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FINE Das Weinmagazin - 04/2009

FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: CHAMPAGNE RUINART

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Stilvoll und wandelbar im Walten der Natur:<br />

Die Trauben, vor dem ragenden Massiv des Rätikons in<br />

Wettern gereift, werden in den Gärfässern der ungewöhnlich<br />

gestalteten Domäne Gantenbein zu Wein.<br />

So ruhen die Weine von Martha und Daniel Gantenbein<br />

in Fässern aus kostbarer Tronçais-Eiche. Den guten Wein,<br />

der ohne Künstlichkeit und ohne jede Effekthascherei entsteht,<br />

bewahren sie in diesen Fässern und überlassen es dem Holz, wie<br />

viel Wein es in sich lässt und wie es mit seinen Säften zur Metamor<br />

phose des Weins beiträgt. Gelassenheit und Achtung waltet<br />

in den Menschen, die die Anarchie der Gezeiten auch als Zwiesprache<br />

mit Gott begreifen, in den Anhöhen der Bündner Herrschaft.<br />

Hier kam alles von oben. Im Geröll die zermahlenen<br />

Steine, mit ihrem zu Brei geriebenen organischen Material, mit<br />

der Erinnerung des hochgedrückten, versteinerten Meeresbodens.<br />

<strong>Das</strong> Schiefermassiv des Fläscherbergs und die Zweieinhalbtausender der<br />

westlichen Rätikonkette mit dem schneehellen Gipfel des Falknis sind im<br />

Churer Rheintal bei Fläsch allgegenwärtig und werfen ihre Schatten. Edelweiß,<br />

Enzian und Rebstock wachsen hier nicht weit voneinander entfernt.<br />

Alles gedeiht langsamer und ist enormen Temperaturschwankungen ausgesetzt.<br />

Dadurch hat auch der Wein seine Eigenart. Mehr als fünfhundert<br />

Meter über dem Meeresspiegel ist der Rebstock besonders temperaturempfindlich,<br />

wetterabhängig und nässeanfällig. Wer hier lebt und Wein<br />

anbaut, muss sich auf Naturvorgänge einlassen. Die Nähe zu den Elementen<br />

lebt im Wein. Kälte, Fön, Gewitter, Hagel, Schmelzwasser, Eis, Schnee. Man<br />

kann das an der Farbe der Weine von Martha und Daniel Gantenbein erkennen.<br />

Diese Röte des Pinot, dieser kaum sichtbare beryllgrüne Schimmer des<br />

Chardonnay – das will die Natur so. Alles kommt aus den Beeren und den<br />

Konstellationen ihres Wachstums.<br />

Die Rebkulturen im Kanton Graubünden haben römische Wurzeln.<br />

Teile gehörten später auch zum alten Königreich von Burgund. Seit eh und je<br />

sind die Rebpflanzungen klein und zerstreut, doch die Weinkultur ist in der<br />

kleinen Schweiz lebendig geblieben, und das Selbstvertrauen der Winzer ist<br />

stark. »Überhaupt ist nicht groß oder klein, was auf der Landkarte so scheint.<br />

Es kommt auf den Geist an.« <strong>Das</strong> notierte vor gut zweihundert Jahren der<br />

Schweizer Geschichtsschreiber und Staatsmann Johannes von Müller. Was<br />

für die Landkarte gilt, lässt sich auch von der Weinkarte sagen. Der Geist<br />

des Weinbaus ist in der Ostschweiz gegenwärtig, wobei das schweizerische<br />

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F I N E 4 / <strong>2009</strong><br />

F I N E<br />

S c h w e i z<br />

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