VSAO JOURNAL Nr. 4 - August 2013
2. Akt - Zulassungsstopp light / Gastroenterologie/Rheumatologie
2. Akt - Zulassungsstopp light / Gastroenterologie/Rheumatologie
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inhalt<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Ein Happy End und drei Fortsetzungen<br />
Politik<br />
6 Heisser Juni für den Zulassungsstopp<br />
9 «Spital. illegal. normal?» stösst auch im<br />
Ausland auf Interesse<br />
12 Auf den Punkt gebracht:<br />
Nein, es ist nicht alles gut.<br />
13 Letzte Hoffnung Organimport?<br />
Weiterbildung<br />
16 Hilfestellung beim täglichen Spagat<br />
17 Lesen lernen: Bitte nicht stören<br />
<strong>VSAO</strong><br />
18 Sektion Bern<br />
19 Sektion Wallis<br />
21 swimsa – Delegierten versammlung <strong>2013</strong><br />
22 <strong>VSAO</strong> Rechtsberatung<br />
23 <strong>VSAO</strong>-Inside<br />
Perspektiven<br />
33 Aktuelles aus der Gastroenterologie<br />
und Hepatologie – das hepatozelluläre<br />
Karzinom: Früh erkannt, ist vieles<br />
machbar<br />
39 Aus der «Therapeutischen Umschau»:<br />
Proteine in der Rheumatologie und<br />
klinischen Immunologie<br />
46 «Intime Kontakte sind ein No-Go»<br />
48 Informationsverlust verringern<br />
49 Gala in herzlicher Ambiance<br />
50 Unglaubliche Fallgeschichten aus<br />
der Medizin: Ein strahlender Urlauber<br />
MediSERVice <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
50 Briefkasten<br />
53 Finanzplanung von Frauen für Frauen<br />
55 Fahrkostenabzug – heute und<br />
in Zukunft<br />
58 Impressum<br />
Fokus<br />
25 Die wichtigen Fragen stellen<br />
28 Vom Stethoskop zur Mistgabel<br />
30 Das harmonische Zusammenspiel<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
editorial<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Ein Happy End und drei<br />
Fortsetzungen<br />
Nicht alle Geschichten haben ein glückliches Ende, schon gar<br />
nicht im wahren Leben. Manchmal aber nehmen die Ereignisse<br />
eine unerwartet gute Wendung. So geschehen im Bundeshaus<br />
zum Abschluss der Sommersession. Nach einem längeren<br />
Hin und Her einigten sich National- und Ständerat in Sachen<br />
Zulassungsstopp. Zwar wird das leidige und wenig taugliche<br />
Instrument wieder eingeführt. Davon ausgeschlossen sind aber<br />
alle Ärztinnen und Ärzte, die wenigstens drei Jahre an einer<br />
anerkannten schweizerischen Weiterbildungsstätte gearbeitet<br />
haben. Was wohl auf die meisten Mitglieder des <strong>VSAO</strong> zutrifft.<br />
Es wäre nun allerdings höchst naiv zu glauben, damit seien<br />
alle Überlegungen hinsichtlich der Steuerung der ärztlichen<br />
Tätigkeit ein für allemal vom Tisch. Bereits ist die Diskussion<br />
über die Zeit nach Auslaufen des Zulassungsstopps lanciert,<br />
und der <strong>VSAO</strong> geht in die nächste Runde. Die Details der Regelung<br />
sowie ein Kommentar des <strong>VSAO</strong>-Präsidenten Daniel<br />
Schröpfer sind im Politikteil nachzulesen.<br />
Was tun Sie, wenn Sie pensioniert sind? Sie wissen es nicht,<br />
weil noch Jahrzehnte werktätigen Lebens vor Ihnen liegen?<br />
Oder Sie sehen die Pensionierung als eine Art Schliessfach, in<br />
dem Sie alles deponieren, wofür Sie im Alltag keine Zeit finden<br />
– und dieses Schliessfach öffnen Sie dann zu gegebener Zeit?<br />
Oder aber Sie haben sehr genaue Vorstellungen und Pläne?<br />
Unsere drei Fortsetzungen handeln von drei ehemaligen Chefärzten,<br />
welche nach Beendigung ihrer beruflichen Tätigkeit<br />
ganz unterschiedliche Wege gegangen sind. Was sie indes verbindet:<br />
Ihr Leben nach der Pensionierung ist genauso erfüllt<br />
und befriedigend wie jenes zuvor. Alle haben die Basis für<br />
diesen Lebensabschnitt lange vor der Pensionierung gelegt.<br />
Mehr dazu steht im Fokus.<br />
Zu einem erfüllten Leben gehört ein gesunder Ausgleich zwischen<br />
Erwerbsarbeit und anderen Tätigkeiten, neudeutsch<br />
Work-Life-Balance genannt. Darunter fällt auch die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie. Noch fehlen aber in unsern<br />
Spitälern oftmals die Grundlagen dafür. Der <strong>VSAO</strong> unternimmt<br />
deshalb verschiedene Anstrengungen, um diesen Zustand<br />
zu verbessern. Neben einer Studie zu familienfreundlichen<br />
Massnahmen und deren ökonomischen Auswirkungen<br />
in den Spitälern bietet er den Mitgliedern neu ein individuelles<br />
Coaching an. In der Rubrik Weiterbildung, die auch die<br />
Arbeitsbedingungen einschliesst, sind die Informationen hierzu<br />
zu finden.<br />
Wenig erfreulich ist das Thema der Grenzen in der Arzt-Patienten-Beziehung,<br />
genauer die Frage nach sexuellen Übergriffen.<br />
Es beschäftigt nicht nur die FMH und die Ärztekammer,<br />
auch der <strong>VSAO</strong> möchte mit einem Beitrag in der Rubrik Perspektiven<br />
auf die heikle Thematik aufmerksam machen.<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
Politik<br />
Gesundheitspolitik<br />
Heisser Juni für den<br />
Zulassungsstopp<br />
Am Ende der Sommersession kam die gute Nachricht: Der Zulassungsstopp wird in einer modifizierten<br />
Version eingeführt. National- und Ständerat hatten lange gerungen – schliesslich setzte sich<br />
die Lösung des <strong>VSAO</strong> und der FMH durch. Diese besagt, dass wer seit mindestens drei Jahren an<br />
einer Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet hat, vom Zulassungsstopp ausgenommen ist!<br />
Nico van der Heiden, Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
Im Juni <strong>2013</strong> ging es Schlag auf Schlag<br />
in den eidgenössischen Räten: Zuerst beschloss<br />
die Kommission für Soziale Sicherheit<br />
und Gesundheit des Ständerats,<br />
beim Zulassungsstopp dem Vorschlag des<br />
Bundesrates zu folgen. Dies hätte einen<br />
sehr restriktiven Zulassungsstopp bedeutet.<br />
(s. <strong>VSAO</strong>-Journal 3/13). Am 5. Juni<br />
schloss sich leider der gesamte Ständerat<br />
dieser Haltung an. Somit entstand eine<br />
grosse Differenz zum Nationalrat, der erfreulicherweise<br />
schon früher dem Antrag<br />
von Nationalrätin Maja Ingold (EVP) zugestimmt<br />
hatte. Ingold forderte, dass Ärzte,<br />
die fünf Jahre an einer anerkannten<br />
Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet<br />
haben, vom Zulassungsstopp ausgenommen<br />
werden. Der <strong>VSAO</strong> hatte sich gemeinsam<br />
mit der FMH stets dafür ausgesprochen,<br />
dass – wenn schon entgegen unserer<br />
Position ein Zulassungsstopp politisch<br />
gewünscht ist – diese Variante bevorzugt<br />
wird.<br />
Am 13. Juni nahm der Nationalrat die<br />
Beratung zu diesem Geschäft wieder auf.<br />
Im Ringen um einen Kompromiss zwischen<br />
den Räten, bei dem der <strong>VSAO</strong> hinter<br />
den Kulissen nicht ganz unbeteiligt war,<br />
setzte sich dann eine vereinfachte Dreijahresregelung<br />
durch:<br />
• Sämtliche bisherigen und geplanten<br />
Ausnahmen werden gestrichen (beispielsweise<br />
jene für Grundversorger),<br />
• im Gegenzug werden sämtliche Ärztinnen<br />
und Ärzte vom Zulassungsstopp<br />
ausgenommen, welche mindestens drei<br />
Jahre an einer anerkannten Schweizer<br />
Weiterbildungsstätte gearbeitet haben.<br />
Dieser Kompromiss wurde schliesslich<br />
vom National- und vom Ständerat bestätigt<br />
(in der Schlussabstimmung vom<br />
21. Juni <strong>2013</strong>). Am 3. Juli wurde die entsprechende<br />
Verordnung angepasst, und<br />
der neue Zulassungsstopp wurde somit in<br />
Kraft gesetzt und gilt bis Ende Juni 2016.<br />
Was gilt nun?<br />
Nicht betroffen vom Zulassungsstopp ist:<br />
• Wer drei Jahre oder mehr an einer anerkannten Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet hat (dabei<br />
spielt es keine Rolle, ob diese Zeit als Assistenz- oder als Oberarzt geleistet wurde, sie muss auch nicht<br />
am Stück geleistet worden sein).<br />
• Wer vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> in eigener Praxis zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung<br />
abgerechnet hat.<br />
• Wer vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> sämtliche notwendigen Schritte zur Eröffnung einer Praxis unternommen<br />
hat und nur wegen Verzögerung bei der Behandlung des Gesuchs auf Erteilung einer ZSR-Nummer<br />
nicht dazu gekommen ist, vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> abzurechnen.<br />
• Wer in einem Kanton eine Praxis eröffnen will, der den Zulassungsstopp nicht umsetzt (unsere<br />
Sektionssekretariate geben gerne entsprechende Auskünfte).<br />
Betroffen vom Zulassungsstopp ist somit:<br />
• Wer weniger als drei Jahre an einer anerkannten Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet hat,<br />
• vor dem 1. Juli <strong>2013</strong> noch nicht zu Lasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung abgerechnet<br />
hat bzw. auch ohne Verzögerung bei der Behandlung seines Gesuchs nicht hätte abrechnen<br />
können und<br />
• in einem Kanton eine Praxis eröffnen will, der den Zulassungsstopp umsetzt.<br />
Die Kantone erhalten eine grosse Handlungsfreiheit<br />
bei der Umsetzung des Zulassungsstopps.<br />
Denn die neue Bundesregelung<br />
zum Zulassungsstopp gibt den Kantonen<br />
lediglich die Möglichkeit, die Zulassung<br />
zu beschränken, sie sind jedoch nicht<br />
verpflichtet, dies zu tun. Es gibt also keinen<br />
gesamtschweizerischen Zulassungsstopp.<br />
Wer herausfinden will, ob er vom Zulassungsstopp<br />
betroffen ist, sollte deshalb<br />
zuerst abklären, ob der Kanton, in dem<br />
eine Praxiseröffnung geplant ist, den Zulassungsstopp<br />
überhaupt umsetzt oder<br />
nicht. Mehrere Kantone haben im Vorfeld<br />
der Debatte erklärt, keine Zulassungsbeschränkung<br />
vornehmen zu wollen, andere<br />
Kantone haben eine restriktive Handhabung<br />
in den Medien angekündigt. Unsere<br />
Sektionssekretariate geben gerne bei konkreten<br />
Fragen zur kantonalen Ausgestaltung<br />
des Zulassungsstopps Auskunft.<br />
Die politische Arbeit geht dem <strong>VSAO</strong> jedoch<br />
nicht aus: Bereits haben wir eine Einladung<br />
von Bundesrat Alain Berset für eine<br />
Roundtable-Diskussion im September<br />
erhalten. Inhalt des Gesprächs: wie weiter<br />
nach dem erneuten Zulassungsstopp…<br />
Ventilklausel in Kraft<br />
Bereits seit Juni wird die Ventilklausel angewendet<br />
(s. <strong>VSAO</strong>-Journal 3/13). Somit ist<br />
die Zuwanderung von Fachkräften aus der<br />
EU beschränkt. Personen, welche in der<br />
Schweiz eine Arbeitsbewilligung erlangen<br />
wollen, müssen sich beim entsprechenden<br />
kantonalen Amt melden, welches dann<br />
mittels Abfrage in einer nationalen Datenbank<br />
abklärt, ob noch ein Kontingentsplatz<br />
zur Verfügung steht. Pro Quartal (1.<br />
Juni <strong>2013</strong>, 1. September <strong>2013</strong>, 1. Dezember<br />
<strong>2013</strong> und 1. März 2014) stehen in der gesamten<br />
Schweiz je 13 428 Plätze zur Verfügung.<br />
Arbeitgeber, welche Personal aus<br />
6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
der EU beschäftigen möchten (z.B. Spitäler),<br />
sollten möglichst früh im Quartal<br />
eine Bewilligung beantragen. Die Ventilklausel<br />
(mit Ausnahme von Rumänien<br />
und Bulgarien) läuft im Juni 2014 aus.<br />
Epidemiengesetz<br />
Am 22. September <strong>2013</strong> können die<br />
Stimmberechtigen über die Änderung des<br />
Epidemiengesetzes befinden. Der Bund<br />
will mit der Revision des Epidemiengesetzes<br />
den Schutz der Bevölkerung vor übertragbaren<br />
Krankheiten wie der Schweinegrippe<br />
oder SARS verbessern. Bund und<br />
Kantone können diesbezüglich rascher,<br />
koordinierter und gezielter vorgehen. Ärzte<br />
und Pflegepersonal könnten im Falle<br />
einer Epidemie unter ein befristetes Impfobligatorium<br />
fallen. Gegner des Epidemiengesetzes<br />
bekämpfen diesen «Impfzwang»<br />
und wehren sich auch gegen eine<br />
«Frühsexualisierung», die sie in der verstärkten<br />
HIV- und AIDS-Prävention in den<br />
Schulen sehen. Der Geschäftsausschuss<br />
des <strong>VSAO</strong> hat zum Epidemiengesetz einstimmig<br />
(bei zwei Enthaltungen) die Ja-<br />
Parole beschlossen und empfiehlt Ihnen,<br />
dem Epidemiengesetz zuzustimmen. ■<br />
Kommentar<br />
Der <strong>VSAO</strong> hat sich immer gegen einen Zulassungsstopp<br />
ausgesprochen. Trotz unseren Bemühungen hat die Politik<br />
entschieden, die Zulassung wieder zu beschränken.<br />
Dank der gemeinsamen, intensiven Zusammenarbeit mit<br />
der FMH konnten wir doch erreichen, dass der Zulassungsstopp<br />
nun in einer für unsere Mitglieder akzeptablen Form<br />
in Kraft tritt. Mit der aktuellen Form (nicht betroffen sind<br />
jene, welche drei Jahre an einer anerkannten Schweizer<br />
Weiterbildungsstätte gearbeitet haben) sind die meisten<br />
unserer Mitglieder nicht vom Zulassungsstopp betroffen.<br />
Lange sah es jedoch danach aus, als könnte sich der Bundesrat<br />
mit seiner «einfallslosen» Verlängerung des alten<br />
Zulassungsstopps durchsetzen. Der nun gewählte Vorschlag<br />
fördert die Qualität der Arbeit der frei praktizierenden<br />
Ärzte und eröffnet unseren Mitgliedern eine sinnvolle<br />
Berufsperspektive. Unsere langjährige politische Sekretärin<br />
Rosmarie Glauser macht uns mit dem von ihr mitinitiierten<br />
Vorschlag des Zulassungsstopps ein schönes Abschiedsgeschenk.<br />
Ihrem hartnäckigen Lobbying und der<br />
guten Zusammenarbeit mit der FMH ist es zu verdanken,<br />
dass am Schluss ein für unsere Mitglieder zufriedenstellender<br />
Kompromiss gefunden werden konnte. Diesen gilt<br />
es nun zu verteidigen und Angriffe auf den Kontrahierungszwang<br />
oder eine mögliche Verschärfung der Zulassung<br />
zur Praxistätigkeit ab 2016 zu bekämpfen.<br />
Daniel Schröpfer, Präsident <strong>VSAO</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
Politik<br />
«Spital. illegal. normal?»<br />
stösst auch im Ausland auf Interesse<br />
Im Mai wurde die Kampagne «Spital. illegal. normal?» zu den Arbeitsbedingungen abgeschlossen.<br />
Dennoch wirkt sie nachhaltig und über die Schweizer Grenzen hinaus. So erschien ein ausführlicher<br />
Artikel im «Beobachter», und es folgte eine Einladung nach München, um die Kampagne beim<br />
Marburger Bund Bayern vorzustellen.<br />
Nico van der Heiden, Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
Die nationale Kampagne des <strong>VSAO</strong> gegen<br />
den täglichen Verstoss gegen das Arbeitsgesetz<br />
ging mit einem medialen Paukenschlag<br />
zu Ende: Der «Beobachter» widmete<br />
seine Titelgeschichte Ende Mai unserer<br />
Kampagne und den Problemen,<br />
welche durch übermüdete Ärztinnen und<br />
Ärzte entstehen können. Ein schöner Erfolg<br />
für die Kampagne!<br />
Auch im Ausland wurde man auf unsere<br />
Aktion aufmerksam: Beim Sommerfest<br />
des Marburger Bundes in Berlin wurde<br />
die Kampagne mit Kolleginnen und Kollegen<br />
aus Deutschland und Österreich<br />
diskutiert. Der Marburger Bund Bayern<br />
lud uns dann sogar ein, die Kampagne<br />
an seiner Jahresversammlung Ende Juni<br />
in München vorzustellen. Über 100 Mitglieder<br />
diskutierten im Anschluss ausgiebig<br />
und mit viel Elan über die Missstände<br />
in den Bayrischen Spitälern. Die Situation<br />
bezüglich Einhaltung des (doch etwas<br />
komplexeren) deutschen Arbeitsrechtes<br />
scheint ähnlich problematisch zu sein<br />
wie jene in der Schweiz, die Kampfesbereitschaft<br />
der deutschen Kollegen war<br />
jedoch beeindruckend.<br />
Momentan läuft in Lausanne ein Versuch,<br />
die Kampagnencomics in Arztpraxen aufzulegen.<br />
Zu diesem Zweck klappert eine<br />
Swimsa-Studentin alle Hausarztpraxen<br />
der Stadt ab und bittet darum, die Comics<br />
im Wartezimmer auflegen zu dürfen. Auch<br />
hier ist der Erfolg überwältigend: Bisher hat<br />
nur eine einzige Arztpraxis die Teilnahme<br />
verweigert. Die Kampagne stösst folglich<br />
auch bei den frei praktizierenden Ärzten<br />
auf grosses Wohlwollen. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
9
Politik<br />
10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Politik<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
Politik<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Nein, es ist nicht alles gut.<br />
Im Frühjahr haben einige Akteure des<br />
Gesundheitswesens eine Bilanz nach dem<br />
ersten DRG-Jahr in der Schweiz gezogen.<br />
Das Fazit fiel insgesamt positiv aus. Es<br />
wurde allenthalben begrüsst, dass – etwas<br />
überspitzt gesagt – keine Spitäler Konkurs<br />
gegangen sind und dass die Patienten<br />
nicht blutend auf die Strasse gesetzt wurden.<br />
Das ist definitiv erfreulich. Ein Spielverderber<br />
und Ewiggestriger, wer da nicht<br />
applaudiert.<br />
Der <strong>VSAO</strong> hat im Herbst 2012 angefangen,<br />
Meldungen seiner Mitglieder nach DRGinitiierten<br />
Veränderungen im Spitalalltag<br />
systematisch zu sammeln (z.B. mittels<br />
Onlineformular auf unserer Website). Die<br />
Rückmeldungen machen deutlich: Es gibt<br />
auch eine Kehrseite der DRG-Medaille.<br />
Während die Jahresrechnungen und Geschäftsberichte<br />
zeigen, dass sich die meisten<br />
Spitäler und Versicherer offenbar gut<br />
mit dem neuen System arrangiert haben,<br />
bestätigen Rückmeldungen der in den<br />
Spitälern arbeitenden Ärztinnen und Ärzte,<br />
dass sich die DRG durchaus auch negativ<br />
auf den Spitalalltag auswirken.<br />
Selbst wenn es sich bei den Meldungen<br />
jeweils um Einzelfälle handelt, lassen die<br />
geographische sowie die fachspezifische<br />
Verteilung darauf schliessen, dass die Probleme<br />
weit verbreitet sind.<br />
Der finanzielle Druck auf die Spitäler hat<br />
zugenommen und wer jetzt meint, dass<br />
damit das Weglassen unnötiger (oder unnötig<br />
teurer) Eingriffe gemeint sei, den<br />
muss ich leider enttäuschen. Hier nur ein<br />
paar Beispiele: Bei stationären Patienten<br />
werden gewisse Untersuchungen nicht<br />
mehr während des Spitalaufenthalts gemacht,<br />
sondern auf später verschoben,<br />
um diese ambulant vornehmen zu können.<br />
Anstatt alles auf einmal (mit zeitnahen<br />
Resultaten) zu erledigen, muss der<br />
Patient mehrere Male antreten. Zudem ist<br />
die Tendenz erkennbar, dass Patienten<br />
nach erfolgter Behandlung möglichst<br />
rasch in nachbehandelnde Bereiche abgeschoben<br />
werden. Wenn alles gemacht<br />
wurde, was abgerechnet werden kann, ist<br />
ein Patient für ein Spital aus ökonomischer<br />
Sicht nicht mehr interessant. Sowohl<br />
in der Schweiz als auch in Deutschland<br />
warnten Chirurgen in letzter Zeit vor der<br />
Gefahr unnötiger Operationen aufgrund<br />
der zunehmenden Ökonomisierung der<br />
Medizin. Um Missverständnisse zu vermeiden:<br />
Ich bin zuversichtlich, dass der<br />
grosse Teil der Schweizer Spitäler ihre<br />
Patienten nicht nur aus der ökonomischen<br />
Optik betrachtet, und ich bin überzeugt<br />
dass die Ärzte die Medizin weiterhin<br />
in den Vordergrund stellen. Das DRG-<br />
System und der zunehmende finanzielle<br />
Druck fördern aber genau die beschriebenen<br />
Entwicklungen und diese sind für<br />
unser Gesundheitswesen ungesund.<br />
Es wird wohl niemand bestreiten, dass der<br />
Spardruck seit der Einführung der DRG<br />
grösser geworden ist. Welcher Anteil davon<br />
auf die DRG selber zurückzuführen und<br />
wie viel unabhängig davon ist, soll hier<br />
offen bleiben. Klar ist, dass dieser Effekt<br />
von vielen durchaus gewünscht war bzw.<br />
ist. Klar ist aber auch, dass dieser finanzielle<br />
Druck zusammen mit einem DRG-<br />
System entsprechende Konsequenzen hat.<br />
Wenn Ärzte gezwungen werden, nebst den<br />
medizinischen Gesichtspunkten im Hinblick<br />
auf die Untersuchung und Behandlung<br />
des Patienten auch zu überlegen, wie<br />
ein Fall wirtschaftlich codiert werden<br />
muss, sollte uns das Sorgen machen.<br />
Natürlich muss auch in einem Spital wirtschaftlich<br />
gedacht werden. Unser Gesundheitswesen<br />
muss bezahlbar bleiben. Der<br />
hohe Standard unseres Gesundheitswesens<br />
sollte uns aber auch etwas wert sein,<br />
d.h., es darf auch etwas kosten. Wenn bei<br />
der Behandlung der Patienten die Medizin<br />
weiterhin im Vordergrund stehen soll –<br />
und das wünsche ich mir sowohl als potentieller<br />
Patient wie auch als Steuer- und<br />
Prämienzahler – dann braucht es bei der<br />
Ökonomie im Spital eine gesunde Zurückhaltung,<br />
selbst wenn das offensichtlich<br />
nicht alle so sehen. Es ist eben immer<br />
gefährlich, wenn diejenigen, die den<br />
Druck erzeugen, nicht die sind, die ihn<br />
auszuhalten haben. <br />
■<br />
Simon Stettler,<br />
Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Politik<br />
Letzte Hoffnung Organimport?<br />
Nach wie vor hat die Schweiz eine der tiefsten Organspenderraten in Europa. Dies, weil zum Thema<br />
Organspende noch immer Unsicherheiten bestehen. Um diese Situation zu verbessern, sind auch<br />
und gerade medizinische Fachpersonen gefordert. Andernfalls ist die Schweiz weiterhin dringend<br />
auf Organe aus dem Ausland angewiesen, was nur ein Zustand auf Zeit sein kann.<br />
Franz Immer, Facharzt für Herzchirurgie FMH und Direktor Swisstransplant<br />
Die Statistik von Swisstransplant spricht<br />
eine klare Sprache: Wurden 2010 annähernd<br />
gleich viele Organe importiert wie<br />
exportiert, so hat sich dieses Verhältnis in<br />
den letzten zwei Jahren mehr und mehr<br />
verschoben. 2012 wurden insgesamt 37<br />
Organe importiert, während nur gerade<br />
sieben Organe aus der Schweiz einem ausländischen<br />
Empfänger zugeteilt werden<br />
konnten. Auch <strong>2013</strong> hält dieses Ungleichgewicht<br />
an – allein im ersten Quartal<br />
wurden zwölf Organe importiert und wurde<br />
lediglich ein Organ exportiert. Einer<br />
engen Zusammenarbeit von Swisstransplant<br />
mit den Partnerorganisationen im<br />
Ausland, allen voran mit der Agence de la<br />
Biomédecine in Paris, ist es zu verdanken,<br />
dass oftmals in letzter Minute das lebensrettende<br />
Organ eingeführt werden kann.<br />
Über 80 Prozent der importierten Organe<br />
stammen aus Frankreich, wobei vor allem<br />
Lebern importiert werden (rund 50 Prozent),<br />
zumeist für Patienten im Dringlichkeitsstatus,<br />
gefolgt von Herz und Lunge,<br />
welche beide rund 20 Prozent des importierten<br />
Organvolumens 2012 ausmachen.<br />
Was bedeutet dies in Zahlen für die Transplantationsmedizin?<br />
Wurden 2011 noch<br />
504 Patienten transplantiert (inkl. Lebendspender),<br />
so belief sich der Anteil der<br />
transplantierten Patienten 2012 noch gerade<br />
auf 453 (–10 Prozent) und ohne die<br />
importierten Organe auf 416 transplantierte<br />
Patienten (–17 Prozent).<br />
Unsicherheiten und mangelnde<br />
Information<br />
Es stellt sich die Frage, wie es zu dieser<br />
Entwicklung kommen konnte. Eine kürzlich<br />
vorgestellte Studie des Ausschusses für<br />
Organspende (CNDO) von Swisstransplant<br />
konnte aufzeigen, dass in der Schweiz vorsichtig<br />
geschätzt rund 300 potentielle Organspender<br />
jedes Jahr auf Intensivstationen<br />
versterben. Dies sind mehr als drei Mal<br />
so viele wie von den Spitälern gemeldete<br />
Spender (2012 waren es 89 hirntote Leichenspender).<br />
Obwohl die Intensivmediziner<br />
in der Schweiz im europäischen Vergleich<br />
überdurchschnittlich häufig an die<br />
Organspende denken, gehen dann doch<br />
viele potentielle Spender im Spenderprozess<br />
verloren. Hauptursache hierfür ist sicherlich<br />
eine überdurchschnittlich hohe<br />
Ablehnungsrate des Spitalpersonals von 52<br />
Prozent (mit Schwankungen in grossen<br />
Spitälern zwischen 23 Prozent und 89 Prozent),<br />
oftmals aber auch fehlende Ressourcen<br />
in den Spitälern. Es fällt zudem auf,<br />
dass es in der Medizin zu wenig bekannt<br />
ist, dass es kaum Ausschlussgründe für<br />
eine Organspende gibt. Im Gegensatz zur<br />
Blutspende ist die Organspende bis ins<br />
hohe Alter möglich, und einzig metastasierende<br />
Tumorleiden sowie unklare<br />
schwere Infektionen und gewisse Raritäten<br />
(z.B. Prionenerkrankung) sind Ausschlussgründe<br />
für eine Spende. Auch die<br />
Vorstellung, dass eine Transplantation<br />
beim Empfänger das Leiden nur verlängert,<br />
hält sich hartnäckig. Dem ist in der<br />
überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht<br />
so, wie die aktuelle Kampagne von Swisstransplant<br />
aufzeigt (siehe Kasten).<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
13
Politik<br />
«Ich bin eigentlich tot ...»<br />
Eine neue Kampagne von Swisstransplant zeigt auf, dass bei der grossen Mehrheit den Empfängern<br />
über Jahre hinweg exzellente Lebensqualität möglich ist, weshalb sich die Auseinandersetzung mit der<br />
Thematik «Organspende» im Spital auf Notfall- und Intensivstationen lohnt. Dies gilt es, bewusst zu<br />
machen. Swisstransplant tut dies auf pointierte Weise: Zu sehen sind Bilder von Menschen, die voll im<br />
Leben stehen; nichts weist auf Krankheit und Tod hin. Darüber stehen prominent gesetzte Headlines<br />
wie «Ich bin seit drei Jahren tot ...» oder «Ich bin seit fünf Monaten tot ...». Im ergänzenden Textblock<br />
ist zu lesen: «... eigentlich. Da war aber jemand, der mir sein Organ gespendet hat, und deshalb lebe<br />
ich weiter.» Die Kampagne startet mit einem Plakataushang im Umkreis aller grösseren Schweizer<br />
Spitäler Mitte September. Der Aushang wird flankiert von PR-Aktivitäten, Präsenz an Kongressen und<br />
Verteilen von Informationsmaterialien. Es steht ein Plakatsteller A4 mit einem integrierten Informationsfolder<br />
zum Mitnehmen zur Verfügung, ideal für den Wartebereich Ihrer Praxis oder Ihres Spitals.<br />
Diese können Sie bei Swisstransplant unter www.swisstransplant.org bestellen. Denn Ihnen als medizinischen<br />
Fachpersonen kommt bei der Information der Patientinnen und Patienten eine zentrale<br />
Rolle zu. Swisstransplant bedankt sich dafür, dass Sie sie wahrnehmen!<br />
Mediziner sind gefordert<br />
Unsere Bevölkerung ist generell nicht<br />
mehr oder weniger spendebereit als die<br />
Bevölkerung der Nachbarländer; die Bereitschaft<br />
zur Organspende ist im Gegenteil<br />
über die Sprachgrenzen hinweg<br />
gross. An uns Medizinern liegt es aber,<br />
diese grundsätzliche Bereitschaft zum<br />
effektiven Spendewillen und zur konkreten<br />
Spende zu machen. Wir können nicht<br />
erwarten, dass Länder wie Frankreich,<br />
wo die Spenderrate pro Million Einwohner<br />
doppelt so hoch ist wie in der Schweiz,<br />
auf Dauer diesen gravierenden Mangel<br />
an Organen partiell auffangen. Der legale<br />
Organaustausch findet nur statt,<br />
wenn im Land des Empfängers kein passender<br />
Spender vorhanden ist oder, wie<br />
dies in der Zusammenarbeit mit Frankreich<br />
der Fall ist, eine Dringlichkeit anerkannt<br />
wird. Dies ist keine Selbstverständlichkeit<br />
und auch nicht mehr als<br />
ein Zustand auf Zeit. Glücklicherweise ist<br />
das Vertrauen der Menschen auf der Warteliste<br />
in das schweizerische Gesundheitswesen<br />
noch so gross, dass illegaler<br />
Organhandel und der Weg ins Ausland<br />
kein Thema sind. Dennoch häufen sich<br />
die Anfragen, wieso man beispielsweise<br />
in Frankreich für ein Herz, eine Leber<br />
oder eine Lunge, aber auch für eine Niere<br />
im Schnitt nicht einmal halb so lange<br />
warten muss wie bei uns. Eine Wartezeit,<br />
die oftmals sehr belastend ist, nicht nur<br />
für den Patienten, sondern auch für sein<br />
ganzes Umfeld. Eine Wartezeit, in der<br />
sich zusätzliche Komplikationen einstellen<br />
können, im schlimmsten Fall das<br />
Ableben des Patienten. Eine Wartezeit,<br />
die auch in der Schweiz verkürzt werden<br />
könnte, wenn wir als Mediziner und Pflegende<br />
uns dieser Thematik auf den Notfall-<br />
und Intensivstationen noch besser<br />
annehmen würden.<br />
Berechtigte Einwände?<br />
Was spricht also dagegen? Glauben wir<br />
nicht ans Hirntodkonzept, als irreversiblen<br />
Ausfall des gesamten Grosshirns und<br />
des Hirnstamms? Haben wir zu wenige<br />
Kenntnisse, um die Angehörigen eines<br />
hirntoten Menschen über die Organspende<br />
offen und klar zu informieren? Sind<br />
persönliche Meinungen der Grund hierfür?<br />
Und wenn ja: Dürfen wir es zulassen,<br />
dass diese über Leben und Tod der aktuell<br />
über 1200 Menschen auf der Warteliste<br />
entscheiden? Eine gute Erkennung von<br />
möglichen Spendern, eine transparente,<br />
offene und kompetente Information der<br />
Angehörigen durch das Fachpersonal in<br />
den Spitälern und letztlich auch die Bereitschaft,<br />
diese Zusatzarbeit zu leisten,<br />
um damit dem Willen des Verstorbenen<br />
gerecht zu werden, helfen uns, den legalen<br />
Organaustausch auch in naher Zukunft<br />
nicht einseitig zu gestalten, und unterbinden<br />
den illegalen Organhandel. ■<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
weiterbildung<br />
Hilfestellung beim täglichen Spagat<br />
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt viele Ärztinnen und Ärzte. Der <strong>VSAO</strong> versucht<br />
auf verschiedenen Wegen, den Mitgliedern in dieser Situation eine Hilfestellung zu bieten. So<br />
zeigt eine Studie erstmals auf, dass sich familienfreundliche Massnahmen auch in Spitälern rechnen.<br />
Zudem steht den Mitgliedern neu ein individuelles Beratungsangebot zur Verfügung.<br />
Simone Burkhard Schneider, Stabsjuristin <strong>VSAO</strong>/Projektverantwortliche<br />
Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf stellt sich angesichts der<br />
Feminisierung der Medizin immer drängender.<br />
Deshalb hat der Zentralvorstand<br />
<strong>VSAO</strong> entschieden, sich grundsätzlich des<br />
Themas anzunehmen. Eine Folge dieses<br />
Entscheids war die bei der Firma prognos<br />
AG in Auftrag gegebene Studie «Familienfreundliche<br />
Massnahmen in Spitälern –<br />
betriebswirtschaftliche Effekte einer familienbewussten<br />
Personalpolitik für den<br />
ärztlichen Bereich». Diese Studie ist nun<br />
abgeschlossen. Der rund 70 Seiten umfassende<br />
Bericht bestätigt deutlich, dass das<br />
wichtige Thema der Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie speziell auch Ärztinnen<br />
und Ärzte betrifft. Vor dem Hintergrund<br />
des Ärztemangels und der stetig<br />
wachsenden Anzahl berufstätiger Ärztinnen<br />
spielt die Vereinbarkeit für die Spitäler<br />
bereits heute eine wesentliche Rolle bei der<br />
Gewinnung und Bindung von ärztlichem<br />
Personal.<br />
Im Zentrum der Studie stehen die wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen familienfreundlicher<br />
Massnahmen in einem Spital.<br />
Kurz gesagt: Wie teuer kommen einem<br />
Spital familienfreundliche Massnahmen,<br />
und geht die Rechnung unter dem Strich<br />
auf? Dazu wurden Spitäler unterschiedlicher<br />
Grösse und Struktur befragt. Fünf<br />
ausgewählte Spitäler bzw. Kliniken in der<br />
Deutsch- und der Westschweiz nahmen an<br />
einer vertieften Analyse teil. Anhand von<br />
sogenannten Best-Practice-Beispielen<br />
wird die Umsetzung einzelner familienfreundlicher<br />
Massnahmen aufgezeigt,<br />
deren betriebswirtschaftliche Wirkungen<br />
analysiert und so weit möglich quantifiziert.<br />
Dabei fällt die Kosten-Nutzen-Relation<br />
einer familienfreundlichen Personalpolitik<br />
klar positiv aus. Die Investition in<br />
familienfreundliche Massnahmen stellt<br />
somit nicht nur eine soziale Wohltat dar,<br />
sondern rechnet sich für das Unternehmen<br />
Spital auch aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht. Mit dieser Studie liegen sowohl<br />
die geeigneten Instrumente wie auch die<br />
betriebswirtschaftlichen Argumente vor,<br />
familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />
den verdienten Stellenwert einzuräumen.<br />
Diese Erkenntnisse sollen natürlich nicht<br />
in der Schublade der HR-Verantwortlichen<br />
der Spitäler verstauben. Deshalb ist der<br />
<strong>VSAO</strong> zurzeit daran, die Resultate der Studie<br />
auf eine möglichst eingängige und<br />
alltagstaugliche Weise aufzuarbeiten.<br />
Persönliches Coaching<br />
Bis die familienfreundlichen Massnahmen<br />
in den Spitälern eingeführt und umgesetzt<br />
sind, dauert es wohl noch eine<br />
Weile. Und die Probleme bleiben: Nachwuchs<br />
kündigt sich an. Das Engagement<br />
im Berufsverband beansprucht die rare<br />
Freizeit. Der Betreuungsumfang der betagten<br />
Mutter nimmt zu. Wie bringe ich<br />
diese – mitunter teilweise auch gewollten<br />
und freudigen Belastungen – zusammen<br />
mit meinem Beruf unter einen Hut?<br />
Schaffe ich es, auch als Mutter oder Vater<br />
eines kleinen Kindes in Teilzeit weiterzuarbeiten?<br />
Wie finde ich die ideale Life-<br />
Domain-Balance?<br />
Antworten und Lösungsvorschläge auf<br />
diese Fragen sind gesucht. Der <strong>VSAO</strong> startet<br />
deshalb ab September <strong>2013</strong> das Projekt<br />
«Coaching Familie / Privatleben<br />
und Beruf». Dabei handelt es sich um<br />
ein telefonisches Beratungsangebot für<br />
unsere Mitglieder durch die Fachstelle<br />
UND (s. Kasten). Nach vorgängiger Vereinbarung<br />
erfolgt ein individuelles Coaching<br />
durch eine Fachperson. Dieses findet<br />
telefonisch statt und dauert rund<br />
30 Minuten. Bei Bedarf kann ein weiteres<br />
Gespräch vereinbart werden. Selbstverständlich<br />
werden alle Gespräche vertraulich<br />
behandelt. Im Rahmen dieses Coachings<br />
soll die berufliche und familiäre/<br />
private Situation reflektiert werden. Dann<br />
sollen Lösungs- und Handlungsansätze<br />
aufgezeigt und erarbeitet werden mit dem<br />
Ziel der besseren Vereinbarkeit von Familie/Privatleben<br />
und Beruf.<br />
Das Projekt läuft vorerst in einer einjährigen<br />
Pilotphase. Danach wird Bilanz<br />
gezogen und über die Weiterführung des<br />
Angebots entschieden. Hierzu werden insbesondere<br />
die Nachfrage bei unseren Mitgliedern<br />
sowie die Zufriedenheit mit der<br />
Beratung ausschlaggebend sein. ■<br />
Die Fachstelle und<br />
Die Fachstelle UND ist das führende Kompetenzzentrum in der Schweiz für die Umsetzung der Vereinbarkeit<br />
von Familien- und Erwerbsarbeit. Seit über zwanzig Jahren berät sie Fachleute, Privatpersonen<br />
sowie KMU, Grossunternehmen, Verwaltungen, Institutionen und Verbände. Zum Angebot gehören<br />
Workshops, Seminare, Standortbestimmungen und Analysen in Betrieben sowie die Begleitung von<br />
Personalverantwortlichen, Führungskräften und Projektteams in der Umsetzung von Massnahmen.<br />
Seit 2008 verleiht die Fachstelle UND das Prädikat «Familie UND Beruf» an Best-Practice-Betriebe.<br />
www.und-online.ch<br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
weiterbildung<br />
A B C D E F ...<br />
a b c d e f ...<br />
LESEN LERNEN<br />
Bitte nicht stören<br />
Wir sprechen in der Epidemiologie von<br />
Confounding, wenn das Resultat einer<br />
medizinischen Studie durch eine unbeachtete<br />
Störvariable (auch Drittvariable<br />
genannt) verzerrt wird.<br />
Eine hypothetische Studie, die untersucht,<br />
ob Alkohol ein Risikofaktor für Lungenkrebs<br />
ist, wird eine deutliche Assoziation<br />
feststellen. Es fehlt aber ein biologisch<br />
plausibler Zusammenhang für diese Assoziation.<br />
Wir wissen jedoch, dass Raucher<br />
häufiger Alkohol trinken als Nichtraucher.<br />
Rauchen ist also ein möglicher Confounder<br />
in der Frage, ob Alkohol (Studienfaktor)<br />
einen Einfluss auf die Entwicklung<br />
des Lungenkarzinoms (Outcome) hat.<br />
Drei Kriterien müssen erfüllt sein, damit<br />
Rauchen wirklich als Confounder gilt:<br />
• Bei Patienten, die keinen Alkohol trinken,<br />
muss Rauchen ein Risikofaktor für<br />
das Lungenkarzinom sein (was natürlich<br />
zutrifft). Allgemein gesagt, muss<br />
bei den Patienten, die den Studienfaktor<br />
nicht haben, die Drittvariable ein<br />
unabhängiger Risikofaktor für das<br />
Outcome sein.<br />
• Es muss ein Zusammenhang zwischen<br />
dem Rauchen und Alkoholkonsum<br />
existieren (wie bereits gesagt auch zutreffend).<br />
Die Drittvariable muss also<br />
mit dem Studienfaktor in der Studienpopulation<br />
assoziiert sein.<br />
• Rauchen darf nicht als kausales Glied<br />
zwischen Alkohol und Lungenkarzinom<br />
eingreifen (trifft ebenfalls zu). Die<br />
Drittvariable darf keine intervenierende<br />
Variable in der kausalen Kette zwischen<br />
Studienfaktor und Outcome sein.<br />
Das dritte Kriterium lässt sich am Zusammenhang<br />
zwischen Übergewicht und<br />
Atherosklerose illustrieren. Die Hypertonie<br />
könnte ein Confounder sein, da sie sowohl<br />
mit dem Studienfaktor als auch mit dem<br />
Outcome assoziiert ist. Der Bluthochdruck<br />
ist aber einer der Mechanismen, mit dem<br />
Übergewicht zu Atherosklerose führt, weshalb<br />
er vielmehr Teil eines echten kausalen<br />
Effektes und kein Störfaktor ist.<br />
Confounding kann in einer Über- oder<br />
Unterschätzung eines echten Studieneffektes<br />
resultieren. Alter, Geschlecht und<br />
sozioökonomischer Status von Patienten<br />
sind häufige Störvariablen in Studien:<br />
Viele Erkrankungen treten gehäuft bei<br />
älteren Patienten auf. Falls in einer Untersuchung<br />
der Studienfaktor (z.B. unausgewogene<br />
Diät) bei älteren Patienten<br />
ebenfalls häufiger vorkommt, müssen die<br />
möglichen Störeffekte des Alters berücksichtigt<br />
werden.<br />
Einem möglichen Confounding kann in<br />
der Planungsphase einer Studie begegnet<br />
werden, zum Beispiel mittels randomisierter<br />
Zuteilung der Patienten zu den Studien<br />
gruppen oder der Beschränkung der<br />
Studie auf Patienten mit oder ohne den<br />
Störfaktor. Ausserdem kann ein Confounding<br />
mit statistischen Methoden korrigiert<br />
werden.<br />
■<br />
Lukas Staub,<br />
Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
17
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Bern<br />
Berufs- und<br />
Personalverbände<br />
appellieren an<br />
den Grossen Rat<br />
Die Berufs- und Personalverbände des<br />
Kantons Bern, darunter auch der <strong>VSAO</strong>,<br />
haben im Juni die Grossrätinnen und<br />
Grossräte nochmals aufgefordert, die<br />
längst fälligen und dringend nötigen Verbesserungen<br />
beim Lohnsystem zu ermöglichen.<br />
Grossformatige Fotos erinnerten<br />
an die über 20 000 Kundgebungsteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer am 16. März<br />
<strong>2013</strong>.<br />
Ein Teilerfolg zeichnet sich ab, indem die<br />
vorberatende Kommission des Grossen<br />
Rates am 1. Juli einstimmig einen Vorschlag<br />
verabschiedet hat, der einen verlässlichen<br />
Lohnanstieg per Gesetz ermöglichen<br />
soll.<br />
Massives Sparund<br />
Abbaupaket<br />
Der Regierungsrat des Kantons Bern hat<br />
am 28. Juni <strong>2013</strong> unter dem beschönigenden<br />
Titel «Angebots- und Strukturüberprüfung<br />
(ASP)» sein 15. und bisher härtestes<br />
Sparpaket präsentiert. Das ASP-<br />
Gesamtpaket soll den Staatshaushalt<br />
jährlich um 231 Mio. Franken (2014) bis<br />
491 Mio. Franken (2017) entlasten. Das<br />
heute bereits leicht unter dem schweizerischen<br />
Mittel liegende Angebot des Kantons<br />
sinkt gemäss Medienmitteilung mit der<br />
ASP in vielen der 32 untersuchten Aufgabenfeldern<br />
im Vergleich zu anderen Kantonen<br />
auf das von der Regierung vorgegebene<br />
Ziel von 92 Prozent.<br />
Eine Übersicht über das Sparpaket zeigt,<br />
dass im Jahr 2014 ganze 56 Prozent der<br />
Sparmassnahmen den Gesundheits- und<br />
Sozialbereich betreffen. Hier werden insgesamt<br />
um die hundert Millionen Franken<br />
pro Jahr eingespart. Als ganz besonders<br />
problematisch beurteilt der <strong>VSAO</strong> die<br />
Massnahmen in der Psychiatrie und im<br />
Spitexbereich sowie die Streichung der<br />
Mittel für Zusatzfinanzierungen. Das sind<br />
Mittel für Ausgaben, die das KVG klar den<br />
Kantonen zuweist, zum Beispiel die Kosten<br />
für die ärztliche Weiterbildung, für<br />
Katastrophenplanung, für Vorhalteleistungen<br />
und so weiter. In andern Kantonen<br />
erhalten die Spitäler schon heute wesentlich<br />
mehr für diese Leistungen. Bei der<br />
Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung<br />
unterschreitet der Kanton Bern<br />
schon heute die Empfehlungen von BAG<br />
und GDK. In Anbetracht des enormen<br />
Ärztemangels in allen Berner Spitälern<br />
muss der Betrag deshalb erhöht und nicht<br />
gesenkt werden.<br />
Mehr zu den von der Regierung vorgeschlagenen<br />
Massnahmen sowie die Medienmitteilung<br />
des <strong>VSAO</strong> Bern unter www.<br />
vsao-bern.ch.<br />
Konsultation<br />
Spitalversorgungsverordnung<br />
(SpVV)<br />
Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion<br />
hat am 19. Juni das Konsultationsverfahren<br />
zur neuen Spitalversorgungsverordnung<br />
eröffnet. Die Unterlagen sowie die<br />
Stellungnahme des <strong>VSAO</strong> Bern finden Sie<br />
auf unserer Website www.vsao-bern.ch.<br />
Meldestelle bei<br />
Verletzungen<br />
des Arbeitsgesetzes<br />
Verstösse gegen das Arbeitsgesetz können<br />
nicht nur der vorgesetzten Stelle oder dem<br />
<strong>VSAO</strong> gemeldet werden, sondern auch direkt<br />
dem kantonalen Arbeitsinspektorat,<br />
das eine Meldestelle «Sicherheit und Gesundheit<br />
am Arbeitsplatz» unterhält.<br />
http://www.vol.be.ch/vol/de/index/arbeit/<br />
arbeitnehmerschutz/gesundheitsschutz.<br />
html<br />
Die Mail-Meldungen an info.sga@vol.<br />
be.ch gehen direkt im zuständigen Fachbereich<br />
ein und werden selbstverständlich<br />
vertraulich behandelt.<br />
■<br />
Rosmarie Glauser,<br />
Geschäftsführerin Sektion Bern<br />
18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Sektion Wallis<br />
Liebe Mitglieder der ASMAVal<br />
Mit grossem Bedauern haben wir zur<br />
Kenntnis nehmen müssen, dass unsere<br />
langjährige Juristin und Beraterin, Fürsprecherin<br />
Antoinette Haldi, am 28. Mai<br />
<strong>2013</strong> unerwartet verstorben ist. Mit ihr<br />
haben wir eine wichtige Persönlichkeit<br />
unseres Verbandes verloren, die sich mit<br />
viel Professionalität für die Mitglieder engagiert<br />
hat. Ihr Einsatz hat uns ermöglicht,<br />
unsere Rechte geltend zu machen<br />
und so unsere Arbeitsbedingungen zu<br />
verbessern. Sie war für uns stets eine sehr<br />
vertrauensvolle und angenehme Kollegin,<br />
und wir bedauern diesen Verlust zutiefst.<br />
Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie<br />
und ihren Freunden.<br />
Die laufenden Dossiers ihrer Kanzlei wurden<br />
ad interim vom <strong>VSAO</strong> übernommen.<br />
Im Juni haben wir eine neue Anwältin<br />
mandatiert: Fürsprecherin Valentine Gétaz<br />
Kunz in Cully. Sie wird die Aufgaben<br />
von Antoinette Haldy übernehmen.<br />
Valentine Gétaz Kunz stammt aus dem<br />
Kanton Waadt, hat an der Universität Bern<br />
Rechtswissenschaften studiert und anschliessend<br />
in Neuenburg ihr Anwaltspatent<br />
gemacht, wo sie während vier Jahren<br />
als Anwältin tätig war. Nach ihrem Umzug<br />
in den Kanton Waadt war sie vier Jahre<br />
lang als Mitarbeiterin in einer Kanzlei in<br />
Lausanne tätig, in welcher sie sich auf das<br />
Arbeitsrecht spezialisiert hat. Im Jahre<br />
2006 hat sie ihre eigene Kanzlei eröffnet.<br />
2009 hat sie den Titel «Fachanwältin SAV<br />
Arbeitsrecht» erlangt. Sie verfügt damit<br />
über viel Erfahrung in diesem Bereich.<br />
Fürsprecherin Gétaz Kunz wird also die<br />
Arbeit von Fürsprecherin Haldy weiterführen,<br />
insbesondere die Verhandlungen betreffend<br />
die Vereinbarungen der Assistenzund<br />
Oberärzte der verschiedenen Spitäler<br />
im Wallis. Die Mitglieder der ASMAVal<br />
können sich mit Fragen zum Arbeitsrecht<br />
oder bei Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber<br />
gerne an sie wenden. Die ASMAVal freut<br />
sich auf die Zusammenarbeit mit Valentine<br />
Gétaz Kunz.<br />
Nachtrag<br />
unterzeichnet<br />
2011 wurde die Vereinbarung zu den Arbeits-<br />
und Weiterbildungsbedingungen<br />
der Assistenz- und Oberärzte des Spital<br />
Wallis ausgehandelt. Nun konnte ein<br />
Nachtrag dazu unterzeichnet werden. Dieser<br />
Abschluss war das prägende Ereignis<br />
am Ende des ersten Halbjahres <strong>2013</strong>. Die<br />
Unterzeichnung dieses Nachtrages sieht<br />
die Einführung einer neuen Lohntabelle<br />
vor, die nicht nur die Bedingungen für die<br />
Lohnentwicklung, die jeweils zu Beginn<br />
eines jeden Jahres medizinischer Praxis<br />
zum Tragen kommt, sondern auch das<br />
Beförderungssystem vereinfacht. Ein Ausführungsreglement,<br />
das ein integrierender<br />
Bestandteil des Nachtrages zur Vereinbarung<br />
ist, regelt die Übergangsbedingungen<br />
zur neuen Lohntabelle, die ab 1. Juni<br />
<strong>2013</strong> gilt. Weiter wurde eine Erhöhung der<br />
Nachtarbeitsentschädigung von CHF 0.50<br />
pro Stunde gewährt. Diese wird 2014 und<br />
2015 fortgeführt. Sie beträgt somit neu<br />
CHF 6.50 pro Stunde.<br />
Was die wöchentliche Arbeitszeit betrifft,<br />
gilt weiterhin die 50-Stunden-Woche. Es<br />
werden besondere Anstrengungen unternommen,<br />
um diese einzuhalten. Bei der<br />
Planung von Arbeitseinsätzen über zwei<br />
Wochen, die zu einer Stundenzahl führen,<br />
die tiefer als die vertragliche Arbeitszeit<br />
(100 Stunden bei einem vollen Pensum)<br />
liegt, kann das Spital Wallis die nicht verplanten<br />
Arbeitsstunden dem betreffenden<br />
Arzt nicht mehr belasten. Die zusätzliche<br />
Arbeitszeit, d.h. die Zeit über der maximalen<br />
Wochenarbeitszeit von 50 Stunden,<br />
wird über drei Monate kompensiert, aber<br />
höchstens über sechs Monate, sofern eine<br />
entsprechende Vereinbarung zwischen<br />
dem Arzt und seinem Vorgesetzten besteht.<br />
Andernfalls werden die Stunden<br />
gemäss Arbeitsgesetz entschädigt.<br />
Zu erwähnen ist auch noch, dass das Spital<br />
Wallis seine Zusammenarbeit mit dem<br />
Roten Kreuz der Kantone Wallis und<br />
Waadt für die Betreuung kranker und/<br />
oder verunfallter Kinder fortsetzt. Darin<br />
sind jeweils 30 Stunden Betreuung pro<br />
Kind und Jahr für das gesamte Personal<br />
vorgesehen. Zum Schluss sei noch darauf<br />
hingewiesen, dass entgegen dem, was in<br />
der Vereinbarung vorgesehen ist, der<br />
Rückgang des Indexes der Konsumentenpreise<br />
von –0,3% Ende November 2012<br />
nicht auf die Löhne überwälzt wurde.<br />
Übergangsjahr<br />
Unsere Mitgliederversammlung fand am<br />
6. März <strong>2013</strong> statt. Dabei wurde der Vorstand<br />
erweitert. Ich hatte das Vergnügen,<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />
auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
19
<strong>VSAO</strong><br />
wieder ins Präsidium gewählt zu werden.<br />
Manuel Pernet übt sein Amt als Sekretär<br />
weiterhin aus, während Jean Bonnemain<br />
zum neuen Vize-Präsidenten gewählt<br />
wurde. Das Jahr <strong>2013</strong> ist ein Übergangsjahr,<br />
in welchem die bisherigen Mitglieder<br />
die Verantwortung an die neuen Mitglieder<br />
übergeben werden. Denn nächstes<br />
Jahr werden mehrere von uns die Walliser<br />
Sektion verlassen und zu neuen Ufern<br />
aufbrechen.<br />
Dieses Jahr werden wir unsere normalen<br />
Aktivitäten, wie die Kontrolle der Umsetzung<br />
der Vereinbarung, die Förderung der<br />
Sektion und die Information der Mitglieder<br />
weiterführen. Zudem wurden wir eingeladen,<br />
gemeinsam mit der Sektion<br />
Waadt, in der Arbeitsgruppe zur Erarbeitung<br />
einer neuen Vereinbarung zu den<br />
Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />
der Assistenz- und Oberärzte des zukünftigen<br />
Hôpital Riviera Chablais mitzuarbeiten.<br />
Der Text wird im Laufe des zweiten<br />
Halbjahres <strong>2013</strong> vorliegen. Die Mitgliederversammlungen<br />
der beiden kantonalen<br />
Sektionen werden anschliessend darüber<br />
befinden. Wir hoffen, dass wir die bestmöglichen<br />
Bedingungen aushandeln und<br />
damit die grösstmögliche Anzahl Ärzte<br />
zufrieden stellen können.<br />
Wir erinnern Euch daran, dass wir immer<br />
interessiert sind zu erfahren, ob Eure Arbeitsverträge<br />
korrekt umgesetzt werden.<br />
Ihr könnt Eure Bemerkungen jederzeit an<br />
folgende Adresse richten: secretaire@asmaval.ch.<br />
Ich wünsche Euch allen einen schönen<br />
Sommer.<br />
■<br />
Jessika Métrailler-Mermoud<br />
Kontakt ASMAVal<br />
Präsidium: Jessika Métrailler-Mermoud,<br />
president@asmaval.ch<br />
Sekretariat: Manuel Pernet,<br />
secretaire@asmaval.ch<br />
Rechtsberatung<br />
Fürsprecherin Valentine Gétaz Kunz<br />
Ruelle du Temple 4<br />
Postfach 20<br />
1096 Cully<br />
Tel. 021 799 92 80, Fax 021 799 92 82<br />
E-Mail: getazkunz@etude-vgk.ch<br />
20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
swimsa<br />
Delegiertenversammlung<br />
<strong>2013</strong><br />
Vom 25. bis zum 27. April <strong>2013</strong> trafen sich<br />
Studentinnen und Studenten aller medizinischer<br />
Fakultäten zum nationalen Kongress<br />
SMSC (Swiss Medical Students’ Convention)<br />
in Bern. Der Anlass bot unter dem<br />
Titel «Surgery – Cutting Edge» eine Vielfalt<br />
an praktischen Workshops und eindrücklichen<br />
Vorträgen sowie eine Podiumsdiskussion.<br />
Zeitgleich fand die Delegiertenversammlung<br />
der swimsa statt.<br />
Delegierte aller Fakultäten sowie der<br />
swimsa-Projekte waren an der Versammlung<br />
vertreten; gewählt wurden der Vorstand,<br />
die Gremienvertreter, die Nationalen<br />
Projektkoordinatoren und die Aufsichtskommission<br />
der swimsa. Auch die Statuten<br />
wurden auf den neusten Stand gebracht.<br />
In zwei Sitzungen, die zusammen mehr<br />
als sechs Stunden dauerten, wurde angeregt<br />
über die bisherige Struktur der swimsa<br />
(Projekte und Fakultäten) diskutiert<br />
und eine Umstrukturierung vollzogen. Es<br />
wurde ein Modell gewählt, bei dem ab<br />
jetzt nur noch die Fakultäten in der Delegiertenversammlung<br />
ein Wahlrecht haben,<br />
während Vertreter aller nationalen<br />
swimsa-Projekte Einsitze ohne Wahlrecht<br />
haben. Ausserdem konnte die swimsa das<br />
neue, inspirierende Projekt «UAEM –<br />
Switzerland» (Universities Allied for Essential<br />
Medicine) in den Reihen der swimsa<br />
Projekte begrüssen. Dieses internationale<br />
Projekt setzt sich für den gleichberechtigten<br />
Zugang zu Medikamenten ein.<br />
Ein Punkt auf der Traktandenliste war,<br />
den Preisträger für den «You Rock swimsa<br />
Award <strong>2013</strong>» zu bestimmen. Dieser<br />
Preis ehrt jedes Semester einen Medizinstudenten,<br />
der mit seinem Engagement<br />
und Enthusiasmus Grosses für die swimsa<br />
vollbracht und die swimsa-Mitglieder mit<br />
seiner Motivation mitgerissen hat. Dieses<br />
Mal ging der Preis an Alexandre Moser<br />
aus Lausanne. Alexandre Moser war von<br />
2010 bis 2012 Präsident der swimsa, doch<br />
sein Engagement begann bereits viel früher.<br />
Zuvor vertrat er die AEML (Association<br />
des Etudients en Médecine de Lausanne)<br />
in der swimsa und arbeitete aktiv<br />
an der Verbesserung der swimsa-Struktur<br />
mit. Zeitgleich war er die Stimme der Medizinstudenten<br />
in der SMIFK. An internationalen<br />
Kongressen nahm er unter anderem<br />
als «Head of Delegation» teil und<br />
repräsentierte die Schweiz auf internationaler<br />
Ebene. Von September 2012 bis März<br />
<strong>2013</strong> war er ausserdem Generalsekretär<br />
der IFMSA (International Federation of<br />
Medical Students’ Association).<br />
Die swimsa verlieh zudem dieses Jahr zum<br />
ersten Mal den «swimsa Project Award».<br />
Dieser Preis kam in Kooperation mit JDMT<br />
(Junior Doctor Medical Team) zustande<br />
und soll ausserordentliche Projekte belohnen.<br />
Besonders wichtige Kriterien für die<br />
fünfköpfige Jury (inkl. Externen) waren<br />
Originalität, nationale Umsetzbarkeit und<br />
Erfolg. Ausgezeichnet wurde das Projekt<br />
«Marrow Switzerland», welches in der<br />
ganzen Schweiz erfolgreich auf die Registrierung<br />
von neuen Stammzellspendern<br />
aufmerksam macht.<br />
Die Mitglieder wurden schliesslich über<br />
die nächste SMSC (Swiss Medical Students’<br />
Convention) informiert, die vom 1.<br />
bis 3. November <strong>2013</strong> in Genf zum Thema<br />
«Hausarztmedizin» stattfinden wird. ■<br />
Sophie Wang, Vizepräsidentin<br />
für externe Angelegenheiten<br />
Vorstand (v.l.n.r.): Aude Berweiler (Generalsekretärin), Alessandra Bosch (Vizepräsidentin für Interne Angelegenheiten),<br />
Stephan Ursprung (Kassier), Anna Wang (Präsidentin), Laetitia Schaller (Vizepräsidentin für Ausbildung),<br />
Sophie Wang (Vizepräsidentin für Externe Angelegenheiten)<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
21
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Tarkan Göksu, Geschäftsführer und<br />
Jurist der Sektion Freiburg<br />
Vor Eingriffen muss ich<br />
jeweils die Patienten aufklären.<br />
Wie weit geht<br />
diese Aufklärungspflicht,<br />
worauf muss ich speziell<br />
achten, und gibt es festgelegte<br />
Fristen, in denen<br />
das Gespräch erfolgen<br />
muss?<br />
Grundsätzlich bedarf jeder medizinische<br />
Eingriff der Einwilligung des Patienten.<br />
Anderenfalls ist der Eingriff widerrechtlich.<br />
Wohl werden sich viele Ärzte sagen,<br />
dass sie den Eingriff ja nicht zu ihrem<br />
Vergnügen vornehmen, sondern im Interesse<br />
des Gesundheitszustands des Patienten.<br />
Nichtsdestotrotz geniesst der Arzt<br />
grundsätzlich keine Sonderstellung.<br />
Zweck der persönlichen Integrität ist<br />
nämlich auch das Selbstbestimmungsrecht<br />
des Patienten, welches respektiert<br />
werden muss. Mithin kommt es juristisch<br />
nicht darauf an, ob ein Eingriff aus medizinischer<br />
Sicht nützlich oder gar geboten<br />
ist, sondern es ist nur zulässig, was<br />
der Patient will.<br />
Damit der Patient gültig einwilligen kann,<br />
muss er über den Eingriff ausreichend<br />
aufgeklärt werden. Nur so kann er in<br />
Kenntnis der Sachlage gültig seine Einwilligung<br />
erteilen. Der Arzt ist zu einer<br />
einfachen, verständlichen und wahrheitsgetreuen<br />
Aufklärung hinsichtlich Diagnose,<br />
Prognose, Therapie, Operationsrisiken<br />
und Heilungschancen verpflichtet.<br />
Allgemein ist bei gewöhnlich mit grossen<br />
Risiken verbundenen Operationen, die<br />
schwerwiegende Folgen haben können,<br />
ausführlicher aufzuklären, als wenn es<br />
sich um einen im Allgemeinen unproblematischen<br />
Eingriff handelt. Als sehr riskant<br />
gilt ein Eingriff, wenn er ein hohes<br />
Komplikations- und Misserfolgsrisiko mit<br />
sich bringt. Bei Behandlungen, die keine<br />
besondere Gefahr und keine endgültige<br />
oder länger dauernde Beeinträchtigung<br />
der körperlichen Integrität mit sich bringen,<br />
oder bei entsprechendem Vorwissen<br />
des Betroffenen sowie in Notfällen kann<br />
die Aufklärung entfallen. Kein Notfall<br />
liegt übrigens vor, wenn sich während einer<br />
Operation die Frage nach einem ungeplanten<br />
Eingriff stellt; wenn möglich ist<br />
die Operation zu unterbrechen, damit die<br />
Einwilligung des Patienten eingeholt werden<br />
kann. Übrigens muss der Arzt beweisen,<br />
dass er den Patienten ausreichend<br />
aufgeklärt hat; ein allgemeiner Vermerk<br />
in der Krankengeschichte, dass der Patient<br />
über die geplante Operation und ihre<br />
möglichen Komplikationen informiert<br />
worden sei, genügt nicht. Schliesslich<br />
muss der Patient über hinreichend Bedenkzeit<br />
verfügen und ist daher (Notfälle<br />
vorbehalten) mindestens drei Tage vor<br />
dem Eingriff aufzuklären.<br />
Wird der Patient nicht oder nicht genügend<br />
aufgeklärt, ist die Einwilligung ungültig<br />
und der Eingriff widerrechtlich. Der<br />
Arzt wird schadenersatz- und genugtuungspflichtig,<br />
und zwar selbst wenn ihm<br />
bezüglich des Eingriffs kein Fehler unterläuft.<br />
Immerhin kann sich der Arzt durch<br />
den Nachweis zu entlasten versuchen,<br />
dass der Patient auch bei hinreichender<br />
Aufklärung in den Eingriff eingewilligt<br />
hätte (sog. hypothetische Einwilligung).<br />
Keine hypothetische Einwilligung wird<br />
dabei angenommen, wenn die Schwere<br />
oder die Risiken eines Eingriffes einen<br />
gesteigerten Bedarf des Patienten an Aufklärung<br />
erfordert hätten, da in solchen<br />
Fällen wahrscheinlich erscheint, dass der<br />
Patient, wäre er ausreichend aufgeklärt<br />
worden, sich in einem echten Entscheidungskonflikt<br />
befunden hätte und Bedenkzeit<br />
verlangt hätte.<br />
Als Leitgedanke gilt daher: Lieber zu viel<br />
aufklären, als zu wenig, und immer alles<br />
beweismässig (schriftlich) festhalten! ■<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
-Inside<br />
Raphael Kramer<br />
Wohnort: Zollikofen<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: 1.7.2012<br />
Funktion im <strong>VSAO</strong>: IT-Verantwortlicher<br />
Support & Projekte, Sachbearbeiter<br />
Mitgliedschaftswesen<br />
Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />
engagiert, dynamisch, fokussiert<br />
Bereits früh interessierte sich Raphael Kramer<br />
für IT. Deshalb liess er sich nach Abschluss<br />
der Wirtschaftsmittelschule in<br />
Bern zum Webmaster ausbilden. Nach einigen<br />
Stationen führte ihn sein Berufsweg<br />
zur Swisscom und schliesslich zum <strong>VSAO</strong>.<br />
Im Zentralsekretariat ist er seit 2012 für<br />
den IT-Bereich zuständig. Er unterstützt<br />
die Mitarbeitenden in technischen Belangen<br />
(Software & Hardware), wartet und<br />
plant die IT-Infrastruktur, koordiniert den<br />
Austausch und die Synchronisation der<br />
Daten mit der FMH, dem Intranet und via<br />
Internet und führt IT-Projekte durch. Daneben<br />
unterstützt er die Mitarbeiterinnen<br />
im Bereich Mitgliedschaftswesen beim<br />
Erledigen von Mutationsmeldungen, erteilt<br />
Auskünfte betreffend Mitgliedschaft <strong>VSAO</strong><br />
und FMH, hilft mit bei der Rechnungserstellung<br />
und dem Mahnwesen <strong>VSAO</strong>, erstellt<br />
Adressselektionen und Reports für die<br />
Abteilung Services und Projekte. «Die<br />
Vielseitigkeit meines Aufgabenbereichs beschert<br />
mir einen abwechslungsreichen<br />
Arbeitsalltag. Am interessantesten sind<br />
Aufgaben, welche Neuerungen bringen, wo<br />
man etwas verändern und verbessern<br />
kann», sagt Raphael. «Ideen für die Weiterentwicklung<br />
unserer Informatik, insbesondere<br />
auch die Einbindung der neuen<br />
Medien im Mitgliedschaftswesen sind vorhanden.<br />
Ich bin sehr motiviert, diese mitzugestalten<br />
und umzusetzen.» In seiner<br />
Freizeit widmet sich Raphael am liebsten<br />
der Musik, die ein wichtiger Ausgleich zum<br />
Arbeitsalltag ist. Er spielt Gitarre und probt<br />
ein- bis zweimal wöchentlich mit seiner<br />
Band. Auch Ideen für eigene Produktionen<br />
ausserhalb der Band sind seit Längerem<br />
vorhanden. Momentan fehlt ihnen allerdings<br />
noch der Endschliff. Bestens eingespielt<br />
haben sich dagegen die Rock/Metal-<br />
Events, an deren Organisation Raphael<br />
massgeblich beteiligt ist. Viermal pro Jahr<br />
findet man ihn im Graffiti in Bern, wo er<br />
vor dem Anlass mit Bühnenaufbau, Einrichtung<br />
des Konzertlokals sowie technischen<br />
Aufbauarbeiten beschäftigt ist. Während<br />
der Konzerte selbst bleibt ihm dafür<br />
genügend Zeit, sich unter die Besucher zu<br />
mischen. Und zum Schluss wartet die anstrengende<br />
Aufräumarbeit, die sich nach<br />
einigen Jahren jedoch mit einem zufriedenen<br />
Lächeln erledigt. Nach seinem grössten<br />
Wunsch gefragt, antwortet Raphael:<br />
«ein langes und erfülltes Leben». ■<br />
Guillaume Favre<br />
Wohnort: Genf<br />
Im <strong>VSAO</strong> seit: 2005<br />
Funktion im <strong>VSAO</strong>: Mitglied des<br />
Geschäftsauschusses und des<br />
Zentralvorstandes, Delegierter<br />
DV FMH<br />
Arbeitsort und Funktion im Spital:<br />
Oberarzt in der Klinik für<br />
Psychogeriatrie an den Hôpitaux<br />
Universitaires de Genève<br />
Der <strong>VSAO</strong> für dich in drei Worten:<br />
Ein sympathischer, aktiver und<br />
für die Romands offener Verband!<br />
Guillaume hat in Lausanne und Berlin<br />
Medizin studiert. Als Assistenzarzt hat er<br />
auf der Inneren Medizin sowie auf der<br />
Kinder- und Erwachsenenpsychiatrie gearbeitet.<br />
Neben der Arbeit widmet Guillaume<br />
möglichst viel Zeit seiner Familie.<br />
Zudem engagiert er sich für die Entwicklung<br />
der Schweizerischen Vereinigung<br />
psychiatrischer Assistenzärztinnen und<br />
Assistenzärzte (SVPA) www.svpa-asmap.<br />
com. Innerhalb des <strong>VSAO</strong> sieht er seine<br />
primäre Aufgabe darin, die «welsche»<br />
Meinung in die Debatten einzubringen<br />
und die spezifischen Herausforderungen,<br />
die sich in der Romandie stellen, bekannt<br />
zu machen und damit den Fluss der Informationen<br />
sicherzustellen. Denn für ihn<br />
haben die Ärzte allzu häufig die Tendenz,<br />
sich zu isolieren und die ganze Verantwortung<br />
alleine auf sich zu nehmen, manchmal<br />
auch zum eigenen Nachteil. Guillaume<br />
erachtet den Einsatz in den verschiedenen<br />
Gremien des <strong>VSAO</strong> als wichtig,<br />
denn die Erwartungen gegenüber den<br />
Ärzten sind mannigfaltig (Patienten, Pfle-<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
23
<strong>VSAO</strong><br />
gefachpersonen, Versicherer, Hierarchie,<br />
Politik…). Dazu kommt, dass die medizinische<br />
Ausbildung einen gewissen Individualismus<br />
fördert, der nur durch einen<br />
Verband wie den <strong>VSAO</strong> in positive Energie<br />
für die Mehrheit und zugunsten von Veränderungen<br />
umgewandelt werden kann.<br />
An der Arbeit für den <strong>VSAO</strong> schätzt er besonders,<br />
dass er über Informationen auf<br />
nationaler Ebene verfügen kann sowie die<br />
Möglichkeit hat, Kontakte zu knüpfen, um<br />
das schweizerische Gesundheitssystem<br />
und dessen Akteure besser zu verstehen<br />
und gleichzeitig auch seine Meinung einbringen<br />
kann. Sein grösster Traum ist es,<br />
dass die Ärzte ihre Weiterbildung unter<br />
guten Bedingungen und unter Einhaltung<br />
des Arbeitsgesetzes absolvieren können<br />
sowie dabei ein Mindestmass an Sozial-<br />
und Familienleben geniessen dürfen.<br />
Auf die Frage nach einer Anekdote aus<br />
seiner Tätigkeit beim <strong>VSAO</strong> antwortet<br />
Guillaume, dass die Zugehörigkeit zu einer<br />
Sprachminderheit gewisse Vorteile<br />
bringe, aber dass er manchmal nicht wisse,<br />
ob sein Französisch oder sein Deutsch<br />
mehr staunende Blicke bei seinen Gesprächspartnern<br />
auslöse. ■<br />
Erfolgreicher Lehrabschluss<br />
2010 hatte Tanja Kuster als erste Lernende<br />
im Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong> ihre<br />
kaufmännische Grundausbildung EFZ<br />
begonnen. Nun freuen wir uns über den<br />
erfolgreichen Abschluss (Prädikat sehr<br />
gut) ihrer Ausbildung und gratulieren<br />
ihr ganz herzlich. Ebenso freuen wir<br />
uns, dass Tanja von nun an als Sachbearbeiterin<br />
Service und Projekte im Zentralsekretariat<br />
des <strong>VSAO</strong> tätig sein wird.<br />
Nach den Sommerferien können wir<br />
einen neuen Lehrling in unseren Reihen<br />
begrüssen.<br />
Das Zentralsekretariat des <strong>VSAO</strong><br />
24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Die wichtigen Fragen stellen<br />
Die Medizin kann zunehmend mehr. Soll sie dieses Können immer ausschöpfen? Wie gelangen<br />
wir zu Evidenz im medizinischen Sollen? Solche Fragen beschäftigen Andreas U. Gerber, ehemaliger<br />
internistischer Chefarzt, seit Langem. Nach der Pensionierung hat er u.a. ein Masterstudium zum<br />
Thema der ethischen Entscheidungsfindung abgeschlossen. Neben seiner Unterrichts- und Konsiliartätigkeit<br />
absolviert er zurzeit ein Studium an der Universität Zürich.<br />
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Marco Zanoni.<br />
Manche Keime werden früh gelegt, und<br />
die daraus wachsenden Pflanzen treiben<br />
ein Leben lang Blüten. Andreas U. Gerber<br />
wurde bereits als Assistenzarzt mit jenen<br />
Fragen konfrontiert, die ihn ein Berufsleben<br />
lang begleiten sollten und denen er<br />
sich nach der Pensionierung vollends zuwandte.<br />
Als Assistenzarzt auf einer onkologischen<br />
Abteilung zog es ihn in die<br />
Grundlagenforschung. Gleichzeitig untersuchte<br />
ein Kollege der Psychiatrie auf<br />
derselben Abteilung den Umgang der Ärzte<br />
mit den Patienten. Mit der Stoppuhr<br />
hielt er die Zeit fest, die die Ärzte am Krankenbett<br />
verbrachten. Das Ergebnis war<br />
ebenso deutlich wie ernüchternd: Je hoffnungslos<br />
kränker der Patient, desto kürzer<br />
der Arztbesuch. In Andreas Gerber keimte<br />
die Frage nach dem Sinn des Arztseins<br />
auf, nach den Aufgaben der Medizin und<br />
nach den Erwartungen des Patienten. Ist<br />
es mit einer umfassenden Anamnese, einer<br />
treffsicheren Diagnose und einer erfolgreichen<br />
Behandlung getan? Und was<br />
soll der Arzt tun, wenn seine kurativen<br />
Möglichkeiten erschöpft sind? Eine Frage,<br />
welche sich angesichts der damaligen<br />
Möglichkeiten der internistischen Onkologie<br />
täglich aufdrängte und doch meist<br />
unbeantwortet blieb.<br />
Der Weg führte Andreas Gerber in der Folge<br />
weg von der Forschung, zur Inneren<br />
Medizin und klinischen Infektiologie<br />
nach Burgdorf und schliesslich nach Biel,<br />
wo er als Chefarzt der medizinischen Klinik<br />
arbeitete. Die Frage nach dem Umgang<br />
mit den Patienten blieb eine zentrale<br />
Konstante. Gerber versuchte, die Ärztinnen<br />
und Ärzte seines Teams dafür zu<br />
sensibilisieren: «Ständig drängte sich die<br />
Frage auf, ob wir wirklich den Patienten<br />
ins Zentrum stellen, wie es fortwährend<br />
behauptet wird. Oft habe ich ein wenig<br />
sarkastisch geantwortet, dass wohl jeder<br />
gute Verkäufer seinen Kunden und dessen<br />
Erwartungen besser zu erfassen versucht,<br />
als wir Ärzte es tun. Wir neigen ständig<br />
dazu, einfach das zu tun, was immer als<br />
‹best interest› imponiert. Sehen wir uns<br />
mit medizinischem Unvermögen konfrontiert,<br />
so laufen wir Gefahr, irgendwie<br />
zu ‹fliehen›. So haben wir seit den 90er-<br />
Jahren im Sinne eines ‹kooperativen<br />
Teamworks› versucht, individuelle Situationen<br />
besser aus dem Blickwinkel des<br />
Patienten zu verstehen. Wir versuchten<br />
uns dahingehend zu ‹erziehen›, mit allen<br />
Patienten auch über ihr Schicksal, den<br />
Tod und ihre Erwartungen im Falle einer<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
25
fokus<br />
äusserst kritischen Situation zu sprechen.»<br />
Das alles geschah damals noch<br />
ohne wirkliche Struktur und ohne grosses<br />
Hintergrundwissen um Ethik.<br />
Von der Praxis zur Theorie<br />
Der Entscheid zum 2. Akt fiel bei einem<br />
Frühstück, als Gerber (damals 60-jährig)<br />
daran war, ein Sabbatical zu planen. Seine<br />
Frau fragte ihn, ob er, anstatt das anvisierte<br />
Programm zu absolvieren, nicht<br />
einmal einfach «gar nichts tun» wolle<br />
und ging dann zur Arbeit. Die Frage blieb<br />
im Raum stehen. Die Herausforderung,<br />
gar nichts zu tun, keine Aufgabe zu haben,<br />
schien für den immer beschäftigten<br />
Chefarzt schlicht unmöglich. Doch – der<br />
Weisheit seiner Frau folgend – machte er<br />
sich schliesslich genau dies zur Aufgabe.<br />
Er schob alle Pläne beiseite und «tat<br />
nichts», was ihn dazu zwang, sich mit all<br />
jenen Fragen zu beschäftigen, die in der<br />
Hektik des Alltags bis dahin keinen Platz<br />
gefunden hatten. Andreas Gerber versuchte<br />
zu ergründen, was sein Altersbeitrag<br />
sein könnte, was er angesichts einer immer<br />
technischer und mächtiger werdenden<br />
Medizin neben dem Fachwissen jungen<br />
Ärzten mitgeben könnte. Die Antwort<br />
war schnell klar: Es war die Beschäftigung<br />
mit der Frage nach dem Sinn und dem<br />
Sollen in der Medizin, die in Folge ihrer<br />
Komplexität von der primär faszinierenden<br />
(und einfacheren) Frage nach dem<br />
Können verdrängt worden war.<br />
Andreas Gerber entdeckte die Philosophie<br />
wieder, die ihn als Gymnasiast bereits<br />
fasziniert hatte. Seinem Naturell entsprechend<br />
reichte die Lektüre von ein, zwei<br />
einschlägigen Werken nicht aus. Er entschloss<br />
sich zu einem Nachdiplomstudium<br />
an der Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
für Soziale Arbeit und dem Institut<br />
Dialog Ethik in Zürich. Den dreijährigen<br />
Lehrgang «Ethische Entscheidungen<br />
in Organisationen und Gesellschaft»<br />
schloss er mit einer kritischen Masterarbeit<br />
zum Thema der Patientenautonomie<br />
ab. Zunächst studierte Gerber nebenbei,<br />
stellte aber schnell fest, dass die Belastung<br />
zu gross war. Mit 63 Jahren liess er sich<br />
pensionieren, um sich ganz seiner «Mission»<br />
widmen zu können. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut Dialog Ethik baute<br />
er dessen Angebot von Kursen zu ethischen<br />
Entscheidungen in der Medizin<br />
weiter aus und leitete einen Teil dieser<br />
Kurse selber. Zudem belegte er den Pilotstudiengang<br />
«Biomedical Ethics and<br />
Law» der Universität Zürich.<br />
Es sei nicht ganz einfach, nochmals ein<br />
völlig neues Gebiet zu erarbeiten, meint<br />
er, zumal das Denken in den Geisteswissenschaften<br />
ein ganz anderes sei als in der<br />
heute sehr naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />
Medizin. Als Erstes müsse man<br />
lernen zu verstehen und zu akzeptieren,<br />
dass es auf die Frage nach dem Sollen<br />
keine faktischen und damit keine einfachen<br />
Antworten geben kann, und ebenso<br />
keine abschliessenden oder universellen<br />
Handlungsanweisungen. Doch wie gelangen<br />
wir zu Evidenz im Sollen – so die<br />
zentrale Frage? Der ehemalige Chefarzt<br />
und Dozent musste zunächst Disziplin<br />
und das zuhörende Schweigen wiedererlernen,<br />
um als Kommilitone Akzeptanz<br />
zu finden. «Immerhin habe ich einen<br />
gewissen Grossvater-Bonus», lacht er,<br />
«doch darf ich nicht belehrend sein wie<br />
ein Vater und möglichst nicht ungefragt<br />
meinen Erfahrungsschatz und das medizinische<br />
Fachwissen einbringen.» Das<br />
Studium in seinem Alter sei aber auf jeden<br />
Fall eine Herausforderung, man sei intellektuell<br />
nicht mehr ganz so behände.<br />
Entsprechend stelle er sich auch die Frage,<br />
ob das gesteckte Ziel einer Studium abschliessenden<br />
PhD-Arbeit für ihn noch zu<br />
bewältigen sei.<br />
Von der Theorie zur Praxis<br />
Nachdem das Studium sozusagen den<br />
theoretischen Unterbau für jene Anliegen<br />
lieferte, die Andreas Gerber ein Arbeitsleben<br />
lang begleiteten, setzt er heute dieses<br />
Wissen wieder in die Praxis um. Während<br />
der letzten vier Jahre sass er (zunächst als<br />
einziger Mediziner) im Projektteam und<br />
der Geschäftsstelle des Swiss Medical<br />
Board. Das Swiss Medical Board befasst<br />
sich mit der Frage nach Wirksamkeit,<br />
Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
von medizinischen Massnahmen verschiedenster<br />
Art. Daneben ist Gerber eine<br />
Art Reisender in Fragen Ethik und Medizin.<br />
Da Ethik heute in den Weiterbildungscurricula<br />
der Assistenz- und Oberärzte<br />
festgeschrieben ist, unterrichtet er<br />
in dieser Disziplin an verschiedenen<br />
Spitälern. Gefragt ist seine Arbeit oftmals<br />
auch in Alters- und Pflegeheimen, wo die<br />
Mitarbeiter täglich mit der End-of-Life-<br />
Problematik konfrontiert sind. Oft wäre<br />
seinen «Kunden» am liebsten, dass Gerber<br />
in konkreten Fällen einen Entscheid<br />
treffen oder klare Handlungsanweisungen<br />
geben würde. «Ich darf und kann<br />
aber nur Advokat des Entscheidungsprozesses<br />
sein», sagt er. «Sollens-Entscheide<br />
müssen unter Berücksichtigung der Erwartungen<br />
des betreffenden Patienten<br />
gemeinsam, interdisziplinär und inter-<br />
26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
professionell erarbeitet werden, denn<br />
schliesslich muss das Team auch die<br />
Verantwortung für den Entscheid und<br />
dessen Umsetzung übernehmen. Mir selber<br />
kommt die Aufgabe des ‹decision facilitators›<br />
zu und die Überwachungsaufgabe,<br />
dass die Entscheidungen transparent<br />
und nachvollziehbar gefällt werden.<br />
Schliesslich versuche ich, einen Beitrag<br />
zu leisten, dass eine Kultur gefördert wird,<br />
die den Patienten ins Zentrum setzt und<br />
die neben dem medizinischen Können<br />
der Frage nach dem Sollen den gebührenden<br />
Platz einräumt.»<br />
Keine Zeit zum Nichtstun<br />
Auf die Frage, ob er nicht manchmal davon<br />
träume, einfach die Füsse hochzulegen<br />
und gar nichts zu tun, antwortet<br />
Andreas Gerber mit einem klaren Nein. Es<br />
sei schlicht nicht seine Art. Er brauche<br />
eine Aufgabe, ob sie nun von aussen komme<br />
oder selbst gestellt sei. Obgleich er in<br />
seinem Ruhezustand in unterschiedlicher<br />
Form weiterhin arbeitet, bleibt Zeit für<br />
Familie und Freunde, für Bücher und<br />
Reisen. «Dies dank meiner Frau; sie sorgt<br />
dafür, dass mein Sozialleben und mein<br />
Interesse an Kultur und belletristischer<br />
Literatur nicht verkümmert.» Und falls<br />
sein rastloser Geist nach einer Pause verlangt,<br />
geht er joggen: «je steiler desto lieber».<br />
Auf diese Weise sammelt er Kraft,<br />
um auch den 2. Akt scheinbar mühelos<br />
und mit Freude meistern zu können. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
27
fokus<br />
Vom Stethoskop zur Mistgabel<br />
Für einige ist die Pensionierung ein Sturz in die Bedeutungslosigkeit, für andere ein markanter<br />
Zuwachs an Selbstbestimmung und bisweilen sogar an Selbstversorgung. Oswald Oelz, ehemaliger<br />
Chefarzt Innere Medizin am Triemlispital, besteigt nicht nur hohe Berge in aller Welt, sondern<br />
bewirtschaftet auch einen kleinen Bauernhof. Besonders angetan haben es ihm die Schafe.<br />
Oswald Oelz, Internist und Autor<br />
Neben unserem Haus in Feldkirch lagen<br />
der Gemüsegarten und dahinter die Obstbäume<br />
und der Hühnerstall. Grossmutter<br />
und Mutter pflanzten und hegten Kartoffeln,<br />
Gemüse und Früchte. Eine Ecke war<br />
für Vaters Tabakpflanzen reserviert. So<br />
gab es in den kargen Nachkriegsjahren<br />
immer genug zu essen und für Vater ein<br />
kräftiges Kraut, mit dem er das ganze<br />
Haus einnebelte. An hohen Feiertagen<br />
holte die Grossmutter mit erster Miene ein<br />
älteres Huhn, dessen «Eiersoll» abnehmend<br />
war. Das Beil in der rechten Hand<br />
beendete sie auf dem Hackstock das Hühnerleben;<br />
Vater bekam die Schenkel und<br />
wir Kinder die Suppe. Diese archaische<br />
Erfahrung hat meine Meinung über die<br />
richtige Lebensweise geprägt: Wir tun etwas<br />
Sinnvolles und werden dafür belohnt.<br />
So habe ich die Praxis der Medizin verstanden<br />
und ausgeübt: Wir setzen erlernte<br />
Wissenschaft mit Einfühlungsvermögen<br />
um und werden dafür auch noch belohnt<br />
– mit Heilungserfolgen, einem Lächeln<br />
der Patienten und schliesslich noch einem<br />
guten Gehalt, das uns ein sorgenarmes<br />
Leben ermöglicht. Nach 23 begeisterten<br />
und arbeitsreichen Jahren in der Inneren<br />
Medizin und Forschung am Universitätsspital<br />
Zürich und an der Vanderbilt University<br />
wurde ich 1991 sogar noch Chefarzt<br />
am Triemlispital. Wieder folgte eine noch<br />
bessere Periode in meinem Leben. Was<br />
danach sein würde, beschäftigte mich<br />
kaum, dabei ist der Rücktritt von einem<br />
Chefarztposten ein Absturz in die Bedeutungslosigkeit.<br />
Dies zumindest hat mir ein<br />
stattlicher, sichtlich erschütterter Exordinarius<br />
des Universitätsspitals vor einigen<br />
Jahren erzählt. Wenige Tage nach seinem<br />
Rücktritt habe er Post erhalten, adressiert<br />
an Herrn Albert Hugentobler (Name geändert<br />
) Pensionist, ohne die Titel Prof. Dr.<br />
med., Dr. hc. mult. Innert weniger Tage<br />
sei er zu einem Niemand geworden. Ich<br />
habe diesen Schritt in das Verschwinden<br />
völlig selbst bestimmt vollzogen, 17 Monate<br />
vor dem amtlich festgelegten definitiven<br />
Aus. Ich wollte mir nicht von einem<br />
Beamten vorschreiben lassen, wann ich<br />
zu gehen hatte. Nach meiner letzten Chef-
fokus<br />
visite legte ich mein Stethoskop weg, verabschiedete<br />
mich vom letzten Patienten<br />
und den anwesenden Mitarbeitern und<br />
setzte mich zu einem Festessen in die Kronenhalle.<br />
Dann fuhr ich auf meinen Hof.<br />
Seither habe ich Zeit, das NEJM, das «Lancet»<br />
und die Neuigkeiten vom <strong>VSAO</strong> zu<br />
lesen, so lange ich will.<br />
Lob des Landlebens<br />
Mein archaisches, zerfallendes «Bergbauernhaus»<br />
an einem Berghang habe ich<br />
1987 gekauft. Auf 875 Meter Höhe bin ich<br />
unbehelligt vom Lärm der Welt, einige<br />
Wände sind abgedichtet, die Wärme aus<br />
den Holzöfen hält sich jetzt etwas länger,<br />
ich beheize sie ab acht Uhr oder später,<br />
wann immer ich aufstehe. Früher schob<br />
ich das Holz um fünf Uhr in den Ofen und<br />
fuhr dann durch Schneeverwehungen ins<br />
Triemli. Das Holz stammt aus meinem<br />
Wald, ich zerhacke es dort und bringe es<br />
mit einer Zugmaschine im Sommer ins<br />
Haus. Durch meine Arbeit werden ich und<br />
mein Haus warm.<br />
Das Haus mit den Wiesen hatte ich im<br />
Winter gekauft, im Frühjahr wuchs das<br />
Gras. So war es naheliegend, «biologische<br />
Rasenmäher» anzuschaffen. Die ersten<br />
Schafe kaufte ich einem ärztlichen Kollegen<br />
ab, der in ähnlichen Verhältnissen<br />
lebt. Seither werden die Wiesen sauber<br />
abgefressen und die Kühltruhe füllt sich<br />
regelmässig mit dem Fleisch von Biolämmern.<br />
Die ganz gewöhnliche Schafherde<br />
wurde mit Tiroler Steinschafen und unlängst<br />
auch mit Walliser Schwarznasen<br />
ergänzt. Meine Schafe kennen mich;<br />
wenn ich auftauche, wird vielstimmig<br />
nach trockenem Brot, Kraftfutter und Heu<br />
verlangt.<br />
Gänse waren schon da, als ich das Haus<br />
kaufte, sie vermehrten sich, wurden vom<br />
Fuchs gefressen oder endeten als Weihnachtsbraten.<br />
Zu den Überlebenden kamen<br />
Enten hinzu. Damit ist das Haus<br />
bewacht und braucht nicht zusätzlich<br />
gesichert zu werden. Zudem patrouillieren<br />
sehr aufmerksame Katzen, die auch die<br />
Mäusepopulation in Schranken halten.<br />
Ich betrachte es als Privileg, so leben zu<br />
dürfen, wie ich es als Kind erlebt habe,<br />
und freiwillig den «Kampf ums Dasein»<br />
führen zu dürfen. Mir ist es ein Rätsel,<br />
dass nicht mehr alternde Menschen diese<br />
Lebensform wählen, viele einsame Heimetli<br />
in der Schweiz sind unbewohnt und<br />
zerfallen. Den meisten Menschen wäre das<br />
aber wohl zu mühsam, sie lassen sich in<br />
Stadtkäfigen halten und beziehen die Kartoffeln<br />
lieber aus dem Supermarkt, als sie<br />
anzupflanzen, zu hegen und zu ernten.<br />
Dabei ist die Kartoffelernte so beglückend<br />
wie Klettern, die goldgelben Knollen kommen<br />
unter der Gabel ans Licht wie Tropflochgriffe<br />
im Fels von Oman in die Finger.<br />
Sie sind kleine Erfolge und schon kommt<br />
der nächste. Manchmal muss man lange<br />
suchen, dann ist das Erfolgserlebnis noch<br />
grösser. Es ist vergleichbar einer guten<br />
ärztlichen Visite, jeder gut besuchte Patient<br />
bleibt etwas glücklicher zurück. Die<br />
eigene Konfitüre und der selbst gebrannte<br />
Kirsch schmecken übrigens auch besser.<br />
Schafe und Amtsschimmel<br />
Die geographische Abgeschiedenheit hat<br />
ganz praktische Vorteile. Ich kann das<br />
Weihnachtsoratorium so laut aufdrehen,<br />
wie ich will; die Papageien können kreischen,<br />
bis es mir die Ohren verschlägt und<br />
aus der Sauna geht es im Urzustand in den<br />
kalten Brunnen vor dem Haus oder den<br />
frischen Schnee. Trotzdem gibt es Einschränkungen:<br />
Das harsche Klima erlaubt<br />
keinen Weinbau, und die Behörden setzen<br />
Grenzen, so bei der Einfuhr von Schafen<br />
aus Tirol. Diese Steinschafe sind besonders<br />
schön, die Wolle von bester Qualität und<br />
die Lämmer besonders wohlschmeckend.<br />
Alle paar Jahre kaufe ich zur Blutauffrischung<br />
bei meinen Tiroler Kollegen einige<br />
junge Schafdamen, nach sechs bis sieben<br />
Jahren auch einen jungen Zuchtwidder.<br />
Die Einfuhr dieser neuen Mitbewohner<br />
vom Tirol ins Zürcher Oberland funktioniert<br />
nach komplexen Vorschriften und<br />
erfordert sorgfältige Planung.<br />
Beim letzten Mal lief das folgendermassen<br />
ab: Zunächst musste die Zustimmung des<br />
Tiroler Steinschafezüchterverbands eingeholt<br />
werden, dann erfolgte ein Besuch des<br />
Amtstierarztes und einige Bluttests. Diese<br />
Resultate gingen zuerst mit einem Gesuch<br />
nach Wien und dann nach Bern. Nach<br />
einer weiteren tierärztlichen Bestätigung,<br />
dass die Viecher noch immer gesund seien,<br />
erteilten erst Wien und dann Bern die<br />
Zustimmung zur Aus- beziehungsweise<br />
Einfuhr. Inzwischen waren vier Wochen<br />
vergangen, ich fuhr samt Anhänger nach<br />
Tirol. Stefan, der Züchterkollege, erwartete<br />
mich mit einem Selbstgebrannten.<br />
Dann wurden mein neuer Widder, Herr<br />
Leonhard, sowie die jungen, etwas widerspenstigen<br />
Damen eingeladen.<br />
An der liechtensteinischen Grenze waren<br />
meine Schafpapiere zwar in Ordnung, der<br />
Grenztierarzt aber hatte schon Feierabend<br />
gemacht, ich solle morgen wiederkommen.<br />
Nach einem kurzen, aber deutlichen<br />
Wortwechsel bestätigte der Kollege telefonisch<br />
den perfekten Gesundheitszustand<br />
meiner Schafe. Daheim wurden die vier<br />
Neuzugänge auf einem abgesonderten<br />
Areal in Quarantäne gebracht. Nun kam<br />
der Zürcher Amtstierarzt und versicherte<br />
sich, dass alle noch immer bei bester Gesundheit<br />
seien, ich müsse sie jedoch vier<br />
Wochen getrennt von meinen anderen<br />
Schafen in Quarantäne halten.<br />
Allerdings begab es sich, dass zwei der<br />
alteingesessenen Schafsdamen auf die<br />
Ankunft des prächtigen, jungen Herrn<br />
Leonhard mit sichtbarer Erregung reagierten<br />
und in Hitze gerieten. Das blieb<br />
dem feinnasigen Widder nicht verborgen,<br />
schliesslich durchbrach die ungestüme<br />
Natur den Abgrenzungszaun. Die ganze<br />
Gesellschaft war vereint und vereinigte<br />
sich.<br />
Bei der letzten Blutkontrolle am Ende der<br />
Quarantäne stellte der Amtstierarzt fest,<br />
dass die Separation nicht vorschriftsgemäss<br />
eingehalten worden war, er musste<br />
das nach Bern melden. Ich erhielt einen<br />
persönlichen Brief vom obersten Veterinär<br />
des Kantons Zürich. Man lasse Gnade vor<br />
Recht ergehen, die Schafe dürften bei mir<br />
bleiben. Allerdings: «Die eidgenössischen<br />
Vorschriften betreffend Einfuhr und Quarantäne<br />
von Schafen gelten auch für<br />
Herrn Oelz.»<br />
Vergänglichkeit vor<br />
Augen<br />
Auch inmitten meiner tierischen Gesellschaft<br />
wird mir die Vergänglichkeit bewusst.<br />
Troll und Tashi, die beiden Lhasa<br />
Apsos, ruhen unter einer Arve, die mir eine<br />
Patientin mit akuter Leukämie kurz vor<br />
ihrem Tod geschenkt hat. In der Krone<br />
einer zerfallenden Birke wacht das Gehörn<br />
von Agamemnon, meinem ersten Steinschafwidder.<br />
Zoro, mein liebster Kater mit<br />
Beinamen «der Schrecken vom Bachtel»,<br />
hat nur noch einen Frontzahn und schläft<br />
viel. Und für mich werden die Zustiege zu<br />
den Klettertouren länger, die Wände steiler<br />
und die Griffe kleiner. Das kann ich nicht<br />
ändern. Dafür habe ich Zeit, den ganzen<br />
Bach zu hören, Missmutige schnauben zu<br />
lassen und auf den ganzen Schubert zu<br />
warten. <br />
■<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
29
fokus<br />
Das harmonische Zusammenspiel<br />
Klaus Neftel, ehemaliger Chefarzt Innere Medizin am Berner Zieglerspital, hat neben dem<br />
Stethoskop zeitlebens immer auch die Geige zur Hand genommen. Mit seinem Ensemble Prima<br />
Carezza hat er internationales Ansehen errungen. Bis heute versteht er es, Medizin und Musik<br />
in Einklang zu bringen. Pensionierung jedoch steht nicht auf dem Spielplan.<br />
Das Interview mit Klaus Neftel führte Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Marco Zanoni.<br />
Wann haben Sie erstmals über<br />
das Leben nach der Pensionierung<br />
nachgedacht?<br />
Als ich zwanzig war (lacht). Ich hatte damals<br />
rund ein Jahr lang Physik studiert<br />
und sann über meine Berufsaussichten<br />
nach. Mir wurde bewusst, dass ich nicht<br />
als Lehrer pensioniert werden wollte. So<br />
wechselte ich zur Medizin.<br />
War die Vorstellung, als Mediziner<br />
pensioniert zu werden,<br />
so viel verlockender?<br />
Nein, aber das Fach faszinierte mich zusehends.<br />
Mein Interesse an Biologie<br />
wuchs, auch das Konkrete an der Medizin<br />
sagte mir zu. Offensichtlich habe ich die<br />
richtige Wahl getroffen, denn seither hat<br />
mich der Gedanke an die Pensionierung<br />
nie mehr beschäftigt.<br />
Weshalb sind Sie vorzeitig als<br />
Chefarzt Innere Medizin des<br />
Zieglerspitals Bern zurückgetreten?<br />
An die Realisierbarkeit der Neustrukturierungspläne<br />
des heutigen Spitalnetzes<br />
Bern konnte ich (und viele andere) nicht<br />
mehr glauben. Der Entscheid scheint mir<br />
rational und war nicht von negativen<br />
Gefühlen begleitet. Ich entschloss mich<br />
dann, eine kleine Firma (medtec) für<br />
medizinische Fortbildung zu gründen.<br />
Dieses Unternehmen erlaubte mir, meinen<br />
Beruf weiter auszuüben. Zunächst<br />
war ich völlig frei, da ich mit den beteiligten<br />
Sponsoren einen entsprechenden<br />
«Narrenfreiheits-Vertrag» ausgehandelt<br />
hatte. Als nach einigen Jahren plötzlich<br />
Anfragen und ernsthafte Druckversuche<br />
kamen, warum ich dieses und nicht jenes<br />
Gebiet thematisiere, beschloss ich,<br />
die Firma zu verkaufen. Aber ich bin<br />
weiterhin in der Fortbildung tätig, so<br />
nebst anderem in der Redaktion des<br />
«Swiss Medical Forum».<br />
Sie hatten demnach schon<br />
Pläne für die Zeit danach?<br />
Nein, das nicht. Ich liess die Entwicklung<br />
im Zieglerspital auf mich zukommen<br />
und wartete ab, welches System sich etablieren<br />
würde. Die mir vorschwebende<br />
Plattform für Innere Medizin wurde<br />
zwar offiziell ins Auge gefasst, aber nicht<br />
realisiert, worauf ich kündigte. Dann<br />
brauchte ich ein halbes Jahr, um die Firma<br />
aufzubauen.<br />
Hatten Sie Angst, plötzlich<br />
ohne Führungsverantwortung<br />
dazustehen?<br />
Nein. Das mit der Verantwortung ist oft<br />
insofern widersprüchlich, als für übertragene<br />
Verantwortlichkeiten das Portefeuille<br />
gar nicht zur Verfügung steht, um sie<br />
auch wahrzunehmen. So kann man sich<br />
beispielsweise nicht gegen Sparpläne wehren,<br />
selbst wenn sie noch so unsinnig sind.<br />
Sie haben ein Leben lang<br />
Musik gemacht. Wären Sie<br />
lieber Musiker geworden?<br />
Ich war bereits als kleines Kind von Musik<br />
begeistert, und zwar fast nur von auf Geige<br />
gespielter. Später lernte ich, selbst zu<br />
spielen. In Biel gab es allerdings keine<br />
Geigenlehrer, die auf dem nötigen Niveau<br />
hätten unterrichten können. Da die Stadt<br />
damals jedoch Geld hatte, gastierten fortwährend<br />
Geiger von Weltruf in Biel. Der<br />
Unterschied zwischen ihnen und mir war<br />
dermassen astronomisch, dass eine Karriere<br />
als Musiker in meinen Augen rein<br />
«konstitutionell» unmöglich war. Als ich<br />
schon studierte, schleppte mich ein<br />
Freund zu einem Grossmeister, der mich<br />
wohl als Kuriosität betrachtete und mir<br />
bescheinigte, ich sei zwar flink, aber mache<br />
fast alles falsch. Aus Mitleid und wahrscheinlich<br />
einem beruflichen Interesse an<br />
der «Pathologie des Geigenspiels» wollte<br />
er mir dennoch einige Stunden geben.<br />
Daraus wurden dann vier Jahre, in denen<br />
ich als Erwachsener eine gewisse Ausbildung<br />
nachholte.<br />
Zur Person<br />
Klaus Neftel wurde 1945 in Biel geboren. Studium in Bern, Habilitation 1984 an der<br />
Universität Zürich. Von 1989 bis 2000 war er Chefarzt Medizinische Klinik am Zieglerspital<br />
Bern. Von 2001 bis 2010 erteilte er Fortbildung für niedergelassene Grundversorger<br />
schweizweit; dazu erfolgte die Gründung der Firma medtec.ch. Klaus Neftel<br />
ist mit einer amerikanischen Geigerin verheiratet und Vater zweier Kinder. (Prima<br />
Carezza: www.prima-carezza.ch, www.tudor.ch).<br />
30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
fokus<br />
Ihr Ensemble Prima Carezza<br />
haben Sie bereits als junger<br />
Mann gegründet. Wie kam es<br />
dazu?<br />
Es entstand erst in den 80er-Jahren, als<br />
ich schon Oberarzt am Universitätsspital<br />
Zürich war. Der damalige Assistent der<br />
Pathologie und heutige Neurologe und<br />
Pianist Alan Witztum überredete mich<br />
zusammen mit einem dritten Kollegen,<br />
nämlich Lukas Fierz ebenfalls Neurologe<br />
und Cellist, das rauschende Abschiedsfest<br />
für seinen Chefarzt musikalisch zu begleiten.<br />
Wir spielten Unterhaltungsmusik aus<br />
der vorletzten Jahrhundertwende und der<br />
Zwischenkriegszeit. Offensichtlich mit<br />
Erfolg, plötzlich kamen Anfragen und<br />
Engagements. Aus dem ursprünglichen<br />
Jux wurde rasch ein Ensemble, dessen<br />
Motor und Spiritus Rector Lukas Fierz<br />
wurde.<br />
Wie entwickelte sich das Ensemble<br />
weiter?<br />
Ich lernte meine Frau kennen, eine höchst<br />
renommierte Geigerin; danach kam ein<br />
ebenfalls herausragender Akkordeonist<br />
mit ganz besonderen Erfahrungen, auch<br />
in Zirkusmusik und Stummfilmbegleitung<br />
dazu. Wunderbarer Weise blieb das<br />
musikalische Zusammenspiel ohne viele<br />
Worte praktisch gegeben, wie schon mit<br />
der ursprünglichen Formation. Eines Tages<br />
kam das Radio auf uns zu, welches<br />
eine mehrstündige Sendereihe über Salonmusik<br />
mit uns produzieren wollte. Die<br />
Aufnahmen wurden vorerst nur aus praktischen<br />
Gründen auf eine CD gebrannt,<br />
die ich samt allen Rechten kaufte und<br />
damit zu verschiedenen Musikproduzenten<br />
«hausieren» ging. Erstaunlicherweise<br />
zeigten alle Angefragten Interesse, sodass<br />
wir uns unseren Produzenten selbst aussuchen<br />
konnten. Seither sind wir glücklich<br />
mit der Firma TUDOR in Zürich. Wir<br />
landeten überraschenderweise in der<br />
Klassikhitparade und konnten aufgrund<br />
der Nachfrage weitere CDs aufnehmen.<br />
1994 erhielt ich ein Fax der Académie<br />
Charles Cros in Paris. Sie ist quasi das<br />
französische Pendant zur National Academy<br />
of Recording Arts and Sciences in Los<br />
Angeles, die jährlich die Grammy Awards<br />
vergibt. Man teilte uns mit, wir hätten den<br />
Grand Prix du Disque gewonnen. Ich hielt<br />
das Ganze für einen Jux aus dem Kollegenkreis<br />
und beachtete das Schreiben<br />
nicht weiter. Eine Woche vor der Preisverleihung<br />
bekam ich einen ziemlich scharfen<br />
Anruf aus dem Vorzimmer des damaligen<br />
französischen Kulturministers.<br />
Derart gemassregelt packten wir eilends<br />
unsere Koffer, um in Paris den Preis entgegenzunehmen.<br />
In letzter Zeit spielte vor allem die jetzige<br />
Kernformation, das Trio bestehend aus<br />
zwei Violinen und Akkordeon. Die Nachfrage<br />
besteht nach wie vor, obwohl wir<br />
keine Reklame machen. Wir treten durchschnittlich<br />
ein- bis zweimal pro Monat<br />
auf. Das scheint mir angemessen, es würde<br />
mir keine Freude machen, «am Fliessband»<br />
zu spielen.<br />
Weshalb haben Sie sich für<br />
Salonmusik entschieden?<br />
Das hat mit meiner persönlichen Neigung<br />
zu tun. Der Rumäne George Boulanger,<br />
aus dessen Kompositionen sich unser Repertoire<br />
zu guten Teilen speist, war zwar<br />
ein klassisch ausgebildeter Geigenvirtuose<br />
von höchstem Niveau. Er verbindet aber<br />
technische Spezialitäten mit scheinbar<br />
leichter Musik, die ihre Wurzeln in der<br />
Klangwelt Osteuropas hat, aber auch von<br />
verschiedensten musikalischen Strömungen<br />
und Traditionen beeinflusst ist. Auf<br />
alten Schellacks ist er sofort als eigenständige<br />
Persönlichkeit erkennbar. Boulanger<br />
war ein wenig in Vergessenheit geraten<br />
und mir gefiel es, dass wir seine Musik<br />
wieder bekannt machen konnten. Dadurch<br />
kamen wir in Kontakt mit der Familie<br />
Boulanger, die heute in Südamerika<br />
lebt. Zu meiner Überraschung und Freude<br />
liessen mir die Nachkommen nicht nur<br />
Kompositionen von Boulanger zukommen,<br />
sondern schenkten mir auch seine<br />
Geige. Ich spiele allerdings nur selten darauf,<br />
da sie mir nicht ganz richtig in die<br />
Hand passt.<br />
Wie haben Sie die Proben,<br />
Auftritte etc. früher mit Ihrem<br />
Arbeitsleben vereinbart?<br />
Als junger Arzt habe ich kaum Zeit gehabt.<br />
Aber die Arbeit war so interessant, dass<br />
mich die langen Arbeitstage nicht wirklich<br />
störten. Zumal ich meine Zeit vor allem<br />
am Krankenbett verbrachte und nicht<br />
stundenlang administrative Arbeiten erledigen<br />
oder mit substanzlosen Sitzungen<br />
verbringen musste. Nach Antritt meiner<br />
Stelle in Zürich hatte ich allerdings definitiv<br />
zu wenig Zeit und habe meine Geige<br />
für vier Jahre dem damaligen Konzertmeister<br />
des Symphonieorchesters von<br />
Bern ausgeliehen. Das erwähnte Abschiedsfest<br />
markierte dann den eigentlichen<br />
Wiederbeginn.<br />
Da ich ja kein Profimusiker bin und auch<br />
keinem professionellen Repertoireanspruch<br />
ausgesetzt bin, musste ich nie den<br />
ganzen Tag lang üben. Diese relativ kurzen<br />
Stücke übt man nicht Note für Note,<br />
Takt für Takt ein. Man muss sie sozusagen<br />
aus der Vogelschau betrachten und sobald<br />
man eine klare Vorstellung davon hat, wie<br />
zum Beispiel von einem Gesicht, geht<br />
auch das Technische plötzlich leichter von<br />
der Hand.<br />
Haben sich Musik und Medizin<br />
irgendwie beeinflusst?<br />
Möglicherweise schon. Bei einer guten<br />
Anamnese, einer gelungenen Visite oder<br />
einer eleganten Diagnose entstehen ähnliche<br />
Eindrücke wie bei gutem, zwangslosem<br />
Zusammenspiel. Vielleicht hat das<br />
aber auch nur damit zu tun, dass alles<br />
dieselbe Person betrifft. ■<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Aktuelles aus der Gastroenterologie und Hepatologie:<br />
das hepatozelluläre kArzinom<br />
Früh erkannt, ist vieles machbar<br />
Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist ein häufiger und letaler Tumor mit steigender Inzidenz.<br />
Das HCC-Management hat sich in den letzten Jahren signifikant verbessert. Resektion, Lebertransplantation<br />
oder Ablation im Frühstadium ermöglichen eine potenziell langfristige Heilung.<br />
Patienten im intermediären Stadium können von einer transarteriellen Chemoembolisation<br />
und im fortgeschrittenen Stadium von Sorafenib profitieren.<br />
Tujana Boldanova, Assistenzärztin Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Basel<br />
Das hepatozelluläre Karzinom ist das<br />
fünfthäufigste Krebsleiden weltweit bei<br />
Männern (523 000 Fälle/Jahr, 7,9% aller<br />
Krebsneuerkrankungen) und das siebenthäufigste<br />
bei Frauen (226 000 Fälle/Jahr,<br />
6,5% von allen Krebsneuerkrankungen).<br />
Ungefähr die gleiche Anzahl Erkrankter<br />
stirbt jährlich daran, somit stellt das HCC<br />
die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache<br />
dar.[1][2][3]<br />
In der Schweiz wurden im Zeitraum von<br />
2005 und 2009 jährlich durchschnittlich<br />
633 Neuerkrankungen diagnostiziert<br />
(1,7% aller Krebsneuerkrankungen), davon<br />
betreffen 478 Erkrankungen Männer<br />
und 155 Frauen. 604 Erkrankten sterben<br />
jährlich daran (3,8% aller Krebstodesfälle).[4]<br />
Leberzirrhose präsentiert sich bei<br />
80 bis 90 Prozent aller HCC-Fälle und gilt<br />
somit als Hauptrisikofaktor für die Entwicklung<br />
eines HCC. Fast 85 Prozent der<br />
HCC-Fälle assoziieren mit einer Leberzirrhose<br />
auf dem Boden einer chronischen<br />
Hepatitis-B-(HBV-) oder Hepatitis-<br />
C-(HCV-)Infektion. Zu den anderen Risikofaktoren<br />
für die Entwicklung eines HCC<br />
gehören alkoholische Hepatopathie, Hämochromatose,<br />
nicht alkoholische Steatohepatitis<br />
(NASH).[5] Das erklärt die<br />
unterschiedliche Verteilung der HCC-Inzidenz<br />
mit der deutlichen Prävalenz der<br />
HCC-Erkrankten in den Entwicklungsländern<br />
(südliches Afrika und Ostasien) mit<br />
der Inzidenzzahl von >20 Neuerkrankungen<br />
auf 100 000 Einwohner, wo HBV- und<br />
HCV-Infektion endemisch ist. In den letzten<br />
Jahrzehnten erregte die steigende<br />
HCC-Inzidenz in den meisten Ländern,<br />
einschliesslich der Schweiz, viel Aufmerksamkeit.<br />
In den industriellen Ländern<br />
wird der Anstieg wahrscheinlich durch die<br />
HCV-Epidemie und die Zunahme der<br />
NASH infolge von Diabetes mellitus und<br />
dem metabolischen Syndrom verursacht.<br />
Der HCV-Virus breitete sich weltweit bis<br />
Ende der 1980er-Jahre aus, seitdem ist die<br />
Zunahme der Ansteckungsrate deutlich<br />
zurückgegangen. Es wird aber trotzdem<br />
mit einem weiteren Anstieg der Spätfolgen<br />
wie Leberzirrhose und HCC gerechnet.<br />
Hauptrisikofaktor der HCC-Entwicklung<br />
ist eine HBV-Infektion (52% aller HCC-<br />
Fälle). Weltweit gibt es durchschnittlich<br />
350 Millionen HBV-Infizierte, vor allem<br />
im südlichen Afrika und Ostasien. Dort<br />
haben die chronischen HBV-Träger ein<br />
stark erhöhtes HCC-Risiko auch ohne Vorliegen<br />
einer Leberzirrhose und unabhängig<br />
von der Aktivität der HBV-Infektion. In<br />
Europa dagegen entwickeln die HBV-<br />
Träger ein HCC meistens auf dem Boden<br />
einer Zirrhose.[1] In Taiwan wurde 1984<br />
ein landesweites HBV-Impfprogramm<br />
eingerichtet. Seitdem ist die Anzahl Jugendlicher<br />
mit einem chronischen HBV-<br />
Trägerstatus und HCC-Inzidenz bei Kindern<br />
deutlich zurückgegangen. Aufgrund<br />
der bestehenden weiten Verbreitung der<br />
HBV-Infektion und der prolongierten Latenzphase<br />
der HCC-Entwicklung wird<br />
nach wie vor mit dem Anstieg der HCC-<br />
Inzidenz gerechnet.[6] Eine der neusten<br />
Einschätzungen erwartet, dass der Anstieg<br />
der HCC-Inzidenz sich eher mit Tendenz<br />
zum Rückgang stabilisieren wird. Dieser<br />
1 Cirrhotic patients, CHILD-Pugh stage A and B *<br />
Abfall der HCC-Inzidenz zeigt sich in Italien<br />
und Dänemark sowie Japan und in<br />
der chinesischen Bevölkerung in Hongkong,<br />
Schanghai und Singapur.[7][8]<br />
Surveillance und<br />
screening<br />
Nur die Diagnose eines HCC im Frühstadium<br />
ermöglicht eine potentiell kurative<br />
Behandlung. Wenn ein HCC nach Auftreten<br />
von Symptomen diagnostiziert wird<br />
(Aszites, Ikterus, hepatische Enzephalopathie),<br />
liegt meist ein fortgeschrittenes<br />
HCC-Stadium vor und eine kurative Behandlung<br />
ist nicht mehr möglich. Um die<br />
krankheitsspezifische Mortalität durch<br />
die HCC-Erkennung in einem kurativen<br />
Stadium zu reduzieren, sollte bei der Diagnosestellung<br />
nur eine HCC-Läsion vorhanden<br />
und diese sollte unter 2 cm sein.<br />
[9]<br />
Die vor Kurzem aktualisierten amerikanischen<br />
(AASLD) und europäischen<br />
(EASL) Richtlinien empfehlen bei allen<br />
Patienten mit Leberzirrhose, unabhängig<br />
von der Ätiologie, und bei allen HBV-Infizierten<br />
mit hochgradiger HBV-Aktivität,<br />
unabhängig von dem Fibrosegrad oder der<br />
Ethnizität, eine HCC-Surveillance durchzuführen<br />
(s. Tabelle 1).[10]<br />
2 Cirrhotic patients, CHILD-Pugh stage C awaiting liver transplantation **<br />
3 Non-cirrhotic HBV carriers with active hepatitis or family history of HCC ***<br />
4 Non-cirrhotic patients with chronic HCV and advanced liver fibrosis F3 ****<br />
Tabelle 1: Risikopatienten, bei denen ein HCC-Screening empfohlen wird.<br />
* Evidence 3A; strength B1; ** evidence 3D; strength B1; *** evidence 1B; strength A1 for Asian patients;<br />
evidence 3D; strength C1 for Western patients; **** evidence 3D; strength B1 for Asian patients; evidence<br />
3D; strength B2 for Western patients. EASL-EORTC clinical practice guidelines, Eur J Cancer. 2012 Mar<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
Perspektiven<br />
Es bestehen sich widersprechende Daten<br />
über die HCC-Inzidenz bei HCV-Infizierten,<br />
die keine vollständig gebildete Zirrhose<br />
haben. Gemäss EASL sollten auch die<br />
HCV-Infizierten mit fortgeschrittener Fibrose<br />
(F3 nach METAVIR), aber ohne eine<br />
gebildete Zirrhose, ins HCC-Surveillance<br />
Programm aufgenommen werden.<br />
Der fürs HCC-Surveillance empfohlene<br />
Screeningtest ist eine Lebersonographie<br />
mit hoher Sensitivität (58–89%) und Spezifität<br />
(>90%), welche bei den obengenannten<br />
Patienten alle sechs Monaten<br />
durchgeführt werden sollte.[11] Zudem ist<br />
eine Lebersonographie eine nicht invasive,<br />
komplikationslose und relativ günstige<br />
Untersuchung. Dennoch ist die Qualität<br />
dieser Untersuchung stark abhängig von<br />
der fachlichen Kompetenz des Untersuchenden.<br />
Es bestehen noch keine Daten<br />
bezüglich der Nützlichkeit der Computertomographie<br />
(CT) oder der dynamischen<br />
Magnetresonanzbildgebung (MRI). Aus<br />
praktischer Erfahrung werden CT und<br />
MRI aufgrund der hohen falsch-positiven<br />
Resultate, die weitere Abklärungen und<br />
hohe Kosten verursachen, nicht empfohlen.[10]<br />
Viele Screeningbiomarker wurden oder<br />
werden untersucht. Der meistverbreitete<br />
Biomarker ist alpha-fetoprotein (AFP).<br />
AFP wird meistens nicht für das Surveillance,<br />
sondern für die Diagnosestellung<br />
verwendet. Die Rolle des AFP als Screeningtest<br />
ist umstritten, es wird wegen der<br />
tiefen Sensitivität weder alleine noch in<br />
Kombination mit der Lebersonographie<br />
von EASL und AASLD empfohlen. In einigen<br />
Zentren wird die halbjährliche Sonographie<br />
in Kombination mit AFP eingesetzt,<br />
was die Sensitivität erhöhen könnte.<br />
HCC-Diagnostik<br />
Die HCC-Diagnostik sollte auf einer Kontrastbildgebung<br />
und/oder einer Biopsie<br />
basieren. Das HCC zeigt dabei in dynamischen<br />
KM-Untersuchungen eine typische<br />
Kontrastierung («Hypervaskularität») in<br />
der arteriellen Phase und ein Washout-<br />
Effekt (fehlendes KM im Vergleich zur<br />
umgebenden Leber) in der portal-venösen<br />
und der Spätphase. Aktuell sind nur zwei<br />
bildgebende Verfahren zur HCC-Diagnosestellung<br />
akzeptiert – CT und MR. Kontrastmittelsonographie<br />
kann bei Patienten<br />
mit cholangiozellulärem Karzinom<br />
falsch-positive Ergebnisse zeigen und<br />
deswegen wird sie für die HCC-Diagnose<br />
nicht mehr empfohlen.[12] Die Diagnose<br />
einer kleinen HCC-Läsion ist schwierig.<br />
Eine ultraschallgesteuerte Herdbiopsie<br />
wäre in dieser Situation die Wunschlösung,<br />
ist aber bei kleinen Läsionen in einer<br />
zirrhotischen Leber nicht immer<br />
machbar.[13] Bei verdächtigen Läsionen<br />
>1 cm genügt gemäss aktuellen amerikanischen<br />
Richtlinien eine typische Kontrastierung<br />
(«Hypervaskulariät» und<br />
«Washout») in einer einzigen Kontrastbildgebung<br />
für die HCC-Diagnosestellung.<br />
Falls dieses KM-Muster nicht nachgewiesen<br />
werden kann, ist eine ultraschall- oder<br />
CT-gesteuerte Biopsie der Läsion zur histologischen<br />
Sicherung des HCC obligatorisch.[9]<br />
Der Nachteil dieser radiologischen<br />
HCC-Diagnose ist, dass der Verzicht<br />
auf die Biopsie eine gewisse Rate an Fehldiagnosen<br />
nach sich zieht (zwischen 5%<br />
und 25%).[14] In einigen Zentren gilt eine<br />
Biopsie nach wie vor als Goldstandart zur<br />
Diagnose eines HCC. Deswegen es ist ratsam,<br />
den Entscheid zur Biopsie mit einem<br />
Zentrum abzusprechen, welches über die<br />
verschiedenen Methoden der HCC-Diagnostik<br />
verfügt.<br />
Staging<br />
Ziel des Staging ist, eine Prognose zu ermöglichen<br />
und das Erkrankungsstadium<br />
mit einer optimalen Therapie zu verbinden.<br />
Es gibt mehrere HCC-Staging-Systeme.<br />
Das Barcelona-Clinic-Liver-Cancer-<br />
(BCLC-)Staging-System ist das einzige<br />
System, das Tumorstadium, Leberfunktion<br />
(Child-Pugh-Klassifikation) und<br />
Allgemeinzustand des Patienten (WHO-<br />
Performance-Status und Tumor-assoziierte<br />
Symptome) berücksichtigt. Deshalb<br />
erlaubt dieses System die beste Prognose<br />
und Zuteilung zu einer Therapie. (s. Abbildung<br />
1).<br />
Abbildung 1: Barcelona-Clinic-Liver-Cancer-(BCLC-)Staging-System. [15]<br />
Abkürzungen: PEI = perkutane Ethanol Injektion, RFA = Radiofrequenzablation, TACE = transarterielle Chemoembolisation,<br />
M = Metastasen (nach TNM-Klassifikation); N = Lymphknotenmetastasen (nach TNM-Klassifikation); PS =<br />
performance status<br />
Das BCLC-Staging-System ist aufgrund<br />
der klinischen Orientierung weltweit akzeptiert<br />
und verbreitet. Die aktualisierte<br />
BCLC-Klassifikation teilt HCC in fünf Stadien<br />
ein: sehr frühes (0), frühes (A), intermediäres<br />
(B), fortgeschrittenes (C) und<br />
terminales Stadium (D).<br />
Ein sehr frühes Stadium (BCLC 0) charakterisiert<br />
sich durch die HCC-Läsion
Perspektiven<br />
oder eine Ablation durchzuführen. Ohne<br />
Therapie liegt das mittlere Überleben unter<br />
drei Jahren.<br />
Patienten im intermediären Stadium<br />
(BCLC C) sind asymptomatisch, haben<br />
eine erhaltene Leberfunktion und eine<br />
grosse (>5 cm) oder mehr als fünf kleine<br />
(
Perspektiven<br />
RECIST<br />
Ergebnisse sollten durch andere Studien<br />
bestätigt werden. Bei einem positiven Resultat<br />
würde RFTA die Therapie der Wahl<br />
bei Patienten mit HCC im sehr frühen<br />
Stadium (BCLC 0) werden, bei denen eine<br />
Lebertransplantation nicht angezeigt ist.<br />
CR = Disappearance of all target lesions<br />
PR = At least a 30% decrease in the sum of diameters<br />
of target lesions, taking as reference the<br />
baseline sum of the diameters of target lesions<br />
SD = Any cases that do not qualify for either partial<br />
response or progressive disease<br />
PD = An increase of at least 20% in the sum of<br />
the diameters of target lesions, taking as reference<br />
the smallest sum of the diameters of target lesions<br />
recorded since treatment started<br />
Therapie im intermediären<br />
Stadium<br />
Transarterielle<br />
Chemoemboli sation (TACE)<br />
Patienten im intermediären Stadium, die<br />
in der Regel nicht mehr kurativ therapierbar<br />
sind, sollten mit TACE behandelt werden.<br />
Die Leber ist wegen ihrer doppelten<br />
Blutversorgung (V. portae und A. hepatica)<br />
ein ideales Organ für die TACE, da<br />
HCC-Läsionen fast ausschliesslich durch<br />
Äste der A. hepatica versorgt werden und<br />
eine Embolisation ohne Infarzierung der<br />
Leber möglich ist. Bei einer TACE wird<br />
Chemotherapeutika, gelöst in lipophilem<br />
Kontrastmittel, über die tumorversorgenden<br />
Arterien in den Tumor injiziert. Simultan<br />
oder im Anschluss werden diese<br />
Arterien embolisiert, was zu Thrombose,<br />
Tumornekrose und Reduktion des HCC<br />
führt. Eine Metaanalyse von sieben randomisierten,<br />
kontrollierten Studien zeigte<br />
eine verbesserte Überlebensrate bei HCC-<br />
Patienten (16 vs. 20 Monate mittlere<br />
Überlebensrate).[25]<br />
In den letzten Jahren wurde TACE mit<br />
drug-eluting beads (DC Bead ® ) weit verbreitet.<br />
Dabei werden kalibrierte Mikrosphären<br />
benutzt, welche schon mit Chemotherapeutika<br />
(z.B. Doxorubicin) beschichtet<br />
sind. Die Konzentration des<br />
Wirkstoffs im peripheren Blut ist deutlich<br />
geringer als bei der konventionellen TACE,<br />
was zu einer Reduktion der Nebenwirkungen<br />
führt.<br />
Die optimalen Kandidaten für TACE sind<br />
Patienten mit erhaltener Leberfunktion<br />
(Child-Pugh A) ohne Metastasierung oder<br />
makrovaskulärer Invasion. TACE ist bei<br />
dekompensierter Zirrhose (fortgeschrittene<br />
Child-Pugh B oder C) und kompletter<br />
Pfortaderthrombose kontraindiziert. Auch<br />
beim Vorliegen von extrahepatischen Metastasen<br />
sollte keine TACE durchgeführt<br />
werden. Normalerweise wird TACE gut<br />
vertragen und im Rahmen einer Kurzhospitalisation<br />
durchgeführt. Mögliche Nebenwirkungen<br />
sind ein Post-Embolisationssyndrom<br />
(Fieber, Abdominalschmerzen<br />
bei ca. der Hälfte der Patienten), seltener<br />
ein Leberabszess oder eine<br />
Cholezystitis.<br />
Es gibt keine verlässlichen Daten, wann<br />
die TACE wiederholt werden sollte. Manche<br />
Zentren wiederholen TACE in regelmässigen<br />
Zeitabständen; es ist auch sinnvoll,<br />
eine TACE in Abhängigkeit von einem<br />
radiologischen Ansprechen zu wiederholen.<br />
Das Therapieansprechen wird aktuell<br />
mittels mRECIST-Kriterien (modified Response<br />
Evaluation Criteria in solid<br />
Tumors) beurteilt. Die konventionelle<br />
RECIST-Kriterien basierten ausschliesslich<br />
auf Tumorgrösse/-morphologie und<br />
berücksichtigten nicht die Tumorvitalität<br />
mRECIST for HCC<br />
CR = Disappearance of any intratumoral arterial<br />
enhancement in all target lesions<br />
PR = At least a 30% decrease in the sum of<br />
diameters of viable (enhancement in the arterial<br />
phase) target lesions, taking as reference the<br />
baseline sum of the diameters of target lesions<br />
SD = Any cases that do not qualify for either<br />
partial response or progressive disease<br />
PD = An increase of at least 20% in the sum<br />
of the diameters of viable (enhancing) target<br />
lesions, taking as reference the smallest sum of<br />
the diameters of viable (enhancing) target lesions<br />
recorded since treatment started<br />
Abkürzungen: CR = complete response; PR = partial response; SD = stable disease; PD = progressive disease.<br />
Tabelle 2: Kriterien des Therapieansprechens der Zielläsionen (RECIST- und mRECIST-Kriterien).<br />
(Hypervaskulariät in der Kontrastbildgebung).[26]<br />
Radioembolisation<br />
Bei einer Radioembolisation werden intraarteriell<br />
radioaktiv (z.B. Yttrium-90)<br />
geladene Mikrosphären aus Resin oder<br />
Glas injiziert. In der Leber bleiben die Mikrosphären<br />
im arteriellen Tumorgefässbett<br />
hängen und strahlen über mehrere<br />
Tage hinweg. Dadurch kommt es zu einer<br />
Nekrose des Tumorgewebes und anschliessend<br />
zu einer Schrumpfung des HCC. Der<br />
Vorteil der Radioembolisation gegenüber<br />
der TACE ist, dass sie als Einzelsitzung, im<br />
Rahmen einer einzelnen Kurzzeithospitalisation<br />
und auch bei Patienten mit Pfortaderthrombose<br />
angewandt werden kann.<br />
Es wurde über gute Ergebnisse berichtet,<br />
es fehlen aber grosse randomisierte Studien,<br />
die einen Benefit der Radioembolisation<br />
im Vergleicht zur TACE oder zum<br />
Sorafenib bei Patienten mit Pfortaderthrombose<br />
zeigen könnten.[9]<br />
Therapie im fortgeschrittenen<br />
Stadium<br />
Systemische Therapie<br />
Bis 2008 standen keine Therapieoptionen<br />
für Patienten im fortgeschrittenen HCC-<br />
Stadium zur Verfügung. Sorafenib ist ein<br />
oraler Multispektrum-Tyrosinkinasehemmer,<br />
welcher antiangiogenetische und<br />
antiproliferative Wirkung durch eine<br />
Hemmung der wichtigen Rezeptoren und<br />
intrazellulären Kinasen aufzeigt (z.B.<br />
VEGF-Rezeptor 2, PDGF-Rezeptor, Raf-1,<br />
B-Raf, c-Kit). Die SHARP-Studie (randomisierte,<br />
plazebokontrollierte Phase-III-<br />
Studie) zeigte einen signifikanten Überlebensvorteil<br />
(HR = 0,69, p = 0,0006) zugunsten<br />
der Sorafenib-Therapie. Die mediane<br />
Überlebenszeit wurde durch<br />
Sorafenib von 7,9 auf 10,7 Monate verlängert.[18].<br />
In Asien und im pazifischen<br />
Raum durchgeführte Studie konnte den<br />
Überlebensvorteil durch Sorafenib bestätigen.<br />
[27] Seitdem ist Sorafenib die Standardtherapie<br />
für Patienten mit fortgeschrittenem<br />
HCC und erhaltener Leberfunktion<br />
(Child-Pugh A) geworden. Es<br />
wird empfohlen, das Therapieansprechen<br />
einer Sorafenib-Therapie mittels mRE-<br />
CIST-Responsekriterien zu beurteilen,<br />
welche eine verminderte Kontrastmittelaufnahme<br />
in den HCC-Läsionen als Bewertungskriterium<br />
für ein Tumoransprechen<br />
heranziehen.[26] In der SHARP-<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
Perspektiven<br />
Studie wurde ein Überlebensvorteil ohne<br />
ein signifikantes radiologisches Tumoransprechen<br />
gezeigt. Es ist deswegen möglich,<br />
im klinischen Alltag die Sorafenib-Therapie<br />
bis zu einer symptomatischen Progression<br />
weiterzuführen. Nebenwirkungen der<br />
Sorafenib-Therapie treten relativ häufig<br />
auf, in der SHARP-Studie waren die Nebenwirkungen<br />
meistens Schweregrad I<br />
oder II und konnten mit symptomatischer<br />
Therapie gut behandelt werden. Bei den<br />
Grad-III-Nebenwirkungen traten am häufigsten<br />
Diarrhoen (8%), Hand-Fuss-Syndrom<br />
(8%), arterielle Hypertonie sowie<br />
abdominelle Schmerzen (2%) auf. Aufgrund<br />
von Nebenwirkungen erfolgte bei<br />
26 Prozent eine Dosisreduk tion, bei 44<br />
Prozent eine Behandlungsunterbrechung;<br />
bei 10 Prozent der Patienten wurde die<br />
Therapie schliesslich abgebrochen.<br />
Zukunftsaussichten<br />
Diagnostik und Therapie des HCC haben<br />
sich in den letzten Jahren signifikant entwickelt.<br />
Viele Therapieoptionen stehen zur<br />
Verfügung. Es gibt aber nach wie vor viel<br />
Potential für Verbesserungen der HCC-<br />
Abklärung und Behandlung. Noch immer<br />
wird HCC oft erst im fortgeschrittenen<br />
Stadium diagnostiziert. Eine kurative Behandlung<br />
des HCC ist jedoch nur im Frühstadium<br />
möglich. Es sollten neue molekulare<br />
Prädiktoren für die HCC-Entwicklung<br />
sowie Biomarker im Serum oder Urin<br />
gefunden werden. Eine Therapiekombination<br />
kann gute Resultate zeigen, zurzeit<br />
wird Sorafenib nach einer Resektion oder<br />
Ablation oder in Kombination mit TACE<br />
evaluiert. Die Weiterentwicklung von ablativen<br />
Verfahren und die Einführung von<br />
mehreren neuen systemisch wirksamen<br />
Substanzen ist zu erwarten. Zudem sollte<br />
eine molekulare Klassifikation mittels<br />
genomischer oder transkriptomischer<br />
Auswertung von Tumorbiopsien eingeführt<br />
werden. Diese Klassifikation könnte<br />
helfen, die Hochrisikogruppen zu identifizieren<br />
und die Therapiemöglichkeiten<br />
zu verbessern.<br />
■<br />
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38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Aus der «Therapeutischen UmsCHAu» * – Universitätsklinik für rHeumatologie, Klinische<br />
Immunologie und Allergologie, Inselspital, Universitätsspital Bern<br />
Proteine in der Rheumatologie<br />
und klinischen Immunologie<br />
Vor zwölf Jahren starteten die Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)-Hemmer den Siegeszug der neuen,<br />
grundlagenforschungs-basierten Therapiestrategien. Heute werden neben den Anti-Zytokinen auch<br />
Biologica eingesetzt, welche B-Lymphozyten eliminieren oder die Aktivierung von T-Lymphozyten<br />
hemmen. Das Spektrum der Anwendungen von Biologica wird in Zukunft erheblich zunehmen und<br />
auch erfolgreiche Therapien von Immunerkrankungen mit sogenanntem Orphanstatus (seltener<br />
als 1:10 000 auftretend) ermöglichen. Bei richtiger Indikationsstellung und in Kenntnis der Wirkmechanismen<br />
und der Nebenwirkungsprofile sind die Biologica nicht gefährlicher als die klassischen<br />
immunosuppressiven Basismedikamente.<br />
Peter M. Villiger<br />
Bench to Bedside<br />
Im Gegensatz zu den konventionellen<br />
Basismedikamenten, den sogenannten<br />
Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs<br />
(DMARDs), deren Wirkung oft erst im<br />
Verlaufe der klinischen Anwendung genauer<br />
erkannt wurde, basieren die Biologica<br />
auf Erkenntnissen der Grundlagenforschung.<br />
In den letzten Dezennien des<br />
vergangenen Jahrhunderts wurden verschiedene<br />
endogene Substanzen identifiziert,<br />
welche Entzündung auslösen, modulieren<br />
und schliesslich begrenzen und<br />
in reparative Vorgänge überführen. So<br />
wurden beispielsweise die Mechanismen<br />
entschlüsselt, welche für die Rekrutierung<br />
der Leukozyten an den Ort der Entzündung<br />
verantwortlich sind. Eine zentrale<br />
Rolle spielen bei diesen Vorgängen<br />
lösliche Proteine, die sogenannten Interleukine<br />
(IL), auch Zytokine genannt. Die<br />
Idee, solche Proteine zu neutralisieren<br />
und damit Entzündungsvorgänge zu modulieren<br />
lag auf der Hand. Da eine überschiessende<br />
Entzündung organ-, ja sogar<br />
lebensbedrohlich werden kann, gibt die<br />
Natur verschiedene hochwirksame<br />
Hemm-Mechanismen vor. So werden<br />
Zytokin-Zellrezeptoren proteolytisch freigesetzt<br />
und neutralisieren in Lösung Zytokine,<br />
oder es gibt einen Interleukin-<br />
1-Rezeptor-Antagonisten (IL-1ra), der<br />
strukturverwandt mit IL-1 ist, aber keine<br />
biologische Aktivität entfaltet und IL-1<br />
kompetitiv vom Rezeptor verdrängt. Die<br />
ersten therapeutisch eingesetzten Biologica<br />
basieren auf diesen «biologischen»<br />
Prinzipien, es sind dies der lösliche TNF2-<br />
Rezeptor (Etanercept), ein monoklonaler<br />
Antikörper gegen TNF (Infliximab) und<br />
der IL-1ra (Anakinra).<br />
Der Durchbruch<br />
In der Regel sichert die Natur die wichtigen<br />
biologischen Mechanismen durch<br />
alternative molekulare Vorgänge ab. Dies<br />
wird beispielsweise veranschaulicht durch<br />
die Tatsache, dass die beiden proinflamma<br />
torischen Zytokine TNF und IL-1 stark<br />
überlappende zelluläre Wirkungen entfalten.<br />
Es war daher anzunehmen, dass die<br />
Neutralisierung des einen Zytokines durch<br />
(wenigstens) ein zweites kompensiert werden<br />
kann. In der Tat zeigte sich sehr<br />
rasch, dass die Unterbrechung des TNF-<br />
Signales allein, beispielsweise durch Etanercept<br />
(= löslicher TNF-Rezeptor) bei der<br />
Rheumatoiden Arthritis nicht wesentlich<br />
wirksamer war als die Wirkung von Methotrexat<br />
allein. Der Durchbruch gelang<br />
mit der Kombina tionsbehandlung TNF-<br />
Hemmer plus Methotrexat [1,2]. Es gibt<br />
autoimmune und auch autoinflammatorische<br />
Erkrankungen, welche mit Biologica<br />
in Monotherapie erfolgreich behandelt<br />
werden können. Bei der Rheumatoiden<br />
Arthritis gilt aber die Faustregel, dass man<br />
Biologica wenn immer möglich mit Methotrexat<br />
kombinieren soll.<br />
Antizytokine versus<br />
Immunosuppressiva<br />
Die heute in der Rheumatologie und Klinischen<br />
Immunologie verwendeten Biologica<br />
können vereinfachend in Antizytokine<br />
und Immunosuppressiva unterteilt<br />
werden (Tab. 1 und Abb. 1). Die TNF-Hemmer<br />
und der IL-1ra kamen vor mehr als<br />
zehn Jahren in die klinische Anwendung.<br />
Der B-Zell-depletierende monoklonale Antikörper<br />
Rituximab wurde bereits vor Jahren<br />
in der Onkologie zur Therapie von B-<br />
Zell-Lymphomen eingeführt und schaffte<br />
den Durchbruch in der Klinischen Immunologie<br />
vor etwa 5 Jahren. Etwas jünger ist<br />
Abatacept, ein Molekül welches die Co-<br />
Stimulation der T-Lymphozyten inhibiert<br />
und schliesslich Tocilizumab, ein IL-<br />
6-neutralisierender monoklonaler Antikörper<br />
und Canakinumab ein Antikörper<br />
gegen IL-1b. Letzterer fand erst kürzlich<br />
seine erste Indikation, nämlich in der Therapie<br />
der genetisch determinierten autoinflammatorischen<br />
Syndrome [3].<br />
Antizytokine<br />
Im Gegensatz zum IL-1ra, welcher in der<br />
Therapie der Rheumatoiden Arthritis<br />
(RA) nicht überzeugt, fanden Infliximab<br />
und Etanercept als TNF-Hemmer eine<br />
rasche Verbreitung und wurden bald neben<br />
der RA auch zur Behandlung der<br />
Spondyloarthritiden und der Psoriasis<br />
(arthritis) eingesetzt. Mit der Entdeckung<br />
der zentralen Rolle von IL-1 bei autoinflammatorischen<br />
Syndromen begann für<br />
Anakinra aber kürzlich eine Renaissance.<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der<br />
«Therapeutischen Umschau» (2011; 68 (11):<br />
603-609). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Therapeutische<br />
Umschau» zu äusserst günstigen<br />
Konditionen abonnieren. Details s. unter<br />
www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
Perspektiven<br />
Zielstruktur Molekül Wirkmechanismus<br />
Anti-TNF Infliximab chimärer Antikörper gegen TNF<br />
Etanercept<br />
TNF-Rezeptor 2, gekoppelt an Fc des humanen IgG1<br />
Adalimumab<br />
Antikörper gegen TNF<br />
Certolizumab<br />
pegyliertes Fab Fragment gegen TNF<br />
Golimumab<br />
Antikörper gegen TNF<br />
Anti-IL-1 Anakinra (natürlicher) IL-1-Rezeptor-Antagonist<br />
Canakinumab<br />
Antikörper gegen IL-1b<br />
Anti-IL-6 Tocilizumab Antikörper gegen die IL-6-Rezeptor -Kette<br />
B-Lymphozyten Rituximab chimärer Antikörper gegen CD20 (exprimiert auf B-Lymphozyten)<br />
Co-Stimulation Abatacept CTLA-Ig, verhindert Co-stimulation der T-Lymphozyten<br />
Tabelle 1: Moleküle und Wirkmechanismen.<br />
Klinische Charakteristika<br />
Den TNF-Hemmern ist eine sehr rasche<br />
und potente Wirkung eigen. In der Regel<br />
spüren Patienten innerhalb weniger Tage<br />
eine substantielle Besserung der systemischen<br />
und lokalen Beschwerden, das<br />
Krankheitsgefühl verschwindet, die Steifigkeit<br />
bessert und die Arthritis klingt ab.<br />
Die Wahrscheinlichkeit einer wesentlichen<br />
Besserung oder Beschwerdefreiheit<br />
beträgt etwa ¹⁄³, eine mässiggradige Besserung<br />
tritt in einem weiteren Drittel der<br />
Behandelten ein und in einem Drittel<br />
profitieren die Patienten nicht von dieser<br />
biologischen Intervention. Je nach Halbwertszeit<br />
der Substanzen müssen TNF-<br />
Hemmer wöchentlich (Etanercept), zweiwöchentlich<br />
(Adalimumab und Certolizumab),<br />
vierwöchentlich (Golimumab)<br />
oder acht- wöchentlich (Infliximab) verabreicht<br />
werden, wobei Infliximab infundiert<br />
wird, während die anderen Klassenvertreter<br />
subkutan verabreicht werden.<br />
IL-1 spielt neben den autoinflammatorischen<br />
Syndromen bei den Kristallarthropathien<br />
(Gicht) eine zentrale Rolle [4].<br />
Leider ist Anakinra in der Schweiz nicht<br />
auf dem Markt (Deutschland: Kineret ® )<br />
und Canakinumab ist lediglich für genetisch<br />
determinierte autoinflammatorische<br />
Syndrome auf der Spezialitätenliste.<br />
Studien zur Indikation Gicht laufen derzeit.<br />
Es ist zu hoffen, dass die Preisgestaltung<br />
den breiten Einsatz bei Gicht erlauben<br />
wird.<br />
Entsprechend seinen vielfältigen Wirkungen<br />
trug IL-6 vor seiner strukturellen<br />
Aufschlüsselung verschiedene Namen wie<br />
«Hepatocyte-Growth Factor», «B Cell Stimulating<br />
Factor» oder «endogenes Pyrogen».<br />
Heute wissen wir, dass die Akut-<br />
Phasenreaktion der Leber direkt durch<br />
IL-6 induziert wird. Eine Neutralisierung<br />
von IL-6 führt daher zu einer profunden<br />
Hemmung der systemischen Entzündung<br />
und es ist keine Ausnahme, dass die Transaminasen<br />
unter einer Behandlung mit<br />
Tocilizumab (wenigstens vorübergehend)<br />
etwas ansteigen. Bei Rheumatoider Arthritis<br />
ist der Wirkungseintritt von Tocilizumab<br />
vergleichbar mit dem Wirkungseintritt<br />
der TNF-Hemmer [5].<br />
Abbildung 1: Wirkmechanismus von Abatacept. Das Molekül verhindert die Aktivierung<br />
der antigenselektionierten T-Zelle (sogenannte Co-Stimulation). Als Folge wird die T-Zelle<br />
apoptotisch und die eingezeichneten Sekundäreffekte werden herunterreguliert (e.g. Zytokinsynthese).<br />
Immunosuppressiva<br />
CD20 wird fast ausschliesslich durch B-<br />
Lymphozyten exprimiert. Der monoklonale<br />
Antikörper Rituximab (MabThera ® )<br />
40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
bei einem Krankheitsrezidiv, oder im Hinblick<br />
auf eine kontinuierliche Wirkung in<br />
regelmässigen Abständen (z. B. 6 monatlich)<br />
Infusionen wiederholen soll [6].<br />
Nach antigener Selektion und Aktivierung<br />
braucht es zusätzliche Signale um T-<br />
Lymphozyten zu Effektorzellen zu machen.<br />
Abatacept unterbricht diesen costimulatorischen<br />
Mechanismus (Abb. 2).<br />
Sekundär kommt es auch zu einer Herunterregulierung<br />
der Zytokine, z. B. von IL-6.<br />
Abatacept wird in vierwöchentlichen Abständen<br />
infundiert. Der Wirkungseintritt<br />
liegt zwischen den Anti-Zytokinen und<br />
Rituximab. Die meisten Patienten mit<br />
Rheumatoider Arthritis spüren eine Besserung<br />
nach 3 bis 4 Infusionen.<br />
Abbildung 2: Wirkmechanismus der Biologica. Auf einen immunologischen Stimulus werden<br />
Leukozyten aktiviert, es kommt zur Freisetzung von Zytokinen, welche die klinischen Zeichen<br />
der Entzündung bewirken. Die roten Pfeile zeigen die gezielten Wirkungen der Biologica:<br />
Zellinhibition (Abatacept), Zelldepletion (Rituximab) und Neutralisierung der Zytokine.<br />
bindet mit hoher Affinität an dieses Oberflächenmolekül<br />
und löst eine Elimination<br />
der Zellen aus. Untersuchungen am Tage<br />
nach Infusion zeigen eine komplette Depletion<br />
der B-Lymphozyten in Zirkulation.<br />
Da CD20 weder von den Vorläuferzellen<br />
noch von den protektiven Plasmazellen<br />
exprimiert wird, kommt es erstens über<br />
Monate zu einer Regeneration der B-<br />
Lymphozytenpools und tritt zweitens keine<br />
humorale Immundefizienz auf.<br />
Klinische Charakteristika<br />
Rituximab wird in der Regel in Form von<br />
zwei Infusionen à 1 g im Abstand von<br />
2 Wochen infundiert. Trotz unmittelbarer<br />
Elimination der B-Lymphozyten tritt der<br />
klinische Effekt im Gegensatz zu den Antizytokinen<br />
erst nach Monaten ein. Die<br />
maximale Wirkung wird bei Rheumatoider<br />
Arthritis nach etwa 6 Monaten festgestellt.<br />
Es wird derzeit debattiert, ob man<br />
aus Kostengründen «on demand», d. h.<br />
Indikationen: Spezialitätenliste<br />
und «off-label»<br />
Die Indikationen für TNF-Hemmer sind<br />
seit Jahren fest etabliert (Tab. 2). Auf<br />
Grund der niedrigen Prävalenz vieler systemischer<br />
Autoimmunkrankheiten fehlen<br />
aber beispielsweise für Vaskulitiden Zulassungsstudien.<br />
Über eine Orphan Indication<br />
(Indikation seltener als 1:10‘000)<br />
kann bei Vorliegen von nicht randomisierten<br />
Studien eine Kostenübernahme durch<br />
die Krankenkassen erhalten werden. Sehr<br />
wirksam sind die monoklonalen TNF-<br />
Antikörper (aber nicht der lösliche Rezeptor)<br />
in der Therapie bedrohlicher Formen<br />
Etanercept<br />
Infliximab<br />
Adalimumab<br />
Certolizumab<br />
Golimumab<br />
Tocilizumab<br />
Canakinumab *<br />
Rituximab<br />
Abatacept<br />
Rheumatoide Arthritis, aktive juvenile idiopathische Arthritis mit polyartikulärem Verlauf,<br />
Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis), Plaque-Psoriasis<br />
Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis),<br />
Morbus Crohn bei Erwachsenen und Kindern, Colitis ulcerosa, Psoriasis<br />
Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis),<br />
Morbus Crohn, Psoriasis<br />
Morbus Crohn, Rheumatoide Arthritis<br />
Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, ankylosierende Spondylitis<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
Cryopyrin-assoziierte periodische Syndromen (CAPS) ab 4-jährig<br />
Rheumatoide Arthritis<br />
Rheumatoide Arthritis, Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis<br />
* familiäres kälteautoinflammatorisches Syndrom (FCAS)/familiäre Kälteurti karia (FCU), Muckle-Wells-Syndrom (MWS), multisystemische entzündliche<br />
Erkrankung mit Beginn im Neugeborenenalter (NOMID)/chronisch infantiles neuro-dermo-artikuläres Syndrom (CINCA).<br />
In der Regel sollte die Diagnose durch Gen-Mutations-Tests (NLRP3/CIAS1) bestätigt sein.<br />
Die Patienten sind in das für Canakinumab vorgesehene CAPS-Register aufzunehmen.<br />
Tabelle 2: Indikationen gemäss Spezialitätenliste (Stand CH im Juni 2011).<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
41
Perspektiven<br />
Canakinumab ist aktuell lediglich für die<br />
genetisch determinierten autoinflammatorischen<br />
Syndrome zugelassen. Sinnvollerweise<br />
wurde ein Patienten register<br />
aufgebaut. Schade, dass dieses nicht von<br />
Klinikern sondern von der Herstellerfirma<br />
geführt wird.<br />
Abbildung 3: Off-label Einsatz von Biologica: Wirkung von Remicade in therapierefraktären<br />
Situationen (Infliximab, 5mg/kg KG, 4 wö; links vor,<br />
rechts unter Therapie): A und B: Vaskulitis bei Rheumatoider Arthritis (RA-<br />
Vaskulitis); C und D: lokoregionärer Morbus Wegener (Granulomatosis mit<br />
Vasculitis); E und F: Skrotalulkus bei M. Behçet.<br />
des Morbus Behçet, therapierefraktärer<br />
vaskulitischer Ulzera oder diverser granulomatöser<br />
Erkrankungen (lokoregionärer<br />
M. Wegener, Sarkoidose, etc) (Beispiele<br />
siehe Abb. 3; [7]).<br />
Anakinra ist in den USA seit Jahren mit<br />
der Indikation Rheumatoide Arthritis auf<br />
dem Markt. In der Schweiz ist dieses Biologicum<br />
nicht marktzugelassen, es wird<br />
aber bei autoinflammatorischen Syndromen<br />
(e.g. CINCA Syndrom, FMF, etc.) erfolgreich<br />
eingesetzt und gelegentlich (offlabel)<br />
auch bei Gichtpa tienten, die an<br />
einem Diabetes mellitus und einer Niereninsuffizienz<br />
leiden.<br />
Tocilizumab wird eingesetzt für die Therapie<br />
der Rheumatoiden Arthritis, der<br />
juvenilen idiopathischen Arthritis und des<br />
Castleman Syndroms.<br />
Rituximab und Abatacept sind für die<br />
Rheumatoide Arthritis zugelassen. Bei<br />
beiden Immunosuppressiva stehen die<br />
guten klinischen Erfahrungen bei Systemischem<br />
Lupus Erythematodes (SLE)<br />
in Kontrast zu den enttäuschenden Resultaten<br />
der randomisierten Studien. Demgegenüber<br />
haben kürzlich Studien eine<br />
überzeugende Wirkung von Rituximab<br />
bei nekrotisierenden ANCA-assoziierten<br />
Kleingefässvaskulitiden gezeigt [8].<br />
Unerwünschte<br />
Arzneimittelwirkungen<br />
Eine Antizytokinwirkung ist zwar sehr<br />
gezielt aber nicht spezifisch. Das heisst,<br />
jede Form der Entzündung, welche über<br />
den blockierten molekularen Weg in Gang<br />
gesetzt werden sollte, wird gehemmt. Eine<br />
Anti-Zytokinstrategie wird daher nicht nur<br />
die Arthritis unterdrücken, sondern auch<br />
die klinischen Erkennungszeichen eines<br />
bakteriellen Infektes profund dämpfen<br />
(illustriert in Abb. 3). Die Erfahrung hat<br />
gezeigt, dass im Rahmen einer TNF-<br />
Hemmung das c-reaktive Protein (CRP)<br />
bei schweren bakteriellen Infekten adäquat<br />
ansteigt, bei Blockade von IL-6 aber<br />
gelegentlich nur diskret ansteigt oder sogar<br />
völlig normal bleibt.<br />
TNF spielt bei der Granulombildung und<br />
der Elimination von intrazellulären Erregern<br />
eine wichtige Rolle. Durch TNF-<br />
Hemmung werden Granulome aufgelöst.<br />
Dieser Mechanismus erklärt die Tuberkulosefälle,<br />
welche kurz nach Markteinführung<br />
diagnostiziert werden mussten.<br />
Heute gehört ein Screening auf latente<br />
Tbc vor einer TNF-Hemmung zum Standardprozedere<br />
[9]. Im Wesentlichen besteht<br />
dieses in einer detaillierten Anamnese<br />
und einem Tbc-spezifischen Immunnachweis,<br />
einem sogenannten Interferon-Gamma-Release<br />
Assay (IGRA).<br />
Anakinra als natürlicher IL-1-Rezeptor-<br />
Antagonist hat eine Wirkungsdauer von<br />
lediglich einem Tag. Die Infektproblematik<br />
ist vor allem deshalb weniger vordergründig<br />
als bei TNF- und IL-6-Hemmung.<br />
Ob Canakinumab, ein neutralisierender<br />
Antikörper von IL-1, zu Infektproblemen<br />
analog der TNF-Hemmer und von anti-<br />
IL-6 führt, bleibt abzuwarten.<br />
Bei jeder Form der Immunsuppression<br />
tauchen Fragen nach Teratogenität und<br />
Karzinogenität auf. TNF ist durch seinen<br />
Namen als Faktor, der für die Tumor-Nekrose<br />
zuständig ist, vorbelastet. Verschiedene<br />
Landesregister und die Erfahrung<br />
bei über zwei Millionen Patienten haben<br />
aber bislang weder überzeugende Daten<br />
betreffend teratogener noch klinisch rele-<br />
42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
vanter karzinogener Nebenwirkungen<br />
gezeigt [10]. In einer rezenten Studie über<br />
Spermiogenese konnten wir nachweisen,<br />
dass die Qualität von Spermien unter<br />
TNF-Hemmung sogar besser ist als bei<br />
florider Erkrankung. Betreffend Karzinogenese<br />
muss erwähnt werden, dass Pa tienten<br />
mit Autoimmunerkrankungen im<br />
Durchschnitt eine dreimal höhere Lymphominzidenz<br />
haben als ein gesundes<br />
Kontrollkollektiv. Bei Rheumatoider Arthritis<br />
wurde bereits vor Jahren nachgewiesen,<br />
dass die Lymphominzidenz mit der<br />
Krankheitsaktivität korreliert. Man könnte<br />
daher auch die kritische Frage stellen,<br />
ob durch Kontrolle der Krankheitsaktivität<br />
nicht viel eher eine Reduktion der Lymphominzidenz<br />
erreicht werden sollte. Ein<br />
solch günstiger Effekt wurde aber leider<br />
bislang nicht belegt.<br />
Im Gegensatz zu den Antizytokinen führt<br />
Abatacept zu keiner wesentlichen Steigerung<br />
der Infektraten, zu keiner Zunahme<br />
von atypischen Infekten und auch zu<br />
keiner Verschleierung der Infektsymptome.<br />
Untersucht man den Effekt von Rituximab<br />
auf die Serumspiegel der Antikörper<br />
(IgG, IgM, IgA), so findet sich im<br />
Durchschnitt aller Patienten auch bei<br />
repetitiver Anwendung keine humorale<br />
Immunsuppression. Eine detailliertere<br />
Analyse zeigt allerdings, dass die Spiegel<br />
bei gutem klinischem Ansprechen abfallen.<br />
Einzelfälle von schwerer humoraler<br />
Immundefizienz sind denn auch bekannt,<br />
sie treten insbesondere bei Patienten<br />
auf, die vorgängig mit Immunsuppressiva<br />
behandelt wurden (z. B. Cyclophosphamid).<br />
Biologica sind Proteine und damit grundsätzlich<br />
immunogen. Nicht nur die chimären<br />
Moleküle (Infliximab und Rituximab)<br />
enthalten «fremde» Strukturanteile,<br />
sondern auch die humanen Antikörper,<br />
nämlich in ihrer antigen-erkennenden<br />
Domäne. Gegen alle monoklonalen Antikörper<br />
wurden neutralisierende Antikörper<br />
im Serum von Patienten im Prozentbereich<br />
gemessen. Die Immunreaktionen<br />
auf Biologica reichen von milden kutanen<br />
Infusionsreaktionen bis zum anaphylaktischen<br />
Schock [11]. Obwohl die Häufigkeit<br />
schwerer Nebenwirkungen auf Biologica<br />
sehr unterschiedlich ist, muss jede<br />
Institution, welche Infusionen verabreicht,<br />
über eine adäquate Schulung und die<br />
notwendigen Notfallmedikamente verfügen.<br />
Unser Algorithmus wird in Abbildung<br />
4 gezeigt.<br />
Monitoring<br />
Seit über zehn Jahren existiert das Swiss<br />
Clinical Quality Management Programm<br />
für rheumatische Krankheiten (www.<br />
scqm.ch), in welchem zurzeit mehrere<br />
Tausend Patienten mit Rheumatoider Arthritis<br />
monitorisiert werden. Wir empfehlen,<br />
alle Patienten mit Rheumatoider<br />
Arthritis, ankylosierender Spondylitis und<br />
Psoriasisarthritis in dieses qualitätssichernde<br />
Programm einzuschliessen. Ak-
Perspektiven<br />
tualisierte Richtlinien der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für Rheumatologie<br />
betreffend Abklärungen vor Therapiebeginn,<br />
Monitoring während Therapie und<br />
Verhalten bei Nebenwirkungen finden sich<br />
unter www.rheuma-net.ch. Die wichtigsten<br />
Punkte für den Grundversorger sind<br />
in Tabelle 3 zusammengestellt. ■<br />
Korrespondenzadresse<br />
Prof. Dr. med. Peter M. Villiger<br />
Universitätsklinik für Rheumatologie,<br />
Klinische Immunologie<br />
und Allergologie PKT2, D585<br />
Inselspital, Universitätsspital<br />
Bern, CH-3010 Bern<br />
peter.villiger@insel.ch<br />
Abbildung 4: Algorithmus zur Notfallversorgung bei allergischen (pseudoallergischen)<br />
Reaktionen.<br />
Literatur<br />
1. Maini R, St Clair EW, Breedveld F, Furst D,<br />
Kalden J, Weisman M, Smolen J, Emery P,<br />
Harriman G, Feldmann M, Lipsky P. Infliximab<br />
(chimeric anti-tumour necrosis<br />
factor alpha monoclonal antibody) versus<br />
placebo in rheumatoid arthritis patients<br />
receiving concomitant methotrexate: a randomised<br />
phase III trial. ATTRACT Study<br />
Group. Lancet. 1999; 354: 1932 – 1939.<br />
2. Klareskog L, van der Heijde D, de Jager JP,<br />
Gough A, Kalden J, Malaise M, Martín Mola<br />
E, Pavelka K, Sany J, Settas L, Wajdula J,<br />
Pedersen R, Fatenejad S, Sanda M; TEMPO<br />
(Trial of Etanercept and Methotrexate with<br />
Radiographic Patient Outcomes) study investigators.<br />
Therapeutic effect of the combination<br />
of etanercept and methotrexate compared<br />
with each treatment alone in patients<br />
with rheumatoid arthritis: double-blind<br />
randomised controlled trial. Lancet. 2004;<br />
363: 675 – 681.<br />
3. Lachmann HJ, Quartier P, So A, Hawkins PN.<br />
The emerging role of interleukin-1β in autoinflammatory<br />
diseases. Arthritis Rheum.<br />
2011; 63: 314 – 324.<br />
4. Busso N, So A. Mechanisms of inflammation<br />
in gout. Arthritis Res Ther. 2010; 12: 206.<br />
5. Smolen JS, Beaulieu A, Rubbert-Roth A,<br />
Ramos-Remus C, Rovensky J, Alecock E,<br />
Woodworth T, Alten R; OPTION Investigators.<br />
Effect of interleukin-6 receptor inhibition<br />
with tocilizumab in patients with rheumatoid<br />
arthritis (OPTION study): a doubleblind,<br />
placebo-controlled, randomised trial.<br />
Lancet. 2008; 371: 987 – 997.<br />
6. Dudler J, Finckh A, Kyburz D, Langenegger<br />
T, Möller B, Schmiedel U, Walker UA. Swiss<br />
consensus statement: Recommendations for<br />
optimising re-treatment with MabThera<br />
(rituximab) in rheumatoid arthritis. Swiss<br />
Med Wkly. 2010; 140: w13073.<br />
7. Aeberli D, Oertle S, Mauron H, Reichenbach<br />
S, Jordi B, Villiger PM. Inhibition of the TNFpathway:<br />
use of infliximab and etanercept<br />
as remission-inducing agents in cases of<br />
44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Antizytokine: Cave typische und atypische Infekte<br />
Anti-TNF<br />
Anti-IL-6<br />
Reaktivierung latente Tbc<br />
CRP kann tief bleiben bei Infekt<br />
Bereitstellung der Notfallmedikamente für den Fall allergischer Reaktionen<br />
Aktualisierte Richtlinien über Basismedikamente siehe www.rheuma-net.ch<br />
Rücksprache mit Zentrum bei Planung von:<br />
Operation<br />
Schwangerschaft<br />
Impfungen<br />
Wenigstens 1x jährlich Beurteilung von Verlauf und Therapieindikation durch internistischen<br />
Rheumatologen<br />
Tabelle 3: Das Wichtigste für den Grundversorger.<br />
Proteins in rheumatology and clinical<br />
immunology<br />
Twelve years ago the tumour necrosis factor (TNF) inhibitors revolutionised the<br />
therapy of rheumatoid arthritis and other inflammatory rheumatic diseases. Today,<br />
in addition to anti-cytokine strategies, immunosuppressive biologicals have been<br />
developed that delete B-lymphocytes or inhibit the activation of T-lymphocytes. The<br />
spectrum of indications for these protein drugs will broaden substantially in the near<br />
future and will likely include also diseases with orphan status (incidence below<br />
1:10’000). Used in the right indication and with knowledge of molecular effects as<br />
well as clinical adverse effects these new drugs do not appear to be more dangerous<br />
than conventional disease modifying agents (DMARDs).<br />
therapy-resistant chronic inflammatory<br />
disorders. Swiss Med Wkly. 2002; 132:<br />
414 – 422.<br />
8. Stone JH, Merkel PA, Spiera R, Seo P, Langford<br />
CA, Hoffman GS, Kallenberg CG, St Clair<br />
EW, Turkiewicz A, Tchao NK, Webber L, Ding<br />
L, Sejismundo LP, Mieras K, Weitzenkamp<br />
D, Ikle D, Seyfert-Margolis V, Mueller M,<br />
Brunetta P, Allen NB, Fervenza FC, Geetha<br />
D, Keogh KA, Kissin EY, Monach PA, Peikert<br />
T, Stegeman C, Ytterberg SR, Specks U;<br />
RAVE-ITN Research Group. Rituximab versus<br />
cyclophosphamide for ANCA-associated<br />
vasculitis. N Engl J Med. 2010; 363: 221 – 232.<br />
9. Villiger PM, Zellweger JP, Möller B. Novel<br />
screening tools for latent tuberculosis: time<br />
to leave an old friend? Curr Opin Rheumatol.<br />
2009; 21: 238 – 243.<br />
10. Leombruno JP, Einarson TR, Keystone EC.<br />
The safety of anti-tumour necrosis factor<br />
treatments in rheumatoid arthritis: meta<br />
and exposure-adjusted pooled analyses of<br />
serious adverse events. Ann Rheum Dis.<br />
2009; 68: 1136 – 1145.<br />
11. Hausmann OV, Seitz M, Villiger PM, Pichler<br />
WJ. The complex clinical picture of side effects<br />
to biologicals. Med Clin North Am.<br />
2010; 94: 791 – 804, xi-ii.<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
45
Perspektiven<br />
«Intime Kontakte sind ein No-Go»<br />
Das Thema ist wahrlich nicht neu: Bereits im hippokratischen Eid verpflichtet sich der Arzt, sich<br />
fernzuhalten «von jeder vorsätzlichen und verderblichen Schädigung und besonders von Werken<br />
der Wollust an den Leibern von Frauen wie von Männern, von Freien wie von Sklaven». An<br />
Aktualität und Brisanz jedoch hat die Frage nach den Grenzen in der Arzt-Patienten-Beziehung<br />
nichts eingebüsst.<br />
Werner Tschan, Facharzt für Psychiatrie, Autor und Dozent, Basel<br />
Darf eine Ärztin bzw. ein Arzt<br />
eine intime Beziehung mit einer<br />
Patientin oder einem Patienten<br />
eingehen?<br />
Der Arzt führt die Behandlung und ist<br />
daher für die Einhaltung der ärztlichen<br />
Regeln verantwortlich – eine Aufgabe, die<br />
sich unter keinen Umständen an Patienten<br />
delegieren lässt. In der ärztlichen<br />
Standesordnung der FMH ist unter Art. 4<br />
klar festgehalten: «Arzt und Ärztin dürfen<br />
ein sich aus der ärztlichen Tätigkeit<br />
ergebendes Abhängigkeitsverhältnis<br />
nicht missbrauchen, insbesondere darf<br />
das Verhältnis weder emotionell oder<br />
sexuell noch materiell ausgenützt werden».<br />
Intime Kontakte mit Patienten sind<br />
somit stets ein eindeutiges No-Go. Ein<br />
derartiges Fehlverhalten führt zu administrativ-rechtlichen<br />
und strafrechtlichen<br />
Folgen und stellt die weitere Berufsausübung<br />
infrage. Was im privaten Bereich<br />
niemanden etwas angeht, kann im Rahmen<br />
einer Arzt-Patienten-Beziehung gravierende<br />
Folgen nach sich ziehen. (siehe<br />
Kasten 1)<br />
Wie soll sich der Arzt verhalten,<br />
falls die Initiative vom Patienten<br />
ausgeht?<br />
Die Einhaltung von fachlichen Standards<br />
ist stets eine einseitige fachliche Verpflichtung.<br />
Patienten tendieren unter Umständen<br />
zu einer Symmetrisierung der Behandlungssituation,<br />
um die bestehenden<br />
Grenzen zu überwinden – die Herstellung<br />
Wie fängt es an?<br />
Eine Patientin wendet sich wegen Schmerzzuständen an ihren Hausarzt. Die gründliche Untersuchung<br />
dauert volle drei Stunden und die Patientin hat das Gefühl, dass sie hier endlich jemand ernst nimmt.<br />
Die nächste Konsultation zieht sich in den Abend hinein und als der Arzt vorschlägt, zwischendurch<br />
einen Kaffee zu trinken, willigt sie ein. Komisch kommt ihr vor, dass kein Personal mehr anwesend<br />
ist – aber schliesslich ist es schon etwas später. Sie willigt schliesslich auch ein, einen gemeinsamen<br />
Spaziergang zu unternehmen, den der Arzt vorschlägt – dabei ergreift der Arzt ihre Hand und gesteht<br />
ihr seine Zuneigung. Wenige Tage später kommt es erstmalig in den Praxisräumlichkeiten zu intimen<br />
Kontakten. Der Arzt stellt alle Konsultationen in Rechnung.<br />
Ein Orthopäde gibt an, vor Knieeingriffen allfällige Infektionen auszuschliessen. Er untersucht seine<br />
Patientinnen u.a. im Brust- und Vaginalbereich (aus unerfindlichen Gründen ohne Handschuhe). Als<br />
die Patientinnen sich gegen das Betatschen ihrer Brüste wehren, entgegnet der Arzt, dass er bloss seine<br />
Arbeit tue.<br />
Ein Ehepaar wendet sich wegen ehelicher Probleme an einen Psychiater. Nachdem sich die Frau von<br />
ihrem Mann getrennt hat, sind mehrere Hausbesuche bei der Frau erforderlich. Der Psychiater umarmt<br />
und küsst dabei die Patientin, er betont, wie hübsch und attraktiv sie sei. Es kommt zu Zungenküssen<br />
und schliesslich versucht er, mit ihr zu schlafen.<br />
Eine infolge traumatischer Erfahrungen erheblich beeinträchtigte junge Frau ist in stationärer psychiatrischer<br />
Behandlung. Sie bittet ihren behandelnden Psychiater, sich neben sie zu setzen, dann ihr<br />
die Hand zu halten und schliesslich sie zu umarmen. Der erfahrene, über 50-jährige Facharzt fängt<br />
schliesslich an, die Frau sexuell zu berühren. Weitere Intimitäten bis zum Koitus folgen.<br />
Die Beispiele verdeutlichen, dass es in der Regel schrittweise zu Grenzverletzungen kommt. Das manipulative<br />
Verhalten wird als grooming bezeichnet, welches letztendlich die Widerstandskraft der betroffenen<br />
Patienten schwächt und die Übergriffe ermöglicht. Häufig geschehen Grenzverletzungen am<br />
Arbeitsplatz, da er vermeintlich Schutz vor dem Entdecktwerden bietet. Entsprechend erfolgt auch eine<br />
Rechnungsstellung – nach aussen soll alles völlig professionell aussehen.<br />
einer intimen Situation ist dafür bestens<br />
geeignet. Aufgrund der Folgen für Betroffene<br />
verdient eine derartige Ausgangslage<br />
deshalb keine andere Beurteilung – falls<br />
sich eine Arzt-Patienten-Beziehung in<br />
diese Richtung entwickelt, kann es notwendig<br />
werden, den Behandlungsvertrag<br />
aufzulösen und den Patienten weiterzuweisen<br />
(siehe Kasten 2).<br />
Was sollte ein Arzt tun, wenn<br />
er merkt, dass die Grenzen im<br />
Rahmen einer Behandlung<br />
überschritten werden?<br />
Der Arzt müssen drei Ebenen beachten:<br />
(1) Er muss gegenüber Patienten sein Rolle<br />
und Aufgabe verdeutlichen, klare Grenzen<br />
aufzeigen, und eine derartige Situation<br />
sorgfältig in der Krankengeschichte<br />
dokumentieren. (2) Wie bereits erwähnt,<br />
kann es notwendig werden, die Behandlung<br />
zu beenden und den Patienten weiterzuweisen.<br />
(3) Beruht die Entwicklung<br />
auf eigenen Schwierigkeiten, fachliche<br />
Grenzen aufrechtzuhalten, ist unverzüglich<br />
geeignete Hilfe in Anspruch zu nehmen<br />
– entsprechende Unterstützungsangebote<br />
stehen zum Beispiel über REMED<br />
(24/7-Hotline 0800-073-633 oder help@<br />
swiss-remed.ch) jederzeit zur Verfügung.<br />
Nun gibt es Ärzte, die ihren<br />
Kollegen in derartigen Situationen<br />
zur Beendigung einer<br />
Behandlung raten, damit sie<br />
dann frei sind für eine intime<br />
Beziehung. Was sagen Sie dazu?<br />
Aufgrund meiner Ausführungen sollte<br />
klar geworden sein, dass ein solches Vorgehen<br />
nicht statthaft ist. Die Schweizerische<br />
Gesellschaft für Psychiatrie und<br />
Psychotherapie hat in einem Positionspapier<br />
(2009) klar festgehalten: «Unzulässig<br />
ist das Abbrechen einer Behandlung<br />
mit der Absicht, im Anschluss z.B. eine<br />
nachfolgende sexuelle Beziehung aufzunehmen,<br />
selbst wenn dies von Pa<br />
46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Was sollen Ärztinnen und Ärzte beachten?<br />
Grundsätzlich benötigt der Arzt für alle Untersuchungen die Zustimmung des Patienten (informed<br />
consent). Die jeweiligen diagnostischen und/oder therapeutischen Schritte sind verständlich zu kommunizieren.<br />
Verhalten sich Patienten inadäquat, werden sie durch die Fachperson angehalten, ihr Verhalten den<br />
Umständen anzupassen, dazu gehört auch die Bekleidung, die Körperhygiene und das Benehmen.<br />
Sind Untersuchungen in intimen Körperbereichen erforderlich, erhalten Patienten ein Tuch um sich<br />
zu schützen. Es ist nur selten erforderlich, dass Patienten sich für medizinische Untersuchungen völlig<br />
nackt ausziehen.<br />
In der Gynäkologie gilt der Grundsatz, dass die Patientin entweder oben oder unten entkleidet ist – nie<br />
beides gleichzeitig. Das gilt ebenso für die urologische, dermatologische oder gastroenterologische<br />
Untersuchung.<br />
Muss die weibliche Brust für Untersuchungen entblösst werden, so wird der Patientin ein Tuch gegeben,<br />
um sich zu schützen. Dies gilt z.B. für Röntgenaufnahmen, für EKG Aufnahmen, für Auskultationen etc.<br />
Wird eine Narkose durchgeführt, sind mindestens zwei Fachpersonen zugegen. Intime Körperpartien<br />
werden abgedeckt. Untersuchungen, diagnostische sowie therapeutische Eingriffe setzen die Zustimmung<br />
des Patienten voraus.<br />
tientinnen und Patienten gewünscht<br />
werden sollte.» Die diesem Grundsatz zu<br />
Grunde liegenden Überlegungen gelten<br />
nicht nur für die Psychiatrie, sondern für<br />
alle ärztlichen Behandlungen: Die Abhängigkeit<br />
einer Arzt-Patienten-Beziehung<br />
kann weiter bestehen bleiben (insbesondere<br />
über das eigentliche Behandlungsende<br />
hinaus), was den Arzt über den eigentlichen<br />
Behandlungsauftrag hinaus auf<br />
seine Verantwortung behaftet.<br />
Vielleicht hilft eine andere Überlegung<br />
weiter, hier Klarheit zu finden. Die Regeln<br />
der ärztlichen Kunst sollen gegenüber der<br />
Gesellschaft Zeugnis über die Redlichkeit<br />
und Integrität der ärztlichen Tätigkeit<br />
ablegen. Würden wir contrafaktisch zulassen,<br />
dass sexuelle Kontakte im Rahmen<br />
von ärztlichen Behandlungen unter<br />
bestimmten Umständen erlaubt wären,<br />
hätten wir ein Problem. Dann dürfte/<br />
müsste jeder Patient davon ausgehen, dass<br />
unter Umständen intime Kontakte im<br />
Rahmen von ärztlichen Behandlungen<br />
möglich sind. Damit wäre wohl das Vertrauen<br />
in die ärztliche Kunst endgültig<br />
verloren.<br />
Was soll ein Arzt tun, wenn<br />
er Kenntnis vom Fehlverhalten<br />
eines Kollegen erhält?<br />
Zunächst einmal Ruhe bewahren und<br />
sich nach dem Grundsatz «never worry<br />
alone» Unterstützung suchen; d.h. mit<br />
einer Vertrauensperson die Situation erörtern<br />
und das weitere Vorgehen diskutieren.<br />
In mehreren Kantonen schreiben die Gesundheitsgesetze<br />
in derartigen Situationen<br />
eine Meldepflicht vor – es sind dies<br />
BL, NW, SZ, TI, UR und ZG (Stand Mai<br />
<strong>2013</strong>). Gemäss den Grundsätzen des Weltärztebundes<br />
(WMA) gehört es zu den<br />
ärztlichen Berufspflichten, ein Fehlverhalten<br />
von Kollegen zu melden. Mögliche<br />
Ansprechpartner in der Schweiz sind in<br />
erster Linie die kantonalen Gesundheitsdirektionen<br />
resp. die Kantonsärzte. In<br />
Institutionen kann man sich an Vorgesetze<br />
resp. die jeweiligen Aufsichtsorgane<br />
wenden. Eine weitere Möglichkeit sind die<br />
Kinderschutzgruppen resp. die kantonalen<br />
Opferhilfestellen sowie die kantonalen<br />
Ärztegesellschaften. Wichtig ist meines<br />
Erachtens, nicht zu schweigen, sondern<br />
solche Dinge weiterzuleiten, damit geeignete<br />
Massnahmen ergriffen werden können.<br />
Allerdings besteht eine erhebliche<br />
Rechtsunsicherheit – ich fordere deshalb<br />
schon seit längerer Zeit eine Meldepflicht<br />
analog zu den bestehenden kantonalen<br />
Vorschriften.<br />
Gelten diese Grundsätze auch<br />
für Kontakte zwischen Vorgesetzen<br />
und Assistenzärzten<br />
resp. Absolventen des Wahlstudienjahrs?<br />
Ja, diese Grenzen gelten auch für die Ausbildungssituation.<br />
Auch hier besteht ein<br />
eindeutiges Abhängigkeitsverhältnis, welches<br />
nicht ausgenutzt werden darf. Ein<br />
entsprechendes Fehlverhalten von Vorgesetzten<br />
kann zu strafrechtlichen Konsequenzen<br />
in Anwendung von Art. 193 StGB<br />
führen.<br />
Gehen Sie mit Ihren Ausführungen<br />
nicht zu weit, wenn Sie<br />
sich die sexuelle Selbstbestimmung<br />
von erwachsenen Personen<br />
vor Augen halten?<br />
Noch einmal: Sexuelle Kontakte im Rahmen<br />
einer Arzt-Patienten-Beziehung sind<br />
keine Privatangelegenheit – selbst wenn<br />
sie von Patienten gewünscht/initiiert werden.<br />
Wir sind hier nicht in der Disco oder<br />
auf der Skipiste – sondern wir betrachten<br />
eine Arzt-Patienten-Beziehung. Es ist wohl<br />
naheliegend, hier nicht von sexueller<br />
Selbstbestimmung auszugehen, sondern<br />
von der Patientensicherheit. Ich möchte<br />
auch daran erinnern, dass die Mehrzahl<br />
aller Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit<br />
korrekt machen – es ist letztlich ein kleiner<br />
Teil, der ein Fehlverhalten zeigt. Hier<br />
müssen wir aktiv werden und Patienten<br />
vor den deletären Folgen solcher Übergriffe<br />
schützen.<br />
Wie haben die Studierenden im<br />
6. Jahreskurs der Universität<br />
Bern Ihre Vorlesung aufgenommen?<br />
Aufgrund der Rückmeldungen gehe ich<br />
davon aus, dass die Vorlesung von den<br />
Studierenden geschätzt wurde. Es ist anzunehmen,<br />
dass eine curriculare Verankerung<br />
des Themas zu einer nachhaltigen<br />
Risikoreduktion beiträgt und somit einen<br />
wichtigen Beitrag zur Prävention darstellt.<br />
Jeder Arzt-Patienten-Kontakt findet in einem<br />
Beziehungskontext statt – eine Thematisierung<br />
dieser Aspekte sollte daher<br />
selbstverständlich sein. Angehende Ärztinnen<br />
und Ärzte sollen sich rechtzeitig mit<br />
den Grenzen ihrer Tätigkeit auseinandersetzen<br />
und um geeignete Hilfestellungen<br />
wissen. Das Berufsrisiko muss allen klar<br />
sein, ebenso wie sie den damit verbunden<br />
Schwierigkeiten begegnen können.<br />
Literatur<br />
SGPP: Positionspapier der Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie.<br />
Schw. Ärztezeitung 2009; 32:1197–1198.<br />
Tschan W.: Professional Sexual Misconduct in<br />
Institutions. Causes and Consequences, Prevention<br />
and Intervention. Goettingen, Hogrefe,<br />
<strong>2013</strong>.<br />
Tschan W.: Abuse in Doctor-Patient Relationships.<br />
In: C. Garcia-Moreno, A. Riecher-Rössler<br />
(Eds.): Violence against Women and Mental<br />
Health. Basel, Karger, 2012, 129–138.<br />
Tschan W.: Missbrauchtes Vertrauen. Basel, Karger,<br />
2. Auflage 2005.<br />
Verbindung der Schweizer Ärzte: Vademecum für<br />
den Schweizer Arzt. Bern, FMH, 5. Auflage<br />
1991.<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
47
Perspektiven<br />
Informationsverlust verringern<br />
Im Herbst 2012 führte die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) erstmals<br />
im Rahmen der SGIM-Foundation eine Ausschreibung durch – zum Thema «Organisation der<br />
Pflegeleistungen: Übergang zwischen Spital und ambulanter Versorgung». Die Prämierung der<br />
ersten Foundation-Preisträger fand am 30. Mai <strong>2013</strong> in Basel statt. Alle drei prämierten Projekte<br />
haben einen allgemeininternistisch-wissenschaftlichen Hintergrund.<br />
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Vorsteher SGIM-Präsidium, Lukas Zemp, Generalsekretär/Geschäftsstellenleiter SGIM<br />
Ein wichtiges Thema in der modernen<br />
Medizin ist die mangelnde Weitergabe von<br />
Informationen zwischen Spital und ambulantem<br />
Dienst bei der Entlassung eines<br />
Patienten aus dem Spital. Dr. Eric A. Coleman,<br />
Associate Professor of Medicine in<br />
den Geschäftsbereichen Health Care Policy<br />
and Research und Geriatrische Medizin<br />
an der University of Colorado Health Sciences<br />
Center und Direktor des «Care<br />
Transitions Program», widmet sich diesem<br />
Thema in seiner Studie «Lost in transition:<br />
challenges and opportunities for<br />
improving the quality of transitional<br />
care». Viele Informationen werden zwischen<br />
Spital und Hausarzt und umgekehrt<br />
nicht kommuniziert oder gehen verloren.<br />
Als Folge des Informationsverlusts tritt bei<br />
19 Prozent der Patienten innerhalb von<br />
drei Wochen nach der Entlassung ein medizinisches<br />
Ereignis ein, das in zwei Drittel<br />
der Fälle durch die Medikamenteneinnahme<br />
bedingt ist. Ferner wird ein Drittel<br />
der aufgrund von Herzinsuffizienz hospitalisierten<br />
Patienten innerhalb von 30 Tagen<br />
erneut stationär aufgenommen. Dieses<br />
Problem fordert zusätzlich aus folgenden<br />
Gründen eine dringende Lösung:<br />
wegen der Vergütung der Spitäler nach<br />
dem DRG-System sowie der neuen Verordnung<br />
über die «Akut- und Übergangspflege».<br />
Angesichts dieser aktuellen Problematik<br />
lancierte die SGIM-Foundation<br />
für 2012/<strong>2013</strong> ihre erstmalige Ausschreibung<br />
für Forschungsprojekte zum Thema<br />
«Lost in transition». Es werden jeweils<br />
maximal drei Projekte in der Höhe von je<br />
CHF 70 000.– finanziert.<br />
Die SGIM-Foundation ist eine Stiftung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine<br />
Innere Medizin (SGIM) mit der Zielsetzung, Lehr- und Forschungsprojekte<br />
auf dem Gebiet der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) zu fördern und zu unterstützen.<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) ist<br />
mit rund 4300 Mitgliedern die grösste medizinische Fachgesellschaft in der Schweiz.<br />
Sie fördert wissenschaftlich und praktisch die Allgemeine Innere Medizin in der<br />
Schweiz und kümmert sich in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft<br />
für Allgemeine Medizin (SGAM) um die fachlichen Bereiche und die Weiterbildung<br />
der Schweizer Allgemeininternistinnen und Allgemeininternisten. In enger Zusammenarbeit<br />
mit den Departementen für Innere Medizin der Universitäten und den<br />
anderen anerkannten Weiterbildungsstätten gewährleistet sie die Aus-, Weiter- und<br />
Fortbildung in der Allgemeinen Inneren Medizin und unterstützt die allgemeininternistische<br />
Forschung. www.sgim.ch<br />
Die Preisträger<br />
Die Auswahl unter den 13 eingereichten<br />
Projekten erfolgte durch einen wissenschaftlichen<br />
Beirat der SGIM-Foundation,<br />
der sich aus fünf Experten zusammensetzt.<br />
Die bis 31. Januar <strong>2013</strong> eingereichten<br />
Projektanträge in englischer Sprache<br />
spiegeln eine spannende und facettenreiche<br />
Bandbreite wider: Sie reichen von<br />
wissenschaftlichen Arbeiten und Projekten<br />
zum Thema Allgemeine Innere Medizin<br />
(AIM) bis hin zu E-Health- und<br />
Organisationsentwicklungsmodellen. Der<br />
Stiftungsrat der SGIM-Foundation hat<br />
aufgrund der Empfehlungen des wissenschaftlichen<br />
Komitees entschieden, die<br />
drei folgenden medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Projekte mit je CHF 70 000.– zu<br />
unterstützen. Die Empfehlungen des Komitees<br />
basieren ausschliesslich auf klinischen<br />
Kriterien. Die Prämierung der drei<br />
Projektanträge fand am 30. Mai <strong>2013</strong> im<br />
Rahmen der SGIM-Jahresversammlung<br />
in Basel statt:<br />
1. «Multicenter Validation of a Prediction<br />
Model to Identify Medical Patients at<br />
High Risk of 30-day Potentially Avoidable<br />
Readmission» – Dr. med. Jacques<br />
Donzé – CHUV, Lausanne – zurzeit am<br />
Brigham and Women’s Hospital – Harvard<br />
Medical School – Boston, Massachusetts<br />
– USA;<br />
2. «Facilitating Discharge from Hospital<br />
of Patients Requiring Intravenous Antibiotics:<br />
Prospective Evaluation of a<br />
Pilot Project» – Dr. med. Serge de Vallière<br />
– PMU – Lausanne;<br />
3. «Effectiveness of Discharge Plan to Lower<br />
Early Readmission of Patients Hospitalized<br />
with Heart Failure («LEAR-<br />
HF»)» – Dr. med. Antoine Garnier –<br />
CHUV – Lausanne.<br />
Ausführliche Informationen sowie Abstracts<br />
zu den einzelnen Preisträgern der<br />
SGIM-Foundation-Ausschreibung 2012/<br />
<strong>2013</strong> sind zu finden unter: www.sgim.ch/<br />
de/foerderung/sgim-foundation.<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz, Vorsteher<br />
des SGIM-Präsidiums, oder Lukas<br />
Zemp, Generalsekretär/Geschäftsstellenleiter<br />
SGIM, Tel. 061 225 93 35 oder info@<br />
sgim.ch.<br />
■<br />
48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
Perspektiven<br />
Gala in herzlicher Ambiance<br />
Am 29. Juni <strong>2013</strong> war es wieder so weit: Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen und Genera tionen<br />
kamen nach Luzern, zum Ärzteball. Sie genossen in der Seeburg Luzern nicht nur eine rauschende<br />
Ballnacht. Die Anwesenden spendeten zusammen mit den Sponsoren auch 11 000 Franken für aidskranke<br />
Menschen in Zimbabwe.<br />
Grazia Siliberti, Kommunikation «Der Ärzteball». Bild Fabian Biasio.<br />
Bereits zum 11. Mal lud die Ballorganisation<br />
unter der Leitung ihres Präsidenten,<br />
Andrea Vincenzo Braga, in den wunderbaren<br />
Ballsaal des Hotels Seeburg in Luzern<br />
ein. Rund 120 tanzbegeisterte Gäste<br />
folgten der Einladung. Die Sammlung<br />
ging zum 6. Mal in Folge an Swiss Aids<br />
Care International (SACI). Als Ehrengast<br />
begrüsste der Präsident Prof. Ruedi Lüthy,<br />
Direktor der Newlands Clinic in Harare/<br />
Zimbabwe, die rund 4000 mittellose HIV-<br />
Patienten kostenlos behandelt. Erstmals<br />
in all den Jahren konnte Ruedi Lüthy den<br />
Spendencheck persönlich entgegennehmen.<br />
In diesem Jahr kam der stolze Betrag<br />
von 11 000 Franken zusammen. Er bedankte<br />
sich im Namen seiner Patienten<br />
für die erneut sehr grosszügige Unterstützung<br />
seitens des Ärzteballs und die jahrelange<br />
Treue.<br />
Zahlreiche Höhepunkte<br />
im Programm<br />
Die Gäste wurden kulinarisch mit einem<br />
6-Gang-Diner und ausgezeichneten Weinen<br />
aus der Küche des Hotels Seeburg<br />
verwöhnt. Harald Mayen, Sologitarrist aus<br />
dem Schwarzwald, sorgte mit seinem feinen,<br />
virtuosen Gitarrenspiel für ein stimmungsvolles<br />
musikalisches Ambiente<br />
während des Diners. Der Berner Bruno<br />
Bieri spielte mit dem «Hang», einem neuen<br />
Instrument. Er sang Lieder mit und<br />
ohne Text, Obertongesang mit Juz, Tieftongesang<br />
mit Jodel oder im Stile von<br />
Mani Matter. Die Gäste durften von der<br />
Terrasse der Seeburg auch das Feuerwerk<br />
des Luzerner Seenachtfestes geniessen.<br />
Für den fetzigen und stimmigen Sound<br />
während der ganzen Gala sorgte erneut<br />
das Trio Red Sox aus Luzern. Getanzt<br />
wurde bis in die frühen Morgenstunden.<br />
«Dass wir nach dem 10-Jahr-Jubiläum im<br />
vergangenen Jahr weitergemacht haben,<br />
verdanken wir unseren Gästen», sagt Ballpräsident<br />
Braga. Und er ergänzt: «Es ist<br />
eine riesige Motivation, dass wir über die<br />
Jahre immer wieder bekannte Gesichter<br />
begrüssen und auf treue Sponsoren zählen<br />
dürfen. Auf der anderen Seite kommen<br />
jedes Jahr neue Ärztinnen und Ärzte dazu,<br />
die sich für ‹ihre› Gala begeistern.»<br />
Der nächste «Der Ärzteball» findet<br />
am Samstag, 6. September<br />
2014, erneut im Hotel Seeburg in<br />
Luzern statt. Anmeldungen ab sofort<br />
möglich unter www.deraerzteball.ch.<br />
■<br />
Partnervermittlung mit Charme<br />
persönlich∙seriös∙kompetent<br />
Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />
044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />
Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />
Kathrin Grüneis<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
49
Perspektiven<br />
Unglaubliche Fallgeschichten<br />
aus der Medizin<br />
Ein strahlender Urlauber<br />
Die Situation war hochnotpeinlich. Sicherheitsbeamte nahmen den 46-Jährigen am<br />
Check-in des Flughafens von Orlando fest. Er musste sich eine Leibesvisitation gefallen<br />
lassen. Spürhunde umschnüffelten ihn. Dann wurde er verhört. Zu verdanken hatte er<br />
dies seiner Schilddrüse und der Angst vor Terrorattacken.<br />
Andere Patienten erlebten ähnliche Situationen bei der Ankunft am Flughafen von Wien<br />
oder Miami, in der U-Bahn von Manhattan, beim Betreten eines Banktresorraums oder<br />
während einer Busfahrt von New York nach Atlantic City. Sie wurden behandelt wie<br />
Verbrecher, waren aber in Wahrheit nur harmlose, schilddrüsenkranke Reisende oder<br />
am Herz untersucht worden.<br />
Bei dem 46-Jährigen hatte alles rund ein halbes Jahr zuvor begonnen. Damals suchte<br />
der Mann einen Arzt auf, weil er Gewicht verlor. Seine Hände zitterten leicht, er schwitzte<br />
mehr und sein Herz schlug schneller. Auch an Durchfall litt der Patient. Schilddrüsenüberfunktion,<br />
also ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen, stellten die Ärzte fest und<br />
behandelten das Organ mit radioaktivem Jod. Um Hormone herzustellen, braucht die<br />
Schilddrüse Jod. Dabei unterscheiden die Zellen nicht zwischen radioaktivem und normalem<br />
Jod. Das machen sich die Nuklearmediziner zunutze. Sie verabreichen den Patienten<br />
radioaktives Jod-131. Vor allem die kranken, überaktiven Zellen in der Schilddrüse<br />
nehmen es auf. Beim Zerfall setzt Jod-131 radioaktive Strahlung frei und zerstört<br />
damit die Zellen. Da diese Betastrahlung nur etwa einen halben Millimeter weit reicht,<br />
ist die Behandlung für andere Organe oder andere Menschen praktisch gefahrlos. Neben<br />
dem Jod-131 verwenden die Ärzte, zum Beispiel bei Herzuntersuchungen, auch radioaktives<br />
Thallium oder andere radioaktive Isotope. Weder die Nuklearmediziner noch<br />
ihre Patienten wussten jedoch, wie empfindlich die Detektoren sind, denen man seit den<br />
Terrorattacken vom 11. September 2001 an vielen Orten begegnen kann. Über 12 000<br />
Handgeräte wurden in der Zwischenzeit allein in den USA durch staatliche Stellen verteilt.<br />
Obwohl ihre Behandlung zum Teil länger zurücklag, lösten die Betroffenen Alarm aus.<br />
Der 46-Jährige, der seinen Urlaub in den USA verbringen wollte, war bereits sechs Wochen<br />
vorher behandelt worden. Die Detektionsgeräte aber schlagen bis zu 95 Tage nach der<br />
Radiojodtherapie an. Sie registrieren die Strahlung derart fein, dass in Wien sogar die<br />
Ehefrau eines 69-jährigen Patienten unter Terrorverdacht geriet. Sie kehrte mit ihrem<br />
Mann von einer Reise nach Frankfurt zurück (wo sie keinen Alarm verursacht hatte).<br />
Durch den engen Kontakt mit ihrem Gatten strahlte sie offenbar selbst ganz minimal.<br />
Nachdem sich die Patienten teils massiv bei ihren (von den Behörden nicht informierten)<br />
Ärzten beschwert hatten, gaben diese den Kranken entsprechende Schreiben mit. Darin<br />
wird erklärt, woher die Strahlung rührt. Doch auch das schützt nicht in allen Fällen vor<br />
Problemen. Geflissentlich zeigten zwei Patienten – die gar keinen Alarm ausgelöst<br />
hatten – ihr Zertifikat den Sicherheitsbeamten am Flughafen. Der Erfolg: Sie wurden<br />
gründlichst befragt und untersucht. <br />
■<br />
50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />
Briefkasten<br />
Peter Scheidegger,<br />
Versicherungsberater<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Ich möchte meine Zusatzversicherung kündigen, weil ich bei einer<br />
andern Krankenkasse ein vorteilhafteres Angebot gesehen habe. Worauf<br />
muss ich achten? Und wie steht es mit der Kündigungsfrist?<br />
Grundversicherung und Zusatzversicherung haben unterschiedliche Kündigungsfristen,<br />
da sie auf verschiedenen gesetzlichen Grundlagen beruhen. Viele Zusatzversicherungen<br />
laufen normalerweise für ein Jahr und werden automatisch verlängert, wenn keine<br />
Kündigung erfolgt. In der Regel beträgt die Kündigungsfrist drei Monate auf Ende des<br />
Kalenderjahres. Das bedeutet, dass die Kündigung für Ihre Zusatzversicherung bis am<br />
30. September bei Ihrer Krankenkasse eingegangen sein muss. Allerdings gibt es Zusatzversicherungen<br />
mit wesentlich längeren Laufzeiten und Kündigungsfristen. Wie es<br />
in Ihrem Fall aussieht, können Sie der Police Ihrer Zusatzversicherung entnehmen.<br />
Sollten sich die Prämien der Zusatzversicherung generell erhöhen, verkürzt sich die<br />
Kündigungsfrist. Die Fristen für diesen Fall finden Sie in den Vertragsbedingungen (AVB).<br />
Sollte sich jedoch Ihre Prämie erhöhen, weil Sie in eine höhere Altersgruppe wechseln,<br />
fällt die verkürzte Kündigungsfrist meist weg.<br />
Im Gegensatz zur obligatorischen Grundversicherung besteht bei der Zusatzversicherung<br />
keine Aufnahmepflicht. Es steht dem Versicherer also frei, ob er mit Ihnen einen Vertrag<br />
abschliessen will oder nicht. Daher sollten Sie zwingend von der neuen Kasse bereits<br />
eine vorbehaltslose Aufnahmebestätigung haben, bevor Sie die bestehende Zusatzversicherung<br />
aufkündigen.<br />
Musterbriefe zur Kündigung von Zusatzversicherungen finden Sie auf www.mediservicevsao.ch<br />
unter dem Stichwort Krankenkasse.<br />
■<br />
Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an: 031 350 44 22, oder senden Sie uns eine<br />
E-Mail an info@mediservice-vsao.ch.<br />
52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
mediservice Vsao-asmac<br />
Finanzplanung von Frauen<br />
für Frauen<br />
Finanzplanung ist bei vielen Ärztinnen ein ungeliebtes Thema, sollte aber angesichts der oft<br />
durch Auszeiten und Teilzeitanstellungen geprägten Erwerbsbiographien von Frauen umso ernster<br />
genommen werden. Die ACAdemiX Consult AG hat als Beratungspartner des mediservice vsAO-<br />
ASMAC aus diesem Grund in diesem Frühjahr erstmals mit grossem Erfolg die Seminarreihe «Vorsorge,<br />
Vermögen, Steuern für Ärztinnen – von Frau zu Frau» für Mitglieder durchgeführt.<br />
Diana Keller, ACADEMIX Consult AG, akkreditierte Spezialistin in der Finanzplanung für Ärztinnen, Finanzplanerverband Schweiz<br />
Eine Vorstellungsrunde der Teilnehmerinnen<br />
und Referentinnen mit Auskünften<br />
zur beruflichen und privaten Lebenssituation,<br />
zu Plänen für die nächsten Jahre und<br />
zu etwaigen anstehenden Veränderungen<br />
– die eine Teilnehmerin erwartet gerade<br />
ein Kind, eine andere hat sich kürzlich<br />
von ihrem Mann getrennt und ist nun<br />
alleinerziehende Mutter von drei Kindern,<br />
die Referentin hat letztes Jahr geheiratet<br />
und baut nun zusammen mit ihrem<br />
Mann das gemeinsame Haus – so beginnen<br />
die Seminare «Von Frau zu Frau». Im<br />
weiteren Verlauf werden die Fragen immer<br />
lebhafter und konkreter, man tauscht neben<br />
den vorgetragenen Informationen<br />
persönliche Erfahrungen aus und kann<br />
so während der gut zweieinhalbstündigen<br />
Veranstaltungen nicht nur Fach-Inputs,<br />
sondern auch konkrete Tipps mitnehmen.<br />
Wer derartige Veranstaltungen mit «gemischter»<br />
Besetzung (Männer und Frauen)<br />
kennt, ist überrascht von der Offenheit,<br />
mit der alle Teilnehmerinnen wie<br />
auch die Referentinnen von persönlichen<br />
Erwartungen, Erfahrungen und fachlichen<br />
Herausforderungen berichten. Ärztinnen<br />
scheuen sich in gemischten Veranstaltungen<br />
eher, ihre Fragen zu stellen,<br />
weil ihnen vielleicht manch anwesender<br />
männlicher Kollege das Gefühl vermittelt,<br />
dass diese als Grundlagen bekannt sein<br />
sollten. In den Frauenrunden wiederum<br />
ist es kein Problem zuzugeben, dass man<br />
beispielsweise im Bereich Vorsorge über<br />
das 3-Säulen-System und die eigene Humankapitalabsicherung<br />
wenig bis gar<br />
nichts weiss.<br />
Insbesondere Ärztinnen gehen oft zu zögerlich<br />
und ohne grosse Lust an das Thema<br />
Finanzen heran. Sie verfügen zwar<br />
über ein gutes Einkommen, arbeiten an<br />
ihrer Karriere und haben ein grundsätzliches<br />
Bewusstsein für die Notwendigkeit<br />
einer Finanzplanung. Viele verlassen sich<br />
aber immer noch stark auf den Ehemann<br />
oder Partner oder stellen das Thema wegen<br />
anderer Aufgaben immer wieder hintan.<br />
Andere Erwerbsbiographie<br />
Die Grundlagen der Finanzplanung sind<br />
zwar geschlechterunabhängig. Trotzdem<br />
benötigen Ärztinnen im Detail jedoch<br />
andere Strategien zum sicheren Erreichen<br />
ihrer Ziele und zur Vermeidung unnötiger<br />
Kosten als Männer. Ihre Erwerbsbiographien<br />
werden häufig durch Pausen (Kinder<br />
oder Pflege) unterbrochen, und Teilzeitarbeit<br />
ist auch in Zeiten der Emanzipation<br />
ein fast ausschliessliches Frauenthema.<br />
Folgen sind häufig Knicke in der<br />
Karriere und unterdurchschnittliche gesetzliche<br />
Rentensprüche. Während annähernd<br />
100 Prozent der Ärzte über eine<br />
ausreichende betriebliche Altersvorsorge<br />
verfügen, ist das nur bei jeder vierten Ärztin<br />
der Fall. Auch Scheidungsraten von<br />
mehr als 40 Prozent und die steigenden<br />
Lebenserwartungen machen eine frühzeitige<br />
Auseinandersetzung mit Finanzfragen<br />
umso wichtiger.<br />
In den Seminaren «Von Frau zu Frau»<br />
nimmt das Thema «Absicherung und<br />
Vorsorge» den grössten Raum ein. Ausführlich<br />
besprochen werden auch die<br />
wesentlichen Punkte zu Steuern und Erbschaft.<br />
Kindervorsorge sowie die Spezifika<br />
der Krankenversicherung aus Frauensicht<br />
sind für die Teilnehmerinnen ebenfalls<br />
sehr wichtige Themen, aus denen sich<br />
lebhafte Diskussionen ergeben. Alle Inhalte<br />
orientieren sich an den typischen Lebensphasen<br />
einer Ärztin – Singledasein,<br />
Konkubinat, Heirat, Scheidung und Tod<br />
– und berücksichtigen dabei auch die<br />
unterschiedlichen Grade der Erwerbstätigkeit.<br />
Typische Fragestellungen sind<br />
dabei:<br />
• Über wie viel Rente werde ich verfügen/<br />
Wie gross ist aktuell meine Vorsorgelücke?<br />
• Wie bin ich im Falle einer Erwerbsunfähigkeit<br />
abgesichert?<br />
• Wie kann ich mich gut absichern, wenn<br />
ich mich als Assistenzärztin noch von<br />
einem befristeten Vertrag zum nächsten<br />
hangle?<br />
• Gibt es Besonderheiten, die es bei Selbständigkeit<br />
zu beachten gilt?<br />
• Wie stehen wir im Falle von Krankheit,<br />
Invalidität, Unfall oder Tod eines Partners<br />
als Familie da?<br />
• Wie planen wir unseren Vermögensaufbau?<br />
• Wie können wir Steuern optimieren?<br />
• Wie finanzieren wir später die Ausbildung<br />
unserer Kinder?<br />
• Was gilt es im Falle einer Trennung<br />
oder Scheidung zu beachten?<br />
• Welche erbrechtlichen Aspekte müssen<br />
wir berücksichtigen?<br />
Über diese Themenfelder spannt sich der<br />
Austausch. Je nach Situation und Fragen<br />
der Teilnehmerinnen gehen die Referentinnen<br />
dabei unterschiedlich tief auf Einzelthemen<br />
ein. Individuelle Lösungen<br />
können im Rahmen eines Seminars natürlich<br />
nicht erarbeitet werden. Für diese<br />
bietet sich dann der Termin mit einer Finanzplanerin<br />
an – oder auf Wunsch natürlich<br />
gerne mit einem Finanzplaner.<br />
«Gut, dass Sie diese Veranstaltungen nur<br />
für Frauen anbieten. Da traut man sich<br />
wenigstens, alle Fragen zu stellen», lautet<br />
ein typisches Feedback am Ende des Seminars.<br />
Angesichts dieser und anderer<br />
ausschliesslich positiver Rückmeldungen,<br />
und auch aufgrund des offensichtlich<br />
grossen Bedarfs an frauenindividueller<br />
Information zur Finanzplanung wird die<br />
Beratungsstelle ACADEMIX Consult AG im<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
53
mediservice <strong>VSAO</strong>-asmac<br />
Herbst einen weiteren Seminarzyklus<br />
«Von Frau zu Frau» exklusiv für MEDI-<br />
SERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC anbieten. Die aktuellen<br />
Veranstaltungen finden Sie im<br />
Internet sowohl unter der Adresse www.<br />
medisem.ch als auch unter www.academix.ch/seminare<br />
<br />
■<br />
Exklusive Seminare für Ärztinnen<br />
Vorsorge, Vermögen, Steuern für Ärztinnen – von Frau zu Frau<br />
Basel: Do., 24.10.<strong>2013</strong>, 18–20.30 Uhr<br />
Bern: Mi., 23.10.<strong>2013</strong>, 18–20.30 Uhr<br />
Zürich: Do., 17.10.<strong>2013</strong>, 18–20.30 Uhr<br />
Anmeldung und Informationen unter www.academix.ch/seminare<br />
republica<br />
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54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
mediservice Vsao-asmac<br />
Fahrkostenabzug – heute und<br />
in Zukunft<br />
Für die Fahrt zwischen Wohn- und Arbeitsort können grundsätzlich die Kosten des öffentlichen<br />
verkehrsmittels steuerlich geltend gemacht werden. Wenn kein öffentliches Verkehrsmittel zur<br />
verfügung steht oder dessen Benützung nicht zumutbar ist, dürfen die Kosten des privaten<br />
Fahrzeuges abgezogen werden. Zukünftig sollen die dafür geltenden Pauschalansätze zumindest<br />
beim Bund massiv gekürzt werden.<br />
Werner A. Räber (werner.raeber@xantrium.ch)<br />
Die Benützung des öffentlichen Verkehrsmittels<br />
gilt insbesondere dann als nicht<br />
zumutbar, wenn schlechte Verbindungen<br />
vorhanden sind oder ein ungünstiger<br />
Fahrplan besteht. Der zeitliche Mehraufwand<br />
kann praxisgemäss als Begründung<br />
für die Benützung des Privatfahrzeugs<br />
angeführt werden, wenn der Mehraufwand<br />
erheblich ist (je nach Kanton mindestens<br />
60 bis mindestens 90 Minuten).<br />
Bei der Berechnung der Fahrzeit des Autos<br />
sind dabei allerdings die notorischen<br />
Stauzeiten und die sich daraus ergebende<br />
Mehrzeit mit zu berücksichtigen.<br />
Ein weiterer Grund für die Zulässigkeit des<br />
Steuerabzuges für ein Privatfahrzeug sind<br />
unregelmässige Arbeitszeiten, insbesondere<br />
Nachtarbeit. In diesen Fällen kann die<br />
Benützung öffentlicher Verkehrsmittel<br />
trotz grundsätzlich guten Verbindungen<br />
unzumutbar sein. Es empfiehlt sich, der<br />
Steuerverwaltung mit der Steuererklärung<br />
eine schriftliche Bescheinigung des Arbeitgebers<br />
über die Arbeitszeiten mit einzureichen.<br />
Wird die Benützung des Privatfahrzeugs<br />
steuerlich bewilligt, können bei der direkten<br />
Bundessteuer heute pro Fahrkilometer<br />
70 Rappen in Abzug gebracht werden, und<br />
zwar in unbeschränkter Höhe. Kantonal<br />
sind die entsprechenden Regelungen sehr<br />
unterschiedlich. In zahlreichen Kantonen<br />
bestehen Höchstlimiten für den Fahrkostenabzug,<br />
zum Beispiel 13 325 Franken<br />
im Kanton St. Gallen. Andere Kantone<br />
haben für den Abzug pro Fahrkilometer<br />
eine degressive Skala: Je mehr Kilometer<br />
pro Jahr zurückgelegt werden, desto tiefer<br />
ist der Kilometersatz (in der Regel zwischen<br />
70 bis 40 Rappen).<br />
Im Rahmen der Beratung eines Gegenvorschlages<br />
zur VCS-Initiative für den<br />
öffentlichen Verkehr haben sich kürzlich<br />
National- und Ständerat für eine Beschränkung<br />
des Fahrkostenabzuges bei<br />
der direkten Bundessteuer auf zukünftig<br />
3000 Franken entschieden. Damit will<br />
man rund 200 Millionen zusätzliche<br />
Steuereinnahmen generieren. Im Weiteren<br />
soll die Abzugsbegrenzung aber auch<br />
einen Anreiz dafür schaffen, auf das Pendeln<br />
mit dem Auto zu verzichten. Betroffen<br />
sind somit in erster Linie Autopendler<br />
mit einem langen Arbeitsweg. Ein Pendler,<br />
der zum Beispiel heute täglich mit dem<br />
eigenen Auto von Basel nach Zürich zur<br />
Arbeit fährt, kommt auf einen jährlichen<br />
Steuerabzug vom 22 792 Franken. Bei<br />
Wohnsitz in Rorschach und Arbeitsort in<br />
Egerkingen kann sogar ein Abzug von<br />
45 640 Franken geltend gemacht werden.<br />
Mit einem Steuersatz von zehn Prozent<br />
gerechnet, würde sich im letztgenannten<br />
Fall die Bundessteuerrechnung zukünftig<br />
um rund 4300 Franken erhöhen. Sollten<br />
dann auch die Kantone mit dem Bund<br />
gleichziehen, könnte die Steuermehrbelastung<br />
für einige Vielfahrer richtig<br />
schmerzhaft werden. Es gilt nun abzuwarten,<br />
wie sich das Volk entscheiden<br />
wird.<br />
■<br />
Die Kosten für das private Motorfahrzeug können nur ausnahmsweise<br />
geltend gemacht werden, wenn:<br />
a) ein öffentliches Verkehrsmittel fehlt, das heisst, wenn die Wohn- oder Arbeitsstätte<br />
von der nächsten Haltestelle mindestens 1 km entfernt ist oder bei Arbeitsbeginn<br />
oder -ende kein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht;<br />
b) mit dem privaten Motorfahrzeug eine Zeitersparnis von über einer Stunde (gemessen<br />
von der Haustür zum Arbeitsplatz und zurück) erzielt werden kann;<br />
c) der Steuerpflichtige auf Verlangen und gegen Entschädigung des Arbeitgebers das<br />
private Motorfahrzeug tatsächlich ständig während der Arbeitszeit benützt und für<br />
die Fahrten zwischen der Wohn- und der Arbeitsstätte keine Entschädigung erhält;<br />
d) der Steuerpflichtige infolge Krankheit oder Gebrechlichkeit ausserstande ist, ein<br />
öffentliches Verkehrsmittel zu benützen.<br />
(Weisungen des Kantons Zürich)<br />
<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
55
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56 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>
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<strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
57
Impressum<br />
Kontaktadressen der sektionen<br />
<strong>Nr</strong>. 4 • 32. Jahrgang • <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Bahnhofplatz 10 A, Postfach 7255, 3001 Bern<br />
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Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin/ca),<br />
Christiane Arnold (cra), Jan Vontobel (jv),<br />
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Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Daniel Schröpfer, Präsident<br />
Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />
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20 428 Expl. WEMF-geprüft 2012<br />
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Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 5/<strong>2013</strong> erscheint im Oktober <strong>2013</strong>.<br />
Thema: Motivation<br />
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Printed in Switzerland<br />
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Zentralschweiz<br />
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ZH<br />
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58 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 4 <strong>August</strong> <strong>2013</strong>