MTD_DDG_2017_05_inkl_diatec
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Medical RepoRt<br />
Moderne orale Therapie-Optionen<br />
nach Metformin bei Typ-2-Diabetes<br />
SGLT2-Inhibitoren vs. DPP4-Inhibitoren und Eskalation zur oralen Tripletherapie<br />
Im Rahmen einer multifaktoriellen<br />
therapie des typ-2-Diabetes stehen<br />
neben der glykämischen Kontrolle<br />
vor allem die kardiovaskulären Risikofaktoren<br />
im Fokus. sGLt2-Inhibitoren<br />
wie Dapagliflozin vermitteln<br />
neben einer effektiven senkung des<br />
HbA 1c -Werts bei geringem substanzeigenem<br />
Hypoglykämierisiko positive<br />
Zusatzeffekte. Klinische studien<br />
und eine retrospektive Analyse von<br />
Alltagsdaten geben Hinweise auf ein<br />
reduziertes kardiovaskuläres Risiko,*<br />
wie bei einem satellitensymposium<br />
beim 123. Kongress der DGIm diskutiert<br />
wurde.<br />
a<br />
adjustierte mittlere Veränderung<br />
des Hba 1c vom ausgangswert<br />
(95%-Ki), %<br />
Anzahl der patienten<br />
PBO+SaXa+MeT<br />
daPa+SaXa+MeT<br />
b<br />
adjustierte mittlere Veränderung<br />
des Körpergewichts vom<br />
ausgangswert (95%-Ki), kg<br />
Abb. 2: Dapagliflozin als Add-on zu saxagliptin + metformin über 52 Wochen.<br />
a: Änderung des HbA 1c -Wertes. b: Änderung des Körpergewichts.*<br />
signifikant reduziertes Risiko für HHI, mACe<br />
und Gesamtmortalität<br />
Hospitalisierung aufgrund<br />
von Herzinsuffizienz (HHI)<br />
mACe<br />
Gesamtmortalität<br />
Reduktion von HbA 1c<br />
und Körpergewicht<br />
–0,5<br />
–1,0<br />
Anzahl der patienten<br />
PBO+SaXa+MeT<br />
daPa+SaXa+MeT<br />
0<br />
1<br />
0<br />
–1<br />
–2<br />
–3<br />
0<br />
158<br />
158 158<br />
158<br />
0<br />
158<br />
158 158<br />
157<br />
6 12 18 24<br />
150 145 130<br />
153 150 146<br />
6 12 18 24<br />
Wochen<br />
Wochen<br />
151 146 131<br />
154 150 147<br />
Quelle: mod. nach Mathieu c et al. diabetes Obes Metab 2016; 18: 1134–1137<br />
0 1<br />
Vorteil dapagliflozin<br />
Quelle: mod. nach Norhammar a et al. 4th World congress on acute Heart Failure,<br />
Paris, Frankreich, 29.4.–2.5.<strong>2017</strong>. P3008<br />
HR (95%-KI)<br />
0,63 (0,50–0,81)<br />
p < 0,001<br />
0,71 (0,56–0,90) p = 0,004<br />
0,73 (0,59–0,91)<br />
Vorteil dPP4-inhibitor<br />
p-Wert<br />
p = 0,004<br />
Abb. 1: Hazard Ratios nach propensity-score-matching bei typ-2-Diabetespatienten<br />
mit erstverschreibung in schweden und Norwegen (2012-2016): Dapagliflozin<br />
(n = 8582) vs. Dpp4-Inhibitor (n = 25 746, davon 72 % sitagliptin).<br />
32 40 52<br />
121<br />
143<br />
93<br />
124<br />
67<br />
102<br />
32 40 52<br />
122<br />
142<br />
92<br />
126<br />
Woche 52<br />
0,07 %<br />
(0,14; 0,27)<br />
-0,74 %<br />
(-0,90 – -0,57)<br />
71<br />
104<br />
PBO+SaXa+MeT<br />
daPa+SaXa+MeT<br />
-0,81 %<br />
(-1,06 –<br />
-0,55)<br />
PBO+SaXa+MeT<br />
daPa+SaXa+MeT<br />
Woche 52<br />
-0,4 kg<br />
(-1,01 – 0,26)<br />
-2,1 kg<br />
(-2,70 – -1,56)<br />
-1,8 kg<br />
(-2,6 –<br />
-0,9)<br />
MT-Grafik<br />
Bei Patienten mit neu diagnostiziertem<br />
Typ-2-Diabetes hat sich gezeigt,<br />
dass das kardiovaskuläre Risiko umso<br />
höher ist, je mehr der einzelnen Faktoren<br />
des metabolischen Syndroms<br />
(Hyperglykämie, Übergewicht, Dyslipidämie<br />
und Hypertonie) gleichzeitig<br />
vorliegen. Daher kommt der frühzeitigen<br />
Erkennung und Behandlung kardiovaskulärer<br />
Risikofaktoren bei Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes eine große<br />
Bedeutung zu. 1,2 Da auch schwere<br />
Hypoglykämien das Herz negativ beeinflussen,<br />
3 ist eine blutzuckersenkende<br />
Wirkung ohne ein erhöhtes Risiko<br />
für Hypoglykämien anzustreben.<br />
Dapagliflozin ist ein selektiver und reversibler<br />
Inhibitor des Natrium-Glukose-Cotransporters<br />
2 (SGLT2). SGLT2<br />
ist für die Reabsorption von Glukose<br />
aus dem glomerulären Filtrat zurück<br />
in den Kreislauf verantwortlich. Dapagliflozin<br />
verbessert sowohl die Nüchtern-<br />
als auch die postprandialen<br />
Plasma-Glukosespiegel insulinunabhängig,<br />
indem es die renale Glukose-<br />
Reabsorption senkt und zur Glukose-<br />
Ausscheidung mit dem Harn führt. 4,5<br />
Neben der antihyperglykämischen<br />
Wirkung weisen SGLT2-Inhibitoren<br />
weitere Effekte auf, von denen vermutet<br />
wird, dass sie das kardiovaskuläre<br />
Risikoprofil günstig beeinflussen<br />
könnten, wie eine Gewichtsabnahme<br />
und eine Blutdrucksenkung.* ,6 eine<br />
Post-Hoc-Analyse zur Add-on Metformin-Studie<br />
untersuchte Dapagliflozin<br />
vs. Saxagliptin zusätzlich zur Metformin-Gabe.<br />
Bei Patienten mit unzureichender<br />
glykämischer Kontrolle<br />
unter Metformin zeigten sich unter<br />
Dapagliflozin im Vergleich zu Saxagliptin<br />
eine stärkere Verbesserung<br />
der glykämischen Kontrolle sowie der<br />
positive Zusatzeffekt einer Gewichtsabnahme.*<br />
Als Zusatz zu Metformin<br />
erreichten unter Dapagliflozin mehr<br />
Patienten den zusammengesetzten<br />
Endpunkt aus HbA 1c -Reduktion<br />
≥ 0,5 % und Gewichtsreduktion ≥ 2 kg<br />
als unter Saxagliptin.* 7<br />
mortalität und CV-endpunkte<br />
unter Alltagsbedingungen<br />
MT-Grafik<br />
Eine retrospektive Beobachtungsstudie<br />
untersuchte das Risiko für eine<br />
Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz<br />
– die häufigste pathologische<br />
kardiovaskuläre Komplikation<br />
bei Typ-2-Diabetes – und das Gesamtmortalitätsrisiko<br />
unter Alltagsbedingungen<br />
(CVD-REAL). 8 die Therapie<br />
mit einem SGLT2-Inhibitor war dabei<br />
im Vergleich zu anderen Antidiabetika<br />
mit einem um 39 % geringeren Risiko<br />
für eine Hospitalisierung aufgrund von<br />
Herzinsuffizienz (HHI) und einem um<br />
51 % geringeren Gesamtmortalitätsrisiko<br />
verbunden. Zwischen den unterschiedlichen<br />
eingesetzten SGLT2-Inhibitoren<br />
gab es dabei keine signifikante<br />
Heterogenität, was möglicherweise für<br />
einen Klasseneffekt spricht.**<br />
Eine separate Auswertung der CVD-<br />
REAL-Daten aus Schweden und Norwegen<br />
(CVD-REAL Nordic) analysierte<br />
das Risiko für HHI, MACE (Schlaganfall,<br />
Myokardinfarkt oder kardiovaskuläre<br />
Mortalität) und Gesamtmortalität<br />
für die Therapie von Typ-2-Diabetespatienten<br />
mit einem SGLT2-Inhibitor<br />
wie Dapagliflozin im Vergleich zur<br />
Therapie mit einem DPP4-Inhibitor<br />
im klinischen Alltag. 9 Im Vergleich<br />
zu DPP4-Inhibitoren konnte Dapagliflozin<br />
das Risiko in Bezug auf HHI<br />
um 37 % senken (HR 0,63; 95%-KI:<br />
0,50–0,81; p < 0,001), bei MACE um<br />
29 % (HR 0,71; 95%-KI: 0,56–0,90;<br />
p = 0,004) und bei der Gesamtmortalität<br />
um 27 % (HR 0,73; 95%-KI:<br />
0,59–0,91; p = 0,004).** Die Autoren<br />
folgern, dass in diesem breiten<br />
Kollektiv von Patienten mit und ohne<br />
kardiovaskulärer Vorerkrankung die<br />
Neueinstellung auf Dapagliflozin im<br />
Vergleich zu DPP4-Inhibitoren mit<br />
einem signifikant reduzierten Risiko<br />
für HHI, MACE und Gesamtmortalität<br />
assoziiert ist (Abb. 1).<br />
Um endgültige Aussagen über das<br />
kardiovaskuläre Risiko unter Dapagliflozin<br />
treffen zu können, sind Daten<br />
aus randomisierten, kontrollierten<br />
Endpunktstudien erforderlich wie<br />
der laufenden, prospektiven Studie<br />
DECLARE (Dapagliflozin Effects on<br />
CardiovascuLAR Events). 10 Erste Ergebnisse<br />
werden 2019 erwartet.<br />
Neuere orale Antidiabetika<br />
im Vergleich zu Insulin<br />
Eine populationsbasierte Beobachtungsstudie<br />
untersuchte die Therapie<br />
mit neueren oralen Antidiabetika<br />
im Vergleich zu Insulin. 11 Dabei zeigte<br />
sich, dass DPP4-Inhibitoren oder<br />
Dapagliflozin gegenüber einer frühen<br />
Insulinisierung Vorteile bieten. Im<br />
Vergleich zu Insulin war das Gesamtmortalitätsrisiko<br />
unter Dapagliflozin<br />
um 56 % verringert, DPP4-Inhibitoren<br />
waren mit einem um 41 % geringeren<br />
Risiko verbunden. Insgesamt<br />
war das Risiko um 44 % verringert<br />
(HR 0,56; 95%-KI: 0,49–0,64).<br />
Aufgrund des primär insulinunabhängigen<br />
Wirkmechanismus gelten<br />
SGLT2-Inhibitoren wie Dapagliflozin<br />
als gute Kombinationspartner in der<br />
oralen Zwei- und Dreifachkombination.<br />
Wenn bereits ein DPP4-Inhibitor<br />
als Add-on zu Metformin gegeben<br />
wurde, kann vor einer Insulintherapie<br />
eine orale Dreifachtherapie in<br />
Erwägung gezogen werden. In einer<br />
randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie<br />
wurde Dapagliflozin als<br />
Zusatz bei Typ-2-Diabetespatienten<br />
mit unzureichender glykämischer<br />
Kontrolle unter Saxagliptin + Metformin<br />
untersucht. 12 Die durchschnittliche<br />
Hba 1c -Reduktion in der Dapagliflozin-Gruppe<br />
betrug dabei -0,81 %<br />
(95%-KI: -1,06 – -0,55 ). Gleichzeitig<br />
führte die Zugabe von Dapagliflozin<br />
bei unzureichender glykämischer<br />
Kontrolle unter Saxagliptin + Metformin<br />
im Vergleich zu Placebo zu einer<br />
anhaltenden Reduktion des Körpergewichts<br />
(Abb. 2).* Eine Studie mit<br />
Dapagliflozin vs. Placebo als Add-on<br />
zu Sitagliptin + Metformin war zu<br />
ähnlichen Resultaten gekommen. 13<br />
Der Vergleich einer Therapie mit<br />
Dapagliflozin oder einer basal unterstützten<br />
oralen Therapie (BOT) unter<br />
Alltagsbedingungen auf HbA 1c und<br />
Körpergewicht war schließlich Gegenstand<br />
einer großen, retrospektiven<br />
Analyse von Beobachtungsdaten<br />
(IMS Disease Analyzer Datenbank).<br />
Im Vergleich zu Patienten mit BOT<br />
erzielten jene, die eine Therapie mit<br />
Dapagliflozin begannen, eine ebenso<br />
gute Verbesserung des HbA 1c (durchschnittlich<br />
-1,0 %). Jedoch profitierten<br />
Patienten unter Dapagliflozin im<br />
Gegensatz zur BOT-Gruppe, in der<br />
das Gewicht unverändert blieb, vom<br />
positiven Zusatzeffekt einer Gewichtsreduktion<br />
von 3,0 kg.* ,14 Diese Therapieeffekte<br />
unter Alltagsbedingungen<br />
sind mit den Ergebnissen randomisierter,<br />
klinischer Studien und anderer<br />
retrospektiver Beobachtungsstudien<br />
vergleichbar. 15<br />
* Dapagliflozin ist nicht indiziert für die Behandlung<br />
von Übergewicht und Hypertonie.<br />
Gewichtsreduktion und Blutdrucksenkung<br />
sind Zusatzeffekte und waren sekundäre<br />
Endpunkte in klinischen Studien<br />
** Dapagliflozin ist nicht zugelassen zur<br />
Senkung des Risikos von kardiovaskulären<br />
Ereignissen, Tod, Herzinsuffizienz oder des<br />
Fortschreitens einer chronischen Nierenerkrankung<br />
1. Fox CS et al. Diabetes Care 2015; 38:<br />
1777–1803<br />
2. Nationale Versorgungsleitlinie Therapie<br />
des Typ-2-Diabetes – Langfassung 2013;<br />
1. Auflage. Version 4: www.dm-therapie.<br />
versorgungsleitlinien.de (letzter Zugriff:<br />
27.4.<strong>2017</strong>)<br />
3. Schneider CA. Diabetologe 2011; 7:<br />
259–261<br />
4. Bailey CJ. Trends Pharmacol Sci 2011; 32:<br />
63–71<br />
5. Brunton SA. Int J Clin Pract 2015; 69:<br />
1071–1087<br />
6. Del Prato S et al. Diabetes Obes Metab<br />
2015; 17: 581–590<br />
7. Rosenstock J et al. Diabetes Care 2015; 38:<br />
376–383<br />
8. Kosiborod M et al. ACC Scientific Sessions<br />
<strong>2017</strong>: Presentation 415-14. (letzter Zugriff:<br />
27.4.<strong>2017</strong>).<br />
9. Norhammar A et al. 4th World Congress<br />
on Acute Heart Failure, Paris, Frankreich,<br />
29.4.–2.5.<strong>2017</strong>. P3008<br />
10. DECLARE-Studie, https://clinicaltrials.gov/<br />
ct2/show/NCT0173<strong>05</strong>34<br />
11. Nyström T et al. Diabetes Obes Metab<br />
<strong>2017</strong>; DOI 10.1111/dom.12889 [Epub<br />
ahead of print]<br />
12. Mathieu C et al. Diabetes Obes Metab<br />
2016; 18: 1134–1137<br />
13. Jabbour SA et al. Diabetes Care 2014; 37:<br />
740–750<br />
14. Kostev K et al. J Diabetes Sci Technol <strong>2017</strong>;<br />
1932296816688011<br />
15. Scheerer MF et al. Diabetes Metab Syndr<br />
Obes 2016; 9: 337–345<br />
Fazit für die praxis<br />
Alltagsdaten unterstützen die<br />
Ergebnisse des klinischen<br />
Studienprogramms mit<br />
Dapagliflozin bei Patienten<br />
mit Typ-2-Diabetes.<br />
Verbesserungen des HbA 1c -<br />
Werts unter Dapagliflozin<br />
als Kombinationspartner in<br />
verschiedenen Therapiestufen<br />
können auch im Praxisalltag<br />
beobachtet werden.<br />
Positive Zusatzeffekte in Bezug<br />
auf Körpergewicht und<br />
Blutdruck sind möglich.*<br />
Populationsbasierte Analysen<br />
zeigen zudem eine reduzierte<br />
Gesamtsterblichkeit und ein<br />
reduziertes Risiko für Hospitalisierungen<br />
aufgrund von<br />
Herzinsuffizienz sowie ein<br />
geringeres kardiovaskuläres<br />
Risiko unter SGLT2-Inhibitoren<br />
im Vergleich zu anderen<br />
Antidiabetika unter Alltagsbedingungen.**<br />
Die laufende, kardiovaskuläre<br />
Endpunktstudie DECLARE wird<br />
aussagekräftige Ergebnisse<br />
zum kardiovaskulären Risiko<br />
unter Dapagliflozin liefern.<br />
DE-10168/17<br />
ImpRessum • Idee und Konzeption: inter Medical Sonderpublikationen • Redaktion: Dr. Reinhard Merz • Chef vom Dienst: Hannelore Schell • Mit freundlicher Unterstützung der AstraZeneca GmbH<br />
diabetes zeitung 5/<strong>2017</strong> – 27870 • Die Herausgeber der Zeitung übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt dieser seite.