />

Dessau GmbH auf. Mit diesem Projekt<br />

wurde eine neue Form der Zusammenarbeit<br />

zwischen China, der Schweiz und<br />

Deutschland geschaffen, um gemeinsam<br />

die internationalen Märkte zu erschließen.<br />

W+M: Die ostdeutsche Wirtschaft ist<br />

stark mittelständisch geprägt. Dennoch<br />

drängen auch viele dieser kleinen Unternehmen<br />

mit ihren innovativen Produkten<br />

auf ausländische Märkte. Was raten Sie<br />

mittelständischen Unternehmern zwischen<br />

Rostock und Erfurt, die auf dem<br />

chinesischen Markt Fuß fassen möchten?<br />

ZUR PERSON<br />

Shi Mingde wurde im Dezember 1954<br />

in Shanghai geboren. Bereits im Alter<br />

von neun Jahren begann er, Deutsch zu<br />

lernen. Zwischen 1972 und 1975 absolvierte<br />

er ein Germanistik-Studium in der<br />

DDR. Seit 1976 steht Shi Mingde im<br />

diplomatischen Dienst seines Landes.<br />

Erste Karrierestation war die chinesische<br />

Botschaft in der DDR (1976-1981).<br />

Die Wende erlebte er hautnah mit – als<br />

2. Sekretär der chinesischen Botschaft<br />

in Ost-Berlin (1986-1990). Es folgten<br />

Stationen an den Botschaften in Bonn<br />

und Berlin. Von 2010 bis 2012 war er<br />

chinesischer Botschafter in Wien. Seit<br />

August 2012 vertritt er sein Land als<br />

Botschafter in Berlin. Shi Mingde ist<br />

verheiratet und Vater eines Kindes.<br />

Shi Mingde: Wenn mittelständische und<br />

kleine Unternehmen den chinesischen<br />

Markt erschließen wollen, ist meines Erachtens<br />

der Chinahandel nur ein Aspekt.<br />

Noch wichtiger ist es, China und die Bedürfnisse<br />

der chinesischen Entwicklung<br />

zu verstehen, um im chinesischen Markt<br />

Fuß zu fassen, also vor Ort in den Bau von<br />

Fabriken zu investieren und dort Präsenz<br />

zu zeigen. Sie müssen an Ort und Stelle<br />

die Bedürfnisse der chinesischen Verbraucher<br />

kennenlernen und Produkte entwickeln,<br />

die auf die besonderen Konsumgewohnheiten<br />

des chinesischen Marktes<br />

abgestimmt sind. Deutsche Unternehmen<br />

genießen in China einen hervorragenden<br />

Ruf, und alle lokalen Regierungen heißen<br />

Investitionen von deutscher Seite noch<br />

viel eher willkommen als aus jedem anderen<br />

Land. Die chinesischen und die deutschen<br />

Regierungen wie auch Handelskammern<br />

haben bereits zahlreiche Foren<br />

geschaffen und schlagen vor, dass sie mit<br />

investitionswilligen chinesischen Firmen<br />

noch engere Formen der Kooperation aufbauen.<br />

Auch die chinesische Botschaft in<br />

Deutschland ist willens, den Osten noch<br />

stärker bei der Förderung der Zusammenarbeit<br />

mit China zu unterstützen.<br />

Die chinesische Botschaft in Berlin.<br />

W+M: Sie haben in der DDR studiert und<br />

seither in verschiedenen Funktionen insgesamt<br />

25 Jahre in Deutschland gearbeitet.<br />

Sie gelten als exzellenter Kenner unseres<br />

Landes. Gibt es Orte und Lebensgewohnheiten<br />

speziell in Ostdeutschland,<br />

die Sie besonders schätzen?<br />

Shi Mingde: Ich habe sowohl in Ost- als<br />

auch in Westdeutschland gearbeitet und<br />

gelebt und bin mit eigenen Augen in Berlin<br />

Zeuge der Wiedervereinigung der beiden<br />

Teile Deutschlands geworden. Das<br />

war für mich eine sehr wertvolle und bereichernde<br />

Erfahrung. Ich habe sehr viele<br />

Orte im Osten Deutschlands besucht<br />

und die Möglichkeit gehabt, mir ein Bild<br />

von den einzigartigen lokalen Sitten und<br />

Gebräuchen sowie der traditionellen Kultur<br />

zu machen. Besonders lebhaft sind mir<br />

der Karneval in Berlin, die Museen in Dresden,<br />

die Musik und das Theater in Leipzig,<br />

das Schloss Sanssouci in Potsdam sowie<br />

die schönen Landschaften in Harz und Erzgebirge<br />

in Erinnerung geblieben. Ein Eisbein<br />

in Berlin, eine Bratwurst in Thüringen<br />

und ein Radeberger Bier gehören zu den<br />

von mir bevorzugten kulinarischen Spezialitäten<br />

des Ostens. Mit dem diesjährigen<br />

45. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen zwischen China und<br />

Deutschland verbindet sich die Hoffnung,<br />

dass unsere beiden Länder den Austausch<br />

auf kulturellem Gebiet unablässig verstärken<br />

und damit die traditionelle Freundschaft<br />

zwischen unseren zwei Ländern<br />

weiter festigen.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

Foto: W+M/Ralf Succo<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


CHINA | 37<br />

RAGNITZ KOMMENTIERT<br />

Keine Angst vor<br />

chinesischen<br />

Investoren!<br />

Fotos: Gribanessa/fotolia.com (oben), ifo Dresden (unten)<br />

Zunehmend gerät die chinesische<br />

Investitionstätigkeit in den europäischen<br />

Ländern in den Blickpunkt der<br />

Öffentlichkeit. Tatsächlich haben sich die<br />

Auslandsinvestitionen Chinas zwischen<br />

2005 und 2015 mehr als verzehnfacht; in<br />

der Rangliste der globalen Investoren belegt<br />

das Land inzwischen Platz zwei hinter<br />

den USA. Deutschland ist dabei eines<br />

der bedeutsamsten Zielgebiete chinesischer<br />

Investitionen – was hierzulande zuweilen<br />

mit Sorge gesehen wird, fürchtet<br />

man sich doch um den Ausverkauf deutschen<br />

Know-hows gerade im Bereich der<br />

Hochtechnologien. Diese Sorgen scheinen<br />

allerdings wenig begründet, wenn<br />

man sich die Gründe und die Motive<br />

für die starke Investitionstätigkeit<br />

Chinas vor Augen<br />

führt.<br />

Professor Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

Ein erster und zugleich<br />

trivialer Grund<br />

für die starken Auslandsinvestitionen<br />

Chinas sind die enormen<br />

Exportüberschüsse<br />

des Landes<br />

– gleichbedeutend<br />

mit der Akkumulation<br />

hoher Vermögensbestände,<br />

die<br />

nach Anlagemöglichkeiten<br />

suchen. Diese<br />

richten sich wegen der Risiken einer nur<br />

auf die heimischen Märkte beschränkten<br />

Anlagestrategie naturgemäß auch auf<br />

die internationalen Kapitalmärkte. Da der<br />

grenzüberschreitende Kapitalverkehr in<br />

China allerdings strengen Kontrollen unterworfen<br />

ist, erklärt dies allein den hohen<br />

Kapitalexport Chinas noch nicht.<br />

Es müssen nämlich auch die Entwicklungsziele<br />

chinesischer Politik in den<br />

Blick genommen werden – eine Marktwirtschaft<br />

im westlichen Sinne ist China<br />

nämlich noch lange nicht, gerade in einem<br />

sensiblen Bereich wie der Außenwirtschaft<br />

geschieht nichts, was nicht<br />

auch von der politischen Führung gutgeheißen<br />

wird. Tatsächlich fördert die<br />

chinesische Regierung seit dem Jahr<br />

2000 strategische Investitionen heimischer<br />

Unternehmen im Ausland ganz<br />

gezielt, um auf diese Weise die langfristige<br />

Entwicklung des Landes<br />

hin zur führenden „Industrie-Supermacht“<br />

der<br />

Welt zu unterstützen –<br />

und zwar nicht mehr<br />

auf der Basis billiger<br />

Massenproduktion,<br />

sondern auf der Basis<br />

eigener technologischer<br />

Stärke. Ein<br />

Zwischenschritt dabei<br />

ist die Weiterentwicklung<br />

bestehender<br />

chinesischer<br />

Unternehmen hin zu<br />

globalen Großkonzernen<br />

im Rahmen<br />

der „Made in China<br />

2025“-Strategie – und zwar durch Kooperation<br />

mit oder Zukauf von forschungsintensiven<br />

Betrieben in als strategisch<br />

bedeutsam angesehenen Technologiebereichen.<br />

Insoweit kommt es den chinesischen<br />

Investoren auch nicht darauf<br />

an, durch Aufkauf von Unternehmen in<br />

Deutschland oder anderswo potenzielle<br />

Konkurrenz auszuschalten, sondern vielmehr<br />

darauf, deren technologische Überlegenheit<br />

für die langfristige Stärkung der<br />

eigenen Unternehmen einzusetzen.<br />

Im Grunde handelt es sich dabei um die<br />

gleiche Strategie, die auch deutsche Unternehmen<br />

bei ihren Auslandsinvestitionen<br />

verfolgen, nämlich durch Erwerb von<br />

Betriebsteilen an Standorten mit entsprechenden<br />

komparativen Vorteilen die Vorteile<br />

internationaler Arbeitsteilung quasi<br />

zu internalisieren. Der Unterschied liegt<br />

darin, dass deutsche Unternehmen häufig<br />

in Produktionsstätten in Niedriglohnländern<br />

investieren, um von den günstigen<br />

Arbeitskosten dort zu profitieren,<br />

während chinesische Unternehmen sich<br />

den Zugang zu deutscher Hochtechnologie<br />

sichern wollen – und zwar nicht nur<br />

für heute, sondern auch für die Zukunft.<br />

Dies erklärt denn auch, weshalb übernommene<br />

Unternehmen aller Erfahrung<br />

nach als integraler Konzernbestandteil angesehen<br />

und insbesondere in ihren technologischen<br />

Kernbereichen sogar noch<br />

ausgebaut werden.<br />

Natürlich gibt es aus hiesiger Sicht dabei<br />

auch Risiken, so wenn unternehmerische<br />

Entscheidungskompetenzen an die neuen<br />

Eigentümer abgetreten werden müssen.<br />

Zumindest kurzfristig scheinen aber<br />

die Vorteile zu überwiegen – auch für die<br />

deutschen Partner, die frisches Kapital und<br />

einen besseren Zugang zum chinesischen<br />

Markt erhalten. Insoweit: Keine Angst vor<br />

chinesischen Investoren! W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


38 | W+M TITEL<br />

Wer moderne Technologien<br />

mitbringt, ist in China gern<br />

gesehen<br />

Mehr als 8.000 deutsche Unternehmen engagieren sich derzeit<br />

auf dem chinesischen Markt. Insgesamt investierten sie rund 60<br />

Milliarden Euro. Die Chancen auf die Ausweitung der Geschäfte im<br />

Reich der Mitte sind in etlichen Branchen vielversprechend. Dadurch<br />

fühlen sich zunehmend auch mittelständische Unternehmen aus den<br />

neuen Ländern ermutigt, den Schritt nach China zu wagen.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Bevor sich deutsche Unternehmen<br />

allerdings auf den Weg gen Osten<br />

machen, sind intensive Markt- und<br />

Branchenrecherchen empfehlenswert.<br />

Eine gute Orientierung liefert hier die Germany<br />

Trade & Invest GmbH (GTAI), die ans<br />

Bundeswirtschaftsministerium angebundene<br />

Außenwirtschaftsagentur der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Sie analysiert<br />

die Wirtschaftpolitik Chinas und aktuelle<br />

Marktentwicklungen.<br />

Die chinesische Regierung hat strategische<br />

Branchen identifiziert, in denen man<br />

mittelfristig die Technologieführerschaft<br />

anstrebt: die Informations- und Kommunikationstechnik,<br />

Robotik, CNC-Maschinen,<br />

Luft- und Raumfahrt, Meerestechnik,<br />

Schienenfahrzeuge, Schiffsbau, Autos mit<br />

alternativem Antrieb, autonomes Fahren,<br />

Ausrüstungen zur Stromerzeugung, moderne<br />

Agrartechnologie, neue Materialien,<br />

Biopharmazeutika sowie Medizintechnik.<br />

In diesen Bereichen sind nach Einschätzung<br />

der GTAI ausländische Investoren<br />

und Technologie- und Forschungskooperationen<br />

willkommen. Inwieweit jedoch<br />

ausländische Firmen auch ohne chinesische<br />

Partner vor Ort an dem für diese Industrien<br />

verfügbaren Förderinstrumentarium<br />

partizipieren können, ist derzeit noch<br />

unklar.<br />

Kaufkräftige Mittelschicht wächst<br />

Offenkundig ist, dass die in den letzten<br />

Jahren spürbar gewachsene Mittelschicht<br />

sowie die Oberschicht ein großes Interesse<br />

an Konsumgütern (unter anderem Kosmetik,<br />

Lebensmittel, Mode und Pharma)<br />

aus dem Ausland haben. Die steigende Urbanisierungsrate<br />

wird diesen Trend noch<br />

weiter vorantreiben.<br />

Gesundheitswirtschaft im Aufwind<br />

Auch die chinesische Gesundheitswirtschaft<br />

weist nach Einschätzung der GTAI<br />

Wachstumspotenzial auf, das Umfeld für<br />

ausländische Firmen bleibt dabei jedoch<br />

schwierig, da die Regierung vor allem<br />

auf günstige Produkte setzt. Insgesamt<br />

ist China nach den USA der zweitgrößte<br />

Pharmamarkt. Deutsche Firmen haben<br />

hier bereits einen guten Stand – sie liefern<br />

ein Viertel der Arzneimittelimporte Chinas.<br />

Mehr Produktivität im Maschinenbau<br />

Chinas Industrieprogramm 2025 ist angelehnt<br />

an das deutsche „Industrie 4.0“-Konzept.<br />

Daher ist Deutschland Wunschpartner<br />

im Bereich der intelligenten Produktion. In<br />

diesem Zusammenhang wächst besonders<br />

die Nachfrage nach Automatisierungstechnik<br />

in der Industrie. Die Regierung setzt auf<br />

mehr Produktivität, mehr Innovation und<br />

höhere Ressourceneffizienz, um den Makel<br />

eines Billigproduzenten abzuschütteln.<br />

Bauwirtschaft sucht Zulieferer<br />

Der aufstrebende Bausektor bietet Zulieferern<br />

von Spezialbaumaschinen und -ausrüstung,<br />

etwa Pumpen, Ventile, Aggregate,<br />

Messinstrumente, Fenster oder komplizierte<br />

Glaskonstruktionen, gute Chancen.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


CHINA | 39<br />

Zeit, Geduld und<br />

Respekt vor dem Alter<br />

Verhaltensregeln für erfolgreiche Verhandlungen in China<br />

Foto: Regormark/Fotolia.com (Mitte)<br />

Die imposante Skyline von Shanghai.<br />

Stark nachgefragt sind deutsche Architekturdienstleistungen<br />

in Nischenbereichen,<br />

wie nachhaltiger Stadtentwicklung, dem<br />

Bau von Alters- und Pflegeheimen, Bauten<br />

europäischer Anmutung sowie dem Umbau<br />

denkmalgeschützter Gebäude.<br />

Niedrige Hürden bei E-Commerce<br />

In China wird zunehmend online gekauft.<br />

Der grenzüberschreitende E-Commerce<br />

bietet deutschen Marken einen Absatzkanal<br />

mit relativ niedrigen Hürden. Bereits<br />

2016 gehörten Waren „made in Germany"<br />

online zu den gefragtesten im chinesischen<br />

Internet. Während große Firmen<br />

eigene Webshops in China aufbauen, tun<br />

sich kleine und mittlere Unternehmen<br />

noch schwer.<br />

Risiken durch Protektionismus<br />

Die GTAI und andere Marktbeobachter<br />

rechnen damit, dass sich chinesische Firmen<br />

in den nächsten fünf Jahren immer<br />

stärker zu Innovationsführern entwickeln.<br />

Dieser Trend wird durch die Bevorzugung<br />

der heimischen Industrie im Rahmen einer<br />

Protektionismusoffensive der Regierung<br />

noch weiter befeuert. Das dürfte den<br />

Spielraum für deutsche Unternehmen auf<br />

dem chinesischen Markt erheblich einschränken.<br />

W+M<br />

In den letzten Jahren hat sich China<br />

rasant entwickelt und der westlichen<br />

Lebensart vielfach angenähert.<br />

Geschäftsreisende, die nach<br />

Shanghai oder Peking fahren,<br />

erleben keinen Kulturschock<br />

mehr. Trotzdem<br />

gibt es immer<br />

noch enorme Unterschiede,<br />

die insbesondere<br />

in Verhandlungssituationen<br />

zum Tragen<br />

kommen.<br />

Aus der konfuzianischen<br />

Philosophie entstammt<br />

das stark ausgeprägte<br />

Hierarchie- und Klassenbewusstsein<br />

der Gesellschaft. Hierzu gehört<br />

Respekt vor dem Alter. Alter wird<br />

gleichgesetzt mit Erfahrung und Entscheidungsbefugnis.<br />

Es ist insofern<br />

ratsam, keinen zu jungen Mitarbeiter<br />

als Leiter einer Verhandlungsdelegation<br />

zu bestimmen.<br />

Bei Geschenken erhöht eine aufwendige<br />

Verpackung dessen Wert. Weiß ist<br />

in China die Farbe der Trauer und deshalb<br />

für Geschenke, Verpackungen und<br />

Blumenbuketts nicht geeignet.<br />

Chinesen sind sehr harte Verhandlungspartner,<br />

die sich normalerweise<br />

ausgezeichnet vorbereiten und bei<br />

Sitzungen regelmäßig Protokoll führen.<br />

Zeit scheint für sie kaum eine Rolle zu<br />

spielen. Verhandlungen können sich<br />

über Tage hinziehen und auch für einen<br />

gewissen Zeitraum unterbrochen<br />

werden. Manch ausländischer Manager<br />

hat darüber schon zu seinen Ungunsten<br />

die Geduld verloren.<br />

Für die Verhandlungen gibt es eine Art<br />

Spezialcode: „Dies ist sehr schwierig“<br />

ist gleichbedeutend mit einem „Nein“.<br />

Die Kenntnis der verschiedenen Formen<br />

des „Ja“ (was Dolmetscher oft<br />

nicht eindeutig übersetzen)<br />

ist ebenfalls höchst bedeutsam.<br />

Ein „Hao“<br />

(ja, gut) oder „Keyi“<br />

(ja, möglicherweise)<br />

bedeuten zunächst<br />

nur, dass<br />

die chinesische<br />

Seite die Äußerungen<br />

der Gegenseite<br />

zur Kenntnis genommen<br />

hat. Mit wirklicher<br />

Zustimmung („tongyi“) haben<br />

diese Begriffe nichts zu tun. Hellhörig<br />

sollte man werden, wenn es von<br />

chinesischer Seite heißt: „Mei you wenti“<br />

– Kein Problem! Denn in der Regel<br />

fangen dann die Schwierigkeiten erst an.<br />

Wer nach China fährt, sollte ausreichend<br />

Visitenkarten mitbringen. Diese sollten<br />

möglichst auf einer Seite auf Chinesisch<br />

sein. Als nächstes sollte man sich ein<br />

paar Wörter auf Chinesisch aneignen,<br />

schon ein einfaches „Ni hao“ (Guten<br />

Tag) wird entsprechend gewürdigt.<br />

Wer ein guter Esser und Trinker ist sowie<br />

über Sitzfleisch verfügt, bringt die<br />

besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen<br />

Geschäftsabschluss mit. Da<br />

die Tischsitten in China vergleichsweise<br />

locker sind, drohen hier kaum Stolperfallen.<br />

Nur lautes Schnäuzen gilt als unfein.<br />

Tabu sind heikle Themen wie die chinesische<br />

Tibetpolitik oder Menschenrechte.<br />

Auch Anzügliches ist nicht angebracht.<br />

W+M<br />

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40 | W+M POLITIK<br />

Denkfabrik bereitet<br />

2. Ostdeutsches Wirtschaftsforum vor<br />

Blick in die Zukunft<br />

Nach dem großen Erfolg des ersten Ostdeutschen Wirtschaftsforums,<br />

das im Oktober 2016 stattfand, laufen bereits die<br />

Vorbereitungen für die zweite Auflage des „Davos des Ostens“,<br />

zu dem vom 8. bis 10. November <strong>2017</strong> die Spitzen der Politik und<br />

Führungskräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft der neuen Länder<br />

und Berlin in Bad Saarow erwartet werden. Von Karsten Hintzmann<br />

Im Zentrum des diesjährigen Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforums (OWF) steht<br />

die Frage der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes<br />

Ostdeutschland. Seit Januar<br />

arbeitet eine von der Initiative Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />

initiierte Denkfabrik,<br />

die das OWF inhaltlich vorbereitet. Dabei<br />

analysiert und diskutiert ein Kreis aus<br />

Wissenschaftlern, Managern, Politikern und<br />

Journalisten über die künftigen Rahmenbedingungen,<br />

die die Wirtschaft in der Region<br />

zwischen Ostsee und Erzgebirge benötigt,<br />

um mittel- und langfristig im Wettbewerb<br />

auf globalen Märkten bestehen zu können.<br />

Ziel ist es, Anregungen zu geben, die dem<br />

eher kleinteiligen ostdeutschen Mittelstand<br />

helfen, die eigenen Kernkompetenzen so<br />

auszuschöpfen, dass man im nationalen<br />

und internationalen Aufholprozess vorankommt.<br />

In diesem Zusammenhang werden<br />

Möglichkeiten und Perspektiven der engeren<br />

Verzahnung zwischen den kleinen und<br />

mittleren Unternehmen mit den vielfältigen<br />

Forschungseinrichtungen in den Ländern<br />

erörtert. Gegenstand der Untersuchungen<br />

ist auch die Frage, inwieweit die Strahlkraft<br />

von größeren und kleineren Metropolregionen<br />

wie Berlin, Leipzig, Jena oder auch<br />

Hamburg genutzt werden kann, um das<br />

zum Teil bereits entstandene Gründerklima<br />

zu befördern.<br />

Auf dem Weg zum Ostdeutschen Wirtschaftsforum<br />

im Herbst in Bad Saarow werden<br />

die Teilnehmer der Denkfabrik nicht nur<br />

intern beraten, sondern ihre Ideen auch mit<br />

weiteren Experten und Praxisvertretern diskutieren.<br />

So sind bereits für Ende April Gesprächsforen<br />

in Potsdam und bei Dresden<br />

geplant.<br />

W+M<br />

STANDPUNKT<br />

NICHT NUR AUF SICHT FAHREN<br />

Das Ostdeutsche Wirtschaftsforum trägt<br />

die Abkürzung OWF.ZUKUNFT und das<br />

aus gutem Grund. Unendliche viele Veranstaltungen<br />

beschäftigen sich mit den Erfolgen,<br />

die in den zurückliegenden 27 Jahren<br />

erreicht wurden. Das macht stolz und<br />

vermittelt ein gutes Gefühl – aber es greift<br />

zu kurz. Weil diese Rückblicke meist nicht<br />

den Blick nach vorn mit einschließen. Was<br />

Psychologen schon immer wussten, versuchen<br />

wir im Alltag zu überdecken: Wir stehen<br />

Veränderungen skeptisch gegenüber.<br />

Aber es hilft nichts. Sie finden statt, ob wir<br />

es wollen oder nicht. Deshalb ist es besser,<br />

sich bewusst darauf einzustellen, auch<br />

wenn es Überwindung kostet. Für die ostdeutsche<br />

Wirtschaft gibt es auf lange Sicht<br />

keine echten Zukunftsszenarien, auch nicht<br />

auf Länderebene. Die Gründe dafür sind<br />

einfach: Wer weiß schon wirklich, was die<br />

Zukunft bringt? Und: Wer soll sich an dem<br />

Thema versuchen – die Politik, die Wissenschaft<br />

oder die Wirtschaft selbst?<br />

Das OWF.ZUKUNFT will Antworten zum<br />

Thema Zukunft finden. Vorbild ist für uns<br />

das über die Jahre so groß und einflussreich<br />

gewordene Weltwirtschaftsforum<br />

in Davos. Deshalb treffen sich sowohl im<br />

kompetent besetzten Thinktank als auch<br />

beim OWF.ZUKUNFT im Herbst in Bad<br />

Frank Nehring ist Herausgeber des Magazins<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> und Initiator des<br />

Ostdeutschen Wirtschaftsforums OWF.<br />

Saarow die Strategen, die Ideengeber, die<br />

Neugierigen, die Mutigen und die Gestalter<br />

aus vielen Bereichen und diskutieren über<br />

Thesen, Ideen und Wege für die Zukunft<br />

der ostdeutschen Wirtschaft. Wir arbeiten<br />

an dem Blick nach vorn, weil es nicht ausreicht,<br />

immer nur auf Sicht zu fahren und zu<br />

beklagen, dass der Angleichungsprozess<br />

zwischen Ost und West nicht mehr vorankommt.<br />

Frank Nehring<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


POLITIK | 41<br />

Verschläft der Osten die Digitalisierung?<br />

Foto: Innolytics<br />

Eine Homepage mit allen Angeboten<br />

im Netz, Kundenkontakt über Videokonferenzen<br />

und Chat, Vertrieb und<br />

Akquise über soziale Medien – das war die<br />

erste Stufe der Digitalisierung. Sie ist so<br />

gut wie abgeschlossen. Jetzt beginnt die<br />

nächste Stufe: Das Internet der Dinge, die<br />

Verfügbarkeit mobiler Angebote beinahe<br />

flächendeckend und Trends wie künstliche<br />

Intelligenz verändern Kunden und Unternehmen,<br />

Geschäftsmodelle und Märkte.<br />

Unternehmen müssen Produkte und Angebote<br />

für Kundenbedürfnisse entwickeln,<br />

die sie heute noch gar nicht kennen. Tätigkeitsbereiche,<br />

die bislang durch Mitarbeiter<br />

erledigt wurden, werden mehr und<br />

mehr durch Algorithmen ersetzt.<br />

Aktuell gibt es kaum eine Managementkonferenz,<br />

auf der das Wort Digitalisierung<br />

nicht als Topthema gelistet ist. Und kaum<br />

ein Tag vergeht ohne Erfolgsmeldungen aggressiver<br />

Technologieunternehmen, die traditionelle<br />

Marktteilnehmer angreifen. Wo ist<br />

Ostdeutschland an dieser Stelle? Wo steht<br />

die Wirtschaft zwischen Rostock und Plauen?<br />

Sind ostdeutsche Unternehmen Vorreiter<br />

der Digitalisierung oder verschlafen sie<br />

den Trend?<br />

Jens-Uwe Meyer: Digitale Disruption.<br />

Die nächste Stufe der Innovation, Business<br />

Village 2016, 288 Seiten, 24,95 Euro.<br />

Berlin geht voran<br />

In Berlin hat sich eines der weltweit führenden<br />

Start-up-Cluster entwickelt. Wer<br />

eine Idee hat, findet in Coworking Spaces<br />

Mitstreiter. Wer ein vielversprechendes<br />

Geschäftsmodell und Investoren gefunden<br />

hat, kann in der Factory Büroräume<br />

und eine Infrastruktur finden. Und auf einem<br />

der unzähligen Events finden sich Investoren<br />

und Ratgeber. Doch was ist außerhalb<br />

von Berlin? In Cottbus, Magdeburg<br />

und Erfurt? In Leipzig oder Rostock?<br />

Wer aktuelle Diskussionen verfolgt, stellt<br />

fest: Praktisch jede Landesregierung hat<br />

irgendwo eine Digitalisierungsinitiative auf<br />

ihrer Homepage stehen. Es finden sich<br />

Verbände und Vereinigungen, die das Thema<br />

vorantreiben. Doch die Wirtschaft insgesamt?<br />

Euphorie? Aufbruch? Wer danach<br />

sucht, sucht lange. Ein Silicon Saxony oder<br />

ein weltweit führendes digitales Innovationscluster<br />

im Osten – Fehlanzeige. Das<br />

ist alarmierend. Denn digitale Disruption<br />

verändert heute bereits Branchen radikal.<br />

Es ist Zeit zum Handeln<br />

Der Umbruch der Banken- und Versicherungsbranche<br />

nimmt bereits zum Teil dramatische<br />

Formen an, der klassische Einzelhandel<br />

meldet kontinuierlich sinkende<br />

Umsatzzahlen und selbst traditionelle Unternehmen<br />

aus dem Bereich der Landwirtschaft<br />

können sich den Folgen der Digitalisierung<br />

nicht entziehen. Produkte, von<br />

denen im Entferntesten niemand glaubt,<br />

dass sie durch die Digitalisierung bedroht<br />

werden, erhalten plötzlich Konkurrenz<br />

durch Algorithmen. Ein Gewächshausbetreiber,<br />

der die Qualität seiner Pflanzen<br />

durch Bodensubstrate sichert, kann den<br />

gleichen Nutzen durch den Einsatz von<br />

Bodensensorik, algorithmengesteuerten<br />

Licht- und Beheizungssystemen und mobilen<br />

Düngerobotern erzielen. Was heute<br />

klingt wie Zukunftsmusik, ist ein Wandel,<br />

der Unternehmen in immer schnellerer<br />

Geschwindigkeit erfasst.<br />

Ostdeutsche Unternehmer haben etwas,<br />

was ihnen eigentlich einen Vorsprung geben<br />

sollte: Wendeerfahrung. Es ist an der<br />

Zeit, das eigene Unternehmen auf die<br />

„Stunde null“ zurückzustellen und an der<br />

Frage zu arbeiten: Würden wir das Unternehmen<br />

heute noch genauso aufbauen<br />

wie nach der Wende? Sie müssen sich in<br />

die Perspektive eines aggressiven Startups<br />

versetzen: Wie würden wir unser eigenes<br />

Unternehmen heute angreifen?<br />

Diese gedankliche Übung gehört zum<br />

Pflichtrepertoire innovativ denkender Unternehmer.<br />

Dr. Jens-Uwe Meyer ist Geschäftsführer<br />

der Innolytics GmbH und Autor des Buches<br />

„Digitale Disruption“.<br />

Schizophrene Strategien<br />

Unternehmen brauchen Innovationskulturen,<br />

die beides zulassen: die Verbesserung<br />

des Bestehenden durch kontinuierliche Erneuerung<br />

sowie die Erfindung des Neuen.<br />

In einem Unternehmensteil sind die<br />

Strategien auf das Optimieren ausgerichtet,<br />

im anderen auf das radikale Erneuern.<br />

In einem werden inkrementelle Innovationen<br />

wie beispielsweise Prozessverbesserungen<br />

und Erweiterungen klassischer<br />

Produktlinien gefördert, im anderen radikale<br />

Ideen und Visionen, die mutiger und<br />

riskanter sind. In einem Unternehmensteil<br />

existieren Richtlinien zur Risikovermeidung,<br />

im anderen wird experimentelles<br />

Scheitern gefördert. Die Entwicklung<br />

schizophrener Strategien ist kein Widerspruch,<br />

sondern ein zwingender Bestandteil<br />

moderner Unternehmensstrategien.<br />

<br />

Jens-Uwe Meyer<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


42 | W+M POLITIK<br />

Wie haben sich Berlins<br />

Abgeordnete um die regionale<br />

Wirtschaft gekümmert?<br />

Am 24. September <strong>2017</strong> entscheiden<br />

die Bundesbürger darüber,<br />

wer in den kommenden vier Jahren<br />

Deutschland führen wird. Sie sind<br />

aufgerufen, ihre Stimmen für den 19.<br />

Bundestag abzugeben. Zum achten<br />

Mal seit 1990 können sich auch die Ostdeutschen<br />

an der Bundestagswahl beteiligen.<br />

Aktuell vertreten 130 der insgesamt<br />

630 Bundestagsabgeordneten<br />

die neuen Bundesländer und Berlin im<br />

DIE GROSSE<br />

W+M<br />

BUNDESTAGS<br />

BILANZ<br />

höchsten deutschen Parlament.<br />

Das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

zieht in den bis zur Wahl verbleibenden<br />

Monaten Bilanz. Dazu haben wir allen<br />

Abgeordneten aus Ostdeutschland und<br />

Berlin die Frage gestellt: Was haben Sie<br />

konkret für die regionale Wirtschaft in Ihrem<br />

Wahlkreis in der <strong>2017</strong> zu Ende gehenden<br />

Wahlperiode geleistet?<br />

Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie sich<br />

die Volksvertreter aus Berlin um Unternehmen,<br />

Infrastruktur und Jobs in den<br />

insgesamt zwölf Wahlkreisen gekümmert<br />

haben.<br />

<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Foto: XXX<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ BERLIN | 43<br />

Dr. Fritz Felgentreu, 48<br />

Neukölln<br />

Dr. Ute Finckh-Krämer, 60<br />

Steglitz-Zehlendorf<br />

Klaus-Dieter Gröhler, 51<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

In meinem Wahlkreis habe ich für die Bedürfnisse<br />

und Anliegen der Unternehmen<br />

jederzeit ein offenes Ohr und leiste branchenspezifisch<br />

Unterstützung, etwa im<br />

Bereich Solarenergie. Gesetzgebungsverfahren,<br />

die die Arbeitsbedingungen der<br />

Neuköllner Unternehmen konkret beeinflussen,<br />

begleite ich mit großer Aufmerksamkeit<br />

und bringe die Sicht der regionalen<br />

Wirtschaft mit ein. Besonders freue<br />

ich mich, dass durch die 2016 erfolgte<br />

offizielle Anerkennung Berlins als Weinanbaugebiet<br />

auch die Arbeit des Britzer<br />

Weingutes weitergeführt werden kann.<br />

Mein Berliner Wahlkreis ist durch eine<br />

Vielzahl wissenschaftlicher Einrichtungen<br />

geprägt. Diese besuche ich im Rahmen<br />

meiner Wahlkreisarbeit und stelle<br />

bei konkreten Anliegen den Kontakt zu<br />

den fachlich zuständigen Abgeordneten<br />

meiner Fraktion her. Auch gegenüber<br />

der Landesregierung unterstütze ich<br />

ihre Anliegen, zum Beispiel die Einrichtung<br />

eines Gründerzentrums für Ausgründungen<br />

aus der Freien Universität<br />

Berlin. Dort entstehen ebenso neue Arbeitsplätze<br />

im Bezirk wie durch erhöhte<br />

Forschungsmittel im Bundeshaushalt.<br />

Mit der City-West im Herzen meines<br />

Wahlkreises spielt Wirtschaft eine wesentliche<br />

Rolle für meine Arbeit. Bereits<br />

als Baustadtrat habe ich mich dafür eingesetzt,<br />

den Bezirk als attraktiven Wirtschaftsstandort<br />

nicht nur zu erhalten,<br />

sondern durch die Reaktivierung wesentlicher<br />

Standortfaktoren (Bikini Berlin/<br />

Bahnhof Zoologischer Garten) und aktive<br />

Ansiedlungspolitik zu revitalisieren. Im<br />

Bundestag setze ich mich als Haushälter<br />

gleichermaßen für Berliner Interessen<br />

ein und stehe dafür auch in stetem Austausch<br />

mit den Unternehmen vor Ort.<br />

Fotos oben: 2x spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Privat, unten: Christof Rieken, Bundestagsfraktion Die Linke, Detlef Eden<br />

Monika Grütters, 55<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

Der Austausch mit den Unternehmen<br />

vor Ort ist mir ein wichtiges Anliegen,<br />

und auf meinen vielen Reisen in<br />

Deutschland und aller Welt werbe ich<br />

immer wieder für den Standort Marzahn-Hellersdorf<br />

und seine lokale Wirtschaft.<br />

Ein konkretes Projekt, das nun<br />

erfolgreich angeschoben werden konnte,<br />

ist die Berücksichtigung der Ortsumfahrung<br />

Ahrensfelde im Bundesverkehrswegeplan.<br />

Damit verbessert sich<br />

die Anbindung der großen Gewerbegebiete,<br />

und die Staugefahr auf der B158<br />

wird so endlich gebannt.<br />

Dr. Gregor Gysi, 69<br />

Treptow-Köpenick<br />

Ich besuche regelmäßig Betriebe in meinem<br />

Wahlkreis. Konkret unterstützte ich<br />

die Werbegemeinschaft Friedrichshagen<br />

beim Versuch, die Deutsche Bahn<br />

AG als Partner für die Finanzierung eines<br />

Baustellenmarketings für die Gewerbetreibenden<br />

in der Bölschestraße zu gewinnen.<br />

Vor kurzem wurde ich Mitglied<br />

im Beirat des Adlershofer Fundus. In<br />

letzter Zeit habe ich häufiger zwischen<br />

Eigentümern, Investoren und Gewerbemietern<br />

vermittelt, um tragfähige Lösungen<br />

für betroffene mittelständische<br />

Unternehmen zu finden.<br />

Dr. Eva Högl, 48<br />

Mitte<br />

Mit einer Vielzahl von Unternehmen,<br />

Gewerbetreibenden, Freiberuflichen<br />

und Start-ups in meinem Wahlkreis<br />

stehe ich im regelmäßigen und intensiven<br />

Kontakt – von globalen Großunternehmen<br />

wie Siemens und Bayer über<br />

die Weiberwirtschaft bis zu regionalen<br />

Unternehmen wie Herold Garten- und<br />

Landschaftsbau. Ein zentrales Anliegen<br />

von mir ist die Stärkung des Wirtschaftsstandortes<br />

Berlin-Mitte und der<br />

Vielfalt der wirtschaftlichen Aktivitäten.<br />

Hierfür setze ich mich im Deutschen<br />

Bundestag ein.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


44 | W+M POLITIK<br />

Cansel Kiziltepe, 41<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Renate Künast, 61<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

Dr. Philipp Lengsfeld, 45<br />

Mitte<br />

Wie wichtig Klein- und Kleinstgewerbe<br />

sind, erfährt man in meinem Wahlkreis.<br />

Das Problem der Verdrängung dieser<br />

Unternehmen beschäftigt mich sehr. Auf<br />

meine Initiative hin hat die SPD im Koalitionsvertrag<br />

der Berliner Landesregierung<br />

verankert: besserer Kündigungsschutz für<br />

Gewerbe, Erstellung eines Gewerbemietspiegels,<br />

Einführung einer Gewerbemietpreisbreme.<br />

Ebenso wichtig sind unsere<br />

Erfolge im BEPS-Projekt der OECD. Durch<br />

Gewinnkürzung und -verlagerung profitieren<br />

internationale Großkonzerne. Den<br />

Schaden tragen kleinere Unternehmen.<br />

Stefan Liebich, 44<br />

Pankow<br />

Abgeordnete schaffen keine Arbeitsplätze<br />

par ordre du mufti. Aber sie können<br />

Menschen motivieren. In Pankow gibt<br />

es mit der ABB Training Center GmbH<br />

& Co. KG den führenden Ausbildungsbetrieb<br />

Berlins im technischen Bereich.<br />

Ihrem langjährigen Leiter Bernhard Antmann<br />

wurde auf meinen Vorschlag hin<br />

das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er<br />

trug wesentlich dazu bei, dass ABB am<br />

historischen Industriestandort weiterhin<br />

erfolgreich produziert und engagierte<br />

sich wie kein Zweiter für die berufliche<br />

Teilhabe von Jugendlichen.<br />

In meinem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg<br />

engagiere ich mich besonders<br />

zu den Themen Nachhaltigkeit und Innovation.<br />

So unterstütze ich schon lange<br />

das Unternehmensnetzwerk Motzener<br />

Straße im Süden des Bezirks und ihr Projekt<br />

NEMo Null Emission Park Motzener<br />

Straße. Das Ziel des erfolgreichsten<br />

„Zero Emission Parks“ in Deutschland<br />

ist es, bis 2050 mindestens 95 Prozent –<br />

und damit fasst NULL – des Verbrauchs<br />

von Energie und Ressourcen sowie den<br />

CO 2-Ausstoß zu reduzieren.<br />

Dr. Gesine Lötzsch, 55<br />

Lichtenberg<br />

Als Vorsitzende des Haushaltsausschusses<br />

entscheide ich mit meinen Kollegen<br />

jedes Jahr über mehr als 320 Milliarden<br />

Euro. Ich habe mich dafür eingesetzt,<br />

dass die Bundesregierung mehr investiert.<br />

Wir mussten sie hier zu ihrem Glück<br />

zwingen. Viele Unternehmen in meinem<br />

Wahlkreis profitieren davon. So wird etwa<br />

das Unternehmen BDC Dorsch Consult<br />

gefördert. Es arbeitet an nachhaltiger Sicherheit<br />

von Biogasanlagen in einer brasilianischen<br />

Kommune. Wenn man die ganze<br />

Gesellschaft im Blick hat, ist das auch<br />

immer gut für den eigenen Wahlkreis.<br />

Als CDU-Bundestagsabgeordneter für<br />

Mitte habe ich ein klares wirtschaftsfreundliches<br />

Profil. Dabei unterstütze<br />

ich als Forschungspolitiker aktiv die Innovationspolitik<br />

der Bundesregierung<br />

und kämpfe für Forschungsfreiheit und<br />

einen Abbau von Technikfeindlichkeit<br />

und Innovationsskepsis in diesem Land.<br />

Dies hilft gerade vielen der für Berlin so<br />

wichtigen Start-ups. Aktuell leiste ich<br />

einem hochinnovativen, BMBF-geförderten<br />

Low-tech-Abwasser-Projekt Hilfe,<br />

Verbindungen nach Hanoi (Vietnam)<br />

aufzubauen.<br />

Dr. Jan-Marco Luczak, 41<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

Im Bundestag habe ich Gesetzesvorschläge<br />

des Justizministeriums entschärft,<br />

die Investitionen im Wohnungsbau<br />

massiv erschwert hätten. Jeder<br />

Neubau, jeder altersgerechte Umbau<br />

und jede energetische Sanierung sichert<br />

Aufträge für unser Handwerk und damit<br />

Arbeitsplätze. In Lichtenrade unterstütze<br />

ich die Gewerbetreibenden der<br />

Bahnhofstraße in ihrem Kampf gegen<br />

eine oberirdische Trassenführung bei<br />

der Dresdner Bahn, weil sonst die ganze<br />

Einkaufsmeile erheblich an Attraktivität<br />

verlieren würde.<br />

Fotos oben: spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, Laurence Chaperon, unten: 2x Bundestagsfraktion Die Linke, www.luczak-berlin.de/Yves Sucksdorff<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ BERLIN | 45<br />

Klaus Mindrup, 52<br />

Pankow<br />

Die regionale Wirtschaftsförderung<br />

ist mir ein persönliches Anliegen. Die<br />

Wirtschaftsstruktur im Bezirk Pankow<br />

ist geprägt durch kleine und mittlere<br />

Unternehmen. Besonders wichtig sind<br />

der Forschungscampus Buch, der Pankow<br />

Park sowie die Kreativwirtschaft in<br />

Prenzlauer Berg. Unter anderem durch<br />

regelmäßige Dialoge mit den Unternehmen,<br />

Austausch mit der IHK sowie dem<br />

Runden Tisch Arbeit, Ausbildung, Integration<br />

setzte ich mich für fortwährend<br />

gute Bedingungen und eine breite Vernetzung<br />

ein.<br />

Martin Pätzold, 32<br />

Lichtenberg<br />

In dieser Wahlperiode habe ich über 100<br />

Unternehmen in Lichtenberg besucht,<br />

Wahlkreistage zum Thema Wirtschaft<br />

veranstaltet und das Projekt „Tandem-<br />

Jobs“ initiiert. Dabei gewährt das Jobcenter<br />

jeweils 75 Prozent Lohnkostenzuschuss,<br />

wenn ein Unternehmen einen<br />

Langzeitarbeitslosen und einen Geflüchteten<br />

gleichzeitig einstellt. Außerdem<br />

gründete ich das Bündnis für Jugendbeschäftigung,<br />

ein Dialogformat zwischen<br />

Unternehmern und Jugendlichen, mit<br />

dem der Übergang von der Schule in<br />

den Beruf/Ausbildung erleichtert wird.<br />

Petra Pau, 53<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

Als direkt gewählte Abgeordnete halte<br />

ich engen Kontakt zu Unternehmen im<br />

Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf. Dazu<br />

gehört, dass ich seit langem drei bis<br />

vier Mal im Jahr ein „Unternehmer-<br />

Frühstück“ anbiete. Dazu kommen jeweils<br />

kompetente Gesprächspartner aus<br />

Wirtschaftsverbänden und der Bundesbeziehungsweise<br />

Landespolitik. Miteinladerin<br />

ist die Bezirksbürgermeisterin<br />

Dagmar Pohle, mithin sind zumeist alle<br />

politischen Ebenen vertreten. So sind<br />

wir im direkten Gespräch und so kann<br />

ich bei Bedarf auch unmittelbar agieren.<br />

BUNDESTAGSWAHLKREISE<br />

BERLIN<br />

ERGEBNIS DER BUNDESTAGSWAHL<br />

2013 FÜR BERLIN<br />

Fotos: Thomas Imo, Nadine Schönfeld, Bundestagsfraktion Die Linke, Quelle Schaubilder: Landeswahlleiterin Berlin<br />

78<br />

79<br />

80<br />

75 Mitte<br />

76 Pankow<br />

77 Reinickendorf<br />

78 Spandau –<br />

Charlottenburg Nord<br />

77<br />

75<br />

81<br />

76<br />

83<br />

82<br />

86<br />

79 Steglitz-Zehlendorf<br />

80 Charlottenburg-<br />

Wilmersdorf<br />

81 Tempelhof-Schöneberg<br />

82 Neukölln<br />

85<br />

84<br />

83 Friedrichshain-Kreuzberg<br />

– Prenzlauer Berg Ost<br />

84 Treptow-Köpenick<br />

85 Marzahn-Hellersdorf<br />

86 Lichtenberg<br />

CDU 28,5<br />

SPD 24,6<br />

DIE LINKE 18,5<br />

GRÜNE 12,3<br />

AFD 4,9<br />

Insgesamt 1.787.721<br />

gültige Wählerstimmen<br />

FDP 3,6<br />

PIRATEN 3,6<br />

NPD 1,5<br />

FREIE WÄHLER 0,4<br />

ANDERE 2,1<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


46 | W+M POLITIK<br />

Lisa Paus, 48<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

Mechthild Rawert, 59<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

Matthias Schmidt, 54<br />

Treptow-Köpenick<br />

Das Dragonerareal ist das letzte Areal<br />

im Zentrum Berlins, wo auch Gewerbetreibende<br />

zu moderaten Mieten arbeiten<br />

können. Zusammen mit Anwohnerinitiativen,<br />

Bezirk und Senat konnten wir den<br />

Verkauf durch den Bund an einen Investor<br />

für Luxusappartements stoppen.<br />

Viele grüne Ideen zur Bekämpfung von<br />

Steuerumgehung sind von Finanzminister<br />

Schäuble übernommen worden.<br />

Dass Konzerne und Superreiche ihre<br />

Steuern zahlen wie kleine oder mittlere<br />

Unternehmer, ist auch im Interesse der<br />

regionalen Wirtschaft.<br />

Swen Schulz, 49<br />

Spandau – Charlottenburg-Nord<br />

Mein Wahlkreis profitiert von den umfangreichen<br />

Städtebauförderungen, für<br />

die ich mich einsetze. Auch konnten wir<br />

die GRW-Mittel zur Förderung der regionalen<br />

Wirtschaftsstruktur anheben. Hinzu<br />

kommen noch Sanierungsmittel aus<br />

dem Denkmalschutzsonderprogramm,<br />

die ich für zwei Bauwerke in Spandau<br />

organisieren konnte. Unerwähnt sind<br />

hier die vielen Bundesprogramme aus<br />

dem Bildungs- und Sozialbereich und<br />

nicht zu vergessen die Mittel aus der<br />

Flüchtlingshilfe, von denen viele lokale<br />

Unternehmen profitieren.<br />

Der Gesundheitssektor ist einer der<br />

größten Wirtschafts- und Beschäftigungsmotoren<br />

in Berlin. Jede/r achte<br />

Beschäftigte ist in diesem Bereich tätig,<br />

Tendenz ansteigend aufgrund zahlreicher<br />

auch beschäftigungspolitisch relevanter<br />

Gesetze, des demografischen<br />

Wandels und guten Wissenschaftsstandortes.<br />

Sowohl in Unternehmen<br />

als auch in die zahlreichen Projekte und<br />

Initiativen fließen Gelder aus nahezu allen<br />

Ministerien nach Tempelhof-Schöneberg.<br />

Christina Schwarzer, 40<br />

Neukölln<br />

Wettbewerbsfähigkeit ist das, was Wirtschaft<br />

stark macht. Sie ist damit Leitmotiv<br />

einer funktionierenden Wirtschaftspolitik.<br />

Das gilt auch für Neuköllner Unternehmen.<br />

Für unsere Firmen in Deutschland<br />

haben wir in den letzten Jahren viel getan:<br />

87 Millionen Euro weniger Bürokratiekosten<br />

im Jahr, 2,7 Milliarden Euro für<br />

Breitbandausbau, 100 Millionen Euro für<br />

Forschung und Entwicklung in Industrie<br />

4.0, 3,1 Milliarden Euro für den Ausbau<br />

von Verkehrsinfrastruktur. Die Erfolge<br />

sind sichtbar – die deutschen Exporte erreichen<br />

seit Jahren Bestmarken.<br />

Die SPD hat für höhere Regionalisierungsmittel<br />

in den neuen Ländern gesorgt.<br />

Als Vize-Sprecher der Landesgruppe<br />

Ost war mir wichtig, dass die<br />

verkehrliche Infrastruktur die Entwicklung<br />

positiv befördert, im wahrsten Sinne<br />

des Wortes. In meinem Wahlkreis<br />

liegt der Wissenschaftsstandort Adlershof<br />

sowie der Innovationspark Wuhlheide.<br />

Die Gesellschaft für Forschung<br />

und Entwicklung von Sportgeräten FES<br />

sowie die Bootsmanufaktur sind herausragende<br />

bezirkliche Schnittstellen zu<br />

meinem Fachgebiet Sport.<br />

Dr. Frank Steffel, 51<br />

Reinickendorf<br />

Die CDU/CSU-Fraktion hat dafür gesorgt,<br />

dass es keine Steuererhöhungen<br />

gibt und setzt sich derzeit für die Anhebung<br />

der Abschreibungsgrenze von<br />

geringwertigen Wirtschaftsgütern ein,<br />

was eine enorme bürokratische Entlastung<br />

für Unternehmer wäre. Im Wahlkreis<br />

habe ich mich zuletzt für die Mitarbeiter<br />

des MAN-Turbo-Werks in Tegel<br />

eingesetzt, wo das Unternehmen aufgrund<br />

von Wettbewerbsdruck hunderte<br />

Stellen abbauen wollte. Ich traf mich mit<br />

dem Vorstand und stand in Kontakt mit<br />

der Arbeitnehmerseite.<br />

Fotos oben: Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, 2x spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), unten: spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Laurence Chaperon, Tobias Schult<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ BERLIN | 47<br />

Hans-Christian Ströbele, 77<br />

Friedrichshain-Kreuzberg –<br />

Prenzlauer Berg Ost<br />

Azize Tank, 67<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

Halina Wawzyniak, 43<br />

Friedrichshain-Kreuzberg –<br />

Prenzlauer Berg Ost<br />

Fotos oben: Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, Bundestagsfraktion Die Linke, Sascha Nolte, unten: Yves Sucksdorff, Privat, Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen<br />

Ich habe mich für Posteo eingesetzt, einen<br />

Mail-Provider mit Zero-Knowledge-<br />

Ansatz. Ebenso für Bantabaa, einen privaten<br />

Arbeits- und Ausbildungsbetrieb<br />

für Geflüchtete mit Café, Laden und<br />

Foodservice sowie für Velogista, ein<br />

Cargobike-Logistikunternehmen. Erfolgreich<br />

habe ich mich um den Erhalt der<br />

Bäckerei Filou bemüht, der Verdrängung<br />

drohte. Der Bezirk benötigt aber dringend<br />

bessere Interventionswerkzeuge,<br />

um lokales Gewerbe und soziale Infrastruktur<br />

vor Verdrängung zu schützen.<br />

Kai Wegner, 44<br />

Spandau – Charlottenburg-Nord<br />

Durch regelmäßige Gespräche vor Ort<br />

weiß ich, wo den Unternehmern der<br />

Schuh drückt. Ich helfe konkret, indem<br />

ich den Kontakt mit den Behörden vermittle.<br />

Viele Hindernisse lassen sich<br />

„auf dem kurzen Dienstweg“ überwinden.<br />

Bei größeren Problemen schalte<br />

ich Ministerien oder die Experten der<br />

CDU/CSU-Fraktion ein. Als Berichterstatter<br />

für Städtebauförderung konnte<br />

ich dazu beitragen, 50 Millionen Euro<br />

Fördergelder für die Altstadt Spandau zu<br />

sichern – eine attraktive Altstadt nutzt<br />

den Gewerbetreibenden.<br />

Die regionale Wirtschaft zu fördern,<br />

heißt für mich als Sprecherin für Soziale<br />

Menschenrechte meiner Fraktion, mich<br />

für gleichberechtigte gesellschaftliche<br />

Teilhabe und gegen Diskriminierung<br />

einzusetzen. Denn gleichberechtigte<br />

Gesellschaften sind auch wirtschaftlich<br />

erfolgreicher. Daher unterstütze ich<br />

kleine und mittelständische UnternehmerInnen,<br />

auch UnternehmerInnen mit<br />

Migrationsgeschichte.<br />

Karl-Georg Wellmann, 64<br />

Steglitz-Zehlendorf<br />

Im Fokus meiner Tätigkeit stand die<br />

Stärkung des Wissenschafts- und Forschungsstandorts<br />

Steglitz-Zehlendorf,<br />

der durch die Freie Universität (FU) und<br />

das Charité-Klinikum Campus Benjamin<br />

Franklin geprägt ist. Um die Chancen junger<br />

Start-ups speziell in den Bereichen<br />

Bio- und Medizintechnologie zu verbessern,<br />

habe ich den Bau eines Technologieund<br />

Gründerzentrums initiiert, das nun in<br />

FU-Nähe in Dahlem entstehen wird. Ziel<br />

ist es, junge Gründer zu fördern und ihnen<br />

die Möglichkeit zu geben, mit ihrem Unternehmen<br />

am Standort zu wachsen.<br />

Mein Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg<br />

– Prenzlauer Berg Ost zeichnet sich durch<br />

die vielen sozialen Träger und Vereine aus,<br />

die einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt beisteuern<br />

und wichtige Arbeitgeber sind. Da viele<br />

dieser Vereine von finanzieller Unsicherheit<br />

betroffen sind, unterstütze ich sie auf<br />

verschiedene Weise: mit Referenzschreiben<br />

für Finanzmittel, mit Spenden aus<br />

den Diätenerhöhungen (etwa meine Monatsspende<br />

von 330 Euro) oder Spenden<br />

über den Verein der Linksfraktion.<br />

Dieser Abgeordnete hat<br />

sich nicht geäußert<br />

Özcan Mutlu, 48,<br />

Bündnis '90/Die Grünen, Mitte<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


48 | W+M POLITIK<br />

Belastung für den Mittelstand?<br />

Ist ein Fahrverbot für<br />

ältere Dieselfahrzeuge<br />

eine gute Idee?<br />

Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für<br />

Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND).<br />

Hans Peter Wollseifer ist Präsident des<br />

Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).<br />

„Ja”<br />

Ja. Zunehmend wird deutlich:<br />

Die Versäumnisse von<br />

nicht einfach verordnen.<br />

„Nein”<br />

Gute Luftqualität lässt sich<br />

Autoindustrie und Bundesregierung<br />

wirken sich negativ auf die Wirtschaft<br />

tung in den Städten senken will, muss erstens alle<br />

Wer die Stickstoffbelas-<br />

und den Gesundheitsschutz der Menschen aus.<br />

Emittenten in den Blick nehmen und braucht zweitens<br />

entsprechende Fahrzeuge. Die Autoindustrie<br />

Angesichts massiver Überschreitungen der gesetzlichen<br />

Höchstgrenzen an gesundheitsschädlichem<br />

Stickstoffdioxid (NO 2) muss gehandelt werre<br />

Dieselfahrzeuge anzubieten. Und die Politik hat<br />

hat es zu lange versäumt, im Fahrbetrieb saubeden.<br />

Um die Belastungen zu minimieren, müssen notwendige Kontrollen schleifen lassen.<br />

alle wirksamen Instrumente eingesetzt werden, Es versteht sich von selbst, dass über zehn Jahre<br />

alte Dieseltransporter nicht auf Dauer in belas-<br />

um die Emissionen zu senken. Dabei sind nicht einmal<br />

die ältesten Fahrzeuge auch gleichzeitig jene teten Innenstädten fahren können. Doch aktuell<br />

mit den höchsten Abgaswerten bei Stickstoffoxiden<br />

(NO x). Untersuchungen des Bundesverkehrsten<br />

bedroht. Denn: Bis 2016 konnten Handwerker<br />

sind sogar neuwertige Fahrzeuge von Fahrverboministeriums<br />

und des ADAC belegen, dass auch der in den für sie relevanten Fahrzeugklassen fast nur<br />

größte Teil neuer, bei den Händlern stehender Euro- Euro-5-Fahrzeuge erwerben. Und selbst die aktuellen<br />

Euro-6b-Transporter bringen beim NO 2-Aus-<br />

6-Diesel-Pkw sowie leichter Nutzfahrzeuge im Realbetrieb<br />

auf der Straße gesetzliche NO x-Grenzwerte<br />

nicht einhält. Diese Werte werden bis zu sech-<br />

Neuwertige Fahrzeuge sollen also verschrottet<br />

stoß im Fahrbetrieb kaum Vorteile.<br />

zehnfach überschritten. Solche Fahrzeuge dürfen und durch Neuwagen ersetzt werden, die für die<br />

nach Ansicht des BUND nicht mehr verkauft werden<br />

und haben – unabhängig von ihrem Alter – vor Unsere handwerklichen Unternehmer empfinden<br />

Umwelt einen kaum messbaren Vorteil bringen?<br />

allem in hoch belasteten Innenstädten nichts zu suchen.<br />

Sollten diese Städte Fahrbeschränkungen für Das Handwerk erwartet realistische Rahmenbe-<br />

diese Forderung schlicht als Enteignung.<br />

Dieselfahrzeuge verhängen, egal ob pauschal oder dingungen für die Modernisierung der Fuhrparks.<br />

über eine Blaue Plakette, bleibt dennoch Fakt, dass Unternehmen benötigen Planungssicherheit, auch<br />

dies lediglich „am Ende der Verantwortungskette“<br />

ansetzt. Hätten Bund, Länder und Kommufahrzeugen,<br />

solange sie auf Dieseltransporter an-<br />

für die weitere Nutzung von Bestands- und Neunen<br />

in der Vergangenheit wirksame Maßnahmen<br />

gewiesen sind.<br />

zur Senkung verkehrsbedingter Emissionen ergriffen,<br />

zum Beispiel durch die Förderung von<br />

saubere Nutzfahrzeuge auf den Markt bringen. Noch<br />

Die Autoindustrie muss aber schnellstens wirklich<br />

Fahrzeugen mit alternativen Antrieben auch für<br />

wichtiger: Die Entwicklung praktikabler elektromobiler<br />

Angebote für das Handwerk, um zukünftig emis-<br />

den Mittelstand, wären Fahrverbote ziemlich sicher<br />

unnötig.<br />

sionsfrei städtische Kunden erreichen zu können.<br />

Fotos: BUND (links), ZDH (rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


POLITIK | 49<br />

„Wer im Alter seinen Lebensstandard halten will,<br />

muss rechtzeitig vorsorgen“<br />

W+M-Interview mit Michael Reizel, Geschäftsführer der auf betriebliche<br />

Altersvorsorgesysteme spezialisierten BVUK. Gruppe<br />

Foto: Kirsten Mittelsteiner<br />

W+M: Herr Reizel, wie gut oder schlecht<br />

schützen sich die Deutschen derzeit vor<br />

drohender Altersarmut?<br />

Michael Reizel: Es ist ein offenes Geheimnis,<br />

dass die gesetzlichen Rentenleistungen<br />

perspektivisch reduziert werden<br />

müssen. Bis zum Jahr 2030 wird das<br />

Rentenniveau voraussichtlich auf 43 Prozent<br />

absinken. Wenn die künftigen Rentner<br />

also den Lebensstandard aus der Zeit<br />

ihrer Erwerbstätigkeit erhalten möchten,<br />

müssen sie eine zusätzliche Vorsorge betreiben.<br />

Diese Erkenntnis hat sich derzeit<br />

noch nicht flächendeckend durchgesetzt.<br />

W+M: Die Bundesregierung hat Anreize<br />

für die betriebliche Altersvorsorge versprochen.<br />

Ist dieses Versprechen bereits in der<br />

Praxis umgesetzt?<br />

Michael Reizel: Seit Ende 2016 liegt der<br />

Regierungsentwurf eines Betriebsrentenstärkungsgesetzes<br />

auf dem Tisch, der jetzt<br />

rund um das parlamentarische Verfahren<br />

heftig und kontrovers diskutiert wird. Die<br />

darin vorgesehene Erhöhung der steuerfreien<br />

Beiträge, beispielsweise zur Direktversicherung<br />

von vier auf acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze<br />

der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung, wäre ein solcher Anreiz.<br />

Ein wichtiger Anreiz gerade bei kleineren<br />

Einkommen ist sicherlich auch die Aussicht,<br />

selber angesparte Vorsorgeleistungen<br />

nicht mehr komplett mit denkbaren Sozialleistungen<br />

verrechnen zu müssen. Aber<br />

wie gesagt, das ist ein Gesetzentwurf, von<br />

dem wir nicht wissen, ob er zum 1. Januar<br />

2018 wirklich so kommen wird.<br />

W+M: Welche Erwartungen haben Sie bezüglich<br />

der Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge<br />

an die neue Bundesregierung,<br />

die die Geschicke nach der Bundestagswahl<br />

im Herbst <strong>2017</strong> lenken wird?<br />

Michael Reizel: Sollte der geplante Gesetzentwurf<br />

2018 in Kraft treten, gehe ich<br />

davon aus, dass das Thema erst einmal als<br />

erledigt gilt. Kommt das Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />

nicht, wäre mein Wunsch<br />

an die neue Bundesregierung eine höhere<br />

Beteiligung des Staates und der Arbeitgeber<br />

bei der Finanzierung der betrieblichen<br />

Altersvorsorge im Bereich der kleineren<br />

Einkommen unter 2.000 Euro monatlich.<br />

Deren Bezieher können sich schon<br />

heute einen nennenswerten Vorsorgesparprozess<br />

kaum leisten.<br />

W+M: In jedem Fall sollten die Deutschen<br />

zusätzlich für das Alter vorsorgen. Wo liegt<br />

der Unterschied zwischen Riesterrente<br />

und betrieblicher Altersvorsorge?<br />

Michael Reizel: Riester ist ein rein privatwirtschaftlicher<br />

Vertrag zwischen Versicherern<br />

und dem Einzelnen. Unsere Erfahrung<br />

ist jedoch, dass sich über Kollektivverträge,<br />

wenn beispielsweise große Teile<br />

der Belegschaften von Unternehmen abgesichert<br />

werden, sowohl ein besseres Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis als auch eine wesentlich<br />

effektivere Risikoabsicherung für den<br />

Arbeitnehmer erzielen lässt. Bei der betrieblichen<br />

Altersvorsorge – das deutet der<br />

Begriff ja bereits an – handelt es sich im<br />

Regelfall um Kollektivverträge.<br />

W+M: Worin genau liegen die Vorteile der<br />

betrieblichen Altersvorsorge?<br />

Michael Reizel: Es gibt bessere Konditionen<br />

durch große Kollektive. Eine nachgelagerte<br />

Besteuerung, die beim Arbeitnehmer<br />

strukturell zu einer Steuererleichterung<br />

führt. Die Mitfinanzierung durch den<br />

Arbeitgeber. Die individuelle Gestaltungsmöglichkeit<br />

der Versorgung im Rahmen der<br />

vom Arbeitgeber angebotenen und vorgeprüften<br />

Versorgungssysteme.<br />

BVUK-Geschäftsführer Michael Reizel.<br />

W+M: Welchen Nutzen hat eigentlich der<br />

Arbeitgeber, wenn er sich in seinem Unternehmen<br />

um die betriebliche Altersvorsorge<br />

kümmert?<br />

Michael Reizel: Jeder Arbeitgeber muss<br />

Entgeltumwandlung ermöglichen. Wenn<br />

er sich aktiv um das Versorgungssystem<br />

kümmert, kann er auswählen, was er im<br />

Interesse seiner Arbeitnehmer anbietet.<br />

Ein gutes Versorgungsangebot schafft Alleinstellungsmerkmale,<br />

erhöht die Attraktivität<br />

als Arbeitgeber und erzeugt Mitarbeiterbindung.<br />

Durch den teilweisen Einbehalt<br />

der Sozialversicherungsersparnis werden<br />

zudem die Systemkosten finanziert,<br />

so dass sich bewusst gestaltete betriebliche<br />

Altersvorsorgesysteme immer materiell<br />

und immateriell lohnen.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

BVUK. GRUPPE<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Ebertsklinge 2a, 97074 Würzburg<br />

www.bvuk.de<br />

Darüber hinaus unterhält die BVUK.<br />

Gruppe Büros in Berlin, Dresden,<br />

Hamburg, Nürnberg und Baden-Baden.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


50 | W+M RATGEBER<br />

Unentwegt unterwegs<br />

Work-Life-Balance auf Geschäftsreisen<br />

Für die Wirtschaft sind Geschäftsreisen unverzichtbar – für die<br />

Geschäftsreisenden jedoch oft eine Belastung. Der Verband<br />

Deutsches Reisemanagement (VDR) gibt jährlich einen Geschäftsreisebericht<br />

heraus. Hier finden Sie die wichtigsten Punkte daraus<br />

zusammengefasst und Tipps, was Unternehmen für ihre reisenden<br />

Mitarbeiter tun können.<br />

Geschäftsreisen sind ein Indikator<br />

für die ökonomische Entwicklung<br />

eines Landes. Je mehr Menschen<br />

geschäftlich unterwegs sind, umso besser<br />

geht es der Wirtschaft. Derzeit prosperiert<br />

die deutsche Wirtschaft offenbar.<br />

Das zeigt die VDR-Geschäftsreiseanalyse<br />

2016: Allein im vergangenen Jahr gab<br />

es elf Millionen Geschäftsreisende (plus<br />

8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und<br />

insgesamt 182,7 Millionen Geschäftsreisen<br />

(plus vier Prozent). Doch wer viel unterwegs<br />

ist, der lebt auch mit dem Gefühl,<br />

ständig auf dem Sprung zu sein. Von<br />

der einen Geschäftsreise zur nächsten,<br />

von einem Termin in den anderen. Damit<br />

der Einzelne nicht auf der Strecke bleibt,<br />

gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um das<br />

Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeiten<br />

aufrechtzuerhalten, also die sogenannte<br />

Work-Life-Balance zu wahren. Die<br />

gute Nachricht: Immer mehr Unternehmen<br />

kümmern sich darum.<br />

Fürsorge nimmt zu<br />

Wie die aktuelle VDR-Geschäftsreiseanalyse<br />

belegt, haben die deutschen Unternehmen<br />

insbesondere im Hinblick auf<br />

Gesundheits- und Präventionsprogramme<br />

deutlich aufgeholt. Von den Unternehmen<br />

mit zehn bis 500 Mitarbeitern haben<br />

sich im Jahr 2014 nur 20 Prozent mit diesem<br />

Thema beschäftigt, zwei Jahre später<br />

sind es bereits mehr als die Hälfte<br />

(51 Prozent). Ähnlich verhält es sich bei<br />

den größeren Firmen. Hier verfügen nun<br />

insgesamt 63 Prozent über Gesundheitsund<br />

Präventionsprogramme. Für die einzelnen<br />

Mitarbeiter bedeutet das vor allem<br />

eines: Sie werden mit ihren Bedürfnissen<br />

wahrgenommen, und es ist ein Ausgleich<br />

zu stressintensiven Zeiten möglich.<br />

Stressiges Hin und Her<br />

Auch die Reisedauer spielt eine entscheidende<br />

Rolle. Insbesondere für Geschäftsreisende<br />

mit Familie ist es entscheidend,<br />

ob Termine an einem Tag – also mit Hinund<br />

Rückfahrt – oder über mehrere Tage<br />

hinweg wahrgenommen werden können<br />

und müssen. Die aktuellen Ergebnisse<br />

zeigen, dass Ein-Tages-Reisen insbesondere<br />

bei kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen zugenommen haben, während<br />

Mitarbeiter größerer Unternehmen<br />

häufiger länger unterwegs sind, also Reisen<br />

zusammenlegen und Ein-Tages-Reisen<br />

hinterfragen. Obwohl der persönliche<br />

Kontakt für viele Geschäftsreisende<br />

noch immer das ausschlaggebende Kriterium<br />

ist, lassen sich manche Termine<br />

auch durch Webkonferenzen ersetzen –<br />

auch so kann ein Ausgleich zum stressigen<br />

Reisealltag geschaffen werden.<br />

Unterkunft ist entscheidend<br />

Sind Mitarbeiter doch über einen längeren<br />

Zeitraum unterwegs, stellt sich die<br />

Frage der Unterbringung. Dabei ist festzuhalten,<br />

dass die meisten Geschäftsreisenden<br />

im Inland in der Drei- und Vier-<br />

Sterne-Kategorie übernachten, bei Auslandsreisen<br />

wird meist eine Kategorie<br />

höher ausgewählt. Außer einer guten<br />

Matratze und einem schönen Frühstück<br />

tragen für Geschäftsreisende noch andere<br />

Kriterien zu einem entspannten Arbeiten<br />

bei. Dazu gehören beispielsweise frei<br />

verfügbares WLAN und ein Schreibtisch,<br />

an dem es sich bequem arbeiten lässt.<br />

Reisende im Mittelpunkt<br />

Um den Mitarbeitern und damit auch den<br />

Geschäftsreisenden gerecht zu werden,<br />

ist auch die Kommunikation von entscheidender<br />

Bedeutung – nämlich darüber,<br />

was überhaupt als angenehme Reise<br />

empfunden wird und wo der Stress beginnt.<br />

Denn nur, wenn Vorgesetzte oder<br />

Geschäftsreiseverantwortliche ein offenes<br />

Ohr für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter<br />

haben, können sie reagieren und<br />

den nötigen Ausgleich zwischen Stress<br />

und Erholung – zwischen Arbeiten und<br />

Leben – schaffen. Die VDR-Geschäftsreiseanalyse<br />

2016 zeigt: Das wird zunehmend<br />

verstanden.<br />

W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


TRAVELMANAGEMENT | 51<br />

Immer im Netz<br />

Notebook-Tipps<br />

für Geschäftsreisende<br />

Geschäftsreisen mit dem Flugzeug,<br />

Auto oder der Bahn gehören zum<br />

Alltag vieler Unternehmer und Angestellter.<br />

Wer beruflich viel Zeit außerhalb<br />

des Büros verbringt, muss sich stets<br />

auf sein Notebook verlassen können. Die<br />

Computerspezialisten von Toshiba geben<br />

Tipps, wie Anwender mit ihrem Business-<br />

Notebook außerhalb des Firmengebäudes<br />

jederzeit produktiv arbeiten können.<br />

Ausstattung<br />

Neben einem besonders geringen Gewicht,<br />

einem entspiegelten Display sowie<br />

langen Akkulaufzeiten sollten die mobilen<br />

Begleiter auch über Funktionen für<br />

ausreichend Datensicherheit verfügen.<br />

Dazu zählen Ausstattungsmerkmale wie<br />

eine spritzwassergeschützte Tastatur, ein<br />

Festplattenschutz mit 3-D-Sensor und ein<br />

stoßfestes Design. Außerdem verhindert<br />

ein Fingerabdruckleser den ungewollten<br />

Zugriff auf das Notebook.<br />

Datensicherheit<br />

Um dem Diebstahl oder Verlust kritischer<br />

Daten vorzubeugen, empfiehlt es sich,<br />

vor Reiseantritt ein Back-up anzulegen<br />

und das BIOS-Setup mit einem Passwort<br />

zu schützen. So können potenzielle Datendiebe<br />

nicht an unternehmenskritische<br />

Inhalte gelangen.<br />

Sicheres WLAN<br />

Viele Funknetzwerke in Hotelzimmern sind<br />

ungesichert. Daher sollten Geschäftsreisende<br />

dort keine Websites besuchen, auf<br />

denen private Informationen wie Kontoverbindungen<br />

oder ähnliches angezeigt werden.<br />

Lässt sich ein Zugriff auf diese Webseiten<br />

nicht vermeiden, sollten Anwender<br />

auf den in das Notebook integrierten 3Grespektive<br />

4G-Übertragungsstandard zurückgreifen.<br />

Längere Akkulaufzeiten<br />

Die Laufzeit des Business-Notebooks<br />

lässt sich unterwegs durch das Dimmen<br />

der Display-Helligkeit maßgeblich erhöhen.<br />

Zudem sollten Reisende ungenutzte<br />

Programme und Anwendungen, die im<br />

Hintergrund viel Energie benötigen, unterwegs<br />

stets schließen. Diese lassen sich<br />

einfach über den Windows Task Manager<br />

finden und mit einem Rechtsklick beenden.<br />

Systemtools wie das Toshiba Eco Utility<br />

sparen Strom, indem sie den Energieverbrauch<br />

überwachen. W+M<br />

In Zusammenarbeit mit den Magazinen<br />

Das Büro und OFFIXX.<br />

Unabhängige Hotelbuchung mit ehotel<br />

Zu günstigsten Preisen ein passendes<br />

Hotelzimmer zu finden,<br />

gelingt meist nur im zeitaufwändigen<br />

Vergleich unterschiedlicher Portale.<br />

Die ehotel AG mit Sitz in Berlin-<br />

Prenzlauer Berg bietet mit ihrer Meta-Search-Technologie<br />

alles aus einer<br />

Hand: sämtliche relevante Hotel- und<br />

Bettendatenbanken, daran angeschlossene<br />

Reservierungssysteme sowie ein<br />

zertifiziertes Buchungsverfahren mit<br />

den besten Preisen in Echtzeit. Nutzer<br />

von ehotel können aus rund sieben Millionen<br />

Hotelangeboten in allen Kategorien<br />

rund um die Welt auswählen und<br />

greifen damit auf das größte am Markt<br />

verfügbare Angebot zu. Mit der Spezialisierung<br />

auf Firmenkunden bietet die<br />

Hotelbuchungsplattform ehotel vollen<br />

Service vor, während und auch nach<br />

der Buchung. Im Vergleich zu anderen<br />

Hotelbuchungsportalen werden keinerlei<br />

Unterkünfte besser oder schlechter<br />

gelistet, beispielsweise aufgrund höherer<br />

Provisionen. Der Angebotsüberblick<br />

ist rein objektiv. Der Kunde kann<br />

alle Angebote direkt online buchen und<br />

muss dabei nicht mehrere Buchungen<br />

auf verschiedenen Kanälen durchführen.<br />

Durch die Teilhaberschaft am internationalen<br />

Netzwerk RADIUS Travel<br />

haben die Kunden von ehotel zudem<br />

Zugriff auf 35.000 Hotels aller<br />

relevanten Ketten zu Großabnehmer-<br />

Konditionen.<br />

Die am Markt einzigartige und von<br />

Kreditkartenunternehmen unabhängige<br />

zentrale Abrechnungslösung „smart<br />

billing“ sichert schlanke und kosteneffiziente<br />

Prozesse bei der Verbuchung<br />

der Geschäftsreise. Zudem ist die Software-Lösung<br />

von ehotel individuell in<br />

die Travel-Management-Systeme der<br />

Unternehmen integrierbar und kann automatisch<br />

Reisekostenrichtlinien, Zahlungs-<br />

und Abrechnungsstandards des<br />

nutzenden Unternehmens berücksichtigen.<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


52 | W+M RATGEBER<br />

Limousinen – mehr als nur<br />

Fahrzeuge mit festem Verdeck<br />

Sportlicher Luxus: Maserati<br />

Quattroporte GranLusso.<br />

Der Begriff „Limousine“ hielt zu einer<br />

Zeit Einzug, als es noch keine Autos<br />

gab. Ein aus der französischen Region<br />

Limousin stammender Kutschentyp<br />

wurde so bezeichnet. Später dann stand<br />

der Begriff für ein Fahrzeug mit festem<br />

Verdeck. Die Limousinen von heute sind<br />

weit mehr als nur geschlossene Autos für<br />

vier bis fünf Personen, die durch drei Paar<br />

Fahrzeugsäulen gehalten werden. Sie sind<br />

Hightech-Gefährte mit höchstem Komfort<br />

Die 7. Generation des BMW 5er.<br />

für Fahrer und Mitreisende. Besonders bei<br />

Unternehmern und Führungskräften aller<br />

Art erfreuen Sie sich großer Beliebtheit.<br />

Der neue Arteon von Volkswagen.<br />

Ein Typ, der Emotionen weckt<br />

In den ersten sechs Generationen wurden<br />

rund 7,9 Millionen Fahrzeuge der BMW-<br />

5er-Reihe verkauft. Ähnlich erfolgreich<br />

soll die neue Generation werden. BMW-<br />

Chef Harald Krüger: „Ich bin mir sicher, der<br />

neue BMW 5er setzt nicht nur technologisch<br />

neue Maßstäbe, sondern wird auch<br />

emotional begeistern. Er ist und bleibt die<br />

Business-Limousine schlechthin.“ Das<br />

neu konstruierte Fahrwerk, ein niedriger<br />

Fahrzeugschwerpunkt, die BMW-typische<br />

ausgewogene Achslastverteilung<br />

und eine höchst verwindungssteife Leichtbau-Karosserie<br />

vereinen ein maximal dynamisches<br />

Fahrerlebnis mit dem typischen<br />

Reisekomfort der BMW-5er-Reihe.<br />

Preis: ab 41.500 Euro<br />

Fotos: Maserati (oben) , BMW AG (unten links), Volkswagen AG (unten rechts)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


AUTO | 53<br />

Fotos: Škoda Auto Deutschland GmbH (oben), Volvo Cars (unten links), Renault Deutschland AG (unten rechts)<br />

Das Flaggschiff von ŠKODA: der Superb.<br />

Eleganz und Dynamik<br />

Der neue Arteon war das Highlight des<br />

diesjährigen Messeauftritts der Marke<br />

Volkswagen auf dem Genfer Automobil-<br />

Salon. Elegant und dynamisch zugleich,<br />

bietet er mit seiner coupéhaften Linie viel<br />

Platz und Komfort. Das komplett neu entwickelte<br />

Fastback-Modell verfügt über<br />

Fahrerassistenzsysteme der neuesten<br />

Generation, die bisher höheren Klassen<br />

vorbehalten waren. Rahmenlose Seitenfenster,<br />

eine umgreifende Motorhaube<br />

und eine filigrane, dynamische Linienführung<br />

im Stile eines GT – so präsentiert sich<br />

der neue Arteon. Die oben angeschlagene,<br />

weit öffnende Heckklappe ermöglicht<br />

einen komfortablen Zugang zum 563 Liter<br />

fassenden Gepäckraum.<br />

Preis: ab 33.000 Euro<br />

Skandinavisch sicher<br />

Das elegante und kraftvolle Design verleiht<br />

dem Volvo S90 eine herausgehobene Position<br />

unter den Premium-Limousinen. Die<br />

stilvolle Klarheit der skandinavisch geprägten<br />

Gestaltung findet sich auch im Innenraum<br />

wieder, der mit warmen Farbtönen<br />

und hochwertigen Materialien ein luxuriöses<br />

Ambiente erzeugt und mit dem Tablet-artigen<br />

Touchscreen eine intuitive Form<br />

der Bedienung bietet. Maßstäbe setzt der<br />

Neue Maßstäbe im Bereich Sicherheit: Volvo S90.<br />

S90 auf dem Gebiet der Sicherheit: etwa<br />

mit dem serienmäßigen Volvo-City-Safety-System,<br />

das alle Geschwindigkeitsbereiche<br />

abdeckt und bei Tag und Nacht gleichermaßen<br />

funktioniert. Der Notbremsassistent<br />

trägt dazu bei, Zusammenstöße mit<br />

anderen Fahrzeugen sowie Fußgängern<br />

oder Radfahrern zu verhindern. Auch große<br />

Wildtiere erkennt das System.<br />

Preis: ab 42.750 Euro<br />

Ein Traum von Luxus<br />

Vor über 50 Jahren erfand Maserati das<br />

Segment der Sportlimousinen. Seither<br />

ist der Quattroporte Inbegriff einer Verbindung<br />

aus sportlicher Fahrdynamik und<br />

anspruchsvollem Reisekomfort. Der neue,<br />

sechste Quattroporte überrascht mit zahlreichen<br />

technischen Innovationen. Eines<br />

der Highlights ist die Twin-Turbo-Technologie,<br />

die alle Benzinmotoren wirtschaftlicher<br />

und zugleich stärker macht. Der<br />

Quattroporte verfügt sowohl über eine<br />

sportliche als auch eine luxuriöse Seele.<br />

Entsprechend lassen sich die Modellversionen<br />

GranSport und GranLusso stilistisch<br />

akzentuieren. Luxuriöser Gipfel ist der Einsatz<br />

von Seide aus dem Modehaus Ermenegildo<br />

Zegna, die bei Sitzen, Dachhimmel<br />

und Türflächen Verwendung findet.<br />

Preis: ab 96.300 Euro<br />

Zwei Regenschirme inklusive<br />

Der Hersteller wirbt mit folgendem Slogan:<br />

„Ein ŠKODA Superb muss etwas Besonderes<br />

sein.“ In der Tat erreicht das aktuelle<br />

Modell gestalterisch und technisch<br />

ein neues Niveau. Es fährt im modernen<br />

und emotionalen Design der Marke vor,<br />

sein Raumangebot wurde nochmals verbessert<br />

und technisch profitierte er von<br />

der innovativen VW-Technologie. Üppige<br />

Raummaße, innovative Assistenzsysteme<br />

für Sicherheit, Umwelt und Komfort, leistungsstarke<br />

EU-6-Aggregate und ŠKODAtypische<br />

Details rücken das Flaggschiff der<br />

Marke an das obere Ende der automobilen<br />

Mittelklasse. Originell: Beide Vordertüren<br />

sind mit einem Regenschirm ausgestattet.<br />

Preis: ab 25.550 Euro<br />

Schnörkeloses Raumwunder<br />

Das Äußere des Renault Talisman bestimmen<br />

elegant gestreckte Proportionen und<br />

klare, schnörkellose Konturen. Wesentlich<br />

zur Präsenz des Talisman trägt die kraftvoll<br />

gezeichnete Frontpartie bei. Vier waagerechte,<br />

jede für sich nochmals plastisch<br />

gestaltete Chromlamellen verbinden auf<br />

elegante Weise die Scheinwerfer miteinander.<br />

Renault kombiniert im Talisman das<br />

exzellente Platzangebot mit einem Sitzkomfort<br />

auf Businessklasse-Niveau. Die<br />

breiten Vordersitze sind als Weltneuheit<br />

in Cover-Carving-Technologie ausgeführt:<br />

Das Skelett der Rückenlehnen besteht aus<br />

einer halbstarren Schale, die einerseits stabil<br />

und widerstandsfähig ist, auf der anderen<br />

Seite leicht und nachgiebig.<br />

Preis: ab 27.950 Euro<br />

<br />

Der Talisman von Renault mit Cover-Carving-Technologie.<br />

Karsten Hintzmann<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

Gelebte<br />

Partnerschaften<br />

Mille Miglia 2016 XL Race<br />

Edition von Chopard.<br />

Luxuswagen und hochwertige Chronometer sprechen grundsätzlich<br />

die gleiche Zielgruppe an. Kein Wunder also, wenn die Anbieter auf<br />

der Suche nach Perfektion gemeinsame Sache machen, woraus am<br />

Ende luxuriöse Wunderwerke aus Technik und Design entstehen<br />

können. Von Ron Uhden<br />

Auto- und Schiffbau sowie die traditionellen<br />

Uhrenmarken zeichnen<br />

sich durch viele Gemeinsamkeiten<br />

aus. Sie experimentieren,<br />

suchen ihren<br />

Weg durch fortschrittliche<br />

Technologien, Innovationsgeist<br />

und<br />

besitzen einen Sinn<br />

für Ästhetik. So sorgen<br />

mechanische<br />

Wunderwerke seit<br />

Jahren immer wieder<br />

für Begeisterung,<br />

insbesondere dann,<br />

wenn es sich um<br />

eine perfekt arbeitende<br />

Maschine handelt.<br />

Und so strahlen auch edle Zeitmesser immer<br />

wieder eine immense Faszination aus.<br />

Erschaffen, um Höchstleistungen zu liefern.<br />

Der Mille Miglia 2016 XL Race Edition ist<br />

ein Chronograph, der in einer auf 1.000<br />

Austin Healey von Frédérique Constant.<br />

Ron Uhden ist Niederlassungsleiter von<br />

Juwelier Leicht in Berlin.<br />

Stück limitierten Serie angeboten wird.<br />

Eine Hommage an das schönste Rennen<br />

der Welt. Das neue COSCzertifizierte<br />

Präzisionskaliber<br />

03.05-C von Chopard<br />

bringt ihn auf Touren.<br />

Sein Zifferblatt,<br />

das von einer Tachometerskala<br />

gerahmt<br />

und von den Bordinstrumenten<br />

klassischer<br />

Rennwagen inspiriert<br />

ist, lässt sich<br />

dank der großen Ziffern<br />

und mit Leuchtmasse<br />

beschichteten<br />

Zeigern perfekt<br />

ablesen. Chopard<br />

und die Mille Miglia sind in einer historisch<br />

gewachsenen Partnerschaft verbunden,<br />

da Chopard seit 1988 Partner und offizieller<br />

Zeitmesser der Mille Miglia ist. Anlässlich<br />

dieses Events, bei dem sich alljährlich<br />

ausschließlich historische Rennwagen<br />

messen dürfen,<br />

präsentiert Chopard<br />

in jedem Jahr<br />

eine neue limitierte<br />

Edition der Kollektion<br />

Mille Miglia.<br />

Die Genfer Uhrenmanufaktur<br />

Frédérique Constant<br />

ist bekannt für<br />

seine eher klassischen<br />

Uhren. Nun<br />

folgen zwei neue<br />

Modelle seiner erfolgreichen<br />

Vintage-Rallye-Kollektion.<br />

Frédérique Constant<br />

ist seit vielen Jahren in verschiedensten<br />

Bereichen des Motorsports aktiv, vor allem<br />

bei Oldtimer-Rallyes in seiner Rolle<br />

als langjähriger und treuer Partner der berühmten<br />

Austin-Healey-Automobile. In der<br />

Tradition von Frédérique Constant werden<br />

die Uhren in einer limitierten Anzahl von<br />

weltweit nur 2.888 nummerierten Exemplaren<br />

angeboten. Und jede Uhr präsentiert<br />

sich in einer exklusiven Geschenkbox,<br />

die zusätzlich eine perfekte Miniaturausgabe<br />

eines Austin Healey enthält.<br />

Der Admirals Cup war bis in die 2000er-<br />

Jahre einer der bedeutendsten Segelwettbewerbe<br />

für Hochseeyachten und<br />

LEICHT JUWELIERE<br />

Unter den Linden 77<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 2290212<br />

E-Mail: Berlin@juwelier-leicht.de<br />

Web: www.juwelier-leicht.de<br />

Foto: Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


LIFESTYLE | 55<br />

Admirals Cup von CORUM.<br />

Sixties Square von Glashütte Original.<br />

galt als inoffizielle Weltmeisterschaft<br />

im Hochseesegeln.<br />

CORUM honoriert mit ihrer<br />

Admirals-Cup-Kollektion<br />

seit ihrer Einführung 1960<br />

die Welt des Segelsports<br />

wie keine andere und<br />

fasziniert Uhrenliebhaber<br />

nunmehr seit mehr<br />

als 50 Jahren mit ihren<br />

sportlich geprägten Uhren.<br />

Erkennungsmerkmale<br />

der Admirals-Cup-Kollektion<br />

sind das zwölfeckige<br />

Gehäuse und die nautischen<br />

Flaggensymbole anstelle der<br />

Stundenindexe.<br />

CHRONOSWISS als Mitbegründer<br />

der mechanischen Regulator Rallye Limited<br />

Renaissance gehört zu den Edition von CHRONOSWISS.<br />

wenigen Uhrenmarken, welche<br />

ausschließlich mechanische Werke<br />

einsetzen. Das Unternehmen besitzt<br />

eine unverwechselbare Designsprache,<br />

die von einer charakteristischen Zwiebelkrone,<br />

verschraubten Bandstegen und einer<br />

seitlich gerändelten Lünette geprägt<br />

ist. Das Gesicht der Marke ist zweifelsohne<br />

der Regulator. Die Uhr leitet mit ihrem<br />

innovativen Zifferblattdesign eine neue<br />

Ära ein. Die Regulator Rallye Limited Edition<br />

ist keine Uhr wie jede andere und widmet<br />

sich der Kitzbüheler Alpenrallye. Diese<br />

wird diesjährig zum 30. Mal ausgetragen<br />

und dementsprechend werden gleichviel<br />

Exemplare hergestellt.<br />

werden vor allem als Moonwatch<br />

mit dem Weltraum verbunden.<br />

Dennoch führte OMEGA 1957<br />

diesen Chronographen mit seiner<br />

charakteristischen Tachymeterskala<br />

bewusst als<br />

Sportuhr ein. Und bereits<br />

1968 gab es die Speedmaster<br />

mit Racing-Zifferblatt.<br />

Nun, zum<br />

60-jährigen Jubiläum, lanciert<br />

das Unternehmen eine<br />

neue Uhr namens Speedmaster<br />

Racing Master Chronometer, die<br />

wie heute alle neu eingeführten<br />

OMEGA-Uhren ein Kaliber mit<br />

Master-Chronometer-Zertifizierung<br />

besitzt.<br />

Glashütte Original bringt<br />

eine limitierte Edition der<br />

Sixties-Iconic-Square-Kollektion<br />

mit originellen Designelementen<br />

im Stil der 60er-Jahre heraus. „It’s hip to<br />

be square“: Es ist angesagt, anzuecken.<br />

Nichts konnte passender sein als der Auftritt<br />

der Sixties-Iconic-Kollektion von Glashütte<br />

Original auf dem roten Teppich während<br />

der Berlinale. Im Rahmen des Filmfestivals<br />

stellte der deutsche Uhrenhersteller<br />

eine Sonderkollektion von fünf viereckigen<br />

Chronographen vor, die mit farbenfrohen<br />

einzigartigen Zifferblättern aus der hauseigenen<br />

Ziffernblattmanufaktur in Pforzheim<br />

versehen sind. Ihre intensiven Farben<br />

und faszinierenden Zifferblattdekors<br />

greifen legendäre Designelemente von<br />

„Spezimatic“-Modellen der 1960er-Jahren<br />

auf. Alle fünf Varianten haben einen<br />

besonderen Farbverlauf, der Dégradé-Effekt<br />

genannt wird, bei dem die Farbnuance<br />

vom Zifferblattzentrum nach außen hin<br />

dunkler wird. Dem großen Auftritt steht<br />

also nichts mehr im Wege. W+M<br />

Speedmaster von OMEGA.<br />

Die Speedmaster Modelle von OMEGA<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


Sie haben sich private oder berufliche Ziele gesetzt, aber<br />

mit der Umsetzung klappt es nicht so richtig? Dann ist<br />

dieses Buch genau das richtige für Sie.<br />

Gillian Burn zeigt, wie Sie sich und andere motivieren.<br />

Sie gibt Werkzeuge an die Hand, mit denen Sie Ihre Ziele<br />

besser erreichen. Finden Sie heraus, was Sie bestärkt und<br />

welche Hindernisse Ihnen im Weg liegen. Feiern Sie Erfolge<br />

und wappnen Sie sich gegen Rückschläge. Checklisten<br />

und Übungen helfen, sich realistische Ziele zu setzen,<br />

sie konsequent zu verfolgen und sich und andere immer<br />

wieder aufs Neue zu motivieren.<br />

Gillian Burn ist NLP- und MindMapping-Expertin und<br />

arbeitet als Consultant für große Unternehmen.<br />

der für Veränderungen<br />

motivieren<br />

Ziele setzen<br />

entwickeln<br />

umgehen, Rückschläge<br />

meistern und am Ball<br />

bleiben<br />

ISBN 978-3-527-70565-8<br />

Burn<br />

70565-8<br />

56 | W+M RATGEBER LITERATUR<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

6<br />

7<br />

5<br />

8<br />

»Nichts Großes ist<br />

je ohne Begeisterung<br />

geschaffen geworden.«<br />

4<br />

Die Starthilfe für Ihre<br />

Zielsetzung<br />

9<br />

Sie erfahren:<br />

• Wie Sie sich immer wie-<br />

• Wie Sie sich realistische<br />

• Wie Sie Ihre Erfolgsstrategie<br />

• Wie Sie mit Durchhängern<br />

Mach dich schlau:<br />

www.fuer-dummies.de<br />

Motivation<br />

Das maximale Wissen im minimalen Format<br />

Auf einen Blick:<br />

• Betriebswirtschaftliches Wissen<br />

kurz und knapp<br />

• Materialwirtschaft, Produktion<br />

und Marketing<br />

• Investition und Finanzierung<br />

• Buchführung, Jahresabschluss<br />

und Kostenrechnung<br />

Tobias Amely<br />

BWL<br />

10<br />

3<br />

JETZT NEU<br />

MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer<br />

Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />

Beteiligt haben sich:<br />

Thalia-Filialen in<br />

Bautzen<br />

Berlin (7x)<br />

Bernburg<br />

Brandenburg<br />

Chemnitz (3x)<br />

Cottbus<br />

Dallgow-Döberitz<br />

Dessau<br />

Dresden (7x)<br />

Eisenach<br />

Eisleben<br />

Freital<br />

Gera<br />

Görlitz<br />

Gotha<br />

Großenhain<br />

Halle<br />

Hoyerswerda<br />

Jena (2x)<br />

Leipzig (2x)<br />

Leuna<br />

Löbau<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Magdeburg (2x)<br />

Meißen<br />

Neubrandenburg<br />

Pirna<br />

Plauen<br />

Radebeul<br />

Riesa<br />

Röhrsdorf<br />

Rostock (2x)<br />

Rudolstadt<br />

Saalfeld<br />

Schwedt/Oder<br />

Weimar<br />

Wildau<br />

Zittau<br />

Zwickau<br />

(www.thalia.de)<br />

sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in<br />

Frankfurt/Oder (www.hutten-ffo.de).<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine<br />

E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


RATGEBER PERSONAL | 57<br />

Offline-Recruiting<br />

Dauerbrenner bei der<br />

Mitarbeitersuche<br />

In unserer digitalen Zeit klingt es fast befremdlich, Mitarbeiter im<br />

Social-Media-Zeitalter mit Hilfe von Offline-Maßnahmen gewinnen zu<br />

wollen. Dennoch behalten die alt vertrauten Kanäle ihre Berechtigung<br />

beim Recruiting – und zwar unabhängig vom Alter der gesuchten<br />

Fachkräfte. Besonders wirkungsvoll ist es, beide Welten –<br />

die digitale und die reale – miteinander zu verknüpfen.<br />

Offline-Maßnahmen können dabei sowohl an erster<br />

wie auch an zweiter Stelle stehen. Von Martina Schäfer<br />

Messen<br />

Ein sehr wirksames Mittel im Recruiting<br />

sind Messen. Gut eignen sie sich<br />

außerdem, um die Online- und Offline-<br />

Welt miteinander zu verknüpfen. An eine<br />

spannende Präsentation auf der Website<br />

und in Social Media kann sich hier das<br />

direkte persönliche Gespräch anschließen.<br />

Der online begonnene Dialog lässt<br />

sich auf der Messe Auge in Auge fortsetzen<br />

und bietet damit beiden Seiten die<br />

Chance, sich besser kennenlernen. Aber<br />

auch ohne vorherigen Online-Austausch<br />

eröffnet die aktive Ansprache am Messestand<br />

die Möglichkeit, Aufmerksamkeit<br />

zu gewinnen<br />

und interessante Kontakte<br />

zu knüpfen.<br />

Fotos: FotolEdhar/fotolia.com (oben), Die Hoffotografen (Mitte)<br />

Stellenanzeigen<br />

Der Klassiker bei der Mitarbeitergewinnung<br />

ist die gedruckte Stellenanzeige.<br />

Auch wenn Online-Portale, Stellenausschreibungen<br />

über XING, LinkedIn, Facebook<br />

oder Twitter ihre Aufgabe oft übernommen<br />

haben – je nach Unternehmen,<br />

Branche oder gesuchten Mitarbeitern<br />

kann sie sinnvoll sein. Denn so lassen<br />

sich wenig online-affine Menschen erreichen.<br />

Gedruckte Stellenanzeigen helfen<br />

außerdem, weitere Reichweite für<br />

das Recruiting aufzubauen. Und anders<br />

als eine Online-Stellenanzeige rutscht ihr<br />

Pendant in der Zeitung nicht nach hinten<br />

oder „versendet“ sich.<br />

Besondere Aufmerksamkeit gewinnen<br />

gedruckte Stellenanzeigen, wenn sie<br />

die klassischen Kanäle verlassen. So bieten<br />

sich Firmenfahrzeuge oder bei Publikumsverkehr<br />

auch ein Aushang an gut<br />

sichtbarer Stelle an.<br />

Pressearbeit<br />

Begeisterung für ein Unternehmen und<br />

die Tätigkeit ist das Stichwort, wenn es<br />

gilt, die passenden Mitarbeiter zu gewinnen.<br />

Doch dazu muss erst einmal die Aufmerksamkeit<br />

interessanter<br />

Kandidaten<br />

geweckt werden.<br />

Den nötigen<br />

Einblick kann zum<br />

Beispiel eine Reportage<br />

über das<br />

Unternehmen geben.<br />

Auch ein Bericht<br />

in einer Sonderbeilage zum Schwerpunkt<br />

Karriere, in dem unterschiedliche<br />

Arbeitsfelder oder besondere Angebote<br />

wie agiles Arbeiten vorgestellt werden,<br />

ist hilfreich. Die Basis für den Weg in die<br />

Zeitung liefert kontinuierliche Pressearbeit.<br />

Schließlich müssen auch die Journalisten<br />

das Unternehmen und seine Leistungen<br />

kennenlernen. Entsprechend<br />

langfristig sollte der Plan ausgelegt sein.<br />

Martina Schäfer ist Diplom-Kauffrau<br />

und Inhaberin der Employer-Branding-<br />

Beratung FINIS Kommunikation in Berlin.<br />

Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen eignen<br />

sich sehr gut, ein<br />

Unternehmen als Arbeitgeber<br />

in den Fokus<br />

interessanter<br />

Fachkräfte zu rücken.<br />

Dabei sind der Kreativität<br />

bei der Organisation<br />

keine Grenzen gesetzt.<br />

Wichtig ist nur,<br />

dass die Aktivitäten<br />

zum Unternehmen und seiner Arbeitswelt<br />

passen. Und Interesse bei der Zielgruppe<br />

sollten sie natürlich wecken.<br />

Kooperationen<br />

Der Wert von Kooperationen kann vor allem<br />

bei der Suche nach Auszubildenden<br />

nicht hoch genug eingeschätzt werden.<br />

Als Partner bieten sich Schulen und Universitäten<br />

an. Vor allem Praktika, Thementage<br />

oder die Unterstützung von Arbeitsgruppen<br />

eignen sich, um einander<br />

kennenzulernen. Daraus können vielversprechende<br />

Kontakte entstehen, die im<br />

Anschluss gepflegt werden sollten. Dies<br />

kann zum Beispiel durch spannende Angebote<br />

wie die Teilnahme an einem Unternehmensplanspiel<br />

sein, die fachlich<br />

begleitet wird. <br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


58 | W+M NETZWERK GESELLSCHAFT<br />

67. VBKI-Ball in Berlin<br />

Roter Teppich für die Entscheider<br />

in der Hauptstadt<br />

Gruppenbild vor Ballbeginn: die Spitzen<br />

des VBKI.<br />

In Zeiten rasanter Veränderung gehört<br />

der Ball der Wirtschaft zu den ganz<br />

festen Berliner Konstanten. Der Verein<br />

Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI)<br />

rollte zum 67. Mal den roten Teppich für<br />

die Macher, Gestalter und Entscheider<br />

in der Hauptstadt aus. Mehr als 3.000<br />

Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft,<br />

Politik und Gesellschaft folgten<br />

der Einladung des VBKI ins Hotel Inter-<br />

Continental. Die Schirmherrin des Balls,<br />

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries<br />

(SPD), hob in ihrer Rede die Bedeutung<br />

des Wirtschaftsstandorts Berlin hervor:<br />

„Berlin gilt als anerkannte Start-up-<br />

Me tropole, in der sich kreative und engagierte<br />

Gründerinnen und Gründer aus<br />

aller Welt treffen.“<br />

VBKI-Präsident Markus Voigt appellierte<br />

an die Politik: „Man kann Berlin und der<br />

wachsenden Zahl seiner Bewohner nur<br />

wünschen, dass die Landespolitik aufhört,<br />

sich nur um sich selbst zu drehen.“<br />

W+M<br />

Die Ballgäste wurden mit erlesenen<br />

Köstlichkeiten verwöhnt.<br />

Schirmherrin des Balls:<br />

Bundeswirtschaftsministerin<br />

Brigitte<br />

Zypries.<br />

Starker Andrang herrschte auf der Tanzfläche im Ballsaal.<br />

Foto: Fotos: XXX Dominic Blewett/Wolf Lux<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


GESELLSCHAFT | 59<br />

Präsident des UV Schwerin Rolf Paukstat, Kevin<br />

Friedersdorf, Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin<br />

Katy Hoffmeister, Martin Klemkow, Kai Lorenzen<br />

(Sparkasse Mecklenburg-Schwerin), Torsten Jarchow<br />

(Ja-Solar) und Geschäftsführerin des UV Schwerin Pamela<br />

Buggenhagen.<br />

Wirtschaftsball Schwerin<br />

Nordlichter feiern die Nähe<br />

zu Hamburg<br />

Crivitz. Bereits zum siebten Mal luden am<br />

1. April der Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin, die<br />

IHK zu Schwerin und die Handwerkskammer<br />

Schwerin zum gemeinsamen Wirtschaftsball.<br />

In diesem Jahr trafen sich mehr als 200<br />

Unternehmer unter dem Motto „Nordlichter<br />

– Gemeinsam in der Metropolregion Hamburg“<br />

im Schloss Basthorst bei Schwerin.<br />

Auf der restlos ausverkauften Veranstaltung<br />

wurden auch die „Unternehmer des<br />

Jahres 2016“ gekürt. Diese Auszeichnung<br />

ehrt Unternehmer des Verbands für ihre<br />

herausragenden unternehmerischen und<br />

gesellschaftlichen Leistungen. In diesem<br />

Jahr ging der mit 1.000 Euro dotierte Preis<br />

an Kevin Friedersdorf und Martin Klemkow,<br />

die Geschäftsführer von MANDARIN<br />

MEDIEN Gesellschaft für digitale Lösungen<br />

mbH. W+M<br />

Die Unternehmer des Jahres 2016:<br />

Kevin Friedersdorf und Martin Klemkow<br />

von MANDARIN MEDIEN.<br />

Edgar Hummelsheim, Rolf Paukstat, Hans<br />

Thon und Dr. Rolf-Barnim Foth (v. l.).<br />

Tanzfreudige Gäste in edlem Ambiente.<br />

Fotos: Dominic Blewett/Wolf Lux<br />

Der Wirtschaftsball Schwerin fand erstmalig im Schloss Basthorst statt.<br />

Frank Haacker, Präsident des UV Rostock<br />

(M.), wagte ein Tänzchen.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


60 | W+M NETZWERK<br />

Universalgenie<br />

Mikhail<br />

Lomonossow<br />

Anlässlich der Jahreshaupt- und Wahlversammlung<br />

des VBIW am 28. Januar <strong>2017</strong> sprach Prof. h. c.<br />

Dr.-Ing. Dr. oec. Karl Döring über Leben und<br />

Wirken des russischen Universalgelehrten Mikhail<br />

Wassiljewitsch Lomonossow (1711-1765). Seine<br />

Gedanken über die Entwicklung der deutschrussischen<br />

Beziehungen ließ er mit einfließen.<br />

Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Denkmal von Mikhail Lomonossow vor der<br />

Moskauer Universität, deren Namensgeber er ist.<br />

Frankfurt (Oder). Karl Döring ist Absolvent<br />

des Moskauer Stahlinstituts, war Generaldirektor<br />

des Bandstahlkombinats Eisenhüttenstadt,<br />

überführte dieses nach der Wende<br />

erfolgreich in eine Aktiengesellschaft<br />

und leitete sie als Vorstandsvorsitzender<br />

weiter (siehe auch W+M 4/2016, Seite 61).<br />

Mit Lomonossow verbindet ihn, dass auch<br />

er Hüttenmann und Metallurge war. Überdies<br />

war Lomonossow aber auch Chemiker,<br />

Physiker, Mineraloge, Experimentator,<br />

Prof. Karl Döring bei seinem Vortrag<br />

über Mikhail Lomonossow während der<br />

Jahreshauptversammlung des VBIW.<br />

Historiker, Sprachgelehrter, Arktisforscher,<br />

Wissenschaftsorganisator und Dichter.<br />

Mikhail Lomonossow kam 1736 an die<br />

Lehranstalt der Russischen Akademie der<br />

Wissenschaften in Sankt Petersburg. Die<br />

Akademie schickte ihn zunächst nach Marburg<br />

zu Prof. Christian Wolff, ihrem korrespondierenden<br />

Mitglied, dann nach Freiberg<br />

in Sachsen, wo er bei Berg-Physikus<br />

Johann Friedrich Henckel studierte, experimentierte<br />

und in den Schacht einfuhr. Später<br />

schrieb Lomonossow: „Den Bergbau<br />

kann man besser von einem Steiger erlernen,<br />

der seine Lebtage in der Grube zugebracht.“<br />

1741 kehrte er nach Sankt Petersburg<br />

zurück. Als Professor der Chemie richtete<br />

er ein chemisches Laboratorium ein<br />

und formulierte 1748 das Gesetz von der<br />

Erhaltung der Masse. 1754 veröffentlichte<br />

er einen „Lehrkursus der wahren physikalischen<br />

Chemie“ und zwei Jahre später entdeckte<br />

er das Element Stickstoff. 1755 regte<br />

er die Gründung der Moskauer Staatsuniversität<br />

an, die später nach ihm benannt<br />

wurde, und 1760 wurde er Direktor der Universität<br />

der St. Petersburger Akademie der<br />

Wissenschaften.<br />

Als Mineraloge führte er viele Analysen<br />

von Erzen durch, die er exakt dokumentierte.<br />

1763 erschien sein Bestseller „Anfangsgründe<br />

der Metallurgie des Hüttenwesens“.<br />

Die Akademie schickte es als<br />

Handbuch an alle Berg- und Hüttenwerke<br />

im Ural und Altai-Gebirge. Als Sprachgelehrter<br />

veröffentlichte er 1757 die erste<br />

russische Grammatik, als Historiker schrieb<br />

er 1760 die erste Monografie der russischen<br />

Geschichte. Als Arktisforscher bewies<br />

Lomonossow rechnerisch, dass sich<br />

90 Prozent des Volumens der Eisberge unter<br />

der Wasseroberfläche befinden müssen.<br />

Er schenkte der russischen Sprache<br />

ein Wort für Eisberg: Айсберг („Aisberg“<br />

ausgesprochen). Und er forschte nach einem<br />

Handelsweg nach Osten durch das<br />

Eismeer. Als Dichter schrieb er Bühnenstücke<br />

und erfand ein neues Metrum für<br />

seine Gedichte.<br />

Für den Metallurgen Döring, der sich auch<br />

für Geologie interessierte, beginnen die<br />

deutsch-russischen Beziehungen mit Peter<br />

I., dem Großen. Der weilte 1711 in Freiberg,<br />

fuhr in ein Bergwerk ein und schlug<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0170 9856578<br />

E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

Foto: Bernd Geller (VBIW) (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


VBIW | 61<br />

dort eine vorher präparierte Erzstufe ab. Im<br />

Jahr 1711 kam es auch zur ersten Begegnung<br />

zwischen Gottfried Wilhelm Leibniz<br />

und Zar Peter, welcher ein immerwährender<br />

Gedankenaustausch folgte.<br />

Lomonossows Werke erschienen von 1761<br />

bis 1768 in Leipzig und bereicherten die<br />

westeuropäische Wissenschaft. 1894 trafen<br />

sich Dmitri Iwanowitsch Mendelejew<br />

und der Freiberger Chemieprofessor Clemens<br />

Alexander Winkler in Freiberg. Mendelejew<br />

hatte das Element, das später Germanium<br />

genannt wurde, an Hand seines<br />

Periodensystems vorausgesagt, Winkler<br />

entdeckte es dann tatsächlich.<br />

Zwischen der Technischen Universität Freiberg<br />

und russischen Hochschulen besteht<br />

heute noch eine rege Kooperation, aber der<br />

ehemals gute Austausch zwischen dem Eisenhüttenstädter<br />

Stahlwerk und der Moskauer<br />

Hochschule existiere nicht mehr,<br />

klagt Döring. Auch kenne im Konzern niemand<br />

mehr ein russisches Stahlunternehmen<br />

oder gar einen Firmenchef persönlich.<br />

Die russische Stahlindustrie werde in ihrer<br />

Bedeutung nicht angemessen geschätzt.<br />

1990 wurde die Lomonossowstraße in<br />

Freiberg zunächst wieder in Fischerstraße<br />

umbenannt. Russen wollte man seinerzeit<br />

Der Gebäude-Komplex „Lomonossow-Haus“<br />

mit Gedenktafel in Freiberg.<br />

nicht mehr. Danach begann langsam eine<br />

Rückbesinnung. 2005 benannte die Stadt<br />

einen kleinen Platz erneut nach Lomonossow.<br />

Fünf Jahre später wurde dort ein kleines<br />

Denkmal zu Ehren Lomonossows eingeweiht.<br />

Es waren Döring und seine Mitstreiter<br />

aus dem Moskauer Stahlin stitut,<br />

die das bewirkt haben. Döring hat es auch<br />

geschafft, den Rektor der Moskauer Lomonossow-Universität<br />

Prof. Viktor Sadownitschi<br />

und den Rektor des Moskauer Stahlinstituts<br />

Prof. Dmitri Liwanow zur Enthüllung<br />

des Denkmals nach Freiberg zu lotsen.<br />

Beide hielten kurze Ansprachen, gefolgt<br />

von der Rede des Freiburger Oberbürgermeisters<br />

Bernd-Erwin Schramm. Dieser<br />

fand die bemerkenswerten Worte, dass<br />

die Stadt etwas an Lomonossow gutzumachen<br />

habe. 2014 wurde schließlich in<br />

der Fischerstraße 39/41 der Gebäudekomplex<br />

„Lomonossow-Haus“ eingeweiht. Er<br />

beherbergt eine Wohn- und Begegnungsstätte<br />

für bis zu 16 russische Studenten<br />

und Wissenschaftler sowie einen historisch<br />

nachempfundenen Salon zu Ehren<br />

von Mikhail Lomonossow. Eine Gedenktafel<br />

weist auf das Wirken des Universalgenies<br />

in diesem Haus hin.<br />

Fotos: Wikimedia Commons /Unukorno (oben), Bernd Geller (VBIW) (Mitte, unten)<br />

Vorstand des VBIW neu gewählt<br />

Turnusgemäß wurde der Vorstand<br />

des VBIW für drei Jahre neu gewählt.<br />

Im Bild (v. l.): Jutta Scheer<br />

(Zweite Vorsitzende), Anke Prahtel (Schatzmeisterin),<br />

Dr. Norbert Mertzsch (Vorsitzender),<br />

Gertrud Schönwälder (Rechnungsprüferin),<br />

Dr. Bernd Thomas, Lutz<br />

von Grünhagen (Schriftführer), Manfred<br />

Kochan und Bernd Geller (Rechnungsprüfer).<br />

Der bisherige Schatzmeister Peter Grunow<br />

stellte sich nicht mehr zur Wahl. Er hatte<br />

1994 mit Johannes Godau die Initiative zur<br />

Gründung des Vereins ergriffen, als Reaktion<br />

auf die Auflösung des Ingenieurtechnischen<br />

Verbands KDT.<br />

Zu seiner ersten Wahl als Schatzmeister des<br />

VBIW hatte er versprochen, dass es mit ihm<br />

ein Fiasko wie mit der KDT nicht geben werde.<br />

Das Versprechen hielt er. Der Vorstand<br />

sprach ihm dafür seinen Dank aus und verabschiedete<br />

ihn feierlich, die Anwesenden<br />

dankten es ihm spontan mit Applaus.<br />

Im Zuge der Wahl ergeben sich auch Änderungen<br />

der Kontaktdaten des VBIW. Die<br />

Details entnehmen Sie bitte dem Infokasten<br />

links. <br />

Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Der bisherige Schatzmeister Peter Grunow.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


62 | W+M NETZWERK<br />

UV Sachsen<br />

SUCHT AM ARBEITSPLATZ<br />

Dresden. Der Unternehmerabend des<br />

UV Sachsen Ende März in Dresden rückte<br />

ein Thema in den Mittelpunkt, über das<br />

nicht oft in der Öffentlichkeit gesprochen<br />

wird: Sucht am Arbeitsplatz. Drei Referenten<br />

waren der Einladung des Verbands<br />

gefolgt und gaben eindrucksvoll Einblick<br />

in ihre Arbeit. So sprach Jürgen Kluttig,<br />

Key Account Manager der AOK PLUS,<br />

über Vorsorge und Prävention, Dr. Kristin<br />

Ferse, Suchtbeauftragte der Landeshauptstadt<br />

Dresden, über Suchterkrankungen<br />

im Alltag, und Henning Reichel,<br />

Diakonie Suchtberatungsstelle Dresden,<br />

über Suchtprobleme im Unternehmen.<br />

Gründe, dieses Thema anzusprechen,<br />

gibt es viele. Der Missbrauch von Suchtmitteln<br />

durch Mitarbeiter stellt nicht nur<br />

für sie selbst, sondern auch für Kollegen<br />

oder das gesamte Unternehmen eine Gefahr<br />

dar. Dabei zeigen aktuelle Studien,<br />

dass alle Unternehmensgrößen und Branchen<br />

gleichermaßen betroffen sind. Mit<br />

steigenden Anforderungen im Beruf sowie<br />

im Privatleben erhöht sich die Wahrscheinlichkeit,<br />

Suchtmittel zu konsumieren.<br />

Dabei ergeben sich für Unternehmer<br />

und Personalverantwortliche unter anderem<br />

folgende Fragen: Wie beuge ich im<br />

Unternehmen Abhängigkeitserkrankungen<br />

vor? Wie geht man mit Mitarbeitern<br />

um, bei dem man eine Abhängigkeit vermutet?<br />

Und wie werden Suchterkrankte<br />

behandelt und wieder in den Arbeitsalltag<br />

integriert? Umfangreiches Informationsmaterial<br />

gibt es unter anderem bei den<br />

Suchtbeauftragten der jeweiligen Stadt,<br />

Freien Trägern wie der Diakonie und bei<br />

der AOK PLUS.<br />

ZU GAST BEI DER „FREIEN PRESSE“<br />

Mitglieder des UV Sachsen beim Unternehmerabend in den Räumen der FASA AG.<br />

Chemnitz. Ullrich Hintzen, Vizepräsident<br />

des UV Sachsen und Vorstand der<br />

FASA AG, begrüßte Anfang April die<br />

Gäste des UV Sachsen zum Unternehmerabend<br />

in den Räumen seines Unternehmens.<br />

Im Mittelpunkt der Gespräche<br />

stand die Tageszeitung „Freie Presse”<br />

als größte Abonnement-Zeitung Sachsens.<br />

Freie-Presse-Chefredakteur Torsten<br />

Kleditzsch stellte eingangs die Fakten<br />

rund um die „Freie Presse” vor,<br />

um im Anschluss mit seinem Vortrag<br />

„Die Wahrheit braucht Zeit und Geld.<br />

Wie die Freie Presse mit Sachsen und<br />

der Welt umgeht“ auf die Diskussion<br />

einzustimmen. Danach hatten die Teilnehmer<br />

die Gelegenheit, sich in lockerer<br />

Atmosphäre über die Zusammenarbeit<br />

von Presse und Wirtschaft und die<br />

aktuellen Ereignisse in der Welt auszutauschen.<br />

UV Vorpommern<br />

25 JAHRE UV VORPOMMERN<br />

Greifswald. Der Unternehmerverband<br />

(UV) Vorpommern e. V. beging am 6.<br />

April in der Wirtschaftsakademie Nord<br />

in Greifswald mit einem Festakt feierlich<br />

sein 25-jähriges Jubiläum. Dr. Stefan<br />

Rudolph, Staatssekretär im Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit<br />

Mecklenburg-Vorpommern, dankte<br />

dem Verband für sein langjähriges Engagement<br />

und die ehrenamtliche Tätigkeit<br />

der Unternehmer: „Der Verband und seine<br />

Mitglieder tragen entscheidend dazu<br />

bei, dass Vorpommern sich zu einem modernen<br />

Wirtschaftsstandort entwickelt<br />

hat. Der Mittelstand und die Wirtschaft<br />

in Vorpommern sind durch die Leistung<br />

aller Unternehmen und ihrer Beschäftigten<br />

heute stärker und belastbarer geworden.<br />

Der Aufschwung in der Region ist<br />

deutlich sichtbar.“ Seit seiner Gründung<br />

am 25. Februar 1992 engagiert sich der<br />

UV Vorpommern als Interessenvertretung<br />

der kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

für die zukunftsorientierte Gestaltung<br />

der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

zur Entwicklung der Region Vorpommern.<br />

Darüber hinaus ist er in einer<br />

Interessengemeinschaft mit den Unternehmerverbänden<br />

des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />

aktiv.<br />

Foto: UV Sachsen<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Fotos: Euroregion Spree-Neiße-Bober (oben), LEG Thüringen/Heiko Wagner (unten)<br />

FÖRDERMITTEL BEWILLIGT<br />

UV Thüringen<br />

ERFURTER KREUZ IM FOKUS<br />

Das Erfurter Kreuz aus der Luft.<br />

Cottbus. „Gelebte Nachbarschaft”<br />

heißt das Projekt des Unternehmerverbands<br />

Brandenburg-Berlin mit dem Arbeitgeberverband<br />

Lebuser<br />

Land (OPZL), das mit knapp<br />

18.000 Euro gefördert wird.<br />

Es geht um Begegnungen<br />

zwischen deutschen und<br />

polnischen Unternehmern<br />

der Grenzregion. Mitte März<br />

übergab Kathleen Markus<br />

von der Euroregion Spree-<br />

Neiße-Bober dem Vizepräsidenten<br />

des Verbands Reinhard<br />

Schulze den Förderbescheid.<br />

Die Förderung des<br />

Projekts durch den Kleinprojektefonds<br />

des EFRE ist<br />

ein Teil der Anstrengungen<br />

zur Gestaltung des Strukturwandels<br />

in der Lausitz. Bei<br />

den Treffen der Unternehmen<br />

werden zwei Themen im Zentrum<br />

stehen: der Strukturwandel in der Lausitz<br />

und die Partnerschaft mit Polen.<br />

Kathleen Markus von der Euroregion Spree-Neiße-Bober mit<br />

Vizepräsident Reinhard Schulze vom UV Brandenburg-Berlin.<br />

Erfurt. Ende März lud der Unternehmerverband<br />

Thüringen zum Unternehmerabend<br />

zur Region Erfurter Kreuz.<br />

Verbandsmitglied und Vorstandsvorsitzender<br />

der Initiative<br />

Erfurter Kreuz Franz-<br />

Josef Willems informierte<br />

die Teilnehmer<br />

über den Industriestandort.<br />

2009<br />

legten elf Firmen<br />

den Grundstein für<br />

eine Zusammenarbeit,<br />

heute sind bereits<br />

90 Unternehmen<br />

mit etwa 11.300<br />

Mitarbeitern und 325<br />

Auszubildenden in<br />

der Initiative vertreten.<br />

Zweck des Vereins<br />

ist die Förderung<br />

der Wirtschaft rund um den Standort und<br />

den Ausbau des Erfurter Kreuzes zu einer<br />

national wie international bedeutenden<br />

Region der Thüringer Wirtschaft.<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


64 | W+M PORTRÄTS<br />

Dr.-Ing. E. h. Gunnar Grosse<br />

Teamplayer mit Gespür für Trends<br />

VISIONÄRE<br />

STECKBRIEF<br />

Dr. Gunnar Grosse wurde am 1. März<br />

1939 in Stockholm geboren. Hier in<br />

Schweden absolvierte er seine Ausbildung<br />

zum Diplomkaufmann und machte<br />

den Abschluss als Master of Business<br />

Administration. Dem folgten Beschäftigungen<br />

als Unternehmensberater sowie<br />

als Geschäftsführer und Gesellschafter<br />

bei verschiedenen schwedischen Unternehmen,<br />

bevor er 1992 die KOMSA<br />

Kommunikation Sachsen gründete, der<br />

er bis heute vorsteht. Er ist verheiratet<br />

und hat vier Kinder und zehn Enkel.<br />

„Wir sind nur<br />

gemeinsam stark.“<br />

Als Gunnar Grosse im Januar 1990<br />

aus dem schwedischen Stockholm<br />

nach Karl-Marx-Stadt (heute<br />

Chemnitz) kam, um im nahen Hartmannsdorf<br />

endlich jenen Bauernhof zu<br />

begutachten, den er bereits<br />

1973 von seinem<br />

Vater geerbt hatte, kam<br />

er sich vor „wie Alice im<br />

Wunderland“. Denn der gelernte Kaufmann<br />

sah sich in einem Land, in dem sich<br />

schier unendliche Möglichkeiten für Geschäftsmodelle<br />

auftaten: Bauen, damit<br />

die Städte wieder schöner werden – das<br />

war seine erste Intention. Seine zweite:<br />

Telekommunikation ins Land bringen.<br />

Und so war er der erste „Nach-Wende-<br />

Ausländer“, der in Chemnitz seinen festen<br />

Wohnsitz anmeldete. Er war geblieben,<br />

um eine Firma zu gründen, was sich<br />

als schwierig erweisen sollte: Da war die<br />

Treuhand, von der er glaubte, recht unkompliziert<br />

eine Firmenimmobilie kaufen<br />

zu können – Fehlanzeige. Und dann wollte<br />

er auch noch eine Telekommunikationsfirma<br />

gründen. „Da dachten die meisten<br />

hier ohnehin, der hat<br />

doch ein Rad ab”, sagt er.<br />

Aber Gunnar Grosse hatte<br />

eine ziemlich genaue<br />

Vorstellung<br />

von<br />

dem,<br />

was er wollte,<br />

spürte den Markt<br />

und dessen Entwicklung. Eine Fähigkeit,<br />

mit der er nicht nur seine 1992<br />

gegründete Firma, die KOMSA Kommunikation<br />

Sachsen, zum Erfolg führte,<br />

sondern die ihn zum gefragten Berater<br />

in Sachen Wirtschaftsstrategien<br />

macht. Etwa im Asien-Pazifikausschuss<br />

der Deutschen Wirtschaft, zu dessen aktiven<br />

Mitgliedern er viele Jahre gehörte.<br />

Mit KOMSA setzte er seine Visionen von<br />

einem modernen Unternehmen im Telekommunikationsbereich<br />

um, für das heute<br />

ein Jahresumsatz von rund 1,2 Milliarden<br />

Euro zu Buche schlägt und das zu<br />

den Trendsettern im Telekommunikationsgeschäft<br />

gehört.<br />

Dass man in den Medien dennoch vergleichsweise<br />

wenig über das Unternehmen<br />

liest, hat wohl auch etwas damit zu<br />

tun, dass die Firma nie negative Schlagzeilen<br />

machte. Grosse, der Schwede mit<br />

deutschen Wurzeln, führt das Unternehmen<br />

mit ruhiger Hand und großem Respekt<br />

vor seinen mittlerweile 1.700 Mitarbeitern.<br />

„Wir sind nur gemeinsam<br />

stark, allein schafft man nichts“ lautet<br />

seine Maxime. Und so ist KOMSA wohl<br />

auch das einzige größere Unternehmen<br />

in Sachsen, in dem alle Mitarbeiter ihren<br />

Chef duzen dürfen. Denn der sieht sich<br />

zwar in der Verantwortung für seine Belegschaft,<br />

aber nicht als etwas Besseres.<br />

Grosse, der sich als Jungspund in<br />

Stockholm mit Hafenarbeiten und Taxifahren<br />

ein paar Kronen dazu verdiente,<br />

ist fest davon überzeugt, dass in jedem<br />

Menschen brauchbare Fähigkeiten stecken<br />

und weiß sie zu fördern: etwa durch<br />

Trainee-Programme und das Delegieren<br />

von Aufgaben, auch von Führungsaufgaben,<br />

auf möglichst viele Schultern, gern<br />

auch an sehr junge Mitarbeiter.<br />

Um denen Karrierechancen zu ermöglichen,<br />

investierte Grosse in einen firmeneigenen<br />

Kindergarten. 2003 war die<br />

Kita „Weltenbaum“ die erste Firmenkita<br />

im Freistaat Sachsen. Auch für die Wiederbelebung<br />

der Hartmannsdorfer Schule<br />

hat sich Grosse mit KOMSA stark gemacht.<br />

Mit Erfolg. Und er engagiert sich<br />

im Hochschulrat der Technischen Universität<br />

Chemnitz.<br />

Ruhestand scheint für den mittlerweile<br />

78-Jährigen ein Fremdwort. Aber wenn<br />

er doch einmal Ruhe braucht, zieht er<br />

sich in seine private Bibliothek zurück<br />

und liest vornehmlich in Geschichtsbüchern.<br />

Demnächst will er ein altes Hobby<br />

wieder aufleben lassen. Die Ölmalerei<br />

– ganz analog.<br />

Katrin Kleeberg<br />

Foto: Jan Felber<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


MACHER<br />

W+M PORTRÄTS | 65<br />

Ulrich Weitz<br />

Wie ein Tiger vor dem Sprung<br />

Foto: Harald Lachmann<br />

Dass ein großer Automobilkonzern<br />

den Käufern seines nagelneuen<br />

Elektroflitzers versichert, der Energiegehalt<br />

der Batterie bleibe acht Jahre<br />

konstant hoch, ist auch Verdienst eines<br />

Thüringer Mittelständlers. Denn bei der<br />

IBU-tec advanced materials AG in Weimar<br />

entsteht ein entscheidender Speicherwerkstoff<br />

für diesen Super-Akku.<br />

Schon fünf Jahre entwickle und produziere<br />

man das Material für ein führendes<br />

Unternehmen im Bereich Batteriewerkstoffe<br />

und Speichermedien, berichtet<br />

Vorstandschef Ulrich Weitz. Daneben<br />

existiere aber auch schon lange<br />

eine Partnerschaft mit einem weltweit<br />

tätigen Großkunden, „den wir mit katalytisch<br />

aktivem Material für Verbrennungsmotoren<br />

beliefern“, so der 58-jährige<br />

Hauptaktionär.<br />

Die Namen der Kunden hält er geheim.<br />

Die Konkurrenz schläft halt nicht, gerade<br />

auf Wachstumsmärkten, auf denen<br />

auch IBU-tec wächst – neben Automotive<br />

auch Life Sciences und Green Economy.<br />

Weitz nennt etwa alternative Werkstoffe,<br />

um den CO 2-Ausstoß in der Zementherstellung<br />

zu reduzieren. Damit landet man<br />

auch wieder bei den Wurzeln. Denn IBU-<br />

tec ging 1993 aus der Entwicklungsabteilung<br />

einer<br />

Zementanlagenbaufirma<br />

hervor. Als sich die Ingenieure<br />

selbstständig<br />

machten,<br />

setzten sie<br />

auf innovative<br />

Technologien,<br />

mit denen sich<br />

über thermische Prozesse Materialien<br />

optimieren und veredeln lassen. Weitz<br />

verweist auf „global einzigartige, eigenentwickelte“<br />

Pulsationsreaktoren sowie<br />

hochspezialisierte Drehrohröfen.<br />

Doch bevor der Berliner 2000 zu der Tüftlerschmiede<br />

stieß, fehlte es hier noch<br />

an Finanzierungskontakten, Vertriebserfahrung,<br />

Marketing – kurz: an Management.<br />

Schnell erkannte er zudem, dass<br />

zunächst kontinuierliche Einnahmen nötig<br />

sind. So strukturierte er den bisherigen<br />

F&E-Dienstleister zügig zu einem<br />

Anbieter von Entwicklungs- und Produktionsdienstleistung<br />

im weitesten Sinne<br />

um. Er etablierte eine Auftragsfertigung<br />

und baute diese konsequent aus.<br />

Nahezu 30 Millionen Euro investierte<br />

IBU-tec seither in Weimar. Man verdreifachte<br />

die Produktionsfläche, agiert nun<br />

„auf Augenhöhe mit den Kunden“, auch<br />

dank 13 eigener Patente. Allerdings kreiere<br />

man nun nicht mehr selbst Produkte,<br />

sondern arbeitet an Rohstoffen oder<br />

Laborstudien der Kunden, um so für diese<br />

mit „unserem Know-how einen effizienten,<br />

stabilen und kostengünstigen<br />

Produktionsprozess“ zu entwickeln, so<br />

Weitz. Damit sieht er IBU-tec als Bindeglied<br />

zwischen all dem, was teils auch<br />

Universitäten, Lohnfertiger und kleine<br />

„Wir agieren<br />

auf Augenhöhe mit<br />

den Kunden.“<br />

Anlagenbauer anbieten: „Nur nun eben<br />

alles aus einer Hand.“<br />

Und dieses Kalkül geht auf. Seit dem Jahr<br />

2000 stieg der Umsatz Jahr für Jahr um<br />

knapp 20 Prozent auf zuletzt<br />

17,6 Millionen Euro.<br />

Parallel dazu wuchs die<br />

Belegschaft von 20 auf<br />

148 Mitarbeiter. Und<br />

schon in naher Zukunft rechnet Weitz mit<br />

einem weiteren erheblichen Schub. „Wir<br />

stehen wie ein Tiger vor dem Sprung“,<br />

sagt er. Denn nun sei man weithin bekannt,<br />

konnte viel Vertrauen aufbauen<br />

und agiere eben auf Wachstumsmärkten.<br />

So will IBU-tec nun in große Chemiestandorte<br />

expandieren und hier womöglich<br />

auch Firmen übernehmen, die<br />

„in unser Portfolio passen“. Dafür wagte<br />

er jetzt auch den Gang an die Frankfurter<br />

Börse: Als bisher einziges Ost-Unternehmen<br />

sind die Weimarer im erst zum<br />

1. März neu eröffneten Börsensegment<br />

Scale gelistet.<br />

Harald Lachmann<br />

STECKBRIEF<br />

Ulrich Weitz (58) stammt aus Weimar,<br />

wuchs in West-Berlin und teils in aller<br />

Welt auf, da sein Vater Diplomat war. Er<br />

studierte Maschinenbau, arbeitete im<br />

Management des weltgrößten Aufzugsbauer<br />

OTIS in Berlin und war Director Manufacturing<br />

Engineering für OTIS International<br />

in Paris. 1998 wechselte er zur<br />

Winkler+Dünnebier AG Neuwied, die er<br />

als Werksleiter im Sondermaschinenbau<br />

an die Börse brachte. 2000 erwarb Weitz<br />

IBU-tec und wandelte die Technologieschmiede<br />

2007 zur AG um.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Die Aufsteiger<br />

Ostdeutschland profitiert bis heute<br />

stark von der vielfältigen Förderung<br />

aus Töpfen der Europäischen<br />

Union. Dank der Millionen aus Brüssel<br />

wurden in den zurückliegenden zweieinhalb<br />

Jahrzehnten vielerorts Innenstädte<br />

saniert, wichtige Infrastrukturprojekte<br />

umgesetzt und kulturelle Einrichtungen<br />

wiederbelebt. Auch die Wirtschaft<br />

spürt den EU-Geldsegen. Denn die Umsetzung<br />

der diversen Aufbau-Projekte<br />

übernimmt nicht selten der regionale<br />

Mittelstand. Die Titelgeschichte befasst<br />

sich mit dem Aufstieg Ostdeutschlands<br />

im Europa-Ranking und beschreibt, welche<br />

Regionen zwischen Ostsee und Thüringer<br />

Wald die EU-Förderung am effektivsten<br />

genutzt haben.<br />

Im dritten Teil unserer Bundestagsserie ziehen<br />

die 19 Brandenburger und 13 Mecklenburger<br />

Abgeordneten eine komprimierte<br />

Bilanz ihrer Arbeit. Wir haben ihnen –<br />

wie allen 130 Volksvertretern aus den neuen<br />

Ländern und Berlin – die Frage gestellt:<br />

„Was haben Sie konkret für die regionale<br />

Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis in der <strong>2017</strong><br />

zu Ende gehenden Wahlperiode geleistet?“<br />

Im Zentrum eines Länderschwerpunktes<br />

über Brandenburg steht ein Interview mit<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).<br />

Wir sprechen mit ihm über die aktuelle<br />

Cluster-Förderung und – mit Blick auf die<br />

nahe Bundestagswahl – seine Erfahrungen<br />

mit dem kleineren Koalitionspartner,<br />

den Linken. Zudem beleuchten wir,<br />

wie es aktuell um die Dauerbaustelle am<br />

Großflughafen BER bestellt ist.<br />

Darüber hinaus lesen Sie wie gewohnt<br />

aktuelle Nachrichten und Reportagen aus<br />

den neuen Bundesländern sowie einen<br />

informativen Ratgeberteil.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

22. Juni <strong>2017</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Al-Wazir, Tarek 25<br />

Amely, Tobias 56<br />

Antmann, Bernhard 44<br />

Aumüller, Jürgen 23<br />

Backhaus, Till 20<br />

Bester, Dietrich 10<br />

Beucke, Karl 6<br />

Buggenhagen, Pamela 59<br />

Bunsen, Hartmut 29<br />

Dahl, Robert 26<br />

Dobelli, Rolf 56<br />

Döring, Karl 60/61<br />

Dubs, Kirsten 19<br />

Dulig, Martin 32<br />

Ermrich, Michael 8<br />

Felgentreu, Fritz 43<br />

Ferriss, Timothy 56<br />

Ferse, Kristin 62<br />

Finck-Krämer, Ute 43<br />

Fischer, Bernd 12/13<br />

Foth, Rolf-Barnim 59<br />

Friedersdorf, Kevin 59<br />

Fromm, Matthias 20<br />

Geisenberger, Markus 11<br />

Geller, Bernd 61<br />

Gerber, Albrecht 10<br />

Glawe, Harry 12<br />

Gleicke, Iris 10<br />

Grätz, Christopher 24/25<br />

Gröhler, Klaus-Dieter 43<br />

Grosse, Gunnar 64<br />

Grunow, Peter 61<br />

Grütters, Monika 43<br />

Gysi, Gregor 43<br />

Haacker, Frank 59<br />

Haseloff, Reiner 11<br />

Havemann, Frank 26<br />

Herrmann, Ulrike 56<br />

Hintzen, Ullrich 62<br />

Hoffmeister, Katy 59<br />

Högl, Eva 43<br />

Hufenbach, Werner 6<br />

Hummelsheim, Edgar 59<br />

Jaich, Hans 18<br />

Jaich, Ingo 18<br />

Jaich, Till 18<br />

Jarchow, Torsten 59<br />

Kahnemann, Daniel 56<br />

Kitz, Volker 56<br />

Kiziltepe, Cansel 44<br />

Kleditzsch, Torsten 62<br />

Klemkow, Martin 59<br />

Kluttig, Jürgen 62<br />

Knuth, Lara 7<br />

Kochan, Manfred 61<br />

Krüger, Harald 52*<br />

Künast, Renate 44<br />

Lengsfeld, Philipp 44<br />

Liebich, Stefan 44<br />

Liwanow, Dmitri 61<br />

Lorenzen, Kai 59<br />

Lötzsch, Gesine 44<br />

Luczak, Jan-Marco 44<br />

Ludwig, Matthias 20<br />

Mallok, Jörn 10<br />

Manca, Danilo 6<br />

Markus, Kathleen 63<br />

Mertzsch, Norbert 61<br />

Meyer, Jens-Uwe 41<br />

Mindrup, Klaus 45<br />

Morgernstern, Falk 18<br />

Mutlu, Özcan 47<br />

Nauerth, Jannik A. 9<br />

Neubert, Tobias 7<br />

Niroumand, Ramin 25<br />

Nordmann, Jürgen 8<br />

Pätzold, Martin 45<br />

Pau, Petra 45<br />

Paukstat, Rolf 59<br />

Paus, Lisa 46<br />

Peter, Lars 8<br />

Pfannkuche, Jens 31<br />

Pohle, Dagmar 45<br />

Pohlmann, Bernhard 28/29<br />

Prahtel, Anke 61<br />

Prinzhorn, Gerald 8<br />

Ragnitz, Joachim 9, 37<br />

Rawert, Mechthild 46<br />

Reichel, Henning 62<br />

Reimche, Maxim 10<br />

Reizel, Michael 49<br />

Reuschel, Mathias 7<br />

Rossknecht, Kurt 10<br />

Rudolph, Stefan 62<br />

Sadownitschi, Viktor 61<br />

Schäfer, Bodo 56<br />

Schäfer, Martina 57<br />

Scheer, Jutta 61<br />

Schiekel, Peter 7<br />

Schilg, Sonja 22/23<br />

Schmidt, Matthias 46<br />

Schönwälder, Gertrud 61<br />

Schramm, Bernd-Erwin 61<br />

Schreiber, Holger 26<br />

Schröder, Mathias 27<br />

Schröder, Wolfgang 27<br />

Schulz, Swen 46<br />

Schulze, Reinhard 63<br />

Schwarzer, Christina 46<br />

Sellering, Erwin 14/15<br />

Shi, Mingde 34-36<br />

Sinner, Alexander 8<br />

Sommer, Romy 19<br />

Speitkamp, Winfried 6/7<br />

Steffel, Frank 46<br />

Strelecky, John 56<br />

Ströbele, Hans-Christian 47<br />

Tank, Azize 47<br />

Thieme, Lutz 7<br />

Thomas, Bernd 61<br />

Thon, Hans 59<br />

Tiefensee, Wolfgang 7, 10<br />

Uhden, Ron 54/55<br />

Voigt, Markus 58<br />

von Grünhagen, Lutz 61<br />

Wagenknecht, Sahra 56<br />

Wassermann, Holger 6<br />

Wawzyniak, Halina 47<br />

Wegner, Kai 47<br />

Weiger, Hubert 48<br />

Weitz, Ulrich 65<br />

Wellmann, Karl-Georg 47<br />

Wendt, Marian 6<br />

Wenthin, Marko 25<br />

Willems, Franz-Josef 63<br />

Winkelvos, Olaf 27<br />

Woidke, Dietmar 66<br />

Woitendorf, Tobias 12/13<br />

Wollseifer, Hans Peter 48<br />

Xi, Jinping 6<br />

Xu, Baozhi 31/32<br />

Zypries, Brigitte 30, 58<br />

Foto: Visions-AD/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3/<strong>2017</strong>


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