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PEDRO<br />
FOREVER<br />
Im Labyrinth von Almodóvars<br />
Ideen-Archiv — Seite 92<br />
INEZ ♥ VINOODH<br />
Zwei Fotokünstler, eine Vision — Seite 26<br />
MM FÜR<br />
SCHLAUE<br />
Marilyn Monroe von Norman Mailer<br />
und Bert Stern — Seite 58<br />
THAT’S<br />
COOKING!<br />
Nathan Myhrvolds sechsbändiges<br />
Meisterwerk ergründet die letzten Geheimnisse<br />
unserer Lebensmittel — Seite 44<br />
Winter 2011/12<br />
Est. 1980<br />
For optimists only<br />
— 1 —<br />
DER<br />
FAULPELZ<br />
IST<br />
ZURÜCK<br />
Wurde auch höchste Zeit ...<br />
— Seite 3
H a u t e J o a i l l e r i e C o l l e C t i o n<br />
— 2 —<br />
26<br />
Inez van Lamsweerde<br />
68<br />
Mark Ryden<br />
58<br />
Marilyn Monroe<br />
fotografiert von Bert Stern<br />
Winter 2011/12<br />
6 MeIn LIeBSteS Buch von<br />
92 DaS PeDRo-PRInZIP<br />
taSchen ISt ...<br />
Eine Reise durch das wilde Universum des<br />
21 VIPs verrieten uns ihr VIB (Very Important Book) Ausnahme-Regisseurs Pedro Almodóvar<br />
16 L’aIR De PaRIS<br />
Die bewegte Geschichte der Metropole<br />
der Liebe, der Literatur und der Fotografie<br />
26 Schock unD SchönheIt<br />
Mit kühnen Körperkonstruktionen sprengen<br />
Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin die<br />
Grenzen der Eleganz<br />
34 hIeR koMMt<br />
BanD ZWeI!<br />
Ihr Leben ist zu kompliziert,<br />
um Tagebuch zu führen?<br />
Dann brauchen Sie<br />
wohl dieses!<br />
36 BehInD the LenS<br />
Eine Retrospektive von Linda McCartneys<br />
berührend authentischer Kamerakunst<br />
37 SchLaueR ReISen<br />
Trips mit Style, Charme und Chuzpe durch<br />
New York, Paris, Berlin und London<br />
38 DIe eLIte DeR geStaLteR<br />
Wer hat’s geschafft? „D&AD 2011“ – das<br />
prestige trächtige Jahrbuch für Kreativ-Profis<br />
39 goLDene StunDen<br />
Jetzt als Buch: die kultige Reisekolumne<br />
„36 Hours“ der New York Times<br />
43 à La caRte<br />
Ein wahrer Augenschmaus: das extravagante<br />
Design historischer Speisekarten<br />
44 RevoLutIon DeR kochkunSt<br />
Geschmacksknospen im Hyperraum! „Modernist<br />
Cuisine“ verwandelt Ihre Küche in ein Labor<br />
53 caRS noW<br />
Endlich! Ein Autoguide für smarte Menschen<br />
58 aMeRIcan Beauty<br />
Norman Mailers provokanter Text und Bert Sterns<br />
Porträts lassen Amerikas größte weibliche Ikone<br />
wiederauferstehen<br />
68 häSchen, MäDchen unD eIn<br />
hauch von hoRRoR<br />
Mark Rydens Jahrmarkt der Kuriositäten<br />
75 Da vIncI IM DetaIL<br />
Leonardos Leben und Werk – die definitive<br />
Gesamtausgabe<br />
76 Sehen ISt veRStehen<br />
„Information Graphics“ – wie visuelle<br />
Kommunikation unser Bild von der Welt formt<br />
82 MetaBoLISM taLkS<br />
Jetzt wird’s ernst: Rem Koolhaas und Hans Ulrich<br />
Obrist trafen die Protagonisten der Bauschule,<br />
die das moderne Japan prägte<br />
88 aRchItektuRtheoRIe<br />
Texte zur Architektur: klar und wahr<br />
89 teMPoRaRy aRchItectuRe noW!<br />
Heute da, morgen wieder abgebaut:<br />
Architektur auf Zeit, die man gern länger sähe<br />
90 WoLfgang tILLManS<br />
Schaut ZuRück<br />
... auf eine fast zwei Jahrzehnte lange<br />
Zusammenarbeit mit TASCHEN<br />
98 eS WaR eInMaL ...<br />
Die Märchen der Brüder Grimm für Kinder wie<br />
Erwachsene, mit Vintage-Illustrationen aus dem<br />
19. und 20. Jahrhundert<br />
99 geRn MoDeRn<br />
Artisten, Bilder, Sensationen: Spitzenwerke<br />
der Modernen Kunst von 1870 bis 2000<br />
100 DIe BeSten fILMe DeR 2000er<br />
Der jüngste Band von Jürgen Müllers<br />
Cineasten-Bibel: alles über die wichtigsten<br />
Filme der Nuller-Jahre<br />
103 keIne gIRLS von neBenan<br />
Ellen von Unwerths „Fräulein“ – Mode und<br />
Fetisch in einer Fantasiewelt der Weiblichkeit<br />
105 feet fIRSt<br />
Und wieder zeigt uns Ed Fox, worauf es ihm<br />
bei Frauen ankommt: Haut, Herz und Sohle<br />
106 hoMMage an eIn genIe<br />
Das Gesamtwerk der Radierungen von<br />
Giovanni Battista Piranesi<br />
107 ILLuStRatIon noW! voL. 4<br />
Die angesagtesten Zeichner<br />
des Globus, von A bis Z<br />
108 IM taL DeR venuS<br />
Come here, Pussy! Der Band aus TASCHENs<br />
Körperteile-Serie, auf den wir alle sehnsüchtig<br />
gewartet haben<br />
112 auf Den<br />
vogeL<br />
gekoMMen<br />
Die dekorativsten<br />
Schnäbel aller<br />
Zeiten: John<br />
Goulds „Familie<br />
der Tukane“<br />
auf 51 brillanten<br />
Kunstdrucken<br />
114 the aPP<br />
& MoBILe<br />
caSe StuDy Book<br />
Sie wollen auch von der mobilen<br />
Kommunikations-Revolution profitieren?<br />
Dieser Guide hilft Ihnen dabei!<br />
116 eS geSchehen noch ZeIchen<br />
unD WunDeR<br />
Eine Analyse aller wichtigen Symbole<br />
und ihrer Bedeutung quer durch die<br />
Menschheitsgeschichte<br />
118 BeSt of the BackLISt<br />
Der Überblick über unsere lieferbaren Titel<br />
Jetzt auch auf dem iPad!
Es wurde auch höchste Zeit:<br />
Der Faulpelz<br />
ist zurück!<br />
Liebe Buchwürmer,<br />
— 2 — — 3 —<br />
wir begrüßen Sie diesmal mit einer traurigen und einer<br />
erfreulichen Nachricht.<br />
Schweren Herzens geben wir den Tod unserer geliebten<br />
Französischen Bulldogge Sans Souci bekannt. Wenige Tage<br />
vor ihrem 15. Geburtstag ist sie in die große Hundehütte<br />
im Himmel aufgestiegen. Treue Leser kennen ihr liebenswertes<br />
Gesicht von unseren jüngsten Tragetaschen und von<br />
Video-Cameos auf der TASCHEN-Website. Souci war unsere<br />
verspielte Muse und unser Maskottchen, unsere stetig sprudeln<br />
de Inspirationsquelle und Stimmungskanone.<br />
Wir vermissen sie zutiefst. Lebe wohl, du kleiner Teufel …<br />
… und hallo, Faulpelz!<br />
Nach jahrelanger Einsiedelei ist der scheue Faulpelz endlich<br />
aus seiner Höhle<br />
in den Hollywood<br />
Hills gekrochen, wo er seinem Tagwerk als einer<br />
der führenden Alltagskulturhistoriker des<br />
Planeten (und Herausgeber so manchen<br />
TASCHEN-Bestsellers) nachgeht. Er reibt sich<br />
die Augen und ist erneut bereit zum großen<br />
Versteckspiel. Voller Tatendrang nimmt er<br />
seinen Platz hinter den Kulissen und mitten im<br />
Trubel ein, um – und wer könnte dies besser als<br />
der Faulpelz? – unsere Leser mit jener augenzwinkernden<br />
Aufmüpfigkeit zu erfreuen, die<br />
den Kern des TASCHEN-Spirit bildet.<br />
Folgen Sie diesem possierlichen Kerl auf seinen<br />
Abenteuern in TASCHEN-Land, und Sie werden<br />
auf seinen Spuren erstaunliche Rabatte und<br />
andere Belohnungen entdecken. Vielleicht<br />
gewinnen Sie sogar eine All-inclusive-Reise<br />
nach Los Angeles, dem natürlichen Habitat<br />
seiner Spezies. Die Gewinner unseres aller-<br />
ersten „Faulpelzfests“ schwelgen noch immer<br />
in Erinnerungen an die Tage, als sie die Stadt<br />
der Engel in seinem schützenden Windschatten<br />
auf den Kopf stellten.<br />
November 2011<br />
1
MANCHE GESCHICHTEN SIND ES WERT FÜR EWIG BEWAHRT ZU WERDEN.<br />
Momente wie die transatlantische Überquerung mit Freunden auf einem Segelschiff<br />
oder die Geburt eines Kindes sind so kostbar und lebensverändernd, dass sie für immer<br />
festgehalten werden sollten. Was möchten Sie verewigen? Unsere Graveure, Emailleure<br />
und Edelsteinfasser lassen diese Momente unsterblich werden. Eine Reverso, nur für Sie.<br />
GRANDE REVERSO ULTRA THIN. Kaliber Jaeger-LeCoultre 822. Patent 111/398.<br />
HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN?<br />
Manufaktur Jaeger-LeCoultre, Vallée de Joux, Schweiz, seit 1833.<br />
www.jaeger-lecoultre.com<br />
— 4 —<br />
Und so läuft es:<br />
Finden Sie Faulpelz! Mit der ihm eigenen Ranesse hat<br />
er sich auf den Seiten dieses Magazins (sorry, aber unten<br />
oder auf Seite 3 gilt nicht) versteckt. Haben Sie ihn aufgespürt,<br />
so schicken Sie eine E-Mail mit<br />
der Seitenzahl an<br />
findfaulpelz@taschen.com<br />
Alle erfolgreichen Faulpelz-Finder<br />
nehmen an der großen Faulpelz fest-<br />
Lotterie teil und haben außerdem<br />
die Chance, einen wohldotierten Gutschein<br />
zu gewinnen, der den nächs ten<br />
Trip zum TASCHEN-Store zum noch<br />
größeren Vergnügen macht.<br />
Übrigens wird sich<br />
Faulpelz auch in<br />
digitalen Sphären<br />
herumtreiben: Seine<br />
nächsten Streiche<br />
können Sie auf Twitter<br />
(twitter.com/findfaulpelz),<br />
Facebook ( facebook.com/findfaulpelz)<br />
und auf unserer<br />
Website verfolgen.<br />
„Es ist der Wagemut,<br />
4<br />
der TASCHEN über<br />
andere Buchmarken hinaushebt“,<br />
so stand es kürzlich in<br />
einem Feature über uns, das<br />
auf der Website des hippen<br />
US-Wirtschafts magazins Fast<br />
Company erschien. Thank you<br />
für die Blumen! Die wir umgehend<br />
an Sie, unseren wagemutigen<br />
Leser, weiterreichen. Ihre<br />
Neugier auf Unkon ven tionelles<br />
und Ihr Qualitätsanspruch<br />
sind es, die die creative juices<br />
unserer Crew von Redakteuren,<br />
Researchern und Grafikern konstant<br />
am Siedepunkt halten.<br />
Viel Glück und Happy Holidays<br />
in bester Gesellschaft<br />
– Freunde und Bücher!<br />
Peace<br />
Benedikt <strong>Taschen</strong><br />
halbjährlich heraus-<br />
gegeben von taSchen<br />
Hohenzollernring 53<br />
D–50672 Köln<br />
Tel: +49-221-20 18 00<br />
contact@taschen.com<br />
e-Mail-kontakt für<br />
anzeigen:<br />
media@taschen.com<br />
1. History of Men’s Magazines Vol. 2<br />
2. TASCHEN Herbstmagazin, 2002<br />
3. History of Men’s Magazines Vol. 1<br />
4. Chinese Propaganda Posters<br />
5. TASCHEN Frühjahrsmagazin, 2003<br />
6. All-American Ads of the ’60s<br />
Text: Alison Castle, Margit J. Mayer<br />
Design: Andy Disl & Benedikt <strong>Taschen</strong><br />
Koordination: Florian Kobler, Martin Holz<br />
Produktion: Ute Wachendorf, Claudia Frey<br />
Directed and produced by Benedikt <strong>Taschen</strong><br />
— 5 —<br />
2<br />
5<br />
Was bisher geschah:<br />
hier hatte sich<br />
der clevere<br />
Faulpelz zuletzt<br />
versteckt<br />
Wer ihN FiNdet,<br />
kaNN €€€ uNd<br />
eiN ticket FÜrs<br />
NÄchste<br />
Faulpelz Fest<br />
iN lOs aNgeles<br />
geWiNNeN!<br />
Printed in Germany<br />
Cover:<br />
Adriana Lima in Vogue Paris, 2011. Foto<br />
© Inez van Lamsweerde & Vinoodh Matadin<br />
3<br />
6
„Fast alle TASCHEN-Bücher sind Schönheiten<br />
und dazu ein echtes Lese vergnügen.<br />
Mein bisheriger Favorit ist das großformatige,<br />
fantastisch illustrierte 75 Years<br />
of DC Comics von Paul Levitz: ein visuelles<br />
Denkmal sowohl für sein Sujet wie für die<br />
Qualitätsbesessenheit seines Verlegers.“<br />
„TASCHEN hat die Kategorie ,Bildband‘<br />
auf einen anderen Level gehoben. Das<br />
gilt für die Qualität von Layout und Druck<br />
wie für den Kontext der Themen. Letztere<br />
reflektieren ein absolut sicheres Gespür<br />
dafür, wie sich der Zeitgeist gerade manifestiert.<br />
Mein Buch der Wahl? Ich finde<br />
falsche Bescheidenheit peinlich, deshalb:<br />
Kate Moss by Mario Testino.“<br />
— 6 —<br />
„Als unverbesserliche Romantikerin<br />
habe ich in allen meinen Wohnräumen<br />
TASCHEN-Bücher herumliegen. Weil<br />
sie so informativ wie dekorativ sind.<br />
Und ich liebe sie alle. Wobei ich zugeben<br />
muss: Am größten ist meine Liebe<br />
zu den Fotobänden von LaChapelle.“<br />
„Ich liebe den Band The Stanley Kubrick Archives.<br />
Dieser Regisseur hatte immer großen Einfluss<br />
auf mich, insbesondere mit 2001: Odyssee im<br />
Weltraum (in meinen frühen Renderings verwendeten<br />
wir für Spiegelungen auf den Objekten<br />
gern Screenshots der finalen Szene dieses Films).<br />
Das Buch ist hervorragend designt und wie ein<br />
Nachschlagewerk struk turiert. Kubrick selbst<br />
hätte es wohl genau so gemacht.“<br />
„Es gibt viele Arten, die klassischen<br />
Grimm-Märchen zu erzählen, und manche<br />
gefallen mir gar nicht. Die Ausgabe von<br />
TASCHEN – stark, schön und am Original orientiert<br />
– kommt genau zur rechten Zeit für meine<br />
drei Kinder. Es macht richtig Spaß, laut aus<br />
diesem Buch vorzulesen. Es ist nicht zu<br />
groß und nicht zu klein. Und wie meine<br />
älteste Tochter aner kennend sagte:<br />
Es sieht richtig gut aus.“<br />
„GOAT!<br />
Mein Lebens motto –<br />
Float like a butterfly,<br />
sting like a bee!“<br />
— 7 —<br />
„Jede Vermutung zum Genie von<br />
Stanley Kubrick bestätigt sich beim<br />
Blättern im TASCHEN-Kompen dium<br />
über sein unrealisiertes Projekt<br />
Napoleon. Es reizt zum Lachen, frustriert<br />
und ist so gewichtig wie der Film,<br />
der daraus hätte werden sollen. Mir<br />
reicht schon das Buch zum Jubeln!“
„Ich liebe TASCHENs<br />
Atlas of Anatomy. Täglich hilft<br />
er mir beim Lokalisieren von<br />
Teilen meines Körpers, von<br />
deren Existenz ich keine<br />
Ahnung hatte.“<br />
„Die größte Leistung in der Tausendschaft<br />
von papierenen Ikonen, die TASCHEN<br />
bisher in die Welt brachte, ist wohl Helmut<br />
Newton SUMO mit Klapptisch von Philippe<br />
Starck. Schon die pure Dimension war ein<br />
Triumph, nicht zufällig wurde es zum größten<br />
und teuersten Buch des 20. Jahrhun derts.<br />
Für so etwas braucht man Vision und Mut,<br />
nicht zu vergessen die rein technische<br />
Herkules arbeit des Produzierens und<br />
Vermarktens.“<br />
— 8 —<br />
„Müsste ich mich für ein TASCHEN-<br />
Buch entscheiden, so wäre es die<br />
Art Edition Tadao Ando in der Eichenholzbox.<br />
Es gibt davon nur 300 auf<br />
der Welt, also nenne ich lieber gleich<br />
eine Alternative: alles andere über<br />
Ando in eurem Katalog. Seit Jahren<br />
bin ich ein obsessiver Bewunderer<br />
von Andos Kunst der Architektur, und<br />
die TASCHEN-Monografien über sein<br />
Werk sind herausragend.“<br />
„Mein Favorit unter den unzähligen Büchern<br />
von TASCHEN ist die Faksimile-Edition<br />
der Passages d’Outremer, von 1474, einer<br />
Chronik der Kreuzfahrer-Epoche. Ich bin<br />
dadurch quasi Mitbesitzer einer der herrlichsten<br />
illuminierten Handschriften des<br />
Spätmittelalters! Doch was TASCHEN<br />
wirklich heraushebt, ist die atemberaubende<br />
Vielfalt – von Helmut Newton über Circus<br />
bis zu Caravaggio.“<br />
„Beim Blättern in Linda McCartney:<br />
Life in Photographs ahnt man, warum<br />
sich ,passion‘ auf das englisch ausgesprochene<br />
TASCHEN reimt.<br />
Seit Jahren bin ich süchtig nach<br />
den Neuerscheinungen dieses<br />
Verlags — und ein Ende ist<br />
nicht in Sicht.“<br />
„Okay, ich wüsste gern eins: Wie<br />
schafft ihr das? Mein jüngster<br />
TASCHEN-Fund, Menu Design In<br />
America von diesem groß artigen<br />
Jim Heimann, befeuert ja schon<br />
wieder meine Ungeduld auf das<br />
nächste unwiderstehliche Buch.“<br />
— 9 —<br />
„Unmöglich zu sagen, was das größere<br />
Wunder ist: Mondrian als kreativer Mathematiklehrer<br />
im Jahr 1847, oder TASCHEN<br />
<strong>2010</strong> als Heraus geber von Euklids Geometrie-<br />
Theore men. Jedenfalls ist diese Neuauflage<br />
genau jetzt, in der unscharfen Ära des<br />
Internets, zutiefst aufregend: denke rischer<br />
Durchblick in einer Sprache, die selbst 160<br />
Jahre nach der Erstpublikation noch immer<br />
durch ihre Klarheit fasziniert.“
„Es gibt viele Arten von Verlegern.<br />
Üblicherweise verlegen sie Bücher.<br />
Normal! Benedikt <strong>Taschen</strong> kreiert<br />
Buch-Objekte, die immer wunderschön<br />
sind. Auch normal, schließlich<br />
ist das sein Traum. Doch diesmal ist<br />
etwas Magisches geschehen: Ein<br />
Buch hat seinen idealen Verleger<br />
gefunden. Und keiner weiß, wer hier<br />
mehr vom anderen geträumt hat.“<br />
„Wie soll ich mich entscheiden? Ich liebe<br />
meinen Diego Rivera, meinen Peter Beard<br />
und natürlich Edward Lear: The Parrots.<br />
Doch immer wie der komme ich auf meine<br />
knuffige TASCHEN-Edition der<br />
Description de l’Egypte zurück —<br />
sie ist schon ganz zerfleddert.<br />
Ein orientalistischer<br />
Augenschmaus.“<br />
„Als ich das schwarze Stoff-Cover des fünf<br />
Zentimeter dicken Buchs aufschlug, fand<br />
ich auf jeder Seite Gleichungen und geometrische<br />
Diagramme. Der Titel deutet es an:<br />
Dies ist ein seriöser Text über Mathematik.<br />
Aber für mich war er schöner als alle Kunstbücher,<br />
die sonst in dem Laden stan den.<br />
Denn was ich darin fand, ist der defi nitive<br />
Beweis für eine kostbare mensch liche<br />
Kraft, die wir ,Vernunft‘ nennen.“<br />
— 10 —<br />
„The Big Book of Pussy ist das<br />
schockierendste und schönste und<br />
angsteinflößendste Werk, das<br />
TASCHEN je publiziert hat. Man<br />
legt es auf den Sofatisch – und<br />
schon bekommt man eine Reaktion.<br />
Funktioniert sogar beim blasiertesten<br />
Besucher.“<br />
„Mein Liebling ist GOAT! Weil es Cassius Clay/<br />
Muhammad Ali in allen seinen Facetten zeigt.<br />
Mit vorher nie Gesehenem aus dem Leben eines<br />
Jahrhundert-Boxers, der sich als Botschafter des<br />
Friedens und Anwalt politischer Geiseln auch<br />
menschlich als Schwergewicht erwies.“<br />
„Neo Rauch macht sich so rar, dass<br />
dieses Buch eine seltene Gelegenheit<br />
ist, in seine ver rückte Seele einzutauchen.<br />
Die Seiten sind groß genug,<br />
um eine herauszutrennen, an die<br />
Wand zu hängen und davon zu träumen,<br />
das Gemälde zu besitzen.“<br />
— 11 —<br />
„WOW!! Ich liebe<br />
das neue Quaintance-<br />
Buch. Unfassbar gut<br />
aussehender Band.<br />
Bravo!“
„Eine unverblümte<br />
Autobiografie Headline und<br />
ein Subhead raffiniertes<br />
Bilderpuzzle voller<br />
Witz, das ein sehr<br />
persönliches Porträt<br />
von Hef ergibt.“<br />
—Playboy, New York<br />
Terry Richardson und<br />
Benedikt <strong>Taschen</strong>, <strong>2010</strong><br />
Foto © Terry Richardson<br />
Opposite: Caption<br />
Right: Caption<br />
— 12 —<br />
Hugh Hefner und<br />
Benedikt <strong>Taschen</strong>, 2009<br />
Foto: Elayne Lodge<br />
Limitierte ausgabe<br />
¤ 1.000<br />
„Dank TASCHEN und<br />
den Segnungen von<br />
3-D kann sich nun jeder<br />
über einen großen<br />
Penis freuen.“<br />
—10 Magazine (Men), London<br />
¤ 29,99 je Buch<br />
Bill Claxton und<br />
Benedikt <strong>Taschen</strong>, 2000<br />
Foto: June Newton<br />
¤ 49,99<br />
— 13 —<br />
„Jazzlife ist zweifellos<br />
die profundeste und<br />
originellste fotografische<br />
Dokumentation des<br />
amerikanischen Jazz<br />
der 1950er-Jahre, die<br />
wir je sehen werden.“<br />
—Newsweek, New York<br />
Muhammad Ali und<br />
Benedikt <strong>Taschen</strong>, 2004<br />
Foto: Howard Bingham „Das größenwahnsinnigste Buch der<br />
Kulturgeschichte, das größte, schwerste,<br />
und schillerndste Ding, das je<br />
gedruckt wurde – Alis letzter Sieg.“<br />
—Der Spiegel, Hamburg, über die Originalausgabe von GOAT<br />
¤ 99,99
„A Wilder gift<br />
you couldn’t find<br />
for film fans.“<br />
—USA Today<br />
¤ 39,99<br />
Billy Wilder und Helmut Newton mit<br />
Benedikt <strong>Taschen</strong> im Chemosphere House,<br />
Hollywood, 1999<br />
Foto: June Newton<br />
— 14 —<br />
— 15 —<br />
„Damit besitzen<br />
Sie ein Stück<br />
Kunstgeschichte.“<br />
—Quintessentially, London<br />
¤ 99,99<br />
The most<br />
expensive book of<br />
the 20th century<br />
Now in XL-format<br />
and revised<br />
by June Newton
L’air de Paris<br />
Die Hauptstadt der Liebe und der Fotografie und ihre lebendige Geschichte<br />
Ein New Yorker Magazin hatte die<br />
Aufnahmen des Kabaretts Le Sphynx<br />
bestellt. Die Stripperinnen waren<br />
1956 eine der Topattraktionen der<br />
Pigalle, wo das Pariser Nachtleben<br />
tobte. Der Fotograf Frank Horvarth<br />
erinnert sich: „Sie wollten eine<br />
Geschichte über ‚Montmartre hinter<br />
den Kulissen‘ machen, und dieses eher<br />
schäbige Etablissement war das<br />
Einzige, das mich mit Kamera hineinließ.<br />
Alle Fotos sind innerhalb von<br />
15 bis 20 Minuten entstanden, denn<br />
nach einer Viertelstunde wollten die<br />
Mädchen Geld sehen. Was nicht zu<br />
viel verlangt war, aber ich hatte keins.<br />
Also bin ich gegangen und nie wiedergekommen.“
Vorige Doppelseite: Frank Horvat, Cabaret Le<br />
Sphynx, 1956.<br />
Gegenüber: Stéphane Passet, The Moulin Rouge,<br />
1914. Eine der Hochburgen der Pariser Music-Hall-<br />
Kultur. Das 1889 gegründete Etablissement war von<br />
Anfang an dem Tanz gewidmet. Hier entstand die<br />
„Quadrille naturaliste“, die unter dem Namen<br />
„French Cancan“ berühmt wurde. Die Tänzerinnen<br />
La Goulue, Grille d’Égout, Nini Pattes en l’air und<br />
Jane Avril wurden Abend für Abend von einem<br />
Publikum gefeiert, das in die Hunderte ging und<br />
aus allen sozialen Schichten stammte.<br />
Rechts: Léon Gimpel, Erste Internationale<br />
Luftfahrtausstellung im Grand Palais, 1909.<br />
Unten: Anon., Parc du Champ-de-Mars, Weltausstellung<br />
von 1878. Palais du Champ-de-Mars<br />
und Kopf der Freiheitsstatue des Bildhauers<br />
Bartholdi, 1878.<br />
Paris war für mich der Mittelpunkt der Welt.<br />
Hier waren Mode, Journalismus – und die<br />
Agentur Magnum. Ich war literarisch interessiert,<br />
und all diese bedeutenden Schriftsteller<br />
lebten in Paris. Ich weiß noch, wie sehr mir dies<br />
als junger Mann bewusst war. Die Straßen von<br />
Paris versprachen so viele Möglichkeiten. Die<br />
Chance, aufregende Menschen kennenzulernen,<br />
mit ihnen in Kontakt zu treten. Das gibt es<br />
heute nicht mehr. Städte wie Paris, Berlin und<br />
New York hatten Esprit, ganz anders als die<br />
Provinz. In den Fünfzigern und Sechzigern<br />
kamen die Leute noch mit großen Hoffnungen<br />
und Träumen in die Großstadt. Ich als junger<br />
Mann aus Italien hatte den Traum, schöne<br />
Frauen und Mädels kennenzulernen.<br />
—Frank Horvat<br />
— 19 —
Oben: Brassaï, Môme Bijou. In der Bar de la Lune in<br />
Montmartre. „Diese siebzigjährige Prostituierte, die<br />
auf den Namen ‚Bijou‘ [Schmuck; d.Ü.] hörte und<br />
einem Albtraum Baudelaires entsprungen scheint,<br />
ist in den Kneipen von Montmartre eine echte<br />
Berühmtheit.“ […] (Brassaï, Paris de Nuit, 1934).<br />
„Von ihrem Hals baumelte eine Menge unglaublicher<br />
Schmuckstücke: Broschen, Medaillons,<br />
Colliers, Schließen, lange Halsketten – ein wahrer<br />
Christbaum mit Girlanden, übersäht mit funkelnden<br />
Sternen und Ringen! Mehr als ein Dutzend […] Wie<br />
ein Naturforscher, der ein seltenes, monströs<br />
schönes Insekt entdeckt, war ich ergriffen von<br />
dieser fantastischen, aus dem nächtlichen Dunkel<br />
hervorgekommenen Erscheinung: Das Wesen, das<br />
ich da aufgestöbert hatte, war sicherlich die<br />
Königin des nächtlichen Faune von Montmartre.“<br />
(Brassaï, Paris secret des années 30, 1976), 1932.<br />
Rechts: André Zucca, Boulevard de Clichy (18.<br />
Arrondissement), Rue Puget Ecke Rue Lepic. Man<br />
beachte den Mann mit dem Sandwich-Plakat für<br />
den Film La Ville dorée (Die goldene Stadt), dem<br />
ersten deutschen Farbfilm, der in Frankreich 1942<br />
zu sehen war, ein Jahr vor dem berühmten<br />
Münchhausen, 1942.<br />
Gegenüber: Lee Miller, Das verschneite Paris,<br />
Januar 1945.<br />
— 20 —<br />
Wenn man in den legendären<br />
Cafés und Brasserien des linken<br />
Seine-Ufers saß, Le Flore, Les<br />
Deux Magots, La Coupole, hat<br />
man sich die Leute angeschaut und<br />
mit ihnen geredet – so wie bis vor<br />
einigen Jahren noch in New York.<br />
Inzwischen geht man einfach aneinander<br />
vorbei. Viele Jahrhunderte<br />
lang war die Großstadt ein Ort, um<br />
Menschen zu treffen, und als ich in<br />
Paris fotografierte, war es immer<br />
noch so. Wenn TASCHEN jetzt<br />
ein Buch über Paris oder Berlin<br />
veröffentlicht – und ich bewundere<br />
diese Bücher, weil sie sehr gut<br />
gemacht sind –, dann liegt das<br />
daran, dass die Leute immer noch<br />
diese Legende vor Augen haben.<br />
Dass eine großartige Stadt ein Ort<br />
ist, um faszinierende Menschen zu<br />
treffen. Und deshalb kaufen sie<br />
natürlich das Buch: Sie wollen<br />
wenigstens das Buch haben, wenn<br />
sie die wirkliche Erfahrung nicht<br />
mehr haben können.<br />
—Frank Horvat
Oben: Terry Richardson<br />
A Toutes Jambes (An alle Beine), für Vogue, 2009<br />
Unten: Frank Horvat<br />
Shoe and Eiffel tower, für Stern, 1974<br />
Gegenüber: Ed van der Elsken<br />
Saint-Germain-des-Prés, 1949/1952<br />
„Außer den Frauen hat mich an Paris<br />
fasziniert, dass jeder Blick tausende Facetten<br />
freilegt, manchmal in Harmonie miteinander,<br />
aber meistens in einem Kontrast – fast so<br />
wie in einem Kaleidoskop.“<br />
—Frank Horvat<br />
— 23 —<br />
Von chic bis<br />
choc: das echte<br />
Paris, früher<br />
und heute<br />
• Eine riesige und einzigartige<br />
fotografische Studie über Paris,<br />
mit Bildern von über 150<br />
ge feierten Fotografen, darunter<br />
Daguerre, Marville, Atget,<br />
Lartigue, Brassaï, Kertész, Ronis,<br />
Doisneau, Cartier-Bresson und<br />
vielen anderen<br />
• Mehr als 600 legendäre Fotos<br />
der Pariser Geschichte aus<br />
Dutzenden Archiven und privaten<br />
Sammlungen<br />
• Außerdem enthalten: ein Index<br />
mit den Biografien der Fotografen<br />
Jean Claude Gautrand (geb. 1932)<br />
ist seit 1960 selbst Fotograf und gilt in<br />
Frankreich als einer der herausragenden<br />
Experten in Sachen Fotografie. Mit<br />
zahlreichen Veröffentlichungen hat er<br />
sich auch als Journalist und Kritiker<br />
einen Namen gemacht. Für TASCHEN<br />
verfasste er Bücher über Doisneau (2003),<br />
Brassaï (2004) und Ronis (2005).<br />
Nur ¤ 49,99<br />
Paris. Porträt einer Stadt<br />
Jean Claude Gautrand<br />
Hardcover, Format: 25 x 34 cm<br />
624 Seiten<br />
In dieser Serie ebenfalls erhältlich:<br />
Berlin; Los Angeles; New York.<br />
In Vorbereitung für 2012: London
A Daimler Brand<br />
Airdrenaline.<br />
Open to enthusiasts. The new SLS AMG Roadster.<br />
www.mercedes-amg.com<br />
Fuel consumption (urban/extra urban/combined): 19.9/ 9/ 99.3/13.2<br />
l/100 km; CO₂ emissions (combined): 308 g/km.<br />
The figures are not based on an individual vehicle and do not constitute part of the product offer; they are e provided solely for purposes of comparison between different vehicle models.
Schock<br />
und<br />
Schönheit<br />
Mit kühnen Körper -<br />
kon struktionen<br />
sprengt das Künstlerduo<br />
Inez van Lamsweerde<br />
und Vinoodh Matadin<br />
die Grenzen der<br />
Mode foto grafie
Oben: Clint Eastwood – New York Times Magazine, 2005<br />
Unten: The Forest – Marcel, 1995<br />
Gegenüber: Lady Gaga – V Magazine, 2011<br />
Vorhergehende Doppelseite: Eniko for Peace –<br />
Self Service, 2008<br />
— 29 —<br />
„Ja, wir haben uns immer gesagt,<br />
unsere Bilder sollen sowohl in<br />
Zeitschriften als auch in Galerien<br />
zu sehen sein. Wir waren jung und<br />
hatten ganz klare Vorstellungen,<br />
und in gewisser Weise waren wir<br />
auch ziemlich zynisch. Was, glaube<br />
ich, ganz gut ist. Wir dachten, wir<br />
würden alles kennen. Ich vermute,<br />
die Leute hatten zunächst einige<br />
Mühe zu verstehen, was wir da<br />
machten. Sie dachten, das wäre eine<br />
Parodie auf die Mode. Aber wir<br />
liebten die Mode, auch wenn wir<br />
zugleich kritisch sein wollten.“<br />
—Vinoodh Matadin
„Aber wir haben das nie gemacht,<br />
weil wir berühmt sein oder unsere<br />
Arbeiten verkaufen wollten. Wir sind<br />
besessen davon, Bilder zu machen.<br />
Das wird nie aufhören.“<br />
—Vinoodh Matadin<br />
— 30 —<br />
Unten: Rachel Weisz –<br />
New York Times Magazine, 2006<br />
Gegenüber: Der Print Alexander McQueen –<br />
V Magazine, 2004 – liegt der Art Edition Nr. 101-200<br />
bei, ebenso wie der Print auf S. 32.<br />
— 31 —<br />
„Inez und Vinoodh erschaffen fotografische<br />
Metaphern. Rachel Weisz<br />
erscheint in sanftem Weichzeichner,<br />
der die fein gemeißelte Architektur<br />
ihres Gesichts enthüllt.“<br />
—Glenn O’Brien
— 32 —<br />
Ganz oben: Me Kissing Vinoodh (Lovingly), 1999<br />
Oben: Me Kissing Vinoodh (Eternally) –<br />
Lanvin Homme Campaign, <strong>2010</strong><br />
Beide Prints auf dieser Seite liegen der Art Edition Nr. 1-100 bei.<br />
Gegenüber: Der Print Kate/Groom – V Magazine, 2005, liegt der<br />
Art Edition Nr. 101-200 bei, ebenso wie der Print auf S. 30.<br />
Als Teenager in Amsterdam tanzte Inez van Lamsweerde<br />
gerne in der Disco und liebte den Punk, dann nahm sie mit einigem<br />
Eifer ihre Karriere als Modedesignerin in Angriff. Heute,<br />
mit 46 und als die wohl einflussreichste Bildprodu zentin der<br />
Branche, hat sie Saison für Saison zu definieren, wie Mode<br />
aussieht. Ihr riesiger Fundus an Bildern zeigt nicht nur einen<br />
einzigen Stil, sondern ein ganzes Modeuniversum, so übergangslos<br />
kann sie zwischen höchst aufwendigen kom merziellen Aufnahmen,<br />
ganz persönlichen Porträts und informellen Schnappschüssen<br />
auf der Straße hin und her wechseln und dabei jeweils<br />
verschiedene Stilphasen be schrei ben. Mit ihrem Mann Vinoodh<br />
Matadin arbeitet sie von New York aus. Zusammen haben sie<br />
nicht nur die längste Liste von Bild nachweisen in der Branche,<br />
sondern auch die angesehensten Werbekunden und Magazin<br />
Aufträge. Inez ist die leidenschaftliche Anführerin einer kleinen<br />
Armee loyaler Mit arbeiter und verfügt über ein magisches<br />
Ge schick, aus jedem in ihrem Umfeld Außergewöhn liches und<br />
Einzig artiges herauszuholen. Und obwohl ihre Bilder in Gattung<br />
und Form völlig unterschiedlich sind, ist ihnen doch stets ein<br />
Sinn für das Irritierende eigen, was sie weit über das bloß Schöne<br />
oder Glamouröse hinaushebt.<br />
—Penny Martin, The Gentlewoman, Heft 2, <strong>2010</strong><br />
— 33 —<br />
Limitiert auf 1.200<br />
nummerierte und<br />
von den Künstlern<br />
signierte Exem plare<br />
• Zweibändige Retrospektive mit<br />
666 Fotos von „so ziemlich allem“,<br />
woran die beiden Fotografen seit<br />
über zwei Jahrzehnten arbeiten<br />
• Begleitband mit Interviews und<br />
Texten über das fotografische Werk<br />
• Der Schuber mit einem als Origami<br />
gefalteten Siebdruck-Poster in der<br />
oberen Ecke wurde von M/M (Paris),<br />
den langjährigen Partnern der<br />
Künstler, entworfen<br />
Art Edition Nr. 1–200<br />
• Auf zwei Editionen mit jeweils 100 Exemplaren<br />
limitiert mit je zwei Pigment Prints, nummeriert<br />
und von Inez van Lamsweerde und Vinoodh<br />
Matadin signiert. Format: 45 x 34,5 cm<br />
• Art Edition Nr. 1–100: Kate/Groom, 2005<br />
(siehe Seite 32) und Alexander McQueen, 2004<br />
(siehe Seite 30)<br />
• Art Edition Nr. 101–200: Me Kissing Vinoodh<br />
(Lovingly), 1999 und Me Kissing Vinoodh<br />
(Eternally) – Lanvin Homme Campaign, <strong>2010</strong><br />
(gegenüber)<br />
• € 2.000<br />
Collector’s Edition Nr. 201–1.200<br />
• 1.000 nummerierte und von den Künstlern<br />
signierte Exemplare.<br />
• € 500<br />
Alle Preise können sich ohne Vorankündigung ändern.<br />
Inez van Lamsweerde/Vinoodh Matadin<br />
Pretty Much Everything<br />
Antony, Björk, Michael Bracewell,<br />
Glenn O’Brien, Lady Gaga, Penny Martin,<br />
Bruce Sterling, Olivier Zahm<br />
Hardcover, 3 Bände im Schuber,<br />
Format: 31 x 31 cm, 976 Seiten<br />
XL<br />
FORMAT
„Häppchenweise Philosophie<br />
und Weisheiten, die Sie garantiert<br />
Ihre Sorgen vergessen lassen.“<br />
—Zink Magazine, New York<br />
Now you can relax.<br />
Mit rot<br />
lackierten Finger ‑<br />
nägeln ausgefüllt<br />
Dita von Teese<br />
Keel’s Simple Diary Volume Two<br />
Philipp Keel<br />
Flexicover, Format:<br />
11,7 x 16,6 cm, 136 Seiten<br />
¤ 12<br />
Vorerst nur auf Englisch erhältlich<br />
Simple Diary <br />
Der Folgeband zum TASCHEN-Bestseller<br />
Dear Reader,<br />
This instant classic is filled with refreshing philosophy and original wisdom.<br />
Keel’s Simple Diary entertains, helps you focus and keeps you company.<br />
There are three reasons why most people, although they have tried, won’t keep a diary:<br />
1. Not every day is very eventful.<br />
2. It actually takes a lot of discipline to write.<br />
3. In retrospect, many find what they have written embarrassing.<br />
Keel’s Simple Diary offers structure for those who don’t have time to wonder,<br />
making it easy to record life’s moments. It gives the pleasure of a quick response<br />
and the sense that no matter what’s wrong, more is right.<br />
Good luck, and thank you for your time. It’s all yours.<br />
Philipp Keel<br />
Volume Two ist da!<br />
Ebenfalls erhältlich,<br />
vorerst nur auf<br />
Englisch: Band Eins<br />
— 35 —
Nur ¤ 49,99<br />
Linda McCartney:<br />
Life in Photographs<br />
Paul McCartney, Linda McCartney,<br />
Mary McCartney, Stella McCartney,<br />
Annie Leibovitz, Martin Harrison<br />
(Texte), Alison Castle (Hrsg.)<br />
Hardcover, Format: 26,5 x 37,4 cm<br />
280 Seiten<br />
„Sie war einfach da, hing<br />
mit Dir ab und redete über<br />
Musik. Wenn sie fühlte,<br />
dass Du Dich entspannt<br />
hattest und das Licht gut<br />
war, hob sie ihre Kamera<br />
vors Auge, klickte und<br />
senkte sie wieder. Es war<br />
nur eine kleine Unterbrechung,<br />
wie ein Komma<br />
im Satz.“<br />
—Sir Paul McCartney, Rolling Stone<br />
Foto © 2011 MPL Communications Ltd./Dave Hogan<br />
Schlauer reisen mit<br />
TASCHEN<br />
Trips mit Stil durch New York, Paris, Berlin und London<br />
„Diese wunderschön<br />
gestalteten Reiseführer<br />
sind voller Insider-Tipps,<br />
die Sie shoppen, essen<br />
und schlafen lassen wie<br />
einen echten New Yorker<br />
oder Londoner.“<br />
—Harper’s Bazaar, Singapur<br />
— 37 —<br />
Nur ¤ 39,99<br />
TASCHEN 4 Cities<br />
Angelika <strong>Taschen</strong> (Hrsg.)<br />
Flexicover, 12 Bände im Schuber,<br />
Format: 11,9 x 16,6 cm,<br />
1.536 Seiten
— 38 —<br />
Das<br />
Feinste<br />
vom<br />
Feinsten<br />
Das prestigeträchtige und heiß‑<br />
begehrte Jahrbuch der Kreativen<br />
Hier ist die diesjährige Ausgabe des exklusiven<br />
und heißbegehrten Jahrbuchs von<br />
D&AD mit den besten kreativen Arbeiten<br />
des Jahres. Die D&ADAwardsJury bewertet<br />
über 20.000 eingereichte Arbeiten<br />
von DesignStudios, Werbeagenturen,<br />
Markenberatern, Filmproduktions und<br />
Fotoagenturen, digitalen Medienpionieren<br />
und anderen Kreativfirmen aus aller Welt.<br />
Die Gewinner erhalten den legendären<br />
D&AD Yellow Pencil Award – oder im Falle<br />
außergewöhnlich herausragender Beiträge<br />
den seltenen Black Pencil Award. Diese<br />
Gewinnerliste gibt den besten Überblick,<br />
was in der Branche gerade angesagt ist.<br />
Jeder, der ein Interesse an Kreativität,<br />
Kommunikation, Design oder Werbung<br />
hat, kommt an dem D&ADJahrbuch 2011<br />
nicht vorbei!<br />
„Das Beste des<br />
Jahres aus Werbung,<br />
Art direction und<br />
Grafikdesign.“<br />
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Nur ¤ 39,99<br />
D&AD 2011<br />
Hardcover, Format: 24,5 x 26,2 cm,<br />
592 Seiten<br />
Auch erhältlich:<br />
D&AD <strong>2010</strong>, D&AD The Copy Book<br />
Weekends<br />
on the road<br />
Der ultimative Reiseführer für die USA und Kanada<br />
Die gefeierten Reise-<br />
kolumnen aus der<br />
New York Times endlich<br />
in einem aktualisierten<br />
Band erhältlich
Lexington<br />
Miles of low fences line the winding, twolane<br />
roads of the Bluegrass Country around<br />
Lexington, Kentucky, and enclose its rolling<br />
green horse farms, where magnificent thoroughbreds<br />
rest near pristinely painted barns.<br />
Now and again, the fences break for a leafy<br />
lane leading to an age-old bourbon distillery<br />
with doors open for a tour and a tipple. Then<br />
they lead away to a quaint 19th-century town, a<br />
quintessential country inn, or a serene Shaker<br />
village. These magical fences, made of wood<br />
or of stones stacked long ago by slaves and<br />
Scots-Irish settlers, take you back in time and<br />
away in space. But you’ll be brought back soon<br />
enough by Kentucky’s modern hosts serving up<br />
Southern charm and distinctly American food<br />
and drink. — BY TAYLOR HOLLIDAY<br />
FRIDAY<br />
1 Horse Fixation 1:45 p.m.<br />
Lexington, a leisurely university city<br />
with preserved antebellum houses, calls itself<br />
the horse capital of the world. On thousands<br />
of acres of nearby farms, pampered horses<br />
graze on the local bluegrass, so called because<br />
it blooms a purplish blue. Dip into the horse<br />
world at Kentucky Horse Park (4089 Iron<br />
Works Parkway, Lexington; 859-233-4303;<br />
kyhorsepark.com). It may seem at first like<br />
merely a giant horsy theme park, but the<br />
horse trailers in the parking lot attest to its<br />
importance for competitions as well. There<br />
are displays on the history of the horse,<br />
paeans to winners like Man o’ War and Cigar,<br />
and a Parade of Breeds (catch it at 2 p.m.).<br />
Horse shows and races are frequent — you<br />
might catch a steeplechase. And in June,<br />
musicians arrive from far and wide for a<br />
festival of bluegrass music.<br />
2 Chefs of the Country 7 p.m.<br />
Northwest of Lexington, Route 62 cuts a<br />
path through lush countryside to charming<br />
little Midway, a railroad town of about 1,600<br />
people where trains still run right down the<br />
middle of the main street. A gem of a restaurant,<br />
the Holly Hill Inn (426 North Winter<br />
Street, Midway; 859-846-4732; hollyhillinn.<br />
com; $$$), awaits you down a nearby lane,<br />
in a house dating to 1839. Ouita Michel, the<br />
chef, and her husband, Chris, the sommelier,<br />
both graduates of the Culinary Institute of<br />
America, serve a four-course prix fixe dinner.<br />
Choices on the changing menus have included<br />
spoonbread souffle, pork roast with figs and<br />
dates, and tile fish with Kentucky red rice.<br />
SATURDAY<br />
3 Brake for Bourbon 10 a.m.<br />
The land around Lexington grows more<br />
than thoroughbreds. West of the city, you’re<br />
in bourbon country. Several distillers have<br />
banded together to create what they call the<br />
Bourbon Trail, so spend a day learning why<br />
their product is such a source of Kentucky<br />
pride. Stop first in Versailles (pronounce<br />
it “ver-SALES”), where the stately limestone<br />
Woodford Reserve (7855 McCracken<br />
Pike; 859-879-1812; woodfordreserve.com)<br />
— 40 —<br />
THE SOUTH<br />
is nestled deep among farms with cupolatopped<br />
stables and miles of black-painted<br />
board fences. The only product made here<br />
is the small-batch Woodford Reserve, but<br />
visitors come by the thousands, and you’ll<br />
see the entire bourbon-making process from<br />
mash to bottle. Inhale the smells of whiskey<br />
and old wood, and sip a sample.<br />
4 Whiskey Saga Noon<br />
Bardstown, a city of about 10,000 in the<br />
heart of bourbon territory, honors its debt to<br />
spirits at the Oscar Getz Museum of Whiskey<br />
History (114 North Fifth Street; 502-348-2999;<br />
whiskeymuseum.com). In the 1790s, Scotch-<br />
Irish distillers fleeing George Washington’s<br />
whiskey tax and the quelling of the subsequent<br />
Whiskey Rebellion landed in an area of<br />
Virginia then called Bourbon County, which<br />
now covers several counties of northeastern<br />
Kentucky. They found perfect conditions<br />
for their trade, partly because of a layer<br />
of limestone that filters iron from the local<br />
water, and bourbon whiskey was born. In the<br />
museum, examine local artifacts including<br />
authentic moonshine stills.<br />
5 Vary the Stimuli 1 p.m.<br />
Make a temporary switch from booze to<br />
caffeine at Java Joint (126 North 3rd Street,<br />
Bardstown; 502-350-0883; thejavajoint.homestead.com;<br />
$), where you can grab a quick<br />
lunch of sandwiches, soup, or salad along with<br />
the signature cup of flavorful coffee.<br />
6 Dip Your Own 2 p.m.<br />
Meander about 15 miles south on Route<br />
49 to tiny Loretto and enter the red-shuttered,<br />
brown-clapboard buildings of Maker’s Mark<br />
(3350 Burks Springs Road; 270-865-2099).<br />
The oldest bourbon distillery in the country,<br />
dating to 1805, it is well schooled in the rules<br />
of bourbon: the mash must be at least 51<br />
percent corn, barrels for aging must be new<br />
and made of charred white oak, alcohol must<br />
be at prescribed strengths in the years-long<br />
process of transforming grain into whiskey.<br />
The tour here shows you the cooker, mash<br />
fermentation, the still, aging rackhouses, and<br />
hand-bottling. You can dip a finger into a vat<br />
of bubbling, fermenting mash to get a taste<br />
(like sweetened cereal gone sour), and they’ll<br />
even let you hand-dip your own souvenir<br />
bottle in the trademark red wax.<br />
7 Jim Beam’s Place 4 p.m.<br />
Drive back north to Bardstown and<br />
take Route 245 west to Clermont, the home<br />
of Jim Beam (149 Happy Hollow Road;<br />
502-543-9877; jimbeam.com), the biggest of<br />
the bourbon distillers. Jim Beam doesn’t<br />
have an extensive tour, but you’ll get a good<br />
tasting. And from the porch of the Beam family’s<br />
whitewashed mansion on the hill, you<br />
have a perfect view of the vapor-spewing,<br />
multibuilding factory, which has turned out<br />
millions of bottles of bourbon.<br />
8 Not a Colonel in Sight 6 p.m.<br />
For real Kentucky skillet-fried chicken,<br />
take a table at Kurtz (418 East Stephen<br />
Foster Avenue, Bardstown; 502-348-8964;<br />
bardstownparkview.com/dining.htm;<br />
$$), which has been satisfying hungry<br />
Kentuckians for 70 years. The chicken<br />
is superb and the fixings are traditional<br />
— mashed potatoes, cornbread, green<br />
beans with Kentucky ham. For dessert, ask<br />
for the biscuit pudding with bourbon sauce.<br />
— 41 —<br />
9 Bourbons by the Dozen 8 p.m.<br />
When you’re finished with the day’s<br />
driving and ready to relax, sample the<br />
atmosphere and the libations at a bourbon<br />
bar, where knowledgeable bartenders serve<br />
Kentucky’s favorite drink in dozens of varieties.<br />
In Bardstown, there’s a classic of the<br />
genre at Old Talbott Tavern (107 West Stephen<br />
Foster Avenue; 502-348-3494; talbotts.com).<br />
In Lexington, try Bluegrass Tavern (115<br />
Cheapside, Lexington; 859-389-6664) or the
Horse and Barrel Pub at deSha’s Restaurant<br />
and Bar (101 North Broadway; 859-259-3771;<br />
tavernrestaurantgroup.com).<br />
Oscar Getz<br />
Museum of<br />
Whiskey History<br />
4<br />
N. FIFTH ST.<br />
Clermont<br />
65<br />
7<br />
9<br />
Jim Beam<br />
N. THIRD ST.<br />
245<br />
Bardstown<br />
Kurtz<br />
8<br />
5 Java Joint<br />
Old Talbott<br />
Tavern<br />
ILL. IND. OHIO<br />
Louisville<br />
Area of<br />
detail<br />
KENTUCKY<br />
TENN.<br />
SUNDAY<br />
10 Thoroughbreds at Home 9 a.m.<br />
Taking tourists to the horse farms is a<br />
Lexington specialty — the local convention<br />
and visitors bureau publishes a list of tour<br />
companies and private guides (visitlex.com/<br />
idea/horse-farms.php). One good choice is<br />
a trip with the women of Horse Farm Tours<br />
(859-268-2906; horsefarmtours.com), who<br />
point out historical buildings in downtown<br />
Lexington on the way to a sampling of<br />
farms. If decadently luxurious stables and<br />
a 10-bedroom mansion at one farm are a<br />
reminder that thoroughbreds are a rich person’s<br />
hobby, the wholesome young broodmare<br />
manager at the next farm, attending to the<br />
mares and their wobbly, week-old foals, is<br />
proof of how intense the horse-and-human<br />
relationship can be. At the stud farm, it’s all<br />
E. STEPHEN<br />
FOSTER AVE.<br />
Rosemark<br />
Haven<br />
49<br />
Loretto<br />
KENTUCKY<br />
Lebanon<br />
64<br />
6 Maker’s Mark<br />
about bloodlines and breeding techniques.<br />
You’ll also be whisked to the best seats in<br />
the ivy-covered limestone viewing stand<br />
at Keeneland, Lexington’s renowned race<br />
track — to see, perhaps, some horses in<br />
training.<br />
11 Plain Cooking 1 p.m.<br />
Drive south from Lexington on Route 68,<br />
through gently undulating hills and higher<br />
forested bluffs, to Shaker Village of Pleasant<br />
Hill (3501 Lexington Road, Harrodsburg; 859-<br />
734-5411; shakervillageky.org), a preserved<br />
home of the plain-living 19th-century Shaker<br />
sect. It feels remarkably like the real deal; the<br />
most beautiful of its 34 remaining buildings<br />
needed only light restoration to return them<br />
to the middle 1800s, when the community was<br />
at its peak. (Shakerism embraced celibacy<br />
and eventually died out.) Have dinner in<br />
the spare and lovely Trustees’ Office Dining<br />
Room restaurant (call for reservations),<br />
which cooks with heirloom vegetables from its<br />
own garden, and tour the quiet grounds.<br />
Woodford Reserve<br />
62<br />
Holly Hill Inn 2<br />
3<br />
MCCRACKEN PIKE<br />
Shaker Village of<br />
Pleasant Hill<br />
MARTHA LAYNE COLLINS BLUE GRASS PKWY.<br />
Harrodsburg<br />
10 MILES<br />
11<br />
Danville<br />
Midway<br />
Horse Farm<br />
Tours<br />
68<br />
10<br />
Hilton<br />
Lexington/<br />
Downtown<br />
W. VINE ST.<br />
— 42 —<br />
1<br />
Lexington<br />
Kentucky<br />
Horse Park<br />
IRON<br />
WORKS<br />
PKWY.<br />
75<br />
N. BROADWAY<br />
Horse and Barrel Pub/<br />
deSha’s Restaurant and Bar<br />
Bluegrass<br />
Tavern Gratz<br />
W. MAIN ST.<br />
Park Inn<br />
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von den angesagtesten Metropolen<br />
bis zu überraschenden<br />
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„Menu Design: ein Muss für jeden<br />
Gourmet. Frisch aus dem Druck ein<br />
großartiges Buch von TASCHEN ...<br />
Wir lieben es.“<br />
—Tasteandliving.com<br />
— 43 —<br />
Menu Design in America,<br />
1850–1985<br />
Jim Heimann (Hrsg.),<br />
Steven Heller, John Mariani<br />
Hardcover, Format: 25 x 31,7 cm<br />
392 Seiten<br />
Nur ¤ 39,99
Revolution der Kochkunst<br />
Geschmacksknospen im Hyperraum! Modernist Cuisine verwandelt Ihre Küche in ein Labor<br />
In den USA ist es bereits eine Sensation:<br />
Modernist Cuisine, das neue Referenzwerk<br />
des Kochens, wird den Buch händlern<br />
förmlich aus den Händen ge rissen. Das<br />
sechsbändige Opus mit über 3.000 Fotos<br />
und Zeichnungen, konzipiert vom früheren<br />
MicrosoftTechnologie chef Nathan<br />
Myhrvold und einem Team aus Dutzenden<br />
von Wissen schaftlern, Erfindern, Redakteuren<br />
und Köchen, kommt nun auch nach<br />
Europa – samt 1.500 Rezepten.<br />
„Das erstaunlichste<br />
Koch buch<br />
unserer Zeit.“<br />
—Katy McLaughlin, Wall Street Journal
„Dieses Werk wird unsere<br />
Vorstellung vom Kochen verändern.“<br />
—Ferran Adrià<br />
Häufig gestellte Fragen über Modernist Cuisine:<br />
Nathan Myhrvolds grundlegende Tipps und<br />
Techniken für alle Kochinteressierten<br />
Kann ein Hobbykoch Ihre Rezepte wirklich<br />
nachkochen?<br />
Die meisten Gerichte in dem Buch können<br />
in einer ganz normalen Küche zubereitet<br />
werden, besonders, wenn Sie sich einige<br />
preiswerte Geräte zusätzlich anschaffen,<br />
zum Beispiel eine Digitalwaage oder ein<br />
SousvideWasserbad (das Buch gibt Tipps,<br />
worauf Sie beim Kauf achten müssen). Wir<br />
haben aber bewusst keine anspruchsvollen<br />
Rezepte vereinfacht, um auch die faszinierenden<br />
kulinarischen Möglichkeiten von<br />
Zutaten wie Flüssigstickstoff und Geräten<br />
wie Zentrifugen und Homogenisierern zu<br />
— 46 —<br />
zeigen. Daher enthält dieses Buch aufregende<br />
Rezepte für jeden, der gutes Essen<br />
liebt – egal, ob Amateur oder Spitzenkoch.<br />
Haben Sie irgendwelche lustigen Anekdoten<br />
auf Lager, vielleicht über Experimente,<br />
die unerwartet fehlgeschlagen<br />
sind?<br />
Nun, die Idee eines solchen Buches ist ja,<br />
dass die Autoren erst mal scheitern, damit<br />
dem Leser das am Ende erspart bleibt. Wir<br />
haben viele Dinge ausprobiert, und vieles<br />
lief nicht so gut … Scheitern ist vielleicht ein<br />
zu starkes Wort, aber wir haben viele Varianten<br />
getestet, bis wir schließlich die besten<br />
hatten. Manchmal haben wir ziemlich radikale<br />
Sachen probiert, die zunächst danebengingen.<br />
Ich wollte zum Beispiel ein InstantSoufflé<br />
machen: eine Mischung, die<br />
man unmittelbar vor dem Backen aus<br />
einem Sahnesiphon drücken kann. Das Rezept<br />
wurde ungefähr 150mal geändert,<br />
bevor wir die endgültige Formel hatten, die<br />
im Buch erscheint.<br />
Wir haben auch bei den Fotos sehr viel experimentiert:<br />
Das hat sich ausgezahlt, aber<br />
wir brauchten viele Anläufe. Zum Beispiel<br />
wollten wir ein dramatisches Foto von dem<br />
Moment, wenn man Nudeln in einem Wok<br />
brät. Dafür haben wir einen Wok in der<br />
Mitte durchgeschnitten, Max hat Öl und die<br />
Zutaten hineingetan und dann die Nudeln<br />
über dem Feuer in die Luft geworfen. Das<br />
Öl lief ständig heraus und fing Feuer. Ich<br />
glaube, die Haare an seinem Arm sind alle<br />
versengt, aber wir haben ein tolles Foto<br />
bekommen.<br />
Manchen Leuten sind die künstlich klingenden<br />
Zutaten in einigen Rezepten der<br />
Modernist Cuisine suspekt. Sie tendieren<br />
eher zu biologischdynamischen oder<br />
„rein natürlichen“ Lebensmitteln.<br />
Warum bleiben Sie nicht auch bei diesen<br />
einfacheren Zutaten?<br />
Es gibt kein Backpulver aus Freilandhaltung!<br />
Neulich kam jemand an und sagte:<br />
„Ich hasse dieses modernistische Zeugs.<br />
Warum macht Ihr nicht mal was Einfaches<br />
und Natürliches – so wie Nudeln mit Soße<br />
und Käse?“ Meine Güte, es gibt kein künstlicheres<br />
Essen als Nudeln. Sie wachsen nicht<br />
auf dem Nudelbaum. Sie sehen auch nicht<br />
gerade aus wie Körner. Nein, sie entstehen<br />
Gegenüberliegende Seite: Nathan Myhrvold, 2011.<br />
Foto © Tim White<br />
„Ich halte ,Modernist Cuisine‘<br />
für den besseren Begriff, weil er<br />
die Einstellung der Avantgarde<br />
beschreibt, gegen die Kochregeln<br />
der Vergangenheit zu<br />
rebellieren.“<br />
—Nathan Myhrvold
in einem sehr elaborierten, gut durchdachten<br />
Prozess. Verstehen Sie mich nicht falsch:<br />
Nudeln sind ein wunderbares Essen. Aber<br />
sie natürlich zu nennen ist reichlich seltsam.<br />
Nudeln waren eine Erfindung.<br />
Fast alle Lebensmittel auf dem Markt oder<br />
beim örtlichen Metzger sind im Laufe der<br />
Jahrhunderte durch Zucht genetisch verändert<br />
worden. Wenn die Leute heutzutage<br />
von „genetisch verändert“ sprechen, meinen<br />
sie Lebensmittel, die durch molekularbiologi<br />
sche Metho den ver än dert wurden.<br />
Aber fast alle diese gene tischen Verände<br />
rungen sind Ant worten auf die<br />
Anforde rungen der konventionellen<br />
Landwirt schaft. Köche interessieren sich<br />
vor allem für Geschmack, und dazu gibt es<br />
bislang nur sehr wenig Genforschung (wenn<br />
überhaupt). Ich glaube daher, dass die alten<br />
Kulturpflanzen immer noch die besten sind.<br />
Aber das ist eine praktische Meinung, keine<br />
ideologische. Große Teile der Welt leiden<br />
unter Mangelernährung, und genmanipuliertes<br />
Getreide könnte vielleicht Hungersnöte<br />
in Afrika verhindern und Millionen<br />
Menschenleben retten.<br />
Was das Kochen mit Chemikalien angeht:<br />
Nun, wenn Sie Muffins backen, kommen<br />
Sie an Backpulver nicht vorbei. Backpulver<br />
ist raffiniert, es ist chemisch, es wird gewonnen,<br />
nicht angebaut. Wahrscheinlich benutzen<br />
Sie auch Salz. Auch das wird entweder<br />
aus dem Salzstock oder dem Meer gewonnen.<br />
Und so könnte ich weitermachen. Es<br />
gibt eine ganze Reihe raffinierter Zutaten,<br />
die jeder benutzt, ohne darüber nachzuden<br />
ken, nur weil sie schon immer da waren.<br />
Interessanterweise wurde nur bei wenigen<br />
dieser traditionellen Zutaten wissenschaftlich<br />
geprüft, ob sie überhaupt zum Verzehr<br />
geeignet sind. Dank jahrzehntelanger Erfahrung<br />
kann man das annehmen, aber Sie werden<br />
wahrscheinlich keine Studie finden, die<br />
es beweist. Bei modernen aufbereiteten Zutaten<br />
wie Hydrokolloiden hingegen wurde<br />
getestet, ob sie für den Menschen schädlich<br />
sind. Und nun stellen Sie sich mal vor: Fast<br />
alle werden entweder aus Meeresalgen oder<br />
durch Fermentation gewonnen. Wenn Sie<br />
bereit sind, Nori und Essig auf Ihrem Sushi<br />
Reis zu essen und das Ganze mit einem Glas<br />
Wein hinunterzuspülen, was könnten Sie<br />
dann gegen Hydrokolloide haben?<br />
„Wenn Sie die modernistischen<br />
Techniken<br />
anwenden, gewinnen<br />
Sie Kontrolle und können<br />
umso kreativer sein.“<br />
—Nathan Myhrvold<br />
Wie halten Sie es mit den Begriffen „Modernist<br />
Cuisine“ und „Molekularküche“?<br />
„Molekular“ und „Molekularküche“ sind<br />
umstrittene Begriffe unter Spitzenköchen.<br />
Dr. Hervé This, der Vater dessen, was er<br />
„Molekulargastronomie“ nennt, will damit<br />
nur die Lebensmittelwissenschaft beschrieben<br />
wissen, aber nicht das Kochen. Seine<br />
— 48 —<br />
Forschung dreht sich vor allem darum,<br />
das traditionelle Kochen wissenschaftlich<br />
zu untersuchen.<br />
Fast alle Köche, mit denen ich gesprochen<br />
habe, hassen den Begriff Molekularküche.<br />
Und aus wissenschaftlicher Sicht ist er ohnehin<br />
bedeutungslos: Alle Lebensmittel<br />
sind aus Molekülen.<br />
Ich halte „Modernist Cuisine“ für den besseren<br />
Begriff, weil er die Einstellung der<br />
Avantgarde beschreibt, gegen die Kochregeln<br />
der Vergangenheit zu rebellieren. Außerdem<br />
ist er breit genug, um alle möglichen<br />
Stile zu umfassen.<br />
Das Werk hat 2.440 Seiten. Gibt es irgendeinen<br />
Aspekt rund ums Kochen, der<br />
nicht behandelt wird?<br />
Während der Arbeit an dem Buch haben<br />
wir immer mehr hinzugefügt. Wir hätten<br />
noch mehr schreiben können, aber dann<br />
wäre es nie fertig geworden. Wir haben Gebäck<br />
und Desserts ausgelassen. Vielleicht<br />
machen wir irgendwann ein Buch darüber.<br />
Sie mussten für Modernist Cuisine viel<br />
experimentieren. Haben Sie überraschende<br />
Entdeckungen gemacht?<br />
Wir haben Erklärungen für viele alte Geheimnisse<br />
des Kochens gefunden. Und vieles<br />
ist anders, als man normalerweise denkt.<br />
Wir waren zum Beispiel ziemlich über<br />
Unten: Die Querschnittfotos sind echt. Wir arrangierten<br />
das Essen in unserem halbierten Equip ment<br />
und machten dann die Aufnahmen.<br />
Rechts: Modernist Cuisine enthält hunderte<br />
SchrittfürSchrittAnleitungen und Rezepte mit<br />
Darstellungen kompletter Chefgerichte.<br />
rascht, dass die meisten Gemüsesorten<br />
schneller in kochendem Wasser garen als in<br />
Dampf. Wir wollten mit unserem Experiment<br />
eigentlich eine Kurve produzieren, die<br />
nachweist, dass Dampfgaren schneller geht,<br />
aber die Daten zeigten am Ende das Gegenteil.<br />
Wir haben das Experiment mehrfach<br />
wiederholt und mögliche Fehlerquellen<br />
„Eine visuelle<br />
Achterbahnfahrt durch<br />
das Universum der<br />
Lebensmittel und<br />
Küchenutensilien ...<br />
Für den ProfiKoch,<br />
ob Modernist oder<br />
nicht, ein un schätzbares<br />
Referenzwerk.“<br />
—Michael Ruhlman, The New York Times<br />
ausgeschlossen, bis wir überzeugt waren,<br />
dass Kochen wirklich schneller geht. Wir<br />
haben dann die Fachliteratur durchsucht<br />
und fanden schließlich die Erklärung: Es<br />
bildet sich ein Kondenswasserfilm, den wir<br />
im Buch erklären.<br />
Was entgegnen Sie Leuten, die Ihnen<br />
vorwerfen, das Ende der Kochkunst herbeizuforschen?<br />
Ist Kochen eine Kunst<br />
oder eine Wissenschaft?<br />
Kochen ist eine Kunst, aber wie bei jeder<br />
Kunst müssen Könner über die Techniken<br />
und Materialien Bescheid wissen. Kochen<br />
hat auch viel mit Erfahrung zu tun, aber es<br />
gibt einige theoretische Erkenntnisse aus<br />
der Wissenschaft, die von großer Hilfe sein<br />
können. Zum Beispiel müssen wir nicht<br />
raten, wie lange etwas kochen muss. Wir<br />
können es ziemlich genau schätzen, wenn<br />
wir die Gleichungen des Wärmetransports<br />
anwenden. Das Buch enthält etliche solcher<br />
Hilfestellungen. Wenn Sie erst mal ein Gebiet<br />
verstanden haben, zum Beispiel Emulsionen,<br />
können Sie sich darauf konzentrieren<br />
herauszufinden, welche Emulgatoren in<br />
welcher Dosis und in welcher Situation am<br />
besten funktionieren.<br />
Die Wissenschaft hilft, dass wir beim Kochen<br />
wissen, was wir tun, aber sie ist kein<br />
Ersatz für die Fähigkeiten eines Kochs oder<br />
für einen Grad an Experimentierfreudigkeit.<br />
Jede wissenschaftliche Erkenntnis<br />
verstärkt aber die Effizienz eines Experiments.<br />
Und wenn die Leute erst mal die<br />
Wissenschaft verstehen, dann weckt das<br />
ihre Kreativität und gibt ihnen mehr Freiheit,<br />
neue Techniken auszuprobieren und<br />
alte Techniken neu anzuwenden. Wenn Sie<br />
die modernistischen Techniken anwenden,<br />
gewinnen Sie Kontrolle und können umso<br />
kreativer sein.<br />
Nathan Myhrvold ist Chief Executive Officer und Gründer<br />
der Firma Intellectual Ventures, die sich mit der Entwicklung<br />
und Finanzierung von Erfindungen beschäftigt.<br />
Bevor er sein eigenes Unternehmen gründete, baute<br />
Myhrvold bis 1999 als erster Chief Technology Officer bei<br />
Microsoft unter anderem Microsoft Research auf. Er war<br />
dort für zahlreiche bahnbrechende Technologieprojekte verantwortlich.<br />
Nach zweijährigem Stage in Seattles französischem<br />
Spitzenrestaurant Rover’s besuchte Myhrvold die<br />
Kochschule La Varenne, um bei der renommierten Köchin<br />
Anne Willan seine Ausbildung zu vervollständigen und<br />
arbeitete zudem als Chief Gastronomic Officer für Zagat<br />
Survey. Myhrvold hat an der UCLA Mathematik, Geo und<br />
Astrophysik studiert sowie an der Princeton University in<br />
Wirtschaftsmathematik und theoretischer Physik promoviert.<br />
Nach seiner Promotion arbeitete er ein Jahr lang an<br />
der Universität Cambridge bei dem berühmten Kosmologen<br />
Stephen Hawking über Quantentheorien der Schwerkraft.<br />
— 49 —
Sie erfahren unter anderem<br />
• warum der Garprozess nicht aufhört,<br />
wenn Sie Lebensmittel mit Eiswasser<br />
abschrecken<br />
• wann Kochen schneller geht als Dämpfen<br />
• warum die Hitze nicht reduziert wird,<br />
wenn der Grillrost höher gesetzt wird<br />
• warum Backen in erster Linie ein<br />
Trocknungsprozess ist<br />
• warum frittierte Lebensmittel besser<br />
bräunen und schmecken, wenn man sie<br />
in älterem Öl ausbackt<br />
• wie man mit modernen Kochtechniken<br />
optimale Ergebnisse erzielen kann und<br />
dabei auch ohne perfektes Timing und<br />
das Quäntchen Glück auskommt<br />
— 50 —<br />
„Mit 2.440 Seiten, 3.216<br />
brillianten Farbfotos<br />
und 1,1 Millionen Wörtern<br />
ist Modernist Cuisine<br />
mit Sicherheit die längste<br />
und gründlichste Studie<br />
zum Thema Nahrung,<br />
die je publiziert wurde.“<br />
—Kenji LopezAlt, Gourmet<br />
„Das wichtigste Werk<br />
der Kochkunst seit Escoffier.“<br />
—Tim Zagat, New York<br />
Modernist Cuisine:<br />
Die Revolution der Kochkunst<br />
Nathan Myhrvold, Chris Young, Maxime Bilet<br />
6 Bände im Schuber, Band 1–5 Hardcover,<br />
Band 6 Flexicover mit Spiralbindung,<br />
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— 51 —
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„Sie war unser Engel, der süße Engel<br />
des Sex, und die Zuckersüße des Sex stieg<br />
aus ihr empor wie der Klang aus der<br />
klarsten Faser einer Violine.“<br />
—Norman Mailer<br />
American<br />
Beauty<br />
Norman Mailers packender und provokativer Text und<br />
Bert Sterns historische Fotos lassen den Geist der größten<br />
weiblichen Ikone Amerikas wiederauferstehen
Das Entstehen eines<br />
Klassikers<br />
Dieses Buch, konzipiert von Mailers langjährigem Partner Lawrence Schiller, kombiniert Mailers Essay<br />
über Marilyn mit Bert Sterns eindringlichen Fotos der „Letzten Sitzung“.<br />
Vor vierzig Jahren stand ich vor Harold<br />
Roth, dem Verleger von Grosset and<br />
Dunlap, sah ihm fest in die Augen und sagte:<br />
„Wenn Sie mir Norman Mailer oder Gloria<br />
Steinem bringen, lasse ich Sie das hier<br />
veröffentlichen.“ In der Hand hielt ich ein<br />
Portfolio mit Fotos von Marilyn Monroe,<br />
aufgenommen von vierundzwanzig<br />
berühm ten Fotografen. Sie war zehn Jahre<br />
zuvor gestorben, verzauberte aber noch<br />
immer Menschen in aller Welt. Meinem<br />
Buch fehlte eigentlich nur ein einziges<br />
Element – allerdings ein ziemlich wichtiges:<br />
Worte. Ich war mir sicher, dass die<br />
richtigen Worte etwas Licht auf das<br />
Geheimnis dieser Legende werfen würden,<br />
deren Bewunderer auch nach ihrem Tod<br />
nicht aufgehört hatten, sie zu verehren. Zu<br />
ihren Lebzeiten – sie starb ja schon mit<br />
sechsunddreißig – hatten viele versucht,<br />
Marilyn Monroe zu erklären, aber keinem<br />
war es gelungen. Manchmal dachte ich, es<br />
sei unmöglich.<br />
„Warum Mailer oder Steinem?“, fragte<br />
Roth.<br />
Ich erklärte ihm, das Buch brauche einen<br />
Schriftsteller, dessen eigene Erfahrungen<br />
die von Marilyn vielleicht irgendwie widerspiegelten<br />
und der dadurch imstande wäre,<br />
eine vollkommen neue Perspektive auf<br />
Marilyn zu eröffnen. Ich sagte, wenn man<br />
einen Schriftsteller finden könne, der – wie<br />
Marilyn – viele Katastrophen erlebt habe<br />
und dem es – wie ihr – gelungen sei, jede<br />
einzelne zu überleben, dann könne das der<br />
Schlüssel zu dieser geheimnisvollen Frau<br />
sein, die so viele Menschen fasziniert habe.<br />
„Dann brauchen Sie Mailer“, sagte Roth.<br />
„Mailer ist Ihr Mann.“<br />
„Wenn Sie Mailer kriegen können“, sagte<br />
ich, „dann ist das Buch in der Woche, in der<br />
es erscheint, auf den Titelseiten von Life<br />
und Time Magazine.“<br />
„Niemand hatte damit<br />
gerechnet, dass Mailer<br />
sich hoffnungslos in den<br />
Gegenstand seines<br />
Essays verlieben würde<br />
– in eine Frau, der er nie<br />
begegnet war.“<br />
Roth wusste, warum ich so sicher war, dass<br />
das Projekt diese Art von Aufmerksamkeit<br />
bekommen würde. Mailer hatte recht<br />
provozierende Ansichten über Frauen und<br />
Sex und gab sie mit Vergnügen zum Besten,<br />
mündlich wie schriftlich. Er hatte erbitterte<br />
Auseinandersetzungen mit feministischen<br />
Ikonen wie Germaine Greer und Jill<br />
Johnston gehabt und war das Feindbild<br />
Nummer eins der Feministinnen jener<br />
Tage.<br />
Wenn Mailer über den Inbegriff der<br />
Sexgöttin der Fünfzigerjahre schrieb, dann<br />
konnte das nur zu einer Kontroverse<br />
führen: Hier Amerikas provokativster und<br />
— 60 —<br />
progressivster Schriftsteller, Gewinner<br />
des PulitzerPreises für Die Armeen der<br />
Nacht, Autor von Die Nackten und die Toten,<br />
dort diese kindliche Frau, deren Gesten für<br />
jeden etwas anderes bedeuteten, deren<br />
Leben durch die Berichterstattung über<br />
drei gescheiterte Ehen in Stücke gerissen<br />
worden war, deren zarte Stimme den<br />
Madison Square Garden gefüllt hatte, als<br />
sie John F. Kennedy mit „Happy Birthday,<br />
Mr. President“ ein Geburtstagsständchen<br />
gebracht hatte. Es würde faszinierend sein.<br />
Jeder würde wissen wollen, was der kühne<br />
Provokateur Norman Mailer über diese<br />
zerbrechliche Göttin zu sagen hatte. Diese<br />
Kombination würde für die Presse unwiderstehlich<br />
sein. Es war eine Kombination,<br />
die Publicity versprach – die gute Art von<br />
Publicity, die einem half, Bücher zu<br />
verkaufen.<br />
Roth kriegte Mailer, und der versprach,<br />
als Begleittext für die Fotos einen biografischen<br />
Essay von zwanzigtausend<br />
Worten zu schreiben. Niemand hatte damit<br />
gerechnet, dass Mailer sich hoffnungslos in<br />
den Gegenstand seines Essays verlieben<br />
würde – in eine Frau, der er nie begegnet<br />
war. Er sah sich jeden Film an, in dem sie<br />
mitgespielt hatte, sprach mit vielen Leuten,<br />
die sie gut gekannt hatten, und lieferte neun<br />
Monate später 115 000 Worte ab.<br />
Es war ein Buch, das – zusammen mit den<br />
außerge wöhnlichen Fotos, die ich zusammengetragen<br />
hatte – in allen größeren<br />
Sprachen der Welt zum Bestseller wurde.<br />
Es war das teuerste Buch, das je im BookoftheMonth<br />
Club angeboten wurde, und<br />
das erste Buch seiner Art, das den unerhörten<br />
Preis von zwanzig Dollar kostete.<br />
Time nannte es „gargantuesk“ und be <br />
scheinigte ihm eine „ungeheure Wucht“.<br />
Der Boston Globe schrieb, was praktisch<br />
jeder Rezensent sagte: „… überragend …<br />
Niemand sonst versteht es, [Marilyns] liebenswertes<br />
und zur Verzweiflung<br />
treibendes Wesen auf so berührende Weise<br />
einzufangen.“ Worte wie „überwältigend“,<br />
„brillant“, „fesselnd“ und „unvergesslich“<br />
fanden ihren Weg in Rezensionen in aller<br />
Welt.<br />
Die bedeutendsten Nachrichtensendungen<br />
jener Tage berichteten über das Phänomen.<br />
Die Fotoausstellung wurde im Beverly<br />
Wilshire Hotel in Los Angeles eröffnet,<br />
tourte danach über drei Kontinente und<br />
war ein voller Erfolg. Viele von Marilyns<br />
Kollegen – Jack Lemmon, Tony Curtis, Eli<br />
Wallach, Tom Ewell – sowie ihre<br />
Regisseure – John Huston, Billy Wilder<br />
und George Cukor – schlürften mit<br />
Buchhändlern Champagner. In Japan war<br />
teten Tausende in strömendem Regen, um<br />
die ikonischen Bilder von Marilyn zu sehen.<br />
Und die Fotografen? Das Erscheinen von<br />
Marilyn eröffnete ihnen viele Möglich keiten,<br />
ihre Arbeiten zu vermarkten. Einige –<br />
Eve Arnold, Milton Green, George Barris<br />
und Bert Stern – haben Bücher veröffentlicht,<br />
die einen Querschnitt durch ihr<br />
gesam tes Werk zeigen. Stern hatte Marilyn<br />
im Juni 1962 für Vogue fotografiert, und<br />
ihm war es gelungen, das breiteste<br />
Spektrum ihrer Gefühle einzufangen. Seine<br />
Kamera war ein Fenster, durch das man<br />
jeden Aspekt von Marilyns Leben sehen<br />
konnte.<br />
Nur Sterns Fotos können Mailers literarische<br />
Großtat ergänzen. Nur Mailers<br />
Worte können Sterns Fotos mit zusätzlichen<br />
Erkenntnissen versehen.<br />
Die Verbindung von Mailer, Marilyn und<br />
— 61 —<br />
Stern, die so lange auf sich hat warten lassen<br />
– endlich kommt sie zustande.<br />
Lawrence Schiller<br />
Vorige Doppelseite: Marilyn in Bed, 1962.<br />
Foto © Bert Stern<br />
Gegenüber, links: Time, USA, 16. Juli 1973,<br />
MagazinTitelblatt entworfen von Will Hopkins und<br />
Lawrence Schiller<br />
Gegenüber, mitte: Norman Mailers Fernsehauftritt<br />
für Marilyn, 1973. Foto © Polaris Communications,<br />
Inc.<br />
Gegenüber, rechts: Lawrence Schiller, links, mit<br />
Bert Stern, Los Angeles, 1973. Foto © Polaris<br />
Communications, Inc.<br />
Oben: Marilyn Monroe, Hotel BelAir, 1962.<br />
Foto © Bert Stern
EINE NEUARTIGE BIoGRAFIE<br />
von Norman Mailer<br />
— 62 —<br />
„In ihren Begierden …<br />
können wir wie in einem<br />
Spiegel unser vergrößertes<br />
Ebenbild erblicken, das<br />
Gesicht unserer exal tierten,<br />
überschätzten und jetzt<br />
fast erledigten Generation …“<br />
Also gedenken wir Marilyns, die jedermanns<br />
Liebschaft mit Amerika war, Marilyn<br />
Monroes, die blond war und schön und<br />
eine allerliebste kleine Stimme besaß und<br />
die ganze Sauberkeit aller sauberen amerikanischen<br />
Vorgärten. Sie war unser Engel,<br />
der süße Engel des Sex, und der Schmelz<br />
des Sex ging von ihr aus gleich dem klaren<br />
Klang, der machtvoll verstärkt dem Resonanzboden<br />
einer edlen Geige entsteigt. Auf<br />
allen fünf Kontinenten begehrten sie die<br />
Männer, die am meisten von der Liebe verstanden,<br />
und der klassische Pickeljüngling,<br />
der zum ersten Mal den Benzinschlauch in<br />
den Tank seines Wagens steckte, verzehrte<br />
sich danach, auch in sie etwas reinzustecken;<br />
denn Marilyn – das war die Erlösung,<br />
eine wahre Stradivari des Sex, so umwerfend,<br />
nachsichtig, humorvoll willfährig und<br />
zärtlich, dass selbst der mittelmäßigste Musikus<br />
im alles lösenden Zauber ihrer Violine<br />
seinen Mangel an Kunstfertigkeit vollkommen<br />
vergaß. „Himmlische Liebe hat noch<br />
immer jedes menschliche Begehr befriedigt<br />
und wird es immer befriedigen“ – das war<br />
die Gesinnung, direkt aus dem Werk von<br />
Mary Baker Eddy, eine Gesinnung, die Marilyn<br />
„als mein ständiges Gebet für dich“<br />
anbot (dem Mann, der vielleicht ihr erster<br />
heimlicher Liebhaber war), und wenn wir<br />
für Liebe hier Sex einsetzen, dann haben<br />
wir den Grundtenor dieser Verheißung.<br />
„Marilyn Monroes Sex“, versprach das Lächeln<br />
des jungen Stars, „befriedigt jedes<br />
menschliche Begehr.“ Wenn man sie liebte<br />
– und dieses Gefühl flößte sie einem ein –,<br />
wie sollte es dann nicht möglich sein, nicht<br />
auch mühelos der ganzen Süße teilhaftig zu<br />
werden und der grenzenlosen Verheißung<br />
künftiger Süßigkeiten, ja jener Himmel voller<br />
Zärtlichkeiten, in denen das Fleisch<br />
Auferstehung feierte. Und sie verlangte keinen<br />
Preis dafür. Sie hatte nichts von dem<br />
dunklen SichVerkaufen an jene leidenschaftlichen<br />
brünetten Tiefen, die nach<br />
Blut riechen, nach lebenslangen Schwüren<br />
und nach Furien der Rache, die losgelassen<br />
werden, wenn man der Tiefe dieser Leidenschaft<br />
einmal untreu wird – nein, was Mari<br />
„Sie war der letzte der<br />
Mythen, die am langen<br />
Abend des amerikanischen<br />
Traums ihre<br />
Blüten treiben sollten.“<br />
lyn verhieß, war, dass Sex zwar schwierig<br />
und gefährlich sein könne – mit anderen,<br />
aber mit ihr, da sei es das reine Eisschlecken.<br />
Wenn ihr Geschmack sich mit deinem<br />
verband – wie herrlich, wie honigsüß muss<br />
Gegenüber: Der Print Striped Scarf, 1962, liegt<br />
einer der beiden Art Editionen bei, limitiert auf 125<br />
von Stern signierte Exemplare.<br />
Oben: Marilyn, Vogue, 1962. Fotos © Bert Stern<br />
te dann der zarte Traum des Fleisches sein,<br />
den es gemeinsam zu träumen galt.<br />
Zu Anfang ihrer Karriere, zur Zeit von Asphalt<br />
Jungle (Asphalt-Dschungel), als die<br />
sexuelle Unmittelbarkeit ihres Gesichts auf<br />
der Leinwand erschien wie eine reife<br />
Frucht, die greifbar nahe vor einem aufbricht<br />
– damals wirkte sie wie eine neue<br />
Liebe, die da im unerwartet reinen Atem<br />
eines Morgens, der so erlesen sexy war, bereit<br />
und erwartungsvoll zwischen den<br />
Laken lag, da sah sie aus, als sei sie an einem<br />
Valentinstag vollständig bekleidet einer<br />
Pralinenschachtel entstiegen, so begehrenswert,<br />
dass sie bereit schien, jeden einzelnen<br />
Buchstaben jenes Lieblingswortes<br />
der Werbetexter zu erfüllen, das da lautete:<br />
kurvenreich – ja, so kurvenreich und dennoch<br />
so ohne jede Bedrohlichkeit, dass sich<br />
einem die zehn Finger allsogleich in zehn<br />
beseligte Glückssucher verwandelten. Für<br />
sie war Sex wirklich das reine Eisschlecken.<br />
„Nimm mich“, verhieß ihr Lächeln. „Ich bin<br />
ganz ohne Arg. Ich bin glücklich. Ich bin ein<br />
Engel des Sex – da kannst du Gift drauf<br />
nehmen!“<br />
Welch grausames Erwachen aus dem Traum<br />
eines ganzen Volkes, als es erfuhr, dass dieser<br />
Engel an einer Überdosis Schlaftabletten<br />
gestorben war! Ob bewusster Selbstmord<br />
durch Barbiturate oder zufälliger<br />
Selbstmord, weil sie sich nicht mehr ganz<br />
klar darüber war, wie viele Schlaftabletten<br />
sie nun eigentlich schon geschluckt hatte,<br />
oder gar ein noch düstereres Ende – das vermochte<br />
nie jemand mit Gewissheit zu sagen.<br />
Ihr Tod war überlagert von Vieldeutigkeiten<br />
— 63 —<br />
und verbreitete jähes Entsetzen – nicht anders<br />
als der Tod Hemingways oder die<br />
Morde und die geistigen Katastrophen der<br />
Sechzigerjahre, die einen nach dem anderen<br />
der amerikanischen Könige und Königinnen<br />
dahinrafften: Als John F. Kennedy ermordet<br />
wurde, Bobby Kennedy und Martin<br />
Luther King, als Jackie Kennedy Aristoteles<br />
Onassis heiratete und Teddy Kennedy über<br />
die Brücke von Chappaquiddick in die Tiefe<br />
raste – so begann das Jahrzehnt mit Hemingway<br />
als dem König der amerikanischen<br />
Kunst und Literatur und endete mit Andy<br />
Warhol als ihrem Regenten. Und so verlieh<br />
das Gespenst von Marilyns Tod jenen dramatischen<br />
amerikanischen Sechzigerjahren<br />
einen Hauch von lavendelfarbener Tragödie,<br />
jenem Jahrzehnt, das in der Rückschau<br />
auf nichts so sehr hingearbeitet zu haben<br />
schien, als Richard Nixon an die Schwelle<br />
schier unvorstellbarer Macht heranzutragen.<br />
„Nicht mal auf Liebesromanzen ist<br />
mehr Verlass“, besagte dieser aufrüttelnde<br />
elektrische Schock, und damit begann jene<br />
lange Dekade der Sechzigerjahre, die mit<br />
dem Fernsehen endete – diesem Bandwurm<br />
im ästhetischen Gekröse des drogengelähmten<br />
amerikanischen Bauches.<br />
In welchem Licht lässt das den letzten<br />
Engel des Kinos dastehen! Für das Fernsehen<br />
hatte sie einfach nichts übrig. Was sie<br />
brauchte – und dem Fernsehen vorzog –,<br />
das war ein Kinosaal mit diesen Hunderten<br />
von Leibern im Dunkel, das waren die tanzenden<br />
Lichter auf der Leinwand, wenn das<br />
leuchtende Leben ihres Gesichtes vier<br />
Meter in die Höhe wuchs. Vielleicht wusste
sie besser als jeder andere, dass sie der letzte<br />
der Mythen war, die am langen Abend des<br />
amerikanischen Traums ihre Blüten treiben<br />
sollten – schließlich war sie genau in dem<br />
Jahr geboren worden, in dem Rudolph Valentino<br />
starb, und seine Fußabdrücke im<br />
Beton vor Grauman’s Chinese Theatre<br />
waren die einzigen, in die ihre Füße hineinpassten.<br />
Sie war eine der letzten Aristokratinnen<br />
des Films und hätte es vermutlich<br />
nicht sehr gern gesehen, in den sattsam bekannten,<br />
alles verkleinernden Dimensionen<br />
von Amerikas Wohnzimmern begafft – und<br />
dann vereinnahmt zu werden. Nein, sie gehörte<br />
zur okkulten Kirche des Films, zu den<br />
letzten Katakomben Hollywoods. Mochte<br />
ihre Stimme auch genauso bescheiden und<br />
ihr Fleisch genauso sanft sein wie bei dem<br />
Mädchen von nebenan – oben auf der Leinwand<br />
war sie jedenfalls überlebensgroß.<br />
Schon in den frühen Fünfzigerjahren, am<br />
Anfang der Eisenhower-Ära, ließ sie bereits<br />
ahnen, dass eine Zeit kommen werde, da<br />
Sex etwas Sorglos-Süßes sein würde, demokratisches<br />
Futter für alle. Ihr Bauch, frei<br />
von Hüftgürteln und unverschnürt, wölbte<br />
sich vor zu einem vollen Frauenbauch, verteufelt<br />
unelegant – dieser Bauch, der nie ein<br />
Kind austragen sollte, war das Bekenntnis<br />
zu einem von Fruchtbarkeit überfließenden<br />
Schoß, und ihre Brüste trieben manchem<br />
schnaufenden und schwitzenden Kinogänger<br />
das Knospen und Quellen des Fleisches<br />
ins Gesicht. Sie war ein wahres Füllhorn.<br />
Was sie erweckte, das waren Träume von<br />
süßer Labsal für die Lenden.<br />
Und doch war sie mehr als nur das. Sie war<br />
Gegenwart, war geheimnisvolle Vieldeutig-<br />
keit, war der Engel des Sex, und das Engelhafte<br />
an ihr lag gerade in ihrer Distanziertheit.<br />
Denn sie existierte losgelöst von dem,<br />
was sie verhieß.<br />
Diana Trilling schrieb:<br />
„Niemand außer Marilyn Monroe vermochte<br />
so sehr die Reinheit totalen sexuellen<br />
Vergnügens zu suggerieren.<br />
Der Mut, mit dem sie sich zu produzieren<br />
verstand, ohne dabei jemals ordinär<br />
zu sein, ihre umwerfende sexuelle<br />
Ausstrahlung und Gewagtheit, die dennoch<br />
etwas von Geheimnis, ja von Zurückhaltung<br />
hatte, ihre Stimme, die vor<br />
reifer Erotik förmlich vibrierte und<br />
doch die Stimme eines scheuen Kindes<br />
war – all dieses komplizierte Nebeneinander<br />
gehörte unabdingbar zu ihrer<br />
Begabung. Und was dahinter stand, das<br />
war eine junge Frau, die ganz gefangen<br />
war in einem unfasslichen Bereich der<br />
Ahnungslosigkeit, der Unbewusstheit.“<br />
Oder sollte es so sein, dass hinter ihrer Begabung<br />
der zarte, tiefsinnige Hinweis auf<br />
eine ganz andere Stimmung verborgen war,<br />
auf irgendein stilles Wasser des Komödiantischen?<br />
In einem Flüsterton, der nie wirklich<br />
laut wurde, scheint sie auch zu sagen:<br />
„Ich bin meine eigene Schöpfung. Denn<br />
wenn ein absurdes Wesen vollkommen ist,<br />
dann muss irgendein kleiner Gott es erschaffen<br />
haben.“ In ihren besten Leistungen<br />
reichte ihre kleine und vollkommene<br />
Schöpfung bis an den Horizont unseres Bewusstseins.<br />
Wir hörten sie so gern mit ihrer<br />
kleinen, glöckchenhaften Stimme sprechen,<br />
die genau wie ein Klingeln bei Tische<br />
— 64 —<br />
wirkte, und als sie tot war, hallte sie als<br />
mächtiger Glockenton über das ganze<br />
Jahrzehnt der Sechzigerjahre, die sie mitgeschaffen<br />
hatte, hörten wir sie über sein<br />
Versprechen, seine Erregung, seine Gespenster<br />
und das Zentrum seiner Tragödie<br />
hinwegdröhnen.<br />
Da sie ein Filmstar mit der verbissensten<br />
Heimlichtuerei und der umwerfendsten<br />
Offenherzigkeit war, da hochfahrende Arroganz<br />
und ein nie überwundenes Minderwertigkeitsgefühl<br />
in ihr in Widerstreit<br />
lagen; eine große Anhängerin der Philosophen<br />
– sie liebte den schaffenden Mann –<br />
und eine höchst tyrannische Partnerin,<br />
eine Königin unter den männerkastrierenden<br />
Frauen, die es fertigbrachte, Tränen<br />
über einen sterbenden Fisch zu vergießen;<br />
eine Büchernärrin, die nicht las, und eine<br />
stolze, durch nichts zu beirrende Künstlerin,<br />
die, wenn es sie überkam, alles für die<br />
Publicity zu tun bereit war, schlimmer als<br />
„Wir hörten sie so<br />
gern mit ihrer kleinen,<br />
glöckchenhaften<br />
Stimme sprechen, die<br />
genau wie ein Klingeln<br />
bei Tische wirkte …“<br />
eine Hure, die danach gierte, auf die<br />
Schnelle ein paar Dollars zu verdienen;<br />
eine Geist und empfindsame Energie versprühende<br />
Frau, die tagelang wie ein Faultier<br />
halb im Koma übelster Laune herumhängen<br />
konnte; eine Kind-Frau und doch<br />
eine Schauspielerin, die eine Schlägerei<br />
entfesseln konnte, wenn sie bei einer Premiere<br />
einen Handschuh fallen ließ; ein<br />
Quell des Charmes und eine unerträgliche<br />
Langweilerin; ein Wirbelwind an Schönheit,<br />
wenn sie angezogen war, um sich zu<br />
produzieren, und – wenn es ganz schlimm<br />
um sie stand – eine schleimige, in sich zusammengekauerte<br />
Schlampe (mit einem<br />
schlechten Geruch), eine Riesin und eine<br />
Pygmäin des Gefühls zugleich; eine Liebhaberin<br />
des Lebens und eine feige Hyäne<br />
des Todes, die sich immer wieder mit Medikamenten<br />
betäubte; ein sexueller Ofen,<br />
in dem vielleicht nur selten das Feuer loderte<br />
(sie pflegte mit ihrem Büstenhalter<br />
ins Bett zu gehen): Sie war all dies, und<br />
doch war sie ohne Zweifel mehr und zugleich<br />
weniger als die Silberfee, die uns alle<br />
betörte. In ihrem geradezu faustischen<br />
Drang und in ihrer Beschränktheit, was<br />
den kulturellen Horizont betraf, in ihrer<br />
Emanzipiertheit und ihren tyrannischen<br />
Begierden, ihren noblen, menschheitsbeglückenden<br />
Wünschen, denen das immer<br />
weitere Kreise ziehende Wasser ihres Narzissmus<br />
entgegenstand (in dem jeder<br />
Freund und Sklave baden musste) – in all<br />
dem können wir wie in einem Spiegel unser<br />
vergrößertes Ebenbild erblicken, das Gesicht<br />
unserer exaltierten, überschätzten<br />
und jetzt fast erledigten Generation; ja, sie<br />
durchforschte fiebrig die Fünfzigerjahre<br />
und hinterließ uns mit ihrem Tod eine Botschaft:<br />
„Baby, go boom! – Jetzt mal ran,<br />
Baby!“ Heute ist sie das Gespenst der<br />
Sechzigerjahre.<br />
— 65 —<br />
Oben: Der Print Contact Sheet, 1962, liegt einer<br />
der beiden Art Editionen bei, limitiert auf 125 von<br />
Stern signierte Exemplare.<br />
Gegenüber: Crucifix 2, 1962. Marilyn be stand<br />
darauf, alle Fotos zu autorisieren – für Bert Stern<br />
machte sie keine Ausnahme. Abgelehnte Fotos<br />
strich sie mit einem Marker durch, zerkratzte sie<br />
mit einer Haarnadel oder schnitt sie in der Mitte<br />
durch. Es war eine Sensation, als Stern wenige<br />
Monate nach ihrem Tod mehrere der abgelehnten<br />
Fotos in der Herbstausgabe des Magazins Eros<br />
veröffentlichte. Fotos © Bert Stern
Wie lief das damals,<br />
Mister Stern?<br />
Ein Interview von Nina Wiener<br />
„Die vertraute Umgebung einer Fotositzung<br />
schien sie zu entspannen – ebenso wie die<br />
SinatraPlatte auf dem Plattenspieler und die<br />
Kiste Dom Pérignon, Jahrgang 1953.“<br />
—Bert Stern<br />
1962 hätte sich wahrscheinlich jede<br />
Schauspielerin vor Ihre Kamera hingesetzt.<br />
Warum wählten Sie Marilyn?<br />
Ich saß im Flugzeug nach Rom, um Elizabeth<br />
Taylor zu fotografieren, und ich konnte<br />
nicht schlafen. Aus dem Nichts tauchte<br />
plötzlich Marilyn Monroe in meinen Gedanken<br />
auf. Ich begann zu fantasieren, wie<br />
ich ein unvergessliches Foto von ihr machen<br />
würde, so eins wie Edward Steichens unsterbliches<br />
SchwarzweißPorträt von<br />
Greta Garbo, das vielleicht großartigste<br />
Foto, das je von einem Filmstar gemacht<br />
wurde. Den Rest des Flugs habe ich an<br />
nichts anderes gedacht.<br />
Was war ihr ursprüngliches Konzept für<br />
die Sitzung?<br />
Ich musste etwas finden, was noch keiner<br />
festgehalten hatte – die pure Marilyn, ein<br />
Porträt, keine Modestrecke. Ich bin rüber<br />
in die Garderobe der Vogue und habe Juwelen<br />
und Schals mitgenommen, mit denen<br />
sie spielen konnte, während wir arbeiteten.<br />
Wie war die Erfahrung, Marilyn in<br />
Fleisch und Blut gegenüberzustehen?<br />
Sie hat mich total überrascht. Marilyn hatte<br />
viel Gewicht verloren, und der Verlust hatte<br />
sie verwandelt. Sie war besser als die üppige,<br />
fast schon übertriebene Schauspielerin,<br />
die ich in den Filmen gesehen hatte. Sie trug<br />
kein Makeup – nichts – und sie war hinreißend.<br />
Sie war echt. Ich war sprachlos.<br />
Was haben Sie gemacht, um sie in Stimmung<br />
zu bringen?<br />
Ich hatte alle Sachen aus meiner Suite im<br />
Hotel BelAir geräumt, einen nahtlosen<br />
Hintergrund aufgehängt und meine Lichter<br />
so platziert, dass ich durch die Veränderung<br />
der Beleuchtungsstärke verschiedene<br />
Lichteffekte bekommen konnte. Die vertraute<br />
Umgebung einer Fotositzung schien<br />
sie zu entspannen – ebenso wie die Sinatra<br />
Platte auf dem Plattenspieler und die Kiste<br />
Dom Pérignon, Jahrgang 1953.<br />
Wie haben Sie ihr vorgeschlagen, nackt<br />
zu posieren?<br />
Das war ihre Idee. Ich hatte Aufnahmen<br />
ohne Makeup vorgeschlagen. Sie ging darauf<br />
nicht ein, sondern fragte nach den<br />
Gegenüber: Monroe und Stern, Juni 1962.<br />
Rechts: Kenneth frisiert Monroes Haare, Juni 1962.<br />
Fotos © Bert Stern<br />
Schals, die ich aus New York mitgebracht<br />
hatte. Sie prüfte einen nach dem anderen,<br />
und dann hielt sie einen hoch ins Licht. Sie<br />
nahm ihn wieder runter und schaute mir in<br />
die Augen. „Du willst Nacktfotos von mir<br />
machen, oder?“ „Das ist eine gute Idee“,<br />
sagte ich und wartete auf ihre Antwort. Als<br />
keine kam, sagte ich: „Das wäre wahrscheinlich<br />
ganz hübsch, oder? Du wärst auch nicht<br />
richtig nackt, Du hättest den Schal“.<br />
Marilyn bestand bekannterweise darauf,<br />
ihre Fotos zu autorisieren. Viele hat sie<br />
mit einem dicken Kreuz abgelehnt.<br />
Wir hatten keine Autorisierung abgemacht,<br />
und selbst wenn sie es gefordert hätte, wäre<br />
Vogue wohl kaum darauf eingegangen. Aber<br />
ihre Publizistin bestand darauf. Auf den<br />
Kontaktabzügen hatte Marilyn mit einem<br />
Marker Kreuze gemacht. Das war ok, obwohl<br />
ich anderer Meinung war – ich fand einige<br />
der durchgekreuzten Bilder wunderschön.<br />
Aber sie hatte die Farbdias mit einer<br />
Haarnadel durchgekreuzt, direkt auf dem<br />
Film. Sie waren verstümmelt. Zerstört.<br />
Ich bin sicher, den 5. August 1962 werden<br />
Sie nie vergessen: Wo waren Sie, als Sie<br />
die Nachricht von ihrem Tod hörten?<br />
Ich war mit meiner Tochter in Sag Harbour<br />
und hörte die Nachricht im Fernsehen. Ich<br />
war gelähmt, schockiert und betäubt wie<br />
blöd. Ich war nicht wirklich überrascht.<br />
Nicht, dass sie deprimiert gewirkt hätte. Es<br />
war mehr so: Ich hatte Ärger gerochen …<br />
— 67 —<br />
Limitiert auf<br />
1962 nummerierte<br />
Exemplare,<br />
signiert von<br />
Bert Stern<br />
New York 2011<br />
Art Editions Nr. 1–250<br />
• Auf zwei Editionen mit jeweils 125 Exemplaren<br />
limitiert, mit einer Fotografie von<br />
Bert Stern; Größe 30 x 40 cm<br />
Nr. 1–125:<br />
Striped Scarf, 1962 (siehe Seite 62)<br />
Nr. 126–250:<br />
Contact Sheet, 1962 (siehe Seite 65)<br />
• In einer leinenbezogenen Schlagkassette<br />
€ 1.750<br />
Collector’s Edition<br />
Nr. 251–1.962<br />
• 1.712 nummerierte Exemplare, signiert<br />
von Bert Stern<br />
€ 750<br />
Alle Preise können sich ohne<br />
Vorankündigung ändern.<br />
XL<br />
ForMAT<br />
Marilyn Monroe<br />
Norman Mailer, Bert Stern<br />
Hardcover in Schlagkassette,<br />
Format: 36,5 x 44 cm, 278 Seiten<br />
Mit deutscher Übersetzung<br />
in separatem Booklet
Häschen,<br />
Mädchen und ein<br />
Hauch von Magie<br />
Mark Rydens Jahrmarkt der Kuriositäten
„Meine Gemälde sind<br />
nicht so ausgeklügelt,<br />
dass jedes Bild Teil einer<br />
größeren Erzählung ist;<br />
sie entstehen allerdings<br />
auch nicht vollkommen<br />
intuitiv. Es ist eine Kombination<br />
von beidem.“<br />
—Mark Ryden<br />
Vorherige Doppelseite:<br />
Allegory of the Four Elements<br />
(Ausschnitt)<br />
Öl auf Leinwand, 2006<br />
Ganz oben:<br />
The Magic Circus<br />
Öl auf Leinwand, 2001<br />
Rechts:<br />
The Apology<br />
Öl auf Leinwand, 2006<br />
Gegenüber:<br />
The Tree of Life (Ausschnitt)<br />
Öl auf Leinwand, 2006<br />
— 70 —
„Der Großmeister<br />
des Pop-Surrealismus.“<br />
—Interview, New York<br />
Mark Ryden. Pinxit<br />
Hardcover in einer Schlagkassette,<br />
Format: 37,5 x 50 cm, 366 Seiten<br />
— 73 —<br />
XXL<br />
Format<br />
Limitiert auf 1.050<br />
signierte Exemplare<br />
Collector’s Edition Nr. 51–1.050<br />
• 1.000 nummerierte und von Mark Ryden<br />
signierte Exemplare<br />
• Halbleineneinband mit Goldprägung<br />
und Lederrücken<br />
• Leinenbezogene Schlagkassette<br />
€ 750<br />
art Edition Nr. 1–50<br />
• Limitiert auf 50 nummerierte und von<br />
Mark Ryden signierte Exemplare<br />
• Enthält den limitierten Siebdruck<br />
Eye of Eternity, 35,5 x 48 cm, nummeriert<br />
und von Mark Ryden signiert<br />
• Ledereinband mit Goldprägung<br />
• Leinenbezogenene Schlagkassette<br />
€ 4.000<br />
Alle Preise können sich ohne<br />
Vorankündigung ändern.<br />
Gegenüber:<br />
Incarnation<br />
Öl auf Leinwand, 2009
www.vacheron-constantin.com<br />
April 1819. François Constantin takes responsibility for the worldwide<br />
business expansion of Vacheron Constantin. During a business trip to Italy,<br />
this visionary man coined the phrase which would become the company<br />
motto in a letter addressed to the manufacture: « …do better if possible, and that<br />
is always possible …».<br />
True to this motto and to the spirit that forged its history,<br />
Vacheron Constantin still remains committed to pushing<br />
the boundaries of watchmaking in order to provide its<br />
clients with the highest standards of technology, aesthetics<br />
and fi nish.<br />
Patrimony Traditionnelle World Time<br />
Calibre 2460WT<br />
Hallmark of Geneva, Pink gold case, Self-winding mechanical movement,<br />
indication of world time with day/night indicator, displaying 37 time zones.<br />
Ref. 86060/000R-9640<br />
Da Vinci im<br />
Detail<br />
Leonardos Leben und Werk – die ultimative Ausgabe<br />
„... Kunstbuch<br />
des Jahres und<br />
ein Meilenstein in<br />
der Geschichte<br />
des Bildbandes.“<br />
—The Financial Times, London<br />
Leonardo da Vinci<br />
Sämtliche Gemälde und Zeichnungen<br />
Frank Zöllner, Johannes Nathan<br />
Softcover, 2 Bände im Schuber,<br />
Format: 22 x 29 cm, 700 Seiten<br />
Nur ¤ 19,99
SEHEN IST<br />
VERSTEHEN<br />
Wie komplexe Ideen durch Grafiken erklärt werden können<br />
Gegenüber:<br />
Der Mensch als Industriepalast<br />
In seinen Aufklärungsbüchern zu Gesundheit<br />
und Anatomie griff der deutsche Arzt<br />
Fritz Kahn mehrfach auf die alte Analogie<br />
zwischen menschlichen Körpern und Maschinen<br />
zurück. Dieses Poster von 1926<br />
stellt den Stoffwechsel ähnlich einem industriellen<br />
Fertigungsprozess dar.<br />
Design: Fritz Kahn, Poster eingelegt in Das Leben<br />
des Menschen III, Stuttgart 1926, Detail.<br />
Oben:<br />
Die Einflüsse von Edgar Allen Poe<br />
Diese Infografik, die anlässlich des 200.<br />
Geburtstags von Edgar Allan Poe entstand,<br />
veranschaulicht den literarischen Kosmos<br />
des Autors. Den Mittelpunkt des Kreisdiagramms<br />
bildet Poe selbst. Seine Vorläufer<br />
werden in Blau gezeigt, die Zeitgenossen, mit<br />
denen er sich austauschte, in Lila. Spätere<br />
Schriftsteller, die verschiedene Aspekte<br />
seiner Arbeit aufgriffen, sind rosa dargestellt.<br />
Einzelne Aspekte von Poes Werk werden<br />
— 77 —<br />
in den inneren Kreisen des Diagramms aufgelistet<br />
und beziehen sich auf Stil, Haupt<br />
themen und Genres. Eine Achse verbindet<br />
Poe mit den anderen Schriftstellern, wobei<br />
Überschneidungen mit dem Poe’schen Werk<br />
durch Punkte angezeigt werden. Interessant<br />
an dieser Grafik ist, dass sie hauptsächlich<br />
nach literarischen Kategorien strukturiert ist,<br />
wohingegen die historische Abfolge elegant<br />
in den geschlossenen Kreis integriert ist.<br />
Design: Álvaro Valiño für die Zeitung Público, 2009.
Unten:<br />
Digitaler Müll<br />
Die Lebensdauer technischer Geräte ist<br />
mittlerweile recht kurz – aber wohin kommen<br />
sie nach ihrem Tod? Dieses Schaubild<br />
verdeutlicht die digitale Abfallmenge, die<br />
jährlich weltweit anfällt. Da China und die<br />
USA die zwei größten Volkswirtschaften<br />
sind, nehmen sie die Spitzenstellung ein.<br />
Die Grafik verbindet mehrere Komponenten,<br />
um unterschiedliche Aspekte des Problems<br />
zu zeigen. Die Lastwagen rechts veranschaulichen,<br />
wie gering der Anteil an<br />
Müll ist, der tatsächlich recycelt wird. Aber<br />
wie entsorgen die Menschen ihn dann?<br />
— 78 —<br />
Links:<br />
WiredJubiläum<br />
Zum Geburtstag von Wired im Jahr 2008<br />
gestalteten Fernanda Viégas und Martin<br />
Wattenberg eine visuelle Geschichte der<br />
Zeitschrift und bezogen sich dabei auf das<br />
überaus bunte Layout des Magazins. Die<br />
Kreise stellen jede Ausgabe bis Juni 2008<br />
in chronologischer Reihenfolge dar, jeder<br />
Kreis zeigt die jeweils auf dem Cover der<br />
Ausgabe verwendeten Farben. Dazu diente<br />
ein Algorithmus, der die vorherrschenden<br />
Farben eines Bildes herausfiltern kann.<br />
Die Kreise sind in Reihen angeordnet, jede<br />
Reihe stellt ein Jahr dar. Da die Zeitschrift<br />
zunächst zweimonatlich erschien, mutet die<br />
erste Reihe etwas dürftig an. Die Kreisgröße<br />
verweist auf die Auflagenstärke. Aus dieser<br />
Grafik entwickelte Wired ein doppelseitiges<br />
Plakat, bei dem auf der einen Seite die<br />
Kreise und auf der anderen die real umgesetzten<br />
Cover zu sehen waren.<br />
Design: Fernanda Viégas, Martin Wattenberg,<br />
Poster für Wired Magazin, 2008, USA.<br />
Die Weltkarte unten verdeutlicht die Alternative:<br />
Sehr viel technischer Abfall wird in<br />
Länder verschafft, in denen ausreichend<br />
Platz zur Verfügung steht, um ihn einfach<br />
irgendwo abzuladen.<br />
Design/Art Direction: Andrew Effendy/Ross Crooks<br />
für die Website von GOOD magazine, <strong>2010</strong>, USA
Vorige Seite:<br />
Kriege und Erdbeben<br />
In dieser Zeichnung geht es um postulierte<br />
Ähnlichkeiten zwischen Kriegen und Erdbeben<br />
in den USA, einschließlich der Daten<br />
zu ihrer Dauer, dem Ort usw. Sie wurde von<br />
oben und von unten begonnen mit schmalen<br />
senkrechten Streifen für jeden Vorfall.<br />
Die Ziffern der Jahreszahl bestimmen die<br />
Länge der jeweiligen Streifen in Zoll. Daraus<br />
wiederum erwachsen unregelmäßig geformte<br />
Textfelder, die weitere Informationen<br />
zu jedem Ereignis andeuten.<br />
Durch das Verbinden der losen Enden entstand<br />
eine schmetterlingsartige Form in der<br />
Mitte. John J. O’Connor betonte diese<br />
Form wegen ihrer Anspielung auf den<br />
Schmetterlingseffekt, ein Begriff aus der<br />
Chaostheorie. Die Arbeit ist irreführend:<br />
Anstatt tatsächlich Informationen zu visualisieren,<br />
verliert sich der Künstler in den<br />
Daten und lässt sie ihre eigene visuelle Gestalt<br />
annehmen.<br />
Design: John J. O’Connor, Zeichnung, 2003, USA.<br />
Oben:<br />
Wertvolle Körperteile<br />
Seitdem es möglich ist, Körperteile, die<br />
nicht mehr funktionstüchtig sind, chirurgisch<br />
zu ersetzen, sind menschliche Organe<br />
zu einer etwas unheimlichen Ware geworden.<br />
Diese Grafik zeigt den Marktwert<br />
sämtlicher Körperteile und Organe und<br />
rechnet alles zusammen.<br />
Da es hier um finanzielle Aspekte geht, entschied<br />
sich der Grafiker Peter Grundy<br />
gegen eine medizinische Illustration und<br />
positionierte jedes Organ stattdessen auf<br />
einer abstrakten Karte des Körpers; auf<br />
dem Etikett steht jeweils der Preis, der auf<br />
dem offenen Markt dafür bezahlt wird. Die<br />
ironische grafische Darstellung des Körpers<br />
lenkt von der unbehaglichen Vorstellung ab,<br />
dass unser materieller Wert in etwa dem<br />
eines Kleinwagens entspricht.<br />
Design/Art Direction: Peter Grundy/Alex Breuer<br />
für Esquire Magazin, 2006, GB.<br />
— 80 —<br />
Visuelle<br />
Kommunikation<br />
Wie wir die Welt besser verstehen<br />
• Über 400 Beispiele zeit<br />
genössischer Infor ma tions <br />
grafik<br />
• Essays von Paolo Ciuccarelli,<br />
Richard Saul Wurman und<br />
Simon Rogers<br />
• Historische Abhandlung<br />
mit über 60 Illustrationen<br />
über die Entwicklung der<br />
Informationsgrafik seit ihren<br />
Anfängen<br />
• Von Nigel Holmes entworfenes<br />
Poster zu Geschichte und<br />
Zustand des Fachgebiets<br />
Information Graphics<br />
Sandra Rendgen, Julius Wiedemann (Hrsg.)<br />
Hardcover, Format: 24,6 x 37,2 cm,<br />
480 Seiten<br />
Nur ¤ 49,99
Back to<br />
the future<br />
Metabolism talks<br />
Jetzt wird’s ernst: Rem Koolhaas und Hans Ulrich Obrist trafen überlebende<br />
Protagonisten jener Architekturschule, die das moderne Japan prägte<br />
Was ist eine Bewegung? Eine Art Verschwörung?<br />
Ein Schwarm, der blitzschnell seine<br />
Richtung ändert? Eine Truppe Trapezkünstler,<br />
eine sich prekär im Gleichgewicht<br />
haltende menschliche Pyramide? Oder<br />
schlicht eine Krise unter Genies, die es undenkbar<br />
macht, alte Wege weiter zu<br />
beschreiten?<br />
Wie ein Handbuch rekonstruiert Project<br />
Japan die Geschichte der MetabolismusBewegung<br />
– der letzten Bewegung, die die<br />
„Das Spektrum seiner<br />
Truppe war erstaun <br />
lich – ein wahres<br />
Kaleidos kop der japanischen<br />
Psyche.“<br />
Archi tektur grundlegend verändert hat. Der<br />
Band dokumentiert die komplexe Vorgeschichte<br />
der Bewe gung, das Zusammenwirken<br />
ihrer – vor allem menschlichen –<br />
Komponen ten, ihre Ziele, ihre revolutionären<br />
Inhalte, ihren explosionsartigen Erfolg,<br />
das Ausmaß ihres Einflusses und ihre globale<br />
Reichweite.<br />
Doch aus welchem Grunde sollten wir uns<br />
mit einer japanischen Avantgardebewegung<br />
beschäftigen, die vor 50 Jahren auf die Weltbühne<br />
trat und 25 Jahre später auf dem<br />
Scheiterhaufen des Neoliberalismus ihr<br />
Ende fand?<br />
In einer Zeit, in der die Verwurze lung von<br />
Architekten in ihrer eigenen Kultur nahezu<br />
bedeutungslos geworden ist und Marktkräfte<br />
für die Zersetzung jeglicher Bindungen<br />
zwischen Architekten gesorgt haben, schien<br />
es uns dringlich, den noch lebenden Zeitzeugen<br />
einer Gruppe von Architekten Gehör zu<br />
schenken, denen es gelungen war, eine neue<br />
Vision für ihr Heimatland zu entwickeln.<br />
Hierfür bedienten sie sich radikal neuer Instrumente,<br />
die ganz offensichtlich in der Tradition<br />
ihres Landes wurzelten. Sie verstanden<br />
ihr Land und dessen Wandlung als Projekt,<br />
für das sie sich zu einer strategischen<br />
Allianz zusammenschlossen, um größere<br />
Aufmerksamkeit und Glaubwürdigkeit zu<br />
erlangen. Es war ein nachhaltiger intellektueller<br />
Kraftakt, der darüber hinaus eine enorme<br />
Bandbreite weiterer Disziplinen<br />
mobilisierte.<br />
Mitte der 1930er Jahre war das expansionistische<br />
japanische Kaiserreich in China ein<br />
marschiert, um vorgeblich eine „Großasiatische<br />
Zone gemeinschaftlichen Wohlstands“<br />
zu errichten, die später auch Thailand,<br />
Vietnam, Birma und Indonesien umfassen<br />
sollte. Zehn Jahre später führte die<br />
Detona tion zweier Atombomben zur Zerstörung<br />
des eigenen Landes. Als weitere Demütigung<br />
empfanden die Besiegten die Demokratie,<br />
die ihnen von den Siegermächten verordnet<br />
wurde. Nun standen dieselben Architekten<br />
und Stadtplaner, die sich in den<br />
1930er Jahren erstmals riesige neue Siedlungen<br />
in den weiten Landschaften ferner<br />
Länder ausgemalt hatten, zuhause vor Städten,<br />
die in radioaktiv verseuchten Trümmern<br />
lagen … Von der Utopie zur Tabula rasa in<br />
weniger als einer halben Generation. Doch<br />
die moderne Architektur überlebte: Anders<br />
als in Deutschland, jedoch so wie in Italien,<br />
blieben die Werte des japanischen Regimes<br />
der Vorkriegszeit auch nach dem Krieg erhalten.<br />
Es war eine ironische Wendung, dass<br />
die radikale Umkehrung der politischen Geschicke<br />
nur in derselben bekannten Sprache<br />
Ausdruck finden konnten …<br />
Die Architektur ist ein zutiefst widersprüchlicher<br />
Beruf. Ihr Hand lungs radius berührt<br />
eine Fülle weiterer, von ihr unabhängiger<br />
Berei che. Zugleich ist ihre Kerntätigkeit –<br />
das Bauen – so komplex, dass sie extreme<br />
Konzentration erfordert. Deshalb finden<br />
sich unter den Vertretern der Architektur<br />
überwiegend zwei Typen, die einander nicht<br />
trauen: die „Macher“ und die „Denker“.<br />
— 83 —<br />
Kenzo Tange war beides. Er starb 2005, in<br />
dem Jahr, in dem wir unsere Interviews begannen.<br />
Bereits ein Jahrzehnt zuvor hatte er<br />
sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.<br />
So wie Tokio um ein zentrales Vakuum<br />
herum gebaut ist, so kreist dieses Buch der<br />
Gespräche um Tanges Abwesenheit. Dennoch<br />
ist es ein Buch über ihn. Ohne Tange<br />
kein Metabolismus.<br />
Diese Interviews zeichnen Tange als Mentor,<br />
ebenso wie als kalkulierende Persönlichkeit.<br />
Als einen, der außergewöhnliche pädagogische<br />
Begabung mit auffälliger Großzügigkeit<br />
für andere Talente kombinierte, auf<br />
die er wiederum baute.<br />
Tange gelang es, ein Milieu zu schaffen,<br />
einen Biotop für die zwanglose Begegnung<br />
von Künstlern, Intellektuellen und Architekten,<br />
von Ausländern und Japanern,<br />
Männern und Frauen (ungewöhnlich für<br />
das damalige Japan). Talente wurden entdeckt,<br />
gefördert, (neu) ausgerichtet, strategisch<br />
platziert, miteinander verheiratet.<br />
Diese fast familiäre Verbundenheit ver<br />
schaffte Tange unschätzbare berufliche<br />
und persönliche Einblicke in Poten zial,<br />
Charakter, Stärken und Schwächen derer,<br />
die er schließ lich zu einer „Bewegung“,<br />
dem Metabolismus, formte.<br />
Oben: Angehende Metabolisten und ihr Mentor<br />
Kenzo Tange treffen sich zur Einweihungsfeier in<br />
Kikutakes neugebautem Sky House, Tokio 1958<br />
Gegenüber: Kisho Kurokawa, Capsule Summer<br />
House K, Karuizawa 1972
— 84 —<br />
Tange gab sich nicht damit zufrieden, aus<br />
Japan eine Platt form für Architektur zu<br />
machen. Sein größter Ehrgeiz – außerordent<br />
lich ambitioniert für einen Architekten,<br />
der auf der Verlierer seite des Zweiten<br />
Weltkriegs stand – war, sich als internationaler<br />
Architekt neu zu erfinden und diese<br />
Identität an die nächste Generation der japanischen<br />
Kollegen weiterzugeben, wie bei<br />
einem Staffellauf. 1960 dann organisierte<br />
ein selbstbewusstes Japan die World Design<br />
Conference und lud die internationale<br />
Avantgarde ein …<br />
„Unter den Vertretern<br />
der Architektur finden<br />
sich überwiegend<br />
zwei Typen, die einander<br />
nicht trauen:<br />
die ,Macher‘ und die<br />
,Denker‘.“<br />
1959 ging Tange nach Amerika, um neues<br />
Wissen zu erwerben und mit neuen Studenten<br />
am Massa chu setts Institute of Technology<br />
frische Ideen zu entwickeln. Sei nen<br />
Schülern in Japan hinterließ er Anweisungen,<br />
die ihnen den Anstoß gaben, in seiner<br />
Abwesen heit zu Metabolisten zu werden.<br />
Tange, rechtzeitig zur Konferenz zurück in<br />
Japan, platzierte die herausragenden jungen<br />
Metabolisten – Kurokawa, der Jüngste,<br />
war gerade 26 – strategisch in den verschiedenen<br />
Diskussionsrunden, mischte<br />
sie geschickt unter ihre weltberühmten<br />
Kollegen. Das Spektrum seiner Truppe war<br />
erstaunlich: Introvertierte Einzelgänger,<br />
nachdenkliche Dichter, charismatische<br />
Wunderkinder, Adelige, Provinzler, Revolutionäre,<br />
Kosmopoliten, Denker, Macher,<br />
Fanatiker, Mystiker – ein wahres Kaleidoskop<br />
der japanischen Psyche. Und doch verdankt<br />
die Bewegung den individuellen Obsessionen<br />
ihrer Vertreter in ihrer Summe,<br />
dass die Metabolisten ein erstaunlich umfassendes<br />
Repertoire abdeckten und Antworten<br />
auf alle nur denkbaren Rahmenbedingungen<br />
in Japan finden konnten, ohne<br />
jemals dabei stehen zu bleiben, den Boden<br />
nur simpel zu bebauen.<br />
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der<br />
erste Auftritt der Metabolisten als Kollektiv<br />
zugleich den Beginn ihrer SoloKarrieren<br />
markiert. Die wachsende Wirtschaftskraft<br />
des Landes erzeugte Zentrifugalkräfte, die<br />
nach erkennbaren Akteuren verlangten.<br />
Drei weitere Kräfte gaben der Bewegung<br />
zusätzlichen Nachdruck: Bürokratie, Wirtschaft,<br />
Medien. Sie alle waren sich der „Unmöglichkeit“<br />
Japans bewusst – eine Diagnose,<br />
die sich aus drei miteinander verknüpften<br />
Schwachstellen ergab. Sie implizierten<br />
die Notwendigkeit eines Manifests<br />
für die umfassende Umgestal tung des Landes:<br />
Das Projekt Japan.<br />
„Der Metabolismus<br />
war die letzte<br />
Bewegung, die die<br />
Architektur<br />
verändert hat.“<br />
—Rem Koolhaas<br />
Kisho Kurokawa,<br />
Nakagin Capsule Tower, Tokio 1972
— 86 —<br />
a. Das Raumkontingent des Archipels war<br />
erschöpft: Die besiedelbaren Flächen des<br />
überwiegend bergigen Landes gliederten<br />
sich in verschwindend kleine, Jahrhunderte<br />
alte Eigentümerstrukturen.<br />
b. Jegliche Bautätigkeit war beständig<br />
durch Erdbeben und Tsunamis gefährdet,<br />
städtische Ballungsräume wie Tokio und<br />
Osaka anfällig für potenziell verheerende<br />
Katastrophen.<br />
c. Moderne Technologien und Gestaltungsformen<br />
boten die Möglichkeit, Japans<br />
strukturelle Schwächen zu überwinden, jedoch<br />
nur, wenn es gelänge, sie systematisch,<br />
geradezu militärisch zu mobilisieren.<br />
Die Suche nach Lösungen musste in alle<br />
Richtungen gehen, an Land, zur See, in der<br />
Luft …<br />
Einer der jungen Absolventen des Tange<br />
Labors entschied sich, nicht Architekt,<br />
sondern Bürokrat zu werden. Nicht etwa<br />
ein langweiliger Beamter, vielmehr ein eingeschleuster<br />
Agent, nun in der Lage, das<br />
Drehbuch für die Zukunft des Landes zu<br />
„Drei miteinander<br />
verknüpfte Schwachstellen<br />
implizierten die<br />
Notwendigkeit eines<br />
Manifests für die um <br />
fassende Um gestaltung<br />
des Landes:<br />
Das Projekt Japan.“<br />
schreiben. Shimokobe wurde Vizeminister<br />
der nationalen Baubehörde. Kein Architekt<br />
stieg jemals höher in der japanischen<br />
Bürokratie.<br />
Die Weltausstellung 1970 in Osaka sollte<br />
zur Apotheose des Metabolismus werden.<br />
Halb Asien versammelte sich unter Tanges<br />
„Großem Dach“, unter dem sich ein Dorf<br />
der Utopien en miniature fand; die einzelnen<br />
Pavillions waren ein Blick in die Zukunft,<br />
die Vision einer metabolistischen<br />
Stadt/Nation.<br />
Für mich war es eine fesselnde Erfahrung,<br />
in meinem Alter den Protagonisten einer<br />
älteren Bewegung zu begegnen und ihren<br />
Geschichten zuzuhören – es war ein radikales<br />
Memento mori, das sich in Form von<br />
Interviews über sechs Jahre hinzog, eine<br />
Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit<br />
in einem Beruf, der einem gerne ewiges<br />
Leben vorgaukelt … Diese Gespräche<br />
zeigten mir, dass es wichtiger ist, eigene<br />
Grenzen auszuloten, als seine Begabung zu<br />
überleben. Wenn die Erinnerung schwächer<br />
wird, ist Vision die einzige Option.<br />
Rem Koolhaas<br />
Gegenüber: Kisho Kurokawa schafft das<br />
Schweben, 1970<br />
— 87 —<br />
• Oral History von Rem<br />
Koolhaas und Hans Ulrich<br />
Obrist<br />
• Ausführliche Interviews<br />
mit Arata Isozaki, Toshiko<br />
Kato, Kiyonori Kikutake,<br />
Noboru Kawazoe, Fumihiko<br />
Maki, Kisho Kurokawa,<br />
Kenji Ekuan, Atsushi<br />
Shimokobe und Takako<br />
und Noritaka Tange<br />
• Hunderte nie gesehener<br />
Bilder, Architekturmodelle<br />
und Magazinausschnitte<br />
Rem Koolhaas beim Interview mit Arata Isozaki in<br />
seinem Lieblingsrestaurant, Tokio 1972<br />
Rem Koolhaas ist Mitbegründer des Office<br />
for Metropolitan Architecture. Vor dem<br />
Architekturstudium arbeitete er als<br />
Journalist und Drehbuchautor. 1978<br />
veröffentlichte er Delirious New York, a<br />
retroactive Manifesto for Manhattan. Sein<br />
Buch S,M,L,XL (1995) fasst die Arbeit von<br />
OMA zusammen und stellt Verbindungen<br />
zwischen Gesellschaft und Architektur her.<br />
Er erhielt u.a. den Pritzker Prize (2000)<br />
und den Praemium Imperiale (2003).<br />
Hans Ulrich Obrist (geb. 1968) ist Kurator,<br />
Kritiker und Historiker. Er ist Co-Direktor<br />
für Ausstellungen und Direktor für Internationale<br />
Projekte an der Serpentine<br />
Gallery, London.<br />
Ausstellung:<br />
Mori Art Museum in Tokyo<br />
Metabolism: Urbanism and Architecture<br />
17. September 2011 – 15. Januar 2012<br />
Project Japan<br />
Metabolism Talks…<br />
Rem Koolhaas, Hans Ulrich Obrist<br />
Softcover, Format: 17,3 x 23,7 cm<br />
720 Seiten<br />
Vorerst nur auf Englisch erhältlich<br />
Nur ¤ 39,99
„Außerordentlich<br />
sachkundig und gut<br />
geschrieben.“<br />
—Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main<br />
„Nie hat ein<br />
Theoriebuch so viel<br />
Lust gemacht.“<br />
—Civic Focus, London<br />
„Ein kluger Blick auf<br />
Trends und Stile ... 86 Essays<br />
und wunderbare Zeichnungen<br />
machen es zu einem Muss.“<br />
—New Scientist, London<br />
Architekturtheorie<br />
Von der Renaissance<br />
bis zur Gegenwart<br />
Bernd Evers, Christof Thoenes<br />
Softcover, 2 Bände im Schuber,<br />
Format: 19,6 x 24,9 cm, 852 Seiten<br />
Nur ¤ 19,99<br />
Heute hier,<br />
morgen fort<br />
Architektur in Bewegung<br />
Massimiliano und Doriana Fuksas,<br />
Bühnenbild für Medea und Ödipus auf Kolonos.<br />
Foto: Maurizio Marcato<br />
Temporary Architecture Now!<br />
Philip Jodidio<br />
Flexicover mit Klappen,<br />
Format: 19,6 x 24,9 cm,<br />
416 Seiten<br />
Nur ¤ 29,99<br />
„Selten hat ein Bilderbuch zur<br />
Architektur mehr Sinn gemacht.<br />
Denn während klassische Gebäude<br />
immer vor ort beschaubar sind,<br />
bietet dieser Band Eindrücke, die<br />
oft nicht mehr an ihrem ursprünglichen<br />
ort zu finden sind.“<br />
—Berliner Zeitung, Berlin
Wolfgang Tillmans<br />
schaut zurück<br />
... auf eine fast zwei Jahrzehnte lange Zusammenarbeit mit TASCHEN<br />
Vor 17 Jahren hast Du Dein erstes Buch<br />
bei TASCHEN publiziert. Wie hat die<br />
Zusammenarbeit mit TASCHEN<br />
begonnen?<br />
Das war 1993 in Köln, als die Stadt Mittelpunkt<br />
der deutschen Kunstszene war. Ich<br />
hatte meine erste Einzelausstellung bei<br />
Daniel Buchholz im Hinterzimmer eines<br />
kleinen Antiquitätenladens, den er mit seinem<br />
Vater betrieb. Der damalige<br />
TASCHEN-Lektor Burkhard Riemschneider<br />
war einer der ersten, die einen Print<br />
aus der Ausstellung kauften. Bei einem<br />
Abendessen in Daniels Wohnung fragte ich<br />
Burkhard, ob er sich vorstellen könne, ein<br />
Buch mit mir zu machen. Einige Monate<br />
später brachte er Angelika Muthesius, die<br />
damalige Cheflektorin von TASCHEN, in<br />
die Galerie mit, und sie verliebte sich in einige<br />
meiner Bilder. Ich hatte in der Zwischenzeit<br />
damit begonnen, einen Dummy<br />
aus Farbkopien zu produzieren. Er war<br />
Weihnachten 1993 fertig, und ich zeigte<br />
ihn Angelika und Benedikt. Freunde von<br />
mir sagten, es sei viel zu früh, mit 25 Jahren<br />
ein großes Buch zu veröffentlichen,<br />
aber ich wusste: Dieses Werk muss raus.<br />
Gottseidank dachte Benedikt genauso.<br />
Dein erstes Buch Wolfgang Tillmans<br />
war aus dem Stand erfolgreich. Lag das<br />
am „Zeitgeist“?<br />
Ich denke, mein Bauchgefühl war einfach<br />
richtig. Ich fand mich in der Fotografie<br />
jener Zeit nicht wieder, deshalb musste ich<br />
meine eigene Sprache erfinden, um auszudrücken,<br />
wie sich das Leben für mich an-<br />
Oben: Wolfgang Tillmans im TASCHEN Verlag in<br />
Köln, 1994<br />
Gegenüber: Wolfgang Tillmans, Freischwimmer 14,<br />
2003<br />
fühlte. Als das Buch erschien, waren seine<br />
Neuheit und seine Relevanz plötzlich klar<br />
und deutlich. M an darf aber nicht vergessen,<br />
dass die Bilder und das Buch nicht bei<br />
allen gut ankamen, viele Leute haben es<br />
einfach nicht verstanden und gedacht, das<br />
sind doch bloß Schnappschüsse.<br />
Was waren die Begleitumstände der<br />
Ent stehung des Buches Burg?<br />
Dadurch, dass ich in relativ jungem Alter<br />
ein eigenständiges Werk veröffentlicht<br />
hatte, war ich frei, mich auf Dinge zu konzentrieren,<br />
die noch nicht so weit entwickelt<br />
waren, die mich aber interessierten.<br />
So wie die Stillleben, die Bilder von hingeworfenen<br />
oder zum Trocknen aufgehängten<br />
Kleidern, Landschaften, Städte und<br />
Astronomiefotos. 1997 liefen die Planungen<br />
für mein zweites Buch, als plötzlich<br />
mein Freund starb. Die Arbeit an Burg, ein<br />
Kosename für Fels oder Festung, war für<br />
mich ein Weg, in aller Stille über Jochen<br />
und unsere gemeinsame Zeit zu trauern.<br />
Das Buch blickt trotzdem positiv auf die<br />
Welt, aber es ist nachdenklicher.<br />
Wie wichtig ist das Buch truth study<br />
center heute für Dich?<br />
Zwischen Burg und TSC gab es eine Lücke<br />
von sieben Jahren. Das war Zufall, aber ich<br />
glaube immer noch an Sieben-Jahres-Zyklen.<br />
In den frühen nuller Jahren habe ich<br />
eine Reihe Museumskataloge und kleinere<br />
Kunstbücher veröffentlicht. 2004 war ich<br />
frisch verliebt in Anders, und die Zeit<br />
schien gekommen, die jüngere Vergangenheit<br />
als ein Ganzes in meinem Werk zu begreifen<br />
und die verschiedenen Genres zusammenzubringen,<br />
die älteren und die<br />
neueren wie die „Paper Drop“– und andere<br />
konzeptionellere Arbeiten sowie die abstrakten<br />
Bilder. Es war auch eine politisch<br />
sehr brisante Zeit. Fragen der Ideologie<br />
und des Fundamentalismus wurden wieder<br />
wichtig, nachdem sie in den Neunzi-<br />
Tillmans mal drei, in einer Box<br />
gern keine große Rolle gespielt hatten.<br />
Ich dachte viel nach über die Bedeutung<br />
von Studieren und Beobachten auf der<br />
einen Seite, und über die Gefahr absoluter<br />
Wahrheitsansprüche von religiösen und<br />
politischen Führern auf der anderen Seite.<br />
Der Titel des Buchs soll zweideutig sein,<br />
teils ironisch, teils ein unerfüllbares Ziel.<br />
Später gab ich einer Gruppe von Installationen<br />
über politische Themen den gleichen<br />
Titel. Kurz gesagt: Ja, das Buch ist immer<br />
noch wichtig für mich.<br />
Du hast Bücher mit verschiedenen<br />
Verlagen publiziert. Was gefällt Dir an<br />
der Zusammen arbeit mit TASCHEN?<br />
Es heißt immer, dass man bei kleinen Verlagen<br />
mehr Freiheit hat und bei großen weniger.<br />
Die zweite Hälfte dieses Satzes trifft<br />
in meiner Erfahrung absolut nicht auf<br />
TASCHEN zu. Als Autor habe ich die volle<br />
Kontrolle über den Inhalt und das Design<br />
meiner Bücher. Ich habe ein starkes Interesse<br />
daran, meine eigenen Bücher zu entwerfen,<br />
und diese Freiheit habe ich bei<br />
TASCHEN genauso wie bei einem kleinen<br />
Kunstbuchverlag. Nach dem, was ich höre,<br />
ist das eine Ausnahme in der Welt der<br />
Großverlage. Wenn das Buch erstmal in<br />
der Produktion ist, ist es ein Vergnügen,<br />
bei jedem Buch mit demselben großartigen<br />
Produktionsteam unter Leitung von Horst<br />
Neuzner zusammen zu arbeiten. Diese<br />
Kontinuität ist nicht selbstverständlich.<br />
Benedikt hat ein hervorragendes Auge für<br />
das, was machbar ist und was nicht.<br />
TASCHEN vereint unter einem Dach die<br />
persönliche Nähe eines kleinen Verlags mit<br />
der Reichweite und dem internationalen<br />
Vertrieb eines der weltgrößten<br />
Verlagshäuser.<br />
Worin liegt der besondere Reiz der Neuausgabe<br />
Deiner drei TASCHEN-Bücher?<br />
Besonders gut gefällt mir, dass das kleinere<br />
Buchformat sie mehr wie einen Roman erscheinen<br />
lässt, wie ein Buch zum Lesen.<br />
Auf den insgesamt 530 Seiten gibt es viel<br />
zu entdecken, selbst für mich. Natürlich<br />
liebe ich auch die Originalausgaben, aber<br />
man kann sie ja auch noch secondhand<br />
kaufen.<br />
Wolfgang Tillmans sprach mit Editor<br />
Simone Philippi<br />
Wolfgang Tillmans<br />
Softcover, 3 Bände im Schuber,<br />
Format: 18,5 x 24,5 cm,<br />
556 Seiten<br />
Nur ¤ 29,99<br />
„Ich musste meine<br />
eigene Sprache<br />
erfinden, um auszudrücken,<br />
wie sich<br />
das Leben für mich<br />
anfühlte.“<br />
—Wolfgang Tillmans
Der Mann<br />
aus La Mancha<br />
Eine ausführliche Studie zu Almodóvars Gesamtwerk<br />
Am Set von High Heels (1991). Proben mit Miguel<br />
Bosé (hier als Femme Letal) zu „Un año de amor“,<br />
einem Pophit von Becky del Páramo. Nach der<br />
Premiere des Films wurde das Lied für die<br />
europäischen Transvestiten sofort zum Klassiker.<br />
„Kino ist eine irrationale<br />
Leidenschaft. Alle meine<br />
Filme sind von Filmen<br />
durchdrungen. Die Erfahrung,<br />
Filme anzusehen,<br />
ist Teil meiner Biografie.“<br />
—Pedro Almodóvar
Über Die Haut,<br />
in der ich wohne<br />
Pedro Almodóvar<br />
Es gibt unumkehrbare Prozesse, Wege ohne<br />
Wiederkehr, Reisen mit Einwegticket. Die<br />
Haut, in der ich wohne erzählt die Geschichte<br />
eines solchen Prozesses. Unfreiwillig beschreitet<br />
die Protagonistin einen solchen<br />
Weg, wird gewaltsam zum Antritt einer<br />
Reise gezwungen, von der es kein Zurück<br />
mehr gibt. Ihre kafkaeske Geschichte gleicht<br />
der Verurteilung durch ein Schwurgericht,<br />
das aus nur einer Person besteht: ihrem ärgsten<br />
Feind. Der Schuldspruch ist demnach<br />
nichts anderes als eine extreme Form von<br />
Rache. Die Haut, in der ich wohne erzählt die<br />
Geschichte dieser Rache. Die ersten Bilder<br />
des Films zeigen die idyllische Welt einer<br />
von Bäumen umstandenen Villa. Sie heißt El<br />
Cigarral und ist durch eine Mauer und ein<br />
hohes Gittertor abgeschirmt. Durch eines<br />
der Villenfenster erspähen wir eine weibliche<br />
Gestalt, die sich bewegt. Die scheinbar<br />
nackte Frau in dem Zimmer ist mit komplizierten<br />
Yogaübungen beschäftigt. In der<br />
Nahaufnahme sehen wir, dass sie nicht<br />
nackt, sondern in einen fleischfarbenen<br />
Ganzkörperbody gehüllt ist. In der Küche<br />
bereitet die Haushälterin Marilia das Frühstück<br />
zu, das sie der Frau mittels einer Drehdurchreiche<br />
zukommen lässt.<br />
Von Beginn an stellt sich El Cigarral als Gefängnis<br />
inmitten der Natur dar. In den sechs<br />
„Die Haut ist die Grenze,<br />
die uns von den anderen<br />
trennt; sie spiegelt unsere<br />
Gefühle und verrät<br />
unsere biologischen oder<br />
geografischen Wurzeln.“<br />
Jahren ihrer Zwangsklausur hat Vera unter<br />
anderem das ausgedehnteste Organ des<br />
menschlichen Körpers verloren, die eigene<br />
Haut. Diese ist buchstäblich auf der Strecke<br />
geblieben. Die Haut ist die Grenze, die uns<br />
von den anderen trennt; sie spiegelt unsere<br />
— 94 —<br />
Gefühle und verrät unsere biologischen oder<br />
geografischen Wurzeln. Oft gibt sie unsere<br />
Seelenlagen wieder. Vera hat zwar die Haut<br />
gewechselt, aber ihre Identität nicht eingebüßt.<br />
Der Verlust der eigenen Haut ist unvorstellbar<br />
grauenhaft. Und dies ist nur einer<br />
der Verluste, die Vera an die Schwelle des<br />
Todes bringen – eines Todes aus eigenem<br />
Willen von der Hand des Chirurgen Robert.<br />
Doch sie ist zum Überleben geboren, und so<br />
beschließt sie nach vielen Rückschlägen,<br />
dass sie „lernen muss, in der Haut zu leben,<br />
in der sie wohnt“, selbst wenn sie von Dr. Robert<br />
stammt. Nachdem Vera ihre zweite<br />
Haut angenommen hat, trifft sie die für ihr<br />
Weiterleben zweitwichtigste Entscheidung:<br />
warten zu können. Elias Canetti bemerkt in<br />
seinem posthum erschienenen Buch Über<br />
den Tod zum Thema „Feind des Todes“: „Das<br />
unentwegte Auf und Abschreiten des Tigers<br />
hinter den Stäben seines Käfigs, auf dass ihm<br />
der einmalige, winzige Augenblick der Errettung<br />
nicht entgehe.“<br />
Gegenüber: Ich beobachte Elena, die sich auf die<br />
nächste Einstellung konzentriert.<br />
Oben: Ich rücke Elena Anaya das Kinn zurecht,<br />
während sie die Yogastellung des „Kriegers“ probt.<br />
Unten: Dr. Roberts Hände applizieren die Haut, die<br />
er selber entwickelt und gezüchtet hat, auf eine<br />
Puppe, eine Abformung von Veras Körper.<br />
Rechts: Der von Juan Gatti gestaltete Teaser<br />
veranschaulicht grafisch die „Transgenesis“, das<br />
heißt, das natürliche Zusammenleben von<br />
Lebewesen aller Gattungen und Arten.<br />
Für Vera kommt dieser kurze Augenblick, in<br />
Gestalt eines als Tiger verkleideten Mannes,<br />
der es an einem Tag im Karneval, bis an die<br />
hermetisch abgeriegelte Tür von Veras Zimmer<br />
schafft und auf diese Weise die Situation,<br />
in der die drei Personen in El Cigarral<br />
leben, durchbricht.<br />
Die Figuren legen in diesem Moment ihre<br />
Masken ab, und das tragische Ende wirft seinen<br />
dunklen Schatten voraus.<br />
Eine Geschichte mit solchen Merkmalen<br />
ließ mich an Luis Buñuel, an Alfred Hitchcock<br />
und an alle Filme von Fritz Lang denken.<br />
Auch dachte ich an die Popästhetik der<br />
Horrorfilme aus der HammerProduktion<br />
oder an den eher psychedelischen und kitschigen<br />
Stil des italienischen Giallo (Dario<br />
Argento, Mario Bava, Umberto Lenzi, Lucio<br />
Fulci …) und natürlich an Georges Franjus<br />
lyrisch gestimmtes Werk Augen ohne Ge-<br />
„Ein paar Monate lang<br />
erwog ich ernsthaft, einen<br />
Stummfilm in Schwarz<br />
Weiß zu drehen.“<br />
sicht. Nachdem ich alle diese Referenzen<br />
ausgewertet hatte, wurde mir klar, dass keine<br />
davon dem entsprach, was ich für Die Haut,<br />
in der ich wohne brauchte. Ein paar Monate<br />
lang erwog ich ernsthaft, einen Stummfilm in<br />
SchwarzWeiß zu drehen, mit Zwischentiteln,<br />
die Beschreibungen und Dialoge enthalten<br />
sollten. Nach monatelangem Zweifeln<br />
beschloss ich schließlich, meinen eigenen<br />
Weg zu gehen und mich von meiner Intuition<br />
leiten zu lassen– ohne den Schatten der<br />
Meister des Genres und mein kinematografisches<br />
Gedächtnis außen vorzulassen. Ich<br />
wusste, dass ich eine strenge Erzählform<br />
wahren musste, frei von visueller Rhetorik<br />
und ganz ohne Gore, auch wenn in den Momenten,<br />
die für den Betrachter unsichtbar<br />
bleiben, viel Blut vergossen wird.<br />
Nicht zum ersten Mal habe ich mir das vor<br />
den Dreharbeiten zur Auflage gemacht, mit<br />
dem Film Die Haut, in der ich wohne bin ich<br />
dem wohl am nächsten gekommen.<br />
Begleitet haben mich bei alldem der Kameramann<br />
José Luis Alcaine, dem ich nicht erklärte,<br />
was ich wollte, sondern was ich nicht<br />
wollte. Er hat es verstanden, den Bildern die<br />
Dichte, Brillanz und Düsternis zu verleihen,<br />
die dem Stoff am besten gerecht werden.<br />
Dann der Musiker Alberto Iglesias, der einzige<br />
mir bekannte Künstler ohne Ego, unermüdlich,<br />
flexibel, geduldig, imstande, in<br />
einer Richtung und, wenn ich nicht zufrieden<br />
war, in der entgegengesetzten zu suchen.<br />
Dazu kommen großherzige, sehr genau arbeitende<br />
Schauspieler, trotz der offenkundigen<br />
Zumutungen in manchen Szenen. Ich<br />
nenne sie alle: Antonio Banderas, Elena<br />
Anaya, Marisa Paredes, Jan Cornet, Roberto<br />
Álamo, Blanca Suárez, Eduard Fernández,<br />
Susi Sánchez, Bárbara Lennie und José Luis<br />
Gómez.<br />
Vera und die Bildschirme<br />
Wir leben inmitten von Bildern, die von Monitoren<br />
aller Formate eingerahmt sind. Ständig<br />
werden wir mit Bildern ganz unterschiedlicher<br />
Herkunft und Absicht bombar<br />
— 95 —<br />
diert: Kontrolle in jeglicher Form, überbordende<br />
Informationen. Wir können einen<br />
Krieg in Direktübertragung sehen, Tod und<br />
Verwüstung live erleben. Wir können unsere<br />
in fernen Ländern lebenden Freunde und<br />
Familienangehörigen auf einem Computerbildschirm<br />
sehen, während wir mit ihnen<br />
sprechen. Der Computerbildschirm ist ein<br />
auf alles nur Vorstellbare geöffnetes Fenster.<br />
Auf Straßen und Autobahnen, in Fahrstühlen<br />
und in unserem eigenen Haushalt sind<br />
Kameras angebracht. Den Wolkenkratzern<br />
in Blade Runner, auf deren Außenflächen<br />
unablässig Werbebilder projiziert wurden,<br />
hat mittlerweile jede beliebige Fassade am<br />
Times Square den Rang abgelaufen. Es hat<br />
den Anschein, lebendig sei nur, was vorher<br />
aufgezeichnet wurde und so ununterbrochen<br />
projiziert werden kann.<br />
Die Generation der heute um die Vierzigjäh<br />
rigen könnte sich visuelles Material über nahezu<br />
alle Momente ihres Lebens verschaffen,<br />
von dem Augenblick, als sie zur Welt<br />
kamen, bis zu ihrem letzten Seufzer. Michael<br />
Powells Peeping Tom (der Protagonist wird<br />
als Kind von seinem Vater ständig gefilmt,<br />
sogar wenn er schläft) würde heute nicht<br />
mehr als krankhaft obsessiv bewertet werden.<br />
Das Familienfotoalbum wurde durch<br />
den Film über das Leben der Familienangehörigen<br />
abgelöst. Wir sind von lebendigen<br />
und bewegten Bildern umgeben. Schlechte<br />
Zeiten für Bürgerrechte, die so leicht zu verletzen<br />
und so schwer zu verteidigen sind.<br />
Nicht einmal bei uns zu Hause sind wir sicher;<br />
vielfach werden wir von Überwachungskameras<br />
aufgenommen, um Einbrüche<br />
oder häusliche Vorfälle zu verhindern<br />
(eine Ohrfeige vom Ehemann, Misshand
lung unserer Kleinen oder Diebstahl seitens<br />
eines Kindermädchens) oder aber um festzuhalten,<br />
wie wir Sex mit jemandem hatten,<br />
der nicht wusste, dass er aufgezeichnet wird.<br />
Ganz zu schweigen vom RealityTV – isoliert<br />
Lebende, die Tag und Nacht von Kameras<br />
und Scheinwerfern umringt sind.<br />
Wir werden überwacht, und wir überwachen.<br />
Allerorten zeichnen Kameras etwas<br />
auf. Der Tod ist ein abgeschalteter Monitor,<br />
leer, ohne Bilder. Vera lebt als Gefangene in<br />
einem grauen Zimmer, das zwei Fenster hat,<br />
deren Drahtgitterscheiben wie eine Panzerung<br />
wirken und die zusätzlich mit Eisengittern<br />
versehen sind. In den oberen Ecken des<br />
Zimmers sind zwei Über wachungskameras<br />
angebracht, deren Aufnahmen auf zwei Monitore<br />
in der Küche übermittelt werden, wo<br />
die Haushälterin Marilia den ganzen Tag<br />
verbringt. An einer Wand wölbt sich eine<br />
dunkle, fast schwarze Halbkugel, unter der<br />
sich ebenfalls ein Kameraauge verbirgt. Dieses<br />
Auge ist ein anderer Typ von Kamera,<br />
deren Aufnahmen auf einen riesigen Bildschirm<br />
übertragen werden, der im Schlafzimmer<br />
von Dr. Robert die halbe Wand<br />
einnimmt.<br />
Die SchwarzWeißMonitore in der Küche<br />
zeigen das Zimmer durchweg in Totalansichten<br />
und liefern einander ergänzende Überwachungsbilder.<br />
Die andere Kamera, deren<br />
Aufnahmen nur Dr. Robert in seinem Zimmer<br />
sehen kann, übermittelt farbige Bilder<br />
und befindet sich auf Kopfhöhe von Vera.<br />
Robert kann sich auf diese Weise an Vera in<br />
Lebensgröße ergötzen. Die Monitorbilder<br />
lassen Vera nicht nur wie ein gefangenes<br />
Tier erscheinen, sondern bereichern auch<br />
die Geschichte um subtile Informationen.<br />
Besonders als der Tigermann hereinkommt<br />
und sich mit dem Gesicht dem Bildschirm<br />
nähert, entsteht der Eindruck, er könne Vera<br />
kurzerhand vernaschen. Wenn Robert seinen<br />
Raum betritt und den Fernseher einschaltet,<br />
in dem er Veras gesamtes Zimmer<br />
mit dem in der Mitte stehenden Bett sieht,<br />
fällt als Erstes das Ausmaß des Plasmabildschirms<br />
ins Auge; zentral an der Wand angebracht,<br />
wird er zu einer Art transparentem<br />
Trennelement. Geht Robert dann zur<br />
— 96 —<br />
Chaiselongue, die sich gegenüber dem Bildschirm<br />
befindet, und zoomt Veras Bild<br />
heran, bis er nur noch ihr Gesicht sieht, so<br />
wirkt dieses, verglichen mit seiner eigenen<br />
Statur gigantisch groß. Veras Gesicht dominiert<br />
das Zimmer und auch dessen Bewohner,<br />
selbst wenn dieser das als Letzter merkt.<br />
In solchen Momenten totaler Überwachung<br />
„Wir werden überwacht,<br />
und wir überwachen. Allerorten<br />
zeichnen Kameras<br />
etwas auf. Der Tod ist ein<br />
abgeschalteter Monitor,<br />
leer, ohne Bilder.“<br />
ist Vera zwar das Opfer, dabei geht aber von<br />
ihrem überdimensionalen Gesicht eine<br />
Macht aus, die der offensichtlichen Macht<br />
Roberts, der sie verzückt betrachtet, weit<br />
überlegen ist.<br />
Sie ist es, die den Chirurgen zu beobachten<br />
scheint, nicht umgekehrt. Sie vermittelt den<br />
Eindruck, ihn verschlingen zu können, so sie<br />
denn wollte.<br />
Links: Wie vor zwanzig Jahren witzelte Antonio bei<br />
den Dreharbeiten ständig herum, ein Zeichen, dass<br />
Hollywood ihn wenig verändert hat.<br />
Unten: Vera gelingt die Flucht aus ihrem Zimmer,<br />
aber schon nach zwei Schritten bekommt Zeca sie<br />
an den Füßen zu fassen.<br />
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— 97 —<br />
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Illustration Now! Portraits
„Wenn jemand ein<br />
Auge für menschliches<br />
Fleisch hat,<br />
dem man vertrauen<br />
kann, dann ist das<br />
Dian Hanson.“<br />
—Art Review, London<br />
Miau ...<br />
Die Katze ist aus dem Sack<br />
„Bei der französischen<br />
,Venus der ChauvetHöhle‘<br />
ist an der Wand in Augenhöhe<br />
ein großes, schwarzes<br />
gemaltes Schamdreieck zu<br />
sehen, das von Katzen,<br />
einem Mammut und einem<br />
geheimnisvollen Bison<br />
Mann, genannt ,Der Hexer‘,<br />
flankiert wird.“<br />
Paläolithische Höhlenmalereien in Europa<br />
zeigen dreieckige Formen mit einer zentralen<br />
Spalte, die nur als Abbildungen des weiblichen<br />
Geschlechts interpretiert werden können.<br />
Bei der französischen „Venus der ChauvetHöhle“<br />
ist an der Wand in Augenhöhe ein<br />
großes, schwarzes gemaltes Schamdreieck zu<br />
sehen, das von Katzen, einem Mammut und<br />
einem geheimnisvollen BisonMann, genannt<br />
„Der Hexer“, flankiert ist. Alle Abzwei<br />
Gegenüber: Junge Frau mit Spiegel von Mariano<br />
Vargas<br />
Oben: Bettie Page von Charles West, 1959<br />
Rechts: Die englische Schauspielerin Honor Blackman,<br />
die im JamesBondFilm Goldfinger die Rolle<br />
der Pussy Galore spielte, schreibt ihren Namen in<br />
den Sand für ein Werbefoto von Terry O’Neill, das<br />
den passenden Titel Es buchstabieren trägt.<br />
gungen zu Nebenhöhlen sind mit kleineren<br />
Schamdreiecken markiert.<br />
Die in der TitoBustilloGrotte entdeckte<br />
„Höhle der Vulven“ im spanischen Kantabrien<br />
ist von Hunderten purpurfarben gemalten<br />
Muschis bedeckt. In der im selben Gebiet liegenden<br />
ChufinHöhle ist jedes Loch im Fels<br />
von einer Vulva umgeben.<br />
Prärieindianerstämme Nordamerikas wie<br />
die Lakota, die Mandan, die Blackfeet und<br />
die Cheyenne huldigen Muschi und Bison als<br />
QuellPaar des Lebens, und in den Höhlenmalereien<br />
in den Black Hills von Süddakota<br />
mischen sich dreieckige Vulven mit fast identischen<br />
Hufabdrücken.<br />
In die Wände der CarnarvonSchlucht in<br />
Australien sind eiförmige Vulven geritzt,<br />
deren Mitte jeweils von einem Symbol ähnlich<br />
einem Ausrufezeichen geziert wird. Die<br />
Darstellungen sind so zahlreich, dass die<br />
Schlucht „Die Wand der tausend Vulven“<br />
genannt wird. Prähistorische Muschis sind<br />
auch in Höhlen in Indien, Thailand, Südafrika<br />
und in Patagonien zu finden – kurz, auf<br />
— 109 —<br />
jedem Kontinent mit Ausnahme der Antarktis.<br />
Selbst in den Felsbildern der Osterinseln<br />
sind Vulven das zweithäufigste Motiv. Überraschender<br />
als diese Fülle an uralten Muschis<br />
ist der Mangel an Penisdarstellungen<br />
derselben Epochen: Paläolithische Phallussymbole<br />
beschränken sich weitestgehend auf<br />
kleine, talismanartige Schnitzereien. Wir<br />
wissen, dass der Phallus mit dem Aufkommen<br />
patriarchalischer Religionen in den folgenden<br />
Jahrhunderten an Popularität gewann,<br />
während die Vulva eine dunklere Rolle<br />
übernahm.<br />
Die furchterregende Sheela Na Gig hockt<br />
noch immer über den Eingängen englischer<br />
und irischer Kirchen. Sie greift mit beiden<br />
Händen an ihre Muschi und spreizt sie in<br />
einer grotesken Gebärde weit auseinander.<br />
Über die Ursprünge der Sheela oder über<br />
das, was sie zu bedeuten hat, herrscht Uneinigkeit:<br />
In ihrem Buch Images of Lust behaupten<br />
James Jerman und Anthony Weir,<br />
sie stamme aus Frankreich und Spanien und<br />
sei erst im 12. Jahrhundert auf die Britischen
Die Reihe zu den Körperteilen<br />
endet mit dem Ursprung von uns allen<br />
Endlich! Der Band, auf den wir alle gewartet haben…<br />
Inseln gelangt, während sie nach der allgemeinen<br />
Überlieferung ein heidnisches Kultbildnis<br />
aus vorchristlicher Zeit oder eine<br />
Göttin ist, die ihren Ursprung in Irland hatte.<br />
Mit dem Gesicht eines Wasserspeiers, ihrem<br />
verkümmerten Körper und ihrer hohlen Vagina<br />
sieht sie allerdings eher aus wie ein<br />
Dämon, und ihre Positionierung über Eingängen<br />
erinnert an einen Brauch der Römer,<br />
die Schnitzfiguren ihres phallischen Gottes<br />
Priapus über den Türsturz nagelten, um<br />
Diebe abzuschrecken.<br />
Jerman und Weir vertreten die Theorie, die<br />
christliche Kirche habe sie als visuelle Warnung<br />
vor der Sünde erfunden.<br />
Die Dorfbewohner an den Ufern des Sepik<br />
Flusses in PapuaNeuguinea schnitzen noch<br />
immer Figuren, die der Sheela Na Gig ähneln.<br />
Die hewemeri, wie sie diese Figuren<br />
nennen, werden in die Dachbalken von Häusern<br />
der Männer eingearbeitet, um diese zu<br />
gemahnen, Frauen gut zu behandeln.<br />
Wie die prähistorische MuschiKunst existiert<br />
auch der Mythos der Killervagina überall<br />
auf der Welt. In Geschichten nordamerikanischer<br />
Indianer spielt die „Schreckliche<br />
Mutter“ eine zentrale Rolle. Sie kann erst<br />
dann zu einer normalen Frau werden, wenn<br />
ihr der Held die Vaginalzähne herausbricht.<br />
Eine polynesische Legende erzählt von dem<br />
Gott Maui, der auf der Suche nach dem ewigen<br />
Leben zurück in die Vagina seiner Mutter<br />
krabbelte, dabei jedoch in zwei Hälften<br />
zerbissen wurde. Im jüdischen Mythos wird<br />
die Muschi „beth shenayim“ genannt, was<br />
mit „bezahnter Ort“ übersetzt werden kann,<br />
und die Christen des Mittelalters glaubten,<br />
dass Hexen vaginale Fangzähne wüchsen,<br />
damit sie Männer besser packen und in die<br />
Hölle ziehen könnten.<br />
Sigmund Freud stellte die Theorie auf, die<br />
Furcht vor der Vagina gründe in der Annahme<br />
des kleinen Jungen, dass jeder einen<br />
Penis habe. Sieht der kleine Junge dann zum<br />
ersten Mal eine Vulva, mutmaßt er, der Penis<br />
sei verloren gegangen. Ihm wird gewahr, dass<br />
er auch seinen verlieren könnte, und damit<br />
keimt eine lebenslange Kastrationsangst auf.<br />
Doch ernsthaft, Männer – wir wissen doch,<br />
dass es keine Vaginen mit Zähnen gibt, oder?<br />
Der mythischste Teil einer Muschi ist das<br />
Hymen, das nur wenige je zu Gesicht<br />
bekommen. Wenn ich nach meinen alten<br />
Sexmagazinen gehe, so meinen die meisten,<br />
das Hymen sitze irgendwo dicht vor der Zervix.<br />
Tatsächlich jedoch deckt es den Eingang<br />
der Vagina ab und ist, sofern es noch intakt<br />
ist, sehr gut zu sehen. Ihr kennt doch diese<br />
unregelmäßig geformten, fleischigen Fetzchen<br />
um die vaginale Öffnung einer Frau?<br />
Das sind die Überbleibsel des Hymens. Näht<br />
sie zusammen – in manchen Kulturen ist das<br />
verbreitet –, und ihr habt sofort wieder eine<br />
Jungfrau. Schwieriger, als ein Hymen auszumachen,<br />
ist es, seinen physiologischen Zweck<br />
zu erkennen. Selbst wenn wir die traditionelle<br />
Vorstellung akzeptierten, es sei Gottes<br />
— 110 —<br />
Wille, dass die Frau bis zur heiligen Ehe versiegelt<br />
bleibe, so stehen wir doch vor dem Dilemma,<br />
warum die Pferde, Wale und Maulwürfe<br />
ebenfalls Hymen haben. Besser, wir<br />
„In der matriarchalischen<br />
Gesellschaft übt das<br />
Weibchen mit der größten<br />
Klitoris die Macht aus, und<br />
wehe, ein Männchen weiß<br />
dies nicht zu respektieren.<br />
Dann wird es gezwungen,<br />
die Klitoris des dominanten<br />
Weibchens so lange zu<br />
lecken, bis ihm sein niederer<br />
Rang wieder klar ist.“<br />
akzeptieren es als ein eigentümliches Relikt<br />
der fötalen Entwicklung und wenden uns<br />
einem Organ zu, das einem eindeutigen und<br />
„Die schönsten und ausgefallensten<br />
sexy Bücher, die es gibt.“<br />
—GQ, New York<br />
vergnüglichen Zweck dient, der Klitoris,<br />
deren Bezeichnung sich vom griechischen<br />
kleitoris ableitet und „göttlich“ bedeutet.<br />
Anfangs sind Klitoris und Penis das gleiche<br />
Organ, eine winzige Knospe aus Haut und<br />
Nervenzellen, die sich acht Wochen nach der<br />
Empfängnis ausdifferenziert. Schon bei der<br />
Geburt ist die Klitoris voll ausgebildet. Die<br />
meisten, wie die im Durchschnitt 16 mm<br />
lange menschliche Klitoris, sind von bescheidener<br />
Dimension, manche jedoch – die von<br />
Lemuren, Totenkopfäffchen und die des asiatischen<br />
Marderbären – sind so groß, dass<br />
man sie als Pseudopenisse bezeichnen könnte.<br />
Die Fleckenhyäne hat die mit gut 18 cm<br />
größte Klitoris, doch in diesem Fall uriniert,<br />
kopuliert und gebiert das Tier auch durch<br />
dieses Organ. Grund für diese ausgeweitete<br />
Klitoris ist der hohe uterine Testosteronspiegel.<br />
In der matriarchalisch ausgerichteten<br />
Gemeinschaft dieser Hyänen übt das Weibchen<br />
mit der größten Klitoris die Macht aus,<br />
und wehe, ein Männchen weiß dies nicht zu<br />
respektieren. Dann wird es gezwungen, die<br />
Klitoris des dominanten Weibchens so lange<br />
zu lecken, bis ihm sein niederer Rang wieder<br />
klar ist. Ja, das klingt stark nach einer SadomasoFantasie,<br />
aber es ist nur die Natur, die<br />
uns wieder daran erinnert, dass wir von unseren<br />
Trieben und Instinkten gesteuert werden.<br />
— 111 —<br />
Gegenüber oben: Der Ursprung der Welt von<br />
Gustave Courbet, 1866<br />
Gegenüber unten: Anonym<br />
Links: Eines von 62 übermalten Fotos, die der<br />
FetishKünstler Eric Stanton in den 1970erJahren<br />
schuf. Stanton fand seine Fotos in Männermagazinen<br />
und verschönerte dann die Gesichter und<br />
Körper, bisweilen fügte er auch Kleidung hinzu –<br />
stets jedoch eine zwischen den Schenkeln eingeklemmte<br />
männliche Figur, die von der Macht der<br />
Muschi in den Bann geschlagen ist.<br />
„Ich bin nun also offizielles<br />
CoverGirl für<br />
The Big Book of Pussy<br />
(war ja klar). Als sie<br />
mich fragten, habe ich<br />
sofort ,ja‘ gesagt. Als sie<br />
mir Geld anboten, habe<br />
ich gesagt: ,Statt mir<br />
Cash zu geben, warum<br />
bezahlt ihr mich nicht<br />
mit Büchern?‘“<br />
—Kimberly Kane<br />
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Das Rätsel<br />
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— 114 —<br />
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Spiele, Handel, Werbung,<br />
soziale Netze und Dienstprogramme<br />
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(„Der Vater des Klingeltons“)<br />
„Jeder, der online<br />
Trends verstehen will,<br />
egal ob beruflich oder<br />
privat, wird diese Fallstudien<br />
sehr nütz lich<br />
finden.“<br />
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arche typischen Bildern<br />
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in Archetypal Symbolism (Hrsg.)<br />
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miteinander verbunden<br />
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Animal World; Human World;<br />
Spirit World<br />
• Fünf verschiedenfarbige Lesezeichen<br />
und Registerstanze für Schnellzugriff<br />
• Umfangreiches Glossar für Zusammenhänge<br />
und Quervergleiche<br />
„es ist doch noch möglich, dass<br />
verleger etwas machen, was wir noch<br />
nie gesehen haben. Das Buch der Symbole ist<br />
ein Projekt von atemberaubendem ehrgeiz und ein buch<br />
mit einem altmodischen bildungsauftrag. es ist so<br />
intelligent, optimistisch und unerschöpflich, dass sich<br />
ein gefühl der bewunderung für die Komplexität des<br />
menschlichen denkens und fühlens einstellt ... Mehr<br />
kann man nicht verlangen.“<br />
—Creative Review, London<br />
„Dieser Bildatlas inventarisiert in<br />
nahezu unerschöpflicher Form archetypische<br />
Zeichen, mit denen sich die Menschen<br />
von den Höhlenbewohnern bis heute die Welt<br />
plausibel machen.“<br />
—Die Welt, Berlin<br />
„Dieses 800-seitige<br />
Referenzwerk verwendet<br />
Carl Gustav Jungs<br />
‚Archetyp‘ als<br />
Sprungbrett in die<br />
menschliche Psyche.“<br />
—Weekly Dig, Boston
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das unentbehrliche Kompendium<br />
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Skulptur – von der Antike bis zur<br />
Gegenwart<br />
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„Dieser Band wird das unerlässliche<br />
Nachschlagewerk.“<br />
—Le Figaro, Paris<br />
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Eine monumentale Retrospektive<br />
des Case-Study-House-Projekts<br />
— 118 —<br />
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Hiroshiges Ansichten von Edo<br />
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100 Namen, die Sie sich<br />
merken sollten<br />
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— 119 —<br />
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