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Wir fahren alle auf der Titanic

Was wir vom Schicksal der Passagiere lernen können

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Was wir vom Schicksal<br />

<strong>der</strong> Passagiere lernen können


<strong>Wir</strong> <strong>fahren</strong> <strong>alle</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong><br />

von Hans-Werner Deppe<br />

Der Regisseur des erfolgreichen <strong>Titanic</strong>-Kinofilms von 1997, James<br />

Cameron, soll gesagt haben:<br />

Was an Bord des Schiffes geschah, spiegelt die menschliche<br />

Neigung wi<strong>der</strong>, die Realität nicht wahrnehmen zu wollen.<br />

Sie sagten: »Dieses Schiff kann nicht sinken.« In Wahrheit<br />

meinten sie: »<strong>Wir</strong> werden niemals sterben.« Insofern ist die<br />

<strong>Titanic</strong> eine Metapher <strong>auf</strong> die Unabwendbarkeit des Todes.<br />

<strong>Wir</strong> <strong>fahren</strong> <strong>alle</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>, ohne es zu wissen.<br />

Steht hinter dem Untergang <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> vielleicht tatsächlich ein<br />

höherer Zweck und war diese Metapher womöglich ein »Zeichen<br />

von oben«, um die Menschen wachzurütteln?<br />

Viele Legenden ranken sich um böse Omen und argwöhnisch<br />

machende Vorzeichen. Zum Beispiel wurde die angebliche Auftragsnummer<br />

zum Bau <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> – 390904 – von einigen katholischen<br />

Arbeitern <strong>der</strong> Werft Harland & Wolff in Nordirland<br />

so gedeutet. Wenn man diese Zahl etwas verzerrt schreibt und<br />

dann im Spiegelbild betrachtet, könnte sie als »NO POPE«, englisch<br />

für »kein Papst« o<strong>der</strong> »Papst nein danke«, gelesen werden.<br />

2


Das klingt <strong>alle</strong>rdings sehr an den Haaren herbeigezogen und beruht<br />

sicherlich <strong>auf</strong> <strong>der</strong> damals starken Neigung <strong>der</strong> nordirischen<br />

Katholiken zum Aberglauben.<br />

Wesentlich hellhöriger macht die Tatsache, dass ein ganz<br />

ähnliches Schicksal wie das <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> bereits 14 Jahre zuvor<br />

in einer Novelle beschrieben wurde, und darin betraf es ein<br />

Schiff namens »Titan«. Der bekannte Seefahrt-Autor Morgan<br />

Robertson veröffentlichte 1898 seinen Roman »Futility – the<br />

Wreck oft he Titan« – etwa »Sinnlosigkeit – <strong>der</strong> Schiffbruch <strong>der</strong><br />

Titan« (<strong>auf</strong> Deutsch erschien es unter dem Titel »Titan – Eine<br />

Liebesgeschichte <strong>auf</strong> hoher See«). Er beschreibt die Fahrt eines<br />

Luxusdampfers, <strong>der</strong> in einer kalten Aprilnacht im Nordatlantik<br />

mit einem Eisberg kollidiert und sinkt – die meisten Passagiere<br />

sterben, weil zu wenige Rettungsboote an Bord sind. Obwohl<br />

zur Zeit <strong>der</strong> Abfassung des Romans im Schiffsbau noch ganz<br />

an<strong>der</strong>e Materialen, Konstruktionen und Dimensionen üblich<br />

waren, hat Robertsons Titan so frappierende Gemeinsamkeiten<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>, dass man meinen könnte, <strong>der</strong> Autor habe die<br />

Baupläne <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> vor sich gehabt:<br />

Robertsons »Titan« von 1898 Tatsächliche <strong>Titanic</strong> von 1912<br />

Größter und fortschrittlichster<br />

Luxusdampfer seiner Zeit<br />

260 m lang, 45.000 BRT,<br />

Platz für 3000 Passagiere<br />

40.000 PS, 25 Knoten<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

Zwei Masten, 3 Propeller,<br />

komplett aus Stahl<br />

Technische Neuerung:<br />

Wasserdichte Abteilungen mit<br />

19 automatisch schließenden<br />

Schotten<br />

Größter und fortschrittlichster<br />

Luxusdampfer seiner Zeit<br />

269 m Länge über <strong>alle</strong>s (259 m<br />

Rumpflänge), 46.329 BRT,<br />

Platz für 3000 Passagiere<br />

51.000 PS, 23-24 Knoten<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

Zwei Masten, 3 Propeller,<br />

komplett aus Stahl<br />

Technische Neuerung:<br />

Wasserdichte Abteilungen mit<br />

16 automatisch schließenden<br />

Schotten<br />

3


Gilt als unsinkbar<br />

Im April <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Reise von New<br />

York nach England<br />

Fährt nachts trotz Eisgefahr mit<br />

voller Geschwindigkeit<br />

Kollidiert <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

Steuerbordseite mit einem<br />

Eisberg<br />

Zu wenig Rettungsboote<br />

(nur 24)<br />

Die meisten Passagiere kommen<br />

um<br />

Britische Ree<strong>der</strong>ei mit Sitz in<br />

Liverpool und US-Büro am<br />

Broadway<br />

Gilt als unsinkbar<br />

Im April <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Reise von<br />

England nach New York<br />

Fährt nachts trotz Eisgefahr mit<br />

voller Geschwindigkeit<br />

Kollidiert <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

Steuerbordseite mit einem<br />

Eisberg<br />

Zu wenig Rettungsboote<br />

(nur 20)<br />

Die meisten Passagiere<br />

kommen um<br />

Britische Ree<strong>der</strong>ei mit Sitz in<br />

Liverpool und US-Büro am<br />

Broadway<br />

Diese 14 Jahre zuvor geschriebene Geschichte erregte nach<br />

dem Untergang <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> natürlich großes Aufsehen und man<br />

sprach Robertson hellseherische Fähigkeiten zu. Doch gibt es<br />

auch zahlreiche Unterschiede zum <strong>Titanic</strong>-Unglück: Außer <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Fahrtrichtung sind viele Einzelheiten des Unglücks<br />

völlig an<strong>der</strong>s, z.B. kippt die »Titan« bei <strong>der</strong> Kollision mit dem<br />

Eisberg um, versinkt innerhalb von fünf Minuten und es überleben<br />

nur 13 Passagiere, im Gegensatz zu den etwa 700 <strong>Titanic</strong>-<br />

Überlebenden.<br />

Können die verbleibenden und fraglos <strong>auf</strong>fälligen Par<strong>alle</strong>len<br />

bloßer Zufall o<strong>der</strong> aber Kalkulation des Autors gewesen sein?<br />

Womöglich. Weil <strong>der</strong> Autor sein Schiff von den damals üblichen<br />

Schiffskonstruktionen deutlich unterscheiden wollte, gab<br />

er ihm gänzlich neue, aber nicht unrealistische Dimensionen.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> angenommen gewaltigen Länge des Schiffes<br />

berechnete <strong>der</strong> er<strong>fahren</strong>e Seefahrer dazu die weiteren ent-<br />

4


Die riesigen Schiffsschrauben <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> im Dock in Belfast<br />

sprechenden Maße. So hatte seine Titan eine etwa acht Mal so<br />

große Tonnage wie ein typisches seinerzeit gebautes Schiff, und<br />

sie fuhr mit 25 Knoten fast doppelt so schnell wie ein durchschnittlicher<br />

damaliger Ozeanliner. Doch die Entwicklung war<br />

für Robertson absehbar: Träger des Blauen Bandes war im Jahr<br />

1898, als Robertson seine Novelle schrieb, die deutsche »Kaiser<br />

Wilhelm <strong>der</strong> Große«, die bereits mit fast 23 Knoten den Atlantik<br />

gequert hatte, fast 200 Meter lang war und es bereits <strong>auf</strong> 14.395<br />

BRT und 28.000 PS brachte. Die Gigantomanie des menschlich<br />

Möglichen zeichnete sich bereits ab.<br />

Auch die Namen »Titan« und »Titania« wurden um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

des Öfteren Schiffen verliehen. Im Hafenmuseum<br />

von Lübeck kann man noch heute einen alten Schlepper von<br />

1910 namens »Titan« bewun<strong>der</strong>n. Etliche an<strong>der</strong>e Schiffe dieses<br />

Namens sind aus jener Epoche bekannt. 1880 war sogar bereits<br />

ein Dampfschiff namens »Titania« nach einer Eisbergkollision<br />

im Nordatlantik versunken. Zur Verknüpfung von Name und<br />

Ereignis brauchte <strong>der</strong> Autor Robertson also noch nicht einmal<br />

allzu viel Fantasie, geschweige denn hellseherische Fähigkeit.<br />

5


Angebrachte Gesellschaftskritik<br />

Der Name »<strong>Titanic</strong>« drückt <strong>alle</strong>rdings das überhebliche, selbstherrliche<br />

und fortschrittsgläubige Denken aus, das zu Beginn des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts verbreitet war. Jahrzehnte des Wohlstands und<br />

Fortschritts im viktorianischen Zeitalter waren schließlich in dekandentem<br />

Hoch- und Übermut gemündet. Die <strong>Titanic</strong> war das<br />

zweite Schiff <strong>der</strong> »Olympic-Klasse«, ihr erstes Schwesterschiff<br />

war die Olympic und das dritte Schiff dieser Reihe sollte »Gigantic«<br />

heißen. Die Giganten und Titanen waren in <strong>der</strong> griechischen<br />

Mythologie mächtige Göttergeschlechter, und die »olympischen<br />

Götter« waren die Hauptgötter. Die Gigantic wurde nach dem<br />

<strong>Titanic</strong>-Unglück und noch vor ihrem Stapell<strong>auf</strong> 1914 in »Britannic«<br />

umbenannt. Eine bedeutende geistesgeschichtliche Entwicklung<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wird als »Titanismus« bezeichnet. Titanismus<br />

ist <strong>der</strong> »trotzige Wi<strong>der</strong>stand des Individuums gegenüber<br />

einer unüberwindlichen Macht« (laut Wikipedia). Der Philosoph<br />

Hans-Georg Gadamer schrieb in einer Analyse über Goethe und<br />

dessen Titanismus: »Titanismus ist das trotzige Auf-sich-selbst-<br />

Bestehen des Menschen gegenüber dem Göttlichen.«<br />

Ich glaube nicht an außerbiblische Prophezeiungen, und deshalb<br />

denke ich, dass Robertson keine hellseherische Begabung<br />

hatte, son<strong>der</strong>n einfach mit Gespür und Scharfsinn für seine Zeit<br />

sowohl die technische Entwicklung antizipierte als auch insbeson<strong>der</strong>e<br />

Kritik übte an dem Titanismus <strong>der</strong> Gesellschaft. Sein<br />

Roman war eine Warnung vor den Ge<strong>fahren</strong> <strong>der</strong> Technik- und<br />

Fortschrittsgläubigkeit und vor dem Irrweg <strong>der</strong> Überheblichkeit,<br />

gepaart mit menschlicher Verantwortungslosigkeit. Wenn man<br />

dieser ganzen Geschichte etwas Übernatürliches abgewinnen<br />

kann, dann dies: In seinem <strong>alle</strong>s umfassenden Walten hat Gott<br />

es verfügt, dass sozusagen »ein eigener Prophet« (vgl. Titus 1,12)<br />

<strong>der</strong> abendländischen Kultur im Voraus warnend <strong>auf</strong>gezeigt hat,<br />

dass <strong>der</strong> Weg des Größenwahns in den Untergang führt. Aber<br />

eigentlich zeigt das in dieser Kultur verbreitetste Buch, die Bibel,<br />

die Gefahr dieses Irrwegs viel deutlicher <strong>auf</strong>. Dazu später mehr.<br />

6


Der Physiker Metin Tolan beginnt sein Buch »<strong>Titanic</strong> – Mit<br />

Physik in den Untergang« scharfsinnig:<br />

Als die <strong>Titanic</strong> … sank, ist mit ihr auch das blinde Vertrauen<br />

in das Funktionieren von Technik untergegangen. Zum<br />

ersten Mal wurde <strong>der</strong> Menschheit bewusst, dass Technik im<br />

großen Stil versagen kann. … Seit Sir Isaac Newton im Jahr<br />

1687 … die Grundgesetze <strong>der</strong> Mechanik entdeckt hatte,<br />

war es stetig berg<strong>auf</strong> gegangen: Die industrielle und technologische<br />

Revolution begann und verän<strong>der</strong>te das tägliche<br />

Leben mit atemberauben<strong>der</strong> Geschwindigkeit … [Nach <strong>der</strong><br />

Erfindung von Dampfmaschine, Eisenbahn, Automobil, Entdeckung<br />

des Elektromagnetismus und Anfängen in <strong>der</strong> Telekommunikation<br />

war man] Anfangs des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>der</strong><br />

Meinung, dass im Prinzip <strong>alle</strong> Naturgesetze entdeckt worden<br />

seien und man <strong>auf</strong> dieser Basis nur noch immer größere Maschinen<br />

konstruieren müsse. Ein großflächiges Versagen von<br />

Technik war in dieser Welt … nicht mehr vorgesehen … In<br />

dieser Zeit <strong>der</strong> Sorglosigkeit sank also das größte Schiff seiner<br />

Zeit und mit ihm <strong>der</strong> unbeirrbare Fortschrittsglaube.<br />

Diese Beschreibung trifft den Puls und die Atmosphäre jener<br />

Zeit sehr gut. Aber: Hat sich die Menschheit seitdem wirklich<br />

geän<strong>der</strong>t? Ich denke nicht. Vielmehr vertrauen die Leute immer<br />

noch <strong>auf</strong> Technik und Fortschritt. Und ihr innenwohnen<strong>der</strong><br />

Titanismus, die Überhebung gegen eine höhere Macht, ist<br />

heute so ausgeprägt wie damals. Seit eh und je hat <strong>der</strong> sündige<br />

Mensch versucht, Gott abzuschütteln und loszuwerden. Zur<br />

Zeit <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> wähnte man sich durch die gerade populär gewordene<br />

Evolutionstheorie diesem Ziel beson<strong>der</strong>s nahe. In <strong>alle</strong>n<br />

vorherigen Zeiten war <strong>der</strong> Mensch sich bewusst, ein Geschöpf<br />

zu sein und somit seine Existenz einem Schöpfer zu verdanken,<br />

von dem man abhängig ist. Doch durch die neuen Lehren wie<br />

<strong>der</strong> Evolutionslehre meinte man, endlich keinen Gott mehr zu<br />

brauchen. Alles sei durch Naturgesetze erklärbar und machbar.<br />

7


Einer <strong>der</strong> vier Schornsteine <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong><br />

Das Evolutionsdenken – die Vorstellung, <strong>der</strong> Mensch schwinge<br />

sich ohne Gott zu immer höheren Leistungen hin<strong>auf</strong> – hat<br />

sicherlich stark zu <strong>der</strong> Überheblichkeit im Zusammenhang mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> beigetragen.<br />

Das unsinkbare Schiff<br />

Eine Passagierin <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>, Esther Hart, hatte dieses »blinde<br />

Vertrauen in die Technik« nicht. Sie hielt es für vermessen und<br />

gotteslästerlich, das Schiff als »unsinkbar« zu bezeichnen und<br />

durchwachte die Nächte voll bekleidet. Sie überlebte das Un-<br />

8


glück. Angeblich haben sogar 55 Personen die gebuchte Reise<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> vor <strong>der</strong> Abfahrt noch storniert. Manche von ihnen<br />

taten das wegen Bedenken – nicht zuletzt, weil es eine Jungfernfahrt<br />

und Schiff war und Besatzung noch unerprobt waren.<br />

Warum galt die <strong>Titanic</strong> überhaupt als unsinkbar?<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts glaubten tatsächlich viele<br />

Leute, die Ge<strong>fahren</strong> <strong>der</strong> Seefahrt seien mit den neuen Generationen<br />

<strong>der</strong> großen Dampfer endgültig überwunden. »Unsinkbarkeit«<br />

war damals eine übliche technische Eigenschaft von Schiffen.<br />

Erfüllte ein Dampfer bestimmte Standards wie die Ausstattung<br />

mit einem Doppelboden und verschließbaren Schotten,<br />

sodass bei Wassereinbruch nur wenige Abteilungen geflutet<br />

wurden, bekam es offiziell den technischen Begriff »unsinkbar«<br />

verliehen. Es war kein Szenario bekannt, das ein solches Schiff<br />

hätte versenken können. Die <strong>Titanic</strong> erfüllte weit mehr als die<br />

zur Unsinkbarkeit gefor<strong>der</strong>ten Auflagen. Bei ihr konnten nicht<br />

nur zwei Abteilungen geflutet werden, son<strong>der</strong>n fünf, ohne dass<br />

sie unterging. Die 16 Schotten schlossen sich bei Wassereinbruch<br />

sogar automatisch. Das Schwesterschiff Olympic hatte bereits<br />

eine heftige Kollision mit einem Kriegsschiff schwer beschädigt,<br />

aber ohne nennenswerte Verluste überstanden. Die Werft Harland<br />

& Wolff und die Ree<strong>der</strong>ei White Star Line rühmten sich<br />

mit dem irreführenden technischen Begriff <strong>der</strong> Unsinkbarkeit<br />

und schlachteten ihn werbewirksam aus. In <strong>der</strong> menschlichen<br />

Vorstellung war die <strong>Titanic</strong> <strong>der</strong>maßen unsinkbar, dass sogar am<br />

Morgen nach ihrem Untergang in London noch von <strong>der</strong> Presse<br />

die Nachricht verbreitet wurde, das Schiff sei zwar beschädigt,<br />

aber l<strong>auf</strong>e den nächsten Hafen an.<br />

Diese vermeintliche Unsinkbarkeit war auch ein Grund dafür,<br />

zu wenig Rettungsboote mitzuführen. Zwar erfüllte die<br />

Anzahl von 20 Rettungsbooten mit 1178 Plätzen (bei über 2200<br />

Passagieren und Besatzungsmitglie<strong>der</strong>n) die gesetzlichen Auflagen,<br />

denn die wurden nicht durch die Anzahl <strong>der</strong> Passagiere,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>auf</strong>grund <strong>der</strong> Tonnage vorgegeben. Diese gesetzliche<br />

Vorschrift aus dem Jahre 1894 war natürlich völlig veraltet und<br />

9


wurde damals häufig kritisiert, aber nicht geän<strong>der</strong>t. So wurden<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> Kosten gespart und auch zugunsten des Komforts<br />

weniger Rettungsboote mitgeführt. Für den Fall einer Havarie<br />

und nötigen Evakuierung ging man davon aus, dass die<br />

Rettungsboote mehrfach pendeln und somit <strong>alle</strong> Fahrgäste in<br />

Sicherheit bringen könnten. Wie gesagt, konnte o<strong>der</strong> wollte man<br />

sich ein Szenario, das zu einem raschen Untergang führt, bei <strong>der</strong><br />

<strong>Titanic</strong> einfach nicht vorstellen.<br />

Warnungen in den Wind geschlagen<br />

Die <strong>Titanic</strong> galt nicht nur als unsinkbar, son<strong>der</strong>n war auch beispiellos<br />

luxuriös und leistungsstark. Ihr Schwesterschiff Olympic<br />

und sie waren die ersten Ozeanliner mit Swimmingspools<br />

an Bord. Eine häufig <strong>auf</strong>gestellte Behauptung stimmt jedoch<br />

nicht: Die <strong>Titanic</strong> fuhr kein Wettrennen um das Blaue Band,<br />

die Auszeichnung für die schnellste Atlantiküberquerung. Die<br />

konkurrierende und von <strong>der</strong> britischen Regierung gesponserte<br />

Ree<strong>der</strong>ei Cunnard Line hatte zwei deutlich schnellere Schiffe:<br />

die Lusitania und die Mauretania, <strong>der</strong>en Rekorde von 1907 und<br />

1909 erst 1929 eingestellt wurden, und die <strong>Titanic</strong> hatte keine<br />

Ambitionen, <strong>der</strong>en Geschwindigkeit zu schlagen. Schnelligkeit<br />

ging bei Luxusdampfern nämlich <strong>auf</strong> Kosten des Komforts;<br />

<strong>der</strong> starke Maschinenbetrieb verursachte Lärm, Gestank und<br />

Vibrationen, was die White Star Line bei <strong>der</strong> Olympic-Klasse<br />

vermeiden wollte. Die vom US-amerikanischen Großinvestor<br />

J. P. Morgan gesponserte White Star Line legte vor <strong>alle</strong>m Wert<br />

dar<strong>auf</strong>, führend in Sachen Größe und Luxus zu sein. Dennoch:<br />

Wer viele PS zur Verfügung hat, möchte die auch ausreizen.<br />

Warum Kapitän Smith die <strong>Titanic</strong> so unverantwortlich schnell<br />

fuhr und mit voller Fahrt nachts in ein Eisfeld steuerte, bleibt<br />

letztlich rätselhaft. Wahrscheinlich hat Ree<strong>der</strong>eidirektor Bruce<br />

Ismay ihn dazu angestachelt, womöglich um das Schwesterschiff<br />

Olympic zu schlagen. Die Spekulationen reichen aber bis<br />

zu verschiedenen Verschwörungstheorien.<br />

10


Fakt ist, dass die <strong>Titanic</strong> während ihrer ganzen Fahrt zahlreiche<br />

Eiswarnungen von an<strong>der</strong>en Schiffen über die damals<br />

neue Morse-Funktechnik empfing. Sie befand sich <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

Winter- und Frühlingsroute, die zunächst südlich <strong>der</strong> Sommerroute<br />

verläuft und dann rund 1000 Seemeilen vor New York<br />

eine Kurskorrektur vornimmt. So wird das Treibeis um<strong>fahren</strong>,<br />

das <strong>der</strong> Labradorstrom um diese Jahreszeit von Grönland ausgehend<br />

und an Neufundland vorbei bis weit in den Süden führt.<br />

Dass die <strong>Titanic</strong> »im Nordatlantik« versank, klingt vielleicht<br />

nach einer Nähe zur Arktis, aber tatsächlich befand sich <strong>der</strong><br />

Dampfer bei dem Unglück etwa <strong>auf</strong> dem Breitengrad Roms.<br />

Sollte hier tatsächlich noch mit Eis zu rechnen sein? Wie oft<br />

in <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte ist schon unter schrecklichen<br />

Umständen unter Beweis gestellt worden, dass <strong>der</strong> Mensch<br />

die Naturgewalten nicht im Griff hat und es zu unerwarteten<br />

und unkalkulierbaren Katastrophen kommen kann! Doch <strong>der</strong><br />

Mensch will das nicht wahrhaben und wähnt sich in seiner eingeschränkten<br />

Erfahrung und Fähigkeit sicher.<br />

Kapitän Smith soll sogar schon vor <strong>der</strong> Abfahrt von einem<br />

großen Eisfeld <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Route gewusst haben, und unterwegs gingen<br />

etliche Eiswarnungen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> ein:<br />

• Am 12. April (am 2. Reisetag, über 2 Tage vor dem Unglück)<br />

von dem französischen Schiff La Touraine, das Eis gesichtet<br />

hatte.<br />

• Am 13. April von dem entgegenkommenden Dampfer Rappahannock,<br />

<strong>der</strong> mit einer Signallampe morste, er sei durch<br />

schweres Packeis ge<strong>fahren</strong> (Kapitän Smith steuerte dar<strong>auf</strong>hin<br />

10 Meilen südlicher).<br />

• Am 14. April (dem Unglückstag) um 13.00 Uhr von <strong>der</strong> Caronia,<br />

einem Dampfer <strong>der</strong> konkurrierenden Cunard Line.<br />

• Um 13.40 Uhr von <strong>der</strong> Baltic über Eisberge und ausgedehnte<br />

Eisfel<strong>der</strong>. Kapitän Smith gab diese Warnmeldung an Bruce<br />

Ismay weiter, <strong>der</strong> sie abschätzig in die Tasche steckte und<br />

später bei einer Unterhaltung mit zwei Damen wie<strong>der</strong> hervor-<br />

11


Route und Unglücksstelle <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong><br />

holte. Statt Vorsichtsmaßen zu veranlassen, prahlte er, noch<br />

einen weiteren Kessel anheizen lassen zu wollen, um schneller<br />

zu <strong>fahren</strong>.<br />

• Um 18.30 Uhr warnte die Californian per Funk vor Eis; das<br />

Funkgerät <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> war jedoch abgeschaltet. Um 19.30 Uhr<br />

wurde die wie<strong>der</strong>holte Warnung dann doch noch empfangen:<br />

große Eisberge genau <strong>auf</strong> dem Kurs <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>.<br />

• Um 21.30 Uhr von <strong>der</strong> Mesaba über ein riesiges Eisfeld mit<br />

Packeis und Eisbergen <strong>auf</strong> dem Kurs. Der Funker <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong><br />

gab diese Meldung (und wahrscheinlich auch einige <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en)<br />

jedoch nicht an die Kommandobrücke weiter. Kapitän<br />

Smith hatte sich zu dieser Zeit bereits schlafen gelegt.<br />

• Eine weitere Funkwarnung vom HAPAG-Dampfer America.<br />

• Eine letzte Meldung kam wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> ganz in <strong>der</strong> Nähe<br />

befindlichen Californian, die von Eis umgeben war und ihre<br />

Weiterfahrt wegen des Risikos eingestellt hatte. Dieser Funkspruch<br />

wurde vom Funker <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> schroff abgewiesen, er<br />

störe nur. Schließlich diente die Funktechnik zu jener Zeit<br />

vornehmlich <strong>der</strong> Übermittlung von Nachrichten <strong>der</strong> 1.-Klasse-Passagiere<br />

an Land, und <strong>auf</strong> <strong>der</strong> aktuellen Position war die<br />

<strong>Titanic</strong> relativ nahe an <strong>der</strong> Südspitze von Neufundland, Cape<br />

Race, sodass die vom Tag angestauten privaten Nachrichten<br />

endlich übermittelt werden konnten.<br />

12


Außer den Eiswarnungen gab es auch weitere Hinweise <strong>auf</strong> nahes<br />

Eis: Die Lufttemperatur fiel am Abend des 14. Aprils rapide ab und<br />

erreichte gegen 22.00 Uhr den Nullpunkt, und die Wassertemperatur<br />

betrug bereits -0,6° Celsius. All das waren zusammen mit<br />

den Eiswarnungen klare Indizien, dass nicht nur möglicherweise<br />

irgendwo ein vereinzelter Eisberg herumtreiben könnte, den zu<br />

treffen so unwahrscheinlich wäre wie ein Lottogewinn, son<strong>der</strong>n<br />

dass man sich einem ausgedehnten Eisfeld näherte. Deshalb hatte<br />

<strong>der</strong> Kapitän Or<strong>der</strong> erteilt, im Krähennest beson<strong>der</strong>s nach Eis<br />

Ausschau zu halten, hielt aber die volle Fahrgeschwindigkeit bei.<br />

Allerdings verfügten die Matrosen über keine Ferngläser, da diese<br />

in einem Schrank eingeschlossen waren, dessen Schlüssel sich im<br />

Besitz eines Matrosen befand, <strong>der</strong> vor Abfahrt gefeuert worden<br />

war. Das klare und ruhige, windstille Wetter vermittelte den Eindruck,<br />

dass kein Anlass zur Sorge bestünde. Doch im Gegenteil:<br />

In <strong>der</strong> spiegelglatten See gab es keine Wellen, die sich an einem<br />

Eisberg gebrochen und diesen von Ferne erkennbar gemacht hätten.<br />

Außerdem war die Neumondnacht stockfinster. Gegen 23.30<br />

Uhr fiel <strong>der</strong> Wache leichter Dunst <strong>auf</strong> – auch das hätte als letzte<br />

Vorwarnung vor nahendem Eis interpretiert werden können. Und<br />

dann tauchte er plötzlich aus dem Nichts <strong>auf</strong> – <strong>der</strong> Eisberg, <strong>der</strong><br />

nicht in seiner weißen Farbe wahrzunehmen war – denn die <strong>Titanic</strong><br />

hatte auch keine Scheinwerfer –, son<strong>der</strong>n nur als schwacher<br />

Schatten vor dem funkelnden Sternenhimmel. Da war er aber<br />

schon nur noch wenige hun<strong>der</strong>t Meter entfernt.<br />

Die <strong>Titanic</strong> versuchte noch ein Ausweichmanöver und streifte<br />

um 23.40 Uhr den Eisberg geradezu sanft und fast unmerklich<br />

an <strong>der</strong> Steuerbordseite. Sofort schlossen die Schotten <strong>der</strong><br />

wasserdichten Abteilungen. Es war auch kein großes Loch in<br />

den Rumpf gerissen worden, er war lediglich verbeult und nur<br />

vereinzelt gab es einige Spalten an eingedrückten Spanten und<br />

Nähten und <strong>auf</strong>geplatzten Nieten. Doch durch zusammen nur<br />

etwa 1 Quadratmeter Leckfläche drangen nun pro Stunde Hun<strong>der</strong>te<br />

bis Tausende Tonnen Wasser ein. Diese Ritzen waren aber<br />

weit über die Steuerbordseite unterhalb <strong>der</strong> Wasserlinie verteilt,<br />

13


Wasser drang rasch und un<strong>auf</strong>hörlich in zunächst fünf und später<br />

in sechs Abteilungen ein – das war eine zu viel! Große Lecks<br />

an wenigen Stellen wären nicht so tragisch gewesen. Der Chefkonstrukteur<br />

<strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>, Thomas Andrews, inspizierte den<br />

Schaden und konstatierte mit mathematischer Präzision: Das<br />

Schicksal des Schiffes ist besiegelt, in etwa ein bis zwei Stunden<br />

wird es versinken!<br />

Unglauben trotz besiegelten Schicksals<br />

Für die Reisenden war <strong>der</strong> Unfall in ihrer Wahrnehmung und<br />

Einschätzung harmlos. Ihre unbekümmerte Reaktion und Sorglosigkeit<br />

ist geradezu legendär: Es gibt Zeugenberichte von<br />

Fußballspielen mit den <strong>auf</strong> Deck gef<strong>alle</strong>nen Eisbrocken, von<br />

Schneeballschlachten, und jemand spaßte über so viel Eis für<br />

seinen Whiskey. Die Musikkapelle trug ebenfalls zur Trübung<br />

des Ge<strong>fahren</strong>bewusstseins bei: Während das Schiff allmählich<br />

volllief, spielten die acht Musiker <strong>auf</strong> Anordnung des Kapitäns<br />

<strong>auf</strong> dem Deck flotte Ragtime-Musik und an<strong>der</strong>e heitere Stücke,<br />

um Panik zu vermeiden. Sie hielten bis zum bitteren Ende durch<br />

und keiner <strong>der</strong> Musiker überlebte.<br />

Nur <strong>der</strong> Kapitän und <strong>der</strong> Schiffskonstrukteur hatten den<br />

Ernst <strong>der</strong> Lage begriffen und machten ihn zunächst <strong>der</strong> Mannschaft<br />

klar. Notruf-Funksignale wurden abgesetzt – erst <strong>der</strong> damalige<br />

Standard CQD (»Seek you, distress« o<strong>der</strong> »Come quickly,<br />

danger«) und dann auch das 1906 neu eingeführte und in <strong>der</strong><br />

Seefahrt erst einmal zuvor verwendete SOS. Zahlreiche Schiffe<br />

empfingen die Signale, die meisten waren aber zu weit entfernt,<br />

um herbeieilen zu können. An<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Nähe waren noch nicht<br />

mit Funktechnik ausgestattet. Die Californian, die die letzten<br />

und dringlichsten Eiswarnungen gemorst hatte, lag <strong>alle</strong>rdings<br />

nur etwa 20 Seemeilen nördlich. Aber <strong>der</strong>en Funker hatte nach<br />

<strong>der</strong> schroffen Abfuhr durch den Kollegen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> sein<br />

Funkgerät abgestellt und sich zur Nachtruhe gelegt. Auf <strong>der</strong><br />

Californian sah man später sogar die Leuchtraketen <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong><br />

14


und kam doch nicht zu Hilfe – <strong>der</strong> Grund ist bis heute ungeklärt.<br />

Allein die 80 Seemeilen entfernte Carpathia reagierte <strong>auf</strong> den<br />

Notruf und eilte mit Volldampf herbei. Sie brachte es aber nur<br />

<strong>auf</strong> 15 Knoten und kam erst Stunden nach dem Untergang <strong>der</strong><br />

<strong>Titanic</strong> an <strong>der</strong> Unglücksstelle an, um die etwa 700 Geretteten<br />

aus den Booten an Bord zu nehmen.<br />

Ab 0.45 Uhr, gut eine Stunde nach <strong>der</strong> Kollision, wurden die<br />

ersten <strong>der</strong> Rettungsboote zu Wasser gelassen. »Frauen und Kin<strong>der</strong>«<br />

zuerst, hieß die Anweisung für die knappen Kapazitäten.<br />

Von den 65 Plätzen pro Boot blieben aber viele frei, bei einigen<br />

mehr als die Hälfte. Das lag zum einen daran, dass die durchführenden<br />

Offiziere kein Zutrauen in die Davits (Kranvorrichtungen<br />

zum Abseilen), Taue und wackeligen Boote hatten. Die<br />

<strong>Titanic</strong> wurde für unsinkbar gehalten, die Rettungsboote für<br />

waghalsig. Zum an<strong>der</strong>en hatte sich <strong>der</strong> Bug <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> bisher<br />

nur minimal um etwa fünf Grad gesenkt und das bevorstehende<br />

Unheil war noch eher eine Sache des Glaubens als <strong>der</strong> eigenen<br />

Wahrnehmung. Die Passagiere vertrauten weiterhin dar<strong>auf</strong>, dass<br />

die <strong>Titanic</strong> ein sichererer Ort sei als die kleinen Rettungsboote.<br />

Die besten Zugangsmöglichkeiten zu den Rettungsbooten<br />

hatten die Passagiere <strong>der</strong> Ersten Klasse, aber die hatten auch<br />

die größten Vorbehalte gegenüber den ihnen zugemuteten<br />

Unbequemlichkeiten, bevor sie realisierten, dass es sich nicht<br />

um eine Übertreibung handelte. (»Die 50 populärsten <strong>Titanic</strong>-Irrtümer«,<br />

S. 88-89).<br />

Harro Hess und Manfred Hessel dokumentieren in »<strong>Titanic</strong> –<br />

Das Handbuch«:<br />

Aber die Boote … müssen halbleer zu Wasser gelassen werden,<br />

weil die meisten Frauen nicht einsehen wollen, aus<br />

welchem Grunde sie einem harmlosen Bootsmanöver ihre<br />

Gesundheit opfern und dafür eine Erkältung riskieren sollen,<br />

für die sie die [Ree<strong>der</strong>ei-] Gesellschaft mit keinem Cent<br />

15


16<br />

entschädigen würde. Vergebens das Drängen <strong>der</strong> Offiziere,<br />

<strong>alle</strong> Überredungskünste pr<strong>alle</strong>n an <strong>der</strong> Logik ab, mit <strong>der</strong> man<br />

diese Passagiere seit fünf Tagen ausgerüstet hat: Die <strong>Titanic</strong><br />

kann nicht untergehen. Wozu also das Schiff verlassen, und<br />

außerdem spielt gerade die Musik.<br />

Als gegen 2.00 Uhr das gesamte Vorschiff unter Wasser liegt und<br />

immer ruckartiger absackt, kommt natürlich das böse Erwachen<br />

und Panik <strong>auf</strong>. Die wenigen letzten Plätze in den Rettungs- und<br />

Notbooten sind jetzt für Tausende die letzte Hoffnung, aber es<br />

ist zu spät. Zumindest können gerade noch rechtzeitig <strong>alle</strong> Boote<br />

klargemacht werden. Der zweite Offizier Charles Lightoller<br />

zwingt einige Männer mit vorgehaltener Pistole, wie<strong>der</strong> aus<br />

den Rettungsbooten auszusteigen und die Plätze für Frauen und<br />

Kin<strong>der</strong> freizumachen. Das letzte Boot, ein faltbares Notboot,<br />

fällt unbesetzt falschherum ins Wasser und dient einigen im 0°<br />

Celsius kalten Wasser Schwimmenden als rettende Boje. Zuletzt<br />

drängen sich 30 Personen <strong>auf</strong> dem knappen und wackeligen<br />

Raum des oben liegenden Kiels. Diejenigen von ihnen, die nicht<br />

an Unterkühlung sterben, werden später von Rettungsboot 14<br />

<strong>auf</strong>genommen und gelangen am Morgen <strong>auf</strong> die Carpathia.<br />

Von den übrigen Passagieren konnten sich manche nach dem<br />

Versinken des Schiffes vielleicht noch eine Zeitlang an Wrackteile<br />

o<strong>der</strong> vom Deck ins Wasser geworfene hölzerne Liegestühle<br />

klammern, an<strong>der</strong>e wurden durch ihre Schwimmwesten an <strong>der</strong><br />

Oberfläche gehalten. Die Kälte in dem Eiswasser muss aber<br />

unvorstellbar gewesen sein. Selbst beim Untergang <strong>der</strong> Fähre<br />

Estonia in <strong>der</strong> Ostsee im September 1994 starb ein Großteil<br />

<strong>der</strong> etwa 850 Opfer an Unterkühlung, obwohl die Ostsee damals<br />

13° Celsius hatte. Eine <strong>der</strong>art starke Unterkühlung wie im<br />

Eiswasser des Nordatlantiks führt rasch zu Verkrampfung, Lähmung<br />

und dann zur Bewusstlosigkeit. Auch mehrere <strong>der</strong> nachträglich<br />

aus dem Wasser <strong>auf</strong> die Boote gezogenen Passagiere<br />

starben noch, bevor die Carpathia eintraf. Von den ins Wasser<br />

Gestürzten überlebten nur eine Handvoll, darunter <strong>der</strong> Funker


Harold Bright und <strong>der</strong> zweite Offizier Lightoller, <strong>der</strong> sogar vom<br />

Sog des sinkenden Schiffs unter Wasser gezogen worden war<br />

und beinahe ertrunken wäre.<br />

Lektionen gelernt?<br />

Was waren die Lektionen, die man aus dem Unglück gelernt hatte?<br />

Nach dem Untergang wurde eine Konferenz ȟber den Schutz<br />

des Lebens <strong>auf</strong> See« einberufen und zahlreiche neue Regelungen<br />

und Vorschriften erlassen: Genügend Rettungsboote mussten<br />

mitgeführt werden, Funkstationen mussten vorrangig nicht für<br />

private Nachrichten, son<strong>der</strong>n für Notrufe bereit gehalten und<br />

auch Nachts besetzt sein, eine internationale Eispatrouille wurde<br />

eingerichtet. Und darüber hinaus? Wie viele waren beschämt<br />

und beschuldigt wegen ihres anmaßenden Hochmuts, ihrer<br />

Überschätzung <strong>der</strong> Technik und des menschlich Machbaren,<br />

ihrem Fehlurteil, ihrem Fehlverhalten, ihrer Verantwortungslosigkeit<br />

und ihrem blinden Vertrauen <strong>auf</strong> fehlbare Menschen, die<br />

teils aus Unwissenheit, teils aus grobem Egoismus die <strong>Titanic</strong><br />

bis zum bitteren Ende und noch darüber hinaus als unsinkbar<br />

ausgegeben hatten!<br />

Das Projekt <strong>Titanic</strong> war aber kein Einzelfall, son<strong>der</strong>n nur ein<br />

typischer Ausdruck für die notorische menschliche Neigung, <strong>auf</strong><br />

sich selbst und <strong>alle</strong>s Mögliche zu vertrauen und stolz zu sein, nur<br />

nicht <strong>auf</strong> Gott, und unabhängig und unbekümmert sich selbst<br />

zu verwirklichen. Risiken und sogar besiegelte Todesschicksale<br />

werden verdrängt und in den Wind geschlagen.<br />

In <strong>Wir</strong>klichkeit ist nicht nur ein Schiff, son<strong>der</strong>n die ganze<br />

Welt tödlich angeschlagen, doch ihre Bewohner scheinen<br />

weitgehend unbekümmert. Die <strong>der</strong>zeit (Anfang 2012) sich zusammenbrauende<br />

weltweite Finanzkrise, die Experten zufolge<br />

verheerend zu werden scheint, passt offenbar genau in dieses<br />

Schema: Das Weltwirtschaftssystem ist quasi tödlich verwundet,<br />

in Ratlosigkeit versuchen Politiker mit den (o<strong>der</strong> gegen<br />

die) Machteliten notdürftig einen Rettungsplan zu schmieden,<br />

17


<strong>der</strong> ohnehin hoffnungslos ist. Doch weil das private Wohlergehen<br />

<strong>der</strong>zeit bei den meisten noch nicht von <strong>der</strong> Krise betroffen<br />

ist und die heimische <strong>Wir</strong>tschaft aktuell noch floriert, meint<br />

man, es ginge immer so fröhlich weiter. Das bevorstehende<br />

Szenario malt man sich gar nicht aus. Dies scheint ein allgemeingültiges<br />

Phänomen bei bevorstehenden Krisen zu sein.<br />

Denken wir nur an den angeblich drohenden Klimawandel.<br />

Wenn die Berechnungen wirklich stimmen, sind weltweite Katastrophen<br />

schon jetzt besiegelt, dennoch reagieren die meisten<br />

nur mit einem Achselzucken. Die Menschheit macht fast<br />

unbeeindruckt einfach weiter.<br />

Aber noch eine weit schlimmere Krise, eine weit heftigere<br />

globale Erwärmung steht diesem Planeten bevor, denn die Bibel<br />

kündigt an, dass er in nicht allzu ferner Zukunft durch Gottes<br />

richtende Hand »in Brand <strong>auf</strong>gelöst« wird:<br />

18<br />

Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb; an ihm wird<br />

<strong>der</strong> Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente<br />

werden im Brand <strong>auf</strong>gelöst und die Erde und die Werke <strong>auf</strong><br />

ihr werden sich im Gericht wie<strong>der</strong>finden (2. Petrus 3,10).<br />

Dann werden Sün<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Schuld nicht vergeben ist, dem Feuergericht<br />

übergeben werden:<br />

Und ich sah einen großen weißen Thron und den, <strong>der</strong> dar<strong>auf</strong><br />

saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und <strong>der</strong> Himmel,<br />

und keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die<br />

Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen,<br />

und Bücher wurden geöffnet; und ein an<strong>der</strong>es Buch wurde<br />

geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden<br />

gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war,<br />

nach ihren Werken … Und wenn jemand nicht geschrieben<br />

gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den<br />

Feuersee geworfen. (Offenbarung 20,11-12 und Vers 15; vgl.<br />

2. Thessalonicher 1,8).


Holz statt Eisen<br />

Das Wort »Krise« kommt vom griechischen krisis und heißt<br />

eigentlich »Beurteilung«. Eine Krise kommt also, wenn etwas<br />

beurteilt wird – nämlich objektiv und so, wie es wirklich ist.<br />

So geriet auch die <strong>Titanic</strong> in ihre Krise, als erprobt und beurteilt<br />

wurde, wie weit es mit ihrer Unsinkbarkeit wirklich her<br />

ist. Wenn ich mit meinem sündigen Herzen beurteilt werde und<br />

wenn diese verdorbene Welt durch den objektiven Maßstab Gottes<br />

beurteilt wird, dann wird ein vernichtendes Urteil und dessen<br />

unabwendbare Vollstreckung dabei herauskommen.<br />

Der Zorn Gottes hat <strong>der</strong> Bibel zufolge nichts zu tun mit einem<br />

Despoten – den sich manche dabei vorstellen –, <strong>der</strong> willkürlich<br />

im Affekt eines Wutausbruchs dreinschlägt. Gottes Zorn<br />

beruht <strong>auf</strong> seiner absoluten Gerechtigkeit. In jedem Rechtsstaat<br />

darf juristisch nicht geschummelt, son<strong>der</strong>n muss geltendes Recht<br />

ausgeübt und durchgesetzt werden. Wie viel mehr wird <strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tprozentig<br />

gerechte Gott sein heiliges Gesetz und Recht wahren<br />

und kein Auge zudrücken!<br />

Das notorisch selbstüberhebliche Verhalten des Menschen<br />

finden wir in <strong>der</strong> ganzen Bibel. Es begann mit dem Sündenfall,<br />

als das erste Menschenpaar <strong>auf</strong> Anraten des Teufels sein wollte<br />

wie Gott (1. Mose 3,5). Sich Göttlichkeit anmaßenden Stolz<br />

und Unabhängigkeit erstreben die Menschen nicht nur einzeln,<br />

son<strong>der</strong>n auch in ihren weltvereinenden Joint-Ventures – und<br />

das nicht erst bei so großartigen Gemeinschaftsleistungen wie<br />

<strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>. Schon beim Turmbau zu Babel (1. Mose 11) hatten<br />

die Menschen versucht, ohne Gott und nur mithilfe ihrer<br />

vereinten Kräfte und Technik bis zum Himmel zu gelangen<br />

und glaubten voller Zuversicht in ihr Können an ihren Erfolg.<br />

Dabei war damals noch gar nicht viel Zeit verstrichen, seitdem<br />

eine weltweite Katastrophe die Menschheit weggerafft hatte:<br />

Bei <strong>der</strong> Sintflut (1. Mose 6-10) hatte Gott die Menschheit gerichtet,<br />

denn »die Bosheit des Menschen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Erde war groß<br />

und <strong>alle</strong> Überlegungen <strong>der</strong> Gedanken seines Herzens nur böse<br />

19


den ganzen Tag« (1. Mose 6,5) und »die Erde war erfüllt von<br />

Gewalttat« (1. Mose 6,13).<br />

Doch Gott ist nicht nur ein richten<strong>der</strong> Gott, son<strong>der</strong>n auch ein<br />

retten<strong>der</strong> Gott und hatte Abhilfe vor dem Ver<strong>der</strong>ben <strong>der</strong> Sintflut<br />

vorgesehen: Noahs Arche. Bezeichnen<strong>der</strong>weise verhielt es sich<br />

mit <strong>der</strong> Arche genau umgekehrt wie bei <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>: Das Schiff<br />

und sein Zweck erschienen lächerlich, und man ging unbekümmert<br />

den gewohnten L<strong>auf</strong>. Sie wurde verhöhnt, war aber rettend;<br />

die <strong>Titanic</strong> hingegen wurde gerühmt, brachte ihre Passagiere<br />

aber ins Ver<strong>der</strong>ben. Seit Noahs Baubeginn war das Schicksal <strong>der</strong><br />

unbußfertigen Erdenbewohner besiegelt, und nachdem sie Noah<br />

jahrelang für einen Spinner gehalten und sich selbst <strong>auf</strong> Erfolgskurs<br />

gewähnt hatten, kamen sie schließlich in den Fluten um.<br />

Das von Gott gegebene Holz <strong>der</strong> Arche und <strong>der</strong> Rettungsboote<br />

trägt trotz <strong>alle</strong>r Vorbehalte besser als <strong>der</strong> verfluchte Erdboden<br />

und das Eisen <strong>der</strong> Schiffsfabriken und <strong>der</strong> menschlichen<br />

Fähigkeiten. Und ein ganz beson<strong>der</strong>es Stück Holz – das Kreuz<br />

Jesu Christi – hat Gott in <strong>der</strong> Weltgeschichte vorgesehen, um<br />

Schul<strong>der</strong>lass und Rettung für <strong>alle</strong> zu bieten, die glauben: Auch<br />

wenn die Mehrheit von ihren Neigungen und Sünden dem Untergang<br />

entgegenlebt, führt <strong>der</strong> Weg zum Leben nur über diese<br />

Holzbrücke des Kreuzes, an dem Jesus Christus stellvertretend<br />

für Sün<strong>der</strong> die richtende Strafe Gottes trug.<br />

Eine Metapher für Tod und Leben<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> hält uns einen Spiegel vor. Wie oft<br />

bin ich schon trotz Warnungen des Verkehrsfunks geradewegs<br />

in einen Stau ge<strong>fahren</strong>, weil <strong>der</strong> Verkehr doch erst noch flüssig<br />

lief, kein Stau zu sehen war und ich den Verkehrshinweisen nicht<br />

glaubte. Das kann man verschmerzen, aber wie viele rauchen<br />

z. B. Zigaretten, obwohl <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Packung deutlich die Gesundheitsgefährdung<br />

<strong>auf</strong>gedruckt ist! An<strong>der</strong>e haben bereits eine unheilbare<br />

Krankheit im Körper und wollen es nicht wahrhaben.<br />

Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e haben Verbrechen begangen, leben aber unbe-<br />

20


helligt weiter, bis die Justiz unerbittlich zugreift. Die Krankheit<br />

und die Schuld <strong>der</strong> Sünde haben wir <strong>alle</strong>. Die Schuld vor Gott,<br />

sein Gesetz gebrochen und uns gegenüber Mitmenschen und<br />

gegenüber ihm schuldig gemacht zu haben, lastet <strong>auf</strong> uns <strong>alle</strong>n.<br />

Aber belastet uns das? Das eingangs angeführte Zitat, das James<br />

Cameron zugeschrieben wird, scheint den Nagel <strong>auf</strong> den Kopf<br />

zu treffen: Bildlich gesehen <strong>fahren</strong> wir <strong>alle</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> – und<br />

die meisten halten ihr Leben für unsinkbar und Gottes Rettungsweg<br />

für Quatsch.<br />

• <strong>Wir</strong> überschätzen uns in unserem Titanismus selbst und sind<br />

voller Stolz <strong>auf</strong> unsere Leistung und unser Können.<br />

• Doch unser Leben ist unausweichlich angeschlagen von dem<br />

Schaden und <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong> Sünde.<br />

• <strong>Wir</strong> verdrängen Warnungen und reagieren nicht angemessen<br />

dar<strong>auf</strong>.<br />

• <strong>Wir</strong> machen stattdessen unbekümmert weiter.<br />

• <strong>Wir</strong> vertrauen <strong>auf</strong> schlafende Kapitäne und <strong>auf</strong> die so unversehens<br />

versagende Technik. <strong>Wir</strong> glauben <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

und <strong>der</strong> Werbung, statt den einzigen Weg zum wahren Leben<br />

zu ergreifen.<br />

• Es gibt zwar keine Hoffnung für das Schiff, aber für die Passagiere.<br />

Die Welt ist zwar hoffnungslos verdorben, gerichtsreif<br />

und unverbesserlich, aber es gibt Hoffnung für ihre Bewohner:<br />

die Rettung durch Jesus Christus.<br />

Die <strong>Titanic</strong> ist nicht nur eine »Metapher <strong>auf</strong> die Unabwendbarkeit<br />

des Todes«, ihre Geschichte liefert auch eine Illustration<br />

für das Leben über den Tod hinaus. In dem ganzen Unglück des<br />

Untergangs gab es auch viel Gnade: Nur »glückliche Umstände«<br />

haben dafür gesorgt, dass überhaupt Menschen überlebt<br />

haben. Wie glücklich konnten sich die Überlebenden schätzen<br />

– obwohl sie sonst so viel verloren hatten. Ihre Rettung<br />

hatten sie dabei nicht ihrer eigenen Klugheit, son<strong>der</strong>n höheren<br />

Umständen zu verdanken: dass überhaupt die Funktechnik be-<br />

21


eits erfunden war und funktionierte – sonst wäre kein Schiff<br />

herbeigeeilt und auch die Passagiere in den Rettungsbooten<br />

wären erfroren. Dass die <strong>Titanic</strong> nicht Schlagseite bekam und<br />

nicht kenterte, sodass <strong>alle</strong> Rettungsboote rechtzeitig zu Wasser<br />

gelassen werden konnten. Dass es windstill blieb und so Kälte<br />

und gefährliche Wellen sich in Grenzen hielten usw. Der einzige<br />

Weg zum Überleben waren aber in jedem Fall die so unkomfortabel<br />

erscheinenden Rettungsboote.<br />

Das absolut sichere und ausreichende Rettungsboot, das<br />

Gott gegeben hat, ist sein eigener Sohn Jesus Christus:<br />

22<br />

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen<br />

Sohn gab, damit je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an ihn glaubt, nicht verloren geht,<br />

son<strong>der</strong>n ewiges Leben hat (Johannes 3,16).<br />

Bildlich gesprochen: Steigen Sie ein! Das heißt: Glauben Sie an<br />

Jesus Christus, indem Sie nicht mehr <strong>auf</strong> das unbekümmerte<br />

Treiben dieser Welt bauen, son<strong>der</strong>n <strong>auf</strong> ihn. Denken Sie um,<br />

kehren Sie von Ihren Sünden um, und bitten Sie Jesus Christus<br />

um Vergebung. Denn für die Bezahlung und Vergebung <strong>der</strong><br />

Schuld ist er am Kreuz gestorben.<br />

Er wird wie<strong>der</strong>kommen und diese Welt richten, das steht so<br />

fest wie das Schicksal <strong>der</strong> beschädigten <strong>Titanic</strong>. Dann werden<br />

sich <strong>alle</strong> Menschen vor ihm verantworten müssen, auch »das<br />

Meer wird die Toten, die in ihm waren« wie<strong>der</strong> freigeben (Offenbarung<br />

20,13a), auch die <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>, und dann wird je<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> nicht Vergebung durch Jesus Christus hat, »gerichtet werden<br />

nach seinen Werken« (20,13b). Jesus sagte darüber:<br />

Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft<br />

des Sohnes des Menschen sein. Denn wie sie in jenen Tagen<br />

vor <strong>der</strong> Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten und<br />

verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und<br />

sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und <strong>alle</strong> wegraffte, so<br />

wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.


Ist es etwa falsch, zu essen und zu trinken und zu heiraten?<br />

Nein, aber Jesus Christus beschreibt hier genau das, was wir<br />

auch am Beispiel <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> gesehen haben: Trotz des bevorstehenden<br />

Untergangs machen die Menschen unbekümmert weiter<br />

mit <strong>alle</strong>m, was sie unabhängig von Gott tun. Doch Jesus Christus<br />

und sein Wort, die Bibel, ist glaubwürdiger als <strong>alle</strong>s, was die<br />

Welt mit ihrer fehleranfälligen Wissenschaft und verlogenen<br />

Werbung bieten kann. Die <strong>Titanic</strong>-Passagiere mussten das verlorene<br />

Schiff verlassen, für das es keine Hoffnung mehr gab, um<br />

ihr Leib und Leben zu retten. Und wessen Seele gerettet werden<br />

soll, <strong>der</strong> darf seine Hoffnung nicht länger <strong>auf</strong> sich selbst und<br />

diese verlorene Welt und ihren Titanismus setzen, son<strong>der</strong>n muss<br />

an Jesus Christus und sein Rettungswerk vom Kreuz glauben.<br />

Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber<br />

werden nicht vergehen. (Jesus Christus in Matthäus 24,35)<br />

Denn »<strong>alle</strong>s Fleisch ist wie Gras und <strong>alle</strong> seine Herrlichkeit<br />

wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume<br />

ist abgef<strong>alle</strong>n; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.«<br />

Dies aber ist das Wort, das euch als Evangelium verkündigt<br />

worden ist. (1. Petrus 1,24-25)<br />

Liebt nicht die Welt, noch was in <strong>der</strong> Welt ist … Denn die<br />

Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut,<br />

bleibt in Ewigkeit. (1. Johannes 2,15-17)<br />

Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, <strong>der</strong> Sünde nicht kannte<br />

[Jesus Christus], hat er [am Kreuz] für uns zur Sünde<br />

gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.<br />

(2. Korinther 5,20-21)<br />

Dieses Heft ist ein Auszug aus dem Buch »Der letzte Held <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>« von Moody Adams,<br />

ISBN 978-3-935558-99-0. Autor dieses Textes ist Hans-Werner Deppe. Auch enthalten<br />

<strong>auf</strong> dem Hörbuch »Der letzte Held <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>« (ISBN 978-3-935558-23-5). Cover: Peter<br />

Voth; Fotos: kenmarschall.com (<strong>Titanic</strong>); joshushund.com (Eisberg) Herausgeber:<br />

Betanien Verlag, Postfach 1457, 33807 Oerlinghausen, www.cbuch.de. Art.-Nr. 177803.<br />

23


Ein Zitat des <strong>Titanic</strong>-Regisseurs James Cameron lautet:<br />

Was an Bord des Schiffes geschah, spiegelt die menschliche<br />

Neigung wi<strong>der</strong>, die Realität nicht wahrnehmen zu wollen.<br />

Sie sagten: »Dieses Schiff kann nicht sinken.« In Wahrheit<br />

meinten sie: »<strong>Wir</strong> werden niemals sterben.« Insofern ist die<br />

<strong>Titanic</strong> eine Metapher <strong>auf</strong> die Unabwendbarkeit des Todes.<br />

<strong>Wir</strong> <strong>fahren</strong> <strong>alle</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>, ohne es zu wissen.<br />

Unter dem Motto „<strong>Wir</strong> <strong>fahren</strong> <strong>alle</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong>“ lässt<br />

diese Broschüre die Katastrophe noch einmal Revue<br />

passieren. Sie beschreibt das gesellschaftliche Denken<br />

und die Technikgläubigkeit zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

und den Verl<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Katastrophe. So wird die<br />

Misere des Menschen, aber auch <strong>der</strong> von Gott gegebene<br />

Ausweg deutlich.

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