Alte Meister Graphik Moderne Graphik Alte Drucke ... - August Laube
Alte Meister Graphik Moderne Graphik Alte Drucke ... - August Laube
Alte Meister Graphik Moderne Graphik Alte Drucke ... - August Laube
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dieser Katalog präsentiert eine Auswahl aus den seit vielen<br />
Jahren gepflegten Sammelgebieten unseres Hauses.<br />
VERKAUFSBEDINGUNGEN<br />
Alle Blätter sind verkäuflich. Verkauf gegen sofortige Bezahlung<br />
(Zürcher Kantonalbank, 8620 Wetzikon, Konto-Nr. 1155-<br />
0133.697 oder Postcheck 80-9245-7).Die Preise verstehen sich<br />
in Schweizer Franken und sind Nettopreise. Auslandszahlungen<br />
werden in Schweizer Franken spesenfrei für uns erbeten. Die<br />
Beschreibungen der <strong>Graphik</strong>en und Zeichnungen erfolgt nach<br />
bestem Wissen und Gewissen. Für etwaige Irrtümer, besonders<br />
in der Zuschreibung, haften wir bis 30 Tage nach Kaufabschluss.<br />
Versand auf Kosten und Gefahr des Bestellers. Versicherung<br />
zu seinen Lasten. Es besteht kein Lieferzwang.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Zürich.<br />
AUGUSTIN HIRSCHVOGEL<br />
Nürnberg 1503 – 1553 Wien<br />
Ein Burghof. Radierung. 1546. B. 71. Schwarz 71. Hollst. 44. Courtyard of a castle. Etching. 1546. Approx. 14,4 : 21,8 cm. B.<br />
14,4 : 21,8 cm<br />
71. Schwarz 71. Hollst. 44.<br />
Slg./Coll.: A. F. T. Bohnenberger (Lugt 68)<br />
<strong>August</strong>in Hirschvogel war einer der vielseitigsten Künstler des <strong>August</strong>in Hirschvogel was one of the most versatile artists of<br />
16. Jahrhunderts den ein rastloser Schaffensdrang erfüllte, der the 16th century, who was filled with a restless urge to create,<br />
nur in beständigem Wechsel Befriedigung fand.<br />
which could only be satisfied with a constant change.<br />
Hirschvogel war der Sohn des berühmten Nürnberger Glasma- As son of the famous Nuremberg glass-painter Veit Hirschvolers<br />
Veit Hirschvogel d. Ä. In dessen Werkstatt lernte und argel d. Ä., <strong>August</strong>in and his younger brother Veit learned and<br />
beitete <strong>August</strong>in mit seinem jüngeren Bruder Veit.<br />
worked in their father's shop.<br />
Als die Reformation in Nürnberg Fuß fasste und die einträg- When the reformation entered Nuremberg and therefore the<br />
lichen Glasmalereien für die Katholische Kirche als Einnahme- remunerative glass-paintings for the catholic church ceased,<br />
quelle wegfielen, betätigte sich Hirschvogel in verschiedenen Hirschvogel worked for different companies, for example with<br />
Unternehmen, so mit dem Hafner Hanns Nickel oder in seiner the potter Hanns Nickel or in his pottery in Nuremberg. In 1536<br />
Töpferei in Nürnberg. 1536 finden wir ihn als Geometer und he can be found as geometrician and in 1544 he settled in Vi-<br />
1544 lies er sich in Wien nieder. Wie so vieles in seiner Karieenna. .. he adopted the landscape technique of Albrecht Altre,<br />
übernahm Hirschvogel auch die Landschafts- Technik von dorfer and Wolf Huber, the founders of the so called Danube<br />
Albrecht Altdorfer und Wolf Huber, den Begründern der "Don- school and developed it further. Hirschvogel created 300 etchauschule"<br />
und entwickelte sie weiter. Hirschvogel schuf 300 ings, whereas the 35 landscapes etched between 1545 and<br />
Radierungen, wobei die 35 radierten Landschaften zwischen 1549 turned him into the most important artist of the Danube<br />
1545 und 1549 ihn zu einem der bedeutendsten Vertretern der school. Landscape etchings by Hirschvogel are very rare. A<br />
Donauschule machen. Hirschvogels Landschaftradierungen drawing by Wolf Huber (Winzinger 178) formed the basis of the<br />
sind sehr selten. Der Radierung vom Burghof liegt eine Zeich- etching "a courtyard of a castle" (Budapest). Holstein lists 14<br />
nung von Wolf Huber (Winzinger 178) zugrunde (Budapest). copies in public collections. Traces of an old squaring down.<br />
Hollstein führt von diesem Blatt 14 Exemplare in öffentlichen<br />
Sammlungen auf. Spuren einer alten Quadrierung.<br />
This catalogue represents a choice of material in the various<br />
fields of our stock.<br />
CONDITIONS OF SALE<br />
All items are for sale. Payment should be made promptly<br />
(Zürcher Kantonalbank, 8620 Wetzikon, Acc. no. 1155-<br />
0133.697 or Postcheck 80-9245-7). The prices are payable in<br />
Swiss Francs and are net. Foreign clients are requested to remit<br />
payment free of charge in Swiss Francs. The descriptions<br />
of prints and drawings are undertaken with the greatest possible<br />
scholarship and good intent. We are liable for possible errors,<br />
particularly of attribution, for only 30 days after the completion<br />
of the sale. The client is liable for all costs and risks of<br />
shipping, including transit insurance. There is no duty to perform.<br />
If any dispute arises, the Court of Zurich is competent for<br />
both parties. In case of any dispute the German<br />
version of these conditions shall be legally binding.<br />
AUGUST LAUBE Buch- und Kunstantiquariat Nachfolgerin Brigitta <strong>Laube</strong> gegründet 1922<br />
<strong>Alte</strong> <strong>Meister</strong> <strong>Graphik</strong><br />
<strong>Moderne</strong> <strong>Graphik</strong><br />
<strong>Alte</strong> <strong>Drucke</strong><br />
Zeichnungen<br />
Schweizer Kunst der Romantik<br />
Old Master Prints<br />
Modern Prints<br />
Rare Books<br />
Drawings<br />
Swiss Romantic Art<br />
Trittligasse 19 CH-8001 Zürich Telefon +41 (0) 44 256 88 99 Fax +41 (0) 44 256 88 98<br />
2 3<br />
www.augustlaube.ch
Der Apostel Simon Zelotes. Kupfer. L. 135 (als Judas Thaddäus).<br />
Wz.: Monogramm Jesu „IHS“ im Strahlenkranz (L. 12).<br />
14,7:8,9 cm.<br />
Sehr schöner und kräftiger Abzug dieses äusserst seltenen<br />
Blattes. Es sind fünf weitere Abzüge bekannt: in den Kupferstichsammlungen<br />
von Berlin, Dresden, London, Paris und Wien.<br />
Im Gegensatz zu Lehrs, der den Dargestellten als „Judas Thaddäus“<br />
identifiziert, nennen Bartsch und Appuhn den Apostel<br />
Simon. Er gehört zu einer Folge von 13 Kupferstichen, die<br />
Christus und die Apostel stehend zeigen. Lehrs datiert sie in<br />
die Frühzeit des <strong>Meister</strong>s, um 1450, nahe der Folge mit den<br />
sitzenden Aposteln, anders Geisberg und Shestack, die sie<br />
aufgrund der grösseren Dichte und Schwere des Kupferstiches<br />
der mittleren Periode zuordnen.<br />
Der <strong>Meister</strong> E.S. beherrschte die zweite Generation des<br />
deutschen Kupferstichs und er ist nicht nur der interessanteste<br />
und vielschichtigste Kupferstecher seiner Zeit, sondern auch<br />
der produktivste. Mit Martin Schongauer zusammen ist er auch<br />
der einflussreichste Kupferstecher des 15. Jahrhunderts.<br />
In krassem Gegensatz zu seiner kunsthistorischen Bedeutung<br />
steht die Tatsache, dass wir über sein Leben sehr wenig<br />
wissen. Wie den <strong>Meister</strong> der Spielkarten glaubt man ihn an<br />
verschiedenen Orten des Oberrheins, zwischen Konstanz und<br />
Strassburg, lokalisieren zu können. Es gibt zahlreiche<br />
Hinweise, dass er Golschmied war. Viele seiner Kupferstiche<br />
sind offenkundig Modelle für Goldschmiedearbeiten gewesen.<br />
Im Kontext des deutschen Kupferstiches Mitte des 15. Jahrhunderts<br />
ist <strong>Meister</strong> E.S.’ Zeichenkunst unübertroffen. Durch<br />
tief gegrabene, graziös und frei fliessende Konturlinien an<br />
seinen Figuren sowie durch kurze, leichte Striche zu deren<br />
Modellierung erreicht er eine nicht gekannte Verfeinerung und<br />
Ausdrucksstärke. Sein grösster Beitrag zur Technik des Kupferstichs<br />
ist die Erfindung der Querschraffierung und die systematische<br />
Arbeit mit dem Grabstichel zur Verstärkung der Konturen.<br />
Auch für die illusionistische Darstellung bahnte er damit den<br />
Weg für die Kunst Martin Schongauers und Albrecht Dürers.<br />
1 MEISTER E.S.<br />
tätig um/active around 1448-1467<br />
Slg./Coll.: Auktion Sotheby’s, London, 26. April 1979, Nr. 109<br />
The Apostle Simon Zelotes. Engraving. L. 135 (as Judas Thaddäus).<br />
Wm.: The monogram of Christ „IHS“ in sunburst (L. 12).<br />
14,7:8,9 cm.<br />
Very beautiful and strong impression of this extremely rare<br />
print. There are 5 known remaining impressions in the print<br />
collections of Berlin, Dresden, London, Paris and Vienna.<br />
In contradiction to Lehrs who describes the figure as „Judas<br />
Thaddäus“, Bartsch and Horst Appuhn assumed the Apostle to<br />
be Saint Simon.<br />
The Apostle Simon belongs to a series of 13 prints, showing<br />
Christ and the Apostles standing. Lehrs dates this series in the<br />
Master’s early period around 1450, very close to the series of<br />
seated Apostles. Geisberg and Shestack, on the contrary,<br />
suggest that they date from the middle period, citing the<br />
increased density and weight of the engraving technique.<br />
The Master E.S. dominated the second generation of German<br />
engravings and is the most interesting and complex engraver of<br />
his days, as well as the most prolific. Together with Martin<br />
Schongauer, he is further the most influential engraver of the<br />
fifteenth century. In contrast to his importance to the history of<br />
engraving and sculptural development of the fifteenth century,<br />
we know very little about his life. Like the Master of the Playing<br />
Cards, Master E.S. has been tentatively located in several<br />
places along the Rhine between Constance and Strasbourg.<br />
There is ample evidence that Master E.S. was a goldsmith.<br />
Many of his engravings are obviously models for goldsmith work.<br />
Within the context of mid-century German engraving, E.S.’<br />
drawing is unsurpassed. His figures are enhanced with deeply<br />
engraved contours which flow freely in graceful undulating<br />
curves. Within these deeply incised but supple contours,<br />
modelling is accomplished with short, light strokes. E.S.’s<br />
greatest contribution to the history of engraving was his invention<br />
of cross-hatching and systematic burin work. This disciplined<br />
use of modelling lines which follow and emphasize the<br />
contours increased the solidity of his forms and aided in the<br />
achievement of precise illusionistic images, paving the way for<br />
the accomplishments of Martin Schongauer and Albrecht Dürer.<br />
<strong>Meister</strong> E.S. erfand und entwickelte die neuen Techniken im<br />
Experiment, in einer Zeit, da Erfindung und Originalität nicht<br />
gefragt waren. Auch suchte er nach neuen Lösungen in der<br />
Komposition und Anordnung von Figuren. Es gibt keinen<br />
anderen Stecher im 15. Jahrhundert, der ein solch reiches<br />
Repertoire an Motiven und Kompositionen zeigt.<br />
Sehr schöner, früher Druck. Papierfehler im Kopf des Heiligen;<br />
unauffälliges Flecklein in der oberen linken Ecke und andere<br />
minime Flecklein, sonst in sehr gutem Zustand. Bis auf die<br />
Einfassungslinie beschnitten.<br />
Master E.S. discovered and developed a linear convention.<br />
It is to E.S.’ credit that in an age when invention and originality<br />
were considered unimportant, he dared experiment.<br />
Never satisfied with a given compositional solution he manipulated<br />
his figural arrangements hoping to discover new compositional<br />
possibilities. There is certainly no other engraver of<br />
the fifteenth century whose oeuvre presents a richer or more<br />
varied corpus of motifs and designs.<br />
Very fine early impression. Paperflaw in the Saint’s head. Small<br />
spot in the upper left corner and some other unobtrusive spots.<br />
Trimmed to the subject. Otherwise in excellent condition.<br />
4 5
Die Beweinung Christi. Holzschnitt. 1515. B. 32. Winzinger 57.<br />
Hollst. 32. 7,2:4,8 cm.<br />
Tafel aus der ausführlichen Passions-Serie "Sündenfall und<br />
Erlösung des Menschengeschlechts". Trotz Dürers Einfluss<br />
durch seine kurz zuvor erschienene Kleine Kupferstichpassion<br />
zeugen Altdorfers Blätter, auf kleinstem Raum gestaltet, von<br />
höchster <strong>Meister</strong>schaft und ausgeprägter Individualität.<br />
Schöner, klarer Abzug mit schmalem Rändchen.<br />
Der traditionelle Titel dieses Blattes war "Het Melkboertje"<br />
(der Milchmann). Aufgrund der Eimer, welche der Mann im<br />
Vordergrund auf seinen Schultern trägt, wurde er jedoch als<br />
Fischer identifiziert.<br />
Dieser prachtvolle Abzug ist reich an Plattenton und Grat,<br />
speziell im linken Vordergrund und in dem teilweise wegpolierten,<br />
hohen Gras rechts. Auf elfenbeinfarbenem Papier gedruckt.<br />
2 ALBRECHT ALTDORFER<br />
um/around 1480 Regensburg 1538<br />
HARMENSZOON VAN RIJN REMBRANDT<br />
(Fortsetzung von Seite 5/ Continuation page 5)<br />
Lamentation of Christ. Woodcut. 1515. B. 32. Winzinger 57.<br />
Hollst. 32. 7,2:4,8 cm.<br />
Plate from the extensive Passion series "The Fall and Redemption<br />
of Man". Despite Dürer's influence through his shortly<br />
before published engraved Passion, Altdorfer's prints,<br />
designed on the smallest scale, show his great mastery and<br />
distinctive individuality. A fine, bright impression with small<br />
margins.<br />
The traditional title of the print was "Het Melkboertje"<br />
(the Milkman), only recently the man in the foreground was<br />
correctly identified as a fisherman due to the type of buckets<br />
he carries.<br />
This impression is a fine, richly inked and toned print, with much<br />
burr, especially in the left foreground and in the partially<br />
burnished tall grass at the right. It is printed on ivory-toned paper.<br />
Landschaft mit dem Fischer. Radierung und Kaltnadel. Ca.<br />
1650. B.R.S. 213 II. Hind 242 II. Hollst. 213 II (v. II). 6,6:17,4 cm.<br />
In der "Landschaft mit dem Fischer" wählte Rembrandt einen<br />
Standpunkt am Deich, der von Diemedyk gegen den Zuiderzee<br />
führt. Die dicht gedrängte, solid wirkende Häusergruppe links<br />
ist harmonievoll durch die offene, stille Wasserfront rechts<br />
ausbalanciert. Die Komposition stellt den Inbegriff einer<br />
rembrandtschen Landschaft von der Umgebung Amsterdams<br />
dar. Das Blatt kann in die Jahre 1650-1651 datiert werden, als<br />
Rembrandt anfing mit Erfolg Radierung kombiniert mit Kaltnadel<br />
in seinen Landschaftsdrucken einzusetzen. Es scheint, dass<br />
er hier mit der Kaltnadel eine zunächst radierte Basis überarbeitete.<br />
Durch gezieltes Wischen in der Mitte, bei den Baumschatten,<br />
hat er dann eine noch grössere Verdunklung als mit<br />
der Kaltnadel erarbeitet. Fortsetzung Seite 4<br />
3 HARMENSZOON VAN RIJN REMBRANDT<br />
Leiden 1606 - 1669 Amsterdam<br />
Landscape with the Fisherman. Etching and drypoint. C. 1650.<br />
B.R.S. 213 II. Hind 242 II. Hollst. 213 II (v. II). 6,6:17,4 cm.<br />
Slgn./Colls: Fhr. J. Goll van Frankenstein, 1722-1785 (cf. L. 2987)<br />
Josef Camesina de Pomal, 1765-1827 (L. 429)<br />
Artiaria & Co., (L. 90)<br />
Graf Samuel de Festetits, 1806-1862 (cf. L. 926)<br />
J. D. Böhm, 1794-1865 (trägt den Stempel nicht, nur hs. bez. / no stamp, only a handwritten note)<br />
C. Schlösser, 1827-1884 (L. 636)<br />
E. Schmith Jr., 2. Hlft. 19. Jh./ 2nd half 19th c. (L. 2897)<br />
A. W. Scholle, New York, bis 1910 (L. 2923a)<br />
The "landscape with the fisherman" is one of the quintessential<br />
representations of Rembrandt´s landscape near Amsterdam.<br />
It shows a view along the dike from Diemedyk towards the<br />
Zuider Zee. The compressed solid domestic scene occupying<br />
the foreground on the left is balanced harmoniously against<br />
the calm, open waterway on the right. The landscape can be<br />
dated around 1650-1651, when Rembrandt first succeeded in<br />
thoroughly integrating drypoint and etching in his landscape<br />
prints. The artist appears to have superimposed the drypoint on<br />
an etched foundation. Through selective wiping in the central<br />
area shaded by the trees, he further darkened the dense<br />
shadows produced by the drypoint. Continued page 4<br />
6 7
Joos de Momper, Maler in Antwerpen. Radierung. Um 1630.<br />
Mauquoy-Hendrickx 7 I (von V). Hollstein 7 I (von V). Wasserzeichen:<br />
Phoenix in einem Lorbeerkranz (M.-H. 252, gibt dieses Wz. für frühe<br />
Abzüge an). 26:38,8 cm<br />
Obwohl van Dyck mit seinen Historiengemälden zu Ruhm gelangte, war<br />
für ihn das Porträtieren keine zweitrangige Beschäftigung. Hat es dem<br />
Menschen schon immer gefallen, sich selbst im Porträt zu sehen, so hat<br />
doch die Renaissance ein zuvor nicht gekanntes Selbstbewusstsein im<br />
Individuum hervorgebracht und damit ein Boom in der Porträtmalerei<br />
ausgelöst. Auch war es eine Form des Weiterlebens nach dem Tode:<br />
"Awch behelt das gemell by gestalt der menschen nach jrem sterben",<br />
wie Albrecht Dürer es zu Beginn des 16. Jahrhunderts formuliert hatte.<br />
(Carl Depauw & Ger Luijten, Anthony van Dyck as a printmaker,<br />
Antwerpen 1999, p. 73.)<br />
Die Popularität seiner gemalten Porträts gaben denn auch van Dyck den<br />
Anstoss für eine grosse Serie gestochener Porträts, die berühmte<br />
"Ikonographie". Diese hatte einen enormen Einfluss auf die Porträtmalerei.<br />
Die Posen, die van Dycks Modelle einnahmen, wurden von<br />
vielen späteren Künstlern immer wieder imitiert.<br />
Das Porträt Joos de Mompers entstand wahrscheinlich um 1630. Der<br />
Maler sitzt, im Rücken einen Felsen, in einer für ihn typischen<br />
Landschaft und weist mit seiner behandschuhten Rechten darauf.<br />
Der sehr frühe, feine Probedruck vor dem Text gehört zu den siebzehn<br />
von van Dyck selbst ausgeführten radierten Porträts. Diese eigenhändigen<br />
Blätter wurden nicht von Martinus van den Enden publiziert,<br />
sondern erst von Gillis Hendricx, nach des Künstlers Tod der "Ikonographie"<br />
zugeordnet. Die meisten von van Dycks eigenen Radierungen<br />
wurden in einer einzigen Auflage gedruckt und vertrieben. Es handelt<br />
sich meistens um Porträts von Malerkollegen aus seinem Freundeskreis<br />
und es ist anzunehmen, dass eine gewisse Anzahl Abzüge an den<br />
Porträtierten selbst gingen.<br />
4 ANTHONY VAN DYCK<br />
Antwerpen 1599-1641 London<br />
Slgn./Colls.: Herman Nesle<br />
Otto Schäfer, Schweinfurt.<br />
Joos de Momper, Painter in Antwerp. Etching. Around 1630.<br />
Mauquoy-Hendrickx 7 I (of V). Hollstein 7 I (of V). Watermark: Phoenix in<br />
a laurelwreath (M.-H. 252, there noted for early impressions).<br />
People have always derived special enjoyment from seeing themselves<br />
portrayed. And with the dawning of the Renaissance, which was<br />
accompanied by a general heightening of self-awareness, countless<br />
portraits were produced. It is also a way of living on after death: "Awch<br />
behelt das gemell by gestalt der menschen nach jrem sterben", as<br />
Albrecht Dürer put it at the beginning of the sixteenth century. Carl<br />
Depauw & Ger Luijten, Anthony van Dyck as a printmaker, Antwerpen<br />
1999, p. 73.<br />
For van Dyck painting portraits was more then a "byway of art". He has<br />
excelled in the history piece a more prestigious genre and it was doubtless<br />
the popularity of his portraits that made him decide to produce a<br />
large series of portrait prints, known as the famous "Ikonographie".<br />
The influence of the Iconography on the art of portraiture was considerable.<br />
Later portrait painters endlessly imitated the poses in which van<br />
Dyck depicted his models.<br />
Joos de Momper is represented amid precisely the type of landscape<br />
that was his trademark. He points to it with his gloved hand, from his<br />
position by a rock wall. Anthony van Dyck probably portrayed the landscape<br />
painter from life around 1630.<br />
This very fine, early proof impression before the letters belongs to the<br />
seventeen etched portraits that are considered to be executed by van<br />
Dyck himself. They are not among the prints published by Martinus van<br />
den Enden, and were only added to the Iconography, by Gillis Hendricx,<br />
after van Dyck's death. Most of vans Dyck's own etchings were printed<br />
and distributed in a single edition. In the main, they are portraits of<br />
fellow-artists from his circle of friends and several impressions may<br />
have been reserved for the sitter.<br />
8 9
George Morland war einer der wohl erfolgreichsten Genremaler<br />
seiner Zeit. Er erlernte das Malen im frühen <strong>Alte</strong>r von 3<br />
Jahren und stellte seine ersten Bilder in der Royal Academy<br />
bereits mit 10 aus. Diese beiden Blätter gehen aus der sehr<br />
erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Ward und Morland<br />
hervor. Der überaus produktive Künstler malte im Laufe seines<br />
Lebens über 4000 Gemälde, wovon mehr als 250 Bilder von<br />
seinen Zeitgenossen in die Radierung umgesetzt wurden.<br />
Papierverfärbungen.<br />
5 WILLIAM WARD NACH/AFTER<br />
1766 London 1826<br />
GEORGE MORLAND<br />
1763 London 1804<br />
-The Fruits of early Industry & Oeconomy, -The Effects of Extravagance & Ideleness. G. Morland pinx. W. Ward Sculp. London<br />
Publishe'd March 25. 1794 by T. Simpson. St. Pauls Church Yard. And by Darling & Thompson Great Newport Street. 2 Farbschabkunstblätter/<br />
2 mezzotint engravings. Frankau 126/ 104 Zweite Platte, I. Zustand/ Second plate, first state. Je ca./ Each approx.:<br />
58,8:47,5 cm.<br />
George Morland was one of the most successful genre painters<br />
of his time. He started to paint at the age of three, his first<br />
pictures were exhibited at the Royal Academy when he was<br />
only 10 years old. These two prints are the result of a fruitful<br />
collaboration between Ward and Morland. In the course of his<br />
lifetime, the prolific artist created over 4000 paintings, of<br />
which more than 250 subjects have been converted into<br />
etchings by his contemporaries. Paper discolouration.<br />
6 WILLIAM WARD NACH/AFTER<br />
1766 London 1826<br />
HENRY SINGLETON<br />
1766 London 1839<br />
-Extravagance and Dissipation. -Industry and Oeconomy, H. Singleton pinx. W. Ward Sculp. London Publishe'd March 25.<br />
(April 9.) 1794 by T. Simpson. St. Pauls Church Yard. And by Darling & Thompson Great Newport Street. 2 Farbschabkunstblätter/<br />
2 mezzotint engravings. Frankau 109/ Frankau 166 II. Zustand/ second state. Je ca./ Each approx.: 58,8:47,5 cm.<br />
Singleton, ein immens produktiver und besonders vielseitiger<br />
Künstler, trat 1783 in die Royal Academy Schools ein und<br />
gewann 1784 eine Silbermedaille und 1788 eine Goldmedaille.<br />
Er war berühmt für seine grossformatigen Kampfszenen sowie für<br />
mythologische, historische und literarische Sujets. Er machte sich<br />
auch als Buchillustrator und Portraitmaler einen<br />
Namen. Später wandte er sich mehr sentimentalen, moralischen<br />
und literarischen Genreszenen zu, die hauptsächlich für Radierungen<br />
bestimmt waren. Im 18. Jh waren seine Werke sehr gefragt.<br />
Papierverfärbungen.<br />
Singleton, a very prolific and exceptionally versatile artist,<br />
entered the Royal Academy Schools in 1783, winning a silver<br />
medal in 1784 and a gold medal in 1788. He was known for his<br />
large-scaled battle scenes, mythological, historical and literary<br />
subjects. He even was a book illustrator and a portraitist of<br />
some distinction. Later he specialized more in sentimental,<br />
moral and literary genre scenes, which were mostly destined<br />
for the engraver. His works were very sought-after in the 18th<br />
century. Paper discolouration.<br />
10 11
L'Emoi. Holzschnitt. 1894. Sign. u. num. in Blaustift unten<br />
rechts "FVallotton 53". Vall.-G. 135 a. 18:22,5 cm.<br />
Eines von ca. 75 Exemplaren der ersten Ausgabe mit der<br />
blauen Signatur des Künstlers.<br />
1882 ging der 17jährige Vallotton an die Académie Julian nach<br />
Paris, um unter der Leitung von Jules Joseph Lefebvre und<br />
Gustave Boulanger Kunst zu studieren. Zu seinen Kommilitonen<br />
zählten unter anderen Edouard Vuillard und Pierre<br />
Bonnard. Der junge Künstler verbrachte seine ersten Jahre in<br />
Paris in bitterer Armut. Anfang 1890 besuchte Vallotton eine<br />
Ausstellung von ukiyo-e Holzschnitten, in der École des<br />
Beaux-Arts. Während der 1890er Jahre führte Vallotton viele<br />
Holzschnitte aus, die in der grossen Pariser Presse, wie zum<br />
Beispiel "Le Cri de Paris" oder dem satirischen Journal<br />
"Le Rire" weite Verbreitung fanden. Auch europäische<br />
Zeitungen verlangten nach Illustrationen des Künstlers.<br />
Vallotton revolutionierte den Holzschnitt. Er arbeitete<br />
ausschliesslich mit schwarz und weiss, hob Konturen und<br />
Muster stark hervor und setzte das tiefe schwarz und das pure<br />
weiss in starken Kontrast zueinander. Er erarbeitete sich einen<br />
neuen Stil, der in enger Beziehung zur Avantgarde, den Postimpressionisten,<br />
dem Jugendstil und besonders zu den Idealen<br />
der Gruppe der Nabis stand.<br />
12<br />
7 FÉLIX VALLOTTON<br />
Lausanne 1865-1925 Paris<br />
L'Emoi. Woodcut. 1894. Signed and numbered in blue crayon<br />
lower right "FVallotton 53". Vall.-G. 135 a. 18:22,5 cm.<br />
One of approx. 75 impressions of the first edition with the<br />
artist's signature in blue crayon.<br />
In 1882 the 17 year old Vallotton went to the Académie Julian<br />
in Paris, to study art under the direction of Jules Joseph<br />
Lefebvre and Gustave Boulanger. Amongst his fellow students<br />
were Edouard Vuillard and Pierre Bonnard. In his first years in<br />
Paris the young artist lived in bitter poverty.<br />
In the beginning of 1890 he visited an exhibition on ukiyo-e<br />
woodcuts, which were shown at the École des Beaux-Arts.<br />
During the 1890s Vallotton accomplished many woodcuts,<br />
which were distributed in the large Parisian press, such as<br />
"Le Cri de Paris" or the satirical journal "Le Rire" . Yet also<br />
European newspapers asked him for illustrations.<br />
Vallotton revolutionised the woodcut. He worked exclusively<br />
with black and white, emphasized outlines and patterns and<br />
contrasted strongly the deep black and pure white. He<br />
developed a new style, which formed a tight relation with the<br />
Avantgarde, the post impressionists, art nouveau and especially<br />
to the ideals of the Nabis group.<br />
Le marché aux parasols. Rad. 1866. Chine appliqué auf breitem<br />
starkem Velin. Van Gelder 118 I/II. 14:8,1 cm.<br />
Diese Radierung, bekannt unter den Namen, "La Maison à pan<br />
de bois" oder "La Terrasse aux parasols", wurde das erste mal<br />
von Bresdin an der jährlichen Ausstellung der Société des Amis<br />
des Arts in Bordeaux gezeigt.<br />
Prachtvolles Exemplar des ersten Zustandes mit den hellen<br />
Flecken oben rechts im Himmel, und vor der Verätzung der<br />
Platte links und rechts am Rand des Sujet. Spitze der untere<br />
rechte Ecke des Velin ausgerissen.<br />
8 RODOLPHE BRESDIN<br />
Ingrande 1825-1885 Sèvres<br />
Slg./Coll.: Docteur Pierre Lafargue, Bordeaux<br />
Le marché aux parasols. Etching 1866. Chine appliqué on<br />
broad and strong velin. Van Gelder 118 I/II. 14:8,1 cm.<br />
The etching, known as "La Maison à pan de bois" or "La terrasse<br />
aux parasols" has been presented for the first time at the<br />
annual fair of the Société des Amis des Arts in Bordeaux.<br />
Brilliant impression of the first state with light spots on the<br />
upper right in the sky, and before the foul biting of the plate on<br />
the left and right margin of the subject. Loss of the tip of the<br />
lower right corner of the supportive velin.<br />
13
Le Ruisseau sous Bois. Kupferstich. 1927. Godefroy 353 I, II, III<br />
u. IV. SL 353 (beschreibt nur 3 Zust.). Blindstempel des Verlegers<br />
Jacquart. Je 21,5:18,6 cm.<br />
Schöne Folge von 4 Zuständen desselben Blattes:<br />
I. Zustand: Reiner Kupferstich auf Velinpapier. Sign. u. num.:<br />
"Laboureur 2/3".<br />
II. Zustand: Die Hose des jungen Mannes ist noch weiss.<br />
Vor dem Monogramm. Druck auf Bütten. Signiert und nummeriert.:<br />
"Laboureur 2/10".<br />
III. Zustand: Diagonale Strichlagen in der Hose des jungen<br />
Mannes und im Wasser. Mit Monogramm und Datum im<br />
unteren linken Rand. Sign. u. num.: "Laboureur 5/7".<br />
IV. Zustand: Gekreuzte Strichlagen im Schatten der Pflanzen,<br />
hinter dem jungen Mann. Druck auf Bütten. Sign. u. num.:<br />
"Laboureur 4/80". Kleine Stockflecklein und Rand leicht<br />
vergilbt.<br />
1923 war Laboureur eines der Gründungsmitglieder der Société<br />
des Peintres Graveurs Indépendants und ein enger Freund<br />
des Avantgarde Dichters Guillaume Appolinaire und der<br />
Malerin Marie Laurencin. Seine Inspiration fand der Künstler in<br />
so unterschiedlichen Quellen wie der Hellenischen Vasenmalerei<br />
bis hin zu Nabis Künstlern wie Bonnard, Vuillard, Vallotton.<br />
Durch seine häufigen Reisen, bei denen er sich auch kurzfristig<br />
in Amerika oder London niederliess, erwarb er sich ein breites<br />
historisches Wissen über Kupferstiche. Nach seiner Rückkehr<br />
nach Paris 1910, entwickelte er seinen eigenen analytischen<br />
geometrischen Stil.<br />
Laboureurs Werke, die von einem zeitgenössischen Dichter<br />
und Freund mit "chic" und "grosser klassischer Eleganz"<br />
bezeichnet wurden, fanden sowohl in Amerika als auch in<br />
Europa viele Liebhaber.<br />
9 JEAN EMILE LABOUREUR<br />
1877 Nantes 1937<br />
Slg.:/Coll.: Henri M. Petiet, Paris 1894-1980.<br />
The River in the Forest. Engraving. 1927. Godefroy 353 I, II, III<br />
u. IV. SL 353 (describes only 3 states). Blindstamp of the editor<br />
Jacquart. 21,5:18,6 cm each.<br />
Interesting sequence of 4 states of the same subject:<br />
I. state: Engraving only on velin. Signed and numbered: "Laboureur<br />
2/3".<br />
II. state: The young man's trousers are still white. Before the<br />
monogram. Impression on laid paper. Signed and numbered:<br />
"Laboureur 2/10".<br />
III. state: Diagonal hatching in the young man's trousers and in<br />
the water. With the monogram and date in the lower left<br />
margin. Signed and numbered: "Laboureur 5/7".<br />
IV. state: Intersected hatching behind the young man, in the<br />
shade of the plants. Impression on laid paper. Signed and<br />
numbered: "Laboureur 4/80". Small foxing and minor discoloration<br />
in the outer margin.<br />
In 1923 Laboureur belonged to the founders of the Société des<br />
Peintres Graveurs Indépendants and was a close friend to the<br />
avant-garde poet Guillaume Appolinaire and the painter Marie<br />
Laurencin. The artist found his inspiration in sources ranging<br />
from Hellenistic vase painting to Nabis artists such as<br />
Bonnard, Vuillard and Vallotton. From his extensive travelling,<br />
settling for periods in the U.S. and London, he acquired a<br />
broad historical knowledge of engraving. After returning to<br />
Paris in 1910 he developed his own analytical, geometric style.<br />
Displaying what contemporary poet and friend Max Jacob<br />
described as "chic" and "grand classical elegance" , Laboureur<br />
was widely collected by Americans as well as Europeans.<br />
14 15
Missale Constantiense. Augsburg, Erhard Ratdolt, nach 8. Mai<br />
1504. Fol. 273 Bll., davon 1 weisses. Mit 2 blattgrossen und<br />
2 kleineren altkolorierten und goldgehöhten Holzschnitten von<br />
Jörg Breu dem Aelteren, einem weiteren Holzschnitt und <strong>Drucke</strong>r<br />
marke. Textkapitale und einige der Illustrationen gedruckt in<br />
Rot und Schwarz. Der Kanon (8 Blatt) auf Pergament gedruckt.<br />
Prachtvoller, blindgeprägter Schweinslederband über Holzdeckeln.<br />
Das Zentralstück, umrahmt von verschiedenen Rollenbordüren,<br />
zeigt vorne das Abendmahl und auf dem Hinterdeckel die Heilige<br />
Dreifaltigkeit. Gehämmerte Eckstücke und 2 Schliessen. Der schöne<br />
Renaissance-Einband ist die Arbeit Georg Endlers, Buchbinder in<br />
Nürnberg, der 1584 <strong>Meister</strong> wurde und 1630 verstarb (vgl. Haebler<br />
(Rollen- und Plattenstempel I, 102/3, I-II. und I 448, 1, 9, dat. 1537).<br />
Nicht in Weale-Bohatta. Vgl. Campbell Dodgson, Jahrbuch der<br />
königl. preuss. Kunstammlungen, Bd. 21, Berlin 1900, SS. 192-214.<br />
Die vorliegende Ausgabe weicht von Weale-Bohattas<br />
Beschreibung Nr. 308 ab. Das vorliegende Exemplar dürfte<br />
nach dem 8. Mai 1504, dem Datum des Privilegs des Bischofs<br />
von Konstanz, gedruckt worden sein und nicht, wie im<br />
Kolophon erwähnt, am 24. April 1504.<br />
Von besonderem Interesse sind die beiden von Jörg Breu signierten,<br />
grossen Holzschnitte. Der eine zeigt die Jungfrau Maria auf einem<br />
Säulenfuss mit dem Wappen von Hugo von Hohenlandenberg, dem<br />
Bischof von Konstanz. Rechts der Heilige Konrad, links der Heilige<br />
Pelagius, die Schutzpatrone der Diözese Konstanz. Der Rahmen in<br />
Form eines gotischen Tores ist auf 1504 datiert. Das Wappen teilweise<br />
in Rot gedruckt. Dieser sowie zwei weitere Holzschnitte des<br />
Missale zählen zu den frühesten, in verschiedenen Farben gedruckten<br />
Holzschnitten und sind Prototypen der Chiaroscuro-Technik.<br />
Der auf Pergament gedruckte, blattgrosse Holzschnitt im Kanonteil<br />
zeigt Christus am Kreuz. Zu seiner Linken die Jungfrau Maria mit<br />
gefalteten Händen, rechts der Heilige Johannes, die Augen zu<br />
Christus erhoben. Alle vier Holzschnitte sorgfältig von zeitgenössischer<br />
Hand koloriert und goldgehöht.<br />
Die sehr fein und klar gedruckten Holzschnitte zählen zu Jörg Breu's<br />
seltenem Frühwerk und sind monogrammiert.<br />
Bis auf das erste leere Blatt komplett. Ein Riss in Blatt 2 von alter<br />
Hand beinahe unsichtbar restauriert. Die Ausgabe ist in äusserst<br />
prachtvoll erhaltenem Zustand, mit breiten Rändern, wunderschöner<br />
Kolorierung und einem herrlichen, blindgeprägten Einband der Zeit.<br />
10 MISSALE CONSTANTIENSE<br />
Missale Constantiense. Augsburg, Erhard Ratdolt, after May 8,<br />
1504. Fol. 273 leaves, one of them blank. With two full page woodcuts<br />
and two smaller ones by Jörg Breu the Elder in careful<br />
contemporary colouring. Another large cut and printer's<br />
device. Text, capitals and some of the illustrations were<br />
printed in red and black. The Canon (8 leaves.) printed on vellum.<br />
In a fine binding with blind-tooled pigskin over wooden boards. On the<br />
sides there are different borders surrounding a central panel, the one on<br />
the front cover showing the Last Supper, the one on the back The Holy<br />
Trinity. Embossed bronze corner pieces, two clasps. The fine renaissance<br />
binding is the work of Georg Endler, bookbinder at Nuremberg in<br />
the second half of the 16th century. It shows his plates signed GE as<br />
described in Haebler, dated 1537, Rollen- und Plattenstempel I, 102/3,<br />
I-II. and op. cit. I 448, 1, 9,.<br />
Not in Weale-Bohatta. Cf. Campbell Dodgson, Jahrbuch der königl.<br />
preuss. Kunstsammlungen, vol. 21, Berlin 1900, pp. 192-214.<br />
Our edition of the missal differs slightly from Weale-Bohatta's<br />
description no. 308. It might have been published after May<br />
8th, 1504, the date of the privilege of the Bishop of Constance<br />
and not April 24th, 1504, date which appears in the colophon.<br />
Of special interest are the two beautiful full-page woodcuts signed by<br />
Jörg Breu the Elder. The first one shows the Virgin standing on a pedestal<br />
with the coat of arms of Hugo von Hohenlandenberg, Bishop of<br />
Constance. To the left stands St. Conrad, to the right St. Pelagius, the<br />
patrons of the diocese of Constance. The whole group is framed by a<br />
Gothic portal with recumbent figures of Adam and Eve in the spandrels,<br />
and the date 1504. This and two further cuts described below rank<br />
among the earliest specimens of woodcuts printed in different colours<br />
and are prototypes of the Chiaroscuro-technique.<br />
The full-page cut in the Canon is printed on vellum. It shows Christ on<br />
the Cross. On the left is the Virgin, full-face with clasped hands. St. John<br />
is standing in profile on the right lifting up his eyes to Christ. All wood<br />
cuts were carefully coloured by a contemporary hand and some were<br />
heightened in gold.<br />
The very clear and fine printed woodcuts belong to Jörg Breu's rare<br />
early work and bear his monogram.<br />
Our copy is complete except for the first blank leaf. A rent in leaf 2 was<br />
repaired at an early date. It is in a very beautiful state of preservation,<br />
with broad margins, extraordinary colouring and a beautiful blind-tooled<br />
binding of the time.<br />
16<br />
17
Piscium vivae Icones. Folge von 16 gest. num. Tafeln (inkl. des<br />
Titels), (Venedig?, (um 1600) 8° oblong. Ppbd. d. Zt. mit handgeschriebenem<br />
Titel " Stanze Maritime/ Pessi/ Sadeler Justus".<br />
Sammlung von 16 Radierungen von Meeresfischen, Schalentieren,<br />
Meeressäugern und Süsswasserfischen, dargestellt in<br />
belebten Landschaften. Justus Sadeler radierte seine Tafeln nach<br />
Adrian Collaert's früher erschienenem Piscium Vivae Icones. In<br />
aes incisae et editae ab Adriano Collardo (Antwerpen ca. 1580).<br />
Druckort und Datierung nach dem Katalog der Herzog <strong>August</strong><br />
Bibliothek in Wolfenbüttel A:22.1 Geom (26).<br />
Titelblatt etwas stockfleckig und Einriss am Rand. Tafel 2 brauner<br />
Fleck auf dem Walfisch. Sehr selten.<br />
18<br />
11 SADELER, JUSTUS.<br />
Antwerpen 1583 - 1620 Venedig oder Leiden<br />
Piscium vivae Icones. 16 plates (incl. 1 plate title) numbered.<br />
(Venice?), (c. 1600). 8° oblong (16.5:23 cm), cased binding with<br />
manuscript title "Stanze Maritime/Pessi/Sadeler Justus".<br />
Collection of 16 engravings of sea fish, shellfish, mammalian<br />
sea creatures and freshwater fish, presented in decorative<br />
landscapes. Justus Sadeler copied his images from the earlier<br />
edited Collaert's Piscium Vivae Icones. In aes incisae et editae<br />
ab Adriano Collardo (Antwerp c. 1580).<br />
Place of printing and dated according to the catalogue of the<br />
Herzog <strong>August</strong> library in Wolfenbüttel A:22.1 Geom (26).<br />
Title page foxing and tear in the margin. Plate 2 brown spot on<br />
whale. Very rare.<br />
Trattato del giuoco della palla. 8°. Venedig, Gabriele Gioito<br />
de'Ferrari, et fratelli. 1555.<br />
Sechs doppelseitige Holzschnitte zu Ausrüstung und Spielplätzen.<br />
Der dritte Holzschnitt zeigt einen Plan des Tennisplatzes<br />
im Louvre. Diese Holzschnitte tragen die Signaturen K und L.<br />
*-**8, A-I8, K8+4, L 8+8, M-V8 (H4 falsch signiert G4; V8<br />
weiss); 188 Blatt. Das Register auf Blatt V7r führt die eingefügten<br />
Signaturen K und L nicht auf. Signaturen Q und S leicht<br />
verfärbt. Gebunden mit italienischem Blumenpapier.<br />
Brunet, V. 178, Suppl. II, 606. Mortimer, Italian 16th c. Books,<br />
Harvard 1974, II 465. Adam, Cambridge, II, S. 547.<br />
Dieses erste Buch über Tennis wurde 1555 auf italienisch<br />
herausgegeben. Antonio Scanio, ein italienischer Priester<br />
widmete das Buch seinem Schirmherrn Alfonso II d'Este, der<br />
fünfte und letzte Herzog von Ferrara. Das Buch erörtert fünf<br />
verschiedene Ballspiele, darunter auch eine Form des<br />
Fussballs, jedoch steht die detaillierte Betrachtung der Regeln<br />
und Methoden des Tennisspiels im Vordergrund, und sämtliche<br />
Illustrationen handeln vom Tennis.<br />
In der Einführung gibt Scaino rechtschaffene Gründe an, dieses<br />
Buch zu schreiben, jedoch schien die Lösung einer Kontroverse<br />
um ein Spielergebnis zwischen Alfonso und einem anderen<br />
Spieler der wahre Grund gewesen zu sein. Da für gewöhnlich<br />
auf Tennisspiele gewettet wurde, könnte die Kontroverse nicht<br />
nur akademischer Natur gewesen sein. Wie zu erwarten, hat<br />
Scaino die Position des Herzogs eingenommen.<br />
12 ANTONIO SCAINO DA SALÒ<br />
Trattato del giuoco della palla. 8°. Venice, Gabriele Giolito<br />
de'Ferrari, et fratelli. 1555.<br />
Six double-page woodcuts of equipment and playing courts.<br />
The third cut is a plan of the tennis court at the Louvre. These<br />
cuts carry the letters K and L. *-**8, A-I8, K8+4, L 8+8, M-V8<br />
(H4 missigned G4; V8 Blank); 188 leaves. Register on leaf V7r<br />
does not record the insertions in signatures K and L. Signatures<br />
Q and S light discoloration. Bound with an Italian flower paper.<br />
Brunet, V. 178, Suppl II, 606. Mortimer, Italian 16th c. Books,<br />
Harvard 1974, II 465. Adam, Cambridge, II, p. 547.<br />
This is the first book written about tennis, published in Italian<br />
in 1555. Antonio Scaino, an Italian priest, dedicated the book<br />
to his patron Alfonso II d'Este, 5th and last Duke of Ferrara. The<br />
book discusses five variant ball-games, including a form of<br />
soccer, but the treatment of the rules and method of playing<br />
tennis is much the most detailed, and all Scaino’s illustrations<br />
are about tennis.<br />
In the introduction Scaino gives virtuous reasons for undertaking<br />
the work, but the real purpose of the book appears to<br />
have been the resolution of a dispute relating to scoring which<br />
arose between Alfonso and another player. As it was common<br />
to wager on tennis matches, the dispute may not have been<br />
academic. Not surprisingly Scaino comes down on the side of<br />
his prince.<br />
19
Topographia Helvetiae, Rhaetiae, et Vallesiae: Das ist,<br />
Beschreibung und eigentliche Abbildung der vornehmsten Stätte<br />
und Plätze in der Hochlöblichen Eydgenossenschafft … In dieser<br />
andern Edition mit sonderm fleiss durchgangen … corrigirt,<br />
vermehrt und gebessert. Frankfurt a. M., Merians Erben, 1654.<br />
Kl.-fol. Mit gest. Titel, 80 Kupfertafeln und Holzschnitt-<br />
<strong>Drucke</strong>rmarke auf dem Titel. 90, (IX) SS. Pgt. d. Zt. mit hs.<br />
Rückentitel.<br />
Wüthrich IV, 23, 4. Die zweite deutsche und die vollständigste<br />
Ausgabe von Merians Helvetischer Topographie, gegenüber<br />
den vorangegangenen Ausgaben um Neunkirch und Neuenburg<br />
(vom See her gesehen) erweitert. Eglisau/Greifensee und Grüningen/Regensberg<br />
wurden auf 2 Platten verteilt.<br />
(Nachgebunden:) DERS. Topographia Alsatiae ... Das ist,<br />
Beschreibung unnd eigentliche Abbildung der vornehmsten<br />
Stätt und Oerther, im Obern und Untern Elsass. Frankfurt a. M.,<br />
Wolfgang Hoffmann für Matthäus Merian, 1644 (recte 1643). -<br />
(Und:) Anhang zu ... getruckter Topographia Alsatiae ... Frankfurt a.<br />
M., Merians Erben, 1654. Mit 341 Kupfertafeln, davon 2 Karten.<br />
53, (5) SS., 1 Bl. Errata; 64, (6) SS. Wüthrich IV, 88f, 15 u. 16.<br />
Erste Ausgabe der "Topogaphia Alsatiae" zusammen mit dem<br />
erst 1654 publizierten Anhang Martin Zeillers, dieser ohne die<br />
beiden Tafeln von Caspar Merian. Eine Tafel mit hinterlegtem<br />
Einriss. Sehr gutes Exemplar, die Kupfer in kräftigen Abzügen.<br />
13 MERIAN, MATTHÄUS<br />
Basel 1593 - 1650 Bad Schwalbach<br />
Topographia Helvetiae, Rhaetiae, et Vallesiae: Das ist, Beschreibung<br />
und eigentliche Abbildung der vornehmsten Stätte und Plätze<br />
in der Hochlöblichen Eydgenossenschafft … In dieser andern<br />
Edition mit sonderm fleiss durchgangen … corrigirt, vermehrt<br />
und gebessert. Frankfurt a. M., Merians Erben, 1654.<br />
Small Folio. With engraved title, 80 engraved plates and<br />
woodcut printer's mark on title. 90, (IX) pp. Contemporary<br />
vellum with handwritten title on back.<br />
Wüthrich IV, 23, 4. Second German and complete edition of<br />
Merian's Swiss topography, compared to the earlier editions it<br />
includes Neukirch and Neuenburg (view from the lake).<br />
Eglisau/Greifensee and Grüningen/Regensberg are divided on<br />
two plates.<br />
(Added): dito. Topographia Alsatiae… Das ist, Beschreibung<br />
unnd eigentliche Abbildung der vornehmsten Stätt und<br />
Oerther, im Obern und Untern Elsass. Frankfurt a. M., Wolfgang<br />
Hoffmann für Matthäus Merian, 1644 (recte 1643). - (and):<br />
Anhang zu ... getruckter Topographia Alsatiae ... Frankfurt a.<br />
M., Merians Erben, 1654. With 341 engravings, among 2 maps.<br />
53, (5) pp, 1 leaf Errata; 64, (6) pp. Wüthrich IV, 88f, 15 a. 16.<br />
First edition of "Topogaphia Alsatiae" together with the 1654<br />
published appendix by Martin Zeiller, without the two plates by<br />
Caspar Merian. One plate with restored tear. Altogether a very<br />
good copy, with strong impressions.<br />
Schweizerische Ansichten aufgenommen im Osten und Norden<br />
unsers Vaterlandes. Erste Sammlung: Thurgegenden. Eine<br />
Sammlung malerischer Landschaften an und in der Nähe der<br />
Thur. von I. B. Isenring Landschaftmaler. Mit naturhistorischen,<br />
geschichtlichen und geographischen Erklärungen und Bemerkungen.<br />
Lütisburg im Toggenburg, 1825 (-27). Kl.-Quer-Folio.<br />
Mit gest. Vign. auf Original-Umschlag, gest. Titelvign. in Oval,<br />
1 gest. Karte, 20 Aquatinta-Ansichten (davon 16 von Isenring u.<br />
4 von Hegi) und 4 Erklärungsblättern mit 17 Um. Rad. 2 Bll.<br />
Einführung, 48 SS. Grüner Pappband der Zeit.<br />
Wäspe 9-35. Lonchamp, Grav., 390. Mit diesem Werk verwirklichte<br />
Isenring seine schon 1823 geäusserte Absicht, das<br />
an "malerischen Gegenden so reiche Vaterlande" (Der Erzähler,<br />
Jg. 34, 11.10.1839) abzubilden. Thematisch und ausstattungsmässig<br />
schlossen die "Thurgegenden" an die Tradition der<br />
"Voyages pittoresques" der Lory sowie an Johann Ludwig<br />
Bleulers "Rheingegenden" an. Doch Isenrings "Thurgegenden"<br />
wollten mehr sein als eine Folge topographischer Ansichten.<br />
In der Nachschrift seines Subskriptionsinserates vermerkt er:<br />
"Da diese Sammlung ... den Zweck hat, den Sinn für die Schönheiten<br />
und Merkwürdigkeiten unseres Schweizerlandes zu<br />
beleben, so wird sie besonders auch den Bildern der Jugend<br />
erwünschte Gelegenheit darbieten, das Gefühl für die Naturschönheiten<br />
unsers Vaterlandes in derselben zu wecken."<br />
"Der Erzähler" meldete am 18. Mai 1827 dass die: "Die malerische<br />
Reise des Herrn J. B. Isenring durch die Kantone St. Gallen,<br />
Thurgau und Zürich, von der Quelle der Thur im Toggenburg bis<br />
zu ihrem Ausfluss in den Rhein, nun beendigt ist.<br />
Im Toggenburg geboren und mit natürlichem Kunstsinn begabt,<br />
brachte er es nur mit Überwindung vieler Hindernisse, und<br />
nach Vollendung seiner auf der Akademie zu München<br />
gemachten Studien dahin, ein Werk zu vollenden, welches ihn<br />
in die Reihe vorzüglicher Landschaftsmaler stellt." Schönes<br />
Exemplar dieses überaus seltenen Werkes mit klaren,<br />
kräftigen Abzügen.<br />
14 JOHANN BAPTIST ISENRING<br />
Mosnang 1796 - 1860 St. Gallen<br />
Schweizerische Ansichten aufgenommen im Osten und Norden<br />
unsers Vaterlandes. Erste Sammlung: Thurgegenden. Eine<br />
Sammlung malerischer Landschaften an und in der Nähe der<br />
Thur. von I. B. Isenring Landschaftmaler. Mit naturhistorischen,<br />
geschichtlichen und geographischen Erklärungen und Bemerkungen.<br />
Lütisburg im Toggenburg, 1825 (-27). Small, oblong<br />
Folio. With engraved vignette on original wrapper, engraved<br />
oval title vignette, 1 engraved map, 20 aquatint views (16 from<br />
Isenring and 4 from Hegi) and 4 leaves with explanations with<br />
17 outline etchings. 2 leaves introduction, 48 pp. Original green<br />
cased binding.<br />
Wäspe 9-35. Lonchamp, Grav., 390. Early in 1823 Isenring mentioned<br />
his intention to portray the "home country so rich in<br />
picturesque landscapes" (Der Erzähler, ed. 34, 11.10.1839). The<br />
"Thurgegenden" follow the tradition of the "Voyages pittoresque"<br />
by Lory (father and son), as well as the "Rheingegenden"<br />
by Johann Ludwig Bleuler in terms of subject and configuration.<br />
Yet Isenring intended it to be more than just a series of<br />
topographical views. In the postscript of his subscription<br />
insertion he notes: "Da diese Sammlung ... den Zweck hat, den<br />
Sinn für die Schönheiten und Merkwürdigkeiten unseres<br />
Schweizerlandes zu beleben, so wird sie besonders auch den<br />
Bildern der Jugend erwünschte Gelegenheit darbieten, das<br />
Gefühl für die Naturschönheiten unsers Vaterlandes in<br />
derselben zu wecken." "Der Erzähler" reports on May 18th 1827<br />
that the picturesque journey through the cantons St. Gallen,<br />
Thurgau and Zürich, from the well of the Thur in Toggenburg to<br />
the outflow in the Rhine, is now finished.<br />
Born in Toggenburg and gifted with natural virtuosity, he first<br />
had to overcome many hurdles and only after finishing his<br />
studies at the academy in Munich, he could complete a work,<br />
which positions him in line with excellent painters of landscapes."<br />
Beautiful copy of this extremely rare work with clear<br />
and strong prints.<br />
20 21
Malerisches Relief des klassischen Bodens der Schweiz. Nach<br />
der Natur gezeichnet und radirt von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.<br />
In Aquatinta vollendet von Franz Hegi und J.J. Sperli in<br />
Zürich. Frankfurt a/M, Delkeskamp, (1830). Qu.-Gr.-Fol. Titel, Textblatt<br />
mit einem Vorwort von Dr. J. G. Ebel, 1 Bl. Uebersicht über<br />
die Tafeln mit gest. Vignette, 9 Bll. kol. Aquat., je ca. 28:43 cm.<br />
Halbldbd. mit Rückenverg. Beigebunden: Ebenso. Ebda. Titel,<br />
1 Bl. Text, 1 Bl. Uebersicht mit Vignette, 9 Bll. Aquat.<br />
Appenzeller 682-687. Brun I, S. 352. Das wichtige Werk des<br />
bedeutenden Kartographen in einem seltenen, prachtvollen<br />
Doppelexemplar, einmal koloriert, einmal unkoloriert. Die neun<br />
Teilkarten zeigen die Innerschweiz um den Vierwaldstättersees<br />
bis nach Zürich aus der Vogelperspektive.<br />
Friedrich Wilhelm Delkeskamp liebte seine Landschaften zutiefst.<br />
Es war ihm ein Bedürfnis, stets wieder auf die Berggipfel<br />
zu steigen und zu zeichnen. Exaktheit und Anschaulichkeit<br />
standen über seinem ganzen Werk, und diese beiden<br />
Ansprüche hat er meisterhaft verknüpft. Kirchen, Klöster,<br />
Brücken, Wohnhäuser, alles ist wirklichkeitsgetreu gezeichnet.<br />
Die Zeichnung ist so fein, dass man nur mit einer Lupe oder mit<br />
einer Vergrösserung das Betrachten geniessen und bei den<br />
Details verweilen kann. Delkeskamp schuf jedoch nicht Panoramen<br />
im üblichen Sinn. Die perspektivische Verkürzung der<br />
Nord-Süd-Distanz vermittelt uns den Eindruck eines Blicks von<br />
schräg oben auf die Landschaft der Zentralschweiz. Die<br />
Kartographie hat Delkeskamp wohl wenig interessiert, er war<br />
viel mehr Künstler, Landschaftszeichner, doch gegenüber der<br />
Panoramamalerei hebt er sich ab, stellt die Regionen in der<br />
Gesamtheit dar und kann bereits als modern bezeichnet werden.<br />
15 FRIEDRICH WILHELM DELKESKAMP<br />
Bielefeld 1794 - 1872 Bockenheim b. Frankfurt<br />
Malerisches Relief des klassischen Bodens der Schweiz. Nach<br />
der Natur gezeichnet und radirt von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.<br />
In Aquatinta vollendet von Franz Hegi und J.J. Sperli in<br />
Zürich. Frankfurt a/M, Delkeskamp, (1830). Oblong large folio.<br />
Title, 1 leaf text with preface by Dr. J. G. Ebel, 1 leaf overview<br />
of plates with engraved vignette, 9 leaves coloured aquatint,<br />
each approx: 28:43 cm. Half leather binding with gilt spine.<br />
Added: alike. ibid. Title, 1 leaf text, 1 leaf overview with<br />
vignette. 9 leaves aquatint.<br />
Appenzeller 682-687. Brun I, p. 352. The important work of the<br />
famous cartographer in a rare, magnificent double copy, one<br />
coloured, one uncoloured. Map in nine parts, that shows a<br />
bird's eye view of Central Switzerland around Lake Lucerne<br />
until Zurich.<br />
Friedrich Wilhelm Delkeskamp deeply loved his landscapes.<br />
It was his desire, to climb over and over onto mountains' tops<br />
and to draw. His principles for his whole work were accuracy<br />
and clearness, and he masterly combined these two requirements.<br />
Churches, convents, bridges, tenements, everything<br />
has been drawn authentically. The drawing shows such a<br />
precision, that only a magnifying-glass or an amplification<br />
allows for a delightful contemplation and to dwell on details.<br />
Yet Delkeskamp not only created panoramas in the usual<br />
sense. The foreshortening of the North-South distance<br />
communicates the impression to look down on the landscape<br />
of Central Switzerland from a slant angle. Cartography seems<br />
not to have been of interest to Delkeskamp, he was much<br />
more artist and landscape painter. Yet he stands out from the<br />
panorama painters, depicting the entirety of a region and can<br />
already be characterised as modern.<br />
22 23
a - Motten und Schmetterlinge mit zwei Zweigen und einer<br />
blauen Blume. Aquarell und Deckfarben. Montiert auf original<br />
Glomy-Montage. 44,5:28,2 cm. Leicht stockfleckig.<br />
b - Käfer. 1719. Aquarell und Deckfarben gehöht mit Gold.<br />
Montiert auf original Glomy-Montage. 43,7:28,2 cm.<br />
Wenig Flecken.<br />
Entomologische Zeichnung von Albertus Sebas berühmten<br />
Kabinett. Seba war Apotheker in Amsterdam und eine führende<br />
Person in der internationalen wissenschaftlichen Gesellschaft.<br />
Er gründete zwei der umfangreichsten und berühmtesten<br />
Naturalien-Kabinette des 18. Jahrhunderts, die er<br />
grosszügigerweise auch Wissenschaftlern und Gebildeten<br />
zugänglich machte. 1717 verkaufte er sein erstes Kabinett an<br />
den Russischen Zaren, Peter den Grossen, und begann sofort<br />
ein noch grösseres Kabinett zu bilden. Durch Amsterdams<br />
führende Position im Überseehandel bot sich Seba die<br />
Möglichkeit, auch exotische und seltene Arten zu sammeln.<br />
Er kaufte und tauschte Muscheln, Schnecken, Schlangen,<br />
Fische, Schalentiere, Spinnen, Insekten und Pflanzen von<br />
heimkehrenden Seeleuten. Dank den künstlerischen Fertigkeiten<br />
der Künstler und Radierer, welche die unbekannten und<br />
fremden Arten dokumentierten, wurden sie von den Künstlern<br />
durch gelungene Kompositionen zum Leben erweckt. Die<br />
Darstellungen wurden in vier Bänden als "Locupletissimi rerum<br />
naturalium thesauri descriptio" veröffentlicht, die ersten<br />
beiden erschienen zwischen 1734 und Sebas Tod im Jahre<br />
1736, die letzten Bände posthum. Es ist nicht sicher, ob die<br />
Zeichnungen aus der zweiten Sammlung oder aus dem ersten<br />
Kabinett vor ihrem Verkauf nach Russland 1717 stammen.<br />
16 NICOLAS STRUYCK<br />
1686 - 1769<br />
ALBERTUS SEBA<br />
Etzel 1665 - 1736 Amsterdam<br />
a - Moths and butterflies with two brunches and a blue flower.<br />
Watercolour and bodycolour, on contemporary black- and goldruled<br />
grey card mount. 44,5: 28,2 cm. Light foxing.<br />
b - Beetels. 1719.Watercolour and bodycolour heightened with<br />
gold, on contemporary black- and gold-ruled grey card mount.<br />
43,7: 28,2 cm. Few specks.<br />
Entomological drawing of Albertus Sebas's famous cabinet.<br />
Seba was an Amsterdam apothecary and a leading figure in<br />
the international scientific community. He formed two of the<br />
greatest and most famous natural history cabinets of the 18th<br />
century which he generously opened to scholars and scientists.<br />
In 1717 he sold his first cabinet to the Russian Czar, Peter the<br />
Great and immediately began forming an even more extensive<br />
cabinet. He was able to take advantage of Amsterdam's<br />
preeminent position in overseas trade to collect exotic and<br />
rare specimens. Seba bought and traded mussels, snails,<br />
snakes, fishes, shellfishes, spiders insects and plants from<br />
returning sailors. Thanks to the skills of artists and etchers,<br />
these unknown and strange specimens were documented and<br />
then brought to life in pleasingly combined compositions. This<br />
was published in four volumes as: Locupletissimi rerum<br />
naturalium thesauri descriptio, the first two issued between<br />
1734 and Seba's death in 1736, and the final volumes<br />
appearing posthumously. We can not be sure whether the<br />
drawings are from his second collection or from the first<br />
cabinet before their removal to Russia in 1717.<br />
24 25
«Conduis-moi dans ta grotte: le miel est moins doux pour mois<br />
que tes baisers.» Feder und Pinsel in grau. Rückseitig von<br />
anderer Hand bezeichnet. 14,5:11 cm.<br />
Zeichnung zu den Illustrationen der französischen Prachtausgabe<br />
von Gessners Werk; Oeuvres de Salomon Gessner, Tome<br />
Premier, A Paris ches l’Auteur des Estampes rue Bergére<br />
Veuve Hérissot à Notre-Dame Barrois L’ainé quai des<br />
<strong>August</strong>ins, 1786-93. (L. 691). Idylles, Bd. I, Pl. III.<br />
Le Barbier, der Gessner anlässlich eines Aufenthaltes 1776 in<br />
der Schweiz kennen lernte, hat dessen Schriften in drei Bänden<br />
mit virtuosen Illustrationen und Vignetten versehen.<br />
Kaum ein anderer Dichter deutscher Sprache des 18. Jahrhunderts<br />
hatte bereits zu seinen Lebzeiten einen ähnlichen<br />
Erfolg wie Salomon Gessner. In rund 500 Auflagen wurden<br />
seine Schriften in über 20 Sprachen übersetzt.<br />
17 JEAN-JACQUES-FRANÇOIS LE BARBIER L'AINÉ<br />
Rouen 1738 - 1826 Paris<br />
«Conduis-moi dans ta grotte: le miel est moins doux pour mois<br />
que tes baisers.» Grey pen and brush. Title on reverse by<br />
another hand. 14,5:11 cm<br />
Preparatory drawing for an illustration of the magnificent<br />
French edition of Gessner’s work; Oeuvres de Salomon<br />
Gessner, Tome Premier, A Paris ches l’Auteur des Estampes rue<br />
Bergére Veuve Hérissot à Notre-Dame Barrois L’ainé quai des<br />
<strong>August</strong>ins, 1786-93. (L. 691). Idylles, vol I., plate III.<br />
Le Barbier, who met Gessner in 1776 during a stay in Switzerland,<br />
embellished his writings in 3 volumes with virtuosic<br />
illustrations and vignettes.<br />
Hardly any other German speaking poet of the 18th century had<br />
such a remarkable success during his lifetime. His works were<br />
translated in 20 languages in about 500 editions.<br />
Rheinlandschaft mit der Ansicht einer Festung und einem befestigten<br />
Städtchen am Wasser. Sign. und dat.: "A. Zingg 1765".<br />
Feder und Pinsel in Grau. 21,5:30,8 cm.<br />
Frühe, schöne Komposition von Zingg, welche eine nicht lokalisierte<br />
Rheinlandschaft darstellt. Adrian Zingg wurde 1753-1757<br />
vom Kupferstecher Johann Rudolf Holzhalb in Zürich ausgebildet.<br />
Anschliessend erlernte er bei Johann Ludwig Aberli in Bern die<br />
Technik der kolorierten Umrissradierung. 1759 reiste er mit diesem<br />
nach Paris, wo er bei Johann Georg Wille zahlreiche Künstler<br />
kennenlernte, unter anderen auch Jakob Philipp<br />
Hackert. Auf Empfehlung Willes wurde Zingg 1766 an die Dresdner<br />
Kunstakademie berufen und unternahm später zahlreiche<br />
Wanderungen, oft mit Anton Graff, um Ortschaften aufzunehmen.<br />
In dieser Rheinlandschaft ist ein starker Einfluss der holländischen<br />
Landschaftsmalerei erkennbar. Zingg hat sicher - wie<br />
viele seiner Schweizer Künstlerkollegen um diese Zeit - die<br />
Kunst der Holländer in seinen Pariser Jahren studiert und<br />
kennen gelernt.<br />
18 ADRIAN ZINGG<br />
St. Gallen 1734 - 1816 Leipzig<br />
Landscape with river Rhine, view on fortress and a fortified<br />
small town at the river. Signed and dated: "A. Zingg 1765".<br />
Grey pen and brush. 21,5:30,8 cm.<br />
A beautiful early composition by Zingg, which depicts a not<br />
located landscape at the Rhine. During four years 1753-1757<br />
Zingg was educated by the engraver Johann Rudolf Holzhalb in<br />
Zurich. Afterwards Johann Ludwig Aberli taught him the technique<br />
of the coloured outline etching in Bern. In 1759, they<br />
went to Paris together, where he got acquainted through<br />
Johann Georg Wille with many artists, among others with<br />
Jakob Philipp Hackert. Upon Wille's recommendation, Zingg<br />
was summoned to the Academy of Arts in Dresden in 1766,<br />
where he undertook various tours to portrait small towns, often<br />
together with Anton Graff.<br />
A strong influence of Dutch scenery painting is perceptible in<br />
this landscape. While in Paris, Zingg most probably studied<br />
and learned about the art of the Dutch - as did many of his<br />
Swiss colleagues.<br />
26<br />
27
Ruine in der Nähe von Lausanne. Aquarell. 61:52 cm.<br />
Nach seinem ersten Unterricht von seinem Vater in Yverdon,<br />
lässt sich Ducros 1769 von Nicolas-H.-Joseph Fassin an der<br />
Privat Akademie in Genf ausbilden. Zusammen mit Pierre-<br />
Louis De la Rive malt er die Landschaft um Genf und Savoyen.<br />
Im Sommer 1776 verlässt Ducros Genf, um in Italien einer der<br />
erfolgreichsten Aquarellmaler des 18. Jh. zu werden. Er verlieh<br />
seinen Landschaften einen natürlichen, dramatischen Effekt<br />
mit strahlenden, leuchtenden Farben. Seine grossformatigen<br />
Ansichten erstellte er in Wasserfarbe, Gouache, Tempera und<br />
Öl, signierte seine Werke jedoch selten. Sein Stil beeinflusste<br />
allmählich eine ganze Generation von britischen Aquarellmalern,<br />
besonders William Turner. Aquarell seiner frühen<br />
Schaffensperiode.<br />
19 ABRAHAM-LOUIS-RODOLPHE DUCROS<br />
Yverdon 1748 - 1810 Lausanne<br />
Ruin near Lausanne. Water colour. 61:52 cm.<br />
After receiving his first lessons with his father in Yverdon,<br />
Ducros was educated by Nicolas-H.-Joseph Fassin at the Privat<br />
Akademie in Geneva. Together with Pierre-Louis De la Rive he<br />
painted the landscape of Geneva and the Savoy. In summer 1776<br />
Ducros left Geneva to travel to Italy to become one of the most<br />
successful water colourists of the 18th century. He painted landscapes<br />
with natural and atmospheric effects and great intensity of<br />
colour. The artist used watercolour with great power on a large scale;<br />
his works on paper were often laid on canvas and varnished in order<br />
to allow them to compete with oil paintings, yet he signed his works<br />
rarely. His style influenced a whole generation of British watercolour<br />
artists, in particular Turner. Early watercolour by the artist.<br />
«Vue de la Source du Glacier des Bois. fait par Jn. Ant. Linck.»<br />
Rückseitig : «fait par J. Ant. Linck à Montbrillant prise la porte<br />
de Suisse à Genève». Aquarell und Gouache. Auf Original<br />
grauer Unterlage. 32:46,8 cm.<br />
Der Sprung der Arve am Gletschermund des Glacier des Bois,<br />
dominiert vom Aiguille Vert und dem Dru, war ein beliebtes<br />
Reiseziel im Chamonix Tal für die Touristen im 18. Jahrhundert.<br />
Damals erstreckte sich die Gletscherzunge noch weit hinab ins<br />
Tal. Die Arve entsprang als kleiner, stark fliessender Wasserfall<br />
aus dem prachtvollen, grossen Gletschertor.<br />
Wegen des starken Rückgangs der Gletscherzunge verschwand<br />
das imposante Gletschertor 1873. J. A. Linck gab diese Ansicht<br />
auch als Kol. Um. Radierung heraus. Als Sohn eines Emaillemalers,<br />
verbrachte Linck sein ganzes Leben in Genf. Die Bergwelt,<br />
die er mit der ihm eigenen brillanten Gouachefarbentechnik malte,<br />
machte aus ihm bald einen äusserst populären Maler. Untere<br />
rechte Ecke im Rand leicht geknickt und minime Flecklein meist<br />
im rechten breiten Rand. 2 Quetschfalten. Prachtvolles Aquarell.<br />
20 JEAN-ANTOINE LINCK<br />
1766 Genf 1843<br />
«Vue de la Source du Glacier des Bois. fait par Jn. Ant. Linck.»<br />
On the reverse : «fait par J. Ant. Linck à Montbrillant prise la<br />
porte de Suisse à Genève». Water colour and Gouache. On original<br />
grey mount. 32:46,8 cm.<br />
The source of the Arveyron at the Glacier mouth of the Glacier<br />
des Bois, dominated by l’Aiguille Vert and the Dru, was a<br />
popular tourist destination in the Chamonix valley in the 18th<br />
century. At that time, the glacier tongue descended far down<br />
the valley. The Arveyron rises as a small, but strongly running<br />
waterfall out of the magnificent, big glacier mouth.<br />
Due to the continuous shrinking of the glacier, the impressive<br />
mouth disappeared already in 1873. J. A. Linck published this<br />
view also as a coloured outline etching. Son of an enamel<br />
painter, Linck spent his whole life in Geneva. The mountains,<br />
which he painted with his brilliant gouache painting technique,<br />
made him soon a very popular painter.<br />
A light fold in the lower right corner and minimal spots mostly<br />
in the right margin. 2 creases. Very fine water colour.<br />
28 29
a - Kirche und Häuser hinter Bäumen. Um 1926. Aquarell über<br />
Tusche auf festem Papier. 35,6:23,4 cm. Gerahmt. Hanhart 203.<br />
b - Hof in Basel. Um 1925. Aquarell. 35:23,4 cm. Gerahmt. Hanhart<br />
188.<br />
Wiemken, der früh an Kinderlähmung erkrankte und sein Leben<br />
lang behindert blieb, fühlte schon früh den Willen, Maler zu<br />
werden. In der Zeit als Gewerbeschüler in Basel (1923 bis<br />
1927), hatte er bereits mit einigen seiner Werken die ersten<br />
Erfolge. Diese ersten Werke entstanden noch unter dem sichtbaren<br />
Einfluss seines Lehrers Fritz Baumann. In den darauf<br />
folgenden Jahren entwickelte Wiemken mehr und mehr seinen<br />
eigenen Stil. Während er nach einem Jahr an der Kunstakademie<br />
von München 1927 nach Paris ging und dort expressionistische<br />
Bilder malte, wandte er sich 1928 dem Impressionismus<br />
zu. Die leisen Töne und Sensibilität des Impressionismus<br />
schienen dem körperbehinderten Wiemken eher gerecht zu<br />
werden als das kämpferische Aktive der Expressionisten.<br />
Später wurde er Mitglied der Basler Künstlergruppe "Gruppe<br />
33", der u. a. auch Abt und Bodmer angehörten.<br />
21 WALTER KURT WIEMKEN<br />
Basel 1907 - 1940 Mendisiotto<br />
Slg./Coll.: Frithjof R. Fehse, Basel<br />
a - Church and houses behind trees. Around 1926. Watercolor<br />
over ink on strong paper. 35,6:23,4 cm. Framed. Hanhart 203.<br />
b - Courtyard in Basel. Around 1925. Watercolor. 35:23,4 cm.<br />
Framed. Hanhart 188.<br />
Wiemken who early contracted infantile paralysis and<br />
remained disabled all his life, felt soon the will to become a<br />
painter. During his time at vocational school in Basel (1923-<br />
1927), he was already successful with some of his works. The<br />
first paintings still show the influence of his teacher Fritz Baumann.<br />
In the following years, Wiemken gradually developed<br />
his own style. Still in 1927, after he had spent a year at the<br />
Academy of arts in Munich, he went to Paris and painted<br />
expressionist pictures. Only one year later, he turned to<br />
Impressionism. The gentle colours and sensibility of Impressionism<br />
seemed to do more justice to the disabled Wiemken than<br />
the fierce activity of the expressionists. Later he became a<br />
member of the Basel group of artists "Gruppe 33", together<br />
with e.g. the artists Abt and Bodmer.<br />
Marignano-Krieger mit Hellebarde. Ca. 1897. Feder und grauer<br />
Pinsel über Bleistift. Monogr. unten rechts: „F. H.“. Quadriert.<br />
Blattgrösse: 33,7:20 cm.<br />
„Rückzug bei Marignano“ ist das einzige Wandbild, das<br />
Ferdinand Hodler auch tatsächlich zur Ausführung in Fresko<br />
übergeben wurde. Zudem hatte er nach einstimmig gewonnen<br />
Wettbewerb 1896, einen vierjährigen Kampf gegen den engstirnigen<br />
Direktor des Landesmuseums Henri Angst, auszufechten,<br />
der den schweizerischsten aller Maler aus einer eminent<br />
schweizerischen Institution um jeden Preis verbannen wollte.<br />
Hodler musste sein ursprüngliches Projekt sechs mal ändern um<br />
die Jury zu befriedigen. Zu den Zeichnungen des mit seiner<br />
Hellebarde den Rückzug deckenden Kriegers stand ein Freund<br />
Hodlers, Albert Trachsel, Modell. Trachsel, selbst Maler und<br />
Schriftsteller, setzte sich gerade zu jener Zeit eifrig für eine<br />
nationale Kunst ein.<br />
22 FERDINAND HODLER<br />
1853 Genf 1918<br />
Marignano-Warrier with halberd. C. 1897. Pen and gray wash<br />
over pencil. Monogr. lower right “F. H.” . Grid in Pencil.<br />
Sheet: 33,7:20 cm.<br />
“Rückzug bei Marignano” is the only mural that Ferdinand<br />
Hodler was actually commissioned to paint alfresco. Moreover,<br />
after winning a competition in 1896 by unanimous vote, he had<br />
to carry on a four-year battle against the director of the Swiss-<br />
National Museum Henri Angst, who wanted to exclude at all<br />
costs the most Swiss of all painters from an eminent Swiss institution.<br />
The artist had to modify his original project six times<br />
to satisfy the jury. A friend of Hodler’s, Albert Trachsel, served<br />
as a model for the figure of the warrior covering the retreat.<br />
Trachsel, himself painter and writer, was at the very time<br />
assiduously supporting the national art of Switzerland.<br />
30 31
Atelier. Öl auf Papier auf Karton aufgezogen. Sign.: "Paul<br />
Burckhardt 46". 64,5: 48 cm.<br />
Paul Burckhardt absolvierte zuerst ein Architekturstudium,<br />
bevor er sich 1903 der Malerei widmete. Sowohl autodidaktisch<br />
als auch mit Beratung von seinem Bruder, Carl Burckhardt<br />
bildet er sich zum Landschaftsmaler aus. Er unternimmt zahlreiche<br />
Reisen, vor allem ins europäische Ausland, von denen<br />
seine fremdländischen Landschaften zeugen. Bei seiner Arbeit<br />
fällt die grosse motivische Abwechslung auf, wobei er stets,<br />
unabhängig von der jeweiligen Stilrichtung, einer naturalistischen<br />
Bindung an den Gegenstand treu bleibt.<br />
23 PAUL BURCKHARDT<br />
1880 Basel 1961<br />
Atelier. Oil on paper mounted on carton. Signed: "Paul<br />
Burckhardt 46". 64,5:48 cm.<br />
Slg./Coll.: von den Vorfahren des jetzigen Besitzers direkt vom Künstler erworben<br />
bought directly from the artist of the current owner's ancestors.<br />
Paul Burckhardt graduated in architecture before he dedicated<br />
himself to painting in 1903. As an autodidact and with guidance<br />
from his brother Carl, he trained himself to be a landscape<br />
painter. His foreign landscapes are the evidence of his numerous<br />
journeys, especially to other European countries. In his<br />
work prevails a great thematic variety. Yet he always kept a<br />
naturalistic attachment to the object regardless of the<br />
respective movements.<br />
Südfrankreich. Öl. Monogr. "PBB". 43:50,5 cm.<br />
Der Künstler Paul Basilius Barth, genoss seine erste Ausbildung<br />
1900 in Basel und in dieser Zeit entstanden unter dem<br />
Eindruck von Böcklins Werk seine ersten Aquarelle. Während<br />
seines Italienaufenthalts beschäftigt er sich vor allem mit den<br />
in Rom lebenden deutschen Künstlern. Seine Entwicklung als<br />
Maler nahm aber erst in Paris eine entscheidende Wendung,<br />
dort fand er durch die Gemälde von Daumier, Courbet, Corot,<br />
Manet und vor allem von Cézanne seine eigentlichen Vorbilder.<br />
Der Einfluss dieser leuchtenden und farbintensiven Gemälde<br />
halfen ihm, sich von der Helldunkelmalerei zu lösen und ein<br />
helleres Kolorit als auch eine differenzierte Modellierung zu<br />
entwickeln. Der erste Schritt dazu ist ein intensives Blau und<br />
Rot, das er in die dunkeltonigen Kompositionen mischt; diese<br />
Farbkombination wird für sein späteres Werk entscheidend<br />
sein. Die nächsten Schritte zeigen sich in der Verfeinerung der<br />
Technik, da er Schatten in abgestufte Farbwerte auflöst und so<br />
den Bildern mehr Leuchtkraft verleiht.<br />
Sein Leben lang lies sich Barth von Landschaftserlebnissen<br />
inspirieren. Die Reise in die Provence während seiner Pariser<br />
Zeit bildete wohl die Quelle für das vorliegende Ölbild.<br />
24 PAUL BASILIUS BARTH<br />
Basel 1881 - 1955 Riehen<br />
South of France. Oil. Monogr. "PBB". 43:50,5 cm.<br />
The artist Paul Basilius Barth was first educated in Basel, and<br />
created his first watercolors under the influence of the works<br />
by Böcklin. During his stay in Italy, he especially studied the<br />
works of the German artists living in Rome. Yet only during his<br />
years in Paris did his development as painter take an important<br />
turn. There he found his models. Paintings by Daumier,<br />
Courbet, Corot, Manet and especially Cézanne conveyed<br />
impulses, which helped the artist to detach himself from the<br />
chiaroscuro and to develop a brighter coloring and a differentiated<br />
modeling. The first step in this direction was a intensive<br />
blue and red, which he combined with his darkly toned compositions;<br />
this combination is decisive for his later work. The next<br />
steps can be seen in the refinement of technique, as he dissolves<br />
the shadows in color graduations and thereby confers<br />
more luminance to the pictures.<br />
During his whole life, he was inspired by landscapes. His<br />
journey to the Provence during his sojourn in Paris seems to<br />
have been the source for this painting.<br />
32 33
Olivenernte. Kohle auf beigem Papier. 35,3: 48 cm. Verso: zwei<br />
Korbträger. Schwarze Kreide. Darunter auf den Kopf gedreht:<br />
Landschaft. Bleistift mit typischen Farbbezeichnungen. Gerahmt.<br />
Bei Martin Christs Hauptthemen, Landschaft, Portrait und Figur<br />
ist es ihm wichtig, die gegenständliche Umsetzung des Gesehenen<br />
zu meistern und zwar unter dem Aspekt der Wirkung der<br />
Dinge und nicht ihrer Bedeutung nach. Seine Zeichnungen<br />
haben teils eigenständigen Charakter,<br />
teils wurden sie als Vorzeichnungen für<br />
seine Gemälde genutzt.<br />
Christ widmete sich anfänglich dem<br />
Impressionismus, jedoch wurde sein<br />
künstlerisches Profil von der Begegnung<br />
mit dem Expressionismus geformt. Während<br />
Matisse bezüglich der Farben ein<br />
wichtiges Vorbild für Christ darstellte, so<br />
ist die "Olivenernte" vom deutschen<br />
Expressionismus geprägt.<br />
25 MARTIN A. CHRIST<br />
Langenbruck 1900 - 1979 Mallorca<br />
Olive harvest. Coal on beige paper. 35,3:48 cm. Verso: two men<br />
carrying baskets. Chalk. Underneath upside down: Landscape.<br />
Pencil with typical indications for colours. Framed.<br />
Slg./Coll.: von den Vorfahren des jetzigen Besitzers direct vom Künstler erworben/<br />
bought directly from the artist of the current owner's ancestors.<br />
To his main topics, landscape, portrait and figure, Martin Christ<br />
attached great importance to master the graphic conversion of<br />
the effect of the viewed subject instead of its signification.<br />
His drawings have partly independent character and partly<br />
have been used as preparatory drawings<br />
for his paintings.<br />
In the beginning Christ was dedicated to<br />
impressionism, yet his artistic profile has<br />
been formed by his encounter with<br />
expressionism. While Matisse is a major<br />
role model concerning the colours, the<br />
"olive harvest" is influenced by German<br />
expressionism.<br />
Rückseite<br />
Vûe de Lachen, sur le lac de Zurich. Déssiné d'après nature par<br />
H: Rieter, gravé par J:Biedermann avec privilège. 21,7 :35,5 cm.<br />
Schaller, Annäherung an die Natur, Bern 1990, S. 267 Nr. 30.<br />
Rieter gehört zu den führenden Berner Kleinmeistern. Nachdem<br />
sich Heinrich Rieter zunächst der Porträt- und Genremalerei<br />
gewidmet hatte, erwies sich die Landschaftsmalerei als<br />
seine eigentliche Stärke. Die Detailskizzen entstanden in der<br />
Natur, im Atelier wurden sie in Grafiken, Aquarellen und<br />
Gemälden zu idealisierenden Landschaftsprospekten verändert.<br />
Da Rieter kein sehr geschickter Figuren- und Tiermaler war,<br />
sollen die Freunde Freudenberger, König und Biedermann, welche<br />
zur Zeit der Entstehung des Lachens bei Rieter im<br />
Atelier waren, diese eingefügt haben. Prachtvoll, frisches<br />
Kolorit, welches sein warmes, gehaltvolles Kolorit wunderbar zeigt.<br />
26 HEINRICH RIETER<br />
Winterthur 1751-1818 Bern<br />
Vûe de Lachen, sur le lac de Zurich. Déssiné d'après nature par<br />
H: Rieter, gravé par J:Biedermann avec privilège. 21,7 :35,5 cm.<br />
Schaller, Annäherung an die Natur, Bern 1990, p. 267 No. 30.<br />
Rieter is one of the leading minor masters of Bern. At first<br />
Heinrich Rieter concentrated on portraits and genre painting,<br />
but then discovered landscape painting as his real potential.<br />
While the detail drawings were created in nature, they were<br />
altered in the studio to idealized landscape prospects as prints,<br />
water colours or oil paintings. As Rieter was not expert in<br />
figure and animal painting, it is said that his friends Freudenberger,<br />
König and Biedermann, who have been in Rieter’s<br />
studio while he created the view of Lachen, have inserted<br />
them. Magnificent, fresh colouring, which is warm and rich in<br />
content.<br />
34 35
Vue d'une partie du Mont-Blanc du côté de Salenche dans la<br />
Vallé de Chamouni. S. Weibel fc. ad nature. Dessiné et gravé<br />
par S. Weibel. Kol. Um. Rad. 35:51 cm. Pittet 115.<br />
Sigmund Freudenberger übernahm die Ausbildung des Gipsermeistersohnes<br />
aus Bern zum Illuministen und Landschaftsmaler.<br />
Nach seiner Lehre bereiste der sehr eigensinnige Künstler<br />
die Regionen von Bern, Waadt und Aargau von 1792 bis<br />
1795. Weibel lebte von 1800 bis 1817 in Vevey, wo er hauptsächlich<br />
die Landschaft rund um den Genfersee malte. Er zeichnete<br />
auch einige sehr seltene Ansichten des Wallis und von<br />
Savoyen. Sein einziges Augenmerk galt der Landschaftsdarstellung.<br />
Er lebte zurückgezogen, jedoch zeugen Ausstellungen,<br />
die zu seinen Lebzeiten in Bern und Zürich organisiert<br />
wurden, von einem gewissen Ruhm des Künstlers.<br />
Als wichtige Dokumente gelten seine Ansichten der<br />
Pfarrhäuser der Kantone Bern und Waadt.<br />
27 JAKOB SAMUEL WEIBEL<br />
1771 Bern 1846<br />
Vue d'une partie du Mont-Blanc du côté de Salenche dans la<br />
Vallé de Chamouni. S. Weibel fc. Ad. Nature. Dessiné et gravé<br />
par S. Weibel. Coloured outline etching. 35:51 cm.<br />
Sigmund Freudenberger trained Weibel, son of a master craftsman<br />
in plastering from Bern, to become an illuminist and<br />
landscape painter. After his apprenticeship the very obstinate<br />
artist Weibel traveled the regions of Bern, Vaud and Aargau<br />
from 1792 to 1795. Weibel lived from 1800 to 1817 in Vevey,<br />
where he mainly painted the landscape around the Lake of<br />
Geneva. He also drew some very rare views of the Valais and<br />
of Savoy. He was exclusively dedicated to landscape painting.<br />
Although he lived very reclusively, various organized exhibitions<br />
during his lifetime in Bern and Zurich attest to a certain<br />
fame of the artist.<br />
His views of parsonages in the Cantons Bern and Vaud are<br />
regarded as important documents.<br />
Vue prise du cimetiere de Thoun, Canton de Berne. Dessiné d'après<br />
nature par Marq. Wocher à Basle en 1804. Kol. Um. Rad.<br />
48,5:67,5 cm. Mit schwarz getuschtem Rand.<br />
Krebser, Thun in der Kunst der Kleinmeister, Thun 2004, S. 59.<br />
Eine der schönsten Ansichten Thuns mit dem weiten Aarebecken.<br />
Den Vordergrund dominiert der mittelalterliche Schmittenturm<br />
mit dem grossen Postgebäude rechts über der innern<br />
Aare. Der Blick schweift über das weite Seefeld und Scherzligen<br />
zur Stockhornkette und dem dominanten Niesen.<br />
Marquard Wochers Liebe und tiefe Verbundenheit zur Stadt Thun<br />
spiegeln sich in diesem Blatt wider, das er während seines längeren<br />
Aufenthaltes 1804 stach. Es ist die grösste auf nur einer<br />
Kupferplatte gestochenen Ansicht von Thun aus der Kleinmeisterzeit.<br />
Zudem wurde der Zeitglockenturm unten rechts im Bild<br />
wohl in der ganzen Druckgraphik nie so präzise dargestellt. Schönes<br />
Exemplar dieser grossformatigen, besonders im Vordergrund<br />
mit Figuren und Details reich ausstaffierten Ansicht. Auf der<br />
Rückseite handschriftlicher Vermerk in Tinte: "AG Sept. 1817".<br />
28 MARQUARD WOCHER<br />
Mimmenhausen 1760-1830 Basel<br />
Vue prise du cimetiere de Thoun, Canton de Berne. Dessiné d'après<br />
nature par Marq. Wocher à Basle en 1804. Coloured outline<br />
etching. 48,5:67,5 cm. With black water colour margin.<br />
Krebser, Thun in der Kunst der Kleinmeister, Thun 2004, p. 59.<br />
One of the most beautiful views of Thun and the wide Aare<br />
delta. The medieval tower with the big post office<br />
building on the right over the inner Aare dominates the foreground.<br />
One's view wanders over the lake and Scherzligen to the<br />
mountain range with the Stockhorn and the dominating Niesen.<br />
Marquard Wocher’s deep attachment and love for the town of<br />
Thun is reflected in this print, which he engraved during his<br />
prolonged stay in 1804. It is the largest view of Thun, engraved<br />
on one copper plate from the time of the Swiss minor masters.<br />
Moreover, the Zeitglocken-tower on the lower right has never<br />
been presented as precisely in history of print making. Good<br />
copy of the large-sized view, especially in the foreground with<br />
figures and details richly decorated. On the back manuscript<br />
note in ink: "AG Sept. 1817".<br />
36<br />
37
Vûe de la Ville de Lucerne. Peint d'apres nature par<br />
J: J: Bidermann. à Basle chez Birmann & Huber. Kol. Um.<br />
Rad. 39:58,5 cm.<br />
1795 gelang es Biedermann, in der Person von Albrecht<br />
Niklaus Effinger von Wildegg einen Mäzen zu finden, der ihm<br />
mehrere Darlehen gewährte, damit er in eigener Regie zwei<br />
Serien der Hauptorte der damaligen Eidgenossenschaft als<br />
kolorierte Umrissradierungen herausgeben konnte. Bereits<br />
1796 war ein Teil der Blätter vollendet, die in zwei Serien à 15<br />
Blatt, im Format 29:43 cm und 39:59 cm erschienen.<br />
Doch die äusserst schwierige Zeit während des Franzosen<br />
infalls und die politische Umwälzung in der Schweiz resultierte<br />
Ende 1798 in seiner Zahlungsunfähigkeit. Er musste alle dreissig<br />
bearbeiteten Kupferplatten als Pfand an Effinger von Wildegg<br />
ausliefern. Die Verkaufsrechte gingen an den Verlag Birmann<br />
und Huber in Basel, der in einer späteren, ruhigeren Zeit von der<br />
grossen Nachfrage profitieren konnte und die begehrten Blätter<br />
von Biedermann in grosser Zahl mit der Firmenbezeichnung<br />
"à Basle chez Birmann & Huber" ab 1823 auch "Birmann & Fils"<br />
verlegte. Da die Blätter sehr dekorativ waren und von den Besitzern<br />
oft als Wandschmuck verwendet wurden und deshalb verblassten,<br />
gibt es nur noch eine kleine Zahl im original Kolorit. Prachtvolles Kolorit<br />
der Zeit mit der Adresse von Birmann und Huber.<br />
38<br />
29 JOHANN JAKOB BIEDERMANN<br />
Winterthur 1763-1830 Zürich<br />
Vûe de la Ville de Lucerne. Peint d'apres nature par J: J: Bidermann.<br />
à Basle chez Birmann & Huber. Coloured outline<br />
etching. 39:58,5 cm.<br />
In 1795, Biedermann succeeded in finding a patron who granted<br />
him loans to issue two series of 15 coloured outline etchings of<br />
the main places of the then Swiss confederation. Only one<br />
year later, the plates were etched, part of the sheets printed<br />
and even hand coloured. The two series, sized 29:43 cm and<br />
39:59 cm, included a view of each main place of the thirteen<br />
Swiss cantons, so that each series came to a total of 15 sheets.<br />
Yet the extremely difficult time during the French raid and the<br />
political revolution in Switzerland, resulted in the insolvence of<br />
the artist at the end of 1798. Biedermann had to give in pledge<br />
all thirty plates to his patron, Effinger von Wildegg. The<br />
publishing company Birmann und Huber in Basel took over the<br />
copyright. They benefited from the great demand in a later and<br />
more peaceful time and issued the sought-after prints by<br />
Biedermann in great quantities with the company's name<br />
"à Basle chez Birmann & Huber" after 1823 also "Birmann &<br />
Fils". As these prints were very decorative and have often been<br />
used as wall decoration and therefore the colours faded, there is<br />
only a small number left with the original colouring. Beautiful contemporary<br />
colouring with the editor address Birmann and Huber.<br />
Vue de la Ville de Rapperschveil. Situé sur les confins du Lac de<br />
Zurich. Dessiné ap : Nat : et gravé pr : Mth Pfenninger. Se<br />
vend a Zurich, chez l ‘Auteur. Kol. Um. Rad. 21:35,5 cm.<br />
Rapperswiler Stiche Nr. 20. Der Zeichner und Radierer Matthias<br />
Pfenninger wurde vom renommierten Johann Rudolf Holzhalb<br />
in Zürich unterrichtet. Nach seiner Weiterbildung beim<br />
Kupferstecher Emanuel Eichel in Augsburg knüpfte er in Paris<br />
Kontakte zu Christian von Mechel und Philipp Jakob Loutherbourg<br />
d. Ae. Zurück in der Schweiz bereiste er das Land und<br />
zeichnete Veduten, die er später eingenhändig radierte und kolorierte.<br />
Nachdem er zuerst für Johann Ludwig Aberli und Abraham<br />
Wagner in Bern tätig gewesen war, machte er sich zu<br />
Beginn der 1770er Jahre selbständig. Er führte seinen Kunstverlag<br />
zwischen 1770 und 1813 in Zürich im „Grünen Seidenhof“,<br />
wo ihm auch der junge Johann Heinrich Bleuler mit dem<br />
Kolorieren der Schweizeransichten behilflich war.<br />
MATHIAS PFENNINGER<br />
1739 Zürich 1813<br />
Vue de la Ville de Rapperschveil. Situé sur les confins du Lac de<br />
Zurich. Dessiné ap : Nat : et gravé pr : Mth Pfenninger. Se vend<br />
a Zurich, chez l ‘Auteur. Coloured outline etching. 21:35,5 cm.<br />
Rapperswiler Stiche No. 20. The illustrator and engraver<br />
Matthias Pfenninger was educated by the renowned Johann<br />
Rudolf Holzhalb in Zurich. After continuating his studies with<br />
Emanuel Eichel in Augsburg, he moved to Paris where he met<br />
Christian von Mechel and Philipp Jakob Loutherbourg the<br />
Aelder. Back in Switzerland, he traveled the country drawing<br />
the views, later etched and coloured them himself. After working<br />
first in Bern with J. L. Aberli and Abraham Wagner, he<br />
opened his own shop in the 1770’s. During 1770 and 1813 his<br />
publishing company was situated in Zurich in the “Grünen Seidenhof”,<br />
where the young Johann Heinrich Bleuler assisted<br />
him in colouring his Swiss views.<br />
39