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Jahresbericht 2009<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft


Inhalt<br />

Vorwort des Wirtschaftsrates .............................................................................3<br />

Vorwort des Leiters..............................................................................................4<br />

Das <strong>BFW</strong> ..............................................................................................................5<br />

Forschung<br />

Meteorologische Einflüsse auf die Pollenemission und -ausbreitung................9<br />

Treibhausgase aus Böden im Hinblick auf Klimawandel und Landnutzung .....10<br />

Treibhausgasemissionen aus Waldböden bei sich ändernden<br />

Klimabedingungen.............................................................................................11<br />

Managementstrategien zur Anpassung von Wäldern im Alpenraum an<br />

die Risiken des Klimawandels...........................................................................12<br />

Windwurfgefährdung und CO2-Speicherung von Fichten- und<br />

Buchenwäldern im Alpenvorland ......................................................................13<br />

Stammwachstum und Atmung der Zirbe an der Waldgrenze...........................14<br />

Phytosanitäre Auswirkungen der Kammertrocknung .......................................15<br />

Hauptursache des Eschentriebsterbens geklärt................................................16<br />

Borkenkäferbekämpfung mit dem Fangtipi .......................................................17<br />

Biomasseproduktion mit schnell wachsenden Baumarten im Kurzumtrieb......18<br />

Oberflächennahe Rutschung: von der Dokumentation zur Risikobewertung ...19<br />

Online-Befragung:<br />

Analyse der Sicherheit und Genauigkeit von Bemessungswerten ...................20<br />

Monitoring<br />

Monitoring des Asiatischen Laubholzbockkäfers in Braunau nun auch mit<br />

Spürhunden........................................................................................................23<br />

Österreichisches Wildeinfluss-Monitoring .......................................................24<br />

Beispiel für gelungene Zusammen-arbeit nationaler Waldinventuren ............25<br />

Hydrologische Untersuchungen am Truppenübungsplatz Walchen/Lizum .......26<br />

Dienstleistungen für die Praxis<br />

Über Herkunftsberatung.at das beste Saat- und Pflanzgut finden ...................29<br />

Forstmaschinen-CD neu.....................................................................................30<br />

Pilzfächer über 44 Holz zerstörende Baumpilze ...............................................31<br />

Online-Lexikon Luftschadstoffe wurde überarbeitet und erweitert..................32<br />

Österreichische Agentur für Waldentwicklung, Waldbewirtschaftung und<br />

internationale Kooperation ...............................................................................33<br />

Ausbildung und Wissensvermittlung<br />

FAST Ort: neues Kursangebot fand großen Anklang.........................................37<br />

Pädagogische Arbeit im Wald ...........................................................................38<br />

FAST Ossiach: Zöscher folgt Sonnleitner als Leiter nach .................................39<br />

Ossiacher Messe für Wald, Holz und Energie 2009..........................................40<br />

Wissenschaft und Wirtschaft<br />

Diplomarbeiten und Dissertationen ..................................................................43<br />

Neue Projekte (Auswahl)...................................................................................44<br />

Publikationen (Auswahl)....................................................................................46<br />

Finanzen.............................................................................................................48<br />

Organisation ......................................................................................................49<br />

Personal 2009 ....................................................................................................50<br />

Bundesamt für Wald<br />

Österreichischer Pflanzenschutzdienst für Forstpflanzen und Holz ..................53<br />

Forstliches Vermehrungsgut ..............................................................................54


Vorwort des Wirtschaftsrates<br />

Zum vierten Mal legt das <strong>BFW</strong><br />

einen Jahresbericht vor und<br />

wie in den Vorjahren zeigt der<br />

Leistungsüberblick eine funktionierende<br />

Mischung aus Forschung, praxisnaher<br />

Wissensvermittlung, Dienstleistungen<br />

und hoheitlichen Aufgaben.<br />

Diese Vielfalt bestmöglich aufeinander<br />

abzustimmen und Synergien zu nutzen<br />

verlangt von allen Kolleginnen<br />

und Kollegen, das breite Fachwissen in<br />

einer konstruktiven Zusammenarbeit<br />

zu bündeln und laufend abzustimmen.<br />

Nur so war die erfolgreiche Entwicklung<br />

möglich. Ich möchte all jenen<br />

danken, die sich dafür engagiert<br />

haben; mein besonderer Dank gilt<br />

dem gesamten <strong>BFW</strong>-Team.<br />

Die künftige Entwicklung war<br />

eines der zentralen Themen in der<br />

Abstimmung zwischen Eigentümer,<br />

<strong>BFW</strong>-Leitung und Wirtschaftsrat. In<br />

seiner wirtschaftlichen Verantwortung<br />

beobachtet der Wirtschaftsrat<br />

mit großer Sorge die Budgetperspektiven.<br />

Gleichbleibende Mittelverfügbarkeit<br />

im Basisbudget über mehrere<br />

Jahre bedeutet einen Realverlust, den<br />

es durch andere Einnahmen zu kompensieren<br />

gilt. Das ist bisher durch<br />

eine erfolgreiche Drittmittelakquisition<br />

gelungen, doch die allgemeine<br />

wirtschaftliche Krise wird an der Forschungsförderung<br />

nicht spurlos vorübergehen.<br />

Daher waren und sind<br />

rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten,<br />

um den veränderten Rahmenbedingungen<br />

Rechnung tragen zu können.<br />

Und hier setzt die zweite Kernaufgabe<br />

des Wirtschaftsrats an – die Beobachtung<br />

und Begleitung der strategischen<br />

Entwicklung, somit des Unternehmenskonzepts<br />

und der realistischen<br />

Möglichkeiten der Umsetzung<br />

mit den verfügbaren Ressourcen.<br />

Den derzeitigen Arbeitsrahmen gibt<br />

das Unternehmenskonzept 2005–10<br />

vor. Aufgrund der ab 2011 anstehenden<br />

Folgeperiode war es naheliegend,<br />

erste Schritte zur Revision vorzeitig<br />

einzuleiten. Basierend auf der Zwischenevaluierung<br />

2008, aus der erste<br />

Empfehlungen für eine fachliche Fokussierung<br />

hervorgehen, wurde ein<br />

Projekt Entwicklung <strong>BFW</strong> initiiert.<br />

Mit der Unterstützung externer Expertise<br />

konnte noch im vergangenen<br />

Jahr ein erstes Grobkonzept unterbreitet<br />

werden und mittlerweile liegen<br />

konkrete Überlegungen für das<br />

weitere Vorgehen vor.<br />

Das <strong>BFW</strong> hat sich 2009 nicht nur<br />

den fachlichen Herausforderungen<br />

wie gewohnt mit Bravour gestellt und<br />

konnte - wie die Zahlen und Fakten<br />

im vorliegenden Bericht zeigen –<br />

schöne Erfolge erzielen, sondern es<br />

wurden auch die ersten Weichen in<br />

Richtung einer tragfähigen Zukunft<br />

gestellt. Der Wirtschaftsrat begrüßt<br />

diesen proaktiven Zugang, denn nur<br />

so wird es gelingen, die bisherige<br />

fachliche und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

zu erhalten und mit<br />

einer gezielten Schwerpunktsetzung<br />

weiterhin marktgerecht zu agieren.<br />

Die forstliche Forschung und Praxis<br />

benötigen das <strong>BFW</strong> als kompetenten<br />

Partner.<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Forstwirt<br />

Dr. Hubert Dürrstein<br />

Vorsitzender des Wirtschaftsrates<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 3


Vorwort des Leiters<br />

Im Jahr 2009 hat das <strong>BFW</strong> seine Leistungen<br />

trotz der Wirtschaftskrise in<br />

allen Aufgabenbereichen halten, in<br />

einigen sogar steigern können. Eine besondere<br />

Herausforderung war die fristgerechte<br />

Beendigung der Feldaufnahmen<br />

zur Erhebungsperiode 2007-2009 der<br />

Österreichischen Waldinventur. Im Rahmen<br />

des EU-LIFE-Programmes wurde<br />

das neue Projekt Future Forest Monitoring<br />

gestartet, das die Erhebungen zum<br />

europäischen Waldmonitoring fortsetzt.<br />

Dazu wurden umfangreiche Arbeiten zur<br />

Einrichtung und Aufrüstung der<br />

Intensivbeobachtungsflächen geleistet.<br />

Gleichzeitig wurde ein Antrag für ein<br />

4<br />

Fortsetzungsprojekt bei der Europäischen<br />

Kommission eingereicht.<br />

Das <strong>BFW</strong> begann im Auftrag des<br />

Lebensministeriums mit der Evaluierung<br />

der forstlichen Fördermaßnahmen<br />

im Rahmen des österreichischen<br />

Programmes zur Ländlichen Entwicklung.<br />

Für Österreichs Wildeinfluss-Monitoring<br />

wurden die Wiederholungserhebungen<br />

aus sieben Bundesländern<br />

ausgewertet und zu einem<br />

Bundesergebnis zusammengeführt.<br />

Somit liegen erstmals Informationen<br />

über die Entwicklung des Wildeinflusses<br />

auf die Waldverjüngung nach<br />

dieser Erhebungsmethode vor. Infolge<br />

der Änderung des Pflanzenschutzgesetzes<br />

wurden vom Bundesamt für<br />

Wald die bisherigen Verpackungsholzkontrollen<br />

in den Betrieben mit<br />

August 2009 beendet und auf ein<br />

Stichprobensystem umgestellt.<br />

Im Jahr 2009 wurden fünf Forschungsprojekte<br />

innerhalb des 6. und<br />

7. EU-Rahmenprogrammes für Forschung<br />

und Technologieentwicklung<br />

bearbeitet. Weiters war das <strong>BFW</strong> an<br />

sechs COST-Aktionen beteiligt und<br />

wirkte an acht Interreg-Projekten<br />

mit. Auf europäischer Ebene war darüber<br />

hinaus die Mitarbeit in der Europäischen<br />

Technologie-Plattform<br />

„Forest-based Sector“ eine wichtige<br />

Aufgabe.<br />

Neben den umfangreichen fachlichen<br />

Tätigkeiten wurde ein Zielvereinbarungsprozess<br />

mit jährlichen Personalgesprächen<br />

eingeführt. Außerdem<br />

wurden in einem Projekt unter<br />

externer Leitung die Grundlagen für<br />

die Neuerstellung des Unternehmenskonzeptes<br />

für die Periode 2011-2015<br />

geschaffen.<br />

Dank der besonders hohen Einsatzbereitschaft<br />

aller Beteiligten konnten<br />

im Jahr 2009 alle Kernaufgaben<br />

des <strong>BFW</strong> erfolgreich bearbeitet, die<br />

Fachkompetenzen erweitert und damit<br />

konnte die Leistungsfähigkeit gestärkt<br />

werden. Infolge der wiederum<br />

hohen Drittmitteleinnahmen und<br />

eines hohen Kostenbewusstseins aller<br />

Einheiten konnte neuerlich ein wirtschaftlicher<br />

Erfolg erzielt werden, der<br />

eine gute finanzielle Basis für die Entwicklung<br />

des <strong>BFW</strong> in den kommenden<br />

Jahren bietet.<br />

Auf den folgenden Seiten stellen<br />

wir ausgewählte Tätigkeiten vor, die<br />

Ihnen als Hinweis für mögliche Hilfestellungen<br />

auch für Ihren Arbeitsbereich<br />

dienen können.<br />

Dipl.-Ing. Dr. Harald Mauser<br />

Leiter des <strong>BFW</strong><br />

Jahresbericht 2009


Das <strong>BFW</strong><br />

Schönbrunn Mariabrunn<br />

Innsbruck Forstliche Ausbildungsstätte Ort Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 5


Forschung


Forschung 2009 – Daten und Fakten<br />

• 65 Forschungsprojekte<br />

davon sechs Projekte in EU-Forschungskooperationen, sechs<br />

COST-Aktionen, acht Interreg-Projekte und ein Leonardo-<br />

Projekt. Sechs Projekte werden vom österreichischen Wissenschaftsfonds<br />

FWF finanziert.<br />

• Mitwirkung in der europäischen Technologie-Platform „Forestbased<br />

Sector“


Forschung<br />

Meteorologische Einflüsse auf die Pollenemission<br />

und -ausbreitung<br />

SILVIO SCHÜLER<br />

Während Menschen und<br />

Tiere auf ungünstige Umweltbedingungen<br />

reagieren,<br />

indem sie den Ort wechseln, müssen<br />

Bäume zeitlebens an einem Standort<br />

verharren.<br />

Umso wichtiger ist daher die<br />

Pollen- und Samenausbreitung, denn<br />

nur während dieser beiden Prozesse<br />

können Gene ausgetauscht und verbreitet<br />

werden. Diese Vorgänge ermöglichen<br />

eine Anpassung an sich<br />

ändernde Umweltbedingungen (zum<br />

Beispiel an den Klimawandel) und<br />

das Erhalten genetischer Vielfalt.<br />

Allerdings sind viele Faktoren,<br />

welche die Ausbreitung von Pollen<br />

und Samen beeinflussen, wenig<br />

untersucht. In einem vom Wissen-<br />

Weibliche Fichtenblüten erwarten die<br />

Bestäubung<br />

schaftsfonds FWF finanzierten Projekt<br />

wurde gemeinsam mit der Zentralanstalt<br />

für Meteorologie und<br />

Geodynamik untersucht, welche meteorologischen<br />

Faktoren die lokale<br />

Freisetzung und Ausbreitung von<br />

Baumpollen in einem typischen mitteleuropäischen<br />

Mischwald beeinflussen.<br />

Hierzu wurden die Pollenkonzentration<br />

und meteorologische Faktoren<br />

auf drei Ebenen eines 38 m hohen<br />

Turmes im Lehrforst Rosalia in Ostösterreich<br />

gemessen. Zusätzlich zur<br />

Messkampagne wurde der Pollentransport<br />

mit einem Lagrange-<br />

Partikel-Modell simuliert.<br />

Die derzeit noch laufenden Auswertungen<br />

werden klare Aussagen<br />

zur Pollenemission und -ausbreitung<br />

Pollenwolke<br />

einer stäubenden Eibe<br />

verschiedener mitteleuropäischer<br />

Baumarten liefern können. Versteht<br />

man die Zusammenhänge zwischen<br />

der tageszeitlichen Variation der<br />

Pollenfreisetzung und den meteorologischen<br />

Parametern besser, ergeben<br />

sich neue Möglichkeiten zur Simulation<br />

der Pollenausbreitung. Solche<br />

Modelle sind wichtige Werkzeuge für<br />

forstwissenschaftliche Fragen (wie<br />

etwa zur Anpassung an den Klimawandel<br />

oder Einteilung von Herkunftsgebieten)<br />

und im Landschaftsmanagement,<br />

können aber auch zur<br />

Vorhersage und zum Monitoring von<br />

Allergie auslösenden Pollen und<br />

für Risikoanalysen zum Einsatz<br />

genetisch modifizierter Bäume genutzt<br />

werden.<br />

Messstation zur Aufzeichnung der<br />

Pollenkonzentrationen<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 9


Forschung<br />

Treibhausgase aus Böden im Hinblick auf Klimawandel<br />

und Landnutzung<br />

ROBERT JANDL<br />

Die COST–Aktion 639 (Burn<br />

Out - Greenhouse gas budget<br />

of soils under changing<br />

climate and land use) befasste sich im<br />

dritten Jahr mit der Modellierung des<br />

Boden-Kohlenstoffes und der Kohlenstoffdynamik<br />

von Waldböden im<br />

Bergland. Im Zuge der Modellierung<br />

wurden verschiedene Simulatoren<br />

verglichen, die sich in ihrer Komplexität<br />

sowohl beim Bedarf an Inputparametern<br />

als auch bei den errechneten<br />

Zielgrößen beträchtlich unterscheiden.<br />

Für die Modellierung gibt<br />

es drei Herausforderungen:<br />

• die Simulation von Wald, der Wald<br />

bleibt (Kyoto-Jargon: forest-remaining-forest)<br />

• die Simulation von Landnutzungsänderungen<br />

und<br />

• die Simulation von Störungen im<br />

Waldökosystem (vor allem Windwurf,<br />

Schädlingsbefall)<br />

Der einfachste Fall, forest-remainingforest,<br />

wurde mit verschiedenen Simulationsmodellen<br />

bearbeitet. Auf<br />

der Grundlage von Testläufen wurde<br />

das Programm Yasso07, das von<br />

finnischen Kollegen der Arbeitsgruppe<br />

Jari Liski entwickelt wird, als<br />

10<br />

geeignet für die Kyoto-Berichterstattung<br />

erachtet. Die anderen Kyotobezogenen<br />

Aufgabenstellungen sind<br />

noch Gegenstand von Forschungsprogrammen<br />

und bergen noch beträchtliche<br />

Herausforderungen.<br />

Die Ergebnisse der COST-Aktion<br />

fließen ein in ein Forschungsprojekt,<br />

das von der Umweltsektion des<br />

BMLFUW beauftragt wurde. Dabei<br />

geht es um die Frage, ob die österreichischen<br />

Waldböden derzeit eine<br />

Quelle oder eine Senke für Kohlenstoff<br />

darstellen oder ob sie überhaupt<br />

kohlenstoffneutral sind. Die Ergebnisse<br />

zu Bergwaldböden wurden in<br />

einem Sonderband von Biogeochemistry<br />

(Band 97, 2010) veröffentlicht.<br />

Homepage:<br />

www.cost639.net<br />

European Cooperation in the Field of<br />

Scientific and Technical Research<br />

Auch einfache Zusammenhänge<br />

können kompliziert sein. Modelle erlauben<br />

strukturiertes Arbeiten und entwirren<br />

komplexe Fragestellungen.<br />

Jahresbericht 2009


Forschung<br />

Treibhausgasemissionen aus Waldböden bei sich<br />

ändernden Klimabedingungen<br />

BARBARA KITZLER<br />

Methan (CH 4 ) und Lachgas<br />

(N 2 O) sind neben Kohlendioxid<br />

(CO 2 ) bedeutende<br />

Treibhausgase. Böden gelten als<br />

Hauptquelle von Lachgas und<br />

Methan, sind aber die einzig bekannte<br />

Senke für Methan. Aufgrund<br />

der Komplexität der Prozesse (wie<br />

Mineralisation, Nitrifikation, Methanaufnahme-<br />

und -bildung) sind regionale<br />

und globale Schätzungen der<br />

Quell- und Senkstärke von Böden für<br />

die Treibhausgase sehr unsicher. Eine<br />

Erhöhung der bodennahen Temperatur<br />

und Änderungen der Niederschlagsmuster<br />

beeinflussen die Kohlenstoff-<br />

und Stickstoffmineralisation<br />

im Boden; ebenso die mikrobielle<br />

Aktivität. Durch die Weiterentwicklung<br />

prozessorientierter Modelle<br />

können Unsicherheiten in der Abschätzung<br />

von Treibhausgasemissionen<br />

aus Böden verringert werden.<br />

Das Ziel dieser StartClim-Studie<br />

war die Zusammenführung und Aufbreitung<br />

aller modellrelevanten Daten<br />

sowie die Überprüfung eines biogeochemischen<br />

Modelles zur Simulation<br />

des Kohlenstoff- und Stickstoffkreislaufs<br />

von drei Waldstandorten<br />

(Achenkirch/Tirol, Klausenleopoldsdorf<br />

und Schottenwald/Wienerwald).<br />

Die Modellberechnungen zeigten,<br />

dass in österreichischen Waldböden<br />

bei einer Temperaturzunahme um<br />

1°C etwa 10% mehr CO 2 durch Bodenatmung<br />

freigesetzt wird. Bei einer<br />

Temperaturzunahme von 2°C würden<br />

etwa 20% mehr CO 2 und N 2 O<br />

emittiert. Da der im Boden gespeicherte<br />

Kohlenstoff und Stickstoff<br />

schneller abgebaut werden. (Zum<br />

Vergleich: Der Verkehr in Österreich<br />

produziert 2,7 t je Hektar und Jahr an<br />

CO 2 -Equivalenten. Der Waldboden<br />

am Tiroler Standort emittiert 6,6 t je<br />

Hektar und Jahr an CO 2 -Equivalenten,<br />

wovon ein großer Teil von den<br />

Pflanzen wieder aufgenommen wird.)<br />

Die durch den Klimawandel verursachte<br />

Erwärmung der Böden erhöht<br />

die Treibhausgasemissionen aus<br />

den Böden und verstärkt damit den<br />

Klimawandel. Dieser sich selbst verstärkende<br />

Prozess konnte für einige<br />

Waldböden quantifiziert werden.<br />

Modellberechnungen zeigten, dass in österreichischen Waldböden bei einer<br />

Temperaturzunahme um 1°C etwa 10% mehr CO 2 durch Bodenatmung freigesetzt<br />

wird (im Bild Gasmesskammern).<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 11


Forschung<br />

Managementstrategien zur Anpassung von Wäldern<br />

im Alpenraum an die Risiken des Klimawandels<br />

SILVIO SCHÜLER<br />

Wälder haben nicht nur in<br />

Österreich, sondern im gesamten<br />

Alpenraum eine<br />

besonders hohe Bedeutung. Neben<br />

dem Schutz natürlicher Ressourcen<br />

wie Wasser, Luft und Biodiversität<br />

sowie ihrer Schutzfunktion in den<br />

Alpen sind sie die Rohstoffe für die<br />

Holz- und Papierindustrie, die gemeinsam<br />

mit der Forstwirtschaft zu<br />

den wichtigsten Branchen im Alpenraum<br />

gehört.<br />

Die Herausforderung, vor denen<br />

die Waldbewirtschaftung angesichts<br />

des vorhergesagten Klimawandels<br />

steht, betrifft daher nicht nur einzelne<br />

Nationen, sondern verlangt gemeinsame<br />

Anpassungsstrategien.<br />

Drängende Fragen, die sich heute<br />

schon viele Waldbewirtschafter stellen,<br />

sind: Welche Baumarten werden in<br />

Zukunft bei uns wachsen? Welche<br />

Herkünfte sollten wir heute pflanzen,<br />

um auch in Zukunft stabile Wälder<br />

zu haben? Wie sollen wir mit Forstschädlingen<br />

umgehen, die aus südlichen<br />

Ländern bei uns einwandern?<br />

Bietet der Wald auch in Zukunft<br />

noch Schutz vor den Gefahren der<br />

alpinen Landschaft?<br />

Diese und viele andere Fragen<br />

werden seit 2009 gemeinsam mit Partner<br />

aus Deutschland, der Schweiz,<br />

Slowenien, Italien und Frankreich im<br />

Interreg-Projekt MANFRED behandelt.<br />

MANFRED steht für Managementstrategien<br />

zur Anpassung von<br />

Wäldern im Alpenraum an die<br />

Forscher und Praktiker erarbeiten einen Maßnahmenkatalog, wie die Forstwirtschaft<br />

auf den Klimawandel reagieren kann.<br />

12<br />

Risiken des Klimawandels. Das Ziel<br />

dieser Kooperation ist allerdings nicht<br />

die genauere Erforschung des Klimawandels.<br />

Stattdessen sollen, aufbauend<br />

auf den Erfahrungen der Partner aus<br />

unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen<br />

und der Forstpraxis, Maßnahmen<br />

vorgeschlagen werden, wie<br />

sich die Folgen des Klimawandels für<br />

die Forstwirtschaft gestalten lassen.<br />

Die wesentlichen Inputs erhält das<br />

Projekt von lokalen und regionalen<br />

Entscheidungsträgern aus der Forstpraxis<br />

und Politik, denn nur diejenigen<br />

Anpassungsmaßnahmen können<br />

erfolgreich sein, die in der täglichen<br />

Praxis auch umsetzbar sind.<br />

Linktipp:<br />

www.manfredproject.eu<br />

Jahresbericht 2009


Forschung<br />

Windwurfgefährdung und CO 2 -Speicherung von<br />

Fichten- und Buchenwäldern im Alpenvorland<br />

THOMAS LEDERMANN<br />

Seit 1990 gibt es vermehrt Bestrebungen<br />

und Anreize, sekundäre<br />

Fichtenwälder in stabilere<br />

Laubmischwälder umzubauen, da<br />

letztere ein niedrigeres Produktionsrisiko<br />

haben. Kann durch eine Bestandesumwandlung<br />

aber auch die<br />

Kohlenstoffbindung nachhaltiger und<br />

stabiler gestaltet werden?<br />

Dieser Fragestellung widmete sich<br />

ein Projekt, das zusammen mit der<br />

Universität für Bodenkultur, Wien,<br />

und einem Ziviltechniker bearbeitet<br />

wurde. Im ersten Schritt wurde ein<br />

Modell parametrisiert, mit dem die<br />

Windwurfgefährdung von Fichte und<br />

Buche im Alpenvorland abgeschätzt<br />

werden kann. Danach wurde für ausgewählte<br />

Standorte ein Modell entwikkelt,<br />

mit dem sich die Wahrscheinlichkeit<br />

für das Auftreten von Sturmereignissen<br />

berechnen lässt. Mit Hilfe<br />

dieser Modelle und dem Waldwachstumssimulator<br />

PROGNAUS wurden<br />

für zwei Flächen Simulationen<br />

durchgerechnet. Bei beiden Flächen<br />

handelte es sich um besonders windwurfgefährdete<br />

Standorte. Die Simulationen<br />

zeigen, dass es bei Fichte zu<br />

einer massiven Verkürzung der Um-<br />

triebszeit kommt, während diese bei<br />

Buche moderat ausfällt. Die Fichte<br />

schafft nie ihre geplante Umtriebszeit<br />

von 110 bzw. 120 Jahren und nur in<br />

50% aller simulierten Fälle ein Alter<br />

von mehr als 58 bzw. 70 Jahren. Anders<br />

bei Buche: In 98% aller Fälle erreicht<br />

sie die geplante Umtriebszeit<br />

von 125 Jahren bzw. in allen Fällen<br />

zumindest ein Abtriebsalter von 120<br />

Jahren.<br />

Die Umtriebszeitverkürzung bei<br />

Fichte hat zur Folge, dass die langfristige<br />

CO 2 -Speicherung einer realen,<br />

durch Windwurf beeinträchtigen<br />

Fichten-Betriebsklasse deutlich geringer<br />

ist als die CO 2 -Fixierung einer<br />

realen Buchen-Betriebsklasse.<br />

Langfristige Betriebsklassensimulation für Fichte und Buche in Seitenstetten<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 13


Forschung<br />

Stammwachstum und Atmung der Zirbe an der<br />

Waldgrenze<br />

GERHARD WIESER<br />

Wachstumsprozesse beinhalten<br />

Zellteilung, -streckung und<br />

-differenzierung und bewirken<br />

eine Zunahme der Trockenmasse.<br />

Es gibt zahlreiche Nachweise,<br />

dass an der alpinen Waldgrenze niedrige<br />

Temperaturen während der Vegetationsperiode<br />

die Neubildung von<br />

Geweben und das Baumwachstum<br />

limitieren. Die Zellteilung reagiert<br />

sensitiver auf tiefe Temperaturen als<br />

die Photosynthese.<br />

Ziel des FWF-Projektes (Leitung:<br />

Univ.-Prof. Dr. Walter Oberhuber,<br />

Universität Innsbruck) war es, die<br />

Beziehung zwischen Kambiumaktivi-<br />

tät, intra-annuellem Wachstum und<br />

Stammatmung bzw. Photosynthese<br />

bei Zirbe (Pinus cembra) zu ermitteln.<br />

Die Zirbe ist die dominante<br />

Baumart an der Waldgrenze in den<br />

Zentral-Ostalpen.<br />

Ein Höhengradient von 1950 m<br />

(Wald) bis 2180 m Seehöhe (Krummholzgrenze)<br />

wurde am Patscherkofel<br />

(Tirol) ausgewählt. Der Dickenzuwachs<br />

wurde in den Wachstumsperioden<br />

2006 und 2007 mit Dendrometern<br />

gemessen; die Holzbildung<br />

mittels Mikro-Bohrkernen kontinuierlich<br />

verfolgt. Aufzeichnungen der<br />

Kambiumaktivität wurden zu Mes-<br />

Standortsfaktoren verändern an der Krüppelgrenze die Beziehung zwischen<br />

Klima und radialem Baumwachstum.<br />

14<br />

sungen der Stammatmung und<br />

Photosynthese, dem Mikroklima und<br />

der Baumphänologie in Beziehung<br />

gesetzt.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass an<br />

der Baumgrenze zu Beginn der<br />

Wachstumsperioden die höchste Anzahl<br />

an Kambialzellen sowie Zellen in<br />

der Streckungsphase auftraten. Dies<br />

deutet darauf hin, dass der Beginn<br />

des oberirdischen Sprosswachstums<br />

durch die Bodentemperatur beeinflusst<br />

wird. Die Stammatmung wird<br />

neben der Temperatur auch durch<br />

die Anzahl lebender Zellen bestimmt.<br />

Diese lineare Beziehung zwischen<br />

Zellproduktion und CO 2 -Freisetzung<br />

aus dem Stamm wird jedoch<br />

durch Änderungen in der kambialen<br />

Aktivität gestört.<br />

Die täglichen Zuwachsraten<br />

korrelierten nur an der Wald- und<br />

Baumgrenze eng mit der Lufttemperatur.<br />

Standortsfaktoren verändern an<br />

der Krüppelgrenze die Beziehung<br />

zwischen Klima und radialem Baumwachstum.<br />

Der Beginn des Radialwachstums<br />

im Frühjahr konnte von<br />

der Wasseraufsättigung des Stammes<br />

klar unterschieden werden.<br />

Jahresbericht 2009


Forschung<br />

Phytosanitäre Auswirkungen der Kammertrocknung<br />

HANNES KREHAN<br />

Die EU-Richtlinie 2000/29/EC,<br />

die Basis für Pflanzenschutzbestimmungen,<br />

verlangt für den<br />

Import bestimmter Holzsendungen<br />

aus Drittländern als eine mögliche<br />

Anforderung die Kammertrocknung<br />

unter 20% Holzfeuchtigkeit, ohne<br />

aber konkrete Angaben zum Temperatur/Zeit-Schema<br />

der Trocknung zu<br />

machen. Die Anforderungen für Verpackungsholz<br />

sind wesentlich schärfer<br />

und verlangen eine Hitzebehandlung,<br />

bei der das Kernholz mindestens<br />

30 Minuten auf eine Temperatur<br />

von 56°C erwärmt werden muss.<br />

Das Ziel des Projektes „PEKID“<br />

war es zu bestimmen, welche gefährlichen<br />

holzbewohnenden Schadorganismen<br />

(Insekten, Pilze, Nematoden)<br />

werden unter welchen Bedingungen<br />

im Zuge des Holztrocknungs-Prozesses<br />

abgetötet. Dabei wurden verschiedene<br />

Trocknungsschemata von den<br />

Projektpartnern aus Deutschland,<br />

Italien und Slowenien für unterschiedliche<br />

Organismusgruppen getestet.<br />

Das Institut für Waldschutz<br />

des <strong>BFW</strong> war zuständig für die holzbrütenden<br />

Insekten wie Bockkäfer<br />

(Cerambycidae) der Gattung Mono-<br />

chamus, Tetropium, Rhagium. Semanotus<br />

und Arhopalus, auch Holzwespen<br />

und parasitierende Schlupfwespen.<br />

Trocknungstemperatur muss<br />

über 56 Grad liegen<br />

Die Untersuchungen mit professionellen<br />

Trockenkammern zeigen, dass<br />

Trocknungsprozesse mit geringerer<br />

Temperatureinwirkung, als es der<br />

Internationale Verpackungsholzstandard<br />

ISPM 15 vorsieht, die Holzschädlinge<br />

nicht vollkommen abtöten.<br />

Die Tests wurden in der modernen<br />

Trockenkammer des Kompetenz-<br />

zentrums Holz (Leitung: Christian<br />

Hansmann, Hermann Pleschberger)<br />

durchgeführt und ergaben, dass zum<br />

Abtöten von Insekten die Mindesttemperaturschwelle<br />

von 56°C überschritten<br />

werden muss. Bei niedrigeren<br />

Kern-Temperaturen können<br />

Bockkäferlarven – auch wenn die<br />

Temperatureinwirkung länger andauert<br />

– überleben. Die Auswirkungen<br />

dieser Tests auf die Praxis werden im<br />

Abschlussbericht erläutert und Änderungen<br />

für gesetzliche, phytosanitäre<br />

Anforderungen an Holzimporte vorgeschlagen.<br />

Erfolgreich abgetötete Monochamus-Raupe nach der Kammertrocknung<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 15


Forschung<br />

Hauptursache des Eschentriebsterbens geklärt<br />

THOMAS CECH<br />

Das Eschentriebsterben ist in<br />

Österreich in allen Bundesländern<br />

verbreitet. Befallsfrei<br />

waren 2009 nach einer Erhebung der<br />

Österreichischen Waldinventur nur<br />

lokale Gebiete in Osttirol, Nordtirol,<br />

Vorarlberg sowie im nordwestlichen<br />

Niederösterreich. Die höchsten Befallsintensitäten<br />

fanden sich in den<br />

Nördlichen Kalkalpen und Voralpen<br />

von Niederösterreich bis Salzburg<br />

sowie in Teilen der Steiermark.<br />

In den trockeneren Gebieten im<br />

Osten Österreichs wurde die regional<br />

größte Bandbreite der Befallsintensität<br />

beobachtet.<br />

Hauptverursacher ist der vermutlich<br />

eingeschleppte, erst 2010<br />

als neue Art beschriebene Schlauchpilz<br />

Hymenoscyphus pseudoalbidus<br />

(falsches weißes Stengelbecherchen),<br />

16<br />

dessen Fruchtkörper auf den Blattspindeln<br />

der abgefallenen Eschenblätter<br />

gebildet wird. Die geschlechtlichen<br />

Sporen werden, wie im Jahr<br />

2009 mittels Sporenfallen festgestellt<br />

wurde, auch über größere Distanzen<br />

durch den Wind verbreitet und infizieren<br />

junge Eschenblätter, wo sie zunächst<br />

Blattflecken verursachen.<br />

Über die Adern wächst der Pilz danach<br />

in den Blattstiel und schließlich<br />

in Triebe, Zweige und Äste ein, die<br />

bald absterben.<br />

Ein seit 2007 durchgeführtes Monitoring<br />

ergab, dass es auf einigen<br />

Flächen, die schon damals befallen<br />

waren, bis 2009 zu keiner Zunahme<br />

der Krankheitsintensität gekommen<br />

war. Dies dürfte auf Schwankungen<br />

des Infektionsdruckes zurückzuführen<br />

sein, wobei hier lokalklima-<br />

tische Faktoren eine Rolle spielen<br />

dürften. Auch haben differentialdiagnostische<br />

Untersuchungen gezeigt,<br />

dass für das Absterben des<br />

Baumes eher die jährliche Häufigkeit<br />

neuer Triebinfektionen als das Einwachsen<br />

des Chalara-Myzels in<br />

stärkere Äste entscheidend ist.<br />

Auffallenderweise finden sich in<br />

nahezu jedem betroffenen Bestand<br />

einzelne gesunde Bäume, was auf<br />

Resistenzphänomene schließen lässt.<br />

Daher empfiehlt sich derzeit als<br />

wichtigste Maßnahme die Förderung<br />

gesunder Eschen.<br />

Linktipp<br />

Die Symptome des Eschentriebsterns:<br />

www.waldwissen.net/themen/wald<br />

schutz/pilze_nematoden/bfw_symptome_<br />

eschentriebsterben_2010_10.<strong>pdf</strong><br />

Fruchtkörper von Hymenoscyphus pseudoalbidus (falsches weißes Stengelbecherchen) auf Blattstielen der Esche<br />

Jahresbericht 2009


Forschung<br />

Borkenkäferbekämpfung mit dem Fangtipi<br />

CHRISTIAN TOMICZEK<br />

Zur Bekämpfung der Fichtenborkenkäfer<br />

werden mehrere<br />

Verfahren und Methoden angewendet.<br />

Neben dem raschen Finden<br />

und Aufarbeiten von Borkenkäferbäumen<br />

werden Pheromonfallen,<br />

Fangbäume und verstärkt auch Fangtipis<br />

(Synonym für Fangknüppelhaufen)<br />

eingesetzt. Nach eineinhalbjähriger<br />

Versuchsdauer lässt sich<br />

folgern, dass Fangtipis ähnliche<br />

Fangergebnisse wie Pheromonfallen<br />

liefern, mehr Aufwand bei der Aufstellung,<br />

jedoch weniger Betreuungsaufwand<br />

erfordern.<br />

Fangtipi auf Unterkonstruktionen für<br />

Versuchszwecke<br />

Beifänge<br />

Durch den Einsatz eines Insektizids<br />

bei den Fangtipis sind die Beifänge<br />

von Nichtzielorganismen und Nützlingen<br />

meist höher als bei Pheromonfallen.<br />

So wurden einerseits rund<br />

30% mehr Ameisenbuntkäfer (Thanasimus<br />

formicarius) in den Fangtipis<br />

abgetötet als in Pheromonfallen.<br />

Andererseits fanden sich in den Pheromonfallen<br />

mehr als doppelt so viele<br />

Gemeine Totengräber (Necrophorusvespilloides)<br />

im Vergleich zu<br />

Fangtipis.<br />

Bodenkontamination<br />

Die Wirkstoffeinträge sind unmittelbar<br />

nach der Ausbringung von<br />

Auszählen der Käfer zur Bestimmung<br />

der Fangleistung<br />

„Karate Forst flüssig“ ohne Schutzvlies<br />

im Humus hoch. Bereits eine<br />

Woche nach der Ausbringung dieses<br />

Insektizids ist jedoch ein Großteil des<br />

Wirkstoffes Lambda-Cyhalothrin abgebaut<br />

oder in tiefere Bodenschichten<br />

verfrachtet. Deckt man den<br />

Boden mit einem Bauvlies oder einer<br />

Plastikplane ab, lässt sich der Pflanzenschutzmitteleintrag<br />

in den Boden<br />

gänzlich verhindern.<br />

In den durch das Insektizid abgetöteten<br />

Borkenkäfern wurde Lambda-<br />

Cyhalothrin-Konzentrationen von 42<br />

bis 62 mg/kg bestimmt. Diese<br />

Konzentrationen können für Kleinsäuger<br />

gefährlich werden, für Vögel<br />

ist die Gefährdung jedenfalls gering.<br />

Praxiseinsatz nahe dem Nationalpark<br />

Sumava<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 17


Forschung<br />

Biomasseproduktion mit schnell wachsenden<br />

Baumarten im Kurzumtrieb<br />

BERTHOLD HEINZE<br />

Das Hauptziel des Projektes war<br />

es, eine gemeinsame Informationsgrundlage<br />

für die Kurzumtriebs-Produktion<br />

von schnell<br />

wachsenden Baumarten für die Energieerzeugung<br />

in einer Reihe von Ländern<br />

in Mittel- und Südosteuropa<br />

(Österreich, Slowenien, Bulgarien,<br />

Rumänien, Serbien, Kroatien und<br />

Griechenland) zu etablieren. Besonderes<br />

Augenmerk wurde auf den Vergleich<br />

der Produktionsmöglichkeiten<br />

von Pappel- und Weiden-Selektionen<br />

(Klone) und alternativen Baumarten<br />

auf landwirtschaftlichen Flächen<br />

gelegt. Dazu wurden im Überblick<br />

Forschungs- und Entwicklungsstudien<br />

in den letzten fünf bis zehn Jahren in<br />

Pappelstecklingsproduktion in<br />

Pazardjik<br />

18<br />

den teilnehmenden Ländern gesichtet,<br />

eine Auflistung der vorhandenen<br />

biologischen Ressourcen wurde<br />

zusammengestellt (Biodiversitäts-Aspekt),<br />

und Erfahrungen im Aufbau<br />

und der Produktivität von Plantagen<br />

auf verlassenen landwirtschaftlichen<br />

Ländereien wurden ausgetauscht.<br />

Die Daten wurden mittels Fragebögen<br />

erfasst, auf einem gemeinsamen<br />

Seminar in Bulgarien und Rumänien<br />

diskutiert und in einem Bericht<br />

zusammengefasst. Dabei hat sich<br />

gezeigt, dass in Europas Land- und<br />

Forstwirtschaft oft lokale Strategien<br />

entwickelt werden, wobei Führungsund<br />

Organisationsstrukturen in der<br />

Praxis oft schon über kurze Distanzen<br />

Die unterschiedlichen Voraussetzungen<br />

wurden bei Seminaren diskutiert<br />

voneinander abweichen, je nach der<br />

Verwaltungsstruktur und der sozioökonomischen<br />

Situation der verschiedenen<br />

Länder. Als wesentliche<br />

Faktoren wurden erkannt:<br />

• die Verfügbarkeit von Land für den<br />

Energieholzanbau,<br />

• die Verfügbarkeit der biologischen<br />

Ressourcen, das heißt schnellwachsender<br />

Baumarten und Selektionen<br />

(Klone) davon,<br />

• die Verfügbarkeit von Know-how<br />

auf dem Stand der Wissenschaft<br />

und Technik,<br />

• die Verfügbarkeit von Kapital für<br />

die notwendigen Investitionen<br />

• und die Schaffung eines Marktes<br />

für die Produkte (Hackschnitzel).<br />

Berthold Heinze vor der Versuchsstation<br />

in Shishtov, Bulgarien<br />

Jahresbericht 2009


Forschung<br />

Oberflächennahe Rutschung:<br />

von der Dokumentation zur Risikobewertung<br />

KARL HAGEN, PETER ANDRECS<br />

Das gehäufte Auftreten spontaner<br />

Rutschungen im Lockersediment<br />

und der technische<br />

Fortschritt förderten die Entwicklung<br />

praxistauglicher Methoden der Gefahrenabschätzung<br />

und Beurteilung.<br />

Basis aller Ansätze ist eine Ereignisdokumentation,<br />

die im Spannungsfeld<br />

zwischen maximaler Information<br />

und beschränkter Ressourcen steht.<br />

Umso wichtiger ist es festzulegen,<br />

welche Parameter wie aufzunehmen<br />

sind. Im Rahmen des Projektes DokuRisk<br />

wird untersucht, welche Parameter<br />

bei den unterschiedlichen Methoden<br />

die Qualität verbessern.<br />

Um eine möglichst hohe Informationsdichte<br />

zu erreichen, wurden<br />

von dem 2005 in Gasen und Haslau<br />

dokumentierten Ereignis über 100<br />

Spontane Lockersedimentrutschung<br />

(2004) und vier Jahre später: ohne<br />

Dokumentation lässt sich bereits nach<br />

diesem kurzen Zeitraum die<br />

Rutschung kaum noch erkennen.<br />

Einzelrutschungen zufällig ausgewählt<br />

und dort aufwändige Nacherhebungen<br />

durchgeführt. Mit diesen<br />

Daten wird untersucht, ob die Parameter<br />

für verschiedene Methoden<br />

und Modelle zur Bestimmung der<br />

Rutschungsdisposition und der<br />

Reichweite des Rutschungsmateriales<br />

geeignet sind.<br />

Veränderungen werden<br />

festgehalten<br />

Gleichzeitig werden die Veränderungen<br />

der Rutschungen dokumentiert.<br />

So lassen sich Rückschlüsse auf not-<br />

wendige organisatorische Details von<br />

Dokumentationen ziehen: Es zeigte<br />

sich, dass Transport- und Ablagerungsbereiche<br />

im Siedlungsraum oft<br />

schon nach wenigen Wochen „verschwunden“<br />

sind; sie sind bei Dokumentationen<br />

primär zu erfassen. Sanierte<br />

Rutschungen auf Wiesen<br />

(Mahd, Weide) sind nach einigen<br />

Jahren kaum noch zu erkennen,<br />

während diese im Wald oft lange<br />

sichtbar bleiben (Abbildung). Auch<br />

der Informationsgehalt und die<br />

Interpretierbarkeit so genannter<br />

„Stummer Zeugen“ sind ableitbar.<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 19


Forschung<br />

Online-Befragung: Analyse der Sicherheit und<br />

Genauigkeit von Bemessungswerten<br />

PETER ANDRECS, KARL HAGEN<br />

Im Rahmen des EU-Projektes<br />

ADAPT ALP (Adaptation to<br />

Climate Change in the Alpine<br />

Space) führte das <strong>BFW</strong> Ende 2009<br />

eine Online-Expertenbefragung durch.<br />

Ziel war die Beurteilung von Methoden<br />

zur Bestimmung von Bemessungsereignissen<br />

alpiner Naturgefahren<br />

in Hinblick auf Genauigkeit und<br />

Sicherheit der Bemessungswerte.<br />

Insgesamt 180 Experten von Universitäten,<br />

Forschungsabteilungen,<br />

aus der Verwaltung, der Wildbachund<br />

Lawinenverbauung sowie Ziviltechniker<br />

wurden zur Teilnahme eingeladen,<br />

die Rücklaufquote lag bei<br />

58 %.<br />

Die Befragung umfasste fünf<br />

Fragen. Jede der Fragen bezog sich<br />

auf vier verschiedene Naturgefahrenprozesse:<br />

• Hochwasser,<br />

• Mure,<br />

• Rutschung und<br />

• Lawine.<br />

Es war den Teilnehmern frei gestellt,<br />

bei ihren Antworten auf alle vier<br />

oder nur auf ausgewählte Prozesstypen<br />

einzugehen.<br />

20<br />

Zu Beginn der Befragung wurde<br />

nach der Bedeutung bestimmter Einflussfaktoren<br />

(zum Beispiel Niederschlag,<br />

Temperatur, Geologie, Boden,<br />

Vegetation) für die Festlegung von<br />

Bemessungsereignissen für verschiedene<br />

Prozesstypen gefragt. Die Abbildung<br />

zeigt das Ergebnis für den<br />

Prozesstyp Rutschung.<br />

Die Fragen zwei und drei betrafen<br />

die Verfügbarkeit von Datengrundla-<br />

Bedeutung steigend >><br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

gen für die Ermittlung von Prozesskenngrößen<br />

und die Genauigkeit der<br />

damit ermittelten Kenngrößen. Abschließend<br />

wurden die Experten<br />

nach geeigneten Schritten und Maßnahmen<br />

befragt, mit denen Naturgefahren<br />

im Allgemeinen (Frage 4) und<br />

speziell in Hinblick auf den Klimawandel<br />

(Frage 5) besser abgeschätzt<br />

werden können.<br />

Niederschlag Temperatur Topographie Geol./Boden Vegetation Landnutzung<br />

Bedeutung von Einflussfaktoren für die Festlegung von Bemessungsereignissen<br />

von Rutschungen (0...keine bis 5… größte Bedeutung).<br />

Jahresbericht 2009


Monitoring


Monitoring 2009 – Daten und Fakten<br />

Insgesamt wurden 28 Monitoringprojekte und -aufgaben<br />

vom <strong>BFW</strong> abgewickelt.


Monitoring<br />

Monitoring des Asiatischen Laubholzbockkäfers in<br />

Braunau nun auch mit Spürhunden<br />

UTE HOYER-TOMICZEK, GABRIELE SAUSENG<br />

Der Asiatische Laubholzbockkäfer<br />

(ALB) Anoplophora glabripennis<br />

hält Braunau und<br />

die Behörden seit 2001 in Atem. Seit<br />

Sommer 2009 helfen Baumsteiger<br />

beim Monitoring. Neuerdings werden<br />

auch Hunde für die Feststellung<br />

des Quarantäneschädlings im Befallsgebiet<br />

eingesetzt. Die Anoplophora-<br />

Spürhunde werden am <strong>BFW</strong> ausgebildet<br />

und können neben ALB auch<br />

den Citrusbockkäfer (CLB) Anoplophora<br />

chinensis erschnüffeln.<br />

Im Frühjahr 2009 wurden beim<br />

ALB-Monitoring befallene Stöcke auf<br />

Flächen festgestellt, die im Winter<br />

2007/2008 präventiv geschlägert wor-<br />

Die Hunde können ALB und CLB in bis<br />

zu zweieinhalb Meter Höhe aufspüren.<br />

den waren. Das Monitoring von<br />

Baumstöcken entlang von Straßenoder<br />

Bahngleisböschungen ist wegen<br />

der Bodenvegetation und den Stockausschlägen<br />

sehr zeit-, personal- und<br />

kostenintensiv.<br />

Diese Problemstellung führte im<br />

Februar 2009 am Institut für Waldschutz<br />

zur Entwicklung einer neuen<br />

Detektionsmethode für ALB. Hunde<br />

sollen mit ihrer feinen Nase kleinste<br />

Geruchsspuren verschiedener Entwicklungsstadien<br />

von ALB und CLB<br />

in Wirtspflanzen und Verpackungsholz<br />

aufspüren und anzeigen. Für<br />

diese anspruchsvolle Nasenarbeit<br />

sind beim Hund eine hohe Nasen-<br />

Die Anoplophora-Spürhunde:<br />

Andor, Jolly und Jackson (v.l.)<br />

Anoplophora Spürhunde<br />

leistung, eine ausgeprägte Arbeitsbereitschaft,<br />

Ausdauer, hoher Finderwillen<br />

und Konzentrationsfähigkeit<br />

erforderlich. Der Hund wird mit<br />

ALB- oder CLB-Geruchsmaterial in<br />

einem spielerischen Trainingsaufbau<br />

durch positive Bestätigung konditioniert.<br />

Besonders wichtig ist das Erarbeiten<br />

des individuellen Anzeigeverhaltens<br />

des Hundes.<br />

Jackson, Jolly und Andor sind<br />

weltweit bisher die einzigen Anoplophora-Spürhunde.<br />

Sie können ALB<br />

und CLB im Erdreich ebenso wie in<br />

einer Höhe von bis derzeit zweieinhalb<br />

Meter aufspüren. Für große<br />

Baumhöhen ist die Kooperation<br />

zwischen Baumsteiger und Spürhund<br />

nötig. Im ALB-Befallsgebiet kontrollieren<br />

die Hunde Baumstöcke, junge<br />

Bäume, die Stammbasis und Wurzeln<br />

jeglicher Laubbaumart.<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 23


Monitoring<br />

Österreichisches Wildeinfluss-Monitoring<br />

HEIMO SCHODTERER<br />

Mit dem österreichischen<br />

Wildeinfluss-Monitoring<br />

(WEM) wurde 2006-09<br />

zum zweiten Mal der Wildeinfluss<br />

auf die Waldverjüngung erhoben,<br />

dies erfolgte einheitlich nach einer<br />

von allen Landesforstdiensten und<br />

der Jägerschaft anerkannten Methode<br />

in sieben Bundesländern. Anhand<br />

von 3459 weidefreien Punkten (min-<br />

destens 40 je Bezirk) wurden der<br />

Wildeinfluss und dessen Entwicklung<br />

in den Bezirken beurteilt. Die Einteilung<br />

erfolgte in die Kategorien kein,<br />

geringer, mittlerer sowie starker<br />

Wildeinfluss. Durch den Wegfall des<br />

Bundesfinanzierungsanteils (60%)<br />

konnte in Oberösterreich und Vorarlberg<br />

diesmal keine Erhebung durchgeführt<br />

werden.<br />

Entmischung: Buche bleibt durch jahrelangen Verbiss unter 50 cm, während<br />

Fichte schon das Dickungsstadium erreicht. (Foto Elmar Hauk)<br />

24<br />

Auf mehr als der Hälfte<br />

starker Wildeinfluss<br />

Rund ein Drittel der untersuchten<br />

Flächen weisen geringen Wildeinfluss<br />

auf, auf diesen Flächen ist kein<br />

Einfluss auf die Verjüngung zu erwarten.<br />

60% der untersuchten Gebiete<br />

sind jedoch von starkem Wildeinfluss<br />

betroffen, hier ist bei anhaltendem<br />

Wildeinfluss auf diesem<br />

Niveau ein wirtschaftlicher und<br />

eventuell auch ökologischer Schaden<br />

auf dieser Fläche realistisch. An diesem<br />

Bundesdurchschnitt hat sich gegenüber<br />

der ersten Erhebung nichts<br />

geändert, da sich Verbesserungen<br />

und Verschlechterungen in den einzelnen<br />

Bezirken etwa die Waage halten.<br />

„Schleichende Entmischung“ beschreibt<br />

den Ausfall von Ziel- und<br />

Mischbaumarten infolge Wildeinfluss<br />

und ist in fast allen Bezirken zu<br />

beobachten.<br />

Linktipp:<br />

www.wildeinflussmonitoring.at<br />

Jahresbericht 2009


Monitoring<br />

Beispiel für gelungene Zusammenarbeit<br />

nationaler Waldinventuren<br />

KLEMENS SCHADAUER<br />

Das Institut für Waldinventur<br />

des <strong>BFW</strong> hat sich während<br />

der vergangenen fünf Jahre<br />

intensiv in den Prozess zur Harmonisierung<br />

der nationalen Waldinventuren<br />

in Europa eingebracht. Die Leitung<br />

des Netzwerkes der europäischen<br />

Waldinventuren (www.enfin.<br />

info) hatte der Autor inne. Dieses<br />

Netzwerk hat 2009 ein wichtiges<br />

Großprojekt, die COST-Action E43<br />

(Harmonisation of National Forest<br />

Inventories – Pathways for common<br />

reporting), erfolgreich abgeschlossen.<br />

Die wichtigsten Aktivitäten waren die<br />

Abstimmung von Definitionen und<br />

die Mitherausgabe eines Buches im<br />

Springer Verlages, das die COST<br />

Action beschreibt und detaillierte Informationen<br />

zu weltweit 37 nationalen<br />

Waldinventuren beinhaltet. Diese Inventuren<br />

decken 2,4 Milliarden Hektar<br />

(60% der Waldfläche) weltweit ab.<br />

Die Ausgangslage für eine zumindest<br />

europaweite Harmonisierung<br />

von Waldinformationen ist ungünstig.<br />

Schon die grundlegende<br />

Frage „Was ist ein Wald?“ wird in<br />

jedem Land anders beantwortet. Es<br />

gibt mindestens so viele Waldde-<br />

finitionen wie Länder in Europa.<br />

Daher war die wichtigste Aufgabe,<br />

Definitionen zu finden, die von allen<br />

Ländern Europas akzeptiert werden<br />

können. Letztendlich wurden 99 so<br />

genannte Referenzdefinitionen erarbeitet,<br />

wobei das <strong>BFW</strong> auch hier<br />

intensiv mitgewirkt hat.<br />

Gearbeitet wurde in Groß- oder wie<br />

hier in Kleingruppen. Mehr als 50 internationale<br />

Treffen wurden benötigt,<br />

um die Harmonisierung der Waldinformationen<br />

in Europa voran zu treiben.<br />

Die nationalen Waldinventuren<br />

haben mehrere Möglichkeiten, den<br />

erarbeiteten Definitionen gerecht zu<br />

werden. Zum einen können sie in die<br />

Inventurerhebungen aufgenommen<br />

werden. Das geht aber nicht von<br />

heute auf morgen, harmonisierte<br />

Ergebnisse würden erst nach vielen<br />

Jahren verfügbar sein. Kurzfristig<br />

geht es um Methoden, wie aus den<br />

vorhandenen Daten, die nach nationalen<br />

Kriterien erhoben wurden,<br />

Informationen abgeleitet werden<br />

können, die den Referenzdefinitionen<br />

genügen.<br />

Linktipp:<br />

www.enfin.info<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 25


Monitoring<br />

Hydrologische Untersuchungen am<br />

Truppenübungsplatz Walchen/Lizum<br />

GERHARD MARKART<br />

Die Abteilung Gebietswasserhaushalt<br />

am Institut für Naturgefahren<br />

und Waldgrenzregionen<br />

des <strong>BFW</strong> betreibt Feldforschung<br />

in über 30 Einzugsgebieten<br />

sowie Regionen des Ostalpenraumes.<br />

Für die Abklärung einer Vielzahl von<br />

Forschungsfragen, wie<br />

• langfristige Beobachtung von hydrologischen<br />

Prozessen,<br />

• Eichung und Validierung von<br />

hydrologischen Modellen und<br />

• Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher<br />

Nutzungs- und Bewirtschaftungsarten<br />

auf das Abflussverhalten,<br />

benötigt man ein Testgebiet in Nähe<br />

von Innsbruck. Das <strong>BFW</strong> kooperiert<br />

Abbildung 1: Radarpegel am neu gebauten<br />

Gerinne Lizumbach<br />

26<br />

hier mit dem Österreichischen Bundesheer<br />

am Truppenübungsplatz<br />

Lizum/Walchen im hinteren Wattental.<br />

Das Bundesheer stellt Assistenzkräfte<br />

sowie Unterkunft und hilft bei<br />

Transporten und anderen Arbeiten.<br />

Mit Beginn 2010 konnten zwei<br />

Messpegel in den Probebetrieb gehen.<br />

Die Pegel erfassen ganzjährig die Abflüsse<br />

der Einzugsgebiete Mölsbaches<br />

bis Walchen (13,4 km2) und des<br />

Lizumbaches bis zum Hochlager<br />

(6,6 km2). In der Lizum musste für<br />

die Anlage auf 12 Meter Länge das<br />

Gerinne umgestaltet werden (Abbildung<br />

1). Die Befestigung der seitlichen<br />

Bacheinhänge mit Steinschlichtungen<br />

und die Fixierung der<br />

Sohle vor dem Brückendurchlass<br />

wurden von der Gebietsbauleitung<br />

Mittleres Inntal der WLV koordiniert.<br />

Unweit des Messpegels in der<br />

Lizum wurde ein Snowpillow zur Erfassung<br />

der winterlichen Niederschlagsmengen<br />

installiert.<br />

Gemeinsam mit der Geologischen<br />

Bundesanstalt wird die Studie „Beitrag<br />

des oberflächennahen Zwischenabflusses<br />

zum Gesamtabfluss bei<br />

Dauerregen“ an diesem Truppenübungsplatz<br />

bearbeitet, das Projekt<br />

wird von der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften finanziert.<br />

Beobachtet werden Infiltration und<br />

Zwischenabfluss bei simulierten<br />

Starkregen mit verschiedenen Messtechniken<br />

wie etwa Geoelektrik (Abbildung<br />

2). So ergeben sich z.B.<br />

für den in Lizum untersuchten<br />

Moränenstandort mit allen angewandten<br />

Messerverfahren Fließgeschwindigkeiten<br />

des Interflow um<br />

zwei Meter je Stunde.<br />

Abbildung 2: Versuchsanordnung zur<br />

Abschätzung von Fließgeschwindigkeiten<br />

des Zwischenabflusses. Aufbau<br />

der Beregnungsanlage (100 m² Fläche,<br />

Gelb: Geoelektrik-Kabel).<br />

Jahresbericht 2009


Dienstleistungen für die Praxis


Dienstleistungen für die Praxis<br />

Über Herkunftsberatung.at das beste Saat- und<br />

Pflanzgut finden<br />

SILVIO SCHÜLER<br />

Die Wahl des richtigen Saatund<br />

Pflanzenmaterials ist besonders<br />

wichtig, denn die<br />

einmal gewählte Herkunft ist die Produktionsgrundlage<br />

für viele Jahrzehnte.<br />

Falsche oder ungeeignete<br />

Herkünfte können fatale ökonomische<br />

Folgen haben. So kann bei Nadelhölzern<br />

(zum Beispiel Fichte) der<br />

Unterschied zwischen den schlechtesten<br />

und den besten Herkünften bis<br />

zu 100 % des Deckungsbeitrages betragen.<br />

Noch größer ist das Optimierungspotenzial<br />

bei Laubhölzern: Die<br />

besten Herkünfte können einen dreimal<br />

höheren Deckungsbeitrag erzielen<br />

als die schlechtesten.<br />

Um dem Waldbewirtschafter und<br />

der Waldbewirtschafterin die Wahl<br />

des richtigen Saat- und Pflanzgutes zu<br />

erleichtern, hat das <strong>BFW</strong> gemeinsam<br />

mit der Landwirtschaftskammer Österreich<br />

einen neuen Service entwickelt.<br />

Auf der Webseite www.herkunftsbe<br />

ratung.at kann sich jeder kostenlos<br />

über das beste Saat- und Pflanzgut für<br />

seinen Waldstandort informieren.<br />

Die Online-Herkunftsberatung basiert<br />

auf dem Register der zugelassenen<br />

Plantagen und Saatguterntebestände<br />

des Bundesamtes für Wald,<br />

den Ergebnissen von Herkunftsversuchen<br />

am <strong>BFW</strong> und den behördlich<br />

angemeldeten Saatgutbeerntungen in<br />

Österreich.<br />

Einfache Bedienung<br />

Der Einstieg erfolgt über die<br />

Katastralgemeinde oder die gewünschte<br />

Baumart. So erfährt der<br />

Nutzer, in welchem Wuchsgebiet die<br />

Fläche sich befindet und welche<br />

Baumarten dort gepflanzt werden<br />

können. Anschließend wählt er die<br />

gewünschte Höhenstufe aus und erhält<br />

eine Liste der in seinem Wuchsgebiet<br />

durchgeführten Beerntungen. Er<br />

bekommt Informationen über den<br />

Erntezeitpunkt und die Menge an geerntetem<br />

Saatgut sowie über die Qualität<br />

des Ausgangsbestandes. Zudem<br />

werden das Zulassungszeichen des<br />

Bestandes und das Stammzertifikat<br />

angegeben.<br />

Einzig die Nachfrage bei Baumschulen<br />

und die Pflanzenbestellung können<br />

noch nicht über die Herkunftsberatungs-Website<br />

erfolgen, denn das tatsächliche<br />

Pflanzenangebot kann in der<br />

Pflanzsaison beträchtlich schwanken.<br />

Linktipp<br />

www.herkunftsberatung.at<br />

Vom Saatgut bis zum hiebsreifen Baum: Das Saatgut entscheidet darüber, als welches Sortiment das Holz verkauft wird.<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 29


Dienstleistungen für die Praxis<br />

Forstmaschinen-CD neu<br />

RICHARD BAUER, JOHANNES LUGMAYR<br />

Das <strong>BFW</strong> hat 2009 die Forstmaschinen-CD<br />

neu aufgelegt.<br />

Im Vergleich zu früheren<br />

Versionen wurde die 4. Auflage im<br />

Umfang (bereits 700 Maschinen und<br />

Geräte) stark erweitert. Vollkommen<br />

neu ist die Möglichkeit, Kostenkalkulationen<br />

mit eigenen Eingangsgrößen<br />

durchzuführen - ein großer Mehrwert<br />

für den Anwender!<br />

Die auf der Forstmaschinen-CD beschriebenen<br />

Geräte sind in 23<br />

Kategorien eingeteilt. Zu jedem Gerät<br />

sind der Hersteller und der österreichische<br />

Vertrieb angegeben. Beschrieben<br />

sind die wichtigsten technischen<br />

Kenngrößen, Art des Gerätes<br />

und Verwendungszweck. Der technische<br />

Steckbrief ist aufgrund von Herstellerangaben<br />

zusammengestellt und<br />

beinhaltet im Wesentlichen die serienmäßige<br />

Ausstattung. Zusatzund/oder<br />

Wunschausstattungen sind<br />

beschrieben, wenn sie für den<br />

30<br />

Forsteinsatz oder für die Sicherheit<br />

von Belang sind.<br />

Mit der Forstmaschinen-CD verschafft<br />

man sich einen schnellen<br />

Überblick über gängige Forstmaschinen<br />

und erhält einen Gerätevergleich<br />

innerhalb einzelner Kategorien.<br />

Kostenkalkulation nach<br />

dem <strong>BFW</strong>-Kalkulationsschema<br />

Erstmals kann der Anwender eigene<br />

Kalkulationen für die Kosten je<br />

Betriebsstunde durchführen. Die<br />

Maschinenkostenkalkulationen erfolgen<br />

nach dem Schema des <strong>BFW</strong>,<br />

das für die Kalkulation von Neugeräten<br />

über deren gesamte Nutzungszeit<br />

entwickelt wurde.<br />

Basis für die Maschinenkostenrechnungen<br />

sind die maximal<br />

mögliche Anzahl an Betriebsstunden,<br />

die ein Gerät wirtschaftlich genutzt<br />

werden kann, und die theoretisch<br />

Bestellung:<br />

E-Mail: petra.locsmandy@bfw.gv.at,<br />

Tel. 01/878 38 - 2207<br />

Internet: http://bfw.ac.at/events/<br />

forstmaschinen.bestellung<br />

maximal mögliche wirtschaftliche<br />

Nutzungszeit in Jahren. Aus diesen<br />

Werten werden in Abhängigkeit von<br />

der jährlichen Geräteauslastung die<br />

praktisch erreichbare Anzahl der<br />

Betriebsstunden bzw. Jahre, die ein<br />

Gerät genutzt werden kann, berechnet.<br />

Die Forstmaschinen-CD kostet<br />

inklusive Verpackung und Versand<br />

36,- Euro je Stück.<br />

Jahresbericht 2009


Dienstleistungen für die Praxis<br />

Pilzfächer über 44 Holz zerstörende Baumpilze<br />

MARTIN BRANDSTETTER<br />

Holz zerstörende Pilze haben<br />

einen großen Einfluss auf die<br />

Stand- und Bruchsicherheit<br />

von Bäumen. In vielen Fällen handelt<br />

es sich um einjährige Pilze, die nur<br />

kurze Zeit am Baum zu sehen sind.<br />

Andere Fäulepilze leben lange Zeit<br />

verborgen im Holzinneren oder im<br />

Wurzelsystem unter der Erde und<br />

sind so gar nicht erkennbar.<br />

Wenn sie jedoch Fruchtkörper bilden,<br />

ist dies immer ein Warnsignal,<br />

das zumindest genauer hinterfragt<br />

werden muss. Es kann höchste Gefahr<br />

anzeigen und sofortiges Handeln<br />

verlangen. Es gibt aber auch weniger<br />

gefährliche Fäulepilze, die das Holz<br />

langsam zersetzen oder nur bestimmte<br />

Holzteile angreifen, die für<br />

die Stabilität nicht von so hoher Bedeutung<br />

sind. In diesen Fällen kann<br />

der betroffene Baum mit seinem Problem<br />

lange leben, ohne dass die Verkehrssicherheit<br />

nicht mehr gegeben<br />

wäre.<br />

Als Hilfestellung hat jetzt ein Autorenteam<br />

des <strong>BFW</strong> für Förster, Sachverständige,<br />

Baumpfleger, Gärtner,<br />

Schüler, Lehrer und an der Natur<br />

Interessierte einen Pilzfächer zusammengestellt.<br />

Durch sein handliches<br />

Format kann er auch bei<br />

Arbeiten in der Baumkrone mitgenommen<br />

werden. Die zahlreichen<br />

Farbfotos und einfachen Erklärungen<br />

sollten für die 44 im Fächer dargestellten<br />

Schadpilze zur Bestimmung<br />

reichen und erste Hinweise über die<br />

Gefährlichkeit geben. Für spezielle<br />

Fragestellungen ist weiterführende<br />

Fachliteratur zu empfehlen.<br />

Die Fakten<br />

• Hilfestellung zur Erstbestimmung<br />

von Baumpilzen<br />

• Entscheidungshilfe für weitere<br />

Untersuchungen von Bäumen im<br />

Wald, in Parkanlagen, Gärten und<br />

im urbanen Bereich<br />

• Einteilung hinsichtlich Stand- und<br />

Bruchsicherheitsgefahr<br />

• Ausführliche Beschreibung der Besonderheiten<br />

der Pilzarten und des<br />

Holzabbaus<br />

• Wettertauglich, feuchtigkeitsabweisend<br />

und schmutzbeständig –<br />

ideal für Arbeiten im Wald und<br />

Garten<br />

Bestellung:<br />

€ 13,50 ohne Versandkosten.<br />

<strong>BFW</strong>-Bibliothek;<br />

E-Mail: bibliothek@bfw.gv.at,<br />

Tel.: +43 1 87838 1216<br />

Linktipp<br />

http://bfw.ac.at/pilzfaecher<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 31


Dienstleistungen für die Praxis<br />

Online-Lexikon Luftschadstoffe wurde überarbeitet<br />

und erweitert<br />

STEFAN SMIDT<br />

Das Online-Lexikon „WaldschädigendeLuftverunreinigungen<br />

und Klimawandel“<br />

(www.luftschadstoffe.at) deckt über<br />

3500 Schlagwörter mit Querverweisen,<br />

englischen Übersetzungen<br />

sowie Tabellen und Abbildungen ab<br />

und umfasst rund 1300 Seiten. Es<br />

enthält Informationen zu Luftschadstoffen,<br />

Klimawandel, Stoffkreisläufen,<br />

(österreichischen) Bundesgesetzen<br />

und Immissionsgrenzwerten.<br />

Direkt können als PDF-Datei heruntergeladen<br />

werden:<br />

• alle Schlagworte (einzeln)<br />

• Glossar<br />

deutsch - englisch (70 Seiten)<br />

• Gesetzestexte und andere Informationen:<br />

österreichische Bundesgesetze,<br />

weitere Gesetze und Richtlinien,<br />

Informationen zu wald- und<br />

klimarelevanten Emissionen / Immissionen<br />

• Einheiten: zahlreiche einschlägige<br />

Maßeinheiten<br />

• Literatur: die wichtigsten Bücher<br />

zum Themenkreis „Waldschädigende<br />

Luftverunreinigungen“<br />

• Tabellen über globale Schadstoffbudgets<br />

(zum Beispiel Schwefel,<br />

32<br />

Kohlenstoff, Stickstoff), Luftschadstoffkonzentrationen,Resistenzreihen<br />

und Daten zum Wald mit<br />

Quellenangaben; Basisinformationen<br />

zu Luftschadstoffen, Hauptnährstoffen,<br />

Metallen und Enzymen<br />

(über 300 Tabellen); Grenzwerte<br />

zum Schutz der Vegetation (Gase,<br />

Böden, Blattorgane); Umweltschutzgesetze<br />

(Deutschland, Schweiz; 90<br />

Tabellen)<br />

• Linksammlung zu fachverwandten<br />

Lexika und Glossaren<br />

Nach einer Registrierung werden zusätzlich<br />

angeboten:<br />

• Lexikon-Kurzversion: <strong>BFW</strong>-Dokumentation<br />

„Wirkungen von Luftschadstoffen<br />

auf Pflanzen unter besonderer<br />

Berücksichtigung von<br />

Waldbäumen“ (240 Seiten)<br />

• Foliensammlungen zu den Themen:<br />

Allgemeines zu Luftschadstoffen<br />

und ihren Wirkungen auf die Vegetation,<br />

Halogenverbindungen, Metalle,<br />

Ozon, Schwefelverbindungen,<br />

Stickstoffverbindungen, flüchtige<br />

organische Komponenten, Treibhausgase,<br />

Klimawandel (insgesamt<br />

rund 400 Folien).<br />

Linktipp:<br />

www.luftschadstoffe.at<br />

Jahresbericht 2009


Dienstleistungen für die Praxis<br />

Österreichische Agentur für Waldentwicklung,<br />

Waldbewirtschaftung und internationale Kooperation<br />

ROBERT JANDL<br />

Im Jahr 2009 wurde der Verein<br />

„Österreichische Agentur für<br />

Waldentwicklung, Waldbewirtschaftung<br />

und internationale Kooperation“<br />

gegründet (Austrian<br />

Natural Resource Management and<br />

International Cooperation Agency;<br />

ANRICA; www.anrica.org). Darin<br />

soll österreichische Expertise zur<br />

Waldbewirtschaftung und ländlichen<br />

Entwicklung gebündelt werden und<br />

vorwiegend in internationalen Projekten<br />

eingesetzt werden. Der Verein<br />

soll Projekte des REDD-Sektors abwickeln<br />

können. REDD steht für die<br />

Initiative Reducing emissions from<br />

deforestation and forest degradation<br />

und wird von den Vereinten Nationen<br />

betrieben (www.un-redd.org).<br />

Die Erwartungen in REDD sind<br />

hoch. Neben dem Klimaschutz durch<br />

die Vermeidung von Treibhausgasemissionen<br />

aus terrestrischen Ökosystemen<br />

sollen auch positive Nebenwirkungen<br />

wie die Erhaltung der<br />

Biodiversität und die Bereitstellung<br />

von Ökosystem-Services erreicht<br />

werden.<br />

Derzeit sind die Aktivitäten des<br />

Vereins auf die Sondierung von Pro-<br />

jektoptionen ausgerichtet. Die Klimakonferenz<br />

in Kopenhagen im Dezember<br />

2009 (COP 15; http://en.cop<br />

15.dk) hat noch nicht die erhoffte<br />

Klarheit für die Durchführungsbestimmungen<br />

(Regeln) von REDD-<br />

Projekten geschaffen, sodass internationale<br />

Projekte in diesem Themenbereich<br />

derzeit nicht im großen Stil<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Mitglieder des Vereins rekrutieren<br />

sich aus Forschungsanstalten,<br />

Zivilingenieuren und Universitäten.<br />

Inhaltlich werden die Vereinsziele<br />

von der Forstsektion des BMLFUW<br />

mitgetragen. Es soll forstliche Expertise<br />

im breitesten Sinn angeboten<br />

ANRICA<br />

Austrian Natural Resource Management<br />

and International Cooperation Agency<br />

werden. Das <strong>BFW</strong> beteiligt sich an<br />

dem Verein, um gegebenenfalls seine<br />

Expertise in der terrestrischen Erhebung<br />

von Waldökosystemen einbringen<br />

zu können. Der Verein wurde<br />

auch im Hinblick auf das Handlungsfeld<br />

7 des Österreichischen Walddialoges<br />

gegründet. Obmann des<br />

Vereins ist Dipl.-Ing. Markus<br />

Sommerauer. Der Verein ist offen für<br />

weitere Mitglieder.<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 33


Ausbildung und Wissensvermittlung


Ausbildung und Wissensvermittlung<br />

FAST Ort: neues Kursangebot fand<br />

großen Anklang<br />

WOLFGANG JIRIKOWSKI<br />

An der Forstlichen Ausbildungsstätte<br />

Ort konnten im Jahr 2009<br />

insgesamt 445 fachliche Aktivitäten<br />

zur Wissensvermittlung durchgeführt<br />

werden. In 1041 Veranstaltungstagen<br />

konnten damit am <strong>BFW</strong>-Standort<br />

Gmunden insgesamt 8524 Gäste,<br />

davon 6.674 forstliche Kursteilnehmer,<br />

angesprochen werden.<br />

Aufgrund der überaus großen<br />

Nachfrage wurden die Kursklassiker<br />

wie der Waldwirtschaftskurs, der<br />

Motorsägekurs, darunter auch eine<br />

Veranstaltung für Frauen, und der<br />

Holzmess- und Ausformungskurs<br />

mehrfach angeboten. Ein neuer Kurs<br />

für Waldkäufer und Personen, die ein<br />

Waldgrundstück erworben haben, er-<br />

freute sich großen Interesses, ebenso<br />

die Forstkurse für Neueinsteiger.<br />

Nach wie vor bestens besucht waren<br />

auch die Qualifikationsmodule zum<br />

zertifizierten Waldpädagogen. Bereits<br />

zum zweiten Mal wurde im Jahr 2009<br />

in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

BMLFUW der Zertifikatslehrgang<br />

Forst und Kultur abgewickelt.<br />

Ein Schwerpunkt sind Ausbildungskurse<br />

für Forstarbeiter. Während<br />

in früheren Jahren die Teilnehmer<br />

von den Forstbetrieben entsendet<br />

wurden, kommen derzeit die<br />

Kandidaten vorwiegend aus bäuerlichen<br />

Betrieben. 2009 wurden zwei<br />

Forstfacharbeiterkurse mit Prüfung<br />

sowie ein Meisterlehrgang mit Prü-<br />

fungsabschluss abgehalten. Sowohl<br />

bei der Forstfacharbeiterausbildung<br />

als auch bei der Meisterausbildung<br />

laufen derzeit Bemühungen um eine<br />

Modularisierung mit dem Ziel, die<br />

mehrwöchige Ausbildung auf mehrere<br />

kleinere Themenblöcke zu teilen.<br />

Die FAST Ort ist am Entwicklungsprozess<br />

beteiligt.<br />

Die FAST Ort bot außerdem einer<br />

steigenden Zahl an forstlich tätigen<br />

Institutionen spezielle Weiterbildungsmaßnahmen<br />

an, die teilweise<br />

auch mit Betriebsbesuchen kombiniert<br />

wurden. Das Kurs- und<br />

Seminarprogramm wurde abgerundet<br />

durch Staatsprüfungsvorbereitungsseminare<br />

für den leitenden Forstdienst.<br />

Praktikum zur Baumsteigerausbildung Übung der Durchforstungsauszeige<br />

Errichtung einer Krainerwand<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 37


Ausbildung und Wissensvermittlung<br />

Pädagogische Arbeit im Wald<br />

WOLFGANG JIRIKOWSKI<br />

Pädagogische Arbeit im Wald<br />

(PAWS) - ein Seminarkonzept<br />

wurde bereits als Leonardo-<br />

Projekt der EU von Finnland,<br />

Tschechien, der Slowakei, Deutschland<br />

und Österreich erarbeitet. Im<br />

Jahr 2007 fand als Abschluss zur<br />

ersten Projektphase der 2. Internationale<br />

Kongress der Waldpädagogen<br />

in Gmunden statt. Produkte sind<br />

ein Seminarkonzept, das sich im Wesentlichen<br />

an der zertifizierten Ausbildung<br />

der Waldpädagogen in<br />

Österreich orientiert, eine CD-Rom<br />

für die Selbstlernphasen und ein<br />

Handbuch für die Teilnehmer. Die<br />

Forstliche Ausbildungsstätte Ort des<br />

38<br />

<strong>BFW</strong> ist durch Förster Albert Botka<br />

vertreten.<br />

Mit PAWS-MED (Projektphase 2)<br />

werden im Zeitraum 2009 bis 2011<br />

die Waldpädagogikseminare an die<br />

Situation der mediterranen EU-Staaten<br />

angepasst und diese im Süden<br />

Europas eingeführt. Dieses internationale<br />

Projekt hat das Ziel, ein Seminarkonzept,<br />

das durch Forstleute in<br />

die Öffentlichkeit getragen wird, für<br />

die Mittelmeerländer unter Berücksichtigung<br />

besonderer Fragen, wie<br />

beispielsweise des Themas Waldbrandgefahr,<br />

zu erarbeiten. Beteiligt<br />

sind Organisationen aus Portugal,<br />

Spanien, Italien, Slowenien, Griechen-<br />

land, Zypern, Deutschland und<br />

Österreich.<br />

Die Forstliche Ausbildungsstätte<br />

Ort/Gmunden organisiert im Rahmen<br />

des Projektes im Jahr 2010 ein<br />

Seminar mit Nachbesprechung für<br />

die Multiplikatoren. Der Kurs soll die<br />

Entwicklung eines gemeinsamen europäischen<br />

Standards vorantreiben<br />

und somit die pädagogische Kompetenz<br />

in der Vermittlung von forstrelevanten<br />

Themen in Europa erhöhen.<br />

Linktipp:<br />

www.paws.daa-bbo.de<br />

Jahresbericht 2009


39<br />

Ausbildung und Wissensvermittlung<br />

FAST Ossiach:<br />

Zöscher folgt Sonnleitner als Leiter nach<br />

JOHANN ZÖSCHER<br />

Mit Ende März 2009 ging eine<br />

Ära an der Forstlichen<br />

Ausbildungsstätte (FAST)<br />

Ossiach zu Ende: Prof. Dir. DI<br />

Günter Sonnleitner trat nach 22 Jahren<br />

an der Spitze der FAST Ossiach<br />

seinen Ruhestand an.<br />

Ab dem Jahr 1975 war er als Arbeitslehrer<br />

tätig, 1987 übernahm er<br />

die Leitung der Ausbildungsstätte.<br />

Unter seiner Führung wurde das<br />

Bildungsangebot erweitert, die Teilnehmerzahl<br />

gesteigert und mit umfangreichen<br />

Investitionen die FAST<br />

Ossiach zu einem Trainings- und<br />

Ausbildungszentrum entwickelt, das<br />

höchste nationale und internationale<br />

Anerkennung genießt. Für sein<br />

Lebenswerk bekam Prof. Dir. DI<br />

Günter Sonnleitner im Jahr 2008 von<br />

Bundespräsident Dr. Heinz Fischer<br />

das „Goldene Ehrenzeichen für besondere<br />

Verdienste um die Republik<br />

Österreich“ verliehen.<br />

Ziel: qualifizierte Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Der langjährige Stellvertreter, Dipl.-<br />

Ing. Johann Zöscher, folgte Günter<br />

Sonnleitner nach und übernahm mit<br />

1. April 2009 die Dienststellenleitung.<br />

Der gebürtige Steirer ist seit 1996 an<br />

der Ausbildungsstätte als Arbeitslehrer<br />

und Trainer tätig. Als wesentliche<br />

Zielsetzung nennt der neue<br />

Leiter die erfolgreiche Weiterführung<br />

des von Prof. Trzesniowski und<br />

Sonnleitner eingeschlagenen Weges<br />

einer qualifizierten Aus- und Weiterbildung<br />

für Wald, Holz und Mensch.<br />

Selbst bäuerlicher Herkunft weiß er<br />

speziell um die Notwendigkeit einer<br />

Führungswechsel in der FAST: Zöscher folgt auf Sonnleitner<br />

fundierten Aus- und Weiterbildung<br />

im Bereich der bäuerlichen Waldbesitzer.<br />

Etwa 50 Prozent des österreichischen<br />

Waldes sind Bauernwälder.<br />

Oberstes Augenmerk muss auf<br />

die Etablierung einer umfassenden<br />

„Sicherheitskultur“ gelegt werden.<br />

Im Jahr 2009 konnte mit dem<br />

Ossiacher Profiteam eine beachtliche<br />

Bildungsbilanz erarbeitet werden:<br />

6.037 Kursteilnehmer an 13.741 Teilnehmertagen.<br />

Jahresbericht 2009


Ausbildung und Wissensvermittlung<br />

Ossiacher Messe für Wald, Holz und Energie 2009<br />

JOHANN ZÖSCHER<br />

Bei der Ossiacher Messe präsentierten<br />

vom 5. bis 7. November<br />

2009 an die 86 Aussteller ein<br />

breites Produktangebot rund um<br />

Waldbewirtschaftung, Arbeits- und<br />

Sicherheitstechnik sowie Holzverarbeitung.<br />

Von der Motorsäge bis zum<br />

Harvester, von der Freizeitbekleidung<br />

bis zur professionellen Arbeitsbekleidung,<br />

vom Holzbrett bis zur Zirbenstube<br />

reichte die Produktpalette.<br />

Immer ein wichtiges Thema: die forstliche Sicherheitsmeile<br />

40<br />

Ein Schwerpunkt war die Biomassetechnologie<br />

von den Hackmaschinen<br />

bis zu den Pelletsheizungen.<br />

Auf die Besonderheiten von Holz als<br />

Baustoff wurde genauso verwiesen<br />

wie auf die Eigenschaften als erneuerbarer<br />

Energieträger. Die professionelle<br />

Waldbewirtschaftung im Rahmen<br />

ökologischer und ökonomischer<br />

Grenzen ist Basis für eine leistungsfähige<br />

Wertschöpfungskette.<br />

Wertschöfungskette<br />

Den Auftakt zur Ossiacher Messe für<br />

Wald, Holz und Energie 2009 bildete<br />

das Seminar Forsttechnik im Bauernwald<br />

mit dem Titel „Wald, Holz und<br />

Energie – mit Sicherheit“. Durch<br />

Holzverwendung bleiben Wertschöpfung<br />

und Arbeitsplätze in unseren<br />

ländlichen Regionen. Einheitlicher<br />

Tenor der Referenten und der Ehrengäste:<br />

Mit Holz in die Zukunft für<br />

mehr ökonomischen und ökologischen<br />

Erfolg unseres Landes. Dabei<br />

muss aber die Arbeitssicherheit und<br />

Unfallverhütung immer an erster<br />

Stelle stehen. Die Wertschöpfungskette<br />

Wald-Holz-Energie wird in<br />

Österreich in der Zukunft noch<br />

wesentlich an Bedeutung gewinnen.<br />

Für uns muss es wichtig sein, auf<br />

heimische Biomasse zur Stärkung der<br />

Regionen zu setzen. Kärnten ist<br />

österreichweit Vorreiter in der bioenergetischen<br />

Nutzung.<br />

Mit rund 5.000 Messebesuchern<br />

zählt die Ossiacher Messe – alternierend<br />

zur alle zwei Jahre stattfindenden<br />

Internationalen Holzmesse in<br />

Klagenfurt - zu den regionalen Großveranstaltungen<br />

im Forstbereich.<br />

Jahresbericht 2009


Wissenschaft und Wirtschaft


Diplomarbeiten und Dissertationen<br />

Betreuung durch <strong>BFW</strong>-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Diplomarbeiten<br />

BRANDSTÄTTER, CHRISTIAN: Stoichiometry affects<br />

initial beech litter decomposition via<br />

nitrogen pathways. Universität Wien,<br />

Diplomstudium Ökologie. Betreut von Keiblinger<br />

K., Zechmeister-Boltenstern S.<br />

MARCHGRABER, GERALD: Kunststoffseile revolutionieren<br />

die Forstarbeit – hat das Stahlseil<br />

ausgedient? Fachhochschule Weihenstephan<br />

/ Bayern, Forsttechnik. Betreut von<br />

Jirikowski W.<br />

POVOAS, LUCIANO GUIMARAES: Effect of fire on soil<br />

microbes and potential soil GHG<br />

emissions. Universität Wien. Betreut von<br />

Kitzler B., Zechmeister-Boltenstern S.<br />

SCHÖFTNER, PHILIPP: Hydrology and nitrogen<br />

dynamics in the mountain forest of<br />

Achenkirch. BOKU, Kulturtechnik. Betreut<br />

von Jandl R.<br />

SINGL, VERENA: Modellierung von GHG-Emissionen<br />

aus Wäldern. BOKU. Betreut von Kitzler B.,<br />

Zechmeister-Boltenstern S.<br />

UNTERWEGER, THOMAS: Schutzfunktionelle Optimierung<br />

von Stahlschneebrücken. Universität<br />

Innsbruck, Diplomstudium Bauingenieur,<br />

Betreuer: Kleemayr K.<br />

WAGNER, DENISE: Auswirkungen des Klimawandels<br />

auf die Treibhausgase der Böden<br />

Nordeuropas. Universität Wien. Betreut von<br />

Kitzler B., Zechmeister-Boltenstern S.<br />

WINTER, MARIA-BARBARA: Protection Efficiency<br />

and Regeneration Preconditions of<br />

Norway Spruce (Picea Abies (L.) Karst.)<br />

in the Upper Montane Mountain Forest of<br />

the Natural Forest Reserve Goldeck in<br />

Carinthia. BOKU, Institut für Waldbau.<br />

Betreut von Frank G.<br />

Dissertationen<br />

FUSSI, MAG. a BARBARA: Cytonuclear Disequilibrium<br />

and Variation in Flowering Phenology in<br />

Populus alba and Populus tremula, Two<br />

Closely Related Hybridising European<br />

Forest Trees. Universität Wien. Betreut von<br />

Heinze B.<br />

INSELSBACHER, MAG. ERICH: The fate of inorganic nitrogen<br />

fertilizers in agricultural soils.<br />

Universität Wien, Department für Chemische<br />

Ökologie und Ökosystemforschung. Betreut<br />

von Zechmeister-Boltenstern S.<br />

KEIBLINGER, DIPL.-ING. in KATHARINA: Terrestrial organic<br />

matter stoichiometry and ecosystem<br />

functions. BOKU. Betreut von Zechmeister-Boltenstern<br />

S.<br />

KESSLER, DIPL.-ING. in MARION: Nadelkrankheiten<br />

an Kiefern: Mycosphaerella dearnessii<br />

und M. pini in Österreich. Universität für<br />

Bodenkultur, Forstschutz. Betreut von Cech T.<br />

KORANDA, MAG. a MARIANNE: Resource limitation of<br />

microbial decomposition of soil organic<br />

matter. Universität Wien. Betreut von Kitzler<br />

B., Zechmeister-Boltenstern S.<br />

SCHAEFER, MARIUS: On the nature of energy<br />

dissipation in flowing snow avalanches:<br />

rheology of flowing snow and microstructure<br />

of sliding and shear layer. ETH<br />

Zürich, WSL Institut für Schnee- und<br />

Lawinenforschung. Betreut von Kern M.<br />

Bakkalaureatsarbeiten<br />

EDLINGER, DORON: Interaktiver Ausbau der Chloroplasten-DNA-Primer-Datenbank.<br />

FH<br />

Technikum Wien. Biomedizinische Technik.<br />

Betreut von Heinze B.<br />

LEGERLOTZ, ANNIKA: Untersuchungen zur morphologischen<br />

Variation von Saatgut der Stieleiche<br />

(Quercus robur). Fachhochschule<br />

Eberswalde, Institut für Genetik. Betreut von<br />

Franner T., Schüler S.<br />

MIKOVITS, CHRISTIAN: Carbon cycle in a mountain<br />

forest. BOKU, Waldökologie. Betreut von<br />

Jandl R.<br />

Maturaarbeiten<br />

MOLLATZ, MICHAEL: Kiefernsterbenspilze Steinfeld.<br />

Forstschule Bruck an der Mur. Betreut<br />

von Cech T.<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 43


Neue Projekte (Auswahl)<br />

Klimawandel und Naturgefahren-Risikomanagement<br />

im Energiesektor<br />

Bedingt durch die Lage Österreichs<br />

in Mitten der Alpen ist der Energiesektor<br />

potenziell durch alpine Naturgefahren<br />

gefährdet. Ziel des RIMES-<br />

Projektes ist es, eine standardisierte<br />

Methode für ein Risikomanagement<br />

im Energiesektor inklusive Schadenspotenzialanalyse<br />

und Systemvulnerabilitätsanalyse<br />

unter Berücksichtigung<br />

möglicher Schutzmaßnahmen zu entwickeln.<br />

Die Auswirkungen des<br />

Klimawandels auf alpine Naturge-<br />

Das <strong>BFW</strong> erarbeitet ein Naturgefahren-<br />

Risikomangement für die Energiewirtschaft<br />

44<br />

fahren werden ebenfalls untersucht<br />

und in das integrale Risikomanagement<br />

integriert. Des Weiteren werden<br />

die Unsicherheiten von Klimawandel,<br />

Naturgefahren und ökonomischen<br />

Verlusten aufgezeigt und in Hinblick<br />

auf ihre Wechselwirkungen interpretiert.<br />

Das Projekt wird gefördert<br />

aus den Mitteln des Klima- und<br />

Energiefonds des Austrian Climate<br />

Research Programme (ACRP).<br />

PAUL DOBESBERGER, ANTONIA ZEIDLER<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

forschen zu Schmetterlingsraupen<br />

Von Parasiten, vor allem Schlupfwespen,<br />

ist bekannt, dass sie einen<br />

Teil der überwinternden Schmetterlingsraupen<br />

vernichten können.<br />

Wenig weiß man, wie sich Parasiten<br />

auf die Populationsdynamik der<br />

überwinternden Schmetterlingsraupen<br />

auswirken.<br />

Ziel des Projektes „Schwarzes C“<br />

ist es, die Vielfalt der Makro-<br />

Schmetterlingsraupenarten, die in<br />

den Wiesen des Lainzer Tiergartens<br />

in Wien überwintern, zu bestimmen.<br />

Die Waldschutz-Experten des <strong>BFW</strong><br />

arbeiten mit Kindern der 6. Schulstufe<br />

(12- und 13-Jährige) der Rudolf<br />

Steiner Schule Mauer-Wien zusammen:<br />

Gemeinsam wird das Versuchsdesign<br />

im Lainzer Tiergarten<br />

angelegt, werden die Flächen nach<br />

Raupen durchsucht, die Raupen<br />

bestimmt und 10% der Individuen<br />

werden auf Parasitenbefall durch<br />

Schlupfwespen und Raupenfliegen<br />

untersucht. Dies gibt einen Einblick in<br />

die Bedeutung von Raupenparasiten.<br />

Das Projekt läuft im Rahmen von<br />

„Sparkling Science“, einer Förderschiene<br />

des BMWF.<br />

http://bfw.ac.at/schmetterlingsraupen<br />

CHRISTIAN LACKNER, JAMES CONNELL<br />

Schüler forschen zur Populationsdynamik<br />

des Falters Schwarzes C<br />

Jahresbericht 2009


Hochwasser Tirol<br />

Zwischen der Bestimmung von<br />

Bemessungshochwässern des Forsttechnischen<br />

Dienstes für Lawinenund<br />

Wildbachverbauung (WLV) und<br />

Planungen im Flussbau nach Pegelauswertungen<br />

bestehen oft gewichtige<br />

Unterschiede. Nach der<br />

Kompetenzverschiebung an einigen<br />

Tiroler Wildbächen resultiert daraus<br />

ein Bedarf, die Bestimmung von Bemessungshochwasser<br />

zwischen Pegelauswertungen<br />

und Niederschlag-Abfluss<br />

Modellen zu harmonisieren.<br />

Dies erfolgt im Rahmen des Projekts<br />

„HOWATI - Hochwasser Tirol“.<br />

Für diese Harmonisierung sollen<br />

Leiteinzugsgebiete nach dem Stand<br />

der Technik der WLV mittels Niederschlag/Abfluss-Modellierung<br />

bemessen<br />

werden. Gleichzeitig sollen diese Leiteinzugsgebiete<br />

über eine Pegelauswertung<br />

verfügen und anhand der Pegelreihen<br />

kontinuierliche N/A-Modellierungen<br />

aufgesetzt werden. Der<br />

Vergleich der statistischen Pegelauswertung,<br />

der extrapolierten<br />

kontinuierlichen N/A-Modellierung<br />

und der Bemessung nach WLV-<br />

Standard soll Unterschiede aufzeigen<br />

sowie Stärken und Schwächen<br />

darlegen. Das <strong>BFW</strong> wurde beauftragt,<br />

für zehn Leiteinzugsgebiete<br />

in Tirol Bemessungshochwasserwerte<br />

mittels N/A-Modellierung zu ermitteln.<br />

BERNHARD KOHL<br />

INSPIRE: einheitliches<br />

Geodaten-Management für<br />

Europas Bodendaten<br />

Die EU Soil Thematic-Strategie und<br />

neue Konzepte für grenzüberschreitendes<br />

Schutzgebietmanagement erfordern<br />

eine verstärkte Verbindung<br />

zwischen Bodenschutz, Best-Practice-<br />

Nutzung und Geo-Informationen.<br />

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit<br />

von höherer Interoperabilität sowie allgemein<br />

zugänglichen und harmonisierten<br />

Datensätzen. Das Best-Practice-Netzwerk<br />

GS Soil besteht aus Bodenkundlern,<br />

Datenlieferanten sowie<br />

technischen Experten und beschäftigt<br />

sich mit dem Aufbau einer INSPIRE<br />

konformen Dateninfrastruktur. Besonderer<br />

Augenmerk liegt auf bodenbezogenen<br />

Themen, wie Bodenparameter,<br />

Informationen über Monitoring<br />

und Naturgefahren. Das <strong>BFW</strong> ist<br />

mit Datensätzen der Landwirtschaftlichen<br />

Bodenkarte eBOD (http://bfw.<br />

ac.at/ebod) beteiligt.<br />

Hauptziele von GS Soil sind die Einbeziehung<br />

der Benutzer, Austausch<br />

von Daten und Best-Practices sowie<br />

bessere Verwertbarkeit von Informationen<br />

für den Naturschutz.<br />

RAINER REITER<br />

Optimierung von SamosAT<br />

SamosAT ist eine Weiterentwicklung<br />

des Lawinensimulationsprogrammes<br />

Samos99, mit dem beobachtete Lawinen<br />

mit gutem Ergebnis nachsimuliert<br />

werden konnten. Da die Entwicklung<br />

der gegenwärtigen Version<br />

abgeschlossen ist, verlangen die zahlreichen<br />

Verbesserungen in SamosAT<br />

eine systematische und detaillierte<br />

Überprüfung, um die hohen<br />

Standards der Simulation von<br />

Katastrophenlawinen zu gewährleisten.<br />

Im Rahmen des Projektes<br />

OPTIMOS (Optimierung von<br />

SamosAT) wird wissenschaftlich die<br />

Reaktion des Modells auf alle bedeutenden<br />

Anfangs- und Randbedingungen<br />

untersucht und die<br />

Leistungsfähigkeit von SamosAT für<br />

praktische Anwendung, wie etwa Gefahrenzonenkartierung,<br />

optimiert.<br />

Die Analyse von Radardaten,<br />

Druckmessungen und weiteren Feldbeobachtungen<br />

natürlich und künstlich<br />

ausgelöster Lawinen in Österreich,<br />

Norwegen und der Schweiz<br />

dient zur Überprüfung der Ergebnisse<br />

des numerischen Models.<br />

JAN-THOMAS FISCHER<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 45


Publikationen (Auswahl)<br />

BAUERHANSL CH., BERGER F., DORREN L., DUC PH.,<br />

GINZLER CH., KLEEMAYR K., KOCH V., KOUKAL T.,<br />

MATTIUZZI M., PERZL F., PRSKAWETZ M.,<br />

REITHMAIER L., SCHADAUER K., SCHNEIDER W.:<br />

Development of harmonized indicators<br />

and estimation procedures for<br />

forest with protective functions<br />

against natural hazards in the alpine<br />

space. Final Report 10th March 2009. <strong>BFW</strong>,<br />

IFN, WSL, BOKU, Cemagref, LWF, Gozdis,<br />

Wien: 190 S.<br />

BAUMGARTNER A., FÜRST A., GRUBER V., IDINGER J.,<br />

KAINEDER H., MARINGER F.J., REISENBERGER J.,<br />

SCHLÖGELHOFER TH., SEIDEL C., SPERKER S.,<br />

WEILNER S. [Projektteam]: Endbericht:<br />

Radioökologische Untersuchung Oberösterreichs<br />

unter Anwendung des Bioindikators<br />

Fichtennadeln. Im Auftrag<br />

des Landes Oberösterreich: 95 S.<br />

BOHNER A., HABELER H., STARLINGER F., SUANJAK M.:<br />

Artenreiche montane Rasengesellschaften<br />

auf Lawinenbahnen des<br />

Nationalparks Gesäuse (Österreich).<br />

Tuexenia, Göttingen, (29): 97-120<br />

BOTKA A.: Waldpädagogik braucht Experten.<br />

Forstzeitung, Wien, 120(2): 14<br />

ENGLISCH M. [Schriftl.]: Alpine Böden und<br />

Klimawandel: Genese, Biologie,<br />

Stabilität, Nutzung: Kurzfassungen<br />

und Exkursionsprofile. Jahrestagung der<br />

Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft<br />

und der Österreichischen Bodenbiologischen<br />

Gesellschaft, 21. bis 23. September<br />

2009 in Obergurgl: 31 S.<br />

46<br />

FRANK G.: Naturwaldreservate in Österreich -<br />

von persönlichen Initiativen zu einem<br />

systematischen Programm. Mitteilungen<br />

des Vereins für Forstliche Standortskunde<br />

und Forstpflanzenzüchtung, Freiburg, (46):<br />

23-32<br />

GARTNER K., KRISTÖFEL F.: Am Weg zum EUweiten<br />

Monitoring. Forstzeitung, Wien,<br />

120(11): 6-7<br />

GSCHWANTNER T.: Technische und ökonomische<br />

Rahmenbedingungen der modellierten<br />

Holzernte. <strong>BFW</strong>-Praxisinformation,<br />

Wien, (18): 10-12<br />

GSCHWANTNER T., SCHADAUER K., VIDAL C., LANZ A.,<br />

TOMPPO E., DI COSMO L., ROBERT N., ENGLERT<br />

DUURSMA D., LAWRENCE M.: Common Tree<br />

Definitions for National Forest Inventories<br />

in Europe. Silva Fennica, Helsinki,<br />

43(2): 303 - 321<br />

HERZBERGER E., JIRIKOWSKI W. , 2009: Der Waldbodenlehrpfad<br />

Taferlklause. <strong>BFW</strong>-<br />

Praxisinformation, Wien, (19): 27-28<br />

HOLLAUS M., WAGNER W., SCHADAUER K., MAIER B.,<br />

GABLER K.: Growing stock estimation<br />

for alpine forests in Austria: a robust<br />

lidar-based approach. Canadian Journal of<br />

Forest Research, Ottawa: 39(7): 1387-1400<br />

HÖLLER P., FROMM R., LEITINGER G.: Snow forces on<br />

forest plants due to creep and glide.<br />

Forest Ecology and Management, Amsterdam,<br />

257(2): 546-552<br />

JIRIKOWSKI W., SPICAR H.: Eisenpferd im Praxistest.<br />

Forstzeitung, Arbeit im Wald, Wien,<br />

120(3): 8-9<br />

KESSLER M., CECH TH.L., TOMICZEK CH.: Ergebnisse<br />

zur Massaria-Krankheit an Platane in<br />

Wien. Jahrbuch der Baumpflege, Braunschweig:<br />

222-226<br />

KINDERMANN G.: Herleitung des jährlichen Zuwachses<br />

für Bäume deren BHD-Zuwachs<br />

nur für einen längeren Zeitraum<br />

bekannt ist. In: Jahrestagung 25.-<br />

27. Mai 2009, Ascona (Schweiz) / Deutscher<br />

Verband Forstlicher Forschungsanstalten,<br />

Tharandt, Deutschland. Sektion Ertragskunde:<br />

182-190<br />

KITZLER B., STINGL V., ZECHMEISTER-BOLTENSTERN S.,<br />

DE BRUJIN A., KIESE R., BUTTERBACH-BAHL K.:<br />

Anpassung von Waldböden an sich<br />

än-dernde Klimabedingungen. Endbericht<br />

Startclim08. Universität für Bodenkultur,<br />

Wien: 81 S. URL: www.austroclim.<br />

at/index.php?id=startclim2008<br />

KLEBINDER K., FROMM R., PERZL F.: Ausweisung<br />

von Lawinenschutzwald mittels GIS<br />

und einfachen Modellrechnungen. In:<br />

Strobl, Blaschke, Griesebner [Hrsg.]: Angewandte<br />

Geoinformatik 2009. Beiträge zum<br />

21. AGIT-Symposium, Salzburg; Heidelberg:<br />

94-103<br />

KRISTÖFEL F.: Der A-Wert nach Klaus Johann.<br />

In: Waldwissen.net: www.waldwissen.net/<br />

themen/waldbau/bestandespflege/bfw_awert<br />

_johann_2009_DE<br />

LEDERMANN T.: Moderne Form der Streunutzung?<br />

Österreichische Forstzeitung,<br />

120(8): 4-5<br />

LANG E., STARY U.: Multifunktionales Monitoring<br />

in den Wildbachmustereinzugsgebieten<br />

des <strong>BFW</strong>. <strong>BFW</strong>-Praxisinformation,<br />

Wien, (20): 27-28<br />

Jahresbericht 2009


LEXER CH., JOSEPH J., VAN LOO M., PRENNER G., HEINZE<br />

B., CHASE M.W., KIRKUP D.: The use of digital<br />

image-based morphometrics to study<br />

the phenotypic mosaic in taxa with<br />

porous genomes. Taxon, Wien, 58(2):<br />

349-364<br />

MARKART G.: Assessment of bandwidths of<br />

near surface interflow velocities in a<br />

high-alpine catchment of Western<br />

Austria. Abstracts, International Conference<br />

on Preferential and Unstable Flow, 29 to<br />

3 April 2009 Monte Verita, Ascona, Switzerland:<br />

33<br />

MENGL M., GEBUREK TH., SCHUELER S.: Geographical<br />

pattern of haplotypic variation in<br />

Austrian native stands of Picea abies.<br />

Dendrobiology, Poznan, 61(Supl): 117 – 118<br />

NEMESTÓTHY N.: Zehn Krananhänger im Vergleich,<br />

Teil 1. In: Waldwissen.net:<br />

www.waldwissen.net/themen/forsttechnik/f<br />

orstmaschinen/bfw_krananhaenger_o_<br />

radantrieb_2009_DE<br />

NEUMANN M.: Ertragskundliche Dauerversuche<br />

- Fragen, Wege, Antworten. In:<br />

Langzeitforschung für eine nachhaltige<br />

Waldnutzung, Forum für Wissen 2009, Eidgenössische<br />

Forschungsanstalt für Wald,<br />

Schnee und Landschaft, Birmensdorf: 77-86<br />

SAILER R., FELLIN W., FROMM R., JÖRG PH., RAMMER L.,<br />

SAMPL P., SCHAFFHAUSER A.: Massenbilanzberechnungen<br />

einer Lawine und<br />

Verifikation von Lawinensimulationsmodellen.<br />

Wildbach- und Lawinenverbau,<br />

Villach, 73(160): 54 - 70<br />

SCHINDLBACHER A., ZECHMEISTER-BOLTENSTERN S.,<br />

JANDL R.: Carbon losses due to soil<br />

warming: Do autotrophic and heterotrophic<br />

soil respiration respond<br />

equally? Global Change Biology, Oxford,<br />

15(4): 901-913<br />

WEIßENBACHER L., SCHÜLER S.: Herkunftstests mit<br />

Vogelkirsche. Forstzeitung, Wien, 120(9):<br />

41-43<br />

WIESER G., MATYSSEK R., LUZIAN R., ZWERGER P.,<br />

PINDUR P., OBERHUBER W., GRUBER A.: Effects<br />

of atmospheric and climate change at<br />

the timberline of the Central European<br />

Alps. Annals of Forest Science, Paris,<br />

66(4): 402 - 412<br />

<strong>BFW</strong>-Dokumentation<br />

SMIDT ST., HERMAN F., PLATTNER J.: Immissionssituation<br />

und Ernährungszustand der<br />

Wälder der Nördlichen und Südlichen<br />

Kalkalpen. <strong>BFW</strong>-Dokumentation 10: 62 S.<br />

<strong>BFW</strong>-Praxisinformation<br />

<strong>BFW</strong>-Praxisinformation 18: Holz- und Biomassenstudie.<br />

24 S.<br />

<strong>BFW</strong>-Praxisinformation 19: Waldboden. 27. S.<br />

<strong>BFW</strong>-Praxisinformation 20: Monitoring. 30 S.<br />

Forstschutz Aktuell<br />

Forstschutz Aktuell 46: Forstschutzsituation<br />

2008 in Österreich - Erhebungen und<br />

Diagnosen des <strong>BFW</strong> und Dokumentation<br />

der Waldschädigungsfaktoren<br />

2008. 87 S.<br />

Forstschutz Aktuell 47: 35 S.<br />

Forstschutz Aktuell 48: 31 S.<br />

Diverse Veröffentlichungen<br />

BRANDSTETTER M., MÜLLER-RIEMENSCHNEIDER K.,<br />

TOMICZEK CH.: Holz zerstörende Pilze:<br />

Einteilung in drei Gefahrenstufen. 44<br />

Tafeln<br />

LUGMAYR J., BAUER R., GATTERBAUER E., HAUER H.,<br />

KINDERMANN G., PREIER P., SCHNABEL G.,<br />

SCHÖNAUER H., NEMESTÓTHY N., SPICAR H.:<br />

700 Forstmaschinen mit Maschinenbeschreibung<br />

und Kostenkalkulation.<br />

4. Auflage, CD-Rom<br />

CECH TH.L.: Pechkrebs (Pitch canker): Gibberella<br />

cirinata Nirenberg & O’Donnell.<br />

Folder<br />

FEICHTINGER E., JIRIKOWSKI W., SCHIMA J., NEMESTÓTHY<br />

N.: Festschrift 90 Jahre Forstliche Ausund<br />

Weiterbildung in Ort. 118 S.<br />

ARNOLD G., JIRIKOWSKI W., MAYRHAUSER G., REH M.,<br />

SCHWARZENBERGER F., WEIß K.: Lernbehelf<br />

für die forstliche Fachausbildung. 2. erweiterte<br />

Auflage. 146 S.<br />

ADENSAM H., SCHIDLER S., BÜCHSENMEISTER R., JANDL<br />

R., VOLK B.: Nachhaltigkeitsaspekte bei<br />

der Standortwahl von Biomasse<br />

(Heiz)Kraftwerken. Endbericht. 124 S.<br />

JIRIKOWSKI W. (Schriftl.): Handbuch Forst + Kultur:<br />

Zertifikationslehrgang MODUL<br />

1: Geschichte der Waldnutzung und<br />

Waldbewirtschaftung. MODUL 2:<br />

Partner aus dem Kulturbereich. 2.<br />

überarbeitete Auflage.<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 47


Finanzen<br />

Kurzdarstellung der finanziellen Situation des <strong>BFW</strong> zum Bilanzstichtag 31-12-2009<br />

48<br />

Aktiva Passiva<br />

A. Anlagevermögen 4.319.000 € A. Eigenkapital 1.845.000 €<br />

B. Umlaufvermögen 2.915.000 € B. Rückstellungen 3.799.000 €<br />

C. Rechnungsabgrenzungsposten 406.000 € C. Verbindlichkeiten 1.929.000 €<br />

Verbrauchsmittel Labor, Chemikalien 186.000 €<br />

Saatgut, Planzen, Düngemittel 25.000 €<br />

Hilfs- und Betriebsstoffe, Verbrauchsmaterial, Werkzeuge 103.000 €<br />

Vorleistungen für Seminare und Workshops 95.000 €<br />

sonstige 21.000 €<br />

Fremdleistungen 735.000 €<br />

D. Rechnungsabgrenzungsposten 67.000 €<br />

7.640.000 € 7.640.000 €<br />

Einnahmen und Aufwände vom 01-01-2009 bis zum 31-12-2009<br />

Lebensmittel/Getränke an den FASTS<br />

Skontoerträge aus Materialaufwand<br />

129.000 €<br />

-3.000 €<br />

Summe Materialaufwand und sonstige bezogene<br />

Leistungen<br />

-1.291.000 €<br />

Summe Personalaufwand -16.533.000 €<br />

Summe Abschreibungen -667.000 €<br />

Instandhaltung, Mieten, Betriebskosten, Versicherungen 1.856.000 €<br />

Transport-, Reise- und Fahrtaufwand, KFZ-Aufwand,<br />

KFZ-Mieten<br />

689.000 €<br />

Nachrichtenaufwand 114.000 €<br />

Lizenzen 78.000 €<br />

Büro- und Verwaltungsaufwand, Bibiliothek 230.000 €<br />

Werbung und Bewirtung 28.000 €<br />

Steuern, Gebühren und Mitgliedsbeiträge 53.000 €<br />

Rechts- und Beratungsaufwand 24.000 €<br />

sonstige Aufwände inkl. Veränderung von Rückstellungen 95.000 €<br />

KEST 10.000 € Summe sonst. betriebliche Aufwände -3.177.000 €<br />

Basisfinanzierung des Bundes 15.500.000 €<br />

Einnahmen aus Dienstleistungen 8.822.000 €<br />

Bestandsveränderungen -2.901.000 €<br />

sonstige Erträge 288.000 € Summe der Einnahmen 21.709.000 €<br />

Jahresergebnis: Überschuss 41.000 €<br />

Jahresbericht 2009


Organisation<br />

Leitung<br />

H. Mauser<br />

(Leiter)<br />

M. Neumann<br />

(Stellvertreter)<br />

Direktions-Stab Forstliche<br />

Ausbildungsstätte<br />

Ort<br />

R. Jandl 0.1 W. Jirikowski 7.1<br />

IKT-Dienste Forstliche<br />

Ausbildungsstätte<br />

Ossiach<br />

H. Schaffer 0.2<br />

Dokumentation<br />

Publikation und<br />

Bibiliothek<br />

D.Voshmgir 0.3<br />

Infrastruktur -<br />

Management<br />

und technische<br />

Dienste<br />

M. Pfeffer 0.4<br />

Finanzwesen<br />

und Controlling<br />

E. Kletzl 0.5<br />

J. Zöscher 7.2<br />

Institut für<br />

Waldwachstum<br />

und Waldbau<br />

M. Neumann 1.0<br />

Institut für<br />

Genetik<br />

Th. Geburek 2.0<br />

Institut für<br />

Waldökologie<br />

und Boden<br />

E. Leitgeb 3.0<br />

Institut für<br />

Waldschutz<br />

Ch. Tomiczek 4.0<br />

Institut für<br />

Waldinventur<br />

K. Schadauer 5.0<br />

Institut für Naturgefahren<br />

und<br />

Waldgrenzregionen<br />

K. Kleemayer 6.0<br />

Waldaufbau und<br />

Waldpflege<br />

W. Ruhm 1.1<br />

Populationsgenetik<br />

und<br />

Herkunftsforschung<br />

S. Schüler 2.1<br />

Waldboden<br />

F. Mutsch 3.1<br />

Entomologie<br />

H. Krehan 4.1<br />

Inventurdesign,<br />

Auswertung und<br />

Fernerkundung<br />

R. Büchsenmeister<br />

5.1<br />

Schnee und<br />

Lawinen<br />

L. Rammer 6.1<br />

Waldwachstum<br />

G. Rössler 1.2<br />

Genomforschung<br />

B. Heinze 2.2<br />

Standort und<br />

Vegetation<br />

M. Englisch 3.2<br />

Phytopathologie<br />

und Biochemie<br />

Th. Cech 4.2<br />

Aufnahmetechnik<br />

und<br />

Felderhebung<br />

E. Hauk 5.2<br />

Wildbach- und<br />

Erosion<br />

E. Lang 6.2<br />

Waldschadenserfassung<br />

F. Kristöfel 1.3<br />

Forstliches<br />

Vermehrungsgut<br />

2.3<br />

I. Strohschneider<br />

Forsttechnik und<br />

Ökonomie<br />

R. Bauer 1.4<br />

Generhaltung<br />

und<br />

Versuchsgärten<br />

R. Litschauer 2.4<br />

Bodenbiologie Landwirtschaftlicher<br />

Boden<br />

S. Zechmeister-<br />

Boltenstern 3.3<br />

Pflanzenanalyse<br />

A. Fürst 4.3<br />

Inventurlogistik<br />

und Datenbank<br />

W. Russ 5.3<br />

Gebietswasserhaushalt<br />

G. Markart 6.3<br />

H.M. Wandl 3.4<br />

Immissionen<br />

S. Smidt 4.4<br />

Naturwaldforschung<br />

und<br />

Naturschutz<br />

G. Frank 5.4<br />

Alpine<br />

Waldgrenzregionen<br />

G. Wieser 6.4<br />

Integrierter<br />

Forstschutz<br />

B. Perny 4.5<br />

Stand: 2009<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 49


50<br />

250<br />

Männer<br />

Frauen<br />

200<br />

Personal 2009<br />

(346 Personen, insgesamt 302 Vollzeitäquivalente)<br />

111 Akademiker/-innen<br />

27 Projektmitarbeiter/-innen<br />

150 100 50 0 50 100 150<br />

Jahresbericht 2009


Bundesamt für Wald


52<br />

Bundesamt für Wald<br />

Das Bundesamt für Wald ist eine österreichische Behörde des Bundes. Es gehört<br />

zum Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.<br />

Das Bundesamt für Wald ist für den Vollzug des Forstlichen Vermehrungsgutgesetzes<br />

und des Pflanzenschutzgesetzes (Amtlicher Pflanzenschutzdienst für Forstpflanzen<br />

und Holz) verantwortlich. Dabei berücksichtigt es die Bedürfnisse der<br />

Praxis und der Gesellschaft. In diesem Sinne unterstützt es die Organe der<br />

Republik bei ihren gesetzlich verpflichtenden und politisch geforderten Aufgaben<br />

in den Bereichen Wald, Wassereinzugsgebiete, Schutz vor Naturgefahren,<br />

Erhaltung der biologischen Vielfalt und Entwicklung der Landschaft.<br />

Das <strong>BFW</strong> arbeitet eng mit anderen österreichischen und internationalen<br />

Behörden und Institutionen zusammen, insbesondere im Rahmen der<br />

Europäischen Union.<br />

Das Bundesamt für Wald ist eine Dienststelle des BMLFUW.<br />

Jahresbericht 2009


Bundesamt für Wald<br />

Österreichischer Pflanzenschutzdienst<br />

für Forstpflanzen und Holz<br />

HANNES KREHAN<br />

Die phytosanitäre Kontrolltätigkeit<br />

konzentrierte sich auf<br />

die Betriebskontrollen bei<br />

Empfängern von Verpackungsholz aus<br />

Drittländern. Die Anzahl der vom<br />

Amtlichen Pflanzenschutzdienst des<br />

Bundesamtes für Wald kontrollierten<br />

Betriebe ist jedoch auf 630 gesunken,<br />

nachdem seit August 2009 eine Änderung<br />

des Pflanzenschutzgesetzes in<br />

Kraft getreten ist. Das <strong>BFW</strong> kann demnach<br />

für Kontrollen von Verpackungsholz<br />

keine Gebührenbescheide<br />

mehr ausstellen, da ab nun<br />

nur noch Stichprobenkontrollen vom<br />

Gesetzgeber vorgesehen sind. Im Zuge<br />

dieser Kontrollen sind die Anzahl der<br />

Beanstandungen vor allem aus China<br />

deutlich zurückgegangen. Es wurden<br />

keine gefährlichen Quarantäneschadorganismen<br />

gefunden.<br />

Bei den von der EU beauftragten<br />

Surveys hat das Bundesamt für Wald<br />

Proben für folgende Schadorganismen<br />

analysiert:<br />

• Kiefernnematode Bursaphelenchus<br />

xylophilus<br />

• Phytophthora ramorum<br />

• Pechkrebs der Kiefer (Giberella<br />

circinata)<br />

• Zitrusbockkäfer CLB (Anoplophora<br />

chinensis)<br />

Bei keinem der in Österreich<br />

durchgeführten EU-Surveys wurden<br />

positive Funde der Schadorganismen<br />

entdeckt. Experten erwarten jedoch<br />

vor allem beim CLB und bei der Esskastanien-Gallwespe<br />

Dryocosmus kuriphilus<br />

eine baldige Einschleppung<br />

oder Einwanderung.<br />

Der in Braunau vorkommende<br />

Asiatische Laubholzbockkäfer Anoplophora<br />

glabripennis wird vom <strong>BFW</strong> im<br />

Rahmen eines vom Land Oberösterreich<br />

finanzierten Projektes gemeinsam<br />

mit der Bezirksforstinspektion<br />

Monochamus galloprovincialis, potenzieller<br />

Vektor der Kiefernholznematode<br />

Eine Dienststelle des BMLFUW<br />

Braunau bekämpft. Die Anzahl der<br />

neu befallenen Bäume ist aufgrund<br />

intensiven Monitorings mit Unterstützung<br />

von Baumsteigern und speziell<br />

ausgebildeten Spürhunden deutlich<br />

geringer geworden (siehe Seite 23).<br />

Bei der Lecanosticta-Krankheit<br />

der Kiefer (Mycosphaerella dearnessi)<br />

wurde im Befallsgebiet Hollenstein<br />

eine weitere Ausbreitung festgestellt.<br />

Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen<br />

werden von der zuständigen<br />

Forstbehörde und vom Pflanzenschutzdienst<br />

des Landes Niederösterreich<br />

auf Empfehlung des <strong>BFW</strong> vorgeschrieben.<br />

Absterbende Kiefer, die für den Kiefernholznematode-Survey<br />

beprobt wurde<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>) 53


Bundesamt für Wald<br />

Forstliches Vermehrungsgut<br />

ILSE STROHSCHNEIDER<br />

Das Forstliche Vermehrungsgutgesetz<br />

(FVG) basiert auf<br />

der EU-Richtlinie 1999/105/<br />

EC. Der Vollzug des FVG durch das<br />

Bundesamt für Wald garantiert die<br />

Versorgung Österreichs mit qualitativ<br />

hochwertigem Saat- und Pflanzgut.<br />

Im Jahre 2009 wurden 42 Saatguterntebestände<br />

und zwei Samenplantagen<br />

mit Bescheid amtlich zugelassen.<br />

Ohne regelmäßige Kontrollen vor Ort,<br />

wie den Betriebsprüfungen bei zehn<br />

Forstpflanzenproduzenten, wäre das<br />

FVG nur papierenes Stückwerk.<br />

Für den innergemeinschaftlichen<br />

Handel mit forstlichem Vermehrungsgut<br />

wurden 268 Informationspapiere<br />

erstellt, die den Kontrollbeamten<br />

der Mitgliedstaaten als Hilfe<br />

Vogelkirsche nach dem Tetrazolium<br />

Test; rot = lebt, weiß = tot, gefleckt = tot<br />

54<br />

zur einheitlichen Vollziehung der<br />

EU-Richtlinie und Auswertung statistischer<br />

Daten dienen.<br />

Für den Import von Saatgut aus<br />

Drittstaaten wurden fünf Bescheide<br />

als Voraussetzung für die Zollabfertigung<br />

ausgestellt. Es wurden sechs<br />

OECD-Herkunftszeugnisse für forstliches<br />

Saat- und Pflanzgut, das für<br />

den Export in Drittstaaten bestimmt<br />

ist, ausgefertigt.<br />

Nationales Register<br />

Das Nationale Register, das alle Mitgliedstaaten<br />

für forstliches Vermehrungsgut<br />

führen müssen, wurde um<br />

die Inhalte der Stammzertifikate erweitert.<br />

Stammzertifikate werden<br />

nach der Beerntung von Forstsaatgut<br />

von den Bezirksforstinspektionen<br />

ausgestellt und an das Bundesamt für<br />

Rotbuchenuntersuchung mit<br />

Tetrazolium<br />

Eine Dienststelle des BMLFUW<br />

Wald geschickt. Hier erfolgt die Kontrolle<br />

im Nationalen Register. Das<br />

Stammzertifikat gibt es in vierfacher<br />

Ausfertigung und hat Dokumentencharakter.<br />

Die OECD-Statistik über importiertes<br />

und geerntetes heimisches<br />

Saatgut wurde an das OECD-Sekretariat<br />

weitergeleitet; daraus wird die<br />

internationale Statistik des Forstsaatguthandels<br />

erstellt.<br />

Die statistische Auswertung (von<br />

1990 bis 2008) der jährlichen Forstsamenvorräte<br />

der österreichischen<br />

Firmen und Betriebe wurde begonnen.<br />

Novelle des Forstlichen<br />

Vermehrungsgutgesetzes<br />

Das FVG wurde novelliert und als<br />

Agrarrechtsänderungsgesetz 2009 im<br />

BGBl. 86/2009, ausgegeben am 18.<br />

August 2009, veröffentlicht. Die Novelle<br />

der Forstlichen Vermehrungsgut-Verordnung<br />

wurde in diversen<br />

Gremien diskutiert und überarbeitet.<br />

Das akkreditierte Forstsaatgutlabor<br />

hat 58 Saatgutproben im Hinblick<br />

auf eine strenge Qualitätssicherung<br />

untersucht und mit standardisierten<br />

Prüfberichten beurteilt.<br />

Jahresbericht 2009


Impressum<br />

© Juni 2010<br />

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.<br />

Presserechtlich für den Inhalt verantwortlich<br />

Harald Mauser<br />

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für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>)<br />

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Redaktion<br />

Christian Lackner<br />

Grafik und Layout<br />

Johanna Kohl<br />

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für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>)<br />

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Umschlag: Pixelio/Rolf Handke; <strong>BFW</strong>: 3, 4, 5, 7, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 31, 32, 33,<br />

35, 37. 38, 39, 40, 44, 45, 51, 53, 54, 56; Pixelio/Paul Georg Meister: 10; Pixelio/Dieter Schütz: 41; Pixelio/Carl-Philipp-Asekaivon-Mainaschaff:<br />

43;

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