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2017 MAI / LEBENSHILFE FREISING / TAUSENDFÜSSLER-MAGAZIN

Das Magazin der Lebenshilfe Freising e.V. für Mitglieder, MitarbeiterInnen, Freunde und Förderer.

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Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele beim stillen Gedenken am Berliner T4-Mahnmal (Foto: Behindertenbeauftragte/Henning<br />

Schacht)<br />

Frage, was hätte verhindert werden können, wenn mehr<br />

Menschen aufbegehrt und zu ihren eigenen ethischen<br />

Prinzipien gestanden hätten.“<br />

Selbstkritisch merkte Lammert an, dass der Bundestag<br />

erst 2007 das Zwangssterilisationsgesetz des NS-Regimes<br />

geächtet und sich nicht vor 2011 habe durchringen<br />

können, dem Gedenken an die NS-Krankenmorde mit<br />

dem erst 2014 eröffneten Gedenk- und Informationsort<br />

an der Tiergartenstraße 4 in Berlin einen angemessenen<br />

Rahmen zu verleihen. Bundestagspräsident Norbert<br />

Lammert schloss seine Rede: „Die Würde des Menschen<br />

ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen<br />

ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ So heißt es<br />

unmissverständlich in Artikel 1 Grundgesetz. Doch die<br />

Geschichte zeigt: Die Würde des Menschen ist antastbar.<br />

Nirgendwo wurde dieser Nachweis gründlicher erbracht<br />

als in Deutschland. Gerade deshalb muss Artikel 1 Grundgesetz<br />

kompromisslose Richtschnur unseres Handelns<br />

sein und bleiben, ein kategorischer Imperativ, um nie<br />

wieder zuzulassen, dass Menschen ausgegrenzt, verfolgt<br />

und in ihrem Lebensrecht beschnitten werden. Das<br />

schulden wir Ernst Putzki, das schulden wir allen Opfern,<br />

derer wir heute gedenken.“<br />

BUNDESBEHINDERTENBEAUFTRAGTE:<br />

ERINNERN SCHÜTZT VOR VERGESSEN<br />

Nach der Gedenkstunde im Bundestag legte Verena<br />

Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange<br />

von Menschen mit Behinderungen, gemeinsam mit<br />

Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft an der Gedenkstätte<br />

T4 einen Kranz nieder. Verena Bentele sagte:<br />

„Es ist ein wichtiges Zeichen, dass in diesem Jahr die zentrale<br />

Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestages<br />

die Morde der sogenannten „Euthanasie“ in der Zeit des<br />

Nationalsozialismus in den Mittelpunkt stellt. Wenn wir<br />

begreifen, dass Menschen vergast oder vergiftet wurden<br />

oder dass man sie verhungern ließ, weil sie angeblich<br />

wertlos waren, dann erkennen wir, was aus einer Gesellschaft<br />

wird, wenn sie Menschenwürde mit Füßen tritt<br />

und Anderssein nicht zulässt.“ In der Tiergartenstraße<br />

4 war während der NS-Zeit die verbrecherische „Aktion<br />

T4“ geplant und koordiniert worden. An der heutigen<br />

Gedenkstätte betonte Bentele: „Es ist notwendig, den<br />

Opfern einen Namen zu geben, eine Identität, und ihre<br />

Geschichten öffentlich zu erzählen. Das Erinnern ist wichtig<br />

für eine Welt, in der Offenheit, Menschenwürde und<br />

das Recht zum Anderssein unsere Leitwerte sind.“<br />

12 // HAUPTSACHE – DAS THEMA

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