Jugendliteratur ab B1
Fietje und Arti in thüringen
Die Entdeckungsreise nach Oberschloss
Kranichfeld und Burg Greifenstein
Fietje und Arti im Burgenland
Fietje und Arti im
Burgenland
Impressum
Die Federsammler
Fietje und Arti im Burgenland
1. Auflage 2016
©KlangbildVerlag, Jena
Ein gemeinsames Projekt der Jugend will ... gGmbH; der Kindersprachbrücke Jena e.V.; der Gemeinschaftsschule
Galileo Winzerla und der Gemeinschaftsschule Wenigenjena
Konzept & Projektleitung: Antje Hübner
Jung-AutorInnen aus der Gemeinschaftsschule Wenigenjena, Jena Lobeda:
Mia Fuchs; Tony Hagedorn; Carolin Hänert; Frieder Heinrich; Paula Hempel; Frederik Höfig; Annika Kämnitz;
Pauline Koppe; Mara Künzel; Lilly Pauline Küster; Selina Emma Liewald; Mareike Möckel; Annelie Rummel;
Cassandra Schneider; Klara Aliya Wilke
Jung-AutorInnen aus der Gemeinschaftsschule Galileo, Jena Winzerla:
Niklas Becker; Oliver Bonin; Tobias Junghanns; Emilio Francesco Kandera; Ava Kaiser; Finja Körner; Dominik
Losert; Clara Mühlig; Tara Neuhaus; Petra Schlorke; Johann Steinbach; Helene Steinbach; Moritz Tobermann;
Felix Woitzik; Pascal Wolf; Hannah Marie Caroline Wulschner
Redaktion/Werkstattleiter: Yi Gia Cheung, Ina Haun, Antje Hübner, Annika-Susann Leicht, Bettina Melzer,
Maria Suckert, Marlene Wallnisch
Lektorat: Antje Hübner
Illustration & Satz: Maria Suckert, Weimar
Umschlag: Maria Suckert, Weimar
Der Abdruck der Geschichten erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Urheber und ihrer
Erziehungsberechtigten. Vielen Dank!
Die Handlungskulissen der Geschichte sind reale Orte. Die Handlung selbst sowie in Verbindung stehende
Personen und Namen sind frei erfunden.
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-9816821-9-9
www.federsammler.de
4
5
Pauline Koppe
12 Jahre
Klara Aliya
Wilke
12 Jahre
Niklas Becker
11 Jahre
Felix Woitzik
13 Jahre
Ava Kaiser
11 Jahre
Cassandra
Schneider
12 Jahre
Helene
Steinbach
12 Jahre
Domikik
Losert
Tara Neuhaus
12 Jahre
11 Jahre
Clara Mühlig
11 Jahre
Mareike
Möckel
13 Jahre
Mara Künzel
11 Jahre
Emilio
Francesco
Kandera
13 Jahre
Hannah
Wulschner
13 Jahre
6
7
Petra
Schlorke
13 Jahre
Frieder
Heinrich
13 Jahre
Johann
Steinbach
12 Jahre
Mia Fuchs
11 Jahre
Lilly Pauline
Küster
13 Jahre
Annelie
Rummel
12 Jahre
Carolin Hänert
11 Jahre
Selina Emma
Liewald
10 Jahre
Finja Körner
12 Jahre
Pascal Wolf
13 Jahre
Oliver Bonin
Moritz
Tobermann
14 Jahre
13 Jahre
Paula Hempel
12 Jahre
8 9
Fietjes Tagebuch
Fietje erzählt seinem Tagebuch, wie er und
Arti von einer Stadt in die nächste gelangten.
Dies ist jeweils die Eingangsgeschichte eines
jeden Federsammler-Bandes.
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Federsammler-Community
10
WER IST WER?
Sprachlos-Land
Wort-Reich
Fietje ist ein ganz normaler
Junge. Er ist 12 Jahre alt und
kommt aus Jena.
Zusammen mit seinem Papagei
Arti erlebt der Skater viele Abenteuer.
Der Vogel und seine Federn
brauchen oft seine Hilfe.
Gemeinsam mit Arti ist Fietje auf
der Flucht vor den Männern aus
Sprachlos-Land.
Arti ist ein Graupapagei. Er
ist 1439 Jahre alt. Der König von
Wort-Reich spricht 100 Sprachen.
In jeder grauen Feder steckt ein
Wort. Trotzdem sucht der Papagei
nach dem großen deutschen
Sprachschatz. Überall sammelt er
deutsche Wörter für sein Wort-
Reich. In seinen roten Federn sind
seine Lieblingswörter oder ganze
Sprachen versteckt. Er ist sehr
klug und weiß über Vieles bescheid.
Fietjes Skateboard
ist ein Zauber-Board. Es hört auf
seine und Artis Befehle. Arti kann
sich in dem Skateboard verstecken.
Der Papagei kann hinein
verschwinden, wenn Fietje es nass
macht. Erst, wenn es trocken
gerieben wird, kann Arti wieder
herauskommen.
Das Skateboard kann fliegen.
Herr Keinwort &
Mister Mundzu
kommen aus Sprachlos-Land. Dort
kann man keine Sprache sprechen.
Sie sprechen nur eine Sprache aus
Gedanken. Die beiden Männer sind
hinter Arti und seinem Sprachschatz
her. Sie versuchen, ihn für
ihr Land zu fangen. Jedes Wort,
also jede Feder, die sie von Arti
stehlen, sprechen sie laut aus.
inhaltsverzeichnis
Fietjes Tagebuch
1. Der Ausflug
2. Die Schlossbesichtigung
3. Alte und neue Freunde
4. Vor langer, langer Zeit
5. Der tiefe Fall
6. Willkommen im Mittelalter
7. Rettung in letzter Sekunde
8. Ein Abenteuer liegt in der Luft
9. Das Geheimnis der Burg Greifenstein
10. Das Bild der Papageiendame
11. Arana, der Drache
12. Flucht vor Keinwort & Mundzu
13. Das Medaillon
Feder-Schatz
14
16
20
24
34
52
66
74
80
90
98
101
112
114
132
14
FIETJES TAGEBUCH
15
Liebes Tagebuch,
Usbekistan war wirklich etwas ganz anderes
und so weit weg!
Und Herr Keinwort und Mister Mundzu
haben es diesmal echt übertrieben.
Sie haben einen Geldautomaten ausgeraubt!
Wozu? Habe ich mich gefragt.
Was wollen die denn mit Geld?!
Zum Glück war Laylis Papa Polizist und
konnte sofort helfen! Da hatten die beiden
nichts mehr zu lachen. Jetzt ist also
erst einmal Ruhe mit den zwei Gesellen.
Puh! Und, wenn ich es mir recht überlege,
muss man gar nicht so weit weg, um
Abenteuer zu erleben. Die passieren oft
genau vor der Haustür.
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16
DER AUSFLUG
17
01
Gedröhne =
Lärm
02
stattlich =
ansehnlich,
erhaben
"Der Ausflug"
Gedröhne
„Fietje, ich habe Lust auf einen Ausflug. Kommst du mit?“,
fragte Arti und landete auf der Schulter seines Freundes.
„Was machst du da eigentlich gerade?“
„Klar komme ich mit. Warte kurz, ich bin gleich fertig“, antwortete
Fietje zwischen lautem Gedröhne.
„Aber dazu brauchen wir mein Skateboard nicht. Ich würde
gerne wohin gehen, was weiter weg ist. Auf ein schönes
Schloss oder eine alte Burg vielleicht?“, entgegnete Fietje.
„Gute Idee! In Kranichfeld ist ein Schloss wieder aufgebaut
worden. Ein stattliches Bauwerk ist das! Es muss schon
viele Jahrhunderte her sein... Als ich das letzte Mal dort war,
war der Umbau gerade beendet“, schwärmte Arti.
03
Jahrhundert
=
lange Zeit,
100 Jahre
Als es endlich still wurde erklärte er stolz: „Ich baue einen
Knopf in mein Skateboard ein. Wenn ich ihn drücke und
den Ort sage, zu dem ich reisen möchte, bin ich in nur drei
Sekunden dort. Voll praktisch, oder?“
„Super! Das können wir für unseren Ausflug nutzen!“, rief
Arti begeistert.
stattlich
„Wollen wir in den Park Frisbee spielen gehen!
Darin bin ich richtig gut“, schlug Arti vor.
Jahrhundert
Ihren Namen erhielt sie durch die
Das Oberschloss wurde um 1100 als
18
DER AUSFLUG
19
04
Kaffeeklatsch
=
Plauderei
„Dann machen wir uns doch direkt auf den Weg“, sagte Fietje.
Er legte sein Skateboard auf den Boden und drückte den
neuen Knopf.
„Wir wollen zum Schloss Kranichfeld.“
Kaffeeklatsch
Er stellte sich auf das Skateboard und mit einem WUSCH
war er weg. Fietje landete leicht federnd vor einem großen
hölzernen Tor und sah sich um.
„Oh nein, wo ist Arti?! Er hat sich nicht an mir festgehalten!“
Er lenkte seinen Blick wieder auf das offene Tor.
Er bezahlte das Eintrittsgeld und setzte sich auf eine braune
Holzbank.
„Schau mal, wen ich auf dem Weg hierher getroffen habe“,
krächzte Arti, der auch gerade angekommen war.
Anti, sein Bruder, folgte ihm. Die beiden Papageien landeten
auf einem Ast der großen Eiche, die in der Mitte des
Schlosshofes stand.
„Was wird das denn jetzt hier, ein Kaffeeklatsch?“, fragte
Fietje scherzhaft.
„Das ist bestimmt das Oberschloss, das Arti gemeint hat."
wir wollen zum
schloss kranichfeld!
Kranichfeld
Kranichfeld, die Zweiburgenstadt,
liegt im thüringischen
Ilmtal und wurde als Korbmacherstadt
bekannt.
früher auf den Feldern überwinternden
Kraniche.
Burg durch die Herren von Kranichfeld
erbaut
20
DIE SCHLOSSBESICHTIGUNG
21
"Die Schlossbesichtigung"
„Buh!“, schrie Anti, der vorausgeflogen war und sich versteckt
hatte.
05
Innenhof =
Platz, umgeben
von Gebäuden
Die drei Freunde machten sich auf Erkundung. Sie gelangten
über die lange Brücke in den Innenhof des Schlosses.
„Am besten wir beginne im Keller und schauen uns von unten
nach oben alles an“, schlug Anti vor.
„Das ist ein sehr guter Vorschlag!“ erwiderte Arti begeistert.
So ging es die steinernen Schlosstreppen hinunter zu den
kalten Kellerräumen.
„Oha, es ist ziemlich dunkel hier unten...“, flüsterte Fietje.
Fietje und Arti erschreckten sich. Anti kicherte:
„Hahaha, ihr hättet mal eure Gesichter sehen müssen!“
„Sehr witzig Anti...“, brummte Arti.
Sie gingen weiter durch die kühlen Kellerräume, an weißen
Steinwänden entlang, bis sie in eine größere Kammer kamen.
BUH!
Innenhof
22
DIE SCHLOSSBESICHTIGUNG
Nische
23
06
Nische =
Vertiefung in
einer Wand
oder Mauer
Fietje fing plötzlich laut an zu lachen, so laut, dass es von
den alten Mauern widerhallte.
„Was ist?“, fragte Anti und schaute ihn verdutzt an.
Fietje deutete auf eine große Puppe, die in einer Nische
stand. Anti flog auf die Puppe zu.
„So sieht man sich wieder, alte Freundin“, sagte er und landete
auf der Schulter der ,weißen Geisterfrau.
Anti schlug sich den Flügel vor die Stirn.
„Keine Sorge, wir haben eine spezielle Abenteuer-Eintrittskarte.
Mit der können wir auch nachts hierbleiben“, unterbrach
Fietje die Streithähne.
„So, es ist 18:00 Uhr“, sagte Fietje. „Wo ist jetzt euer
Freund?“
07
Streithähne =
Raufbolde,
Streitende
„Wieso Freundin? Habt ihr schon mal miteinander geredet“,
kicherte Fietje.
Anti schnaubte: „Ja, das haben wir! Ich meine ja nicht diese
Puppe hier, sondern die echte weiße Frau! Um 18.00 Uhr
treffen wir uns übrigens noch mit einem anderen Freund
von Arti und mir."
„Das ist in fünf Minuten!“, stellte Fietje mit einem Blick auf
seine Uhr fest.
„Anti, was hast du da wieder ausgemacht? Das Schloss
macht 18.00 Uhr zu!“, sagte Arti.
Streithähne
24
ALTE UND NEUE FREUNDE
"Alte und neue Freunde"
25
„Hier bin ich!“, antwortete eine Stimme hinter ihnen.
Alle drehten sich um. Vor ihnen stand ein weißes Kaninchen
auf den Hinterpfoten, die Vorderbeine lässig vor der
kleinen Brust verschränkt. Dort war ein merkwürdiges
Symbol zu sehen.
hier bin
ich!
„Ich bin Pete-Manfred Kinikel! Aber nenn mich einfach
Pete. Das Oberschloss Kranichfeld ist mein Zuhause,“
sagte das Kaninchen zu Fietje.
„Kommt, ich möchte euch gerne zuerst meine Höhle zeigen“,
setzte Pete fröhlich hinzu.
Fietje war skeptisch. „Ich sehe mir mit Arti noch den
restlichen Keller an und wir treffen uns in einer halben
Stunde auf dem Innenhof?“
Damit waren alle einverstanden und während Pete mit
Anti zu seiner Höhle ging, erkundeten Fietje und Arti weiter
das dunkle Schloss.
26
ALTE UND NEUE FREUNDE
27
altklug
kleinlaut
„Was war das?“, fragte Fietje, als er und Arti ein leises
Heulen hörten.
„Es kommt anscheinend aus der Ruine“, sagte Arti etwas
unsicher.
Ruine
Am 06. April 1934 brannte
das Oberschloss bis auf die
Außenmauern nieder. Wie es zu der
Noch bevor Fietje etwas sagen konnte, erhob sich Arti
geräuschlos und flog zur Ruine.
08
altklug =
überheblich,
angeberisch
09
nörgeln =
meckern
10
kleinlaut =
betreten,
einsichtig
„Warte!“, rief Fietje, aber er konnte Arti nicht mehr aufhalten
und rannte ihm deshalb einfach hinterher.
Als sie in der Ruine angekommen waren, hörten sie das
Heulen deutlicher. „Ich hatte Recht!“, sagte Arti altklug.
„Gib nicht so an!“, nörgelte Fietje etwas kleinlaut.
Katastrophe kommen konnte, geht aus
dem Abschlussbericht der Feuerwehr
hervor, der in der "Ilm-Zeitung" stand.
Das Schloss mit seinen hohen Mauern
war von außen für die Löschmannschaften
sehr unzugänglich. Die
Holzfußböden und das Dachgebälk
begünstigten die schnelle Ausbreitung
des Feuers.
Die Brandursache wurde niemals
geklärt. Doch es hält sich bis heute das
Gerücht, dass der damalige Besitzer,
der Industrielle Ramminger, das
Schloss selbst angezündet hätte.
ich hab
immer
recht.
nörgeln
28
ALTE UND NEUE FREUNDE
29
„Könntet ihr vielleicht mal helfen, anstatt euch zu streiten?“,
hörten sie nun eine bekannte Stimme.
Anti erwiderte: „Ja, aber Pete hat sich in einem unbefestigten
Teil der Ruine die Pfote eingeklemmt!“
Als sie sich umdrehten staunten sie nicht schlecht.
„Anti? Ich dachte, du wolltest
Pete´s Höhle anschauen“,
sagte Arti überrascht.
„Dann los, wir müssen ihm helfen!“, sagte Fietje fest entschlossen.
Als sie bei Pete angekommen waren, machten sie sich
sofort daran, die schweren Steine von seiner Pfote herunter
zu räumen.
„Danke...! Das war Rettung in letzter Sekunde“, sagte das
Kaninchen dankbar.
DANKE...!
30
ALTE UND NEUE FREUNDE
31
„Vielleicht gehen wir erst einmal nach draußen“, schlug
„Dann trage ich dich eben“, bemerkte Fietje. Er hob Pete
Fietje vor.
vom Boden auf und trug ihn über den Schlosshof.
11
grummeln =
murren
„Aber ich kann nicht so gut laufen, meine Pfote!“,
grummelte Pete.
Als sie unter einem großen Erker ankamen, konnten
sie den berühmten „Leckarsch“ bestaunen. Das ist eine
kleine Figur am Sockel. Fietje holte sein Handy heraus,
12
Selfie =
Neudeutsch
für Selbstporträt
grummeln
machte ein Selfie und schickte es an seine Mama.
13
Ritterwort =
Ehrenwort,
Versprechen
LEckarsch
Selfie
Der Leckarsch wird als eine "Drolerie" (französisch: drollige,
Darstellung von Menschen, Tieren oder Fabelwesen in der mittelalterlichen
Kunst) angesehen.
Der Name "Leckarsch" kommt durch eine Inschrift, die an der Figur eingemeißelt
ist. Sie lautet: "Leck mich am Mars."
An den Fassaden von Renaissanceschlössern gibt es viele lustige oder
abschreckende Figuren, die den Besucher provozieren sollen.
Zu seiner Entstehung ist eine Sage überliefert:
Einst wohnten die zwei Brüder Wolfer und Lutger auf dem Oberschloss.
Sie stritten sich und teilten das Schloss auf. Der ältere Bruder Wolfer
behielt das Oberschloss, der jüngere Bruder Lutger zog in die Ferne.
Zuvor aber zeigte er dorthin, was heute die Niederburg ist, und rief: "Ich
komme zurück und werde dorthin eine Burg bauen."
Da rief Wolfer höhnisch: "Wenn dir das gelingt, werde ich mich am Arsch
lecken!"
Nach Jahren kehrte Lutger zurück und baute wirklich gegenüber die
Burg. Nun musste Wolfer sein gegebenes Ritterwort erfüllen und das
Ritterwort
Unmögliche (sich selbst am Hinterteil lecken) tun, wobei er ums Leben
kam. Lutger ließ zur Erinnerung an den Tag, seinen Bruder in dieser
gezwungenen Stellung in Stein hauen.
32
ALTE UND NEUE FREUNDE
33
„Es ist schon spät. Vielleicht sollten wir uns irgendwo hinlegen
und ein bisschen schlafen“, meinte Fietje.
Pete begann, in Fietjes Armen zu zappeln. Es nervte ihn,
dass alle schon wieder vergessen hatten, dass er auch
noch da war.
„Ich weiß, wo ihr schlafen könnt“, sagte er und deutete mit
der Pfote die Treppe hinunter.
Ruine
Er führte sie nun alle zu der Höhle, in der er wohnte.
Sie lag in der Ruine. Die Freunde gingen hinein und mussten
feststellen, dass Petes Höhle riesig war.
„Wow, du hast es hier ja echt gemütlich!“, staunte Fietje.
„Sag ich doch“, meinte Pete und sah Fietje gereizt ins Gesicht.
Der Junge setzte das Kaninchen endlich auf den Boden.
Als sie schlafen gingen, war es draußen schon stockfinster.
14
Ruine =
verfallenes
Gebäude
15
stockfinster =
sehr dunkel
stockfinster
ich weiß wo
ihr schlafen
könnt.
34
VOR LANGER, LANGER ZEIT
35
16
Insiderwissen
=
besondere
Kenntnisse
"Vor langer, langer Zeit"
Die Freunde hatten fast bis zum Mittag
geschlafen und sich danach einer Führung
angeschlossen. Doch nichts ging
über Petes Insiderwissen, das er bei
jeder Gelegenheit zum Besten gab. Am
späten Nachmittag schlenderten sie
über den von der Sonne beschienenen
Hof und schnappten frische Luft.
Rosenköniginnen
Die Rosenköniginnen gehören
traditionell zum Kranichfelder
Rosenfest.
Pete zeigte ihnen dann den Kleidersaal,
in dem auf großen Puppen die Kleider
der Rosenköniginnen ausgestellt waren.
Plötzlich hörten sie ein seltsames Geräusch.
Sie versteckten sich schnell
unter den weiten Kleidern und hielten
gespannt den Atem an. Zäh flossen die
Sekunden dahin, bis sich das seltsame
Geräusch wieder entfernte.
Insiderwissen
Gemäuer
36
VOR LANGER, LANGER ZEIT
37
„Puh...“, sagte Pete. „Das war knapp!“
„Was war das?“, fragte Fietje.
17
Gemäuer =
altes
Bauwerk
18
wie aus
einem
Schnabel =
nur hier
von: wie aus
einem Mund;
gleichzeitig
„Ich denke, es war die weiße Frau. An manchen Tagen streift
sie durch das alte Gemäuer und weint“, meinte Pete.
„Ich dachte, das war nur ein alberner Scherz, Anti“ sagte
Fietje und runzelte verwundert die Stirn.
„Sie ist wirklich eine alte Freundin ...“, sagten Arti und Anti wie
aus einem Schnabel.
was war
das?
38
VOR LANGER, LANGER ZEIT
39
Wimmern
19
Wimmern =
Beweinen,
Jammern
Die Freunde setzten ihre Tour fort. Inzwischen ging die
Sonne unter. Nur noch wenig Licht fiel auf die Zisterne
auf dem Hof. Da war es wieder. Es klang wie ein Wimmern
oder Weinen. Und auf einmal stand wie aus dem
Nichts eine weiß gekleidete Frau vor ihnen.
Angenehm, du
kannst mich ruhig
Lis nennen, das ist
seit 400 Jahren
mein Spitzname.
„Hallo Arti“, begrüßte sie den König von Wort-Reich zuerst.
Arti ist überrascht: „Hallo. Wie geht es dir Elisabeth?“
20
spuken =
herum
geistern
„Eigentlich gut, aber ich möchte hier nicht mehr spuken.
Wer ist das?“ Die Geisterfrau zeigte auf Fietje.
„Ich bin Fietje, der Freund von Arti und Anti“, antwortete
der Junge sichtlich erschrocken.
„Angenehm, du kannst mich ruhig Lis nennen, das ist seit
400 Jahren mein Spitzname.“
spuken
40
VOR LANGER, LANGER ZEIT
41
umbringen
„Seit 400 Jahren, solange spukst du? Warum?“, fragte Fietje
erstaunt.
Fietje schluckte schwer. Er erinnerte sich an die Geschichte,
die im Keller neben der Figur der Geisterfrau stand.
21
umbringen =
töten
Lis seufzte: „Vor langer Zeit hatte ich einen Mann. Ihn habe
ich leider frühzeitig verloren und war mit meinen beiden
Kindern alleine. Kurze Zeit später verliebte ich mich wieder.
Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, ging ich zu einer
Wahrsagerin. Sie sagte, dass zwei Augenpaare zu viel für die
Verbindung wären. Ich dachte, dass das meine Kinder seien
und ließ sie … umbringen.“
„Damit waren aber nicht meine Kinder, sondern die Eltern
meines Bräutigams gemeint...“, sprach sie unter Tränen und
verschwand.
„Das ist eine unheimlich traurige Geschichte...“, sagte Fietje mit
einem Kloß im Hals. Wieder regte es sich in Fietjes Armen.
„Du bist ja auch noch da, Pete!“, sagte er überrascht. Er hatte
das Kaninchen zum zweiten Mal einfach vergessen.
Pete war nun richtig verärgert: „Immer dreht sich alles nur
um Lis!“
„Reg dich ab, Pete!“, zischte Arti.
„Wollen wir nicht lieber nach draußen gehen?“, fragte Fietje.
„Ja, gute Idee!“, sagte Arti.
Wahrsagerin
Eine Frau, die die Zukunft
vorhersagt. Sie verfügt
angeblich über seherische
Fähigkeiten und Magie.
42
VOR LANGER, LANGER ZEIT
erstarrt
43
22
Sandwiches =
belegte Brote
23
Gegenlicht =
entgegenkommendes
Licht
24
erstarrt =
gelähmt,
betäubt
Sie setzten sie sich auf ein paar Stufen. Fietje holte
Sandwiches aus seinem Rucksack, gab Arti, Anti und
Pete je eines ab und biss in sein eigenes.
Gerade, als sie aufgegessen hatten, standen zwei Gestalten
vor ihnen. Fietje und Arti brauchten einen Moment,
um sie im Gegenlicht der Abendsonne zu erkennen.
Die Freunde waren wie erstarrt, dann rief Fietje:
„Weg hier, fliegt!"
weg hier,
fliegt!
Die Papageien flatterten aufgescheucht die Treppe
hinauf, Fietje preschte ihnen hinterher. Doch einen hatten
sie vergessen… Pete, der noch immer eine verletzte
Pfote hatte. Fietje blickte zurück, aber die Agenten aus
dem Sprachlos-Land folgten ihnen nicht.
„Pete! Wir müssen ihn holen!“,
rief Fietje.
Sandwiches
Gegenlicht
Leise schlich er zurück.
Doch unten war kein Hase
mehr. Die Papageien kamen
auch.
44
VOR LANGER, LANGER ZEIT
Sie machten sich auf die Suche. Doch von Pete fehlte jede
Spur. Auch bei der weißen Frau war er nicht zu finden.
Sie gingen wieder zum Rittersaal. Anti und Arti flogen
zwischen den Kleidern der Rosenköniginnen hin und her.
Doch auch war dort kein Pete zu sehen. Fietje trat vorsichtig
zwischen den Kleidern hindurch.
Da! Das leise Weinen! Hinter den Kleidern stand ein riesiger
Korb, der größer war als Fietje. Aus ihm kam ein
tiefes Schluchzen und Kratzen, das nach Krallen klang.
Fietje versuchte, über den Rand hineinzuschauen. Doch er
war zu klein. Also lehnte er sich dagegen und versuchte
den Korb umzuwerfen. Anti und Arti halfen ihm. Doch der
Korb ließ sich nicht bewegen.
Korb im Rittersaal
45
er hat ein Fassungsvermögen von 50 Zentnern Kartoffeln,
das sind 3 ½ Kubikmeter, bzw. 3500 Liter. Er
wurde in 60 Stunden Arbeitszeit hergestellt.
Vier Erwachsene können im umgestülpten Korb bequem
Karten spielen.
Die Entstehung des Korbs geht auf eine Wette zwischen
einem Fleischermeister und den Korbmachern zurück.
Der Fleischermeister gab den Korbmachern den Auftrag,
einen Korb mit den maßen 180 cm Höhe, am Fuße 90 cm und
oben 185 cm Weite anzufertigen. er sollte am sechsten Tag,
nach Abschluss der Wette, in der Gaststube übergeben
werden. Der Fleischermeister sah sich schon als Sieger, da
ein so großer Korb nie durch Türen oder Fenster passen
konnte. Dennoch schafften es die Korbmacher. Sie hatten
den Korb in einzelnen Teilen angefertigt, die mit Lederriemen
zusammengefügt wurden.
Der Fleischermeister hatte die Wette verloren und übergab
den Siegern den Preis in Form von Bier und Geräuchertem
aus der Wurstkammer.
46
VOR LANGER, LANGER ZEIT
pelzig
47
„Wartet hier“, sagte Fietje und rannte in den Innenhof.
Er hatte Glück. An einer Wand lehnte eine Leiter, die so
aussah, als ob sie hoch genug wäre. Er nahm sie mit in
den Kleidersaal und lehnte sie an den Korb. Fietje stieg die
Sprossen hinauf, Arti und Anti landeten auf dem Rand des
Korbes.
Als Fietje oben ankam schaute er in den Korb hinein. Wie
nicht anders zu erwarten war, befand sich Pete in dem
Korb.
25
Sprossen =
Stufen einer
Leiter
Er heulte leise und als er aufschaute, wanderte ein Lächeln
über sein pelziges Gesicht.
26
pelzig=
voller Fell
„Holt mich hier raus!“, flehte er.
Sprossen
Fietje sprang kurzerhand in den Korb. Doch bevor er Pete
nach oben geben konnte wurde der schwere Korb samt
Inhalt an Seilen nach oben gezogen.
27
kurzerhand =
ohne weiteres,
ohne zu überlegen
Arti rief: „Es sind die Ganoven!“
kurzerhand
48
VOR LANGER, LANGER ZEIT
49
Ablenkungsmanöver
Fietje stopfte Pete unter sein T-Shirt und sprang
hoch. Er hielt sich am Rand des Korbes fest und
konnte sich daran nach oben ziehen.
„Die können mich nicht aufhalten. Ich bin einer der
besten im Sportunterricht!“, sagte Fietje. Damit
landete er triumphierend auf dem Steinboden.
Er sah sich um, doch Anti und Arti waren verschwunden.
Der Korb erhob sich weiter in die Lüfte.
28
Ablenkungsmanöver
=
Täuschung
„Das hatten also die Sprachlos-Land-Agenten im
Sinn! Pete war nur das Ablenkungsmanöver!“, rief
Fietje und ballte die Hand wütend zur Faust.
50
VOR LANGER, LANGER ZEIT
51
Auf dem Fußboden lagen rote und blaue Federn. Fietje
sammelte sie und folgte der Spur. Als er die Wendeltreppe
nach unten lief und auf den Innenhof bog, prallte
er gegen Anti.
„Autsch!“, rief Fietje und rieb sich die Stirn.
29
Wendeltreppe
=
Treppe mit
spiralförmig
laufenden
Stufen
„Die Männer sind in den Graben gefallen und haben sich in
Luft aufgelöst!“, erklärte Anti aufgeregt.
Wendeltreppe
„Wie auch immer ihr das hinbekommen habt, es ist gut,
dass wir sie los sind“, sagte Fietje erleichtert.
Der Mond stand inzwischen hoch am Himmel und tauchte
den Hof in ein schauriges Licht.
„Kommt, lasst uns schlafen gehen! Es ist schon spät“,
sagte Fietje. Auch Pete gähnte an seinem Bauch.
52
DER TIEFE FALL
53
"Der tiefe Fall"
Einige Stunden später erwachte Arti. Es war noch mitten
in der Nacht. Er flatterte wild mit den Flügeln. Dabei fiel
eine seiner Federn direkt auf Fietjes Gesicht. Dieser sog
sie beim Einatmen dicht an seine Nase und musste laut
niesen. Jetzt schreckten alle aus ihrem Schlaf.
„Och Arti, ich habe gerade von einer so saftigen Löwenzahnwiese
geträumt“, murmelte Pete enttäuscht.
„Na ja, wenn wir alle wach sind, können wir doch zur weißen
Frau gehen, oder?“, fragte Arti vorsichtig nach.
„Das lässt mir schon die ganze Zeit keine Ruhe.“
„Oh, Entschuldigung! Ich wollte euch nicht aufwecken...“,
flüsterte Arti.
„Wir sollten aber zuvor im Schloss noch einmal nach dem
Rechten sehen!“, ertönte nun Antis schläfrige Stimme aus
einer Ecke.
„Ja, das stimmt. Wer weiß, ob Herr Keinwort und Mister
Mundzu wieder irgendwo herumgeistern“, sagte Fietje.
„Okay, kommt ihr danach zur weißen Frau?“, fragte Arti.
Fietje und Anti nickten und gingen nach oben in den Hauptteil
des Oberschlosses.
Oh,
Entschuldigung!
54
DER TIEFE FALL
55
Pete setzte sich aufs Artis Rücken und geräuschlos flogen
sie zur Figur der Weißen Frau.
„Die Skulptur ist einfach nur gruselig, wenn es dunkel ist“,
meinte Arti.
Pete lauschte, doch alles war still. Er wollte
wissen, ob Lis sich wieder zeigen
würde.
Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg in das
Kellergewölbe, doch von Fietje und Anti war immer noch
nichts zu sehen.
„Komm, wir suchen sie“, sagte Arti und flog mit Pete auf
dem Rücken in Richtung des Bergfrieds, dem „Dicken
Turm“.
Und da waren auch die beiden. Sie stiegen gerade auf den
Turm. Arti und Pete traten durch einen Bogen in das Innere
des Turms.
dicker Turm
Bergfried und Wohnturm
(Turmhöhe 27 Meter, Mauerstärke
3,6 Meter)
Der gewaltige Rundturm entstand ca. 1200.
Vom Turm hat man einen Blick über das
Ilmtal und die Stadt Kranichfeld.
An der Treppe sind alle Sponsoren
durch ein Messingschild benannt. Bis zur
Aussichts-plattform sind es 120 Stufen.
56
DER TIEFE FALL
Spirale
57
„Uff, sind das viele Stufen!“, schnaufte Pete.
„Wie gut, dass ich dich trage, oder?“, lächelte Arti.
30
Spirale =
schraubenförmige
Linie
Immer schneller flog Arti mit Pete auf dem Rücken
in einer Spirale nach oben. Er schoss an Fietje und Anti,
die Infotafeln lasen, vorbei. Dann bog er zu scharf um
die Kurve, sodass sich Pete nicht mehr halten konnte
und auf den Boden purzelte.
Arti konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Krachend
donnerte er gegen die Glastür, die zur Aussichtsplattform
führte. Er fiel rückwärts nach unten. Mühsam
rappelte er sich wieder auf.
Pete kam dazu. „Hier gehts lang", meinte er grinsend.
Zusammen bekamen sie die schwere Tür auf. Auf der
Aussichtsplattform war es sehr windig. Doch der Blick
war atemberaubend.
58
DER TIEFE FALL
59
Ihre Blicke gingen über die Wiese. Da sahen sie ihre Freunde
Fietje und Anti unten auf sie warten.
Im gleichen Moment warteten dort aber auch zwei andere
Gestalten auf sie. Doch davon wussten alle noch nichts.
Arti und Pete machten sich wieder auf den Weg nach
unten, um die anderen zu treffen. Kurze Zeit später erschienen
auch die beiden dunklen Gestalten am Treffpunkt.
Erst, als sie ins Licht traten, erkannten Arti und Fietje die
Männer.
„Hey, was wollt ihr hier?!“, rief Arti und seine Federn
richteten sich auf als
würden sie sich wehren.
„Kannst du dir das nicht denken?“, fragte Keinwort Arti in
Gedanken.
„Oh doch!“, entfuhr es Arti.
Da schaltete sich Fietje in das Geschehen ein: „Lasst ihn in
Ruhe!“ Schützend stellte er sich vor seinen Freund.
Gemein grinsend kamen die Ganoven näher. Da fing plötzlich
die Luft an zu schimmern, verdichtete sich zu einem
strahlenden Wirbelsturm. In glühendes Licht getaucht trat
eine blasse Gestalt hervor. Lautlos bewegte sie sich auf die
Bösewichte zu.
60
DER TIEFE FALL
61
Die Agenten aus Sprachlos-Land erschraken, drehten
sich auf der Stelle um und ergriffen die Flucht.
Den Staub auf dem Boden aufwirbelnd, ohne ihn dabei zu
berühren, drehte sich die Geistergestalt zu den Freunden
um.
Fietje stieß Arti mit den Ellenbogen leicht in die Seite.
„Nun ja... Ich könnte eure Unterstützung gebrauchen...“,
sagte die Geisterfrau peinlich berührt.
„Wobei denn?“, wollte Arti wissen.
„Lis, du bist es!“, rief Arti erleichtert.
„Hast du etwa einen anderen Geist erwartet?“, sagte sie
und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, jedoch ohne, dass
es ihre Augen erreichte.
... ich könnte
eure hilfe
gebrauchen...
„Was ist los?“, fragte Fietje, dem die Traurigkeit in ihrem
Blick nicht entgangen war.
„Morgen ist der Todestag meiner Kinder, die ich habe
umbringen lassen... Wie ihr wisst, hatte ich vor über 400
Jahren einen Mann. Dieser starb an...“
„Ja, ja, das wissen wir, Lis...“, unterbrach Arti sie ein wenig
genervt.
62
DER TIEFE FALL
63
Lis wandelte ins Schloss während sie leise und traurig
sprach. Die Freunde gingen ihr ehrfürchtig
hinterher. Sie hatten nun den Hochzeitssaal erreicht.
Lis schluckte schwer und sagte schließlich:
„Morgen ist ja der Todestag meiner Kinder und da wollte
ich fragen, ob ihr vielleicht... in die Vergangenheit reisen
könntet. Vielleicht könnt ihr mich davon abhalten, meine
Kinder töten zu lassen?“
Fietje war zutiefst gerührt und geschockt zugleich. Er
nickte eifrig.
JA!
„Ja, wir machen es!“, kam die Antwort von Arti.
„Gut, dann gebe ich euch noch die Einzelheiten, damit ihr
meine Kinder retten könnt“, sagte Lis.
64
DER TIEFE FALL
65
„Also, ihr kommt im Jahre 1616 an. Ich habe meine Kinder
beim Abendbrot vergiften lassen!“, erklärte sie und
eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange.
Fietje schrieb alles mit, was sie stockend erzählte.
„Okay, es kann losgehen“, sagte er und steckte den Zettel
in seine Hosentasche.
„Dann geht nun über die Brücke auf den Schlosshof. Ihr
habt jedoch nur 12 Stunden Zeit, um von dort wieder
zurückzukehren. Sonst müsst ihr für immer in der Vergangenheit
bleiben!“
„Das schaffen wir!“, antwortete Arti entschlossen.
„Viel Glück!“, wünschte ihnen Lis und hob die Hand.
Als Fietje und Arti sie wie gebannt anschauten,
verspürten sie einen Sog. Die Luft um Arti und Fietje
fing an zu wirbeln und sie standen mitten in einem
Sturm aus Jahreszahlen. Alles fing an sich zu drehen.
Und je mehr sich ihre Umgebung veränderte, desto langsamer
wurde der Wirbelsturm.
66
WILLKOMMEN IM MITTELALTER
67
"Willkommen
im Mittelalter"
um die Taille hing, war eine kleine Tasche aus Leder befestigt.
„Die guten alten Zeiten!“, schwärmte Arti grinsend.
„Wie siehst du denn
aus?!“, lachte Arti und
deutete auf seinen
Freund. Fietje sah an sich
herunter.
„Ach du Schreck!“, entfuhr
es ihm und auch er
fing an zu lachen.
Er trug eine rote
Strumpfhose und darüber
ein Kartoffelsack
ähnliches Gewand. An
einem Gürtel, der ihm
Auf dem Schlosshof herrschte buntes Treiben. Überall
hörten sie Händler ihre Waren feilbieten: „Frische Äpfel
zu verkaufen! Frische Äpfel!“
„Komm, wir verschaffen uns einen Überblick“, schlug
Fietje vor.
„Vergiss aber nicht, weswegen wir hier sind!“, ermahnte
ihn Arti.
Doch Fietje war schon auf und davon.
31
feilbieten =
anbieten,
verkaufen
feilbieten
68
WILLKOMMEN IM MITTELALTER
69
32
kollidieren =
zusammengestoßen
Fietje rannte nach draußen. Er wollte sehen, ob es dort
auch nach Mittelalter aussah. Arti hatte Mühe, seinen
Freund nicht aus den Augen zu verlieren.
Schimpfend, weil Arti beinahe mit einem anderen Vogel
kollidiert wäre, landete er völlig außer Atem auf Fietjes
Schulter.
„Schau mal. Zeitregeln für
Zeitreisende!“, sagte Fietje
und hielt Arti ein Buch
unter die Nase, auf dem
Zeitregeln
für
Zeitreisende
ein silbern funkelnder Stein zu sehen war.
kollidieren
„Entschuldigung, ich würde gern das Buch hier kaufen!“,
fragte Fietje den Mann hinter dem Stand, von dem er es
genommen hatte.
„Kommt darauf an, wieviel du mir bietest“, antwortete dieser
mit kratziger Stimme.
Fietje kramte in seiner Tasche und holte ein paar Münzen
heraus.
„Reicht das?“, fragte Fietje und drückte dem
Mann die Münzen in die Hand.
„Wie großzügig von Euch, Bursche!“, sagte der
Händler dankbar.
33
Bursche =
Junge
Bursche
70
WILLKOMMEN IM MITTELALTER
71
Fietje nahm das Buch und klemmte es sich unter den Arm.
Dann machte er sich auf die Suche nach einer ruhigen Ecke.
Wie schon zuvor in der neuen Zeit, fand er Ruhe unterhalb
des Erkers. Fietje setzte sich auf die Wiese und schlug das
Buch auf. Es war von Hand geschrieben.
„Irgendwie kommt mir die Schrift bekannt vor“, sagte Arti.
Fietje sah ihn mit hochgezogener Braue an.
„Wie man Geister erlöst...“, las Fietje vor.
„Was man beachten muss, wenn man einen
Geist von seinem Leid erlösen will:
Es ist eine schöne Sache, wenn man sich entschieden
hat, einen Geist zu erlösen. Allerdings
sollte man beachten, dass der Geist danach
nicht verschwinden darf, da sich ansonsten die
Zukunft dramatisch verändern würde. Man
muss dem Geist seine Last nehmen, aber im
Gegenzug dafür sorgen, dass er in unserer Welt
bleibt. Dazu erteilt man ihm einen Auftrag.
(Zum Beispiel: Bewache das Buch Lingua.*)
Der Geist wird sich so verantwortlich fühlen,
dass er an Ort und Stelle verweilen wird.
*Anmerkungen des Autors, Anti, Prinz von Wort-Reich
72
WILLKOMMEN IM MITTELALTER
73
„Moment mal, sagtest du Anti?!“, rief Arti und riss die
Augen auf.
„Ja, hier steht es. Anti, Prinz von Wort-Reich“, wiederholte
Fietje.
„Das hat er mir nie erzählt!“, schimpfte Arti über seinen
Bruder.
„Aber wenigstens wissen wir jetzt, wie wir Lis von ihrem
Spuk erlösen können!“, meinte Fietje.
„Wie denn?“, wollte Arti wissen.
Fietje rückte näher an seinen Freund und begann ihm
von seinem genialen Plan zu erzählen.
74
RETTUNG IN LETZTER SEKUNDE
75
"Rettung in
letzter Sekunde"
abseits
34
abseits =
am Rand
gelegen
Kurze Zeit später flog Arti los, um die Wahrsagerin
aufzusuchen, die Lis die Zukunft vorhergesagt hatte. Er
entdeckte einen mysteriös wirkenden Tisch, der etwas
abseits vom Gedränge stand. Überall lagen Kräuter und
Pflanzen verteilt, die Arti nicht kannte.
„Runter da, du Mistvieh!“, rief eine ältere Dame mit rauer
Stimme und scheuchte Arti mit einem Tuch von ihrer
Ware herunter.
„Ich suche die Wahrsagerin. Wo kann ich sie finden?“,
fragte Arti.
„Sie steht vor dir!“, antwortete sie und lächelte wissend.
„Bitte, Sie müssen Herrin Elisabeth sagen, dass sie sich
in der Deutung ihrer Vorhersage irrt! Sie will ihre Kinder
vergiften lassen!“, flehte Arti die Wahrsagerin an.
„Sie will es heute noch tun! Bitte reden Sie mit ihr, auf Sie
wird sie hören!“, bat Arti sie abermals.
„Okay, du nimmst das hier“, sagte sie und gab Arti ein
Bündel einer getrockneten Pflanze.
„Das ist Omniakraut, bei Vollmond gepflückt. Es macht alle
Gifte wirkungslos. Mische das den Kindern ins Trinken und
es wird ihnen nichts geschehen!“
„Okay, das mache ich! Danke!“, verabschiedete sich Arti
und flog los.
„Wirklich?“, schreckte die Dame auf.
76
RETTUNG IN LETZTER SEKUNDE
77
Fietje war währenddessen in die Schlossküche geschlichen.
wallend
„Pssst, du da drüben!“, flüsterte Fietje und winkte einen Küchenjungen
zu sich: „Soll ich für dich weiterarbeiten?“
Die Augen des Jungen leuchteten: „Ja, das wäre nett, hier
meine Schürze!“
„Danke!“, sagte Fietje und grinste.
Er zog sich die Schürze an und betrat die Küche. Eine wallende
Hitze schlug ihm entgegen. Bei den vielen Gerüchen, die in
der Luft schwirrten, fing sofort sein Magen an zu knurren.
35
wallend =
brodelnd
„Hey, du da! Bring das hier den Kindern der Herrin!“, befahl der
Koch.
„Oh, oh... Was soll ich machen, das Essen ist vergiftet! Hoffentlich
hat Arti die Wahrsagerin gefunden!“, murmelte Fietje.
Er verließ die Küche und fröstelte. Als er zum Himmel blickte
sah er, dass dieser sich bereits orange färbte. Die Zeit rann
ihm durch die Finger. Schnell eilte er unter dem Torbogen
hindurch, bis zum Bergfried.
78
RETTUNG IN LETZTER SEKUNDE
79
Er ging die Wendeltreppe zum Bergfried hoch. Draußen, vor
dem Fenster, saß Arti. Fietje stellte das Tablett auf den Boden
und ließ seinen Freund herein.
„Ich habe die Wahrsagerin gefunden! Sie ist gerade auf dem
Weg zu Lis, um mit ihr zu reden!“, sagte Arti ganz außer Atem.
Er zeigte Fietje das Gegengift. Sie gaben es blitzschnell in die
Becher.
„Dann bringen wir es hinter uns“,
seufzte Fietje.
Unter lautem Knarzen öffnete
Fietje die Tür zum Zimmer der
Kinder und trat ein. Er reichte den
beiden Kindern das Trinken. Beide
tranken aus. Da stürmte Elisabeth
in das kleine Turmzimmer.
Als sie ihre
Kinder trinken sah,
schrie sie: „Nein,
was habe ich
getan?!“
Nein, was
habe ich
getan?!
Fietje nahm Lis bei der Hand und drängte sie aus dem Raum.
„Lis! Wir haben ein Gegengift ins Trinken gemischt, die Kinder
werden nicht sterben!“, versicherte Fietje der aufgelösten Frau.
„Woher habt ihr das gewusst? Und wer seid ihr überhaupt?
Wie kann ich euch das jemals danken, habt ihr einen Wunsch?“,
fragte Lis, am Boden zerstört.
Die Freunde erzählten ihr die ganze Geschichte.
„Bitte, pass auf dieses Buch auf, es ist sehr wertvoll!“, sagte
Fietje zum Schluss und gab ihr das Buch „Zeitregeln für Zeitreisende“.
„Danke!“, hauchte sie
und ging zu ihren
Kindern zurück.
bitte, pass auf
dieses Buch auf,
es ist sehr
wertvoll!
80
EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT
81
"Ein Abenteuer liegt
in der Luft"
sich wieder in einen strahlenden Wirbelsturm und verschwand
in der Dunkelheit. Arti fing an wild mit den Flügeln
zu schlagen. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten?
Ist das Buch der Zeitreisenden weggekommen?
Fietje und Arti beeilten sich, denn die Zeit war fast um.
Sie rannten durch den Innenhof, über die Zugbrücke und
drängten sich durch die Menschenmengen, bis hin zur
großen Eiche. Genau noch rechtzeitig, denn schon spürten
sie den Sog, der sie wieder ins Jahr 2016 beförderte.
Leicht verwirrt standen sie wieder vor Lis.
Als Fietje auf sein Handy sah, bemerkte er, dass nicht
einmal eine Minute vergangen war, seit sie in die Vergangenheit
aufgebrochen waren.
Auf einmal verkrampfte sich Elisabeth und ihr Blick ging
starr durch sie hindurch. Mit seltsam erhobener Stimme
begann sie zu sprechen:
„Fietje! Wie fingen die Verse an?“
„Äh, ich glaube... Das Feuer hat fast alles verbrannt...“, erinnerte
sich Fietje.
„Wo einst die alte Kirche stand!“, beendete Arti den Satz.
„Das Feuer hat fast alles verbrannt,
wo einst die alte Kirche stand.
Versteckt zwischen Kiesel und Stein,
wird das Buch der Zeitreisenden sein.
Das Licht der Quelle wird euch leiten,
zu den alt beschriebenen Seiten.“
Als sie ihre Rätselverse beendet hatte, verwandelte sie
82
EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT
83
„Vielleicht müssen wir auf den Vorderhof, wo die alte
Eiche steht!“, schlussfolgerte Fietje. Also gingen Fietje und
Arti dort hin.
„Wie ging es weiter?“, wollte Fietje wissen.
„…zwischen Kiesel und Stein, wird das Buch der Zeitreisenden
sein!“, überlegte Arti.
„Das klingt nach...“, begann Fietje.
„...einer Mauer!“, riefen die Freunde wie aus einem Mund.
„Das kann ja ewig dauern...“, seufzte Arti, dem klar wurde,
dass sie eine "Nadel im Heuhaufen" suchten.
Sofort begann er die Mauer abzufliegen und besah sich
jeden Stein genau.
„Warte mal! Es gab noch eine Zeile!“, warf Fietje ein.
„Das Licht der Quelle... Wird euch leiten... Zu den alt beschriebenen
Seiten!“, brach es aus dem Jungen heraus.
„Es ist einfach zu dunkel hier“, nörgelte Arti und landete
auf Fietjes Schulter.
84
EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT
85
„Wie gut, dass ich eine eingebaute Taschenlampe im
Handy habe.“
Die beiden suchten die komplette Mauer ab. Da leuchtete
ihnen plötzlich ein helles, rotes Licht entgegen. Es kam
von einem der Steine und leuchtete nur, wenn fremdes
Licht darauf fiel. Als sie dichter kamen, entdeckten sie
eine eingemeißelte Feder.
Fietje zog den Stein aus der Mauer, doch in dem Loch
war nichts. Enttäuscht wollte der Junge den Stein zurücksetzen,
als er merkte, dass dieser auf der Rückseite
offen war. Er drehte ihn um, da rutschte ihm auch
schon ein Buch in den Schoß. In silbernen Lettern stand
‚Zeitregeln für Zeitreisende’ darauf. Er zeigte es Arti,
der auf seiner Schulter gelandet war.
36
Lettern =
Buchstaben
„Der Stein scheint locker zu sitzen!“
Lettern
86
EIN ABENTEUER LIEGT IN DER LUFT
87
„Der Buchrücken ist kaputt“, stellte Arti fest.
Fietje seufzte und strich über das alte Leder. Als sein
Finger den silbern funkelnden Stein berührte, hörten sie
ein Klicken. Der Buchrücken sprang auf. Das ganze Buch
war ein Geheimfach. Darin befand sich eine Pergamentrolle.
Fietje steckte die Karte zurück ins Buch und verstaute
dieses sicher in seiner Tasche.
„Aber diesmal hältst du dich an mir fest, Arti!“, mahnte
er und drückte den neuen Knopf an seinem Skateboard.
„Nach Bad Blankenburg!“
„Zeig mal!“, forderte Arti seinen Freund auf.
Fietje entrollte das alte Papier, auf dem sich das Bild
einer Burg zeigte.
„Das ist nicht das Oberschloss Kranichfeld“, stellte Fietje
fest.
Über den Umrissen der Burg stand etwas in altdeutschen
Buchstaben.
Burg Greifenstein in
Bad Blankenburg
37
wittern =
riechen,
ahnen
„Burg Greifenstein in Bad Blankenburg“, las Arti vor.
„Dann müssen wir da hin!“, sagte Fietje entschlossen.
Er witterte ein neues Abenteuer.
nach bad
blankenburg!
wittern
88
89
mir gefällt
die eiche! sie
ist nicht nur
groß, sondern
auch sehr alt.
ich mag mein
"denkmal".
So erinnert man
sich an meine
geschichte.
ich finde die
ruine geheimnisvoll.
Sie
erinnert mich
an früher!
boah, ist das
hoch! der turm
gefällt mir!
Was gefällt dir an einem Schloss oder einer Burg?
seht mal, der
erker! er ist
kunstvoll
gestaltet und
einfach schön!
90
DAS GEHEIMNIS DER BURG GREIFENSTEIN
"Das Geheimnis der Burg
Greifenstein"
91
Fietje und Arti erreichten mit dem Skateboard den
Bahnhof in Bad Blankenburg. Sie liefen vom Bahnhof zur
Burg. Dabei kamen sie an der Stadthalle vorbei. Dort
kauften sie sich eine Karte, um den Weg zur Burg nicht
zu verfehlen.
Bad Blankenburg
Kleinstadt im Landkreis
Saalfeld-Rudolstadt in
Thüringen
Auch "Lavendelstadt" genannt
Weitere Sehenswürdigkeiten:
Wohnhaus von Friedrich Fröbel
(Gründer des ersten Kindergartens)
und Fröbelmuseum
Langsam wurde es dämmrig und regnerisch, deshalb
verkroch sich Arti im Skateboard. Der Weg nach oben
war steinig, steil und voller Laub. Neben dem Weg gab es
eine Regenrinne, in der sich schon viel Wasser angesammelt
hatte.
92 DAS GEHEIMNIS DER BURG GREIFENSTEIN
Detail
93
Durch seine Nachtsichtbrille konnte Arti das gesamte
Burggelände erkennen. Er flog über die Burg und sah,
dass im Turm das Licht brannte. Er wurde aber sofort
durch Bewegungen am anderen Ende der Burg abgelenkt.
Als er genauer hinsah, entdeckte er viele Greifvögel.
39
Nachtsichtbrille
=
Brille für
Dunkelheit oder
Dämmerung
„Das muss eine Falknerei sein!“, dachte er sich.
Wie die Burg zu ihrem Namen kam
Laut einer Sage ist die Burg nach
einem Greifvogel benannt, der einem
Grafen von Käfernburg gehörte. Während
einer Jagd in den Kesselbergen verschwand
das Tier. Nach tagelanger Suche
wurde der Vogel auf einem Stein, der auf
einem hohen Berg lag, gefunden. Der Graf
war beeindruckt von der Aussicht und
beschloss, dort seine Burg zu bauen.
Nachtsichtbrille
Falknerei
40
Falknerei =
Pflege und
Abrichten
von Greifvögeln
38
Detail =
Teilstück
Als Fietje und Arti das Tor der Burg Greifenstein erreichten,
war es bereits dunkel geworden. Es war neblig und
kalt. Fietje holte Arti aus dem Skateboard heraus. Sie
wollten sich die Schatzkarte noch einmal ansehen. Das
Skateboard leuchtete hell auf. Dadurch konnten sie die
Details gut erkennen. Sie stellten fest, dass der Schatz
im Turm sein musste. Zuerst schickte Fietje Arti auf
Erkundungsflug.
Adler & Falkenhof auf Burg Greifenstein
Zuchtprogramme und Auswilderung
verletzter Greifvögel
Flugvorführungen mit Informationen über die
Geschichte der Falknerei, die Ausbildung zum Falkner
und die Lebensweise der Greifvögel
94
Greifvögel
95
Nachtaktive Eulen
Waldkauz
Verbreitung: Europa bis nach Westsibirien
und Iran, Südostasien
Lebensraum: Laub- und Mischwälder, Alleen,
Parkanlagen, Gärten
Kennzeichen: ca. 40 cm groß, 105 cm Flügelspannweite,
großer runder Kopf mit braunschwarzen
Augen, heller Gesichtsschleier, rindenähnliche
Gefiederfärbung, kann bis zu 15 Jahre alt
werden
Nahrung: Vögel, Kleinsäuger, Mäuse, Regenwürmer
Brutzeit: April bis Juni
Tagaktive Habichtartige
Rotschwanzbussard
Verbreitung: Nord- und Mittelamerika, von Alaska bis auf die Bahamas,
Karibik
Lebensraum: Wüsten, Gebirge, Wälder, offene Gebiete
Kennzeichen: dunkelbraune Oberseite des Gefieders, dunkelbraune Flecken auf der
weißen bis hellbraun gemusterten Unterseite, Oberkopf und Nacken sind braun
gefiedert, rostbrauner Schwanz, 48-63 cm groß, 110-135 cm Flügelspannweite
Nahrung: Säugetiere (kleine Nagetiere), Vögel, Insekten, Schlangen, Reptilien
Sibirischer Uhu
Brutzeit: April bis Mai
Verbreitung: paläarktische Region im Osten
Russlands und Sibirien
Lebensraum: offene und bewaldete Gebiete, felsige
Hänge, Steinbrüche, offene Steppen, Mittelgebirge,
mittlere Lagen der Hochgebirge
Kennzeichen: weltweit größte Eulenart, Männchen:
68 cm groß, Flügelspannweite: 160 cm, Weibchen: 75
cm groß, Flügelspannweite: ca. 170 cm, kann seinen
Kopf bis zu 270 Grad drehen, große Augen mit orange
gefärbten Pupillen, Gefieder überwiegend graubraun
gefärbt und mit dunkler Bänderung versehen, kann
bis zu 50 Jahre alt werden, nachtaktiver Jäger
Nahrung: Kleinsäuger und Vögel
Brutzeit: März
Raubadler
Verbreitung: Indien, vom Schwarzen Meer bis zur
Mandschurei, Ukraine, nördlich des Kaspischen Meeres
Lebensraum: offene Ebenen, Steppen und Savannen
Kennzeichen: dunkelbraunes Federkleid, 75-80 cm groß, 175-
210 cm Flügelspannweite; wenig aktiv, hält auf dem Boden
oder auf mittel hohen Bäumen nach seiner Beute Ausschau
Nahrung: kleine bis mittelgroße Säugetiere, Hühnervögel
Brutzeit: Mitte April bis Anfang Mai
96
DAS GEHEIMNIS DER BURG GREIFENSTEIN
97
41
putzmunter =
hellwach,
bester Laune
Alle Vögel schliefen, außer dem Uhu. Er war putzmunter
und flog in der Voliere herum. Arti flog näher
und schaute auf einem Schild nach dem Namen des Vo-
Bubu sagte: „Ich weiß nur, dass es in den alten Mauern
ein Geheimnis gibt. Flieg in Richtung des Palas, dann wirst
du es entdecken.“
42
Palas =
Saal in
einer Burg
gels: die Uhu-Dame hieß Bubu. Arti Sprach Bubu an:
„Hallo Bubu.“
Artis Neugier war geweckt. Er flog in die angegebene
Richtung und fand eine halb geöffnete Tür im Gemäuer.
Bubu antwortete: „Wer bist du denn?“
Arti erwiderte: „Ich bin Arti, der König von Wort-Reich.
Wir suchen einen Schatz, der im Burggelände sein soll,
Palas
weißt du etwas darüber?"
putzmunter
ich weiß nur,
dass es in den alten
Mauern ein
geheimnis gibt ...
Der sibirische Uhu Bubu
Die Uhu-Dame Bubu,
die in der Falknerei
lebt, ist auch bekannt als
Fernsehstar aus der Sendung
"KIKA Baumhaus" im Kinderkanal.
98
DAS BILD DER PAPAGEIENDAME
99
"Das Bild der
Papageiendame"
43
aufrappeln =
mühsam
aufstehen
44
realisieren =
verwirklichen
feststellen
Neugierig schlüpfte er durch die Tür und blickte in einen
tief schwarzen Raum. Arti wollte sich gerade vorantasten,
übersah aber in der Dunkelheit eine steile Wendeltreppe
und stürzte hinab. Völlig verstört kam er unten
an, rappelte sich auf und blickte sich um. Erst jetzt
realisierte er, dass er in einem Keller gelandet war. Es
war ziemlich verstaubt und dreckig. Ein Spiegel und ein
alter Sessel standen hier herum. Aber ganz besonders
fiel Arti ein Bild ins Auge. Er ging näher heran und betrachtete
es.
realisieren
HOnka
Honka!
majestätisch
Das Bild zeigte einen Graupapagei, aber keinen normalen,
sondern einen Wort-Artisten, wie er einer war. Arti
schaute ihn an und suchte einen seiner Zaubersprüche
aus seinen Federn heraus. Er entschied sich für "Honka
Honka", woraufhin eine majestätische Papageiendame
aus dem Bild stieg und vor ihm stand.
Arti fragte: „Wie heißt du?“
aufrappeln
„Arana und wer bist du?", antwortete die Papageiendame.
„Ich bin Arti, und ein Wort-Artist wie du“, entgegnete
Arti.
Arana fragte: „Wie hast du mich gefunden?"
Arti antwortete: „Ich bin durch Zufall in diesen Keller geraten,
fand das Bild und beschwor es mit „Honka Honka".
45
majestätisch =
würdevoll,
wie ein König
Ab 1821: erste Erhaltungsarbeiten
Erhaltung der Burganlage, ab 1990
100
ARANA DER DRACHE
46
plappern =
viel und
schnell
sprechen
47
Gefieder =
Federkleid
48
Portal =
Tor, Zugang
plappern
Arana war erstaunt: „Woher kanntest du den Spruch?"
Arti plapperte: „Oh, ich habe viele Zauberwörter in meinem
Gefieder und wusste auch sofort das Richtige. Aber
woher kommst du und was machst du hier?“
Arana erzählte: „Ich komme aus einem weit entfernten
Zauberwald, der seit Jahrtausenden existiert, aber nur
über ein Portal erreichbar ist. Und hier hüte ich den alten
Schatz der Wort-Artisten und wache über die Burg."
Damit verschwand sie in der Dunkelheit.
"Arana, der Drache"
Arti wollte Fietje nicht noch länger warten lassen und
verließ den Keller wieder. Er flog zurück zum Tor, wo
Fietje auf ihn wartete. Von oben betrachtete Arti nun
genauer das Eingangstor.
„Guck mal, das schöne Tor! Wie alt ist das wohl?", fragte
er.
„Genauso alt wie die ganze Burg, nämlich 808 Jahre",
meinte Fietje.
„Woher weißt du das?“, fragte Arti.
Fietje sagte: „Das hat mir mein Skateboard gezeigt.“
101
Gefieder
woher
kanntest du
das Wort?
Zur Geschichte der Burg
1208 erstmals urkundlich
Portal
erwähnt
1304-1349 Wohnsitz von Günther XXI.
von Schwarzburg-Blankenburg
16.-19. Jahrhundert: Verfall der
Burganlage
1965 Gründung des "Freundeskreis
Burgruine Greifenstein“ zur
umbenannt in "Verein Greifenstein-
Freunde e. V."
102
ARANA, DER DRACHE
103
Die beiden liefen den Weg hinauf. Fietje bemerkte, dass sie
„Warte“, gab Arti zurück, „ich fliege hoch
Palas
49
Jackett =
Jacke für
Männer
von jemandem verfolgt wurden.
“Arti!“, rief er, „sei mal ganz leise! Ich glaube, wir werden
verfolgt. Siehst du den schwarzen Hut und das graue
Jackett?“
„Ja!“, sagte Arti.
„Das sind Herr Keinwort und Mister Mundzu“, flüsterte Fietje
auf den Palas, dann sehen sie mich nicht.“
Als Arti oben war, rief er Fietje zu:
„Ja, ich sehe sie. Das sind sie.“
Fietje daraufhin: „Komm da schnell wieder
runter! Du nach links, ich nach rechts, so
können wir sie vielleicht ablenken.“
Hauptgebäude
der Burg
Erdgeschoss:
Burgschänke und
Vereins-zimmer der
GreifensteinFreunde
Obergeschoss:
Ausstellung über die
Burggeschichte und
Informationen über die
Sage vom Blankenburger
Esel, Jagdzimmer und
Festsaal
ängstlich.
Burgschänke
Jackett
ich glaube,
wir werden
verfolgt ...
ausstellung
ja!
104
ARANA, DER DRACHE
105
Nach einer Weile schaute Arti sich um und bemerkte, dass
Fietje verschwunden war.
„Fietjeee!!!“, schrie er. „Oh nein, er ist weg!“
Er musste ihn schnell wiederfinden. Da fiel ihm ein, dass er
Arana zu Hilfe holen könnte. Schließlich kannte sie sich auf
der Burg aus.
„A R A N A, Arana! “, rief Arti nun.
Bösewicht
Fietje hatte sich in der Zwischenzeit im Palas versteckt.
Dort entdeckte er einen festlichen Raum mit vielen alten
Gegenständen. Besonders faszinierten ihn die vielen
Schwerter, die an der Wand hingen. Er begann, den Raum
langsam zu erkunden.
Arana kam zum Glück sofort angeflogen und fragte:
„Arti, was ist denn los“?
Arti schilderte Arana hektisch: „Du musst mir helfen. Ich
habe meinen besten Freund Fietje verloren. Wir werden von
Herrn Keinwort und Mister Mundzu verfolgt. Das sind zwei
Bösewichte aus dem Sprachlos-Land!“
50
Bösewicht =
Verbrecher,
Dieb,
böser Mensch
Arana schien sofort zu begreifen, wovon er sprach.
„Ja, ich habe die beiden beobachtet. Sie sind euch nachgelaufen“,
sagte sie.
Arana hatte eine Idee: „Na komm, wir fliegen los. Du suchst
Fietje und ich vertreibe die Männer.“
Auf der Stelle verwandelte sie sich in einen Drachen und
jagte die Bösewichte fauchend vor sich her.
106
ARANA, DER DRACHE
107
Doch als er sich umdrehte, um sich die andere Seite des
Raums anzusehen, bekam er einen riesigen Schreck. Neben
dem Fenster schwebte ein Geist! Panisch versuchte er
wegzurennen. Aber das schaffte er nicht, denn er blieb mit
seinem an einem der Schwerter hängen. Als er versuchte,
sich loszureißen, erkannte er, dass der Geist an der Wand
nur eine Puppe war.
über dem Burghof hin und her. Nach einer Weile sah er,
wie jemand aus dem Palas stolperte. An dem Skateboard
erkannte er, dass es Fietje war. Arti erschrak, weil sein
T-Shirt zerrissen war.
Er rief Arana zu: „Ich habe Fietje gefunden! Ich fliege zu
ihm. Versuch du, die Bösewichte zu vertreiben!"
„Was bin ich nur für ein Tollpatsch!“,
sagte er leise zu sich selbst.
Zu Fietje gewandt fragte er dann: „Was ist mit dir passiert?“
Arti war immer noch auf der
Suche nach Fietje. Er flog hektisch
Geister auf Burg Greifenstein
Es gibt verschiedene Sagen, nach
denen es Geister auf der Burg
Greifenstein geben soll. Die bekannteste
Sage bezieht sich auf den Geist des Arztes
Freidank, Leibarzt des Königs Günther XXI.
Der Arzt soll den König vergiftet haben
und nun durch die alten Gemäuer spuken,
wo er um Vergebung seiner Sünden bittet.
108
ARANA, DER DRACHE
109
Noch bevor Fietje die Frage beantworten konnte, sah er
einen wütenden Drachen auf den Turm zufliegen. Arti
erklärte Fietje: „Siehst du den Drache, der um die Spitze
des Turms fliegt? Das ist Arana. Sie hilft uns, die beiden
Ganoven loszuwerden. Wir müssen sie einfangen
und beruhigen.“ Fietje schwang sich daraufhin auf sein
Skateboard. Beim Hochfliegen rutschte er ab und holte
sich einen blauen Fleck. Plötzlich flog der Drache auf die
beiden zu. Arana fauchte voller Wut. Arti flog ihr in den
Weg und beschwor sie, sich zurückzuverwandeln.
Als das getan war, schaute Fietje sie verblüfft an und
sagte: „Hey, du bist ja auch ein Papagei, wie Arti! Ich bin
übrigens Fietje. Wieso kannst du dich in einen Drachen
verwandeln?"
"Das ist mein Geheimnis", sagte Arana. „Ich bin die Hüterin
des Schatzes von Burg Greifenstein. Dafür muss
man so einiges können."
110
ARANA, DER DRACHE
51
stolpern =
aus dem
Gleichgewicht
kommen
Die Bösewichte stolperten
beim Fliehen über eine Mauer
und stürzten daraufhin in den
Burgbrunnen. Dabei hatte Arana
kein gutes Gefühl, denn von
dem Brunnen aus gibt es einen
geheimen Gang zur Zisterne, die
sich auf dem Burghof befindet.
stolpern
52
Zisterne =
Sammelbehälter
für
Nutzwasser
Die drei begaben sich nun
schnell zum Turm. Sie mussten
unbedingt vor Keinwort und
Mundzu in der Turmspitze sein,
um zu verhindern, dass die beiden
den Schatz fanden.
Zisterne
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FLUCHT VOR KEINWORT UND MUNDZU
53
verharren =
am Platz
bleiben
54
telepathisch =
durch
Gedankenübertragung
"Flucht vor Keinwort
& Mundzu "
Im Turm hörte man seltsame Geräusche. Das Skateboard
leuchtete kurz und dann sahen sie Federn hinunterfallen.
Fietje, Arti und Arana flogen die Stufen des Turmes hinauf.
Zum Glück hatte Fietje sein Skateboard.
Plötzlich verharrte Arana und schaute erstarrt und ängstlich
nach hinten. Sie hatte telepathisch eine Nachricht aus der
Falknerei bekommen. Die Falken hatten während der Flugshow
beobachtet, dass Keinwort und
Mundzu aus der Zisterne geklettert
und auf dem Weg zum
Turm waren. Also doch!
verharren
Arana sagte: „Wir müssen hier weg, los nach oben!“ Sie
schickte eine Nachricht an die Falken, dass sie angreifen sollen,
wenn sie ein Zeichen gab. Sie bewegten sich weiter nach
oben. Unter Fietjes Schritten bröckelte ein Stück Stufe und
traf Arana am Flügel.
Arana wollte hochfliegen, aber das klappte nicht. Sie fiel
ein ganzes Stück den Turm hinab, doch Arti schnappte
sich Arana vorsichtig mit seinen Krallen. Sie konnte nun
weder fliegen, noch laufen. Arti flog nach oben zu Fietje,
der Arana auf seine Schulter setzte. Sie nannte ihnen
den Weg zu einem Geheimgang.
Zisterne
bröckeln
113
55
bröckeln =
in kleine
Stücken
zerfallen
56
schnappen =
greifen,
fangen
schnappen
Turm
Runder Schacht auf dem
Burghof
von Steinen viereckig umrandet
Turmspitze ist
409,5 m über NN
Dient auch als Aussichtspunkt
im Jahre 1800 eingestürzt
1927-1928 wieder aufgebaut
Ehrenmal für die im
ersten Weltkrieg
gefallenen Turnerschaftler
des Vertreter-
Conventes (V. C.)
telepathisch
Von den Greifenstein-Freunden bis auf
13 m Tiefe wieder freigelegt
Fing von den umliegenden Dächern
herunterlaufendes Regenwasser auf
Vermutlich mit dem Burgbrunnen
verbunden
114
DAS MEDAILLON
"Das Medaillon"
115
In der Spitze des Turmes gab es eine kleine breite Tür, die
verriegelt war.
„Schnell!", murmelte Fietje.
Herr Keinwort und Mister Mundzu kamen immer näher, die
Schritte auf den Stufen wurden immer lauter. Fietje, Arti
und Arana rückten nah aneinander und hofften, dass die
beiden an der Tür vorübergehen würden. Die drei gaben
keinen Mucks von sich… Jetzt sahen sie jemanden vor der
Tür stehen.
Oh nein, wenn es die beiden Bösewichte tatsächlich
schafften hineinzukommen, waren Arti und Arana in
großer Gefahr. Arana hockte sich auf einen kleinen Tisch,
auf dessen Rand eine große Kiste stand. Sie lehnte sich
an die Kiste. Doch plötzlich rutschte Arana ab, die Kiste
schwankte und beide fielen auf den Boden. Bevor die
Kiste Arana traf, rollte sie sich zur Seite.
„Puh das war knapp!“, murmelte sie. Mit einem besorgten
Blick kam Arti näher.
„Die Kiste hat mich nicht erwischt. Aber seit mich der
Stein vorhin getroffen hat, kann ich meinen Flügel nicht
mehr bewegen. Und wenn ich verletzt bin, kann ich mich
nicht mehr in einen Drachen verwandeln. Das muss ich
aber, damit wir die Tür öffnen können", sagte sie verzweifelt.
116
DAS MEDAILLON
117
„Seht mal ihr beiden, die Wand öffnet sich. Das ist unsere
Rettung, los kommt, bevor Mundzu und Keinwort die Tür
aufbrechen", flüsterte Fietje.
Nachdem die drei schnell durch den Spalt in der Wand
gegangen waren, schloss er sich wieder. In dem langen
schmalen Gang dahinter gab es zum Glück brennende
Fackeln. Schon bald waren sie wieder an der frischen
Luft.
„Glück gehabt", keuchte Fietje, der als Erster rausgekommen
war. Arana kam als Letzte: Sie trug eine kleine Kiste
im Schnabel, die mit geheimnisvollen Mustern versehen
war.
„Als die große Kiste runtergefallen ist, habe ich etwas
merkwürdig leuchten sehen. Dieses Kästchen ist mir
aufgefallen, weil es das typische Muster von Wort-Reich
hat", erzählte sie.
118
DAS MEDAILLON
vergilbt
119
„Fietje, vielleicht ist das der Schatz von Wort-Reich. Schau
mal auf die Schatzkarte!", sagte Arti aufgeregt.
Gespannt sahen sie auf das Pergament. Das rote Kreuz war
dort, wo das Turmzimmer lag.
„Hey, das könnte wirklich der Schatz sein!", freute sich Fietje.
57
Strudel =
schnelle
Drehbewegung,
die meist zu
einem Mittelpunkt
hin
nach unten zieht
58
Siegel =
Verschluss
aus Wachs
59
vergilbt =
die Farbe
verloren,
blass (gelb)
geworden
„Los, lasst uns das Kästchen aufmachen!" Arti war ganz
ungeduldig.
Fietje kniete sich hin, öffnete das Kästchen ganz behutsam.
Er fand darin ein Medaillon und einen Brief, der sehr alt
aussah. Auf dem Medaillon waren bunte Federn in einem
Strudel von Wörtern abgebildet, außerdem schien sich der
Strudel zu bewegen. Der Brief war mit einem Siegel mit
Federsymbol verschlossen. Das Papier war ein bisschen
vergilbt, aber sonst schien er nicht beschädigt zu sein. Fietje
wollte den Brief laut vorlesen. Er öffnete das Siegel.
„Huch, der ist ja in einer komischen Schrift geschrieben."
„Das ist die Sprache der Wort-Hüter. Diese Sprache können
nur jene lesen, die zu Wort-Reich gehören oder diejenigen,
die eine besondere Feder von ihnen freiwillig bekommen
haben", sagte Arana.
Siegel
Strudel
120
DAS MEDAILLON
121
Die beiden Papageien flüsterten aufgeregt miteinander,
dann wandten sie sich Fietje zu:
„Die oberste Regel besagt, dass wir niemals Menschen die
Sprache der Wort-Hüter lehren dürfen. Aber du hast uns
immer wieder geholfen, dass uns die Sprachlos-Leute nicht
schon längst alle Federn ausgerupft haben. Deshalb beschlossen
wir, dir so eine besondere Feder zu überreichen."
Arana gab Fietje eine Feder, die sehr tief in ihrem Gefieder
verborgen war. Kaum hatte Fietje diese in der Hand, verwandelte
sie sich in eine blau leuchtende Kugel, die blitzschnell
in seinen Hals schwirrte.
„Nun ergeben die Symbole auf dem Brief für mich einen
Sinn", rief und er las:
„Wow, was für eine Ehre", bedankte sich Fietje.
wow,
was für
eine ehre!
122
DAS MEDAILLON
123
„Das gesamte Wissen von Wort-Reich", hauchte Fietje.
„Wir sollten weitergehen. Mundzu und Keinwort sind immer
noch irgendwo hier. Das mit dem Medaillon sollten wir woanders
ausprobieren", sagte Arana.
„Wo genau sind wir eigentlich?", fragte Arti. Fietje holte die
Karte aus dem Rucksack. „Wir müssten bei der Ruine der
alten Burgkapelle herausgekommen sein."
Die drei Freunde liefen zum Burgtor. Kurz bevor sie dort
ankamen, hörten sie einen lauten Knall. Ruckartig drehten
sie sich zu dem Geräusch um.
In der Nähe der Falknerei öffnete sich eine Wand und
Mundzu und Keinwort flogen unsanft heraus.
„Sie müssen einen anderen Weg aus dem Turm gefunden
haben", schrie Arti. „Sollen wir kämpfen?"
Aber wie sollten ein Kind und zwei Vögel mit zwei erwachsenen
Männern fertig werden? Da hatte Arana eine Idee:
„Was, wenn die zwei Männer
gegen ein Kind, einen Schwarm
Vögel und einen Drachen antreten
müssen? Könnten wir es
dann schaffen?“
124
DAS MEDAILLON
125
„Ah, ich verstehe, du willst dich mit den Vögeln wieder per
Telepathie in Verbindung setzen, damit sie uns helfen und
du willst dich in einen Drachen verwandeln. Das ist eine
großartige Idee!“, rief Arti begeistert.
„Arana, aber du bist doch verletzt und kannst dich gar
nicht in einen Drachen verwandeln!", seufzte Fietje.
„Als Hüterin des Schatzes habe ich noch ein Ass im Federkleid",
erwiderte Arana.
Arana holte ein kleines Reagenzglas hervor.
„Ein Tröpfchen reicht, um mich vollständig zu heilen. Aber
ich darf es nur in einem Notfall wie diesem anwenden",
erklärte Arana.
„Arti und ich lenken die
beiden ab und du Arana
rufst die anderen Vögel
und verwandelst dich in
einen Drachen", fasste
Fietje zusammen.
Arti flog zu Mundzu und
umkreiste seinen Kopf.
Der sprang auf und
ab, aber Arti wich ihm
geschickt aus. Fietje fuhr
mit seinem Skatebord
Runden um Keinwort, bis
diesem vom Zuschauen
schwindelig wurde.
126
DAS MEDAILLON
127
Bald darauf kamen die Vögel aus der Falknerei. Sie
stürzten sich mit ihren Schnäbeln und Krallen auf die
grauen Männer. Durch die vielen Vögel konnte man die
beiden kaum noch erkennen.
Es schien, als ob sie sich auflösen würden. Dicker grauer
Nebel legte sich auf Keinwort und Mundzu.
Langsam hob er
sich er von den
nackten Füßen zu
den Knien hinauf
zum Bauch und
weiter bis zum
Hals. Bis schließlich
jede Haarsträhne
von Nebel bedeckt
war. Plötzlich gab
es einen Blitz, der
so unnatürlich laut
und hell war, dass
die Zeit stehen
blieb.
128
DAS MEDAILLON
129
60
kreischen =
mit schriller
Stimme
schreien
Als Fietje sich wieder bewegen konnte, war es nicht mehr
Nacht und er war auch nicht mehr auf der Burg Greifenstein.
Er fand sich auf einer Wiese wieder. Waren Arti und
Arana auch hier gelandet? Er sah sich um und sah die beiden
neben sich sitzen.
„Ok, wo sind wir?", fragte er.
„Wir sind in Wortreich", sagte Arti glücklich.
„Der Blitz, er muss in das Medallion eingeschlagen und uns
hierhergebracht haben."
kreischen
Von Keinwort und Mundzu war nichts mehr zu sehen, aber
auch das Medaillon hing nicht mehr um Fietjes Hals.
Ehe er noch fragen und suchen konnte, wurden er und Arti
von einem Wirbel erfasst und in ihre Zeit zurück geschleudert.
Völlig benommen standen sie in der Falknerei.
„Arana, wo ist Arana?", kreischte Arti.
Aber Arana blieb verschwunden. Nur ein aus Schieferplatten
geformtes Bild erinnerte an die Papageiendame, die sich in
einen Drachen verwandeln konnte.
wo sind
wir?
130
Fietje und Arti auf Burg Greifenstein
131
Lies die Geschichte und beantworte die Fragen. Schreib
die Nummer der Frage und die Antwort unter das
passende Bild.
1. An welcher Stelle schauen Arti und Fietje das erste Mal auf die Schatzkarte?
2. Wo versteckt sich Fietje bei seiner Flucht vor Keinwort und Mundzu?
3. Wo leben Bubu und die Greifvögel?
4. Wohin stürzen Keinwort und Mundzu bei ihrer Flucht?
5. Wohin führt der Geheimgang vom Brunnen?
6. Wo finden Arti und seine Freunde den Schatz?
132
FEDER-SCHATZ
133
S. 18 | Nr. 01 das Gedröhne, - Substantiv | Lärm
S. 36 | Nr. 16 das Insiderwissen Substantiv | besondere Kenntnisse
S. 19 | Nr. 02 stattlich Adjektiv | ansehnlich, erhaben
S. 38 | Nr. 17 das Gemäuer, - Substantiv | altes Bauwerk
S. 19 | Nr. 03 das Jahrhundert, -e Substantiv | lange Zeit, 100 Jahre
S. 38 | Nr. 18
wie aus einem Mund
(hier Schnabel)
Redewendung | gleichzeitig etwas sagen
S. 21 | Nr. 04 der Kaffeeklatsch Substantiv | Plauderei
S. 40 | Nr. 19 das Wimmern Substantiv | Beweinen, Jammern (leise klagen)
S. 22 | Nr. 05 der Innenhof, -höfe Substantiv | Platz, umgeben von Gebäuden
S. 40 | Nr. 20 spuken Verb | herumgeistern
S. 24 | Nr. 06 die Nische, -en Substantiv | Vertiefung in einer Wand oder Mauer
S. 42 | Nr. 21 umbringen Verb | töten
S. 25 | Nr. 07 die Streithähne Substantiv | Raufbolde, Streitende
S. 44 | Nr. 22 die Sandwiches Substantiv | belegte Brote
S. 28 | Nr. 08 altklug Adjektiv | überheblich, angeberisch, prahlerisch
S. 44 | Nr. 23 das Gegenlicht Substantiv | entgegenkommendes Licht
S. 28 | Nr. 09 nörgeln Verb | meckern, sich beschweren
S. 44 | Nr. 24 erstarrt Adjektiv | wie gelähmt
S. 28 | Nr. 10 kleinlaut Adjektiv | betreten (zaghaft, schüchtern) einsichtig
S. 49 | Nr. 25 die Sprosse, -n Substantiv | Stufe einer Leiter
S. 32 | Nr. 11 grummeln Verb | murren
S. 49 | Nr. 26 pelzig Adjektiv | voller Fell
S. 33 | Nr. 12 das Selfie, -s Substantiv | neudeutsch für Selbstporträt
S. 49 | Nr. 27 kurzerhand Adverb | ohne Weiteres (ohne zu überlegen)
S. 33 | Nr. 13 das Ritterwort, -e Substantiv | Ehrenwort
S. 50 | Nr. 28 das Ablenkungsmanöver, - Substantiv | Täuschung
S. 35 | Nr. 14 die Ruine, -n Substantiv | verfallenes Gebäude
S. 53 | Nr. 29 die Wendeltreppe, -n Substantiv | Treppe mit spiralförmig laufenden Stufen
S. 35 | Nr. 15 stockfinster Adjektiv |sehr dunkel
S. 58 | Nr. 30 die Spirale, -n Substantiv | schraubenförmige Linie
134
FEDER-SCHATZ
135
S. 69 | Nr. 31 feilbieten Verb | anbieten, verkaufen
S. 102 | Nr. 46 plappern Verb | schnell reden
S. 70 | Nr. 32 kollidieren Verb| zusammenstoßen
S. 102 | Nr. 47 das Gefieder, - Substantiv | Federkleid, alle Federn eines Vogels
S. 71 | Nr. 33 der Bursche, -n Substantiv | Junge
S. 104 | Nr. 48 das Portal, -e Substantiv | Tor, Zugang
S. 76 | Nr. 34 abseits Adverb | am Rand gelegen
S. 106 | Nr. 49 das Jackett, -s Substantiv | Jacke für Männer
S. 79 | Nr. 35 wallend Adjektiv| brodelnd
S. 112 | Nr. 50 der Bösewicht, -e Substantiv | Verbrecher, Dieb, böser Mensch
S. 87 | Nr. 36 die Lettern Substantiv | Buchstaben
S. 112 | Nr. 51 stolpern Verb | aus dem Gleichgewicht kommen
S. 94 | Nr. 37 wittern Verb | ahnen, riechen (Tier)
S. 114 | Nr. 52 die Zisterne, -n Substantiv | Sammelbehälter für Nutzwasser
S. 95 | Nr. 38 das Detail, -s Substantiv | Teilstück
S. 114 | Nr. 53 verharren Verb | am Platz bleiben
S. 95 | Nr. 39 die Nachtsichtbrille, -n Substantiv | Brille für Dämmerung und Dunkelheit
S. 115 | Nr. 54 telepathisch Adverb | durch Gedankenübertragung
S. 98 | Nr. 40 die Falknerei, -en Substantiv | Pflege und Abrichten von Greifvögeln
S. 115 | Nr. 55 bröckeln Verb | in kleine Stücken zerfallen
S. 99 | Nr. 41 putzmunter Adjektiv | hellwach, bester Laune
S. 115 | Nr. 56 schnappen Verb | greifen, fangen
S. 100 | Nr. 42 der Palas Substantiv | Saal in einer Burg
S. 120 | Nr. 57 der Strudel, - Substantiv | schnelle Drehbewegung des Wassers
S. 100 | Nr. 43 aufrappeln Verb | mühsam aufstehen
S. 120 | Nr. 58 das Siegel, - Substantiv | Verschluss aus Wachs
S. 101 | Nr. 44 realisieren Verb | verwirklichen, feststellen
S. 120 | Nr. 59 vergilbt Adjektiv | die Farbe verloren, blass (gelb) geworden
S. 102 | Nr. 45 majestätisch Adjektiv | würdevoll
S. 130 | Nr. 60 kreischen Verb | mit schriller Stimme schreien
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Die Autoren aus Jena
geben ihre Geschichten
weiter an die Schüler
aus dem Holzland.
Viel Spaß dabei!
Erfahre mehr und
schreib mit!
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Unser herzlichstes Danke!
Dieser Kinderroman ist etwas ganz Besonderes. Er hat nicht nur 30 AutorInnen.
Diese gehören zudem noch zu den jüngsten Roman-AutorInnen Deutschlands.
Allen voran gilt deshalb unser Dank den Jenaer Jung-AutorInnen, die mit ihrer Fantasie
der Geschichte ihre ganz eigene Handschrift verliehen haben und ihre wertvolle Arbeit an das
kommende Autoren-Team aus dem Thüringer Holzland weitergeben. Wir sind gespannt auf alle Erlebnisse
von Fietje und Arti, die aus euren Geschichten noch erwachsen werden!
Dicht darauf folgen die Personen und Institutionen, die mit Vertrauen
und Tatendrang die Entstehung des Romans über die beiden Burgen unterstützt haben.
Danke für die Räumlichkeiten und die Kommunikation mit Schülern und Eltern:
Gemeinschaftsschule Galileo Winzerla: Frau Prauße (Schulleiterin)
Gemeinschaftsschule Wenigenjena: Herr Weyrauch (Schulleiter); Martin Spantzl (Deutschlehrer)
Danke für die Vor- und Nachbereitung sowie Durchführung der AG, Burgenbesuche und
Blockveranstaltungen:
Kindersprachbrücke Jena e.V.: Sophie Loose, Bettina Melzer, Yi Gia Cheung
Jugend will ... gemeinnützige GmbH: Ina Haun, Antje Hübner, Annika-Susann Leicht, Marlene Wallnisch,
Maria Suckert
Danke für die Foto-Genehmigungen:
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
Danke für die Förderung:
Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ)
Ganz persönlich:
Den Eltern der Jung-AutorInnen, allen Familien und Freunden, die so zahlreich hier nicht namentlich
aufgeführt werden können, möchten wir unseren allerherzlichsten Dank ausdrücken! Begleitet uns
auch weiterhin und lasst euch auf die Schatzsuche unserer Helden mitnehmen!
Das Federsammler-Team