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Schreibe für das Theater: hörst du - Theater Kiel

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Die Sonderausgabe der theaterZEIT ist eine Beilage<br />

der <strong>Kiel</strong>er Nachrichten<br />

TOSCA<br />

18.-26.08.2012<br />

RATHAUSPLATZ<br />

KIEL<br />

Musikalische Leitung: Georg Fritzsch Regie: Daniel Karasek Bühne: Norbert Ziermann Kostüme: Claudia Spielmann<br />

SOMMER PER KIEL<br />

Kartenbestellung:<br />

0431 / 901 901<br />

www.theater-kiel.de Niederlassung <strong>Kiel</strong><br />

Kulturpartner:<br />

Tosca_A0_kn.indd 1 24.04.12 09:17


Die erste <strong>Kiel</strong>er Sommeroper Das Opern-<br />

Und wie die Sterne blitzen!<br />

„E lucevan le stelle“ - „Und es blitzten die<br />

Sterne“ - so beginnt eine der wohl berühm-<br />

testen Arien aus Giacomo Puccinis TOSCA<br />

und steht emblematisch <strong>für</strong> ein ganz beson-<br />

deres Opern-Event: Zum ersten Mal wird der<br />

<strong>Kiel</strong>er Ratshausplatz zum Schauplatz einer<br />

Freilicht-Opernaufführung – südländisches<br />

Flair an der Förde. Da erhält die Textzeile<br />

aus Mario Cavaradossis Tenorarie eine ganz<br />

neue, realistische Bedeutung!<br />

Während es allmählich <strong>du</strong>nkel wird, entfüh-<br />

ren Sie wuchtige Orchesterklänge Puccinis<br />

in <strong>das</strong> Rom um 1800. Die berühmte Sänge-<br />

rin Floria Tosca führt eine glückliche Bezie-<br />

hung mit dem Maler Mario Cavaradossi, ihre<br />

gelegentlichen Eifer suchtsanfälle haben<br />

die Beziehung bisher nicht ernsthaft trü-<br />

ben können. Dann stellt ein Tag <strong>das</strong> Leben<br />

des Liebespaars auf den Kopf. An diesem<br />

Tag verhilft Mario einem Staatsfeind zur<br />

Flucht. Damit geraten er und Tosca in <strong>das</strong><br />

Visier des mächtigen Polizeichefs Scar pia:<br />

Er lässt Cavaradossi verhaften und genießt<br />

die Gewalt, die er da<strong>du</strong>rch über Tosca hat.<br />

Die schon lange begehrte Frau ist endlich<br />

in seiner Hand! Sie wird zum Spielball des<br />

sadistischen Machtmenschen. Für eine Lie-<br />

besnacht mit ihm, Scar pia, verspricht er ihr,<br />

den Geliebten laufen zu lassen. Tosca will<br />

darauf eingehen, doch dann gehen die Ge-<br />

fühle mit ihr <strong>du</strong>rch. Im Affekt ermordet sie<br />

ihren Peiniger. Aber auch ein toter Scarpia<br />

bleibt der Herr über Leben und Tod des Lie-<br />

bespaares ...<br />

Als der italienische Opernkomponist Gia-<br />

como Puccini (1858-1924) die berühmte<br />

Schauspielerin Sarah Bernhardt in der Titel-<br />

rolle von Victorien Sardous Schauspiel LA<br />

TOSCA erlebte, war ihm klar: Das ist ein erst-<br />

klassiger Opernstoff <strong>für</strong> mich! Die versierten<br />

Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Il-<br />

lica machten aus Sardous Schauspiel einen<br />

Operntext, der wie kein zweiter Spannung,<br />

Gefühle und eine klare Handlung verbindet.<br />

Puccinis Musik zu diesem packenden, krimi-<br />

ähnlichen Text enthält alles, was eine Oper<br />

auszeichnet: Klanggewalt und Klangef-<br />

fekte, unsterbliche Melodien, Leidenschaft<br />

und knistern de Dramatik. Seit ihrer ersten<br />

Aufführung im Jahr 1900 in Rom zählt TOSCA<br />

weltweit zu den erfolgreichsten Opern.<br />

Rom in <strong>Kiel</strong>?<br />

Kaum eine Oper ist so in der Geschichte<br />

verankert wie Giacomo Puccinis TOSCA. Die<br />

Handlung spielt am 17. und 18. Juni 1800 in<br />

Rom. Die Schau plätze von Puccinis Oper sind<br />

authentisch: Kirche Sant’ Andrea della Valle<br />

mit rechtem Seitenschiff <strong>für</strong> den ersten Akt,<br />

Palazzo Farnese <strong>für</strong> den zweiten und schließ-<br />

lich die Engelsburg <strong>für</strong> den dritten Akt.<br />

Nun liegen Ähnlichkeiten zwischen <strong>Kiel</strong><br />

und Rom nicht unbedingt auf der Hand.<br />

Wie funktioniert TOSCA in norddeutschem<br />

Ambiente? Ganz einfach: Puccinis Oper<br />

ist mehr als ein Historienspektakel mit<br />

Sightseeing-Effekt, deshalb funktioniert<br />

TOSCA an allen Orten! Gefühle, Gewalten<br />

und Lebensträume, wie die hier dargestell-<br />

ten, sind zeitlos und überall vorstellbar.<br />

Die Handlung spielt zwar an konkreten Or-<br />

ten in einer bestimmten Zeit, bleibt aber<br />

dennoch eine erfundene Geschichte! Die<br />

Hauptakteure haben Ähnlichkeiten mit der<br />

einen und anderen historischen Persön-<br />

lichkeit, historisch verbürgt ist aber nur<br />

die Person Angelottis, Konsul der Republik<br />

Rom. Mit dessen Flucht aus der Haft beginnt<br />

die Oper, sie löst alle weiteren Ereignisse.<br />

In deren Mittelpunkt stehen drei Personen:<br />

die Sängerin Tosca, der Maler Cavaradossi<br />

und der Polizeichef Scarpia.<br />

Tosca und Cavaradossi träumen von pri-<br />

vatem Glück. Sie sind begabte und erfolg-<br />

reiche Künstler, die dem Irrtum erliegen,<br />

ihr Künstlertum stelle sie außerhalb po-<br />

litischer Machtverhältnisse. Der Maler<br />

macht keinen Hehl daraus, mit der Opposi-<br />

tion zu sympathisie ren, obgleich er seine<br />

Aufträge von der Königin erhält. Tosca,<br />

vom armen Waisenkind zur Starsängerin<br />

aufgestiegen, ist ein Aushängeschild der<br />

Monarchie, wobei sie sich ihrer Rolle nicht<br />

bewusst ist. Sie empfindet sich als unpo-<br />

litisch. Beide haben bisher keine Schwie-<br />

rigkeiten mit den Machthabern gehabt und<br />

erwarten auch nicht, sie je zu bekommen.<br />

Zu spät erkennen sie, <strong>das</strong>s es ein Leben nur<br />

<strong>für</strong> die Kunst und nur <strong>für</strong> die Liebe nicht gibt!<br />

Sie glauben an eine Freiheit, die sie nicht<br />

haben – und bezahlen mit ihrem Leben. Es<br />

ist tragisch <strong>für</strong> Cavara dossi, <strong>das</strong>s er nicht<br />

zugrunde geht, weil er einem Verfolgten<br />

<strong>das</strong> Leben retten wollte, sondern weil er <strong>für</strong><br />

Scarpia Mittel zum Zweck ist, um an Tosca<br />

heranzukommen. Tragisch <strong>für</strong> Tosca, <strong>das</strong>s<br />

sie, die die Realität mit Mitteln des <strong>Theater</strong>s<br />

bekäm pfen will, sogar in ihrem eigenen Me-<br />

tier von Scarpia geschlagen wird. Er spielt<br />

noch besser <strong>Theater</strong> als sie! Scarpia ist ein<br />

Sadist, der seine Macht zu sexueller Befrie-<br />

digung missbraucht und dazu noch perfekt<br />

den „Gentleman“ spielt.<br />

Das war wohl die rücksichtsloseste Tosca, die ich je erlebt<br />

habe. Niemals in meiner langen Laufbahn habe ich zwei<br />

Leute so aufeinander losgehen sehen. Es gibt Scar pias, die<br />

es dem Publikum zumindest möglich machen, sie nach<br />

dem ersten Stich mit dem Messer auszu zählen. Mr. Scotti<br />

erhob sich jedoch bei acht unerwartet wieder, aber der<br />

uppercut, mit dem er schließlich auf die Bretter gestreckt<br />

wurde, war einfach himm lisch. Der Sieger verließ den Ring<br />

ohne jede Blessur. Das Gewicht der Kontrahenten war im<br />

Programm nicht angegeben, aber Madame Jeritza war<br />

ohne Frage sichtlich im Vorteil.<br />

Ernest Newman, Kritiker und Boxfan<br />

Wir danken unseren Sponsoren, ohne deren<br />

großzügige Unterstützung die <strong>Kiel</strong>er Som-<br />

meroper nie zustande gekommen wäre!<br />

Auf dem Foto v.l.: Der Kaufmännische<br />

Direktor des <strong>Theater</strong>s <strong>Kiel</strong> Jörn Sturm,<br />

Möbel-Kraft Vorstandsvorsitzender Gun-<br />

nar George, Generalintendant Daniel Ka-<br />

rasek, Förde-Sparkassen-Vorsitzender<br />

Goetz Bormann, Kulturdezernent Gert<br />

Meyer, CITTI-Werbeleiter Bernd Bran-<br />

dis, GMD Georg Fritzsch, MVK-Chef Georg<br />

Jungen, Color-Line-Geschäftsführer Jörg<br />

Rudolph und Mercedes-Benz-Niederlas-<br />

sungsleiter <strong>Kiel</strong> Daniel von Hoenning bei<br />

der Pressekonferenz zu TOSCA am 20.<br />

März im <strong>Kiel</strong>er Opernhaus. Der Vorver-<br />

kauf läuft!<br />

haus von<br />

einer anderen<br />

Seite<br />

Die Bühne <strong>für</strong> die Freilichtaufführungen des<br />

<strong>Kiel</strong>er <strong>Theater</strong>s wird auf dem Rathausplatz<br />

aufgebaut, die rückwärtige Begrenzung bil-<br />

det die eindrucksvolle Silhouette des Thea-<br />

terbaus von 1908. Das Opernhaus ist also im<br />

wahrsten Sinne des Wortes von einer ande-<br />

ren Seite zu erleben. Gegenüber bietet eine<br />

Tribüne Platz <strong>für</strong> 1100 Zuschauer.<br />

Aus der Arbeit<br />

Montag, 21. Mai, 11.00 Uhr:<br />

Konzeptionsgespräch<br />

Im Ensembleproberaum des Opernhauses<br />

kommen zum ersten Mal alle Mitwirkenden der<br />

TOSCA-Pro<strong>du</strong>ktion zusammen. Der Raum be-<br />

sticht <strong>du</strong>rch Kargheit. Neben einem Flügel ste-<br />

hen ein paar Tische und Stühle, die Wände sind<br />

kahl, an der einen steht ein Garderobenständer.<br />

Für <strong>das</strong> Konzeptionsgespräch haben Bühnen-<br />

bildner Norbert Ziermann und seine Assistentin<br />

Izabela Guziewicz <strong>das</strong> Bühnenbild modell auf<br />

den Flügel ge stellt, davor lehnen Pappwände<br />

mit Kostümentwürfen von Claudia Spielmann.<br />

Anwesend sind Sänger, musikalische Assi-<br />

stenten, Studienleiterin Bettina Rohrbeck und<br />

Chorleiterin Barbara Kler, die Regieassisten-<br />

tinnen Neele von Müller und Judith Steingrube,<br />

die Souffleuse Isabel Herrmann, Requisiteur<br />

Peter Behrends und Kollegen, die Leiterin der<br />

Statisterie Gisela Engel, Beleuchtungsmeister<br />

Martin Witzel sowie Tonmeister Manfred Bam-<br />

berg. [Auf die Tonabteilung wartet eine immens<br />

große Aufgabe, denn die Tosca wird komplett<br />

verstärkt!]<br />

Die meisten Kollegen kennen einander - wer<br />

„neu“ ist, wird vorgestellt. Daniel Karasek stellt<br />

die Konzeption vor und geht auf die Neuheit des<br />

„Formats“ Sommeroper ein. Bis zur spielfreien<br />

Zeit wird auf der Probebühne in der Fischmarkt-<br />

halle probiert werden. Auch wenn der Raum dort<br />

groß ist: Originalgröße hat er nicht. Es ist also<br />

jetzt schon klar, <strong>das</strong>s sich bestimmte Gänge und<br />

Auftritte in ihrem Timing nochmals verändern<br />

werden. Originalverhältnisse wird es erst im<br />

August geben und dann muss es schnell gehen!<br />

Dann erklärt Norbert Ziermann anhand des Mo-<br />

dells die Bühne samt Auftritts- und Verwand-<br />

lungs möglichkeiten. Unsichtbare Umbauten wie<br />

im <strong>Theater</strong> kann es natürlich nicht geben, trotz-<br />

dem werden sich die Räume verändern. Am Ende<br />

des 1. Aktes werden Scarpia und seine Männer<br />

den Kirchenraum „besetzen“ und zu ihrem ma-<br />

chen. Für den 3. Akt fährt die Leinwand nach<br />

unten, tote Gefangene hängen in Käfigen. Dann<br />

stellt Claudia Spielmann Stil und Farbigkeit der<br />

Kostüme vor.<br />

Montag, 21. Mai, 18.00 Uhr:<br />

Erste szenische Probe – Stückbeginn<br />

Die erste Probe in der Fischmarkthalle ist um<br />

18.00 Uhr angesetzt. Bühnentechniker haben<br />

<strong>für</strong> die Proben <strong>das</strong> spätere Bühnenbild „mar-<br />

kiert“: <strong>das</strong> Gerüst passt in Originalhöhe nicht in<br />

die Fischmarkthalle, markiert sind zwei „Stock-<br />

werke“. Der Spielfläche fehlen in der Breite zwei<br />

Meter. Die Treppen, die <strong>das</strong> Spielpodest nach<br />

vorne abschließen, sind mit Klebestreifen auf<br />

dem Boden markiert. Den Engel vorne rechts<br />

gibt es noch nicht. Auf Tischen liegen angefor-<br />

derte Requisiten bereit, von einem Fächer über<br />

Blumen bis zu Pinseln, Staffeleien, Eimern und<br />

einem Korb mit Essen. Die Kostümabteilung hat<br />

Probenkostüme herausgesucht: Kittel, Umhän-<br />

ge, Kleider oder Röcke, manchmal auch Schuhe<br />

– alle Teile, die Bewegungen verändern oder<br />

<strong>für</strong> den Spielverlauf wichtig sind. Die Optik ist<br />

dabei noch unwichtig. Rechtzeitig vor Proben-<br />

beginn haben die Assistenten überprüft, ob alle<br />

angeforderten und benötigten Dinge vorhanden<br />

sind und sich mit dem Probenaufbau vertraut<br />

gemacht. Auch Regisseur Daniel Karasek be-<br />

geht die Bühne, der Standort von Cavaradossis<br />

Staffelei wird bestimmt. Währenddessen muss<br />

Tonmeister Manfred Bamberg feststellen, <strong>das</strong>s<br />

die Dirigentenmonitore nicht funktionieren.<br />

Weitere Beteiligte treffen ein: Der zweite Ka-<br />

pellmeister und Dirigent der Probe Mariano<br />

Rivas, die Korrepetitorin Sunyeo Kim, die am<br />

Klavier den Orchesterpart spielt und Souffleu-<br />

se Isabel Herrmann. Geprobt wird der Beginn<br />

So wird es aussehen: Visualisierung von Norbert Ziermann<br />

Agnieszka Hauzer (Tosca) und Alfredo Daza (Scarpia) nach dem Konzeptionsgespräch<br />

des Stückes mit Ulrich Burdack als Angelotti,<br />

Marek Woijciechowski als Mesner und Yoonki<br />

Baek als Cavaradossi. Tosca Agnieszka Hauzer<br />

ist eine Stunde später bestellt. Nach den ersten<br />

bedrohlichen Scarpia-Akkorden tritt Angelotti<br />

auf. Auf der Flucht sucht er in der Kirche nach<br />

Kleidern und Schlüssel, die seine Schwester ihm<br />

dort hinterlegt hat. Der Schlüssel soll zunächst<br />

zu Füßen des Engels versteckt sein; da der noch<br />

nicht existiert, wird er vorerst <strong>du</strong>rch eine zweite<br />

Staffelei markiert. Die Wege werden festgelegt<br />

und mehrfach probiert. Die Dauer der Szene ist<br />

musikalisch festgelegt, denn mit dem Auftritt<br />

des Mesners erklingt dessen Musik im Orche-<br />

ster – und Angelotti muss verschwunden sein,<br />

weil der Mesner ihn nicht sehen darf. Der Mes-<br />

ner erscheint zunächst auf dem Podest, auch<br />

sein Gang wird getimt. Als Cavaradossi zu sei-<br />

nem Auftritt geht und den Proben-Zuschauern<br />

den Rücken zuwendet, erntet er einen Lacher-<br />

folg: Sein Proben-Malerkittel ist auf dem Rü-<br />

cken mit einem gut lesbaren „adrett“ beschrif-<br />

tet. Der adrette Cavaradossi ist aber schnell<br />

wieder vergessen, wenn es um <strong>das</strong> Verhältnis<br />

von Mesner und Maler geht. Das Misstrauen des<br />

Kirchenangestellten, sein Unbehagen vor dem<br />

„weltlichen“ Madonnenbild Cavaradossis, sein<br />

Ärger, <strong>das</strong>s er <strong>für</strong> diesen freigeistigen Künst-<br />

ler nun auch noch arbeiten muss – all <strong>das</strong> prägt<br />

sein Verhalten. Dazu soll noch eine Prise Freude<br />

über die Abwechslung kommen – die er aber nie<br />

zugeben würde! Woijciechowskis Mesner-Frage<br />

„Rauche oder trinke ich?“ wird mit „Beides“ be-<br />

antwortet. Aus dem Proviantkorb Cavaradossis<br />

lässt er jedoch nur Tabak mitgehen – wie in der<br />

Regieanweisung Puccinis vorgesehen. Cavara-<br />

dossis (Proben-)Staffelei sorgt <strong>für</strong> Irritation, als<br />

sie in sich zusammensackt. Wiederaufbauten<br />

bringen nur kurzzeitig Erfolg, also: Austausch<br />

der Staffelei.<br />

Inzwischen ist Agnieska Hauzer eingetroffen,<br />

hat ihr Probenkostüm angezogen und wartet<br />

auf ihren Einsatz. Der allerdings kommt erst<br />

nach der Pause ...<br />

Weiter geht es mit Toscas Auftritt und ihren Ru-<br />

fen nach „Mario“ von draußen. Tosca versucht,<br />

ihr Misstrauen und ihre Eifersucht zu verbergen.<br />

In der Situation geht es darum, ihre Ruhe als<br />

gespielte Ruhe deutlich zu machen und Toscas<br />

Sprunghaftigkeit zu betonen. So sei Tosca im-<br />

mer, weiß Agnieszka Hauzer, schon ganz in ih-<br />

rer Rolle aufgehend. Die Madonna, zu der Tosca<br />

betet, wird in der Mitte der Zuschauertribüne<br />

angenommen. Nach Wiederholung der Szene ist<br />

die Probe mit einem „Danke <strong>für</strong> die erste Probe“<br />

des Regisseurs beendet.


Freitag 25. Mai, 11.00 Uhr:<br />

Szenische Probe – Scarpia, Tosca, 1. Akt<br />

Geprobt wird der Wiederauftritt von Tos-<br />

ca im ersten Akt. Sie kommt, um die Ver-<br />

abre<strong>du</strong>ng mit Mario zu verschieben, da sie<br />

abends vor der Königin singen muss. Was<br />

sie nicht weiß und bemerkt: Scarpia ist in der<br />

Kirche und beobachtet sie. Und er weiß, was<br />

er mit dem Fächer der Attavanti in der Hand<br />

hat. Diesen Fächer will er einsetzen, wie<br />

Jago Desdemonas Taschentuch eingesetzt<br />

hat: Er soll Toscas Eifersucht zum Kochen<br />

bringen! Wie sein Vorbild Jago spielt er vor<br />

Tosca den ehrlich Mitfühlenden.<br />

Tosca erscheint in Eile auf der Suche nach<br />

Cavaradossi auf dem Gerüst, sucht dann un-<br />

ten weiter. Ohnehin schon gereizt, fühlt sie<br />

sich sofort verraten und betrogen, als sie<br />

ihren Geliebten nicht antrifft.<br />

Derweil lauert Scarpia hinter dem Engel,<br />

schleicht sich dann nach hinten, während<br />

sie hinunterkommt. So lange sie ihn nicht<br />

sieht, befindet er sich schon auf der Jagd,<br />

lauert und genießt die Ahnungslosigkeit sei-<br />

ner Beute Tosca. Die zwei Gesichter – Jäger<br />

oder gespielter Freund - sollen sich wäh-<br />

rend der ganzen Szene abwechseln.<br />

Tosca kennt Scarpias Ruf, darf ihre Antipa-<br />

thie aber nicht zeigen, weil es zu gefährlich<br />

wäre und er ihr zudem keinen Grund dazu<br />

bietet. Im Gegenteil, Scarpia gibt sich ja<br />

höflich und mitfühlend. Erst zwingt er Tosca<br />

zur Annäherung, indem er ihr formvollendet<br />

geweihtes Wasser anbietet. Dann spielt er<br />

mit dem Fächer in seiner Hand, wohl wis-<br />

send, <strong>das</strong>s sie wieder zu ihm kommen wird,<br />

denn ihre Eifersucht ist ihm bekannt und sie<br />

wird unbedingt wissen wollen, was es mit<br />

dem Fächer aus sich hat. Am Ende der Szene<br />

hat er sie so weit gebracht, sich an seiner<br />

Schulter auszuweinen!<br />

Dienstag, 29. Mai, 13.00 bis 14.30 Uhr:<br />

Anprobe Tosca<br />

Ein kleiner Nebenraum mit Spiegel, Garde-<br />

robenständer und einem Stuhl in der Da-<br />

menschneiderei. Anprobe. Vor dem Spiegel<br />

steht Agnieszka Hauzer. Gewandmeisterin<br />

Anita Gaffke und Claudia Spielmann über-<br />

prüfen die Kostüme Toscas am „lebenden<br />

Objekt“. Tosca wird im Laufe der Vorstel-<br />

lung drei Kleider tragen, die erste Anprobe<br />

ihres ersten Kleides samt Mantel dauert<br />

1 1/4 Stunden. Bisher sind die Kleider we-<br />

niger genäht, als gesteckt. Eine nadelige<br />

Angelegenheit! Das erste Kleid wird zwei<br />

„Schichten“ haben, über dem Unterkleid<br />

liegt ein Spitzenstoff, dessen Verlauf und<br />

Zuschnitt jetzt festgelegt wird. Wo wird ge-<br />

schnitten, wo werden wieviele Falten einge-<br />

näht, wie sieht der Kragen am besten aus.<br />

Vielleicht werden zusätzlich Perlen in die<br />

Spitze eingenäht. Über dem Kleid trägt Tos-<br />

ca einen Samtmantel. Vorsichtig wird der<br />

zusammengesteckte Mantel über <strong>das</strong> zu-<br />

sammengesteckte Kleid gezogen, die Form<br />

des Kragens besprochen und bestimmt, die<br />

Kostümbildnerin Claudia Spielmann, Agnieszka Hauzer und Gewandmeisterin Anita Gaffke bei der Anprobe<br />

Taillenhöhe dem Kleid angepasst.<br />

In der letzten Viertelstunde wird – ver-<br />

gleichsweise schnell – <strong>das</strong> Kleid aus dem<br />

2. Akt anprobiert: Toscas Gala-Robe, ihre<br />

Konzertklei<strong>du</strong>ng. Schon jetzt sieht <strong>das</strong> Kleid<br />

beeindruckend aus ...<br />

Dienstag, 29. Mai, 20.00 Uhr:<br />

„Bus-Probe“<br />

Es muss ein merkwürdiges Bild abgegeben<br />

haben: Eine Gruppe von <strong>Theater</strong>leuten, un-<br />

ter ihnen Daniel Karasek, Verwaltungsdi-<br />

rektor Jörn Sturm, Operndirektor Reinhard<br />

Linden, Kapellmeister Mariano Rivas, Ton-<br />

meister Manfred Bamberg und seine Kolle-<br />

gen versammeln sich auf dem Rathausplatz<br />

und unterhalten sich angeregt. Sinn und<br />

Zweck dieses Treffens: Überprüfung der<br />

Lautstärke eines vorbeifahrenden Busses.<br />

Ein Bus-Dienstwagen steht bereit, um auf<br />

Zuruf – bzw. „Zutelefonat“ - zunächst<br />

in normalem, dann in langsamen Tempo<br />

<strong>du</strong>rch die Rathausstraße am Kleinen <strong>Kiel</strong><br />

und damit an der späteren Bühne vorbei-<br />

zufahren. Während der Vorstellungen wird<br />

die Rathausstraße zwar gesperrt sein, <strong>für</strong><br />

die <strong>Kiel</strong>er Verkehrsgesellschaft (und deren<br />

Nutzer) wäre es allerdings sehr kompliziert<br />

und aufwendig, auch die Busse umzuleiten.<br />

Mit Erleichterung stellen die Anwesenden<br />

einmütig fest, <strong>das</strong>s ein langsam vorbeifah-<br />

render Bus definitiv leiser ist, als eventuelle<br />

Möwenschreie – und die können schließlich<br />

auch nicht um ge leitet werden.<br />

Dienstag, 29. Mai, 21.15 Uhr:<br />

Beamer-Probe<br />

Eine Stunde später versammelt sich noch-<br />

mals ein Häufchen <strong>Theater</strong>leute auf dem<br />

Rathausplatz, diesmal von Mitarbeitern der<br />

Firma OPUS Showtechnik verstärkt. OPUS<br />

hat in einem Transporter leistungsstarke<br />

Beamer mitgebracht. Es geht um die ge-<br />

planten Projektionen. Was ist unter Origi-<br />

nalbedingungen bei Tageslicht erkennbar?<br />

„Wetterfeste“ Projektionsfolie gibt es in<br />

weißer und in grauer Ausführung, wie groß<br />

ist der Unterschied zwischen den Folien?<br />

Die Entschei<strong>du</strong>ng ist eindeutig. Desweiteren<br />

geht es um Feuereffekte – <strong>das</strong> Ergebnis ist<br />

in den Vorstellungen zu sehen!<br />

Der Fächer einer anderen Frau schürt Toscas Eifersucht:<br />

Agnieszka Hauzer und Elia Fabbian (Scarpia)<br />

Besondere Anforderungen an die<br />

Tonabteilung<br />

Manfred Bamberg, Leiter der Tonabteilung:<br />

„Für alle Gewerke der Oper ist TOSCA Open<br />

Air eine besondere Herausforderung. So<br />

auch <strong>für</strong> die Tontechnik. Im Gegensatz zu<br />

Opernaufführungen in Gebäuden, bei denen<br />

<strong>das</strong> Orchester in der Regel im Orchester-<br />

graben vor der Bühne untergebracht ist,<br />

sitzt es bei TOSCA in einem Zelt an der Seite<br />

der Bühne. Damit die Zuschauer auf allen<br />

Plätzen ein gleich gutes Hörerlebnis haben,<br />

werden Orchester und Sänger verstärkt.<br />

Unser Bestreben dabei ist, den Sound so<br />

natürlich wie möglich zu gestalten. Zum<br />

Einsatz kommt hier<strong>für</strong> ein Line Array Laut-<br />

sprechersystem, <strong>das</strong> solche Qualität er-<br />

möglicht und gewährleistet.<br />

Zusätzlich ist ein großer technischer Auf-<br />

wand erforderlich. Wir werden mit über 100<br />

Eingangskanälen an zwei digitalen Misch-<br />

pulten arbeiten, die kaskadiert sind, d.h.<br />

Superstar<br />

Giacomo Puccini<br />

Weltberühmt war der Mann aus Lucca be-<br />

reits zu Lebzeiten: 1924 wählte ihn die New<br />

York Times zum bekanntesten Europäer (vor<br />

Albert Einstein). Er war außergewöhnlich<br />

attraktiv: Alma Mahler-Werfel, die ihn als<br />

Frau Gustav Mahlers kennengelernt hat-<br />

te, beschrieb ihn als „einen der schönsten<br />

Menschen“, denen sie je begegnet sei. Und<br />

er war erfolgreich: Seine Opern liefen Abend<br />

<strong>für</strong> Abend in allen Städten der Erde, und es<br />

waren die ersten, von denen jemals Gesamt-<br />

aufnahmen in Schellack gepresst wurden. Er<br />

war reich: Ihm gehörten Villen, Motorboote,<br />

Automobile, und Frauen lagen ihm, wie man<br />

sagt, scharenweise zu Füßen. Vermutlich ist<br />

kaum ein anderer Opernkomponist so ge-<br />

feiert worden. Der Londoner Daily Express<br />

nannte Puccini den „König der Melodien“,<br />

und wo er auftauchte, wurde er bejubelt wie<br />

ein Souverän. Auch anderen Komponisten<br />

hat <strong>das</strong> Publikum Triumphe bereitet, aber<br />

<strong>das</strong>s der Schlussakt einer Oper wiederholt<br />

werden musste, weil <strong>das</strong> Auditorium auch<br />

nach Mitternacht und etlichen Zugaben ein-<br />

fach nicht den Zuschauersaal räumte, von<br />

bereits abgeschminkten, umgekleideten<br />

Sängern und mit halber Orchesterstärke<br />

– die andere Hälfte war bereits nach Hau-<br />

se gegangen –, dergleichen passierte nur<br />

einem (LA BOHÈME, Palermo, 24. April 1896).<br />

Giacomo Puccinis Vater Michele war Leiter<br />

der Stadtkapelle von Lucca und sorgte <strong>für</strong><br />

eine erste musikalische Ausbil<strong>du</strong>ng seines<br />

Sohnes am heimatlichen Institutio Musicale<br />

Pacini. Am 22. Dezember 1858 in Lucca ge-<br />

boren, spielte Giacomo Antonio Domenico<br />

Michele Secondo Maria – so seine sämtlichen<br />

Vornamen – schon mit vierzehn Jahren in<br />

der Kirche die Orgel. Mit 22 Jahren besuchte<br />

er <strong>das</strong> Mailänder Konservatorium. Antonio<br />

Bazzini und Amilcare Ponchielli waren seine<br />

Lehrer. Aus dieser Zeit bezog er Impulse, die<br />

später in seine Oper LA BOHÈME einflossen.<br />

Giacomo beendete sein Studium erfolgreich<br />

im Jahre 1883.<br />

Giacomo Puccini (1858-1924)<br />

Auf Anregung von Amilcare Ponchielli nahm<br />

Man sagte, Sentimentalität sei ein Zeichen von Schwäche.<br />

Aber ich finde es so schön, schwach zu sein! Den sogenannten<br />

starken Männern überlasse ich die Erfolge, die in nichts zergehen:<br />

<strong>für</strong> uns sind die, welche bleiben! Giacomo Puccini<br />

Das Klaiber-Studio wird zum Film-Studio. Dreharbeiten <strong>für</strong> die TOSCA-Videoeinspielungen mit<br />

Raffaela Angeletti und Konrad Kästner.<br />

die beiden Pulte arbeiten wie ein Mischpult.<br />

Zwei Tontechniker werden die Pulte bedie-<br />

nen. Alleine 60 Kanäle Drahtlosmikrofone<br />

<strong>für</strong> Soli, Chor und Kinderchor kommen zum<br />

Einsatz, was schon eine logistische Heraus-<br />

forderung bei der Ausgabe vor jeder Pro-<br />

be und Vorstellung darstellt. Vier Leute<br />

werden alleine damit beschäftigt sein, die<br />

Mikrofone vorzubereiten, auszugeben, zu<br />

überwachen, im Falle eines Defektes Ersatz<br />

er an einem Musikwettbewerb des Verlages<br />

Sonzogno teil. Seine Wettbewerbsoper LE<br />

VILLI wurde zwar von der Jury abgewiesen,<br />

1884 aber trotzdem in Mailand uraufgeführt.<br />

Ihr Erfolg brachte ihm einen Exklusivvertrag<br />

mit dem Verleger Giulio Ricordi ein. Seine<br />

zweite Oper EDGAR wurde ein Misserfolg.<br />

Puccini hatte <strong>das</strong> riesige Glück, <strong>das</strong>s sein<br />

Verleger nicht den Glauben an ihn verlor.<br />

Der Erfolg von Puccinis dritter Oper MANON<br />

LESCAUT, 1893 in Turin uraufgeführt, über-<br />

traf dann alle Erwartungen und sorgte <strong>für</strong><br />

Puccinis Durchbruch.<br />

Von da an schuf Puccini einen Opernhit nach<br />

dem anderen, auch wenn er nie ein Schnell-<br />

schreiber war: LA BOHÈME (1896), TOSCA<br />

(1900), MADAMA BUTTERFLY (1904), DAS<br />

MÄDCHEN AUS DEM GOLDENEN WESTEN<br />

(1910), LA RONDINE (1917) sowie den Opern-<br />

dreiteiler DER MANTEL, SCHWESTER AN-<br />

GELICA und GIANNI SCHICCHI (1918). Vor<br />

allem die Suche nach einem neuen Opern-<br />

stoff gestaltete von Mal zu mal schwerer.<br />

War dann endlich die Entschei<strong>du</strong>ng <strong>für</strong> ei-<br />

nen Stoff gefallen, ging <strong>das</strong> Ringen um Sze-<br />

nen und Ausformulierung des Operntextes<br />

los. Das Autorengespann Giuseppe Giacosa<br />

und Luigi Illica schrieb <strong>für</strong> Puccini mehrere<br />

Operntexte, unter anderem auch TOSCA. Lui-<br />

gi Illica beschrieb sehr anschaulich, wie man<br />

zu schaffen, und am Ende wieder einzusam-<br />

meln und zu reinigen (z.B. Kleberreste und<br />

Pflaster entfernen). Im Orchester werden<br />

ca. 50 Mikrofone aufgebaut sein, um einen<br />

möglichst ausgeglichenen Orchesterklang<br />

zu erzeugen. Die restlichen Kanäle sind<br />

mit Zuspielern (Kanonen etc.), Orgel und<br />

Effekten belegt. Damit die Sänger Kon-<br />

takt zum Dirigenten im Zelt haben, wird es<br />

zahlreiche Videomonitore rechts und links<br />

von der Bühne geben und eine große Pro-<br />

jektion über der Tribüne. Umgekehrt müs-<br />

sen auch dem Dirigenten die Sänger per<br />

Monitor zugespielt werden. Im Bühnen-<br />

bereich werden zusätzlich diverse weitere<br />

Lautsprecher <strong>für</strong> Orchester monitoring und<br />

Spezialeffekte aufgebaut sein. Zu einer<br />

weiteren Aufgabe der Tontechnik gehört<br />

bei dieser Pro<strong>du</strong>ktion <strong>das</strong> Einrichten und<br />

Zuspielen von Videoeffekten. Insgesamt<br />

werden alleine beim Ton pro Vorstellung<br />

zehn Tontechniker im Einsatz sein.”<br />

Ich lege die Hände aufs Klavier und beschmutze sie mir mit Staub. Keine<br />

Spur von Musik. Die Musik? Eine nutzlose Sache. Wenn ich kein Libretto<br />

habe, wie soll ich Musik machen? Ich habe diesen großen Mangel, <strong>das</strong>s<br />

ich nur komponieren kann, wenn meine Marionetten aus Fleisch und<br />

Blut sich auf der Bühne bewegen. Ich könnte ein reiner Sinfoniker sein,<br />

aber dann würde ich meine Zeit und mein Publikum betrügen. Ich bin<br />

vor so vielen Jahren geboren, zu vielen, fast ein Jahrhundert. Und der<br />

heilige Gott berührte mich mit dem kleinen Finger und sagte: <strong>Schreibe</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Theater</strong>: <strong>hörst</strong> <strong>du</strong> – nur <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Theater</strong>, und ich habe den höchsten<br />

Rat befolgt. Giacomo Puccini<br />

sich ein Arbeits treffen vorzustellen hat: „Un-<br />

sere Zusammenkünfte glichen Schlachten.<br />

Zwischen<strong>du</strong>rch wurden ganze Akte in Stücke<br />

gerissen, eine Szene nach der anderen ver-<br />

dammt, Ideen, die uns zuvor glänzend und<br />

großartig geschienen hatten, verworfen, die<br />

schwere Arbeit von Monaten in einer einzigen<br />

Minute zerstört. Giacosa, Puccini, Giulio Ri-<br />

cordi und ich – wir vier, denn Giulio Ricordi, der<br />

eigentlich die Zusammenkünfte leiten sollte,<br />

verließ jedesmal den Präsidentenstuhl, begab<br />

sich herunter in unseren Halbkreis, wo er sich<br />

in einen der hartnäckigsten und energisch-<br />

ten Kämpfer verwandelte ... Giacosa war <strong>das</strong><br />

ausgleichende Element. ... Nach jeder Zusam-<br />

menkunft musste Puccini zur Maniküre laufen<br />

und seine Nägel in Ordnung bringen lassen. Er<br />

hatte sie jedesmal bis aufs Fleisch abgebis-<br />

sen.“<br />

Seine letzte Oper TURANDOT konnte Pucci-<br />

ni nicht mehr vollenden, sie wurde erst nach<br />

seinem Tod mit Ergänzungen Franco Alfanos<br />

uraufgeführt. Giacomo Puccini starb am 29.<br />

November 1924 an den Folgen einer Kehl-<br />

kopfoperation in einer Brüsseler Klinik. Bei-<br />

gesetzt wurde er in Torre del Lago, der Ort-<br />

schaft, in der er ein Landgut erworben hatte.<br />

Noch kurz davor hatte man den Komponist in<br />

den italienischen Senat berufen. Mit Ausnah-<br />

me von LA RONDINE, Puccinis Ausflug in die


Operette, haben sich alle Pucciniopern einen<br />

Stammplatz in den Spielplänen aller Opern-<br />

häuser der Welt erobert. Puccini liebte den<br />

eleganten Auftritt als Mann von Welt und war<br />

bei den Aufführun gen seiner Werke an den in-<br />

ternationalen Häusern meist selbst zugegen<br />

– er schien der perfekte „Promoter“ seiner<br />

selbst zu sein. Doch gab es in ihm auch eine<br />

andere Seite, die sich nach Ruhe und Einsam-<br />

keit sehnte, in Öffentlichkeit unsicher wurde<br />

und Angst davor hatte, eine Rede halten zu<br />

müssen. Seine Erfolge machten ihn zu einem<br />

wohl habenden Mann. Er kaufte sich eine Vil-<br />

la in Torre del Lago am Lago di Massaciuccoli<br />

in der Toskana, wo er lebte und arbeitete. Er<br />

liebte die Jagd, schnelle Autos und Boote. Sein<br />

ehemaliges Wohnhaus ist heute ein Museum.<br />

Es zeigt u.a. sein Arbeitszimmer mit Klavier<br />

und die Trophäen seiner Jagdleidenschaft.<br />

Gern umgab er sich mit zahlreichen Freunden<br />

und komponierte angeblich dann am besten,<br />

wenn um ihn herum gespielt, gelacht und ge-<br />

sprochen wurde.<br />

Technik-Freak und<br />

leidenschaftlicher Jäger<br />

Weil ihm schon seine dritte Oper MANON<br />

LESCAUT zum Welterfolg geriet und Musik ihn<br />

nach und nach reich machte, konnte Pucci-<br />

ni seiner Schwäche <strong>für</strong> Geschwindigkeit und<br />

Motoren nachgeben. Er leistete sich die ra-<br />

santesten Automodelle, 14 Autos hat er be-<br />

sessen, vom noch pferdekutschenähnlichen<br />

De Dion-Bouton aus dem Jahr 1901 bis zum<br />

schnittigen, 130 Stundenkilometer schnellen<br />

Achtzylinder-Lancia Trikappa von 1923.<br />

Im Jagdzimmer der Villa Puccini in Torre del<br />

Lago stehen bis heute seine doppelläufigen<br />

Flinten im Waffenschrank, und es riecht<br />

nach geöltem Eisen. An der Wand hängt der<br />

graugrüne Drillich des Jägers, darunter sind<br />

in einem Regal verschieden hohe Stiefel auf-<br />

gereiht. Und am Sims mit den Trophäen lehnt<br />

eine monströse Waffe: armdick der Lauf, ge-<br />

schätzte Rohrlänge zwei Meter zwanzig. Mit<br />

diesem Ungetüm, so heißt es, habe Puccini<br />

auf Enten in extraweiter Entfernung ange-<br />

legt.<br />

Wenn er beim Jagen über dem See einen<br />

Wasservogel auffliegen sah, hatte Giacomo<br />

Puccini wahrscheinlich keine Melodien im<br />

Kopf. Er zielte und zog den Abzugshahn sei-<br />

ner Flinte. Getrieben von Jagdleidenschaft<br />

schoss er auf alles, was sich bewegte. Sogar<br />

mit der Pistole soll er Vögeln hinterherge-<br />

ballert haben, wenn ihm die Schrotpatronen<br />

ausgegangen waren.<br />

Puccini und die Frauen<br />

In einem Brief beschrieb sich Puccini scherz-<br />

haft als passionierter Jäger auf Wasservögel,<br />

gute Texte und schöne Frauen. Mit letzteren<br />

geriet er häufiger in die Schlagzeilen.<br />

1886 sorgte <strong>das</strong> Verhältnis von Giacomo Puc-<br />

cini und Elvira Geminiani <strong>für</strong> Gesprächsstoff<br />

in Lucca. Elvira, 26 Jahre alt, war mit dem<br />

Kaufmann Narciso Geminiani verheiratet und<br />

Mutter zweier Kinder. Puccini und sie ver-<br />

Regisseur Daniel Karasek auf der Probe. Neben ihm Assistentin Neele von Müller<br />

liebten sich ineinander. 1886 verließ sie ihren<br />

Mann, um mit Puccini zusammenzuleben. Im<br />

Dezember 1886 wurde ihr gemeinsamer Sohn<br />

Antonio geboren. Erst 1904, nach dem Tod<br />

von Gemignani, konnten Puccini und Elvira<br />

nach 18 Jahren „wilder Ehe“ heiraten. Ihre<br />

Beziehung überlebte etliche Krisen bis zu<br />

Puccinis Tod.<br />

Ich sehe, vor allen Dingen sehe ich. Ich sehe die Personen auf der<br />

Bühne, die Farben und Bewegungen der Sänger. Ich bin ein<br />

<strong>Theater</strong>mensch. Ich mache <strong>Theater</strong>. Wenn ich <strong>das</strong> Fenster, <strong>das</strong><br />

heißt die Bühne, nicht offen vor mir sehe, schreibe ich nicht, kann<br />

ich keine einzige Note schreiben. Ich fahre im Auto fort auf die<br />

Jagd. Und dann schreibe ich wieder, vielleicht erst nach einem<br />

Monat, wenn ich die Bühne und die Personen wieder vor mir sehe,<br />

aber klar, deutlich, greifbar, so <strong>das</strong>s ich sie rufen kann ...<br />

Um die Jahrhundertwende verliebte sich der<br />

Frauenliebling in eine minderjährige Turiner<br />

Näherin namens Maria Anna Coriasco. Aus<br />

Briefen kennt man sie als „Corinna“. Die Affäre<br />

zog sich wohl vier Jahre hin, am Ende verhan-<br />

delten Anwälte, wurden Detektive eingeschal-<br />

tet, und schließlich fast <strong>das</strong> gesamte Puccini-<br />

Umfeld inklusive Elvira und Verleger Giulio<br />

Riccordi in die immer unappetitlichere Episo-<br />

de involviert. Da wurde intrigiert, belogen,<br />

bestochen, geschmiert, gefleht und gehofft.<br />

Und <strong>das</strong> vor allem, weil „Corinna“ ihre Liebe<br />

nicht aufgeben wollte und konnte. Sie wurde<br />

schließlich mit Geld zum Schweigen gebracht<br />

und übergab seine Briefe einem Anwalt. Wäh-<br />

renddessen fand der technikverrückte Kom-<br />

ponist, nach einem schweren Autounfall lange<br />

auf Krücken gehend, wieder zu Elvira zurück.<br />

Für den größten Skandal sorgte ein Prozess<br />

gegen Elvira Puccini. Sie wurde 1909 wegen<br />

Beleidigung und übler Nachrede verurteilt,<br />

denn sie hatte <strong>das</strong> Dienstmädchen Doria Man-<br />

fredi fälschlich verdächtigt, mit ihrem Mann<br />

ein Verhältnis zu haben (dabei schlief dieser<br />

nur mit der Schwester von Doria). Das Mäd-<br />

chen sah sich von den immer bösartigeren<br />

Nach stellungen der eifersüchtigen Elvira in<br />

Worten wie Taten in die Enge getrieben und<br />

wusste keinen Ausweg mehr als sich zu vergif-<br />

ten. Ihre Verwandten schalteten Anwälte ein:<br />

Ganz Europa weidete sich an dem, was folgte.<br />

Für Puccini, der seit der zunächst erfolglosen<br />

MADAMA BUTTERFLY im Jahr 1904 keine Oper<br />

mehr zu Stande brachte, waren <strong>das</strong> schwierige<br />

Jahre. Der kreative Knoten löste sich erst mit<br />

der 1910 vollendeten FANCIULLA DEL WEST,<br />

seine Frau und er fanden abermals wieder zu-<br />

einander.<br />

Giacomo Puccini<br />

Die Besetzung<br />

Musikalische Leitung Georg Fritzsch<br />

Regie Daniel Karasek<br />

Bühnenbild Norbert Ziermann<br />

Kostüme Claudia Spielmann<br />

Chöre Barbara Kler<br />

Videoprojektion Konrad Kästner<br />

Dramaturgie Cor<strong>du</strong>la Engelbert<br />

Floria Tosca Raffaela Angeletti / Agnieszka Hauzer<br />

Mario Cavaradossi Jesus Garcia / Yoonki Baek<br />

Baron Scarpia Elia Fabbian / Alfredo Daza<br />

Cesare Angelotti Ulrich Burdack / Marek Wojciechowski<br />

Der Mesner Marek Wojciechowski / Ulrich Burdack<br />

Spoletta Christian Brüggemann<br />

Sciarrone Slaw Koroliuk<br />

Ein Schließer Alexandar Stoyanov<br />

Ein Hirte Fabian Geier / Thorben Grell<br />

Opernchor und Extra-Chor des <strong>Theater</strong>s <strong>Kiel</strong>, Kinder- und Jugendchor des <strong>Theater</strong>s <strong>Kiel</strong><br />

Philharmonisches Orchester <strong>Kiel</strong><br />

Statisterie des <strong>Theater</strong>s <strong>Kiel</strong><br />

Raffaela Angeletti, Jesus Garcia und Elia Fabbian singen die Vorstellungen am<br />

18., 21., 23., 25. und 26. August.<br />

Agnieszka Hauzer, Yoonki Baek und Alfredo Daza singen die Vorstellungen am<br />

19., 22. und 24. August. (Änderungen vorbehalten)<br />

Darf ich vorstellen? Tosca, Cavaradossi und Scarpia<br />

Die drei Hauptrollen Tosca, Cavaradossi und<br />

Scarpia sind wegen der Dichte der Vorstellungen<br />

doppelt besetzt.<br />

Die Tosca gehört zu Raffaela Angelettis<br />

„Paraderollen”, sie interpretierte diese Rolle<br />

bereits in der Königlichen Oper Stockholm, der<br />

Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duis-<br />

burg, dem Teatro Massimo Palermo und in der<br />

Castelgrande Opera Bellinzona. Jetzt wird sie<br />

endlich auch in <strong>Kiel</strong> als Tosca zu erleben sein!<br />

Sie kommt allerdings nicht zum ersten Mal nach<br />

<strong>Kiel</strong>, denn sie sang hier bereits in der Operngala<br />

2010.<br />

Die Turinerin studierte zunächst Klavier, dann<br />

Gesang bei Elvina Ramella. 1995 gewann sie die<br />

Internationalen Gesangswettbewerbe „Pava-<br />

rotti” und „Puccini”. Ihre Gesangs karriere be-<br />

gann als lyrischer Sopran mit dem Schwerpunkt<br />

Mozart: Elvira (DON GIOVANNI), Gräfin (DIE<br />

HOCHZEIT DES FIGARO) und Fiordiligi (COSÌ<br />

FAN TUTTE). Nachdem sie in Genua als Micae-<br />

la in Bizets CARMEN debütierte, entdeckte sie<br />

Puccini <strong>für</strong> sich: Mimì (LA BOHÈME) sang sie u.a.<br />

in Triest und Palermo, die Titelrolle in MADAMA<br />

BUTTERFLY in Turin, Madrid, Neapel, Sevilla,<br />

Parma, Rom und Wien sowie Liù (TURANDOT) in<br />

Venedig.<br />

Doch es wäre falsch, Angelettis Repertoire auf<br />

einzelne Komponisten einzu grenzen. Ihre Viel-<br />

seitigkeit beweist sie in Partien wie Blanche in<br />

Poulencs LES DIALOGUES DES CARMELI TES,<br />

Rosario in Granados GOYESCAS, Infantin in<br />

Zemlinkys DER ZWERG, Mutter in Dallapiccolas<br />

IL PRIGIONIERO, Jokaste in Leoncavallos EDI-<br />

PO RE, Magda Sorel in Menottis DER KONSUL<br />

oder als Gouvernante in Brittens THE TURN OF<br />

THE SCREW.<br />

Nach einem Belcanto-Ausflug mit Adalgisa<br />

(NORMA) und Elisabetta (ROBERTO DEVEREUX)<br />

ergab sich ab 2005 ein neuer Schwerpunkt im<br />

Repertoire Angelettis: Giuseppe Verdi. Ange-<br />

fangen bei Alice (FALSTAFF) in Sassari und Co-<br />

senza, über die Lady (MACBETH) in München,<br />

Bologna und - neben Leo Nucci – in Verona, Lu-<br />

crezia (I DUE FOSCARI) neben Renato Bruson<br />

in Piacenza, Aida in Macerata, Rom, Seoul und<br />

Tel Aviv, bis zur Elvira (ERNANI) in St. Gallen<br />

Generalmusikdirektor Georg Fritzsch dirigiert <strong>das</strong> Philharmonische Orchester <strong>Kiel</strong><br />

und Leonora in Verdis Opernerstling OBERTO,<br />

CONTE DI SAN BONIFACIO in Verona. Den Ve-<br />

rismo eroberte sie sich mit Partien wie Madda-<br />

lena (ANDREA CHÉNIER) in Bergamo, Palermo,<br />

Macerata und Zürich, Catalanis LA WALLY in<br />

Stuttgart sowie Rosaura und Iris in Mascagnis<br />

Opern LE MASCHERE und IRIS in Livorno. An<br />

der Mailänder Scala debütierte sie in Pizzettis<br />

L'ASSASSINIO NELLA CATTEDRALE.<br />

In Zürich und Turin sang sie Antonia in HOFF-<br />

MANNS ERZÄHLUNGEN, Poulencs Monodrama<br />

DIE MENSCHLICHE STIMME interpretierte sie<br />

auf dem Opernfestival Teneriffas. Raffaella<br />

Raffaela Angeletti<br />

Angeletti arbeitete mit Dirigenten wie Daniele<br />

Agnieszka Hauzer<br />

Gatti, Daniel Oren, Zubin Mehta, Nello Santi,<br />

Pinchas Steinberg und Regisseuren wie Daniele<br />

Abbado, Hugo De Ana, Federico Tiezzi, Pier Luigi<br />

Pizzi, Yannis Kokkos und Nicolas Joel.<br />

Agnieszka Hauzer singt hier ihre erste Tosca.<br />

Sie debütierte in <strong>Kiel</strong> in der Spielzeit 2010/2011<br />

als Salome in der gleichnamigen Oper von<br />

Richard Strauss – damals noch als Gast. Seit der<br />

Spielzeit 2011/2012 gehört sie zum Ensemble<br />

der Oper <strong>Kiel</strong> und begann ihr Festangagement<br />

gleich mit einer der schwersten Sopranpartien<br />

von Giuseppe Verdi, mit der Giselda in Verdis<br />

DIE LOMBARDEN. Es folgte ihr Debüt als Elsa in<br />

Wagners LOHENGRIN.<br />

Agnieszka Hauzer ist eine der vielverspre-<br />

chendsten polnischen Sopranistinnen ihrer Ge-<br />

neration. 2007 beendete sie ihr Studium an der<br />

Warschauer Musikhochschule Frederic Chopin<br />

(Klasse von Bozena Betlej), zwei Jahre später<br />

ebenso ihre Postgra<strong>du</strong>ate Studies in Manage-<br />

ment <strong>für</strong> Autoren, Künstler und Kulturschaffen-<br />

de an der Universität Warschau.<br />

Als Studentin sang sie bereits Rosalinde in DIE<br />

FLEDERMAUS, Clarice in Haydns IL MONDO DEL-<br />

LA LUNA (Warschauer Kammeroper, La Chaux-<br />

de-Fonds, München) und Pamina in der ZAU-<br />

BERFLÖTE (Staatsoper Warschau). 2009 trat<br />

sie beim Grand Theatre in Poznan in Wagners<br />

TANNHÄUSER als Elisabeth und in Verdis ERNA-<br />

NI als Elvira auf, 2010 sang sie Antonia (HOFF-<br />

MANNS ERZÄHLUNGEN) in Gießen. Im Jahr 2005<br />

erhielt Agnieszka Hauzer den zweiten Preis im<br />

Wettbewerb Halina Halska in Breslau in den Ka-


tegorien Sopranstimmen. Im Jahr 2006 gewann<br />

sie den Preis beim Ignacy Jan Paderewski-Wett-<br />

bewerb in Bydgoszcz, und im Jahr 2007 erhielt<br />

sie einen Sonderpreis <strong>für</strong> die beste Leistung<br />

beim Ada Sari-Wettbewerb in Nowy Sacz. Sie<br />

nahm an Meisterkursen unter der Leitung von<br />

u.a. Margreet Honig, John Norris, Laurent Pillot,<br />

Teresa Zylis-Gara, Helena Lazarska, Wieslaw<br />

Ochman, Stefano Evtodiev Petrino teil.<br />

Sie war drei Jahre Assistentin in der Abteilung<br />

Gesang der Hochschule <strong>für</strong> Musik Frederic Cho-<br />

pin in Warschau.<br />

Der international gefragte amerikanische Tenor<br />

Jesus Garcia stammt aus Houston und stu-<br />

dierte in Philadelphia. Ein aufgehender Stern<br />

am Opernhimmel zu sein, genügte ihm nicht.<br />

Er träumte von selbst geschriebener und pro-<br />

<strong>du</strong>zierter Musik, die nichts mit Oper und klas-<br />

sischem Gesang zu tun haben sollte. Um diesen<br />

Traum zu verwirklichen, zog er sich vorüberge-<br />

hend aus dem Opernbereich zurück. Denn es sei<br />

<strong>das</strong> eine, <strong>das</strong> Instrument <strong>für</strong> die künstlerischen<br />

Vorstellungen anderer Leute zu sein; etwas<br />

ganz anderes aber sei es, eigene Projekte zu<br />

kreieren. Aber die Oper ließ ihn doch nicht los.<br />

Jesus Garcia wurde mit Auszeichnungen und<br />

Preisen geradezu über schüt tet, so erhielt er<br />

unter anderem 2003 den Tony Award <strong>für</strong> seine<br />

Interpretation des Rodolfo in Baz Luhrmanns<br />

Broadway-Pro<strong>du</strong>ktion von Puccinis LA BOHÈME.<br />

Rodolfo sang er mittlerweile in etlichen Pro-<br />

<strong>du</strong>ktionen, unter anderem in Prag, Bordeaux,<br />

Neuseeland und in Rio de Janeiro. Außer-<br />

dem gewann er Preise in den Internationalen<br />

Gesangswettbe werben George London, Licia<br />

Albanese und Marguerite McCammon, dem Na-<br />

tionalen Wettbewerb der Metropolitan Opera<br />

New York sowie in Placido Domingos Internatio-<br />

nalem Gesangswettbewerb Operalia.<br />

Zu seinen wichtigsten Rollen gehören Fenton<br />

(FALSTAFF), den er u.a. in der Houston Grand<br />

Opera und der Opera Company von Philadelphia<br />

gesungen hat, Ferrando (COSÌ FAN TUTTE) sang<br />

er in der Berliner Staatsoper und beim Spoleto<br />

Festival, als Lysander in Brittens SOMMER-<br />

NACHTSTRAUM war er in der Hamburgischen<br />

Staatsoper und der Lyric Opera, Chicago zu<br />

erleben, als Nadir in Bizets PERLENFISCHER<br />

in Detroit, Minneapolis und Toulon, als Arbace<br />

(IDOMENEO) in Luxembourg, Caen und Nancy,<br />

als Ernesto (DON PASQUALE) in Philadelphia,<br />

Palm Beach und Arizona, als Alfred (FLEDER-<br />

MAUS) in Washington, als Ramiro in Rossinis<br />

LA CENERENTOLA in Washington und Dallas, als<br />

Steva in JENUFA in Marseille, als Le bresilien in<br />

LA VIE PARISIENNE in Lyon, als Tonio in Doni-<br />

zettis REGIMENTSTOCHTER in Michigan, als Jean<br />

in LE JONGLEUR DE NOTRE DAME im Rahmen des<br />

Massenet-Festivals in St. Etienne und in Basel,<br />

als Tebaldo in I CAPULETI E I MONTECCHI beim<br />

Spoleto Festival USA, als Ovidio in der Urauffüh-<br />

rung von BEFORE NIGHT FALLS in der Fort Worth<br />

Opera und als Herzog (RIGOLETTO) in der Glim-<br />

merglass Opera. Zu seinem Repertoire gehören<br />

außerdem Elvino (LA SONNAMBULA), Alfredo<br />

(LA TRAVIATA), Graf Almaviva (DER BARBIER<br />

VON SEVILLA) und Pinkerton (MADAMA BUT-<br />

TERFLY). Jesus Garcia hatte Auftritte im ameri-<br />

kanischen Fernsehen („Today Show“, „Break-<br />

fast with the Arts“) und wurde in Zeitschriften<br />

wie „Vogue“, „Vanity Fair“ und „Opera News“<br />

porträtiert.<br />

Jesus Garcia<br />

Der Tenor Yoonki Baek (Cavaradossi) wur-<br />

de 1976 im südkoreanischen Seoul geboren<br />

und studierte dort von 1996-2002 an der Ha-<br />

nyang Universität Gesang (Lied und Oper). An<br />

der Hamburger Musikhochschule absolvierte<br />

er von 2004 bis 2006 bei Hanna Schwarz sein<br />

Aufbaustudium, nachdem er in Tokyo/Japan<br />

2002 und in Bologna/Italien 2003 bereits zwei<br />

Meisterkurse abschloss. Yoonki Baek gewann<br />

Yoonki Baek<br />

zahlreiche Preise bei nationalen und internatio-<br />

nalen Wettbewerben, u.a. den Mozart-Preis <strong>für</strong><br />

Gesang in Hamburg 2005 und den Elise Meyer<br />

Wettbewerb 2006. In der Spielzeit 2005/06<br />

wurde er als Herzog von Mantua (RIGOLETTO)<br />

am Stadttheater Görlitz engagiert und war ab<br />

der Spielzeit 2006/07 festes Ensemblemitglied<br />

am Stadttheater Osnabrück, wo er u.a. als Cas-<br />

sio in Verdis OTELLO, als Belmonte in Mozarts<br />

ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL und als Sandor<br />

Barinkay in Straußs ZIGEUNERBARON, weiter-<br />

hin als Don Carlos in DON CARLO, als Walther<br />

von der Vogelweide in TANNHÄUSER und als<br />

Idamante in IDOMENEO zu erleben war. Er ist<br />

bereits 2005/06 mit dem Philharmonischen<br />

Orchester <strong>Kiel</strong>, als Tamino in Mozarts ZAUBER-<br />

FLÖTE und als Sänger im ROSENKAVALIER in<br />

<strong>Kiel</strong> zu Gast gewesen und übernahm als neues<br />

Ensemblemitglied ab der Spielzeit 2009/10 u.a.<br />

die Titelrolle in Gounods FAUST (den er mittler-<br />

weile auch im Opernhaus seiner Heimatstadt Se-<br />

oul sang) und den Part des Ferrando in Mozarts<br />

COSÌ FAN TUTTE, Rodolfo in LA BOHÈME, Tamino<br />

und die Titelrolle in Offenbachs HOFFMANNS ER-<br />

ZÄHLUNGEN. In der Spielzeit 11/12 debütierte er<br />

neben Agnieszka Hauzer in der selten gespielten<br />

Verdi-Oper DIE LOMBARDEN als Oronte und als<br />

Des Grieux in Massenets MANON.<br />

Alfredo Daza singt in <strong>Kiel</strong> seinen ersten Scar-<br />

pia. Aufgewachsen im mexikani schen Puebla<br />

City, begann er sein Stu dium am Puebla State<br />

Conservatory of Music und setzte es am Nati-<br />

onal Conservatory of Music fort. Nachdem er<br />

in Mexico City bereits die Titelrolle im DON GI-<br />

OVANNI gesungen hatte, trat er sein San Fran-<br />

cisco Opera Fellowship an.<br />

2000 debütierte er als Valentin in FAUST unter<br />

Alfredo Daza<br />

der Leitung von V. Jurowski in Genua und als Dan-<br />

dini in LA CENERENTOLA am Teatro dell’Opera di<br />

Roma, im folgenden Jahr sang der Bariton Ros-<br />

sinis BARBIER VON SEVILLA an der Washington<br />

Opera, wo er ein Jahr später auch als Marcello in<br />

LA BOHÈME zu erleben war. Als Marcello debü-<br />

tierte er dann auch an der New York City Opera,<br />

wobei die Auffüh rung live im amerikanischen<br />

Fernsehen übertragen wurde. In Detroit trat<br />

Alfredo Daza als Guglielmo (COSÌ FAN TUTTE)<br />

auf und ging mit dieser Partie auch auf Japan-<br />

Tournee. In Los Angeles war er zunächst als<br />

Ping (TURANDOT), später auch als Marcello zu<br />

erleben. In Triest trat er unter der Leitung von<br />

D. Oren als Lescaut in Massenets MANON auf,<br />

sein erster Papageno (ZAUBERFLÖTE) folgte in<br />

Genua, 2002 debütierte Alfredo Daza unter der<br />

Leitung von A. Pappano als Schaunard am Théâ-<br />

tre Royal de la Monnaie in Brüssel.<br />

Derzeit ist Alfredo Daza Ensemblemitglied der<br />

Staatsoper Unter den Linden. Hier war er in ver-<br />

schiedenen Rollen seines Repertoires zu hören,<br />

u. a. als Ping unter der Leitung von Kent Naga-<br />

no, unter Daniel Barenboim als Fürst Jeletzki in<br />

PIQUE DAME, als Don Fernando in FIDELIO und<br />

als Schtschelkalow in BORIS GODUNOW. Wei-<br />

terhin trat er auf als Graf Almaviva (HOCHZEIT<br />

DES FIGARO), Belcore (LIEBESTRANK), Rossinis<br />

Figaro, Prodoscimo (TÜRKE IN ITALIEN), Mar-<br />

cello, Guglielmo, Sharpless (MADAMA BUTTER-<br />

FLY), Valentin, Giorgio Germont (TRAVIATA),<br />

Ford (FALSTAFF), Marquis Posa (DON CARLO)<br />

und Renato (MASKENBALL) unter der Leitung<br />

von P. Jordan. In der Uraufführung von Hans<br />

Zenders CHIEF JOSEPH interpretierte er 04/05<br />

die Titelrolle und debütierte in derselben Spiel-<br />

zeit als Fürst Jeletzki an der Hamburgischen<br />

Staatsoper. 2007 gab er sein Kölner Debüt<br />

als Rossinis Figaro und sang später dort auch<br />

Sharpless sowie eine Operngala.<br />

Als Ford war er auch in Bologna unter der mu-<br />

sikalischen Leitung von J. Conlon und an der<br />

Hamburgi schen Staatsoper zu sehen. 2009<br />

gab er beim Glyndebourne Festival sein Debüt<br />

als Belcore.<br />

Er spielte eine CD „Stolen Notes” mit Verdi-Ari-<br />

en ein sowie eine CD „Angel & Demon” mit der<br />

Sopranistin Anna Samuil. Die MANON-Pro<strong>du</strong>k-<br />

tion mit Anna Netrebko, Rolando Villazón und<br />

Alfredo Daza als Lescaut ist auf DVD erhältlich,<br />

ebenso der LIEBESTRANK aus Glyndebourne.<br />

Der Bariton Elia Fabbian (Scarpia) wurde 1981<br />

in Castelfranco Veneto geboren. In jüngstem<br />

Alter hat er mit seinem Gesang- und Klavier-<br />

studium begonnen. Nach einigen Erfahrungen<br />

als Solist schrieb er sich in <strong>das</strong> Konservato-<br />

rium seiner Heimatstadt im Fach Gesang mit<br />

Prof. Cristina Mantese ein. Daneben erhielt er<br />

unterricht bei Leila Gencer, Luigi Alva, Teresa<br />

Berganza, Luciana Serra und Giovanna Canet-<br />

ti im Opernstudio des Teatro alla Scala, wo<strong>für</strong><br />

er ein Stipendium beim Gesangswettbewerb<br />

“Toti dal Monte” gewann. Außerdem ist er<br />

Preisträger des „Tito Gobbi“-Wettbewerbs als<br />

bester junger Bariton und des Internationalen<br />

Wettbewerbs „Sanremo lyric 2004“, sowie des<br />

Wettbewerbs <strong>für</strong> Junge Verdi-Stimmen in Bus-<br />

seto. Seine Opernauftritte bislang umfassen<br />

u.a. Hauptrollen in IL BARBIERE DI SIVIGLIA,<br />

LE NOZZE DI FIGARO, L’ELISIR D’AMORE, Piz-<br />

zettis ASSASSINIO NELLA CATTEDRALE, GIAN-<br />

NI SCHICCHI, RIGOLETTO und auch der Zar-<br />

zuela LUISA FERNANDA von Federico Moreno<br />

Torroba. Außerhalb Italiens ist er bislang vor<br />

allem in Japan und Korea aufgetreten.<br />

In <strong>Kiel</strong> war Elia Fabbian als Amonasro in der<br />

Premiere von AIDA, neben Raffaela Angeletti<br />

in der Operngala 2010 und in der Rolle der vier<br />

Bösewichter aus Offenbachs HOFFMANNS ER-<br />

ZÄHLUNGEN zu erleben.<br />

Elia Fabbian<br />

Impressum | Herausgeber: <strong>Theater</strong> <strong>Kiel</strong><br />

Redaktion und Texte: Cor<strong>du</strong>la Engelbert<br />

Gestaltung und Fotos: Olaf Struck | Texte: Cor<strong>du</strong>la Engelbert<br />

Verantwortlich i.S.d.P: Daniel Karasek (Generalintendant),<br />

Georg Fritzsch (Generalmusikdirektor),<br />

Jörn Sturm (Kaufmännischer Direktor)<br />

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