» Was ich immer schon brauen wollte ... « Hans-Peter Drexler, 1. Braumeister bei Schneider Weisse, gilt als einer der innovativsten Bier-Experten in Deutschland. Traditionell reift das Weißbier bei Schneider in offenen Gär-Bottichen. Die obergärige Hefe sammelt sich dabei an der Oberfläche und wird dann abgeschöpft. 22 <strong>hallertau</strong>-Magazin
Er ist einer der Stillen in der Branche. Keiner von denen, die sich gleich nach dem ersten gelungenen Sudversuch als Pop-Star feiern lassen. Ihn als „bodenständig“ zu bezeichnen, würde er wohl unterschreiben. Dennoch zählt er seit vielen Jahren zu den innovativsten Brauern und gefragtesten Bier-Experten der Republik. Die Rede ist von Hans-Peter Drexler, 1. Braumeister sowie Geschäftsführer Technik und Logistik der Weissbierbrauerei Schneider in Kelheim. Seit 1982 ist der 60-Jährige bereits bei der traditionsreichen Familienbrauerei, deren Gründer, Georg Schneider I., von den finanziell klammen Wittelsbacher Weißbiermonopolisten 1872 das Recht erwarb, Weißbier zu brauen. Die Schneiders können also mit einigem Recht als die Begründer des Weißbier- Siegeszuges gelten. Zunächst von München aus, wo die Brauerei im Krieg total zerstört wurde, dann ab 1946 von Kelheim aus, wo der Schneidersche Zweigbetrieb von den Luftangriffen verschont geblieben war. Rund 240.000 Hektoliter Weißbier werden heute unter der Ägide von Hans-Peter Drexler gebraut; rund ein Viertel davon geht in den Export. Nach dem Studium der Brauwissenschaften in Weihenstephan sammelte Drexler ein Jahr bei einer griechischen Brauerei Erfahrung, ehe er bei Schneider als 2. Braumeister begann. „Es waren die Jahre des Weißbier- Booms“, erinnert er sich, „Schneider Weisse wuchs sehr stark und wurde zu einer der bekanntesten Biermarken in Bayern, ja Deutschland.“ Der Weißbierspezialist aus Kelheim verfolgte dabei nie „Me-too-Strategien“, sondern blieb seiner Linie stets treu: Bis heute wird nach den Rezepten des Gründers gebraut. Die Vergärung der Biere verläuft ausschließlich in offenen Bottichen und anschließend in der Flasche. Die Hauptmarke „Original“ (die seit einigen Jahren mit dem Namenszusatz TAP7 angeboten wird; Tap engl. Zapfhahn; Anm.d.Red.) ist durch ihre dunkle, bernsteinfarbene Optik nahezu unverwechselbar. „Unser Anspruch ist die Eigenständigkeit des Produktes“, erklärt Drexler, „verbunden mit einer gelebten Brautradition über sechs Generationen.“ Craft-Bier-Vorreiter Wer den Kelheimer Braumeister demnach als „Traditionalisten“ kategorisiert, liegt aber falsch. Wenngleich das Reinheitsgebot für ihn die „Spielregeln“ beim Bierbrauen setzt, gilt Hans-Peter Drexler doch als Avantgardist unter Bayerns Brauern. Bereits 2007, also lange bevor die sogenannten Craft-Biere den heimischen Biermarkt belebten, begann Drexler mit neuen Bierstilen zu experimentieren: „Ich hatte bei Schneider Weisse immer alle Freiheiten, Neues auszuprobieren.“ Gemeinsam mit dem renommierten US-Braumeister Garrett Oliver von der Brooklyn Brewery (New York) entwickelte er mit der „Hopfenweisse“ quasi einen neuen Weißbier-Typ. Denn der Weizenbock (8,2 % Alkohol) erhält ganz sortenuntypisch eine große Menge Aromahopfen („Saphir“), die erst nach der Kochung des Sudes zugegeben wird („Kalthopfung“). Ein Bier, das Weißbierfreunde polarisiert. „Die einen lieben es, andere können damit gar nichts anfangen“, hat Drexler festgestellt. „Vor zehn Jahren war die Zeit wohl auch noch nicht reif für solche Biere. Deshalb haben wir anfangs den Großteil des Sudes im Export verkauft, doch inzwischen hat die Hopfenweisse einen festen Platz in unserem Angebot.“ Einen festen Platz im Portfolio von Schneider Weisse hat auch das jährlich wechselnde Saisonbier, dem sich Drexler mit großer Leidenschaft widmet: das TAP X. Hinter der fast akronymartigen Namensgebung verbergen sich Kombinationen bzw. Neuinterpretationen von Bierstilen, die immer einem Grundsatz von Drexler folgen: „Was ich immer schon mal brauen wollte ...“ Ein Blend aus dem populären englischen Bierstil Porter mit Weißbier gab es 2014; im Vorjahr kombinierte der Braumeister die uralte, stark-süße Biersorte Barley Wine mit Weißbier Der Diplom-Braumeister und Betriebswirt Georg Schneider Vi. (l.) leitet das Familienunternehmen bereits seit dem Jahr 2000. Der 52-Jährige ist zugleich u. a. Präsident des Bayerischen Brauerbundes und der Brau-Akademie Doemens. Mit Drexler verbindet Schneider das konsequente Festhalten an hochwertigen rohstoffen für sein Bier – und die Passion für Hallertauer Hopfen. rund 12 Monate lagern die Weizenbock- Biere in Eichenfässern, ehe sie in Flaschen abgefüllt werden, wo sie nochmals Zeit bekommen, weiter zu reifen. <strong>hallertau</strong>-Magazin 23