27.04.2017 Aufrufe

VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2013

2. Akt - Zulassungsstopp light / Gastroenterologie/Rheumatologie

2. Akt - Zulassungsstopp light / Gastroenterologie/Rheumatologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

inhalt<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Ein Happy End und drei Fortsetzungen<br />

Politik<br />

6 Heisser Juni für den Zulassungsstopp<br />

9 «Spital. illegal. normal?» stösst auch im<br />

Ausland auf Interesse<br />

12 Auf den Punkt gebracht:<br />

Nein, es ist nicht alles gut.<br />

13 Letzte Hoffnung Organimport?<br />

Weiterbildung<br />

16 Hilfestellung beim täglichen Spagat<br />

17 Lesen lernen: Bitte nicht stören<br />

<strong>VSAO</strong><br />

18 Sektion Bern<br />

19 Sektion Wallis<br />

21 swimsa – Delegierten versammlung <strong>2013</strong><br />

22 <strong>VSAO</strong> Rechtsberatung<br />

23 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />

Perspektiven<br />

33 Aktuelles aus der Gastroenterologie<br />

und Hepatologie – das hepatozelluläre<br />

Karzinom: Früh erkannt, ist vieles<br />

machbar<br />

39 Aus der «Therapeutischen Umschau»:<br />

Proteine in der Rheumatologie und<br />

klinischen Immunologie<br />

46 «Intime Kontakte sind ein No-Go»<br />

48 Informationsverlust verringern<br />

49 Gala in herzlicher Ambiance<br />

50 Unglaubliche Fallgeschichten aus<br />

der Medizin: Ein strahlender Urlauber<br />

MediSERVice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

50 Briefkasten<br />

53 Finanzplanung von Frauen für Frauen<br />

55 Fahrkostenabzug – heute und<br />

in Zukunft<br />

58 Impressum<br />

Fokus<br />

25 Die wichtigen Fragen stellen<br />

28 Vom Stethoskop zur Mistgabel<br />

30 Das harmonische Zusammenspiel<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


editorial<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Ein Happy End und drei<br />

Fortsetzungen<br />

Nicht alle Geschichten haben ein glückliches Ende, schon gar<br />

nicht im wahren Leben. Manchmal aber nehmen die Ereignisse<br />

eine unerwartet gute Wendung. So geschehen im Bundeshaus<br />

zum Abschluss der Sommersession. Nach einem längeren<br />

Hin und Her einigten sich National- und Ständerat in Sachen<br />

Zulassungsstopp. Zwar wird das leidige und wenig taugliche<br />

Instrument wieder eingeführt. Davon ausgeschlossen sind aber<br />

alle Ärztinnen und Ärzte, die wenigstens drei Jahre an einer<br />

anerkannten schweizerischen Weiterbildungsstätte gearbeitet<br />

haben. Was wohl auf die meisten Mitglieder des <strong>VSAO</strong> zutrifft.<br />

Es wäre nun allerdings höchst naiv zu glauben, damit seien<br />

alle Überlegungen hinsichtlich der Steuerung der ärztlichen<br />

Tätigkeit ein für allemal vom Tisch. Bereits ist die Diskussion<br />

über die Zeit nach Auslaufen des Zulassungsstopps lanciert,<br />

und der <strong>VSAO</strong> geht in die nächste Runde. Die Details der Regelung<br />

sowie ein Kommentar des <strong>VSAO</strong>-Präsidenten Daniel<br />

Schröpfer sind im Politikteil nachzulesen.<br />

Was tun Sie, wenn Sie pensioniert sind? Sie wissen es nicht,<br />

weil noch Jahrzehnte werktätigen Lebens vor Ihnen liegen?<br />

Oder Sie sehen die Pensionierung als eine Art Schliessfach, in<br />

dem Sie alles deponieren, wofür Sie im Alltag keine Zeit finden<br />

– und dieses Schliessfach öffnen Sie dann zu gegebener Zeit?<br />

Oder aber Sie haben sehr genaue Vorstellungen und Pläne?<br />

Unsere drei Fortsetzungen handeln von drei ehemaligen Chefärzten,<br />

welche nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit<br />

ganz unterschiedliche Wege gegangen sind. Was sie indes verbindet:<br />

Ihr Leben nach der Pensionierung ist genauso erfüllt<br />

und befriedigend wie jenes zuvor. Alle haben die Basis für<br />

diesen Lebensabschnitt lange vor der Pensionierung gelegt.<br />

Mehr dazu steht im Fokus.<br />

Zu einem erfüllten Leben gehört ein gesunder Ausgleich zwischen<br />

Erwerbsarbeit und anderen Tätigkeiten, neudeutsch<br />

Work-Life-Balance genannt. Darunter fällt auch die Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie. Noch fehlen aber in unsern<br />

Spitälern oftmals die Grundlagen dafür. Der <strong>VSAO</strong> unternimmt<br />

deshalb verschiedene Anstrengungen, um diesen Zustand<br />

zu verbessern. Neben einer Studie zu familienfreundlichen<br />

Massnahmen und deren ökonomischen Auswirkungen<br />

in den Spitälern bietet er den Mitgliedern neu ein individuelles<br />

Coaching an. In der Rubrik Weiterbildung, die auch die<br />

Arbeitsbedingungen einschliesst, sind die Informationen hierzu<br />

zu finden.<br />

Wenig erfreulich ist das Thema der Grenzen in der Arzt-Patienten-Beziehung,<br />

genauer die Frage nach sexuellen Übergriffen.<br />

Es beschäftigt nicht nur die FMH und die Ärztekammer,<br />

auch der <strong>VSAO</strong> möchte mit einem Beitrag in der Rubrik Perspektiven<br />

auf die heikle Thematik aufmerksam machen.<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


Politik<br />

Gesundheitspolitik<br />

Heisser Juni für den<br />

Zulassungsstopp<br />

Am Ende der Sommersession kam die gute Nachricht: Der Zulassungsstopp wird in einer modifizierten<br />

Version eingeführt. National- und Ständerat hatten lange gerungen – schliesslich setzte sich<br />

die Lösung des <strong>VSAO</strong> und der FMH durch. Diese besagt, dass wer seit mindestens drei Jahren an<br />

einer Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet hat, vom Zulassungsstopp ausgenommen ist!<br />

Nico van der Heiden, Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

Im Juni <strong>2013</strong> ging es Schlag auf Schlag<br />

in den eidgenössischen Räten: Zuerst beschloss<br />

die Kommission für Soziale Sicherheit<br />

und Gesundheit des Ständerats,<br />

beim Zulassungsstopp dem Vorschlag des<br />

Bundesrates zu folgen. Dies hätte einen<br />

sehr restriktiven Zulassungsstopp bedeutet.<br />

(s. <strong>VSAO</strong>-Journal 3/13). Am 5. Juni<br />

schloss sich leider der gesamte Ständerat<br />

dieser Haltung an. Somit entstand eine<br />

grosse Differenz zum Nationalrat, der erfreulicherweise<br />

schon früher dem Antrag<br />

von Nationalrätin Maja Ingold (EVP) zugestimmt<br />

hatte. Ingold forderte, dass Ärzte,<br />

die fünf Jahre an einer anerkannten<br />

Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet<br />

haben, vom Zulassungsstopp ausgenommen<br />

werden. Der <strong>VSAO</strong> hatte sich gemeinsam<br />

mit der FMH stets dafür ausgesprochen,<br />

dass – wenn schon entgegen unserer<br />

Position ein Zulassungsstopp politisch<br />

gewünscht ist – diese Variante bevorzugt<br />

wird.<br />

Am 13. Juni nahm der Nationalrat die<br />

Beratung zu diesem Geschäft wieder auf.<br />

Im Ringen um einen Kompromiss zwischen<br />

den Räten, bei dem der <strong>VSAO</strong> hinter<br />

den Kulissen nicht ganz unbeteiligt war,<br />

setzte sich dann eine vereinfachte Dreijahresregelung<br />

durch:<br />

• Sämtliche bisherigen und geplanten<br />

Ausnahmen werden gestrichen (beispielsweise<br />

jene für Grundversorger),<br />

• im Gegenzug werden sämtliche Ärztinnen<br />

und Ärzte vom Zulassungsstopp<br />

ausgenommen, welche mindestens drei<br />

Jahre an einer anerkannten Schweizer<br />

Weiterbildungsstätte gearbeitet haben.<br />

Dieser Kompromiss wurde schliesslich<br />

vom National- und vom Ständerat bestätigt<br />

(in der Schlussabstimmung vom<br />

21. Juni <strong>2013</strong>). Am 3. Juli wurde die entsprechende<br />

Verordnung angepasst, und<br />

der neue Zulassungsstopp wurde somit in<br />

Kraft gesetzt und gilt bis Ende Juni 2016.<br />

Was gilt nun?<br />

Nicht betroffen vom Zulassungsstopp ist:<br />

• Wer drei Jahre oder mehr an einer anerkannten Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet hat (dabei<br />

spielt es keine Rolle, ob diese Zeit als Assistenz- oder als Oberarzt geleistet wurde, sie muss auch nicht<br />

am Stück geleistet worden sein).<br />

• Wer vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> in eigener Praxis zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung<br />

abgerechnet hat.<br />

• Wer vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> sämtliche notwendigen Schritte zur Eröffnung einer Praxis unternommen<br />

hat und nur wegen Verzögerung bei der Behandlung des Gesuchs auf Erteilung einer ZSR-Nummer<br />

nicht dazu gekommen ist, vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> abzurechnen.<br />

• Wer in einem Kanton eine Praxis eröffnen will, der den Zulassungsstopp nicht umsetzt (unsere<br />

Sektionssekretariate geben gerne entsprechende Auskünfte).<br />

Betroffen vom Zulassungsstopp ist somit:<br />

• Wer weniger als drei Jahre an einer anerkannten Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet hat,<br />

• vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> noch nicht zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung abgerechnet<br />

hat bzw. auch ohne Verzögerung bei der Behandlung seines Gesuchs nicht hätte abrechnen<br />

können und<br />

• in einem Kanton eine Praxis eröffnen will, der den Zulassungsstopp umsetzt.<br />

Die Kantone erhalten eine grosse Handlungsfreiheit<br />

bei der Umsetzung des Zulassungsstopps.<br />

Denn die neue Bundesregelung<br />

zum Zulassungsstopp gibt den Kantonen<br />

lediglich die Möglichkeit, die Zulassung<br />

zu beschränken, sie sind jedoch nicht<br />

verpflichtet, dies zu tun. Es gibt also keinen<br />

gesamtschweizerischen Zulassungsstopp.<br />

Wer herausfinden will, ob er vom Zulassungsstopp<br />

betroffen ist, sollte deshalb<br />

zuerst abklären, ob der Kanton, in dem<br />

eine Praxiseröffnung geplant ist, den Zulassungsstopp<br />

überhaupt umsetzt oder<br />

nicht. Mehrere Kantone haben im Vorfeld<br />

der Debatte erklärt, keine Zulassungsbeschränkung<br />

vornehmen zu wollen, andere<br />

Kantone haben eine restriktive Handhabung<br />

in den Medien angekündigt. Unsere<br />

Sektionssekretariate geben gerne bei konkreten<br />

Fragen zur kantonalen Ausgestaltung<br />

des Zulassungsstopps Auskunft.<br />

Die politische Arbeit geht dem <strong>VSAO</strong> jedoch<br />

nicht aus: Bereits haben wir eine Einladung<br />

von Bundesrat Alain Berset für eine<br />

Roundtable-Diskussion im September<br />

erhalten. Inhalt des Gesprächs: wie weiter<br />

nach dem erneuten Zulassungsstopp…<br />

Ventilklausel in Kraft<br />

Bereits seit Juni wird die Ventilklausel angewendet<br />

(s. <strong>VSAO</strong>-Journal 3/13). Somit ist<br />

die Zuwanderung von Fachkräften aus der<br />

EU beschränkt. Personen, welche in der<br />

Schweiz eine Arbeitsbewilligung erlangen<br />

wollen, müssen sich beim entsprechenden<br />

kantonalen Amt melden, welches dann<br />

mittels Abfrage in einer nationalen Datenbank<br />

abklärt, ob noch ein Kontingentsplatz<br />

zur Verfügung steht. Pro Quartal (1.<br />

Juni <strong>2013</strong>, 1. September <strong>2013</strong>, 1. Dezember<br />

<strong>2013</strong> und 1. März 2014) stehen in der gesamten<br />

Schweiz je 13 428 Plätze zur Verfügung.<br />

Arbeitgeber, welche Personal aus<br />

6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


der EU beschäftigen möchten (z.B. Spitäler),<br />

sollten möglichst früh im Quartal<br />

eine Bewilligung beantragen. Die Ventilklausel<br />

(mit Ausnahme von Rumänien<br />

und Bulgarien) läuft im Juni 2014 aus.<br />

Epidemiengesetz<br />

Am 22. September <strong>2013</strong> können die<br />

Stimmberechtigen über die Änderung des<br />

Epidemiengesetzes befinden. Der Bund<br />

will mit der Revision des Epidemiengesetzes<br />

den Schutz der Bevölkerung vor übertragbaren<br />

Krankheiten wie der Schweinegrippe<br />

oder SARS verbessern. Bund und<br />

Kantone können diesbezüglich rascher,<br />

koordinierter und gezielter vorgehen. Ärzte<br />

und Pflegepersonal könnten im Falle<br />

einer Epidemie unter ein befristetes Impfobligatorium<br />

fallen. Gegner des Epidemiengesetzes<br />

bekämpfen diesen «Impfzwang»<br />

und wehren sich auch gegen eine<br />

«Frühsexualisierung», die sie in der verstärkten<br />

HIV- und AIDS-Prävention in den<br />

Schulen sehen. Der Geschäftsausschuss<br />

des <strong>VSAO</strong> hat zum Epidemiengesetz einstimmig<br />

(bei zwei Enthaltungen) die Ja-<br />

Parole beschlossen und empfiehlt Ihnen,<br />

dem Epidemiengesetz zuzustimmen. ■<br />

Kommentar<br />

Der <strong>VSAO</strong> hat sich immer gegen einen Zulassungsstopp<br />

ausgesprochen. Trotz unseren Bemühungen hat die Politik<br />

entschieden, die Zulassung wieder zu beschränken.<br />

Dank der gemeinsamen, intensiven Zusammenarbeit mit<br />

der FMH konnten wir doch erreichen, dass der Zulassungsstopp<br />

nun in einer für unsere Mitglieder akzeptablen Form<br />

in Kraft tritt. Mit der aktuellen Form (nicht betroffen sind<br />

jene, welche drei Jahre an einer anerkannten Schweizer<br />

Weiterbildungsstätte gearbeitet haben) sind die meisten<br />

unserer Mitglieder nicht vom Zulassungsstopp betroffen.<br />

Lange sah es jedoch danach aus, als könnte sich der Bundesrat<br />

mit seiner «einfallslosen» Verlängerung des alten<br />

Zulassungsstopps durchsetzen. Der nun gewählte Vorschlag<br />

fördert die Qualität der Arbeit der frei praktizierenden<br />

Ärzte und eröffnet unseren Mitgliedern eine sinnvolle<br />

Berufsperspektive. Unsere langjährige politische Sekretärin<br />

Rosmarie Glauser macht uns mit dem von ihr mitinitiierten<br />

Vorschlag des Zulassungsstopps ein schönes Abschiedsgeschenk.<br />

Ihrem hartnäckigen Lobbying und der<br />

guten Zusammenarbeit mit der FMH ist es zu verdanken,<br />

dass am Schluss ein für unsere Mitglieder zufriedenstellender<br />

Kompromiss gefunden werden konnte. Diesen gilt<br />

es nun zu verteidigen und Angriffe auf den Kontrahierungszwang<br />

oder eine mögliche Verschärfung der Zulassung<br />

zur Praxistätigkeit ab 2016 zu bekämpfen.<br />

Daniel Schröpfer, Präsident <strong>VSAO</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


Politik<br />

«Spital. illegal. normal?»<br />

stösst auch im Ausland auf Interesse<br />

Im Mai wurde die Kampagne «Spital. illegal. normal?» zu den Arbeitsbedingungen abgeschlossen.<br />

Dennoch wirkt sie nachhaltig und über die Schweizer Grenzen hinaus. So erschien ein ausführlicher<br />

Artikel im «Beobachter», und es folgte eine Einladung nach München, um die Kampagne beim<br />

Marburger Bund Bayern vorzustellen.<br />

Nico van der Heiden, Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

Die nationale Kampagne des <strong>VSAO</strong> gegen<br />

den täglichen Verstoss gegen das Arbeitsgesetz<br />

ging mit einem medialen Paukenschlag<br />

zu Ende: Der «Beobachter» widmete<br />

seine Titelgeschichte Ende Mai unserer<br />

Kampagne und den Problemen,<br />

welche durch übermüdete Ärztinnen und<br />

Ärzte entstehen können. Ein schöner Erfolg<br />

für die Kampagne!<br />

Auch im Ausland wurde man auf unsere<br />

Aktion aufmerksam: Beim Sommerfest<br />

des Marburger Bundes in Berlin wurde<br />

die Kampagne mit Kolleginnen und Kollegen<br />

aus Deutschland und Österreich<br />

diskutiert. Der Marburger Bund Bayern<br />

lud uns dann sogar ein, die Kampagne<br />

an seiner Jahresversammlung Ende Juni<br />

in München vorzustellen. Über 100 Mitglieder<br />

diskutierten im Anschluss ausgiebig<br />

und mit viel Elan über die Missstände<br />

in den Bayrischen Spitälern. Die Situation<br />

bezüglich Einhaltung des (doch etwas<br />

komplexeren) deutschen Arbeitsrechtes<br />

scheint ähnlich problematisch zu sein<br />

wie jene in der Schweiz, die Kampfesbereitschaft<br />

der deutschen Kollegen war<br />

jedoch beeindruckend.<br />

Momentan läuft in Lausanne ein Versuch,<br />

die Kampagnencomics in Arztpraxen aufzulegen.<br />

Zu diesem Zweck klappert eine<br />

Swimsa-Studentin alle Hausarztpraxen<br />

der Stadt ab und bittet darum, die Comics<br />

im Wartezimmer auflegen zu dürfen. Auch<br />

hier ist der Erfolg überwältigend: Bisher hat<br />

nur eine einzige Arztpraxis die Teilnahme<br />

verweigert. Die Kampagne stösst folglich<br />

auch bei den frei praktizierenden Ärzten<br />

auf grosses Wohlwollen. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


Politik<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Politik<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


Politik<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Nein, es ist nicht alles gut.<br />

Im Frühjahr haben einige Akteure des<br />

Gesundheitswesens eine Bilanz nach dem<br />

ersten DRG-Jahr in der Schweiz gezogen.<br />

Das Fazit fiel insgesamt positiv aus. Es<br />

wurde allenthalben begrüsst, dass – etwas<br />

überspitzt gesagt – keine Spitäler Konkurs<br />

gegangen sind und dass die Patienten<br />

nicht blutend auf die Strasse gesetzt wurden.<br />

Das ist definitiv erfreulich. Ein Spielverderber<br />

und Ewiggestriger, wer da nicht<br />

applaudiert.<br />

Der <strong>VSAO</strong> hat im Herbst 2012 angefangen,<br />

Meldungen seiner Mitglieder nach DRGinitiierten<br />

Veränderungen im Spitalalltag<br />

systematisch zu sammeln (z.B. mittels<br />

Onlineformular auf unserer Website). Die<br />

Rückmeldungen machen deutlich: Es gibt<br />

auch eine Kehrseite der DRG-Medaille.<br />

Während die Jahresrechnungen und Geschäftsberichte<br />

zeigen, dass sich die meisten<br />

Spitäler und Versicherer offenbar gut<br />

mit dem neuen System arrangiert haben,<br />

bestätigen Rückmeldungen der in den<br />

Spitälern arbeitenden Ärztinnen und Ärzte,<br />

dass sich die DRG durchaus auch negativ<br />

auf den Spitalalltag auswirken.<br />

Selbst wenn es sich bei den Meldungen<br />

jeweils um Einzelfälle handelt, lassen die<br />

geographische sowie die fachspezifische<br />

Verteilung darauf schliessen, dass die Probleme<br />

weit verbreitet sind.<br />

Der finanzielle Druck auf die Spitäler hat<br />

zugenommen und wer jetzt meint, dass<br />

damit das Weglassen unnötiger (oder unnötig<br />

teurer) Eingriffe gemeint sei, den<br />

muss ich leider enttäuschen. Hier nur ein<br />

paar Beispiele: Bei stationären Patienten<br />

werden gewisse Untersuchungen nicht<br />

mehr während des Spitalaufenthalts gemacht,<br />

sondern auf später verschoben,<br />

um diese ambulant vornehmen zu können.<br />

Anstatt alles auf einmal (mit zeitnahen<br />

Resultaten) zu erledigen, muss der<br />

Patient mehrere Male antreten. Zudem ist<br />

die Tendenz erkennbar, dass Patienten<br />

nach erfolgter Behandlung möglichst<br />

rasch in nachbehandelnde Bereiche abgeschoben<br />

werden. Wenn alles gemacht<br />

wurde, was abgerechnet werden kann, ist<br />

ein Patient für ein Spital aus ökonomischer<br />

Sicht nicht mehr interessant. Sowohl<br />

in der Schweiz als auch in Deutschland<br />

warnten Chirurgen in letzter Zeit vor der<br />

Gefahr unnötiger Operationen aufgrund<br />

der zunehmenden Ökonomisierung der<br />

Medizin. Um Missverständnisse zu vermeiden:<br />

Ich bin zuversichtlich, dass der<br />

grosse Teil der Schweizer Spitäler ihre<br />

Patienten nicht nur aus der ökonomischen<br />

Optik betrachtet, und ich bin überzeugt<br />

dass die Ärzte die Medizin weiterhin<br />

in den Vordergrund stellen. Das DRG-<br />

System und der zunehmende finanzielle<br />

Druck fördern aber genau die beschriebenen<br />

Entwicklungen und diese sind für<br />

unser Gesundheitswesen ungesund.<br />

Es wird wohl niemand bestreiten, dass der<br />

Spardruck seit der Einführung der DRG<br />

grösser geworden ist. Welcher Anteil davon<br />

auf die DRG selber zurückzuführen und<br />

wie viel unabhängig davon ist, soll hier<br />

offen bleiben. Klar ist, dass dieser Effekt<br />

von vielen durchaus gewünscht war bzw.<br />

ist. Klar ist aber auch, dass dieser finanzielle<br />

Druck zusammen mit einem DRG-<br />

System entsprechende Konsequenzen hat.<br />

Wenn Ärzte gezwungen werden, nebst den<br />

medizinischen Gesichtspunkten im Hinblick<br />

auf die Untersuchung und Behandlung<br />

des Patienten auch zu überlegen, wie<br />

ein Fall wirtschaftlich codiert werden<br />

muss, sollte uns das Sorgen machen.<br />

Natürlich muss auch in einem Spital wirtschaftlich<br />

gedacht werden. Unser Gesundheitswesen<br />

muss bezahlbar bleiben. Der<br />

hohe Standard unseres Gesundheitswesens<br />

sollte uns aber auch etwas wert sein,<br />

d.h., es darf auch etwas kosten. Wenn bei<br />

der Behandlung der Patienten die Medizin<br />

weiterhin im Vordergrund stehen soll –<br />

und das wünsche ich mir sowohl als potentieller<br />

Patient wie auch als Steuer- und<br />

Prämienzahler – dann braucht es bei der<br />

Ökonomie im Spital eine gesunde Zurückhaltung,<br />

selbst wenn das offensichtlich<br />

nicht alle so sehen. Es ist eben immer<br />

gefährlich, wenn diejenigen, die den<br />

Druck erzeugen, nicht die sind, die ihn<br />

auszuhalten haben. <br />

■<br />

Simon Stettler,<br />

Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Politik<br />

Letzte Hoffnung Organimport?<br />

Nach wie vor hat die Schweiz eine der tiefsten Organspenderraten in Europa. Dies, weil zum Thema<br />

Organspende noch immer Unsicherheiten bestehen. Um diese Situation zu verbessern, sind auch<br />

und gerade medizinische Fachpersonen gefordert. Andernfalls ist die Schweiz weiterhin dringend<br />

auf Organe aus dem Ausland angewiesen, was nur ein Zustand auf Zeit sein kann.<br />

Franz Immer, Facharzt für Herzchirurgie FMH und Direktor Swisstransplant<br />

Die Statistik von Swisstransplant spricht<br />

eine klare Sprache: Wurden 2010 annähernd<br />

gleich viele Organe importiert wie<br />

exportiert, so hat sich dieses Verhältnis in<br />

den letzten zwei Jahren mehr und mehr<br />

verschoben. 2012 wurden insgesamt 37<br />

Organe importiert, während nur gerade<br />

sieben Organe aus der Schweiz einem ausländischen<br />

Empfänger zugeteilt werden<br />

konnten. Auch <strong>2013</strong> hält dieses Ungleichgewicht<br />

an – allein im ersten Quartal<br />

wurden zwölf Organe importiert und wurde<br />

lediglich ein Organ exportiert. Einer<br />

engen Zusammenarbeit von Swisstransplant<br />

mit den Partnerorganisationen im<br />

Ausland, allen voran mit der Agence de la<br />

Biomédecine in Paris, ist es zu verdanken,<br />

dass oftmals in letzter Minute das lebensrettende<br />

Organ eingeführt werden kann.<br />

Über 80 Prozent der importierten Organe<br />

stammen aus Frankreich, wobei vor allem<br />

Lebern importiert werden (rund 50 Prozent),<br />

zumeist für Patienten im Dringlichkeitsstatus,<br />

gefolgt von Herz und Lunge,<br />

welche beide rund 20 Prozent des importierten<br />

Organvolumens 2012 ausmachen.<br />

Was bedeutet dies in Zahlen für die Transplantationsmedizin?<br />

Wurden 2011 noch<br />

504 Patienten transplantiert (inkl. Lebendspender),<br />

so belief sich der Anteil der<br />

transplantierten Patienten 2012 noch gerade<br />

auf 453 (–10 Prozent) und ohne die<br />

importierten Organe auf 416 transplantierte<br />

Patienten (–17 Prozent).<br />

Unsicherheiten und mangelnde<br />

Information<br />

Es stellt sich die Frage, wie es zu dieser<br />

Entwicklung kommen konnte. Eine kürzlich<br />

vorgestellte Studie des Ausschusses für<br />

Organspende (CNDO) von Swisstransplant<br />

konnte aufzeigen, dass in der Schweiz vorsichtig<br />

geschätzt rund 300 potentielle Organspender<br />

jedes Jahr auf Intensivstationen<br />

versterben. Dies sind mehr als drei Mal<br />

so viele wie von den Spitälern gemeldete<br />

Spender (2012 waren es 89 hirntote Leichenspender).<br />

Obwohl die Intensivmediziner<br />

in der Schweiz im europäischen Vergleich<br />

überdurchschnittlich häufig an die<br />

Organspende denken, gehen dann doch<br />

viele potentielle Spender im Spenderprozess<br />

verloren. Hauptursache hierfür ist sicherlich<br />

eine überdurchschnittlich hohe<br />

Ablehnungsrate des Spitalpersonals von 52<br />

Prozent (mit Schwankungen in grossen<br />

Spitälern zwischen 23 Prozent und 89 Prozent),<br />

oftmals aber auch fehlende Ressourcen<br />

in den Spitälern. Es fällt zudem auf,<br />

dass es in der Medizin zu wenig bekannt<br />

ist, dass es kaum Ausschlussgründe für<br />

eine Organspende gibt. Im Gegensatz zur<br />

Blutspende ist die Organspende bis ins<br />

hohe Alter möglich, und einzig metastasierende<br />

Tumorleiden sowie unklare<br />

schwere Infektionen und gewisse Raritäten<br />

(z.B. Prionenerkrankung) sind Ausschlussgründe<br />

für eine Spende. Auch die<br />

Vorstellung, dass eine Transplantation<br />

beim Empfänger das Leiden nur verlängert,<br />

hält sich hartnäckig. Dem ist in der<br />

überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht<br />

so, wie die aktuelle Kampagne von Swisstransplant<br />

aufzeigt (siehe Kasten).<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


Politik<br />

«Ich bin eigentlich tot ...»<br />

Eine neue Kampagne von Swisstransplant zeigt auf, dass bei der grossen Mehrheit den Empfängern<br />

über Jahre hinweg exzellente Lebensqualität möglich ist, weshalb sich die Auseinandersetzung mit der<br />

Thematik «Organspende» im Spital auf Notfall- und Intensivstationen lohnt. Dies gilt es, bewusst zu<br />

machen. Swisstransplant tut dies auf pointierte Weise: Zu sehen sind Bilder von Menschen, die voll im<br />

Leben stehen; nichts weist auf Krankheit und Tod hin. Darüber stehen prominent gesetzte Headlines<br />

wie «Ich bin seit drei Jahren tot ...» oder «Ich bin seit fünf Monaten tot ...». Im ergänzenden Textblock<br />

ist zu lesen: «... eigentlich. Da war aber jemand, der mir sein Organ gespendet hat, und deshalb lebe<br />

ich weiter.» Die Kampagne startet mit einem Plakataushang im Umkreis aller grösseren Schweizer<br />

Spitäler Mitte September. Der Aushang wird flankiert von PR-Aktivitäten, Präsenz an Kongressen und<br />

Verteilen von Informationsmaterialien. Es steht ein Plakatsteller A4 mit einem integrierten Informationsfolder<br />

zum Mitnehmen zur Verfügung, ideal für den Wartebereich Ihrer Praxis oder Ihres Spitals.<br />

Diese können Sie bei Swisstransplant unter www.swisstransplant.org bestellen. Denn Ihnen als medizinischen<br />

Fachpersonen kommt bei der Information der Patientinnen und Patienten eine zentrale<br />

Rolle zu. Swisstransplant bedankt sich dafür, dass Sie sie wahrnehmen!<br />

Mediziner sind gefordert<br />

Unsere Bevölkerung ist generell nicht<br />

mehr oder weniger spendebereit als die<br />

Bevölkerung der Nachbarländer; die Bereitschaft<br />

zur Organspende ist im Gegenteil<br />

über die Sprachgrenzen hinweg<br />

gross. An uns Medizinern liegt es aber,<br />

diese grundsätzliche Bereitschaft zum<br />

effektiven Spendewillen und zur konkreten<br />

Spende zu machen. Wir können nicht<br />

erwarten, dass Länder wie Frankreich,<br />

wo die Spenderrate pro Million Einwohner<br />

doppelt so hoch ist wie in der Schweiz,<br />

auf Dauer diesen gravierenden Mangel<br />

an Organen partiell auffangen. Der legale<br />

Organaustausch findet nur statt,<br />

wenn im Land des Empfängers kein passender<br />

Spender vorhanden ist oder, wie<br />

dies in der Zusammenarbeit mit Frankreich<br />

der Fall ist, eine Dringlichkeit anerkannt<br />

wird. Dies ist keine Selbstverständlichkeit<br />

und auch nicht mehr als<br />

ein Zustand auf Zeit. Glücklicherweise ist<br />

das Vertrauen der Menschen auf der Warteliste<br />

in das schweizerische Gesundheitswesen<br />

noch so gross, dass illegaler<br />

Organhandel und der Weg ins Ausland<br />

kein Thema sind. Dennoch häufen sich<br />

die Anfragen, wieso man beispielsweise<br />

in Frankreich für ein Herz, eine Leber<br />

oder eine Lunge, aber auch für eine Niere<br />

im Schnitt nicht einmal halb so lange<br />

warten muss wie bei uns. Eine Wartezeit,<br />

die oftmals sehr belastend ist, nicht nur<br />

für den Patienten, sondern auch für sein<br />

ganzes Umfeld. Eine Wartezeit, in der<br />

sich zusätzliche Komplikationen einstellen<br />

können, im schlimmsten Fall das<br />

Ableben des Patienten. Eine Wartezeit,<br />

die auch in der Schweiz verkürzt werden<br />

könnte, wenn wir als Mediziner und Pflegende<br />

uns dieser Thematik auf den Notfall-<br />

und Intensivstationen noch besser<br />

annehmen würden.<br />

Berechtigte Einwände?<br />

Was spricht also dagegen? Glauben wir<br />

nicht ans Hirntodkonzept, als irreversiblen<br />

Ausfall des gesamten Grosshirns und<br />

des Hirnstamms? Haben wir zu wenige<br />

Kenntnisse, um die Angehörigen eines<br />

hirntoten Menschen über die Organspende<br />

offen und klar zu informieren? Sind<br />

persönliche Meinungen der Grund hierfür?<br />

Und wenn ja: Dürfen wir es zulassen,<br />

dass diese über Leben und Tod der aktuell<br />

über 1200 Menschen auf der Warteliste<br />

entscheiden? Eine gute Erkennung von<br />

möglichen Spendern, eine transparente,<br />

offene und kompetente Information der<br />

Angehörigen durch das Fachpersonal in<br />

den Spitälern und letztlich auch die Bereitschaft,<br />

diese Zusatzarbeit zu leisten,<br />

um damit dem Willen des Verstorbenen<br />

gerecht zu werden, helfen uns, den legalen<br />

Organaustausch auch in naher Zukunft<br />

nicht einseitig zu gestalten, und unterbinden<br />

den illegalen Organhandel. ■<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


weiterbildung<br />

Hilfestellung beim täglichen Spagat<br />

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt viele Ärztinnen und Ärzte. Der <strong>VSAO</strong> versucht<br />

auf verschiedenen Wegen, den Mitgliedern in dieser Situation eine Hilfestellung zu bieten. So<br />

zeigt eine Studie erstmals auf, dass sich familienfreundliche Massnahmen auch in Spitälern rechnen.<br />

Zudem steht den Mitgliedern neu ein individuelles Beratungsangebot zur Verfügung.<br />

Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin <strong>VSAO</strong>/Projektverantwortliche<br />

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf stellt sich angesichts der<br />

Feminisierung der Medizin immer drängender.<br />

Deshalb hat der Zentralvorstand<br />

<strong>VSAO</strong> entschieden, sich grundsätzlich des<br />

Themas anzunehmen. Eine Folge dieses<br />

Entscheids war die bei der Firma prognos<br />

AG in Auftrag gegebene Studie «Familienfreundliche<br />

Massnahmen in Spitälern –<br />

betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten<br />

Personalpolitik für den<br />

ärztlichen Bereich». Diese Studie ist nun<br />

abgeschlossen. Der rund 70 Seiten umfassende<br />

Bericht bestätigt deutlich, dass das<br />

wichtige Thema der Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie speziell auch Ärztinnen<br />

und Ärzte betrifft. Vor dem Hintergrund<br />

des Ärztemangels und der stetig<br />

wachsenden Anzahl berufstätiger Ärztinnen<br />

spielt die Vereinbarkeit für die Spitäler<br />

bereits heute eine wesentliche Rolle bei der<br />

Gewinnung und Bindung von ärztlichem<br />

Personal.<br />

Im Zentrum der Studie stehen die wirtschaftlichen<br />

Auswirkungen familienfreundlicher<br />

Massnahmen in einem Spital.<br />

Kurz gesagt: Wie teuer kommen einem<br />

Spital familienfreundliche Massnahmen,<br />

und geht die Rechnung unter dem Strich<br />

auf? Dazu wurden Spitäler unterschiedlicher<br />

Grösse und Struktur befragt. Fünf<br />

ausgewählte Spitäler bzw. Kliniken in der<br />

Deutsch- und der Westschweiz nahmen an<br />

einer vertieften Analyse teil. Anhand von<br />

sogenannten Best-Practice-Beispielen<br />

wird die Umsetzung einzelner familienfreundlicher<br />

Massnahmen aufgezeigt,<br />

deren betriebswirtschaftliche Wirkungen<br />

analysiert und so weit möglich quantifiziert.<br />

Dabei fällt die Kosten-Nutzen-Relation<br />

einer familienfreundlichen Personalpolitik<br />

klar positiv aus. Die Investition in<br />

familienfreundliche Massnahmen stellt<br />

somit nicht nur eine soziale Wohltat dar,<br />

sondern rechnet sich für das Unternehmen<br />

Spital auch aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht. Mit dieser Studie liegen sowohl<br />

die geeigneten Instrumente wie auch die<br />

betriebswirtschaftlichen Argumente vor,<br />

familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />

den verdienten Stellenwert einzuräumen.<br />

Diese Erkenntnisse sollen natürlich nicht<br />

in der Schublade der HR-Verantwortlichen<br />

der Spitäler verstauben. Deshalb ist der<br />

<strong>VSAO</strong> zurzeit daran, die Resultate der Studie<br />

auf eine möglichst eingängige und<br />

alltagstaugliche Weise aufzuarbeiten.<br />

Persönliches Coaching<br />

Bis die familienfreundlichen Massnahmen<br />

in den Spitälern eingeführt und umgesetzt<br />

sind, dauert es wohl noch eine<br />

Weile. Und die Probleme bleiben: Nachwuchs<br />

kündigt sich an. Das Engagement<br />

im Berufsverband beansprucht die rare<br />

Freizeit. Der Betreuungsumfang der betagten<br />

Mutter nimmt zu. Wie bringe ich<br />

diese – mitunter teilweise auch gewollten<br />

und freudigen Belastungen – zusammen<br />

mit meinem Beruf unter einen Hut?<br />

Schaffe ich es, auch als Mutter oder Vater<br />

eines kleinen Kindes in Teilzeit weiterzuarbeiten?<br />

Wie finde ich die ideale Life-<br />

Domain-Balance?<br />

Antworten und Lösungsvorschläge auf<br />

diese Fragen sind gesucht. Der <strong>VSAO</strong> startet<br />

deshalb ab September <strong>2013</strong> das Projekt<br />

«Coaching Familie / Privatleben<br />

und Beruf». Dabei handelt es sich um<br />

ein telefonisches Beratungsangebot für<br />

unsere Mitglieder durch die Fachstelle<br />

UND (s. Kasten). Nach vorgängiger Vereinbarung<br />

erfolgt ein individuelles Coaching<br />

durch eine Fachperson. Dieses findet<br />

telefonisch statt und dauert rund<br />

30 Minuten. Bei Bedarf kann ein weiteres<br />

Gespräch vereinbart werden. Selbstverständlich<br />

werden alle Gespräche vertraulich<br />

behandelt. Im Rahmen dieses Coachings<br />

soll die berufliche und familiäre/<br />

private Situation reflektiert werden. Dann<br />

sollen Lösungs- und Handlungsansätze<br />

aufgezeigt und erarbeitet werden mit dem<br />

Ziel der besseren Vereinbarkeit von Familie/Privatleben<br />

und Beruf.<br />

Das Projekt läuft vorerst in einer einjährigen<br />

Pilotphase. Danach wird Bilanz<br />

gezogen und über die Weiterführung des<br />

Angebots entschieden. Hierzu werden insbesondere<br />

die Nachfrage bei unseren Mitgliedern<br />

sowie die Zufriedenheit mit der<br />

Beratung ausschlaggebend sein. ■<br />

Die Fachstelle und<br />

Die Fachstelle UND ist das führende Kompetenzzentrum in der Schweiz für die Umsetzung der Vereinbarkeit<br />

von Familien- und Erwerbsarbeit. Seit über zwanzig Jahren berät sie Fachleute, Privatpersonen<br />

sowie KMU, Grossunternehmen, Verwaltungen, Institutionen und Verbände. Zum Angebot gehören<br />

Workshops, Seminare, Standortbestimmungen und Analysen in Betrieben sowie die Begleitung von<br />

Personalverantwortlichen, Führungskräften und Projektteams in der Umsetzung von Massnahmen.<br />

Seit 2008 verleiht die Fachstelle UND das Prädikat «Familie UND Beruf» an Best-Practice-Betriebe.<br />

www.und-online.ch<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


weiterbildung<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Bitte nicht stören<br />

Wir sprechen in der Epidemiologie von<br />

Confounding, wenn das Resultat einer<br />

medizinischen Studie durch eine unbeachtete<br />

Störvariable (auch Drittvariable<br />

genannt) verzerrt wird.<br />

Eine hypothetische Studie, die untersucht,<br />

ob Alkohol ein Risikofaktor für Lungenkrebs<br />

ist, wird eine deutliche Assoziation<br />

feststellen. Es fehlt aber ein biologisch<br />

plausibler Zusammenhang für diese Assoziation.<br />

Wir wissen jedoch, dass Raucher<br />

häufiger Alkohol trinken als Nichtraucher.<br />

Rauchen ist also ein möglicher Confounder<br />

in der Frage, ob Alkohol (Studienfaktor)<br />

einen Einfluss auf die Entwicklung<br />

des Lungenkarzinoms (Outcome) hat.<br />

Drei Kriterien müssen erfüllt sein, damit<br />

Rauchen wirklich als Confounder gilt:<br />

• Bei Patienten, die keinen Alkohol trinken,<br />

muss Rauchen ein Risikofaktor für<br />

das Lungenkarzinom sein (was natürlich<br />

zutrifft). Allgemein gesagt, muss<br />

bei den Patienten, die den Studienfaktor<br />

nicht haben, die Drittvariable ein<br />

unabhängiger Risikofaktor für das<br />

Outcome sein.<br />

• Es muss ein Zusammenhang zwischen<br />

dem Rauchen und Alkoholkonsum<br />

existieren (wie bereits gesagt auch zutreffend).<br />

Die Drittvariable muss also<br />

mit dem Studienfaktor in der Studienpopulation<br />

assoziiert sein.<br />

• Rauchen darf nicht als kausales Glied<br />

zwischen Alkohol und Lungenkarzinom<br />

eingreifen (trifft ebenfalls zu). Die<br />

Drittvariable darf keine intervenierende<br />

Variable in der kausalen Kette zwischen<br />

Studienfaktor und Outcome sein.<br />

Das dritte Kriterium lässt sich am Zusammenhang<br />

zwischen Übergewicht und<br />

Atherosklerose illustrieren. Die Hypertonie<br />

könnte ein Confounder sein, da sie sowohl<br />

mit dem Studienfaktor als auch mit dem<br />

Outcome assoziiert ist. Der Bluthochdruck<br />

ist aber einer der Mechanismen, mit dem<br />

Übergewicht zu Atherosklerose führt, weshalb<br />

er vielmehr Teil eines echten kausalen<br />

Effektes und kein Störfaktor ist.<br />

Confounding kann in einer Über- oder<br />

Unterschätzung eines echten Studieneffektes<br />

resultieren. Alter, Geschlecht und<br />

sozioökonomischer Status von Patienten<br />

sind häufige Störvariablen in Studien:<br />

Viele Erkrankungen treten gehäuft bei<br />

älteren Patienten auf. Falls in einer Untersuchung<br />

der Studienfaktor (z.B. unausgewogene<br />

Diät) bei älteren Patienten<br />

ebenfalls häufiger vorkommt, müssen die<br />

möglichen Störeffekte des Alters berücksichtigt<br />

werden.<br />

Einem möglichen Confounding kann in<br />

der Planungsphase einer Studie begegnet<br />

werden, zum Beispiel mittels randomisierter<br />

Zuteilung der Patienten zu den Studien<br />

gruppen oder der Beschränkung der<br />

Studie auf Patienten mit oder ohne den<br />

Störfaktor. Ausserdem kann ein Confounding<br />

mit statistischen Methoden korrigiert<br />

werden.<br />

■<br />

Lukas Staub,<br />

Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Bern<br />

Berufs- und<br />

Personalverbände<br />

appellieren an<br />

den Grossen Rat<br />

Die Berufs- und Personalverbände des<br />

Kantons Bern, darunter auch der <strong>VSAO</strong>,<br />

haben im Juni die Grossrätinnen und<br />

Grossräte nochmals aufgefordert, die<br />

längst fälligen und dringend nötigen Verbesserungen<br />

beim Lohnsystem zu ermöglichen.<br />

Grossformatige Fotos erinnerten<br />

an die über 20 000 Kundgebungsteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer am 16. März<br />

<strong>2013</strong>.<br />

Ein Teilerfolg zeichnet sich ab, indem die<br />

vorberatende Kommission des Grossen<br />

Rates am 1. Juli einstimmig einen Vorschlag<br />

verabschiedet hat, der einen verlässlichen<br />

Lohnanstieg per Gesetz ermöglichen<br />

soll.<br />

Massives Sparund<br />

Abbaupaket<br />

Der Regierungsrat des Kantons Bern hat<br />

am 28. Juni <strong>2013</strong> unter dem beschönigenden<br />

Titel «Angebots- und Strukturüberprüfung<br />

(ASP)» sein 15. und bisher härtestes<br />

Sparpaket präsentiert. Das ASP-<br />

Gesamtpaket soll den Staatshaushalt<br />

jährlich um 231 Mio. Franken (2014) bis<br />

491 Mio. Franken (2017) entlasten. Das<br />

heute bereits leicht unter dem schweizerischen<br />

Mittel liegende Angebot des Kantons<br />

sinkt gemäss Medienmitteilung mit der<br />

ASP in vielen der 32 untersuchten Aufgabenfeldern<br />

im Vergleich zu anderen Kantonen<br />

auf das von der Regierung vorgegebene<br />

Ziel von 92 Prozent.<br />

Eine Übersicht über das Sparpaket zeigt,<br />

dass im Jahr 2014 ganze 56 Prozent der<br />

Sparmassnahmen den Gesundheits- und<br />

Sozialbereich betreffen. Hier werden insgesamt<br />

um die hundert Millionen Franken<br />

pro Jahr eingespart. Als ganz besonders<br />

problematisch beurteilt der <strong>VSAO</strong> die<br />

Massnahmen in der Psychiatrie und im<br />

Spitexbereich sowie die Streichung der<br />

Mittel für Zusatzfinanzierungen. Das sind<br />

Mittel für Ausgaben, die das KVG klar den<br />

Kantonen zuweist, zum Beispiel die Kosten<br />

für die ärztliche Weiterbildung, für<br />

Katastrophenplanung, für Vorhalteleistungen<br />

und so weiter. In andern Kantonen<br />

erhalten die Spitäler schon heute wesentlich<br />

mehr für diese Leistungen. Bei der<br />

Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung<br />

unterschreitet der Kanton Bern<br />

schon heute die Empfehlungen von BAG<br />

und GDK. In Anbetracht des enormen<br />

Ärztemangels in allen Berner Spitälern<br />

muss der Betrag deshalb erhöht und nicht<br />

gesenkt werden.<br />

Mehr zu den von der Regierung vorgeschlagenen<br />

Massnahmen sowie die Medienmitteilung<br />

des <strong>VSAO</strong> Bern unter www.<br />

vsao-bern.ch.<br />

Konsultation<br />

Spitalversorgungsverordnung<br />

(SpVV)<br />

Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion<br />

hat am 19. Juni das Konsultationsverfahren<br />

zur neuen Spitalversorgungsverordnung<br />

eröffnet. Die Unterlagen sowie die<br />

Stellungnahme des <strong>VSAO</strong> Bern finden Sie<br />

auf unserer Website www.vsao-bern.ch.<br />

Meldestelle bei<br />

Verletzungen<br />

des Arbeitsgesetzes<br />

Verstösse gegen das Arbeitsgesetz können<br />

nicht nur der vorgesetzten Stelle oder dem<br />

<strong>VSAO</strong> gemeldet werden, sondern auch direkt<br />

dem kantonalen Arbeitsinspektorat,<br />

das eine Meldestelle «Sicherheit und Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz» unterhält.<br />

http://www.vol.be.ch/vol/de/index/arbeit/<br />

arbeitnehmerschutz/gesundheitsschutz.<br />

html<br />

Die Mail-Meldungen an info.sga@vol.<br />

be.ch gehen direkt im zuständigen Fachbereich<br />

ein und werden selbstverständlich<br />

vertraulich behandelt.<br />

■<br />

Rosmarie Glauser,<br />

Geschäftsführerin Sektion Bern<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Sektion Wallis<br />

Liebe Mitglieder der ASMAVal<br />

Mit grossem Bedauern haben wir zur<br />

Kenntnis nehmen müssen, dass unsere<br />

langjährige Juristin und Beraterin, Fürsprecherin<br />

Antoinette Haldi, am 28. Mai<br />

<strong>2013</strong> unerwartet verstorben ist. Mit ihr<br />

haben wir eine wichtige Persönlichkeit<br />

unseres Verbandes verloren, die sich mit<br />

viel Professionalität für die Mitglieder engagiert<br />

hat. Ihr Einsatz hat uns ermöglicht,<br />

unsere Rechte geltend zu machen<br />

und so unsere Arbeitsbedingungen zu<br />

verbessern. Sie war für uns stets eine sehr<br />

vertrauensvolle und angenehme Kollegin,<br />

und wir bedauern diesen Verlust zutiefst.<br />

Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie<br />

und ihren Freunden.<br />

Die laufenden Dossiers ihrer Kanzlei wurden<br />

ad interim vom <strong>VSAO</strong> übernommen.<br />

Im Juni haben wir eine neue Anwältin<br />

mandatiert: Fürsprecherin Valentine Gétaz<br />

Kunz in Cully. Sie wird die Aufgaben<br />

von Antoinette Haldy übernehmen.<br />

Valentine Gétaz Kunz stammt aus dem<br />

Kanton Waadt, hat an der Universität Bern<br />

Rechtswissenschaften studiert und anschliessend<br />

in Neuenburg ihr Anwaltspatent<br />

gemacht, wo sie während vier Jahren<br />

als Anwältin tätig war. Nach ihrem Umzug<br />

in den Kanton Waadt war sie vier Jahre<br />

lang als Mitarbeiterin in einer Kanzlei in<br />

Lausanne tätig, in welcher sie sich auf das<br />

Arbeitsrecht spezialisiert hat. Im Jahre<br />

2006 hat sie ihre eigene Kanzlei eröffnet.<br />

2009 hat sie den Titel «Fachanwältin SAV<br />

Arbeitsrecht» erlangt. Sie verfügt damit<br />

über viel Erfahrung in diesem Bereich.<br />

Fürsprecherin Gétaz Kunz wird also die<br />

Arbeit von Fürsprecherin Haldy weiterführen,<br />

insbesondere die Verhandlungen betreffend<br />

die Vereinbarungen der Assistenzund<br />

Oberärzte der verschiedenen Spitäler<br />

im Wallis. Die Mitglieder der ASMAVal<br />

können sich mit Fragen zum Arbeitsrecht<br />

oder bei Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber<br />

gerne an sie wenden. Die ASMAVal freut<br />

sich auf die Zusammenarbeit mit Valentine<br />

Gétaz Kunz.<br />

Nachtrag<br />

unterzeichnet<br />

2011 wurde die Vereinbarung zu den Arbeits-<br />

und Weiterbildungsbedingungen<br />

der Assistenz- und Oberärzte des Spital<br />

Wallis ausgehandelt. Nun konnte ein<br />

Nachtrag dazu unterzeichnet werden. Dieser<br />

Abschluss war das prägende Ereignis<br />

am Ende des ersten Halbjahres <strong>2013</strong>. Die<br />

Unterzeichnung dieses Nachtrages sieht<br />

die Einführung einer neuen Lohntabelle<br />

vor, die nicht nur die Bedingungen für die<br />

Lohnentwicklung, die jeweils zu Beginn<br />

eines jeden Jahres medizinischer Praxis<br />

zum Tragen kommt, sondern auch das<br />

Beförderungssystem vereinfacht. Ein Ausführungsreglement,<br />

das ein integrierender<br />

Bestandteil des Nachtrages zur Vereinbarung<br />

ist, regelt die Übergangsbedingungen<br />

zur neuen Lohntabelle, die ab 1. Juni<br />

<strong>2013</strong> gilt. Weiter wurde eine Erhöhung der<br />

Nachtarbeitsentschädigung von CHF 0.50<br />

pro Stunde gewährt. Diese wird 2014 und<br />

2015 fortgeführt. Sie beträgt somit neu<br />

CHF 6.50 pro Stunde.<br />

Was die wöchentliche Arbeitszeit betrifft,<br />

gilt weiterhin die 50-Stunden-Woche. Es<br />

werden besondere Anstrengungen unternommen,<br />

um diese einzuhalten. Bei der<br />

Planung von Arbeitseinsätzen über zwei<br />

Wochen, die zu einer Stundenzahl führen,<br />

die tiefer als die vertragliche Arbeitszeit<br />

(100 Stunden bei einem vollen Pensum)<br />

liegt, kann das Spital Wallis die nicht verplanten<br />

Arbeitsstunden dem betreffenden<br />

Arzt nicht mehr belasten. Die zusätzliche<br />

Arbeitszeit, d.h. die Zeit über der maximalen<br />

Wochenarbeitszeit von 50 Stunden,<br />

wird über drei Monate kompensiert, aber<br />

höchstens über sechs Monate, sofern eine<br />

entsprechende Vereinbarung zwischen<br />

dem Arzt und seinem Vorgesetzten besteht.<br />

Andernfalls werden die Stunden<br />

gemäss Arbeitsgesetz entschädigt.<br />

Zu erwähnen ist auch noch, dass das Spital<br />

Wallis seine Zusammenarbeit mit dem<br />

Roten Kreuz der Kantone Wallis und<br />

Waadt für die Betreuung kranker und/<br />

oder verunfallter Kinder fortsetzt. Darin<br />

sind jeweils 30 Stunden Betreuung pro<br />

Kind und Jahr für das gesamte Personal<br />

vorgesehen. Zum Schluss sei noch darauf<br />

hingewiesen, dass entgegen dem, was in<br />

der Vereinbarung vorgesehen ist, der<br />

Rückgang des Indexes der Konsumentenpreise<br />

von –0,3% Ende November 2012<br />

nicht auf die Löhne überwälzt wurde.<br />

Übergangsjahr<br />

Unsere Mitgliederversammlung fand am<br />

6. März <strong>2013</strong> statt. Dabei wurde der Vorstand<br />

erweitert. Ich hatte das Vergnügen,<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


<strong>VSAO</strong><br />

wieder ins Präsidium gewählt zu werden.<br />

Manuel Pernet übt sein Amt als Sekretär<br />

weiterhin aus, während Jean Bonnemain<br />

zum neuen Vize-Präsidenten gewählt<br />

wurde. Das Jahr <strong>2013</strong> ist ein Übergangsjahr,<br />

in welchem die bisherigen Mitglieder<br />

die Verantwortung an die neuen Mitglieder<br />

übergeben werden. Denn nächstes<br />

Jahr werden mehrere von uns die Walliser<br />

Sektion verlassen und zu neuen Ufern<br />

aufbrechen.<br />

Dieses Jahr werden wir unsere normalen<br />

Aktivitäten, wie die Kontrolle der Umsetzung<br />

der Vereinbarung, die Förderung der<br />

Sektion und die Information der Mitglieder<br />

weiterführen. Zudem wurden wir eingeladen,<br />

gemeinsam mit der Sektion<br />

Waadt, in der Arbeitsgruppe zur Erarbeitung<br />

einer neuen Vereinbarung zu den<br />

Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

der Assistenz- und Oberärzte des zukünftigen<br />

Hôpital Riviera Chablais mitzuarbeiten.<br />

Der Text wird im Laufe des zweiten<br />

Halbjahres <strong>2013</strong> vorliegen. Die Mitgliederversammlungen<br />

der beiden kantonalen<br />

Sektionen werden anschliessend darüber<br />

befinden. Wir hoffen, dass wir die bestmöglichen<br />

Bedingungen aushandeln und<br />

damit die grösstmögliche Anzahl Ärzte<br />

zufrieden stellen können.<br />

Wir erinnern Euch daran, dass wir immer<br />

interessiert sind zu erfahren, ob Eure Arbeitsverträge<br />

korrekt umgesetzt werden.<br />

Ihr könnt Eure Bemerkungen jederzeit an<br />

folgende Adresse richten: secretaire@asmaval.ch.<br />

Ich wünsche Euch allen einen schönen<br />

Sommer.<br />

■<br />

Jessika Métrailler-Mermoud<br />

Kontakt ASMAVal<br />

Präsidium: Jessika Métrailler-Mermoud,<br />

president@asmaval.ch<br />

Sekretariat: Manuel Pernet,<br />

secretaire@asmaval.ch<br />

Rechtsberatung<br />

Fürsprecherin Valentine Gétaz Kunz<br />

Ruelle du Temple 4<br />

Postfach 20<br />

1096 Cully<br />

Tel. 021 799 92 80, Fax 021 799 92 82<br />

E-Mail: getazkunz@etude-vgk.ch<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

swimsa<br />

Delegiertenversammlung<br />

<strong>2013</strong><br />

Vom 25. bis zum 27. April <strong>2013</strong> trafen sich<br />

Studentinnen und Studenten aller medizinischer<br />

Fakultäten zum nationalen Kongress<br />

SMSC (Swiss Medical Students’ Convention)<br />

in Bern. Der Anlass bot unter dem<br />

Titel «Surgery – Cutting Edge» eine Vielfalt<br />

an praktischen Workshops und eindrücklichen<br />

Vorträgen sowie eine Podiumsdiskussion.<br />

Zeitgleich fand die Delegiertenversammlung<br />

der swimsa statt.<br />

Delegierte aller Fakultäten sowie der<br />

swimsa-Projekte waren an der Versammlung<br />

vertreten; gewählt wurden der Vorstand,<br />

die Gremienvertreter, die Nationalen<br />

Projektkoordinatoren und die Aufsichtskommission<br />

der swimsa. Auch die Statuten<br />

wurden auf den neusten Stand gebracht.<br />

In zwei Sitzungen, die zusammen mehr<br />

als sechs Stunden dauerten, wurde angeregt<br />

über die bisherige Struktur der swimsa<br />

(Projekte und Fakultäten) diskutiert<br />

und eine Umstrukturierung vollzogen. Es<br />

wurde ein Modell gewählt, bei dem ab<br />

jetzt nur noch die Fakultäten in der Delegiertenversammlung<br />

ein Wahlrecht haben,<br />

während Vertreter aller nationalen<br />

swimsa-Projekte Einsitze ohne Wahlrecht<br />

haben. Ausserdem konnte die swimsa das<br />

neue, inspirierende Projekt «UAEM –<br />

Switzerland» (Universities Allied for Essential<br />

Medicine) in den Reihen der swimsa<br />

Projekte begrüssen. Dieses internationale<br />

Projekt setzt sich für den gleichberechtigten<br />

Zugang zu Medikamenten ein.<br />

Ein Punkt auf der Traktandenliste war,<br />

den Preisträger für den «You Rock swimsa<br />

Award <strong>2013</strong>» zu bestimmen. Dieser<br />

Preis ehrt jedes Semester einen Medizinstudenten,<br />

der mit seinem Engagement<br />

und Enthusiasmus Grosses für die swimsa<br />

vollbracht und die swimsa-Mitglieder mit<br />

seiner Motivation mitgerissen hat. Dieses<br />

Mal ging der Preis an Alexandre Moser<br />

aus Lausanne. Alexandre Moser war von<br />

2010 bis 2012 Präsident der swimsa, doch<br />

sein Engagement begann bereits viel früher.<br />

Zuvor vertrat er die AEML (Association<br />

des Etudients en Médecine de Lausanne)<br />

in der swimsa und arbeitete aktiv<br />

an der Verbesserung der swimsa-Struktur<br />

mit. Zeitgleich war er die Stimme der Medizinstudenten<br />

in der SMIFK. An internationalen<br />

Kongressen nahm er unter anderem<br />

als «Head of Delegation» teil und<br />

repräsentierte die Schweiz auf internationaler<br />

Ebene. Von September 2012 bis März<br />

<strong>2013</strong> war er ausserdem Generalsekretär<br />

der IFMSA (International Federation of<br />

Medical Students’ Association).<br />

Die swimsa verlieh zudem dieses Jahr zum<br />

ersten Mal den «swimsa Project Award».<br />

Dieser Preis kam in Kooperation mit JDMT<br />

(Junior Doctor Medical Team) zustande<br />

und soll ausserordentliche Projekte belohnen.<br />

Besonders wichtige Kriterien für die<br />

fünfköpfige Jury (inkl. Externen) waren<br />

Originalität, nationale Umsetzbarkeit und<br />

Erfolg. Ausgezeichnet wurde das Projekt<br />

«Marrow Switzerland», welches in der<br />

ganzen Schweiz erfolgreich auf die Registrierung<br />

von neuen Stammzellspendern<br />

aufmerksam macht.<br />

Die Mitglieder wurden schliesslich über<br />

die nächste SMSC (Swiss Medical Students’<br />

Convention) informiert, die vom 1.<br />

bis 3. November <strong>2013</strong> in Genf zum Thema<br />

«Hausarztmedizin» stattfinden wird. ■<br />

Sophie Wang, Vizepräsidentin<br />

für externe Angelegenheiten<br />

Vorstand (v.l.n.r.): Aude Berweiler (Generalsekretärin), Alessandra Bosch (Vizepräsidentin für Interne Angelegenheiten),<br />

Stephan Ursprung (Kassier), Anna Wang (Präsidentin), Laetitia Schaller (Vizepräsidentin für Ausbildung),<br />

Sophie Wang (Vizepräsidentin für Externe Angelegenheiten)<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Tarkan Göksu, Geschäftsführer und<br />

Jurist der Sektion Freiburg<br />

Vor Eingriffen muss ich<br />

jeweils die Patienten aufklären.<br />

Wie weit geht<br />

diese Aufklärungspflicht,<br />

worauf muss ich speziell<br />

achten, und gibt es festgelegte<br />

Fristen, in denen<br />

das Gespräch erfolgen<br />

muss?<br />

Grundsätzlich bedarf jeder medizinische<br />

Eingriff der Einwilligung des Patienten.<br />

Anderenfalls ist der Eingriff widerrechtlich.<br />

Wohl werden sich viele Ärzte sagen,<br />

dass sie den Eingriff ja nicht zu ihrem<br />

Vergnügen vornehmen, sondern im Interesse<br />

des Gesundheitszustands des Patienten.<br />

Nichtsdestotrotz geniesst der Arzt<br />

grundsätzlich keine Sonderstellung.<br />

Zweck der persönlichen Integrität ist<br />

nämlich auch das Selbstbestimmungsrecht<br />

des Patienten, welches respektiert<br />

werden muss. Mithin kommt es juristisch<br />

nicht darauf an, ob ein Eingriff aus medizinischer<br />

Sicht nützlich oder gar geboten<br />

ist, sondern es ist nur zulässig, was<br />

der Patient will.<br />

Damit der Patient gültig einwilligen kann,<br />

muss er über den Eingriff ausreichend<br />

aufgeklärt werden. Nur so kann er in<br />

Kenntnis der Sachlage gültig seine Einwilligung<br />

erteilen. Der Arzt ist zu einer<br />

einfachen, verständlichen und wahrheitsgetreuen<br />

Aufklärung hinsichtlich Diagnose,<br />

Prognose, Therapie, Operationsrisiken<br />

und Heilungschancen verpflichtet.<br />

Allgemein ist bei gewöhnlich mit grossen<br />

Risiken verbundenen Operationen, die<br />

schwerwiegende Folgen haben können,<br />

ausführlicher aufzuklären, als wenn es<br />

sich um einen im Allgemeinen unproblematischen<br />

Eingriff handelt. Als sehr riskant<br />

gilt ein Eingriff, wenn er ein hohes<br />

Komplikations- und Misserfolgsrisiko mit<br />

sich bringt. Bei Behandlungen, die keine<br />

besondere Gefahr und keine endgültige<br />

oder länger dauernde Beeinträchtigung<br />

der körperlichen Integrität mit sich bringen,<br />

oder bei entsprechendem Vorwissen<br />

des Betroffenen sowie in Notfällen kann<br />

die Aufklärung entfallen. Kein Notfall<br />

liegt übrigens vor, wenn sich während einer<br />

Operation die Frage nach einem ungeplanten<br />

Eingriff stellt; wenn möglich ist<br />

die Operation zu unterbrechen, damit die<br />

Einwilligung des Patienten eingeholt werden<br />

kann. Übrigens muss der Arzt beweisen,<br />

dass er den Patienten ausreichend<br />

aufgeklärt hat; ein allgemeiner Vermerk<br />

in der Krankengeschichte, dass der Patient<br />

über die geplante Operation und ihre<br />

möglichen Komplikationen informiert<br />

worden sei, genügt nicht. Schliesslich<br />

muss der Patient über hinreichend Bedenkzeit<br />

verfügen und ist daher (Notfälle<br />

vorbehalten) mindestens drei Tage vor<br />

dem Eingriff aufzuklären.<br />

Wird der Patient nicht oder nicht genügend<br />

aufgeklärt, ist die Einwilligung ungültig<br />

und der Eingriff widerrechtlich. Der<br />

Arzt wird schadenersatz- und genugtuungspflichtig,<br />

und zwar selbst wenn ihm<br />

bezüglich des Eingriffs kein Fehler unterläuft.<br />

Immerhin kann sich der Arzt durch<br />

den Nachweis zu entlasten versuchen,<br />

dass der Patient auch bei hinreichender<br />

Aufklärung in den Eingriff eingewilligt<br />

hätte (sog. hypothetische Einwilligung).<br />

Keine hypothetische Einwilligung wird<br />

dabei angenommen, wenn die Schwere<br />

oder die Risiken eines Eingriffes einen<br />

gesteigerten Bedarf des Patienten an Aufklärung<br />

erfordert hätten, da in solchen<br />

Fällen wahrscheinlich erscheint, dass der<br />

Patient, wäre er ausreichend aufgeklärt<br />

worden, sich in einem echten Entscheidungskonflikt<br />

befunden hätte und Bedenkzeit<br />

verlangt hätte.<br />

Als Leitgedanke gilt daher: Lieber zu viel<br />

aufklären, als zu wenig, und immer alles<br />

beweismässig (schriftlich) festhalten! ■<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

-Inside<br />

Raphael Kramer<br />

Wohnort: Zollikofen<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: 1.7.2012<br />

Funktion im <strong>VSAO</strong>: IT-Verantwortlicher<br />

Support & Projekte, Sachbearbeiter<br />

Mitgliedschaftswesen<br />

Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />

engagiert, dynamisch, fokussiert<br />

Bereits früh interessierte sich Raphael Kramer<br />

für IT. Deshalb liess er sich nach Abschluss<br />

der Wirtschaftsmittelschule in<br />

Bern zum Webmaster ausbilden. Nach einigen<br />

Stationen führte ihn sein Berufsweg<br />

zur Swisscom und schliesslich zum <strong>VSAO</strong>.<br />

Im Zentralsekretariat ist er seit 2012 für<br />

den IT-Bereich zuständig. Er unterstützt<br />

die Mitarbeitenden in technischen Belangen<br />

(Software & Hardware), wartet und<br />

plant die IT-Infrastruktur, koordiniert den<br />

Austausch und die Synchronisation der<br />

Daten mit der FMH, dem Intranet und via<br />

Internet und führt IT-Projekte durch. Daneben<br />

unterstützt er die Mitarbeiterinnen<br />

im Bereich Mitgliedschaftswesen beim<br />

Erledigen von Mutationsmeldungen, erteilt<br />

Auskünfte betreffend Mitgliedschaft <strong>VSAO</strong><br />

und FMH, hilft mit bei der Rechnungserstellung<br />

und dem Mahnwesen <strong>VSAO</strong>, erstellt<br />

Adressselektionen und Reports für die<br />

Abteilung Services und Projekte. «Die<br />

Vielseitigkeit meines Aufgabenbereichs beschert<br />

mir einen abwechslungsreichen<br />

Arbeitsalltag. Am interessantesten sind<br />

Aufgaben, welche Neuerungen bringen, wo<br />

man etwas verändern und verbessern<br />

kann», sagt Raphael. «Ideen für die Weiterentwicklung<br />

unserer Informatik, insbesondere<br />

auch die Einbindung der neuen<br />

Medien im Mitgliedschaftswesen sind vorhanden.<br />

Ich bin sehr motiviert, diese mitzugestalten<br />

und umzusetzen.» In seiner<br />

Freizeit widmet sich Raphael am liebsten<br />

der Musik, die ein wichtiger Ausgleich zum<br />

Arbeitsalltag ist. Er spielt Gitarre und probt<br />

ein- bis zweimal wöchentlich mit seiner<br />

Band. Auch Ideen für eigene Produktionen<br />

ausserhalb der Band sind seit Längerem<br />

vorhanden. Momentan fehlt ihnen allerdings<br />

noch der Endschliff. Bestens eingespielt<br />

haben sich dagegen die Rock/Metal-<br />

Events, an deren Organisation Raphael<br />

massgeblich beteiligt ist. Viermal pro Jahr<br />

findet man ihn im Graffiti in Bern, wo er<br />

vor dem Anlass mit Bühnenaufbau, Einrichtung<br />

des Konzertlokals sowie technischen<br />

Aufbauarbeiten beschäftigt ist. Während<br />

der Konzerte selbst bleibt ihm dafür<br />

genügend Zeit, sich unter die Besucher zu<br />

mischen. Und zum Schluss wartet die anstrengende<br />

Aufräumarbeit, die sich nach<br />

einigen Jahren jedoch mit einem zufriedenen<br />

Lächeln erledigt. Nach seinem grössten<br />

Wunsch gefragt, antwortet Raphael:<br />

«ein langes und erfülltes Leben». ■<br />

Guillaume Favre<br />

Wohnort: Genf<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit: 2005<br />

Funktion im <strong>VSAO</strong>: Mitglied des<br />

Geschäftsauschusses und des<br />

Zentralvorstandes, Delegierter<br />

DV FMH<br />

Arbeitsort und Funktion im Spital:<br />

Oberarzt in der Klinik für<br />

Psychogeriatrie an den Hôpitaux<br />

Universitaires de Genève<br />

Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />

Ein sympathischer, aktiver und<br />

für die Romands offener Verband!<br />

Guillaume hat in Lausanne und Berlin<br />

Medizin studiert. Als Assistenzarzt hat er<br />

auf der Inneren Medizin sowie auf der<br />

Kinder- und Erwachsenenpsychiatrie gearbeitet.<br />

Neben der Arbeit widmet Guillaume<br />

möglichst viel Zeit seiner Familie.<br />

Zudem engagiert er sich für die Entwicklung<br />

der Schweizerischen Vereinigung<br />

psychiatrischer Assistenzärztinnen und<br />

Assistenzärzte (SVPA) www.svpa-asmap.<br />

com. Innerhalb des <strong>VSAO</strong> sieht er seine<br />

primäre Aufgabe darin, die «welsche»<br />

Meinung in die Debatten einzubringen<br />

und die spezifischen Herausforderungen,<br />

die sich in der Romandie stellen, bekannt<br />

zu machen und damit den Fluss der Informationen<br />

sicherzustellen. Denn für ihn<br />

haben die Ärzte allzu häufig die Tendenz,<br />

sich zu isolieren und die ganze Verantwortung<br />

alleine auf sich zu nehmen, manchmal<br />

auch zum eigenen Nachteil. Guillaume<br />

erachtet den Einsatz in den verschiedenen<br />

Gremien des <strong>VSAO</strong> als wichtig,<br />

denn die Erwartungen gegenüber den<br />

Ärzten sind mannigfaltig (Patienten, Pfle-<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


<strong>VSAO</strong><br />

gefachpersonen, Versicherer, Hierarchie,<br />

Politik…). Dazu kommt, dass die medizinische<br />

Ausbildung einen gewissen Individualismus<br />

fördert, der nur durch einen<br />

Verband wie den <strong>VSAO</strong> in positive Energie<br />

für die Mehrheit und zugunsten von Veränderungen<br />

umgewandelt werden kann.<br />

An der Arbeit für den <strong>VSAO</strong> schätzt er besonders,<br />

dass er über Informationen auf<br />

nationaler Ebene verfügen kann sowie die<br />

Möglichkeit hat, Kontakte zu knüpfen, um<br />

das schweizerische Gesundheitssystem<br />

und dessen Akteure besser zu verstehen<br />

und gleichzeitig auch seine Meinung einbringen<br />

kann. Sein grösster Traum ist es,<br />

dass die Ärzte ihre Weiterbildung unter<br />

guten Bedingungen und unter Einhaltung<br />

des Arbeitsgesetzes absolvieren können<br />

sowie dabei ein Mindestmass an Sozial-<br />

und Familienleben geniessen dürfen.<br />

Auf die Frage nach einer Anekdote aus<br />

seiner Tätigkeit beim <strong>VSAO</strong> antwortet<br />

Guillaume, dass die Zugehörigkeit zu einer<br />

Sprachminderheit gewisse Vorteile<br />

bringe, aber dass er manchmal nicht wisse,<br />

ob sein Französisch oder sein Deutsch<br />

mehr staunende Blicke bei seinen Gesprächspartnern<br />

auslöse. ■<br />

Erfolgreicher Lehrabschluss<br />

2010 hatte Tanja Kuster als erste Lernende<br />

im Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong> ihre<br />

kaufmännische Grundausbildung EFZ<br />

begonnen. Nun freuen wir uns über den<br />

erfolgreichen Abschluss (Prädikat sehr<br />

gut) ihrer Ausbildung und gratulieren<br />

ihr ganz herzlich. Ebenso freuen wir<br />

uns, dass Tanja von nun an als Sachbearbeiterin<br />

Service und Projekte im Zentralsekretariat<br />

des <strong>VSAO</strong> tätig sein wird.<br />

Nach den Sommerferien können wir<br />

einen neuen Lehrling in unseren Reihen<br />

begrüssen.<br />

Das Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong><br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Die wichtigen Fragen stellen<br />

Die Medizin kann zunehmend mehr. Soll sie dieses Können immer ausschöpfen? Wie gelangen<br />

wir zu Evidenz im medizinischen Sollen? Solche Fragen beschäftigen Andreas U. Gerber, ehemaliger<br />

internistischer Chefarzt, seit Langem. Nach der Pensionierung hat er u.a. ein Masterstudium zum<br />

Thema der ethischen Entscheidungsfindung abgeschlossen. Neben seiner Unterrichts- und Konsiliartätigkeit<br />

absolviert er zurzeit ein Studium an der Universität Zürich.<br />

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Marco Zanoni.<br />

Manche Keime werden früh gelegt, und<br />

die daraus wachsenden Pflanzen treiben<br />

ein Leben lang Blüten. Andreas U. Gerber<br />

wurde bereits als Assistenzarzt mit jenen<br />

Fragen konfrontiert, die ihn ein Berufsleben<br />

lang begleiten sollten und denen er<br />

sich nach der Pensionierung vollends zuwandte.<br />

Als Assistenzarzt auf einer onkologischen<br />

Abteilung zog es ihn in die<br />

Grundlagenforschung. Gleichzeitig untersuchte<br />

ein Kollege der Psychiatrie auf<br />

derselben Abteilung den Umgang der Ärzte<br />

mit den Patienten. Mit der Stoppuhr<br />

hielt er die Zeit fest, die die Ärzte am Krankenbett<br />

verbrachten. Das Ergebnis war<br />

ebenso deutlich wie ernüchternd: Je hoffnungslos<br />

kränker der Patient, desto kürzer<br />

der Arztbesuch. In Andreas Gerber keimte<br />

die Frage nach dem Sinn des Arztseins<br />

auf, nach den Aufgaben der Medizin und<br />

nach den Erwartungen des Patienten. Ist<br />

es mit einer umfassenden Anamnese, einer<br />

treffsicheren Diagnose und einer erfolgreichen<br />

Behandlung getan? Und was<br />

soll der Arzt tun, wenn seine kurativen<br />

Möglichkeiten erschöpft sind? Eine Frage,<br />

welche sich angesichts der damaligen<br />

Möglichkeiten der internistischen Onkologie<br />

täglich aufdrängte und doch meist<br />

unbeantwortet blieb.<br />

Der Weg führte Andreas Gerber in der Folge<br />

weg von der Forschung, zur Inneren<br />

Medizin und klinischen Infektiologie<br />

nach Burgdorf und schliesslich nach Biel,<br />

wo er als Chefarzt der medizinischen Klinik<br />

arbeitete. Die Frage nach dem Umgang<br />

mit den Patienten blieb eine zentrale<br />

Konstante. Gerber versuchte, die Ärztinnen<br />

und Ärzte seines Teams dafür zu<br />

sensibilisieren: «Ständig drängte sich die<br />

Frage auf, ob wir wirklich den Patienten<br />

ins Zentrum stellen, wie es fortwährend<br />

behauptet wird. Oft habe ich ein wenig<br />

sarkastisch geantwortet, dass wohl jeder<br />

gute Verkäufer seinen Kunden und dessen<br />

Erwartungen besser zu erfassen versucht,<br />

als wir Ärzte es tun. Wir neigen ständig<br />

dazu, einfach das zu tun, was immer als<br />

‹best interest› imponiert. Sehen wir uns<br />

mit medizinischem Unvermögen konfrontiert,<br />

so laufen wir Gefahr, irgendwie<br />

zu ‹fliehen›. So haben wir seit den 90er-<br />

Jahren im Sinne eines ‹kooperativen<br />

Teamworks› versucht, individuelle Situationen<br />

besser aus dem Blickwinkel des<br />

Patienten zu verstehen. Wir versuchten<br />

uns dahingehend zu ‹erziehen›, mit allen<br />

Patienten auch über ihr Schicksal, den<br />

Tod und ihre Erwartungen im Falle einer<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


fokus<br />

äusserst kritischen Situation zu sprechen.»<br />

Das alles geschah damals noch<br />

ohne wirkliche Struktur und ohne grosses<br />

Hintergrundwissen um Ethik.<br />

Von der Praxis zur Theorie<br />

Der Entscheid zum 2. Akt fiel bei einem<br />

Frühstück, als Gerber (damals 60-jährig)<br />

daran war, ein Sabbatical zu planen. Seine<br />

Frau fragte ihn, ob er, anstatt das anvisierte<br />

Programm zu absolvieren, nicht<br />

einmal einfach «gar nichts tun» wolle<br />

und ging dann zur Arbeit. Die Frage blieb<br />

im Raum stehen. Die Herausforderung,<br />

gar nichts zu tun, keine Aufgabe zu haben,<br />

schien für den immer beschäftigten<br />

Chefarzt schlicht unmöglich. Doch – der<br />

Weisheit seiner Frau folgend – machte er<br />

sich schliesslich genau dies zur Aufgabe.<br />

Er schob alle Pläne beiseite und «tat<br />

nichts», was ihn dazu zwang, sich mit all<br />

jenen Fragen zu beschäftigen, die in der<br />

Hektik des Alltags bis dahin keinen Platz<br />

gefunden hatten. Andreas Gerber versuchte<br />

zu ergründen, was sein Altersbeitrag<br />

sein könnte, was er angesichts einer immer<br />

technischer und mächtiger werdenden<br />

Medizin neben dem Fachwissen jungen<br />

Ärzten mitgeben könnte. Die Antwort<br />

war schnell klar: Es war die Beschäftigung<br />

mit der Frage nach dem Sinn und dem<br />

Sollen in der Medizin, die in Folge ihrer<br />

Komplexität von der primär faszinierenden<br />

(und einfacheren) Frage nach dem<br />

Können verdrängt worden war.<br />

Andreas Gerber entdeckte die Philosophie<br />

wieder, die ihn als Gymnasiast bereits<br />

fasziniert hatte. Seinem Naturell entsprechend<br />

reichte die Lektüre von ein, zwei<br />

einschlägigen Werken nicht aus. Er entschloss<br />

sich zu einem Nachdiplomstudium<br />

an der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />

für Soziale Arbeit und dem Institut<br />

Dialog Ethik in Zürich. Den dreijährigen<br />

Lehrgang «Ethische Entscheidungen<br />

in Organisationen und Gesellschaft»<br />

schloss er mit einer kritischen Masterarbeit<br />

zum Thema der Patientenautonomie<br />

ab. Zunächst studierte Gerber nebenbei,<br />

stellte aber schnell fest, dass die Belastung<br />

zu gross war. Mit 63 Jahren liess er sich<br />

pensionieren, um sich ganz seiner «Mission»<br />

widmen zu können. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut Dialog Ethik baute<br />

er dessen Angebot von Kursen zu ethischen<br />

Entscheidungen in der Medizin<br />

weiter aus und leitete einen Teil dieser<br />

Kurse selber. Zudem belegte er den Pilotstudiengang<br />

«Biomedical Ethics and<br />

Law» der Universität Zürich.<br />

Es sei nicht ganz einfach, nochmals ein<br />

völlig neues Gebiet zu erarbeiten, meint<br />

er, zumal das Denken in den Geisteswissenschaften<br />

ein ganz anderes sei als in der<br />

heute sehr naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />

Medizin. Als Erstes müsse man<br />

lernen zu verstehen und zu akzeptieren,<br />

dass es auf die Frage nach dem Sollen<br />

keine faktischen und damit keine einfachen<br />

Antworten geben kann, und ebenso<br />

keine abschliessenden oder universellen<br />

Handlungsanweisungen. Doch wie gelangen<br />

wir zu Evidenz im Sollen – so die<br />

zentrale Frage? Der ehemalige Chefarzt<br />

und Dozent musste zunächst Disziplin<br />

und das zuhörende Schweigen wiedererlernen,<br />

um als Kommilitone Akzeptanz<br />

zu finden. «Immerhin habe ich einen<br />

gewissen Grossvater-Bonus», lacht er,<br />

«doch darf ich nicht belehrend sein wie<br />

ein Vater und möglichst nicht ungefragt<br />

meinen Erfahrungsschatz und das medizinische<br />

Fachwissen einbringen.» Das<br />

Studium in seinem Alter sei aber auf jeden<br />

Fall eine Herausforderung, man sei intellektuell<br />

nicht mehr ganz so behände.<br />

Entsprechend stelle er sich auch die Frage,<br />

ob das gesteckte Ziel einer Studium abschliessenden<br />

PhD-Arbeit für ihn noch zu<br />

bewältigen sei.<br />

Von der Theorie zur Praxis<br />

Nachdem das Studium sozusagen den<br />

theoretischen Unterbau für jene Anliegen<br />

lieferte, die Andreas Gerber ein Arbeitsleben<br />

lang begleiteten, setzt er heute dieses<br />

Wissen wieder in die Praxis um. Während<br />

der letzten vier Jahre sass er (zunächst als<br />

einziger Mediziner) im Projektteam und<br />

der Geschäftsstelle des Swiss Medical<br />

Board. Das Swiss Medical Board befasst<br />

sich mit der Frage nach Wirksamkeit,<br />

Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

von medizinischen Massnahmen verschiedenster<br />

Art. Daneben ist Gerber eine<br />

Art Reisender in Fragen Ethik und Medizin.<br />

Da Ethik heute in den Weiterbildungscurricula<br />

der Assistenz- und Oberärzte<br />

festgeschrieben ist, unterrichtet er<br />

in dieser Disziplin an verschiedenen<br />

Spitälern. Gefragt ist seine Arbeit oftmals<br />

auch in Alters- und Pflegeheimen, wo die<br />

Mitarbeiter täglich mit der End-of-Life-<br />

Problematik konfrontiert sind. Oft wäre<br />

seinen «Kunden» am liebsten, dass Gerber<br />

in konkreten Fällen einen Entscheid<br />

treffen oder klare Handlungsanweisungen<br />

geben würde. «Ich darf und kann<br />

aber nur Advokat des Entscheidungsprozesses<br />

sein», sagt er. «Sollens-Entscheide<br />

müssen unter Berücksichtigung der Erwartungen<br />

des betreffenden Patienten<br />

gemeinsam, interdisziplinär und inter-<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

professionell erarbeitet werden, denn<br />

schliesslich muss das Team auch die<br />

Verantwortung für den Entscheid und<br />

dessen Umsetzung übernehmen. Mir selber<br />

kommt die Aufgabe des ‹decision facilitators›<br />

zu und die Überwachungsaufgabe,<br />

dass die Entscheidungen transparent<br />

und nachvollziehbar gefällt werden.<br />

Schliesslich versuche ich, einen Beitrag<br />

zu leisten, dass eine Kultur gefördert wird,<br />

die den Patienten ins Zentrum setzt und<br />

die neben dem medizinischen Können<br />

der Frage nach dem Sollen den gebührenden<br />

Platz einräumt.»<br />

Keine Zeit zum Nichtstun<br />

Auf die Frage, ob er nicht manchmal davon<br />

träume, einfach die Füsse hochzulegen<br />

und gar nichts zu tun, antwortet<br />

Andreas Gerber mit einem klaren Nein. Es<br />

sei schlicht nicht seine Art. Er brauche<br />

eine Aufgabe, ob sie nun von aussen komme<br />

oder selbst gestellt sei. Obgleich er in<br />

seinem Ruhezustand in unterschiedlicher<br />

Form weiterhin arbeitet, bleibt Zeit für<br />

Familie und Freunde, für Bücher und<br />

Reisen. «Dies dank meiner Frau; sie sorgt<br />

dafür, dass mein Sozialleben und mein<br />

Interesse an Kultur und belletristischer<br />

Literatur nicht verkümmert.» Und falls<br />

sein rastloser Geist nach einer Pause verlangt,<br />

geht er joggen: «je steiler desto lieber».<br />

Auf diese Weise sammelt er Kraft,<br />

um auch den 2. Akt scheinbar mühelos<br />

und mit Freude meistern zu können. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


fokus<br />

Vom Stethoskop zur Mistgabel<br />

Für einige ist die Pensionierung ein Sturz in die Bedeutungslosigkeit, für andere ein markanter<br />

Zuwachs an Selbstbestimmung und bisweilen sogar an Selbstversorgung. Oswald Oelz, ehemaliger<br />

Chefarzt Innere Medizin am Triemlispital, besteigt nicht nur hohe Berge in aller Welt, sondern<br />

bewirtschaftet auch einen kleinen Bauernhof. Besonders angetan haben es ihm die Schafe.<br />

Oswald Oelz, Internist und Autor<br />

Neben unserem Haus in Feldkirch lagen<br />

der Gemüsegarten und dahinter die Obstbäume<br />

und der Hühnerstall. Grossmutter<br />

und Mutter pflanzten und hegten Kartoffeln,<br />

Gemüse und Früchte. Eine Ecke war<br />

für Vaters Tabakpflanzen reserviert. So<br />

gab es in den kargen Nachkriegsjahren<br />

immer genug zu essen und für Vater ein<br />

kräftiges Kraut, mit dem er das ganze<br />

Haus einnebelte. An hohen Feiertagen<br />

holte die Grossmutter mit erster Miene ein<br />

älteres Huhn, dessen «Eiersoll» abnehmend<br />

war. Das Beil in der rechten Hand<br />

beendete sie auf dem Hackstock das Hühnerleben;<br />

Vater bekam die Schenkel und<br />

wir Kinder die Suppe. Diese archaische<br />

Erfahrung hat meine Meinung über die<br />

richtige Lebensweise geprägt: Wir tun etwas<br />

Sinnvolles und werden dafür belohnt.<br />

So habe ich die Praxis der Medizin verstanden<br />

und ausgeübt: Wir setzen erlernte<br />

Wissenschaft mit Einfühlungsvermögen<br />

um und werden dafür auch noch belohnt<br />

– mit Heilungserfolgen, einem Lächeln<br />

der Patienten und schliesslich noch einem<br />

guten Gehalt, das uns ein sorgenarmes<br />

Leben ermöglicht. Nach 23 begeisterten<br />

und arbeitsreichen Jahren in der Inneren<br />

Medizin und Forschung am Universitätsspital<br />

Zürich und an der Vanderbilt University<br />

wurde ich 1991 sogar noch Chefarzt<br />

am Triemlispital. Wieder folgte eine noch<br />

bessere Periode in meinem Leben. Was<br />

danach sein würde, beschäftigte mich<br />

kaum, dabei ist der Rücktritt von einem<br />

Chefarztposten ein Absturz in die Bedeutungslosigkeit.<br />

Dies zumindest hat mir ein<br />

stattlicher, sichtlich erschütterter Exordinarius<br />

des Universitätsspitals vor einigen<br />

Jahren erzählt. Wenige Tage nach seinem<br />

Rücktritt habe er Post erhalten, adressiert<br />

an Herrn Albert Hugentobler (Name geändert<br />

) Pensionist, ohne die Titel Prof. Dr.<br />

med., Dr. hc. mult. Innert weniger Tage<br />

sei er zu einem Niemand geworden. Ich<br />

habe diesen Schritt in das Verschwinden<br />

völlig selbst bestimmt vollzogen, 17 Monate<br />

vor dem amtlich festgelegten definitiven<br />

Aus. Ich wollte mir nicht von einem<br />

Beamten vorschreiben lassen, wann ich<br />

zu gehen hatte. Nach meiner letzten Chef-


fokus<br />

visite legte ich mein Stethoskop weg, verabschiedete<br />

mich vom letzten Patienten<br />

und den anwesenden Mitarbeitern und<br />

setzte mich zu einem Festessen in die Kronenhalle.<br />

Dann fuhr ich auf meinen Hof.<br />

Seither habe ich Zeit, das NEJM, das «Lancet»<br />

und die Neuigkeiten vom <strong>VSAO</strong> zu<br />

lesen, so lange ich will.<br />

Lob des Landlebens<br />

Mein archaisches, zerfallendes «Bergbauernhaus»<br />

an einem Berghang habe ich<br />

1987 gekauft. Auf 875 Meter Höhe bin ich<br />

unbehelligt vom Lärm der Welt, einige<br />

Wände sind abgedichtet, die Wärme aus<br />

den Holzöfen hält sich jetzt etwas länger,<br />

ich beheize sie ab acht Uhr oder später,<br />

wann immer ich aufstehe. Früher schob<br />

ich das Holz um fünf Uhr in den Ofen und<br />

fuhr dann durch Schneeverwehungen ins<br />

Triemli. Das Holz stammt aus meinem<br />

Wald, ich zerhacke es dort und bringe es<br />

mit einer Zugmaschine im Sommer ins<br />

Haus. Durch meine Arbeit werden ich und<br />

mein Haus warm.<br />

Das Haus mit den Wiesen hatte ich im<br />

Winter gekauft, im Frühjahr wuchs das<br />

Gras. So war es naheliegend, «biologische<br />

Rasenmäher» anzuschaffen. Die ersten<br />

Schafe kaufte ich einem ärztlichen Kollegen<br />

ab, der in ähnlichen Verhältnissen<br />

lebt. Seither werden die Wiesen sauber<br />

abgefressen und die Kühltruhe füllt sich<br />

regelmässig mit dem Fleisch von Biolämmern.<br />

Die ganz gewöhnliche Schafherde<br />

wurde mit Tiroler Steinschafen und unlängst<br />

auch mit Walliser Schwarznasen<br />

ergänzt. Meine Schafe kennen mich;<br />

wenn ich auftauche, wird vielstimmig<br />

nach trockenem Brot, Kraftfutter und Heu<br />

verlangt.<br />

Gänse waren schon da, als ich das Haus<br />

kaufte, sie vermehrten sich, wurden vom<br />

Fuchs gefressen oder endeten als Weihnachtsbraten.<br />

Zu den Überlebenden kamen<br />

Enten hinzu. Damit ist das Haus<br />

bewacht und braucht nicht zusätzlich<br />

gesichert zu werden. Zudem patrouillieren<br />

sehr aufmerksame Katzen, die auch die<br />

Mäusepopulation in Schranken halten.<br />

Ich betrachte es als Privileg, so leben zu<br />

dürfen, wie ich es als Kind erlebt habe,<br />

und freiwillig den «Kampf ums Dasein»<br />

führen zu dürfen. Mir ist es ein Rätsel,<br />

dass nicht mehr alternde Menschen diese<br />

Lebensform wählen, viele einsame Heimetli<br />

in der Schweiz sind unbewohnt und<br />

zerfallen. Den meisten Menschen wäre das<br />

aber wohl zu mühsam, sie lassen sich in<br />

Stadtkäfigen halten und beziehen die Kartoffeln<br />

lieber aus dem Supermarkt, als sie<br />

anzupflanzen, zu hegen und zu ernten.<br />

Dabei ist die Kartoffelernte so beglückend<br />

wie Klettern, die goldgelben Knollen kommen<br />

unter der Gabel ans Licht wie Tropflochgriffe<br />

im Fels von Oman in die Finger.<br />

Sie sind kleine Erfolge und schon kommt<br />

der nächste. Manchmal muss man lange<br />

suchen, dann ist das Erfolgserlebnis noch<br />

grösser. Es ist vergleichbar einer guten<br />

ärztlichen Visite, jeder gut besuchte Patient<br />

bleibt etwas glücklicher zurück. Die<br />

eigene Konfitüre und der selbst gebrannte<br />

Kirsch schmecken übrigens auch besser.<br />

Schafe und Amtsschimmel<br />

Die geographische Abgeschiedenheit hat<br />

ganz praktische Vorteile. Ich kann das<br />

Weihnachtsoratorium so laut aufdrehen,<br />

wie ich will; die Papageien können kreischen,<br />

bis es mir die Ohren verschlägt und<br />

aus der Sauna geht es im Urzustand in den<br />

kalten Brunnen vor dem Haus oder den<br />

frischen Schnee. Trotzdem gibt es Einschränkungen:<br />

Das harsche Klima erlaubt<br />

keinen Weinbau, und die Behörden setzen<br />

Grenzen, so bei der Einfuhr von Schafen<br />

aus Tirol. Diese Steinschafe sind besonders<br />

schön, die Wolle von bester Qualität und<br />

die Lämmer besonders wohlschmeckend.<br />

Alle paar Jahre kaufe ich zur Blutauffrischung<br />

bei meinen Tiroler Kollegen einige<br />

junge Schafdamen, nach sechs bis sieben<br />

Jahren auch einen jungen Zuchtwidder.<br />

Die Einfuhr dieser neuen Mitbewohner<br />

vom Tirol ins Zürcher Oberland funktioniert<br />

nach komplexen Vorschriften und<br />

erfordert sorgfältige Planung.<br />

Beim letzten Mal lief das folgendermassen<br />

ab: Zunächst musste die Zustimmung des<br />

Tiroler Steinschafezüchterverbands eingeholt<br />

werden, dann erfolgte ein Besuch des<br />

Amtstierarztes und einige Bluttests. Diese<br />

Resultate gingen zuerst mit einem Gesuch<br />

nach Wien und dann nach Bern. Nach<br />

einer weiteren tierärztlichen Bestätigung,<br />

dass die Viecher noch immer gesund seien,<br />

erteilten erst Wien und dann Bern die<br />

Zustimmung zur Aus- beziehungsweise<br />

Einfuhr. Inzwischen waren vier Wochen<br />

vergangen, ich fuhr samt Anhänger nach<br />

Tirol. Stefan, der Züchterkollege, erwartete<br />

mich mit einem Selbstgebrannten.<br />

Dann wurden mein neuer Widder, Herr<br />

Leonhard, sowie die jungen, etwas widerspenstigen<br />

Damen eingeladen.<br />

An der liechtensteinischen Grenze waren<br />

meine Schafpapiere zwar in Ordnung, der<br />

Grenztierarzt aber hatte schon Feierabend<br />

gemacht, ich solle morgen wiederkommen.<br />

Nach einem kurzen, aber deutlichen<br />

Wortwechsel bestätigte der Kollege telefonisch<br />

den perfekten Gesundheitszustand<br />

meiner Schafe. Daheim wurden die vier<br />

Neuzugänge auf einem abgesonderten<br />

Areal in Quarantäne gebracht. Nun kam<br />

der Zürcher Amtstierarzt und versicherte<br />

sich, dass alle noch immer bei bester Gesundheit<br />

seien, ich müsse sie jedoch vier<br />

Wochen getrennt von meinen anderen<br />

Schafen in Quarantäne halten.<br />

Allerdings begab es sich, dass zwei der<br />

alteingesessenen Schafsdamen auf die<br />

Ankunft des prächtigen, jungen Herrn<br />

Leonhard mit sichtbarer Erregung reagierten<br />

und in Hitze gerieten. Das blieb<br />

dem feinnasigen Widder nicht verborgen,<br />

schliesslich durchbrach die ungestüme<br />

Natur den Abgrenzungszaun. Die ganze<br />

Gesellschaft war vereint und vereinigte<br />

sich.<br />

Bei der letzten Blutkontrolle am Ende der<br />

Quarantäne stellte der Amtstierarzt fest,<br />

dass die Separation nicht vorschriftsgemäss<br />

eingehalten worden war, er musste<br />

das nach Bern melden. Ich erhielt einen<br />

persönlichen Brief vom obersten Veterinär<br />

des Kantons Zürich. Man lasse Gnade vor<br />

Recht ergehen, die Schafe dürften bei mir<br />

bleiben. Allerdings: «Die eidgenössischen<br />

Vorschriften betreffend Einfuhr und Quarantäne<br />

von Schafen gelten auch für<br />

Herrn Oelz.»<br />

Vergänglichkeit vor<br />

Augen<br />

Auch inmitten meiner tierischen Gesellschaft<br />

wird mir die Vergänglichkeit bewusst.<br />

Troll und Tashi, die beiden Lhasa<br />

Apsos, ruhen unter einer Arve, die mir eine<br />

Patientin mit akuter Leukämie kurz vor<br />

ihrem Tod geschenkt hat. In der Krone<br />

einer zerfallenden Birke wacht das Gehörn<br />

von Agamemnon, meinem ersten Steinschafwidder.<br />

Zoro, mein liebster Kater mit<br />

Beinamen «der Schrecken vom Bachtel»,<br />

hat nur noch einen Frontzahn und schläft<br />

viel. Und für mich werden die Zustiege zu<br />

den Klettertouren länger, die Wände steiler<br />

und die Griffe kleiner. Das kann ich nicht<br />

ändern. Dafür habe ich Zeit, den ganzen<br />

Bach zu hören, Missmutige schnauben zu<br />

lassen und auf den ganzen Schubert zu<br />

warten. <br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


fokus<br />

Das harmonische Zusammenspiel<br />

Klaus Neftel, ehemaliger Chefarzt Innere Medizin am Berner Zieglerspital, hat neben dem<br />

Stethoskop zeitlebens immer auch die Geige zur Hand genommen. Mit seinem Ensemble Prima<br />

Carezza hat er internationales Ansehen errungen. Bis heute versteht er es, Medizin und Musik<br />

in Einklang zu bringen. Pensionierung jedoch steht nicht auf dem Spielplan.<br />

Das Interview mit Klaus Neftel führte Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Marco Zanoni.<br />

Wann haben Sie erstmals über<br />

das Leben nach der Pensionierung<br />

nachgedacht?<br />

Als ich zwanzig war (lacht). Ich hatte damals<br />

rund ein Jahr lang Physik studiert<br />

und sann über meine Berufsaussichten<br />

nach. Mir wurde bewusst, dass ich nicht<br />

als Lehrer pensioniert werden wollte. So<br />

wechselte ich zur Medizin.<br />

War die Vorstellung, als Mediziner<br />

pensioniert zu werden,<br />

so viel verlockender?<br />

Nein, aber das Fach faszinierte mich zusehends.<br />

Mein Interesse an Biologie<br />

wuchs, auch das Konkrete an der Medizin<br />

sagte mir zu. Offensichtlich habe ich die<br />

richtige Wahl getroffen, denn seither hat<br />

mich der Gedanke an die Pensionierung<br />

nie mehr beschäftigt.<br />

Weshalb sind Sie vorzeitig als<br />

Chefarzt Innere Medizin des<br />

Zieglerspitals Bern zurückgetreten?<br />

An die Realisierbarkeit der Neustrukturierungspläne<br />

des heutigen Spitalnetzes<br />

Bern konnte ich (und viele andere) nicht<br />

mehr glauben. Der Entscheid scheint mir<br />

rational und war nicht von negativen<br />

Gefühlen begleitet. Ich entschloss mich<br />

dann, eine kleine Firma (medtec) für<br />

medizinische Fortbildung zu gründen.<br />

Dieses Unternehmen erlaubte mir, meinen<br />

Beruf weiter auszuüben. Zunächst<br />

war ich völlig frei, da ich mit den beteiligten<br />

Sponsoren einen entsprechenden<br />

«Narrenfreiheits-Vertrag» ausgehandelt<br />

hatte. Als nach einigen Jahren plötzlich<br />

Anfragen und ernsthafte Druckversuche<br />

kamen, warum ich dieses und nicht jenes<br />

Gebiet thematisiere, beschloss ich,<br />

die Firma zu verkaufen. Aber ich bin<br />

weiterhin in der Fortbildung tätig, so<br />

nebst anderem in der Redaktion des<br />

«Swiss Medical Forum».<br />

Sie hatten demnach schon<br />

Pläne für die Zeit danach?<br />

Nein, das nicht. Ich liess die Entwicklung<br />

im Zieglerspital auf mich zukommen<br />

und wartete ab, welches System sich etablieren<br />

würde. Die mir vorschwebende<br />

Plattform für Innere Medizin wurde<br />

zwar offiziell ins Auge gefasst, aber nicht<br />

realisiert, worauf ich kündigte. Dann<br />

brauchte ich ein halbes Jahr, um die Firma<br />

aufzubauen.<br />

Hatten Sie Angst, plötzlich<br />

ohne Führungsverantwortung<br />

dazustehen?<br />

Nein. Das mit der Verantwortung ist oft<br />

insofern widersprüchlich, als für übertragene<br />

Verantwortlichkeiten das Portefeuille<br />

gar nicht zur Verfügung steht, um sie<br />

auch wahrzunehmen. So kann man sich<br />

beispielsweise nicht gegen Sparpläne wehren,<br />

selbst wenn sie noch so unsinnig sind.<br />

Sie haben ein Leben lang<br />

Musik gemacht. Wären Sie<br />

lieber Musiker geworden?<br />

Ich war bereits als kleines Kind von Musik<br />

begeistert, und zwar fast nur von auf Geige<br />

gespielter. Später lernte ich, selbst zu<br />

spielen. In Biel gab es allerdings keine<br />

Geigenlehrer, die auf dem nötigen Niveau<br />

hätten unterrichten können. Da die Stadt<br />

damals jedoch Geld hatte, gastierten fortwährend<br />

Geiger von Weltruf in Biel. Der<br />

Unterschied zwischen ihnen und mir war<br />

dermassen astronomisch, dass eine Karriere<br />

als Musiker in meinen Augen rein<br />

«konstitutionell» unmöglich war. Als ich<br />

schon studierte, schleppte mich ein<br />

Freund zu einem Grossmeister, der mich<br />

wohl als Kuriosität betrachtete und mir<br />

bescheinigte, ich sei zwar flink, aber mache<br />

fast alles falsch. Aus Mitleid und wahrscheinlich<br />

einem beruflichen Interesse an<br />

der «Pathologie des Geigenspiels» wollte<br />

er mir dennoch einige Stunden geben.<br />

Daraus wurden dann vier Jahre, in denen<br />

ich als Erwachsener eine gewisse Ausbildung<br />

nachholte.<br />

Zur Person<br />

Klaus Neftel wurde 1945 in Biel geboren. Studium in Bern, Habilitation 1984 an der<br />

Universität Zürich. Von 1989 bis 2000 war er Chefarzt Medizinische Klinik am Zieglerspital<br />

Bern. Von 2001 bis 2010 erteilte er Fortbildung für niedergelassene Grundversorger<br />

schweizweit; dazu erfolgte die Gründung der Firma medtec.ch. Klaus Neftel<br />

ist mit einer amerikanischen Geigerin verheiratet und Vater zweier Kinder. (Prima<br />

Carezza: www.prima-carezza.ch, www.tudor.ch).<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


fokus<br />

Ihr Ensemble Prima Carezza<br />

haben Sie bereits als junger<br />

Mann gegründet. Wie kam es<br />

dazu?<br />

Es entstand erst in den 80er-Jahren, als<br />

ich schon Oberarzt am Universitätsspital<br />

Zürich war. Der damalige Assistent der<br />

Pathologie und heutige Neurologe und<br />

Pianist Alan Witztum überredete mich<br />

zusammen mit einem dritten Kollegen,<br />

nämlich Lukas Fierz ebenfalls Neurologe<br />

und Cellist, das rauschende Abschiedsfest<br />

für seinen Chefarzt musikalisch zu begleiten.<br />

Wir spielten Unterhaltungsmusik aus<br />

der vorletzten Jahrhundertwende und der<br />

Zwischenkriegszeit. Offensichtlich mit<br />

Erfolg, plötzlich kamen Anfragen und<br />

Engagements. Aus dem ursprünglichen<br />

Jux wurde rasch ein Ensemble, dessen<br />

Motor und Spiritus Rector Lukas Fierz<br />

wurde.<br />

Wie entwickelte sich das Ensemble<br />

weiter?<br />

Ich lernte meine Frau kennen, eine höchst<br />

renommierte Geigerin; danach kam ein<br />

ebenfalls herausragender Akkordeonist<br />

mit ganz besonderen Erfahrungen, auch<br />

in Zirkusmusik und Stummfilmbegleitung<br />

dazu. Wunderbarer Weise blieb das<br />

musikalische Zusammenspiel ohne viele<br />

Worte praktisch gegeben, wie schon mit<br />

der ursprünglichen Formation. Eines Tages<br />

kam das Radio auf uns zu, welches<br />

eine mehrstündige Sendereihe über Salonmusik<br />

mit uns produzieren wollte. Die<br />

Aufnahmen wurden vorerst nur aus praktischen<br />

Gründen auf eine CD gebrannt,<br />

die ich samt allen Rechten kaufte und<br />

damit zu verschiedenen Musikproduzenten<br />

«hausieren» ging. Erstaunlicherweise<br />

zeigten alle Angefragten Interesse, sodass<br />

wir uns unseren Produzenten selbst aussuchen<br />

konnten. Seither sind wir glücklich<br />

mit der Firma TUDOR in Zürich. Wir<br />

landeten überraschenderweise in der<br />

Klassikhitparade und konnten aufgrund<br />

der Nachfrage weitere CDs aufnehmen.<br />

1994 erhielt ich ein Fax der Académie<br />

Charles Cros in Paris. Sie ist quasi das<br />

französische Pendant zur National Academy<br />

of Recording Arts and Sciences in Los<br />

Angeles, die jährlich die Grammy Awards<br />

vergibt. Man teilte uns mit, wir hätten den<br />

Grand Prix du Disque gewonnen. Ich hielt<br />

das Ganze für einen Jux aus dem Kollegenkreis<br />

und beachtete das Schreiben<br />

nicht weiter. Eine Woche vor der Preisverleihung<br />

bekam ich einen ziemlich scharfen<br />

Anruf aus dem Vorzimmer des damaligen<br />

französischen Kulturministers.<br />

Derart gemassregelt packten wir eilends<br />

unsere Koffer, um in Paris den Preis entgegenzunehmen.<br />

In letzter Zeit spielte vor allem die jetzige<br />

Kernformation, das Trio bestehend aus<br />

zwei Violinen und Akkordeon. Die Nachfrage<br />

besteht nach wie vor, obwohl wir<br />

keine Reklame machen. Wir treten durchschnittlich<br />

ein- bis zweimal pro Monat<br />

auf. Das scheint mir angemessen, es würde<br />

mir keine Freude machen, «am Fliessband»<br />

zu spielen.<br />

Weshalb haben Sie sich für<br />

Salonmusik entschieden?<br />

Das hat mit meiner persönlichen Neigung<br />

zu tun. Der Rumäne George Boulanger,<br />

aus dessen Kompositionen sich unser Repertoire<br />

zu guten Teilen speist, war zwar<br />

ein klassisch ausgebildeter Geigenvirtuose<br />

von höchstem Niveau. Er verbindet aber<br />

technische Spezialitäten mit scheinbar<br />

leichter Musik, die ihre Wurzeln in der<br />

Klangwelt Osteuropas hat, aber auch von<br />

verschiedensten musikalischen Strömungen<br />

und Traditionen beeinflusst ist. Auf<br />

alten Schellacks ist er sofort als eigenständige<br />

Persönlichkeit erkennbar. Boulanger<br />

war ein wenig in Vergessenheit geraten<br />

und mir gefiel es, dass wir seine Musik<br />

wieder bekannt machen konnten. Dadurch<br />

kamen wir in Kontakt mit der Familie<br />

Boulanger, die heute in Südamerika<br />

lebt. Zu meiner Überraschung und Freude<br />

liessen mir die Nachkommen nicht nur<br />

Kompositionen von Boulanger zukommen,<br />

sondern schenkten mir auch seine<br />

Geige. Ich spiele allerdings nur selten darauf,<br />

da sie mir nicht ganz richtig in die<br />

Hand passt.<br />

Wie haben Sie die Proben,<br />

Auftritte etc. früher mit Ihrem<br />

Arbeitsleben vereinbart?<br />

Als junger Arzt habe ich kaum Zeit gehabt.<br />

Aber die Arbeit war so interessant, dass<br />

mich die langen Arbeitstage nicht wirklich<br />

störten. Zumal ich meine Zeit vor allem<br />

am Krankenbett verbrachte und nicht<br />

stundenlang administrative Arbeiten erledigen<br />

oder mit substanzlosen Sitzungen<br />

verbringen musste. Nach Antritt meiner<br />

Stelle in Zürich hatte ich allerdings definitiv<br />

zu wenig Zeit und habe meine Geige<br />

für vier Jahre dem damaligen Konzertmeister<br />

des Symphonieorchesters von<br />

Bern ausgeliehen. Das erwähnte Abschiedsfest<br />

markierte dann den eigentlichen<br />

Wiederbeginn.<br />

Da ich ja kein Profimusiker bin und auch<br />

keinem professionellen Repertoireanspruch<br />

ausgesetzt bin, musste ich nie den<br />

ganzen Tag lang üben. Diese relativ kurzen<br />

Stücke übt man nicht Note für Note,<br />

Takt für Takt ein. Man muss sie sozusagen<br />

aus der Vogelschau betrachten und sobald<br />

man eine klare Vorstellung davon hat, wie<br />

zum Beispiel von einem Gesicht, geht<br />

auch das Technische plötzlich leichter von<br />

der Hand.<br />

Haben sich Musik und Medizin<br />

irgendwie beeinflusst?<br />

Möglicherweise schon. Bei einer guten<br />

Anamnese, einer gelungenen Visite oder<br />

einer eleganten Diagnose entstehen ähnliche<br />

Eindrücke wie bei gutem, zwangslosem<br />

Zusammenspiel. Vielleicht hat das<br />

aber auch nur damit zu tun, dass alles<br />

dieselbe Person betrifft. ■<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Aktuelles aus der Gastroenterologie und Hepatologie:<br />

das hepatozelluläre kArzinom<br />

Früh erkannt, ist vieles machbar<br />

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist ein häufiger und letaler Tumor mit steigender Inzidenz.<br />

Das HCC-Management hat sich in den letzten Jahren signifikant verbessert. Resektion, Lebertransplantation<br />

oder Ablation im Frühstadium ermöglichen eine potenziell langfristige Heilung.<br />

Patienten im intermediären Stadium können von einer transarteriellen Chemoembolisation<br />

und im fortgeschrittenen Stadium von Sorafenib profitieren.<br />

Tujana Boldanova, Assistenzärztin Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Basel<br />

Das hepatozelluläre Karzinom ist das<br />

fünfthäufigste Krebsleiden weltweit bei<br />

Männern (523 000 Fälle/Jahr, 7,9% aller<br />

Krebsneuerkrankungen) und das siebenthäufigste<br />

bei Frauen (226 000 Fälle/Jahr,<br />

6,5% von allen Krebsneuerkrankungen).<br />

Ungefähr die gleiche Anzahl Erkrankter<br />

stirbt jährlich daran, somit stellt das HCC<br />

die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache<br />

dar.[1][2][3]<br />

In der Schweiz wurden im Zeitraum von<br />

2005 und 2009 jährlich durchschnittlich<br />

633 Neuerkrankungen diagnostiziert<br />

(1,7% aller Krebsneuerkrankungen), davon<br />

betreffen 478 Erkrankungen Männer<br />

und 155 Frauen. 604 Erkrankten sterben<br />

jährlich daran (3,8% aller Krebstodesfälle).[4]<br />

Leberzirrhose präsentiert sich bei<br />

80 bis 90 Prozent aller HCC-Fälle und gilt<br />

somit als Hauptrisikofaktor für die Entwicklung<br />

eines HCC. Fast 85 Prozent der<br />

HCC-Fälle assoziieren mit einer Leberzirrhose<br />

auf dem Boden einer chronischen<br />

Hepatitis-B-(HBV-) oder Hepatitis-<br />

C-(HCV-)Infektion. Zu den anderen Risikofaktoren<br />

für die Entwicklung eines HCC<br />

gehören alkoholische Hepatopathie, Hämochromatose,<br />

nicht alkoholische Steatohepatitis<br />

(NASH).[5] Das erklärt die<br />

unterschiedliche Verteilung der HCC-Inzidenz<br />

mit der deutlichen Prävalenz der<br />

HCC-Erkrankten in den Entwicklungsländern<br />

(südliches Afrika und Ostasien) mit<br />

der Inzidenzzahl von >20 Neuerkrankungen<br />

auf 100 000 Einwohner, wo HBV- und<br />

HCV-Infektion endemisch ist. In den letzten<br />

Jahrzehnten erregte die steigende<br />

HCC-Inzidenz in den meisten Ländern,<br />

einschliesslich der Schweiz, viel Aufmerksamkeit.<br />

In den industriellen Ländern<br />

wird der Anstieg wahrscheinlich durch die<br />

HCV-Epidemie und die Zunahme der<br />

NASH infolge von Diabetes mellitus und<br />

dem metabolischen Syndrom verursacht.<br />

Der HCV-Virus breitete sich weltweit bis<br />

Ende der 1980er-Jahre aus, seitdem ist die<br />

Zunahme der Ansteckungsrate deutlich<br />

zurückgegangen. Es wird aber trotzdem<br />

mit einem weiteren Anstieg der Spätfolgen<br />

wie Leberzirrhose und HCC gerechnet.<br />

Hauptrisikofaktor der HCC-Entwicklung<br />

ist eine HBV-Infektion (52% aller HCC-<br />

Fälle). Weltweit gibt es durchschnittlich<br />

350 Millionen HBV-Infizierte, vor allem<br />

im südlichen Afrika und Ostasien. Dort<br />

haben die chronischen HBV-Träger ein<br />

stark erhöhtes HCC-Risiko auch ohne Vorliegen<br />

einer Leberzirrhose und unabhängig<br />

von der Aktivität der HBV-Infektion. In<br />

Europa dagegen entwickeln die HBV-<br />

Träger ein HCC meistens auf dem Boden<br />

einer Zirrhose.[1] In Taiwan wurde 1984<br />

ein landesweites HBV-Impfprogramm<br />

eingerichtet. Seitdem ist die Anzahl Jugendlicher<br />

mit einem chronischen HBV-<br />

Trägerstatus und HCC-Inzidenz bei Kindern<br />

deutlich zurückgegangen. Aufgrund<br />

der bestehenden weiten Verbreitung der<br />

HBV-Infektion und der prolongierten Latenzphase<br />

der HCC-Entwicklung wird<br />

nach wie vor mit dem Anstieg der HCC-<br />

Inzidenz gerechnet.[6] Eine der neusten<br />

Einschätzungen erwartet, dass der Anstieg<br />

der HCC-Inzidenz sich eher mit Tendenz<br />

zum Rückgang stabilisieren wird. Dieser<br />

1 Cirrhotic patients, CHILD-Pugh stage A and B *<br />

Abfall der HCC-Inzidenz zeigt sich in Italien<br />

und Dänemark sowie Japan und in<br />

der chinesischen Bevölkerung in Hongkong,<br />

Schanghai und Singapur.[7][8]<br />

Surveillance und<br />

screening<br />

Nur die Diagnose eines HCC im Frühstadium<br />

ermöglicht eine potentiell kurative<br />

Behandlung. Wenn ein HCC nach Auftreten<br />

von Symptomen diagnostiziert wird<br />

(Aszites, Ikterus, hepatische Enzephalopathie),<br />

liegt meist ein fortgeschrittenes<br />

HCC-Stadium vor und eine kurative Behandlung<br />

ist nicht mehr möglich. Um die<br />

krankheitsspezifische Mortalität durch<br />

die HCC-Erkennung in einem kurativen<br />

Stadium zu reduzieren, sollte bei der Diagnosestellung<br />

nur eine HCC-Läsion vorhanden<br />

und diese sollte unter 2 cm sein.<br />

[9]<br />

Die vor Kurzem aktualisierten amerikanischen<br />

(AASLD) und europäischen<br />

(EASL) Richtlinien empfehlen bei allen<br />

Patienten mit Leberzirrhose, unabhängig<br />

von der Ätiologie, und bei allen HBV-Infizierten<br />

mit hochgradiger HBV-Aktivität,<br />

unabhängig von dem Fibrosegrad oder der<br />

Ethnizität, eine HCC-Surveillance durchzuführen<br />

(s. Tabelle 1).[10]<br />

2 Cirrhotic patients, CHILD-Pugh stage C awaiting liver transplantation **<br />

3 Non-cirrhotic HBV carriers with active hepatitis or family history of HCC ***<br />

4 Non-cirrhotic patients with chronic HCV and advanced liver fibrosis F3 ****<br />

Tabelle 1: Risikopatienten, bei denen ein HCC-Screening empfohlen wird.<br />

* Evidence 3A; strength B1; ** evidence 3D; strength B1; *** evidence 1B; strength A1 for Asian patients;<br />

evidence 3D; strength C1 for Western patients; **** evidence 3D; strength B1 for Asian patients; evidence<br />

3D; strength B2 for Western patients. EASL-EORTC clinical practice guidelines, Eur J Cancer. 2012 Mar<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


Perspektiven<br />

Es bestehen sich widersprechende Daten<br />

über die HCC-Inzidenz bei HCV-Infizierten,<br />

die keine vollständig gebildete Zirrhose<br />

haben. Gemäss EASL sollten auch die<br />

HCV-Infizierten mit fortgeschrittener Fibrose<br />

(F3 nach METAVIR), aber ohne eine<br />

gebildete Zirrhose, ins HCC-Surveillance<br />

Programm aufgenommen werden.<br />

Der fürs HCC-Surveillance empfohlene<br />

Screeningtest ist eine Lebersonographie<br />

mit hoher Sensitivität (58–89%) und Spezifität<br />

(>90%), welche bei den obengenannten<br />

Patienten alle sechs Monaten<br />

durchgeführt werden sollte.[11] Zudem ist<br />

eine Lebersonographie eine nicht invasive,<br />

komplikationslose und relativ günstige<br />

Untersuchung. Dennoch ist die Qualität<br />

dieser Untersuchung stark abhängig von<br />

der fachlichen Kompetenz des Untersuchenden.<br />

Es bestehen noch keine Daten<br />

bezüglich der Nützlichkeit der Computertomographie<br />

(CT) oder der dynamischen<br />

Magnetresonanzbildgebung (MRI). Aus<br />

praktischer Erfahrung werden CT und<br />

MRI aufgrund der hohen falsch-positiven<br />

Resultate, die weitere Abklärungen und<br />

hohe Kosten verursachen, nicht empfohlen.[10]<br />

Viele Screeningbiomarker wurden oder<br />

werden untersucht. Der meistverbreitete<br />

Biomarker ist alpha-fetoprotein (AFP).<br />

AFP wird meistens nicht für das Surveillance,<br />

sondern für die Diagnosestellung<br />

verwendet. Die Rolle des AFP als Screeningtest<br />

ist umstritten, es wird wegen der<br />

tiefen Sensitivität weder alleine noch in<br />

Kombination mit der Lebersonographie<br />

von EASL und AASLD empfohlen. In einigen<br />

Zentren wird die halbjährliche Sonographie<br />

in Kombination mit AFP eingesetzt,<br />

was die Sensitivität erhöhen könnte.<br />

HCC-Diagnostik<br />

Die HCC-Diagnostik sollte auf einer Kontrastbildgebung<br />

und/oder einer Biopsie<br />

basieren. Das HCC zeigt dabei in dynamischen<br />

KM-Untersuchungen eine typische<br />

Kontrastierung («Hypervaskularität») in<br />

der arteriellen Phase und ein Washout-<br />

Effekt (fehlendes KM im Vergleich zur<br />

umgebenden Leber) in der portal-venösen<br />

und der Spätphase. Aktuell sind nur zwei<br />

bildgebende Verfahren zur HCC-Diagnosestellung<br />

akzeptiert – CT und MR. Kontrastmittelsonographie<br />

kann bei Patienten<br />

mit cholangiozellulärem Karzinom<br />

falsch-positive Ergebnisse zeigen und<br />

deswegen wird sie für die HCC-Diagnose<br />

nicht mehr empfohlen.[12] Die Diagnose<br />

einer kleinen HCC-Läsion ist schwierig.<br />

Eine ultraschallgesteuerte Herdbiopsie<br />

wäre in dieser Situation die Wunschlösung,<br />

ist aber bei kleinen Läsionen in einer<br />

zirrhotischen Leber nicht immer<br />

machbar.[13] Bei verdächtigen Läsionen<br />

>1 cm genügt gemäss aktuellen amerikanischen<br />

Richtlinien eine typische Kontrastierung<br />

(«Hypervaskulariät» und<br />

«Washout») in einer einzigen Kontrastbildgebung<br />

für die HCC-Diagnosestellung.<br />

Falls dieses KM-Muster nicht nachgewiesen<br />

werden kann, ist eine ultraschall- oder<br />

CT-gesteuerte Biopsie der Läsion zur histologischen<br />

Sicherung des HCC obligatorisch.[9]<br />

Der Nachteil dieser radiologischen<br />

HCC-Diagnose ist, dass der Verzicht<br />

auf die Biopsie eine gewisse Rate an Fehldiagnosen<br />

nach sich zieht (zwischen 5%<br />

und 25%).[14] In einigen Zentren gilt eine<br />

Biopsie nach wie vor als Goldstandart zur<br />

Diagnose eines HCC. Deswegen es ist ratsam,<br />

den Entscheid zur Biopsie mit einem<br />

Zentrum abzusprechen, welches über die<br />

verschiedenen Methoden der HCC-Diagnostik<br />

verfügt.<br />

Staging<br />

Ziel des Staging ist, eine Prognose zu ermöglichen<br />

und das Erkrankungsstadium<br />

mit einer optimalen Therapie zu verbinden.<br />

Es gibt mehrere HCC-Staging-Systeme.<br />

Das Barcelona-Clinic-Liver-Cancer-<br />

(BCLC-)Staging-System ist das einzige<br />

System, das Tumorstadium, Leberfunktion<br />

(Child-Pugh-Klassifikation) und<br />

Allgemeinzustand des Patienten (WHO-<br />

Performance-Status und Tumor-assoziierte<br />

Symptome) berücksichtigt. Deshalb<br />

erlaubt dieses System die beste Prognose<br />

und Zuteilung zu einer Therapie. (s. Abbildung<br />

1).<br />

Abbildung 1: Barcelona-Clinic-Liver-Cancer-(BCLC-)Staging-System. [15]<br />

Abkürzungen: PEI = perkutane Ethanol Injektion, RFA = Radiofrequenzablation, TACE = transarterielle Chemoembolisation,<br />

M = Metastasen (nach TNM-Klassifikation); N = Lymphknotenmetastasen (nach TNM-Klassifikation); PS =<br />

performance status<br />

Das BCLC-Staging-System ist aufgrund<br />

der klinischen Orientierung weltweit akzeptiert<br />

und verbreitet. Die aktualisierte<br />

BCLC-Klassifikation teilt HCC in fünf Stadien<br />

ein: sehr frühes (0), frühes (A), intermediäres<br />

(B), fortgeschrittenes (C) und<br />

terminales Stadium (D).<br />

Ein sehr frühes Stadium (BCLC 0) charakterisiert<br />

sich durch die HCC-Läsion


Perspektiven<br />

oder eine Ablation durchzuführen. Ohne<br />

Therapie liegt das mittlere Überleben unter<br />

drei Jahren.<br />

Patienten im intermediären Stadium<br />

(BCLC C) sind asymptomatisch, haben<br />

eine erhaltene Leberfunktion und eine<br />

grosse (>5 cm) oder mehr als fünf kleine<br />

(


Perspektiven<br />

RECIST<br />

Ergebnisse sollten durch andere Studien<br />

bestätigt werden. Bei einem positiven Resultat<br />

würde RFTA die Therapie der Wahl<br />

bei Patienten mit HCC im sehr frühen<br />

Stadium (BCLC 0) werden, bei denen eine<br />

Lebertransplantation nicht angezeigt ist.<br />

CR = Disappearance of all target lesions<br />

PR = At least a 30% decrease in the sum of diameters<br />

of target lesions, taking as reference the<br />

baseline sum of the diameters of target lesions<br />

SD = Any cases that do not qualify for either partial<br />

response or progressive disease<br />

PD = An increase of at least 20% in the sum of<br />

the diameters of target lesions, taking as reference<br />

the smallest sum of the diameters of target lesions<br />

recorded since treatment started<br />

Therapie im intermediären<br />

Stadium<br />

Transarterielle<br />

Chemoemboli sation (TACE)<br />

Patienten im intermediären Stadium, die<br />

in der Regel nicht mehr kurativ therapierbar<br />

sind, sollten mit TACE behandelt werden.<br />

Die Leber ist wegen ihrer doppelten<br />

Blutversorgung (V. portae und A. hepatica)<br />

ein ideales Organ für die TACE, da<br />

HCC-Läsionen fast ausschliesslich durch<br />

Äste der A. hepatica versorgt werden und<br />

eine Embolisation ohne Infarzierung der<br />

Leber möglich ist. Bei einer TACE wird<br />

Chemotherapeutika, gelöst in lipophilem<br />

Kontrastmittel, über die tumorversorgenden<br />

Arterien in den Tumor injiziert. Simultan<br />

oder im Anschluss werden diese<br />

Arterien embolisiert, was zu Thrombose,<br />

Tumornekrose und Reduktion des HCC<br />

führt. Eine Metaanalyse von sieben randomisierten,<br />

kontrollierten Studien zeigte<br />

eine verbesserte Überlebensrate bei HCC-<br />

Patienten (16 vs. 20 Monate mittlere<br />

Überlebensrate).[25]<br />

In den letzten Jahren wurde TACE mit<br />

drug-eluting beads (DC Bead ® ) weit verbreitet.<br />

Dabei werden kalibrierte Mikrosphären<br />

benutzt, welche schon mit Chemotherapeutika<br />

(z.B. Doxorubicin) beschichtet<br />

sind. Die Konzentration des<br />

Wirkstoffs im peripheren Blut ist deutlich<br />

geringer als bei der konventionellen TACE,<br />

was zu einer Reduktion der Nebenwirkungen<br />

führt.<br />

Die optimalen Kandidaten für TACE sind<br />

Patienten mit erhaltener Leberfunktion<br />

(Child-Pugh A) ohne Metastasierung oder<br />

makrovaskulärer Invasion. TACE ist bei<br />

dekompensierter Zirrhose (fortgeschrittene<br />

Child-Pugh B oder C) und kompletter<br />

Pfortaderthrombose kontraindiziert. Auch<br />

beim Vorliegen von extrahepatischen Metastasen<br />

sollte keine TACE durchgeführt<br />

werden. Normalerweise wird TACE gut<br />

vertragen und im Rahmen einer Kurzhospitalisation<br />

durchgeführt. Mögliche Nebenwirkungen<br />

sind ein Post-Embolisationssyndrom<br />

(Fieber, Abdominalschmerzen<br />

bei ca. der Hälfte der Patienten), seltener<br />

ein Leberabszess oder eine<br />

Cholezystitis.<br />

Es gibt keine verlässlichen Daten, wann<br />

die TACE wiederholt werden sollte. Manche<br />

Zentren wiederholen TACE in regelmässigen<br />

Zeitabständen; es ist auch sinnvoll,<br />

eine TACE in Abhängigkeit von einem<br />

radiologischen Ansprechen zu wiederholen.<br />

Das Therapieansprechen wird aktuell<br />

mittels mRECIST-Kriterien (modified Response<br />

Evaluation Criteria in solid<br />

Tumors) beurteilt. Die konventionelle<br />

RECIST-Kriterien basierten ausschliesslich<br />

auf Tumorgrösse/-morphologie und<br />

berücksichtigten nicht die Tumorvitalität<br />

mRECIST for HCC<br />

CR = Disappearance of any intratumoral arterial<br />

enhancement in all target lesions<br />

PR = At least a 30% decrease in the sum of<br />

diameters of viable (enhancement in the arterial<br />

phase) target lesions, taking as reference the<br />

baseline sum of the diameters of target lesions<br />

SD = Any cases that do not qualify for either<br />

partial response or progressive disease<br />

PD = An increase of at least 20% in the sum<br />

of the diameters of viable (enhancing) target<br />

lesions, taking as reference the smallest sum of<br />

the diameters of viable (enhancing) target lesions<br />

recorded since treatment started<br />

Abkürzungen: CR = complete response; PR = partial response; SD = stable disease; PD = progressive disease.<br />

Tabelle 2: Kriterien des Therapieansprechens der Zielläsionen (RECIST- und mRECIST-Kriterien).<br />

(Hypervaskulariät in der Kontrastbildgebung).[26]<br />

Radioembolisation<br />

Bei einer Radioembolisation werden intraarteriell<br />

radioaktiv (z.B. Yttrium-90)<br />

geladene Mikrosphären aus Resin oder<br />

Glas injiziert. In der Leber bleiben die Mikrosphären<br />

im arteriellen Tumorgefässbett<br />

hängen und strahlen über mehrere<br />

Tage hinweg. Dadurch kommt es zu einer<br />

Nekrose des Tumorgewebes und anschliessend<br />

zu einer Schrumpfung des HCC. Der<br />

Vorteil der Radioembolisation gegenüber<br />

der TACE ist, dass sie als Einzelsitzung, im<br />

Rahmen einer einzelnen Kurzzeithospitalisation<br />

und auch bei Patienten mit Pfortaderthrombose<br />

angewandt werden kann.<br />

Es wurde über gute Ergebnisse berichtet,<br />

es fehlen aber grosse randomisierte Studien,<br />

die einen Benefit der Radioembolisation<br />

im Vergleicht zur TACE oder zum<br />

Sorafenib bei Patienten mit Pfortaderthrombose<br />

zeigen könnten.[9]<br />

Therapie im fortgeschrittenen<br />

Stadium<br />

Systemische Therapie<br />

Bis 2008 standen keine Therapieoptionen<br />

für Patienten im fortgeschrittenen HCC-<br />

Stadium zur Verfügung. Sorafenib ist ein<br />

oraler Multispektrum-Tyrosinkinasehemmer,<br />

welcher antiangiogenetische und<br />

antiproliferative Wirkung durch eine<br />

Hemmung der wichtigen Rezeptoren und<br />

intrazellulären Kinasen aufzeigt (z.B.<br />

VEGF-Rezeptor 2, PDGF-Rezeptor, Raf-1,<br />

B-Raf, c-Kit). Die SHARP-Studie (randomisierte,<br />

plazebokontrollierte Phase-III-<br />

Studie) zeigte einen signifikanten Überlebensvorteil<br />

(HR = 0,69, p = 0,0006) zugunsten<br />

der Sorafenib-Therapie. Die mediane<br />

Überlebenszeit wurde durch<br />

Sorafenib von 7,9 auf 10,7 Monate verlängert.[18].<br />

In Asien und im pazifischen<br />

Raum durchgeführte Studie konnte den<br />

Überlebensvorteil durch Sorafenib bestätigen.<br />

[27] Seitdem ist Sorafenib die Standardtherapie<br />

für Patienten mit fortgeschrittenem<br />

HCC und erhaltener Leberfunktion<br />

(Child-Pugh A) geworden. Es<br />

wird empfohlen, das Therapieansprechen<br />

einer Sorafenib-Therapie mittels mRE-<br />

CIST-Responsekriterien zu beurteilen,<br />

welche eine verminderte Kontrastmittelaufnahme<br />

in den HCC-Läsionen als Bewertungskriterium<br />

für ein Tumoransprechen<br />

heranziehen.[26] In der SHARP-<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


Perspektiven<br />

Studie wurde ein Überlebensvorteil ohne<br />

ein signifikantes radiologisches Tumoransprechen<br />

gezeigt. Es ist deswegen möglich,<br />

im klinischen Alltag die Sorafenib-Therapie<br />

bis zu einer symptomatischen Progression<br />

weiterzuführen. Nebenwirkungen der<br />

Sorafenib-Therapie treten relativ häufig<br />

auf, in der SHARP-Studie waren die Nebenwirkungen<br />

meistens Schweregrad I<br />

oder II und konnten mit symptomatischer<br />

Therapie gut behandelt werden. Bei den<br />

Grad-III-Nebenwirkungen traten am häufigsten<br />

Diarrhoen (8%), Hand-Fuss-Syndrom<br />

(8%), arterielle Hypertonie sowie<br />

abdominelle Schmerzen (2%) auf. Aufgrund<br />

von Nebenwirkungen erfolgte bei<br />

26 Prozent eine Dosisreduk tion, bei 44<br />

Prozent eine Behandlungsunterbrechung;<br />

bei 10 Prozent der Patienten wurde die<br />

Therapie schliesslich abgebrochen.<br />

Zukunftsaussichten<br />

Diagnostik und Therapie des HCC haben<br />

sich in den letzten Jahren signifikant entwickelt.<br />

Viele Therapieoptionen stehen zur<br />

Verfügung. Es gibt aber nach wie vor viel<br />

Potential für Verbesserungen der HCC-<br />

Abklärung und Behandlung. Noch immer<br />

wird HCC oft erst im fortgeschrittenen<br />

Stadium diagnostiziert. Eine kurative Behandlung<br />

des HCC ist jedoch nur im Frühstadium<br />

möglich. Es sollten neue molekulare<br />

Prädiktoren für die HCC-Entwicklung<br />

sowie Biomarker im Serum oder Urin<br />

gefunden werden. Eine Therapiekombination<br />

kann gute Resultate zeigen, zurzeit<br />

wird Sorafenib nach einer Resektion oder<br />

Ablation oder in Kombination mit TACE<br />

evaluiert. Die Weiterentwicklung von ablativen<br />

Verfahren und die Einführung von<br />

mehreren neuen systemisch wirksamen<br />

Substanzen ist zu erwarten. Zudem sollte<br />

eine molekulare Klassifikation mittels<br />

genomischer oder transkriptomischer<br />

Auswertung von Tumorbiopsien eingeführt<br />

werden. Diese Klassifikation könnte<br />

helfen, die Hochrisikogruppen zu identifizieren<br />

und die Therapiemöglichkeiten<br />

zu verbessern.<br />

■<br />

Literatur:<br />

[1] Nordenstedt H, White DL, El-Serag HB. The<br />

changing pattern of epidemiology in hepatocellular<br />

carcinoma. Dig. Liver Dis.<br />

2010;42, Supplement 3:206–S214.<br />

[2] Bosch FX, Ribes J, Cléries R, Díaz M. Epidemiology<br />

of hepatocellular carcinoma. Clin.<br />

Liver Dis. 2005;9:191–211.<br />

[3] World cancer report 2003 (Stuart and Kleihues,<br />

WHO and IARC) [Internet]. Scribd.<br />

[cited <strong>2013</strong> Jun 18]; available from: http://<br />

www.scribd.com/doc/2350813/World-<br />

Cancer-Report-2003-Stuart-e-Kleihues-<br />

WHO-e-IARC.<br />

[4] Foundation National Institute for Cancer<br />

Epidemiology and Registration and Federal<br />

Statistical Office, Foundation National Institute<br />

for Cancer, Anita Feller, Epidemiology<br />

and Registration (NICER), Matthias<br />

Lorez, Swiss Federal Statistical Office (FSO),<br />

et al. National cancer incidence and mortality<br />

report 1985–2009 Switzerland. 2012.<br />

[5] Ioannou GN, Splan MF, Weiss NS, McDonald<br />

GB, Beretta L, Lee SP. Incidence and<br />

predictors of hepatocellular carcinoma in<br />

patients with cirrhosis. Clin. Gastroenterol.<br />

Hepatol. 2007;5:938–945.e4.<br />

[6] Chang M-H. Hepatitis B virus and cancer<br />

prevention. Recent Results Cancer Res.<br />

Fortschritte Krebsforsch. Progrès Dans<br />

Rech. Sur Cancer. 2011;188:75–84.<br />

[7] El-Serag HB. Epidemiology of viral hepatitis<br />

and hepatocellular carcinoma. Gastroenterology.<br />

2012;142:1264–1273.e1.<br />

[8] Jepsen P, Vilstrup H, Tarone RE, Friis S,<br />

Sørensen HT. Incidence rates of hepatocellular<br />

carcinoma in the U.S. and Denmark:<br />

Recent trends. Int. J. Cancer. 2007;121:1624–<br />

1626.<br />

[9] Bruix J, Sherman M. Management of hepatocellular<br />

carcinoma: An update. Hepatology.<br />

2011;53:1020–1022.<br />

[10] European Association for the Study of the<br />

Liver, European Organisation for Research<br />

and Treatment of Cancer. EASL–EORTC<br />

clinical practice guidelines: Management<br />

of hepatocellular carcinoma. J. Hepatol.<br />

2012;56:908–943.<br />

[11] Kim CK, Lim JH, Lee WJ. Detection of hepatocellular<br />

carcinomas and dysplastic nodules<br />

in cirrhotic liver: Accuracy of ultrasonography<br />

in transplant patients. J. Ultrasound<br />

Med. 2001;20:99–104.<br />

[12] Vilana R, Forner A, Bianchi L, García-Criado<br />

A, Rimola J, de Lope CR, et al. Intrahepatic<br />

peripheral cholangiocarcinoma in<br />

cirrhosis patients may display a vascular<br />

pattern similar to hepatocellular carcinoma<br />

on contrast-enhanced ultrasound.<br />

Hepatol. Baltim. Md. 2010;51:2020–2029.<br />

[13] Neoplasia ICG for H. Pathologic diagnosis<br />

of early hepatocellular carcinoma: A report<br />

of the international consensus group for<br />

hepatocellular neoplasia. Hepatology.<br />

2009;49:658–664.<br />

[14] Bialecki ES, Ezenekwe AM, Brunt EM, Collins<br />

BT, Ponder TB, Bieneman BK, et al.<br />

Comparison of Liver Biopsy and Noninvasive<br />

Methods for Diagnosis of Hepatocellular<br />

Carcinoma. Clin. Gastroenterol. Hepatol.<br />

2006;4:361–368.<br />

[15] Llovet JM, Real MI, Montaña X, Planas R, Coll<br />

S, Aponte J, et al. Arterial embolisation or<br />

chemoembolisation versus symptomatic<br />

treatment in patients with unresectable hepatocellular<br />

carcinoma: A randomised controlled<br />

trial. The Lancet. 2002;359:1734–1739.<br />

[16] Llovet JM, Bisceglie AMD, Bruix J, Kramer<br />

BS, Lencioni R, Zhu AX, et al. Design and<br />

endpoints of clinical trials in hepatocel -<br />

lular carcinoma. J. Natl. Cancer Inst. 2008;<br />

100:698–711.<br />

[17] Malagari K, Alexopoulou E, Chatzimichail<br />

K, Hall B, Koskinas J, Ryan S, et al. Transcatheter<br />

chemoembolization in the treatment<br />

of HCC in patients not eligible for<br />

curative treatments: Midterm results of<br />

doxorubicin-loaded DC bead. Abdom. Imaging.<br />

2008;33:512–519.<br />

[18] Llovet JM, Ricci S, Mazzaferro V, Hilgard P,<br />

Gane E, Blanc J-F, et al. Sorafenib in Advanced<br />

Hepatocellular Carcinoma. N. Engl.<br />

J. Med. 2008;359:378–390.<br />

[19] Fattovich G, Giustina G, Degos F, Tremolada<br />

F, Diodati G, Almasio P, et al. Morbidity<br />

and mortality in compensated cirrhosis<br />

type C: A retrospective follow-up study of<br />

384 patients. Gastroenterology. 1997; 112:<br />

463–472.<br />

[20] Shi M, Guo R-P, Lin X-J, Zhang Y-Q, Chen<br />

M-S, Zhang C-Q, et al. Partial hepatectomy<br />

with wide versus narrow resection margin<br />

for solitary hepatocellular carcinoma. Ann.<br />

Surg. 2007;245:36–43.<br />

[21] Imamura H, Matsuyama Y, Tanaka E,<br />

Ohkubo T, Hasegawa K, Miyagawa S, et al.<br />

Risk factors contributing to early and late<br />

phase intrahepatic recurrence of hepatocellular<br />

carcinoma after hepatectomy. J. Hepatol.<br />

2003;38:200–207.<br />

[22] Llovet JM, Fuster J, Bruix J. Intention-totreat<br />

analysis of surgical treatment for<br />

early hepatocellular carcinoma: Resection<br />

versus transplantation. Hepatol. Baltim.<br />

Md. 1999;30:1434–1440.<br />

[23] De Lope CR, Tremosini S, Forner A, Reig M,<br />

Bruix J. Management of HCC. J. Hepatol.<br />

2012;56 Suppl 1:S75–87.<br />

[24] Livraghi T, Meloni F, Di Stasi M, Rolle E,<br />

Solbiati L, Tinelli C, et al. Sustained complete<br />

response and complications rates after<br />

radiofrequency ablation of very early hepatocellular<br />

carcinoma in cirrhosis: Is resection<br />

still the treatment of choice? Hepatology.<br />

2008;47:82–89.<br />

[25] Llovet JM, Bruix J. Systematic review of randomized<br />

trials for unresectable hepatocellular<br />

carcinoma: Chemoembolization improves<br />

survival. Hepatology. 2003;37:429–<br />

442.<br />

[26] Lencioni R, Llovet J. Modified RECIST<br />

(mRECIST) assessment for hepatocellular<br />

carcinoma. Semin. Liver Dis. 2010;30:052–<br />

060.<br />

[27] Cheng A-L, Kang Y-K, Chen Z, Tsao C-J, Qin<br />

S, Kim JS, et al. Efficacy and safety of<br />

sorafenib in patients in the Asia-Pacific<br />

region with advanced hepatocellular carcinoma:<br />

A phase III randomised, doubleblind,<br />

placebo-controlled trial. Lancet Oncol.<br />

2009;10:25–34.<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Aus der «Therapeutischen UmsCHAu» * – Universitätsklinik für rHeumatologie, Klinische<br />

Immunologie und Allergologie, Inselspital, Universitätsspital Bern<br />

Proteine in der Rheumatologie<br />

und klinischen Immunologie<br />

Vor zwölf Jahren starteten die Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)-Hemmer den Siegeszug der neuen,<br />

grundlagenforschungs-basierten Therapiestrategien. Heute werden neben den Anti-Zytokinen auch<br />

Biologica eingesetzt, welche B-Lymphozyten eliminieren oder die Aktivierung von T-Lymphozyten<br />

hemmen. Das Spektrum der Anwendungen von Biologica wird in Zukunft erheblich zunehmen und<br />

auch erfolgreiche Therapien von Immunerkrankungen mit sogenanntem Orphanstatus (seltener<br />

als 1:10 000 auftretend) ermöglichen. Bei richtiger Indikationsstellung und in Kenntnis der Wirkmechanismen<br />

und der Nebenwirkungsprofile sind die Biologica nicht gefährlicher als die klassischen<br />

immunosuppressiven Basismedikamente.<br />

Peter M. Villiger<br />

Bench to Bedside<br />

Im Gegensatz zu den konventionellen<br />

Basismedikamenten, den sogenannten<br />

Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs<br />

(DMARDs), deren Wirkung oft erst im<br />

Verlaufe der klinischen Anwendung genauer<br />

erkannt wurde, basieren die Biologica<br />

auf Erkenntnissen der Grundlagenforschung.<br />

In den letzten Dezennien des<br />

vergangenen Jahrhunderts wurden verschiedene<br />

endogene Substanzen identifiziert,<br />

welche Entzündung auslösen, modulieren<br />

und schliesslich begrenzen und<br />

in reparative Vorgänge überführen. So<br />

wurden beispielsweise die Mechanismen<br />

entschlüsselt, welche für die Rekrutierung<br />

der Leukozyten an den Ort der Entzündung<br />

verantwortlich sind. Eine zentrale<br />

Rolle spielen bei diesen Vorgängen<br />

lösliche Proteine, die sogenannten Interleukine<br />

(IL), auch Zytokine genannt. Die<br />

Idee, solche Proteine zu neutralisieren<br />

und damit Entzündungsvorgänge zu modulieren<br />

lag auf der Hand. Da eine überschiessende<br />

Entzündung organ-, ja sogar<br />

lebensbedrohlich werden kann, gibt die<br />

Natur verschiedene hochwirksame<br />

Hemm-Mechanismen vor. So werden<br />

Zytokin-Zellrezeptoren proteolytisch freigesetzt<br />

und neutralisieren in Lösung Zytokine,<br />

oder es gibt einen Interleukin-<br />

1-Rezeptor-Antagonisten (IL-1ra), der<br />

strukturverwandt mit IL-1 ist, aber keine<br />

biologische Aktivität entfaltet und IL-1<br />

kompetitiv vom Rezeptor verdrängt. Die<br />

ersten therapeutisch eingesetzten Biologica<br />

basieren auf diesen «biologischen»<br />

Prinzipien, es sind dies der lösliche TNF2-<br />

Rezeptor (Etanercept), ein monoklonaler<br />

Antikörper gegen TNF (Infliximab) und<br />

der IL-1ra (Anakinra).<br />

Der Durchbruch<br />

In der Regel sichert die Natur die wichtigen<br />

biologischen Mechanismen durch<br />

alternative molekulare Vorgänge ab. Dies<br />

wird beispielsweise veranschaulicht durch<br />

die Tatsache, dass die beiden proinflamma<br />

torischen Zytokine TNF und IL-1 stark<br />

überlappende zelluläre Wirkungen entfalten.<br />

Es war daher anzunehmen, dass die<br />

Neutralisierung des einen Zytokines durch<br />

(wenigstens) ein zweites kompensiert werden<br />

kann. In der Tat zeigte sich sehr<br />

rasch, dass die Unterbrechung des TNF-<br />

Signales allein, beispielsweise durch Etanercept<br />

(= löslicher TNF-Rezeptor) bei der<br />

Rheumatoiden Arthritis nicht wesentlich<br />

wirksamer war als die Wirkung von Methotrexat<br />

allein. Der Durchbruch gelang<br />

mit der Kombina tionsbehandlung TNF-<br />

Hemmer plus Methotrexat [1,2]. Es gibt<br />

autoimmune und auch autoinflammatorische<br />

Erkrankungen, welche mit Biologica<br />

in Monotherapie erfolgreich behandelt<br />

werden können. Bei der Rheumatoiden<br />

Arthritis gilt aber die Faustregel, dass man<br />

Biologica wenn immer möglich mit Methotrexat<br />

kombinieren soll.<br />

Antizytokine versus<br />

Immunosuppressiva<br />

Die heute in der Rheumatologie und Klinischen<br />

Immunologie verwendeten Biologica<br />

können vereinfachend in Antizytokine<br />

und Immunosuppressiva unterteilt<br />

werden (Tab. 1 und Abb. 1). Die TNF-Hemmer<br />

und der IL-1ra kamen vor mehr als<br />

zehn Jahren in die klinische Anwendung.<br />

Der B-Zell-depletierende monoklonale Antikörper<br />

Rituximab wurde bereits vor Jahren<br />

in der Onkologie zur Therapie von B-<br />

Zell-Lymphomen eingeführt und schaffte<br />

den Durchbruch in der Klinischen Immunologie<br />

vor etwa 5 Jahren. Etwas jünger ist<br />

Abatacept, ein Molekül welches die Co-<br />

Stimulation der T-Lymphozyten inhibiert<br />

und schliesslich Tocilizumab, ein IL-<br />

6-neutralisierender monoklonaler Antikörper<br />

und Canakinumab ein Antikörper<br />

gegen IL-1b. Letzterer fand erst kürzlich<br />

seine erste Indikation, nämlich in der Therapie<br />

der genetisch determinierten autoinflammatorischen<br />

Syndrome [3].<br />

Antizytokine<br />

Im Gegensatz zum IL-1ra, welcher in der<br />

Therapie der Rheumatoiden Arthritis<br />

(RA) nicht überzeugt, fanden Infliximab<br />

und Etanercept als TNF-Hemmer eine<br />

rasche Verbreitung und wurden bald neben<br />

der RA auch zur Behandlung der<br />

Spondyloarthritiden und der Psoriasis<br />

(arthritis) eingesetzt. Mit der Entdeckung<br />

der zentralen Rolle von IL-1 bei autoinflammatorischen<br />

Syndromen begann für<br />

Anakinra aber kürzlich eine Renaissance.<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />

«Therapeutischen Umschau» (2011; 68 (11):<br />

603-609). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Therapeutische<br />

Umschau» zu äusserst günstigen<br />

Konditionen abonnieren. Details s. unter<br />

www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


Perspektiven<br />

Zielstruktur Molekül Wirkmechanismus<br />

Anti-TNF Infliximab chimärer Antikörper gegen TNF<br />

Etanercept<br />

TNF-Rezeptor 2, gekoppelt an Fc des humanen IgG1<br />

Adalimumab<br />

Antikörper gegen TNF<br />

Certolizumab<br />

pegyliertes Fab Fragment gegen TNF<br />

Golimumab<br />

Antikörper gegen TNF<br />

Anti-IL-1 Anakinra (natürlicher) IL-1-Rezeptor-Antagonist<br />

Canakinumab<br />

Antikörper gegen IL-1b<br />

Anti-IL-6 Tocilizumab Antikörper gegen die IL-6-Rezeptor -Kette<br />

B-Lymphozyten Rituximab chimärer Antikörper gegen CD20 (exprimiert auf B-Lymphozyten)<br />

Co-Stimulation Abatacept CTLA-Ig, verhindert Co-stimulation der T-Lymphozyten<br />

Tabelle 1: Moleküle und Wirkmechanismen.<br />

Klinische Charakteristika<br />

Den TNF-Hemmern ist eine sehr rasche<br />

und potente Wirkung eigen. In der Regel<br />

spüren Patienten innerhalb weniger Tage<br />

eine substantielle Besserung der systemischen<br />

und lokalen Beschwerden, das<br />

Krankheitsgefühl verschwindet, die Steifigkeit<br />

bessert und die Arthritis klingt ab.<br />

Die Wahrscheinlichkeit einer wesentlichen<br />

Besserung oder Beschwerdefreiheit<br />

beträgt etwa ¹⁄³, eine mässiggradige Besserung<br />

tritt in einem weiteren Drittel der<br />

Behandelten ein und in einem Drittel<br />

profitieren die Patienten nicht von dieser<br />

biologischen Intervention. Je nach Halbwertszeit<br />

der Substanzen müssen TNF-<br />

Hemmer wöchentlich (Etanercept), zweiwöchentlich<br />

(Adalimumab und Certolizumab),<br />

vierwöchentlich (Golimumab)<br />

oder acht- wöchentlich (Infliximab) verabreicht<br />

werden, wobei Infliximab infundiert<br />

wird, während die anderen Klassenvertreter<br />

subkutan verabreicht werden.<br />

IL-1 spielt neben den autoinflammatorischen<br />

Syndromen bei den Kristallarthropathien<br />

(Gicht) eine zentrale Rolle [4].<br />

Leider ist Anakinra in der Schweiz nicht<br />

auf dem Markt (Deutschland: Kineret ® )<br />

und Canakinumab ist lediglich für genetisch<br />

determinierte autoinflammatorische<br />

Syndrome auf der Spezialitätenliste.<br />

Studien zur Indikation Gicht laufen derzeit.<br />

Es ist zu hoffen, dass die Preisgestaltung<br />

den breiten Einsatz bei Gicht erlauben<br />

wird.<br />

Entsprechend seinen vielfältigen Wirkungen<br />

trug IL-6 vor seiner strukturellen<br />

Aufschlüsselung verschiedene Namen wie<br />

«Hepatocyte-Growth Factor», «B Cell Stimulating<br />

Factor» oder «endogenes Pyrogen».<br />

Heute wissen wir, dass die Akut-<br />

Phasenreaktion der Leber direkt durch<br />

IL-6 induziert wird. Eine Neutralisierung<br />

von IL-6 führt daher zu einer profunden<br />

Hemmung der systemischen Entzündung<br />

und es ist keine Ausnahme, dass die Transaminasen<br />

unter einer Behandlung mit<br />

Tocilizumab (wenigstens vorübergehend)<br />

etwas ansteigen. Bei Rheumatoider Arthritis<br />

ist der Wirkungseintritt von Tocilizumab<br />

vergleichbar mit dem Wirkungseintritt<br />

der TNF-Hemmer [5].<br />

Abbildung 1: Wirkmechanismus von Abatacept. Das Molekül verhindert die Aktivierung<br />

der antigenselektionierten T-Zelle (sogenannte Co-Stimulation). Als Folge wird die T-Zelle<br />

apoptotisch und die eingezeichneten Sekundäreffekte werden herunterreguliert (e.g. Zytokinsynthese).<br />

Immunosuppressiva<br />

CD20 wird fast ausschliesslich durch B-<br />

Lymphozyten exprimiert. Der monoklonale<br />

Antikörper Rituximab (MabThera ® )<br />

40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

bei einem Krankheitsrezidiv, oder im Hinblick<br />

auf eine kontinuierliche Wirkung in<br />

regelmässigen Abständen (z. B. 6 monatlich)<br />

Infusionen wiederholen soll [6].<br />

Nach antigener Selektion und Aktivierung<br />

braucht es zusätzliche Signale um T-<br />

Lymphozyten zu Effektorzellen zu machen.<br />

Abatacept unterbricht diesen costimulatorischen<br />

Mechanismus (Abb. 2).<br />

Sekundär kommt es auch zu einer Herunterregulierung<br />

der Zytokine, z. B. von IL-6.<br />

Abatacept wird in vierwöchentlichen Abständen<br />

infundiert. Der Wirkungseintritt<br />

liegt zwischen den Anti-Zytokinen und<br />

Rituximab. Die meisten Patienten mit<br />

Rheumatoider Arthritis spüren eine Besserung<br />

nach 3 bis 4 Infusionen.<br />

Abbildung 2: Wirkmechanismus der Biologica. Auf einen immunologischen Stimulus werden<br />

Leukozyten aktiviert, es kommt zur Freisetzung von Zytokinen, welche die klinischen Zeichen<br />

der Entzündung bewirken. Die roten Pfeile zeigen die gezielten Wirkungen der Biologica:<br />

Zellinhibition (Abatacept), Zelldepletion (Rituximab) und Neutralisierung der Zytokine.<br />

bindet mit hoher Affinität an dieses Oberflächenmolekül<br />

und löst eine Elimination<br />

der Zellen aus. Untersuchungen am Tage<br />

nach Infusion zeigen eine komplette Depletion<br />

der B-Lymphozyten in Zirkulation.<br />

Da CD20 weder von den Vorläuferzellen<br />

noch von den protektiven Plasmazellen<br />

exprimiert wird, kommt es erstens über<br />

Monate zu einer Regeneration der B-<br />

Lymphozytenpools und tritt zweitens keine<br />

humorale Immundefizienz auf.<br />

Klinische Charakteristika<br />

Rituximab wird in der Regel in Form von<br />

zwei Infusionen à 1 g im Abstand von<br />

2 Wochen infundiert. Trotz unmittelbarer<br />

Elimination der B-Lymphozyten tritt der<br />

klinische Effekt im Gegensatz zu den Antizytokinen<br />

erst nach Monaten ein. Die<br />

maximale Wirkung wird bei Rheumatoider<br />

Arthritis nach etwa 6 Monaten festgestellt.<br />

Es wird derzeit debattiert, ob man<br />

aus Kostengründen «on demand», d. h.<br />

Indikationen: Spezialitätenliste<br />

und «off-label»<br />

Die Indikationen für TNF-Hemmer sind<br />

seit Jahren fest etabliert (Tab. 2). Auf<br />

Grund der niedrigen Prävalenz vieler systemischer<br />

Autoimmunkrankheiten fehlen<br />

aber beispielsweise für Vaskulitiden Zulassungsstudien.<br />

Über eine Orphan Indication<br />

(Indikation seltener als 1:10‘000)<br />

kann bei Vorliegen von nicht randomisierten<br />

Studien eine Kostenübernahme durch<br />

die Krankenkassen erhalten werden. Sehr<br />

wirksam sind die monoklonalen TNF-<br />

Antikörper (aber nicht der lösliche Rezeptor)<br />

in der Therapie bedrohlicher Formen<br />

Etanercept<br />

Infliximab<br />

Adalimumab<br />

Certolizumab<br />

Golimumab<br />

Tocilizumab<br />

Canakinumab *<br />

Rituximab<br />

Abatacept<br />

Rheumatoide Arthritis, aktive juvenile idiopathische Arthritis mit polyartikulärem Verlauf,<br />

Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis), Plaque-Psoriasis<br />

Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis),<br />

Morbus Crohn bei Erwachsenen und Kindern, Colitis ulcerosa, Psoriasis<br />

Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis),<br />

Morbus Crohn, Psoriasis<br />

Morbus Crohn, Rheumatoide Arthritis<br />

Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, ankylosierende Spondylitis<br />

Rheumatoide Arthritis<br />

Cryopyrin-assoziierte periodische Syndromen (CAPS) ab 4-jährig<br />

Rheumatoide Arthritis<br />

Rheumatoide Arthritis, Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis<br />

* familiäres kälteautoinflammatorisches Syndrom (FCAS)/familiäre Kälteurti karia (FCU), Muckle-Wells-Syndrom (MWS), multisystemische entzündliche<br />

Erkrankung mit Beginn im Neugeborenenalter (NOMID)/chronisch infantiles neuro-dermo-artikuläres Syndrom (CINCA).<br />

In der Regel sollte die Diagnose durch Gen-Mutations-Tests (NLRP3/CIAS1) bestätigt sein.<br />

Die Patienten sind in das für Canakinumab vorgesehene CAPS-Register aufzunehmen.<br />

Tabelle 2: Indikationen gemäss Spezialitätenliste (Stand CH im Juni 2011).<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


Perspektiven<br />

Canakinumab ist aktuell lediglich für die<br />

genetisch determinierten autoinflammatorischen<br />

Syndrome zugelassen. Sinnvollerweise<br />

wurde ein Patienten register<br />

aufgebaut. Schade, dass dieses nicht von<br />

Klinikern sondern von der Herstellerfirma<br />

geführt wird.<br />

Abbildung 3: Off-label Einsatz von Biologica: Wirkung von Remicade in therapierefraktären<br />

Situationen (Infliximab, 5mg/kg KG, 4 wö; links vor,<br />

rechts unter Therapie): A und B: Vaskulitis bei Rheumatoider Arthritis (RA-<br />

Vaskulitis); C und D: lokoregionärer Morbus Wegener (Granulomatosis mit<br />

Vasculitis); E und F: Skrotalulkus bei M. Behçet.<br />

des Morbus Behçet, therapierefraktärer<br />

vaskulitischer Ulzera oder diverser granulomatöser<br />

Erkrankungen (lokoregionärer<br />

M. Wegener, Sarkoidose, etc) (Beispiele<br />

siehe Abb. 3; [7]).<br />

Anakinra ist in den USA seit Jahren mit<br />

der Indikation Rheumatoide Arthritis auf<br />

dem Markt. In der Schweiz ist dieses Biologicum<br />

nicht marktzugelassen, es wird<br />

aber bei autoinflammatorischen Syndromen<br />

(e.g. CINCA Syndrom, FMF, etc.) erfolgreich<br />

eingesetzt und gelegentlich (offlabel)<br />

auch bei Gichtpa tienten, die an<br />

einem Diabetes mellitus und einer Niereninsuffizienz<br />

leiden.<br />

Tocilizumab wird eingesetzt für die Therapie<br />

der Rheumatoiden Arthritis, der<br />

juvenilen idiopathischen Arthritis und des<br />

Castleman Syndroms.<br />

Rituximab und Abatacept sind für die<br />

Rheumatoide Arthritis zugelassen. Bei<br />

beiden Immunosuppressiva stehen die<br />

guten klinischen Erfahrungen bei Systemischem<br />

Lupus Erythematodes (SLE)<br />

in Kontrast zu den enttäuschenden Resultaten<br />

der randomisierten Studien. Demgegenüber<br />

haben kürzlich Studien eine<br />

überzeugende Wirkung von Rituximab<br />

bei nekrotisierenden ANCA-assoziierten<br />

Kleingefässvaskulitiden gezeigt [8].<br />

Unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen<br />

Eine Antizytokinwirkung ist zwar sehr<br />

gezielt aber nicht spezifisch. Das heisst,<br />

jede Form der Entzündung, welche über<br />

den blockierten molekularen Weg in Gang<br />

gesetzt werden sollte, wird gehemmt. Eine<br />

Anti-Zytokinstrategie wird daher nicht nur<br />

die Arthritis unterdrücken, sondern auch<br />

die klinischen Erkennungszeichen eines<br />

bakteriellen Infektes profund dämpfen<br />

(illustriert in Abb. 3). Die Erfahrung hat<br />

gezeigt, dass im Rahmen einer TNF-<br />

Hemmung das c-reaktive Protein (CRP)<br />

bei schweren bakteriellen Infekten adäquat<br />

ansteigt, bei Blockade von IL-6 aber<br />

gelegentlich nur diskret ansteigt oder sogar<br />

völlig normal bleibt.<br />

TNF spielt bei der Granulombildung und<br />

der Elimination von intrazellulären Erregern<br />

eine wichtige Rolle. Durch TNF-<br />

Hemmung werden Granulome aufgelöst.<br />

Dieser Mechanismus erklärt die Tuberkulosefälle,<br />

welche kurz nach Markteinführung<br />

diagnostiziert werden mussten.<br />

Heute gehört ein Screening auf latente<br />

Tbc vor einer TNF-Hemmung zum Standardprozedere<br />

[9]. Im Wesentlichen besteht<br />

dieses in einer detaillierten Anamnese<br />

und einem Tbc-spezifischen Immunnachweis,<br />

einem sogenannten Interferon-Gamma-Release<br />

Assay (IGRA).<br />

Anakinra als natürlicher IL-1-Rezeptor-<br />

Antagonist hat eine Wirkungsdauer von<br />

lediglich einem Tag. Die Infektproblematik<br />

ist vor allem deshalb weniger vordergründig<br />

als bei TNF- und IL-6-Hemmung.<br />

Ob Canakinumab, ein neutralisierender<br />

Antikörper von IL-1, zu Infektproblemen<br />

analog der TNF-Hemmer und von anti-<br />

IL-6 führt, bleibt abzuwarten.<br />

Bei jeder Form der Immunsuppression<br />

tauchen Fragen nach Teratogenität und<br />

Karzinogenität auf. TNF ist durch seinen<br />

Namen als Faktor, der für die Tumor-Nekrose<br />

zuständig ist, vorbelastet. Verschiedene<br />

Landesregister und die Erfahrung<br />

bei über zwei Millionen Patienten haben<br />

aber bislang weder überzeugende Daten<br />

betreffend teratogener noch klinisch rele-<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

vanter karzinogener Nebenwirkungen<br />

gezeigt [10]. In einer rezenten Studie über<br />

Spermiogenese konnten wir nachweisen,<br />

dass die Qualität von Spermien unter<br />

TNF-Hemmung sogar besser ist als bei<br />

florider Erkrankung. Betreffend Karzinogenese<br />

muss erwähnt werden, dass Pa tienten<br />

mit Autoimmunerkrankungen im<br />

Durchschnitt eine dreimal höhere Lymphominzidenz<br />

haben als ein gesundes<br />

Kontrollkollektiv. Bei Rheumatoider Arthritis<br />

wurde bereits vor Jahren nachgewiesen,<br />

dass die Lymphominzidenz mit der<br />

Krankheitsaktivität korreliert. Man könnte<br />

daher auch die kritische Frage stellen,<br />

ob durch Kontrolle der Krankheitsaktivität<br />

nicht viel eher eine Reduktion der Lymphominzidenz<br />

erreicht werden sollte. Ein<br />

solch günstiger Effekt wurde aber leider<br />

bislang nicht belegt.<br />

Im Gegensatz zu den Antizytokinen führt<br />

Abatacept zu keiner wesentlichen Steigerung<br />

der Infektraten, zu keiner Zunahme<br />

von atypischen Infekten und auch zu<br />

keiner Verschleierung der Infektsymptome.<br />

Untersucht man den Effekt von Rituximab<br />

auf die Serumspiegel der Antikörper<br />

(IgG, IgM, IgA), so findet sich im<br />

Durchschnitt aller Patienten auch bei<br />

repetitiver Anwendung keine humorale<br />

Immunsuppression. Eine detailliertere<br />

Analyse zeigt allerdings, dass die Spiegel<br />

bei gutem klinischem Ansprechen abfallen.<br />

Einzelfälle von schwerer humoraler<br />

Immundefizienz sind denn auch bekannt,<br />

sie treten insbesondere bei Patienten<br />

auf, die vorgängig mit Immunsuppressiva<br />

behandelt wurden (z. B. Cyclophosphamid).<br />

Biologica sind Proteine und damit grundsätzlich<br />

immunogen. Nicht nur die chimären<br />

Moleküle (Infliximab und Rituximab)<br />

enthalten «fremde» Strukturanteile,<br />

sondern auch die humanen Antikörper,<br />

nämlich in ihrer antigen-erkennenden<br />

Domäne. Gegen alle monoklonalen Antikörper<br />

wurden neutralisierende Antikörper<br />

im Serum von Patienten im Prozentbereich<br />

gemessen. Die Immunreaktionen<br />

auf Biologica reichen von milden kutanen<br />

Infusionsreaktionen bis zum anaphylaktischen<br />

Schock [11]. Obwohl die Häufigkeit<br />

schwerer Nebenwirkungen auf Biologica<br />

sehr unterschiedlich ist, muss jede<br />

Institution, welche Infusionen verabreicht,<br />

über eine adäquate Schulung und die<br />

notwendigen Notfallmedikamente verfügen.<br />

Unser Algorithmus wird in Abbildung<br />

4 gezeigt.<br />

Monitoring<br />

Seit über zehn Jahren existiert das Swiss<br />

Clinical Quality Management Programm<br />

für rheumatische Krankheiten (www.<br />

scqm.ch), in welchem zurzeit mehrere<br />

Tausend Patienten mit Rheumatoider Arthritis<br />

monitorisiert werden. Wir empfehlen,<br />

alle Patienten mit Rheumatoider<br />

Arthritis, ankylosierender Spondylitis und<br />

Psoriasisarthritis in dieses qualitätssichernde<br />

Programm einzuschliessen. Ak-


Perspektiven<br />

tualisierte Richtlinien der Schweizerischen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie<br />

betreffend Abklärungen vor Therapiebeginn,<br />

Monitoring während Therapie und<br />

Verhalten bei Nebenwirkungen finden sich<br />

unter www.rheuma-net.ch. Die wichtigsten<br />

Punkte für den Grundversorger sind<br />

in Tabelle 3 zusammengestellt. ■<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. med. Peter M. Villiger<br />

Universitätsklinik für Rheumatologie,<br />

Klinische Immunologie<br />

und Allergologie PKT2, D585<br />

Inselspital, Universitätsspital<br />

Bern, CH-3010 Bern<br />

peter.villiger@insel.ch<br />

Abbildung 4: Algorithmus zur Notfallversorgung bei allergischen (pseudoallergischen)<br />

Reaktionen.<br />

Literatur<br />

1. Maini R, St Clair EW, Breedveld F, Furst D,<br />

Kalden J, Weisman M, Smolen J, Emery P,<br />

Harriman G, Feldmann M, Lipsky P. Infliximab<br />

(chimeric anti-tumour necrosis<br />

factor alpha monoclonal antibody) versus<br />

placebo in rheumatoid arthritis patients<br />

receiving concomitant methotrexate: a randomised<br />

phase III trial. ATTRACT Study<br />

Group. Lancet. 1999; 354: 1932 – 1939.<br />

2. Klareskog L, van der Heijde D, de Jager JP,<br />

Gough A, Kalden J, Malaise M, Martín Mola<br />

E, Pavelka K, Sany J, Settas L, Wajdula J,<br />

Pedersen R, Fatenejad S, Sanda M; TEMPO<br />

(Trial of Etanercept and Methotrexate with<br />

Radiographic Patient Outcomes) study investigators.<br />

Therapeutic effect of the combination<br />

of etanercept and methotrexate compared<br />

with each treatment alone in patients<br />

with rheumatoid arthritis: double-blind<br />

randomised controlled trial. Lancet. 2004;<br />

363: 675 – 681.<br />

3. Lachmann HJ, Quartier P, So A, Hawkins PN.<br />

The emerging role of interleukin-1β in autoinflammatory<br />

diseases. Arthritis Rheum.<br />

2011; 63: 314 – 324.<br />

4. Busso N, So A. Mechanisms of inflammation<br />

in gout. Arthritis Res Ther. 2010; 12: 206.<br />

5. Smolen JS, Beaulieu A, Rubbert-Roth A,<br />

Ramos-Remus C, Rovensky J, Alecock E,<br />

Woodworth T, Alten R; OPTION Investigators.<br />

Effect of interleukin-6 receptor inhibition<br />

with tocilizumab in patients with rheumatoid<br />

arthritis (OPTION study): a doubleblind,<br />

placebo-controlled, randomised trial.<br />

Lancet. 2008; 371: 987 – 997.<br />

6. Dudler J, Finckh A, Kyburz D, Langenegger<br />

T, Möller B, Schmiedel U, Walker UA. Swiss<br />

consensus statement: Recommendations for<br />

optimising re-treatment with MabThera<br />

(rituximab) in rheumatoid arthritis. Swiss<br />

Med Wkly. 2010; 140: w13073.<br />

7. Aeberli D, Oertle S, Mauron H, Reichenbach<br />

S, Jordi B, Villiger PM. Inhibition of the TNFpathway:<br />

use of infliximab and etanercept<br />

as remission-inducing agents in cases of<br />

44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Antizytokine: Cave typische und atypische Infekte<br />

Anti-TNF<br />

Anti-IL-6<br />

Reaktivierung latente Tbc<br />

CRP kann tief bleiben bei Infekt<br />

Bereitstellung der Notfallmedikamente für den Fall allergischer Reaktionen<br />

Aktualisierte Richtlinien über Basismedikamente siehe www.rheuma-net.ch<br />

Rücksprache mit Zentrum bei Planung von:<br />

Operation<br />

Schwangerschaft<br />

Impfungen<br />

Wenigstens 1x jährlich Beurteilung von Verlauf und Therapieindikation durch internistischen<br />

Rheumatologen<br />

Tabelle 3: Das Wichtigste für den Grundversorger.<br />

Proteins in rheumatology and clinical<br />

immunology<br />

Twelve years ago the tumour necrosis factor (TNF) inhibitors revolutionised the<br />

therapy of rheumatoid arthritis and other inflammatory rheumatic diseases. Today,<br />

in addition to anti-cytokine strategies, immunosuppressive biologicals have been<br />

developed that delete B-lymphocytes or inhibit the activation of T-lymphocytes. The<br />

spectrum of indications for these protein drugs will broaden substantially in the near<br />

future and will likely include also diseases with orphan status (incidence below<br />

1:10’000). Used in the right indication and with knowledge of molecular effects as<br />

well as clinical adverse effects these new drugs do not appear to be more dangerous<br />

than conventional disease modifying agents (DMARDs).<br />

therapy-resistant chronic inflammatory<br />

disorders. Swiss Med Wkly. 2002; 132:<br />

414 – 422.<br />

8. Stone JH, Merkel PA, Spiera R, Seo P, Langford<br />

CA, Hoffman GS, Kallenberg CG, St Clair<br />

EW, Turkiewicz A, Tchao NK, Webber L, Ding<br />

L, Sejismundo LP, Mieras K, Weitzenkamp<br />

D, Ikle D, Seyfert-Margolis V, Mueller M,<br />

Brunetta P, Allen NB, Fervenza FC, Geetha<br />

D, Keogh KA, Kissin EY, Monach PA, Peikert<br />

T, Stegeman C, Ytterberg SR, Specks U;<br />

RAVE-ITN Research Group. Rituximab versus<br />

cyclophosphamide for ANCA-associated<br />

vasculitis. N Engl J Med. 2010; 363: 221 – 232.<br />

9. Villiger PM, Zellweger JP, Möller B. Novel<br />

screening tools for latent tuberculosis: time<br />

to leave an old friend? Curr Opin Rheumatol.<br />

2009; 21: 238 – 243.<br />

10. Leombruno JP, Einarson TR, Keystone EC.<br />

The safety of anti-tumour necrosis factor<br />

treatments in rheumatoid arthritis: meta<br />

and exposure-adjusted pooled analyses of<br />

serious adverse events. Ann Rheum Dis.<br />

2009; 68: 1136 – 1145.<br />

11. Hausmann OV, Seitz M, Villiger PM, Pichler<br />

WJ. The complex clinical picture of side effects<br />

to biologicals. Med Clin North Am.<br />

2010; 94: 791 – 804, xi-ii.<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

45


Perspektiven<br />

«Intime Kontakte sind ein No-Go»<br />

Das Thema ist wahrlich nicht neu: Bereits im hippokratischen Eid verpflichtet sich der Arzt, sich<br />

fernzuhalten «von jeder vorsätzlichen und verderblichen Schädigung und besonders von Werken<br />

der Wollust an den Leibern von Frauen wie von Männern, von Freien wie von Sklaven». An<br />

Aktualität und Brisanz jedoch hat die Frage nach den Grenzen in der Arzt-Patienten-Beziehung<br />

nichts eingebüsst.<br />

Werner Tschan, Facharzt für Psychiatrie, Autor und Dozent, Basel<br />

Darf eine Ärztin bzw. ein Arzt<br />

eine intime Beziehung mit einer<br />

Patientin oder einem Patienten<br />

eingehen?<br />

Der Arzt führt die Behandlung und ist<br />

daher für die Einhaltung der ärztlichen<br />

Regeln verantwortlich – eine Aufgabe, die<br />

sich unter keinen Umständen an Patienten<br />

delegieren lässt. In der ärztlichen<br />

Standesordnung der FMH ist unter Art. 4<br />

klar festgehalten: «Arzt und Ärztin dürfen<br />

ein sich aus der ärztlichen Tätigkeit<br />

ergebendes Abhängigkeitsverhältnis<br />

nicht missbrauchen, insbesondere darf<br />

das Verhältnis weder emotionell oder<br />

sexuell noch materiell ausgenützt werden».<br />

Intime Kontakte mit Patienten sind<br />

somit stets ein eindeutiges No-Go. Ein<br />

derartiges Fehlverhalten führt zu administrativ-rechtlichen<br />

und strafrechtlichen<br />

Folgen und stellt die weitere Berufsausübung<br />

infrage. Was im privaten Bereich<br />

niemanden etwas angeht, kann im Rahmen<br />

einer Arzt-Patienten-Beziehung gravierende<br />

Folgen nach sich ziehen. (siehe<br />

Kasten 1)<br />

Wie soll sich der Arzt verhalten,<br />

falls die Initiative vom Patienten<br />

ausgeht?<br />

Die Einhaltung von fachlichen Standards<br />

ist stets eine einseitige fachliche Verpflichtung.<br />

Patienten tendieren unter Umständen<br />

zu einer Symmetrisierung der Behandlungssituation,<br />

um die bestehenden<br />

Grenzen zu überwinden – die Herstellung<br />

Wie fängt es an?<br />

Eine Patientin wendet sich wegen Schmerzzuständen an ihren Hausarzt. Die gründliche Untersuchung<br />

dauert volle drei Stunden und die Patientin hat das Gefühl, dass sie hier endlich jemand ernst nimmt.<br />

Die nächste Konsultation zieht sich in den Abend hinein und als der Arzt vorschlägt, zwischendurch<br />

einen Kaffee zu trinken, willigt sie ein. Komisch kommt ihr vor, dass kein Personal mehr anwesend<br />

ist – aber schliesslich ist es schon etwas später. Sie willigt schliesslich auch ein, einen gemeinsamen<br />

Spaziergang zu unternehmen, den der Arzt vorschlägt – dabei ergreift der Arzt ihre Hand und gesteht<br />

ihr seine Zuneigung. Wenige Tage später kommt es erstmalig in den Praxisräumlichkeiten zu intimen<br />

Kontakten. Der Arzt stellt alle Konsultationen in Rechnung.<br />

Ein Orthopäde gibt an, vor Knieeingriffen allfällige Infektionen auszuschliessen. Er untersucht seine<br />

Patientinnen u.a. im Brust- und Vaginalbereich (aus unerfindlichen Gründen ohne Handschuhe). Als<br />

die Patientinnen sich gegen das Betatschen ihrer Brüste wehren, entgegnet der Arzt, dass er bloss seine<br />

Arbeit tue.<br />

Ein Ehepaar wendet sich wegen ehelicher Probleme an einen Psychiater. Nachdem sich die Frau von<br />

ihrem Mann getrennt hat, sind mehrere Hausbesuche bei der Frau erforderlich. Der Psychiater umarmt<br />

und küsst dabei die Patientin, er betont, wie hübsch und attraktiv sie sei. Es kommt zu Zungenküssen<br />

und schliesslich versucht er, mit ihr zu schlafen.<br />

Eine infolge traumatischer Erfahrungen erheblich beeinträchtigte junge Frau ist in stationärer psychiatrischer<br />

Behandlung. Sie bittet ihren behandelnden Psychiater, sich neben sie zu setzen, dann ihr<br />

die Hand zu halten und schliesslich sie zu umarmen. Der erfahrene, über 50-jährige Facharzt fängt<br />

schliesslich an, die Frau sexuell zu berühren. Weitere Intimitäten bis zum Koitus folgen.<br />

Die Beispiele verdeutlichen, dass es in der Regel schrittweise zu Grenzverletzungen kommt. Das manipulative<br />

Verhalten wird als grooming bezeichnet, welches letztendlich die Widerstandskraft der betroffenen<br />

Patienten schwächt und die Übergriffe ermöglicht. Häufig geschehen Grenzverletzungen am<br />

Arbeitsplatz, da er vermeintlich Schutz vor dem Entdecktwerden bietet. Entsprechend erfolgt auch eine<br />

Rechnungsstellung – nach aussen soll alles völlig professionell aussehen.<br />

einer intimen Situation ist dafür bestens<br />

geeignet. Aufgrund der Folgen für Betroffene<br />

verdient eine derartige Ausgangslage<br />

deshalb keine andere Beurteilung – falls<br />

sich eine Arzt-Patienten-Beziehung in<br />

diese Richtung entwickelt, kann es notwendig<br />

werden, den Behandlungsvertrag<br />

aufzulösen und den Patienten weiterzuweisen<br />

(siehe Kasten 2).<br />

Was sollte ein Arzt tun, wenn<br />

er merkt, dass die Grenzen im<br />

Rahmen einer Behandlung<br />

überschritten werden?<br />

Der Arzt müssen drei Ebenen beachten:<br />

(1) Er muss gegenüber Patienten sein Rolle<br />

und Aufgabe verdeutlichen, klare Grenzen<br />

aufzeigen, und eine derartige Situation<br />

sorgfältig in der Krankengeschichte<br />

dokumentieren. (2) Wie bereits erwähnt,<br />

kann es notwendig werden, die Behandlung<br />

zu beenden und den Patienten weiterzuweisen.<br />

(3) Beruht die Entwicklung<br />

auf eigenen Schwierigkeiten, fachliche<br />

Grenzen aufrechtzuhalten, ist unverzüglich<br />

geeignete Hilfe in Anspruch zu nehmen<br />

– entsprechende Unterstützungsangebote<br />

stehen zum Beispiel über REMED<br />

(24/7-Hotline 0800-073-633 oder help@<br />

swiss-remed.ch) jederzeit zur Verfügung.<br />

Nun gibt es Ärzte, die ihren<br />

Kollegen in derartigen Situationen<br />

zur Beendigung einer<br />

Behandlung raten, damit sie<br />

dann frei sind für eine intime<br />

Beziehung. Was sagen Sie dazu?<br />

Aufgrund meiner Ausführungen sollte<br />

klar geworden sein, dass ein solches Vorgehen<br />

nicht statthaft ist. Die Schweizerische<br />

Gesellschaft für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie hat in einem Positionspapier<br />

(2009) klar festgehalten: «Unzulässig<br />

ist das Abbrechen einer Behandlung<br />

mit der Absicht, im Anschluss z.B. eine<br />

nachfolgende sexuelle Beziehung aufzunehmen,<br />

selbst wenn dies von Pa­<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Was sollen Ärztinnen und Ärzte beachten?<br />

Grundsätzlich benötigt der Arzt für alle Untersuchungen die Zustimmung des Patienten (informed<br />

consent). Die jeweiligen diagnostischen und/oder therapeutischen Schritte sind verständlich zu kommunizieren.<br />

Verhalten sich Patienten inadäquat, werden sie durch die Fachperson angehalten, ihr Verhalten den<br />

Umständen anzupassen, dazu gehört auch die Bekleidung, die Körperhygiene und das Benehmen.<br />

Sind Untersuchungen in intimen Körperbereichen erforderlich, erhalten Patienten ein Tuch um sich<br />

zu schützen. Es ist nur selten erforderlich, dass Patienten sich für medizinische Untersuchungen völlig<br />

nackt ausziehen.<br />

In der Gynäkologie gilt der Grundsatz, dass die Patientin entweder oben oder unten entkleidet ist – nie<br />

beides gleichzeitig. Das gilt ebenso für die urologische, dermatologische oder gastroenterologische<br />

Untersuchung.<br />

Muss die weibliche Brust für Untersuchungen entblösst werden, so wird der Patientin ein Tuch gegeben,<br />

um sich zu schützen. Dies gilt z.B. für Röntgenaufnahmen, für EKG Aufnahmen, für Auskultationen etc.<br />

Wird eine Narkose durchgeführt, sind mindestens zwei Fachpersonen zugegen. Intime Körperpartien<br />

werden abgedeckt. Untersuchungen, diagnostische sowie therapeutische Eingriffe setzen die Zustimmung<br />

des Patienten voraus.<br />

tientinnen und Patienten gewünscht<br />

werden sollte.» Die diesem Grundsatz zu<br />

Grunde liegenden Überlegungen gelten<br />

nicht nur für die Psychiatrie, sondern für<br />

alle ärztlichen Behandlungen: Die Abhängigkeit<br />

einer Arzt-Patienten-Beziehung<br />

kann weiter bestehen bleiben (insbesondere<br />

über das eigentliche Behandlungsende<br />

hinaus), was den Arzt über den eigentlichen<br />

Behandlungsauftrag hinaus auf<br />

seine Verantwortung behaftet.<br />

Vielleicht hilft eine andere Überlegung<br />

weiter, hier Klarheit zu finden. Die Regeln<br />

der ärztlichen Kunst sollen gegenüber der<br />

Gesellschaft Zeugnis über die Redlichkeit<br />

und Integrität der ärztlichen Tätigkeit<br />

ablegen. Würden wir contrafaktisch zulassen,<br />

dass sexuelle Kontakte im Rahmen<br />

von ärztlichen Behandlungen unter<br />

bestimmten Umständen erlaubt wären,<br />

hätten wir ein Problem. Dann dürfte/<br />

müsste jeder Patient davon ausgehen, dass<br />

unter Umständen intime Kontakte im<br />

Rahmen von ärztlichen Behandlungen<br />

möglich sind. Damit wäre wohl das Vertrauen<br />

in die ärztliche Kunst endgültig<br />

verloren.<br />

Was soll ein Arzt tun, wenn<br />

er Kenntnis vom Fehlverhalten<br />

eines Kollegen erhält?<br />

Zunächst einmal Ruhe bewahren und<br />

sich nach dem Grundsatz «never worry<br />

alone» Unterstützung suchen; d.h. mit<br />

einer Vertrauensperson die Situation erörtern<br />

und das weitere Vorgehen diskutieren.<br />

In mehreren Kantonen schreiben die Gesundheitsgesetze<br />

in derartigen Situationen<br />

eine Meldepflicht vor – es sind dies<br />

BL, NW, SZ, TI, UR und ZG (Stand Mai<br />

<strong>2013</strong>). Gemäss den Grundsätzen des Weltärztebundes<br />

(WMA) gehört es zu den<br />

ärztlichen Berufspflichten, ein Fehlverhalten<br />

von Kollegen zu melden. Mögliche<br />

Ansprechpartner in der Schweiz sind in<br />

erster Linie die kantonalen Gesundheitsdirektionen<br />

resp. die Kantonsärzte. In<br />

Institutionen kann man sich an Vorgesetze<br />

resp. die jeweiligen Aufsichtsorgane<br />

wenden. Eine weitere Möglichkeit sind die<br />

Kinderschutzgruppen resp. die kantonalen<br />

Opferhilfestellen sowie die kantonalen<br />

Ärztegesellschaften. Wichtig ist meines<br />

Erachtens, nicht zu schweigen, sondern<br />

solche Dinge weiterzuleiten, damit geeignete<br />

Massnahmen ergriffen werden können.<br />

Allerdings besteht eine erhebliche<br />

Rechtsunsicherheit – ich fordere deshalb<br />

schon seit längerer Zeit eine Meldepflicht<br />

analog zu den bestehenden kantonalen<br />

Vorschriften.<br />

Gelten diese Grundsätze auch<br />

für Kontakte zwischen Vorgesetzen<br />

und Assistenzärzten<br />

resp. Absolventen des Wahlstudienjahrs?<br />

Ja, diese Grenzen gelten auch für die Ausbildungssituation.<br />

Auch hier besteht ein<br />

eindeutiges Abhängigkeitsverhältnis, welches<br />

nicht ausgenutzt werden darf. Ein<br />

entsprechendes Fehlverhalten von Vorgesetzten<br />

kann zu strafrechtlichen Konsequenzen<br />

in Anwendung von Art. 193 StGB<br />

führen.<br />

Gehen Sie mit Ihren Ausführungen<br />

nicht zu weit, wenn Sie<br />

sich die sexuelle Selbstbestimmung<br />

von erwachsenen Personen<br />

vor Augen halten?<br />

Noch einmal: Sexuelle Kontakte im Rahmen<br />

einer Arzt-Patienten-Beziehung sind<br />

keine Privatangelegenheit – selbst wenn<br />

sie von Patienten gewünscht/initiiert werden.<br />

Wir sind hier nicht in der Disco oder<br />

auf der Skipiste – sondern wir betrachten<br />

eine Arzt-Patienten-Beziehung. Es ist wohl<br />

naheliegend, hier nicht von sexueller<br />

Selbstbestimmung auszugehen, sondern<br />

von der Patientensicherheit. Ich möchte<br />

auch daran erinnern, dass die Mehrzahl<br />

aller Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit<br />

korrekt machen – es ist letztlich ein kleiner<br />

Teil, der ein Fehlverhalten zeigt. Hier<br />

müssen wir aktiv werden und Patienten<br />

vor den deletären Folgen solcher Übergriffe<br />

schützen.<br />

Wie haben die Studierenden im<br />

6. Jahreskurs der Universität<br />

Bern Ihre Vorlesung aufgenommen?<br />

Aufgrund der Rückmeldungen gehe ich<br />

davon aus, dass die Vorlesung von den<br />

Studierenden geschätzt wurde. Es ist anzunehmen,<br />

dass eine curriculare Verankerung<br />

des Themas zu einer nachhaltigen<br />

Risikoreduktion beiträgt und somit einen<br />

wichtigen Beitrag zur Prävention darstellt.<br />

Jeder Arzt-Patienten-Kontakt findet in einem<br />

Beziehungskontext statt – eine Thematisierung<br />

dieser Aspekte sollte daher<br />

selbstverständlich sein. Angehende Ärztinnen<br />

und Ärzte sollen sich rechtzeitig mit<br />

den Grenzen ihrer Tätigkeit auseinandersetzen<br />

und um geeignete Hilfestellungen<br />

wissen. Das Berufsrisiko muss allen klar<br />

sein, ebenso wie sie den damit verbunden<br />

Schwierigkeiten begegnen können.<br />

Literatur<br />

SGPP: Positionspapier der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie.<br />

Schw. Ärztezeitung 2009; 32:1197–1198.<br />

Tschan W.: Professional Sexual Misconduct in<br />

Institutions. Causes and Consequences, Prevention<br />

and Intervention. Goettingen, Hogrefe,<br />

<strong>2013</strong>.<br />

Tschan W.: Abuse in Doctor-Patient Relationships.<br />

In: C. Garcia-Moreno, A. Riecher-Rössler<br />

(Eds.): Violence against Women and Mental<br />

Health. Basel, Karger, 2012, 129–138.<br />

Tschan W.: Missbrauchtes Vertrauen. Basel, Karger,<br />

2. Auflage 2005.<br />

Verbindung der Schweizer Ärzte: Vademecum für<br />

den Schweizer Arzt. Bern, FMH, 5. Auflage<br />

1991.<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


Perspektiven<br />

Informationsverlust verringern<br />

Im Herbst 2012 führte die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) erstmals<br />

im Rahmen der SGIM-Foundation eine Ausschreibung durch – zum Thema «Organisation der<br />

Pflegeleistungen: Übergang zwischen Spital und ambulanter Versorgung». Die Prämierung der<br />

ersten Foundation-Preisträger fand am 30. Mai <strong>2013</strong> in Basel statt. Alle drei prämierten Projekte<br />

haben einen allgemeininternistisch-wissenschaftlichen Hintergrund.<br />

Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Vorsteher SGIM-Präsidium, Lukas Zemp, Generalsekretär/Geschäftsstellenleiter SGIM<br />

Ein wichtiges Thema in der modernen<br />

Medizin ist die mangelnde Weitergabe von<br />

Informationen zwischen Spital und ambulantem<br />

Dienst bei der Entlassung eines<br />

Patienten aus dem Spital. Dr. Eric A. Coleman,<br />

Associate Professor of Medicine in<br />

den Geschäftsbereichen Health Care Policy<br />

and Research und Geriatrische Medizin<br />

an der University of Colorado Health Sciences<br />

Center und Direktor des «Care<br />

Transitions Program», widmet sich diesem<br />

Thema in seiner Studie «Lost in transition:<br />

challenges and opportunities for<br />

improving the quality of transitional<br />

care». Viele Informationen werden zwischen<br />

Spital und Hausarzt und umgekehrt<br />

nicht kommuniziert oder gehen verloren.<br />

Als Folge des Informationsverlusts tritt bei<br />

19 Prozent der Patienten innerhalb von<br />

drei Wochen nach der Entlassung ein medizinisches<br />

Ereignis ein, das in zwei Drittel<br />

der Fälle durch die Medikamenteneinnahme<br />

bedingt ist. Ferner wird ein Drittel<br />

der aufgrund von Herzinsuffizienz hospitalisierten<br />

Patienten innerhalb von 30 Tagen<br />

erneut stationär aufgenommen. Dieses<br />

Problem fordert zusätzlich aus folgenden<br />

Gründen eine dringende Lösung:<br />

wegen der Vergütung der Spitäler nach<br />

dem DRG-System sowie der neuen Verordnung<br />

über die «Akut- und Übergangspflege».<br />

Angesichts dieser aktuellen Problematik<br />

lancierte die SGIM-Foundation<br />

für 2012/<strong>2013</strong> ihre erstmalige Ausschreibung<br />

für Forschungsprojekte zum Thema<br />

«Lost in transition». Es werden jeweils<br />

maximal drei Projekte in der Höhe von je<br />

CHF 70 000.– finanziert.<br />

Die SGIM-Foundation ist eine Stiftung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine<br />

Innere Medizin (SGIM) mit der Zielsetzung, Lehr- und Forschungsprojekte<br />

auf dem Gebiet der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) zu fördern und zu unterstützen.<br />

Die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) ist<br />

mit rund 4300 Mitgliedern die grösste medizinische Fachgesellschaft in der Schweiz.<br />

Sie fördert wissenschaftlich und praktisch die Allgemeine Innere Medizin in der<br />

Schweiz und kümmert sich in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Allgemeine Medizin (SGAM) um die fachlichen Bereiche und die Weiterbildung<br />

der Schweizer Allgemeininternistinnen und Allgemeininternisten. In enger Zusammenarbeit<br />

mit den Departementen für Innere Medizin der Universitäten und den<br />

anderen anerkannten Weiterbildungsstätten gewährleistet sie die Aus-, Weiter- und<br />

Fortbildung in der Allgemeinen Inneren Medizin und unterstützt die allgemeininternistische<br />

Forschung. www.sgim.ch<br />

Die Preisträger<br />

Die Auswahl unter den 13 eingereichten<br />

Projekten erfolgte durch einen wissenschaftlichen<br />

Beirat der SGIM-Foundation,<br />

der sich aus fünf Experten zusammensetzt.<br />

Die bis 31. Januar <strong>2013</strong> eingereichten<br />

Projektanträge in englischer Sprache<br />

spiegeln eine spannende und facettenreiche<br />

Bandbreite wider: Sie reichen von<br />

wissenschaftlichen Arbeiten und Projekten<br />

zum Thema Allgemeine Innere Medizin<br />

(AIM) bis hin zu E-Health- und<br />

Organisationsentwicklungsmodellen. Der<br />

Stiftungsrat der SGIM-Foundation hat<br />

aufgrund der Empfehlungen des wissenschaftlichen<br />

Komitees entschieden, die<br />

drei folgenden medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Projekte mit je CHF 70 000.– zu<br />

unterstützen. Die Empfehlungen des Komitees<br />

basieren ausschliesslich auf klinischen<br />

Kriterien. Die Prämierung der drei<br />

Projektanträge fand am 30. Mai <strong>2013</strong> im<br />

Rahmen der SGIM-Jahresversammlung<br />

in Basel statt:<br />

1. «Multicenter Validation of a Prediction<br />

Model to Identify Medical Patients at<br />

High Risk of 30-day Potentially Avoidable<br />

Readmission» – Dr. med. Jacques<br />

Donzé – CHUV, Lausanne – zurzeit am<br />

Brigham and Women’s Hospital – Harvard<br />

Medical School – Boston, Massachusetts<br />

– USA;<br />

2. «Facilitating Discharge from Hospital<br />

of Patients Requiring Intravenous Antibiotics:<br />

Prospective Evaluation of a<br />

Pilot Project» – Dr. med. Serge de Vallière<br />

– PMU – Lausanne;<br />

3. «Effectiveness of Discharge Plan to Lower<br />

Early Readmission of Patients Hospitalized<br />

with Heart Failure («LEAR-<br />

HF»)» – Dr. med. Antoine Garnier –<br />

CHUV – Lausanne.<br />

Ausführliche Informationen sowie Abstracts<br />

zu den einzelnen Preisträgern der<br />

SGIM-Foundation-Ausschreibung 2012/<br />

<strong>2013</strong> sind zu finden unter: www.sgim.ch/<br />

de/foerderung/sgim-foundation.<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Vorsteher<br />

des SGIM-Präsidiums, oder Lukas<br />

Zemp, Generalsekretär/Geschäftsstellenleiter<br />

SGIM, Tel. 061 225 93 35 oder info@<br />

sgim.ch.<br />

■<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Perspektiven<br />

Gala in herzlicher Ambiance<br />

Am 29. Juni <strong>2013</strong> war es wieder so weit: Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen und Genera tionen<br />

kamen nach Luzern, zum Ärzteball. Sie genossen in der Seeburg Luzern nicht nur eine rauschende<br />

Ballnacht. Die Anwesenden spendeten zusammen mit den Sponsoren auch 11 000 Franken für aidskranke<br />

Menschen in Zimbabwe.<br />

Grazia Siliberti, Kommunikation «Der Ärzteball». Bild Fabian Biasio.<br />

Bereits zum 11. Mal lud die Ballorganisation<br />

unter der Leitung ihres Präsidenten,<br />

Andrea Vincenzo Braga, in den wunderbaren<br />

Ballsaal des Hotels Seeburg in Luzern<br />

ein. Rund 120 tanzbegeisterte Gäste<br />

folgten der Einladung. Die Sammlung<br />

ging zum 6. Mal in Folge an Swiss Aids<br />

Care International (SACI). Als Ehrengast<br />

begrüsste der Präsident Prof. Ruedi Lüthy,<br />

Direktor der Newlands Clinic in Harare/<br />

Zimbabwe, die rund 4000 mittellose HIV-<br />

Patienten kostenlos behandelt. Erstmals<br />

in all den Jahren konnte Ruedi Lüthy den<br />

Spendencheck persönlich entgegennehmen.<br />

In diesem Jahr kam der stolze Betrag<br />

von 11 000 Franken zusammen. Er bedankte<br />

sich im Namen seiner Patienten<br />

für die erneut sehr grosszügige Unterstützung<br />

seitens des Ärzteballs und die jahrelange<br />

Treue.<br />

Zahlreiche Höhepunkte<br />

im Programm<br />

Die Gäste wurden kulinarisch mit einem<br />

6-Gang-Diner und ausgezeichneten Weinen<br />

aus der Küche des Hotels Seeburg<br />

verwöhnt. Harald Mayen, Sologitarrist aus<br />

dem Schwarzwald, sorgte mit seinem feinen,<br />

virtuosen Gitarrenspiel für ein stimmungsvolles<br />

musikalisches Ambiente<br />

während des Diners. Der Berner Bruno<br />

Bieri spielte mit dem «Hang», einem neuen<br />

Instrument. Er sang Lieder mit und<br />

ohne Text, Obertongesang mit Juz, Tieftongesang<br />

mit Jodel oder im Stile von<br />

Mani Matter. Die Gäste durften von der<br />

Terrasse der Seeburg auch das Feuerwerk<br />

des Luzerner Seenachtfestes geniessen.<br />

Für den fetzigen und stimmigen Sound<br />

während der ganzen Gala sorgte erneut<br />

das Trio Red Sox aus Luzern. Getanzt<br />

wurde bis in die frühen Morgenstunden.<br />

«Dass wir nach dem 10-Jahr-Jubiläum im<br />

vergangenen Jahr weitergemacht haben,<br />

verdanken wir unseren Gästen», sagt Ballpräsident<br />

Braga. Und er ergänzt: «Es ist<br />

eine riesige Motivation, dass wir über die<br />

Jahre immer wieder bekannte Gesichter<br />

begrüssen und auf treue Sponsoren zählen<br />

dürfen. Auf der anderen Seite kommen<br />

jedes Jahr neue Ärztinnen und Ärzte dazu,<br />

die sich für ‹ihre› Gala begeistern.»<br />

Der nächste «Der Ärzteball» findet<br />

am Samstag, 6. September<br />

2014, erneut im Hotel Seeburg in<br />

Luzern statt. Anmeldungen ab sofort<br />

möglich unter www.deraerzteball.ch.<br />

■<br />

Partnervermittlung mit Charme<br />

persönlich∙seriös∙kompetent<br />

Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />

044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />

Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />

Kathrin Grüneis<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


Perspektiven<br />

Unglaubliche Fallgeschichten<br />

aus der Medizin<br />

Ein strahlender Urlauber<br />

Die Situation war hochnotpeinlich. Sicherheitsbeamte nahmen den 46-Jährigen am<br />

Check-in des Flughafens von Orlando fest. Er musste sich eine Leibesvisitation gefallen<br />

lassen. Spürhunde umschnüffelten ihn. Dann wurde er verhört. Zu verdanken hatte er<br />

dies seiner Schilddrüse und der Angst vor Terrorattacken.<br />

Andere Patienten erlebten ähnliche Situationen bei der Ankunft am Flughafen von Wien<br />

oder Miami, in der U-Bahn von Manhattan, beim Betreten eines Banktresorraums oder<br />

während einer Busfahrt von New York nach Atlantic City. Sie wurden behandelt wie<br />

Verbrecher, waren aber in Wahrheit nur harmlose, schilddrüsenkranke Reisende oder<br />

am Herz untersucht worden.<br />

Bei dem 46-Jährigen hatte alles rund ein halbes Jahr zuvor begonnen. Damals suchte<br />

der Mann einen Arzt auf, weil er Gewicht verlor. Seine Hände zitterten leicht, er schwitzte<br />

mehr und sein Herz schlug schneller. Auch an Durchfall litt der Patient. Schilddrüsenüberfunktion,<br />

also ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen, stellten die Ärzte fest und<br />

behandelten das Organ mit radioaktivem Jod. Um Hormone herzustellen, braucht die<br />

Schilddrüse Jod. Dabei unterscheiden die Zellen nicht zwischen radioaktivem und normalem<br />

Jod. Das machen sich die Nuklearmediziner zunutze. Sie verabreichen den Patienten<br />

radioaktives Jod-131. Vor allem die kranken, überaktiven Zellen in der Schilddrüse<br />

nehmen es auf. Beim Zerfall setzt Jod-131 radioaktive Strahlung frei und zerstört<br />

damit die Zellen. Da diese Betastrahlung nur etwa einen halben Millimeter weit reicht,<br />

ist die Behandlung für andere Organe oder andere Menschen praktisch gefahrlos. Neben<br />

dem Jod-131 verwenden die Ärzte, zum Beispiel bei Herzuntersuchungen, auch radioaktives<br />

Thallium oder andere radioaktive Isotope. Weder die Nuklearmediziner noch<br />

ihre Patienten wussten jedoch, wie empfindlich die Detektoren sind, denen man seit den<br />

Terrorattacken vom 11. September 2001 an vielen Orten begegnen kann. Über 12 000<br />

Handgeräte wurden in der Zwischenzeit allein in den USA durch staatliche Stellen verteilt.<br />

Obwohl ihre Behandlung zum Teil länger zurücklag, lösten die Betroffenen Alarm aus.<br />

Der 46-Jährige, der seinen Urlaub in den USA verbringen wollte, war bereits sechs Wochen<br />

vorher behandelt worden. Die Detektionsgeräte aber schlagen bis zu 95 Tage nach der<br />

Radiojodtherapie an. Sie registrieren die Strahlung derart fein, dass in Wien sogar die<br />

Ehefrau eines 69-jährigen Patienten unter Terrorverdacht geriet. Sie kehrte mit ihrem<br />

Mann von einer Reise nach Frankfurt zurück (wo sie keinen Alarm verursacht hatte).<br />

Durch den engen Kontakt mit ihrem Gatten strahlte sie offenbar selbst ganz minimal.<br />

Nachdem sich die Patienten teils massiv bei ihren (von den Behörden nicht informierten)<br />

Ärzten beschwert hatten, gaben diese den Kranken entsprechende Schreiben mit. Darin<br />

wird erklärt, woher die Strahlung rührt. Doch auch das schützt nicht in allen Fällen vor<br />

Problemen. Geflissentlich zeigten zwei Patienten – die gar keinen Alarm ausgelöst<br />

hatten – ihr Zertifikat den Sicherheitsbeamten am Flughafen. Der Erfolg: Sie wurden<br />

gründlichst befragt und untersucht. <br />

■<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />

Briefkasten<br />

Peter Scheidegger,<br />

Versicherungsberater<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Ich möchte meine Zusatzversicherung kündigen, weil ich bei einer<br />

andern Krankenkasse ein vorteilhafteres Angebot gesehen habe. Worauf<br />

muss ich achten? Und wie steht es mit der Kündigungsfrist?<br />

Grundversicherung und Zusatzversicherung haben unterschiedliche Kündigungsfristen,<br />

da sie auf verschiedenen gesetzlichen Grundlagen beruhen. Viele Zusatzversicherungen<br />

laufen normalerweise für ein Jahr und werden automatisch verlängert, wenn keine<br />

Kündigung erfolgt. In der Regel beträgt die Kündigungsfrist drei Monate auf Ende des<br />

Kalenderjahres. Das bedeutet, dass die Kündigung für Ihre Zusatzversicherung bis am<br />

30. September bei Ihrer Krankenkasse eingegangen sein muss. Allerdings gibt es Zusatzversicherungen<br />

mit wesentlich längeren Laufzeiten und Kündigungsfristen. Wie es<br />

in Ihrem Fall aussieht, können Sie der Police Ihrer Zusatzversicherung entnehmen.<br />

Sollten sich die Prämien der Zusatzversicherung generell erhöhen, verkürzt sich die<br />

Kündigungsfrist. Die Fristen für diesen Fall finden Sie in den Vertragsbedingungen (AVB).<br />

Sollte sich jedoch Ihre Prämie erhöhen, weil Sie in eine höhere Altersgruppe wechseln,<br />

fällt die verkürzte Kündigungsfrist meist weg.<br />

Im Gegensatz zur obligatorischen Grundversicherung besteht bei der Zusatzversicherung<br />

keine Aufnahmepflicht. Es steht dem Versicherer also frei, ob er mit Ihnen einen Vertrag<br />

abschliessen will oder nicht. Daher sollten Sie zwingend von der neuen Kasse bereits<br />

eine vorbehaltslose Aufnahmebestätigung haben, bevor Sie die bestehende Zusatzversicherung<br />

aufkündigen.<br />

Musterbriefe zur Kündigung von Zusatzversicherungen finden Sie auf www.mediservicevsao.ch<br />

unter dem Stichwort Krankenkasse.<br />

■<br />

Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an: 031 350 44 22, oder senden Sie uns eine<br />

E-Mail an info@mediservice-vsao.ch.<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


mediservice Vsao-asmac<br />

Finanzplanung von Frauen<br />

für Frauen<br />

Finanzplanung ist bei vielen Ärztinnen ein ungeliebtes Thema, sollte aber angesichts der oft<br />

durch Auszeiten und Teilzeitanstellungen geprägten Erwerbsbiographien von Frauen umso ernster<br />

genommen werden. Die ACAdemiX Consult AG hat als Beratungspartner des mediservice vsAO-<br />

ASMAC aus diesem Grund in diesem Frühjahr erstmals mit grossem Erfolg die Seminarreihe «Vorsorge,<br />

Vermögen, Steuern für Ärztinnen – von Frau zu Frau» für Mitglieder durchgeführt.<br />

Diana Keller, ACADEMIX Consult AG, akkreditierte Spezialistin in der Finanzplanung für Ärztinnen, Finanzplanerverband Schweiz<br />

Eine Vorstellungsrunde der Teilnehmerinnen<br />

und Referentinnen mit Auskünften<br />

zur beruflichen und privaten Lebenssituation,<br />

zu Plänen für die nächsten Jahre und<br />

zu etwaigen anstehenden Veränderungen<br />

– die eine Teilnehmerin erwartet gerade<br />

ein Kind, eine andere hat sich kürzlich<br />

von ihrem Mann getrennt und ist nun<br />

alleinerziehende Mutter von drei Kindern,<br />

die Referentin hat letztes Jahr geheiratet<br />

und baut nun zusammen mit ihrem<br />

Mann das gemeinsame Haus – so beginnen<br />

die Seminare «Von Frau zu Frau». Im<br />

weiteren Verlauf werden die Fragen immer<br />

lebhafter und konkreter, man tauscht neben<br />

den vorgetragenen Informationen<br />

persönliche Erfahrungen aus und kann<br />

so während der gut zweieinhalbstündigen<br />

Veranstaltungen nicht nur Fach-Inputs,<br />

sondern auch konkrete Tipps mitnehmen.<br />

Wer derartige Veranstaltungen mit «gemischter»<br />

Besetzung (Männer und Frauen)<br />

kennt, ist überrascht von der Offenheit,<br />

mit der alle Teilnehmerinnen wie<br />

auch die Referentinnen von persönlichen<br />

Erwartungen, Erfahrungen und fachlichen<br />

Herausforderungen berichten. Ärztinnen<br />

scheuen sich in gemischten Veranstaltungen<br />

eher, ihre Fragen zu stellen,<br />

weil ihnen vielleicht manch anwesender<br />

männlicher Kollege das Gefühl vermittelt,<br />

dass diese als Grundlagen bekannt sein<br />

sollten. In den Frauenrunden wiederum<br />

ist es kein Problem zuzugeben, dass man<br />

beispielsweise im Bereich Vorsorge über<br />

das 3-Säulen-System und die eigene Humankapitalabsicherung<br />

wenig bis gar<br />

nichts weiss.<br />

Insbesondere Ärztinnen gehen oft zu zögerlich<br />

und ohne grosse Lust an das Thema<br />

Finanzen heran. Sie verfügen zwar<br />

über ein gutes Einkommen, arbeiten an<br />

ihrer Karriere und haben ein grundsätzliches<br />

Bewusstsein für die Notwendigkeit<br />

einer Finanzplanung. Viele verlassen sich<br />

aber immer noch stark auf den Ehemann<br />

oder Partner oder stellen das Thema wegen<br />

anderer Aufgaben immer wieder hintan.<br />

Andere Erwerbsbiographie<br />

Die Grundlagen der Finanzplanung sind<br />

zwar geschlechterunabhängig. Trotzdem<br />

benötigen Ärztinnen im Detail jedoch<br />

andere Strategien zum sicheren Erreichen<br />

ihrer Ziele und zur Vermeidung unnötiger<br />

Kosten als Männer. Ihre Erwerbsbiographien<br />

werden häufig durch Pausen (Kinder<br />

oder Pflege) unterbrochen, und Teilzeitarbeit<br />

ist auch in Zeiten der Emanzipation<br />

ein fast ausschliessliches Frauenthema.<br />

Folgen sind häufig Knicke in der<br />

Karriere und unterdurchschnittliche gesetzliche<br />

Rentensprüche. Während annähernd<br />

100 Prozent der Ärzte über eine<br />

ausreichende betriebliche Altersvorsorge<br />

verfügen, ist das nur bei jeder vierten Ärztin<br />

der Fall. Auch Scheidungsraten von<br />

mehr als 40 Prozent und die steigenden<br />

Lebenserwartungen machen eine frühzeitige<br />

Auseinandersetzung mit Finanzfragen<br />

umso wichtiger.<br />

In den Seminaren «Von Frau zu Frau»<br />

nimmt das Thema «Absicherung und<br />

Vorsorge» den grössten Raum ein. Ausführlich<br />

besprochen werden auch die<br />

wesentlichen Punkte zu Steuern und Erbschaft.<br />

Kindervorsorge sowie die Spezifika<br />

der Krankenversicherung aus Frauensicht<br />

sind für die Teilnehmerinnen ebenfalls<br />

sehr wichtige Themen, aus denen sich<br />

lebhafte Diskussionen ergeben. Alle Inhalte<br />

orientieren sich an den typischen Lebensphasen<br />

einer Ärztin – Singledasein,<br />

Konkubinat, Heirat, Scheidung und Tod<br />

– und berücksichtigen dabei auch die<br />

unterschiedlichen Grade der Erwerbstätigkeit.<br />

Typische Fragestellungen sind<br />

dabei:<br />

• Über wie viel Rente werde ich verfügen/<br />

Wie gross ist aktuell meine Vorsorgelücke?<br />

• Wie bin ich im Falle einer Erwerbsunfähigkeit<br />

abgesichert?<br />

• Wie kann ich mich gut absichern, wenn<br />

ich mich als Assistenzärztin noch von<br />

einem befristeten Vertrag zum nächsten<br />

hangle?<br />

• Gibt es Besonderheiten, die es bei Selbständigkeit<br />

zu beachten gilt?<br />

• Wie stehen wir im Falle von Krankheit,<br />

Invalidität, Unfall oder Tod eines Partners<br />

als Familie da?<br />

• Wie planen wir unseren Vermögensaufbau?<br />

• Wie können wir Steuern optimieren?<br />

• Wie finanzieren wir später die Ausbildung<br />

unserer Kinder?<br />

• Was gilt es im Falle einer Trennung<br />

oder Scheidung zu beachten?<br />

• Welche erbrechtlichen Aspekte müssen<br />

wir berücksichtigen?<br />

Über diese Themenfelder spannt sich der<br />

Austausch. Je nach Situation und Fragen<br />

der Teilnehmerinnen gehen die Referentinnen<br />

dabei unterschiedlich tief auf Einzelthemen<br />

ein. Individuelle Lösungen<br />

können im Rahmen eines Seminars natürlich<br />

nicht erarbeitet werden. Für diese<br />

bietet sich dann der Termin mit einer Finanzplanerin<br />

an – oder auf Wunsch natürlich<br />

gerne mit einem Finanzplaner.<br />

«Gut, dass Sie diese Veranstaltungen nur<br />

für Frauen anbieten. Da traut man sich<br />

wenigstens, alle Fragen zu stellen», lautet<br />

ein typisches Feedback am Ende des Seminars.<br />

Angesichts dieser und anderer<br />

ausschliesslich positiver Rückmeldungen,<br />

und auch aufgrund des offensichtlich<br />

grossen Bedarfs an frauenindividueller<br />

Information zur Finanzplanung wird die<br />

Beratungsstelle ACADEMIX Consult AG im<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />

Herbst einen weiteren Seminarzyklus<br />

«Von Frau zu Frau» exklusiv für MEDI-<br />

SERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC anbieten. Die aktuellen<br />

Veranstaltungen finden Sie im<br />

Internet sowohl unter der Adresse www.<br />

medisem.ch als auch unter www.academix.ch/seminare<br />

<br />

■<br />

Exklusive Seminare für Ärztinnen<br />

Vorsorge, Vermögen, Steuern für Ärztinnen – von Frau zu Frau<br />

Basel: Do., 24.10.<strong>2013</strong>, 18–20.30 Uhr<br />

Bern: Mi., 23.10.<strong>2013</strong>, 18–20.30 Uhr<br />

Zürich: Do., 17.10.<strong>2013</strong>, 18–20.30 Uhr<br />

Anmeldung und Informationen unter www.academix.ch/seminare<br />

republica<br />

Personenversicherung<br />

Sach-/Vermögensversicherung<br />

Laufbahnplanung<br />

Vorsorge-/Finanzberatung<br />

Mit uns haben Sie den Durchblick.<br />

Als Mitglied profitieren Sie von transparenten Angeboten.<br />

Zum Beispiel von einer Karriereplattform mit Entscheidungshilfen<br />

Sparen Sie Energie und Zeit und nutzen Sie unsere Plattformen:<br />

➔ www.medifuture.ch, www.medisem.ch, www.praxsuisse.ch, www.jobmed.ch<br />

54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


mediservice Vsao-asmac<br />

Fahrkostenabzug – heute und<br />

in Zukunft<br />

Für die Fahrt zwischen Wohn- und Arbeitsort können grundsätzlich die Kosten des öffentlichen<br />

verkehrsmittels steuerlich geltend gemacht werden. Wenn kein öffentliches Verkehrsmittel zur<br />

verfügung steht oder dessen Benützung nicht zumutbar ist, dürfen die Kosten des privaten<br />

Fahrzeuges abgezogen werden. Zukünftig sollen die dafür geltenden Pauschalansätze zumindest<br />

beim Bund massiv gekürzt werden.<br />

Werner A. Räber (werner.raeber@xantrium.ch)<br />

Die Benützung des öffentlichen Verkehrsmittels<br />

gilt insbesondere dann als nicht<br />

zumutbar, wenn schlechte Verbindungen<br />

vorhanden sind oder ein ungünstiger<br />

Fahrplan besteht. Der zeitliche Mehraufwand<br />

kann praxisgemäss als Begründung<br />

für die Benützung des Privatfahrzeugs<br />

angeführt werden, wenn der Mehraufwand<br />

erheblich ist (je nach Kanton mindestens<br />

60 bis mindestens 90 Minuten).<br />

Bei der Berechnung der Fahrzeit des Autos<br />

sind dabei allerdings die notorischen<br />

Stauzeiten und die sich daraus ergebende<br />

Mehrzeit mit zu berücksichtigen.<br />

Ein weiterer Grund für die Zulässigkeit des<br />

Steuerabzuges für ein Privatfahrzeug sind<br />

unregelmässige Arbeitszeiten, insbesondere<br />

Nachtarbeit. In diesen Fällen kann die<br />

Benützung öffentlicher Verkehrsmittel<br />

trotz grundsätzlich guten Verbindungen<br />

unzumutbar sein. Es empfiehlt sich, der<br />

Steuerverwaltung mit der Steuererklärung<br />

eine schriftliche Bescheinigung des Arbeitgebers<br />

über die Arbeitszeiten mit einzureichen.<br />

Wird die Benützung des Privatfahrzeugs<br />

steuerlich bewilligt, können bei der direkten<br />

Bundessteuer heute pro Fahrkilometer<br />

70 Rappen in Abzug gebracht werden, und<br />

zwar in unbeschränkter Höhe. Kantonal<br />

sind die entsprechenden Regelungen sehr<br />

unterschiedlich. In zahlreichen Kantonen<br />

bestehen Höchstlimiten für den Fahrkostenabzug,<br />

zum Beispiel 13 325 Franken<br />

im Kanton St. Gallen. Andere Kantone<br />

haben für den Abzug pro Fahrkilometer<br />

eine degressive Skala: Je mehr Kilometer<br />

pro Jahr zurückgelegt werden, desto tiefer<br />

ist der Kilometersatz (in der Regel zwischen<br />

70 bis 40 Rappen).<br />

Im Rahmen der Beratung eines Gegenvorschlages<br />

zur VCS-Initiative für den<br />

öffentlichen Verkehr haben sich kürzlich<br />

National- und Ständerat für eine Beschränkung<br />

des Fahrkostenabzuges bei<br />

der direkten Bundessteuer auf zukünftig<br />

3000 Franken entschieden. Damit will<br />

man rund 200 Millionen zusätzliche<br />

Steuereinnahmen generieren. Im Weiteren<br />

soll die Abzugsbegrenzung aber auch<br />

einen Anreiz dafür schaffen, auf das Pendeln<br />

mit dem Auto zu verzichten. Betroffen<br />

sind somit in erster Linie Autopendler<br />

mit einem langen Arbeitsweg. Ein Pendler,<br />

der zum Beispiel heute täglich mit dem<br />

eigenen Auto von Basel nach Zürich zur<br />

Arbeit fährt, kommt auf einen jährlichen<br />

Steuerabzug vom 22 792 Franken. Bei<br />

Wohnsitz in Rorschach und Arbeitsort in<br />

Egerkingen kann sogar ein Abzug von<br />

45 640 Franken geltend gemacht werden.<br />

Mit einem Steuersatz von zehn Prozent<br />

gerechnet, würde sich im letztgenannten<br />

Fall die Bundessteuerrechnung zukünftig<br />

um rund 4300 Franken erhöhen. Sollten<br />

dann auch die Kantone mit dem Bund<br />

gleichziehen, könnte die Steuermehrbelastung<br />

für einige Vielfahrer richtig<br />

schmerzhaft werden. Es gilt nun abzuwarten,<br />

wie sich das Volk entscheiden<br />

wird.<br />

■<br />

Die Kosten für das private Motorfahrzeug können nur ausnahmsweise<br />

geltend gemacht werden, wenn:<br />

a) ein öffentliches Verkehrsmittel fehlt, das heisst, wenn die Wohn- oder Arbeitsstätte<br />

von der nächsten Haltestelle mindestens 1 km entfernt ist oder bei Arbeitsbeginn<br />

oder -ende kein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht;<br />

b) mit dem privaten Motorfahrzeug eine Zeitersparnis von über einer Stunde (gemessen<br />

von der Haustür zum Arbeitsplatz und zurück) erzielt werden kann;<br />

c) der Steuerpflichtige auf Verlangen und gegen Entschädigung des Arbeitgebers das<br />

private Motorfahrzeug tatsächlich ständig während der Arbeitszeit benützt und für<br />

die Fahrten zwischen der Wohn- und der Arbeitsstätte keine Entschädigung erhält;<br />

d) der Steuerpflichtige infolge Krankheit oder Gebrechlichkeit ausserstande ist, ein<br />

öffentliches Verkehrsmittel zu benützen.<br />

(Weisungen des Kantons Zürich)<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

55


PublireporTAGe<br />

Bringen Sie Ihren<br />

Lebensbaum zum Erblühen<br />

Lebensbaum zum Erblühen, damit er<br />

gesunde Früchte trägt.<br />

Die SWICA-Gesundheitsorganisation<br />

ist Ihre Partnerin<br />

für finanzielle Sicherheit bei<br />

Krankheit und Unfall sowie für<br />

Ihre persönliche Gesundheitsvorsorge.<br />

Investieren Sie in ein<br />

gesundes Leben, und entscheiden<br />

Sie sich heute für SWICA.<br />

«Gesundheit ist ein Zustand des völligen<br />

körperlichen, geistigen und<br />

sozialen Wohlbefindens und nicht<br />

nur die Abwesenheit von Krankheit<br />

und Gebrechen», so definiert die<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

Gesundheit. Darüber hinaus ist Gesundheit<br />

nicht als ein statischer, sondern<br />

als ein sich dynamisch verändernder<br />

Vorgang zu verstehen.<br />

Versicherung für jede Lebenslage<br />

SWICA als ganzheitliche Krankenund<br />

Unfallversicherung trägt dieser<br />

Tatsache Rechnung und unterstützt<br />

Sie bei der Wiederherstellung und<br />

beim Erhalt Ihrer Gesundheit. Mit<br />

attraktiven Versicherungsmodellen<br />

und einem exklusiven Dienstleistungsangebot<br />

bietet Ihnen SWICA in<br />

jeder Lebenslage die passende Lösung.<br />

Bringen Sie mit SWICA Ihren<br />

Hohe Kundenzufriedenheit<br />

Die Leistungen der Grundversicherung<br />

differenzieren sich nicht bedeutend.<br />

Grosse Unterschiede gibt es<br />

jedoch bei den Zusatzversicherungen<br />

und bei der Servicequalität einer Versicherung.<br />

Seit Jahren setzt SWICA<br />

bei ihren Dienstleistungen und Produkten<br />

auf hohe Qualität. SWICA<br />

erhält bei unabhängigen, repräsentativen<br />

Kundenumfragen regelmässig<br />

Bestnoten. Sie ist führend bezüglich<br />

Service und Kundenzufriedenheit.<br />

Spitalzusatzversicherung<br />

lohnt sich<br />

Die Prämien der Spitalversicherungen<br />

steigen bei den meisten Krankenversicherern<br />

entsprechend dem<br />

Lebensalter alle fünf Jahre spürbar<br />

an. Das führt oft zu einer hohen finanziellen<br />

Belastung im Alter. Gerade<br />

dann, wenn man auf einen optimalen<br />

Versicherungsschutz angewiesen<br />

ist. SWICA verzichtet auf altersbedingte<br />

Tarifaufschläge und<br />

belohnt Kundentreue mit lebenslang<br />

unveränderten Tarifen. Sie werden<br />

lediglich der tatsächlichen Kostenentwicklung<br />

angepasst.<br />

Grosszügige Beiträge an Fitness<br />

und Gesundheitsvorsorge<br />

SWICA belohnt die persönliche Fitness<br />

und die Gesundheitsvorsorge in<br />

Zehn gute Gründe, weshalb Sie sich jetzt für SWICA entscheiden sollten:<br />

• Ausgezeichneter Service und beste Kundenzufriedenheit<br />

• Telefonische Gesundheitsberatung sante24 rund um die Uhr<br />

• Qualitativ hochstehende Medizin und erstklassige Behandlung<br />

• Professionelle und persönliche Unterstützung durch Care Management<br />

• Grosszügige Beiträge an Fitness und Gesundheitsvorsorge<br />

• Faire Prämiengestaltung in den Zusatzversicherungen<br />

• Transparente und vorteilhafte Kostenbeteiligung<br />

• Gleichstellung von Schul- und Komplementärmedizin<br />

• Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis und attraktive Prämienvergünstigungen<br />

• Kompetente Beratung in Ihrer Region<br />

Investieren Sie Ihre Zeit in<br />

ein persönliches Beratungsgespräch.<br />

Sie erhalten demnächst einen<br />

Flyer mit weiteren Informationen<br />

rund um die Kollektivversicherung<br />

von SWICA sowie einer Antwortkarte,<br />

mit der Sie direkt einen<br />

Beratungstermin vereinbaren<br />

oder weitere Informationen anfordern<br />

können.<br />

Nehmen Sie am Wettbewerb teil,<br />

und gewinnen Sie mit etwas<br />

Glück Wellnesskurzferien auf<br />

www.swica.ch/de/mediservice.<br />

den Bereichen Bewegung, Ernährung<br />

und Entspannung (zum Beispiel Fitnesscenter,<br />

Ernährungsberatung,<br />

Yoga) mit grosszügigen Beiträgen<br />

aus den Zusatzversicherungen von<br />

bis zu CHF 800.– pro Jahr.<br />

Vorzugskonditionen für<br />

Mitglieder<br />

Die Mitglieder des MEDISERVICE<br />

<strong>VSAO</strong>-ASMAC und das Personal der<br />

<strong>VSAO</strong>-Organisationen profitieren<br />

von Rabatten auf der Spitalzusatzversicherung<br />

HOSPITA und der Ergänzungsversicherung<br />

COMPLETA<br />

TOP. Die gleichen Konditionen gelten<br />

für die im gleichen Haushalt lebenden<br />

Familienangehörigen. Spezielle<br />

Konditionen erhalten Sie zudem,<br />

wenn Sie aus beruflichen Gründen<br />

einen Auslandsaufenthalt machen<br />

und wieder in die Schweiz zurückkehren.<br />

Lassen Sie sich persönlich<br />

beraten, und erfahren Sie mehr über<br />

die Vorzugskonditionen aus dem Kollektivvertrag<br />

mit SWICA.<br />

56 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


PublireporTAGe<br />

Rundumschutz mit dem<br />

Familienbonus<br />

Zurich Connect, der langjährige<br />

Versicherungspartner vom<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>, hat für alle<br />

Mitglieder den Rundumschutz<br />

für Familien entwickelt. Weil<br />

wir Sie und Ihre ganze Familie<br />

zu Hause und unterwegs optimal<br />

absichern wollen. Dieser<br />

Familienbonus bietet umfassende<br />

Leistungen und attraktive<br />

Rabatte – von denen gerade<br />

auch Ihre bereits erwachsenen<br />

Kinder profitieren können. Weil<br />

wir Sie und Ihre Familie in allen<br />

Lebensphasen begleiten.<br />

Ihre Tochter hat die Autoprüfung mit<br />

Bravour bestanden. Seither schaut<br />

sie sich – mit dem Führerschein in der<br />

Tasche – nach dem ersten eigenen<br />

Auto um. Nun hat sie das Auto ihrer<br />

Träume gefunden. Weil sich Ihre<br />

Zurich Connect – einfach online abschliessen!<br />

Zurich Connect bietet umfassende Versicherungsleistungen mit einem exzellenten Schadenservice<br />

zu sehr attraktiven Preisen. Mit dem MEDISERVICE <strong>VSAO</strong> verbindet Zurich<br />

Connect eine langjährige erfolgreiche Partnerschaft. Als MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglied<br />

profitieren Sie von Spezialkonditionen und damit von noch günstigeren Prämien.<br />

Im Internet finden Sie unter www.zurichconnect.ch/partnerfirmen alle Informationen zu<br />

den Angeboten von Zurich Connect. Hier können Sie Ihre individuelle Prämie berechnen<br />

und Ihre persönliche Offerte erstellen. Dafür benötigen Sie folgendes Login:<br />

ID: vsao Passwort: doktor<br />

Oder Sie verlangen über die für MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-Mitglieder exklusive Telefonnummer<br />

0848 890 190 eine unverbindliche Offerte. Das Kundencenter von Zurich Connect ist von<br />

Montag bis Freitag von 8.00 bis 17.30 durchgehend geöffnet<br />

Tochter vor allem für das Design und<br />

die Motorisierung interessiert, kümmern<br />

Sie sich um die Versicherung.<br />

Wir machen Ihnen ein attraktives<br />

Angebot, wenn Sie bereits eine oder<br />

mehrere Versicherungen bei Zurich<br />

Connect oder Zurich abgeschlossen<br />

haben: Dann schenken wir Ihren Kindern<br />

bis 25-jährig für ihre eigene<br />

neue Autoversicherung einen attraktiven<br />

Bonus von mehreren Prämienstufen.<br />

Wenn Sie als Eltern mit einer<br />

aktiven Nichtleben- oder Leben-<br />

Versicherung bei Zurich oder Zurich<br />

Connect versichert sind, erhalten<br />

Ihre Kinder bei einem Neuabschluss<br />

bis zu vier Prämienstufen geschenkt.<br />

Sind Sie als Eltern mit zwei oder mehr<br />

aktiven Nichtleben oder Leben Versicherungen<br />

bei Zurich oder Zurich<br />

Connect versichert, erhalten Ihre<br />

Kinder sogar bis zu sechs Prämien-<br />

Stufen geschenkt bei einem Neuabschluss<br />

der eigenen Autoversicherung.<br />

Unser Familienbonus soll Sie in Ihrem<br />

gesamten Familienalltag unterstützen.<br />

Ein weiteres Beispiel? Ihren jüngeren<br />

Sohn bringen Sie zusammen<br />

mit dem Nachbarskind zum Fussballtraining.<br />

Weil wir wissen, dass oft<br />

noch weitere Personen mitfahren,<br />

sind auch diese in unsere Insassen-<br />

Unfallversicherung eingeschlossen.<br />

Damit im Falle eines Unfalls Sie, Ihre<br />

Familie und auch weitere Autoinsassen<br />

sofort und unabhängig von<br />

der Schuldfrage sämtliche Versicherungsleistungen<br />

erhalten. Dieser<br />

Versicherungsschutz gilt für Sie und<br />

Ihre Familie auch in fremden Autos.<br />

Darüber hinaus profitieren Sie bei<br />

uns mit der Autoversicherung im Falle<br />

eines Autoschadens vom schweizweit<br />

einzigartigen Help-Point-Angebot.<br />

Mit unseren 126 Help-Point-<br />

Standorten in der ganzen Schweiz<br />

finden Sie überall und immer Hilfe<br />

und Unterstützung in Ihrer Nähe. Im<br />

Schadensfall erledigen wir unbürokratisch<br />

alles Administrative für Sie,<br />

sorgen für eine schnelle Reparatur<br />

mit lebenslanger Garantie und stellen<br />

Ihnen kostenlos einen Ersatzwagen<br />

bereit, damit Sie für die Zeit der<br />

Reparatur mobil bleiben – auf<br />

Wunsch auch mit Kindersitzen.<br />

<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

57


Impressum<br />

Kontaktadressen der sektionen<br />

<strong>Nr</strong>. 4 • 32. Jahrgang • <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />

Christiane Arnold (cra), Jan Vontobel (jv),<br />

Sophie Yammine (sy), Lukas Staub (ls)<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer, Präsident<br />

Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />

Christoph Bosshard, Marie-Claire Desax, Guillaume<br />

Favre, Lars Frauchiger, Gert Printzen, Miodrag Savic,<br />

Urs Sieber, Raphael Stolz, Sonja Trüstedt, Marino<br />

Urbinelli, Felix Widmer (swimsa)<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli Publikationen AG<br />

Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66, info@staempfli.com<br />

www.staempfli.com<br />

Layout: Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />

Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 043 444 51 02, Fax 043 444 51 01<br />

vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

21 522 Expl. Druckauflage<br />

20 428 Expl. WEMF-geprüft 2012<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5/<strong>2013</strong> erscheint im Oktober <strong>2013</strong>.<br />

Thema: Motivation<br />

© <strong>2013</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

BE<br />

FR<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />

Schwarztorstrasse 22, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

ASMAF Section Fribourg, case postale, 1708 Fribourg,<br />

webmaster@asmaf.ch, www.asmaf.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

NE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, Geschäftsstelle: Postfach 697, 7002 Chur,<br />

Telefon 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch<br />

ASMAC Sektion Jura, Dr. med. Carlos Munoz,<br />

Chemin des Vauches 7, 2900 Porrentruy, Telefon 032 465 65 65,<br />

cfmunoz@bluewin.ch<br />

amine@asmac.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica<br />

Ticinesi, Avv. Marina Pietra Ponti, Viale S. Franscini 17,<br />

6904 Lugano, telefono 091 922 95 22, fax 091 923 61 71,<br />

pietraponti@ticino.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />

ASMAVAL, Jessika Mermoud,<br />

rte de Chippis 55a, 1950 Sion, jessika.mermoud@hopitalvs.ch<br />

Zentralschweiz<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH<br />

Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />

Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />

info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!