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Ausgabe Nr. 10 – Mai 2017 . 4,95 Euro . ISSN 2196-1271 www.nutrition-press.com<br />

nutrition-press<br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />

Prof. Dr. mult.<br />

Kurt S. Zänker<br />

Wir brauchen keine<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

– oder doch?<br />

Dr. med.<br />

Klaus-Georg Wenzel<br />

Sicherheit bestätigt<br />

durch Amerikas<br />

größte Datenbank<br />

Liane Schmidt<br />

Sacha Inchi – Uralte<br />

Pflanze wieder neu entdeckt!<br />

Keine andere Pflanze<br />

liefert so viel Omega-3-<br />

Fettsäuren und Vitamin E!<br />

Manfred Scheffler<br />

Spiegel schreibt:<br />

„Ewiges Leben –<br />

demnächst für <strong>alle</strong>!“<br />

Mikronährstoffe<br />

Vitalstoffe<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />

können Sie


NEM e.V.<br />

Jetzt anno 2016 ist unser Verband bereits 10 Jahre für den<br />

Wer die Macht über Lebensmittel<br />

hat, hat die Macht über uns Bürger.<br />

Wir tun was!<br />

Mittelstand der Gesundheitsbranche erfolgreich aktiv.<br />

Wir sprechen mit Politik & Wissenschaft - scheuen keinen<br />

Rechtsweg und reden kompetent und deutlich für die Branche<br />

VORTEILE DER MITGLIEDSCHAFT / LEISTUNGSKATALOG<br />

1. Fachjuristen, Sachverständige, Institute, Labore, Rechtschutz kosten deutlich weniger :<br />

2. Teilnahme an NEM-Seminare fast 25% günstiger.<br />

3. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Rezepturen .<br />

4. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Rohstoffen .<br />

5. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Kennzeichnungen / Etiketten.<br />

6. Verkehrsfähigkeitsprüfungen von wettbewerbsrechtlichen Fragen, Prüfungen von<br />

Werbebroschüren .<br />

7. Erstellung von Gutachten hinsichtlich lebensmittelrechtlicher Fragen, Geschäftsvertragsprüfung<br />

von Angeboten, Aufträgen, Rechnungen etc., Prüfung von Webseiten, Online-<br />

Shops etc., Prüfung von AGBs, Vertragsgestaltung Herstellungsverträge und Vertriebsverträge.<br />

8. Juristische Beratung bei Abmahnungen durch Wettbewerber, Verbraucherverbände,<br />

Behörden etc.<br />

9. Anmeldungsberatung von Health Claims.<br />

10. Anmeldungsberatung von diätetischen Lebensmitteln.<br />

11. Beratung bei gesetzlichen Verstößen, Bußgeldern, bei strafrechtlichen Fällen.<br />

✔<br />

✔<br />

Freiheit für<br />

gesunde Nahrung<br />

Größter europäischer<br />

Verband der Branche<br />

WERDEN SIE MITGLIED!<br />

Anmeldeformulare und Informationen über Mitgliedsbeiträge<br />

finden Sie unter: www.nem-ev.de<br />

✔<br />

Vertretung für<br />

den Mittelstand<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren<br />

von Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />

Horst-Uhlig-Straße 3 · D-56291 Laudert · Telefon +49 (0)6746/80298-20<br />

Telefax +49 (0)6746/80298-21 · E-Mail: info@nem-ev.de<br />

www.nem-ev.de


Editorial<br />

Spiegel schreibt:<br />

"Ewiges Leben –<br />

demnächst für <strong>alle</strong>!"<br />

Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

selten lese ich den Spiegel – doch diesmal musste ich bei<br />

der Ausgabe Nr. 16 zu dem Thema „Ewiges Leben“– zu<br />

greifen. Gleich nach einigen Zeilen rieb ich mir die Augen<br />

und konnte nicht aufhören weiter zu lesen.<br />

In meinen zahlreichen Gesprächen und Diskussionen<br />

habe ich versucht Wissenschaftler zu motivieren sich mit<br />

dieser Thematik auseinanderzusetzen und eine Methusalemformel<br />

zu entwickeln. Denn schließlich gibt es Bäume<br />

die 1.000 bis 2.000 Jahre alt werden – und wir haben die<br />

gleichen „Ursprungsgene" wie Bäume, Pflanzen und Tiere.<br />

Der Spiegel hat das Thema hervorragend recherchiert<br />

und aufgedeckt, was es <strong>alle</strong>s für gewaltige Forschungsergebnisse<br />

bereits gibt. Es werden Millionen, ja Milliarden<br />

in die Forschung gesteckt - mit vielfach privaten Geldern.<br />

Ob das Leben endlos werden kann ist und bleibt sicher ungeklärt.<br />

Auf jeden Fall wird die Lebenserwartung gewaltig<br />

nach oben gehen.<br />

Klar ist, dass unsere Branche, die sich mit gesunder Ernährung<br />

beschäftigt und sich Tag für Tag mit Gesundheitsfragen<br />

insgesamt wie z. B. einer längeren Lebenserwartung<br />

widmet, gefordert ist sich mit dem Machbaren auseinander<br />

zu setzen – was wir bei <strong>alle</strong>n Behinderungen vehement<br />

auch tun. In dieser und der kommenden Ausgabe werden<br />

wir uns mit dem Thema Gerontologie auseinandersetzen.<br />

Die US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigte eine Studie<br />

an dieser Personen zwischen 65 und 79 Jahren teilnehmen<br />

sollen, welche an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

oder Störungen der Kognition (z. B. Demenz) leiden<br />

bzw. ein erhöhtes Risiko dafür haben. Es soll untersucht<br />

werden, ob die Lebenserwartung der Probanden durch<br />

ein Diabetesmittel verlängert werden kann und der Verlauf<br />

bereits bestehender Erkrankungen positiv beeinflusst<br />

wird. Die Entscheidung der FDA erregte besondere Aufmerksamkeit,<br />

da sie zum ersten Mal eine Studie genehmigt,<br />

deren Ziel nicht unmittelbar die Verhinderung, Behandlung<br />

oder Heilung einer Erkrankung ist, sondern die<br />

Verlangsamung des Alterungsprozesses.<br />

Ich halte diesen Leitartikel für sehr interessant und empfehle<br />

ihn unbedingt zu lesen.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

(Der Spiegel, Ausgabe Nr. 16, oder https://magazin.spiegel.de/SP/2017/16/150556801/index.html)<br />

Nutrition-Press ist die offizielle Zeitschrift des<br />

NEM e.V. Verband mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Nutrition-Press 03


Inhalt | Impressum<br />

Ein Verband zeigt Gesicht 5<br />

Wir brauchen keine Nahrungsergänzungsmittel – oder doch? Prof. Dr. Dr. med. Kurt Zänker 7<br />

NADH (Coenzym-1) – der Kraftstoff unserer Lebensenergie Prof. Dr. med. Dr. chem. Jörg George Birkmayer 10<br />

Yamswurzel – Mehr als nur Frauensache Dr. Lidija Cavlovic 12<br />

Propolis – eine Stärke der Bienen 15<br />

Nahrungsergänzungsmittel im Apotheken Versandhandel weiter auf dem Vormarsch Kerstin Büttel 18<br />

Faszinierende Pilze Zunderschwamm Dr. Liudmilla Kalitukha 20<br />

Ist Krebs eine genetische oder eine Stoffwechselkrankheit? Dr. med. habil Dr. rer. nat. Karl J. Probst 24<br />

(Un-)Sinn und angebliche Gefahren von Vitaminen und Mineralien Dr. med. Klaus-Georg Wenzel 28<br />

Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber Apotheker Uwe Gröber 31<br />

Krankmachende Füllmaterialien? Mythos und Wahrheit über Magnesiumstearat Dr. Uwe Greulach 34<br />

Chinesische Heilpilze – zwischen Trend und Tradition Daniela Lipgens 38<br />

Candida albicans Sabrina Beerbalk 41<br />

Sacha Inchi – Uralte Pflanze wieder neu entdeckt! Liane Schmidt 44<br />

Nahrungsergänzungsmittel sind so sicher wie sonst kein anderes Lebensmittel! Liane Schmidt 49<br />

Neue obergerichtliche Rechtsprechung im Lebensmittelrecht RA Dr. Thomas Büttner 54<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung: Durch geschickte Gestaltung Steuer- und<br />

SV-Nachforderungen vermeiden Torsten Schink 57<br />

Aufbewahrungsfristen 2016: Was darf in den Reißwolf? ARAG 61<br />

Datenschutz im Verein ARAG 64<br />

Newsticker 66<br />

Impressum<br />

Nutrition-Press<br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />

Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Print-Ausgabe ISSN 21951271<br />

Herausgeber: NEM Verband mittelständischer<br />

europäischer Hersteller und Distributoren von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3, D - 56291 Laudert<br />

Phone: +49 (0) 6746 8029820<br />

Fax: +49 (0) 6746 8029821<br />

Email: info@nem-ev.de, www.nem-ev.de<br />

Chefredaktion: Manfred Scheffler (V.i.S.d.P.)<br />

Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />

Redaktion: Liane Schmidt<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. Gottfried Lange und Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />

Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner LL. M.<br />

Gastautoren:<br />

Sabrina Beerbalk<br />

Prof. Dr. med. Dr. chem. Jörg George Birkmeyer<br />

Kerstin Büttel<br />

Dr. jur. Thomas Büttner LL. M.<br />

Dr. Lidija Cavlovic<br />

Dr. Uwe Greulach<br />

Uwe Gröber<br />

Dr. Liudmila Kalithuka<br />

Daniela Lipgens<br />

Dr. med. habil Dr. rer. nat. Karl J. Probst<br />

Torsten Schink<br />

Liane Schmidt<br />

Univ-Prof. Dr. mult. Kurt. S. Zänker<br />

Grafik/Layout: www.pp-grafikdesign.de<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Liane Schmidt, Telefon: +49 (0) 6746 8029820<br />

EMail: info@<strong>nutritionpress</strong>.com<br />

Bildnachweis: © jakkritwong_Fotolia (Titel), Fotolia.com, privat<br />

Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr: Frühjahr, Herbst<br />

Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />

Bestellung der PrintAusgabe: info@nem-ev.de<br />

Online-Ausgabe: ISSN 21968505<br />

Online-Magazin und Media-Daten:<br />

kostenlos unter www.<strong>nutritionpress</strong>.com<br />

Printed in Germany<br />

Copyright-Hinweis:<br />

Die gesamten Inhalte des Magazins sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf<br />

Konzept und Gestaltung: NEM e.V.<br />

Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit<br />

ausdrücklicher Genehmigung des NEM e.V.<br />

Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />

Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />

Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />

E-Mail: info@nem-ev.de<br />

Internet: www.nem-ev.de<br />

04 Nutrition-Press<br />

www.nutrition-press.com


www.nem-ev.de<br />

Ein Verband zeigt Gesicht<br />

Der<br />

Vorstand<br />

des NEM e.V.<br />

stellt sich<br />

vor:<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident<br />

Kaufmann / Geschäftsführer<br />

der Plantafood Medical GmbH<br />

Carsten Wollbrink<br />

2. Vorsitzender<br />

Diplom-Kaufmann / Unternehmensberater<br />

und Auftragsproduzent TV &<br />

Online Marketing<br />

Dr. rer. nat. Stefan Werner<br />

Vorstand strategische Verbandsfragen<br />

Chemiker / Geschäftsführer der<br />

Dr. Werner Pharmafood GmbH<br />

Dr. jur. Thomas Büttner, LL. M.<br />

Vorstand Lebensmittelrecht und<br />

Kosmetikrecht, Arzneimittelrrecht,<br />

Lebensmittelrecht, Medizinproduktrecht,<br />

Biotechnologierecht<br />

Ute Schalper<br />

Vorstand Finanzen<br />

gepr. Gesundheitsmanagerin (DAM) /<br />

Ernährungsberaterin / Geschäftsführerin<br />

der PlantaVis GmbH<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />

Horst-Uhlig-Straße 3, D-56291 Laudert, Telefon: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-20,<br />

Telefax: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-21, info@nem-ev.de, www.nem-ev.de<br />

Nutrition-Press 05


www.nem-ev.de<br />

Ein Verband zeigt Gesicht<br />

Der Fachbeirat<br />

des NEM e.V.<br />

stellt sich vor:<br />

Peter Abels<br />

Therapeut, Vorsitzender des European Federation for<br />

Naturopathy e.V. - EFN, Medizinischer Leiter des Steinbeis-<br />

Transfer-Instituts Gesundheitsprävention, Therapie und<br />

Komplementärmedizin der Steinbeis-Hochschule Berlin - SHB<br />

Fachbereich: Ernährungswissenschaft<br />

Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Rechtsanwalt, LL.M.<br />

Fachbereiche:<br />

Lebensmittelrecht,<br />

Cosmeticrecht<br />

Dr. BETTINA C. ELLES<br />

Rechtsanwältin, LL.M.<br />

Fachbereich:<br />

Finanz - und Steuerrecht<br />

Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

Arzt; Spezialgebiete Spezielle Schmerztherapie,<br />

Nutrazeutika, Mikronährstoffe, Zivilisationskrankheiten,<br />

Renaturierung<br />

Fachbereich: Ernährungswissenschaft<br />

Dr. Uwe Greulach<br />

Chemiker<br />

Fachbereiche:<br />

Lebensmittelchemie,<br />

Qualitäts-Management<br />

Prof. Dr. Dr. Fred Harms, MD PhD<br />

Leiter Institut für Gesundheitskommunikation und<br />

Versorgungsforschung, Sigmund-Freud-Universität<br />

Wien, Vize-Präsident Europäische Stiftung für Gesundheit,<br />

Schweiz, Fachbereich: Gesundheitskommunikation<br />

und Versorgungsmanagement (Schwerpunkt Diabetes,<br />

Herz-Kreislauf, Depression)<br />

Dr. Liudmila Kalitukha<br />

Diplom-Biologin; Research, Development &<br />

Quality Manager; Spezialgebiete: angewandte<br />

Mykologie, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Kosmetik, klinische Forschung<br />

Fachbereich: Biologie (Physiologie der Pflanzen,<br />

Biochemie, Biophysik, Molekularbiologie)<br />

Dr. Gottfried Lange<br />

Spezialgebiet Zellernährung<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley<br />

Spezialgebiet angewandte<br />

Mykologie<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft<br />

Dr. Peter Mewes<br />

Apotheker; Spezialgebiet<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft<br />

Dr. med. habil Dr. rer. nat.<br />

Karl J. Probst<br />

Arzt für Naturheilkunde und Alternativmedizin,<br />

Naturwissenschaftler, Begründer der Rohkostbewegung<br />

in Deutschland, wissenschaftlicher Berater<br />

Fachbereich: Ernährungswissenschaft<br />

Prof. Dr. Dr. hc Otto Pulz<br />

Spezialgebiet Mikroalgen<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft<br />

SVEN SCHEFFLER<br />

Dipl.-Ing. Lebensmitteltechnik (FH)<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft,<br />

QM, Betriebsorganisation<br />

Torsten Schink<br />

Rechtsanwalt; Fachanwalt für<br />

Arbeitsrecht; Diplom-Verwaltungswirt/FH<br />

Fachbereich: Arbeitsrecht<br />

Prof. Dr. med. Jörg Spitz<br />

Spezialgebiet Präventionsmedizin<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft<br />

Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />

Physiker; Spezialgebiet Molekulare Biophysik<br />

Geschäftsführer Institut Kurz GmbH<br />

Fachbereich:<br />

Lebensmittelchemie, Molekulare Biophysik<br />

Prof. Dr. med. Wolfgang Wuttke<br />

Spezialgebiet Endokrinologie<br />

Fachbereich:<br />

Ernährungswissenschaft<br />

06 Nutrition-Press<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />

Horst-Uhlig-Straße 3, D-56291 Laudert, Telefon: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-20,<br />

Telefax: +49 (0) 67 46 / 8 02 98-21, info@nem-ev.de, www.nem-ev.de


Ernährung | Prävention<br />

Wir brauchen keine<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

– oder doch?<br />

Auf diesem Planeten herrschen zum Überleben einige unverrückbare Paradigmen:<br />

1. Im Tierreich fressen und gefressen werden.<br />

2. Die Menschen essen um oder bis sie satt werden – homo consumens.<br />

Zum Thema Ernährung ist viel Unsinn im Umlauf.<br />

Nur wer ist daran schuld? Die Ernährungswissenschaft<br />

die mit Studien belegt was in die Marketingkonzepte<br />

der Nahrungsmittelindustrie passt<br />

oder gar nationale und EU- Behörden, die so Vieles zu<br />

reglementieren versuchen – natürlich immer zum Schutz<br />

der Gesundheit und im besten Sinne für die (un-)mündige<br />

Verbraucherin, oder für den unwissenden und ungebildeten<br />

Verbraucher. Nun, man hat den Eindruck, dass sich das<br />

Wissen um Ernährung immer mehr im Detail verliert und<br />

das tradierte Wissen aus früheren Generationen, wenn<br />

überhaupt, nur noch marginal in verstaubten Kochbüchern<br />

aufscheint.: „Was Großmutter schon immer wusste ... !“<br />

Kaum ein anderer Satz bringt die Bedeutung der Ernährung<br />

für unsere Personalität besser und pointierter zum<br />

Ausdruck als „dass der Mensch ist, was er isst“. Dieser<br />

Satz stammt nicht von einem Drei Sterne Koch aus Frankreich<br />

oder Italien, nein, von einem deutschen Philosophen,<br />

Ludwig Feuerbach (1804-1872) als Vordenker einer Gastrosophie.<br />

Der seinerzeit schockierende Spruch, „dass der<br />

Mensch ist, was er isst“, hat heute kaum mehr Wert als<br />

den einer Kuriosität.<br />

„Der Mensch ist, was er isst“ Dieser Satz wird<br />

Ferdinand Fellmann 1939, Chemnitz, häufig benutzt, ohne<br />

deutscher Philosoph<br />

genauere Kenntnis<br />

sei nes philosophischen<br />

Ursprungs (Ferdinand Fellmann 1939, Chemnitz,<br />

deutscher Philosoph). Dass dieser Satz zu einer Kuriosität<br />

herab gewürdigt wurde und immer noch wird liegt am<br />

pseudoreligiösen Umgang mit Nahrungsmittel. Noch nie<br />

haben sich die verschiedenen Protagonisten von Ernährungsrichtungen<br />

so intensiv mit Ernährung auseinandergesetzt,<br />

man könnte auch sagen bekämpft, wie heute. Ist<br />

diese soziale, gastrosophische Entwicklung ein Weg zu<br />

einem anderen Menschenbild,<br />

nämlich zu dem, dass<br />

unsere Existenz vor<br />

den Denkprozessen<br />

durch und im Essen<br />

existiert?<br />

Natürlich nicht,<br />

denn Essen und<br />

Trinken ist uns<br />

so selbstverständlich,<br />

gleichsam<br />

von Natur aus<br />

gegeben, dass wir darüber nicht mehr nachdenken müssen<br />

– oder nachdenken sollten? Hier kann man die ketzerische<br />

Frage stellen, wer kann denn daran Interesse haben,<br />

dass der Mensch über seine personalisierte Ernährung<br />

nicht mehr nachdenken soll – die niedergeschrieben Rezepte<br />

„Was Großmutter noch wusste“ können es wohl<br />

nicht sein, denn sie denken nicht, sondern bewahren nur,<br />

was (noch) bewahrenswert sein könnte.<br />

Ernährung ist, auch wenn von gesunder Ernährung gesprochen<br />

wird, nicht mehr <strong>alle</strong>ine der Medizin zuzuordnen.<br />

Gesundheit und Ernährung sind ein multifaktorielles<br />

Tandem das von einer Gemengelage aus Epigenetik,<br />

Genetik, Bewegung, aber auch von Hunger, Lifestyle und<br />

Weltanschauung geprägt wird. Was eine ausgewogene<br />

und gesunde Ernährung sein kann haben Ärzte und<br />

Ernährungswissenschaftler in den letzten Jahrhunderten<br />

zur genüge beschrieben. Eine gesunde Ernährung<br />

ist eben viel mehr als die Aufrechterhaltung der Körpermasse,<br />

angepasst an die physiologische Arbeits -<br />

leistung und die damit portionierte Aufnahme von Eiweiß,<br />

Kohlenhydraten und Fetten. Der Körper braucht diese<br />

Nutrition-Press 07


chemische Energie damit<br />

die zellulären Vorgänge hin -<br />

reichend sicher ablaufen<br />

können. Der Körper braucht<br />

auch zu verschiedenen Zeiten und<br />

in der richtigen Dosierung Vitamine,<br />

Mikronährstoffe, Spurenelemente,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralstoffe.<br />

Alles oder Nichts – gibt´s nicht<br />

Spätestens hier setzt der Streit ein: Es gibt<br />

nicht „one size fits all“. Trotz der Kenntnis<br />

zu den biochemischen Abläufen und Fakten<br />

zur zellulären Verwertung von Energieträgern<br />

(Metabolismus) wie es die Eiweiße, Fette und<br />

Kohlenhydrate sind, leiden heute Millionen von<br />

Menschen an Krankheiten, die auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />

zurückzuführen sind. Es ist also<br />

schlichtweg ein Märchen und hier ist das Wort „Märchen“<br />

noch falsch gewählt, denn der Inhalt eines Märchens soll<br />

uns ja mit einem guten Ausgang erfreuen – was man von<br />

der Nahrung nie vor dem Essen wissen kann. Es ist also<br />

schlichtweg ein Märchen, wir könnten <strong>alle</strong>s Essen, was<br />

uns in kondensierter Energieform angeboten wird. Das<br />

klingt banal ist aber in der täglichen Praxis nicht trivial.<br />

Einkommen, Lifestyle und viele soziale und beruflichen<br />

Zwänge des Alltags bedingen die täglichen Ernährungsprofile,<br />

wann man was isst und wie man isst, damit man<br />

ist. Ernährung kennt kein schlecht und gut, kein richtig<br />

und falsch – Essen ist eine zu erziehende und individuelle<br />

freie Geisteshaltung die leider nur noch marginal geübt<br />

und tradiert wird; Ernährung ist Teil der Bildung.<br />

Die Ernährungswelt stellt sich wieder einmal auf den Kopf.<br />

Waren früher in den sog. Bildungsschichten mehr übergewichtige<br />

Menschen anzutreffen, so sind es heute die Menschen<br />

aus sozial unterprivilegierten Schichten, die ihre Ernährung<br />

mit energiekondensierten Lebensmittel – damit<br />

oft (vermeintlich) billig – bestreiten müssen und deshalb<br />

unter Fettleibigkeit und ihren Folgen leiden. Muss man<br />

dann darüber erstaunt sein, dass hier Krankheitskosten in<br />

einer Mehrheit der Bevölkerung durch Mangelernährung<br />

entstehen und sich über Generation fortpflanzen, die von<br />

keinem Gesundheitssystem mehr kompensiert werden<br />

können – doch wohl nicht.<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Was haben diese Ausführungen mit Nahrungsergänzungsmittel<br />

(NE) oder ergänzenden bilanzierten Diäten für besondere<br />

medizinische Zwecke (EBD) zu tun? Nichts und<br />

doch so viel! Die herrschende Nomenklatura aus Wissenschaft<br />

und Politik, die immer das Mantra betet, unsere<br />

Nahrung ist so reich an <strong>alle</strong>n essentielle Stoffen, dass wir<br />

uns „gesund“ ernähren können und auch deshalb keinen Ernährungsmangel<br />

haben. Die Ernährungsnomenklatura und<br />

die Lobbyisten der Politik haben Recht. Die Empirie lehrt,<br />

dass sich jeder nach 1945 ohne Hunger zu leiden ernähren<br />

konnte, ganz im Gegensatz zu 800 Millionen Kinder,<br />

Frauen und Männer, die nicht genug zum Essen haben.<br />

Keiner muss hungrig schlafen gehen ganz im Gegensatz<br />

zu neun anderen Mitbewohnern auf diesem Planeten.<br />

Wer sagt mir aber wie gesund – und ich möchte hier bewusst<br />

unterscheiden zu „wie gut“ – sind die Lebensmittel<br />

wirklich, die ich täglich konsumiere? Ich kann nicht jedes<br />

Nahrungsmittel mit chemischen Untersuchungen kontrollieren,<br />

ob noch genügend von jenen essentiellen Stoffen<br />

enthalten sind, die Körperzellen in unterschiedlichen Mengen<br />

und qualitativer Zusammensetzungen brauchen um<br />

auch die zugeführte chemische Energie zellphysiologisch<br />

verwerten zu können. Für viele der Lebensmittel, die ich<br />

konsumiere war ich weder beim Anbau, bei der Ernte, bei<br />

der Verarbeitung und dem Transport und der Lagerung<br />

dabei – hier kann nur das Prinzip des Vertrauen herrschen,<br />

dass <strong>alle</strong>s Molekül schonend abgelaufen ist, bis<br />

das Lebensmittel auf meinem Teller landet und dass die<br />

notwendigen und hinreichenden gesetzlichen Vorschriften<br />

auch eingehalten wurden – sind diese (Maß-)Regeln<br />

auch immer hinreichend kontrollierbar?<br />

So gesund wie es aussieht?<br />

Ich habe zwar schon viele äußerlich verdorbene Lebensmittel<br />

gesehen, aber ich habe noch nicht – <strong>alle</strong>s in <strong>alle</strong>m –<br />

sensorisch erleben dürfen, wie „verdorben“. Man kann<br />

auch sagen essentielle Inhaltstoffe/Moleküle sind denaturiert.<br />

Sie können zwar noch stofflich messbar vorhanden<br />

sein, aber ernährungsphysiologisch völlig ohne<br />

Wert, weil eben funktionell zerstört. Es war mir noch nicht<br />

vergönnt, bei einem noch so gut schmeckenden Essen<br />

(siehe oben), ein Molekül nach meinem, also individuellen<br />

Gesundheitswert zu fragen. Natürlich weiß auch ich um<br />

die Bedeutung der Sensorik und der sie tragenden Moleküle<br />

und deren Veränderungen in einem Lebensmittel,<br />

z.B. beim ranzig werden.<br />

08 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Die Geschichte über Lebensmittel hat sich durch<br />

Jahrhunderte hindurch nicht verändert. Die einen<br />

verteufeln Lebensmittel, die nicht in ihr Kalkül<br />

passen, die anderen überhöhen Nähr- und Genusswert,<br />

weil es der industrielle Lifestyle in der<br />

Werbung suggeriert. Schon Feuerbach erläuterte zu<br />

den Folgen der typischen deutschen Kartoffelküche:<br />

„Was soll man von einem Nahrungsmittel halten, in<br />

dem Eiweiß und Fettbildner gerade im umgekehrten Verhältnisse<br />

von den Eiweißkörpern und dem Fett des Blutes<br />

vorhanden sind? Mit Fett kann es das Blut und die Ge<strong>web</strong>e<br />

füllen; aber wie es das Blut nur ärmlich mit Eiweiß versorgt,<br />

so kann es den Muskel keinen Faserstoff und keine<br />

Kraft, dem Gehirn weder Eiweiß noch phosphorhaltiges<br />

Fett zuführen. Der Universalgelehrte Leibniz (1646-1716)<br />

vertrat die Auffassung, die Kartoffel verdumme den Menschen<br />

und Goethe (1749-1832) mokierte sich in Wilhelm<br />

Meisters Wanderjahren über den unseligen Kartoffelgenuss<br />

(Harald Lemke. „Der Mensch ist, was er isst. Ludwig<br />

Feuerbach als Vordenker der Gastrosophie“. Epikur,<br />

Journal für Gastrosophie, 01/2011). Erkennen wir hier für<br />

Lebensmittel nicht eine Par<strong>alle</strong>le zur Beurteilung von<br />

Lebensmittel in der Jetztzeit i) aus der Betrachtung des<br />

Verbrauchers, ii) aus der Sicht der Industrie und iii) aus<br />

der Vorsorgepflicht der gesetzlichen Regelwerke zum Umgang<br />

mit Lebensmittel? Das Ergebnis mag nun im bewertenden<br />

Auge des einzelnen Lesers liegen.<br />

Der Mensch ist ein denkendes und essendes Wesen.<br />

Beide Eigenschaften sollten wir nicht Dritten überlassen,<br />

sondern sie individuell wahrnehmen dürfen. Von Geburt<br />

an, in Gesundheit und Krankheit, hat der Mensch notwendigerweise<br />

ein differentes „eating behavior“, dass weder<br />

die Politik vorschreiben noch die Lebensmittelindustrie<br />

monopolisieren und manipulieren darf. Wir müssen <strong>alle</strong>n<br />

Akteuren klar machen, dass es eine Freiheit im Essen gibt.<br />

Deshalb muss es auch die Freiheit geben NEs oder EBDs<br />

wann und wie immer zu wählen, weil die Verbraucherin,<br />

der Verbraucher glauben, es ihnen ihr Bauchgefühl sagt,<br />

der Körper verlangt danach. Nun hat der Glaube nichts in<br />

den modernen Ernährungswissenschaften verloren, richtig,<br />

aber der Nutzen von vielen retrospektiven Studiendaten<br />

zur Lösung individueller Ernährungsprobleme wird im<br />

Zeitalter der Epigenetik und Genetik fatalerweise irrelevant.<br />

Gestehen wir doch der Verbraucherin, dem Verbraucher<br />

auch ein gutes Bauchgefühl für die Lebensmittel –<br />

und NEs und EBDs gehören zu Lebensmittel – zu, die sie/<br />

er zur richtigen Zeit und in der richtigen Dosierung essen<br />

wollen, weil sie glauben damit ihrer Gesundheit zu dienen.<br />

Glaube und Vernunft sind zwei Begrifflichkeiten, die eine<br />

Selbigkeit im Handeln von Menschen haben.<br />

Etwa 30% unserer Handlungen und Erfolge hinsichtlich<br />

Bewahrung von Gesundheit beruhen auf dem Placebo-<br />

Effekt. Stellen Sie sich vor, wir würden 30% üblicher<br />

Blockbluster- Medikamente nicht mehr kaufen und einnehmen,<br />

weil sie sowieso nur einen Placebo- Effekt haben!<br />

Selbst wenn man NEs und/EBDs nur einen Placebo- Effekt<br />

unterstellen möchte – welch ein Budgetersparnis vom Lebensmittel<br />

zum Medikament im Gesundheitssystem!<br />

Lebensmittel sind nicht gesundheitsschädlich<br />

Damit kein Zweifel aufkommt, Lebensmittel dürfen nicht<br />

gesundheitsschädlich sein und müssen immer den wissenschaftlich<br />

anerkannten Erkenntnissen der Ernährungs -<br />

wissenschaft folgen – darüber wachen auch die Lebensmittelbehörden<br />

mit den Steuergeldern der Konsumenten –<br />

das ist auch gut so. NEs und EBDs werden in gleicher Weise<br />

überwacht, eben wie die Schnittwurst hinter der Wurstecke<br />

oder das Bier vom Zapfhahn. Sie erfüllen die gleichen Anforderungen,<br />

sowohl lebensmittelhygienisch als auch lebensmitteltechnologisch,<br />

wie jedes andere Lebensmittel auch –<br />

zumindest in der EU. Der einzige Streit, der bleibt ist, wann<br />

darf man etwas hinsichtlich einer gesundheitsbewahrenden<br />

und gesundheitsfördernden Wirkung eines Lebensmittel<br />

sagen. Das ist ein von vielfältigen Interessen geleiteter<br />

Streit zwischen Lebensmittel- und Pharmaindustrie.<br />

Beide wollen unserer Gesundheit dienen, die einen präventiv,<br />

die anderen nachdem der Krankheitsfall eingetreten<br />

ist. Diese Kluft in der Daseinsvorsorge wird nicht zu<br />

überwinden sein, sie muss es vielleicht auch nicht, aber<br />

es muss dem Menschen eine freie Wahl gegeben werden,<br />

anstatt dem Medikament in der Krankheit nachzuträumen,<br />

noch in der Gesundheit zu Lebensmittel greifen zu<br />

dürfen, die mit mehr als einer geringen Wahrscheinlichkeit<br />

Gesundheit bewahren und fördern können.<br />

Also, wir brauchen sie doch, die ernährungswissenschaftlich<br />

geprüften NEs und EBDs zur ernährungsphysiologischen<br />

Notwendigkeit gesund essen zu dürfen – oder zu<br />

können.<br />

Epilog<br />

Was ist also der Mensch? Wie Friedrich Nietzsche (1844-<br />

1900) schon ahnte, dass der Mensch das noch nicht festgestellte<br />

Tier ist, könnte der Mensch auch die gegessene<br />

Natur sein. Aus Beidem lässt sich aber ableiten, der<br />

Mensch darf nicht von seiner Ernährung aufgefressen<br />

werden, sondern Gesundheit heißt von <strong>alle</strong>m zur richtigen<br />

Zeit <strong>alle</strong>s zu haben – das setzt aber die Freiheit der Wahl<br />

voraus und zu dulden, dass Glaube und Ratio in der Abwägung<br />

des Individuums liegt und nirgends wo anders. «<br />

Fotos: Unclesam – Fotolia (S.7), emuck – Fotolia (S.8)<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Dr. med. Kurt Zänker<br />

• Universitätsprofessor für Immonologie<br />

und Experimentelle Onkologie an der<br />

Universität Witten/ Herdecke<br />

• Redner bei Medizinkongressen<br />

• Autor vieler Fachbücher und Fachartikel<br />

Nutrition-Press 09


NADH (Coenzym-1) –<br />

der Kraftstoff<br />

unserer Lebensenergie<br />

NADH, die Abkürzung für Nikotinamid-Adenin-Dinukleotid-Hydrid, ist die<br />

biologische Form von Wasserstoff, der mit dem Sauerstoff der Zelle ATP<br />

produziert. Je mehr ATP eine Zelle zur Verfügung hat, desto besser funktioniert<br />

sie und desto länger lebt sie. NADH kommt in <strong>alle</strong>n lebenden Zellen<br />

von Tieren und Pflanzen vor. Daher findet sich NADH auch in unserer<br />

täglichen Nahrung, am meisten in Fleisch und Fisch. (30-50 mg pro Kilogramm)<br />

Herz und Hirn benötigen die meiste Energie, verfügen daher über<br />

den höchsten NADH – Gehalt <strong>alle</strong>r unserer Organe.<br />

NADH katalysiert mehr als tausend Stoffwechselreaktionen. Die wichtigsten<br />

biologischen Funktionen von NADH sind: 1. Die Produktion von ATP, 2. Die<br />

Reparatur von DNA und geschädigten Zellen, 3. Es wirkt als starkes biologisches<br />

Antioxidans, 4. Es stimuliert die Produktion der Neurotransmitter,<br />

Adrenalin und Dopamin und 5. Es steigert die Nitroxyd (NO) Synthese.<br />

10 Nutrition-Press<br />

1. NADH der Treibstoff der ATP Energie<br />

Produktion in der Zelle<br />

Die zentrale Frage ist: Kann man die NADH Konzentration<br />

in einer Zelle erhöhen, indem man NADH von außen<br />

zugibt? Die Antwort ist: Ja. Das bedeutet, man kann<br />

das Energieniveau in Zellen, Ge<strong>web</strong>en und Organen mittels<br />

NADH anheben. Dadurch können sie mehr von den<br />

lebensnotwendigen Komponenten herstellen und funktionieren<br />

besser. Dies wurde an isolierten Herz-Zellen<br />

nachgewiesen. Lässt man NADH auf Herzzellen einwirken,<br />

findet man nach kurzer Zeit einen erhöhten ATP Gehalt<br />

in diesen Zellen. Durch den erhöhten ATP Spiegel bleiben<br />

diese Zellen länger vital als jene ohne NADH.(Pelzmann et<br />

al. 2003).<br />

NADH kann geschädigte DNA und Zellen<br />

2. reparieren<br />

DNA Schäden werden durch toxische Substanzen,<br />

Umweltgifte, UV-Strahlen freie Radikale und Medikamente<br />

insbesondere Chemotherapeutika verursacht. Sie schädigen<br />

die DNA beträchtlich. Diese veränderte DNA kann<br />

durch NADH repariert werden. Dies wurde in einer wissenschaftlichen<br />

Studie nachgewiesen (Zhang et al. 1998). Auch<br />

konnte gezeigt werden, dass Leberzellen, die mittels Röntgenstrahlen<br />

stark geschädigt wurden, durch NADH wieder<br />

vollkommen revitalisiert werden konnten (Fa-Quan 2003).<br />

NADH wirkt als starkes biologisches Antioxidans<br />

3.<br />

NADH reduziert die Lipid-Peroxidation. Wenn die Lipidkomponenten<br />

der Zellmembranen oxidiert werden,<br />

gehen die Zellen und damit das Ge<strong>web</strong>e zugrunde.<br />

Daher ist es lebensnotwendig, dem Organismus genügend<br />

Antioxidantien zur Verfügung zu stellen, damit die Angriffe<br />

der freien Radikale abgewehrt werden können. Dr. Richard<br />

A. Passwater, Biochemiker und Experte für Antioxidantien<br />

in den USA, schreibt in seinem Vorwort zu dem Buch<br />

„NADH – The Energizing Coenzym“: „Es gibt keine einzige<br />

Literatur<br />

1. Pelzmann B, Hallström S, Schaffer P, Lang P, Nadlinger K, Birkmayer<br />

GD, Vrecko C, Reibnegger G and Koidl B.(2003) “NADH-supplementation<br />

decreased pinacidil-primed I K(ATP) in ventricular cardiomyocytes by<br />

increasing intracellular ATP” Brit. J. Pharm. 139, 749-754.<br />

2. Zhang JR, Vrecko K, Nadlinger K, Storga D, Birkmayer GD, Reibnegger<br />

(1998) “The Reduced Coenzyme Nicotinamide Adenine Dinucleotide<br />

(NADH) repairs DNA damage of PC12 cells induced by doxorubicin”<br />

J.Tumor Marker Oncol.; 13, 5-17<br />

3. Fa-Quan L, Zhang JR (2003) X-ray induced LO2 cells damage rescued<br />

bnew antioxidant NADH “, World J. Gastorenterol. 9(8): 1781<br />

4. Busheri N,Taylor J,Lieberman S,Mirdamadi-Zonosi N, Birkmayer G,<br />

Preuss HG (1998) Oral NADH effects blood pressure,lipid peroxidation<br />

and lipid profile in spontaneously hypertensive rats.”<br />

Geriat.Nephrol.Urol.; 18(2) 95-100.<br />

5. Vrecko K, Storga D, Birkmayer GD, Möller R, Tarfeit E, Horejsi R<br />

(1997) NADH stimulates endogenous dopamine biosynthesis by<br />

enhancing the recycling of tetrahydrobiopterin in rat phaechromocytoma<br />

cells.” Biochimica et Biophysica Acta, 1361: 59-65.


Ernährung | Prävention<br />

Substanz im menschlichen Organismus, die<br />

man als das wichtigste Molekül oder das bedeutendste<br />

Antioxidans bezeichnen könnte,<br />

aber NADH kommt diesem Begriff so nahe,<br />

wie es für eine einzelne Substanz nur möglich<br />

ist. NADH ist das bedeutendste Co-Enzym. Es<br />

treibt Reduktions- und Oxidationsvorgänge im<br />

Zellstoffwechsel an und ist das <strong>alle</strong>rwichtigste<br />

Antioxidans“. NADH normalisiert den<br />

Cholesterin-Spiegel und senkt den Blutdruck.<br />

Diese Effekte wurden im Rahmen einer Studie<br />

an der Georgetown Uni versität in Washington<br />

nachgewiesen (Busheri et al. 1998).<br />

NADH erhöht die Produktion<br />

4.<br />

von Dopamin<br />

Dopamin ist ein Neurotransmitter der<br />

folgende Reaktionen beeinflusst: Die Stimmung,<br />

die Denkprozesse, die Aufmerksamkeit,<br />

die Koordination, die Kraft. Dopamin hat auch<br />

einen wesentlichen Einfluss auf <strong>alle</strong> Sexualfunktionen,<br />

insbesondere auf den sexuellen<br />

Appetit, die Libido.Dopamin reduziert zudem<br />

die Prolaktin-Sekretion und den Appetit. Je<br />

höher der Dopamin-Spiegel im Blut, desto<br />

geringer ist der Appetit. Erwähnt werden sollte<br />

noch der positive Einfluss von Dopamin auf die<br />

Sekretion des Wachstumshormons. Es gilt als<br />

Schlüsselfaktor für die Regeneration von Zellen<br />

und Ge<strong>web</strong>e. Ein Dopamin steigernder Effekt<br />

von NADH wurde in isolierten Nervenzellen<br />

nachgewiesen. (Vrecko et al. 1997).<br />

Fotos: Modella – Fotolia,<br />

Ammit – Fotolia<br />

5. NADH stimuliert die Nitroxyd (NO) Synthese<br />

NO ist ein Neurotransmitter, der die Blutgefäße relaxiert. Die<br />

Erweiterung der Blutgefäße durch NO verbessert die Durchblutung<br />

<strong>alle</strong>r Organe insbesondere von den wichtigsten beiden, dem<br />

Herz und dem Hirn. Die Gefäßerweiternde Wirkung von NO ist auch<br />

von therapeutischer Relevanz für Angina pectoris, Asthma, Migräne<br />

und bei sexueller Dysfunktion. Professor Malinski von der Universität<br />

in Ohio, USA, hat nachgewiesen, dass NADH die NO-Produktion wesentlich<br />

stärker stimuliert als <strong>alle</strong> anderen Substanzen, die er bisher<br />

getestet hat. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass NO die Bildung<br />

von Mitochondrien stimuliert (Clementi E. 2005) und das Metastasierungspotential<br />

von Krebszellen herabsetzt. (Dai Fukumura et al. 2006).<br />

Eine positive Wirkung von NADH wurde in einer Reihe von kon -<br />

trollierten Studien bei folgenden Krankheiten nachgewiesen; Alzheimer<br />

Demenz (Demarin, 2004), Depression (Birkmayer JGD, 1991)),<br />

chronischer Müdigkeit (CFS) (Forsyth, 1999), Parkinson Krankheit<br />

(Birkmayer, 1993) Menopause (Friedrich, 2006), Diabetes Typ-2 (Rahal,<br />

2016), und Krebs. «<br />

Fotos: © Unclesam – Fotolia (S.7), © emuck – Fotolia (S.8)<br />

Autor<br />

Univ. Prof. Dr. med. Dr. chem.<br />

Jörg George Birkmayer<br />

A 1090 Wien, Österreich<br />

info@birkmayer-nadh.com<br />

www.birkmayer-nadh.com<br />

• Promotion zum Dr. der Biochemie an der Universität Wien, 1969<br />

• Habilitation für Zellbiologie an der Universität München, 1973<br />

• Promotion zum Dr. der Medizin an der Universität München, 1979<br />

• Habilitation für Medizinische Chemie an der Universität Graz,1982<br />

• Seit 1988 Professor für Medizinische Chemie an der Universität Graz<br />

• Gast Professor an Universitäten in New York, San Francisco, Peking<br />

• Guangzhou und Xi ’An (China). Präsident der Internationalen<br />

• Akademie für Tumor Marker Oncology (IATMO) New York<br />

• Mitglied der New Academy of Sciences, Fellow des American<br />

College of Nutrition<br />

• Entdecker der therapeutischen Wirkung von NADH (Coenzyme-1)<br />

6. Dai Fukumura, Satoshi Kashiwagi & Rakesh K. Jain; (2006)<br />

The role of nitric oxide in tumour progression; Nature Reviews<br />

Cancer 6, 521-534.<br />

7. Clementi E. & Nisoli E.(2005) Nitric oxide and mitochondrial<br />

biogenesis: a key to long-term regulation of cellular metabolism.;<br />

Comp Biochem Physiol A Mol Integr Physiol. 142(2):102-10.<br />

8. Demarin V, Podobnik-Sarkanji S, Storga-Tomic D, Kay G. (2004)<br />

Treatment of Alzheimer’s Disease with stabilized oral<br />

Nicotinamide Adenine Dinucleotide: A randomized, double-blind<br />

study; Drugs exptl. Clin.Res.; 30: 327-337.<br />

9. Birkmayer JGD, Birkmayer W (1991), The reduced nicotinamide<br />

adenine dinucleotide (NADH) as biological antidepressive agent.<br />

Experience with 205 patients” New trends in Clinical<br />

Neuropharmacology 5: 75-86.<br />

10. Forsyth L, Preuss. H,Carneiro ML, Chiazze R, Birkmayer GD,<br />

Bellanti J; (1999) “The therapeutic effect of NADH in patients<br />

with Chronic Fatigue Syndrome” Ann.Allergy Asthma and<br />

Immunol. 9; 82: 185-191.<br />

11. Birkmayer JGD, Vrecko C, Volc D, Birkmayer W, (1993), Nicotinamide<br />

adenine dinucleotide (NADH) – a new therapeutic approach to<br />

Parkinson’s disease: Comparison of oral and parenteral application”<br />

Acta Neurol Scand. 87: 32-35.<br />

12. Friedrich F, Nadlinger K, Birkmayer JGD, Friedrich F, (2006) NADH –<br />

neue Wege in der Behandlung des klimakterischen Syndroms“<br />

J. Menopause10:10-12.<br />

13. Rahal Lotfi1, Joerg George Birkmayer2 and Ahmed Ghouini (2016)<br />

Metabolic and Anthropometric Effects of NADH RAPID ENERGY ® in<br />

Diabetic Type 2 ; Journal of Food Science and Engineering 6,280-285.<br />

14. Birkmayer JGD, Zhang JR, ed. Bagchi D, Preuss H, (2005) NADH in<br />

Cancer Prevention and Therapy” in Phytopharmaceuticals in Cancer<br />

Chemoprevention” CRC Press 2005; chapter 33, 541- 554.<br />

15. Birkmayer G.D. (2014), Coenzym-1 (NADH) – ein wirkungsvolles<br />

Krebstherapeutikum; Praxis Magazin 11: 6 – 9.<br />

Nutrition-Press 11


Yamswurzel<br />

Mehr als nur<br />

Frauensache<br />

Die Yamswurzel ist ein verbreitet bekanntes Mittel<br />

gegen die typischen Frauenbeschwerden während<br />

der Wechseljahre, bei den Zyklusbeschwerden oder<br />

bei Bildung von Myomen 1 . Die gesundheitsbewusste<br />

Frau von heute greift immer öfter zu der gesunden<br />

Wurzel als natürliche Alternative zu künstlichen Hormonen,<br />

um deren umfangreichen Nebenwirkungen<br />

zu vermeiden. Doch welche Wirkungen hat die heilende<br />

Wurzel auf die männliche Bevölkerung, bringt<br />

ihr Konsum auch andere Gesundheitsvorteile oder beschränkt<br />

sich die Nützlichkeit nur auf die Frauenwelt?<br />

Regulation des Hormonhaushalts<br />

Die Veränderungen des Hormonhaushalts begleiten uns<br />

<strong>alle</strong> beim Älterwerden. Insbesondere sind bei den Frauen<br />

altersbedingte hormonale Folgeerscheinungen deutlich zu<br />

sehen. Sie treten außerdem durch Umweltbedingungen<br />

und beeinflussen erheblich die Gesundheit von Frauen<br />

und Männern. Den besonderen Platz nehmen dabei die<br />

östrogenartigen Chemikalien, die die Funktion des weiblichen<br />

Hormons, Östrogen nachahmen. Darunter zählen<br />

die Weichmacher die sich in dem Kunststoff wiederfinden,<br />

viele Pestizide und andere Pseudohormone.<br />

Die heilende Kraft der Yamswurzel bei Frauenbeschwerden<br />

war bei den Völkern der Mayas, Azteken, Indianer<br />

und Chinesen sehr geschätzt und dessen Wirksamkeit<br />

ist schon seit einer langen Zeit auch wissenschaftlich<br />

bestätigt. Die Wundersubstanz der Wurzel ist das progesteronartige<br />

Diosgenin. Das Diosgenin aus den Yamswurzeln<br />

wurde bereits in den 1950er Jahren für die Produktion<br />

von ersten Antibabypillen und von Cortison eingesetzt 2, 3 .<br />

Progesteron spielt zusammen mit Östrogen eine sehr<br />

wichtige Rolle bei der Gesundheit der weiblichen Organe.<br />

Der menstruale Zyklus wird durch die Balance dieser<br />

beiden Hormone reguliert. Das Progesteron ist der Gegenspieler<br />

des durch die Umweltgifte im Überschuss<br />

vorhandenen Östrogens und kann von dem Körper ins<br />

Östrogen umgewandelt werden. Deshalb ist bei der<br />

Therapie von Frauenbeschwerden in den Wechseljahren<br />

besonders wichtig, nicht den Östrogenmangel,<br />

sondern die Östrogendominanz zu behandeln<br />

und eher eine hormonausgleichende Therapie zu<br />

wählen, die von einer Heilpflanze wie die Yamswurzel<br />

geleistet werden kann. Durch die Yamswurzel<br />

können zyklusabhängige Frauenleiden, wie ausbleibende<br />

oder unregelmäßige, schmerzhafte<br />

Regel, Zysten, Myome, sowie Wechseljah -<br />

resbeschwerden und hormonell bedingte<br />

Gewichtszunahme gelindert werden 4 . Die Umweltgifte,<br />

die das weibliche Hormon Östrogen imitieren, wirken auf<br />

Männer in Form einer sinkenden Fruchtbarkeit und Zunahme<br />

von Tumoren und Missbildungen der Genitalien.<br />

Eine gesunde Prostata hängt ebenfalls vom hormonellen<br />

Gleichgewicht ab 5 . Auch bei Männern kann die Yamswurzel<br />

helfen!<br />

Heilende Wurzel kann viel mehr<br />

Neben diesen hormonhaushalt regulierenden Vorteilen ergeben<br />

sich durch den Konsum der Yamswurzel noch viele<br />

andere geschlechtsunabhängige, gesundheitliche Vorteile.<br />

Dies ist nicht nur aus der traditionellen orientalischen<br />

Medizin bekannt, sondern auch durch die<br />

Studien über pharmakologische<br />

Wirkungen dieser Pflanze,<br />

die zahlreiche Wissenschaftler<br />

seit<br />

12 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

über zwei Dezennien immer öfter beschäftigte. Durch ihre stimulierende und<br />

proliferierende Wirkung auf die Makrophagen 6 und natürliche Killerzellen 7 ,<br />

sowie durch ihre nachgewiesene entzündungshemmende Aktivität 8, 9 wirkt<br />

die Yamswurzel fördernd auf das Immunsystem. Aufgrund dieser Eigenschaften<br />

werden die heilenden und lindernden Effekte der Yamswurzel bei der<br />

Behandlung unzähliger Krankheiten diskutiert und postuliert. So konnten<br />

positive Einflüsse auf den Krankheitsverlauf bei Gelenksentzündungen und<br />

rheumatischen Entzündungen beobachtet werden. Durch ihre proliferierende<br />

und aktivierende Wirkung auf die Bildung von natürlichen Killerzellen<br />

werden der Yamswurzel sogar präventive Effekte gegen die Entstehung<br />

von bestimmten Krebsarten zugeschrieben. Demnach vermuten manche<br />

Wissenschaftler, dass der Konsum dieser Wurzel eine effiziente Abtötung<br />

abnormaler, carcinogener Zellen durch die natürlichen Killerzellen zu Folge<br />

haben kann 9-11 .<br />

Zahlreiche Wissenschaftler weltweit postulieren, dass die Yamswurzel einen<br />

Effekt auf die Fettleibigkeit hat, was ein großes Gesundheitsproblem in der<br />

modernen Welt ist. Sie steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko<br />

von multiplen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauferkrankungen, Typ 2 Diabetes<br />

und bestimmten Arten von Krebs. Es konnte bereits nachgewiesen werden,<br />

dass die Yamswurzel einen anti-diabetischen Effekt durch die Verbesserung<br />

der Insulinresistenz 12 und durch Verringerung des Glukosespiegels<br />

in der Plasma bewirken kann 13 . Weiterhin bewirkt Yamswurzel verringerte<br />

Körpergewichtszunahme und intraabdominale Fetteinlagerungen (Fetteinlagerung<br />

in der Bauchhülle) 14 . Sie beeinflusst positiv die Aktivitäten von<br />

Kohlenhydratstoffwechsel- und Transportenzymen, die Darmmorphologie<br />

und Fettwerte der Leber und Blut 15, 16 . Das übergewichtsbedingte Risiko für<br />

Herzinfarkt und Herz-Kreislauferkrankungen kann somit durch diese Wunderwurzel<br />

reduziert werden. Weiterhin soll die Yamswurzel die Blutgefäße<br />

vor Ablagerungen schützen können, wodurch die Linderungen oder auch Verbesserungen<br />

von altersbedingten, kardiovaskulären Erkrankungen oder auch<br />

Arteriosklerose zu erzielen sind.<br />

Die Yamswurzel erhöht die Expression von zwei wichtigen Knochenmatrixproteinen,<br />

Kollagen Typ 1 und alkalischer Phosphatase, und fordert die<br />

Aufnahme von Mineralien in Knochen 17 . Eine unterstützende Wirkung weist<br />

diese Heilwurzel ebenfalls auf die Proliferation von knochenbildenden Zellen -<br />

Osteoblasten 9, 18 . Aufgrund dieser Eigenschaften wirkt diese Wunderwurzel<br />

präventiv bei Osteoporose und beeinflusst positiv den Krankheitsverlauf.<br />

Wissenschaftlich nachgewiesen sind die Effekte der Yamswurzel wie: Milderung<br />

von Stresseinflüssen auf den Körper und Geist, Verjüngung der Hautzellstruktur<br />

und Zellerneuerung. Diese Effekte beruhen auf der unterstützenden<br />

Eigenschaft der Yamswurzel und auf die Produktion von dem Prohormon<br />

Dehydroepiandrosteron in Nebennierendrüsen, dass auch als „das<br />

Hormon der Jugend“ bekannt ist 19 . Ab dem 30igstem Lebensjahr<br />

nimmt die Dehydroepiandrosteron-Produktion kontinuierlich<br />

ab. Das Dehydroepiandrosteron hat eine positive Wirkung auf<br />

das zentrale Nervensystem, auf Stoffwechsel, Skelett, Haut<br />

und Haare. Die Krankheiten, bei denen das Dehydroepiandrosteron-Defizit<br />

auftritt, sind: Alzheimer Demenz,<br />

Depression, Burnout, unterschiedliche Arten von<br />

Krebs und unterschiedliche Arten von Lebensmittelintoleranz<br />

die mit vorgeschrittenem Alter<br />

auftreten können 20 . Somit könnte der Konsum<br />

von Yamswurzel sowohl eine vorbeugende als<br />

auch lindernde Maßnahme bei <strong>alle</strong>n diesen Erkrankungen<br />

darstellen, welche auch bei Dauereinnahmen im<br />

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vor Nebenwirkungen bietet. Ein normales<br />

Dehydroepiandrosteron-Spiegel verbessert<br />

das allgemeine Wohlbefinden und steigert<br />

die Libido 21 . Einige Studien weisen auf einen<br />

Autorin<br />

Zusammenhang zwischen der postmenstrualen<br />

follikulären Alopezie (Haarausfall) und des<br />

Dr. Lidija Cavlovic<br />

Biochemikerin Dehydroepiandrosteron-Defizits bei Frau 22 .<br />

Der Verjüngung der Hautzellstruktur und Zellerneuerung<br />

durch die Erhöhung der Produktion<br />

von dem Hormon der Jugend, Dehydroepiandrosteron<br />

wird außerdem durch die nachgewiesenen Effekte von<br />

Diosgenin auf die Expression und Aktivität der antioxydativen<br />

Enzyme16 unterstützt, welche unsere Zellen und<br />

ihre Bestandteile, wie Erbgut vor reaktiven Sauerstoffspezies<br />

schützen. Die Anhäufung von oxydativen Schäden,<br />

die im Laufe des Lebens durch reaktive Sauerstoffspezies<br />

hervorgerufen werden, ist einer der Hauptgründe für<br />

die Entstehung von vielen Krankheiten und Beschwerden,<br />

drunter auch vorzeitiges Altern, Alzheimer Demenz, Parkinson<br />

Demenz, Diabetes, Arteriosklerose und viele kardiovaskulären<br />

und karzinogenen Erkrankungen 9 . Ebenfalls<br />

wird spekuliert, dass die Yamswurzel präventiv vor Leber-<br />

23 und Nierenschäden 24 schützen kann.<br />

Fotos: arunsri – Fotolia, akepong – Fotolia (S. 12)<br />

emuck – Fotolia (S.14)<br />

Präventiv Handeln – warum nicht?<br />

Ein langes Leben zu genießen, fit und gesund lebenslang<br />

zu bleiben ist etwas was wir <strong>alle</strong> wollen. In modernen<br />

Zeiten strapazieren wir unseres Körper und Geist durch<br />

Umweltgifte, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel<br />

und ein stressvollen Lebensstill. Oft müssen wir herbe<br />

Schicksale erfahren um uns bewusst zu werden was das<br />

Größte in unserem Leben ist. Gesundheit! Klar, wir altern,<br />

unser Körper verändert sich, seine Leistungsfähigkeit<br />

lässt nach. Doch können wir die Prozesse verlangsamen,<br />

manche Krankheiten und Beschwerden sogar verhindern?<br />

Ja! Fangen Sie damit an und nehmen Sie sich die hier<br />

geschriebenen Zeilen zu Herzen. Präventiv können wir<br />

so viel tun und der Konsum von Yamswurzel ist ein gutes<br />

Beispiel dafür. Die meisten beschriebenen Beschwerden:<br />

Diabetes Typ 2, Osteoporose, Arteriosklerose, Alzheimer<br />

Demenz usw. betreffen die Population des mittleren und<br />

hohen Alters. Denken wir an uns bevor es zu spät wird<br />

und helfen unseren Zellen und unseren Körper gesund<br />

zu bleiben. Die nachgewiesenen Wirkungen der Wunderwurzel,<br />

wie entzündungshemmend, antioxidativ und hormonregulierend,<br />

sind von fundamentaler Bedeutung für<br />

die Gesundheit und sie spielen eine wichtige Rolle<br />

bei enorm vielen, auch hier nicht erwähnten<br />

Krankheiten. Die Yamswurzel ist etwas Gutes<br />

für Frau und<br />

für Mann! «<br />

Literatur<br />

1 K. L. Wong, Y. M. Lai, K. W. Li, K. F. Lee, T. B. Ng, H. P. Cheung, Y. B. Zhang, L. Lao, R. N. Wong, P. C. Shaw, J. H. Wong, Z. J. Zhang, J. K. Lam,<br />

W. C. Ye and S. C. Sze, Scientific reports, 2015, 5, 10179.<br />

2 K. S. Davis, American heritage, 1978, 29, 80-91.<br />

3 C. Djerassi, Steroids, 1992, 57, 631-641.<br />

4 C. C. Chang, T. C. Kuan, Y. Y. Hsieh, Y. J. Ho, Y. L. Sun and C. S. Lin, International journal of biological sciences, 2011, 7, 837-847.<br />

5 M. Adeel, X. Song, Y. Wang, D. Francis and Y. Yang, Environment international, 2016.<br />

6 P. T. Huong, M. Y. Lee, K. Y. Lee, I. Y. Chang, S. K. Lee, S. P. Yoon, D. C. Lee and Y. J. Jeon, The Korean journal of physiology & pharmacology:<br />

official journal of the Korean Physiological Society and the Korean Society of Pharmacology, 2012, 16, 431-436.<br />

7 Y. W. Liu, J. C. Liu, C. Y. Huang, C. K. Wang, H. F. Shang and W. C. Hou, Journal of agricultural and food chemistry, 2009, 57, 9274-9279.<br />

8 M. Jin, Y. Lu, J. H. Yang, T. H. Jo, Y. I. Park, C. K. Lee, S. J. Park, K. H. Son and H. W. Chang, Archives of pharmacal research, 2011, 34, 1495-1501.<br />

9 Y. Chen, Y. M. Tang, S. L. Yu, Y. W. Han, J. P. Kou, B. L. Liu and B. Y. Yu, Chinese journal of natural medicines, 2015, 13, 578-587.<br />

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11 M. Jesus, A. P. J. Martins, E. Gallardo and S. Silvestre, Journal of Analytical Methods in Chemistry, 2016, 2016, 4156293.<br />

12 S. Kim, H. Jwa, Y. Yanagawa and T. Park, Journal of medicinal food, 2012, 15, 527-534.<br />

13 X. Gao, B. Li, H. Jiang, F. Liu, D. Xu and Z. Liu, Fitoterapia, 2007, 78, 12-15.<br />

14 H. W. Gil, E. Y. Lee, J. H. Lee, Y. S. Kim, B. E. Lee, J. W. Suk and H. Y. Song, Medical science monitor : international medical journal of experimental<br />

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16 I. S. Son, J. H. Kim, H. Y. Sohn, K. H. Son, J. S. Kim and C. S. Kwon, Bioscience, biotechnology, and biochemistry, 2007, 71, 3063-3071.<br />

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18 C. Zhang, J. Peng, S. Wu, Y. Jin, F. Xia, C. Wang, K. Liu, H. Sun and M. Liu, Journal of biomedical science, 2014, 21, 30.<br />

19 S. Chatterjee and S. Mondal, Evidence-based Complementary and Alternative Medicine : eCAM, 2014, 2014, 240581.<br />

20 C. Tohda, Biological & pharmaceutical bulletin, 2016, 39, 1569-1575.<br />

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22 N. K. Gaspar, Anais brasileiros de dermatologia, 2016, 91, 776-780.<br />

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24 S. F. Liu, S. Y. Chang, T. C. Lee, L. Y. Chuang, J. Y. Guh, C. Y. Hung, T. J. Hung, Y. J. Hung, P. Y. Chen, P. F. Hsieh and Y. L. Yang, PLoS ONE, 2012, 7, e47482.<br />

14 Nutrition-Press


Propolis –<br />

eine Stärke<br />

der Bienen<br />

Propolis, auch Bienenharz, Bienenleim<br />

oder Bienenkittharz genannt, ist eine<br />

von Bienen hergestellte harzartige,<br />

klebrige Substanz mit breitem<br />

Wirkungsspektrum. Es stärkt die<br />

körpereigenen Abwehrkräfte und<br />

gilt als natürliches Immunstimulans.<br />

Der Grundstoff für Propolis wird von den Bienen<br />

aus den Knospen und harzenden Verletzungen<br />

von Stämmen und Ästen einheimischer Bäume<br />

wie Birke, Buche, Kastanie, Kirsche oder Pappel<br />

gesammelt, weiterverarbeitet und mit Wachs, Pollen und<br />

Speichel angereichert. Das Wort Propolis leitet sich von den<br />

griechischen Wörtern „pro“ = vor und „polis“ = die Stadt<br />

ab und bedeutet frei übersetzt „Verteidiger der Stadt“.<br />

Propolis schützt den Bienenstock nicht nur mechanisch<br />

sondern auch aufgrund seiner hochwirksamen Inhaltsstoffe<br />

vor Bakterien, Viren und Pilzen und hält ihn nahezu<br />

keimfrei. In einem Bienenstock leben die Bienen auf<br />

engstem Raum bei etwa 35 °C und hoher Luftfeuchtigkeit<br />

zusammen. Dies sind ideale Bedingungen für die<br />

Ausbreitung von Krankheiten. Propolis dient den Bienen<br />

zum Abdichten von kleinen Öffnungen, Spalten und Ritzen<br />

sowie gleichzeitig dazu, in den Stock eingeschleppte<br />

oder vorhandene Bakterien, Mikroorganismen oder Pilze<br />

in ihrer Entwicklung zu hemmen oder sogar abzutöten.<br />

Hierzu werden verschiedene Oberflächen, wie beispielsweise<br />

der Eingangsbereich oder das Innere der Wabenzellen<br />

mit einem hauchdünnen Film aus Propolis überzogen.<br />

Propolis wird zunehmend auch in der modernen Medizin<br />

effektiv angewendet.<br />

Gewinnung<br />

Propolis kann nicht künstlich hergestellt werden, weil die<br />

komplexen und individuellen Zusammensetzungen keine<br />

reproduzierbaren Erzeugnisse liefern. Die Propolisernte<br />

Propolis<br />

wird auch Bienenharz,<br />

Bienenleim oder<br />

Bienenkittharz genannt<br />

findet insbesondere im Spätsommer<br />

und Herbst statt. In dieser Zeit bereiten<br />

sich die Bienenvölker auf den Winter vor<br />

und dichten zu diesem Zweck instinktiv<br />

<strong>alle</strong> zugigen Winkel des Bienenstocks<br />

ab. Der genaue Zeitpunkt ist vom örtlichen<br />

Harzangebot des Baumbestandes abhängig. Der Imker<br />

kann an verschiedenen Stellen des Bienenkastens, an<br />

denen Bienen Ritzen verkittet haben, Propolis abkratzen.<br />

Gezielter kann Propolis durch das Auflegen eines speziellen<br />

feinmaschigen Kunststoffgitters (sog. Propolisgitter)<br />

gewonnen werden. Die Bienen verkitten die störenden<br />

Zwischenräume. Das Gitter wird danach entnommen und<br />

in den Gefrierschrank gelegt. Bei diesen tiefen Temperaturen<br />

ist Propolis dann sehr spröde und springt<br />

beim leichten Biegen des Kunststoffgitters<br />

von diesem ab.<br />

Nutrition-Press 15


Eine weitere Verarbeitung des so gewonnenen Rohstoffs<br />

kann dann durch das Auflösen in hochprozentigem Alkohol<br />

und anschließendes Herausfiltern von Verunreinigungen<br />

erfolgen. Propolis wird in verschiedenen Darreichungsformen<br />

wie etwa Kapseln, Lutschtabletten, Mundwässer,<br />

Nasensprays, Salben oder Tinkturen angeboten.<br />

Zusammensetzung<br />

Bis heute wurden mehr als 200 verschiedene Substanzen<br />

in Propolis entdeckt. Die chemische Zusammensetzung<br />

von Propolis variiert stark in Abhängigkeit von der Region<br />

(Herkunftspflanzen) und dem Erntezeitpunkt.<br />

Propolis setzt sich allgemein zusammen aus:<br />

• Harze und Balsam: ca. 55%<br />

• pflanzliche Wachse: ca. 30%<br />

• leicht flüchtige ätherische Öle: ca. 10%<br />

• Pollenkörner: ca. 5%<br />

Weitere wertvolle Inhaltsstoffe:<br />

• Aminosäuren (u.a. Arginin, Prolin)<br />

• Flavonoide (u.a. Apigenin, Chrysin, Galangin, Luteolin,<br />

Pinocembrin, Prenylflavonoid, Isonymphaeol-B)<br />

• Mineralstoffe und Spurenelemente (u.a. Calcium, Eisen,<br />

Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Selen<br />

und Zink)<br />

• Phenolsäuren (Zimtsäure, Cumarsäure, Kaffeesäure,<br />

Ferulasäure, Isoferulasäure) und deren Ester<br />

• Vitamine (Vitamin A, C, E, B-Vitamine, Biotin)<br />

Eigenschaften<br />

Propolis ist meist eine braungelbe harzartige Masse mit<br />

aromatischem Geruch. Die Farbe schwankt in Abhängigkeit<br />

von der Herkunft z.B. Erle gelb, Kastanie rötlich, Pappel<br />

braun, Birke schwarz. Propolis löst sich nur teilweise<br />

in Wasser oder in Ethanol. Als Naturprodukt hat Propolis<br />

vielfältige Wirkungen. Da es bei Naturprodukten zu starken<br />

Schwankungen der Zusammensetzung kommen kann,<br />

ist eine Standardisierung schwer möglich. Es ergeben sich<br />

somit Schwierigkeiten, Qualität und Wirksamkeit nach<br />

streng wissenschaftlichen Kriterien zu untersuchen.<br />

Die wichtigsten Wirkungen von Propolis lassen sich wie<br />

folgt zusammenfassen:<br />

• antibakteriell<br />

• antimykotisch<br />

• antioxidativ<br />

• antiviral<br />

• entzündungshemmend<br />

• immunstimulierend<br />

• schmerzlindernd<br />

• wundheilend<br />

Die Eigenschaften von Propolis sind im Wesentlichen auf<br />

die in Propolis enthaltenen Flavonoide, Phenolsäuren und<br />

deren Ester zurückzuführen.<br />

Antioxidative Wirkung<br />

Propolis soll oxidativem Stress entgegenwirken. Hierfür<br />

werden die Flavonoide und Polyphenole verantwortlich<br />

gemacht. Sie gehören zu den Antioxidantien. Gezeigt wurde,<br />

dass sie Fänger der schädlichen freien Radikale sind<br />

und die Kettenreaktion der Lipidperoxidation (u.a. bei der<br />

Arterioskleroseentstehung beteiligt) unterbrechen können.<br />

Vitamine und Mineralien der Propolis fördern ebenfalls<br />

die antioxidative Wirkung.<br />

Antibakterielle, antimykotische<br />

und antivirale Wirkung<br />

Diese Eigenschaft ist im Wesentlichen<br />

auf die Flavonoide zurückzuführen sowie<br />

auf die Phenolsäuren, insbesondere<br />

aufgrund des Galangins und<br />

des Pinocembrins, aber auch der<br />

Kaffeesäure, Ferulasäure und Salicylsäure.<br />

Propolis wirkt hauptsächlich<br />

durch die Hemmung der<br />

Zellteilung, die zu Wachstumsstopp<br />

von Bakterien und Viren<br />

führt und somit deren Vermehrung<br />

verhindert. Die antibiotischen<br />

Wirkungen von<br />

Propolis sowie einzelner<br />

Propolis-Inhaltsstoffe wurden<br />

gegenüber gram-positiven<br />

und gram-negativen<br />

Bakterien nachgewiesen.<br />

Propolis wird häufig als das<br />

stärkste natürliche Antibiotikum<br />

bezeichnet. Im Gegensatz<br />

zu den Antibiotika ist jedoch keine<br />

Resistenzbildung zu erwarten, weil<br />

verschiedene in Propolis enthaltenen Substanzen<br />

antibiotisch wirken.<br />

Darüber hinaus wurde eine antivirale Wirkung gegenüber<br />

Rhinoviren (= Erreger, die Schnupfen bzw. Erkältung erzeugen)<br />

und Herpesviren festgestellt. Insbesondere der<br />

Inhaltsstoff Kaffeesäure-Phenyl-Ester (CAPE) hat sich bei<br />

Herpes-Viren, aber auch bei Adeno- und Influenza-Viren<br />

bewährt. Propolis wirkt außerdem wachstumshemmend<br />

auf Candida albicans und Hautpilze.<br />

Entzündungshemmende und<br />

schmerzlindernde Wirkung<br />

Propolis hemmt dosisabhängig die Wirkung der Cyclooxygenasen<br />

(COX). Dies sind Enzyme, die an der Synthese<br />

von Prostaglandinen beteiligt sind. Prostaglandine sind an<br />

Entzündungs- und Schmerz-prozessen im Körper beteiligt.<br />

Propolis steigert die Aktivität von Makrophagen (sog.<br />

Fresszellen) und Leukozyten, unterstützt somit die Immunabwehr.<br />

Propolis hemmt die Blutplättchenaggregation.<br />

Die entzündungshemmende Wirkung wird u.a. auf Inhaltsstoff<br />

Kaffeesäure-Phenyl-Ester (CAPE) zurückgeführt.<br />

16 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Wundheilung fördernde Wirkung<br />

Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Wundheilung<br />

beschleunigt wird. Propolis regt den Regenerationsprozess<br />

des Ge<strong>web</strong>es und die Vernarbung an. Diese Eigenschaft<br />

hängt zum Teil mit den vorhandenen Aminosäuren<br />

wie Arginin und Prolin zusammen, deren Rolle im Regenerationsprozess<br />

der Haut bekannt ist. Sie ermöglichen eine<br />

gesteigerte Kollagensynthese und somit eine beschleunigte<br />

Reparatur von geschädigter Epidermis. Aber auch die<br />

Flavonoide Apigenin und Luteolin werden für die wundheilungsfördernde<br />

Wirkung verantwortlich gemacht.<br />

Verwendung<br />

In der Naturheilkunde genießt Propolis seit Langem große<br />

Anerkennung. Propolis wird seit mindestens 6000 Jahren<br />

für medizinische Zwecke verwendet. Bereits in der<br />

Jungsteinzeit wurde es als Desinfektions- und Wundheilmittel<br />

bei Operationen eingesetzt. Auch die alten Ägypter<br />

verwendeten Propolis bei der Einbalsamierung von Mumien<br />

und zur Wunddesinfektion. Hippocrates (460 – 377 v. Chr.),<br />

Begründer der modernen Medizin, soll mit Propolis Geschwüre<br />

der Haut und des Magendarmtraktes behandelt<br />

haben. Später wurde es im Buren-Krieg (1899 – 1902) als<br />

Antibiotikum (Propolisin) erfolgreich eingesetzt - lange<br />

vor der Entdeckung des Penicillins. Im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde Propolis von der Roten Armee zur Wundbehandlung<br />

der Soldaten verwendet. Die Verwendung von Propolis<br />

begründet sich insbesondere auf den Wirkungen gegen<br />

Krankheitserreger wie Bakterien, Viren und Pilze. Die<br />

Krankheitserreger werden nicht nur direkt bekämpft, wie<br />

bei einem Antibiotikum, sondern auch indirekt. Propolis<br />

regt das menschliche Immunsystem an, seine Aufgaben<br />

noch besser zu bewältigen. Außerdem wirkt Propolis<br />

entzündungshemmend, schmerzlindernd und hat zudem<br />

eine wundheilungsfördernde Wirkung. Propolis<br />

wird in einem breiten Spektrum von Anwendungsgebieten<br />

genutzt, wozu verschiedene Darreichungsformen<br />

wie Kapseln, Lutschtabletten, Mundwässer, Nasensprays,<br />

Salben, Sprays oder Tinkturen zum Einsatz<br />

kommen. Äußerlich wird Propolis vorbeugend und therapeutisch<br />

bei Irritationen, Entzündungen und Verletzungen<br />

der Haut (Ekzeme, Sonnenbrand, kleinere Schnitt- oder<br />

Schürfwunden) und Schleimhaut (Aphthen, kleinere Verletzungen<br />

im Mundraum) verwendet. Propolis-Pulver<br />

kann dir ekt auf Wunden aufges tr eut wer den.<br />

Sprays und Lutschtabletten werden zum<br />

Schutz vor Infektionen und zur unterstützenden<br />

Behandlung bei Schleimhautentzündungen<br />

im Mund- und Rachenraum<br />

angewendet. Lokal wird Propolis in Salben<br />

beispielsweise zur Linderung rheumatischer<br />

Beschwerden benutzt. Innerlich<br />

wird Propolis traditionell zur Stärkung des<br />

Immunsystems, präventiv und therapeutisch<br />

bei Er kältungskr ankheiten angewendet.<br />

Eine innerliche Anwendung von Propolis ist u.a.<br />

möglich bei: Abwehrschwäche, Asthma, Blasenentzündung,<br />

Bronchitis, Darminfektionen, Erkältung, G<strong>alle</strong>nblasenentzündungen,<br />

Grippe, Halsschmerzen, Heu -<br />

schnupfen, Magenschleimhautentzündung, Mandelentzündung,<br />

Nebenhöhlenentzündung, Rheuma.<br />

Kontraindikationen und Nebenwirkungen<br />

Auch wenn es viele Vorteile gibt, können <strong>alle</strong>rgische Reaktionen<br />

nicht ausgeschlossen werden. Bei der Verwendung<br />

von Propolis sollten Sie besonders vorsichtig sein, wenn<br />

Sie <strong>alle</strong>rgisch auf Bienenstiche oder von bzw. durch Bienen<br />

hergestellte Produkte sind. «<br />

Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion<br />

des www.vitalstoffjourmal.de<br />

Fotos: cooperr – Fotolia, MARIMA – Fotolia, Thomas Söllner – Fotolia (S. 15)<br />

guy – Fotolia (S.16), guy – Fotolia (S.16), Dionisvera – Fotolia (S.16)<br />

Nutrition-Press 17


Nahrungsergänzungsmittel<br />

im Apotheken<br />

Versandhandel weiter<br />

auf dem Vormarsch<br />

Apothekenkunden haben in den vergangenen12 Monaten bis einschließlich<br />

Dezember 2016 941,5 Millionen Euro für Nahrungsergänzungsmittel<br />

(inkl. Ergänzende Bilanzierte Diäten) ausgegeben<br />

(bewertet zu Endverbraucherpreisen). Damit wuchs der Markt weiterhin<br />

dynamisch mit 8,1%. In der Vorjahresperiode (12-Monatswert<br />

Dezember 2015) haben die Apothekenkunden 871,2 Millionen Euro<br />

für Nahrungsergänzungen ausgegeben, 4,4% mehr als im 12-Monatswert<br />

Dezember 2014.<br />

Die Versandapotheken konnten ihren Umsatzanteil<br />

bei den Nahrungsergänzungen auf rund 29% erhöhen<br />

und haben damit ihren Umsatz innerhalb<br />

von zwei Jahren um knapp 25% gesteigert. Sie erreichten<br />

im 12-Monatswert Dezember 2016 einen Umsatz<br />

von 271,5 Millionen Euro. Auch die stationären Apotheken<br />

konnten ihren Umsatz im zweiten Jahr in Folge steigern:<br />

Während vor zwei Jahren ein Zuwachs um 4,3% erzielt wurde,<br />

wurde im aktuellen Jahr mit 670 Millionen Euro Umsatz<br />

eine Steigerung von 4,2% generiert. (Chart 1)<br />

Chart 1<br />

Chart 2<br />

Die Apothekenkunden haben im aktuellen 12-Monatswert<br />

Dezember 2016 insgesamt 52,9 Millionen Nahrungsergänzungsmittel-Packungen<br />

gekauft, das waren 6,0% mehr<br />

als im Vorjahreszeitraum. Auch beim Packungsvolumen<br />

konnten die Versandapotheken mit 13,5 Millionen Packungen<br />

stärker zulegen (+ 17,9%) und erreichten damit einen<br />

Anteil von knapp 26%. Die stationären Apotheken konnten<br />

nach einem stärkeren Absatzwachstum von 5,1% im<br />

Vorjahr weiter moderat wachsen und im aktuellen 12-Monatswert<br />

Dezember 2016 2,4% mehr Packungen verkaufen<br />

(46 Millionen Packungen).<br />

18 Nutrition-Press


Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:<br />

Kerstin Büttel, OTC-Services, INSIGHT Health,<br />

Tel.: +49 6126 955-430<br />

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137<br />

Produkte<br />

18<br />

Gebindegrößen<br />

Knapp ¾ der Nahrungsergänzungen werden als feste Formen verkauft, d.h.<br />

Kapseln, Tabletten, Dragees etc. Die festen Formen konnten um 5,0% nach<br />

Absatz bzw. 6,3% nach Umsatz zulegen. Das restliche Viertel besteht aus<br />

flüssigen Formen wie Trinkampullen, Tropfen, Einzelportionsbeuteln etc. Die<br />

flüssigen Formen legten um 9,8% nach Packungen und 13,8% nach Umsatz<br />

zu, erfreuen sich also zunehmender Beliebtheit. (Chart 2)<br />

Vitamine und Mineralstoffe sind die größte Produktgruppe, sie machen etwa<br />

60% des Absatzes und knapp 50% des Umsatzes mit Nahrungsergänzungen<br />

in <strong>alle</strong>n Apotheken aus. In den niedergelassenen Apotheken liegt der Anteil<br />

eher bei 65% (53%), in den Versandapotheken <strong>alle</strong>rdings bei unter 50% (40%).<br />

6<br />

Lieferanten<br />

Entsprechend<br />

vielfältiger<br />

Etikettenbedarf?<br />

Chart 3<br />

Die führenden 10 Produktgruppen decken bereits mehr als 85% des Nahrungsergänzungsmarktes<br />

nach Umsatz ab und sorgen damit für eine nachhaltige<br />

Markt-Konzentration. Das gilt sowohl für die stationären Apotheken<br />

als auch für die Versandapotheken. Zu den wichtigsten Produktgruppen gehören<br />

neben Vitaminen und Mineralstoffen unter anderem Probiotika für die<br />

Darmgesundheit, Muskel-/Skelett-Präparate, Präparate für schöne Haut/<br />

Haare/Nägel sowie Antiarteriosklerose- und Cholesterinsenkende Produkte.<br />

Mit den größten Umsatzzuwachs konnten hierbei die Probiotika für Darmgesundheit<br />

verzeichnen: Kunden kauften 18,6% mehr Packungen und gaben<br />

20,9% mehr aus als in der Vorperiode. Auch sehr gefragt waren Vitamine/<br />

Mineralstoffe für Schwangere, von denen 13,0% mehr Packungen verkauft<br />

wurden und für die sogar 42,0% mehr ausgegeben wurde. (Chart 3)<br />

Die Anbieterkonzentration nach Umsatz ist weiterhin relativ hoch, sie ist<br />

aber im letzten 12-Monatswert stabil. In der Offizin erreichen die führenden<br />

10 Nahrungsergänzungsmittel-Anbieter 44,5% des Gesamtumsatzes und im<br />

Versandhandel noch knapp 40%. «<br />

Fotos: flucas – Fotolia, psdesign1 – Fotolia (S. 18)<br />

Nutrition-Press 19<br />

Genau unser<br />

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Faszinierende<br />

Pilze<br />

Zunderschwamm<br />

Foto: costadelsol – Fotolia<br />

Vielfalt der Pilze und deren Aktivstoffe<br />

Pilze sind ganz besondere, faszinierende Organismen.<br />

Aufgrund ihrer einzigartigen physiologischen und genetischen<br />

Eigenschaften lassen sie sich weder als Tiere noch<br />

als Pflanzen klassifizieren. Tatsächlich bilden Pilze ein eigenes<br />

Reich der Lebewesen in der Natur. Das Reich der<br />

Pilze weist eine beeindruckende Arten- und Formenvielfalt<br />

auf. Nach neuesten wissenschaftlichen Studien auf Basis<br />

molekular-genetischer Bodenanalysen wird die Zahl der<br />

Pilzarten weltweit auf 1,5 bis 5 Millionen geschätzt. Bis<br />

jetzt sind jedoch nur etwa 120 000 Arten identifiziert und<br />

erforscht. Manche Pilze, beispielsweise Hefen, sind mikro-<br />

skopisch klein und mit bloßem Auge nicht erkennbar. Andere<br />

Pilze bilden ein feines Geflecht, das Myzel, das sich<br />

unter der Erde oder bei Baumpilzen im Holz wurzelartig<br />

ausbreitet. Auf der Suche nach verwertbaren Nährstoffen<br />

breitet sich das Myzel immer weiter aus und kann sogar<br />

Flächen von mehreren Quadratkilometern einnehmen. Ein<br />

bekanntes Beispiel dafür ist das größte und älteste Lebewesen<br />

der Welt: ein berühmter Hallimasch Pilz (Armillaria<br />

ostoyae) im Osten des US-Bundesstaates Oregon. Sein<br />

Myzel nimmt eine Fläche von 8,8 Quadratkilometern ein<br />

und sein Gewicht wird auf 600 Tonnen geschätzt. Man<br />

geht davon aus, dass er 2400 Jahre alt ist.<br />

20 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Normalerweise nehmen wir von Pilzen lediglich ihre<br />

Fruchtkörper wahr. Sie dienen als Fortpflanzungsorgane<br />

und sind so besonders wichtig für das Überleben des<br />

Pilzes. Um sie vor Schädlingen und Umwelteinflüssen zu<br />

schützen, haben Pilze verschiedene Schutzmechanismen<br />

entwickelt. Ein Schutzmechanismus sind biologisch aktive<br />

Inhaltsstoffe, die nach der Meinung der Wissenschaftler<br />

in den <strong>alle</strong>rmeisten Pilzarten enthalten sind. Für den<br />

Menschen können diese sowohl gesund und als auch<br />

giftig sein. Manche Aktivstoffe von Großpilzen sind sogar<br />

schon in geringsten Mengen giftig. Zu diesen Pilzgiften<br />

zählen beispielsweise die Amatoxine und Phallotoxine<br />

des Knollenblätterpilzes oder Ibotensäure und Muscimol<br />

des Fliegenpilzes etc. Im Gegensatz dazu kennt man von<br />

etwa 700 Pilzarten positive pharmakologische Wirkungen.<br />

Zu den bioaktiven Pilzstoffen zählen Polysaccharide aus<br />

verschiedenen Komponenten (Glucane, Hemicellulose,<br />

proteingebundene Polysaccharide), Terpene (Triterpene,<br />

Ganodermiksäure, Ganolucidsäure etc), Sterine (Ergosterin<br />

als Vorstufe des Vitamin D), Eritadenin (eine ungesättigte<br />

Aminosäure des Shiitake), Lektine etc.<br />

Einige Fruchtkörper – so auch der des Zunderschwamms –<br />

enthalten dunkle Melanin-ähnliche Pigmente. Durch die<br />

Melanine sind manche Pilze in der Lage, nicht nur jahrelang<br />

extrem erhöhte Radioaktivität zu überleben, sondern<br />

sogar Gammastrahlung als Energiequelle für ihr eigenes<br />

Wachstum zu nutzen. Diese Eigenschaften kommen auch<br />

den Menschen zugute: Amerikanische Wissenschaftler<br />

empfehlen Melanine als Strahlenschutzmittel.<br />

Die Renaissance der Heilung mit Pilzen<br />

Bioaktive Pilzwirkstoffe besitzen zahlreiche positive Eigenschaften<br />

und sind aufgrund ihrer therapeutischen Wirkungen<br />

bekannt. Sie können beispielsweise das Wachstum<br />

verschiedener Tumore verhindern oder hemmen, das Immunsystem<br />

stimulieren, die Zellerneuerung fördern, den<br />

Körper bei der Entgiftung unterstützen etc. Nicht umsonst<br />

gilt das Heilen mit Vitalpilzen (oder auch Heilpilzen;<br />

beide Begriffe werden gemeinhin<br />

als Synonyme verwendet) als<br />

eines der frühesten Naturheilverfahren<br />

bei Menschen und<br />

Tieren.<br />

Doch während in Asien<br />

Pilze nach wie vor als<br />

beliebtes Heilmittel eingesetzt<br />

werden, ist in Europa<br />

das Wissen um die<br />

heilende Wirkung von Pilzen<br />

durch das Aufkommen der modernen<br />

Medizin in Vergessenheit<br />

geraten. Seit Mitte der 1970er-Jahre<br />

erlebt das Thema <strong>alle</strong>rdings eine Renaissance,<br />

nachdem sich auf Basis wissenschaftlich<br />

fundierter Forschung die Heilwirkung von Pilzen immer<br />

weiter bestätigt. 1974 berichtet der japanische Pilzforscher<br />

und Arzt Dr. K. Mori erstmals über die positiven<br />

Effekte des Shiitake (Lentinula edodes) bei Krebs. Der<br />

Wirkstoff Lentinan, der aus den Zellwänden des Shiitake<br />

stammt, ist ein gereinigtes Polysaccharid, das Glucose<br />

Moleküle mit 1,3-Beta(ß)-D-Glucan Bindungen als Hauptkette<br />

mit 1,6-ß-D-Glucan Verzweigungen enthält.<br />

Und auch in Deutschland wächst das Interesse an Vitalund<br />

Heilpilzen. Seit 1997 ist durch die Arbeiten des Professors<br />

Dr. Dr. Jan I. Lelley (GAMU GmbH) der Begriff der<br />

Mykotherapie gängig geworden. Mitte Juni 2016 eröffnet<br />

in Krefeld das Kompetenzzentrum für Angewandte Mykologie<br />

und Umweltstudien (KAMU), das die Forschung an<br />

Pilzen weiter vertieft und versucht, generiertes Wissen<br />

in die Praxis umzusetzen. „Der alte Gedanke, nach dem<br />

Nahrungsmittel auch Heilmittel sein sollen, ist heute besonders<br />

aktuell“, sagte Prof. Dr. Reinhard Hambitzer, der<br />

das Kompetenzzentrum leitet. Er ist Professor für industrielle<br />

Lebensmittelverarbeitung und Produktentwicklung<br />

im Fachbereich Oecotrophologie an der Hochschule Niederrhein<br />

und forscht bereits seit Jahren für die Lebensmittelindustrie,<br />

um die gesundheitliche Wirkung von Pilzen<br />

nutzbar zu machen. Das Zentrum bildet eine leistungsfähige<br />

Netzwerkgruppe mit Experten aus Hochschulen, Universitäten,<br />

Unternehmen und Verbänden.<br />

Fachkompetente Wissenschaftler wie Prof. Dr. Dr. Jan I.<br />

Lelley, Prof. Dr. Dr. Alexander Prange, Prof. Dr. Sabine<br />

Ellinger und die Doktorandin M. Sari unterstützen das<br />

KAMU, das auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen<br />

und Forschung befruchten soll. „Für wissenschaftlich<br />

orientierte Unternehmen ist eine solche Kooperation<br />

besonders wertvoll. Es ermöglicht einen ständigen Austausch<br />

an Fachwissen, gemeinsame Projekte, gegenseitige<br />

kompetente Unterstützung und Förderung“, so Pascal<br />

Lexut. Er ist Firmengründer und Geschäftsführer des<br />

Unternehmens Good Feeling Products, das Nahrungsergänzungsmittel<br />

aus dem Baumpilz Zunderschwamm<br />

herstellt.<br />

Das Wissen über die gesundheitliche<br />

Anwendung und<br />

die Vorteile von Heilpilzen<br />

verbreitet sich auch bei<br />

Fachleuten wie Therapeuten<br />

und Heilpraktikern<br />

rasant. Beispielsweise bie -<br />

tet das Institut für Ernährungs-<br />

und Pilzheilkunde<br />

(MykoTroph AG) regelmäßige<br />

mykotherapeutische Schu -<br />

lungen an. Außerdem sind auf<br />

dem Markt immer mehr Heilpilze<br />

Bild-Quelle: Patel S, Goyal A. Recent developments in mushrooms as<br />

anti-cancer therapeutics: a review. 3 Biotech. 2012, 2:1-15<br />

Quelle: http://kreativerdafunterricht.blogspot.de/2015/08/10-grundedeutsch-zu-lernen.html).<br />

Nutrition-Press 21


verfügbar. Exotische Vitalpilze wie Shiitake, Maitake<br />

oder Igelstachelbart findet man mittlerweile auf normalen<br />

Speiseplänen. Sie werden als Pilzgericht zube reitet<br />

als auch in Form von Nahrungsergänzungen angeboten.<br />

Andere Pilze wie Reishi, Judasohr, Zunder schwamm oder<br />

Raupenpilz Cordyceps sind nur als Nahrungsergänzungen<br />

erhältlich. Heutzutage werden Zubereitungen aus gut einem<br />

Dutzend Heilpilzen zur Krankheitsvorbeugung und<br />

zur Therapie von Gesundheitsstörungen eingesetzt.<br />

Der Zunderschwamm in der<br />

Vergangenheit und heute<br />

Im Zuge des sich immer weiter ausbreitenden Interesses<br />

an Vitalpilzen und ihren positiven Eigenschaften werden<br />

heute auch bislang weniger bekannte Arten intensiver erforscht<br />

und untersucht. Einer dieser Pilze ist der Baumpilz<br />

Zunderschwamm (Fomes fomentarius), der einen großartigen<br />

Beitrag zur Gesundheitserhaltung und Behandlung<br />

bestimmter Krankheiten leisten kann. Seine hufförmigen<br />

hellbraunen bis schwarzen Fruchtkörper kann man auch<br />

hierzulande bei Waldspaziergängen an Baumstämmen<br />

entdecken (Abb. 1).<br />

In der Mitte seines Fruchtkörpers befindet sich eine lockere,<br />

filzige Schicht, die aufgrund ihrer Fähigkeit lange zu<br />

glimmen schon seit Urzeiten zum Feuermachen verwendet<br />

wird. In Deutschland gab es bis ins 19. Jahrhundert<br />

große Zunder-Manufakturen und der Berufsstand des Zundermachers<br />

war weit verbreitet. Durch die Erfindung der<br />

Streichhölzer verlor der Pilz dann <strong>alle</strong>rdings an Bedeutung.<br />

Auch der Volksmedizin ist der Zunderschwamm seit Jahrhunderten<br />

bekannt und er wurde bei der Behandlung verschiedenster<br />

Krankheiten erfolgreich eingesetzt. Es sind<br />

diese Eigenschaften, die ihn heute für die Forschung interessant<br />

machen.<br />

Die traditionelle – und auch die moderne – chinesische<br />

und koreanische Medizin setzten den Zunderschwamm gegen<br />

Magen- und Leberprobleme, gegen Entzündungen und<br />

als behandlungsergänzendes Mittel bei unterschiedlichen<br />

Krebsarten ein. Die nordamerikanischen Ureinwohner<br />

verwendeten den Pilz als Diuretikum, Abführmittel, Beruhigungsmittel<br />

und sogar als Mittel gegen Rheumatismus,<br />

indem sie ihn auf die betroffenen Körperstellen auflegten.<br />

Auch in Europa ist der Zunderschwamm als Heilmittel<br />

bekannt. Bis ins 19. Jahrhundert verkaufte man Zunderschwamm<br />

Auflagen in Apotheken unter der Bezeichnung<br />

Fungus chirurgorum (sogenannter Wundschwamm). Noch<br />

heute findet man in der Neuausgabe von „Hagers Handbuch<br />

der Pharmazeutischen Praxis“ Informationen über<br />

den Wundschwamm als blutstillendes Mittel bei kleinen<br />

Wunden und über den aus dem Pilz gewonnenen Extrakt,<br />

der zur Schmerzlinderung bei Blasenleiden, Regelblutungen<br />

und Hämorrhoiden angewandt wird.<br />

Der Zunderschwamm als Vitalpilz<br />

Seit den 1970er-Jahren verweisen zahlreiche wissenschaftliche<br />

Untersuchungen und klinische Studien darauf,<br />

dass die isolierten Pilzfasern und/oder Extrakte des Fomes<br />

fomentarius die Immunabwehr und den Blutzuckerund<br />

Cholesterinspiegel positiv beeinflussen können, antibakterielle,<br />

antivirale, fungizide, entzündungshemmende<br />

und schmerzlindernde Wirkung haben und Infektionen in<br />

Magen und Darm absorbieren. Sie zeigen Anti-Krebs-Aktivität<br />

und können Schwermet<strong>alle</strong>, Radionuklide und freie<br />

Radikale binden und ausleiten.<br />

Als Rohpilz ist der Zunderschwamm zwar nicht giftig, aber<br />

er ist holzartig zäh und hat einen unangenehm bitteren Geschmack.<br />

Es ist also eher davon abzuraten, ihn als Pilzpulver<br />

(nur gemahlener Pilz) zu verzehren. Durch bestimmte<br />

Extraktions- oder Reinigungsverfahren ist es mittlerweile<br />

jedoch möglich, entweder einen Extrakt der löslichen Pilzstoffe<br />

oder die unlöslichen faserigen Zellwände des Pilzes<br />

zu gewinnen. Vor <strong>alle</strong>m das zweite Produkt kommt selten<br />

vor und lässt sich gut mit Hilfe der mikroskopischen Bilder<br />

zu erklären. Ein Quadratmillimeter der aus dem Zunderschwamm<br />

isolierten Fasern sieht unter dem Mikroskop<br />

wie ein watteartiger winziger Knäuel aus (Abb. 2A). In der<br />

weiteren Vergrößerung zeigt sich, dass die Fasern eine<br />

hohle Struktur haben (Abb. 2B). Diese kleinen „Röhrchen“<br />

sind etwa 20-mal dünner als menschliches Haar, haben<br />

eine Wanddicke von 0,2-1 µm, einen Durchmesser von 3-5<br />

µm und eine Länge von bis zu einem Millimeter (Abb. 2C).<br />

Die Zellwände des Zunderschwamms bestehen hauptsächlich<br />

aus 1,3/1,6-ß-D-Glucan, Chitin/Chitosan und<br />

Melanin-ähnlichen Pigmenten. Diese Polymere sind dabei<br />

so eng miteinander verflochten, dass sie eine sehr stabile<br />

und elastische Struktur ergeben. Sie sind chemisch und<br />

thermisch stabil und werden deswegen analytisch als<br />

kalorienarme Ballaststoffe (Prebiotika) erfasst. Heutzutage<br />

weiß man, dass Ballaststoffe nicht nur „überflüssiger<br />

Ballast“ (daher auch der Name) sind, sondern einer der<br />

wichtigsten Bestandteile unserer Ernährung.<br />

Abb. 1. Fomes fomentarius – Systematik<br />

Reich: Fungi (Pilze)<br />

Abteilung: Basidiomycota (Ständerpilze)<br />

Klasse: Agaricomycetes<br />

Ordnung: Polyporales (Stielporlingsartige)<br />

Familie: Polyporaceae (Stielporlingsverwandte)<br />

Gattung: Fomes<br />

Art: Fomes fomentarius (L.) Fr. (Zunderschwamm)<br />

22 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

1 mm<br />

A<br />

0,1 mm<br />

Abb. 2. Mikroskopische Aufnahmen der<br />

aufgereinigten faserigen Zellwände aus<br />

dem Fruchtkörper des Baumpilzes Zunderschwamm<br />

(Good Feeling Power ® , vom<br />

Unternehmen Good Feeling Products als<br />

„GFP-Komplex“ bezeichnet) 1 .<br />

0, 01 mm<br />

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B<br />

C<br />

Die faserigen Zellwände enthalten neben diesen Hauptstrukturkomponenten<br />

auch andere Stoffe wie Glucuronsäure, Fomentariol, Fomentarsäure, Ergosterin,<br />

Hemizellulose, organische und phenolische Säure etc. Diese vielseitige Zusammensetzung<br />

erklärt das breite Wirkungsspektrum des Zunderschwamms<br />

bei unterschiedlichsten Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen.<br />

„Neben der klassischen Schulmedizin kommt die Mykoterapie mehr und<br />

mehr zum Einsatz. Der Zunderschwamm bietet erstaunliche Therapiemöglichkeiten<br />

und wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus“, so ist durch<br />

mehrere Heilpraktiker bestätigt. Das Beispiel des Zunderschwamms zeigt,<br />

dass uns das Reich der Pilze ein nahezu unermessliches Potential bietet,<br />

das uns noch für lange Zeit wichtige wissenschaftliche und medizinische Erkenntnisse<br />

erwarten lässt. Denn unser Wissen über den Zunderschwamm<br />

und andere Vitalpilze ist noch lange nicht ausgeschöpft. Die nun bestehende<br />

Aufgabe ist es, dieses Potential weiter zu erforschen, Informationen und Fallbeispiele<br />

zu sammeln, die Schwerpunkte abzugrenzen und die Wirkmechanismen<br />

weiter wissenschaftlich zu erklären und nutzbar zu machen. «<br />

Autorin<br />

1<br />

Kalitukha L. Der Zunderschwamm und das Geheimnis des GFP-Komplexes:<br />

3 X täglich gesund und glücklich. Verlag La luz de Mallorca. 2016, 84 S.<br />

Dr. Liudmilla Kalitukha<br />

Diplom-Biologin; Research, Development & Quality<br />

Manager; Spezialgebiete: angewandte Mykologie, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Kosmetik, klinische Forschung<br />

Fachbeirat des NEM e. V.<br />

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Krebs<br />

Ist<br />

eine genetische oder<br />

eine Stoffwechselkrankheit?<br />

Aus schulmedizinischer Sicht ist Krebs eine genetische<br />

Erkrankung. Das heißt, dass aus irgendeinem<br />

Grund die im Zellkern enthaltenen Gene<br />

mutieren, also sich verändern bzw. verrückt werden<br />

und aus diesem Grund die Zelle zur Krebszelle entartet<br />

1 . Ungezählte Milliarden an Forschungsgeldern sind in<br />

den letzten Jahrzehnten weltweit von den Regierungen an<br />

Forschungsinstitutionen und Wissenschaftler in <strong>alle</strong>r Welt<br />

geflossen, um in diese Richtung zu forschen. Bei genauerem<br />

Hinsehen hat sich hier eine dermaßen verzweigte<br />

Industrie aus öffentlichen Forschungsgeldern entwickelt,<br />

dass es geradezu tödlich für das Medizin-System wäre,<br />

wenn irgendjemand tatsächlich eine Krebskur finden würde<br />

und all diese schönen Arbeitsstellen der Krebsindustrie<br />

mit einem Mal womöglich wegf<strong>alle</strong>n müssten. Die hinter<br />

der Auffassung, bei Krebs handle es sich um eine schicksalhafte,<br />

also eine genetische Erkrankung, stehende Weltanschauung<br />

entspricht dem heutigen Zeitgeist, der davon<br />

ausgeht, dass nicht etwa jeder einzelne Mensch für seine<br />

eigene Gesundheit verantwortlich ist, sondern dass irgendein<br />

blindes Schicksal, oder womöglich gar ein strafender<br />

Gott hinter unseren Krankheiten stünde. Sowohl der Therapeut,<br />

wie auch der Patient brauchen sich damit nicht<br />

mit dem Saat- und Erntegesetz auseinander zu setzen.<br />

Dem gegenüber steht die schon seit jeher von naturheilkundlicher<br />

Seite vertretene Auffassung, dass jeder<br />

Mensch den Schlüssel zu seiner eigenen Gesundheit in<br />

der Hand hält, und zwar nach dem von <strong>alle</strong>n esoterischen<br />

Lehren überlieferten Grundsatz von Saat und Ernte: Je<br />

mehr wir uns von den Naturgesetzen entfernen, umso<br />

größer werden die Widerstände auf <strong>alle</strong>n Lebensgebieten<br />

und insbesondere auch auf dem Gebiet der Gesundheit.<br />

Das scheinbar äußere Erleben ist eine Projektion unseres<br />

Innenlebens. Das gilt auch für <strong>alle</strong> Gesundheitsprobleme.<br />

Theorie der genetischen Krebsentstehung<br />

Das amerikanische nationale Krebsinstitut (National Cancer<br />

Institute) gibt die internationale schulmedizinische<br />

Auffassung zur Krebsentstehung vor und fasst es kurz und<br />

24 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

knapp zusammen: „Krebs ist eine genetische Krankheit,<br />

das heißt Krebs wird verursacht durch Genveränderungen,<br />

welche bestimmen, wie unsere Zellen funktionieren,<br />

speziell wie die Zellen wachsen und sich teilen 1 . Es gibt<br />

auch unübersehbar viele Studien zu den angeblichen genetischen<br />

Krebsursachen 2 . Dabei wird von verschiedenen<br />

Wissenschaftlern davon ausgegangen, dass es zwischen<br />

zwei bis acht Mutationen an Krebsgenen sind, welche<br />

schließlich zu einem Tumor führen 3 . Tatsächlich lassen<br />

sich auch in <strong>alle</strong>n Tumorzellen genetische Veränderungen<br />

nachweisen. Dazu gehören als Wichtigste:<br />

• Unkontrolliertes Wachstum der entsprechenden Ge -<br />

<strong>web</strong>e<br />

• Die Apoptose, also das Selbstmordprogramm der<br />

Zellen am Ende ihres Lebenszyklus wird gehemmt, so<br />

dass die Zellen unsterblich werden<br />

• Die Zellen reagieren nicht auf Wachstumshemmung<br />

• Vermehrte Blutgefäßneubildung im Tumorge<strong>web</strong>e<br />

• Metastasierung<br />

Diese heute als allgemeingültig angesehene Theorie der<br />

Krebsentstehung hat natürlich hoch interessante Konsequenzen,<br />

denn sie öffnet die Tür für echte High-Tech-Medizin<br />

in Form der immer mehr um sich greifenden personalisierten<br />

genetischen Therapien. Dabei wird das Genom<br />

des einzelnen Krebspatienten analysiert, um die Gene zu<br />

identifizieren, welche den Tumor ausgelöst haben („Driver<br />

Genes“), um daraus eine möglichst individuell auf den Patienten<br />

zugeschnittene Therapie zu entwickeln.<br />

Auf jeden Fall ist diese Art der Medizin eine für die Laborindustrie<br />

unglaubliche Chance, endlich mit der Chemotherapie-Industrie<br />

gleich zu ziehen und richtiges Geld zu<br />

verdienen. Das kann man daraus ersehen, dass landauf,<br />

landab auf jeder Ausstellung oder Publikumsmesse mehr<br />

und mehr spezialisierte Labore ihre Genom-Sequenzierungs-Dienste<br />

anbieten.<br />

Nutrition-Press 25


Nobelpreisträger Otto Warburg –<br />

Krebs als Stoffwechselkrankheit<br />

Gegenüber der oben dargestellten Auffassung ging be -<br />

reits vor fast 100 Jahren der deutsche Arzt Otto Warburg<br />

(1883-1970) davon aus, dass Krebs eine Stoffwechselkrankheit<br />

sei. Warburg erhielt im Jahre 1931, also vor 85<br />

Jahren, für „die Entdeckung der Natur und der Funktion<br />

des Atmungsferments“ den Nobelpreis für Physiologie<br />

oder Medizin. Warburg zeigte, dass die Krebszellen einen<br />

Sauerstoffmangel erleiden, wenn aufgrund der Verschlackung<br />

des Bindege<strong>web</strong>es zu wenig Sauerstoff in die Ge<strong>web</strong>e<br />

transportiert wird 4, 5 .<br />

Alle die bekannten genetischen Veränderungen der Krebszellen<br />

sind nach Ansicht von Warburg Folge dieses Sauerstoffmangels<br />

und der daraus notwendigen Umstellung<br />

der Energiegewinnung der Zelle von aerobem auf anaeroben<br />

Stoffwechsel, wobei „aerob = unter Anwesenheit<br />

von Sauerstoff“ und „anaerob = unter Abwesenheit von<br />

Sauerstoff“ bedeutet. Jede Zelle braucht zum Überleben<br />

Energie. Ist das Bindege<strong>web</strong>e durch Toxine stark belastet,<br />

dann kommt immer weniger Sauerstoff zu den Zellen,<br />

so dass die Zelle sterben muss – es sei denn, die Zelle<br />

schaltet ein Notprogramm ein und schaltet auf Gärungsstoffwechsel<br />

oder anaeroben Stoffwechsel um, das heißt<br />

Energiegewinnung ohne Sauerstoff.<br />

Abb. 1 Aerobe und anaerobe Glykolyse der gesunden<br />

und der Krebszelle. Erklärung im Text<br />

Wie die Energiebilanz in Abb. 1 zeigt, kann die Zelle bei der<br />

Verbrennung von 1 Mol Glucose unter Anwesenheit von<br />

Sauerstoff, die sogenannte „oxidative Phosphorylierung“,<br />

eine Energie von 36 Mol ATP (Adenosin-Tri-Phosphat) gewinnen,<br />

wobei ATP der Energieträger im menschlichen<br />

Organismus ist. Unter Abwesenheit von Sauerstoff, der<br />

sogenannten Gärung, auch „anaerobe Glykolyse“ genannt,<br />

lassen sich aus 1 Mol Glucose nur 2 Mol ATP gewinnen.<br />

Das heißt, die Energieausbeute ist unter Abwesenheit von<br />

Sauerstoff sehr viel geringer. Mit anderen Worten: Der<br />

Wirkungsgrad der anaeroben Energiegewinnung ist äußert<br />

schlecht, deshalb haben Krebspatienten auch so wenig<br />

Energie und fühlen sich immer schlapp, aber die Zelle<br />

stirbt wenigstens nicht. Sie hat sich durch die Umstellung<br />

auf den „Gärungs-Stoffwechsel“ oder „Krebs-Stoffwechsel“<br />

noch eine Gnadenzeit erkauft.<br />

Im rechten Teil des Bildes ist der Tumorstoffwechsel dargestellt,<br />

der nicht ausschließlich anaerob, sondern zum<br />

geringen Teil auch aerob, also unter der energieträchtigen<br />

Sauerstoff-Verbrennung, abläuft. Dadurch liegt die Energiebilanz<br />

mit 4 Mol ATP Energie aus 1 Mol Glucose etwas<br />

besser, als bei rein anaerober Verstoffwechselung.<br />

Welche Theorie der Krebs entstehung<br />

ist die richtige?<br />

Auch wenn die Annahmen von Otto Warburg, dass es<br />

sich bei Krebs um eine Sauerstoffmangelkrankheit handeln<br />

muss, sehr sinnvoll sind, kann damit noch nicht die<br />

letzte Entscheidung getroffen werden, ob nicht doch auch<br />

genetische Einflüsse bei der Krebsentstehung eine Rolle<br />

spielen. Allerdings sind in den letzten Jahren vielfach<br />

experimentelle Nachweise veröffentlicht worden, die in<br />

nachstehendem Bild 2 zusammengefasst sind und die<br />

glasklar belegen, dass Krebs nicht genetisch ausgelöst<br />

sein kann, sondern eine Stoffwechselerkrankung ist 6 .<br />

Um die nachstehenden Bilder zu verstehen, muss zunächst<br />

ein Grundbegriff der Genetik verstanden werden:<br />

Der Begriff „genetischer Einfluss“ bedeutet definitionsgemäß,<br />

dass die im Zellkern enthaltene genetische Information<br />

einer Mutterzelle bei der Zellteilung auf die beiden<br />

Tochterzellen übertragen werden muss. Wird irgendeine<br />

Eigenschaft oder ein Merkmal der Mutterzelle nicht auf<br />

die Tochterzellen übertragen, so ist dabei logischerweise<br />

keine genetische Wirkung vorhanden.<br />

In Abb. 2 wird diese Tatsache der genetischen Vererbung<br />

in Teilbild 1 dargestellt: Die grün dargestellte gesunde Zelle<br />

teilt sich in zwei ebenfalls grün dargestellte gesunde<br />

Tochterzellen. In jeder Zelle findet sich der grün dargestellte<br />

Zellkern, der das gesunde genetische Material enthält.<br />

Ferner sind zwei grüne, gesunde Mitochondrien in<br />

jeder Zelle eingezeichnet, obwohl tatsächlich in jeder einzelnen<br />

Zelle Tausende solcher Mitochondrien enthalten<br />

sind. In Teilbild 2 findet sich eine rot dargestellte Tumorzelle,<br />

die bei der Zellteilung ihrerseits auch wieder rot dargestellte<br />

Tumorzellen zur Folge hat. In diesen Zellen finden<br />

sich rot dargestellte kranke Mitochondrien und rot dargestellte<br />

kranke Zellkerne. Um die Entscheidung zu treffen,<br />

ob Krebs genetisch vererbt wird oder nicht, wurde das in<br />

Teilbild 3 dargestellte Experiment durchgeführt: Aus einer<br />

gesunden Zelle mit grün dargestellten Mitochondrien wird<br />

der Zellkern entfernt und stattdessen ein krebskranker<br />

Zellkern, dargestellt mit roter Farbe, eingeschleust: Dadurch<br />

müssten nach der genetischen Krebsentstehung<br />

die Tochterzellen krebsig entarten, denn sie bekommen<br />

ja jetzt vom Zellkern krankmachende Krebsinformationen.<br />

26 Nutrition-Press


Abb. 2<br />

Experimente, welche die<br />

Entscheidung ermöglichen,<br />

ob Krebs genetisch<br />

ausgelöst wird oder nicht.<br />

Erklärung im Text. Aus 6 .<br />

Tatsächlich jedoch sind die Tochterzellen gesund, obwohl<br />

der Zellkern der Tochterzelle nach wie vor krebsig ist und<br />

deshalb in roter Farbe dargestellt ist. Die Mitochondrien<br />

der Tochterzellen jedoch sind gesund und damit sind auch<br />

die Tochterzellen gesund – trotz krebsigem Zellkern!<br />

Auch der Gegenversuch beweist, dass die Genetik des<br />

Zellkerns unerheblich ist: In Teilbild 4 wird nach Entfernen<br />

des krebsigen Zellkerns ein gesunder, normaler Zellkern<br />

in die Zellflüssigkeit einer Krebszelle, dargestellt mit grüner<br />

Farbe, eingeschleust. Die Tochterzellen einer solchen<br />

Zelle sind entweder nicht lebensfähig, oder es sind wieder<br />

Krebszellen, daher dargestellt mit rotem Zellkern und roten,<br />

kranken Mitochondrien, obwohl vom grün dargestellten<br />

gesunden Zellkern der Mutterzelle nur gesunde Informationen<br />

ausgesendet werden!<br />

Zusammenfassung<br />

Die wissenschaftliche Datenlage zur Krebsentstehung<br />

dürfte aufgrund des oben Gesagten eindeutig sein: Krebs<br />

wird durch einen Schaden der Mitochondrien im Zytoplasma<br />

der Zelle ausgelöst und nicht durch einen Schaden des<br />

Genoms im Zellkern. Der genetische Schaden in der Krebszelle<br />

ist die Folge der gestörten Sauerstoffverwertung der<br />

Zelle und nicht umgekehrt. Diese Tatsache erklärt auch,<br />

Autor<br />

Dr. med. habil Dr. rer. nat.<br />

Karl J. Probst<br />

Arzt für Naturheilkunde und Alternativmedizin,<br />

Naturwissenschaftler,<br />

Begründer der Rohkostbewegung in<br />

Deutschland, wissenschaftlicher<br />

Berater, Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />

dass Krebs durch eine ketogene Diät erfolgreich bekämpft<br />

werden kann, eine Entdeckung, für die Otto Warburg im<br />

Jahre 1931 den Nobelpreis bekommen hat. Diese Entdeckung<br />

der ketogenen Diät hatte auch der Verfasser dieser<br />

Zeilen jahrelang in seiner kleinen privaten Krebsklinik in<br />

Ottobeuren sehr erfolgreich bei der Behandlung von Krebs<br />

umgesetzt und wird auch weiterhin in den USA in alternativen<br />

Krebskliniken praktiziert. Dass dennoch die Schulmedizin<br />

an der genetischen Verursachung des Krebses<br />

festhält und trotz der eindeutigen Datenlage auch weiterhin<br />

festhalten muss, hängt mit zwei gewichtigen Gründen<br />

zusammen:<br />

1) Lassen sich durch die genetische Theorie die Ursache-Wirkung-Zusammenhänge<br />

verschleiern, das<br />

heißt Krebs kann weiterhin als unkalkulierbares Risiko<br />

etikettiert werden, das jeden treffen kann, denn man<br />

kann sich nicht durch eine gesunde Lebensführung da<br />

vor schützen.<br />

2) Lässt sich durch die genetischen Untersuchungen und<br />

individualisierten Genom-Therapien endlich nicht nur<br />

für die Chemotherapie-Hersteller, sondern auch für die<br />

Breite der Medizinerschaft richtiges Geld mit dieser<br />

als unkalkulierbare Bedrohung wahrgenommenen<br />

Krankheit verdienen.<br />

Fazit<br />

Man kann nur hoffen, dass das herrschende unmenschliche<br />

System der technischen Medizin unter der unbezahlbar<br />

werdenden finanziellen Last bald zusammenbricht und<br />

dann endlich der gesunde Menschenverstand wieder zu<br />

Ehren kommt, der unter anderem auch erkennt, dass Gesundheit<br />

möglich, ja sogar unvermeidlich ist, sobald man<br />

seine gesundheitsschädliche Lebens- und Ernährungsweise<br />

aufgibt. «<br />

Fotos: fotoliaxrender – Fotolia (S. 25)<br />

Literatur<br />

1 http://www.cancer.gov/cancertopics/what-is-cancer<br />

2 Hanahan D. und Weinberg RA: Hallmarks of Cancer: The next Generation. Cell 2011;144: 646-674, doi:10.1016/j.ell.2011.02.013<br />

3 Hou JP1, Ma J: DawnRank: discovering personalized driver genes in cancer. Genome Med. 2014 Jul 31;6(7):56.<br />

doi: 10.1186/s13073-014-0056-8. eCollection 2014.<br />

4 WARBURG O.: On the origin of cancer cells. Science. 1956 Feb 24;123(3191):309-14.<br />

5 WARBURG O.: On respiratory impairment in cancer cells. Science. 1956 Aug 10;124(3215):269-70.<br />

6 Seyfried TN: Cancer as a mitochondrial metabolic disease. Front Cell Dev Biol. 2015 Jul 7;3:43. doi: 10.3389/fcell.2015.00043. eCollection 2015<br />

Nutrition-Press 27


(Un-)Sinn und<br />

angebliche Gefahren<br />

von Vitaminen<br />

und Mineralien<br />

Aus medizinischernährungswissenschaftlicher<br />

Sicht<br />

In der Laienpresse - soweit man nicht das Gefühl einer<br />

direkten oder indirekten Reklame eines Vitamin-Hersteller/Verkäufer<br />

hat - und auch aus der Sicht von Verbraucherschützern<br />

hat die Einnahme von Vitaminen oft<br />

einen schlechten Ruf: Das produziert nur teuren Urin und<br />

bereichert den Verkäufer.<br />

Wiederholt erscheinen auch Artikel, die über angebliche<br />

Nebenwirkungen von Vitaminen oder Mineralien berichten<br />

– meist aufgebauschte, einseitige oder auch bewusst<br />

verzerrte Informationen, die aber der normale Leser nicht<br />

nachkontrollieren kann. Ist die zusätzliche Einnahme von<br />

Vitaminen und Mineralien also im besten Fall überflüssig –<br />

oder sonst vielleicht sogar gefährlich? Da dürfte es interessant<br />

sein zu erfahren (siehe unten die Übersetzung eines<br />

entsprechenden amerikanischen Artikels), dass man<br />

in den USA schon seit mehreren Jahrzehnten eine genaue<br />

Statistik über Todesfälle durch Medikamente, Vitamine<br />

und Mineralien führt: In den USA sterben pro Jahr etwa<br />

100.000 Menschen an der Folge von Medikamentennebenwirkungen<br />

– an Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

seit Beginn der Statistik kein Einziger.<br />

Und das bei etwa geschätzten 60 Milliarden Dosen von<br />

Vitaminen/Nahrungsergänzungsmitteln pro Jahr!<br />

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2x (zuletzt<br />

2008) mit erheblichem Forschungsaufwand 1 Jahr<br />

lang die Versorgung der deutschen Bevölkerung für verschiedene<br />

Vitamine und Mineralien gemessen – als Nationale-Verzehr-Studie<br />

NVZ I und aus 2008 NVZ II. Man<br />

muss sich schon einige Mühe machen, auf den vielen<br />

100 <strong>Seiten</strong> der Studien die entscheidenden Zahlen über<br />

die Vitaminversorgung wirklich herauszufinden. Wenn wir<br />

Gruppen mit erhöhtem Bedarf wie Kranke, Schwangere,<br />

Alte, Heimbewohner … außen vor lassen und einfach nur<br />

die sozusagen am besten versorgte Gruppe der 24-35-jährigen<br />

(in der NVZ I war es die Gruppe der 19-35-jährigen)<br />

betrachten und dann noch nach Männern und Frauen aufschlüsseln<br />

ergibt sich folgende Tabelle:<br />

28 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung erreicht<br />

die von der DGE empfohlene Vitaminzufuhr nicht (die<br />

jeweils erste Zahl ist von der NVZ I und nach dem/kommt<br />

die NVZ II):<br />

Dabei rechnet die DGE etwa für Vitamin C mit einer empfohlenen<br />

Tageszufuhr von 75 mg - während etwa die WHO<br />

(Weltgesundheitsorganisation) 200 mg (+50 mg Raucherzuschlag<br />

für Raucher) empfiehlt. Man sieht: Knappheit<br />

ist keine seltene Ausnahme – sondern betrifft oft auch<br />

mehrere Stoffe. Eigentlich erschreckend, dass etwa bei<br />

Folsäure Frauen zu 99/81% die Zufuhrempfehlung nicht<br />

erreichen und es etwa beim Vitamin D 82/91% sind. Dabei<br />

hat es für das Krankheitsbild des offenen Rückens<br />

(mit lebenslanger schwerer Behinderung dieser Kinder)<br />

Jahrzehnte gedauert bis man endlich den Folsäuremangel<br />

als zumindest wichtige Teilursache wissenschaftlich anerkannte.<br />

Andere Länder haben daraufhin eine Folsäureanreicherung<br />

von z.B. Mehl durchgeführt und damit eine<br />

allgemein bessere Folsäure-Versorgung der Bevölkerung<br />

erreicht – Deutschland ist in dieser Hinsicht aber weiter<br />

untätig. Beim Vitamin D hatte die DGE in den letzten<br />

Jahren dahingehend reagiert, dass sie die frühere Zufuhrempfehlung<br />

von 400 I.E./Tag auf 800 I.E. immerhin verdoppelt<br />

hat. Klingt gut? Ist aber immer noch sehr wenig -<br />

denn wir wissen inzwischen, dass Vitamin D nicht nur für<br />

die Knochen (mit Krankheitsbild Rachitis und Osteoporose)<br />

sondern im Prinzip für praktisch jedes Körperor gan<br />

wichtig ist. Wie dem beigefügten Text einer Konferenz von<br />

Vitamin D-Experten in der berühmtesten deutschen Universität,<br />

der Charité Berlin von 2011 belegt, wird dort eine<br />

wesentlich höhere Tageszufuhr empfohlen und aus den<br />

USA über eine problemlose Zufuhrmenge von 4000 I.E./<br />

Tag berichtet.<br />

Die DGE wird nicht müde, schon seit vielen Jahren<br />

"5x am Tag Obst und Gemüse" zu predigen - und sieht in<br />

den von ihr mit Aufwand festgestellten NVZ keinen Grund,<br />

ihre Empfehlung zu überdenken. Dabei ist vieles an Lebensmitteln<br />

nicht mehr so wie vor 100 oder auch noch vor<br />

50 Jahren. Vieles ist über die Lebensmittelindustrie bearbeitet<br />

und mit Zusatzstoffen und Konservierungsmitteln<br />

belastet – ein eventueller Zusatz des einen oder anderen<br />

Vitamins kann oft auch nicht annährend das erreichen,<br />

was in einem „echten“ Lebensmittel enthalten wäre. Aber<br />

auch ein Salat oder Bio-Apfel enthält schon nach kurzer<br />

Lagerung nicht mehr den ursprünglichen Vitamingehalt.<br />

Zum Teil dürfen z.B. mehrjährig gelagerte Apfelsinen noch<br />

als frisches Obst verkauft werden. Vieles an Lebensmitteln<br />

hat einfach nicht mehr die Qualität und Vitamin- und<br />

Mineralstoffgehalte wie in früheren Jahren – etwas salopp<br />

ausgedrückt "eine Treibhaustomate ist keine Vitaminbombe<br />

sondern eher eine Chemikalienbelastung". Es wäre<br />

deshalb durchaus an der Zeit, zumindest dem gesundheitsbewussten<br />

Normalbürger neben qualitätsbewusster<br />

Ernährung auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

zu empfehlen.<br />

Nährstof fmangel seltene Ausnahme ?<br />

oft mehrere Knappheiten! NVZ II 2008<br />

(19-35) 24-35 –jährige Männer Frauen<br />

Vitamin A 50/13 46/12<br />

Vitamin D (mit alter Norm) 68/81 82/91<br />

Vitamin E 32/47 52/46<br />

Vitamin B1 (Thiamin) 45/20 61/27<br />

Vitamin B2 (Riboflavin) 59/20 71/22<br />

Vitamin B6 53/75 76/81<br />

Vitamin B12 31/7 66/28<br />

Folsäure 97/75 99/81<br />

Vitamin C 56/36 49/31<br />

Sinnvoll wäre es durchaus auch, manche Vitamine wie etwa<br />

das Vitamin D labormäßig zu kontrollieren, da es auch für<br />

einen längerfristigen Mangel keine typischen Symptome<br />

gibt – und etwa das Krankheitsbild der Osteoporose erst<br />

nach vielen Jahren auftritt. Und es ist einfach unsinnig,<br />

wenn man seitens der gesetzlichen Krankenkassen Ärzten<br />

mit Regress droht, wenn sie Vitamin D scheinbar zu großzügig<br />

untersuchen und empfehlen. Der Kassenarzt darf<br />

im Prinzip auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse erst<br />

dann auf Vitamin D untersuchen, wenn der erste Knochenbruch<br />

durch Osteoporose eingetreten ist. Wenn eine Frau<br />

ab den Wechseljahren mit im Prinzip erheblichen Kosten<br />

<strong>alle</strong> 2 Jahre zur Mammographie als Krebsvorsorge gehen<br />

soll, ist das kostenmäßig scheinbar überhaupt kein Problem<br />

oder des Nachdenkens wert (obwohl inzwischen der<br />

wirkliche Nutzen dieser Untersuchung nicht mehr als so<br />

wesentlich erachtet wird und die erhebliche Anzahl fraglicher<br />

und teilweise auch falsch positiver Befunde auch einiges<br />

an Leid verursacht). Wenn man weiß, das eine nach<br />

modernen Gesichtspunkten optimierte Vitamin D-Versorgung<br />

die Häufigkeit fast <strong>alle</strong>r häufigen Krebserkrankungen<br />

(Brust-, Lungen-, Magen-, Darm und Unterleibskrebs) um<br />

etwa 30-40 % reduziert, wäre die Kontrolle von Vitamin D<br />

(im Labor etwa 20-25 €) und die gegebenenfalls Nahrungsergänzung<br />

(mit Kosten von etwa 20-30 € pro Jahr)<br />

selbst unter finanziellen Aspekten durchaus für die Krankenkasse<br />

lohnend.<br />

Wenn man <strong>alle</strong> diese Aspekte bedenkt, könnte man meinen<br />

"unsere Behörden schützen uns eher vor Vitaminen<br />

als vor Gammelfleisch". Nachdem man in den USA über<br />

so viele Jahre auch statistisch gesehen hat, dass der Einsatz<br />

von Medikamenten wesentlich gefährlicher ist als<br />

Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel, hat man etwa<br />

in Holland viele Sicherheits-Reglementierungen für Nahrungsergänzungsmittel<br />

abgeschafft - und auch die EU-<br />

Gesetze stellen zum Glück und zurecht den mündigen<br />

Nutrition-Press 29


Autor<br />

Dr. med.<br />

Klaus-Georg Wenzel<br />

Facharzt für Neurologie<br />

und Psychiatrie<br />

Verbraucher in den Vordergrund. Auch bei Alkohol<br />

und Nikotin und ob/welche Lebensmittelzusatzstoffe<br />

(in immer mehr Fertigprodukten<br />

der Lebensmittelindustrie) der Verbraucher<br />

akzeptiert und zu sich nimmt, ist auch dem<br />

Verbraucher überlassen. Die Alternative heißt<br />

sicherlich nicht gesunde Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel<br />

- man kann gar nicht<br />

<strong>alle</strong> biologisch wertvollen Inhaltsstoffe einer<br />

hochwertigen Ernährung durch Nahrungsergänzungsmittel<br />

zu sich nehmen. Man bedenke<br />

etwa den enormen Aufwand, den die NASA für<br />

die Ernährung von Astronauten während Weltraumaufenthalten<br />

machen muss. Der Verbraucher<br />

kann eben leider nicht darauf vertrauen,<br />

dass Lebensmittelindustrie und Behörden für<br />

eine optimale Versorgung mit <strong>alle</strong>n wichtigen<br />

Inhaltsstoffen in den Lebensmitteln sorgen.<br />

Wie so oft ist es sinnvoll, sich als Staatsbürger/Verbraucher<br />

selber zu informieren und<br />

nach eigener Einschätzung Sinnvolles für seine<br />

Gesundheit zu tun.<br />

Referenzen:<br />

Mowry JB, Spyker DA, Brooks DE et al. 2015 Jahresbericht der<br />

Amerikanischen Vereinigung der Giftkontrollzentren "Gift Daten System<br />

(NPDS): 33. Jahresbericht. Klinische Toxikologie 2016, 54:10,<br />

924-1109, http://dx.doi.org/10.1080/15563650.2016.1245421<br />

Die Vitamin-Daten sind in Tabelle 22-B dargestellt.<br />

Der komplette187-seitige Artikel steht zum kostenlosen Download<br />

zur Verfügung von https://aapcc.s3.amazonaws.com/pdfs/annual_reports/2015_AAPCC_NPDS_Annual_Report_33rd_PDF.pdf<br />

oder laden Sie diese und <strong>alle</strong> vorherigen AAPCC Geschäftsberichte<br />

bei http://www.aapcc.org /Jahresberichte“<br />

Übersetzung eines entsprechenden amerikanischen Artikels:<br />

Orthomolekulare Medizin Nachrichtendienst, 3. Januar 2017<br />

Keine Tote durch Vitamine. Keine!<br />

Sicherheit bestätigt durch Amerikas größte Datenbank<br />

Von Andrew W. Saul, Herausgeber (OMNS, 3. Januar 2017)<br />

Es gab keine Todesfälle durch Vitamine im Jahr 2015. Der 33. Jahresbericht<br />

von der Amerikanischen Vereinigung der Giftkontrollzentren<br />

zeigt Null-Todesfälle durch mehrere Vitamine. Und es gab überhaupt<br />

keine Todesfälle durch Vitamin A, Niacin, Pyridoxin (B-6) oder irgendeinem<br />

anderen B-Vitamin. Es gab überhaupt keine Todesfälle durch<br />

Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E oder jedes andere Vitamin.<br />

Null Tote durch Vitamine. Wetten, dass dies nie in den Abendnachrichten<br />

kommen wird? Nun, haben Sie es dort gesehen? Und warum<br />

nicht? Immerhin nimmt über die Hälfte der US-Bevölkerung täglich<br />

Nahrungsergänzungsmittel. Wenn jede dieser Personen täglich nur<br />

eine einzige Tablette einnimmt, ergibt das etwa 170.000.000 Einzeldosen<br />

pro Tag für insgesamt gut 60 Milliarden Dosen pro Jahr. Da viele<br />

Menschen weit mehr nehmen als nur eine einzige Vitamintablette,<br />

ist der tatsächliche Verbrauch deutlich höher und die Sicherheit von<br />

Vitaminpräparaten umso bemerkenswerter.<br />

Es wurde nach AAPCC Interpretation der Informationen, die von dem<br />

US-Nationalen Giftdaten-System gesammelt wurden behauptet, dass<br />

eine Person an Vitaminpräparate im Jahr 2015 starb, Dieser einzige<br />

angebliche "Tod" war angeblich auf "Andere B-Vitamine" zurückzuführen.<br />

Dies wurde auch im Jahr 2012 behauptet. Tatsächlich zeigt der<br />

AAPCC-Bericht spezifisch keine Todesfälle durch Niacin (B-3) oder<br />

Pyridoxin (B-6) an. Daher bleiben Folsäure, Thiamin (B-1), Riboflavin<br />

(B-2), Biotin, Pantothensäure und Cobalamin (B-12) als verbleibende<br />

B-Vitamine übrig. Allerdings ist die Sicherheit dieser Vitamine außerordentlich<br />

gut; Keine Todesfälle wurden jemals für eine von ihnen bestätigt.<br />

Abram Hoffer, MD, PhD, sagte wiederholt: "Niemand stirbt an Vitaminen."<br />

Er hatte Recht, als er es sagte und er ist noch heute noch im<br />

Recht. Der Orthomolekulare Medizinische Nachrichtendienst fordert<br />

die Vorlage spezifischer wissenschaftlicher Beweise, die den durch<br />

ein Vitamin verursachten Tod, eindeutig beweisen.<br />

Wo sind die Toten? Es gibt keine. «<br />

30 Nutrition-Press Fotos: Yuliya – Fotolia (S. 28), prakasitlalao – Fotolia (S. 30)


Ernährung | Prävention<br />

Arzneimittel<br />

als Mikronährstoff-Räuber<br />

Gehören auch Sie zu den vielen Menschen in<br />

Deutschland, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen?<br />

Ob Antibabypille, Antibiotika, Blutdrucksenker,<br />

Cholesterinsenker, Diabetesmittel,<br />

harntreibende Medikamente, Krebsmedikamente, Magen-<br />

Darm-Mittel oder Osteoporosemittel: Eine Vielzahl von<br />

Arzneimitteln kann bei regelmäßiger Einnahme die Aufnahme<br />

und Verwertung von Vitaminen und Mineralstoffen<br />

in unserem Körper stören. Dadurch steigt das Risiko für<br />

Nebenwirkungen mit der Folge, dass die individuelle Lebensqualität<br />

abnimmt.<br />

Dabei sind einige Arzneimittel wahre Mikronährstoff-Räuber,<br />

die sogar einen handfesten Mangel an Mikronährstoffen<br />

auslösen können. Bekannte Beispiele sind die Hemmung<br />

der Vitamin-B12-Aufnahme aus der Nahrung durch<br />

Säureblocker wie Omeprazol oder durch das Diabetesmittel<br />

Metformin. Ein Mangel an Vitamin B12 kann sich durch<br />

allgemeine Abgeschlagenheit, Depressionen, Schlafstörungen,<br />

Nervenschmerzen oder Hirnleistungsstörungen<br />

bis hin zur Demenz äußern. Das muss nicht sein! Wer über<br />

derartige Wechselwirkungen informiert ist, kann solchen<br />

Störungen und Mangelerscheinungen im Mikronährstoffhaushalt<br />

vorbeugen und seine Arzneimitteltherapie optimieren.<br />

Worauf Sie dabei achten müssen, lesen Sie hier.<br />

Arzneimittel und Mikronährstoffe<br />

Arzneimittel und Mikronährstoffe benutzen im Körper bei<br />

der Aufnahme, Verstoffwechselung und Ausscheidung (z.<br />

B. Urin) dieselben Stoffwechselwege. Zum Teil konkurrieren<br />

sie dabei um dieselben Enzyme und Transportsysteme.<br />

Dies ist auch einer der Gründe, warum bei regelmäßiger<br />

Einnahme von Medikamenten (z. B. Cholesterinsenker,<br />

Magen-Darm-Mittel) das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

steigt. Unabhängig von den vielfältigen<br />

Wechselwirkungen der Arzneimittel untereinander, kann<br />

sich die Medikation auch zulasten des Vitamin- und Mineralstoffhaushalts<br />

auswirken. Der Mangel an Vitaminen<br />

und anderen Mikronährstoffen ist nicht selten die Ursache<br />

für arzneimittelbedingte Nebenwirkungen. Unter Nebenwirkungen<br />

werden körperliche und psychische Zustände<br />

verstanden, die von einem Arzneimittel ausgelöst werden,<br />

aber nicht erwünscht sind.<br />

Nutrition-Press 31


Nicht immer stehen diese Neben- und Wechselwirkungen<br />

in den Beipackzetteln Ihrer Medikamente. Mit unserem<br />

Ratgeber möchte ich Sie auf die Zusammenhänge zwischen<br />

der Einnahme von Arzneimitteln und Mikronährstoffmängeln<br />

aufmerksam machen, die Hintergründe<br />

erklären und Ihnen Wege aufzeigen, wie Sie selbst den<br />

daraus resultierenden Nebenwirkungen vorbeugen und<br />

Ihre Lebensqualität verbessern können. Einige Beispiele<br />

für Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen<br />

seien im Folgenden anhand der kurz dargestellt<br />

(siehe Abb.1).<br />

Punkt 1: Hemmung der<br />

Synthese von Mikronährstoffen<br />

Cholesterinsenker vom Statin-Typ – in der Fachsprache<br />

auch Statine genannt – wie Atorvastatin und Simvastatin<br />

werden seit Jahren erfolgreich zur Senkung erhöhter<br />

Cholesterinspiegel eingesetzt, um einer Gefäßverkalkung<br />

vorzubeugen, die langfristig zu Herzinfarkt oder Schlaganfall<br />

führen kann. Eine unerwünschte Begleitwirkung<br />

der Cholesterinsenker vom Statin-Typ ist die Hemmung<br />

der körpereigenen Coenzym-Q10-Synthese. Da Coenzym<br />

32 Nutrition-Press


Q10 eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel der Zellen<br />

spielt, kann hierdurch die Entwicklung von statinbedingten<br />

Muskelschmerzen, Störungen im Glucose- und Hirnstoffwechsel<br />

begünstigt werden.<br />

Punkt 2: Steigerung der<br />

Ausscheidung von Mikronährstoffen<br />

Diuretika, im Volksmund auch als Wassertabletten oder<br />

harntreibende Medikamente bezeichnet, werden zur vermehrten<br />

Ausschwemmung von Wasser aus dem Körper<br />

über die Nieren eingesetzt. Häufige Anwendungsgebiete<br />

sind Bluthochdruck, Ödeme und Herzinsuffizienz. Diuretika<br />

steigern den Magnesiumverlust über die Nieren, sodass<br />

es bei regelmäßiger Einnahme ohne Ergänzung von<br />

Magnesium zu einem Magnesiummangel kommen kann.<br />

Eine Unterversorgung an Magnesium beeinträchtigt die<br />

Blutdruckregulation und begünstigt weiterhin Störungen<br />

im Zucker- und Fettstoffwechsel.<br />

Punkt 3: Störungen des<br />

Mikronährstoff-Stoffwechsels<br />

Bei Patienten, die mit Medikamenten gegen epileptische<br />

Anfälle behandelt werden, sogenannten Antiepileptika,<br />

können schwere Störungen im Knochenstoffwechsel auftreten.<br />

Antiepileptika wie Carbamazepin können Enzyme<br />

in der Leber stimulieren, die Vitamin D im Körper abbauen.<br />

In der Folge können schwere Störungen im Knochenstoffwechsel,<br />

bis hin zur Osteoporose auftreten, da das<br />

Sonnenvitamin für die Calciumverwertung und Knochenmineralisierung<br />

wichtig ist.<br />

Punkt 4: Störungen der Energieund<br />

Mikronährstoffaufnahme<br />

Chemo- und bestrahlungsbedingte Kau- und Schluckstörungen,<br />

Schäden der Mundschleimhaut oder Durchfall<br />

und Erbrechen, beeinträchtigen bei Krebspatienten erheblich<br />

die Aufnahme von Energie- und Mikronährstoffen über<br />

die Nahrung.<br />

Punkt 5: Störungen der Aufnahme<br />

und Verwertung von Mikronährstoffen<br />

Säureblocker wie Omeprazol und Pantoprazol werden<br />

vor <strong>alle</strong>m bei Refluxösophagitis und in der Therapie von<br />

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt. Die<br />

Wirkung der Säureblocker beruht darauf, dass sie ein<br />

Enzym in den Zellen der Magenschleimhaut langfristig<br />

Autoren<br />

Apotheker Uwe Gröber Akademie für Mikronährstoffmedizin, Essen<br />

Prof. Dr. med. Klaus Kisters Medizinische Klinik I, St. Anna Hospital, Herne<br />

www.vitaminspur.de<br />

blockieren, welches die Magensäure in den<br />

Magen pumpt. Durch die pH-Wert-Veränderung<br />

wird die pH-abhängige Aufnahme von<br />

Vitamin B12 und Magnesium erheblich<br />

gestört. Ein Mangel an Vitamin B12 kann<br />

zu einem Anstieg der Homocysteinwerte<br />

im Blut führen, mit vielfältigen gesundheitlichen<br />

Folgen: Hirnatrophie,<br />

Demenz, Osteoporose, Schlaganfall<br />

und Gefäßalterung.<br />

Medikamentergänzungsmittel:<br />

Wie lässt sich der medikationsbedingt<br />

erhöhte Mikronährstoffbedarf decken?<br />

Normalerweise ist es für einen gesunden Menschen, der<br />

nicht raucht und sich obst- und gemüsereich ernährt (3–5<br />

Portionen frisches Obst und Gemüse täglich) ohne weiteres<br />

möglich, seinen täglichen Mikronährstoffbedarf über<br />

die Nahrung zu decken. Bei Personen, die regelmäßig Arzneimittel<br />

einnehmen, ist es in der Regel schwierig, den<br />

medikationsbedingten erhöhten Bedarf an Vitaminen und<br />

Mineralstoffen <strong>alle</strong>in über die Nahrung abzudecken. In<br />

diesem Fall ist es sinnvoll, die Ernährung durch die gezielte,<br />

medikationsorientierte Einnahme von Mikronährstoffpräparaten<br />

bzw. Medikamentergänzungsmitteln zu verbessern.<br />

Hat Ihnen Ihr Arzt ein Medikament mit einem in<br />

diesem Buch beschriebenen Arzneimittel verordnet, dann<br />

sprechen Sie ihn am besten darauf an, welche Vitamine<br />

und/oder Mineralstoffe für Sie zusätzlich geeignet sind.<br />

Auch Ihr Apotheker kann Sie hierbei kompetent beraten.<br />

Am besten nehmen Sie dieses Buch bei Ihrem nächsten<br />

Arzt- oder Apothekenbesuch als Hilfe mit. Es gibt mittlerweile<br />

eine Reihe von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten<br />

in der Apotheke, die speziell auf den zusätzlichen<br />

Mikronährstoffbedarf bei Einnahme von Arzneimitteln<br />

zugeschnitten sind. Diese auf die individuelle Medikation<br />

ausgerichteten Vitamin- und Mineralstoffpräparaten werden<br />

als Medikamentergänzungsmittel oder auch Arzneistoffergänzungsmittel<br />

bezeichnet. Besonders hochwertige<br />

Präparate sind heute hypo<strong>alle</strong>rgen, d. h. weitestgehend<br />

frei von möglicherweise Allergien auslösenden Inhaltsstoffen,<br />

also:<br />

• ohne Farb-, Konservierungs-,<br />

Zusatz- oder Hilfsstoffe,<br />

• ohne Gluten, Lactose und Fructose «<br />

Fotos: Kenishirotie – Fotolia (S. 31), fotomek – Fotolia (S. 33)<br />

Literatur:<br />

Gröber U, Kisters K,<br />

Arzneimittel als<br />

Mikronährstoff-Räuber.<br />

2., überarbeitete und<br />

aktualisierte Auflage, 240 S.,<br />

Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft,<br />

Stuttgart, 2017.<br />

Nutrition-Press 33


Krankmachende<br />

Füllmaterialien?<br />

Mythos und Wahrheit<br />

über Magnesiumstearat<br />

Sehr hochverehrte Leser, haben Sie schon über die krankmachenden Eigenschaften<br />

von Magnesiumstearat gehört? Das Internet ist voll von <strong>Seiten</strong> 1,2,3,4 die unwiederlegbare<br />

Beweise präsentieren, dass der als Füllstoff und Gleitmittel eingesetzte Stoff gesundheitlich<br />

bedenklich ist. Ein Blick in die Gefahrstoffdatenbank GESTIS unterstützt den Laien<br />

in dieser Ansicht 5 . Dort ist von einem Zusammenlagerverbot mit Lebensmitteln die Rede!<br />

Sollten diese Verdachtsmomente tatsächlich wahr sein?<br />

Es wird auf diesen und weiteren <strong>Seiten</strong> <strong>alle</strong>nthalben<br />

von unwiederlegbaren Beweisen gesprochen und<br />

diese auch fleißig zitiert: Der Hauptgrund für den<br />

Verdacht, dass Magnesiumstearat schlecht für die<br />

Gesundheit ist, ist ein unwiederlegbarer Tierversuch:<br />

Diese Publikation ist eine Tierstudie an Ratten 6 . In diesem<br />

Versuch wurden ernste (?) Leberschäden entdeckt ! Dies<br />

ist aber nur die halbe Wahrheit. Der NOAEL, der Wert bei<br />

dem keine Schädigungen auftraten, lag bei 5 % MST der<br />

zugeführten Nahrung also 2500 mg/kgBW/Tag ! Konservativ<br />

gerechnet (Sicherheitsmarge = 100) sind beim Menschen<br />

(60 kg Körpergewicht = BW) 1500 mg MST absolut<br />

ungefährlich. Wir reden bei Nahrungsergänzungsmitteln<br />

über Mengen von maximal 30 mg pro Kapsel.<br />

Um einen weiteren Vergleich zu bemühen, die Gesamtenergieaufnahme<br />

des Menschen beträgt 8400 kJ 7 . 10% davon<br />

sind 840 kJ. Umgerechnet auf die organische Säure<br />

Stearat (13kJ/g) sind dies 64 g Stearinsäure also 67 g/<br />

Tag MST, bei dem die erwähnten Effekte auftraten, welche<br />

sich auf eine Gewichtsverminderung der Leber beschränkten.<br />

Die richtigen Effekte traten bei der 20% Gruppe auf !<br />

Entscheiden Sie selbst, ob dies wirklich eine Gefahr<br />

darstellt.<br />

34 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Die zweite Publikation bezieht sich auf den schädigenden<br />

Effekt von MST auf das Immunsystem! Was hier aus nahe<br />

liegenden Gründen unterschlagen wurde, ist die Tatsache,<br />

dass der Versuch mit T-Zellen im Reagenzglas durchgeführt<br />

wurde und keineswegs Magnesiumstearat sondern<br />

Stearinsäure verwendet wurde. Eine Lösung im Reagenzglas<br />

ist noch lange kein Sytem für den Menschen und<br />

Stearinsäure ist kein Magnesiumstearat!<br />

Stearinsäure ist eine normale ungesättigte Fettsäure, die<br />

in Fetten in unterschiedlichen Mengen vorkommen kann.<br />

Sie wird also immer mit der Nahrung aufgenommen! Um<br />

da zu verstehen müssen wir uns anschauen wie die Verdauung<br />

funktioniert: Bei der Nahrungsaufnahme wird der<br />

Nahrungsbrei im Mund bereits mit Enzymen aus dem Speichel<br />

versetzt. Diese schließen bereits die Nahrung etwas<br />

auf. Die zweite Stufe ist der Magen: Dort wird die Nahrung<br />

in ein Salzsäurebad gegeben, dass einen pH-Wert von 1,5<br />

besitzt.<br />

Essigsäure, die in einem Experiment, auch auf YOUTUBE<br />

verwendet wird 8 hat einen pH= 2,9! Auch werden Fette<br />

bereits im Magen zu Difettsäureglycerylestern abgebaut.<br />

Die Abbaurate beträft dabei etwa 30% in zwei Stunden:<br />

Das bedeutet, dass im Magen bereits die Fette zu einem<br />

Drittel eine Fettsäure pro Molekül verlieren und diese<br />

Fettsäuren im Nahrungsbrei vorhanden sind. Im Zwölffingerdarm<br />

und dem vorderen Teil des Dünndarms werden<br />

die Fettsäuren komplett abgetrennt und die Fettsäuren in<br />

Micellen umgewndelt und durch G<strong>alle</strong>nsäuren emulgiert.<br />

Dadurch können die Fettsäuren die Darmwand durchdringen<br />

und erst dem weiteren Abbau im Körper zugänglich<br />

gemacht werden. Ein kleines Beispiel gefällig? Sie essen<br />

25 g Schokolade, also eine Rippe das sind etwa 7g Kokosfett.<br />

Von den Fettsäuren ist in Kokosöl etwa ein Drittel<br />

Stearinsäure. Das heißt, dass Sie etwa 2 g Stearinsäure<br />

zu sich nehmen. Aber Schokolade ist doch ein Naturprodukt!<br />

Dem Körper ist es völlig egal ob die Stearinsäure aus einem<br />

Naturprodukt stammt oder aus einer „künstlichen“<br />

Verbindung wie Magnesiumstearat. Beide Stoffe, Schokolade<br />

wie Magnesiumstearat werden aus Kakaobutter<br />

gewonnen und selbst künstliche Stearisäure hätte exakt<br />

die gleichen Eigenschaften wie Stearinsäure, die aus natürlichen<br />

Quellen stammt. Das ist jenseits esoterischer<br />

Fakten bewiesen (Wöhler 1828). Das Gegenteil nicht!<br />

Nun was passiert mit Magnesiumstearat im Magen: Magnesiumstearat<br />

ist wie Calciumstearat Bestandteil der<br />

Kalkseifenrückstände in Gegenden mit hartem Wasser.<br />

Calciumstearat (CaST) ist in diesem Zusammenhang sehr<br />

viel besser untersucht: In Wasser besitzt CaST eine Löslichkeit<br />

von 2,2 mg/l 9 . Das bedeudet im Magen (bei einem<br />

pH =1,5) sind 1,14 * 10-4 mol/l CaST gelöst 10 . Also sind<br />

69 mg Calciumstearat löslich in der Magensäure. Da Magnesiumsalze<br />

besser löslich sind als Calciumsalze, werden<br />

mehr als 100 mg/l im Magen gelöst. Das ist sehr viel mehr<br />

als durch die Kapseln zugeführt wird.<br />

Im Magen ist MST vollständig gelöst! Doch wie ist das<br />

im Zwölffingerdarm? Bereits 1938 wurde die Löslichkeit<br />

von Calciumstearat in G<strong>alle</strong>nlösung untersucht 11 . Es zeigte<br />

sich dass 100% des Calciumstearats unlöslich in G<strong>alle</strong>nlösung<br />

sind! Ein klares Indiz dafür dass MST im Magen<br />

unlöslich ist und Ablagerungen im Dünndarm verursacht?<br />

Mitnichten!<br />

In einer weiteren Untersuchung wurde die Bildung von<br />

Calciumsalzen der Speisefettsäuren im Körper untersucht<br />

12 . Jedoch musste zum in vivo Vergleich, die Lösung<br />

direkt ins Duodenum eingespritzt werden, da die Hydrolyse<br />

und Teilmizellierung der Calciumseifen im Magen<br />

das Ergebnis verfälscht! Die Autoren postulierten einen<br />

Nutrition-Press 35


Zusammenhang zwischen der Formation von Kalkseifen<br />

und der Minderaufnahme von Calcium. Obwohl wissend,<br />

dass bereits 1948 von Nicolayson experimentell in Ratten<br />

gefunden wurde, dass der Effekt der Minderaufnahme von<br />

Calcium, von der Art der Fettsäure unabhägig ist 13 .<br />

Eine weitere gute Nachricht! Das ach so verdammenswürdige<br />

Magnesiunstearat ist kein Zusatzstoff mehr.<br />

E 572 ist in der Liste der Zusatzstoffe für Nahrung gestrichen.<br />

Er wurde ersetzt durch E 407: Magnesiumsalze<br />

der Speisefettsäuren. Darin ist zwar auch Stearinsäure,<br />

je nach Herkunft des Fettes, enthalten aber es stellt ein<br />

Gemisch von verschiedenen Magnesiumsalzen der Fettsäuren<br />

dar, die aus tierischen oder pflanzlichen Fetten<br />

gewonnen wurden 14 . Da die Löslichkeiten der anderen<br />

Magnesiumsalze der Fettsäuren größer sind als die der<br />

Stearinsäure können wir in jedem Fall davon ausgehen,<br />

dass im Magen Fettsäuren und Magnesiumionen vorliegen,<br />

die jeder auf seine Weise verstoffwechselt werden<br />

können, ohne Querstörungen zu verursachen.<br />

Autor<br />

Dr. Uwe Greulach<br />

Diplomchemiker<br />

Gutachter und<br />

wissenschaftlicher<br />

Beirat des NEM e.V.<br />

Anlage 1:<br />

Berechnung der Löslichkeit von CaST = Ca(FS)2 im Magen<br />

Quellen:<br />

1 http://www.aktiv-für-gesundheit.de/blog/magnesiumstearat/<br />

2 http://www.viptamol.com/nahrungsergaenzung-warnung/<br />

3 http://www.carookee.de/forum/mineralstoffe/1/25043026<br />

4 https://www.sports-health.de/blog/magnesiumstearat<br />

5 http://www.dguv.de/ifa%3B/gestis/gestis-stoffdatenbank/index.jsp<br />

6 Sondergaard, D.; Meyer, O.; Wurtzen, G. (1980): Magnesium stearate given perorally to rats. A short term study. In: Toxicology 17 (1), S. 51–55.<br />

7 VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 25. Oktober 2011, betreffend die Information<br />

der Verbraucher über Lebensmittel und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 1924/2006 und (EG) Nr. 1925/2006 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Richtlinie 87/250/EWG der Kommission, der Richtlinie 90/496/EWG des Rates, der<br />

Richtlinie 1999/10/EG der Kommission, der Richtlinie 2000/13/EG des Europäischen Parlaments und des Rates, der Richtlinien<br />

2002/67/EG und 2008/5/EG der Kommission und der Verordnung (EG) Nr. 608/2004 der Kommission<br />

8 https://www.youtube.com/watch?v=nE2s8BHFlq4<br />

9 Eintrag Calciumstearat in der GESTIS Datenbank<br />

10 Anlage 1<br />

36 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Fazit:<br />

Die Mär von der Gefährlichkeit der Magnesiumsalze der Stearinsäure ist auf<br />

Grund der Biochemie dieser Verbindung unhaltbar. Die in Nahrungsergänzungsmitteln<br />

eingesetzten Mengen sind so gering, dass in jedem Fall die<br />

Magnesiumsalze als getrennte Fettsäuren und Magnesiumionen vorliegen,<br />

die genauso ihren Stoffwechselweg gehen, wie Fette und Magnesium, die bei<br />

einer Flasche Mineralwasser zum Essen ebenfalls nebeneinander vorliegen.<br />

Da Magnesiumstearat in seiner Eigenschaft als technischer Zusatzstoff von<br />

den Magnesiumsalzen der Speisefettsäure abgelöst wurde erübrigt sich diese<br />

Diskussion ebenfalls.<br />

Auch eine Minderaufnahme von Vitaminen und Nährstoffen gehört ins Reich<br />

der postfaktischen Wahrnehmung. Tatsächlich wird in der Pharmazeutik bereits<br />

Magnesiumstearat zur Verbesserung der Aufnahme von Wirkstoffen eingesetzt.<br />

15 Bei so hoch gereinigten Stoffen, die Möglichkeit, dass sich Pestizide<br />

oder gar Reste von genmanipulierten Pflanzen darin verirren, verschwindend<br />

gering und eine Gefährdung durch diese ausgeschlossen. «<br />

Fotos: Okea – Fotolia (S. 34)<br />

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Cosmetic<br />

11 Wilson D. Langley, Myron G. Rosenbaum, and Maurice M. Rosenbaum (1932):<br />

THE SOLUBILITY OF CALCIUM STEARATE IN SOLUTIONS CONTAINING BILE AND<br />

IN WATER. In: J.Biol.Chem. 99 (1), S. 271–278. Online verfügbar unter<br />

http://www.jbc.org/content/99/1.<br />

12 Gacs, G.; Barltrop, D. (1977): Significance of Ca-soap formation for calcium<br />

absorption in the rat. In: Gut 18 (1), S. 64–68.<br />

13 NICOLAYSEN, RAGNAR (1943): The Utilization of Calcium Soaps in Rats.<br />

In: Acta Physiologica Scandinavica 5 (2-3), S. 215–218. DOI: 10.1111/<br />

j.1748-1716.1943.tb02049.x.<br />

14 DGF Deutsche Gesellschaft für Fettwissenschaften e.V.: http://www.dgfett.de/<br />

material/fszus.php<br />

15 Ma, Yanni; He, Shaolong; Ma, Xueqin; Hong, Tongtong; Li, Zhifang; Park, Kinam;<br />

Wang, Wenping (2016): Silymarin-Loaded Nanoparticles Based on Stearic<br />

Acid-Modified Bletilla striata Polysaccharide for Hepatic Targeting. In: Molecules<br />

(Basel, Switzerland) 21 (3), S. 265. DOI: 10.3390/molecules21030265.<br />

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Nutrition-Press 37


Chinesische Heilpilze –<br />

zwischen Trend und Tradition<br />

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nimmt die Prävention seit jeher eine<br />

zentrale Stellung ein. Intensiver als im Westen wurde nach Wegen geforscht, den Körper<br />

möglichst lange gesund zu erhalten. Die Chinesen machten sich praktischerweise die<br />

Pflanzen zunutze, weil diese ihr größter Reichtum waren. So wurden Pflanzen bekannt,<br />

die im Ruf standen, Krankheiten vorzubeugen und die Lebensspanne zu verlängern.<br />

Dazu gehören chinesische Heilpilze mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen und komplexen<br />

Wirkungsmechanismen. Auch neuere<br />

Forschungen haben die überlieferte<br />

Wirkung vielfach bestätigt.<br />

Ling Zhi<br />

38 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Ein Arzt im alten China<br />

Ärzte unterlagen im traditionellen China einem äußerst<br />

anspruchsvollen Berufsethos. Ihre Ausbildung fand schon<br />

früh auf hohem Niveau statt. Es war nicht unüblich, dass<br />

ein Hausarzt nur ein Honorar verlangen konnte, solange<br />

sein Patient gesund war. Erkrankte der Patient, stellte er<br />

seine Zahlungen oft bis zu seiner Gesundung ein. Verstarb<br />

ein Patient, musste der Arzt für <strong>alle</strong> sichtbar einen Lampion<br />

vor seine Tür hängen. Ein guter Arzt machte sich die<br />

Wirkung von Heil- und Vitalpilzen zunutze, um bei seinen<br />

Patienten Erkrankungen zu verhindern oder deren Fortschreiten<br />

zu dämmen, Leiden zu lindern und das Gesunden<br />

zu unterstützen.<br />

Unterstützung für die Abwehr<br />

Chinesische Heil- oder Vitalpilze regen die körpereigene<br />

Abwehr auf unterschiedliche Weise an. Polysaccharide,<br />

die bemerkenswerte immunmodulierende Eigenschaften<br />

besitzen, sind die wichtigsten Inhaltsstoffe dieser Pilze.<br />

Sie enthalten außerdem viele verschiedene Vitamine,<br />

Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren, aus denen<br />

der Körper Eiweiß synthetisiert. Die Hauptwirkungen<br />

der Inhaltsstoffe können als entzündungshemmend, antioxidativ,<br />

antibakteriell, antiviral und antitumoral zusammengefasst<br />

werden.<br />

Ling Zhi – Pilz der Unsterblichkeit<br />

Wohl der bedeutendste chinesische Heilpilz ist der Ling<br />

Zhi, der Pilz der Unsterblichkeit. In Japan trägt er den Namen<br />

Reishi (göttlicher Pilz). Seine deutsche Bezeichnung<br />

ist eher seinem Aussehen geschuldet: Glänzender Lackporling.<br />

Wild gesammelt kommt er extrem selten vor und<br />

wurde lange Zeit gehütet wie ein Schatz. Erst vor einigen<br />

Jahrzehnten gelang es, den Pilz kommerziell anzubauen<br />

und zu züchten. Daher sind <strong>alle</strong> wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zu seiner Wirkungsweise relativ<br />

neu. Seine Inhaltsstoffe bieten eine große Vielfalt an<br />

Wirkstoffen. Dazu gehören über 100 Triterpene, die<br />

für den Schutz der Leber sorgen und Bluthochdruck<br />

mindern. Ling Zhi enthält außerdem Beta-Glucane,<br />

die im Darm präbiotisch wirken und beim Aufbau einer<br />

intakten Darmflora helfen, welche die Grundlage<br />

für Wohlbefinden und Gesundheit ist. Ling Zhi wirkt positiv<br />

auf Herz und Kreislauf, fördert die körperliche Konstitution<br />

und lindert Nervosität, Schlafstörungen, Stress<br />

und Erschöpfung. Er enthält den Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure<br />

und gilt daher als wahrer Stresshemmer.<br />

Weiterhin enthält er Antioxidantien, die freie<br />

Radikale bekämpfen und somit dem Alterungsprozess der<br />

Haut sowie zahlreichen degenerativen Erkrankungen von<br />

Blutgefäßen, Herz, Nieren und Leber entgegenwirken. Er<br />

ist deswegen auch zum Liebling der Anti-Aging Medizin<br />

avanciert. Aufgrund seiner antientzündlichen Kräfte setzen<br />

ihn Therapeuten bei Rheuma, Arthrose, Asthma und<br />

Allergien ein. Am bedeutendsten aber sind wohl seine<br />

tumorhemmenden Eigenschaften, die bei Krebserkrankungen<br />

nützlich sein können. Ein Zusammenspiel von<br />

krebshemmenden Proteinen, immunstimulierenden Polysacchariden<br />

und von Triterpenen, die für Krebszellen giftig<br />

sind, begünstigt diese Wirkung. In Amerika ist der Ling Zhi<br />

deshalb längst als Begleitmedizin in der Krebstherapie anerkannt,<br />

um die Leukozytenzahl zu steigern und Therapien<br />

besser verträglich zu machen.<br />

Maitake – tanzender Pilz<br />

Auch der tanzende Pilz (in Japan: Maitake) wird in der TCM<br />

eingesetzt. Traditionell gilt er als Blutdruck und Cholesterin<br />

senkendes Mittel, dient zum Schutz der Leber und wird<br />

bei Übergewicht sowie Diabetes eingesetzt. Dem Gemeinen<br />

Klapperschwamm oder Laubporling, wie er hierzulande<br />

heißt, attestieren medizinische Studien außerdem eine<br />

starke zytostatische und virostatische Wirkung. Er enthält<br />

einen hohen Anteil an Ergosterin, der Vorstufe von Vitamin<br />

D2. Seine Polysaccharide aktivieren das Immunsystem.<br />

Positive Effekte wurden bereits bei Brust-, Lungen, Leberund<br />

Gebärmutterhalskrebs sowie bei Menschen mit HIV<br />

beobachtet. Maitake schützt die Leber und führt zu Verbesserungen<br />

bei Hepatitis.<br />

Forscher bauen Brücken<br />

Am Centre of Organismal Studies (COS) an der Universität<br />

Heidelberg erforscht derzeit Prof. Dr. Thomas Rausch gemeinsam<br />

mit dem chinesischen Gastprofessor, Professor<br />

Dr. Zhigang An, die Regulation der Synthese ausgewählter<br />

sekundärer Pflanzenstoffe, denen eine positive Wirkung<br />

auf den menschlichen Organismus zugeschrieben wird.<br />

Dabei ermöglicht Professor Zhigang An den Zugang zu<br />

chinesischen Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet<br />

sowie Erkenntnisse zu Pflanzenstoffen, die in der Traditionellen<br />

Chinesischen Medizin zum Einsatz kommen. „Ling<br />

Zhi hat nachgewiesenermaßen positive Effekte auf das<br />

zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System, die<br />

Atemwege, den Fettstoffwechsel und das Hormonsystem.<br />

Seine Inhaltsstoffe verlangsamen Alterungsprozesse,<br />

schützen die Leber, schützen gegen Krebs und vor Strahlung.<br />

Besonders hervorzuheben ist hier eine aktuelle, im<br />

Maitake<br />

Nutrition-Press 39


Autorin<br />

Daniela Lipgens,<br />

Geschäftsführerin<br />

hajoona GmbH<br />

www.hajoona.com<br />

renommierten Journal NATURE COMMUNICATIONS veröffentlichte<br />

Studie, die eindeutig gezeigt hat, dass mit Ling<br />

Zhi gefütterte Mäuse ihr Übergewicht verloren, ausgelöst<br />

durch eine Wirkung auf die Darm Mikroflora (Chang et<br />

al., 2015)“, bestätigt Professor Zhigang An. „Dieser Pilz<br />

hat inzwischen in der Forschung einen so hohen Stellenwert<br />

erreicht, dass auch sein gesamtes Erbgut (Genom)<br />

kürzlich aufgeschlüsselt wurde (Chen et al., 2012). Damit<br />

eröffnet sich die Möglichkeit, in der nahen Zukunft<br />

die grundlegenden Wirkmechanismen dieses Pilzes noch<br />

besser zu verstehen.“ Und auch zur Wirkung von Maitake<br />

kann er aus seinen intensiven Nachforschungen in der<br />

umfangreichen Literatur berichten: „Seit den 1980er Jahren<br />

fanden in Japan und vielen anderen Ländern eine Vielzahl<br />

von systematischen Untersuchungen über Maitake<br />

statt und führten zu fast 200 Veröffentlichungen hierzu.<br />

In den letzten Jahren bewiesen Forscher in Japan, Kanada,<br />

Italien, in Großbritannien und in anderen Ländern durch<br />

ihre Untersuchungen pharmakologische Effekte des Pilzes:<br />

Demnach wirkt Maitake zur Vorbeugung von Krebs<br />

und verstärkt das Immunsystem, senkt den Blutdruck, die<br />

Blutzucker- und Blutfettwerte und hemmt verschiedene<br />

Arten des Hepatitis Virus.“<br />

Rechtliche<br />

Situation<br />

Vital- oder Heilpilze sind<br />

heute als Pulver oder Extrakte überall<br />

erhältlich. Wichtig ist, beim Einkauf<br />

darauf zu achten, dass ein kontrollierter Anbau,<br />

eine sorgfältige Rohstoffkontrolle sowie regelmäßige<br />

Kontrollen auf Schwermet<strong>alle</strong> und andere<br />

Belastungen gegeben sind, dass die Präparate gentechnikfrei<br />

sind und durch feinste Vermahlung für höchste<br />

Bioverfügbarkeit sorgen. Eine Zulassung der Präparate als<br />

Arzneimittel besteht in Deutschland nicht. Als Nahrungsergänzungsmittel<br />

angeboten, unterliegen sie den Regelungen<br />

des Lebensmittel- und Futtergesetzbuchs (LFGB) und<br />

der Health-Claims-Verordnung. Die Angabe medizinischer<br />

Indikationen und therapeutischer Versprechen ist danach<br />

unzulässig. Gesundheitsbezogene Aussagen wie auch<br />

Präventionsversprechen bedürfen einer Zulassung. Das<br />

ist bedauerlich, denn so werden die Wirkmechanismen<br />

chinesischer Heilpilze auch weiterhin einem größeren<br />

Konsumentenkreis nicht zur Verfügung stehen. Gleichwohl<br />

ist ein Trend in Richtung einer verstärkten Integration<br />

von Naturheilverfahren in die moderne Medizin zu<br />

beobachten. Denn auf diese Weise können die Nebenwirkungen<br />

herkömmlicher Therapien reduziert werden, was<br />

insbesondere für Allergiker und chronisch Kranke wertvoll<br />

ist. Und so stimmt hoffnungsvoll, dass – wie oben berichtet<br />

- die chinesischen Heilpilze zunehmend Eingang in die<br />

Spitzenforschung finden. «<br />

Fotos: Fotolia<br />

40 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Candida albicans<br />

Was ist Candida albicans?<br />

Candida albicans ist ein Hefepilz, welcher auf den Schleimhäuten<br />

von Mund und Rachen, im Genitalbereich sowie im<br />

Verdauungstrakt vieler Menschen zu finden ist. Der Pilz<br />

gehört zu den fakultativ pathogenen Erregern (nur unter<br />

bestimmten Bedingungen eine Krankheit verursachend),<br />

der im Gleichgewicht mit der menschlichen Immunabwehr<br />

und anderen Mikroorganismen lebt. Laut der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung kann der Pilz bei bis zu 75 Prozent<br />

der Bevölkerung nachgewiesen werden.<br />

Welche Symptome kann eine Infektion<br />

mit Candida albicans verursachen?<br />

Die Besiedelung durch Candida Albicans verursacht normalerweise<br />

kaum Beschwerden. Bei älteren Menschen<br />

oder Menschen deren Immunsystem durch bestimmte<br />

Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus,<br />

Krebs oder AIDS geschwächt ist, kann die Besiedelung<br />

durch den Pilz stark zunehmen und zu unangenehmen<br />

Symptomen an unterschiedlichen Körperstellen führen.<br />

Je nachdem an welcher Stelle des Körpers die Infektion<br />

ausbricht, kann sich diese als brennender Scheidenpilz,<br />

als unangenehmer Pilzbefall im Mund-Rachen-Raum oder<br />

als gefährlicher Darmpilz äußern. Candida Infektionen treten<br />

hauptsächlich an feuchten und warmen Körperstellen<br />

auf und äußern sich durch Rötung und einen glänzend<br />

weißen Belag an den betroffenen Stellen. Ist die Haut/<br />

Mundschleimhaut betroffen spricht man von Soor, ansonsten<br />

von einer Candidose. Wenn sich Candida im Darm<br />

ausbreitet, bleibt eine Infektionen häufig unerkannt. Die<br />

Symptome können unterschiedlich sein und von Blähungen<br />

über Durchfall und Sodbrennen bis hin zu Müdigkeit,<br />

Kopfschmerzen, Nierenschäden oder Nasennebenhöhlenentzündungen<br />

reichen. Sie werden oft nicht mit einer Pilzerkrankung<br />

in Verbindung gebracht und können unser gesamtes<br />

Immunsystem dauerhaft schwächen. Da sich ein<br />

Großteil unseres Immunsystems im Darm befindet, kann<br />

dieser bei einer Candida Infektion natürlich nicht mehr<br />

richtig arbeiten. Unsere Abwehr ist somit ständig damit<br />

beschäftigt gegen die vorliegende Pilzinfektion anzukämpfen,<br />

was mit einem hohen Energieaufwand verbunden ist.<br />

Welche Ursachen kann eine Infektion<br />

mit Candida albicans haben?<br />

Pilze wie Candida gedeihen überall, wo das natürliche<br />

Gleichgewicht verloren gegangen ist. Wenn unser Körper<br />

aufgrund einer immunschädigenden Lebensweise (Nikotin-<br />

und Alkoholabusus, Stress, Bewegungsmangel, etc.)<br />

oder falscher Ernährung (zu viele Zucker-/kohlenhydrat-<br />

Nutrition-Press 41


eiche Nahrungsmittel, etc.) zusätzlich übersäuert ist, ist<br />

es für Candida noch einfacher sich auszubreiten. Auch die<br />

Zusammensetzung der anderen Mikroorganismen im Körper<br />

spielt eine wichtige Rolle, ob und wie sich Pilze auf<br />

unseren Schleimhäuten ausbreiten können. Die positiven<br />

Mikroorganismen unseres Körpers (z. B. Milchsäurebakterien)<br />

sind natürliche Konkurrenten für Pilze oder schädliche<br />

Bakterien. Sie bilden einen Schutzschild (Darmflora,<br />

Scheidenflora), welcher eine übermäßige Ansiedlung von<br />

Pilzen verhindert. Sind diese guten Mikroorganismen jedoch<br />

nach der Einnahme von Antibiotika oder Cortison<br />

geschädigt, ist für die Hefepilze der Weg frei. Eine Infektion<br />

kann aber auch auftreten, wenn das Immunsystem<br />

geschwächt ist. Dies kann entweder durch eine angeborene<br />

Immunschwäche oder durch das Immunsystem betreffende<br />

Erkrankungen wie zum Beispiel AIDS, Krebs oder<br />

Diabetes mellitus der Fall sein.<br />

Wie wird eine Candida Infektion diagnostiziert?<br />

Bei einer Besiedlung mit Candida ist die Diagnose oft<br />

schwierig. In ärztlicher Behandlung erfolgt die Diagnose<br />

einer oberflächlichen Infektion anhand des klinischen Erscheinungsbildes<br />

sowie durch einen Haut- oder Schleimhautabstrich<br />

mit anschließendem mikroskopischen<br />

Nachweis und einer Pilzkultur. Eine Infektion der inneren<br />

Organe kann durch bildgebende Verfahren wie Magenspiegelung,<br />

Ultraschall, Röntgen oder Computertomographie<br />

und anschließender Blut-, Liquor- oder Urinkultur<br />

nachgewiesen werden. Eine eindeutige Diagnose gestaltet<br />

sich <strong>alle</strong>rdings schwierig, da ein Nachweis nicht zwingend<br />

bedeutet, dass auch eine Infektion vorliegt, da Candida<br />

albicans als Bestandteil der normalen Flora auf der Haut<br />

und den Schleimhäuten vorkommt.<br />

Wie kann ich eine Infektion mit<br />

Candida albicans bekämpfen?<br />

Die Behandlung einer Candidose erfolgt klassischer Weise<br />

mit Antimykotika (Antipilzmitteln), die in die Synthese der<br />

Pilzzellwand oder der Zellmembran eingreifen. Meistens<br />

werden bei systemischen Candida-Infektionen Fluconazol<br />

oder Caspofungin eingesetzt. Je nach Symptomkomplex<br />

stehen verschiedene Applikationsformen zur Verfügung:<br />

Cremes, Salben, Gele, Suspensionen, Tabletten, etc. Eine<br />

Kolonisation mit Candida <strong>alle</strong>ine rechtfertigt <strong>alle</strong>rdings<br />

noch keine konsequente Behandlung mit Antimykotika, da<br />

dieser Pilz ein Bestandteil der natürlichen Flora ist. Zur<br />

natürlichen Bekämpfung einer Candida Infektion genügt<br />

eine reine Ernährungsumstellung meist nicht aus. Hier<br />

sollte man ganzheitlich vorgehen und neben einer basenüberschüssigen<br />

Ernährung auch die Darm- und Scheidenflora<br />

mit gesunden Probiotika wieder herstellen. Bei einer<br />

„Anti-Pilz-Diät“ sollte man unbedingt Zucker und andere<br />

isolierte Kohlenhydrate (Weißmehl, Stärke, weißer Reis)<br />

in jeglicher Form meiden, da Hefepilze Zucker lieben und<br />

damit umso besser gedeihen. Zusätzlich zu diesen grundlegenden<br />

Schritten, kann man folgende Heilkräuter als<br />

begleitende Maßnahmen einsetzen, um die Pilzinfektion<br />

unter Kontrolle zu bringen.<br />

Brunnenkresse & Meerrettich (Nasturtium<br />

officinale & Armoracia rusticana)<br />

Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe von Brunnenkresse<br />

und Meerrettich sind die Senfölglykoside.<br />

Senfölglykoside sind schwefel- und stickstoffhaltige<br />

chemische Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet<br />

werden. Sie sind für den etwas bitteren Geschmack von<br />

Gemüse wie Rettich, Meerrettich, Senf, Kresse und Kohl<br />

verantwortlich. Zubereitungen aus senfölhaltigen Pflanzen<br />

wirken auf Bakterien und bestimmte Pilze, wie zum Beispiel<br />

Candida albicans, keimhemmend.<br />

Galgant & Curcuma (Alpinia officinarum<br />

& Curcuma longa)<br />

Der Echte Galgant und Curcuma gehören zur Familie<br />

der Ingwergewächse und werden vor <strong>alle</strong>m im indischen<br />

und asiatischen Raum als Gewürz- und Heilpflanzen verwendet.<br />

In der Pflanzenheilkunde werden vor <strong>alle</strong>m die<br />

ätherischen Öle der Wurzeln mit Gingerolen bzw. Curcuminoiden<br />

verwendet. Neben der Anregung der Verdauung<br />

wirken die Inhaltsstoffe krampflösend, antibakteriell, antimykotisch<br />

und entzündungshemmend.<br />

Niemblätter & Olivenblätter (Azadirachta<br />

indica & Olea europaea)<br />

Niemblätter sind dafür bekannt, das Immunsystem zu<br />

stimulieren und Infektionen sowie Pilzbefall bekämpfen<br />

zu können. Äußerlich angewendet kann Niembaumöl direkt<br />

auf die betroffenen Stellen einer Candida Infektion<br />

aufgetragen werden. Bei innerlichem Candida Befall können<br />

gemahlene Niemblätter in Kapselform eingenommen<br />

werden. Das in den Olivenblättern enthaltene Oleuropein<br />

kann ein übermäßiges Wachstum von Candida stoppen.<br />

Kokosöl & Oregano Öl (Cocos nucifera<br />

& Origanum vulgare)<br />

Kokosöl besteht hauptsächlich aus Laurinsäure, einer gesättigten<br />

Fettsäure. Laut einer Studie kann Kokosöl das<br />

Wachstum von Candida albicans sehr gut begrenzen, so<br />

42 Nutrition-Press


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dass es zu keiner „Überbevölkerung“ der Pilze kommen kann. Als Teil der Ernährung<br />

könnte Kokosöl eine Alternative zu den üblichen Pilzmedikamenten<br />

sein oder zum Schutz vor einer Candida Infektion beitragen. Zu den Hauptkomponenten<br />

von Oregano gehört Carvacrol, welches für seine besonders<br />

effektive Wirkung gegen Candida Infektionen, aber auch gegen Darmparasiten<br />

und Bakterien bekannt ist.<br />

Knoblauch & Chili (Allium sativum<br />

& Capsicum anuum)<br />

Durch seine antimykotische Wirkung wurde Knoblauch bereits in der Antike<br />

zur Bekämpfung von Magen-Darm-Problemen, gegen Würmer und Fußpilz genutzt.<br />

Knoblauch regt außerdem das Wachstum der guten Bakterien im Darm<br />

an und verbessert dadurch die körpereigene Immunaktivität. Ein weiterer<br />

sekundärer Pflanzenstoff mit äußerst starker antibakterieller und antimykotischer<br />

Wirkung ist das in Chilischoten enthalte Capsaicin. Wissenschaftler<br />

des Agricultural Research Service im US-Landwirtschaftsministerium haben<br />

des Weiteren herausgefunden, dass Chilis eine weitere antimykotische Substanz<br />

enthalten. Diese gehört zur Familie der Saponine, heißt CAY-1 und kann<br />

schädliche Hefepilze abtöten. In Tests konnte bereits gezeigt werden, dass<br />

CAY-1 das Wachstum von Candida albicans um 93 Prozent eindämmen kann.<br />

Grapefruitkernextrakt (Citrus paradisi)<br />

Grapefruitkerne besitzen eine Vielzahl an hochwirksamen Schutzstoffen wie<br />

Glykoside, Limonoide und Flavonoide. Limonoide verleihen den Zitrusfrüchten<br />

den bitteren Geschmack und haben eine stark wachstumshemmende<br />

Wirkung auf Pilze, Viren und Bakterien. «<br />

Quellen:<br />

Fotos: Tatiana Shepeleva – Fotolia (S. 41), Kateryna_Kon– Fotolia (S. 42)<br />

https://www.zentrum-der-gesundheit.de/candida-infektion-ia.html<br />

https://www.dr-gumpert.de/html/candidose.html<br />

http://www.gesund-heilfasten.de/Darmpilz_Candida_Albicans.html<br />

https://de.wikipedia.org/wiki/Candida_(Pilze)<br />

http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Candidamykose<br />

A. Conrad et al.: In-vitro-Untersuchungen zur antibakteriellen Wirksamkeit einer<br />

Kombination aus Kapuzinerkressenkraut (Tropaeoli majoris herba) und Meerrettichwurzel<br />

(Armoraciae rusticanae radix). In: Uwe Frank: Arzneimittel-Forschung. Band 56,<br />

Nr. 12, S. 842–849<br />

Subapriya R, Nagini S.: “Medicinal properties of neem leaves: a review.” Curr Med Chem<br />

Anticancer Agents. 2005 Mar; 5(2):149-6<br />

Markin D et al.: “In vitro antimicrobial activity of olive leaves.” Mycoses. 2003 Apr;<br />

46(3-4):132-6<br />

Gunsalus et al.: “Manipulation of Host Diet To Reduce Gastrointestinal Colonization<br />

by the Opportunistic Pathogen Candida albicans”, mSphere 1(1):e00020-15<br />

Rosato A et al.: "In vitro synergic efficacy of the combination of Nystatin with the<br />

essential oils of Origanum vulgare and Pelargonium graveolens against some Candida<br />

species." Phytomedicine. 2009 Oct;16(10):972-5<br />

S. Renault et al.: CAY-1, a novel antifungal compound from cayenne pepper;<br />

In: Medical Mycology 2003, 41, 75-82<br />

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Sacha Inchi –<br />

Uralte Pflanze<br />

wieder neu<br />

entdeckt!<br />

Keine andere Pflanze<br />

liefert so viel Omega-3-<br />

Fettsäuren und Vitamin E!<br />

In diesem Beitrag möchten wir Sacha Inchi vorstellen.<br />

Es geht um eine interessante Pflanze als Alternative<br />

Quelle für gesunde Omega-3-Fettsäuren und ihre Besonderheiten<br />

unter gesundheitsfördernden, ernährungsphysiologischen<br />

und kosmetischen Aspekten.<br />

Die Sacha Inchi (Plukenetia volubilis) ist eine bis zu 2 Meter<br />

große Rankpflanze mit leicht flaumigen, herzförmigen<br />

Blättern. Sie stammt ursprünglich aus dem Amazonasgebiet<br />

von Peru. Man kennt weltweit etwa 240 Gattungen<br />

und 6.000 Arten und der Catalogue of life (www.catalogueoflife.org)<br />

umfasst etwa 13 Plukenetia Arten, die in<br />

Afrika, Südamerika, auf einigen Inseln der Antillen und<br />

Ostasien verbreitet sind. Der Name Sacha Inchi stammt<br />

aus dem Quechua, der Sprache der peruanischen Urein-<br />

wohner und bedeutet "Hügel-Erdnuss“. Im englischsprachigen<br />

Raum wird Sacha Inchi auch Sacha-Peanut, Mountain-Peanut<br />

oder Inca-Peanut genannt. Sie gehört zur<br />

Familie der Wolfsmilchgewächse. Auch wenn sie von einigen<br />

Menschen Inka-Nuss oder Berg-Nuss genannt wird,<br />

hat sie mit der Erdnuss nichts zu tun. Im Amazonasgebiet<br />

ist die widerstandsfähige krautige Kletterpflanze seit Tausenden<br />

von Jahren bekannt. Sie wird von der indigenen<br />

Bevölkerung seit Jahrhunderten, traditionell als Nutz- und<br />

Heilpflanze angebaut und verwendet. Nach der Eroberung<br />

der Chanca-Zivilisation begannen die Inkas auf ihren Keramiken<br />

diese Pflanze darzustellen, wobei sie ihr Wissen von<br />

den Vorgängerstämmen überliefert bekamen. Später fand<br />

man die Gefäße in Inkagräbern und in Gräbern noch älterer<br />

Kulturen. In den Keramiken der Pre-Inka-Kulturen wurden<br />

44 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

zudem viele Sacha Inchi Samen gefunden. So kann Sacha<br />

Inchi als natürliches Erbe der früheren Kulturen Perus betrachtet<br />

werden, die ihren Höhepunkt in den Inkas fanden.<br />

Die Inkas bauten diese Pflanze ursprünglich im Bezirk<br />

Pichanaqui, Region Junín an, da dieses Gebiet mit seinem<br />

weichen Boden, reich an Mineralien und Nährstoffen war<br />

und deshalb die optimalsten Bedingungen für den Anbau<br />

zu bieten hatte. Leider gingen mit dem Untergang der Inkakultur<br />

auch die Kenntnisse über Sacha Inchi für lange<br />

Zeit verloren. Und erst Anfang dieses Jahrhunderts wurde<br />

die Inka-Nuss ins Licht der Weltöffentlichkeit gerückt.<br />

Die Samenkapseln, die nach dem Aufplatzen sternförmig<br />

(ähnlich dem Sternanis) aussehen, enthalten die ölhaltigen<br />

Inka-"Nüsse" (im botanischen Sinn keine Nüsse,<br />

sondern Samen). Die Früchte der Sacha Inchi haben einen<br />

Durchmesser von etwa 3-5 Zentimetern. Sie ist eine<br />

Zwitterpflanze mit kleinen Blüten, die eine kleine Schote<br />

produziert. Wenn die Frucht jung ist, ist sie zunächst<br />

grün. Bevor man sie erntet lässt man sie meist erst<br />

an der Pflanze trocknen. Dann sind sie reif und haben<br />

sich dunkelbraun bis schwarz verfärbt. Üblicher<br />

Weise hat sie vier bis sieben Lappen. Jeder<br />

Lappen enthält einen Samen, der 15-20 mm breit<br />

und 7-8 mm dick ist und ein durchschnittliches<br />

Gewicht von ca. 1gr. hat. Eine Sacha Inchi kann<br />

zwei Jahre nach der Pflanzung mehrere hundert<br />

Früchte tragen, die bis zu 500 Mandel-große Samen<br />

enthalten.<br />

Die peruanische Regierung hat sie zur bedrohten Art erklärt<br />

und unterstützt Agrarprogramme, die ihren nachhaltigen<br />

Anbau zum Ziel haben, der zugleich den Kleinbauern<br />

finanziell zugutekommt. Der heimische Anbau von Sacha<br />

Inchi ist neben seinem gesundheitlichen Nutzen die wichtigste<br />

Einkommensquelle vieler Familien dieser Gegend.<br />

Die Frauen der verschiedenen indigen Stämme in den<br />

peruanischen Anden verwenden heute noch das Öl traditionell<br />

als Kosmetikum. Sie vermischen es mit Mehl und<br />

setzen es bei Muskelkater und rheumatischen Beschwerden<br />

ein. Auch werden peruanische Spezialitäten mit dem<br />

Öl verfeinert, wie zum Beispiel Inchipachi-Suppe, Sacha<br />

Inchi-Turrón, Sacha Inchi-Chilisoße oder Sacha Inchi Butter.<br />

Natürlich wird die Inka Nuss auch gerne pur verzehrt.<br />

Sogar in den westlichen Ländern könnte man bald Sacha<br />

Inchi-Früchte häufiger zu Gesicht bekommen. Sie wird<br />

mittlerweile für den Vertrieb in Süd-Ost-Asien, vor <strong>alle</strong>m<br />

in Thailand, angebaut.<br />

Vor rund 30 Jahren wurden die Pflanze und seine sensationellen<br />

Eigenschaften im Rahmen eines Forschungsprogramms<br />

entdeckt. 1988 war ein nationales Programm zu<br />

Erforschung genetischer und biotechnologischer Ressourcen<br />

begonnen worden, in das auch Sacha Inchi einbezogen<br />

wurde, das Programa Nacional de Investigación en<br />

Resources Genéticos y Biotecnologin, de la Estación Experimental<br />

El Porvenir (experimentelle Zukunftsforschung).<br />

Verarbeitung<br />

Nach der manuellen Ernte wird die Springfrucht der Pflanze<br />

in der Sonne getrocknet. Die Frucht kann unverarbeitet<br />

gegessen oder weiterverarbeitet werden. Aus den Nüssen<br />

wird Mehl oder kaltgepresstes Öl gewonnen. Vor <strong>alle</strong>m<br />

das Öl aus den Samen macht Sacha Inchi so besonders<br />

wertvoll. Dieses Öl wird aus den jungen Keimen der Sacha<br />

Inchi Pflanze durch Kaltpressung hergestellt. Daher ist es<br />

ein kaltgepresstes, natives, nicht raffinierte Öl. Bei der<br />

ersten Kaltpressung erhält man das hochwertigste Öl. Alle<br />

essentiellen Fettsäuren und Nährstoffe bleiben dabei erhalten.<br />

Sacha Inchi Öl -Inhaltsstoffe<br />

Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass Sacha Inchi-Öl<br />

wegen seiner Zusammensetzung und seiner hohen<br />

ernährungsphysiologische Qualität das Beste seiner Art<br />

ist. Das Inka Öl Sacha Inchi ist sehr reich an Omega 3 Fettsäuren<br />

mit einer geeigneten Kombination von Omega 6<br />

und Omega 9 (Tabelle 1). Erstmals im Jahre 1980 wurden<br />

die Sacha Inchi Samen in wissenschaftlichen Berichten erwähnt.<br />

Das Ernährungswissenschaftliche Institut der Cornell<br />

University in USA hat die Inka-Nuss im Rahmen eines<br />

Forschungsprogrammes über die Fett- und Eiweißgehalte<br />

von Pflanzen untersucht. Anfang der 90er-Jahre wurde das<br />

Öl erstmals genauer untersucht. Auff<strong>alle</strong>nd war besonders<br />

der hohe Gehalt an α-Linolensäure (ca. 49%) und Linolsäure<br />

(ca. 36%). Die Ergebnisse wurden in einer späteren<br />

Studie bestätigt. 2003 untersuchte ein Forscherteam der<br />

Universidad Agraria de La Molina und der Universidad del<br />

País Vasco in Lima/Peru Sacha Inchi-Öl und verglich es<br />

mit Leinöl. Beiden Ölen wurde ein hoher Gehalt an der<br />

wertvollen α-Linolensäure (Omega 3) zugesprochen. Jedoch<br />

wurde das Sacha Inchi-Öl als zusätzliche Quelle der<br />

Linolsäure (Omega 6) gewürdigt. Das Sacha Inchi Öl setzt<br />

sich aus Proteinen und den Omega-3, 6 und 9-Fettsäuren<br />

(Tabelle 1) zusammen. Mit einem Anteil von 93 Prozent<br />

ungesättigten und nur 6,19 Prozent gesättigten Fettsäuren<br />

hat das Sacha Inchi Öl für <strong>alle</strong> für den Konsum hergestellten<br />

Öle die besten Werte. Die einzigartige Zusammensetzung<br />

übertrifft sogar Holundersamen- und Wildrosenöl.<br />

Zudem ist es sehr gut verdaulich. Gerade die harmonische<br />

Ausgewogenheit der Kombination macht es so wertvoll.<br />

ZUSAMMENSETZUNG DER FETTSÄUREN in %<br />

Palmitinsäure C 16:0 3.65<br />

Stearin C 18:0 2.54<br />

Omega-3 Alpha Linolensäure C 18:3 w3 48.61<br />

Omega 6 Linolsäure 18:2 w6 36.80<br />

Omega 9 Ölsäure 18:1 w9 8.40<br />

Totalgesättigt 6.19<br />

Total ungesättigt 93.81<br />

ANTIOXIDANTIEN<br />

Vitamin A<br />

Vitamin E<br />

681 ug<br />

17 mg/100gr<br />

Tabelle 1, Quelle: http://www.inkanatural.com/de/arti.asp?ref=das-sacha-inchi-ol<br />

Nutrition-Press 45


Protein- und Ölgehalte der Früchte oder Samen einiger kommerzieller Ölpflanzen<br />

sowie Fettsäurenmuster der Öle (jeweils in %);<br />

Inhaltsstoff Olive Soja Mais Erdnuss Sonnenblume Ölpalme Sacha Inchi<br />

Proteine 2 28 k. A. 23 24 k. A. 33<br />

Öl 22 19 k. A. 45 48 k. A. 54<br />

Palmitinsäure 13 11 11 12 7 45 4<br />

Stearinsäure 3 3 2 2 5 4 3<br />

Ölsäure 71 22 28 43 29 40 8<br />

Linolsäure* 10 55 58 37 58 10 37<br />

α-Linolensäure* 1 8 1 – – – 49<br />

Tabelle 2: Quelle:https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-35-2008/sacha-inchi-die-inka-nuss-auf-dem-weg-zum-weltmarkt<br />

Inhaltsstoff Alpha-linolen Öl Linol Plamitin Gamma-Linolen Stearin Vitamin E<br />

(g/100g Öl)<br />

Hanföl 18 10 57 7 3 2 89<br />

Holundersamenöl 35 12 42 7 2 40<br />

Johannisbeersamenöl 13 13 44 7 14 1 130<br />

Sacha-Inchi-Öl 49 8 37 4 3 176<br />

Sojaöl 6 23 55 10 4 92<br />

Walnusskernöl 11 17 60 7 3 37<br />

Wildrosenöl 33 15 46 4 2 31<br />

Tabelle 3: Vergleich von Fettsäurespektren einiger Öle in Prozent (nach sofa.bfl.de).<br />

Quelle: VAK vital, Dr. Josef Pies sacha Inchi-das Omega-3-Öl aus der Inka-Nuss, S. 57<br />

Diese Tabelle zeigt wie Sacha Inchi im Vergleich zu anderen "Superfoods" abschneidet:<br />

Nährwerte pro 100g Sacha Inchi Chia-Samen Walnüsse<br />

Omega-3 20,0g 18,0g 9,1g<br />

Kohlenhydrate 14,5g 37,5g 3,7<br />

Proteine 23,5g 17,0g 15,0g<br />

Kalzium 800mg 500mg 87mg<br />

Magnesium 230mg 290mg 130mg<br />

Vitamin E 17,0mg 2,9mg 6,4mg<br />

Quelle: www.sachainchi.info/<br />

Die Omega-3-Fettsäure, Alpha-Linolensäure (Ausgangssubstanz<br />

der lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure<br />

(EPA oder EPS) und Docosahexaensäure<br />

(DHA oder DHS)). genannt, ist gesund und für unseren<br />

menschlichen Organismus essentiell lebensnotwendig.<br />

Sie schützen das Herz, indem sie Herzrhythmusstörungen<br />

vorbeugen. Weiter schützen sie die wichtigen Herzkranzgefäße,<br />

indem sie Ablagerungen vorbeugen und die Gefäße<br />

elastisch halten. Sie senken die Triglyceride und wirken<br />

sich vielfach positiv auf die Gefäße, den Blutdruck und<br />

verschiedene Entzündungsfaktoren aus. Allerdings kann<br />

der Organismus es nicht selbst herstellen. Für unsere Nervenzellen,<br />

die Netzhaut der Augen und für unsere Haut ist<br />

diese Fettsäure unverzichtbar. Das Fettsäurenprofil des<br />

Sacha-Inchi-Öls bietet im Vergleich zu anderen Ölen eine<br />

interessante Überraschung. Das hierzulande noch weitgehend<br />

unbekannte Sacha Inchi Öl ist trotz seines hohen<br />

Anteils an mehrfach ungesättigten Fettsäuren oxidationsstabil.<br />

Der Grund liegt in einem ebenso außergewöhnlich<br />

hohen Vitamin E Gehalt, darunter primär als pflanzeneigener<br />

Oxidationsschutz dienende δ- und γ-Tocopherole,<br />

die dem Öl gut verschlossen, kühl und dunkel gelagert,<br />

immerhin eine Haltbarkeit von einem Jahr gewährleisten.<br />

Damit ist das Sacha Inchi Öl gegenüber anderen Ölen in<br />

Bezug auf die Gesundheit weit überlegen. Das Öl der Inka-Nuss<br />

ist also somit ein hervorragender und natürlicher<br />

Quellen:<br />

http://www.swissmedicalplus.ch/wissenschaftliche_studien.php<br />

http://www.netzathleten.de/ernaehrung/ratgeber-ernaehrung/<br />

item/3362-sacha-inchi-fruchtiger-omega-3-lieferant<br />

https://www.superfoodsmoothies.de/superfood-a-z/superfood-sacha-inchi/<br />

http://www.mmnews.de/index.php/i-news/15947-die-inka-nuss-dasfluessige-urwaldgold<br />

http://www.sachainchi.info/<br />

http://www.inkanatural.com/de/arti.asp?ref=das-sacha-inchi-ol<br />

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-35-2008/<br />

sacha-inchi-die-inka-nuss-auf-dem-weg-zum-weltmarkt<br />

VAK Vital, Dr. Josef Pies sacha Inchi-das Omega-3-Öl aus der Inka-Nuss<br />

46 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Lieferant für essentielle Fettsäuren. Selbst der Eiweißanteil<br />

der Samen ist relativ hoch. Es hat einen ungewöhnlich<br />

hohen Gehalt an Tryptophan und einen vergleichsweise<br />

niedrigen Gehalt an Phenylalanin. In vitro zeigte das Eiweiß<br />

eine ausgezeichnete Verdaulichkeit. Neben essentielle<br />

und nicht-essentielle Aminosäuren weist Sacha<br />

Inchi-Öl ca. 25 mg/100 g Phytosterole auf, darunter vor<br />

<strong>alle</strong>m Stigmasterol, Campesterol und Δ5-Avenasterol.<br />

Diese Sterine senken das Gesamt- und LDL-Cholesterin.<br />

Sacha Inchi Pulver<br />

Bei der Öl-Herstellung entsteht als hochwertiges Nebenprodukt<br />

ein Pulver. Mittlerweile gibt es auf dem europäischen<br />

Markt auch Pasta aus dem Pulver der Inka-Nüsse.<br />

Sacha Inchi Anwendungen<br />

Der hohe Gehalt an Omega 3, 6 und 9 Fettsäuren<br />

sowie an vielen Phytowirkstoffen machen die<br />

wertvolle peruanische<br />

Superfrucht zu<br />

einer effektiven Anwendung<br />

für viele Zwecke<br />

und kommt in unterschiedlichsten<br />

Bereichen<br />

zum Einsatz:<br />

• In der Kosmetik<br />

• In der Küche<br />

• In der Heilkunde<br />

Sacha Inchi -<br />

Einsatz in der<br />

Kosmetik:<br />

Das Fettsäurespektrum<br />

und die Inhaltsstoffe lassen<br />

Einschätzungen bezüglich<br />

seines sinnvollen kosmetischen<br />

Einsatzes zu und<br />

prädestinieren es für die Pflege entzündlicher<br />

Haut sowie trockener, reifer Haut. Es wirkt<br />

stark zellregenerierend und zellaktivierend. Es unterstützt<br />

durch Linolsäure, fluidisierend auf α-Linolensäure Bilayer<br />

und Zellmembrane und erhöht die Hautelastizität. Bei<br />

Hautreizungen, Entzündungen, Allergien und Hautkrankheiten<br />

wie Psoriasis und Neurodermitis verspricht das Öl<br />

der Inka-Nuss eine Verbesserung des Hautbildes. Es begrenzt<br />

die Dehydrierung, stärkt und stellt das natürliche<br />

Gleichgewicht wieder her. Sacha Inchi Öl hilft selbst bei<br />

beschädigtem und trockenem Haar. Auf das Haar aufgetragen,<br />

verleiht es ihm einen weichen Glanz. Die ungesättigten<br />

Fettsäuren des Öls ernähren Haut und Haare,<br />

behandeln sie und beugen bei Problemen vor. Durch seinen<br />

geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren und der<br />

Verhornungs-Störungen entgegen wirkenden Linolsäure,<br />

stellt Sacha-Inchi-Öl auch ein wunderbar leichtes, niedrigviskoses<br />

Öl zur Pflege fettender Haut dar.<br />

Sacha Inchi in der Küche:<br />

Das Öl eignet sich wunderbar zur Herstellung von Dressings,<br />

Dips und kalten Saucen. Es kann auch zur Verfeinerung<br />

als Tischgewürz verwendet werden. Allerdings sollte<br />

das Öl nicht erwärmt oder erhitzt werden, da sonst die<br />

Gefahr besteht, dass viele der wertvollen Inhaltsstoffe verloren<br />

gehen können. Daher findet das Öl hauptsächlich in<br />

der kalten Küche Anwendung.<br />

Sacha Inchi Öl und seine Bedeutung für die Gesundheit<br />

– Mittel gegen Zivilisationskrankheiten?<br />

Wie für jede "Superfrucht" gibt es auch für Sacha Inchi<br />

zahlreiche gesundheitliche Heilanwendungen und der<br />

mögliche Anwendungsbereich der Samen bzw. des Öls<br />

wird als sehr weitgehend diskutiert. Das Sacha Inchi Öl<br />

kann zudem aufgrund seines hohen Omega-3-Fettsäurengehalts<br />

bei rheumatischen Beschwerden helfen und gut<br />

für die Gelenke beim Sport sein. Neben dem Gebrauch<br />

als hochwertiges Lebensmittel sowie bei der Herstellung<br />

von Kosmetika werden zahlreiche Möglichkeiten für eine<br />

medizinische Anwendung genannt, z.B.:<br />

• eine Cholesterolspiegel und Blutdruck senkende Wirkung<br />

• eine Besserung bei Diabetes, Arthritis.<br />

• Selbst bei Nervenerkrankungen und bei Krebs soll es<br />

sich positiv auswirken.<br />

Weiter findest es Anwendung bei:<br />

• Wachstumsproblemen<br />

• Operationen<br />

• Asthma<br />

• Diäten und Mangelernährung<br />

• Hauterkrankungen<br />

• Herz-Kreislauf Erkrankungen.<br />

• Der Unterstützung der gesunden Entwicklung der<br />

Zellmembranen und des Gehirns.<br />

• Konzentrations- und Leistungsfähigkeit<br />

• Der Stärkung des Nervensystems<br />

• Stimmungsausgleich.<br />

• Der Stärkung des Immunsystem<br />

Es gibt sogar ernst zu nehmende Thesen, die besagen,<br />

dass die menschliche Intelligenz sich aufgrund des früher<br />

reichhaltigen Verzehrs von Omega-3-Fettsäuren (ALS aus<br />

Leinöl, EPS und DHS aus Fischöl) so rasant entwickeln<br />

konnte. «<br />

Autorin<br />

Liane Schmidt<br />

NEM Verband<br />

Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: boonchuay1970 – Fotolia (S. 44), bigy9950 – Fotolia (S. 46)<br />

Nutrition-Press 47


48 Nutrition-Press<br />

echt


Recht<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

sind so sicher wie sonst kein<br />

anderes Lebensmittel!<br />

… Nahrungsergänzungsmittel sind schlichtweg<br />

Lebensmittelkonzentrate! – Kein Apfel, kein Kohl,<br />

keine Nudel wird derartig überprüft und überwacht<br />

wie Nahrungsergänzungsmittel!<br />

Immer wieder wird in den Medien das Thema „Nahrungsergänzungsmittel“<br />

angesprochen, was auch oft<br />

zu öffentlichen Diskussionen führt. Neben der Auffassung,<br />

ob die Einnahme dieser Lebensmittelkonzentrate<br />

im Einzelfall sinnvoll ist oder nicht, gab es auch zu Unrecht<br />

einseitig beleuchtete und negativ beurteilte Aussagen<br />

über deren Qualität. So entsteht der Eindruck, als ob<br />

<strong>alle</strong> Hersteller und Anbieter von Nahrungsergänzungsmittel<br />

keinen Wert auf Qualität, Sicherheit und Reinheit legen<br />

würden.<br />

In unseren Ausführungen bezieht sich Qualitätsmanagement<br />

nur auf die Wichtigkeit und die Kriterien, die bei der Herstellung<br />

und des Vertriebs dieser Lebensmittelkonzentrate<br />

von Bedeutung sind. Wir sprechen von Qualität, von Qualitätsmanagement<br />

und den Systemen der Qualitätssicherung.<br />

Was versteht man unter Qualität? Was bedeutet Qualität<br />

für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln?<br />

Was verstehen wir unter Qualität und der Bedeutung<br />

zur Sicherstellung unserer Gesundheitsaspekte<br />

in Bezug auf unsere Lebensmittel?<br />

„Als Qualität bezeichnet man den Grad, in dem ein Satz von<br />

Qualitätsmerkmalen bestimmte Anforderungen erfüllt. Qualität<br />

ist damit der "Erfüllungsgrad" von Eigenschaften und Merkmalen<br />

eines Produktes oder einer Dienstleistung, also das<br />

Ausmaß, in dem vorgegebene Erfordernisse erfüllt werden.“<br />

Man kann auch sagen, Qualität gibt an, in welchem Maß<br />

ein Produkt den bestehenden Anforderungen entspricht.<br />

Es ist entscheidend, dass die an das Produkt gestellten<br />

Anforderungen erfüllt werden.<br />

Früher waren die Menschen das ganze Jahr über auf<br />

die Landwirtschaft und Selbstversorgung angewiesen.<br />

Sie ernährten sich im Frühjahr, Sommer und Herbst<br />

Nutrition-Press 49


vorwiegend von den Pflanzen und Früchten, die auf dem<br />

Feld, im Garten und auf der Obstwiese geerntet werden<br />

konnten. So musste im Winter vor <strong>alle</strong>m auf die Vorratshaltung<br />

zurückgegriffen werden. Seit dem Moment, in<br />

dem Erzeugung und Herstellung von Nahrung nicht mehr<br />

in einer Hand lagen, wurden mehr oder weniger strenge<br />

Vorschriften für die Herstellung und den Verkauf von Lebensmitteln<br />

geschaffen. Zum einen sollten deren Qualität<br />

sichergestellt, zum anderen wirtschaftliche Nachteile<br />

verhindert werden. Die Einhaltung von hygienischen Vorgaben<br />

wurde damals auf Märkten überwacht. Nur gab es<br />

noch keine schriftlich fixierten Spezifikationen und sie<br />

hatten bei Weitem nicht das Wissen von heute. Doch mit<br />

Einsetzen der industriellen Herstellung von Lebensmitteln<br />

wurde es notwendig Merkmale der Produkte möglichst<br />

genau zu beschreiben. Heute ist moderne Lebensmittelherstellung<br />

untrennbar verbunden mit genau festgelegten<br />

Rohstoffqualitäten, beherrschten Prozessabläufen und<br />

standardisierten Produktqualitäten. In der Land- und Ernährungswirtschaft<br />

ist die Gewährleistung hoher Lebensmittelqualität<br />

und -sicherheit durch Maßnahmen der Qualitätssicherung<br />

und des Qualitätsmanagements erforderlich.<br />

Aber was ist Qualitätsmanagement genau?<br />

Das Qualitätsmanagement (QM) bezeichnet <strong>alle</strong> organisatorischen<br />

Maßnahmen, die der Verbesserung der Prozessqualität,<br />

der Leistungen und damit den Produkten<br />

jeglicher Art dienen. Ein wirkungsvolles und nachweisbares<br />

Qualitätsmanagement wird von den Standards zur Lebensmittelsicherheit<br />

gefordert. Qualität bezieht sich dabei<br />

sowohl auf die vermarkteten Produkte und Dienstleistungen,<br />

als auch auf die internen Prozesse eines Unternehmens.<br />

Lebensmittelqualität teilt sich in verschiedene<br />

Qualitätskriterien auf. Diese sind aufgrund des vielfältigen<br />

Angebots von Lebensmitteln sehr unterschiedlich. Die<br />

Merkmale sind produktbezogen, aber auch eine Frage<br />

des Geschmacks und des Anspruchs. Die Qualität eines<br />

Lebensmittels wird durch die Gesamtheit seiner wertbestimmenden<br />

Eigenschaften definiert. Hierzu sind folgende<br />

Fakten zu beleuchten:<br />

• Gesetzlich vorgeschriebene Qualität<br />

Die gesetzlich vorgeschriebene Qualität leitet sich aus den<br />

geltenden Rechtsvorschriften ab, d. h. insbesondere aus<br />

den lebensmittelrechtlichen Vorschriften, u. a. dem Lebensmittel-<br />

und Futtermittelgesetzbuch – LFGB, aus nationalen<br />

und EG-Verordnungen und aus dem Handelsbrauch.<br />

• Gesundheitliche ernährungsphysiologische Qualität<br />

Der gesundheitliche Wert und die ernährungsphysiologische<br />

Qualität werden bestimmt durch den Energiegehalt,<br />

den Nährstoffgehalt und darüber hinaus durch physiologisch<br />

wirksame Inhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe<br />

oder Ballaststoffe, aber auch durch das Vorkommen<br />

oder die Abwesenheit unerwünschter Stoffe.<br />

• Genusswert/sensorische Qualität<br />

Der Genusswert und die sensorische Qualität ergeben<br />

sich aus Aussehen (Farbe, Form), Geruch, Geschmack<br />

und Konsistenz der Produkte.<br />

• Eignungswert/Gebrauchswert<br />

Der Eignungswert bestimmt die technisch-physikalische<br />

Qualität des Produktes und umfasst die Verarbeitungseignung<br />

von Rohstoffen und Lebensmitteln für Privatund<br />

Großhaushalt und Industrie.<br />

• Vitalaktivität<br />

Die Art der Landbewirtschaftung und die Verarbeitung<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse wirken verändernd auf<br />

die Zusammensetzung von Lebensmitteln und beeinflussen<br />

damit deren Qualität.<br />

• Herkunft/Anbau<br />

• Qualität<br />

• Verarbeitung<br />

• Vertrieb<br />

• Verantwortung<br />

• Lagerung<br />

• Verbrauchererwartung<br />

• Analytische Untersuchungen<br />

Zudem werden folgende Kategorien unterschieden:<br />

Produktqualität<br />

Die Produktqualität wird hauptsächlich durch den Nähr-,<br />

Gesundheits-, Gebrauchs- und den Genusswert bestimmt.<br />

Die Produktqualität umfasst vor <strong>alle</strong>m die folgenden Qualitätskriterien:<br />

Prozessqualität<br />

Die Prozessqualität wird hauptsächlich durch die Art und<br />

Auswirkungen des Anbaus einschließlich spezieller Produktions-<br />

und Verarbeitungsverfahren und der Tierhaltung,<br />

die Beachtung des Tierschutzes, des Umweltschutzes und<br />

50 Nutrition-Press


der Nachhaltigkeit gesichert. Sie wird hauptsächlich bestimmt<br />

durch die Art und die Auswirkungen der Produktions-<br />

und Verarbeitungsverfahren. Solche Eigenschaften<br />

sind nicht unmittelbar am Produkt nachweisbar. Sie werden<br />

aber produktionsabhängig dokumentiert und kontrolliert.<br />

Im Bereich der Verarbeitung werden im Hinblick<br />

auf die Prozessqualität auch Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

betrachtet, beispielsweise der Verbrauch an Ressourcen<br />

wie Wasser und Energie oder Emissionen in die Umwelt.<br />

Verbraucher orientierte Qualität<br />

Qualität ist aber auch das Maß, in dem ein Angebot Kundenanforderungen<br />

erfüllt. Die Wahrnehmung von Qualität<br />

ist subjektiv geprägt, ob durch die Ausprägung und Schulung<br />

der eigenen Sinnesorgane oder die Prägung von Einstellungen<br />

und soziologischen Bedingungen.<br />

Was bedeutet Qualität in der Herstellung von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln?<br />

Die Qualität und Sicherheit (Artikel 14 Verordnung (EG)<br />

Nr. 178/2002) von Nahrungsergänzungsmittel ist von entscheidender<br />

Bedeutung. Das liegt daran, dass Nährstoffe in<br />

verschiedenen Formen vorkommen und sich dementsprechend<br />

unterschiedlich im Körper des Menschen verhalten.<br />

Da Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel sind, gelten<br />

für sie die Regelungen des europäischen und nationalen<br />

Lebensmittelrechts und die Bestimmungen des Lebensund<br />

Futtermittelgesetzbuches (LFGB). Demnach sind Nahrungsergänzungsmittel<br />

sichere Lebensmittel. Verbraucher<br />

dürfen durch die Angaben auf der Verpackung nicht getäuscht<br />

werden und krankheitsbezogene Werbung ist untersagt.<br />

Anders als Arzneimittel bedürfen Nahrungsergänzungsmittel<br />

zwar keiner Zulassung aber dürfen gemäß der<br />

Verordnung für Nahrungsergänzungsmittel (NemV) nur<br />

auf den Markt gebracht werden, wenn sie zuvor beim Bundesamt<br />

für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit<br />

(BVL) registriert werden. Die NemV enthält spezielle<br />

Vorgaben zu Zusammensetzung und Kennzeichnung<br />

und schreibt die Anzeigepflicht für Nahrungsergänzungsmittel<br />

vor. Die Überwachung der im<br />

Handel angebotenen Nahrungsergänzungsmittel<br />

und der Herstellerbetriebe ist Aufgabe der<br />

Lebensmittelüberwachungsbehörden der<br />

Länder und deren Kreise. Sie kontrollieren<br />

als unabhängige staatliche Institution die<br />

Produkte, die am Markt angeboten werden,<br />

stichprobenartig auf ihre Übereinstimmung<br />

mit den gesetzlichen Vorgaben und ob die<br />

Herstellung und das Nahrungsergänzungsmittel<br />

die Anforderungen des Lebensmittelrechts<br />

erfüllen. Die Hauptverantwortung<br />

für die Sicherheit bei der Herstellung und<br />

Behandlung von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

tragen die Hersteller (Artikel 17 Verordnung<br />

(EG) Nr. 178/2002), der Importeur, der Anbieter<br />

bzw. der Vertreiber. Sie achten daher auf die<br />

Einhaltung der rechtlichen Vorschriften und produzieren<br />

nach allgemein anerkannten Standards und<br />

prüfen im Rahmen von umfangreichen Eigenkontrollen<br />

die Sicherheit und Verkehrsfähigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln.<br />

In einem guten Qualitätsmanagement beginnt die Herstellung<br />

eines Nahrungsergänzungsmittels bereits beim<br />

Rohstofflieferanten. Die Hersteller überzeugen sich vorab<br />

ob ein Lieferant fähig ist, geeignete Rohstoffe zu liefern.<br />

Im Rahmen von eindeutigen Liefervereinbarungen werden<br />

nur geprüfte Lieferanten beauftragt. Für die Qualität der<br />

einzelnen Rohstoffe werden Spezifikationen (z. B. Anforderungen<br />

an die Reinheit) festgelegt. Die Rohstofflieferung<br />

wird von einem Analysezertifikat begleitet, das die Einhaltung<br />

wesentlicher Parameter der Rohstoffspezifikation bestätigt.<br />

Dann werden die Rohstoffe im Wareneingang auf<br />

Nutrition-Press 51


Identität und Qualität geprüft.<br />

Nach einem risikoorientierten<br />

Stichprobenplan werden die<br />

Rohstoffe analysiert, um z. B.<br />

die Zusammensetzung oder<br />

Reinheit zu testen, aber auch<br />

um Rückstände und Verunreinigungen<br />

festzustellen. Dabei wird<br />

vor <strong>alle</strong>m darauf geachtet, dass<br />

schädliche Substanzen wie z. B.<br />

Bakterien, Pilze, Pestizide, Blei,<br />

Quecksilber oder andere Schadstoffe<br />

nicht enthalten sind. Danach<br />

werden geeignete Rohwaren<br />

freigegeben. Bei der Einlagerung<br />

werden die Rohwaren gekennzeichnet<br />

und sind somit jederzeit<br />

eindeutig zu identifizieren und zurückzuverfolgen<br />

Unter gesicherten<br />

Bedingungen und möglichst kurzer<br />

Lagerdauer warten die Rohstoffe<br />

auf ihre Verarbeitung. Gemäß Herstellungsvorschrift<br />

und Rezeptur<br />

werden die Nahrungsergänzungsmittel<br />

dann produziert. Zudem muss die<br />

Rezeptur des Endproduktes im Hinblick<br />

auf die Einhaltung vorhandener Standards<br />

geprüft werden. Die Rezeptur eines Nahrungsergänzungsmittels<br />

darf keine arzneilich wirksamen<br />

Mengen von Naturstoffen enthalten. Auch muss der Hersteller<br />

auf die geltenden Höchstmengen achten, gemäß<br />

der Nahrungsergänzungsmittel-Richtlinie (Richtlinie für Zugelassene<br />

Stoffe 2002/46/EG und für empfohlene Tagesdosis<br />

LMIV1169/2011). Die Einhaltung der Rezeptur und<br />

der Herstellungsvorschriften wird während der Produktion<br />

durch Inprozesskontrollen, z. B. Messungen des Wassergehalts,<br />

des Tabletten- und Kapseleinzelgewichts und der<br />

sensorischen Eigenschaften, ständig geprüft.<br />

Des Weiteren gelten bei der Herstellung strenge Hygieneregeln,<br />

um Verunreinigungen durch Fremdkörper, Fremdstoffe<br />

oder Mikroorganismen zu vermeiden. Hygienebeauftragte<br />

kontrollieren durch Betriebsbegehungen, dass die<br />

Hygieneregeln eingehalten werden. Denn Hygiene muss<br />

von der Erzeugung der Rohstoffe für Lebensmittel bis zur<br />

Abgabe an den Endverbraucher herrschen! Die Betriebe<br />

sind verpflichtet, eine anemessene, geeignete "Gute Hygienepraxis"<br />

einzuhalten. Im Rahmen des HACCP-Konzepts<br />

werden kritische Lenkungspunkte gesteuert, um sicherzustellen,<br />

dass bei jeder Charge sicherheitsrelevante<br />

Prozessschritte ordnungsgemäß durchgeführt werden.<br />

In festgelegten Zeitabständen wird überprüft, ob die Mitarbeiter<br />

vor Ort die Prüfvorschriften korrekt eingehalten<br />

haben. Des Weiteren müssen <strong>alle</strong> Maschinen vor jedem<br />

Produktionsdurchlauf sorgfältig gereinigt werden und regelmäßige<br />

Qualitäts- und Gewichtskontrollen während der<br />

Produktion durchgeführt und genau protokolliert werden.<br />

Die Füllmengen werden beim Abpacken laufend<br />

überwacht, damit die gekennzeichnete<br />

Menge auch tatsächlich in der Packung enthalten<br />

ist. Darüber hinaus wird die Füllmenge<br />

durch Stichprobenkontrollen zusätzlich auf<br />

Exaktheit geprüft. Das eingesetzte Verpackungsmaterial<br />

muss ebenfalls die Anforderungen<br />

der Spezifikation erfüllen, die vom<br />

Hersteller mit den Lieferanten vereinbart<br />

wird. Verpackung und Kennzeichnung werden<br />

laufend während des Abfüllprozesses<br />

kontrolliert, z. B. auf Dichtigkeit der Verpackung,<br />

Unversehrtheit des Siegels (Anbruchschutz),<br />

korrektes Mindesthaltbarkeitsdatum<br />

und Lesbarkeit. Die Angaben<br />

auf der Verpackung werden bereits im<br />

Rahmen der Produktentwicklung festgelegt.<br />

Jedes Etikett, jeder Foliendruck<br />

und jede Faltschachtel wird sorgfältig<br />

gestaltet, damit <strong>alle</strong> Kennzeichnungselemente<br />

wie Zutatenverzeichnis, Füllmenge,<br />

Verwendungs- und Warnhinweise,<br />

Mindesthaltbarkeitsdatum und Name<br />

des Herstellers vorhanden, vollständig<br />

und korrekt sind. Insbesondere wird dabei<br />

auch auf die Kennzeichnung evtl. in der<br />

Rezeptur vorhandener Allergene geachtet. Für<br />

Nahrungsergänzungsmittel gelten zudem wie für<br />

<strong>alle</strong> Lebensmittel die Vorschriften der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung<br />

(LMKV). Stoffe, die das Produkt<br />

charakterisieren müssen ebenfalls genannt werden. Zusätzlich<br />

muss die Menge pro empfohlener täglicher Tagesdosis<br />

in absoluter Menge (z. B. x mg Eisen) angegeben<br />

werden. Für Vitamine oder Mineralstoffe ist der Gehalt als<br />

Prozentangabe bezogen auf die empfohlene Tageszufuhr<br />

für den jeweiligen Nährstoff aufzuführen.<br />

Erst wenn die Nahrungsergänzungsmittel <strong>alle</strong> Anforderungen<br />

der Spezifikation erfüllen, dürfen sie ausgeliefert<br />

werden. Die Freigabe der Produkte erfolgt entsprechend<br />

einem festgelegten risikoorientierten Stichprobenplan.<br />

Prüfpunkte sind z. B. der Gehalt an Vitaminen, die mikrobiologische<br />

Reinheit, die Anwendungseigenschaften wie<br />

Zerfallszeit der Tabletten und Kapseln und die korrekte<br />

und intakte Verpackung.<br />

Als weiterer Schritt wird über exemplarische Stabilitätsuntersuchungen<br />

sichergestellt, dass bis zum Ende der Lagerdauer<br />

die besonderen Eigenschaften des Nahrungsergänzungsmittels<br />

erhalten bleiben. Die Produktentwicklung ist<br />

verantwortlich, dass anhand geeigneter Lagerungstests<br />

und analytischer sowie sensorischer Untersuchungen die<br />

Mindesthaltbarkeitsparameter geprüft und spezifiziert<br />

werden. Mindesthaltbarkeitstests sind nicht nur während<br />

der Produktentwicklung durchzuführen, sondern eine regelmäßige<br />

Überwachung. Die mikrobiologische, chemische<br />

und physikalische Beschaffenheit des Produktes hat<br />

52 Nutrition-Press


einen erheblichen Einfluss auf die Haltbarkeit. Deshalb ist<br />

Produktstabilität während des festgelegten Zeitraumes<br />

über die gesamte Vermarktung hinweg unerlässlich!<br />

Alle Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen<br />

müssen rückverfolgbar sein. Dies wird dadurch gewährleistet,<br />

dass auf jeder Stufe der Lebensmittelkette zumindest<br />

der unmittelbare Vorlieferant und der unmittelbare<br />

Abnehmer bekannt und erfasst sind. Jeder Ausgangsstoff<br />

(Inhaltsstoffe und Verpackungsmaterialien), der bei der<br />

Herstellung eines Nahrungsergänzungsmittels eingesetzt<br />

wird, kann ebenfalls rückverfolgt werden. Das heißt, der<br />

Hersteller kann genau nachvollziehen, welche Ausgangsstoffe<br />

von welchem Lieferanten bei der jeweiligen Produktionscharge<br />

eingesetzt wurden. Und er weiß genau, welche<br />

Produktionscharge an welchen Kunden (Händler) ausgeliefert<br />

wurde. Im F<strong>alle</strong> einer Beanstandung oder Reklamation<br />

kann der Hersteller anhand von Rückstellmustern<br />

jeder Charge eine Beurteilung vornehmen. Lebensmittelunternehmen<br />

sind demnach auch verpflichtet, Behörden<br />

auf Nachfrage über ihre Lieferanten und gewerblichen<br />

Abnehmer zu informieren. Deshalb ist auch die Angabe<br />

der Loskennzeichnung auf der Verpackung rechtlich verpflichtend,<br />

um Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt<br />

identifizieren zu können. Für den Fall, dass ein Warenrückruf<br />

oder eine öffentliche Warnung notwendig wird, können<br />

die Lebensmittelunternehmer gezielt reagieren. Auch der<br />

Verbraucher kann so anhand der Los-Angabe feststellen,<br />

ob die Warnung auch für seine Vorräte gilt.<br />

Die Hersteller sind verpflichtet qualifizierte Mitarbeiter<br />

einzusetzen, die regelmäßig geschult werden. Dafür<br />

werden Schulungsprogramme erarbeitet und in einem<br />

Schulungsplan festgehalten. Des Weiteren werden über<br />

<strong>alle</strong> Maßnahmen, z. B. Rohwarenkontrollen, Dosierung,<br />

kritische Lenkungspunkte, Schulungen, Analysen und<br />

Prüfmittelüberwachung, genaue Aufzeichnungen geführt.<br />

Zu jeder Charge liegen Nachweise vor, die belegen, dass<br />

Literatur:<br />

Verordnung/Richtlinien: Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel<br />

und zur Änderung der Verordnung über vitaminisierte<br />

Lebensmittel vom 24. Mai 2004 (NemV) (BGBl. I S. 1011).<br />

Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des<br />

Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften<br />

der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel (ABl. EG Nr.<br />

L 183 S. 51). Verordnung (EG) NR. 1925/2006 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 20. Dezember 2006 über<br />

den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen sowie bestimmten<br />

anderen Stoffen zu Lebensmitteln<br />

(ABL. EG Nr. L 404 S. 26). Lebensmittel Heute – Qualität &<br />

Recht. A. H. Meyer (Hrsg.)(s.121)<br />

Quellen:<br />

http://www.vdl.de/VDL_Journal_online/schwerpunkte/2013/<br />

01/S.8_Lebensmittelqualitaet.php<br />

http://www.wikipedia<br />

http://www.bvl<br />

http://www.bll.de<br />

http://www.foodsupplementseurope.org<br />

Autorin<br />

Liane Schmidt<br />

Qualitätsauditor<br />

NEM Verband<br />

Abteilung Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>alle</strong> Qualitätssicherungsmaßnahmen ordnungsgemäß<br />

durchgeführt werden und die Hersteller ihre Sorgfaltspflicht<br />

erfüllen. Nur eine vollständige und umfangreiche<br />

Produktdokumentation für ein Nahrungsergänzungsmittel<br />

kann Haftungsrisiken für Unternehmer reduzieren. Die<br />

Produktdokumentation ist oft entscheidend, um Schaden<br />

von Produkt und Marke abzuwenden.<br />

Viele Nahrungsergänzungsmittelhersteller lassen ihr Qualitätsmanagementsystem<br />

durch unabhängige Prüfinstitute<br />

zertifizieren. Sie tun das freiwillig, um sich selbst zu<br />

überprüfen und um sicher zu sein, die notwendigen Maßnahmen<br />

für die Sicherheit und Qualität ihrer Erzeugnisse<br />

durchzuführen. Es gibt eine Reihe von Qualitätsmanagementnormen,<br />

die die Qualität und Sicherheit der Produkte<br />

regeln und als Rahmen oder auch als verpflichtende<br />

Vorgabe für die Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems<br />

herangezogen werden. Sowohl auf Ebene<br />

der Zutaten als auch für das Produkt selber sind Qualitätsanforderungen<br />

einzuhalten.<br />

Wichtige Normen und Richtlinien im Überblick:<br />

• GMP (Good Manufacturing Practices)<br />

• GSP (Good Storage Practices)<br />

• HACCP und GLP (Good Laboratory Practices)<br />

• Zertifikat DIN EN ISO 9001<br />

Wichtige rechtliche Vorschriften für die Hersteller von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln sind u. a.:<br />

• Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung<br />

• Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch<br />

• Lebensmittelinformations-Verordnung<br />

• Europäische Zusatzstoff-Verordnung<br />

• Lebensmittelhygiene-Verordnung<br />

• Los-Kennzeichnungs-Verordnung<br />

• Health-Claim Verordnung (Positivliste für die Verwendung<br />

von Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe))<br />

• Mess- und Eichgesetz<br />

FAZIT:<br />

„Qualität heißt Verantwortung!“<br />

Und wenn man die Herstellungskette eines Nahrungsergänzungsmittels<br />

verfolgt, stellt man fest, dass die Herstellung<br />

bis zum Endprodukt sich in einem engen gesetzlichen<br />

Rahmen bewegt und strengen Qualitätsrichtlinien unterliegt.<br />

Somit sind Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland<br />

sicher! Sicherer geht es nicht! «<br />

Fotos: sk_design – Fotolia, womue – Fotolia (S. 48), Torbz – Fotolia<br />

(S. 49), Björn Wylezich – Fotolia (S.51), freshidea – Fotolia (S. 52)<br />

Nutrition-Press 53


Neue obergerichtliche<br />

Rechtsprechung<br />

im Lebensmittelrecht<br />

Neueste Rechtsprechung des EuGH stärkt Lebensmittelindustrie:<br />

EuGH-Urteile vom 23.11.2016 (C-177/15)<br />

und vom 19.01.2017 (C-228/15)<br />

Das Lebensmittelrecht ist nicht nur Gegenstand<br />

regelmäßiger neuer Gesetzgebungsmaßnahmen<br />

auf nationaler und neuerdings vor <strong>alle</strong>m auf europäischer<br />

Ebene, es ist auch stark geprägt durch<br />

die einschlägige Rechtsprechung. Da sich die Gesetzgebungsinitiativen<br />

mehr und mehr vom nationalen Recht auf<br />

die europäische Ebene verschoben haben, kommt hier<br />

deshalb mehr und mehr auf die Rechtsprechung des Europäischen<br />

Gerichtshofs eine besondere Bedeutung zu.<br />

Nun liegen zwei aktuelle Urteile des EuGH vor, die für die<br />

Lebensmittelpraxis von erheblicher Bedeutung sind.<br />

1. Urteil vom 19.01.2017<br />

Mit dem Urteil vom 19.01.2017, C-282/15 hat der EuGH<br />

bestätigt, dass das deutsche Zusatzstoffrecht gemäß § 2<br />

Abs. 3 LFGB, das ernährungsphysiologische Zutaten fiktiv<br />

den technologischen Zusatzstoffen gleichstellt und damit<br />

eine Zulassungspflicht gefordert hat, europarechtswidrig<br />

sein dürfte. Das Verwaltungsgericht Braunschweig hatte<br />

diesbezüglich eine entsprechende Vorlagefrage an den<br />

EuGH gestellt.<br />

Das VG Braunschweig fragte den EuGH, ob die Art. 14,<br />

6, 7, 53 und 55 der VO 178/2002 und Art. 8 der VO<br />

1925/2006 sowie die Art. 34 bis 36 AEUV so auszulegen<br />

seien, dass sie einer nationalen Regelung entgegenstehen,<br />

die das Herstellen oder Behandeln und das Inverkehrbringen<br />

eines Nahrungsergänzungsmittels mit Aminosäuren<br />

verbietet, soweit nicht die für eine im Ermessen der<br />

nationalen Behörde liegende befristete Ausnahmegenehmigung<br />

erteilt wird.<br />

In Deutschland gab es immer die Versuche der Überwachungsbehörden,<br />

die Verkehrsfähigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

mit Aminosäuren im Hinblick auf § 2 Abs.<br />

3 LFGB zu hinterfragen, da darin vorgesehen ist, dass für<br />

Aminosäuren, aber z.B. auch für Vitamin A und D vor dem<br />

Inverkehrbringen einer Genehmigung bedürfen. In anderen<br />

europäischen Mitgliedsstaaten gab es eine solche<br />

Notwendigkeit nicht, dort waren die Produkte vielmehr<br />

frei verkehrsfähig. Der EuGH führt hierzu aus, dass beim<br />

gegenwärtigen Stand des Unionsrechts Aminosäuren<br />

nicht Gegenstand eines spezifischen Verbotes oder einer<br />

54 Nutrition-Press


Recht<br />

Daten und der neuesten Ergebnisse<br />

der internationalen Forschung. Erweist<br />

es sich als unmöglich, das Bestehen oder<br />

den Umfang des behaupteten Risikos mit<br />

Sicherheit festzustellen, weil die Ergebnisse<br />

der durchgeführten Studien unzureichend,<br />

nicht schlüssig oder ungenau sind, besteht jedoch<br />

die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen<br />

Schadens für die Gesundheit<br />

der Bevölkerung fort, falls das<br />

Risiko eintritt, rechtfertigt daher<br />

das Vorsorgeprinzip den Erlass beschränkender<br />

Maßnahmen, sofern<br />

sie objektiv und nicht diskriminierend<br />

sind.<br />

spezifischen Beschränkung sind. Damit seien die nationalen<br />

Mitgliedsstaaten grundsätzlich frei, hierüber eigene<br />

nationale Regelungen zu etablieren.<br />

Mangels Harmonisierung und soweit beim gegenwärtigen<br />

Stand der wissenschaftlichen Forschung noch Unsicherheiten<br />

bestehen, sei es Sache der nationalen Mitgliedsstaaten,<br />

zu bestimmen, in welchem Umfang sie den<br />

Schutz der Gesundheit und des Lebens von Menschen<br />

gewährleisten wollen. Die Vereinbarkeit einer die Lebensmittelsicherheit<br />

betreffende nationale Regelung hänge<br />

jedoch davon ab, ob die allgemeinen Grundsätze des Lebensmittelrechts<br />

eingehalten werden, u.a. der Grundsatz<br />

der Risikoanalyse und des Vorsorgeprinzip.<br />

Das Vorsorgeprinzip des Art. 7 Abs. 1 der VO 178/2002/<br />

EG bestimme, dass in Fällen, in denen nach einer Auswertung<br />

der verfügbaren Informationen die Möglichkeit<br />

gesundheitsschädlicher Auswirkungen festgestellt wird,<br />

wissenschaftlich aber noch Unsicherheit besteht, vorläufige<br />

Risikomanagementmaßnahmen zur Sicherstellung des<br />

in der Union gewählten hohen Gesundheitsschutzniveaus<br />

getroffen werden können, bis weitere wissenschaftliche<br />

Informationen für eine umfassende Risikobewertung vorliegen.<br />

Insoweit erfordere eine korrekte Anwendung des Vorsorgeprinzips<br />

erstens die Bestimmung der möglicherweise<br />

negativen Auswirkungen der betreffenden Stoffe oder Lebensmittel<br />

auf die Gesundheit und zweitens eine umfassende<br />

Bewertung des Gesundheitsrisikos auf der Grundlage<br />

der zuverlässigsten verfügbaren wissenschaftlichen<br />

Ein Mitgliedstaat ist deshalb grundsätzlich<br />

berechtigt, eine Regelung wie in Deutschland<br />

zu erlassen, nach der, sofern keine<br />

Ausnahmegenehmigung erteilt wird, die Verwendung<br />

von Aminosäuren in Lebensmitteln<br />

generell verboten ist, wenn diese Regelung, bei<br />

der es sich im Kern um ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt<br />

handelt, insbesondere auf den Grundsatz der<br />

Risikoanalyse und auf das Vorsorgeprinzip gestützt ist.<br />

Allerdings müssen diese Maßnahmen verhältnismäßig<br />

sein und dürfen den Handel in der Gemeinschaft nicht<br />

stärker beeinträchtigen, als dies zum Schutz des Gesundheitsniveaus<br />

zwingend notwendig ist. Diese Maßnahmen<br />

müssen zudem innerhalb einer angemessenen Frist überprüft<br />

werden.<br />

Es sei dem Mitgliedstaat zuzugestehen, dass er nach dem<br />

Vorsorgeprinzip Schutzmaßnahmen trifft, ohne abwarten<br />

zu müssen, dass das Vorliegen und die Größe dieser Gefahren<br />

klar dargetan sind. Die Risikobewertung darf aber<br />

nicht auf rein hypothetische Erwägungen gestützt werden.<br />

In dem vorliegenden Fall habe das vorlegende Gericht<br />

keine hinreichenden Informationen vorgelegt, ob das<br />

aminosäurehaltige Lebensmittel betreffendes Verbot auf<br />

einer solchen ausreichenden Risikoanalyse basiert. Das<br />

nationale Gericht müsse prüfen, ob die Bewertung der<br />

mit der Verwendung von Aminosäuren in Nahrungsergänzungsmitteln<br />

verbundenen Risiken so durchgeführt wurde,<br />

dass die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind<br />

und nicht auf rein hypothetische Erwägungen gestützt<br />

sind. Kritisch sei jedoch, dass die Regelung im deutschen<br />

LFGB unterschiedslos <strong>alle</strong> Aminosäuren und deren Derivate<br />

betrifft, ohne nach etwaigen Stoffgruppen oder Art<br />

zu unterscheiden.<br />

Auch wenn eine solche allgemeine Verbotsregelung nicht<br />

<strong>alle</strong>in aus diesem Grund unzulässig ist, so müsse doch<br />

aus der von den zuständigen nationalen Behörden durchzuführenden<br />

Risikoanalyse klar hervorgehen, für welchen<br />

den betroffenen Stoffen gemeinsamen Merkmalen oder<br />

Nutrition-Press 55


Eigenschaften eine tatsächliche Gefahr für die menschliche<br />

Gesundheit nicht ausgeschlossen werden könne.<br />

Der Gerichtshof führt vor diesem Hintergrund aus, dass<br />

im vorliegenden Fall in Anbetracht der von der deutschen<br />

Regierung gemachten Angaben und vorbehaltlich der<br />

von dem nationalen Gericht vorzunehmende notwendige<br />

Prüfung und Risikoanalyse und die Anwendung des sich<br />

daraus ergebenden Vorsorgeprinzips nur bestimmte Aminosäuren<br />

betreffen dürften. Dies wäre somit zur Rechtfertigung<br />

eines unterschiedslos für <strong>alle</strong> Aminosäuren geltenden<br />

Verbots mit Erlaubnisvorbehalt, wie es das deutsche<br />

LFGB vorsieht, unzureichend und damit rechtswidrig.<br />

Der EuGH räumt ein, dass dies mit praktischen Schwierigkeiten<br />

verbunden sein kann, eine umfassende Wertung<br />

der von Aminosäure-haltigen Lebensmitteln ausgehenden<br />

Gesundheitsgefahren vorzunehmen. Dies könne es jedoch<br />

nicht rechtfertigen, dass vor dem Erlass eines systematischen<br />

und nicht zielgerichteten Verbots mit Erlaubnisvorbehalt<br />

eine solche umfassende Bewertung nicht vorgenommen<br />

wurde.<br />

Darüber hinaus stellt der EuGH klar, dass die in § 68 Abs.<br />

5 des deutschen LFGB vorgesehene Befristung einer Ausnahmegenehmigung<br />

auf längstens drei Jahre mit der nur<br />

dreimaligen Möglichkeit der Verlängerung um jeweils drei<br />

Jahre ebenfalls europarechtswidrig sei, da dies jedenfalls<br />

eine unverhältnismäßige Beschränkung sei, da sie selbst<br />

dann gelte, wenn ein Stoff nachgewiesenermaßen unbedenklich<br />

ist.<br />

Im Ergebnis ist festzustellen, dass der EuGH somit dazu<br />

tendiert, das deutsche Zusatzstoffrecht als europarechtswidrig<br />

zu qualifizieren, <strong>alle</strong>rdings eine intensivere Prüfung<br />

dem nationalen Gericht vorgibt. Auf dieser Grundlage<br />

bleibt es dabei, dass aktuell Nahrungsergänzungsmittel<br />

auch mit Aminosäuren in Verkehr gebracht werden dürfen,<br />

ohne dass es einer vorherigen Genehmigung bedarf.<br />

2.<br />

Der Bundesgerichtshof hat mit seinem Urteil „Rescue“<br />

vom 12.03.2015 dem EuGH bestimmte Vorlagefragen vorgelegt:<br />

1. Sind in Pipettenfläschchen mit einem Inhalt von 10<br />

oder 20 ml und als Spray über Apotheken vertriebene,<br />

als Spirituosen bezeichnete Flüssigkeiten mit einem Alkoholgehalt<br />

von 27 Vol% Getränke mit einem Alkoholgehalt<br />

von mehr als 1,2 Vol% im Sinne von Art. 4 Abs. 3<br />

der Verordnung EG Nr. 1924/2006, wenn nach den auf<br />

ihren Verpackungen gegebenen Dosierungshinweisen<br />

a) 4 Tropfen der Flüssigkeit in ein Wasserglas zu<br />

geben und über den Tag verteilt zu trinken oder<br />

bei Bedarf 4 Tropfen unverdünnt zu sich zu<br />

nehmen sind,<br />

b) 2 Sprühstöße der als Spray vertriebenen Flüssigkeit<br />

auf die Zunge zu geben sind?<br />

Falls die Fragen zu 1. a) und b) zu verneinen sind: müssen<br />

auch bei Verweisen auf allgemeine, nicht spezifische Vorteile<br />

im Sinne des Art. 10 Abs. 3 der Verordnung EG-Nr.<br />

1924/2006 wissenschaftliche Nachweise im Sinne von<br />

Art. 5 Abs. 1 a) und Art. 6 Abs. 1 der Verordnung vorliegen?<br />

3.<br />

Gilt die Bestimmung des Art. 28 Abs. 2 Hs. 1 der Verordnung<br />

EG Nr. 1924/2006, wenn das betreffende Produkt<br />

unter seinem Markennamen vor dem 01.01.2005 nicht als<br />

Lebensmittel, sondern als Arzneimittel vermarktet wurde?<br />

Der EuGH hat die beiden ersten Fragen nicht beantwortet.<br />

Dies sei für die Entscheidung des F<strong>alle</strong>s nicht notwendig.<br />

Im Hinblick auf die dritte Frage hat der EuGH ausgeführt,<br />

dass Art. 28 Abs. 2 der VO 1924/2006/EG so auszulegen<br />

sei, dass diese Bestimmung auf ein mit einer Handelsmarke<br />

oder einem Markennamen versehenes Lebensmittel<br />

anwendbar ist, das vor dem 01.01.2005 als Arzneimittel<br />

und danach – mit den gleichen materiellen Eigenschaften<br />

und unter derselben Handelsmarke oder demselben Markennamen<br />

– als Lebensmittel vermarktet wurde.<br />

Der EuGH hat somit die für die Praxis wichtige Frage nicht geklärt,<br />

was unter spezifischen oder unspezifischen gesund -<br />

heitsbezogenen Angaben zu verstehen ist. Insbesondere<br />

hat er auch nicht die streitige Frage geklärt, ob das Verbot<br />

des Art. 10 Abs. 3 der VO 1924/2006/EG bereits Anwendung<br />

findet. Danach dürfen unspezifische gesundheitsbezo -<br />

gene Angaben nur verwendet werden, wenn eine spezifisch<br />

zugelassene gesundheitsbezogene Angabe beigefügt ist.<br />

Der BGH hat die Auffassung vertreten, dass dieses Verbot<br />

nicht anwendbar ist, da die Listen mit den spezifisch<br />

zugelassenen gesundheitsbezogenen Angaben noch nicht<br />

fertig gestellt sind. Eine Reihe von deutschen Oberlandesgerichten,<br />

wie das OLG Hamm und das KG Berlin widersetzen<br />

sich dieser Rechtsprechung des EuGH und sind der<br />

Auffassung, dass Art. 10 Abs. 3 der VO 1924/2006/EG<br />

schon anwendbar ist. Der BGH hatte dies dem EuGH zur<br />

Klärung vorgelegt, der EuGH dies aber leider nicht beantwortet.<br />

Vor diesem Hintergrund kann aktuell in der Praxis nach<br />

wie vor auf die Rechtsprechung des BGH verwiesen werden,<br />

dass unspezifische gesundheitsbezogene Angaben<br />

nach wie vor verwendet werden können, ohne dass eine<br />

spezifisch zugelassene gesundheitsbezogene Angabe beigefügt<br />

sein muss. «<br />

Autor<br />

Dr. Thomas Büttner<br />

Rechtsanwalt<br />

Foto: Pixelot – Fotolia (S. 55)<br />

56 Nutrition-Press


Recht<br />

Betriebliche<br />

Gesundheitsförderung:<br />

Durch geschickte<br />

Gestaltung Steuer- und<br />

SV-Nachforderungen<br />

vermeiden<br />

o <strong>alle</strong> arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />

nach § 2 Verordnung zur arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorge sowie<br />

o Auflagen und Kurse, die von den Berufsgenossenschaften<br />

vorgeschrieben werden.<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche<br />

Gesundheitsförderung gehören zu den wesentlichen<br />

Aufgaben moderner Personalarbeit. Der<br />

Arbeitgeber kann damit den Gesundheitszustand<br />

der Arbeitnehmer verbessern, aber auch gut ausgebildete<br />

Arbeitnehmer ans Unternehmen binden. Optimal ist es,<br />

wenn die entsprechenden Ausgaben beim Arbeitnehmer<br />

nicht zu steuerpflichtigem Arbeitslohn führen. Wegen der<br />

Komplexität ist eine juristische Beratung zu empfehlen.<br />

Eigenbetriebliches Interesse des Arbeitgebers<br />

Wenn der Arbeitgeber Gesundheitsmanagement im überwiegend<br />

eigenbetrieblichen Interesse betreibt, so stellen<br />

diese Leistungen keinen Arbeitslohn dar. Somit steht der<br />

Entlohnungscharakter nicht im Vordergrund und Leistungen<br />

sind steuer- und sozialversicherungsfrei. Doch was<br />

heißt eigenbetriebliches Interesse? Dies liegt vor, wenn<br />

sich betriebliche Leistung überwiegend als notwendige<br />

betriebsfunktionaler Zielsetzung erweist und wenn die<br />

Gesundheit als hohes persönliches Gut mit einem erheblichen<br />

Eigeninteresse des Arbeitnehmers verbunden ist.<br />

Nur dann nimmt die Rechtsprechung dies nur in folgenden<br />

Fällen an:<br />

1. Der Arbeitgeber erfüllt eigene gesetzliche Pflichten,<br />

zum Beispiel beim Arbeitsschutz. Dazu zählen<br />

o die augenärztlich verordnete Bildschirmarbeitsbrille,<br />

die der Arbeitgeber nach § 6 Bildschirm-Arbeitsverordnung<br />

erstatten muss,<br />

2. Der Arbeitgeber ergreift Maßnahmen zur Vermeidung<br />

berufsbedingter Krankheiten (BFH, Urteil vom<br />

11.3.2010, Az. VI R 7/08). Hierunter fällt <strong>alle</strong>s, was<br />

körperliche oder psychische Belastungen am Arbeitsplatz<br />

vermindert oder verringert. Auch die altersgerechte<br />

Ausstattung des Arbeitsplatzes, um älteren<br />

Arbeitnehmern den weiteren beruflichen Einsatz zu<br />

ermöglichen, gehört dazu. Strittig ist die Übernahme<br />

von Schutzimpfungen, wenn der Arbeitnehmer aus beruflichen<br />

Gründen in Gegenden reist, für die die Impfung<br />

empfohlen ist (FG München, Urteil vom<br />

15.4.2005, Az. 15 K 4973/04)<br />

3. Der Arbeitgeber zahlt die Vorsorgeuntersuchung von<br />

leitenden Angestellten (BFH, Urteil vom 17.9.1982, Az.<br />

VI R 75/79, BStBl II 1983, 39)<br />

HINWEIS: Weit verbreitet sind Massagen am Arbeitsplatz,<br />

mit denen Rückenbeschwerden der Büromitarbeiter<br />

verringert werden sollen. Der BFH hat Massagen für Arbeitnehmer<br />

mit Bildschirmarbeitsplatz dem eigenbetrieblichen<br />

Interesse des Arbeitgebers zugeschlagen, wenn<br />

dadurch die beruflich veranlassten, krankheitsbedingten<br />

Ausfallzeiten verringert werden. Voraussetzung ist ein<br />

ärztlicher Nachweis über die vorbeugende Wirkung der<br />

Massagen (BFH, Urteil vom 30.5.2001, Az. VI R 177/99).<br />

Die Lohnsteuerprüfer erkennen die Massagen an, sofern<br />

sie von medizinisch ausgebildeten Fachkräften durchgeführt<br />

werden – und das, obwohl der arbeitsmedizinische<br />

Dienst der Krankenkassen die vorbeugende Wirkung immer<br />

wieder bezweifelt.<br />

Nutrition-Press 57


Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes<br />

Kurse und Maßnahmen zur Änderung von<br />

Bewegungsgewohnheiten, zum Beispiel Reduzierung<br />

Bewegungsmangel, verhaltens- und gesundheitsorientierte<br />

Bewegungsprogramme<br />

Der gesamte Bereich der Ernährungsberatung (Vermeidung<br />

und Abbau von Übergewicht, Vermeidung von<br />

Mangel- und Fehlernährung)<br />

Stressbewältigung und Entspannung<br />

Suchtmittelkonsum, zum Beispiel Raucher- und<br />

Alkoholentwöhnungskurse<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

Kurse und Maßnahmen zum Abbau arbeitsbedingter körperlicher<br />

Belastungen (Vorbeugung und Reduzierung arbeitsbedingter<br />

Belastungen des Bewegungsapparats)<br />

Gesundheitsgerechte betriebliche Gemeinschaftsverpflegung<br />

(zum Beispiel Essensumstellung in Kantinen, Schulung des Küchenpersonals,<br />

Informations- und Motivierungskampagnen)<br />

Förderung individueller Kompetenzen der Stressbewältigung<br />

am Arbeitsplatz, gesundheitsgerechte Mitarbeiterführung<br />

Maßnahmen wie „rauchfrei im Betrieb“, „Nüchtern am<br />

Arbeitsplatz“<br />

Freibetrag eröffnet Arbeitgebern zusätzliche<br />

Möglichkeiten<br />

Liegt kein überwiegend eigenbetriebliches Interesse des<br />

Arbeitgebers vor (oder ist man sich nicht sicher), kann<br />

der Arbeitgeber auf den Steuerfreibetrag nach § 3 Nr. 34<br />

EStG zurückgreifen. Danach sind Leistungen des Arbeitgebers<br />

zur Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands<br />

und der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

bis zu einem Freibetrag von 500 Euro pro Arbeitnehmer<br />

und Jahr steuer- und abgabenfrei (§ 1 Abs. 1 Nr.<br />

1 SvEV). Der Arbeitgeber muss die Gesundheitsmaßnahmen<br />

zusätzlich zum „normalen“ Arbeitslohn erbringen.<br />

Nicht zulässig ist damit eine Barlohnumwandlung.<br />

Was zählt zu Gesundheitsmaßnahmen – Präventionsleitfaden<br />

maßgebend<br />

Der Freibetrag nach § 3 Nr. 34 EStG enthält eine für die<br />

Praxis wesentliche Einschränkung: Die Leistungen des<br />

Arbeitgebers müssen bezüglich Qualität, Zweckbindung<br />

und Zielgerichtetheit den Anforderungen der §§ 20, 20a<br />

SGB V genügen. Das Steuergesetz verweist damit auf sozialversicherungsrechtliche<br />

Vorschriften und im Ergebnis<br />

auf die Leistungen, die im Präventionsleitfaden der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen genannt sind. Nach dem<br />

SGB V gehört zu den Pflichten der gesetzlichen Krankenkassen<br />

nicht nur die Übernahme von Behandlungskosten,<br />

sondern auch die Primärprävention im allgemeinen<br />

Gesundheitsbereich (§ 20 SGB V) und die Prävention<br />

arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren (§ 20a SGB V).<br />

Entscheidend ist nur, dass die Maßnahmen nach § 20,<br />

20a SGB von den gesetzlichen Krankenkassen gefördert<br />

werden könnten. Es spielt demnach keine Rolle, ob der<br />

Arbeitgeber den „privaten“ oder den beruflichen Gesundheitsbereich<br />

fördert.<br />

Welche konkreten Gesundheitsmaßnahmen das sind,<br />

steht im Präventionsleitfaden. Danach sind solche Maßnahmen<br />

begünstigt, die eine dauerhafte Änderung von<br />

Lebens- und Ernährungsgewohnheiten hin zu einem gesundheitsbewussten<br />

Verhalten bewirken. Die Maßnahmen<br />

müssen nachhaltig sein und einseitige Belastungen<br />

vermeiden. Daher sind zum Beispiel das Erlernen einer<br />

Sportart, einzelne kurzzeitige Aktionen oder rein gerätegestütztes<br />

Training nicht begünstigt. Die Maßnahmen<br />

müssen von fachkundigen ausgebildeten Trainern begleitet<br />

werden. Deshalb ist auch die Übernahme von Eintrittsgebühren<br />

ins Fitnessstudio oder Beiträge für Sportvereine<br />

nicht begünstigt.<br />

HINWEIS: Der Arbeitgeber kann die Eintrittsgebühren<br />

oder Beiträge dennoch steuer- und abgabenfrei erstatten.<br />

Er kann nämlich einen Sachbezug erbringen, der innerhalb<br />

der Freigrenze von 44 Euro steuer- und abgabenfrei bleibt.<br />

Das nachteilige BFH-Urteil zum Fitnessstudiobeitrag aus<br />

2004 gilt nicht mehr (BFH, Urteil vom 11.11.2010, Az. VI R<br />

27/09. Ob eine Maßnahme den Vorgaben des § 20, 20a<br />

SGB V entspricht, ist in der Praxis schwer zu beurteilen.<br />

Sobald eine gesetzliche Krankenkasse eine Maßnahme<br />

veranstaltet, betreut oder über einen Zuschuss unterstützt,<br />

bedeutet dies zwingend, dass diese dem Präventionsleitfaden<br />

entspricht – und dass die Arbeitgeberleistung<br />

nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfrei ist.<br />

Fotos: nmann77 – Fotolia (S. 57)<br />

Robert Kneschke – Fotolia (S. 58)<br />

58 Nutrition-Press


Recht<br />

Beispiele für nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfreie Gesundheitsmaßnahmen:<br />

• Ein Arbeitgeber bezuschusst die Kurse „Rückenwellness“ und „Stretch und<br />

Relax“ in einer Physiotherapiepraxis. Der Arbeitnehmer muss die regelmäßige<br />

Teilnahme sowie die Zahlung der Monatsgebühr nachweisen. Die Praxis<br />

bestätigt, dass vier gesetzliche Krankenkassen die Kurse bezuschussen.<br />

• Der Arbeitgeber will in eigenen Räumen einen Pilates-Kurs anbieten. Er lässt<br />

sich von einer gesetzlichen Krankenkasse eine Liste qualifizierter Trainer/<br />

Trainerinnen geben und bestätigen, dass derartige Kurse dem Präventionsleitfaden<br />

entsprechen. Der Arbeitgeber beauftragt nach dieser Zusage eine der<br />

qualifizierten Trainerinnen, an zwei Terminen in der Woche jeweils zweistündige<br />

Kurse anzubieten. Die Teilnahme ist für die Arbeitnehmer kostenlos.<br />

/ Anzeige /<br />

Umfassende Förderung möglich<br />

Der Arbeitgeber hat vielseitige Möglichkeiten zur Verbesserung des allgemeinen<br />

Gesundheitszustandes bzw. zur betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

nach § 3 Nr. 34 EStG. Der Präventionsleitfaden sieht folgende begünstigte<br />

Handlungsfelder vor (s. oben).<br />

Förderung in Form einer Sach- oder Barleistung möglich<br />

Der Arbeitgeber kann Sach- und Barleistungen erbringen. Denn im Gegensatz<br />

zu anderen steuerlichen Regelungen kommt es nicht darauf an, ob der<br />

Arbeitgeber Sach- oder Barleistungen gewährt. Unter Sachleistungen f<strong>alle</strong>n<br />

Kurse, Seminare, Gesundheitstage, die der Arbeitgeber veranstaltet oder<br />

bezahlt. Auch Barzuschüsse für Kurse, die der Arbeitnehmer selbst – gegebenenfalls<br />

in seiner Freizeit – gebucht hat, bleiben steuerfrei. Die Rechnungen<br />

für diese Kurse müssen nicht auf den Arbeitgeber lauten.<br />

HINWEIS: Beim Barzuschuss müssen Arbeitgeber auf zwei Dinge achten:<br />

Sie müssen klären, ob der Arbeitnehmer schon einen Zuschuss der Krankenkasse<br />

erhalten hat. Denn sie können nur für den Restbetrag eine steuerfreie<br />

Unterstützung nach § 3 Nr. 34 EStG leisten. Ferner müssen sie darauf<br />

achten, dass die Mittel zweckgebunden ausgegeben werden. Dazu ist ein<br />

Verwendungsnachweis erforderlich, zum Beispiel eine Bestätigung über eingezahlte<br />

Kursgebühren, der als Nachweis zum Lohnkonto genommen wird.<br />

Jahresfreibetrag pro Arbeitnehmer<br />

Bei den 500 Euro handelt es sich um einen Freibetrag, der sich aufs Jahr<br />

und den jeweiligen Arbeitnehmer bezieht. Nur der 500 Euro übersteigende<br />

Betrag muss versteuert und verbeitragt werden. Bei Gemeinschaftsveranstaltungen<br />

müssen die Kosten – einschließlich Umsatzsteuer –<br />

auf die Anzahl der Teilnehmer verteilt werden.<br />

Wichtig: Liegt der Wert der Gesundheitsmaßnahme<br />

deutlich unter dem Freibetrag von 500 Euro und werden<br />

im Laufe des Jahres keine weiteren Zuwendungen nach<br />

§ 3 Nr. 34 EStG gewährt, reichen einfachste Aufzeichnungen<br />

aus, zum Beispiel ein Vermerk über die Anzahl<br />

der Teilnehmer. Grundsätzlich muss nach § 4 Abs. 2 Nr.<br />

4 LStDV zwar ein Antrag auf Aufzeichnungserleichterung<br />

beim zuständigen<br />

Betriebsstättenfinanzamt gestellt werden.<br />

Darauf kann in der Praxis verzichtet<br />

werden, wenn sichergestellt ist, dass der<br />

Freibetrag von 500 Euro in keinem Fall<br />

überschritten wird.<br />

Autor<br />

Torsten Schink<br />

Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

Diplom-Verwaltungswirt/FH<br />

Nachfolgend erhalten Sie eine alphabetische Übersicht über die steuerbegünstigten<br />

Gesundheitsmaßnahmen.<br />

Nutrition-Press 59


Stichwort<br />

Alkohol-Missbrauch,<br />

Umgang mit Alkohol<br />

Altersgerechter Umbau<br />

von Arbeitsplätzen<br />

Analyse zum Arbeitsunfähigkeits-Geschehen,<br />

Gefährdungsbeurteilung<br />

Arbeitsbedingte körperliche<br />

Belastungen<br />

Ausstattung einer firmeninternen<br />

Sportgruppe<br />

Bildschirm-Arbeitsbrille<br />

• ärztliche Verordnung<br />

vor Anschaffung<br />

Bildschirm-Arbeitsbrille<br />

• ohne Verordnung<br />

Diäten<br />

Einrichtung eines Fitnessraums<br />

im Betrieb<br />

Fitnessstudio<br />

FPZ-Rückenkonzept<br />

Fußballgruppe<br />

Gesundheitstage, Aktivwochen<br />

für Arbeitnehmer<br />

Gesundheitswochen in der<br />

Kantine<br />

IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen<br />

= ärztliche<br />

Leistungen, die nicht von den<br />

gesetzlichen Krankenkassen<br />

übernommen werden)<br />

Kieser-Training<br />

Kreativ-Workshop<br />

Massage am Arbeitsplatz<br />

Mitgliedsbeiträge<br />

Nichtraucherkurs<br />

Nordic-Walking-Kurse<br />

Pilates-Kurs<br />

Rückenschule<br />

Schutzimpfungen<br />

Schwangerschaftsberatung<br />

Snowboard-Kurs<br />

Stressmanagement-Kurse<br />

Weight-watchers, Gebühren<br />

Yoga-Kurse<br />

Vorsorgeuntersuchung<br />

Steuerfreie Gesundheitsmaßnahme?<br />

Alle qualifizierten Maßnahmen zur Beseitigung von Alkoholmissbrauch, zum maßvollen Umgang mit Alkohol sind nach § 3 Nr.<br />

34 EStG begünstigt. Die Maßnahmen können vom Arbeitgeber selbst, von externen Anbietern oder auf private Veranlassung<br />

des Arbeitnehmers (Besuch eines Kurses) durchgeführt werden. Dazu gehören auch Mitgliedsbeiträge zu den Anonymen<br />

Alkoholikern, <strong>alle</strong>rdings ist strenger Verwendungsnachweis und auch der Nachweis regelmäßiger Sitzungen erforderlich.<br />

Der Aufwand ist in <strong>alle</strong>r Regel im eigenbetrieblichen Interesse, da eindeutig die Verringerung von Ausfallzeiten und das Einbinden<br />

älterer Arbeitnehmer im Vordergrund steht. Im Übrigen begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG (siehe Seite 65 Präventionsleitfaden).<br />

Vorrangig eigenbetriebliches Interesse, da gesetzliche Aufgabe der Krankenkasse. In jedem Fall auch steuerfrei nach § 3 Nr.<br />

34 EStG (siehe Seite 9 Präventionsleitfaden).<br />

Nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfrei sind arbeitsplatzbezogene, verhaltensorientierte Gruppenverfahren, die Verhaltens- und<br />

Handlungskompetenzen zum Umgang mit Rückenschmerzen vermitteln (siehe Seite 66 Präventionsleitfaden).<br />

Nach § 3 Nr. 34 EStG steuerfrei, wenn keine einzelne Sportart (zum Beispiel Fußball) oder kein Ereignis (Firmenlauf),<br />

sondern der Aufbau von Bindung an regelmäßige gesundheitssportliche Aktivität im Vordergrund steht, zum Beispiel<br />

wöchentliche Rückenschule, betreuter Lauftreff (siehe <strong>Seiten</strong> 41, 42 Präventionsleitfaden).<br />

Steuerfrei, aber keine Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG, wenn aufgrund einer ärztlichen Verordnung eine<br />

spezielle, rein auf die Bildschirmarbeit angepasste Brille erstattet wird: Erstattungspflicht des Arbeitgebers nach § 6 der<br />

Bildschirm-Arbeitsverordnung, Erstattung steuer- und beitragsfrei nach R 19.3 Abs. 2 Nr. 2 LStR.<br />

Erfüllt die Voraussetzung der Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG. D<br />

Das Durchführen von Diätkursen bzw. der Zuschuss für den Besuch derartiger Kurse ist nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt,<br />

wenn damit eine dauerhafte Umstellung im Sinne einer gesunden, ausgewogenen Ernährung steht. Mode-Diäten zur<br />

kurzfristigen Gewichtsreduktion sind nicht begünstigt.<br />

Begünstigt, wenn der Arbeitgeber auch eine qualifizierte Anleitung ermöglicht oder einen Arbeitnehmer dafür ausbilden<br />

lässt. Die Nutzung des Fitnessraums muss betreut werden, Ziel müssen längerfristige sportliche Aktivitäten (Muskelaufbau,<br />

Ausdauertraining) der Arbeitnehmer sein.<br />

Ohne konkrete Einbindung in Kurse zur Prävention (zum Beispiel Rückenschule) nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt.<br />

Strittig, ob eigenbetriebliches Interesse bei Arbeitnehmern mit Bildschirmarbeit. Jedenfalls erfüllt ist die Voraussetzung<br />

der Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG.<br />

Nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, weil eine Sportart im Vordergrund steht.<br />

Nur nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, wenn nicht das Erlernen einer Sportart im Vordergrund steht, sondern allgemein das<br />

Bewusstsein für Gesundheit, Änderung von Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten geweckt werden soll. Sinnvoll ist die<br />

Einbindung einer gesetzlichen Krankenkasse, von der die Gesundheitstage betreut werden.<br />

Begünstigt ist die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten, zum Beispiel zugunsten von Gemüse, fett- und fleischarmer<br />

Kost. Begünstigt sind nicht die Mahlzeiten an sich, sondern der Aufwand für die Umstellung, zum Beispiel Bio-Kochkurs in<br />

der Kantine oder eine Aktion „zum Nachtisch Obst statt Schokolade“.<br />

Nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt sind Maßnahmen zur Primärprävention (Schutzimpfungen, Fluorid- und Vitamin-D-Prophylaxe)<br />

sowie zur Sekundärprävention. Hierunter f<strong>alle</strong>n auch <strong>alle</strong> Maßnahmen zur Früherkennung (zum Beispiel Krebsvorsorge,<br />

Augeninnenerkrankung, Diabetes, siehe Präventionsleitfaden, Glossar Stichwort Prävention, Seite 84 ff). HINWEIS: Aus<br />

Sicht des Arbeitgebers sollten nur Maßnahmen gefördert werden, die nach den Regeln der ärztlichen Kunst erforderlich und<br />

zweckmäßig sind. Sinnvoll ist eine Begrenzung der Förderung entsprechend dem IGeL-Monitor (www.igel-monitor.de)<br />

Rein geräteunterstütztes Training ist nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt. Da aber ein Gesamtkonzept zum Aufbau des<br />

Muskel-Skelett-Systems besteht und gesetzliche Krankenkassen einen Zuschuss gewähren, begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG.<br />

Unseres Erachtens in der Regel nicht begünstigt, auch nicht, wenn sie Entspannung dienen.<br />

Der BFH geht von eigenbetrieblichen Interesse aus, wenn durch die Massage arbeitsbedingte Ausfallzeiten aufgrund<br />

beruflicher Tätigkeiten verringert werden (BFH, Urteil vom 30.5.2001, Az. VI R 177/99). Ein Gutachten zum Beispiel des<br />

medizinischen Dienstes sollte in der Regel vorgelegt werden. Grundsätzlich gibt es jedoch medizinische Zweifel daran, dass<br />

Massagen zur Beseitigung berufsbezogener Beschwerden geeignet sind. Demzufolge sind Massagen auch nur dann nach<br />

§ 3 Nr. 34 EStG begünstigt, wenn sie der Vorbeugung von typischen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Aufbaus dienen.<br />

Nicht begünstigt, weder zum Sportverein noch für die Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Es muss eine differenzierte Förderung<br />

erfolgen, einzelne Sportarten sind nicht begünstigt.<br />

Erfüllt die Voraussetzung für steuerfreie Gesundheitsmaßnahme nach § 3 Nr. 34 EStG, wenn von fachkundiger Person durchgeführt.<br />

Auch Raucherentwöhnung durch Hypnose ist begünstigt, wenn mindestens eine gesetzliche Krankenkasse<br />

den Kurs bezuschusst.<br />

Nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, wenn von ausgebildetem Trainer/Trainerin geleitet (siehe Seite 41 Präventionsleitfaden).<br />

Systematisches Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur, primär der Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur.<br />

Nach anfänglicher Skepsis der Sozialversicherung inzwischen als Präventivmaßnahme anerkannt und damit nach § 3 Nr. 34<br />

EStG begünstigt.<br />

Sofern sich die Rückenschule ausschließlich auf die Verhinderung arbeitsbedingter Erkrankungen bezieht („richtiges Heben<br />

und Senken von Lasten“ für Lagerarbeiter), liegt eigenbetriebliches Interesse vor. Ansonsten begünstigt nach § 3 Nr. 34<br />

EStG, wenn damit eine dauerhafte Stärkung des Muskel-Skelett-Systems angestrebt wird.<br />

Begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG, weil reine Präventionsmaßnahme. Bei Schutzimpfungen im Hinblick auf berufliche Einsätze<br />

wohl kein überwiegend eigenbetriebliches Interesse.<br />

Begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG (siehe Präventionsleitfaden Seite 16).<br />

Nicht nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt, weil das Erlernen einer Sportart nach dem Präventionsleitfaden nicht begünstigt ist<br />

(siehe Präventionsleitfaden Seite 42)<br />

In der Regel eigenbetriebliches Interesse. Steht dabei die allgemeine Persönlichkeitsbildung im Vordergrund, bezweifelt die<br />

Finanzverwaltung das eigenbetriebliche Interesse. Dann nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt (siehe Präventionsleitfaden Seite<br />

22, 52). Begünstigt ist instrumentelles, kognitives, palliativ-regeneratives sowie multimodales Stressmanagement.<br />

Das Modell dient der Reduzierung des Körpergewichts und einem bewussten Umgang mit Ernährung bzw. einer Ernährungsumstellung.<br />

Kurse oder Zuschüsse durch den Arbeitgeber sind nach § 3 Nr. 34 EStG begünstigt.<br />

Begünstigt nach § 3 Nr. 34 EStG, wenn eine Stärkung psychosozialer Gesundheitsressourcen bzw. des Herz-Kreislauf-<br />

Systems erreicht wird. Voraussetzung: qualifizierter Trainer<br />

Übernimmt der Arbeitgeber die Vorsorgeuntersuchung von leitenden Angestellten, liegt eigenbetriebliches Interesse vor<br />

60 Nutrition-Press


Recht<br />

Aufbewahrungsfristen<br />

2016: Was darf<br />

in den Reißwolf?<br />

Die Papierberge wachsen<br />

immer höher? Mit dem<br />

Aktenvernichter sorgen<br />

Sie für neue Übersicht. Lesen<br />

Sie, welche Dokumente<br />

Sie als Selbstständiger und<br />

Privatperson aufbewahren<br />

müssen – und wie lange.<br />

Es empfiehlt sich, alte Rechnungen<br />

und Kontoauszüge regelmäßig auszusortieren.<br />

Doch Vorsicht: Es gelten<br />

unterschiedliche Aufbewahrungsfristen!<br />

Und zwar sowohl für geschäftliche als auch für<br />

private Unterlagen. Deshalb sollten Sie genau prüfen, was<br />

wirklich in den Schredder kann.<br />

Nutrition-Press 61


Es empfiehlt sich, alte Rechnungen und Kontoauszüge<br />

regelmäßig auszusortieren. Doch Vorsicht:<br />

Es gelten unterschiedliche Aufbewahrungsfristen!<br />

Und zwar sowohl für geschäftliche als auch für private<br />

Unterlagen. Deshalb sollten Sie genau prüfen, was<br />

wirklich in den Schredder kann.<br />

Sie türmen sich auf dem Schreibtisch. B<strong>alle</strong>n sich in<br />

Schubladen, Schachteln und Regalen. Und quellen aus Ihren<br />

Ordnern. Papiere! Kein Zweifel: Das papierlose Büro<br />

ist noch längst nicht Wirklichkeit geworden. Ganz im Gegenteil.<br />

Es wird mehr gedruckt und aufgehoben als je zuvor.<br />

Dabei spricht vieles dafür, die zunehmende Flut an Papieren<br />

einzudämmen. So gewinnt man Platz und Transparenz.<br />

Man kann sich wieder besser auf das Wesentliche konzentrieren.<br />

Doch bevor Sie jetzt den Reißwolf einschalten,<br />

sollten Sie diesen Artikel aufmerksam lesen. Denn wir<br />

haben für Sie die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen zusammengestellt.<br />

Gesetzliche Aufbewahrungsfristen<br />

nach HGB und AO<br />

Für Gewerbetreibende gilt die Aufbewahrungspflicht. Das<br />

bedeutet, dass Sie Ihre Geschäftsunterlagen verfügbar<br />

halten müssen. Jedenfalls für die festgesetzte Zeit.<br />

Steuerrechtliche Aufbewahrungsfristen sind in der Abgabenordnung<br />

(AO) geregelt. Diese schreibt zudem ab einem<br />

Umsatz von 500.000 Euro bzw. ab einem Gewinn von<br />

50.0000 Euro pro Jahr eine Buchhaltung und das Führen<br />

von Aufzeichnungen vor.<br />

Im Bereich „Handelsrecht“ gelten die Vorschriften des<br />

Handelsgesetzbuches (HGB). Darüber hinaus existieren<br />

noch Gesetze und Verordnungen für spezielle Berufe und<br />

Tätigkeiten, die zur Buchhaltung verpflichten. Grundsätzlich<br />

gilt: Abhängig vom jeweiligen Dokument kann die Aufbewahrungsfrist<br />

sechs oder zehn Jahre betragen.<br />

Zehnjährige Aufbewahrungsfrist:<br />

• Buchungsbelege (je nach Geschäftsvorfall betrifft das<br />

beispielsweise folgende Bereiche: Rechnungen, Kontoauszüge,<br />

Bewertungsunterlagen, Quittungen,<br />

Schecks, Wechsel, Eigenbelege, Saldenlisten, Lohn- und<br />

Gehaltsabrechnungen, Kassenberichte, Steuerbescheide,<br />

Lieferscheine, Auftragszettel, Vertragsurkunden,<br />

Reisekostenabrechnungen und Warenbestands<br />

aufnahmen)<br />

• Eröffnungsbilanzen und (für deren Verständnis erforderliche)<br />

Organisationsunterlagen<br />

• Jahresabschlüsse<br />

• Handelsbücher und Aufzeichnungen<br />

• Inventare<br />

• Lageberichte<br />

Sechsjährige Aufbewahrungsfrist:<br />

• Handelsbriefe und Geschäftskorrespondenz (sowohl<br />

die empfangenen als auch die von Ihrem Unternehmen<br />

versandten)<br />

• Alle weiteren steuerrelevanten Unterlagen<br />

Platz sparen mit gesetzlicher Erlaubnis<br />

Ihre räumlichen Kapazitäten stoßen angesichts der<br />

Fülle an Dokumenten an Grenzen? Keine Sorge: Nur die<br />

62 Nutrition-Press


Recht<br />

Eröffnungsbilanz und Jahresabschlüsse müssen in physischer<br />

Form aufbewahrt werden. Alle anderen aufbewahrungspflichtigen<br />

Unterlagen können Sie einfach auf Datenträgern<br />

speichern. Sie haben jedoch zu gewährleisten,<br />

dass die Daten zehn Jahre lang lesbar sind. (Für spezielle<br />

Zolldokumente gibt es Sonderregelungen.)<br />

Aufbewahrungsfristen für Dokumente<br />

von Privatpersonen<br />

Auch im privaten Bereich ist es oftmals vorgeschrieben<br />

oder zumindest empfehlenswert, wichtige Unterlagen aufzubewahren:<br />

Ein Leben lang<br />

• Standesamtliche Urkunden (z. B. Geburts- oder<br />

Heiratsurkunden, Sterbeurkunden von Angehörigen)<br />

• Schul- und Hochschulzeugnisse, Berufsabschlüsse<br />

• Ärztliche Gutachten<br />

• Belege über Wohneigentum<br />

Mindestens bis zur Rente<br />

• Unterlagen, die den beruflichen Werdegang dokumentieren<br />

(z. B. Arbeitsverträge, Kündigungen, Gehaltsabrechnungen,<br />

Sozialversicherungsnachweise)<br />

Für die gesamte Laufzeit<br />

• Versicherungsunterlagen für jegliche Policen<br />

• Unterlagen zu Finanz- und Vorsorgeprodukten<br />

(z. B. Tagesgeld, Lebensversicherung oder Sparplan)<br />

und andere beweiskräftige Unterlagen zwei Jahre lang<br />

aufzubewahren (UStG § 14b Abs. 1 Satz 5). Dazu zählen<br />

nicht nur Nachweise über sämtliche Bauleistungen einschließlich<br />

Bauplanung und Bauüberwachung, sondern<br />

beispielsweise auch Gerüstbau und das Anlegen von Bepflanzungen.<br />

«<br />

Tipp:<br />

Fertigen Sie von jedem wichtigen Dokument eine Kopie<br />

an und bewahren Sie diese getrennt vom Original<br />

auf – am besten in einem Safe oder Bankschließfach.<br />

Sie können die Unterlagen auch einfach scannen<br />

und digital ablegen. Idealerweise nicht zuhause. So<br />

stellen Sie sicher, dass Sie auch nach einem Einbruch<br />

oder Feuer darauf zugreifen können<br />

Fotos: rdnzl – Fotolia (S. 61), kelifamily – Fotolia (S. 62)<br />

belamy – Fotolia (S. 63)<br />

www.arag.de<br />

Für die gesamte Gebrauchsdauer<br />

• Nachweise für die Hausratversicherung<br />

(z. B. Belege über Möbel, Elektronik oder Schmuck)<br />

30 Jahre<br />

• Gerichtsurteile, Mahnbescheide, Kreditunterlagen<br />

5 Jahre<br />

• Steuerbescheide und eingereichte Steuerunterlagen<br />

4 Jahre<br />

• Kontoauszüge oder Überweisungen (Bankunterlagen)<br />

3 Jahre<br />

• Alte Mietverträge, Übergabeprotokolle,<br />

Kautionsquittungen<br />

2 Jahre<br />

• Kassenbelege (Gewährleistungszeit in der Regel<br />

zwei Jahre)<br />

• Handwerkerrechnungen (ausnahmsweise fünf Jahre<br />

bei der Errichtung von Bauwerken)<br />

Aufbewahrungspflicht für<br />

Handwerkerrechnungen<br />

Ganz gleich, ob Sie Eigentümer oder Mieter einer Immobilie<br />

sind: Als Auftraggeber von Handwerksleistungen sind<br />

Sie seit 2004 verpflichtet, Rechnungen, Zahlungsbelege<br />

Nutrition-Press 63


Datenschutz<br />

im Verein<br />

Sobald Sie den Namen<br />

Ihres Vereinsmitglieds oder<br />

auch nur die IP-Adresse eines<br />

Anderen digital registrieren,<br />

wird es notwendig, diese<br />

personenbezogenen Daten<br />

zu schützen. Darauf sollten<br />

Sie achten:<br />

In einem Verein haben Sie es mit Bankverbindungen,<br />

Anschriften und E-Mail-Adressen zu tun. Diese Daten<br />

unterstehen dem Persönlichkeitsrecht, welches vom<br />

Bundesdatenschutzgesetz gewahrt wird. Spätestens<br />

seit Whistle-blower Snowden hat sich jeder schon einmal<br />

Gedanken um seine persönlichen Daten im Netz gemacht.<br />

In Deutschland leitet das Bundesdatenschutzgesetz<br />

(BDSG) zu verantwortungsvollem Umgang mit personenbezogenen<br />

Daten an. Es soll das Persönlichkeitsrecht jedes<br />

Einzelnen wahren.<br />

Führen Sie einen Verein, haben Sie es, angefangen beim<br />

Namen der Mitglieder, mit vielen sensiblen Daten zu tun.<br />

Sie dürfen Sie erheben, speichern, ändern, übermitteln<br />

und nutzen, sofern dies dazu beiträgt, den Vereinszweck<br />

zu erfüllen. Die Vereinsmitglieder vertrauen Ihnen ihre Daten<br />

an, und egal, ob Ihr Verein eingetragen ist oder nicht,<br />

er muss das Persönlichkeitsrecht seiner Mitglieder berücksichtigen.<br />

Daran kann auch die Vereinssatzung nicht<br />

rütteln.<br />

Welche Vereinsdaten müssen<br />

geschützt werden?<br />

Personenbezogene Daten, die im gewöhnlichen Verein mindestens<br />

abgefragt und geschützt werden müssen, sind:<br />

• Name und Anschrift<br />

• Geburtsdatum<br />

• Eintrittsdatum<br />

• Bankverbindung<br />

Oft werden weitere Daten erhoben, wie die Telefonnummer,<br />

der Beruf, die E-Mail-Adresse. Auch diese gehören zu<br />

den Informationen über persönliche oder sachliche Ver-<br />

hältnisse eines bestimmten Menschen, die Sie schützen<br />

müssen. Erst wenn die Person verstorben ist, endet das<br />

Persönlichkeitsrecht. Das bedeutet, Sie dürfen die persönlichen<br />

Daten – zum Beispiel den Namen und das Geburtsdatum<br />

– verwenden, um einen Nachruf zu verfassen<br />

Umgang mit Daten zu Vereinszwecken<br />

Per Gesetz werden Sie dazu aufgefordert, den Vereinszweck<br />

festzulegen, für den Sie Daten über ihre Mitglieder<br />

sammeln, analysieren und weitergeben. Das kann<br />

neben der Bankverbindung, die Sie für den Einzug der Beiträge<br />

benötigen, auch die Sprungweite des letzten Wettbewerbs<br />

eines Mitglieds sein, die Sie in der Zeitung, am<br />

schwarzen Brett, auf der Homepage oder in der Zeitung<br />

veröffentlichen wollen – als Öffentlichkeitsarbeit. Ansonsten<br />

dürfen Sie personenbezogene Daten verarbeiten,<br />

wenn es sich um allgemein zugängliche Daten handelt und<br />

Sie davon ausgehen können, dass der Betroffene nichts<br />

dagegen einzuwenden hat. Aber Sie müssen die Mitglieder<br />

in jedem Fall darüber informieren, welche Stelle die Daten<br />

verarbeitet, warum und an wen sie noch gelangen, sofern<br />

damit nicht zu rechnen ist. Klären Sie diese Frage mit den<br />

Vorstandsmitgliedern und der Mitgliederversammlung.<br />

Fassen Sie einen Beschluss und verpflichten Sie diejenigen,<br />

die Sie mit der sensiblen Datenverarbeitung betrauen,<br />

schriftlich dazu, das Datengeheimnis zu wahren.<br />

Und wenn Sie die Vereinsmitglieder benachrichtigen,<br />

dann geben Sie Ihnen den Hinweis, dass Sie ein Recht auf<br />

Auskunft über ihre Daten haben, dass sie sie korrigieren,<br />

sperren oder löschen lassen können. Werden Sie dazu aufgefordert,<br />

sie zu löschen, oder Sie benötigen Daten nicht<br />

mehr, dann entsorgen Sie sie so, dass auch dann niemand<br />

64 Nutrition-Press


Recht<br />

Foto: kras99 – Fotolia<br />

Einblick nehmen kann. Mitglieder- oder Spendenlisten beispielsweise<br />

dürfen nicht an einem Stück in den Mülleimer<br />

geworfen werden. Sie brauchen einen Zerkleinerer, einen<br />

sicheren Aufbewahrungsort und Umgang. Auch digital<br />

müssen Sie für Sicherheit sorgen, um zu verhindern, dass<br />

Daten an Unbefugte gelangen, missbräuchlich verwendet<br />

werden oder verloren gehen.<br />

Mitgliederlisten oder -verzeichnisse an Vereinsmitglieder<br />

herausgeben?<br />

Persönliche Daten wie die Mitgliederliste dürfen Sie intern<br />

bekannt machen, wenn es Zweck Ihres Vereins ist,<br />

die Geselligkeit zu fördern. Ist das nicht der Fall, aber<br />

die Mitglieder haben Interesse daran, müssen Sie es mit<br />

eventuell gegensätzlichen Interessen des Vereins und der<br />

Mitglieder abwägen. Damit sich aber Mitglieder mit anderen<br />

zusammenfinden können, um zum Beispiel einen Minderheitsantrag<br />

zu stellen, müssen Sie Ihnen Einsicht in die<br />

Mitgliederliste gewähren.<br />

Datenverarbeitung für fremde Zwecke<br />

und Weitergabe an Dritte<br />

Sollte eines Ihrer Vereinsmitglieder jemanden Schaden<br />

zugefügt haben und die Polizei verlangt persönliche Informationen<br />

von Ihnen, dann dürfen Sie sie herausgeben. Es<br />

gilt für vereinsfremde Zwecke: Ein Verein darf dann personenbezogene<br />

Daten übermitteln oder nutzen, wenn damit<br />

berechtigte Interessen eines Dritten gewahrt werden, dadurch<br />

Gefahren für die staatliche oder öffentliche Sicherheit<br />

abgewehrt werden können oder eben, um Straftaten<br />

zu verfolgen. Ansonsten nur mit Einwilligung des Betroffenen.<br />

Mit folgenden Interessen haben Sie es in Vereinen häufig<br />

zu tun: Daten wie die Zugehörigkeit zu einer Personengruppe,<br />

Name, Anschrift und Geburtsjahr werden für die<br />

Markt- und Meinungsforschung angefragt. Wirtschaftsunternehmen<br />

und Sponsoren verlangen manchmal die<br />

Mitgliederdaten für eine Leistung, um sie zu Werbezwecken<br />

einzusetzen. Dazu benötigen Sie die Einwilligung der<br />

betroffenen Mitglieder. Besonders dann, wenn es sich um<br />

besonders schutzbedürftige Daten beispielsweise über<br />

die Gesundheit, politische oder religiöse Einstellungen<br />

von Personen handelt. Nur dann, wenn Interessen von<br />

Vereinsmitgliedern offensichtlich nicht entgegenstehen,<br />

können Mitgliederdaten ohne Einwilligung an weitergegeben<br />

werden. Diskutieren Sie das am besten auf einer<br />

Mitgliederversammlung und fassen Sie einen Beschluss.<br />

Fußball- und Leichtathletikvereine sind oft verpflichtet,<br />

die Daten seiner Mitglieder regelmäßig einer Dachorganisation<br />

wie einem Bundes- oder Landesverband zu<br />

übermitteln. Nehmen Sie diese Information gleich in Ihre<br />

Vereinssatzung auf, sodass der Datenübertragung nichts<br />

im Weg steht.<br />

Vereine dürfen grundsätzlich keine Angaben über Mitglieder<br />

an die Presse oder an andere Medien übermitteln.<br />

Eine Ausnahme könnte aber sein, dass der Verein ins Gerede<br />

kommt, weil er ein Mitglied ausgeschlossen hat und<br />

eine Information darüber im Interesse des Vereins liegt.<br />

Will der Verein Informationen über seine Mitglieder wie<br />

etwa Spielergebnisse auf der Vereins-Website veröffentlichen,<br />

müssen die Betroffenen vorher schriftlich belehrt<br />

werden. Informieren Sie Ihre Mitglieder, welche Daten sie<br />

ins Internet stellen wollen und warum, damit sie gegebenenfalls<br />

widersprechen können. Wählen Sie sorgfältig aus,<br />

was wirklich nötig ist, um sich online zu präsentieren. Weisen<br />

Sie die Betroffenen darauf hin, wie weit die Daten unkontrolliert<br />

verknüpft und verändert werden können, damit<br />

sie sich der Tragweite der Weitergabe bewusst werden<br />

Datenschutzbeauftragter im Verein<br />

Sind in Ihrem Verein mindestens zehn Personen hauptamtlich<br />

mit der automatisierten Erhebung, Verarbeitung oder<br />

Nutzung personenbezogener Daten beschäftigt, dann haben<br />

Sie nach dem BDSG einen Datenschutzbeauftragten<br />

zu bestellen. Tun Sie es nicht, begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit,<br />

die mit Bußen bis zu 50.000 Euro geahndet<br />

werden.<br />

Ihr Datenschutzbeauftragter darf kein Vorstandsmitglied<br />

und nicht für die Datenverarbeitung verantwortlich sein.<br />

Und er muss kein Mitglied des Vereins sein. Üblicherweise<br />

wird er vom Vorstand bestellt, ihm unmittelbar unterstellt<br />

und vom Vorstand unterstützt. Der Datenschützer sollte<br />

nicht nur den Verein gut kennen, sondern auch das Datenschutzrecht.<br />

Muss der Verein keinen Datenschutzbeauftragten<br />

bestellen, hat der Vorsitzende sicherzustellen,<br />

dass der Verein die Regeln des Datenschutzes einhält. «<br />

www.arag.de<br />

Nutrition-Press 65


news<br />

Der Spiegel, vom 03.05.2017<br />

Alchemie des ewigen Lebens<br />

Mit Blutextrakten, Wunderpillen und Tinkturen versuchen Forscher,<br />

das Alter zu überlisten. Zugrunde liegt ein Traum, der so<br />

alt ist wie die Menschheit…<br />

welt.de vom 03.05.2017<br />

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie 100 Jahre<br />

werden wollen<br />

100 Jahre oder älter sind in Deutschland etwa 16.500 Menschen.<br />

Was sie gemeinsam haben, das stellen Forscher jetzt vor. Gene<br />

haben einen Einfluss auf die Lebenserwartung, andere Faktoren<br />

spielen eine größere Rolle.<br />

zentrum-der-Gesundheit.de vom 28.04.2017<br />

Vitamine gegen antibiotikaresistente Bakterien<br />

Bei manchen schweren chronischen Erkrankungen, wie z. B. der<br />

Mukoviszidose kommt es immer wieder zu schwerwiegenden Infekten<br />

(meist Lungenentzündungen), die mit Antibiotika behandelt<br />

werden müssen. Leider sind manche Bakterien längst resistent<br />

gegen Antibiotika, und die Antibiotika bleiben wirkungslos.<br />

Neue Untersuchungen zeigten, dass bestimmte Vitamine hier<br />

eine Lösung bieten könnten. Nimmt man sie gemeinsam mit den<br />

Antibiotika, dann kann die Resistenz mancher Bakterien umgangen<br />

werden – und die Medikamente wirken wieder.<br />

welt.de vom 26.04.2017<br />

Dieses Hungerhormon ist ein Jungbrunnen für<br />

das Gehirn<br />

Ein Hormon, das den Appetit reguliert, fördert nach neuen Erkenntnissen<br />

auch das Wachstum neuer Hirnzellen. Darüber hinaus<br />

soll das sogenannte Ghrelin die Zellen vor zerstörerischen<br />

Umwelteinflüssen schützen und so deren Alterung verlangsamen.<br />

Die Arbeitsgruppe um Dr. Jeffrey Davies hat ihre Ergebnisse<br />

vor wenigen Tagen auf einem britischen Neurowissenschaftlerkongress<br />

in Birmingham vorgestellt.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 19.04.2017<br />

Vitamin-D-Mangel – Die Symptome<br />

Vitamin D kann vom Körper selbst gebildet werden. Allerdings<br />

ist dazu genügend Sonnenlicht erforderlich. In Mittel- und Nordeuropa<br />

reicht die Sonnenstrahlung jedoch meist nicht aus – und<br />

der Körper kann die so dringend benötigten Vitamin-D-Mengen<br />

nicht herstellen. Vitamin-D-Mangel ist daher vorprogrammiert.<br />

Leider zeigt sich ein Vitamin-D-Mangel nur selten in eindeutigen<br />

Symptomen. Stattdessen können sich im Laufe vieler Jahre chronische<br />

Krankheiten entwickeln. Würde man den Vitamin-D-Mangel<br />

jetzt beheben, könnten auch die entsprechenden Krankheiten<br />

gebessert werden.<br />

docCheck.de vom 03.04.2017<br />

B-Vitamine: Pille gegen Feinstaub<br />

Mit B-Vitaminen gelang es in einer experimentellen Studie, den<br />

schädlichen Effekt kleiner Teilchen auf die DNA-Methylierung zu<br />

verringern. Über Nebenwirkungen machen sich die Forscher wenig<br />

Gedanken. Die Studie weist weitere Mängel auf.<br />

orthoknowledge.de vom 03.04.2017<br />

Vitamin D: Bedarf größer als gedacht<br />

Die Bedeutung von Vitamin D ist wesentlich größer als bisher<br />

angenommen. Es wird sogar von einer Vitamin-D-Mangel-Pandemie<br />

gesprochen.1 Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

ist Vitamin D für die Regulierung der Expression von hunderten<br />

Genen (Schätzungen reichen von 200 bis 1.000) verantwortlich.<br />

Darüber hinaus wurden Vitamin-D-Rezeptoren (VDR) in vielen<br />

verschiedenen Ge<strong>web</strong>e- und Zellarten im menschlichen Organismus,<br />

z.B. im Herzmuskel, Gehirn, endokrinen Drüsen und B- und<br />

T-Lymphozyten, identifiziert.<br />

umweltinstitut.org vom 30.03.2017<br />

Neue Untersuchung belegt Manipulationen bei<br />

der Bewertung von Glyphosat<br />

Die von der WHO-Krebsforschungsagentur (IARC) im März 2015<br />

vorgenommene Klassifizierung von Glyphosat als „wahrscheinlich<br />

krebserregend für den Menschen“ brachte die Konzerne<br />

unter Handlungsdruck. Um zu verhindern, dass Glyphosat die<br />

Zulassung in der EU verliert, finanzierten die Hersteller eine Reihe<br />

von Studien zur Gefährlichkeit von Glyphosat, die in Wissenschaftsjournalen<br />

veröffentlicht wurden. Für die krebserregende<br />

und erbgutschädigende Wirkung von Glyphosat gibt es deutliche<br />

Belege. Das wollten die Hersteller mit den von ihnen finanzierten<br />

Studien vertuschen. So wurden unter anderem wichtige Informationen<br />

weggelassen und stattdessen irrelevante Daten präsentiert.<br />

Dadurch wurden Sachverhalte verzerrt, LeserInnen in die<br />

Irre geführt und wissenschaftliche Beweise geleugnet.<br />

orthoknowledge.eu vom 30.03.2017<br />

Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

unterschätzt?<br />

Wie gefährlich ist eigentlich die (tägliche) Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?<br />

Viele Verbraucher nehmen ohne Murren<br />

die verschiedensten Arzneimittel ein, sorgen sich aber übermäßig,<br />

wenn es um Nahrungsergänzungsmittel geht. Sie sind<br />

sich nicht oder kaum des Umstandes bewusst, dass Nahrungsergänzungsmittel<br />

um Vieles sicherer sind als Arzneimittel.<br />

welt.de vom 28.03.2017<br />

Gegen diesen gefährlichen Pilz gibt es noch kein Mittel<br />

In New York breitet sich eine Pilzinfektion aus, die den Ärzten<br />

Sorgen bereitet. Candida auris kann zum Multiorganversagen<br />

führen – die Pharmaindustrie sucht nach einem wirksamen Medikament.<br />

66 Nutrition-Press


Spannende News aus<br />

den Medien im Ticker<br />

NDR-Ratgber.de vom 22.03.2017<br />

Legionellen: Gefährliche Keime im Trinkwasser<br />

Legionellen im Trinkwasser können zu schweren Lungenentzündungen<br />

führen. Experten schätzen, dass sich in Deutschland<br />

jedes Jahr 30.000 Menschen mit den Bakterien infizieren. Immer<br />

wieder gibt es Todesfälle. Die Erreger gedeihen im warmen<br />

Süßwasser und werden über Wasserleitungen übertragen. Im<br />

Wasserdampf, zum Beispiel unter der Dusche können sich Legionellen<br />

zu Hunderten tummeln und beim Einatmen gefährlich<br />

werden.<br />

europa.eu vom 22.03.2017<br />

Zahl der betrogenen Verbraucher in den Social<br />

Media wächst: Facebook, Twitter und Google+<br />

arbeiten an Lösungen<br />

Immer mehr Verbraucher beschweren sich bei den Verbraucherschutzbehörden<br />

über Betrug bei der Nutzung von sozialen Medien<br />

sowie über Nutzungsbedingungen, die gegen das EU-Verbraucherrecht<br />

verstoßen. Facebook, Twitter und Google+ werden<br />

nun in spätestens vier Wochen Maßnahmen vorlegen, wie sie dagegen<br />

in ihren sozialen Netzwerken vorgehen werden. Das ist das<br />

Ergebnis eines Treffens der EU-Kommission mit den betroffenen<br />

Unternehmen gestern (Donnerstag).<br />

scinexx.de vom 21.03.2017<br />

Mit Ligusterduft gegen Darmkrebs?<br />

Duftstoff hemmt Krebs: Nicht nur unsere Nase, sondern auch<br />

Darmkrebszellen tragen Riechsensoren<br />

Wie Forscher jetzt entdeckt haben. Diese Andockstellen reagieren<br />

auf Troenan, den Duftstoff von Ligusterblüten. Das Spannende<br />

daran: Dockt der Duftstoff an den Krebszellen an, hemmt dies<br />

ihr Wachstum und viele Tumorzellen sterben sogar, wie die Wissenschaftler<br />

im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten. Dies könnte<br />

eine neue Therapiemöglichkeit gegen Darmkrebs eröffnen.<br />

Rp-online.de vom 20.03.2017<br />

Das ist der gesündeste Lebensstil der Welt<br />

Die Tsimane am Amazonas sind viele in Bewegung und ernähren<br />

sich ballaststoffreich. Das macht sie im Bereich Herz-Kreislaufsystem<br />

zu den gesündesten Menschen der Welt. Was man<br />

von ihnen lernen kann.<br />

welt.de vom 19.03.2017<br />

Dieses Amazonas-Volk hat die gesündesten Herzen<br />

der Welt<br />

Forscher haben Blutgefäße von Ureinwohnern untersucht und<br />

dabei Erstaunliches entdeckt. Keine andere Gruppe weltweit<br />

hat so gesunde Arterien. Die Wissenschaftler haben dafür gleich<br />

mehrere Erklärungen parat.<br />

scinnex vom 17.03.2017<br />

Moderne Krankheiten: Zivilisationskrankheiten<br />

und ihre Ursachen – Gesundheitliche Risikofaktoren<br />

Die Moderne Welt hält viele Annehmlichkeiten bereit, kann aber<br />

auch Ursache für Krankheiten sein.<br />

Neue Zürcher Zeitung vom 01.03.2017<br />

Mündigkeit und Datenschutz<br />

Es herrscht ein zunehmender Druck, sich den Möglichkeiten des<br />

Digitalen zu öffnen und keinesfalls zu verweigern, wenn man<br />

denn den Anschluss nicht verlieren will. Wer aber hat Interesse<br />

an dieser teuflischen Eile?<br />

welt.de vom 28.02.2017<br />

Das sind die gefährlichsten Bakterien der Welt<br />

Bei Patienten in Krankenhäusern oder Pflegeheimen kommt es<br />

häufiger vor, dass Antibiotika nicht mehr wirken. Bakterien sind<br />

resistent geworden. Die Weltgesundheitsorganisation will nun<br />

handeln.<br />

Rp-online.de vom 23.02.2017<br />

In Zukunft werden wir drei Jahre älter –<br />

mindestens<br />

In manchen Ländern könnte es 2030 eine Lebenserwartung von<br />

90 Jahren geben. Viele Menschen leben deutlich gesünder<br />

efsa.de vom 22.02.2017<br />

Antibiotikaresistenz weiterhin hoch laut EU-<br />

Bericht<br />

Bakterien bei Menschen, Tieren und in Lebensmitteln zeigen<br />

weiterhin Resistenzen gegen häufig eingesetzte antimikrobielle<br />

Substanzen, so der jüngste Bericht über Antibiotikaresistenzen<br />

bei Bakterien, den die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

(EFSA) und das Europäische Zentrum für die Prävention<br />

und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) gemeinsam vorgelegt<br />

haben. Die Ergebnisse unterstreichen, dass Antibiotikaresistenzen<br />

eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit von<br />

Mensch und Tier darstellen. Infektionen durch antibiotikaresistente<br />

Bakterien führen in der EU jedes Jahr zu etwa 25.000 Todesfällen.<br />

zusammengestellt: Liane Schmidt. NEM e.V.


FREIHEIT<br />

FÜR<br />

GESUNDE<br />

NAHRUNG<br />

FREIHEIT<br />

UND<br />

GERECHTIG-<br />

KEIT<br />

KOMMEN<br />

SELTEN<br />

VON ALLEIN.<br />

WIR TUN<br />

WAS!<br />

GESUNDER<br />

MENSCHEN-<br />

VERSTAND<br />

UND ZIVIL-<br />

COURAGE.<br />

WIR TUN<br />

WAS!<br />

www.nem-ev.de

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