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Stadt am Wasser - Freizeit und Spiel

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Ausgabe<br />

4/2009<br />

9. Jahrgang<br />

12,00 Euro<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />

<strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong>


Wir wünschen Ihnen<br />

Frohe Weihnachten <strong>und</strong> ein<br />

glückliches neues Jahr!<br />

stilum GmbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29<br />

www.stilum.de · info@stilum.de


FreeLounge auf der<br />

freispielberlin 2010 !<br />

Wir sehen uns in Berlin!<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Deutschland ist <strong>Wasser</strong>land: Flüsse, Seen, Stauseen, Nord- <strong>und</strong> Ostsee,<br />

Bäche sowie zahlreiche Brunnen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>spiele sind allgegenwärtig.<br />

Und es wird immer weiter daran gearbeitet, dieses <strong>Wasser</strong> in Szene zu<br />

setzen. Bei dem Schwerpunktthema „<strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong> – <strong>Stadt</strong> <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>“<br />

möchten wir Ihnen einen Überblick geben, welche sinn- <strong>und</strong> kunstvollen<br />

Ideen <strong>und</strong> Projekte hierzulande aktuell mit <strong>Wasser</strong>, im <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Wasser</strong> umgesetzt werden. Natürlich immer mit der Freiraumgestaltung<br />

im Fokus. Stöbern Sie in der Vielfalt der Beiträge, <strong>und</strong> lassen Sie sich jetzt,<br />

in den Mußest<strong>und</strong>en des Winters, für die nächste <strong>Wasser</strong>-Saison inspirieren.<br />

Neben dem Schwerpunktthema liegt unser besonderes Augenmerk wieder<br />

auf Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen: Gastbeiträge von Ruth Gilmore <strong>und</strong> Daniel<br />

Rimbach beschäftigen sich mit Freiräumen für Kinder. Zum besseren Verständnis<br />

der „Jugendlichen Lebenswelten“ zeigen wir Bilder des Fotografen<br />

Uwe Nölke von Jugendlichen an ihren Lieblingsplätzen <strong>und</strong> berichten<br />

über Skateparks in Stuttgart <strong>und</strong> Hemer.<br />

Zus<strong>am</strong>men mit dem Redaktionste<strong>am</strong> wünsche ich allen Leserinnen <strong>und</strong><br />

Lesern eine entspannte Weihnachtszeit <strong>und</strong> einen gelungenen Jahreswechsel.<br />

Dr. Anke Münster<br />

Editorial | 3


4 | Inhalt<br />

Inhalt<br />

TOP THEMA<br />

Aufbruch zu neuen Ufern 6<br />

Clevere Inseln für die Spree 13<br />

Die <strong>Stadt</strong> wird sehen, wie gut ihr Umweltschutz tut 14<br />

Maximales Vergnügen 17<br />

Großprojekt „<strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss“ 20<br />

Seepark, Waldpark, Feldpark 24<br />

Autor: Angelika Jacobs<br />

<strong>Wasser</strong> in Leipzig – <strong>Wasser</strong>stadt Leipzig 28<br />

Autor: Frank Fechner<br />

<strong>Wasser</strong>welten – zwischen Kunst <strong>und</strong> Technik 30<br />

Autor: Gerhard Hauber<br />

<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein 34<br />

Autoren: Christoph Hölzer, Tobias H<strong>und</strong>t, Carolin Lüke<br />

<strong>Wasser</strong>tourismus in Deutschland 38<br />

Marktmonitor 44<br />

Eau de Kalkmann 47<br />

GESELLSCHAFT<br />

Sprechende Bücher für mehr Toleranz 50<br />

Jugendliche Lebesnwelten 54<br />

Fotografi en von Uwe Nölke<br />

REPORT<br />

Heiß auf Eis 58<br />

Winter-Highlands in der Autostadt 61<br />

BUGA 2011 – Koblenz verwandelt 62<br />

Skaterparadies in Stuttgart 64<br />

Was Skater brauchen? 67<br />

Flußradwege 71<br />

SPIELRAUM<br />

Kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung – Teil 3 74<br />

Autor: Ruth-Esther Gilmore<br />

Zur Entwicklungsgeschichte der öffentlichen<br />

Freiräume für Kinder – Teil 2: 1850 – 1900 80<br />

Autor: Daniel Rimbach<br />

STADT & KUNST<br />

Der große Auftritt der Schiffshörner 84<br />

Die verrückte Magie von Kränen <strong>und</strong> Kraftwerken 86<br />

Skulpturenufer Remagen 89<br />

Go beyond borders 94<br />

Buchtipps 96<br />

MESSE<br />

freispielberlin 2010 98<br />

FSB 2009 – Rokordzahlen <strong>und</strong> hohe Besucherqualität 101<br />

KOMCOM NRW 2010 in Essen 106<br />

RECHT<br />

Kommunale Gestaltungsmöglichkeiten zum<br />

Alkoholkonsum auf öffentlichen Feifl ächen 108<br />

VERBAND<br />

Zu viel Lärm, zu wenig Gelder 111<br />

TIVOLI<br />

Branchen- <strong>und</strong> Herstellerverzeichnis 112<br />

TERMINKALENDER 117<br />

ENTDECKT! 118<br />

FreeLounge<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />

Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />

Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich<br />

Chefredaktion:<br />

Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: chefredaktion@free-lounge.de<br />

E-Mail: info@free-lounge.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />

DTP, Bildredaktion:<br />

Maike Söltl (verantwortlich)<br />

Redaktion:<br />

Lutz Keißner, Dagmar Thiemann<br />

Titelfoto:<br />

Atelier Dreiseitl<br />

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />

1. Mai 2009<br />

Internet: www.free-lounge.de<br />

www.free-lounge.com<br />

Copyright:<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Terminveröffentlichungen kostenlos,<br />

aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei<br />

unverlangt eingesandten Manuskripten.<br />

N<strong>am</strong>entlich gekennzeichnete Berichte<br />

<strong>und</strong> Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder.<br />

Quellennachweis:<br />

Top Thema: T. C. Kraus; Quelle: HafenCity H<strong>am</strong>burg<br />

GmbH (S.6); DMT – Düsseldorf Marketing<br />

Tourismus GmbH (S. 10); Botschaft der Republik<br />

Korea (S. 10); H<strong>am</strong>burg <strong>Wasser</strong>, Studio Andreas<br />

Heller (S. 11); Foto: ELBE&FLUT, Quelle: Hafen-<br />

City H<strong>am</strong>burg GmbH (S. 12); Regionale 2010<br />

Agentur, Ralf Schuhmann (S. 32); Entwurfsgruppe<br />

Rhein - Henri Bava, Dirk Christiansen, Undine<br />

Giseke, Daniel Lauber, Hans-Jörg Reinicke,<br />

Marcus Schütte, Jorg Sieweke (S. 32); Montag<br />

Stiftung Urbane Räume (S. 33 & S. 35); plandrei<br />

Landschaftsarchitekten, Pool 2 Architekten (S.<br />

34); Ludwig Keißner (S. 46)<br />

Herstellerportrait: Hans-OisEAU Kalkmann (S.<br />

48/49)<br />

Report: B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011<br />

GmbH (S. 62/63); Doppelmayr Seilbahnen GmbH<br />

(S. 63); Eisfi gurendesign Horst Birekoven (S. 56);<br />

Ice Alaska, Rhonda Konicki (S. 56); IZ Naturpark<br />

Altmühltal (S. 72)<br />

Kunst: Erwin Wortelk<strong>am</strong>p im Stande, 2009,<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn 2009, Foto: Mick Vincenz<br />

(S. 90); Heimat, Berlin (S. 94/95)<br />

Messe: Messe Berlin (S. 100); KOMCOM Messe<br />

GmbH (S. 106/107)<br />

Recht: SilverBlack, fotolia.com (S. 109);<br />

Otto Durst, fotolia.com (S. 110); jookatoons,<br />

fotolia.com (S. 110)<br />

Verband: Ludwig Keißner (S. 111)<br />

Entdeckt! (S. 118): IEA.de; Volkswagen AG;<br />

Caparol Farben Lacke Bautenschutz<br />

Gerichtstand:<br />

Montabaur<br />

Druckaufl age:<br />

5.000 Exemplare international<br />

Druck:<br />

Johnen Druck GmbH,Bernkastel-Kues<br />

Einzelbezugspreis:<br />

Euro 12,– (inkl. Porto)<br />

Jahresabonnement: (4 Ausgaben)<br />

Euro 45,– (inkl. Porto)


Im Gr<strong>und</strong>e sind es immer die<br />

Verbindungen mit Menschen,<br />

die dem Leben seinen Wert geben.<br />

(Wilhelm von Humboldt)<br />

Living Industries<br />

FROHE WEIHNACHTEN<br />

Für Ihr Vertrauen <strong>und</strong> die angenehme<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit im vergangenen Jahr<br />

möchte sich das Te<strong>am</strong> von Conradi+Kaiser<br />

herzlich bedanken.<br />

Wir wünschen Ihnen <strong>und</strong> Ihrer F<strong>am</strong>ilie<br />

ein frohes <strong>und</strong> gesegnetes Weihnachtsfest,<br />

viel Glück, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Erfolg<br />

im neuen Jahr.<br />

Conradi+Kaiser GmbH | 56271 Kleinmaischeid<br />

Tel. 02689 9580-0 | info@conradi-kaiser.de


Foto: www.hafencity.de<br />

6 | Top Thema


Aufbruch zu neuen Ufern<br />

Städte <strong>und</strong> Gemeinden setzen mehr denn je auf das Element <strong>Wasser</strong><br />

zur Belebung des Freiraums. Die Öffnung zu den Flüssen <strong>und</strong> Häfen<br />

spielt dabei eine ebenso große Rolle wie das Anlegen neuer Seen oder<br />

die Freilegung zugebauter <strong>Wasser</strong>läufe.<br />

Am 11. Juli werden h<strong>und</strong>erttausende von Menschen<br />

in ganz Europa ihren „Big Jump“ wagen,<br />

um ein deutliches Signal für die Rückeroberung<br />

der Flüsse zu setzen. Ziel der Aktion ist es, mit<br />

einem beherzten Sprung auf die fortschreitende<br />

Verbesserung der <strong>Wasser</strong>qualität hinzuweisen<br />

<strong>und</strong> zugleich das Interesse für ein bewusstes<br />

Leben <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> zu wecken. Ein düsteres Kapitel<br />

der Umweltverschmutzung <strong>und</strong> der daraus<br />

resultierenden Missachtung der europäischen<br />

<strong>Wasser</strong>läufe neigt sich mit diesem symbolischen<br />

Sprung in eine bessere Zukunft dem Ende<br />

zu. Fast über ein ganzes Jahrh<strong>und</strong>ert entfremdeten<br />

sich die Menschen von den verschmutzen<br />

<strong>und</strong> gefährlichen <strong>Wasser</strong>n, deren Zugänge<br />

von den Städten aus oft systematisch verbaut<br />

worden waren. Über Generationen wurden die<br />

Flüsse kaum wahrgenommen, nicht selten verschwanden<br />

die Bäche komplett unter Asphalt.<br />

Mit Begeisterung erleben die Bürger heute, wie<br />

sehr die Lebensqualität mit der Rückkehr zum<br />

<strong>Wasser</strong> steigt. Die Voraussetzung dafür wurde<br />

<strong>und</strong> wird weiterhin durch die Verbesserung<br />

der <strong>Wasser</strong>qualität gelegt, insbesondere auch<br />

durch die Vorgaben der im Jahr 2000 in Kraft<br />

getretenen Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />

Zwar werden die meisten Ländern nicht im<br />

vorgegeben Zeitrahmen die strengen Ziele erreichen,<br />

aber deren Umsetzung hat begonnen.<br />

Promenaden statt vielspurigem Verkehr<br />

Oft trennen ausgebaute Straßen als wichtige<br />

Verkehrsadern die <strong>Stadt</strong> vom Fluss. Dann entscheidet<br />

das Finanzierungskonzept eines Tunnels<br />

letztendlich darüber, ob die Öffnung zum<br />

Fluss überhaupt möglich ist. In Köln entstand<br />

nach dem Bau des Rheinufertunnels in den<br />

80er Jahren der intensiv genutzte Rheingarten.<br />

Auch in Düsseldorf gelang zehn Jahre später die<br />

strukturelle Aufwertung des Flussufers durch die<br />

Tieferlegung des Verkehrs. Mitten in dem Pla-<br />

nungsprozess dieser besonderen Chance für die<br />

<strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Freiraumentwicklung befi ndet sich<br />

Heidelberg. Die Ausgangssituation heute zeigt<br />

sich so: <strong>Stadt</strong>image <strong>und</strong> Wirklichkeit klaffen <strong>am</strong><br />

Altstädter Neckarufer weit auseinander. Von<br />

der Neuenheimer Uferseite aus präsentiert sich<br />

den Besuchern <strong>und</strong> Bewohnern der <strong>Stadt</strong> ein<br />

weltberühmtes Postkartenmotiv, aus der Nähe<br />

jedoch eine hoch belastete Durchgangsstraße<br />

<strong>und</strong> ein gestalterisch vernachlässigter öffentlicher<br />

Raum. Mit dem Projekt Neckaruferpromenade<br />

mit Neckarufertunnel wird das Flussufer<br />

auf einer Länge von zwei Kilometern vom<br />

Durchgangsverkehr befreit <strong>und</strong> weitgehend als<br />

Fußgängerbereich entwickelt. Die Hauptstraße<br />

soll mit der Promenade um einen weiteren für<br />

Bewohner wie Besucher attraktiven <strong>Stadt</strong>raum<br />

ergänzt werden. Die Vernetzung beider Räume<br />

bietet neue <strong>und</strong> vielfältige Möglichkeiten der<br />

Wegewahl, der <strong>Stadt</strong>wahrnehmung <strong>und</strong> des<br />

<strong>Stadt</strong>erlebens sowie der gezielten Aufwertung<br />

weiterer Straßen <strong>und</strong> Gassen. Im Gestaltungswettbewerb<br />

für die neue Promenade konnte<br />

sich der Zus<strong>am</strong>menschluss von vier Architekturbüros<br />

aus der Region durchsetzen: das Landschaftsarchitekturbüro<br />

Palm hat den Entwurf in<br />

einer Arbeitsgemeinschaft mit den freien Architekten<br />

Loebner Schäfer Weber, dem Architekturbüro<br />

Jürgen Mayer <strong>und</strong> den freien Architekten<br />

Schröder Stichs Volkmann entwickelt.<br />

Freiraumgestaltung ohne Schnickschnack<br />

Ein wichtiges Ziel ist, die historische <strong>Stadt</strong>ansicht<br />

zu bewahren <strong>und</strong> keine neuen Ausrufezeichen<br />

zu setzen. Weil eben keine Konkurrenz<br />

zu der historischen Silhouette der <strong>Stadt</strong> aufgebaut<br />

werden soll, wird die Promenade <strong>am</strong><br />

Neckar ohne spektakuläre Um- <strong>und</strong> Neubauten<br />

auskommen. Die Architekten setzen auf hochwertige<br />

<strong>und</strong> zeitlose Materialien wie Sandstein<br />

Top Thema | 7


Foto: Planungsgruppe Neckarpromenade<br />

Rhythmisch gegliedert präsentiert sich die Promenade an der Alten Brücke in Heidelberg im<br />

Entwurf des Planungste<strong>am</strong>s. Schönes Detail: Die schlichten Holzbänke auf den Stufen.<br />

Links<br />

» www.netzwerk-fl ur.de<br />

» www.lebendige-hase.de<br />

» www.neuewegezumwasser.de<br />

» www.heidelberg.de<br />

(Projekt: <strong>Stadt</strong> an den Fluss)<br />

» www.hafencity.com<br />

8 | Top Thema<br />

<strong>und</strong> Granit. Gegliedert wird der Raum durch<br />

unterschiedliche Oberfl ächenstrukturen <strong>und</strong><br />

den Rhythmus der Plätze. Das besondere Augenmerk<br />

liegt auf zwei Bereichen: zum einen<br />

die <strong>Stadt</strong>halle mit Jubiläumsplatz <strong>und</strong> die Alte<br />

Brücke. An der Alten Brücke führen eine Treppe<br />

<strong>und</strong> verschiedene Terrassen bis hinunter zum<br />

Fluss. Die Freifl ächen <strong>und</strong> ein Cafe sollen hier<br />

zum Verweilen <strong>und</strong> Flanieren einladen. Nichts<br />

wird vom weltweit bekannten Postkartenblick<br />

ablenken, doch zusätzlich haben insbesondere<br />

die Ebenen der Terrassen das Potential, zu einem<br />

neuen Highlight des städtischen Lebens zu<br />

werden.<br />

Gute Ideen sind gefragt<br />

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner hat ein<br />

Bürgerbeteiligungsverfahren mit zunächst fünf<br />

Werkstattgesprächen initiiert, in denen bis Mai<br />

2010 die Ideen der Heidelberger zu dem Projekt<br />

zus<strong>am</strong>mengetragen werden. Die Beteiligung<br />

ist allen Planern besonders wichtig, denn das<br />

auf Jahrzehnte gesehen wichtigste Projekt der<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung soll eine möglichst große<br />

Akzeptanz fi nden. Bei ersten kurzen Interviews<br />

zeigt sich, dass man auf die Ergebnisse der<br />

Werkstattgespräche gespannt sein darf, denn<br />

die Bürger nehmen die Informationsangebote<br />

wie Ausstellungen, Broschüren <strong>und</strong> St<strong>am</strong>mtischgespräche<br />

gerne an <strong>und</strong> beschäftigen sich<br />

intensiv mit dem Projekt. Viel geäußert wurde<br />

ganz spontan der Wunsch, in den Entwurf mehr<br />

„Grün“ aufzunehmen. Aber auch das Verkehrskonzept<br />

<strong>und</strong> eine stärkere Einbeziehung des<br />

Neckars, sei es durch eine Wiederaufnahme des<br />

Fährbetriebs oder freizeitliche Nutzungen, sind<br />

in der Diskussion. Die langen Jahre der Planung<br />

<strong>und</strong> Vorbereitung neigen sich in Heidelberg laut<br />

Eckart Würzner langs<strong>am</strong> dem Ende entgegen:<br />

„Wir arbeiten jetzt die Pläne im Detail aus <strong>und</strong><br />

werden im Frühjahr 2010 den Förderantrag<br />

abgeben, so dass wir 2012 mit dem Tunnel<br />

beginnen können <strong>und</strong> 2016 mit der Oberfl ächengestaltung.“<br />

Die Heidelberger können also<br />

anfangen, sich auf die Rückkehr an den Fluss<br />

zu freuen.<br />

Postindustrielle Nutzung der Häfen<br />

Der wirtschaftliche Aufstieg der Städte hing<br />

im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert oft maßgeblich<br />

von der gewerblichen Hafenentwicklung ab.<br />

Danach entstanden durch den Strukturwandel<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung der Containertechnologie<br />

über viele Jahre immer mehr Brachen. Vor<br />

ungefähr 20 Jahren wurden einige Neugestaltungen<br />

von Häfen vorgenommen, die als<br />

Leuchtturm-Projekte den Weg zu einer neuen<br />

gewerblichen oder gemischten Nutzung der<br />

<strong>Wasser</strong>lagen wiesen. Die Städte begannen, ihr<br />

urbanes Entwicklungspotential <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> zu<br />

entdecken. Ein besonders gelungenes Projekt<br />

für eine gewerbliche Nutzung ist der Düsseldorfer<br />

Medienhafen, dessen Bau 1989 beschlossen<br />

wurde <strong>und</strong> der bis heute immer weiter wächst.<br />

Die Mischung der Zutaten hat hier gestimmt:<br />

anspruchsvolle Architektur von internationalen<br />

Stararchitekten wie Frank O. Gehry oder Claude<br />

Vasconi, eine professionelle Vermarktung sowie<br />

ein günstiger Zeitpunkt, denn die Ausrichtung<br />

auf den Medienbereich funktionierte durch die<br />

fortschreitende Privatisierung mehr als nur gut.<br />

Der Medienhafen ist mit einer Vielzahl von Restaurants<br />

<strong>und</strong> Clubs zudem sehr bald zu einer<br />

gefragten Ausgehadresse geworden. Architektur<br />

<strong>und</strong> Hafen prägen die Kulisse des „Urban Life“,<br />

die das Thema Wohnen bislang auskl<strong>am</strong>mert.


Neue Hafen-Quartiere <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />

Die Gestaltung des öffentlichen Raums bekommt<br />

eine noch höhere Priorität, wenn <strong>am</strong><br />

<strong>Wasser</strong> neue Quartiere oder <strong>Stadt</strong>teile entstehen,<br />

die eine gemischte Nutzung vorsehen. Verschiedene<br />

Projekte befi nden sich hier in ganz<br />

unterschiedlichen Phasen der Realisation. Allen<br />

voran steht die HafenCity in H<strong>am</strong>burg, schon<br />

aufgr<strong>und</strong> der Dimension mit Wohnraum für<br />

12.000 Menschen <strong>und</strong> dem Raum für 40.000<br />

Arbeitsplätze. Im Oktober lebten etwa 1.500<br />

Menschen in der HafenCity <strong>und</strong> 4.000 Menschen<br />

hatten ihre Arbeitsplätze dort. Die Zahlen<br />

steigen kontinuierlich an. Im fertiggestellten<br />

Quartier Am Sandtorkai/Dalmannkai zeigt<br />

sich, dass die Lebendigkeit des neuen Quartiers<br />

maßgeblich auf die Vielzahl der unterschiedlichen<br />

Nutzungsansprüche zurückzuführen ist.<br />

Nachbarschaftliches Leben <strong>und</strong> urbane Begegnungen<br />

werden gezielt gefördert: So besitzt die<br />

HafenCity ein soziales Netzwerk mit Nachbarschaftstreffs<br />

<strong>und</strong> Anwohnertrödelmarkt, Vereinen<br />

oder einem <strong>Stadt</strong>teilbeirat. Gemeinschaftsräume,<br />

die Schule oder auch der <strong>Spiel</strong>platz sind<br />

zu wichtigen Kommunikationsorten geworden.<br />

Das Quartier ist als öffentlicher Ort gut angenommen<br />

worden. Dafür sorgen Promenaden<br />

<strong>und</strong> Plätze, öffentliche Nutzungen in den meisten<br />

Erdgeschoßfl ächen, aber auch ein breites<br />

Angebot an Veranstaltungen <strong>und</strong> Kulturprojekten.<br />

Von den Planern wird das Mobilisieren von<br />

Nachbarschaft <strong>und</strong> urbaner Begegnung als eine<br />

der schwierigsten Aufgaben urbaner <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

gesehen. Dieses Zus<strong>am</strong>menwirken ist<br />

ein anspruchsvoller Balance- <strong>und</strong> Lernakt, denn<br />

beides ist notwendig aber in den Ansprüchen<br />

häufi g nicht deckungsgleich. Es wird in einem<br />

der kommenden Hefte ein eigener <strong>und</strong> sehr<br />

lohnenswerter Beitrag sein, die verschiedenen<br />

Freiraumkonzepte der neuen Hafenviertel in<br />

Köln, Bremen oder Duisburg, wie auch die Planungen<br />

für den Hafen in Offenburg unter diesem<br />

Aspekt zu beleuchten.<br />

<strong>Wasser</strong> wieder sichtbar machen<br />

<strong>Stadt</strong>bäche oder kleinere Flüsse sind nach<br />

wie vor in vielen Städten <strong>und</strong> Gemeinden ein<br />

„wohlgehütetes Geheimnis“. Die Kölner kennen<br />

ihre alten überbauten <strong>Stadt</strong>bäche nur, weil<br />

Straßenn<strong>am</strong>en von ihrer Existenz zeugen. In<br />

Stuttgart wurde der durchquerende Nesenbach<br />

nach dem 2. Weltkrieg komplett verrohrt <strong>und</strong><br />

zum Haupts<strong>am</strong>mler Nesenbach - also letztendlich<br />

zu Abwasser. Das ist sicher eines der<br />

Extrembeispiele, doch auch sonst sind die<br />

Eine Brücke zum Verweilen<br />

Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat für die <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />

eine Brücke geplant, die aus fünf r<strong>und</strong>en Plattformen besteht. Als „Ort der<br />

Entschleunigung“ wird ein attraktiver Freiraum auf dem <strong>Wasser</strong> entstehen.<br />

Olafur Eliasson sucht für seine Arbeiten den öffentlichen Raum, um durch Interventionen<br />

den Blick auf die gewohnte Umgebung der <strong>Stadt</strong> zu verändern. Parallel<br />

dazu konstruiert er Naturphänomene in der Welt der Museen. Mit dem Antasten<br />

der Grenzen zwischen der „echten“ Natur <strong>und</strong> ihrer künstlichen Inszenierung hat<br />

der Künstler in den letzten Jahren viel Beachtung <strong>und</strong> Anerkennung gef<strong>und</strong>en.<br />

Besonders spektakulär waren 2008 „The New York City Water Falls“ die an vier<br />

Orten <strong>am</strong> East River gigantische Mengen <strong>Wasser</strong> bewegten. Eliasson hat Flüsse<br />

mit ungiftigen Substanzen eingefärbt, Gebäude in gelben Nebel gehüllt <strong>und</strong> in<br />

der Londoner Tate Gallery die Sonne aufgehen lassen. Die sinnliche Erfahrung ist<br />

eine wichtige Ebene seiner Kunst, die auch bei den stilleren Werken zum Tragen<br />

kommt, zum Beispiel bei den Dufttunnels für die Autostadt in Wolfsburg.<br />

Wenn Olafur Eliasson eine Brücke konzipiert, kann man also mehr erwarten als<br />

einen schnellen Weg über das <strong>Wasser</strong>. Zwar folgt auch seine Brücke der Funktionalität,<br />

denn sie wird über den Christianshavans Kanal reichen <strong>und</strong> den Hafen in<br />

Richtung Innenstadt öffnen. Doch Eliasson schafft mit seiner „Circelbroen“ eine<br />

neue Freiraum-Qualität im Umkreis des Hafens, einen Ort für das öffentliche Leben<br />

<strong>und</strong> das kulturelle Erleben. Denn die fünf kreisr<strong>und</strong>en Plattformen führen in<br />

Windungen über das <strong>Wasser</strong>, werden neue Blicke auf die <strong>Stadt</strong> eröffnen <strong>und</strong> zum<br />

Verweilen einladen. Olafur Eliasson hat einen Ort der Entschleunigung geplant,<br />

der durch nach oben gespannte Seile an die Takellage von Segelschiffen erinnert.<br />

Der auf Segelschiffen spielende Roman „Die Entdeckung der Langs<strong>am</strong>keit“ fi ndet<br />

im Entwurf von Olafur Eliasson sein städtebauliches Echo. Das Projekt ist eine<br />

Schenkung der Nordea Fonden an die <strong>Stadt</strong> Kopenhagen <strong>und</strong> soll 2012 fertiggestellt<br />

werden.<br />

Foto: www.nordeafonden.dk<br />

Top Thema | 9


Fotos: DMT<br />

10 | Top Thema<br />

„Er sprach von der Macht des <strong>Wasser</strong>s. Und<br />

diese Macht ist eine sehr wahrnehmbare,<br />

wirkliche Macht, wie ich heute weiß.“<br />

Metropole mit romantischem Bachlauf<br />

John von Düffel, Vom <strong>Wasser</strong><br />

Von der Rückkehr an den Fluss hat Düsseldorf extrem profi tiert.<br />

In der täglichen Nutzung, aber auch als Veranstaltungsort ist<br />

die Promenade eine besondere Adresse: vom Japan-Tag bis hin<br />

zum Ski-Langlauf-Weltcup auf Kunstschnee.<br />

Der Fluss Cheonggyechon fl ießt durch die <strong>Stadt</strong> Seoul, war aber bis 2005 für<br />

die Bürger nicht zu sehen. Er war in den 60er Jahren zubetoniert, später dann<br />

mit einer <strong>Stadt</strong>autobahn überbaut worden. Um für Seoul <strong>und</strong> das angrenzende<br />

Ballungsgebiet naturnahe Erholungsfl ächen zu schaffen <strong>und</strong> um Verbesserungen<br />

der Luft zu erreichen, entschied sich die <strong>Stadt</strong> zu einem gigantischen<br />

Projekt: Auf einer Länge von knapp vier Kilometern wurde die Straße entfernt<br />

<strong>und</strong> ein künstlicher Bachlauf für das <strong>Wasser</strong> des Cheonggyechon geschaffen.<br />

Verschiedene inszenierte Ufersituation mit Grünanlagen <strong>und</strong> eine aufwendige<br />

Beleuchtung haben die Wege entlang der Ufer zu einem Lieblingsort in der<br />

<strong>Stadt</strong> werden lassen, an dem die Seouler sich bis spät in die Nacht hinein aufhalten.


strukturellen Defi zite bei Fließgewässern im<br />

urbanen Raum gravierend. Schon seit längerem<br />

gibt es Projekte, die Flüsse <strong>und</strong> Bäche wieder<br />

sichtbar werden zu lassen, indem überdeckte<br />

<strong>Wasser</strong>läufe geöffnet werden <strong>und</strong> naturnahe<br />

Strukturen die harten Uferverbauungen ersetzen.<br />

Das ist auch ein Thema, mit dem sich<br />

das 2007 gegründete „Netzwerk Fließgewässer<br />

im urbanen Raum - FluR“ beschäftigt. FluR<br />

hat es sich zum Ziel gesetzt, die vorhandenen<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> das Wissen in verschiedenen<br />

Bereichen der Gewässerentwicklungsplanung<br />

zu bündeln <strong>und</strong> es den Kommunen <strong>und</strong><br />

deren Partnern zur Verfügung zu stellen. Auf<br />

der FluR-Website wurde eine Datenbank mit<br />

Best-Practice-Beispielen aufgebaut, die kontinuierlich<br />

weiter wächst <strong>und</strong> mittlerweile über<br />

60 Gewässer-Steckbriefe mit beispielhaften<br />

Projekten bereitstellt. FluR veranstaltet zudem<br />

regelmäßig Netzwerktagungen zum Thema urbane<br />

Fließgewässer, bei denen Teilnehmer aus<br />

Kommunen, Vereinen, Wissenschaft <strong>und</strong> Unternehmen<br />

unter anderem den Umgang mit der<br />

Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmen Richtlinie <strong>und</strong> der<br />

Lebensader Fluss in der <strong>Stadt</strong>gestaltung diskutierten.<br />

Derzeit wird in einem Kooperationsprojekt<br />

der Kommunalen Umwelt-AktioN U.A.N.<br />

<strong>und</strong> dem Netzwerk FluR eine Untersuchung<br />

von urbanen Fließgewässerrevitalisierungen<br />

durch die Deutsche B<strong>und</strong>esstiftung<br />

Umwelt gefördert. Die Ergebnisse<br />

dieser Untersuchung werden im März<br />

2010 in einer „Handreichung für die kommunale<br />

Ebene“ münden, die übertragbare<br />

Lösungen, praktische Hinweise <strong>und</strong> Tipps<br />

beinhaltet. Das Motto ist dabei Empfehlungen<br />

von kommunalen Akteuren für<br />

kommunale Akteure bereitzustellen <strong>und</strong><br />

so zum Nachahmen für Aktivitäten <strong>am</strong><br />

eigenen Bach oder Fluss anzuregen. Lesen<br />

Sie in der Ausgabe 1/2010 mehr dazu!<br />

Die Kommunen <strong>und</strong> ihre Partner stehen vor<br />

komplexen Aufgaben, wenn es darum geht,<br />

überdeckte Flüsse <strong>und</strong> Bäche wieder ans Tageslicht<br />

zu holen. Besondere Strukturfördermaßnahmen<br />

sind in vielen Fällen die Voraussetzung<br />

dafür, dass überhaupt daran gearbeitet werden<br />

kann. So hat sich der Märkische Kreis im Rahmen<br />

der Regionale 2013 vorgenommen, Flüsse<br />

<strong>und</strong> Bäche zu öffnen: „Ein Kreis packt aus - Wir<br />

befreien unsere Flüsse <strong>und</strong> Bäche" lautet der<br />

<strong>Wasser</strong>kunst Kaltehofe: Ein Gebäude taucht auf<br />

Das Thema <strong>Wasser</strong> wird im Mittelpunkt eines r<strong>und</strong> 14 Hektar großen <strong>Freizeit</strong>areals<br />

auf der Halbinsel Kaltehofe stehen. Im Sommer 2010 soll die Umwandlung<br />

der ersten H<strong>am</strong>burger <strong>Wasser</strong>fi ltrationsanlage zu einem kulturhistorischen Naturdenkmal<br />

abgeschlossen sein. Ins Auge fällt bei dem Konzept vor allem das<br />

neue Ausstellungshaus „<strong>Wasser</strong>kunst“ hinter der historischen Verwaltungsvilla,<br />

die zum Besucherzentrum mit Gastronomie werden wird. Ein außenliegender<br />

Vorhang aus <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> eine <strong>Wasser</strong>fl äche auf dem Dach sollen den Eindruck<br />

entstehen lassen, das rechteckige Gebäude tauche aus einem Becken auf. Der Innenraum<br />

des Neubaus wird als multifunktional nutzbarer Ausstellungs- <strong>und</strong> Vorführungsraum<br />

dienen. Die Villa <strong>und</strong> die „<strong>Wasser</strong>kunst“ befi nden sich auf einem<br />

für die Besucher gestalteten Platztableau <strong>und</strong> sind durch einen unterirdischen<br />

Gang verb<strong>und</strong>en.<br />

Auf dem Gelände wurde lange Jahre das Trinkwasser für H<strong>am</strong>burg aufbereitet.<br />

Seit der Stilllegung 1990 ist die Anlage verwildert, so dass sich viele verschiedene<br />

Tierarten dort ansiedeln konnten. Der Naturerhalt wurde deshalb ebenso zum<br />

Ziel gesetzt, wie die Aufarbeitung als kulturhistorisches Denkmal. Mehr als zwei<br />

Drittel der ges<strong>am</strong>ten Insel werden durch das Projekt nicht berührt <strong>und</strong> dienen<br />

als Rückzugsgebiet. In dem abgetrennten Parkgelände werden die ehemaligen<br />

Filterbecken nach verschiedenen Themen gestaltet. Für die Besucher wird es dabei<br />

auch Aktionsbereiche geben, zum Beispiel mit Modellbooten. Die Gestaltung<br />

um die Becken beschränkt sich auf eine klare Wegeführung nach historischem<br />

Vorbild.<br />

Die Pläne für den Ausbau der Elbinsel waren im Anschluss an die Vorstellung<br />

des Masterplans von dem Architekten Andreas Heller weiterentwickelt worden.<br />

Dabei wurden im Sinne des zugr<strong>und</strong>eliegenden Agenda-21-Prozesses öffentliche<br />

Anregungen soweit wie möglich berücksichtigt. Die <strong>Wasser</strong>kunst Kaltehofe ist<br />

ein Projekt des städtischen Unternehmens H<strong>am</strong>burg<strong>Wasser</strong>, das zusätzlich mit<br />

B<strong>und</strong>esmitteln aus dem Konjunkturpaket gefördert wird.<br />

Top Thema | 11


Foto: www.hafencity.de<br />

Die Sulz in Oberbayern ist ein Beispielprojekt, das auf der<br />

Website von FluR als Flusssteckbrief vorgestellt wird.<br />

12 | Top Thema<br />

Titel des Projektes. Der Kreis verfügt über r<strong>und</strong><br />

226 Kilometer Flusslauf, von denen viele Flüsse<br />

<strong>und</strong> Bäche im Laufe der vergangenen Jahrzehnte<br />

verrohrt oder überbaut wurden. So weiß in<br />

Meinerzhagen kaum jemand, dass die Volme<br />

eigentlich mitten durch die <strong>Stadt</strong> fl ießt, denn<br />

zu sehen ist davon nichts. Im Rahmen der Regionale<br />

sollen nun die Flüsse <strong>und</strong> Bäche wieder<br />

in die Wahrnehmung der Menschen gebracht<br />

werden. Selbstverständlich wird zudem das Ziel<br />

verfolgt, durch die Renaturierungsmaßnahmen<br />

die Gewässerstruktur <strong>und</strong> -güte zu verbessern<br />

<strong>und</strong> zugleich zum Hochwasserschutz beizutragen.<br />

Leuchtturmprojekte für ein schöneres<br />

Land<br />

In Landschaften, die durch Bergbau intensiv<br />

industriell genutzt worden sind, können neu<br />

angelegte Seen alte Narben verdecken <strong>und</strong><br />

Impulse für die Zukunft einer Region setzen.<br />

Diese Form der Bergbausanierung wurde in<br />

den neuen B<strong>und</strong>esländern intensiv betrieben.<br />

Ein prominentes Beispiel ist das Neuseenland<br />

Foto: WWA Ingolstadt<br />

Foto: <strong>Stadt</strong> Beilngries<br />

Der Fluss konnte wieder aus dem tiefen <strong>und</strong> engen,<br />

ab 1929 gebauten Bett "befreit" <strong>und</strong> zu einen naturnahen<br />

Gewässer rückgebaut werden.<br />

in der Lausitz. Auch im Ruhrgebiet setzt man<br />

stark auf das Element <strong>Wasser</strong>, um den Strukturwandel<br />

durch die Schaffung attraktiver Landschaften<br />

zu begleiten. Zunächst umstritten war<br />

der Bau des Parallelkanals zur Errichtung der<br />

<strong>Wasser</strong>welt Wedau, weil in diesem Fall primär<br />

keine Industrielandschaft aufgewertet wurde,<br />

sondern die Rodung eines Waldstücks vorgenommen<br />

werden musste. Geht man dort heute<br />

spazieren, dann zeigt sich aber deutlich, wie<br />

sehr die weitere Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>orientierung<br />

der <strong>Stadt</strong> Duisburg an dieser Stelle genutzt hat.<br />

Auch in den nördlichen <strong>Stadt</strong>teilen von Essen<br />

wird verstärkt auf <strong>Wasser</strong> gesetzt, um den Freiraum<br />

aufzuwerten. So soll auf einer nicht mehr<br />

benötigten Erweiterungsfl äche des Nordfriedhofs<br />

ein etwa 1,5 Hektar großer See mit einem<br />

grünen Umfeld entstehen. Durch die unmittelbare<br />

Nähe zu bereits bestehenden <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Erholungsangeboten soll der Kuhlhoffsee zum<br />

zentralen Bindeglied zwischen dem Emscher<br />

Landschaftspark im Norden <strong>und</strong> dem Weltkulturerbe<br />

Zollverein im Süden werden.<br />

Die Orientierung zum <strong>Wasser</strong> bedeutet für die<br />

Menschen aller Altersstufen einen Zugewinn an<br />

Lebensqualität durch neu geschaffene Freiräume.<br />

Unterschiedlichste <strong>Freizeit</strong>angebote <strong>und</strong><br />

neue Perspektiven auf Landschaften <strong>und</strong> urbane<br />

Räume entstehen. Überraschend plötzlich<br />

kann auch eine <strong>Stadt</strong> wie Leipzig, obwohl sie<br />

an keinem großen Fluss liegt, zur <strong>Wasser</strong>stadt<br />

werden. Oder Oldenburg erhält durch einen<br />

neuen, 200 Meter langen Flusslauf mit einem<br />

natürlichen Flussschwimmbad einen weißen<br />

Sandstrand. In München zeigt sich nach langen<br />

Jahren der vorbildlich betriebenen Renaturierung<br />

die Isar wieder in der alten Gestalt als<br />

Gebirgsfl uss. Jedes Projekt für sich ist auf seine<br />

Weise ein Aufbruch zu neuen Ufern. A.M.


Unter <strong>Wasser</strong> befi nden sich Tanks,<br />

die bei Starkregen Abwasser auffangen<br />

– über <strong>Wasser</strong> entstehen Inseln<br />

als attraktive Freiräume in schönster<br />

Lage.<br />

Angefangen hat alles mit einer Diplomarbeit.<br />

Daraus wurde das Projekt „SPREE2011. Baden<br />

im Fluss. Mitten in Berlin“, das jetzt kurz vor der<br />

Umsetzung steht <strong>und</strong> im kommenden Jahr im<br />

Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in<br />

Shanghai als besonders zukunftsweisend vorgestellt<br />

werden wird. Es bietet eine verblüffend<br />

einfache <strong>und</strong> technisch durchdachte Lösung für<br />

ein Problem, mit dem viele Städte konfrontiert<br />

sind. Und gleichzeitig lassen sich d<strong>am</strong>it Aufenthaltsfl<br />

ächen auf dem <strong>Wasser</strong> einrichten, die<br />

ganz unterschiedlich genutzt werden können.<br />

Ein zentrales Problem beim Gewässerschutz<br />

in Europa besteht darin, dass zwar die Flüsse<br />

durch die Reduzierung der Einleitungen aus<br />

der Industrie gr<strong>und</strong>sätzlich sauberer geworden<br />

sind, aber dennoch Verschmutzungen zu verzeichnen<br />

sind. Die <strong>Wasser</strong>qualität entspricht<br />

fast überall noch immer nicht der Europäischen<br />

<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie. Das liegt oft an einer<br />

mangelnden Kapazität der städtischen Kanalisation.<br />

Bei Starkregen läuft deshalb das mit<br />

Haushaltsabwasser vermischte Regenwasser<br />

ungeklärt in die Flüsse, in Berlin im Schnitt 28<br />

Mal im Jahr. Die klassische Lösung für dieses<br />

Problem ist der Bau von unterirdischen Rückhaltebecken,<br />

in die das Mischwasser kurzfristig<br />

einfl ießen kann. Doch in den Städten fehlt zum<br />

einen vielfach der Platz dafür, zum anderen<br />

sind kosten- <strong>und</strong> zeitintensive Baumaßnahmen<br />

d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>en. Hinter dem mit öffentlichen<br />

Mitteln geförderten Projekt steht nun die Idee,<br />

dass ein Modulsystem im <strong>Wasser</strong> an den Stellen<br />

der Einleitungsrohre angebracht wird. Im Fall<br />

von Starkregen dient dieses System als temporärer<br />

Speicher. Wenn die Kanalisation wieder<br />

aufnahmefähig ist, wird das <strong>Wasser</strong> zurückgepumpt,<br />

<strong>und</strong> die Tanks werden intensiv gespült.<br />

A.M.<br />

Fotos: Sven Flechsenhar<br />

Clevere Inseln<br />

für die Spree<br />

Links<br />

» www.spree2011.de<br />

» www.luritec.com<br />

Top Thema | 13


„Die <strong>Stadt</strong> wird sehen,<br />

wie gut ihr Umweltschutz tut“<br />

14 | Top Thema<br />

FreeLounge: Wie gestaltet sich in zehn Jahren<br />

das städtische Leben an der Spree, Herr Steeg?<br />

R. Steeg: Na, ganz anders, weil kein braunes<br />

<strong>Wasser</strong> mehr durch die <strong>Stadt</strong> fl ießt, sondern<br />

klares! C<strong>am</strong>pingstühle werden <strong>am</strong> Ufer stehen,<br />

Kinder spielen <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>, aus einem Kanal ist<br />

ein Fluss geworden. Die Spree wird wieder zum<br />

Mittelpunkt der <strong>Stadt</strong>, mit mehr Parks an den<br />

Ufern, die zur Erholung einladen. Wenn ein Teil<br />

dieser Vorstellungen eintreten sollte, würde<br />

dies einen großen Zuwachs an Lebensqualität<br />

für die <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> einen Sprung im Ressourcenschutz<br />

bedeuten.<br />

FreeLounge: Welche Nutzung können Sie sich<br />

für die neu entstehenden Freifl ächen auf dem<br />

<strong>Wasser</strong> vorstellen?<br />

R. Steeg: Gr<strong>und</strong>sätzlich eignen sich die Plattformen<br />

für viele Nutzungen, jedoch setzen wir<br />

uns dafür ein, dass sehr zurückhaltend mit der<br />

Bebauung umgegangen wird. Pavillons sind in<br />

Ordnung. Aber es sollen Flächen sein, die von<br />

der Öffentlichkeit genutzt werden können.<br />

Es würde gut passen, dort auch einfach Bänke<br />

aufzustellen, so dass die Menschen die Zeit<br />

<strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> den Fluss genießen können. Im<br />

Osthafen der Spree sollen jetzt zwei Plattformen<br />

eingerichtet werden. Auf der ersten werden<br />

einige Service-Module installiert: eine Bar,<br />

ein Café <strong>und</strong> ein Solarbootverleih sowie Gärten.<br />

Für die zweite Plattform gibt es bereits Anfragen.<br />

Als Anrainer hat dort ein Modezentrum<br />

mit Showrooms Interesse daran, einen Teil der<br />

Plattform für Modenschauen <strong>und</strong> auch als Bühne<br />

für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.<br />

Aber 70 Prozent der Fläche wird ein Schilffeld<br />

bedecken.<br />

FreeLounge: Wie groß werden die Plattformen<br />

denn sein, <strong>und</strong> wie viele wird es in Berlin geben?<br />

R. Steeg: Die Pilotanlage hat 96 Meter in der<br />

Länge <strong>und</strong> neun Meter in der Breite, also knapp<br />

900 Quadratmeter.<br />

FreeLounge: Das ist nicht wenig!<br />

R. Steeg: Sehen Sie das als Symbol für die<br />

Menge des Abwassers, das in die Spree geleitet<br />

wird. Aber stellen Sie das auch der Fläche<br />

von 265.000 Quadratmetern gegenüber, die das<br />

<strong>Wasser</strong> der Spree im Osthafen einnimmt. Eine<br />

solche Insel bedeckt dann eben mal 0,3 Prozent<br />

der <strong>Wasser</strong>oberfl äche. Das ist wenig. Wir haben<br />

aktuell eine Anfrage aus einer anderen <strong>Stadt</strong>,<br />

bei der die Plattform eine andere Dimension<br />

einnehmen würde: 10.000 Quadratmeter.<br />

FreeLounge: Beachtlich! Können Sie dazu<br />

schon etwas sagen?<br />

R. Steeg: Nein. Ich bin abergläubisch. Erst muss<br />

es feststehen. Für die Spree bräuchten wir 14<br />

Systeme mit Speichermodulen, um den sauberen<br />

Fluss bis in die Mitte der <strong>Stadt</strong> zu bewahren.<br />

FreeLounge: Und alle würden als Freifl äche genutzt?<br />

R. Steeg: Das kann so sein, muss aber nicht.<br />

Außerhalb von Städten mag es durchaus Sinn<br />

machen, einfach nur Schilfbepfl anzungen anzulegen.<br />

Aber es ist ja so, dass auf den Speichersystemen<br />

Bedienstege angelegt werden<br />

müssen, über die Techniker das System warten<br />

können. Das Anlegen dieser Stege ist relativ<br />

teuer <strong>und</strong> kann über eine Nutzung der Inseln<br />

co-fi nanziert werden.<br />

FreeLounge: In H<strong>am</strong>burg war man eine Zeit<br />

lang sehr optimistisch, über eine Kolonie von<br />

Hausbooten auch zu einer Freiraumnutzung<br />

auf dem <strong>Wasser</strong> zu kommen. Das hat bislang<br />

nicht geklappt, weil zwar viele Menschen gerne<br />

auf dem <strong>Wasser</strong> in Hausbooten leben möchten,<br />

aber die hohen Kosten ebenso abschreckend<br />

wirken wie die Schwierigkeiten bei der Versorgung<br />

mit Strom <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>. Viel langs<strong>am</strong>er<br />

als geplant entwickelt sich dort die Besiedlung<br />

durch Hausboote. Von Freiräumen ist man weit<br />

entfernt.


Sind bei Ihnen die technischen Voraussetzungen<br />

zu 100 Prozent geklärt?<br />

R. Steeg: Das ist wirklich gar kein Problem.<br />

Denn die ganze Struktur ist vorhanden, weil sie<br />

von dem Speichersystem benötigt wird. Es gibt<br />

selbstverständlich Strom sowie die Leitungen<br />

von Frisch- <strong>und</strong> Abwasser. Die Infrastruktur<br />

steht also. Vermutlich sind in H<strong>am</strong>burg die Versorgungswege<br />

sehr lang.<br />

FreeLounge: Und es gab wohl Probleme mit<br />

den Eigentümern der Ufergr<strong>und</strong>stücke.<br />

R. Steeg: Das hat bei uns auch zu einer Verzögerung<br />

des Projektes um anderthalb Jahre geführt.<br />

Wir mussten ein zweites Rohr für den Abfl<br />

uss des gespeicherten Abwassers anlegen. Die<br />

rechtliche Vorgabe ist so, dass das Mischwasser<br />

nicht durch das gleiche Rohr abgeleitet werden<br />

darf, durch das es eingeströmt ist. Das Gr<strong>und</strong>stück,<br />

über das diese Ableitung laufen musste,<br />

war an einen englischen Investor verkauft worden,<br />

der sich in der Krise verabschiedet hatte,<br />

ohne den Kaufpreis zu bezahlen. Dadurch passierte<br />

einige Zeit gar nichts mehr. Jetzt ist das<br />

endlich geklärt. Es ist aber immer sinnvoll, Kooperationen<br />

mit den Gr<strong>und</strong>stücksbesitzern einzugehen,<br />

sie für das Projekt zu begeistern <strong>und</strong><br />

auch als Partner zus<strong>am</strong>menzuarbeiten.<br />

FreeLounge: Welche Erfahrungen haben Sie bei<br />

der Planung der Freiraumnutzung gemacht?<br />

R. Steeg: Nun, wir haben Verträge aufgesetzt,<br />

die zum Beispiel die öffentliche Nutzung regeln.<br />

Das macht beim ersten Mal viel Arbeit, aber mit<br />

dem Wissen wird man weitere Projekte einfacher<br />

realisieren können.<br />

FreeLounge: Wie sieht das Interesse anderer<br />

Städte aus? Wartet man, bis in Berlin das erste<br />

System installiert ist?<br />

R. Steeg: Das sah erst so aus, doch im Moment<br />

scheint es sich anders zu entwickeln. Obwohl<br />

der Pilot noch nicht fertig ist, ist das Interesse<br />

anderer Städte enorm. Weil wir das ja mit<br />

den Berliner <strong>Wasser</strong>betrieben realisiert haben,<br />

denken offenbar immer mehr: „Wenn die Berliner<br />

<strong>Wasser</strong>betriebe jede Schraube der Anlage<br />

angeschaut haben, dann wird das funktionieren.“<br />

Lange war der ausstehende Pilot ein Hindernis,<br />

jetzt ist das Thema in den Hintergr<strong>und</strong><br />

gerückt. Aber das System ist ja schließlich auch<br />

20 bis 30 Prozent kostengünstiger als andere<br />

Lösungen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich drei bis vier Mal so<br />

schnell in Betrieb.<br />

FreeLounge: Herr Steeg, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch <strong>und</strong> kommen gerne mal zum Baden<br />

nach Berlin.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

Ralf Steeg<br />

ist Diplomingenieur für<br />

Landschaftsarchitektur <strong>und</strong><br />

Umweltplanung. Nachdem er<br />

in Bern erlebt hat, wie sehr<br />

ein sauberer Fluss das urbane<br />

Leben bereichern kann, begann<br />

seine berufl iche Entwicklung<br />

zum „Flussverbesserer“. Aufbauend<br />

auf seiner Diplomarbeit<br />

hat er mit der Technischen<br />

Hochschule Berlin <strong>und</strong> vielen<br />

weiteren Partnern das System<br />

der Mischwasserspeicher in<br />

Flüssen entwickelt. Hinter ihm<br />

<strong>und</strong> dem Unternehmen LURI.<br />

watersystems liegt ein langer<br />

Weg: Die Idee überzeugte in<br />

Berlin schnell, doch die Realisation<br />

gestaltete sich sehr zäh.<br />

Im nächsten Jahr wird nun<br />

endlich das erste Speichersystem<br />

gebaut.<br />

Top Thema | 15


Bewegung<br />

Kleiner Wal<br />

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Balancierfähigkeit<br />

Wie bei unseren <strong>Wasser</strong>fördergeräten<br />

gehört der körperliche Einsatz <strong>und</strong> seine<br />

Koordination zum <strong>Spiel</strong>wert dieses<br />

<strong>Spiel</strong>angebots.<br />

Stauscheibe<br />

Der kleine Wal gehört in Kombination<br />

mit den Meerestieren zu unserer<br />

Produktreihe <strong>Spiel</strong>kunst.<br />

Die Sicherheit. Die Qualität. Das Original.<br />

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83 112 Frasdorf · Telefon 0 80 52/1 79 80 · www.richter-spielgeraete.de


Fotos: Mainau GmbH<br />

Maximales Vergnügen<br />

Zwischen Achterbahnen <strong>und</strong> jeder Menge Animation<br />

fi ndet sich im Phantasialand in Brühl<br />

ein kleiner <strong>Wasser</strong>spielplatz, an dem viele Eltern<br />

schon mehr Zeit verbracht haben, als erwartet.<br />

Sogar bei einer solchen Konkurrenz kann sich<br />

<strong>Wasser</strong> als Attraktion sehr gut behaupten, denn<br />

Kindern tut es immer gut, wenn sie selbst etwas<br />

in Gang setzen können, überraschende Erfahrungen<br />

machen <strong>und</strong> sich durch das <strong>Wasser</strong> inspiriert<br />

bewegen. So w<strong>und</strong>ert es nicht, dass immer<br />

interessantere Angebote von <strong>Spiel</strong>räumen<br />

<strong>am</strong> oder mit <strong>Wasser</strong> geschaffen werden.<br />

<strong>Spiel</strong>plätze, die begeistern<br />

Attraktive <strong>Wasser</strong>spielplätze tragen erheblich<br />

dazu bei, eine Region oder einen Park f<strong>am</strong>ilienorientiert<br />

zu gestalten. Diese Erfahrung hat<br />

man zum Beispiel auf der Insel Mainau gemacht.<br />

Durch die <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> insbesonde-<br />

re durch den <strong>Wasser</strong>spielplatz ist es laut dem<br />

Pressereferenten der Insel, Florian Heitzmann,<br />

gelungen, mehr junge F<strong>am</strong>ilien für die Mainau<br />

zu begeistern. „Es lässt sich nicht exakt<br />

nachvollziehen, wie viele Besucher wir auf<br />

dem <strong>Wasser</strong>spielplatz im Sommer täglich hatten.<br />

Aber, dass mehr F<strong>am</strong>ilien kommen, steht<br />

außer Frage. Und wir erhalten sehr positive<br />

Rückmeldungen.“ Die <strong>Wasser</strong>welt dort ist ein<br />

<strong>Spiel</strong>bereich, der die Bodenseeregion vergangener<br />

Zeiten widerspiegeln soll. Um einen See<br />

mit Insel gruppiert sich eine Pfahlbausiedlung.<br />

Kleine Häuser <strong>und</strong> Türme sind auf unterschiedliche<br />

Weise miteinander verb<strong>und</strong>en. So ist es<br />

möglich, sich über Hängebrücken oder Kettenstege<br />

von einem Haus zum nächsten zu hangeln,<br />

ohne den Boden zu berühren. Von einer<br />

Seeseite zur anderen gelangen die Kinder mit<br />

Seilfähre oder Flößen. Der <strong>Spiel</strong>platz hat eine<br />

An <strong>Wasser</strong> kommt kein<br />

anderes „<strong>Spiel</strong>zeug“ heran:<br />

Es fasziniert Kinder, verbindet<br />

<strong>Spiel</strong> mit Naturerfahrung<br />

<strong>und</strong> bietet immer<br />

neue Anregungen. Wie<br />

nutzen Kommunen dieses<br />

Element, um <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

Erlebnisräume für Kinder<br />

zu gestalten?<br />

Top Thema | 17


Foto: <strong>Stadt</strong>werke Neuwied<br />

Foto: Maike Söltl<br />

Schön <strong>und</strong> weiträumig gestaltet ist der <strong>Wasser</strong>park Feldkirchen in Neuwied. Insbesondere<br />

für kleinere Kinder übertrifft das Angebot den Besuch im Schwimmbad.<br />

Foto: LBV-Zentrum „Mensch <strong>und</strong> Natur“<br />

Der Eisvogelsteig führt durch den Fluss Ch<strong>am</strong>b <strong>und</strong> lässt Kinder <strong>und</strong> Erwachsene<br />

einen Fluss hautnah erfahren<br />

18 | Top Thema<br />

Ges<strong>am</strong>tgröße von 1100 Quadratmetern. Ebenso<br />

hat das Zentrum für Gartenkunst <strong>und</strong> Landschaftskultur<br />

Schloss Dyck in diesem Jahr sein<br />

Angebot für Kinder durch einen <strong>Wasser</strong>spielplatz<br />

aufgewertet. Auch hier verfolgt man das<br />

Ziel, durch passende <strong>Freizeit</strong>angebote ein breites<br />

Publikum anzusprechen. Für Kinder fehlte<br />

bis dahin eine Möglichkeit zur Beschäftigung<br />

mit dem Element <strong>Wasser</strong> – eigentlich ein Muss<br />

auf dem Gelände eines <strong>Wasser</strong>schlosses.<br />

Der Hersteller Richter <strong>Spiel</strong>geräte, der auf individuelle<br />

<strong>Wasser</strong>spielplätze spezialisiert ist <strong>und</strong><br />

häufi g die aufwendigen <strong>Wasser</strong>welten der Landesgartenschauen<br />

ausstattet, bestätigt, dass im<br />

Segment der <strong>Wasser</strong>spielplätze ein steigender<br />

Trend festzustellen ist.<br />

<strong>Wasser</strong>park statt Schwimmbad<br />

In Neuwied wurde in diesem Jahr auf dem Gelände<br />

eines geschlossenen Freibads ein <strong>Wasser</strong>park<br />

eröffnet. Die <strong>Stadt</strong>werke Neuwied hatten<br />

mit der Gestaltung des Parks den Umweltkünstler<br />

Dieter Magnus beauftragt, der die Gestaltung<br />

öffentlicher Räume für Kinder als zentrale<br />

Aufgabe sieht. Mit seiner Weitläufi gkeit, den<br />

bunten Mosaiken <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>kaskaden sowie<br />

einer Vielzahl von Stationen, an denen die Kinder<br />

mit <strong>Wasser</strong> spielen <strong>und</strong> arbeiten können, ist<br />

der <strong>Wasser</strong>park schnell zu einem neuen Lieblingsort<br />

geworden. Thorsten Reuschenbach von<br />

den <strong>Stadt</strong>werken Neuwied berichtet, dass die<br />

Besucherzahlen die Erwartungen für das erste<br />

Jahr deutlich übertroffen haben. Mehr als<br />

14.000 Kinder <strong>und</strong> 12.000 Erwachsene haben<br />

den Park besucht. Der Eintritt liegt bei zwei Euro<br />

pro Kind. Einige alte Komponenten des früheren<br />

Freibades wurden in das neue Ges<strong>am</strong>tkonzept<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Das Schwimmbecken wurde zu<br />

einer Freilichtbühne für Kulturangebote, das<br />

alte Schwimmbadgebäude zum Café <strong>und</strong> Restaurant<br />

<strong>und</strong> dient mit einem Platz <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />

als Anlaufpunkt für Wanderer <strong>und</strong> Ausfl ügler.<br />

Wandern? Erleben!<br />

Nachhaltig angelegter Tourismus hat in Österreich<br />

eine Reihe von besonderen Angeboten für<br />

Kinder entstehen lassen. Als eines der wasserreichsten<br />

Länder Europas hat man dort schon<br />

vor Jahren defi niert, dass <strong>Wasser</strong> die wichtigste<br />

Ressource für den Tourismus darstellt. Nicht<br />

neu, aber überdurchschnittlich durchdacht <strong>und</strong><br />

kreativ ist das „Hexenwasser Hochsöll“, das sich<br />

als naturnahe Inszenierung <strong>am</strong> Berg versteht.<br />

Im Jahr 2000 als ehrgeiziges Projekt zur Belebung<br />

des alpinen Sommers gestartet, gilt das


Fotos: Hexenwasser Hochsöll<br />

„Hexenwasser Hochsöll“ ist ein mehrfach ausgezeichneter Erlebnisraum für Kinder,<br />

der <strong>Wasser</strong> als Element des Gebirges kreativ <strong>und</strong> authentisch erlebbar macht.<br />

„Hexenwasser Hochsöll“ heute weit über die<br />

Grenzen hinaus als Vorreiter <strong>und</strong> Auslöser eines<br />

alpenweiten Trends, der vielerorts Nachahmer<br />

fand. Ausgezeichnet mit dem Österreichischen<br />

Staatspreis für Touristik bieten sich den Kindern<br />

von der Bergbahnstation aus insges<strong>am</strong>t<br />

60 Stationen, oft mit <strong>Wasser</strong>, an denen sie zum<br />

Mitmachen <strong>und</strong> Ausprobieren eingeladen sind.<br />

Regelmäßig gibt es Erweiterungen im Angebot,<br />

um das Ausfl ugsziel für F<strong>am</strong>ilien aktuell zu halten.<br />

Die Stationen bringen immer die Magie des<br />

Ortes mit besonderen Ideen in Einklang, die sich<br />

ganz nachdrücklich von „Funpark-Attraktionen“<br />

abgrenzen. Um in einem Holzbottich als „Hexenbad“<br />

Erfrischung zu fi nden, muss das <strong>Wasser</strong><br />

über eine komplexe Anlage selbst hochgepumpt<br />

<strong>und</strong> -geleitet werden, <strong>Wasser</strong>tropfen führen<br />

über kreative Instrumente ein Trommelkonzert<br />

auf oder Steine können in einer <strong>Wasser</strong>mühle<br />

geschliffen werden. Natürlich fällt Kindern so<br />

motiviert das Wandern viel leichter.<br />

Aus der Perspektive der Eisvögel<br />

Noch enger liegen Umwelterfahrungen <strong>und</strong><br />

<strong>Spiel</strong>en <strong>am</strong> <strong>und</strong> im <strong>Wasser</strong> bei einem Progr<strong>am</strong>m<br />

des Landesb<strong>und</strong>s für Vogelschutz LBV-Ch<strong>am</strong><br />

„Mensch <strong>und</strong> Natur“ zus<strong>am</strong>men. Dort wird seit<br />

2009 in der Zeit von März bis Ende Oktober der<br />

sogenannte Eisvogel-Steig in dem Fluss Ch<strong>am</strong>b<br />

aufgebaut. In Gruppen von bis zu acht Personen<br />

können Besucher in den Fluss steigen <strong>und</strong> Strömung<br />

<strong>und</strong> Sandbänke spüren. Der Eisvogelsteig<br />

führt auf einem festgelegten Weg durch die<br />

Ch<strong>am</strong>b. Wie bei einem Klettersteig gesichert<br />

werden die Fluss-Abenteurer durch die Vielfalt<br />

eines frei fl ießenden Flussabschnitts geführt.<br />

Sie spüren das Element <strong>Wasser</strong> mit all seiner<br />

Kraft <strong>am</strong> eigenen Körper. Aus der Perspektive<br />

des Eisvogels dicht über der <strong>Wasser</strong>oberfl äche<br />

eröffnet sich ein elementares Naturerlebnis.<br />

D<strong>am</strong>it das Ganze zwar abenteuerlich, aber<br />

ohne Gefahr abläuft, werden Stelen in dem<br />

Fluss platziert <strong>und</strong> ein Seilsystem daran aufgebaut,<br />

so dass jeder Schritt gesichert ist. Die<br />

Stelen wurden von regionalen Künstlern mit<br />

Skulpturen versehen. Ausgestattet werden die<br />

Teilnehmer übrigens mit Wathosen <strong>und</strong> einem<br />

Audioguide.<br />

Klassisches Strandvergnügen <strong>am</strong> Meer<br />

Wenn <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Strand in großen Mengen<br />

zum <strong>Spiel</strong>en einladen, dann sind besonders fantasievolle<br />

Freiraum-Angebote nicht unbedingt<br />

gefragt. Sehr aufwendig gestaltete <strong>Wasser</strong>spielplätze<br />

wie im niederländischen Deltapark<br />

Neeltje Jans fi ndet man an den Küsten eher<br />

selten. Bei der Gestaltung von <strong>Wasser</strong>spielplätzen<br />

hat die Materialfrage einen ganz anderen<br />

Stellenwert, denn eigentlich gewährt nur<br />

Edelstahl der Güte V4A eine zufriedenstellende<br />

Haltbarkeit. Besondere <strong>Wasser</strong>themen werden<br />

<strong>am</strong> Meer häufi g auch als Indoor-Thema aufgearbeitet,<br />

um attraktive Angebote für Schlechtwetter-Phasen<br />

bieten zu können. An solchen<br />

Tagen sind die Warteschlangen <strong>am</strong> Eingang des<br />

Ozeaneums in Strals<strong>und</strong> zum Beispiel beeindruckend<br />

lang. Kreative Begegnungen mit <strong>Wasser</strong><br />

bieten <strong>am</strong> Meer auch vielfach Naturerlebniszentren,<br />

wie beispielsweise das NEZ Maasholm,<br />

Oehe, Schleimünde, das Ende der 80er Jahre<br />

entstand. Ein Wind-<strong>Wasser</strong>-Küsten-<strong>Spiel</strong>platz,<br />

ein großes Freigelände <strong>und</strong> eine Erlebnis-Ausstellung<br />

sind die festen Bestandteile des Zentrums,<br />

hinzu kommt ein sehr breites Naturerlebnis-Progr<strong>am</strong>m<br />

für Kinder, das unter dem Motto<br />

"Meer Natur erleben" steht. A.M.<br />

Links<br />

» www.wasserpark-feldkirchen.de<br />

» www.lbvch<strong>am</strong>.de<br />

» www.mainau.de<br />

» www.pro-regio-gmbh.de<br />

» www.stiftung-schloss-dyck.de<br />

» www.hexenwasser.<br />

bergbahnsoell.at<br />

Top Thema | 19


Foto: Atelier Loidl<br />

20 | Top Thema<br />

Großprojekt<br />

„<strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss“<br />

Mit einem Aufwand von r<strong>und</strong> 370 Millionen Euro soll die Saarbrücker<br />

Innenstadt wieder belebt, der Bevölkerungsrückgang gestoppt,<br />

die Zukunftsfähigkeit gesteigert <strong>und</strong> die Eigenständigkeit des Saarlandes<br />

gesichert werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das Politiker <strong>und</strong><br />

Bürger seit 2003 bewegt. FreeLounge stellt eine Momentaufnahme<br />

des Projektes vor.<br />

Saarbrücken will <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

neuen Schub geben<br />

Flüsse sind seit jeher Lebensadern von Siedlungen.<br />

Wichtig für Verkehr, Handel, <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

- <strong>und</strong> früher sogar für den Fischfang.<br />

Saarbrücken, die Landeshauptstadt des Saarlandes<br />

<strong>und</strong> einzige saarländische Großstadt,<br />

hat ihre Entstehung auch der Saar zu verdanken.<br />

Der Fluss formte die Landschaft mit ihrer<br />

breiten Talaue <strong>und</strong> war eine Voraussetzung für<br />

die Besiedlung. Gleichzeitig bildet ein Fluss aber<br />

immer eine Abgrenzung, die es zu überwinden<br />

gilt. Obwohl der N<strong>am</strong>e Saarbrücken ursprünglich<br />

nicht mit dem Begriff einer Brücke zus<strong>am</strong>men<br />

gebracht werden kann, schufen diese<br />

Bauwerke neue Verbindungen.<br />

Die <strong>Stadt</strong>autobahn – ein Kind der<br />

1960er Jahre<br />

Die Idee neuer Verkehrsverbindungen war auch<br />

der treibende Gedanke dabei, die Autobahn<br />

A 620 (Saarbrücken-Saarlouis) zwischen den<br />

Anschlussstellen Saarbrücken-Güdingen (AS<br />

21) <strong>und</strong> Saarbrücken-Klarenthal (AS 11) als


<strong>Stadt</strong>autobahn für Saarbrücken anzulegen. Ein<br />

herausragender Ausdruck d<strong>am</strong>aliger Urbanität.<br />

Um den Bau der A 620 an der Saar entlang zu<br />

ermöglichen, wurde die Schlossmauer des Saarbrücker<br />

Schlosses um ca. 20 m versetzt <strong>und</strong> die<br />

daran angeschlossene Alte Brücke um mehrere<br />

Bögen gekürzt. Seit Dezember 1963 kann über<br />

11 Anschlussstellen im Saarbrücker <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

jeder Saarbrücker <strong>Stadt</strong>teil problemlos erreicht<br />

werden. Auf diesem Teilstück, welches die <strong>Stadt</strong><br />

entlang der Saar durchschneidet, kommt es neben<br />

einer starken Lärmbelastung regelmäßig<br />

zur Überfl utung, was den weitgehenden Zus<strong>am</strong>menbruch<br />

des Individualverkehrs nach sich<br />

zieht. Die Strecke hat sich im Volkm<strong>und</strong> seit<br />

langem etabliert: „Linker Nebenfl uss der Saar<br />

mit 13 Buchstaben = <strong>Stadt</strong>autobahn“. Mittlerweile<br />

hat sich auch der Begriff der städtischen<br />

Qualität weg von der autofre<strong>und</strong>lichen <strong>Stadt</strong><br />

<strong>und</strong> hin zu mehr Aufenthaltsqualität <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>wert<br />

entwickelt.<br />

Ab in den Tunnel<br />

Mit dem zentralen Leitprojekt <strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong><br />

Fluss sollen ein qualitativ hochwertiger, urbaner<br />

Raum in der <strong>Stadt</strong>mitte geschaffen, die<br />

Lebensqualität deutlich verbessert <strong>und</strong> private<br />

Folgeinvestitionen initiiert werden. Die heutige<br />

Situation in der <strong>Stadt</strong>mitte von Saarbrücken<br />

ist geprägt durch die lärmende Asphaltband<br />

der mit ca. 95.000 Kfz/Tag belasteten <strong>Stadt</strong>autobahn.<br />

Die Aufenthaltsqualität an beiden<br />

Seiten der Saar wird heute extrem von dieser<br />

Lärmbelastung durch den Verkehr beeinträchtigt.<br />

Durch die Autobahn sind Fluss, Straße <strong>und</strong><br />

Uferbereich zu einem verlärmten, unwirtlichen<br />

Freiraum geworden, der zudem die <strong>Stadt</strong>teile<br />

Alt-Saarbrücken <strong>und</strong> St. Johann voneinander<br />

trennt. Für die <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> die Region ist d<strong>am</strong>it<br />

der Bereich mit dem wichtigsten Entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> Identifi kationspotenzial durch die Autobahn<br />

stark geschwächt.<br />

Der zentrale Ansatzpunkt des Projektes „<strong>Stadt</strong>mitte<br />

<strong>am</strong> Fluss“ für die Entstehung neuer urbaner<br />

Qualitäten ist es, die r<strong>und</strong> 1,5 km lange, innerstädtische<br />

Teilstrecke der BAB 620 in einen<br />

hochwassersicheren Tunnel zu verschieben. Die<br />

Führung im Tunnel ermöglicht es, die bisherige<br />

Autobahntrasse für die Entwicklung hochwertiger<br />

innerstädtischer Frei- <strong>und</strong> Entwicklungsfl ächen<br />

zu nutzen.<br />

In der Bürgerwerkstatt konnten alle Interessenten ihre Ideen einbringen<br />

Foto: Projektgemeinschaft Berliner Promenade/lu media<br />

Foto: Dirk Michler<br />

Top Thema | 21


Foto: Atelier Loidl<br />

Abendstimmung an der Saar - so könnte es sein. Großzügige Grünfl ächen sollen an der <strong>Stadt</strong>mitte<br />

<strong>am</strong> Fluss entstehen.<br />

22 | Top Thema<br />

Planung mit vorbildlicher<br />

Bürgerbeteiligung<br />

Der Tunnel soll aus Parallelröhren mit jeweils<br />

zwei Fahrspuren im Bereich zwischen Bismarckbrücke<br />

<strong>und</strong> Luisenbrücke bestehen. Teilweise<br />

wird der Tunnel unter der heutigen Hochwasserumfahrung<br />

(Franz-Josef-Röder-Straße, Saaruferstraße),<br />

teilweise unter der bestehenden Autobahn<br />

geführt. Derzeit befi ndet man sich noch<br />

im Stadium der Vorplanung, Für das Teilprojekt<br />

liegt eine aktuelle Machbarkeitsstudie, inklusive<br />

verkehrstechnische Untersuchung, Lüftungsgutachten,<br />

Emissionsgutachten, Risikoanalyse<br />

<strong>und</strong> Kostenschätzung vor. Im Jahr 2008 gab es<br />

eine Bürgerbeteiligung, in der die verschiedenen<br />

Planungsentwürfe der beteiligten Wettbewerbsbüros<br />

vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert wurden.<br />

Die Wettbewerbsentwürfe wurden auch in einem<br />

dreistufi gen Bürgerbeteiligungsverfahren<br />

weiterentwickelt. Zum Schluss wurden zwei<br />

Siegerentwürfe ausgewählt <strong>und</strong> miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en. Der erste Siegerentwurf beinhaltet<br />

die Planungen, die die <strong>Stadt</strong>mitte betreffen. In<br />

diesen Entwurf wurden die Planungen des anderen<br />

Büros integriert, die für den Bereich der<br />

Brücken die überzeugenderen Ideen lieferte.<br />

Diese Planungen sind zunächst nur Bilder, die<br />

nach <strong>und</strong> nach der Realität angepasst werden<br />

müssen. In diesem Prozess werden die Bilder<br />

immer konkreter.<br />

Noch nicht in trockenen Tüchern –<br />

die Finanzierung<br />

Während der Vorplanungsphase hat die <strong>Stadt</strong><br />

auch mit der Akquise der Finanzmittel begonnen.<br />

Mit dem Land wurde ein Memorandum of<br />

<strong>und</strong>erstanding vereinbart, in dem die Halbierung<br />

der Kostenübernahme über die Summen<br />

geregelt ist, die nicht über Drittmittel verfügbar<br />

Foto: Atelier Loidl<br />

sind. Auch die neue Landesregierung steht zu<br />

der Vereinbarung. Nach dem derzeitigen Stand<br />

kommen auf Land <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong> jeweils 100 Millionen<br />

zu. Der Rest soll über Fördermittel fi nanziert<br />

werden. 64 Millionen sind vom B<strong>und</strong> bereits zugesagt.<br />

Hinzu kommen Mittel der Europäischen<br />

Union. Die <strong>Stadt</strong> bemüht sich auch um weitere<br />

Fördermittel. Bevor die konkrete Zusage der EU<br />

nicht gegeben ist <strong>und</strong> dadurch die Umsetzung<br />

generell gewährleistet ist, werden auch keine<br />

konkreteren Planungen veranlasst. Man plant<br />

Teilprojekte weiter, die unabhängig von der<br />

Tunnellösung umgesetzt werden können.<br />

Neugestaltung der Berliner Promenade<br />

Neben der städtebaulichen Gestaltung der Alt-<br />

Saarbrücker Seite mit dem dazu notwendigen<br />

Bau eines Tunnels ist die Revitalisierung der<br />

Berliner Promenade ein weiteres Teilprojekt<br />

der <strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss. Die vorhandene Promenade<br />

von 1959 war über lange Jahre eine<br />

beliebte Flaniermeile <strong>und</strong> der „Balkon“ zur Saar.<br />

Nach der Umgestaltung der Bahnhofstraße zur<br />

Fußgängerzone in den 90ger Jahren des letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> der Aufgabe von attraktiven<br />

Passagen zwischen Bahnhofstraße <strong>und</strong> Berliner<br />

Promenade verlor die Promenade selbst dann<br />

zunehmend an Attraktivität. Leerstand <strong>und</strong><br />

deutlicher Modernisierungs- <strong>und</strong> Instandsetzungsbedarf<br />

kennzeichnen seitdem die Situation<br />

der Berliner Promenade. Hier im Zentrum<br />

der <strong>Stadt</strong> entsteht eine moderne Flaniermeile<br />

<strong>am</strong> Fluss mit urbanem Charakter entstehen. Die<br />

Kosten von r<strong>und</strong> 25 Millionen Euro sind in der<br />

Ges<strong>am</strong>tsumme enthalten, ihre Finanzierung gesichert.<br />

So konnten die Arbeiten an der Berliner<br />

Promenade, denen ein städtebaulicher Wettbewerb<br />

vorausgegangen ist, im August beginnen.


Foto: Projektgemeinschaft Berliner Promenade/lu media<br />

Die neue Berliner Promenade: Wohnen, Arbeiten, Shoppen <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>.<br />

Zentraler Leitgedanke ist die gestalterische <strong>und</strong><br />

funktionale Aufwertung der oberen Berliner<br />

Promenade <strong>und</strong> Anhebung der Verbindungsgassen<br />

Ufergasse, Am Steg <strong>und</strong> Schifferstraße.<br />

Eine einheitlich gestaltete Uferzone gewährleistet<br />

die Aufwertung der unteren Berliner<br />

Promenade. Die Verbindung der Ebenen erfolgt<br />

über großzügige Treppen <strong>und</strong> zwei Aufzüge.<br />

Die Schaffung von 2 gastronomischen „hotspots“<br />

durch Verbreiterung der Berliner Promenade<br />

wird ebenso wie eine urbane Funktionsmischung<br />

aus Wohnen, Arbeiten, <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong><br />

Einkaufen zur Stärkung der Aufenthaltsqualität<br />

beitragen.<br />

Zwei Jahre neue Zeitreserve<br />

Weitere Teilprojekte müssen ohnehin angegangen<br />

werden. Beispielsweise die Luisenbrücke,<br />

die dringend saniert werden muss. Hier gehen<br />

die Planungen weiter. Auch der Umbau des<br />

Osthafens in eine attraktive Marina gehört zu<br />

den Teilprojekten, die unabhängig von der Tunnellösung<br />

sind. Gr<strong>und</strong> für die Aufgliederung des<br />

Ges<strong>am</strong>tprojektes waren die Bedenken bei der<br />

Finanzierbarkeit des Tunnels. Kann man sich<br />

das überhaupt leisten in einer Zeit der leeren<br />

Kassen? Oberbürgermeisterin Charlotte Britz<br />

hatte die Idee, die Planungen neu zu überdenken,<br />

dass man zunächst weiter in die Planungen<br />

der Dinge einsteigt, die losgelöst von der Tunnellösung<br />

sind. Mit der Umsetzung für den Tunnel<br />

hat man sich eine Zeitreserve geschaffen bis<br />

zum Jahr 2011. In diesen zwei Jahren können<br />

zusätzliche Fördergelder akquiriert werden.<br />

Ausgezeichnet<br />

Für Rückenwind bei der Finanzierung könnte<br />

auch die Tatsache sorgen, dass das Projekt<br />

schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Bei-<br />

spielsweise hat im Rahmen des Wettbewerbs<br />

„<strong>Stadt</strong> bauen. <strong>Stadt</strong> leben. Nationaler Preis für<br />

integrierte <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>und</strong> Baukultur“<br />

Mit der Vergabe des Preises würdigt das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

vorbildliche Projekte zur nachhaltigen<br />

Entwicklung in Städten <strong>und</strong> Regionen, die zur<br />

Nachahmung, zu neuen Überlegungen <strong>und</strong><br />

weiterem Handeln anregen. Insges<strong>am</strong>t nahmen<br />

430 Projekte aus 221 Städten <strong>und</strong> Gemeinden<br />

aus ganz Deutschland <strong>am</strong> Wettbewerb teil,<br />

der in diesem Jahr zum ersten Mal ausgerufen<br />

wurde. In fünf Kategorien wurden insges<strong>am</strong>t 55<br />

Preise vergeben.<br />

Die Landeshauptstadt wurde in der Kategorie<br />

„Integriert <strong>und</strong> regional handeln – Entwicklung<br />

von <strong>Stadt</strong>, Region <strong>und</strong> Landschaft“ ausgezeichnet.<br />

Die zehnköpfi ge Jury hat bei dem Saarbrücker<br />

Projekt zum einen der „vorbildlich geführte<br />

Dialog mit den Bürgern bei der Planung überzeugt“,<br />

zum anderen biete das Projekt „die große<br />

Chance, Bausünden aus der Nachkriegszeit<br />

zu korrigieren <strong>und</strong> eine Fläche mit hohem Entwicklungspotenzial<br />

neu zu erschließen“. Auch<br />

die Aspekte einer Verbindung von Verkehrs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung könnten sich positiv auf<br />

die Akquise von Finanzmitteln auswirken.<br />

Die <strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss bleibt ein spannendes<br />

Projekt, dessen weitere Entwicklung die Redaktion<br />

der FreeLounge aufmerks<strong>am</strong> verfolgen<br />

wird. L.K.<br />

Top Thema | 23


Seepark, Waldpark, Feldpark<br />

Mit der Landesgartenschau 2011 bekommt<br />

Norderstedt einen neuen <strong>Stadt</strong>park<br />

Eine 25 ha große <strong>Wasser</strong>fl äche wird Herzstück des Naherholungsgebiets sein.<br />

Die <strong>Stadt</strong> Norderstedt hat im Dezember 2004 den Zuschlag für die Durchführung der<br />

zweiten Landesgartenschau in Schleswig-Holstein im Jahr 2011 erhalten. Gemäß dem<br />

Motto „Eine Idee voraus“ sieht die <strong>Stadt</strong> in der Ausrichtung einer Landesgartenschau<br />

die besondere Chance, die Weichenstellung für die nächste Phase einer nachhaltigen<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung entscheidend bestimmen zu können.<br />

24 | Top Thema<br />

1 bs.pro / sinai., Berlin<br />

2 Landschaftsarchitektin Gabriele Kiefer, Berlin<br />

3 Landschaftsarchitekt Wolfr<strong>am</strong> Fischer, H<strong>am</strong>burg<br />

Das Gelände der Landesgartenschau umfasst<br />

die Baggerseen im ehemaligen Kiesabbaugelände<br />

des Kalksandsteinwerks der Firma Potenberg,<br />

den bestehenden <strong>Stadt</strong>park sowie weitere<br />

angrenzende überwiegend landwirtschaftlich<br />

genutzte Bereiche im Ortsteil Harksheide der<br />

<strong>Stadt</strong> Norderstedt. Die Flächen befi nden sich im<br />

Eigentum der <strong>Stadt</strong> Norderstedt.<br />

Die erfolgreiche Durchführung der Landesgartenschau<br />

(LGS) wird als Initialzündung <strong>und</strong> als<br />

künftiger Motor eines langfristig angelegten,<br />

dyn<strong>am</strong>ischen Planungsprozesses betrachtet, der<br />

insbesondere die Entwicklung der landschaftlich-strukturell<br />

zurzeit sehr unterschiedlichen<br />

<strong>und</strong> großfl ächig gestörten Freifl ächen um den<br />

See zu einem attraktiven <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Naherholungsgebiet<br />

vor allem für die Norderstedter<br />

Bevölkerung zum Ziel hat, gleichzeitig aber<br />

auch die nachhaltige Sicherung von Lebensräumen<br />

für die heimische Flora <strong>und</strong> Fauna.<br />

Angesichts der von Natur aus gewässerarmen<br />

sandigen Geestlandschaft bietet sich mit den<br />

Kiesseen für Norderstedt eine besondere Chance,<br />

das <strong>Wasser</strong> in die <strong>Stadt</strong> zu holen bzw. die<br />

<strong>Stadt</strong> ans <strong>Wasser</strong> zu bringen.<br />

Foto: Landesgartenschau Norderstedt<br />

Drei Parks mit sehr verschiedenen<br />

Atmosphären<br />

Im Zuge der Landesgartenschau-Vorbereitung<br />

wurde ein „Masterplan“ 1 erarbeitet, der mögliche<br />

Inhalte sowohl für die temporäre Gestaltung<br />

des Landesgartenschau-Geländes als auch<br />

für die anschließende Entwicklung des erweiterten<br />

<strong>Stadt</strong>parks aufzeigt. Die Durchführung<br />

der Landesgartenschau <strong>und</strong> die nachhaltige<br />

Entwicklung des Natur- <strong>und</strong> Erholungsraumes<br />

<strong>Stadt</strong>park sind dabei nicht als konkurrierende<br />

Planungen, sondern als aufeinander aufbauende<br />

Einheiten zu verstehen.<br />

Im Jahr 2006 wurde von der <strong>Stadt</strong>park Norderstedt<br />

GmbH in Vertretung für die <strong>Stadt</strong> Norderstedt<br />

ein freiraumplanerischer Wettbewerb<br />

ausgelobt. Der Entwurf des 1. Preisträgers 2 bildet<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für die konkrete Gestaltung<br />

<strong>und</strong> Detailplanung des Landesgartenschau- <strong>und</strong><br />

<strong>Stadt</strong>parkgeländes. Auf einer Ges<strong>am</strong>tfl äche von<br />

72 ha entstehen drei Parkteile mit sehr verschiedenen<br />

Atmosphären:<br />

der Seepark mit seinem <strong>Freizeit</strong>schwerpunkt<br />

auf den jetzigen Brachfl ächen des Westufers<br />

<strong>und</strong> den stärker landschaftlichen, naturhaften<br />

Partien des Ostufers


der Waldpark als Abfolge von naturnahen<br />

Waldrelikten, Heiden <strong>und</strong> Restmoorfl ächen<br />

als Ort der Kontemplation <strong>und</strong> Beschaulichkeit<br />

in wertvollem Biotopgefüge <strong>und</strong><br />

der Feldpark mit seinen klassischen <strong>Spiel</strong>-<br />

<strong>und</strong> Sportangeboten eines <strong>Stadt</strong>parks inmitten<br />

der historischen Feldfl ur.<br />

Umfangreiche Genehmigungsverfahren<br />

Obwohl es sich bei den Vorhaben <strong>Stadt</strong>park<br />

<strong>und</strong> LGS Norderstedt 2011 um Grünfl ächen<br />

handelt, erforderte die Realisierung der Entwurfsinhalte<br />

umfangreiche <strong>und</strong> differenzierte<br />

Genehmigungs- <strong>und</strong> Planverfahren mit ganz<br />

unterschiedlichen Hintergründen:<br />

Der geplante <strong>Stadt</strong>parksee entsteht durch<br />

die Zus<strong>am</strong>menlegung der beiden ehemaligen<br />

Kiesseen <strong>und</strong> die naturnahe Umgestaltung<br />

ihrer Uferzonen. Für diesen Teilbereich wurde<br />

eine wasserrechtliche Planfeststellung gemäß<br />

§ 31 (2) des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes<br />

(WHG) erforderlich, welche die gleichzeitig<br />

einzuholenden naturschutzrechtlichen <strong>und</strong><br />

umweltrechtlichen Genehmigungen nach<br />

dem B<strong>und</strong>es- bzw. Landesnaturschutzgesetz<br />

(BNatSchG <strong>und</strong> LNatSchG) sowie dem Gesetz<br />

über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(UVPG) bündelt.<br />

Für den Wald- <strong>und</strong> Feldpark wurde ein<br />

Schutz-, Pfl ege- <strong>und</strong> Entwicklungsplan (SPE-<br />

Plan) 3 erarbeitet. Aufgabe dieses informellen<br />

Fachplans war die fachliche Optimierung der<br />

vorliegenden Potenziale des <strong>Stadt</strong>parks für<br />

den Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz bei der Entwicklung<br />

von <strong>Stadt</strong>park <strong>und</strong> LGS 2011. Dazu<br />

wurden Leitbilder für die verschiedenen Teilbereiche<br />

von Wald- <strong>und</strong> Feldpark, die dazugehörigen<br />

Maßnahmen <strong>und</strong> deren zeitliche<br />

Abfolge formuliert. Neben den Maßnahmen<br />

zur Sicherung, Entwicklung <strong>und</strong> Pfl ege der<br />

Lebensräume selber soll der Öffentlichkeit<br />

dabei das Wesen der Landschaft, ihrer Lebensräume<br />

<strong>und</strong> der getroffenen Maßnahmen<br />

näher gebracht werden <strong>und</strong> zu intensiverem<br />

Erleben, tieferem Verständnis <strong>und</strong> verstärkter<br />

Rücksichtnahme führen.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses SPE-Plans wiederum<br />

konnten für den Wald- <strong>und</strong> Feldpark<br />

die im weiteren notwendigen naturschutz-,<br />

artenschutz- <strong>und</strong> waldrechtlichen Genehmigungen<br />

im planungsrechtlichen Außenbereich<br />

beantragt werden, indem den unvermeidbaren<br />

Eingriffen in den Boden, in<br />

Gehölzbestände <strong>und</strong> Waldfl ächen infolge der<br />

Insges<strong>am</strong>t hat der <strong>Stadt</strong>parksee eine 25 Hektar große <strong>Wasser</strong>fl äche. Der Strand des<br />

Naturbads wird im Dezember fertig aufgeschüttet sein.<br />

Entwurfsumsetzung (Wegebau, Aufschüttungen,<br />

Biotopverluste, Waldschneisen etc.) die<br />

positiven Wirkungen der naturschutzbezogenen<br />

<strong>und</strong> waldbaulichen Maßnahmen gegenübergestellt<br />

<strong>und</strong> im Sinne der einschlägigen<br />

gesetzlichen Vorschriften „bilanziert“ wurden.<br />

Für den stärker baulich geprägten Eingangsbereich<br />

von <strong>Stadt</strong>park <strong>und</strong> LGS-Gelände wurden<br />

die planungsrechtlichen Voraussetzungen<br />

durch einen Bebauungsplan geschaffen,<br />

der neben dem ruhenden Verkehr (temporär<br />

<strong>und</strong> dauerhaft) auch die Erschließungssituation<br />

im Umfeld regelt.<br />

Die geplanten baulichen Einrichtungen im<br />

Wald- <strong>und</strong> Feldpark wie die Waldbühne, Kinderspielplätze<br />

etc. wurden auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

entsprechender Bauanträge mit landschaftspfl<br />

egerischem Begleitplan genehmigt.<br />

<strong>Wasser</strong> als zentrales Element<br />

Die mit Abstand größten Geländeumgestaltungen<br />

betreffen den Seepark. Der weiterentwickelte<br />

Wettbewerbsentwurf sah die Zus<strong>am</strong>menlegung<br />

der beiden durch Kiesabbau<br />

entstandenen <strong>Wasser</strong>fl ächen <strong>und</strong> die Zonierung<br />

des Ges<strong>am</strong>tsees in nutzungsintensive <strong>und</strong> naturnahe<br />

Bereiche vor. Der D<strong>am</strong>m zwischen dem<br />

großen <strong>und</strong> dem kleinen See sollte zu großen<br />

Teilen abgetragen <strong>und</strong> die Uferböschungen derartig<br />

umgestaltet werden, dass sie dauerhaft<br />

Foto: Landesgartenschau Norderstedt<br />

Top Thema | 25


Das Naturbad wird ab 2011 eine der größten Attraktionen im <strong>Stadt</strong>park sein.<br />

Angelika Jacob<br />

ist Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin<br />

<strong>und</strong> führt seit 1993<br />

ein Büro mit dem Schwerpunkt<br />

Landschaftsplanung. Sie ist<br />

spezialisiert auf die Erarbeitung<br />

von Landschafts- <strong>und</strong><br />

Grünordnungsplänen, die<br />

Erstellung landschaftspfl egerischer<br />

Begleitpläne sowie die<br />

Anfertigung von Gutachten zu<br />

allen Fragestellungen im Bereich<br />

der Landschaftsplanung.<br />

26 | Top Thema<br />

standsicher sind <strong>und</strong> <strong>am</strong> Nordwestufer eine<br />

Badenutzung <strong>und</strong> eine den ganzen See umlaufende<br />

Wegeführung (Loop) mit unterschiedlichen<br />

landschaftlichen Perspektiven ermöglicht<br />

wird. Den Schwerpunktbereich der Sport- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>nutzung bildet die Uferpromenade <strong>am</strong><br />

Westufer des großen Sees.<br />

Für die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsstudie<br />

<strong>und</strong> den landschaftspfl egerischen<br />

Begleitplan zu den Maßnahmen im<br />

Seepark wurden bereits im Vorfeld umfangreiche<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> gutachterliche Bearbeitungen<br />

zu den sog. Schutzgütern der Umwelt<br />

vorgenommen: lärmtechnische Untersuchung,<br />

luftschadstofftechnische Stellungnahme, Baugr<strong>und</strong>untersuchungen,Altlastenuntersuchungen,<br />

faunistische <strong>und</strong> fl oristische Kartierungen<br />

zu gesetzlich geschützten Biotopen, Fledermäusen,<br />

Brutvögeln, Rastvögeln, Amphibien<br />

<strong>und</strong> Heuschrecken, limnologische <strong>und</strong> fi schereibiologische<br />

Fachbeiträge, FFH-Vorprüfung<br />

zum Glasmoor im weiteren Umfeld.<br />

Der Landschaftsausschnitt ist im Bestand durch<br />

den vorangegangenen Bodenabbau in hohem<br />

Maße anthropogen geprägt <strong>und</strong> vorbelastet.<br />

Gleichzeitig haben sich infolge dieser Nutzungen<br />

besondere, durch Nährstoffarmut geprägte<br />

Boden- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verhältnisse eingestellt,<br />

welche für die heimische <strong>und</strong> z.T. spezialisierte<br />

Pfl anzen- <strong>und</strong> Tierwelt die entscheidenden<br />

Standortbedingungen bilden. Durch die Nutzungsaufl<br />

assung in den vergangenen Jahren<br />

haben sich einerseits vielfältige Biotoptypen,<br />

darunter auch nach Landesnaturschutzgesetz<br />

<strong>und</strong> Waldgesetz geschützte Bestände, ausgebildet.<br />

Hervorzuheben sind besonders die an<br />

nährstoffarme Gewässer mit großen Sichttiefen<br />

geb<strong>und</strong>enen, fast fl ächendeckend vorkommenden<br />

Armleuchteralgen, Amphibienvorkommen,<br />

eine Vielfalt an in Röhrichten/Ufern <strong>und</strong> Gehölzen<br />

brütenden heimischen Vögeln sowie ein<br />

relativ breites Spektrum an Fledermausvorkommen.<br />

Andererseits sind infolge der inoffi ziellen<br />

<strong>und</strong> unerlaubten <strong>Freizeit</strong>nutzungen, die seit<br />

Abbauende Anfang der 1990er besonders bzgl.<br />

des Badebetriebs erheblichen Umfang einnehmen,<br />

deutliche Störungen dieser Natur aus 2.<br />

Hand eingetreten.<br />

Die für den Seepark formulierten Vermeidungs-<br />

<strong>und</strong> Minimierungs- sowie Kompensationsmaßnahmen<br />

für Natur <strong>und</strong> Landschaft zielen im<br />

Wesentlichen auf die Erhaltung des geringen<br />

Trophiegrades, der sonstigen limnologischen<br />

Bedingungen des Gewässers als Standort für<br />

die spezialisierte Pfl anzen- <strong>und</strong> Tierwelt, die<br />

Aufrechterhaltung der Beziehungen zwischen<br />

den Teillebensräumen, besonders der Amphibien<br />

<strong>und</strong> auf die Bündelung <strong>und</strong> Steuerung<br />

der gewässerbezogenen <strong>Freizeit</strong>nutzungen bei<br />

gleichzeitiger Sicherung als sauberes, attraktives<br />

Badegewässer ab. Dazu sind während der<br />

Bauphasen spezifi sche Verbotsfristen, Tabuzonen<br />

<strong>und</strong> besondere Schutzmaßnahmen für die<br />

<strong>Wasser</strong>bauarbeiten einzuhalten, was durch eine<br />

ökologische Baubegleitung <strong>und</strong> ein abgestimmtes<br />

Monitoring sichergestellt wird.<br />

Zwischen attraktiver <strong>Freizeit</strong>nutzung<br />

<strong>und</strong> Naturschutz<br />

Das Genehmigungsverfahren für den Seepark<br />

zeichnete sich zum einen durch umfangreiche<br />

interdisziplinäre Abstimmungen bei der Planaufstellung,<br />

die Berücksichtigung der Naturschutzbelange<br />

auf fachlich sehr hohem Niveau<br />

sowie frühzeitige <strong>und</strong> umfassende Abstimmungen<br />

mit den zuständigen Fachbehörden<br />

aus, zum anderen gab es seitens der örtlichen<br />

Naturschutzverbände <strong>und</strong> der Bevölkerung zu-


erst erhebliche Proteste gegen das Vorhaben.<br />

Im Focus standen dabei die <strong>Freizeit</strong>nutzungen,<br />

besonders die später aufgegebene <strong>Wasser</strong>skianlage<br />

<strong>und</strong> das Naturbad, zugunsten eines vermeintlich<br />

unbelasteten Naturgebietes mit einer<br />

Vielzahl wilder Nutzungen.<br />

Die Diskussion <strong>und</strong> Durchsetzung des Vorhabens<br />

erforderte daher ein hohes Maß an nachvollziehbarer<br />

Abwägung aller Belange <strong>und</strong> Interessen<br />

<strong>und</strong> glich einer Gratwanderung zwischen<br />

den Zielen des Naturschutzes, alles im Einklang<br />

mit der Natur umzusetzen, <strong>und</strong> den städtischen<br />

Zielen, Naherholungsgebiete im besiedelten<br />

Umfeld im Rahmen einer nachhaltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

zu schaffen.<br />

Die <strong>Stadt</strong>park Norderstedt GmbH begleitet die<br />

Bauarbeiten seit eineinhalb Jahren durch intensive<br />

Öffentlichkeitsarbeit, indem regelmäßige<br />

öffentliche Führungen über die baulichen <strong>und</strong><br />

gestalterischen Entwicklungen im zukünftigen<br />

LGS- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>parkgelände veranstaltet werden.<br />

Das Interesse ist groß – der Fortschritt ist<br />

sichtbar – das Ziel rückt näher.<br />

Angelika Jacob<br />

Geländeplan der Landesgartschau Norderstedt 2011<br />

Fotos: Landesgartenschau Norderstedt<br />

Top Thema | 27


<strong>Wasser</strong> in Leipzig –<br />

<strong>Wasser</strong>stadt Leipzig<br />

Leipzig als „ Kleinvenedig“<br />

Sanft <strong>und</strong> beinahe lautlos<br />

gleitet ein Kanu den Kanal<br />

entlang, vorbei an Brücken,<br />

Bootsstegen, Häusern. Ein<br />

unbeschreibliches maritimes<br />

Gefühl erfasst die Insassen.<br />

28 | Top Thema<br />

Wir befi nden uns auf dem Karl-Heine-Kanal in<br />

Leipzig. Vor ungefähr zwanzig Jahren ein unvorstellbares<br />

Bild. Kein Mensch wollte hier leben<br />

<strong>und</strong> erst recht nicht wohnen. Leipzig-Plagwitz,<br />

ein Industriegebiet wie im tiefsten England zu<br />

Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Hier wurde nur gearbeitet, die Chemikalien <strong>und</strong><br />

Abwässer der Fabriken wurden in den Karl-<br />

Heine-Kanal geleitet. Niemand nahm diesen<br />

stinkenden <strong>Wasser</strong>lauf so richtig wahr. Längst<br />

vergessen die Pläne, den Karl-Heine-Kanal zu<br />

nutzen, Leipzig an die <strong>Wasser</strong>straßen der Welt<br />

anzuschließen <strong>und</strong> von der Elster bis zur Alster<br />

nach H<strong>am</strong>burg zu fahren. Dies wäre nämlich<br />

möglich, wenn es eine entsprechende Verbindung<br />

gäbe, welche zwar teilweise existiert aber<br />

nie fertiggestellt wurde.<br />

Der knapp drei Kilometer lange Kanal verläuft<br />

durch den Westen der <strong>Stadt</strong> Leipzig <strong>und</strong> gibt<br />

heute einen ganz anderen Blick, einen unerwarteten<br />

Blick auf Leipzig frei. Dies stellen auch die<br />

Touristen fest, welche zunehmend die <strong>Wasser</strong>wege<br />

in <strong>und</strong> um Leipzig bevölkern.<br />

Von der Vision zur Wirklichkeit<br />

Eine Vision verfolgte der Rechtsanwalt Dr. Karl<br />

Heine. Er engagierte sich für einen Schiffskanal<br />

von der Weißen Elster bis zur Saale im d<strong>am</strong>als,<br />

1856, wirtschaftlich erblühenden Leipzig. Erste<br />

Foto: Birgit Büttner<br />

Abschnitte wurden noch im 19.Jahrh<strong>und</strong>ert realisiert,<br />

weitere folgten in den 1930er Jahren.<br />

Seit nunmehr elf Jahren bemüht sich der Verein<br />

<strong>Wasser</strong>stadt Leipzig e.V. um die Vollendung<br />

der Visionen von Karl Heine. Dies ist im Umfeld<br />

des Kanals an jeder Ecke zu sehen. Der unfertige<br />

Kanal hat sich mittlerweile zu einer Oase in<br />

der <strong>Stadt</strong> entwickelt. Mit Ruderbooten, Kanus,<br />

Gondeln oder Ausfl ugsschiffen geht es unter 15<br />

Brücken hindurch, an Uferrestaurants <strong>und</strong> alten<br />

Industriegebäuden entlang, aber auch an modern<br />

rekonstruierten Wohngebäuden in neuem<br />

Glanz, natürlich mit Balkon zur Kanalseite.<br />

Diese Entwicklung war fast unvorhersehbar als<br />

sich der Verein im Jahre 1998 gründete. Jedoch<br />

gelang es, eine breite Lobby für die Entwicklung<br />

dieses <strong>Wasser</strong>weges aufzubauen. Gut dabei ist,<br />

dass jeder Bürger in Leipzig den Kanal zu Fuß<br />

<strong>und</strong> auf dem <strong>Wasser</strong> erreichen kann. Alle Bereiche<br />

sind frei zugänglich. Insbesondere auch<br />

die Jugend <strong>und</strong> die Kinder fühlen sich <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />

wohl. Was gibt es Interessanteres als einen<br />

w<strong>und</strong>erschönen <strong>Wasser</strong>spielplatz? Eltern spazieren<br />

<strong>am</strong> Kanal <strong>und</strong> genießen die grüne Umwelt<br />

mitten in der <strong>Stadt</strong>.<br />

Auch im Umfeld Leipzigs hat sich in der Zwischenzeit<br />

nach der politischen Wende auf dem<br />

wassertouristischen Gebiet sehr viel getan.<br />

Durch die Flutung der Tagebaurestlöcher aus


der Zeit des Braunkohleabbaus sind mehrere<br />

Seen entstanden <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it das Leipziger Neuseenland,<br />

das Größte Mitteldeutschlands nach<br />

vollständiger Flutung. D<strong>am</strong>it eröffneten sich<br />

auch völlig neue Möglichkeiten für den <strong>Wasser</strong>tourismus<br />

in Leipzig. In Tagestouren kann<br />

man von der Innenstadt aus das Leipziger Umland<br />

auf dem <strong>Wasser</strong>weg erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> unvergessliche<br />

Eindrücke beim Schleusen oder in den<br />

Wellen des Cospudener Sees gewinnen.<br />

Immer mehr Anwohner der fast komplett vermieteten<br />

oder in Eigentum übergegangenen<br />

Wohnungen <strong>und</strong> Häuser <strong>am</strong> Kanal besitzen ein<br />

eigenes Boot. Natürlich, <strong>und</strong> das ist gut so, nur<br />

mit Muskelkraft oder Elektromotor betrieben.<br />

Dadurch wird eine Beeinträchtigung der Wohnqualität<br />

<strong>am</strong> Kanal verhindert.<br />

Zur Freude all dieser Bootsfahrer wird die Vision<br />

Heines nun im Jahr 2010 einen weiteren<br />

Schritt zur Vollendung fi nden: Es geht um den<br />

Anschluss des Karl-Heine-Kanals an den Lindenauaer<br />

Hafen. Der geplante Durchstich wird<br />

ein entscheidender Schritt zum Anschluss an<br />

den Elster-Saale-Kanal, an die Saale, Elbe <strong>und</strong><br />

schließlich an die Weltmeere.<br />

Konsequent fortgeführt wird das Konzept, dass<br />

jeder Leipziger <strong>und</strong> jeder Tourist den Kanal <strong>und</strong><br />

das <strong>Wasser</strong> erreichen kann. Alle Entwürfe zur<br />

zukünftigen Gestaltung enthalten einen durchgehenden<br />

Fußgänger- <strong>und</strong> Radweg entlang des<br />

Kanals. Plätze zum Verweilen im Grünen, <strong>Spiel</strong>plätze<br />

geschaffen aus dem natürlichen Terrain<br />

<strong>und</strong> Freifl ächen oder Wege für <strong>Freizeit</strong>angebote<br />

wie Skaten, Inlinerfahren oder auch Skilanglauf<br />

werden zur Verfügung stehen.<br />

Natürlich ist zu beachten, dass auch Wohnen<br />

<strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> immer beliebter wird. Hier heißt es<br />

einen Einklang zu fi nden zwischen der Ansiedlung<br />

von mittelständischem Gewerbe, nicht nur<br />

aus der Gastronomie, sondern auch für Gewerbe<br />

im <strong>und</strong> <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> einem angenehmen<br />

Wohnumfeld für alle Generationen.<br />

Deshalb hat der Verein die Bürger Leipzigs im<br />

Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens <strong>und</strong><br />

eines Workshops aktiv in das Planungsverfahren<br />

einbezogen. Die dort eingebrachten Ideen<br />

vom Rastplatz im Grünen, <strong>Spiel</strong>plätze, Slipanlagen,<br />

Themenparks usw. wurden in die Entwürfe<br />

eingearbeitet.<br />

Leipziger <strong>Wasser</strong>fest - Bootsparade auf dem Karl-Heine-Kanal<br />

Blick vom Stelzenhaus auf den Karl-Heine-Kanal<br />

Eine Vision wird wahr <strong>und</strong> wenn man in ein paar<br />

Jahren wieder einmal in einem Kanu auf dem<br />

Karl-Heine-Kanal unterwegs ist, wird man aus<br />

dem städtischen Getümmel entfl iehen <strong>und</strong> auf<br />

dem <strong>Wasser</strong>weg einen Ausfl ug in das Leipziger<br />

Umland machen <strong>und</strong> sich an mancher Stelle die<br />

Frage stellen: „ Bin ich hier noch in Leipzig?“<br />

Vielleicht trifft man sich dann mal auf dem<br />

Kanal <strong>und</strong> grüßt sich mit einem fre<strong>und</strong>lichen<br />

„Ahoi“! Frank Fechner<br />

Frank Fechner<br />

ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

des Vereins<br />

<strong>Wasser</strong>-<strong>Stadt</strong>-Leipzig e.V. Seit<br />

1999 arbeitet der Verein daran,<br />

<strong>Wasser</strong> als Standortvorteil für<br />

die <strong>Stadt</strong> in den Blickpunkt zu<br />

rücken. Jetzt steht der Verein<br />

kurz vor der Realisation seines<br />

größten Zieles: 2010 soll der<br />

Durchstich vom Karl-Heine-<br />

Kanal zum Elster-Saale-Kanal<br />

erfolgen. Das schafft nicht nur<br />

neue Freifl ächen <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>,<br />

sondern verbindet Leipzig mit<br />

zentralen Flussläufen.<br />

» www.wasser-stadt-leipzig.de<br />

Foto: <strong>Wasser</strong>-<strong>Stadt</strong>-Leipzig e.V.<br />

Foto: Daniel Grunewald<br />

Top Thema | 29


Foto: Atelier Dreiseitl<br />

<strong>Wasser</strong>welten –<br />

zwischen Kunst <strong>und</strong> Technik<br />

Gerhard Hauber<br />

Der Autor ist einer der drei<br />

Geschäftsführer des Büros<br />

Dreiseitl in Überlingen.<br />

Als Landschaftsarchitekt zeichnet<br />

er sich dort für zahlreiche<br />

Projekte verantwortlich, unter<br />

anderem für den Potsd<strong>am</strong>er<br />

Platz in Berlin, den Tanner<br />

Springs Park in Oregon, USA<br />

oder das McLaren Headquarter<br />

in London, UK.<br />

Gerhard Hauber ist auch durch<br />

zahlreiche Vorträge bekannt.<br />

Zuletzt sprach er im September<br />

anlässlich des CABE Space<br />

Update Day im Council House<br />

in Nottingh<strong>am</strong> zum Thema<br />

Building Resilient & Delightful<br />

Cities: “The Role of Water in<br />

our Urban Systems”.<br />

30 | Top Thema<br />

Direkt <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>, <strong>am</strong> Bodensee, ist das eine der beiden Planungsbüros des<br />

Atelier Dreiseitl beheimatet. Das andere in Singapur. Als Gestalter <strong>und</strong> Moderator<br />

zwischen den unterschiedlichen Bereichen stehen die Landschaftsarchitekten<br />

um den Gründer Herbert Dreiseitl seit fast 30 Jahren international<br />

für die innovative Verknüpfung von Kunst, Technik <strong>und</strong> Wissenschaft. Einer<br />

der drei Geschäftsführer des Büros in Überlingen, Gerhard Hauber, stellt die<br />

Herangehensweise anhand von zwei besonderen Projekten mit <strong>Wasser</strong> vor.<br />

Moden, Kulturformen oder Zivilisationsansprüche<br />

unterliegen heute einem raschen Wechsel.<br />

Dies wird besonders bei der Verwendung des<br />

<strong>Wasser</strong>s im Freiraum deutlich. Während <strong>Wasser</strong><br />

seit jeher einen zentralen, vernetzten <strong>und</strong><br />

lebenswichtigen Bestandteil des Siedlungsraumes<br />

darstellt, ist seine Sichtbarkeit in der<br />

neuzeitlichen <strong>Stadt</strong> oft auf aufwendige Dekorationen<br />

reduziert. <strong>Wasser</strong> ist hier nur noch<br />

Beiwerk, auf das problemlos verzichtet werden<br />

kann. Deshalb fällt es vielen Städten <strong>und</strong> Gemeinden,<br />

insbesondere in Zeiten angespannter<br />

Haushaltslagen, nicht all zu schwer diese Brunnen<br />

sang- <strong>und</strong> klanglos still zu legen.<br />

Lebenswichtige <strong>Wasser</strong>adern<br />

im urbanen Raum<br />

Im Gegensatz dazu sind alle lebenswichtigen<br />

<strong>Wasser</strong>einrichtungen der <strong>Stadt</strong> wie etwa Trinkwasserversorgung,<br />

Abwasserentsorgung oder<br />

Regenwasserableitung praktisch<br />

nicht sichtbar,<br />

nachvollziehbar nur noch für Spezialisten.<br />

Kaum jemand hat noch ein Verständnis dafür,<br />

wie aufwendig es ist, das Trinkwasser aufzubereiten<br />

<strong>und</strong> verfügbar zu halten. Man hat sich<br />

daran gewöhnt, dass Trinkwasser überall <strong>und</strong> zu<br />

jeder Zeit vorhanden ist. Viel weniger noch wissen<br />

viele über das Regenwasser. Es nötigt uns<br />

zwar hin <strong>und</strong> wieder einen Schirm aufzuspannen,<br />

aber was d<strong>am</strong>it geschieht, wenn es neben<br />

uns auf den Gehsteig tropft, ist nichts, worüber<br />

man sich Gedanken machen müsste; aus den<br />

Augen aus dem Sinn.<br />

Regenwasser nutzen statt entsorgen<br />

Um das Regenwasser kümmern wir Fachleute<br />

uns. Allerdings ist selbst für viele Spezialisten<br />

Regenwasser noch allzu oft etwas, dass<br />

man beseitigten muss. Von<br />

„Entsorgung“ ist da die<br />

Rede – <strong>und</strong> das nicht


zufällig. <strong>Wasser</strong> schafft Hindernisse, es überschwemmt<br />

ganze Landstriche, verursacht Erosionen,<br />

spült wertvollen Boden davon, behindert<br />

den Verkehr, gefährdet die Bausubstanz <strong>und</strong> die<br />

Standsicherheit von Gebäuden. Man machte<br />

<strong>und</strong> macht sich deshalb vielerorts immer noch<br />

Sorgen, wenn Regenwasser auf bewirtschaftete<br />

<strong>und</strong> befestigte Flächen fällt – Sorgen derer es<br />

sich zu entledigen gilt.<br />

Technisch konnten diese Probleme <strong>am</strong> Ort, an<br />

dem das Regenwasser auftrifft, weitgehend<br />

beseitigt werden. Für einen hohen Entwässerungskomfort<br />

sorgten eine schnellstmögliche<br />

Ableitung in Kanäle, befestigte Bäche <strong>und</strong> begradigte<br />

Flüsse. Die Folgen sind bekannt. Am<br />

anderen Ende des Kanals treten die Probleme<br />

mit Hochwasser <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verschmutzung in<br />

konzentrierter <strong>und</strong> häufi g verschärfter Form<br />

wieder auf.<br />

<strong>Wasser</strong>spiele <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>technik<br />

ganzheitlich vernetzen<br />

Die Planer des Büros Dreiseitl beschäftigen sich<br />

seit mehr als 30 Jahren d<strong>am</strong>it, wie man diese<br />

beiden Welten von Kunst <strong>und</strong> Technik näher<br />

zus<strong>am</strong>men bringen kann. Sinnentleerte<br />

<strong>Wasser</strong>spiele <strong>und</strong> notwendige, aber versteckte<br />

Infrastrukturen können nicht die Lösung sein.<br />

Vielmehr fordern der Städtebau <strong>und</strong> die Siedlungsentwicklung<br />

der Zukunft ganzheitliche<br />

Strategien <strong>und</strong> Planungen. <strong>Wasser</strong> mit umweltgerechten<br />

Techniken <strong>und</strong> Verfahren wieder in<br />

einen nachhaltig ges<strong>und</strong>en Zus<strong>am</strong>menhang<br />

zu stellen, ist die eine Seite; Gestaltung nicht<br />

als aufgesetzte Dekoration, sondern Ästhetik<br />

als Chance einer tieferen Beziehung zu den<br />

Menschen zu sehen, ist die Andere. Der Umgang<br />

mit <strong>Wasser</strong> in Städten, Parkanlagen <strong>und</strong><br />

Gärten spiegelt Mythos <strong>und</strong> Religion <strong>und</strong> zeigt<br />

die spirituelle Konstitution der Menschen<br />

unserer Zeit. Wir denken, es ist Zeit<br />

hier weitergehende Ansätze<br />

auszuprobieren.<br />

<strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong>: zwei Beispiele<br />

Heute muss <strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong> vernetzen, es<br />

muss multidisziplinär <strong>und</strong> fachübergreifend in<br />

Planungen behandelt werden. Die Techniken<br />

<strong>und</strong> das Wissen sind vorhanden. Besonders interessant<br />

ist es aber, wenn technische Selbstverständlichkeiten<br />

mit Kunst neu inszeniert<br />

werden. Moderne technische Lösungen <strong>und</strong><br />

gutes Design schließen sich nicht aus, sondern<br />

helfen viel mehr, den Menschen einen Zugang<br />

„Unsere Arbeit besteht seit mehr als 30 Jahren darin,<br />

<strong>Wasser</strong> im urbanen Raum multidisziplinär zu betrachten.<br />

Der Städtebau der Zukunft erfordert ganzheitliche<br />

Planungen, um die Ressource <strong>Wasser</strong> sinnvoll nutzbar<br />

<strong>und</strong> für die Menschen erfahrbar zu machen.“<br />

Gerhard Hauber, Landschaftsarchitekt<br />

zu diesen, ihn umgebenden Infrastrukturen zu<br />

verschaffen. Sind sie zusätzlich unter ehrlicher<br />

Beteiligung von Anwohnern, Jugendlichen oder<br />

sonstigen Interessierten entwickelt, stärkt das<br />

die langfristige Akzeptanz. Solche <strong>Wasser</strong>anlagen,<br />

die nachhaltigen Umweltschutz mit einer<br />

hohen Ästhetik verbinden <strong>und</strong> eingeb<strong>und</strong>en sind<br />

in das soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche Netzwerk,<br />

werden nicht mehr stillgelegt. Zwei Beispiele:<br />

Tanner Springs Park, Oregon, USA<br />

Ursprünglich war der heute Pearl District genannte<br />

<strong>Stadt</strong>teil ein Feuchtgebiet, durchfl ossen<br />

vom Tanner Creek <strong>und</strong> periodisch überfl utet<br />

vom angrenzenden Will<strong>am</strong>ette River. Später<br />

wurde dieser Naturraum überschüttet <strong>und</strong> trocken<br />

gelegt. Es wurde Platz benötigt für einen<br />

Güterbahnhof <strong>und</strong> andere Industrieanlagen.<br />

Top Thema | 31


Foto: Doug Macy<br />

Foto: Atelier Dreiseitl<br />

Glas Inlays in der Artwall<br />

Foto: Atelier Dreiseitl<br />

32 | Top Thema<br />

Foto: Atelier Dreiseitl<br />

Nach dieser Entwicklungsphase hat sich hier im<br />

Verlauf der letzten 30 Jahre ein neues <strong>Stadt</strong>viertel<br />

entwickelt: jung, sozial <strong>und</strong> ethnisch<br />

vielfältig, großstädtisch <strong>und</strong> dyn<strong>am</strong>isch. Heute<br />

ist der Pearl District ein Zuhause für Menschen<br />

jeglichen Alters <strong>und</strong> Herkunft, für F<strong>am</strong>ilien <strong>und</strong><br />

viele kleine Unternehmen. Mitten in diesem urbanen<br />

Gefl echt, basierend auf einem Grünfl ächen-Masterplan<br />

liegt der Tanner Springs Park.<br />

Die Idee ist schnell erklärt, mit chirurgischer<br />

Präzision wird die städtische Epidermis eines<br />

Quadrats der typischen Blockbebauung entfernt<br />

<strong>und</strong> das längst vergessene frühere Feuchtgebiet<br />

wieder freigelegt. Fast wie ein begehbares Museum<br />

kann ein Feuchtbiotop betreten werden,<br />

in dem ehemals hier lebende Tiere <strong>und</strong> Pfl anzen<br />

in einer modern <strong>und</strong> zeitgemäß gestalteten Anlage<br />

erlebt werden können.<br />

Darüber hinaus wurde der Park als Beispiel für<br />

nachhaltige städtische Gestaltung konzipiert.<br />

Das ges<strong>am</strong>te Regenwasser des Blocks wird in<br />

das Reinigungsbiotop eingeleitet <strong>und</strong> in einem<br />

kleinen See ges<strong>am</strong>melt, der an der tiefsten Stelle<br />

des Parks ca. 2,50 m unter dem Niveau der<br />

angrenzenden Straßen liegt. Die Reinigung des<br />

<strong>Wasser</strong> erfolgt über das integrierte Reinigungsbiotop,<br />

welches nichts anderes als ein künstlich<br />

durchfl ossenes Feuchtgebiet ist. Kleine Quellen<br />

sprudeln an die Oberfl äche einer großen Wiese<br />

<strong>und</strong> plätschern dann gemütlich zurück in den<br />

Teich. Ein Steg schwebt über dem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong><br />

ermöglicht das einfache Queren des Parks, aber<br />

auch Nähe zur sogenannten „Art Wall“. Aus<br />

368 alten Eisenbahnschienen, manche bis zu<br />

80 Jahre alt, wird eine wellenförmige Wand geschaffen,<br />

Symbol für die Faltung beim Abziehen<br />

der Epidermis. Diese „Art Wall” lebt vom Kontrast<br />

zwischen der statischen Kraft der Gleise<br />

<strong>und</strong> dem geschmeidigen Fluss ihrer Bewegungen.<br />

In die 60 Meter lange „Art Wall” sind 99<br />

Glaskörper eingelassen, in die Abbildungen von<br />

Insekten <strong>und</strong> Amphibien eingeschmolzen wurden.<br />

Wie im Bernstein sind hier ausgestorbene<br />

Tiere <strong>und</strong> Pfl anzen konserviert.


Foto: Atelier Dreiseitl<br />

„The lost animals“ konserviert in Glas analog<br />

Einlagerungen im Bernstein.<br />

Entstanden ist dieses Konzept auch in einem<br />

sehr intensiven Bürgerbeteiligungsprozess.<br />

„Your creativity is required“ war das Motto <strong>und</strong><br />

in drei Meetings mit jeweils über 150 Teilnehmern<br />

wurden Wünsche <strong>und</strong> Träume entwickelt<br />

<strong>und</strong> den Planern als Vorgabe mitgegeben.<br />

Tanner Springs Park ist ein Raum für Kontemplation.<br />

Eine authentische <strong>und</strong> künstlerische<br />

Ökologie, wird hier zu einem Rückzugsort, einen<br />

Refugium <strong>und</strong> einer Energiequelle für Menschen.<br />

Sie begeben sich dorthin, um diese natürliche<br />

Vitalität zu genießen <strong>und</strong> sich mit dem<br />

Ort <strong>und</strong> seiner Geschichte zu verbinden.<br />

Heiner-Metzger Platz, Neu Ulm,<br />

Deutschland<br />

Als ehemaliger Bahnhofsplatz ist der Heiner-<br />

Metzger-Platz wichtiger, städtebaulicher<br />

Baustein der Innenstadterweiterung in Richtung<br />

Donauufer <strong>und</strong> Landesgartenschaugelände<br />

2008. Erste Ideen für die Gestaltung des<br />

Platzes entstanden in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />

Schülern innerhalb eines Schulprojektes. Diese<br />

wurden von uns Planern in eine städtebauliche<br />

Gestaltungssprache übersetzt. Gr<strong>und</strong>tenor war<br />

sehr schnell, dass der Platz modern gestaltet<br />

sein sollte. Er sollte Möglichkeit für Aktivitäten<br />

bieten <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> im Mittelpunkt stehen.<br />

Die ersten Vorentwurfsskizzen wurden in einem<br />

Workshop mit den Schülern diskutiert <strong>und</strong><br />

Anregungen der Schüler wenn irgend möglich<br />

übernommen.<br />

Entstanden ist ein in drei differenziert ausgebildete<br />

Bereiche gegliederter Platz. Ein harter, mit<br />

großformatigen Platten belegter Platz, in dem<br />

u.a. Schach gespielt werden kann, ein Baumdach<br />

mit Sandfl ächen <strong>und</strong> wassergeb<strong>und</strong>ener<br />

Decke, in dem eine Boulderwand Klettermöglichkeiten<br />

bietet <strong>und</strong> das <strong>Wasser</strong>ensemble, das<br />

von weitem sichtbare <strong>und</strong> markante Erkennungsmerkmal<br />

des Platzes. <strong>Wasser</strong> fällt in vier<br />

Objekten als ca. 4 Meter hoher <strong>und</strong> breiter <strong>Wasser</strong>schleier<br />

auf die fl ache <strong>und</strong> ruhig da liegende<br />

<strong>Wasser</strong>fl äche. Als vertikal gesetzte Akzente<br />

Foto: Atelier Dreiseitl Foto: Atelier Dreiseitl<br />

Blick auf den „urbanen Bereich“ des Heiner-Metzger-Platzes.<br />

grenzen sie den Freiraum zum <strong>Stadt</strong>raum hin<br />

ab <strong>und</strong> helfen den Verkehr optisch auszugrenzen.<br />

Ihr <strong>Wasser</strong>klang trägt mit zur besonderen<br />

Atmosphäre des urbanen Platzes bei. Es wurde<br />

auch erreicht den Platz vom Regenwasserkanal<br />

zu entkoppeln. Das Regenwasser der Platzfl äche<br />

wird, nach einer einfachen Vorreinigung<br />

durch Absetzung, in einer Kiesrigole unter dem<br />

Platz versickert. Ein weiterer kleiner Baustein<br />

hin zu einem dezentralen <strong>und</strong> nachhaltigeren<br />

ges<strong>am</strong>tstädtischen <strong>Wasser</strong>management.<br />

Gerhard Hauber<br />

Top Thema | 33


Foto: Entwurfsgruppe Rhein<br />

Foto: Regionale 2010<br />

<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein<br />

Lagen mit <strong>Wasser</strong>blick werden seit einigen Jahren als attraktive<br />

Lebensräume mit urbanen <strong>und</strong> landschaftlichen Qualitäten neu<br />

entdeckt. Der Rhein in der Region Köln/Bonn ist aber nicht nur<br />

Kulisse für schöne Projekte, sondern Potenzial <strong>und</strong> Herausforderung<br />

zugleich: Er ist Arbeitgeber, Infrastruktur <strong>und</strong> Landschaftsgestalter.<br />

Er bringt Hochwasser ebenso wie <strong>Freizeit</strong>vergnügen,<br />

wird begleitet von architektonischen Highlights aber auch von<br />

baulichem Gleichmut. Mehrspurige Straßen <strong>und</strong> Rückseiten ausgedehnter<br />

Siedlungsbänder sind oftmals Realität. Grüne Uferkanten<br />

<strong>und</strong> Landschaftsräume treten deutlich hinter verdichtet<br />

bebauten Arealen zurück.<br />

34 | Top Thema<br />

Die Region Köln/Bonn entdeckt ihre Ufer<br />

Der morphologische Facettenreichtum seiner<br />

Ufer – zwischen harten <strong>Stadt</strong>kanten, Industrieanlagen<br />

<strong>und</strong> sich wandelnden Kulturlandschaften<br />

– spiegelt dabei die Mannigfaltigkeit der<br />

Planungsaufgaben entlang des Rheins wider. So<br />

weisen viele raumwirks<strong>am</strong>e Projekte der Regionale<br />

2010 in der Region Köln/Bonn direkt oder<br />

indirekt eine Schnittstelle zum Thema Rhein auf.<br />

Die Regionale 2010 ist ein Strukturprogr<strong>am</strong>m<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen, das im Turnus<br />

von zwei Jahren einer ausgewählten Region die<br />

Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren. Dazu<br />

werden vom Land prioritär Projekte gefördert,<br />

die einen Mehrwert für die Region haben <strong>und</strong><br />

geeignet sind, strukturrelevante Entwicklungsimpulse<br />

zu geben.<br />

Sechs Projekte im Regionale-Raum zwischen<br />

Bad Honnef <strong>und</strong> Leverkusen beschäftigen sich<br />

explizit mit der Rheinlage: Die „Ges<strong>am</strong>tperspektive<br />

Königswinter/Drachenfels“ leistet einen<br />

Beitrag zur Aufwertung eines traditionellen<br />

Tourismusziels (www.koenigswinter2010.de).<br />

Das „Grüne C“ vernetzt, sichert <strong>und</strong> qualifi -<br />

ziert Freiräume beiderseits des Rheins zwischen<br />

Alfter <strong>und</strong> Sankt Augustin. Bonn will seine Innenstadt<br />

unter dem Motto „<strong>Stadt</strong> zum Rhein“<br />

stärker zum Fluss öffnen <strong>und</strong> die Industriestadt<br />

Wesseling orientiert sich mit der „Innenstadtperspektive“<br />

neu zu ihrem Ufer. Köln möchte<br />

mit „Wohnen <strong>am</strong> Strom“ neue Wohnbaupotenziale<br />

unter Berücksichtigung der Hochwasserproblematik<br />

erschließen sowie unter dem<br />

Stichwort „<strong>Stadt</strong>entwicklung beiderseits des<br />

Rheins“ seine Innenstadtbereiche wirks<strong>am</strong>er<br />

vernetzen. Allen Projekten der Regionale 2010<br />

ist der Wunsch nach einer Hinwendung zum<br />

Fluss gemein. Sie werden die sichtbaren Zeichen<br />

sein, die die Ergebnisse des Strukturprogr<strong>am</strong>ms<br />

für die Bewohner erlebbar machen (www.regionale2010.de).<br />

Daneben stehen bereits realisierte Projekte für<br />

eine veränderte Haltung der Region zu ihrem<br />

Strom. Ein prominentes Beispiel ist der Rheinauhafen<br />

Köln. Dort entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier<br />

auf ehemaligen Hafenfl ächen (www.<br />

rheinauhafen-koeln.de). In Wesseling bringt<br />

das neue Veranstaltungszentrum Rheinforum<br />

städtisches Leben an den Fluss. Mit dem Rheinwerk<br />

wurde in Bonn ein hochwertiger Bürostandort<br />

mit Rheinpromenade auf dem Areal<br />

einer früheren Zementfabrik geschaffen, der<br />

vorbildlich historische Bausubstanz integriert<br />

(www.rheinwerk-bonn.de). Und der Neuland-<br />

Park in Leverkusen zeigt, wie sich ein ehemaliges<br />

Deponiegelände zu einem attraktiven Park<br />

wandelt, der den Bewohnern erstmalig einen<br />

Zugang zum Fluss ermöglicht <strong>und</strong> das bislang<br />

von Industrieanlagen geprägte Rheinpanor<strong>am</strong>a<br />

ergänzt (www.neuland-park.de).


Das Projekt ‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’<br />

Diesen spürbaren Willen, einen neuen Gestaltungsanspruch<br />

entlang des Rheins im Projektraum<br />

zwischen Bad Honnef <strong>und</strong> Leverkusen<br />

zu etablieren, hatte das Kooperationsprojekt<br />

‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’ zum Gegenstand, das die<br />

gemeinnützige Montag Stiftung Urbane Räume<br />

mit Sitz in Bonn zus<strong>am</strong>men mit der Regionale<br />

2010 Agentur durchgeführt hat (www.montagstiftungen.com).<br />

Die Stiftung bietet als Diskussions-<br />

<strong>und</strong> Planungspartner Denkräume für die<br />

Praxis, die es ermöglichen, Entwicklungsaufgaben<br />

der Zukunft zielgerichtet <strong>und</strong> kreativ mit<br />

Zeit <strong>und</strong> Kompetenz zu unterstützen.<br />

Das Projekt ‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’ analysierte<br />

die städtebaulichen <strong>und</strong> freiraumplanerischen<br />

Potenziale <strong>am</strong> Rhein <strong>und</strong> befasste sich<br />

mit Referenzprojekten an Flussufern im In- <strong>und</strong><br />

Ausland. Sie sollen als gute Vorbilder für die<br />

Entwicklung städtischer <strong>Wasser</strong>lagen <strong>und</strong> regionaler<br />

Flusslandschaften dienen. Dabei stand<br />

die Suche nach Ideen für ein Mehr an Gestalt-<br />

<strong>und</strong> Prozessqualität im Vordergr<strong>und</strong>. An dieser<br />

Stelle sei beispielhaft auf zwei Projekte verwiesen,<br />

die mit den öffentlichen Räumen an ihren<br />

Flussufern umgehen:<br />

Basel –<br />

Lebendige Flussufer<br />

In Basel <strong>am</strong> Rhein zeigt sich,<br />

wie eine gute Zugänglichkeit<br />

der Ufer <strong>und</strong> attraktive<br />

öffentliche Räume zu einer<br />

engen Verzahnung des<br />

städtischen Lebens mit dem<br />

„Hausfl uss“ führen <strong>und</strong> die<br />

Identifi kation der Einwohnerschaft<br />

gestärkt wird.<br />

Schon einfach gestaltete<br />

Aufenthalts- <strong>und</strong> Aktivitätszonen<br />

wie <strong>am</strong> Kleinbaseler<br />

Ufer können in diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />

viel bewirken.<br />

Bewohner <strong>und</strong> Besucher nähern<br />

sich dort auf vielfältige<br />

Weise dem <strong>Wasser</strong>: Neben<br />

steinernen Stufen, Bänken<br />

<strong>und</strong> Strömungsfähren bieten<br />

Rheinbadehäuser oder<br />

ein Kneippbecken <strong>am</strong> BermenwegAnnäherungsmöglichkeiten,<br />

um den Fluss als<br />

großen nutzbaren Freiraum<br />

zu erleben (www.basel.ch).<br />

Lyon – Sequenzen <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />

Die früher zum Parken genutzten Tiefkaianlagen entlang des Rhôneufers wurden auf einer Länge von 5 km in hochwertige öffentliche<br />

Räume umgewandelt mit sehr hohen Ansprüchen an Gestaltung <strong>und</strong> Materialwahl. Die Promenade ist in Sequenzen gegliedert, die<br />

unterschiedliche Charaktere haben. Zum Beispiel laden die breiten Terrasses de la Guillotière mit Sitzstufen, einem <strong>Wasser</strong>spiegel <strong>und</strong><br />

Skateanlage zum Aufenthalt ein. Im Bereich des Quai Claude Bernard wurde das Ufer linear gegliedert <strong>und</strong> Bereiche für Fußgänger,<br />

Radfahrer <strong>und</strong> zur sportlichen Betätigung geschaffen (www.grandlyon.fr).<br />

Fotos: Montag Stiftung<br />

Top Thema | 35


Foto: plandrei, Pool 2 Foto: The Mersey Partnership<br />

Die Aufenthaltsqualität <strong>am</strong> Drachenfels in Königswinter wird durch ein großzügiges<br />

Aussichtsplateau <strong>und</strong> einen gläsernen Gastronomieneubau wesentlich erhöht.<br />

36 | Top Thema<br />

Eine Ideenschmiede für die Zukunft von<br />

Vater Rhein<br />

Nicht für alle Fragen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />

<strong>am</strong> Rhein konnten anderenorts gute Lösungen<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Dies unterstrich die Notwendigkeit,<br />

aus der Region heraus eine mittel- bis<br />

langfristige Perspektive für die ‚<strong>Stadt</strong>räume<br />

<strong>am</strong> Rhein’ zu entwickeln. Eine interdisziplinäre<br />

Entwurfswerkstatt setzte an dieser Stelle an: Im<br />

September 2007 befassten sich drei Tage lang<br />

n<strong>am</strong>hafte Architekten, Planer <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten,<br />

unterstützt von Experten anderer<br />

Fachdisziplinen, in vier Gruppen mit verschiedenen<br />

Räumen <strong>und</strong> Themen.<br />

Beispielsweise die Entwurfsgruppe RHEIN. Sie<br />

entwickelte ein ges<strong>am</strong>träumliches Bild von einem<br />

dyn<strong>am</strong>ischen Fluss. Sie ließ sich vor allem<br />

von der Erkenntnis leiten, dass sich das Zeit-<br />

Liverpool – Neue Allianzen<br />

Nicht nur Bauliches, sondern auch Planungsprozesse<br />

sowie Kooperations- <strong>und</strong> Organisationsformen<br />

sind im Rahmen des Projektes von<br />

Interesse. Ein Beispiel für innovative Finanzierungsstrategien<br />

ist das ‚Speke and Garston<br />

Coastal Reserve’ an den Ufern des Mersey in<br />

Liverpool. Hier gelang es der ‚Mersey Basin<br />

C<strong>am</strong>paign’ als Initiator die Eigentümer der<br />

Ufergr<strong>und</strong>stücke, denen auch Flächen in einem<br />

angrenzenden Gewerbegebiet gehören, als Kooperationspartner<br />

für die Anlage <strong>und</strong> Pfl ege eines<br />

öffentlichen Uferparks zu gewinnen. Davon<br />

profi tieren beide: Das aufgewertete Ufer macht<br />

den Bereich für Anwohner attraktiver <strong>und</strong> fördert<br />

gleichzeitig die Vermarktung des Gewerbegebietes<br />

(www.artery.eu.com).<br />

alter der technischen Beherrschbarkeit des<br />

Rheinstroms vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Klimawandels<br />

<strong>und</strong> ökologischer Aspekte seinem Ende<br />

zuneigt. Der Entwurf experimentiert mit einem<br />

Perspektivwechsel – vom regulierten zum wieder<br />

freieren Fluss mit eigenen Gesetzmäßigkeiten.<br />

Ziel war, dem Rhein in der Region Köln/<br />

Bonn wieder mehr Raum zu geben. Dazu wurde<br />

ein System aus wiederbelebten Altarmen, Flussauen<br />

<strong>und</strong> neuen Rheinwerthen (Werthe sind<br />

gestaltete, befestigte Binneninseln) entworfen.<br />

Die Rheinwerthe sind bei Normalwasser trockenen<br />

Fußes erreichbar <strong>und</strong> werden bei extremem<br />

Hochwasser vom Rhein umfl ossen – ein<br />

Archipel entsteht. Neue Rheinlagen bilden sich<br />

im Hinterland an temporären Flutmulden aus,<br />

die bei Normalwasser attraktive Grünräume<br />

darstellen. Dort können neue Siedlungskanten<br />

entwickelt werden.<br />

Stromlagen<br />

In der Zus<strong>am</strong>menschau bietet das Spektrum<br />

der Ideen, Denkrichtungen <strong>und</strong> Raumbilder der<br />

Region Köln/Bonn eine lebendige Diskussionsgr<strong>und</strong>lage,<br />

um die Zukunft der <strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong><br />

Rhein zu gestalten. Daher wurden Ergebnisse<br />

des Projekts ‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’ in einem<br />

Buch „Stromlagen“ dokumentiert, um den Planern<br />

einen F<strong>und</strong>us an Ideen für den Planungsalltag<br />

an Flüssen an die Hand zu geben. Es<br />

zeigt die regionalen Analysen, die Ergebnisse<br />

der Entwurfswerkstatt, blickt auf 16 gute Projekte,<br />

die den Erfahrungsschatz im Bauen <strong>und</strong><br />

Planen <strong>am</strong> Rhein in der Region Köln/Bonn zeigen.<br />

Jüngst Gebautes wie der Kölner Rheinauhafen<br />

ist ebenso dokumentiert wie Projekte der<br />

Regionale 2010. Wertvolle Anregungen bietet<br />

zudem eine umfassende S<strong>am</strong>mlung von 82 internationalen<br />

Best-Practice-Beispielen von be-


Foto: Montag Stiftung<br />

Rheinforum <strong>und</strong> Rheinufersteg: In der Chemiestadt Wesseling entstehen neue Qualitäten <strong>am</strong> Rhein.<br />

sonderer städtebaulicher, gestalterischer <strong>und</strong><br />

strategischer Qualität.<br />

Die Rheinkonferenz 2010 <strong>und</strong> der<br />

Arbeitskreis Rhein<br />

Die Region Köln/Bonn hat sich in den letzten<br />

Jahren intensiv mit ihrem Rheinabschnitt zwischen<br />

„Romantischem Rhein“ <strong>und</strong> Niederrhein<br />

auseinandergesetzt. Insbesondere die Projekte<br />

im <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Landschaftsraum sowie<br />

die Kommunikationsformate des Strukturprogr<strong>am</strong>ms<br />

Regionale 2010 haben zu einer verstärkten<br />

Beschäftigung der Region mit ihrer<br />

geographischen Mitte geführt. Die seit 2005<br />

jährlich stattfi ndenden Rheinkonferenzen der<br />

Regionale 2010, zu denen regelmäßig mehrere<br />

h<strong>und</strong>ert Teilnehmer kommen, haben sich dabei<br />

als wichtige Plattform für den Austausch der<br />

Akteure <strong>am</strong> Rhein herausgestellt. Die Regionale<br />

2010 nimmt ihre Abschlusspräsentation<br />

in den Jahren 2010 <strong>und</strong> 2011 zum Anlass, den<br />

Bezugsraum für die Rheinkonferenz 2010 auf<br />

den ges<strong>am</strong>ten Flusslauf - von der Quelle bis zur<br />

Mündung - auszudehnen <strong>und</strong> unter dem Motto<br />

„Zukunft Rhein“ allen Anliegern ein Forum<br />

zu bieten. Ziel der Konferenz, die <strong>am</strong> 18. <strong>und</strong><br />

19. November 2010 im ehemaligen Plenarsaal<br />

im Bonner B<strong>und</strong>esviertel stattfi nden wird, ist<br />

es, grenzüberschreitende, interkommunale <strong>und</strong><br />

interdisziplinäre Dialoge zu den gemeins<strong>am</strong>en<br />

Entwicklungsaufgaben <strong>am</strong> Rhein zu initiieren.<br />

Verstetigung der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

in der Region Köln/Bonn<br />

Die Region Köln/Bonn hat darüber hinaus den<br />

Verständigungsprozess institutionalisiert <strong>und</strong><br />

wird ihn über das Abschlussjahr der Regionale<br />

2010 hinaus fortführen. Am 3. April 2008 wurde<br />

in Wesseling der Arbeitskreis Rhein des Verein<br />

Region Köln/Bonn e.V. gegründet. Ihm gehören<br />

neben Vertretern aller Rheinanrainerkommunen<br />

im Raum der Regionale 2010 (dies sind Bad<br />

Honnef, Bonn, Bornheim, Köln, Königswinter,<br />

Leverkusen, Niederkassel <strong>und</strong> Wesseling) <strong>und</strong><br />

des Rhein-Kreis Neuss auch Fachleute an, die<br />

zu verschiedenen Rheinthemen hinzugezogen<br />

werden. Diese Allianz, die als beispielhaftes<br />

Kooperationsprojekt der Nationalen <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik<br />

vom B<strong>und</strong> gefördert wird, soll<br />

gemeins<strong>am</strong>e Qualitätsansprüche an das Planen<br />

<strong>und</strong> Bauen <strong>am</strong> Rhein formulieren <strong>und</strong> umsetzen.<br />

C. Hölzer, T. H<strong>und</strong>t, C. Lüke<br />

Links<br />

» www.koenigswinter2010.de<br />

» www.regionale2010.de<br />

» www.rheinauhafen-koeln.de<br />

» www.rheinwerk-bonn.de<br />

» www.neuland-park.de<br />

» www.montag-stiftungen.com<br />

» www.basel.ch<br />

» www.grandlyon.fr<br />

» www.artery.eu.com<br />

Christoph Hölzer, geb. 1978, ist Landschaftsarchitekt <strong>und</strong> derzeit als Projektleiter<br />

bei der Regionale 2010 Agentur tätig. Nach seinem Landschaftsarchitekturstudium<br />

an der Universität Essen arbeite er in einem Büro für <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitektur sowie bei der Regionale 2010 Agentur. Er war<br />

Lehrbeauftragter <strong>am</strong> Geographischen Institut der Universität Bonn, als er sich<br />

als Stipendiat bei der Bonner Montag Stiftung Urbane Räume mit dem Projekt<br />

„<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein“ befasste.<br />

Tobias H<strong>und</strong>t, ist Raum- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planer. Derzeit ist er Regierungsbaureferendar<br />

in Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> für die Universität Dortm<strong>und</strong> tätig. Nach dem<br />

Studium war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Büro für <strong>Stadt</strong>forschung<br />

<strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planung in Dortm<strong>und</strong>, bevor er sich als Stipendiat bei der<br />

Bonner Montag Stiftung Urbane Räume <strong>und</strong> Lehrbeauftragter an der Universität<br />

Bonn mit dem Projekt „<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein“ befasste.<br />

Carolin Lüke, geb. 1978, ist Raumplanerin <strong>und</strong> aktuell als Projektmanagerin bei<br />

der Regionale 2010 Agentur in Köln tätig. Nach dem Studium der Raumplanung<br />

an der Universität Dortm<strong>und</strong> war sie Mitarbeiterin des <strong>Stadt</strong>planungs<strong>am</strong>tes in<br />

H<strong>am</strong>m (Westf.). Als Stipendiatin der Bonner Montag Stiftung Urbane Räume bearbeitete<br />

sie das Projekt „<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein“ <strong>und</strong> war parallel Lehrbeauftragte<br />

<strong>am</strong> Geographischen Institut der Universität Bonn.<br />

Foto: Atelier Loidl<br />

Top Thema | 37


<strong>Wasser</strong>tourismus<br />

in Deutschland<br />

Ostsee, Nordsee, die Inseln, Flüsse <strong>und</strong> Seen, Skigebiete <strong>und</strong> Gletscher<br />

… in Deutschland gibt es eine große Vielfalt natürlicher Ressourcen<br />

des beliebten Nasses in all seinen Formen. Plus zahlreiche<br />

<strong>Wasser</strong>parks <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>projekte. Im Trend sind derzeit auch außerhalb<br />

des <strong>Wasser</strong>sports sehr erlebnisintensive touristische Angebote<br />

– je ausgefallener, desto besser. So wurde kürzlich „Schwimmen mit<br />

Pinguinen“ preisgekrönt. Es tummelt sich noch mehr Interessantes<br />

da draußen.<br />

38 | Top Thema<br />

Der deutsche <strong>Wasser</strong>tourismus ist so schwer<br />

greifbar, wie das fl üssige Element selbst. Sucht<br />

man nach ges<strong>am</strong>tdeutschen Informationen<br />

<strong>und</strong> Defi nitionen, wird man zwar beim Deutschen<br />

Tourismusverband in Bonn fündig, denn<br />

dort erhält man die Studie „<strong>Wasser</strong>tourismus<br />

in Deutschland“ - aber diese st<strong>am</strong>mt aus dem<br />

Jahre 2003. Sie wurde von Deutschen Tourismusverband<br />

<strong>und</strong> der H<strong>am</strong>burg Messe <strong>und</strong> Congress<br />

GmbH <strong>und</strong> vom B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit gefördert. Eine neuere<br />

Erhebung gäbe es leider nicht, erklärt der stellvertretende<br />

Hauptgeschäftsführer Dirk Dunkelberg.<br />

Wer sich intensiver einarbeiten möchte,<br />

fi ndet allerdings bei den B<strong>und</strong>esverbänden der<br />

einzelnen Segmente wie zum Beispiel dem Kanuverband<br />

neuere Daten - so sein Hinweis.<br />

Für den Einstieg ins Thema bietet die Studie<br />

dem Interessierten trotz ihres Alters noch<br />

reichlich Stoff: So wurden 2003 große Wachstumschancen<br />

für diesen Bereich festgestellt, die<br />

sicher auch 2010 noch nicht ganz ausgeschöpft<br />

sind. Wachstumspotenzial wurde d<strong>am</strong>als vor<br />

allem für die Segmente Tauchen, Kanufahren,<br />

<strong>Wasser</strong>ski/Indoorsurfen, Angeln, Bootscharter,<br />

Kreuzschifffahrt, Traditionsschifffahrt <strong>und</strong> maritime<br />

Großveranstaltungen ausgemacht. Die<br />

Prognose von d<strong>am</strong>als ist heute schon teilweise<br />

Realität: So gibt es in Deutschland inzwischen<br />

drei Indoorsurfanlagen sowie Europas tiefsten<br />

Tauchturm, außerdem sind Kreuzfahrten auch<br />

für jüngere Zielgruppen im Trend <strong>und</strong> in Hessen<br />

plant man den gezielten Ausbau des Mains als<br />

Kanurevier.<br />

Surfen, Segeln bzw. Motorbootfahren <strong>und</strong> die<br />

normale Fahrgastschifffahrt hingegen sollten<br />

laut Trendbarometer der Studie stabil bleiben.<br />

Ein aussterbendes Segment wurde interessanterweise<br />

nicht festgestellt.<br />

<strong>Wasser</strong>tourismus - mehr als<br />

<strong>Wasser</strong>sport<br />

Die heute gebräuchliche Defi nition des <strong>Wasser</strong>tourismus<br />

geht auf das Strategiepapier von d<strong>am</strong>als<br />

zurück. Natürlich überschneiden sich die<br />

Bereiche ab <strong>und</strong> an.<br />

<strong>Wasser</strong>tourismus im engeren Sinne:<br />

Alle Aktivitäten, bei welchen der Aufenthalt<br />

im oder auf dem <strong>Wasser</strong> Hauptmotiv von Tagesausfl<br />

ügen oder Übernachtungsreisen ist.<br />

<strong>Wasser</strong>tourismus im weiteren Sinne:<br />

Alle Aktivitäten, bei denen das <strong>Wasser</strong> zwar<br />

eine Rolle spielt, in seiner Bedeutung hinter<br />

anderen Reisemotiven oder Beschäftigungen<br />

jedoch deutlich zurück steht.<br />

Mit dem <strong>Wasser</strong>tourismus verb<strong>und</strong>ene<br />

Segmente nehmen eine Zwischenstellung<br />

ein. Das <strong>Wasser</strong>, seine Nutzungsformen <strong>und</strong><br />

Lebewesen spielen hier als Thema durchaus<br />

eine wichtige Rolle, diese werden jedoch<br />

eher passiv erlebt<br />

Die einen haben es – die anderen<br />

holen es sich<br />

<strong>Wasser</strong>tourismus ist für alle B<strong>und</strong>esländer ein<br />

Thema, für die einen schon aufgr<strong>und</strong> ihrer vorhandenen<br />

Ressourcen mit Meer, Seen <strong>und</strong> Flüssen<br />

- <strong>und</strong> für die anderen, weil sie das Thema<br />

gezielt angehen in Form von <strong>Wasser</strong>parks, <strong>Wasser</strong>lehrpfaden,<br />

Wissenscentern, <strong>Wasser</strong>ausstellungen<br />

<strong>und</strong> anderen Attraktionen aus dem Bereich<br />

<strong>Wasser</strong>sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>. Man holt sich<br />

das <strong>Wasser</strong> eben in die <strong>Stadt</strong>.


Foto: www.dive4life.de<br />

Foto: www.schlittenh<strong>und</strong>rennen.de<br />

<strong>Wasser</strong>, Kunst & coole Köpfe<br />

In Bad Essen ist die <strong>Wasser</strong>landschaft noch im Bau.<br />

Für die kommende Landesgartenschau wird dort<br />

eine große Erfahrungslandschaft realisiert: Unter<br />

dem Motto „<strong>Wasser</strong>, Kunst & coole Köpfe“ sollen<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche <strong>am</strong> Beispiel der Ressource<br />

„<strong>Wasser</strong>“ in unterschiedlichen Kreativ-Workshops<br />

den sorgs<strong>am</strong>en Umgang mit der Umwelt erlernen.<br />

Die Deutsche B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt (DBU) unterstützt<br />

das Bildungsprogr<strong>am</strong>m mit 125.000 Euro. Vor<br />

der historischen Kulisse von Schloss Ippenburg wird<br />

eine vielfältige Aktionsfl äche entstehen, auf der sich<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche kreativ mit der Natur <strong>und</strong><br />

ihren Rohstoffen auseinandersetzen sollen. Ob in<br />

der „Lernlandschaft <strong>Wasser</strong>“ oder im „<strong>Wasser</strong>garten<br />

Urstromtal“ – zahlreiche Mitmach-Aktionen bieten<br />

die Chance, mit dem kalten Nass zu experimentieren.<br />

Künstlerpersönlichkeiten wie Insa Winkler, Jo Kley <strong>und</strong><br />

Jan Koblasa sowie die Kunstschule Bad Essen begleiten<br />

das Angebot.<br />

Europas tiefster Tauchturm<br />

Auch in Siegburg – von Natur aus wassermäßig nur mit einem Flüsschen<br />

ausgestattet – holte man sich <strong>Wasser</strong> in die <strong>Stadt</strong>, gleich 3<br />

Millionen Liter: Hier befi ndet sich seit August 2009 Europas tiefster<br />

Tauchturm. Mit über 20 Metern Tiefe ist er tauchscheintauglich, dabei<br />

aber wohltemperiert <strong>und</strong> zieht Tauchtouristen aus ganz Deutschland<br />

<strong>und</strong> Benelux an. Der Tauchturm wurde mithilfe eines privaten Investors<br />

innerhalb eines neuen PPP-Projektes zur Sanierung des maroden<br />

Schwimmbades realisiert. Ein Hotel <strong>und</strong> eine Indoorsurfanlage, auf der<br />

mit 60 km/h Wakeboarding betrieben werden kann, gehören ebenfalls<br />

zur Anlage. Somit verfügt die Kleinstadt jetzt über einen Austragungsort<br />

für Kategorie 1: <strong>Wasser</strong>tourismus im engeren Sinne.<br />

Schlittenh<strong>und</strong>rennen im Harz<br />

Im Harz fällt <strong>Wasser</strong> vor allem im Winter auf – gefroren als Schnee.<br />

Allerdings gibt es zum Skifahren bessere Regionen. Der Schnee taugt<br />

immerhin für eine Winterattraktion der besonderen Art: für Schlittenh<strong>und</strong>rennen.<br />

Diese fi nden im Januar in Benneckenstein <strong>und</strong> in der Westernstadt<br />

„Pullman City Harz" <strong>am</strong> Ortsrand der <strong>Stadt</strong> Hasselfelde statt.<br />

Ein Event der Kategorie „mit <strong>Wasser</strong>tourismus verb<strong>und</strong>ene Segmente“.<br />

Foto: www.insawinkler.de<br />

Top Thema | 39


Für Weltmeister: Kanupark im Neuseenland<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen hat die Region südlich von Leipzig reichlich. Und seit 2007 auch eine weltweit bedeuts<strong>am</strong>e Attraktion: Der Kanupark<br />

Markkleeberg wurde im Zuge der Olympiabewerbung der <strong>Stadt</strong> Leipzig 2001 geplant <strong>und</strong> trotz der Olympiaabsage realisiert. Er liegt<br />

direkt <strong>am</strong> Markkleeberger See im Leipziger Neuseenland <strong>und</strong> wird von der <strong>Stadt</strong> Markkleeberg betrieben. Die Anlage ist eine der vier<br />

modernsten Wildwasseranlagen der Welt, technisch vergleichbar mit den Olympiastrecken in Sydney, Athen <strong>und</strong> Peking <strong>und</strong> die<br />

modernste künstliche Wildwasseranlage in Europa. Sie wird als Trainingsanlage von international erfolgreichen Kanuten wie dem<br />

Weltmeister Jan Benzien genutzt <strong>und</strong> ist 2010 Austragungsort für die WM-Qualifi kation im Kanu-Slalom sowie die Junioren- <strong>und</strong><br />

U-23-Europ<strong>am</strong>eisterschaften im Kanu-Slalom. Ende November wurde der Kanupark mit dem 2. Preis des „Leipziger Tourismuspreises<br />

2009“ ausgezeichnet. In diesem Jahr verzeichnete die <strong>Stadt</strong> ca. 18.000 Nutzer <strong>und</strong> 300.000 Besucher. Der Mut zum „Ja“ rechnet sich<br />

wohl für die Kämmerer des 25.000-Einwohner-Städtchens.<br />

Fotos: www.oceanis.de<br />

40 | Top Thema<br />

Oceanis – versunkener Schatz von Wilhelmshafen?<br />

Trotz 60.000 Besuchern soll eine andere Attraktion die Tore<br />

schließen: Die virtuelle <strong>Wasser</strong>welt des Oceanis ist seit<br />

Oktober geschlossen. Fast ein Jahrzehnt lang fi nanzierte die<br />

örtliche Sparkasse Wilhelmshaven die Erlebnisausstellung,<br />

die in einer d<strong>am</strong>als leer stehenden denkmalgeschützten<br />

Torpedowerft eingerichtet wurde. Nun zieht sich gemäß<br />

Plan die Sparkasse aus dem Projekt zurück <strong>und</strong> die <strong>Stadt</strong><br />

kann den Besuchermagneten aufgr<strong>und</strong> ihrer Haushaltssperre<br />

nicht übernehmen. Zum Zeitpunkt der Recherche hoffte<br />

der Betreiber auf eine Einigung mit einem privaten Interessenten.<br />

Oceanis ist deshalb ein besonderes Beispiel für<br />

<strong>Wasser</strong>tourismus, weil es zwar in einer Hafenstadt liegt <strong>und</strong><br />

die Unterwasserwelt zeigt, aber völlig ohne einen Tropfen<br />

<strong>Wasser</strong> auskommt. Deutschlands einzige virtuelle Unterwasserstation<br />

bot mehrere Highlights: Mit dem Fahrstuhl<br />

ging es in die Tiefe, der Einstiegstunnel brachte die Besucher<br />

mit Nebelschwaden in Stimmung <strong>und</strong> bereitete sie auf die<br />

Erlebnisausstellung mit Archiv, Forschungszentrale <strong>und</strong> Erlebnisraum<br />

sowie Oceanis-Jet vor. Dieser ermöglichte durch<br />

die Flugsimulator-Technologie ein "4-D-Erlebnis" der ganz<br />

besonderen Art: Meeresungeheuer zum Greifen nahe, der<br />

Ritt auf einem Lavastrom <strong>und</strong> die Reise durch die Tiefen der<br />

Meere faszinierten Kinder <strong>und</strong> Erwachsene gleichermaßen.<br />

Hoffentlich bald wieder.<br />

Fotos: www.kanupark-markkleeberg.com


Fotos: Volker Miske, www.tauchgondel.de<br />

Mit der Tauchgondel in die Tiefe der Ostsee<br />

Menschen die Unterwasserwelt näher zu<br />

bringen, ist auch das Anliegen des Ingenieurs<br />

Andreas Wulff <strong>und</strong> des Meeresbiologen Volker<br />

Miske: Beide haben erst im September eine<br />

Tauchgondel im schleswig-holsteinischen<br />

Grömitz eröffnet – von Wulff st<strong>am</strong>mt dabei<br />

die Konstruktion <strong>und</strong> von Miske das inhaltliche<br />

Konzept. Die erste dieser weltweit neuartigen<br />

Tauch- <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen, die Tauchgondel<br />

in Zinnowitz auf Usedom, ging 2006 in<br />

Betrieb <strong>und</strong> empfängt r<strong>und</strong> 40.000 Besucher<br />

pro Jahr. 2008 eröffnete die Tauchgondel<br />

Sellin auf Rügen. Die neue Grömitzer Tauchgondel<br />

ist also die dritte ihrer Art, weltweit.<br />

Das formschöne Objekt bringt Gruppen in der<br />

Größe einer Schulklasse auf den Meeresgr<strong>und</strong><br />

in fast 4 Metern Tiefe hinunter, wo sie auf informative <strong>und</strong> spannende Weise mehr über die Ostsee erfahren:<br />

Während des Abtauchens geben die Tauchgondel-Mitarbeiter eine Einführung in diesen Lebensraum, seine<br />

Bewohner, Besonderheiten <strong>und</strong> seine Schutzbedürftigkeit. Sie erläutern dabei Tiere <strong>und</strong> Pfl anzen, die je nach Sicht<br />

<strong>und</strong> Jahreszeit <strong>am</strong> Meeresboden <strong>und</strong> im freien <strong>Wasser</strong> zu beobachten sind: Krabben, Muscheln, Quallen, Garnelen,<br />

winzige Grün- <strong>und</strong> bodenbewohnende Algen, Gr<strong>und</strong>eln <strong>und</strong> andere Fische. Eine 3D-Filmpräsentation auf einer<br />

2,5 Meter breiten Leinwand gibt tiefere Einblicke in das jüngste Meer der Erde <strong>und</strong> das Leben seiner Bewohner. Die<br />

Tauchgondeln werden privatwirtschaftlich betrieben, Naturschutzpartner ist der World Wide F<strong>und</strong> for Nature (WWF).<br />

Tourismuspreis: Schwimmen mit Pinguinen<br />

Noch näher werden Meeresbewohner <strong>und</strong> Menschen in<br />

Lübbenau im Spreewald zus<strong>am</strong>mengebracht: Hier bietet<br />

das Spreewald Sauna- <strong>und</strong> Badeparadies „Schwimmen mit<br />

Pinguinen“ an. Die süßen Tierchen schwimmen im passend<br />

temperierten Salzwasser-Außenbecken <strong>und</strong> - durch eine<br />

Glasscheibe getrennt - können die Menschen mit ihnen<br />

im warmen Süßwasser um die Wette schwimmen. Für das<br />

Konzept erhielten die Betreiber im Oktober 2009 sowohl<br />

den EWA Marketing-Award der European Waterpark<br />

Association (auch „Bäder-Oskar“ genannt) <strong>und</strong> dann im<br />

November auch noch den 2. Preis des Deutschen Tourismuspreises.<br />

Foto: www.spreewelten.de<br />

Top Thema | 41


Fotos: www.weissenhaeuserstrand.de<br />

42 | Top Thema<br />

Der Klassiker: Columbuspark für Entdecker<br />

Gar nicht mehr innovativ aber dafür sehr<br />

bewährt sind die Klassiker unter den touristischen<br />

<strong>Wasser</strong>attraktionen, die <strong>Wasser</strong>erlebnisparks<br />

wie zum Beispiel der Columbuspark<br />

<strong>am</strong> Weißenhäuser Ostseestrand. Das Konzept<br />

feierte zwar gerade sein 10-Jähriges Bestehen,<br />

ist aber immer noch aktuell, da es auf<br />

die direkte, sinnliche Erfahrung setzt, auf das<br />

unmittelbare Erlebnis in der Natur. Und darauf<br />

besinnt man sich derzeit unter Pädagogen<br />

<strong>und</strong> Eltern wieder gerne. Piraten, Entdecker,<br />

Forscher <strong>und</strong> Seebären sind im Columbus-Park<br />

zu Hause: Auf einer Fläche von über 120.000<br />

Quadratmeter kann die riesige <strong>Wasser</strong>-<br />

Erlebniswelt erk<strong>und</strong>et werden, die sich direkt<br />

an einen Ferien- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>park anschließt.<br />

Pelikane, Kraniche, Schwäne <strong>und</strong> Gänse sind<br />

einige von zahlreichen exotischen <strong>und</strong> heimischen<br />

Vogelarten, die sich im <strong>Wasser</strong> oder im<br />

bepfl anzten Uferbereich tummeln. Floßfähren,<br />

Hängebrücke oder der Kletterparcours werden<br />

zur spritzigen Herausforderung. Das Pfahldorf<br />

<strong>und</strong> der Fischkutter „Zeesenboot“ machen die<br />

ganze F<strong>am</strong>ilie zur Abenteuer-Crew. Im kleinen<br />

Hafen liegen Ruderboote, Kanus, Kajaks <strong>und</strong><br />

Tretboote vor Anker, mit denen der Columbus-<br />

Park zu <strong>Wasser</strong> entdeckt werden kann. Und das<br />

alles zum kleinen Preis: Der Eintritt ist frei, die<br />

Leihgebühren für Boote sind moderat.<br />

Die Zukunft des <strong>Wasser</strong>tourismus?<br />

Über die zukünftige Entwicklung wagen wir<br />

keine Prognose abzugeben – das überlassen<br />

wir lieber Touristikern. Es scheint sich aber ein<br />

Trend abzuzeichnen, dass besonders Angebote,<br />

die eine unmittelbar sinnliche Naturerfahrung<br />

ermöglichen, derzeit gut angenommen<br />

werden, <strong>und</strong> außerdem sehr actionlastige<br />

Sporterfahrungen wie Wildwasserrafting oder<br />

Indoorsurfen. Bei beidem wird der Körper sehr<br />

starken Reizen ausgesetzt. Sehr viel Potenzial<br />

haben sicher Cross-over-Strategien wie beim<br />

Pinguin-Schwimmen, wo Zoo auf Wellness<br />

trifft: Dort werden vertraute Erfahrungswelten<br />

miteinander zu ganz neuen Erlebnismöglichkeiten<br />

kombiniert. D.T.


Top Thema | 43<br />

espas GmbH • Graf-Haeseler-Straße 7-9 • D - 34134 Kassel • Tel.: +49 (0)5 61 5 74 63 90 • Fax: +49 (0)5 61 5 74 63 99 • www@espas.de<br />

Foto: Anke Bührman


Marktmonitor<br />

Alles fl ießt …<br />

Allerhand Schönes <strong>und</strong> Praktisches haben wir für Sie entdeckt - auf der FSB <strong>und</strong> bei<br />

den Herstellern direkt. Dagmar Thiemann stellt neue Produkte für den öffentlichen<br />

Freiraum vor. Was sie alle gemeins<strong>am</strong> haben, ist das Element <strong>Wasser</strong><br />

44 | Marktmonitor<br />

neue Ideen mit <strong>Wasser</strong><br />

Kunstvolle <strong>Wasser</strong>wand<br />

Diese <strong>Wasser</strong>wand wurde auf dem Außengelände eines<br />

Gymnasiums in Gilching aus Cortenstahl realisiert <strong>und</strong> in<br />

eine Sichtbetonmauer integriert (Format 4 x 2,35 Meter).<br />

Interessant: Das Objekt wird mit von Natur aus kalkfreiem<br />

Dachwasser betrieben, das in einer Zisterne im Hof zwischengespeichert<br />

wird <strong>und</strong> sich bei Regen im Überlaufprinzip<br />

erneuert. Dadurch konnte eine aufwendige Filtertechnik<br />

mit Enthärtungsanlage <strong>und</strong> deren Wartung eingespart<br />

werden.<br />

» www.thomas-roesler.com<br />

Partyspaß: See-Volleyball<br />

Bisher gab´s das nur in Ungarn: Dieses aufblasbare<br />

Volleyballfeld k<strong>am</strong> im Sommer erstmalig<br />

auf dem Plattensee bei einer Werbeaktion für<br />

Avon Kosmetik zum Einsatz. Es kann bei einem<br />

Kölner Anbieter für Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>events<br />

von Kommunen oder Unternehmen gemietet<br />

werden. » www.scm-event.de<br />

<strong>Spiel</strong>platzsurfen – aber sicher<br />

Surfen ist cool, nicht nur auf dem Meer: Snowboarden,<br />

Sand-Ski <strong>und</strong> Indoorsurfen gewinnen<br />

an Popularität. D<strong>am</strong>it sich früh üben kann, wer<br />

ein richtiger Surfer werden will, gibt es jetzt das<br />

Surfboard für die Kleinen auf dem <strong>Spiel</strong>platz:<br />

Ein formschönes <strong>Spiel</strong>gerät in Edelstahl mit<br />

rutschfestem Gummibelag, welches geschmeidig<br />

in alle Windrichtungen mitsurft. <strong>Spiel</strong>platzsurfen<br />

wird der neuste Trend. Ahoi!<br />

» www.stilum.de


Matschanlage für Kinder ab 3 Jahren<br />

Mit <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Sand zu matschen ist eines der beliebtesten<br />

Kinderspiele. Von Kochen bis Bauen kann man d<strong>am</strong>it alles<br />

machen – mit der nötigen Fantasie. Diese neue Edelstahl-<br />

Matschanlage bietet größtes <strong>Spiel</strong>vergnügen für Kinder<br />

ab 3 Jahren. Schon die Kleinsten erreichen problemlos auch<br />

die oberste Etage in 1,22 Meter Höhe. Bei einem Durchmesser<br />

von 1,36 Meter haben mehrere Kinder genug Platz. Natürlich<br />

ist das Gerät TÜV- <strong>und</strong> GS-geprüft <strong>und</strong> entspricht den Vorgaben<br />

der DIN 1176.<br />

» www.stilum.de<br />

Hingucker Banjo-S<br />

Diese hohe Edelstahlsäule zieht die Blicke auf sich – bei Tag <strong>und</strong> bei Nacht. Bei dem<br />

eleganten Design-<strong>Wasser</strong>objekt fl ießt das <strong>Wasser</strong> über ein Architekturgewebe, wobei der<br />

<strong>Wasser</strong>fi lm immer wieder gebrochen wird. Eine Wirkung, die während der Dunkelheit durch<br />

integrierte Leuchtkörper noch stärker zur Geltung kommt. Fast könnte man glauben, es<br />

glitzt nicht nur Edelstahl, sondern Edelsteine. Schön als Solitär, noch schöner als Gruppe.<br />

Das Objekt ist in den Größen 2 <strong>und</strong> 3 Meter erhältlich, Sonderanfertigungen sind möglich.<br />

» www.slink-ol.de<br />

Selbstreinigender Trinkwasserbrunnen<br />

Bisher waren Trinkbrunnen im öffentlichen Raum entweder Dauerläufer oder über<br />

Knopfdruck zu bedienen. Ersteres verursacht einen hohen <strong>Wasser</strong>verbrauch <strong>und</strong> bei<br />

der Lösung per Knopfdruck ist nicht gewährleistet, dass frisches <strong>Wasser</strong> gespendet wird,<br />

da der Brunnen auch längere Zeit nicht benutzt worden sein kann. Der Pelikan gewährleistet<br />

eine gute <strong>Wasser</strong>qualität durch Spülinterwalle, wodurch sich der Brunnen in<br />

regelmäßigen Abständen von innen selbst reinigt. Diese Technik ist mit Stromanschluss<br />

oder mit einer 6-Volt-Jahresbatterie erhältlich. Auf der FSB wurde der neuste Pelikan mit<br />

Sensortaster vorgestellt, der ohne Revisionsöffnung auskommt.<br />

» kalkmann-kontakt.kunst.de<br />

Marktmonitor | 45


<strong>Wasser</strong>spielplatz Furtwangen<br />

<strong>Wasser</strong> spielte in Furtwangen schon immer eine besondere Rolle im Bewusstsein der <strong>Stadt</strong>oberen: Dort entspringend die Breg, der längste<br />

Quellfl uss der Donau. In diesem Jahr wurde mitten in der Innenstadt ein neuer <strong>Wasser</strong>spielplatz in eine natürliche <strong>Wasser</strong>quelle eingebaut.<br />

Die Anlage bietet zahlreiche <strong>Wasser</strong>-Erfahrungsmöglichkeiten wie ein Stauwehr, <strong>Spiel</strong>platzpumpen, Ziehwehr aus V2A <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>klappen.<br />

Die schon vielerorts installierte Archimedische Schraube mit Drehring fasziniert besonders, weil d<strong>am</strong>it das <strong>Wasser</strong> von einem tiefer gelegenen<br />

Niveau auf eine höher gelegene Ebene gebracht werden kann. » www.richter-spielgeraete.de<br />

Pontonboote im Trend<br />

Freiraum auf dem <strong>Wasser</strong> kann man mit Pontonbooten kreativ<br />

gestalten. Durch mindestens zwei Schwimmkörperreihen liegen sie<br />

ruhiger im <strong>Wasser</strong> als andere Boote <strong>und</strong> sind deshalb auch die Basis<br />

von Hausbooten. Insbesondere in Binnengewässern gibt es eine<br />

Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten: Mobile Schwimmplattformen<br />

oder Saunen sind eine Idee. Das Pontonboot „Morgan“ lädt ein zum<br />

Chillen auf dem See.<br />

» www.orka-steganlagen.de<br />

46 | Marktmonitor


Eau de Kalkmann<br />

Auf der Suche nach einem geeigneten Unternehmen für unsere<br />

Serie Herstellerportrait wurde die Redaktion auf der FSB fündig: Hier<br />

trafen wir die Kalkmänner der niedersächsischen Kalkmann-Kontakt-<br />

Kunst GbR. Vater <strong>und</strong> Sohn realisieren als Bildhauer <strong>und</strong> Architekt seit<br />

Jahren gemeins<strong>am</strong> ungewöhnliche Platzgestaltungen, <strong>Wasser</strong>objekte<br />

<strong>und</strong> Skulpturen im öffentlichen Raum.<br />

Auf der Messe fi elen uns sowohl die schlichteleganten<br />

Trinkwasserbrunnen mit ihrer Sensortechnologie<br />

als auch einige außergewöhnliche<br />

Referenzbrunnen aus dem Hause Kalkmann<br />

ins Auge. Wir haben näher hingesehen <strong>und</strong> den<br />

Künstler Hans-OisEAU kennengelernt. Der als<br />

Hans-Werner Kalkmann geborene Bildhauer<br />

entdeckte im Rahmen seines künstlerischen<br />

Schaffens bereits vor vier Jahrzehnten das<br />

<strong>Wasser</strong> als Werkstoff. Schon Ende der 60er-<br />

Jahre nutzte er für seine <strong>Wasser</strong>stück-Kunst-<br />

Aktionen den öffentlichen Raum, der ihm die<br />

Möglichkeit gab, mit dem fl ießenden Element<br />

zu arbeiten <strong>und</strong> die Menschen in seine Happenings<br />

aktiv einzubeziehen. Immer wieder organisiert<br />

der Künstler Kontakt-Kunst-Aktionen,<br />

in den letzten Jahren besonders zum Thema<br />

<strong>Wasser</strong>. Bei der 52. Kontakt-Kunst-Aktion in<br />

der Heimstatt Röderhof entstand 2008 eine<br />

<strong>Wasser</strong>skulptur, die auch von Rollstuhlfahrern<br />

benutzt werden kann. Inzwischen nähert sich<br />

Hans-OisEAU Kalkmann dem <strong>Wasser</strong> nicht nur<br />

bildhauerisch, sondern auch literarisch: So<br />

erscheint Ende Dezember 2009 seine Biografi e<br />

des Flusses L<strong>am</strong>me, der auf 21 km im Landkreis<br />

Hildesheim im südlichen Niedersachsen fl ießt.<br />

Vater <strong>und</strong> Sohn – Hand in Hand<br />

Die Kalkmänner (wie sie sich selbst nennen)<br />

haben das Glück, dass sie aus gleichem Holz<br />

geschnitzt sind: So arbeitete der 1967 geborene<br />

Jens Kalkmann schon als Gr<strong>und</strong>schüler in der<br />

Bildhauerwerkstatt des Vaters mit <strong>und</strong> schuf<br />

bald eigenständige Objekte vom Fotogr<strong>am</strong>m in<br />

der Dunkelk<strong>am</strong>mer, über skulpturale Tonarbeiten,<br />

bis hin zu ersten Arbeiten aus Sandstein<br />

<strong>und</strong> Alabaster. Als 13-jähriger Gymnasiast<br />

nahm er dann an seiner ersten Kontakt-Kunst-<br />

Aktion 1980 in Unna teil, wo er das Schmieden<br />

erlernte <strong>und</strong> seine erste Granitskulptur erstellte.<br />

Der Vater nahm ihn zu weiteren Aktionen<br />

mit <strong>und</strong> machte ihn zum Assistenten bei den<br />

jährlich stattfi ndenden Kontakt-Kunst-Aktionen,<br />

bei denen auch Brunnen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>skulpturen<br />

entstehen. Seit der 24. Kontakt-Kunst-<br />

Aktion 1988 realisiert Jens Kalkmann mit dem<br />

Platzgestaltung in der<br />

Seestadt Bremerhaven<br />

„Sternbilder - sich orientieren“:<br />

vorne symbolisieren die Brunnenstelen<br />

den Großen Wagen, hinten stellt die<br />

Sitzquadergruppe den Kleinen Wagen<br />

dar <strong>und</strong> über allem leuchtet der<br />

Polarstern.<br />

Portrait | 47<br />

Fotos: Wolf G<strong>und</strong>ermann


Fotos: Hans-OisEAU Kalkmann<br />

Die Brunnen bilden als Gruppe den Großen Wagen ab. Und Spaß machen sie auch. Zeitlos gestaltete Trinkwasserbrunnen werten jeden<br />

öffentlichen Freiraum auf.<br />

48 | Portrait<br />

Vater regelmäßig Gemeinschaftsarbeiten für<br />

den öffentlichen Raum. Trotzdem entschied er<br />

sich nach dem Abitur nicht für das Studium der<br />

freien Kunst, sondern für den d<strong>am</strong>als scheinbar<br />

sichereren Beruf des Architekten <strong>und</strong> gründete<br />

mit Carsten Brinkmann das Architektenbüro<br />

K25. Auch ihn haben wir auf der Messe kennen<br />

gelernt. Er ist ebenfalls vom <strong>Wasser</strong> fasziniert<br />

<strong>und</strong> hat die Gebrauchs- <strong>und</strong> Geschmacksmuster<br />

für die Trinkwasserbrunnen erstellt, um diese<br />

Ideen zu schützen.<br />

Die Lust an der Gestaltung lebt Jens Kalkmann<br />

heute in zahlreichen Gemeinschaftsprojekten<br />

mit dem – im doppelten Sinne – Künstlervater<br />

aus. Vor Ort arbeitet er gemeins<strong>am</strong> mit dem Vater<br />

auch bildhauerisch, so zum Beispiel an den<br />

Objekten der Platzgestaltung mit dem Titel: „…<br />

sich orientieren“ in Bremerhaven, die im März<br />

2009 eingeweiht wurde. Auch der „Ökologische<br />

<strong>Wasser</strong>lehrpfad“ im niedersächsischen Bodenberg<br />

ist eine solche Gemeinschaftsarbeit. Bei<br />

der technischen Umsetzung der <strong>Wasser</strong>skulpturen<br />

übernimmt das Büro K25 die Planung<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Lichttechnik <strong>und</strong> ebenso die<br />

Bauleitung.<br />

Platzgestaltung Bremerhaven:<br />

Sternbilder als Sinnbild der Orientierung<br />

Die Platzgestaltung in Bremerhaven ist ein<br />

schönes Beispiel für die Kreativität des Duos:<br />

Die Seestadt war <strong>und</strong> ist als Hafenstadt, Warenumschlagplatz<br />

<strong>und</strong> Ausgangspunkt vieler<br />

Auswanderer bekannt. So setzten die Kalkmänner<br />

den Platz an der Hafenstraße im <strong>Stadt</strong>teil<br />

Lehe konzeptionell in Beziehung zum Thema<br />

Schifffahrt <strong>und</strong> entwickelten dazu ein Gestaltungskonzept,<br />

welches die traditionelle astronomische<br />

Orientierungstechnik visualisiert.<br />

„Sich neu orientieren“ gilt gleichzeitig als<br />

Leitgedanke für die Neuentwicklung der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>und</strong> immer wiederkehrende Lebensaufgabe des<br />

Menschen.<br />

Die Objektgruppe der <strong>Wasser</strong>skulptur stellt die<br />

zur geografi schen Orientierung wichtigsten<br />

Sternbilder dar: den Großen <strong>und</strong><br />

„Bei der Entwicklung unserer Entwürfe den Kleinen Wagen – ergänzt durch den<br />

<strong>und</strong> Objekte ist es uns ein wichtiges<br />

Polarstern <strong>und</strong> den Kleinen Reiter. Der<br />

Polarstern wird durch eine Edelstahlsäule<br />

Anliegen, Standortbezüge herzustellen,<br />

symbolisiert, die oben mit einer Lichtquelle<br />

die es den späteren Benutzern ermöglichen, bestückt <strong>und</strong> mit der Straßenbeleuch-<br />

sich mit dem Objekt, dem Platz, der<br />

tung gekoppelt ist. Eine Brunnengruppe<br />

aus verschieden hohen Natursteinsäulen<br />

Skulptur oder dem Brunnen zu identifi zieren <strong>und</strong> diese auch zu<br />

mit halbkugelförmigen Quellsteinen bil-<br />

akzeptieren. Selbstverständlich ergibt sich daraus die Tatsache, dass det den Großen Wagen. Das Sternbild des<br />

wir Unikate herstellen.“<br />

Kleinen Wagens ist aus niedrigen Natursteinblöcken<br />

dargestellt, die auch als Sitz-<br />

Hans-OisEAU Kalkmann, Bildhauer<br />

steine dienen können. Um die Sterne der


Sternbilder eindeutig miteinander zu verbinden<br />

<strong>und</strong> die Verlängerung der Hinterachse des Großen<br />

Wagens anzudeuten war geplant, in das<br />

Pfl aster Messingbänder einzulegen, was aus<br />

Kostengründen leider wegfi el. Der kleine Reiter<br />

begleitet <strong>am</strong> Himmel das Sternbild des großen<br />

Wagens. Er leuchtet so schwach, dass man ihn<br />

nur mit einem guten Auge erkennen kann – so<br />

diente er früher als Teststern für die Sehkraft<br />

der Seefahrer. Auch in der Bremerhavener <strong>Wasser</strong>skulptur<br />

ist er nur beim genauen Hinsehen<br />

zu entdecken: Er ist als Edelstahlplatte in das<br />

Pfl aster eingelassen. „Bei unseren Planungen<br />

achten wir neben den inhaltlichen natürlich auf<br />

äußere Faktoren wie Himmelsrichtung, Sonnenstand,<br />

Fußgängerbewegung, Verkehr, Wirkung<br />

bei Dunkelheit, um den zukünftigen Benutzergruppen<br />

einen guten Zugang <strong>und</strong> Freude an den<br />

Objekten zu ermöglichen,“ erklärt Jens Kalkmann<br />

die künstlerisch-architektonische Ges<strong>am</strong>tkonzeption<br />

des öffentlichen Freiraumes.<br />

Zwei Generationen sind ein Vorteil für<br />

die Auftraggeber<br />

Ist die Zus<strong>am</strong>menarbeit der Generationen<br />

schwierig? Fragten wir Jens Kalkmann. „Generationsübergreifend<br />

zu arbeiten sehen wir als<br />

Vorteil – kommen doch dadurch alte Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> neue Erkenntnisse zus<strong>am</strong>men. Da wir<br />

schon sehr früh geübt haben, unterschiedliche<br />

Ansichten auszusprechen, gelingt es uns – mit<br />

der notwendigen Reibung – im Interesse der<br />

Sache <strong>und</strong> eines guten Miteinanders immer<br />

wieder gute Ergebnisse zu erzielen.“ Dass Vater<br />

<strong>und</strong> Sohn inzwischen mehr als 50 gemeins<strong>am</strong>e<br />

Projekte realisieren konnten, ist wohl der Beweis<br />

dafür.<br />

Bei der Projektabwicklung gibt es eine klare<br />

Aufgabenverteilung: In der Regel beginnt<br />

Hans-OisEAU bei einem neuen Projekt mit der<br />

Ideenfi ndung, er recherchiert, entwickelt erste<br />

Lösungsmöglichkeiten, zeichnet <strong>und</strong> baut ein<br />

skizzenhaftes Modell. Dabei steht er mit dem<br />

Sohn im fachlichen Austausch. Haben sich beide<br />

für einen gangbaren Weg entschieden, wird<br />

die Präsentation vom Vater vorbereitet. Die<br />

ersten technischen Lösungen entwickelt Jens<br />

Kalkmann, der auch für die Kostenrechnung<br />

zuständig ist. Die Vorstellung der möglichen<br />

Lösung vor den zuständigen Ratsgremien unternehmen<br />

beide gemeins<strong>am</strong>, mit den Fachausschüssen<br />

spricht der Sohn. „Der große Vorteil<br />

unseres Unternehmens liegt in der Tatsache<br />

begründet, dass wir als Bildhauer in der Fin-<br />

dungsphase sehr frei <strong>und</strong> ohne zunächst an das<br />

„Wie“ der Realisierung an ein Projekt herangehen<br />

können. Dennoch ist durch die räumliche<br />

Nähe von Werkstatt <strong>und</strong> Planungsbüro ein<br />

ständiger Austausch gewährleistet, der schnell<br />

zu einer realisierungsreifen Lösung führt“, erklärt<br />

der Architekt. „Dabei kommen CAD- <strong>und</strong><br />

3-D-Animations-Techniken zum Einsatz, die<br />

den Datenaustausch mit Landschaftsplanern,<br />

Städten <strong>und</strong> modernen Fertigungsbetrieben,<br />

die z. B. mit Lasertechnik arbeiten, möglich<br />

machen.“ Bei Brunnen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>skulpturen<br />

bieten die Kalkmänner diese komplett mit der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Lichttechnik (gegebenenfalls auch<br />

mit Tontechnik) bis zur festgelegten Schnittstelle<br />

an.<br />

Wer die Arbeiten aus dem Hause Kalkmann<br />

Kontakt-Kunst in ihrer Ges<strong>am</strong>theit betrachtet,<br />

nimmt viel Schönes wahr: Sorgfalt in der bildhauerischen<br />

Ausführung, Modernität der Form,<br />

innovative Technik <strong>und</strong> die künstlerische Aussagekraft<br />

der Ideen – wahrscheinlich macht die<br />

Kombination all dessen das gewisse Etwas aus,<br />

was uns an diesem Unternehmen so aufgefallen<br />

ist. Wie ein magisches „Eau de Kalkmann“.<br />

D.T.<br />

Fotos: Hans-OisEAU Kalkmann<br />

Platz an der Hafenstraße: das Sternbild<br />

des Kleinen Wagens mit Polarstern.<br />

Portrait | 49


50 | Gesellschaft<br />

Fotos: Bjarki Sigursveinson


Sprechende Bücher<br />

für mehr Toleranz<br />

Öffentliche Bibliotheken waren schon immer eine gute Sache. Heute<br />

halten sie durch moderne Medien wie CDs <strong>und</strong> DVDs Anschluss an die<br />

Entwicklung der Zeit. Eine besonders fl exible Ausführung entleihbarer<br />

Medien sind sprechende Bücher, die man auch fragen kann. Und alles<br />

in Echtzeit, Farbe <strong>und</strong> Stereo. Eine Living Library besteht aus Menschen,<br />

die sich für ein Gespräch zur Verfügung stellen, um ihre eigenen<br />

Erfahrungen weiter zu geben <strong>und</strong> einen Dialog über den Abbau von<br />

Vorurteilen, Stereotypisierung <strong>und</strong> sozialer Ausgrenzung anzuregen.<br />

Ein großes Problem sind Vorurteile. Man hat<br />

sich aus eigener beiläufi ger Betrachtung <strong>und</strong><br />

Berichten Dritter ein Bild von einem Menschen<br />

oder einer Gruppe von Menschen gemacht.<br />

Persönlich informiert – beispielsweise in einem<br />

Gespräch - hat man sich jedoch nicht. Hier bietet<br />

die Living Library eine sehr gute Möglichkeit<br />

zur Begegnung <strong>und</strong> zum Abbau von Vorurteilen.<br />

Man leiht sich ein Buch beispielsweise für eine<br />

halbe St<strong>und</strong>e aus <strong>und</strong> kann in dieser Zeit ein<br />

Gespräch führen, das völlig neue Perspektiven<br />

eröffnet. Eine geschützte Atmosphäre trägt<br />

dazu bei, Hemmschwellen abzubauen. Und natürlich<br />

muss man sein Buch pfl eglich behandeln,<br />

ganz so wie man es mit herkömmlichen<br />

Büchern auch macht.<br />

„Triff Dein Vorurteil“<br />

Die „Entleiherin“ beziehungsweise der „Entleiher“<br />

bekommt so die Möglichkeit, mit Menschen<br />

zu sprechen, mit denen sie oder er sonst<br />

nicht oder nur erschwert in einen Dialog treten<br />

würde. Oftmals bestehen gegenüber verschiedenen<br />

Personengruppen Vorurteile, welche<br />

durch die „Living Library“ hinterfragt werden<br />

können. Die „Living Library“ fordert auf, sich in<br />

Form eines Dialoges ein eigenes Bild des Gegenübers<br />

zu machen. Bestehenden Vorurteilen<br />

soll so begegnet <strong>und</strong> die Möglichkeit gegeben<br />

werden, sich persönlich zu informieren. Meist<br />

sind die lebenden Bücher an einem bedruckten<br />

T-Shirt zu erkennen. Beispielsweise mit der<br />

Aufschrift „Living Book“, „Leih mich“ oder „Triff<br />

Dein Vorurteil“<br />

"living books" funktioniert wie eine öffentliche<br />

Bibliothek. Die "Bücher" können von den "LeserInnen"<br />

für r<strong>und</strong> halbstündige Gespräche "ausgeliehen"<br />

werden, das thematische Spektrum<br />

der "lebenden Bücher" ist so breit wie das Buch-<br />

<strong>und</strong> Medienangebot einer großen Bücherei. Der<br />

Reisende, die Krimiautorin, der Choreograph,<br />

die Physikerin, die Modeschöpferin, der Polizist,<br />

der Totengräber, die Feuerwehrfrau, die Journalistin,<br />

die Politikerin, der Bademeister <strong>und</strong><br />

die Prostituierte sind nur eine kleine Auswahl<br />

der lebenden Bücher. Zu den Lebenden Büchern<br />

zählen oft Randgruppen oder Menschen in besonderen<br />

Situationen. Beispielsweise Farbige<br />

oder Muslime, ehemalige Strafgefangene, Lesben,<br />

Transsexuelle oder Behinderte. Wer weiß<br />

denn schon, wie es sich als Angehöriger einer<br />

Minderheit oder eines ungewöhnlichen Berufs<br />

Gesellschaft | 51


Foto: living library org<br />

Lebende Bücher – zur Ausleihe bereit<br />

Foto: picasa<br />

Ein dänischer Polizeibe<strong>am</strong>ter berichtet über seinen Alltag.<br />

52 | Gesellschaft<br />

lebt? Hier erfährt er es. Nur selten lassen sich<br />

die Dialoge so treffend in einem Wort ausdrücken<br />

wie bei einem 30-jährigen Lehrer, der sich<br />

bei einer österreichischen Veranstaltung einen<br />

atheistischen Türken als lebendes Buch ausgeliehen<br />

hatte. Sein beeindruckendstes Erlebnis:<br />

„Lachen.“ Also Sympathie für sein Gegenüber.<br />

Ein Musikfestival als Startbasis<br />

Entstanden ist die Idee der Living Library aus<br />

einer Initiative junger Dänen gegen Gewalt,<br />

nachdem einer ihrer Fre<strong>und</strong>e in Kopenhagen<br />

Opfer einer Gewalttat wurde. „Stop the Violence”<br />

konnte zeitweise 7000 Mitglieder, meist<br />

zwischen 12 <strong>und</strong> 18 Jahren verzeichnen. Das<br />

Ziel der Initiative war die Beteiligung von Jugendlichen<br />

in der aktiven Vorbeugung von Gewalt<br />

<strong>und</strong> Vorurteilen.<br />

Die Living Library wurde von „Stop the Violence“<br />

erstmals im Jahr 2000 auf dem Musikfestival<br />

im dänischen Roskilde organisiert <strong>und</strong> erfolgreich<br />

durchgeführt. Eine gute Wahl, da das seit<br />

1971 jährlich im Juli veranstaltete Festival von<br />

Anfang an für seine friedliche Stimmung <strong>und</strong><br />

das Miteinander unterschiedlichster Menschen,<br />

Kulturen <strong>und</strong> Musikstile stand. Und potenziell<br />

konnte die Initiative bis zu 125.000 Festivalbesucher<br />

pro Jahr erreichen – das Eineinhalbfache<br />

der Rosklider Bevölkerung.<br />

Von Europa in die ganze Welt<br />

Es folgten zahlreiche Festivals, bei denen die<br />

„Living Library“ ein fester Bestandteil war, bis<br />

das Konzept 2003 Teil des vom Europarat geförderten<br />

Progr<strong>am</strong>ms „Youth promoting human<br />

rights and social cohesion“ weiterentwickelt,<br />

breiter beworben <strong>und</strong> gefördert wurde.


Foto: living library org<br />

Mittlerweile haben zahlreiche Organisationen<br />

in Europa <strong>und</strong> darüber hinaus die Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Perspektiven des Konzeptes „Living<br />

Library“ erkannt <strong>und</strong> adaptiert. So fi nden sich<br />

„Lebende Bücher“ weiterhin auf Musikfestivals,<br />

darüber hinaus auch auf Buchmessen, Schulen,<br />

Jugendkongressen <strong>und</strong> verstärkt auch in Bibliotheken<br />

wieder. Und sie sind Bestandteil von<br />

Veranstaltungen im öffentlichen Raum.<br />

Mittlerweile hat sich die Living Library zu einer<br />

reisenden Veranstaltung entwickelt, wobei nicht<br />

alle Events von der ursprünglichen Organisation<br />

durchgeführt werden; das Projekt <strong>und</strong> die<br />

Idee wurde offen <strong>und</strong> kostenlos bereitgestellt<br />

für Jedermann, resultierend in Veranstaltungen<br />

an Universitäten, Schulen, sozialen Anstalten<br />

<strong>und</strong> auf Festivals auf der ganzen Welt. Im Jahre<br />

2008 gab es Veranstaltungen in 27 Ländern, im<br />

Herbst <strong>und</strong> Winter 2009 konzentriert man sich<br />

vor allem auf die USA <strong>und</strong> Kanada, aber auch<br />

Veranstaltungen in Frankreich, England <strong>und</strong> Irland<br />

stehen noch an.<br />

Anlässe für eine Aktion mit einer Living Library<br />

fi nden sich immer, solange es noch Vorurteile<br />

gibt. Und sie lassen sich relativ einfach in jeder<br />

Kommune durchführen. Vorausgesetzt es fi nden<br />

sich Menschen, die als lebendes Buch zum<br />

Abbau von Vorurteilen beitragen wollen. L.K.<br />

<strong>Spiel</strong>geräte aus kreativen<br />

Ideen <strong>und</strong> Robinienholz<br />

jetzt auch im Maximilianpark in H<strong>am</strong>m<br />

SIK-Holzgestaltungs GmbH ⋅ 14913 Langenlipsdorf<br />

fon: +49(0)33742 7990 ⋅ www.sik-holz.de<br />

Gesellschaft | 53


Hier fühlt man sich nie eins<strong>am</strong>, da immer Leute im Park sind. Besonders bei schönem Wetter komme ich<br />

auch oft mit meiner Fre<strong>und</strong>in hierher.<br />

Carlotta, 15, Schülerin<br />

Jugendliche Lebenswelten<br />

fotografi ert von Uwe Nölke<br />

54 | Gesellschaft<br />

Uwe Nölke<br />

Freischaffender Fotograf<br />

aus der Nähe von Frankfurt.<br />

Spezialisiert auf Architektur-<br />

<strong>und</strong> Menschenfotografi e mit<br />

den Schwerpunkten Werbung,<br />

Businessfotografi e, Portrait,<br />

Editorial <strong>und</strong> Event.<br />

„Jugendliche Lebenswelten“ nannte der Frankfurter Architektur- <strong>und</strong><br />

Menschenfotograf Uwe Nölke sein Projekt <strong>und</strong> fotografi erte 68 junge<br />

Menschen an ihren Lieblingsplätzen. Christian kommt im Auto zu sich,<br />

Paul fühlt sich in der Küche seines Ausbildungsbetriebes <strong>am</strong> wohlsten.<br />

Andere verbringen ihre Zeit <strong>am</strong> Liebsten in ihrem Schlafzimmer,<br />

im Bad, mit ihrem Instrument, beim Sport oder vor dem Computer. Bei<br />

vielen ist der Lieblingsplatz im öffentlichen Freiraum angesiedelt – wir<br />

zeigen hier eine kleine Auswahl. Ergänzt werden die Fotografi en mit<br />

kurzen Interviews, die berührende Einblicke in die Wünsche der Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen ermöglichen. Und so unterschiedlich<br />

die Lebensumstände der gezeigten Menschen auch sind, so sind<br />

ihre Lebensziele doch sehr ähnlich. Der Fotograf hat mit seinem Projekt,<br />

das in Buchform bestellt werden kann, ein einzigartiges Zeitdokument<br />

jugendlicher Lebenswelten geschaffen. Gerade auch in Hinblick auf die<br />

Bedeutung öffentlicher Freiräume für das Leben junger Menschen.


Ich komme gerne Nachts hierher, weil es ein Ort der Ruhe <strong>und</strong> des Friedens ist, <strong>und</strong> um hier meinen<br />

Gedanken freien Lauf zu lassen oder gar nichts zu denken.<br />

Colin, 21, Student<br />

Glück bedeutet für mich,<br />

die Gabe, sich an Kleinigkeiten<br />

freuen zu können<br />

<strong>und</strong> diese Gabe mit Gott<br />

<strong>und</strong> netten Menschen<br />

teilen zu dürfen.<br />

Christian, 26, Theologiestudent<br />

Sorgen macht mir,<br />

wenn die Menschen<br />

so weit sind, dass sie<br />

einen Krieg für nötig<br />

halten.<br />

Sara, 16, Schülerin<br />

Gesellschaft | 55


Das <strong>Wasser</strong>. Die schöne Aussicht. Von zu Hause weg, mal seinen Gedanken freien Lauf lassen.<br />

Der Blick auf die Hochhäuser.<br />

Christoph, 21, Luftsicherheitsassistent<br />

Glück ist für mich, dass<br />

man es innerlich spürt,<br />

jedoch nicht fassen kann.<br />

Glück ist für mich auch,<br />

sich über Kleinigkeiten zu<br />

freuen <strong>und</strong> von seinem<br />

Glück an andere etwas<br />

abzugeben.<br />

Miri<strong>am</strong>, 23, Ergotherapeutin<br />

Ich habe mein halbes<br />

Leben hier verbracht, mit<br />

all meinen Fre<strong>und</strong>en, die<br />

ich seit 10 Jahren kenne<br />

<strong>und</strong> meinem Skateboard.<br />

Christian, 19, Zweiradmechaniker<br />

56 | Gesellschaft


An diesem Ort kann ich nachdenken, ohne dass irgendjemand weiss, wo ich bin. Dort kann ich sehen<br />

wie sich die Sonne im <strong>Wasser</strong> spiegelt. W<strong>und</strong>erschön. Maria, 21, Fahrradmechanikerin<br />

Fotoband „Jugendliche Lebenswelten“<br />

68 Portraits <strong>und</strong> Lieblingsplätze mit<br />

Kurzinterviews | 79 Euro + Versand<br />

Bestellung direkt bei:<br />

Uwe Nölke MENSCHENfotografi e<br />

Brunnenweg 21 | D-61476 Kronberg<br />

Telefon 06173-321413<br />

www.menschenfotografi e.de<br />

www.architekturfotograf-frankfurt.de<br />

In zehn Jahren möchte<br />

ich verheiratet sein, mit<br />

zwei Kindern <strong>und</strong> schönen<br />

Autos in einem schönen<br />

Haus wohnen.<br />

Yücel, 17, Schüler<br />

Gesellschaft | 57


Foto: Nils Bergmann<br />

58 | Report


Heiss auf Eis –<br />

wenn <strong>Wasser</strong> zu Kunst wird<br />

<strong>Wasser</strong> ist der Ursprung des Lebens. Köstliches <strong>und</strong> kostbares Nass, unverzichtbar<br />

für unsere Welt <strong>und</strong> alle Geschöpfe, die darauf leben. Manchmal<br />

erlebt <strong>Wasser</strong> eine magische Verwandlung. Es wird zu Eis – gestaltet von<br />

Künstlern, die dem fl üchtigen Element für eine kurze Zeitspanne eine besondere<br />

Schönheit verleihen. Eisskulpturen sind Highlights im öffentlichen Raum,<br />

die zahlreiche Besucher anlocken.<br />

Wer kennt nicht das Bedürfnis, gefrorenes <strong>Wasser</strong><br />

zu modellieren – als schlichten Schneeball,<br />

als Schneemann oder als Schneeburg. Dort, wo<br />

es lange genug kalt ist, können auch Bartresen<br />

aus Schnee <strong>und</strong> Eis zum Beispiel beim Apres Ski<br />

begeistern. Längst haben größere Projekte aus<br />

Eis Furore gemacht: Und sind zu Publikumsmagneten<br />

geworden. Die „<strong>Wasser</strong>ausgabe“ der<br />

FreeLounge hat sich mit der eisigen Pracht beschäftigt.<br />

Vom russischen Eispalast zum<br />

modernen Eisfestival<br />

Als historische Quellen werden zum einen die<br />

im frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert in Russland aus ausgesägten<br />

Eisblöcken errichteten Eispaläste, in<br />

die bunte Glasscheiben oder Linsen für zauberhafte<br />

Lichteffekte eingearbeitet wurden, <strong>und</strong><br />

zum anderen das Iglu-Bauen der Eskimos angesehen.<br />

Im Jahr 1950 wurde diese Tradition wiederbelebt,<br />

als japanische Studenten im Wintersportort<br />

Sapporo sechs riesige Skulpturen aus<br />

Eis <strong>und</strong> Schnee „schnitzten“. D<strong>am</strong>it begründeten<br />

sie das Sapporo Snow Festival, das seitdem<br />

jährlich stattfi ndet. Seinen Siegeszug um die<br />

Welt schaffte das Eisschnitzen, als die Organisatoren<br />

der Olympischen Winterspiele 1972 in<br />

Sapporo das Eis-Festival mit dem Rahmenprogr<strong>am</strong>m<br />

der Olympischen <strong>Spiel</strong>e verbanden <strong>und</strong><br />

für die beste Eisfi gur auch Medaillen vergaben.<br />

Dies gilt als erste offi zielle Weltmeisterschaft<br />

im Eisschnitzen in dieser „Sportart“.<br />

Seitdem gewinnen Eisfestivals weltweit an Zuspruch.<br />

Im Februar 2002 fand im österreichischen<br />

Graz erstmals eine Weltmeisterschaft<br />

in Europa statt. Mittlerweile gibt es die faszinierenden<br />

Glitzerwelten unter anderem in<br />

Deutschland, Schweden, Finnland, den Niederlanden<br />

<strong>und</strong> Belgien, in der Schweiz, in Russland,<br />

China, Japan, Kanada <strong>und</strong> den USA. Während<br />

Länder mit langen kalten Wintern geographisch<br />

im Vorteil sind, bietet heute moderne Technik<br />

mit Kältemaschinen <strong>und</strong> Thermozelten auch im<br />

vergleichsweise warmen Mitteleuropa gute Voraussetzungen<br />

für Festivals, die vom November<br />

bis zum Februar des folgenden Jahres stattfi nden.<br />

Sensibles Rohmaterial <strong>und</strong> ausgefeilte<br />

Techniken<br />

Die Herstellung von Eisskulpturen birgt durch<br />

die unterschiedlichen Arten von Eis, durch die<br />

Lagerung <strong>und</strong> die Umgebungsbedingungen etliche<br />

Schwierigkeiten. Als Rohmaterial für die<br />

Skulptur dienen Eisblöcke mit hoher Durchsichtigkeit,<br />

die aus sauberem klarem <strong>Wasser</strong> bestehen<br />

<strong>und</strong> sowenig Luftblasen wie möglich beinhalten.<br />

Die umgebende Temperatur beeinfl usst<br />

die Zeit, die dem Künstler für die Fertigstellung<br />

der Skulptur zur Verfügung steht.<br />

Die speziell hergestellten Eisblöcke wiegen teilweise<br />

mehrere Tonnen. Nicht selten werden für<br />

ein einziges Festival r<strong>und</strong> 300.000 kg Eis verarbeitet.<br />

Hinzu kommt manchmal noch dieselbe<br />

Menge an Schnee. Die Eiskünstler gehen mit<br />

grobem Werkzeug wie Kettensägen oder Fräsen<br />

ebenso zu Werk wie mit feinen Spezialmeißeln,<br />

Messern, Spachteln <strong>und</strong> sogar mit Bügeleisen –<br />

wenn es beispielsweise darum geht, Flächen zu<br />

glätten. Selbst Laser kommen zum Einsatz.<br />

Report | 59


Foto: www.eisfi guren.de<br />

Foto: Rhonda Konicki<br />

Licht setzt mystische Gestalten perfekt in Szene. Gegensätze kunstvoll vereint: Feuer <strong>und</strong> Eis.<br />

60 | Report<br />

Skulpturen groß wie Häuser<br />

Eines der bekanntesten Eisskulpturenfestivals<br />

fi ndet im chinesischen Harbin statt. Es hat im<br />

Laufe der Zeit immer mehr an Größe, Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Popularität zugenommen. Das kalte<br />

Klima der Mandschurei verhilft den manchmal<br />

gebäudegroßen Skulpturen zu langer Haltbarkeit.<br />

Weil Chinesen immer schon erfi ndungsreich<br />

<strong>und</strong> feierfreudig waren, gibt es im Winter<br />

sogar ein Fest der gestauchten Knöchel. Das<br />

Vorbild Sapporo ist ebenfalls immer noch ein<br />

Publikumsmagnet. H<strong>und</strong>erte Eisskulpturen zieren<br />

den Odori Park <strong>und</strong> die Hauptstraße in Susukino.<br />

Ob Paläste, Freiheitsstatue oder<br />

Sphinx - hier erreichen die eisigen<br />

Kunstwerke auch schon einmal die<br />

Höhe mehrgeschossiger Gebäude.<br />

In Europa machte vor allem die<br />

Ice-World in Lübeck auf sich<br />

aufmerks<strong>am</strong> - das erste Eisskulpturenfestival<br />

in Deutschland. Es<br />

fand vom 12. Dezember 2003 bis<br />

1. Februar 2004 statt. 2004/2005<br />

war die Ice-World sogar Gastgeberin<br />

der Weltmeisterschaft der Eiskünstler.<br />

Insges<strong>am</strong>t 15 Nationente<strong>am</strong>s<br />

bestehend aus je zwei Künstlern traten<br />

in Lübeck in der Kunst des Eisskulpturenschnitzens<br />

(Carven) gegeneinander<br />

an. Wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />

bedeuteten allerdings zum Ende der<br />

Ice World 2006/2007 das Aus für<br />

diese Veranstaltung.<br />

Weitere Beispiele für Events in<br />

Deutschland sind die jährlich<br />

stattfi ndenden kommerziellen<br />

Eisskulpturenausstellungen<br />

im Centro in Oberhausen <strong>und</strong><br />

Foto: www.eisfi guren.de<br />

Berliner Alexa on Ice. Die Eiskunst wird in einem<br />

eigenen Kühlhaus gefertigt <strong>und</strong> gezeigt.<br />

In ein Wintermärchen verwandeln Künstler die<br />

niederländische <strong>Stadt</strong> Roermond beim - nach<br />

eigenem Bek<strong>und</strong>en des Veranstalters - größten<br />

Eisskulpturenfestival der Welt vom 21. November<br />

2009 bis 28. Februar 2010. R<strong>und</strong> 50 Eiskünstler<br />

aus der ganzen Welt werkeln vorab<br />

drei Wochen lang, um den Figuren den letzten<br />

Schliff zu geben <strong>und</strong> die Illusion einer Welt aus<br />

Eis perfekt zu machen. In dieser Zeit werden aus<br />

1,5 Tonnen schweren Eisblöcken w<strong>und</strong>erschöne<br />

Kunstwerke. Die siebte Ausgabe des Festivals<br />

steht unter dem Motto „Klassische Bücher“.<br />

Bekannte Szenen aus u.a. Gullivers Reisen, Alice<br />

im W<strong>und</strong>erland, Dschungelbuch <strong>und</strong> Dracula<br />

werden so in Eis dargestellt.<br />

Eis <strong>und</strong> Feuer<br />

Der gestalterische Anspruch bei Eisskulpturen<br />

ist heute enorm. Originalität, Proportionen, Details<br />

<strong>und</strong> Oberfl ächenqualität erfordern hohes<br />

Können. Und immer neue Ideen sind gefragt. So<br />

hat der Eisdesigner Horst Birekoven aus Zülpich<br />

bei Köln zwei Elemente miteinander vereint,<br />

die eigentlich nicht zus<strong>am</strong>menpassen: Eis <strong>und</strong><br />

Feuer. Die brennenden Eissäulen sind spektakulär.<br />

Horst Birekoven, der über eine 20 jährige<br />

Erfahrung im Eisschnitzen verfügt, versteht es,<br />

aus seinem faszinierenden Handwerk packende<br />

Show-Events zu machen.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, wenn sich Eisskulpturen großer<br />

Beliebtheit erfreuen. Jetzt ist gerade die richtige<br />

Zeit für den Besuch eines Eisfestivals. Aber<br />

bitte warm anziehen. Denn bei Temperaturen<br />

ab -8 Grad abwärts kann ein R<strong>und</strong>gang durch<br />

die glitzernden Eiswelten eben recht frostig<br />

werden. L.K.


Winter-Highlands<br />

in der Autostadt<br />

Mistelzweige, Dudelsäcke <strong>und</strong> die Weihnachtsbräuche<br />

Schottlands: Die „Winter Highlands“<br />

verwandeln die Lagunenlandschaft der Autostadt<br />

in eine traumhafte Kulisse. Besucher können<br />

die schottische Kultur mit Dudelsackmusik<br />

<strong>und</strong> Haggis, Kilts <strong>und</strong> Tartanmuster kennenlernen.<br />

Wärmende Fackelkörbe <strong>und</strong> weihnachtliche<br />

Lichter erleuchten den Park in feierlichem<br />

Glanz. Eines der Highlights bei den Highlands<br />

ist ein Konzert der legendären schottischen<br />

Band „Simple Minds“. Zum Jahreswechsel dreht<br />

man dann in den Restaurants der Parklandschaft<br />

richtig auf: Mit Feuerwerk <strong>und</strong> großem<br />

T<strong>am</strong>t<strong>am</strong> läutet VW das 10-Jährige Jubiläumsjahr<br />

der Autostadt ein.<br />

Eislauffl äche auf der Lagune<br />

Große <strong>und</strong> kleine Gäste haben bis 31. Januar<br />

täglich die Möglichkeit, über die glitzernde Eisfl<br />

äche zu gleiten <strong>und</strong> sich dabei an dem Anblick<br />

der vier riesigen Adventskerzen zu erfreuen:<br />

den Schornsteinen des benachbarten Kraftwerks.<br />

Aber die Eisfl äche dient auch als Kulisse<br />

hochkarätiger Eiskunstläufe. Weihnachtlich<br />

<strong>und</strong> zauberhaft, diebisch <strong>und</strong> gespenstisch wird<br />

es in der Autostadt, wenn ein Ensemble exzellenter<br />

internationaler Eiskunstläufer klassische<br />

schottische <strong>und</strong> englische Storys tanzend erzählt.<br />

Fahrgastschiff Havelland: Mord an Bord<br />

An die Lagunenlandschaft grenzt der Mittellandkanal<br />

<strong>und</strong> auch hier fi nden Events im Rahmen<br />

der Winter-Highlands statt: An drei Abenden<br />

kreuzt das Fahrgastschiff Havelland – seit<br />

Für die Dezember-Ausgabe suchten wir ausgefallene Weihnachtsmärkte<br />

<strong>und</strong> fanden etwas viel Besseres: die Winter-Highlands in den<br />

Lagunen der Parklandschaft der Autostadt von VW. Diese fi nden in<br />

Wolfsburg vom 28. November 2009 bis 31. Januar 2010 statt – zu<br />

Land <strong>und</strong> zu <strong>Wasser</strong>.<br />

Mai 2009 neu im Park – mit „Mord an Bord“.<br />

Es werden bekannte Schottland-Krimis <strong>und</strong> Gespenstergeschichten<br />

von der Insel vorgelesen.<br />

Wintermarkt <strong>und</strong> Highland Hall<br />

Einzigartig ist der Wintermarkt in der Autostadt,<br />

in dessen Zentrum auch in diesem Jahr<br />

der reich geschmückte über 20 Meter hohe<br />

Weihnachtsbaum steht. Liebevoll eingerichtete<br />

Buden mit Handverlesenem <strong>und</strong> schottischen<br />

Kulinaria laden bis Ende Dezember zum Schlendern<br />

<strong>und</strong> Stöbern ein. Aufwärmen können sich<br />

die Besucher dann noch bis Ende Januar in der<br />

Highland Hall, einer schottisch gestalteten<br />

Winterlounge mit K<strong>am</strong>infeuer <strong>und</strong> Blick über<br />

die Lagune. <strong>Wasser</strong>, Weihnachten <strong>und</strong> Winter –<br />

in Wolfsburg wird das wirklich vorbildlich kombiniert.<br />

D.T.<br />

Eintritsspreise Tageskarte <strong>und</strong> 2-Tageskarte<br />

Erwachsene: 15 Euro/22 Euro<br />

Ermäßigt: 12 Euro/18 Euro<br />

Kinder/Jugendliche: 6 Euro/9 Euro<br />

F<strong>am</strong>ilien: 38 Euro/57 Euro<br />

Foto: www.autostadt.de<br />

Report | 61


Das Konzept der B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 ist außergewöhnlich.<br />

Unter dem Dach „Zeitenwandel“ werden die drei Kernthemen<br />

Natur, Kultur <strong>und</strong> Architektur an drei Orten im <strong>Stadt</strong>gebiet inszeniert:<br />

dem Kurfürstlichen Schloss, dem Blumenhof <strong>am</strong> Deutschen<br />

Eck <strong>und</strong> dem Festungsplateau Ehrenbreitstein. So soll nicht nur eine<br />

weitläufi ge Anlage entstehen, die auch nach der B<strong>und</strong>esgartenschau<br />

die Lebensqualität in Koblenz erhöht. Es sollen auch Orte der Begegnung<br />

wachsen, an denen Menschen unterschiedlicher Herkunft <strong>und</strong><br />

jeden Alters sommerliche Tage genießen.<br />

62 | Report<br />

BUGA 2011 –<br />

Koblenz verwandelt<br />

Nachhaltige Veränderungen<br />

Ein großer Erfolg war die B<strong>und</strong>esgartenschau<br />

2009 in Schwerin. Die erwartete Besucherzahl<br />

von 1,8 Millionen wurde übertroffen. In der<br />

Kasse bleibt ein Millionen-Überschuss. Jetzt<br />

geht es darum, den touristischen Schwung für<br />

die Zukunft zu nutzen. So sollen – zumindest<br />

bis zum 850-jährigen <strong>Stadt</strong>jubiläum 2010 –<br />

mehr Ausstellungs-Highlights erhalten bleiben,<br />

als zunächst geplant. Zudem hat die Landesregierung<br />

angeboten, gemeins<strong>am</strong> ein neues Tourismuskonzept<br />

für <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Umland zu erarbeiten.<br />

Koblenz legt sich derzeit noch mächtig ins<br />

Zeug, um seine BUGA 2011 zu einem nachhaltigen<br />

Erfolg zu machen. Auf einer Fläche von<br />

48 Hektar entsteht das neue grüne Antlitz der<br />

Mittelrheinmetropole. Dort wird die B<strong>und</strong>esgartenschau<br />

Koblenz 2011 allen Gästen aus dem<br />

In- <strong>und</strong> Ausland ein umfassendes <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Kulturangebot präsentieren. Zwei Millionen Besucher<br />

werden erwartet. Ein <strong>am</strong>bitioniertes Ziel,<br />

für das die <strong>Stadt</strong> 28 Millionen Euro aufbringen<br />

wird. Die BUGA 2011 soll daher auch weit mehr<br />

als eine hübsche Ans<strong>am</strong>mlung von Blumenbeeten<br />

sein. Dinge werden realisiert, die schon<br />

lange angedacht sind. Der Schienenhaltepunkt<br />

Mitte, der Zentralplatz, der Schlossvorplatz mit<br />

Öffnung zur Schlossstraße sowie zu den Rheinanlagen.<br />

Selbst Lützel <strong>und</strong> Neuendorf sollen<br />

endlich ihren Hochwasserschutz erhalten. Dafür<br />

verzichtet das Land Rheinland-Pfalz sogar<br />

auf eine Landesgartenschau <strong>und</strong> stellt die Finanzmittel<br />

Koblenz zur Verfügung. Schließlich<br />

geht es nicht nur um die <strong>Stadt</strong> selbst, sondern<br />

um Chancen für die ges<strong>am</strong>te Region.<br />

Tor zum Weltkulturerbe<br />

Das Obere Mittelrheintal, im Norden <strong>und</strong> Süden<br />

durch die Städte Koblenz, Bingen <strong>und</strong> Rüdesheim<br />

begrenzt, fi ndet sich seit Juni 2002 auf<br />

der Liste des UNESCO-Welterbes. Die Landschaft<br />

südlich von Koblenz hat viel zu bieten:<br />

den Wechsel von Tälern <strong>und</strong> Höhen, von <strong>Wasser</strong><br />

<strong>und</strong> Land, die Festungsbauten, die Uferzonen.<br />

Auch die Kommunen fl ussaufwärts bis zum Loreleyfelsen<br />

werden von der BUGA profi tieren.<br />

Da ist es nahe liegend, dass die BUGA 2011


das <strong>Wasser</strong> zu einem wichtigen Thema macht.<br />

Schließlich liegt die Koblenz <strong>am</strong> Zus<strong>am</strong>menfl uss<br />

von Mosel <strong>und</strong> Rhein <strong>und</strong> beherbergt mit dem<br />

Deutschen Eck einen Ort, der mittlerweile auch<br />

zum Symbol für Europa geworden ist. Im Spannungsdreieck<br />

zwischen dem Zus<strong>am</strong>menfl uss<br />

der Gewässer, dem Kurfürstlichen Schloss <strong>und</strong><br />

der Festung Ehrenbreitstein ist die Entwicklung<br />

der Baumaßnahmen schon bestens gediehen,<br />

was sich derzeit noch als Behinderung<br />

der gewohnten Bewegungsfreiheit in der <strong>Stadt</strong><br />

ausdrückt. So ist das Konrad-Adenauer-Ufer in<br />

weiten Bereichen gesperrt. Hauptgr<strong>und</strong> ist die<br />

notwendige Sanierung der Ufermauer in diesem<br />

Bereich. Auch <strong>am</strong> Peter-Altmaier-Ufer entlang<br />

der Mosel haben die Arbeiten zur Umgestaltung<br />

der Promenade begonnen. Die Koblenzer sehen<br />

die zeitweiligen Einschränkungen gelassen.<br />

Denn mit jedem Tag nehmen die Projekte konkretere<br />

Gestalt an.<br />

Drei Landschaften, eine Gartenschau<br />

Das Gelände der B<strong>und</strong>esgartenschau 2011 in<br />

Koblenz erstreckt sich mit den zentralen Flächen<br />

für Ausstellungen <strong>und</strong> Leistungsschauen<br />

vom Kurfürstlichen Schloss über den Blumenhof<br />

zwischen Altstadt <strong>und</strong> Deutschem Eck bis<br />

zur Festung Ehrenbreitstein. Alle drei Bereiche<br />

bleiben über das Jahr 2011 dauerhaft erhalten<br />

<strong>und</strong> bereichern die <strong>Stadt</strong> um attraktive Erholungsfl<br />

ächen. Als besondere Verbindung dient<br />

die spektakuläre Seilbahn zwischen Schloss <strong>und</strong><br />

Festung quer über den Rhein. Diese ist jedoch<br />

nach einem Kompromiss mit der UNESCO als<br />

temporäre Einrichtung konzipiert <strong>und</strong> wird voraussichtlich<br />

etwa 3 Jahre nach der Gartenschau<br />

wieder demontiert.<br />

Kein Tag wie der andere<br />

Die BUGA Koblenz 2011 ist konzipiert als ein<br />

sommerlanges Fest, bei dem jeder Tag zu einem<br />

besonderen Erlebnis wird. R<strong>und</strong> 3.000 Veranstaltungen,<br />

vom Kleinkünstler bis zum Sinfonieorchester,<br />

erwarten die Besucher, zusätzlich<br />

über 20 Ausstellungen in den Blumenhallen <strong>und</strong><br />

wechselnde Thementage in allen Bereichen.<br />

Und auch die kleinen Gäste kommen auf ihre<br />

Kosten: Vom abenteuerlichen Klettergarten auf<br />

der Festung über einen wahrlich königlichen<br />

<strong>Spiel</strong>platz <strong>und</strong> eine Skateranlage <strong>am</strong> Schloss<br />

bis hin zu aufregenden <strong>Wasser</strong>welten <strong>am</strong> Blumenhof<br />

– mit kindgerechten Anlagen ist dafür<br />

gesorgt, dass auch die Jüngsten ihren Besuch<br />

auf der B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 nicht<br />

vergessen werden.<br />

Die ganze F<strong>am</strong>ilie hat bei zahlreichen Mitmachaktionen<br />

<strong>und</strong> Workshops die Möglichkeit,<br />

die B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 mit allen<br />

Sinnen zu erleben. Riechen, schmecken, fühlen<br />

– nur wer die Natur kennt, kann sie verstehen.<br />

Nachdem das „Grüne Klassenzimmer“<br />

sich sowohl auf B<strong>und</strong>es- wie auf Landesgartenschauen<br />

seit Langem etabliert hat, will die<br />

B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 GmbH mit<br />

ihrem „Bunten Klassenzimmer“ noch einen<br />

Schritt weitergehen – über die klassischen Themen<br />

r<strong>und</strong> um Naturk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Biologie hinaus.<br />

2011 sollen Themen wie „Natur“, „<strong>Wasser</strong>“,<br />

„Ges<strong>und</strong>heit“, „Kunst <strong>und</strong> Kultur“, „Technik“<br />

<strong>und</strong> „Global denken – lokal handeln“ auf dem<br />

St<strong>und</strong>enplan stehen. Dies öffnet für viele Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche eine unbekannte Welt vor der<br />

eigenen Haustür. Hier kann experimentiert <strong>und</strong><br />

geforscht werden. Der außerschulische Lernort<br />

ist eine attraktive Ergänzung zum „normalen“<br />

Schulalltag.<br />

Zuschauermagnet Blumenhallen<br />

Während der B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011<br />

bilden die Hallen an der Festung Ehrenbreitstein<br />

einen Anziehungspunkt für Liebhaber der<br />

Blumenkunst. Exotische Pfl anzen, Glanzpunkte<br />

des deutschen Gartenbaus <strong>und</strong> fl oristische<br />

Meisterleistungen werden in den wöchentlich<br />

wechselnden Hallenschauen präsentiert. Alte<br />

Räume – neue Ideen: In den historischen Räumen<br />

der Festung werden prächtige Pfl anzenkreationen<br />

vom Können der Floristen zeugen. Im<br />

Kompetenzzentrum Grün stehen Experten den<br />

Besuchern bei allen Fragen r<strong>und</strong> um Garten <strong>und</strong><br />

Floristik Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />

Bis zur Eröffnung der BUGA Koblenz <strong>am</strong> 15.<br />

April 2011 ist noch viel Zeit. Der Baufortschritt<br />

ist im Plan, alles im grünen Bereich. Bleibt zu<br />

hoffen, dass auch die ehrgeizigen Ziele einer<br />

nachhaltigen Veränderung der ges<strong>am</strong>ten Region<br />

erreicht werden. L.K.<br />

Fotos: B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 GmbH<br />

Report | 63


Skaterparadies in Stuttgart<br />

Junge Menschen lieben alles, was schnell ist <strong>und</strong> rollt. Besonders<br />

junge Männer. Zum Beispiel Skateboarding. Der Sport hat sich seit<br />

seinen Anfängen in den 70er-Jahren enorm weiter entwickelt, <strong>und</strong><br />

wird dies künftig auch weiter tun. Somit haben sich die Anforderungen<br />

in der Planung einer Skateanlage, die den aktuellen <strong>und</strong> kommenden<br />

Bedürfnissen ihrer Nutzer gerecht wird, erhöht. In Stuttgart<br />

wurde im Mai einer neuer Skatepark eröffnet, von dem man wohl<br />

behaupten kann, dass er zukunftsweisend ist.<br />

Links<br />

» www.mbas.de<br />

Architekt Matthias Bauer<br />

» www.minus-r<strong>am</strong>ps.com<br />

Spezialisten für Skateanlagen<br />

» www.sk8mag.de<br />

Onlinemagazin für Skater<br />

» www.stuttgart.de<br />

<strong>Stadt</strong> Stuttgart<br />

» www.skateboardmuseum.de<br />

64 | Report<br />

Die Skater-Szene stellt laut Ivonne Bemerburg<br />

(www.jugendszenen.com) die größte sportzentrierte<br />

Jugendszene in Deutschland dar. Neben<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen skaten aber auch<br />

viele junge <strong>und</strong> jung gebliebene Erwachsene.<br />

Einer davon skatet sogar im Rollstuhl: Auf<br />

Youtube <strong>und</strong> bei Wettkämpfen in den USA <strong>und</strong><br />

Europa beeindruckt der gehbehinderte Teenager<br />

Aaron Fotheringh<strong>am</strong> aus Las Vegas. Er<br />

nennt seine Stunts „Hardcore Sittung“. Skateparks<br />

sind ein bedeutender Ort für die soziale<br />

<strong>und</strong> körperliche Entwicklung von überwiegend<br />

männlichen jungen Menschen. Mädchen spielten<br />

bisher eher eine Rolle als Zuschauerin, <strong>und</strong><br />

genießen die Show, wenn die Jungs ihre Tricks<br />

üben. Immer öfter aber fi ndet man inzwischen<br />

auch aktive Mädchen. Allerorts werden Halfpipes,<br />

R<strong>am</strong>pen <strong>und</strong> Skateparks gebaut, wird in<br />

Kellern <strong>und</strong> unter Brücken geübt oder auf der<br />

öffentlichen Freifl äche gesurft. Unscheinbare<br />

Plätze, Stufen, Ecken <strong>und</strong> Mauern werden zu<br />

<strong>Spiel</strong>fl äche umgedeutet – das hat schon eine<br />

Menge von Kunst. Ob Streetskaten (in der<br />

<strong>Stadt</strong>), Bowlskaten (in einem r<strong>und</strong>en Pool) oder<br />

Halfpipeskaten (in einer Halbröhre): Skaten ist<br />

Foto: MBA/S<br />

kunstvoller Leistungssport, in dem Präzision<br />

<strong>und</strong> Meisterschaft in den zu „stehenden“ Tricks<br />

mit N<strong>am</strong>en wie „Flip“, „Ollie“ oder „Grinds“ nur<br />

durch beständiges Üben erreicht werden kann.<br />

Bis ein Trick sitzt, können Wochen <strong>und</strong> Monate<br />

vergehen. Wer skatet, hängt also keinesfalls auf<br />

der Straße herum, sondern übt hochdiszipliniert<br />

Dinge, die nicht jeder kann. Ein gutes Gefühl für<br />

Jungen <strong>und</strong> junge Männer, die ihren Platz in der<br />

Gesellschaft suchen. Stuttgart gilt als eine der<br />

deutschen Hochburgen, hier gibt es sogar ein<br />

Skateboardmuseum (www.skateboardmuseum.<br />

de) mit Kursen für Kids. Aus Stuttgart st<strong>am</strong>mt<br />

auch Matthias Bauer, ehemaliger Europ<strong>am</strong>eister<br />

<strong>und</strong> Vizeweltmeister auf dem Skateboard.<br />

Er fi nanzierte sich sein Studium mit dem Rollbrett.<br />

Inzwischen ist er 46 Jahre <strong>und</strong> skatet immer<br />

noch – aber vor allem plant er als Architekt<br />

weltweit Museen, öffentliche Gebäude, Bildungsstätten<br />

<strong>und</strong> jetzt auch seine erste Skateranlage:<br />

Die im Mai eingeweihte Spritzgussanlage<br />

<strong>am</strong> Pragfriedhof in Stuttgart. D<strong>am</strong>it erfüllte<br />

er sich einen Traum. Und den Skatern auch, die<br />

sich in Blogeinträgen begeistert äußern.<br />

Zuschüsse aus dem B<strong>und</strong>-Länder-<br />

Sanierungsprogr<strong>am</strong>m<br />

Die <strong>Stadt</strong> hat den Skatepark als Teil einer neuen<br />

Mehrgenerationenanlage errichtet. Technikbürgermeister<br />

Thürnau erklärte bei der Eröffnung:<br />

„Entlang des Pragfriedhofes ist ein Grünzug<br />

entstanden, der Platz für verschiedene Sportarten<br />

lässt. Allein die Skateranlage bietet auf<br />

r<strong>und</strong> 1.000 Quadratmetern Möglichkeiten zum<br />

Skaten. Der Stuttgarter Norden gewinnt dadurch<br />

an Attraktivität.“


Hinzu kommen ein Bolzplatz <strong>und</strong> ein Beachvolleyballfeld<br />

mit jeweils r<strong>und</strong> 200 Quadratmetern.<br />

Außerdem wurden auf r<strong>und</strong> 3.000 Quadratmetern<br />

Wiesen <strong>und</strong> Rasen geschaffen.<br />

Bereits 1999 entstand die Idee, im Rahmen<br />

der Einrichtung einer Wege- <strong>und</strong> Grünverbindung<br />

zwischen den Stuttgart 21-Teilgebieten<br />

C1 <strong>und</strong> A1 eine Anlage für Skater <strong>und</strong> Inliner<br />

einzurichten. Nachdem die Israelitische Religionsgemeinschaft<br />

Württembergs (IRGW)<br />

zugestimmt hatte, in der Nachbarschaft zum<br />

historischen jüdischen Teil des Pragfriedhofs<br />

zu bauen, konnten die Planungen fortgeführt<br />

werden. Bei Probegrabungen wurde eine bis zu<br />

11 Meter hohe Auffüllung von Müll <strong>und</strong> Kriegsschutt<br />

im Untergr<strong>und</strong> festgestellt, sodass die<br />

zeitlichen <strong>und</strong> fi nanziellen Planungen entsprechend<br />

angepasst werden mussten. Im Frühjahr<br />

2008 begannen die Erdarbeiten <strong>und</strong> im Sommer<br />

die Betonarbeiten an der Skateanlage. Ab dem<br />

Winter 2008 wurden die Landschaftsbauarbeiten<br />

durchgeführt. Insges<strong>am</strong>t wurden r<strong>und</strong><br />

1.300 Kubikmeter Boden ausgehoben, davon<br />

wurde mehr als die Hälfte wieder im Bereich<br />

des Baufelds verwendet.<br />

Der Skatepark hat ca. 450.000 Euro gekostet<br />

(Bereich Bowl-Area <strong>und</strong> Plaza mit insges<strong>am</strong>t<br />

1.000 Quadratmetern). Laut Matthias Bauer<br />

wird der eingesetzte kommunale Euro nirgendwo<br />

so stark genutzt wie bei Skateparks. Die<br />

Kosten für den Bau der Ges<strong>am</strong>tanlage beliefen<br />

sich auf r<strong>und</strong> 1,7 Millionen Euro. B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land<br />

bezuschussten im Rahmen des B<strong>und</strong>-Länder-<br />

Sanierungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprogr<strong>am</strong>ms (SEP)<br />

die Umgestaltung mit 961.200 Euro, wie das<br />

zuständige Amt für <strong>Stadt</strong>erneuerung mitteilte.<br />

„Wir haben den ehemaligen Skateboard-Vizeweltmeister<br />

<strong>und</strong> heutigen Architekten Matthias<br />

Bauer mit der Planung beauftragt <strong>und</strong> diese<br />

dann mit der Skatergemeinde <strong>und</strong> dem Jugendrat<br />

Stuttgart-Nord besprochen. Die Anlage ist<br />

sozusagen von Skatern für Skater gemacht“, so<br />

Thürnau. Skater können auf einer 500 Quadratmeter<br />

großen Ebene, einer so genannten „Flat“,<br />

rollen oder in ein Becken mit abger<strong>und</strong>eten<br />

Ecken fahren. Diese so genannte „Bowl“ umfasst<br />

r<strong>und</strong> 450 Quadratmeter.<br />

Ortseinbau mit Spritzgussbeton für<br />

fugenfreies Fahrvergnügen<br />

Für die Errichtung einer solchen Anlage gibt<br />

es mehrere Möglichkeiten: Fertigelemente aus<br />

Beton oder als Holzkonstruktion mit Kunststoff<br />

oder Ortseinbau mit Spritzbeton. Welche<br />

Bauart die Richtige ist, ist eine Frage des Nut-<br />

zungsprofi ls, der Erfahrungen des Planers, der<br />

Beschaffenheit des Untergr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> vielleicht<br />

auch ein wenig Philosophie. Matthias Bauer jedenfalls<br />

schwört auf Ortseinbau mit Spritzbeton.<br />

„In meinen Augen sind die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

der Skater bei Fertigteilanlagen<br />

schnell ausgereizt. Und da sich Skater oft über<br />

Jahre oder Jahrzehnte mit dem Sport befassen,<br />

brauchen sie reizvolle Umgebungen <strong>und</strong> Bahngeometrien,<br />

die sie herausfordern.“ Erklärt er.<br />

„Skateparks erfüllen eine enorm wichtige Funktion für das<br />

soziale Leben in einer <strong>Stadt</strong>, da man hier Wesentliches für´s<br />

Leben lernt: Disziplin, Rücksicht, Te<strong>am</strong>geist, Verantwortung<br />

für den eigenen Körper <strong>und</strong> die Sicherheit der anderen.“<br />

Matthias Bauer, Architekt <strong>und</strong> Fachplaner für Skateanlagen<br />

„Die großen Entwicklungsmöglichkeiten der<br />

Stuttgarter Anlage sind vor allem darin begründet,<br />

dass bei Ortseinbau besondere dyn<strong>am</strong>ische<br />

3-D-Geometrien geschaffen werden können.<br />

In Deutschland hat München eine Vorreiterrolle.<br />

Dort baut man nur noch solche Anlagen<br />

<strong>und</strong> weltweit ist es die von Skatern bevorzugte<br />

<strong>und</strong> nachhaltigste Bauweise“ Neben der Bauart<br />

ist bei der Planung auch die Form zu bedenken:<br />

Der Vorteil einer Bowlanlage gegenüber<br />

den gängigen Halfpipes ist, dass die Kurve für<br />

den Skater keine Konstante darstellt, sondern<br />

er durch die auf zwei Ebenen verteilten Radien<br />

ständig wechselnde freie Formen fahren kann.<br />

Dies setzt einen völlig fugenfreien Pool voraus,<br />

Foto: MBA/S<br />

Report | 65


Die große Bowl ermöglicht durch ihre variantenreiche Ausformung sehr unterschiedliche Kurvenradien<br />

<strong>und</strong> große Entwicklungsmöglichkeiten. Eine solche Anlage wird Skatern nie langweilig.<br />

Skatepark <strong>am</strong><br />

Pragfriedhof, Stuttgart<br />

Bowl: 446 m2 (eben<br />

gemessen)<br />

Plaza: 548 m2 Erweiterungsfl äche<br />

Treff: 365 m 2<br />

Vorbereich: 44 m 2<br />

Ges<strong>am</strong>tfl äche: 1.403 m 2<br />

Auftraggeber:<br />

<strong>Stadt</strong> Stuttgart<br />

Architekt <strong>und</strong> Fachplaner<br />

für Skateparks:<br />

MBA/S Matthias Bauer<br />

Statiker:<br />

Khing Knippers Helbig<br />

Bauunternehmen:<br />

Schmück GmbH + Co KG<br />

mit Firma Minus-R<strong>am</strong>ps<br />

Stahlbau Zaunanlage:<br />

Schlosserei Resch<br />

Bauzeit: 6 Monate<br />

Eröffnung Mai 2009<br />

66 | Report<br />

der im Stuttgarter Fall von Matthias Bauer bzw.<br />

seinen Fachleuten mit Spritzguss ausgeformt<br />

wurde. Zu den von Kritikern gerne vorgebrachten<br />

Bedenken wegen möglicher Rissbildung erklärt<br />

der Architekt: „Die Gefahr der Rissbildung<br />

wird hochgespielt. Stahlbeton muss mikroskopisch<br />

reißen. Die Kunst im Betonbau ist es ja<br />

gerade, die Rissbreitenbeschränkung zu steuern<br />

<strong>und</strong> einzuplanen. Oberfl ächenqualität <strong>und</strong><br />

geringe Rissbreiten zu erzielen, ist der Job des<br />

Betonbauers.“<br />

Ist die Risikosportart ein Risiko für die<br />

Kommune?<br />

Stürze gehören zu diesem Sport dazu – genau<br />

wie beim Fußball <strong>und</strong> Handball. Immer dort, wo<br />

Jungs an ihre körperlichen Grenzen gehen, gibt<br />

es blaue Flecken, das ist ein Teil ihrer Entwicklungsgeschichte<br />

als Mann. Innerhalb der Community<br />

hilft man sich, d<strong>am</strong>it es möglichst nicht<br />

zu ernsteren Verletzungen kommt: Erfahrene<br />

helfen Neulingen, Anfänger orientieren sich an<br />

älteren Vorbildern. Skater sind lose vernetzt,<br />

<strong>und</strong> pfl egen einen kooperativen Umgang, es<br />

fi ndet auch eine soziale Kontrolle statt. Wenn<br />

sich ein Anfänger allzu sehr überschätzt, wird<br />

er oft von Erfahrenen zurückgepfi ffen. Abgesehen<br />

vom persönlichen Risikoverhalten gilt zur<br />

Sicherheit der Skateanlagen die 2006 veröffentlichte<br />

DIN EN 14974 „Anlagen für Benutzer<br />

von Rollsportgeräten – sicherheitstechnische<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Prüfverfahren“. Diese europäische<br />

Norm legt die allgemeinen <strong>und</strong> besonderen<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Prüfverfahren<br />

für Anlagen fest, die in unbeaufsichtigten Bereichen<br />

von Inline-Skatern, Rollschuh-Fahrern,<br />

Skateboardern oder ähnlichen Rollsportanhängern<br />

sowie BMX-Begeisterten benutzt werden.<br />

Ist die Anlage entsprechend auf dem neusten<br />

Foto: Axel Görger<br />

Foto: STZ<br />

Ehemaliger Vize-Weltmeister im Skateboarding:<br />

Dipl.-Ing. Freier Architekt Matthias Bauer BDA<br />

Stand, muss sich die Kommune keine größeren<br />

Sorgen um Haftungsfragen machen, als bei einem<br />

Fußballfeld.<br />

Der Standortfrage ist sehr wichtig für<br />

die Akzeptanz<br />

Lärm gehört allerdings auch zu diesem Sport,<br />

deshalb empfi ehlt es sich, in der Planungsphase<br />

nicht nur die Skater, sondern auch die Anwohner<br />

mit einzubeziehen. Die Standortfrage ist<br />

entscheidend für die spätere Akzeptanz durch<br />

Nutzer <strong>und</strong> Anwohner. Für die Skater sollte sie<br />

gut erreichbar sein, für die Anwohner möglichst<br />

weit draußen. Ein Dilemma. Alle Skateanlagen<br />

aus der <strong>Stadt</strong> zu verbannen hält Matthias Bauer<br />

für keine Lösung, da sie wichtige soziale Funktionen<br />

erfüllt <strong>und</strong> sowohl für Jüngere als auch<br />

Ältere gut <strong>und</strong> vor allem sicher mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln erreichbar sein sollte. Die jüngeren<br />

Nutzer sind etwa 10 Jahre alt. Öffnungszeiten<br />

<strong>und</strong> Lärmemissionsgutachten können<br />

helfen, eine verbindliche Toleranzschwelle für<br />

die Kompromisszone festzulegen. So einigte<br />

man sich in Stuttgart auf Mittagsruhe <strong>und</strong> Öffnungszeiten<br />

bis 20 Uhr, die in der Praxis wohl<br />

nicht immer leicht einzuhalten sind, was schon<br />

mal zu Konfl ikten mit Anwohnern führt. Aber<br />

– dieses Thema ist nicht Skatepark-spezifi sch.<br />

Gibt es nicht immer irgendwo jemand, der sich<br />

beschwert? Ob Außenterrasse einer Gastronomie,<br />

Open-Air-Konzert, Bürgerfest im Park,<br />

Kinderspielplatz oder Skatepark – es ist immer<br />

schade, wenn einzelne Anwohner das gesellige<br />

Beis<strong>am</strong>mensein größerer Gruppen von <strong>Stadt</strong>bewohnern<br />

verhindern wollen. Erst recht, wenn es<br />

dabei um junge Menschen geht, die sich ehrgeizig<br />

ihren Zielen in ihrem Sport verschrieben<br />

haben. D.T.


Was Skater brauchen?<br />

Das wissen sie selbst <strong>am</strong> Besten<br />

Ingo Naschold aus Münster ist einer, der weiß, was Skater brauchen: Mit seinem<br />

Fachplanungsbüro für Skateparks unterstützt er Kommunen bei der Konzeption<br />

<strong>und</strong> führt Workshops durch, um die Zielgruppen mit einzubeziehen. Sein aktuelles<br />

Projekt ist der Skatepark für die Landesgartenschau Hemer, die 2010 eröffnet wird.<br />

Dagmar Thiemann befragte ihn nach seinen Erfahrungen <strong>und</strong> Empfehlungen.<br />

FreeLounge: Wie k<strong>am</strong>en Sie vom aktiven Skaten<br />

zur Anlagenplanung?<br />

Ingo Naschold: Vor ca. 5 Jahren bin ich zu einem<br />

Skatepark-Opening eingeladen worden bei<br />

dem ich mit dem te<strong>am</strong>.titus eine Show gefahren<br />

bin. Die Gestaltung des Parks hat mir nicht<br />

gefallen <strong>und</strong> ich habe eine lange Mail an den<br />

Hersteller geschrieben, der für die Planung<br />

verantwortlich war. Der hat sich der konstruktiven<br />

Kritik angenommen <strong>und</strong> ermöglichte<br />

mir, bei einigen Planungen mitzuwirken. Für<br />

die Planungen habe ich mir mit der Zeit das<br />

bautechnische Fachwissen angeeignet <strong>und</strong> das<br />

fahrtechnische hatte ich ja bereits. Dann bot<br />

sich für mich die Gelegenheit, mich selbstständig<br />

zu machen. Seit 4 Jahren betreibe ich mit<br />

DSGN-concepts ein eigenes Fachplanungsbüro<br />

r<strong>und</strong> um das Thema Skatepark. Wir konzeptionieren<br />

<strong>und</strong> planen, führen Skateboardwettbewerbe<br />

<strong>und</strong> Shows durch <strong>und</strong> alles, was einem<br />

die nächste Herausforderung bietet.<br />

FreeLounge: Warum ist der eigene Bezug zum<br />

Sport selbst bei der Planung so wichtig?<br />

Ingo Naschold: Gerade fahrtechnisches Fachwissen<br />

ist bei einer Skateparkplanung unbedingte<br />

Voraussetzung. Und das bei jeglicher<br />

Größenordnung! Ich fahre seit ca 20 Jahren<br />

Skateboard, davon waren ca. 10 Jahre auf<br />

professioneller Ebene, wo ich regelmäßig an<br />

der deutschen Meisterschaft <strong>und</strong> auch bei der<br />

Europa- <strong>und</strong> Weltmeisterschaft teilgenommen<br />

habe. Meine Aktivität ist heute nicht mehr so<br />

regelmäßig, aber ich freue mich jedes Mal, selber<br />

über den Beton fahren zu können. Um einen<br />

guten Skatepark zu planen, muss man ein<br />

gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben,<br />

den Park in Gedanken skaten können <strong>und</strong><br />

hierbei die unterschiedlichsten Fußstellungen,<br />

Foto: Landesgartenschau Hemer 2010<br />

Report | 67


Foto: Landesgartenschau Hemer 2010<br />

Die Skateanlage im Streetplaza-Style wird im April 2010 mit der Landesgartenschau Hemer eröffnet.<br />

Skatepark Landesgartenschau<br />

Hemer<br />

Ges<strong>am</strong>tfl äche: 2.000 m 2<br />

Bauherr:<br />

Landesgartenschau Hemer<br />

2010<br />

Planungsbüro:<br />

Geskes & Hack Landschaftsarchitekten,<br />

Berlin<br />

Fachplaner für Skatepark:<br />

DSGN-concepts, Münster<br />

Bauunternehmen:<br />

Boymann GmbH & Co KG,<br />

Glandorf<br />

Planungs- & Bauzeit:<br />

ca. 1 Jahr<br />

Eröffnung April 2010<br />

68 | Report<br />

Fahrtrichtungen, möglichen Tricks <strong>und</strong> Trickkombinationen<br />

beachten. So etwas kann nur<br />

jemand, der Skateboard fährt.<br />

FreeLounge: Wie viele Skate-Projekte haben<br />

Sie schon realisiert?<br />

Ingo Naschold: Geschätzt sind es vielleicht<br />

50 Planungen, die ich zu Papier gebracht habe<br />

<strong>und</strong> die in die unterschiedlichsten Richtungen<br />

gingen. Von der fahrtechnischen Überarbeitung<br />

eines Indoor-Pools aus Holz über kleine<br />

R<strong>am</strong>penzus<strong>am</strong>menstellungen für ein Jugendzentrum<br />

bis zum landschaftlich eingebetteten<br />

Outdoor-Betonpark.<br />

FreeLounge: Aktuell arbeiten Sie an dem Skatepark<br />

für die Landesgartenschau in Hemer.<br />

Wie können wir uns die Anlage vorstellen?<br />

Ingo Naschold: Der Skatepark ist bereits fertiggestellt,<br />

darf aber erst nach der Eröffnung <strong>am</strong><br />

17. April 2010 offi ziell beskatet werden. Hier<br />

hatte man als Ausgangslage eine 2.000 Quadratmeter<br />

große Fläche mit einer organischen<br />

Platzform, die mit einem Höhenunterschied von<br />

sechs Metern im Hang gelegen ist. Aus einem<br />

Planungsworkshop mit jugendlichen zukünftigen<br />

Nutzern wusste man, welche Art von Skatepark<br />

es werden sollte. Vor Ort gibt es viele<br />

Street-Skater <strong>und</strong> die wollten urbane Elemente<br />

wie Treppenstufen, Sitzblöcke usw. Aber ein<br />

Großteil der Skater fährt auch gerne R<strong>und</strong>ungen,<br />

so genannte Transitions. Man wollte einen<br />

Old-School-Pool, wie man ihn in den 70er<br />

Jahren in Kalifornien gefahren ist. Dort hat d<strong>am</strong>als<br />

das Poolskaten in den Backyard-Pools der<br />

Wohnhäuser das Skateboardfahren revolutioniert.<br />

Dazu war es allen wichtig, für Anfänger<br />

einen eigenen Bereich zu schaffen, d<strong>am</strong>it die<br />

dort ungestört üben können, um später mit den<br />

Fortgeschrittenen in der großen Anlage fahren<br />

zu können. Im Konzept des Parks sollten die<br />

R<strong>am</strong>pen zudem in die Landschaft eingebettet<br />

werden, um dabei Freifl ächen zu schaffen, die<br />

landschaftsarchitektonisch beplant werden<br />

sollten. Eine große Schwierigkeit war hier die<br />

Hanglage mit dem großen Höhenunterschied.<br />

Realisiert wurde ein Streetplaza-Park mit verschiedensten<br />

Elementen aus dem urbanen<br />

Raum, die sich auf mehreren Ebenen im Park<br />

verteilen. Im schmalen <strong>und</strong> <strong>am</strong> tiefst gelegenen<br />

Teil ist eine 400-Quadratmeter-Fläche, in der<br />

man sich als Anfänger an einfachen R<strong>am</strong>pen<br />

versuchen kann, <strong>und</strong> im Mittelteil des größeren<br />

Bereichs ist ein Kidney-Pool. Der Starter-Place<br />

ist von dem großen Streetbereich getrennt <strong>und</strong><br />

der Pool ist in die große Streetfl äche integriert.<br />

Das Büro Geskes & Hack aus Berlin hat als Ges<strong>am</strong>tplaner<br />

der Landesgartenschau die Skateparkeinbindung<br />

<strong>und</strong> die Freifl ächen konzeptionell<br />

geplant <strong>und</strong> hier das Thema Pfl anzen <strong>und</strong><br />

Felsen aufgegriffen, da der Skatepark im Bereich<br />

des Hemeraner Felsenmeers gelegen ist.<br />

FreeLounge: Welche Bedeutung wird der Skatepark<br />

in Hemer nach Ihrer Einschätzung erlangen?<br />

Ingo Naschold: Dieser Skatepark ist in seiner<br />

kombinierten Gestaltung aus Fertigteil-<br />

Betonr<strong>am</strong>pen mit Pfl anzen, Bäumen, Felsen,<br />

einem eigenständigen Starter Place <strong>und</strong> einem<br />

Kidneypool bislang einmalig in Deutschland,<br />

vielleicht sogar in Europa. Es ist einfach ein<br />

traumhaftes Ambiente, in einem Waldstück <strong>am</strong><br />

Hang mit Blick über Hemer in einer natürlich<br />

gestalteten Landschaft zu skaten. Ganz besonders<br />

freut <strong>und</strong> ehrt mich, das der Skatepark in<br />

2010 ein Tourstop der deutschen Skateboard<br />

Meisterschaftsserie(C.O.S. Cup) sein wird. Hier


Foto: Ludger A<strong>und</strong>rup<br />

Street-Skater nutzen Elemente des urbanen<br />

Freiraums für ihre Tricks. Hier: Ingo Naschold<br />

macht den „Ollie“.<br />

kommen vom 13. bis 15. August 2010 die Top<br />

Skateboarder aus Deutschland zus<strong>am</strong>men <strong>und</strong><br />

werden den Park aufs Härteste zur Probe stellen.<br />

FreeLounge: Erwarten Sie Probleme mit Anwohnern<br />

durch den künftigen Lärm?<br />

Ingo Naschold: Beim Beispiel Hemer hat man<br />

überhaupt keine Probleme mit dem Thema<br />

Lärm da der Park in einer Wald- <strong>und</strong> Felsenlandschaft<br />

integriert ist. Da gibt es keine Anwohner.<br />

Jedoch ist das Thema Lärm ein ganz<br />

wichtiger Punkt bei der Standortsuche, der zu<br />

prüfen ist. Skateboardfahren erzeugt „Lärm“,<br />

aber ein Skatepark sollte je nach Situation auch<br />

innerhalb einer Wohnsiedlung möglich sein.<br />

Wie im Beispiel „H<strong>am</strong>burg Fruchtallee“, wo die<br />

Anwohner eines angrenzenden Altenheims, im<br />

Hinblick auf die Integration von Alt <strong>und</strong> Jung,<br />

ausdrücklich für den nahen Bau der Skateboardanlage<br />

waren. Auf gar keinen Fall sollte eine<br />

Anlage in die hinterste Ecke der Gemeinde gebaut<br />

werden. Soziale Kontakte <strong>und</strong> logistische<br />

Anbindung sind wichtige Punkte bei der Standortsuche.<br />

FreeLounge: Was würden Sie Kommunen ganz<br />

allgemein empfehlen zu beachten, wenn sie<br />

eine Skateanlage installieren möchten?<br />

Ingo Naschold: Eigentlich gibt es da nur wenige<br />

Punkte zu beachten, aber genau diese<br />

werden oft missachtet. Ganz wichtig ist es, die<br />

Wünsche <strong>und</strong> Vorlieben der lokalen Szene mit<br />

in die Planung einfl ießen zu lassen. Dies kann<br />

man mit einem Beteiligungsverfahren oder<br />

einen Workshop machen, bei dem sich die Jugendlichen<br />

einbringen können. Aber genau hier<br />

fängt die Problematik an. So eine Veranstaltung<br />

muss geleitet <strong>und</strong> geführt werden von jeman-<br />

den, der sich mit Skateparks bzw. der Planung<br />

eines Skateparks auskennt oder sich zumindest<br />

ausgiebig d<strong>am</strong>it beschäftigt hat <strong>und</strong> weiß, wovon<br />

er redet. Nur dann hat er die nötige Kompetenz<br />

für die Planung <strong>und</strong> Akzeptanz bei den<br />

Jugendlichen. Dies sollte von einem Fachplaner<br />

oder einem angesehenen <strong>und</strong> sehr erfahrenen<br />

Skater aus der <strong>Stadt</strong> gemacht werden. In manchen<br />

Städten gibt es auch Vereine, Skatehallen<br />

oder Skateshops, die man einbinden sollte. Oft<br />

werden den Skatern in solchen Workshops Kataloge<br />

vorgelegt, aus denen sie sich was aussuchen<br />

sollen. Die Wahl fällt oft auf optisch<br />

spektakuläre Produkte. Aber ist es wirklich<br />

das, was die eigentlich wollen <strong>und</strong> brauchen?<br />

Das herauszuarbeiten sollte das Ziel bei einem<br />

nachhaltig sinnvollen Workshop sein.<br />

FreeLounge: Der kommunale Entscheider hat<br />

oft nicht die Zeit, sich groß in das Thema einzuarbeiten<br />

<strong>und</strong> braucht eine einfache Lösung.<br />

Was halten Sie von Fertigteilen aus dem Katalog,<br />

die schnell bestellt <strong>und</strong> schnell aufgestellt<br />

sind?<br />

Ingo Naschold: Es gibt einige gute Produkte<br />

<strong>und</strong> Hersteller mit denen ich bei Bedarf arbeite.<br />

Es gibt aber auch einige <strong>Spiel</strong>gerätehersteller,<br />

die zusätzlich zur Ihrer Kernkompetenz Skate-<br />

R<strong>am</strong>pen anbieten <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong> die Planung<br />

kostenlos anbieten, womöglich auch noch den<br />

Workshop durchführen <strong>und</strong> dabei den Jugendlichen<br />

das umsatzstärkste Design verkaufen.<br />

Diese Leute wissen, wie man verkauft, aber wissen<br />

die auch, was sie verkaufen? Für den Laien<br />

sieht ein Skatepark einfach aus – denn es gibt<br />

nur Geraden, R<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Quader in unterschiedlichsten<br />

Breiten, Höhen <strong>und</strong> Längen.<br />

Skateboardfahrer haben jedoch eine Fachsprache<br />

die man verstehen <strong>und</strong> deuten muss, um<br />

bei einer Planung festzustellen, WAS man aufstellt<br />

<strong>und</strong> WIE man es aufstellt. Ein wichtiger<br />

Faktor bei der Auswahl einer R<strong>am</strong>pe sind die<br />

Fahreigenschaften, die meist bei solchen Herstellern,<br />

die sich mit dem Thema Skate-R<strong>am</strong>pen<br />

nur nebenbei beschäftigen, zu kurz kommen.<br />

Das fängt schon bei der Materialwahl an. Reine<br />

Kunststoffbeläge sind ein No-go! Wenn man<br />

nicht weiß, wie man eine R<strong>am</strong>pe skatet, kann<br />

man auch nicht wissen, wie man eine baut, geschweige<br />

denn wie man einen Skatepark plant.<br />

FreeLounge: Was brauchen Skater, um eine<br />

Anlage gerne zu nutzen?<br />

Ingo Naschold: Um später hohe Nutzerzahlen<br />

aufzuweisen, muss die Anlage den heutigen<br />

Report | 69


Foto: Alex Schneider<br />

Ingo Naschold plante die Anlage<br />

in Hemer.<br />

„Um einen guten Skatepark<br />

zu planen, muss man ein<br />

gutes räumliches Vorstellungsvermögen<br />

haben, den<br />

Park in Gedanken skaten<br />

können <strong>und</strong> hierbei die unterschiedlichstenFußstellungen,<br />

Fahrtrichtungen,<br />

möglichen Tricks <strong>und</strong><br />

Trickkombinationen<br />

beachten. So etwas kann<br />

nur jemand, der Skateboard<br />

fährt.“<br />

Ingo Naschold, DSGN-concepts, Münster<br />

70 | Report<br />

Foto: Thomas Gentsch<br />

Skaten im Streetstyle: Hier nutzt er ein urbanes Elemente auf einem <strong>Spiel</strong>platz in Bochum.<br />

Ansprüchen entsprechen <strong>und</strong> mit der Szene gemeins<strong>am</strong><br />

geplant werden. Es kommt nicht auf<br />

die Höhe oder Anzahl, sondern auf die Auswahl,<br />

Anordnung <strong>und</strong> Gestaltung an. Ein wichtiger<br />

Punkt bei der Gestaltung ist die Umgebung, da<br />

ein Skatepark nicht nur ein Raum für die Nutzung<br />

von Rollsportgeräten ist, sondern auch ein<br />

Treffpunkt mit langen Aufenthaltzeiten. Was<br />

ein Skatepark an Elementen aber auf jeden Fall<br />

enthalten sollte, ist ein Flatrail, ein Curb <strong>und</strong><br />

ein Wheelietable. Dies sind die drei einfachsten<br />

<strong>und</strong> <strong>am</strong> häufi gsten genutzten Elemente <strong>und</strong><br />

helfen einem sehr gut bei der Verbesserung des<br />

Boardgefühls <strong>und</strong> dem Gleichgewichtssinn.<br />

FreeLounge: Wie schätzen Sie den kommunalen<br />

Bedarf an Skate-Anlagen ein?<br />

Ingo Naschold: Wie viele Skater es in Deutschland<br />

gibt, ist leider sehr schwierig herausfi nden.<br />

Anhand von Verkaufszahlen der Skateboards<br />

ist es nicht möglich, da die Verkaufskanäle zu<br />

verstreut sind. Skateboardfahren ist auch kein<br />

Vereinssport, wo man anhand der Mitglieder<br />

eine Anzahl feststellen kann. Es gibt Vereine in<br />

denen sich Skateboarding in Deutschland organisiert,<br />

jedoch sind dort nicht alle Mitglied,<br />

die ein Skateboard besitzen. Man kann jedoch<br />

sagen, dass fast jeder Jugendliche zwischen 10<br />

<strong>und</strong> 20 Jahren ein Skateboard, Inline-Skates<br />

oder ein BMX-Rad im Keller hat. Ergänzend<br />

dazu ist die Skater-Szene die größte, sportzentrierte<br />

Jugendszene in Deutschland. Man schätzt<br />

die Anzahl auf ca. 2.500.000 Skateboardfahrer,<br />

wovon ca. 300.000 täglich skaten gehen. Eine<br />

solch große Anzahl von aktiven Sportlern brauchen<br />

Ihren Raum, um sich zu bewegen <strong>und</strong> zu<br />

entwickeln. Skateboardfahrer gibt es überall<br />

<strong>und</strong> deshalb sollte jede <strong>Stadt</strong> einen Skatepark<br />

in bedarfsgerechter Größe haben.<br />

FreeLounge: Skater sind meistens männlich, ist<br />

Skateboarding auch was für Mädchen?<br />

Ingo Naschold: Man kann sehen, dass der<br />

Mädchenanteil im Skateboarding immer größer<br />

wird. Und auch dieser Anteil ist sehr schwierig<br />

zu schätzen, aber ich vermute es um die 5%.<br />

Viele Mädchen trauen sich leider noch nicht,<br />

weil man ihnen beim Skaten zusieht, was sie<br />

verunsichert. Das hat sich aber in den letzten<br />

5 Jahren stark verändert <strong>und</strong> man sieht immer<br />

mehr auf dem Board <strong>und</strong> nicht nur das Board in<br />

der Hand. Ein Indikator ist auch, dass es immer<br />

mehr Produkte für Mädchen gibt, die sich für<br />

das Skaten begeistern. So gibt es inzwischen<br />

Skateboard- <strong>und</strong> Textilfi rmen, die sich auf Produkte<br />

für Mädchen spezialisiert haben. Natürlich<br />

werden solche Firmen auch von skatenden<br />

Mädchen bzw. Frauen geführt.<br />

FreeLounge: Ein pinkfarbenes Skateboard mit<br />

dem Logo der Rapperin Kitty Kat auf der Fläche?<br />

Das würde mir auch gefallen. Danke für<br />

das Interview.<br />

Das Interview führte Dagmar Thiemann<br />

Links<br />

» www.landesgartenschau-hemer.de<br />

» www.dsgn-concepts.de<br />

» www.geskes-hack.de<br />

» www.boymann.de


Flussradwege<br />

Deutschland ist reich an Fließgewässern. In Millionen von Jahren haben sich<br />

kleine Flüsse <strong>und</strong> große Ströme ihr Bett gesucht <strong>und</strong> einzigartige Landschaften<br />

gestaltet. Als natürliche Verkehrswege haben sie Ortschaften entstehen<br />

lassen - noch bevor Straßen den Transport von Personen <strong>und</strong> den Austausch<br />

von Waren begünstigten. Heute laden vielgestaltige Landschaften, Städte <strong>und</strong><br />

andere Sehenswürdigkeiten entlang der Flussläufe zum Besuch ein. Sie mit<br />

dem Fahrrad zu erk<strong>und</strong>en ist einbesonderer Genuss.<br />

Mit der Wiederentdeckung des Fahrrades als<br />

Verkehrsmittel sind in den letzten Jahren in<br />

Deutschland immer mehr durchgehende Flussradwege<br />

entstanden, deren Länge von einer<br />

Tagestour bis hin zu fast 1.400 km beim Rheinradweg<br />

reicht. Die steigende Beliebtheit von<br />

Flussradwegen ist nicht nur in der abwechslungsreichen<br />

Natur <strong>und</strong> Kultur begründet,<br />

sondern auch in der Tatsache, dass abrupte<br />

Höhenunterschiede selten zu bewältigen sind.<br />

Selbst dann, wenn der Weg nicht immer direkt<br />

<strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> entlangführt. Wer es eher bequem<br />

haben möchte, wählt ohnehin die Tour fl ussabwärts.<br />

Längst sind Radtouristen als willkommene Gäste<br />

entdeckt. Und so haben sich auch die Kommunen<br />

an deutschen Flüssen auf die Pedalritter<br />

eingestellt. Gerade kleine Orte, die nicht mit einer<br />

international bekannten Sehenswürdigkeit<br />

aufwarten können, profi tieren von dem sanften<br />

Radtourismus. Es ist kaum möglich, alle Flussradwege<br />

zu erwähnen. Die FreeLounge gibt einen<br />

Einblick in ein paar der schönsten.<br />

Der Ahr-Radweg<br />

Im Jahr 2007 wurde der Ahr-Radweg zwischen<br />

den beiden Orten Remagen-Kripp <strong>und</strong> Blankenheim<br />

fertiggestellt. Ausgangspunkt des<br />

Radweges ist das Mündungsdelta zwischen<br />

der Barbarossastadt Sinzig <strong>und</strong> dem Remagener<br />

<strong>Stadt</strong>teil Kripp. Von Sinzig geht‘s vorbei an<br />

dem kleinen Badeort Bad Bodendorf nach Bad<br />

Neuenahr-Ahrweiler. Die folgenden Radel-Kilometer<br />

durch das zerklüftete Ahrtal mit seinen<br />

Weinbergssteillagen vermitteln einen lebhaften<br />

Eindruck von der mühs<strong>am</strong>en Arbeit der Winzer<br />

im Weinberg. Vorbei geht‘s an heimeligen Orten<br />

wie Walporzheim, Rech, Dernau, Mayschoß bis<br />

hoch nach Altenahr. Wer bis zur Quelle der Ahr<br />

weiterradeln möchte, rollt auf dem Ahrradweg,<br />

oder auf einer ehemaligen Bahntrasse. Das Teilstück<br />

zwischen Schuld <strong>und</strong> Fuchshofen ist noch<br />

nicht ausgebaut, sodass die Radler mit der Straße<br />

Vorlieb nehmen müssen.<br />

Weitere Infos: www.ahr-radtouren.de<br />

Radelparadies Altmühltal<br />

Seinen 30. Geburtstag konnte der Aktmühltal-<br />

Radweg 2009 feiern, der auf 166 Km von Gunzenhausen<br />

über Eichstätt bis Kelheim Genuss<br />

<strong>am</strong> Fluss bietet, Verwöhnt werden die Radtouristen<br />

unterwegs durch perfekten Service - von<br />

der Wegeausschilderung über Radvermietstationen<br />

bis hin zu besonders fahrradfre<strong>und</strong>lichen<br />

Häusern mit hilfsbereiten Gastgebern. Weit über<br />

100 Gastgeber sind im Naturpark als besonders<br />

radlfre<strong>und</strong>lich klassifi ziert. Der Altmühltal-<br />

Radweg fasziniert mit seiner einmaligen Kombination<br />

von Natur- <strong>und</strong> Kulturerlebnissen in<br />

einer erhols<strong>am</strong>en Landschaft – vorbei an römischen<br />

Bauwerken, Burgen <strong>und</strong> Schlössern, Kirchen<br />

<strong>und</strong> Klöstern. ideal für F<strong>am</strong>ilien, eben <strong>und</strong><br />

naturnah fernab des Straßenverkehrs. Wer es<br />

sportlich anspruchsvoller mag, wählt vielleicht<br />

den Anlau¬tertal-Radweg oder arbeitet sich hinauf<br />

bis auf die Jurahochebene.<br />

Weitere Infos: www.naturpark-altmuehltal.de<br />

Foto: IZ Naturpark Altmühltal<br />

Report | 71<br />

Foto: Ludwig Keißner


Foto: Elke Wetzig<br />

Foto: Faltboot<br />

72 | Report<br />

Die 20 schönsten Flussradwege<br />

Er bietet eine Augenweide von Bildband, der Lust auf den nächsten<br />

Urlaub macht <strong>und</strong> zugleich praktische Tipps für die Durchführung<br />

einer solchen Radreise gibt. Die Erläuterungen helfen bei der Planung<br />

der verschiedenen Touren etwa entlang der Elbe, Donau, Rhein<br />

oder der Oder <strong>und</strong> Neiße an. Zu jedem der 20 Flüsse gibt es eine<br />

Übersichtskarte <strong>und</strong> kurze Informationen über die Besonderheiten<br />

<strong>und</strong> Highlights des Radweges.<br />

Geb<strong>und</strong>ene Ausgabe: 168 Seiten, Verlag Bruckmann, 29,95 Euro<br />

Von der Quelle bis zur Mündung<br />

Der Rhein gehört zu den schönsten Flüssen Europas.<br />

Ein besonderes Erlebnis ist die Entdeckung<br />

des Rheins mit all seinen Schönheiten, Rheininseln<br />

<strong>und</strong> der vielfältigen Kulturlandschaft per<br />

Rad. Der internationale Rheinradweg „Von der<br />

Quelle bis zur Mündung“ bietet hierzu optimale<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Möglichkeiten, die es<br />

zu erk<strong>und</strong>en gilt. Der einheitlich ausgewiesene<br />

Routenverlauf des Rheinradweges führt vorbei<br />

an historischen Städten <strong>und</strong> imposanten Sehenswürdigkeiten.<br />

Der größtenteils auf beiden<br />

Flussufern befahrbare Radweg wird auf überwiegend<br />

gut ausgebauten, fahrradfre<strong>und</strong>lichen<br />

Strecken geführt. Zur Orientierung ist die Wegweisung<br />

international einheitlich mit dem Themenroutenlogo<br />

„Euroradler“ ausgewiesen. Mit<br />

dem steigungsarmen, für alle Altersgruppen<br />

geeigneten, Routenverlauf des Rheinradweges<br />

bieten sich dem Radfahrer auf weiten Teilen der<br />

Strecke unvergessliche Ausblicke auf den Rhein<br />

<strong>und</strong> seine Landschaft. Beim F<strong>am</strong>ilienausfl ug<br />

oder als <strong>am</strong>bitionierter Sportradler gewinnen<br />

Sie ständig neue Eindrücke <strong>und</strong> Erlebnisse entlang<br />

Europas bedeutendster <strong>Wasser</strong>straße.<br />

Weitere Infos unter: www.rheinradweg.eu<br />

Dies sind nur drei Beispiele. Denn Flussradwege<br />

gibt es auch an Aller, Bode, Elbe, Elster, Gera,<br />

Havel, Leine, Mosel, Oder-Neiße, Saale, Werra,<br />

Weser, Wupper <strong>und</strong> vielen weiteren deutschen<br />

Flüssen. Wer sich vorab über Flussradwege informieren<br />

möchte, fi ndet im Internet reichlich<br />

Futter. L.K.


Fontänenanlage König-Heinrich-Platz, Duisburg City Palais<br />

» 116 bodenbündige Kugeldüsen aus Edelstahl mit LED Beleuchtung <strong>und</strong><br />

Farbwechselsteuerung (Sonderanfertigung des Herstellers)<br />

» Schaltanlage als Sonderanfertigung des Herstellers mit Progr<strong>am</strong>mablaufsteuerung<br />

für verschiedene <strong>Wasser</strong>bilder, Farblichtsteuerung der<br />

Düsenbeleuchtung, automatische Trinkwassernachspeisung sowie einer<br />

windabhängigen Fontänenhöhenabschaltung<br />

Bauherr: <strong>Stadt</strong> Duisburg<br />

Planer: Agence Ter. De GmbH<br />

Hersteller: <strong>Wasser</strong>technik <strong>und</strong> Bau GmbH & Co. KG<br />

Springbrunnenanlage Marktplatz<br />

in Haldensleben<br />

» Vollautomatische <strong>Wasser</strong>spielanlage<br />

als <strong>Wasser</strong>schütte mit Natursteinschale<br />

» Brunnenschale aus einem monolithischen<br />

Block von circa 100 t Gewicht<br />

gefertigt, ungefähr 30 t schwer <strong>und</strong> mit<br />

5 Meter Durchmesser; Brunnensäule mit<br />

eingearbeiteter Schütte als Sonderanfertigung<br />

aus Messing mit innen beleuchtetem<br />

<strong>Wasser</strong>schwall <strong>und</strong> eingearbeitetem<br />

Relief (vom vorhandenen Brunnen)<br />

» Schaltanlage als Sonderanfertigung<br />

des Herstellers mit Pumpensteuerung,<br />

Farblichtsteuerung des <strong>Wasser</strong>schwalls<br />

<strong>und</strong> automatischer Trinkwassernachspeisung<br />

Bauherr: <strong>Stadt</strong> Haldensleben<br />

Planer: Planungsgemeinschaft WES &<br />

Partner mit Krafft – Wehberg<br />

Landschaftsarchitekten<br />

Hersteller: <strong>Wasser</strong>technik <strong>und</strong> Bau GmbH<br />

& Co. KG<br />

Best Practice | 73


74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Foto: R. E. Gilmore


Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>Stadt</strong>planung<br />

Teil III: Element Kinderbeteiligung<br />

Kinder können <strong>am</strong> besten beurteilen, wie ihre Wohnumwelt beschaffen<br />

sein sollte. Sie sind auch bereit, aktiv mitzugestalten.<br />

Die Ergebnisse ihrer Beteiligung führen zu lebendigen <strong>und</strong> vielseitigen<br />

öffentlichen Räumen mit hoher Akzeptanz.<br />

Unzählige Kinder wünschen sich, eines der<br />

Pevensie-Geschwister aus dem Buch „Prinz<br />

Kaspian von Narnia“ von C. S. Lewis zu sein.<br />

Das Zauberland Narnia mit Hilfe von Aslan vor<br />

allem Bösen zu retten, ist das einzige Ziel. Es<br />

ist nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass bei Kindern solche<br />

Fantasy-Geschichten in unseren Tagen einen<br />

enormen Anklang fi nden. Seite für Seite kann<br />

man erfolgreich die Welt verändern – allerdings<br />

nur passiv. Dagegen ist die aktive Möglichkeit,<br />

sich bei der Gestaltung der eigenen Wohnumwelt<br />

einzubringen <strong>und</strong> auf das alltägliche Geschehen<br />

einzuwirken, ein besonders prickelndes<br />

Gefühl.<br />

Außerhalb von Büchern kann jedes Kind etwas<br />

in seiner Welt, seiner Umgebung <strong>und</strong> seiner<br />

<strong>Stadt</strong> verändern. Kinder wie Peter, Susan, Edm<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Lucy werden im Alltag gesucht, denn<br />

die Pevensie-Geschwister sind stark, selbstbewusst<br />

<strong>und</strong> optimistisch. Da sie sich einbringen,<br />

können sie etwas bewirken: einen Sieg über<br />

Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Monotonie. Insbesondere<br />

in der Sparte kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung<br />

<strong>und</strong> Architektur ist eine Einbringung durch<br />

Beteiligung möglich. Wer hat nicht Lust <strong>und</strong><br />

Interesse, an der Veränderung seiner gebauten<br />

Umwelt mitzuwirken? Kinderbeteiligung bei der<br />

Planung der Städte <strong>und</strong> Dörfer ist en vogue.<br />

Mit Kinderaugen sehen lernen<br />

Kinder nehmen ihre Umgebung mit anderen<br />

Augen als Erwachsene wahr, nicht nur weil<br />

sie alles sinnlicher, lebendiger <strong>und</strong> aufregen-<br />

der erleben, sondern auch weil sie eine andere<br />

Perspektive haben. Der Maßstab ist anders, alle<br />

Objekte sind größer <strong>und</strong> die Augenhöhe <strong>und</strong> der<br />

Horizont liegen ungefähr bei 1,10 m. Die Wesensart<br />

der Oberfl äche <strong>und</strong> die Höhendifferenzen<br />

bei Straßen, Plätzen, Treppen <strong>und</strong> Gehwegen<br />

werden intensiver wahrgenommen.<br />

In seinem Buch „The Child in the City“ hat sich<br />

Colin Ward mit der Entwicklung des Kindes in<br />

der <strong>Stadt</strong> auseinandergesetzt <strong>und</strong> die Untersuchungen<br />

von Jeff Bishop vom Kingston-Polytechnikum<br />

in diesem Zus<strong>am</strong>menhang erwähnt:<br />

„Das Bemerkenswerteste dürfte wohl der Vergleich<br />

ergeben haben, den Jeff Bishop in Harwich<br />

zwischen den Zeichnungen von Kindern<br />

<strong>und</strong> denen von Erwachsenen angestellt hat.<br />

Mitten im Hafen steht dort ein Leuchtturm,<br />

der von sämtlichen Erwachsenen als hervorstechendes<br />

Merkmal eingetragen worden war.<br />

Hingegen k<strong>am</strong> der Leuchtturm auf keiner der<br />

Kinderzeichnungen vor, obwohl auf vielen von<br />

ihnen die öffentlichen Toiletten <strong>am</strong> Fuß des<br />

Leuchtturms eingezeichnet waren. Zu den Dingen,<br />

die für die Kinder wichtig waren, gehörten<br />

Kioske, Bauzäune, Hinterhöfe oder sonstige<br />

Plätze, wo sich irgendwelches Gerümpel anges<strong>am</strong>melt<br />

hatte. Ein Gegenstand, der häufi g bei<br />

ihnen dargestellt war – <strong>und</strong> von den Erwachsenen<br />

überhaupt nicht berücksichtigt wurde,<br />

entpuppte sich als Telefonzelle, eine riesige alte<br />

Metallkabine mit ausladender Basis mitten auf<br />

einem Fußweg. Offenbar ist ein solches Ungetüm,<br />

hinter dem man sich verstecken oder an<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 75


Fotos: R. E. Gilmore<br />

3 Dinge sind uns aus dem Paradies übriggeblieben … … Sterne, Blumen <strong>und</strong> Kinder.<br />

76 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

dem man herumklettern kann, für kindliche<br />

Straßenbenutzer von großem Wert. Sehr vieles,<br />

was Städteplaner als überfl üssig oder störend<br />

bezeichnen, <strong>und</strong> Dinge, die von den Erwachsenen<br />

übersehen werden, werden auf den Kinderzeichnungen<br />

hervorgehoben“.<br />

Kinder sollten bei den Entscheidungen über<br />

das, was gebaut wird <strong>und</strong> insbesondere wie es<br />

gebaut wird, so weit wie möglich eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden. Denn sie wissen wie ihr Umfeld<br />

funktioniert, wo die Brach- <strong>und</strong> Bruchstellen<br />

sind, welche Wegevernetzung vorhanden ist<br />

oder ausgebessert werden muss, welche Gebäude<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Plätze frequentiert<br />

werden oder gescheitert sind. Was wichtig ist,<br />

die Kinder wissen oft, warum dies so ist <strong>und</strong><br />

haben viele Ideen <strong>und</strong> konkrete Anregungen,<br />

die eine Verbesserung bewirken würden. Jedes<br />

Kind hat andere Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse, <strong>und</strong><br />

dies wirkt sich direkt auf das jeweilige Quartier<br />

aus, in dem die Kinder leben, arbeiten <strong>und</strong> ihre<br />

<strong>Freizeit</strong> verbringen.<br />

Viele interessante Ideen<br />

Quer durch Deutschland griffen r<strong>und</strong> 270 Kinderbeauftragte,<br />

Architekten, <strong>Stadt</strong>planer, <strong>und</strong><br />

Landschaftsarchitekten zu ihren gespitzten<br />

Stiften, um meine empirische Umfrage „Kinder<br />

in der <strong>Stadt</strong> – Kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung<br />

in Deutschland“ auszufüllen. Von Flensburg bis<br />

Dresden, von Emden bis Passau, <strong>und</strong> von Rostock<br />

bis Bayreuth k<strong>am</strong>en die kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

stadtplanerischen Ansätze. Fragen wie „Was ist<br />

für Sie der Inbegriff einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

<strong>Stadt</strong>planung <strong>und</strong> wie integrieren Sie dies in<br />

Ihre tägliche Arbeit/Entwürfe? oder „Was sind<br />

Ihrer Meinung nach angenehme, kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

räumliche Dimensionen <strong>und</strong> Verhältnisse<br />

in einer <strong>Stadt</strong>?“ sprechen nur zwei von sieben<br />

kniffl igen Aspekten an. Der Fragebogen über<br />

kinderfre<strong>und</strong>liche Entwürfe <strong>und</strong> Kinderbeteiligungen<br />

in der <strong>Stadt</strong>planung bildet ein Netz<br />

zwischen interessierten <strong>und</strong> beteiligten Mitarbeitern<br />

in den verschiedenen Ämtern <strong>und</strong><br />

Planungsbüros. Viele Städte schicken mit den<br />

ausgefüllten Bögen Informationen über ihre<br />

aktuellsten kinderfre<strong>und</strong>lichen Projekte zurück.<br />

Die Bandbreite ist enorm: Modellwerkstätten<br />

für Kinder, <strong>Spiel</strong>platzforschungsaktionen, Kinder-Dixi-Toiletten<br />

auf öffentlichen <strong>Spiel</strong>plätzen,<br />

Fahrzeugbegleiter-Projekte, Workc<strong>am</strong>ps<br />

mit Kindern, Eltern-Kind-Arbeitszimmer, Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendkonferenzen, <strong>Stadt</strong>detektiv-<br />

Aktionen, Maßnahmenkataloge für kinder-,<br />

jugend- <strong>und</strong> f<strong>am</strong>ilienfre<strong>und</strong>liche Kommunen,<br />

Kinderstadtpläne, Eltern-Kind-Parkplätze, <strong>und</strong><br />

gestaffelte vergünstigte Baulandpreise nach<br />

F<strong>am</strong>iliengröße.<br />

Diskretion erwünscht<br />

Erstaunlich ist, dass zwei von drei Befragten um<br />

Anonymität bitten. Ihre Meinung, dass die deutschen<br />

Städte kinderunfre<strong>und</strong>lich sind, möchten<br />

sie lieber nicht veröffentlicht sehen, weder in<br />

meiner Dissertationsarbeit noch in Zeitungsartikeln.<br />

Allem Anschein nach ist das Thema<br />

kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung brisanter als<br />

angenommen. Man sträubt sich, seine Meinung<br />

hierzu öffentlich zu sagen. Die älteren Architekten,<br />

<strong>Stadt</strong>planer <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten


stürzen sich mit Vorliebe auf altersgerechtes<br />

<strong>und</strong> barrierefreies Wohnen. Was ja auch seine<br />

große Berechtigung hat. Die Planer, die gleichzeitig<br />

noch Kinder im Haus haben, tendieren zu<br />

kinderfre<strong>und</strong>licher <strong>Stadt</strong>planung inklusive Kinderbeteiligung.<br />

Beides schließt einander nicht<br />

aus.<br />

„Städte sind dann kinderfre<strong>und</strong>lich, wenn sie<br />

es einer F<strong>am</strong>ilie ermöglichen, in fußläufi ger<br />

Entfernung ihr Leben zu organisieren“, sagt die<br />

Leiterin eines <strong>Stadt</strong>planungs<strong>am</strong>tes, die nicht<br />

genannt werden möchte. „Dazu gehören gute<br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten für alle Altersstufen<br />

an einem Ort, an die sich direkt gut nutzbare<br />

<strong>Freizeit</strong>möglichkeiten wie Parks <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>plätze<br />

ohne Autolärm <strong>und</strong> Abgase anschließen.<br />

Nach meiner Erfahrung sind diese Orte aber<br />

meistens so weit voneinander entfernt, dass die<br />

F<strong>am</strong>ilien ihr Leben nur organisiert bekommen,<br />

wenn sie das Auto nutzen. Gerade dann erleben<br />

die Kinder ihre <strong>Stadt</strong> überhaupt nicht.“<br />

Enrico Lange von der Elterninitiative „Mehr<br />

Platz für Kinder“ in Rahlstedt-Ost in H<strong>am</strong>burg<br />

hat gute Erfahrungen mit Kinderbeteiligung<br />

gemacht. Von dem Kinderstadtplan „Wo kann<br />

ich was machen“ haben viele Kinder profi tiert.<br />

„Wichtig bei der Schaffung von Freiräumen<br />

für Kinder ist, dass man eine Ghettoisierung<br />

vermeidet, angstfreie Räume kreiert, <strong>und</strong> es<br />

mindestens pro <strong>Stadt</strong>teil einen Bau- <strong>und</strong> Aktivspielplatz<br />

gibt.“<br />

Die Landschaftsarchitektin <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planerin<br />

Kirsten Winkler aus Buchholz versteckt ihre<br />

Stellungnahme nicht. „Kinder müssen bereits<br />

bei der Analyse von <strong>Stadt</strong>teilen hinzugezogen<br />

bereit zum Abschied sein <strong>und</strong> Neubeginne<br />

werden, denn sie sind<br />

Experten für ihr Woh- (…) <strong>und</strong> jedem Anfang wohnt ein Zauber inne<br />

nungsumfeld. Gerade Hermann Hesse „Stufen“ (Das Glasperlenspiel)<br />

bei der Planungsbeteiligung<br />

müssen sie hinzu<br />

gezogen werden,<br />

aber diese Beteiligung muss ernsthaft gewollt<br />

sein <strong>und</strong> konsequent möglich gemacht werden.“<br />

Planung <strong>und</strong> Umsetzung<br />

sind zwei Welten<br />

Dies wird von der Leiterin der Kinderbüros der<br />

<strong>Stadt</strong> Freiburg im Breisgau Christa Zink betont,<br />

„Kinder haben eine eigene Sichtweise <strong>und</strong> Bewertung.<br />

<strong>Stadt</strong>planer kennen die Gewohnheiten<br />

von Kindern nicht. Nur wenn man weiß, wo<br />

Kinder sich aufhalten, welche Wege sie gehen,<br />

ist eine kindgerechte Planung möglich.“ In Freiburg<br />

im Breisgau haben Kinder im Mai 2006<br />

eine <strong>Stadt</strong>teilforschung zu dem Thema „Mein<br />

<strong>Stadt</strong>teil“ durchgeführt. Die Bausteine waren:<br />

eine Umfrage in dem <strong>Stadt</strong>teil, eine <strong>Stadt</strong>teilerk<strong>und</strong>ung<br />

aus Kindersicht, eine Ausstellung mit<br />

den gewonnenen Ergebnissen, eine gemeins<strong>am</strong>e<br />

<strong>Stadt</strong>teilbegehung mit Bewertungsvorträgen<br />

<strong>und</strong> eine abschließende Konferenz. Am<br />

Schluss wurden den Ämtern per Brief die Ergebnisse<br />

mitgeteilt <strong>und</strong> bei dieser letzten Hürde<br />

- nämlich der Umsetzung - scheiterte die ges<strong>am</strong>te<br />

Kinderbeteiligung. Die gewünschten Änderungsvorschläge<br />

wurden nicht durchgeführt<br />

- aus fi nanziellen Gründen. Dieses Ergebnis war<br />

niederschmetternd.<br />

es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />

Ruth Esther Gilmore<br />

Die Autorin verfasst zurzeit<br />

bei Prof. Dr. Barbara Zibell<br />

an der Fakultät Architektur<br />

<strong>und</strong> Landschaft an der Leibniz<br />

Universität Hannover <strong>und</strong> bei<br />

Prof. Dr. Jens Dangschat an der<br />

TU Wien ihre Dissertation über<br />

Innovative Wege einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />

<strong>Stadt</strong>planung in<br />

deutschen Städten.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 77


Fotos: R. E. Gilmore<br />

„Es sind die gleichen Menschen wie wir selbst – mit dem gleichen Herzschlag,<br />

mit den gleichen Träumen!“ – Jon Bon Jovi<br />

78 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Auch in anderen Städten lassen die Umsetzungsergebnisse<br />

von Kinderbeteiligung innerhalb<br />

der <strong>Stadt</strong>planung einiges zu wünschen übrig.<br />

Nicht immer scheitert es an den Finanzen.<br />

Manchmal fehlt eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit der<br />

verschiedenen Ämter, <strong>und</strong> manchmal scheitert<br />

es an den Zuständigkeiten. Manchmal handelt<br />

es sich um ein winziges Gestaltungsdetail: z. B.<br />

Zäune um neu gestaltete <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Abenteuerplätze.<br />

Mit Beharrlichkeit zum Erfolg<br />

Trotzdem fällt es weder den Kindern noch den<br />

Erwachsenen ein, mit den Durchsetzungsversuchen<br />

kinderfre<strong>und</strong>licher <strong>Stadt</strong>planung aufzuhören.<br />

Nur weil Amerika von anderen noch nicht<br />

entdeckt worden war, hat man d<strong>am</strong>als gleichfalls<br />

nicht aufgehört, danach zu suchen. Pierre<br />

Curie hat die radioaktiven Elemente Polonium<br />

<strong>und</strong> Radium entdeckt, obwohl andere vor ihm<br />

gescheitert sind, <strong>und</strong> das alleine, weil er nicht<br />

aufgehört hat, daran zu glauben. In deutschen<br />

Städten wie Griesheim, H<strong>am</strong>burg, Oberursel,<br />

Koblenz, Bremen, Gießen <strong>und</strong> Naumburg arbeiten<br />

Kinder Hand in Hand mit Architekten,<br />

<strong>Stadt</strong>planern <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten, um<br />

ihre gebaute Umwelt zu verändern. Und es<br />

wachsen Kinder heran, die bereit sind, sich als<br />

Erwachsene demokratisch einzubringen - in ihrer<br />

<strong>Stadt</strong>, in ihrer Gemeinde, in ihrem eigenen<br />

„Narnia“. Die Macht, etwas bewegen zu wollen<br />

<strong>und</strong> zu können, ist entdeckt. Die Macht, die<br />

Kinderbeteiligung umzusetzen, ist zum Greifen<br />

nahe.<br />

Jetzt hat Magdeburg als Landeshauptstadt<br />

Sachsen-Anhalts den ersten Schritt zu einer<br />

kinderfre<strong>und</strong>lichen <strong>Stadt</strong>planung geleistet. Bei<br />

meinem Kinderbeteiligungs-Projekt „Kinder<br />

entdecken <strong>und</strong> planen Magdeburg - <strong>Stadt</strong>teil<br />

Neu-Reform“ haben neunzehn Kinder im Alter<br />

von acht bis dreizehn Jahren Entwürfe <strong>und</strong> Modelle<br />

für eine kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung<br />

erstellt. Danach haben die Architekten, <strong>Stadt</strong>planer<br />

<strong>und</strong> Landschaftsarchitekten sofort an<br />

ihren Zeichentischen <strong>und</strong> Computern gebrütet,<br />

um die Kinderwünsche <strong>und</strong> Ideen in die <strong>Stadt</strong>planung<br />

einzufl echten. Wenige Wochen später<br />

setzten sich die <strong>Stadt</strong>räte <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planer<br />

dazu. So wurde es möglich, innerhalb von zweieinhalb<br />

Monaten die Arbeit durchzusetzen, die<br />

sonst bis zu drei Jahre dauert.<br />

Altersgerechte <strong>Spiel</strong>plätze<br />

Die Kinder haben mit viel Enthusiasmus Pionierarbeit<br />

geleistet. Sie haben Entdeckertouren


durch Neu-Reform gemacht <strong>und</strong> Interviews<br />

mit den Einwohnern <strong>und</strong> deren Kindern vor Ort<br />

geführt. Dadurch entstanden die unterschiedlichsten<br />

Vorstellungen für eine neue kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>Stadt</strong>planung in Neu-Reform. Als<br />

Erstes entstanden Poster, wobei die negativen<br />

<strong>und</strong> positiven Bereiche photographisch festgehalten<br />

wurden. Bei dem zweiten Teil wurden<br />

die Wünsche <strong>und</strong> Ideen mit Klebepistolen,<br />

Farbtöpfen <strong>und</strong> Modellmaterialien in Modelle<br />

umgesetzt. Dadurch wurde eine enorm wichtige<br />

Aussage herausgearbeitet: Die Kinder von<br />

heute langweilen sich auf den Magdeburger<br />

<strong>Spiel</strong>plätzen. Die 8 bis 13jährigen Kinder wünschen<br />

sich keine Rutsche oder Wippe, keinen<br />

Sandkasten <strong>und</strong> kein Karussell, wie es die städtische<br />

<strong>Spiel</strong>platzsatzung vorsieht. Stattdessen<br />

wurden Lagerfeuerplätze, Matschkuhlen,<br />

Brunnen, Schattenspender aus Segeltüchern,<br />

Vorrichtungen für Hängematten, Liegewiesen<br />

ohne H<strong>und</strong>ehinterlassenschaften, Kletterwände,<br />

Baumhäuser <strong>und</strong> Weidenzweig-Tipis vorgeschlagen.<br />

Diese Elemente sollen nicht auf einer<br />

konzentrierten Stelle in der <strong>Stadt</strong> stehen, sondern<br />

auf leerstehenden, freigeräumten Flächen<br />

als Erholungsinseln verfügbar sein.<br />

Refugien auch für Randgruppen<br />

Außerdem war neben Radwegen <strong>und</strong> Zebrastreifen<br />

ein ganz besonderes Element vorhanden:<br />

eine „Säuferecke“. Die Magdeburger<br />

Kinder haben an die gedacht, die ihre Alkoholprobleme<br />

in aller Öffentlichkeit leben. Für alle<br />

Betrunkenen <strong>und</strong> Säufer müssen stadtplanerisch<br />

stets Rückzugsorte mit eingeplant <strong>und</strong><br />

entworfen werden. Alkoholkranke Menschen<br />

haben nach der Meinung der Kinder das Recht,<br />

<strong>am</strong> öffentlichen Leben teilzuhaben, <strong>und</strong> sollten<br />

nicht verdrängt werden. Allerdings fühlten die<br />

Kinder sich von den Betrunkenen bedroht <strong>und</strong><br />

wünschten sich, dass diese sie bei ihren Kinderaktivitäten<br />

nicht belästigen oder anpöbeln.<br />

Darauf haben die Kinder größten Wert gelegt.<br />

Zusätzlich wünschen sie sich Orte außerhalb<br />

von Schule <strong>und</strong> Zuhause, wo sie sich mit ihren<br />

Fre<strong>und</strong>en in Ruhe treffen können <strong>und</strong> andere<br />

beim Flanieren zuschauen können. Ähnlich wie<br />

Erwachsene, die sich mit Vorliebe im Außenraum<br />

von Cafés aufhalten, <strong>und</strong> aus genau den<br />

gleichen Gründen.<br />

Auf der 2. Magdeburger Kinderfre<strong>und</strong>lichkeitstagung<br />

wurden die Entwürfe sowie deren Finanzierung<br />

<strong>und</strong> Durchführung heftig von Professoren,<br />

Politikern, <strong>Stadt</strong>planern <strong>und</strong> den Kindern<br />

diskutiert <strong>und</strong> dabei wurde erneut festgestellt,<br />

dass es ein f<strong>und</strong><strong>am</strong>entales Bedürfnis der Kinder<br />

ist, aktiv Entscheidungen zu ihrem Umfeld zu<br />

treffen. Denn die Kinder möchten mit entwerfen,<br />

mitbestimmen <strong>und</strong> überzeugt sein, kreative<br />

Kontrolle über die Entwicklung ihres Umfeldes<br />

zu haben. Aber die nachhaltigen Ergebnisse für<br />

die <strong>Stadt</strong> sind entscheidend: Denn eine kinderfre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>Stadt</strong>planung fängt bei den Kindern<br />

an.<br />

Zukunftspotenziale nutzen<br />

Kinder <strong>und</strong> ihre Beteiligung an der Planung ihrer<br />

Wohnumwelt sind wichtige Rohstoffe. Diese<br />

unbegrenzte <strong>und</strong> weitgehend unentdeckte<br />

Quelle müssen die Architekten, <strong>Stadt</strong>planer <strong>und</strong><br />

Landschaftsarchitekten anzapfen. Sie darf nicht<br />

versickern in <strong>Stadt</strong>planungsämtern oder in Ideenschubladen<br />

der Rathäuser. Eine zeitnahe<br />

Umsetzung hat absolute Priorität <strong>und</strong> die Kinder<br />

müssen bis zum Abschluss der Umsetzung<br />

mit einbezogen werden.<br />

Kinderbeteiligung ist eine wichtige Planungsebene,<br />

auf der ein produktiver Austausch zwischen<br />

den Kindern, dem <strong>Stadt</strong>planungs<strong>am</strong>t <strong>und</strong><br />

den Politikern stattfi ndet. Kinderbeteiligung<br />

gilt als empfi ndliches Barometer für die Bereitschaft<br />

der Architekten, <strong>Stadt</strong>planer, Landschaftsarchitekten,<br />

Investoren <strong>und</strong> Politiker,<br />

sich auf Neugebiet zu wagen <strong>und</strong> besitzt ein<br />

hohes Entwicklungspotenzial.<br />

Denn wie man so schön in Narnia sagt, „Die<br />

Welt, wie ihr sie kennt, ist dabei sich zu verändern.“<br />

Die Kinder mit ihrer Energie <strong>und</strong> die „von<br />

ihrer Reise auf der Morgenröte“ zurückgekehrten<br />

Architekten, <strong>Stadt</strong>planer, Landschaftsarchitekten,<br />

Investoren <strong>und</strong> Politiker gehen voran.<br />

Ruth Esther Gilmore<br />

Teil IV: Element Mobilität<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 79


Zur Entwicklungsgeschichte<br />

der öffentlichen Freiräume<br />

für Kinder<br />

Teil II: 1850 bis 1900<br />

Der langs<strong>am</strong>e Aufschwung der öffentlichen Anlagen für Kinder<br />

In einer kleinen Reihe von<br />

vier Beiträgen „Zur Entwicklungsgeschichte<br />

der<br />

öffentlichen Freiräume für<br />

Kinder“ stellt Daniel Rimbach<br />

in der FreeLounge die<br />

wesentlichen Ergebnisse<br />

seiner Doktorarbeit 1 vor.<br />

80 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

Lebensbedingungen <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>möglichkeiten<br />

für Kinder in der <strong>Stadt</strong><br />

Die stürmische Industrialisierung <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

verschlechterte zunächst die Lebensbedingungen<br />

eines Großteils der Bevölkerung,<br />

insbesondere der Kinder. 1910 befanden sich in<br />

Berlin 48 Prozent aller Wohnungen in Mietskasernen,<br />

die in den Hinterhöfen der eigentlichen<br />

Mietshäuser standen <strong>und</strong> keine Fenster zur<br />

Straße hin hatten (vgl. FESSER, 2000, 20). Diese<br />

Mietskasernen erhielten kaum Sonnenlicht <strong>und</strong><br />

frische Luft. Eine Befragung von Berliner Schulkindern<br />

ergab 1912, dass 70 Prozent von ihnen<br />

keine Vorstellung davon besaßen, was ein Sonnenaufgang<br />

ist. 87 Prozent wussten nicht, wie<br />

„Es können […] ein Turnplatz <strong>und</strong> ein Platz zum Ballspiel<br />

an den Volksgarten sich anschließen; [...] jedoch<br />

ist in diesen Punkten ein bescheidenes Maß einzuhalten.“<br />

Gustav Meyer, Gartendirektor, 1873<br />

eine Birke aussieht. 53 Prozent hatten noch nie<br />

eine Schnecke <strong>und</strong> 89 Prozent noch nie einen<br />

Fluss gesehen (vgl. STEIN, 2000, 227). Die Städte<br />

insges<strong>am</strong>t <strong>und</strong> insbesondere die Arbeiterviertel<br />

waren durch ein enormes Freifl ächendefi zit gekennzeichnet.<br />

So gab es beispielsweise in Berlin<br />

um 1900 neben dem kaiserlichen Tiergarten nur<br />

vier große Parkanlagen - den Friedrichshain,<br />

den Humboldthain, den Treptower Park <strong>und</strong><br />

den Victoriapark - die alle <strong>am</strong> d<strong>am</strong>aligen <strong>Stadt</strong>rand<br />

lagen. Bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

spielten für die Gartenkünstler neben Friedhöfen<br />

<strong>und</strong> Promenaden nur <strong>Stadt</strong>parks <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>plätze<br />

als öffentliche Gestaltungsaufgaben<br />

eine wesentliche Rolle. Zur Kompensation der<br />

fehlenden Grünversorgung der Mietskasernenviertel<br />

waren diese repräsentativen Anlagen<br />

jedoch nicht geeignet, da sie nur vereinzelt<br />

im <strong>Stadt</strong>gebiet lagen <strong>und</strong> hauptsächlich zur<br />

Steigerung des Wohn- <strong>und</strong> Mietwertes in den<br />

Vierteln der wohlhabenderen Schichten der<br />

Bevölkerung angelegt wurden (vgl. BAUMANN,<br />

2002, 31). Von der mangelhaften Grünversorgung<br />

waren insbesondere die Kinder betroffen.<br />

Dieser Missstand wurde bereits kurz nach dem<br />

Einsetzen der Industrialisierung erkannt. In den<br />

engen Wohnvierteln der Arbeiter fehlte es an<br />

ausreichenden <strong>und</strong> vor allem hygienischen <strong>und</strong><br />

sicheren <strong>Spiel</strong>fl ächen. In Bezug auf die Bedingungen<br />

in der westlichen Vorstadt von Leipzig<br />

äußerte sich der Pädagoge <strong>und</strong> Begründer der<br />

Schreberbewegung HAUSCHILD 1864: „Unsere<br />

Kinder sind, wie die bedauernswerten Kinder<br />

der inneren <strong>Stadt</strong> mit ihren <strong>Spiel</strong>en auf das<br />

unerquickliche <strong>und</strong> gefahrdrohende Straßenpfl<br />

aster auf kleine feuchte Höfe, auf winzige<br />

Gärtchen angewiesen“ (HAUSCHILD, 1864, zit.<br />

nach MANGNER, 1884, 36). Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

durften Kinder Parkanlagen zumeist nicht ohne<br />

Aufsicht betreten. Dies betraf sowohl fürstliche<br />

als auch städtische Anlagen, die der Öffentlichkeit<br />

zugänglich waren.<br />

Teilweise war dies ausdrücklich in den Parkordnungen<br />

vermerkt. Das eigenständige Betreten<br />

öffentlicher Parkanlagen durch Kinder war noch<br />

zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts keine Selbstverständlichkeit<br />

<strong>und</strong> hing im Wesentlichen vom<br />

Wohlwollen der jeweiligen Parkverwaltungen


ab. Aber auch die <strong>Spiel</strong>plätze in den öffentlichen<br />

Anlagen wurden beaufsichtigt <strong>und</strong> hatten<br />

feste Öffnungszeiten. So wurde der <strong>Spiel</strong>platz<br />

im Humboldthain in Berlin um 7 Uhr abends<br />

geschlossen (vgl. BAEDEKER, 1887, 119). Viele<br />

der Dresdner <strong>Spiel</strong>plätze wurden vor dem Ersten<br />

Weltkrieg von Vereinen unterhalten. <strong>Spiel</strong>en<br />

war dort oftmals nur unter Aufsicht <strong>und</strong>/<br />

oder Anleitung der Vereinsmitglieder möglich.<br />

Beaufsichtigung der <strong>Spiel</strong>plätze durch Erwachsene<br />

auf freiwilliger Basis oder auch durch<br />

städtische „Platzaufseher“ war bis in die 1920er<br />

Jahre üblich (vgl. BUTENSCHÖN, 2007, 259 ff.).<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bewegungsmöglichkeiten in<br />

den Anlagen der Gartenkünstler<br />

Die Gärtner <strong>und</strong> Gartenkünstler des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

berücksichtigten in ihren theoretischen<br />

Schriften Freianlagen für Kinder gar nicht<br />

oder nur als ein eher randständiges Thema. Erst<br />

ganz <strong>am</strong> Ende des Jahrh<strong>und</strong>erts bahnte sich,<br />

auf äußeren Druck hin, ein zunächst recht zögerliches<br />

Umdenken an. <strong>Spiel</strong>plätze wurden von<br />

den Gartenkünstlern nun, um den Kunstgenuss<br />

im Park nicht zu stören, in Randbereichen der<br />

Anlagen eingeplant <strong>und</strong> zumeist als notwendiges<br />

„Übel“ geduldet.<br />

Die wahrscheinlich ältesten wirklich öffentlichen<br />

Kinderspielplätze Deutschlands wurden<br />

bereits im Jahr 1829 in den Dresdner Wallgrünfl<br />

ächen angelegt <strong>und</strong> können durchaus als<br />

frühe Vorläufer des „typischen“ <strong>Spiel</strong>platzes der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts betrachtet<br />

werden. Der für die Planung der Wallgrünanlagen<br />

zuständige Hofgärtner C. A. TERSCHEK<br />

schlug vor, zwei solche Plätze in den Wallanlagen<br />

einzurichten. Zudem könne man dann, so<br />

die Hoffnung des Hofgärtners, die Kindermädchen<br />

mit den Kindern auf die entsprechenden<br />

Plätze verweisen <strong>und</strong> dadurch die übrigen Anlagen<br />

schonen.<br />

Es wurden ein größerer <strong>und</strong> ein kleiner Kinderspielplatz<br />

im Wallgrün angelegt; beide Plätze<br />

waren einfache, von Gehölzfl ächen umstandene<br />

Rasenfl ächen mit Bänken (vgl. ausf. BUTEN-<br />

SCHÖN, 2007, 130f.). Diese beiden Dresdner<br />

Kinderspielplätze stehen als singuläre Beispiele<br />

in der Zeit vor 1850. Gerade die Funktionsumkehr,<br />

dass heißt durch den Verweis auf die<br />

<strong>Spiel</strong>plätze die streng reglementierte Nutzung<br />

der übrigen Anlagen nicht zu stören <strong>und</strong> Kinderspielplätze<br />

nicht primär für die Kinder,<br />

sondern zur „Schonung“ der übrigen Anlagen<br />

einzusetzen zeigt bereits die im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

vorherrschende Gr<strong>und</strong>richtung der gar-<br />

Abb.: „Mariendorf Partie vom Kinder-<strong>Spiel</strong>platz“, Historische Ansichtskarte um 1900 (Quelle:<br />

LANDESARCHIV BERLIN) Ohne die eindeutige Bezeichnung würde niemand vermuten, eine<br />

Aufnahme eines Kinderspielplatzes vor sich zu haben. Der eigentliche <strong>Spiel</strong>bereich scheint nicht<br />

„bildwürdig“ zu sein. Auch die herausgeputzten, sorgs<strong>am</strong> in der Schmuckanlage platzierten<br />

Kinder zeugen von dem ausgeprägten bürgerlichen Repräsentationsbedürfnis.<br />

tenkünstlerischen Gestaltungsgr<strong>und</strong>sätze für<br />

solche Anlagen an. Ein festabgegrenzter <strong>und</strong><br />

umpfl anzter Bereich in einer etwas abseitig<br />

gelegenen Parkpartie war hierfür typisch. Spezielle<br />

Ausstattungen fehlten sehr häufi g. Wenn<br />

Einrichtungen vorhanden waren, beschränkten<br />

sich diese meist auf Bänke für die erwachsenen<br />

Aufsichtspersonen bzw. einige <strong>Spiel</strong>tische <strong>und</strong><br />

Sandhaufen für die Kleinsten. Diese <strong>Spiel</strong>plätze<br />

waren zumeist dicht abgepfl anzt <strong>und</strong>/oder mit<br />

schattenspendenden, rasterförmig gepfl anzten<br />

Bäumen bestanden. Typische Gr<strong>und</strong>form für<br />

größere <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Turnplätze war das oft<br />

Hippodrom.<br />

Die Schreberbewegung –<br />

<strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Kleingärten<br />

Die Gartenkünstler des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nahmen<br />

sich also nur zögerlich der Gestaltung von<br />

öffentlichen Freianlagen für Kinder an. Trotzdem<br />

wurden ab der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zunehmend Anlagen für Kinder geschaffen. Ideengeber<br />

<strong>und</strong> Initiatoren waren jedoch in erster<br />

Linie Mediziner, Pädagogen <strong>und</strong> sonstige um die<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Kinder <strong>und</strong> Heranwachsenden<br />

besorgte Personen. Eine wichtige Rolle spielte<br />

hierbei die von Leipzig ausgehende Schreberbewegung.<br />

Heute werden im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

vielfach Schrebergärten <strong>und</strong> Kleingärten<br />

gleichgesetzt. Dass das ursprüngliche<br />

Gr<strong>und</strong>anliegen der Schreberbewegung darin<br />

bestand, <strong>Spiel</strong>fl ächen für Kinder zur Verfügung<br />

zu stellen, ist weithin in Vergessenheit geraten.<br />

Der Mediziner <strong>und</strong> Hochschullehrer Daniel<br />

Gottlob Moritz SCHREBER, der N<strong>am</strong>ensgeber<br />

der Bewegung, war ein Vordenker in Bezug auf<br />

Daniel Rimbach<br />

Daniel Rimbach hat Landschaftsarchitektur<br />

an der<br />

Fachhochschule in Erfurt<br />

studiert <strong>und</strong> führt seit 1998<br />

ein Planungsbüro mit den<br />

Schwerpunkten Gartendenkmalpfl<br />

ege sowie Objekt- <strong>und</strong><br />

Landschaftsplanung. Er arbeitet<br />

kontinuierlich an universitären<br />

Forschungsprojekten mit<br />

<strong>und</strong> hat seit 2001 Lehraufträge<br />

an der Fachhochschule Erfurt.<br />

2008 promovierte er an der<br />

Fakultät für Architektur <strong>und</strong><br />

Landschaft der Gottfried<br />

Wilhelm Leibniz Universität<br />

Hannover.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 81


„Karthäuser Ufer Erfurt, den 09. Februar 1903 Der <strong>Stadt</strong>gartendirektor LINNE. M1:250“<br />

<strong>Spiel</strong>platz in der Grünanlage <strong>am</strong> Karthäuser Ufer in Erfurt. (STADTARCHIV ERFURT, Planarchiv,<br />

ohne Signatur, Ausschnitt). Rechts oben der in Randlage befi ndliche, ringsum abgepfl anzte<br />

<strong>Spiel</strong>platz ein einfacher Kiesplatz mit Erwachsenenbänken auf dem <strong>Spiel</strong>en, im Gegensatz zu den<br />

übrigen Anlagenteilen, erlaubt war.<br />

„Oeffentl. <strong>Spiel</strong>platz in Schandau a./<br />

Elbe“ (aus: BERTRAM, 1891, Tafel XIX).<br />

Durch den in der für die Gartenkünstler<br />

typischen hippodromförmigen<br />

Gr<strong>und</strong>form gestalteten einfachen<br />

Rasen-<strong>Spiel</strong>platz ohne Einrichtungen<br />

sollten die lärmenden Kinder von der<br />

repräsentativen Elbpromenade ferngehalten<br />

werden. Laut Gartenkünstler<br />

Max Bertr<strong>am</strong> war hierfür „ nichts<br />

geeigneter als wenn man den Kindern<br />

einen derart abgeschlossenen, aber<br />

auch geschützten Platz anweisen kann,<br />

wo ihnen zugleich auch die gebührende<br />

Überwachung zu Teil werden kann“<br />

(BERTRAM, 1891, 29).<br />

82 | <strong>Spiel</strong>raum<br />

die Einrichtung von öffentlichen <strong>Spiel</strong>fl ächen<br />

für Kinder. Mit Kleingärten <strong>und</strong> der Gartenkultur<br />

hatte er allerdings gar nichts im Sinn.<br />

Ausgangspunkt seiner Intentionen war die Freifl<br />

ächensituation für Kinder in den deutschen<br />

Großstädten um 1860. So beklagte er bereits<br />

1861 den Mangel an <strong>Spiel</strong>fl ächen, das diesbezügliche<br />

Nichtstun der Gemeindebehörden, die<br />

polizeiliche Vertreibung von spielenden Kindern<br />

<strong>und</strong> das Verschwinden althergebrachter Kinderspiele<br />

in den Städten. Daraufhin forderte er<br />

die Bereitstellung geeigneter Flächen bzw. die<br />

Neuanlage von öffentlichen Kinderspielplätzen.<br />

Der Pädagoge <strong>und</strong> enge Fre<strong>und</strong> Schrebers, Ernst<br />

Innocent HAUSCHILD, knüpfte an die Ideen<br />

SCHREBERS an. Er gründete 1864 in Leipzig<br />

einen Erziehungsverein, der nach dem 1861<br />

verstorbenen Schreber benannt wurde. Erklärtes<br />

Kernziel diese ersten Schrebervereins war,<br />

neben Vorträgen, Hinweisen <strong>und</strong> Informationen<br />

in Erziehungsfragen, die „Beschaffung eines<br />

geräumigen, staubfreien, sicheren <strong>Spiel</strong>platzes<br />

für die Kinder der Westvorstadt“ (MANGNER,<br />

1884, 37). 1865 wurde der erste Schreberplatz,<br />

der zunächst nur aus einer einfachen, von der<br />

<strong>Stadt</strong> gepachteten Wiesenfl äche bestand, für<br />

das Kinderspiel freigegeben. „Der Platz war<br />

ein einfacher Wiesenplan, ohne Einfriedigung,<br />

ohne schattenspendende Bäume <strong>und</strong> [ohne]<br />

den belebenden Kranz grünender Gärten.“ Bis<br />

1868 bestand der Platz in dieser einfachen<br />

Form. 1868 hatte war geplant, „Kinderbeete“<br />

anzulegen, doch „es wollte nicht recht d<strong>am</strong>it<br />

gehen <strong>und</strong> so wurden aus den Kinderbeeten F<strong>am</strong>ilienbeete“,<br />

die <strong>am</strong> 7. Juni 1869 „eingeweiht“<br />

wurden <strong>und</strong> sich schnell zu Kleingärten mit<br />

Lauben weiterentwickelten. Von da an - bis in<br />

die 1920er Jahre - bestand eine Schreberanlage<br />

stets aus einem Kinderspielplatz <strong>und</strong> Kleingärten.<br />

Bis zum Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wurden in vielen deutschen Städten Schrebervereine<br />

gegründet. Ein Schreberverein ohne<br />

<strong>Spiel</strong>platz war <strong>und</strong>enkbar. Auf den Schreberplätzen<br />

dominierte das angeleitete <strong>Spiel</strong>. Eine<br />

strenge Kontrolle war stets gewährleistet. Eine<br />

vom jeweiligen Vorstand eingesetzte „<strong>Spiel</strong>-<br />

Kommission“ sorgte für „die Leitung der Knabenspiele,<br />

der Mädchenspiele, die Aufsicht auf<br />

dem <strong>Spiel</strong>platze, die Versorgung der Wirtschaft.<br />

[...] Eine genügende Anzahl ihrer Mitglieder,<br />

Herren <strong>und</strong> D<strong>am</strong>en, hatte an jedem regenfreien<br />

Nachmittag auf dem <strong>Spiel</strong>platz anwesend<br />

zu sein, um die <strong>Spiel</strong>e zu leiten oder zu beaufsichtigen,<br />

die Gerätschaften zu verabfolgen <strong>und</strong><br />

wieder aufzubewahren. […] Der <strong>Spiel</strong>leiter hat<br />

[…] die Aufgabe, die Kinder nicht nur dem <strong>Spiel</strong>e<br />

zuzuführen <strong>und</strong> sie mit demselben bekannt<br />

zu machen, sondern diese selbst auch sittlich<br />

zu überwachen“ (MANGNER, 1884, 47- 49).


„Schreberplatz der Westvorstadt zu Leipzig.“, 1894 (aus: Vereinigung der Landesdenkmalpfl eger der BRD<br />

<strong>und</strong> Landesdenkmal<strong>am</strong>t Berlin, 2003, 168) Ein Kranz von Kleingärten umgibt den großen freien <strong>Spiel</strong>platz<br />

für angeleitete Gemeinschaftsspiele, der auch bereits mit einigen wenigen Turngeräten ausgestattet war.<br />

Eine „<strong>Spiel</strong>halle“ ermöglichte <strong>Spiel</strong>e auch bei Regenwetter.<br />

Die <strong>Spiel</strong>bewegung - weitere Initiativen<br />

für mehr <strong>Spiel</strong>plätze in der <strong>Stadt</strong><br />

Einen besonderen Aufschwung nahm die sogenannte<br />

„<strong>Spiel</strong>bewegung“ in den 1890er Jahren,<br />

als sich der staatlich geförderte „Zentralausschuss<br />

zur Förderung der Volks- <strong>und</strong> Jugendspiele<br />

in Deutschland“ an die Spitze dieser Bewegung<br />

setzte. Die durch den Zentralausschuss<br />

initiierten <strong>Spiel</strong>anlagen sollten u.a. mit dazu<br />

beitragen, die Wehrtauglichkeit der künftigen<br />

Rekruten zu verbessern. Schon in den 1870er<br />

Jahren wurden zahlreiche Vereine <strong>und</strong> Initiativen<br />

gegründet, die sich die öffentliche Wohlfahrts-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspfl ege auf ihre Fahnen<br />

geschrieben hatten. Bereits 1873 entstand beispielsweise<br />

der „Deutsche Verein für öffentliche<br />

Ges<strong>und</strong>heitspfl ege“.<br />

Weitere regionale Organisationen wie der „Niederrheinische<br />

Verein für Öffentliche Ges<strong>und</strong>heitspfl<br />

ege“ <strong>und</strong> viele andere folgten in allen<br />

Teilen Deutschlands. Ein Ziel dieser Organisationen<br />

war die Verbesserung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

der Kinder. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />

wurde auch die Schaffung von öffentlichen<br />

Kinderspielplätzen propagiert. Gleiches gilt für<br />

zahlreiche medizinische <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsaufklärerische<br />

Schriften. Örtliche Vereine <strong>und</strong> Initiativen<br />

schufen aber auch selbst <strong>Spiel</strong>plätze,<br />

um den offensichtlichen Mangel in der Ausstattung<br />

des öffentlichen Grüns zu beheben.<br />

So wurden in den großen Dresdner Grünanlagen<br />

<strong>Spiel</strong>möglichkeiten vorwiegend für kleinere<br />

Kinder eingerichtet. Diese Kleinkinderspielplät-<br />

ze wurden häufi g auf Initiative von Bürgervereinen<br />

mit dem Ziel der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />

angelegt (vgl. BUTENSCHÖN, 2007, 256). Im<br />

Jahr 1900 besaßen bereits viele Gemeinden eigene<br />

(Kinder-) <strong>Spiel</strong>plätze, wie eine zeitgenössische<br />

Umfrage beweist. In den zehn Jahren von<br />

1890 bis 1900 verdoppelte sich die Anzahl der<br />

öffentlichen <strong>Spiel</strong>plätze nahezu. Über drei Viertel<br />

der an der Umfrage beteiligten Städte waren<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits mit <strong>Spiel</strong>plätzen in<br />

irgendeiner Form ausgestattet. „Sehr erheblich<br />

ist durchweg die Zahl der <strong>Spiel</strong>plätze gewachsen.<br />

Auf die, an 804 Orte mit mehr als 5.000<br />

Einwohnern gerichteten Anfragen haben 615,<br />

also 74,6 Prozent geantwortet. Von diesen wird<br />

das <strong>Spiel</strong> in 457 Orten gepfl egt. Die Zahl ihrer<br />

<strong>Spiel</strong>plätze stieg von 1890 bis 1900 von 1.166<br />

auf 2.092“ (BERGEMANN, 1900, 380f.).<br />

Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts rückten nun die<br />

Freianlagen für Kinder innerhalb von wenigen<br />

Jahren vom Rand in das Zentrum freiraumplanerischen<br />

Schaffens.<br />

Daniel Rimbach<br />

Nächster Beitrag:<br />

Teil 3 1900 bis 1933<br />

Öffentliche Freianlagen für Kinder als wesentlicher<br />

Bestandteil der Gartenarchitektur<br />

Quellen:<br />

BAEDEKER, Karl (1887):<br />

Berlin <strong>und</strong> Umgebungen.<br />

Handbuch für Reisende. Leipzig.<br />

BAUMANN, Martin (2002):<br />

Freiraumplanung in den Siedlungen<br />

der zwanziger Jahre <strong>am</strong> Beispiel der<br />

Planungen des Gartenarchitekten<br />

Leberecht Migge. Halle.<br />

BERGEMANN, Paul (1900):<br />

Soziale Pädagogik auf erfahrungswissenschaftlicher<br />

Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>und</strong> mit Hilfe der induktiven Methode<br />

als universalistische oder Kultur-<br />

Pädagogik. Gera.<br />

BERTRAM, Max (1891):<br />

Gärtnerisches Planzeichnen.<br />

Leitfaden für den Unterricht an höheren<br />

Gärtnerlehranstalten <strong>und</strong> Gartenbauschulen<br />

<strong>und</strong> zum Selbstunterricht<br />

für Landschaftsgärtner. Berlin.<br />

BUTENSCHÖN, Sylvia (2007):<br />

Geschichte des Dresdner <strong>Stadt</strong>grüns.<br />

Berlin.<br />

FESSER, Gerd (2000):<br />

Die Kaiserzeit. Deutschland zwischen<br />

1871-1918. Erfurt.<br />

MANGNER, Eduard (1884):<br />

<strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Erziehungsvereine.<br />

Praktische Winke zur Förderung<br />

harmonischer Jugenderziehung nach<br />

dem Vorbilde der Leipziger Schrebervereine.<br />

Leipzig.<br />

MEYER, Gustav (1873):<br />

Lehrbuch der schönen Gartenkunst.<br />

Mit besonderer Rücksicht auf die<br />

praktische Ausführung von Garten <strong>und</strong><br />

Parkanlagen. Berlin.<br />

STEIN, Hartwig (2000):<br />

Inseln im Häusermeer. Eine Kulturgeschichte<br />

des deutschen Kleingartenwesens<br />

bis zum Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs. Reichsweite Tendenzen <strong>und</strong><br />

Groß-H<strong>am</strong>burger Entwicklung. Frankfurt<br />

<strong>am</strong> Main u.a.<br />

<strong>Spiel</strong>raum | 83


84 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

Fotos: C. Schläger


Der große Auftritt<br />

der Schiffshörner<br />

Die Installation „Schwingungen“ wird <strong>am</strong> 1. Oktober 2010 den bild-<br />

<strong>und</strong> klanggewaltigen Schlusspunkt zum Projekt „KulturKanal2010“<br />

setzen. Vor Ort hat die erste Probe bereits stattgef<strong>und</strong>en.<br />

Industrie, Technik <strong>und</strong> Kunst treten in einen<br />

spannenden Dialog, wenn Christoph Schläger<br />

seine Komposition für Drucklufthörner aufführen<br />

wird. Das Projekt ist in seiner Dimension beeindruckend,<br />

denn die Grenzen von klassischen<br />

Open-Air-Konzerten werden mit aller Macht<br />

gesprengt. Ort der Veranstaltung wird ein Abschnitt<br />

des Rhein-Herne-Kanals sein, der seit<br />

1914 auf 45 Kilometer Länge die Verbindung<br />

zwischen den Städten Duisburg, Oberhausen,<br />

Bottrop, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen,<br />

Castrop-Rauxel, Waltrop <strong>und</strong> Datteln<br />

darstellt. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr<br />

wird diese stark durch industrielle Nutzung geprägte<br />

<strong>Wasser</strong>straße zum „KulturKanal2010“.<br />

Von März bis Oktober werden die Menschen zu<br />

vielen Veranstaltungen <strong>am</strong> <strong>und</strong> auf dem <strong>Wasser</strong><br />

eingeladen, um zwischen <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Kunst<br />

den Kanal neu zu erleben.<br />

So wie es an vielen Orten im Ruhrgebiet industrielle<br />

Strukturen ohne Arbeiter gibt, so<br />

wird das Konzert vom Christoph Schläger mit<br />

vielen Instrumenten, doch ohne Musiker aufgeführt.<br />

Insges<strong>am</strong>t werden 100 Schiffshörner - zu<br />

Drucklufthörnern umgebaut - bei dem Projekt<br />

„Schwingungen“ zum Einsatz kommen. Durch<br />

einen Computer steuert der Klangkünstler die<br />

Tonfolgen der ungefähr eine St<strong>und</strong>e dauernden<br />

Komposition. Eine erste Probe hat exakt<br />

ein Jahr vor dem Aufführungstermin zu der<br />

anberaumten Uhrzeit stattgef<strong>und</strong>en, d<strong>am</strong>it das<br />

Te<strong>am</strong> die Lichtverhältnisse vor Ort bei der Planung<br />

berücksichtigen kann. An der Probe hat<br />

auch einer der zehn „Tänzer“ teilgenommen, die<br />

<strong>am</strong> Kanal mit ihren Bewegungen <strong>und</strong> Schwingungen<br />

das Konzert begleiten: Während die<br />

Landschaft zum Klingen gebracht wird, liefert<br />

ein Betonpumpen-Ballett monumentale Bilder<br />

vor der industriellen Kulisse. Die Fahrzeuge mit<br />

den langen Schläuchen werden dabei in farbiges<br />

Licht getaucht, pyrotechnische Effekte<br />

kommen hinzu. Alle Beschreibungen geben nur<br />

einen kleinen Vorgeschmack auf die fulminante<br />

Aufführung. Einen ersten Eindruck von den<br />

Klängen <strong>und</strong> Bildern vor Ort gibt eine vertonte<br />

Diashow der ersten Probe, die man sich via Internet<br />

anschauen kann: http://www2.herne.de/<br />

publish_to_web. Auch die Website von Christof<br />

Schläger bietet einige spannende Filme <strong>und</strong> Bilder:<br />

http://www.christofschlaeger.de. A.M.<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 85


Interview mit Christof Schläger<br />

„Die verrückte Magie von<br />

Kränen <strong>und</strong> Kraftwerken“<br />

86 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

FreeLounge: Wie haben Sie die richtige Landschaft<br />

für Ihre Installation gef<strong>und</strong>en, Herr<br />

Schläger?<br />

C. Schläger: Zunächst war es ein Erk<strong>und</strong>en.<br />

Ich bin zu verschiedenen Tageszeiten spazieren<br />

gegangen, um die Klänge <strong>und</strong> die Stimmung<br />

<strong>am</strong> Kanal aufzunehmen, die Atmosphäre zu<br />

schnuppern. Dann braucht so ein Prozess eine<br />

Reifezeit, die Eindrücke müssen sich setzen,<br />

d<strong>am</strong>it Anknüpfungspunkte für künstlerische<br />

Ideen entstehen können. Es war klar, dass die<br />

Drucklufthörner ans <strong>Wasser</strong> gehören. Schließlich<br />

handelt es sich ja um umgebaute Schiffshörner.<br />

Nun ist der Rhein-Herne-Kanal ohnehin<br />

mein nächtliches Ausfl ugsrevier, <strong>und</strong> ich kenne<br />

diese Industrielandschaft von Kindheit an. Auch<br />

wenn d<strong>am</strong>als die industrielle Nutzung viel ausgeprägter<br />

war, hatte der Kanal für die <strong>Freizeit</strong><br />

eine Bedeutung. Ich bin dort mit dem Schlauchboot<br />

gefahren, <strong>und</strong> an manchen Stellen sind wir<br />

sogar schwimmen gegangen. Mir hat d<strong>am</strong>als<br />

schon die Ästhetik der Industrie gefallen, denn<br />

für mich ging eine skurrile, ja verrückte Magie<br />

von den Fördertürmen, Kränen <strong>und</strong> den Kraft-<br />

werken aus. In gewisser Weise werde ich mit<br />

den Klängen auch diese besondere Atmosphäre<br />

als Momentaufnahme der Vergangenheit heraufbeschwören.<br />

FreeLounge: Was hat Sie an dem gewählten<br />

Abschnitt des Kanals besonders fasziniert?<br />

C. Schläger: Immer mehr kommt es dazu,<br />

dass Industrie zur Kunst wird. Viele industrielle<br />

Strukturen werden nicht mehr benötigt <strong>und</strong><br />

nicht mehr genutzt. Den Menschen ist heute<br />

oft schon die eigentliche Bedeutung der industriellen<br />

Architektur gar nicht bekannt. Was hat<br />

man d<strong>am</strong>it gemacht, wie hat das funktioniert?<br />

Fördertürme werden nur noch als Denkmal oder<br />

Kunstwerk wahrgenommen. Das Konzert wird<br />

an einer Stelle stattfi nden, an dem die industrielle<br />

Nutzung noch sehr stark ausgeprägt ist.<br />

Vielleicht wird es solche Orte bald nicht mehr<br />

geben. Gegenüber von den Zuschauern befi ndet<br />

sich ein Kraftwerk mit Kohlebergen <strong>und</strong> Förderbändern.<br />

Der Hersteller der Betonpumpen<br />

hat seine Firma in der Nähe. Bei dem Konzert<br />

wird die Verladestation des Kraftwerks zu hö-


Der Konzertsaal ist eine Industrielandschaft, <strong>und</strong> die Instrumente werden mit Druckluft betrieben:<br />

Das Projekt „Schwingungen“ wirkt gigantisch <strong>und</strong> ist dennoch auf seine Weise poetisch.<br />

ren sein, denn sie wird an diesem Abend nicht<br />

abgeschaltet. Hinzu kommen die anderen charakteristischen<br />

Geräusche <strong>am</strong> Kanal. Es gibt ja<br />

so etwas wie den Genius Loci, den ich gerne<br />

herausarbeiten möchte. Das Kunstwerk wird in<br />

die Situation vor Ort eingreifen <strong>und</strong> verstärkend<br />

wirken.<br />

FreeLounge: Muss man sich die Aufführung<br />

mehr als Klangcollage vorstellen, oder ist es<br />

tatsächlich ein Konzert?<br />

C. Schläger: Zwar handelt es sich bei den<br />

Klanghörnern um industrielle Signaltöne, aber<br />

es wird ein Konzert. Ich habe Instrumente daraus<br />

gebaut, die tonal gestimmt sind. Insges<strong>am</strong>t<br />

decken die Instrumente 2,5 Oktaven ab. D<strong>am</strong>it<br />

lassen sich Kompositionen realisieren. Neben<br />

den Drucklufthörnern kommen noch die höheren<br />

Druckluftpfeifen sowie Membranophone<br />

zum Einsatz. Die sehen aus wie große Trommeln,<br />

deren Membran aber durch einströmende<br />

Luft zum Schwingen gebracht wird. Dieses<br />

Instrument liefert die für die Musik wichtige<br />

Basslage.<br />

FreeLounge: Können Sie erklären, wie der Abend<br />

für die Zuschauer in etwa ablaufen wird?<br />

C. Schläger: Ein Abschnitt von ungefähr 500<br />

Metern ist für die Besucher vorgesehen. Die<br />

Töne <strong>und</strong> Geräusche werden deshalb an den<br />

verschiedenen Positionen natürlich ganz unterschiedliche<br />

Klangbilder ergeben. Darauf kommt<br />

es mir an, denn das rückt die Komposition auch<br />

wieder in die Nähe der tatsächlichen Geräuschkulisse<br />

<strong>am</strong> Kanal. Über Quadratkilometer kann<br />

man dort zum Beispiel Signaltöne wahrnehmen,<br />

die sich entfernen oder auch nähern. Es<br />

wird drei Klanginseln geben, zwei sind fest installiert,<br />

die dritte wird auf einem Flachwagen<br />

aufgebaut, der von einer Lok gezogen wird. Der<br />

Wagen mit seinen Klängen wird aus dem Nichts<br />

kommen, sich wieder entfernen <strong>und</strong> schließlich<br />

den Kanal über die Eisenbahnbrücke überqueren<br />

<strong>und</strong> das andere Ufer passieren. Er umr<strong>und</strong>et<br />

praktisch die festen Klanginseln <strong>und</strong> die Besucher.<br />

Fotos: C. Schläger<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 87


Foto: Thomas Schmidt<br />

Christoph Schläger mit den Druckluftpfeifen bei der ersten Probe vor Ort.<br />

Foto: C. Schläger<br />

Der Künstler in seinem Atelier, der Maschinenhalle auf dem Gelände der stillgelegten Zeche<br />

Teutoburgia in Herne.<br />

Christoph Schläger<br />

88 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

FreeLounge: Wie bereiten Sie das Ganze technisch<br />

<strong>und</strong> organisatorisch vor?<br />

C. Schläger: Ich arbeite seit einem Jahr an dem<br />

Projekt. Wir hatten im Oktober die erste Probe<br />

vor Ort, bei der wir zum Beispiel gesehen haben,<br />

welche Probleme gelöst werden müssen, d<strong>am</strong>it<br />

die 38 Tonnen schweren Betonpumpen an ihren<br />

Platz fahren können. Es ist wichtig, erst einmal<br />

zu erkennen, wo überhaupt Schwierigkeiten<br />

liegen. Anfang nächsten Jahres wird dann ein<br />

Fahrtest mit dem Klangwagen folgen. Natürlich<br />

wird es auch eine Generalprobe geben.<br />

FreeLounge: Das ist ein faszinierendes Projekt!<br />

C. Schläger: Ich habe Sie neugierig gemacht?<br />

FreeLounge: Auf jeden Fall! Wir wünschen<br />

Ihnen viel Erfolg dabei <strong>und</strong> danken für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />

ist Klangkünstler, Musiker <strong>und</strong> Instrumentenbauer – mit fl ießenden Übergängen <strong>und</strong> Überlagerungen zwischen diesen drei Sparten.<br />

Der 1958 geborene Künstler hat seit den frühen 80er Jahren ein technisch ausgefeiltes Orchester von derzeit 26 Instrument-<br />

Skulpturen entwickelt: Kulong, Standsauser, Quäker <strong>und</strong> ähnlich lautmalerische N<strong>am</strong>en tragen die kunstvollen Objekte, die Schläger<br />

„Geräusch-Gestalten“ nennt. Sie werden nicht von Menschen gespielt, sondern über automatische Steuerungen, Strom <strong>und</strong> Pneumatik<br />

betrieben. Es handelt sich aber nicht um elektronische Musik, denn nur die Steuerbefehle der Relais, Ventile <strong>und</strong> Motoren werden<br />

über einen Computer erteilt. Sein Atelier hat Christoph Schläger in der Maschinenhalle auf dem Gelände der stillgelegten Zeche<br />

Teutoburgia in Herne. Dort fi ndet der studierte Ingenieur für Verfahrenstechnik genug Raum für seine Arbeit<br />

Seine ersten Klangobjekte waren zunächst für Installationen im öffentlichen Raum ausgelegt. In dieser Zeit fertigte er auch Aeroskulpturen<br />

für den Freiraum. Mit der Spezialisierung <strong>und</strong> Verfeinerung der „Geräusch-Gestalten“ verlegte sich Christoph Schläger<br />

auf komponierte Klanginstallationen in Innenräumen, die er an vielen Orten der Welt zur Aufführung brachte. 2007 begann er seine<br />

Arbeit mit Drucklufthörnern, die auf umgebauten Schiffshörnern basieren. Diese Instrumente haben das klangliche Volumen für<br />

Installationen in weiträumigen Landschaften. Er führte eine Komposition im Flensburger Hafen auf <strong>und</strong> s<strong>am</strong>melte 2008 bei einem<br />

Hornkonzert <strong>am</strong> Rhein-Herne-Kanal Eindrücke <strong>und</strong> Erfahrungen für das Projekt „Schwingungen“.


Foto: Landes-Stiftung Arp Museum<br />

Bahnhof Rolandseck<br />

Skulpturenufer Remagen<br />

Seit 2000 entwickelt das Arp Museum in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der <strong>Stadt</strong><br />

Remagen das „Skulpturenufer Remagen“ entlang des Rheinufers zwischen<br />

Rolandswerth, vorbei <strong>am</strong> Bahnhof Rolandseck, bis hin in die <strong>Stadt</strong><br />

Remagen. Von den ursprünglich geplanten 12 bis 14 Skulpturen sind<br />

heute 8 realisiert worden. Das Projekt greift den Gedanken des deutschfranzösischen<br />

Künstlers Hans Arp auf, Kunst in das Leben <strong>und</strong> die Natur<br />

zu integrieren.<br />

Nach dem 7. März 1945 verbindet sich der<br />

N<strong>am</strong>e Remagen weltweit vor allem mit der<br />

„Brücke von Remagen“, deren dr<strong>am</strong>atische Geschichte<br />

einen markanten Punkt <strong>am</strong> Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs bildet. Zuvor hatte der heute<br />

zur <strong>Stadt</strong> Remagen gehörende Ort Rolandseck<br />

durch seinen Bahnhof internationale Bekanntheit<br />

erlangt. Seit seiner Fertigstellung 1856 als<br />

Endstation einer Privatbahn von Köln aus war<br />

das klassizistische Gebäude Treffpunkt der Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Schauplatz kultureller Ereignisse.<br />

Königin Viktoria von England, Kaiser Wilhelm<br />

II. <strong>und</strong> Reichskanzler Bismarck waren zu Gast.<br />

Heinrich Heine, Ludwig Uhland, Karl Simrock,<br />

die Gebrüder Jacob <strong>und</strong> Wilhelm Grimm sowie<br />

Friedrich Nietzsche kehrten ein <strong>und</strong> wurden<br />

von der rheinischen Landschaft <strong>und</strong> Sagenwelt<br />

zu Gedichten, Liedern <strong>und</strong> Märchen inspiriert.<br />

Johannes Brahms, Clara Schumann <strong>und</strong> Franz<br />

Liszt gaben hier Konzerte.<br />

Museum mit Gleisanschluss<br />

In der Nachkriegszeit wurde der Bahnhof nicht<br />

mehr bewirtschaftet. Das Baudenkmal war dem<br />

Verfall preisgegeben <strong>und</strong> sollte abgerissen werden.<br />

Kurz vor dem geplanten Abriss im Jahr<br />

1964 entdeckte Johannes Wasmuth, der im<br />

September 1997 verstorbene "spiritus rector"<br />

des Bahnhofs, das Gebäude. Voller Tatendrang<br />

erweckte er es als Kunst- <strong>und</strong> Künstlerzentrum<br />

zu neuem Leben. Nachdem die wirtschaftlichen<br />

Probleme dieser Privatinitiative immer drängender<br />

wurden, gründete das Land Rheinland-<br />

Pfalz 1973 die "Stiftung Bahnhof Rolandseck",<br />

die das Bahnhofsgebäude erwarb, die fi nanziellen<br />

Lasten für den Unterhalt <strong>und</strong> den Betrieb<br />

der Kultureinrichtung übernahm <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die<br />

Zukunft des Bahnhofs auf ein solides F<strong>und</strong><strong>am</strong>ent<br />

stellte. Heute beherbergt der Bahnhof das<br />

Arp-Museum <strong>und</strong> wird in seinen Ausstellungsfl<br />

ächen von einem markanten Neubau des Architekten<br />

Richard Meier ergänzt.<br />

Im Jahre 2001 feierte die <strong>Stadt</strong> Remagen ihr<br />

2000-jähriges Bestehen. Dies war für den Rat<br />

der <strong>Stadt</strong> der Anlass, zus<strong>am</strong>men mit dem Arp<br />

Museum Bahnhof Rolandseck entlang des<br />

Rheins ein auf Dauer angelegtes Kunstprojekt<br />

zu konzipieren. Somit wurde Remagen zum einen<br />

als <strong>Stadt</strong> des Arp Museums kommuniziert<br />

<strong>und</strong> zum anderen eine bis heute aktuelle Tradition<br />

Hans Arps fortgesetzt. Denn mit seiner<br />

Skulptur Bewegtes Tanzgeschmeide, die seit<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 89


90 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

Erwin Wortelk<strong>am</strong>p - „Im Stande“, 2009<br />

„Skulpturen suchen <strong>und</strong> fi nden ihren Ort“.<br />

Dieser Gr<strong>und</strong>gedanke Erwin Wortelk<strong>am</strong>ps<br />

begleitet auch seine Skulptur im Stande.<br />

Sie hat ihren Platz <strong>am</strong> Rheinkilometer 631<br />

entlang des Leinpfads zwischen Remagen-<br />

Kripp <strong>und</strong> der Brücke von Remagen gef<strong>und</strong>en.<br />

Sorgfältig wurde dieser Ort von Erwin<br />

Wortelk<strong>am</strong>p für seine hoch aufgeschossene<br />

vertikale Skulptur aus Bronze gewählt, die<br />

zuvor aus Holz erarbeitet wurde. Vom <strong>Wasser</strong><br />

– vom Schiff aus – wird im Stande eher<br />

zeichenhaft <strong>und</strong> fl üchtig wahrgenommen.<br />

In unmittelbarer Nähe zeigen sich deutlich<br />

sichtbare, harte Materialeinschnitte, die die<br />

ges<strong>am</strong>te Skulptur rhytmisieren. Der Blick<br />

des Betrachters wird immer wieder auf eine<br />

Quaderform im unteren Drittel der Skulptur<br />

gelenkt, ein beim Bearbeiten der Skulptur<br />

“stehengelassenes” Element. Wortelk<strong>am</strong>p<br />

bezeichnet es als den “Kern der Sache” oder<br />

auch als das “Schatz-Kästlein”. Was sich<br />

wohl darin verbirgt? Vielleicht die Energie,<br />

die die Skulptur im Stande immer wieder<br />

neu belebt. Vielleicht ist es aber auch<br />

ein geheimnisumwitterter Ort, der unsere<br />

Phantasien <strong>und</strong> magischen Vorstellungskräfte<br />

aufnimmt <strong>und</strong> mit der Lust <strong>am</strong> Verborgenen<br />

spielt.<br />

Foto: Mick Vincenz<br />

1970 den Bahnhof Rolandseck wie ein Signet<br />

betont, beteiligte Arp sich 1962 in Spoleto (Italien)<br />

federführend an einem der ersten Projekte<br />

von Kunst im öffentlichen Raum.<br />

Kunst erfahren durch Begegnung<br />

Künstlerisches Konzept des Skulpturenufers ist<br />

es, Werke zur „Aufführung“ kommen zu lassen,<br />

die aufgr<strong>und</strong> ihrer Erscheinungsform nicht per<br />

se im tradierten Sinne als Kunstwerke auftreten.<br />

Es sollen also nicht umschlossene, hermetische<br />

Skulpturen <strong>am</strong> Rhein entlang aufgestellt<br />

werden, sondern solche, die sich zur Gesellschaft<br />

hin öffnen, alltäglich erfahrbar werden,<br />

ein ‚normales’ Begegnen erlauben <strong>und</strong> aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e zu Auseinandersetzungen anregen.<br />

Sowohl internationale, deutsche als auch mit<br />

Rheinland-Pfalz verb<strong>und</strong>ene Künstlerinnen <strong>und</strong><br />

Künstler werden eingeladen, bereits existierende<br />

Werke zu installieren, vor allem aber, auf<br />

den Ort bezogene Arbeiten an einer geeigneten<br />

Stelle des Skulpturenufers zu entwickeln. Diese<br />

Arbeiten bilden dann auch den Ausgangspunkt,<br />

im Arp Museum Bahnhof Rolandseck Ausstellungen<br />

der einzelnen Künstler realisieren.<br />

Von der Ahrmündung in Kripp ist das Rheinufer<br />

über die ehemalige „Brücke von Remagen“,<br />

die Rheinpromenade der Römerstadt, den Hafenort<br />

Oberwinter, den Bahnhof Rolandseck<br />

mit dem Arp Museum, die Insel Nonnenwerth<br />

in Rolandswerth bis hin zur Landesgrenze nach<br />

Nordrhein-Westfalen über 14 Kilometer durchgängig<br />

auf Wegen zu begehen oder mit dem<br />

Fahrrad zu befahren <strong>und</strong> soll dauerhaft als<br />

Skulpturenufer zu erleben sein. Von Süd nach<br />

Nord sind derzeit 8 Kunstwerke realisiert.<br />

Thomas Huber - „Ein neues Panor<strong>am</strong>a<br />

für Remagen“ <strong>und</strong> „Neugestaltung der<br />

Promenade von Remagen“, 2001<br />

Thomas Huber stellt seit über 10 Jahren Bilder<br />

in Form von Bauschildern aus. Immer handelt<br />

es sich dabei um Visionen, die mit den realen<br />

Bedingungen vor Ort korrespondieren. Für das<br />

Skulpturenufer Remagen – das Huber in seiner<br />

ursprünglichen Ausführung auf die andere<br />

Rheinseite nach Erpel ausdehnte – hat er zwei<br />

Bilder-Bauschilder realisiert <strong>und</strong> sie an den Anlegern<br />

der Fähre Nixe postiert, die als Ersatz für<br />

die zerstörte ‚Brücke von Remagen’ zwischen<br />

Erpel <strong>und</strong> Remagen verkehrt. Ohne sie gäbe es,<br />

abgesehen von Telekommunikationsmöglichkeiten,<br />

nur den Sichtkontakt, auf den Thomas


Foto: Warburg<br />

Huber mit seinen Bauschildern anspielt. Das<br />

Bilder-Bauschild <strong>am</strong> Ufer von Remagen zeigt<br />

ein von Huber entwickeltes Panor<strong>am</strong>a Erpels<br />

<strong>und</strong> <strong>am</strong> Ufer von Erpel umgekehrt dasjenige Remagens<br />

mit einer neu gestalteten Promenade.<br />

Das Bilder-Bauschild auf der Remagener Seite<br />

Ein neues Panor<strong>am</strong>a für Remagen existiert nach<br />

wie vor an der Rheinpromenade in Remagen.<br />

Sein Pendant Neugestaltung der Promenade<br />

von Remagen auf der Erpeler Seite wurde mit<br />

Beschluss des Ortsgemeinderats Erpels vom<br />

Mai 2006 nach einer ursprünglich genehmigten<br />

Aufstellungszeit von 5 Jahren, die nicht verlängert<br />

wurde, <strong>am</strong> 28. Juni 2006 demontiert.<br />

Res Ingold - arp heliport, 2004<br />

Res Ingold hat in Rolandseck seinen arp heliport<br />

– einen Hubschrauberlandsplatz – realisiert.<br />

Seit 1982 unterhält er als Kunstprojekt<br />

die ingold airlines. Das Unternehmen ingold<br />

airlines ist jedoch viel mehr als eine Fluggesellschaft.<br />

Es ist eine geistige Haltung, eine innere<br />

Überzeugung. Fliegen ist für ingold airlines nur<br />

zum Teil ein realer, materieller Vorgang. Es ist<br />

auch immaterielle Idee. Neben dem Perfektionieren<br />

seiner Dienstleistung als Anbieter von<br />

Flügen für Menschen <strong>und</strong> Waren ist ingold airlines<br />

auch Anbieter von Transportmitteln für<br />

immaterielle Güter wie Gedanken, Informationen<br />

<strong>und</strong> emotionalen Energien. Im Rahmen des<br />

Public Art-Projektes Skulpturenufer Remagen<br />

ist folgerichtig seine Skulptur ein fi ktiver <strong>und</strong><br />

zugleich realer Hubschrauberlandeplatz. Mit<br />

diesem Werk ist neben den vorhandenen Verkehrswegen<br />

der Schiene, Straße <strong>und</strong> des <strong>Wasser</strong>s<br />

nun auch der Luftraum für das Arp Museum<br />

Bahnhof Rolandseck erschlossen.<br />

H<strong>am</strong>ish Fulton - seven paces, 2003<br />

H<strong>am</strong>ish Fulton, einer der prominentesten Vertreter<br />

der Land Art, unternahm für das Arp<br />

Museum Bahnhof Rolandseck vom 11.9.2002<br />

bis 13.11.2002 seine bisher längste Wanderung.<br />

Er startete in Bilbao, durchquerte Spanien<br />

<strong>und</strong> Frankreich, erreichte den Tomasee in der<br />

Schweiz, eine der Rheinquellen, <strong>und</strong> wanderte<br />

von dort aus entlang des Rheins durch Deutschland<br />

bis Hoek van Holland zu der Mündung des<br />

Rheins in die Nordsee. Für das Arp Museum<br />

Bahnhof Rolandseck realisierte Fulton seine<br />

erste Public Art- Arbeit in Erinnerung an diese<br />

Wanderung <strong>und</strong> zwar an einer Stelle, die Teil<br />

seiner Wanderung war: seven paces, ein gusseisernes<br />

Werk, eingelassen in den Pfad entlang<br />

des Rheins nahe dem Bahnhof Rolandseck <strong>und</strong><br />

gegenüber vom Museum bei Rheinkilometer<br />

632. Typisch für Fulton, unscheinbar, spröde<br />

<strong>und</strong> wenig spektakulär, ist diese Bodenskulptur<br />

seit dem 1. November 2003 in der Dimension<br />

von 7 Schritten bzw. 6,36 Metern Länge in den<br />

Leinpfad eingelassen. 7 Schritte von 3 Millionen,<br />

die er in 63 Tagen zurücklegte.<br />

Johannes Brus - „Treidelpfad“, 2008<br />

Mit seiner Skulptur Treidelpfad <strong>am</strong> Rheinufer von<br />

Remagen-Kripp, einem Boot aus Beton <strong>und</strong> zwei<br />

Pferden aus Bronze, bezieht sich Johannes Brus auf<br />

die Geschichte dieses Ortes. Kripp war eine bedeutende<br />

Treidelstation zwischen Köln <strong>und</strong> Koblenz, bevor<br />

die D<strong>am</strong>pfschifffahrt ab 1860 die traditionellen<br />

Treidelschiffe ablöste. Seit Jahrh<strong>und</strong>erten wurden<br />

die Schiffe fl ussaufwärts mit Hilfe von Pferden gezogen.<br />

Das Treideln bedeutete eine große Anstrengung<br />

für die Pferde, die zudem aufgr<strong>und</strong> der Refl exion der<br />

Sonne im <strong>Wasser</strong>, häufi g auf dem linken Auge erblindeten<br />

<strong>und</strong> durch den beständigen seitlichen Zug des<br />

Seiles kreuzlahm wurden. Johannes Brus kehrt nun<br />

in seiner Skulptur die Arbeitsverhältnisse um. Seine<br />

Pferde befi nden sich, eines fl ussaufwärts, das andere<br />

fl ussabwärts platziert, von jeglicher Last befreit,<br />

auf dem Schiffsdeck. Pferde sind ein immer wiederkehrendes<br />

Motiv in Johannes Brus’ bildhauerischem<br />

<strong>und</strong> fotografi schem Werk. Die Realisation der Arbeit<br />

„Treidelpfad“ von Johannes Brus ist in Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit Christian Pettersen entstanden.<br />

Foto: Hans Weingartz<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 91


Foto: Warburg<br />

Fotos: Bossletpublicart<br />

Peter Hutchinson - Thrown Ropes Remagen, 2001<br />

Peter Hutchinson ist einer der ersten ökologischen Ästheten. In Remagen hat er seine bisher größte <strong>und</strong> komplexeste Bodenarbeit<br />

auf der Rheinwiese realisiert, die Teil der Werkgruppe der Thrown Ropes, der „geworfenen Seile“, ist. Hutchinson hat zu diesem<br />

Zweck ein zehn Meter langes Seil mehrmals geworfen, um so mehr oder weniger zufällige Linien zu erhalten. Diese Linien, die gerade,<br />

geschlängelt oder auch gew<strong>und</strong>en sind, bepfl anzt er mit sorgfältig ausgesuchten, unterschiedlichen Blumen <strong>und</strong> Sträuchern,<br />

die jahreszeitenabhängig grünen, blühen oder auch temporär verschwinden. Aus der Tradition der Land Art heraus betrachtet<br />

Hutchinson die Natur als übergeordneten Lebensraum, mit dem er sich intensiv auseinandersetzt <strong>und</strong> den er durch behuts<strong>am</strong>e<br />

gestalterische Eingriffe partiell neu gestaltet, belebt <strong>und</strong> bewusst macht. In seinem Arbeitsprozess spielen wie in der Natur Zufälle<br />

<strong>und</strong> ökologische Idealbedingungen eine f<strong>und</strong><strong>am</strong>entale Rolle. Dies fällt in der ‚Remagener Arbeit’ deutlich ins Auge.<br />

92 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

Eberhard Bosslet - „Regenfänger“, 2001<br />

Eberhard Bosslet hat auf der Landzunge von<br />

Oberwinter eine ca. zwölf Meter hohe Skulptur,<br />

den Regenfänger, realisiert. Der für Remagen<br />

von Bosslet entwickelte Turm besteht aus einer<br />

allseitig einsehbaren Konstruktion aus Holz<br />

<strong>und</strong> Stahl. Seine Struktur entst<strong>am</strong>mt einem<br />

Schalungssystem des Beton-Hochbaus, das in<br />

Verbindung mit einem aufgesetzten Trichter<br />

aus Stahl zum Regenfänger für Remagen wird.<br />

Das Fallrohr des Trichters befi ndet sich im Zentrum<br />

der Turmstruktur, endet dort in drei Metern<br />

Höhe <strong>und</strong> wird bei Regen gleichs<strong>am</strong>, wie<br />

Bosslet sagt, zur „öffentlichen Dusche“. Wie<br />

ein point de vue (Blickpunkt) der barocken Gartenarchitektur<br />

zieht Bosslets Regenfänger den<br />

Blick von allen Seiten an. Sowohl von der Straße<br />

wie auch aus der weiten Ferne des anderen<br />

Flussufers lenkt Bosslets technoide Skulptur<br />

unseren Blick. Dadurch entstehen Perspektiven<br />

wie in einem Landschaftsbild.


Bittermann & Duka – Geheime Gärten<br />

Rolandswerth, 2002 - 2004<br />

Caroline Bittermann <strong>und</strong> Peter Duka gingen in<br />

ihren Arbeiten davon aus, dass Landschaft <strong>und</strong><br />

Natur als Bild wahrgenommen werden, weil<br />

unsere Vorstellungen von Landschaft <strong>und</strong> Natur<br />

durch Bilder bestimmt sind. Sie beriefen sich<br />

dabei auf die Geschichte der bis zu 300-jährigen<br />

Landschafts- <strong>und</strong> Gartenarchitektur, die<br />

das Gestalten von Natur im Hinblick auf ein ästhetisches<br />

Motiv für ein Bild <strong>und</strong> nach einem<br />

Bild vor Augen hatte. Diese Gedanken griffen<br />

Bittermann & Duka auch in ihrer Arbeit geheime<br />

gärten rolandswerth für Rolandswerth auf.<br />

Am Anfang ihrer Arbeit für Rolandswerth stand<br />

deshalb eine Computersimulation: ein Bild von<br />

dem Turm, der nun das visuelle <strong>und</strong> ökologische<br />

Zentrum ihrer „geheimen Gärten" ist. Aber auch<br />

zu tatsächlicher gärtnerischer Arbeit waren<br />

sie gekommen. Der erste Schritt bestand darin,<br />

die historische viktorianische Gartenanlage<br />

des ausgehenden 19. Jahrh<strong>und</strong>erts mit Hilfe<br />

der Forstbehörde gr<strong>und</strong>legend zu revitalisieren.<br />

Zudem wurden Wege angelegt <strong>und</strong> Parkfl<br />

ächen geformt. Fledermäuse <strong>und</strong> Wildbienen<br />

wurden in dem von Bittermann & Duka entworfenen<br />

Pfl anzenturm aus Beton willkommen<br />

geheißen. Zu ihren Entwürfen gehören auch das<br />

Eingangstor zu den Gärten, die Typografi e der<br />

Buchstabenskulptur an der rheinseitigen Treppe<br />

<strong>und</strong> die Dokumentation im alten Gewächshaus.<br />

Den theoretischen Ausgangspunkt der ges<strong>am</strong>ten<br />

Gartengestaltung bilden die Schriften von<br />

Novalis (1772–1801), einem der bedeutendsten<br />

Vertreter der Frühromantik. Das Fragment aus<br />

Novalis' Allgemeinem Brouillon von 1798: „Die<br />

vollendete Speculation führt zur Natur zurück",<br />

gilt es, verrätselt auf Tor, Turm <strong>und</strong> an der Treppe<br />

aufzufi nden, wie auch die Lettern N-O-V-A-<br />

L-I-S an den Park-Bänken.<br />

Der Bezug zur Natur führt auch wieder zurück<br />

zum Arp-Museum <strong>und</strong> der Skulptur Bewegtes<br />

Tanzgeschmeide von Hans Arp, das seit 1970<br />

vor dem Bahnhof Rolandseck stand <strong>und</strong> für Restaurierungs-<br />

<strong>und</strong> Bauarbeiten <strong>am</strong> Bahnhof im<br />

Jahr 2000 vorübergehend abgebaut wurde. Das<br />

nun wiederaufgestellte monumentale Werk von<br />

Hans Arp geht auf eine ursprüngliche kleinere<br />

Fassung aus dem Jahr 1960 zurück. Basierend<br />

auf einer Absprache mit Hans Arp <strong>und</strong> autorisiert<br />

durch Marguerite Arp-Hagenbach erfolgte<br />

postum die Vergrößerung im Jahr 1970. Leerformen<br />

in den Plastiken dieses Typus' , die Arp<br />

seit Ende der 1950er Jahre entwickelte, fordern<br />

den Betrachter gezielt dazu auf, die durch sie<br />

hindurch zu sehende <strong>und</strong> sie umgebende Natur<br />

als skulptural integrierte Bestandteile einzubeziehen.<br />

L.K.<br />

Fotos: Hans Weingartz<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 93<br />

Foto: Ludwig Keißner


Go Beyond Borders<br />

94 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

Der Berliner Tape-Art-Künstler El Bocho hat Teile des<br />

Mauerverlaufs wieder sichtbar gemacht <strong>und</strong> das Thema<br />

Flucht in eindrucksvollen Bildern dargestellt.


Mit einer spannenden Kunstaktion hat der<br />

Street Art Künstler El Bocho an Ereignisse erinnert,<br />

die an der Berliner Mauer vorgefallen<br />

sind, <strong>und</strong> ihnen ein Gesicht gegeben. Vom 9. bis<br />

zum 15. November konnten die Berliner <strong>und</strong> die<br />

Berlin-Touristen Geschichte erleben - an Orten,<br />

die heute längst im neuen Alltag der <strong>Stadt</strong><br />

aufgegangen sind. Anlass war der 20. Jahrestag<br />

des Mauerfalls. Mit Klebeband in den Farben<br />

Schwarz, Rot <strong>und</strong> Weiß inszenierte El Bocho<br />

ausdrucksstarke <strong>und</strong> teils sehr plastisch wirkende<br />

Bilder. Dafür wurden extra über 40.000<br />

Meter Tape hergestellt.<br />

Ein besonderer Reiz der Aktion lag darin, dass<br />

alle Szenen aufwändig an ihren Originalschauplätzen<br />

realisiert wurden. Den geschichtlichen<br />

Hintergr<strong>und</strong> erläuterten Info-Plaketten mit<br />

einem sogenannten QR-Code. Wer Interesse<br />

daran hatte, konnte sich zusätzlich historische<br />

Filme <strong>und</strong> Bilder der Ereignisse auf sein Handy<br />

laden. Denn nicht nur bekannte Bilder fanden<br />

ihr Echo in dem Projekt. Im kollektiven Gedächtnis<br />

mag noch das Foto des Soldaten sein, der<br />

über den Stacheldraht in den Westen springt.<br />

Andere Ereignisse sind heute schon weniger bekannt:<br />

Einem Mann gelang es zum Beispiel, mit<br />

einem gestohlenen Panzer die Mauer zu durchbrechen.<br />

Oder wer weiß noch von der einzigen<br />

Massenfl ucht über die Mauer nach Ost-Berlin<br />

<strong>am</strong> Lenné Dreieck <strong>und</strong> kennt die Hintergründe?<br />

Mit jedem Kunstwerk von „Go Beyond Borders“<br />

wurde die Vorstellungskraft des Betrachters herausgefordert,<br />

denn die Schauplätze sehen heute<br />

oft komplett anders aus als noch vor wenigen<br />

Jahren. Der Mauerverlauf wurde an vielen Stellen<br />

mit einem „Go Beyond Borders“-Tape überhaupt<br />

erst wieder sichtbar gemacht: Mitten im<br />

Restaurant des Marriott Hotels an der Ebertstraße<br />

ist die Situation heute beispielsweise so,<br />

dass ein Gast im Osten <strong>und</strong> sein Tischnachbar<br />

schon im Westen speist. Bei der Umsetzung der<br />

Aktion wurde der Künstler El Bocho von HEI-<br />

MAT, Berlin, <strong>und</strong> CNN unterstützt. Der Titel der<br />

Aktion „Go Beyond Borders“ ist zugleich der<br />

neue Claim des Senders CNN International.<br />

A.M.<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 95


Buchtipps<br />

Faszinierendes Ruhrgebiet -<br />

Augenblicke <strong>am</strong> Rhein-Herne-<br />

Kanal<br />

Der Fotograf <strong>und</strong> Grafi ker Achim<br />

Kubiak hat dem Rhein-Herne-Kanal<br />

ein Denkmal in 160 Seiten gesetzt.<br />

Von Duisburg bis nach Henrichenburg<br />

stellt er den zukünftigen „KulturKanal“<br />

in eindrucksvollen Bildern vor. Die<br />

künstliche <strong>Wasser</strong>straße verbindet den<br />

Duisburger Hafen mit dem deutschen<br />

Kanalnetz <strong>und</strong> den Rhein mit dem<br />

Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal. Der Kanal mit<br />

seinen fünf Schleusen <strong>und</strong> 15 Häfen<br />

ist eine <strong>Wasser</strong>straße, die nicht nur<br />

für die Industrie wichtig ist, sondern<br />

auch immer mehr Möglichkeiten für<br />

die <strong>Freizeit</strong>gestaltung bietet. Das hat<br />

Achim Kubiak zu einem Sachbuch<br />

angeregt, das zugleich eine Liebeserklärung<br />

an das Ruhrgebiet ist.<br />

Essen: Edition RainRuhr 2009<br />

160 Seiten mit Fotos, 29,95 Euro<br />

96 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />

Havenwelten Bremerhaven –<br />

Eine <strong>Stadt</strong> erfi ndet sich neu<br />

Mit der Neuerscheinung des Bildbandes<br />

„Havenwelten“ zeigt Autorin Anke<br />

Breitlauch den Entwicklungsprozess<br />

sowie das Ergebnis der neuen Erlebniswelt<br />

in Bremerhaven. R<strong>und</strong> 100<br />

Fotos, Zeichnungen <strong>und</strong> interessante<br />

Hintergr<strong>und</strong>berichte erzählen über die<br />

zehnjährige Entwicklungsphase des<br />

vielseitigen <strong>und</strong> zunächst umstrittenen<br />

Tourismuszentrums Havenwelten.<br />

Bremerhaven erhielt im Rahmen dieses<br />

großen städtebaulichen Projektes ein<br />

neues Gesicht <strong>und</strong> begeisterte bereits<br />

Gäste aus nah <strong>und</strong> fern.<br />

NW-Verlag, Bremerhaven<br />

160 Seiten, 30 x 22,7 cm, Hardcover<br />

über 100 Fotos <strong>und</strong> Zeichnungen<br />

24,80 Euro<br />

Stromlagen: Urbane Flusslandschaften<br />

gestalten<br />

Brachliegende Flächen entlang von<br />

Flussufern, oft in der Nähe urbaner<br />

Zentren, gibt es in nahezu allen mittleren<br />

<strong>und</strong> großen Städten Europas <strong>und</strong><br />

Amerikas. Regionale Flusslandschaften<br />

wie der Rhein in der Region Köln/Bonn,<br />

die Seine in Paris oder die Themse in<br />

London werden heute zunehmend neu<br />

entdeckt <strong>und</strong> als attraktive, urbane<br />

Lebensräume gestaltet. Dieses Buch<br />

widmet sich eingehend den Revitalisierungsmaßnahmen<br />

industriell geprägter<br />

Uferlagen. Anhand von bereits<br />

realisierten Projekten werden neben<br />

den städtebaulichen Maßnahmen auch<br />

Strategien der Projektentwicklung <strong>und</strong><br />

Finanzierung sowie spezifi sche Probleme<br />

wie etwa das Bauen mit Hochwassergefahren<br />

thematisiert.<br />

In den ersten beiden Teilen des Buches<br />

steht das städtebauliche Entwicklungspotential<br />

der Rheinufer, insbesondere<br />

des Rheinabschnitts der<br />

Region Köln/Bonn, im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Den umfassenden dritten Teil des<br />

Buches bildet eine S<strong>am</strong>mlung von 90<br />

Beispielprojekten aus ganz Europa.<br />

Birkhuser-Verlag AG, 49,90 Euro


Abonnement<br />

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

56271 Kleinmaischeid<br />

FreeLounge<br />

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />

Hiermit bestelle ich ein Jahresabonnement des Fachmagazins FreeLounge zum Preis von 45 Euro pro Jahr. Ich beziehe<br />

im Rahmen dieses Abonnements vier Ausgaben FreeLounge für die Dauer eines Jahres. Das Abonnement verlängert<br />

sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.<br />

Tel.: 02689 9591-37<br />

Fax: 02689 9591-38<br />

E-Mail: info@free-lounge.de<br />

URL: www.free-lounge.de<br />

<strong>Stadt</strong> & Kunst | 97


108 | Recht<br />

Foto: fotolia.com


Aus aktuellem Anlass<br />

Kommunale<br />

Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zum Alkoholkonsum<br />

auf öffentlichen Freifl ächen<br />

Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat in einem bei den Kommunen vielbeachteten<br />

Urteil eine städtische Satzung aufgehoben, mit der in der Innenstadt<br />

ein Alkoholverbot verhängt worden war. In der Tagespresse ist teilweise<br />

der Eindruck entstanden, mit dem Urteil seien die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der Gemeinden erheblich eingeschränkt worden. Eine nähere Analyse des Urteils<br />

zeigt, dass die Auswirkungen für die Kommunen dieses Ausmaß nicht<br />

erreichen, sondern bei sachgerechter Gestaltung durchaus Möglichkeiten verbleiben.<br />

Der VGH Mannheim hat eine Polizeiverordnung<br />

der <strong>Stadt</strong> Freiburg für unwirks<strong>am</strong> erklärt, die<br />

diese zur Gestaltung ihres <strong>Stadt</strong>bildes erlassen<br />

hatte. D<strong>am</strong>it war auf öffentlichen Straßen, in<br />

öffentlichen Anlagen <strong>und</strong> öffentlichen Einrichtungen<br />

das Lagern oder dauerhafte Verweilen<br />

außerhalb von Freischankfl ächen oder Einrichtungen<br />

wie Grillstellen u.ä. „ausschließlich oder<br />

überwiegend zum Zwecke des Alkoholgenusses“<br />

untersagt worden – allerdings nur, „wenn dessen<br />

Auswirkungen geeignet sind, Dritte erheblich<br />

zu belästigen“. Dagegen hatte ein Freiburger<br />

Jurastudent sich im Wege der Normenkontrolle<br />

gewandt mit der Begründung, er wolle auch in<br />

Zukunft auf beliebten öffentlichen Plätzen im<br />

<strong>Stadt</strong>gebiet verweilen, um dort Bier zu trinken.<br />

Der VGH hat die Verordnung für unwirks<strong>am</strong> erklärt,<br />

weil sie gegen das verfassungsrechtliche<br />

Gebot hinreichender Bestimmtheit verstoße. Da<br />

unklar sei, wann der Alkoholkonsum geeignet<br />

sei, „Dritte erheblich zu belästigen“, könnten<br />

weder der Bürger noch die Ordnungsbehörden<br />

hinreichend deutlich erkennen, was erlaubt <strong>und</strong><br />

was verboten sei (Urteil vom 28. 7. 2009, Aktenzeichen<br />

1 S 2340/08). Bezug genommen hat<br />

der VGH dabei auch auf ein älteres Urteil aus<br />

1998, mit dem er ein pauschales Alkoholverbot<br />

mit der Begründung aufgehoben hat, das „Vermeiden<br />

bloßer Ärgernisse“ für die Kommunen<br />

sei ordnungsbehördlich nicht schützenswert.<br />

Auch Versuche der Gemeinden, straßenrechtlich<br />

im Rahmen sog. Sondernutzungssatzungen<br />

beispielsweise das „Sichniederlassen zum<br />

Zwecke des Alkoholgenusses“ zur „erlaubnisfähigen<br />

Sondernutzung“ zu erklären, haben die<br />

Obergerichte in der Vergangenheit teilweise für<br />

rechtswidrig erklärt.<br />

Die Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunen<br />

sind d<strong>am</strong>it jedoch bei näherer Betrachtung<br />

nicht gänzlich beseitigt worden. Den Gemeinden<br />

verbleiben substantielle Regelungsmöglichkeiten<br />

in den Fällen, bei denen es wiederholt<br />

zu erheblichen Vorfällen gekommen ist.<br />

Voraussetzung dafür ist, dass eine sogenannte<br />

„abstrakte Gefahr für die öffentliche Sicherheit<br />

oder Ordnung“ vorliegt. Bei allen Vorbehalten,<br />

die auch politisch einen vorsichtigen Umgang<br />

mit Gefahrenabwehrverordnungen nahelegen,<br />

kann dies etwa bei „typisch alkoholbedingten<br />

Störungen“, wie sie auf vielen öffentlichen<br />

Plätzen in Innenstädten zu beobachten sind,<br />

der Fall sein. Um die gemeindliche Satzung<br />

für eine gerichtliche Überprüfung abzusichern,<br />

sollten dabei die Störungen, deren Beseitigung<br />

Recht | 109


110 | Recht<br />

Dr. Michael Winkelmüller, 38<br />

Rechtsanwalt <strong>und</strong> Fachanwalt für<br />

Verwaltungsrecht bei Redeker Sellner<br />

Dahs & Widmaier in Bonn.<br />

Einen seiner Schwerpunkte bildet das<br />

technische Sicherheitsrecht <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it<br />

verb<strong>und</strong>ene Fragen der Produktzulassung,<br />

technischen Normung,<br />

Zertifi zierung <strong>und</strong> Haftung.<br />

Saskia Misera, 30<br />

Rechtsanwältin bei Redeker Sellner<br />

Dahs & Widmaier in Bonn.<br />

Neben bau- <strong>und</strong> umweltrechtlichen<br />

Fragen bilden Schwerpunkte ihrer<br />

Beratungstätigkeit auch Fragen der<br />

kommunalen Planung <strong>und</strong> Satzungsgebung.<br />

Foto: fotolia.de<br />

angestrebt wird, möglichst konkret bezeichnet<br />

werden, um gerichtlich überprüfbare Maßstäbe<br />

zu gewinnen. Beispielsweise bilden die Auswirkungen<br />

allabendlichen Lärms den Gegenstand<br />

u.a. baurechtlicher Regelungen, aus denen konkret<br />

abzusehen ist, welcher Lärmpegel zu welcher<br />

Tageszeit in welchen Gebieten zulässig ist<br />

<strong>und</strong> wann eine – rechtlich relevante – Störung<br />

oder gar Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung anzunehmen<br />

ist. Auch in der Rechtsprechung zum Gaststättenrecht<br />

sind konkrete Maßstäbe gebildet<br />

worden, unter welchen Umständen etwa von<br />

„schädlichen Umwelteinwirkungen“ im Sinne<br />

des B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzes oder<br />

„erheblichen Nachteilen, Gefahren oder Belästigungen<br />

für die Allgemeinheit“ auszugehen ist.<br />

Wenn also die Gemeinde für einen bestimmten<br />

Teil ihrer Innenstadt nachvollziehbar <strong>und</strong> anhand<br />

belastbarer Erhebungen messbare Lärmbelästigungen,<br />

Verunreinigungen, Gefährdung<br />

von Passanten durch Glasscherben, Drogenmissbrauch,<br />

sonstige Straftaten o.ä. nachweist,<br />

kann ein Alkoholverbot durch Gefahrenabwehrverordnung<br />

ein adäquates Mittel zur Gefahrenabwehr<br />

sein.<br />

Dr. Michael Winkelmüller, Saskia Misera


Zu viel Lärm, zu wenig Gelder<br />

Ein Großteil der Kommunen sieht sich mit erheblichen Schwierigkeiten bei<br />

der Planung <strong>und</strong> Erhaltung von <strong>Spiel</strong>plätzen konfrontiert. Das ist das Ergebnis<br />

einer Umfrage bei 50 Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern, die der<br />

B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung (BFG) durchgeführt hat. Vorgestellt<br />

wurde die Studie auf einer Pressekonferenz im Rahmen der FSB in Köln.<br />

Ein gut besuchter <strong>Spiel</strong>platz ist ein Ort voller<br />

Leben. Doch mehr <strong>und</strong> mehr wird die Geräuschkulisse<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen nicht als<br />

„Zukunftsmusik“ wahrgenommen, sondern<br />

als Störfaktor. In der BFG-Umfrage 2009 zum<br />

Thema „Hemmnisse bei der <strong>Spiel</strong>raumplanung“<br />

bewertete eine deutliche Mehrheit der Kommunen<br />

die Konfl ikte mit Anwohnern über Lärmbelästigung<br />

als zentrales Problem beim Bau <strong>und</strong><br />

dem Betrieb von <strong>Spiel</strong>plätzen. Je attraktiver ein<br />

<strong>Spiel</strong>platz ist, desto stärker ist die Nutzung mit<br />

dem entsprechenden Geräuschpegel. Der Neu-<br />

oder der Umbau eines <strong>Spiel</strong>platzes löst deshalb<br />

immer häufi ger Proteste der Anwohner aus <strong>und</strong><br />

sorgt dafür, dass die Kommunen zwischen die<br />

Fronten der unterschiedlichen Bürgerinteressen<br />

geraten. In einer im Rahmen der Studie<br />

befragten <strong>Stadt</strong> ging der Streit so weit, dass<br />

Anwohner einen <strong>Spiel</strong>platz demontierten, um<br />

so ihrem Protest mehr Gewicht zu geben. Verschärft<br />

stellt sich die Situation immer dann dar,<br />

wenn es darum geht, Angebote für Jugendliche<br />

zu schaffen. Aus der Sicht der befragten Kommunen<br />

geht dabei die Schere zwischen dem<br />

Handlungsbedarf <strong>und</strong> den Schwierigkeiten in<br />

der Umsetzung immer weiter auseinander.<br />

Knappe Kassen erschweren vielfach eine<br />

f<strong>am</strong>ilienfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>gestaltung<br />

Doch nicht nur der Zwist mit Anwohnern erschwert<br />

den Kommunen ihren Auftrag der Freiraumgestaltung<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Ein<br />

überwiegender Teil von Planern in den Kommunen<br />

muss sich mit einem gesunkenen Investitionsvolumen<br />

arrangieren. Es gibt immer weniger<br />

Geld, das zu einem großen Teil für den Erhalt<br />

älterer <strong>Spiel</strong>geräte aufgewendet werden muss.<br />

Diese hohen Instandhaltungskosten, die auch<br />

durch Vandalismus bedingt werden, hemmen<br />

den Bau neuer <strong>Spiel</strong>plätze. Für viele Planer tut<br />

sich ein Graben zwischen dem von den Kommunen<br />

formulierten Anspruch kinderfre<strong>und</strong>licher<br />

<strong>Stadt</strong>gestaltung <strong>und</strong> den tatsächlichen Möglichkeiten<br />

auf. Mit Leben kann dieser Anspruch<br />

in vielen Fällen erst gefüllt werden, wenn auf<br />

politischer Ebene durch den Druck von Elterninitiativen<br />

ein öffentliches Interesse erkennbar<br />

Der neue B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung (BFG) präsentierte sich <strong>und</strong> seine<br />

Arbeit auf der FSB in Köln im Rahmen einer Pressekonferenz. Die von nun an jährlich<br />

stattfi ndende BFG-Umfrage war eines der zentralen Themen.<br />

wird. Der BFG wollte von den Kommunen auch<br />

wissen, inwieweit die im letzten Jahr in Kraft<br />

getretenen europäischen Normen (EN 1176 <strong>und</strong><br />

1177) Einfl uss auf die <strong>Spiel</strong>platzplanung haben.<br />

R<strong>und</strong> 50 Prozent der interviewten Planer gaben<br />

an, dass sie sich gut über die neue Normenreihe<br />

informiert fühlen <strong>und</strong> mit der Umsetzung keine<br />

Probleme haben. Als Informationsquellen wurden<br />

Prüforganisationen wie TÜV oder DEKRA<br />

ebenso genannt wie Weiterbildungsangebote<br />

der <strong>Spiel</strong>platzhersteller. Auffälliges Ergebnis<br />

der Befragung war aber auch, dass, je mehr sich<br />

eine Kommune mit der neuen Normenreihe beschäftigt<br />

hatte, je stärker die Unsicherheit <strong>und</strong><br />

der daraus resultierende Informationsbedarf<br />

war. Dieses Ergebnis legt den Schluss nahe,<br />

dass die Tragweite der Konsequenzen von jeder<br />

zweiten Kommune unterschätzt sein könnte.<br />

Im Dialog mit den Kommunen<br />

Der 2009 gegründete BFG hat es sich zu seiner<br />

Aufgabe gemacht, die Situation im öffentlichen<br />

Freiraum genauer zu beleuchten <strong>und</strong> ein Forum<br />

für den Austausch zwischen den Planern<br />

in den Kommunen <strong>und</strong> deren Partnern aus den<br />

Bereichen der Gestaltung <strong>und</strong> der Industrie zu<br />

bieten. Da es auch vielfach um rechtliche Fragen<br />

geht, sieht der Verband hier einen zweiten<br />

wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit. A.M.<br />

Verband | 111


SICHERHEIT<br />

112 | Tivoli<br />

BECO<br />

BERMÜLLER & CO. GMBH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Fallschutzbeläge im Ortseinbau<br />

Conradi+Kaiser GmbH<br />

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<strong>und</strong> Bodensystemen<br />

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Hersteller von Fallschutzplatten seit 1990<br />

terralastic GmbH<br />

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Gestaltungselemente aus Kautschuk<br />

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D-90451 Nürnberg<br />

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www.beco-bermueller.de<br />

Tel. +49 (0) 911 64200-0<br />

Fax +49 (0) 911 64200-50<br />

Gewerbegebiet Larsheck<br />

D-56271 Kleinmaischeid<br />

info@conradi-kaiser.de<br />

www.conradi-kaiser.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 9580-0<br />

Fax +49 (0) 2689 9580-50<br />

Bécsi út 269<br />

H-1037 Budapest<br />

info@granufl ex.hu<br />

www.granulfex.hu<br />

Tel. +36 1 453-0400<br />

Fax +36 1 453-0006<br />

Unterdorfstraße 10<br />

D-56584 Thalhausen<br />

info@terralastic.de<br />

www.terralastic.de<br />

Tel. +49 (0) 2639 960233<br />

Fax +49 (0) 2639 960234<br />

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nach EN 177<br />

Ausführung fugenloser Ortseinbau nach DIN 7926 EN 1177 mit<br />

Lizenznehmern in ganz Deutschland<br />

Bodensysteme <strong>und</strong> Sicherheitssysteme für Schulen <strong>und</strong><br />

Kindergärten, <strong>Spiel</strong>plätze, <strong>Freizeit</strong>anlagen, öffentliche Plätze <strong>und</strong><br />

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Elastikplatten <strong>und</strong> elastisches Verb<strong>und</strong>pfl aster, Sicherheits-<br />

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– Fallschutz-Bodensysteme nach EN 1177<br />

– Gestaltungselemente für den Außenbereich aus Kautschuk<br />

– Einsatz der Produkte in Schulen, Kindergärten, auf <strong>Spiel</strong>-<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Plätzen<br />

– Brandschutzplatten, Rutschenauslaufplatten, Sandkastenwinkel


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

A+URBAN Design<br />

Skateanlagen <strong>und</strong> Pipes<br />

Roll-Hockey<br />

Bolzplätze<br />

Urbanes Mobiliar<br />

AAST <strong>Spiel</strong>geräte VertriebsgmbH<br />

<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgerätehersteller<br />

Berliner Seilfabrik GmbH & Co.<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

COROCORD Raumnetz GmbH<br />

Seilzirkus – Seilspielgeräte<br />

CREA-PLAY<br />

(Deutschland) GmbH<br />

espas GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

<strong>Stadt</strong>mobiliar<br />

Bodensysteme<br />

Zubehör<br />

Europlay<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

Holzhof GmbH<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

Elastic and impact protection moulded elements<br />

HPS-Play Company Trading GmbH<br />

Einrichtung von Hallenspielplätzen<br />

<strong>Spiel</strong>platzkonzepte für <strong>Freizeit</strong> & Handel<br />

Sepp-Giggenbach-Str. 31<br />

D-84453 Mühldorf<br />

info@aplusurbandesign.com<br />

www.aplusurbandesign.com<br />

Tel. + 49 (0) 8631 1403-68<br />

Fax + 49 (0) 8631 1403-69<br />

Kontaktperson: Fr. Sonja Rauscher<br />

Hr. Andrew Stelzh<strong>am</strong>mer<br />

Handelsstraße 13<br />

A-2201 Seyring<br />

offi ce@aast.com<br />

www.aast.com<br />

Tel. +43 (0) 2246 27037<br />

Fax +43 (0) 2246 27035<br />

Lengeder Straße 4<br />

D-13407 Berlin<br />

www.berliner-seilfabrik.de<br />

Tel. +49 (0) 30 414724-0<br />

Fax +49 (0) 30 414724-33<br />

Eichbornd<strong>am</strong>m 167<br />

D-13403 Berlin<br />

info@corocord.de<br />

www.corocord.de<br />

Tel. +49 (0) 30 408988-0<br />

Fax +49 (0) 30 408988-77<br />

Hessenstraße 3<br />

D-35325 Mücke/Groß-Eichen<br />

crea-play@t-online.de<br />

www.buerliag.com<br />

Tel. +49 (0) 6400 959840<br />

Fax +49 (0) 6400 959841<br />

Graf-Haeseler-Str. 7–9<br />

D-34134 Kassel<br />

info@espas.de<br />

www.espas.de<br />

Tel. +49 (0) 561 5746390<br />

Fax +49 (0) 561 5746399<br />

Eegene 9<br />

B-9200 Dendermonde<br />

sales@europlay.eu<br />

www.europlay.eu<br />

Tel. +32 52 22 66 22<br />

Fax +32 52 22 67 22<br />

Rupestraße 33<br />

I-38017 Mezzolombardo TN<br />

sabrina@holzhof.com<br />

Tel. +39 0461 601501<br />

Fax +39 0461 604013<br />

Gm<strong>und</strong>ner Straße 40 · A-4664 Oberweis<br />

info@hps-playco.at<br />

www.hps-playco.at<br />

Tel. +43 (0) 7613 25880-0<br />

Fax +43 (0) 7613 25880-10<br />

VERTRIEB DEUTSCHLAND<br />

Detmolder Str. 596 · D-33699 Bielefeld<br />

Tel. +49 (0) 521 9883298-0<br />

Fax +49 (0) 521 8989001<br />

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Modulare Elemente<br />

Keine F<strong>und</strong><strong>am</strong>ente <strong>und</strong> Bodenverankerungen nötig<br />

Einfacher Auf- <strong>und</strong> Abbau<br />

Wartungsarm<br />

Der Spezialist für Rutschen aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff (GFK). Die AAST GmbH hat GFK-Rutschen,<br />

Polyethylen Röhrenrutschen, Erlebnisrutschen <strong>und</strong> eine<br />

Fülle von <strong>Spiel</strong>platzkombinationen, in allen Variationen,<br />

in ihrem Progr<strong>am</strong>m.<br />

Seilspielgeräte für Kinderspielplätze<br />

Alle unsere Produkte entsprechen den strengen Richtlinien<br />

der EN 1176 <strong>und</strong> erfüllen auch alle bekannten technischen<br />

Vorschriften.<br />

Corocord hat sich selbst dazu verpfl ichtet, weltweit einzigartige<br />

Raum- <strong>und</strong> Flächennetze anzubieten: mit hohem ästhetischem<br />

Reiz, hohem <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> langer Nutzungsdauer. Das ist keine<br />

einfache Aufgabe. Aber solche Herausforderungen sind uns<br />

wichtig <strong>und</strong> wir nehmen sie jeden Tag von neuem an.<br />

– <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Sportgeräte<br />

– Fallschutzplatten<br />

– drehbare Kletterbäume<br />

– Parkmobiliar<br />

– H<strong>und</strong>etoiletten<br />

Entwicklung, Herstellung <strong>und</strong> Vertrieb von:<br />

– <strong>Spiel</strong>geräten aus Stahl<br />

– <strong>Stadt</strong>mobiliar <strong>und</strong> Tischtennistischen aus Beton<br />

– Bodensystemen<br />

– Zubehör<br />

Herstellung von <strong>Spiel</strong>geräten aus Holz <strong>und</strong> Metall. Wir<br />

suchen Importeure für Deutschland, Österreich <strong>und</strong> die<br />

Schweiz.<br />

– <strong>Spiel</strong>platzgeräte<br />

– Public Design<br />

– eigene <strong>Spiel</strong>geräteherstellung<br />

– Vertrieb<br />

– Montage<br />

– Service für Reinigung <strong>und</strong> Wartung<br />

– Komplettausstattung<br />

– Kompetenz in Qualität, <strong>Spiel</strong>wert <strong>und</strong> Sicherheit<br />

Tivoli | 113


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

HST-<strong>Spiel</strong>geräte GmbH & Co. KG<br />

114 | Tivoli<br />

HUSSON INTERNATIONAL GRUPPE<br />

Abenteuer <strong>Spiel</strong>plätze<br />

Indoor/Outdoor<br />

Kaiser & Kühne <strong>Freizeit</strong>geräte GmbH<br />

Durch Qualität – mehr Freude <strong>am</strong> <strong>Spiel</strong><br />

KINDERLAND<br />

Emsland <strong>Spiel</strong>geräte<br />

Klettermax GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

KOMPAN GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte, Multisportanlagen,<br />

Parkmöbel, Planung, Montage <strong>und</strong> Service,<br />

Indoor-<strong>Spiel</strong>möbel<br />

playparc-neospiel GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>gerätehersteller<br />

Holzbau Quappen GmbH & Co. KG<br />

DINOstarke <strong>Spiel</strong>ideen<br />

für außen <strong>und</strong> innen<br />

Parkgestaltung<br />

Brücken <strong>und</strong> Lärmschutzwände<br />

Individueller Holzbau<br />

Gartenholz<br />

Ing. Phillipp<br />

GmbH & Co. KG<br />

<strong>Spiel</strong>platz von<br />

A wie Abenteuergeräte<br />

bis Z wie Zubehör<br />

Weyerberg 5<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

info@hst-spielgeraete.de<br />

www.hst-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 8198-0<br />

Fax +49 (0) 6443 8198-20<br />

Route de l’Europe BP1<br />

F-68650 Laputroie<br />

husson@husson.eu<br />

www.husson.eu<br />

www.husson.de<br />

Tel. +33 (0) 3 89 47 56 56<br />

Fax +33 (0) 3 89 47 26 03<br />

Im Südloh 5<br />

D-27324 Eystrup<br />

info@kaiser-kuehne-play.com<br />

www.kaiser-kuehne-play.com<br />

Tel. +49 (0) 4254 9315-0<br />

Fax +49 (0) 4254 9315-24<br />

ESF Emsland <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Freizeit</strong>spielgeräte GmbH & Co. KG<br />

Bahnhofstraße 50<br />

49744 Geeste<br />

kinderland@emsland-spielgeraete.de<br />

www.emsland-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 5907 9479970<br />

Fax +49 (0) 5907 9479975<br />

Gewerbegebiet<br />

D-19374 Domsühl<br />

info@klettermax-gmbh.de<br />

www.spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 38728 20012<br />

Fax +49 (0) 38728 20017<br />

Raiffeisenstraße 11<br />

D-24941 Flensburg<br />

kompan.gmbh@kompan.com<br />

www.kompan.com<br />

Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />

Fax +49 (0) 4617 7306-35<br />

A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />

obra@obra.at<br />

www.obra.at<br />

Tel. +43 7682 2162-0<br />

Fax +43 7682 2165<br />

VERTRIEB IN DEUTSCHLAND<br />

(Informationen im Internet)<br />

Teutonia 9<br />

Borlinghausen<br />

D-34439 Willebadessen<br />

info@playparc.de<br />

www.playparc.de<br />

Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />

Fax +49 (0) 5642 709-10<br />

Industriestraße<br />

D-49751 Sögel<br />

info@quappen-holzbau.de<br />

www.quappen-holzbau.de<br />

Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />

Fax +49 (0) 5952 9311-50<br />

Vertrieb von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten, außerdem Ballfangnetzanlagen<br />

<strong>und</strong> Sportnetze <strong>und</strong> -seile aller Art<br />

<strong>Spiel</strong>geräte für Kinderspielplätze, <strong>Stadt</strong>mobiliar<br />

<strong>Freizeit</strong>anlagen für Jugendliche, Tribünen<br />

Bei der Planung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Freizeit</strong>geräten für alle<br />

Altersgruppen gehen wir von Erfahrungen aus, die wir seit vielen<br />

Jahren mit Entwürfen <strong>und</strong> Bau zahlreicher Großspielanlagen in<br />

<strong>Freizeit</strong>parks im In- <strong>und</strong> Ausland s<strong>am</strong>meln konnten.<br />

– <strong>Spiel</strong>platzeinrichtungen<br />

– individuelle <strong>Spiel</strong>objekte<br />

– Barrierefreie <strong>Spiel</strong>geräte<br />

– <strong>Freizeit</strong>anlagen<br />

– Parkeinrichtungen<br />

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<strong>Spiel</strong>raumplanung geht.<br />

Einzigartiges Design, erstklassige Qualität, exzellenter Service,<br />

kompetente Beratung <strong>und</strong> Know-how zeichnen uns aus.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte in Kiefer, chromfrei druckimprägniert oder farbig,<br />

nach dem OBRA-Farbkonzept oder in Lärche natur.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte, Skateboardanlagen, Klettergeräte,<br />

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Individuelle <strong>Spiel</strong>platzanlagen, <strong>Spiel</strong>geräte <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>skulpturen aus<br />

Robinie <strong>und</strong> Lärche<br />

Montage-, Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten<br />

Einrichtungsbausätze zum Wohnen, Turnen, <strong>Spiel</strong>en <strong>und</strong> Gestalten<br />

von Kindergärten <strong>und</strong> Therapiebereichen


SPIEL- UND SPORTGERÄTE, PUBLIC DESIGN<br />

Ravensburger <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />

Promotion-Service GmbH<br />

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Richter <strong>Spiel</strong>geräte GmbH<br />

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SMB Seilspielgeräte GmbH Berlin<br />

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Elastik- <strong>und</strong> Fallschutzformteile<br />

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SIK-Holzgestaltungs GmbH<br />

Meisterbetrieb des Holzbildhauerhandwerks<br />

stilum GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte <strong>und</strong> Public Design-Produkte<br />

Seilfabrik Ullmann<br />

Handelsniederlassung Bremen GmbH<br />

<strong>Spiel</strong>geräte<br />

ZIMMER.OBST GmbH<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>raumgestaltung<br />

Am Hangenwald 1<br />

D-88074 Meckenbeuren/Liebenau<br />

info-rfp@ravensburger.de<br />

www.ravensburger.de<br />

www.rfp-ravensburger.de<br />

Tel. +49 (0) 7542 400350<br />

Fax +49 (0) 7542 400101<br />

Simsseestraße 29<br />

83112 Frasdorf<br />

info@richter-spielgeraete.de<br />

www.richter-spielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 8052 17980<br />

Fax +49 (0) 8052 4180<br />

Holsbjergvej 42<br />

DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />

Dänemark<br />

info@rt-stainless.com<br />

www.rt-stainless.com<br />

Tel. +45 39563473<br />

Fax +45 39692384<br />

Schulstraße 27<br />

D-35614 Aßlar-Berghausen<br />

spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 6443 811262<br />

Fax +49 (0) 6443 811269<br />

Handwerkerstraße 7<br />

D-15366 Dahlwitz-Hoppegarten<br />

info@smb-seilspielgeraete.de<br />

www.smb-seilspielgeraete.de<br />

Tel. +49 (0) 3342 302015<br />

Fax +49 (0) 3342 302016<br />

Langenlipsdorf 54a<br />

D-14913 Niedergörsdorf<br />

info@sik-holz.de<br />

www.sik-holz.de<br />

Tel. +49 (0) 33742 799-0<br />

Fax +49 (0) 33742 799-20<br />

Königsberger Straße 39<br />

D-56269 Dierdorf<br />

info@stilum.de<br />

www.stilum.de<br />

Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />

Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />

Am Rönnebecker Hain 1<br />

D-28777 Bremen<br />

info@seilfabrik-ullmann.de<br />

www.seilfabrik-ullmann.de<br />

Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />

Fax +49 (0) 421 69038-75<br />

Am Winkel 9<br />

D-15528 Spreenhagen<br />

spielraum@zimmerobst.de<br />

www.zimmerobst.de<br />

www.spielraumgestaltung.de<br />

Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />

Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />

Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />

– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />

Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />

auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />

Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />

Akustik <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Kind <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />

Bewegung durch Klettern<br />

Älter werden<br />

graubner<br />

<strong>Spiel</strong>stationen zur Entfaltung der Sinne<br />

Schaukelgelenke, Basketballkörbe, Sandkräne, Wippenlager, Einzelpunkt<br />

Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />

<strong>und</strong> Rutschbahnen, viele mit Zertifi katen vom TÜV Produkt Service.<br />

Als Unternehmen mit großem Exportanteil sind wir bestrebt, fl exibel<br />

<strong>und</strong> schnell zu sein. Auch Sonderkonstruktionen sind möglich.<br />

<strong>Spiel</strong>platzgeräte zum Drehen, Wippen <strong>und</strong> Klettern<br />

Tr<strong>am</strong>poline<br />

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Herstellung von Seilspiel- <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>platzgeräten:<br />

– Raumnetze – Schaukelkörbe<br />

– Flächennetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />

– Netztunnel – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />

– Tr<strong>am</strong>polin – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />

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– Seilbrücken – SIPA-Seilsitze<br />

Individuelle <strong>Spiel</strong>platzgestaltungen aus kreativen Ideen<br />

<strong>und</strong> Robinienholz.<br />

Als Meisterbetrieb des Holzbildhauerhandwerks planen<br />

<strong>und</strong> gestalten wir <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Parkeinrichtungen von<br />

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Tivoli | 115


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Seilerei Prutz GmbH<br />

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Verband Deutscher Hallenspielplätze<br />

Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />

Interessenvertretung für Betreiber,<br />

Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />

Korts<br />

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Fachanwälte für Steuerrecht<br />

Rechts- <strong>und</strong> Steuerberatung<br />

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Tel. +31 (0) 46 489.1111<br />

Fax +31 (0) 46 485.5544<br />

Wittenberger Straße 89<br />

D-06905 Bad Schmiedeberg<br />

info@seilerei-prutz.de<br />

www.seilerei-prutz.de<br />

Tel. +49 (0) 34925 70392<br />

Fax +49 (0) 34925 70155<br />

Sandtorkai 74<br />

D-20457 H<strong>am</strong>burg<br />

kontakt@my-vdh.de<br />

Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />

Fax +49 (0) 40 822232-39<br />

Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />

Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />

Hültzstraße 26<br />

D-50933 Köln<br />

s.korts@korts.de<br />

www.korts.de<br />

Tel. +49 (0) 221 94021-00<br />

Fax +49 (0) 221 94021-01<br />

Bornwiese<br />

D-54470 Bernkastel-Kues<br />

info@johnen-gruppe.de<br />

www.johnen-gruppe.de<br />

Tel. +49 (0) 6531 509-0<br />

Fax. +49 (0) 6531 509-49<br />

A wide range of plastic boards + non-slip properties (if required).<br />

Made from prime and/or recycled polymers.<br />

Approved for Play Gro<strong>und</strong> Equipment in conformity with EN 71-3.<br />

Durable, sturdy, maintenance-free and highly wear resistant.<br />

Ein breites Sortiment von Kunststoffplatten (+ Anti-Rutsch möglich).<br />

Auf Basis von Neuware <strong>und</strong>/oder Regranulat. Tauglich für<br />

Play Gro<strong>und</strong> Equipment konform EN 71-3.<br />

Haltbar, robust, wartungsfrei <strong>und</strong> hohe Verschleißfestigkeit.<br />

Seilspielgeräte:<br />

Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />

Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />

Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />

vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />

macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Hierzu gehören im Einzelnen:<br />

– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />

Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />

– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />

Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />

– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />

– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />

TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />

– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />

– Sebastian Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht,<br />

MBA –Master of Business Administration,<br />

M.I.Tax – Master of International Taxation<br />

– Petra Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, MBA<br />

– Silke Busch, Rechtsanwalt,<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

– Wahed T. Barekzai, Rechtsanwalt<br />

Fachanwalt für Steuerrecht, L.L.M. – Mater of Laws<br />

Bogenoffsetdruckerei mit Vorstufe, Veredelungstechniken,<br />

Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Lettershop.<br />

Herstellung <strong>und</strong> Distribution von Drucksachen wie Flyern,<br />

Broschüren, Katalogen, Magazinen, Zeitschriften, Postern, etc.


Termine TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

04. bis 06. 05. 2010 in Berlin<br />

28. bis 30. 06. 2010 in Dortm<strong>und</strong><br />

21. bis 23. 06. 2010 in Frankfurt/M.<br />

22. bis 24. 04. 2010 in Kaiserslautern<br />

12. bis 14. 04. 2010 in Köln<br />

16. bis 18. 03. 2010 in Nürnberg<br />

Seminar: „Fachkraft für<br />

Kinderspielplätze“ (Nr. 10024)<br />

07. 05. 2010 in Berlin<br />

07. 07. 2010 in Dortm<strong>und</strong><br />

26. 04. 2010 in Frankfurt/M.<br />

15. 06. 2010 in Köln<br />

11. 06. 2010 in München<br />

Seminar: „Fachkraft für<br />

Kinderspielplätze“ (Auffrischung, Nr. 10034)<br />

Infos: TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />

Am Grauen Stein, 51105 Köln<br />

Uwe Wendler, Tel.: 0221 8063113<br />

UweWendler@de.tuv.com<br />

Deutsches Institut für Urbanistik<br />

14. 04. 2010 in Berlin<br />

Difu-Dialog: „Nationale<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik“<br />

26. bis 27. 04. 2010 in Berlin<br />

Seminar: „Jugendliche <strong>und</strong><br />

<strong>Stadt</strong>(teil)entwicklung“<br />

Infos: Deutsches Institut für Urbanistik GmbH<br />

(Difu), Ernst-Reuter-Haus<br />

Straße des 17. Juni 112 , 10623 Berlin<br />

Telefon: 030 / 39 001-0<br />

Telefax: 030 / 39 001-100<br />

Messetermine 2010<br />

16. bis 20. Februar 2010<br />

bautec Berlin<br />

freispielberlin<br />

Kontakt: Messe Berlin GmbH<br />

Frau Hille (Projektorganisation)<br />

Messed<strong>am</strong>m 22 · 14055 Berlin<br />

Tel.: 030 3038-2136<br />

j.hille@messe-berlin.de<br />

www.bautec.com<br />

23. bis 24. März 2010<br />

KOMCOM NRW<br />

Treffpunkt für Experten aus Kommunen,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Messe Essen<br />

Kontakt: KOMCOM Messe GmbH<br />

Tel.: 0681 95427-0<br />

komcom@komcom.de<br />

www.komcom.de<br />

19. bis 20. Mai 2010<br />

public 10<br />

Zukunft Kommune<br />

Fachmesse für <strong>Stadt</strong>planung <strong>und</strong><br />

öffentliche Raumgestaltung<br />

Kontakt: public Messe GmbH<br />

Tel.: 0621 70019-0<br />

info@public10.de<br />

www.public10.de<br />

15. bis 18. September 2010<br />

GaLaBau 2010<br />

19. Interantionale Fachmesse<br />

Urbanes Grün <strong>und</strong> Freiräume<br />

www.galabau.info-web.de<br />

VORSCHAU<br />

Top Thema:<br />

Standortvorteil Kultur / Die <strong>Stadt</strong> als Bühne<br />

Chancen <strong>und</strong> Probleme bei klassischen Festspielen, Kulturevents oder Festivals<br />

der Rock-, Pop-, Elektroszene<br />

Modelle zur kreativen Gestaltung von Innenstädten, die häufi g Gastgeber<br />

von kulturellen Projekten sind.<br />

Wir stellen vor: Temporäre Architektur, Kulturbüros, Festival-Veranstalter<br />

Messe-Special: bautec & freispielberlin | KOMCOM Essen<br />

Gartenschauen 2010<br />

24. April bis 3. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Bad Nauheim<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Bad Nauheim 2010 GmbH<br />

Sprudelhof 11 · 61231 Bad Nauheim<br />

Tel.: 06032 92699-0<br />

landesgartenschau2010@bad-nauheim.de<br />

www.landesgartenschau-bad-nauheim.de<br />

24. April bis 10. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Aschersleben<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Aschersleben 2010 GmbH<br />

Markt 1 · 06449 Aschersleben<br />

Tel.: 03473 226670<br />

info@landesgartenschau-aschersleben.de<br />

www.landesgartenschau-aschersleben.de<br />

23. April bis 17. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Bad Essen<br />

Kontakt: Landesgartenschau Bad Essen 2010<br />

GmbH<br />

Am Freibad 5 · 49152 Bad Essen<br />

Tel.: 05472 8158970<br />

info@landesgartenschau-badessen.de<br />

www.landesgartenschau-badessen.de<br />

17. April bis 24. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Hemer<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Hemer 2010 GmbH<br />

Ostenschlahstraße 60 · 58675 Hemer<br />

Tel.: 02372 5506-0<br />

info@landesgartenschau-hemer.de<br />

www.landesgartenschau-hemer.de<br />

23. April bis 3. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau Rosenheim<br />

Kontakt: Landesgartenschau<br />

Rosenheim 2010 GmbH<br />

Schönfeldstraße17 · 83022 Rosenheim<br />

Tel.: 08031 9010880<br />

info@rosenheim2010.de<br />

www.rosenheim2010.de<br />

12. Mai bis 10. Oktober 2010<br />

Landesgartenschau<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Kontakt: Landesgartenschau Villingen-<br />

Schwenningen 2010 GmbH<br />

Neckarstraße 32<br />

78056 Villingen-Schwenningen<br />

Tel.: 07720 822500<br />

lgs@lgs-vs2010.de<br />

www.lgs-vs2010.de<br />

t e r m i n e<br />

Editorial | 117


Entdeckt!<br />

Dass C<strong>am</strong>ping auch auf kleinstem Raum möglich ist, zeigt das originelle System „Urban C<strong>am</strong>ping“, ein Entwurf des<br />

Antwerpener Architekturbüros Import Export Architecture. Erstmals aufgebaut wurde Urban C<strong>am</strong>ping in Antwerpen im<br />

Rahmen eine Ausstellung für Mobile Architektur. www.iea.be<br />

Die Piano-Treppe war eine witzige <strong>und</strong> verblüffend wirks<strong>am</strong>e Intervention<br />

im städtischen Alltag. In Stockholm wurde der Treppenaufgang einer U-<br />

Bahn-Station mit Klaviertönen unterlegt <strong>und</strong> als Klavier dekoriert. Weil das<br />

Treppensteigen zu einem klanglichen Erlebnis gemacht wurde, benutzten an<br />

diesem Tag 66 Prozent mehr Menschen die Treppe <strong>und</strong> verzichteten auf die<br />

Rolltreppe. Die Piano-Treppe ist Teil der Internet-K<strong>am</strong>pagne „The Fun Theory“,<br />

die zeigen will, dass Menschen durch originelle Ideen leicht davon zu<br />

überzeugen sind, sich umweltfre<strong>und</strong>licher zu verhalten. Auch lockte bereits<br />

ein Flaschencontainer mit den Funktionen eines <strong>Spiel</strong>automats sowie ein<br />

geräuschanimierter Mülleimer im Park. Die drei Kurzvideos haben im Internet für Furore gesorgt - ihr Erfolg hat selbst den Sponsor<br />

überrascht. Hinter der Aktion steht Volkswagen in Schweden. Über sechs Millionen Klicks auf YouTube zeigen, dass hier eine Theorie<br />

tatsächlich aufgeht. Mehr davon, bitte! www.thefuntheory.com<br />

Pumpwerk mit Kunst: Eine besonders schöne Gestaltungsidee<br />

für naturgemäß wenig ansehnliche Pumpwerk-<br />

Häuschen fi ndet sich seit neustem in Köln-Rodenkirchen:<br />

Die Stationen sind hier mit einer künstlerischen Verkleidung<br />

aus Stahlelementen mit aufgebrochener Oberfl äche<br />

versehen. Zum Schutz vor Witterung <strong>und</strong> Korrosion <strong>und</strong><br />

gleichzeitig zur farblichen Gestaltung wurden die Stahlteile<br />

nach der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zwischenbeschichtung mit<br />

Effektlack beschichtet.<br />

118 | Vermischtes


Ihr Tagungshotel in der<br />

Mitte Deutschlands<br />

ruhige, zentrale Lage direkt an der A3<br />

professionelle Präsentations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

angenehme Arbeitsatmosphäre mit persönlicher Betreuung<br />

individuell eingerichtete Zimmer mit ganz besonderem Charme<br />

Übernachtungen ab 60,00 Euro pro Person<br />

Hotel<br />

Stebacher Straße 64<br />

56276 Großmaischeid<br />

Telefon 02689 92710-0<br />

Fax 02689 92710-199<br />

info@hotel-tannenhof.info<br />

www.hotel-tannenhof.info


Aussenräume gestalten,<br />

bauen <strong>und</strong> pflegen.<br />

16. – 20. Februar 2010<br />

Messegelände Berlin<br />

www.bautec.com

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