Stadionzeitung_Nr1_Stuttgart
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<strong>Stuttgart</strong>s „junge Wilde“ haben Tradition. Andreas Hinkel,<br />
Serdar Tasci, Andreas Beck und Christian Träsch schafften es<br />
aus dem Nachwuchs des VfB bis in die Nationalmannschaft.<br />
Ihr Nachfolger steht nun bereit. Auch, wenn der sagt: „Erst<br />
habe ich vor allem den VfB und dann die U21 im Blickfeld.“<br />
Doch Antonio Rüdiger hat ja noch Zeit.<br />
Text: Max Sprick<br />
Thomas Edison war Erfinder. Er ebnete den Weg der<br />
modernen Kommunikation. Mit Fußball hatte der US-Amerikaner<br />
wahrscheinlich gar nichts zu tun. Im 19. Jahrhundert rannte kaum<br />
einer dem runden Leder hinterher. Und doch<br />
hat sein Motto noch heute Gültigkeit.<br />
Auch im Fußball: „Erfolg hat nur, wer<br />
etwas tut, während er auf den Erfolg<br />
wartet.“<br />
Antonio Rüdiger lebt knapp hundert<br />
Jahre später. Und doch verbindet den<br />
20-Jährigen Abwehrspieler des VfB <strong>Stuttgart</strong> etwas mit<br />
dem Erfinder von damals. Warten ist sein Ding genauso<br />
wenig. Im Februar 2011 wechselt der gebürtige Berliner<br />
aus der U19 von Borussia Dortmund zu den Schwaben.<br />
Weil er hier die Perspektive bekommt, es zu<br />
den Profis zu schaffen. Auch wenn er erst einmal<br />
warten muss. Mangels Spielberechtigung setzt<br />
Rüdiger den Rest der Saison aus. Doch er tut<br />
währenddessen etwas für seinen Erfolg. Unter<br />
dem ehemaligen 05er Jürgen Kramny debütiert<br />
Rüdiger, gerade 18-jährig, in der Dritten<br />
Liga. „In dieser Klasse bekommen die jungen<br />
Spieler beim VfB die Möglichkeit sich<br />
zu beweisen“, sagt er. Kramny kommt dementsprechend<br />
eine wichtige Rolle in Rüdigers<br />
Entwicklung zu. Denn Kramny<br />
bietet ihm die Chance, die zweite Mannschaft als Sprungbrett zu nutzen. „Aber<br />
sicher muss der Spieler einen großen Teil dazu beitragen, seine Entwicklung<br />
voran zu treiben“, sagt Rüdiger.<br />
Diesen Teil trägt der deutsche Junioren-Nationalspieler bei. So gut, dass er<br />
im Januar 2012 in der Bundesliga debütiert. Innerhalb eines Jahres hat er es<br />
geschafft. Das Warten hat sich gelohnt – vorerst. Denn die Premiere bleibt<br />
zunächst ein einmaliges Erlebnis. Rüdiger spielt danach wieder dritte Liga. „Als<br />
junger Spieler braucht man ein wenig Zeit, um sich an das höhere<br />
Tempo und die andere Intensität zu gewöhnen“, sagt<br />
Rüdiger. Lange braucht er aber nicht. Noch einmal auf den<br />
Erfolg warten? Nicht mit ihm. „Ein Spieler hat es immer<br />
selbst in der Hand, mit guten Leistungen auf sich aufmerksam<br />
zu machen“, sagt er. Genau das tut er. Durch gute<br />
Leistungen im Training und bei der U23 empfiehlt<br />
sich Rüdiger wieder für die Profis. Und nicht nur<br />
für die.<br />
Im September erhält Rüdiger vom DFB die Fritz-<br />
Walter Medaille in Gold. Die höchste Auszeichnung<br />
für Jugendspieler. Seitdem geht es für ihn<br />
nur noch aufwärts. Auch wenn er bei seiner Rückkehr<br />
in die Startelf der Bundesliga-Mannschaft<br />
eine Niederlage einsteckt: Beim Spiel in Mainz (1:3).<br />
Doch seitdem verpasst Rüdiger nur drei Spiele, kann<br />
sich Stammspieler nennen. Als Rechtsverteidiger, obwohl<br />
er in der Innenverteidigung ausgebildet wurde. „Langfristig<br />
gesehen möchte ich mich auf der Innenverteidiger-<br />
Position durchsetzen“, sagt der U21-Nationalspieler. Bis<br />
dahin spielt er da, „wo Trainer und Mannschaft mich<br />
brauchen.“<br />
Wegen einer Rotsperre aus der vergangenen<br />
Saison verpasst Rüdiger den Saisonstart in<br />
Mainz. „Daran hatte ich schon zu knabbern“,<br />
gibt er zu. Doch aus dieser Situation wird<br />
er lernen. Ein bisschen warten hat ihm ja<br />
noch nie geschadet. Zumindest nicht,<br />
wenn er währenddessen etwas für<br />
seinen Erfolg getan hat.<br />
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