Benzinmotor NGH GT-17 von Pichler Modellbau
Benzinmotor NGH GT-17 von Pichler Modellbau
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104 MOTORFLUG FMT 02 | 12 DieTer Werz<br />
<strong>Benzinmotor</strong> <strong>NGH</strong> <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> <strong>von</strong> <strong>Pichler</strong> <strong>Modellbau</strong><br />
Die Alternative<br />
Auch wenn’s auf den ersten Blick nicht so aussieht, der <strong>NGH</strong> <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> ist kein<br />
umgestrickter Methanolmotor, sondern ein <strong>von</strong> Anfang an als <strong>Benzinmotor</strong><br />
entwickeltes Triebwerk – sagt jedenfalls der Hersteller. Nach meinen<br />
bisherigen Erfahrungen mit Benzin-Zweitaktern unter 20 cm³ war ich auf diesen<br />
Motor höchst gespannt. Da sich die Verfügbarkeit <strong>von</strong> Methanolkraftstoffen<br />
in den vergangenen Jahren stark verschlechtert hat – Grund dafür ist<br />
die neue Chemikalienverbotsverordnung – besteht nämlich Bedarf für<br />
alternative, nichtelektrische Antriebe für kleinere Modelle. Es wäre also höchst<br />
erfreulich, wenn der <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> hielte, was der Hersteller verspricht.<br />
Der Aufbau im Detail<br />
Vom Konzept her ist der <strong>NGH</strong> <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> ein klassischer<br />
Modellmotor, mit allen typischen Merkmalen.<br />
Das Motorgehäuse ist als einteiliges<br />
Leichtmetallgussteil ausgeführt. Als Besonderheit<br />
ist der Anschraubflansch für den Walbro-<br />
Vergaser am Gussteil bereits angeformt. Die<br />
einwangige, geschmiedete Stahlkurbelwelle<br />
läuft in zwei ordentlich dimensionierten Kugellagern,<br />
wobei das vordere abgedichtet<br />
ist. Die Garnitur besteht aus der Stahlbuchse<br />
und einem Leichtmetallkolben mit Rechteck-<br />
Kolbenring, der Aluminium-Pleuel ist auf<br />
Bronzebüchsen gelagert. Der Zylinderkopf<br />
ist ebenfalls ganz klassisch in Alu-Guss mit<br />
einem Halbkugelbrennraum mit Quetschkante<br />
und zentraler Zündkerze realisiert. Die<br />
Zündkerze ist eine Mikro-Version mit dem ¼“-<br />
32 UNEF-Glühkerzengewinde, damit wird die<br />
Brennraumform nur minimal gestört und eine<br />
ordentliche Verbrennung begünstigt. Der Propellermitnehmer<br />
ist aus dem Vollen gefertigt<br />
und trägt den Magneten für den Hallsensor<br />
der elektronischen Zündung. Die Kraftübertragung<br />
Kurbelwelle zu Propellermitnehmer<br />
erledigt eine Passfeder. Die Propellerbefestigung<br />
erfolgt zentral mittels einer Mutter auf<br />
dem Wellengewinde 5/16“-24 TPI, also gut auf<br />
die Mutter aufpassen, die gibt es nämlich nicht<br />
im Baumarkt. Für zündfähiges Gemisch sorgt<br />
ein Walbrovergaser, bei dem es sich um eine<br />
speziell für <strong>NGH</strong> modifizierte Version handelt.<br />
Die Verarbeitung aller Teile ist sehr ordentlich.<br />
Der mitgelieferte Schalldämpfer besteht aus<br />
zwei Alu-Gussteilen und ist verschraubt.<br />
Schmale Silhouette: der Motor<br />
hat die Einbaumaße<br />
eines 15-cm³-Methanolers.
Die elektronische Zündanlage. Mit im Lieferumfang: Spiralschlauch<br />
zum Schutz des Akkukabels.<br />
Die Zündung<br />
Die elektronische Zündung mit automatischer<br />
Zündzeitpunktverstellung steckt in einem<br />
abgeschirmten Kunststoffgehäuse und hat<br />
einen Drehzahlmesser-Ausgang, an den man<br />
eine – ebenfalls bei <strong>Pichler</strong> erhältliche – Anzeigeeinheit<br />
anstecken kann. Das Teil ist so klein<br />
und leicht, dass es im Modell z.B. im Cockpit<br />
eingebaut werden kann, dann lässt sich die<br />
Motordrehzahl vor dem Start mit einem Blick<br />
kontrollieren. Die Anzeige stand mir allerdings<br />
nicht zur Verfügung.<br />
Zu guter Letzt versichert der Hersteller<br />
die Zertifizierung der Zündung nach allen<br />
gängigen EU-Vorschriften. Soweit sieht das<br />
alles ganz gut aus, jetzt muss es nur noch<br />
funktionieren.<br />
Der Vergaser ist serienmäßig mit einem RCgerechten<br />
Drosselhebel ausgestattet.<br />
Das Handling<br />
Auf dem Prüfstand fiel als erstes die recht<br />
geringe Verdichtung des Triebwerkes auf,<br />
es ließ sich wirklich sehr leicht durchdrehen.<br />
Das Auslitern ergab eine geometrische<br />
Verdichtung <strong>von</strong> 10:1, für einen Modellmotor<br />
ist das tatsächlich am unteren Ende der<br />
Skala. Anfangs startete das Triebwerk ohne<br />
Anlasser etwas unwillig, das gab sich aber<br />
nach der ersten halben Laufstunde und einer<br />
etwas korrigierten Vergasereinstellung. In<br />
der Werkseinstellung war das Standgas viel<br />
zu fett. Mit E-Starter ließ sich der <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> <strong>von</strong><br />
Anfang an problemlos anwerfen.<br />
Das Triebwerk begeisterte auf Anhieb<br />
durch einfaches Handling, zuverlässigen<br />
Lauf und eine spontane Gasannahme. Hier<br />
www.fmt-rc.de FMT-TEST 105<br />
Das ungleichförmige Bild auf dem Kolbenboden entsteht<br />
durch Rückspülungen.<br />
hat jemand offensichtlich mal seine Hausaufgaben<br />
gemacht. Auch thermisch hat der<br />
Motor keinerlei Probleme.<br />
Die Leistung <strong>von</strong> knapp 1,3 kW bei<br />
10.000 1/min entspricht den konservativen<br />
Auslass- und Spülwinkeln <strong>von</strong> 150° bzw.<br />
115°. Das maximale Drehmoment habe ich<br />
mit 1,2 Nm bei 10.000 1/min gemessen. Der<br />
Drehmomentverlauf ist flach, so dass bei<br />
Vollgasdrehzahlen <strong>von</strong> 8.000 bis 10.000 1/<br />
min immer mindestens 1 Nm zur Verfügung<br />
steht. Geeignete Propellergrößen sind 13×8<br />
bis 16×8. Bei Größen über 16×8 war keine<br />
stabile Vollgasdrehzahl mehr einstellbar und<br />
der Motor wurde heiß.<br />
Der Schlauch mündet in den Überströmkanal und verbindet<br />
die Membranpumpe des Vergasers<br />
mit dem Gehäusedruck.
106 MOTORFLUG FMT 02 | 12<br />
Alle Drehzahlwerte und Testergebnisse<br />
wurden mit APC-Luftschrauben ermittelt.<br />
Bezug: A. Braeckman <strong>Modellbau</strong>,<br />
Tel.: 0241 554719, E-Mail:<br />
braeckman@braeckman.de, Internet:<br />
www.braeckman.de<br />
Datenblatt MOtORen<br />
Bezeichnung: <strong>NGH</strong> <strong>GT</strong>-<strong>17</strong><br />
Lieferumfang: Motor mit Schalldämpfer, Batteriezündung<br />
und Zündkerze<br />
Aufbau:<br />
Kurbelgehäuse: Aluminiumguss, einteilig<br />
Zylinderkopf: Aluminiumguss, Halbkugelbrennraum<br />
mit Quetschkante<br />
Kurbelwelle: einwangig, Stahl<br />
Garnitur: Stahlbuchse, Leichtmetallkolben,<br />
1 Rechteck-Kolbenring<br />
Pleuel: Aluminium, gleitgelagert<br />
Propellerbefestigung: zentral mit Wellengewinde<br />
5/16“ –24 TPI<br />
Vergaser: Walbro-Pumpenvergaser, speziell für<br />
<strong>NGH</strong> modifiziert<br />
Technische Daten:<br />
Hubraum: 16,91 cm³<br />
Bohrung: 29 mm<br />
Hub: 25,6 mm<br />
Masse Motor mit Vergaser und Zündkerze: 675 g<br />
Masse Zündung: 120 g<br />
Gesamtmasse: 795 g zuzüglich Zündungsakku<br />
Drehzahlbereich: 2.200 – 10.000 min -1<br />
P (gemessen): 1,26 kW bei 10.000 min -1<br />
Drehmoment (gemessen): 1,2 Nm bei 10.000 min -1<br />
Blick in den Brennraum mit zentraler Zündkerze<br />
Steuerzeiten:<br />
Spülen: SÖ 55° vor UT / SS 55°nach UT, Spülwinkel 115°<br />
Auslass: AÖ 75° vor UT / AS 75° nach UT, Auslasswinkel 146°<br />
Einlass (Rohrdrehschieber): EÖ 140° vor OT / ES 54°<br />
nach OT, Einlasswinkel 194°<br />
Masse der Dämpfer:<br />
Originaldämpfer: 75 g<br />
Slimline Pitts-Style: 125 g<br />
Krümmer: 120 g<br />
Höhn Silent 90: <strong>17</strong>0 g<br />
Kraftstoff: Super Plus mit 4% vollsynthetischem<br />
Zweitaktöl<br />
Bezug: PICHLER Kunststofftechnik GmbH,<br />
Tel.: 08721 96900, E-Mail: info@pichler.de,<br />
Internet: www.pichler-modellbau.de<br />
Preis: 239,- €<br />
Drehzahl-Messwerte [min -1 ]<br />
Luft- Original- Höhn Slimline<br />
schraube dämpfer Silent 90 Pitts<br />
13×10 9.700 10.200 9.600<br />
14×8 9.000 9.500 9.000<br />
14×10 8.600 9.100 8.600<br />
15×6 9.600 10.000 9.500<br />
15×8 8.400 8.700 8.500<br />
15×10 7.900 8.200 8.200<br />
15×12 7.300 7.600 7.500<br />
16×6 8.500 8.900 8.600<br />
16×8 7.600 8.100 7.900<br />
16×10 7.200 7.500 7.500<br />
Alternativ getestete Auspuffanlagen: vorne die Slimline (www.wero-engine-shop.de), hinten der<br />
Resonanzschalldämpfer <strong>von</strong> Höhn (www.hoehn-modellbau.de).<br />
Der Schalldämpfer<br />
Anlass zur Kritik bot nur der Schalldämpfer. Das<br />
Teil ist nicht nur laut und hört sich schwer nach<br />
Blechdose an, sondern beeinflusst das Laufverhalten<br />
des Triebwerks negativ. Der Grund:<br />
Die erste – und hier einzige – Kammer ist zu<br />
klein, dadurch kommt es zu Rückspülungen.<br />
Das heißt, es strömen heiße, bereits verbrannte<br />
Restgase vom Auspuff in den Zylinder zurück<br />
und vermischen sich dort mit dem Frischgas,<br />
dadurch verringert sich der Anteil der reaktiven<br />
Masse im Zylinder. Das bedeutet einen geringeren<br />
effektiven Füllungsgrad und das kostet<br />
Leistung. Zusätzlich wird der Zylinder durch die<br />
heißen Restgase aufgeheizt, das ist schlecht<br />
für den Temperaturhaushalt des Triebwerks<br />
und auf Dauer geht das ganz ordentlich aufs<br />
Material. Die erste Kammer sollte für diesen<br />
Motor mindestens ein Volumen <strong>von</strong> <strong>17</strong>0 cm³<br />
haben. Darüber hinaus sollte der Einlass axial<br />
oder radial, aber nicht diametral sein. Aber das<br />
Problem mit den Serienschalldämpfern ist so<br />
alt wie der Zweitaktmotor selbst. Hier ist wieder<br />
Eigeninitiative gefragt. Da die Steuerzeiten des<br />
Triebwerkes eine moderate Leistungssteigerung<br />
durch ein abgestimmtes Auspuffsystem<br />
ermöglichen, habe ich einen Krümmer für<br />
den Motor angefertigt und den Höhn Silent<br />
90 Resonanzschalldämpfer ausprobiert, als<br />
Kompaktalternative kam noch ein Slimline<br />
Pitts-Style-Dämpfer für 15 cm³ <strong>von</strong> WERO-<br />
Engine-Shop dran. Der Slimline war akzeptabel,<br />
die besten Resultate hinsichtlich Geräusch und<br />
Leistung habe ich mit dem Silent 90 erzielt.<br />
Das Fazit<br />
Der <strong>NGH</strong> <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> ist eine echte Alternative zum<br />
Methanolmotor für Sport-, Trainer- und Scale-<br />
Modelle, die man sonst mit 10- bis 15-cm³-<br />
Zweitaktmethanolern fliegt. Wer viel Leistung<br />
für extremen Kunstflug braucht oder hohe<br />
Drehzahlen für viel Speed, der wird nach wie<br />
vor mit einem Methanolmotor glücklicher.<br />
Der <strong>GT</strong>-<strong>17</strong> ist ein echtes Arbeitstier für Modelle<br />
bis etwa 5 kg.<br />
Der Motor baut recht kompakt. Er braucht<br />
nur wenig Sprit, ist leistungsstark und zuverlässig.<br />
Das Handling ist sehr einfach und der<br />
Motor hat eine gute Laufkultur.<br />
Im Großen und Ganzen hat mir der Motor<br />
sehr gut gefallen, weniger schön war nur der<br />
mitgelieferte Schalldämpfer. Ob die gleitgelagerten<br />
Pleuelaugen irgendwann zum Problem<br />
werden, kann ich noch nicht sagen, aber so<br />
wie es zurzeit aussieht, ist es eher unwahrscheinlich.<br />
Mit einer hinreichend guten Ölversorgung<br />
hält das.<br />
Ich bin jedenfalls positiv überrascht und<br />
freue mich, endlich auch kleinere Modelle<br />
mit überall verfügbarem Kraftstoff und ohne<br />
Startkiste mit Starter und Glühakku fliegen<br />
zu können.