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Alte Meister Graphik Moderne Graphik Alte Drucke ... - August Laube

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Jahren gepflegten Sammelgebieten unseres Hauses.<br />

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Alle Blätter sind verkäuflich. Verkauf gegen sofortige Bezahlung<br />

(Zürcher Kantonalbank, 8620 Wetzikon, Konto-Nr. 1155-<br />

0133.697 oder Postcheck 80-9245-7).Die Preise verstehen sich<br />

in Schweizer Franken und sind Nettopreise. Auslandszahlungen<br />

werden in Schweizer Franken spesenfrei für uns erbeten. Die<br />

Beschreibungen der <strong>Graphik</strong>en und Zeichnungen erfolgt nach<br />

bestem Wissen und Gewissen. Für etwaige Irrtümer, besonders<br />

in der Zuschreibung, haften wir bis 30 Tage nach Kaufabschluss.<br />

Versand auf Kosten und Gefahr des Bestellers. Versicherung<br />

zu seinen Lasten. Es besteht kein Lieferzwang.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Zürich.<br />

AUGUSTIN HIRSCHVOGEL<br />

Nürnberg 1503 – 1553 Wien<br />

Ein Burghof. Radierung. 1546. B. 71. Schwarz 71. Hollst. 44. Courtyard of a castle. Etching. 1546. Approx. 14,4 : 21,8 cm. B.<br />

14,4 : 21,8 cm<br />

71. Schwarz 71. Hollst. 44.<br />

Slg./Coll.: A. F. T. Bohnenberger (Lugt 68)<br />

<strong>August</strong>in Hirschvogel war einer der vielseitigsten Künstler des <strong>August</strong>in Hirschvogel was one of the most versatile artists of<br />

16. Jahrhunderts den ein rastloser Schaffensdrang erfüllte, der the 16th century, who was filled with a restless urge to create,<br />

nur in beständigem Wechsel Befriedigung fand.<br />

which could only be satisfied with a constant change.<br />

Hirschvogel war der Sohn des berühmten Nürnberger Glasma- As son of the famous Nuremberg glass-painter Veit Hirschvolers<br />

Veit Hirschvogel d. Ä. In dessen Werkstatt lernte und argel d. Ä., <strong>August</strong>in and his younger brother Veit learned and<br />

beitete <strong>August</strong>in mit seinem jüngeren Bruder Veit.<br />

worked in their father's shop.<br />

Als die Reformation in Nürnberg Fuß fasste und die einträg- When the reformation entered Nuremberg and therefore the<br />

lichen Glasmalereien für die Katholische Kirche als Einnahme- remunerative glass-paintings for the catholic church ceased,<br />

quelle wegfielen, betätigte sich Hirschvogel in verschiedenen Hirschvogel worked for different companies, for example with<br />

Unternehmen, so mit dem Hafner Hanns Nickel oder in seiner the potter Hanns Nickel or in his pottery in Nuremberg. In 1536<br />

Töpferei in Nürnberg. 1536 finden wir ihn als Geometer und he can be found as geometrician and in 1544 he settled in Vi-<br />

1544 lies er sich in Wien nieder. Wie so vieles in seiner Karieenna. .. he adopted the landscape technique of Albrecht Altre,<br />

übernahm Hirschvogel auch die Landschafts- Technik von dorfer and Wolf Huber, the founders of the so called Danube<br />

Albrecht Altdorfer und Wolf Huber, den Begründern der "Don- school and developed it further. Hirschvogel created 300 etchauschule"<br />

und entwickelte sie weiter. Hirschvogel schuf 300 ings, whereas the 35 landscapes etched between 1545 and<br />

Radierungen, wobei die 35 radierten Landschaften zwischen 1549 turned him into the most important artist of the Danube<br />

1545 und 1549 ihn zu einem der bedeutendsten Vertretern der school. Landscape etchings by Hirschvogel are very rare. A<br />

Donauschule machen. Hirschvogels Landschaftradierungen drawing by Wolf Huber (Winzinger 178) formed the basis of the<br />

sind sehr selten. Der Radierung vom Burghof liegt eine Zeich- etching "a courtyard of a castle" (Budapest). Holstein lists 14<br />

nung von Wolf Huber (Winzinger 178) zugrunde (Budapest). copies in public collections. Traces of an old squaring down.<br />

Hollstein führt von diesem Blatt 14 Exemplare in öffentlichen<br />

Sammlungen auf. Spuren einer alten Quadrierung.<br />

This catalogue represents a choice of material in the various<br />

fields of our stock.<br />

CONDITIONS OF SALE<br />

All items are for sale. Payment should be made promptly<br />

(Zürcher Kantonalbank, 8620 Wetzikon, Acc. no. 1155-<br />

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Swiss Francs and are net. Foreign clients are requested to remit<br />

payment free of charge in Swiss Francs. The descriptions<br />

of prints and drawings are undertaken with the greatest possible<br />

scholarship and good intent. We are liable for possible errors,<br />

particularly of attribution, for only 30 days after the completion<br />

of the sale. The client is liable for all costs and risks of<br />

shipping, including transit insurance. There is no duty to perform.<br />

If any dispute arises, the Court of Zurich is competent for<br />

both parties. In case of any dispute the German<br />

version of these conditions shall be legally binding.<br />

AUGUST LAUBE Buch- und Kunstantiquariat Nachfolgerin Brigitta <strong>Laube</strong> gegründet 1922<br />

<strong>Alte</strong> <strong>Meister</strong> <strong>Graphik</strong><br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Graphik</strong><br />

<strong>Alte</strong> <strong>Drucke</strong><br />

Zeichnungen<br />

Schweizer Kunst der Romantik<br />

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Trittligasse 19 CH-8001 Zürich Telefon +41 (0) 44 256 88 99 Fax +41 (0) 44 256 88 98<br />

2 3<br />

www.augustlaube.ch


Der Apostel Simon Zelotes. Kupfer. L. 135 (als Judas Thaddäus).<br />

Wz.: Monogramm Jesu „IHS“ im Strahlenkranz (L. 12).<br />

14,7:8,9 cm.<br />

Sehr schöner und kräftiger Abzug dieses äusserst seltenen<br />

Blattes. Es sind fünf weitere Abzüge bekannt: in den Kupferstichsammlungen<br />

von Berlin, Dresden, London, Paris und Wien.<br />

Im Gegensatz zu Lehrs, der den Dargestellten als „Judas Thaddäus“<br />

identifiziert, nennen Bartsch und Appuhn den Apostel<br />

Simon. Er gehört zu einer Folge von 13 Kupferstichen, die<br />

Christus und die Apostel stehend zeigen. Lehrs datiert sie in<br />

die Frühzeit des <strong>Meister</strong>s, um 1450, nahe der Folge mit den<br />

sitzenden Aposteln, anders Geisberg und Shestack, die sie<br />

aufgrund der grösseren Dichte und Schwere des Kupferstiches<br />

der mittleren Periode zuordnen.<br />

Der <strong>Meister</strong> E.S. beherrschte die zweite Generation des<br />

deutschen Kupferstichs und er ist nicht nur der interessanteste<br />

und vielschichtigste Kupferstecher seiner Zeit, sondern auch<br />

der produktivste. Mit Martin Schongauer zusammen ist er auch<br />

der einflussreichste Kupferstecher des 15. Jahrhunderts.<br />

In krassem Gegensatz zu seiner kunsthistorischen Bedeutung<br />

steht die Tatsache, dass wir über sein Leben sehr wenig<br />

wissen. Wie den <strong>Meister</strong> der Spielkarten glaubt man ihn an<br />

verschiedenen Orten des Oberrheins, zwischen Konstanz und<br />

Strassburg, lokalisieren zu können. Es gibt zahlreiche<br />

Hinweise, dass er Golschmied war. Viele seiner Kupferstiche<br />

sind offenkundig Modelle für Goldschmiedearbeiten gewesen.<br />

Im Kontext des deutschen Kupferstiches Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

ist <strong>Meister</strong> E.S.’ Zeichenkunst unübertroffen. Durch<br />

tief gegrabene, graziös und frei fliessende Konturlinien an<br />

seinen Figuren sowie durch kurze, leichte Striche zu deren<br />

Modellierung erreicht er eine nicht gekannte Verfeinerung und<br />

Ausdrucksstärke. Sein grösster Beitrag zur Technik des Kupferstichs<br />

ist die Erfindung der Querschraffierung und die systematische<br />

Arbeit mit dem Grabstichel zur Verstärkung der Konturen.<br />

Auch für die illusionistische Darstellung bahnte er damit den<br />

Weg für die Kunst Martin Schongauers und Albrecht Dürers.<br />

1 MEISTER E.S.<br />

tätig um/active around 1448-1467<br />

Slg./Coll.: Auktion Sotheby’s, London, 26. April 1979, Nr. 109<br />

The Apostle Simon Zelotes. Engraving. L. 135 (as Judas Thaddäus).<br />

Wm.: The monogram of Christ „IHS“ in sunburst (L. 12).<br />

14,7:8,9 cm.<br />

Very beautiful and strong impression of this extremely rare<br />

print. There are 5 known remaining impressions in the print<br />

collections of Berlin, Dresden, London, Paris and Vienna.<br />

In contradiction to Lehrs who describes the figure as „Judas<br />

Thaddäus“, Bartsch and Horst Appuhn assumed the Apostle to<br />

be Saint Simon.<br />

The Apostle Simon belongs to a series of 13 prints, showing<br />

Christ and the Apostles standing. Lehrs dates this series in the<br />

Master’s early period around 1450, very close to the series of<br />

seated Apostles. Geisberg and Shestack, on the contrary,<br />

suggest that they date from the middle period, citing the<br />

increased density and weight of the engraving technique.<br />

The Master E.S. dominated the second generation of German<br />

engravings and is the most interesting and complex engraver of<br />

his days, as well as the most prolific. Together with Martin<br />

Schongauer, he is further the most influential engraver of the<br />

fifteenth century. In contrast to his importance to the history of<br />

engraving and sculptural development of the fifteenth century,<br />

we know very little about his life. Like the Master of the Playing<br />

Cards, Master E.S. has been tentatively located in several<br />

places along the Rhine between Constance and Strasbourg.<br />

There is ample evidence that Master E.S. was a goldsmith.<br />

Many of his engravings are obviously models for goldsmith work.<br />

Within the context of mid-century German engraving, E.S.’<br />

drawing is unsurpassed. His figures are enhanced with deeply<br />

engraved contours which flow freely in graceful undulating<br />

curves. Within these deeply incised but supple contours,<br />

modelling is accomplished with short, light strokes. E.S.’s<br />

greatest contribution to the history of engraving was his invention<br />

of cross-hatching and systematic burin work. This disciplined<br />

use of modelling lines which follow and emphasize the<br />

contours increased the solidity of his forms and aided in the<br />

achievement of precise illusionistic images, paving the way for<br />

the accomplishments of Martin Schongauer and Albrecht Dürer.<br />

<strong>Meister</strong> E.S. erfand und entwickelte die neuen Techniken im<br />

Experiment, in einer Zeit, da Erfindung und Originalität nicht<br />

gefragt waren. Auch suchte er nach neuen Lösungen in der<br />

Komposition und Anordnung von Figuren. Es gibt keinen<br />

anderen Stecher im 15. Jahrhundert, der ein solch reiches<br />

Repertoire an Motiven und Kompositionen zeigt.<br />

Sehr schöner, früher Druck. Papierfehler im Kopf des Heiligen;<br />

unauffälliges Flecklein in der oberen linken Ecke und andere<br />

minime Flecklein, sonst in sehr gutem Zustand. Bis auf die<br />

Einfassungslinie beschnitten.<br />

Master E.S. discovered and developed a linear convention.<br />

It is to E.S.’ credit that in an age when invention and originality<br />

were considered unimportant, he dared experiment.<br />

Never satisfied with a given compositional solution he manipulated<br />

his figural arrangements hoping to discover new compositional<br />

possibilities. There is certainly no other engraver of<br />

the fifteenth century whose oeuvre presents a richer or more<br />

varied corpus of motifs and designs.<br />

Very fine early impression. Paperflaw in the Saint’s head. Small<br />

spot in the upper left corner and some other unobtrusive spots.<br />

Trimmed to the subject. Otherwise in excellent condition.<br />

4 5


Die Beweinung Christi. Holzschnitt. 1515. B. 32. Winzinger 57.<br />

Hollst. 32. 7,2:4,8 cm.<br />

Tafel aus der ausführlichen Passions-Serie "Sündenfall und<br />

Erlösung des Menschengeschlechts". Trotz Dürers Einfluss<br />

durch seine kurz zuvor erschienene Kleine Kupferstichpassion<br />

zeugen Altdorfers Blätter, auf kleinstem Raum gestaltet, von<br />

höchster <strong>Meister</strong>schaft und ausgeprägter Individualität.<br />

Schöner, klarer Abzug mit schmalem Rändchen.<br />

Der traditionelle Titel dieses Blattes war "Het Melkboertje"<br />

(der Milchmann). Aufgrund der Eimer, welche der Mann im<br />

Vordergrund auf seinen Schultern trägt, wurde er jedoch als<br />

Fischer identifiziert.<br />

Dieser prachtvolle Abzug ist reich an Plattenton und Grat,<br />

speziell im linken Vordergrund und in dem teilweise wegpolierten,<br />

hohen Gras rechts. Auf elfenbeinfarbenem Papier gedruckt.<br />

2 ALBRECHT ALTDORFER<br />

um/around 1480 Regensburg 1538<br />

HARMENSZOON VAN RIJN REMBRANDT<br />

(Fortsetzung von Seite 5/ Continuation page 5)<br />

Lamentation of Christ. Woodcut. 1515. B. 32. Winzinger 57.<br />

Hollst. 32. 7,2:4,8 cm.<br />

Plate from the extensive Passion series "The Fall and Redemption<br />

of Man". Despite Dürer's influence through his shortly<br />

before published engraved Passion, Altdorfer's prints,<br />

designed on the smallest scale, show his great mastery and<br />

distinctive individuality. A fine, bright impression with small<br />

margins.<br />

The traditional title of the print was "Het Melkboertje"<br />

(the Milkman), only recently the man in the foreground was<br />

correctly identified as a fisherman due to the type of buckets<br />

he carries.<br />

This impression is a fine, richly inked and toned print, with much<br />

burr, especially in the left foreground and in the partially<br />

burnished tall grass at the right. It is printed on ivory-toned paper.<br />

Landschaft mit dem Fischer. Radierung und Kaltnadel. Ca.<br />

1650. B.R.S. 213 II. Hind 242 II. Hollst. 213 II (v. II). 6,6:17,4 cm.<br />

In der "Landschaft mit dem Fischer" wählte Rembrandt einen<br />

Standpunkt am Deich, der von Diemedyk gegen den Zuiderzee<br />

führt. Die dicht gedrängte, solid wirkende Häusergruppe links<br />

ist harmonievoll durch die offene, stille Wasserfront rechts<br />

ausbalanciert. Die Komposition stellt den Inbegriff einer<br />

rembrandtschen Landschaft von der Umgebung Amsterdams<br />

dar. Das Blatt kann in die Jahre 1650-1651 datiert werden, als<br />

Rembrandt anfing mit Erfolg Radierung kombiniert mit Kaltnadel<br />

in seinen Landschaftsdrucken einzusetzen. Es scheint, dass<br />

er hier mit der Kaltnadel eine zunächst radierte Basis überarbeitete.<br />

Durch gezieltes Wischen in der Mitte, bei den Baumschatten,<br />

hat er dann eine noch grössere Verdunklung als mit<br />

der Kaltnadel erarbeitet. Fortsetzung Seite 4<br />

3 HARMENSZOON VAN RIJN REMBRANDT<br />

Leiden 1606 - 1669 Amsterdam<br />

Landscape with the Fisherman. Etching and drypoint. C. 1650.<br />

B.R.S. 213 II. Hind 242 II. Hollst. 213 II (v. II). 6,6:17,4 cm.<br />

Slgn./Colls: Fhr. J. Goll van Frankenstein, 1722-1785 (cf. L. 2987)<br />

Josef Camesina de Pomal, 1765-1827 (L. 429)<br />

Artiaria & Co., (L. 90)<br />

Graf Samuel de Festetits, 1806-1862 (cf. L. 926)<br />

J. D. Böhm, 1794-1865 (trägt den Stempel nicht, nur hs. bez. / no stamp, only a handwritten note)<br />

C. Schlösser, 1827-1884 (L. 636)<br />

E. Schmith Jr., 2. Hlft. 19. Jh./ 2nd half 19th c. (L. 2897)<br />

A. W. Scholle, New York, bis 1910 (L. 2923a)<br />

The "landscape with the fisherman" is one of the quintessential<br />

representations of Rembrandt´s landscape near Amsterdam.<br />

It shows a view along the dike from Diemedyk towards the<br />

Zuider Zee. The compressed solid domestic scene occupying<br />

the foreground on the left is balanced harmoniously against<br />

the calm, open waterway on the right. The landscape can be<br />

dated around 1650-1651, when Rembrandt first succeeded in<br />

thoroughly integrating drypoint and etching in his landscape<br />

prints. The artist appears to have superimposed the drypoint on<br />

an etched foundation. Through selective wiping in the central<br />

area shaded by the trees, he further darkened the dense<br />

shadows produced by the drypoint. Continued page 4<br />

6 7


Joos de Momper, Maler in Antwerpen. Radierung. Um 1630.<br />

Mauquoy-Hendrickx 7 I (von V). Hollstein 7 I (von V). Wasserzeichen:<br />

Phoenix in einem Lorbeerkranz (M.-H. 252, gibt dieses Wz. für frühe<br />

Abzüge an). 26:38,8 cm<br />

Obwohl van Dyck mit seinen Historiengemälden zu Ruhm gelangte, war<br />

für ihn das Porträtieren keine zweitrangige Beschäftigung. Hat es dem<br />

Menschen schon immer gefallen, sich selbst im Porträt zu sehen, so hat<br />

doch die Renaissance ein zuvor nicht gekanntes Selbstbewusstsein im<br />

Individuum hervorgebracht und damit ein Boom in der Porträtmalerei<br />

ausgelöst. Auch war es eine Form des Weiterlebens nach dem Tode:<br />

"Awch behelt das gemell by gestalt der menschen nach jrem sterben",<br />

wie Albrecht Dürer es zu Beginn des 16. Jahrhunderts formuliert hatte.<br />

(Carl Depauw & Ger Luijten, Anthony van Dyck as a printmaker,<br />

Antwerpen 1999, p. 73.)<br />

Die Popularität seiner gemalten Porträts gaben denn auch van Dyck den<br />

Anstoss für eine grosse Serie gestochener Porträts, die berühmte<br />

"Ikonographie". Diese hatte einen enormen Einfluss auf die Porträtmalerei.<br />

Die Posen, die van Dycks Modelle einnahmen, wurden von<br />

vielen späteren Künstlern immer wieder imitiert.<br />

Das Porträt Joos de Mompers entstand wahrscheinlich um 1630. Der<br />

Maler sitzt, im Rücken einen Felsen, in einer für ihn typischen<br />

Landschaft und weist mit seiner behandschuhten Rechten darauf.<br />

Der sehr frühe, feine Probedruck vor dem Text gehört zu den siebzehn<br />

von van Dyck selbst ausgeführten radierten Porträts. Diese eigenhändigen<br />

Blätter wurden nicht von Martinus van den Enden publiziert,<br />

sondern erst von Gillis Hendricx, nach des Künstlers Tod der "Ikonographie"<br />

zugeordnet. Die meisten von van Dycks eigenen Radierungen<br />

wurden in einer einzigen Auflage gedruckt und vertrieben. Es handelt<br />

sich meistens um Porträts von Malerkollegen aus seinem Freundeskreis<br />

und es ist anzunehmen, dass eine gewisse Anzahl Abzüge an den<br />

Porträtierten selbst gingen.<br />

4 ANTHONY VAN DYCK<br />

Antwerpen 1599-1641 London<br />

Slgn./Colls.: Herman Nesle<br />

Otto Schäfer, Schweinfurt.<br />

Joos de Momper, Painter in Antwerp. Etching. Around 1630.<br />

Mauquoy-Hendrickx 7 I (of V). Hollstein 7 I (of V). Watermark: Phoenix in<br />

a laurelwreath (M.-H. 252, there noted for early impressions).<br />

People have always derived special enjoyment from seeing themselves<br />

portrayed. And with the dawning of the Renaissance, which was<br />

accompanied by a general heightening of self-awareness, countless<br />

portraits were produced. It is also a way of living on after death: "Awch<br />

behelt das gemell by gestalt der menschen nach jrem sterben", as<br />

Albrecht Dürer put it at the beginning of the sixteenth century. Carl<br />

Depauw & Ger Luijten, Anthony van Dyck as a printmaker, Antwerpen<br />

1999, p. 73.<br />

For van Dyck painting portraits was more then a "byway of art". He has<br />

excelled in the history piece a more prestigious genre and it was doubtless<br />

the popularity of his portraits that made him decide to produce a<br />

large series of portrait prints, known as the famous "Ikonographie".<br />

The influence of the Iconography on the art of portraiture was considerable.<br />

Later portrait painters endlessly imitated the poses in which van<br />

Dyck depicted his models.<br />

Joos de Momper is represented amid precisely the type of landscape<br />

that was his trademark. He points to it with his gloved hand, from his<br />

position by a rock wall. Anthony van Dyck probably portrayed the landscape<br />

painter from life around 1630.<br />

This very fine, early proof impression before the letters belongs to the<br />

seventeen etched portraits that are considered to be executed by van<br />

Dyck himself. They are not among the prints published by Martinus van<br />

den Enden, and were only added to the Iconography, by Gillis Hendricx,<br />

after van Dyck's death. Most of vans Dyck's own etchings were printed<br />

and distributed in a single edition. In the main, they are portraits of<br />

fellow-artists from his circle of friends and several impressions may<br />

have been reserved for the sitter.<br />

8 9


George Morland war einer der wohl erfolgreichsten Genremaler<br />

seiner Zeit. Er erlernte das Malen im frühen <strong>Alte</strong>r von 3<br />

Jahren und stellte seine ersten Bilder in der Royal Academy<br />

bereits mit 10 aus. Diese beiden Blätter gehen aus der sehr<br />

erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Ward und Morland<br />

hervor. Der überaus produktive Künstler malte im Laufe seines<br />

Lebens über 4000 Gemälde, wovon mehr als 250 Bilder von<br />

seinen Zeitgenossen in die Radierung umgesetzt wurden.<br />

Papierverfärbungen.<br />

5 WILLIAM WARD NACH/AFTER<br />

1766 London 1826<br />

GEORGE MORLAND<br />

1763 London 1804<br />

-The Fruits of early Industry & Oeconomy, -The Effects of Extravagance & Ideleness. G. Morland pinx. W. Ward Sculp. London<br />

Publishe'd March 25. 1794 by T. Simpson. St. Pauls Church Yard. And by Darling & Thompson Great Newport Street. 2 Farbschabkunstblätter/<br />

2 mezzotint engravings. Frankau 126/ 104 Zweite Platte, I. Zustand/ Second plate, first state. Je ca./ Each approx.:<br />

58,8:47,5 cm.<br />

George Morland was one of the most successful genre painters<br />

of his time. He started to paint at the age of three, his first<br />

pictures were exhibited at the Royal Academy when he was<br />

only 10 years old. These two prints are the result of a fruitful<br />

collaboration between Ward and Morland. In the course of his<br />

lifetime, the prolific artist created over 4000 paintings, of<br />

which more than 250 subjects have been converted into<br />

etchings by his contemporaries. Paper discolouration.<br />

6 WILLIAM WARD NACH/AFTER<br />

1766 London 1826<br />

HENRY SINGLETON<br />

1766 London 1839<br />

-Extravagance and Dissipation. -Industry and Oeconomy, H. Singleton pinx. W. Ward Sculp. London Publishe'd March 25.<br />

(April 9.) 1794 by T. Simpson. St. Pauls Church Yard. And by Darling & Thompson Great Newport Street. 2 Farbschabkunstblätter/<br />

2 mezzotint engravings. Frankau 109/ Frankau 166 II. Zustand/ second state. Je ca./ Each approx.: 58,8:47,5 cm.<br />

Singleton, ein immens produktiver und besonders vielseitiger<br />

Künstler, trat 1783 in die Royal Academy Schools ein und<br />

gewann 1784 eine Silbermedaille und 1788 eine Goldmedaille.<br />

Er war berühmt für seine grossformatigen Kampfszenen sowie für<br />

mythologische, historische und literarische Sujets. Er machte sich<br />

auch als Buchillustrator und Portraitmaler einen<br />

Namen. Später wandte er sich mehr sentimentalen, moralischen<br />

und literarischen Genreszenen zu, die hauptsächlich für Radierungen<br />

bestimmt waren. Im 18. Jh waren seine Werke sehr gefragt.<br />

Papierverfärbungen.<br />

Singleton, a very prolific and exceptionally versatile artist,<br />

entered the Royal Academy Schools in 1783, winning a silver<br />

medal in 1784 and a gold medal in 1788. He was known for his<br />

large-scaled battle scenes, mythological, historical and literary<br />

subjects. He even was a book illustrator and a portraitist of<br />

some distinction. Later he specialized more in sentimental,<br />

moral and literary genre scenes, which were mostly destined<br />

for the engraver. His works were very sought-after in the 18th<br />

century. Paper discolouration.<br />

10 11


L'Emoi. Holzschnitt. 1894. Sign. u. num. in Blaustift unten<br />

rechts "FVallotton 53". Vall.-G. 135 a. 18:22,5 cm.<br />

Eines von ca. 75 Exemplaren der ersten Ausgabe mit der<br />

blauen Signatur des Künstlers.<br />

1882 ging der 17jährige Vallotton an die Académie Julian nach<br />

Paris, um unter der Leitung von Jules Joseph Lefebvre und<br />

Gustave Boulanger Kunst zu studieren. Zu seinen Kommilitonen<br />

zählten unter anderen Edouard Vuillard und Pierre<br />

Bonnard. Der junge Künstler verbrachte seine ersten Jahre in<br />

Paris in bitterer Armut. Anfang 1890 besuchte Vallotton eine<br />

Ausstellung von ukiyo-e Holzschnitten, in der École des<br />

Beaux-Arts. Während der 1890er Jahre führte Vallotton viele<br />

Holzschnitte aus, die in der grossen Pariser Presse, wie zum<br />

Beispiel "Le Cri de Paris" oder dem satirischen Journal<br />

"Le Rire" weite Verbreitung fanden. Auch europäische<br />

Zeitungen verlangten nach Illustrationen des Künstlers.<br />

Vallotton revolutionierte den Holzschnitt. Er arbeitete<br />

ausschliesslich mit schwarz und weiss, hob Konturen und<br />

Muster stark hervor und setzte das tiefe schwarz und das pure<br />

weiss in starken Kontrast zueinander. Er erarbeitete sich einen<br />

neuen Stil, der in enger Beziehung zur Avantgarde, den Postimpressionisten,<br />

dem Jugendstil und besonders zu den Idealen<br />

der Gruppe der Nabis stand.<br />

12<br />

7 FÉLIX VALLOTTON<br />

Lausanne 1865-1925 Paris<br />

L'Emoi. Woodcut. 1894. Signed and numbered in blue crayon<br />

lower right "FVallotton 53". Vall.-G. 135 a. 18:22,5 cm.<br />

One of approx. 75 impressions of the first edition with the<br />

artist's signature in blue crayon.<br />

In 1882 the 17 year old Vallotton went to the Académie Julian<br />

in Paris, to study art under the direction of Jules Joseph<br />

Lefebvre and Gustave Boulanger. Amongst his fellow students<br />

were Edouard Vuillard and Pierre Bonnard. In his first years in<br />

Paris the young artist lived in bitter poverty.<br />

In the beginning of 1890 he visited an exhibition on ukiyo-e<br />

woodcuts, which were shown at the École des Beaux-Arts.<br />

During the 1890s Vallotton accomplished many woodcuts,<br />

which were distributed in the large Parisian press, such as<br />

"Le Cri de Paris" or the satirical journal "Le Rire" . Yet also<br />

European newspapers asked him for illustrations.<br />

Vallotton revolutionised the woodcut. He worked exclusively<br />

with black and white, emphasized outlines and patterns and<br />

contrasted strongly the deep black and pure white. He<br />

developed a new style, which formed a tight relation with the<br />

Avantgarde, the post impressionists, art nouveau and especially<br />

to the ideals of the Nabis group.<br />

Le marché aux parasols. Rad. 1866. Chine appliqué auf breitem<br />

starkem Velin. Van Gelder 118 I/II. 14:8,1 cm.<br />

Diese Radierung, bekannt unter den Namen, "La Maison à pan<br />

de bois" oder "La Terrasse aux parasols", wurde das erste mal<br />

von Bresdin an der jährlichen Ausstellung der Société des Amis<br />

des Arts in Bordeaux gezeigt.<br />

Prachtvolles Exemplar des ersten Zustandes mit den hellen<br />

Flecken oben rechts im Himmel, und vor der Verätzung der<br />

Platte links und rechts am Rand des Sujet. Spitze der untere<br />

rechte Ecke des Velin ausgerissen.<br />

8 RODOLPHE BRESDIN<br />

Ingrande 1825-1885 Sèvres<br />

Slg./Coll.: Docteur Pierre Lafargue, Bordeaux<br />

Le marché aux parasols. Etching 1866. Chine appliqué on<br />

broad and strong velin. Van Gelder 118 I/II. 14:8,1 cm.<br />

The etching, known as "La Maison à pan de bois" or "La terrasse<br />

aux parasols" has been presented for the first time at the<br />

annual fair of the Société des Amis des Arts in Bordeaux.<br />

Brilliant impression of the first state with light spots on the<br />

upper right in the sky, and before the foul biting of the plate on<br />

the left and right margin of the subject. Loss of the tip of the<br />

lower right corner of the supportive velin.<br />

13


Le Ruisseau sous Bois. Kupferstich. 1927. Godefroy 353 I, II, III<br />

u. IV. SL 353 (beschreibt nur 3 Zust.). Blindstempel des Verlegers<br />

Jacquart. Je 21,5:18,6 cm.<br />

Schöne Folge von 4 Zuständen desselben Blattes:<br />

I. Zustand: Reiner Kupferstich auf Velinpapier. Sign. u. num.:<br />

"Laboureur 2/3".<br />

II. Zustand: Die Hose des jungen Mannes ist noch weiss.<br />

Vor dem Monogramm. Druck auf Bütten. Signiert und nummeriert.:<br />

"Laboureur 2/10".<br />

III. Zustand: Diagonale Strichlagen in der Hose des jungen<br />

Mannes und im Wasser. Mit Monogramm und Datum im<br />

unteren linken Rand. Sign. u. num.: "Laboureur 5/7".<br />

IV. Zustand: Gekreuzte Strichlagen im Schatten der Pflanzen,<br />

hinter dem jungen Mann. Druck auf Bütten. Sign. u. num.:<br />

"Laboureur 4/80". Kleine Stockflecklein und Rand leicht<br />

vergilbt.<br />

1923 war Laboureur eines der Gründungsmitglieder der Société<br />

des Peintres Graveurs Indépendants und ein enger Freund<br />

des Avantgarde Dichters Guillaume Appolinaire und der<br />

Malerin Marie Laurencin. Seine Inspiration fand der Künstler in<br />

so unterschiedlichen Quellen wie der Hellenischen Vasenmalerei<br />

bis hin zu Nabis Künstlern wie Bonnard, Vuillard, Vallotton.<br />

Durch seine häufigen Reisen, bei denen er sich auch kurzfristig<br />

in Amerika oder London niederliess, erwarb er sich ein breites<br />

historisches Wissen über Kupferstiche. Nach seiner Rückkehr<br />

nach Paris 1910, entwickelte er seinen eigenen analytischen<br />

geometrischen Stil.<br />

Laboureurs Werke, die von einem zeitgenössischen Dichter<br />

und Freund mit "chic" und "grosser klassischer Eleganz"<br />

bezeichnet wurden, fanden sowohl in Amerika als auch in<br />

Europa viele Liebhaber.<br />

9 JEAN EMILE LABOUREUR<br />

1877 Nantes 1937<br />

Slg.:/Coll.: Henri M. Petiet, Paris 1894-1980.<br />

The River in the Forest. Engraving. 1927. Godefroy 353 I, II, III<br />

u. IV. SL 353 (describes only 3 states). Blindstamp of the editor<br />

Jacquart. 21,5:18,6 cm each.<br />

Interesting sequence of 4 states of the same subject:<br />

I. state: Engraving only on velin. Signed and numbered: "Laboureur<br />

2/3".<br />

II. state: The young man's trousers are still white. Before the<br />

monogram. Impression on laid paper. Signed and numbered:<br />

"Laboureur 2/10".<br />

III. state: Diagonal hatching in the young man's trousers and in<br />

the water. With the monogram and date in the lower left<br />

margin. Signed and numbered: "Laboureur 5/7".<br />

IV. state: Intersected hatching behind the young man, in the<br />

shade of the plants. Impression on laid paper. Signed and<br />

numbered: "Laboureur 4/80". Small foxing and minor discoloration<br />

in the outer margin.<br />

In 1923 Laboureur belonged to the founders of the Société des<br />

Peintres Graveurs Indépendants and was a close friend to the<br />

avant-garde poet Guillaume Appolinaire and the painter Marie<br />

Laurencin. The artist found his inspiration in sources ranging<br />

from Hellenistic vase painting to Nabis artists such as<br />

Bonnard, Vuillard and Vallotton. From his extensive travelling,<br />

settling for periods in the U.S. and London, he acquired a<br />

broad historical knowledge of engraving. After returning to<br />

Paris in 1910 he developed his own analytical, geometric style.<br />

Displaying what contemporary poet and friend Max Jacob<br />

described as "chic" and "grand classical elegance" , Laboureur<br />

was widely collected by Americans as well as Europeans.<br />

14 15


Missale Constantiense. Augsburg, Erhard Ratdolt, nach 8. Mai<br />

1504. Fol. 273 Bll., davon 1 weisses. Mit 2 blattgrossen und<br />

2 kleineren altkolorierten und goldgehöhten Holzschnitten von<br />

Jörg Breu dem Aelteren, einem weiteren Holzschnitt und <strong>Drucke</strong>r<br />

marke. Textkapitale und einige der Illustrationen gedruckt in<br />

Rot und Schwarz. Der Kanon (8 Blatt) auf Pergament gedruckt.<br />

Prachtvoller, blindgeprägter Schweinslederband über Holzdeckeln.<br />

Das Zentralstück, umrahmt von verschiedenen Rollenbordüren,<br />

zeigt vorne das Abendmahl und auf dem Hinterdeckel die Heilige<br />

Dreifaltigkeit. Gehämmerte Eckstücke und 2 Schliessen. Der schöne<br />

Renaissance-Einband ist die Arbeit Georg Endlers, Buchbinder in<br />

Nürnberg, der 1584 <strong>Meister</strong> wurde und 1630 verstarb (vgl. Haebler<br />

(Rollen- und Plattenstempel I, 102/3, I-II. und I 448, 1, 9, dat. 1537).<br />

Nicht in Weale-Bohatta. Vgl. Campbell Dodgson, Jahrbuch der<br />

königl. preuss. Kunstammlungen, Bd. 21, Berlin 1900, SS. 192-214.<br />

Die vorliegende Ausgabe weicht von Weale-Bohattas<br />

Beschreibung Nr. 308 ab. Das vorliegende Exemplar dürfte<br />

nach dem 8. Mai 1504, dem Datum des Privilegs des Bischofs<br />

von Konstanz, gedruckt worden sein und nicht, wie im<br />

Kolophon erwähnt, am 24. April 1504.<br />

Von besonderem Interesse sind die beiden von Jörg Breu signierten,<br />

grossen Holzschnitte. Der eine zeigt die Jungfrau Maria auf einem<br />

Säulenfuss mit dem Wappen von Hugo von Hohenlandenberg, dem<br />

Bischof von Konstanz. Rechts der Heilige Konrad, links der Heilige<br />

Pelagius, die Schutzpatrone der Diözese Konstanz. Der Rahmen in<br />

Form eines gotischen Tores ist auf 1504 datiert. Das Wappen teilweise<br />

in Rot gedruckt. Dieser sowie zwei weitere Holzschnitte des<br />

Missale zählen zu den frühesten, in verschiedenen Farben gedruckten<br />

Holzschnitten und sind Prototypen der Chiaroscuro-Technik.<br />

Der auf Pergament gedruckte, blattgrosse Holzschnitt im Kanonteil<br />

zeigt Christus am Kreuz. Zu seiner Linken die Jungfrau Maria mit<br />

gefalteten Händen, rechts der Heilige Johannes, die Augen zu<br />

Christus erhoben. Alle vier Holzschnitte sorgfältig von zeitgenössischer<br />

Hand koloriert und goldgehöht.<br />

Die sehr fein und klar gedruckten Holzschnitte zählen zu Jörg Breu's<br />

seltenem Frühwerk und sind monogrammiert.<br />

Bis auf das erste leere Blatt komplett. Ein Riss in Blatt 2 von alter<br />

Hand beinahe unsichtbar restauriert. Die Ausgabe ist in äusserst<br />

prachtvoll erhaltenem Zustand, mit breiten Rändern, wunderschöner<br />

Kolorierung und einem herrlichen, blindgeprägten Einband der Zeit.<br />

10 MISSALE CONSTANTIENSE<br />

Missale Constantiense. Augsburg, Erhard Ratdolt, after May 8,<br />

1504. Fol. 273 leaves, one of them blank. With two full page woodcuts<br />

and two smaller ones by Jörg Breu the Elder in careful<br />

contemporary colouring. Another large cut and printer's<br />

device. Text, capitals and some of the illustrations were<br />

printed in red and black. The Canon (8 leaves.) printed on vellum.<br />

In a fine binding with blind-tooled pigskin over wooden boards. On the<br />

sides there are different borders surrounding a central panel, the one on<br />

the front cover showing the Last Supper, the one on the back The Holy<br />

Trinity. Embossed bronze corner pieces, two clasps. The fine renaissance<br />

binding is the work of Georg Endler, bookbinder at Nuremberg in<br />

the second half of the 16th century. It shows his plates signed GE as<br />

described in Haebler, dated 1537, Rollen- und Plattenstempel I, 102/3,<br />

I-II. and op. cit. I 448, 1, 9,.<br />

Not in Weale-Bohatta. Cf. Campbell Dodgson, Jahrbuch der königl.<br />

preuss. Kunstsammlungen, vol. 21, Berlin 1900, pp. 192-214.<br />

Our edition of the missal differs slightly from Weale-Bohatta's<br />

description no. 308. It might have been published after May<br />

8th, 1504, the date of the privilege of the Bishop of Constance<br />

and not April 24th, 1504, date which appears in the colophon.<br />

Of special interest are the two beautiful full-page woodcuts signed by<br />

Jörg Breu the Elder. The first one shows the Virgin standing on a pedestal<br />

with the coat of arms of Hugo von Hohenlandenberg, Bishop of<br />

Constance. To the left stands St. Conrad, to the right St. Pelagius, the<br />

patrons of the diocese of Constance. The whole group is framed by a<br />

Gothic portal with recumbent figures of Adam and Eve in the spandrels,<br />

and the date 1504. This and two further cuts described below rank<br />

among the earliest specimens of woodcuts printed in different colours<br />

and are prototypes of the Chiaroscuro-technique.<br />

The full-page cut in the Canon is printed on vellum. It shows Christ on<br />

the Cross. On the left is the Virgin, full-face with clasped hands. St. John<br />

is standing in profile on the right lifting up his eyes to Christ. All wood<br />

cuts were carefully coloured by a contemporary hand and some were<br />

heightened in gold.<br />

The very clear and fine printed woodcuts belong to Jörg Breu's rare<br />

early work and bear his monogram.<br />

Our copy is complete except for the first blank leaf. A rent in leaf 2 was<br />

repaired at an early date. It is in a very beautiful state of preservation,<br />

with broad margins, extraordinary colouring and a beautiful blind-tooled<br />

binding of the time.<br />

16<br />

17


Piscium vivae Icones. Folge von 16 gest. num. Tafeln (inkl. des<br />

Titels), (Venedig?, (um 1600) 8° oblong. Ppbd. d. Zt. mit handgeschriebenem<br />

Titel " Stanze Maritime/ Pessi/ Sadeler Justus".<br />

Sammlung von 16 Radierungen von Meeresfischen, Schalentieren,<br />

Meeressäugern und Süsswasserfischen, dargestellt in<br />

belebten Landschaften. Justus Sadeler radierte seine Tafeln nach<br />

Adrian Collaert's früher erschienenem Piscium Vivae Icones. In<br />

aes incisae et editae ab Adriano Collardo (Antwerpen ca. 1580).<br />

Druckort und Datierung nach dem Katalog der Herzog <strong>August</strong><br />

Bibliothek in Wolfenbüttel A:22.1 Geom (26).<br />

Titelblatt etwas stockfleckig und Einriss am Rand. Tafel 2 brauner<br />

Fleck auf dem Walfisch. Sehr selten.<br />

18<br />

11 SADELER, JUSTUS.<br />

Antwerpen 1583 - 1620 Venedig oder Leiden<br />

Piscium vivae Icones. 16 plates (incl. 1 plate title) numbered.<br />

(Venice?), (c. 1600). 8° oblong (16.5:23 cm), cased binding with<br />

manuscript title "Stanze Maritime/Pessi/Sadeler Justus".<br />

Collection of 16 engravings of sea fish, shellfish, mammalian<br />

sea creatures and freshwater fish, presented in decorative<br />

landscapes. Justus Sadeler copied his images from the earlier<br />

edited Collaert's Piscium Vivae Icones. In aes incisae et editae<br />

ab Adriano Collardo (Antwerp c. 1580).<br />

Place of printing and dated according to the catalogue of the<br />

Herzog <strong>August</strong> library in Wolfenbüttel A:22.1 Geom (26).<br />

Title page foxing and tear in the margin. Plate 2 brown spot on<br />

whale. Very rare.<br />

Trattato del giuoco della palla. 8°. Venedig, Gabriele Gioito<br />

de'Ferrari, et fratelli. 1555.<br />

Sechs doppelseitige Holzschnitte zu Ausrüstung und Spielplätzen.<br />

Der dritte Holzschnitt zeigt einen Plan des Tennisplatzes<br />

im Louvre. Diese Holzschnitte tragen die Signaturen K und L.<br />

*-**8, A-I8, K8+4, L 8+8, M-V8 (H4 falsch signiert G4; V8<br />

weiss); 188 Blatt. Das Register auf Blatt V7r führt die eingefügten<br />

Signaturen K und L nicht auf. Signaturen Q und S leicht<br />

verfärbt. Gebunden mit italienischem Blumenpapier.<br />

Brunet, V. 178, Suppl. II, 606. Mortimer, Italian 16th c. Books,<br />

Harvard 1974, II 465. Adam, Cambridge, II, S. 547.<br />

Dieses erste Buch über Tennis wurde 1555 auf italienisch<br />

herausgegeben. Antonio Scanio, ein italienischer Priester<br />

widmete das Buch seinem Schirmherrn Alfonso II d'Este, der<br />

fünfte und letzte Herzog von Ferrara. Das Buch erörtert fünf<br />

verschiedene Ballspiele, darunter auch eine Form des<br />

Fussballs, jedoch steht die detaillierte Betrachtung der Regeln<br />

und Methoden des Tennisspiels im Vordergrund, und sämtliche<br />

Illustrationen handeln vom Tennis.<br />

In der Einführung gibt Scaino rechtschaffene Gründe an, dieses<br />

Buch zu schreiben, jedoch schien die Lösung einer Kontroverse<br />

um ein Spielergebnis zwischen Alfonso und einem anderen<br />

Spieler der wahre Grund gewesen zu sein. Da für gewöhnlich<br />

auf Tennisspiele gewettet wurde, könnte die Kontroverse nicht<br />

nur akademischer Natur gewesen sein. Wie zu erwarten, hat<br />

Scaino die Position des Herzogs eingenommen.<br />

12 ANTONIO SCAINO DA SALÒ<br />

Trattato del giuoco della palla. 8°. Venice, Gabriele Giolito<br />

de'Ferrari, et fratelli. 1555.<br />

Six double-page woodcuts of equipment and playing courts.<br />

The third cut is a plan of the tennis court at the Louvre. These<br />

cuts carry the letters K and L. *-**8, A-I8, K8+4, L 8+8, M-V8<br />

(H4 missigned G4; V8 Blank); 188 leaves. Register on leaf V7r<br />

does not record the insertions in signatures K and L. Signatures<br />

Q and S light discoloration. Bound with an Italian flower paper.<br />

Brunet, V. 178, Suppl II, 606. Mortimer, Italian 16th c. Books,<br />

Harvard 1974, II 465. Adam, Cambridge, II, p. 547.<br />

This is the first book written about tennis, published in Italian<br />

in 1555. Antonio Scaino, an Italian priest, dedicated the book<br />

to his patron Alfonso II d'Este, 5th and last Duke of Ferrara. The<br />

book discusses five variant ball-games, including a form of<br />

soccer, but the treatment of the rules and method of playing<br />

tennis is much the most detailed, and all Scaino’s illustrations<br />

are about tennis.<br />

In the introduction Scaino gives virtuous reasons for undertaking<br />

the work, but the real purpose of the book appears to<br />

have been the resolution of a dispute relating to scoring which<br />

arose between Alfonso and another player. As it was common<br />

to wager on tennis matches, the dispute may not have been<br />

academic. Not surprisingly Scaino comes down on the side of<br />

his prince.<br />

19


Topographia Helvetiae, Rhaetiae, et Vallesiae: Das ist,<br />

Beschreibung und eigentliche Abbildung der vornehmsten Stätte<br />

und Plätze in der Hochlöblichen Eydgenossenschafft … In dieser<br />

andern Edition mit sonderm fleiss durchgangen … corrigirt,<br />

vermehrt und gebessert. Frankfurt a. M., Merians Erben, 1654.<br />

Kl.-fol. Mit gest. Titel, 80 Kupfertafeln und Holzschnitt-<br />

<strong>Drucke</strong>rmarke auf dem Titel. 90, (IX) SS. Pgt. d. Zt. mit hs.<br />

Rückentitel.<br />

Wüthrich IV, 23, 4. Die zweite deutsche und die vollständigste<br />

Ausgabe von Merians Helvetischer Topographie, gegenüber<br />

den vorangegangenen Ausgaben um Neunkirch und Neuenburg<br />

(vom See her gesehen) erweitert. Eglisau/Greifensee und Grüningen/Regensberg<br />

wurden auf 2 Platten verteilt.<br />

(Nachgebunden:) DERS. Topographia Alsatiae ... Das ist,<br />

Beschreibung unnd eigentliche Abbildung der vornehmsten<br />

Stätt und Oerther, im Obern und Untern Elsass. Frankfurt a. M.,<br />

Wolfgang Hoffmann für Matthäus Merian, 1644 (recte 1643). -<br />

(Und:) Anhang zu ... getruckter Topographia Alsatiae ... Frankfurt a.<br />

M., Merians Erben, 1654. Mit 341 Kupfertafeln, davon 2 Karten.<br />

53, (5) SS., 1 Bl. Errata; 64, (6) SS. Wüthrich IV, 88f, 15 u. 16.<br />

Erste Ausgabe der "Topogaphia Alsatiae" zusammen mit dem<br />

erst 1654 publizierten Anhang Martin Zeillers, dieser ohne die<br />

beiden Tafeln von Caspar Merian. Eine Tafel mit hinterlegtem<br />

Einriss. Sehr gutes Exemplar, die Kupfer in kräftigen Abzügen.<br />

13 MERIAN, MATTHÄUS<br />

Basel 1593 - 1650 Bad Schwalbach<br />

Topographia Helvetiae, Rhaetiae, et Vallesiae: Das ist, Beschreibung<br />

und eigentliche Abbildung der vornehmsten Stätte und Plätze<br />

in der Hochlöblichen Eydgenossenschafft … In dieser andern<br />

Edition mit sonderm fleiss durchgangen … corrigirt, vermehrt<br />

und gebessert. Frankfurt a. M., Merians Erben, 1654.<br />

Small Folio. With engraved title, 80 engraved plates and<br />

woodcut printer's mark on title. 90, (IX) pp. Contemporary<br />

vellum with handwritten title on back.<br />

Wüthrich IV, 23, 4. Second German and complete edition of<br />

Merian's Swiss topography, compared to the earlier editions it<br />

includes Neukirch and Neuenburg (view from the lake).<br />

Eglisau/Greifensee and Grüningen/Regensberg are divided on<br />

two plates.<br />

(Added): dito. Topographia Alsatiae… Das ist, Beschreibung<br />

unnd eigentliche Abbildung der vornehmsten Stätt und<br />

Oerther, im Obern und Untern Elsass. Frankfurt a. M., Wolfgang<br />

Hoffmann für Matthäus Merian, 1644 (recte 1643). - (and):<br />

Anhang zu ... getruckter Topographia Alsatiae ... Frankfurt a.<br />

M., Merians Erben, 1654. With 341 engravings, among 2 maps.<br />

53, (5) pp, 1 leaf Errata; 64, (6) pp. Wüthrich IV, 88f, 15 a. 16.<br />

First edition of "Topogaphia Alsatiae" together with the 1654<br />

published appendix by Martin Zeiller, without the two plates by<br />

Caspar Merian. One plate with restored tear. Altogether a very<br />

good copy, with strong impressions.<br />

Schweizerische Ansichten aufgenommen im Osten und Norden<br />

unsers Vaterlandes. Erste Sammlung: Thurgegenden. Eine<br />

Sammlung malerischer Landschaften an und in der Nähe der<br />

Thur. von I. B. Isenring Landschaftmaler. Mit naturhistorischen,<br />

geschichtlichen und geographischen Erklärungen und Bemerkungen.<br />

Lütisburg im Toggenburg, 1825 (-27). Kl.-Quer-Folio.<br />

Mit gest. Vign. auf Original-Umschlag, gest. Titelvign. in Oval,<br />

1 gest. Karte, 20 Aquatinta-Ansichten (davon 16 von Isenring u.<br />

4 von Hegi) und 4 Erklärungsblättern mit 17 Um. Rad. 2 Bll.<br />

Einführung, 48 SS. Grüner Pappband der Zeit.<br />

Wäspe 9-35. Lonchamp, Grav., 390. Mit diesem Werk verwirklichte<br />

Isenring seine schon 1823 geäusserte Absicht, das<br />

an "malerischen Gegenden so reiche Vaterlande" (Der Erzähler,<br />

Jg. 34, 11.10.1839) abzubilden. Thematisch und ausstattungsmässig<br />

schlossen die "Thurgegenden" an die Tradition der<br />

"Voyages pittoresques" der Lory sowie an Johann Ludwig<br />

Bleulers "Rheingegenden" an. Doch Isenrings "Thurgegenden"<br />

wollten mehr sein als eine Folge topographischer Ansichten.<br />

In der Nachschrift seines Subskriptionsinserates vermerkt er:<br />

"Da diese Sammlung ... den Zweck hat, den Sinn für die Schönheiten<br />

und Merkwürdigkeiten unseres Schweizerlandes zu<br />

beleben, so wird sie besonders auch den Bildern der Jugend<br />

erwünschte Gelegenheit darbieten, das Gefühl für die Naturschönheiten<br />

unsers Vaterlandes in derselben zu wecken."<br />

"Der Erzähler" meldete am 18. Mai 1827 dass die: "Die malerische<br />

Reise des Herrn J. B. Isenring durch die Kantone St. Gallen,<br />

Thurgau und Zürich, von der Quelle der Thur im Toggenburg bis<br />

zu ihrem Ausfluss in den Rhein, nun beendigt ist.<br />

Im Toggenburg geboren und mit natürlichem Kunstsinn begabt,<br />

brachte er es nur mit Überwindung vieler Hindernisse, und<br />

nach Vollendung seiner auf der Akademie zu München<br />

gemachten Studien dahin, ein Werk zu vollenden, welches ihn<br />

in die Reihe vorzüglicher Landschaftsmaler stellt." Schönes<br />

Exemplar dieses überaus seltenen Werkes mit klaren,<br />

kräftigen Abzügen.<br />

14 JOHANN BAPTIST ISENRING<br />

Mosnang 1796 - 1860 St. Gallen<br />

Schweizerische Ansichten aufgenommen im Osten und Norden<br />

unsers Vaterlandes. Erste Sammlung: Thurgegenden. Eine<br />

Sammlung malerischer Landschaften an und in der Nähe der<br />

Thur. von I. B. Isenring Landschaftmaler. Mit naturhistorischen,<br />

geschichtlichen und geographischen Erklärungen und Bemerkungen.<br />

Lütisburg im Toggenburg, 1825 (-27). Small, oblong<br />

Folio. With engraved vignette on original wrapper, engraved<br />

oval title vignette, 1 engraved map, 20 aquatint views (16 from<br />

Isenring and 4 from Hegi) and 4 leaves with explanations with<br />

17 outline etchings. 2 leaves introduction, 48 pp. Original green<br />

cased binding.<br />

Wäspe 9-35. Lonchamp, Grav., 390. Early in 1823 Isenring mentioned<br />

his intention to portray the "home country so rich in<br />

picturesque landscapes" (Der Erzähler, ed. 34, 11.10.1839). The<br />

"Thurgegenden" follow the tradition of the "Voyages pittoresque"<br />

by Lory (father and son), as well as the "Rheingegenden"<br />

by Johann Ludwig Bleuler in terms of subject and configuration.<br />

Yet Isenring intended it to be more than just a series of<br />

topographical views. In the postscript of his subscription<br />

insertion he notes: "Da diese Sammlung ... den Zweck hat, den<br />

Sinn für die Schönheiten und Merkwürdigkeiten unseres<br />

Schweizerlandes zu beleben, so wird sie besonders auch den<br />

Bildern der Jugend erwünschte Gelegenheit darbieten, das<br />

Gefühl für die Naturschönheiten unsers Vaterlandes in<br />

derselben zu wecken." "Der Erzähler" reports on May 18th 1827<br />

that the picturesque journey through the cantons St. Gallen,<br />

Thurgau and Zürich, from the well of the Thur in Toggenburg to<br />

the outflow in the Rhine, is now finished.<br />

Born in Toggenburg and gifted with natural virtuosity, he first<br />

had to overcome many hurdles and only after finishing his<br />

studies at the academy in Munich, he could complete a work,<br />

which positions him in line with excellent painters of landscapes."<br />

Beautiful copy of this extremely rare work with clear<br />

and strong prints.<br />

20 21


Malerisches Relief des klassischen Bodens der Schweiz. Nach<br />

der Natur gezeichnet und radirt von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.<br />

In Aquatinta vollendet von Franz Hegi und J.J. Sperli in<br />

Zürich. Frankfurt a/M, Delkeskamp, (1830). Qu.-Gr.-Fol. Titel, Textblatt<br />

mit einem Vorwort von Dr. J. G. Ebel, 1 Bl. Uebersicht über<br />

die Tafeln mit gest. Vignette, 9 Bll. kol. Aquat., je ca. 28:43 cm.<br />

Halbldbd. mit Rückenverg. Beigebunden: Ebenso. Ebda. Titel,<br />

1 Bl. Text, 1 Bl. Uebersicht mit Vignette, 9 Bll. Aquat.<br />

Appenzeller 682-687. Brun I, S. 352. Das wichtige Werk des<br />

bedeutenden Kartographen in einem seltenen, prachtvollen<br />

Doppelexemplar, einmal koloriert, einmal unkoloriert. Die neun<br />

Teilkarten zeigen die Innerschweiz um den Vierwaldstättersees<br />

bis nach Zürich aus der Vogelperspektive.<br />

Friedrich Wilhelm Delkeskamp liebte seine Landschaften zutiefst.<br />

Es war ihm ein Bedürfnis, stets wieder auf die Berggipfel<br />

zu steigen und zu zeichnen. Exaktheit und Anschaulichkeit<br />

standen über seinem ganzen Werk, und diese beiden<br />

Ansprüche hat er meisterhaft verknüpft. Kirchen, Klöster,<br />

Brücken, Wohnhäuser, alles ist wirklichkeitsgetreu gezeichnet.<br />

Die Zeichnung ist so fein, dass man nur mit einer Lupe oder mit<br />

einer Vergrösserung das Betrachten geniessen und bei den<br />

Details verweilen kann. Delkeskamp schuf jedoch nicht Panoramen<br />

im üblichen Sinn. Die perspektivische Verkürzung der<br />

Nord-Süd-Distanz vermittelt uns den Eindruck eines Blicks von<br />

schräg oben auf die Landschaft der Zentralschweiz. Die<br />

Kartographie hat Delkeskamp wohl wenig interessiert, er war<br />

viel mehr Künstler, Landschaftszeichner, doch gegenüber der<br />

Panoramamalerei hebt er sich ab, stellt die Regionen in der<br />

Gesamtheit dar und kann bereits als modern bezeichnet werden.<br />

15 FRIEDRICH WILHELM DELKESKAMP<br />

Bielefeld 1794 - 1872 Bockenheim b. Frankfurt<br />

Malerisches Relief des klassischen Bodens der Schweiz. Nach<br />

der Natur gezeichnet und radirt von Friedrich Wilhelm Delkeskamp.<br />

In Aquatinta vollendet von Franz Hegi und J.J. Sperli in<br />

Zürich. Frankfurt a/M, Delkeskamp, (1830). Oblong large folio.<br />

Title, 1 leaf text with preface by Dr. J. G. Ebel, 1 leaf overview<br />

of plates with engraved vignette, 9 leaves coloured aquatint,<br />

each approx: 28:43 cm. Half leather binding with gilt spine.<br />

Added: alike. ibid. Title, 1 leaf text, 1 leaf overview with<br />

vignette. 9 leaves aquatint.<br />

Appenzeller 682-687. Brun I, p. 352. The important work of the<br />

famous cartographer in a rare, magnificent double copy, one<br />

coloured, one uncoloured. Map in nine parts, that shows a<br />

bird's eye view of Central Switzerland around Lake Lucerne<br />

until Zurich.<br />

Friedrich Wilhelm Delkeskamp deeply loved his landscapes.<br />

It was his desire, to climb over and over onto mountains' tops<br />

and to draw. His principles for his whole work were accuracy<br />

and clearness, and he masterly combined these two requirements.<br />

Churches, convents, bridges, tenements, everything<br />

has been drawn authentically. The drawing shows such a<br />

precision, that only a magnifying-glass or an amplification<br />

allows for a delightful contemplation and to dwell on details.<br />

Yet Delkeskamp not only created panoramas in the usual<br />

sense. The foreshortening of the North-South distance<br />

communicates the impression to look down on the landscape<br />

of Central Switzerland from a slant angle. Cartography seems<br />

not to have been of interest to Delkeskamp, he was much<br />

more artist and landscape painter. Yet he stands out from the<br />

panorama painters, depicting the entirety of a region and can<br />

already be characterised as modern.<br />

22 23


a - Motten und Schmetterlinge mit zwei Zweigen und einer<br />

blauen Blume. Aquarell und Deckfarben. Montiert auf original<br />

Glomy-Montage. 44,5:28,2 cm. Leicht stockfleckig.<br />

b - Käfer. 1719. Aquarell und Deckfarben gehöht mit Gold.<br />

Montiert auf original Glomy-Montage. 43,7:28,2 cm.<br />

Wenig Flecken.<br />

Entomologische Zeichnung von Albertus Sebas berühmten<br />

Kabinett. Seba war Apotheker in Amsterdam und eine führende<br />

Person in der internationalen wissenschaftlichen Gesellschaft.<br />

Er gründete zwei der umfangreichsten und berühmtesten<br />

Naturalien-Kabinette des 18. Jahrhunderts, die er<br />

grosszügigerweise auch Wissenschaftlern und Gebildeten<br />

zugänglich machte. 1717 verkaufte er sein erstes Kabinett an<br />

den Russischen Zaren, Peter den Grossen, und begann sofort<br />

ein noch grösseres Kabinett zu bilden. Durch Amsterdams<br />

führende Position im Überseehandel bot sich Seba die<br />

Möglichkeit, auch exotische und seltene Arten zu sammeln.<br />

Er kaufte und tauschte Muscheln, Schnecken, Schlangen,<br />

Fische, Schalentiere, Spinnen, Insekten und Pflanzen von<br />

heimkehrenden Seeleuten. Dank den künstlerischen Fertigkeiten<br />

der Künstler und Radierer, welche die unbekannten und<br />

fremden Arten dokumentierten, wurden sie von den Künstlern<br />

durch gelungene Kompositionen zum Leben erweckt. Die<br />

Darstellungen wurden in vier Bänden als "Locupletissimi rerum<br />

naturalium thesauri descriptio" veröffentlicht, die ersten<br />

beiden erschienen zwischen 1734 und Sebas Tod im Jahre<br />

1736, die letzten Bände posthum. Es ist nicht sicher, ob die<br />

Zeichnungen aus der zweiten Sammlung oder aus dem ersten<br />

Kabinett vor ihrem Verkauf nach Russland 1717 stammen.<br />

16 NICOLAS STRUYCK<br />

1686 - 1769<br />

ALBERTUS SEBA<br />

Etzel 1665 - 1736 Amsterdam<br />

a - Moths and butterflies with two brunches and a blue flower.<br />

Watercolour and bodycolour, on contemporary black- and goldruled<br />

grey card mount. 44,5: 28,2 cm. Light foxing.<br />

b - Beetels. 1719.Watercolour and bodycolour heightened with<br />

gold, on contemporary black- and gold-ruled grey card mount.<br />

43,7: 28,2 cm. Few specks.<br />

Entomological drawing of Albertus Sebas's famous cabinet.<br />

Seba was an Amsterdam apothecary and a leading figure in<br />

the international scientific community. He formed two of the<br />

greatest and most famous natural history cabinets of the 18th<br />

century which he generously opened to scholars and scientists.<br />

In 1717 he sold his first cabinet to the Russian Czar, Peter the<br />

Great and immediately began forming an even more extensive<br />

cabinet. He was able to take advantage of Amsterdam's<br />

preeminent position in overseas trade to collect exotic and<br />

rare specimens. Seba bought and traded mussels, snails,<br />

snakes, fishes, shellfishes, spiders insects and plants from<br />

returning sailors. Thanks to the skills of artists and etchers,<br />

these unknown and strange specimens were documented and<br />

then brought to life in pleasingly combined compositions. This<br />

was published in four volumes as: Locupletissimi rerum<br />

naturalium thesauri descriptio, the first two issued between<br />

1734 and Seba's death in 1736, and the final volumes<br />

appearing posthumously. We can not be sure whether the<br />

drawings are from his second collection or from the first<br />

cabinet before their removal to Russia in 1717.<br />

24 25


«Conduis-moi dans ta grotte: le miel est moins doux pour mois<br />

que tes baisers.» Feder und Pinsel in grau. Rückseitig von<br />

anderer Hand bezeichnet. 14,5:11 cm.<br />

Zeichnung zu den Illustrationen der französischen Prachtausgabe<br />

von Gessners Werk; Oeuvres de Salomon Gessner, Tome<br />

Premier, A Paris ches l’Auteur des Estampes rue Bergére<br />

Veuve Hérissot à Notre-Dame Barrois L’ainé quai des<br />

<strong>August</strong>ins, 1786-93. (L. 691). Idylles, Bd. I, Pl. III.<br />

Le Barbier, der Gessner anlässlich eines Aufenthaltes 1776 in<br />

der Schweiz kennen lernte, hat dessen Schriften in drei Bänden<br />

mit virtuosen Illustrationen und Vignetten versehen.<br />

Kaum ein anderer Dichter deutscher Sprache des 18. Jahrhunderts<br />

hatte bereits zu seinen Lebzeiten einen ähnlichen<br />

Erfolg wie Salomon Gessner. In rund 500 Auflagen wurden<br />

seine Schriften in über 20 Sprachen übersetzt.<br />

17 JEAN-JACQUES-FRANÇOIS LE BARBIER L'AINÉ<br />

Rouen 1738 - 1826 Paris<br />

«Conduis-moi dans ta grotte: le miel est moins doux pour mois<br />

que tes baisers.» Grey pen and brush. Title on reverse by<br />

another hand. 14,5:11 cm<br />

Preparatory drawing for an illustration of the magnificent<br />

French edition of Gessner’s work; Oeuvres de Salomon<br />

Gessner, Tome Premier, A Paris ches l’Auteur des Estampes rue<br />

Bergére Veuve Hérissot à Notre-Dame Barrois L’ainé quai des<br />

<strong>August</strong>ins, 1786-93. (L. 691). Idylles, vol I., plate III.<br />

Le Barbier, who met Gessner in 1776 during a stay in Switzerland,<br />

embellished his writings in 3 volumes with virtuosic<br />

illustrations and vignettes.<br />

Hardly any other German speaking poet of the 18th century had<br />

such a remarkable success during his lifetime. His works were<br />

translated in 20 languages in about 500 editions.<br />

Rheinlandschaft mit der Ansicht einer Festung und einem befestigten<br />

Städtchen am Wasser. Sign. und dat.: "A. Zingg 1765".<br />

Feder und Pinsel in Grau. 21,5:30,8 cm.<br />

Frühe, schöne Komposition von Zingg, welche eine nicht lokalisierte<br />

Rheinlandschaft darstellt. Adrian Zingg wurde 1753-1757<br />

vom Kupferstecher Johann Rudolf Holzhalb in Zürich ausgebildet.<br />

Anschliessend erlernte er bei Johann Ludwig Aberli in Bern die<br />

Technik der kolorierten Umrissradierung. 1759 reiste er mit diesem<br />

nach Paris, wo er bei Johann Georg Wille zahlreiche Künstler<br />

kennenlernte, unter anderen auch Jakob Philipp<br />

Hackert. Auf Empfehlung Willes wurde Zingg 1766 an die Dresdner<br />

Kunstakademie berufen und unternahm später zahlreiche<br />

Wanderungen, oft mit Anton Graff, um Ortschaften aufzunehmen.<br />

In dieser Rheinlandschaft ist ein starker Einfluss der holländischen<br />

Landschaftsmalerei erkennbar. Zingg hat sicher - wie<br />

viele seiner Schweizer Künstlerkollegen um diese Zeit - die<br />

Kunst der Holländer in seinen Pariser Jahren studiert und<br />

kennen gelernt.<br />

18 ADRIAN ZINGG<br />

St. Gallen 1734 - 1816 Leipzig<br />

Landscape with river Rhine, view on fortress and a fortified<br />

small town at the river. Signed and dated: "A. Zingg 1765".<br />

Grey pen and brush. 21,5:30,8 cm.<br />

A beautiful early composition by Zingg, which depicts a not<br />

located landscape at the Rhine. During four years 1753-1757<br />

Zingg was educated by the engraver Johann Rudolf Holzhalb in<br />

Zurich. Afterwards Johann Ludwig Aberli taught him the technique<br />

of the coloured outline etching in Bern. In 1759, they<br />

went to Paris together, where he got acquainted through<br />

Johann Georg Wille with many artists, among others with<br />

Jakob Philipp Hackert. Upon Wille's recommendation, Zingg<br />

was summoned to the Academy of Arts in Dresden in 1766,<br />

where he undertook various tours to portrait small towns, often<br />

together with Anton Graff.<br />

A strong influence of Dutch scenery painting is perceptible in<br />

this landscape. While in Paris, Zingg most probably studied<br />

and learned about the art of the Dutch - as did many of his<br />

Swiss colleagues.<br />

26<br />

27


Ruine in der Nähe von Lausanne. Aquarell. 61:52 cm.<br />

Nach seinem ersten Unterricht von seinem Vater in Yverdon,<br />

lässt sich Ducros 1769 von Nicolas-H.-Joseph Fassin an der<br />

Privat Akademie in Genf ausbilden. Zusammen mit Pierre-<br />

Louis De la Rive malt er die Landschaft um Genf und Savoyen.<br />

Im Sommer 1776 verlässt Ducros Genf, um in Italien einer der<br />

erfolgreichsten Aquarellmaler des 18. Jh. zu werden. Er verlieh<br />

seinen Landschaften einen natürlichen, dramatischen Effekt<br />

mit strahlenden, leuchtenden Farben. Seine grossformatigen<br />

Ansichten erstellte er in Wasserfarbe, Gouache, Tempera und<br />

Öl, signierte seine Werke jedoch selten. Sein Stil beeinflusste<br />

allmählich eine ganze Generation von britischen Aquarellmalern,<br />

besonders William Turner. Aquarell seiner frühen<br />

Schaffensperiode.<br />

19 ABRAHAM-LOUIS-RODOLPHE DUCROS<br />

Yverdon 1748 - 1810 Lausanne<br />

Ruin near Lausanne. Water colour. 61:52 cm.<br />

After receiving his first lessons with his father in Yverdon,<br />

Ducros was educated by Nicolas-H.-Joseph Fassin at the Privat<br />

Akademie in Geneva. Together with Pierre-Louis De la Rive he<br />

painted the landscape of Geneva and the Savoy. In summer 1776<br />

Ducros left Geneva to travel to Italy to become one of the most<br />

successful water colourists of the 18th century. He painted landscapes<br />

with natural and atmospheric effects and great intensity of<br />

colour. The artist used watercolour with great power on a large scale;<br />

his works on paper were often laid on canvas and varnished in order<br />

to allow them to compete with oil paintings, yet he signed his works<br />

rarely. His style influenced a whole generation of British watercolour<br />

artists, in particular Turner. Early watercolour by the artist.<br />

«Vue de la Source du Glacier des Bois. fait par Jn. Ant. Linck.»<br />

Rückseitig : «fait par J. Ant. Linck à Montbrillant prise la porte<br />

de Suisse à Genève». Aquarell und Gouache. Auf Original<br />

grauer Unterlage. 32:46,8 cm.<br />

Der Sprung der Arve am Gletschermund des Glacier des Bois,<br />

dominiert vom Aiguille Vert und dem Dru, war ein beliebtes<br />

Reiseziel im Chamonix Tal für die Touristen im 18. Jahrhundert.<br />

Damals erstreckte sich die Gletscherzunge noch weit hinab ins<br />

Tal. Die Arve entsprang als kleiner, stark fliessender Wasserfall<br />

aus dem prachtvollen, grossen Gletschertor.<br />

Wegen des starken Rückgangs der Gletscherzunge verschwand<br />

das imposante Gletschertor 1873. J. A. Linck gab diese Ansicht<br />

auch als Kol. Um. Radierung heraus. Als Sohn eines Emaillemalers,<br />

verbrachte Linck sein ganzes Leben in Genf. Die Bergwelt,<br />

die er mit der ihm eigenen brillanten Gouachefarbentechnik malte,<br />

machte aus ihm bald einen äusserst populären Maler. Untere<br />

rechte Ecke im Rand leicht geknickt und minime Flecklein meist<br />

im rechten breiten Rand. 2 Quetschfalten. Prachtvolles Aquarell.<br />

20 JEAN-ANTOINE LINCK<br />

1766 Genf 1843<br />

«Vue de la Source du Glacier des Bois. fait par Jn. Ant. Linck.»<br />

On the reverse : «fait par J. Ant. Linck à Montbrillant prise la<br />

porte de Suisse à Genève». Water colour and Gouache. On original<br />

grey mount. 32:46,8 cm.<br />

The source of the Arveyron at the Glacier mouth of the Glacier<br />

des Bois, dominated by l’Aiguille Vert and the Dru, was a<br />

popular tourist destination in the Chamonix valley in the 18th<br />

century. At that time, the glacier tongue descended far down<br />

the valley. The Arveyron rises as a small, but strongly running<br />

waterfall out of the magnificent, big glacier mouth.<br />

Due to the continuous shrinking of the glacier, the impressive<br />

mouth disappeared already in 1873. J. A. Linck published this<br />

view also as a coloured outline etching. Son of an enamel<br />

painter, Linck spent his whole life in Geneva. The mountains,<br />

which he painted with his brilliant gouache painting technique,<br />

made him soon a very popular painter.<br />

A light fold in the lower right corner and minimal spots mostly<br />

in the right margin. 2 creases. Very fine water colour.<br />

28 29


a - Kirche und Häuser hinter Bäumen. Um 1926. Aquarell über<br />

Tusche auf festem Papier. 35,6:23,4 cm. Gerahmt. Hanhart 203.<br />

b - Hof in Basel. Um 1925. Aquarell. 35:23,4 cm. Gerahmt. Hanhart<br />

188.<br />

Wiemken, der früh an Kinderlähmung erkrankte und sein Leben<br />

lang behindert blieb, fühlte schon früh den Willen, Maler zu<br />

werden. In der Zeit als Gewerbeschüler in Basel (1923 bis<br />

1927), hatte er bereits mit einigen seiner Werken die ersten<br />

Erfolge. Diese ersten Werke entstanden noch unter dem sichtbaren<br />

Einfluss seines Lehrers Fritz Baumann. In den darauf<br />

folgenden Jahren entwickelte Wiemken mehr und mehr seinen<br />

eigenen Stil. Während er nach einem Jahr an der Kunstakademie<br />

von München 1927 nach Paris ging und dort expressionistische<br />

Bilder malte, wandte er sich 1928 dem Impressionismus<br />

zu. Die leisen Töne und Sensibilität des Impressionismus<br />

schienen dem körperbehinderten Wiemken eher gerecht zu<br />

werden als das kämpferische Aktive der Expressionisten.<br />

Später wurde er Mitglied der Basler Künstlergruppe "Gruppe<br />

33", der u. a. auch Abt und Bodmer angehörten.<br />

21 WALTER KURT WIEMKEN<br />

Basel 1907 - 1940 Mendisiotto<br />

Slg./Coll.: Frithjof R. Fehse, Basel<br />

a - Church and houses behind trees. Around 1926. Watercolor<br />

over ink on strong paper. 35,6:23,4 cm. Framed. Hanhart 203.<br />

b - Courtyard in Basel. Around 1925. Watercolor. 35:23,4 cm.<br />

Framed. Hanhart 188.<br />

Wiemken who early contracted infantile paralysis and<br />

remained disabled all his life, felt soon the will to become a<br />

painter. During his time at vocational school in Basel (1923-<br />

1927), he was already successful with some of his works. The<br />

first paintings still show the influence of his teacher Fritz Baumann.<br />

In the following years, Wiemken gradually developed<br />

his own style. Still in 1927, after he had spent a year at the<br />

Academy of arts in Munich, he went to Paris and painted<br />

expressionist pictures. Only one year later, he turned to<br />

Impressionism. The gentle colours and sensibility of Impressionism<br />

seemed to do more justice to the disabled Wiemken than<br />

the fierce activity of the expressionists. Later he became a<br />

member of the Basel group of artists "Gruppe 33", together<br />

with e.g. the artists Abt and Bodmer.<br />

Marignano-Krieger mit Hellebarde. Ca. 1897. Feder und grauer<br />

Pinsel über Bleistift. Monogr. unten rechts: „F. H.“. Quadriert.<br />

Blattgrösse: 33,7:20 cm.<br />

„Rückzug bei Marignano“ ist das einzige Wandbild, das<br />

Ferdinand Hodler auch tatsächlich zur Ausführung in Fresko<br />

übergeben wurde. Zudem hatte er nach einstimmig gewonnen<br />

Wettbewerb 1896, einen vierjährigen Kampf gegen den engstirnigen<br />

Direktor des Landesmuseums Henri Angst, auszufechten,<br />

der den schweizerischsten aller Maler aus einer eminent<br />

schweizerischen Institution um jeden Preis verbannen wollte.<br />

Hodler musste sein ursprüngliches Projekt sechs mal ändern um<br />

die Jury zu befriedigen. Zu den Zeichnungen des mit seiner<br />

Hellebarde den Rückzug deckenden Kriegers stand ein Freund<br />

Hodlers, Albert Trachsel, Modell. Trachsel, selbst Maler und<br />

Schriftsteller, setzte sich gerade zu jener Zeit eifrig für eine<br />

nationale Kunst ein.<br />

22 FERDINAND HODLER<br />

1853 Genf 1918<br />

Marignano-Warrier with halberd. C. 1897. Pen and gray wash<br />

over pencil. Monogr. lower right “F. H.” . Grid in Pencil.<br />

Sheet: 33,7:20 cm.<br />

“Rückzug bei Marignano” is the only mural that Ferdinand<br />

Hodler was actually commissioned to paint alfresco. Moreover,<br />

after winning a competition in 1896 by unanimous vote, he had<br />

to carry on a four-year battle against the director of the Swiss-<br />

National Museum Henri Angst, who wanted to exclude at all<br />

costs the most Swiss of all painters from an eminent Swiss institution.<br />

The artist had to modify his original project six times<br />

to satisfy the jury. A friend of Hodler’s, Albert Trachsel, served<br />

as a model for the figure of the warrior covering the retreat.<br />

Trachsel, himself painter and writer, was at the very time<br />

assiduously supporting the national art of Switzerland.<br />

30 31


Atelier. Öl auf Papier auf Karton aufgezogen. Sign.: "Paul<br />

Burckhardt 46". 64,5: 48 cm.<br />

Paul Burckhardt absolvierte zuerst ein Architekturstudium,<br />

bevor er sich 1903 der Malerei widmete. Sowohl autodidaktisch<br />

als auch mit Beratung von seinem Bruder, Carl Burckhardt<br />

bildet er sich zum Landschaftsmaler aus. Er unternimmt zahlreiche<br />

Reisen, vor allem ins europäische Ausland, von denen<br />

seine fremdländischen Landschaften zeugen. Bei seiner Arbeit<br />

fällt die grosse motivische Abwechslung auf, wobei er stets,<br />

unabhängig von der jeweiligen Stilrichtung, einer naturalistischen<br />

Bindung an den Gegenstand treu bleibt.<br />

23 PAUL BURCKHARDT<br />

1880 Basel 1961<br />

Atelier. Oil on paper mounted on carton. Signed: "Paul<br />

Burckhardt 46". 64,5:48 cm.<br />

Slg./Coll.: von den Vorfahren des jetzigen Besitzers direkt vom Künstler erworben<br />

bought directly from the artist of the current owner's ancestors.<br />

Paul Burckhardt graduated in architecture before he dedicated<br />

himself to painting in 1903. As an autodidact and with guidance<br />

from his brother Carl, he trained himself to be a landscape<br />

painter. His foreign landscapes are the evidence of his numerous<br />

journeys, especially to other European countries. In his<br />

work prevails a great thematic variety. Yet he always kept a<br />

naturalistic attachment to the object regardless of the<br />

respective movements.<br />

Südfrankreich. Öl. Monogr. "PBB". 43:50,5 cm.<br />

Der Künstler Paul Basilius Barth, genoss seine erste Ausbildung<br />

1900 in Basel und in dieser Zeit entstanden unter dem<br />

Eindruck von Böcklins Werk seine ersten Aquarelle. Während<br />

seines Italienaufenthalts beschäftigt er sich vor allem mit den<br />

in Rom lebenden deutschen Künstlern. Seine Entwicklung als<br />

Maler nahm aber erst in Paris eine entscheidende Wendung,<br />

dort fand er durch die Gemälde von Daumier, Courbet, Corot,<br />

Manet und vor allem von Cézanne seine eigentlichen Vorbilder.<br />

Der Einfluss dieser leuchtenden und farbintensiven Gemälde<br />

halfen ihm, sich von der Helldunkelmalerei zu lösen und ein<br />

helleres Kolorit als auch eine differenzierte Modellierung zu<br />

entwickeln. Der erste Schritt dazu ist ein intensives Blau und<br />

Rot, das er in die dunkeltonigen Kompositionen mischt; diese<br />

Farbkombination wird für sein späteres Werk entscheidend<br />

sein. Die nächsten Schritte zeigen sich in der Verfeinerung der<br />

Technik, da er Schatten in abgestufte Farbwerte auflöst und so<br />

den Bildern mehr Leuchtkraft verleiht.<br />

Sein Leben lang lies sich Barth von Landschaftserlebnissen<br />

inspirieren. Die Reise in die Provence während seiner Pariser<br />

Zeit bildete wohl die Quelle für das vorliegende Ölbild.<br />

24 PAUL BASILIUS BARTH<br />

Basel 1881 - 1955 Riehen<br />

South of France. Oil. Monogr. "PBB". 43:50,5 cm.<br />

The artist Paul Basilius Barth was first educated in Basel, and<br />

created his first watercolors under the influence of the works<br />

by Böcklin. During his stay in Italy, he especially studied the<br />

works of the German artists living in Rome. Yet only during his<br />

years in Paris did his development as painter take an important<br />

turn. There he found his models. Paintings by Daumier,<br />

Courbet, Corot, Manet and especially Cézanne conveyed<br />

impulses, which helped the artist to detach himself from the<br />

chiaroscuro and to develop a brighter coloring and a differentiated<br />

modeling. The first step in this direction was a intensive<br />

blue and red, which he combined with his darkly toned compositions;<br />

this combination is decisive for his later work. The next<br />

steps can be seen in the refinement of technique, as he dissolves<br />

the shadows in color graduations and thereby confers<br />

more luminance to the pictures.<br />

During his whole life, he was inspired by landscapes. His<br />

journey to the Provence during his sojourn in Paris seems to<br />

have been the source for this painting.<br />

32 33


Olivenernte. Kohle auf beigem Papier. 35,3: 48 cm. Verso: zwei<br />

Korbträger. Schwarze Kreide. Darunter auf den Kopf gedreht:<br />

Landschaft. Bleistift mit typischen Farbbezeichnungen. Gerahmt.<br />

Bei Martin Christs Hauptthemen, Landschaft, Portrait und Figur<br />

ist es ihm wichtig, die gegenständliche Umsetzung des Gesehenen<br />

zu meistern und zwar unter dem Aspekt der Wirkung der<br />

Dinge und nicht ihrer Bedeutung nach. Seine Zeichnungen<br />

haben teils eigenständigen Charakter,<br />

teils wurden sie als Vorzeichnungen für<br />

seine Gemälde genutzt.<br />

Christ widmete sich anfänglich dem<br />

Impressionismus, jedoch wurde sein<br />

künstlerisches Profil von der Begegnung<br />

mit dem Expressionismus geformt. Während<br />

Matisse bezüglich der Farben ein<br />

wichtiges Vorbild für Christ darstellte, so<br />

ist die "Olivenernte" vom deutschen<br />

Expressionismus geprägt.<br />

25 MARTIN A. CHRIST<br />

Langenbruck 1900 - 1979 Mallorca<br />

Olive harvest. Coal on beige paper. 35,3:48 cm. Verso: two men<br />

carrying baskets. Chalk. Underneath upside down: Landscape.<br />

Pencil with typical indications for colours. Framed.<br />

Slg./Coll.: von den Vorfahren des jetzigen Besitzers direct vom Künstler erworben/<br />

bought directly from the artist of the current owner's ancestors.<br />

To his main topics, landscape, portrait and figure, Martin Christ<br />

attached great importance to master the graphic conversion of<br />

the effect of the viewed subject instead of its signification.<br />

His drawings have partly independent character and partly<br />

have been used as preparatory drawings<br />

for his paintings.<br />

In the beginning Christ was dedicated to<br />

impressionism, yet his artistic profile has<br />

been formed by his encounter with<br />

expressionism. While Matisse is a major<br />

role model concerning the colours, the<br />

"olive harvest" is influenced by German<br />

expressionism.<br />

Rückseite<br />

Vûe de Lachen, sur le lac de Zurich. Déssiné d'après nature par<br />

H: Rieter, gravé par J:Biedermann avec privilège. 21,7 :35,5 cm.<br />

Schaller, Annäherung an die Natur, Bern 1990, S. 267 Nr. 30.<br />

Rieter gehört zu den führenden Berner Kleinmeistern. Nachdem<br />

sich Heinrich Rieter zunächst der Porträt- und Genremalerei<br />

gewidmet hatte, erwies sich die Landschaftsmalerei als<br />

seine eigentliche Stärke. Die Detailskizzen entstanden in der<br />

Natur, im Atelier wurden sie in Grafiken, Aquarellen und<br />

Gemälden zu idealisierenden Landschaftsprospekten verändert.<br />

Da Rieter kein sehr geschickter Figuren- und Tiermaler war,<br />

sollen die Freunde Freudenberger, König und Biedermann, welche<br />

zur Zeit der Entstehung des Lachens bei Rieter im<br />

Atelier waren, diese eingefügt haben. Prachtvoll, frisches<br />

Kolorit, welches sein warmes, gehaltvolles Kolorit wunderbar zeigt.<br />

26 HEINRICH RIETER<br />

Winterthur 1751-1818 Bern<br />

Vûe de Lachen, sur le lac de Zurich. Déssiné d'après nature par<br />

H: Rieter, gravé par J:Biedermann avec privilège. 21,7 :35,5 cm.<br />

Schaller, Annäherung an die Natur, Bern 1990, p. 267 No. 30.<br />

Rieter is one of the leading minor masters of Bern. At first<br />

Heinrich Rieter concentrated on portraits and genre painting,<br />

but then discovered landscape painting as his real potential.<br />

While the detail drawings were created in nature, they were<br />

altered in the studio to idealized landscape prospects as prints,<br />

water colours or oil paintings. As Rieter was not expert in<br />

figure and animal painting, it is said that his friends Freudenberger,<br />

König and Biedermann, who have been in Rieter’s<br />

studio while he created the view of Lachen, have inserted<br />

them. Magnificent, fresh colouring, which is warm and rich in<br />

content.<br />

34 35


Vue d'une partie du Mont-Blanc du côté de Salenche dans la<br />

Vallé de Chamouni. S. Weibel fc. ad nature. Dessiné et gravé<br />

par S. Weibel. Kol. Um. Rad. 35:51 cm. Pittet 115.<br />

Sigmund Freudenberger übernahm die Ausbildung des Gipsermeistersohnes<br />

aus Bern zum Illuministen und Landschaftsmaler.<br />

Nach seiner Lehre bereiste der sehr eigensinnige Künstler<br />

die Regionen von Bern, Waadt und Aargau von 1792 bis<br />

1795. Weibel lebte von 1800 bis 1817 in Vevey, wo er hauptsächlich<br />

die Landschaft rund um den Genfersee malte. Er zeichnete<br />

auch einige sehr seltene Ansichten des Wallis und von<br />

Savoyen. Sein einziges Augenmerk galt der Landschaftsdarstellung.<br />

Er lebte zurückgezogen, jedoch zeugen Ausstellungen,<br />

die zu seinen Lebzeiten in Bern und Zürich organisiert<br />

wurden, von einem gewissen Ruhm des Künstlers.<br />

Als wichtige Dokumente gelten seine Ansichten der<br />

Pfarrhäuser der Kantone Bern und Waadt.<br />

27 JAKOB SAMUEL WEIBEL<br />

1771 Bern 1846<br />

Vue d'une partie du Mont-Blanc du côté de Salenche dans la<br />

Vallé de Chamouni. S. Weibel fc. Ad. Nature. Dessiné et gravé<br />

par S. Weibel. Coloured outline etching. 35:51 cm.<br />

Sigmund Freudenberger trained Weibel, son of a master craftsman<br />

in plastering from Bern, to become an illuminist and<br />

landscape painter. After his apprenticeship the very obstinate<br />

artist Weibel traveled the regions of Bern, Vaud and Aargau<br />

from 1792 to 1795. Weibel lived from 1800 to 1817 in Vevey,<br />

where he mainly painted the landscape around the Lake of<br />

Geneva. He also drew some very rare views of the Valais and<br />

of Savoy. He was exclusively dedicated to landscape painting.<br />

Although he lived very reclusively, various organized exhibitions<br />

during his lifetime in Bern and Zurich attest to a certain<br />

fame of the artist.<br />

His views of parsonages in the Cantons Bern and Vaud are<br />

regarded as important documents.<br />

Vue prise du cimetiere de Thoun, Canton de Berne. Dessiné d'après<br />

nature par Marq. Wocher à Basle en 1804. Kol. Um. Rad.<br />

48,5:67,5 cm. Mit schwarz getuschtem Rand.<br />

Krebser, Thun in der Kunst der Kleinmeister, Thun 2004, S. 59.<br />

Eine der schönsten Ansichten Thuns mit dem weiten Aarebecken.<br />

Den Vordergrund dominiert der mittelalterliche Schmittenturm<br />

mit dem grossen Postgebäude rechts über der innern<br />

Aare. Der Blick schweift über das weite Seefeld und Scherzligen<br />

zur Stockhornkette und dem dominanten Niesen.<br />

Marquard Wochers Liebe und tiefe Verbundenheit zur Stadt Thun<br />

spiegeln sich in diesem Blatt wider, das er während seines längeren<br />

Aufenthaltes 1804 stach. Es ist die grösste auf nur einer<br />

Kupferplatte gestochenen Ansicht von Thun aus der Kleinmeisterzeit.<br />

Zudem wurde der Zeitglockenturm unten rechts im Bild<br />

wohl in der ganzen Druckgraphik nie so präzise dargestellt. Schönes<br />

Exemplar dieser grossformatigen, besonders im Vordergrund<br />

mit Figuren und Details reich ausstaffierten Ansicht. Auf der<br />

Rückseite handschriftlicher Vermerk in Tinte: "AG Sept. 1817".<br />

28 MARQUARD WOCHER<br />

Mimmenhausen 1760-1830 Basel<br />

Vue prise du cimetiere de Thoun, Canton de Berne. Dessiné d'après<br />

nature par Marq. Wocher à Basle en 1804. Coloured outline<br />

etching. 48,5:67,5 cm. With black water colour margin.<br />

Krebser, Thun in der Kunst der Kleinmeister, Thun 2004, p. 59.<br />

One of the most beautiful views of Thun and the wide Aare<br />

delta. The medieval tower with the big post office<br />

building on the right over the inner Aare dominates the foreground.<br />

One's view wanders over the lake and Scherzligen to the<br />

mountain range with the Stockhorn and the dominating Niesen.<br />

Marquard Wocher’s deep attachment and love for the town of<br />

Thun is reflected in this print, which he engraved during his<br />

prolonged stay in 1804. It is the largest view of Thun, engraved<br />

on one copper plate from the time of the Swiss minor masters.<br />

Moreover, the Zeitglocken-tower on the lower right has never<br />

been presented as precisely in history of print making. Good<br />

copy of the large-sized view, especially in the foreground with<br />

figures and details richly decorated. On the back manuscript<br />

note in ink: "AG Sept. 1817".<br />

36<br />

37


Vûe de la Ville de Lucerne. Peint d'apres nature par<br />

J: J: Bidermann. à Basle chez Birmann & Huber. Kol. Um.<br />

Rad. 39:58,5 cm.<br />

1795 gelang es Biedermann, in der Person von Albrecht<br />

Niklaus Effinger von Wildegg einen Mäzen zu finden, der ihm<br />

mehrere Darlehen gewährte, damit er in eigener Regie zwei<br />

Serien der Hauptorte der damaligen Eidgenossenschaft als<br />

kolorierte Umrissradierungen herausgeben konnte. Bereits<br />

1796 war ein Teil der Blätter vollendet, die in zwei Serien à 15<br />

Blatt, im Format 29:43 cm und 39:59 cm erschienen.<br />

Doch die äusserst schwierige Zeit während des Franzosen<br />

infalls und die politische Umwälzung in der Schweiz resultierte<br />

Ende 1798 in seiner Zahlungsunfähigkeit. Er musste alle dreissig<br />

bearbeiteten Kupferplatten als Pfand an Effinger von Wildegg<br />

ausliefern. Die Verkaufsrechte gingen an den Verlag Birmann<br />

und Huber in Basel, der in einer späteren, ruhigeren Zeit von der<br />

grossen Nachfrage profitieren konnte und die begehrten Blätter<br />

von Biedermann in grosser Zahl mit der Firmenbezeichnung<br />

"à Basle chez Birmann & Huber" ab 1823 auch "Birmann & Fils"<br />

verlegte. Da die Blätter sehr dekorativ waren und von den Besitzern<br />

oft als Wandschmuck verwendet wurden und deshalb verblassten,<br />

gibt es nur noch eine kleine Zahl im original Kolorit. Prachtvolles Kolorit<br />

der Zeit mit der Adresse von Birmann und Huber.<br />

38<br />

29 JOHANN JAKOB BIEDERMANN<br />

Winterthur 1763-1830 Zürich<br />

Vûe de la Ville de Lucerne. Peint d'apres nature par J: J: Bidermann.<br />

à Basle chez Birmann & Huber. Coloured outline<br />

etching. 39:58,5 cm.<br />

In 1795, Biedermann succeeded in finding a patron who granted<br />

him loans to issue two series of 15 coloured outline etchings of<br />

the main places of the then Swiss confederation. Only one<br />

year later, the plates were etched, part of the sheets printed<br />

and even hand coloured. The two series, sized 29:43 cm and<br />

39:59 cm, included a view of each main place of the thirteen<br />

Swiss cantons, so that each series came to a total of 15 sheets.<br />

Yet the extremely difficult time during the French raid and the<br />

political revolution in Switzerland, resulted in the insolvence of<br />

the artist at the end of 1798. Biedermann had to give in pledge<br />

all thirty plates to his patron, Effinger von Wildegg. The<br />

publishing company Birmann und Huber in Basel took over the<br />

copyright. They benefited from the great demand in a later and<br />

more peaceful time and issued the sought-after prints by<br />

Biedermann in great quantities with the company's name<br />

"à Basle chez Birmann & Huber" after 1823 also "Birmann &<br />

Fils". As these prints were very decorative and have often been<br />

used as wall decoration and therefore the colours faded, there is<br />

only a small number left with the original colouring. Beautiful contemporary<br />

colouring with the editor address Birmann and Huber.<br />

Vue de la Ville de Rapperschveil. Situé sur les confins du Lac de<br />

Zurich. Dessiné ap : Nat : et gravé pr : Mth Pfenninger. Se<br />

vend a Zurich, chez l ‘Auteur. Kol. Um. Rad. 21:35,5 cm.<br />

Rapperswiler Stiche Nr. 20. Der Zeichner und Radierer Matthias<br />

Pfenninger wurde vom renommierten Johann Rudolf Holzhalb<br />

in Zürich unterrichtet. Nach seiner Weiterbildung beim<br />

Kupferstecher Emanuel Eichel in Augsburg knüpfte er in Paris<br />

Kontakte zu Christian von Mechel und Philipp Jakob Loutherbourg<br />

d. Ae. Zurück in der Schweiz bereiste er das Land und<br />

zeichnete Veduten, die er später eingenhändig radierte und kolorierte.<br />

Nachdem er zuerst für Johann Ludwig Aberli und Abraham<br />

Wagner in Bern tätig gewesen war, machte er sich zu<br />

Beginn der 1770er Jahre selbständig. Er führte seinen Kunstverlag<br />

zwischen 1770 und 1813 in Zürich im „Grünen Seidenhof“,<br />

wo ihm auch der junge Johann Heinrich Bleuler mit dem<br />

Kolorieren der Schweizeransichten behilflich war.<br />

MATHIAS PFENNINGER<br />

1739 Zürich 1813<br />

Vue de la Ville de Rapperschveil. Situé sur les confins du Lac de<br />

Zurich. Dessiné ap : Nat : et gravé pr : Mth Pfenninger. Se vend<br />

a Zurich, chez l ‘Auteur. Coloured outline etching. 21:35,5 cm.<br />

Rapperswiler Stiche No. 20. The illustrator and engraver<br />

Matthias Pfenninger was educated by the renowned Johann<br />

Rudolf Holzhalb in Zurich. After continuating his studies with<br />

Emanuel Eichel in Augsburg, he moved to Paris where he met<br />

Christian von Mechel and Philipp Jakob Loutherbourg the<br />

Aelder. Back in Switzerland, he traveled the country drawing<br />

the views, later etched and coloured them himself. After working<br />

first in Bern with J. L. Aberli and Abraham Wagner, he<br />

opened his own shop in the 1770’s. During 1770 and 1813 his<br />

publishing company was situated in Zurich in the “Grünen Seidenhof”,<br />

where the young Johann Heinrich Bleuler assisted<br />

him in colouring his Swiss views.<br />

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