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Ausgabe Nr. 10 – Mai 2017 . 4,95 Euro . ISSN 2196-1271 www.nutrition-press.com<br />
nutrition-press<br />
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />
Prof. Dr. mult.<br />
Kurt S. Zänker<br />
Wir brauchen keine<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
– oder doch?<br />
Dr. med.<br />
Klaus-Georg Wenzel<br />
Sicherheit bestätigt<br />
durch Amerikas<br />
größte Datenbank<br />
Liane Schmidt<br />
Sacha Inchi – Uralte<br />
Pflanze wieder neu entdeckt!<br />
Keine andere Pflanze<br />
liefert so viel Omega-3-<br />
Fettsäuren und Vitamin E!<br />
Manfred Scheffler<br />
Spiegel schreibt:<br />
„Ewiges Leben –<br />
demnächst für <strong>alle</strong>!“<br />
Mikronährstoffe<br />
Vitalstoffe<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Hersteller und Vertriebe<br />
Mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />
können Sie
NEM e.V.<br />
Jetzt anno 2016 ist unser Verband bereits 10 Jahre für den<br />
Wer die Macht über Lebensmittel<br />
hat, hat die Macht über uns Bürger.<br />
Wir tun was!<br />
Mittelstand der Gesundheitsbranche erfolgreich aktiv.<br />
Wir sprechen mit Politik & Wissenschaft - scheuen keinen<br />
Rechtsweg und reden kompetent und deutlich für die Branche<br />
VORTEILE DER MITGLIEDSCHAFT / LEISTUNGSKATALOG<br />
1. Fachjuristen, Sachverständige, Institute, Labore, Rechtschutz kosten deutlich weniger :<br />
2. Teilnahme an NEM-Seminare fast 25% günstiger.<br />
3. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Rezepturen .<br />
4. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Rohstoffen .<br />
5. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Kennzeichnungen / Etiketten.<br />
6. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von wettbewerbsrechtlichen Fragen, Prüfungen von<br />
Werbebroschüren .<br />
7. Erstellung von Gutachten hinsichtlich lebensmittelrechtlicher Fragen, Geschäftsvertragsprüfung<br />
von Angeboten, Aufträgen, Rechnungen etc., Prüfung von Webseiten, Online-<br />
Shops etc., Prüfung von AGBs, Vertragsgestaltung Herstellungsverträge und Vertriebsverträge.<br />
8. Juristische Beratung bei Abmahnungen durch Wettbewerber, Verbraucherverbände,<br />
Behörden etc.<br />
9. Anmeldungsberatung von Health Claims.<br />
10. Anmeldungsberatung von diätetischen Lebensmitteln.<br />
11. Beratung bei gesetzlichen Verstößen, Bußgeldern, bei strafrechtlichen Fällen.<br />
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✔<br />
Freiheit für<br />
gesunde Nahrung<br />
Größter europäischer<br />
Verband der Branche<br />
WERDEN SIE MITGLIED!<br />
Anmeldeformulare und Informationen über Mitgliedsbeiträge<br />
finden Sie unter: www.nem-ev.de<br />
✔<br />
Vertretung für<br />
den Mittelstand<br />
NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren<br />
von Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />
Horst-Uhlig-Straße 3 · D-56291 Laudert · Telefon +49 (0)6746/80298-20<br />
Telefax +49 (0)6746/80298-21 · E-Mail: info@nem-ev.de<br />
www.nem-ev.de
Editorial<br />
Spiegel schreibt:<br />
"Ewiges Leben –<br />
demnächst für <strong>alle</strong>!"<br />
Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident NEM e.V.<br />
selten lese ich den Spiegel – doch diesmal musste ich bei<br />
der Ausgabe Nr. 16 zu dem Thema „Ewiges Leben“– zu<br />
greifen. Gleich nach einigen Zeilen rieb ich mir die Augen<br />
und konnte nicht aufhören weiter zu lesen.<br />
In meinen zahlreichen Gesprächen und Diskussionen<br />
habe ich versucht Wissenschaftler zu motivieren sich mit<br />
dieser Thematik auseinanderzusetzen und eine Methusalemformel<br />
zu entwickeln. Denn schließlich gibt es Bäume<br />
die 1.000 bis 2.000 Jahre alt werden – und wir haben die<br />
gleichen „Ursprungsgene" wie Bäume, Pflanzen und Tiere.<br />
Der Spiegel hat das Thema hervorragend recherchiert<br />
und aufgedeckt, was es <strong>alle</strong>s für gewaltige Forschungsergebnisse<br />
bereits gibt. Es werden Millionen, ja Milliarden<br />
in die Forschung gesteckt - mit vielfach privaten Geldern.<br />
Ob das Leben endlos werden kann ist und bleibt sicher ungeklärt.<br />
Auf jeden Fall wird die Lebenserwartung gewaltig<br />
nach oben gehen.<br />
Klar ist, dass unsere Branche, die sich mit gesunder Ernährung<br />
beschäftigt und sich Tag für Tag mit Gesundheitsfragen<br />
insgesamt wie z. B. einer längeren Lebenserwartung<br />
widmet, gefordert ist sich mit dem Machbaren auseinander<br />
zu setzen – was wir bei <strong>alle</strong>n Behinderungen vehement<br />
auch tun. In dieser und der kommenden Ausgabe werden<br />
wir uns mit dem Thema Gerontologie auseinandersetzen.<br />
Die US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigte eine Studie<br />
an dieser Personen zwischen 65 und 79 Jahren teilnehmen<br />
sollen, welche an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
oder Störungen der Kognition (z. B. Demenz) leiden<br />
bzw. ein erhöhtes Risiko dafür haben. Es soll untersucht<br />
werden, ob die Lebenserwartung der Probanden durch<br />
ein Diabetesmittel verlängert werden kann und der Verlauf<br />
bereits bestehender Erkrankungen positiv beeinflusst<br />
wird. Die Entscheidung der FDA erregte besondere Aufmerksamkeit,<br />
da sie zum ersten Mal eine Studie genehmigt,<br />
deren Ziel nicht unmittelbar die Verhinderung, Behandlung<br />
oder Heilung einer Erkrankung ist, sondern die<br />
Verlangsamung des Alterungsprozesses.<br />
Ich halte diesen Leitartikel für sehr interessant und empfehle<br />
ihn unbedingt zu lesen.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident NEM e.V.<br />
(Der Spiegel, Ausgabe Nr. 16, oder https://magazin.spiegel.de/SP/2017/16/150556801/index.html)<br />
Nutrition-Press ist die offizielle Zeitschrift des<br />
NEM e.V. Verband mittelständischer europäischer<br />
Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
& Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Nutrition-Press 03
Inhalt | Impressum<br />
Ein Verband zeigt Gesicht 5<br />
Wir brauchen keine Nahrungsergänzungsmittel – oder doch? Prof. Dr. Dr. med. Kurt Zänker 7<br />
NADH (Coenzym-1) – der Kraftstoff unserer Lebensenergie Prof. Dr. med. Dr. chem. Jörg George Birkmayer 10<br />
Yamswurzel – Mehr als nur Frauensache Dr. Lidija Cavlovic 12<br />
Propolis – eine Stärke der Bienen 15<br />
Nahrungsergänzungsmittel im Apotheken Versandhandel weiter auf dem Vormarsch Kerstin Büttel 18<br />
Faszinierende Pilze Zunderschwamm Dr. Liudmilla Kalitukha 20<br />
Ist Krebs eine genetische oder eine Stoffwechselkrankheit? Dr. med. habil Dr. rer. nat. Karl J. Probst 24<br />
(Un-)Sinn und angebliche Gefahren von Vitaminen und Mineralien Dr. med. Klaus-Georg Wenzel 28<br />
Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber Apotheker Uwe Gröber 31<br />
Krankmachende Füllmaterialien? Mythos und Wahrheit über Magnesiumstearat Dr. Uwe Greulach 34<br />
Chinesische Heilpilze – zwischen Trend und Tradition Daniela Lipgens 38<br />
Candida albicans Sabrina Beerbalk 41<br />
Sacha Inchi – Uralte Pflanze wieder neu entdeckt! Liane Schmidt 44<br />
Nahrungsergänzungsmittel sind so sicher wie sonst kein anderes Lebensmittel! Liane Schmidt 49<br />
Neue obergerichtliche Rechtsprechung im Lebensmittelrecht RA Dr. Thomas Büttner 54<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung: Durch geschickte Gestaltung Steuer- und<br />
SV-Nachforderungen vermeiden Torsten Schink 57<br />
Aufbewahrungsfristen 2016: Was darf in den Reißwolf? ARAG 61<br />
Datenschutz im Verein ARAG 64<br />
Newsticker 66<br />
Impressum<br />
Nutrition-Press<br />
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />
Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Hersteller und Vertriebe<br />
Print-Ausgabe ISSN 21951271<br />
Herausgeber: NEM Verband mittelständischer<br />
europäischer Hersteller und Distributoren von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Horst-Uhlig-Str. 3, D - 56291 Laudert<br />
Phone: +49 (0) 6746 8029820<br />
Fax: +49 (0) 6746 8029821<br />
Email: info@nem-ev.de, www.nem-ev.de<br />
Chefredaktion: Manfred Scheffler (V.i.S.d.P.)<br />
Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />
Redaktion: Liane Schmidt<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. Gottfried Lange und Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />
Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner LL. M.<br />
Gastautoren:<br />
Sabrina Beerbalk<br />
Prof. Dr. med. Dr. chem. Jörg George Birkmeyer<br />
Kerstin Büttel<br />
Dr. jur. Thomas Büttner LL. M.<br />
Dr. Lidija Cavlovic<br />
Dr. Uwe Greulach<br />
Uwe Gröber<br />
Dr. Liudmila Kalithuka<br />
Daniela Lipgens<br />
Dr. med. habil Dr. rer. nat. Karl J. Probst<br />
Torsten Schink<br />
Liane Schmidt<br />
Univ-Prof. Dr. mult. Kurt. S. Zänker<br />
Grafik/Layout: www.pp-grafikdesign.de<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Liane Schmidt, Telefon: +49 (0) 6746 8029820<br />
EMail: info@<strong>nutritionpress</strong>.com<br />
Bildnachweis: © jakkritwong_Fotolia (Titel), Fotolia.com, privat<br />
Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr: Frühjahr, Herbst<br />
Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />
Bestellung der PrintAusgabe: info@nem-ev.de<br />
Online-Ausgabe: ISSN 21968505<br />
Online-Magazin und Media-Daten:<br />
kostenlos unter www.<strong>nutritionpress</strong>.com<br />
Printed in Germany<br />
Copyright-Hinweis:<br />
Die gesamten Inhalte des Magazins sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf<br />
Konzept und Gestaltung: NEM e.V.<br />
Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit<br />
ausdrücklicher Genehmigung des NEM e.V.<br />
Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />
NEM Verband mittelständischer europäischer<br />
Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
& Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />
Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />
Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />
E-Mail: info@nem-ev.de<br />
Internet: www.nem-ev.de<br />
04 Nutrition-Press<br />
www.nutrition-press.com
www.nem-ev.de<br />
Ein Verband zeigt Gesicht<br />
Der<br />
Vorstand<br />
des NEM e.V.<br />
stellt sich<br />
vor:<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident<br />
Kaufmann / Geschäftsführer<br />
der Plantafood Medical GmbH<br />
Carsten Wollbrink<br />
2. Vorsitzender<br />
Diplom-Kaufmann / Unternehmensberater<br />
und Auftragsproduzent TV &<br />
Online Marketing<br />
Dr. rer. nat. Stefan Werner<br />
Vorstand strategische Verbandsfragen<br />
Chemiker / Geschäftsführer der<br />
Dr. Werner Pharmafood GmbH<br />
Dr. jur. Thomas Büttner, LL. M.<br />
Vorstand Lebensmittelrecht und<br />
Kosmetikrecht, Arzneimittelrrecht,<br />
Lebensmittelrecht, Medizinproduktrecht,<br />
Biotechnologierecht<br />
Ute Schalper<br />
Vorstand Finanzen<br />
gepr. Gesundheitsmanagerin (DAM) /<br />
Ernährungsberaterin / Geschäftsführerin<br />
der PlantaVis GmbH<br />
NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />
Horst-Uhlig-Straße 3, D-56291 Laudert, Telefon: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-20,<br />
Telefax: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-21, info@nem-ev.de, www.nem-ev.de<br />
Nutrition-Press 05
www.nem-ev.de<br />
Ein Verband zeigt Gesicht<br />
Der Fachbeirat<br />
des NEM e.V.<br />
stellt sich vor:<br />
Peter Abels<br />
Therapeut, Vorsitzender des European Federation for<br />
Naturopathy e.V. - EFN, Medizinischer Leiter des Steinbeis-<br />
Transfer-Instituts Gesundheitsprävention, Therapie und<br />
Komplementärmedizin der Steinbeis-Hochschule Berlin - SHB<br />
Fachbereich: Ernährungswissenschaft<br />
Dr. jur. Thomas Büttner<br />
Rechtsanwalt, LL.M.<br />
Fachbereiche:<br />
Lebensmittelrecht,<br />
Cosmeticrecht<br />
Dr. BETTINA C. ELLES<br />
Rechtsanwältin, LL.M.<br />
Fachbereich:<br />
Finanz - und Steuerrecht<br />
Prof. Dr. med. Enno Freye<br />
Arzt; Spezialgebiete Spezielle Schmerztherapie,<br />
Nutrazeutika, Mikronährstoffe, Zivilisationskrankheiten,<br />
Renaturierung<br />
Fachbereich: Ernährungswissenschaft<br />
Dr. Uwe Greulach<br />
Chemiker<br />
Fachbereiche:<br />
Lebensmittelchemie,<br />
Qualitäts-Management<br />
Prof. Dr. Dr. Fred Harms, MD PhD<br />
Leiter Institut für Gesundheitskommunikation und<br />
Versorgungsforschung, Sigmund-Freud-Universität<br />
Wien, Vize-Präsident Europäische Stiftung für Gesundheit,<br />
Schweiz, Fachbereich: Gesundheitskommunikation<br />
und Versorgungsmanagement (Schwerpunkt Diabetes,<br />
Herz-Kreislauf, Depression)<br />
Dr. Liudmila Kalitukha<br />
Diplom-Biologin; Research, Development &<br />
Quality Manager; Spezialgebiete: angewandte<br />
Mykologie, Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Kosmetik, klinische Forschung<br />
Fachbereich: Biologie (Physiologie der Pflanzen,<br />
Biochemie, Biophysik, Molekularbiologie)<br />
Dr. Gottfried Lange<br />
Spezialgebiet Zellernährung<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley<br />
Spezialgebiet angewandte<br />
Mykologie<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft<br />
Dr. Peter Mewes<br />
Apotheker; Spezialgebiet<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft<br />
Dr. med. habil Dr. rer. nat.<br />
Karl J. Probst<br />
Arzt für Naturheilkunde und Alternativmedizin,<br />
Naturwissenschaftler, Begründer der Rohkostbewegung<br />
in Deutschland, wissenschaftlicher Berater<br />
Fachbereich: Ernährungswissenschaft<br />
Prof. Dr. Dr. hc Otto Pulz<br />
Spezialgebiet Mikroalgen<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft<br />
SVEN SCHEFFLER<br />
Dipl.-Ing. Lebensmitteltechnik (FH)<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft,<br />
QM, Betriebsorganisation<br />
Torsten Schink<br />
Rechtsanwalt; Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht; Diplom-Verwaltungswirt/FH<br />
Fachbereich: Arbeitsrecht<br />
Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />
Spezialgebiet Präventionsmedizin<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft<br />
Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />
Physiker; Spezialgebiet Molekulare Biophysik<br />
Geschäftsführer Institut Kurz GmbH<br />
Fachbereich:<br />
Lebensmittelchemie, Molekulare Biophysik<br />
Prof. Dr. med. Wolfgang Wuttke<br />
Spezialgebiet Endokrinologie<br />
Fachbereich:<br />
Ernährungswissenschaft<br />
06 Nutrition-Press<br />
NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />
Horst-Uhlig-Straße 3, D-56291 Laudert, Telefon: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-20,<br />
Telefax: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-21, info@nem-ev.de, www.nem-ev.de
Ernährung | Prävention<br />
Wir brauchen keine<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
– oder doch?<br />
Auf diesem Planeten herrschen zum Überleben einige unverrückbare Paradigmen:<br />
1. Im Tierreich fressen und gefressen werden.<br />
2. Die Menschen essen um oder bis sie satt werden – homo consumens.<br />
Zum Thema Ernährung ist viel Unsinn im Umlauf.<br />
Nur wer ist daran schuld? Die Ernährungswissenschaft<br />
die mit Studien belegt was in die Marketingkonzepte<br />
der Nahrungsmittelindustrie passt<br />
oder gar nationale und EU- Behörden, die so Vieles zu<br />
reglementieren versuchen – natürlich immer zum Schutz<br />
der Gesundheit und im besten Sinne für die (un-)mündige<br />
Verbraucherin, oder für den unwissenden und ungebildeten<br />
Verbraucher. Nun, man hat den Eindruck, dass sich das<br />
Wissen um Ernährung immer mehr im Detail verliert und<br />
das tradierte Wissen aus früheren Generationen, wenn<br />
überhaupt, nur noch marginal in verstaubten Kochbüchern<br />
aufscheint.: „Was Großmutter schon immer wusste ... !“<br />
Kaum ein anderer Satz bringt die Bedeutung der Ernährung<br />
für unsere Personalität besser und pointierter zum<br />
Ausdruck als „dass der Mensch ist, was er isst“. Dieser<br />
Satz stammt nicht von einem Drei Sterne Koch aus Frankreich<br />
oder Italien, nein, von einem deutschen Philosophen,<br />
Ludwig Feuerbach (1804-1872) als Vordenker einer Gastrosophie.<br />
Der seinerzeit schockierende Spruch, „dass der<br />
Mensch ist, was er isst“, hat heute kaum mehr Wert als<br />
den einer Kuriosität.<br />
„Der Mensch ist, was er isst“ Dieser Satz wird<br />
Ferdinand Fellmann 1939, Chemnitz, häufig benutzt, ohne<br />
deutscher Philosoph<br />
genauere Kenntnis<br />
sei nes philosophischen<br />
Ursprungs (Ferdinand Fellmann 1939, Chemnitz,<br />
deutscher Philosoph). Dass dieser Satz zu einer Kuriosität<br />
herab gewürdigt wurde und immer noch wird liegt am<br />
pseudoreligiösen Umgang mit Nahrungsmittel. Noch nie<br />
haben sich die verschiedenen Protagonisten von Ernährungsrichtungen<br />
so intensiv mit Ernährung auseinandergesetzt,<br />
man könnte auch sagen bekämpft, wie heute. Ist<br />
diese soziale, gastrosophische Entwicklung ein Weg zu<br />
einem anderen Menschenbild,<br />
nämlich zu dem, dass<br />
unsere Existenz vor<br />
den Denkprozessen<br />
durch und im Essen<br />
existiert?<br />
Natürlich nicht,<br />
denn Essen und<br />
Trinken ist uns<br />
so selbstverständlich,<br />
gleichsam<br />
von Natur aus<br />
gegeben, dass wir darüber nicht mehr nachdenken müssen<br />
– oder nachdenken sollten? Hier kann man die ketzerische<br />
Frage stellen, wer kann denn daran Interesse haben,<br />
dass der Mensch über seine personalisierte Ernährung<br />
nicht mehr nachdenken soll – die niedergeschrieben Rezepte<br />
„Was Großmutter noch wusste“ können es wohl<br />
nicht sein, denn sie denken nicht, sondern bewahren nur,<br />
was (noch) bewahrenswert sein könnte.<br />
Ernährung ist, auch wenn von gesunder Ernährung gesprochen<br />
wird, nicht mehr <strong>alle</strong>ine der Medizin zuzuordnen.<br />
Gesundheit und Ernährung sind ein multifaktorielles<br />
Tandem das von einer Gemengelage aus Epigenetik,<br />
Genetik, Bewegung, aber auch von Hunger, Lifestyle und<br />
Weltanschauung geprägt wird. Was eine ausgewogene<br />
und gesunde Ernährung sein kann haben Ärzte und<br />
Ernährungswissenschaftler in den letzten Jahrhunderten<br />
zur genüge beschrieben. Eine gesunde Ernährung<br />
ist eben viel mehr als die Aufrechterhaltung der Körpermasse,<br />
angepasst an die physiologische Arbeits -<br />
leistung und die damit portionierte Aufnahme von Eiweiß,<br />
Kohlenhydraten und Fetten. Der Körper braucht diese<br />
Nutrition-Press 07
chemische Energie damit<br />
die zellulären Vorgänge hin -<br />
reichend sicher ablaufen<br />
können. Der Körper braucht<br />
auch zu verschiedenen Zeiten und<br />
in der richtigen Dosierung Vitamine,<br />
Mikronährstoffe, Spurenelemente,<br />
sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralstoffe.<br />
Alles oder Nichts – gibt´s nicht<br />
Spätestens hier setzt der Streit ein: Es gibt<br />
nicht „one size fits all“. Trotz der Kenntnis<br />
zu den biochemischen Abläufen und Fakten<br />
zur zellulären Verwertung von Energieträgern<br />
(Metabolismus) wie es die Eiweiße, Fette und<br />
Kohlenhydrate sind, leiden heute Millionen von<br />
Menschen an Krankheiten, die auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />
zurückzuführen sind. Es ist also<br />
schlichtweg ein Märchen und hier ist das Wort „Märchen“<br />
noch falsch gewählt, denn der Inhalt eines Märchens soll<br />
uns ja mit einem guten Ausgang erfreuen – was man von<br />
der Nahrung nie vor dem Essen wissen kann. Es ist also<br />
schlichtweg ein Märchen, wir könnten <strong>alle</strong>s Essen, was<br />
uns in kondensierter Energieform angeboten wird. Das<br />
klingt banal ist aber in der täglichen Praxis nicht trivial.<br />
Einkommen, Lifestyle und viele soziale und beruflichen<br />
Zwänge des Alltags bedingen die täglichen Ernährungsprofile,<br />
wann man was isst und wie man isst, damit man<br />
ist. Ernährung kennt kein schlecht und gut, kein richtig<br />
und falsch – Essen ist eine zu erziehende und individuelle<br />
freie Geisteshaltung die leider nur noch marginal geübt<br />
und tradiert wird; Ernährung ist Teil der Bildung.<br />
Die Ernährungswelt stellt sich wieder einmal auf den Kopf.<br />
Waren früher in den sog. Bildungsschichten mehr übergewichtige<br />
Menschen anzutreffen, so sind es heute die Menschen<br />
aus sozial unterprivilegierten Schichten, die ihre Ernährung<br />
mit energiekondensierten Lebensmittel – damit<br />
oft (vermeintlich) billig – bestreiten müssen und deshalb<br />
unter Fettleibigkeit und ihren Folgen leiden. Muss man<br />
dann darüber erstaunt sein, dass hier Krankheitskosten in<br />
einer Mehrheit der Bevölkerung durch Mangelernährung<br />
entstehen und sich über Generation fortpflanzen, die von<br />
keinem Gesundheitssystem mehr kompensiert werden<br />
können – doch wohl nicht.<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Was haben diese Ausführungen mit Nahrungsergänzungsmittel<br />
(NE) oder ergänzenden bilanzierten Diäten für besondere<br />
medizinische Zwecke (EBD) zu tun? Nichts und<br />
doch so viel! Die herrschende Nomenklatura aus Wissenschaft<br />
und Politik, die immer das Mantra betet, unsere<br />
Nahrung ist so reich an <strong>alle</strong>n essentielle Stoffen, dass wir<br />
uns „gesund“ ernähren können und auch deshalb keinen Ernährungsmangel<br />
haben. Die Ernährungsnomenklatura und<br />
die Lobbyisten der Politik haben Recht. Die Empirie lehrt,<br />
dass sich jeder nach 1945 ohne Hunger zu leiden ernähren<br />
konnte, ganz im Gegensatz zu 800 Millionen Kinder,<br />
Frauen und Männer, die nicht genug zum Essen haben.<br />
Keiner muss hungrig schlafen gehen ganz im Gegensatz<br />
zu neun anderen Mitbewohnern auf diesem Planeten.<br />
Wer sagt mir aber wie gesund – und ich möchte hier bewusst<br />
unterscheiden zu „wie gut“ – sind die Lebensmittel<br />
wirklich, die ich täglich konsumiere? Ich kann nicht jedes<br />
Nahrungsmittel mit chemischen Untersuchungen kontrollieren,<br />
ob noch genügend von jenen essentiellen Stoffen<br />
enthalten sind, die Körperzellen in unterschiedlichen Mengen<br />
und qualitativer Zusammensetzungen brauchen um<br />
auch die zugeführte chemische Energie zellphysiologisch<br />
verwerten zu können. Für viele der Lebensmittel, die ich<br />
konsumiere war ich weder beim Anbau, bei der Ernte, bei<br />
der Verarbeitung und dem Transport und der Lagerung<br />
dabei – hier kann nur das Prinzip des Vertrauen herrschen,<br />
dass <strong>alle</strong>s Molekül schonend abgelaufen ist, bis<br />
das Lebensmittel auf meinem Teller landet und dass die<br />
notwendigen und hinreichenden gesetzlichen Vorschriften<br />
auch eingehalten wurden – sind diese (Maß-)Regeln<br />
auch immer hinreichend kontrollierbar?<br />
So gesund wie es aussieht?<br />
Ich habe zwar schon viele äußerlich verdorbene Lebensmittel<br />
gesehen, aber ich habe noch nicht – <strong>alle</strong>s in <strong>alle</strong>m –<br />
sensorisch erleben dürfen, wie „verdorben“. Man kann<br />
auch sagen essentielle Inhaltstoffe/Moleküle sind denaturiert.<br />
Sie können zwar noch stofflich messbar vorhanden<br />
sein, aber ernährungsphysiologisch völlig ohne<br />
Wert, weil eben funktionell zerstört. Es war mir noch nicht<br />
vergönnt, bei einem noch so gut schmeckenden Essen<br />
(siehe oben), ein Molekül nach meinem, also individuellen<br />
Gesundheitswert zu fragen. Natürlich weiß auch ich um<br />
die Bedeutung der Sensorik und der sie tragenden Moleküle<br />
und deren Veränderungen in einem Lebensmittel,<br />
z.B. beim ranzig werden.<br />
08 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Die Geschichte über Lebensmittel hat sich durch<br />
Jahrhunderte hindurch nicht verändert. Die einen<br />
verteufeln Lebensmittel, die nicht in ihr Kalkül<br />
passen, die anderen überhöhen Nähr- und Genusswert,<br />
weil es der industrielle Lifestyle in der<br />
Werbung suggeriert. Schon Feuerbach erläuterte zu<br />
den Folgen der typischen deutschen Kartoffelküche:<br />
„Was soll man von einem Nahrungsmittel halten, in<br />
dem Eiweiß und Fettbildner gerade im umgekehrten Verhältnisse<br />
von den Eiweißkörpern und dem Fett des Blutes<br />
vorhanden sind? Mit Fett kann es das Blut und die Ge<strong>web</strong>e<br />
füllen; aber wie es das Blut nur ärmlich mit Eiweiß versorgt,<br />
so kann es den Muskel keinen Faserstoff und keine<br />
Kraft, dem Gehirn weder Eiweiß noch phosphorhaltiges<br />
Fett zuführen. Der Universalgelehrte Leibniz (1646-1716)<br />
vertrat die Auffassung, die Kartoffel verdumme den Menschen<br />
und Goethe (1749-1832) mokierte sich in Wilhelm<br />
Meisters Wanderjahren über den unseligen Kartoffelgenuss<br />
(Harald Lemke. „Der Mensch ist, was er isst. Ludwig<br />
Feuerbach als Vordenker der Gastrosophie“. Epikur,<br />
Journal für Gastrosophie, 01/2011). Erkennen wir hier für<br />
Lebensmittel nicht eine Par<strong>alle</strong>le zur Beurteilung von<br />
Lebensmittel in der Jetztzeit i) aus der Betrachtung des<br />
Verbrauchers, ii) aus der Sicht der Industrie und iii) aus<br />
der Vorsorgepflicht der gesetzlichen Regelwerke zum Umgang<br />
mit Lebensmittel? Das Ergebnis mag nun im bewertenden<br />
Auge des einzelnen Lesers liegen.<br />
Der Mensch ist ein denkendes und essendes Wesen.<br />
Beide Eigenschaften sollten wir nicht Dritten überlassen,<br />
sondern sie individuell wahrnehmen dürfen. Von Geburt<br />
an, in Gesundheit und Krankheit, hat der Mensch notwendigerweise<br />
ein differentes „eating behavior“, dass weder<br />
die Politik vorschreiben noch die Lebensmittelindustrie<br />
monopolisieren und manipulieren darf. Wir müssen <strong>alle</strong>n<br />
Akteuren klar machen, dass es eine Freiheit im Essen gibt.<br />
Deshalb muss es auch die Freiheit geben NEs oder EBDs<br />
wann und wie immer zu wählen, weil die Verbraucherin,<br />
der Verbraucher glauben, es ihnen ihr Bauchgefühl sagt,<br />
der Körper verlangt danach. Nun hat der Glaube nichts in<br />
den modernen Ernährungswissenschaften verloren, richtig,<br />
aber der Nutzen von vielen retrospektiven Studiendaten<br />
zur Lösung individueller Ernährungsprobleme wird im<br />
Zeitalter der Epigenetik und Genetik fatalerweise irrelevant.<br />
Gestehen wir doch der Verbraucherin, dem Verbraucher<br />
auch ein gutes Bauchgefühl für die Lebensmittel –<br />
und NEs und EBDs gehören zu Lebensmittel – zu, die sie/<br />
er zur richtigen Zeit und in der richtigen Dosierung essen<br />
wollen, weil sie glauben damit ihrer Gesundheit zu dienen.<br />
Glaube und Vernunft sind zwei Begrifflichkeiten, die eine<br />
Selbigkeit im Handeln von Menschen haben.<br />
Etwa 30% unserer Handlungen und Erfolge hinsichtlich<br />
Bewahrung von Gesundheit beruhen auf dem Placebo-<br />
Effekt. Stellen Sie sich vor, wir würden 30% üblicher<br />
Blockbluster- Medikamente nicht mehr kaufen und einnehmen,<br />
weil sie sowieso nur einen Placebo- Effekt haben!<br />
Selbst wenn man NEs und/EBDs nur einen Placebo- Effekt<br />
unterstellen möchte – welch ein Budgetersparnis vom Lebensmittel<br />
zum Medikament im Gesundheitssystem!<br />
Lebensmittel sind nicht gesundheitsschädlich<br />
Damit kein Zweifel aufkommt, Lebensmittel dürfen nicht<br />
gesundheitsschädlich sein und müssen immer den wissenschaftlich<br />
anerkannten Erkenntnissen der Ernährungs -<br />
wissenschaft folgen – darüber wachen auch die Lebensmittelbehörden<br />
mit den Steuergeldern der Konsumenten –<br />
das ist auch gut so. NEs und EBDs werden in gleicher Weise<br />
überwacht, eben wie die Schnittwurst hinter der Wurstecke<br />
oder das Bier vom Zapfhahn. Sie erfüllen die gleichen Anforderungen,<br />
sowohl lebensmittelhygienisch als auch lebensmitteltechnologisch,<br />
wie jedes andere Lebensmittel auch –<br />
zumindest in der EU. Der einzige Streit, der bleibt ist, wann<br />
darf man etwas hinsichtlich einer gesundheitsbewahrenden<br />
und gesundheitsfördernden Wirkung eines Lebensmittel<br />
sagen. Das ist ein von vielfältigen Interessen geleiteter<br />
Streit zwischen Lebensmittel- und Pharmaindustrie.<br />
Beide wollen unserer Gesundheit dienen, die einen präventiv,<br />
die anderen nachdem der Krankheitsfall eingetreten<br />
ist. Diese Kluft in der Daseinsvorsorge wird nicht zu<br />
überwinden sein, sie muss es vielleicht auch nicht, aber<br />
es muss dem Menschen eine freie Wahl gegeben werden,<br />
anstatt dem Medikament in der Krankheit nachzuträumen,<br />
noch in der Gesundheit zu Lebensmittel greifen zu<br />
dürfen, die mit mehr als einer geringen Wahrscheinlichkeit<br />
Gesundheit bewahren und fördern können.<br />
Also, wir brauchen sie doch, die ernährungswissenschaftlich<br />
geprüften NEs und EBDs zur ernährungsphysiologischen<br />
Notwendigkeit gesund essen zu dürfen – oder zu<br />
können.<br />
Epilog<br />
Was ist also der Mensch? Wie Friedrich Nietzsche (1844-<br />
1900) schon ahnte, dass der Mensch das noch nicht festgestellte<br />
Tier ist, könnte der Mensch auch die gegessene<br />
Natur sein. Aus Beidem lässt sich aber ableiten, der<br />
Mensch darf nicht von seiner Ernährung aufgefressen<br />
werden, sondern Gesundheit heißt von <strong>alle</strong>m zur richtigen<br />
Zeit <strong>alle</strong>s zu haben – das setzt aber die Freiheit der Wahl<br />
voraus und zu dulden, dass Glaube und Ratio in der Abwägung<br />
des Individuums liegt und nirgends wo anders. «<br />
Fotos: Unclesam – Fotolia (S.7), emuck – Fotolia (S.8)<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Dr. med. Kurt Zänker<br />
• Universitätsprofessor für Immonologie<br />
und Experimentelle Onkologie an der<br />
Universität Witten/ Herdecke<br />
• Redner bei Medizinkongressen<br />
• Autor vieler Fachbücher und Fachartikel<br />
Nutrition-Press 09
NADH (Coenzym-1) –<br />
der Kraftstoff<br />
unserer Lebensenergie<br />
NADH, die Abkürzung für Nikotinamid-Adenin-Dinukleotid-Hydrid, ist die<br />
biologische Form von Wasserstoff, der mit dem Sauerstoff der Zelle ATP<br />
produziert. Je mehr ATP eine Zelle zur Verfügung hat, desto besser funktioniert<br />
sie und desto länger lebt sie. NADH kommt in <strong>alle</strong>n lebenden Zellen<br />
von Tieren und Pflanzen vor. Daher findet sich NADH auch in unserer<br />
täglichen Nahrung, am meisten in Fleisch und Fisch. (30-50 mg pro Kilogramm)<br />
Herz und Hirn benötigen die meiste Energie, verfügen daher über<br />
den höchsten NADH – Gehalt <strong>alle</strong>r unserer Organe.<br />
NADH katalysiert mehr als tausend Stoffwechselreaktionen. Die wichtigsten<br />
biologischen Funktionen von NADH sind: 1. Die Produktion von ATP, 2. Die<br />
Reparatur von DNA und geschädigten Zellen, 3. Es wirkt als starkes biologisches<br />
Antioxidans, 4. Es stimuliert die Produktion der Neurotransmitter,<br />
Adrenalin und Dopamin und 5. Es steigert die Nitroxyd (NO) Synthese.<br />
10 Nutrition-Press<br />
1. NADH der Treibstoff der ATP Energie<br />
Produktion in der Zelle<br />
Die zentrale Frage ist: Kann man die NADH Konzentration<br />
in einer Zelle erhöhen, indem man NADH von außen<br />
zugibt? Die Antwort ist: Ja. Das bedeutet, man kann<br />
das Energieniveau in Zellen, Ge<strong>web</strong>en und Organen mittels<br />
NADH anheben. Dadurch können sie mehr von den<br />
lebensnotwendigen Komponenten herstellen und funktionieren<br />
besser. Dies wurde an isolierten Herz-Zellen<br />
nachgewiesen. Lässt man NADH auf Herzzellen einwirken,<br />
findet man nach kurzer Zeit einen erhöhten ATP Gehalt<br />
in diesen Zellen. Durch den erhöhten ATP Spiegel bleiben<br />
diese Zellen länger vital als jene ohne NADH.(Pelzmann et<br />
al. 2003).<br />
NADH kann geschädigte DNA und Zellen<br />
2. reparieren<br />
DNA Schäden werden durch toxische Substanzen,<br />
Umweltgifte, UV-Strahlen freie Radikale und Medikamente<br />
insbesondere Chemotherapeutika verursacht. Sie schädigen<br />
die DNA beträchtlich. Diese veränderte DNA kann<br />
durch NADH repariert werden. Dies wurde in einer wissenschaftlichen<br />
Studie nachgewiesen (Zhang et al. 1998). Auch<br />
konnte gezeigt werden, dass Leberzellen, die mittels Röntgenstrahlen<br />
stark geschädigt wurden, durch NADH wieder<br />
vollkommen revitalisiert werden konnten (Fa-Quan 2003).<br />
NADH wirkt als starkes biologisches Antioxidans<br />
3.<br />
NADH reduziert die Lipid-Peroxidation. Wenn die Lipidkomponenten<br />
der Zellmembranen oxidiert werden,<br />
gehen die Zellen und damit das Ge<strong>web</strong>e zugrunde.<br />
Daher ist es lebensnotwendig, dem Organismus genügend<br />
Antioxidantien zur Verfügung zu stellen, damit die Angriffe<br />
der freien Radikale abgewehrt werden können. Dr. Richard<br />
A. Passwater, Biochemiker und Experte für Antioxidantien<br />
in den USA, schreibt in seinem Vorwort zu dem Buch<br />
„NADH – The Energizing Coenzym“: „Es gibt keine einzige<br />
Literatur<br />
1. Pelzmann B, Hallström S, Schaffer P, Lang P, Nadlinger K, Birkmayer<br />
GD, Vrecko C, Reibnegger G and Koidl B.(2003) “NADH-supplementation<br />
decreased pinacidil-primed I K(ATP) in ventricular cardiomyocytes by<br />
increasing intracellular ATP” Brit. J. Pharm. 139, 749-754.<br />
2. Zhang JR, Vrecko K, Nadlinger K, Storga D, Birkmayer GD, Reibnegger<br />
(1998) “The Reduced Coenzyme Nicotinamide Adenine Dinucleotide<br />
(NADH) repairs DNA damage of PC12 cells induced by doxorubicin”<br />
J.Tumor Marker Oncol.; 13, 5-17<br />
3. Fa-Quan L, Zhang JR (2003) X-ray induced LO2 cells damage rescued<br />
bnew antioxidant NADH “, World J. Gastorenterol. 9(8): 1781<br />
4. Busheri N,Taylor J,Lieberman S,Mirdamadi-Zonosi N, Birkmayer G,<br />
Preuss HG (1998) Oral NADH effects blood pressure,lipid peroxidation<br />
and lipid profile in spontaneously hypertensive rats.”<br />
Geriat.Nephrol.Urol.; 18(2) 95-100.<br />
5. Vrecko K, Storga D, Birkmayer GD, Möller R, Tarfeit E, Horejsi R<br />
(1997) NADH stimulates endogenous dopamine biosynthesis by<br />
enhancing the recycling of tetrahydrobiopterin in rat phaechromocytoma<br />
cells.” Biochimica et Biophysica Acta, 1361: 59-65.
Ernährung | Prävention<br />
Substanz im menschlichen Organismus, die<br />
man als das wichtigste Molekül oder das bedeutendste<br />
Antioxidans bezeichnen könnte,<br />
aber NADH kommt diesem Begriff so nahe,<br />
wie es für eine einzelne Substanz nur möglich<br />
ist. NADH ist das bedeutendste Co-Enzym. Es<br />
treibt Reduktions- und Oxidationsvorgänge im<br />
Zellstoffwechsel an und ist das <strong>alle</strong>rwichtigste<br />
Antioxidans“. NADH normalisiert den<br />
Cholesterin-Spiegel und senkt den Blutdruck.<br />
Diese Effekte wurden im Rahmen einer Studie<br />
an der Georgetown Uni versität in Washington<br />
nachgewiesen (Busheri et al. 1998).<br />
NADH erhöht die Produktion<br />
4.<br />
von Dopamin<br />
Dopamin ist ein Neurotransmitter der<br />
folgende Reaktionen beeinflusst: Die Stimmung,<br />
die Denkprozesse, die Aufmerksamkeit,<br />
die Koordination, die Kraft. Dopamin hat auch<br />
einen wesentlichen Einfluss auf <strong>alle</strong> Sexualfunktionen,<br />
insbesondere auf den sexuellen<br />
Appetit, die Libido.Dopamin reduziert zudem<br />
die Prolaktin-Sekretion und den Appetit. Je<br />
höher der Dopamin-Spiegel im Blut, desto<br />
geringer ist der Appetit. Erwähnt werden sollte<br />
noch der positive Einfluss von Dopamin auf die<br />
Sekretion des Wachstumshormons. Es gilt als<br />
Schlüsselfaktor für die Regeneration von Zellen<br />
und Ge<strong>web</strong>e. Ein Dopamin steigernder Effekt<br />
von NADH wurde in isolierten Nervenzellen<br />
nachgewiesen. (Vrecko et al. 1997).<br />
Fotos: Modella – Fotolia,<br />
Ammit – Fotolia<br />
5. NADH stimuliert die Nitroxyd (NO) Synthese<br />
NO ist ein Neurotransmitter, der die Blutgefäße relaxiert. Die<br />
Erweiterung der Blutgefäße durch NO verbessert die Durchblutung<br />
<strong>alle</strong>r Organe insbesondere von den wichtigsten beiden, dem<br />
Herz und dem Hirn. Die Gefäßerweiternde Wirkung von NO ist auch<br />
von therapeutischer Relevanz für Angina pectoris, Asthma, Migräne<br />
und bei sexueller Dysfunktion. Professor Malinski von der Universität<br />
in Ohio, USA, hat nachgewiesen, dass NADH die NO-Produktion wesentlich<br />
stärker stimuliert als <strong>alle</strong> anderen Substanzen, die er bisher<br />
getestet hat. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass NO die Bildung<br />
von Mitochondrien stimuliert (Clementi E. 2005) und das Metastasierungspotential<br />
von Krebszellen herabsetzt. (Dai Fukumura et al. 2006).<br />
Eine positive Wirkung von NADH wurde in einer Reihe von kon -<br />
trollierten Studien bei folgenden Krankheiten nachgewiesen; Alzheimer<br />
Demenz (Demarin, 2004), Depression (Birkmayer JGD, 1991)),<br />
chronischer Müdigkeit (CFS) (Forsyth, 1999), Parkinson Krankheit<br />
(Birkmayer, 1993) Menopause (Friedrich, 2006), Diabetes Typ-2 (Rahal,<br />
2016), und Krebs. «<br />
Fotos: © Unclesam – Fotolia (S.7), © emuck – Fotolia (S.8)<br />
Autor<br />
Univ. Prof. Dr. med. Dr. chem.<br />
Jörg George Birkmayer<br />
A 1090 Wien, Österreich<br />
info@birkmayer-nadh.com<br />
www.birkmayer-nadh.com<br />
• Promotion zum Dr. der Biochemie an der Universität Wien, 1969<br />
• Habilitation für Zellbiologie an der Universität München, 1973<br />
• Promotion zum Dr. der Medizin an der Universität München, 1979<br />
• Habilitation für Medizinische Chemie an der Universität Graz,1982<br />
• Seit 1988 Professor für Medizinische Chemie an der Universität Graz<br />
• Gast Professor an Universitäten in New York, San Francisco, Peking<br />
• Guangzhou und Xi ’An (China). Präsident der Internationalen<br />
• Akademie für Tumor Marker Oncology (IATMO) New York<br />
• Mitglied der New Academy of Sciences, Fellow des American<br />
College of Nutrition<br />
• Entdecker der therapeutischen Wirkung von NADH (Coenzyme-1)<br />
6. Dai Fukumura, Satoshi Kashiwagi & Rakesh K. Jain; (2006)<br />
The role of nitric oxide in tumour progression; Nature Reviews<br />
Cancer 6, 521-534.<br />
7. Clementi E. & Nisoli E.(2005) Nitric oxide and mitochondrial<br />
biogenesis: a key to long-term regulation of cellular metabolism.;<br />
Comp Biochem Physiol A Mol Integr Physiol. 142(2):102-10.<br />
8. Demarin V, Podobnik-Sarkanji S, Storga-Tomic D, Kay G. (2004)<br />
Treatment of Alzheimer’s Disease with stabilized oral<br />
Nicotinamide Adenine Dinucleotide: A randomized, double-blind<br />
study; Drugs exptl. Clin.Res.; 30: 327-337.<br />
9. Birkmayer JGD, Birkmayer W (1991), The reduced nicotinamide<br />
adenine dinucleotide (NADH) as biological antidepressive agent.<br />
Experience with 205 patients” New trends in Clinical<br />
Neuropharmacology 5: 75-86.<br />
10. Forsyth L, Preuss. H,Carneiro ML, Chiazze R, Birkmayer GD,<br />
Bellanti J; (1999) “The therapeutic effect of NADH in patients<br />
with Chronic Fatigue Syndrome” Ann.Allergy Asthma and<br />
Immunol. 9; 82: 185-191.<br />
11. Birkmayer JGD, Vrecko C, Volc D, Birkmayer W, (1993), Nicotinamide<br />
adenine dinucleotide (NADH) – a new therapeutic approach to<br />
Parkinson’s disease: Comparison of oral and parenteral application”<br />
Acta Neurol Scand. 87: 32-35.<br />
12. Friedrich F, Nadlinger K, Birkmayer JGD, Friedrich F, (2006) NADH –<br />
neue Wege in der Behandlung des klimakterischen Syndroms“<br />
J. Menopause10:10-12.<br />
13. Rahal Lotfi1, Joerg George Birkmayer2 and Ahmed Ghouini (2016)<br />
Metabolic and Anthropometric Effects of NADH RAPID ENERGY ® in<br />
Diabetic Type 2 ; Journal of Food Science and Engineering 6,280-285.<br />
14. Birkmayer JGD, Zhang JR, ed. Bagchi D, Preuss H, (2005) NADH in<br />
Cancer Prevention and Therapy” in Phytopharmaceuticals in Cancer<br />
Chemoprevention” CRC Press 2005; chapter 33, 541- 554.<br />
15. Birkmayer G.D. (2014), Coenzym-1 (NADH) – ein wirkungsvolles<br />
Krebstherapeutikum; Praxis Magazin 11: 6 – 9.<br />
Nutrition-Press 11
Yamswurzel<br />
Mehr als nur<br />
Frauensache<br />
Die Yamswurzel ist ein verbreitet bekanntes Mittel<br />
gegen die typischen Frauenbeschwerden während<br />
der Wechseljahre, bei den Zyklusbeschwerden oder<br />
bei Bildung von Myomen 1 . Die gesundheitsbewusste<br />
Frau von heute greift immer öfter zu der gesunden<br />
Wurzel als natürliche Alternative zu künstlichen Hormonen,<br />
um deren umfangreichen Nebenwirkungen<br />
zu vermeiden. Doch welche Wirkungen hat die heilende<br />
Wurzel auf die männliche Bevölkerung, bringt<br />
ihr Konsum auch andere Gesundheitsvorteile oder beschränkt<br />
sich die Nützlichkeit nur auf die Frauenwelt?<br />
Regulation des Hormonhaushalts<br />
Die Veränderungen des Hormonhaushalts begleiten uns<br />
<strong>alle</strong> beim Älterwerden. Insbesondere sind bei den Frauen<br />
altersbedingte hormonale Folgeerscheinungen deutlich zu<br />
sehen. Sie treten außerdem durch Umweltbedingungen<br />
und beeinflussen erheblich die Gesundheit von Frauen<br />
und Männern. Den besonderen Platz nehmen dabei die<br />
östrogenartigen Chemikalien, die die Funktion des weiblichen<br />
Hormons, Östrogen nachahmen. Darunter zählen<br />
die Weichmacher die sich in dem Kunststoff wiederfinden,<br />
viele Pestizide und andere Pseudohormone.<br />
Die heilende Kraft der Yamswurzel bei Frauenbeschwerden<br />
war bei den Völkern der Mayas, Azteken, Indianer<br />
und Chinesen sehr geschätzt und dessen Wirksamkeit<br />
ist schon seit einer langen Zeit auch wissenschaftlich<br />
bestätigt. Die Wundersubstanz der Wurzel ist das progesteronartige<br />
Diosgenin. Das Diosgenin aus den Yamswurzeln<br />
wurde bereits in den 1950er Jahren für die Produktion<br />
von ersten Antibabypillen und von Cortison eingesetzt 2, 3 .<br />
Progesteron spielt zusammen mit Östrogen eine sehr<br />
wichtige Rolle bei der Gesundheit der weiblichen Organe.<br />
Der menstruale Zyklus wird durch die Balance dieser<br />
beiden Hormone reguliert. Das Progesteron ist der Gegenspieler<br />
des durch die Umweltgifte im Überschuss<br />
vorhandenen Östrogens und kann von dem Körper ins<br />
Östrogen umgewandelt werden. Deshalb ist bei der<br />
Therapie von Frauenbeschwerden in den Wechseljahren<br />
besonders wichtig, nicht den Östrogenmangel,<br />
sondern die Östrogendominanz zu behandeln<br />
und eher eine hormonausgleichende Therapie zu<br />
wählen, die von einer Heilpflanze wie die Yamswurzel<br />
geleistet werden kann. Durch die Yamswurzel<br />
können zyklusabhängige Frauenleiden, wie ausbleibende<br />
oder unregelmäßige, schmerzhafte<br />
Regel, Zysten, Myome, sowie Wechseljah -<br />
resbeschwerden und hormonell bedingte<br />
Gewichtszunahme gelindert werden 4 . Die Umweltgifte,<br />
die das weibliche Hormon Östrogen imitieren, wirken auf<br />
Männer in Form einer sinkenden Fruchtbarkeit und Zunahme<br />
von Tumoren und Missbildungen der Genitalien.<br />
Eine gesunde Prostata hängt ebenfalls vom hormonellen<br />
Gleichgewicht ab 5 . Auch bei Männern kann die Yamswurzel<br />
helfen!<br />
Heilende Wurzel kann viel mehr<br />
Neben diesen hormonhaushalt regulierenden Vorteilen ergeben<br />
sich durch den Konsum der Yamswurzel noch viele<br />
andere geschlechtsunabhängige, gesundheitliche Vorteile.<br />
Dies ist nicht nur aus der traditionellen orientalischen<br />
Medizin bekannt, sondern auch durch die<br />
Studien über pharmakologische<br />
Wirkungen dieser Pflanze,<br />
die zahlreiche Wissenschaftler<br />
seit<br />
12 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
über zwei Dezennien immer öfter beschäftigte. Durch ihre stimulierende und<br />
proliferierende Wirkung auf die Makrophagen 6 und natürliche Killerzellen 7 ,<br />
sowie durch ihre nachgewiesene entzündungshemmende Aktivität 8, 9 wirkt<br />
die Yamswurzel fördernd auf das Immunsystem. Aufgrund dieser Eigenschaften<br />
werden die heilenden und lindernden Effekte der Yamswurzel bei der<br />
Behandlung unzähliger Krankheiten diskutiert und postuliert. So konnten<br />
positive Einflüsse auf den Krankheitsverlauf bei Gelenksentzündungen und<br />
rheumatischen Entzündungen beobachtet werden. Durch ihre proliferierende<br />
und aktivierende Wirkung auf die Bildung von natürlichen Killerzellen<br />
werden der Yamswurzel sogar präventive Effekte gegen die Entstehung<br />
von bestimmten Krebsarten zugeschrieben. Demnach vermuten manche<br />
Wissenschaftler, dass der Konsum dieser Wurzel eine effiziente Abtötung<br />
abnormaler, carcinogener Zellen durch die natürlichen Killerzellen zu Folge<br />
haben kann 9-11 .<br />
Zahlreiche Wissenschaftler weltweit postulieren, dass die Yamswurzel einen<br />
Effekt auf die Fettleibigkeit hat, was ein großes Gesundheitsproblem in der<br />
modernen Welt ist. Sie steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko<br />
von multiplen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauferkrankungen, Typ 2 Diabetes<br />
und bestimmten Arten von Krebs. Es konnte bereits nachgewiesen werden,<br />
dass die Yamswurzel einen anti-diabetischen Effekt durch die Verbesserung<br />
der Insulinresistenz 12 und durch Verringerung des Glukosespiegels<br />
in der Plasma bewirken kann 13 . Weiterhin bewirkt Yamswurzel verringerte<br />
Körpergewichtszunahme und intraabdominale Fetteinlagerungen (Fetteinlagerung<br />
in der Bauchhülle) 14 . Sie beeinflusst positiv die Aktivitäten von<br />
Kohlenhydratstoffwechsel- und Transportenzymen, die Darmmorphologie<br />
und Fettwerte der Leber und Blut 15, 16 . Das übergewichtsbedingte Risiko für<br />
Herzinfarkt und Herz-Kreislauferkrankungen kann somit durch diese Wunderwurzel<br />
reduziert werden. Weiterhin soll die Yamswurzel die Blutgefäße<br />
vor Ablagerungen schützen können, wodurch die Linderungen oder auch Verbesserungen<br />
von altersbedingten, kardiovaskulären Erkrankungen oder auch<br />
Arteriosklerose zu erzielen sind.<br />
Die Yamswurzel erhöht die Expression von zwei wichtigen Knochenmatrixproteinen,<br />
Kollagen Typ 1 und alkalischer Phosphatase, und fordert die<br />
Aufnahme von Mineralien in Knochen 17 . Eine unterstützende Wirkung weist<br />
diese Heilwurzel ebenfalls auf die Proliferation von knochenbildenden Zellen -<br />
Osteoblasten 9, 18 . Aufgrund dieser Eigenschaften wirkt diese Wunderwurzel<br />
präventiv bei Osteoporose und beeinflusst positiv den Krankheitsverlauf.<br />
Wissenschaftlich nachgewiesen sind die Effekte der Yamswurzel wie: Milderung<br />
von Stresseinflüssen auf den Körper und Geist, Verjüngung der Hautzellstruktur<br />
und Zellerneuerung. Diese Effekte beruhen auf der unterstützenden<br />
Eigenschaft der Yamswurzel und auf die Produktion von dem Prohormon<br />
Dehydroepiandrosteron in Nebennierendrüsen, dass auch als „das<br />
Hormon der Jugend“ bekannt ist 19 . Ab dem 30igstem Lebensjahr<br />
nimmt die Dehydroepiandrosteron-Produktion kontinuierlich<br />
ab. Das Dehydroepiandrosteron hat eine positive Wirkung auf<br />
das zentrale Nervensystem, auf Stoffwechsel, Skelett, Haut<br />
und Haare. Die Krankheiten, bei denen das Dehydroepiandrosteron-Defizit<br />
auftritt, sind: Alzheimer Demenz,<br />
Depression, Burnout, unterschiedliche Arten von<br />
Krebs und unterschiedliche Arten von Lebensmittelintoleranz<br />
die mit vorgeschrittenem Alter<br />
auftreten können 20 . Somit könnte der Konsum<br />
von Yamswurzel sowohl eine vorbeugende als<br />
auch lindernde Maßnahme bei <strong>alle</strong>n diesen Erkrankungen<br />
darstellen, welche auch bei Dauereinnahmen im<br />
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die Libido 21 . Einige Studien weisen auf einen<br />
Autorin<br />
Zusammenhang zwischen der postmenstrualen<br />
follikulären Alopezie (Haarausfall) und des<br />
Dr. Lidija Cavlovic<br />
Biochemikerin Dehydroepiandrosteron-Defizits bei Frau 22 .<br />
Der Verjüngung der Hautzellstruktur und Zellerneuerung<br />
durch die Erhöhung der Produktion<br />
von dem Hormon der Jugend, Dehydroepiandrosteron<br />
wird außerdem durch die nachgewiesenen Effekte von<br />
Diosgenin auf die Expression und Aktivität der antioxydativen<br />
Enzyme16 unterstützt, welche unsere Zellen und<br />
ihre Bestandteile, wie Erbgut vor reaktiven Sauerstoffspezies<br />
schützen. Die Anhäufung von oxydativen Schäden,<br />
die im Laufe des Lebens durch reaktive Sauerstoffspezies<br />
hervorgerufen werden, ist einer der Hauptgründe für<br />
die Entstehung von vielen Krankheiten und Beschwerden,<br />
drunter auch vorzeitiges Altern, Alzheimer Demenz, Parkinson<br />
Demenz, Diabetes, Arteriosklerose und viele kardiovaskulären<br />
und karzinogenen Erkrankungen 9 . Ebenfalls<br />
wird spekuliert, dass die Yamswurzel präventiv vor Leber-<br />
23 und Nierenschäden 24 schützen kann.<br />
Fotos: arunsri – Fotolia, akepong – Fotolia (S. 12)<br />
emuck – Fotolia (S.14)<br />
Präventiv Handeln – warum nicht?<br />
Ein langes Leben zu genießen, fit und gesund lebenslang<br />
zu bleiben ist etwas was wir <strong>alle</strong> wollen. In modernen<br />
Zeiten strapazieren wir unseres Körper und Geist durch<br />
Umweltgifte, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel<br />
und ein stressvollen Lebensstill. Oft müssen wir herbe<br />
Schicksale erfahren um uns bewusst zu werden was das<br />
Größte in unserem Leben ist. Gesundheit! Klar, wir altern,<br />
unser Körper verändert sich, seine Leistungsfähigkeit<br />
lässt nach. Doch können wir die Prozesse verlangsamen,<br />
manche Krankheiten und Beschwerden sogar verhindern?<br />
Ja! Fangen Sie damit an und nehmen Sie sich die hier<br />
geschriebenen Zeilen zu Herzen. Präventiv können wir<br />
so viel tun und der Konsum von Yamswurzel ist ein gutes<br />
Beispiel dafür. Die meisten beschriebenen Beschwerden:<br />
Diabetes Typ 2, Osteoporose, Arteriosklerose, Alzheimer<br />
Demenz usw. betreffen die Population des mittleren und<br />
hohen Alters. Denken wir an uns bevor es zu spät wird<br />
und helfen unseren Zellen und unseren Körper gesund<br />
zu bleiben. Die nachgewiesenen Wirkungen der Wunderwurzel,<br />
wie entzündungshemmend, antioxidativ und hormonregulierend,<br />
sind von fundamentaler Bedeutung für<br />
die Gesundheit und sie spielen eine wichtige Rolle<br />
bei enorm vielen, auch hier nicht erwähnten<br />
Krankheiten. Die Yamswurzel ist etwas Gutes<br />
für Frau und<br />
für Mann! «<br />
Literatur<br />
1 K. L. Wong, Y. M. Lai, K. W. Li, K. F. Lee, T. B. Ng, H. P. Cheung, Y. B. Zhang, L. Lao, R. N. Wong, P. C. Shaw, J. H. Wong, Z. J. Zhang, J. K. Lam,<br />
W. C. Ye and S. C. Sze, Scientific reports, 2015, 5, 10179.<br />
2 K. S. Davis, American heritage, 1978, 29, 80-91.<br />
3 C. Djerassi, Steroids, 1992, 57, 631-641.<br />
4 C. C. Chang, T. C. Kuan, Y. Y. Hsieh, Y. J. Ho, Y. L. Sun and C. S. Lin, International journal of biological sciences, 2011, 7, 837-847.<br />
5 M. Adeel, X. Song, Y. Wang, D. Francis and Y. Yang, Environment international, 2016.<br />
6 P. T. Huong, M. Y. Lee, K. Y. Lee, I. Y. Chang, S. K. Lee, S. P. Yoon, D. C. Lee and Y. J. Jeon, The Korean journal of physiology & pharmacology:<br />
official journal of the Korean Physiological Society and the Korean Society of Pharmacology, 2012, 16, 431-436.<br />
7 Y. W. Liu, J. C. Liu, C. Y. Huang, C. K. Wang, H. F. Shang and W. C. Hou, Journal of agricultural and food chemistry, 2009, 57, 9274-9279.<br />
8 M. Jin, Y. Lu, J. H. Yang, T. H. Jo, Y. I. Park, C. K. Lee, S. J. Park, K. H. Son and H. W. Chang, Archives of pharmacal research, 2011, 34, 1495-1501.<br />
9 Y. Chen, Y. M. Tang, S. L. Yu, Y. W. Han, J. P. Kou, B. L. Liu and B. Y. Yu, Chinese journal of natural medicines, 2015, 13, 578-587.<br />
10 P. Aumsuwan, S. I. Khan, I. A. Khan, Z. Ali, B. Avula, L. A. Walker, Z. Shariat-Madar, W. G. Helferich, B. S. Katzenellenbogen and A. K. Dasmahapatra,<br />
Archives of biochemistry and biophysics, 2016, 591, 98-110.<br />
11 M. Jesus, A. P. J. Martins, E. Gallardo and S. Silvestre, Journal of Analytical Methods in Chemistry, 2016, 2016, 4156293.<br />
12 S. Kim, H. Jwa, Y. Yanagawa and T. Park, Journal of medicinal food, 2012, 15, 527-534.<br />
13 X. Gao, B. Li, H. Jiang, F. Liu, D. Xu and Z. Liu, Fitoterapia, 2007, 78, 12-15.<br />
14 H. W. Gil, E. Y. Lee, J. H. Lee, Y. S. Kim, B. E. Lee, J. W. Suk and H. Y. Song, Medical science monitor : international medical journal of experimental<br />
and clinical research, 2015, 21, 489-495.<br />
15 F. O. Omoruyi, Plant foods for human nutrition (Dordrecht, Netherlands), 2008, 63, 135-140.<br />
16 I. S. Son, J. H. Kim, H. Y. Sohn, K. H. Son, J. S. Kim and C. S. Kwon, Bioscience, biotechnology, and biochemistry, 2007, 71, 3063-3071.<br />
17 E. H. Alcantara, M. Y. Shin, H. Y. Sohn, Y. M. Park, T. Kim, J. H. Lim, H. J. Jeong, S. T. Kwon and I. S. Kwun, The Journal of nutritional biochemistry, 2011, 22, 1055-1063.<br />
18 C. Zhang, J. Peng, S. Wu, Y. Jin, F. Xia, C. Wang, K. Liu, H. Sun and M. Liu, Journal of biomedical science, 2014, 21, 30.<br />
19 S. Chatterjee and S. Mondal, Evidence-based Complementary and Alternative Medicine : eCAM, 2014, 2014, 240581.<br />
20 C. Tohda, Biological & pharmaceutical bulletin, 2016, 39, 1569-1575.<br />
21 T. Yasui, S. Matsui, A. Tani, K. Kunimi, S. Yamamoto and M. Irahara, The journal of medical investigation : JMI, 2012, 59, 12-27.<br />
22 N. K. Gaspar, Anais brasileiros de dermatologia, 2016, 91, 776-780.<br />
23 Y. H. Yeh, Y. L. Hsieh and Y. T. Lee, Journal of agricultural and food chemistry, 2013, 61, 7387-7396.<br />
24 S. F. Liu, S. Y. Chang, T. C. Lee, L. Y. Chuang, J. Y. Guh, C. Y. Hung, T. J. Hung, Y. J. Hung, P. Y. Chen, P. F. Hsieh and Y. L. Yang, PLoS ONE, 2012, 7, e47482.<br />
14 Nutrition-Press
Propolis –<br />
eine Stärke<br />
der Bienen<br />
Propolis, auch Bienenharz, Bienenleim<br />
oder Bienenkittharz genannt, ist eine<br />
von Bienen hergestellte harzartige,<br />
klebrige Substanz mit breitem<br />
Wirkungsspektrum. Es stärkt die<br />
körpereigenen Abwehrkräfte und<br />
gilt als natürliches Immunstimulans.<br />
Der Grundstoff für Propolis wird von den Bienen<br />
aus den Knospen und harzenden Verletzungen<br />
von Stämmen und Ästen einheimischer Bäume<br />
wie Birke, Buche, Kastanie, Kirsche oder Pappel<br />
gesammelt, weiterverarbeitet und mit Wachs, Pollen und<br />
Speichel angereichert. Das Wort Propolis leitet sich von den<br />
griechischen Wörtern „pro“ = vor und „polis“ = die Stadt<br />
ab und bedeutet frei übersetzt „Verteidiger der Stadt“.<br />
Propolis schützt den Bienenstock nicht nur mechanisch<br />
sondern auch aufgrund seiner hochwirksamen Inhaltsstoffe<br />
vor Bakterien, Viren und Pilzen und hält ihn nahezu<br />
keimfrei. In einem Bienenstock leben die Bienen auf<br />
engstem Raum bei etwa 35 °C und hoher Luftfeuchtigkeit<br />
zusammen. Dies sind ideale Bedingungen für die<br />
Ausbreitung von Krankheiten. Propolis dient den Bienen<br />
zum Abdichten von kleinen Öffnungen, Spalten und Ritzen<br />
sowie gleichzeitig dazu, in den Stock eingeschleppte<br />
oder vorhandene Bakterien, Mikroorganismen oder Pilze<br />
in ihrer Entwicklung zu hemmen oder sogar abzutöten.<br />
Hierzu werden verschiedene Oberflächen, wie beispielsweise<br />
der Eingangsbereich oder das Innere der Wabenzellen<br />
mit einem hauchdünnen Film aus Propolis überzogen.<br />
Propolis wird zunehmend auch in der modernen Medizin<br />
effektiv angewendet.<br />
Gewinnung<br />
Propolis kann nicht künstlich hergestellt werden, weil die<br />
komplexen und individuellen Zusammensetzungen keine<br />
reproduzierbaren Erzeugnisse liefern. Die Propolisernte<br />
Propolis<br />
wird auch Bienenharz,<br />
Bienenleim oder<br />
Bienenkittharz genannt<br />
findet insbesondere im Spätsommer<br />
und Herbst statt. In dieser Zeit bereiten<br />
sich die Bienenvölker auf den Winter vor<br />
und dichten zu diesem Zweck instinktiv<br />
<strong>alle</strong> zugigen Winkel des Bienenstocks<br />
ab. Der genaue Zeitpunkt ist vom örtlichen<br />
Harzangebot des Baumbestandes abhängig. Der Imker<br />
kann an verschiedenen Stellen des Bienenkastens, an<br />
denen Bienen Ritzen verkittet haben, Propolis abkratzen.<br />
Gezielter kann Propolis durch das Auflegen eines speziellen<br />
feinmaschigen Kunststoffgitters (sog. Propolisgitter)<br />
gewonnen werden. Die Bienen verkitten die störenden<br />
Zwischenräume. Das Gitter wird danach entnommen und<br />
in den Gefrierschrank gelegt. Bei diesen tiefen Temperaturen<br />
ist Propolis dann sehr spröde und springt<br />
beim leichten Biegen des Kunststoffgitters<br />
von diesem ab.<br />
Nutrition-Press 15
Eine weitere Verarbeitung des so gewonnenen Rohstoffs<br />
kann dann durch das Auflösen in hochprozentigem Alkohol<br />
und anschließendes Herausfiltern von Verunreinigungen<br />
erfolgen. Propolis wird in verschiedenen Darreichungsformen<br />
wie etwa Kapseln, Lutschtabletten, Mundwässer,<br />
Nasensprays, Salben oder Tinkturen angeboten.<br />
Zusammensetzung<br />
Bis heute wurden mehr als 200 verschiedene Substanzen<br />
in Propolis entdeckt. Die chemische Zusammensetzung<br />
von Propolis variiert stark in Abhängigkeit von der Region<br />
(Herkunftspflanzen) und dem Erntezeitpunkt.<br />
Propolis setzt sich allgemein zusammen aus:<br />
• Harze und Balsam: ca. 55%<br />
• pflanzliche Wachse: ca. 30%<br />
• leicht flüchtige ätherische Öle: ca. 10%<br />
• Pollenkörner: ca. 5%<br />
Weitere wertvolle Inhaltsstoffe:<br />
• Aminosäuren (u.a. Arginin, Prolin)<br />
• Flavonoide (u.a. Apigenin, Chrysin, Galangin, Luteolin,<br />
Pinocembrin, Prenylflavonoid, Isonymphaeol-B)<br />
• Mineralstoffe und Spurenelemente (u.a. Calcium, Eisen,<br />
Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Selen<br />
und Zink)<br />
• Phenolsäuren (Zimtsäure, Cumarsäure, Kaffeesäure,<br />
Ferulasäure, Isoferulasäure) und deren Ester<br />
• Vitamine (Vitamin A, C, E, B-Vitamine, Biotin)<br />
Eigenschaften<br />
Propolis ist meist eine braungelbe harzartige Masse mit<br />
aromatischem Geruch. Die Farbe schwankt in Abhängigkeit<br />
von der Herkunft z.B. Erle gelb, Kastanie rötlich, Pappel<br />
braun, Birke schwarz. Propolis löst sich nur teilweise<br />
in Wasser oder in Ethanol. Als Naturprodukt hat Propolis<br />
vielfältige Wirkungen. Da es bei Naturprodukten zu starken<br />
Schwankungen der Zusammensetzung kommen kann,<br />
ist eine Standardisierung schwer möglich. Es ergeben sich<br />
somit Schwierigkeiten, Qualität und Wirksamkeit nach<br />
streng wissenschaftlichen Kriterien zu untersuchen.<br />
Die wichtigsten Wirkungen von Propolis lassen sich wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
• antibakteriell<br />
• antimykotisch<br />
• antioxidativ<br />
• antiviral<br />
• entzündungshemmend<br />
• immunstimulierend<br />
• schmerzlindernd<br />
• wundheilend<br />
Die Eigenschaften von Propolis sind im Wesentlichen auf<br />
die in Propolis enthaltenen Flavonoide, Phenolsäuren und<br />
deren Ester zurückzuführen.<br />
Antioxidative Wirkung<br />
Propolis soll oxidativem Stress entgegenwirken. Hierfür<br />
werden die Flavonoide und Polyphenole verantwortlich<br />
gemacht. Sie gehören zu den Antioxidantien. Gezeigt wurde,<br />
dass sie Fänger der schädlichen freien Radikale sind<br />
und die Kettenreaktion der Lipidperoxidation (u.a. bei der<br />
Arterioskleroseentstehung beteiligt) unterbrechen können.<br />
Vitamine und Mineralien der Propolis fördern ebenfalls<br />
die antioxidative Wirkung.<br />
Antibakterielle, antimykotische<br />
und antivirale Wirkung<br />
Diese Eigenschaft ist im Wesentlichen<br />
auf die Flavonoide zurückzuführen sowie<br />
auf die Phenolsäuren, insbesondere<br />
aufgrund des Galangins und<br />
des Pinocembrins, aber auch der<br />
Kaffeesäure, Ferulasäure und Salicylsäure.<br />
Propolis wirkt hauptsächlich<br />
durch die Hemmung der<br />
Zellteilung, die zu Wachstumsstopp<br />
von Bakterien und Viren<br />
führt und somit deren Vermehrung<br />
verhindert. Die antibiotischen<br />
Wirkungen von<br />
Propolis sowie einzelner<br />
Propolis-Inhaltsstoffe wurden<br />
gegenüber gram-positiven<br />
und gram-negativen<br />
Bakterien nachgewiesen.<br />
Propolis wird häufig als das<br />
stärkste natürliche Antibiotikum<br />
bezeichnet. Im Gegensatz<br />
zu den Antibiotika ist jedoch keine<br />
Resistenzbildung zu erwarten, weil<br />
verschiedene in Propolis enthaltenen Substanzen<br />
antibiotisch wirken.<br />
Darüber hinaus wurde eine antivirale Wirkung gegenüber<br />
Rhinoviren (= Erreger, die Schnupfen bzw. Erkältung erzeugen)<br />
und Herpesviren festgestellt. Insbesondere der<br />
Inhaltsstoff Kaffeesäure-Phenyl-Ester (CAPE) hat sich bei<br />
Herpes-Viren, aber auch bei Adeno- und Influenza-Viren<br />
bewährt. Propolis wirkt außerdem wachstumshemmend<br />
auf Candida albicans und Hautpilze.<br />
Entzündungshemmende und<br />
schmerzlindernde Wirkung<br />
Propolis hemmt dosisabhängig die Wirkung der Cyclooxygenasen<br />
(COX). Dies sind Enzyme, die an der Synthese<br />
von Prostaglandinen beteiligt sind. Prostaglandine sind an<br />
Entzündungs- und Schmerz-prozessen im Körper beteiligt.<br />
Propolis steigert die Aktivität von Makrophagen (sog.<br />
Fresszellen) und Leukozyten, unterstützt somit die Immunabwehr.<br />
Propolis hemmt die Blutplättchenaggregation.<br />
Die entzündungshemmende Wirkung wird u.a. auf Inhaltsstoff<br />
Kaffeesäure-Phenyl-Ester (CAPE) zurückgeführt.<br />
16 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Wundheilung fördernde Wirkung<br />
Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Wundheilung<br />
beschleunigt wird. Propolis regt den Regenerationsprozess<br />
des Ge<strong>web</strong>es und die Vernarbung an. Diese Eigenschaft<br />
hängt zum Teil mit den vorhandenen Aminosäuren<br />
wie Arginin und Prolin zusammen, deren Rolle im Regenerationsprozess<br />
der Haut bekannt ist. Sie ermöglichen eine<br />
gesteigerte Kollagensynthese und somit eine beschleunigte<br />
Reparatur von geschädigter Epidermis. Aber auch die<br />
Flavonoide Apigenin und Luteolin werden für die wundheilungsfördernde<br />
Wirkung verantwortlich gemacht.<br />
Verwendung<br />
In der Naturheilkunde genießt Propolis seit Langem große<br />
Anerkennung. Propolis wird seit mindestens 6000 Jahren<br />
für medizinische Zwecke verwendet. Bereits in der<br />
Jungsteinzeit wurde es als Desinfektions- und Wundheilmittel<br />
bei Operationen eingesetzt. Auch die alten Ägypter<br />
verwendeten Propolis bei der Einbalsamierung von Mumien<br />
und zur Wunddesinfektion. Hippocrates (460 – 377 v. Chr.),<br />
Begründer der modernen Medizin, soll mit Propolis Geschwüre<br />
der Haut und des Magendarmtraktes behandelt<br />
haben. Später wurde es im Buren-Krieg (1899 – 1902) als<br />
Antibiotikum (Propolisin) erfolgreich eingesetzt - lange<br />
vor der Entdeckung des Penicillins. Im Zweiten Weltkrieg<br />
wurde Propolis von der Roten Armee zur Wundbehandlung<br />
der Soldaten verwendet. Die Verwendung von Propolis<br />
begründet sich insbesondere auf den Wirkungen gegen<br />
Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze. Die<br />
Krankheitserreger werden nicht nur direkt bekämpft, wie<br />
bei einem Antibiotikum, sondern auch indirekt. Propolis<br />
regt das menschliche Immunsystem an, seine Aufgaben<br />
noch besser zu bewältigen. Außerdem wirkt Propolis<br />
entzündungshemmend, schmerzlindernd und hat zudem<br />
eine wundheilungsfördernde Wirkung. Propolis<br />
wird in einem breiten Spektrum von Anwendungsgebieten<br />
genutzt, wozu verschiedene Darreichungsformen<br />
wie Kapseln, Lutschtabletten, Mundwässer, Nasensprays,<br />
Salben, Sprays oder Tinkturen zum Einsatz<br />
kommen. Äußerlich wird Propolis vorbeugend und therapeutisch<br />
bei Irritationen, Entzündungen und Verletzungen<br />
der Haut (Ekzeme, Sonnenbrand, kleinere Schnitt- oder<br />
Schürfwunden) und Schleimhaut (Aphthen, kleinere Verletzungen<br />
im Mundraum) verwendet. Propolis-Pulver<br />
kann dir ekt auf Wunden aufges tr eut wer den.<br />
Sprays und Lutschtabletten werden zum<br />
Schutz vor Infektionen und zur unterstützenden<br />
Behandlung bei Schleimhautentzündungen<br />
im Mund- und Rachenraum<br />
angewendet. Lokal wird Propolis in Salben<br />
beispielsweise zur Linderung rheumatischer<br />
Beschwerden benutzt. Innerlich<br />
wird Propolis traditionell zur Stärkung des<br />
Immunsystems, präventiv und therapeutisch<br />
bei Er kältungskr ankheiten angewendet.<br />
Eine innerliche Anwendung von Propolis ist u.a.<br />
möglich bei: Abwehrschwäche, Asthma, Blasenentzündung,<br />
Bronchitis, Darminfektionen, Erkältung, G<strong>alle</strong>nblasenentzündungen,<br />
Grippe, Halsschmerzen, Heu -<br />
schnupfen, Magenschleimhautentzündung, Mandelentzündung,<br />
Nebenhöhlenentzündung, Rheuma.<br />
Kontraindikationen und Nebenwirkungen<br />
Auch wenn es viele Vorteile gibt, können <strong>alle</strong>rgische Reaktionen<br />
nicht ausgeschlossen werden. Bei der Verwendung<br />
von Propolis sollten Sie besonders vorsichtig sein, wenn<br />
Sie <strong>alle</strong>rgisch auf Bienenstiche oder von bzw. durch Bienen<br />
hergestellte Produkte sind. «<br />
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion<br />
des www.vitalstoffjourmal.de<br />
Fotos: cooperr – Fotolia, MARIMA – Fotolia, Thomas Söllner – Fotolia (S. 15)<br />
guy – Fotolia (S.16), guy – Fotolia (S.16), Dionisvera – Fotolia (S.16)<br />
Nutrition-Press 17
Nahrungsergänzungsmittel<br />
im Apotheken<br />
Versandhandel weiter<br />
auf dem Vormarsch<br />
Apothekenkunden haben in den vergangenen12 Monaten bis einschließlich<br />
Dezember 2016 941,5 Millionen Euro für Nahrungsergänzungsmittel<br />
(inkl. Ergänzende Bilanzierte Diäten) ausgegeben<br />
(bewertet zu Endverbraucherpreisen). Damit wuchs der Markt weiterhin<br />
dynamisch mit 8,1%. In der Vorjahresperiode (12-Monatswert<br />
Dezember 2015) haben die Apothekenkunden 871,2 Millionen Euro<br />
für Nahrungsergänzungen ausgegeben, 4,4% mehr als im 12-Monatswert<br />
Dezember 2014.<br />
Die Versandapotheken konnten ihren Umsatzanteil<br />
bei den Nahrungsergänzungen auf rund 29% erhöhen<br />
und haben damit ihren Umsatz innerhalb<br />
von zwei Jahren um knapp 25% gesteigert. Sie erreichten<br />
im 12-Monatswert Dezember 2016 einen Umsatz<br />
von 271,5 Millionen Euro. Auch die stationären Apotheken<br />
konnten ihren Umsatz im zweiten Jahr in Folge steigern:<br />
Während vor zwei Jahren ein Zuwachs um 4,3% erzielt wurde,<br />
wurde im aktuellen Jahr mit 670 Millionen Euro Umsatz<br />
eine Steigerung von 4,2% generiert. (Chart 1)<br />
Chart 1<br />
Chart 2<br />
Die Apothekenkunden haben im aktuellen 12-Monatswert<br />
Dezember 2016 insgesamt 52,9 Millionen Nahrungsergänzungsmittel-Packungen<br />
gekauft, das waren 6,0% mehr<br />
als im Vorjahreszeitraum. Auch beim Packungsvolumen<br />
konnten die Versandapotheken mit 13,5 Millionen Packungen<br />
stärker zulegen (+ 17,9%) und erreichten damit einen<br />
Anteil von knapp 26%. Die stationären Apotheken konnten<br />
nach einem stärkeren Absatzwachstum von 5,1% im<br />
Vorjahr weiter moderat wachsen und im aktuellen 12-Monatswert<br />
Dezember 2016 2,4% mehr Packungen verkaufen<br />
(46 Millionen Packungen).<br />
18 Nutrition-Press
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137<br />
Produkte<br />
18<br />
Gebindegrößen<br />
Knapp ¾ der Nahrungsergänzungen werden als feste Formen verkauft, d.h.<br />
Kapseln, Tabletten, Dragees etc. Die festen Formen konnten um 5,0% nach<br />
Absatz bzw. 6,3% nach Umsatz zulegen. Das restliche Viertel besteht aus<br />
flüssigen Formen wie Trinkampullen, Tropfen, Einzelportionsbeuteln etc. Die<br />
flüssigen Formen legten um 9,8% nach Packungen und 13,8% nach Umsatz<br />
zu, erfreuen sich also zunehmender Beliebtheit. (Chart 2)<br />
Vitamine und Mineralstoffe sind die größte Produktgruppe, sie machen etwa<br />
60% des Absatzes und knapp 50% des Umsatzes mit Nahrungsergänzungen<br />
in <strong>alle</strong>n Apotheken aus. In den niedergelassenen Apotheken liegt der Anteil<br />
eher bei 65% (53%), in den Versandapotheken <strong>alle</strong>rdings bei unter 50% (40%).<br />
6<br />
Lieferanten<br />
Entsprechend<br />
vielfältiger<br />
Etikettenbedarf?<br />
Chart 3<br />
Die führenden 10 Produktgruppen decken bereits mehr als 85% des Nahrungsergänzungsmarktes<br />
nach Umsatz ab und sorgen damit für eine nachhaltige<br />
Markt-Konzentration. Das gilt sowohl für die stationären Apotheken<br />
als auch für die Versandapotheken. Zu den wichtigsten Produktgruppen gehören<br />
neben Vitaminen und Mineralstoffen unter anderem Probiotika für die<br />
Darmgesundheit, Muskel-/Skelett-Präparate, Präparate für schöne Haut/<br />
Haare/Nägel sowie Antiarteriosklerose- und Cholesterinsenkende Produkte.<br />
Mit den größten Umsatzzuwachs konnten hierbei die Probiotika für Darmgesundheit<br />
verzeichnen: Kunden kauften 18,6% mehr Packungen und gaben<br />
20,9% mehr aus als in der Vorperiode. Auch sehr gefragt waren Vitamine/<br />
Mineralstoffe für Schwangere, von denen 13,0% mehr Packungen verkauft<br />
wurden und für die sogar 42,0% mehr ausgegeben wurde. (Chart 3)<br />
Die Anbieterkonzentration nach Umsatz ist weiterhin relativ hoch, sie ist<br />
aber im letzten 12-Monatswert stabil. In der Offizin erreichen die führenden<br />
10 Nahrungsergänzungsmittel-Anbieter 44,5% des Gesamtumsatzes und im<br />
Versandhandel noch knapp 40%. «<br />
Fotos: flucas – Fotolia, psdesign1 – Fotolia (S. 18)<br />
Nutrition-Press 19<br />
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Faszinierende<br />
Pilze<br />
Zunderschwamm<br />
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Vielfalt der Pilze und deren Aktivstoffe<br />
Pilze sind ganz besondere, faszinierende Organismen.<br />
Aufgrund ihrer einzigartigen physiologischen und genetischen<br />
Eigenschaften lassen sie sich weder als Tiere noch<br />
als Pflanzen klassifizieren. Tatsächlich bilden Pilze ein eigenes<br />
Reich der Lebewesen in der Natur. Das Reich der<br />
Pilze weist eine beeindruckende Arten- und Formenvielfalt<br />
auf. Nach neuesten wissenschaftlichen Studien auf Basis<br />
molekular-genetischer Bodenanalysen wird die Zahl der<br />
Pilzarten weltweit auf 1,5 bis 5 Millionen geschätzt. Bis<br />
jetzt sind jedoch nur etwa 120 000 Arten identifiziert und<br />
erforscht. Manche Pilze, beispielsweise Hefen, sind mikro-<br />
skopisch klein und mit bloßem Auge nicht erkennbar. Andere<br />
Pilze bilden ein feines Geflecht, das Myzel, das sich<br />
unter der Erde oder bei Baumpilzen im Holz wurzelartig<br />
ausbreitet. Auf der Suche nach verwertbaren Nährstoffen<br />
breitet sich das Myzel immer weiter aus und kann sogar<br />
Flächen von mehreren Quadratkilometern einnehmen. Ein<br />
bekanntes Beispiel dafür ist das größte und älteste Lebewesen<br />
der Welt: ein berühmter Hallimasch Pilz (Armillaria<br />
ostoyae) im Osten des US-Bundesstaates Oregon. Sein<br />
Myzel nimmt eine Fläche von 8,8 Quadratkilometern ein<br />
und sein Gewicht wird auf 600 Tonnen geschätzt. Man<br />
geht davon aus, dass er 2400 Jahre alt ist.<br />
20 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Normalerweise nehmen wir von Pilzen lediglich ihre<br />
Fruchtkörper wahr. Sie dienen als Fortpflanzungsorgane<br />
und sind so besonders wichtig für das Überleben des<br />
Pilzes. Um sie vor Schädlingen und Umwelteinflüssen zu<br />
schützen, haben Pilze verschiedene Schutzmechanismen<br />
entwickelt. Ein Schutzmechanismus sind biologisch aktive<br />
Inhaltsstoffe, die nach der Meinung der Wissenschaftler<br />
in den <strong>alle</strong>rmeisten Pilzarten enthalten sind. Für den<br />
Menschen können diese sowohl gesund und als auch<br />
giftig sein. Manche Aktivstoffe von Großpilzen sind sogar<br />
schon in geringsten Mengen giftig. Zu diesen Pilzgiften<br />
zählen beispielsweise die Amatoxine und Phallotoxine<br />
des Knollenblätterpilzes oder Ibotensäure und Muscimol<br />
des Fliegenpilzes etc. Im Gegensatz dazu kennt man von<br />
etwa 700 Pilzarten positive pharmakologische Wirkungen.<br />
Zu den bioaktiven Pilzstoffen zählen Polysaccharide aus<br />
verschiedenen Komponenten (Glucane, Hemicellulose,<br />
proteingebundene Polysaccharide), Terpene (Triterpene,<br />
Ganodermiksäure, Ganolucidsäure etc), Sterine (Ergosterin<br />
als Vorstufe des Vitamin D), Eritadenin (eine ungesättigte<br />
Aminosäure des Shiitake), Lektine etc.<br />
Einige Fruchtkörper – so auch der des Zunderschwamms –<br />
enthalten dunkle Melanin-ähnliche Pigmente. Durch die<br />
Melanine sind manche Pilze in der Lage, nicht nur jahrelang<br />
extrem erhöhte Radioaktivität zu überleben, sondern<br />
sogar Gammastrahlung als Energiequelle für ihr eigenes<br />
Wachstum zu nutzen. Diese Eigenschaften kommen auch<br />
den Menschen zugute: Amerikanische Wissenschaftler<br />
empfehlen Melanine als Strahlenschutzmittel.<br />
Die Renaissance der Heilung mit Pilzen<br />
Bioaktive Pilzwirkstoffe besitzen zahlreiche positive Eigenschaften<br />
und sind aufgrund ihrer therapeutischen Wirkungen<br />
bekannt. Sie können beispielsweise das Wachstum<br />
verschiedener Tumore verhindern oder hemmen, das Immunsystem<br />
stimulieren, die Zellerneuerung fördern, den<br />
Körper bei der Entgiftung unterstützen etc. Nicht umsonst<br />
gilt das Heilen mit Vitalpilzen (oder auch Heilpilzen;<br />
beide Begriffe werden gemeinhin<br />
als Synonyme verwendet) als<br />
eines der frühesten Naturheilverfahren<br />
bei Menschen und<br />
Tieren.<br />
Doch während in Asien<br />
Pilze nach wie vor als<br />
beliebtes Heilmittel eingesetzt<br />
werden, ist in Europa<br />
das Wissen um die<br />
heilende Wirkung von Pilzen<br />
durch das Aufkommen der modernen<br />
Medizin in Vergessenheit<br />
geraten. Seit Mitte der 1970er-Jahre<br />
erlebt das Thema <strong>alle</strong>rdings eine Renaissance,<br />
nachdem sich auf Basis wissenschaftlich<br />
fundierter Forschung die Heilwirkung von Pilzen immer<br />
weiter bestätigt. 1974 berichtet der japanische Pilzforscher<br />
und Arzt Dr. K. Mori erstmals über die positiven<br />
Effekte des Shiitake (Lentinula edodes) bei Krebs. Der<br />
Wirkstoff Lentinan, der aus den Zellwänden des Shiitake<br />
stammt, ist ein gereinigtes Polysaccharid, das Glucose<br />
Moleküle mit 1,3-Beta(ß)-D-Glucan Bindungen als Hauptkette<br />
mit 1,6-ß-D-Glucan Verzweigungen enthält.<br />
Und auch in Deutschland wächst das Interesse an Vitalund<br />
Heilpilzen. Seit 1997 ist durch die Arbeiten des Professors<br />
Dr. Dr. Jan I. Lelley (GAMU GmbH) der Begriff der<br />
Mykotherapie gängig geworden. Mitte Juni 2016 eröffnet<br />
in Krefeld das Kompetenzzentrum für Angewandte Mykologie<br />
und Umweltstudien (KAMU), das die Forschung an<br />
Pilzen weiter vertieft und versucht, generiertes Wissen<br />
in die Praxis umzusetzen. „Der alte Gedanke, nach dem<br />
Nahrungsmittel auch Heilmittel sein sollen, ist heute besonders<br />
aktuell“, sagte Prof. Dr. Reinhard Hambitzer, der<br />
das Kompetenzzentrum leitet. Er ist Professor für industrielle<br />
Lebensmittelverarbeitung und Produktentwicklung<br />
im Fachbereich Oecotrophologie an der Hochschule Niederrhein<br />
und forscht bereits seit Jahren für die Lebensmittelindustrie,<br />
um die gesundheitliche Wirkung von Pilzen<br />
nutzbar zu machen. Das Zentrum bildet eine leistungsfähige<br />
Netzwerkgruppe mit Experten aus Hochschulen, Universitäten,<br />
Unternehmen und Verbänden.<br />
Fachkompetente Wissenschaftler wie Prof. Dr. Dr. Jan I.<br />
Lelley, Prof. Dr. Dr. Alexander Prange, Prof. Dr. Sabine<br />
Ellinger und die Doktorandin M. Sari unterstützen das<br />
KAMU, das auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen<br />
und Forschung befruchten soll. „Für wissenschaftlich<br />
orientierte Unternehmen ist eine solche Kooperation<br />
besonders wertvoll. Es ermöglicht einen ständigen Austausch<br />
an Fachwissen, gemeinsame Projekte, gegenseitige<br />
kompetente Unterstützung und Förderung“, so Pascal<br />
Lexut. Er ist Firmengründer und Geschäftsführer des<br />
Unternehmens Good Feeling Products, das Nahrungsergänzungsmittel<br />
aus dem Baumpilz Zunderschwamm<br />
herstellt.<br />
Das Wissen über die gesundheitliche<br />
Anwendung und<br />
die Vorteile von Heilpilzen<br />
verbreitet sich auch bei<br />
Fachleuten wie Therapeuten<br />
und Heilpraktikern<br />
rasant. Beispielsweise bie -<br />
tet das Institut für Ernährungs-<br />
und Pilzheilkunde<br />
(MykoTroph AG) regelmäßige<br />
mykotherapeutische Schu -<br />
lungen an. Außerdem sind auf<br />
dem Markt immer mehr Heilpilze<br />
Bild-Quelle: Patel S, Goyal A. Recent developments in mushrooms as<br />
anti-cancer therapeutics: a review. 3 Biotech. 2012, 2:1-15<br />
Quelle: http://kreativerdafunterricht.blogspot.de/2015/08/10-grundedeutsch-zu-lernen.html).<br />
Nutrition-Press 21
verfügbar. Exotische Vitalpilze wie Shiitake, Maitake<br />
oder Igelstachelbart findet man mittlerweile auf normalen<br />
Speiseplänen. Sie werden als Pilzgericht zube reitet<br />
als auch in Form von Nahrungsergänzungen angeboten.<br />
Andere Pilze wie Reishi, Judasohr, Zunder schwamm oder<br />
Raupenpilz Cordyceps sind nur als Nahrungsergänzungen<br />
erhältlich. Heutzutage werden Zubereitungen aus gut einem<br />
Dutzend Heilpilzen zur Krankheitsvorbeugung und<br />
zur Therapie von Gesundheitsstörungen eingesetzt.<br />
Der Zunderschwamm in der<br />
Vergangenheit und heute<br />
Im Zuge des sich immer weiter ausbreitenden Interesses<br />
an Vitalpilzen und ihren positiven Eigenschaften werden<br />
heute auch bislang weniger bekannte Arten intensiver erforscht<br />
und untersucht. Einer dieser Pilze ist der Baumpilz<br />
Zunderschwamm (Fomes fomentarius), der einen großartigen<br />
Beitrag zur Gesundheitserhaltung und Behandlung<br />
bestimmter Krankheiten leisten kann. Seine hufförmigen<br />
hellbraunen bis schwarzen Fruchtkörper kann man auch<br />
hierzulande bei Waldspaziergängen an Baumstämmen<br />
entdecken (Abb. 1).<br />
In der Mitte seines Fruchtkörpers befindet sich eine lockere,<br />
filzige Schicht, die aufgrund ihrer Fähigkeit lange zu<br />
glimmen schon seit Urzeiten zum Feuermachen verwendet<br />
wird. In Deutschland gab es bis ins 19. Jahrhundert<br />
große Zunder-Manufakturen und der Berufsstand des Zundermachers<br />
war weit verbreitet. Durch die Erfindung der<br />
Streichhölzer verlor der Pilz dann <strong>alle</strong>rdings an Bedeutung.<br />
Auch der Volksmedizin ist der Zunderschwamm seit Jahrhunderten<br />
bekannt und er wurde bei der Behandlung verschiedenster<br />
Krankheiten erfolgreich eingesetzt. Es sind<br />
diese Eigenschaften, die ihn heute für die Forschung interessant<br />
machen.<br />
Die traditionelle – und auch die moderne – chinesische<br />
und koreanische Medizin setzten den Zunderschwamm gegen<br />
Magen- und Leberprobleme, gegen Entzündungen und<br />
als behandlungsergänzendes Mittel bei unterschiedlichen<br />
Krebsarten ein. Die nordamerikanischen Ureinwohner<br />
verwendeten den Pilz als Diuretikum, Abführmittel, Beruhigungsmittel<br />
und sogar als Mittel gegen Rheumatismus,<br />
indem sie ihn auf die betroffenen Körperstellen auflegten.<br />
Auch in Europa ist der Zunderschwamm als Heilmittel<br />
bekannt. Bis ins 19. Jahrhundert verkaufte man Zunderschwamm<br />
Auflagen in Apotheken unter der Bezeichnung<br />
Fungus chirurgorum (sogenannter Wundschwamm). Noch<br />
heute findet man in der Neuausgabe von „Hagers Handbuch<br />
der Pharmazeutischen Praxis“ Informationen über<br />
den Wundschwamm als blutstillendes Mittel bei kleinen<br />
Wunden und über den aus dem Pilz gewonnenen Extrakt,<br />
der zur Schmerzlinderung bei Blasenleiden, Regelblutungen<br />
und Hämorrhoiden angewandt wird.<br />
Der Zunderschwamm als Vitalpilz<br />
Seit den 1970er-Jahren verweisen zahlreiche wissenschaftliche<br />
Untersuchungen und klinische Studien darauf,<br />
dass die isolierten Pilzfasern und/oder Extrakte des Fomes<br />
fomentarius die Immunabwehr und den Blutzuckerund<br />
Cholesterinspiegel positiv beeinflussen können, antibakterielle,<br />
antivirale, fungizide, entzündungshemmende<br />
und schmerzlindernde Wirkung haben und Infektionen in<br />
Magen und Darm absorbieren. Sie zeigen Anti-Krebs-Aktivität<br />
und können Schwermet<strong>alle</strong>, Radionuklide und freie<br />
Radikale binden und ausleiten.<br />
Als Rohpilz ist der Zunderschwamm zwar nicht giftig, aber<br />
er ist holzartig zäh und hat einen unangenehm bitteren Geschmack.<br />
Es ist also eher davon abzuraten, ihn als Pilzpulver<br />
(nur gemahlener Pilz) zu verzehren. Durch bestimmte<br />
Extraktions- oder Reinigungsverfahren ist es mittlerweile<br />
jedoch möglich, entweder einen Extrakt der löslichen Pilzstoffe<br />
oder die unlöslichen faserigen Zellwände des Pilzes<br />
zu gewinnen. Vor <strong>alle</strong>m das zweite Produkt kommt selten<br />
vor und lässt sich gut mit Hilfe der mikroskopischen Bilder<br />
zu erklären. Ein Quadratmillimeter der aus dem Zunderschwamm<br />
isolierten Fasern sieht unter dem Mikroskop<br />
wie ein watteartiger winziger Knäuel aus (Abb. 2A). In der<br />
weiteren Vergrößerung zeigt sich, dass die Fasern eine<br />
hohle Struktur haben (Abb. 2B). Diese kleinen „Röhrchen“<br />
sind etwa 20-mal dünner als menschliches Haar, haben<br />
eine Wanddicke von 0,2-1 µm, einen Durchmesser von 3-5<br />
µm und eine Länge von bis zu einem Millimeter (Abb. 2C).<br />
Die Zellwände des Zunderschwamms bestehen hauptsächlich<br />
aus 1,3/1,6-ß-D-Glucan, Chitin/Chitosan und<br />
Melanin-ähnlichen Pigmenten. Diese Polymere sind dabei<br />
so eng miteinander verflochten, dass sie eine sehr stabile<br />
und elastische Struktur ergeben. Sie sind chemisch und<br />
thermisch stabil und werden deswegen analytisch als<br />
kalorienarme Ballaststoffe (Prebiotika) erfasst. Heutzutage<br />
weiß man, dass Ballaststoffe nicht nur „überflüssiger<br />
Ballast“ (daher auch der Name) sind, sondern einer der<br />
wichtigsten Bestandteile unserer Ernährung.<br />
Abb. 1. Fomes fomentarius – Systematik<br />
Reich: Fungi (Pilze)<br />
Abteilung: Basidiomycota (Ständerpilze)<br />
Klasse: Agaricomycetes<br />
Ordnung: Polyporales (Stielporlingsartige)<br />
Familie: Polyporaceae (Stielporlingsverwandte)<br />
Gattung: Fomes<br />
Art: Fomes fomentarius (L.) Fr. (Zunderschwamm)<br />
22 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
1 mm<br />
A<br />
0,1 mm<br />
Abb. 2. Mikroskopische Aufnahmen der<br />
aufgereinigten faserigen Zellwände aus<br />
dem Fruchtkörper des Baumpilzes Zunderschwamm<br />
(Good Feeling Power ® , vom<br />
Unternehmen Good Feeling Products als<br />
„GFP-Komplex“ bezeichnet) 1 .<br />
0, 01 mm<br />
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B<br />
C<br />
Die faserigen Zellwände enthalten neben diesen Hauptstrukturkomponenten<br />
auch andere Stoffe wie Glucuronsäure, Fomentariol, Fomentarsäure, Ergosterin,<br />
Hemizellulose, organische und phenolische Säure etc. Diese vielseitige Zusammensetzung<br />
erklärt das breite Wirkungsspektrum des Zunderschwamms<br />
bei unterschiedlichsten Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen.<br />
„Neben der klassischen Schulmedizin kommt die Mykoterapie mehr und<br />
mehr zum Einsatz. Der Zunderschwamm bietet erstaunliche Therapiemöglichkeiten<br />
und wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus“, so ist durch<br />
mehrere Heilpraktiker bestätigt. Das Beispiel des Zunderschwamms zeigt,<br />
dass uns das Reich der Pilze ein nahezu unermessliches Potential bietet,<br />
das uns noch für lange Zeit wichtige wissenschaftliche und medizinische Erkenntnisse<br />
erwarten lässt. Denn unser Wissen über den Zunderschwamm<br />
und andere Vitalpilze ist noch lange nicht ausgeschöpft. Die nun bestehende<br />
Aufgabe ist es, dieses Potential weiter zu erforschen, Informationen und Fallbeispiele<br />
zu sammeln, die Schwerpunkte abzugrenzen und die Wirkmechanismen<br />
weiter wissenschaftlich zu erklären und nutzbar zu machen. «<br />
Autorin<br />
1<br />
Kalitukha L. Der Zunderschwamm und das Geheimnis des GFP-Komplexes:<br />
3 X täglich gesund und glücklich. Verlag La luz de Mallorca. 2016, 84 S.<br />
Dr. Liudmilla Kalitukha<br />
Diplom-Biologin; Research, Development & Quality<br />
Manager; Spezialgebiete: angewandte Mykologie, Nahrungsergänzungsmittel,<br />
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Krebs<br />
Ist<br />
eine genetische oder<br />
eine Stoffwechselkrankheit?<br />
Aus schulmedizinischer Sicht ist Krebs eine genetische<br />
Erkrankung. Das heißt, dass aus irgendeinem<br />
Grund die im Zellkern enthaltenen Gene<br />
mutieren, also sich verändern bzw. verrückt werden<br />
und aus diesem Grund die Zelle zur Krebszelle entartet<br />
1 . Ungezählte Milliarden an Forschungsgeldern sind in<br />
den letzten Jahrzehnten weltweit von den Regierungen an<br />
Forschungsinstitutionen und Wissenschaftler in <strong>alle</strong>r Welt<br />
geflossen, um in diese Richtung zu forschen. Bei genauerem<br />
Hinsehen hat sich hier eine dermaßen verzweigte<br />
Industrie aus öffentlichen Forschungsgeldern entwickelt,<br />
dass es geradezu tödlich für das Medizin-System wäre,<br />
wenn irgendjemand tatsächlich eine Krebskur finden würde<br />
und all diese schönen Arbeitsstellen der Krebsindustrie<br />
mit einem Mal womöglich wegf<strong>alle</strong>n müssten. Die hinter<br />
der Auffassung, bei Krebs handle es sich um eine schicksalhafte,<br />
also eine genetische Erkrankung, stehende Weltanschauung<br />
entspricht dem heutigen Zeitgeist, der davon<br />
ausgeht, dass nicht etwa jeder einzelne Mensch für seine<br />
eigene Gesundheit verantwortlich ist, sondern dass irgendein<br />
blindes Schicksal, oder womöglich gar ein strafender<br />
Gott hinter unseren Krankheiten stünde. Sowohl der Therapeut,<br />
wie auch der Patient brauchen sich damit nicht<br />
mit dem Saat- und Erntegesetz auseinander zu setzen.<br />
Dem gegenüber steht die schon seit jeher von naturheilkundlicher<br />
Seite vertretene Auffassung, dass jeder<br />
Mensch den Schlüssel zu seiner eigenen Gesundheit in<br />
der Hand hält, und zwar nach dem von <strong>alle</strong>n esoterischen<br />
Lehren überlieferten Grundsatz von Saat und Ernte: Je<br />
mehr wir uns von den Naturgesetzen entfernen, umso<br />
größer werden die Widerstände auf <strong>alle</strong>n Lebensgebieten<br />
und insbesondere auch auf dem Gebiet der Gesundheit.<br />
Das scheinbar äußere Erleben ist eine Projektion unseres<br />
Innenlebens. Das gilt auch für <strong>alle</strong> Gesundheitsprobleme.<br />
Theorie der genetischen Krebsentstehung<br />
Das amerikanische nationale Krebsinstitut (National Cancer<br />
Institute) gibt die internationale schulmedizinische<br />
Auffassung zur Krebsentstehung vor und fasst es kurz und<br />
24 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
knapp zusammen: „Krebs ist eine genetische Krankheit,<br />
das heißt Krebs wird verursacht durch Genveränderungen,<br />
welche bestimmen, wie unsere Zellen funktionieren,<br />
speziell wie die Zellen wachsen und sich teilen 1 . Es gibt<br />
auch unübersehbar viele Studien zu den angeblichen genetischen<br />
Krebsursachen 2 . Dabei wird von verschiedenen<br />
Wissenschaftlern davon ausgegangen, dass es zwischen<br />
zwei bis acht Mutationen an Krebsgenen sind, welche<br />
schließlich zu einem Tumor führen 3 . Tatsächlich lassen<br />
sich auch in <strong>alle</strong>n Tumorzellen genetische Veränderungen<br />
nachweisen. Dazu gehören als Wichtigste:<br />
• Unkontrolliertes Wachstum der entsprechenden Ge -<br />
<strong>web</strong>e<br />
• Die Apoptose, also das Selbstmordprogramm der<br />
Zellen am Ende ihres Lebenszyklus wird gehemmt, so<br />
dass die Zellen unsterblich werden<br />
• Die Zellen reagieren nicht auf Wachstumshemmung<br />
• Vermehrte Blutgefäßneubildung im Tumorge<strong>web</strong>e<br />
• Metastasierung<br />
Diese heute als allgemeingültig angesehene Theorie der<br />
Krebsentstehung hat natürlich hoch interessante Konsequenzen,<br />
denn sie öffnet die Tür für echte High-Tech-Medizin<br />
in Form der immer mehr um sich greifenden personalisierten<br />
genetischen Therapien. Dabei wird das Genom<br />
des einzelnen Krebspatienten analysiert, um die Gene zu<br />
identifizieren, welche den Tumor ausgelöst haben („Driver<br />
Genes“), um daraus eine möglichst individuell auf den Patienten<br />
zugeschnittene Therapie zu entwickeln.<br />
Auf jeden Fall ist diese Art der Medizin eine für die Laborindustrie<br />
unglaubliche Chance, endlich mit der Chemotherapie-Industrie<br />
gleich zu ziehen und richtiges Geld zu<br />
verdienen. Das kann man daraus ersehen, dass landauf,<br />
landab auf jeder Ausstellung oder Publikumsmesse mehr<br />
und mehr spezialisierte Labore ihre Genom-Sequenzierungs-Dienste<br />
anbieten.<br />
Nutrition-Press 25
Nobelpreisträger Otto Warburg –<br />
Krebs als Stoffwechselkrankheit<br />
Gegenüber der oben dargestellten Auffassung ging be -<br />
reits vor fast 100 Jahren der deutsche Arzt Otto Warburg<br />
(1883-1970) davon aus, dass Krebs eine Stoffwechselkrankheit<br />
sei. Warburg erhielt im Jahre 1931, also vor 85<br />
Jahren, für „die Entdeckung der Natur und der Funktion<br />
des Atmungsferments“ den Nobelpreis für Physiologie<br />
oder Medizin. Warburg zeigte, dass die Krebszellen einen<br />
Sauerstoffmangel erleiden, wenn aufgrund der Verschlackung<br />
des Bindege<strong>web</strong>es zu wenig Sauerstoff in die Ge<strong>web</strong>e<br />
transportiert wird 4, 5 .<br />
Alle die bekannten genetischen Veränderungen der Krebszellen<br />
sind nach Ansicht von Warburg Folge dieses Sauerstoffmangels<br />
und der daraus notwendigen Umstellung<br />
der Energiegewinnung der Zelle von aerobem auf anaeroben<br />
Stoffwechsel, wobei „aerob = unter Anwesenheit<br />
von Sauerstoff“ und „anaerob = unter Abwesenheit von<br />
Sauerstoff“ bedeutet. Jede Zelle braucht zum Überleben<br />
Energie. Ist das Bindege<strong>web</strong>e durch Toxine stark belastet,<br />
dann kommt immer weniger Sauerstoff zu den Zellen,<br />
so dass die Zelle sterben muss – es sei denn, die Zelle<br />
schaltet ein Notprogramm ein und schaltet auf Gärungsstoffwechsel<br />
oder anaeroben Stoffwechsel um, das heißt<br />
Energiegewinnung ohne Sauerstoff.<br />
Abb. 1 Aerobe und anaerobe Glykolyse der gesunden<br />
und der Krebszelle. Erklärung im Text<br />
Wie die Energiebilanz in Abb. 1 zeigt, kann die Zelle bei der<br />
Verbrennung von 1 Mol Glucose unter Anwesenheit von<br />
Sauerstoff, die sogenannte „oxidative Phosphorylierung“,<br />
eine Energie von 36 Mol ATP (Adenosin-Tri-Phosphat) gewinnen,<br />
wobei ATP der Energieträger im menschlichen<br />
Organismus ist. Unter Abwesenheit von Sauerstoff, der<br />
sogenannten Gärung, auch „anaerobe Glykolyse“ genannt,<br />
lassen sich aus 1 Mol Glucose nur 2 Mol ATP gewinnen.<br />
Das heißt, die Energieausbeute ist unter Abwesenheit von<br />
Sauerstoff sehr viel geringer. Mit anderen Worten: Der<br />
Wirkungsgrad der anaeroben Energiegewinnung ist äußert<br />
schlecht, deshalb haben Krebspatienten auch so wenig<br />
Energie und fühlen sich immer schlapp, aber die Zelle<br />
stirbt wenigstens nicht. Sie hat sich durch die Umstellung<br />
auf den „Gärungs-Stoffwechsel“ oder „Krebs-Stoffwechsel“<br />
noch eine Gnadenzeit erkauft.<br />
Im rechten Teil des Bildes ist der Tumorstoffwechsel dargestellt,<br />
der nicht ausschließlich anaerob, sondern zum<br />
geringen Teil auch aerob, also unter der energieträchtigen<br />
Sauerstoff-Verbrennung, abläuft. Dadurch liegt die Energiebilanz<br />
mit 4 Mol ATP Energie aus 1 Mol Glucose etwas<br />
besser, als bei rein anaerober Verstoffwechselung.<br />
Welche Theorie der Krebs entstehung<br />
ist die richtige?<br />
Auch wenn die Annahmen von Otto Warburg, dass es<br />
sich bei Krebs um eine Sauerstoffmangelkrankheit handeln<br />
muss, sehr sinnvoll sind, kann damit noch nicht die<br />
letzte Entscheidung getroffen werden, ob nicht doch auch<br />
genetische Einflüsse bei der Krebsentstehung eine Rolle<br />
spielen. Allerdings sind in den letzten Jahren vielfach<br />
experimentelle Nachweise veröffentlicht worden, die in<br />
nachstehendem Bild 2 zusammengefasst sind und die<br />
glasklar belegen, dass Krebs nicht genetisch ausgelöst<br />
sein kann, sondern eine Stoffwechselerkrankung ist 6 .<br />
Um die nachstehenden Bilder zu verstehen, muss zunächst<br />
ein Grundbegriff der Genetik verstanden werden:<br />
Der Begriff „genetischer Einfluss“ bedeutet definitionsgemäß,<br />
dass die im Zellkern enthaltene genetische Information<br />
einer Mutterzelle bei der Zellteilung auf die beiden<br />
Tochterzellen übertragen werden muss. Wird irgendeine<br />
Eigenschaft oder ein Merkmal der Mutterzelle nicht auf<br />
die Tochterzellen übertragen, so ist dabei logischerweise<br />
keine genetische Wirkung vorhanden.<br />
In Abb. 2 wird diese Tatsache der genetischen Vererbung<br />
in Teilbild 1 dargestellt: Die grün dargestellte gesunde Zelle<br />
teilt sich in zwei ebenfalls grün dargestellte gesunde<br />
Tochterzellen. In jeder Zelle findet sich der grün dargestellte<br />
Zellkern, der das gesunde genetische Material enthält.<br />
Ferner sind zwei grüne, gesunde Mitochondrien in<br />
jeder Zelle eingezeichnet, obwohl tatsächlich in jeder einzelnen<br />
Zelle Tausende solcher Mitochondrien enthalten<br />
sind. In Teilbild 2 findet sich eine rot dargestellte Tumorzelle,<br />
die bei der Zellteilung ihrerseits auch wieder rot dargestellte<br />
Tumorzellen zur Folge hat. In diesen Zellen finden<br />
sich rot dargestellte kranke Mitochondrien und rot dargestellte<br />
kranke Zellkerne. Um die Entscheidung zu treffen,<br />
ob Krebs genetisch vererbt wird oder nicht, wurde das in<br />
Teilbild 3 dargestellte Experiment durchgeführt: Aus einer<br />
gesunden Zelle mit grün dargestellten Mitochondrien wird<br />
der Zellkern entfernt und stattdessen ein krebskranker<br />
Zellkern, dargestellt mit roter Farbe, eingeschleust: Dadurch<br />
müssten nach der genetischen Krebsentstehung<br />
die Tochterzellen krebsig entarten, denn sie bekommen<br />
ja jetzt vom Zellkern krankmachende Krebsinformationen.<br />
26 Nutrition-Press
Abb. 2<br />
Experimente, welche die<br />
Entscheidung ermöglichen,<br />
ob Krebs genetisch<br />
ausgelöst wird oder nicht.<br />
Erklärung im Text. Aus 6 .<br />
Tatsächlich jedoch sind die Tochterzellen gesund, obwohl<br />
der Zellkern der Tochterzelle nach wie vor krebsig ist und<br />
deshalb in roter Farbe dargestellt ist. Die Mitochondrien<br />
der Tochterzellen jedoch sind gesund und damit sind auch<br />
die Tochterzellen gesund – trotz krebsigem Zellkern!<br />
Auch der Gegenversuch beweist, dass die Genetik des<br />
Zellkerns unerheblich ist: In Teilbild 4 wird nach Entfernen<br />
des krebsigen Zellkerns ein gesunder, normaler Zellkern<br />
in die Zellflüssigkeit einer Krebszelle, dargestellt mit grüner<br />
Farbe, eingeschleust. Die Tochterzellen einer solchen<br />
Zelle sind entweder nicht lebensfähig, oder es sind wieder<br />
Krebszellen, daher dargestellt mit rotem Zellkern und roten,<br />
kranken Mitochondrien, obwohl vom grün dargestellten<br />
gesunden Zellkern der Mutterzelle nur gesunde Informationen<br />
ausgesendet werden!<br />
Zusammenfassung<br />
Die wissenschaftliche Datenlage zur Krebsentstehung<br />
dürfte aufgrund des oben Gesagten eindeutig sein: Krebs<br />
wird durch einen Schaden der Mitochondrien im Zytoplasma<br />
der Zelle ausgelöst und nicht durch einen Schaden des<br />
Genoms im Zellkern. Der genetische Schaden in der Krebszelle<br />
ist die Folge der gestörten Sauerstoffverwertung der<br />
Zelle und nicht umgekehrt. Diese Tatsache erklärt auch,<br />
Autor<br />
Dr. med. habil Dr. rer. nat.<br />
Karl J. Probst<br />
Arzt für Naturheilkunde und Alternativmedizin,<br />
Naturwissenschaftler,<br />
Begründer der Rohkostbewegung in<br />
Deutschland, wissenschaftlicher<br />
Berater, Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />
dass Krebs durch eine ketogene Diät erfolgreich bekämpft<br />
werden kann, eine Entdeckung, für die Otto Warburg im<br />
Jahre 1931 den Nobelpreis bekommen hat. Diese Entdeckung<br />
der ketogenen Diät hatte auch der Verfasser dieser<br />
Zeilen jahrelang in seiner kleinen privaten Krebsklinik in<br />
Ottobeuren sehr erfolgreich bei der Behandlung von Krebs<br />
umgesetzt und wird auch weiterhin in den USA in alternativen<br />
Krebskliniken praktiziert. Dass dennoch die Schulmedizin<br />
an der genetischen Verursachung des Krebses<br />
festhält und trotz der eindeutigen Datenlage auch weiterhin<br />
festhalten muss, hängt mit zwei gewichtigen Gründen<br />
zusammen:<br />
1) Lassen sich durch die genetische Theorie die Ursache-Wirkung-Zusammenhänge<br />
verschleiern, das<br />
heißt Krebs kann weiterhin als unkalkulierbares Risiko<br />
etikettiert werden, das jeden treffen kann, denn man<br />
kann sich nicht durch eine gesunde Lebensführung da<br />
vor schützen.<br />
2) Lässt sich durch die genetischen Untersuchungen und<br />
individualisierten Genom-Therapien endlich nicht nur<br />
für die Chemotherapie-Hersteller, sondern auch für die<br />
Breite der Medizinerschaft richtiges Geld mit dieser<br />
als unkalkulierbare Bedrohung wahrgenommenen<br />
Krankheit verdienen.<br />
Fazit<br />
Man kann nur hoffen, dass das herrschende unmenschliche<br />
System der technischen Medizin unter der unbezahlbar<br />
werdenden finanziellen Last bald zusammenbricht und<br />
dann endlich der gesunde Menschenverstand wieder zu<br />
Ehren kommt, der unter anderem auch erkennt, dass Gesundheit<br />
möglich, ja sogar unvermeidlich ist, sobald man<br />
seine gesundheitsschädliche Lebens- und Ernährungsweise<br />
aufgibt. «<br />
Fotos: fotoliaxrender – Fotolia (S. 25)<br />
Literatur<br />
1 http://www.cancer.gov/cancertopics/what-is-cancer<br />
2 Hanahan D. und Weinberg RA: Hallmarks of Cancer: The next Generation. Cell 2011;144: 646-674, doi:10.1016/j.ell.2011.02.013<br />
3 Hou JP1, Ma J: DawnRank: discovering personalized driver genes in cancer. Genome Med. 2014 Jul 31;6(7):56.<br />
doi: 10.1186/s13073-014-0056-8. eCollection 2014.<br />
4 WARBURG O.: On the origin of cancer cells. Science. 1956 Feb 24;123(3191):309-14.<br />
5 WARBURG O.: On respiratory impairment in cancer cells. Science. 1956 Aug 10;124(3215):269-70.<br />
6 Seyfried TN: Cancer as a mitochondrial metabolic disease. Front Cell Dev Biol. 2015 Jul 7;3:43. doi: 10.3389/fcell.2015.00043. eCollection 2015<br />
Nutrition-Press 27
(Un-)Sinn und<br />
angebliche Gefahren<br />
von Vitaminen<br />
und Mineralien<br />
Aus medizinischernährungswissenschaftlicher<br />
Sicht<br />
In der Laienpresse - soweit man nicht das Gefühl einer<br />
direkten oder indirekten Reklame eines Vitamin-Hersteller/Verkäufer<br />
hat - und auch aus der Sicht von Verbraucherschützern<br />
hat die Einnahme von Vitaminen oft<br />
einen schlechten Ruf: Das produziert nur teuren Urin und<br />
bereichert den Verkäufer.<br />
Wiederholt erscheinen auch Artikel, die über angebliche<br />
Nebenwirkungen von Vitaminen oder Mineralien berichten<br />
– meist aufgebauschte, einseitige oder auch bewusst<br />
verzerrte Informationen, die aber der normale Leser nicht<br />
nachkontrollieren kann. Ist die zusätzliche Einnahme von<br />
Vitaminen und Mineralien also im besten Fall überflüssig –<br />
oder sonst vielleicht sogar gefährlich? Da dürfte es interessant<br />
sein zu erfahren (siehe unten die Übersetzung eines<br />
entsprechenden amerikanischen Artikels), dass man<br />
in den USA schon seit mehreren Jahrzehnten eine genaue<br />
Statistik über Todesfälle durch Medikamente, Vitamine<br />
und Mineralien führt: In den USA sterben pro Jahr etwa<br />
100.000 Menschen an der Folge von Medikamentennebenwirkungen<br />
– an Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln<br />
seit Beginn der Statistik kein Einziger.<br />
Und das bei etwa geschätzten 60 Milliarden Dosen von<br />
Vitaminen/Nahrungsergänzungsmitteln pro Jahr!<br />
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2x (zuletzt<br />
2008) mit erheblichem Forschungsaufwand 1 Jahr<br />
lang die Versorgung der deutschen Bevölkerung für verschiedene<br />
Vitamine und Mineralien gemessen – als Nationale-Verzehr-Studie<br />
NVZ I und aus 2008 NVZ II. Man<br />
muss sich schon einige Mühe machen, auf den vielen<br />
100 <strong>Seiten</strong> der Studien die entscheidenden Zahlen über<br />
die Vitaminversorgung wirklich herauszufinden. Wenn wir<br />
Gruppen mit erhöhtem Bedarf wie Kranke, Schwangere,<br />
Alte, Heimbewohner … außen vor lassen und einfach nur<br />
die sozusagen am besten versorgte Gruppe der 24-35-jährigen<br />
(in der NVZ I war es die Gruppe der 19-35-jährigen)<br />
betrachten und dann noch nach Männern und Frauen aufschlüsseln<br />
ergibt sich folgende Tabelle:<br />
28 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung erreicht<br />
die von der DGE empfohlene Vitaminzufuhr nicht (die<br />
jeweils erste Zahl ist von der NVZ I und nach dem/kommt<br />
die NVZ II):<br />
Dabei rechnet die DGE etwa für Vitamin C mit einer empfohlenen<br />
Tageszufuhr von 75 mg - während etwa die WHO<br />
(Weltgesundheitsorganisation) 200 mg (+50 mg Raucherzuschlag<br />
für Raucher) empfiehlt. Man sieht: Knappheit<br />
ist keine seltene Ausnahme – sondern betrifft oft auch<br />
mehrere Stoffe. Eigentlich erschreckend, dass etwa bei<br />
Folsäure Frauen zu 99/81% die Zufuhrempfehlung nicht<br />
erreichen und es etwa beim Vitamin D 82/91% sind. Dabei<br />
hat es für das Krankheitsbild des offenen Rückens<br />
(mit lebenslanger schwerer Behinderung dieser Kinder)<br />
Jahrzehnte gedauert bis man endlich den Folsäuremangel<br />
als zumindest wichtige Teilursache wissenschaftlich anerkannte.<br />
Andere Länder haben daraufhin eine Folsäureanreicherung<br />
von z.B. Mehl durchgeführt und damit eine<br />
allgemein bessere Folsäure-Versorgung der Bevölkerung<br />
erreicht – Deutschland ist in dieser Hinsicht aber weiter<br />
untätig. Beim Vitamin D hatte die DGE in den letzten<br />
Jahren dahingehend reagiert, dass sie die frühere Zufuhrempfehlung<br />
von 400 I.E./Tag auf 800 I.E. immerhin verdoppelt<br />
hat. Klingt gut? Ist aber immer noch sehr wenig -<br />
denn wir wissen inzwischen, dass Vitamin D nicht nur für<br />
die Knochen (mit Krankheitsbild Rachitis und Osteoporose)<br />
sondern im Prinzip für praktisch jedes Körperor gan<br />
wichtig ist. Wie dem beigefügten Text einer Konferenz von<br />
Vitamin D-Experten in der berühmtesten deutschen Universität,<br />
der Charité Berlin von 2011 belegt, wird dort eine<br />
wesentlich höhere Tageszufuhr empfohlen und aus den<br />
USA über eine problemlose Zufuhrmenge von 4000 I.E./<br />
Tag berichtet.<br />
Die DGE wird nicht müde, schon seit vielen Jahren<br />
"5x am Tag Obst und Gemüse" zu predigen - und sieht in<br />
den von ihr mit Aufwand festgestellten NVZ keinen Grund,<br />
ihre Empfehlung zu überdenken. Dabei ist vieles an Lebensmitteln<br />
nicht mehr so wie vor 100 oder auch noch vor<br />
50 Jahren. Vieles ist über die Lebensmittelindustrie bearbeitet<br />
und mit Zusatzstoffen und Konservierungsmitteln<br />
belastet – ein eventueller Zusatz des einen oder anderen<br />
Vitamins kann oft auch nicht annährend das erreichen,<br />
was in einem „echten“ Lebensmittel enthalten wäre. Aber<br />
auch ein Salat oder Bio-Apfel enthält schon nach kurzer<br />
Lagerung nicht mehr den ursprünglichen Vitamingehalt.<br />
Zum Teil dürfen z.B. mehrjährig gelagerte Apfelsinen noch<br />
als frisches Obst verkauft werden. Vieles an Lebensmitteln<br />
hat einfach nicht mehr die Qualität und Vitamin- und<br />
Mineralstoffgehalte wie in früheren Jahren – etwas salopp<br />
ausgedrückt "eine Treibhaustomate ist keine Vitaminbombe<br />
sondern eher eine Chemikalienbelastung". Es wäre<br />
deshalb durchaus an der Zeit, zumindest dem gesundheitsbewussten<br />
Normalbürger neben qualitätsbewusster<br />
Ernährung auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
zu empfehlen.<br />
Nährstof fmangel seltene Ausnahme ?<br />
oft mehrere Knappheiten! NVZ II 2008<br />
(19-35) 24-35 –jährige Männer Frauen<br />
Vitamin A 50/13 46/12<br />
Vitamin D (mit alter Norm) 68/81 82/91<br />
Vitamin E 32/47 52/46<br />
Vitamin B1 (Thiamin) 45/20 61/27<br />
Vitamin B2 (Riboflavin) 59/20 71/22<br />
Vitamin B6 53/75 76/81<br />
Vitamin B12 31/7 66/28<br />
Folsäure 97/75 99/81<br />
Vitamin C 56/36 49/31<br />
Sinnvoll wäre es durchaus auch, manche Vitamine wie etwa<br />
das Vitamin D labormäßig zu kontrollieren, da es auch für<br />
einen längerfristigen Mangel keine typischen Symptome<br />
gibt – und etwa das Krankheitsbild der Osteoporose erst<br />
nach vielen Jahren auftritt. Und es ist einfach unsinnig,<br />
wenn man seitens der gesetzlichen Krankenkassen Ärzten<br />
mit Regress droht, wenn sie Vitamin D scheinbar zu großzügig<br />
untersuchen und empfehlen. Der Kassenarzt darf<br />
im Prinzip auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse erst<br />
dann auf Vitamin D untersuchen, wenn der erste Knochenbruch<br />
durch Osteoporose eingetreten ist. Wenn eine Frau<br />
ab den Wechseljahren mit im Prinzip erheblichen Kosten<br />
<strong>alle</strong> 2 Jahre zur Mammographie als Krebsvorsorge gehen<br />
soll, ist das kostenmäßig scheinbar überhaupt kein Problem<br />
oder des Nachdenkens wert (obwohl inzwischen der<br />
wirkliche Nutzen dieser Untersuchung nicht mehr als so<br />
wesentlich erachtet wird und die erhebliche Anzahl fraglicher<br />
und teilweise auch falsch positiver Befunde auch einiges<br />
an Leid verursacht). Wenn man weiß, das eine nach<br />
modernen Gesichtspunkten optimierte Vitamin D-Versorgung<br />
die Häufigkeit fast <strong>alle</strong>r häufigen Krebserkrankungen<br />
(Brust-, Lungen-, Magen-, Darm und Unterleibskrebs) um<br />
etwa 30-40 % reduziert, wäre die Kontrolle von Vitamin D<br />
(im Labor etwa 20-25 €) und die gegebenenfalls Nahrungsergänzung<br />
(mit Kosten von etwa 20-30 € pro Jahr)<br />
selbst unter finanziellen Aspekten durchaus für die Krankenkasse<br />
lohnend.<br />
Wenn man <strong>alle</strong> diese Aspekte bedenkt, könnte man meinen<br />
"unsere Behörden schützen uns eher vor Vitaminen<br />
als vor Gammelfleisch". Nachdem man in den USA über<br />
so viele Jahre auch statistisch gesehen hat, dass der Einsatz<br />
von Medikamenten wesentlich gefährlicher ist als<br />
Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel, hat man etwa<br />
in Holland viele Sicherheits-Reglementierungen für Nahrungsergänzungsmittel<br />
abgeschafft - und auch die EU-<br />
Gesetze stellen zum Glück und zurecht den mündigen<br />
Nutrition-Press 29
Autor<br />
Dr. med.<br />
Klaus-Georg Wenzel<br />
Facharzt für Neurologie<br />
und Psychiatrie<br />
Verbraucher in den Vordergrund. Auch bei Alkohol<br />
und Nikotin und ob/welche Lebensmittelzusatzstoffe<br />
(in immer mehr Fertigprodukten<br />
der Lebensmittelindustrie) der Verbraucher<br />
akzeptiert und zu sich nimmt, ist auch dem<br />
Verbraucher überlassen. Die Alternative heißt<br />
sicherlich nicht gesunde Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel<br />
- man kann gar nicht<br />
<strong>alle</strong> biologisch wertvollen Inhaltsstoffe einer<br />
hochwertigen Ernährung durch Nahrungsergänzungsmittel<br />
zu sich nehmen. Man bedenke<br />
etwa den enormen Aufwand, den die NASA für<br />
die Ernährung von Astronauten während Weltraumaufenthalten<br />
machen muss. Der Verbraucher<br />
kann eben leider nicht darauf vertrauen,<br />
dass Lebensmittelindustrie und Behörden für<br />
eine optimale Versorgung mit <strong>alle</strong>n wichtigen<br />
Inhaltsstoffen in den Lebensmitteln sorgen.<br />
Wie so oft ist es sinnvoll, sich als Staatsbürger/Verbraucher<br />
selber zu informieren und<br />
nach eigener Einschätzung Sinnvolles für seine<br />
Gesundheit zu tun.<br />
Referenzen:<br />
Mowry JB, Spyker DA, Brooks DE et al. 2015 Jahresbericht der<br />
Amerikanischen Vereinigung der Giftkontrollzentren "Gift Daten System<br />
(NPDS): 33. Jahresbericht. Klinische Toxikologie 2016, 54:10,<br />
924-1109, http://dx.doi.org/10.1080/15563650.2016.1245421<br />
Die Vitamin-Daten sind in Tabelle 22-B dargestellt.<br />
Der komplette187-seitige Artikel steht zum kostenlosen Download<br />
zur Verfügung von https://aapcc.s3.amazonaws.com/pdfs/annual_reports/2015_AAPCC_NPDS_Annual_Report_33rd_PDF.pdf<br />
oder laden Sie diese und <strong>alle</strong> vorherigen AAPCC Geschäftsberichte<br />
bei http://www.aapcc.org /Jahresberichte“<br />
Übersetzung eines entsprechenden amerikanischen Artikels:<br />
Orthomolekulare Medizin Nachrichtendienst, 3. Januar 2017<br />
Keine Tote durch Vitamine. Keine!<br />
Sicherheit bestätigt durch Amerikas größte Datenbank<br />
Von Andrew W. Saul, Herausgeber (OMNS, 3. Januar 2017)<br />
Es gab keine Todesfälle durch Vitamine im Jahr 2015. Der 33. Jahresbericht<br />
von der Amerikanischen Vereinigung der Giftkontrollzentren<br />
zeigt Null-Todesfälle durch mehrere Vitamine. Und es gab überhaupt<br />
keine Todesfälle durch Vitamin A, Niacin, Pyridoxin (B-6) oder irgendeinem<br />
anderen B-Vitamin. Es gab überhaupt keine Todesfälle durch<br />
Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E oder jedes andere Vitamin.<br />
Null Tote durch Vitamine. Wetten, dass dies nie in den Abendnachrichten<br />
kommen wird? Nun, haben Sie es dort gesehen? Und warum<br />
nicht? Immerhin nimmt über die Hälfte der US-Bevölkerung täglich<br />
Nahrungsergänzungsmittel. Wenn jede dieser Personen täglich nur<br />
eine einzige Tablette einnimmt, ergibt das etwa 170.000.000 Einzeldosen<br />
pro Tag für insgesamt gut 60 Milliarden Dosen pro Jahr. Da viele<br />
Menschen weit mehr nehmen als nur eine einzige Vitamintablette,<br />
ist der tatsächliche Verbrauch deutlich höher und die Sicherheit von<br />
Vitaminpräparaten umso bemerkenswerter.<br />
Es wurde nach AAPCC Interpretation der Informationen, die von dem<br />
US-Nationalen Giftdaten-System gesammelt wurden behauptet, dass<br />
eine Person an Vitaminpräparate im Jahr 2015 starb, Dieser einzige<br />
angebliche "Tod" war angeblich auf "Andere B-Vitamine" zurückzuführen.<br />
Dies wurde auch im Jahr 2012 behauptet. Tatsächlich zeigt der<br />
AAPCC-Bericht spezifisch keine Todesfälle durch Niacin (B-3) oder<br />
Pyridoxin (B-6) an. Daher bleiben Folsäure, Thiamin (B-1), Riboflavin<br />
(B-2), Biotin, Pantothensäure und Cobalamin (B-12) als verbleibende<br />
B-Vitamine übrig. Allerdings ist die Sicherheit dieser Vitamine außerordentlich<br />
gut; Keine Todesfälle wurden jemals für eine von ihnen bestätigt.<br />
Abram Hoffer, MD, PhD, sagte wiederholt: "Niemand stirbt an Vitaminen."<br />
Er hatte Recht, als er es sagte und er ist noch heute noch im<br />
Recht. Der Orthomolekulare Medizinische Nachrichtendienst fordert<br />
die Vorlage spezifischer wissenschaftlicher Beweise, die den durch<br />
ein Vitamin verursachten Tod, eindeutig beweisen.<br />
Wo sind die Toten? Es gibt keine. «<br />
30 Nutrition-Press Fotos: Yuliya – Fotolia (S. 28), prakasitlalao – Fotolia (S. 30)
Ernährung | Prävention<br />
Arzneimittel<br />
als Mikronährstoff-Räuber<br />
Gehören auch Sie zu den vielen Menschen in<br />
Deutschland, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen?<br />
Ob Antibabypille, Antibiotika, Blutdrucksenker,<br />
Cholesterinsenker, Diabetesmittel,<br />
harntreibende Medikamente, Krebsmedikamente, Magen-<br />
Darm-Mittel oder Osteoporosemittel: Eine Vielzahl von<br />
Arzneimitteln kann bei regelmäßiger Einnahme die Aufnahme<br />
und Verwertung von Vitaminen und Mineralstoffen<br />
in unserem Körper stören. Dadurch steigt das Risiko für<br />
Nebenwirkungen mit der Folge, dass die individuelle Lebensqualität<br />
abnimmt.<br />
Dabei sind einige Arzneimittel wahre Mikronährstoff-Räuber,<br />
die sogar einen handfesten Mangel an Mikronährstoffen<br />
auslösen können. Bekannte Beispiele sind die Hemmung<br />
der Vitamin-B12-Aufnahme aus der Nahrung durch<br />
Säureblocker wie Omeprazol oder durch das Diabetesmittel<br />
Metformin. Ein Mangel an Vitamin B12 kann sich durch<br />
allgemeine Abgeschlagenheit, Depressionen, Schlafstörungen,<br />
Nervenschmerzen oder Hirnleistungsstörungen<br />
bis hin zur Demenz äußern. Das muss nicht sein! Wer über<br />
derartige Wechselwirkungen informiert ist, kann solchen<br />
Störungen und Mangelerscheinungen im Mikronährstoffhaushalt<br />
vorbeugen und seine Arzneimitteltherapie optimieren.<br />
Worauf Sie dabei achten müssen, lesen Sie hier.<br />
Arzneimittel und Mikronährstoffe<br />
Arzneimittel und Mikronährstoffe benutzen im Körper bei<br />
der Aufnahme, Verstoffwechselung und Ausscheidung (z.<br />
B. Urin) dieselben Stoffwechselwege. Zum Teil konkurrieren<br />
sie dabei um dieselben Enzyme und Transportsysteme.<br />
Dies ist auch einer der Gründe, warum bei regelmäßiger<br />
Einnahme von Medikamenten (z. B. Cholesterinsenker,<br />
Magen-Darm-Mittel) das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />
steigt. Unabhängig von den vielfältigen<br />
Wechselwirkungen der Arzneimittel untereinander, kann<br />
sich die Medikation auch zulasten des Vitamin- und Mineralstoffhaushalts<br />
auswirken. Der Mangel an Vitaminen<br />
und anderen Mikronährstoffen ist nicht selten die Ursache<br />
für arzneimittelbedingte Nebenwirkungen. Unter Nebenwirkungen<br />
werden körperliche und psychische Zustände<br />
verstanden, die von einem Arzneimittel ausgelöst werden,<br />
aber nicht erwünscht sind.<br />
Nutrition-Press 31
Nicht immer stehen diese Neben- und Wechselwirkungen<br />
in den Beipackzetteln Ihrer Medikamente. Mit unserem<br />
Ratgeber möchte ich Sie auf die Zusammenhänge zwischen<br />
der Einnahme von Arzneimitteln und Mikronährstoffmängeln<br />
aufmerksam machen, die Hintergründe<br />
erklären und Ihnen Wege aufzeigen, wie Sie selbst den<br />
daraus resultierenden Nebenwirkungen vorbeugen und<br />
Ihre Lebensqualität verbessern können. Einige Beispiele<br />
für Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen<br />
seien im Folgenden anhand der kurz dargestellt<br />
(siehe Abb.1).<br />
Punkt 1: Hemmung der<br />
Synthese von Mikronährstoffen<br />
Cholesterinsenker vom Statin-Typ – in der Fachsprache<br />
auch Statine genannt – wie Atorvastatin und Simvastatin<br />
werden seit Jahren erfolgreich zur Senkung erhöhter<br />
Cholesterinspiegel eingesetzt, um einer Gefäßverkalkung<br />
vorzubeugen, die langfristig zu Herzinfarkt oder Schlaganfall<br />
führen kann. Eine unerwünschte Begleitwirkung<br />
der Cholesterinsenker vom Statin-Typ ist die Hemmung<br />
der körpereigenen Coenzym-Q10-Synthese. Da Coenzym<br />
32 Nutrition-Press
Q10 eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel der Zellen<br />
spielt, kann hierdurch die Entwicklung von statinbedingten<br />
Muskelschmerzen, Störungen im Glucose- und Hirnstoffwechsel<br />
begünstigt werden.<br />
Punkt 2: Steigerung der<br />
Ausscheidung von Mikronährstoffen<br />
Diuretika, im Volksmund auch als Wassertabletten oder<br />
harntreibende Medikamente bezeichnet, werden zur vermehrten<br />
Ausschwemmung von Wasser aus dem Körper<br />
über die Nieren eingesetzt. Häufige Anwendungsgebiete<br />
sind Bluthochdruck, Ödeme und Herzinsuffizienz. Diuretika<br />
steigern den Magnesiumverlust über die Nieren, sodass<br />
es bei regelmäßiger Einnahme ohne Ergänzung von<br />
Magnesium zu einem Magnesiummangel kommen kann.<br />
Eine Unterversorgung an Magnesium beeinträchtigt die<br />
Blutdruckregulation und begünstigt weiterhin Störungen<br />
im Zucker- und Fettstoffwechsel.<br />
Punkt 3: Störungen des<br />
Mikronährstoff-Stoffwechsels<br />
Bei Patienten, die mit Medikamenten gegen epileptische<br />
Anfälle behandelt werden, sogenannten Antiepileptika,<br />
können schwere Störungen im Knochenstoffwechsel auftreten.<br />
Antiepileptika wie Carbamazepin können Enzyme<br />
in der Leber stimulieren, die Vitamin D im Körper abbauen.<br />
In der Folge können schwere Störungen im Knochenstoffwechsel,<br />
bis hin zur Osteoporose auftreten, da das<br />
Sonnenvitamin für die Calciumverwertung und Knochenmineralisierung<br />
wichtig ist.<br />
Punkt 4: Störungen der Energieund<br />
Mikronährstoffaufnahme<br />
Chemo- und bestrahlungsbedingte Kau- und Schluckstörungen,<br />
Schäden der Mundschleimhaut oder Durchfall<br />
und Erbrechen, beeinträchtigen bei Krebspatienten erheblich<br />
die Aufnahme von Energie- und Mikronährstoffen über<br />
die Nahrung.<br />
Punkt 5: Störungen der Aufnahme<br />
und Verwertung von Mikronährstoffen<br />
Säureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol werden<br />
vor <strong>alle</strong>m bei Refluxösophagitis und in der Therapie von<br />
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt. Die<br />
Wirkung der Säureblocker beruht darauf, dass sie ein<br />
Enzym in den Zellen der Magenschleimhaut langfristig<br />
Autoren<br />
Apotheker Uwe Gröber Akademie für Mikronährstoffmedizin, Essen<br />
Prof. Dr. med. Klaus Kisters Medizinische Klinik I, St. Anna Hospital, Herne<br />
www.vitaminspur.de<br />
blockieren, welches die Magensäure in den<br />
Magen pumpt. Durch die pH-Wert-Veränderung<br />
wird die pH-abhängige Aufnahme von<br />
Vitamin B12 und Magnesium erheblich<br />
gestört. Ein Mangel an Vitamin B12 kann<br />
zu einem Anstieg der Homocysteinwerte<br />
im Blut führen, mit vielfältigen gesundheitlichen<br />
Folgen: Hirnatrophie,<br />
Demenz, Osteoporose, Schlaganfall<br />
und Gefäßalterung.<br />
Medikamentergänzungsmittel:<br />
Wie lässt sich der medikationsbedingt<br />
erhöhte Mikronährstoffbedarf decken?<br />
Normalerweise ist es für einen gesunden Menschen, der<br />
nicht raucht und sich obst- und gemüsereich ernährt (3–5<br />
Portionen frisches Obst und Gemüse täglich) ohne weiteres<br />
möglich, seinen täglichen Mikronährstoffbedarf über<br />
die Nahrung zu decken. Bei Personen, die regelmäßig Arzneimittel<br />
einnehmen, ist es in der Regel schwierig, den<br />
medikationsbedingten erhöhten Bedarf an Vitaminen und<br />
Mineralstoffen <strong>alle</strong>in über die Nahrung abzudecken. In<br />
diesem Fall ist es sinnvoll, die Ernährung durch die gezielte,<br />
medikationsorientierte Einnahme von Mikronährstoffpräparaten<br />
bzw. Medikamentergänzungsmitteln zu verbessern.<br />
Hat Ihnen Ihr Arzt ein Medikament mit einem in<br />
diesem Buch beschriebenen Arzneimittel verordnet, dann<br />
sprechen Sie ihn am besten darauf an, welche Vitamine<br />
und/oder Mineralstoffe für Sie zusätzlich geeignet sind.<br />
Auch Ihr Apotheker kann Sie hierbei kompetent beraten.<br />
Am besten nehmen Sie dieses Buch bei Ihrem nächsten<br />
Arzt- oder Apothekenbesuch als Hilfe mit. Es gibt mittlerweile<br />
eine Reihe von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten<br />
in der Apotheke, die speziell auf den zusätzlichen<br />
Mikronährstoffbedarf bei Einnahme von Arzneimitteln<br />
zugeschnitten sind. Diese auf die individuelle Medikation<br />
ausgerichteten Vitamin- und Mineralstoffpräparaten werden<br />
als Medikamentergänzungsmittel oder auch Arzneistoffergänzungsmittel<br />
bezeichnet. Besonders hochwertige<br />
Präparate sind heute hypo<strong>alle</strong>rgen, d. h. weitestgehend<br />
frei von möglicherweise Allergien auslösenden Inhaltsstoffen,<br />
also:<br />
• ohne Farb-, Konservierungs-,<br />
Zusatz- oder Hilfsstoffe,<br />
• ohne Gluten, Lactose und Fructose «<br />
Fotos: Kenishirotie – Fotolia (S. 31), fotomek – Fotolia (S. 33)<br />
Literatur:<br />
Gröber U, Kisters K,<br />
Arzneimittel als<br />
Mikronährstoff-Räuber.<br />
2., überarbeitete und<br />
aktualisierte Auflage, 240 S.,<br />
Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft,<br />
Stuttgart, 2017.<br />
Nutrition-Press 33
Krankmachende<br />
Füllmaterialien?<br />
Mythos und Wahrheit<br />
über Magnesiumstearat<br />
Sehr hochverehrte Leser, haben Sie schon über die krankmachenden Eigenschaften<br />
von Magnesiumstearat gehört? Das Internet ist voll von <strong>Seiten</strong> 1,2,3,4 die unwiederlegbare<br />
Beweise präsentieren, dass der als Füllstoff und Gleitmittel eingesetzte Stoff gesundheitlich<br />
bedenklich ist. Ein Blick in die Gefahrstoffdatenbank GESTIS unterstützt den Laien<br />
in dieser Ansicht 5 . Dort ist von einem Zusammenlagerverbot mit Lebensmitteln die Rede!<br />
Sollten diese Verdachtsmomente tatsächlich wahr sein?<br />
Es wird auf diesen und weiteren <strong>Seiten</strong> <strong>alle</strong>nthalben<br />
von unwiederlegbaren Beweisen gesprochen und<br />
diese auch fleißig zitiert: Der Hauptgrund für den<br />
Verdacht, dass Magnesiumstearat schlecht für die<br />
Gesundheit ist, ist ein unwiederlegbarer Tierversuch:<br />
Diese Publikation ist eine Tierstudie an Ratten 6 . In diesem<br />
Versuch wurden ernste (?) Leberschäden entdeckt ! Dies<br />
ist aber nur die halbe Wahrheit. Der NOAEL, der Wert bei<br />
dem keine Schädigungen auftraten, lag bei 5 % MST der<br />
zugeführten Nahrung also 2500 mg/kgBW/Tag ! Konservativ<br />
gerechnet (Sicherheitsmarge = 100) sind beim Menschen<br />
(60 kg Körpergewicht = BW) 1500 mg MST absolut<br />
ungefährlich. Wir reden bei Nahrungsergänzungsmitteln<br />
über Mengen von maximal 30 mg pro Kapsel.<br />
Um einen weiteren Vergleich zu bemühen, die Gesamtenergieaufnahme<br />
des Menschen beträgt 8400 kJ 7 . 10% davon<br />
sind 840 kJ. Umgerechnet auf die organische Säure<br />
Stearat (13kJ/g) sind dies 64 g Stearinsäure also 67 g/<br />
Tag MST, bei dem die erwähnten Effekte auftraten, welche<br />
sich auf eine Gewichtsverminderung der Leber beschränkten.<br />
Die richtigen Effekte traten bei der 20% Gruppe auf !<br />
Entscheiden Sie selbst, ob dies wirklich eine Gefahr<br />
darstellt.<br />
34 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Die zweite Publikation bezieht sich auf den schädigenden<br />
Effekt von MST auf das Immunsystem! Was hier aus nahe<br />
liegenden Gründen unterschlagen wurde, ist die Tatsache,<br />
dass der Versuch mit T-Zellen im Reagenzglas durchgeführt<br />
wurde und keineswegs Magnesiumstearat sondern<br />
Stearinsäure verwendet wurde. Eine Lösung im Reagenzglas<br />
ist noch lange kein Sytem für den Menschen und<br />
Stearinsäure ist kein Magnesiumstearat!<br />
Stearinsäure ist eine normale ungesättigte Fettsäure, die<br />
in Fetten in unterschiedlichen Mengen vorkommen kann.<br />
Sie wird also immer mit der Nahrung aufgenommen! Um<br />
da zu verstehen müssen wir uns anschauen wie die Verdauung<br />
funktioniert: Bei der Nahrungsaufnahme wird der<br />
Nahrungsbrei im Mund bereits mit Enzymen aus dem Speichel<br />
versetzt. Diese schließen bereits die Nahrung etwas<br />
auf. Die zweite Stufe ist der Magen: Dort wird die Nahrung<br />
in ein Salzsäurebad gegeben, dass einen pH-Wert von 1,5<br />
besitzt.<br />
Essigsäure, die in einem Experiment, auch auf YOUTUBE<br />
verwendet wird 8 hat einen pH= 2,9! Auch werden Fette<br />
bereits im Magen zu Difettsäureglycerylestern abgebaut.<br />
Die Abbaurate beträft dabei etwa 30% in zwei Stunden:<br />
Das bedeutet, dass im Magen bereits die Fette zu einem<br />
Drittel eine Fettsäure pro Molekül verlieren und diese<br />
Fettsäuren im Nahrungsbrei vorhanden sind. Im Zwölffingerdarm<br />
und dem vorderen Teil des Dünndarms werden<br />
die Fettsäuren komplett abgetrennt und die Fettsäuren in<br />
Micellen umgewndelt und durch G<strong>alle</strong>nsäuren emulgiert.<br />
Dadurch können die Fettsäuren die Darmwand durchdringen<br />
und erst dem weiteren Abbau im Körper zugänglich<br />
gemacht werden. Ein kleines Beispiel gefällig? Sie essen<br />
25 g Schokolade, also eine Rippe das sind etwa 7g Kokosfett.<br />
Von den Fettsäuren ist in Kokosöl etwa ein Drittel<br />
Stearinsäure. Das heißt, dass Sie etwa 2 g Stearinsäure<br />
zu sich nehmen. Aber Schokolade ist doch ein Naturprodukt!<br />
Dem Körper ist es völlig egal ob die Stearinsäure aus einem<br />
Naturprodukt stammt oder aus einer „künstlichen“<br />
Verbindung wie Magnesiumstearat. Beide Stoffe, Schokolade<br />
wie Magnesiumstearat werden aus Kakaobutter<br />
gewonnen und selbst künstliche Stearisäure hätte exakt<br />
die gleichen Eigenschaften wie Stearinsäure, die aus natürlichen<br />
Quellen stammt. Das ist jenseits esoterischer<br />
Fakten bewiesen (Wöhler 1828). Das Gegenteil nicht!<br />
Nun was passiert mit Magnesiumstearat im Magen: Magnesiumstearat<br />
ist wie Calciumstearat Bestandteil der<br />
Kalkseifenrückstände in Gegenden mit hartem Wasser.<br />
Calciumstearat (CaST) ist in diesem Zusammenhang sehr<br />
viel besser untersucht: In Wasser besitzt CaST eine Löslichkeit<br />
von 2,2 mg/l 9 . Das bedeudet im Magen (bei einem<br />
pH =1,5) sind 1,14 * 10-4 mol/l CaST gelöst 10 . Also sind<br />
69 mg Calciumstearat löslich in der Magensäure. Da Magnesiumsalze<br />
besser löslich sind als Calciumsalze, werden<br />
mehr als 100 mg/l im Magen gelöst. Das ist sehr viel mehr<br />
als durch die Kapseln zugeführt wird.<br />
Im Magen ist MST vollständig gelöst! Doch wie ist das<br />
im Zwölffingerdarm? Bereits 1938 wurde die Löslichkeit<br />
von Calciumstearat in G<strong>alle</strong>nlösung untersucht 11 . Es zeigte<br />
sich dass 100% des Calciumstearats unlöslich in G<strong>alle</strong>nlösung<br />
sind! Ein klares Indiz dafür dass MST im Magen<br />
unlöslich ist und Ablagerungen im Dünndarm verursacht?<br />
Mitnichten!<br />
In einer weiteren Untersuchung wurde die Bildung von<br />
Calciumsalzen der Speisefettsäuren im Körper untersucht<br />
12 . Jedoch musste zum in vivo Vergleich, die Lösung<br />
direkt ins Duodenum eingespritzt werden, da die Hydrolyse<br />
und Teilmizellierung der Calciumseifen im Magen<br />
das Ergebnis verfälscht! Die Autoren postulierten einen<br />
Nutrition-Press 35
Zusammenhang zwischen der Formation von Kalkseifen<br />
und der Minderaufnahme von Calcium. Obwohl wissend,<br />
dass bereits 1948 von Nicolayson experimentell in Ratten<br />
gefunden wurde, dass der Effekt der Minderaufnahme von<br />
Calcium, von der Art der Fettsäure unabhägig ist 13 .<br />
Eine weitere gute Nachricht! Das ach so verdammenswürdige<br />
Magnesiunstearat ist kein Zusatzstoff mehr.<br />
E 572 ist in der Liste der Zusatzstoffe für Nahrung gestrichen.<br />
Er wurde ersetzt durch E 407: Magnesiumsalze<br />
der Speisefettsäuren. Darin ist zwar auch Stearinsäure,<br />
je nach Herkunft des Fettes, enthalten aber es stellt ein<br />
Gemisch von verschiedenen Magnesiumsalzen der Fettsäuren<br />
dar, die aus tierischen oder pflanzlichen Fetten<br />
gewonnen wurden 14 . Da die Löslichkeiten der anderen<br />
Magnesiumsalze der Fettsäuren größer sind als die der<br />
Stearinsäure können wir in jedem Fall davon ausgehen,<br />
dass im Magen Fettsäuren und Magnesiumionen vorliegen,<br />
die jeder auf seine Weise verstoffwechselt werden<br />
können, ohne Querstörungen zu verursachen.<br />
Autor<br />
Dr. Uwe Greulach<br />
Diplomchemiker<br />
Gutachter und<br />
wissenschaftlicher<br />
Beirat des NEM e.V.<br />
Anlage 1:<br />
Berechnung der Löslichkeit von CaST = Ca(FS)2 im Magen<br />
Quellen:<br />
1 http://www.aktiv-für-gesundheit.de/blog/magnesiumstearat/<br />
2 http://www.viptamol.com/nahrungsergaenzung-warnung/<br />
3 http://www.carookee.de/forum/mineralstoffe/1/25043026<br />
4 https://www.sports-health.de/blog/magnesiumstearat<br />
5 http://www.dguv.de/ifa%3B/gestis/gestis-stoffdatenbank/index.jsp<br />
6 Sondergaard, D.; Meyer, O.; Wurtzen, G. (1980): Magnesium stearate given perorally to rats. A short term study. In: Toxicology 17 (1), S. 51–55.<br />
7 VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 25. Oktober 2011, betreffend die Information<br />
der Verbraucher über Lebensmittel und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1924/2006 und (EG) Nr. 1925/2006 des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Richtlinie 87/250/EWG der Kommission, der Richtlinie 90/496/EWG des Rates, der<br />
Richtlinie 1999/10/EG der Kommission, der Richtlinie 2000/13/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, der Richtlinien<br />
2002/67/EG und 2008/5/EG der Kommission und der Verordnung (EG) Nr. 608/2004 der Kommission<br />
8 https://www.youtube.com/watch?v=nE2s8BHFlq4<br />
9 Eintrag Calciumstearat in der GESTIS Datenbank<br />
10 Anlage 1<br />
36 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Fazit:<br />
Die Mär von der Gefährlichkeit der Magnesiumsalze der Stearinsäure ist auf<br />
Grund der Biochemie dieser Verbindung unhaltbar. Die in Nahrungsergänzungsmitteln<br />
eingesetzten Mengen sind so gering, dass in jedem Fall die<br />
Magnesiumsalze als getrennte Fettsäuren und Magnesiumionen vorliegen,<br />
die genauso ihren Stoffwechselweg gehen, wie Fette und Magnesium, die bei<br />
einer Flasche Mineralwasser zum Essen ebenfalls nebeneinander vorliegen.<br />
Da Magnesiumstearat in seiner Eigenschaft als technischer Zusatzstoff von<br />
den Magnesiumsalzen der Speisefettsäure abgelöst wurde erübrigt sich diese<br />
Diskussion ebenfalls.<br />
Auch eine Minderaufnahme von Vitaminen und Nährstoffen gehört ins Reich<br />
der postfaktischen Wahrnehmung. Tatsächlich wird in der Pharmazeutik bereits<br />
Magnesiumstearat zur Verbesserung der Aufnahme von Wirkstoffen eingesetzt.<br />
15 Bei so hoch gereinigten Stoffen, die Möglichkeit, dass sich Pestizide<br />
oder gar Reste von genmanipulierten Pflanzen darin verirren, verschwindend<br />
gering und eine Gefährdung durch diese ausgeschlossen. «<br />
Fotos: Okea – Fotolia (S. 34)<br />
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11 Wilson D. Langley, Myron G. Rosenbaum, and Maurice M. Rosenbaum (1932):<br />
THE SOLUBILITY OF CALCIUM STEARATE IN SOLUTIONS CONTAINING BILE AND<br />
IN WATER. In: J.Biol.Chem. 99 (1), S. 271–278. Online verfügbar unter<br />
http://www.jbc.org/content/99/1.<br />
12 Gacs, G.; Barltrop, D. (1977): Significance of Ca-soap formation for calcium<br />
absorption in the rat. In: Gut 18 (1), S. 64–68.<br />
13 NICOLAYSEN, RAGNAR (1943): The Utilization of Calcium Soaps in Rats.<br />
In: Acta Physiologica Scandinavica 5 (2-3), S. 215–218. DOI: 10.1111/<br />
j.1748-1716.1943.tb02049.x.<br />
14 DGF Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaften e.V.: http://www.dgfett.de/<br />
material/fszus.php<br />
15 Ma, Yanni; He, Shaolong; Ma, Xueqin; Hong, Tongtong; Li, Zhifang; Park, Kinam;<br />
Wang, Wenping (2016): Silymarin-Loaded Nanoparticles Based on Stearic<br />
Acid-Modified Bletilla striata Polysaccharide for Hepatic Targeting. In: Molecules<br />
(Basel, Switzerland) 21 (3), S. 265. DOI: 10.3390/molecules21030265.<br />
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Nutrition-Press 37
Chinesische Heilpilze –<br />
zwischen Trend und Tradition<br />
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nimmt die Prävention seit jeher eine<br />
zentrale Stellung ein. Intensiver als im Westen wurde nach Wegen geforscht, den Körper<br />
möglichst lange gesund zu erhalten. Die Chinesen machten sich praktischerweise die<br />
Pflanzen zunutze, weil diese ihr größter Reichtum waren. So wurden Pflanzen bekannt,<br />
die im Ruf standen, Krankheiten vorzubeugen und die Lebensspanne zu verlängern.<br />
Dazu gehören chinesische Heilpilze mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen und komplexen<br />
Wirkungsmechanismen. Auch neuere<br />
Forschungen haben die überlieferte<br />
Wirkung vielfach bestätigt.<br />
Ling Zhi<br />
38 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Ein Arzt im alten China<br />
Ärzte unterlagen im traditionellen China einem äußerst<br />
anspruchsvollen Berufsethos. Ihre Ausbildung fand schon<br />
früh auf hohem Niveau statt. Es war nicht unüblich, dass<br />
ein Hausarzt nur ein Honorar verlangen konnte, solange<br />
sein Patient gesund war. Erkrankte der Patient, stellte er<br />
seine Zahlungen oft bis zu seiner Gesundung ein. Verstarb<br />
ein Patient, musste der Arzt für <strong>alle</strong> sichtbar einen Lampion<br />
vor seine Tür hängen. Ein guter Arzt machte sich die<br />
Wirkung von Heil- und Vitalpilzen zunutze, um bei seinen<br />
Patienten Erkrankungen zu verhindern oder deren Fortschreiten<br />
zu dämmen, Leiden zu lindern und das Gesunden<br />
zu unterstützen.<br />
Unterstützung für die Abwehr<br />
Chinesische Heil- oder Vitalpilze regen die körpereigene<br />
Abwehr auf unterschiedliche Weise an. Polysaccharide,<br />
die bemerkenswerte immunmodulierende Eigenschaften<br />
besitzen, sind die wichtigsten Inhaltsstoffe dieser Pilze.<br />
Sie enthalten außerdem viele verschiedene Vitamine,<br />
Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren, aus denen<br />
der Körper Eiweiß synthetisiert. Die Hauptwirkungen<br />
der Inhaltsstoffe können als entzündungshemmend, antioxidativ,<br />
antibakteriell, antiviral und antitumoral zusammengefasst<br />
werden.<br />
Ling Zhi – Pilz der Unsterblichkeit<br />
Wohl der bedeutendste chinesische Heilpilz ist der Ling<br />
Zhi, der Pilz der Unsterblichkeit. In Japan trägt er den Namen<br />
Reishi (göttlicher Pilz). Seine deutsche Bezeichnung<br />
ist eher seinem Aussehen geschuldet: Glänzender Lackporling.<br />
Wild gesammelt kommt er extrem selten vor und<br />
wurde lange Zeit gehütet wie ein Schatz. Erst vor einigen<br />
Jahrzehnten gelang es, den Pilz kommerziell anzubauen<br />
und zu züchten. Daher sind <strong>alle</strong> wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen zu seiner Wirkungsweise relativ<br />
neu. Seine Inhaltsstoffe bieten eine große Vielfalt an<br />
Wirkstoffen. Dazu gehören über 100 Triterpene, die<br />
für den Schutz der Leber sorgen und Bluthochdruck<br />
mindern. Ling Zhi enthält außerdem Beta-Glucane,<br />
die im Darm präbiotisch wirken und beim Aufbau einer<br />
intakten Darmflora helfen, welche die Grundlage<br />
für Wohlbefinden und Gesundheit ist. Ling Zhi wirkt positiv<br />
auf Herz und Kreislauf, fördert die körperliche Konstitution<br />
und lindert Nervosität, Schlafstörungen, Stress<br />
und Erschöpfung. Er enthält den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure<br />
und gilt daher als wahrer Stresshemmer.<br />
Weiterhin enthält er Antioxidantien, die freie<br />
Radikale bekämpfen und somit dem Alterungsprozess der<br />
Haut sowie zahlreichen degenerativen Erkrankungen von<br />
Blutgefäßen, Herz, Nieren und Leber entgegenwirken. Er<br />
ist deswegen auch zum Liebling der Anti-Aging Medizin<br />
avanciert. Aufgrund seiner antientzündlichen Kräfte setzen<br />
ihn Therapeuten bei Rheuma, Arthrose, Asthma und<br />
Allergien ein. Am bedeutendsten aber sind wohl seine<br />
tumorhemmenden Eigenschaften, die bei Krebserkrankungen<br />
nützlich sein können. Ein Zusammenspiel von<br />
krebshemmenden Proteinen, immunstimulierenden Polysacchariden<br />
und von Triterpenen, die für Krebszellen giftig<br />
sind, begünstigt diese Wirkung. In Amerika ist der Ling Zhi<br />
deshalb längst als Begleitmedizin in der Krebstherapie anerkannt,<br />
um die Leukozytenzahl zu steigern und Therapien<br />
besser verträglich zu machen.<br />
Maitake – tanzender Pilz<br />
Auch der tanzende Pilz (in Japan: Maitake) wird in der TCM<br />
eingesetzt. Traditionell gilt er als Blutdruck und Cholesterin<br />
senkendes Mittel, dient zum Schutz der Leber und wird<br />
bei Übergewicht sowie Diabetes eingesetzt. Dem Gemeinen<br />
Klapperschwamm oder Laubporling, wie er hierzulande<br />
heißt, attestieren medizinische Studien außerdem eine<br />
starke zytostatische und virostatische Wirkung. Er enthält<br />
einen hohen Anteil an Ergosterin, der Vorstufe von Vitamin<br />
D2. Seine Polysaccharide aktivieren das Immunsystem.<br />
Positive Effekte wurden bereits bei Brust-, Lungen, Leberund<br />
Gebärmutterhalskrebs sowie bei Menschen mit HIV<br />
beobachtet. Maitake schützt die Leber und führt zu Verbesserungen<br />
bei Hepatitis.<br />
Forscher bauen Brücken<br />
Am Centre of Organismal Studies (COS) an der Universität<br />
Heidelberg erforscht derzeit Prof. Dr. Thomas Rausch gemeinsam<br />
mit dem chinesischen Gastprofessor, Professor<br />
Dr. Zhigang An, die Regulation der Synthese ausgewählter<br />
sekundärer Pflanzenstoffe, denen eine positive Wirkung<br />
auf den menschlichen Organismus zugeschrieben wird.<br />
Dabei ermöglicht Professor Zhigang An den Zugang zu<br />
chinesischen Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet<br />
sowie Erkenntnisse zu Pflanzenstoffen, die in der Traditionellen<br />
Chinesischen Medizin zum Einsatz kommen. „Ling<br />
Zhi hat nachgewiesenermaßen positive Effekte auf das<br />
zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System, die<br />
Atemwege, den Fettstoffwechsel und das Hormonsystem.<br />
Seine Inhaltsstoffe verlangsamen Alterungsprozesse,<br />
schützen die Leber, schützen gegen Krebs und vor Strahlung.<br />
Besonders hervorzuheben ist hier eine aktuelle, im<br />
Maitake<br />
Nutrition-Press 39
Autorin<br />
Daniela Lipgens,<br />
Geschäftsführerin<br />
hajoona GmbH<br />
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renommierten Journal NATURE COMMUNICATIONS veröffentlichte<br />
Studie, die eindeutig gezeigt hat, dass mit Ling<br />
Zhi gefütterte Mäuse ihr Übergewicht verloren, ausgelöst<br />
durch eine Wirkung auf die Darm Mikroflora (Chang et<br />
al., 2015)“, bestätigt Professor Zhigang An. „Dieser Pilz<br />
hat inzwischen in der Forschung einen so hohen Stellenwert<br />
erreicht, dass auch sein gesamtes Erbgut (Genom)<br />
kürzlich aufgeschlüsselt wurde (Chen et al., 2012). Damit<br />
eröffnet sich die Möglichkeit, in der nahen Zukunft<br />
die grundlegenden Wirkmechanismen dieses Pilzes noch<br />
besser zu verstehen.“ Und auch zur Wirkung von Maitake<br />
kann er aus seinen intensiven Nachforschungen in der<br />
umfangreichen Literatur berichten: „Seit den 1980er Jahren<br />
fanden in Japan und vielen anderen Ländern eine Vielzahl<br />
von systematischen Untersuchungen über Maitake<br />
statt und führten zu fast 200 Veröffentlichungen hierzu.<br />
In den letzten Jahren bewiesen Forscher in Japan, Kanada,<br />
Italien, in Großbritannien und in anderen Ländern durch<br />
ihre Untersuchungen pharmakologische Effekte des Pilzes:<br />
Demnach wirkt Maitake zur Vorbeugung von Krebs<br />
und verstärkt das Immunsystem, senkt den Blutdruck, die<br />
Blutzucker- und Blutfettwerte und hemmt verschiedene<br />
Arten des Hepatitis Virus.“<br />
Rechtliche<br />
Situation<br />
Vital- oder Heilpilze sind<br />
heute als Pulver oder Extrakte überall<br />
erhältlich. Wichtig ist, beim Einkauf<br />
darauf zu achten, dass ein kontrollierter Anbau,<br />
eine sorgfältige Rohstoffkontrolle sowie regelmäßige<br />
Kontrollen auf Schwermet<strong>alle</strong> und andere<br />
Belastungen gegeben sind, dass die Präparate gentechnikfrei<br />
sind und durch feinste Vermahlung für höchste<br />
Bioverfügbarkeit sorgen. Eine Zulassung der Präparate als<br />
Arzneimittel besteht in Deutschland nicht. Als Nahrungsergänzungsmittel<br />
angeboten, unterliegen sie den Regelungen<br />
des Lebensmittel- und Futtergesetzbuchs (LFGB) und<br />
der Health-Claims-Verordnung. Die Angabe medizinischer<br />
Indikationen und therapeutischer Versprechen ist danach<br />
unzulässig. Gesundheitsbezogene Aussagen wie auch<br />
Präventionsversprechen bedürfen einer Zulassung. Das<br />
ist bedauerlich, denn so werden die Wirkmechanismen<br />
chinesischer Heilpilze auch weiterhin einem größeren<br />
Konsumentenkreis nicht zur Verfügung stehen. Gleichwohl<br />
ist ein Trend in Richtung einer verstärkten Integration<br />
von Naturheilverfahren in die moderne Medizin zu<br />
beobachten. Denn auf diese Weise können die Nebenwirkungen<br />
herkömmlicher Therapien reduziert werden, was<br />
insbesondere für Allergiker und chronisch Kranke wertvoll<br />
ist. Und so stimmt hoffnungsvoll, dass – wie oben berichtet<br />
- die chinesischen Heilpilze zunehmend Eingang in die<br />
Spitzenforschung finden. «<br />
Fotos: Fotolia<br />
40 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Candida albicans<br />
Was ist Candida albicans?<br />
Candida albicans ist ein Hefepilz, welcher auf den Schleimhäuten<br />
von Mund und Rachen, im Genitalbereich sowie im<br />
Verdauungstrakt vieler Menschen zu finden ist. Der Pilz<br />
gehört zu den fakultativ pathogenen Erregern (nur unter<br />
bestimmten Bedingungen eine Krankheit verursachend),<br />
der im Gleichgewicht mit der menschlichen Immunabwehr<br />
und anderen Mikroorganismen lebt. Laut der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung kann der Pilz bei bis zu 75 Prozent<br />
der Bevölkerung nachgewiesen werden.<br />
Welche Symptome kann eine Infektion<br />
mit Candida albicans verursachen?<br />
Die Besiedelung durch Candida Albicans verursacht normalerweise<br />
kaum Beschwerden. Bei älteren Menschen<br />
oder Menschen deren Immunsystem durch bestimmte<br />
Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus,<br />
Krebs oder AIDS geschwächt ist, kann die Besiedelung<br />
durch den Pilz stark zunehmen und zu unangenehmen<br />
Symptomen an unterschiedlichen Körperstellen führen.<br />
Je nachdem an welcher Stelle des Körpers die Infektion<br />
ausbricht, kann sich diese als brennender Scheidenpilz,<br />
als unangenehmer Pilzbefall im Mund-Rachen-Raum oder<br />
als gefährlicher Darmpilz äußern. Candida Infektionen treten<br />
hauptsächlich an feuchten und warmen Körperstellen<br />
auf und äußern sich durch Rötung und einen glänzend<br />
weißen Belag an den betroffenen Stellen. Ist die Haut/<br />
Mundschleimhaut betroffen spricht man von Soor, ansonsten<br />
von einer Candidose. Wenn sich Candida im Darm<br />
ausbreitet, bleibt eine Infektionen häufig unerkannt. Die<br />
Symptome können unterschiedlich sein und von Blähungen<br />
über Durchfall und Sodbrennen bis hin zu Müdigkeit,<br />
Kopfschmerzen, Nierenschäden oder Nasennebenhöhlenentzündungen<br />
reichen. Sie werden oft nicht mit einer Pilzerkrankung<br />
in Verbindung gebracht und können unser gesamtes<br />
Immunsystem dauerhaft schwächen. Da sich ein<br />
Großteil unseres Immunsystems im Darm befindet, kann<br />
dieser bei einer Candida Infektion natürlich nicht mehr<br />
richtig arbeiten. Unsere Abwehr ist somit ständig damit<br />
beschäftigt gegen die vorliegende Pilzinfektion anzukämpfen,<br />
was mit einem hohen Energieaufwand verbunden ist.<br />
Welche Ursachen kann eine Infektion<br />
mit Candida albicans haben?<br />
Pilze wie Candida gedeihen überall, wo das natürliche<br />
Gleichgewicht verloren gegangen ist. Wenn unser Körper<br />
aufgrund einer immunschädigenden Lebensweise (Nikotin-<br />
und Alkoholabusus, Stress, Bewegungsmangel, etc.)<br />
oder falscher Ernährung (zu viele Zucker-/kohlenhydrat-<br />
Nutrition-Press 41
eiche Nahrungsmittel, etc.) zusätzlich übersäuert ist, ist<br />
es für Candida noch einfacher sich auszubreiten. Auch die<br />
Zusammensetzung der anderen Mikroorganismen im Körper<br />
spielt eine wichtige Rolle, ob und wie sich Pilze auf<br />
unseren Schleimhäuten ausbreiten können. Die positiven<br />
Mikroorganismen unseres Körpers (z. B. Milchsäurebakterien)<br />
sind natürliche Konkurrenten für Pilze oder schädliche<br />
Bakterien. Sie bilden einen Schutzschild (Darmflora,<br />
Scheidenflora), welcher eine übermäßige Ansiedlung von<br />
Pilzen verhindert. Sind diese guten Mikroorganismen jedoch<br />
nach der Einnahme von Antibiotika oder Cortison<br />
geschädigt, ist für die Hefepilze der Weg frei. Eine Infektion<br />
kann aber auch auftreten, wenn das Immunsystem<br />
geschwächt ist. Dies kann entweder durch eine angeborene<br />
Immunschwäche oder durch das Immunsystem betreffende<br />
Erkrankungen wie zum Beispiel AIDS, Krebs oder<br />
Diabetes mellitus der Fall sein.<br />
Wie wird eine Candida Infektion diagnostiziert?<br />
Bei einer Besiedlung mit Candida ist die Diagnose oft<br />
schwierig. In ärztlicher Behandlung erfolgt die Diagnose<br />
einer oberflächlichen Infektion anhand des klinischen Erscheinungsbildes<br />
sowie durch einen Haut- oder Schleimhautabstrich<br />
mit anschließendem mikroskopischen<br />
Nachweis und einer Pilzkultur. Eine Infektion der inneren<br />
Organe kann durch bildgebende Verfahren wie Magenspiegelung,<br />
Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie<br />
und anschließender Blut-, Liquor- oder Urinkultur<br />
nachgewiesen werden. Eine eindeutige Diagnose gestaltet<br />
sich <strong>alle</strong>rdings schwierig, da ein Nachweis nicht zwingend<br />
bedeutet, dass auch eine Infektion vorliegt, da Candida<br />
albicans als Bestandteil der normalen Flora auf der Haut<br />
und den Schleimhäuten vorkommt.<br />
Wie kann ich eine Infektion mit<br />
Candida albicans bekämpfen?<br />
Die Behandlung einer Candidose erfolgt klassischer Weise<br />
mit Antimykotika (Antipilzmitteln), die in die Synthese der<br />
Pilzzellwand oder der Zellmembran eingreifen. Meistens<br />
werden bei systemischen Candida-Infektionen Fluconazol<br />
oder Caspofungin eingesetzt. Je nach Symptomkomplex<br />
stehen verschiedene Applikationsformen zur Verfügung:<br />
Cremes, Salben, Gele, Suspensionen, Tabletten, etc. Eine<br />
Kolonisation mit Candida <strong>alle</strong>ine rechtfertigt <strong>alle</strong>rdings<br />
noch keine konsequente Behandlung mit Antimykotika, da<br />
dieser Pilz ein Bestandteil der natürlichen Flora ist. Zur<br />
natürlichen Bekämpfung einer Candida Infektion genügt<br />
eine reine Ernährungsumstellung meist nicht aus. Hier<br />
sollte man ganzheitlich vorgehen und neben einer basenüberschüssigen<br />
Ernährung auch die Darm- und Scheidenflora<br />
mit gesunden Probiotika wieder herstellen. Bei einer<br />
„Anti-Pilz-Diät“ sollte man unbedingt Zucker und andere<br />
isolierte Kohlenhydrate (Weißmehl, Stärke, weißer Reis)<br />
in jeglicher Form meiden, da Hefepilze Zucker lieben und<br />
damit umso besser gedeihen. Zusätzlich zu diesen grundlegenden<br />
Schritten, kann man folgende Heilkräuter als<br />
begleitende Maßnahmen einsetzen, um die Pilzinfektion<br />
unter Kontrolle zu bringen.<br />
Brunnenkresse & Meerrettich (Nasturtium<br />
officinale & Armoracia rusticana)<br />
Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe von Brunnenkresse<br />
und Meerrettich sind die Senfölglykoside.<br />
Senfölglykoside sind schwefel- und stickstoffhaltige<br />
chemische Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet<br />
werden. Sie sind für den etwas bitteren Geschmack von<br />
Gemüse wie Rettich, Meerrettich, Senf, Kresse und Kohl<br />
verantwortlich. Zubereitungen aus senfölhaltigen Pflanzen<br />
wirken auf Bakterien und bestimmte Pilze, wie zum Beispiel<br />
Candida albicans, keimhemmend.<br />
Galgant & Curcuma (Alpinia officinarum<br />
& Curcuma longa)<br />
Der Echte Galgant und Curcuma gehören zur Familie<br />
der Ingwergewächse und werden vor <strong>alle</strong>m im indischen<br />
und asiatischen Raum als Gewürz- und Heilpflanzen verwendet.<br />
In der Pflanzenheilkunde werden vor <strong>alle</strong>m die<br />
ätherischen Öle der Wurzeln mit Gingerolen bzw. Curcuminoiden<br />
verwendet. Neben der Anregung der Verdauung<br />
wirken die Inhaltsstoffe krampflösend, antibakteriell, antimykotisch<br />
und entzündungshemmend.<br />
Niemblätter & Olivenblätter (Azadirachta<br />
indica & Olea europaea)<br />
Niemblätter sind dafür bekannt, das Immunsystem zu<br />
stimulieren und Infektionen sowie Pilzbefall bekämpfen<br />
zu können. Äußerlich angewendet kann Niembaumöl direkt<br />
auf die betroffenen Stellen einer Candida Infektion<br />
aufgetragen werden. Bei innerlichem Candida Befall können<br />
gemahlene Niemblätter in Kapselform eingenommen<br />
werden. Das in den Olivenblättern enthaltene Oleuropein<br />
kann ein übermäßiges Wachstum von Candida stoppen.<br />
Kokosöl & Oregano Öl (Cocos nucifera<br />
& Origanum vulgare)<br />
Kokosöl besteht hauptsächlich aus Laurinsäure, einer gesättigten<br />
Fettsäure. Laut einer Studie kann Kokosöl das<br />
Wachstum von Candida albicans sehr gut begrenzen, so<br />
42 Nutrition-Press
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dass es zu keiner „Überbevölkerung“ der Pilze kommen kann. Als Teil der Ernährung<br />
könnte Kokosöl eine Alternative zu den üblichen Pilzmedikamenten<br />
sein oder zum Schutz vor einer Candida Infektion beitragen. Zu den Hauptkomponenten<br />
von Oregano gehört Carvacrol, welches für seine besonders<br />
effektive Wirkung gegen Candida Infektionen, aber auch gegen Darmparasiten<br />
und Bakterien bekannt ist.<br />
Knoblauch & Chili (Allium sativum<br />
& Capsicum anuum)<br />
Durch seine antimykotische Wirkung wurde Knoblauch bereits in der Antike<br />
zur Bekämpfung von Magen-Darm-Problemen, gegen Würmer und Fußpilz genutzt.<br />
Knoblauch regt außerdem das Wachstum der guten Bakterien im Darm<br />
an und verbessert dadurch die körpereigene Immunaktivität. Ein weiterer<br />
sekundärer Pflanzenstoff mit äußerst starker antibakterieller und antimykotischer<br />
Wirkung ist das in Chilischoten enthalte Capsaicin. Wissenschaftler<br />
des Agricultural Research Service im US-Landwirtschaftsministerium haben<br />
des Weiteren herausgefunden, dass Chilis eine weitere antimykotische Substanz<br />
enthalten. Diese gehört zur Familie der Saponine, heißt CAY-1 und kann<br />
schädliche Hefepilze abtöten. In Tests konnte bereits gezeigt werden, dass<br />
CAY-1 das Wachstum von Candida albicans um 93 Prozent eindämmen kann.<br />
Grapefruitkernextrakt (Citrus paradisi)<br />
Grapefruitkerne besitzen eine Vielzahl an hochwirksamen Schutzstoffen wie<br />
Glykoside, Limonoide und Flavonoide. Limonoide verleihen den Zitrusfrüchten<br />
den bitteren Geschmack und haben eine stark wachstumshemmende<br />
Wirkung auf Pilze, Viren und Bakterien. «<br />
Quellen:<br />
Fotos: Tatiana Shepeleva – Fotolia (S. 41), Kateryna_Kon– Fotolia (S. 42)<br />
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/candida-infektion-ia.html<br />
https://www.dr-gumpert.de/html/candidose.html<br />
http://www.gesund-heilfasten.de/Darmpilz_Candida_Albicans.html<br />
https://de.wikipedia.org/wiki/Candida_(Pilze)<br />
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Candidamykose<br />
A. Conrad et al.: In-vitro-Untersuchungen zur antibakteriellen Wirksamkeit einer<br />
Kombination aus Kapuzinerkressenkraut (Tropaeoli majoris herba) und Meerrettichwurzel<br />
(Armoraciae rusticanae radix). In: Uwe Frank: Arzneimittel-Forschung. Band 56,<br />
Nr. 12, S. 842–849<br />
Subapriya R, Nagini S.: “Medicinal properties of neem leaves: a review.” Curr Med Chem<br />
Anticancer Agents. 2005 Mar; 5(2):149-6<br />
Markin D et al.: “In vitro antimicrobial activity of olive leaves.” Mycoses. 2003 Apr;<br />
46(3-4):132-6<br />
Gunsalus et al.: “Manipulation of Host Diet To Reduce Gastrointestinal Colonization<br />
by the Opportunistic Pathogen Candida albicans”, mSphere 1(1):e00020-15<br />
Rosato A et al.: "In vitro synergic efficacy of the combination of Nystatin with the<br />
essential oils of Origanum vulgare and Pelargonium graveolens against some Candida<br />
species." Phytomedicine. 2009 Oct;16(10):972-5<br />
S. Renault et al.: CAY-1, a novel antifungal compound from cayenne pepper;<br />
In: Medical Mycology 2003, 41, 75-82<br />
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Sacha Inchi –<br />
Uralte Pflanze<br />
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liefert so viel Omega-3-<br />
Fettsäuren und Vitamin E!<br />
In diesem Beitrag möchten wir Sacha Inchi vorstellen.<br />
Es geht um eine interessante Pflanze als Alternative<br />
Quelle für gesunde Omega-3-Fettsäuren und ihre Besonderheiten<br />
unter gesundheitsfördernden, ernährungsphysiologischen<br />
und kosmetischen Aspekten.<br />
Die Sacha Inchi (Plukenetia volubilis) ist eine bis zu 2 Meter<br />
große Rankpflanze mit leicht flaumigen, herzförmigen<br />
Blättern. Sie stammt ursprünglich aus dem Amazonasgebiet<br />
von Peru. Man kennt weltweit etwa 240 Gattungen<br />
und 6.000 Arten und der Catalogue of life (www.catalogueoflife.org)<br />
umfasst etwa 13 Plukenetia Arten, die in<br />
Afrika, Südamerika, auf einigen Inseln der Antillen und<br />
Ostasien verbreitet sind. Der Name Sacha Inchi stammt<br />
aus dem Quechua, der Sprache der peruanischen Urein-<br />
wohner und bedeutet "Hügel-Erdnuss“. Im englischsprachigen<br />
Raum wird Sacha Inchi auch Sacha-Peanut, Mountain-Peanut<br />
oder Inca-Peanut genannt. Sie gehört zur<br />
Familie der Wolfsmilchgewächse. Auch wenn sie von einigen<br />
Menschen Inka-Nuss oder Berg-Nuss genannt wird,<br />
hat sie mit der Erdnuss nichts zu tun. Im Amazonasgebiet<br />
ist die widerstandsfähige krautige Kletterpflanze seit Tausenden<br />
von Jahren bekannt. Sie wird von der indigenen<br />
Bevölkerung seit Jahrhunderten, traditionell als Nutz- und<br />
Heilpflanze angebaut und verwendet. Nach der Eroberung<br />
der Chanca-Zivilisation begannen die Inkas auf ihren Keramiken<br />
diese Pflanze darzustellen, wobei sie ihr Wissen von<br />
den Vorgängerstämmen überliefert bekamen. Später fand<br />
man die Gefäße in Inkagräbern und in Gräbern noch älterer<br />
Kulturen. In den Keramiken der Pre-Inka-Kulturen wurden<br />
44 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
zudem viele Sacha Inchi Samen gefunden. So kann Sacha<br />
Inchi als natürliches Erbe der früheren Kulturen Perus betrachtet<br />
werden, die ihren Höhepunkt in den Inkas fanden.<br />
Die Inkas bauten diese Pflanze ursprünglich im Bezirk<br />
Pichanaqui, Region Junín an, da dieses Gebiet mit seinem<br />
weichen Boden, reich an Mineralien und Nährstoffen war<br />
und deshalb die optimalsten Bedingungen für den Anbau<br />
zu bieten hatte. Leider gingen mit dem Untergang der Inkakultur<br />
auch die Kenntnisse über Sacha Inchi für lange<br />
Zeit verloren. Und erst Anfang dieses Jahrhunderts wurde<br />
die Inka-Nuss ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt.<br />
Die Samenkapseln, die nach dem Aufplatzen sternförmig<br />
(ähnlich dem Sternanis) aussehen, enthalten die ölhaltigen<br />
Inka-"Nüsse" (im botanischen Sinn keine Nüsse,<br />
sondern Samen). Die Früchte der Sacha Inchi haben einen<br />
Durchmesser von etwa 3-5 Zentimetern. Sie ist eine<br />
Zwitterpflanze mit kleinen Blüten, die eine kleine Schote<br />
produziert. Wenn die Frucht jung ist, ist sie zunächst<br />
grün. Bevor man sie erntet lässt man sie meist erst<br />
an der Pflanze trocknen. Dann sind sie reif und haben<br />
sich dunkelbraun bis schwarz verfärbt. Üblicher<br />
Weise hat sie vier bis sieben Lappen. Jeder<br />
Lappen enthält einen Samen, der 15-20 mm breit<br />
und 7-8 mm dick ist und ein durchschnittliches<br />
Gewicht von ca. 1gr. hat. Eine Sacha Inchi kann<br />
zwei Jahre nach der Pflanzung mehrere hundert<br />
Früchte tragen, die bis zu 500 Mandel-große Samen<br />
enthalten.<br />
Die peruanische Regierung hat sie zur bedrohten Art erklärt<br />
und unterstützt Agrarprogramme, die ihren nachhaltigen<br />
Anbau zum Ziel haben, der zugleich den Kleinbauern<br />
finanziell zugutekommt. Der heimische Anbau von Sacha<br />
Inchi ist neben seinem gesundheitlichen Nutzen die wichtigste<br />
Einkommensquelle vieler Familien dieser Gegend.<br />
Die Frauen der verschiedenen indigen Stämme in den<br />
peruanischen Anden verwenden heute noch das Öl traditionell<br />
als Kosmetikum. Sie vermischen es mit Mehl und<br />
setzen es bei Muskelkater und rheumatischen Beschwerden<br />
ein. Auch werden peruanische Spezialitäten mit dem<br />
Öl verfeinert, wie zum Beispiel Inchipachi-Suppe, Sacha<br />
Inchi-Turrón, Sacha Inchi-Chilisoße oder Sacha Inchi Butter.<br />
Natürlich wird die Inka Nuss auch gerne pur verzehrt.<br />
Sogar in den westlichen Ländern könnte man bald Sacha<br />
Inchi-Früchte häufiger zu Gesicht bekommen. Sie wird<br />
mittlerweile für den Vertrieb in Süd-Ost-Asien, vor <strong>alle</strong>m<br />
in Thailand, angebaut.<br />
Vor rund 30 Jahren wurden die Pflanze und seine sensationellen<br />
Eigenschaften im Rahmen eines Forschungsprogramms<br />
entdeckt. 1988 war ein nationales Programm zu<br />
Erforschung genetischer und biotechnologischer Ressourcen<br />
begonnen worden, in das auch Sacha Inchi einbezogen<br />
wurde, das Programa Nacional de Investigación en<br />
Resources Genéticos y Biotecnologin, de la Estación Experimental<br />
El Porvenir (experimentelle Zukunftsforschung).<br />
Verarbeitung<br />
Nach der manuellen Ernte wird die Springfrucht der Pflanze<br />
in der Sonne getrocknet. Die Frucht kann unverarbeitet<br />
gegessen oder weiterverarbeitet werden. Aus den Nüssen<br />
wird Mehl oder kaltgepresstes Öl gewonnen. Vor <strong>alle</strong>m<br />
das Öl aus den Samen macht Sacha Inchi so besonders<br />
wertvoll. Dieses Öl wird aus den jungen Keimen der Sacha<br />
Inchi Pflanze durch Kaltpressung hergestellt. Daher ist es<br />
ein kaltgepresstes, natives, nicht raffinierte Öl. Bei der<br />
ersten Kaltpressung erhält man das hochwertigste Öl. Alle<br />
essentiellen Fettsäuren und Nährstoffe bleiben dabei erhalten.<br />
Sacha Inchi Öl -Inhaltsstoffe<br />
Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass Sacha Inchi-Öl<br />
wegen seiner Zusammensetzung und seiner hohen<br />
ernährungsphysiologische Qualität das Beste seiner Art<br />
ist. Das Inka Öl Sacha Inchi ist sehr reich an Omega 3 Fettsäuren<br />
mit einer geeigneten Kombination von Omega 6<br />
und Omega 9 (Tabelle 1). Erstmals im Jahre 1980 wurden<br />
die Sacha Inchi Samen in wissenschaftlichen Berichten erwähnt.<br />
Das Ernährungswissenschaftliche Institut der Cornell<br />
University in USA hat die Inka-Nuss im Rahmen eines<br />
Forschungsprogrammes über die Fett- und Eiweißgehalte<br />
von Pflanzen untersucht. Anfang der 90er-Jahre wurde das<br />
Öl erstmals genauer untersucht. Auff<strong>alle</strong>nd war besonders<br />
der hohe Gehalt an α-Linolensäure (ca. 49%) und Linolsäure<br />
(ca. 36%). Die Ergebnisse wurden in einer späteren<br />
Studie bestätigt. 2003 untersuchte ein Forscherteam der<br />
Universidad Agraria de La Molina und der Universidad del<br />
País Vasco in Lima/Peru Sacha Inchi-Öl und verglich es<br />
mit Leinöl. Beiden Ölen wurde ein hoher Gehalt an der<br />
wertvollen α-Linolensäure (Omega 3) zugesprochen. Jedoch<br />
wurde das Sacha Inchi-Öl als zusätzliche Quelle der<br />
Linolsäure (Omega 6) gewürdigt. Das Sacha Inchi Öl setzt<br />
sich aus Proteinen und den Omega-3, 6 und 9-Fettsäuren<br />
(Tabelle 1) zusammen. Mit einem Anteil von 93 Prozent<br />
ungesättigten und nur 6,19 Prozent gesättigten Fettsäuren<br />
hat das Sacha Inchi Öl für <strong>alle</strong> für den Konsum hergestellten<br />
Öle die besten Werte. Die einzigartige Zusammensetzung<br />
übertrifft sogar Holundersamen- und Wildrosenöl.<br />
Zudem ist es sehr gut verdaulich. Gerade die harmonische<br />
Ausgewogenheit der Kombination macht es so wertvoll.<br />
ZUSAMMENSETZUNG DER FETTSÄUREN in %<br />
Palmitinsäure C 16:0 3.65<br />
Stearin C 18:0 2.54<br />
Omega-3 Alpha Linolensäure C 18:3 w3 48.61<br />
Omega 6 Linolsäure 18:2 w6 36.80<br />
Omega 9 Ölsäure 18:1 w9 8.40<br />
Totalgesättigt 6.19<br />
Total ungesättigt 93.81<br />
ANTIOXIDANTIEN<br />
Vitamin A<br />
Vitamin E<br />
681 ug<br />
17 mg/100gr<br />
Tabelle 1, Quelle: http://www.inkanatural.com/de/arti.asp?ref=das-sacha-inchi-ol<br />
Nutrition-Press 45
Protein- und Ölgehalte der Früchte oder Samen einiger kommerzieller Ölpflanzen<br />
sowie Fettsäurenmuster der Öle (jeweils in %);<br />
Inhaltsstoff Olive Soja Mais Erdnuss Sonnenblume Ölpalme Sacha Inchi<br />
Proteine 2 28 k. A. 23 24 k. A. 33<br />
Öl 22 19 k. A. 45 48 k. A. 54<br />
Palmitinsäure 13 11 11 12 7 45 4<br />
Stearinsäure 3 3 2 2 5 4 3<br />
Ölsäure 71 22 28 43 29 40 8<br />
Linolsäure* 10 55 58 37 58 10 37<br />
α-Linolensäure* 1 8 1 – – – 49<br />
Tabelle 2: Quelle:https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-35-2008/sacha-inchi-die-inka-nuss-auf-dem-weg-zum-weltmarkt<br />
Inhaltsstoff Alpha-linolen Öl Linol Plamitin Gamma-Linolen Stearin Vitamin E<br />
(g/100g Öl)<br />
Hanföl 18 10 57 7 3 2 89<br />
Holundersamenöl 35 12 42 7 2 40<br />
Johannisbeersamenöl 13 13 44 7 14 1 130<br />
Sacha-Inchi-Öl 49 8 37 4 3 176<br />
Sojaöl 6 23 55 10 4 92<br />
Walnusskernöl 11 17 60 7 3 37<br />
Wildrosenöl 33 15 46 4 2 31<br />
Tabelle 3: Vergleich von Fettsäurespektren einiger Öle in Prozent (nach sofa.bfl.de).<br />
Quelle: VAK vital, Dr. Josef Pies sacha Inchi-das Omega-3-Öl aus der Inka-Nuss, S. 57<br />
Diese Tabelle zeigt wie Sacha Inchi im Vergleich zu anderen "Superfoods" abschneidet:<br />
Nährwerte pro 100g Sacha Inchi Chia-Samen Walnüsse<br />
Omega-3 20,0g 18,0g 9,1g<br />
Kohlenhydrate 14,5g 37,5g 3,7<br />
Proteine 23,5g 17,0g 15,0g<br />
Kalzium 800mg 500mg 87mg<br />
Magnesium 230mg 290mg 130mg<br />
Vitamin E 17,0mg 2,9mg 6,4mg<br />
Quelle: www.sachainchi.info/<br />
Die Omega-3-Fettsäure, Alpha-Linolensäure (Ausgangssubstanz<br />
der lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure<br />
(EPA oder EPS) und Docosahexaensäure<br />
(DHA oder DHS)). genannt, ist gesund und für unseren<br />
menschlichen Organismus essentiell lebensnotwendig.<br />
Sie schützen das Herz, indem sie Herzrhythmusstörungen<br />
vorbeugen. Weiter schützen sie die wichtigen Herzkranzgefäße,<br />
indem sie Ablagerungen vorbeugen und die Gefäße<br />
elastisch halten. Sie senken die Triglyceride und wirken<br />
sich vielfach positiv auf die Gefäße, den Blutdruck und<br />
verschiedene Entzündungsfaktoren aus. Allerdings kann<br />
der Organismus es nicht selbst herstellen. Für unsere Nervenzellen,<br />
die Netzhaut der Augen und für unsere Haut ist<br />
diese Fettsäure unverzichtbar. Das Fettsäurenprofil des<br />
Sacha-Inchi-Öls bietet im Vergleich zu anderen Ölen eine<br />
interessante Überraschung. Das hierzulande noch weitgehend<br />
unbekannte Sacha Inchi Öl ist trotz seines hohen<br />
Anteils an mehrfach ungesättigten Fettsäuren oxidationsstabil.<br />
Der Grund liegt in einem ebenso außergewöhnlich<br />
hohen Vitamin E Gehalt, darunter primär als pflanzeneigener<br />
Oxidationsschutz dienende δ- und γ-Tocopherole,<br />
die dem Öl gut verschlossen, kühl und dunkel gelagert,<br />
immerhin eine Haltbarkeit von einem Jahr gewährleisten.<br />
Damit ist das Sacha Inchi Öl gegenüber anderen Ölen in<br />
Bezug auf die Gesundheit weit überlegen. Das Öl der Inka-Nuss<br />
ist also somit ein hervorragender und natürlicher<br />
Quellen:<br />
http://www.swissmedicalplus.ch/wissenschaftliche_studien.php<br />
http://www.netzathleten.de/ernaehrung/ratgeber-ernaehrung/<br />
item/3362-sacha-inchi-fruchtiger-omega-3-lieferant<br />
https://www.superfoodsmoothies.de/superfood-a-z/superfood-sacha-inchi/<br />
http://www.mmnews.de/index.php/i-news/15947-die-inka-nuss-dasfluessige-urwaldgold<br />
http://www.sachainchi.info/<br />
http://www.inkanatural.com/de/arti.asp?ref=das-sacha-inchi-ol<br />
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-35-2008/<br />
sacha-inchi-die-inka-nuss-auf-dem-weg-zum-weltmarkt<br />
VAK Vital, Dr. Josef Pies sacha Inchi-das Omega-3-Öl aus der Inka-Nuss<br />
46 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Lieferant für essentielle Fettsäuren. Selbst der Eiweißanteil<br />
der Samen ist relativ hoch. Es hat einen ungewöhnlich<br />
hohen Gehalt an Tryptophan und einen vergleichsweise<br />
niedrigen Gehalt an Phenylalanin. In vitro zeigte das Eiweiß<br />
eine ausgezeichnete Verdaulichkeit. Neben essentielle<br />
und nicht-essentielle Aminosäuren weist Sacha<br />
Inchi-Öl ca. 25 mg/100 g Phytosterole auf, darunter vor<br />
<strong>alle</strong>m Stigmasterol, Campesterol und Δ5-Avenasterol.<br />
Diese Sterine senken das Gesamt- und LDL-Cholesterin.<br />
Sacha Inchi Pulver<br />
Bei der Öl-Herstellung entsteht als hochwertiges Nebenprodukt<br />
ein Pulver. Mittlerweile gibt es auf dem europäischen<br />
Markt auch Pasta aus dem Pulver der Inka-Nüsse.<br />
Sacha Inchi Anwendungen<br />
Der hohe Gehalt an Omega 3, 6 und 9 Fettsäuren<br />
sowie an vielen Phytowirkstoffen machen die<br />
wertvolle peruanische<br />
Superfrucht zu<br />
einer effektiven Anwendung<br />
für viele Zwecke<br />
und kommt in unterschiedlichsten<br />
Bereichen<br />
zum Einsatz:<br />
• In der Kosmetik<br />
• In der Küche<br />
• In der Heilkunde<br />
Sacha Inchi -<br />
Einsatz in der<br />
Kosmetik:<br />
Das Fettsäurespektrum<br />
und die Inhaltsstoffe lassen<br />
Einschätzungen bezüglich<br />
seines sinnvollen kosmetischen<br />
Einsatzes zu und<br />
prädestinieren es für die Pflege entzündlicher<br />
Haut sowie trockener, reifer Haut. Es wirkt<br />
stark zellregenerierend und zellaktivierend. Es unterstützt<br />
durch Linolsäure, fluidisierend auf α-Linolensäure Bilayer<br />
und Zellmembrane und erhöht die Hautelastizität. Bei<br />
Hautreizungen, Entzündungen, Allergien und Hautkrankheiten<br />
wie Psoriasis und Neurodermitis verspricht das Öl<br />
der Inka-Nuss eine Verbesserung des Hautbildes. Es begrenzt<br />
die Dehydrierung, stärkt und stellt das natürliche<br />
Gleichgewicht wieder her. Sacha Inchi Öl hilft selbst bei<br />
beschädigtem und trockenem Haar. Auf das Haar aufgetragen,<br />
verleiht es ihm einen weichen Glanz. Die ungesättigten<br />
Fettsäuren des Öls ernähren Haut und Haare,<br />
behandeln sie und beugen bei Problemen vor. Durch seinen<br />
geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren und der<br />
Verhornungs-Störungen entgegen wirkenden Linolsäure,<br />
stellt Sacha-Inchi-Öl auch ein wunderbar leichtes, niedrigviskoses<br />
Öl zur Pflege fettender Haut dar.<br />
Sacha Inchi in der Küche:<br />
Das Öl eignet sich wunderbar zur Herstellung von Dressings,<br />
Dips und kalten Saucen. Es kann auch zur Verfeinerung<br />
als Tischgewürz verwendet werden. Allerdings sollte<br />
das Öl nicht erwärmt oder erhitzt werden, da sonst die<br />
Gefahr besteht, dass viele der wertvollen Inhaltsstoffe verloren<br />
gehen können. Daher findet das Öl hauptsächlich in<br />
der kalten Küche Anwendung.<br />
Sacha Inchi Öl und seine Bedeutung für die Gesundheit<br />
– Mittel gegen Zivilisationskrankheiten?<br />
Wie für jede "Superfrucht" gibt es auch für Sacha Inchi<br />
zahlreiche gesundheitliche Heilanwendungen und der<br />
mögliche Anwendungsbereich der Samen bzw. des Öls<br />
wird als sehr weitgehend diskutiert. Das Sacha Inchi Öl<br />
kann zudem aufgrund seines hohen Omega-3-Fettsäurengehalts<br />
bei rheumatischen Beschwerden helfen und gut<br />
für die Gelenke beim Sport sein. Neben dem Gebrauch<br />
als hochwertiges Lebensmittel sowie bei der Herstellung<br />
von Kosmetika werden zahlreiche Möglichkeiten für eine<br />
medizinische Anwendung genannt, z.B.:<br />
• eine Cholesterolspiegel und Blutdruck senkende Wirkung<br />
• eine Besserung bei Diabetes, Arthritis.<br />
• Selbst bei Nervenerkrankungen und bei Krebs soll es<br />
sich positiv auswirken.<br />
Weiter findest es Anwendung bei:<br />
• Wachstumsproblemen<br />
• Operationen<br />
• Asthma<br />
• Diäten und Mangelernährung<br />
• Hauterkrankungen<br />
• Herz-Kreislauf Erkrankungen.<br />
• Der Unterstützung der gesunden Entwicklung der<br />
Zellmembranen und des Gehirns.<br />
• Konzentrations- und Leistungsfähigkeit<br />
• Der Stärkung des Nervensystems<br />
• Stimmungsausgleich.<br />
• Der Stärkung des Immunsystem<br />
Es gibt sogar ernst zu nehmende Thesen, die besagen,<br />
dass die menschliche Intelligenz sich aufgrund des früher<br />
reichhaltigen Verzehrs von Omega-3-Fettsäuren (ALS aus<br />
Leinöl, EPS und DHS aus Fischöl) so rasant entwickeln<br />
konnte. «<br />
Autorin<br />
Liane Schmidt<br />
NEM Verband<br />
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />
Fotos: boonchuay1970 – Fotolia (S. 44), bigy9950 – Fotolia (S. 46)<br />
Nutrition-Press 47
48 Nutrition-Press<br />
echt
Recht<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
sind so sicher wie sonst kein<br />
anderes Lebensmittel!<br />
… Nahrungsergänzungsmittel sind schlichtweg<br />
Lebensmittelkonzentrate! – Kein Apfel, kein Kohl,<br />
keine Nudel wird derartig überprüft und überwacht<br />
wie Nahrungsergänzungsmittel!<br />
Immer wieder wird in den Medien das Thema „Nahrungsergänzungsmittel“<br />
angesprochen, was auch oft<br />
zu öffentlichen Diskussionen führt. Neben der Auffassung,<br />
ob die Einnahme dieser Lebensmittelkonzentrate<br />
im Einzelfall sinnvoll ist oder nicht, gab es auch zu Unrecht<br />
einseitig beleuchtete und negativ beurteilte Aussagen<br />
über deren Qualität. So entsteht der Eindruck, als ob<br />
<strong>alle</strong> Hersteller und Anbieter von Nahrungsergänzungsmittel<br />
keinen Wert auf Qualität, Sicherheit und Reinheit legen<br />
würden.<br />
In unseren Ausführungen bezieht sich Qualitätsmanagement<br />
nur auf die Wichtigkeit und die Kriterien, die bei der Herstellung<br />
und des Vertriebs dieser Lebensmittelkonzentrate<br />
von Bedeutung sind. Wir sprechen von Qualität, von Qualitätsmanagement<br />
und den Systemen der Qualitätssicherung.<br />
Was versteht man unter Qualität? Was bedeutet Qualität<br />
für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln?<br />
Was verstehen wir unter Qualität und der Bedeutung<br />
zur Sicherstellung unserer Gesundheitsaspekte<br />
in Bezug auf unsere Lebensmittel?<br />
„Als Qualität bezeichnet man den Grad, in dem ein Satz von<br />
Qualitätsmerkmalen bestimmte Anforderungen erfüllt. Qualität<br />
ist damit der "Erfüllungsgrad" von Eigenschaften und Merkmalen<br />
eines Produktes oder einer Dienstleistung, also das<br />
Ausmaß, in dem vorgegebene Erfordernisse erfüllt werden.“<br />
Man kann auch sagen, Qualität gibt an, in welchem Maß<br />
ein Produkt den bestehenden Anforderungen entspricht.<br />
Es ist entscheidend, dass die an das Produkt gestellten<br />
Anforderungen erfüllt werden.<br />
Früher waren die Menschen das ganze Jahr über auf<br />
die Landwirtschaft und Selbstversorgung angewiesen.<br />
Sie ernährten sich im Frühjahr, Sommer und Herbst<br />
Nutrition-Press 49
vorwiegend von den Pflanzen und Früchten, die auf dem<br />
Feld, im Garten und auf der Obstwiese geerntet werden<br />
konnten. So musste im Winter vor <strong>alle</strong>m auf die Vorratshaltung<br />
zurückgegriffen werden. Seit dem Moment, in<br />
dem Erzeugung und Herstellung von Nahrung nicht mehr<br />
in einer Hand lagen, wurden mehr oder weniger strenge<br />
Vorschriften für die Herstellung und den Verkauf von Lebensmitteln<br />
geschaffen. Zum einen sollten deren Qualität<br />
sichergestellt, zum anderen wirtschaftliche Nachteile<br />
verhindert werden. Die Einhaltung von hygienischen Vorgaben<br />
wurde damals auf Märkten überwacht. Nur gab es<br />
noch keine schriftlich fixierten Spezifikationen und sie<br />
hatten bei Weitem nicht das Wissen von heute. Doch mit<br />
Einsetzen der industriellen Herstellung von Lebensmitteln<br />
wurde es notwendig Merkmale der Produkte möglichst<br />
genau zu beschreiben. Heute ist moderne Lebensmittelherstellung<br />
untrennbar verbunden mit genau festgelegten<br />
Rohstoffqualitäten, beherrschten Prozessabläufen und<br />
standardisierten Produktqualitäten. In der Land- und Ernährungswirtschaft<br />
ist die Gewährleistung hoher Lebensmittelqualität<br />
und -sicherheit durch Maßnahmen der Qualitätssicherung<br />
und des Qualitätsmanagements erforderlich.<br />
Aber was ist Qualitätsmanagement genau?<br />
Das Qualitätsmanagement (QM) bezeichnet <strong>alle</strong> organisatorischen<br />
Maßnahmen, die der Verbesserung der Prozessqualität,<br />
der Leistungen und damit den Produkten<br />
jeglicher Art dienen. Ein wirkungsvolles und nachweisbares<br />
Qualitätsmanagement wird von den Standards zur Lebensmittelsicherheit<br />
gefordert. Qualität bezieht sich dabei<br />
sowohl auf die vermarkteten Produkte und Dienstleistungen,<br />
als auch auf die internen Prozesse eines Unternehmens.<br />
Lebensmittelqualität teilt sich in verschiedene<br />
Qualitätskriterien auf. Diese sind aufgrund des vielfältigen<br />
Angebots von Lebensmitteln sehr unterschiedlich. Die<br />
Merkmale sind produktbezogen, aber auch eine Frage<br />
des Geschmacks und des Anspruchs. Die Qualität eines<br />
Lebensmittels wird durch die Gesamtheit seiner wertbestimmenden<br />
Eigenschaften definiert. Hierzu sind folgende<br />
Fakten zu beleuchten:<br />
• Gesetzlich vorgeschriebene Qualität<br />
Die gesetzlich vorgeschriebene Qualität leitet sich aus den<br />
geltenden Rechtsvorschriften ab, d. h. insbesondere aus<br />
den lebensmittelrechtlichen Vorschriften, u. a. dem Lebensmittel-<br />
und Futtermittelgesetzbuch – LFGB, aus nationalen<br />
und EG-Verordnungen und aus dem Handelsbrauch.<br />
• Gesundheitliche ernährungsphysiologische Qualität<br />
Der gesundheitliche Wert und die ernährungsphysiologische<br />
Qualität werden bestimmt durch den Energiegehalt,<br />
den Nährstoffgehalt und darüber hinaus durch physiologisch<br />
wirksame Inhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe<br />
oder Ballaststoffe, aber auch durch das Vorkommen<br />
oder die Abwesenheit unerwünschter Stoffe.<br />
• Genusswert/sensorische Qualität<br />
Der Genusswert und die sensorische Qualität ergeben<br />
sich aus Aussehen (Farbe, Form), Geruch, Geschmack<br />
und Konsistenz der Produkte.<br />
• Eignungswert/Gebrauchswert<br />
Der Eignungswert bestimmt die technisch-physikalische<br />
Qualität des Produktes und umfasst die Verarbeitungseignung<br />
von Rohstoffen und Lebensmitteln für Privatund<br />
Großhaushalt und Industrie.<br />
• Vitalaktivität<br />
Die Art der Landbewirtschaftung und die Verarbeitung<br />
landwirtschaftlicher Erzeugnisse wirken verändernd auf<br />
die Zusammensetzung von Lebensmitteln und beeinflussen<br />
damit deren Qualität.<br />
• Herkunft/Anbau<br />
• Qualität<br />
• Verarbeitung<br />
• Vertrieb<br />
• Verantwortung<br />
• Lagerung<br />
• Verbrauchererwartung<br />
• Analytische Untersuchungen<br />
Zudem werden folgende Kategorien unterschieden:<br />
Produktqualität<br />
Die Produktqualität wird hauptsächlich durch den Nähr-,<br />
Gesundheits-, Gebrauchs- und den Genusswert bestimmt.<br />
Die Produktqualität umfasst vor <strong>alle</strong>m die folgenden Qualitätskriterien:<br />
Prozessqualität<br />
Die Prozessqualität wird hauptsächlich durch die Art und<br />
Auswirkungen des Anbaus einschließlich spezieller Produktions-<br />
und Verarbeitungsverfahren und der Tierhaltung,<br />
die Beachtung des Tierschutzes, des Umweltschutzes und<br />
50 Nutrition-Press
der Nachhaltigkeit gesichert. Sie wird hauptsächlich bestimmt<br />
durch die Art und die Auswirkungen der Produktions-<br />
und Verarbeitungsverfahren. Solche Eigenschaften<br />
sind nicht unmittelbar am Produkt nachweisbar. Sie werden<br />
aber produktionsabhängig dokumentiert und kontrolliert.<br />
Im Bereich der Verarbeitung werden im Hinblick<br />
auf die Prozessqualität auch Aspekte der Nachhaltigkeit<br />
betrachtet, beispielsweise der Verbrauch an Ressourcen<br />
wie Wasser und Energie oder Emissionen in die Umwelt.<br />
Verbraucher orientierte Qualität<br />
Qualität ist aber auch das Maß, in dem ein Angebot Kundenanforderungen<br />
erfüllt. Die Wahrnehmung von Qualität<br />
ist subjektiv geprägt, ob durch die Ausprägung und Schulung<br />
der eigenen Sinnesorgane oder die Prägung von Einstellungen<br />
und soziologischen Bedingungen.<br />
Was bedeutet Qualität in der Herstellung von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln?<br />
Die Qualität und Sicherheit (Artikel 14 Verordnung (EG)<br />
Nr. 178/2002) von Nahrungsergänzungsmittel ist von entscheidender<br />
Bedeutung. Das liegt daran, dass Nährstoffe in<br />
verschiedenen Formen vorkommen und sich dementsprechend<br />
unterschiedlich im Körper des Menschen verhalten.<br />
Da Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel sind, gelten<br />
für sie die Regelungen des europäischen und nationalen<br />
Lebensmittelrechts und die Bestimmungen des Lebensund<br />
Futtermittelgesetzbuches (LFGB). Demnach sind Nahrungsergänzungsmittel<br />
sichere Lebensmittel. Verbraucher<br />
dürfen durch die Angaben auf der Verpackung nicht getäuscht<br />
werden und krankheitsbezogene Werbung ist untersagt.<br />
Anders als Arzneimittel bedürfen Nahrungsergänzungsmittel<br />
zwar keiner Zulassung aber dürfen gemäß der<br />
Verordnung für Nahrungsergänzungsmittel (NemV) nur<br />
auf den Markt gebracht werden, wenn sie zuvor beim Bundesamt<br />
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />
(BVL) registriert werden. Die NemV enthält spezielle<br />
Vorgaben zu Zusammensetzung und Kennzeichnung<br />
und schreibt die Anzeigepflicht für Nahrungsergänzungsmittel<br />
vor. Die Überwachung der im<br />
Handel angebotenen Nahrungsergänzungsmittel<br />
und der Herstellerbetriebe ist Aufgabe der<br />
Lebensmittelüberwachungsbehörden der<br />
Länder und deren Kreise. Sie kontrollieren<br />
als unabhängige staatliche Institution die<br />
Produkte, die am Markt angeboten werden,<br />
stichprobenartig auf ihre Übereinstimmung<br />
mit den gesetzlichen Vorgaben und ob die<br />
Herstellung und das Nahrungsergänzungsmittel<br />
die Anforderungen des Lebensmittelrechts<br />
erfüllen. Die Hauptverantwortung<br />
für die Sicherheit bei der Herstellung und<br />
Behandlung von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
tragen die Hersteller (Artikel 17 Verordnung<br />
(EG) Nr. 178/2002), der Importeur, der Anbieter<br />
bzw. der Vertreiber. Sie achten daher auf die<br />
Einhaltung der rechtlichen Vorschriften und produzieren<br />
nach allgemein anerkannten Standards und<br />
prüfen im Rahmen von umfangreichen Eigenkontrollen<br />
die Sicherheit und Verkehrsfähigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln.<br />
In einem guten Qualitätsmanagement beginnt die Herstellung<br />
eines Nahrungsergänzungsmittels bereits beim<br />
Rohstofflieferanten. Die Hersteller überzeugen sich vorab<br />
ob ein Lieferant fähig ist, geeignete Rohstoffe zu liefern.<br />
Im Rahmen von eindeutigen Liefervereinbarungen werden<br />
nur geprüfte Lieferanten beauftragt. Für die Qualität der<br />
einzelnen Rohstoffe werden Spezifikationen (z. B. Anforderungen<br />
an die Reinheit) festgelegt. Die Rohstofflieferung<br />
wird von einem Analysezertifikat begleitet, das die Einhaltung<br />
wesentlicher Parameter der Rohstoffspezifikation bestätigt.<br />
Dann werden die Rohstoffe im Wareneingang auf<br />
Nutrition-Press 51
Identität und Qualität geprüft.<br />
Nach einem risikoorientierten<br />
Stichprobenplan werden die<br />
Rohstoffe analysiert, um z. B.<br />
die Zusammensetzung oder<br />
Reinheit zu testen, aber auch<br />
um Rückstände und Verunreinigungen<br />
festzustellen. Dabei wird<br />
vor <strong>alle</strong>m darauf geachtet, dass<br />
schädliche Substanzen wie z. B.<br />
Bakterien, Pilze, Pestizide, Blei,<br />
Quecksilber oder andere Schadstoffe<br />
nicht enthalten sind. Danach<br />
werden geeignete Rohwaren<br />
freigegeben. Bei der Einlagerung<br />
werden die Rohwaren gekennzeichnet<br />
und sind somit jederzeit<br />
eindeutig zu identifizieren und zurückzuverfolgen<br />
Unter gesicherten<br />
Bedingungen und möglichst kurzer<br />
Lagerdauer warten die Rohstoffe<br />
auf ihre Verarbeitung. Gemäß Herstellungsvorschrift<br />
und Rezeptur<br />
werden die Nahrungsergänzungsmittel<br />
dann produziert. Zudem muss die<br />
Rezeptur des Endproduktes im Hinblick<br />
auf die Einhaltung vorhandener Standards<br />
geprüft werden. Die Rezeptur eines Nahrungsergänzungsmittels<br />
darf keine arzneilich wirksamen<br />
Mengen von Naturstoffen enthalten. Auch muss der Hersteller<br />
auf die geltenden Höchstmengen achten, gemäß<br />
der Nahrungsergänzungsmittel-Richtlinie (Richtlinie für Zugelassene<br />
Stoffe 2002/46/EG und für empfohlene Tagesdosis<br />
LMIV1169/2011). Die Einhaltung der Rezeptur und<br />
der Herstellungsvorschriften wird während der Produktion<br />
durch Inprozesskontrollen, z. B. Messungen des Wassergehalts,<br />
des Tabletten- und Kapseleinzelgewichts und der<br />
sensorischen Eigenschaften, ständig geprüft.<br />
Des Weiteren gelten bei der Herstellung strenge Hygieneregeln,<br />
um Verunreinigungen durch Fremdkörper, Fremdstoffe<br />
oder Mikroorganismen zu vermeiden. Hygienebeauftragte<br />
kontrollieren durch Betriebsbegehungen, dass die<br />
Hygieneregeln eingehalten werden. Denn Hygiene muss<br />
von der Erzeugung der Rohstoffe für Lebensmittel bis zur<br />
Abgabe an den Endverbraucher herrschen! Die Betriebe<br />
sind verpflichtet, eine anemessene, geeignete "Gute Hygienepraxis"<br />
einzuhalten. Im Rahmen des HACCP-Konzepts<br />
werden kritische Lenkungspunkte gesteuert, um sicherzustellen,<br />
dass bei jeder Charge sicherheitsrelevante<br />
Prozessschritte ordnungsgemäß durchgeführt werden.<br />
In festgelegten Zeitabständen wird überprüft, ob die Mitarbeiter<br />
vor Ort die Prüfvorschriften korrekt eingehalten<br />
haben. Des Weiteren müssen <strong>alle</strong> Maschinen vor jedem<br />
Produktionsdurchlauf sorgfältig gereinigt werden und regelmäßige<br />
Qualitäts- und Gewichtskontrollen während der<br />
Produktion durchgeführt und genau protokolliert werden.<br />
Die Füllmengen werden beim Abpacken laufend<br />
überwacht, damit die gekennzeichnete<br />
Menge auch tatsächlich in der Packung enthalten<br />
ist. Darüber hinaus wird die Füllmenge<br />
durch Stichprobenkontrollen zusätzlich auf<br />
Exaktheit geprüft. Das eingesetzte Verpackungsmaterial<br />
muss ebenfalls die Anforderungen<br />
der Spezifikation erfüllen, die vom<br />
Hersteller mit den Lieferanten vereinbart<br />
wird. Verpackung und Kennzeichnung werden<br />
laufend während des Abfüllprozesses<br />
kontrolliert, z. B. auf Dichtigkeit der Verpackung,<br />
Unversehrtheit des Siegels (Anbruchschutz),<br />
korrektes Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
und Lesbarkeit. Die Angaben<br />
auf der Verpackung werden bereits im<br />
Rahmen der Produktentwicklung festgelegt.<br />
Jedes Etikett, jeder Foliendruck<br />
und jede Faltschachtel wird sorgfältig<br />
gestaltet, damit <strong>alle</strong> Kennzeichnungselemente<br />
wie Zutatenverzeichnis, Füllmenge,<br />
Verwendungs- und Warnhinweise,<br />
Mindesthaltbarkeitsdatum und Name<br />
des Herstellers vorhanden, vollständig<br />
und korrekt sind. Insbesondere wird dabei<br />
auch auf die Kennzeichnung evtl. in der<br />
Rezeptur vorhandener Allergene geachtet. Für<br />
Nahrungsergänzungsmittel gelten zudem wie für<br />
<strong>alle</strong> Lebensmittel die Vorschriften der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung<br />
(LMKV). Stoffe, die das Produkt<br />
charakterisieren müssen ebenfalls genannt werden. Zusätzlich<br />
muss die Menge pro empfohlener täglicher Tagesdosis<br />
in absoluter Menge (z. B. x mg Eisen) angegeben<br />
werden. Für Vitamine oder Mineralstoffe ist der Gehalt als<br />
Prozentangabe bezogen auf die empfohlene Tageszufuhr<br />
für den jeweiligen Nährstoff aufzuführen.<br />
Erst wenn die Nahrungsergänzungsmittel <strong>alle</strong> Anforderungen<br />
der Spezifikation erfüllen, dürfen sie ausgeliefert<br />
werden. Die Freigabe der Produkte erfolgt entsprechend<br />
einem festgelegten risikoorientierten Stichprobenplan.<br />
Prüfpunkte sind z. B. der Gehalt an Vitaminen, die mikrobiologische<br />
Reinheit, die Anwendungseigenschaften wie<br />
Zerfallszeit der Tabletten und Kapseln und die korrekte<br />
und intakte Verpackung.<br />
Als weiterer Schritt wird über exemplarische Stabilitätsuntersuchungen<br />
sichergestellt, dass bis zum Ende der Lagerdauer<br />
die besonderen Eigenschaften des Nahrungsergänzungsmittels<br />
erhalten bleiben. Die Produktentwicklung ist<br />
verantwortlich, dass anhand geeigneter Lagerungstests<br />
und analytischer sowie sensorischer Untersuchungen die<br />
Mindesthaltbarkeitsparameter geprüft und spezifiziert<br />
werden. Mindesthaltbarkeitstests sind nicht nur während<br />
der Produktentwicklung durchzuführen, sondern eine regelmäßige<br />
Überwachung. Die mikrobiologische, chemische<br />
und physikalische Beschaffenheit des Produktes hat<br />
52 Nutrition-Press
einen erheblichen Einfluss auf die Haltbarkeit. Deshalb ist<br />
Produktstabilität während des festgelegten Zeitraumes<br />
über die gesamte Vermarktung hinweg unerlässlich!<br />
Alle Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen<br />
müssen rückverfolgbar sein. Dies wird dadurch gewährleistet,<br />
dass auf jeder Stufe der Lebensmittelkette zumindest<br />
der unmittelbare Vorlieferant und der unmittelbare<br />
Abnehmer bekannt und erfasst sind. Jeder Ausgangsstoff<br />
(Inhaltsstoffe und Verpackungsmaterialien), der bei der<br />
Herstellung eines Nahrungsergänzungsmittels eingesetzt<br />
wird, kann ebenfalls rückverfolgt werden. Das heißt, der<br />
Hersteller kann genau nachvollziehen, welche Ausgangsstoffe<br />
von welchem Lieferanten bei der jeweiligen Produktionscharge<br />
eingesetzt wurden. Und er weiß genau, welche<br />
Produktionscharge an welchen Kunden (Händler) ausgeliefert<br />
wurde. Im F<strong>alle</strong> einer Beanstandung oder Reklamation<br />
kann der Hersteller anhand von Rückstellmustern<br />
jeder Charge eine Beurteilung vornehmen. Lebensmittelunternehmen<br />
sind demnach auch verpflichtet, Behörden<br />
auf Nachfrage über ihre Lieferanten und gewerblichen<br />
Abnehmer zu informieren. Deshalb ist auch die Angabe<br />
der Loskennzeichnung auf der Verpackung rechtlich verpflichtend,<br />
um Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt<br />
identifizieren zu können. Für den Fall, dass ein Warenrückruf<br />
oder eine öffentliche Warnung notwendig wird, können<br />
die Lebensmittelunternehmer gezielt reagieren. Auch der<br />
Verbraucher kann so anhand der Los-Angabe feststellen,<br />
ob die Warnung auch für seine Vorräte gilt.<br />
Die Hersteller sind verpflichtet qualifizierte Mitarbeiter<br />
einzusetzen, die regelmäßig geschult werden. Dafür<br />
werden Schulungsprogramme erarbeitet und in einem<br />
Schulungsplan festgehalten. Des Weiteren werden über<br />
<strong>alle</strong> Maßnahmen, z. B. Rohwarenkontrollen, Dosierung,<br />
kritische Lenkungspunkte, Schulungen, Analysen und<br />
Prüfmittelüberwachung, genaue Aufzeichnungen geführt.<br />
Zu jeder Charge liegen Nachweise vor, die belegen, dass<br />
Literatur:<br />
Verordnung/Richtlinien: Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel<br />
und zur Änderung der Verordnung über vitaminisierte<br />
Lebensmittel vom 24. Mai 2004 (NemV) (BGBl. I S. 1011).<br />
Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des<br />
Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften<br />
der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel (ABl. EG Nr.<br />
L 183 S. 51). Verordnung (EG) NR. 1925/2006 des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates vom 20. Dezember 2006 über<br />
den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen sowie bestimmten<br />
anderen Stoffen zu Lebensmitteln<br />
(ABL. EG Nr. L 404 S. 26). Lebensmittel Heute – Qualität &<br />
Recht. A. H. Meyer (Hrsg.)(s.121)<br />
Quellen:<br />
http://www.vdl.de/VDL_Journal_online/schwerpunkte/2013/<br />
01/S.8_Lebensmittelqualitaet.php<br />
http://www.wikipedia<br />
http://www.bvl<br />
http://www.bll.de<br />
http://www.foodsupplementseurope.org<br />
Autorin<br />
Liane Schmidt<br />
Qualitätsauditor<br />
NEM Verband<br />
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>alle</strong> Qualitätssicherungsmaßnahmen ordnungsgemäß<br />
durchgeführt werden und die Hersteller ihre Sorgfaltspflicht<br />
erfüllen. Nur eine vollständige und umfangreiche<br />
Produktdokumentation für ein Nahrungsergänzungsmittel<br />
kann Haftungsrisiken für Unternehmer reduzieren. Die<br />
Produktdokumentation ist oft entscheidend, um Schaden<br />
von Produkt und Marke abzuwenden.<br />
Viele Nahrungsergänzungsmittelhersteller lassen ihr Qualitätsmanagementsystem<br />
durch unabhängige Prüfinstitute<br />
zertifizieren. Sie tun das freiwillig, um sich selbst zu<br />
überprüfen und um sicher zu sein, die notwendigen Maßnahmen<br />
für die Sicherheit und Qualität ihrer Erzeugnisse<br />
durchzuführen. Es gibt eine Reihe von Qualitätsmanagementnormen,<br />
die die Qualität und Sicherheit der Produkte<br />
regeln und als Rahmen oder auch als verpflichtende<br />
Vorgabe für die Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems<br />
herangezogen werden. Sowohl auf Ebene<br />
der Zutaten als auch für das Produkt selber sind Qualitätsanforderungen<br />
einzuhalten.<br />
Wichtige Normen und Richtlinien im Überblick:<br />
• GMP (Good Manufacturing Practices)<br />
• GSP (Good Storage Practices)<br />
• HACCP und GLP (Good Laboratory Practices)<br />
• Zertifikat DIN EN ISO 9001<br />
Wichtige rechtliche Vorschriften für die Hersteller von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln sind u. a.:<br />
• Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung<br />
• Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch<br />
• Lebensmittelinformations-Verordnung<br />
• Europäische Zusatzstoff-Verordnung<br />
• Lebensmittelhygiene-Verordnung<br />
• Los-Kennzeichnungs-Verordnung<br />
• Health-Claim Verordnung (Positivliste für die Verwendung<br />
von Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe))<br />
• Mess- und Eichgesetz<br />
FAZIT:<br />
„Qualität heißt Verantwortung!“<br />
Und wenn man die Herstellungskette eines Nahrungsergänzungsmittels<br />
verfolgt, stellt man fest, dass die Herstellung<br />
bis zum Endprodukt sich in einem engen gesetzlichen<br />
Rahmen bewegt und strengen Qualitätsrichtlinien unterliegt.<br />
Somit sind Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland<br />
sicher! Sicherer geht es nicht! «<br />
Fotos: sk_design – Fotolia, womue – Fotolia (S. 48), Torbz – Fotolia<br />
(S. 49), Björn Wylezich – Fotolia (S.51), freshidea – Fotolia (S. 52)<br />
Nutrition-Press 53
Neue obergerichtliche<br />
Rechtsprechung<br />
im Lebensmittelrecht<br />
Neueste Rechtsprechung des EuGH stärkt Lebensmittelindustrie:<br />
EuGH-Urteile vom 23.11.2016 (C-177/15)<br />
und vom 19.01.2017 (C-228/15)<br />
Das Lebensmittelrecht ist nicht nur Gegenstand<br />
regelmäßiger neuer Gesetzgebungsmaßnahmen<br />
auf nationaler und neuerdings vor <strong>alle</strong>m auf europäischer<br />
Ebene, es ist auch stark geprägt durch<br />
die einschlägige Rechtsprechung. Da sich die Gesetzgebungsinitiativen<br />
mehr und mehr vom nationalen Recht auf<br />
die europäische Ebene verschoben haben, kommt hier<br />
deshalb mehr und mehr auf die Rechtsprechung des Europäischen<br />
Gerichtshofs eine besondere Bedeutung zu.<br />
Nun liegen zwei aktuelle Urteile des EuGH vor, die für die<br />
Lebensmittelpraxis von erheblicher Bedeutung sind.<br />
1. Urteil vom 19.01.2017<br />
Mit dem Urteil vom 19.01.2017, C-282/15 hat der EuGH<br />
bestätigt, dass das deutsche Zusatzstoffrecht gemäß § 2<br />
Abs. 3 LFGB, das ernährungsphysiologische Zutaten fiktiv<br />
den technologischen Zusatzstoffen gleichstellt und damit<br />
eine Zulassungspflicht gefordert hat, europarechtswidrig<br />
sein dürfte. Das Verwaltungsgericht Braunschweig hatte<br />
diesbezüglich eine entsprechende Vorlagefrage an den<br />
EuGH gestellt.<br />
Das VG Braunschweig fragte den EuGH, ob die Art. 14,<br />
6, 7, 53 und 55 der VO 178/2002 und Art. 8 der VO<br />
1925/2006 sowie die Art. 34 bis 36 AEUV so auszulegen<br />
seien, dass sie einer nationalen Regelung entgegenstehen,<br />
die das Herstellen oder Behandeln und das Inverkehrbringen<br />
eines Nahrungsergänzungsmittels mit Aminosäuren<br />
verbietet, soweit nicht die für eine im Ermessen der<br />
nationalen Behörde liegende befristete Ausnahmegenehmigung<br />
erteilt wird.<br />
In Deutschland gab es immer die Versuche der Überwachungsbehörden,<br />
die Verkehrsfähigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
mit Aminosäuren im Hinblick auf § 2 Abs.<br />
3 LFGB zu hinterfragen, da darin vorgesehen ist, dass für<br />
Aminosäuren, aber z.B. auch für Vitamin A und D vor dem<br />
Inverkehrbringen einer Genehmigung bedürfen. In anderen<br />
europäischen Mitgliedsstaaten gab es eine solche<br />
Notwendigkeit nicht, dort waren die Produkte vielmehr<br />
frei verkehrsfähig. Der EuGH führt hierzu aus, dass beim<br />
gegenwärtigen Stand des Unionsrechts Aminosäuren<br />
nicht Gegenstand eines spezifischen Verbotes oder einer<br />
54 Nutrition-Press
Recht<br />
Daten und der neuesten Ergebnisse<br />
der internationalen Forschung. Erweist<br />
es sich als unmöglich, das Bestehen oder<br />
den Umfang des behaupteten Risikos mit<br />
Sicherheit festzustellen, weil die Ergebnisse<br />
der durchgeführten Studien unzureichend,<br />
nicht schlüssig oder ungenau sind, besteht jedoch<br />
die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen<br />
Schadens für die Gesundheit<br />
der Bevölkerung fort, falls das<br />
Risiko eintritt, rechtfertigt daher<br />
das Vorsorgeprinzip den Erlass beschränkender<br />
Maßnahmen, sofern<br />
sie objektiv und nicht diskriminierend<br />
sind.<br />
spezifischen Beschränkung sind. Damit seien die nationalen<br />
Mitgliedsstaaten grundsätzlich frei, hierüber eigene<br />
nationale Regelungen zu etablieren.<br />
Mangels Harmonisierung und soweit beim gegenwärtigen<br />
Stand der wissenschaftlichen Forschung noch Unsicherheiten<br />
bestehen, sei es Sache der nationalen Mitgliedsstaaten,<br />
zu bestimmen, in welchem Umfang sie den<br />
Schutz der Gesundheit und des Lebens von Menschen<br />
gewährleisten wollen. Die Vereinbarkeit einer die Lebensmittelsicherheit<br />
betreffende nationale Regelung hänge<br />
jedoch davon ab, ob die allgemeinen Grundsätze des Lebensmittelrechts<br />
eingehalten werden, u.a. der Grundsatz<br />
der Risikoanalyse und des Vorsorgeprinzip.<br />
Das Vorsorgeprinzip des Art. 7 Abs. 1 der VO 178/2002/<br />
EG bestimme, dass in Fällen, in denen nach einer Auswertung<br />
der verfügbaren Informationen die Möglichkeit<br />
gesundheitsschädlicher Auswirkungen festgestellt wird,<br />
wissenschaftlich aber noch Unsicherheit besteht, vorläufige<br />
Risikomanagementmaßnahmen zur Sicherstellung des<br />
in der Union gewählten hohen Gesundheitsschutzniveaus<br />
getroffen werden können, bis weitere wissenschaftliche<br />
Informationen für eine umfassende Risikobewertung vorliegen.<br />
Insoweit erfordere eine korrekte Anwendung des Vorsorgeprinzips<br />
erstens die Bestimmung der möglicherweise<br />
negativen Auswirkungen der betreffenden Stoffe oder Lebensmittel<br />
auf die Gesundheit und zweitens eine umfassende<br />
Bewertung des Gesundheitsrisikos auf der Grundlage<br />
der zuverlässigsten verfügbaren wissenschaftlichen<br />
Ein Mitgliedstaat ist deshalb grundsätzlich<br />
berechtigt, eine Regelung wie in Deutschland<br />
zu erlassen, nach der, sofern keine<br />
Ausnahmegenehmigung erteilt wird, die Verwendung<br />
von Aminosäuren in Lebensmitteln<br />
generell verboten ist, wenn diese Regelung, bei<br />
der es sich im Kern um ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt<br />
handelt, insbesondere auf den Grundsatz der<br />
Risikoanalyse und auf das Vorsorgeprinzip gestützt ist.<br />
Allerdings müssen diese Maßnahmen verhältnismäßig<br />
sein und dürfen den Handel in der Gemeinschaft nicht<br />
stärker beeinträchtigen, als dies zum Schutz des Gesundheitsniveaus<br />
zwingend notwendig ist. Diese Maßnahmen<br />
müssen zudem innerhalb einer angemessenen Frist überprüft<br />
werden.<br />
Es sei dem Mitgliedstaat zuzugestehen, dass er nach dem<br />
Vorsorgeprinzip Schutzmaßnahmen trifft, ohne abwarten<br />
zu müssen, dass das Vorliegen und die Größe dieser Gefahren<br />
klar dargetan sind. Die Risikobewertung darf aber<br />
nicht auf rein hypothetische Erwägungen gestützt werden.<br />
In dem vorliegenden Fall habe das vorlegende Gericht<br />
keine hinreichenden Informationen vorgelegt, ob das<br />
aminosäurehaltige Lebensmittel betreffendes Verbot auf<br />
einer solchen ausreichenden Risikoanalyse basiert. Das<br />
nationale Gericht müsse prüfen, ob die Bewertung der<br />
mit der Verwendung von Aminosäuren in Nahrungsergänzungsmitteln<br />
verbundenen Risiken so durchgeführt wurde,<br />
dass die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind<br />
und nicht auf rein hypothetische Erwägungen gestützt<br />
sind. Kritisch sei jedoch, dass die Regelung im deutschen<br />
LFGB unterschiedslos <strong>alle</strong> Aminosäuren und deren Derivate<br />
betrifft, ohne nach etwaigen Stoffgruppen oder Art<br />
zu unterscheiden.<br />
Auch wenn eine solche allgemeine Verbotsregelung nicht<br />
<strong>alle</strong>in aus diesem Grund unzulässig ist, so müsse doch<br />
aus der von den zuständigen nationalen Behörden durchzuführenden<br />
Risikoanalyse klar hervorgehen, für welchen<br />
den betroffenen Stoffen gemeinsamen Merkmalen oder<br />
Nutrition-Press 55
Eigenschaften eine tatsächliche Gefahr für die menschliche<br />
Gesundheit nicht ausgeschlossen werden könne.<br />
Der Gerichtshof führt vor diesem Hintergrund aus, dass<br />
im vorliegenden Fall in Anbetracht der von der deutschen<br />
Regierung gemachten Angaben und vorbehaltlich der<br />
von dem nationalen Gericht vorzunehmende notwendige<br />
Prüfung und Risikoanalyse und die Anwendung des sich<br />
daraus ergebenden Vorsorgeprinzips nur bestimmte Aminosäuren<br />
betreffen dürften. Dies wäre somit zur Rechtfertigung<br />
eines unterschiedslos für <strong>alle</strong> Aminosäuren geltenden<br />
Verbots mit Erlaubnisvorbehalt, wie es das deutsche<br />
LFGB vorsieht, unzureichend und damit rechtswidrig.<br />
Der EuGH räumt ein, dass dies mit praktischen Schwierigkeiten<br />
verbunden sein kann, eine umfassende Wertung<br />
der von Aminosäure-haltigen Lebensmitteln ausgehenden<br />
Gesundheitsgefahren vorzunehmen. Dies könne es jedoch<br />
nicht rechtfertigen, dass vor dem Erlass eines systematischen<br />
und nicht zielgerichteten Verbots mit Erlaubnisvorbehalt<br />
eine solche umfassende Bewertung nicht vorgenommen<br />
wurde.<br />
Darüber hinaus stellt der EuGH klar, dass die in § 68 Abs.<br />
5 des deutschen LFGB vorgesehene Befristung einer Ausnahmegenehmigung<br />
auf längstens drei Jahre mit der nur<br />
dreimaligen Möglichkeit der Verlängerung um jeweils drei<br />
Jahre ebenfalls europarechtswidrig sei, da dies jedenfalls<br />
eine unverhältnismäßige Beschränkung sei, da sie selbst<br />
dann gelte, wenn ein Stoff nachgewiesenermaßen unbedenklich<br />
ist.<br />
Im Ergebnis ist festzustellen, dass der EuGH somit dazu<br />
tendiert, das deutsche Zusatzstoffrecht als europarechtswidrig<br />
zu qualifizieren, <strong>alle</strong>rdings eine intensivere Prüfung<br />
dem nationalen Gericht vorgibt. Auf dieser Grundlage<br />
bleibt es dabei, dass aktuell Nahrungsergänzungsmittel<br />
auch mit Aminosäuren in Verkehr gebracht werden dürfen,<br />
ohne dass es einer vorherigen Genehmigung bedarf.<br />
2.<br />
Der Bundesgerichtshof hat mit seinem Urteil „Rescue“<br />
vom 12.03.2015 dem EuGH bestimmte Vorlagefragen vorgelegt:<br />
1. Sind in Pipettenfläschchen mit einem Inhalt von 10<br />
oder 20 ml und als Spray über Apotheken vertriebene,<br />
als Spirituosen bezeichnete Flüssigkeiten mit einem Alkoholgehalt<br />
von 27 Vol% Getränke mit einem Alkoholgehalt<br />
von mehr als 1,2 Vol% im Sinne von Art. 4 Abs. 3<br />
der Verordnung EG Nr. 1924/2006, wenn nach den auf<br />
ihren Verpackungen gegebenen Dosierungshinweisen<br />
a) 4 Tropfen der Flüssigkeit in ein Wasserglas zu<br />
geben und über den Tag verteilt zu trinken oder<br />
bei Bedarf 4 Tropfen unverdünnt zu sich zu<br />
nehmen sind,<br />
b) 2 Sprühstöße der als Spray vertriebenen Flüssigkeit<br />
auf die Zunge zu geben sind?<br />
Falls die Fragen zu 1. a) und b) zu verneinen sind: müssen<br />
auch bei Verweisen auf allgemeine, nicht spezifische Vorteile<br />
im Sinne des Art. 10 Abs. 3 der Verordnung EG-Nr.<br />
1924/2006 wissenschaftliche Nachweise im Sinne von<br />
Art. 5 Abs. 1 a) und Art. 6 Abs. 1 der Verordnung vorliegen?<br />
3.<br />
Gilt die Bestimmung des Art. 28 Abs. 2 Hs. 1 der Verordnung<br />
EG Nr. 1924/2006, wenn das betreffende Produkt<br />
unter seinem Markennamen vor dem 01.01.2005 nicht als<br />
Lebensmittel, sondern als Arzneimittel vermarktet wurde?<br />
Der EuGH hat die beiden ersten Fragen nicht beantwortet.<br />
Dies sei für die Entscheidung des F<strong>alle</strong>s nicht notwendig.<br />
Im Hinblick auf die dritte Frage hat der EuGH ausgeführt,<br />
dass Art. 28 Abs. 2 der VO 1924/2006/EG so auszulegen<br />
sei, dass diese Bestimmung auf ein mit einer Handelsmarke<br />
oder einem Markennamen versehenes Lebensmittel<br />
anwendbar ist, das vor dem 01.01.2005 als Arzneimittel<br />
und danach – mit den gleichen materiellen Eigenschaften<br />
und unter derselben Handelsmarke oder demselben Markennamen<br />
– als Lebensmittel vermarktet wurde.<br />
Der EuGH hat somit die für die Praxis wichtige Frage nicht geklärt,<br />
was unter spezifischen oder unspezifischen gesund -<br />
heitsbezogenen Angaben zu verstehen ist. Insbesondere<br />
hat er auch nicht die streitige Frage geklärt, ob das Verbot<br />
des Art. 10 Abs. 3 der VO 1924/2006/EG bereits Anwendung<br />
findet. Danach dürfen unspezifische gesundheitsbezo -<br />
gene Angaben nur verwendet werden, wenn eine spezifisch<br />
zugelassene gesundheitsbezogene Angabe beigefügt ist.<br />
Der BGH hat die Auffassung vertreten, dass dieses Verbot<br />
nicht anwendbar ist, da die Listen mit den spezifisch<br />
zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben noch nicht<br />
fertig gestellt sind. Eine Reihe von deutschen Oberlandesgerichten,<br />
wie das OLG Hamm und das KG Berlin widersetzen<br />
sich dieser Rechtsprechung des EuGH und sind der<br />
Auffassung, dass Art. 10 Abs. 3 der VO 1924/2006/EG<br />
schon anwendbar ist. Der BGH hatte dies dem EuGH zur<br />
Klärung vorgelegt, der EuGH dies aber leider nicht beantwortet.<br />
Vor diesem Hintergrund kann aktuell in der Praxis nach<br />
wie vor auf die Rechtsprechung des BGH verwiesen werden,<br />
dass unspezifische gesundheitsbezogene Angaben<br />
nach wie vor verwendet werden können, ohne dass eine<br />
spezifisch zugelassene gesundheitsbezogene Angabe beigefügt<br />
sein muss. «<br />
Autor<br />
Dr. Thomas Büttner<br />
Rechtsanwalt<br />
Foto: Pixelot – Fotolia (S. 55)<br />
56 Nutrition-Press
Recht<br />
Betriebliche<br />
Gesundheitsförderung:<br />
Durch geschickte<br />
Gestaltung Steuer- und<br />
SV-Nachforderungen<br />
vermeiden<br />
o <strong>alle</strong> arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />
nach § 2 Verordnung zur arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorge sowie<br />
o Auflagen und Kurse, die von den Berufsgenossenschaften<br />
vorgeschrieben werden.<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche<br />
Gesundheitsförderung gehören zu den wesentlichen<br />
Aufgaben moderner Personalarbeit. Der<br />
Arbeitgeber kann damit den Gesundheitszustand<br />
der Arbeitnehmer verbessern, aber auch gut ausgebildete<br />
Arbeitnehmer ans Unternehmen binden. Optimal ist es,<br />
wenn die entsprechenden Ausgaben beim Arbeitnehmer<br />
nicht zu steuerpflichtigem Arbeitslohn führen. Wegen der<br />
Komplexität ist eine juristische Beratung zu empfehlen.<br />
Eigenbetriebliches Interesse des Arbeitgebers<br />
Wenn der Arbeitgeber Gesundheitsmanagement im überwiegend<br />
eigenbetrieblichen Interesse betreibt, so stellen<br />
diese Leistungen keinen Arbeitslohn dar. Somit steht der<br />
Entlohnungscharakter nicht im Vordergrund und Leistungen<br />
sind steuer- und sozialversicherungsfrei. Doch was<br />
heißt eigenbetriebliches Interesse? Dies liegt vor, wenn<br />
sich betriebliche Leistung überwiegend als notwendige<br />
betriebsfunktionaler Zielsetzung erweist und wenn die<br />
Gesundheit als hohes persönliches Gut mit einem erheblichen<br />
Eigeninteresse des Arbeitnehmers verbunden ist.<br />
Nur dann nimmt die Rechtsprechung dies nur in folgenden<br />
Fällen an:<br />
1. Der Arbeitgeber erfüllt eigene gesetzliche Pflichten,<br />
zum Beispiel beim Arbeitsschutz. Dazu zählen<br />
o die augenärztlich verordnete Bildschirmarbeitsbrille,<br />
die der Arbeitgeber nach § 6 Bildschirm-Arbeitsverordnung<br />
erstatten muss,<br />
2. Der Arbeitgeber ergreift Maßnahmen zur Vermeidung<br />
berufsbedingter Krankheiten (BFH, Urteil vom<br />
11.3.2010, Az. VI R 7/08). Hierunter fällt <strong>alle</strong>s, was<br />
körperliche oder psychische Belastungen am Arbeitsplatz<br />
vermindert oder verringert. Auch die altersgerechte<br />
Ausstattung des Arbeitsplatzes, um älteren<br />
Arbeitnehmern den weiteren beruflichen Einsatz zu<br />
ermöglichen, gehört dazu. Strittig ist die Übernahme<br />
von Schutzimpfungen, wenn der Arbeitnehmer aus beruflichen<br />
Gründen in Gegenden reist, für die die Impfung<br />
empfohlen ist (FG München, Urteil vom<br />
15.4.2005, Az. 15 K 4973/04)<br />
3. Der Arbeitgeber zahlt die Vorsorgeuntersuchung von<br />
leitenden Angestellten (BFH, Urteil vom 17.9.1982, Az.<br />
VI R 75/79, BStBl II 1983, 39)<br />
HINWEIS: Weit verbreitet sind Massagen am Arbeitsplatz,<br />
mit denen Rückenbeschwerden der Büromitarbeiter<br />
verringert werden sollen. Der BFH hat Massagen für Arbeitnehmer<br />
mit Bildschirmarbeitsplatz dem eigenbetrieblichen<br />
Interesse des Arbeitgebers zugeschlagen, wenn<br />
dadurch die beruflich veranlassten, krankheitsbedingten<br />
Ausfallzeiten verringert werden. Voraussetzung ist ein<br />
ärztlicher Nachweis über die vorbeugende Wirkung der<br />
Massagen (BFH, Urteil vom 30.5.2001, Az. VI R 177/99).<br />
Die Lohnsteuerprüfer erkennen die Massagen an, sofern<br />
sie von medizinisch ausgebildeten Fachkräften durchgeführt<br />
werden – und das, obwohl der arbeitsmedizinische<br />
Dienst der Krankenkassen die vorbeugende Wirkung immer<br />
wieder bezweifelt.<br />
Nutrition-Press 57
Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes<br />
Kurse und Maßnahmen zur Änderung von<br />
Bewegungsgewohnheiten, zum Beispiel Reduzierung<br />
Bewegungsmangel, verhaltens- und gesundheitsorientierte<br />
Bewegungsprogramme<br />
Der gesamte Bereich der Ernährungsberatung (Vermeidung<br />
und Abbau von Übergewicht, Vermeidung von<br />
Mangel- und Fehlernährung)<br />
Stressbewältigung und Entspannung<br />
Suchtmittelkonsum, zum Beispiel Raucher- und<br />
Alkoholentwöhnungskurse<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
Kurse und Maßnahmen zum Abbau arbeitsbedingter körperlicher<br />
Belastungen (Vorbeugung und Reduzierung arbeitsbedingter<br />
Belastungen des Bewegungsapparats)<br />
Gesundheitsgerechte betriebliche Gemeinschaftsverpflegung<br />
(zum Beispiel Essensumstellung in Kantinen, Schulung des Küchenpersonals,<br />
Informations- und Motivierungskampagnen)<br />
Förderung individueller Kompetenzen der Stressbewältigung<br />
am Arbeitsplatz, gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung<br />
Maßnahmen wie „rauchfrei im Betrieb“, „Nüchtern am<br />
Arbeitsplatz“<br />
Freibetrag eröffnet Arbeitgebern zusätzliche<br />
Möglichkeiten<br />
Liegt kein überwiegend eigenbetriebliches Interesse des<br />
Arbeitgebers vor (oder ist man sich nicht sicher), kann<br />
der Arbeitgeber auf den Steuerfreibetrag nach § 3 Nr. 34<br />
EStG zurückgreifen. Danach sind Leistungen des Arbeitgebers<br />
zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands<br />
und der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
bis zu einem Freibetrag von 500 Euro pro Arbeitnehmer<br />
und Jahr steuer- und abgabenfrei (§ 1 Abs. 1 Nr.<br />
1 SvEV). Der Arbeitgeber muss die Gesundheitsmaßnahmen<br />
zusätzlich zum „normalen“ Arbeitslohn erbringen.<br />
Nicht zulässig ist damit eine Barlohnumwandlung.<br />
Was zählt zu Gesundheitsmaßnahmen – Präventionsleitfaden<br />
maßgebend<br />
Der Freibetrag nach § 3 Nr. 34 EStG enthält eine für die<br />
Praxis wesentliche Einschränkung: Die Leistungen des<br />
Arbeitgebers müssen bezüglich Qualität, Zweckbindung<br />
und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20, 20a<br />
SGB V genügen. Das Steuergesetz verweist damit auf sozialversicherungsrechtliche<br />
Vorschriften und im Ergebnis<br />
auf die Leistungen, die im Präventionsleitfaden der Spitzenverbände<br />
der Krankenkassen genannt sind. Nach dem<br />
SGB V gehört zu den Pflichten der gesetzlichen Krankenkassen<br />
nicht nur die Übernahme von Behandlungskosten,<br />
sondern auch die Primärprävention im allgemeinen<br />
Gesundheitsbereich (§ 20 SGB V) und die Prävention<br />
arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren (§ 20a SGB V).<br />
Entscheidend ist nur, dass die Maßnahmen nach § 20,<br />
20a SGB von den gesetzlichen Krankenkassen gefördert<br />
werden könnten. Es spielt demnach keine Rolle, ob der<br />
Arbeitgeber den „privaten“ oder den beruflichen Gesundheitsbereich<br />
fördert.<br />
Welche konkreten Gesundheitsmaßnahmen das sind,<br />
steht im Präventionsleitfaden. Danach sind solche Maßnahmen<br />
begünstigt, die eine dauerhafte Änderung von<br />
Lebens- und Ernährungsgewohnheiten hin zu einem gesundheitsbewussten<br />
Verhalten bewirken. Die Maßnahmen<br />
müssen nachhaltig sein und einseitige Belastungen<br />
vermeiden. Daher sind zum Beispiel das Erlernen einer<br />
Sportart, einzelne kurzzeitige Aktionen oder rein gerätegestütztes<br />
Training nicht begünstigt. Die Maßnahmen<br />
müssen von fachkundigen ausgebildeten Trainern begleitet<br />
werden. Deshalb ist auch die Übernahme von Eintrittsgebühren<br />
ins Fitnessstudio oder Beiträge für Sportvereine<br />
nicht begünstigt.<br />
HINWEIS: Der Arbeitgeber kann die Eintrittsgebühren<br />
oder Beiträge dennoch steuer- und abgabenfrei erstatten.<br />
Er kann nämlich einen Sachbezug erbringen, der innerhalb<br />
der Freigrenze von 44 Euro steuer- und abgabenfrei bleibt.<br />
Das nachteilige BFH-Urteil zum Fitnessstudiobeitrag aus<br />
2004 gilt nicht mehr (BFH, Urteil vom 11.11.2010, Az. VI R<br />
27/09. Ob eine Maßnahme den Vorgaben des § 20, 20a<br />
SGB V entspricht, ist in der Praxis schwer zu beurteilen.<br />
Sobald eine gesetzliche Krankenkasse eine Maßnahme<br />
veranstaltet, betreut oder über einen Zuschuss unterstützt,<br />
bedeutet dies zwingend, dass diese dem Präventionsleitfaden<br />
entspricht – und dass die Arbeitgeberleistung<br />
nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfrei ist.<br />
Fotos: nmann77 – Fotolia (S. 57)<br />
Robert Kneschke – Fotolia (S. 58)<br />
58 Nutrition-Press
Recht<br />
Beispiele für nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfreie Gesundheitsmaßnahmen:<br />
• Ein Arbeitgeber bezuschusst die Kurse „Rückenwellness“ und „Stretch und<br />
Relax“ in einer Physiotherapiepraxis. Der Arbeitnehmer muss die regelmäßige<br />
Teilnahme sowie die Zahlung der Monatsgebühr nachweisen. Die Praxis<br />
bestätigt, dass vier gesetzliche Krankenkassen die Kurse bezuschussen.<br />
• Der Arbeitgeber will in eigenen Räumen einen Pilates-Kurs anbieten. Er lässt<br />
sich von einer gesetzlichen Krankenkasse eine Liste qualifizierter Trainer/<br />
Trainerinnen geben und bestätigen, dass derartige Kurse dem Präventionsleitfaden<br />
entsprechen. Der Arbeitgeber beauftragt nach dieser Zusage eine der<br />
qualifizierten Trainerinnen, an zwei Terminen in der Woche jeweils zweistündige<br />
Kurse anzubieten. Die Teilnahme ist für die Arbeitnehmer kostenlos.<br />
/ Anzeige /<br />
Umfassende Förderung möglich<br />
Der Arbeitgeber hat vielseitige Möglichkeiten zur Verbesserung des allgemeinen<br />
Gesundheitszustandes bzw. zur betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
nach § 3 Nr. 34 EStG. Der Präventionsleitfaden sieht folgende begünstigte<br />
Handlungsfelder vor (s. oben).<br />
Förderung in Form einer Sach- oder Barleistung möglich<br />
Der Arbeitgeber kann Sach- und Barleistungen erbringen. Denn im Gegensatz<br />
zu anderen steuerlichen Regelungen kommt es nicht darauf an, ob der<br />
Arbeitgeber Sach- oder Barleistungen gewährt. Unter Sachleistungen f<strong>alle</strong>n<br />
Kurse, Seminare, Gesundheitstage, die der Arbeitgeber veranstaltet oder<br />
bezahlt. Auch Barzuschüsse für Kurse, die der Arbeitnehmer selbst – gegebenenfalls<br />
in seiner Freizeit – gebucht hat, bleiben steuerfrei. Die Rechnungen<br />
für diese Kurse müssen nicht auf den Arbeitgeber lauten.<br />
HINWEIS: Beim Barzuschuss müssen Arbeitgeber auf zwei Dinge achten:<br />
Sie müssen klären, ob der Arbeitnehmer schon einen Zuschuss der Krankenkasse<br />
erhalten hat. Denn sie können nur für den Restbetrag eine steuerfreie<br />
Unterstützung nach § 3 Nr. 34 EStG leisten. Ferner müssen sie darauf<br />
achten, dass die Mittel zweckgebunden ausgegeben werden. Dazu ist ein<br />
Verwendungsnachweis erforderlich, zum Beispiel eine Bestätigung über eingezahlte<br />
Kursgebühren, der als Nachweis zum Lohnkonto genommen wird.<br />
Jahresfreibetrag pro Arbeitnehmer<br />
Bei den 500 Euro handelt es sich um einen Freibetrag, der sich aufs Jahr<br />
und den jeweiligen Arbeitnehmer bezieht. Nur der 500 Euro übersteigende<br />
Betrag muss versteuert und verbeitragt werden. Bei Gemeinschaftsveranstaltungen<br />
müssen die Kosten – einschließlich Umsatzsteuer –<br />
auf die Anzahl der Teilnehmer verteilt werden.<br />
Wichtig: Liegt der Wert der Gesundheitsmaßnahme<br />
deutlich unter dem Freibetrag von 500 Euro und werden<br />
im Laufe des Jahres keine weiteren Zuwendungen nach<br />
§ 3 Nr. 34 EStG gewährt, reichen einfachste Aufzeichnungen<br />
aus, zum Beispiel ein Vermerk über die Anzahl<br />
der Teilnehmer. Grundsätzlich muss nach § 4 Abs. 2 Nr.<br />
4 LStDV zwar ein Antrag auf Aufzeichnungserleichterung<br />
beim zuständigen<br />
Betriebsstättenfinanzamt gestellt werden.<br />
Darauf kann in der Praxis verzichtet<br />
werden, wenn sichergestellt ist, dass der<br />
Freibetrag von 500 Euro in keinem Fall<br />
überschritten wird.<br />
Autor<br />
Torsten Schink<br />
Rechtsanwalt<br />
Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
Diplom-Verwaltungswirt/FH<br />
Nachfolgend erhalten Sie eine alphabetische Übersicht über die steuerbegünstigten<br />
Gesundheitsmaßnahmen.<br />
Nutrition-Press 59
Stichwort<br />
Alkohol-Missbrauch,<br />
Umgang mit Alkohol<br />
Altersgerechter Umbau<br />
von Arbeitsplätzen<br />
Analyse zum Arbeitsunfähigkeits-Geschehen,<br />
Gefährdungsbeurteilung<br />
Arbeitsbedingte körperliche<br />
Belastungen<br />
Ausstattung einer firmeninternen<br />
Sportgruppe<br />
Bildschirm-Arbeitsbrille<br />
• ärztliche Verordnung<br />
vor Anschaffung<br />
Bildschirm-Arbeitsbrille<br />
• ohne Verordnung<br />
Diäten<br />
Einrichtung eines Fitnessraums<br />
im Betrieb<br />
Fitnessstudio<br />
FPZ-Rückenkonzept<br />
Fußballgruppe<br />
Gesundheitstage, Aktivwochen<br />
für Arbeitnehmer<br />
Gesundheitswochen in der<br />
Kantine<br />
IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen<br />
= ärztliche<br />
Leistungen, die nicht von den<br />
gesetzlichen Krankenkassen<br />
übernommen werden)<br />
Kieser-Training<br />
Kreativ-Workshop<br />
Massage am Arbeitsplatz<br />
Mitgliedsbeiträge<br />
Nichtraucherkurs<br />
Nordic-Walking-Kurse<br />
Pilates-Kurs<br />
Rückenschule<br />
Schutzimpfungen<br />
Schwangerschaftsberatung<br />
Snowboard-Kurs<br />
Stressmanagement-Kurse<br />
Weight-watchers, Gebühren<br />
Yoga-Kurse<br />
Vorsorgeuntersuchung<br />
Steuerfreie Gesundheitsmaßnahme?<br />
Alle qualifizierten Maßnahmen zur Beseitigung von Alkoholmissbrauch, zum maßvollen Umgang mit Alkohol sind nach § 3 Nr.<br />
34 EStG begünstigt. Die Maßnahmen können vom Arbeitgeber selbst, von externen Anbietern oder auf private Veranlassung<br />
des Arbeitnehmers (Besuch eines Kurses) durchgeführt werden. Dazu gehören auch Mitgliedsbeiträge zu den Anonymen<br />
Alkoholikern, <strong>alle</strong>rdings ist strenger Verwendungsnachweis und auch der Nachweis regelmäßiger Sitzungen erforderlich.<br />
Der Aufwand ist in <strong>alle</strong>r Regel im eigenbetrieblichen Interesse, da eindeutig die Verringerung von Ausfallzeiten und das Einbinden<br />
älterer Arbeitnehmer im Vordergrund steht. Im Übrigen begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG (siehe Seite 65 Präventionsleitfaden).<br />
Vorrangig eigenbetriebliches Interesse, da gesetzliche Aufgabe der Krankenkasse. In jedem Fall auch steuerfrei nach § 3 Nr.<br />
34 EStG (siehe Seite 9 Präventionsleitfaden).<br />
Nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfrei sind arbeitsplatzbezogene, verhaltensorientierte Gruppenverfahren, die Verhaltens- und<br />
Handlungskompetenzen zum Umgang mit Rückenschmerzen vermitteln (siehe Seite 66 Präventionsleitfaden).<br />
Nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfrei, wenn keine einzelne Sportart (zum Beispiel Fußball) oder kein Ereignis (Firmenlauf),<br />
sondern der Aufbau von Bindung an regelmäßige gesundheitssportliche Aktivität im Vordergrund steht, zum Beispiel<br />
wöchentliche Rückenschule, betreuter Lauftreff (siehe <strong>Seiten</strong> 41, 42 Präventionsleitfaden).<br />
Steuerfrei, aber keine Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG, wenn aufgrund einer ärztlichen Verordnung eine<br />
spezielle, rein auf die Bildschirmarbeit angepasste Brille erstattet wird: Erstattungspflicht des Arbeitgebers nach § 6 der<br />
Bildschirm-Arbeitsverordnung, Erstattung steuer- und beitragsfrei nach R 19.3 Abs. 2 Nr. 2 LStR.<br />
Erfüllt die Voraussetzung der Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG. D<br />
Das Durchführen von Diätkursen bzw. der Zuschuss für den Besuch derartiger Kurse ist nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt,<br />
wenn damit eine dauerhafte Umstellung im Sinne einer gesunden, ausgewogenen Ernährung steht. Mode-Diäten zur<br />
kurzfristigen Gewichtsreduktion sind nicht begünstigt.<br />
Begünstigt, wenn der Arbeitgeber auch eine qualifizierte Anleitung ermöglicht oder einen Arbeitnehmer dafür ausbilden<br />
lässt. Die Nutzung des Fitnessraums muss betreut werden, Ziel müssen längerfristige sportliche Aktivitäten (Muskelaufbau,<br />
Ausdauertraining) der Arbeitnehmer sein.<br />
Ohne konkrete Einbindung in Kurse zur Prävention (zum Beispiel Rückenschule) nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt.<br />
Strittig, ob eigenbetriebliches Interesse bei Arbeitnehmern mit Bildschirmarbeit. Jedenfalls erfüllt ist die Voraussetzung<br />
der Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG.<br />
Nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, weil eine Sportart im Vordergrund steht.<br />
Nur nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, wenn nicht das Erlernen einer Sportart im Vordergrund steht, sondern allgemein das<br />
Bewusstsein für Gesundheit, Änderung von Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten geweckt werden soll. Sinnvoll ist die<br />
Einbindung einer gesetzlichen Krankenkasse, von der die Gesundheitstage betreut werden.<br />
Begünstigt ist die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten, zum Beispiel zugunsten von Gemüse, fett- und fleischarmer<br />
Kost. Begünstigt sind nicht die Mahlzeiten an sich, sondern der Aufwand für die Umstellung, zum Beispiel Bio-Kochkurs in<br />
der Kantine oder eine Aktion „zum Nachtisch Obst statt Schokolade“.<br />
Nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt sind Maßnahmen zur Primärprävention (Schutzimpfungen, Fluorid- und Vitamin-D-Prophylaxe)<br />
sowie zur Sekundärprävention. Hierunter f<strong>alle</strong>n auch <strong>alle</strong> Maßnahmen zur Früherkennung (zum Beispiel Krebsvorsorge,<br />
Augeninnenerkrankung, Diabetes, siehe Präventionsleitfaden, Glossar Stichwort Prävention, Seite 84 ff). HINWEIS: Aus<br />
Sicht des Arbeitgebers sollten nur Maßnahmen gefördert werden, die nach den Regeln der ärztlichen Kunst erforderlich und<br />
zweckmäßig sind. Sinnvoll ist eine Begrenzung der Förderung entsprechend dem IGeL-Monitor (www.igel-monitor.de)<br />
Rein geräteunterstütztes Training ist nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt. Da aber ein Gesamtkonzept zum Aufbau des<br />
Muskel-Skelett-Systems besteht und gesetzliche Krankenkassen einen Zuschuss gewähren, begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG.<br />
Unseres Erachtens in der Regel nicht begünstigt, auch nicht, wenn sie Entspannung dienen.<br />
Der BFH geht von eigenbetrieblichen Interesse aus, wenn durch die Massage arbeitsbedingte Ausfallzeiten aufgrund<br />
beruflicher Tätigkeiten verringert werden (BFH, Urteil vom 30.5.2001, Az. VI R 177/99). Ein Gutachten zum Beispiel des<br />
medizinischen Dienstes sollte in der Regel vorgelegt werden. Grundsätzlich gibt es jedoch medizinische Zweifel daran, dass<br />
Massagen zur Beseitigung berufsbezogener Beschwerden geeignet sind. Demzufolge sind Massagen auch nur dann nach<br />
§ 3 Nr. 34 EStG begünstigt, wenn sie der Vorbeugung von typischen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Aufbaus dienen.<br />
Nicht begünstigt, weder zum Sportverein noch für die Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Es muss eine differenzierte Förderung<br />
erfolgen, einzelne Sportarten sind nicht begünstigt.<br />
Erfüllt die Voraussetzung für steuerfreie Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG, wenn von fachkundiger Person durchgeführt.<br />
Auch Raucherentwöhnung durch Hypnose ist begünstigt, wenn mindestens eine gesetzliche Krankenkasse<br />
den Kurs bezuschusst.<br />
Nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, wenn von ausgebildetem Trainer/Trainerin geleitet (siehe Seite 41 Präventionsleitfaden).<br />
Systematisches Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur, primär der Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur.<br />
Nach anfänglicher Skepsis der Sozialversicherung inzwischen als Präventivmaßnahme anerkannt und damit nach § 3 Nr. 34<br />
EStG begünstigt.<br />
Sofern sich die Rückenschule ausschließlich auf die Verhinderung arbeitsbedingter Erkrankungen bezieht („richtiges Heben<br />
und Senken von Lasten“ für Lagerarbeiter), liegt eigenbetriebliches Interesse vor. Ansonsten begünstigt nach § 3 Nr. 34<br />
EStG, wenn damit eine dauerhafte Stärkung des Muskel-Skelett-Systems angestrebt wird.<br />
Begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG, weil reine Präventionsmaßnahme. Bei Schutzimpfungen im Hinblick auf berufliche Einsätze<br />
wohl kein überwiegend eigenbetriebliches Interesse.<br />
Begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG (siehe Präventionsleitfaden Seite 16).<br />
Nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, weil das Erlernen einer Sportart nach dem Präventionsleitfaden nicht begünstigt ist<br />
(siehe Präventionsleitfaden Seite 42)<br />
In der Regel eigenbetriebliches Interesse. Steht dabei die allgemeine Persönlichkeitsbildung im Vordergrund, bezweifelt die<br />
Finanzverwaltung das eigenbetriebliche Interesse. Dann nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt (siehe Präventionsleitfaden Seite<br />
22, 52). Begünstigt ist instrumentelles, kognitives, palliativ-regeneratives sowie multimodales Stressmanagement.<br />
Das Modell dient der Reduzierung des Körpergewichts und einem bewussten Umgang mit Ernährung bzw. einer Ernährungsumstellung.<br />
Kurse oder Zuschüsse durch den Arbeitgeber sind nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt.<br />
Begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG, wenn eine Stärkung psychosozialer Gesundheitsressourcen bzw. des Herz-Kreislauf-<br />
Systems erreicht wird. Voraussetzung: qualifizierter Trainer<br />
Übernimmt der Arbeitgeber die Vorsorgeuntersuchung von leitenden Angestellten, liegt eigenbetriebliches Interesse vor<br />
60 Nutrition-Press
Recht<br />
Aufbewahrungsfristen<br />
2016: Was darf<br />
in den Reißwolf?<br />
Die Papierberge wachsen<br />
immer höher? Mit dem<br />
Aktenvernichter sorgen<br />
Sie für neue Übersicht. Lesen<br />
Sie, welche Dokumente<br />
Sie als Selbstständiger und<br />
Privatperson aufbewahren<br />
müssen – und wie lange.<br />
Es empfiehlt sich, alte Rechnungen<br />
und Kontoauszüge regelmäßig auszusortieren.<br />
Doch Vorsicht: Es gelten<br />
unterschiedliche Aufbewahrungsfristen!<br />
Und zwar sowohl für geschäftliche als auch für<br />
private Unterlagen. Deshalb sollten Sie genau prüfen, was<br />
wirklich in den Schredder kann.<br />
Nutrition-Press 61
Es empfiehlt sich, alte Rechnungen und Kontoauszüge<br />
regelmäßig auszusortieren. Doch Vorsicht:<br />
Es gelten unterschiedliche Aufbewahrungsfristen!<br />
Und zwar sowohl für geschäftliche als auch für private<br />
Unterlagen. Deshalb sollten Sie genau prüfen, was<br />
wirklich in den Schredder kann.<br />
Sie türmen sich auf dem Schreibtisch. B<strong>alle</strong>n sich in<br />
Schubladen, Schachteln und Regalen. Und quellen aus Ihren<br />
Ordnern. Papiere! Kein Zweifel: Das papierlose Büro<br />
ist noch längst nicht Wirklichkeit geworden. Ganz im Gegenteil.<br />
Es wird mehr gedruckt und aufgehoben als je zuvor.<br />
Dabei spricht vieles dafür, die zunehmende Flut an Papieren<br />
einzudämmen. So gewinnt man Platz und Transparenz.<br />
Man kann sich wieder besser auf das Wesentliche konzentrieren.<br />
Doch bevor Sie jetzt den Reißwolf einschalten,<br />
sollten Sie diesen Artikel aufmerksam lesen. Denn wir<br />
haben für Sie die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen zusammengestellt.<br />
Gesetzliche Aufbewahrungsfristen<br />
nach HGB und AO<br />
Für Gewerbetreibende gilt die Aufbewahrungspflicht. Das<br />
bedeutet, dass Sie Ihre Geschäftsunterlagen verfügbar<br />
halten müssen. Jedenfalls für die festgesetzte Zeit.<br />
Steuerrechtliche Aufbewahrungsfristen sind in der Abgabenordnung<br />
(AO) geregelt. Diese schreibt zudem ab einem<br />
Umsatz von 500.000 Euro bzw. ab einem Gewinn von<br />
50.0000 Euro pro Jahr eine Buchhaltung und das Führen<br />
von Aufzeichnungen vor.<br />
Im Bereich „Handelsrecht“ gelten die Vorschriften des<br />
Handelsgesetzbuches (HGB). Darüber hinaus existieren<br />
noch Gesetze und Verordnungen für spezielle Berufe und<br />
Tätigkeiten, die zur Buchhaltung verpflichten. Grundsätzlich<br />
gilt: Abhängig vom jeweiligen Dokument kann die Aufbewahrungsfrist<br />
sechs oder zehn Jahre betragen.<br />
Zehnjährige Aufbewahrungsfrist:<br />
• Buchungsbelege (je nach Geschäftsvorfall betrifft das<br />
beispielsweise folgende Bereiche: Rechnungen, Kontoauszüge,<br />
Bewertungsunterlagen, Quittungen,<br />
Schecks, Wechsel, Eigenbelege, Saldenlisten, Lohn- und<br />
Gehaltsabrechnungen, Kassenberichte, Steuerbescheide,<br />
Lieferscheine, Auftragszettel, Vertragsurkunden,<br />
Reisekostenabrechnungen und Warenbestands<br />
aufnahmen)<br />
• Eröffnungsbilanzen und (für deren Verständnis erforderliche)<br />
Organisationsunterlagen<br />
• Jahresabschlüsse<br />
• Handelsbücher und Aufzeichnungen<br />
• Inventare<br />
• Lageberichte<br />
Sechsjährige Aufbewahrungsfrist:<br />
• Handelsbriefe und Geschäftskorrespondenz (sowohl<br />
die empfangenen als auch die von Ihrem Unternehmen<br />
versandten)<br />
• Alle weiteren steuerrelevanten Unterlagen<br />
Platz sparen mit gesetzlicher Erlaubnis<br />
Ihre räumlichen Kapazitäten stoßen angesichts der<br />
Fülle an Dokumenten an Grenzen? Keine Sorge: Nur die<br />
62 Nutrition-Press
Recht<br />
Eröffnungsbilanz und Jahresabschlüsse müssen in physischer<br />
Form aufbewahrt werden. Alle anderen aufbewahrungspflichtigen<br />
Unterlagen können Sie einfach auf Datenträgern<br />
speichern. Sie haben jedoch zu gewährleisten,<br />
dass die Daten zehn Jahre lang lesbar sind. (Für spezielle<br />
Zolldokumente gibt es Sonderregelungen.)<br />
Aufbewahrungsfristen für Dokumente<br />
von Privatpersonen<br />
Auch im privaten Bereich ist es oftmals vorgeschrieben<br />
oder zumindest empfehlenswert, wichtige Unterlagen aufzubewahren:<br />
Ein Leben lang<br />
• Standesamtliche Urkunden (z. B. Geburts- oder<br />
Heiratsurkunden, Sterbeurkunden von Angehörigen)<br />
• Schul- und Hochschulzeugnisse, Berufsabschlüsse<br />
• Ärztliche Gutachten<br />
• Belege über Wohneigentum<br />
Mindestens bis zur Rente<br />
• Unterlagen, die den beruflichen Werdegang dokumentieren<br />
(z. B. Arbeitsverträge, Kündigungen, Gehaltsabrechnungen,<br />
Sozialversicherungsnachweise)<br />
Für die gesamte Laufzeit<br />
• Versicherungsunterlagen für jegliche Policen<br />
• Unterlagen zu Finanz- und Vorsorgeprodukten<br />
(z. B. Tagesgeld, Lebensversicherung oder Sparplan)<br />
und andere beweiskräftige Unterlagen zwei Jahre lang<br />
aufzubewahren (UStG § 14b Abs. 1 Satz 5). Dazu zählen<br />
nicht nur Nachweise über sämtliche Bauleistungen einschließlich<br />
Bauplanung und Bauüberwachung, sondern<br />
beispielsweise auch Gerüstbau und das Anlegen von Bepflanzungen.<br />
«<br />
Tipp:<br />
Fertigen Sie von jedem wichtigen Dokument eine Kopie<br />
an und bewahren Sie diese getrennt vom Original<br />
auf – am besten in einem Safe oder Bankschließfach.<br />
Sie können die Unterlagen auch einfach scannen<br />
und digital ablegen. Idealerweise nicht zuhause. So<br />
stellen Sie sicher, dass Sie auch nach einem Einbruch<br />
oder Feuer darauf zugreifen können<br />
Fotos: rdnzl – Fotolia (S. 61), kelifamily – Fotolia (S. 62)<br />
belamy – Fotolia (S. 63)<br />
www.arag.de<br />
Für die gesamte Gebrauchsdauer<br />
• Nachweise für die Hausratversicherung<br />
(z. B. Belege über Möbel, Elektronik oder Schmuck)<br />
30 Jahre<br />
• Gerichtsurteile, Mahnbescheide, Kreditunterlagen<br />
5 Jahre<br />
• Steuerbescheide und eingereichte Steuerunterlagen<br />
4 Jahre<br />
• Kontoauszüge oder Überweisungen (Bankunterlagen)<br />
3 Jahre<br />
• Alte Mietverträge, Übergabeprotokolle,<br />
Kautionsquittungen<br />
2 Jahre<br />
• Kassenbelege (Gewährleistungszeit in der Regel<br />
zwei Jahre)<br />
• Handwerkerrechnungen (ausnahmsweise fünf Jahre<br />
bei der Errichtung von Bauwerken)<br />
Aufbewahrungspflicht für<br />
Handwerkerrechnungen<br />
Ganz gleich, ob Sie Eigentümer oder Mieter einer Immobilie<br />
sind: Als Auftraggeber von Handwerksleistungen sind<br />
Sie seit 2004 verpflichtet, Rechnungen, Zahlungsbelege<br />
Nutrition-Press 63
Datenschutz<br />
im Verein<br />
Sobald Sie den Namen<br />
Ihres Vereinsmitglieds oder<br />
auch nur die IP-Adresse eines<br />
Anderen digital registrieren,<br />
wird es notwendig, diese<br />
personenbezogenen Daten<br />
zu schützen. Darauf sollten<br />
Sie achten:<br />
In einem Verein haben Sie es mit Bankverbindungen,<br />
Anschriften und E-Mail-Adressen zu tun. Diese Daten<br />
unterstehen dem Persönlichkeitsrecht, welches vom<br />
Bundesdatenschutzgesetz gewahrt wird. Spätestens<br />
seit Whistle-blower Snowden hat sich jeder schon einmal<br />
Gedanken um seine persönlichen Daten im Netz gemacht.<br />
In Deutschland leitet das Bundesdatenschutzgesetz<br />
(BDSG) zu verantwortungsvollem Umgang mit personenbezogenen<br />
Daten an. Es soll das Persönlichkeitsrecht jedes<br />
Einzelnen wahren.<br />
Führen Sie einen Verein, haben Sie es, angefangen beim<br />
Namen der Mitglieder, mit vielen sensiblen Daten zu tun.<br />
Sie dürfen Sie erheben, speichern, ändern, übermitteln<br />
und nutzen, sofern dies dazu beiträgt, den Vereinszweck<br />
zu erfüllen. Die Vereinsmitglieder vertrauen Ihnen ihre Daten<br />
an, und egal, ob Ihr Verein eingetragen ist oder nicht,<br />
er muss das Persönlichkeitsrecht seiner Mitglieder berücksichtigen.<br />
Daran kann auch die Vereinssatzung nicht<br />
rütteln.<br />
Welche Vereinsdaten müssen<br />
geschützt werden?<br />
Personenbezogene Daten, die im gewöhnlichen Verein mindestens<br />
abgefragt und geschützt werden müssen, sind:<br />
• Name und Anschrift<br />
• Geburtsdatum<br />
• Eintrittsdatum<br />
• Bankverbindung<br />
Oft werden weitere Daten erhoben, wie die Telefonnummer,<br />
der Beruf, die E-Mail-Adresse. Auch diese gehören zu<br />
den Informationen über persönliche oder sachliche Ver-<br />
hältnisse eines bestimmten Menschen, die Sie schützen<br />
müssen. Erst wenn die Person verstorben ist, endet das<br />
Persönlichkeitsrecht. Das bedeutet, Sie dürfen die persönlichen<br />
Daten – zum Beispiel den Namen und das Geburtsdatum<br />
– verwenden, um einen Nachruf zu verfassen<br />
Umgang mit Daten zu Vereinszwecken<br />
Per Gesetz werden Sie dazu aufgefordert, den Vereinszweck<br />
festzulegen, für den Sie Daten über ihre Mitglieder<br />
sammeln, analysieren und weitergeben. Das kann<br />
neben der Bankverbindung, die Sie für den Einzug der Beiträge<br />
benötigen, auch die Sprungweite des letzten Wettbewerbs<br />
eines Mitglieds sein, die Sie in der Zeitung, am<br />
schwarzen Brett, auf der Homepage oder in der Zeitung<br />
veröffentlichen wollen – als Öffentlichkeitsarbeit. Ansonsten<br />
dürfen Sie personenbezogene Daten verarbeiten,<br />
wenn es sich um allgemein zugängliche Daten handelt und<br />
Sie davon ausgehen können, dass der Betroffene nichts<br />
dagegen einzuwenden hat. Aber Sie müssen die Mitglieder<br />
in jedem Fall darüber informieren, welche Stelle die Daten<br />
verarbeitet, warum und an wen sie noch gelangen, sofern<br />
damit nicht zu rechnen ist. Klären Sie diese Frage mit den<br />
Vorstandsmitgliedern und der Mitgliederversammlung.<br />
Fassen Sie einen Beschluss und verpflichten Sie diejenigen,<br />
die Sie mit der sensiblen Datenverarbeitung betrauen,<br />
schriftlich dazu, das Datengeheimnis zu wahren.<br />
Und wenn Sie die Vereinsmitglieder benachrichtigen,<br />
dann geben Sie Ihnen den Hinweis, dass Sie ein Recht auf<br />
Auskunft über ihre Daten haben, dass sie sie korrigieren,<br />
sperren oder löschen lassen können. Werden Sie dazu aufgefordert,<br />
sie zu löschen, oder Sie benötigen Daten nicht<br />
mehr, dann entsorgen Sie sie so, dass auch dann niemand<br />
64 Nutrition-Press
Recht<br />
Foto: kras99 – Fotolia<br />
Einblick nehmen kann. Mitglieder- oder Spendenlisten beispielsweise<br />
dürfen nicht an einem Stück in den Mülleimer<br />
geworfen werden. Sie brauchen einen Zerkleinerer, einen<br />
sicheren Aufbewahrungsort und Umgang. Auch digital<br />
müssen Sie für Sicherheit sorgen, um zu verhindern, dass<br />
Daten an Unbefugte gelangen, missbräuchlich verwendet<br />
werden oder verloren gehen.<br />
Mitgliederlisten oder -verzeichnisse an Vereinsmitglieder<br />
herausgeben?<br />
Persönliche Daten wie die Mitgliederliste dürfen Sie intern<br />
bekannt machen, wenn es Zweck Ihres Vereins ist,<br />
die Geselligkeit zu fördern. Ist das nicht der Fall, aber<br />
die Mitglieder haben Interesse daran, müssen Sie es mit<br />
eventuell gegensätzlichen Interessen des Vereins und der<br />
Mitglieder abwägen. Damit sich aber Mitglieder mit anderen<br />
zusammenfinden können, um zum Beispiel einen Minderheitsantrag<br />
zu stellen, müssen Sie Ihnen Einsicht in die<br />
Mitgliederliste gewähren.<br />
Datenverarbeitung für fremde Zwecke<br />
und Weitergabe an Dritte<br />
Sollte eines Ihrer Vereinsmitglieder jemanden Schaden<br />
zugefügt haben und die Polizei verlangt persönliche Informationen<br />
von Ihnen, dann dürfen Sie sie herausgeben. Es<br />
gilt für vereinsfremde Zwecke: Ein Verein darf dann personenbezogene<br />
Daten übermitteln oder nutzen, wenn damit<br />
berechtigte Interessen eines Dritten gewahrt werden, dadurch<br />
Gefahren für die staatliche oder öffentliche Sicherheit<br />
abgewehrt werden können oder eben, um Straftaten<br />
zu verfolgen. Ansonsten nur mit Einwilligung des Betroffenen.<br />
Mit folgenden Interessen haben Sie es in Vereinen häufig<br />
zu tun: Daten wie die Zugehörigkeit zu einer Personengruppe,<br />
Name, Anschrift und Geburtsjahr werden für die<br />
Markt- und Meinungsforschung angefragt. Wirtschaftsunternehmen<br />
und Sponsoren verlangen manchmal die<br />
Mitgliederdaten für eine Leistung, um sie zu Werbezwecken<br />
einzusetzen. Dazu benötigen Sie die Einwilligung der<br />
betroffenen Mitglieder. Besonders dann, wenn es sich um<br />
besonders schutzbedürftige Daten beispielsweise über<br />
die Gesundheit, politische oder religiöse Einstellungen<br />
von Personen handelt. Nur dann, wenn Interessen von<br />
Vereinsmitgliedern offensichtlich nicht entgegenstehen,<br />
können Mitgliederdaten ohne Einwilligung an weitergegeben<br />
werden. Diskutieren Sie das am besten auf einer<br />
Mitgliederversammlung und fassen Sie einen Beschluss.<br />
Fußball- und Leichtathletikvereine sind oft verpflichtet,<br />
die Daten seiner Mitglieder regelmäßig einer Dachorganisation<br />
wie einem Bundes- oder Landesverband zu<br />
übermitteln. Nehmen Sie diese Information gleich in Ihre<br />
Vereinssatzung auf, sodass der Datenübertragung nichts<br />
im Weg steht.<br />
Vereine dürfen grundsätzlich keine Angaben über Mitglieder<br />
an die Presse oder an andere Medien übermitteln.<br />
Eine Ausnahme könnte aber sein, dass der Verein ins Gerede<br />
kommt, weil er ein Mitglied ausgeschlossen hat und<br />
eine Information darüber im Interesse des Vereins liegt.<br />
Will der Verein Informationen über seine Mitglieder wie<br />
etwa Spielergebnisse auf der Vereins-Website veröffentlichen,<br />
müssen die Betroffenen vorher schriftlich belehrt<br />
werden. Informieren Sie Ihre Mitglieder, welche Daten sie<br />
ins Internet stellen wollen und warum, damit sie gegebenenfalls<br />
widersprechen können. Wählen Sie sorgfältig aus,<br />
was wirklich nötig ist, um sich online zu präsentieren. Weisen<br />
Sie die Betroffenen darauf hin, wie weit die Daten unkontrolliert<br />
verknüpft und verändert werden können, damit<br />
sie sich der Tragweite der Weitergabe bewusst werden<br />
Datenschutzbeauftragter im Verein<br />
Sind in Ihrem Verein mindestens zehn Personen hauptamtlich<br />
mit der automatisierten Erhebung, Verarbeitung oder<br />
Nutzung personenbezogener Daten beschäftigt, dann haben<br />
Sie nach dem BDSG einen Datenschutzbeauftragten<br />
zu bestellen. Tun Sie es nicht, begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit,<br />
die mit Bußen bis zu 50.000 Euro geahndet<br />
werden.<br />
Ihr Datenschutzbeauftragter darf kein Vorstandsmitglied<br />
und nicht für die Datenverarbeitung verantwortlich sein.<br />
Und er muss kein Mitglied des Vereins sein. Üblicherweise<br />
wird er vom Vorstand bestellt, ihm unmittelbar unterstellt<br />
und vom Vorstand unterstützt. Der Datenschützer sollte<br />
nicht nur den Verein gut kennen, sondern auch das Datenschutzrecht.<br />
Muss der Verein keinen Datenschutzbeauftragten<br />
bestellen, hat der Vorsitzende sicherzustellen,<br />
dass der Verein die Regeln des Datenschutzes einhält. «<br />
www.arag.de<br />
Nutrition-Press 65
news<br />
Der Spiegel, vom 03.05.2017<br />
Alchemie des ewigen Lebens<br />
Mit Blutextrakten, Wunderpillen und Tinkturen versuchen Forscher,<br />
das Alter zu überlisten. Zugrunde liegt ein Traum, der so<br />
alt ist wie die Menschheit…<br />
welt.de vom 03.05.2017<br />
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie 100 Jahre<br />
werden wollen<br />
100 Jahre oder älter sind in Deutschland etwa 16.500 Menschen.<br />
Was sie gemeinsam haben, das stellen Forscher jetzt vor. Gene<br />
haben einen Einfluss auf die Lebenserwartung, andere Faktoren<br />
spielen eine größere Rolle.<br />
zentrum-der-Gesundheit.de vom 28.04.2017<br />
Vitamine gegen antibiotikaresistente Bakterien<br />
Bei manchen schweren chronischen Erkrankungen, wie z. B. der<br />
Mukoviszidose kommt es immer wieder zu schwerwiegenden Infekten<br />
(meist Lungenentzündungen), die mit Antibiotika behandelt<br />
werden müssen. Leider sind manche Bakterien längst resistent<br />
gegen Antibiotika, und die Antibiotika bleiben wirkungslos.<br />
Neue Untersuchungen zeigten, dass bestimmte Vitamine hier<br />
eine Lösung bieten könnten. Nimmt man sie gemeinsam mit den<br />
Antibiotika, dann kann die Resistenz mancher Bakterien umgangen<br />
werden – und die Medikamente wirken wieder.<br />
welt.de vom 26.04.2017<br />
Dieses Hungerhormon ist ein Jungbrunnen für<br />
das Gehirn<br />
Ein Hormon, das den Appetit reguliert, fördert nach neuen Erkenntnissen<br />
auch das Wachstum neuer Hirnzellen. Darüber hinaus<br />
soll das sogenannte Ghrelin die Zellen vor zerstörerischen<br />
Umwelteinflüssen schützen und so deren Alterung verlangsamen.<br />
Die Arbeitsgruppe um Dr. Jeffrey Davies hat ihre Ergebnisse<br />
vor wenigen Tagen auf einem britischen Neurowissenschaftlerkongress<br />
in Birmingham vorgestellt.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 19.04.2017<br />
Vitamin-D-Mangel – Die Symptome<br />
Vitamin D kann vom Körper selbst gebildet werden. Allerdings<br />
ist dazu genügend Sonnenlicht erforderlich. In Mittel- und Nordeuropa<br />
reicht die Sonnenstrahlung jedoch meist nicht aus – und<br />
der Körper kann die so dringend benötigten Vitamin-D-Mengen<br />
nicht herstellen. Vitamin-D-Mangel ist daher vorprogrammiert.<br />
Leider zeigt sich ein Vitamin-D-Mangel nur selten in eindeutigen<br />
Symptomen. Stattdessen können sich im Laufe vieler Jahre chronische<br />
Krankheiten entwickeln. Würde man den Vitamin-D-Mangel<br />
jetzt beheben, könnten auch die entsprechenden Krankheiten<br />
gebessert werden.<br />
docCheck.de vom 03.04.2017<br />
B-Vitamine: Pille gegen Feinstaub<br />
Mit B-Vitaminen gelang es in einer experimentellen Studie, den<br />
schädlichen Effekt kleiner Teilchen auf die DNA-Methylierung zu<br />
verringern. Über Nebenwirkungen machen sich die Forscher wenig<br />
Gedanken. Die Studie weist weitere Mängel auf.<br />
orthoknowledge.de vom 03.04.2017<br />
Vitamin D: Bedarf größer als gedacht<br />
Die Bedeutung von Vitamin D ist wesentlich größer als bisher<br />
angenommen. Es wird sogar von einer Vitamin-D-Mangel-Pandemie<br />
gesprochen.1 Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
ist Vitamin D für die Regulierung der Expression von hunderten<br />
Genen (Schätzungen reichen von 200 bis 1.000) verantwortlich.<br />
Darüber hinaus wurden Vitamin-D-Rezeptoren (VDR) in vielen<br />
verschiedenen Ge<strong>web</strong>e- und Zellarten im menschlichen Organismus,<br />
z.B. im Herzmuskel, Gehirn, endokrinen Drüsen und B- und<br />
T-Lymphozyten, identifiziert.<br />
umweltinstitut.org vom 30.03.2017<br />
Neue Untersuchung belegt Manipulationen bei<br />
der Bewertung von Glyphosat<br />
Die von der WHO-Krebsforschungsagentur (IARC) im März 2015<br />
vorgenommene Klassifizierung von Glyphosat als „wahrscheinlich<br />
krebserregend für den Menschen“ brachte die Konzerne<br />
unter Handlungsdruck. Um zu verhindern, dass Glyphosat die<br />
Zulassung in der EU verliert, finanzierten die Hersteller eine Reihe<br />
von Studien zur Gefährlichkeit von Glyphosat, die in Wissenschaftsjournalen<br />
veröffentlicht wurden. Für die krebserregende<br />
und erbgutschädigende Wirkung von Glyphosat gibt es deutliche<br />
Belege. Das wollten die Hersteller mit den von ihnen finanzierten<br />
Studien vertuschen. So wurden unter anderem wichtige Informationen<br />
weggelassen und stattdessen irrelevante Daten präsentiert.<br />
Dadurch wurden Sachverhalte verzerrt, LeserInnen in die<br />
Irre geführt und wissenschaftliche Beweise geleugnet.<br />
orthoknowledge.eu vom 30.03.2017<br />
Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
unterschätzt?<br />
Wie gefährlich ist eigentlich die (tägliche) Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?<br />
Viele Verbraucher nehmen ohne Murren<br />
die verschiedensten Arzneimittel ein, sorgen sich aber übermäßig,<br />
wenn es um Nahrungsergänzungsmittel geht. Sie sind<br />
sich nicht oder kaum des Umstandes bewusst, dass Nahrungsergänzungsmittel<br />
um Vieles sicherer sind als Arzneimittel.<br />
welt.de vom 28.03.2017<br />
Gegen diesen gefährlichen Pilz gibt es noch kein Mittel<br />
In New York breitet sich eine Pilzinfektion aus, die den Ärzten<br />
Sorgen bereitet. Candida auris kann zum Multiorganversagen<br />
führen – die Pharmaindustrie sucht nach einem wirksamen Medikament.<br />
66 Nutrition-Press
Spannende News aus<br />
den Medien im Ticker<br />
NDR-Ratgber.de vom 22.03.2017<br />
Legionellen: Gefährliche Keime im Trinkwasser<br />
Legionellen im Trinkwasser können zu schweren Lungenentzündungen<br />
führen. Experten schätzen, dass sich in Deutschland<br />
jedes Jahr 30.000 Menschen mit den Bakterien infizieren. Immer<br />
wieder gibt es Todesfälle. Die Erreger gedeihen im warmen<br />
Süßwasser und werden über Wasserleitungen übertragen. Im<br />
Wasserdampf, zum Beispiel unter der Dusche können sich Legionellen<br />
zu Hunderten tummeln und beim Einatmen gefährlich<br />
werden.<br />
europa.eu vom 22.03.2017<br />
Zahl der betrogenen Verbraucher in den Social<br />
Media wächst: Facebook, Twitter und Google+<br />
arbeiten an Lösungen<br />
Immer mehr Verbraucher beschweren sich bei den Verbraucherschutzbehörden<br />
über Betrug bei der Nutzung von sozialen Medien<br />
sowie über Nutzungsbedingungen, die gegen das EU-Verbraucherrecht<br />
verstoßen. Facebook, Twitter und Google+ werden<br />
nun in spätestens vier Wochen Maßnahmen vorlegen, wie sie dagegen<br />
in ihren sozialen Netzwerken vorgehen werden. Das ist das<br />
Ergebnis eines Treffens der EU-Kommission mit den betroffenen<br />
Unternehmen gestern (Donnerstag).<br />
scinexx.de vom 21.03.2017<br />
Mit Ligusterduft gegen Darmkrebs?<br />
Duftstoff hemmt Krebs: Nicht nur unsere Nase, sondern auch<br />
Darmkrebszellen tragen Riechsensoren<br />
Wie Forscher jetzt entdeckt haben. Diese Andockstellen reagieren<br />
auf Troenan, den Duftstoff von Ligusterblüten. Das Spannende<br />
daran: Dockt der Duftstoff an den Krebszellen an, hemmt dies<br />
ihr Wachstum und viele Tumorzellen sterben sogar, wie die Wissenschaftler<br />
im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten. Dies könnte<br />
eine neue Therapiemöglichkeit gegen Darmkrebs eröffnen.<br />
Rp-online.de vom 20.03.2017<br />
Das ist der gesündeste Lebensstil der Welt<br />
Die Tsimane am Amazonas sind viele in Bewegung und ernähren<br />
sich ballaststoffreich. Das macht sie im Bereich Herz-Kreislaufsystem<br />
zu den gesündesten Menschen der Welt. Was man<br />
von ihnen lernen kann.<br />
welt.de vom 19.03.2017<br />
Dieses Amazonas-Volk hat die gesündesten Herzen<br />
der Welt<br />
Forscher haben Blutgefäße von Ureinwohnern untersucht und<br />
dabei Erstaunliches entdeckt. Keine andere Gruppe weltweit<br />
hat so gesunde Arterien. Die Wissenschaftler haben dafür gleich<br />
mehrere Erklärungen parat.<br />
scinnex vom 17.03.2017<br />
Moderne Krankheiten: Zivilisationskrankheiten<br />
und ihre Ursachen – Gesundheitliche Risikofaktoren<br />
Die Moderne Welt hält viele Annehmlichkeiten bereit, kann aber<br />
auch Ursache für Krankheiten sein.<br />
Neue Zürcher Zeitung vom 01.03.2017<br />
Mündigkeit und Datenschutz<br />
Es herrscht ein zunehmender Druck, sich den Möglichkeiten des<br />
Digitalen zu öffnen und keinesfalls zu verweigern, wenn man<br />
denn den Anschluss nicht verlieren will. Wer aber hat Interesse<br />
an dieser teuflischen Eile?<br />
welt.de vom 28.02.2017<br />
Das sind die gefährlichsten Bakterien der Welt<br />
Bei Patienten in Krankenhäusern oder Pflegeheimen kommt es<br />
häufiger vor, dass Antibiotika nicht mehr wirken. Bakterien sind<br />
resistent geworden. Die Weltgesundheitsorganisation will nun<br />
handeln.<br />
Rp-online.de vom 23.02.2017<br />
In Zukunft werden wir drei Jahre älter –<br />
mindestens<br />
In manchen Ländern könnte es 2030 eine Lebenserwartung von<br />
90 Jahren geben. Viele Menschen leben deutlich gesünder<br />
efsa.de vom 22.02.2017<br />
Antibiotikaresistenz weiterhin hoch laut EU-<br />
Bericht<br />
Bakterien bei Menschen, Tieren und in Lebensmitteln zeigen<br />
weiterhin Resistenzen gegen häufig eingesetzte antimikrobielle<br />
Substanzen, so der jüngste Bericht über Antibiotikaresistenzen<br />
bei Bakterien, den die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) und das Europäische Zentrum für die Prävention<br />
und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) gemeinsam vorgelegt<br />
haben. Die Ergebnisse unterstreichen, dass Antibiotikaresistenzen<br />
eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit von<br />
Mensch und Tier darstellen. Infektionen durch antibiotikaresistente<br />
Bakterien führen in der EU jedes Jahr zu etwa 25.000 Todesfällen.<br />
zusammengestellt: Liane Schmidt. NEM e.V.
FREIHEIT<br />
FÜR<br />
GESUNDE<br />
NAHRUNG<br />
FREIHEIT<br />
UND<br />
GERECHTIG-<br />
KEIT<br />
KOMMEN<br />
SELTEN<br />
VON ALLEIN.<br />
WIR TUN<br />
WAS!<br />
GESUNDER<br />
MENSCHEN-<br />
VERSTAND<br />
UND ZIVIL-<br />
COURAGE.<br />
WIR TUN<br />
WAS!<br />
www.nem-ev.de