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Jahresbericht 2013

Dies ist der Jahresbericht des Jahres 2013

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16<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Bundestagswahl<br />

Vergesst<br />

die Frauen nicht!<br />

Einen Appell für mehr<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

in der Arbeits- und<br />

Sozialpolitik leitete die<br />

Mitgliederversammlung des Deutschen<br />

Frauenrates im November an<br />

die VerhandlungsführerInnen der<br />

Großen Koalition. Darin heißt es:<br />

»Das Erwerbsleben von Frauen unterscheidet<br />

sich von dem der Männer<br />

immer noch wesentlich. Mehr Frauen<br />

als Männer arbeiten in Teilzeit, im<br />

Niedriglohnbereich, in prekären Jobs;<br />

sie unterbrechen ihr Erwerbsleben<br />

oftmals für unbezahlte Familien- und<br />

Sorgearbeit. Das hat Auswirkungen<br />

auf ihre Alterssicherung. Frauen leben<br />

im Alter von weniger Geld als<br />

Männer. Frauen brauchen deshalb<br />

mehr sozialen Ausgleich. Diesen sozialen<br />

Ausgleich zu gestalten und in<br />

konkrete soziale Politik umzusetzen<br />

scheint bei den Koalitionsverhandlungen<br />

zu kurz zu kommen. Deshalb<br />

fordern wir: Vergesst die Frauen<br />

nicht!«<br />

Gefordert werden ein gesetzlicher,<br />

flächendeckender und bundeseinheitlicher<br />

Mindestlohn; das Zurückdrängen<br />

prekärer Beschäftigungsformen,<br />

u.a. durch eine Reform der Minijobs;<br />

die Höherbewertung von Zeiten<br />

längerer Arbeitslosigkeit, der Beschäftigung<br />

im Niedriglohnsektor<br />

und von Familien- und Sorgearbeit<br />

bei der Rente; die Gleichbehandlung<br />

von Kindererziehungszeiten und eine<br />

»Mütterrente« aus Steuermitteln sowie<br />

ein Entgeltgleichheitsgesetz für<br />

alle Betriebe.<br />

Den Appell im Wortlaut finden Sie<br />

unter bit.ly/1e9ZEKr.<br />

bleiben. Das vom DF geforderte Entgeltgleichheitsgesetz<br />

wird nicht ausdrücklich<br />

erwähnt, jedoch werden mehr Transparenz<br />

und Auskunftsmöglichkeiten in Aussicht<br />

gestellt.<br />

Aufsichtsräte und Vorstände sollen<br />

künftig nach einer Geschlechterquote besetzt<br />

werden, beginnend mit dreißig Prozent<br />

ab 2016. Als Sanktion sind »frei bleibende<br />

Stühle« vorgesehen, deren Wirksamkeit<br />

sich in der Realität allerdings erst<br />

noch erweisen muss. Auch für Frauen in<br />

der Wissenschaft soll künftig ein Anteil<br />

von dreißig Prozent angestrebt werden.<br />

Im Übrigen setzen die Koalitionsparteien<br />

weiterhin auf Freiwilligkeit und bereits bestehende<br />

Mitbestimmung. Das reicht keinesfalls<br />

aus.<br />

Leichte Verbesserungen bei<br />

Vereinbarkeit und Pflege<br />

Die Vereinbarkeitsstrategie des Koalitionsvertrages<br />

greift die Lebensverlaufsperspektive<br />

des ersten Gleichstellungsberichtes<br />

auf. So soll Kinderbetreuung nun auch<br />

qualitativ vorangebracht werden. Positiv<br />

ist die Flexibilisierung des Elterngeldes,<br />

die künftig die Kombination mit sozialversicherter<br />

Teilzeit für bis zu 28 Monate und<br />

– durch einen Bonus von zehn Prozent –<br />

die partnerschaftliche Arbeitsteilung besserstellt.<br />

Die Mütterrente für vor 1992<br />

geborene Kinder wird aus Beitragsmitteln<br />

der Rentenversicherung um einen Entgeltpunkt<br />

aufgestockt, der DF hatte eine<br />

Erhöhung um zwei Punkte und eine Finanzierung<br />

aus Steuermitteln gefordert.<br />

Für Frauenrenten kontraproduktiv ist jedoch<br />

die »45er-Regelung«, wonach Erwerbstätige<br />

künftig mit 63 Jahren abschlagsfrei<br />

in Rente gehen können, wenn<br />

sie 45 Versicherungsjahre nachweisen:<br />

Frauen erreichen im Durchschnitt nur 29<br />

Versicherungsjahre. Auch die Lebensleistungsrente<br />

stellt zu hohe Zugangsvoraussetzungen.<br />

Die bereits vorhandene zehntägige<br />

Freistellung zur Pflege wird mit einer<br />

Lohnersatzleistung aufgewertet. Zudem<br />

soll bei Pflegezeiten geprüft werden, ob<br />

die Anrechnung in der Rentenversicherung<br />

verbessert werden kann. In Bezug<br />

auf betriebliche Vereinbarkeit setzt der<br />

Vertrag allerdings nach wie vor auf Freiwilligkeit<br />

der Unternehmen; das reicht<br />

nicht aus.<br />

Die Reform der Pflegeversicherung ist<br />

für Frauen positiv, so die Umsetzung des<br />

neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes, die<br />

Anhebung der Personalschlüssel und die<br />

damit einhergehenden neuen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

sowie die einheitliche<br />

Reform der Pflegeausbildungen und<br />

deren Finanzierung. Auch die geplante<br />

Beitragserhöhung ist im Sinne der DF-Politik;<br />

sie gewährleistet, dass Leistungsverbesserungen<br />

und Dynamisierung wieder<br />

möglich sind.<br />

Gewaltschutz<br />

Kinder, Jugendliche und Menschen mit<br />

Behinderung sollen besser vor Gewalt,<br />

insbesondere sexueller, geschützt werden.<br />

Straftaten sollen später verjähren. Bei Gewalt<br />

gegen Frauen setzt der Koalitionsvertrag<br />

auf das bereits vorhandene Hilfetelefon,<br />

ohne auf die erforderliche nachhaltige<br />

Hinterlegung mit Beratungs- und Hilfeeinrichtungen<br />

und deren Finanzierung<br />

einzugehen.<br />

Keine Änderung ist bei der Verzahnung<br />

von Umgangsrecht und Gewaltschutz<br />

geplant. Der DF hatte hier dafür<br />

plädiert, dass Entscheidungen nach dem<br />

Gewaltschutzgesetz künftig in Umgangs-<br />

und Sorgerechtsentscheidungen<br />

einfließen müssten, nach der Formel:<br />

»Wer schlägt, der geht! Und kann seine<br />

Kinder erst dann wiedersehen, wenn er<br />

nachweislich gefährdendes Verhalten<br />

geändert hat.«<br />

Zu begrüßen ist, dass die Opfer von<br />

Menschenhandel künftig besser geschützt<br />

werden sollen. Ihre persönliche<br />

Situation und ihre Beteiligung an Strafrechtsverfahren<br />

sollen mit besseren Aufenthaltsrechten<br />

verbessert werden. Dies<br />

bezieht sich jedoch nur auf sexuelle Ausbeutung,<br />

während die Ausbeutung der<br />

Arbeitskraft, die in Europa viel weiter verbreitet<br />

ist, lediglich »in den Fokus genommen«<br />

werden soll. Der DF fordert, beide<br />

Formen des Menschenhandels gleich zu<br />

ahnden.<br />

Die DF-Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl <strong>2013</strong><br />

finden Sie im Internet unter bit.ly/LTBqhs.

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