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Lust auf Italien 2017 / 4

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genuss | Amaro<br />

gangsmaterial ist das Endprodukt – korrekte<br />

Destillation vorausgesetzt – absehbar.<br />

Beim Bitter ist es die Komposition, die<br />

den Unterschied macht zwischen Igitt und<br />

Oh. Mazeration heißt der Prozess, bei dem<br />

Das ist drin: Chinarinde<br />

Der zugehörige Baum heißt Cinchona officinalis<br />

und wächst – wie schon der Name<br />

sagt – gerne einmal in Indien. Oder im<br />

Kongobecken. Einige Varietäten sogar in<br />

Südamerika. Das China aus Chinarinde hat<br />

dann auch nichts mit dem Reich der Mitte<br />

zu tun, sondern stammt von der indigenen<br />

Urbevölkerung Südamerikas: Kina-Kina<br />

bezeichnet dort die heilkräftige Rinde dieses<br />

Baumes.<br />

Das Interessante an der Chinarinde ist<br />

der enthaltene Bitterstoff, das Chinin.<br />

Über Jahrzehnte hinweg das einzig wirksame<br />

Mittel gegen Malaria. Enthalten<br />

beispielsweise in Bitter Lemon – und in<br />

Ramazzotti. Allerdings geht es dabei weniger<br />

um Malariaprophylaxe, sondern um den<br />

Geschmack. Fein austariert mit den anderen<br />

Bitterstoffen ergibt die Komposition einen<br />

überwältigenden Aromakomplex. Zusätzlich<br />

wirkt es gegen Blähungen.<br />

Es ist übrigens sinnlos, Bitterliköre gegen<br />

Malaria einzusetzen. Bis eine wirksame<br />

Konzentration erreicht ist, hat der ebenfalls<br />

enthaltene Alkohol seine wirksame<br />

Konzentration bereits so weit überschritten,<br />

dass er die Malaria-Erreger im menschlichen<br />

Körper heimatlos gemacht hat.<br />

mit Alkohol die Geschmacks- und Wirkstoffe<br />

aus den Kräutern gezogen werden.<br />

Damit ist nichts anderes gemeint, als dass<br />

die zuvor gewässerten Kräuter in hochprozentigen<br />

Alkohol eingelegt werden. Nach<br />

einiger Zeit sind die interessanten Komponenten<br />

im Alkohol in Lösung gegangen.<br />

Das, was nach der Filtration herauskommt,<br />

macht nur unerschrockenen Genießern<br />

Freude: Der Alkoholgehalt liegt bei jenseits<br />

80 Prozent. Und wenn einen das nicht von<br />

den Füßen holt, ist es der unverdünnte und<br />

gallebittere Geschmack von Natur, also<br />

der Kräuter. Deshalb wird dieses Konzentrat<br />

verdünnt, mit Zucker versetzt und mit<br />

weiteren Geschmacksstoffen angereichert,<br />

wie etwa Bitterorange, die man nicht unbedingt<br />

mazerieren muss.<br />

Dann ist der Bitter fertig. Campari übrigens<br />

besteht aus 86 Zutaten, die nur einer kennt:<br />

Luca Garavoglia, der Präsident der Campari<br />

Gruppe. Zwei Zutaten allerdings kennt<br />

man sehr genau, Alkohol (25%) und Zucker<br />

(248g/l). Das ist zugleich der Grund,<br />

warum Campari und Co. keine echten Bitter<br />

sind, sondern genau genommen Liköre.<br />

Bitter nämlich dürfen lediglich 100g/l Zucker<br />

enthalten. Und wenn schon, geschadet<br />

hat es der Karriere des roten Getränks <strong>auf</strong><br />

keinen Fall.<br />

Wer jetzt selbst seinen Bitter ansetzen will,<br />

sollte dabei eines bedenken: Kräuter aus<br />

dem heimischen Garten sind nur dann<br />

empfohlen, wenn man sehr genau Bescheid<br />

weiß über das, was da wächst. Denn die<br />

Fülle interessanter Zierpflanzen wie etwa<br />

Fingerhut, Eisenhut oder Herbstzeitlose<br />

können ohne weiteres dafür sorgen, dass<br />

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