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Hohe Unfallzahlen müssen nicht sein! - Unfallkasse Hessen

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Prävention<br />

6<br />

inform 3/2006<br />

> Diese Kriterien gelten auch für die<br />

übrigen Bewegungsangebote der Schule.<br />

Grundsätzlich sind zusätzliche Bewegungsangebote<br />

– z.B. in Form einer täglichen,<br />

spielerisch gestalteten Sportstunde,<br />

einer aktiven Pause oder eines<br />

Spielangebots im „normalen“ Unterricht –<br />

gut geeignet, <strong>Unfallzahlen</strong> zu senken.<br />

Dies liegt offenbar <strong>nicht</strong> alleine an der<br />

Verbesserung der Motorik. Geplante Bewegungsangebote<br />

in vergleichsweise<br />

sicherer Umgebung reduzieren unkontrollierbare<br />

Bewegungsaktivitäten der Kinder<br />

– zum Beispiel in den Pausen – und verbessern<br />

zudem deutlich das Schul- oder<br />

Klassenklima.<br />

Pausenunfälle<br />

Die meisten Pausenunfälle ereignen sich<br />

auf dem Schulhof. Hauptunfallursachen<br />

sind Stürze sowie Zusammenstöße beim<br />

Fangen oder Nachlaufen und Raufereien<br />

(bis zu 17 %). Jungen sind mit 61 % der<br />

Unfälle überproportional vertreten. Die<br />

Unfälle führen in der Regel <strong>nicht</strong> zu besonders<br />

schweren Verletzungen. Meist<br />

handelt es sich um Prellungen, Zerrungen<br />

und Verstauchungen, kleinere Wunden<br />

sowie Quetschungen.<br />

Ursache für diese Unfälle ist zum Teil,<br />

dass die Schüler nach 90 Minuten Sitzen<br />

im Klassenzimmer nun die Gelegenheit<br />

zur Bewegung erhalten, diese aber auf<br />

einem überfüllten Schulhof stattfinden<br />

muss. Die Schule kann an dieser Situation<br />

selbst wenig ändern. Sie kann allerdings<br />

die Rahmenbedingungen verbessern:<br />

Die Trennung von Lauf- und Ruhebereichen<br />

sowie die Möglichkeit zu<br />

geplanten Bewegungsaktivitäten (zum<br />

Beispiel Markierungen von Spielfeldern)<br />

wirkt unfallpräventiv.<br />

Gewalt in Schulen<br />

Ein Problem – <strong>nicht</strong> nur in Haupt- und<br />

Sonderschulen – ist das Phänomen der<br />

Gewalt zwischen Schülern. Sind die<br />

Verletzungen als Folgen von Raufereien,<br />

Schlägereien oder sonstigen aggressiven<br />

Handlungen so stark, dass ein Arzt aufgesucht<br />

werden muss, gilt der Vorfall als<br />

Schulunfall.<br />

Gewalt entsteht <strong>nicht</strong> in der Schule,<br />

sondern spiegelt die Lebensumstände<br />

und den familiären Hintergrund ihrer<br />

Schüler wider. Zur Prävention von Gewalt<br />

kann die Schule auf mehreren Ebenen<br />

ansetzen:<br />

� Sie macht deutlich, dass Gewalt in<br />

der Schule <strong>nicht</strong> toleriert wird und<br />

setzt dieses Prinzip im Rahmen der<br />

Aufsicht durch.<br />

� Sie macht Angebote, um aggressive<br />

Schüler in sinnvolle Aktivitäten<br />

einzubinden und bietet damit die<br />

Möglichkeit, deren Frustrationen<br />

abzubauen.<br />

� Sie schafft ein gutes Schulklima<br />

und somit eine Atmosphäre, in der<br />

Aggressionen nur schwer entstehen<br />

können.<br />

� Sie nimmt durch die Zusammenarbeit<br />

mit örtlichen Vereinen, Behörden<br />

und Institutionen auch nach<br />

Schulende Einfluss auf die Situation<br />

ihrer Schüler.<br />

Das Schulklima<br />

Das Schulklima stellt einen weiteren<br />

wichtigen Faktor bei der Entstehung von<br />

Schulunfällen dar. Ein ungünstiges Schulklima<br />

drückt sich in geringer Schulzufriedenheit,<br />

allgemein schlechter Befindlichkeit,<br />

auffälligem (motorischen) Verhalten<br />

bis hin zu geringer Lern- und Leistungsfähigkeit<br />

aus. Alle diese Faktoren stehen<br />

in engem Zusammenhang mit dem Unfallgeschehen.<br />

Diesen Zusammenhang zwischen<br />

Schulunfällen und Schulklima legen die<br />

Ergebnisse einer Untersuchung an 32<br />

weiterführenden Schulen in Berlin nahe.<br />

Dort wurden Risiko- und Schutzfaktoren<br />

für Schulunfälle untersucht. Fast 10.000<br />

Schüler (mittleres Alter: 14,2 Jahre) sowie<br />

633 Lehrkräfte und Schulleitungen wurden<br />

zum Unfallgeschehen sowie zu Schul-<br />

Ein Problem ist das<br />

Phänomen der Gewalt<br />

zwischen Schülern.<br />

Foto: dpa<br />

umwelt- und Personenmerkmalen, die<br />

mit dem Unfallgeschehen in Verbindung<br />

stehen könnten, befragt.<br />

Werden unfallfreie Schüler einer<br />

Gruppe von Schülern gegenübergestellt,<br />

die schon mindestens einen Unfall erlitten<br />

haben, ergeben sich deutliche Hinweise<br />

auf die Bedeutung des Schulklimas im<br />

Zusammenhang mit der Entstehung von<br />

Schulunfällen.<br />

Schulklima und Schulunfälle<br />

� Verunfallte Schüler bewerten das<br />

soziale Klima in ihrer Klasse negativer,<br />

sie erleben mehr soziale Konflikte und<br />

nehmen schulische Regeln als weniger<br />

verbindlich wahr.<br />

� Schüler mit Schulunfällen fühlen sich<br />

durch die schulischen Anforderungen<br />

stärker belastet und neigen eher zu<br />

aggressivem Verhalten als Schüler<br />

ohne Schulunfälle.<br />

� Letzteres spiegeln auch die Beobachtungen<br />

der Lehrkräfte wider. An Schulen<br />

mit einem überdurchschnittlichen<br />

Unfallrisiko berichteten diese häufiger<br />

von problematischem Verhalten der<br />

Schüler (Aggression, Gewalt).<br />

� Schüler, die im Schulsport einen Unfall<br />

hatten, erleben Ballspiele und Leichtathletik<br />

als gefährlich und haben<br />

größere Verletzungsängste als Schüler<br />

ohne Sportunfälle.<br />

� Schüler, die in der Freizeit viel Sport<br />

treiben, oder die im Gegenteil mangelnde<br />

körperliche Voraussetzungen<br />

oder eine niedrige Leistungsbereit -<br />

schaft besitzen, haben ein erhöhtes<br />

Risiko, sich im Schulsport zu verletzen.

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