Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr März 2011 - Der Fels
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Dialog setzt Bekenntnis voraus<br />
In der <strong>Zeit</strong>ung „Die Tagespost“ (8.2.<strong>2011</strong>)<br />
nahm der Dogmatiker Prof. Dr. Manfred<br />
Hauke Stellung zum Theologen-Memorandum<br />
„Kirche <strong>2011</strong>“ („Münsteraner<br />
Erklärung“). Aus <strong>die</strong>ser Stellungnahme<br />
e<strong>in</strong>ige Sätze:<br />
Dem Unterzeichner der Münsteraner<br />
Erklärung wird man dar<strong>in</strong> Recht geben<br />
müssen, dass <strong>die</strong> Kirche (im deutschen<br />
Sprachraum) e<strong>in</strong>e „tiefe Krise“ durchlebt.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d viele von den Theologen<br />
formulierte Gehalte selbst e<strong>in</strong> Teil <strong>die</strong>ser<br />
Krise und fördern ke<strong>in</strong>eswegs deren<br />
Überw<strong>in</strong>dung. (…)<br />
Die öffentliche Debatte über den Missbrauch<br />
wird <strong>in</strong>strumentalisiert, um e<strong>in</strong>e<br />
geschwächte Kirche zu e<strong>in</strong>em Zustand zu<br />
führen, der sich von ihrem apostolischen<br />
Ursprung verabschiedet hat und sich liberalen<br />
Strömungen im Protestantismus annähert.<br />
(…)<br />
Zu begrüßen ist zweifellos e<strong>in</strong> „Dialog“<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Kirche. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
sollte dabei klar se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e legitime<br />
Diskussion unter katholischen Christen<br />
das geme<strong>in</strong>same Bekenntnis zum katholischen<br />
Glauben voraussetzt. Diese<br />
Geme<strong>in</strong>samkeit ist durch verschiedene<br />
Punkte <strong>in</strong> der Münsteraner Erklärung <strong>in</strong><br />
Frage gestellt. (…) Werden <strong>die</strong> Bischöfe<br />
den Mut haben, gegenüber den auf den<br />
Wogen des <strong>Zeit</strong>geistes surfenden Theologen<br />
auf der Kirchlichkeit der Theologie<br />
zu bestehen? (…)<br />
„Ke<strong>in</strong> substantieller<br />
theologischer Beitrag“<br />
Unter dem Titel „Kommen wir zur Sache“<br />
brachte <strong>die</strong> Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e<br />
<strong>Zeit</strong>ung“ e<strong>in</strong>e Stellungnahme von Kard<strong>in</strong>al<br />
Walter Kasper zum Theologen-Memorandum<br />
„Kirche <strong>2011</strong> – E<strong>in</strong> notwendiger<br />
Aufbruch“ (FAZ, 11.2.<strong>2011</strong>,S. 9). Ke<strong>in</strong><br />
vernünftiger Mensch, ke<strong>in</strong> wahrer Christ<br />
würde bezweifeln, dass <strong>die</strong> katholische<br />
Kirche <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en Aufbruch<br />
bitter nötig habe, schreibt der Kard<strong>in</strong>al.<br />
Aber <strong>in</strong> dem Memorandum könne er dazu<br />
ke<strong>in</strong>en substantiellen theologischen Beitrag<br />
f<strong>in</strong>den. <strong>Der</strong> Kard<strong>in</strong>al u.a.:<br />
(…) Glauben <strong>die</strong> Unterzeichner im<br />
Ernst, dass <strong>die</strong> Kirchenverfassung heute<br />
e<strong>in</strong>e existentielle Frage der Menschheit<br />
ist? Ist es nicht eher umgekehrt: dass <strong>die</strong><br />
Kirchenkrise e<strong>in</strong>e Folge der Gotteskrise<br />
ist? (…)<br />
Gefordert werden unter anderem verheiratete<br />
Priester, Frauen im kirchlichen<br />
Amt und <strong>die</strong> Anerkennung gleichgeschlechtlicher<br />
Partnerschaften. (…) Als<br />
Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung<br />
der E<strong>in</strong>heit der Christen habe ich<br />
<strong>Zeit</strong><br />
im<br />
Spektrum<br />
<strong>in</strong> den vergangenen zehn <strong>Jahr</strong>en reichlich<br />
Gelegenheit gehabt, mich <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Kirchen<br />
umzusehen und über deren Erfahrungen<br />
zu sprechen. Gerade deswegen<br />
frage ich mich, wie es se<strong>in</strong> kann, dass es<br />
der deutschen katholischen Theologenschaft<br />
offenbar verborgen geblieben ist,<br />
dass Kirchen, welche sich für <strong>die</strong> Frauenord<strong>in</strong>ation<br />
und für <strong>die</strong> Anerkennung<br />
gleichgeschlechtlicher Partnerschaften<br />
entschieden haben, gerade deswegen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er viel tieferen Krise stecken als <strong>die</strong><br />
katholische Kirche <strong>in</strong> Deutschland; viele<br />
stehen am Rande der Spaltung oder haben<br />
sich bereits gespalten. (…)<br />
<strong>Der</strong> Zölibat … Die Frage ist <strong>in</strong>ternational<br />
exegetisch wie historisch mit Ergebnissen<br />
diskutiert worden, <strong>die</strong> es seriöserweise<br />
nicht mehr erlauben, <strong>die</strong> alten<br />
Argumente e<strong>in</strong>fach zu wiederholen. Nicht<br />
weniger als drei Weltbischofsynoden haben<br />
sich mit dem Thema befasst und jeweils<br />
mit überwältigender Mehrheit für<br />
<strong>die</strong> Beibehaltung der priesterlichen Ehelosigkeit<br />
votiert. (…)<br />
Zu diskutieren wäre über <strong>die</strong> Art der<br />
theologischen Ausbildung, <strong>die</strong> dem Leben<br />
der Kirche weith<strong>in</strong> entfremdet ist, den<br />
Religionsunterricht und den Zustand der<br />
Katechese. In Deutschland liegt sie darnieder;<br />
<strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Staaten und<br />
Italien ist das Gegenteil der Fall. Sollten<br />
<strong>die</strong> Deutschen nicht auch dort etwas lernen<br />
können? Dieselbe Frage stellt sich im<br />
Blick auf <strong>die</strong> Reform der Seelsorge. (…)<br />
Wie Petrus übers Wasser gehen<br />
In e<strong>in</strong>em Interview mit Reg<strong>in</strong>a E<strong>in</strong>ig von<br />
der „Tagespost“ äußerte sich der Freiburger<br />
Dogmatiker und Liturgiewissenschaftler<br />
Prof. Dr. Helmut Hop<strong>in</strong>g zum<br />
Memorandum „Kirche <strong>2011</strong>“ („Es muss<br />
erkennbar bleiben, wofür <strong>die</strong> Bischöfe<br />
stehen“, DT 10.2.<strong>2011</strong>, S.5). Hop<strong>in</strong>g dabei<br />
u.a.:<br />
(…) Das Memorandum verkennt <strong>die</strong><br />
eigentlichen Ursachen der Kirchenkrise,<br />
für <strong>die</strong> es sich als Remedium anbietet …<br />
Die Krise geht viel tiefer als <strong>die</strong> Amts und<br />
Vertrauenskrise und ist mit den Stichworten<br />
Erosion des Glaubenswissens, Krise<br />
des Gebets und der Liturgie nur angedeutet.<br />
Dass man bei der Liturgie empfiehlt,<br />
so weiterzumachen wie bisher, ist dabei<br />
schon e<strong>in</strong>igermaßen erstaunlich. (…)<br />
Die Unterzeichner fordern den Aufbruch<br />
zu wagen, ke<strong>in</strong>e Angst zu haben und<br />
auf Jesu <strong>Wort</strong> h<strong>in</strong> wie Petrus übers Wasser<br />
zu gehen. Ich b<strong>in</strong> bereit, Jesus aufs Wasser<br />
zu folgen, nicht aber Theologenkollegen,<br />
<strong>die</strong> den Aufstand proben.(…)<br />
Bitten an <strong>die</strong> Bischöfe<br />
E<strong>in</strong>ige Katholische Laien haben auf<br />
das öffentliche Theologen-Memorandum<br />
„Kirche <strong>2011</strong>“ h<strong>in</strong> sich spontan mit<br />
e<strong>in</strong>er Petition „Pro Ecclesia“ an <strong>die</strong> Bischöfe<br />
gewandt, der sich bald viele andere<br />
Gläubige anschlossen (Im Internet: www.<br />
petitionproecclesia.wordpress.com). Hier<br />
daraus – etwas gekürzt – <strong>die</strong> sieben Bitten<br />
an <strong>die</strong> Bischöfe:<br />
1. Treten Sie bitte <strong>die</strong>sen Forderungen<br />
von Politikern, Theologieprofessoren,<br />
Pressevertretern und anderen mit aller<br />
Entschiedenheit entgegen. Die Katholiken,<br />
<strong>die</strong> sich <strong>in</strong> ihrem Alltag fortwährend<br />
mit solchen Anwürfen konfrontiert sehen,<br />
brauchen den sicht und hörbaren Beistand<br />
ihrer Hirten.<br />
2. Bitte geben Sie den Priestern und<br />
Priesteramtskandidaten e<strong>in</strong> deutliches<br />
Sig nal der Unterstützung, dass der Zölibat,<br />
<strong>die</strong> Lebensform, auf <strong>die</strong> sie sich vorbereiten<br />
oder <strong>die</strong> sie gewählt haben, ke<strong>in</strong><br />
altmodisches Auslaufmodell ist, sondern<br />
<strong>die</strong> dem Priester angemessene Lebensform<br />
3. Stellen Sie bitte als Hirten sicher,<br />
dass Forschung und Lehre an den Theologischen<br />
Fakultäten und Instituten bei<br />
allem Respekt vor der notwendigen Freiheit<br />
der Wissenschaft im E<strong>in</strong>klang mit der<br />
Lehre der Kirche erfolgt. (...)<br />
4. Zeigen Sie sich bitte auch für <strong>die</strong><br />
Student<strong>in</strong>nen und Studenten <strong>in</strong> allen Bereichen<br />
der Theologie…verantwortlich.<br />
Geben Sie ihnen durch Bestellung geeigneter<br />
Seelsorger e<strong>in</strong> deutliches Signal,<br />
dass e<strong>in</strong> Theologiestudium nur mit der<br />
Kirche – niemals gegen <strong>die</strong> Kirche – s<strong>in</strong>nvoll<br />
se<strong>in</strong> kann.<br />
5. Halten Sie bitte <strong>die</strong> Liturgie <strong>in</strong> Ihrem<br />
Bistum im Auge. Sorgen Sie dafür, dass<br />
liturgische Experimente beendet werden.<br />
Wir Gläubigen haben e<strong>in</strong> Recht auf e<strong>in</strong>e<br />
Liturgie, wie sie <strong>in</strong> den Riten der Kirche<br />
festgelegt ist. (…)<br />
6. Geben Sie bitte e<strong>in</strong> deutliches Bekenntnis<br />
zu Ehe und Familie im S<strong>in</strong>ne der<br />
Kirche.(…). Gleichgeschlechtliche und<br />
nichteheliche Partnerschaften können der<br />
Ehe niemals gleichgestellt se<strong>in</strong>.<br />
7. (…) Es ist e<strong>in</strong>e gute Sache, mite<strong>in</strong>ander<br />
zu reden. Doch <strong>die</strong> Grundfesten der<br />
Kirche dürfen im Dialog nicht <strong>in</strong> Frage<br />
gestellt werden.<br />
92 DER FELS 3/<strong>2011</strong>