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Made in Bern<br />
SonntagsZeitung — Nr. 2 — 18. Juni 2017<br />
Die schönsten<br />
Velorouten<br />
Der Radrennfahrer und Olympiasieger<br />
Fabian Cancellara über seine Zukunft und<br />
den Kanton Bern als Veloparadies<br />
Baden in Bern<br />
Wie sich unsere Hauptstadt<br />
in Badehose und Bikini entdecken lässt<br />
Grand Tour<br />
Starkoch Anton Mosimann zeigt<br />
seine Lieblingsplätze. Und die besten<br />
Berner Restaurants<br />
Eine Zusammenarbeit der<br />
BE! Tourismus AG<br />
mit der SonntagsZeitung
Lightrider E1<br />
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EDITORIAL<br />
«Hier bin ich daheim,<br />
hier fühle ich mich wohl»<br />
Er ist einer der erfolgreichsten Schwinger der Schweiz. 2016 wurde Matthias Glarner<br />
zum Schwingerkönig gekrönt. Bodenständigkeit und Tradition sind denn<br />
auch die Werte, die der gebürtige Berner als Chance für die ganze Region sieht<br />
Liebe Leserinnen<br />
Liebe Leser<br />
Bern ist meine Heimat. Rund neunzig Prozent<br />
meiner Zeit verbringe ich in diesem wunderschönen<br />
Kanton. In Meiringen bin ich auf<br />
die Welt gekommen, in der Stadt Bern habe<br />
ich studiert, in Meiringen bei den Bergbahnen<br />
befindet sich auch mein jetziger Arbeitsplatz,<br />
und sogar meine Freundin kommt aus dem<br />
Kanton Bern, dem Berner Seeland.<br />
Am schönsten ist es für mich oben auf den<br />
Planplatten im Haslital. Hier bin ich oft. Beruflich<br />
oder zum Skifahren und Wandern. Die<br />
traumhafte Aussicht vom Brienzersee bis zum<br />
mächtigen Panorama von Eiger, Mönch und<br />
Jungfrau ist einfach unschlagbar.<br />
Aber Bern hat noch mehr zu bieten als schöne<br />
Landschaften, herrliche Ski- und Wandergebiete,<br />
schneebedeckte Gipfel und tiefblaue<br />
Seen. Auch die Gastronomie in unserem Kanton<br />
ist einzigartig mit den vielen typischen<br />
und regionalen Produkten. Wenn ich im<br />
Ausland bin, sehne ich mich nach den währschaften<br />
Speisen, die bei uns auf den Tisch<br />
kommen. Eine deftige Berner Platte etwa oder<br />
eine grosse Portion Meringues. Nach dem Bodenständigen<br />
und Traditionellen, das wir hier<br />
noch immer hochhalten und pflegen.<br />
Im Kanton Bern wird es einem nie langweilig.<br />
Diese Vielseitigkeit ist einmalig für die<br />
Schweiz. Im Radius von nur einer Stunde ist<br />
man oben auf den Gipfeln des Berner Oberlandes<br />
oder in der wunderbaren Landschaft<br />
des Seelandes. Hier leben andere Menschen,<br />
werden andere Traditionen gepflegt. Und<br />
trotzdem bilden wir Berner eine Einheit. Der<br />
Spirit greift über alle Regionen.<br />
Deutlich erlebt man das etwa an einem<br />
eidgenössischen Schwingfest, wenn die Berner<br />
einmarschieren und stolz darauf sind, die<br />
Berner Fahne zu tragen. Ob aus dem Berner<br />
Jura oder der Hauptstadt, wir ziehen alle am<br />
selben Strick. Und das ist wichtig für unsere<br />
Region, die stark vom Tourismus geprägt ist.<br />
Wir müssen eine Einheit bilden, selbstbewusst<br />
auftreten und wegkommen vom Tälerdenken,<br />
das ist unsere Chance.<br />
Vielleicht ist es gerade das Schwingen, diese<br />
traditionelle Sportart, die so typisch ist für uns<br />
Berner (und in der wir in den letzten zehn<br />
Jahren auch ziemlich erfolgreich waren!).<br />
Denn der Schwingsport vereint treffend die<br />
Eigenschaften der Berner. Bodenständigkeit,<br />
Fleiss, Ehrgeiz, Willensstärke. Aber auch<br />
Gemütlichkeit.<br />
Doch gerade die Gemütlichkeit wird von<br />
Nicht-Bernern oft mit Langsamkeit verwechselt.<br />
Gemütlichkeit aber heisst, sich Zeit zu<br />
nehmen, etwas bewusster zu geniessen, seien<br />
es die Berge, die Seen, die pittoresken Dörfer<br />
vom Bielersee bis ins Emmental. Oder unsere<br />
Hauptstadt, die nicht nur verzaubert mit ihrer<br />
Altstadt, den Gassen und Lauben, sondern<br />
auch als Unesco-Weltkulturerbe internationales<br />
Ansehen geniesst.<br />
Mit Gemütlichkeit und Freundlichkeit möchten<br />
wir unsere Gäste empfangen. Damit sie<br />
sich wie zu Hause fühlen. Und immer gern<br />
wiederkommen in meine schöne Heimat. ■<br />
«In nur einer<br />
Stunde ist man<br />
oben auf<br />
den Gipfeln<br />
des Oberlandes<br />
oder im<br />
traumhaften<br />
Berner Seeland»<br />
MATTHIAS GLARNER<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
3
INHALT<br />
Ausflug in die Hauptstadt<br />
Bern bietet nicht nur pittoreske Gassen und Lauben.<br />
Zahlreiche Freibäder und die traumhafte Lage an der Aare<br />
laden auch zum Baden ein<br />
Seite 12<br />
Berner Mundart<br />
Bei Pedro Lenz in Langenthal. Der Schriftsteller und<br />
Kolumnist schreibt fast ausschliesslich in Bärndütsch.<br />
Und feiert damit Erfolge im In- und Ausland<br />
Seite 20<br />
Fabian Cancellara<br />
Der Olympiasieger verrät seine Zukunftspläne.<br />
Und sagt, warum der Velokanton Bern ideal für grössere<br />
und kleinere Fahrradtouren ist<br />
Seite 24<br />
Der Velo-Bauer<br />
Im Dörfchen Oberried entwickelt der frühere Bauernsohn<br />
Thomas Binggeli seine Bikes. Ein Werkbesuch bei Thömus,<br />
einer der weltweit innovativsten Velomarken<br />
Seite 28<br />
Zeit für Uhren<br />
Longines ist eine der vielen Uhrenmanufakturen<br />
im Kanton Bern. Die weltberühmte<br />
Firma hat 1954 das Quarzuhrwerk entwickelt<br />
Seite 30<br />
Unspunnenfest<br />
Der grösste Anlass des Schweizer Brauchtums<br />
findet erst zum zehnten Mal statt. Dieses Jahr werden<br />
in Interlaken 150 000 Besucher erwartet<br />
Seite 34<br />
Über Stock und Stein<br />
Zu Fuss die wunderbare Natur erleben. Eine der<br />
schönsten mehrtägigen Wanderungen führt von<br />
Grindelwald über Adelboden nach Lenk<br />
Seite 38<br />
Mit dem Oldtimer auf Tour<br />
Starkoch Anton Mosimann geht mit einem Jaguar E-Type<br />
auf Entdeckungsreise. Und zeigt die schönsten Plätze<br />
und besten Restaurants seiner Heimat<br />
Seite 40<br />
4<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
40<br />
20<br />
12<br />
30<br />
24<br />
28<br />
34
01<br />
Grosse Schanze für die besten Freestyler<br />
Freestyle.ch ist der wichtigste Anlass in der Schweiz für Snowboarder,<br />
Freeskier, Mountainbiker und Freestyle-Motocrosser. Nach Zürich<br />
findet er vom 29. September bis 1. Oktober 2017 erstmals in Bern statt<br />
und zwar auf dem Bernexpo-Gelände. Dank der grossen Schanze, die<br />
in Zürich keinen Platz hatte, ist Freestyle.ch nun offizieller Teil des FIS-<br />
Big-Air-Weltcups und der Olympiaqualifikation für Pyeongchang 2018.<br />
freestyle.ch<br />
6<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
HIGHLIGHTS<br />
Hoch hinaus<br />
Warum in die Ferne schweifen? Der Berner Sommer bietet unendlich viel<br />
Abwechslung: Der grösste Freestyle-Anlass der Schweiz sorgt für massenhaft<br />
Adrenalin, das Seaside Musikfestival bringt internationale Pop- und Rockstars<br />
an den Thunersee, und ein Vintage-Fest krönt radelnde Bergkönige<br />
NENA MORF<br />
7<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
HIGHLIGHTS<br />
Hunde-Invasion in der<br />
Hauptstadt<br />
02<br />
Bern erwartet diesen Sommer tierische<br />
Besucher: Über hundert Bernhardiner-<br />
Skulpturen werden die Stadt verschönern.<br />
Die sogenannten BernARTiner<br />
sind 1,25 Meter gross und 15 Kiloschwer.<br />
Lanciert hat die Aktion der<br />
Verein «Bern gestaltet». Die weissen<br />
Roh linge wurden von Privatpersonen,<br />
Firmen und Institutionen gekauft und<br />
anschliessend individuell gestaltet.<br />
«Viele Käufer engagierten Künstler für<br />
die Bemalung ihrer BernARTiner», sagt<br />
Pascal Schütz vom Verein «Bern gestaltet».<br />
Die Confiserie Eichenberger etwa<br />
liess ihren BernARTiner vom bekannten<br />
Künstler Ted Scapa kreieren.<br />
bernartiner.ch<br />
04<br />
Status Quo und Krokus rocken<br />
in der Spiezer Bucht<br />
Am malerischen Thunersee findet Ende August erstmals das<br />
Seaside Festival statt – mit musikalischen und kulinarischen<br />
Leckerbissen. Das zweitägige Musikfestival wartet mit einem Topprogramm<br />
auf. «Der Freitag steht ganz im Zeichen der Popmusik»,<br />
sagt Veranstalter Philippe Cornu. Besonders freut er sich auf den<br />
Weltstar Emeli Sandé. Der Samstag gehört dann den grossen,<br />
legendären Rockbands wie Status Quo, Krokus und The Hooters.<br />
seasidefestival.ch<br />
Zu Land<br />
und zu Wassser<br />
Oldtimer-Velos vor dem Alpenpanorama<br />
«Früher war die Schweiz für ihre Velo-Helden berühmt», sagt Alex<br />
Beeler. «Diese Zeit wollen wir wieder aufleben lassen.» Deshalb hat er<br />
den «Bergkönig» initiiert, das verrückteste Vintage-Velo-Festival der<br />
Schweiz. Erstmals veranstaltet wird es am 26. August im Saanenland.<br />
«Es ist eine Hommage an die grossen Jahre des Schweizer Radrennsports<br />
mit Ferdy Kübler und Hugo Koblet.» Zugelassen sind Fahrräder<br />
bis Baujahr 1986, mit denen verschiedene Routen inmitten des Alpenpanoramas<br />
von Gstaad unter die Räder genommen werden können.<br />
bergkoenig-gstaad.ch<br />
Erst eine herrliche Wanderung entlang<br />
des Brienzersees, dann die Rückreise im<br />
Kajak oder mit dem Stand-up-Paddle –<br />
der neue Paddle-Trail auf dem Brienzersee<br />
machts möglich. «Der See ist wegen<br />
seiner Lage und der wenigen Schiffe<br />
perfekt dafür», sagt David Storey vom<br />
Familienunternehmen Hightide Kayak<br />
School. Der Paddle-Trail verfügt über die<br />
drei Standorte Bönigen, Iseltwald und<br />
Brienz. An jedem können Wassergefährte<br />
ge mietet und wieder abgegeben werden.<br />
Storey: «Die Paddler können so ihre<br />
Ausfahrt zu Wasser mit einer Wanderung<br />
oder einer Biketour kombinieren.»<br />
paddletrail.ch / hightide.ch<br />
8<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
03<br />
KROKUS<br />
EMELI SANDÉ<br />
FOTOS: KEYSTONE, ANDREAS VON GUNTEN, ZVG<br />
06<br />
Hallo Velo<br />
05<br />
Unter dem Motto «Hallo Velo» steigt am<br />
Sonntag, 6. August, das erste Berner<br />
Velofestival. Die Stadt Bern und sieben<br />
Regionsgemeinden laden Velofahrer ein,<br />
sich am 40 Kilometer langen Rundkurs zu<br />
beteiligen. Auf einem Parcours können die<br />
Velofahrer in den verschiedenen Gemeinden<br />
die Vielfalt des Fahrrads kennenlernen.<br />
So wird in Münsingen das E-Bike im<br />
Zentrum stehen, während sich Köniz dem<br />
Mountainbike auf dem Gurten verschreibt.<br />
hallovelo.be<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
9
Mit Volldampf aufs Rothorn<br />
Nach dem Bau der Rigibahn 1871 wollte das Berner Oberland hinter<br />
der Zentralschweiz nicht zurückstehen und begann mit der Planung<br />
einer Eisenbahn aufs Rothorn. Und vor genau 125 Jahren tuckerte<br />
der erste Zug auf den 2244 Meter über Meer gelegenen Gipfel. Ein<br />
Grund zum Feiern! «Vom 19. bis zum 30. Juni gibts spezielle Jubiläumstickets<br />
für Dampfbahn-Fans», sagt Direktor Simon Koller. Im<br />
September ist zudem ein grosses Dampfspektakel mit der Snowdon<br />
Mountain Railway in Wales geplant, die über dasselbe Schienensystem<br />
verfügt und für die die Brienz-Rothorn-Bahn Vorbild war.<br />
brienz-rothorn-bahn.ch<br />
Bahn frei für Wanderer,<br />
Biker und Taucher<br />
Dutzende von Bahnen führen hinauf in die traumhafte<br />
Bergwelt, wo unzählige Sommeraktivitäten<br />
warten. Es muss nicht immer das Jungfraujoch sein,<br />
der Kanton Bern hat noch viele weitere Gipfel, die<br />
sich erwandern oder bequem per Schwebe-, Seiloder<br />
Gondelbahn erklimmen lassen. Lohnenswert ist<br />
etwa eine Fahrt mit der Gelmerbahn, Europas steilster<br />
Standseilbahn. Eine traumhafte Aussicht auf<br />
die mächtigen Viertausender bietet das Schilthorn<br />
mit seinem Drehrestaurant. Weniger bekannt, aber<br />
genauso spektakulär ist auch ein Ausflug auf den<br />
Harder bei Interlaken, aufs Niederhorn hoch über<br />
dem Thunersee oder aufs Stockhorn im Simmental.<br />
madeinbern.com/bergbahnen<br />
08<br />
10<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
07<br />
10<br />
Wie ein Adler durch<br />
die Lüfte sausen<br />
Einsteigen, anschnallen und los<br />
gehts! Im First-Glider fühlt man<br />
sich frei wie ein Adler hoch in den<br />
Lüften. Mit rund siebzig Stundenkilometern<br />
geht es ab Schreckfeld<br />
zuerst bergaufwärts nach First.<br />
Im Adlerhorst angekommen<br />
fliegen die tollkühnen Piloten dann<br />
mit Höchstgeschwindigkeit kopfvoran<br />
zurück nach Schreckfeld.<br />
Der First-Glider bietet im Gegensatz<br />
zum First-Flyer gleichzeitig<br />
Platz für bis zu vier Personen.<br />
jungfrau.ch<br />
Gleich zwei Hotels erstrahlen in<br />
neuem Licht im Kanton Bern. Das<br />
eine ist das Boutique-Hotel Ultima<br />
in Gstaad, das mit seinen 17 Suiten<br />
über alle Annehmlichkeiten eines<br />
Edelresorts verfügt. Was man hier<br />
nicht findet, ist eine herkömmliche<br />
Rezeption. «Unsere Gäste sollen<br />
sich bei uns wie zu Hause fühlen»,<br />
sagt Generaldirektor Andrés<br />
Oppenheim. Deshalb werden die<br />
Besucher<br />
10<br />
von einem persönlichen<br />
HOTEL SAVOY<br />
Der ultimative<br />
Genuss<br />
Betreuer in Empfang genommen.<br />
Aber auch das Berner Traditionshaus<br />
Savoy leuchtet nach einer<br />
Totalrenovation wieder. Nur die<br />
Fassade blieb bestehen. «Ansonsten<br />
haben wir das Gebäude komplett<br />
erneuert und mit allen Schikanen<br />
ausgestattet», sagt Geschäftsführer<br />
Marc Haubensak.<br />
11<br />
hotelsavoybern.ch<br />
ultimagstaad.com<br />
HOTEL ULTIMA<br />
09<br />
Nervenkitzel in Kandersteg<br />
Nichts für schwache Nerven. Die neuste Attraktion in der Nordic<br />
Arena in Kandersteg heisst Mountain Tubing. Dabei rauscht man in<br />
Luftreifen den Hang der Sprungschanzen hinunter und erreicht eine<br />
Geschwindigkeit von gegen hundert Stundenkilometern. Das<br />
einzigartige Bergerlebnis gibts von Juni bis September jeweils<br />
freitags von 18 bis 20 Uhr und samstags von 16 bis 18 Uhr. Die drei<br />
grossen Sprungschanzen sind übrigens auch im Sommer in Betrieb.<br />
nordicarena.ch<br />
Ein Verein<br />
mit 240 Hotels<br />
und 23 000 Betten<br />
Um den Tourismus Ende des Ersten<br />
Weltkriegs wieder anzukurbeln, wurde<br />
1917 die «Hotelgenossenschaft<br />
des Berner Oberlandes» gegründet.<br />
Bereits im ersten Jahr traten 405 der<br />
500 Betriebe dem neuen Fachverband<br />
bei. Heute umfasst der Verein Hotellerie<br />
Berner Oberland rund 240 Hotelbetriebe,<br />
die über ein Angebot von<br />
23 000 Betten verfügen und jährlich<br />
3,7 Millionen Logiernächte generieren.<br />
berneroberland.hotelleriesuisse.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
11
Abkühlung vor<br />
dem Bundeshaus.<br />
Seit 2004 sprudeln<br />
die 26 Fontänen<br />
12<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
STADT BERN<br />
Pack die<br />
Badehose ein<br />
Heisse Sommertage können in Städten zur Qual werden.<br />
Nicht so in Bern. Was die Einheimischen immer dabeihaben,<br />
sollten auch die Gäste mitnehmen: Badehose und Bikini<br />
PHILIPP PROBST<br />
13<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
STADT BERN<br />
01<br />
Einmalig für<br />
eine Hauptstadt:<br />
Mit dem<br />
Gummiboot<br />
direkt am<br />
Parlamentsgebäude<br />
vorbeipaddeln<br />
02<br />
Wahrzeichen: Das Berner Münster hat<br />
den höchsten Kirchturm der Schweiz<br />
Zu Fuss, mit Hop-on-hop-off-Bussen oder mit<br />
Bimmelbähnchen – so kann man überall auf<br />
der Welt Städte besichtigen. Bern dagegen<br />
bietet noch eine andere, einzigartige Variante:<br />
individuelles Sightseeing auf einer Badetour.<br />
Dabei lernt man nicht nur die Bernerinnen<br />
und Berner kennen, sondern auch den Charakter<br />
dieser Stadt. Gemütlich ist es in und an<br />
der Aare. Man kann «plegere», wie die Berner<br />
sagen. Halt! Auch in Bern wird heute Neudeutsch<br />
gesprochen: Man kann gut chillen<br />
an der Aare. Allerdings ist das Klischee der<br />
Berner Langsamkeit im globalisierten Smartphone-Zeitalter<br />
längst überholt. Doch an der<br />
Aare trifft es noch immer zu. Hier gönnt man<br />
sich ein Stück Heimatschutz. Redet miteinander.<br />
Und zelebriert Gemütlichkeit.<br />
Wer also eine Bade-Stadtbesichtigung<br />
unternehmen will, organisiert sich zuerst<br />
einen Schwimmsack, in dem sich alles wasserdicht<br />
verstauen lässt. Damit geht es hinunter<br />
zur Aare und dort zum Eichholz. Dann rein<br />
in den Fluss und sich treiben lassen. Augen<br />
auf. Durch die Bäume hindurch ist schon bald<br />
die Berner Skyline zu erkennen: das Bundeshaus,<br />
das oben auf dem Hügel thront, rechts<br />
daneben die Häuser der Altstadt. Voilà. Beim<br />
Marzili gibt es den ersten Fotostopp. Raus aus<br />
dem Fluss. Und rein in die chillende Menschenmenge.<br />
Denn an hochsommerlichen<br />
Hitzetagen räkeln und sonnen sich hier mitten<br />
in der Stadt bis zu 15 000 Menschen. Das<br />
Marzili ist eines der grössten Gartenbäder der<br />
Schweiz. Und doch hat es Platz genug. Für<br />
einige Stunden wird hier jeder zum «Marzilianer».<br />
So nennen sich die eingefleischten<br />
Gäste. Und das sind viele. Sommer wie Win-<br />
03<br />
Wappentier und Namensgeber: Die Berner<br />
Bären leben heute im Bärenpark an der Aare<br />
14<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
04<br />
Eine der längsten<br />
gedeckten Einkaufsstrassen<br />
Europas:<br />
Die Berner Altstadt<br />
ist weltberühmt<br />
für ihre Sandsteingebäude<br />
mit ihren<br />
Lauben<br />
05<br />
Bär mit Helm<br />
und Schwert:<br />
Der Zähringerbrunnen<br />
stammt<br />
aus dem<br />
16. Jahrhundert<br />
und steht unterhalb<br />
des Zytglogge-<br />
Turms<br />
FOTOS: ISTOCK, ALAMY<br />
ter. Denn das Freibad ist ganzjährig geöffnet.<br />
Die Schwimmbecken sind im Winter natürlich<br />
leer. Aber wer auch bei Kälte unbedingt<br />
ins Wasser will, geht eben in die Aare. Ja, das<br />
gibt es tatsächlich. «Das sind täglich sicher<br />
zehn bis fünfzehn Leute», sagt Beat Wüthrich.<br />
Der 39-Jährige ist Anlagechef des Freibads<br />
Marzili. Der oberste Bademeister quasi. Dass<br />
der gelernte Metzger nach vielen Umwegen<br />
hier der Chef geworden ist, macht ihn schon<br />
stolz, obwohl er es nicht gleich zugibt. Er sagt<br />
lieber: «Ich bin stolz auf mein grandioses<br />
Team!» Das besteht aus 22 Leuten. «Inklusive<br />
Kassiererin», wie er betont. Betonen muss<br />
er es deshalb, weil das Kassenpersonal nur<br />
zwecks Kästli oder Umkleidekabine da sein<br />
muss. Der Badi-Eintritt ist nämlich gratis.<br />
Wie in allen Gartenbädern der Stadt. Das hat<br />
Tradition. «Bädele» wird offeriert durch die<br />
Stadt Bern. Jeder soll schliesslich schwimmen<br />
dürfen. Allerdings sollte er es auch können.<br />
Vor allem in der Aare. Denn offiziell überwacht<br />
ist der Fluss nicht. Trotzdem werfen die<br />
Bademeister immer mal wieder einen Blick<br />
über den Beckenrand hinaus in Richtung<br />
Aare. Wüthrich: «Nichtschwimmer haben in<br />
der Aare nichts zu suchen.»<br />
Geübte Schwimmer dürfen die Sightseeingtour<br />
also weiter geniessen. Einen Ab-<br />
SOUVENIRS<br />
Aare-Wasser, Stockere Manndli<br />
oder Honiglebkuchen – das Label<br />
«Typisch Bern» vereint traditionelle<br />
und innovative Produkte, Dienstleistungen,<br />
Events und Institutionen, die<br />
für Bern stehen und Bern ausmachen.<br />
bern.com/typisch-bern<br />
stecher zum Schwellenmätteli machen, wo es<br />
sich schon wieder chillen lässt. Bern eben. Von<br />
dort ein Stück zu Fuss zum Bärengraben, was<br />
aber längst kein schrecklicher Graben mehr<br />
ist, sondern ein viel artgerechterer Bärenpark.<br />
Dort gibt es den Jöö-Effekt. Wenn die Bären<br />
gerade aktiv sind. Von hier kann man mit dem<br />
12er-Bus einen Abstecher zum Zentrum Paul<br />
Klee machen. Oder man gelangt mit einem<br />
Katzen- oder eben mit einem Bärensprung<br />
zum Weltkulturerbe Berner Altstadt. Über<br />
die Nydeggbrücke, durch die Kramgasse am<br />
Haus vorbei, in dem Albert Einstein seine<br />
Relativitätstheorie aufgestellt hat, hinauf zur<br />
berühmten Zytglogge. Und von dort zum<br />
Bundeshaus. Da darf dann bereits wieder gechillt<br />
werden. Also nicht im Bundeshaus, hallo,<br />
nein, dort wird politisiert und gearbeitet.<br />
Aber vor dem ehrenwerten Palast sprudelt<br />
Berns Wasserspiel. Ein Riesenplausch! Und<br />
eine willkommene Abkühlung.<br />
<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
15
STADT BERN<br />
Natürlich gibt es in der Altstadt ganz viel zu<br />
sehen. Doch die Badetour geht weiter. Also<br />
mit dem «Senkeltram», einem Lift mit echten<br />
Liftboys, von der «Pläfe», der Münsterplattform,<br />
hinunter in die Matte. Ein altes<br />
Arbeiterquartier, in dem die Leute früher eine<br />
Sprache parlierten, die die Obrigkeit nicht<br />
verstanden hat: das Matteänglisch. Es ist keine<br />
Fremdsprache, sondern eine Wortverdrehung.<br />
Gepflegt wird sie noch heute, allerdings<br />
im kleinen Kreis.<br />
Zurück in den Fluss. Sich treiben lassen<br />
bis zum Lorraine-Bad. Das ist auch Kult.<br />
«Das Marzili ist für Hipster, die Lorraine für<br />
Hippies», sagt Christoph Hoigné. Das ist jetzt<br />
kein Matteänglisch, das der Kulturveranstalter<br />
spricht, sondern globalisiertes Deutsch. Also:<br />
Das Lorraine-Bad ist nicht ganz so angesagt<br />
wie das Marzili, dafür etwas verwegener. «Es<br />
ist das Woodstock der Freibäder», fügt Hoigné<br />
02<br />
Trendquartier: Der Stadtteil Breitenrain-<br />
Lorraine im Norden von Bern<br />
an. Stimmt. Denn im Lorraine-Bad dreht sich<br />
keiner um, wenn Gäste zum Sonnenbaden die<br />
Hüllen fallen lassen. Der FKK-Bereich ist zudem<br />
gemischt. Der 50-jährige Hoigné betreibt<br />
Das Lorraine-Bad ist<br />
nicht ganz so angesagt<br />
wie das Marzili, dafür<br />
etwas verwegener<br />
das La Cappella, ein Bijou der Kleinkunstszene.<br />
Dieses steht gleich oberhalb des Lorraine-Quartiers<br />
im Breitenrain, dem «Breitsch».<br />
Im nächsten Jahr feiert er das 20-Jahr-Jubiläum<br />
seines Kulturhauses, das früher eine<br />
Methodistenkirche war. Das La Cappella<br />
gilt zwar als etabliert, trotzdem habe es immer<br />
noch den Hauch eines Geheimtipps, wie<br />
Hoigné sagt. Denn das Lokal liegt ein bisschen<br />
versteckt mitten im Wohnquartier. Aber, ein<br />
Lokal, in dem vor allem Musikkabarett zelebriert<br />
wird, das rund 26 000 Besucher pro Jahr<br />
zählt – das schreit förmlich nach Ärger. Einspruch!<br />
Hoigné beklagt sich nicht: «Wir haben<br />
ein freundschaftliches Verhältnis zu unseren<br />
Nachbarn. Ja, das Miteinander funktioniert in<br />
diesem Quartier gut.»<br />
In Bern wird Toleranz gelebt. Was wird<br />
von rechtsbürgerlichen Politikern seit Jahren<br />
auf die Reitschule eingedroschen. Jenem<br />
selbst in linken Kreisen umstrittenen Kulturzentrum.<br />
Oder die Duldung alternativer Lebensformen<br />
in Bauwagen und Hütten. Ein<br />
Relikt aus den Jugendunruhen der 80er-Jahre.<br />
In den meisten Städten ausgerottet. In Bern<br />
noch am Leben. Das Zaffaraya, ursprünglich<br />
im Gas kessel beim Marzili entstanden,<br />
heute zu Hause im Autobahnwirrwarr Neufeld.<br />
Auch das ist Bern. Vielleicht ein Stück<br />
heile Welt, die Kulturveranstalter Hoigné an<br />
Bern so schätzt. «Die Leute, die zu uns ins La<br />
Cappella kommen, sind eben noch bereit, anständige<br />
Preise für ein Ticket zu bezahlen»,<br />
sagt er. Was ihm ermöglicht, neben vielen Jungtalenten<br />
immer wieder etablierte Künstlerinnen<br />
und Künstler ins Berner Breitenrain-<br />
Quartier zu locken. Wie den Schweizer Kabarettisten<br />
Lorenz Keiser. Oder den deutschen<br />
Entertainer Bodo Wartke. «Der am liebsten im<br />
Sommer kommt», wie Hoigné erzählt, «weil<br />
er dann in der Aare schwimmen kann.»<br />
Immer wieder die Aare. Sommer-Gefühl.<br />
Ein Hauch von Süden. «Von unserem Quartier<br />
aus ist man schnell an der Aare», sagt<br />
Hoigné. «Und auch sonst wird hier alles geboten.<br />
Das macht dieses Quartier so beliebt. Einkaufen<br />
und Essen aus allen Kontinenten. Und<br />
eben diese Italianità.» Diese kommt vor allem<br />
auch von der Gelateria di Berna, einer durch<br />
und durch bernischen Mini-Gelateria-Kette,<br />
die einen beeindruckenden Erfolg verbuchen<br />
BERNS<br />
SCHÖNSTE<br />
TERRASSEN<br />
Altes Tramdepot<br />
Selbst gebrautes Bier. Im<br />
Garten dieses historischen<br />
Gebäudes wird Bären-Salat<br />
oder eine Braumeister-Platte<br />
aufgetischt. Und das mitten im<br />
Restaurant gebraute Tram-Bier.<br />
altestramdepot.ch<br />
Schweizerhof<br />
Atemberaubende Aussicht.<br />
Von der Sky Terrace des Hotels<br />
Schweizerhof blickt man über<br />
die Berner Altstadt bis zu den<br />
mächtigen, weissen Bergen des<br />
Berner Oberlandes.<br />
schweizerhof-bern.ch<br />
Schwellenmätteli<br />
Traumhafte Lage. Zwischen<br />
Aare-Flusslauf und Wald,<br />
mit freiem Blick zum Berner<br />
Münster und zum Mattequartier<br />
liegen die vier Restaurants<br />
des Schwellenmätteli.<br />
schwellenmaetteli.ch<br />
16<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
03<br />
Unesco-<br />
Weltkulturerbe:<br />
Die von<br />
der Aare<br />
umflossene<br />
Altstadt<br />
von Bern<br />
04<br />
Der Aare<br />
entlang:<br />
Das<br />
ehemalige<br />
Industriequartier<br />
Lorraine<br />
FOTOS: FABIAN UNTERNÄHRER/13PHOTO, MAURITIUS IMAGES<br />
kann. Eine verrückte Geschichte. Entstanden<br />
in einer Garage, arbeiten heute zwölf Festangestellte<br />
und 55 Teilzeit-Mitarbeitende in den<br />
vier Filialen der Firma. Wie das Naturerlebnis<br />
in der Aare soll auch dieses Gelato authentisch<br />
sein, sagt Hansmartin Amrein, einer der Mitgründer<br />
der Gelateria di Berna. Zitrone soll<br />
nach Sorrento, nach Amalfi-Küste schmecken.<br />
Neuerdings gibt es ein Baumharz-Gelato, das<br />
den Geniesser in den Jura versetzt.<br />
Dass die Erfolgsgeschichte auch stark mit<br />
Berns Quartieren zusammenhängt, ist dem<br />
45-Jährigen bewusst. «Das Marzili, klar, im<br />
Sommer ein Hit. Alles geht baden. Im Breitenrain<br />
hatten wir einen verhaltenen Start.<br />
Aber jetzt kennt man uns. Mattenhof galt lange<br />
als überaltert, mittlerweile ziehen viele Familien<br />
hierher und abends läuft es rund. Und<br />
mit unserem ersten Geschäft in der Länggasse<br />
– das war natürlich ein Glücksgriff.»<br />
Die Länggasse, oder auch «Längiige» genannt,<br />
hat zwar einen gewaltigen Nachteil:<br />
Für Berner Verhältnisse ist die Aare unendlich<br />
weit weg. Trotzdem lohnt sich der Besuch.<br />
Also: Zur Badehose schnell ein luftiges<br />
Shirt überstreifen, in lässige Schlappen<br />
schlüpfen und eintauchen ins quirligste Quartier<br />
von Bern. Hier leben Menschen aus allen<br />
Gesellschaftsschichten. Und wegen der Nähe<br />
zur Uni vor allem viele Studenten. Hier gibt<br />
es aber nicht nur die Gelateria di Berna. Die<br />
Länggasse ist ein Paradies für Schleckmäuler.<br />
Seit 1890 betreibt hier die Bäckerei Glatz<br />
<br />
Rosengarten<br />
Hotel Allegro<br />
Bellevue Palace<br />
Einstein au Jardin<br />
Bären im Visier. Das Restaurant<br />
Rosengarten liegt in einer<br />
wunderschönen Parkanlage, nur<br />
wenige Schritte vom Bärenpark<br />
entfernt. Und bietet eine tolle<br />
Sicht auf Altstadt und Münster.<br />
rosengarten.be<br />
Italianità. Auf der grossen<br />
Sommerterrasse des Hotels<br />
Allegro beim Kursaal Bern und<br />
dem Casino werden kühle<br />
Drinks und feinste italienische<br />
Spezialitäten serviert.<br />
kursaal-bern.ch<br />
Eine Oase mitten in der Stadt.<br />
Direkt neben dem Bundeshaus<br />
steht das Traditionshotel<br />
Bellevue Palace mit seiner<br />
lauschigen Terrasse, die den<br />
Blick freigibt auf die Aare.<br />
bellevue-palace.ch<br />
Selber grillieren. Im gemütlichen<br />
Lokal beim Berner Münster<br />
gibts selbstgemachte<br />
Kuchen und Törtchen. Und<br />
im Garten kann sich jeder als<br />
Grillmeister versuchen.<br />
einstein-jardin.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
17
BERNER<br />
MUSEEN<br />
01<br />
Albert<br />
Einstein im<br />
Bernischen<br />
Historischen<br />
Museum<br />
02<br />
Die besten<br />
Glaces gibts<br />
in den Filialen<br />
der Gelateria<br />
di Berna<br />
MUSEUM<br />
FÜR KOMMU-<br />
NIKATION<br />
Am 19. August<br />
wird das<br />
Museum beim<br />
Helvetiaplatz neu eröffnet.<br />
Und zeigt dann auf 2000<br />
Quadratmetern die ganze<br />
Welt der Kommunikation.<br />
KUNST-<br />
MUSEUM<br />
Mit den Werken<br />
der Sammlung<br />
Hahnloser erhält<br />
das Kunstmuseum<br />
Bern eine hochkarätige<br />
Erweiterung seiner<br />
Bestände. Eröffnung ist am<br />
10. August 2017.<br />
IN A NUTSHELL<br />
einen Laden. Werbeslogan: «Gäng delicious».<br />
Was genauso typisches Berndeutsch ist wie<br />
chillen. Glatz ist aber tatsächlich immer lecker:<br />
Für seine luftigen Mandelbärli ist er weit<br />
über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Neben<br />
Glatz und der Gelateria gibt es auch noch das<br />
Kuchenparadies Apfelgold, in dem nicht nur<br />
In der Länggasse<br />
wurde Schweizer<br />
Leckerei-Geschichte<br />
geschrieben<br />
der Magen, sondern dank einer Bibliothek<br />
auch der Geist beglückt werden kann. Ebenso<br />
leckere Kuchen gibt es im Tingel Kringel, das<br />
in erster Linie aber ein Bagelcafé ist.<br />
Und es gab Tobler. In der Länggasse wurde<br />
nämlich Schweizer Leckerei-Geschichte<br />
geschrieben. Ach was, hier passierte Weltgeschichte.<br />
Theodor Tobler und sein Cousin<br />
Emil Baumann erfanden hier 1908 die Toblerone.<br />
Und jedes Stück Toblerone, das heute<br />
irgendwo auf der Welt verkauft wird, stammt<br />
immer noch aus Bern. Aber nicht mehr aus<br />
der Länggasse, sondern aus Bern-Brünnen.<br />
Aus einem kahl-kalten Industriebau neben<br />
der Shoppingmall Westside. Tobler gehört<br />
heute Mondelēz, einem amerikanischen Nahrungsmittelmulti.<br />
Im Gegensatz zu Tobler<br />
kann man aber in der Gelateria di Berna die<br />
Herstellung live mitverfolgen. «Nicht nur<br />
unsere Produkte sind frisch und authentisch.<br />
Wir sind es auch», sagt Hansmartin Amrein.<br />
«Wir produzieren vor Ort, in jeder Filiale.<br />
Nur die Grundglace aus Milch, Rahm und<br />
Zucker wird in unserem Geschäft im Marzili<br />
hergestellt.» Gleich vis-à-vis vom Haupteingang<br />
des Marzili-Bads.<br />
Im Epizentrum des Berner Sommerfeelings.<br />
Hier kann man den Tag gut ausklingen<br />
lassen. Wem das gemeinschaftliche Chillen<br />
dann doch etwas zu viel wird, für den hat<br />
Bademeister Beat Wüthrich noch einen Geheimtipp:<br />
Der Aareschlaufe-Schwumm beim<br />
Zehndermätteli. Da steigt man in die Aare,<br />
lässt sich zwanzig Minuten lang das bewaldete<br />
Ufer entlang treiben, klettert aus dem Fluss<br />
und ist dank einem Tunnel in fünf Minuten<br />
wieder am Ausgangspunkt.<br />
Dort lässt es sich – natürlich – auch wieder<br />
wunderbar chillen!<br />
■<br />
Autor dieser Reportage ist der Schweizer<br />
Schriftsteller Philipp Probst, der mehrere<br />
Jahre in Bern gelebt hat.<br />
FOTOS: ESTHER MICHEL, 2017 PROLITTERIS, ZÜRICH, CHRISTINE MOOR<br />
Summer<br />
in the city<br />
The picturesque old town<br />
of Bern with its arcades and<br />
narrow streets is a UNESCO<br />
World Heritage Site. The<br />
many historic buildings, the<br />
Bundeshaus, which is home<br />
to the Swiss government and<br />
Swiss Federal Parliament,<br />
and the Minster of Bern,<br />
which features Switzerland’s<br />
highest church tower (100<br />
metres), are among the<br />
must-see spots. Not to<br />
forget Bern’s museums, such<br />
as the Einstein Museum (it<br />
was here in Bern that the<br />
physicist developed his<br />
theory of relativity) or the<br />
Zentrum Paul Klee. In<br />
summer, the Swiss capital<br />
reveals another charming<br />
side. Its beautiful location on<br />
the river Aare and its many<br />
outdoor swimming pools<br />
offer unlimited bathing<br />
pleasure. Numerous<br />
shaded beer gardens create<br />
that special summer feeling.<br />
18<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
SHOPPING<br />
Design und Mode<br />
Bern besteht nicht nur aus Laubengängen und Gemütlichkeit. In Sachen Shopping<br />
steht unsere Hauptstadt den grossen Metropolen in nichts nach<br />
CPH<br />
KULTA<br />
HAUTNAH LES <strong>DE</strong>SSOUS<br />
MAX&MOI<br />
TOKU<br />
ZANA<br />
CPH Das Kürzel steht für «Copenhagen».<br />
Die kleine, aber edle Modeboutique<br />
an der Kramgasse führt<br />
in ihrem Sortiment neben bekannten<br />
Brands auch viele dänische<br />
und skandinavische Modelabels.<br />
c-p-h.ch<br />
HAUTNAH LES <strong>DE</strong>SSOUS Nomen<br />
est omen. Im schicken Geschäft an<br />
der Münstergasse findet sich feinste<br />
Unterwäsche für Damen und Herren.<br />
Alle grossen Labels sind vertreten.<br />
hautnah-lesdessous.ch<br />
KULTA Barbara Mohr ist eine der<br />
wenigen Goldschmiedinnen, die ohne<br />
Drehbank oder Giesstechnik arbeiten.<br />
In ihrem Atelier an der Münstergasse<br />
kreiert sie wunderbare, individuelle<br />
Schmuckstücke, Colliers und Ringe.<br />
kulta.ch<br />
MAX&MOI Die exklusive Pariser<br />
Modekette verfügt über Filialen in<br />
ganz Europa – und auch in der Berner<br />
Altstadt. Das Angebot umfasst<br />
trendige Roben und Accessoires.<br />
maxemoi.ch<br />
TOKU Die Boutique an der Gerechtigkeitsgasse<br />
hat sich ganz auf Schweizer<br />
Labels spezialisiert und bietet ein<br />
abwechslungsreiches Sortiment an<br />
Kleidern, Accessoires und Schuhen<br />
von einheimischen Designern an.<br />
toku-store.ch<br />
ZANA Die Boutique von Marianne<br />
Feher bringt italienische Lebensfreude<br />
nach Bern. Die Bandbreite reicht<br />
von subtil-exklusiver Eleganz bis zu<br />
fröhlich-frecher Extravaganz.<br />
zana.ch<br />
KLASSIK<br />
VON WELT-<br />
FORMAT<br />
CAMERATA Das berühmte<br />
Kammerorchester wurde 1962<br />
gegründet und ist seither auf<br />
Tourneen in allen Kontinenten<br />
aufgetreten. In Bern veranstaltet<br />
Camerata Konzertreihen im<br />
Zentrum Paul Klee, im Konservatorium<br />
und im Kulturcasino.<br />
cameratabern.ch<br />
KONZERT THEATER BERN<br />
Der Zusammenschluss des<br />
Berner Sinfonieorchesters und<br />
des Stadttheaters Bern bietet<br />
jede Saison 30 Premieren und<br />
20 Konzertereignisse.<br />
konzerttheaterbern.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
19
20<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
INTERVIEW<br />
«Hey, das geht ja!»<br />
Der in Langenthal aufgewachsene Schriftsteller Pedro Lenz ist eine Ausnahmeerscheinung<br />
in der Schweizer Literaturszene: Seine erfolgreichsten Bücher verfasst er in Mundart.<br />
Warum eigentlich? Und woher weiss er, wie man einen Begriff auf Berndeutsch schreibt?<br />
MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TAMARA JANES (FOTOS)<br />
Sie sind in Langenthal geboren.<br />
Fühlen Sie sich als richtiger Berner?<br />
Auf jeden Fall! Langenthal trieft ja geradezu<br />
vor bernischer Heimatliebe. Trotzdem ist<br />
Langenthal eine eigene Welt, ohne Mani Matter,<br />
Zibelemärit und Lauben. Das ist ja das<br />
Interessante an Bern: die grosse Vielfalt. Bern<br />
war ein Stadtstaat, wir waren die Untertanen.<br />
Und die Stadtberner Überzeugung, dass ihre<br />
Sprache die schönste der Welt ist, schliesst uns<br />
nur bedingt mit ein – denn die Vielfalt schlägt<br />
sich auch im Dialekt nieder.<br />
Ihre Mutter ist Spanierin, Ihr Vater Ostschweizer.<br />
Waren Sie ein Aussenseiter?<br />
Ich war wie Petrus, der dreimal den Heiland<br />
verleugnete: Sprach meine Mutter mit mir<br />
spanisch, lief ich weg und fand, sie ginge mich<br />
nichts an. Ich hatte eben Angst, als Tschinggeli<br />
zu gelten. Die Spanier und die Italiener<br />
waren damals die einzigen Ausländer, und die<br />
waren tatsächlich Aussenseiter.<br />
Wie war es mit dem Ostschweizer Dialekt?<br />
Mein Vater sprach mit uns immer Sanktgallerisch.<br />
Im Kindergarten lachten uns die anderen<br />
Goofen deswegen aus, und darum lernten<br />
wir sehr schnell Berndeutsch.<br />
Heute schreiben Sie vor allem auf<br />
Berndeutsch. Wie kam es dazu?<br />
Lange dachte ich, Dialekt funktioniere nur<br />
mündlich. Ich veröffentlichte meine Mundarttexte<br />
anfänglich nicht gedruckt, sie waren nur<br />
auf CD erhältlich. Dann ging ich für sechs<br />
Monate nach Glasgow. Einmal kam ein schottischer<br />
Mundartdichter zu mir und sagte:<br />
Wenn du in deiner eigenen Sprache sprichst,<br />
klingt das viel natürlicher. Schreib in Mundart!<br />
Und so entschied ich mich, es einmal mit<br />
Texten in Mundart zu versuchen. Ich kam<br />
also im Ausland auf die Mundart.<br />
«Ich entwickle meine<br />
eigene Schreibweise,<br />
muss sie aber<br />
immer wieder neu<br />
definieren»<br />
Sie schreiben Dialekt und Hochdeutsch.<br />
Wann wählen Sie welche Sprache?<br />
Private Briefe oder Kolumnen verfasse ich in<br />
der Regel auf Hochdeutsch. Das geht schneller,<br />
weil ich mir nie überlegen muss, wie etwas<br />
geschrieben wird. Wenn ich Leute reden lasse,<br />
mache ich das aber lieber auf Schweizerdeutsch.<br />
Es fällt mir leichter, Menschen über<br />
die Sprache zu charakterisieren.<br />
Welche Sprache liegt Ihnen besser?<br />
Wahrscheinlich ist Mundart inzwischen tatsächlich<br />
meine Literatursprache geworden.<br />
Ich glaube, meine Vorliebe hat damit zu tun,<br />
wo ich lebe. In Spanien erlebe ich immer wieder,<br />
wie schnell ich mich anpasse. Spanisch ist<br />
ja meine Muttersprache, und nach einer Woche<br />
bei Verwandten träume ich auf Spanisch.<br />
Wie sieht es mit der Grammatik und der<br />
Orthografie der Dialekttexte aus?<br />
Ich entwickle meine eigene Schreibweise,<br />
muss sie aber immer wieder neu definieren.<br />
Auch die Lesbarkeit ist natürlich wichtig. Pronomen<br />
stelle ich zum Beispiel separat, ich<br />
schreibe «machen i» statt «macheni», weil das<br />
einfacher zu lesen ist.<br />
Trotzdem ist es nicht immer leicht, Ihre<br />
Dialekttexte zu lesen.<br />
Ich höre immer wieder, das Lesen sei anstrengend.<br />
Ich antworte dann: Anstrengung ist<br />
gut! Dann bleibt mehr haften. Deutsche sagen<br />
mir oft, sie hätten einen Mundarttext mit<br />
Gewinn gelesen. Sie waren stolz darauf, Anteil<br />
zu haben an etwas Fremden und zu merken:<br />
Hey, das geht ja!<br />
Ihre grössten Erfolge haben Sie mit<br />
Romanen erzielt – «Der Goalie bin ig» und<br />
jetzt mit «Di schöni Fanny». Dennoch<br />
erscheinen von Ihnen vor allem Bücher<br />
mit Kolumnen oder kürzeren Texten.<br />
Für mich sind die Lesetourneen sehr wichtig.<br />
In diesem Jahr bin ich für 100 Lesungen gebucht.<br />
Ich kann mich daher nicht ein halbes<br />
<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
21
PEDRO LENZ AUF TOUR<br />
Pedro Lenz wurde 1965 in Langenthal geboren. Nach<br />
der Lehre als Maurer holte er 1995 die Matura nach.<br />
Heute lebt Pedro Lenz in Olten und arbeitet als<br />
Kolumnist und Schriftsteller. Gegenwärtig tourt er mit<br />
Christian Brantschen von Patent Ochsner und seinem<br />
aktuellen Roman «Di schöni Fanny» durch die Schweiz.<br />
befriedigung, wenn jemand sagt: Ich lese nie<br />
ein Buch, aber deines habe ich gelesen!<br />
Könnten Sie irgendwo auf der Welt leben?<br />
Ich mag die Kleinräumigkeit. Würde mir einer<br />
sagen, du musst für ein Jahr nach New York,<br />
würde ich zuerst wohl erschrecken. Aber<br />
kaum wäre ich dort, würde ich mir sofort wieder<br />
ein Langenthal oder Olten aufbauen.<br />
Sie leben heute in Olten, haben aber ein<br />
Atelier in Bern. Warum?<br />
Das Lorraine-Quartier ist eben auch mein<br />
Dorf. Ich wohnte dort viele Jahre.<br />
Wie ist Ihr Verhältnis zur Stadt Bern?<br />
Zunächst einmal ist YB für mich eine grosse<br />
Leidenschaft – wann immer ich kann, gehe<br />
ich die Heimspiele schauen. Die Stadt selbst<br />
finde ich sehr komfortabel. Manchmal denke<br />
ich: Sie ist vielleicht fast etwas zu komfortabel.<br />
Man ist nicht mehr gezwungen, sich mit<br />
ihr auseinanderzusetzen.<br />
Wenn Sie einem Touristen den Kanton Bern<br />
zeigen, wohin führen Sie ihn?<br />
Hmm ... ich habe ja viele Freunde aus Spanien,<br />
denen ich die Gegend tatsächlich zeige.<br />
Kaum fahren wir in Langenthal los, sagen sie<br />
schon: herrlich, diese Wiesen! Ich antworte:<br />
Wartet mit eurer Begeisterung erst einmal, bis<br />
wir im Emmental sind! Diese Region gefällt<br />
mir sehr. Ich bin eher der Hügel- als der Bergtyp.<br />
Viertausender machen mich unruhig. ■<br />
Jahr auf ein grosses Schreibprojekt einlassen.<br />
In «Di schöni Fanny» nimmt sich der Protagonist<br />
vor, täglich vier Seiten zu schreiben.<br />
Setzen Sie sich auch solche Ziele?<br />
Nein, jeder Tag ist anders. Einmal schreibe ich<br />
vier Seiten, aber am nächsten Tage streiche ich<br />
davon wieder eine weg.<br />
Das Gespräch in der Beiz ist in Ihren<br />
Texten wichtig. Im Leben auch?<br />
Ja, ich suche den direkten Kontakt. Ich verweigere<br />
mich dem Chatten und Skypen. In dieser<br />
Hinsicht bin ich ein extremer Nostalgiker. Die<br />
Beiz war ein Ort des Austauschs, und ich bin<br />
überzeugt: Gäbe es wieder mehr Stammtische,<br />
gäbe es nicht so viel Hass in den Medien.<br />
Sie touren mit dem Pianisten von Patent<br />
Ochsner durch die Schweiz. Warum<br />
sind Sie mit einem Musiker unterwegs?<br />
Für mich ist in der Literatur nichts so wichtig<br />
wie der Sound. Ich höre einen Ernest-<br />
Hemingway-Sound, wenn ich einen Roman<br />
von ihm lese, oder einen Peter-Bichsel-Sound.<br />
Ich bin ja 50 Prozent Bühnenautor, und ich<br />
habe für die Bühne viel mehr von Musikern<br />
als von Schauspielern gelernt. Musiker den<br />
ken ans Kollektiv, sie wissen, wie man einen<br />
Rhythmus wechselt, wo man Pausen setzen<br />
muss und was man anziehen sollte, wenn<br />
man auf die Bühne geht.<br />
«Gäbe es wieder<br />
mehr Stammtische,<br />
gäbe es nicht<br />
so viel Hass in den<br />
Medien»<br />
Ihre Tour führt Sie durch die ganze<br />
Schweiz – von Heiden über Zürich und<br />
Safenwil bis nach Riehen. Gibt es<br />
Unterschiede bei den Auftritten in den<br />
verschiedenen Regionen?<br />
In der Stadt gibt es ein spezifisches Pedro-<br />
Lenz-Publikum, auf dem Land kommen die<br />
Leute, weil einfach einmal etwas läuft. Das gefällt<br />
mir, denn es ist mein Ehrgeiz, ein Autor<br />
für Nichtleser zu sein. Es gibt mir eine Riesen<br />
IN A NUTSHELL<br />
Great literature<br />
in Swiss dialect<br />
Novelist and writer Pedro Lenz, who<br />
grew up in Langenthal in the Canton of<br />
Bern, stands out among the Swiss<br />
literary figures. His novels and<br />
columns are highly successful, even<br />
though he pens them almost exclusively<br />
in the local vernacular. Writing in<br />
Swiss dialect – «Schwiizerdütsch» –<br />
is not easy, however, because there<br />
are no rules to follow. Which is why<br />
Pedro Lenz constantly changes his<br />
writing style, following his own grammar<br />
and spelling rules. At the moment<br />
he is criss-crossing Switzerland<br />
together with a pianist, reading from<br />
his works. Langenthal is not just the<br />
home town of Pedro Lenz but also a<br />
hot spot for quality design. Touring it<br />
means gaining direct insight into the<br />
production world of locally domiciled<br />
companies and manufacturers with<br />
national and international presence.<br />
Every two years a «Designers’ Saturday»<br />
is being held here. It’s an event<br />
that always attracts some 15 000 fans<br />
of contemporary design.<br />
22<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
<strong>DE</strong>SIGNTOUR LANGENTHAL<br />
Immer dem Design nach<br />
Langenthal ist nicht nur die Heimat von Pedro Lenz, sondern auch ein Hotspot<br />
des guten Designs. Verschiedene Touren bieten Einblicke in den Produktionsalltag von fünf<br />
hier ansässigen Unternehmen mit nationaler und internationaler Ausstrahlung<br />
ERIK BRÜHLMANN<br />
GIRSBERGER<br />
CRÉATION<br />
BAUMANN<br />
HECTOR EGGER HOLZBAU<br />
GLAS TRÖSCH<br />
RUCKSTUHL<br />
Création Baumann, Glas Trösch, Ruckstuhl,<br />
Girsberger, Hector Egger<br />
Holzbau: Wer sich für Design auf<br />
höchstem Niveau interessiert, kennt<br />
diese Namen. Die Création Baumann<br />
produziert hochwertige Textilien, Glas<br />
Trösch ist unter anderem ein führender<br />
Anbieter im Bereich Innenarchitektur,<br />
Ruckstuhl betreibt die älteste<br />
Teppichmanufaktur der Schweiz, Girsberger<br />
stellt erstklassige Stühle und<br />
Tische her – und Hector Egger Holzbau<br />
hat sich einen Namen im Holzund<br />
Elementebau gemacht.<br />
Dass Langenthal zu einem Cluster des<br />
Designs wurde, hat historische Gründe:<br />
Die Region wurde relativ spät industrialisiert<br />
und wies eine hohe Bevölkerungsdichte<br />
auf, deshalb fanden<br />
hier mutige Industriepioniere noch<br />
Arbeitskräfte und Platz. Zudem<br />
befruchteten die Firmen einander<br />
gegenseitig. Dass sie bis heute gut<br />
kooperieren, zeigt der alle zwei Jahre<br />
stattfindende Designers’ Saturday:<br />
Der Anlass lockt jeweils rund 15 000<br />
Fans in den Oberaargau.<br />
Nun kann man die fünf Firmen auch<br />
ausserhalb dieses Grossanlasses<br />
ganzjährig besuchen – im Rahmen der<br />
Designtour Langenthal. Zur Wahl<br />
stehen drei Varianten. Wer den Zeitpunkt<br />
und Ablauf des Rundgangs<br />
flexibel planen will, entscheidet sich<br />
für die Showroom Tour, bei der sich<br />
auch der thematische Schwerpunkt<br />
individuell festlegen lässt. Im Preis von<br />
49 Franken sind der Zugang zu vier<br />
Showrooms, ein Mittagessen sowie<br />
der Transfer zwischen den einzelnen<br />
Designfirmen inbegriffen. Die Factory<br />
Tour hingegen bietet exklusive<br />
Einblicke in die Produktionsräumlichkeiten<br />
der Betriebe.<br />
Auf der geführten Tagestour stehen<br />
Besichtigungen von drei der fünf<br />
Unternehmen auf dem Programm. Das<br />
kostet mit Transfers und Mittagessen<br />
86 Franken. Bei der Light-Variante der<br />
Factory Tour für 98 Franken werden<br />
nur zwei Unternehmen besucht, dafür<br />
gibts am Nachmittag noch einen<br />
Ausflug – etwa in die Wässermatten,<br />
ins Whisky-House Langatun oder ins<br />
Kloster St. Urban. Schliesslich hat die<br />
Region übers Design hinaus noch viel<br />
mehr zu bieten. designtour.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
23
VELOKANTON<br />
Im Zweiradparadies<br />
Fabian Cancellara ist schon fast überall auf der Welt Velo gefahren.<br />
Doch am schönsten ist es immer noch in seiner Heimat Bern<br />
ERIK BRÜHLMANN (TEXT) UND MICHAEL SIEBER (FOTOS)<br />
24<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
25<br />
«Bern ist ein perfektes<br />
Bike-Gebiet»: Der<br />
frühere Radprofi Fabian<br />
Cancellara auf dem Dach<br />
vom Hotel Allegro<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
«Das Einzige, was mir<br />
seit dem Rücktritt fehlt,<br />
ist, nicht mehr<br />
jeden Tag im Sattel<br />
sitzen zu können»<br />
Fabian «Spartacus» Cancellara hat in seiner<br />
langen Karriere als Radprofi so ziemlich alles<br />
gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Dreimal<br />
siegte er bei den Ein-Tages-Klassikern Paris–<br />
Roubaix und der Flandern-Rundfahrt, einmal<br />
entschied er die Tour de Suisse für sich, und<br />
viermal wurde er Weltmeister im Zeitfahren.<br />
Selbst jenen, die mit Radsport nichts am Hut<br />
haben, wird er als zweifacher Olympiasieger<br />
im Zeitfahren in Erinnerung bleiben.<br />
Tempi passati. Im Oktober 2016 bestritt<br />
der in Wohlen bei Bern geborene Athlet sein<br />
letztes Rennen. «Den Rennzirkus vermisse<br />
ich ehrlich gesagt nicht», sagt der 36-Jährige.<br />
«Schliesslich bin ich ein vielbeschäftigter<br />
Rentner.» Neben seinen Verpflichtungen für<br />
Sponsoren und Partner gehe es jetzt vor allem<br />
darum, das Leben nach dem Spitzensport aufzubauen.<br />
«Es ist etwas anderes, alle Details<br />
selbst im Griff haben zu müssen, statt vieles<br />
wie während der aktiven Karriere dem Team<br />
überlassen zu können», sagt er. Darum will er<br />
dieses Jahr an der HSG St. Gallen wieder die<br />
Schulbank drücken. «Ich bin jetzt nicht mehr<br />
Velofahrer, ich bin Unternehmer, mit allem,<br />
was dazugehört. Darauf muss ich mich einstellen,<br />
und ich muss lernen, was zu lernen<br />
MIT <strong>DE</strong>M VELO<br />
DURCH <strong>DE</strong>N<br />
KANTON BERN<br />
1<br />
Langnau–Trubschachen (30 km)<br />
Die leichte Rundstrecke beginnt am Bahnhof<br />
Langnau, führt durch Hühnerbach und<br />
steigt dann auf den Hüpfenboden. Hinab<br />
geht es durch den Chrümpelgraben nach<br />
Trubschachen und von hier über den Gohl<br />
wieder zurück nach Langnau.<br />
2<br />
Brienz–Meiringen (13 km)<br />
Vom Bahnhof Brienz geht es Richtung Aare,<br />
zum Funtenensee und über Hausen nach<br />
Meiringen, wo sich ein Besuch des Reichenbachfalls<br />
oder der Aareschlucht anbietet.<br />
Die Route ist auch für Anfänger geeignet,<br />
denn sie ist fast topfeben.<br />
26<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
VELOKANTON<br />
ist.» Denn in ein paar Jahren werden Erfolge<br />
aus der Vergangenheit im Business nicht<br />
mehr viel zählen. Um gemütlich durch den<br />
Kanton Bern zu radeln, bleibt also vorläufig<br />
kaum Zeit. «Ich hoffe aber, dass sich das in<br />
naher Zukunft wieder ändert», sagt Cancellara.<br />
«Denn das Einzige, was mir seit dem Rücktritt<br />
fehlt, ist, nicht mehr jeden Tag im Sattel<br />
sitzen zu können.» Eine Tour an den Thunersee<br />
oder durch das Seeland könne er sich gut<br />
vorstellen. Die Kafipause unterwegs würde<br />
natürlich dazugehören. «Ich muss ja nicht<br />
mehr unter Druck fahren, sondern kann das<br />
Fahren jetzt komplett geniessen.»<br />
Der Kanton Bern, so «Spartacus», sei nicht<br />
nur «das Zentrum Europas», sondern auch ein<br />
perfektes Bike-Gebiet – sowohl für Spitzensportler<br />
als auch für Touristen. Schliesslich<br />
gebe es hier ausser dem Meer alles, was das<br />
Radlerherz begehrt. Cancellara: «Im Oberland<br />
hat man Berge, Richtung Freiburg wird<br />
es hügelig, im Seeland ist alles flach, im Emmental<br />
fährt man über grössere Hügel – ich<br />
nenne eine Strecke erst einen Berg, wenn sie<br />
«Das E-Bike ist ein<br />
effizientes Fortbewegungsmittel»<br />
10, 15 Kilometer nach oben führt.» Seine<br />
Lieblingsrouten? «Ich bin ein Riesenfan des<br />
Emmentals und des Oberlands», sagt er, «aber<br />
ich habe die Stadt Bern auch schon grossräumig<br />
umfahren: von Ittigen Richtung Oberaargau,<br />
dann ins Emmental und Oberland,<br />
von dort ins Seeland und dann wieder nach<br />
Hause.» Wenn Fabian Cancellara über seinen<br />
Kanton ins Schwärmen gerät, könnte man<br />
ihm auch eine Karriere als Tourismus direktor<br />
zutrauen. «Wir sind hier in Bern wirklich<br />
privilegiert», sagt er. «Wir sind mitten in der<br />
Natur, haben mit Belp einen internationalen<br />
EIN RENNEN MIT <strong>DE</strong>M VELOSTAR<br />
Fabian Cancellara ist nach wie vor ein gefragter<br />
Mann. Jetzt lanciert der zweifache Olympiasieger<br />
das Wochenendformat «Chasing Cancellara» – eine<br />
Mischung aus Sport, Spass und persönlichem Kontakt<br />
mit dem Velostar. Es geht darum, auf einer für den Verkehr<br />
gesperrten Strasse den Ex-Profi zu schlagen. Die besten zehn<br />
Fahrer auf jeder Strecke qualifizieren sich für den Final, der<br />
nächstes Jahr in Lugano stattfindet. Mitmachen kann jeder.<br />
chasingcancellara.com<br />
Flughafen – einfach perfekt!» Und wenn man<br />
dies manchmal vergesse, brauche man nur<br />
einem Amerikaner zu erzählen, dass man in<br />
die Aare springen und am Bundeshaus vorbeischwimmen<br />
könne. «Und was ich ebenfalls<br />
schätze, ist die familiäre Atmosphäre Berns.»<br />
Doch zurück zu den Bikes und der Frage:<br />
Welches Bike eignet sich denn am besten?<br />
«Ein Rennvelo mit guter Gangschaltung ist<br />
natürlich von Vorteil», sagt Cancellara. Dabei<br />
müsse es gar nicht unbedingt ein Rad für<br />
10 000 Franken sein. «Es kommt darauf an,<br />
wie oft und wofür man sein Velo braucht», so<br />
der Experte. Fast noch wichtiger als das Material<br />
sei aber der Mensch, der auf dem Material<br />
sitzt. «Was nützt ein 4,8-Kilo-Custom-made-<br />
Velo, wenn Kondition und Muskeln nicht auf<br />
der Höhe sind? – S’Gwicht chunnt vom Ranze,<br />
nöd vom Velo!» Ein allgemeines Grundlagentraining<br />
kombiniert mit gesunder Ernährung<br />
reiche für Durchschnittsbiker eigentlich<br />
schon. Nur zu trainieren, ohne vernünftig zu<br />
essen, sei jedenfalls ebenso unsinnig wie nur<br />
zu essen, ohne vernünftig zu trainieren.<br />
Und wie viele Bikes stehen in seiner Garage?<br />
«Ein Rennvelo, ein Zeitfahrvelo, ein Bahnvelo,<br />
ein Querfeldeinvelo, ein Mountainbike,<br />
ein Stadtvelo und ein E-Bike – und die fahre<br />
ich alle.» Zusammen mit Frau und Kindern,<br />
die bikemässig ebenfalls gut ausgerüstet sind,<br />
gibt das einen ansehnlichen Fuhrpark. Doch<br />
wofür braucht ein zweifacher Olympiasieger<br />
ein E-Bike? «Weshalb sollte ich keins haben?»,<br />
entgegnet «Spartacus». «Beim E-Bike geht es<br />
ja auch darum, dass man für kurze Strecken<br />
das Auto in der Garage lassen kann und<br />
trotzdem schnell und unverschwitzt ans Ziel<br />
kommt. Das E-Bike ist ein effizientes Fortbewegungsmittel,<br />
mit dem man oft schneller<br />
von A nach B kommt als mit dem Auto.»<br />
Fabian Cancellara sieht das E-Bike sowieso<br />
nicht als Konkurrenz zum traditionellen<br />
Bike. «Zudem hat ein E-Bike viele Vorteile»,<br />
sagt der Berner. «So kann meine Frau mit dem<br />
E-Bike ungefähr mein Tempo mithalten.<br />
Oder man besichtigt eine Stadt per E-Bike<br />
statt mit Bus, Tram oder U-Bahn. Oder fährt<br />
mit dem E-Bike zur Arbeit, hat sich bewegt<br />
und ist trotzdem nicht ausgepumpt. Und auf<br />
dem Heimweg ist das E-Bike ideal, um an der<br />
frischen Luft abzuschalten.» Man müsse aber<br />
mit einem E-Bike umgehen können, vor allem,<br />
was Beschleunigung, Gewicht und Bremsen<br />
angeht. Doch am Ende geht es beim Biken<br />
immer um eine ganz einfache Sache – auch für<br />
den zweifachen Olympiasieger: «Man muss<br />
Spass haben am Velo und am Velofahren,<br />
alles andere ist zweitrangig!»<br />
■<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Lenk–Simmenfälle (5 km)<br />
Dieser leichte Radweg eignet sich für Familien,<br />
Anfänger oder all jene, die es gern<br />
etwas gemütlicher nehmen. Gestartet wird<br />
in Lenk, von dort geht es fast ebenaus zu<br />
den imposanten Simmenfällen. Wem das zu<br />
kurz ist, beginnt die Tour in Zweisimmen.<br />
Gstaad–Zweisimmen (14 km)<br />
Entlang malerischer Dörfer führt diese Route<br />
durchs Saanenland. Gestartet wird in<br />
Gstaad, von wo es zuerst hinauf nach Saanenmöser<br />
geht. Belohnt wird man mit einer<br />
wunderbaren Abfahrt durchs Simmental<br />
nach Zweisimmen oder weiter nach Spiez.<br />
Rund um den Bielersee (39 km)<br />
Das Berner Seeland mit seiner traumhaften<br />
Landschaft, den Hügeln und Winzerdörfern<br />
eignet sich hervorragend für Velotouren.<br />
Eine der schönsten führt von Biel über<br />
Erlach durch die Rebberge rund um den<br />
Bielersee und dauert knapp drei Stunden.<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
27
Im ländlichen<br />
Oberried tüftelt<br />
Thomas Binggeli<br />
an neuen Velos<br />
Bike mit Sex-Appeal<br />
Leonardo DiCaprio, Bryan Adams und Elon Musk pedalen auf Velos aus Bern:<br />
Thömus stellt Fahrräder her, die immer noch ein bisschen besser werden<br />
ERIK BRÜHLMANN (TEXT) UND FILIPA PEIXEIRO (FOTOS)<br />
In der Region Oberried der Gemeinde Köniz<br />
dominieren Bauernhöfe und weite Landschaften.<br />
Auf einem dieser Höfe gibt es aber weder<br />
Käse noch Eier zu kaufen: Bei Thömus kommen<br />
die Freunde des Zweiradsports auf ihre<br />
Kosten. «Thömu» heisst eigentlich Thomas<br />
Binggeli, ist 43 Jahre alt und gelernter Spengler.<br />
«Aber es war das Velo, das mir den Weg in<br />
die Welt öffnete», sagt er. «Wollte man damals<br />
von Oberried aus jemanden besuchen, blieb<br />
einem fast nichts anderes als das Velo.» 1991,<br />
mit gerade einmal 17 Jahren, eröffnete Binggeli<br />
auf dem elterlichen Hof den Bike-Shop<br />
«Thömus» − obwohl es die Eltern gern gesehen<br />
hätten, wenn er den Bauernbetrieb über-<br />
nommen hätte. Dass er keine Lehre zum Velomechaniker<br />
absolvierte, hat einen einfachen<br />
Grund: «Ich hatte ein eigenes Geschäft − und<br />
keiner der umliegenden Händler wollte einen<br />
Konkurrenten ausbilden.»<br />
MASSGESCHNEI<strong>DE</strong>RT<br />
Am Hauptsitz von Thömus in Oberried<br />
und im Shop in Bern wird jedes Velo<br />
nach Mass angepasst. Thömus ist seit<br />
2016 Partner der BE! Tourismus AG.<br />
madeinbern.com/thoemus<br />
Aber auch so legte Thömus einen fliegenden<br />
Start hin. «Wir machten damals etwas,<br />
das heute fast normal ist: Wir gingen zu den<br />
Kunden», erklärt Thomas Binggeli. «Und<br />
organisierten Rennen, Touren und andere<br />
Events. Und bauten so einen Kundenstamm<br />
auf.» Schon damals lebte man einen Slogan,<br />
der erst Jahre später offiziell entwickelt wurde:<br />
«Be part of the family». Klingt kitschig, doch<br />
bei Thömus fühlt man sich tatsächlich ein Stück<br />
weit zu Hause. Alle sind freundlich und hilfsbereit<br />
und stets zu einem Spässchen aufgelegt.<br />
Die Werte, die Thömus-CEO Binggeli vorgibt<br />
− Mut, Einfachheit, Liebe, Offenheit,<br />
Spass −, sind ganz offensichtlich nicht nur<br />
28<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
VELOKANTON<br />
IN A NUTSHELL<br />
Wo alles begann: 1991 eröffnete Thomas Binggeli auf dem elterlichen Bauernhof<br />
einen Veloshop. Heute gehört Thömus zu den renommiertesten Bike-Marken<br />
Lippenbekenntnisse. «Im Gespräch versuchen<br />
wir herauszufinden, was sich die Kunden<br />
vorstellen, was sie mit dem neuen Bike vorhaben»,<br />
umreisst Thomas Binggeli die Anfänge<br />
eines jeden Kaufs. «Danach wird es relativ<br />
einfach − denn wir bauen das passende Velo<br />
für jedes ‹Füdli›.»<br />
«Bauen» ist übrigens<br />
wörtlich gemeint, denn<br />
seit 1998 ist Thömus<br />
nicht nur ein Geschäftsname,<br />
sondern auch eine<br />
Bike-Marke. «Wir holten<br />
Produzenten und Designer<br />
zu uns auf den Hof<br />
und machten sie zum<br />
Teil der Thömus-Family»,<br />
erinnert sich Binggeli.<br />
Ziel war es, nicht einfach<br />
die immer gleichen<br />
Teile anders zusammenzusetzen,<br />
sondern etwas<br />
wirklich Neues zu entwickeln<br />
− möglichst ohne<br />
Zwischenhändler. Denn<br />
auch vor zwanzig Jahren<br />
reichte Familiengefühl allein nicht aus, um<br />
auf dem umkämpften Velomarkt bestehen zu<br />
können. «Wir versuchten, nach dem Prinzip<br />
‹Trial and Error› immer einen Schritt voraus<br />
zu sein», sagt Binggeli.<br />
Dass Binggeli damit auf der richtigen Spur<br />
war, zeigte sich spätestens 2006, als Thömus<br />
den Swiss Economic Award gewann und zum<br />
Schweizer Jungunternehmen des Jahres gekürt<br />
wurde. Auch den Trend zum E-Bike hat<br />
Thomas Binggeli nicht verpasst. Genau genommen<br />
gestaltet er ihn seit 2008 mit, als der<br />
erste «Stromer» erschien. «Ich hielt damals bei<br />
Thömus’ neuster Hit: Das<br />
E-Mountainbike Lightrider E1<br />
«Es war das Velo,<br />
das mir den Weg in<br />
die Welt öffnete»<br />
THOMAS BINGGELI<br />
Apple einen Vortrag über die Karbontechnologie<br />
und war von diesem Unternehmen so<br />
begeistert, dass ich zu meinem Bruder sagte:<br />
‹Wir müssen ein E-Bike entwickeln, das so ist<br />
wie das iPhone!›» Also ein Gerät, das nicht<br />
nur den Velofreunden unter die Arme greift,<br />
sondern das einen solchen<br />
Sex-Appeal hat, dass<br />
es auch bei jungen Hipstern<br />
ankommt.<br />
«Sieht man sich die<br />
Verkehrssituation weltweit<br />
an, muss man einfach<br />
zum Schluss kommen,<br />
dass Velofahren in<br />
Zukunft vermutlich die<br />
effizienteste Art der Fortbewegung<br />
sein wird», ist<br />
Binggeli überzeugt. Er<br />
gibt aber auch zu, dass<br />
die Entwicklung des<br />
Stromers viel Lehrgeld<br />
gekostet hat. Doch Thomas<br />
Binggeli wäre nicht<br />
Thömus, wenn er sich<br />
davon hätte aufhalten<br />
lassen − oder sich gar nach den ersten Entwicklungen<br />
zurückgelehnt hätte. Im Gegenteil:<br />
Dank der Stromer-Vorarbeit kann Thömus<br />
mit dem Lightrider E1 mittlerweile ein<br />
E-Mountainbike anbieten, das allen Querfeldein-Anforderungen<br />
gerecht wird.<br />
Thömus- und Stromer-Entwicklungen sind<br />
beliebt, sowohl bei Hardcore- als auch bei<br />
Gelegenheitsbikern. Selbst Prominente wie<br />
Leonardo DiCaprio, Til Schweiger, Bryan<br />
Adams, Tesla-Mastermind Elon Musk und<br />
Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson<br />
halten sich mit Bikes aus Oberried fit. ■<br />
On tour with an<br />
Olympic medallist<br />
The Swiss are known to be<br />
good skiers. But one of the<br />
greatest Swiss sportsmen<br />
is cyclist Fabian Cancellara.<br />
He was crowned time-trial<br />
world champion four times<br />
and twice won Olympic Gold.<br />
The athlete, who was born in<br />
Wohlen near Bern, finished<br />
his active career in October<br />
2016. He is now busy creating<br />
a life after professional<br />
racing and fulfilling his many<br />
obligations with sponsors<br />
and partners. Of course, still<br />
hardly a day goes by without<br />
Cancellara mounting his bike:<br />
«The Canton of Bern is the<br />
perfect cycling region», he<br />
says. «The Oberland gives<br />
you the mountains, Fribourg<br />
is undulating, the Seeland is<br />
as flat as can be, and the<br />
Emmental offers the challenging<br />
hills.» For hobby cyclists<br />
he recommends a 100-<br />
kilometre ride around Lake<br />
Thun, starting in Bern. Hardcore<br />
cyclists will enjoy a ride<br />
across one of the passes –<br />
from Brienz across the<br />
Susten pass to Göschenen,<br />
for instance.<br />
IN A NUTSHELL<br />
From Oberried<br />
to Hollywood<br />
Leonardo DiCaprio, Bryan<br />
Adams and Elon Musk ride<br />
bicycles from the Canton of<br />
Bern. It all began when Thomas<br />
Binggeli set up a small<br />
bike shop on his parents’<br />
farm. Today, his two companies,<br />
Thömus and Stromer,<br />
produce bicycle brands that<br />
are among the world’s most<br />
prestigious. The Bernese<br />
entrepreneur has just introduced<br />
his latest model: the<br />
Lightrider E 1, an e-mountainbike<br />
that lives up to any<br />
cross-country challenge.<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
29
30<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
Im Zeichen<br />
der<br />
Quarzuhr<br />
Die Uhrenmanufaktur Longines wurde im Kanton Bern<br />
gegründet. Hier ist sie verwurzelt, und hier hat die<br />
weltberühmte Firma einen der bedeutendsten Bereiche<br />
der Schweizer Horlogerie entwickelt: das Quarzuhrwerk<br />
MATHIL<strong>DE</strong> BINETRUY<br />
Innenleben. Das ultrapräzise Quarzwerk<br />
wurde für das neue Modell<br />
Conquest V.H.P. entwickelt.<br />
«Schon als kleiner Junge hat mich das Unternehmen<br />
eingangs von Saint-Imier, in dem<br />
die Mehrheit der Bevölkerung unserer Region<br />
arbeitet, sehr beeindruckt. Und ich war<br />
überzeugt, eines Tages dort zu arbeiten.» So<br />
beginnt Präsident Walter von Känel seine<br />
Rede; «Le Chef», wie ihn alle nennen, weiss,<br />
wie er sein Publikum fesseln kann. Es ist<br />
eine Angewohnheit von ihm, die historische<br />
Entwicklung seines Unternehmens zu betonen.<br />
Bereits 1969 trat er in die Firma ein,<br />
1988 wurde er zum Direktor ernannt. Und<br />
2019 wird er wohl sein 50-Jahr-Jubiläum bei<br />
Longines feiern. Heute stellt er die neuste<br />
Quarzuhr des Hauses vor: die Conquest<br />
V.H.P. Mit dieser Uhr verschiebt Longines die<br />
Grenzen des Machbaren auf dem Gebiet der<br />
Quarzuhren, in dem die Firma Pionierin und<br />
Expertin ist – nicht zuletzt dank ihres Engagements<br />
in der Zeitmessung.<br />
Alles begann 1954, an dem Tag, an dem eine<br />
Quarzuhr der Marke Longines im Observatorium<br />
von Neuenburg eine Reihe von Präzisionsrekorden<br />
aufstellte. Mit dieser Uhr<br />
wurde «Chronocinégines» ausgerüstet, ein<br />
Zeitmessgerät, das den Schiedsrichtern von<br />
Sportanlässen einen Film mit hundert Bildern<br />
pro Sekunde lieferte und so ermöglichte, die<br />
Zeit der Athleten beim Überqueren der Ziellinie<br />
genauestens zu messen. Das Fotofinish<br />
war geboren. Nur schwer kann man sich ein<br />
Lächeln unterdrücken, wenn man heute ein<br />
Bild dieses Geräts anschaut: eine Art klobiger,<br />
viereckiger Transistor, der mittels Drähten<br />
mit einer Kamera verbunden war. Doch<br />
genau dieses Objekt inspirierte Longines zur<br />
Kreation der ersten Quarzarmbanduhr, der<br />
Ultra-Quarz im Jahr 1969.<br />
Zwischen 1975 und 1985 wurde allerdings<br />
die Konkurrenz der in Japan und den USA <br />
31<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
UHRMACHERKUNST<br />
Traditionsunternehmen: Ein Inserat von 1881 zeigt die Longines-Manufaktur in Saint-Imier<br />
fabrizierten, äusserst preiswerten Quarzuhren<br />
derart übermächtig, dass die Schweizer<br />
Uhrenbranche um ein Haar verschwunden<br />
wäre. Hundertmal präzisere Uhren wurden<br />
zu hundertmal günstigeren Preisen verkauft.<br />
Doch die Schweizer Uhrenbranche fand einen<br />
Ausweg. Nicht in der Quarzuhr, sondern im<br />
mechanischen Uhrwerk, das fragil und kostbar<br />
ist – und von Sammlern heiss begehrt.<br />
Diese Umstellung war ein ebenso grosses<br />
wie unvorhergesehenes Phänomen. Sie ging<br />
einher mit der Verbreitung des Computers,<br />
des <strong>Internet</strong>s und der digitalen Bilder. Dass<br />
eine anscheinend anachronistische Technologie<br />
ein solches Interesse auf sich zog, erklärt<br />
sich nicht zuletzt dadurch, dass die Uhr<br />
das einzige Schmuckstück ist, das Männer<br />
gern tragen. Der Zeitmesser erlangte einen<br />
neuen Status: Er wurde zum Luxusobjekt.<br />
Longines trug mit ihren mechanischen Uhren<br />
zu diesem Umschwung bei. Die Firma verband<br />
Uhrmachertradition mit Innovation.<br />
Gleichzeitig vergass Longines aber nicht, ihr<br />
Know-how im Bereich der Quarzuhren zu<br />
pflegen und zu perfektionieren. 1984 lancierte<br />
sie das Kaliber Quarz 276 VHP (Very High<br />
Precision) mit einer neuen Technologie, die in<br />
der Lage war, die Auswirkungen von Temperaturschwankungen<br />
auszugleichen.<br />
Die Kooperationen in der sportlichen Zeitmessung<br />
vervielfachten sich: Longines ging<br />
Partnerschaften unter andern mit der Fédération<br />
Internationale de Gymnastique (1985),<br />
IN A NUTSHELL<br />
dem Internationalen Skiverband (2007), der<br />
internationalen Dachorganisation des Pferdesports<br />
FEI und dem Tennisturnier French<br />
Open (2007) ein. Die Firma war sich aber<br />
auch bewusst, dass extremste Präzision verlangt<br />
wird, wenn sie erneut auf eine Quarzuhr<br />
setzen wollte – weil die Uhrenbranche unter<br />
wirtschaftlichem Rückgang litt, aber auch, weil<br />
die grossen IT-Unternehmen die vernetzte<br />
Uhr als Antwort auf das Web 3.0 sahen. Doch<br />
Longines ist es gelungen, eine neue Stufe der<br />
Vollendung zu erklimmen: mit der Quarzuhr<br />
Conquest V.H.P.<br />
Die Liste ihrer Vorzüge spricht für sich:<br />
Ultrapräzision, das heisst, eine Abweichung<br />
von höchstens fünf Sekunden pro Jahr, Resistenz<br />
auf Stösse und den Einfluss von Magnetfeldern,<br />
ein ewiger Kalender, der keinerlei<br />
Korrekturen mehr verlangt, und, als krönender<br />
Abschluss, eine sehr lange Lebensdauer<br />
der Batterie, nämlich fünf Jahre – gegenüber<br />
18 Monaten für eine klassische Quarzuhr. Die<br />
Linie umfasst zwei Variationen: eine Dreizeigeruhr<br />
mit ewigem Kalender und einen<br />
Chronografen. «Wir wollten den Akzent auf<br />
die uhrmacherische Meisterleistung legen»,<br />
erklärt Juan-Carlos Capelli, Vizepräsident und<br />
internationaler Marketingdirektor von Longines.<br />
«Das ist eine moderne Uhr, hergestellt in<br />
Schweizer Tradition. Eine Uhr, die repräsen-<br />
The quartz movement hails from the Bernese Jura<br />
Many famous clock and watch manufacturers<br />
have their headquarters and<br />
production sites in the Canton of Bern.<br />
One of them is Longines, a brand with<br />
a long tradition. It was founded in 1832<br />
and has remained true to its roots. More<br />
than half of the 5 000 inhabitants of<br />
Saint-Imier work at Longines. The<br />
company achieved world fame when it<br />
developed the quartz movement and<br />
became instrumental in measuring time<br />
at sport events. Longines is a partner of<br />
the International Ski Federation and the<br />
French Open tennis tournament.<br />
DIE<br />
QUARZUHR<br />
VON <strong>DE</strong>N<br />
ANFÄNGEN<br />
BIS HEUTE<br />
1954 Die erste Quarzuhr von<br />
Longines. Sie stellte eine ganze<br />
Serie von Rekorden auf. Mit<br />
einer Kamera gekoppelt, bildete<br />
sie den «Chronocinégines», der<br />
es im Sport erstmals möglich<br />
machte, die Zeit beim Überqueren<br />
der Ziellinie zu messen.<br />
1965 Longines entwickelt ein<br />
elektronisches Quarzuhrwerk,<br />
das Kaliber 800, mit dem Bordchronometer<br />
ausgestattet wurden.<br />
Der Mechanismus eröffnete<br />
eine neue Ära der Präzision<br />
und übertraf alle Rekorde von<br />
mechanischen Uhrwerken.<br />
1969 Das Ziel des streng<br />
vertraulichen Projekts «Sablier»<br />
(Sanduhr) wurde erreicht, als<br />
Longines unter der Bezeichnung<br />
Ultra-Quarz mit dem Kaliber<br />
L6512 das erste Kybernetik-<br />
Quarzwerk für eine Armbanduhr<br />
auf den Markt brachte.<br />
32<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
tiert.» Und deren Mindestpreis erst noch unter<br />
1000 Franken liegt. Also genau das Richtige,<br />
um die 185-jährige Firmengeschichte zu<br />
feiern. Und zu beweisen – falls das überhaupt<br />
noch nötig ist –, dass auch die Quarztechnologie<br />
tief in der schweizerischen Tradition<br />
verankert ist.<br />
Man muss bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen,<br />
um die Geschichte von Longines<br />
nachzuerzählen. 1832 tat sich Auguste<br />
Agassiz mit einem Uhrmacherkontor in<br />
Saint-Imier zusammen und gründete die<br />
Firma Agassiz & Co. Ernest Francillon, der<br />
Neffe von Agassiz, vereinigte das gesamte<br />
Know-how dann unter einem einzigen Dach,<br />
an einem Ort mit dem Namen Les Longines,<br />
und gründete 1867 die gleichnamige Fabrik.<br />
Die Marke war geboren. Sehr schnell setzte<br />
man auf zwei Faktoren: Eleganz und Präzision.<br />
Longines legte rasch an Bedeutung zu<br />
und reihte eine Innovation an die andere, vor<br />
allem in der Zeitmessung im Sportbereich.<br />
Es folgten zahlreiche Partnerschaften mit<br />
prestigereichen Sportanlässen. Und die Zusammenarbeit<br />
mit grossen Athleten wie Steffi<br />
Graf oder Andre Agassi.<br />
Seit der Gründung 1832 bis heute hat<br />
Longines ihren Sitz im Herzen von Saint-<br />
Imier. In der 5000-Seelen-Gemeinde arbeitet<br />
mindestens ein Mitglied jeder Familie in der<br />
Manufaktur. Dass Kontinuität und Langlebigkeit<br />
zum Motto von Longines gehören,<br />
ist zumindest teilweise auch ihrer geografischen<br />
Verankerung zu verdanken. Hier, in<br />
diesem Berner Juratal, konnte die Marke von<br />
der Schweizer Identität profitieren, auf die sie<br />
seit ihren Anfängen gesetzt hat und damit zur<br />
Weltmarke wurde, wie wir sie heute kennen.<br />
Longines, seit 1983 im Besitz der Swatch<br />
Group, produziert heute 1,4 Millionen<br />
Uhren pro Jahr. Zwei von zehn sind mit einem<br />
Quarzuhrwerk ausgerüstet. Zumindest bisher.<br />
Denn: «Dieses Verhältnis wird dank dem<br />
neuen Modell V.H.P. steigen», prophezeit<br />
«Le Chef» Walter von Känel.<br />
■<br />
«UNSER<br />
MUSEUM IST<br />
EIN MUSS FÜR<br />
DIE BESUCHER<br />
<strong>DE</strong>R REGION»<br />
Wenn man Quarzuhr und Swiss<br />
made verbindet, erinnert man<br />
sich immer wieder an die Krise<br />
in den 70er-Jahren.<br />
Seit 1954 gehört die Quarzuhr<br />
zur Geschichte von Longines. Die<br />
Verbindung von Quarzuhr und<br />
Swiss made lässt mich vor allem<br />
an ein ausserordentliches Innovationspotenzial<br />
denken. Das Image<br />
der Quarzuhr in den 70er-Jahren<br />
macht heute einer Quarzuhr made<br />
in Switzerland Platz, die Qualität<br />
und Spitzentechnologie vereinigt<br />
und sich so eine neue Position<br />
in der Schweizer Horlogerie<br />
erkämpft hat.<br />
Was hat Longines dem Kanton<br />
Bern gebracht?<br />
Longines war und ist im Herzen<br />
des Berner Juras konstant und<br />
stark präsent. Das Unternehmen<br />
ist ein wichtiger Akteur in der<br />
Region und ein qualitativ hochstehender<br />
Arbeitgeber. Unser<br />
Museum ist ein Muss für alle Besucher<br />
der Region. Es repräsentiert<br />
185 Jahre Geschichte. Dank<br />
Walter von Känel,<br />
Präsident von Longines<br />
seiner internationalen Ausstrahlung<br />
empfängt es Besucher aus<br />
der ganzen Welt.<br />
Und was hat der Kanton Bern<br />
Longines gebracht?<br />
Longines wurde 1832 in Saint-<br />
Imier gegründet. Dass das<br />
Unternehmen immer noch hier ist,<br />
zeugt von der Stabilität dieses Ortes.<br />
Ideal im Herzen der Schweizer<br />
Horlogerie gelegen, profitiert<br />
Longines von der Nähe regionaler<br />
Wirtschaftspartner, was für die<br />
Entwicklung unserer Marke ein<br />
unerlässlicher Vorteil ist. Die<br />
Unterstützung durch die kommunalen<br />
und kantonalen Behörden<br />
war und ist ebenfalls ein wichtiges<br />
Element. Vom Bau der Eisenbahn<br />
nach Saint-Imier bis zum Gesetz<br />
zum Schutz der Marken können<br />
wir auf eine jahrzehntelange,<br />
exzellente Zusammenarbeit mit<br />
den Behörden zurückblicken.<br />
In unseren Archiven finden sich<br />
übrigens interne Reglemente von<br />
1879, die damals von den kantonalen<br />
Behörden bestätigt wurden.<br />
1972 Die in Zusammenarbeit<br />
mit dem Uhrwerkhersteller<br />
Ebauches SA und Texas<br />
Instruments entwickelte<br />
Longines LCD (Liquid Crystal<br />
Display) besass dank eines Bildschirms<br />
aus Flüssigkristallen<br />
erstmals eine digitale Anzeige.<br />
1979 Longines präsentiert<br />
eine nur 1,98 Millimeter dünne<br />
Quarzuhr, die «Feuille d’Or» (goldenes<br />
Blatt). Sie war das<br />
Resultat einer Zusammenarbeit<br />
verschiedener Uhrenunternehmen.<br />
Ein Jahr später wird sie gar<br />
auf 0,98 Millimeter reduziert.<br />
1984 Longines lanciert das<br />
Kaliber 276 V.H.P. (Very High<br />
Precision), ein Quarzuhrwerk<br />
von allerhöchster Präzision,<br />
versehen mit einer Technologie,<br />
welche die Auswirkungen<br />
von Temperaturschwankungen<br />
unterdrückt.<br />
2017 Die Conquest V.H.P.<br />
(Very High Precision) wird<br />
lanciert. Sie zeichnet sich aus<br />
durch Abweichungen von<br />
höchstens fünf Sekunden pro<br />
Jahr sowie durch ihre Fähigkeit,<br />
ihre Zeiger nach einem Stoss<br />
zurückzusetzen.<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
33
TRADITION<br />
Bewährtes<br />
erhalten<br />
Vom 26. August bis 3. September steigt in Interlaken zum zehnten Mal<br />
das Unspunnenfest. Rund 150 000 Besucher werden zu diesem wichtigsten<br />
Anlass des Schweizer Brauchtums erwartet<br />
MARIUS LEUTENEGGER<br />
«Das Unspunnenfest ist einmalig», sagt Ueli<br />
Bettler, Präsident des Organisationskomitees.<br />
«So viel Schweizer Brauchtum gleichzeitig an<br />
einem Ort gibt es sonst nirgends.» Und Vizepräsident<br />
Walter Dietrich ergänzt: «Beeindruckend<br />
ist vor allem das friedliche Beisammensein.<br />
Wir erwarten 150 000 Leute – und<br />
gemäss unseren Erfahrungen wird die Stimmung<br />
ausnehmend freundlich sein.» Obwohl:<br />
So ganz auf die Erfahrungen verlassen kann<br />
man sich beim zehnten Unspunnenfest, das<br />
dieses Jahr vom 26. August bis 3. September<br />
stattfindet, nicht. Denn erstens wird das Fest<br />
in so grossen Abständen durchgeführt, dass<br />
jeder Anlass für sich allein steht. Und zweitens<br />
gibt es gemäss dem Motto «Bewährtes<br />
erhalten, Neues gestalten» viele Neuerungen.<br />
Erstmals erstreckt sich das Fest über zwei Wochenenden.<br />
Dem Schwingfest zum Auftakt<br />
folgt eine Themenwoche. Und erstmals findet<br />
das Fest nicht auf der Unspunnenmatte statt,<br />
sondern auf der Höhematte in Interlaken.<br />
Das «friedliche Beisammensein» hingegen<br />
war bereits Ziel des allerersten Unspunnenfests<br />
von 1805. Die Differenzen zwischen<br />
Stadt und Land waren damals nach der Zeit<br />
der Helvetik gross, und so entstand in den<br />
Bergtälern die Bewegung der «Patrioten», die<br />
sich gegen die Herren aus der Stadt stellten.<br />
Die delikate Situation veranlasste schliesslich<br />
die Stadtberner, einen Verbrüderungsanlass<br />
zu planen. Mit einem Fest sollten den<br />
Städtern die Traditionen und das idyllische<br />
Leben des Bergvolks nähergebracht werden,<br />
die «Hirten» ihrerseits sollten unter gnädiger<br />
Aufsicht der Herren ihre Bräuche pflegen und<br />
sich Preise für Höchstleistungen verdienen.<br />
Wie viel Tradition in diesen Spielen steckte,<br />
ist nicht ganz klar. Tatsächlich fanden<br />
schon lange jedes Jahr Älplerfeste statt, meist<br />
anlässlich der Besuche der reichen Herren,<br />
Die neue Arena<br />
auf der Höhematte<br />
bietet Platz für 15 000<br />
Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer<br />
die ihr Vieh auf die Alp gaben. Aber bei der<br />
Planung des Unspunnenfests standen eher<br />
Mythen als Rituale Pate. Die Initianten verfolgten<br />
mit dem Anlass jedoch noch ein weiteres<br />
Ziel: dem Tourismus Schub zu verleihen.<br />
Die Reiseindustrie steckte zwar noch in den<br />
Kinderschuhen, die europäische Oberschicht<br />
entdeckte aber gerade die Bergwelt. Das<br />
Unspunnenfest sollte die Adligen und reichen<br />
Bürger ins Oberland locken und ihnen ein<br />
ursprüngliches Hirtenleben präsentieren.<br />
In halb Europa erschienen Annoncen, und<br />
tatsächlich war das Interesse am Anlass gewaltig.<br />
Es ist wohl keine Übertreibung, wenn<br />
man sagt, dass das Unspunnenfest von 1805<br />
am Anfang der Tourismusindustrie im Berner<br />
Oberland stand. Tausende kamen nach<br />
Interlaken, darunter Prinzen, Fürsten und der<br />
König von Württemberg. Die wenigen bestehenden<br />
Unterkünfte reichten bei weitem<br />
nicht, und die Einheimischen räumten ihre<br />
Betten für die hochwohlgeborenen Gäste.<br />
Die Vorbereitungen für den Anlass waren<br />
angesichts des heutigen Aufwands spektakulär<br />
gering. Das genaue Programm wurde am<br />
Vorabend in der ehemaligen Klosterherberge<br />
festgelegt: Ein Umzug eröffnete den Reigen,<br />
es folgten Wettbewerbe im Kugel- und Steinstossen,<br />
im Schwingen und Schiessen, im Alphornblasen<br />
und Singen. 1808 stieg das zweite<br />
Fest, noch prächtiger als das erste: Am Vorabend<br />
wurde in Interlaken zum ersten Mal ein<br />
Feuerwerk entzündet. Die noch zahlreicher<br />
angereisten Gäste aus aller Welt verliebten<br />
sich förmlich in die Region und die bodenständigen<br />
Einheimischen. Doch auch wenn<br />
das Unspunnenfest den Tourismus tüchtig<br />
ankurbelte, verfehlte es seinen eigentlichen<br />
Zweck: Die Stimmung zwischen Stadt und<br />
Land wurde nicht besser.<br />
Erst 100 Jahre nach dem ersten Fest wurde<br />
es wiederbelebt – als Marketingmassnahme.<br />
1905 wollte man mit der dritten Austragung<br />
ein Jahrhundert Fremdenverkehr im Berner<br />
Oberland feiern. In jenem Jahr warfen die<br />
Muskelprotze von Berg und Tal auch erstmals<br />
den 83,5 Kilogramm schweren Unspunnenstein<br />
aus Grimselgranit, in den die Erinnerungsdaten<br />
«1805–1905» gehauen worden<br />
waren. Das bis zu vier Meter weit fliegende<br />
Wurfgeschoss hat also nicht ganz so viel Tradition,<br />
wie man denken könnte. Trotzdem<br />
haftet ihm viel Charisma als Berner Symbol<br />
an. 1984 stahlen jurassische Separatisten den<br />
Unspunnenstein, erst 2001 gaben sie ihn zurück.<br />
Allerdings hatten die Jurassier dem Stein<br />
ein paar Symbole reingehämmert, weshalb er<br />
zwei Kilogramm abgenommen hatte. Gestossen<br />
wird darum weiterhin mit einer Replik.<br />
<br />
34<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
PROGRAMM<br />
SAMSTAG, 26. AUGUST<br />
Eröffnungsfeier<br />
und Tag der Jugend<br />
SONNTAG, 27. AUGUST<br />
Unspunnen-Schwinget<br />
MONTAG, 28. AUGUST<br />
Tag der Alphirten und<br />
Landfrauen mit<br />
Unspunnen-Uftischete<br />
DIENSTAG, 29. AUGUST<br />
Tag des Steinstossens<br />
MITTWOCH, 30. AUGUST<br />
Schiessen und Hornussen<br />
DONNERSTAG, 31. AUGUST<br />
Alphorn<br />
und Fahnenschwingen<br />
FREITAG, 1. SEPTEMBER<br />
Volksmusik und Chorsingen<br />
SAMSTAG, 2. SEPTEMBER<br />
Trachten und Jodeln<br />
SONNTAG, 3. SEPTEMBER<br />
Das grosse Finale<br />
unspunnenfest.ch<br />
35<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
TRADITION<br />
Schwerer Brocken. Der 83,5 Kilo wiegende Unspunnenstein gehört seit 1905 zum grössten<br />
Schweizer Folkloreanlass. Heute ist allerdings eine zwei Kilo leichtere Replik im Einsatz<br />
2005 wurde das Original schon wieder geklaut.<br />
Seither wird der Stein eifrig gesucht.<br />
«Ich bin optimistisch, dass er wieder auftauchen<br />
wird», sagt OK-Präsident Ueli Bettler.<br />
«Das Unspunnenfest ist ein Anlass der Versöhnung,<br />
und wir werden mit denen, die uns<br />
den Stein wiedergeben, gern an stossen!»<br />
Das vierte Unspunnenfest<br />
fand dann erst 1946<br />
statt. Diesmal sollte es vor<br />
allem die Unabhängigkeit<br />
der Schweiz symbolisieren.<br />
Von nun an konnte sich der<br />
Grossanlass halten, er wurde<br />
fast regelmässig 1955,<br />
1968, 1981, 1993 und<br />
2006 durchgeführt. Und<br />
jetzt folgt also die zehnte<br />
Auflage. Längst ist aus dem<br />
Verbrüderungsfest ein Folkloreanlass<br />
der Superlative<br />
geworden.<br />
Die Bedeutung des Unspunnenfests<br />
rühre auch<br />
daher, dass es die Initialzündung für die<br />
Gründung vieler Verbände gewesen sei, sagt<br />
Ueli Bettler: «Die schweizerische Trachtenvereinigung,<br />
der eidgenössische Jodler- und der<br />
Schwingerverband, sie alle haben Wurzeln im<br />
Un spunnenfest.» Die Verbände geben denn<br />
auch den etwas ungewöhnlichen Veranstaltungsrhythmus<br />
vor. «Grundsätzlich findet das<br />
Fest alle zwölf Jahre statt», sagt OK-Vizepräsident<br />
Walter Dietrich. Das heisst aber auch,<br />
dass das Unspunnenfest jedes Mal sozusagen<br />
neu erfunden werden muss. Es gibt keine Infrastrukturen<br />
und keine Teams, die sich reaktivieren<br />
liessen. Natürlich standen einige<br />
der heutigen Verantwortlichen schon 2006 im<br />
Einsatz, aber seither hat sich viel verändert.<br />
So boomt mittlerweile<br />
auch das Interesse an<br />
Brauchtum wie schon<br />
lange nicht mehr – der<br />
Hauptgrund dafür, dass<br />
das Fest erstmals neun<br />
Tage dauert und auf die<br />
Höhematte verlegt werden<br />
musste. «Am alten<br />
Stadt und Land<br />
finden am<br />
Unspunnenfest<br />
zusammen<br />
Ort hatte nur eine Arena<br />
für 10 000 Leute Platz»,<br />
so Ueli Bettler. «Auf der<br />
Höhematte hingegen<br />
können wir 15 000 Zuschauer<br />
unterbringen.»<br />
Warum stösst das<br />
Brauchtum auf derart<br />
grosses Interesse? «Ich glaube, dahinter<br />
steht die Sehnsucht nach ursprünglicheren<br />
und friedlicheren Zeiten», meint Ueli Bettler.<br />
«Die Welt ist brutal geworden. Ein Anlass wie<br />
das Unspunnenfest bietet da ein wichtiges<br />
Ge gengewicht.» Stadt und Land, Jung und<br />
Alt, Kräftig und Elegant, alles findet hier zusammen<br />
– ganz so, wie sich das die Gründer<br />
des Anlasses einst erträumt hatten.<br />
■<br />
IN A NUTSHELL<br />
Switzerland’s<br />
biggest Festival<br />
The Unspunnen festival near<br />
Interlaken is one of the most<br />
important events featuring<br />
traditional Swiss culture. It<br />
was held for the first time in<br />
1805, when Bern’s nobility<br />
wanted to appease their<br />
rural subjects and farmers –<br />
unsuccessfully. After a long<br />
hiatus, the idea of a big<br />
popular festival with<br />
hundreds of Swiss wrestlers,<br />
flag-throwers, yodellers,<br />
alphorn players and rockthrowers<br />
was taken up again<br />
and the event is now held<br />
every 12 years, this year<br />
from 26 August to 3 September.<br />
Some 150 000 visitors<br />
are expected to join. One of<br />
the main attractions is the<br />
so-called Unspunnenstein,<br />
a rock weighing more than<br />
80 kilos that the men have to<br />
throw as far as possible.<br />
FOTOS: KEYSTONE (3)<br />
36<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
BRAUCHTUM<br />
Wo Natur und Architektur<br />
zusammentreffen<br />
Im Freilichtmuseum Ballenberg und im Naturpark Diemtigtal können inmitten einer herrlichen<br />
Landschaft traditionelle Gebäude aus vergangenen Zeiten bewundert werden<br />
BALLENBERG<br />
Über hundert<br />
originale Gebäude<br />
aus allen Regionen<br />
der Schweiz<br />
DIEMTIGTAL<br />
Prächtige<br />
Holzhäuser aus<br />
dem 17. und<br />
18. Jahrhundert<br />
FREILICHTMUSEUM BALLENBERG<br />
NATURPARK DIEMTIGTAL<br />
Über hundert originale und zum<br />
Teil jahrhundertealte Gebäude<br />
aus allen Landesteilen der<br />
Schweiz können in diesem<br />
einzigartigen Freilichtmuseum<br />
besichtigt werden. Dazu finden<br />
Vorführungen von traditionellem<br />
Handwerk, Brauchtum<br />
und Spezialveranstaltungen<br />
statt, die Einblick ins frühere<br />
Leben geben. Angeboten werden<br />
etwa Kurse in Brotbacken,<br />
Holzschnitzen, Weben oder in<br />
der Herstellung von Schokolade.<br />
Verschiedene Ausstellungen<br />
beleuchten zudem ausgewählte<br />
Aspekte des ländlichen Lebens<br />
damals und heute. In mehreren<br />
Werkstätten sind Profis an der<br />
Arbeit und zeigen ihr Können,<br />
etwa in der Seilerei, in der Sattlerei<br />
oder in der Schmiede.<br />
Eine weitere Attraktion sind die<br />
rund 250 Bauernhoftiere,<br />
die auf dem Museumsgelände<br />
gehalten werden.<br />
Dieses Jahr stehen sie unter<br />
dem Motto «Wir lassen die Sau<br />
raus» im Rampenlicht.<br />
Und schliesslich wird hier auch<br />
Theater gespielt. Nach Gotthelfs<br />
«Ueli der Knecht» und<br />
«Ueli der Pächter» inszeniert<br />
das Landschaftstheater Ballenberg<br />
diesen Sommer den historischen<br />
Stoff «Veronika Gut –<br />
Aufruhr in Nidwalden».<br />
ballenberg.ch<br />
Das Diemtigtal, westlich des<br />
Thunersees zwischen Simmenund<br />
Kandertal gelegen, gehört<br />
mit seiner intakten Landschaft,<br />
den traditionellen Streusiedlungen<br />
und schmucken Gebäuden<br />
zu einer der schönsten<br />
Landschaften in der Schweiz.<br />
Dank seiner einzigartigen Natur<br />
und der grossen Biodiversität<br />
trägt es denn auch das Bundeslabel<br />
«Regionaler Naturpark<br />
– Landschaft von nationaler Bedeutung».<br />
Das Dorf Diemtigen<br />
mit seiner Kirche und den zum<br />
Teil noch aus dem 17. Jahrhundert<br />
stammenden Holzhäusern<br />
wurde zudem mit dem Wakker-<br />
Preis ausgezeichnet.<br />
Für Wanderer und Naturliebhaber<br />
ist das Tal ein Paradies. So<br />
lassen sich auf den «Diemtigtaler<br />
Hauswegen» die schönsten<br />
Bauten in den verschiedenen<br />
Talabschnitten erkunden.<br />
Und auf dem Erlebnisweg<br />
«Grim mimutz» können Kinder<br />
die spannende Geschichte vom<br />
«Grimmimutz und der bösen<br />
Pfefferhexe» erleben.<br />
Für einen Adrenalinschub sorgt<br />
zudem der Bikepark Wiriehorn<br />
mit seinen attraktiven Strecken.<br />
Und für Genussmenschen bieten<br />
sich mehrere Alpkäsereien<br />
an, wo man den Käsern bei der<br />
Arbeit zuschauen kann.<br />
diemtigtal.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
37
AARESCHLUCHT<br />
Die eindrückliche, 1,4 Kilometer<br />
lange und 200 Meter tiefe<br />
Schlucht kann dank einem Steg<br />
problemlos besichtigt werden.<br />
MEIRINGEN<br />
GRIN<strong>DE</strong>LWALD<br />
Auf der Kleinen<br />
Scheidegg lohnt die<br />
Rösti im Restaurant<br />
Bahnhof einen Umweg.<br />
Lokale Spezialität ist<br />
der Haslikuchen mit<br />
Haselnussfüllung.<br />
HOTEL ROSENLAUI<br />
Der Weg führt direkt<br />
am historischen Hotel<br />
vorbei, das noch immer in<br />
Betrieb ist. Die ersten<br />
Gäste speisten 1779<br />
unter den Stuckdecken.<br />
LAUTERBRUNNEN<br />
STAUBBACHFALL<br />
Der 300 Meter hohe<br />
Wasserfall stiebt<br />
wie Pulver in alle<br />
Richtungen.<br />
MÜRREN<br />
AUF <strong>DE</strong>M BÄRENTREK<br />
ZU FUSS VON MEIRINGEN<br />
NACH A<strong>DE</strong>LBO<strong>DE</strong>N<br />
TAG 1: Meiringen–Aareschlucht<br />
retour (1,5 Stunden)<br />
TAG 2: Meiringen–Grindelwald<br />
via Grosse Scheidegg<br />
(6 Stunden, 1367 Höhenmeter)<br />
TAG 3: Grindelwald–Lauterbrunnen<br />
via Kleine Scheidegg<br />
(8 Stunden, 1027 Höhenmeter)<br />
TAG 4: Lauterbrunnen–Kiental<br />
via Mürren und Sefinefurgge<br />
(6 Stunden, 1817 Höhenmeter)<br />
TAG 5: Kiental–Kandersteg<br />
via Hohtürli (7 Stunden,<br />
1397 Höhenmeter)<br />
TAG 6: Kandersteg–<br />
Adelboden via Sunnbüel,<br />
Engstligenalp und das Tal<br />
der Roten Chumme<br />
(5 Stunden, 1444 Höhenmeter)<br />
Die Wanderung kann individuell<br />
organisiert werden. Es<br />
gibt aber auch Angebote, bei<br />
denen das Gepäck von Hotel<br />
zu Hotel transportiert wird.<br />
Ab 1050 Fr. pro Person<br />
(inkl. Übernachtungen).<br />
alpavia.ch<br />
SCHILTHORN<br />
Hier, auf 2970 Metern,<br />
geniesst man einen<br />
fantastischen Blick auf<br />
Eiger, Mönch und Jungfrau.<br />
VON EINEM FERIENORT ZUM NÄCHSTEN<br />
38<br />
Wer nach sechs Tagen noch<br />
nicht genug hat von der<br />
fantastischen Bergwelt des<br />
Berner Oberlandes, kann<br />
noch zwei weitere Etappen<br />
anhängen: Von Adelboden<br />
gehts über den Hahnenmoospass<br />
und Bühlberg<br />
in den Ferienort Lenk (Wanderzeit<br />
rund 4,5 Stunden).<br />
Von dort lässt sich auch das<br />
mondäne Gstaad per pedes<br />
erwandern. Der Weg führt<br />
über den Trüttisbergpass<br />
ins Turbachtal (7 Stunden).<br />
lenk-simmental.ch<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
WAN<strong>DE</strong>RN<br />
Im Frühtau<br />
zu Berge<br />
Zu Fuss auf die Gipfel. Der Kanton Bern ist ein Wanderparadies<br />
par excellence. Eine der schönsten Touren führt auf dem Bärentrek von<br />
Meiringen über Grindelwald und Lauterbrunnen nach Adelboden<br />
RENATA LIBAL<br />
KIENTAL<br />
Im Berghotel<br />
Oeschinensee<br />
gibts köstliche<br />
Patisserie.<br />
Ein perfekter Ort,<br />
um die alpine<br />
Fauna zu beobachten:<br />
Steinböcke,<br />
Murmeltiere und<br />
Gämsen.<br />
OESCHINENSEE<br />
Inmitten von Gletschern<br />
und uralten Tannen liegt<br />
der grösste Bergsee der<br />
Schweiz. Auch zum Baden!<br />
SUNNBÜEL<br />
Auf dem Plateau<br />
gibt es einen Pflanzen-Rundweg<br />
mit<br />
vielen Informationen<br />
über die einheimische<br />
Bergflora.<br />
KAN<strong>DE</strong>RSTEG<br />
A<strong>DE</strong>LBO<strong>DE</strong>N<br />
Südlich des Dorfes<br />
liegt die Engstligenalp.<br />
Das Wanderparadies<br />
ist bequem per<br />
Seilbahn erreichbar.<br />
LENK<br />
Die Simmenfälle<br />
und die<br />
Simmenquellen<br />
sind ein Kraftort<br />
und wunderbares<br />
Ausflugsziel.<br />
39<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
Etappen-Stopp im<br />
Saanenland: Spitzenkoch<br />
Anton Mosimann mit<br />
einem Jaguar E-Type<br />
Cabriolet von 1972<br />
40<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
GRAND TOUR<br />
Grand Tour<br />
mit Grandezza<br />
Obwohl er seit über vierzig Jahren in London lebt, kehrt Anton Mosimann immer wieder<br />
gern in seine Heimat zurück. Auf einer zweitätigen Tour mit einem Jaguar E-Type<br />
besucht der Spitzenkoch alte Freunde und zeigt seine Lieblingsplätze im Kanton Bern<br />
MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOM WÜTHRICH (FOTOS)<br />
41<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
GRAND TOUR<br />
01<br />
Die von Schweiz Tourismus lancierte<br />
Grand Tour of Switzerland<br />
führt auf 1600 Kilometern quer<br />
durch die Schweiz, von einer<br />
Sehenswürdigkeit zur nächsten.<br />
Spitzenkoch Anton Mosimann<br />
nimmt das Berner Teilstück unter<br />
die Räder – und zwar stilgerecht<br />
mit einem Jaguar E-Type Serie<br />
3 V12 Roadster, Jahrgang 1972.<br />
Mit dem<br />
Emmental<br />
verbindet Anton<br />
Mosimann<br />
eine lebenslange<br />
Liebe<br />
Das Auto sieht nicht nur aus wie<br />
ein Museumsstück, es ist auch<br />
eines: Rollt es nicht gerade über<br />
die schönsten Strassen im Kanton,<br />
steht es im Classic-Car-Museum<br />
in Safenwil. Mosimann lebt<br />
seit vierzig Jahren in London, zu<br />
seiner Berner Heimat hat er aber<br />
weiterhin eine enge Beziehung.<br />
Gerade ist er in der Schweiz, um<br />
seine Autobiografie vorzustellen.<br />
01 Die Fahrt beginnt in<br />
Nidau. Das Nachbarstädtchen<br />
von Biel liegt zwar nicht auf der<br />
Grand Tour of Switzerland, aber<br />
hier wuchs Anton Mosimann<br />
auf. Die Eltern führten ein Restaurant,<br />
das heute Nidaux heisst.<br />
Mosimann: «Meine Beziehung<br />
zu Nidau ist noch immer sehr<br />
eng.» Jeden Monat kehrt er in<br />
die Schweiz zurück, meist aus<br />
geschäftlichen Gründen. Jetzt<br />
gerade kümmert er sich um<br />
02<br />
die Mosimann Collection. Das<br />
Museum befindet sich in der<br />
Hotelfachschule César Ritz<br />
Colleges in Le Bouveret. Mosimann<br />
stiftete dafür seine 6000<br />
Kochbücher und alle 50 Goldmedaillen,<br />
die er gewonnen hat.<br />
02 Weiter auf der Mosimann-<br />
Tour: Im Bären in Twann absolvierte<br />
der Spitzenkoch von 1962<br />
bis 1964 seine Lehre. Dabei lernte<br />
er nicht nur den Umgang mit<br />
Pfannen und Messern, sondern<br />
auch mit Menschen: «Im Bären<br />
hatte ich zwei Lehrchefs. Der eine<br />
war eine fantastische Person, der<br />
andere das pure Gegenteil. Da<br />
lernte ich, wie man es machen<br />
sollte und wie nicht. Ich behandle<br />
Menschen seither so, wie ich<br />
selber gern behandelt werden<br />
möchte.» Anton Mosimann ist<br />
keiner, der in der Küche laut wird.<br />
«Liefert jemand nicht das ab, was<br />
ich erwarte, muss ich den Fehler<br />
zuerst bei mir selber suchen. Ich<br />
respektiere andere und möchte<br />
selber respektiert werden.» Was<br />
das bedeutet, sieht man, wenn<br />
man mit Anton Mosimann auf<br />
der Grand Tour Halt macht. Es<br />
ist ein Genuss, den Star ohne jede<br />
Allüren im herzlichen Umgang<br />
mit Bekannten zu beobachten,<br />
wie etwa mit Hans-Jürg Aeschlimann,<br />
langjähriger Bären-Wirt<br />
und Schwiegersohn des Lehrmeisters<br />
von Anton Mosimann,<br />
und dem aktuellen Küchenchef<br />
Rafaël Antzlinger.<br />
03 Twann zählt zu den beliebtesten<br />
Ausflugsorten am Bielersee.<br />
Anton Mosimann geniesst<br />
die Fahrt im Jaguar E-Type, ein<br />
Modell, das er selber 35 Jahre<br />
lang fuhr. «Damit nahm ich an<br />
vielen Oldtimer-Rallyes teil, etwa<br />
in Osteuropa oder im Südtirol.<br />
Weil dieses Fahrzeug aber ein<br />
bisschen wenig Platz fürs Gepäck<br />
bietet, bin ich mittlerweile für die<br />
Rallyes auf einen alten Mercedes<br />
umgestiegen.» Mit Schweiz Tourismus<br />
veranstaltet Anton Mosimann<br />
im Herbst ein Genussrallye<br />
entlang der Grand Tour.<br />
04 Nach dem kleinen Abstecher<br />
in die Vergangenheit gehts<br />
weiter ins Emmental, genauer<br />
in die Schaukäserei in Affoltern,<br />
wo Anton Mosimann gern im<br />
Kessi rührt. Käse ist ein wichtiger<br />
Bestandteil seiner Küche, und<br />
Emmentaler mag er: «Vor allem,<br />
wenn er gut gereift ist.»<br />
OLDTIMER-MUSEUM<br />
Das Classic Car Museum in<br />
Safenwil gehört der Emil Frey<br />
Classic AG. Die Emil Frey AG<br />
ist Partnerin von der BE! Tourismus<br />
AG. Auf 1500 Quadratmetern<br />
gibts rund 60 Fahrzeuge<br />
aus der Firmengeschichte zu<br />
bewundern – vorwiegend englische<br />
und japanische Raritäten.<br />
emilfreyclassics.ch<br />
05 Mit dem Emmental verbindet<br />
Anton Mosimann eine<br />
lebenslange Liebe. «Ich besass<br />
hier ganz in der Nähe ein wunderschönes<br />
Chalet, das ich bereits<br />
im Alter von 19 Jahren erstehen<br />
konnte. Als wir nach London zogen,<br />
verkauften wir es – aber ich<br />
kehre immer wieder gern in diese<br />
liebliche Gegend zurück.»<br />
06 «Ich habe in 80 Städten auf<br />
der Welt gearbeitet, denn ich<br />
bin immer sehr gern gereist»,<br />
sagt Anton Mosimann. Auch in<br />
Bern war er immer wieder tätig<br />
und kochte für Wohltätigkeitsveranstaltungen.<br />
Oberhalb des<br />
Bärengrabens geniesst er die<br />
Aussicht auf die Berner Skyline.<br />
07 Afternoon-Tea im Hotel<br />
Bellevue Palace, dem offiziellen<br />
Gästehaus der Schweizer Regierung.<br />
Anton Mosimann scheint<br />
mit der halben Belegschaft bekannt<br />
zu sein. «Im Gastgewerbe<br />
kennt man sich eben.» Aber im<br />
Bellevue Palace ist es einfach zu<br />
schön und erstaunlich unkompliziert.<br />
Schwellenängste wären für<br />
Grand-Tour-Reisende jedenfalls<br />
ganz und gar unbegründet.<br />
08 Die Tour führt weiter in<br />
den bezaubernden Naturpark<br />
Gantrisch, der nur eine halbe<br />
Stunde von Bern entfernt liegt.<br />
In Rüggisberg gibts einen kurzen<br />
Stopp bei einer bedeutenden<br />
Klosterruine: Hier stand einst das<br />
erste und wichtigste Priorat der<br />
Cluniazenser in der Schweiz.<br />
09 Weiter nach Thun. Der<br />
riesige Donjon des Schlosses<br />
wurde um 1190 von Herzog Berthold<br />
V. von Zähringen erbaut.<br />
Heute beherbergt das Schloss das<br />
historische Museum, das die kulturelle<br />
Entwicklung der Gegend<br />
seit 4000 Jahren thematisiert.<br />
10 Übernachtung im Victoria<br />
Jungfrau Grand Hotel & Spa in<br />
Interlaken, einem der schönsten<br />
Häuser der Schweiz. Mit Luxushotels<br />
kennt sich Anton Mosimann<br />
aus, schliesslich war er<br />
lange Chefkoch im Dorchester<br />
in London und damit Vorgesetzter<br />
von 130 Köchen. In seinem<br />
Clubrestaurant Belfry beschäftigt<br />
er noch 16 Köche. Was ist denn<br />
eigentlich so schön am Kochberuf,<br />
dass Anton Mosimann ihm<br />
<br />
42<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
03 04<br />
05 02<br />
08<br />
06 07<br />
43<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
09<br />
10<br />
11<br />
13 12<br />
44<br />
14<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
15<br />
fast sein ganzes Leben gewidmet<br />
hat? «Dass man anderen Freude<br />
machen kann – mit einem guten<br />
Essen und einer angenehmen<br />
Ambiance», sagt der 70-Jährige.<br />
Beides findet man auch im<br />
Victoria Jungfrau: Das Restaurant<br />
La Terrasse trumpft mit 15 «Gault<br />
Millau»-Punkten auf. Bei seiner<br />
Eröffnung war Anton Mosimann<br />
übrigens Gastkoch.<br />
11 Der zweite Tag der Grand<br />
Tour of Bern beginnt in Unterseen<br />
bei Interlaken, auf dem mittelalterlich<br />
geprägten Stadthausplatz,<br />
wo sich ein Restaurant ans<br />
nächste schmiegt. Träumt Anton<br />
Mosimann nicht gelegentlich davon,<br />
in seiner alten Heimat ein<br />
Lokal zu eröffnen? Der Spitzenkoch<br />
winkt ab. «Ich mag London<br />
sehr – etwa wegen der vielen<br />
tollen Musicals und Restaurants.<br />
Man bekommt dort alles, was<br />
das Herz begehrt. Ich kenne zum<br />
Beispiel ein paar hervorragende<br />
japanische Restaurants, die ich<br />
gern aufsuche, ich arbeitete ja<br />
selber ein Jahr lang in Japan und<br />
schätze diese Küche sehr. London<br />
wird aber vor allem deshalb meine<br />
Heimat bleiben, weil meine<br />
Söhne und ihre Familien dort leben.<br />
Meine fünf Enkelkinder sind<br />
inzwischen richtige Briten.»<br />
12 Nächster Stopp Grindelwald<br />
mit seinem weltberühmten<br />
Panorama mit Eiger, Mönch und<br />
Jungfrau. Und schon wieder ein<br />
grosses Hallo: Im Hotel Aspen erkennt<br />
man Anton Mosimann sofort.<br />
Geduldig posiert er mit Küchenchef<br />
Sebastian Schuster und<br />
Direktor Stefan Gross niklaus.<br />
IN A NUTSHELL<br />
Favourite restaurants of a master chef<br />
Anton Mosimann, who grew<br />
up in the little Bernese town<br />
of Nidau, is one of Switzerland’s<br />
top chefs. He became<br />
world famous as a caterer to<br />
the rich and powerful,<br />
cooking for heads of state,<br />
royal families and movie<br />
stars. He is particularly close<br />
to the British royals. In 2004,<br />
Queen Elizabeth II awarded<br />
him the Order of the British<br />
Abschluss der<br />
Tour ist das<br />
pittoreske Dorf<br />
Saanen<br />
13 Einen zweiten Stopp in Grindelwald<br />
legt Mosimann beim Romantik-Hotel<br />
Schweizerhof ein,<br />
das sich vor wenigen Jahren den<br />
fünften Stern verdient hat und<br />
über drei Restaurants verfügt.<br />
14 Von Grindelwald aus geht es<br />
dann zurück nach Interlaken und<br />
von dort durch das Simmental<br />
ins Saanenland. Das ehemalige<br />
Hotel Steigenberger wurde nach<br />
einer kompletten Renovation neu<br />
als HUUS Hotel Gstaad eröffnet.<br />
Das grösste Hotel der Region<br />
überzeugt mit einer sinnlich-warmen<br />
Gestaltung und einer äusserst<br />
aufmerksamen Bedienung.<br />
CEO Günter Weilguni freut sich<br />
über eine kleine Fachsimpelei mit<br />
dem weitgereisten Experten.<br />
15 Abschluss des Ausflugs ist<br />
das pittoreske Chaletdörfli Saanen.<br />
Hier trifft Anton Mosimann<br />
seine Frau Kathrin, mit der er seit<br />
1973 verheiratet ist. Die beiden<br />
fahren weiter nach Montreux, wo<br />
sie eine Wohnung ganz in Weiss<br />
besitzen. Gute Fahrt auf der<br />
Grand Tour of Switzerland!<br />
madeinbern.com/grandtour ■<br />
Empire. Mosimann has just<br />
published his autobiography,<br />
«Life is a Circus». Because<br />
he has always been drawn<br />
back to this Swiss roots,<br />
Mosimann has started a<br />
Grand Tour of his home<br />
country, driving a vintage Jaguar<br />
E-Type. He showcases<br />
the most scenic spots in the<br />
Canton of Bern and stops at<br />
his favourite restaurants.<br />
GOURMETTIPPS VON<br />
ANTON MOSIMANN<br />
<strong>DE</strong>R STARKOCH<br />
In seiner ausführlichen und<br />
reich bebilderten Autobiografie<br />
erzählt Anton Mosimann über<br />
sein Leben mit den Stars.<br />
«Live is a circus»,<br />
Reinhardt-Verlag, 39.80 Fr.<br />
Bären, Twann<br />
Das wunderschöne Gasthaus<br />
am Bielersee gibt es<br />
schon seit 1526. Anton<br />
Mosimann: «Hier geniesse<br />
ich gern einen kleinen<br />
Hecht, ganz gebraten.»<br />
baeren-twann.ch<br />
Harmonie, Bern<br />
«In die Harmonie gehe ich,<br />
wenn ich Lust auf Kutteln<br />
habe», sagt Mosimann über<br />
das gutbürgerliche und<br />
mitten in der Berner Altstadt<br />
gelegene Restaurant.<br />
harmonie.ch<br />
Kemmeriboden-Bad<br />
Der wunderschöne Landgasthof<br />
bei Schangnau im<br />
Emmental ist bekannt für<br />
seine währschafte Küche.<br />
Für Mosimann sind die<br />
Meringues ein Must.<br />
kemmeriboden.ch<br />
Lüderenalp, Wasen<br />
Das Berghotel liegt hoch<br />
über dem Emmental<br />
zwischen Sumiswald und<br />
Langnau. Mosimanns Empfehlung:<br />
«Sauerbraten mit<br />
Berner Alpenpanorama.»<br />
luederenalp.ch<br />
Ruedihus, Kandersteg<br />
So urchig wie das 250-jährige<br />
Holzhaus ist auch die<br />
Küche. «Ganz speziell»,<br />
sagt Anton Mosimann. Auf<br />
den Tisch kommen Suure<br />
Mocke oder Buurehamme.<br />
ruedihus.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
45
GURTEN FESTIVAL<br />
AGENDA<br />
OPEN AIRS UND FESTIVALS<br />
23.–25. JUNI<br />
7.−8. JULI<br />
12. JULI – 24. AUGUST<br />
14.−15. JULI<br />
MITTSOMMER FESTIVAL<br />
AM SIMMENFALL<br />
Ein unvergessliches Erlebnis mit<br />
viel Musik, Genuss und Entspannung<br />
inmitten der Natur ganz<br />
hinten an der Lenk<br />
mittsommerfestival.ch<br />
VOGELLISI FESTIVAL<br />
Die Stars im grossen Rundzelt<br />
in Adelboden sind dieses Jahr<br />
Hecht, Love Bugs und Züri West<br />
vogellisifestival.ch<br />
7.–15. JULI<br />
THUNERSEESPIELE<br />
Mit «Cats» wird eines der berühmtesten<br />
Musicals vor einer<br />
traumhaften Kulisse aufgeführt<br />
thunerseespiele.ch<br />
LAKESPLASH<br />
REGGAE FESTIVAL<br />
Die romantische und idyllische<br />
Lage am Bielersee verleiht<br />
dem Open Air in Twann ein<br />
Jamaika-Holiday-Feeling<br />
lakesplash.ch<br />
30. JUNI – 1. JULI<br />
HANGAR ROCKIN’<br />
Wilder Rock und starke Motoren<br />
auf dem Flugplatz St. Stephan<br />
im Obersimmental<br />
hangarrockin.com<br />
MUSIKFESTWOCHE<br />
MEIRINGEN<br />
Seit 1960 findet dieses einzigartige<br />
Klassikfestival in der<br />
traumhaft schönen Michaelskirche<br />
in Meiringen statt<br />
musikfestwoche-meiringen.ch<br />
11.–15. JULI<br />
14.–23. JULI<br />
JAZZ TAGE LENK<br />
Von Swing bis New-Orleans-<br />
Jazz, dieses Jahr unter anderem<br />
mit den Stockholm Stompers,<br />
The Bowler Hats Jazz<br />
Band und den Swing Ninjas<br />
jazztagelenk.ch<br />
30. JUNI – 2. JULI<br />
JAZZ AM DOL<strong>DE</strong>NHORN<br />
Eine Mischung aus klassischem<br />
Jazz, Blues, Gospel und<br />
Rock ’n’ Roll erwartet die Besucher<br />
des kleinen, feinen Jazzfestivals<br />
im Waldhotel Doldenhorn<br />
in Kandersteg<br />
doldenhorn-ruedihus.ch<br />
POD’RING<br />
Bereits zum vierzigsten Mal<br />
gibts dieses charmante Kulturfestival<br />
in der warmen Atmosphäre<br />
der Bieler Altstadt<br />
podring.ch<br />
12.−15. JULI<br />
GURTEN FESTIVAL<br />
Eines der ältesten Open Airs mit<br />
Lo & Leduc, LP, Dabu Fantastic,<br />
Beginner und Züri West<br />
gurtenfestival.ch<br />
13. JULI – 2. SEPTEMBER<br />
GSTAAD MENUHIN<br />
FESTIVAL<br />
Dieses Jahr steht das Festival<br />
unter dem Motto «Pomp in<br />
Music» mit über 70 Konzerten<br />
gstaadmenuhinfestival.ch<br />
Swing Ninjas<br />
15. JULI<br />
CÉLINE DION<br />
Das Konzert-Highlight<br />
dieses Sommers im<br />
Stade de Suisse in Bern<br />
bern.com<br />
46<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
THUNERSEESPIELE<br />
3.–6. AUGUST<br />
BRIENZERSEE<br />
ROCKFESTIVAL<br />
Schon zum dreissigsten Mal<br />
geht das Festival am See über<br />
die Bühne. Dieses Jahr unter anderem<br />
mit Dire Straits Experience,<br />
The Sweet und Pretty Maids<br />
brienzerseerockfestival.ch<br />
10.–12. AUGUST<br />
BUSKERS BERN<br />
Das Strassenmusik Festival<br />
mitten in der Berner Altstadt<br />
mit Dutzenden von internationalen<br />
Künstlergruppen<br />
buskersbern.ch<br />
25. AUGUST – 10. SEPTEMBER<br />
ESTIVALES MUSICALES<br />
COURT<br />
Das kleine Kammermusik Festival<br />
im idyllisch gelegenen Vallée<br />
de Tavannes im Berner Jura<br />
estivales-musicales.com<br />
Richard Galliano<br />
19.–26. AUGUST<br />
MEN<strong>DE</strong>LSSOHN<br />
MUSIKWOCHEN<br />
Hochkarätige Solisten und<br />
Ensembles interpretieren die<br />
Musik des bedeutenden<br />
deutschen Komponisten und<br />
Pianisten Felix Mendelssohn<br />
mendelssohn-wengen.ch<br />
25.–26. AUGUST<br />
8.–9. SEPTEMBER<br />
COUNTRY NIGHT<br />
GSTAAD<br />
Eines der grossen Country- und<br />
Western-Festivals der Schweiz<br />
im grossen Festivalzelt beim<br />
Sportzentrum in Gstaad<br />
countrynight-gstaad.ch<br />
22. SEPTEMEBER – 1. OKT.<br />
SWISS CHAMBER<br />
MUSIC FESTIVAL<br />
Kammermusikkonzerte auf<br />
höchstem Niveau unter andern<br />
mit dem Orchester Camerata<br />
in Adelboden<br />
adelboden.ch<br />
IMPRESSUM<br />
LEITUNG Dominic<br />
Geisseler REDAKTION<br />
Mathilde Binetruy,<br />
Erik Brühlmann, Marius<br />
Leutenegger, Renata<br />
Libal, Nena Morf,<br />
Philipp Probst<br />
PRODUKTION Dominic<br />
Geisseler GRAFIK<br />
Fabienne Boesch<br />
FOTOREDAKTION Suse<br />
Heinz ÜBERSETZUNGEN<br />
(ENGL.) Rosemarie<br />
Graffagnini TITELFOTO<br />
Michael Sieber LEITUNG<br />
VERLAG Marcel Tappeiner<br />
VERKAUFSLEITUNG<br />
Adriano Valeri<br />
PRINTED IN SWITZERLAND<br />
Eine Zusammenarbeit der<br />
BE! Tourismus AG<br />
mit der SonntagsZeitung<br />
SEASI<strong>DE</strong> FESTIVAL<br />
Pop und Rock in der Spiezer<br />
Bucht, unter anderem mit<br />
Emeli Sandé, Status Quo<br />
und Krokus<br />
seasidefestival.ch<br />
2/2017 MA<strong>DE</strong> IN BERN<br />
47
DIGITAL<br />
Mitmachen<br />
und tolle<br />
Preise<br />
gewinnen!<br />
Folge @madeinbern und kommentiere<br />
die aktuelle Story. Aber Achtung:<br />
Das Bild ist nur 24 Stunden sichtbar!<br />
Der grosse Instagram-<br />
Sommerwettbewerb<br />
Auf Instagram gibts ab sofort tolle Preise zu attraktiven Sommeraktivitäten<br />
im ganzen Kanton Bern zu gewinnen. Einfach @madeinbern folgen und die<br />
aufgeschaltete Story kommentieren<br />
Mit dem Schlauchboot über die<br />
Wellen der wilden Saane gleiten,<br />
Gstaad mit einem Gleitschirm-Tandemflug<br />
aus der Vogelperspektive<br />
erleben, wakesurfen auf dem Thunersee<br />
oder ein exquisites Picknick am<br />
tiefblauen Oeschinensee geniessen:<br />
Ab 19. Juni veröffentlicht @madeinbern<br />
auf Instagram jeden Montag<br />
zwischen 16 und 17 Uhr eine neue<br />
Story zu einer der unzähligen Sommeraktivitäten<br />
in den verschiedenen<br />
Destinationen des Kantons Bern.<br />
Kommentiere die Story und nimm<br />
automatisch am grossen Sommerwettbewerb<br />
#madeinbern teil. Es lohnt<br />
sich! Zu gewinnen gibt es viele attraktive<br />
Preise, die alle unvergessliche<br />
Sommererlebnisse im Kanton Bern<br />
garantieren. Aber Achtung: Jede<br />
Story kann nur während 24 Stunden<br />
angeschaut werden! Die Instagram-<br />
Sommerkampagne dauert acht<br />
Wochen, bis zum 8. August 2017.<br />
#madeinbern • instagram.com/madeinbern • facebook.com/madeinbern<br />
twitter.com/madeinbern • madeinbern.com/newsletter<br />
48<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
BERN IN ZAHLEN<br />
Höchster Punkt im Kanton<br />
Bern: Finsteraarhorn (4274 M.)<br />
Die Löcher in<br />
einem Emmentaler<br />
Käse sind<br />
durchschnittlich<br />
drei Zentimeter<br />
gross<br />
(Abbildung im Masstab 1:1)<br />
Anzahl Bären: 5<br />
HÄTTEN SIE’S GEWUSST?<br />
Anzahl Seen im Kanton<br />
Bern: 800<br />
Anzahl «Gault-Millau»-<br />
Punkte: 1260<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
Bernerinnen und Berner<br />
gehen mit einer Geschwindigkeit von<br />
3,8 Kilometer pro Stunde durch<br />
die Innenstadt<br />
Zwiebeln<br />
Am Berner Zibelemärit<br />
werden 50 Tonnen verkauft<br />
BERNER MUNDART-AUSDRÜCKE<br />
Bierdichte<br />
In keinem anderen Kanton wird<br />
so viel gebraut wie im Kanton Bern.<br />
Auf seinen knapp 6000 Quadratkilometern<br />
findet man 88 Brauereien<br />
Marienkäfer<br />
Himmugüegeli<br />
Nackenstarre<br />
Äckegschtabi<br />
Lakritze<br />
Bäredräck<br />
Esslätzchen<br />
Ässmantu<br />
herumhantieren<br />
figureetle<br />
Ohrring<br />
Ohrepänkli<br />
Kuss<br />
Müntschi<br />
in der Aare<br />
schwimmen<br />
Aareschwümme<br />
BERNER SPEZIALITÄTEN<br />
Berner Rösti<br />
Berner Platte<br />
Meringues<br />
49<br />
Tiefster Punkt im Kanton Bern:<br />
Aare bei Wynau (401,5 M.)<br />
Durchschnittstemperatur<br />
der Aare im Juli: 17,5 Grad<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
SOUVENIRS<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
08<br />
10<br />
07<br />
09<br />
01 A<strong>DE</strong>LBODNER<br />
MINERAL Wasser<br />
aus einer der höchstgelegenen<br />
Quellen<br />
Europas<br />
02 TOM’S TONIC<br />
WATER Wird mitten in<br />
der Stadt Bern abgefüllt<br />
03 DRACHEN-SIRUP<br />
Süffiges aus der<br />
Natur-Drogerie in<br />
Beatenberg<br />
04 LOLA COLA NULL<br />
Der neue Berner<br />
Sommerdrink<br />
05 SAANE GUTSCH<br />
NR. 3 Naturtrübes Bier<br />
aus dem Saanenland<br />
50<br />
06 SIMMENTALER<br />
BIER Gebraut am Fuss<br />
des Wildstrubelmassivs<br />
07 BURGBIER 775<br />
Das Jubiläumsbier der<br />
Burgbier-Brauerei<br />
Ringgenberg<br />
08 BÄNZ Konzentrat<br />
aus Berner Früchten<br />
09 HABCHER-<br />
RUSCHTIG Sirup aus<br />
Habkern bei Interlaken<br />
10 SWISS ALPINE<br />
HERBS Bio-Sirup<br />
mit Holunderblüten<br />
11 CHASSELAS Weisswein<br />
vom Bielersee von<br />
der Weinkellerei Hasler<br />
11<br />
Das Beste<br />
aus Bern<br />
Nicht nur Bäredräck und Meringues kommen<br />
aus Bern. Auch in Sachen Flüssiges finden sich<br />
im ganzen Kanton unzählige Trouvaillen. Eine<br />
Auswahl der besten Durstlöscher<br />
MA<strong>DE</strong> IN BERN 2/2017
SonntagsZeit<br />
für Wandertouren<br />
Am Sonntag shoppen wird<br />
immer beliebter. Auch in Bern.
BE TOP | BE NATURAL | BE HAPPY | BE TRADITIONAL | BE 2 B<br />
Grosse Scheidegg, Jungfrau Region<br />
INSPIRIERT? ENT<strong>DE</strong>CKEN SIE<br />
DIE SCHÖNSTEN VELOROUTEN.<br />
Faszinierende Radtouren durch Berner Täler und anspruchsvolle Strecken<br />
garantieren spektakuläre Fahrten. Für alle, die Kilometer abspulen und<br />
Höhenmeter überwinden wollen!<br />
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