Stadt am Wasser - Freizeit und Spiel
Stadt am Wasser - Freizeit und Spiel
Stadt am Wasser - Freizeit und Spiel
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Ausgabe<br />
4/2009<br />
9. Jahrgang<br />
12,00 Euro<br />
FreeLounge<br />
Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />
<strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong>
Wir wünschen Ihnen<br />
Frohe Weihnachten <strong>und</strong> ein<br />
glückliches neues Jahr!<br />
stilum GmbH<br />
Gewerbegebiet Larsheck · 56271 Kleinmaischeid<br />
Tel. 02689 92790-0 · Fax 02689 92790-29<br />
www.stilum.de · info@stilum.de
FreeLounge auf der<br />
freispielberlin 2010 !<br />
Wir sehen uns in Berlin!<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
Deutschland ist <strong>Wasser</strong>land: Flüsse, Seen, Stauseen, Nord- <strong>und</strong> Ostsee,<br />
Bäche sowie zahlreiche Brunnen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>spiele sind allgegenwärtig.<br />
Und es wird immer weiter daran gearbeitet, dieses <strong>Wasser</strong> in Szene zu<br />
setzen. Bei dem Schwerpunktthema „<strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong> – <strong>Stadt</strong> <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>“<br />
möchten wir Ihnen einen Überblick geben, welche sinn- <strong>und</strong> kunstvollen<br />
Ideen <strong>und</strong> Projekte hierzulande aktuell mit <strong>Wasser</strong>, im <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Wasser</strong> umgesetzt werden. Natürlich immer mit der Freiraumgestaltung<br />
im Fokus. Stöbern Sie in der Vielfalt der Beiträge, <strong>und</strong> lassen Sie sich jetzt,<br />
in den Mußest<strong>und</strong>en des Winters, für die nächste <strong>Wasser</strong>-Saison inspirieren.<br />
Neben dem Schwerpunktthema liegt unser besonderes Augenmerk wieder<br />
auf Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen: Gastbeiträge von Ruth Gilmore <strong>und</strong> Daniel<br />
Rimbach beschäftigen sich mit Freiräumen für Kinder. Zum besseren Verständnis<br />
der „Jugendlichen Lebenswelten“ zeigen wir Bilder des Fotografen<br />
Uwe Nölke von Jugendlichen an ihren Lieblingsplätzen <strong>und</strong> berichten<br />
über Skateparks in Stuttgart <strong>und</strong> Hemer.<br />
Zus<strong>am</strong>men mit dem Redaktionste<strong>am</strong> wünsche ich allen Leserinnen <strong>und</strong><br />
Lesern eine entspannte Weihnachtszeit <strong>und</strong> einen gelungenen Jahreswechsel.<br />
Dr. Anke Münster<br />
Editorial | 3
4 | Inhalt<br />
Inhalt<br />
TOP THEMA<br />
Aufbruch zu neuen Ufern 6<br />
Clevere Inseln für die Spree 13<br />
Die <strong>Stadt</strong> wird sehen, wie gut ihr Umweltschutz tut 14<br />
Maximales Vergnügen 17<br />
Großprojekt „<strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss“ 20<br />
Seepark, Waldpark, Feldpark 24<br />
Autor: Angelika Jacobs<br />
<strong>Wasser</strong> in Leipzig – <strong>Wasser</strong>stadt Leipzig 28<br />
Autor: Frank Fechner<br />
<strong>Wasser</strong>welten – zwischen Kunst <strong>und</strong> Technik 30<br />
Autor: Gerhard Hauber<br />
<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein 34<br />
Autoren: Christoph Hölzer, Tobias H<strong>und</strong>t, Carolin Lüke<br />
<strong>Wasser</strong>tourismus in Deutschland 38<br />
Marktmonitor 44<br />
Eau de Kalkmann 47<br />
GESELLSCHAFT<br />
Sprechende Bücher für mehr Toleranz 50<br />
Jugendliche Lebesnwelten 54<br />
Fotografi en von Uwe Nölke<br />
REPORT<br />
Heiß auf Eis 58<br />
Winter-Highlands in der Autostadt 61<br />
BUGA 2011 – Koblenz verwandelt 62<br />
Skaterparadies in Stuttgart 64<br />
Was Skater brauchen? 67<br />
Flußradwege 71<br />
SPIELRAUM<br />
Kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung – Teil 3 74<br />
Autor: Ruth-Esther Gilmore<br />
Zur Entwicklungsgeschichte der öffentlichen<br />
Freiräume für Kinder – Teil 2: 1850 – 1900 80<br />
Autor: Daniel Rimbach<br />
STADT & KUNST<br />
Der große Auftritt der Schiffshörner 84<br />
Die verrückte Magie von Kränen <strong>und</strong> Kraftwerken 86<br />
Skulpturenufer Remagen 89<br />
Go beyond borders 94<br />
Buchtipps 96<br />
MESSE<br />
freispielberlin 2010 98<br />
FSB 2009 – Rokordzahlen <strong>und</strong> hohe Besucherqualität 101<br />
KOMCOM NRW 2010 in Essen 106<br />
RECHT<br />
Kommunale Gestaltungsmöglichkeiten zum<br />
Alkoholkonsum auf öffentlichen Feifl ächen 108<br />
VERBAND<br />
Zu viel Lärm, zu wenig Gelder 111<br />
TIVOLI<br />
Branchen- <strong>und</strong> Herstellerverzeichnis 112<br />
TERMINKALENDER 117<br />
ENTDECKT! 118<br />
FreeLounge<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
freizeit&spiel Verlagsgesellschaft<br />
Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid<br />
Telefon: +49 (0) 2689 9591-37<br />
Telefax: +49 (0) 2689 9591-38<br />
Erscheinungsweise:<br />
vierteljährlich<br />
Chefredaktion:<br />
Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.)<br />
E-Mail: chefredaktion@free-lounge.de<br />
E-Mail: info@free-lounge.de<br />
Anzeigenleitung:<br />
E-Mail: anzeigen@free-lounge.de<br />
DTP, Bildredaktion:<br />
Maike Söltl (verantwortlich)<br />
Redaktion:<br />
Lutz Keißner, Dagmar Thiemann<br />
Titelfoto:<br />
Atelier Dreiseitl<br />
z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />
1. Mai 2009<br />
Internet: www.free-lounge.de<br />
www.free-lounge.com<br />
Copyright:<br />
freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Terminveröffentlichungen kostenlos,<br />
aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei<br />
unverlangt eingesandten Manuskripten.<br />
N<strong>am</strong>entlich gekennzeichnete Berichte<br />
<strong>und</strong> Artikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder.<br />
Quellennachweis:<br />
Top Thema: T. C. Kraus; Quelle: HafenCity H<strong>am</strong>burg<br />
GmbH (S.6); DMT – Düsseldorf Marketing<br />
Tourismus GmbH (S. 10); Botschaft der Republik<br />
Korea (S. 10); H<strong>am</strong>burg <strong>Wasser</strong>, Studio Andreas<br />
Heller (S. 11); Foto: ELBE&FLUT, Quelle: Hafen-<br />
City H<strong>am</strong>burg GmbH (S. 12); Regionale 2010<br />
Agentur, Ralf Schuhmann (S. 32); Entwurfsgruppe<br />
Rhein - Henri Bava, Dirk Christiansen, Undine<br />
Giseke, Daniel Lauber, Hans-Jörg Reinicke,<br />
Marcus Schütte, Jorg Sieweke (S. 32); Montag<br />
Stiftung Urbane Räume (S. 33 & S. 35); plandrei<br />
Landschaftsarchitekten, Pool 2 Architekten (S.<br />
34); Ludwig Keißner (S. 46)<br />
Herstellerportrait: Hans-OisEAU Kalkmann (S.<br />
48/49)<br />
Report: B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011<br />
GmbH (S. 62/63); Doppelmayr Seilbahnen GmbH<br />
(S. 63); Eisfi gurendesign Horst Birekoven (S. 56);<br />
Ice Alaska, Rhonda Konicki (S. 56); IZ Naturpark<br />
Altmühltal (S. 72)<br />
Kunst: Erwin Wortelk<strong>am</strong>p im Stande, 2009,<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn 2009, Foto: Mick Vincenz<br />
(S. 90); Heimat, Berlin (S. 94/95)<br />
Messe: Messe Berlin (S. 100); KOMCOM Messe<br />
GmbH (S. 106/107)<br />
Recht: SilverBlack, fotolia.com (S. 109);<br />
Otto Durst, fotolia.com (S. 110); jookatoons,<br />
fotolia.com (S. 110)<br />
Verband: Ludwig Keißner (S. 111)<br />
Entdeckt! (S. 118): IEA.de; Volkswagen AG;<br />
Caparol Farben Lacke Bautenschutz<br />
Gerichtstand:<br />
Montabaur<br />
Druckaufl age:<br />
5.000 Exemplare international<br />
Druck:<br />
Johnen Druck GmbH,Bernkastel-Kues<br />
Einzelbezugspreis:<br />
Euro 12,– (inkl. Porto)<br />
Jahresabonnement: (4 Ausgaben)<br />
Euro 45,– (inkl. Porto)
Im Gr<strong>und</strong>e sind es immer die<br />
Verbindungen mit Menschen,<br />
die dem Leben seinen Wert geben.<br />
(Wilhelm von Humboldt)<br />
Living Industries<br />
FROHE WEIHNACHTEN<br />
Für Ihr Vertrauen <strong>und</strong> die angenehme<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit im vergangenen Jahr<br />
möchte sich das Te<strong>am</strong> von Conradi+Kaiser<br />
herzlich bedanken.<br />
Wir wünschen Ihnen <strong>und</strong> Ihrer F<strong>am</strong>ilie<br />
ein frohes <strong>und</strong> gesegnetes Weihnachtsfest,<br />
viel Glück, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Erfolg<br />
im neuen Jahr.<br />
Conradi+Kaiser GmbH | 56271 Kleinmaischeid<br />
Tel. 02689 9580-0 | info@conradi-kaiser.de
Foto: www.hafencity.de<br />
6 | Top Thema
Aufbruch zu neuen Ufern<br />
Städte <strong>und</strong> Gemeinden setzen mehr denn je auf das Element <strong>Wasser</strong><br />
zur Belebung des Freiraums. Die Öffnung zu den Flüssen <strong>und</strong> Häfen<br />
spielt dabei eine ebenso große Rolle wie das Anlegen neuer Seen oder<br />
die Freilegung zugebauter <strong>Wasser</strong>läufe.<br />
Am 11. Juli werden h<strong>und</strong>erttausende von Menschen<br />
in ganz Europa ihren „Big Jump“ wagen,<br />
um ein deutliches Signal für die Rückeroberung<br />
der Flüsse zu setzen. Ziel der Aktion ist es, mit<br />
einem beherzten Sprung auf die fortschreitende<br />
Verbesserung der <strong>Wasser</strong>qualität hinzuweisen<br />
<strong>und</strong> zugleich das Interesse für ein bewusstes<br />
Leben <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> zu wecken. Ein düsteres Kapitel<br />
der Umweltverschmutzung <strong>und</strong> der daraus<br />
resultierenden Missachtung der europäischen<br />
<strong>Wasser</strong>läufe neigt sich mit diesem symbolischen<br />
Sprung in eine bessere Zukunft dem Ende<br />
zu. Fast über ein ganzes Jahrh<strong>und</strong>ert entfremdeten<br />
sich die Menschen von den verschmutzen<br />
<strong>und</strong> gefährlichen <strong>Wasser</strong>n, deren Zugänge<br />
von den Städten aus oft systematisch verbaut<br />
worden waren. Über Generationen wurden die<br />
Flüsse kaum wahrgenommen, nicht selten verschwanden<br />
die Bäche komplett unter Asphalt.<br />
Mit Begeisterung erleben die Bürger heute, wie<br />
sehr die Lebensqualität mit der Rückkehr zum<br />
<strong>Wasser</strong> steigt. Die Voraussetzung dafür wurde<br />
<strong>und</strong> wird weiterhin durch die Verbesserung<br />
der <strong>Wasser</strong>qualität gelegt, insbesondere auch<br />
durch die Vorgaben der im Jahr 2000 in Kraft<br />
getretenen Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />
Zwar werden die meisten Ländern nicht im<br />
vorgegeben Zeitrahmen die strengen Ziele erreichen,<br />
aber deren Umsetzung hat begonnen.<br />
Promenaden statt vielspurigem Verkehr<br />
Oft trennen ausgebaute Straßen als wichtige<br />
Verkehrsadern die <strong>Stadt</strong> vom Fluss. Dann entscheidet<br />
das Finanzierungskonzept eines Tunnels<br />
letztendlich darüber, ob die Öffnung zum<br />
Fluss überhaupt möglich ist. In Köln entstand<br />
nach dem Bau des Rheinufertunnels in den<br />
80er Jahren der intensiv genutzte Rheingarten.<br />
Auch in Düsseldorf gelang zehn Jahre später die<br />
strukturelle Aufwertung des Flussufers durch die<br />
Tieferlegung des Verkehrs. Mitten in dem Pla-<br />
nungsprozess dieser besonderen Chance für die<br />
<strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Freiraumentwicklung befi ndet sich<br />
Heidelberg. Die Ausgangssituation heute zeigt<br />
sich so: <strong>Stadt</strong>image <strong>und</strong> Wirklichkeit klaffen <strong>am</strong><br />
Altstädter Neckarufer weit auseinander. Von<br />
der Neuenheimer Uferseite aus präsentiert sich<br />
den Besuchern <strong>und</strong> Bewohnern der <strong>Stadt</strong> ein<br />
weltberühmtes Postkartenmotiv, aus der Nähe<br />
jedoch eine hoch belastete Durchgangsstraße<br />
<strong>und</strong> ein gestalterisch vernachlässigter öffentlicher<br />
Raum. Mit dem Projekt Neckaruferpromenade<br />
mit Neckarufertunnel wird das Flussufer<br />
auf einer Länge von zwei Kilometern vom<br />
Durchgangsverkehr befreit <strong>und</strong> weitgehend als<br />
Fußgängerbereich entwickelt. Die Hauptstraße<br />
soll mit der Promenade um einen weiteren für<br />
Bewohner wie Besucher attraktiven <strong>Stadt</strong>raum<br />
ergänzt werden. Die Vernetzung beider Räume<br />
bietet neue <strong>und</strong> vielfältige Möglichkeiten der<br />
Wegewahl, der <strong>Stadt</strong>wahrnehmung <strong>und</strong> des<br />
<strong>Stadt</strong>erlebens sowie der gezielten Aufwertung<br />
weiterer Straßen <strong>und</strong> Gassen. Im Gestaltungswettbewerb<br />
für die neue Promenade konnte<br />
sich der Zus<strong>am</strong>menschluss von vier Architekturbüros<br />
aus der Region durchsetzen: das Landschaftsarchitekturbüro<br />
Palm hat den Entwurf in<br />
einer Arbeitsgemeinschaft mit den freien Architekten<br />
Loebner Schäfer Weber, dem Architekturbüro<br />
Jürgen Mayer <strong>und</strong> den freien Architekten<br />
Schröder Stichs Volkmann entwickelt.<br />
Freiraumgestaltung ohne Schnickschnack<br />
Ein wichtiges Ziel ist, die historische <strong>Stadt</strong>ansicht<br />
zu bewahren <strong>und</strong> keine neuen Ausrufezeichen<br />
zu setzen. Weil eben keine Konkurrenz<br />
zu der historischen Silhouette der <strong>Stadt</strong> aufgebaut<br />
werden soll, wird die Promenade <strong>am</strong><br />
Neckar ohne spektakuläre Um- <strong>und</strong> Neubauten<br />
auskommen. Die Architekten setzen auf hochwertige<br />
<strong>und</strong> zeitlose Materialien wie Sandstein<br />
Top Thema | 7
Foto: Planungsgruppe Neckarpromenade<br />
Rhythmisch gegliedert präsentiert sich die Promenade an der Alten Brücke in Heidelberg im<br />
Entwurf des Planungste<strong>am</strong>s. Schönes Detail: Die schlichten Holzbänke auf den Stufen.<br />
Links<br />
» www.netzwerk-fl ur.de<br />
» www.lebendige-hase.de<br />
» www.neuewegezumwasser.de<br />
» www.heidelberg.de<br />
(Projekt: <strong>Stadt</strong> an den Fluss)<br />
» www.hafencity.com<br />
8 | Top Thema<br />
<strong>und</strong> Granit. Gegliedert wird der Raum durch<br />
unterschiedliche Oberfl ächenstrukturen <strong>und</strong><br />
den Rhythmus der Plätze. Das besondere Augenmerk<br />
liegt auf zwei Bereichen: zum einen<br />
die <strong>Stadt</strong>halle mit Jubiläumsplatz <strong>und</strong> die Alte<br />
Brücke. An der Alten Brücke führen eine Treppe<br />
<strong>und</strong> verschiedene Terrassen bis hinunter zum<br />
Fluss. Die Freifl ächen <strong>und</strong> ein Cafe sollen hier<br />
zum Verweilen <strong>und</strong> Flanieren einladen. Nichts<br />
wird vom weltweit bekannten Postkartenblick<br />
ablenken, doch zusätzlich haben insbesondere<br />
die Ebenen der Terrassen das Potential, zu einem<br />
neuen Highlight des städtischen Lebens zu<br />
werden.<br />
Gute Ideen sind gefragt<br />
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner hat ein<br />
Bürgerbeteiligungsverfahren mit zunächst fünf<br />
Werkstattgesprächen initiiert, in denen bis Mai<br />
2010 die Ideen der Heidelberger zu dem Projekt<br />
zus<strong>am</strong>mengetragen werden. Die Beteiligung<br />
ist allen Planern besonders wichtig, denn das<br />
auf Jahrzehnte gesehen wichtigste Projekt der<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklung soll eine möglichst große<br />
Akzeptanz fi nden. Bei ersten kurzen Interviews<br />
zeigt sich, dass man auf die Ergebnisse der<br />
Werkstattgespräche gespannt sein darf, denn<br />
die Bürger nehmen die Informationsangebote<br />
wie Ausstellungen, Broschüren <strong>und</strong> St<strong>am</strong>mtischgespräche<br />
gerne an <strong>und</strong> beschäftigen sich<br />
intensiv mit dem Projekt. Viel geäußert wurde<br />
ganz spontan der Wunsch, in den Entwurf mehr<br />
„Grün“ aufzunehmen. Aber auch das Verkehrskonzept<br />
<strong>und</strong> eine stärkere Einbeziehung des<br />
Neckars, sei es durch eine Wiederaufnahme des<br />
Fährbetriebs oder freizeitliche Nutzungen, sind<br />
in der Diskussion. Die langen Jahre der Planung<br />
<strong>und</strong> Vorbereitung neigen sich in Heidelberg laut<br />
Eckart Würzner langs<strong>am</strong> dem Ende entgegen:<br />
„Wir arbeiten jetzt die Pläne im Detail aus <strong>und</strong><br />
werden im Frühjahr 2010 den Förderantrag<br />
abgeben, so dass wir 2012 mit dem Tunnel<br />
beginnen können <strong>und</strong> 2016 mit der Oberfl ächengestaltung.“<br />
Die Heidelberger können also<br />
anfangen, sich auf die Rückkehr an den Fluss<br />
zu freuen.<br />
Postindustrielle Nutzung der Häfen<br />
Der wirtschaftliche Aufstieg der Städte hing<br />
im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert oft maßgeblich<br />
von der gewerblichen Hafenentwicklung ab.<br />
Danach entstanden durch den Strukturwandel<br />
<strong>und</strong> die Entwicklung der Containertechnologie<br />
über viele Jahre immer mehr Brachen. Vor<br />
ungefähr 20 Jahren wurden einige Neugestaltungen<br />
von Häfen vorgenommen, die als<br />
Leuchtturm-Projekte den Weg zu einer neuen<br />
gewerblichen oder gemischten Nutzung der<br />
<strong>Wasser</strong>lagen wiesen. Die Städte begannen, ihr<br />
urbanes Entwicklungspotential <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> zu<br />
entdecken. Ein besonders gelungenes Projekt<br />
für eine gewerbliche Nutzung ist der Düsseldorfer<br />
Medienhafen, dessen Bau 1989 beschlossen<br />
wurde <strong>und</strong> der bis heute immer weiter wächst.<br />
Die Mischung der Zutaten hat hier gestimmt:<br />
anspruchsvolle Architektur von internationalen<br />
Stararchitekten wie Frank O. Gehry oder Claude<br />
Vasconi, eine professionelle Vermarktung sowie<br />
ein günstiger Zeitpunkt, denn die Ausrichtung<br />
auf den Medienbereich funktionierte durch die<br />
fortschreitende Privatisierung mehr als nur gut.<br />
Der Medienhafen ist mit einer Vielzahl von Restaurants<br />
<strong>und</strong> Clubs zudem sehr bald zu einer<br />
gefragten Ausgehadresse geworden. Architektur<br />
<strong>und</strong> Hafen prägen die Kulisse des „Urban Life“,<br />
die das Thema Wohnen bislang auskl<strong>am</strong>mert.
Neue Hafen-Quartiere <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />
Die Gestaltung des öffentlichen Raums bekommt<br />
eine noch höhere Priorität, wenn <strong>am</strong><br />
<strong>Wasser</strong> neue Quartiere oder <strong>Stadt</strong>teile entstehen,<br />
die eine gemischte Nutzung vorsehen. Verschiedene<br />
Projekte befi nden sich hier in ganz<br />
unterschiedlichen Phasen der Realisation. Allen<br />
voran steht die HafenCity in H<strong>am</strong>burg, schon<br />
aufgr<strong>und</strong> der Dimension mit Wohnraum für<br />
12.000 Menschen <strong>und</strong> dem Raum für 40.000<br />
Arbeitsplätze. Im Oktober lebten etwa 1.500<br />
Menschen in der HafenCity <strong>und</strong> 4.000 Menschen<br />
hatten ihre Arbeitsplätze dort. Die Zahlen<br />
steigen kontinuierlich an. Im fertiggestellten<br />
Quartier Am Sandtorkai/Dalmannkai zeigt<br />
sich, dass die Lebendigkeit des neuen Quartiers<br />
maßgeblich auf die Vielzahl der unterschiedlichen<br />
Nutzungsansprüche zurückzuführen ist.<br />
Nachbarschaftliches Leben <strong>und</strong> urbane Begegnungen<br />
werden gezielt gefördert: So besitzt die<br />
HafenCity ein soziales Netzwerk mit Nachbarschaftstreffs<br />
<strong>und</strong> Anwohnertrödelmarkt, Vereinen<br />
oder einem <strong>Stadt</strong>teilbeirat. Gemeinschaftsräume,<br />
die Schule oder auch der <strong>Spiel</strong>platz sind<br />
zu wichtigen Kommunikationsorten geworden.<br />
Das Quartier ist als öffentlicher Ort gut angenommen<br />
worden. Dafür sorgen Promenaden<br />
<strong>und</strong> Plätze, öffentliche Nutzungen in den meisten<br />
Erdgeschoßfl ächen, aber auch ein breites<br />
Angebot an Veranstaltungen <strong>und</strong> Kulturprojekten.<br />
Von den Planern wird das Mobilisieren von<br />
Nachbarschaft <strong>und</strong> urbaner Begegnung als eine<br />
der schwierigsten Aufgaben urbaner <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
gesehen. Dieses Zus<strong>am</strong>menwirken ist<br />
ein anspruchsvoller Balance- <strong>und</strong> Lernakt, denn<br />
beides ist notwendig aber in den Ansprüchen<br />
häufi g nicht deckungsgleich. Es wird in einem<br />
der kommenden Hefte ein eigener <strong>und</strong> sehr<br />
lohnenswerter Beitrag sein, die verschiedenen<br />
Freiraumkonzepte der neuen Hafenviertel in<br />
Köln, Bremen oder Duisburg, wie auch die Planungen<br />
für den Hafen in Offenburg unter diesem<br />
Aspekt zu beleuchten.<br />
<strong>Wasser</strong> wieder sichtbar machen<br />
<strong>Stadt</strong>bäche oder kleinere Flüsse sind nach<br />
wie vor in vielen Städten <strong>und</strong> Gemeinden ein<br />
„wohlgehütetes Geheimnis“. Die Kölner kennen<br />
ihre alten überbauten <strong>Stadt</strong>bäche nur, weil<br />
Straßenn<strong>am</strong>en von ihrer Existenz zeugen. In<br />
Stuttgart wurde der durchquerende Nesenbach<br />
nach dem 2. Weltkrieg komplett verrohrt <strong>und</strong><br />
zum Haupts<strong>am</strong>mler Nesenbach - also letztendlich<br />
zu Abwasser. Das ist sicher eines der<br />
Extrembeispiele, doch auch sonst sind die<br />
Eine Brücke zum Verweilen<br />
Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat für die <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
eine Brücke geplant, die aus fünf r<strong>und</strong>en Plattformen besteht. Als „Ort der<br />
Entschleunigung“ wird ein attraktiver Freiraum auf dem <strong>Wasser</strong> entstehen.<br />
Olafur Eliasson sucht für seine Arbeiten den öffentlichen Raum, um durch Interventionen<br />
den Blick auf die gewohnte Umgebung der <strong>Stadt</strong> zu verändern. Parallel<br />
dazu konstruiert er Naturphänomene in der Welt der Museen. Mit dem Antasten<br />
der Grenzen zwischen der „echten“ Natur <strong>und</strong> ihrer künstlichen Inszenierung hat<br />
der Künstler in den letzten Jahren viel Beachtung <strong>und</strong> Anerkennung gef<strong>und</strong>en.<br />
Besonders spektakulär waren 2008 „The New York City Water Falls“ die an vier<br />
Orten <strong>am</strong> East River gigantische Mengen <strong>Wasser</strong> bewegten. Eliasson hat Flüsse<br />
mit ungiftigen Substanzen eingefärbt, Gebäude in gelben Nebel gehüllt <strong>und</strong> in<br />
der Londoner Tate Gallery die Sonne aufgehen lassen. Die sinnliche Erfahrung ist<br />
eine wichtige Ebene seiner Kunst, die auch bei den stilleren Werken zum Tragen<br />
kommt, zum Beispiel bei den Dufttunnels für die Autostadt in Wolfsburg.<br />
Wenn Olafur Eliasson eine Brücke konzipiert, kann man also mehr erwarten als<br />
einen schnellen Weg über das <strong>Wasser</strong>. Zwar folgt auch seine Brücke der Funktionalität,<br />
denn sie wird über den Christianshavans Kanal reichen <strong>und</strong> den Hafen in<br />
Richtung Innenstadt öffnen. Doch Eliasson schafft mit seiner „Circelbroen“ eine<br />
neue Freiraum-Qualität im Umkreis des Hafens, einen Ort für das öffentliche Leben<br />
<strong>und</strong> das kulturelle Erleben. Denn die fünf kreisr<strong>und</strong>en Plattformen führen in<br />
Windungen über das <strong>Wasser</strong>, werden neue Blicke auf die <strong>Stadt</strong> eröffnen <strong>und</strong> zum<br />
Verweilen einladen. Olafur Eliasson hat einen Ort der Entschleunigung geplant,<br />
der durch nach oben gespannte Seile an die Takellage von Segelschiffen erinnert.<br />
Der auf Segelschiffen spielende Roman „Die Entdeckung der Langs<strong>am</strong>keit“ fi ndet<br />
im Entwurf von Olafur Eliasson sein städtebauliches Echo. Das Projekt ist eine<br />
Schenkung der Nordea Fonden an die <strong>Stadt</strong> Kopenhagen <strong>und</strong> soll 2012 fertiggestellt<br />
werden.<br />
Foto: www.nordeafonden.dk<br />
Top Thema | 9
Fotos: DMT<br />
10 | Top Thema<br />
„Er sprach von der Macht des <strong>Wasser</strong>s. Und<br />
diese Macht ist eine sehr wahrnehmbare,<br />
wirkliche Macht, wie ich heute weiß.“<br />
Metropole mit romantischem Bachlauf<br />
John von Düffel, Vom <strong>Wasser</strong><br />
Von der Rückkehr an den Fluss hat Düsseldorf extrem profi tiert.<br />
In der täglichen Nutzung, aber auch als Veranstaltungsort ist<br />
die Promenade eine besondere Adresse: vom Japan-Tag bis hin<br />
zum Ski-Langlauf-Weltcup auf Kunstschnee.<br />
Der Fluss Cheonggyechon fl ießt durch die <strong>Stadt</strong> Seoul, war aber bis 2005 für<br />
die Bürger nicht zu sehen. Er war in den 60er Jahren zubetoniert, später dann<br />
mit einer <strong>Stadt</strong>autobahn überbaut worden. Um für Seoul <strong>und</strong> das angrenzende<br />
Ballungsgebiet naturnahe Erholungsfl ächen zu schaffen <strong>und</strong> um Verbesserungen<br />
der Luft zu erreichen, entschied sich die <strong>Stadt</strong> zu einem gigantischen<br />
Projekt: Auf einer Länge von knapp vier Kilometern wurde die Straße entfernt<br />
<strong>und</strong> ein künstlicher Bachlauf für das <strong>Wasser</strong> des Cheonggyechon geschaffen.<br />
Verschiedene inszenierte Ufersituation mit Grünanlagen <strong>und</strong> eine aufwendige<br />
Beleuchtung haben die Wege entlang der Ufer zu einem Lieblingsort in der<br />
<strong>Stadt</strong> werden lassen, an dem die Seouler sich bis spät in die Nacht hinein aufhalten.
strukturellen Defi zite bei Fließgewässern im<br />
urbanen Raum gravierend. Schon seit längerem<br />
gibt es Projekte, die Flüsse <strong>und</strong> Bäche wieder<br />
sichtbar werden zu lassen, indem überdeckte<br />
<strong>Wasser</strong>läufe geöffnet werden <strong>und</strong> naturnahe<br />
Strukturen die harten Uferverbauungen ersetzen.<br />
Das ist auch ein Thema, mit dem sich<br />
das 2007 gegründete „Netzwerk Fließgewässer<br />
im urbanen Raum - FluR“ beschäftigt. FluR<br />
hat es sich zum Ziel gesetzt, die vorhandenen<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> das Wissen in verschiedenen<br />
Bereichen der Gewässerentwicklungsplanung<br />
zu bündeln <strong>und</strong> es den Kommunen <strong>und</strong><br />
deren Partnern zur Verfügung zu stellen. Auf<br />
der FluR-Website wurde eine Datenbank mit<br />
Best-Practice-Beispielen aufgebaut, die kontinuierlich<br />
weiter wächst <strong>und</strong> mittlerweile über<br />
60 Gewässer-Steckbriefe mit beispielhaften<br />
Projekten bereitstellt. FluR veranstaltet zudem<br />
regelmäßig Netzwerktagungen zum Thema urbane<br />
Fließgewässer, bei denen Teilnehmer aus<br />
Kommunen, Vereinen, Wissenschaft <strong>und</strong> Unternehmen<br />
unter anderem den Umgang mit der<br />
Europäischen <strong>Wasser</strong>rahmen Richtlinie <strong>und</strong> der<br />
Lebensader Fluss in der <strong>Stadt</strong>gestaltung diskutierten.<br />
Derzeit wird in einem Kooperationsprojekt<br />
der Kommunalen Umwelt-AktioN U.A.N.<br />
<strong>und</strong> dem Netzwerk FluR eine Untersuchung<br />
von urbanen Fließgewässerrevitalisierungen<br />
durch die Deutsche B<strong>und</strong>esstiftung<br />
Umwelt gefördert. Die Ergebnisse<br />
dieser Untersuchung werden im März<br />
2010 in einer „Handreichung für die kommunale<br />
Ebene“ münden, die übertragbare<br />
Lösungen, praktische Hinweise <strong>und</strong> Tipps<br />
beinhaltet. Das Motto ist dabei Empfehlungen<br />
von kommunalen Akteuren für<br />
kommunale Akteure bereitzustellen <strong>und</strong><br />
so zum Nachahmen für Aktivitäten <strong>am</strong><br />
eigenen Bach oder Fluss anzuregen. Lesen<br />
Sie in der Ausgabe 1/2010 mehr dazu!<br />
Die Kommunen <strong>und</strong> ihre Partner stehen vor<br />
komplexen Aufgaben, wenn es darum geht,<br />
überdeckte Flüsse <strong>und</strong> Bäche wieder ans Tageslicht<br />
zu holen. Besondere Strukturfördermaßnahmen<br />
sind in vielen Fällen die Voraussetzung<br />
dafür, dass überhaupt daran gearbeitet werden<br />
kann. So hat sich der Märkische Kreis im Rahmen<br />
der Regionale 2013 vorgenommen, Flüsse<br />
<strong>und</strong> Bäche zu öffnen: „Ein Kreis packt aus - Wir<br />
befreien unsere Flüsse <strong>und</strong> Bäche" lautet der<br />
<strong>Wasser</strong>kunst Kaltehofe: Ein Gebäude taucht auf<br />
Das Thema <strong>Wasser</strong> wird im Mittelpunkt eines r<strong>und</strong> 14 Hektar großen <strong>Freizeit</strong>areals<br />
auf der Halbinsel Kaltehofe stehen. Im Sommer 2010 soll die Umwandlung<br />
der ersten H<strong>am</strong>burger <strong>Wasser</strong>fi ltrationsanlage zu einem kulturhistorischen Naturdenkmal<br />
abgeschlossen sein. Ins Auge fällt bei dem Konzept vor allem das<br />
neue Ausstellungshaus „<strong>Wasser</strong>kunst“ hinter der historischen Verwaltungsvilla,<br />
die zum Besucherzentrum mit Gastronomie werden wird. Ein außenliegender<br />
Vorhang aus <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> eine <strong>Wasser</strong>fl äche auf dem Dach sollen den Eindruck<br />
entstehen lassen, das rechteckige Gebäude tauche aus einem Becken auf. Der Innenraum<br />
des Neubaus wird als multifunktional nutzbarer Ausstellungs- <strong>und</strong> Vorführungsraum<br />
dienen. Die Villa <strong>und</strong> die „<strong>Wasser</strong>kunst“ befi nden sich auf einem<br />
für die Besucher gestalteten Platztableau <strong>und</strong> sind durch einen unterirdischen<br />
Gang verb<strong>und</strong>en.<br />
Auf dem Gelände wurde lange Jahre das Trinkwasser für H<strong>am</strong>burg aufbereitet.<br />
Seit der Stilllegung 1990 ist die Anlage verwildert, so dass sich viele verschiedene<br />
Tierarten dort ansiedeln konnten. Der Naturerhalt wurde deshalb ebenso zum<br />
Ziel gesetzt, wie die Aufarbeitung als kulturhistorisches Denkmal. Mehr als zwei<br />
Drittel der ges<strong>am</strong>ten Insel werden durch das Projekt nicht berührt <strong>und</strong> dienen<br />
als Rückzugsgebiet. In dem abgetrennten Parkgelände werden die ehemaligen<br />
Filterbecken nach verschiedenen Themen gestaltet. Für die Besucher wird es dabei<br />
auch Aktionsbereiche geben, zum Beispiel mit Modellbooten. Die Gestaltung<br />
um die Becken beschränkt sich auf eine klare Wegeführung nach historischem<br />
Vorbild.<br />
Die Pläne für den Ausbau der Elbinsel waren im Anschluss an die Vorstellung<br />
des Masterplans von dem Architekten Andreas Heller weiterentwickelt worden.<br />
Dabei wurden im Sinne des zugr<strong>und</strong>eliegenden Agenda-21-Prozesses öffentliche<br />
Anregungen soweit wie möglich berücksichtigt. Die <strong>Wasser</strong>kunst Kaltehofe ist<br />
ein Projekt des städtischen Unternehmens H<strong>am</strong>burg<strong>Wasser</strong>, das zusätzlich mit<br />
B<strong>und</strong>esmitteln aus dem Konjunkturpaket gefördert wird.<br />
Top Thema | 11
Foto: www.hafencity.de<br />
Die Sulz in Oberbayern ist ein Beispielprojekt, das auf der<br />
Website von FluR als Flusssteckbrief vorgestellt wird.<br />
12 | Top Thema<br />
Titel des Projektes. Der Kreis verfügt über r<strong>und</strong><br />
226 Kilometer Flusslauf, von denen viele Flüsse<br />
<strong>und</strong> Bäche im Laufe der vergangenen Jahrzehnte<br />
verrohrt oder überbaut wurden. So weiß in<br />
Meinerzhagen kaum jemand, dass die Volme<br />
eigentlich mitten durch die <strong>Stadt</strong> fl ießt, denn<br />
zu sehen ist davon nichts. Im Rahmen der Regionale<br />
sollen nun die Flüsse <strong>und</strong> Bäche wieder<br />
in die Wahrnehmung der Menschen gebracht<br />
werden. Selbstverständlich wird zudem das Ziel<br />
verfolgt, durch die Renaturierungsmaßnahmen<br />
die Gewässerstruktur <strong>und</strong> -güte zu verbessern<br />
<strong>und</strong> zugleich zum Hochwasserschutz beizutragen.<br />
Leuchtturmprojekte für ein schöneres<br />
Land<br />
In Landschaften, die durch Bergbau intensiv<br />
industriell genutzt worden sind, können neu<br />
angelegte Seen alte Narben verdecken <strong>und</strong><br />
Impulse für die Zukunft einer Region setzen.<br />
Diese Form der Bergbausanierung wurde in<br />
den neuen B<strong>und</strong>esländern intensiv betrieben.<br />
Ein prominentes Beispiel ist das Neuseenland<br />
Foto: WWA Ingolstadt<br />
Foto: <strong>Stadt</strong> Beilngries<br />
Der Fluss konnte wieder aus dem tiefen <strong>und</strong> engen,<br />
ab 1929 gebauten Bett "befreit" <strong>und</strong> zu einen naturnahen<br />
Gewässer rückgebaut werden.<br />
in der Lausitz. Auch im Ruhrgebiet setzt man<br />
stark auf das Element <strong>Wasser</strong>, um den Strukturwandel<br />
durch die Schaffung attraktiver Landschaften<br />
zu begleiten. Zunächst umstritten war<br />
der Bau des Parallelkanals zur Errichtung der<br />
<strong>Wasser</strong>welt Wedau, weil in diesem Fall primär<br />
keine Industrielandschaft aufgewertet wurde,<br />
sondern die Rodung eines Waldstücks vorgenommen<br />
werden musste. Geht man dort heute<br />
spazieren, dann zeigt sich aber deutlich, wie<br />
sehr die weitere Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>orientierung<br />
der <strong>Stadt</strong> Duisburg an dieser Stelle genutzt hat.<br />
Auch in den nördlichen <strong>Stadt</strong>teilen von Essen<br />
wird verstärkt auf <strong>Wasser</strong> gesetzt, um den Freiraum<br />
aufzuwerten. So soll auf einer nicht mehr<br />
benötigten Erweiterungsfl äche des Nordfriedhofs<br />
ein etwa 1,5 Hektar großer See mit einem<br />
grünen Umfeld entstehen. Durch die unmittelbare<br />
Nähe zu bereits bestehenden <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />
Erholungsangeboten soll der Kuhlhoffsee zum<br />
zentralen Bindeglied zwischen dem Emscher<br />
Landschaftspark im Norden <strong>und</strong> dem Weltkulturerbe<br />
Zollverein im Süden werden.<br />
Die Orientierung zum <strong>Wasser</strong> bedeutet für die<br />
Menschen aller Altersstufen einen Zugewinn an<br />
Lebensqualität durch neu geschaffene Freiräume.<br />
Unterschiedlichste <strong>Freizeit</strong>angebote <strong>und</strong><br />
neue Perspektiven auf Landschaften <strong>und</strong> urbane<br />
Räume entstehen. Überraschend plötzlich<br />
kann auch eine <strong>Stadt</strong> wie Leipzig, obwohl sie<br />
an keinem großen Fluss liegt, zur <strong>Wasser</strong>stadt<br />
werden. Oder Oldenburg erhält durch einen<br />
neuen, 200 Meter langen Flusslauf mit einem<br />
natürlichen Flussschwimmbad einen weißen<br />
Sandstrand. In München zeigt sich nach langen<br />
Jahren der vorbildlich betriebenen Renaturierung<br />
die Isar wieder in der alten Gestalt als<br />
Gebirgsfl uss. Jedes Projekt für sich ist auf seine<br />
Weise ein Aufbruch zu neuen Ufern. A.M.
Unter <strong>Wasser</strong> befi nden sich Tanks,<br />
die bei Starkregen Abwasser auffangen<br />
– über <strong>Wasser</strong> entstehen Inseln<br />
als attraktive Freiräume in schönster<br />
Lage.<br />
Angefangen hat alles mit einer Diplomarbeit.<br />
Daraus wurde das Projekt „SPREE2011. Baden<br />
im Fluss. Mitten in Berlin“, das jetzt kurz vor der<br />
Umsetzung steht <strong>und</strong> im kommenden Jahr im<br />
Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in<br />
Shanghai als besonders zukunftsweisend vorgestellt<br />
werden wird. Es bietet eine verblüffend<br />
einfache <strong>und</strong> technisch durchdachte Lösung für<br />
ein Problem, mit dem viele Städte konfrontiert<br />
sind. Und gleichzeitig lassen sich d<strong>am</strong>it Aufenthaltsfl<br />
ächen auf dem <strong>Wasser</strong> einrichten, die<br />
ganz unterschiedlich genutzt werden können.<br />
Ein zentrales Problem beim Gewässerschutz<br />
in Europa besteht darin, dass zwar die Flüsse<br />
durch die Reduzierung der Einleitungen aus<br />
der Industrie gr<strong>und</strong>sätzlich sauberer geworden<br />
sind, aber dennoch Verschmutzungen zu verzeichnen<br />
sind. Die <strong>Wasser</strong>qualität entspricht<br />
fast überall noch immer nicht der Europäischen<br />
<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie. Das liegt oft an einer<br />
mangelnden Kapazität der städtischen Kanalisation.<br />
Bei Starkregen läuft deshalb das mit<br />
Haushaltsabwasser vermischte Regenwasser<br />
ungeklärt in die Flüsse, in Berlin im Schnitt 28<br />
Mal im Jahr. Die klassische Lösung für dieses<br />
Problem ist der Bau von unterirdischen Rückhaltebecken,<br />
in die das Mischwasser kurzfristig<br />
einfl ießen kann. Doch in den Städten fehlt zum<br />
einen vielfach der Platz dafür, zum anderen<br />
sind kosten- <strong>und</strong> zeitintensive Baumaßnahmen<br />
d<strong>am</strong>it verb<strong>und</strong>en. Hinter dem mit öffentlichen<br />
Mitteln geförderten Projekt steht nun die Idee,<br />
dass ein Modulsystem im <strong>Wasser</strong> an den Stellen<br />
der Einleitungsrohre angebracht wird. Im Fall<br />
von Starkregen dient dieses System als temporärer<br />
Speicher. Wenn die Kanalisation wieder<br />
aufnahmefähig ist, wird das <strong>Wasser</strong> zurückgepumpt,<br />
<strong>und</strong> die Tanks werden intensiv gespült.<br />
A.M.<br />
Fotos: Sven Flechsenhar<br />
Clevere Inseln<br />
für die Spree<br />
Links<br />
» www.spree2011.de<br />
» www.luritec.com<br />
Top Thema | 13
„Die <strong>Stadt</strong> wird sehen,<br />
wie gut ihr Umweltschutz tut“<br />
14 | Top Thema<br />
FreeLounge: Wie gestaltet sich in zehn Jahren<br />
das städtische Leben an der Spree, Herr Steeg?<br />
R. Steeg: Na, ganz anders, weil kein braunes<br />
<strong>Wasser</strong> mehr durch die <strong>Stadt</strong> fl ießt, sondern<br />
klares! C<strong>am</strong>pingstühle werden <strong>am</strong> Ufer stehen,<br />
Kinder spielen <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>, aus einem Kanal ist<br />
ein Fluss geworden. Die Spree wird wieder zum<br />
Mittelpunkt der <strong>Stadt</strong>, mit mehr Parks an den<br />
Ufern, die zur Erholung einladen. Wenn ein Teil<br />
dieser Vorstellungen eintreten sollte, würde<br />
dies einen großen Zuwachs an Lebensqualität<br />
für die <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> einen Sprung im Ressourcenschutz<br />
bedeuten.<br />
FreeLounge: Welche Nutzung können Sie sich<br />
für die neu entstehenden Freifl ächen auf dem<br />
<strong>Wasser</strong> vorstellen?<br />
R. Steeg: Gr<strong>und</strong>sätzlich eignen sich die Plattformen<br />
für viele Nutzungen, jedoch setzen wir<br />
uns dafür ein, dass sehr zurückhaltend mit der<br />
Bebauung umgegangen wird. Pavillons sind in<br />
Ordnung. Aber es sollen Flächen sein, die von<br />
der Öffentlichkeit genutzt werden können.<br />
Es würde gut passen, dort auch einfach Bänke<br />
aufzustellen, so dass die Menschen die Zeit<br />
<strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> den Fluss genießen können. Im<br />
Osthafen der Spree sollen jetzt zwei Plattformen<br />
eingerichtet werden. Auf der ersten werden<br />
einige Service-Module installiert: eine Bar,<br />
ein Café <strong>und</strong> ein Solarbootverleih sowie Gärten.<br />
Für die zweite Plattform gibt es bereits Anfragen.<br />
Als Anrainer hat dort ein Modezentrum<br />
mit Showrooms Interesse daran, einen Teil der<br />
Plattform für Modenschauen <strong>und</strong> auch als Bühne<br />
für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.<br />
Aber 70 Prozent der Fläche wird ein Schilffeld<br />
bedecken.<br />
FreeLounge: Wie groß werden die Plattformen<br />
denn sein, <strong>und</strong> wie viele wird es in Berlin geben?<br />
R. Steeg: Die Pilotanlage hat 96 Meter in der<br />
Länge <strong>und</strong> neun Meter in der Breite, also knapp<br />
900 Quadratmeter.<br />
FreeLounge: Das ist nicht wenig!<br />
R. Steeg: Sehen Sie das als Symbol für die<br />
Menge des Abwassers, das in die Spree geleitet<br />
wird. Aber stellen Sie das auch der Fläche<br />
von 265.000 Quadratmetern gegenüber, die das<br />
<strong>Wasser</strong> der Spree im Osthafen einnimmt. Eine<br />
solche Insel bedeckt dann eben mal 0,3 Prozent<br />
der <strong>Wasser</strong>oberfl äche. Das ist wenig. Wir haben<br />
aktuell eine Anfrage aus einer anderen <strong>Stadt</strong>,<br />
bei der die Plattform eine andere Dimension<br />
einnehmen würde: 10.000 Quadratmeter.<br />
FreeLounge: Beachtlich! Können Sie dazu<br />
schon etwas sagen?<br />
R. Steeg: Nein. Ich bin abergläubisch. Erst muss<br />
es feststehen. Für die Spree bräuchten wir 14<br />
Systeme mit Speichermodulen, um den sauberen<br />
Fluss bis in die Mitte der <strong>Stadt</strong> zu bewahren.<br />
FreeLounge: Und alle würden als Freifl äche genutzt?<br />
R. Steeg: Das kann so sein, muss aber nicht.<br />
Außerhalb von Städten mag es durchaus Sinn<br />
machen, einfach nur Schilfbepfl anzungen anzulegen.<br />
Aber es ist ja so, dass auf den Speichersystemen<br />
Bedienstege angelegt werden<br />
müssen, über die Techniker das System warten<br />
können. Das Anlegen dieser Stege ist relativ<br />
teuer <strong>und</strong> kann über eine Nutzung der Inseln<br />
co-fi nanziert werden.<br />
FreeLounge: In H<strong>am</strong>burg war man eine Zeit<br />
lang sehr optimistisch, über eine Kolonie von<br />
Hausbooten auch zu einer Freiraumnutzung<br />
auf dem <strong>Wasser</strong> zu kommen. Das hat bislang<br />
nicht geklappt, weil zwar viele Menschen gerne<br />
auf dem <strong>Wasser</strong> in Hausbooten leben möchten,<br />
aber die hohen Kosten ebenso abschreckend<br />
wirken wie die Schwierigkeiten bei der Versorgung<br />
mit Strom <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>. Viel langs<strong>am</strong>er<br />
als geplant entwickelt sich dort die Besiedlung<br />
durch Hausboote. Von Freiräumen ist man weit<br />
entfernt.
Sind bei Ihnen die technischen Voraussetzungen<br />
zu 100 Prozent geklärt?<br />
R. Steeg: Das ist wirklich gar kein Problem.<br />
Denn die ganze Struktur ist vorhanden, weil sie<br />
von dem Speichersystem benötigt wird. Es gibt<br />
selbstverständlich Strom sowie die Leitungen<br />
von Frisch- <strong>und</strong> Abwasser. Die Infrastruktur<br />
steht also. Vermutlich sind in H<strong>am</strong>burg die Versorgungswege<br />
sehr lang.<br />
FreeLounge: Und es gab wohl Probleme mit<br />
den Eigentümern der Ufergr<strong>und</strong>stücke.<br />
R. Steeg: Das hat bei uns auch zu einer Verzögerung<br />
des Projektes um anderthalb Jahre geführt.<br />
Wir mussten ein zweites Rohr für den Abfl<br />
uss des gespeicherten Abwassers anlegen. Die<br />
rechtliche Vorgabe ist so, dass das Mischwasser<br />
nicht durch das gleiche Rohr abgeleitet werden<br />
darf, durch das es eingeströmt ist. Das Gr<strong>und</strong>stück,<br />
über das diese Ableitung laufen musste,<br />
war an einen englischen Investor verkauft worden,<br />
der sich in der Krise verabschiedet hatte,<br />
ohne den Kaufpreis zu bezahlen. Dadurch passierte<br />
einige Zeit gar nichts mehr. Jetzt ist das<br />
endlich geklärt. Es ist aber immer sinnvoll, Kooperationen<br />
mit den Gr<strong>und</strong>stücksbesitzern einzugehen,<br />
sie für das Projekt zu begeistern <strong>und</strong><br />
auch als Partner zus<strong>am</strong>menzuarbeiten.<br />
FreeLounge: Welche Erfahrungen haben Sie bei<br />
der Planung der Freiraumnutzung gemacht?<br />
R. Steeg: Nun, wir haben Verträge aufgesetzt,<br />
die zum Beispiel die öffentliche Nutzung regeln.<br />
Das macht beim ersten Mal viel Arbeit, aber mit<br />
dem Wissen wird man weitere Projekte einfacher<br />
realisieren können.<br />
FreeLounge: Wie sieht das Interesse anderer<br />
Städte aus? Wartet man, bis in Berlin das erste<br />
System installiert ist?<br />
R. Steeg: Das sah erst so aus, doch im Moment<br />
scheint es sich anders zu entwickeln. Obwohl<br />
der Pilot noch nicht fertig ist, ist das Interesse<br />
anderer Städte enorm. Weil wir das ja mit<br />
den Berliner <strong>Wasser</strong>betrieben realisiert haben,<br />
denken offenbar immer mehr: „Wenn die Berliner<br />
<strong>Wasser</strong>betriebe jede Schraube der Anlage<br />
angeschaut haben, dann wird das funktionieren.“<br />
Lange war der ausstehende Pilot ein Hindernis,<br />
jetzt ist das Thema in den Hintergr<strong>und</strong><br />
gerückt. Aber das System ist ja schließlich auch<br />
20 bis 30 Prozent kostengünstiger als andere<br />
Lösungen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich drei bis vier Mal so<br />
schnell in Betrieb.<br />
FreeLounge: Herr Steeg, wir danken Ihnen für<br />
das Gespräch <strong>und</strong> kommen gerne mal zum Baden<br />
nach Berlin.<br />
Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />
Ralf Steeg<br />
ist Diplomingenieur für<br />
Landschaftsarchitektur <strong>und</strong><br />
Umweltplanung. Nachdem er<br />
in Bern erlebt hat, wie sehr<br />
ein sauberer Fluss das urbane<br />
Leben bereichern kann, begann<br />
seine berufl iche Entwicklung<br />
zum „Flussverbesserer“. Aufbauend<br />
auf seiner Diplomarbeit<br />
hat er mit der Technischen<br />
Hochschule Berlin <strong>und</strong> vielen<br />
weiteren Partnern das System<br />
der Mischwasserspeicher in<br />
Flüssen entwickelt. Hinter ihm<br />
<strong>und</strong> dem Unternehmen LURI.<br />
watersystems liegt ein langer<br />
Weg: Die Idee überzeugte in<br />
Berlin schnell, doch die Realisation<br />
gestaltete sich sehr zäh.<br />
Im nächsten Jahr wird nun<br />
endlich das erste Speichersystem<br />
gebaut.<br />
Top Thema | 15
Bewegung<br />
Kleiner Wal<br />
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Balancierfähigkeit<br />
Wie bei unseren <strong>Wasser</strong>fördergeräten<br />
gehört der körperliche Einsatz <strong>und</strong> seine<br />
Koordination zum <strong>Spiel</strong>wert dieses<br />
<strong>Spiel</strong>angebots.<br />
Stauscheibe<br />
Der kleine Wal gehört in Kombination<br />
mit den Meerestieren zu unserer<br />
Produktreihe <strong>Spiel</strong>kunst.<br />
Die Sicherheit. Die Qualität. Das Original.<br />
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83 112 Frasdorf · Telefon 0 80 52/1 79 80 · www.richter-spielgeraete.de
Fotos: Mainau GmbH<br />
Maximales Vergnügen<br />
Zwischen Achterbahnen <strong>und</strong> jeder Menge Animation<br />
fi ndet sich im Phantasialand in Brühl<br />
ein kleiner <strong>Wasser</strong>spielplatz, an dem viele Eltern<br />
schon mehr Zeit verbracht haben, als erwartet.<br />
Sogar bei einer solchen Konkurrenz kann sich<br />
<strong>Wasser</strong> als Attraktion sehr gut behaupten, denn<br />
Kindern tut es immer gut, wenn sie selbst etwas<br />
in Gang setzen können, überraschende Erfahrungen<br />
machen <strong>und</strong> sich durch das <strong>Wasser</strong> inspiriert<br />
bewegen. So w<strong>und</strong>ert es nicht, dass immer<br />
interessantere Angebote von <strong>Spiel</strong>räumen<br />
<strong>am</strong> oder mit <strong>Wasser</strong> geschaffen werden.<br />
<strong>Spiel</strong>plätze, die begeistern<br />
Attraktive <strong>Wasser</strong>spielplätze tragen erheblich<br />
dazu bei, eine Region oder einen Park f<strong>am</strong>ilienorientiert<br />
zu gestalten. Diese Erfahrung hat<br />
man zum Beispiel auf der Insel Mainau gemacht.<br />
Durch die <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> insbesonde-<br />
re durch den <strong>Wasser</strong>spielplatz ist es laut dem<br />
Pressereferenten der Insel, Florian Heitzmann,<br />
gelungen, mehr junge F<strong>am</strong>ilien für die Mainau<br />
zu begeistern. „Es lässt sich nicht exakt<br />
nachvollziehen, wie viele Besucher wir auf<br />
dem <strong>Wasser</strong>spielplatz im Sommer täglich hatten.<br />
Aber, dass mehr F<strong>am</strong>ilien kommen, steht<br />
außer Frage. Und wir erhalten sehr positive<br />
Rückmeldungen.“ Die <strong>Wasser</strong>welt dort ist ein<br />
<strong>Spiel</strong>bereich, der die Bodenseeregion vergangener<br />
Zeiten widerspiegeln soll. Um einen See<br />
mit Insel gruppiert sich eine Pfahlbausiedlung.<br />
Kleine Häuser <strong>und</strong> Türme sind auf unterschiedliche<br />
Weise miteinander verb<strong>und</strong>en. So ist es<br />
möglich, sich über Hängebrücken oder Kettenstege<br />
von einem Haus zum nächsten zu hangeln,<br />
ohne den Boden zu berühren. Von einer<br />
Seeseite zur anderen gelangen die Kinder mit<br />
Seilfähre oder Flößen. Der <strong>Spiel</strong>platz hat eine<br />
An <strong>Wasser</strong> kommt kein<br />
anderes „<strong>Spiel</strong>zeug“ heran:<br />
Es fasziniert Kinder, verbindet<br />
<strong>Spiel</strong> mit Naturerfahrung<br />
<strong>und</strong> bietet immer<br />
neue Anregungen. Wie<br />
nutzen Kommunen dieses<br />
Element, um <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong><br />
Erlebnisräume für Kinder<br />
zu gestalten?<br />
Top Thema | 17
Foto: <strong>Stadt</strong>werke Neuwied<br />
Foto: Maike Söltl<br />
Schön <strong>und</strong> weiträumig gestaltet ist der <strong>Wasser</strong>park Feldkirchen in Neuwied. Insbesondere<br />
für kleinere Kinder übertrifft das Angebot den Besuch im Schwimmbad.<br />
Foto: LBV-Zentrum „Mensch <strong>und</strong> Natur“<br />
Der Eisvogelsteig führt durch den Fluss Ch<strong>am</strong>b <strong>und</strong> lässt Kinder <strong>und</strong> Erwachsene<br />
einen Fluss hautnah erfahren<br />
18 | Top Thema<br />
Ges<strong>am</strong>tgröße von 1100 Quadratmetern. Ebenso<br />
hat das Zentrum für Gartenkunst <strong>und</strong> Landschaftskultur<br />
Schloss Dyck in diesem Jahr sein<br />
Angebot für Kinder durch einen <strong>Wasser</strong>spielplatz<br />
aufgewertet. Auch hier verfolgt man das<br />
Ziel, durch passende <strong>Freizeit</strong>angebote ein breites<br />
Publikum anzusprechen. Für Kinder fehlte<br />
bis dahin eine Möglichkeit zur Beschäftigung<br />
mit dem Element <strong>Wasser</strong> – eigentlich ein Muss<br />
auf dem Gelände eines <strong>Wasser</strong>schlosses.<br />
Der Hersteller Richter <strong>Spiel</strong>geräte, der auf individuelle<br />
<strong>Wasser</strong>spielplätze spezialisiert ist <strong>und</strong><br />
häufi g die aufwendigen <strong>Wasser</strong>welten der Landesgartenschauen<br />
ausstattet, bestätigt, dass im<br />
Segment der <strong>Wasser</strong>spielplätze ein steigender<br />
Trend festzustellen ist.<br />
<strong>Wasser</strong>park statt Schwimmbad<br />
In Neuwied wurde in diesem Jahr auf dem Gelände<br />
eines geschlossenen Freibads ein <strong>Wasser</strong>park<br />
eröffnet. Die <strong>Stadt</strong>werke Neuwied hatten<br />
mit der Gestaltung des Parks den Umweltkünstler<br />
Dieter Magnus beauftragt, der die Gestaltung<br />
öffentlicher Räume für Kinder als zentrale<br />
Aufgabe sieht. Mit seiner Weitläufi gkeit, den<br />
bunten Mosaiken <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>kaskaden sowie<br />
einer Vielzahl von Stationen, an denen die Kinder<br />
mit <strong>Wasser</strong> spielen <strong>und</strong> arbeiten können, ist<br />
der <strong>Wasser</strong>park schnell zu einem neuen Lieblingsort<br />
geworden. Thorsten Reuschenbach von<br />
den <strong>Stadt</strong>werken Neuwied berichtet, dass die<br />
Besucherzahlen die Erwartungen für das erste<br />
Jahr deutlich übertroffen haben. Mehr als<br />
14.000 Kinder <strong>und</strong> 12.000 Erwachsene haben<br />
den Park besucht. Der Eintritt liegt bei zwei Euro<br />
pro Kind. Einige alte Komponenten des früheren<br />
Freibades wurden in das neue Ges<strong>am</strong>tkonzept<br />
eingeb<strong>und</strong>en. Das Schwimmbecken wurde zu<br />
einer Freilichtbühne für Kulturangebote, das<br />
alte Schwimmbadgebäude zum Café <strong>und</strong> Restaurant<br />
<strong>und</strong> dient mit einem Platz <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />
als Anlaufpunkt für Wanderer <strong>und</strong> Ausfl ügler.<br />
Wandern? Erleben!<br />
Nachhaltig angelegter Tourismus hat in Österreich<br />
eine Reihe von besonderen Angeboten für<br />
Kinder entstehen lassen. Als eines der wasserreichsten<br />
Länder Europas hat man dort schon<br />
vor Jahren defi niert, dass <strong>Wasser</strong> die wichtigste<br />
Ressource für den Tourismus darstellt. Nicht<br />
neu, aber überdurchschnittlich durchdacht <strong>und</strong><br />
kreativ ist das „Hexenwasser Hochsöll“, das sich<br />
als naturnahe Inszenierung <strong>am</strong> Berg versteht.<br />
Im Jahr 2000 als ehrgeiziges Projekt zur Belebung<br />
des alpinen Sommers gestartet, gilt das
Fotos: Hexenwasser Hochsöll<br />
„Hexenwasser Hochsöll“ ist ein mehrfach ausgezeichneter Erlebnisraum für Kinder,<br />
der <strong>Wasser</strong> als Element des Gebirges kreativ <strong>und</strong> authentisch erlebbar macht.<br />
„Hexenwasser Hochsöll“ heute weit über die<br />
Grenzen hinaus als Vorreiter <strong>und</strong> Auslöser eines<br />
alpenweiten Trends, der vielerorts Nachahmer<br />
fand. Ausgezeichnet mit dem Österreichischen<br />
Staatspreis für Touristik bieten sich den Kindern<br />
von der Bergbahnstation aus insges<strong>am</strong>t<br />
60 Stationen, oft mit <strong>Wasser</strong>, an denen sie zum<br />
Mitmachen <strong>und</strong> Ausprobieren eingeladen sind.<br />
Regelmäßig gibt es Erweiterungen im Angebot,<br />
um das Ausfl ugsziel für F<strong>am</strong>ilien aktuell zu halten.<br />
Die Stationen bringen immer die Magie des<br />
Ortes mit besonderen Ideen in Einklang, die sich<br />
ganz nachdrücklich von „Funpark-Attraktionen“<br />
abgrenzen. Um in einem Holzbottich als „Hexenbad“<br />
Erfrischung zu fi nden, muss das <strong>Wasser</strong><br />
über eine komplexe Anlage selbst hochgepumpt<br />
<strong>und</strong> -geleitet werden, <strong>Wasser</strong>tropfen führen<br />
über kreative Instrumente ein Trommelkonzert<br />
auf oder Steine können in einer <strong>Wasser</strong>mühle<br />
geschliffen werden. Natürlich fällt Kindern so<br />
motiviert das Wandern viel leichter.<br />
Aus der Perspektive der Eisvögel<br />
Noch enger liegen Umwelterfahrungen <strong>und</strong><br />
<strong>Spiel</strong>en <strong>am</strong> <strong>und</strong> im <strong>Wasser</strong> bei einem Progr<strong>am</strong>m<br />
des Landesb<strong>und</strong>s für Vogelschutz LBV-Ch<strong>am</strong><br />
„Mensch <strong>und</strong> Natur“ zus<strong>am</strong>men. Dort wird seit<br />
2009 in der Zeit von März bis Ende Oktober der<br />
sogenannte Eisvogel-Steig in dem Fluss Ch<strong>am</strong>b<br />
aufgebaut. In Gruppen von bis zu acht Personen<br />
können Besucher in den Fluss steigen <strong>und</strong> Strömung<br />
<strong>und</strong> Sandbänke spüren. Der Eisvogelsteig<br />
führt auf einem festgelegten Weg durch die<br />
Ch<strong>am</strong>b. Wie bei einem Klettersteig gesichert<br />
werden die Fluss-Abenteurer durch die Vielfalt<br />
eines frei fl ießenden Flussabschnitts geführt.<br />
Sie spüren das Element <strong>Wasser</strong> mit all seiner<br />
Kraft <strong>am</strong> eigenen Körper. Aus der Perspektive<br />
des Eisvogels dicht über der <strong>Wasser</strong>oberfl äche<br />
eröffnet sich ein elementares Naturerlebnis.<br />
D<strong>am</strong>it das Ganze zwar abenteuerlich, aber<br />
ohne Gefahr abläuft, werden Stelen in dem<br />
Fluss platziert <strong>und</strong> ein Seilsystem daran aufgebaut,<br />
so dass jeder Schritt gesichert ist. Die<br />
Stelen wurden von regionalen Künstlern mit<br />
Skulpturen versehen. Ausgestattet werden die<br />
Teilnehmer übrigens mit Wathosen <strong>und</strong> einem<br />
Audioguide.<br />
Klassisches Strandvergnügen <strong>am</strong> Meer<br />
Wenn <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Strand in großen Mengen<br />
zum <strong>Spiel</strong>en einladen, dann sind besonders fantasievolle<br />
Freiraum-Angebote nicht unbedingt<br />
gefragt. Sehr aufwendig gestaltete <strong>Wasser</strong>spielplätze<br />
wie im niederländischen Deltapark<br />
Neeltje Jans fi ndet man an den Küsten eher<br />
selten. Bei der Gestaltung von <strong>Wasser</strong>spielplätzen<br />
hat die Materialfrage einen ganz anderen<br />
Stellenwert, denn eigentlich gewährt nur<br />
Edelstahl der Güte V4A eine zufriedenstellende<br />
Haltbarkeit. Besondere <strong>Wasser</strong>themen werden<br />
<strong>am</strong> Meer häufi g auch als Indoor-Thema aufgearbeitet,<br />
um attraktive Angebote für Schlechtwetter-Phasen<br />
bieten zu können. An solchen<br />
Tagen sind die Warteschlangen <strong>am</strong> Eingang des<br />
Ozeaneums in Strals<strong>und</strong> zum Beispiel beeindruckend<br />
lang. Kreative Begegnungen mit <strong>Wasser</strong><br />
bieten <strong>am</strong> Meer auch vielfach Naturerlebniszentren,<br />
wie beispielsweise das NEZ Maasholm,<br />
Oehe, Schleimünde, das Ende der 80er Jahre<br />
entstand. Ein Wind-<strong>Wasser</strong>-Küsten-<strong>Spiel</strong>platz,<br />
ein großes Freigelände <strong>und</strong> eine Erlebnis-Ausstellung<br />
sind die festen Bestandteile des Zentrums,<br />
hinzu kommt ein sehr breites Naturerlebnis-Progr<strong>am</strong>m<br />
für Kinder, das unter dem Motto<br />
"Meer Natur erleben" steht. A.M.<br />
Links<br />
» www.wasserpark-feldkirchen.de<br />
» www.lbvch<strong>am</strong>.de<br />
» www.mainau.de<br />
» www.pro-regio-gmbh.de<br />
» www.stiftung-schloss-dyck.de<br />
» www.hexenwasser.<br />
bergbahnsoell.at<br />
Top Thema | 19
Foto: Atelier Loidl<br />
20 | Top Thema<br />
Großprojekt<br />
„<strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss“<br />
Mit einem Aufwand von r<strong>und</strong> 370 Millionen Euro soll die Saarbrücker<br />
Innenstadt wieder belebt, der Bevölkerungsrückgang gestoppt,<br />
die Zukunftsfähigkeit gesteigert <strong>und</strong> die Eigenständigkeit des Saarlandes<br />
gesichert werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das Politiker <strong>und</strong><br />
Bürger seit 2003 bewegt. FreeLounge stellt eine Momentaufnahme<br />
des Projektes vor.<br />
Saarbrücken will <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
neuen Schub geben<br />
Flüsse sind seit jeher Lebensadern von Siedlungen.<br />
Wichtig für Verkehr, Handel, <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
- <strong>und</strong> früher sogar für den Fischfang.<br />
Saarbrücken, die Landeshauptstadt des Saarlandes<br />
<strong>und</strong> einzige saarländische Großstadt,<br />
hat ihre Entstehung auch der Saar zu verdanken.<br />
Der Fluss formte die Landschaft mit ihrer<br />
breiten Talaue <strong>und</strong> war eine Voraussetzung für<br />
die Besiedlung. Gleichzeitig bildet ein Fluss aber<br />
immer eine Abgrenzung, die es zu überwinden<br />
gilt. Obwohl der N<strong>am</strong>e Saarbrücken ursprünglich<br />
nicht mit dem Begriff einer Brücke zus<strong>am</strong>men<br />
gebracht werden kann, schufen diese<br />
Bauwerke neue Verbindungen.<br />
Die <strong>Stadt</strong>autobahn – ein Kind der<br />
1960er Jahre<br />
Die Idee neuer Verkehrsverbindungen war auch<br />
der treibende Gedanke dabei, die Autobahn<br />
A 620 (Saarbrücken-Saarlouis) zwischen den<br />
Anschlussstellen Saarbrücken-Güdingen (AS<br />
21) <strong>und</strong> Saarbrücken-Klarenthal (AS 11) als
<strong>Stadt</strong>autobahn für Saarbrücken anzulegen. Ein<br />
herausragender Ausdruck d<strong>am</strong>aliger Urbanität.<br />
Um den Bau der A 620 an der Saar entlang zu<br />
ermöglichen, wurde die Schlossmauer des Saarbrücker<br />
Schlosses um ca. 20 m versetzt <strong>und</strong> die<br />
daran angeschlossene Alte Brücke um mehrere<br />
Bögen gekürzt. Seit Dezember 1963 kann über<br />
11 Anschlussstellen im Saarbrücker <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
jeder Saarbrücker <strong>Stadt</strong>teil problemlos erreicht<br />
werden. Auf diesem Teilstück, welches die <strong>Stadt</strong><br />
entlang der Saar durchschneidet, kommt es neben<br />
einer starken Lärmbelastung regelmäßig<br />
zur Überfl utung, was den weitgehenden Zus<strong>am</strong>menbruch<br />
des Individualverkehrs nach sich<br />
zieht. Die Strecke hat sich im Volkm<strong>und</strong> seit<br />
langem etabliert: „Linker Nebenfl uss der Saar<br />
mit 13 Buchstaben = <strong>Stadt</strong>autobahn“. Mittlerweile<br />
hat sich auch der Begriff der städtischen<br />
Qualität weg von der autofre<strong>und</strong>lichen <strong>Stadt</strong><br />
<strong>und</strong> hin zu mehr Aufenthaltsqualität <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>wert<br />
entwickelt.<br />
Ab in den Tunnel<br />
Mit dem zentralen Leitprojekt <strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong><br />
Fluss sollen ein qualitativ hochwertiger, urbaner<br />
Raum in der <strong>Stadt</strong>mitte geschaffen, die<br />
Lebensqualität deutlich verbessert <strong>und</strong> private<br />
Folgeinvestitionen initiiert werden. Die heutige<br />
Situation in der <strong>Stadt</strong>mitte von Saarbrücken<br />
ist geprägt durch die lärmende Asphaltband<br />
der mit ca. 95.000 Kfz/Tag belasteten <strong>Stadt</strong>autobahn.<br />
Die Aufenthaltsqualität an beiden<br />
Seiten der Saar wird heute extrem von dieser<br />
Lärmbelastung durch den Verkehr beeinträchtigt.<br />
Durch die Autobahn sind Fluss, Straße <strong>und</strong><br />
Uferbereich zu einem verlärmten, unwirtlichen<br />
Freiraum geworden, der zudem die <strong>Stadt</strong>teile<br />
Alt-Saarbrücken <strong>und</strong> St. Johann voneinander<br />
trennt. Für die <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> die Region ist d<strong>am</strong>it<br />
der Bereich mit dem wichtigsten Entwicklungs-<br />
<strong>und</strong> Identifi kationspotenzial durch die Autobahn<br />
stark geschwächt.<br />
Der zentrale Ansatzpunkt des Projektes „<strong>Stadt</strong>mitte<br />
<strong>am</strong> Fluss“ für die Entstehung neuer urbaner<br />
Qualitäten ist es, die r<strong>und</strong> 1,5 km lange, innerstädtische<br />
Teilstrecke der BAB 620 in einen<br />
hochwassersicheren Tunnel zu verschieben. Die<br />
Führung im Tunnel ermöglicht es, die bisherige<br />
Autobahntrasse für die Entwicklung hochwertiger<br />
innerstädtischer Frei- <strong>und</strong> Entwicklungsfl ächen<br />
zu nutzen.<br />
In der Bürgerwerkstatt konnten alle Interessenten ihre Ideen einbringen<br />
Foto: Projektgemeinschaft Berliner Promenade/lu media<br />
Foto: Dirk Michler<br />
Top Thema | 21
Foto: Atelier Loidl<br />
Abendstimmung an der Saar - so könnte es sein. Großzügige Grünfl ächen sollen an der <strong>Stadt</strong>mitte<br />
<strong>am</strong> Fluss entstehen.<br />
22 | Top Thema<br />
Planung mit vorbildlicher<br />
Bürgerbeteiligung<br />
Der Tunnel soll aus Parallelröhren mit jeweils<br />
zwei Fahrspuren im Bereich zwischen Bismarckbrücke<br />
<strong>und</strong> Luisenbrücke bestehen. Teilweise<br />
wird der Tunnel unter der heutigen Hochwasserumfahrung<br />
(Franz-Josef-Röder-Straße, Saaruferstraße),<br />
teilweise unter der bestehenden Autobahn<br />
geführt. Derzeit befi ndet man sich noch<br />
im Stadium der Vorplanung, Für das Teilprojekt<br />
liegt eine aktuelle Machbarkeitsstudie, inklusive<br />
verkehrstechnische Untersuchung, Lüftungsgutachten,<br />
Emissionsgutachten, Risikoanalyse<br />
<strong>und</strong> Kostenschätzung vor. Im Jahr 2008 gab es<br />
eine Bürgerbeteiligung, in der die verschiedenen<br />
Planungsentwürfe der beteiligten Wettbewerbsbüros<br />
vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert wurden.<br />
Die Wettbewerbsentwürfe wurden auch in einem<br />
dreistufi gen Bürgerbeteiligungsverfahren<br />
weiterentwickelt. Zum Schluss wurden zwei<br />
Siegerentwürfe ausgewählt <strong>und</strong> miteinander<br />
verb<strong>und</strong>en. Der erste Siegerentwurf beinhaltet<br />
die Planungen, die die <strong>Stadt</strong>mitte betreffen. In<br />
diesen Entwurf wurden die Planungen des anderen<br />
Büros integriert, die für den Bereich der<br />
Brücken die überzeugenderen Ideen lieferte.<br />
Diese Planungen sind zunächst nur Bilder, die<br />
nach <strong>und</strong> nach der Realität angepasst werden<br />
müssen. In diesem Prozess werden die Bilder<br />
immer konkreter.<br />
Noch nicht in trockenen Tüchern –<br />
die Finanzierung<br />
Während der Vorplanungsphase hat die <strong>Stadt</strong><br />
auch mit der Akquise der Finanzmittel begonnen.<br />
Mit dem Land wurde ein Memorandum of<br />
<strong>und</strong>erstanding vereinbart, in dem die Halbierung<br />
der Kostenübernahme über die Summen<br />
geregelt ist, die nicht über Drittmittel verfügbar<br />
Foto: Atelier Loidl<br />
sind. Auch die neue Landesregierung steht zu<br />
der Vereinbarung. Nach dem derzeitigen Stand<br />
kommen auf Land <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong> jeweils 100 Millionen<br />
zu. Der Rest soll über Fördermittel fi nanziert<br />
werden. 64 Millionen sind vom B<strong>und</strong> bereits zugesagt.<br />
Hinzu kommen Mittel der Europäischen<br />
Union. Die <strong>Stadt</strong> bemüht sich auch um weitere<br />
Fördermittel. Bevor die konkrete Zusage der EU<br />
nicht gegeben ist <strong>und</strong> dadurch die Umsetzung<br />
generell gewährleistet ist, werden auch keine<br />
konkreteren Planungen veranlasst. Man plant<br />
Teilprojekte weiter, die unabhängig von der<br />
Tunnellösung umgesetzt werden können.<br />
Neugestaltung der Berliner Promenade<br />
Neben der städtebaulichen Gestaltung der Alt-<br />
Saarbrücker Seite mit dem dazu notwendigen<br />
Bau eines Tunnels ist die Revitalisierung der<br />
Berliner Promenade ein weiteres Teilprojekt<br />
der <strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss. Die vorhandene Promenade<br />
von 1959 war über lange Jahre eine<br />
beliebte Flaniermeile <strong>und</strong> der „Balkon“ zur Saar.<br />
Nach der Umgestaltung der Bahnhofstraße zur<br />
Fußgängerzone in den 90ger Jahren des letzten<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> der Aufgabe von attraktiven<br />
Passagen zwischen Bahnhofstraße <strong>und</strong> Berliner<br />
Promenade verlor die Promenade selbst dann<br />
zunehmend an Attraktivität. Leerstand <strong>und</strong><br />
deutlicher Modernisierungs- <strong>und</strong> Instandsetzungsbedarf<br />
kennzeichnen seitdem die Situation<br />
der Berliner Promenade. Hier im Zentrum<br />
der <strong>Stadt</strong> entsteht eine moderne Flaniermeile<br />
<strong>am</strong> Fluss mit urbanem Charakter entstehen. Die<br />
Kosten von r<strong>und</strong> 25 Millionen Euro sind in der<br />
Ges<strong>am</strong>tsumme enthalten, ihre Finanzierung gesichert.<br />
So konnten die Arbeiten an der Berliner<br />
Promenade, denen ein städtebaulicher Wettbewerb<br />
vorausgegangen ist, im August beginnen.
Foto: Projektgemeinschaft Berliner Promenade/lu media<br />
Die neue Berliner Promenade: Wohnen, Arbeiten, Shoppen <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>.<br />
Zentraler Leitgedanke ist die gestalterische <strong>und</strong><br />
funktionale Aufwertung der oberen Berliner<br />
Promenade <strong>und</strong> Anhebung der Verbindungsgassen<br />
Ufergasse, Am Steg <strong>und</strong> Schifferstraße.<br />
Eine einheitlich gestaltete Uferzone gewährleistet<br />
die Aufwertung der unteren Berliner<br />
Promenade. Die Verbindung der Ebenen erfolgt<br />
über großzügige Treppen <strong>und</strong> zwei Aufzüge.<br />
Die Schaffung von 2 gastronomischen „hotspots“<br />
durch Verbreiterung der Berliner Promenade<br />
wird ebenso wie eine urbane Funktionsmischung<br />
aus Wohnen, Arbeiten, <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong><br />
Einkaufen zur Stärkung der Aufenthaltsqualität<br />
beitragen.<br />
Zwei Jahre neue Zeitreserve<br />
Weitere Teilprojekte müssen ohnehin angegangen<br />
werden. Beispielsweise die Luisenbrücke,<br />
die dringend saniert werden muss. Hier gehen<br />
die Planungen weiter. Auch der Umbau des<br />
Osthafens in eine attraktive Marina gehört zu<br />
den Teilprojekten, die unabhängig von der Tunnellösung<br />
sind. Gr<strong>und</strong> für die Aufgliederung des<br />
Ges<strong>am</strong>tprojektes waren die Bedenken bei der<br />
Finanzierbarkeit des Tunnels. Kann man sich<br />
das überhaupt leisten in einer Zeit der leeren<br />
Kassen? Oberbürgermeisterin Charlotte Britz<br />
hatte die Idee, die Planungen neu zu überdenken,<br />
dass man zunächst weiter in die Planungen<br />
der Dinge einsteigt, die losgelöst von der Tunnellösung<br />
sind. Mit der Umsetzung für den Tunnel<br />
hat man sich eine Zeitreserve geschaffen bis<br />
zum Jahr 2011. In diesen zwei Jahren können<br />
zusätzliche Fördergelder akquiriert werden.<br />
Ausgezeichnet<br />
Für Rückenwind bei der Finanzierung könnte<br />
auch die Tatsache sorgen, dass das Projekt<br />
schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Bei-<br />
spielsweise hat im Rahmen des Wettbewerbs<br />
„<strong>Stadt</strong> bauen. <strong>Stadt</strong> leben. Nationaler Preis für<br />
integrierte <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>und</strong> Baukultur“<br />
Mit der Vergabe des Preises würdigt das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
vorbildliche Projekte zur nachhaltigen<br />
Entwicklung in Städten <strong>und</strong> Regionen, die zur<br />
Nachahmung, zu neuen Überlegungen <strong>und</strong><br />
weiterem Handeln anregen. Insges<strong>am</strong>t nahmen<br />
430 Projekte aus 221 Städten <strong>und</strong> Gemeinden<br />
aus ganz Deutschland <strong>am</strong> Wettbewerb teil,<br />
der in diesem Jahr zum ersten Mal ausgerufen<br />
wurde. In fünf Kategorien wurden insges<strong>am</strong>t 55<br />
Preise vergeben.<br />
Die Landeshauptstadt wurde in der Kategorie<br />
„Integriert <strong>und</strong> regional handeln – Entwicklung<br />
von <strong>Stadt</strong>, Region <strong>und</strong> Landschaft“ ausgezeichnet.<br />
Die zehnköpfi ge Jury hat bei dem Saarbrücker<br />
Projekt zum einen der „vorbildlich geführte<br />
Dialog mit den Bürgern bei der Planung überzeugt“,<br />
zum anderen biete das Projekt „die große<br />
Chance, Bausünden aus der Nachkriegszeit<br />
zu korrigieren <strong>und</strong> eine Fläche mit hohem Entwicklungspotenzial<br />
neu zu erschließen“. Auch<br />
die Aspekte einer Verbindung von Verkehrs-<br />
<strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung könnten sich positiv auf<br />
die Akquise von Finanzmitteln auswirken.<br />
Die <strong>Stadt</strong>mitte <strong>am</strong> Fluss bleibt ein spannendes<br />
Projekt, dessen weitere Entwicklung die Redaktion<br />
der FreeLounge aufmerks<strong>am</strong> verfolgen<br />
wird. L.K.<br />
Top Thema | 23
Seepark, Waldpark, Feldpark<br />
Mit der Landesgartenschau 2011 bekommt<br />
Norderstedt einen neuen <strong>Stadt</strong>park<br />
Eine 25 ha große <strong>Wasser</strong>fl äche wird Herzstück des Naherholungsgebiets sein.<br />
Die <strong>Stadt</strong> Norderstedt hat im Dezember 2004 den Zuschlag für die Durchführung der<br />
zweiten Landesgartenschau in Schleswig-Holstein im Jahr 2011 erhalten. Gemäß dem<br />
Motto „Eine Idee voraus“ sieht die <strong>Stadt</strong> in der Ausrichtung einer Landesgartenschau<br />
die besondere Chance, die Weichenstellung für die nächste Phase einer nachhaltigen<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklung entscheidend bestimmen zu können.<br />
24 | Top Thema<br />
1 bs.pro / sinai., Berlin<br />
2 Landschaftsarchitektin Gabriele Kiefer, Berlin<br />
3 Landschaftsarchitekt Wolfr<strong>am</strong> Fischer, H<strong>am</strong>burg<br />
Das Gelände der Landesgartenschau umfasst<br />
die Baggerseen im ehemaligen Kiesabbaugelände<br />
des Kalksandsteinwerks der Firma Potenberg,<br />
den bestehenden <strong>Stadt</strong>park sowie weitere<br />
angrenzende überwiegend landwirtschaftlich<br />
genutzte Bereiche im Ortsteil Harksheide der<br />
<strong>Stadt</strong> Norderstedt. Die Flächen befi nden sich im<br />
Eigentum der <strong>Stadt</strong> Norderstedt.<br />
Die erfolgreiche Durchführung der Landesgartenschau<br />
(LGS) wird als Initialzündung <strong>und</strong> als<br />
künftiger Motor eines langfristig angelegten,<br />
dyn<strong>am</strong>ischen Planungsprozesses betrachtet, der<br />
insbesondere die Entwicklung der landschaftlich-strukturell<br />
zurzeit sehr unterschiedlichen<br />
<strong>und</strong> großfl ächig gestörten Freifl ächen um den<br />
See zu einem attraktiven <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong> Naherholungsgebiet<br />
vor allem für die Norderstedter<br />
Bevölkerung zum Ziel hat, gleichzeitig aber<br />
auch die nachhaltige Sicherung von Lebensräumen<br />
für die heimische Flora <strong>und</strong> Fauna.<br />
Angesichts der von Natur aus gewässerarmen<br />
sandigen Geestlandschaft bietet sich mit den<br />
Kiesseen für Norderstedt eine besondere Chance,<br />
das <strong>Wasser</strong> in die <strong>Stadt</strong> zu holen bzw. die<br />
<strong>Stadt</strong> ans <strong>Wasser</strong> zu bringen.<br />
Foto: Landesgartenschau Norderstedt<br />
Drei Parks mit sehr verschiedenen<br />
Atmosphären<br />
Im Zuge der Landesgartenschau-Vorbereitung<br />
wurde ein „Masterplan“ 1 erarbeitet, der mögliche<br />
Inhalte sowohl für die temporäre Gestaltung<br />
des Landesgartenschau-Geländes als auch<br />
für die anschließende Entwicklung des erweiterten<br />
<strong>Stadt</strong>parks aufzeigt. Die Durchführung<br />
der Landesgartenschau <strong>und</strong> die nachhaltige<br />
Entwicklung des Natur- <strong>und</strong> Erholungsraumes<br />
<strong>Stadt</strong>park sind dabei nicht als konkurrierende<br />
Planungen, sondern als aufeinander aufbauende<br />
Einheiten zu verstehen.<br />
Im Jahr 2006 wurde von der <strong>Stadt</strong>park Norderstedt<br />
GmbH in Vertretung für die <strong>Stadt</strong> Norderstedt<br />
ein freiraumplanerischer Wettbewerb<br />
ausgelobt. Der Entwurf des 1. Preisträgers 2 bildet<br />
die Gr<strong>und</strong>lage für die konkrete Gestaltung<br />
<strong>und</strong> Detailplanung des Landesgartenschau- <strong>und</strong><br />
<strong>Stadt</strong>parkgeländes. Auf einer Ges<strong>am</strong>tfl äche von<br />
72 ha entstehen drei Parkteile mit sehr verschiedenen<br />
Atmosphären:<br />
der Seepark mit seinem <strong>Freizeit</strong>schwerpunkt<br />
auf den jetzigen Brachfl ächen des Westufers<br />
<strong>und</strong> den stärker landschaftlichen, naturhaften<br />
Partien des Ostufers
der Waldpark als Abfolge von naturnahen<br />
Waldrelikten, Heiden <strong>und</strong> Restmoorfl ächen<br />
als Ort der Kontemplation <strong>und</strong> Beschaulichkeit<br />
in wertvollem Biotopgefüge <strong>und</strong><br />
der Feldpark mit seinen klassischen <strong>Spiel</strong>-<br />
<strong>und</strong> Sportangeboten eines <strong>Stadt</strong>parks inmitten<br />
der historischen Feldfl ur.<br />
Umfangreiche Genehmigungsverfahren<br />
Obwohl es sich bei den Vorhaben <strong>Stadt</strong>park<br />
<strong>und</strong> LGS Norderstedt 2011 um Grünfl ächen<br />
handelt, erforderte die Realisierung der Entwurfsinhalte<br />
umfangreiche <strong>und</strong> differenzierte<br />
Genehmigungs- <strong>und</strong> Planverfahren mit ganz<br />
unterschiedlichen Hintergründen:<br />
Der geplante <strong>Stadt</strong>parksee entsteht durch<br />
die Zus<strong>am</strong>menlegung der beiden ehemaligen<br />
Kiesseen <strong>und</strong> die naturnahe Umgestaltung<br />
ihrer Uferzonen. Für diesen Teilbereich wurde<br />
eine wasserrechtliche Planfeststellung gemäß<br />
§ 31 (2) des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes<br />
(WHG) erforderlich, welche die gleichzeitig<br />
einzuholenden naturschutzrechtlichen <strong>und</strong><br />
umweltrechtlichen Genehmigungen nach<br />
dem B<strong>und</strong>es- bzw. Landesnaturschutzgesetz<br />
(BNatSchG <strong>und</strong> LNatSchG) sowie dem Gesetz<br />
über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
(UVPG) bündelt.<br />
Für den Wald- <strong>und</strong> Feldpark wurde ein<br />
Schutz-, Pfl ege- <strong>und</strong> Entwicklungsplan (SPE-<br />
Plan) 3 erarbeitet. Aufgabe dieses informellen<br />
Fachplans war die fachliche Optimierung der<br />
vorliegenden Potenziale des <strong>Stadt</strong>parks für<br />
den Arten- <strong>und</strong> Biotopschutz bei der Entwicklung<br />
von <strong>Stadt</strong>park <strong>und</strong> LGS 2011. Dazu<br />
wurden Leitbilder für die verschiedenen Teilbereiche<br />
von Wald- <strong>und</strong> Feldpark, die dazugehörigen<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> deren zeitliche<br />
Abfolge formuliert. Neben den Maßnahmen<br />
zur Sicherung, Entwicklung <strong>und</strong> Pfl ege der<br />
Lebensräume selber soll der Öffentlichkeit<br />
dabei das Wesen der Landschaft, ihrer Lebensräume<br />
<strong>und</strong> der getroffenen Maßnahmen<br />
näher gebracht werden <strong>und</strong> zu intensiverem<br />
Erleben, tieferem Verständnis <strong>und</strong> verstärkter<br />
Rücksichtnahme führen.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieses SPE-Plans wiederum<br />
konnten für den Wald- <strong>und</strong> Feldpark<br />
die im weiteren notwendigen naturschutz-,<br />
artenschutz- <strong>und</strong> waldrechtlichen Genehmigungen<br />
im planungsrechtlichen Außenbereich<br />
beantragt werden, indem den unvermeidbaren<br />
Eingriffen in den Boden, in<br />
Gehölzbestände <strong>und</strong> Waldfl ächen infolge der<br />
Insges<strong>am</strong>t hat der <strong>Stadt</strong>parksee eine 25 Hektar große <strong>Wasser</strong>fl äche. Der Strand des<br />
Naturbads wird im Dezember fertig aufgeschüttet sein.<br />
Entwurfsumsetzung (Wegebau, Aufschüttungen,<br />
Biotopverluste, Waldschneisen etc.) die<br />
positiven Wirkungen der naturschutzbezogenen<br />
<strong>und</strong> waldbaulichen Maßnahmen gegenübergestellt<br />
<strong>und</strong> im Sinne der einschlägigen<br />
gesetzlichen Vorschriften „bilanziert“ wurden.<br />
Für den stärker baulich geprägten Eingangsbereich<br />
von <strong>Stadt</strong>park <strong>und</strong> LGS-Gelände wurden<br />
die planungsrechtlichen Voraussetzungen<br />
durch einen Bebauungsplan geschaffen,<br />
der neben dem ruhenden Verkehr (temporär<br />
<strong>und</strong> dauerhaft) auch die Erschließungssituation<br />
im Umfeld regelt.<br />
Die geplanten baulichen Einrichtungen im<br />
Wald- <strong>und</strong> Feldpark wie die Waldbühne, Kinderspielplätze<br />
etc. wurden auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
entsprechender Bauanträge mit landschaftspfl<br />
egerischem Begleitplan genehmigt.<br />
<strong>Wasser</strong> als zentrales Element<br />
Die mit Abstand größten Geländeumgestaltungen<br />
betreffen den Seepark. Der weiterentwickelte<br />
Wettbewerbsentwurf sah die Zus<strong>am</strong>menlegung<br />
der beiden durch Kiesabbau<br />
entstandenen <strong>Wasser</strong>fl ächen <strong>und</strong> die Zonierung<br />
des Ges<strong>am</strong>tsees in nutzungsintensive <strong>und</strong> naturnahe<br />
Bereiche vor. Der D<strong>am</strong>m zwischen dem<br />
großen <strong>und</strong> dem kleinen See sollte zu großen<br />
Teilen abgetragen <strong>und</strong> die Uferböschungen derartig<br />
umgestaltet werden, dass sie dauerhaft<br />
Foto: Landesgartenschau Norderstedt<br />
Top Thema | 25
Das Naturbad wird ab 2011 eine der größten Attraktionen im <strong>Stadt</strong>park sein.<br />
Angelika Jacob<br />
ist Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin<br />
<strong>und</strong> führt seit 1993<br />
ein Büro mit dem Schwerpunkt<br />
Landschaftsplanung. Sie ist<br />
spezialisiert auf die Erarbeitung<br />
von Landschafts- <strong>und</strong><br />
Grünordnungsplänen, die<br />
Erstellung landschaftspfl egerischer<br />
Begleitpläne sowie die<br />
Anfertigung von Gutachten zu<br />
allen Fragestellungen im Bereich<br />
der Landschaftsplanung.<br />
26 | Top Thema<br />
standsicher sind <strong>und</strong> <strong>am</strong> Nordwestufer eine<br />
Badenutzung <strong>und</strong> eine den ganzen See umlaufende<br />
Wegeführung (Loop) mit unterschiedlichen<br />
landschaftlichen Perspektiven ermöglicht<br />
wird. Den Schwerpunktbereich der Sport- <strong>und</strong><br />
<strong>Freizeit</strong>nutzung bildet die Uferpromenade <strong>am</strong><br />
Westufer des großen Sees.<br />
Für die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsstudie<br />
<strong>und</strong> den landschaftspfl egerischen<br />
Begleitplan zu den Maßnahmen im<br />
Seepark wurden bereits im Vorfeld umfangreiche<br />
Untersuchungen <strong>und</strong> gutachterliche Bearbeitungen<br />
zu den sog. Schutzgütern der Umwelt<br />
vorgenommen: lärmtechnische Untersuchung,<br />
luftschadstofftechnische Stellungnahme, Baugr<strong>und</strong>untersuchungen,Altlastenuntersuchungen,<br />
faunistische <strong>und</strong> fl oristische Kartierungen<br />
zu gesetzlich geschützten Biotopen, Fledermäusen,<br />
Brutvögeln, Rastvögeln, Amphibien<br />
<strong>und</strong> Heuschrecken, limnologische <strong>und</strong> fi schereibiologische<br />
Fachbeiträge, FFH-Vorprüfung<br />
zum Glasmoor im weiteren Umfeld.<br />
Der Landschaftsausschnitt ist im Bestand durch<br />
den vorangegangenen Bodenabbau in hohem<br />
Maße anthropogen geprägt <strong>und</strong> vorbelastet.<br />
Gleichzeitig haben sich infolge dieser Nutzungen<br />
besondere, durch Nährstoffarmut geprägte<br />
Boden- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verhältnisse eingestellt,<br />
welche für die heimische <strong>und</strong> z.T. spezialisierte<br />
Pfl anzen- <strong>und</strong> Tierwelt die entscheidenden<br />
Standortbedingungen bilden. Durch die Nutzungsaufl<br />
assung in den vergangenen Jahren<br />
haben sich einerseits vielfältige Biotoptypen,<br />
darunter auch nach Landesnaturschutzgesetz<br />
<strong>und</strong> Waldgesetz geschützte Bestände, ausgebildet.<br />
Hervorzuheben sind besonders die an<br />
nährstoffarme Gewässer mit großen Sichttiefen<br />
geb<strong>und</strong>enen, fast fl ächendeckend vorkommenden<br />
Armleuchteralgen, Amphibienvorkommen,<br />
eine Vielfalt an in Röhrichten/Ufern <strong>und</strong> Gehölzen<br />
brütenden heimischen Vögeln sowie ein<br />
relativ breites Spektrum an Fledermausvorkommen.<br />
Andererseits sind infolge der inoffi ziellen<br />
<strong>und</strong> unerlaubten <strong>Freizeit</strong>nutzungen, die seit<br />
Abbauende Anfang der 1990er besonders bzgl.<br />
des Badebetriebs erheblichen Umfang einnehmen,<br />
deutliche Störungen dieser Natur aus 2.<br />
Hand eingetreten.<br />
Die für den Seepark formulierten Vermeidungs-<br />
<strong>und</strong> Minimierungs- sowie Kompensationsmaßnahmen<br />
für Natur <strong>und</strong> Landschaft zielen im<br />
Wesentlichen auf die Erhaltung des geringen<br />
Trophiegrades, der sonstigen limnologischen<br />
Bedingungen des Gewässers als Standort für<br />
die spezialisierte Pfl anzen- <strong>und</strong> Tierwelt, die<br />
Aufrechterhaltung der Beziehungen zwischen<br />
den Teillebensräumen, besonders der Amphibien<br />
<strong>und</strong> auf die Bündelung <strong>und</strong> Steuerung<br />
der gewässerbezogenen <strong>Freizeit</strong>nutzungen bei<br />
gleichzeitiger Sicherung als sauberes, attraktives<br />
Badegewässer ab. Dazu sind während der<br />
Bauphasen spezifi sche Verbotsfristen, Tabuzonen<br />
<strong>und</strong> besondere Schutzmaßnahmen für die<br />
<strong>Wasser</strong>bauarbeiten einzuhalten, was durch eine<br />
ökologische Baubegleitung <strong>und</strong> ein abgestimmtes<br />
Monitoring sichergestellt wird.<br />
Zwischen attraktiver <strong>Freizeit</strong>nutzung<br />
<strong>und</strong> Naturschutz<br />
Das Genehmigungsverfahren für den Seepark<br />
zeichnete sich zum einen durch umfangreiche<br />
interdisziplinäre Abstimmungen bei der Planaufstellung,<br />
die Berücksichtigung der Naturschutzbelange<br />
auf fachlich sehr hohem Niveau<br />
sowie frühzeitige <strong>und</strong> umfassende Abstimmungen<br />
mit den zuständigen Fachbehörden<br />
aus, zum anderen gab es seitens der örtlichen<br />
Naturschutzverbände <strong>und</strong> der Bevölkerung zu-
erst erhebliche Proteste gegen das Vorhaben.<br />
Im Focus standen dabei die <strong>Freizeit</strong>nutzungen,<br />
besonders die später aufgegebene <strong>Wasser</strong>skianlage<br />
<strong>und</strong> das Naturbad, zugunsten eines vermeintlich<br />
unbelasteten Naturgebietes mit einer<br />
Vielzahl wilder Nutzungen.<br />
Die Diskussion <strong>und</strong> Durchsetzung des Vorhabens<br />
erforderte daher ein hohes Maß an nachvollziehbarer<br />
Abwägung aller Belange <strong>und</strong> Interessen<br />
<strong>und</strong> glich einer Gratwanderung zwischen<br />
den Zielen des Naturschutzes, alles im Einklang<br />
mit der Natur umzusetzen, <strong>und</strong> den städtischen<br />
Zielen, Naherholungsgebiete im besiedelten<br />
Umfeld im Rahmen einer nachhaltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
zu schaffen.<br />
Die <strong>Stadt</strong>park Norderstedt GmbH begleitet die<br />
Bauarbeiten seit eineinhalb Jahren durch intensive<br />
Öffentlichkeitsarbeit, indem regelmäßige<br />
öffentliche Führungen über die baulichen <strong>und</strong><br />
gestalterischen Entwicklungen im zukünftigen<br />
LGS- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>parkgelände veranstaltet werden.<br />
Das Interesse ist groß – der Fortschritt ist<br />
sichtbar – das Ziel rückt näher.<br />
Angelika Jacob<br />
Geländeplan der Landesgartschau Norderstedt 2011<br />
Fotos: Landesgartenschau Norderstedt<br />
Top Thema | 27
<strong>Wasser</strong> in Leipzig –<br />
<strong>Wasser</strong>stadt Leipzig<br />
Leipzig als „ Kleinvenedig“<br />
Sanft <strong>und</strong> beinahe lautlos<br />
gleitet ein Kanu den Kanal<br />
entlang, vorbei an Brücken,<br />
Bootsstegen, Häusern. Ein<br />
unbeschreibliches maritimes<br />
Gefühl erfasst die Insassen.<br />
28 | Top Thema<br />
Wir befi nden uns auf dem Karl-Heine-Kanal in<br />
Leipzig. Vor ungefähr zwanzig Jahren ein unvorstellbares<br />
Bild. Kein Mensch wollte hier leben<br />
<strong>und</strong> erst recht nicht wohnen. Leipzig-Plagwitz,<br />
ein Industriegebiet wie im tiefsten England zu<br />
Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Hier wurde nur gearbeitet, die Chemikalien <strong>und</strong><br />
Abwässer der Fabriken wurden in den Karl-<br />
Heine-Kanal geleitet. Niemand nahm diesen<br />
stinkenden <strong>Wasser</strong>lauf so richtig wahr. Längst<br />
vergessen die Pläne, den Karl-Heine-Kanal zu<br />
nutzen, Leipzig an die <strong>Wasser</strong>straßen der Welt<br />
anzuschließen <strong>und</strong> von der Elster bis zur Alster<br />
nach H<strong>am</strong>burg zu fahren. Dies wäre nämlich<br />
möglich, wenn es eine entsprechende Verbindung<br />
gäbe, welche zwar teilweise existiert aber<br />
nie fertiggestellt wurde.<br />
Der knapp drei Kilometer lange Kanal verläuft<br />
durch den Westen der <strong>Stadt</strong> Leipzig <strong>und</strong> gibt<br />
heute einen ganz anderen Blick, einen unerwarteten<br />
Blick auf Leipzig frei. Dies stellen auch die<br />
Touristen fest, welche zunehmend die <strong>Wasser</strong>wege<br />
in <strong>und</strong> um Leipzig bevölkern.<br />
Von der Vision zur Wirklichkeit<br />
Eine Vision verfolgte der Rechtsanwalt Dr. Karl<br />
Heine. Er engagierte sich für einen Schiffskanal<br />
von der Weißen Elster bis zur Saale im d<strong>am</strong>als,<br />
1856, wirtschaftlich erblühenden Leipzig. Erste<br />
Foto: Birgit Büttner<br />
Abschnitte wurden noch im 19.Jahrh<strong>und</strong>ert realisiert,<br />
weitere folgten in den 1930er Jahren.<br />
Seit nunmehr elf Jahren bemüht sich der Verein<br />
<strong>Wasser</strong>stadt Leipzig e.V. um die Vollendung<br />
der Visionen von Karl Heine. Dies ist im Umfeld<br />
des Kanals an jeder Ecke zu sehen. Der unfertige<br />
Kanal hat sich mittlerweile zu einer Oase in<br />
der <strong>Stadt</strong> entwickelt. Mit Ruderbooten, Kanus,<br />
Gondeln oder Ausfl ugsschiffen geht es unter 15<br />
Brücken hindurch, an Uferrestaurants <strong>und</strong> alten<br />
Industriegebäuden entlang, aber auch an modern<br />
rekonstruierten Wohngebäuden in neuem<br />
Glanz, natürlich mit Balkon zur Kanalseite.<br />
Diese Entwicklung war fast unvorhersehbar als<br />
sich der Verein im Jahre 1998 gründete. Jedoch<br />
gelang es, eine breite Lobby für die Entwicklung<br />
dieses <strong>Wasser</strong>weges aufzubauen. Gut dabei ist,<br />
dass jeder Bürger in Leipzig den Kanal zu Fuß<br />
<strong>und</strong> auf dem <strong>Wasser</strong> erreichen kann. Alle Bereiche<br />
sind frei zugänglich. Insbesondere auch<br />
die Jugend <strong>und</strong> die Kinder fühlen sich <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />
wohl. Was gibt es Interessanteres als einen<br />
w<strong>und</strong>erschönen <strong>Wasser</strong>spielplatz? Eltern spazieren<br />
<strong>am</strong> Kanal <strong>und</strong> genießen die grüne Umwelt<br />
mitten in der <strong>Stadt</strong>.<br />
Auch im Umfeld Leipzigs hat sich in der Zwischenzeit<br />
nach der politischen Wende auf dem<br />
wassertouristischen Gebiet sehr viel getan.<br />
Durch die Flutung der Tagebaurestlöcher aus
der Zeit des Braunkohleabbaus sind mehrere<br />
Seen entstanden <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it das Leipziger Neuseenland,<br />
das Größte Mitteldeutschlands nach<br />
vollständiger Flutung. D<strong>am</strong>it eröffneten sich<br />
auch völlig neue Möglichkeiten für den <strong>Wasser</strong>tourismus<br />
in Leipzig. In Tagestouren kann<br />
man von der Innenstadt aus das Leipziger Umland<br />
auf dem <strong>Wasser</strong>weg erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> unvergessliche<br />
Eindrücke beim Schleusen oder in den<br />
Wellen des Cospudener Sees gewinnen.<br />
Immer mehr Anwohner der fast komplett vermieteten<br />
oder in Eigentum übergegangenen<br />
Wohnungen <strong>und</strong> Häuser <strong>am</strong> Kanal besitzen ein<br />
eigenes Boot. Natürlich, <strong>und</strong> das ist gut so, nur<br />
mit Muskelkraft oder Elektromotor betrieben.<br />
Dadurch wird eine Beeinträchtigung der Wohnqualität<br />
<strong>am</strong> Kanal verhindert.<br />
Zur Freude all dieser Bootsfahrer wird die Vision<br />
Heines nun im Jahr 2010 einen weiteren<br />
Schritt zur Vollendung fi nden: Es geht um den<br />
Anschluss des Karl-Heine-Kanals an den Lindenauaer<br />
Hafen. Der geplante Durchstich wird<br />
ein entscheidender Schritt zum Anschluss an<br />
den Elster-Saale-Kanal, an die Saale, Elbe <strong>und</strong><br />
schließlich an die Weltmeere.<br />
Konsequent fortgeführt wird das Konzept, dass<br />
jeder Leipziger <strong>und</strong> jeder Tourist den Kanal <strong>und</strong><br />
das <strong>Wasser</strong> erreichen kann. Alle Entwürfe zur<br />
zukünftigen Gestaltung enthalten einen durchgehenden<br />
Fußgänger- <strong>und</strong> Radweg entlang des<br />
Kanals. Plätze zum Verweilen im Grünen, <strong>Spiel</strong>plätze<br />
geschaffen aus dem natürlichen Terrain<br />
<strong>und</strong> Freifl ächen oder Wege für <strong>Freizeit</strong>angebote<br />
wie Skaten, Inlinerfahren oder auch Skilanglauf<br />
werden zur Verfügung stehen.<br />
Natürlich ist zu beachten, dass auch Wohnen<br />
<strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> immer beliebter wird. Hier heißt es<br />
einen Einklang zu fi nden zwischen der Ansiedlung<br />
von mittelständischem Gewerbe, nicht nur<br />
aus der Gastronomie, sondern auch für Gewerbe<br />
im <strong>und</strong> <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> einem angenehmen<br />
Wohnumfeld für alle Generationen.<br />
Deshalb hat der Verein die Bürger Leipzigs im<br />
Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens <strong>und</strong><br />
eines Workshops aktiv in das Planungsverfahren<br />
einbezogen. Die dort eingebrachten Ideen<br />
vom Rastplatz im Grünen, <strong>Spiel</strong>plätze, Slipanlagen,<br />
Themenparks usw. wurden in die Entwürfe<br />
eingearbeitet.<br />
Leipziger <strong>Wasser</strong>fest - Bootsparade auf dem Karl-Heine-Kanal<br />
Blick vom Stelzenhaus auf den Karl-Heine-Kanal<br />
Eine Vision wird wahr <strong>und</strong> wenn man in ein paar<br />
Jahren wieder einmal in einem Kanu auf dem<br />
Karl-Heine-Kanal unterwegs ist, wird man aus<br />
dem städtischen Getümmel entfl iehen <strong>und</strong> auf<br />
dem <strong>Wasser</strong>weg einen Ausfl ug in das Leipziger<br />
Umland machen <strong>und</strong> sich an mancher Stelle die<br />
Frage stellen: „ Bin ich hier noch in Leipzig?“<br />
Vielleicht trifft man sich dann mal auf dem<br />
Kanal <strong>und</strong> grüßt sich mit einem fre<strong>und</strong>lichen<br />
„Ahoi“! Frank Fechner<br />
Frank Fechner<br />
ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
des Vereins<br />
<strong>Wasser</strong>-<strong>Stadt</strong>-Leipzig e.V. Seit<br />
1999 arbeitet der Verein daran,<br />
<strong>Wasser</strong> als Standortvorteil für<br />
die <strong>Stadt</strong> in den Blickpunkt zu<br />
rücken. Jetzt steht der Verein<br />
kurz vor der Realisation seines<br />
größten Zieles: 2010 soll der<br />
Durchstich vom Karl-Heine-<br />
Kanal zum Elster-Saale-Kanal<br />
erfolgen. Das schafft nicht nur<br />
neue Freifl ächen <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>,<br />
sondern verbindet Leipzig mit<br />
zentralen Flussläufen.<br />
» www.wasser-stadt-leipzig.de<br />
Foto: <strong>Wasser</strong>-<strong>Stadt</strong>-Leipzig e.V.<br />
Foto: Daniel Grunewald<br />
Top Thema | 29
Foto: Atelier Dreiseitl<br />
<strong>Wasser</strong>welten –<br />
zwischen Kunst <strong>und</strong> Technik<br />
Gerhard Hauber<br />
Der Autor ist einer der drei<br />
Geschäftsführer des Büros<br />
Dreiseitl in Überlingen.<br />
Als Landschaftsarchitekt zeichnet<br />
er sich dort für zahlreiche<br />
Projekte verantwortlich, unter<br />
anderem für den Potsd<strong>am</strong>er<br />
Platz in Berlin, den Tanner<br />
Springs Park in Oregon, USA<br />
oder das McLaren Headquarter<br />
in London, UK.<br />
Gerhard Hauber ist auch durch<br />
zahlreiche Vorträge bekannt.<br />
Zuletzt sprach er im September<br />
anlässlich des CABE Space<br />
Update Day im Council House<br />
in Nottingh<strong>am</strong> zum Thema<br />
Building Resilient & Delightful<br />
Cities: “The Role of Water in<br />
our Urban Systems”.<br />
30 | Top Thema<br />
Direkt <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong>, <strong>am</strong> Bodensee, ist das eine der beiden Planungsbüros des<br />
Atelier Dreiseitl beheimatet. Das andere in Singapur. Als Gestalter <strong>und</strong> Moderator<br />
zwischen den unterschiedlichen Bereichen stehen die Landschaftsarchitekten<br />
um den Gründer Herbert Dreiseitl seit fast 30 Jahren international<br />
für die innovative Verknüpfung von Kunst, Technik <strong>und</strong> Wissenschaft. Einer<br />
der drei Geschäftsführer des Büros in Überlingen, Gerhard Hauber, stellt die<br />
Herangehensweise anhand von zwei besonderen Projekten mit <strong>Wasser</strong> vor.<br />
Moden, Kulturformen oder Zivilisationsansprüche<br />
unterliegen heute einem raschen Wechsel.<br />
Dies wird besonders bei der Verwendung des<br />
<strong>Wasser</strong>s im Freiraum deutlich. Während <strong>Wasser</strong><br />
seit jeher einen zentralen, vernetzten <strong>und</strong><br />
lebenswichtigen Bestandteil des Siedlungsraumes<br />
darstellt, ist seine Sichtbarkeit in der<br />
neuzeitlichen <strong>Stadt</strong> oft auf aufwendige Dekorationen<br />
reduziert. <strong>Wasser</strong> ist hier nur noch<br />
Beiwerk, auf das problemlos verzichtet werden<br />
kann. Deshalb fällt es vielen Städten <strong>und</strong> Gemeinden,<br />
insbesondere in Zeiten angespannter<br />
Haushaltslagen, nicht all zu schwer diese Brunnen<br />
sang- <strong>und</strong> klanglos still zu legen.<br />
Lebenswichtige <strong>Wasser</strong>adern<br />
im urbanen Raum<br />
Im Gegensatz dazu sind alle lebenswichtigen<br />
<strong>Wasser</strong>einrichtungen der <strong>Stadt</strong> wie etwa Trinkwasserversorgung,<br />
Abwasserentsorgung oder<br />
Regenwasserableitung praktisch<br />
nicht sichtbar,<br />
nachvollziehbar nur noch für Spezialisten.<br />
Kaum jemand hat noch ein Verständnis dafür,<br />
wie aufwendig es ist, das Trinkwasser aufzubereiten<br />
<strong>und</strong> verfügbar zu halten. Man hat sich<br />
daran gewöhnt, dass Trinkwasser überall <strong>und</strong> zu<br />
jeder Zeit vorhanden ist. Viel weniger noch wissen<br />
viele über das Regenwasser. Es nötigt uns<br />
zwar hin <strong>und</strong> wieder einen Schirm aufzuspannen,<br />
aber was d<strong>am</strong>it geschieht, wenn es neben<br />
uns auf den Gehsteig tropft, ist nichts, worüber<br />
man sich Gedanken machen müsste; aus den<br />
Augen aus dem Sinn.<br />
Regenwasser nutzen statt entsorgen<br />
Um das Regenwasser kümmern wir Fachleute<br />
uns. Allerdings ist selbst für viele Spezialisten<br />
Regenwasser noch allzu oft etwas, dass<br />
man beseitigten muss. Von<br />
„Entsorgung“ ist da die<br />
Rede – <strong>und</strong> das nicht
zufällig. <strong>Wasser</strong> schafft Hindernisse, es überschwemmt<br />
ganze Landstriche, verursacht Erosionen,<br />
spült wertvollen Boden davon, behindert<br />
den Verkehr, gefährdet die Bausubstanz <strong>und</strong> die<br />
Standsicherheit von Gebäuden. Man machte<br />
<strong>und</strong> macht sich deshalb vielerorts immer noch<br />
Sorgen, wenn Regenwasser auf bewirtschaftete<br />
<strong>und</strong> befestigte Flächen fällt – Sorgen derer es<br />
sich zu entledigen gilt.<br />
Technisch konnten diese Probleme <strong>am</strong> Ort, an<br />
dem das Regenwasser auftrifft, weitgehend<br />
beseitigt werden. Für einen hohen Entwässerungskomfort<br />
sorgten eine schnellstmögliche<br />
Ableitung in Kanäle, befestigte Bäche <strong>und</strong> begradigte<br />
Flüsse. Die Folgen sind bekannt. Am<br />
anderen Ende des Kanals treten die Probleme<br />
mit Hochwasser <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>verschmutzung in<br />
konzentrierter <strong>und</strong> häufi g verschärfter Form<br />
wieder auf.<br />
<strong>Wasser</strong>spiele <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>technik<br />
ganzheitlich vernetzen<br />
Die Planer des Büros Dreiseitl beschäftigen sich<br />
seit mehr als 30 Jahren d<strong>am</strong>it, wie man diese<br />
beiden Welten von Kunst <strong>und</strong> Technik näher<br />
zus<strong>am</strong>men bringen kann. Sinnentleerte<br />
<strong>Wasser</strong>spiele <strong>und</strong> notwendige, aber versteckte<br />
Infrastrukturen können nicht die Lösung sein.<br />
Vielmehr fordern der Städtebau <strong>und</strong> die Siedlungsentwicklung<br />
der Zukunft ganzheitliche<br />
Strategien <strong>und</strong> Planungen. <strong>Wasser</strong> mit umweltgerechten<br />
Techniken <strong>und</strong> Verfahren wieder in<br />
einen nachhaltig ges<strong>und</strong>en Zus<strong>am</strong>menhang<br />
zu stellen, ist die eine Seite; Gestaltung nicht<br />
als aufgesetzte Dekoration, sondern Ästhetik<br />
als Chance einer tieferen Beziehung zu den<br />
Menschen zu sehen, ist die Andere. Der Umgang<br />
mit <strong>Wasser</strong> in Städten, Parkanlagen <strong>und</strong><br />
Gärten spiegelt Mythos <strong>und</strong> Religion <strong>und</strong> zeigt<br />
die spirituelle Konstitution der Menschen<br />
unserer Zeit. Wir denken, es ist Zeit<br />
hier weitergehende Ansätze<br />
auszuprobieren.<br />
<strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong>: zwei Beispiele<br />
Heute muss <strong>Wasser</strong> in der <strong>Stadt</strong> vernetzen, es<br />
muss multidisziplinär <strong>und</strong> fachübergreifend in<br />
Planungen behandelt werden. Die Techniken<br />
<strong>und</strong> das Wissen sind vorhanden. Besonders interessant<br />
ist es aber, wenn technische Selbstverständlichkeiten<br />
mit Kunst neu inszeniert<br />
werden. Moderne technische Lösungen <strong>und</strong><br />
gutes Design schließen sich nicht aus, sondern<br />
helfen viel mehr, den Menschen einen Zugang<br />
„Unsere Arbeit besteht seit mehr als 30 Jahren darin,<br />
<strong>Wasser</strong> im urbanen Raum multidisziplinär zu betrachten.<br />
Der Städtebau der Zukunft erfordert ganzheitliche<br />
Planungen, um die Ressource <strong>Wasser</strong> sinnvoll nutzbar<br />
<strong>und</strong> für die Menschen erfahrbar zu machen.“<br />
Gerhard Hauber, Landschaftsarchitekt<br />
zu diesen, ihn umgebenden Infrastrukturen zu<br />
verschaffen. Sind sie zusätzlich unter ehrlicher<br />
Beteiligung von Anwohnern, Jugendlichen oder<br />
sonstigen Interessierten entwickelt, stärkt das<br />
die langfristige Akzeptanz. Solche <strong>Wasser</strong>anlagen,<br />
die nachhaltigen Umweltschutz mit einer<br />
hohen Ästhetik verbinden <strong>und</strong> eingeb<strong>und</strong>en sind<br />
in das soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche Netzwerk,<br />
werden nicht mehr stillgelegt. Zwei Beispiele:<br />
Tanner Springs Park, Oregon, USA<br />
Ursprünglich war der heute Pearl District genannte<br />
<strong>Stadt</strong>teil ein Feuchtgebiet, durchfl ossen<br />
vom Tanner Creek <strong>und</strong> periodisch überfl utet<br />
vom angrenzenden Will<strong>am</strong>ette River. Später<br />
wurde dieser Naturraum überschüttet <strong>und</strong> trocken<br />
gelegt. Es wurde Platz benötigt für einen<br />
Güterbahnhof <strong>und</strong> andere Industrieanlagen.<br />
Top Thema | 31
Foto: Doug Macy<br />
Foto: Atelier Dreiseitl<br />
Glas Inlays in der Artwall<br />
Foto: Atelier Dreiseitl<br />
32 | Top Thema<br />
Foto: Atelier Dreiseitl<br />
Nach dieser Entwicklungsphase hat sich hier im<br />
Verlauf der letzten 30 Jahre ein neues <strong>Stadt</strong>viertel<br />
entwickelt: jung, sozial <strong>und</strong> ethnisch<br />
vielfältig, großstädtisch <strong>und</strong> dyn<strong>am</strong>isch. Heute<br />
ist der Pearl District ein Zuhause für Menschen<br />
jeglichen Alters <strong>und</strong> Herkunft, für F<strong>am</strong>ilien <strong>und</strong><br />
viele kleine Unternehmen. Mitten in diesem urbanen<br />
Gefl echt, basierend auf einem Grünfl ächen-Masterplan<br />
liegt der Tanner Springs Park.<br />
Die Idee ist schnell erklärt, mit chirurgischer<br />
Präzision wird die städtische Epidermis eines<br />
Quadrats der typischen Blockbebauung entfernt<br />
<strong>und</strong> das längst vergessene frühere Feuchtgebiet<br />
wieder freigelegt. Fast wie ein begehbares Museum<br />
kann ein Feuchtbiotop betreten werden,<br />
in dem ehemals hier lebende Tiere <strong>und</strong> Pfl anzen<br />
in einer modern <strong>und</strong> zeitgemäß gestalteten Anlage<br />
erlebt werden können.<br />
Darüber hinaus wurde der Park als Beispiel für<br />
nachhaltige städtische Gestaltung konzipiert.<br />
Das ges<strong>am</strong>te Regenwasser des Blocks wird in<br />
das Reinigungsbiotop eingeleitet <strong>und</strong> in einem<br />
kleinen See ges<strong>am</strong>melt, der an der tiefsten Stelle<br />
des Parks ca. 2,50 m unter dem Niveau der<br />
angrenzenden Straßen liegt. Die Reinigung des<br />
<strong>Wasser</strong> erfolgt über das integrierte Reinigungsbiotop,<br />
welches nichts anderes als ein künstlich<br />
durchfl ossenes Feuchtgebiet ist. Kleine Quellen<br />
sprudeln an die Oberfl äche einer großen Wiese<br />
<strong>und</strong> plätschern dann gemütlich zurück in den<br />
Teich. Ein Steg schwebt über dem <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong><br />
ermöglicht das einfache Queren des Parks, aber<br />
auch Nähe zur sogenannten „Art Wall“. Aus<br />
368 alten Eisenbahnschienen, manche bis zu<br />
80 Jahre alt, wird eine wellenförmige Wand geschaffen,<br />
Symbol für die Faltung beim Abziehen<br />
der Epidermis. Diese „Art Wall” lebt vom Kontrast<br />
zwischen der statischen Kraft der Gleise<br />
<strong>und</strong> dem geschmeidigen Fluss ihrer Bewegungen.<br />
In die 60 Meter lange „Art Wall” sind 99<br />
Glaskörper eingelassen, in die Abbildungen von<br />
Insekten <strong>und</strong> Amphibien eingeschmolzen wurden.<br />
Wie im Bernstein sind hier ausgestorbene<br />
Tiere <strong>und</strong> Pfl anzen konserviert.
Foto: Atelier Dreiseitl<br />
„The lost animals“ konserviert in Glas analog<br />
Einlagerungen im Bernstein.<br />
Entstanden ist dieses Konzept auch in einem<br />
sehr intensiven Bürgerbeteiligungsprozess.<br />
„Your creativity is required“ war das Motto <strong>und</strong><br />
in drei Meetings mit jeweils über 150 Teilnehmern<br />
wurden Wünsche <strong>und</strong> Träume entwickelt<br />
<strong>und</strong> den Planern als Vorgabe mitgegeben.<br />
Tanner Springs Park ist ein Raum für Kontemplation.<br />
Eine authentische <strong>und</strong> künstlerische<br />
Ökologie, wird hier zu einem Rückzugsort, einen<br />
Refugium <strong>und</strong> einer Energiequelle für Menschen.<br />
Sie begeben sich dorthin, um diese natürliche<br />
Vitalität zu genießen <strong>und</strong> sich mit dem<br />
Ort <strong>und</strong> seiner Geschichte zu verbinden.<br />
Heiner-Metzger Platz, Neu Ulm,<br />
Deutschland<br />
Als ehemaliger Bahnhofsplatz ist der Heiner-<br />
Metzger-Platz wichtiger, städtebaulicher<br />
Baustein der Innenstadterweiterung in Richtung<br />
Donauufer <strong>und</strong> Landesgartenschaugelände<br />
2008. Erste Ideen für die Gestaltung des<br />
Platzes entstanden in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />
Schülern innerhalb eines Schulprojektes. Diese<br />
wurden von uns Planern in eine städtebauliche<br />
Gestaltungssprache übersetzt. Gr<strong>und</strong>tenor war<br />
sehr schnell, dass der Platz modern gestaltet<br />
sein sollte. Er sollte Möglichkeit für Aktivitäten<br />
bieten <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong> im Mittelpunkt stehen.<br />
Die ersten Vorentwurfsskizzen wurden in einem<br />
Workshop mit den Schülern diskutiert <strong>und</strong><br />
Anregungen der Schüler wenn irgend möglich<br />
übernommen.<br />
Entstanden ist ein in drei differenziert ausgebildete<br />
Bereiche gegliederter Platz. Ein harter, mit<br />
großformatigen Platten belegter Platz, in dem<br />
u.a. Schach gespielt werden kann, ein Baumdach<br />
mit Sandfl ächen <strong>und</strong> wassergeb<strong>und</strong>ener<br />
Decke, in dem eine Boulderwand Klettermöglichkeiten<br />
bietet <strong>und</strong> das <strong>Wasser</strong>ensemble, das<br />
von weitem sichtbare <strong>und</strong> markante Erkennungsmerkmal<br />
des Platzes. <strong>Wasser</strong> fällt in vier<br />
Objekten als ca. 4 Meter hoher <strong>und</strong> breiter <strong>Wasser</strong>schleier<br />
auf die fl ache <strong>und</strong> ruhig da liegende<br />
<strong>Wasser</strong>fl äche. Als vertikal gesetzte Akzente<br />
Foto: Atelier Dreiseitl Foto: Atelier Dreiseitl<br />
Blick auf den „urbanen Bereich“ des Heiner-Metzger-Platzes.<br />
grenzen sie den Freiraum zum <strong>Stadt</strong>raum hin<br />
ab <strong>und</strong> helfen den Verkehr optisch auszugrenzen.<br />
Ihr <strong>Wasser</strong>klang trägt mit zur besonderen<br />
Atmosphäre des urbanen Platzes bei. Es wurde<br />
auch erreicht den Platz vom Regenwasserkanal<br />
zu entkoppeln. Das Regenwasser der Platzfl äche<br />
wird, nach einer einfachen Vorreinigung<br />
durch Absetzung, in einer Kiesrigole unter dem<br />
Platz versickert. Ein weiterer kleiner Baustein<br />
hin zu einem dezentralen <strong>und</strong> nachhaltigeren<br />
ges<strong>am</strong>tstädtischen <strong>Wasser</strong>management.<br />
Gerhard Hauber<br />
Top Thema | 33
Foto: Entwurfsgruppe Rhein<br />
Foto: Regionale 2010<br />
<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein<br />
Lagen mit <strong>Wasser</strong>blick werden seit einigen Jahren als attraktive<br />
Lebensräume mit urbanen <strong>und</strong> landschaftlichen Qualitäten neu<br />
entdeckt. Der Rhein in der Region Köln/Bonn ist aber nicht nur<br />
Kulisse für schöne Projekte, sondern Potenzial <strong>und</strong> Herausforderung<br />
zugleich: Er ist Arbeitgeber, Infrastruktur <strong>und</strong> Landschaftsgestalter.<br />
Er bringt Hochwasser ebenso wie <strong>Freizeit</strong>vergnügen,<br />
wird begleitet von architektonischen Highlights aber auch von<br />
baulichem Gleichmut. Mehrspurige Straßen <strong>und</strong> Rückseiten ausgedehnter<br />
Siedlungsbänder sind oftmals Realität. Grüne Uferkanten<br />
<strong>und</strong> Landschaftsräume treten deutlich hinter verdichtet<br />
bebauten Arealen zurück.<br />
34 | Top Thema<br />
Die Region Köln/Bonn entdeckt ihre Ufer<br />
Der morphologische Facettenreichtum seiner<br />
Ufer – zwischen harten <strong>Stadt</strong>kanten, Industrieanlagen<br />
<strong>und</strong> sich wandelnden Kulturlandschaften<br />
– spiegelt dabei die Mannigfaltigkeit der<br />
Planungsaufgaben entlang des Rheins wider. So<br />
weisen viele raumwirks<strong>am</strong>e Projekte der Regionale<br />
2010 in der Region Köln/Bonn direkt oder<br />
indirekt eine Schnittstelle zum Thema Rhein auf.<br />
Die Regionale 2010 ist ein Strukturprogr<strong>am</strong>m<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen, das im Turnus<br />
von zwei Jahren einer ausgewählten Region die<br />
Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren. Dazu<br />
werden vom Land prioritär Projekte gefördert,<br />
die einen Mehrwert für die Region haben <strong>und</strong><br />
geeignet sind, strukturrelevante Entwicklungsimpulse<br />
zu geben.<br />
Sechs Projekte im Regionale-Raum zwischen<br />
Bad Honnef <strong>und</strong> Leverkusen beschäftigen sich<br />
explizit mit der Rheinlage: Die „Ges<strong>am</strong>tperspektive<br />
Königswinter/Drachenfels“ leistet einen<br />
Beitrag zur Aufwertung eines traditionellen<br />
Tourismusziels (www.koenigswinter2010.de).<br />
Das „Grüne C“ vernetzt, sichert <strong>und</strong> qualifi -<br />
ziert Freiräume beiderseits des Rheins zwischen<br />
Alfter <strong>und</strong> Sankt Augustin. Bonn will seine Innenstadt<br />
unter dem Motto „<strong>Stadt</strong> zum Rhein“<br />
stärker zum Fluss öffnen <strong>und</strong> die Industriestadt<br />
Wesseling orientiert sich mit der „Innenstadtperspektive“<br />
neu zu ihrem Ufer. Köln möchte<br />
mit „Wohnen <strong>am</strong> Strom“ neue Wohnbaupotenziale<br />
unter Berücksichtigung der Hochwasserproblematik<br />
erschließen sowie unter dem<br />
Stichwort „<strong>Stadt</strong>entwicklung beiderseits des<br />
Rheins“ seine Innenstadtbereiche wirks<strong>am</strong>er<br />
vernetzen. Allen Projekten der Regionale 2010<br />
ist der Wunsch nach einer Hinwendung zum<br />
Fluss gemein. Sie werden die sichtbaren Zeichen<br />
sein, die die Ergebnisse des Strukturprogr<strong>am</strong>ms<br />
für die Bewohner erlebbar machen (www.regionale2010.de).<br />
Daneben stehen bereits realisierte Projekte für<br />
eine veränderte Haltung der Region zu ihrem<br />
Strom. Ein prominentes Beispiel ist der Rheinauhafen<br />
Köln. Dort entsteht ein neues <strong>Stadt</strong>quartier<br />
auf ehemaligen Hafenfl ächen (www.<br />
rheinauhafen-koeln.de). In Wesseling bringt<br />
das neue Veranstaltungszentrum Rheinforum<br />
städtisches Leben an den Fluss. Mit dem Rheinwerk<br />
wurde in Bonn ein hochwertiger Bürostandort<br />
mit Rheinpromenade auf dem Areal<br />
einer früheren Zementfabrik geschaffen, der<br />
vorbildlich historische Bausubstanz integriert<br />
(www.rheinwerk-bonn.de). Und der Neuland-<br />
Park in Leverkusen zeigt, wie sich ein ehemaliges<br />
Deponiegelände zu einem attraktiven Park<br />
wandelt, der den Bewohnern erstmalig einen<br />
Zugang zum Fluss ermöglicht <strong>und</strong> das bislang<br />
von Industrieanlagen geprägte Rheinpanor<strong>am</strong>a<br />
ergänzt (www.neuland-park.de).
Das Projekt ‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’<br />
Diesen spürbaren Willen, einen neuen Gestaltungsanspruch<br />
entlang des Rheins im Projektraum<br />
zwischen Bad Honnef <strong>und</strong> Leverkusen<br />
zu etablieren, hatte das Kooperationsprojekt<br />
‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’ zum Gegenstand, das die<br />
gemeinnützige Montag Stiftung Urbane Räume<br />
mit Sitz in Bonn zus<strong>am</strong>men mit der Regionale<br />
2010 Agentur durchgeführt hat (www.montagstiftungen.com).<br />
Die Stiftung bietet als Diskussions-<br />
<strong>und</strong> Planungspartner Denkräume für die<br />
Praxis, die es ermöglichen, Entwicklungsaufgaben<br />
der Zukunft zielgerichtet <strong>und</strong> kreativ mit<br />
Zeit <strong>und</strong> Kompetenz zu unterstützen.<br />
Das Projekt ‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’ analysierte<br />
die städtebaulichen <strong>und</strong> freiraumplanerischen<br />
Potenziale <strong>am</strong> Rhein <strong>und</strong> befasste sich<br />
mit Referenzprojekten an Flussufern im In- <strong>und</strong><br />
Ausland. Sie sollen als gute Vorbilder für die<br />
Entwicklung städtischer <strong>Wasser</strong>lagen <strong>und</strong> regionaler<br />
Flusslandschaften dienen. Dabei stand<br />
die Suche nach Ideen für ein Mehr an Gestalt-<br />
<strong>und</strong> Prozessqualität im Vordergr<strong>und</strong>. An dieser<br />
Stelle sei beispielhaft auf zwei Projekte verwiesen,<br />
die mit den öffentlichen Räumen an ihren<br />
Flussufern umgehen:<br />
Basel –<br />
Lebendige Flussufer<br />
In Basel <strong>am</strong> Rhein zeigt sich,<br />
wie eine gute Zugänglichkeit<br />
der Ufer <strong>und</strong> attraktive<br />
öffentliche Räume zu einer<br />
engen Verzahnung des<br />
städtischen Lebens mit dem<br />
„Hausfl uss“ führen <strong>und</strong> die<br />
Identifi kation der Einwohnerschaft<br />
gestärkt wird.<br />
Schon einfach gestaltete<br />
Aufenthalts- <strong>und</strong> Aktivitätszonen<br />
wie <strong>am</strong> Kleinbaseler<br />
Ufer können in diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />
viel bewirken.<br />
Bewohner <strong>und</strong> Besucher nähern<br />
sich dort auf vielfältige<br />
Weise dem <strong>Wasser</strong>: Neben<br />
steinernen Stufen, Bänken<br />
<strong>und</strong> Strömungsfähren bieten<br />
Rheinbadehäuser oder<br />
ein Kneippbecken <strong>am</strong> BermenwegAnnäherungsmöglichkeiten,<br />
um den Fluss als<br />
großen nutzbaren Freiraum<br />
zu erleben (www.basel.ch).<br />
Lyon – Sequenzen <strong>am</strong> <strong>Wasser</strong><br />
Die früher zum Parken genutzten Tiefkaianlagen entlang des Rhôneufers wurden auf einer Länge von 5 km in hochwertige öffentliche<br />
Räume umgewandelt mit sehr hohen Ansprüchen an Gestaltung <strong>und</strong> Materialwahl. Die Promenade ist in Sequenzen gegliedert, die<br />
unterschiedliche Charaktere haben. Zum Beispiel laden die breiten Terrasses de la Guillotière mit Sitzstufen, einem <strong>Wasser</strong>spiegel <strong>und</strong><br />
Skateanlage zum Aufenthalt ein. Im Bereich des Quai Claude Bernard wurde das Ufer linear gegliedert <strong>und</strong> Bereiche für Fußgänger,<br />
Radfahrer <strong>und</strong> zur sportlichen Betätigung geschaffen (www.grandlyon.fr).<br />
Fotos: Montag Stiftung<br />
Top Thema | 35
Foto: plandrei, Pool 2 Foto: The Mersey Partnership<br />
Die Aufenthaltsqualität <strong>am</strong> Drachenfels in Königswinter wird durch ein großzügiges<br />
Aussichtsplateau <strong>und</strong> einen gläsernen Gastronomieneubau wesentlich erhöht.<br />
36 | Top Thema<br />
Eine Ideenschmiede für die Zukunft von<br />
Vater Rhein<br />
Nicht für alle Fragen <strong>und</strong> Herausforderungen<br />
<strong>am</strong> Rhein konnten anderenorts gute Lösungen<br />
gef<strong>und</strong>en werden. Dies unterstrich die Notwendigkeit,<br />
aus der Region heraus eine mittel- bis<br />
langfristige Perspektive für die ‚<strong>Stadt</strong>räume<br />
<strong>am</strong> Rhein’ zu entwickeln. Eine interdisziplinäre<br />
Entwurfswerkstatt setzte an dieser Stelle an: Im<br />
September 2007 befassten sich drei Tage lang<br />
n<strong>am</strong>hafte Architekten, Planer <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten,<br />
unterstützt von Experten anderer<br />
Fachdisziplinen, in vier Gruppen mit verschiedenen<br />
Räumen <strong>und</strong> Themen.<br />
Beispielsweise die Entwurfsgruppe RHEIN. Sie<br />
entwickelte ein ges<strong>am</strong>träumliches Bild von einem<br />
dyn<strong>am</strong>ischen Fluss. Sie ließ sich vor allem<br />
von der Erkenntnis leiten, dass sich das Zeit-<br />
Liverpool – Neue Allianzen<br />
Nicht nur Bauliches, sondern auch Planungsprozesse<br />
sowie Kooperations- <strong>und</strong> Organisationsformen<br />
sind im Rahmen des Projektes von<br />
Interesse. Ein Beispiel für innovative Finanzierungsstrategien<br />
ist das ‚Speke and Garston<br />
Coastal Reserve’ an den Ufern des Mersey in<br />
Liverpool. Hier gelang es der ‚Mersey Basin<br />
C<strong>am</strong>paign’ als Initiator die Eigentümer der<br />
Ufergr<strong>und</strong>stücke, denen auch Flächen in einem<br />
angrenzenden Gewerbegebiet gehören, als Kooperationspartner<br />
für die Anlage <strong>und</strong> Pfl ege eines<br />
öffentlichen Uferparks zu gewinnen. Davon<br />
profi tieren beide: Das aufgewertete Ufer macht<br />
den Bereich für Anwohner attraktiver <strong>und</strong> fördert<br />
gleichzeitig die Vermarktung des Gewerbegebietes<br />
(www.artery.eu.com).<br />
alter der technischen Beherrschbarkeit des<br />
Rheinstroms vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Klimawandels<br />
<strong>und</strong> ökologischer Aspekte seinem Ende<br />
zuneigt. Der Entwurf experimentiert mit einem<br />
Perspektivwechsel – vom regulierten zum wieder<br />
freieren Fluss mit eigenen Gesetzmäßigkeiten.<br />
Ziel war, dem Rhein in der Region Köln/<br />
Bonn wieder mehr Raum zu geben. Dazu wurde<br />
ein System aus wiederbelebten Altarmen, Flussauen<br />
<strong>und</strong> neuen Rheinwerthen (Werthe sind<br />
gestaltete, befestigte Binneninseln) entworfen.<br />
Die Rheinwerthe sind bei Normalwasser trockenen<br />
Fußes erreichbar <strong>und</strong> werden bei extremem<br />
Hochwasser vom Rhein umfl ossen – ein<br />
Archipel entsteht. Neue Rheinlagen bilden sich<br />
im Hinterland an temporären Flutmulden aus,<br />
die bei Normalwasser attraktive Grünräume<br />
darstellen. Dort können neue Siedlungskanten<br />
entwickelt werden.<br />
Stromlagen<br />
In der Zus<strong>am</strong>menschau bietet das Spektrum<br />
der Ideen, Denkrichtungen <strong>und</strong> Raumbilder der<br />
Region Köln/Bonn eine lebendige Diskussionsgr<strong>und</strong>lage,<br />
um die Zukunft der <strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong><br />
Rhein zu gestalten. Daher wurden Ergebnisse<br />
des Projekts ‚<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein’ in einem<br />
Buch „Stromlagen“ dokumentiert, um den Planern<br />
einen F<strong>und</strong>us an Ideen für den Planungsalltag<br />
an Flüssen an die Hand zu geben. Es<br />
zeigt die regionalen Analysen, die Ergebnisse<br />
der Entwurfswerkstatt, blickt auf 16 gute Projekte,<br />
die den Erfahrungsschatz im Bauen <strong>und</strong><br />
Planen <strong>am</strong> Rhein in der Region Köln/Bonn zeigen.<br />
Jüngst Gebautes wie der Kölner Rheinauhafen<br />
ist ebenso dokumentiert wie Projekte der<br />
Regionale 2010. Wertvolle Anregungen bietet<br />
zudem eine umfassende S<strong>am</strong>mlung von 82 internationalen<br />
Best-Practice-Beispielen von be-
Foto: Montag Stiftung<br />
Rheinforum <strong>und</strong> Rheinufersteg: In der Chemiestadt Wesseling entstehen neue Qualitäten <strong>am</strong> Rhein.<br />
sonderer städtebaulicher, gestalterischer <strong>und</strong><br />
strategischer Qualität.<br />
Die Rheinkonferenz 2010 <strong>und</strong> der<br />
Arbeitskreis Rhein<br />
Die Region Köln/Bonn hat sich in den letzten<br />
Jahren intensiv mit ihrem Rheinabschnitt zwischen<br />
„Romantischem Rhein“ <strong>und</strong> Niederrhein<br />
auseinandergesetzt. Insbesondere die Projekte<br />
im <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Landschaftsraum sowie<br />
die Kommunikationsformate des Strukturprogr<strong>am</strong>ms<br />
Regionale 2010 haben zu einer verstärkten<br />
Beschäftigung der Region mit ihrer<br />
geographischen Mitte geführt. Die seit 2005<br />
jährlich stattfi ndenden Rheinkonferenzen der<br />
Regionale 2010, zu denen regelmäßig mehrere<br />
h<strong>und</strong>ert Teilnehmer kommen, haben sich dabei<br />
als wichtige Plattform für den Austausch der<br />
Akteure <strong>am</strong> Rhein herausgestellt. Die Regionale<br />
2010 nimmt ihre Abschlusspräsentation<br />
in den Jahren 2010 <strong>und</strong> 2011 zum Anlass, den<br />
Bezugsraum für die Rheinkonferenz 2010 auf<br />
den ges<strong>am</strong>ten Flusslauf - von der Quelle bis zur<br />
Mündung - auszudehnen <strong>und</strong> unter dem Motto<br />
„Zukunft Rhein“ allen Anliegern ein Forum<br />
zu bieten. Ziel der Konferenz, die <strong>am</strong> 18. <strong>und</strong><br />
19. November 2010 im ehemaligen Plenarsaal<br />
im Bonner B<strong>und</strong>esviertel stattfi nden wird, ist<br />
es, grenzüberschreitende, interkommunale <strong>und</strong><br />
interdisziplinäre Dialoge zu den gemeins<strong>am</strong>en<br />
Entwicklungsaufgaben <strong>am</strong> Rhein zu initiieren.<br />
Verstetigung der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
in der Region Köln/Bonn<br />
Die Region Köln/Bonn hat darüber hinaus den<br />
Verständigungsprozess institutionalisiert <strong>und</strong><br />
wird ihn über das Abschlussjahr der Regionale<br />
2010 hinaus fortführen. Am 3. April 2008 wurde<br />
in Wesseling der Arbeitskreis Rhein des Verein<br />
Region Köln/Bonn e.V. gegründet. Ihm gehören<br />
neben Vertretern aller Rheinanrainerkommunen<br />
im Raum der Regionale 2010 (dies sind Bad<br />
Honnef, Bonn, Bornheim, Köln, Königswinter,<br />
Leverkusen, Niederkassel <strong>und</strong> Wesseling) <strong>und</strong><br />
des Rhein-Kreis Neuss auch Fachleute an, die<br />
zu verschiedenen Rheinthemen hinzugezogen<br />
werden. Diese Allianz, die als beispielhaftes<br />
Kooperationsprojekt der Nationalen <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik<br />
vom B<strong>und</strong> gefördert wird, soll<br />
gemeins<strong>am</strong>e Qualitätsansprüche an das Planen<br />
<strong>und</strong> Bauen <strong>am</strong> Rhein formulieren <strong>und</strong> umsetzen.<br />
C. Hölzer, T. H<strong>und</strong>t, C. Lüke<br />
Links<br />
» www.koenigswinter2010.de<br />
» www.regionale2010.de<br />
» www.rheinauhafen-koeln.de<br />
» www.rheinwerk-bonn.de<br />
» www.neuland-park.de<br />
» www.montag-stiftungen.com<br />
» www.basel.ch<br />
» www.grandlyon.fr<br />
» www.artery.eu.com<br />
Christoph Hölzer, geb. 1978, ist Landschaftsarchitekt <strong>und</strong> derzeit als Projektleiter<br />
bei der Regionale 2010 Agentur tätig. Nach seinem Landschaftsarchitekturstudium<br />
an der Universität Essen arbeite er in einem Büro für <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
<strong>und</strong> Landschaftsarchitektur sowie bei der Regionale 2010 Agentur. Er war<br />
Lehrbeauftragter <strong>am</strong> Geographischen Institut der Universität Bonn, als er sich<br />
als Stipendiat bei der Bonner Montag Stiftung Urbane Räume mit dem Projekt<br />
„<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein“ befasste.<br />
Tobias H<strong>und</strong>t, ist Raum- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planer. Derzeit ist er Regierungsbaureferendar<br />
in Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> für die Universität Dortm<strong>und</strong> tätig. Nach dem<br />
Studium war er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Büro für <strong>Stadt</strong>forschung<br />
<strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planung in Dortm<strong>und</strong>, bevor er sich als Stipendiat bei der<br />
Bonner Montag Stiftung Urbane Räume <strong>und</strong> Lehrbeauftragter an der Universität<br />
Bonn mit dem Projekt „<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein“ befasste.<br />
Carolin Lüke, geb. 1978, ist Raumplanerin <strong>und</strong> aktuell als Projektmanagerin bei<br />
der Regionale 2010 Agentur in Köln tätig. Nach dem Studium der Raumplanung<br />
an der Universität Dortm<strong>und</strong> war sie Mitarbeiterin des <strong>Stadt</strong>planungs<strong>am</strong>tes in<br />
H<strong>am</strong>m (Westf.). Als Stipendiatin der Bonner Montag Stiftung Urbane Räume bearbeitete<br />
sie das Projekt „<strong>Stadt</strong>räume <strong>am</strong> Rhein“ <strong>und</strong> war parallel Lehrbeauftragte<br />
<strong>am</strong> Geographischen Institut der Universität Bonn.<br />
Foto: Atelier Loidl<br />
Top Thema | 37
<strong>Wasser</strong>tourismus<br />
in Deutschland<br />
Ostsee, Nordsee, die Inseln, Flüsse <strong>und</strong> Seen, Skigebiete <strong>und</strong> Gletscher<br />
… in Deutschland gibt es eine große Vielfalt natürlicher Ressourcen<br />
des beliebten Nasses in all seinen Formen. Plus zahlreiche<br />
<strong>Wasser</strong>parks <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>projekte. Im Trend sind derzeit auch außerhalb<br />
des <strong>Wasser</strong>sports sehr erlebnisintensive touristische Angebote<br />
– je ausgefallener, desto besser. So wurde kürzlich „Schwimmen mit<br />
Pinguinen“ preisgekrönt. Es tummelt sich noch mehr Interessantes<br />
da draußen.<br />
38 | Top Thema<br />
Der deutsche <strong>Wasser</strong>tourismus ist so schwer<br />
greifbar, wie das fl üssige Element selbst. Sucht<br />
man nach ges<strong>am</strong>tdeutschen Informationen<br />
<strong>und</strong> Defi nitionen, wird man zwar beim Deutschen<br />
Tourismusverband in Bonn fündig, denn<br />
dort erhält man die Studie „<strong>Wasser</strong>tourismus<br />
in Deutschland“ - aber diese st<strong>am</strong>mt aus dem<br />
Jahre 2003. Sie wurde von Deutschen Tourismusverband<br />
<strong>und</strong> der H<strong>am</strong>burg Messe <strong>und</strong> Congress<br />
GmbH <strong>und</strong> vom B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit gefördert. Eine neuere<br />
Erhebung gäbe es leider nicht, erklärt der stellvertretende<br />
Hauptgeschäftsführer Dirk Dunkelberg.<br />
Wer sich intensiver einarbeiten möchte,<br />
fi ndet allerdings bei den B<strong>und</strong>esverbänden der<br />
einzelnen Segmente wie zum Beispiel dem Kanuverband<br />
neuere Daten - so sein Hinweis.<br />
Für den Einstieg ins Thema bietet die Studie<br />
dem Interessierten trotz ihres Alters noch<br />
reichlich Stoff: So wurden 2003 große Wachstumschancen<br />
für diesen Bereich festgestellt, die<br />
sicher auch 2010 noch nicht ganz ausgeschöpft<br />
sind. Wachstumspotenzial wurde d<strong>am</strong>als vor<br />
allem für die Segmente Tauchen, Kanufahren,<br />
<strong>Wasser</strong>ski/Indoorsurfen, Angeln, Bootscharter,<br />
Kreuzschifffahrt, Traditionsschifffahrt <strong>und</strong> maritime<br />
Großveranstaltungen ausgemacht. Die<br />
Prognose von d<strong>am</strong>als ist heute schon teilweise<br />
Realität: So gibt es in Deutschland inzwischen<br />
drei Indoorsurfanlagen sowie Europas tiefsten<br />
Tauchturm, außerdem sind Kreuzfahrten auch<br />
für jüngere Zielgruppen im Trend <strong>und</strong> in Hessen<br />
plant man den gezielten Ausbau des Mains als<br />
Kanurevier.<br />
Surfen, Segeln bzw. Motorbootfahren <strong>und</strong> die<br />
normale Fahrgastschifffahrt hingegen sollten<br />
laut Trendbarometer der Studie stabil bleiben.<br />
Ein aussterbendes Segment wurde interessanterweise<br />
nicht festgestellt.<br />
<strong>Wasser</strong>tourismus - mehr als<br />
<strong>Wasser</strong>sport<br />
Die heute gebräuchliche Defi nition des <strong>Wasser</strong>tourismus<br />
geht auf das Strategiepapier von d<strong>am</strong>als<br />
zurück. Natürlich überschneiden sich die<br />
Bereiche ab <strong>und</strong> an.<br />
<strong>Wasser</strong>tourismus im engeren Sinne:<br />
Alle Aktivitäten, bei welchen der Aufenthalt<br />
im oder auf dem <strong>Wasser</strong> Hauptmotiv von Tagesausfl<br />
ügen oder Übernachtungsreisen ist.<br />
<strong>Wasser</strong>tourismus im weiteren Sinne:<br />
Alle Aktivitäten, bei denen das <strong>Wasser</strong> zwar<br />
eine Rolle spielt, in seiner Bedeutung hinter<br />
anderen Reisemotiven oder Beschäftigungen<br />
jedoch deutlich zurück steht.<br />
Mit dem <strong>Wasser</strong>tourismus verb<strong>und</strong>ene<br />
Segmente nehmen eine Zwischenstellung<br />
ein. Das <strong>Wasser</strong>, seine Nutzungsformen <strong>und</strong><br />
Lebewesen spielen hier als Thema durchaus<br />
eine wichtige Rolle, diese werden jedoch<br />
eher passiv erlebt<br />
Die einen haben es – die anderen<br />
holen es sich<br />
<strong>Wasser</strong>tourismus ist für alle B<strong>und</strong>esländer ein<br />
Thema, für die einen schon aufgr<strong>und</strong> ihrer vorhandenen<br />
Ressourcen mit Meer, Seen <strong>und</strong> Flüssen<br />
- <strong>und</strong> für die anderen, weil sie das Thema<br />
gezielt angehen in Form von <strong>Wasser</strong>parks, <strong>Wasser</strong>lehrpfaden,<br />
Wissenscentern, <strong>Wasser</strong>ausstellungen<br />
<strong>und</strong> anderen Attraktionen aus dem Bereich<br />
<strong>Wasser</strong>sport <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>. Man holt sich<br />
das <strong>Wasser</strong> eben in die <strong>Stadt</strong>.
Foto: www.dive4life.de<br />
Foto: www.schlittenh<strong>und</strong>rennen.de<br />
<strong>Wasser</strong>, Kunst & coole Köpfe<br />
In Bad Essen ist die <strong>Wasser</strong>landschaft noch im Bau.<br />
Für die kommende Landesgartenschau wird dort<br />
eine große Erfahrungslandschaft realisiert: Unter<br />
dem Motto „<strong>Wasser</strong>, Kunst & coole Köpfe“ sollen<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche <strong>am</strong> Beispiel der Ressource<br />
„<strong>Wasser</strong>“ in unterschiedlichen Kreativ-Workshops<br />
den sorgs<strong>am</strong>en Umgang mit der Umwelt erlernen.<br />
Die Deutsche B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt (DBU) unterstützt<br />
das Bildungsprogr<strong>am</strong>m mit 125.000 Euro. Vor<br />
der historischen Kulisse von Schloss Ippenburg wird<br />
eine vielfältige Aktionsfl äche entstehen, auf der sich<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche kreativ mit der Natur <strong>und</strong><br />
ihren Rohstoffen auseinandersetzen sollen. Ob in<br />
der „Lernlandschaft <strong>Wasser</strong>“ oder im „<strong>Wasser</strong>garten<br />
Urstromtal“ – zahlreiche Mitmach-Aktionen bieten<br />
die Chance, mit dem kalten Nass zu experimentieren.<br />
Künstlerpersönlichkeiten wie Insa Winkler, Jo Kley <strong>und</strong><br />
Jan Koblasa sowie die Kunstschule Bad Essen begleiten<br />
das Angebot.<br />
Europas tiefster Tauchturm<br />
Auch in Siegburg – von Natur aus wassermäßig nur mit einem Flüsschen<br />
ausgestattet – holte man sich <strong>Wasser</strong> in die <strong>Stadt</strong>, gleich 3<br />
Millionen Liter: Hier befi ndet sich seit August 2009 Europas tiefster<br />
Tauchturm. Mit über 20 Metern Tiefe ist er tauchscheintauglich, dabei<br />
aber wohltemperiert <strong>und</strong> zieht Tauchtouristen aus ganz Deutschland<br />
<strong>und</strong> Benelux an. Der Tauchturm wurde mithilfe eines privaten Investors<br />
innerhalb eines neuen PPP-Projektes zur Sanierung des maroden<br />
Schwimmbades realisiert. Ein Hotel <strong>und</strong> eine Indoorsurfanlage, auf der<br />
mit 60 km/h Wakeboarding betrieben werden kann, gehören ebenfalls<br />
zur Anlage. Somit verfügt die Kleinstadt jetzt über einen Austragungsort<br />
für Kategorie 1: <strong>Wasser</strong>tourismus im engeren Sinne.<br />
Schlittenh<strong>und</strong>rennen im Harz<br />
Im Harz fällt <strong>Wasser</strong> vor allem im Winter auf – gefroren als Schnee.<br />
Allerdings gibt es zum Skifahren bessere Regionen. Der Schnee taugt<br />
immerhin für eine Winterattraktion der besonderen Art: für Schlittenh<strong>und</strong>rennen.<br />
Diese fi nden im Januar in Benneckenstein <strong>und</strong> in der Westernstadt<br />
„Pullman City Harz" <strong>am</strong> Ortsrand der <strong>Stadt</strong> Hasselfelde statt.<br />
Ein Event der Kategorie „mit <strong>Wasser</strong>tourismus verb<strong>und</strong>ene Segmente“.<br />
Foto: www.insawinkler.de<br />
Top Thema | 39
Für Weltmeister: Kanupark im Neuseenland<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen hat die Region südlich von Leipzig reichlich. Und seit 2007 auch eine weltweit bedeuts<strong>am</strong>e Attraktion: Der Kanupark<br />
Markkleeberg wurde im Zuge der Olympiabewerbung der <strong>Stadt</strong> Leipzig 2001 geplant <strong>und</strong> trotz der Olympiaabsage realisiert. Er liegt<br />
direkt <strong>am</strong> Markkleeberger See im Leipziger Neuseenland <strong>und</strong> wird von der <strong>Stadt</strong> Markkleeberg betrieben. Die Anlage ist eine der vier<br />
modernsten Wildwasseranlagen der Welt, technisch vergleichbar mit den Olympiastrecken in Sydney, Athen <strong>und</strong> Peking <strong>und</strong> die<br />
modernste künstliche Wildwasseranlage in Europa. Sie wird als Trainingsanlage von international erfolgreichen Kanuten wie dem<br />
Weltmeister Jan Benzien genutzt <strong>und</strong> ist 2010 Austragungsort für die WM-Qualifi kation im Kanu-Slalom sowie die Junioren- <strong>und</strong><br />
U-23-Europ<strong>am</strong>eisterschaften im Kanu-Slalom. Ende November wurde der Kanupark mit dem 2. Preis des „Leipziger Tourismuspreises<br />
2009“ ausgezeichnet. In diesem Jahr verzeichnete die <strong>Stadt</strong> ca. 18.000 Nutzer <strong>und</strong> 300.000 Besucher. Der Mut zum „Ja“ rechnet sich<br />
wohl für die Kämmerer des 25.000-Einwohner-Städtchens.<br />
Fotos: www.oceanis.de<br />
40 | Top Thema<br />
Oceanis – versunkener Schatz von Wilhelmshafen?<br />
Trotz 60.000 Besuchern soll eine andere Attraktion die Tore<br />
schließen: Die virtuelle <strong>Wasser</strong>welt des Oceanis ist seit<br />
Oktober geschlossen. Fast ein Jahrzehnt lang fi nanzierte die<br />
örtliche Sparkasse Wilhelmshaven die Erlebnisausstellung,<br />
die in einer d<strong>am</strong>als leer stehenden denkmalgeschützten<br />
Torpedowerft eingerichtet wurde. Nun zieht sich gemäß<br />
Plan die Sparkasse aus dem Projekt zurück <strong>und</strong> die <strong>Stadt</strong><br />
kann den Besuchermagneten aufgr<strong>und</strong> ihrer Haushaltssperre<br />
nicht übernehmen. Zum Zeitpunkt der Recherche hoffte<br />
der Betreiber auf eine Einigung mit einem privaten Interessenten.<br />
Oceanis ist deshalb ein besonderes Beispiel für<br />
<strong>Wasser</strong>tourismus, weil es zwar in einer Hafenstadt liegt <strong>und</strong><br />
die Unterwasserwelt zeigt, aber völlig ohne einen Tropfen<br />
<strong>Wasser</strong> auskommt. Deutschlands einzige virtuelle Unterwasserstation<br />
bot mehrere Highlights: Mit dem Fahrstuhl<br />
ging es in die Tiefe, der Einstiegstunnel brachte die Besucher<br />
mit Nebelschwaden in Stimmung <strong>und</strong> bereitete sie auf die<br />
Erlebnisausstellung mit Archiv, Forschungszentrale <strong>und</strong> Erlebnisraum<br />
sowie Oceanis-Jet vor. Dieser ermöglichte durch<br />
die Flugsimulator-Technologie ein "4-D-Erlebnis" der ganz<br />
besonderen Art: Meeresungeheuer zum Greifen nahe, der<br />
Ritt auf einem Lavastrom <strong>und</strong> die Reise durch die Tiefen der<br />
Meere faszinierten Kinder <strong>und</strong> Erwachsene gleichermaßen.<br />
Hoffentlich bald wieder.<br />
Fotos: www.kanupark-markkleeberg.com
Fotos: Volker Miske, www.tauchgondel.de<br />
Mit der Tauchgondel in die Tiefe der Ostsee<br />
Menschen die Unterwasserwelt näher zu<br />
bringen, ist auch das Anliegen des Ingenieurs<br />
Andreas Wulff <strong>und</strong> des Meeresbiologen Volker<br />
Miske: Beide haben erst im September eine<br />
Tauchgondel im schleswig-holsteinischen<br />
Grömitz eröffnet – von Wulff st<strong>am</strong>mt dabei<br />
die Konstruktion <strong>und</strong> von Miske das inhaltliche<br />
Konzept. Die erste dieser weltweit neuartigen<br />
Tauch- <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen, die Tauchgondel<br />
in Zinnowitz auf Usedom, ging 2006 in<br />
Betrieb <strong>und</strong> empfängt r<strong>und</strong> 40.000 Besucher<br />
pro Jahr. 2008 eröffnete die Tauchgondel<br />
Sellin auf Rügen. Die neue Grömitzer Tauchgondel<br />
ist also die dritte ihrer Art, weltweit.<br />
Das formschöne Objekt bringt Gruppen in der<br />
Größe einer Schulklasse auf den Meeresgr<strong>und</strong><br />
in fast 4 Metern Tiefe hinunter, wo sie auf informative <strong>und</strong> spannende Weise mehr über die Ostsee erfahren:<br />
Während des Abtauchens geben die Tauchgondel-Mitarbeiter eine Einführung in diesen Lebensraum, seine<br />
Bewohner, Besonderheiten <strong>und</strong> seine Schutzbedürftigkeit. Sie erläutern dabei Tiere <strong>und</strong> Pfl anzen, die je nach Sicht<br />
<strong>und</strong> Jahreszeit <strong>am</strong> Meeresboden <strong>und</strong> im freien <strong>Wasser</strong> zu beobachten sind: Krabben, Muscheln, Quallen, Garnelen,<br />
winzige Grün- <strong>und</strong> bodenbewohnende Algen, Gr<strong>und</strong>eln <strong>und</strong> andere Fische. Eine 3D-Filmpräsentation auf einer<br />
2,5 Meter breiten Leinwand gibt tiefere Einblicke in das jüngste Meer der Erde <strong>und</strong> das Leben seiner Bewohner. Die<br />
Tauchgondeln werden privatwirtschaftlich betrieben, Naturschutzpartner ist der World Wide F<strong>und</strong> for Nature (WWF).<br />
Tourismuspreis: Schwimmen mit Pinguinen<br />
Noch näher werden Meeresbewohner <strong>und</strong> Menschen in<br />
Lübbenau im Spreewald zus<strong>am</strong>mengebracht: Hier bietet<br />
das Spreewald Sauna- <strong>und</strong> Badeparadies „Schwimmen mit<br />
Pinguinen“ an. Die süßen Tierchen schwimmen im passend<br />
temperierten Salzwasser-Außenbecken <strong>und</strong> - durch eine<br />
Glasscheibe getrennt - können die Menschen mit ihnen<br />
im warmen Süßwasser um die Wette schwimmen. Für das<br />
Konzept erhielten die Betreiber im Oktober 2009 sowohl<br />
den EWA Marketing-Award der European Waterpark<br />
Association (auch „Bäder-Oskar“ genannt) <strong>und</strong> dann im<br />
November auch noch den 2. Preis des Deutschen Tourismuspreises.<br />
Foto: www.spreewelten.de<br />
Top Thema | 41
Fotos: www.weissenhaeuserstrand.de<br />
42 | Top Thema<br />
Der Klassiker: Columbuspark für Entdecker<br />
Gar nicht mehr innovativ aber dafür sehr<br />
bewährt sind die Klassiker unter den touristischen<br />
<strong>Wasser</strong>attraktionen, die <strong>Wasser</strong>erlebnisparks<br />
wie zum Beispiel der Columbuspark<br />
<strong>am</strong> Weißenhäuser Ostseestrand. Das Konzept<br />
feierte zwar gerade sein 10-Jähriges Bestehen,<br />
ist aber immer noch aktuell, da es auf<br />
die direkte, sinnliche Erfahrung setzt, auf das<br />
unmittelbare Erlebnis in der Natur. Und darauf<br />
besinnt man sich derzeit unter Pädagogen<br />
<strong>und</strong> Eltern wieder gerne. Piraten, Entdecker,<br />
Forscher <strong>und</strong> Seebären sind im Columbus-Park<br />
zu Hause: Auf einer Fläche von über 120.000<br />
Quadratmeter kann die riesige <strong>Wasser</strong>-<br />
Erlebniswelt erk<strong>und</strong>et werden, die sich direkt<br />
an einen Ferien- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>park anschließt.<br />
Pelikane, Kraniche, Schwäne <strong>und</strong> Gänse sind<br />
einige von zahlreichen exotischen <strong>und</strong> heimischen<br />
Vogelarten, die sich im <strong>Wasser</strong> oder im<br />
bepfl anzten Uferbereich tummeln. Floßfähren,<br />
Hängebrücke oder der Kletterparcours werden<br />
zur spritzigen Herausforderung. Das Pfahldorf<br />
<strong>und</strong> der Fischkutter „Zeesenboot“ machen die<br />
ganze F<strong>am</strong>ilie zur Abenteuer-Crew. Im kleinen<br />
Hafen liegen Ruderboote, Kanus, Kajaks <strong>und</strong><br />
Tretboote vor Anker, mit denen der Columbus-<br />
Park zu <strong>Wasser</strong> entdeckt werden kann. Und das<br />
alles zum kleinen Preis: Der Eintritt ist frei, die<br />
Leihgebühren für Boote sind moderat.<br />
Die Zukunft des <strong>Wasser</strong>tourismus?<br />
Über die zukünftige Entwicklung wagen wir<br />
keine Prognose abzugeben – das überlassen<br />
wir lieber Touristikern. Es scheint sich aber ein<br />
Trend abzuzeichnen, dass besonders Angebote,<br />
die eine unmittelbar sinnliche Naturerfahrung<br />
ermöglichen, derzeit gut angenommen<br />
werden, <strong>und</strong> außerdem sehr actionlastige<br />
Sporterfahrungen wie Wildwasserrafting oder<br />
Indoorsurfen. Bei beidem wird der Körper sehr<br />
starken Reizen ausgesetzt. Sehr viel Potenzial<br />
haben sicher Cross-over-Strategien wie beim<br />
Pinguin-Schwimmen, wo Zoo auf Wellness<br />
trifft: Dort werden vertraute Erfahrungswelten<br />
miteinander zu ganz neuen Erlebnismöglichkeiten<br />
kombiniert. D.T.
Top Thema | 43<br />
espas GmbH • Graf-Haeseler-Straße 7-9 • D - 34134 Kassel • Tel.: +49 (0)5 61 5 74 63 90 • Fax: +49 (0)5 61 5 74 63 99 • www@espas.de<br />
Foto: Anke Bührman
Marktmonitor<br />
Alles fl ießt …<br />
Allerhand Schönes <strong>und</strong> Praktisches haben wir für Sie entdeckt - auf der FSB <strong>und</strong> bei<br />
den Herstellern direkt. Dagmar Thiemann stellt neue Produkte für den öffentlichen<br />
Freiraum vor. Was sie alle gemeins<strong>am</strong> haben, ist das Element <strong>Wasser</strong><br />
44 | Marktmonitor<br />
neue Ideen mit <strong>Wasser</strong><br />
Kunstvolle <strong>Wasser</strong>wand<br />
Diese <strong>Wasser</strong>wand wurde auf dem Außengelände eines<br />
Gymnasiums in Gilching aus Cortenstahl realisiert <strong>und</strong> in<br />
eine Sichtbetonmauer integriert (Format 4 x 2,35 Meter).<br />
Interessant: Das Objekt wird mit von Natur aus kalkfreiem<br />
Dachwasser betrieben, das in einer Zisterne im Hof zwischengespeichert<br />
wird <strong>und</strong> sich bei Regen im Überlaufprinzip<br />
erneuert. Dadurch konnte eine aufwendige Filtertechnik<br />
mit Enthärtungsanlage <strong>und</strong> deren Wartung eingespart<br />
werden.<br />
» www.thomas-roesler.com<br />
Partyspaß: See-Volleyball<br />
Bisher gab´s das nur in Ungarn: Dieses aufblasbare<br />
Volleyballfeld k<strong>am</strong> im Sommer erstmalig<br />
auf dem Plattensee bei einer Werbeaktion für<br />
Avon Kosmetik zum Einsatz. Es kann bei einem<br />
Kölner Anbieter für Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>events<br />
von Kommunen oder Unternehmen gemietet<br />
werden. » www.scm-event.de<br />
<strong>Spiel</strong>platzsurfen – aber sicher<br />
Surfen ist cool, nicht nur auf dem Meer: Snowboarden,<br />
Sand-Ski <strong>und</strong> Indoorsurfen gewinnen<br />
an Popularität. D<strong>am</strong>it sich früh üben kann, wer<br />
ein richtiger Surfer werden will, gibt es jetzt das<br />
Surfboard für die Kleinen auf dem <strong>Spiel</strong>platz:<br />
Ein formschönes <strong>Spiel</strong>gerät in Edelstahl mit<br />
rutschfestem Gummibelag, welches geschmeidig<br />
in alle Windrichtungen mitsurft. <strong>Spiel</strong>platzsurfen<br />
wird der neuste Trend. Ahoi!<br />
» www.stilum.de
Matschanlage für Kinder ab 3 Jahren<br />
Mit <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> Sand zu matschen ist eines der beliebtesten<br />
Kinderspiele. Von Kochen bis Bauen kann man d<strong>am</strong>it alles<br />
machen – mit der nötigen Fantasie. Diese neue Edelstahl-<br />
Matschanlage bietet größtes <strong>Spiel</strong>vergnügen für Kinder<br />
ab 3 Jahren. Schon die Kleinsten erreichen problemlos auch<br />
die oberste Etage in 1,22 Meter Höhe. Bei einem Durchmesser<br />
von 1,36 Meter haben mehrere Kinder genug Platz. Natürlich<br />
ist das Gerät TÜV- <strong>und</strong> GS-geprüft <strong>und</strong> entspricht den Vorgaben<br />
der DIN 1176.<br />
» www.stilum.de<br />
Hingucker Banjo-S<br />
Diese hohe Edelstahlsäule zieht die Blicke auf sich – bei Tag <strong>und</strong> bei Nacht. Bei dem<br />
eleganten Design-<strong>Wasser</strong>objekt fl ießt das <strong>Wasser</strong> über ein Architekturgewebe, wobei der<br />
<strong>Wasser</strong>fi lm immer wieder gebrochen wird. Eine Wirkung, die während der Dunkelheit durch<br />
integrierte Leuchtkörper noch stärker zur Geltung kommt. Fast könnte man glauben, es<br />
glitzt nicht nur Edelstahl, sondern Edelsteine. Schön als Solitär, noch schöner als Gruppe.<br />
Das Objekt ist in den Größen 2 <strong>und</strong> 3 Meter erhältlich, Sonderanfertigungen sind möglich.<br />
» www.slink-ol.de<br />
Selbstreinigender Trinkwasserbrunnen<br />
Bisher waren Trinkbrunnen im öffentlichen Raum entweder Dauerläufer oder über<br />
Knopfdruck zu bedienen. Ersteres verursacht einen hohen <strong>Wasser</strong>verbrauch <strong>und</strong> bei<br />
der Lösung per Knopfdruck ist nicht gewährleistet, dass frisches <strong>Wasser</strong> gespendet wird,<br />
da der Brunnen auch längere Zeit nicht benutzt worden sein kann. Der Pelikan gewährleistet<br />
eine gute <strong>Wasser</strong>qualität durch Spülinterwalle, wodurch sich der Brunnen in<br />
regelmäßigen Abständen von innen selbst reinigt. Diese Technik ist mit Stromanschluss<br />
oder mit einer 6-Volt-Jahresbatterie erhältlich. Auf der FSB wurde der neuste Pelikan mit<br />
Sensortaster vorgestellt, der ohne Revisionsöffnung auskommt.<br />
» kalkmann-kontakt.kunst.de<br />
Marktmonitor | 45
<strong>Wasser</strong>spielplatz Furtwangen<br />
<strong>Wasser</strong> spielte in Furtwangen schon immer eine besondere Rolle im Bewusstsein der <strong>Stadt</strong>oberen: Dort entspringend die Breg, der längste<br />
Quellfl uss der Donau. In diesem Jahr wurde mitten in der Innenstadt ein neuer <strong>Wasser</strong>spielplatz in eine natürliche <strong>Wasser</strong>quelle eingebaut.<br />
Die Anlage bietet zahlreiche <strong>Wasser</strong>-Erfahrungsmöglichkeiten wie ein Stauwehr, <strong>Spiel</strong>platzpumpen, Ziehwehr aus V2A <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>klappen.<br />
Die schon vielerorts installierte Archimedische Schraube mit Drehring fasziniert besonders, weil d<strong>am</strong>it das <strong>Wasser</strong> von einem tiefer gelegenen<br />
Niveau auf eine höher gelegene Ebene gebracht werden kann. » www.richter-spielgeraete.de<br />
Pontonboote im Trend<br />
Freiraum auf dem <strong>Wasser</strong> kann man mit Pontonbooten kreativ<br />
gestalten. Durch mindestens zwei Schwimmkörperreihen liegen sie<br />
ruhiger im <strong>Wasser</strong> als andere Boote <strong>und</strong> sind deshalb auch die Basis<br />
von Hausbooten. Insbesondere in Binnengewässern gibt es eine<br />
Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten: Mobile Schwimmplattformen<br />
oder Saunen sind eine Idee. Das Pontonboot „Morgan“ lädt ein zum<br />
Chillen auf dem See.<br />
» www.orka-steganlagen.de<br />
46 | Marktmonitor
Eau de Kalkmann<br />
Auf der Suche nach einem geeigneten Unternehmen für unsere<br />
Serie Herstellerportrait wurde die Redaktion auf der FSB fündig: Hier<br />
trafen wir die Kalkmänner der niedersächsischen Kalkmann-Kontakt-<br />
Kunst GbR. Vater <strong>und</strong> Sohn realisieren als Bildhauer <strong>und</strong> Architekt seit<br />
Jahren gemeins<strong>am</strong> ungewöhnliche Platzgestaltungen, <strong>Wasser</strong>objekte<br />
<strong>und</strong> Skulpturen im öffentlichen Raum.<br />
Auf der Messe fi elen uns sowohl die schlichteleganten<br />
Trinkwasserbrunnen mit ihrer Sensortechnologie<br />
als auch einige außergewöhnliche<br />
Referenzbrunnen aus dem Hause Kalkmann<br />
ins Auge. Wir haben näher hingesehen <strong>und</strong> den<br />
Künstler Hans-OisEAU kennengelernt. Der als<br />
Hans-Werner Kalkmann geborene Bildhauer<br />
entdeckte im Rahmen seines künstlerischen<br />
Schaffens bereits vor vier Jahrzehnten das<br />
<strong>Wasser</strong> als Werkstoff. Schon Ende der 60er-<br />
Jahre nutzte er für seine <strong>Wasser</strong>stück-Kunst-<br />
Aktionen den öffentlichen Raum, der ihm die<br />
Möglichkeit gab, mit dem fl ießenden Element<br />
zu arbeiten <strong>und</strong> die Menschen in seine Happenings<br />
aktiv einzubeziehen. Immer wieder organisiert<br />
der Künstler Kontakt-Kunst-Aktionen,<br />
in den letzten Jahren besonders zum Thema<br />
<strong>Wasser</strong>. Bei der 52. Kontakt-Kunst-Aktion in<br />
der Heimstatt Röderhof entstand 2008 eine<br />
<strong>Wasser</strong>skulptur, die auch von Rollstuhlfahrern<br />
benutzt werden kann. Inzwischen nähert sich<br />
Hans-OisEAU Kalkmann dem <strong>Wasser</strong> nicht nur<br />
bildhauerisch, sondern auch literarisch: So<br />
erscheint Ende Dezember 2009 seine Biografi e<br />
des Flusses L<strong>am</strong>me, der auf 21 km im Landkreis<br />
Hildesheim im südlichen Niedersachsen fl ießt.<br />
Vater <strong>und</strong> Sohn – Hand in Hand<br />
Die Kalkmänner (wie sie sich selbst nennen)<br />
haben das Glück, dass sie aus gleichem Holz<br />
geschnitzt sind: So arbeitete der 1967 geborene<br />
Jens Kalkmann schon als Gr<strong>und</strong>schüler in der<br />
Bildhauerwerkstatt des Vaters mit <strong>und</strong> schuf<br />
bald eigenständige Objekte vom Fotogr<strong>am</strong>m in<br />
der Dunkelk<strong>am</strong>mer, über skulpturale Tonarbeiten,<br />
bis hin zu ersten Arbeiten aus Sandstein<br />
<strong>und</strong> Alabaster. Als 13-jähriger Gymnasiast<br />
nahm er dann an seiner ersten Kontakt-Kunst-<br />
Aktion 1980 in Unna teil, wo er das Schmieden<br />
erlernte <strong>und</strong> seine erste Granitskulptur erstellte.<br />
Der Vater nahm ihn zu weiteren Aktionen<br />
mit <strong>und</strong> machte ihn zum Assistenten bei den<br />
jährlich stattfi ndenden Kontakt-Kunst-Aktionen,<br />
bei denen auch Brunnen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>skulpturen<br />
entstehen. Seit der 24. Kontakt-Kunst-<br />
Aktion 1988 realisiert Jens Kalkmann mit dem<br />
Platzgestaltung in der<br />
Seestadt Bremerhaven<br />
„Sternbilder - sich orientieren“:<br />
vorne symbolisieren die Brunnenstelen<br />
den Großen Wagen, hinten stellt die<br />
Sitzquadergruppe den Kleinen Wagen<br />
dar <strong>und</strong> über allem leuchtet der<br />
Polarstern.<br />
Portrait | 47<br />
Fotos: Wolf G<strong>und</strong>ermann
Fotos: Hans-OisEAU Kalkmann<br />
Die Brunnen bilden als Gruppe den Großen Wagen ab. Und Spaß machen sie auch. Zeitlos gestaltete Trinkwasserbrunnen werten jeden<br />
öffentlichen Freiraum auf.<br />
48 | Portrait<br />
Vater regelmäßig Gemeinschaftsarbeiten für<br />
den öffentlichen Raum. Trotzdem entschied er<br />
sich nach dem Abitur nicht für das Studium der<br />
freien Kunst, sondern für den d<strong>am</strong>als scheinbar<br />
sichereren Beruf des Architekten <strong>und</strong> gründete<br />
mit Carsten Brinkmann das Architektenbüro<br />
K25. Auch ihn haben wir auf der Messe kennen<br />
gelernt. Er ist ebenfalls vom <strong>Wasser</strong> fasziniert<br />
<strong>und</strong> hat die Gebrauchs- <strong>und</strong> Geschmacksmuster<br />
für die Trinkwasserbrunnen erstellt, um diese<br />
Ideen zu schützen.<br />
Die Lust an der Gestaltung lebt Jens Kalkmann<br />
heute in zahlreichen Gemeinschaftsprojekten<br />
mit dem – im doppelten Sinne – Künstlervater<br />
aus. Vor Ort arbeitet er gemeins<strong>am</strong> mit dem Vater<br />
auch bildhauerisch, so zum Beispiel an den<br />
Objekten der Platzgestaltung mit dem Titel: „…<br />
sich orientieren“ in Bremerhaven, die im März<br />
2009 eingeweiht wurde. Auch der „Ökologische<br />
<strong>Wasser</strong>lehrpfad“ im niedersächsischen Bodenberg<br />
ist eine solche Gemeinschaftsarbeit. Bei<br />
der technischen Umsetzung der <strong>Wasser</strong>skulpturen<br />
übernimmt das Büro K25 die Planung<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Lichttechnik <strong>und</strong> ebenso die<br />
Bauleitung.<br />
Platzgestaltung Bremerhaven:<br />
Sternbilder als Sinnbild der Orientierung<br />
Die Platzgestaltung in Bremerhaven ist ein<br />
schönes Beispiel für die Kreativität des Duos:<br />
Die Seestadt war <strong>und</strong> ist als Hafenstadt, Warenumschlagplatz<br />
<strong>und</strong> Ausgangspunkt vieler<br />
Auswanderer bekannt. So setzten die Kalkmänner<br />
den Platz an der Hafenstraße im <strong>Stadt</strong>teil<br />
Lehe konzeptionell in Beziehung zum Thema<br />
Schifffahrt <strong>und</strong> entwickelten dazu ein Gestaltungskonzept,<br />
welches die traditionelle astronomische<br />
Orientierungstechnik visualisiert.<br />
„Sich neu orientieren“ gilt gleichzeitig als<br />
Leitgedanke für die Neuentwicklung der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>und</strong> immer wiederkehrende Lebensaufgabe des<br />
Menschen.<br />
Die Objektgruppe der <strong>Wasser</strong>skulptur stellt die<br />
zur geografi schen Orientierung wichtigsten<br />
Sternbilder dar: den Großen <strong>und</strong><br />
„Bei der Entwicklung unserer Entwürfe den Kleinen Wagen – ergänzt durch den<br />
<strong>und</strong> Objekte ist es uns ein wichtiges<br />
Polarstern <strong>und</strong> den Kleinen Reiter. Der<br />
Polarstern wird durch eine Edelstahlsäule<br />
Anliegen, Standortbezüge herzustellen,<br />
symbolisiert, die oben mit einer Lichtquelle<br />
die es den späteren Benutzern ermöglichen, bestückt <strong>und</strong> mit der Straßenbeleuch-<br />
sich mit dem Objekt, dem Platz, der<br />
tung gekoppelt ist. Eine Brunnengruppe<br />
aus verschieden hohen Natursteinsäulen<br />
Skulptur oder dem Brunnen zu identifi zieren <strong>und</strong> diese auch zu<br />
mit halbkugelförmigen Quellsteinen bil-<br />
akzeptieren. Selbstverständlich ergibt sich daraus die Tatsache, dass det den Großen Wagen. Das Sternbild des<br />
wir Unikate herstellen.“<br />
Kleinen Wagens ist aus niedrigen Natursteinblöcken<br />
dargestellt, die auch als Sitz-<br />
Hans-OisEAU Kalkmann, Bildhauer<br />
steine dienen können. Um die Sterne der
Sternbilder eindeutig miteinander zu verbinden<br />
<strong>und</strong> die Verlängerung der Hinterachse des Großen<br />
Wagens anzudeuten war geplant, in das<br />
Pfl aster Messingbänder einzulegen, was aus<br />
Kostengründen leider wegfi el. Der kleine Reiter<br />
begleitet <strong>am</strong> Himmel das Sternbild des großen<br />
Wagens. Er leuchtet so schwach, dass man ihn<br />
nur mit einem guten Auge erkennen kann – so<br />
diente er früher als Teststern für die Sehkraft<br />
der Seefahrer. Auch in der Bremerhavener <strong>Wasser</strong>skulptur<br />
ist er nur beim genauen Hinsehen<br />
zu entdecken: Er ist als Edelstahlplatte in das<br />
Pfl aster eingelassen. „Bei unseren Planungen<br />
achten wir neben den inhaltlichen natürlich auf<br />
äußere Faktoren wie Himmelsrichtung, Sonnenstand,<br />
Fußgängerbewegung, Verkehr, Wirkung<br />
bei Dunkelheit, um den zukünftigen Benutzergruppen<br />
einen guten Zugang <strong>und</strong> Freude an den<br />
Objekten zu ermöglichen,“ erklärt Jens Kalkmann<br />
die künstlerisch-architektonische Ges<strong>am</strong>tkonzeption<br />
des öffentlichen Freiraumes.<br />
Zwei Generationen sind ein Vorteil für<br />
die Auftraggeber<br />
Ist die Zus<strong>am</strong>menarbeit der Generationen<br />
schwierig? Fragten wir Jens Kalkmann. „Generationsübergreifend<br />
zu arbeiten sehen wir als<br />
Vorteil – kommen doch dadurch alte Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> neue Erkenntnisse zus<strong>am</strong>men. Da wir<br />
schon sehr früh geübt haben, unterschiedliche<br />
Ansichten auszusprechen, gelingt es uns – mit<br />
der notwendigen Reibung – im Interesse der<br />
Sache <strong>und</strong> eines guten Miteinanders immer<br />
wieder gute Ergebnisse zu erzielen.“ Dass Vater<br />
<strong>und</strong> Sohn inzwischen mehr als 50 gemeins<strong>am</strong>e<br />
Projekte realisieren konnten, ist wohl der Beweis<br />
dafür.<br />
Bei der Projektabwicklung gibt es eine klare<br />
Aufgabenverteilung: In der Regel beginnt<br />
Hans-OisEAU bei einem neuen Projekt mit der<br />
Ideenfi ndung, er recherchiert, entwickelt erste<br />
Lösungsmöglichkeiten, zeichnet <strong>und</strong> baut ein<br />
skizzenhaftes Modell. Dabei steht er mit dem<br />
Sohn im fachlichen Austausch. Haben sich beide<br />
für einen gangbaren Weg entschieden, wird<br />
die Präsentation vom Vater vorbereitet. Die<br />
ersten technischen Lösungen entwickelt Jens<br />
Kalkmann, der auch für die Kostenrechnung<br />
zuständig ist. Die Vorstellung der möglichen<br />
Lösung vor den zuständigen Ratsgremien unternehmen<br />
beide gemeins<strong>am</strong>, mit den Fachausschüssen<br />
spricht der Sohn. „Der große Vorteil<br />
unseres Unternehmens liegt in der Tatsache<br />
begründet, dass wir als Bildhauer in der Fin-<br />
dungsphase sehr frei <strong>und</strong> ohne zunächst an das<br />
„Wie“ der Realisierung an ein Projekt herangehen<br />
können. Dennoch ist durch die räumliche<br />
Nähe von Werkstatt <strong>und</strong> Planungsbüro ein<br />
ständiger Austausch gewährleistet, der schnell<br />
zu einer realisierungsreifen Lösung führt“, erklärt<br />
der Architekt. „Dabei kommen CAD- <strong>und</strong><br />
3-D-Animations-Techniken zum Einsatz, die<br />
den Datenaustausch mit Landschaftsplanern,<br />
Städten <strong>und</strong> modernen Fertigungsbetrieben,<br />
die z. B. mit Lasertechnik arbeiten, möglich<br />
machen.“ Bei Brunnen <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>skulpturen<br />
bieten die Kalkmänner diese komplett mit der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Lichttechnik (gegebenenfalls auch<br />
mit Tontechnik) bis zur festgelegten Schnittstelle<br />
an.<br />
Wer die Arbeiten aus dem Hause Kalkmann<br />
Kontakt-Kunst in ihrer Ges<strong>am</strong>theit betrachtet,<br />
nimmt viel Schönes wahr: Sorgfalt in der bildhauerischen<br />
Ausführung, Modernität der Form,<br />
innovative Technik <strong>und</strong> die künstlerische Aussagekraft<br />
der Ideen – wahrscheinlich macht die<br />
Kombination all dessen das gewisse Etwas aus,<br />
was uns an diesem Unternehmen so aufgefallen<br />
ist. Wie ein magisches „Eau de Kalkmann“.<br />
D.T.<br />
Fotos: Hans-OisEAU Kalkmann<br />
Platz an der Hafenstraße: das Sternbild<br />
des Kleinen Wagens mit Polarstern.<br />
Portrait | 49
50 | Gesellschaft<br />
Fotos: Bjarki Sigursveinson
Sprechende Bücher<br />
für mehr Toleranz<br />
Öffentliche Bibliotheken waren schon immer eine gute Sache. Heute<br />
halten sie durch moderne Medien wie CDs <strong>und</strong> DVDs Anschluss an die<br />
Entwicklung der Zeit. Eine besonders fl exible Ausführung entleihbarer<br />
Medien sind sprechende Bücher, die man auch fragen kann. Und alles<br />
in Echtzeit, Farbe <strong>und</strong> Stereo. Eine Living Library besteht aus Menschen,<br />
die sich für ein Gespräch zur Verfügung stellen, um ihre eigenen<br />
Erfahrungen weiter zu geben <strong>und</strong> einen Dialog über den Abbau von<br />
Vorurteilen, Stereotypisierung <strong>und</strong> sozialer Ausgrenzung anzuregen.<br />
Ein großes Problem sind Vorurteile. Man hat<br />
sich aus eigener beiläufi ger Betrachtung <strong>und</strong><br />
Berichten Dritter ein Bild von einem Menschen<br />
oder einer Gruppe von Menschen gemacht.<br />
Persönlich informiert – beispielsweise in einem<br />
Gespräch - hat man sich jedoch nicht. Hier bietet<br />
die Living Library eine sehr gute Möglichkeit<br />
zur Begegnung <strong>und</strong> zum Abbau von Vorurteilen.<br />
Man leiht sich ein Buch beispielsweise für eine<br />
halbe St<strong>und</strong>e aus <strong>und</strong> kann in dieser Zeit ein<br />
Gespräch führen, das völlig neue Perspektiven<br />
eröffnet. Eine geschützte Atmosphäre trägt<br />
dazu bei, Hemmschwellen abzubauen. Und natürlich<br />
muss man sein Buch pfl eglich behandeln,<br />
ganz so wie man es mit herkömmlichen<br />
Büchern auch macht.<br />
„Triff Dein Vorurteil“<br />
Die „Entleiherin“ beziehungsweise der „Entleiher“<br />
bekommt so die Möglichkeit, mit Menschen<br />
zu sprechen, mit denen sie oder er sonst<br />
nicht oder nur erschwert in einen Dialog treten<br />
würde. Oftmals bestehen gegenüber verschiedenen<br />
Personengruppen Vorurteile, welche<br />
durch die „Living Library“ hinterfragt werden<br />
können. Die „Living Library“ fordert auf, sich in<br />
Form eines Dialoges ein eigenes Bild des Gegenübers<br />
zu machen. Bestehenden Vorurteilen<br />
soll so begegnet <strong>und</strong> die Möglichkeit gegeben<br />
werden, sich persönlich zu informieren. Meist<br />
sind die lebenden Bücher an einem bedruckten<br />
T-Shirt zu erkennen. Beispielsweise mit der<br />
Aufschrift „Living Book“, „Leih mich“ oder „Triff<br />
Dein Vorurteil“<br />
"living books" funktioniert wie eine öffentliche<br />
Bibliothek. Die "Bücher" können von den "LeserInnen"<br />
für r<strong>und</strong> halbstündige Gespräche "ausgeliehen"<br />
werden, das thematische Spektrum<br />
der "lebenden Bücher" ist so breit wie das Buch-<br />
<strong>und</strong> Medienangebot einer großen Bücherei. Der<br />
Reisende, die Krimiautorin, der Choreograph,<br />
die Physikerin, die Modeschöpferin, der Polizist,<br />
der Totengräber, die Feuerwehrfrau, die Journalistin,<br />
die Politikerin, der Bademeister <strong>und</strong><br />
die Prostituierte sind nur eine kleine Auswahl<br />
der lebenden Bücher. Zu den Lebenden Büchern<br />
zählen oft Randgruppen oder Menschen in besonderen<br />
Situationen. Beispielsweise Farbige<br />
oder Muslime, ehemalige Strafgefangene, Lesben,<br />
Transsexuelle oder Behinderte. Wer weiß<br />
denn schon, wie es sich als Angehöriger einer<br />
Minderheit oder eines ungewöhnlichen Berufs<br />
Gesellschaft | 51
Foto: living library org<br />
Lebende Bücher – zur Ausleihe bereit<br />
Foto: picasa<br />
Ein dänischer Polizeibe<strong>am</strong>ter berichtet über seinen Alltag.<br />
52 | Gesellschaft<br />
lebt? Hier erfährt er es. Nur selten lassen sich<br />
die Dialoge so treffend in einem Wort ausdrücken<br />
wie bei einem 30-jährigen Lehrer, der sich<br />
bei einer österreichischen Veranstaltung einen<br />
atheistischen Türken als lebendes Buch ausgeliehen<br />
hatte. Sein beeindruckendstes Erlebnis:<br />
„Lachen.“ Also Sympathie für sein Gegenüber.<br />
Ein Musikfestival als Startbasis<br />
Entstanden ist die Idee der Living Library aus<br />
einer Initiative junger Dänen gegen Gewalt,<br />
nachdem einer ihrer Fre<strong>und</strong>e in Kopenhagen<br />
Opfer einer Gewalttat wurde. „Stop the Violence”<br />
konnte zeitweise 7000 Mitglieder, meist<br />
zwischen 12 <strong>und</strong> 18 Jahren verzeichnen. Das<br />
Ziel der Initiative war die Beteiligung von Jugendlichen<br />
in der aktiven Vorbeugung von Gewalt<br />
<strong>und</strong> Vorurteilen.<br />
Die Living Library wurde von „Stop the Violence“<br />
erstmals im Jahr 2000 auf dem Musikfestival<br />
im dänischen Roskilde organisiert <strong>und</strong> erfolgreich<br />
durchgeführt. Eine gute Wahl, da das seit<br />
1971 jährlich im Juli veranstaltete Festival von<br />
Anfang an für seine friedliche Stimmung <strong>und</strong><br />
das Miteinander unterschiedlichster Menschen,<br />
Kulturen <strong>und</strong> Musikstile stand. Und potenziell<br />
konnte die Initiative bis zu 125.000 Festivalbesucher<br />
pro Jahr erreichen – das Eineinhalbfache<br />
der Rosklider Bevölkerung.<br />
Von Europa in die ganze Welt<br />
Es folgten zahlreiche Festivals, bei denen die<br />
„Living Library“ ein fester Bestandteil war, bis<br />
das Konzept 2003 Teil des vom Europarat geförderten<br />
Progr<strong>am</strong>ms „Youth promoting human<br />
rights and social cohesion“ weiterentwickelt,<br />
breiter beworben <strong>und</strong> gefördert wurde.
Foto: living library org<br />
Mittlerweile haben zahlreiche Organisationen<br />
in Europa <strong>und</strong> darüber hinaus die Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Perspektiven des Konzeptes „Living<br />
Library“ erkannt <strong>und</strong> adaptiert. So fi nden sich<br />
„Lebende Bücher“ weiterhin auf Musikfestivals,<br />
darüber hinaus auch auf Buchmessen, Schulen,<br />
Jugendkongressen <strong>und</strong> verstärkt auch in Bibliotheken<br />
wieder. Und sie sind Bestandteil von<br />
Veranstaltungen im öffentlichen Raum.<br />
Mittlerweile hat sich die Living Library zu einer<br />
reisenden Veranstaltung entwickelt, wobei nicht<br />
alle Events von der ursprünglichen Organisation<br />
durchgeführt werden; das Projekt <strong>und</strong> die<br />
Idee wurde offen <strong>und</strong> kostenlos bereitgestellt<br />
für Jedermann, resultierend in Veranstaltungen<br />
an Universitäten, Schulen, sozialen Anstalten<br />
<strong>und</strong> auf Festivals auf der ganzen Welt. Im Jahre<br />
2008 gab es Veranstaltungen in 27 Ländern, im<br />
Herbst <strong>und</strong> Winter 2009 konzentriert man sich<br />
vor allem auf die USA <strong>und</strong> Kanada, aber auch<br />
Veranstaltungen in Frankreich, England <strong>und</strong> Irland<br />
stehen noch an.<br />
Anlässe für eine Aktion mit einer Living Library<br />
fi nden sich immer, solange es noch Vorurteile<br />
gibt. Und sie lassen sich relativ einfach in jeder<br />
Kommune durchführen. Vorausgesetzt es fi nden<br />
sich Menschen, die als lebendes Buch zum<br />
Abbau von Vorurteilen beitragen wollen. L.K.<br />
<strong>Spiel</strong>geräte aus kreativen<br />
Ideen <strong>und</strong> Robinienholz<br />
jetzt auch im Maximilianpark in H<strong>am</strong>m<br />
SIK-Holzgestaltungs GmbH ⋅ 14913 Langenlipsdorf<br />
fon: +49(0)33742 7990 ⋅ www.sik-holz.de<br />
Gesellschaft | 53
Hier fühlt man sich nie eins<strong>am</strong>, da immer Leute im Park sind. Besonders bei schönem Wetter komme ich<br />
auch oft mit meiner Fre<strong>und</strong>in hierher.<br />
Carlotta, 15, Schülerin<br />
Jugendliche Lebenswelten<br />
fotografi ert von Uwe Nölke<br />
54 | Gesellschaft<br />
Uwe Nölke<br />
Freischaffender Fotograf<br />
aus der Nähe von Frankfurt.<br />
Spezialisiert auf Architektur-<br />
<strong>und</strong> Menschenfotografi e mit<br />
den Schwerpunkten Werbung,<br />
Businessfotografi e, Portrait,<br />
Editorial <strong>und</strong> Event.<br />
„Jugendliche Lebenswelten“ nannte der Frankfurter Architektur- <strong>und</strong><br />
Menschenfotograf Uwe Nölke sein Projekt <strong>und</strong> fotografi erte 68 junge<br />
Menschen an ihren Lieblingsplätzen. Christian kommt im Auto zu sich,<br />
Paul fühlt sich in der Küche seines Ausbildungsbetriebes <strong>am</strong> wohlsten.<br />
Andere verbringen ihre Zeit <strong>am</strong> Liebsten in ihrem Schlafzimmer,<br />
im Bad, mit ihrem Instrument, beim Sport oder vor dem Computer. Bei<br />
vielen ist der Lieblingsplatz im öffentlichen Freiraum angesiedelt – wir<br />
zeigen hier eine kleine Auswahl. Ergänzt werden die Fotografi en mit<br />
kurzen Interviews, die berührende Einblicke in die Wünsche der Jugendlichen<br />
<strong>und</strong> jungen Erwachsenen ermöglichen. Und so unterschiedlich<br />
die Lebensumstände der gezeigten Menschen auch sind, so sind<br />
ihre Lebensziele doch sehr ähnlich. Der Fotograf hat mit seinem Projekt,<br />
das in Buchform bestellt werden kann, ein einzigartiges Zeitdokument<br />
jugendlicher Lebenswelten geschaffen. Gerade auch in Hinblick auf die<br />
Bedeutung öffentlicher Freiräume für das Leben junger Menschen.
Ich komme gerne Nachts hierher, weil es ein Ort der Ruhe <strong>und</strong> des Friedens ist, <strong>und</strong> um hier meinen<br />
Gedanken freien Lauf zu lassen oder gar nichts zu denken.<br />
Colin, 21, Student<br />
Glück bedeutet für mich,<br />
die Gabe, sich an Kleinigkeiten<br />
freuen zu können<br />
<strong>und</strong> diese Gabe mit Gott<br />
<strong>und</strong> netten Menschen<br />
teilen zu dürfen.<br />
Christian, 26, Theologiestudent<br />
Sorgen macht mir,<br />
wenn die Menschen<br />
so weit sind, dass sie<br />
einen Krieg für nötig<br />
halten.<br />
Sara, 16, Schülerin<br />
Gesellschaft | 55
Das <strong>Wasser</strong>. Die schöne Aussicht. Von zu Hause weg, mal seinen Gedanken freien Lauf lassen.<br />
Der Blick auf die Hochhäuser.<br />
Christoph, 21, Luftsicherheitsassistent<br />
Glück ist für mich, dass<br />
man es innerlich spürt,<br />
jedoch nicht fassen kann.<br />
Glück ist für mich auch,<br />
sich über Kleinigkeiten zu<br />
freuen <strong>und</strong> von seinem<br />
Glück an andere etwas<br />
abzugeben.<br />
Miri<strong>am</strong>, 23, Ergotherapeutin<br />
Ich habe mein halbes<br />
Leben hier verbracht, mit<br />
all meinen Fre<strong>und</strong>en, die<br />
ich seit 10 Jahren kenne<br />
<strong>und</strong> meinem Skateboard.<br />
Christian, 19, Zweiradmechaniker<br />
56 | Gesellschaft
An diesem Ort kann ich nachdenken, ohne dass irgendjemand weiss, wo ich bin. Dort kann ich sehen<br />
wie sich die Sonne im <strong>Wasser</strong> spiegelt. W<strong>und</strong>erschön. Maria, 21, Fahrradmechanikerin<br />
Fotoband „Jugendliche Lebenswelten“<br />
68 Portraits <strong>und</strong> Lieblingsplätze mit<br />
Kurzinterviews | 79 Euro + Versand<br />
Bestellung direkt bei:<br />
Uwe Nölke MENSCHENfotografi e<br />
Brunnenweg 21 | D-61476 Kronberg<br />
Telefon 06173-321413<br />
www.menschenfotografi e.de<br />
www.architekturfotograf-frankfurt.de<br />
In zehn Jahren möchte<br />
ich verheiratet sein, mit<br />
zwei Kindern <strong>und</strong> schönen<br />
Autos in einem schönen<br />
Haus wohnen.<br />
Yücel, 17, Schüler<br />
Gesellschaft | 57
Foto: Nils Bergmann<br />
58 | Report
Heiss auf Eis –<br />
wenn <strong>Wasser</strong> zu Kunst wird<br />
<strong>Wasser</strong> ist der Ursprung des Lebens. Köstliches <strong>und</strong> kostbares Nass, unverzichtbar<br />
für unsere Welt <strong>und</strong> alle Geschöpfe, die darauf leben. Manchmal<br />
erlebt <strong>Wasser</strong> eine magische Verwandlung. Es wird zu Eis – gestaltet von<br />
Künstlern, die dem fl üchtigen Element für eine kurze Zeitspanne eine besondere<br />
Schönheit verleihen. Eisskulpturen sind Highlights im öffentlichen Raum,<br />
die zahlreiche Besucher anlocken.<br />
Wer kennt nicht das Bedürfnis, gefrorenes <strong>Wasser</strong><br />
zu modellieren – als schlichten Schneeball,<br />
als Schneemann oder als Schneeburg. Dort, wo<br />
es lange genug kalt ist, können auch Bartresen<br />
aus Schnee <strong>und</strong> Eis zum Beispiel beim Apres Ski<br />
begeistern. Längst haben größere Projekte aus<br />
Eis Furore gemacht: Und sind zu Publikumsmagneten<br />
geworden. Die „<strong>Wasser</strong>ausgabe“ der<br />
FreeLounge hat sich mit der eisigen Pracht beschäftigt.<br />
Vom russischen Eispalast zum<br />
modernen Eisfestival<br />
Als historische Quellen werden zum einen die<br />
im frühen 18. Jahrh<strong>und</strong>ert in Russland aus ausgesägten<br />
Eisblöcken errichteten Eispaläste, in<br />
die bunte Glasscheiben oder Linsen für zauberhafte<br />
Lichteffekte eingearbeitet wurden, <strong>und</strong><br />
zum anderen das Iglu-Bauen der Eskimos angesehen.<br />
Im Jahr 1950 wurde diese Tradition wiederbelebt,<br />
als japanische Studenten im Wintersportort<br />
Sapporo sechs riesige Skulpturen aus<br />
Eis <strong>und</strong> Schnee „schnitzten“. D<strong>am</strong>it begründeten<br />
sie das Sapporo Snow Festival, das seitdem<br />
jährlich stattfi ndet. Seinen Siegeszug um die<br />
Welt schaffte das Eisschnitzen, als die Organisatoren<br />
der Olympischen Winterspiele 1972 in<br />
Sapporo das Eis-Festival mit dem Rahmenprogr<strong>am</strong>m<br />
der Olympischen <strong>Spiel</strong>e verbanden <strong>und</strong><br />
für die beste Eisfi gur auch Medaillen vergaben.<br />
Dies gilt als erste offi zielle Weltmeisterschaft<br />
im Eisschnitzen in dieser „Sportart“.<br />
Seitdem gewinnen Eisfestivals weltweit an Zuspruch.<br />
Im Februar 2002 fand im österreichischen<br />
Graz erstmals eine Weltmeisterschaft<br />
in Europa statt. Mittlerweile gibt es die faszinierenden<br />
Glitzerwelten unter anderem in<br />
Deutschland, Schweden, Finnland, den Niederlanden<br />
<strong>und</strong> Belgien, in der Schweiz, in Russland,<br />
China, Japan, Kanada <strong>und</strong> den USA. Während<br />
Länder mit langen kalten Wintern geographisch<br />
im Vorteil sind, bietet heute moderne Technik<br />
mit Kältemaschinen <strong>und</strong> Thermozelten auch im<br />
vergleichsweise warmen Mitteleuropa gute Voraussetzungen<br />
für Festivals, die vom November<br />
bis zum Februar des folgenden Jahres stattfi nden.<br />
Sensibles Rohmaterial <strong>und</strong> ausgefeilte<br />
Techniken<br />
Die Herstellung von Eisskulpturen birgt durch<br />
die unterschiedlichen Arten von Eis, durch die<br />
Lagerung <strong>und</strong> die Umgebungsbedingungen etliche<br />
Schwierigkeiten. Als Rohmaterial für die<br />
Skulptur dienen Eisblöcke mit hoher Durchsichtigkeit,<br />
die aus sauberem klarem <strong>Wasser</strong> bestehen<br />
<strong>und</strong> sowenig Luftblasen wie möglich beinhalten.<br />
Die umgebende Temperatur beeinfl usst<br />
die Zeit, die dem Künstler für die Fertigstellung<br />
der Skulptur zur Verfügung steht.<br />
Die speziell hergestellten Eisblöcke wiegen teilweise<br />
mehrere Tonnen. Nicht selten werden für<br />
ein einziges Festival r<strong>und</strong> 300.000 kg Eis verarbeitet.<br />
Hinzu kommt manchmal noch dieselbe<br />
Menge an Schnee. Die Eiskünstler gehen mit<br />
grobem Werkzeug wie Kettensägen oder Fräsen<br />
ebenso zu Werk wie mit feinen Spezialmeißeln,<br />
Messern, Spachteln <strong>und</strong> sogar mit Bügeleisen –<br />
wenn es beispielsweise darum geht, Flächen zu<br />
glätten. Selbst Laser kommen zum Einsatz.<br />
Report | 59
Foto: www.eisfi guren.de<br />
Foto: Rhonda Konicki<br />
Licht setzt mystische Gestalten perfekt in Szene. Gegensätze kunstvoll vereint: Feuer <strong>und</strong> Eis.<br />
60 | Report<br />
Skulpturen groß wie Häuser<br />
Eines der bekanntesten Eisskulpturenfestivals<br />
fi ndet im chinesischen Harbin statt. Es hat im<br />
Laufe der Zeit immer mehr an Größe, Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Popularität zugenommen. Das kalte<br />
Klima der Mandschurei verhilft den manchmal<br />
gebäudegroßen Skulpturen zu langer Haltbarkeit.<br />
Weil Chinesen immer schon erfi ndungsreich<br />
<strong>und</strong> feierfreudig waren, gibt es im Winter<br />
sogar ein Fest der gestauchten Knöchel. Das<br />
Vorbild Sapporo ist ebenfalls immer noch ein<br />
Publikumsmagnet. H<strong>und</strong>erte Eisskulpturen zieren<br />
den Odori Park <strong>und</strong> die Hauptstraße in Susukino.<br />
Ob Paläste, Freiheitsstatue oder<br />
Sphinx - hier erreichen die eisigen<br />
Kunstwerke auch schon einmal die<br />
Höhe mehrgeschossiger Gebäude.<br />
In Europa machte vor allem die<br />
Ice-World in Lübeck auf sich<br />
aufmerks<strong>am</strong> - das erste Eisskulpturenfestival<br />
in Deutschland. Es<br />
fand vom 12. Dezember 2003 bis<br />
1. Februar 2004 statt. 2004/2005<br />
war die Ice-World sogar Gastgeberin<br />
der Weltmeisterschaft der Eiskünstler.<br />
Insges<strong>am</strong>t 15 Nationente<strong>am</strong>s<br />
bestehend aus je zwei Künstlern traten<br />
in Lübeck in der Kunst des Eisskulpturenschnitzens<br />
(Carven) gegeneinander<br />
an. Wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />
bedeuteten allerdings zum Ende der<br />
Ice World 2006/2007 das Aus für<br />
diese Veranstaltung.<br />
Weitere Beispiele für Events in<br />
Deutschland sind die jährlich<br />
stattfi ndenden kommerziellen<br />
Eisskulpturenausstellungen<br />
im Centro in Oberhausen <strong>und</strong><br />
Foto: www.eisfi guren.de<br />
Berliner Alexa on Ice. Die Eiskunst wird in einem<br />
eigenen Kühlhaus gefertigt <strong>und</strong> gezeigt.<br />
In ein Wintermärchen verwandeln Künstler die<br />
niederländische <strong>Stadt</strong> Roermond beim - nach<br />
eigenem Bek<strong>und</strong>en des Veranstalters - größten<br />
Eisskulpturenfestival der Welt vom 21. November<br />
2009 bis 28. Februar 2010. R<strong>und</strong> 50 Eiskünstler<br />
aus der ganzen Welt werkeln vorab<br />
drei Wochen lang, um den Figuren den letzten<br />
Schliff zu geben <strong>und</strong> die Illusion einer Welt aus<br />
Eis perfekt zu machen. In dieser Zeit werden aus<br />
1,5 Tonnen schweren Eisblöcken w<strong>und</strong>erschöne<br />
Kunstwerke. Die siebte Ausgabe des Festivals<br />
steht unter dem Motto „Klassische Bücher“.<br />
Bekannte Szenen aus u.a. Gullivers Reisen, Alice<br />
im W<strong>und</strong>erland, Dschungelbuch <strong>und</strong> Dracula<br />
werden so in Eis dargestellt.<br />
Eis <strong>und</strong> Feuer<br />
Der gestalterische Anspruch bei Eisskulpturen<br />
ist heute enorm. Originalität, Proportionen, Details<br />
<strong>und</strong> Oberfl ächenqualität erfordern hohes<br />
Können. Und immer neue Ideen sind gefragt. So<br />
hat der Eisdesigner Horst Birekoven aus Zülpich<br />
bei Köln zwei Elemente miteinander vereint,<br />
die eigentlich nicht zus<strong>am</strong>menpassen: Eis <strong>und</strong><br />
Feuer. Die brennenden Eissäulen sind spektakulär.<br />
Horst Birekoven, der über eine 20 jährige<br />
Erfahrung im Eisschnitzen verfügt, versteht es,<br />
aus seinem faszinierenden Handwerk packende<br />
Show-Events zu machen.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, wenn sich Eisskulpturen großer<br />
Beliebtheit erfreuen. Jetzt ist gerade die richtige<br />
Zeit für den Besuch eines Eisfestivals. Aber<br />
bitte warm anziehen. Denn bei Temperaturen<br />
ab -8 Grad abwärts kann ein R<strong>und</strong>gang durch<br />
die glitzernden Eiswelten eben recht frostig<br />
werden. L.K.
Winter-Highlands<br />
in der Autostadt<br />
Mistelzweige, Dudelsäcke <strong>und</strong> die Weihnachtsbräuche<br />
Schottlands: Die „Winter Highlands“<br />
verwandeln die Lagunenlandschaft der Autostadt<br />
in eine traumhafte Kulisse. Besucher können<br />
die schottische Kultur mit Dudelsackmusik<br />
<strong>und</strong> Haggis, Kilts <strong>und</strong> Tartanmuster kennenlernen.<br />
Wärmende Fackelkörbe <strong>und</strong> weihnachtliche<br />
Lichter erleuchten den Park in feierlichem<br />
Glanz. Eines der Highlights bei den Highlands<br />
ist ein Konzert der legendären schottischen<br />
Band „Simple Minds“. Zum Jahreswechsel dreht<br />
man dann in den Restaurants der Parklandschaft<br />
richtig auf: Mit Feuerwerk <strong>und</strong> großem<br />
T<strong>am</strong>t<strong>am</strong> läutet VW das 10-Jährige Jubiläumsjahr<br />
der Autostadt ein.<br />
Eislauffl äche auf der Lagune<br />
Große <strong>und</strong> kleine Gäste haben bis 31. Januar<br />
täglich die Möglichkeit, über die glitzernde Eisfl<br />
äche zu gleiten <strong>und</strong> sich dabei an dem Anblick<br />
der vier riesigen Adventskerzen zu erfreuen:<br />
den Schornsteinen des benachbarten Kraftwerks.<br />
Aber die Eisfl äche dient auch als Kulisse<br />
hochkarätiger Eiskunstläufe. Weihnachtlich<br />
<strong>und</strong> zauberhaft, diebisch <strong>und</strong> gespenstisch wird<br />
es in der Autostadt, wenn ein Ensemble exzellenter<br />
internationaler Eiskunstläufer klassische<br />
schottische <strong>und</strong> englische Storys tanzend erzählt.<br />
Fahrgastschiff Havelland: Mord an Bord<br />
An die Lagunenlandschaft grenzt der Mittellandkanal<br />
<strong>und</strong> auch hier fi nden Events im Rahmen<br />
der Winter-Highlands statt: An drei Abenden<br />
kreuzt das Fahrgastschiff Havelland – seit<br />
Für die Dezember-Ausgabe suchten wir ausgefallene Weihnachtsmärkte<br />
<strong>und</strong> fanden etwas viel Besseres: die Winter-Highlands in den<br />
Lagunen der Parklandschaft der Autostadt von VW. Diese fi nden in<br />
Wolfsburg vom 28. November 2009 bis 31. Januar 2010 statt – zu<br />
Land <strong>und</strong> zu <strong>Wasser</strong>.<br />
Mai 2009 neu im Park – mit „Mord an Bord“.<br />
Es werden bekannte Schottland-Krimis <strong>und</strong> Gespenstergeschichten<br />
von der Insel vorgelesen.<br />
Wintermarkt <strong>und</strong> Highland Hall<br />
Einzigartig ist der Wintermarkt in der Autostadt,<br />
in dessen Zentrum auch in diesem Jahr<br />
der reich geschmückte über 20 Meter hohe<br />
Weihnachtsbaum steht. Liebevoll eingerichtete<br />
Buden mit Handverlesenem <strong>und</strong> schottischen<br />
Kulinaria laden bis Ende Dezember zum Schlendern<br />
<strong>und</strong> Stöbern ein. Aufwärmen können sich<br />
die Besucher dann noch bis Ende Januar in der<br />
Highland Hall, einer schottisch gestalteten<br />
Winterlounge mit K<strong>am</strong>infeuer <strong>und</strong> Blick über<br />
die Lagune. <strong>Wasser</strong>, Weihnachten <strong>und</strong> Winter –<br />
in Wolfsburg wird das wirklich vorbildlich kombiniert.<br />
D.T.<br />
Eintritsspreise Tageskarte <strong>und</strong> 2-Tageskarte<br />
Erwachsene: 15 Euro/22 Euro<br />
Ermäßigt: 12 Euro/18 Euro<br />
Kinder/Jugendliche: 6 Euro/9 Euro<br />
F<strong>am</strong>ilien: 38 Euro/57 Euro<br />
Foto: www.autostadt.de<br />
Report | 61
Das Konzept der B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 ist außergewöhnlich.<br />
Unter dem Dach „Zeitenwandel“ werden die drei Kernthemen<br />
Natur, Kultur <strong>und</strong> Architektur an drei Orten im <strong>Stadt</strong>gebiet inszeniert:<br />
dem Kurfürstlichen Schloss, dem Blumenhof <strong>am</strong> Deutschen<br />
Eck <strong>und</strong> dem Festungsplateau Ehrenbreitstein. So soll nicht nur eine<br />
weitläufi ge Anlage entstehen, die auch nach der B<strong>und</strong>esgartenschau<br />
die Lebensqualität in Koblenz erhöht. Es sollen auch Orte der Begegnung<br />
wachsen, an denen Menschen unterschiedlicher Herkunft <strong>und</strong><br />
jeden Alters sommerliche Tage genießen.<br />
62 | Report<br />
BUGA 2011 –<br />
Koblenz verwandelt<br />
Nachhaltige Veränderungen<br />
Ein großer Erfolg war die B<strong>und</strong>esgartenschau<br />
2009 in Schwerin. Die erwartete Besucherzahl<br />
von 1,8 Millionen wurde übertroffen. In der<br />
Kasse bleibt ein Millionen-Überschuss. Jetzt<br />
geht es darum, den touristischen Schwung für<br />
die Zukunft zu nutzen. So sollen – zumindest<br />
bis zum 850-jährigen <strong>Stadt</strong>jubiläum 2010 –<br />
mehr Ausstellungs-Highlights erhalten bleiben,<br />
als zunächst geplant. Zudem hat die Landesregierung<br />
angeboten, gemeins<strong>am</strong> ein neues Tourismuskonzept<br />
für <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Umland zu erarbeiten.<br />
Koblenz legt sich derzeit noch mächtig ins<br />
Zeug, um seine BUGA 2011 zu einem nachhaltigen<br />
Erfolg zu machen. Auf einer Fläche von<br />
48 Hektar entsteht das neue grüne Antlitz der<br />
Mittelrheinmetropole. Dort wird die B<strong>und</strong>esgartenschau<br />
Koblenz 2011 allen Gästen aus dem<br />
In- <strong>und</strong> Ausland ein umfassendes <strong>Freizeit</strong>- <strong>und</strong><br />
Kulturangebot präsentieren. Zwei Millionen Besucher<br />
werden erwartet. Ein <strong>am</strong>bitioniertes Ziel,<br />
für das die <strong>Stadt</strong> 28 Millionen Euro aufbringen<br />
wird. Die BUGA 2011 soll daher auch weit mehr<br />
als eine hübsche Ans<strong>am</strong>mlung von Blumenbeeten<br />
sein. Dinge werden realisiert, die schon<br />
lange angedacht sind. Der Schienenhaltepunkt<br />
Mitte, der Zentralplatz, der Schlossvorplatz mit<br />
Öffnung zur Schlossstraße sowie zu den Rheinanlagen.<br />
Selbst Lützel <strong>und</strong> Neuendorf sollen<br />
endlich ihren Hochwasserschutz erhalten. Dafür<br />
verzichtet das Land Rheinland-Pfalz sogar<br />
auf eine Landesgartenschau <strong>und</strong> stellt die Finanzmittel<br />
Koblenz zur Verfügung. Schließlich<br />
geht es nicht nur um die <strong>Stadt</strong> selbst, sondern<br />
um Chancen für die ges<strong>am</strong>te Region.<br />
Tor zum Weltkulturerbe<br />
Das Obere Mittelrheintal, im Norden <strong>und</strong> Süden<br />
durch die Städte Koblenz, Bingen <strong>und</strong> Rüdesheim<br />
begrenzt, fi ndet sich seit Juni 2002 auf<br />
der Liste des UNESCO-Welterbes. Die Landschaft<br />
südlich von Koblenz hat viel zu bieten:<br />
den Wechsel von Tälern <strong>und</strong> Höhen, von <strong>Wasser</strong><br />
<strong>und</strong> Land, die Festungsbauten, die Uferzonen.<br />
Auch die Kommunen fl ussaufwärts bis zum Loreleyfelsen<br />
werden von der BUGA profi tieren.<br />
Da ist es nahe liegend, dass die BUGA 2011
das <strong>Wasser</strong> zu einem wichtigen Thema macht.<br />
Schließlich liegt die Koblenz <strong>am</strong> Zus<strong>am</strong>menfl uss<br />
von Mosel <strong>und</strong> Rhein <strong>und</strong> beherbergt mit dem<br />
Deutschen Eck einen Ort, der mittlerweile auch<br />
zum Symbol für Europa geworden ist. Im Spannungsdreieck<br />
zwischen dem Zus<strong>am</strong>menfl uss<br />
der Gewässer, dem Kurfürstlichen Schloss <strong>und</strong><br />
der Festung Ehrenbreitstein ist die Entwicklung<br />
der Baumaßnahmen schon bestens gediehen,<br />
was sich derzeit noch als Behinderung<br />
der gewohnten Bewegungsfreiheit in der <strong>Stadt</strong><br />
ausdrückt. So ist das Konrad-Adenauer-Ufer in<br />
weiten Bereichen gesperrt. Hauptgr<strong>und</strong> ist die<br />
notwendige Sanierung der Ufermauer in diesem<br />
Bereich. Auch <strong>am</strong> Peter-Altmaier-Ufer entlang<br />
der Mosel haben die Arbeiten zur Umgestaltung<br />
der Promenade begonnen. Die Koblenzer sehen<br />
die zeitweiligen Einschränkungen gelassen.<br />
Denn mit jedem Tag nehmen die Projekte konkretere<br />
Gestalt an.<br />
Drei Landschaften, eine Gartenschau<br />
Das Gelände der B<strong>und</strong>esgartenschau 2011 in<br />
Koblenz erstreckt sich mit den zentralen Flächen<br />
für Ausstellungen <strong>und</strong> Leistungsschauen<br />
vom Kurfürstlichen Schloss über den Blumenhof<br />
zwischen Altstadt <strong>und</strong> Deutschem Eck bis<br />
zur Festung Ehrenbreitstein. Alle drei Bereiche<br />
bleiben über das Jahr 2011 dauerhaft erhalten<br />
<strong>und</strong> bereichern die <strong>Stadt</strong> um attraktive Erholungsfl<br />
ächen. Als besondere Verbindung dient<br />
die spektakuläre Seilbahn zwischen Schloss <strong>und</strong><br />
Festung quer über den Rhein. Diese ist jedoch<br />
nach einem Kompromiss mit der UNESCO als<br />
temporäre Einrichtung konzipiert <strong>und</strong> wird voraussichtlich<br />
etwa 3 Jahre nach der Gartenschau<br />
wieder demontiert.<br />
Kein Tag wie der andere<br />
Die BUGA Koblenz 2011 ist konzipiert als ein<br />
sommerlanges Fest, bei dem jeder Tag zu einem<br />
besonderen Erlebnis wird. R<strong>und</strong> 3.000 Veranstaltungen,<br />
vom Kleinkünstler bis zum Sinfonieorchester,<br />
erwarten die Besucher, zusätzlich<br />
über 20 Ausstellungen in den Blumenhallen <strong>und</strong><br />
wechselnde Thementage in allen Bereichen.<br />
Und auch die kleinen Gäste kommen auf ihre<br />
Kosten: Vom abenteuerlichen Klettergarten auf<br />
der Festung über einen wahrlich königlichen<br />
<strong>Spiel</strong>platz <strong>und</strong> eine Skateranlage <strong>am</strong> Schloss<br />
bis hin zu aufregenden <strong>Wasser</strong>welten <strong>am</strong> Blumenhof<br />
– mit kindgerechten Anlagen ist dafür<br />
gesorgt, dass auch die Jüngsten ihren Besuch<br />
auf der B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 nicht<br />
vergessen werden.<br />
Die ganze F<strong>am</strong>ilie hat bei zahlreichen Mitmachaktionen<br />
<strong>und</strong> Workshops die Möglichkeit,<br />
die B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 mit allen<br />
Sinnen zu erleben. Riechen, schmecken, fühlen<br />
– nur wer die Natur kennt, kann sie verstehen.<br />
Nachdem das „Grüne Klassenzimmer“<br />
sich sowohl auf B<strong>und</strong>es- wie auf Landesgartenschauen<br />
seit Langem etabliert hat, will die<br />
B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 GmbH mit<br />
ihrem „Bunten Klassenzimmer“ noch einen<br />
Schritt weitergehen – über die klassischen Themen<br />
r<strong>und</strong> um Naturk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Biologie hinaus.<br />
2011 sollen Themen wie „Natur“, „<strong>Wasser</strong>“,<br />
„Ges<strong>und</strong>heit“, „Kunst <strong>und</strong> Kultur“, „Technik“<br />
<strong>und</strong> „Global denken – lokal handeln“ auf dem<br />
St<strong>und</strong>enplan stehen. Dies öffnet für viele Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche eine unbekannte Welt vor der<br />
eigenen Haustür. Hier kann experimentiert <strong>und</strong><br />
geforscht werden. Der außerschulische Lernort<br />
ist eine attraktive Ergänzung zum „normalen“<br />
Schulalltag.<br />
Zuschauermagnet Blumenhallen<br />
Während der B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011<br />
bilden die Hallen an der Festung Ehrenbreitstein<br />
einen Anziehungspunkt für Liebhaber der<br />
Blumenkunst. Exotische Pfl anzen, Glanzpunkte<br />
des deutschen Gartenbaus <strong>und</strong> fl oristische<br />
Meisterleistungen werden in den wöchentlich<br />
wechselnden Hallenschauen präsentiert. Alte<br />
Räume – neue Ideen: In den historischen Räumen<br />
der Festung werden prächtige Pfl anzenkreationen<br />
vom Können der Floristen zeugen. Im<br />
Kompetenzzentrum Grün stehen Experten den<br />
Besuchern bei allen Fragen r<strong>und</strong> um Garten <strong>und</strong><br />
Floristik Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />
Bis zur Eröffnung der BUGA Koblenz <strong>am</strong> 15.<br />
April 2011 ist noch viel Zeit. Der Baufortschritt<br />
ist im Plan, alles im grünen Bereich. Bleibt zu<br />
hoffen, dass auch die ehrgeizigen Ziele einer<br />
nachhaltigen Veränderung der ges<strong>am</strong>ten Region<br />
erreicht werden. L.K.<br />
Fotos: B<strong>und</strong>esgartenschau Koblenz 2011 GmbH<br />
Report | 63
Skaterparadies in Stuttgart<br />
Junge Menschen lieben alles, was schnell ist <strong>und</strong> rollt. Besonders<br />
junge Männer. Zum Beispiel Skateboarding. Der Sport hat sich seit<br />
seinen Anfängen in den 70er-Jahren enorm weiter entwickelt, <strong>und</strong><br />
wird dies künftig auch weiter tun. Somit haben sich die Anforderungen<br />
in der Planung einer Skateanlage, die den aktuellen <strong>und</strong> kommenden<br />
Bedürfnissen ihrer Nutzer gerecht wird, erhöht. In Stuttgart<br />
wurde im Mai einer neuer Skatepark eröffnet, von dem man wohl<br />
behaupten kann, dass er zukunftsweisend ist.<br />
Links<br />
» www.mbas.de<br />
Architekt Matthias Bauer<br />
» www.minus-r<strong>am</strong>ps.com<br />
Spezialisten für Skateanlagen<br />
» www.sk8mag.de<br />
Onlinemagazin für Skater<br />
» www.stuttgart.de<br />
<strong>Stadt</strong> Stuttgart<br />
» www.skateboardmuseum.de<br />
64 | Report<br />
Die Skater-Szene stellt laut Ivonne Bemerburg<br />
(www.jugendszenen.com) die größte sportzentrierte<br />
Jugendszene in Deutschland dar. Neben<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen skaten aber auch<br />
viele junge <strong>und</strong> jung gebliebene Erwachsene.<br />
Einer davon skatet sogar im Rollstuhl: Auf<br />
Youtube <strong>und</strong> bei Wettkämpfen in den USA <strong>und</strong><br />
Europa beeindruckt der gehbehinderte Teenager<br />
Aaron Fotheringh<strong>am</strong> aus Las Vegas. Er<br />
nennt seine Stunts „Hardcore Sittung“. Skateparks<br />
sind ein bedeutender Ort für die soziale<br />
<strong>und</strong> körperliche Entwicklung von überwiegend<br />
männlichen jungen Menschen. Mädchen spielten<br />
bisher eher eine Rolle als Zuschauerin, <strong>und</strong><br />
genießen die Show, wenn die Jungs ihre Tricks<br />
üben. Immer öfter aber fi ndet man inzwischen<br />
auch aktive Mädchen. Allerorts werden Halfpipes,<br />
R<strong>am</strong>pen <strong>und</strong> Skateparks gebaut, wird in<br />
Kellern <strong>und</strong> unter Brücken geübt oder auf der<br />
öffentlichen Freifl äche gesurft. Unscheinbare<br />
Plätze, Stufen, Ecken <strong>und</strong> Mauern werden zu<br />
<strong>Spiel</strong>fl äche umgedeutet – das hat schon eine<br />
Menge von Kunst. Ob Streetskaten (in der<br />
<strong>Stadt</strong>), Bowlskaten (in einem r<strong>und</strong>en Pool) oder<br />
Halfpipeskaten (in einer Halbröhre): Skaten ist<br />
Foto: MBA/S<br />
kunstvoller Leistungssport, in dem Präzision<br />
<strong>und</strong> Meisterschaft in den zu „stehenden“ Tricks<br />
mit N<strong>am</strong>en wie „Flip“, „Ollie“ oder „Grinds“ nur<br />
durch beständiges Üben erreicht werden kann.<br />
Bis ein Trick sitzt, können Wochen <strong>und</strong> Monate<br />
vergehen. Wer skatet, hängt also keinesfalls auf<br />
der Straße herum, sondern übt hochdiszipliniert<br />
Dinge, die nicht jeder kann. Ein gutes Gefühl für<br />
Jungen <strong>und</strong> junge Männer, die ihren Platz in der<br />
Gesellschaft suchen. Stuttgart gilt als eine der<br />
deutschen Hochburgen, hier gibt es sogar ein<br />
Skateboardmuseum (www.skateboardmuseum.<br />
de) mit Kursen für Kids. Aus Stuttgart st<strong>am</strong>mt<br />
auch Matthias Bauer, ehemaliger Europ<strong>am</strong>eister<br />
<strong>und</strong> Vizeweltmeister auf dem Skateboard.<br />
Er fi nanzierte sich sein Studium mit dem Rollbrett.<br />
Inzwischen ist er 46 Jahre <strong>und</strong> skatet immer<br />
noch – aber vor allem plant er als Architekt<br />
weltweit Museen, öffentliche Gebäude, Bildungsstätten<br />
<strong>und</strong> jetzt auch seine erste Skateranlage:<br />
Die im Mai eingeweihte Spritzgussanlage<br />
<strong>am</strong> Pragfriedhof in Stuttgart. D<strong>am</strong>it erfüllte<br />
er sich einen Traum. Und den Skatern auch, die<br />
sich in Blogeinträgen begeistert äußern.<br />
Zuschüsse aus dem B<strong>und</strong>-Länder-<br />
Sanierungsprogr<strong>am</strong>m<br />
Die <strong>Stadt</strong> hat den Skatepark als Teil einer neuen<br />
Mehrgenerationenanlage errichtet. Technikbürgermeister<br />
Thürnau erklärte bei der Eröffnung:<br />
„Entlang des Pragfriedhofes ist ein Grünzug<br />
entstanden, der Platz für verschiedene Sportarten<br />
lässt. Allein die Skateranlage bietet auf<br />
r<strong>und</strong> 1.000 Quadratmetern Möglichkeiten zum<br />
Skaten. Der Stuttgarter Norden gewinnt dadurch<br />
an Attraktivität.“
Hinzu kommen ein Bolzplatz <strong>und</strong> ein Beachvolleyballfeld<br />
mit jeweils r<strong>und</strong> 200 Quadratmetern.<br />
Außerdem wurden auf r<strong>und</strong> 3.000 Quadratmetern<br />
Wiesen <strong>und</strong> Rasen geschaffen.<br />
Bereits 1999 entstand die Idee, im Rahmen<br />
der Einrichtung einer Wege- <strong>und</strong> Grünverbindung<br />
zwischen den Stuttgart 21-Teilgebieten<br />
C1 <strong>und</strong> A1 eine Anlage für Skater <strong>und</strong> Inliner<br />
einzurichten. Nachdem die Israelitische Religionsgemeinschaft<br />
Württembergs (IRGW)<br />
zugestimmt hatte, in der Nachbarschaft zum<br />
historischen jüdischen Teil des Pragfriedhofs<br />
zu bauen, konnten die Planungen fortgeführt<br />
werden. Bei Probegrabungen wurde eine bis zu<br />
11 Meter hohe Auffüllung von Müll <strong>und</strong> Kriegsschutt<br />
im Untergr<strong>und</strong> festgestellt, sodass die<br />
zeitlichen <strong>und</strong> fi nanziellen Planungen entsprechend<br />
angepasst werden mussten. Im Frühjahr<br />
2008 begannen die Erdarbeiten <strong>und</strong> im Sommer<br />
die Betonarbeiten an der Skateanlage. Ab dem<br />
Winter 2008 wurden die Landschaftsbauarbeiten<br />
durchgeführt. Insges<strong>am</strong>t wurden r<strong>und</strong><br />
1.300 Kubikmeter Boden ausgehoben, davon<br />
wurde mehr als die Hälfte wieder im Bereich<br />
des Baufelds verwendet.<br />
Der Skatepark hat ca. 450.000 Euro gekostet<br />
(Bereich Bowl-Area <strong>und</strong> Plaza mit insges<strong>am</strong>t<br />
1.000 Quadratmetern). Laut Matthias Bauer<br />
wird der eingesetzte kommunale Euro nirgendwo<br />
so stark genutzt wie bei Skateparks. Die<br />
Kosten für den Bau der Ges<strong>am</strong>tanlage beliefen<br />
sich auf r<strong>und</strong> 1,7 Millionen Euro. B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land<br />
bezuschussten im Rahmen des B<strong>und</strong>-Länder-<br />
Sanierungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprogr<strong>am</strong>ms (SEP)<br />
die Umgestaltung mit 961.200 Euro, wie das<br />
zuständige Amt für <strong>Stadt</strong>erneuerung mitteilte.<br />
„Wir haben den ehemaligen Skateboard-Vizeweltmeister<br />
<strong>und</strong> heutigen Architekten Matthias<br />
Bauer mit der Planung beauftragt <strong>und</strong> diese<br />
dann mit der Skatergemeinde <strong>und</strong> dem Jugendrat<br />
Stuttgart-Nord besprochen. Die Anlage ist<br />
sozusagen von Skatern für Skater gemacht“, so<br />
Thürnau. Skater können auf einer 500 Quadratmeter<br />
großen Ebene, einer so genannten „Flat“,<br />
rollen oder in ein Becken mit abger<strong>und</strong>eten<br />
Ecken fahren. Diese so genannte „Bowl“ umfasst<br />
r<strong>und</strong> 450 Quadratmeter.<br />
Ortseinbau mit Spritzgussbeton für<br />
fugenfreies Fahrvergnügen<br />
Für die Errichtung einer solchen Anlage gibt<br />
es mehrere Möglichkeiten: Fertigelemente aus<br />
Beton oder als Holzkonstruktion mit Kunststoff<br />
oder Ortseinbau mit Spritzbeton. Welche<br />
Bauart die Richtige ist, ist eine Frage des Nut-<br />
zungsprofi ls, der Erfahrungen des Planers, der<br />
Beschaffenheit des Untergr<strong>und</strong>es <strong>und</strong> vielleicht<br />
auch ein wenig Philosophie. Matthias Bauer jedenfalls<br />
schwört auf Ortseinbau mit Spritzbeton.<br />
„In meinen Augen sind die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
der Skater bei Fertigteilanlagen<br />
schnell ausgereizt. Und da sich Skater oft über<br />
Jahre oder Jahrzehnte mit dem Sport befassen,<br />
brauchen sie reizvolle Umgebungen <strong>und</strong> Bahngeometrien,<br />
die sie herausfordern.“ Erklärt er.<br />
„Skateparks erfüllen eine enorm wichtige Funktion für das<br />
soziale Leben in einer <strong>Stadt</strong>, da man hier Wesentliches für´s<br />
Leben lernt: Disziplin, Rücksicht, Te<strong>am</strong>geist, Verantwortung<br />
für den eigenen Körper <strong>und</strong> die Sicherheit der anderen.“<br />
Matthias Bauer, Architekt <strong>und</strong> Fachplaner für Skateanlagen<br />
„Die großen Entwicklungsmöglichkeiten der<br />
Stuttgarter Anlage sind vor allem darin begründet,<br />
dass bei Ortseinbau besondere dyn<strong>am</strong>ische<br />
3-D-Geometrien geschaffen werden können.<br />
In Deutschland hat München eine Vorreiterrolle.<br />
Dort baut man nur noch solche Anlagen<br />
<strong>und</strong> weltweit ist es die von Skatern bevorzugte<br />
<strong>und</strong> nachhaltigste Bauweise“ Neben der Bauart<br />
ist bei der Planung auch die Form zu bedenken:<br />
Der Vorteil einer Bowlanlage gegenüber<br />
den gängigen Halfpipes ist, dass die Kurve für<br />
den Skater keine Konstante darstellt, sondern<br />
er durch die auf zwei Ebenen verteilten Radien<br />
ständig wechselnde freie Formen fahren kann.<br />
Dies setzt einen völlig fugenfreien Pool voraus,<br />
Foto: MBA/S<br />
Report | 65
Die große Bowl ermöglicht durch ihre variantenreiche Ausformung sehr unterschiedliche Kurvenradien<br />
<strong>und</strong> große Entwicklungsmöglichkeiten. Eine solche Anlage wird Skatern nie langweilig.<br />
Skatepark <strong>am</strong><br />
Pragfriedhof, Stuttgart<br />
Bowl: 446 m2 (eben<br />
gemessen)<br />
Plaza: 548 m2 Erweiterungsfl äche<br />
Treff: 365 m 2<br />
Vorbereich: 44 m 2<br />
Ges<strong>am</strong>tfl äche: 1.403 m 2<br />
Auftraggeber:<br />
<strong>Stadt</strong> Stuttgart<br />
Architekt <strong>und</strong> Fachplaner<br />
für Skateparks:<br />
MBA/S Matthias Bauer<br />
Statiker:<br />
Khing Knippers Helbig<br />
Bauunternehmen:<br />
Schmück GmbH + Co KG<br />
mit Firma Minus-R<strong>am</strong>ps<br />
Stahlbau Zaunanlage:<br />
Schlosserei Resch<br />
Bauzeit: 6 Monate<br />
Eröffnung Mai 2009<br />
66 | Report<br />
der im Stuttgarter Fall von Matthias Bauer bzw.<br />
seinen Fachleuten mit Spritzguss ausgeformt<br />
wurde. Zu den von Kritikern gerne vorgebrachten<br />
Bedenken wegen möglicher Rissbildung erklärt<br />
der Architekt: „Die Gefahr der Rissbildung<br />
wird hochgespielt. Stahlbeton muss mikroskopisch<br />
reißen. Die Kunst im Betonbau ist es ja<br />
gerade, die Rissbreitenbeschränkung zu steuern<br />
<strong>und</strong> einzuplanen. Oberfl ächenqualität <strong>und</strong><br />
geringe Rissbreiten zu erzielen, ist der Job des<br />
Betonbauers.“<br />
Ist die Risikosportart ein Risiko für die<br />
Kommune?<br />
Stürze gehören zu diesem Sport dazu – genau<br />
wie beim Fußball <strong>und</strong> Handball. Immer dort, wo<br />
Jungs an ihre körperlichen Grenzen gehen, gibt<br />
es blaue Flecken, das ist ein Teil ihrer Entwicklungsgeschichte<br />
als Mann. Innerhalb der Community<br />
hilft man sich, d<strong>am</strong>it es möglichst nicht<br />
zu ernsteren Verletzungen kommt: Erfahrene<br />
helfen Neulingen, Anfänger orientieren sich an<br />
älteren Vorbildern. Skater sind lose vernetzt,<br />
<strong>und</strong> pfl egen einen kooperativen Umgang, es<br />
fi ndet auch eine soziale Kontrolle statt. Wenn<br />
sich ein Anfänger allzu sehr überschätzt, wird<br />
er oft von Erfahrenen zurückgepfi ffen. Abgesehen<br />
vom persönlichen Risikoverhalten gilt zur<br />
Sicherheit der Skateanlagen die 2006 veröffentlichte<br />
DIN EN 14974 „Anlagen für Benutzer<br />
von Rollsportgeräten – sicherheitstechnische<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Prüfverfahren“. Diese europäische<br />
Norm legt die allgemeinen <strong>und</strong> besonderen<br />
Anforderungen <strong>und</strong> Prüfverfahren<br />
für Anlagen fest, die in unbeaufsichtigten Bereichen<br />
von Inline-Skatern, Rollschuh-Fahrern,<br />
Skateboardern oder ähnlichen Rollsportanhängern<br />
sowie BMX-Begeisterten benutzt werden.<br />
Ist die Anlage entsprechend auf dem neusten<br />
Foto: Axel Görger<br />
Foto: STZ<br />
Ehemaliger Vize-Weltmeister im Skateboarding:<br />
Dipl.-Ing. Freier Architekt Matthias Bauer BDA<br />
Stand, muss sich die Kommune keine größeren<br />
Sorgen um Haftungsfragen machen, als bei einem<br />
Fußballfeld.<br />
Der Standortfrage ist sehr wichtig für<br />
die Akzeptanz<br />
Lärm gehört allerdings auch zu diesem Sport,<br />
deshalb empfi ehlt es sich, in der Planungsphase<br />
nicht nur die Skater, sondern auch die Anwohner<br />
mit einzubeziehen. Die Standortfrage ist<br />
entscheidend für die spätere Akzeptanz durch<br />
Nutzer <strong>und</strong> Anwohner. Für die Skater sollte sie<br />
gut erreichbar sein, für die Anwohner möglichst<br />
weit draußen. Ein Dilemma. Alle Skateanlagen<br />
aus der <strong>Stadt</strong> zu verbannen hält Matthias Bauer<br />
für keine Lösung, da sie wichtige soziale Funktionen<br />
erfüllt <strong>und</strong> sowohl für Jüngere als auch<br />
Ältere gut <strong>und</strong> vor allem sicher mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erreichbar sein sollte. Die jüngeren<br />
Nutzer sind etwa 10 Jahre alt. Öffnungszeiten<br />
<strong>und</strong> Lärmemissionsgutachten können<br />
helfen, eine verbindliche Toleranzschwelle für<br />
die Kompromisszone festzulegen. So einigte<br />
man sich in Stuttgart auf Mittagsruhe <strong>und</strong> Öffnungszeiten<br />
bis 20 Uhr, die in der Praxis wohl<br />
nicht immer leicht einzuhalten sind, was schon<br />
mal zu Konfl ikten mit Anwohnern führt. Aber<br />
– dieses Thema ist nicht Skatepark-spezifi sch.<br />
Gibt es nicht immer irgendwo jemand, der sich<br />
beschwert? Ob Außenterrasse einer Gastronomie,<br />
Open-Air-Konzert, Bürgerfest im Park,<br />
Kinderspielplatz oder Skatepark – es ist immer<br />
schade, wenn einzelne Anwohner das gesellige<br />
Beis<strong>am</strong>mensein größerer Gruppen von <strong>Stadt</strong>bewohnern<br />
verhindern wollen. Erst recht, wenn es<br />
dabei um junge Menschen geht, die sich ehrgeizig<br />
ihren Zielen in ihrem Sport verschrieben<br />
haben. D.T.
Was Skater brauchen?<br />
Das wissen sie selbst <strong>am</strong> Besten<br />
Ingo Naschold aus Münster ist einer, der weiß, was Skater brauchen: Mit seinem<br />
Fachplanungsbüro für Skateparks unterstützt er Kommunen bei der Konzeption<br />
<strong>und</strong> führt Workshops durch, um die Zielgruppen mit einzubeziehen. Sein aktuelles<br />
Projekt ist der Skatepark für die Landesgartenschau Hemer, die 2010 eröffnet wird.<br />
Dagmar Thiemann befragte ihn nach seinen Erfahrungen <strong>und</strong> Empfehlungen.<br />
FreeLounge: Wie k<strong>am</strong>en Sie vom aktiven Skaten<br />
zur Anlagenplanung?<br />
Ingo Naschold: Vor ca. 5 Jahren bin ich zu einem<br />
Skatepark-Opening eingeladen worden bei<br />
dem ich mit dem te<strong>am</strong>.titus eine Show gefahren<br />
bin. Die Gestaltung des Parks hat mir nicht<br />
gefallen <strong>und</strong> ich habe eine lange Mail an den<br />
Hersteller geschrieben, der für die Planung<br />
verantwortlich war. Der hat sich der konstruktiven<br />
Kritik angenommen <strong>und</strong> ermöglichte<br />
mir, bei einigen Planungen mitzuwirken. Für<br />
die Planungen habe ich mir mit der Zeit das<br />
bautechnische Fachwissen angeeignet <strong>und</strong> das<br />
fahrtechnische hatte ich ja bereits. Dann bot<br />
sich für mich die Gelegenheit, mich selbstständig<br />
zu machen. Seit 4 Jahren betreibe ich mit<br />
DSGN-concepts ein eigenes Fachplanungsbüro<br />
r<strong>und</strong> um das Thema Skatepark. Wir konzeptionieren<br />
<strong>und</strong> planen, führen Skateboardwettbewerbe<br />
<strong>und</strong> Shows durch <strong>und</strong> alles, was einem<br />
die nächste Herausforderung bietet.<br />
FreeLounge: Warum ist der eigene Bezug zum<br />
Sport selbst bei der Planung so wichtig?<br />
Ingo Naschold: Gerade fahrtechnisches Fachwissen<br />
ist bei einer Skateparkplanung unbedingte<br />
Voraussetzung. Und das bei jeglicher<br />
Größenordnung! Ich fahre seit ca 20 Jahren<br />
Skateboard, davon waren ca. 10 Jahre auf<br />
professioneller Ebene, wo ich regelmäßig an<br />
der deutschen Meisterschaft <strong>und</strong> auch bei der<br />
Europa- <strong>und</strong> Weltmeisterschaft teilgenommen<br />
habe. Meine Aktivität ist heute nicht mehr so<br />
regelmäßig, aber ich freue mich jedes Mal, selber<br />
über den Beton fahren zu können. Um einen<br />
guten Skatepark zu planen, muss man ein<br />
gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben,<br />
den Park in Gedanken skaten können <strong>und</strong><br />
hierbei die unterschiedlichsten Fußstellungen,<br />
Foto: Landesgartenschau Hemer 2010<br />
Report | 67
Foto: Landesgartenschau Hemer 2010<br />
Die Skateanlage im Streetplaza-Style wird im April 2010 mit der Landesgartenschau Hemer eröffnet.<br />
Skatepark Landesgartenschau<br />
Hemer<br />
Ges<strong>am</strong>tfl äche: 2.000 m 2<br />
Bauherr:<br />
Landesgartenschau Hemer<br />
2010<br />
Planungsbüro:<br />
Geskes & Hack Landschaftsarchitekten,<br />
Berlin<br />
Fachplaner für Skatepark:<br />
DSGN-concepts, Münster<br />
Bauunternehmen:<br />
Boymann GmbH & Co KG,<br />
Glandorf<br />
Planungs- & Bauzeit:<br />
ca. 1 Jahr<br />
Eröffnung April 2010<br />
68 | Report<br />
Fahrtrichtungen, möglichen Tricks <strong>und</strong> Trickkombinationen<br />
beachten. So etwas kann nur<br />
jemand, der Skateboard fährt.<br />
FreeLounge: Wie viele Skate-Projekte haben<br />
Sie schon realisiert?<br />
Ingo Naschold: Geschätzt sind es vielleicht<br />
50 Planungen, die ich zu Papier gebracht habe<br />
<strong>und</strong> die in die unterschiedlichsten Richtungen<br />
gingen. Von der fahrtechnischen Überarbeitung<br />
eines Indoor-Pools aus Holz über kleine<br />
R<strong>am</strong>penzus<strong>am</strong>menstellungen für ein Jugendzentrum<br />
bis zum landschaftlich eingebetteten<br />
Outdoor-Betonpark.<br />
FreeLounge: Aktuell arbeiten Sie an dem Skatepark<br />
für die Landesgartenschau in Hemer.<br />
Wie können wir uns die Anlage vorstellen?<br />
Ingo Naschold: Der Skatepark ist bereits fertiggestellt,<br />
darf aber erst nach der Eröffnung <strong>am</strong><br />
17. April 2010 offi ziell beskatet werden. Hier<br />
hatte man als Ausgangslage eine 2.000 Quadratmeter<br />
große Fläche mit einer organischen<br />
Platzform, die mit einem Höhenunterschied von<br />
sechs Metern im Hang gelegen ist. Aus einem<br />
Planungsworkshop mit jugendlichen zukünftigen<br />
Nutzern wusste man, welche Art von Skatepark<br />
es werden sollte. Vor Ort gibt es viele<br />
Street-Skater <strong>und</strong> die wollten urbane Elemente<br />
wie Treppenstufen, Sitzblöcke usw. Aber ein<br />
Großteil der Skater fährt auch gerne R<strong>und</strong>ungen,<br />
so genannte Transitions. Man wollte einen<br />
Old-School-Pool, wie man ihn in den 70er<br />
Jahren in Kalifornien gefahren ist. Dort hat d<strong>am</strong>als<br />
das Poolskaten in den Backyard-Pools der<br />
Wohnhäuser das Skateboardfahren revolutioniert.<br />
Dazu war es allen wichtig, für Anfänger<br />
einen eigenen Bereich zu schaffen, d<strong>am</strong>it die<br />
dort ungestört üben können, um später mit den<br />
Fortgeschrittenen in der großen Anlage fahren<br />
zu können. Im Konzept des Parks sollten die<br />
R<strong>am</strong>pen zudem in die Landschaft eingebettet<br />
werden, um dabei Freifl ächen zu schaffen, die<br />
landschaftsarchitektonisch beplant werden<br />
sollten. Eine große Schwierigkeit war hier die<br />
Hanglage mit dem großen Höhenunterschied.<br />
Realisiert wurde ein Streetplaza-Park mit verschiedensten<br />
Elementen aus dem urbanen<br />
Raum, die sich auf mehreren Ebenen im Park<br />
verteilen. Im schmalen <strong>und</strong> <strong>am</strong> tiefst gelegenen<br />
Teil ist eine 400-Quadratmeter-Fläche, in der<br />
man sich als Anfänger an einfachen R<strong>am</strong>pen<br />
versuchen kann, <strong>und</strong> im Mittelteil des größeren<br />
Bereichs ist ein Kidney-Pool. Der Starter-Place<br />
ist von dem großen Streetbereich getrennt <strong>und</strong><br />
der Pool ist in die große Streetfl äche integriert.<br />
Das Büro Geskes & Hack aus Berlin hat als Ges<strong>am</strong>tplaner<br />
der Landesgartenschau die Skateparkeinbindung<br />
<strong>und</strong> die Freifl ächen konzeptionell<br />
geplant <strong>und</strong> hier das Thema Pfl anzen <strong>und</strong><br />
Felsen aufgegriffen, da der Skatepark im Bereich<br />
des Hemeraner Felsenmeers gelegen ist.<br />
FreeLounge: Welche Bedeutung wird der Skatepark<br />
in Hemer nach Ihrer Einschätzung erlangen?<br />
Ingo Naschold: Dieser Skatepark ist in seiner<br />
kombinierten Gestaltung aus Fertigteil-<br />
Betonr<strong>am</strong>pen mit Pfl anzen, Bäumen, Felsen,<br />
einem eigenständigen Starter Place <strong>und</strong> einem<br />
Kidneypool bislang einmalig in Deutschland,<br />
vielleicht sogar in Europa. Es ist einfach ein<br />
traumhaftes Ambiente, in einem Waldstück <strong>am</strong><br />
Hang mit Blick über Hemer in einer natürlich<br />
gestalteten Landschaft zu skaten. Ganz besonders<br />
freut <strong>und</strong> ehrt mich, das der Skatepark in<br />
2010 ein Tourstop der deutschen Skateboard<br />
Meisterschaftsserie(C.O.S. Cup) sein wird. Hier
Foto: Ludger A<strong>und</strong>rup<br />
Street-Skater nutzen Elemente des urbanen<br />
Freiraums für ihre Tricks. Hier: Ingo Naschold<br />
macht den „Ollie“.<br />
kommen vom 13. bis 15. August 2010 die Top<br />
Skateboarder aus Deutschland zus<strong>am</strong>men <strong>und</strong><br />
werden den Park aufs Härteste zur Probe stellen.<br />
FreeLounge: Erwarten Sie Probleme mit Anwohnern<br />
durch den künftigen Lärm?<br />
Ingo Naschold: Beim Beispiel Hemer hat man<br />
überhaupt keine Probleme mit dem Thema<br />
Lärm da der Park in einer Wald- <strong>und</strong> Felsenlandschaft<br />
integriert ist. Da gibt es keine Anwohner.<br />
Jedoch ist das Thema Lärm ein ganz<br />
wichtiger Punkt bei der Standortsuche, der zu<br />
prüfen ist. Skateboardfahren erzeugt „Lärm“,<br />
aber ein Skatepark sollte je nach Situation auch<br />
innerhalb einer Wohnsiedlung möglich sein.<br />
Wie im Beispiel „H<strong>am</strong>burg Fruchtallee“, wo die<br />
Anwohner eines angrenzenden Altenheims, im<br />
Hinblick auf die Integration von Alt <strong>und</strong> Jung,<br />
ausdrücklich für den nahen Bau der Skateboardanlage<br />
waren. Auf gar keinen Fall sollte eine<br />
Anlage in die hinterste Ecke der Gemeinde gebaut<br />
werden. Soziale Kontakte <strong>und</strong> logistische<br />
Anbindung sind wichtige Punkte bei der Standortsuche.<br />
FreeLounge: Was würden Sie Kommunen ganz<br />
allgemein empfehlen zu beachten, wenn sie<br />
eine Skateanlage installieren möchten?<br />
Ingo Naschold: Eigentlich gibt es da nur wenige<br />
Punkte zu beachten, aber genau diese<br />
werden oft missachtet. Ganz wichtig ist es, die<br />
Wünsche <strong>und</strong> Vorlieben der lokalen Szene mit<br />
in die Planung einfl ießen zu lassen. Dies kann<br />
man mit einem Beteiligungsverfahren oder<br />
einen Workshop machen, bei dem sich die Jugendlichen<br />
einbringen können. Aber genau hier<br />
fängt die Problematik an. So eine Veranstaltung<br />
muss geleitet <strong>und</strong> geführt werden von jeman-<br />
den, der sich mit Skateparks bzw. der Planung<br />
eines Skateparks auskennt oder sich zumindest<br />
ausgiebig d<strong>am</strong>it beschäftigt hat <strong>und</strong> weiß, wovon<br />
er redet. Nur dann hat er die nötige Kompetenz<br />
für die Planung <strong>und</strong> Akzeptanz bei den<br />
Jugendlichen. Dies sollte von einem Fachplaner<br />
oder einem angesehenen <strong>und</strong> sehr erfahrenen<br />
Skater aus der <strong>Stadt</strong> gemacht werden. In manchen<br />
Städten gibt es auch Vereine, Skatehallen<br />
oder Skateshops, die man einbinden sollte. Oft<br />
werden den Skatern in solchen Workshops Kataloge<br />
vorgelegt, aus denen sie sich was aussuchen<br />
sollen. Die Wahl fällt oft auf optisch<br />
spektakuläre Produkte. Aber ist es wirklich<br />
das, was die eigentlich wollen <strong>und</strong> brauchen?<br />
Das herauszuarbeiten sollte das Ziel bei einem<br />
nachhaltig sinnvollen Workshop sein.<br />
FreeLounge: Der kommunale Entscheider hat<br />
oft nicht die Zeit, sich groß in das Thema einzuarbeiten<br />
<strong>und</strong> braucht eine einfache Lösung.<br />
Was halten Sie von Fertigteilen aus dem Katalog,<br />
die schnell bestellt <strong>und</strong> schnell aufgestellt<br />
sind?<br />
Ingo Naschold: Es gibt einige gute Produkte<br />
<strong>und</strong> Hersteller mit denen ich bei Bedarf arbeite.<br />
Es gibt aber auch einige <strong>Spiel</strong>gerätehersteller,<br />
die zusätzlich zur Ihrer Kernkompetenz Skate-<br />
R<strong>am</strong>pen anbieten <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong> die Planung<br />
kostenlos anbieten, womöglich auch noch den<br />
Workshop durchführen <strong>und</strong> dabei den Jugendlichen<br />
das umsatzstärkste Design verkaufen.<br />
Diese Leute wissen, wie man verkauft, aber wissen<br />
die auch, was sie verkaufen? Für den Laien<br />
sieht ein Skatepark einfach aus – denn es gibt<br />
nur Geraden, R<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Quader in unterschiedlichsten<br />
Breiten, Höhen <strong>und</strong> Längen.<br />
Skateboardfahrer haben jedoch eine Fachsprache<br />
die man verstehen <strong>und</strong> deuten muss, um<br />
bei einer Planung festzustellen, WAS man aufstellt<br />
<strong>und</strong> WIE man es aufstellt. Ein wichtiger<br />
Faktor bei der Auswahl einer R<strong>am</strong>pe sind die<br />
Fahreigenschaften, die meist bei solchen Herstellern,<br />
die sich mit dem Thema Skate-R<strong>am</strong>pen<br />
nur nebenbei beschäftigen, zu kurz kommen.<br />
Das fängt schon bei der Materialwahl an. Reine<br />
Kunststoffbeläge sind ein No-go! Wenn man<br />
nicht weiß, wie man eine R<strong>am</strong>pe skatet, kann<br />
man auch nicht wissen, wie man eine baut, geschweige<br />
denn wie man einen Skatepark plant.<br />
FreeLounge: Was brauchen Skater, um eine<br />
Anlage gerne zu nutzen?<br />
Ingo Naschold: Um später hohe Nutzerzahlen<br />
aufzuweisen, muss die Anlage den heutigen<br />
Report | 69
Foto: Alex Schneider<br />
Ingo Naschold plante die Anlage<br />
in Hemer.<br />
„Um einen guten Skatepark<br />
zu planen, muss man ein<br />
gutes räumliches Vorstellungsvermögen<br />
haben, den<br />
Park in Gedanken skaten<br />
können <strong>und</strong> hierbei die unterschiedlichstenFußstellungen,<br />
Fahrtrichtungen,<br />
möglichen Tricks <strong>und</strong><br />
Trickkombinationen<br />
beachten. So etwas kann<br />
nur jemand, der Skateboard<br />
fährt.“<br />
Ingo Naschold, DSGN-concepts, Münster<br />
70 | Report<br />
Foto: Thomas Gentsch<br />
Skaten im Streetstyle: Hier nutzt er ein urbanes Elemente auf einem <strong>Spiel</strong>platz in Bochum.<br />
Ansprüchen entsprechen <strong>und</strong> mit der Szene gemeins<strong>am</strong><br />
geplant werden. Es kommt nicht auf<br />
die Höhe oder Anzahl, sondern auf die Auswahl,<br />
Anordnung <strong>und</strong> Gestaltung an. Ein wichtiger<br />
Punkt bei der Gestaltung ist die Umgebung, da<br />
ein Skatepark nicht nur ein Raum für die Nutzung<br />
von Rollsportgeräten ist, sondern auch ein<br />
Treffpunkt mit langen Aufenthaltzeiten. Was<br />
ein Skatepark an Elementen aber auf jeden Fall<br />
enthalten sollte, ist ein Flatrail, ein Curb <strong>und</strong><br />
ein Wheelietable. Dies sind die drei einfachsten<br />
<strong>und</strong> <strong>am</strong> häufi gsten genutzten Elemente <strong>und</strong><br />
helfen einem sehr gut bei der Verbesserung des<br />
Boardgefühls <strong>und</strong> dem Gleichgewichtssinn.<br />
FreeLounge: Wie schätzen Sie den kommunalen<br />
Bedarf an Skate-Anlagen ein?<br />
Ingo Naschold: Wie viele Skater es in Deutschland<br />
gibt, ist leider sehr schwierig herausfi nden.<br />
Anhand von Verkaufszahlen der Skateboards<br />
ist es nicht möglich, da die Verkaufskanäle zu<br />
verstreut sind. Skateboardfahren ist auch kein<br />
Vereinssport, wo man anhand der Mitglieder<br />
eine Anzahl feststellen kann. Es gibt Vereine in<br />
denen sich Skateboarding in Deutschland organisiert,<br />
jedoch sind dort nicht alle Mitglied,<br />
die ein Skateboard besitzen. Man kann jedoch<br />
sagen, dass fast jeder Jugendliche zwischen 10<br />
<strong>und</strong> 20 Jahren ein Skateboard, Inline-Skates<br />
oder ein BMX-Rad im Keller hat. Ergänzend<br />
dazu ist die Skater-Szene die größte, sportzentrierte<br />
Jugendszene in Deutschland. Man schätzt<br />
die Anzahl auf ca. 2.500.000 Skateboardfahrer,<br />
wovon ca. 300.000 täglich skaten gehen. Eine<br />
solch große Anzahl von aktiven Sportlern brauchen<br />
Ihren Raum, um sich zu bewegen <strong>und</strong> zu<br />
entwickeln. Skateboardfahrer gibt es überall<br />
<strong>und</strong> deshalb sollte jede <strong>Stadt</strong> einen Skatepark<br />
in bedarfsgerechter Größe haben.<br />
FreeLounge: Skater sind meistens männlich, ist<br />
Skateboarding auch was für Mädchen?<br />
Ingo Naschold: Man kann sehen, dass der<br />
Mädchenanteil im Skateboarding immer größer<br />
wird. Und auch dieser Anteil ist sehr schwierig<br />
zu schätzen, aber ich vermute es um die 5%.<br />
Viele Mädchen trauen sich leider noch nicht,<br />
weil man ihnen beim Skaten zusieht, was sie<br />
verunsichert. Das hat sich aber in den letzten<br />
5 Jahren stark verändert <strong>und</strong> man sieht immer<br />
mehr auf dem Board <strong>und</strong> nicht nur das Board in<br />
der Hand. Ein Indikator ist auch, dass es immer<br />
mehr Produkte für Mädchen gibt, die sich für<br />
das Skaten begeistern. So gibt es inzwischen<br />
Skateboard- <strong>und</strong> Textilfi rmen, die sich auf Produkte<br />
für Mädchen spezialisiert haben. Natürlich<br />
werden solche Firmen auch von skatenden<br />
Mädchen bzw. Frauen geführt.<br />
FreeLounge: Ein pinkfarbenes Skateboard mit<br />
dem Logo der Rapperin Kitty Kat auf der Fläche?<br />
Das würde mir auch gefallen. Danke für<br />
das Interview.<br />
Das Interview führte Dagmar Thiemann<br />
Links<br />
» www.landesgartenschau-hemer.de<br />
» www.dsgn-concepts.de<br />
» www.geskes-hack.de<br />
» www.boymann.de
Flussradwege<br />
Deutschland ist reich an Fließgewässern. In Millionen von Jahren haben sich<br />
kleine Flüsse <strong>und</strong> große Ströme ihr Bett gesucht <strong>und</strong> einzigartige Landschaften<br />
gestaltet. Als natürliche Verkehrswege haben sie Ortschaften entstehen<br />
lassen - noch bevor Straßen den Transport von Personen <strong>und</strong> den Austausch<br />
von Waren begünstigten. Heute laden vielgestaltige Landschaften, Städte <strong>und</strong><br />
andere Sehenswürdigkeiten entlang der Flussläufe zum Besuch ein. Sie mit<br />
dem Fahrrad zu erk<strong>und</strong>en ist einbesonderer Genuss.<br />
Mit der Wiederentdeckung des Fahrrades als<br />
Verkehrsmittel sind in den letzten Jahren in<br />
Deutschland immer mehr durchgehende Flussradwege<br />
entstanden, deren Länge von einer<br />
Tagestour bis hin zu fast 1.400 km beim Rheinradweg<br />
reicht. Die steigende Beliebtheit von<br />
Flussradwegen ist nicht nur in der abwechslungsreichen<br />
Natur <strong>und</strong> Kultur begründet,<br />
sondern auch in der Tatsache, dass abrupte<br />
Höhenunterschiede selten zu bewältigen sind.<br />
Selbst dann, wenn der Weg nicht immer direkt<br />
<strong>am</strong> <strong>Wasser</strong> entlangführt. Wer es eher bequem<br />
haben möchte, wählt ohnehin die Tour fl ussabwärts.<br />
Längst sind Radtouristen als willkommene Gäste<br />
entdeckt. Und so haben sich auch die Kommunen<br />
an deutschen Flüssen auf die Pedalritter<br />
eingestellt. Gerade kleine Orte, die nicht mit einer<br />
international bekannten Sehenswürdigkeit<br />
aufwarten können, profi tieren von dem sanften<br />
Radtourismus. Es ist kaum möglich, alle Flussradwege<br />
zu erwähnen. Die FreeLounge gibt einen<br />
Einblick in ein paar der schönsten.<br />
Der Ahr-Radweg<br />
Im Jahr 2007 wurde der Ahr-Radweg zwischen<br />
den beiden Orten Remagen-Kripp <strong>und</strong> Blankenheim<br />
fertiggestellt. Ausgangspunkt des<br />
Radweges ist das Mündungsdelta zwischen<br />
der Barbarossastadt Sinzig <strong>und</strong> dem Remagener<br />
<strong>Stadt</strong>teil Kripp. Von Sinzig geht‘s vorbei an<br />
dem kleinen Badeort Bad Bodendorf nach Bad<br />
Neuenahr-Ahrweiler. Die folgenden Radel-Kilometer<br />
durch das zerklüftete Ahrtal mit seinen<br />
Weinbergssteillagen vermitteln einen lebhaften<br />
Eindruck von der mühs<strong>am</strong>en Arbeit der Winzer<br />
im Weinberg. Vorbei geht‘s an heimeligen Orten<br />
wie Walporzheim, Rech, Dernau, Mayschoß bis<br />
hoch nach Altenahr. Wer bis zur Quelle der Ahr<br />
weiterradeln möchte, rollt auf dem Ahrradweg,<br />
oder auf einer ehemaligen Bahntrasse. Das Teilstück<br />
zwischen Schuld <strong>und</strong> Fuchshofen ist noch<br />
nicht ausgebaut, sodass die Radler mit der Straße<br />
Vorlieb nehmen müssen.<br />
Weitere Infos: www.ahr-radtouren.de<br />
Radelparadies Altmühltal<br />
Seinen 30. Geburtstag konnte der Aktmühltal-<br />
Radweg 2009 feiern, der auf 166 Km von Gunzenhausen<br />
über Eichstätt bis Kelheim Genuss<br />
<strong>am</strong> Fluss bietet, Verwöhnt werden die Radtouristen<br />
unterwegs durch perfekten Service - von<br />
der Wegeausschilderung über Radvermietstationen<br />
bis hin zu besonders fahrradfre<strong>und</strong>lichen<br />
Häusern mit hilfsbereiten Gastgebern. Weit über<br />
100 Gastgeber sind im Naturpark als besonders<br />
radlfre<strong>und</strong>lich klassifi ziert. Der Altmühltal-<br />
Radweg fasziniert mit seiner einmaligen Kombination<br />
von Natur- <strong>und</strong> Kulturerlebnissen in<br />
einer erhols<strong>am</strong>en Landschaft – vorbei an römischen<br />
Bauwerken, Burgen <strong>und</strong> Schlössern, Kirchen<br />
<strong>und</strong> Klöstern. ideal für F<strong>am</strong>ilien, eben <strong>und</strong><br />
naturnah fernab des Straßenverkehrs. Wer es<br />
sportlich anspruchsvoller mag, wählt vielleicht<br />
den Anlau¬tertal-Radweg oder arbeitet sich hinauf<br />
bis auf die Jurahochebene.<br />
Weitere Infos: www.naturpark-altmuehltal.de<br />
Foto: IZ Naturpark Altmühltal<br />
Report | 71<br />
Foto: Ludwig Keißner
Foto: Elke Wetzig<br />
Foto: Faltboot<br />
72 | Report<br />
Die 20 schönsten Flussradwege<br />
Er bietet eine Augenweide von Bildband, der Lust auf den nächsten<br />
Urlaub macht <strong>und</strong> zugleich praktische Tipps für die Durchführung<br />
einer solchen Radreise gibt. Die Erläuterungen helfen bei der Planung<br />
der verschiedenen Touren etwa entlang der Elbe, Donau, Rhein<br />
oder der Oder <strong>und</strong> Neiße an. Zu jedem der 20 Flüsse gibt es eine<br />
Übersichtskarte <strong>und</strong> kurze Informationen über die Besonderheiten<br />
<strong>und</strong> Highlights des Radweges.<br />
Geb<strong>und</strong>ene Ausgabe: 168 Seiten, Verlag Bruckmann, 29,95 Euro<br />
Von der Quelle bis zur Mündung<br />
Der Rhein gehört zu den schönsten Flüssen Europas.<br />
Ein besonderes Erlebnis ist die Entdeckung<br />
des Rheins mit all seinen Schönheiten, Rheininseln<br />
<strong>und</strong> der vielfältigen Kulturlandschaft per<br />
Rad. Der internationale Rheinradweg „Von der<br />
Quelle bis zur Mündung“ bietet hierzu optimale<br />
Voraussetzungen <strong>und</strong> Möglichkeiten, die es<br />
zu erk<strong>und</strong>en gilt. Der einheitlich ausgewiesene<br />
Routenverlauf des Rheinradweges führt vorbei<br />
an historischen Städten <strong>und</strong> imposanten Sehenswürdigkeiten.<br />
Der größtenteils auf beiden<br />
Flussufern befahrbare Radweg wird auf überwiegend<br />
gut ausgebauten, fahrradfre<strong>und</strong>lichen<br />
Strecken geführt. Zur Orientierung ist die Wegweisung<br />
international einheitlich mit dem Themenroutenlogo<br />
„Euroradler“ ausgewiesen. Mit<br />
dem steigungsarmen, für alle Altersgruppen<br />
geeigneten, Routenverlauf des Rheinradweges<br />
bieten sich dem Radfahrer auf weiten Teilen der<br />
Strecke unvergessliche Ausblicke auf den Rhein<br />
<strong>und</strong> seine Landschaft. Beim F<strong>am</strong>ilienausfl ug<br />
oder als <strong>am</strong>bitionierter Sportradler gewinnen<br />
Sie ständig neue Eindrücke <strong>und</strong> Erlebnisse entlang<br />
Europas bedeutendster <strong>Wasser</strong>straße.<br />
Weitere Infos unter: www.rheinradweg.eu<br />
Dies sind nur drei Beispiele. Denn Flussradwege<br />
gibt es auch an Aller, Bode, Elbe, Elster, Gera,<br />
Havel, Leine, Mosel, Oder-Neiße, Saale, Werra,<br />
Weser, Wupper <strong>und</strong> vielen weiteren deutschen<br />
Flüssen. Wer sich vorab über Flussradwege informieren<br />
möchte, fi ndet im Internet reichlich<br />
Futter. L.K.
Fontänenanlage König-Heinrich-Platz, Duisburg City Palais<br />
» 116 bodenbündige Kugeldüsen aus Edelstahl mit LED Beleuchtung <strong>und</strong><br />
Farbwechselsteuerung (Sonderanfertigung des Herstellers)<br />
» Schaltanlage als Sonderanfertigung des Herstellers mit Progr<strong>am</strong>mablaufsteuerung<br />
für verschiedene <strong>Wasser</strong>bilder, Farblichtsteuerung der<br />
Düsenbeleuchtung, automatische Trinkwassernachspeisung sowie einer<br />
windabhängigen Fontänenhöhenabschaltung<br />
Bauherr: <strong>Stadt</strong> Duisburg<br />
Planer: Agence Ter. De GmbH<br />
Hersteller: <strong>Wasser</strong>technik <strong>und</strong> Bau GmbH & Co. KG<br />
Springbrunnenanlage Marktplatz<br />
in Haldensleben<br />
» Vollautomatische <strong>Wasser</strong>spielanlage<br />
als <strong>Wasser</strong>schütte mit Natursteinschale<br />
» Brunnenschale aus einem monolithischen<br />
Block von circa 100 t Gewicht<br />
gefertigt, ungefähr 30 t schwer <strong>und</strong> mit<br />
5 Meter Durchmesser; Brunnensäule mit<br />
eingearbeiteter Schütte als Sonderanfertigung<br />
aus Messing mit innen beleuchtetem<br />
<strong>Wasser</strong>schwall <strong>und</strong> eingearbeitetem<br />
Relief (vom vorhandenen Brunnen)<br />
» Schaltanlage als Sonderanfertigung<br />
des Herstellers mit Pumpensteuerung,<br />
Farblichtsteuerung des <strong>Wasser</strong>schwalls<br />
<strong>und</strong> automatischer Trinkwassernachspeisung<br />
Bauherr: <strong>Stadt</strong> Haldensleben<br />
Planer: Planungsgemeinschaft WES &<br />
Partner mit Krafft – Wehberg<br />
Landschaftsarchitekten<br />
Hersteller: <strong>Wasser</strong>technik <strong>und</strong> Bau GmbH<br />
& Co. KG<br />
Best Practice | 73
74 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
Foto: R. E. Gilmore
Kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
<strong>Stadt</strong>planung<br />
Teil III: Element Kinderbeteiligung<br />
Kinder können <strong>am</strong> besten beurteilen, wie ihre Wohnumwelt beschaffen<br />
sein sollte. Sie sind auch bereit, aktiv mitzugestalten.<br />
Die Ergebnisse ihrer Beteiligung führen zu lebendigen <strong>und</strong> vielseitigen<br />
öffentlichen Räumen mit hoher Akzeptanz.<br />
Unzählige Kinder wünschen sich, eines der<br />
Pevensie-Geschwister aus dem Buch „Prinz<br />
Kaspian von Narnia“ von C. S. Lewis zu sein.<br />
Das Zauberland Narnia mit Hilfe von Aslan vor<br />
allem Bösen zu retten, ist das einzige Ziel. Es<br />
ist nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass bei Kindern solche<br />
Fantasy-Geschichten in unseren Tagen einen<br />
enormen Anklang fi nden. Seite für Seite kann<br />
man erfolgreich die Welt verändern – allerdings<br />
nur passiv. Dagegen ist die aktive Möglichkeit,<br />
sich bei der Gestaltung der eigenen Wohnumwelt<br />
einzubringen <strong>und</strong> auf das alltägliche Geschehen<br />
einzuwirken, ein besonders prickelndes<br />
Gefühl.<br />
Außerhalb von Büchern kann jedes Kind etwas<br />
in seiner Welt, seiner Umgebung <strong>und</strong> seiner<br />
<strong>Stadt</strong> verändern. Kinder wie Peter, Susan, Edm<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Lucy werden im Alltag gesucht, denn<br />
die Pevensie-Geschwister sind stark, selbstbewusst<br />
<strong>und</strong> optimistisch. Da sie sich einbringen,<br />
können sie etwas bewirken: einen Sieg über<br />
Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Monotonie. Insbesondere<br />
in der Sparte kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung<br />
<strong>und</strong> Architektur ist eine Einbringung durch<br />
Beteiligung möglich. Wer hat nicht Lust <strong>und</strong><br />
Interesse, an der Veränderung seiner gebauten<br />
Umwelt mitzuwirken? Kinderbeteiligung bei der<br />
Planung der Städte <strong>und</strong> Dörfer ist en vogue.<br />
Mit Kinderaugen sehen lernen<br />
Kinder nehmen ihre Umgebung mit anderen<br />
Augen als Erwachsene wahr, nicht nur weil<br />
sie alles sinnlicher, lebendiger <strong>und</strong> aufregen-<br />
der erleben, sondern auch weil sie eine andere<br />
Perspektive haben. Der Maßstab ist anders, alle<br />
Objekte sind größer <strong>und</strong> die Augenhöhe <strong>und</strong> der<br />
Horizont liegen ungefähr bei 1,10 m. Die Wesensart<br />
der Oberfl äche <strong>und</strong> die Höhendifferenzen<br />
bei Straßen, Plätzen, Treppen <strong>und</strong> Gehwegen<br />
werden intensiver wahrgenommen.<br />
In seinem Buch „The Child in the City“ hat sich<br />
Colin Ward mit der Entwicklung des Kindes in<br />
der <strong>Stadt</strong> auseinandergesetzt <strong>und</strong> die Untersuchungen<br />
von Jeff Bishop vom Kingston-Polytechnikum<br />
in diesem Zus<strong>am</strong>menhang erwähnt:<br />
„Das Bemerkenswerteste dürfte wohl der Vergleich<br />
ergeben haben, den Jeff Bishop in Harwich<br />
zwischen den Zeichnungen von Kindern<br />
<strong>und</strong> denen von Erwachsenen angestellt hat.<br />
Mitten im Hafen steht dort ein Leuchtturm,<br />
der von sämtlichen Erwachsenen als hervorstechendes<br />
Merkmal eingetragen worden war.<br />
Hingegen k<strong>am</strong> der Leuchtturm auf keiner der<br />
Kinderzeichnungen vor, obwohl auf vielen von<br />
ihnen die öffentlichen Toiletten <strong>am</strong> Fuß des<br />
Leuchtturms eingezeichnet waren. Zu den Dingen,<br />
die für die Kinder wichtig waren, gehörten<br />
Kioske, Bauzäune, Hinterhöfe oder sonstige<br />
Plätze, wo sich irgendwelches Gerümpel anges<strong>am</strong>melt<br />
hatte. Ein Gegenstand, der häufi g bei<br />
ihnen dargestellt war – <strong>und</strong> von den Erwachsenen<br />
überhaupt nicht berücksichtigt wurde,<br />
entpuppte sich als Telefonzelle, eine riesige alte<br />
Metallkabine mit ausladender Basis mitten auf<br />
einem Fußweg. Offenbar ist ein solches Ungetüm,<br />
hinter dem man sich verstecken oder an<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 75
Fotos: R. E. Gilmore<br />
3 Dinge sind uns aus dem Paradies übriggeblieben … … Sterne, Blumen <strong>und</strong> Kinder.<br />
76 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
dem man herumklettern kann, für kindliche<br />
Straßenbenutzer von großem Wert. Sehr vieles,<br />
was Städteplaner als überfl üssig oder störend<br />
bezeichnen, <strong>und</strong> Dinge, die von den Erwachsenen<br />
übersehen werden, werden auf den Kinderzeichnungen<br />
hervorgehoben“.<br />
Kinder sollten bei den Entscheidungen über<br />
das, was gebaut wird <strong>und</strong> insbesondere wie es<br />
gebaut wird, so weit wie möglich eingeb<strong>und</strong>en<br />
werden. Denn sie wissen wie ihr Umfeld<br />
funktioniert, wo die Brach- <strong>und</strong> Bruchstellen<br />
sind, welche Wegevernetzung vorhanden ist<br />
oder ausgebessert werden muss, welche Gebäude<br />
<strong>und</strong> öffentlichen Plätze frequentiert<br />
werden oder gescheitert sind. Was wichtig ist,<br />
die Kinder wissen oft, warum dies so ist <strong>und</strong><br />
haben viele Ideen <strong>und</strong> konkrete Anregungen,<br />
die eine Verbesserung bewirken würden. Jedes<br />
Kind hat andere Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse, <strong>und</strong><br />
dies wirkt sich direkt auf das jeweilige Quartier<br />
aus, in dem die Kinder leben, arbeiten <strong>und</strong> ihre<br />
<strong>Freizeit</strong> verbringen.<br />
Viele interessante Ideen<br />
Quer durch Deutschland griffen r<strong>und</strong> 270 Kinderbeauftragte,<br />
Architekten, <strong>Stadt</strong>planer, <strong>und</strong><br />
Landschaftsarchitekten zu ihren gespitzten<br />
Stiften, um meine empirische Umfrage „Kinder<br />
in der <strong>Stadt</strong> – Kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung<br />
in Deutschland“ auszufüllen. Von Flensburg bis<br />
Dresden, von Emden bis Passau, <strong>und</strong> von Rostock<br />
bis Bayreuth k<strong>am</strong>en die kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />
stadtplanerischen Ansätze. Fragen wie „Was ist<br />
für Sie der Inbegriff einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />
<strong>Stadt</strong>planung <strong>und</strong> wie integrieren Sie dies in<br />
Ihre tägliche Arbeit/Entwürfe? oder „Was sind<br />
Ihrer Meinung nach angenehme, kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
räumliche Dimensionen <strong>und</strong> Verhältnisse<br />
in einer <strong>Stadt</strong>?“ sprechen nur zwei von sieben<br />
kniffl igen Aspekten an. Der Fragebogen über<br />
kinderfre<strong>und</strong>liche Entwürfe <strong>und</strong> Kinderbeteiligungen<br />
in der <strong>Stadt</strong>planung bildet ein Netz<br />
zwischen interessierten <strong>und</strong> beteiligten Mitarbeitern<br />
in den verschiedenen Ämtern <strong>und</strong><br />
Planungsbüros. Viele Städte schicken mit den<br />
ausgefüllten Bögen Informationen über ihre<br />
aktuellsten kinderfre<strong>und</strong>lichen Projekte zurück.<br />
Die Bandbreite ist enorm: Modellwerkstätten<br />
für Kinder, <strong>Spiel</strong>platzforschungsaktionen, Kinder-Dixi-Toiletten<br />
auf öffentlichen <strong>Spiel</strong>plätzen,<br />
Fahrzeugbegleiter-Projekte, Workc<strong>am</strong>ps<br />
mit Kindern, Eltern-Kind-Arbeitszimmer, Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendkonferenzen, <strong>Stadt</strong>detektiv-<br />
Aktionen, Maßnahmenkataloge für kinder-,<br />
jugend- <strong>und</strong> f<strong>am</strong>ilienfre<strong>und</strong>liche Kommunen,<br />
Kinderstadtpläne, Eltern-Kind-Parkplätze, <strong>und</strong><br />
gestaffelte vergünstigte Baulandpreise nach<br />
F<strong>am</strong>iliengröße.<br />
Diskretion erwünscht<br />
Erstaunlich ist, dass zwei von drei Befragten um<br />
Anonymität bitten. Ihre Meinung, dass die deutschen<br />
Städte kinderunfre<strong>und</strong>lich sind, möchten<br />
sie lieber nicht veröffentlicht sehen, weder in<br />
meiner Dissertationsarbeit noch in Zeitungsartikeln.<br />
Allem Anschein nach ist das Thema<br />
kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung brisanter als<br />
angenommen. Man sträubt sich, seine Meinung<br />
hierzu öffentlich zu sagen. Die älteren Architekten,<br />
<strong>Stadt</strong>planer <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten
stürzen sich mit Vorliebe auf altersgerechtes<br />
<strong>und</strong> barrierefreies Wohnen. Was ja auch seine<br />
große Berechtigung hat. Die Planer, die gleichzeitig<br />
noch Kinder im Haus haben, tendieren zu<br />
kinderfre<strong>und</strong>licher <strong>Stadt</strong>planung inklusive Kinderbeteiligung.<br />
Beides schließt einander nicht<br />
aus.<br />
„Städte sind dann kinderfre<strong>und</strong>lich, wenn sie<br />
es einer F<strong>am</strong>ilie ermöglichen, in fußläufi ger<br />
Entfernung ihr Leben zu organisieren“, sagt die<br />
Leiterin eines <strong>Stadt</strong>planungs<strong>am</strong>tes, die nicht<br />
genannt werden möchte. „Dazu gehören gute<br />
Kinderbetreuungsmöglichkeiten für alle Altersstufen<br />
an einem Ort, an die sich direkt gut nutzbare<br />
<strong>Freizeit</strong>möglichkeiten wie Parks <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>plätze<br />
ohne Autolärm <strong>und</strong> Abgase anschließen.<br />
Nach meiner Erfahrung sind diese Orte aber<br />
meistens so weit voneinander entfernt, dass die<br />
F<strong>am</strong>ilien ihr Leben nur organisiert bekommen,<br />
wenn sie das Auto nutzen. Gerade dann erleben<br />
die Kinder ihre <strong>Stadt</strong> überhaupt nicht.“<br />
Enrico Lange von der Elterninitiative „Mehr<br />
Platz für Kinder“ in Rahlstedt-Ost in H<strong>am</strong>burg<br />
hat gute Erfahrungen mit Kinderbeteiligung<br />
gemacht. Von dem Kinderstadtplan „Wo kann<br />
ich was machen“ haben viele Kinder profi tiert.<br />
„Wichtig bei der Schaffung von Freiräumen<br />
für Kinder ist, dass man eine Ghettoisierung<br />
vermeidet, angstfreie Räume kreiert, <strong>und</strong> es<br />
mindestens pro <strong>Stadt</strong>teil einen Bau- <strong>und</strong> Aktivspielplatz<br />
gibt.“<br />
Die Landschaftsarchitektin <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planerin<br />
Kirsten Winkler aus Buchholz versteckt ihre<br />
Stellungnahme nicht. „Kinder müssen bereits<br />
bei der Analyse von <strong>Stadt</strong>teilen hinzugezogen<br />
bereit zum Abschied sein <strong>und</strong> Neubeginne<br />
werden, denn sie sind<br />
Experten für ihr Woh- (…) <strong>und</strong> jedem Anfang wohnt ein Zauber inne<br />
nungsumfeld. Gerade Hermann Hesse „Stufen“ (Das Glasperlenspiel)<br />
bei der Planungsbeteiligung<br />
müssen sie hinzu<br />
gezogen werden,<br />
aber diese Beteiligung muss ernsthaft gewollt<br />
sein <strong>und</strong> konsequent möglich gemacht werden.“<br />
Planung <strong>und</strong> Umsetzung<br />
sind zwei Welten<br />
Dies wird von der Leiterin der Kinderbüros der<br />
<strong>Stadt</strong> Freiburg im Breisgau Christa Zink betont,<br />
„Kinder haben eine eigene Sichtweise <strong>und</strong> Bewertung.<br />
<strong>Stadt</strong>planer kennen die Gewohnheiten<br />
von Kindern nicht. Nur wenn man weiß, wo<br />
Kinder sich aufhalten, welche Wege sie gehen,<br />
ist eine kindgerechte Planung möglich.“ In Freiburg<br />
im Breisgau haben Kinder im Mai 2006<br />
eine <strong>Stadt</strong>teilforschung zu dem Thema „Mein<br />
<strong>Stadt</strong>teil“ durchgeführt. Die Bausteine waren:<br />
eine Umfrage in dem <strong>Stadt</strong>teil, eine <strong>Stadt</strong>teilerk<strong>und</strong>ung<br />
aus Kindersicht, eine Ausstellung mit<br />
den gewonnenen Ergebnissen, eine gemeins<strong>am</strong>e<br />
<strong>Stadt</strong>teilbegehung mit Bewertungsvorträgen<br />
<strong>und</strong> eine abschließende Konferenz. Am<br />
Schluss wurden den Ämtern per Brief die Ergebnisse<br />
mitgeteilt <strong>und</strong> bei dieser letzten Hürde<br />
- nämlich der Umsetzung - scheiterte die ges<strong>am</strong>te<br />
Kinderbeteiligung. Die gewünschten Änderungsvorschläge<br />
wurden nicht durchgeführt<br />
- aus fi nanziellen Gründen. Dieses Ergebnis war<br />
niederschmetternd.<br />
es muß das Herz bei jedem Lebensrufe<br />
Ruth Esther Gilmore<br />
Die Autorin verfasst zurzeit<br />
bei Prof. Dr. Barbara Zibell<br />
an der Fakultät Architektur<br />
<strong>und</strong> Landschaft an der Leibniz<br />
Universität Hannover <strong>und</strong> bei<br />
Prof. Dr. Jens Dangschat an der<br />
TU Wien ihre Dissertation über<br />
Innovative Wege einer kinderfre<strong>und</strong>lichen<br />
<strong>Stadt</strong>planung in<br />
deutschen Städten.<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 77
Fotos: R. E. Gilmore<br />
„Es sind die gleichen Menschen wie wir selbst – mit dem gleichen Herzschlag,<br />
mit den gleichen Träumen!“ – Jon Bon Jovi<br />
78 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
Auch in anderen Städten lassen die Umsetzungsergebnisse<br />
von Kinderbeteiligung innerhalb<br />
der <strong>Stadt</strong>planung einiges zu wünschen übrig.<br />
Nicht immer scheitert es an den Finanzen.<br />
Manchmal fehlt eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit der<br />
verschiedenen Ämter, <strong>und</strong> manchmal scheitert<br />
es an den Zuständigkeiten. Manchmal handelt<br />
es sich um ein winziges Gestaltungsdetail: z. B.<br />
Zäune um neu gestaltete <strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Abenteuerplätze.<br />
Mit Beharrlichkeit zum Erfolg<br />
Trotzdem fällt es weder den Kindern noch den<br />
Erwachsenen ein, mit den Durchsetzungsversuchen<br />
kinderfre<strong>und</strong>licher <strong>Stadt</strong>planung aufzuhören.<br />
Nur weil Amerika von anderen noch nicht<br />
entdeckt worden war, hat man d<strong>am</strong>als gleichfalls<br />
nicht aufgehört, danach zu suchen. Pierre<br />
Curie hat die radioaktiven Elemente Polonium<br />
<strong>und</strong> Radium entdeckt, obwohl andere vor ihm<br />
gescheitert sind, <strong>und</strong> das alleine, weil er nicht<br />
aufgehört hat, daran zu glauben. In deutschen<br />
Städten wie Griesheim, H<strong>am</strong>burg, Oberursel,<br />
Koblenz, Bremen, Gießen <strong>und</strong> Naumburg arbeiten<br />
Kinder Hand in Hand mit Architekten,<br />
<strong>Stadt</strong>planern <strong>und</strong> Landschaftsarchitekten, um<br />
ihre gebaute Umwelt zu verändern. Und es<br />
wachsen Kinder heran, die bereit sind, sich als<br />
Erwachsene demokratisch einzubringen - in ihrer<br />
<strong>Stadt</strong>, in ihrer Gemeinde, in ihrem eigenen<br />
„Narnia“. Die Macht, etwas bewegen zu wollen<br />
<strong>und</strong> zu können, ist entdeckt. Die Macht, die<br />
Kinderbeteiligung umzusetzen, ist zum Greifen<br />
nahe.<br />
Jetzt hat Magdeburg als Landeshauptstadt<br />
Sachsen-Anhalts den ersten Schritt zu einer<br />
kinderfre<strong>und</strong>lichen <strong>Stadt</strong>planung geleistet. Bei<br />
meinem Kinderbeteiligungs-Projekt „Kinder<br />
entdecken <strong>und</strong> planen Magdeburg - <strong>Stadt</strong>teil<br />
Neu-Reform“ haben neunzehn Kinder im Alter<br />
von acht bis dreizehn Jahren Entwürfe <strong>und</strong> Modelle<br />
für eine kinderfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>planung<br />
erstellt. Danach haben die Architekten, <strong>Stadt</strong>planer<br />
<strong>und</strong> Landschaftsarchitekten sofort an<br />
ihren Zeichentischen <strong>und</strong> Computern gebrütet,<br />
um die Kinderwünsche <strong>und</strong> Ideen in die <strong>Stadt</strong>planung<br />
einzufl echten. Wenige Wochen später<br />
setzten sich die <strong>Stadt</strong>räte <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>planer<br />
dazu. So wurde es möglich, innerhalb von zweieinhalb<br />
Monaten die Arbeit durchzusetzen, die<br />
sonst bis zu drei Jahre dauert.<br />
Altersgerechte <strong>Spiel</strong>plätze<br />
Die Kinder haben mit viel Enthusiasmus Pionierarbeit<br />
geleistet. Sie haben Entdeckertouren
durch Neu-Reform gemacht <strong>und</strong> Interviews<br />
mit den Einwohnern <strong>und</strong> deren Kindern vor Ort<br />
geführt. Dadurch entstanden die unterschiedlichsten<br />
Vorstellungen für eine neue kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
<strong>Stadt</strong>planung in Neu-Reform. Als<br />
Erstes entstanden Poster, wobei die negativen<br />
<strong>und</strong> positiven Bereiche photographisch festgehalten<br />
wurden. Bei dem zweiten Teil wurden<br />
die Wünsche <strong>und</strong> Ideen mit Klebepistolen,<br />
Farbtöpfen <strong>und</strong> Modellmaterialien in Modelle<br />
umgesetzt. Dadurch wurde eine enorm wichtige<br />
Aussage herausgearbeitet: Die Kinder von<br />
heute langweilen sich auf den Magdeburger<br />
<strong>Spiel</strong>plätzen. Die 8 bis 13jährigen Kinder wünschen<br />
sich keine Rutsche oder Wippe, keinen<br />
Sandkasten <strong>und</strong> kein Karussell, wie es die städtische<br />
<strong>Spiel</strong>platzsatzung vorsieht. Stattdessen<br />
wurden Lagerfeuerplätze, Matschkuhlen,<br />
Brunnen, Schattenspender aus Segeltüchern,<br />
Vorrichtungen für Hängematten, Liegewiesen<br />
ohne H<strong>und</strong>ehinterlassenschaften, Kletterwände,<br />
Baumhäuser <strong>und</strong> Weidenzweig-Tipis vorgeschlagen.<br />
Diese Elemente sollen nicht auf einer<br />
konzentrierten Stelle in der <strong>Stadt</strong> stehen, sondern<br />
auf leerstehenden, freigeräumten Flächen<br />
als Erholungsinseln verfügbar sein.<br />
Refugien auch für Randgruppen<br />
Außerdem war neben Radwegen <strong>und</strong> Zebrastreifen<br />
ein ganz besonderes Element vorhanden:<br />
eine „Säuferecke“. Die Magdeburger<br />
Kinder haben an die gedacht, die ihre Alkoholprobleme<br />
in aller Öffentlichkeit leben. Für alle<br />
Betrunkenen <strong>und</strong> Säufer müssen stadtplanerisch<br />
stets Rückzugsorte mit eingeplant <strong>und</strong><br />
entworfen werden. Alkoholkranke Menschen<br />
haben nach der Meinung der Kinder das Recht,<br />
<strong>am</strong> öffentlichen Leben teilzuhaben, <strong>und</strong> sollten<br />
nicht verdrängt werden. Allerdings fühlten die<br />
Kinder sich von den Betrunkenen bedroht <strong>und</strong><br />
wünschten sich, dass diese sie bei ihren Kinderaktivitäten<br />
nicht belästigen oder anpöbeln.<br />
Darauf haben die Kinder größten Wert gelegt.<br />
Zusätzlich wünschen sie sich Orte außerhalb<br />
von Schule <strong>und</strong> Zuhause, wo sie sich mit ihren<br />
Fre<strong>und</strong>en in Ruhe treffen können <strong>und</strong> andere<br />
beim Flanieren zuschauen können. Ähnlich wie<br />
Erwachsene, die sich mit Vorliebe im Außenraum<br />
von Cafés aufhalten, <strong>und</strong> aus genau den<br />
gleichen Gründen.<br />
Auf der 2. Magdeburger Kinderfre<strong>und</strong>lichkeitstagung<br />
wurden die Entwürfe sowie deren Finanzierung<br />
<strong>und</strong> Durchführung heftig von Professoren,<br />
Politikern, <strong>Stadt</strong>planern <strong>und</strong> den Kindern<br />
diskutiert <strong>und</strong> dabei wurde erneut festgestellt,<br />
dass es ein f<strong>und</strong><strong>am</strong>entales Bedürfnis der Kinder<br />
ist, aktiv Entscheidungen zu ihrem Umfeld zu<br />
treffen. Denn die Kinder möchten mit entwerfen,<br />
mitbestimmen <strong>und</strong> überzeugt sein, kreative<br />
Kontrolle über die Entwicklung ihres Umfeldes<br />
zu haben. Aber die nachhaltigen Ergebnisse für<br />
die <strong>Stadt</strong> sind entscheidend: Denn eine kinderfre<strong>und</strong>liche<br />
<strong>Stadt</strong>planung fängt bei den Kindern<br />
an.<br />
Zukunftspotenziale nutzen<br />
Kinder <strong>und</strong> ihre Beteiligung an der Planung ihrer<br />
Wohnumwelt sind wichtige Rohstoffe. Diese<br />
unbegrenzte <strong>und</strong> weitgehend unentdeckte<br />
Quelle müssen die Architekten, <strong>Stadt</strong>planer <strong>und</strong><br />
Landschaftsarchitekten anzapfen. Sie darf nicht<br />
versickern in <strong>Stadt</strong>planungsämtern oder in Ideenschubladen<br />
der Rathäuser. Eine zeitnahe<br />
Umsetzung hat absolute Priorität <strong>und</strong> die Kinder<br />
müssen bis zum Abschluss der Umsetzung<br />
mit einbezogen werden.<br />
Kinderbeteiligung ist eine wichtige Planungsebene,<br />
auf der ein produktiver Austausch zwischen<br />
den Kindern, dem <strong>Stadt</strong>planungs<strong>am</strong>t <strong>und</strong><br />
den Politikern stattfi ndet. Kinderbeteiligung<br />
gilt als empfi ndliches Barometer für die Bereitschaft<br />
der Architekten, <strong>Stadt</strong>planer, Landschaftsarchitekten,<br />
Investoren <strong>und</strong> Politiker,<br />
sich auf Neugebiet zu wagen <strong>und</strong> besitzt ein<br />
hohes Entwicklungspotenzial.<br />
Denn wie man so schön in Narnia sagt, „Die<br />
Welt, wie ihr sie kennt, ist dabei sich zu verändern.“<br />
Die Kinder mit ihrer Energie <strong>und</strong> die „von<br />
ihrer Reise auf der Morgenröte“ zurückgekehrten<br />
Architekten, <strong>Stadt</strong>planer, Landschaftsarchitekten,<br />
Investoren <strong>und</strong> Politiker gehen voran.<br />
Ruth Esther Gilmore<br />
Teil IV: Element Mobilität<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 79
Zur Entwicklungsgeschichte<br />
der öffentlichen Freiräume<br />
für Kinder<br />
Teil II: 1850 bis 1900<br />
Der langs<strong>am</strong>e Aufschwung der öffentlichen Anlagen für Kinder<br />
In einer kleinen Reihe von<br />
vier Beiträgen „Zur Entwicklungsgeschichte<br />
der<br />
öffentlichen Freiräume für<br />
Kinder“ stellt Daniel Rimbach<br />
in der FreeLounge die<br />
wesentlichen Ergebnisse<br />
seiner Doktorarbeit 1 vor.<br />
80 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
Lebensbedingungen <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong>möglichkeiten<br />
für Kinder in der <strong>Stadt</strong><br />
Die stürmische Industrialisierung <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
verschlechterte zunächst die Lebensbedingungen<br />
eines Großteils der Bevölkerung,<br />
insbesondere der Kinder. 1910 befanden sich in<br />
Berlin 48 Prozent aller Wohnungen in Mietskasernen,<br />
die in den Hinterhöfen der eigentlichen<br />
Mietshäuser standen <strong>und</strong> keine Fenster zur<br />
Straße hin hatten (vgl. FESSER, 2000, 20). Diese<br />
Mietskasernen erhielten kaum Sonnenlicht <strong>und</strong><br />
frische Luft. Eine Befragung von Berliner Schulkindern<br />
ergab 1912, dass 70 Prozent von ihnen<br />
keine Vorstellung davon besaßen, was ein Sonnenaufgang<br />
ist. 87 Prozent wussten nicht, wie<br />
„Es können […] ein Turnplatz <strong>und</strong> ein Platz zum Ballspiel<br />
an den Volksgarten sich anschließen; [...] jedoch<br />
ist in diesen Punkten ein bescheidenes Maß einzuhalten.“<br />
Gustav Meyer, Gartendirektor, 1873<br />
eine Birke aussieht. 53 Prozent hatten noch nie<br />
eine Schnecke <strong>und</strong> 89 Prozent noch nie einen<br />
Fluss gesehen (vgl. STEIN, 2000, 227). Die Städte<br />
insges<strong>am</strong>t <strong>und</strong> insbesondere die Arbeiterviertel<br />
waren durch ein enormes Freifl ächendefi zit gekennzeichnet.<br />
So gab es beispielsweise in Berlin<br />
um 1900 neben dem kaiserlichen Tiergarten nur<br />
vier große Parkanlagen - den Friedrichshain,<br />
den Humboldthain, den Treptower Park <strong>und</strong><br />
den Victoriapark - die alle <strong>am</strong> d<strong>am</strong>aligen <strong>Stadt</strong>rand<br />
lagen. Bis zum Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
spielten für die Gartenkünstler neben Friedhöfen<br />
<strong>und</strong> Promenaden nur <strong>Stadt</strong>parks <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>plätze<br />
als öffentliche Gestaltungsaufgaben<br />
eine wesentliche Rolle. Zur Kompensation der<br />
fehlenden Grünversorgung der Mietskasernenviertel<br />
waren diese repräsentativen Anlagen<br />
jedoch nicht geeignet, da sie nur vereinzelt<br />
im <strong>Stadt</strong>gebiet lagen <strong>und</strong> hauptsächlich zur<br />
Steigerung des Wohn- <strong>und</strong> Mietwertes in den<br />
Vierteln der wohlhabenderen Schichten der<br />
Bevölkerung angelegt wurden (vgl. BAUMANN,<br />
2002, 31). Von der mangelhaften Grünversorgung<br />
waren insbesondere die Kinder betroffen.<br />
Dieser Missstand wurde bereits kurz nach dem<br />
Einsetzen der Industrialisierung erkannt. In den<br />
engen Wohnvierteln der Arbeiter fehlte es an<br />
ausreichenden <strong>und</strong> vor allem hygienischen <strong>und</strong><br />
sicheren <strong>Spiel</strong>fl ächen. In Bezug auf die Bedingungen<br />
in der westlichen Vorstadt von Leipzig<br />
äußerte sich der Pädagoge <strong>und</strong> Begründer der<br />
Schreberbewegung HAUSCHILD 1864: „Unsere<br />
Kinder sind, wie die bedauernswerten Kinder<br />
der inneren <strong>Stadt</strong> mit ihren <strong>Spiel</strong>en auf das<br />
unerquickliche <strong>und</strong> gefahrdrohende Straßenpfl<br />
aster auf kleine feuchte Höfe, auf winzige<br />
Gärtchen angewiesen“ (HAUSCHILD, 1864, zit.<br />
nach MANGNER, 1884, 36). Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
durften Kinder Parkanlagen zumeist nicht ohne<br />
Aufsicht betreten. Dies betraf sowohl fürstliche<br />
als auch städtische Anlagen, die der Öffentlichkeit<br />
zugänglich waren.<br />
Teilweise war dies ausdrücklich in den Parkordnungen<br />
vermerkt. Das eigenständige Betreten<br />
öffentlicher Parkanlagen durch Kinder war noch<br />
zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts keine Selbstverständlichkeit<br />
<strong>und</strong> hing im Wesentlichen vom<br />
Wohlwollen der jeweiligen Parkverwaltungen
ab. Aber auch die <strong>Spiel</strong>plätze in den öffentlichen<br />
Anlagen wurden beaufsichtigt <strong>und</strong> hatten<br />
feste Öffnungszeiten. So wurde der <strong>Spiel</strong>platz<br />
im Humboldthain in Berlin um 7 Uhr abends<br />
geschlossen (vgl. BAEDEKER, 1887, 119). Viele<br />
der Dresdner <strong>Spiel</strong>plätze wurden vor dem Ersten<br />
Weltkrieg von Vereinen unterhalten. <strong>Spiel</strong>en<br />
war dort oftmals nur unter Aufsicht <strong>und</strong>/<br />
oder Anleitung der Vereinsmitglieder möglich.<br />
Beaufsichtigung der <strong>Spiel</strong>plätze durch Erwachsene<br />
auf freiwilliger Basis oder auch durch<br />
städtische „Platzaufseher“ war bis in die 1920er<br />
Jahre üblich (vgl. BUTENSCHÖN, 2007, 259 ff.).<br />
<strong>Spiel</strong>- <strong>und</strong> Bewegungsmöglichkeiten in<br />
den Anlagen der Gartenkünstler<br />
Die Gärtner <strong>und</strong> Gartenkünstler des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
berücksichtigten in ihren theoretischen<br />
Schriften Freianlagen für Kinder gar nicht<br />
oder nur als ein eher randständiges Thema. Erst<br />
ganz <strong>am</strong> Ende des Jahrh<strong>und</strong>erts bahnte sich,<br />
auf äußeren Druck hin, ein zunächst recht zögerliches<br />
Umdenken an. <strong>Spiel</strong>plätze wurden von<br />
den Gartenkünstlern nun, um den Kunstgenuss<br />
im Park nicht zu stören, in Randbereichen der<br />
Anlagen eingeplant <strong>und</strong> zumeist als notwendiges<br />
„Übel“ geduldet.<br />
Die wahrscheinlich ältesten wirklich öffentlichen<br />
Kinderspielplätze Deutschlands wurden<br />
bereits im Jahr 1829 in den Dresdner Wallgrünfl<br />
ächen angelegt <strong>und</strong> können durchaus als<br />
frühe Vorläufer des „typischen“ <strong>Spiel</strong>platzes der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts betrachtet<br />
werden. Der für die Planung der Wallgrünanlagen<br />
zuständige Hofgärtner C. A. TERSCHEK<br />
schlug vor, zwei solche Plätze in den Wallanlagen<br />
einzurichten. Zudem könne man dann, so<br />
die Hoffnung des Hofgärtners, die Kindermädchen<br />
mit den Kindern auf die entsprechenden<br />
Plätze verweisen <strong>und</strong> dadurch die übrigen Anlagen<br />
schonen.<br />
Es wurden ein größerer <strong>und</strong> ein kleiner Kinderspielplatz<br />
im Wallgrün angelegt; beide Plätze<br />
waren einfache, von Gehölzfl ächen umstandene<br />
Rasenfl ächen mit Bänken (vgl. ausf. BUTEN-<br />
SCHÖN, 2007, 130f.). Diese beiden Dresdner<br />
Kinderspielplätze stehen als singuläre Beispiele<br />
in der Zeit vor 1850. Gerade die Funktionsumkehr,<br />
dass heißt durch den Verweis auf die<br />
<strong>Spiel</strong>plätze die streng reglementierte Nutzung<br />
der übrigen Anlagen nicht zu stören <strong>und</strong> Kinderspielplätze<br />
nicht primär für die Kinder,<br />
sondern zur „Schonung“ der übrigen Anlagen<br />
einzusetzen zeigt bereits die im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
vorherrschende Gr<strong>und</strong>richtung der gar-<br />
Abb.: „Mariendorf Partie vom Kinder-<strong>Spiel</strong>platz“, Historische Ansichtskarte um 1900 (Quelle:<br />
LANDESARCHIV BERLIN) Ohne die eindeutige Bezeichnung würde niemand vermuten, eine<br />
Aufnahme eines Kinderspielplatzes vor sich zu haben. Der eigentliche <strong>Spiel</strong>bereich scheint nicht<br />
„bildwürdig“ zu sein. Auch die herausgeputzten, sorgs<strong>am</strong> in der Schmuckanlage platzierten<br />
Kinder zeugen von dem ausgeprägten bürgerlichen Repräsentationsbedürfnis.<br />
tenkünstlerischen Gestaltungsgr<strong>und</strong>sätze für<br />
solche Anlagen an. Ein festabgegrenzter <strong>und</strong><br />
umpfl anzter Bereich in einer etwas abseitig<br />
gelegenen Parkpartie war hierfür typisch. Spezielle<br />
Ausstattungen fehlten sehr häufi g. Wenn<br />
Einrichtungen vorhanden waren, beschränkten<br />
sich diese meist auf Bänke für die erwachsenen<br />
Aufsichtspersonen bzw. einige <strong>Spiel</strong>tische <strong>und</strong><br />
Sandhaufen für die Kleinsten. Diese <strong>Spiel</strong>plätze<br />
waren zumeist dicht abgepfl anzt <strong>und</strong>/oder mit<br />
schattenspendenden, rasterförmig gepfl anzten<br />
Bäumen bestanden. Typische Gr<strong>und</strong>form für<br />
größere <strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Turnplätze war das oft<br />
Hippodrom.<br />
Die Schreberbewegung –<br />
<strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Kleingärten<br />
Die Gartenkünstler des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nahmen<br />
sich also nur zögerlich der Gestaltung von<br />
öffentlichen Freianlagen für Kinder an. Trotzdem<br />
wurden ab der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
zunehmend Anlagen für Kinder geschaffen. Ideengeber<br />
<strong>und</strong> Initiatoren waren jedoch in erster<br />
Linie Mediziner, Pädagogen <strong>und</strong> sonstige um die<br />
Ges<strong>und</strong>heit der Kinder <strong>und</strong> Heranwachsenden<br />
besorgte Personen. Eine wichtige Rolle spielte<br />
hierbei die von Leipzig ausgehende Schreberbewegung.<br />
Heute werden im allgemeinen Sprachgebrauch<br />
vielfach Schrebergärten <strong>und</strong> Kleingärten<br />
gleichgesetzt. Dass das ursprüngliche<br />
Gr<strong>und</strong>anliegen der Schreberbewegung darin<br />
bestand, <strong>Spiel</strong>fl ächen für Kinder zur Verfügung<br />
zu stellen, ist weithin in Vergessenheit geraten.<br />
Der Mediziner <strong>und</strong> Hochschullehrer Daniel<br />
Gottlob Moritz SCHREBER, der N<strong>am</strong>ensgeber<br />
der Bewegung, war ein Vordenker in Bezug auf<br />
Daniel Rimbach<br />
Daniel Rimbach hat Landschaftsarchitektur<br />
an der<br />
Fachhochschule in Erfurt<br />
studiert <strong>und</strong> führt seit 1998<br />
ein Planungsbüro mit den<br />
Schwerpunkten Gartendenkmalpfl<br />
ege sowie Objekt- <strong>und</strong><br />
Landschaftsplanung. Er arbeitet<br />
kontinuierlich an universitären<br />
Forschungsprojekten mit<br />
<strong>und</strong> hat seit 2001 Lehraufträge<br />
an der Fachhochschule Erfurt.<br />
2008 promovierte er an der<br />
Fakultät für Architektur <strong>und</strong><br />
Landschaft der Gottfried<br />
Wilhelm Leibniz Universität<br />
Hannover.<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 81
„Karthäuser Ufer Erfurt, den 09. Februar 1903 Der <strong>Stadt</strong>gartendirektor LINNE. M1:250“<br />
<strong>Spiel</strong>platz in der Grünanlage <strong>am</strong> Karthäuser Ufer in Erfurt. (STADTARCHIV ERFURT, Planarchiv,<br />
ohne Signatur, Ausschnitt). Rechts oben der in Randlage befi ndliche, ringsum abgepfl anzte<br />
<strong>Spiel</strong>platz ein einfacher Kiesplatz mit Erwachsenenbänken auf dem <strong>Spiel</strong>en, im Gegensatz zu den<br />
übrigen Anlagenteilen, erlaubt war.<br />
„Oeffentl. <strong>Spiel</strong>platz in Schandau a./<br />
Elbe“ (aus: BERTRAM, 1891, Tafel XIX).<br />
Durch den in der für die Gartenkünstler<br />
typischen hippodromförmigen<br />
Gr<strong>und</strong>form gestalteten einfachen<br />
Rasen-<strong>Spiel</strong>platz ohne Einrichtungen<br />
sollten die lärmenden Kinder von der<br />
repräsentativen Elbpromenade ferngehalten<br />
werden. Laut Gartenkünstler<br />
Max Bertr<strong>am</strong> war hierfür „ nichts<br />
geeigneter als wenn man den Kindern<br />
einen derart abgeschlossenen, aber<br />
auch geschützten Platz anweisen kann,<br />
wo ihnen zugleich auch die gebührende<br />
Überwachung zu Teil werden kann“<br />
(BERTRAM, 1891, 29).<br />
82 | <strong>Spiel</strong>raum<br />
die Einrichtung von öffentlichen <strong>Spiel</strong>fl ächen<br />
für Kinder. Mit Kleingärten <strong>und</strong> der Gartenkultur<br />
hatte er allerdings gar nichts im Sinn.<br />
Ausgangspunkt seiner Intentionen war die Freifl<br />
ächensituation für Kinder in den deutschen<br />
Großstädten um 1860. So beklagte er bereits<br />
1861 den Mangel an <strong>Spiel</strong>fl ächen, das diesbezügliche<br />
Nichtstun der Gemeindebehörden, die<br />
polizeiliche Vertreibung von spielenden Kindern<br />
<strong>und</strong> das Verschwinden althergebrachter Kinderspiele<br />
in den Städten. Daraufhin forderte er<br />
die Bereitstellung geeigneter Flächen bzw. die<br />
Neuanlage von öffentlichen Kinderspielplätzen.<br />
Der Pädagoge <strong>und</strong> enge Fre<strong>und</strong> Schrebers, Ernst<br />
Innocent HAUSCHILD, knüpfte an die Ideen<br />
SCHREBERS an. Er gründete 1864 in Leipzig<br />
einen Erziehungsverein, der nach dem 1861<br />
verstorbenen Schreber benannt wurde. Erklärtes<br />
Kernziel diese ersten Schrebervereins war,<br />
neben Vorträgen, Hinweisen <strong>und</strong> Informationen<br />
in Erziehungsfragen, die „Beschaffung eines<br />
geräumigen, staubfreien, sicheren <strong>Spiel</strong>platzes<br />
für die Kinder der Westvorstadt“ (MANGNER,<br />
1884, 37). 1865 wurde der erste Schreberplatz,<br />
der zunächst nur aus einer einfachen, von der<br />
<strong>Stadt</strong> gepachteten Wiesenfl äche bestand, für<br />
das Kinderspiel freigegeben. „Der Platz war<br />
ein einfacher Wiesenplan, ohne Einfriedigung,<br />
ohne schattenspendende Bäume <strong>und</strong> [ohne]<br />
den belebenden Kranz grünender Gärten.“ Bis<br />
1868 bestand der Platz in dieser einfachen<br />
Form. 1868 hatte war geplant, „Kinderbeete“<br />
anzulegen, doch „es wollte nicht recht d<strong>am</strong>it<br />
gehen <strong>und</strong> so wurden aus den Kinderbeeten F<strong>am</strong>ilienbeete“,<br />
die <strong>am</strong> 7. Juni 1869 „eingeweiht“<br />
wurden <strong>und</strong> sich schnell zu Kleingärten mit<br />
Lauben weiterentwickelten. Von da an - bis in<br />
die 1920er Jahre - bestand eine Schreberanlage<br />
stets aus einem Kinderspielplatz <strong>und</strong> Kleingärten.<br />
Bis zum Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
wurden in vielen deutschen Städten Schrebervereine<br />
gegründet. Ein Schreberverein ohne<br />
<strong>Spiel</strong>platz war <strong>und</strong>enkbar. Auf den Schreberplätzen<br />
dominierte das angeleitete <strong>Spiel</strong>. Eine<br />
strenge Kontrolle war stets gewährleistet. Eine<br />
vom jeweiligen Vorstand eingesetzte „<strong>Spiel</strong>-<br />
Kommission“ sorgte für „die Leitung der Knabenspiele,<br />
der Mädchenspiele, die Aufsicht auf<br />
dem <strong>Spiel</strong>platze, die Versorgung der Wirtschaft.<br />
[...] Eine genügende Anzahl ihrer Mitglieder,<br />
Herren <strong>und</strong> D<strong>am</strong>en, hatte an jedem regenfreien<br />
Nachmittag auf dem <strong>Spiel</strong>platz anwesend<br />
zu sein, um die <strong>Spiel</strong>e zu leiten oder zu beaufsichtigen,<br />
die Gerätschaften zu verabfolgen <strong>und</strong><br />
wieder aufzubewahren. […] Der <strong>Spiel</strong>leiter hat<br />
[…] die Aufgabe, die Kinder nicht nur dem <strong>Spiel</strong>e<br />
zuzuführen <strong>und</strong> sie mit demselben bekannt<br />
zu machen, sondern diese selbst auch sittlich<br />
zu überwachen“ (MANGNER, 1884, 47- 49).
„Schreberplatz der Westvorstadt zu Leipzig.“, 1894 (aus: Vereinigung der Landesdenkmalpfl eger der BRD<br />
<strong>und</strong> Landesdenkmal<strong>am</strong>t Berlin, 2003, 168) Ein Kranz von Kleingärten umgibt den großen freien <strong>Spiel</strong>platz<br />
für angeleitete Gemeinschaftsspiele, der auch bereits mit einigen wenigen Turngeräten ausgestattet war.<br />
Eine „<strong>Spiel</strong>halle“ ermöglichte <strong>Spiel</strong>e auch bei Regenwetter.<br />
Die <strong>Spiel</strong>bewegung - weitere Initiativen<br />
für mehr <strong>Spiel</strong>plätze in der <strong>Stadt</strong><br />
Einen besonderen Aufschwung nahm die sogenannte<br />
„<strong>Spiel</strong>bewegung“ in den 1890er Jahren,<br />
als sich der staatlich geförderte „Zentralausschuss<br />
zur Förderung der Volks- <strong>und</strong> Jugendspiele<br />
in Deutschland“ an die Spitze dieser Bewegung<br />
setzte. Die durch den Zentralausschuss<br />
initiierten <strong>Spiel</strong>anlagen sollten u.a. mit dazu<br />
beitragen, die Wehrtauglichkeit der künftigen<br />
Rekruten zu verbessern. Schon in den 1870er<br />
Jahren wurden zahlreiche Vereine <strong>und</strong> Initiativen<br />
gegründet, die sich die öffentliche Wohlfahrts-<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspfl ege auf ihre Fahnen<br />
geschrieben hatten. Bereits 1873 entstand beispielsweise<br />
der „Deutsche Verein für öffentliche<br />
Ges<strong>und</strong>heitspfl ege“.<br />
Weitere regionale Organisationen wie der „Niederrheinische<br />
Verein für Öffentliche Ges<strong>und</strong>heitspfl<br />
ege“ <strong>und</strong> viele andere folgten in allen<br />
Teilen Deutschlands. Ein Ziel dieser Organisationen<br />
war die Verbesserung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />
der Kinder. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />
wurde auch die Schaffung von öffentlichen<br />
Kinderspielplätzen propagiert. Gleiches gilt für<br />
zahlreiche medizinische <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsaufklärerische<br />
Schriften. Örtliche Vereine <strong>und</strong> Initiativen<br />
schufen aber auch selbst <strong>Spiel</strong>plätze,<br />
um den offensichtlichen Mangel in der Ausstattung<br />
des öffentlichen Grüns zu beheben.<br />
So wurden in den großen Dresdner Grünanlagen<br />
<strong>Spiel</strong>möglichkeiten vorwiegend für kleinere<br />
Kinder eingerichtet. Diese Kleinkinderspielplät-<br />
ze wurden häufi g auf Initiative von Bürgervereinen<br />
mit dem Ziel der Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge<br />
angelegt (vgl. BUTENSCHÖN, 2007, 256). Im<br />
Jahr 1900 besaßen bereits viele Gemeinden eigene<br />
(Kinder-) <strong>Spiel</strong>plätze, wie eine zeitgenössische<br />
Umfrage beweist. In den zehn Jahren von<br />
1890 bis 1900 verdoppelte sich die Anzahl der<br />
öffentlichen <strong>Spiel</strong>plätze nahezu. Über drei Viertel<br />
der an der Umfrage beteiligten Städte waren<br />
zu diesem Zeitpunkt bereits mit <strong>Spiel</strong>plätzen in<br />
irgendeiner Form ausgestattet. „Sehr erheblich<br />
ist durchweg die Zahl der <strong>Spiel</strong>plätze gewachsen.<br />
Auf die, an 804 Orte mit mehr als 5.000<br />
Einwohnern gerichteten Anfragen haben 615,<br />
also 74,6 Prozent geantwortet. Von diesen wird<br />
das <strong>Spiel</strong> in 457 Orten gepfl egt. Die Zahl ihrer<br />
<strong>Spiel</strong>plätze stieg von 1890 bis 1900 von 1.166<br />
auf 2.092“ (BERGEMANN, 1900, 380f.).<br />
Zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts rückten nun die<br />
Freianlagen für Kinder innerhalb von wenigen<br />
Jahren vom Rand in das Zentrum freiraumplanerischen<br />
Schaffens.<br />
Daniel Rimbach<br />
Nächster Beitrag:<br />
Teil 3 1900 bis 1933<br />
Öffentliche Freianlagen für Kinder als wesentlicher<br />
Bestandteil der Gartenarchitektur<br />
Quellen:<br />
BAEDEKER, Karl (1887):<br />
Berlin <strong>und</strong> Umgebungen.<br />
Handbuch für Reisende. Leipzig.<br />
BAUMANN, Martin (2002):<br />
Freiraumplanung in den Siedlungen<br />
der zwanziger Jahre <strong>am</strong> Beispiel der<br />
Planungen des Gartenarchitekten<br />
Leberecht Migge. Halle.<br />
BERGEMANN, Paul (1900):<br />
Soziale Pädagogik auf erfahrungswissenschaftlicher<br />
Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>und</strong> mit Hilfe der induktiven Methode<br />
als universalistische oder Kultur-<br />
Pädagogik. Gera.<br />
BERTRAM, Max (1891):<br />
Gärtnerisches Planzeichnen.<br />
Leitfaden für den Unterricht an höheren<br />
Gärtnerlehranstalten <strong>und</strong> Gartenbauschulen<br />
<strong>und</strong> zum Selbstunterricht<br />
für Landschaftsgärtner. Berlin.<br />
BUTENSCHÖN, Sylvia (2007):<br />
Geschichte des Dresdner <strong>Stadt</strong>grüns.<br />
Berlin.<br />
FESSER, Gerd (2000):<br />
Die Kaiserzeit. Deutschland zwischen<br />
1871-1918. Erfurt.<br />
MANGNER, Eduard (1884):<br />
<strong>Spiel</strong>plätze <strong>und</strong> Erziehungsvereine.<br />
Praktische Winke zur Förderung<br />
harmonischer Jugenderziehung nach<br />
dem Vorbilde der Leipziger Schrebervereine.<br />
Leipzig.<br />
MEYER, Gustav (1873):<br />
Lehrbuch der schönen Gartenkunst.<br />
Mit besonderer Rücksicht auf die<br />
praktische Ausführung von Garten <strong>und</strong><br />
Parkanlagen. Berlin.<br />
STEIN, Hartwig (2000):<br />
Inseln im Häusermeer. Eine Kulturgeschichte<br />
des deutschen Kleingartenwesens<br />
bis zum Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs. Reichsweite Tendenzen <strong>und</strong><br />
Groß-H<strong>am</strong>burger Entwicklung. Frankfurt<br />
<strong>am</strong> Main u.a.<br />
<strong>Spiel</strong>raum | 83
84 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
Fotos: C. Schläger
Der große Auftritt<br />
der Schiffshörner<br />
Die Installation „Schwingungen“ wird <strong>am</strong> 1. Oktober 2010 den bild-<br />
<strong>und</strong> klanggewaltigen Schlusspunkt zum Projekt „KulturKanal2010“<br />
setzen. Vor Ort hat die erste Probe bereits stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Industrie, Technik <strong>und</strong> Kunst treten in einen<br />
spannenden Dialog, wenn Christoph Schläger<br />
seine Komposition für Drucklufthörner aufführen<br />
wird. Das Projekt ist in seiner Dimension beeindruckend,<br />
denn die Grenzen von klassischen<br />
Open-Air-Konzerten werden mit aller Macht<br />
gesprengt. Ort der Veranstaltung wird ein Abschnitt<br />
des Rhein-Herne-Kanals sein, der seit<br />
1914 auf 45 Kilometer Länge die Verbindung<br />
zwischen den Städten Duisburg, Oberhausen,<br />
Bottrop, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen,<br />
Castrop-Rauxel, Waltrop <strong>und</strong> Datteln<br />
darstellt. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr<br />
wird diese stark durch industrielle Nutzung geprägte<br />
<strong>Wasser</strong>straße zum „KulturKanal2010“.<br />
Von März bis Oktober werden die Menschen zu<br />
vielen Veranstaltungen <strong>am</strong> <strong>und</strong> auf dem <strong>Wasser</strong><br />
eingeladen, um zwischen <strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> Kunst<br />
den Kanal neu zu erleben.<br />
So wie es an vielen Orten im Ruhrgebiet industrielle<br />
Strukturen ohne Arbeiter gibt, so<br />
wird das Konzert vom Christoph Schläger mit<br />
vielen Instrumenten, doch ohne Musiker aufgeführt.<br />
Insges<strong>am</strong>t werden 100 Schiffshörner - zu<br />
Drucklufthörnern umgebaut - bei dem Projekt<br />
„Schwingungen“ zum Einsatz kommen. Durch<br />
einen Computer steuert der Klangkünstler die<br />
Tonfolgen der ungefähr eine St<strong>und</strong>e dauernden<br />
Komposition. Eine erste Probe hat exakt<br />
ein Jahr vor dem Aufführungstermin zu der<br />
anberaumten Uhrzeit stattgef<strong>und</strong>en, d<strong>am</strong>it das<br />
Te<strong>am</strong> die Lichtverhältnisse vor Ort bei der Planung<br />
berücksichtigen kann. An der Probe hat<br />
auch einer der zehn „Tänzer“ teilgenommen, die<br />
<strong>am</strong> Kanal mit ihren Bewegungen <strong>und</strong> Schwingungen<br />
das Konzert begleiten: Während die<br />
Landschaft zum Klingen gebracht wird, liefert<br />
ein Betonpumpen-Ballett monumentale Bilder<br />
vor der industriellen Kulisse. Die Fahrzeuge mit<br />
den langen Schläuchen werden dabei in farbiges<br />
Licht getaucht, pyrotechnische Effekte<br />
kommen hinzu. Alle Beschreibungen geben nur<br />
einen kleinen Vorgeschmack auf die fulminante<br />
Aufführung. Einen ersten Eindruck von den<br />
Klängen <strong>und</strong> Bildern vor Ort gibt eine vertonte<br />
Diashow der ersten Probe, die man sich via Internet<br />
anschauen kann: http://www2.herne.de/<br />
publish_to_web. Auch die Website von Christof<br />
Schläger bietet einige spannende Filme <strong>und</strong> Bilder:<br />
http://www.christofschlaeger.de. A.M.<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 85
Interview mit Christof Schläger<br />
„Die verrückte Magie von<br />
Kränen <strong>und</strong> Kraftwerken“<br />
86 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
FreeLounge: Wie haben Sie die richtige Landschaft<br />
für Ihre Installation gef<strong>und</strong>en, Herr<br />
Schläger?<br />
C. Schläger: Zunächst war es ein Erk<strong>und</strong>en.<br />
Ich bin zu verschiedenen Tageszeiten spazieren<br />
gegangen, um die Klänge <strong>und</strong> die Stimmung<br />
<strong>am</strong> Kanal aufzunehmen, die Atmosphäre zu<br />
schnuppern. Dann braucht so ein Prozess eine<br />
Reifezeit, die Eindrücke müssen sich setzen,<br />
d<strong>am</strong>it Anknüpfungspunkte für künstlerische<br />
Ideen entstehen können. Es war klar, dass die<br />
Drucklufthörner ans <strong>Wasser</strong> gehören. Schließlich<br />
handelt es sich ja um umgebaute Schiffshörner.<br />
Nun ist der Rhein-Herne-Kanal ohnehin<br />
mein nächtliches Ausfl ugsrevier, <strong>und</strong> ich kenne<br />
diese Industrielandschaft von Kindheit an. Auch<br />
wenn d<strong>am</strong>als die industrielle Nutzung viel ausgeprägter<br />
war, hatte der Kanal für die <strong>Freizeit</strong><br />
eine Bedeutung. Ich bin dort mit dem Schlauchboot<br />
gefahren, <strong>und</strong> an manchen Stellen sind wir<br />
sogar schwimmen gegangen. Mir hat d<strong>am</strong>als<br />
schon die Ästhetik der Industrie gefallen, denn<br />
für mich ging eine skurrile, ja verrückte Magie<br />
von den Fördertürmen, Kränen <strong>und</strong> den Kraft-<br />
werken aus. In gewisser Weise werde ich mit<br />
den Klängen auch diese besondere Atmosphäre<br />
als Momentaufnahme der Vergangenheit heraufbeschwören.<br />
FreeLounge: Was hat Sie an dem gewählten<br />
Abschnitt des Kanals besonders fasziniert?<br />
C. Schläger: Immer mehr kommt es dazu,<br />
dass Industrie zur Kunst wird. Viele industrielle<br />
Strukturen werden nicht mehr benötigt <strong>und</strong><br />
nicht mehr genutzt. Den Menschen ist heute<br />
oft schon die eigentliche Bedeutung der industriellen<br />
Architektur gar nicht bekannt. Was hat<br />
man d<strong>am</strong>it gemacht, wie hat das funktioniert?<br />
Fördertürme werden nur noch als Denkmal oder<br />
Kunstwerk wahrgenommen. Das Konzert wird<br />
an einer Stelle stattfi nden, an dem die industrielle<br />
Nutzung noch sehr stark ausgeprägt ist.<br />
Vielleicht wird es solche Orte bald nicht mehr<br />
geben. Gegenüber von den Zuschauern befi ndet<br />
sich ein Kraftwerk mit Kohlebergen <strong>und</strong> Förderbändern.<br />
Der Hersteller der Betonpumpen<br />
hat seine Firma in der Nähe. Bei dem Konzert<br />
wird die Verladestation des Kraftwerks zu hö-
Der Konzertsaal ist eine Industrielandschaft, <strong>und</strong> die Instrumente werden mit Druckluft betrieben:<br />
Das Projekt „Schwingungen“ wirkt gigantisch <strong>und</strong> ist dennoch auf seine Weise poetisch.<br />
ren sein, denn sie wird an diesem Abend nicht<br />
abgeschaltet. Hinzu kommen die anderen charakteristischen<br />
Geräusche <strong>am</strong> Kanal. Es gibt ja<br />
so etwas wie den Genius Loci, den ich gerne<br />
herausarbeiten möchte. Das Kunstwerk wird in<br />
die Situation vor Ort eingreifen <strong>und</strong> verstärkend<br />
wirken.<br />
FreeLounge: Muss man sich die Aufführung<br />
mehr als Klangcollage vorstellen, oder ist es<br />
tatsächlich ein Konzert?<br />
C. Schläger: Zwar handelt es sich bei den<br />
Klanghörnern um industrielle Signaltöne, aber<br />
es wird ein Konzert. Ich habe Instrumente daraus<br />
gebaut, die tonal gestimmt sind. Insges<strong>am</strong>t<br />
decken die Instrumente 2,5 Oktaven ab. D<strong>am</strong>it<br />
lassen sich Kompositionen realisieren. Neben<br />
den Drucklufthörnern kommen noch die höheren<br />
Druckluftpfeifen sowie Membranophone<br />
zum Einsatz. Die sehen aus wie große Trommeln,<br />
deren Membran aber durch einströmende<br />
Luft zum Schwingen gebracht wird. Dieses<br />
Instrument liefert die für die Musik wichtige<br />
Basslage.<br />
FreeLounge: Können Sie erklären, wie der Abend<br />
für die Zuschauer in etwa ablaufen wird?<br />
C. Schläger: Ein Abschnitt von ungefähr 500<br />
Metern ist für die Besucher vorgesehen. Die<br />
Töne <strong>und</strong> Geräusche werden deshalb an den<br />
verschiedenen Positionen natürlich ganz unterschiedliche<br />
Klangbilder ergeben. Darauf kommt<br />
es mir an, denn das rückt die Komposition auch<br />
wieder in die Nähe der tatsächlichen Geräuschkulisse<br />
<strong>am</strong> Kanal. Über Quadratkilometer kann<br />
man dort zum Beispiel Signaltöne wahrnehmen,<br />
die sich entfernen oder auch nähern. Es<br />
wird drei Klanginseln geben, zwei sind fest installiert,<br />
die dritte wird auf einem Flachwagen<br />
aufgebaut, der von einer Lok gezogen wird. Der<br />
Wagen mit seinen Klängen wird aus dem Nichts<br />
kommen, sich wieder entfernen <strong>und</strong> schließlich<br />
den Kanal über die Eisenbahnbrücke überqueren<br />
<strong>und</strong> das andere Ufer passieren. Er umr<strong>und</strong>et<br />
praktisch die festen Klanginseln <strong>und</strong> die Besucher.<br />
Fotos: C. Schläger<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 87
Foto: Thomas Schmidt<br />
Christoph Schläger mit den Druckluftpfeifen bei der ersten Probe vor Ort.<br />
Foto: C. Schläger<br />
Der Künstler in seinem Atelier, der Maschinenhalle auf dem Gelände der stillgelegten Zeche<br />
Teutoburgia in Herne.<br />
Christoph Schläger<br />
88 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
FreeLounge: Wie bereiten Sie das Ganze technisch<br />
<strong>und</strong> organisatorisch vor?<br />
C. Schläger: Ich arbeite seit einem Jahr an dem<br />
Projekt. Wir hatten im Oktober die erste Probe<br />
vor Ort, bei der wir zum Beispiel gesehen haben,<br />
welche Probleme gelöst werden müssen, d<strong>am</strong>it<br />
die 38 Tonnen schweren Betonpumpen an ihren<br />
Platz fahren können. Es ist wichtig, erst einmal<br />
zu erkennen, wo überhaupt Schwierigkeiten<br />
liegen. Anfang nächsten Jahres wird dann ein<br />
Fahrtest mit dem Klangwagen folgen. Natürlich<br />
wird es auch eine Generalprobe geben.<br />
FreeLounge: Das ist ein faszinierendes Projekt!<br />
C. Schläger: Ich habe Sie neugierig gemacht?<br />
FreeLounge: Auf jeden Fall! Wir wünschen<br />
Ihnen viel Erfolg dabei <strong>und</strong> danken für das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte Dr. Anke Münster<br />
ist Klangkünstler, Musiker <strong>und</strong> Instrumentenbauer – mit fl ießenden Übergängen <strong>und</strong> Überlagerungen zwischen diesen drei Sparten.<br />
Der 1958 geborene Künstler hat seit den frühen 80er Jahren ein technisch ausgefeiltes Orchester von derzeit 26 Instrument-<br />
Skulpturen entwickelt: Kulong, Standsauser, Quäker <strong>und</strong> ähnlich lautmalerische N<strong>am</strong>en tragen die kunstvollen Objekte, die Schläger<br />
„Geräusch-Gestalten“ nennt. Sie werden nicht von Menschen gespielt, sondern über automatische Steuerungen, Strom <strong>und</strong> Pneumatik<br />
betrieben. Es handelt sich aber nicht um elektronische Musik, denn nur die Steuerbefehle der Relais, Ventile <strong>und</strong> Motoren werden<br />
über einen Computer erteilt. Sein Atelier hat Christoph Schläger in der Maschinenhalle auf dem Gelände der stillgelegten Zeche<br />
Teutoburgia in Herne. Dort fi ndet der studierte Ingenieur für Verfahrenstechnik genug Raum für seine Arbeit<br />
Seine ersten Klangobjekte waren zunächst für Installationen im öffentlichen Raum ausgelegt. In dieser Zeit fertigte er auch Aeroskulpturen<br />
für den Freiraum. Mit der Spezialisierung <strong>und</strong> Verfeinerung der „Geräusch-Gestalten“ verlegte sich Christoph Schläger<br />
auf komponierte Klanginstallationen in Innenräumen, die er an vielen Orten der Welt zur Aufführung brachte. 2007 begann er seine<br />
Arbeit mit Drucklufthörnern, die auf umgebauten Schiffshörnern basieren. Diese Instrumente haben das klangliche Volumen für<br />
Installationen in weiträumigen Landschaften. Er führte eine Komposition im Flensburger Hafen auf <strong>und</strong> s<strong>am</strong>melte 2008 bei einem<br />
Hornkonzert <strong>am</strong> Rhein-Herne-Kanal Eindrücke <strong>und</strong> Erfahrungen für das Projekt „Schwingungen“.
Foto: Landes-Stiftung Arp Museum<br />
Bahnhof Rolandseck<br />
Skulpturenufer Remagen<br />
Seit 2000 entwickelt das Arp Museum in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der <strong>Stadt</strong><br />
Remagen das „Skulpturenufer Remagen“ entlang des Rheinufers zwischen<br />
Rolandswerth, vorbei <strong>am</strong> Bahnhof Rolandseck, bis hin in die <strong>Stadt</strong><br />
Remagen. Von den ursprünglich geplanten 12 bis 14 Skulpturen sind<br />
heute 8 realisiert worden. Das Projekt greift den Gedanken des deutschfranzösischen<br />
Künstlers Hans Arp auf, Kunst in das Leben <strong>und</strong> die Natur<br />
zu integrieren.<br />
Nach dem 7. März 1945 verbindet sich der<br />
N<strong>am</strong>e Remagen weltweit vor allem mit der<br />
„Brücke von Remagen“, deren dr<strong>am</strong>atische Geschichte<br />
einen markanten Punkt <strong>am</strong> Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs bildet. Zuvor hatte der heute<br />
zur <strong>Stadt</strong> Remagen gehörende Ort Rolandseck<br />
durch seinen Bahnhof internationale Bekanntheit<br />
erlangt. Seit seiner Fertigstellung 1856 als<br />
Endstation einer Privatbahn von Köln aus war<br />
das klassizistische Gebäude Treffpunkt der Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Schauplatz kultureller Ereignisse.<br />
Königin Viktoria von England, Kaiser Wilhelm<br />
II. <strong>und</strong> Reichskanzler Bismarck waren zu Gast.<br />
Heinrich Heine, Ludwig Uhland, Karl Simrock,<br />
die Gebrüder Jacob <strong>und</strong> Wilhelm Grimm sowie<br />
Friedrich Nietzsche kehrten ein <strong>und</strong> wurden<br />
von der rheinischen Landschaft <strong>und</strong> Sagenwelt<br />
zu Gedichten, Liedern <strong>und</strong> Märchen inspiriert.<br />
Johannes Brahms, Clara Schumann <strong>und</strong> Franz<br />
Liszt gaben hier Konzerte.<br />
Museum mit Gleisanschluss<br />
In der Nachkriegszeit wurde der Bahnhof nicht<br />
mehr bewirtschaftet. Das Baudenkmal war dem<br />
Verfall preisgegeben <strong>und</strong> sollte abgerissen werden.<br />
Kurz vor dem geplanten Abriss im Jahr<br />
1964 entdeckte Johannes Wasmuth, der im<br />
September 1997 verstorbene "spiritus rector"<br />
des Bahnhofs, das Gebäude. Voller Tatendrang<br />
erweckte er es als Kunst- <strong>und</strong> Künstlerzentrum<br />
zu neuem Leben. Nachdem die wirtschaftlichen<br />
Probleme dieser Privatinitiative immer drängender<br />
wurden, gründete das Land Rheinland-<br />
Pfalz 1973 die "Stiftung Bahnhof Rolandseck",<br />
die das Bahnhofsgebäude erwarb, die fi nanziellen<br />
Lasten für den Unterhalt <strong>und</strong> den Betrieb<br />
der Kultureinrichtung übernahm <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die<br />
Zukunft des Bahnhofs auf ein solides F<strong>und</strong><strong>am</strong>ent<br />
stellte. Heute beherbergt der Bahnhof das<br />
Arp-Museum <strong>und</strong> wird in seinen Ausstellungsfl<br />
ächen von einem markanten Neubau des Architekten<br />
Richard Meier ergänzt.<br />
Im Jahre 2001 feierte die <strong>Stadt</strong> Remagen ihr<br />
2000-jähriges Bestehen. Dies war für den Rat<br />
der <strong>Stadt</strong> der Anlass, zus<strong>am</strong>men mit dem Arp<br />
Museum Bahnhof Rolandseck entlang des<br />
Rheins ein auf Dauer angelegtes Kunstprojekt<br />
zu konzipieren. Somit wurde Remagen zum einen<br />
als <strong>Stadt</strong> des Arp Museums kommuniziert<br />
<strong>und</strong> zum anderen eine bis heute aktuelle Tradition<br />
Hans Arps fortgesetzt. Denn mit seiner<br />
Skulptur Bewegtes Tanzgeschmeide, die seit<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 89
90 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
Erwin Wortelk<strong>am</strong>p - „Im Stande“, 2009<br />
„Skulpturen suchen <strong>und</strong> fi nden ihren Ort“.<br />
Dieser Gr<strong>und</strong>gedanke Erwin Wortelk<strong>am</strong>ps<br />
begleitet auch seine Skulptur im Stande.<br />
Sie hat ihren Platz <strong>am</strong> Rheinkilometer 631<br />
entlang des Leinpfads zwischen Remagen-<br />
Kripp <strong>und</strong> der Brücke von Remagen gef<strong>und</strong>en.<br />
Sorgfältig wurde dieser Ort von Erwin<br />
Wortelk<strong>am</strong>p für seine hoch aufgeschossene<br />
vertikale Skulptur aus Bronze gewählt, die<br />
zuvor aus Holz erarbeitet wurde. Vom <strong>Wasser</strong><br />
– vom Schiff aus – wird im Stande eher<br />
zeichenhaft <strong>und</strong> fl üchtig wahrgenommen.<br />
In unmittelbarer Nähe zeigen sich deutlich<br />
sichtbare, harte Materialeinschnitte, die die<br />
ges<strong>am</strong>te Skulptur rhytmisieren. Der Blick<br />
des Betrachters wird immer wieder auf eine<br />
Quaderform im unteren Drittel der Skulptur<br />
gelenkt, ein beim Bearbeiten der Skulptur<br />
“stehengelassenes” Element. Wortelk<strong>am</strong>p<br />
bezeichnet es als den “Kern der Sache” oder<br />
auch als das “Schatz-Kästlein”. Was sich<br />
wohl darin verbirgt? Vielleicht die Energie,<br />
die die Skulptur im Stande immer wieder<br />
neu belebt. Vielleicht ist es aber auch<br />
ein geheimnisumwitterter Ort, der unsere<br />
Phantasien <strong>und</strong> magischen Vorstellungskräfte<br />
aufnimmt <strong>und</strong> mit der Lust <strong>am</strong> Verborgenen<br />
spielt.<br />
Foto: Mick Vincenz<br />
1970 den Bahnhof Rolandseck wie ein Signet<br />
betont, beteiligte Arp sich 1962 in Spoleto (Italien)<br />
federführend an einem der ersten Projekte<br />
von Kunst im öffentlichen Raum.<br />
Kunst erfahren durch Begegnung<br />
Künstlerisches Konzept des Skulpturenufers ist<br />
es, Werke zur „Aufführung“ kommen zu lassen,<br />
die aufgr<strong>und</strong> ihrer Erscheinungsform nicht per<br />
se im tradierten Sinne als Kunstwerke auftreten.<br />
Es sollen also nicht umschlossene, hermetische<br />
Skulpturen <strong>am</strong> Rhein entlang aufgestellt<br />
werden, sondern solche, die sich zur Gesellschaft<br />
hin öffnen, alltäglich erfahrbar werden,<br />
ein ‚normales’ Begegnen erlauben <strong>und</strong> aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e zu Auseinandersetzungen anregen.<br />
Sowohl internationale, deutsche als auch mit<br />
Rheinland-Pfalz verb<strong>und</strong>ene Künstlerinnen <strong>und</strong><br />
Künstler werden eingeladen, bereits existierende<br />
Werke zu installieren, vor allem aber, auf<br />
den Ort bezogene Arbeiten an einer geeigneten<br />
Stelle des Skulpturenufers zu entwickeln. Diese<br />
Arbeiten bilden dann auch den Ausgangspunkt,<br />
im Arp Museum Bahnhof Rolandseck Ausstellungen<br />
der einzelnen Künstler realisieren.<br />
Von der Ahrmündung in Kripp ist das Rheinufer<br />
über die ehemalige „Brücke von Remagen“,<br />
die Rheinpromenade der Römerstadt, den Hafenort<br />
Oberwinter, den Bahnhof Rolandseck<br />
mit dem Arp Museum, die Insel Nonnenwerth<br />
in Rolandswerth bis hin zur Landesgrenze nach<br />
Nordrhein-Westfalen über 14 Kilometer durchgängig<br />
auf Wegen zu begehen oder mit dem<br />
Fahrrad zu befahren <strong>und</strong> soll dauerhaft als<br />
Skulpturenufer zu erleben sein. Von Süd nach<br />
Nord sind derzeit 8 Kunstwerke realisiert.<br />
Thomas Huber - „Ein neues Panor<strong>am</strong>a<br />
für Remagen“ <strong>und</strong> „Neugestaltung der<br />
Promenade von Remagen“, 2001<br />
Thomas Huber stellt seit über 10 Jahren Bilder<br />
in Form von Bauschildern aus. Immer handelt<br />
es sich dabei um Visionen, die mit den realen<br />
Bedingungen vor Ort korrespondieren. Für das<br />
Skulpturenufer Remagen – das Huber in seiner<br />
ursprünglichen Ausführung auf die andere<br />
Rheinseite nach Erpel ausdehnte – hat er zwei<br />
Bilder-Bauschilder realisiert <strong>und</strong> sie an den Anlegern<br />
der Fähre Nixe postiert, die als Ersatz für<br />
die zerstörte ‚Brücke von Remagen’ zwischen<br />
Erpel <strong>und</strong> Remagen verkehrt. Ohne sie gäbe es,<br />
abgesehen von Telekommunikationsmöglichkeiten,<br />
nur den Sichtkontakt, auf den Thomas
Foto: Warburg<br />
Huber mit seinen Bauschildern anspielt. Das<br />
Bilder-Bauschild <strong>am</strong> Ufer von Remagen zeigt<br />
ein von Huber entwickeltes Panor<strong>am</strong>a Erpels<br />
<strong>und</strong> <strong>am</strong> Ufer von Erpel umgekehrt dasjenige Remagens<br />
mit einer neu gestalteten Promenade.<br />
Das Bilder-Bauschild auf der Remagener Seite<br />
Ein neues Panor<strong>am</strong>a für Remagen existiert nach<br />
wie vor an der Rheinpromenade in Remagen.<br />
Sein Pendant Neugestaltung der Promenade<br />
von Remagen auf der Erpeler Seite wurde mit<br />
Beschluss des Ortsgemeinderats Erpels vom<br />
Mai 2006 nach einer ursprünglich genehmigten<br />
Aufstellungszeit von 5 Jahren, die nicht verlängert<br />
wurde, <strong>am</strong> 28. Juni 2006 demontiert.<br />
Res Ingold - arp heliport, 2004<br />
Res Ingold hat in Rolandseck seinen arp heliport<br />
– einen Hubschrauberlandsplatz – realisiert.<br />
Seit 1982 unterhält er als Kunstprojekt<br />
die ingold airlines. Das Unternehmen ingold<br />
airlines ist jedoch viel mehr als eine Fluggesellschaft.<br />
Es ist eine geistige Haltung, eine innere<br />
Überzeugung. Fliegen ist für ingold airlines nur<br />
zum Teil ein realer, materieller Vorgang. Es ist<br />
auch immaterielle Idee. Neben dem Perfektionieren<br />
seiner Dienstleistung als Anbieter von<br />
Flügen für Menschen <strong>und</strong> Waren ist ingold airlines<br />
auch Anbieter von Transportmitteln für<br />
immaterielle Güter wie Gedanken, Informationen<br />
<strong>und</strong> emotionalen Energien. Im Rahmen des<br />
Public Art-Projektes Skulpturenufer Remagen<br />
ist folgerichtig seine Skulptur ein fi ktiver <strong>und</strong><br />
zugleich realer Hubschrauberlandeplatz. Mit<br />
diesem Werk ist neben den vorhandenen Verkehrswegen<br />
der Schiene, Straße <strong>und</strong> des <strong>Wasser</strong>s<br />
nun auch der Luftraum für das Arp Museum<br />
Bahnhof Rolandseck erschlossen.<br />
H<strong>am</strong>ish Fulton - seven paces, 2003<br />
H<strong>am</strong>ish Fulton, einer der prominentesten Vertreter<br />
der Land Art, unternahm für das Arp<br />
Museum Bahnhof Rolandseck vom 11.9.2002<br />
bis 13.11.2002 seine bisher längste Wanderung.<br />
Er startete in Bilbao, durchquerte Spanien<br />
<strong>und</strong> Frankreich, erreichte den Tomasee in der<br />
Schweiz, eine der Rheinquellen, <strong>und</strong> wanderte<br />
von dort aus entlang des Rheins durch Deutschland<br />
bis Hoek van Holland zu der Mündung des<br />
Rheins in die Nordsee. Für das Arp Museum<br />
Bahnhof Rolandseck realisierte Fulton seine<br />
erste Public Art- Arbeit in Erinnerung an diese<br />
Wanderung <strong>und</strong> zwar an einer Stelle, die Teil<br />
seiner Wanderung war: seven paces, ein gusseisernes<br />
Werk, eingelassen in den Pfad entlang<br />
des Rheins nahe dem Bahnhof Rolandseck <strong>und</strong><br />
gegenüber vom Museum bei Rheinkilometer<br />
632. Typisch für Fulton, unscheinbar, spröde<br />
<strong>und</strong> wenig spektakulär, ist diese Bodenskulptur<br />
seit dem 1. November 2003 in der Dimension<br />
von 7 Schritten bzw. 6,36 Metern Länge in den<br />
Leinpfad eingelassen. 7 Schritte von 3 Millionen,<br />
die er in 63 Tagen zurücklegte.<br />
Johannes Brus - „Treidelpfad“, 2008<br />
Mit seiner Skulptur Treidelpfad <strong>am</strong> Rheinufer von<br />
Remagen-Kripp, einem Boot aus Beton <strong>und</strong> zwei<br />
Pferden aus Bronze, bezieht sich Johannes Brus auf<br />
die Geschichte dieses Ortes. Kripp war eine bedeutende<br />
Treidelstation zwischen Köln <strong>und</strong> Koblenz, bevor<br />
die D<strong>am</strong>pfschifffahrt ab 1860 die traditionellen<br />
Treidelschiffe ablöste. Seit Jahrh<strong>und</strong>erten wurden<br />
die Schiffe fl ussaufwärts mit Hilfe von Pferden gezogen.<br />
Das Treideln bedeutete eine große Anstrengung<br />
für die Pferde, die zudem aufgr<strong>und</strong> der Refl exion der<br />
Sonne im <strong>Wasser</strong>, häufi g auf dem linken Auge erblindeten<br />
<strong>und</strong> durch den beständigen seitlichen Zug des<br />
Seiles kreuzlahm wurden. Johannes Brus kehrt nun<br />
in seiner Skulptur die Arbeitsverhältnisse um. Seine<br />
Pferde befi nden sich, eines fl ussaufwärts, das andere<br />
fl ussabwärts platziert, von jeglicher Last befreit,<br />
auf dem Schiffsdeck. Pferde sind ein immer wiederkehrendes<br />
Motiv in Johannes Brus’ bildhauerischem<br />
<strong>und</strong> fotografi schem Werk. Die Realisation der Arbeit<br />
„Treidelpfad“ von Johannes Brus ist in Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit Christian Pettersen entstanden.<br />
Foto: Hans Weingartz<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 91
Foto: Warburg<br />
Fotos: Bossletpublicart<br />
Peter Hutchinson - Thrown Ropes Remagen, 2001<br />
Peter Hutchinson ist einer der ersten ökologischen Ästheten. In Remagen hat er seine bisher größte <strong>und</strong> komplexeste Bodenarbeit<br />
auf der Rheinwiese realisiert, die Teil der Werkgruppe der Thrown Ropes, der „geworfenen Seile“, ist. Hutchinson hat zu diesem<br />
Zweck ein zehn Meter langes Seil mehrmals geworfen, um so mehr oder weniger zufällige Linien zu erhalten. Diese Linien, die gerade,<br />
geschlängelt oder auch gew<strong>und</strong>en sind, bepfl anzt er mit sorgfältig ausgesuchten, unterschiedlichen Blumen <strong>und</strong> Sträuchern,<br />
die jahreszeitenabhängig grünen, blühen oder auch temporär verschwinden. Aus der Tradition der Land Art heraus betrachtet<br />
Hutchinson die Natur als übergeordneten Lebensraum, mit dem er sich intensiv auseinandersetzt <strong>und</strong> den er durch behuts<strong>am</strong>e<br />
gestalterische Eingriffe partiell neu gestaltet, belebt <strong>und</strong> bewusst macht. In seinem Arbeitsprozess spielen wie in der Natur Zufälle<br />
<strong>und</strong> ökologische Idealbedingungen eine f<strong>und</strong><strong>am</strong>entale Rolle. Dies fällt in der ‚Remagener Arbeit’ deutlich ins Auge.<br />
92 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
Eberhard Bosslet - „Regenfänger“, 2001<br />
Eberhard Bosslet hat auf der Landzunge von<br />
Oberwinter eine ca. zwölf Meter hohe Skulptur,<br />
den Regenfänger, realisiert. Der für Remagen<br />
von Bosslet entwickelte Turm besteht aus einer<br />
allseitig einsehbaren Konstruktion aus Holz<br />
<strong>und</strong> Stahl. Seine Struktur entst<strong>am</strong>mt einem<br />
Schalungssystem des Beton-Hochbaus, das in<br />
Verbindung mit einem aufgesetzten Trichter<br />
aus Stahl zum Regenfänger für Remagen wird.<br />
Das Fallrohr des Trichters befi ndet sich im Zentrum<br />
der Turmstruktur, endet dort in drei Metern<br />
Höhe <strong>und</strong> wird bei Regen gleichs<strong>am</strong>, wie<br />
Bosslet sagt, zur „öffentlichen Dusche“. Wie<br />
ein point de vue (Blickpunkt) der barocken Gartenarchitektur<br />
zieht Bosslets Regenfänger den<br />
Blick von allen Seiten an. Sowohl von der Straße<br />
wie auch aus der weiten Ferne des anderen<br />
Flussufers lenkt Bosslets technoide Skulptur<br />
unseren Blick. Dadurch entstehen Perspektiven<br />
wie in einem Landschaftsbild.
Bittermann & Duka – Geheime Gärten<br />
Rolandswerth, 2002 - 2004<br />
Caroline Bittermann <strong>und</strong> Peter Duka gingen in<br />
ihren Arbeiten davon aus, dass Landschaft <strong>und</strong><br />
Natur als Bild wahrgenommen werden, weil<br />
unsere Vorstellungen von Landschaft <strong>und</strong> Natur<br />
durch Bilder bestimmt sind. Sie beriefen sich<br />
dabei auf die Geschichte der bis zu 300-jährigen<br />
Landschafts- <strong>und</strong> Gartenarchitektur, die<br />
das Gestalten von Natur im Hinblick auf ein ästhetisches<br />
Motiv für ein Bild <strong>und</strong> nach einem<br />
Bild vor Augen hatte. Diese Gedanken griffen<br />
Bittermann & Duka auch in ihrer Arbeit geheime<br />
gärten rolandswerth für Rolandswerth auf.<br />
Am Anfang ihrer Arbeit für Rolandswerth stand<br />
deshalb eine Computersimulation: ein Bild von<br />
dem Turm, der nun das visuelle <strong>und</strong> ökologische<br />
Zentrum ihrer „geheimen Gärten" ist. Aber auch<br />
zu tatsächlicher gärtnerischer Arbeit waren<br />
sie gekommen. Der erste Schritt bestand darin,<br />
die historische viktorianische Gartenanlage<br />
des ausgehenden 19. Jahrh<strong>und</strong>erts mit Hilfe<br />
der Forstbehörde gr<strong>und</strong>legend zu revitalisieren.<br />
Zudem wurden Wege angelegt <strong>und</strong> Parkfl<br />
ächen geformt. Fledermäuse <strong>und</strong> Wildbienen<br />
wurden in dem von Bittermann & Duka entworfenen<br />
Pfl anzenturm aus Beton willkommen<br />
geheißen. Zu ihren Entwürfen gehören auch das<br />
Eingangstor zu den Gärten, die Typografi e der<br />
Buchstabenskulptur an der rheinseitigen Treppe<br />
<strong>und</strong> die Dokumentation im alten Gewächshaus.<br />
Den theoretischen Ausgangspunkt der ges<strong>am</strong>ten<br />
Gartengestaltung bilden die Schriften von<br />
Novalis (1772–1801), einem der bedeutendsten<br />
Vertreter der Frühromantik. Das Fragment aus<br />
Novalis' Allgemeinem Brouillon von 1798: „Die<br />
vollendete Speculation führt zur Natur zurück",<br />
gilt es, verrätselt auf Tor, Turm <strong>und</strong> an der Treppe<br />
aufzufi nden, wie auch die Lettern N-O-V-A-<br />
L-I-S an den Park-Bänken.<br />
Der Bezug zur Natur führt auch wieder zurück<br />
zum Arp-Museum <strong>und</strong> der Skulptur Bewegtes<br />
Tanzgeschmeide von Hans Arp, das seit 1970<br />
vor dem Bahnhof Rolandseck stand <strong>und</strong> für Restaurierungs-<br />
<strong>und</strong> Bauarbeiten <strong>am</strong> Bahnhof im<br />
Jahr 2000 vorübergehend abgebaut wurde. Das<br />
nun wiederaufgestellte monumentale Werk von<br />
Hans Arp geht auf eine ursprüngliche kleinere<br />
Fassung aus dem Jahr 1960 zurück. Basierend<br />
auf einer Absprache mit Hans Arp <strong>und</strong> autorisiert<br />
durch Marguerite Arp-Hagenbach erfolgte<br />
postum die Vergrößerung im Jahr 1970. Leerformen<br />
in den Plastiken dieses Typus' , die Arp<br />
seit Ende der 1950er Jahre entwickelte, fordern<br />
den Betrachter gezielt dazu auf, die durch sie<br />
hindurch zu sehende <strong>und</strong> sie umgebende Natur<br />
als skulptural integrierte Bestandteile einzubeziehen.<br />
L.K.<br />
Fotos: Hans Weingartz<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 93<br />
Foto: Ludwig Keißner
Go Beyond Borders<br />
94 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
Der Berliner Tape-Art-Künstler El Bocho hat Teile des<br />
Mauerverlaufs wieder sichtbar gemacht <strong>und</strong> das Thema<br />
Flucht in eindrucksvollen Bildern dargestellt.
Mit einer spannenden Kunstaktion hat der<br />
Street Art Künstler El Bocho an Ereignisse erinnert,<br />
die an der Berliner Mauer vorgefallen<br />
sind, <strong>und</strong> ihnen ein Gesicht gegeben. Vom 9. bis<br />
zum 15. November konnten die Berliner <strong>und</strong> die<br />
Berlin-Touristen Geschichte erleben - an Orten,<br />
die heute längst im neuen Alltag der <strong>Stadt</strong><br />
aufgegangen sind. Anlass war der 20. Jahrestag<br />
des Mauerfalls. Mit Klebeband in den Farben<br />
Schwarz, Rot <strong>und</strong> Weiß inszenierte El Bocho<br />
ausdrucksstarke <strong>und</strong> teils sehr plastisch wirkende<br />
Bilder. Dafür wurden extra über 40.000<br />
Meter Tape hergestellt.<br />
Ein besonderer Reiz der Aktion lag darin, dass<br />
alle Szenen aufwändig an ihren Originalschauplätzen<br />
realisiert wurden. Den geschichtlichen<br />
Hintergr<strong>und</strong> erläuterten Info-Plaketten mit<br />
einem sogenannten QR-Code. Wer Interesse<br />
daran hatte, konnte sich zusätzlich historische<br />
Filme <strong>und</strong> Bilder der Ereignisse auf sein Handy<br />
laden. Denn nicht nur bekannte Bilder fanden<br />
ihr Echo in dem Projekt. Im kollektiven Gedächtnis<br />
mag noch das Foto des Soldaten sein, der<br />
über den Stacheldraht in den Westen springt.<br />
Andere Ereignisse sind heute schon weniger bekannt:<br />
Einem Mann gelang es zum Beispiel, mit<br />
einem gestohlenen Panzer die Mauer zu durchbrechen.<br />
Oder wer weiß noch von der einzigen<br />
Massenfl ucht über die Mauer nach Ost-Berlin<br />
<strong>am</strong> Lenné Dreieck <strong>und</strong> kennt die Hintergründe?<br />
Mit jedem Kunstwerk von „Go Beyond Borders“<br />
wurde die Vorstellungskraft des Betrachters herausgefordert,<br />
denn die Schauplätze sehen heute<br />
oft komplett anders aus als noch vor wenigen<br />
Jahren. Der Mauerverlauf wurde an vielen Stellen<br />
mit einem „Go Beyond Borders“-Tape überhaupt<br />
erst wieder sichtbar gemacht: Mitten im<br />
Restaurant des Marriott Hotels an der Ebertstraße<br />
ist die Situation heute beispielsweise so,<br />
dass ein Gast im Osten <strong>und</strong> sein Tischnachbar<br />
schon im Westen speist. Bei der Umsetzung der<br />
Aktion wurde der Künstler El Bocho von HEI-<br />
MAT, Berlin, <strong>und</strong> CNN unterstützt. Der Titel der<br />
Aktion „Go Beyond Borders“ ist zugleich der<br />
neue Claim des Senders CNN International.<br />
A.M.<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 95
Buchtipps<br />
Faszinierendes Ruhrgebiet -<br />
Augenblicke <strong>am</strong> Rhein-Herne-<br />
Kanal<br />
Der Fotograf <strong>und</strong> Grafi ker Achim<br />
Kubiak hat dem Rhein-Herne-Kanal<br />
ein Denkmal in 160 Seiten gesetzt.<br />
Von Duisburg bis nach Henrichenburg<br />
stellt er den zukünftigen „KulturKanal“<br />
in eindrucksvollen Bildern vor. Die<br />
künstliche <strong>Wasser</strong>straße verbindet den<br />
Duisburger Hafen mit dem deutschen<br />
Kanalnetz <strong>und</strong> den Rhein mit dem<br />
Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal. Der Kanal mit<br />
seinen fünf Schleusen <strong>und</strong> 15 Häfen<br />
ist eine <strong>Wasser</strong>straße, die nicht nur<br />
für die Industrie wichtig ist, sondern<br />
auch immer mehr Möglichkeiten für<br />
die <strong>Freizeit</strong>gestaltung bietet. Das hat<br />
Achim Kubiak zu einem Sachbuch<br />
angeregt, das zugleich eine Liebeserklärung<br />
an das Ruhrgebiet ist.<br />
Essen: Edition RainRuhr 2009<br />
160 Seiten mit Fotos, 29,95 Euro<br />
96 | <strong>Stadt</strong> & Kunst<br />
Havenwelten Bremerhaven –<br />
Eine <strong>Stadt</strong> erfi ndet sich neu<br />
Mit der Neuerscheinung des Bildbandes<br />
„Havenwelten“ zeigt Autorin Anke<br />
Breitlauch den Entwicklungsprozess<br />
sowie das Ergebnis der neuen Erlebniswelt<br />
in Bremerhaven. R<strong>und</strong> 100<br />
Fotos, Zeichnungen <strong>und</strong> interessante<br />
Hintergr<strong>und</strong>berichte erzählen über die<br />
zehnjährige Entwicklungsphase des<br />
vielseitigen <strong>und</strong> zunächst umstrittenen<br />
Tourismuszentrums Havenwelten.<br />
Bremerhaven erhielt im Rahmen dieses<br />
großen städtebaulichen Projektes ein<br />
neues Gesicht <strong>und</strong> begeisterte bereits<br />
Gäste aus nah <strong>und</strong> fern.<br />
NW-Verlag, Bremerhaven<br />
160 Seiten, 30 x 22,7 cm, Hardcover<br />
über 100 Fotos <strong>und</strong> Zeichnungen<br />
24,80 Euro<br />
Stromlagen: Urbane Flusslandschaften<br />
gestalten<br />
Brachliegende Flächen entlang von<br />
Flussufern, oft in der Nähe urbaner<br />
Zentren, gibt es in nahezu allen mittleren<br />
<strong>und</strong> großen Städten Europas <strong>und</strong><br />
Amerikas. Regionale Flusslandschaften<br />
wie der Rhein in der Region Köln/Bonn,<br />
die Seine in Paris oder die Themse in<br />
London werden heute zunehmend neu<br />
entdeckt <strong>und</strong> als attraktive, urbane<br />
Lebensräume gestaltet. Dieses Buch<br />
widmet sich eingehend den Revitalisierungsmaßnahmen<br />
industriell geprägter<br />
Uferlagen. Anhand von bereits<br />
realisierten Projekten werden neben<br />
den städtebaulichen Maßnahmen auch<br />
Strategien der Projektentwicklung <strong>und</strong><br />
Finanzierung sowie spezifi sche Probleme<br />
wie etwa das Bauen mit Hochwassergefahren<br />
thematisiert.<br />
In den ersten beiden Teilen des Buches<br />
steht das städtebauliche Entwicklungspotential<br />
der Rheinufer, insbesondere<br />
des Rheinabschnitts der<br />
Region Köln/Bonn, im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Den umfassenden dritten Teil des<br />
Buches bildet eine S<strong>am</strong>mlung von 90<br />
Beispielprojekten aus ganz Europa.<br />
Birkhuser-Verlag AG, 49,90 Euro
Abonnement<br />
freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH<br />
Gewerbegebiet Larsheck<br />
56271 Kleinmaischeid<br />
FreeLounge<br />
Fachmagazin für kommunale Frei-Räume<br />
Hiermit bestelle ich ein Jahresabonnement des Fachmagazins FreeLounge zum Preis von 45 Euro pro Jahr. Ich beziehe<br />
im Rahmen dieses Abonnements vier Ausgaben FreeLounge für die Dauer eines Jahres. Das Abonnement verlängert<br />
sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.<br />
Tel.: 02689 9591-37<br />
Fax: 02689 9591-38<br />
E-Mail: info@free-lounge.de<br />
URL: www.free-lounge.de<br />
<strong>Stadt</strong> & Kunst | 97
108 | Recht<br />
Foto: fotolia.com
Aus aktuellem Anlass<br />
Kommunale<br />
Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zum Alkoholkonsum<br />
auf öffentlichen Freifl ächen<br />
Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat in einem bei den Kommunen vielbeachteten<br />
Urteil eine städtische Satzung aufgehoben, mit der in der Innenstadt<br />
ein Alkoholverbot verhängt worden war. In der Tagespresse ist teilweise<br />
der Eindruck entstanden, mit dem Urteil seien die Gestaltungsmöglichkeiten<br />
der Gemeinden erheblich eingeschränkt worden. Eine nähere Analyse des Urteils<br />
zeigt, dass die Auswirkungen für die Kommunen dieses Ausmaß nicht<br />
erreichen, sondern bei sachgerechter Gestaltung durchaus Möglichkeiten verbleiben.<br />
Der VGH Mannheim hat eine Polizeiverordnung<br />
der <strong>Stadt</strong> Freiburg für unwirks<strong>am</strong> erklärt, die<br />
diese zur Gestaltung ihres <strong>Stadt</strong>bildes erlassen<br />
hatte. D<strong>am</strong>it war auf öffentlichen Straßen, in<br />
öffentlichen Anlagen <strong>und</strong> öffentlichen Einrichtungen<br />
das Lagern oder dauerhafte Verweilen<br />
außerhalb von Freischankfl ächen oder Einrichtungen<br />
wie Grillstellen u.ä. „ausschließlich oder<br />
überwiegend zum Zwecke des Alkoholgenusses“<br />
untersagt worden – allerdings nur, „wenn dessen<br />
Auswirkungen geeignet sind, Dritte erheblich<br />
zu belästigen“. Dagegen hatte ein Freiburger<br />
Jurastudent sich im Wege der Normenkontrolle<br />
gewandt mit der Begründung, er wolle auch in<br />
Zukunft auf beliebten öffentlichen Plätzen im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet verweilen, um dort Bier zu trinken.<br />
Der VGH hat die Verordnung für unwirks<strong>am</strong> erklärt,<br />
weil sie gegen das verfassungsrechtliche<br />
Gebot hinreichender Bestimmtheit verstoße. Da<br />
unklar sei, wann der Alkoholkonsum geeignet<br />
sei, „Dritte erheblich zu belästigen“, könnten<br />
weder der Bürger noch die Ordnungsbehörden<br />
hinreichend deutlich erkennen, was erlaubt <strong>und</strong><br />
was verboten sei (Urteil vom 28. 7. 2009, Aktenzeichen<br />
1 S 2340/08). Bezug genommen hat<br />
der VGH dabei auch auf ein älteres Urteil aus<br />
1998, mit dem er ein pauschales Alkoholverbot<br />
mit der Begründung aufgehoben hat, das „Vermeiden<br />
bloßer Ärgernisse“ für die Kommunen<br />
sei ordnungsbehördlich nicht schützenswert.<br />
Auch Versuche der Gemeinden, straßenrechtlich<br />
im Rahmen sog. Sondernutzungssatzungen<br />
beispielsweise das „Sichniederlassen zum<br />
Zwecke des Alkoholgenusses“ zur „erlaubnisfähigen<br />
Sondernutzung“ zu erklären, haben die<br />
Obergerichte in der Vergangenheit teilweise für<br />
rechtswidrig erklärt.<br />
Die Gestaltungsmöglichkeiten der Kommunen<br />
sind d<strong>am</strong>it jedoch bei näherer Betrachtung<br />
nicht gänzlich beseitigt worden. Den Gemeinden<br />
verbleiben substantielle Regelungsmöglichkeiten<br />
in den Fällen, bei denen es wiederholt<br />
zu erheblichen Vorfällen gekommen ist.<br />
Voraussetzung dafür ist, dass eine sogenannte<br />
„abstrakte Gefahr für die öffentliche Sicherheit<br />
oder Ordnung“ vorliegt. Bei allen Vorbehalten,<br />
die auch politisch einen vorsichtigen Umgang<br />
mit Gefahrenabwehrverordnungen nahelegen,<br />
kann dies etwa bei „typisch alkoholbedingten<br />
Störungen“, wie sie auf vielen öffentlichen<br />
Plätzen in Innenstädten zu beobachten sind,<br />
der Fall sein. Um die gemeindliche Satzung<br />
für eine gerichtliche Überprüfung abzusichern,<br />
sollten dabei die Störungen, deren Beseitigung<br />
Recht | 109
110 | Recht<br />
Dr. Michael Winkelmüller, 38<br />
Rechtsanwalt <strong>und</strong> Fachanwalt für<br />
Verwaltungsrecht bei Redeker Sellner<br />
Dahs & Widmaier in Bonn.<br />
Einen seiner Schwerpunkte bildet das<br />
technische Sicherheitsrecht <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it<br />
verb<strong>und</strong>ene Fragen der Produktzulassung,<br />
technischen Normung,<br />
Zertifi zierung <strong>und</strong> Haftung.<br />
Saskia Misera, 30<br />
Rechtsanwältin bei Redeker Sellner<br />
Dahs & Widmaier in Bonn.<br />
Neben bau- <strong>und</strong> umweltrechtlichen<br />
Fragen bilden Schwerpunkte ihrer<br />
Beratungstätigkeit auch Fragen der<br />
kommunalen Planung <strong>und</strong> Satzungsgebung.<br />
Foto: fotolia.de<br />
angestrebt wird, möglichst konkret bezeichnet<br />
werden, um gerichtlich überprüfbare Maßstäbe<br />
zu gewinnen. Beispielsweise bilden die Auswirkungen<br />
allabendlichen Lärms den Gegenstand<br />
u.a. baurechtlicher Regelungen, aus denen konkret<br />
abzusehen ist, welcher Lärmpegel zu welcher<br />
Tageszeit in welchen Gebieten zulässig ist<br />
<strong>und</strong> wann eine – rechtlich relevante – Störung<br />
oder gar Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung anzunehmen<br />
ist. Auch in der Rechtsprechung zum Gaststättenrecht<br />
sind konkrete Maßstäbe gebildet<br />
worden, unter welchen Umständen etwa von<br />
„schädlichen Umwelteinwirkungen“ im Sinne<br />
des B<strong>und</strong>es-Immissionsschutzgesetzes oder<br />
„erheblichen Nachteilen, Gefahren oder Belästigungen<br />
für die Allgemeinheit“ auszugehen ist.<br />
Wenn also die Gemeinde für einen bestimmten<br />
Teil ihrer Innenstadt nachvollziehbar <strong>und</strong> anhand<br />
belastbarer Erhebungen messbare Lärmbelästigungen,<br />
Verunreinigungen, Gefährdung<br />
von Passanten durch Glasscherben, Drogenmissbrauch,<br />
sonstige Straftaten o.ä. nachweist,<br />
kann ein Alkoholverbot durch Gefahrenabwehrverordnung<br />
ein adäquates Mittel zur Gefahrenabwehr<br />
sein.<br />
Dr. Michael Winkelmüller, Saskia Misera
Zu viel Lärm, zu wenig Gelder<br />
Ein Großteil der Kommunen sieht sich mit erheblichen Schwierigkeiten bei<br />
der Planung <strong>und</strong> Erhaltung von <strong>Spiel</strong>plätzen konfrontiert. Das ist das Ergebnis<br />
einer Umfrage bei 50 Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern, die der<br />
B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung (BFG) durchgeführt hat. Vorgestellt<br />
wurde die Studie auf einer Pressekonferenz im Rahmen der FSB in Köln.<br />
Ein gut besuchter <strong>Spiel</strong>platz ist ein Ort voller<br />
Leben. Doch mehr <strong>und</strong> mehr wird die Geräuschkulisse<br />
der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen nicht als<br />
„Zukunftsmusik“ wahrgenommen, sondern<br />
als Störfaktor. In der BFG-Umfrage 2009 zum<br />
Thema „Hemmnisse bei der <strong>Spiel</strong>raumplanung“<br />
bewertete eine deutliche Mehrheit der Kommunen<br />
die Konfl ikte mit Anwohnern über Lärmbelästigung<br />
als zentrales Problem beim Bau <strong>und</strong><br />
dem Betrieb von <strong>Spiel</strong>plätzen. Je attraktiver ein<br />
<strong>Spiel</strong>platz ist, desto stärker ist die Nutzung mit<br />
dem entsprechenden Geräuschpegel. Der Neu-<br />
oder der Umbau eines <strong>Spiel</strong>platzes löst deshalb<br />
immer häufi ger Proteste der Anwohner aus <strong>und</strong><br />
sorgt dafür, dass die Kommunen zwischen die<br />
Fronten der unterschiedlichen Bürgerinteressen<br />
geraten. In einer im Rahmen der Studie<br />
befragten <strong>Stadt</strong> ging der Streit so weit, dass<br />
Anwohner einen <strong>Spiel</strong>platz demontierten, um<br />
so ihrem Protest mehr Gewicht zu geben. Verschärft<br />
stellt sich die Situation immer dann dar,<br />
wenn es darum geht, Angebote für Jugendliche<br />
zu schaffen. Aus der Sicht der befragten Kommunen<br />
geht dabei die Schere zwischen dem<br />
Handlungsbedarf <strong>und</strong> den Schwierigkeiten in<br />
der Umsetzung immer weiter auseinander.<br />
Knappe Kassen erschweren vielfach eine<br />
f<strong>am</strong>ilienfre<strong>und</strong>liche <strong>Stadt</strong>gestaltung<br />
Doch nicht nur der Zwist mit Anwohnern erschwert<br />
den Kommunen ihren Auftrag der Freiraumgestaltung<br />
für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Ein<br />
überwiegender Teil von Planern in den Kommunen<br />
muss sich mit einem gesunkenen Investitionsvolumen<br />
arrangieren. Es gibt immer weniger<br />
Geld, das zu einem großen Teil für den Erhalt<br />
älterer <strong>Spiel</strong>geräte aufgewendet werden muss.<br />
Diese hohen Instandhaltungskosten, die auch<br />
durch Vandalismus bedingt werden, hemmen<br />
den Bau neuer <strong>Spiel</strong>plätze. Für viele Planer tut<br />
sich ein Graben zwischen dem von den Kommunen<br />
formulierten Anspruch kinderfre<strong>und</strong>licher<br />
<strong>Stadt</strong>gestaltung <strong>und</strong> den tatsächlichen Möglichkeiten<br />
auf. Mit Leben kann dieser Anspruch<br />
in vielen Fällen erst gefüllt werden, wenn auf<br />
politischer Ebene durch den Druck von Elterninitiativen<br />
ein öffentliches Interesse erkennbar<br />
Der neue B<strong>und</strong>esverband für Freiraumgestaltung (BFG) präsentierte sich <strong>und</strong> seine<br />
Arbeit auf der FSB in Köln im Rahmen einer Pressekonferenz. Die von nun an jährlich<br />
stattfi ndende BFG-Umfrage war eines der zentralen Themen.<br />
wird. Der BFG wollte von den Kommunen auch<br />
wissen, inwieweit die im letzten Jahr in Kraft<br />
getretenen europäischen Normen (EN 1176 <strong>und</strong><br />
1177) Einfl uss auf die <strong>Spiel</strong>platzplanung haben.<br />
R<strong>und</strong> 50 Prozent der interviewten Planer gaben<br />
an, dass sie sich gut über die neue Normenreihe<br />
informiert fühlen <strong>und</strong> mit der Umsetzung keine<br />
Probleme haben. Als Informationsquellen wurden<br />
Prüforganisationen wie TÜV oder DEKRA<br />
ebenso genannt wie Weiterbildungsangebote<br />
der <strong>Spiel</strong>platzhersteller. Auffälliges Ergebnis<br />
der Befragung war aber auch, dass, je mehr sich<br />
eine Kommune mit der neuen Normenreihe beschäftigt<br />
hatte, je stärker die Unsicherheit <strong>und</strong><br />
der daraus resultierende Informationsbedarf<br />
war. Dieses Ergebnis legt den Schluss nahe,<br />
dass die Tragweite der Konsequenzen von jeder<br />
zweiten Kommune unterschätzt sein könnte.<br />
Im Dialog mit den Kommunen<br />
Der 2009 gegründete BFG hat es sich zu seiner<br />
Aufgabe gemacht, die Situation im öffentlichen<br />
Freiraum genauer zu beleuchten <strong>und</strong> ein Forum<br />
für den Austausch zwischen den Planern<br />
in den Kommunen <strong>und</strong> deren Partnern aus den<br />
Bereichen der Gestaltung <strong>und</strong> der Industrie zu<br />
bieten. Da es auch vielfach um rechtliche Fragen<br />
geht, sieht der Verband hier einen zweiten<br />
wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit. A.M.<br />
Verband | 111
SICHERHEIT<br />
112 | Tivoli<br />
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Tivoli | 113
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114 | Tivoli<br />
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Im Südloh 5<br />
D-27324 Eystrup<br />
info@kaiser-kuehne-play.com<br />
www.kaiser-kuehne-play.com<br />
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<strong>Freizeit</strong>spielgeräte GmbH & Co. KG<br />
Bahnhofstraße 50<br />
49744 Geeste<br />
kinderland@emsland-spielgeraete.de<br />
www.emsland-spielgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 5907 9479970<br />
Fax +49 (0) 5907 9479975<br />
Gewerbegebiet<br />
D-19374 Domsühl<br />
info@klettermax-gmbh.de<br />
www.spielplatzgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 38728 20012<br />
Fax +49 (0) 38728 20017<br />
Raiffeisenstraße 11<br />
D-24941 Flensburg<br />
kompan.gmbh@kompan.com<br />
www.kompan.com<br />
Tel. +49 (0) 4617 7306-0<br />
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A-4872 Neukirchen an der Vöckla<br />
obra@obra.at<br />
www.obra.at<br />
Tel. +43 7682 2162-0<br />
Fax +43 7682 2165<br />
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(Informationen im Internet)<br />
Teutonia 9<br />
Borlinghausen<br />
D-34439 Willebadessen<br />
info@playparc.de<br />
www.playparc.de<br />
Tel. +49 (0) 5642 709-01<br />
Fax +49 (0) 5642 709-10<br />
Industriestraße<br />
D-49751 Sögel<br />
info@quappen-holzbau.de<br />
www.quappen-holzbau.de<br />
Tel. +49 (0) 5952 9311-0<br />
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Tel. +49 (0) 7542 400350<br />
Fax +49 (0) 7542 400101<br />
Simsseestraße 29<br />
83112 Frasdorf<br />
info@richter-spielgeraete.de<br />
www.richter-spielgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 8052 17980<br />
Fax +49 (0) 8052 4180<br />
Holsbjergvej 42<br />
DK 2620 Albertsl<strong>und</strong><br />
Dänemark<br />
info@rt-stainless.com<br />
www.rt-stainless.com<br />
Tel. +45 39563473<br />
Fax +45 39692384<br />
Schulstraße 27<br />
D-35614 Aßlar-Berghausen<br />
spogg@hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />
www.hally-gally-spielplatzgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 6443 811262<br />
Fax +49 (0) 6443 811269<br />
Handwerkerstraße 7<br />
D-15366 Dahlwitz-Hoppegarten<br />
info@smb-seilspielgeraete.de<br />
www.smb-seilspielgeraete.de<br />
Tel. +49 (0) 3342 302015<br />
Fax +49 (0) 3342 302016<br />
Langenlipsdorf 54a<br />
D-14913 Niedergörsdorf<br />
info@sik-holz.de<br />
www.sik-holz.de<br />
Tel. +49 (0) 33742 799-0<br />
Fax +49 (0) 33742 799-20<br />
Königsberger Straße 39<br />
D-56269 Dierdorf<br />
info@stilum.de<br />
www.stilum.de<br />
Tel. +49 (0) 2689 92790-0<br />
Fax +49 (0) 2689 92790-29<br />
Am Rönnebecker Hain 1<br />
D-28777 Bremen<br />
info@seilfabrik-ullmann.de<br />
www.seilfabrik-ullmann.de<br />
Tel. +49 (0) 421 69038-8<br />
Fax +49 (0) 421 69038-75<br />
Am Winkel 9<br />
D-15528 Spreenhagen<br />
spielraum@zimmerobst.de<br />
www.zimmerobst.de<br />
www.spielraumgestaltung.de<br />
Tel. +49 (0) 33633 69 89-0<br />
Fax. +49 (0) 33633 69 89-29<br />
Seit 1993 planen <strong>und</strong> entwickeln wir erfolgreich Markenwelten<br />
– vom Erlebnispfad bis zum kompletten <strong>Freizeit</strong>park. Von der<br />
Konzeption bis zur schlüsselfertigen Übergabe ist jedes Projekt<br />
auf die Ziele unserer K<strong>und</strong>en abgestimmt <strong>und</strong> deshalb einmalig.<br />
Gerne erstellen wir für Sie ein einzigartiges Konzept.<br />
Akustik <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />
<strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />
Kind <strong>und</strong> <strong>Spiel</strong><br />
Bewegung durch Klettern<br />
Älter werden<br />
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Schwingbeschläge, Seilbahnen mit Zubehör, Schaukelsitze<br />
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– Flächennetze – Sport- <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>geräte<br />
– Netztunnel – Bolzplatztore „citytor –das Original“<br />
– Tr<strong>am</strong>polin – Seil-Zusatzelemente für <strong>Spiel</strong>geräte<br />
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Als Meisterbetrieb des Holzbildhauerhandwerks planen<br />
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Fachliche, wirtschaftliche & politische<br />
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Gerätehersteller <strong>und</strong> Dienstleister der Branche<br />
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Tel. +31 (0) 46 489.1111<br />
Fax +31 (0) 46 485.5544<br />
Wittenberger Straße 89<br />
D-06905 Bad Schmiedeberg<br />
info@seilerei-prutz.de<br />
www.seilerei-prutz.de<br />
Tel. +49 (0) 34925 70392<br />
Fax +49 (0) 34925 70155<br />
Sandtorkai 74<br />
D-20457 H<strong>am</strong>burg<br />
kontakt@my-vdh.de<br />
Tel. +49 (0) 40 822232-33<br />
Fax +49 (0) 40 822232-39<br />
Geschäftsführer: Ubbo Voss<br />
Mobil: +49 (0) 160 94712821<br />
Hültzstraße 26<br />
D-50933 Köln<br />
s.korts@korts.de<br />
www.korts.de<br />
Tel. +49 (0) 221 94021-00<br />
Fax +49 (0) 221 94021-01<br />
Bornwiese<br />
D-54470 Bernkastel-Kues<br />
info@johnen-gruppe.de<br />
www.johnen-gruppe.de<br />
Tel. +49 (0) 6531 509-0<br />
Fax. +49 (0) 6531 509-49<br />
A wide range of plastic boards + non-slip properties (if required).<br />
Made from prime and/or recycled polymers.<br />
Approved for Play Gro<strong>und</strong> Equipment in conformity with EN 71-3.<br />
Durable, sturdy, maintenance-free and highly wear resistant.<br />
Ein breites Sortiment von Kunststoffplatten (+ Anti-Rutsch möglich).<br />
Auf Basis von Neuware <strong>und</strong>/oder Regranulat. Tauglich für<br />
Play Gro<strong>und</strong> Equipment konform EN 71-3.<br />
Haltbar, robust, wartungsfrei <strong>und</strong> hohe Verschleißfestigkeit.<br />
Seilspielgeräte:<br />
Netze, Brücken, Schaukelkörbe, Hängematten, Klettertaue,<br />
Sonderanfertigungen <strong>und</strong> Seilerwaren nach K<strong>und</strong>enwunsch<br />
Der VDH versteht sich als Serviceunternehmen für seine Mitglieder,<br />
vertritt ihre Interessen, schafft ihnen Wettbewerbsvorteile <strong>und</strong><br />
macht sich stark für deren wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Hierzu gehören im Einzelnen:<br />
– Information & Erfahrungsaustausch durch regelmäßige Treffen,<br />
Newsletter, Homepage, Workshops, Tagungen, Messen<br />
– Einkaufsvorteile durch Rahmenverträge mit Herstellern,<br />
Lieferanten, Dienstleistern, Versicherern, u.v.m<br />
– Beratung, Schulung, Marktanalysen<br />
– Interessenvertretung bei Politik, Berufsgenossenschaften, GEMA,<br />
TÜV, GEZ, u.v.m. – Medien- & Öffentlichkeitsarbeit<br />
– Qualitätssiegel & Klassifi zierung – u.v.m.<br />
– Sebastian Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht,<br />
MBA –Master of Business Administration,<br />
M.I.Tax – Master of International Taxation<br />
– Petra Korts, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, MBA<br />
– Silke Busch, Rechtsanwalt,<br />
Fachanwalt für Steuerrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
– Wahed T. Barekzai, Rechtsanwalt<br />
Fachanwalt für Steuerrecht, L.L.M. – Mater of Laws<br />
Bogenoffsetdruckerei mit Vorstufe, Veredelungstechniken,<br />
Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Lettershop.<br />
Herstellung <strong>und</strong> Distribution von Drucksachen wie Flyern,<br />
Broschüren, Katalogen, Magazinen, Zeitschriften, Postern, etc.
Termine TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />
04. bis 06. 05. 2010 in Berlin<br />
28. bis 30. 06. 2010 in Dortm<strong>und</strong><br />
21. bis 23. 06. 2010 in Frankfurt/M.<br />
22. bis 24. 04. 2010 in Kaiserslautern<br />
12. bis 14. 04. 2010 in Köln<br />
16. bis 18. 03. 2010 in Nürnberg<br />
Seminar: „Fachkraft für<br />
Kinderspielplätze“ (Nr. 10024)<br />
07. 05. 2010 in Berlin<br />
07. 07. 2010 in Dortm<strong>und</strong><br />
26. 04. 2010 in Frankfurt/M.<br />
15. 06. 2010 in Köln<br />
11. 06. 2010 in München<br />
Seminar: „Fachkraft für<br />
Kinderspielplätze“ (Auffrischung, Nr. 10034)<br />
Infos: TÜV Rheinland Akademie GmbH<br />
Am Grauen Stein, 51105 Köln<br />
Uwe Wendler, Tel.: 0221 8063113<br />
UweWendler@de.tuv.com<br />
Deutsches Institut für Urbanistik<br />
14. 04. 2010 in Berlin<br />
Difu-Dialog: „Nationale<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik“<br />
26. bis 27. 04. 2010 in Berlin<br />
Seminar: „Jugendliche <strong>und</strong><br />
<strong>Stadt</strong>(teil)entwicklung“<br />
Infos: Deutsches Institut für Urbanistik GmbH<br />
(Difu), Ernst-Reuter-Haus<br />
Straße des 17. Juni 112 , 10623 Berlin<br />
Telefon: 030 / 39 001-0<br />
Telefax: 030 / 39 001-100<br />
Messetermine 2010<br />
16. bis 20. Februar 2010<br />
bautec Berlin<br />
freispielberlin<br />
Kontakt: Messe Berlin GmbH<br />
Frau Hille (Projektorganisation)<br />
Messed<strong>am</strong>m 22 · 14055 Berlin<br />
Tel.: 030 3038-2136<br />
j.hille@messe-berlin.de<br />
www.bautec.com<br />
23. bis 24. März 2010<br />
KOMCOM NRW<br />
Treffpunkt für Experten aus Kommunen,<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
Messe Essen<br />
Kontakt: KOMCOM Messe GmbH<br />
Tel.: 0681 95427-0<br />
komcom@komcom.de<br />
www.komcom.de<br />
19. bis 20. Mai 2010<br />
public 10<br />
Zukunft Kommune<br />
Fachmesse für <strong>Stadt</strong>planung <strong>und</strong><br />
öffentliche Raumgestaltung<br />
Kontakt: public Messe GmbH<br />
Tel.: 0621 70019-0<br />
info@public10.de<br />
www.public10.de<br />
15. bis 18. September 2010<br />
GaLaBau 2010<br />
19. Interantionale Fachmesse<br />
Urbanes Grün <strong>und</strong> Freiräume<br />
www.galabau.info-web.de<br />
VORSCHAU<br />
Top Thema:<br />
Standortvorteil Kultur / Die <strong>Stadt</strong> als Bühne<br />
Chancen <strong>und</strong> Probleme bei klassischen Festspielen, Kulturevents oder Festivals<br />
der Rock-, Pop-, Elektroszene<br />
Modelle zur kreativen Gestaltung von Innenstädten, die häufi g Gastgeber<br />
von kulturellen Projekten sind.<br />
Wir stellen vor: Temporäre Architektur, Kulturbüros, Festival-Veranstalter<br />
Messe-Special: bautec & freispielberlin | KOMCOM Essen<br />
Gartenschauen 2010<br />
24. April bis 3. Oktober 2010<br />
Landesgartenschau Bad Nauheim<br />
Kontakt: Landesgartenschau<br />
Bad Nauheim 2010 GmbH<br />
Sprudelhof 11 · 61231 Bad Nauheim<br />
Tel.: 06032 92699-0<br />
landesgartenschau2010@bad-nauheim.de<br />
www.landesgartenschau-bad-nauheim.de<br />
24. April bis 10. Oktober 2010<br />
Landesgartenschau Aschersleben<br />
Kontakt: Landesgartenschau<br />
Aschersleben 2010 GmbH<br />
Markt 1 · 06449 Aschersleben<br />
Tel.: 03473 226670<br />
info@landesgartenschau-aschersleben.de<br />
www.landesgartenschau-aschersleben.de<br />
23. April bis 17. Oktober 2010<br />
Landesgartenschau Bad Essen<br />
Kontakt: Landesgartenschau Bad Essen 2010<br />
GmbH<br />
Am Freibad 5 · 49152 Bad Essen<br />
Tel.: 05472 8158970<br />
info@landesgartenschau-badessen.de<br />
www.landesgartenschau-badessen.de<br />
17. April bis 24. Oktober 2010<br />
Landesgartenschau Hemer<br />
Kontakt: Landesgartenschau<br />
Hemer 2010 GmbH<br />
Ostenschlahstraße 60 · 58675 Hemer<br />
Tel.: 02372 5506-0<br />
info@landesgartenschau-hemer.de<br />
www.landesgartenschau-hemer.de<br />
23. April bis 3. Oktober 2010<br />
Landesgartenschau Rosenheim<br />
Kontakt: Landesgartenschau<br />
Rosenheim 2010 GmbH<br />
Schönfeldstraße17 · 83022 Rosenheim<br />
Tel.: 08031 9010880<br />
info@rosenheim2010.de<br />
www.rosenheim2010.de<br />
12. Mai bis 10. Oktober 2010<br />
Landesgartenschau<br />
Villingen-Schwenningen<br />
Kontakt: Landesgartenschau Villingen-<br />
Schwenningen 2010 GmbH<br />
Neckarstraße 32<br />
78056 Villingen-Schwenningen<br />
Tel.: 07720 822500<br />
lgs@lgs-vs2010.de<br />
www.lgs-vs2010.de<br />
t e r m i n e<br />
Editorial | 117
Entdeckt!<br />
Dass C<strong>am</strong>ping auch auf kleinstem Raum möglich ist, zeigt das originelle System „Urban C<strong>am</strong>ping“, ein Entwurf des<br />
Antwerpener Architekturbüros Import Export Architecture. Erstmals aufgebaut wurde Urban C<strong>am</strong>ping in Antwerpen im<br />
Rahmen eine Ausstellung für Mobile Architektur. www.iea.be<br />
Die Piano-Treppe war eine witzige <strong>und</strong> verblüffend wirks<strong>am</strong>e Intervention<br />
im städtischen Alltag. In Stockholm wurde der Treppenaufgang einer U-<br />
Bahn-Station mit Klaviertönen unterlegt <strong>und</strong> als Klavier dekoriert. Weil das<br />
Treppensteigen zu einem klanglichen Erlebnis gemacht wurde, benutzten an<br />
diesem Tag 66 Prozent mehr Menschen die Treppe <strong>und</strong> verzichteten auf die<br />
Rolltreppe. Die Piano-Treppe ist Teil der Internet-K<strong>am</strong>pagne „The Fun Theory“,<br />
die zeigen will, dass Menschen durch originelle Ideen leicht davon zu<br />
überzeugen sind, sich umweltfre<strong>und</strong>licher zu verhalten. Auch lockte bereits<br />
ein Flaschencontainer mit den Funktionen eines <strong>Spiel</strong>automats sowie ein<br />
geräuschanimierter Mülleimer im Park. Die drei Kurzvideos haben im Internet für Furore gesorgt - ihr Erfolg hat selbst den Sponsor<br />
überrascht. Hinter der Aktion steht Volkswagen in Schweden. Über sechs Millionen Klicks auf YouTube zeigen, dass hier eine Theorie<br />
tatsächlich aufgeht. Mehr davon, bitte! www.thefuntheory.com<br />
Pumpwerk mit Kunst: Eine besonders schöne Gestaltungsidee<br />
für naturgemäß wenig ansehnliche Pumpwerk-<br />
Häuschen fi ndet sich seit neustem in Köln-Rodenkirchen:<br />
Die Stationen sind hier mit einer künstlerischen Verkleidung<br />
aus Stahlelementen mit aufgebrochener Oberfl äche<br />
versehen. Zum Schutz vor Witterung <strong>und</strong> Korrosion <strong>und</strong><br />
gleichzeitig zur farblichen Gestaltung wurden die Stahlteile<br />
nach der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Zwischenbeschichtung mit<br />
Effektlack beschichtet.<br />
118 | Vermischtes
Ihr Tagungshotel in der<br />
Mitte Deutschlands<br />
ruhige, zentrale Lage direkt an der A3<br />
professionelle Präsentations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />
angenehme Arbeitsatmosphäre mit persönlicher Betreuung<br />
individuell eingerichtete Zimmer mit ganz besonderem Charme<br />
Übernachtungen ab 60,00 Euro pro Person<br />
Hotel<br />
Stebacher Straße 64<br />
56276 Großmaischeid<br />
Telefon 02689 92710-0<br />
Fax 02689 92710-199<br />
info@hotel-tannenhof.info<br />
www.hotel-tannenhof.info
Aussenräume gestalten,<br />
bauen <strong>und</strong> pflegen.<br />
16. – 20. Februar 2010<br />
Messegelände Berlin<br />
www.bautec.com