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T3 Bildtext: T4 Bildtext:<br />

Autor Fotos: Anne Adam<br />

TOP-THEMA<br />

20<br />

RUBRIK TOP-THEMA<br />

Mähnen der Hoffnung –<br />

Crinière de l’espoir<br />

Riesige Weiden, der Traum eines jeden Pferdes<br />

Unweit der französischen<br />

Grenze, in der Nähe von Saarlouis,<br />

findet sich der Pferde -<br />

hilfehof Mähnen der Hoffnung,<br />

ein Pferdehilfehof der anderen<br />

Art. Hier genießen Pferde nicht<br />

auf Dauer ihr Gnadenbrot,<br />

sondern werden in liebevolle<br />

Familien weiter vermittelt.<br />

Was hat Silvia Scholtus dazu bewegt,<br />

solch ein umfangreiches und arbeitsintensives<br />

Projekt ins Leben zu rufen?<br />

Silvia: „Es geht um das Prinzip der<br />

heutigen Wegwerfgesellschaft, da wird<br />

im absoluten Übermaß gezüchtet, es<br />

gibt diesen Überfluss an Tieren, egal<br />

welcher Art. Kann der Mensch sie<br />

nicht gebrauchen oder entsprechen sie<br />

nicht genau den Vorstellungen, werden<br />

sie abgeschoben oder getötet.<br />

Schon immer haben wir es in unsere<br />

Familie so gehalten, dass wir ein Tier<br />

nicht »kaufen« das extra für uns<br />

gezüchtet wurde, sondern wir haben<br />

immer Tiere »übernommen«. Die ersten<br />

Pferde dich ich hatte, waren schon<br />

Pferde, die andere nicht wollten.<br />

So hatte ich dann auch ein Pferd, das<br />

sehr kompliziert war, mit dem ich einfach<br />

nicht klar kam, das ich aber trotzdem<br />

behalten habe, bis es eines natür -<br />

lichen Todes gestorben war. Danach<br />

wollte ich dann gerne mal ein Pferd,<br />

das ich mir selbst aussuche, das nicht<br />

aus der Not heraus zu mir kommt. Im<br />

Gespräch mit einer Urlaubsbekanntschaft,<br />

einer Dame, die Amateurjockey<br />

an einem Rennstall in Südfrankreich<br />

ist, kamen wir auf Pferde. Sie erzählte<br />

mir, dass in diesem Trainingslager zu<br />

dieser Zeit 14 Pferde auf der Liste<br />

standen, die in die Tiefkühltruhe wandern<br />

sollten.“<br />

So fing alles an<br />

Silvia Scholtus ist hingefahren und hat<br />

sich zwei Pferde ausgesucht. Eines, in<br />

das sie sich verliebt hatte und eines,<br />

welches es ganz dringend nötig hatte.<br />

Es stand ganz hinten im Stall, abgemagert<br />

bis auf die Knochen, mit der Aussage,<br />

es kann ja nicht mehr viel zu<br />

fressen bekommen, weil es nicht mehr<br />

trainiert wird. All diese Pferde bekommen<br />

dann nur noch Stroh. Als man das<br />

Pferd aus der Box geholt hatte, konnte<br />

es fast nicht mehr laufen. Ein Trainer<br />

am Stall: „Dieses Pferd steht schon seit<br />

Monaten hier drin, es ist normal, dass<br />

es sich nicht mehr bewegen kann.“<br />

Wenn Pferde in den ersten drei Rennen<br />

nicht unter den ersten drei platziert<br />

sind, werden sie ausgemustert, kommen<br />

also zum Schlachter.<br />

Silvia Scholtus mit einem ihrer Lieblinge<br />

„So habe ich beide mit auf unseren Hof<br />

genommen“, sagt Silvia, „und hat man<br />

dann mal Kontakt zu diesen Amateurjockeys,<br />

die ja doch zum Teil ein Herz für<br />

diese Pferde haben, lassen die dann<br />

nicht mehr locker. Sie wissen, da ist<br />

jemand, der könnte uns helfen, dass die<br />

Pferde nicht alle zum Schlachter gehen.<br />

Somit wurde ich dann des Öfteren kontaktiert,<br />

wenn so ein Notfall war.<br />

Irgendwann hatte sich das Ganze<br />

gesteigert, bis ich mich mit acht Pferden<br />

wieder fand und mir sagte, jetzt ist<br />

aber endgültig Schluss. Mehr kann ich<br />

nicht bewältigen, und wenn ich mehr<br />

aufnehme, tut es auch den Pferden nicht<br />

mehr gut.“<br />

Zu groß, zu kraus, zu klein, zu dick<br />

oder zu dünn<br />

Die Idee, einen Teil der Pferde in gute<br />

Hände weiter zu vermitteln, um dann<br />

wieder neue aufnehmen zu können,<br />

schien Silvia eine gute Lösung zu sein.<br />

So kam das Ganze dann zum Tragen.<br />

„Ich habe diese Pferde gekauft und den<br />

Transport bezahlt. Da jedoch bis zu<br />

Aus Ramstein zu Besuch: eine Familie, die<br />

vor einiger Zeit ein Pferd vom Hof übernommen<br />

hat<br />

Letzt aus diesen Tieren Profit geschlagen<br />

wird, muss bedeutend mehr<br />

gezahlt werden, als der eigentliche<br />

Schlachtpreis.<br />

Viele waren in einem erbärmlichen<br />

Zustand, oft auch krank und sie mussten<br />

erst wieder aufgepäppelt werden,<br />

um vermittelt werden zu können.“<br />

Was Silvia oft geschockt hat ist, dass<br />

viele Pferde nicht einmal zwei Jahre<br />

alt waren und zum Schlachter sollten,<br />

weil sie der Rasse Holsteiner oder<br />

Ardenner oder was auch immer nicht<br />

entsprechen, weil sie zu groß, zu kraus,<br />

zu klein, zu dick oder zu dünn sind.<br />

Und so stehen auf dem Pferdehilfehof<br />

50% kranke Pferde und 50% Pferde,<br />

die niemand haben will, denn nicht nur<br />

ausgemusterte Rennpferde bekommen<br />

einen Platz auf dem Hof, sondern auch<br />

andere.<br />

Die Pferde kommen aus Frankreich,<br />

Spanien und dem Saarland. Der Transport<br />

aus dem Saarland kostet natürlich<br />

dementsprechend weniger aber nichtsdestotrotz<br />

wird jedem Hilferuf gefolgt,<br />

sofern es möglich ist.<br />

Mähnen der Hoffnung nimmt<br />

Gestalt an<br />

„Dann wurde mir gesagt, ich sei ein<br />

Händler, was ich aber anders sehe“,<br />

erzählt Silvia, „ein Händler sucht sich<br />

die besten Pferde aus, um sie mit<br />

Gewinn weiter zu verkaufen. Ich

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