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Geologie in Ludwigsburg Juni 2012 - Stadt Ludwigsburg

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<strong>Geologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong><br />

In Inhalt In<br />

halt<br />

1. E<strong>in</strong>leitung 3<br />

2. Geologischer Bau und Erdgeschichte von Baden-Württemberg 4<br />

2.1<br />

2<br />

Krustenbewegung und Landschaftsbild 4<br />

2.2 Der Aufbau des Untergrundes 5<br />

2.2.1 Grundgebirge 5<br />

2.2.2 Deckgebirge 7<br />

3. <strong>Geologie</strong> <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> 14<br />

3.1 Buntsandste<strong>in</strong> 14<br />

3.2 Muschelkalk 14<br />

3.3 Keuper 16<br />

3.4 Quartär 18<br />

3.5 Geologische Karte und Profilschnitt von <strong>Ludwigsburg</strong> 19<br />

3.6 Tektonik - Die Lagerung der Schichten 22<br />

3.7 Lemberg und Hohenasperg als Zeugen der Erdgeschichte 23<br />

4. Das Grundwasser im Untergrund von <strong>Ludwigsburg</strong> 24<br />

5. Anhang 28<br />

5.1 Geologische Gliederung, Schichtaufbau und Grundwasser <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> 28<br />

5.2 Geste<strong>in</strong>skunde 31<br />

5.3 Geste<strong>in</strong>sfarben 33<br />

5.4 Karst 34<br />

5.5 Erdbeben 35<br />

Herausgeber<strong>in</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Fachbereich Tiefbau und Grünflächen<br />

Wilhelmstraße 11<br />

71638 <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Bearbeitung und Beiträge<br />

Dr. Wolfgang Goos<br />

Stand: <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Auskünfte zu <strong>Geologie</strong>, Grundwasser, Baugrund, Altlasten<br />

und Erdwärmenutzung <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> erteilt:<br />

Fachbereich Tiefbau und Grünflächen<br />

Abteilung Bodenschutz<br />

Telefon: 07141/910-2707<br />

Telefax: 07141/910-2230<br />

Mail: w.goos@ludwigsburg.de


1. 1. E<strong>in</strong>leitung<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

3<br />

Dieses Manuskript ist e<strong>in</strong>e Zusammenfassung der landschaftsgeschichtlichen und geologischen Entstehung von Baden-Württemberg und<br />

der geologischen Verhältnisse im Raum <strong>Ludwigsburg</strong>. Die Gemarkung von <strong>Ludwigsburg</strong> liegt im Landschaftsraum des ca. 1300 km 2<br />

großen Neckarbeckens und umfasst e<strong>in</strong>e Fläche von 4333 ha (Abb. 1). Das Neckarbecken wird im Süden und Südosten von den Keuper-<br />

bergen des Glemswaldes, der Stuttgarter Bucht, dem Schurwald und den Berglen, im Osten und Nordosten vom Murrhardter Wald und<br />

von den Löwenste<strong>in</strong>er Bergen und im Nordwesten vom Strom- und Heuchelberg e<strong>in</strong>gerahmt. Der Markungsbereich westlich des Neckars<br />

gehört zur Muschelkalk- und Lettenkeuperfläche des "Strohgäus", dessen nordöstlicher Teil "Langes Feld" genannt wird. Der Bereich<br />

östlich des Neckars gehört zur Gäufläche der "Backnanger Bucht". Im Strohgäu wird <strong>in</strong>tensiver Ackerbau auf den fruchtbaren Lösslehm-<br />

böden betrieben. Das Neckartal mit se<strong>in</strong>en Nebentälern und die Gäuhochflächen östlich des Neckars werden auch durch Obstbau und<br />

We<strong>in</strong>bau geprägt. Die höchste topographische Erhebung <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> ist der Lemberg am Ostrand der Gemarkung mit 365,1 mNN, der<br />

tiefste Punkt liegt im Gewann Hofwiesen im Neckartal am Nordrand der Gemarkung mit 195,8 mNN.<br />

Sicherheitsh<strong>in</strong>weis: An steilen bis senkrechten Erd- und Felswänden kann man Geste<strong>in</strong>e und Fossilien gut studieren.<br />

Hier besteht aber e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Ste<strong>in</strong>schlaggefahr und damit Gesundheitsgefahr und Lebensgefahr!<br />

Heuchelberg<br />

Stromberg<br />

Enz<br />

Platte<br />

Hecken-<br />

Gäu<br />

Obere<br />

Gäue<br />

Strudelbach<br />

Vaih<strong>in</strong>gen/E.<br />

Leonberg<br />

Gäulandschaft,<br />

Zeugenberge<br />

Metter-Platte<br />

Glems-<br />

Strudelbach-<br />

Platte<br />

S<strong>in</strong>delf<strong>in</strong>gen<br />

Böbl<strong>in</strong>gen<br />

Glems<br />

Glemswald<br />

Zabergäu<br />

Besigheim<br />

Bietigheim/B.<br />

Schönbuch<br />

Zaber<br />

Keuperbergland<br />

Filder<br />

Heilbronn<br />

Marbach<br />

Waibl<strong>in</strong>gen<br />

Backnanger Bucht<br />

Schmidener<br />

Feld<br />

Essl<strong>in</strong>gen<br />

Filderebene<br />

Abb. Abb. Abb. 1: 1: Die Die naturräumliche naturräumliche Gliederung Gliederung im im Mittleren Mittleren Neckarraum<br />

Neckarraum<br />

Löwenste<strong>in</strong>er Berge<br />

Abb. bb. bb. 2: 2: Der Der Aufb Aufbau Aufb au des des Schichtstufenland<br />

Schichtstufenlandes Schichtstufenland es im im MMittleren<br />

M ittleren Neckarraum Neckarraum<br />

Neckarraum<br />

Backnang<br />

Rems<br />

Murr<br />

Murrhardter<br />

Wald<br />

Berglen<br />

Rems<br />

Schurwald<br />

Schurwald<br />

Verändert nach: H. Brunner (1998): Erläuterungen zu Blatt Stuttgart und Umgebung, GK 50, LGRB Freiburg<br />

Neckar<br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Langes Feld<br />

Stuttgart<br />

Stuttgarter<br />

Bucht<br />

Körsch<br />

W<strong>in</strong>nenden<br />

Nord<br />

0 3 km<br />

Welzheimer Wald<br />

Fils<br />

Fils<br />

Albvorland<br />

Albvorland


2. 2. Geologischer Geologischer Bau Bau und und Erdgeschichte Erdgeschichte von von Baden Baden-Württemberg<br />

Baden Württemberg<br />

4<br />

Die <strong>Geologie</strong> ist die Wissenschaft vom Bau und der Entstehungsgeschichte der Erde (gr. gé = Erde, logos = Lehre). Zur Rekonstruktion<br />

der Erdgeschichte s<strong>in</strong>d genaue Kenntnisse der unterschiedlichen Geste<strong>in</strong>e, ihrer Entstehung und Entwicklung im Laufe der Jahrmillionen<br />

und ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften erforderlich. Durch Studium, Analyse und Kartierung der Art der Geste<strong>in</strong>e<br />

(Petrographie) und ihrer Lagerungsverhältnisse (Stratigraphie), durch die Erforschung und Klassifizierung der fossilen Lebewelt <strong>in</strong> den<br />

Geste<strong>in</strong>sschichten (Paläontologie) und mit chemischen und physikalischen Methoden (Geochemie, Geophysik) kann e<strong>in</strong>e Systematik und<br />

Altersklassifizierung der Geste<strong>in</strong>e der oberen Erdkruste vorgenommen werden. M<strong>in</strong>eralogische, geophysikalische, geographische, karto-<br />

graphische und paläoklimatologische Untersuchungen ergänzen die <strong>Geologie</strong> und führen zu unserem heutigen Bild von der Entstehung<br />

und Entwicklung der Erde und ihrer Lebewelt. Bevor wir die unterschiedlichen Geste<strong>in</strong>sformationen unseres Landes näher betrachten,<br />

müssen die dynamischen Vorgänge <strong>in</strong>nerhalb der Erdkruste erläutert werden. Sie s<strong>in</strong>d für die Entstehung der Geste<strong>in</strong>e, für die Formung<br />

der Landschaften und letztlich auch für die Entwicklung der Lebewelt auf der Erde von großer Bedeutung.<br />

2.1 .1 Krustenbewegung Krustenbewegung und und Landschaftsbild<br />

Landschaftsbild<br />

Der Aufbau der Erde gliedert sich <strong>in</strong> Erdkern, Erdmantel und<br />

Erdkruste (Abb. 3). Die zwischen 5 und 50 km mächtige<br />

Erdkruste ist <strong>in</strong> 7 Großplatten und 7 kle<strong>in</strong>e Platten unterteilt.<br />

Diese s<strong>in</strong>d, angetrieben durch konvektive Fließbewegungen<br />

des etwa 1.200 °C heißen und zähplastischen Magmas im<br />

Erdmantel ständig <strong>in</strong> langsamer vertikaler und horizontaler<br />

Bewegung Die Vertikalbewegungen der Platten liegen bei<br />

wenigen mm pro Jahr, die Horizontalbewegungen liegen bei<br />

bis zu 16 cm pro Jahr. In Vulkangebieten und <strong>in</strong> Bereichen<br />

mit quellfähigen Geste<strong>in</strong>en, v,a, Anhydrit, können Vertikal-<br />

bewegungen im Zentimeterbereich pro Jahr gemessen wer-<br />

den. Entlang der Plattengrenzen <strong>in</strong> den Ozeanen tritt Lava<br />

aus und es kommt zur Neubildung von Meeresboden. Da-<br />

durch driften die Platten langsam ause<strong>in</strong>ander (Seafloor-<br />

Spread<strong>in</strong>g). Es bilden sich weltumspannende Bruchsysteme,<br />

die sogenannten ozeanischen Riftsysteme mit mächtigen<br />

mittelozeanischen Gebirgsrücken und Inselketten. Diese<br />

Neubildung von Meeresboden wird an anderer Stelle bei der<br />

Kollision der Kont<strong>in</strong>entalplatten durch Versenkung der Oze-<br />

ankruste (Subduktion) <strong>in</strong> den oberen Erdmantel, e<strong>in</strong>herge-<br />

hend mit der Bildung von Tiefseer<strong>in</strong>nen ausgeglichen. Bei<br />

der Kollision von Kont<strong>in</strong>enten, z.B. Indien mit Asien oder<br />

Afrika mit Europa entstehen Faltengebirge wie z.B. der Hima-<br />

laja und die Alpen. Beim Ause<strong>in</strong>anderdriften kont<strong>in</strong>entaler<br />

Platten entstehen kont<strong>in</strong>entale Riftsysteme wie z. B. das<br />

ostafrikanische Grabensystem und das Rote Meer (Abb. 3).<br />

Innerhalb der Platten bilden sich Bruchsysteme, wie z.B. das<br />

Mitteleuropäische Grabensystem mit Rhone-Graben, Bresse-<br />

Graben und Oberrhe<strong>in</strong>graben, und es kommt auch zu weit-<br />

räumigen Hebungen oder Absenkungen der Erdkruste. In die<br />

so entstandenen Gräben und Becken dr<strong>in</strong>gen Flüsse oder<br />

das Meer e<strong>in</strong> und es bilden sich über lange Zeiträume mäch-<br />

tige Sedimentablagerungen, die von den umgebenden Fest-<br />

landsgebieten abgetragen werden. Nach tektonischer He-<br />

bung und Trockenfallen der Sedimentbecken werden die<br />

abgelagerten Geste<strong>in</strong>e durch die Erosion von Wasser und<br />

W<strong>in</strong>d wieder abgetragen. Im kle<strong>in</strong>räumigen Maßstab kommt<br />

es <strong>in</strong>nerhalb der Platten zur Bildung von Schichtverbiegun-<br />

gen, die als Mulden- und Sattelstrukturen bezeichnet werden<br />

und zu horizontalen und vertikalen Schichtversetzungen, die<br />

als Verwerfungen bezeichnet werden. Diese s<strong>in</strong>d oft als<br />

Graben- und Horststrukturen angelegt (Abb. 4). Diese dyna-<br />

mischen Bewegungsvorgänge <strong>in</strong>nerhalb der Erdkruste wer-<br />

den unter dem Begriff "Tektonik" (= die Baukunst betreffend)<br />

zusammengefasst. Sie haben im Zusammenwirken mit der<br />

Verwitterung und der Abtragung der Geste<strong>in</strong>e maßgeblichen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Gestaltung von Flusssystemen und Land-<br />

schaften.<br />

Das Zusammenspiel dieser Kräfte führte gegen Ende der<br />

erdgeschichtlichen Zeitära des Paläozoikums ("älteres Leben"<br />

-> Erdaltertum) vor etwa 255 Millionen Jahren im Raum des<br />

heutigen Europa zur Bildung des so genannten "Germani-<br />

schen Beckens" als flache E<strong>in</strong>senkung und Randmeer e<strong>in</strong>es<br />

großen Ozeans, der "Tethys" (Abb. 4). Die Landmassen der<br />

Erde waren zu dieser Zeit zum Großkont<strong>in</strong>ent "Pangäa" verei-<br />

nigt, der dann im Laufe der Zeit zu den heutigen Kont<strong>in</strong>enten<br />

zerfallen ist. Das Germanische Becken erstreckte sich vom<br />

heutigen England und Skand<strong>in</strong>avien bis nach Polen, Süd-<br />

deutschland und nach Burgund. Im Laufe der folgenden<br />

Jahrmillionen wurden hier die z.T. über 1000 m mächtigen<br />

Sedimentschichten des Mesozoikums ("mittleres Leben" -><br />

Erdmittelalter) <strong>in</strong> den Zeitabschnitten von Trias, Jura und<br />

Kreide abgelagert. Gegen Ende der Jura-Zeit vor etwa 145 –<br />

140 Millionen Jahren haben sich Teile dieses Beckens <strong>in</strong><br />

Süddeutschland über den Meeresspiegel herausgehoben<br />

und unser Land ist seitdem Abtragungsgebiet. Durch die<br />

stärkere Heraushebung von Vogesen, Schwarzwald und<br />

Odenwald kam es <strong>in</strong> der Paläogen-Zeit vor etwa 35 Millionen<br />

Jahren zum E<strong>in</strong>brechen des Oberrhe<strong>in</strong>grabens als Gewölbe-<br />

scheitelbruch und transtensive Scherzone. Innerhalb der<br />

europäischen Erdkrustenplatte entstand durch tektonische<br />

Vorgänge schließlich die "Süddeutschen Großscholle", die<br />

weite Bereiche von Baden-Württemberg und Bayern umfasst<br />

(Abb. 4)


Die tektonische Hebung von Südwestdeutschland führte zur<br />

Abtragung der Geste<strong>in</strong>e und zum E<strong>in</strong>schneiden der Fluss-<br />

systeme von Rhe<strong>in</strong> und Donau durch rückschreitende Erosi-<br />

on. Im Bereich der Hochgebiete von Schwarzwald und<br />

Odenwald wurden die Sedimentschichten so tief abgetragen,<br />

dass die Gneise und Granite des alten Grundgebirges wieder<br />

zutage treten. Die starke Hebung von Schwarzwald und<br />

Odenwald führte auch zur Verkippung der ehemals weitge-<br />

hend horizontal abgelagerten Sedimentschichten nach Süd-<br />

osten. Wegen der noch stärkeren Hebung des Südschwarz-<br />

waldes fallen die Schichten dort steiler e<strong>in</strong>, als <strong>in</strong> den mittle-<br />

2.2 2.2 2.2 Der Der Au Aufbau Au Au fbau des Untergrundes<br />

5<br />

ren und nördlichen Landesteilen. Das führte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit der unterschiedlichen Abtragungsgeschw<strong>in</strong>digkeit der<br />

unterschiedlich widerstandsfähigen und wasserdurchlässi-<br />

gen Sedimentgeste<strong>in</strong>e zur Bildung e<strong>in</strong>es Schichtstufenlan-<br />

des mit e<strong>in</strong>er asymmetrischen Auffächerung der Schichtstu-<br />

fen nach Nordosten. Dieses Zusammenspiel von Hebung<br />

und Schrägstellung durch Krustenbewegungen und der Ab-<br />

tragung der Geste<strong>in</strong>sschichten hat im Laufe der Jahrmillio-<br />

nen das "Schwäbisch-Fränkische Schichtstufenland" mit<br />

se<strong>in</strong>en Steilstufen und Verebnungsflächen geschaffen, das<br />

sich von der Donau bis zur Rhön erstreckt. (Abb. 7 und 8).<br />

Der Geologe nennt den <strong>in</strong>neren Bau des Untergrundes "Gebirge", auch wenn ke<strong>in</strong> Bergland im geographischen S<strong>in</strong>ne aufragt. Im oberen<br />

Bereich der Erdkruste s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Baden-Württemberg zwei übere<strong>in</strong>ander liegende geologische Baue<strong>in</strong>heiten zu unterscheiden: Das ältere "kri-<br />

stall<strong>in</strong>e Grundgebirge" (Grundgebirgssockel, Basement) und das jüngere "sedimentäre Deckgebirge" (Sedimenthülle).<br />

2.2.1 2.2.1 2.2.1 Grundgebirge<br />

Grundgebirge<br />

Die Gneise und Granite unter der Sedimenthülle werden als<br />

Grundgebirge bezeichnet. Es handelt sich um sogenannte<br />

Kristall<strong>in</strong>geste<strong>in</strong>e, bei denen sich die M<strong>in</strong>erale bei der Ge-<br />

ste<strong>in</strong>sentstehung durch Kristallisation aus e<strong>in</strong>er Geste<strong>in</strong>s-<br />

schmelze oder durch Umkristallisation bei der Geste<strong>in</strong>sme-<br />

tamorphose (Umwandlung) gebildet haben. Diese M<strong>in</strong>erale<br />

s<strong>in</strong>d im Geste<strong>in</strong> gut sichtbar, im Gegensatz zu den oft sehr<br />

kle<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>eralen der Sedimentgeste<strong>in</strong>e, die durch Verwitte-<br />

rung und Abtragung zersetzt und zerrieben wurden oder<br />

sekundär neu entstanden s<strong>in</strong>d. In Baden-Württemberg s<strong>in</strong>d<br />

die Grundgebirgsgeste<strong>in</strong>e die Reste e<strong>in</strong>es durch die Abtra-<br />

gung e<strong>in</strong>geebneten ehemaligen Faltengebirges. Dieses "Va-<br />

riszische Gebirge" bildete im Paläozoikum vor 300 bis 400<br />

Millionen Jahren über weite Bereiche des heutigen Europa<br />

e<strong>in</strong> Hochgebirge, ähnlich wie heute die Alpen. Bei der Ab-<br />

tragung dieses Gebirges vor etwa 250 - 300 Millionen Jah-<br />

ren s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der Tiefe liegenden Kristall<strong>in</strong>geste<strong>in</strong>e freige-<br />

legt worden. In Baden-Württemberg besteht das Grundge-<br />

birge zu 2/3 aus Gneisen und zu 1/3 aus Graniten.<br />

Die Gneise s<strong>in</strong>d metamorphe Geste<strong>in</strong>e, die durch die Um-<br />

wandlung älterer Sedimentgeste<strong>in</strong>e und Magmatite entstan-<br />

den s<strong>in</strong>d. Die Ausgangsgeste<strong>in</strong>e wurden durch tektonische<br />

Vorgänge <strong>in</strong> bis zu 15 Kilometer Tiefe versenkt, auf bis zu<br />

500 °C erhitzt und hohen Drücken ausgesetzt. Durch diese<br />

Beanspruchung haben sich andere M<strong>in</strong>eralgefüge gebildet<br />

(Rekristallisation), oder es s<strong>in</strong>d vollkommen neue tempera-<br />

tur- und druckstabile M<strong>in</strong>erale entstanden. Alle vorherge-<br />

henden Geste<strong>in</strong>sstrukturen und Fossilien wurden dabei<br />

zerstört. Es kam aber nicht zur Geste<strong>in</strong>saufschmelzung.<br />

Metamorphe Geste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d oft an ihrer Schieferstruktur zu<br />

erkennen, die durch e<strong>in</strong>seitig gerichteten Druck entstanden<br />

ist. Die Granite werden als plutonisch-magmatische Geste<strong>in</strong>e<br />

(Tiefengeste<strong>in</strong>e, Erstarrungsgeste<strong>in</strong>e, Intrusionsgeste<strong>in</strong>e)<br />

bezeichnet. Sie s<strong>in</strong>d während der variszischen Gebirgsbil-<br />

dung im Bereich von tektonischen Schwächezonen <strong>in</strong> glut-<br />

flüssigem Zustand aus großer Tiefe aufgestiegen, haben<br />

dabei die älteren Gneise durchschmolzen, und s<strong>in</strong>d dann<br />

noch <strong>in</strong>nerhalb der Erdkruste langsam zu grobkristall<strong>in</strong>en<br />

Festgeste<strong>in</strong>en erstarrt.<br />

Abb. Abb.3: Abb. : Blick Blick <strong>in</strong> <strong>in</strong> das das Erd<strong>in</strong>nere<br />

Erd<strong>in</strong>nere<br />

Die relativ starren Erdkrustenplatten werden durch<br />

langsame Konvektionsströmungen im heißen und<br />

zähplastischen Erdmantel bewegt.<br />

Aus D. Richter (1992): Allgeme<strong>in</strong>e <strong>Geologie</strong>,<br />

4. Auflage. De Gruyter, Berl<strong>in</strong>.


Profilschnitt <strong>in</strong> Abb. 9, Seite 13<br />

Abb. Abb. 4: : Die Die tektonischen tektonischen tektonischen Struktu Strukturen Struktu ren <strong>in</strong> <strong>in</strong> Süddeutschland<br />

Süddeutschland<br />

6<br />

Die Süddeutsche Großscholle zwischen Oberrhe<strong>in</strong>graben, Alpen, Böhmischer Großscholle und Rhe<strong>in</strong>isch-Ardennischer Großscholle nimmt<br />

weite Teile von Baden-Württemberg und Bayern e<strong>in</strong>. Der tektonische Bau, also Brüche und Gräben, Mulden und Sättel, Gewölbe, Falten,<br />

Abschiebungen und Aufschiebungen und auch die Geste<strong>in</strong>sklüfte haben maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf die Verwitterung und Abtragung und<br />

damit auf die Richtung der Flüsse und auf das Gesicht der Landschaft. Das kle<strong>in</strong>e Bild rechts oben zeigt die Spannungsverhältnisse <strong>in</strong> Mittel-<br />

europa. Die weißen Pfeile zeigen die E<strong>in</strong>spannung der Krustenteile (Blöcke), die schwarzen Pfeile deuten die Bewegung als Reaktion darauf<br />

an. Erdbebengebiete s<strong>in</strong>d schraffiert. Der nordwärts gerichtete Druck der afrikanischen Kont<strong>in</strong>entalplatte, der auch für die Auffaltung der<br />

Alpen verantwortlich ist, zerscherte die Europäische Kont<strong>in</strong>entalplatte <strong>in</strong> zahlreiche Brüche und Gräben. Das Schollenmosaik ist <strong>in</strong> fraktaler<br />

Hierarchie vom Satellitenbild bis zur mikroskopischen Probe erkennbar. Die Bewegungen s<strong>in</strong>d auch heute noch aktiv. Im Südschwarzwald<br />

können Hebungen von 0,1 mm pro Jahr gemessen werden, die Alpen heben sich mit ca. 1 mm pro Jahr.<br />

Aus: C. Stier, H. Behmel & U. Schollenberger (1989): Wüsten, Meere und Vulkane, Baden-Württemberg <strong>in</strong> Bildern aus der Erdgeschichte.<br />

Peter Grohmann, Stuttgart. Nach O.F. Geyer & M.P. Gw<strong>in</strong>ner 1991 und W. Carlè (1950),<br />

<strong>Ludwigsburg</strong>


2.2.2 2.2.2 2.2.2 Deckgebirge<br />

Deckgebirge<br />

7<br />

Die über dem kristall<strong>in</strong>en Grundgebirge abgelagerten Sedimentschichten (Sedimenthülle) werden als Deckgebirge bezeichnet. Das Grund-<br />

gebirge und die oft stark verfestigten bis felsartigen Sedimente des Deckgebirges bis zum Ende der Neogen-Zeit werden als "Grundschich-<br />

ten" bezeichnet. Darüber liegen die meistens locker gelagerten Sedimente aus der Quartär-Zeit vor 2,6 Mio. Jahren bis heute, die als<br />

"Deckschichten" bezeichnet werden.<br />

Sedimentäre Sedimentäre Grundschichten<br />

Grundschichten<br />

Während der langsamen E<strong>in</strong>senkung des Germanischen<br />

Beckens im Zeitraum des Mesozoikums kam es zur Ablage-<br />

rung von stellenweise über 1.000 m mächtigen Sediment-<br />

schichten, teils unter flacher Meeresbedeckung (mar<strong>in</strong>e bzw.<br />

überwiegend chemische und chemisch-biogene Sedimente)<br />

und teils unter dem E<strong>in</strong>fluss von Tiefland-Flusssystemen<br />

(terrestrische, fluviatile, limnische bzw. überwiegend klasti-<br />

sche Sedimente). Die Klimaverhältnisse waren warm und<br />

trocken und oft wüstenhaft (arides bis semiarides Klima). Die<br />

Ursache für dieses Klima war die langsame Wanderung der<br />

europäischen Erdkrustenplatte seit dem Ende der Karbon-<br />

Zeit aus der tropisch-feuchten Äquatorregion nach Norden <strong>in</strong><br />

die subtropische Wüstenzone. Die Absenkung des Beckens<br />

wurde durch die Aufschüttung der Sedimente kompensiert,<br />

so dass die Sedimentationsoberfläche immer knapp über<br />

dem Meeresspiegel oder flach darunter lag (Schelfmeer). Die<br />

weichen, fe<strong>in</strong>körnigen und locker gelagerten Sedimente<br />

wurden mit der Zeit durch den Prozess der "Diagenese"<br />

(Verdichtung) verfestigt. Die Sedimente wurden durch den<br />

Druck der überlagernden Schichten entwässert und kompak-<br />

tiert. Dann wurden <strong>in</strong> den w<strong>in</strong>zigen Zwischenräumen der<br />

Sedimentkörner durch Lösungsvorgänge und durch<br />

Umkristallisation und Sammelkristallisation neue Kristalle<br />

gebildet, die das Sediment zu festem Geste<strong>in</strong> verkittet haben.<br />

Deckschichten<br />

Deckschichten<br />

Gegen Ende der Neogen-Zeit ist das warme Erdklima aus<br />

unterschiedlichen Gründen kälter geworden. Während der<br />

Zeitperiode des Quartärs vor 2,6 Mio. Jahre bis heute wurden<br />

im "Pleistozän" (Eiszeitalter) <strong>in</strong> ganz Deutschland die vielfälti-<br />

gen Deckschichten-Sedimente der Kaltzeiten und der dazwi-<br />

schen liegenden Warmzeiten auf den wesentlich älteren<br />

Grundschichten abgelagert. In m<strong>in</strong>destens 8 Kaltzeiten (Gla-<br />

ziale) von jeweils etwa 100.000 bis 200.000 Jahren Dauer<br />

schoben sich mächtige Gletscher vom skand<strong>in</strong>avischen<br />

Schild nach Norddeutschland vor. In Oberschwaben und<br />

Bayern traten die Gletscher aus den Alpen <strong>in</strong>s Flachland und<br />

stellenweise bis über die Donau heraus. Der Feldberg im<br />

Südschwarzwald trug dann ebenfalls e<strong>in</strong>e Eiskappe und die<br />

Hochlagen im Nordschwarzwald waren mit kle<strong>in</strong>en Kar-<br />

Gletschern bedeckt. Die Gletscher h<strong>in</strong>terließen bei jedem<br />

Vorstoß ihre Ablagerungen aus Moränen, Beckentonen, San-<br />

den und Flussschottern. In den nicht vom Eis bedeckten<br />

sogenannten "Periglazialgebieten", so auch <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong>,<br />

Die Sedimente des Mesozoikums werden <strong>in</strong> die Zeitperioden<br />

Trias (Buntsandste<strong>in</strong>, Muschelkalk, Keuper), Jura und Kreide<br />

untergliedert. Im außeralp<strong>in</strong>en Deutschland wird die Trias als<br />

"Germanische Trias" bezeichnet, im Gegensatz zur "Alp<strong>in</strong>en<br />

Trias", die im weiter südlich gelegenen und tieferen Meeres-<br />

becken der Tethys abgelagert wurde. Am Übergang von der<br />

Jura-Zeit <strong>in</strong> die Kreide-Zeit vor etwa 145 bis 140 Mio. Jahren<br />

kam es <strong>in</strong> Süddeutschland zur Heraushebung der Erdkruste<br />

über den Meeresspiegel und damit zum Ende der Sedimen-<br />

tation. Mögliche Ablagerungen aus der Kreide-Zeit s<strong>in</strong>d hier<br />

der Abtragung zum Opfer gefallen. In der Zeitära des Käno-<br />

zoikums ("jüngstes Leben" -> Erdneuzeit) hat sich vor 40 bis<br />

5 Millionen Jahren während der Paläogen- und Neogen-Zeit<br />

(früher Tertiär-Zeit genannt) das Alpenvorland der Schweiz,<br />

Oberschwabens und Bayerns abgesenkt. Ursache waren<br />

Massenausgleichsvorgänge im Zuge der alp<strong>in</strong>en Gebirgsbil-<br />

dung. In diesem so genannten "Nordalp<strong>in</strong>en Molassebecken"<br />

(mollis = weich) wurde der Abtragungsschutt der rasch auf-<br />

steigenden Alpen als bis zu 5.000 m mächtige, sandig-tonige<br />

und örtlich konglomeratische Schichten unter flacher Mee-<br />

resbedeckung und durch Flüsse und Schichtfluten abgela-<br />

gert. Auch der e<strong>in</strong>brechende Oberrhe<strong>in</strong>graben wurde <strong>in</strong><br />

dieser Zeit vom Meer überflutet und mit bis über 3.000 m<br />

mächtigem Abtragungsschutt aufgefüllt.<br />

herrschte e<strong>in</strong> kaltes und trockenes Tundra- und Steppenkli-<br />

ma mit bis zu 100 m tiefem Permafrost und e<strong>in</strong>em spärli-<br />

chen Bewuchs mit Gräsern und Sträuchern. Auf dieser<br />

Landoberfläche haben sich durch sommerliche Frost-Tau-<br />

Wechsel und Verwitterungs-, Umlagerungs- und Fließvorgän-<br />

ge Fließerden und Frostschuttdecken gebildet. Darüber wur-<br />

den <strong>in</strong> weiten Bereichen fe<strong>in</strong>körnige Lösssedimente durch<br />

Staubstürme abgelagert. An den Talflanken lagerte sich<br />

Hangschutt ab und <strong>in</strong> den Flusstälern wurden sandige Schot-<br />

ter sedimentiert. Die Kaltzeiten wurden von den etwa 10.000<br />

bis 20.000 Jahre andauernden Warmzeiten (Interglaziale)<br />

unterbrochen. Im dann warmen und feuchten Klima waren<br />

die kaltzeitlichen Ablagerungen besonders <strong>in</strong>tensiv der Ver-<br />

witterung und Bodenbildung ausgesetzt. Die Jetzt-Zeit wird<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Quartär-Zeit als "Holozän" bezeichnet und zählt<br />

seit dem Ende der "Würm-Kaltzeit" vor 11.590 Jahren. Das<br />

Holozän ist e<strong>in</strong>e Warmzeit, auf die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen tausend Jahren<br />

vermutlich die nächste Kaltzeit folgen wird.


Zeit-Ära<br />

Känozoikum<br />

Mesozoikum<br />

Paläozoikum<br />

Zeit-<br />

Periode<br />

(System)<br />

Quartär<br />

Neogen<br />

Paläogen<br />

Kreide<br />

Jura<br />

Trias<br />

Perm<br />

Karbon<br />

Devon<br />

Silur<br />

Ordovicium<br />

Kambrium<br />

Präkambrium<br />

(Proterozoikum,<br />

Archäikum,<br />

Hadäikum)<br />

Zeit-<br />

Epoche<br />

(Serie)<br />

Holozän<br />

Pleistozän<br />

(Eiszeitalter)<br />

Pliozän<br />

Miozän<br />

Oligozän<br />

Eozän<br />

Paleozän<br />

Oberkreide<br />

Unterkreide<br />

8<br />

Zeit-Alter (Gruppe)<br />

nicht schraffiert<br />

= überwiegend Meer<br />

-> Ablagerung von Sedimenten<br />

gestrichelt<br />

= Tiefland<br />

-> überwiegend Ablagerung<br />

schraffiert<br />

= Festland<br />

-> überwiegend Abtragung<br />

Talauen,<br />

Schuttsedimente,<br />

Lösssedimente<br />

Beckentone,<br />

Schotter, Moränen<br />

Höhenschotter<br />

lokal<br />

Sedimente<br />

Oberjura Weißer Jura<br />

Mitteljura Brauner Jura<br />

Unterjura Schwarzer Jura<br />

Obertrias Keuper<br />

Mitteltrias Muschelkalk<br />

Untertrias Buntsandste<strong>in</strong><br />

Oberperm Zechste<strong>in</strong><br />

Mittel- und<br />

Unterperm<br />

Rotliegendes<br />

lokal Sedimente, Granite<br />

Gneise, Anatexite<br />

Ausgangsgeste<strong>in</strong>e der<br />

Grundgebirgsgneise:<br />

Grauwacken,<br />

Tonsedimente,<br />

Tuffe<br />

Im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> an der Oberfläche anstehende Geste<strong>in</strong>e<br />

... abgetragene Geste<strong>in</strong>sschichten<br />

... <strong>in</strong> der Tiefe anstehende Geste<strong>in</strong>e<br />

- sedimentäres Deckgebirge und kristall<strong>in</strong>es Grundgebirge<br />

(Granite und Gneise des Variszischen Gebirges und älterer<br />

Zeit-Perioden)<br />

Oberrehe<strong>in</strong>graben<br />

Faltung und Über- Heraushebung und<br />

- schiebung der Alpen Abtragung der Alpen<br />

Alter<br />

<strong>in</strong> Mio.<br />

Jahre<br />

Die Scala<br />

ist nicht<br />

l<strong>in</strong>ear!<br />

11.590 a<br />

2,6 (1,8)<br />

23<br />

65<br />

100<br />

146<br />

161<br />

176<br />

200<br />

235<br />

245<br />

251<br />

260<br />

299<br />

359<br />

416<br />

444<br />

488<br />

542<br />

Alter der<br />

Erde<br />

ca. 4,55<br />

Milliarden<br />

Jahre.<br />

Abb. Abb. 5: : Geologische Geologische Zeittafel Zeittafel und und geologische geologische Ereignisse Ereignisse <strong>in</strong> <strong>in</strong> Südwestdeutschl<br />

Südwestdeutschland<br />

Südwestdeutschl and<br />

Ereignisse<br />

<strong>in</strong> Südwest-<br />

deutschland<br />

Metamorphose im heutigen Grundgebirge Ablagerung des Deckgebirges des Zeit der landschaftlichen Formung<br />

südwestdeutschen Schichtstufenlandes Schichtstufenland<br />

Weltweite<br />

Gebirgsbildungen<br />

Ergänzt und aktualisiert nach: H. Behmel, M.P. Gw<strong>in</strong>ner, K. H<strong>in</strong>kelbe<strong>in</strong> & W. Siewert (1979): <strong>Geologie</strong> (E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung für Studierende).<br />

Arb. Inst. Geol. Paläont. Univ. Stuttgart (Hrsg.), N.F. 73.<br />

Festland <strong>in</strong><br />

SW-Deutschland<br />

Molasse<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

Meeresbedeckung <strong>in</strong> Südwestdeutschland<br />

Variszisches<br />

Gebirge<br />

Paläozoische Meere<br />

Vulkanismus Vulkanismus<br />

Cadomisches<br />

Gebirge<br />

Ältere Gebirgsbildungen Kaledonische G. Variszische Gebirgsbildung Alpidische Gebirgsbildung<br />

Entwicklung<br />

der Lebewelt<br />

Moderner Mensch<br />

seit ca. 250.000 a.<br />

Erste Hom<strong>in</strong>iden<br />

Älteste Primaten<br />

Älteste Wale<br />

Großes Artensterben<br />

durch Meteorit,<br />

D<strong>in</strong>osaurier sterben<br />

aus.<br />

Blütenpflanzen<br />

Älteste Vögel<br />

Erste Säugetiere<br />

Meeresreptilien<br />

D<strong>in</strong>osaurier<br />

Großes Artensterben,<br />

90% der Arten<br />

sterben aus.<br />

Älteste Reptilien<br />

Kohlesümpfe<br />

Wirbeltiere erobern<br />

das Land.<br />

Amphibien<br />

Älteste Landpflanzen<br />

Älteste Fische<br />

Älteste Insekten<br />

Viele neue Arten<br />

entstehen.<br />

Organismen ohne<br />

Zellkern, Bakterien.<br />

Cyanobakterien<br />

Älteste Lebewesen<br />

vor ca. 3,5 Milliarden<br />

Jahren.<br />

= Größerer Vereisungsphasen <strong>in</strong> der Erdgeschichte<br />

= Artensterben-Großereignisse ("Big Five")<br />

= Meteoritene<strong>in</strong>schläge von Nördl<strong>in</strong>ger Riss<br />

und Ste<strong>in</strong>heimer Becken vor 14,8 Ma.<br />

Beide Krater stammen von e<strong>in</strong>em Meteoriten,<br />

der sich geteilt hat.<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����<br />

����


Frühes Pleistozän Mittleres Pleistozän Spätes Pleistozän Holozän<br />

Alter <strong>in</strong><br />

Jahren<br />

vor heute<br />

Heute –<br />

2450 B.P.<br />

Vegetationszeitstufen<br />

<strong>in</strong> Europa<br />

Subatlantikum<br />

2450 - 5750 Subboreal<br />

(Die Römerzeit war ca.<br />

1 - 1,5 °C wärmer als heute)<br />

5750 - 9250 Atlantikum<br />

(ca. 1 - 4 °C wärmer als heute)<br />

Ostseestadien<br />

Mya-Meer<br />

Limnea-Meer<br />

9<br />

Litor<strong>in</strong>a-Meer<br />

(Löbben Kaltphase)<br />

9250 – 10120 Boreal Ancylus-See<br />

10120 – 11590 Präboreal<br />

11590 - 12680<br />

12680 - 13350<br />

13350 - 13540<br />

13540 - 13670<br />

13670 - 13800<br />

13800 - 15000<br />

Alter<br />

<strong>in</strong> 1000 a<br />

vor heute<br />

11,6 – 115<br />

Jüngere Dryas<br />

Alleröd Interstadial<br />

Ältere Dryas<br />

Böll<strong>in</strong>g Interstadial<br />

Älteste Dryas<br />

Meierdorf<br />

Gliederung <strong>in</strong><br />

Zentraleuropa<br />

und Alpen<br />

Würm-Komplex<br />

Unter-, Mittel-, Ober-Würm<br />

Innenwall-, Außenwall-<br />

Würm; Niederterrasse<br />

Klima<br />

<strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

warm kalt<br />

- wärmer<br />

Kle<strong>in</strong>e Eiszeit<br />

- warm<br />

- kühl<br />

- warm<br />

- kühl<br />

- warm<br />

- sehr warm...<br />

Klimaoptimum<br />

des Holozäns<br />

- kühl<br />

Yoldia-Meer - wärmer<br />

Baltischer<br />

Eisstausee<br />

Gliederung <strong>in</strong><br />

NW- Europa<br />

Weichsel-<br />

Kaltzeit<br />

Eem- Warmzeit Eem-Warmzeit<br />

115 - 126<br />

126 – 320 (390) Riß-Komplex<br />

Jung-, Doppelwall-Riß,<br />

Ältere Rißsedimente<br />

320 - 330 Hochterrasse<br />

Holste<strong>in</strong>-Warmzeit<br />

330 - 410 (800) Hoßkirch-<br />

Komplex<br />

410 (800)<br />

- 1500<br />

M<strong>in</strong>del-<br />

Haslach-<br />

Komplex<br />

1500 Günz-<br />

Komplex<br />

1806<br />

2588<br />

Jüngere Deckenschotter<br />

Ältere Deckenschotter<br />

Donau-<br />

Biber-<br />

Komplex<br />

Älteste Deckenschotter<br />

Saale-<br />

Kaltzeit<br />

Holste<strong>in</strong>-Warmzeit<br />

Elster<br />

Cromer<br />

Bavel<br />

Menap<br />

Waal<br />

Eburon<br />

Tegelen<br />

- kalt<br />

- wärmer<br />

- kalt<br />

- kühl<br />

- kalt<br />

- kühl<br />

- sehr kalt<br />

- warm<br />

- kühl und<br />

sehr kalt<br />

- warm<br />

Abwechselnd<br />

kühl und sehr<br />

kalt mit kurzen<br />

Warmphasen.<br />

Mit zunehmendem<br />

Alter werden<br />

die Kenntnisse<br />

der Klimaverhältnisse<br />

und die<br />

Gliederung der<br />

Kaltzeiten<br />

unschärfer.<br />

Warmzeiten<br />

mit kurzen<br />

Kaltphasen<br />

Kulturstufen<br />

- Neuzeit<br />

- Mittelalter<br />

- Völkerwanderung<br />

- Altertum<br />

(Römerzeit)<br />

- Eisenzeit<br />

- Bronzezeit<br />

- Neolithikum<br />

- Mesolithikum<br />

- Spät-<br />

Paläolithikum<br />

- Jung-<br />

Paläolithikum<br />

- Mittel-<br />

Paläolithikum<br />

- Alt-<br />

Paläolithikum<br />

Entwicklung<br />

der<br />

Hom<strong>in</strong>iden<br />

Homo sapiens sapiens<br />

200 T – heute,<br />

mit 0 - 4 % Genanteil<br />

des H. neandertalensis<br />

H.sapiens floresiensis<br />

(Hobbit) ~ 12 T<br />

Früher H. sapiens<br />

~ 220 T<br />

H. neandertalensis<br />

250 T – 30 T<br />

H. ste<strong>in</strong>heimensis<br />

~ 300 T<br />

H. heidelbergensis<br />

600 T – 200 T<br />

H. erectus<br />

1,4 ma - 30 T<br />

H. ergaster<br />

1,8 – 1,5 ma<br />

H. robustus<br />

2,0 – 1,0 ma<br />

H. habilis<br />

2,3 – 1,8 ma<br />

H. rudolfensis<br />

2,4 – 1,8 ma<br />

diverse<br />

Australopithecäen<br />

4,4 – 1,0 ma<br />

Pliozän 2588 – 5300 Pliozäne Höhenschotter Reuver warm � kühl diverse Australopithecäen<br />

Abb. Abb. 5a: 5a: Zeittafel Zeittafel von von Holozän Holozän und und Pleistozän Pleistozän Pleistozän (Quartär) (Quartär) <strong>in</strong> <strong>in</strong> Europa Europa (Stand <strong>2012</strong>)<br />

Die stratigraphische E<strong>in</strong>teilung und die absolute Altersgliederung der Zeitabschnitte im "Holozän" (heutige Zeit) und im "Pleistozän" (Eiszeitalter) s<strong>in</strong>d<br />

Gegenstand der aktuellen Forschung und s<strong>in</strong>d noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Temperaturkurve stammt aus Auswertungen von Eisbohrker-<br />

nen, Sedimenten, Muschelschalen, Tropfste<strong>in</strong>en und Baumr<strong>in</strong>gen. Die Entwicklung der Hom<strong>in</strong>iden ist nur lückenhaft bekannt. Die Zeitskala ist nicht<br />

l<strong>in</strong>ear.<br />

Gelasium Calabrium Ionium Tarantium Alt- Mittel- Jungholozän<br />

Würm-Komplex Weichsel-Kaltzeit<br />

?<br />

?


Perm<br />

299-251 Millionen Jahre (Ma)<br />

Oberjura<br />

157-146 Ma<br />

Germanisches Becken<br />

Randmeer des großen "Tethys-Meeres"<br />

Buntsandste<strong>in</strong><br />

251-243 Ma<br />

Abb. Abb. Abb. 6: : : Die Die Verteilung Verteilung von von Land Land und und Meer Meer <strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschlan Deutschland Deutschlan Deutschlan<br />

Paläogeographische Karten der Sedimentationsräume im Germanischen Becken für die Zeiträume von Perm bis Quartär.<br />

10 9<br />

Kreide<br />

146-66 Ma<br />

Seit dem Ende der Jura-Zeit s<strong>in</strong>d weite Teile von Süddeutschland Festland.<br />

Ergänzt nach G. Bloos (1998) aus: E. Vill<strong>in</strong>ger (2005): Geo-Poster Baden-Württemberg,<br />

Grafiken zur <strong>Geologie</strong> und Erdgeschichte. CD-ROM. Landesamt für <strong>Geologie</strong>, Rohstoffe und Bergbau (LGRB), Freiburg.<br />

?<br />

Muschelkalk<br />

243-235 Ma<br />

Paläogen und Neogen<br />

(früher Tertiär)<br />

66-2,6 Ma<br />

Keuper<br />

234-200 Ma<br />

Quartär<br />

2,6 Ma bis heute<br />

Dargestellt ist die Situation<br />

im Eiszeitalter (Pleistozän)<br />

Glazialgebiete <strong>in</strong><br />

Norddeutschland<br />

eisfrei (periglazial)<br />

Alpen-Vergletscherung


<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Abb. Abb. 7: : Die Die Erdgeschichte Erdgeschichte von von Baden Baden-Württember<br />

Baden Württember Württemberg<br />

Württember g<br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Paläogeographische Blockbilder der Landschaften für die Zeitabschnitte von Bundsandste<strong>in</strong>, Muschelkalk, Keuper und Tertiär<br />

Während der Buntsandste<strong>in</strong><br />

Buntsandste<strong>in</strong>-Zeit<br />

Buntsandste<strong>in</strong><br />

Buntsandste<strong>in</strong> Zeit war das Germanische Becken e<strong>in</strong>e Aufschüttungsfläche mit e<strong>in</strong>em<br />

wüstenartigen Klima. Aus den randlichen Hochgebieten haben Flüsse sandige Sedimente mit Tonen und<br />

Geröllen überwiegend als Schichtfluten <strong>in</strong> die oft abflusslose Tiefebene transportiert. Während der<br />

Muschelkalk schelkalk schelkalk-Zeit<br />

schelkalk Zeit drang das Meer <strong>in</strong> das Becken vor und lagerte Kalk- und Tonschlämme ab. Zur Zeit<br />

des Mittleren Muschelkalks war das Randmeer zeitweise vom großen Ozean abgeschnitten, so dass das<br />

Meerwasser im trocken-heißen Klima (arides Klima) verdunstete und sich Evaporitsedimente aus Gips,<br />

Anhydrit und Ste<strong>in</strong>salz abgesetzt haben. Zur Keuper Keuper-Zeit Keuper<br />

Zeit Zeit herrschten festländische Ablagerungsverhältnisse<br />

mit gelegentlichen mar<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>flüssen bei e<strong>in</strong>em oft trockenen und kont<strong>in</strong>entalen Klima vor. Zur<br />

Zeit des Gipskeupers kam es zur Ausscheidung von Gips und Anhydrit im verdunstenden Meerwasser.<br />

Die höheren Keuperschichten werden von mächtigen Tonmergel-Sedimenten und von Sandste<strong>in</strong>lagen<br />

aufgebaut, die von Flusssystemen <strong>in</strong> das Becken transportiert wurden.<br />

11<br />

Rhe<strong>in</strong>-<br />

graben<br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Blockbilder verändert aus C. Stier, H. Behmel & U. Schollenberger (1989): Wüsten, Meere und<br />

Vulkane, Baden-Württemberg <strong>in</strong> Bildern aus der Erdgeschichte. Peter Grohmann, Stuttgart.<br />

Zur Jura Jura-Zeit Jura Zeit drang wieder das Meer <strong>in</strong> das Germanische Becken vor und lagerte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em flachen bis<br />

tiefen Schelfmeer Ton- und Kalkschlämme und mächtige Riffkalke ab (ke<strong>in</strong> Bild). Gegen Ende der Jura-<br />

Zeit und mit Beg<strong>in</strong> der Kreide Kreide-Zeit Kreide<br />

Zeit Zeit vor etwa 145 bis 140 Mio. Jahren wurde unser Land Abtragungsgebiet<br />

(ke<strong>in</strong> Bild). Auf dem Festland entwickelte sich durch die Erosion der schräg gestellten und unterschiedlich<br />

widerstandsfähigen Sedimentschichten das Schwäbisch-Fränkische-Schichtstufenland. Der Stress der<br />

afrikanisch-europäischen Plattenkollision während der Zeit des des des Palä Paläogen Palä ogen (Tertiär) vor etwa 40 Millionen<br />

Jahren führte zum E<strong>in</strong>brechen der europäischen Grabensysteme und zur Heraushebung der Grabenrän-<br />

der von Schwarzwald und Vogesen. Im Oberrhe<strong>in</strong>graben wurden unter Meeresbedeckung bis zu 3.000 m<br />

mächtige Sedimente abgelagert. Im Alpenvorland wurden der bis zu 5.000 m mächtige Abtragungsschutt<br />

der Alpen im teils mar<strong>in</strong>en, teils limnisch-fluviatil geprägten Molassebecken abgelagert.<br />

Alb<br />

Molassebecken


Schnittlage<br />

<strong>in</strong> Abb. 9<br />

Oberrhe<strong>in</strong>-<br />

Graben<br />

Schwarzwald<br />

Grundgebirge<br />

Gäue<br />

Baar<br />

Klettgau<br />

Kraichgau<br />

Deckgebirge<br />

Odenwald<br />

Gäue<br />

Hegau<br />

Neckar-<br />

becken<br />

Schwäbische<br />

Alb<br />

Oberschwaben<br />

Alpenvorland<br />

Molasse-<br />

becken<br />

Bauland<br />

Schwäbisch-<br />

Fränkische<br />

Waldberge<br />

Alb<br />

12<br />

Hohenloher Ebene<br />

Meteoriten-<br />

Krater von<br />

Nördl<strong>in</strong>ger Ries<br />

und<br />

Ste<strong>in</strong>heimer-<br />

Becken<br />

Abb. Abb. 8: : Baden Baden-Württemberg Baden Württemberg heute heute heute - Die Die geologische geologische Anatomie Anatomie unseres unseres La Landes La des des<br />

Östlich der fluviatilen Terrassenlandschaft des Oberrhe<strong>in</strong>grabens erhebt sich das stark zertalte kristall<strong>in</strong>e<br />

Grundgebirge Grundgebirge (rot) und bildet zusammen mit Sedimentresten von Karbon und Perm (grün) das kuppige<br />

Mittelgebirge von Schwarzwald und Odenwald. Im Nordschwarzwald und im Odenwald liegt der Buntsan Buntsand- Buntsan<br />

d<br />

ste<strong>in</strong> ste<strong>in</strong> (beige) als älteste und erste sedimentäre Schichtstufe auf dem Grundgebirge und leitet den Übergang<br />

von der Grundgebirgslandschaft zur nach Osten folgenden Schichtstufenlandschaft e<strong>in</strong>. Über dem Bunt-<br />

sandste<strong>in</strong> folgt die Stufe und Verebnungsfläche des z.T. verkarsteten Muschelkalks Muschelkalks (rosa), der zusammen<br />

mit dem ger<strong>in</strong>gmächtigen Lettenkeuper (gestichelte L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Abb. rechts) die weiten Gäuflächen und<br />

das Neckarbecken bildet. Darüber folgt die Schichtstufe des Gipskeupers Gipskeupers Gipskeupers und und des des Sandste<strong>in</strong>keupers<br />

Sandste<strong>in</strong>keupers<br />

Sandste<strong>in</strong>keupers<br />

(grün), deren Hochflächen die bewaldeten Keuperbergländer rund um Stuttgart und Heilbronn und die<br />

Schwäbisch-Fränkischen Waldberge bilden. Das Ausgreifen der Keuperschichtstufe nach Westen im<br />

Glemswald bei Leonberg wird durch die Reliefumkehr im Fildergraben verursacht.<br />

Rhe<strong>in</strong>graben<br />

Quartär +<br />

Paläogen/<br />

Neogen<br />

Murg<br />

Gneise +<br />

Granite<br />

Perm,+<br />

Karbon<br />

Buntsandste<strong>in</strong><br />

Muschelkalk,<br />

teils mit<br />

Lettenkeuper<br />

Nordschwarzwald<br />

Kraichgau<br />

Nagold<br />

Keuper<br />

Oberes Gäu<br />

Heckengäu<br />

Heuchelberg<br />

Zabergäu<br />

Stromberg<br />

Keuper<br />

Enz<br />

Muschelkalk,<br />

teils mit<br />

Lettenkeuper<br />

Glemswald<br />

Keuper<br />

Schönbuch<br />

Keuper<br />

Stuttgart<br />

Filder<br />

Unterjura<br />

Keuper<br />

Löwenste<strong>in</strong>er<br />

Berge<br />

Oberjura<br />

Schwäb. Alb<br />

Geologische Reliefbilder ergänzt nach G. Wagner & A. Koch (1961), bearbeitet durch R. Hüttner. Quelle: LGRB.<br />

Über dem Keuper liegen die ger<strong>in</strong>gmächtigen Tonste<strong>in</strong>e, Mergelste<strong>in</strong>e und Sandste<strong>in</strong>e des Unterjuras Unterjuras Unterjuras Unterjuras<br />

(blaugrau).Darüber bilden im Alb-Vorland die mächtigen Tonste<strong>in</strong>serien des Mitteljuras (braun) den Anstieg<br />

zur markanten Schichtstufe der Schwäbischen Alb. Der Felstrauf der Schwäbischen Alb wird von den<br />

verkarsteten Karbonatgeste<strong>in</strong>en des Oberjuras Oberjuras (hellblau) gebildet, die den derzeitigen Haupterosionsrand<br />

der Jurastufe <strong>in</strong> Baden-Württemberg markieren. Die roten Punkte (Auswahl) im Vorland und auf der Alb<br />

s<strong>in</strong>d ehemalige Vulkan Vulkan-Tuff Vulkan Tuff Tuff-Schlote Tuff Schlote des Kirchheim-Uracher Vulkangebiets aus der Miozän Miozän-Zeit. Miozän<br />

Zeit. Zeit. Die<br />

zunächst kuppige und ab der miozänen Meeres-Kliffl<strong>in</strong>ie ebenere Hochfläche der Alb geht entlang der<br />

Donau <strong>in</strong> die teils hügelige und teils flächige Akkumulationslandschaft von Oberschwaben über. Diese wird<br />

von den mächtigen Sand- und Tonschichten des Molassebeckens aus der Zeit Zeit von von Palä Paläogen Palä<br />

ogen und und Neogen Neogen<br />

(gelb) aufgebaut. Diese Schichten werden großteils von den Moränenzügen, Schotterflächen und Becken-<br />

ablagerungen (Torf und Ton) des Pleistozäns Pleistozäns (Eiszeitalter) (Eiszeitalter) (Eiszeitalter) und von Talablagerungen des Holozäns<br />

(Jetztzeit) (Jetztzeit) (ocker) bedeckt.<br />

Neckar<br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

S t r o h g ä u<br />

Mitteljura<br />

Murr<br />

Backnanger<br />

Bucht<br />

Schurwald<br />

Fils<br />

Berglen<br />

Rems<br />

Alb-Vorland


13<br />

West Ost Nord Süd<br />

Profil- Knick<br />

Nord-Vogesen Rhe<strong>in</strong>graben Nord-Schwarzwald Gäue Filder Schwäbische Alb Oberschwaben Thurgau Alpen<br />

Merkur Achalm Tautschbuch Höchsten Hoher Kasten<br />

Rhe<strong>in</strong> Murg Nagold Neckar Donau Bodensee<br />

Haguenau Baden-Baden Liebenzell <strong>Ludwigsburg</strong> Stuttgart Mengen St. Gallen<br />

ehemalige Gletscherbedeckung<br />

Grundgebirge Grabenfüllung aus Paläogen und Neogen Permokarbon Buntsandste<strong>in</strong> Muschelkalk Tertiäre Vulkanschlote Keuper Unter- Mittel- Oberjura<br />

Abb. Abb. 9: : Geologische Geologischer Geologische r Profilschnitt Profilschnitt Rhe<strong>in</strong>grabe Rhe<strong>in</strong>graben<br />

Rhe<strong>in</strong>grabe Rhe<strong>in</strong>grabe n - Schichtstufenland Schichtstufenland - Oberschw Oberschwaben<br />

Oberschw aben - Alpen<br />

Alpen<br />

Der Profilschnitt zeigt vere<strong>in</strong>facht und überhöht die Lage der Sedimentschichten über dem Grundgebirge <strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />

Die Schnittlage ist <strong>in</strong> Abb. 6 e<strong>in</strong>gezeichnet.<br />

Bei der Abtragung des variszischen Gebirges <strong>in</strong> Südwestdeutschland während der Perm-Zeit vor ca. 250 –<br />

300 Mio. Jahren wurden die über dem Grundgebirge liegenden Geste<strong>in</strong>e aus den Zeitperioden von Devon<br />

und Karbon bis auf örtliche Reste entfernt. Dabei kam es zur Ablagerung von grobkörnigen terrestrischen<br />

Sedimenten <strong>in</strong> langgestreckten Senken (Rotliegendes) und zu flächenhaften mar<strong>in</strong>en und terrestrischen<br />

Ablagerungen im Norden von Baden-Württemberg (Zechste<strong>in</strong>). Während der anschließenden E<strong>in</strong>senkung<br />

des Germanischen Beckens wurde <strong>in</strong> den Zeitabschnitten von Trias (Buntsandste<strong>in</strong>, Muschelkalk, Keuper)<br />

und Jura e<strong>in</strong>e über 1000 m mächtige Sedimenthülle flächig auf dem Grundgebirgssockel abgelagert. Ab<br />

dem Ende der Jura-Zeit hat sich das Gebiet des Rhe<strong>in</strong>ischen Schildes im Zentrum von Europa aus dem<br />

Meer herausgehoben. Im Bereich des Südschwarzwaldes kam es zu e<strong>in</strong>er lokalen Aufwölbung, verursacht<br />

durch thermische Konvektionsprozesse im oberen Erdmantel (Manteldiapir). Als Folge dieser Heraushebung<br />

ist <strong>in</strong> der Paläogen-Zeit vor etwa 35 Mio. Jahren der 300 km lange und bis zu 50 km breite Oberrhe<strong>in</strong>graben<br />

als Gewölbescheitelbruch entstanden. Die Sedimentgeste<strong>in</strong>e auf den herausgehobenen Grabenschultern<br />

von Vogesen, Schwarzwald und Odenwald wurden nun rasch abgetragen. Im stärker herausgehobenen<br />

mittleren und südlichen Schwarzwald werden heute weite Teile der Mittelgebirgslandschaft von den Gneisen<br />

und Graniten des Grundgebirges aufgebaut. Im nördlichen und östlichen Schwarzwald bedecken die Sedi-<br />

mentgeste<strong>in</strong>e der Schichtstufe des Buntsandste<strong>in</strong>s viele Bergrücken und reichen oft bis <strong>in</strong> die Täler. Der<br />

Rhe<strong>in</strong>graben war während dieser Zeit vom Meer überflutet und wurde mit bis zu 3.000 m mächtigen Sedi-<br />

menten gefüllt. Durch die ungleichmäßige Hebung von Schwarzwald und Odenwald <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Süddeutsche Großscholle<br />

Pleistozäne und holozäne Sedimente Subalp<strong>in</strong>e Molasse<br />

Beckenfüllung aus Paläogen und Neogen<br />

der E<strong>in</strong>senkung des Nordalp<strong>in</strong>en Molassebeckens wurden die Sedimentschichten <strong>in</strong> Baden-Württemberg nach<br />

ihrer Ablagerung nach Südosten verkippt. Das hat zusammen mit der Abtragung der unterschiedlich erosionsbe-<br />

ständigen Geste<strong>in</strong>e zur Bildung e<strong>in</strong>es sich nach Nordosten asymmetrisch aufgefächerten Schichtstufenlandes<br />

geführt. Unter der Schwäbischen Alb und unter Oberschwaben nimmt das Schichtfallen zum Molassebecken h<strong>in</strong><br />

zu (Molasseflexur). Das Molassebecken hat sich <strong>in</strong> der Zeit von Paläogen und Neogen (früher Tertiär) als Mas-<br />

senausgleichsbewegung zu den rasch aufsteigenden Alpen e<strong>in</strong>gesenkt und war zeitweise vom Meer überflutet.<br />

Diese Akkumulationslandschaft nimmt bis heute den Abtragungsschutt der Alpen auf, und es wurden sandig-<br />

tonige und z.T. konglomeratische Sedimente mit e<strong>in</strong>er Mächtigkeiten von bis zu 5.000 Meter abgelagert. Vor<br />

dem Alpenrand biegt die Schichtlagerung der Molasse um und bildet die "Aufgerichtete Molasse". Ursache dafür<br />

s<strong>in</strong>d die sich nach Norden vorschiebenden Alpen, die die Molasseschichten verbiegen, stauchen, falten, ab-<br />

scheren und überschieben. Die gefalteten und abgescherten Bereiche bilden als alpenparallele Hügelketten e<strong>in</strong>e<br />

Schichtrippenlandschaft und werden "Subalp<strong>in</strong>e Molasse oder Faltenmolasse" genannt. Während der Auffaltung<br />

der Alpen wurden ältere Flysch-Sedimente über die tertiäre Faltenmolasse überschoben. Der Flysch entstand<br />

während der Kreide-Zeit durch mar<strong>in</strong>e Trübeströme (Turbidite) im tiefen Meeresbecken der Tethys. Auch die<br />

Felsgeste<strong>in</strong>e der Helvetischen Decke, die am Hohen Kasten über dem weichen Flysch liegen, stammen aus der<br />

Kreide-Zeit. In Oberschwaben und im Thurgau werden die Molasseschichten großteils von den Moränen- und<br />

Schmelzwassersedimenten und von den tonig-torfigen Beckenfüllungen des Eiszeitalters(Pleistozän) sowie von<br />

den jüngsten Ablagerungen aus der aktuellen Zeit des Holozäns bedeckt.<br />

Helvetikum<br />

Profilschnitt verändert nach O.F. Geyer & M.P. Gw<strong>in</strong>ner (1991):<br />

<strong>Geologie</strong> von Baden-Württemberg. Schweizerbart, Stuttgart.


3. 3. Die Die <strong>Geologie</strong> <strong>Geologie</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong><br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

In den Zeitperioden von Oberkarbon bis Perm vor 326 bis 251 Millionen Jahren wurde das variszische Hochgebirge abgetragen. Die Abtra-<br />

gungsprodukte wurden <strong>in</strong> Baden-Württemberg als grobkörniger terrestrischer Schutt (Rotliegendes) <strong>in</strong> langgestreckten Senken abgelagert. Im<br />

nördlichen Baden-Württemberg wurden mar<strong>in</strong>e Sedimente und terrestrisch-fluviatile Sedimente (Zechste<strong>in</strong>) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Meeresbecken sedimen-<br />

tiert. E<strong>in</strong>e Kette von Vulkanen hat große Mengen an Lava und Tuffen ausgestoßen und abgelagert. Im sich dann weiter ausdehnenden und<br />

e<strong>in</strong>s<strong>in</strong>kenden Germanischen Becken wurden <strong>in</strong> den Zeiten von Trias und Jura und stellenweise während der Kreide-Zeit abwechselnd konti-<br />

nentale und mar<strong>in</strong>e Sedimente weitgehend horizontal abgelagert. Die Mächtigkeit dieser Sedimentschichten schwankt zwischen den Randbe-<br />

reichen und dem Becken<strong>in</strong>neren. In der nachfolgenden Beschreibung werden die Schichtmächtigkeiten im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> angegeben.<br />

3.1 3.1 Buntsandste<strong>in</strong> Buntsandste<strong>in</strong> (251 251 bis 24 245 24<br />

Millionen Millionen Jahre)<br />

Jahre)<br />

Der Buntsandste<strong>in</strong> ist die älteste und unterste Sedimentstufe im Schichtstufenland. Er bildet die Hochflächen des Buntsandste<strong>in</strong>-<br />

Schwarzwaldes und -Odenwaldes und im Nordschwarzwald die Hochlagen von Schliffkopf, Hornisgr<strong>in</strong>de, Merkur und Hohloh.<br />

Über der durch Erosion e<strong>in</strong>geebneten Rumpffläche des<br />

Grundgebirges und den Ablagerungsresten der Karbon- und<br />

Perm-Zeit wurden die Schichten des Buntsandste<strong>in</strong>s bei<br />

e<strong>in</strong>em wüstenartigem Klima <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Landschaft vergleichbar<br />

mit Inner-Australien flächig und diskordant abgelagert. Die<br />

oft rötlich gefärbten und grob- bis fe<strong>in</strong>körnigen Sandste<strong>in</strong>e<br />

mit Geröllen und Tonste<strong>in</strong>lagen wurden von Flüssen aus den<br />

randlichen Hochgebieten <strong>in</strong> breiten Schwemmfächern als<br />

Schichtfluten <strong>in</strong> die Ebenen des Germanischen Beckens<br />

3.2 3.2 Muschelkalk Muschelkalk Muschelkalk (24 24 245 24 bis bis 23 235 23 Millionen Millionen Jahre)<br />

Jahre)<br />

geschüttet (klastisch-fluviatile Sedimentation). Die Grenze<br />

zum jüngeren Muschelkalk bilden die unter Meerese<strong>in</strong>fluss<br />

abgelagerten Röt-Tone. In <strong>Ludwigsburg</strong> liegen die knapp 300<br />

m mächtigen Geste<strong>in</strong>e des Buntsandste<strong>in</strong>s ca. 140 bis 240<br />

m unter der Geländeoberfläche. Die obersten Schichten des<br />

Buntsandste<strong>in</strong>s, die Röt-Tone und der Plattensandste<strong>in</strong> wur-<br />

den bei den M<strong>in</strong>eralwasserbohrungen <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong>-<br />

Hoheneck und im ehemaligen Mathildenhof <strong>in</strong> der Rosen-<br />

straße bei ca. 60 mNN angebohrt (Abb. 20).<br />

Der Muschelkalk ist die zweite Schichtstufe <strong>in</strong> Baden-Württemberg und bildet zwischen Klettgau und Bauland die Neckar- und Taubergäu-<br />

platten. Während der Muschelkalkzeit kam es durch den Anstieg des Meersspiegels zur Überflutung des Germanischen Beckens durch e<strong>in</strong><br />

flaches Randmeer des großen Tethys-Meeres (Meer zwischen dem damaligen Afrika und Eurasien). Bei trocken-warmen Klimaverhältnissen,<br />

ähnlich denen im Persischen Golf wurden <strong>in</strong> dem stark salzhaltigen Meerwasser fe<strong>in</strong>körnige Ton- und Karbonatschlämme, karbonatische<br />

Schalenreste von Meerestieren und evaporitische Sedimente abgelagert (chemisch-biogene, bioklastische und chemische Sedimente).<br />

Der Untergrund der Gäuflächen wird von den etwa 55 m<br />

mächtigen Mergel-, Kalk- und Dolomitschichten des Unteren<br />

Muschelkalks aufgebaut, der <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> nicht zutage<br />

tritt. Der etwa 65 m mächtige Mittlere Muschelkalk besteht<br />

zu e<strong>in</strong>em großen Teil aus evaporitischen Geste<strong>in</strong>en (Anhydrit,<br />

Gips und Ste<strong>in</strong>salz) und aus Dolomitste<strong>in</strong>bänken. Die Evapo-<br />

rite wurden durch Ausfällung aus dem verdunstenden Meer-<br />

wasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er abgegrenzten Meeresbucht mit verr<strong>in</strong>gertem<br />

Wasseraustausch abgelagert. In den Landesteilen, wo heute<br />

die Bedeckung durch höhere Geste<strong>in</strong>sschichten ganz oder<br />

teilweise abgetragen ist, wurden die Salzgeste<strong>in</strong>e des Mittle-<br />

ren Muschelkalks durch das Grundwasser ausgelaugt. Hier<br />

s<strong>in</strong>d nur noch die schluffig-tonigen Lösungsrückstände übrig<br />

geblieben. Auch die Gips- und Anhydritgeste<strong>in</strong>e bef<strong>in</strong>den<br />

sich hier im Stadium der Auslaugung (Zellendolomite), was<br />

gelegentlich zur Bildung von Lösungshohlräumen mit Durch-<br />

brüchen bis zur Erdoberfläche führt (Erdfälle, Dol<strong>in</strong>en). Diese<br />

Verhältnisse treffen auch auf den Raum <strong>Ludwigsburg</strong> zu. Die<br />

Schichtgrenze zur Basis des Oberen Muschelkalks liegt etwa<br />

15 - 25 m unter der Talauen-Oberfläche des Neckartals. Der<br />

etwa 85 m mächtige und v.a. im Nahbereich zum Vorfluter<br />

oft verkarstete Obere Muschelkalk wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em obersten<br />

13 14<br />

Teil vom 5 - 10 m mächtigen, gelbgrauen und oft kavernösen<br />

Trigonodusdolomit gebildet. Darunter folgen unterschiedlich<br />

mächtige, gut gebankte und geklüftete Kalkste<strong>in</strong>e. Diese<br />

bestehen teils aus fe<strong>in</strong>körnigen kristall<strong>in</strong>en Kalken, die sich<br />

aus sauerstoffarmen Kalkschlämmen im Meer gebildet haben<br />

und teils aus zertrümmerten Gehäuseresten von Meerestie-<br />

ren (bioklastische Kalke, Schalentrümmerkalke). Im Unteren<br />

Hauptmuschelkalk f<strong>in</strong>det man oft Kalkste<strong>in</strong>bänke, die fast<br />

vollkommen aus verste<strong>in</strong>erten Stielgliedern von Seelilien auf-<br />

gebaut s<strong>in</strong>d, sogenannte Trochitenkalke. Die hell- bis dun-<br />

kelgrauen und graublauen Kalkste<strong>in</strong>bänke werden durch<br />

dünne und dunkel gefärbte Tonmergelste<strong>in</strong>fugen vone<strong>in</strong>an-<br />

der getrennt. Diese Wechsellagerung macht e<strong>in</strong>e gute litho-<br />

stratigraphische Gliederung des Oberen Muschelkalks über<br />

weite Bereiche möglich. Die Strohgäufläche wurde durch den<br />

Schwäbisch-Fränkischen-Sattel tektonisch empor gehoben.<br />

Hier mussten sich der Neckar und die Nebenflüsse tief <strong>in</strong><br />

das Geste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schneiden und w<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Mäandern<br />

durch die Täler. An den steilen Prallhängen der Flüsse, hier<br />

<strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> zwischen Hoheneck und Poppenweiler, tre-<br />

ten die Geste<strong>in</strong>sformationen des Oberen Muschelkalks als<br />

breite und stark zerklüftete Felsbänder zutage.


Stratigraphie<br />

Oberer Muschelkalk<br />

Obere<br />

Dolomite<br />

Obere<br />

Sulfat-<br />

schichten<br />

Zwischendolomit<br />

Ste<strong>in</strong>salz-<br />

Schichten<br />

Untere<br />

Sulfatschichten<br />

Untere<br />

Dolomite<br />

Liegende<br />

Kalkmergel<br />

Abb. Abb. Abb. 10 10: 10<br />

: Geologische Geologische Profile Profile des des Mittleren Mittleren Mittleren Muschelkalks<br />

Muschelkalks<br />

(Diemel Diemel Diemel-, Diemel Hei Heilbronn Hei<br />

bronn bronn- bronn und Karlstadt Karlstadt-Formation<br />

Karlstadt Formation Formation) Formation<br />

Diemel-<br />

Formation<br />

Heilbronn-<br />

Formation<br />

Karlstadt-<br />

Formation<br />

Unterer Muschelkalk<br />

L<strong>in</strong>ks: Mittlerer Muschelkalk <strong>in</strong> der Grundwasserbohrung Mathildenhof <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> mit ausgelaugten<br />

Ste<strong>in</strong>salzschichten und Sulfatschichten <strong>in</strong> fortschreitender Auslaugung.<br />

Rechts zum Vergleich: Mittlerer Muschelkalk <strong>in</strong> Stuttgart mit vollständiger Sulfat- bzw. Sal<strong>in</strong>arformation.<br />

Schichtprofile aus: H. Brunner (1998): Geologische Karte von Baden-Württemberg<br />

1 : 50 000, Erläuterungen zum Blatt Stuttgart und Umgebung. LGRB, Freiburg.<br />

15<br />

Abb. Abb. Abb. 11:: 11:: Geologisches Geologisches Standardprofil Standardprofil des des Oberen Oberen Oberen MMuschelkalks<br />

M uschelkalks<br />

(Rottweil (Rottweil-, (Rottweil , Meißner Meißner- Meißner<br />

und und Trochitenkalk<br />

Trochitenkalk-Formation<br />

Trochitenkalk Formation Formation) Formation im im Raum Raum Stuttgart<br />

Stuttgart<br />

Trochitenkalk-Formation Meißner-Formation Rottweil-F.


3.3 3.3 Keuper Keuper (23 23 235 23 bis bis 200 200 Millionen Millionen Jahre)<br />

Jahre)<br />

Während der Keuper-Zeit wurden neben vere<strong>in</strong>zelten mar<strong>in</strong>en Sedimenten überwiegend festländisch geprägte klastisch-fluviatile und limni-<br />

sche Sedimente mit Brackwassere<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> reliefarmen Flussebenen und <strong>in</strong> Seen abgelagert. Das Klima war e<strong>in</strong> tropisch-warmes und teils<br />

feuchtes, teils trockenes Kont<strong>in</strong>entalklima. Dieser Ablagerungsraum war nur durch schmale und flache Pforten mit dem Weltmeer verbunden.<br />

Auf den Gäuflächen <strong>in</strong> Baden-Württemberg, so auch im Be-<br />

reich des Strohgäus und des Langen Feldes wird die breite<br />

Ausstrichsfläche des Oberen Muschelkalks oft von den wech-<br />

selnd mächtigen Erosionsresten des Lettenkeupers flächig<br />

bedeckt. Der Lettenkeuper (Unterkeuper) bildet ke<strong>in</strong>e eigene<br />

landschaftliche Schichtstufe und hat im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> je<br />

nach Abtragungszustand e<strong>in</strong>e Mächtigkeit von wenigen Metern<br />

bis maximal 23 m. Er besteht aus e<strong>in</strong>er engen Wechselfolge<br />

von ger<strong>in</strong>gmächtigen, gelblich bis grauen und dolomitisierten<br />

Karbonatste<strong>in</strong>bänken, graugrünen bis roten Tonmergelste<strong>in</strong>en<br />

und gelbgrauen Sandste<strong>in</strong>bänken. Der Lettenkeuper bezeugt<br />

den Wechsel von der re<strong>in</strong> meeresgeprägten Muschelkalk-Zeit<br />

zu den stark festländisch bee<strong>in</strong>flussten Ablagerungsverhältnis-<br />

sen der Keuper-Zeit. Die Dolomitste<strong>in</strong>e und Sandste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d<br />

zum Teil sehr fossilreich. Im "Hohenecker Kalk", der im Raum<br />

<strong>Ludwigsburg</strong> e<strong>in</strong>e Flachwasserfazies des L<strong>in</strong>gula-Dolomits ist,<br />

wurden zahlreiche Verste<strong>in</strong>erungen von Muscheln und Wirbel-<br />

tieren gefunden. In der Innenstadt ist der Lettenkeuper im<br />

Bereich des Tälesbachs schon stark abgetragen, während er<br />

im westlichen und östlichen Markungsgebiet bei Eglosheim,<br />

bei Neckarweih<strong>in</strong>gen/Poppenweiler und im südlichen <strong>Stadt</strong>ge-<br />

biet bis zum Salonwald oft bis zur vollen Mächtigkeit erhalten<br />

ist.<br />

Westlich des Neckars liegen über dem Lettenkeuper stellen-<br />

weise die Erosionsreste des ursprünglich über 100 m mächti-<br />

gen Gipskeupers (Mittelkeuper). Die Ursache für die starke<br />

Abtragung der Keuperschichten im westlichen Bereich von<br />

<strong>Ludwigsburg</strong> ist der "Schwäbisch-Fränkischen Sattel", der für<br />

die tektonische Hochlage der Schichten gegenüber der Umge-<br />

bung und der damit verbundenen verstärkten Abtragung ver-<br />

antwortlich ist. Die Gips- und Anhydritgeste<strong>in</strong>e der ehemals<br />

ca. 15 m mächtigen Grundgipsschichten an der Basis des<br />

Gipskeupers wurden durch e<strong>in</strong>sickerndes Niederschlagswas-<br />

ser aufgelöst und abgeführt, so dass hier nur noch bröckelige<br />

Tonste<strong>in</strong>e und tonig-karbonatische Lösungsrückstände, soge-<br />

nannte Zellendolomite übrig geblieben s<strong>in</strong>d. Östlich des Ne-<br />

ckars ist der Gipskeuper am Lemberg <strong>in</strong> nahezu vollständiger<br />

Mächtigkeit erhalten. Er wird hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tektonischen Tiefla-<br />

ge (Mulden- und Grabenbildung) unter e<strong>in</strong>er Kappe aus Schilf-<br />

sandste<strong>in</strong> bis heute vor der Erosion geschützt. Der Gipskeuper<br />

am Lemberg besteht aus mächtigen rotbraunen, grünlichen<br />

oder olivgrau gefärbten Tonste<strong>in</strong>serien mit bankigen und knol-<br />

ligen Lagen aus Sulfatgeste<strong>in</strong>en. Ger<strong>in</strong>gmächtige Dolomitste<strong>in</strong>-<br />

bänke und Ste<strong>in</strong>mergelbänken durchziehen und untergliedern<br />

den Gipskeuper, z.B. Boch<strong>in</strong>ger Bank, Bleiglanzbank und<br />

Acrodus-Corbula-Horizont. Entlang der zusammenhängenden<br />

Keuperbergländer rund um das Neckarbecken bildet der<br />

Gipskeuper den oft welligen Fuß und den Steilansteig der<br />

Keuperschichtstufe mit Streuobstwiesen und We<strong>in</strong>bergen.<br />

Die Kuppe des Lembergs wird vom dort etwa 25 m mächtigen<br />

Schilfsandste<strong>in</strong> (Mittelkeuper) als Erosionsrest e<strong>in</strong>er ehemals<br />

flächigen Bedeckung gebildet. Die Entstehung dieses Zeugen-<br />

berges wird <strong>in</strong> Kapitel 3.7 beschrieben. Den Namen erhielt der<br />

Schilfsandste<strong>in</strong> von den verste<strong>in</strong>erten Schachtelhalmresten,<br />

die man früher für Schilf hielt. Die fe<strong>in</strong>körnigen Sedimente des<br />

Schilfsandste<strong>in</strong>s wurden von Flüssen aus dem weit entfernten<br />

baltisch-skand<strong>in</strong>avischen Raum herantransportiert und <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em großen, flachen und weit verzweigten Delta abgelagert<br />

(<strong>in</strong>terferierendes Flussarmsystem). Wegen dieser Herkunft<br />

wird der Schilfsandste<strong>in</strong>, der als Grauwacke ausgebildet ist,<br />

auch als "Nordischer Sandste<strong>in</strong>" bezeichnet. Im Gegensatz<br />

zum grobkörnigen Stubensandste<strong>in</strong> (Arkose) des höheren<br />

Mittelkeupers, der wegen se<strong>in</strong>e Herkunft aus dem damals<br />

näher und südöstlich gelegenen V<strong>in</strong>delizischen Land als "V<strong>in</strong>-<br />

delizischer Sandste<strong>in</strong>" bezeichnet wird. Der Schilfsandste<strong>in</strong><br />

tritt <strong>in</strong> zwei Faziesausbildungen auf (Fazies = Gesicht): Die<br />

"Flutfazies" wird von den bis zu 35 m mächtigen braunroten<br />

und grünlichen Sandste<strong>in</strong>formationen gebildet, die <strong>in</strong>nerhalb<br />

der schmalen und lang gestreckten Delta-Arme sedimentiert<br />

wurden. Die Ablagerungen der Delta-Arme haben sich <strong>in</strong> den<br />

unterlagernden Gipskeuper erosiv e<strong>in</strong>geschnitten und treten<br />

heute als von Nordosten nach Südwesten verlaufende r<strong>in</strong>nen-<br />

förmige Sandste<strong>in</strong>stränge an den Rändern der Keuperberglän-<br />

der morphologisch als Verebnungsflächen <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung.<br />

Diese Sandste<strong>in</strong>stränge zeichnen den ehemaligen Verlauf des<br />

Schilfsandste<strong>in</strong>-Deltas nach und können über weite Bereiche<br />

von Baden-Württemberg verfolgt werden. Die "Stillwasserfa-<br />

zies" wird von 5 - 20 Meter mächtigen, dunkelrotbraunen und<br />

fe<strong>in</strong>sandig-siltigen Tonste<strong>in</strong>lagen gebildet, die <strong>in</strong> den Flach-<br />

wasserbereichen zwischen den Delta-Armen abgesetzt wur-<br />

den. Der Schilfsandste<strong>in</strong> am Lemberg besteht aus gut gebank-<br />

ten und fe<strong>in</strong>körnigen Sandste<strong>in</strong>en der Flutfazies, an deren<br />

Basis dünnen Lagen der Stillwasserfazies vorkommen (Abb.<br />

21). Die Sandste<strong>in</strong>e zeigen oft e<strong>in</strong>e Schrägschichtung und<br />

Rippelbildung, die durch die Ablagerung im fließenden Wasser<br />

entstanden ist. Die Verhältnisse zur Schilfsandste<strong>in</strong>zeit s<strong>in</strong>d<br />

mit denen im heutigen Mississippi Delta <strong>in</strong> Louisiana, USA<br />

vergleichbar. Die unterschiedlichen Farben der Keupergestei-<br />

Die flächig abgelagerten höheren höheren Keuperschichten Keuperschichten aus Schilfsandste<strong>in</strong>, Bunten Mergeln, Kieselsandste<strong>in</strong>, Stubensandste<strong>in</strong>, Knollenmergel<br />

und Rätsandste<strong>in</strong> bilden die Steillagen, Verebnungsflächen und Hochflächen der oft bewaldeten Keuperbergländer rund um das Neckarbe-<br />

cken. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> aber ebenso abgetragen, wie die noch höher liegenden und jüngeren Schichten des Juras.<br />

16<br />

ne werden im Anhang auf S. 33 erklärt.


Abb. Abb. 112:<br />

1 : Geologisches Geologisches Standardprofil Standardprofil des des Lettenkeupers Lettenkeupers (Erfurt (Erfurt-Formation)<br />

(Erfurt (Erfurt Formation)<br />

im im Raum Raum Raum Stut Stuttgart Stut gart<br />

Schichtprofile aus: H. Brunner (1998): Geologische Karte von Baden-Württemberg<br />

1 : 50 000, Erläuterungen zum Blatt Stuttgart und Umgebung. LGRB, Freiburg.<br />

17<br />

Abb. Abb. 113:<br />

1 : Geologisches Geologisches Standardprofil Standardprofil des des Gipskeupers Gipskeupers (Grabfeld (Grabfeld-Formation)<br />

(Grabfeld (Grabfeld Formation) Formation)<br />

im im Raum Raum Stut Stuttgart Stut Stut gart


3. 3.4 3. 4 4 Quartär (2,6 (2,6 Millionen Millionen Jahre bis heute)<br />

Die heutige Landschaftsoberfläche wird fast überall von den<br />

0,5 bis über 10 m mächtigen und überwiegend wenig verfes-<br />

tigten Deckschichten aus der Zeit des Quartärs bedeckt. Das<br />

Quartär gliedert sich <strong>in</strong> das Pleistozän = Eiszeitalter vor ca.<br />

2,6 Millionen Jahren bis 11.590 Jahren und <strong>in</strong> das Holozän =<br />

Jetztzeit und Warmzeit seit 11.590 Jahren. Während der Kalt-<br />

zeiten im Pleistozän gab es im heutigen Strohgäu nie e<strong>in</strong>e<br />

Gletscherbedeckung. Der Boden <strong>in</strong> diesem Periglazialgebiet<br />

mit Klimaverhältnissen wie heute <strong>in</strong> Nordsibirien war aber bis<br />

zu 100 m tief gefroren und mit Gräsern und niedrigen Sträu-<br />

chern bewachsen. In den kurzen Sommern tauten die Per-<br />

mafrostböden oberflächlich zu e<strong>in</strong>er breiigen Masse auf und<br />

wurden durch Fließvorgänge (Solifluktion) im wassergesättig-<br />

ten Boden und durch Frost-Tauwechsel aufgearbeitet und zu<br />

ste<strong>in</strong>ig-tonigen Fließerden und Schuttdecken umgelagert.<br />

Ton- und Mergelste<strong>in</strong>e wurden oberflächennah zu Verwitte-<br />

rungslehmen entfestigt. An den Talflanken entstanden durch<br />

Frostverwitterung ste<strong>in</strong>ig-tonige Hanglehme und ste<strong>in</strong>iger<br />

Hang- und Talschutt. Während der 2 Riß-Kaltzeiten vor<br />

320.000 - 125.000 Jahren und der Würm-Kaltzeit vor<br />

Reste von Gipskeuper und Lettenkeuper<br />

Auffüllung: Lehmig-sandiger Schutt, Ste<strong>in</strong>e, Schlacken, Schadstoffe.<br />

Lösslehm: Entkalkter und verlehmter, gelblich-brauner Löss<br />

(toniger Schluff).<br />

Löss: Während der Kaltzeiten durch W<strong>in</strong>d transportierter gelblicher,<br />

kalkhaltiger und poröser Schluff (= Korngröße zwischen Ton und Sand).<br />

Abschwemmmassen, Bachablagerungen, Talauen:<br />

Schluffig-tonige Zusammenschwemmungen mit Sand und Kies, weich bis breiig,<br />

bräunlich bis dunkelgrau. Oft mit organischen Bestandteilen. Alte blombierte Tälchen.<br />

Fließerden und Wanderschutt: Kaltzeitliche Solifluktionsböden mit umgelagerten<br />

Keuper- und Muschelkalkste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> b<strong>in</strong>diger Matrix aus fe<strong>in</strong>sandigem Ton und Schluff.<br />

Kaltzeitliche Terrassenschotter: Sandige und gelbliche bis bräunliche Flussschotter <strong>in</strong><br />

unterschiedlicher Höhenlage über der Talaue. Oft konglomeratisch verfestigt.<br />

Hanglehm: Wie Fließerde, aber an Abhängen und gelegentlich rutschend.<br />

Hangschutt: Wie Fließerde, aber mit höherem Ste<strong>in</strong>anteil (Ste<strong>in</strong>gerüst).<br />

115.000 - 11.590 Jahren wurde fe<strong>in</strong>körniger Staub durch<br />

starke Südwestw<strong>in</strong>de aus den trockenen und vegetationsar-<br />

men Schotterebenen des Oberrhe<strong>in</strong>grabens ausgeblasen und<br />

auf den östlich gelegenen Grassteppen- und Tundraflächen<br />

des heutigen Strohgäus als Löss abgelagert. Wegen der per-<br />

manenten tektonischen Hebung unseres Landes schnitten<br />

sich die Flüsse vor allem während der schmelzwasserreichen<br />

Phasen zu Beg<strong>in</strong>n und am Ende der Kaltzeiten <strong>in</strong> die Land-<br />

schaft e<strong>in</strong> und h<strong>in</strong>terließen auf den Hochflächen und an den<br />

Talflanken Reste ihrer Schotterablagerungen als Höhen- und<br />

Terrassenschotter. Die sandigen Schotter <strong>in</strong> der Aue des<br />

Neckartals stammen aus der Würm-Kaltzeit und aus dem<br />

Holozän. Die 15 bis 20 m über der Talaue liegenden Schot-<br />

terterrassen stammen aus den Riß-Kaltzeiten, die höher<br />

liegenden Schotterreste stammen aus älteren Kaltzeiten<br />

(Abb. 14). Der über dem Neckarschotter liegende braune<br />

und fe<strong>in</strong>sandige Auenlehm wurde durch Hochwasserereig-<br />

nisse vor allem im Altertum und im Mittelalter abgelagert.<br />

Ursache war die damals großflächig betriebene Waldrodung,<br />

die zu starken Bodenabschwemmungen geführt hat.<br />

Östlich von Poppenweiler an der Straße nach Hochdorf wurde früher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kiesgrube Travert<strong>in</strong> abgebaut. Travert<strong>in</strong> (Sauerwasserkalk, Lapis<br />

tiburt<strong>in</strong>us, e<strong>in</strong> Werkste<strong>in</strong>, der auch östlich von Rom <strong>in</strong> Tibur abgebaut wurde) ist e<strong>in</strong>e Quellkalkablagerung, die überwiegend während der Warmzeiten<br />

gebildet wurde. Das Grundwasser war hier mit aufsteigendem Kohlendioxid (CO2) aus dem Erdmantel angereichert und ist als kohlensaures Wasser<br />

(H2CO3) an e<strong>in</strong>er tektonischen Störungszone ausgetreten. Durch das Entweichen des Kohlendioxids am Quellaustritt <strong>in</strong>folge der Temperaturzunahme<br />

und des Druckabfalls haben sich die eisenhaltigen und gelbbraun gebänderten Sauerwasserkalke, oft mit E<strong>in</strong>schlüssen von Pflanzen- und Tierresten<br />

gebildet. Das heute zugeschüttete Kiesvorkommen ist der Rest e<strong>in</strong>er Schotterterrasse aus e<strong>in</strong>er Kaltzeit vor den Riß-Kaltzeiten. Sehr bekannt s<strong>in</strong>d die<br />

Travert<strong>in</strong>vorkommen von Stuttgart (Innenstadt, Bad Cannstatt, Münster), die als Werkste<strong>in</strong>e abgebaut wurden. Der Travert<strong>in</strong> wurde dort an den Austritt-<br />

stellen der kohlensäurehaltigen M<strong>in</strong>eralquellen großflächig abgelagert. Diese Quellen s<strong>in</strong>d seit etwa 500.000 Jahren im Bereich von Störungszonen des<br />

Fildergrabens aktiv und bilden das bedeutendste M<strong>in</strong>eralwassservorkommen <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Höhenschotter<br />

Lösslehm<br />

Löss Fließerden,<br />

Wanderschutt Auffüllung<br />

Abschwemmmassen,<br />

Bachablagerungen,<br />

Talauen<br />

Hanglehm<br />

Talschutt: Grobe kaltzeitliche Schuttmassen am Talfuß (Geste<strong>in</strong>sschutt) <strong>in</strong> tonig-, sandig-, schluffiger Grundmasse.<br />

Auenlehm: Fe<strong>in</strong>sandig-tonige Schluffe mit organischen Bestandteilen (Hochflutsedimente).<br />

Großteils im Altertum und Mittelalter <strong>in</strong>folge von Waldrodung und Ackerbau abgelagerte Abschwemmungen.<br />

Talkiese: Sandige, wenig gerundete Kiese mit Schlickl<strong>in</strong>sen (Neckarschotter). Teils während der Würm-Kaltzeit abgelagert.<br />

Abb. Abb. 14: 14: Quartäre Quartäre Deckschichten Deckschichten auf auf den den Gäuflächen, Gäuflächen, <strong>in</strong> <strong>in</strong> Hangbereichen Hangbereichen und und im im Nec Neckartal Nec kartal<br />

18<br />

Gäuflächen, Innenstadt Neckartal<br />

Hangschutt<br />

Oberer<br />

Muschelkalk<br />

Kaltzeitliche Schotterablagerungen:<br />

- Höhenschotter l<strong>in</strong>ks (frühes Pleistozän?)<br />

- Höhere Terrassenschotter (älter als Riß)<br />

- Hochterrassenschotter der Riß-Kaltzeiten<br />

- Niederterrassenschotter der Würm-Kaltzeit<br />

Auenlehm<br />

Neckar<br />

Sandige Talkiese mit Schlickl<strong>in</strong>sen,<br />

Schotter von Würm-Kaltzeit<br />

und Holozän<br />

Mittlerer- und<br />

Unterer Muschelkalk<br />

kartal (schematisch und überhöht)


3.4.1 3.4.1 3.4.1 Löss Löss und und Lössleh Lösslehm Lössleh<br />

Löss ist e<strong>in</strong> weit verbreitetes Lockersediment und nimmt etwa<br />

10 % der Landoberfläche der Erde e<strong>in</strong>. Im Strohgäu ist Löss<br />

und das Verwitterungsprodukt Lösslehm flächig weit verbrei-<br />

tet und begründet die hohe Fruchtbarkeit dieser Landschaft.<br />

Löss besteht zu 50 - 80% aus Quarzkörnern mit bis zu 30%<br />

Karbonaten (Kalk und Dolomit) mit Beimengungen von 10 -<br />

20% Feldspäten, ca. 10% Tonm<strong>in</strong>erale und anderen M<strong>in</strong>era-<br />

le. Das graugelbe bis fahlbraune und staubartige Sediment<br />

hat e<strong>in</strong>e poröse Struktur mit e<strong>in</strong>em Porenvolumen von bis zu<br />

40% und ist ungeschichtet und nur schwach verfestigt. Die<br />

Korngröße liegt je nach dem Ausgangsgeste<strong>in</strong> des Lieferge-<br />

bietes und der Entfernung zur Ablagerung im Mittel- bis<br />

Grobschluffbereich (0,006 bis 0,063 mm) und oft mit Bei-<br />

mengungen von Fe<strong>in</strong>sand und Ton. Die e<strong>in</strong>zelnen Körner<br />

s<strong>in</strong>d oft kantig und haben daher e<strong>in</strong>en guten Zusammenhalt.<br />

Löss wurde vor allem <strong>in</strong> den kalten und trockenen Phasen<br />

der Hochglazialzeit während der Kaltzeiten aus den vegetati-<br />

onsarmen und vegetationsfreien Schotterflächen (Kältewüs-<br />

ten) vor den Gletschern und aus weitläufigen Flussebenen<br />

durch starke und beständig wehende W<strong>in</strong>de ausgeblasen.<br />

Löss wird daher als "äolisches Sediment" bezeichnet. Der<br />

Löss im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> stammt aus den vegetationsar-<br />

men Überschwemmungsgebieten der Schotterebenen des<br />

Oberrhe<strong>in</strong>grabens und <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang von den Hoch-<br />

flächen des Schwarzwaldes. Heutzutage f<strong>in</strong>det Lösssedimen-<br />

tation z.B. <strong>in</strong> Zentralasien statt, wo Staub aus Wüstengebie-<br />

ten <strong>in</strong> die randlichen Grassteppen ausgeblasen wird. Bei<br />

diesem luftgetragenen Transport wurden die großen und<br />

schweren Sandpartikel schon nach kurzer Transportstrecke<br />

wieder abgelagert, wie z.B. die Dünen bei Hockenheim und<br />

Schwetz<strong>in</strong>gen, während die fe<strong>in</strong>en und leichten Schluff- und<br />

Tonpartikel weiter transportiert wurden. Mit nachlassender<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit wurde der Staub bevorzugt <strong>in</strong> Becken-<br />

gebieten und auf Verebungsflächen der Gäulandschaften<br />

19<br />

und der Filderebene abgelagert, die im W<strong>in</strong>dschatten lagen<br />

(Leegebiete). Unterstützt wurde die Sedimentation durch das<br />

E<strong>in</strong>fangen des Staubes von den Gräsern und Sträuchern der<br />

Steppe und Tundra. Mit zunehmender Sedimentbildung<br />

wurde die Vegetation zugeschüttet und hat nach ihrem Ab-<br />

sterben und Auflösung <strong>in</strong> vielen Lössablagerungen e<strong>in</strong>e verti-<br />

kal-haarröhrenförmige Textur h<strong>in</strong>terlassen. Dadurch und<br />

durch sekundäre Kalkzementation ist Löss <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ur-<br />

sprünglich abgelagerten Form auch an hohen Steilwänden<br />

sehr standfest und eignet sich zur Anlage von Löss-<br />

Hohlwegen mit senkrechten Wänden. Wird der Löss jedoch<br />

umgelagert und verwittert, verliert er diese Eigenschaft. Im<br />

Löss werden oft Reste von Schneckengehäusen und gele-<br />

gentlich Zähne und Knochen von Säugetieren gefunden. Im<br />

feuchten und warmen Klima der Warmzeiten (Eem-Warmzeit<br />

und Jetztzeit) verwitterten die oberen 0,5 - 2 m des Lösses<br />

zu gelbbraun bis rostbraun gefärbtem, schluffig-tonigem<br />

Lösslehm mit hoher Kapillarität. Hier kann sich die Boden-<br />

feuchte gut halten, was mit ausschlaggebend für die Frucht-<br />

barkeit des Strohgäus ist. Bei der Verwitterung werden die<br />

Karbonate durch das kohlensäurehaltige Niederschlagswas-<br />

ser und durch die Humussäuren der Waldböden gelöst und<br />

<strong>in</strong> tiefere Bodenhorizonte verlagert. Dort werden sie oft <strong>in</strong><br />

Kalkkongretionen als sogenannte "Lössk<strong>in</strong>del" ausgeschie-<br />

den. Durch die Oxidation der Eisenverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> den<br />

M<strong>in</strong>eralen kommt es zur Braunfärbung des Bodens. Die<br />

Feldspäte und andere Silikate werden zersetzt und <strong>in</strong> Tonmi-<br />

nerale umgewandelt und der Boden verdichtet sich. Durch<br />

weitere bodenbildende Prozesse entstehen schließlich die<br />

fruchtbaren Braunerden, Parabraunerden und Schwarzer-<br />

den. Der Lösslehm ist oft feucht und dann rutschgefährdet,<br />

durch den Tongehalt plastisch und hat e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Stand-<br />

festigkeit und schlechtere Baugrundeigenschaften als unver-<br />

witterter Löss. Bei Austrocknung wird Lösslehm rissig und<br />

zerfällt <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Stücke.<br />

In der Grünanlage-Hungerberg <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong>-Hoheneck s<strong>in</strong>d Löss, Lösslehm und Schotter der Würm- und Riss-Kaltzeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geologi-<br />

schen Fenster zu sehen und auf e<strong>in</strong>er Schautafel beschrieben.<br />

3.5 3.5 Geologische Geologische Karte Karte und und geologischer Profilschnitt von <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Die geologische geologische Karte Karte <strong>in</strong> Abb.15 zeigt den Ausstrich (das Auftreten) der unterschiedlich alten geologischen Schichten an der Erdoberfläche<br />

bzw. unterhalb der Deckschichten. Die Übersichtskarte vom Raum <strong>Ludwigsburg</strong> zeigt die sedimentären Grundschichten der Trias-Zeit und die<br />

Talauen-Sedimente der Quartär-Zeit. Die 0,5 bis über 10 m mächtigen pleistozänen Deckschichten aus Lösslehm, Löss, Fließerden und<br />

Schuttmassen, welche die Grundschichten flächig bedecken, wurden hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.<br />

Der geologische geologische Profilschnitt Profilschnitt <strong>in</strong> Abb. 15a zeigt schematisch und überhöht die bis ca. 600 m mächtigen Sedimente des Deckgebirges auf<br />

dem kristall<strong>in</strong>en Grundgebirgssockel. Die Sedimentschichten liegen flachwellig auf dem Grundgebirge und werden von Verwerfungen gegen-<br />

e<strong>in</strong>ander versetzt. Im Bereich von Hohenasperg und Lemberg sieht man die Muldenlage und die tektonische Grabenstruktur, die für die<br />

Reliefumkehr dieser Zeugenberge verantwortlich s<strong>in</strong>d. Im Bereich des Neckartals sieht man die Hochlage der Muschelkalkschichten, die<br />

durch den von Südwesten nach Osten verlaufenden "Schwäbisch-Fränkischen Sattel" verursacht wird (siehe auch Abb. 2 und 15). Die Lage<br />

des Profilschnittes ist <strong>in</strong> der geologischen Karte mit e<strong>in</strong>er Strich-Punkt-Signatur markiert. Der Vergleich beider Darstellungen soll die räumliche<br />

Lage der geologischen Schichten <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> veranschaulichen.


Tamm<br />

Hohenasperg<br />

Mögl<strong>in</strong>gen<br />

Asperg<br />

B 27<br />

BAB A 81<br />

Monrepos<br />

Pflugfelden<br />

Leudelsbach<br />

1 km<br />

Eglosheim<br />

L u d w i g s b u r g<br />

Kornwestheim<br />

Freiberg<br />

Schloss<br />

Hoheneck<br />

Neckarweih<strong>in</strong>gen<br />

Neckartal<br />

Oßweil<br />

Marbach<br />

Profilschnitt<br />

Poppenweiler<br />

Remseck<br />

Wn-Bittenfeld<br />

Lemberg<br />

0 1 km<br />

West ASPERG LUDWIGSBURG AFFALTERBACH Ost<br />

Hohenasperg Eglosheim Hoheneck Neckar Neckarweih<strong>in</strong>gen Lemberg<br />

mNN<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

-250<br />

-300<br />

Gipskeuper<br />

Lettenkeuper<br />

Oberer Muschelkalk<br />

Mittlerer Muschelkalk<br />

Unterer Muschelkalk<br />

Buntsandste<strong>in</strong><br />

Perm ?<br />

Schilfsandste<strong>in</strong><br />

Lettenkeuper<br />

0 1 2 km<br />

Pflugfelden<br />

L 1130<br />

Deckschichten der Kaltzeiten<br />

Grundgebirge<br />

L 1129<br />

20<br />

Grünbühl<br />

K 1692<br />

Talaue<br />

Pattonville<br />

Terrassenschotter<br />

Heilwasserbrunnen<br />

Hoheneck (Sole)<br />

L 1140<br />

?<br />

L 1100<br />

Verwerfung<br />

Nord<br />

Schilfsandste<strong>in</strong><br />

Gipskeuper<br />

Affalterbach<br />

mNN<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

-250<br />

-300<br />

Abb. Abb. 115:<br />

1 : Geologische Geologische Geologische Übersichtskarte<br />

Übersichtskarte<br />

der der Grundschichten Grundschichten Grundschichten von von Ludwig <strong>Ludwigsburg</strong> Ludwig burg burg<br />

Talauen (holozäne Tallehme, im Neckartal über Schottern<br />

der Würm-Kaltzeit), Heilwasserbrunnen Hoheneck<br />

Bekannte Reste kaltzeitlicher Terrassenschotter unter<br />

Kaltzeiten und älterer Kaltzeiten, oft konglomeratisch verfestigt)<br />

Schilfsandste<strong>in</strong><br />

(Sandste<strong>in</strong>e und fe<strong>in</strong>sandige Tonste<strong>in</strong>e)<br />

Gipskeuper (Tonmergelste<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>zelne Karbonatste<strong>in</strong>-<br />

bänke, Sulfatgeste<strong>in</strong>e, Gipsauslaugungsreste)<br />

Lettenkeuper (enge Wechsellagerung von Karbonatste<strong>in</strong>en,<br />

Tonmergelste<strong>in</strong>en und Sandste<strong>in</strong>en)<br />

Oberer Muschelkalk (im oberen Bereich Dolomitste<strong>in</strong>bänke,<br />

darunter Kalkste<strong>in</strong>bänke, getrennt durch dünne Tonste<strong>in</strong>lagen)<br />

Bekannte Erdfälle (verstürzte Geste<strong>in</strong>smassen, lehmige<br />

Füllungen und Hohlräume im Untergrund)<br />

Verwerfungen (Schichtversatz), z.T. vermutet<br />

Lage des Profilschnitts<br />

Die 0,5 m bis über 10 m mächtigen quartären Deckschichten aus<br />

Lösslehm, Löss, Fließerden und Hangschutt wurden aus Gründen<br />

der Übersichtlichkeit nicht dargestellt.<br />

Abb. Abb. 115a<br />

1 15a<br />

5a: 5a : Geologischer Geologischer Profilschnitt<br />

Profilschnitt<br />

von von <strong>Ludwigsburg</strong><br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

(4-fach überhöht)<br />

Gestrichelte L<strong>in</strong>ien: Grundwasseroberflächen <strong>in</strong> den drei<br />

Hauptgrundwasserstockwerken bzw. Druckfläche im Oberen<br />

Bundstandste<strong>in</strong> (Abb. 20).<br />

Im Neckartal ist der Heilwasser-Sole-Brunnen mit dem<br />

artesischen Aufstieg des gespannten Grundwassers aus dem<br />

Buntsandste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gezeichnet.


Jura<br />

Keuper<br />

Muschelkalk<br />

Buntsandste<strong>in</strong>, Perm, Grundgebirge<br />

Keuper<br />

Muschelkalk<br />

Buntsandste<strong>in</strong>, Perm, Grundgebirge<br />

Keuper<br />

Muschelkalk<br />

Buntsandste<strong>in</strong>, Perm, Grundgebirge<br />

Talsedimente<br />

21<br />

Westen Osten<br />

Warmes und flaches Jura-Meer mit Riffbildung<br />

Jura - Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>e, Riffe, Tonste<strong>in</strong>e, vere<strong>in</strong>zelt Sandste<strong>in</strong>e<br />

Keuper - Tonste<strong>in</strong>e, Sandste<strong>in</strong>e, Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>e, Evaporitgeste<strong>in</strong>e<br />

Muschelkalk - Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>e, Tonste<strong>in</strong>e, Evaporitgeste<strong>in</strong>e (Salz, Anhydrit, Gips)<br />

Unter-Jura<br />

vere<strong>in</strong>zelt Sandste<strong>in</strong>e<br />

Buntsandste<strong>in</strong>, Perm, Grundgebirge<br />

- Sandste<strong>in</strong>e, Tonste<strong>in</strong>e, Konglomerate, Vulkanite, Gneise und Granite<br />

Ehemalige Landoberfläche vor 145 Mio. Jahren; ca. 800 - 900 m höher<br />

Hohenasperg <strong>Ludwigsburg</strong> Neckar Lemberg<br />

Blockschutt Höhenschotter Talsedimente Terrassenschotter<br />

Abb. Abb. 16 16: 16 : Die Die Die Landschaftsentwicklung Landschaftsentwicklung im im Raum Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Darstellung als Profilschnitt, schematisch und überhöht<br />

Hebung<br />

Hebung<br />

schwache Hebung<br />

Ende Ende der der der JJura<br />

J Jura<br />

ura-Zeit ura Zeit vor vor ca. ca. ca. 145 145 145 Mio. Mio. Jahre Jahren Jahre<br />

In Süddeutschland erstreckte sich im Bereich des<br />

durch Absenkung geprägten Germanischen Beckens<br />

e<strong>in</strong> flaches Randmeer des großen Tethys-Meeres mit<br />

e<strong>in</strong>em warmen Klima, ähnlich dem im heutigen<br />

Persischen Golf. Es wurden Kalkschlämme mit<br />

Resten von Kalkschalen und Tonschlämme abgela-<br />

gert. Oft kam es zur Bildung von Schwamm- und<br />

Korallenriffen. Durch die nun folgende tektonische<br />

Hebung von Teilen von Europa kam es zum Ende<br />

der Sedimentation und Süddeutschland wurde<br />

Festland. Auf der neuen Landoberfläche begann die<br />

Verwitterung und Abtragung der ehemals im Meer<br />

abgelagerten Geste<strong>in</strong>sschichten.<br />

Beg<strong>in</strong>n Beg<strong>in</strong>n der der Paläogen Paläogen-Zeit Paläogen Zeit vor ca. 66 Mio. Jahren<br />

Süddeutschland hob sich weiter und die Geste<strong>in</strong>s-<br />

schichten verbogen sich durch plattentektonische<br />

Vorgänge. Die Schichten des Juras wurden zu e<strong>in</strong>er<br />

flachwelligen Rumpflandschaft abgetragen. Bei<br />

e<strong>in</strong>em tropischen Klima schnitten sich die Flüsse<br />

tiefer <strong>in</strong> das Geste<strong>in</strong> e<strong>in</strong> und bildeten vor ca. 30 Mio.<br />

Jahren erste tiefere Täler, die nach Süden entwäs-<br />

serten. Das Zusammenwirken der Abtragung mit der<br />

tektonischen Verkippung der Geste<strong>in</strong>sschichten<br />

nach Südosten führte zur Bildung des "Schwäbisch-<br />

Fränkischen Schichtstufenlandes".<br />

Während Während der der Neogen Neogen-Zeit Neogen Neogen Zeit vor ca. 20 Mio. Jahren<br />

Die Flüsse schnitten sich bei e<strong>in</strong>em Savannenklima<br />

weiter <strong>in</strong> das sich schubweise hebende Land e<strong>in</strong><br />

und erodierten <strong>in</strong> weichen Geste<strong>in</strong>en breite Täler. Es<br />

bildete sich e<strong>in</strong> erster Vorläufer des Neckars und es<br />

kam zur Ablagerung von Talsedimenten. Die Schich-<br />

ten des Juras wurden hier bis auf Reste abgetragen.<br />

Eiszeitalter Eiszeitalter – 2,6 2,6 Mio. Jahre bis bis heutige Zeit Zeit<br />

Die Schichten des Juras s<strong>in</strong>d abgetragen. Die<br />

Schichten des Keupers s<strong>in</strong>d bis auf Reste abgetra-<br />

gen. Der Schilfsandste<strong>in</strong> des Keupers ist In tektoni-<br />

schen Muldenlagen durch Reliefumkehr am Hohe-<br />

nasperg und am Lemberg erhalten geblieben. Auf<br />

den Hochflächen gibt es vere<strong>in</strong>zelte Reste von<br />

Höhenschottern, Blockschutt und e<strong>in</strong> flächige<br />

Bedeckung mit kaltzeitlichen Sedimenten, wie z.B.<br />

Lösssedimenten und Fließerden. Die Täler haben<br />

sich v. a. <strong>in</strong> den kaltzeitlichen Erosionsphasen weiter<br />

e<strong>in</strong>geschnitten. An den Talrändern gibt es Reste<br />

von Terrassenschottern, die von den Flüssen wäh-<br />

rend der kaltzeitlichen Akkumulationsphasen abge-<br />

lagert wurden. Bis heute werden Talsedimente und<br />

v. a. Hochflutlehme abgelagert.


3.6 3.6 Te Tektonik Te tonik tonik – Die Lagerung der Schichten<br />

Das tektonische Hauptelement <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> ist der<br />

"Schwäbisch-Fränkische Sattel" (SFS). Es handelt sich um<br />

e<strong>in</strong>e etwa 30 km breite l<strong>in</strong>ienhafte Aufwölbung der Sediment-<br />

schichten, deren Achse sich von der Hornisgr<strong>in</strong>de im Nord-<br />

schwarzwald bis zum Kocher im Welzheimer Wald verfolgen<br />

lässt. Die Sattelachse verläuft von Südwesten nach Ostnordos-<br />

ten quer durch die <strong>Ludwigsburg</strong>er Markung. Der SFS wird im<br />

Norden von der Stromberg Mulde und der Neckar-Jagst-<br />

Furche und im Süden vom Fildergraben e<strong>in</strong>gerahmt (Abb. 2).<br />

Wegen der Hochlage der Schichten im Bereich des Sattels<br />

HHS<br />

E-heim<br />

Pfld.<br />

SFS<br />

PM<br />

SB<br />

Freiberg<br />

Hoh.<br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

HS<br />

Nwh.<br />

22<br />

wurde der Keuper hier oft stärker abgetragen, während die<br />

Flanken vom Keuperstufenrand umsäumt werden. Am Nord-<br />

westrand des Schwäbisch-Fränkischen Sattels verlaufen klei-<br />

nere Mulden- und Sattelstrukturen, wie z.B. die Pleidelshei-<br />

mer Mulde, der Heut<strong>in</strong>gsheimer Sattel und die markante<br />

Neckar-Jagst-Furche. Im Osten von <strong>Ludwigsburg</strong> ist die<br />

"Lemberg-Struktur" (LS) zu sehen, e<strong>in</strong>e Verwerfungszone und<br />

Mulde, die für die Tieflage der Keuperschichten und für die<br />

Reliefumkehr am Lemberg verantwortlich ist.<br />

NJF<br />

Marbach<br />

Ppw.<br />

250 Höhenlage (mNN) des Bezugshorizontes Ob. Muschelkalk/Lettenkeuper mit Fallrichtung<br />

Verwerfung (gestrichelt = vermutet)<br />

Neckarrems<br />

Sattelachse LS Lemberg-Struktur<br />

HM<br />

Lemberg<br />

Muldenachse HHS Hirschberg-Hoheneck Störungszone<br />

PM Pleidelsheimer Mulde SB Säubrunnen Störung<br />

HS Heut<strong>in</strong>gsheimer Sattel HM Hochdorfer Mulde<br />

SFS Schwäbisch-Fränkischer Sattel NJF Neckar-Jagst-Furche<br />

Abb. Abb. 117:<br />

1 : Schichtlagerung Schichtlagerung und und tektonische tektonische Strukturen Strukturen im im Raum Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Neckar<br />

Bittenfeld<br />

Die wellige Lagerung der geologischen Schichten (Mulden- und Sattelstrukturen) wird durch L<strong>in</strong>ien gleicher Höhe an der Schicht-<br />

grenze Oberer Muschelkalk/Lettenkeuper dargestellt. Dieser Bezugshorizont wurde durch zahlreiche Baugrundbohrungen punk-<br />

tuell erfasst und ist auch im Gelände oft zu f<strong>in</strong>den. Durch rechnerische Interpolation der e<strong>in</strong>zelnen Punkte erhält man e<strong>in</strong>e flächi-<br />

ge Darstellung der Höhenlage dieser Schichtgrenze. Die tektonischen Störungszonen (Verwerfungen, Auf- und Abschiebungen)<br />

s<strong>in</strong>d am Versatz der Höhenl<strong>in</strong>ien erkennbar.<br />

Grünb.<br />

Ergänzt nach H. Brunner (1998): Geologische Karte von Baden-Württemberg<br />

1 : 50 000, Erläuterungen zum Blatt Stuttgart und Umgebung. LGRB, Freiburg.<br />

Oßw.<br />

SFS<br />

LS<br />

Nord<br />

1 km<br />

SFS


23<br />

3.7 3.7 Lemberg Lemberg und und Hohenasperg Hohenasperg als als Zeugen Zeugen der der Erdgeschichte<br />

Erdgeschichte<br />

Der Lemberg und der Hohenasperg ragen als <strong>in</strong>selartig iso-<br />

lierte "Zeugenberge" aus der Gäufläche auf und bilden cha-<br />

rakteristische Landmarken. Im Bereich dieser heutigen Erhe-<br />

bungen verliefen im Zeitabschnitt des Schilfsandste<strong>in</strong>s vor<br />

ca. 226 Mio. Jahren die Strömungsarme e<strong>in</strong>es weit verzweig-<br />

ten und <strong>in</strong> den Untergrund e<strong>in</strong>geschnittenen Flussdeltas. In<br />

diesen Deltaarmen wurden mächtige Sandschichten abgela-<br />

gert, die später zu hartem Sandste<strong>in</strong> der sogenannten Flut-<br />

fazies verfestigt wurden. Im Bereich des heutigen Lembergs<br />

wurden diese Geste<strong>in</strong>sschichten nach ihrer Ablagerung<br />

durch e<strong>in</strong> mulden- und grabenartiges Verwerfungssystem,<br />

und im Bereich des Hohenaspers durch Muldenbildung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em eng umgrenzten Bereich gegenüber der Umgebung<br />

um ca. 20 bis 50 m tiefer gelegt. Die Ursache waren tektoni-<br />

sche Beanspruchungen <strong>in</strong> der Erdkruste durch die ständige<br />

Bewegung der Kont<strong>in</strong>ente. Hier spielte vor allem die Bewe-<br />

gung der afrikanischen Platte <strong>in</strong> Richtung Norden gegen die<br />

europäische Platte e<strong>in</strong>e Rolle. Nach der tektonischen E<strong>in</strong>tie-<br />

fung lagen die Sandste<strong>in</strong>schichten am Rand des Verwer-<br />

Abtragung<br />

fungssystems auf gleicher Höhe mit den älteren Tonste<strong>in</strong>-<br />

schichten des Gipskeupers. Wegen ihrer Härte und vor allem<br />

wegen ihrer guten Wasserdurchlässigkeit s<strong>in</strong>d die Sandste<strong>in</strong>e<br />

aber widerstandsfähiger gegenüber der Abtragung, als die<br />

weichen und wasserstauenden Tonste<strong>in</strong>e. In den folgenden<br />

Jahrmillionen wurde der Schilfsandste<strong>in</strong> daher weniger stark<br />

abgetragen als die weichere Gipskeuper-Umgebung und<br />

schützt so bis heute den unterlagernden Gipskeuper vor der<br />

Erosion. Auf diese Weise wurden im Bereich der tektoni-<br />

schen E<strong>in</strong>tiefungen der Lemberg und der Hohenasperg als<br />

Hochgebiete erosiv herauspräpariert und belegen als "Zeu-<br />

genberge" die ehemals weiter ausgedehnte Verbreitung des<br />

jüngeren Schichtpakets. Diese Vorgänge werden als "Relief-<br />

umkehr" bezeichnet und haben <strong>in</strong> größerer Ausdehnung auch<br />

maßgeblich zum Erhalt der Schichten des höheren Keupers<br />

(Stubensandste<strong>in</strong> etc.) am Stromberg und Heuchelberg, der<br />

Löwenste<strong>in</strong>er Berge und der Keuperberge und Filderhochflä-<br />

che im Raum Stuttgart und Leonberg beigetragen (Fildergra-<br />

ben).<br />

Grabenbildung Reliefumkehr<br />

Abb. Abb. 118:<br />

1 : Schema Schema der der der Entstehung Entstehung des des Lembergs Lembergs durch durch Reli Reliefumkehr<br />

Reli efumkehr <strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er tektonischen tektonischen Graben Graben- Graben und und Muldenstruktur<br />

Muldenstruktur<br />

Geomorphologische Umwandlung von e<strong>in</strong>er Tieflage zu e<strong>in</strong>er Erhebung durch Abtragung des umgebenden weichen Geste<strong>in</strong>s<br />

Zustand am Ende des Oberjuras nach der Heraushebung aus dem Meer.<br />

E<strong>in</strong>muldung und Abtragung, vermutlich seit der Paläogen-Zeit.<br />

Weitere Abtragung. Entstehung des ersten Zeugenbergs aus Jura-Geste<strong>in</strong>en.<br />

Fortschreitende Abtragung. Nach Entfernung der harten Oberjura-Geste<strong>in</strong>e und<br />

der weichen Mitteljura-Geste<strong>in</strong>e entstand e<strong>in</strong>e Verebnung auf den harten<br />

Schwarzjura-Geste<strong>in</strong>en, ähnlich der heutigen Filderfläche südlich von Stuttgart.<br />

Nach weiterer Abtragung entstand <strong>in</strong> der Mulde erneut e<strong>in</strong> Zeugenberg, zunächst<br />

noch mit e<strong>in</strong>er Kappe aus Unterjura, die weiter abgetragen wurde.<br />

Heutiger Heutiger Heutiger Zustand. Zustand. Schilfsandste<strong>in</strong> und Stubensandste<strong>in</strong> bilden die schützende<br />

Kappe. In der Umgebung Abtragung bis auf die Keuper-Muschelkalk Gäufläche.<br />

Möglicher Zustand <strong>in</strong> der geologischen Zukunft. Nach der Abtragung der harten<br />

Keupersandste<strong>in</strong>e bildet sich auf dem Oberen Muschelkalk wieder e<strong>in</strong>e Vereb-<br />

nung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mulde.<br />

Abb. Abb. 19 19: 19 Die Die Die Entstehung Entstehung Entstehung von von Stromberg Stromberg und und Heuchelberg Heuchelberg durch durch Re Relie Re ie iefumkeh<br />

fumkehr fumkeh r <strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er tektonischen tektonischen Mu Mulde Mu de<br />

Verändert nach O.F. Geyer & M.P. Gw<strong>in</strong>ner (1991): <strong>Geologie</strong> von Baden-Württemberg. 4. Auflage. – Schweizerbart, Stuttgart. Hypothetisch und schematisch.<br />

N


4. 4. Das Das Grundwasser Grundwasser Grundwasser im im Untergrund Untergrund Untergrund von von Ludwigsbur <strong>Ludwigsburg</strong> Ludwigsbur Ludwigsbur<br />

24<br />

In <strong>Ludwigsburg</strong> fallen im langjährigen Durchschnitt etwa 750 mm Niederschläge pro Jahr mit Schwankungen von 500 bis 1100 mm/a. Davon<br />

verdunsten etwa 60 - 75 % teils direkt und teils über die pflanzliche Transpiration (Evapotranspiration). E<strong>in</strong> Teil wird über Bäche und Flüsse<br />

abgeführt. Etwa 10 - 25 % versickert im Boden und sammeln sich <strong>in</strong> den Poren und Klüften der Geste<strong>in</strong>e als Grundwasser. Die verschiedenen<br />

Geste<strong>in</strong>e haben unterschiedliche Eigenschaften h<strong>in</strong>sichtlich der Speicher- und Leitfähigkeit des Grundwassers. Die locker gelagerten und grob<br />

bis fe<strong>in</strong>körnigen Deckschichten des Quartärs speichern das Grundwasser <strong>in</strong> den Zwischenräumen der Sedimentkörner und werden als Po Poren Po<br />

ren ren- ren<br />

Grundwasserleiter<br />

rundwasserleiter oder Lockergeste<strong>in</strong>s<br />

Lockergeste<strong>in</strong>s-Grundwasserleiter<br />

Lockergeste<strong>in</strong>s Grundwasserleiter bezeichnet. Die Kiese und Sande im Neckartal s<strong>in</strong>d gute Grundwasserspeicher<br />

und -leiter und haben oft e<strong>in</strong>e hohe Ergiebigkeit. Je größer aber der Fe<strong>in</strong>kornanteil (Schluff und Ton) e<strong>in</strong>es Sedimentes ist, desto ger<strong>in</strong>ger ist<br />

die Wasserdurchlässigkeit. Der <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> weit verbreitete Lösslehm wird wegen se<strong>in</strong>es hohen Schluff- und Tonanteils als Grundwa Grundwasser<br />

Grundwa<br />

ser ser- ser<br />

Ger<strong>in</strong>gleiter er<strong>in</strong>gleiter er<strong>in</strong>gleiter bezeichnet. Hier halten starke Kapillarkräfte das Wasser fest. Das ist auch der Grund, warum die Versickerung von Oberflächen-<br />

wasser <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> nur e<strong>in</strong>geschränkt s<strong>in</strong>nvoll ist. Die Festgeste<strong>in</strong>e von Keuper, Muschelkalk und Buntsandste<strong>in</strong> speichern das Grund-<br />

wasser <strong>in</strong> den zahlreichen engen Klüften und Schichtfugen, die durch tektonische Beanspruchung und durch Auflockerung <strong>in</strong> Oberflächen-<br />

nähe entstanden s<strong>in</strong>d. Diese Geste<strong>in</strong>e werden als Kluft Kluft-Grundwasserleiter<br />

Kluft rundwasserleiter oder Festgeste<strong>in</strong>s Festgeste<strong>in</strong>s-Grundwasserleiter<br />

Festgeste<strong>in</strong>s<br />

Grundwasserleiter bezeichnet. Die Karbonat-<br />

geste<strong>in</strong>e und Sandste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Grundwasserleiter mit oft mittlerer bis hoher Ergiebigkeit, während die Tonste<strong>in</strong>e Grundwasserger<strong>in</strong>gleiter s<strong>in</strong>d.<br />

In den Karbonatgeste<strong>in</strong>en des Muschelkalks und im Oberjura der Schwäbischen Alb kommt es auch zu stärkeren Lösungsvorgängen im<br />

Geste<strong>in</strong> und zur Bildung von weiten Klüften und Hohlräumen (Verkarstung). Dann spricht man von e<strong>in</strong>em Karst Karst-Grundwasserleiter<br />

Karst rundwasserleiter<br />

rundwasserleiter. rundwasserleiter Durch-<br />

gehende Lagen von Gips und Anhydrit s<strong>in</strong>d Grundwasser<br />

Grundwasser-Ger<strong>in</strong>gleiter.<br />

Grundwasser er<strong>in</strong>gleiter. Salzgeste<strong>in</strong>e, die noch nicht von Auflösung betroffen s<strong>in</strong>d und weiche<br />

Tone s<strong>in</strong>d so dicht, dass sie auch als Grundwasser<br />

Grundwasser-Nichtleiter<br />

Grundwasser ichtleiter bezeichnet werden, obwohl auch hier Fließbewegungen und Auslaugungsvor-<br />

gänge stattf<strong>in</strong>den können.<br />

Im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> gibt es drei Hauptgrundwasserstockwerke:<br />

Das Das obere Grundwasserstockwerk wird von den fe<strong>in</strong>körnigen<br />

quartären Deckschichten im Verbund mit den klüftigen Ge-<br />

ste<strong>in</strong>en des Gipskeupers und des schichtigen Kluftgrundwas-<br />

serleiters des Lettenkeupers gebildet. Das Grundwasser zir-<br />

kuliert <strong>in</strong> den Poren der Deckschichten und <strong>in</strong> den Klüften<br />

und Schichtfugen der Festgeste<strong>in</strong>e. Das Niederschlagswas-<br />

ser sickert durch die oberste Humusschicht und durch die<br />

Deckschichten, wo es durch Filtrations- und Sorptionspro-<br />

zesse gere<strong>in</strong>igt wird. Dann speist es die Klüfte und Poren des<br />

ausgelaugten Gipskeupers und die Klüfte der Karbonatste<strong>in</strong>-<br />

und Sandste<strong>in</strong>bänke des Lettenkeupers. An der Basis des<br />

Lettenkeupers bilden die Tonste<strong>in</strong>e der Esterienschichten die<br />

Abdichtung zum Oberen Muschelkalk. Dort, wo diese<br />

Schichtgrenze zum Oberen Muschelkalk <strong>in</strong> Oberflächennähe<br />

ausstreicht, kommt es bevorzugt zu Versickerungen <strong>in</strong> das<br />

nächst tiefere Stockwerk oder zu Quellaustritten. Das obere<br />

Grundwasserstockwerk ist von ger<strong>in</strong>ger bis mittlerer Ergiebig-<br />

keit und ist im Bereich der Innenstadt und der Weststadt oft<br />

mit "leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen"<br />

(LHKW) verunre<strong>in</strong>igt.<br />

Das Das mittlere Grundwasserstockwerk wird von den klüftigen<br />

und v.a. <strong>in</strong> Talnähe oft verkarsteten Geste<strong>in</strong>en des Oberen<br />

Muschelkalks zusammen mit den Oberen Dolomiten des<br />

Mittleren Muschelkalks gebildet. Hier s<strong>in</strong>d der M<strong>in</strong>eralbrun-<br />

nen von Hoheneck mit knapp über 1.000 mg/l gelöste Fest-<br />

stoffe, der Brunnen des Freibades und Teile der Notwasser-<br />

versorgung von <strong>Ludwigsburg</strong> im Neckartal bei Oßweil gefasst.<br />

Die Ergiebigkeit dieses Grundwasserleiters ist, abhängig von<br />

der Anb<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong> Kluft- oder Karstsystem, ger<strong>in</strong>g bis<br />

mittel und gelegentlich hoch. Der wasserführende Kieskörper<br />

(Porengrundwasserleiter) im Neckartal bildet e<strong>in</strong> Dra<strong>in</strong>age-<br />

system für das Grundwasser des Muschelkalks.<br />

Das Das untere Grundwasserstockwerk wird bei ca. 50 mNN vom<br />

klüftigen Plattensandste<strong>in</strong> des Oberen Buntsandste<strong>in</strong>s unter<br />

den abdichtenden Röttonen gebildet. Im Neckartal <strong>in</strong> Hohe-<br />

neck wird aus e<strong>in</strong>er 177 m tiefen Bohrung e<strong>in</strong>e stark salz-<br />

und sulfathaltige Heilwasser-Sole mit 29.000 mg/l gelöste<br />

Feststoffe mit ger<strong>in</strong>ger Ergiebigkeit gefördert. Dieses Wasser<br />

steht dort unter artesischem Druck und steigt im Bohrloch<br />

bis auf 198 bis 203 mNN auf. Der artesische Druck wird<br />

durch den höheren Grundwasserspiegel im Bereich des<br />

E<strong>in</strong>sickerungsgebietes am Rande des Nordschwarzwalds<br />

verursacht. Das Grundwasser im Plattensandste<strong>in</strong> kann da-<br />

bei nicht durch die abdichtenden Röttone durchsickern, so<br />

dass die Grundwasserdruckfläche im Neckartal ca. 150 m<br />

über dem Grundwasserleiter liegt. Das Alter dieses Grund-<br />

wassers wird auf ca. 30.000 Jahre und älter geschätzt.<br />

Die Die oberflächennahen oberflächennahen Grundwasserstände liegen <strong>in</strong> Lud-<br />

wigsburg <strong>in</strong> den Tälern und <strong>in</strong> flachen Senken von Pflugfel-<br />

den, Monrepos, Innenstadt und Neckartal bei ca. 2 - 5 m<br />

unter Gelände. Auf den Flächen und auf Kuppen <strong>in</strong> Eglos-<br />

heim, <strong>in</strong> der Weststadt, Oststadt, Favoritepark, Hoheneck<br />

und östlich von Neckarweih<strong>in</strong>gen liegen sie bei 5 bis über 10<br />

m unter Gelände. Die Grundwasserstände schwanken <strong>in</strong><br />

Abhängigkeit der Niederschläge und der Jahreszeiten zwi-<br />

schen ca. 0,5 - 1,5 Meter <strong>in</strong> Tallagen und bis über 3 Meter<br />

im Bereich von Hochflächen und Kuppen. Im Frühjahr und<br />

im Frühsommer liegen die Grundwasserstände oft am höchs-<br />

ten, im Herbst und im Frühw<strong>in</strong>ter am niedrigsten. Die Grund-<br />

wasseroberfläche im Oberen Muschelkalk liegt zwischen 192<br />

mNN im Neckartal und ca. 220 - 225 mNN im Südwesten<br />

der Gemarkung. Im Neckartal und <strong>in</strong> Poppenweiler gibt es<br />

zwei kle<strong>in</strong>e Wasserschutzgebiete. Nahezu die gesamte Ge-<br />

markung ist Heilquellenschutzgebiet.


Westen<br />

mNN<br />

320<br />

300<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

A 81<br />

hm<br />

km1<br />

0 1000 m 10-fach überhöht<br />

Eglosheim Favoritepark Hoheneck Neckarweih<strong>in</strong>gen Nußbäumle<br />

ku<br />

mo<br />

mm<br />

Quartäre Deckschichten (<strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> bis ca. 200.000 Jahre alt, vere<strong>in</strong>zelt älter)<br />

h Bach- und Talsedimente: Sandige Tone und Schluffe<br />

und sandig-schluffige Kiese mit Schlickl<strong>in</strong>sen<br />

hm Anmoor: Tone mit Pflanzenresten.<br />

L Lösslehm, Löss, Wanderschutt/Fließerde, Hangschutt.<br />

H, g Kaltzeitliche Schotterreste: Sandige Konglomerate, oft kantengerundet.<br />

Mesozoische Grundschichten (<strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> und im Untergrund ca. 224 – 251 Mio. Jahre alt)<br />

L<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Ste<strong>in</strong>br.<br />

Hubele<br />

Neckartal<br />

mit M<strong>in</strong>eralwasserbrunnen<br />

und Solebrunnen<br />

km2 Schilfsandste<strong>in</strong>: Am Lemberg gebankte Sandste<strong>in</strong>e, überwiegend <strong>in</strong> der Flutfazies.<br />

km1 Gipskeuper: Im <strong>Stadt</strong>bereich tonig-karbonatische Auslaugungsreste, vere<strong>in</strong>zelt Gipsreste.<br />

Am Lemberg Wechselfolge von Ton(mergel)ste<strong>in</strong>en mit Karbonatste<strong>in</strong>bänken und Gips/Anhydritlagen.<br />

ku Lettenkeuper: Enge Wechsellagerung von Tonmergelste<strong>in</strong>en, Karbonatste<strong>in</strong>en und Sandste<strong>in</strong>en.<br />

mo Oberer Muschelkalk: Kalkste<strong>in</strong>bänke und Dolomitste<strong>in</strong>bänke mit Tonste<strong>in</strong>fugen.<br />

mm Mittlerer Muschelkalk: Kalkste<strong>in</strong>- und Dolomitste<strong>in</strong>bänke, Sulfatgeste<strong>in</strong>e, Auslaugungsreste der<br />

Sal<strong>in</strong>ar- und Sulfatgeste<strong>in</strong>e, Tonmegelste<strong>in</strong>e.<br />

mu Unterer Muschelkalk: Kalkste<strong>in</strong>- und Dolomitste<strong>in</strong>bänke Tonmergelste<strong>in</strong>e.<br />

so Oberer Buntsandste<strong>in</strong>: Röttone, Plattensandste<strong>in</strong>. In der Tiefe weitere Sandste<strong>in</strong>bänke mit Tonste<strong>in</strong>lagen.<br />

Abb. Abb. 20: 20: Hydrogeologischer Hydrogeologischer Profilschnitt Profilschnitt Profilschnitt Eglosheim Eglosheim - Neckarweih<strong>in</strong>gen<br />

Neckarweih<strong>in</strong>gen<br />

Der Profilschnitt zeigt die drei Hauptgrundwasserstockwerke im Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

- Oberes Stockwerk: Quartäre Deckschichten, Gipskeuper, Lettenkeuper (Porengrundwasserleiter und schichtiger Kluftgrundwasserleiter)<br />

mu<br />

Hg<br />

mu<br />

so<br />

h<br />

Verwerfung/vermutet<br />

- Mittleres Stockwerk: Oberer Muschelkalk mit den Oberen Dolomiten des Mittleren Muschelkalks (Kluftgrundwasserleiter, z.T. verkarstet), Neckarkiese (Porengrundwasserleiter)<br />

- Unteres Stockwerk: Plattensandste<strong>in</strong> im Oberen Buntsandste<strong>in</strong> (gespannter Kluftgrundwasserleiter)<br />

25<br />

Hg<br />

km1<br />

ku<br />

mo<br />

mm<br />

Osten<br />

mNN<br />

Deckschichten (Quartär) aus Lösslehm, Löss, Fließerden und Hangschutt etc.<br />

Im Neckartal mittelalterliche Auenlehme über sandig-schluffigen<br />

Kiesen von Würmeiszeit und Holozän. Reste rißzeitlicher Schotter.<br />

Deckschichten, Reste kaltzeitlicher Terrassenschotter (Riß-Kaltzeiten und Älter).<br />

Grundschichten (Buntsandste<strong>in</strong>, Muschelkalk, Keuper).<br />

Bekannte Geste<strong>in</strong>sbereiche mit zusammenhängender Grundwasserführung <strong>in</strong><br />

Poren und Klüften (Grundwasserstockwerke). Im Lettenkeuper schichtiger Kluftgrundwasserleiter,<br />

gekoppelt mit dem Porengrundwasserleiter <strong>in</strong> den Deckschichten.<br />

Im stellenweise verkarsteten Oberen Muschelkalk gibt es schwebende<br />

Grundwasserhorizonte. Das Grundwasser im Oberen Buntsandste<strong>in</strong> ist im Solebrunnen<br />

im Neckartal artesisch gespannt.<br />

Haßmersheimer Schichten im Oberen Muschelkalk. Mergelste<strong>in</strong>schichten und<br />

e<strong>in</strong>zelne dünne Trochitenkalkbänke mit e<strong>in</strong>geschränkter hydraulischer Stockwerksverb<strong>in</strong>dung.<br />

320<br />

300<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100


km2<br />

ku<br />

km1<br />

km1<br />

km1<br />

ku<br />

Sicherheitsh<strong>in</strong>weis:<br />

An steilen bis senkrechten km1 Erd- und Felswänden<br />

kann man Geste<strong>in</strong>e und Fossilien<br />

gut studieren. Hier besteht aber e<strong>in</strong>e nicht<br />

zu unterschätzende Ste<strong>in</strong>schlaggefahr und<br />

damit Gesundheitsgefahr und Lebensgefahr!<br />

2<br />

ku<br />

ku<br />

ku<br />

26<br />

mo<br />

km1<br />

ku<br />

km1<br />

Abb. Abb. 21 21: 21<br />

: Geologische Geologische Geländea Geländeaufschlüsse, Geländea Geländeaufschlüsse,<br />

ufschlüsse, Erdfälle, Erdfälle, Ste<strong>in</strong>schlä Ste<strong>in</strong>schläge Ste<strong>in</strong>schlä und und Felssturz<br />

Felssturz<br />

1<br />

We<strong>in</strong>berge<br />

Fußweg<br />

14<br />

mo<br />

ku<br />

km1<br />

Der Schilfsandste<strong>in</strong> am Lemberg Lemberg<br />

3<br />

Flutfazies<br />

9<br />

Stillwasserfazies<br />

Gipskeuper<br />

5<br />

4<br />

6<br />

8<br />

7<br />

Aufschlüsse<br />

mo<br />

ku<br />

*<br />

10<br />

* Hohenasperg Eglosheim Favoritepark Hoheneck Neckar Neckarweih<br />

mo<br />

km1<br />

ku<br />

11<br />

1 Ehem. Ste<strong>in</strong>bruch Mäurach; Lettenkeuper<br />

2 Bahnunterführung Hundshalde; Lettenkeuper<br />

3 Tierheim Hoheneck; Lettenkeuper<br />

4 Burg Hoheneck; Trigonodus-Dolomit (mo)<br />

5 Heimengasse Hoheneck; Oberer Muschelkalk<br />

6 Ehem. Ste<strong>in</strong>bruch Hubele; Oberer Muschelkalk,<br />

Löss-Sedimente, kaltzeitliche Schotter<br />

7 Lechtsteige Neckarweih<strong>in</strong>gen; Löss-Sedimente<br />

8 Otto-Konz-Weg; Oberer Muschelkalk<br />

9 Blüba, Märchengarten; Oberer Muschelkalk<br />

10 Hörnle, L 1100; Oberer Muschelkalk<br />

11 Neckarschleife Poppenweiler; ku Oberer Muschelkalk<br />

12 Sommerhalde Poppenweiler; Oberer Muschelkalk<br />

13 Lemberg; Schilfsandste<strong>in</strong><br />

14 Erdfall im Favoritepark<br />

?<br />

12<br />

mo<br />

Legende<br />

ku<br />

km1<br />

geologische Geländeaufschlüsse<br />

bekannte Erdfälle<br />

Ste<strong>in</strong>schlag und Felssturz<br />

Ste<strong>in</strong>schlag * = Baumschlag<br />

Grenzen der Grundschichten,<br />

teils vermutet<br />

km2 = Schilfsandste<strong>in</strong><br />

km1 = Gipskeuper<br />

ku = Lettenkeuper<br />

mo = Oberer Muschelkalk<br />

13<br />

km2


27<br />

A) Vor 5 - 6 Mio. Jahren<br />

Obermiozän bis Unterpliozän<br />

Abb. Abb. 222:<br />

2 : Die Die Flussgeschichte Flussgeschichte von von Südwestdeutschland<br />

Südwestdeutschland<br />

Die Veränderung der E<strong>in</strong>zugsgebiete der Flüsse<br />

Ur-Donau<br />

Alpenrand<br />

Vor etwa 145 Mio. Jahren wurde das Mitteldeutsche Festland zusammen mit dem nördlichen Teil von Süd-<br />

deutschland aus dem Jurameer herausgehoben und der Abtragung durch das sich bildende Flusssystem ausge-<br />

setzt. An se<strong>in</strong>em Südrand s<strong>in</strong>d die Flüsse zum sogenannten Tethys-Meer geflossen, aus dem sich später das<br />

Molasse-Meer im Bereich des heutigen Schweizer Mittellandes, Oberschwabens und des Allgäus gebildet hat.<br />

Nachdem das Molassebecken vor 6 bis 7 Mio. Jahren wegen der ständigen Hebung der Erdkruste trocken gefal-<br />

len war, hat sich dort e<strong>in</strong>e Seenlandschaft mit e<strong>in</strong>em Flusssystem mit Hauptabflussrichtungen nach Südwesten<br />

gebildet. Durch die spätere dauerhafte Verkippung der Erdkruste, auch im Bereich des Südschwarzwaldes, hat<br />

sich die Fließrichtung nach Osten zum Pontischen Meer, dem Vorläufer des Schwarzen Meeres durchgesetzt, und<br />

es ist die Ur-Donau als Hauptentwässerung von Süddeutschland und des nördlichen Alpenraumes entstanden.<br />

Bild A: Vor etwa 5- 6 Mio. Jahren s<strong>in</strong>d die nördlichen Alpenflüsse der Schweiz, Ur-Rhone des Walliser Rhonetals,<br />

Ur-Aare, Ur-Reuss und Ur-Alpenrhe<strong>in</strong> nach Norden und Nordosten zur Donau geflossen. Ebenso haben der Ur-<br />

Neckar über die Ur-Lohne (Fils), die Ur-Brenz (Jagst) und der Ur-Ma<strong>in</strong> nach Südosten zur Donau entwässert.<br />

Bild B: Das Gefälle der Donau auf ihrem langen Weg zum Schwarzen Meer war und ist aber recht flach, so dass<br />

das Donau-System <strong>in</strong> Süddeutschland e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge erosive Kraft hat. Das Rhone-System mit der Ur-Doubs<br />

im Südwesten und das Rhe<strong>in</strong>-System mit dem Ur-Neckar im Norden haben auch durch das E<strong>in</strong>brechen von<br />

Rhone- und Rhe<strong>in</strong>graben und durch die bis heute andauernde Hebung von Schwarzwald und Vogesen e<strong>in</strong> höhe-<br />

res Gefälle und e<strong>in</strong>e größere Erosionskraft. Das macht sich dort auch durch schroffere Talformen bemerkbar.<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet Maas<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet Rhone<br />

B) Vor 3 - 4 Mio. Jahren<br />

Mittel- bis Oberpliozän<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet Rhe<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zugsgebiete<br />

Ems/Weser/Elbe<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet Donau<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet Po<br />

Nordsee<br />

Frankreich<br />

Doubs<br />

C) Vor 1 Mio. Jahren<br />

bis heutige Zeit<br />

Pleistozän und Holozän<br />

Mosel<br />

Schweiz<br />

Rhone<br />

Neckar<br />

Die rückschreitende Erosion der Flüsse geht hier schneller voran als im Donau-System, so dass vor etwa 3- 4 Mio.<br />

Jahren der Doubs die Alpenflüsse Aare und Reuss bei Waldshut erreicht hat und durch den Sundgau zum Mittel-<br />

meer umgelenken konnte. Die Walliser Rhone wurde im Bereich des heutigen Genfer Sees von Westen her ange-<br />

zapft und zum Mittelmeer umgelenkt. In dieser Zeit wurden auch die Flusssysteme von Neckar und Ma<strong>in</strong> vom<br />

Oberrhe<strong>in</strong>graben her angezapft, zum Teil <strong>in</strong> ihren Fließrichtungen umgekehrt und der Nordsee zugeführt.<br />

Bild C: Vor etwa 2,5 Mio. Jahren hat dann die Erosionsfront des Rhe<strong>in</strong>s das Aare-Doubs-System bei Basel und am<br />

heutigen Hochrhe<strong>in</strong> erreicht und zur Nordsee umgelenkt. Durch weitere rückschreitende Erosion wurde vor etwa<br />

1,8 Mio. Jahren der Ur-Alpenrhe<strong>in</strong> im Bereich des Bodenseebeckens der Donau entrissen und ebenfalls der Nord-<br />

see zugeführt. Auch die Gletschervorstöße und deren Ablagerungen <strong>in</strong> den Kaltzeiten haben hier e<strong>in</strong>e Rolle gespielt.<br />

Der Rhe<strong>in</strong> konnte sich wegen se<strong>in</strong>er starken Erosionskraft also weite Gebiete der topographisch flacheren Donau-<br />

und Rhone-Systeme e<strong>in</strong>verleiben. Damit waren die Grundlagen für die heutige Flusslandschaft <strong>in</strong> Südwestdeutsch-<br />

land mit den europäischen Hauptwasserscheiden und den Zuflüssen zur Nordsee und zum Schwarzen Meer ge-<br />

schaffen. Zeugnisse dieser grundlegenden Veränderungen der Flusssysteme s<strong>in</strong>d Schotterablagerungen <strong>in</strong> expo-<br />

nierten Hochlagen, alte geköpfte Talböden am Nordrand der Schwäbische Alb und die scharfen Richtungsänderun-<br />

gen von Aare, Rhe<strong>in</strong>, Neckar und deren Nebenflüsse im Bereich der Anzapfgebiete. Der Kampf der Flusssysteme<br />

von Rhe<strong>in</strong> und Donau um das E<strong>in</strong>zugsgebiet dauert an und ist heute <strong>in</strong> der Wutachschlucht bei Blumberg gut zu<br />

sehen. Dort hat das Rhe<strong>in</strong>-System mit der Wutach die sogenannte Feldbergdonau angezapft und wird sich <strong>in</strong><br />

Ma<strong>in</strong><br />

Zukunft die beiden Quellflüsse der heutigen Donau - Brigach und Breg - e<strong>in</strong>verleiben (*).<br />

Aare<br />

Lahn<br />

Rhe<strong>in</strong><br />

*<br />

Wasserscheiden<br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

Deutschland<br />

Alpenrhe<strong>in</strong><br />

Italien<br />

Altmühl<br />

Donau<br />

Iller<br />

Lech<br />

Alpenrand<br />

Inn<br />

Österreich<br />

Karten <strong>in</strong> Anlehnung an E. Vill<strong>in</strong>ger (1998): Zur Flussgeschichte von Rhe<strong>in</strong> und Donau <strong>in</strong> Südwestdeutschland.<br />

Jber. Mitt. oberrhe<strong>in</strong>. geol. Ver., NF., 80.


28<br />

5. Anhang 5.1 Geologische Gliederung, Schichtaufbau und Grundwasserverhältnisse im Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Gebirgs- und<br />

Schichtgliederung<br />

Deckgebirge Sedimentgeste<strong>in</strong>e<br />

Grundgebirge<br />

Kristall<strong>in</strong>geste<strong>in</strong>e<br />

Deckschichten<br />

überw.Lockergeste<strong>in</strong>e<br />

Grundschichten überwiegend Festgeste<strong>in</strong>e<br />

Chronostratigraphische<br />

und lithostratigraphische<br />

Gliederung 1)<br />

Känozoikum<br />

Erdneuzeit (0 – 66 Ma)<br />

Mesozoikum Erdmittelalter (251 - 66 Ma)<br />

Quartär<br />

Holozän<br />

= heutige Zeit<br />

bis 11.590 Jahre<br />

Pleistozän<br />

= Eiszeitalter<br />

0,012 – 2,6 (1,8) Ma<br />

Geologische Stufen<br />

Ma = Alter <strong>in</strong> Millionen Jahren<br />

Ablagerungsbed<strong>in</strong>gungen 4)<br />

Holozän bis 11.590 Jahre<br />

Pleistozän<br />

Würm-Kaltzeit 0,012 - 0,115 Ma<br />

Eem-Warmzeit 0,115 - 0,126 Ma<br />

Riß-Kaltzeiten 0,126 - 0,32 Ma<br />

Ältere Warmzeiten<br />

und Kaltzeiten 0,4 - 2,6 (1,8) Ma<br />

periglazial, äolisch, fluviatil.<br />

Schichtmächtigkeit<br />

<strong>in</strong><br />

<strong>Ludwigsburg</strong><br />

0,5 - 10 m,<br />

örtlich bis 18 m.<br />

Lithologische Charakterisierung<br />

der Geste<strong>in</strong>e im Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Ablagerungen des Periglazialbereichs (= Frostbereiche außerhalb der<br />

Eisbedeckung) während der Würm- und Riß-Kaltzeiten. Löss, der an der<br />

Oberfläche ca. 0,5 bis 1,5 m tief zu gelbbraunem Lösslehm verwittert<br />

ist. Schwemmlehme, Schuttbildungen, Auenlehme, Talkiese, organische<br />

Ablagerungen (Anmoor, Schlickl<strong>in</strong>sen), kaltzeitliche Terrassenschotter.<br />

Die "Höheren Terrassenschotter" s<strong>in</strong>d älter als 0,4 Millionen Jahre.<br />

Paläogen und Neogen (früher Tertiär) (65 - 2,6 Ma) Schichten dieser Zeiten wurden im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> nicht abgelagert. Mächtige Sedimente gibt es <strong>in</strong> Oberschwaben und im Oberrhe<strong>in</strong>graben.<br />

Kreide (146 - 65 Ma) Schichten der Kreidezeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Baden-Württemberg nicht bekannt, wurde aber vermutlich stellenweise abgelagert und später wieder abgetragen.<br />

Jura (200 - 146 Ma) Die Schichten der Jurazeit wurden im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> abgetragen. Mächtige Sedimente gibt es im Albvorland und im Bereich der Schwäbischen Alb.<br />

Trias (251 - 200 Ma) Unter-, Mittel-, Obertrias<br />

Unterer Muschelkalk<br />

(240 - 245 Ma)<br />

flachmar<strong>in</strong>.<br />

Oberer-, Mittlerer- und<br />

Unterer Buntsandste<strong>in</strong><br />

(245 - 251 Ma)<br />

terrestrisch-fluviatile<br />

Sedimente, teilweise<br />

flachmar<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>fluss.<br />

Wellendolomit (Freudenstadt-F.)<br />

Wellenkalk (Jena-Formation)<br />

Ca. 55 m. Mergel, dünne Kalkste<strong>in</strong>bänke und Dolomitste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Wechsellagerung.<br />

Grundwasserleiter 2)<br />

im Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Porengrundwasserleiter (Lockergeste<strong>in</strong>s-<br />

Grundwasserleiter).<br />

Je nach Tonanteil auch Grundwasser-<br />

Ger<strong>in</strong>gleiter. Kopplung mit Grundwasserhorizonten<br />

<strong>in</strong> Gipskeuper und<br />

Lettenkeuper.<br />

Obere Dolomite, Untere Dolomite:<br />

Kluft- und Karstgrundwasserleiter.<br />

Evaporitgeste<strong>in</strong>e: Grundwasser-<br />

Ger<strong>in</strong>gleiter, bei Gipsauslaugung Kluftgrundwasserleiter.<br />

Auslaugungstone:<br />

Grundwasser-Ger<strong>in</strong>gleiter.<br />

Kluftgrundwasserleiter, mit ger<strong>in</strong>ger<br />

Wasserführung, ger<strong>in</strong>g durchlässig.<br />

Grundwasserstockwerke und<br />

Grundwassernutzung 2)<br />

im Raum <strong>Ludwigsburg</strong><br />

Oberes Grundwasserstockwerk<br />

Gekoppelter Grundwasserleiter <strong>in</strong> Quartär,<br />

Gipskeuper und Lettenkeuper.<br />

Niedrig m<strong>in</strong>eralisiertes Grundwasser mit ger<strong>in</strong>ger<br />

bis mittlerer, selten auch hoher Ergiebigkeit.<br />

Örtlich, v.a. <strong>in</strong> Tallagen s<strong>in</strong>d gespannte Grundwasserverhältnisse<br />

möglich. In der Innenstadt und<br />

<strong>in</strong> der Weststadt oft mit "leichtflüchtigen halogenierten<br />

Kohlenwasserstoffen" (LHKW) verunre<strong>in</strong>igt.<br />

Nutzung nach Re<strong>in</strong>igung im <strong>Stadt</strong>bad. In<br />

früherer Zeit private und öffentliche Wasserversorgung<br />

von <strong>Ludwigsburg</strong>.<br />

Die Grundwasserflurabstände liegen <strong>in</strong><br />

Mulden- und Tallagen 1 bis 4 m unter Gelände<br />

und <strong>in</strong> Hang- und Kuppenlagen 4 bis über 10 m<br />

u.G. Die jahreszeitlichen Schwankungen der<br />

Grundwasserstände liegen oft im Bereich von 0,5<br />

bis 2 Metern, selten über 5 Meter.<br />

Die höheren Schichten von Mittelkeuper und Oberkeuper (Obertrias) - Bunte Mergel, Kieselsandste<strong>in</strong>, Stubensandste<strong>in</strong>, Knollenmergel, Rätsandste<strong>in</strong> wurden im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> <strong>in</strong> den vergangenen 145<br />

Millionen Jahren abgetragen. Sie bilden heute die bewaldeten Höhenzüge rund um Stuttgart, die Löwenste<strong>in</strong>er Berge und den Strom- und Heuchelberg.<br />

Mittelkeuper<br />

Schilfsandste<strong>in</strong> (Stuttgart-Formation) Auf der Kuppe des Massige braunrote und grüne Sandste<strong>in</strong>bänke (Flutfazies) und Kluftgrundwasserleiter<br />

(224 - 233 Ma)<br />

224 - 226/229 Ma,<br />

Lembergs ca. 25 m fe<strong>in</strong>sandig-schluffige Tonste<strong>in</strong>e (Stillwasserfazies) am Lemberg und (Festgeste<strong>in</strong>s-Grundwasserleiter)<br />

terrestrisch-fluviatil, terrestrisch-fluviatile<br />

Erosionsrest.<br />

am Hohen Asperg. Im Schilfsandste<strong>in</strong> werden oft Pflanzenreste von mit ger<strong>in</strong>ger Wasserführung.<br />

teilweise flachmar<strong>in</strong>er und Delta-Ablagerungen.<br />

Schachtelhalmen gefunden.<br />

In <strong>Ludwigsburg</strong> ohne Bedeutung.<br />

evaporitischer E<strong>in</strong>fluss. Gipskeuper (Grabfeld-Formation) Im <strong>Stadt</strong>gebiet wenige Rotgaue und olivgrüne Tonmergel mit e<strong>in</strong>zelnen Dolomitste<strong>in</strong>bänken Im unausgelaugten Bereich Kluftgrundwas-<br />

226/229 - 233 Ma,<br />

Meter bis ca. 35 m und Gipslagen. An der Basis ca. 15 m Grundgipsschichten (Gips, serleiter mit ger<strong>in</strong>ger Grundwasserführung.<br />

terrestrisch, limnisch,<br />

am Salonwald. Am Anhydrit), die v.a. westlich des Neckars zu bröckeligen Tonste<strong>in</strong>en Im ausgelaugten Bereich<br />

teils flachmar<strong>in</strong>, teils evaporitisch. Lemberg ca. 100 m. und Zellendolomiten verwittert und ausgelaugt s<strong>in</strong>d.<br />

Kluft- und Porengrundwasserleiter.<br />

Unterkeuper<br />

(233 - 235Ma)<br />

flachmar<strong>in</strong>, fluviatil.<br />

Lettenkeuper<br />

(Erfurt-Formation)<br />

Wenige Meter<br />

bis ca. 23 m.<br />

Graugrüne Ton(mergel)ste<strong>in</strong>e, graue Dolomitste<strong>in</strong>e und Sandste<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

Wechsellagerung, oberflächennah verwittert. Der Hohenecker Kalk ist<br />

stellenweise fossilreich.<br />

Kluftgrundwasserleiter<br />

mit schichtiger Gliederung.<br />

Oberer Muschelkalk Trigonodusdolomit (Rottweil-,F.) Im Neckartal unter An der Obergrenze 5 – 10 m massiger gelbgrauer Trigonodusdolomit. Kluftgrundwasserleiter mit verkarsteten Mittleres Grundwasserstockwerk<br />

(235 - 239 Ma)<br />

Ob. Hauptmuka (Meißner-,F.) der Talaue ca. 10 m, Darunter blaugraue und graue, gebankte, bioklastische und kristall<strong>in</strong>e Bereichen. Schwebende Horizonte über Höher m<strong>in</strong>eralisiertes Grundwasser, je nach<br />

flachmar<strong>in</strong>-lagunär. Unt. Hauptmuka (Trochitenkalk- F.) sonst bis ca. 85 m. Kalkste<strong>in</strong>e, getrennt durch dünne Ton(Mergel)ste<strong>in</strong>fugen.<br />

Tonste<strong>in</strong>fugen.<br />

Kluftanb<strong>in</strong>dung mit ger<strong>in</strong>ger bis mittlerer und<br />

Mittlerer Muschelkalk<br />

(239 - 240 Ma)<br />

flachmar<strong>in</strong>-lagunär<br />

und evaporitisch.<br />

Oberer Dolomite<br />

(Diemel-Formation)<br />

Sal<strong>in</strong>argeste<strong>in</strong>e<br />

(Heilbronn-Formation)<br />

Untere Dolomite<br />

(Karlstadt-Formation)<br />

Ca. 65 m.<br />

Nicht an der Oberfläche<br />

aufgeschlossen!<br />

An der Obergrenze ca. 6 - 10 m Obere Dolomite.<br />

Darunter Auslaugungsreste der Evaporitgeste<strong>in</strong>e (Salz- und Sulfatgeste<strong>in</strong>e)<br />

und Dolomitste<strong>in</strong>e und Tonste<strong>in</strong>e. Die Salze s<strong>in</strong>d im Raum<br />

<strong>Ludwigsburg</strong> ausgelaugt. Die Sulfatgeste<strong>in</strong>e (Gips und Anhydrit)<br />

bef<strong>in</strong>den sich im Stadium der Auslaugung.<br />

gelegentlich hoher Ergiebigkeit. In Hoheneck<br />

M<strong>in</strong>eralwasserbrunnen mit über 1.000 mg/l<br />

gelöste Feststoffe. Nutzung im Freibad-Hoheneck<br />

und zur Notwasserversorgung.<br />

Grundwasserstand bei 195 - 225 mNN.<br />

Buntsandste<strong>in</strong> Muschelkalk Keuper<br />

Paläozoikum<br />

Erdaltertum (251 bis 542 Ma)<br />

Perm, Karbon, Devon, Silur, Ordovicium,<br />

Kambrium.<br />

Präkambrium<br />

(Proterozoikum, Archäikum, Hadäikum)<br />

Erdfrühzeit (älter als 542 Ma).<br />

Rötton-Formation<br />

Plattensandste<strong>in</strong>-Formation<br />

...weitere Sandste<strong>in</strong>-Formationen<br />

Knapp 300 m.<br />

An der Obergrenze ca. 5 m Röttone. Darunter mächtige Sandste<strong>in</strong>formationen<br />

mit Geröllen und Tonste<strong>in</strong>lagen.<br />

Der Buntstandste<strong>in</strong> tritt im Schwarzwald und im Odenwald zutage<br />

und bildet im mittleren und nördlichen Schwarzwald viele<br />

Höhenzüge.<br />

Kluftgrundwasserleiter mit ger<strong>in</strong>ger<br />

Ergiebigkeit. Im Mittleren- und Unteren<br />

Buntsandste<strong>in</strong> auch größere Ergiebigkeit.<br />

Das Grundwasser im Plattensandste<strong>in</strong> ist im<br />

Raum <strong>Ludwigsburg</strong> m<strong>in</strong>destens 30.000<br />

Jahre alt.<br />

Zwischen Buntsandste<strong>in</strong> und Grundgebirge gibt es <strong>in</strong> Baden-Württemberg r<strong>in</strong>nenförmig verlaufende Senken mit Sedimenten aus der Zeit des Karbons und des Perms.<br />

Diese wurden im Raum <strong>Ludwigsburg</strong> bisher aber nicht nachgewiesen (Sandste<strong>in</strong>e, Konglomerate, Tonste<strong>in</strong>e, Vulkanite).<br />

Grundgebirgssockel<br />

Obere Erdkruste mit Prävariszische Gneise (v.a. metamorph umgewandelte Grauwackense-<br />

(älter als 300 Ma)<br />

Übergang <strong>in</strong> die dimente und Magmatite), die von granitischen Intrusionen während der<br />

metamorph, plutonisch.<br />

untere Erdkruste. variszischen Gebirgsbildung vor 300 - 400 Millionen Jahren durch-<br />

Hier <strong>in</strong>sgesamt<br />

24 - 30 km dick.<br />

schmolzen wurden. 3)<br />

Im Grundgebirge von Schwarzwald und<br />

Odenwald Kluftgrundwasserleiter mit<br />

M<strong>in</strong>eral- und Thermalwässern, ,korrespon-<br />

Das Grundgebirge tritt im Schwarzwald und im Odenwald zutage und<br />

bildet im mittleren und südlichen Schwarzwald viele Höhenzüge.<br />

dierend mit dem Grundwasser im Buntsandste<strong>in</strong>.<br />

Unteres Grundwasserstockwerk<br />

Im Plattensandste<strong>in</strong> des Oberen Buntsandste<strong>in</strong>s<br />

hoch m<strong>in</strong>eralisierte und im Neckartal artesisch<br />

gespannte Sole mit 29.000 mg/l Natriumchlorid<br />

und Sulfat. Ger<strong>in</strong>ge Ergiebigkeit. Therapeutische<br />

Nutzung im Heilbad-Hoheneck. Gespannter<br />

Grundwasserspiegel bei ca. 50 mNN. Aufstieg im<br />

Bohrloch auf ca. 198 - 203 mNN.<br />

?<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Ludwigsburg</strong><br />

FB Tiefbau und Grünflächen <strong>2012</strong>


Fußnoten Fußnoten zur geologischen Gliederung<br />

1) - Präkambrium, Paläozoikum, Mesozoikum und Känozoikum s<strong>in</strong>d übergeordnete chronostratigraphische Zeitabschnitte <strong>in</strong> der<br />

Erdgeschichte, die als Zeit-Ära bezeichnet werden.<br />

- Kambrium, Ordovicium, Silur, Devon, Karbon, Perm (Paläozoikum) - Trias, Jura, Kreide (Mesozoikum) - und Paläogen, Neogen, Quartär<br />

(Känozoikum) s<strong>in</strong>d den Zeit-Ären untergeordnete Zeit-Perioden.<br />

- Unter- Mittel- und Obertrias (Trias) und Pleistozän, Holozän (Quartär) s<strong>in</strong>d den Zeit-Perioden untergeordnete Zeit-Epochen<br />

- Buntsandste<strong>in</strong>, Muschelkalk, Keuper s<strong>in</strong>d Zeit-Alter bzw. -Gruppen.<br />

- Lettenkeuper, Gipskeuper, Schilfsandste<strong>in</strong>, Riß-Kaltzeit, Eem-Warmzeit, Würm-Kaltzeit s<strong>in</strong>d den Zeit-Alter und Serien<br />

untergeordnete lithostratigraphische E<strong>in</strong>heiten, geologische E<strong>in</strong>heiten bzw. geologische Stufen.<br />

2) Über das obere- und mittlere Grundwasserstockwerk liegen gute Erkenntnisse vor. Die tieferen Schichten s<strong>in</strong>d nur aus den Tiefbohrungen <strong>in</strong><br />

Hoheneck und Mathildenhof rudimentär bekannt.<br />

3) Als Variszikum wird der Zeitraum e<strong>in</strong>er Gebirgsbildung von Devon bis Perm bezeichnet (Variszisches Gebirge).<br />

Die Kristall<strong>in</strong>geste<strong>in</strong>e (Gneise und Granite) von Schwarzwald, Odenwald und Vogesen s<strong>in</strong>d die Erosionsreste dieses vor etwa 250 - 300<br />

Millionen Jahren abgetragenen Gebirges.<br />

4) Die Die Entste Entstehungs Entste Entstehungs<br />

hungs- hungs und und Ablagerungsbed<strong>in</strong>gungen Ablagerungsbed<strong>in</strong>gungen der der drei drei Hauptgeste<strong>in</strong>sarten<br />

Hauptgeste<strong>in</strong>sarten<br />

Sedimente (Schicht- und Absatzgeste<strong>in</strong>e):<br />

kont<strong>in</strong>ental = auf dem Festland abgelagerte Sedimente.<br />

terrestrisch = unter festländischem E<strong>in</strong>fluss entstandene und abgelagerte Sedimente.<br />

klastisch = durch physikalisch-chemische Verwitterung, mechanische Zerstörung, Zerkle<strong>in</strong>erung (Erosion) und<br />

Sedimentation entstandene Trümmergeste<strong>in</strong>e (Gerölle, Sande, Schluffe, Tone).<br />

konglomeratisch = verfestigte klastische Sedimente aus gerundeten Kiesen und Geröllen mit längeren Transportwegen (z.B. Nagelfluh<br />

im Oberallgäu).<br />

brekziös = verfestigte klastische Sedimente aus kantigen Geröllen mit kurzen Transportwegen (z.B. Geste<strong>in</strong>sbildungen bei<br />

Vulkanausbrüchen und Bergstürzen).<br />

Fanglomerat = Schlammbrekzie, oft im ariden Klimabereich. Schlammfächer mit unsortiertem Material aller Korngrößen, oft eckig.<br />

limnisch = <strong>in</strong> den Gewässern des Festlandes gebildete Sedimente (fluviatil = Flüsse, lakustr<strong>in</strong> = Seen).<br />

fluviatil = durch Flüsse abgelagerte Sedimente (Kiese, Sande, Tone, Schlick, Konglomerate und Schuttbildungen, Delta-<br />

Sedimente).<br />

lakustr<strong>in</strong> = <strong>in</strong> Seen abgelagerte Sedimente (Tone, Schlick, Sande, Kiese, Deltasedimente).<br />

äolisch = durch W<strong>in</strong>d transportierte, sortierte und abgelagerte terrestrische Sedimente (Löss, Dünensand).<br />

periglazial = im Eiszeitalter während der Kaltzeiten und rezent <strong>in</strong> den Polargebieten außerhalb des E<strong>in</strong>flussbereichs der Glet-<br />

scher durch W<strong>in</strong>dverfrachtung, Frost-Tauwechsel und fluviatile Vorgänge entstandene oder umgelagerte Sedimente<br />

(Löss-Sedimente, Solifluktionsböden, Fließerden, Schuttsedimente, Schotter, Beckentone und Torflager).<br />

glazial = im Eiszeitalter während der Kaltzeiten und rezent im E<strong>in</strong>flussbereich der Gletscher abgelagerte oder umgelagerte<br />

Sedimente (Moränen, Geschiebelehm, Beckentone, Schmelzwassersedimente).<br />

glazi-fluvial = durch Schmelzwässer von Gletschern <strong>in</strong> fließendem Wasser (Schmelzwasserr<strong>in</strong>nen) transportierte und abgelagerte<br />

Sedimente (Blöcke und Schotter, Bändertone).<br />

glazi-lakustr<strong>in</strong> = durch Schmelzwässer von Gletschern <strong>in</strong> ehemalige Gletscherstauseen transportierte und abgelagerte<br />

Beckensedimente (Sande und Tone, Deltasedimente, Driftblöcke).<br />

chemisch (biogen) = Kalks<strong>in</strong>ter, Kalktuffe, Tropfste<strong>in</strong>e, Travert<strong>in</strong> und Kiesels<strong>in</strong>ter -> terrestrische chemisch-biogene Sedimente.<br />

brackisch = Ablagerungen im Grenzbereich zwischen Süß- und Salzwasser. Kennzeichnend ist e<strong>in</strong>e artenarme jedoch<br />

<strong>in</strong>dividuenreiche Fauna.<br />

mar<strong>in</strong> = im Meer abgelagerte Sedimente.<br />

glazio-mar<strong>in</strong> = von Treibeismassen im Meer ausgeschmolzene und abgelagerte Sedimente (Driftblöcke).<br />

epikont<strong>in</strong>ental = <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Flachmeer abgelagerte Sedimente, das flache Bereiche des Festlandes zeitweise überflutet hat.<br />

flachmar<strong>in</strong> = im Flachmeer (Schelfmeer) festlandsnah abgelagerte Sedimente (Tonmergelste<strong>in</strong>e, Kalkste<strong>in</strong>e, Dolomitste<strong>in</strong>e,<br />

Delta-Sedimente).<br />

litoral = <strong>in</strong> der Uferregion (Küstenbereich) von Seen und Meeren und <strong>in</strong> Lagunen abgelagerte Sedimente.<br />

lagunär = <strong>in</strong> lagunenartigen und flachen Buchten abgelagerte Sedimente (litoral) (z.B. Riffkalke, Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>e und<br />

Evaporite).<br />

neritisch = <strong>in</strong> seichtem und lichtdurchflutetem Flachmeer abgelagerte Sedimente.<br />

bathyal = <strong>in</strong> tiefem und lichtlosem Flachmeer abgelagerte Sedimente.<br />

hemipelagisch = im Bereich der Kont<strong>in</strong>entalabhänge abgelagerte Sedimente <strong>in</strong> 200 bis 4000 m Tiefe (Trübeströme).<br />

pelagisch = im Bereich der Tiefsee festlandsfern abgelagerte Sedimente (Tiefseetone).<br />

29<br />

eupelagisch = <strong>in</strong> Tiefen unter 2700 m abgelagerte Sedimente.


30<br />

eux<strong>in</strong>isch = <strong>in</strong> sehr sauerstoffarmen Bereichen e<strong>in</strong>es Meeres abgelagerte Sedimente. Schwefelwasserstoffreiches Wasser, sehr<br />

lebensfe<strong>in</strong>dlich, Faulschlämme, Erdölmuttergeste<strong>in</strong>e (z.B. tiefe Bereiche des Schwarzes Meeres).<br />

Flysch = zyklische Abfolge von dünnen, fossilarmen Ton-, Kalk- und Sandste<strong>in</strong>schichten. Oft als mar<strong>in</strong>e Trübeströme<br />

(Turbidite) als Erosionsprodukte der Gebirgsbildung entstanden (z.B. Geste<strong>in</strong>e im Bregenzer Wald -> Grauwacken).<br />

bioklastisch = durch Schalentrümmer z.B. von Muscheln, Seelilien, Brachiopoden oder Riffbildnern (Korallen, Schwämme) ge-<br />

prägte Sedimente (bioklastische Kalkste<strong>in</strong>e, Schalentrümmerkalke, z.B. Trochitenkalke im Oberen Muschelkalk).<br />

chemisch = unter warmen Klimaverhältnissen durch Ausfällung aus e<strong>in</strong>er übersättigten Meerwasser-Lösung entstandene und<br />

abgelagerte Sedimente (Kalkste<strong>in</strong>e, Dolomitste<strong>in</strong>e, Evaporite).<br />

chemisch-biogen = durch Tier- und Pflanzenreste geprägte kont<strong>in</strong>entale und mar<strong>in</strong>e Sedimente (bioklastische Sedimente, biogene<br />

Riffe, Kalktuff, Hornste<strong>in</strong> -> Feuerste<strong>in</strong>/Opal/Kieselerde/Radiolarit, Schlick, Phosphatlagerstätten, Torf, Kohle,<br />

Bitum<strong>in</strong>a -> Öl/Gas/Harze, Bändereisenerze, Bone-Beds).<br />

evaporitisch = unter ariden Klimaverhältnissen (heiß und trocken) durch Verdunstung (E<strong>in</strong>dampfung) von Meerwasser<br />

ausgeschiedene Sulfat- und Sal<strong>in</strong>argeste<strong>in</strong>e (Evaporite = Gips und Anhydrit, Ste<strong>in</strong>salz und Kalisalz).<br />

sal<strong>in</strong>ar = Ablagerung von Salzgeste<strong>in</strong>en (Halogenide, Chlorid- und Kaligeste<strong>in</strong>e) bei starker Verdunstung von Meerwasser.<br />

Magmatite (Intrusiv- und Eruptivgeste<strong>in</strong>e):<br />

magmatisch = Erstarrungsgeste<strong>in</strong>e (Vulkanite und Plutonite).<br />

vulkanisch = Vulkanite -> Ergussgeste<strong>in</strong>e, Eruptivgeste<strong>in</strong>e, Effusivgeste<strong>in</strong>e: Durch vulkanische Vorgänge ausgestoßene Aschen,<br />

Tuffe (Pyroklasten) und ausgeflossene Geste<strong>in</strong>e (Lava). Oft fe<strong>in</strong>kristall<strong>in</strong> oder glasig durch die rasche Abkühlung<br />

oder mit kristall<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>sprengl<strong>in</strong>gen (Tuff, Quarzporphyr, Rhyolith, Andestlt, Trachyt, Basalt, Obsidian etc.).<br />

Ignimbrite -> Geste<strong>in</strong>e aus pyroklastischen Strömen, Bimsablagerungen und Aschen.<br />

plutonisch = Plutonite -> Tiefengeste<strong>in</strong>e, Intrusivgeste<strong>in</strong>e: In großer Tiefe aus zähflüssigem Magma entstandene Geste<strong>in</strong>e. Oft<br />

grobkristall<strong>in</strong> durch die langsame Abkühlung <strong>in</strong>nerhalb der Erdkruste (Granit, Syenit, Diorit, Gabro).<br />

Pegmatite = Groß- bis riesenkörnige Geste<strong>in</strong>e, auskristallisiert aus e<strong>in</strong>er an flüchtigen Bestandteilen reichen plutonischen<br />

Restschmelze.<br />

Ganggeste<strong>in</strong>e = Übergangsmagmatite und Intrusionsgeste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> schmalen Gängen im Umgebungsgeste<strong>in</strong> (M<strong>in</strong>eralgänge, Erzgänge,<br />

Metamorphite (Umwandlungsgeste<strong>in</strong>e):<br />

Lamporphyr, Lamproit und Kimberlit).<br />

metamorph = Entstehung aus Sedimenten (Parageste<strong>in</strong>e) und aus Magmatiten (Orthogeste<strong>in</strong>e), die tektonisch <strong>in</strong> Tiefen von<br />

2 bis z.T. 40 km versenkt wurden. Dort wurden sie unter hohen Druck- und Temperaturbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> ihrer<br />

M<strong>in</strong>ralzusammensetzung und <strong>in</strong> ihrem Geste<strong>in</strong>sgefüge verändert, aber nicht aufgeschmolzen. Metamorphite haben<br />

oft e<strong>in</strong>e geschieferte Textur (Foliation). Es gibt aber auch ungeschieferte Metamorphite wie z.B. Quarzit und<br />

Marmor. Unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen bilden sich großkristall<strong>in</strong>e Porphyroblasten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fe<strong>in</strong>kristall<strong>in</strong>en Matrix.<br />

Anatexite = Aufschmelzung sehr tief versenkter Metamorphite durch hohe Temperaturen (> 650 – 750°C).<br />

Migmatite<br />

Lockergeste<strong>in</strong>e Lockergeste<strong>in</strong>e und und Begriffe, Begriffe, die die im im Zusammenhang Zusammenhang mit mit mit verwitterten verwitterten Keuperböden Keuperböden und und quartären quartären Sedime Sedimenten Sedime nten verwe verwendet verwe<br />

det werden<br />

werden<br />

• Ton = klastisches Lockergeste<strong>in</strong> und Verwitterungsprodukte mit e<strong>in</strong>er Korngröße von < 0,002 mm.<br />

Umwandlung der Silikatm<strong>in</strong>erale <strong>in</strong> Tonm<strong>in</strong>erale.<br />

• Schieferton = Ton mit schiefriger Textur entlang von Schichtflächen.<br />

• Schluff = klastisches Lockergeste<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er Korngröße von 0,002 – 0,06 mm.<br />

• Silt = Gemisch aus Schluff und Staubsand.<br />

• Sand = klastisches Lockergeste<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er Korngröße von 0,06 – 2 mm. Sand besteht oft aus Quarzkörner mit<br />

unterschiedlichen Anteilen an Feldspatm<strong>in</strong>erale, Ton und Geste<strong>in</strong>strümmern.<br />

• Kies = klastisches Lockergeste<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er Korngröße von 2 – 63 mm (Schotter, Geröll).<br />

• Löss = äolisches Lockergeste<strong>in</strong>. Kalkhaltiger Schluff, z.T. mit Fe<strong>in</strong>sand- und Tonanteilen. Durch W<strong>in</strong>d (äolisch)<br />

aus trockenen und vegetationsarmen Schotterebenen ausgeblasen und mit nachlassender W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>dig-<br />

keit abgelagert.<br />

• Lösslehm = Bodenbildung aus entkalktem und verlehmtem Löss.<br />

• Lehm = Gemisch aus Ton, Schluff und Sand, kalkarm bis entkalkt.<br />

• Mergel = Gemisch aus kalkhaltigem Ton, z.T. mit Schluff, Sand und Gips.<br />

• Letten = sandig-schluffiger Ton mit ger<strong>in</strong>gem Kalkgehalt.


5.2 Geste<strong>in</strong>skunde, der Kreislauf der Geste<strong>in</strong>e<br />

Sedimentgeste<strong>in</strong>e (lat. sedimentum = Bodensatz) s<strong>in</strong>d Sekun-<br />

därgeste<strong>in</strong>e und entstehen an der Erdoberfläche und im Meer.<br />

Man unterscheidet klastische Sedimente, die durch den me-<br />

chanischen Absatz der Reste verwitterter und erodierter Ge-<br />

ste<strong>in</strong>e entstehen (physikalisch-chemische Verwitterung,<br />

Transport, mechanische Zerkle<strong>in</strong>erung) und chemisch-biogene<br />

Sedimente, die durch chemische oder biogene Ablagerungen,<br />

Ausscheidung und Ausfällung entstehen. Die oft <strong>in</strong> großen<br />

Becken abgelagerten Lockersedimente werden mit der Zeit<br />

tiefer versenkt und dabei verdichtet und entwässert. Sie ver-<br />

festigen sich unter dem Druck der überlagernden Schichten<br />

zu Festgeste<strong>in</strong>en wie z.B. Konglomeraten, Sandste<strong>in</strong>en,<br />

Schluff- und Tonste<strong>in</strong>en, Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>en. Dieser<br />

'Diagenese' genannte Prozess führt auch zur Neubildung von<br />

M<strong>in</strong>eralen als zementartige Verb<strong>in</strong>dung (Matrix) zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Sedimentkörnern (Kompaktion, Rekristallisation,<br />

31<br />

Lösung, Ausfällung). E<strong>in</strong>geschlossene Skelett- und Schalenres-<br />

te von Lebewesen werden dabei oft <strong>in</strong> verste<strong>in</strong>erte Fossilien<br />

umgewandelt. Durch die stetige und gleichmäßige Subsidenz<br />

(Absenkung) der Erdkruste <strong>in</strong> Sedimentationsräumen und<br />

wegen der mehr oder weniger gleichhohen Sedimentationsrate<br />

entsteht e<strong>in</strong> Gleichgewicht, durch das Sedimentbildungen von<br />

hunderten bis tausenden Metern Mächtigkeit entstehen kön-<br />

nen. E<strong>in</strong> wichtiges Erkennungsmerkmal der Sedimentgeste<strong>in</strong>e<br />

ist ihre Schichtung, die durch ger<strong>in</strong>gfügige oder auch markan-<br />

tere Wechsel der Ablagerungsbed<strong>in</strong>gungen oder durch W<strong>in</strong>d-<br />

ablagerung aus unterschiedlichen Richtungen entsteht, z.B.<br />

bei Sanddünen.<br />

Klastische Sedimente (gr. klasis = zerbrechen) entstehen<br />

durch physikalische und chemische Verwitterung und Abtra-<br />

gung der Geste<strong>in</strong>skomplexe und Transport durch Schwerkraft,<br />

Wasser, W<strong>in</strong>d und Eis. Die zerkle<strong>in</strong>erten Erosionsprodukte<br />

Blöcke, Kies, Sand, Schluff und Ton werden <strong>in</strong> Flusstälern, im<br />

Vorland von Gletschergebieten, <strong>in</strong> terrestrischen Becken, oder<br />

landnah im Meer z.B. als Flussdelta transportiert und abgela-<br />

gert, und mit der Zeit zu Schottern, Konglomeraten, Sandstei-<br />

nen, Schluff- und Tonste<strong>in</strong>en diagenetisch verfestigt. Löss ist<br />

e<strong>in</strong> durch W<strong>in</strong>d verfrachtetes (äolisches) Lockersediment, das<br />

v.a. während der Kaltzeiten abgelagert wurde.<br />

Chemische und chemisch-biogene Sedimente werden haupt-<br />

sächlich im mar<strong>in</strong>en Milieu ausgeschieden. Re<strong>in</strong> chemische<br />

Sedimente entstehen durch Verwitterung, Lösung und an-<br />

schließender Ausfällung <strong>in</strong> sehr warmem, an Salzen übersät-<br />

tigtem Wasser. Wichtige Vertreter s<strong>in</strong>d Karbonatgeste<strong>in</strong>e wie<br />

z.B. Kalkste<strong>in</strong>e, Kalks<strong>in</strong>ter und Dolomitste<strong>in</strong>e (durch Magnesi-<br />

ume<strong>in</strong>lagerung umgewandelte Kalkste<strong>in</strong>e) und die als Evapori-<br />

te (lat. "aus Verdunstung") bezeichneten Sulfatgeste<strong>in</strong>e (Gips<br />

und Anhydrit) und Salzgeste<strong>in</strong>e (Ste<strong>in</strong>- und Kalisalz). Weitere<br />

anorganisch-chemische Sedimente s<strong>in</strong>d Bändereisenerze<br />

und phosphorhaltige Geste<strong>in</strong>e (Phosphorite). Chemisch-<br />

biogene Sedimente i.e.S. entstehen unter Mitwirkung von<br />

Organismen, so z.B. Kalkste<strong>in</strong>e aus Kalkschalen des Plank-<br />

tons, von Muscheln, Brachiopoden, Ammoniten, Seelilien<br />

und Korallen. Kreide aus Foram<strong>in</strong>iferenschalen und Kiesel-<br />

geste<strong>in</strong>e aus Skelette der Kieselalgen. Hornste<strong>in</strong>, auch<br />

Feuerste<strong>in</strong> genannt, kann sowohl re<strong>in</strong> chemisch, als auch<br />

biochemisch aus Kieselsäure (SiO2) gebildet werden. Re<strong>in</strong><br />

biogene Sedimente s<strong>in</strong>d durch pflanzliche Ablagerungen<br />

entstandene Torfablagerungen, Faulschlamm, Kohlegestei-<br />

ne (Braunkohle, Ste<strong>in</strong>kohle) und Erdöl <strong>in</strong>kl. Erdgas als<br />

Produkt der Verwesung von tierischem Gewebe und Flüs-<br />

sigkeiten <strong>in</strong> Sedimentgeste<strong>in</strong>en.<br />

Metamorphe Geste<strong>in</strong>e (Metamorphite; gr. metamorphoos =<br />

umgestaltet) entstehen bei der Absenkung von Geste<strong>in</strong>spa-<br />

keten <strong>in</strong> die Erdkruste <strong>in</strong> ca. 2 km bis z.T. 40 km Tiefe und<br />

bei Kont<strong>in</strong>entalkollisionen wie z.B. Himalaja und Alpen. Die<br />

Druck- und Temperaturzunahme im Erd<strong>in</strong>neren von 2 - 12<br />

kbar und 150 - 700 °C führt zu e<strong>in</strong>er Umwandlung, Wachs-<br />

tum und Neubildung der sedimentären und magmatischen<br />

M<strong>in</strong>erale und der Strukturen durch Rekristallisation. Alle<br />

vorhergehenden Strukturen, wie z.B. Schichtung und Fossi-<br />

lien gehen dabei verloren. Typische Vertreter der metamor-<br />

phen Geste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Marmor, Quarzit, alle Schiefergeste<strong>in</strong>e,<br />

Phyllite und Gneise. E<strong>in</strong> wichtiges Erkennungsmerkmal ist<br />

oft e<strong>in</strong>e mehr oder weniger ausgeprägte Schieferung (Folia-<br />

tion), die durch die M<strong>in</strong>eralneubildung und E<strong>in</strong>regelung<br />

unter gerichtetem Druck entsteht. Es gibt aber auch unge-<br />

schieferte Metamorphite, wie z.B. Marmor, der aus Dolomit-<br />

und Kalkste<strong>in</strong> entsteht, Quarzite aus quarzreichem Sand-<br />

ste<strong>in</strong> und Hornfelse, die bei der Kontaktmetamorphose<br />

entstehen. Metamorphite aus Sedimenten bezeichnet man<br />

als Parageste<strong>in</strong>e, aus Magmatiten als Orthogeste<strong>in</strong>e. Sehr<br />

tief versenkte Metamorphite schmelzen ab ca. 650 - 750 °C<br />

auf und werden dann Anatexite und Migmatite genannt.<br />

Durch Hebung im Rahmen von Gebirgsbildungen und<br />

durch Abtragung kommen viele Metamorphite mit der Zeit<br />

an die Erdoberfläche, bilden Landschaften und werden<br />

abgetragen.<br />

Magmatische Geste<strong>in</strong>e (Magmatite; gr. magma = geknetete<br />

Masse) entstehen beim Aufstieg sehr tief liegender und<br />

über 700 °C heißer zähplastischer Magmen aus dem Erd-<br />

mantel im Bereich von tektonischen Schwächezonen <strong>in</strong> die<br />

überlagernden festen Geste<strong>in</strong>e und durch vulkanische<br />

Aktivitäten an der Erdoberfläche. Die überlagernden Gestei-<br />

ne werden dabei oft mit aufgeschmolzen. In Abhängigkeit<br />

der Ausgangsgeste<strong>in</strong>e werden beim Aufstieg und bei der<br />

Abkühlung neue Kristalle und Strukturen gebildet (Kristalli-<br />

sationsdifferentiation).


Die langsam erstarrenden und ungeregelt grobkristall<strong>in</strong>en<br />

Tiefengeste<strong>in</strong>e, die als Intrusivgeste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die höherliegenden<br />

Geste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen, werden Plutonite genannt, z.B. Granit,<br />

Diorit und Gabbro. Durch Hebung im Rahmen von Gebirgsbil-<br />

dungen und durch Abtragung kommen viele Plutonite mit der<br />

Zeit an die Erdoberfläche und werden abgetragen. Zu den<br />

Plutoniten gehören auch die Pegmatite -> groß- bis riesenkör-<br />

32<br />

nige Geste<strong>in</strong>e, auskristallisiert aus e<strong>in</strong>er an flüchtigen Bestand-<br />

teilen reichen plutonischen Restschmelze und die Gang-<br />

geste<strong>in</strong>e -> Übergangsmagmatite und Intrusionsgeste<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

schmalen Gängen im Umgebungsgeste<strong>in</strong>, z.B. M<strong>in</strong>eralgänge,<br />

Erzgänge, Lamporphyr, Lamproit und Kimberlit. Die bei<br />

Vulkanausbrüchen ausfließenden Laven und ausgewor-<br />

fenen Geste<strong>in</strong>e werden Vulkanite oder Effusivgeste<strong>in</strong>e ge-<br />

nannt, z.B. Rhyolith, Andesit, Basalt, pyroklastische<br />

Aschen, Tuffe und Bimsste<strong>in</strong>. Vulkanite s<strong>in</strong>d wegen ihrer<br />

schnellen Erstarrung an der Erdoberfläche meistens unge-<br />

regelt fe<strong>in</strong>kristall<strong>in</strong> oder bei sehr schneller Erstarrung sogar<br />

als Geste<strong>in</strong>sglas ausgebildet (Obsidian). Sie können aber<br />

auch mit grobkristall<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>sprengl<strong>in</strong>gen versehenen se<strong>in</strong><br />

(Porphyr). Vulkanische Geste<strong>in</strong>e treten bevorzugt an tekto-<br />

nischen Plattenrändern auf (z.B. Pazifischer Feuerr<strong>in</strong>g).<br />

Die <strong>in</strong> <strong>Ludwigsburg</strong> vom kristall<strong>in</strong>en Grundgebirge bis zur Erdoberfläche anstehenden Geste<strong>in</strong>sschichten gehören zu den<br />

Sedimenten:<br />

• Deckschichten der Quartärzeit = äolische Lösssedimente, klastische Fluss- und Auensedimente, klastische Verwitterungsbildungen.<br />

Lehme, Schluffe, Tone, Schuttsedimente, Talschotter.<br />

• Schilfsandste<strong>in</strong>, Gipskeuper und Lettenkeuper = terrestrisch-klastisch-fluviatile Sedimente und mar<strong>in</strong>e chemische, chemisch-biogene<br />

und evaporitische Sedimente. Sandste<strong>in</strong>e, Tonmergelste<strong>in</strong>e, Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>e, Gips und Anhydrit.<br />

• Muschelkalk = überwiegend mar<strong>in</strong>e chemische, chemisch-biogene und evaporitische Sedimente. Kalk- und Dolomitste<strong>in</strong>e, Ton-<br />

mergelste<strong>in</strong>e, Gips und Anhydrit, Ste<strong>in</strong>salz und Kalisalz.<br />

• Buntsandste<strong>in</strong> und Permokarbon = überwiegend klastisch-fluviatile Sedimente, teils mit mar<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>flüssen. Sandste<strong>in</strong>e und<br />

Erdkruste<br />

Oberkruste<br />

-> mechanisch steif.<br />

Unterkruste<br />

–> teils duktil.<br />

Tonste<strong>in</strong>e, Konglomerate und Vulkanite.<br />

Asche<br />

und Lava<br />

Mächtigkeit im Bereich<br />

der Ozeane ca. 7 km<br />

und im Bereich von<br />

Gebirgen bis 50 km.<br />

Mohorovicic<br />

Diskont<strong>in</strong>uität,<br />

<strong>in</strong> BW 24 bis 30 km tief.<br />

Lithosphärischer<br />

Erdmantel<br />

-> fest aber duktil,<br />

partiell geschmolzen.<br />

Von ca. 7 bis 80 km<br />

Tiefe, unter Gebirgen<br />

auch tiefer.<br />

Oberer Erdmantel<br />

Asthenosphäre<br />

-> plastisch und<br />

partiell geschmolzen.<br />

Von ca. 60 bis 200 km<br />

Tiefe.<br />

Vulkanite<br />

Magmakammer<br />

Plutonit<br />

herausgehoben<br />

Aufstieg<br />

des Magmas<br />

im Bereich von<br />

tektonischen<br />

Schwächezonen,Durchschmelzung<br />

und Abkühlung<br />

Magmatite<br />

Vulkanite an der<br />

Erdoberfläche...,<br />

Plutonite <strong>in</strong> der<br />

Tiefe entstanden<br />

Abb. Abb. 23: 23: Der Der Kreislauf Kreislauf der der Geste<strong>in</strong>e<br />

Geste<strong>in</strong>e<br />

Gletscher<br />

Sedimentgeste<strong>in</strong>e, Magmatite<br />

und Metamorphite<br />

Magma-Intrusion<br />

ca. 1100 - 1300°C<br />

partielle Aufschmelzung<br />

durch Druckentlastung<br />

Versenkung<br />

oder Hebung<br />

der Geste<strong>in</strong>spakete<br />

durch Plattentektonik<br />

und Gebirgsbildung<br />

Verwitterung, Zerkle<strong>in</strong>erung und Lösung der Geste<strong>in</strong>e<br />

durch physikalische und chemische Verwitterung unter dem<br />

E<strong>in</strong>fluss von Niederschlägen, Temperaturunterschieden,<br />

Atmosphärillien, Wellenschlag und Schwerkraft.<br />

Sedimente<br />

Lockergeste<strong>in</strong>e<br />

Sedimente<br />

verfestigt,<br />

bis 4 km Tiefe,<br />

bis ca. 120°C<br />

t<br />

Metamorphite<br />

2 - 50 km tief,<br />

150 - 700°C,<br />

2 - 12 kbar Druck<br />

Anatexite,<br />

Migmatite<br />

partielle Aufschmelzung<br />

> 700 °C<br />

Temperatur- und Druckzunahme<br />

Abtragung, Transport<br />

durch Schwerkraft,<br />

Gletscher, W<strong>in</strong>d, Flüsse,<br />

Schlammfluten und<br />

Strömungen.<br />

Sedimentation,<br />

Ausfällung,<br />

E<strong>in</strong>dampfung<br />

und Kompaktion<br />

<strong>in</strong> Tälern, Seen, Meeren<br />

und abs<strong>in</strong>kenden Sedimentbecken.<br />

Versenkung,<br />

Verfestigung<br />

und Diagenese<br />

mit Bildung von Festgeste<strong>in</strong>en<br />

und Fossilien.<br />

Ggf. Weitere<br />

Versenkung und<br />

Metamorphose<br />

Geste<strong>in</strong>sumwandlung<br />

durch hohe Drücke und<br />

hohe Temperaturen,<br />

Rekristallisation.<br />

Partielle<br />

Aufschmelzung


5.3 Geste<strong>in</strong>sfarben<br />

33<br />

Die sedimentären Tonste<strong>in</strong>e und Tonmergelste<strong>in</strong>e im Lettenkeuper<br />

und v.a. im Mittleren Keuper zeigen im Geländeaufschluss oft<br />

lebhafte Geste<strong>in</strong>sfarben. Graue Geste<strong>in</strong>e wechseln sich ab mit<br />

rötlichen, rotbraunen, grünlichen und violetten Geste<strong>in</strong>en. Die<br />

Geste<strong>in</strong>sfarben entstehen durch die unterschiedlichen geste<strong>in</strong>s-<br />

bildenden M<strong>in</strong>erale. Sie s<strong>in</strong>d an den Oberflächen aber oft sekun-<br />

där durch Verwitterung verändert. Verwitterte und sedimentierte<br />

Geste<strong>in</strong>e erhalten abhängig vom Ausgangsgeste<strong>in</strong>, von den Sedi-<br />

mentationsbed<strong>in</strong>gungen und von den Klimaverhältnissen zur Zeit<br />

der Verwitterung und Sedimentation unterschiedliche Färbungen.<br />

Hier s<strong>in</strong>d komplexe chemisch-physikalische Vorgänge maßge-<br />

bend. Diagenetische Vorgänge nach der Sedimentation können<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Geste<strong>in</strong>sfarben haben.<br />

Die hauptsächlich grau-grünen und grünlichen Geste<strong>in</strong>e des Let-<br />

tenkeupers s<strong>in</strong>d durch die oxidative Zersetzung organischen Mate-<br />

rials <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ flachen Meeresbecken entstanden. Das<br />

führte zu e<strong>in</strong>em reduzierenden, d.h. sauerstoffarmen Milieu, <strong>in</strong><br />

dem es zur Bildung des grünlich-blauen M<strong>in</strong>erals Glaukonit ge-<br />

kommen ist. Das Schichtsilikat Glaukonit ist durch untermeerische<br />

Verwitterung von Feldspat und Biotit entstanden. Das s<strong>in</strong>d M<strong>in</strong>era-<br />

le aus der terrestrischen Geste<strong>in</strong>sverwitterung, z.B. Granite und<br />

Gneise. Zur Glaukonitbildung kommt es darüber h<strong>in</strong>aus auch im<br />

Verdauungstrakt e<strong>in</strong>iger Meereslebewesen. Wegen der reduzie-<br />

renden Verhältnisse im Meerwasser war e<strong>in</strong>e Bildung von rötli-<br />

chem Eisen-III-Oxid (Fe2O3 ) nicht möglich, so dass Eisen-II-Oxid<br />

(FeO) entstanden ist.<br />

Rötliche und violette Farben bilden sich unter re<strong>in</strong> oxidierenden,<br />

d.h. sauerstoffreichen Verhältnisse bei der Verwitterung von ei-<br />

senhaltigen M<strong>in</strong>eralen <strong>in</strong> den Geste<strong>in</strong>en, z.B. Pyroxen und Oliv<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em semiariden (halbtrockenen) Steppenklima auf dem Fest-<br />

land. Farbbildend ist hier unlösliches Eisen-III-Oxid (Fe2O3 = Hä-<br />

matit), das bei der vollständigen Oxidation des Eisens der M<strong>in</strong>erale<br />

entsteht. Diese Farben s<strong>in</strong>d v.a. bei den bunten Tonmergeln des<br />

Mittleren Keupers oft zu sehen (Gipskeuper, Dunkelrote Mergel,<br />

Esterienschichten, Knollenmergel). Violette Farben entstehen auch<br />

<strong>in</strong> Schichten, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Bodenbildung stattgefunden hat.<br />

Auch die unterschiedliche Färbung der Sandste<strong>in</strong>e des Keupers<br />

ist so zu erklären. Weiß gefärbte Sandste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d durch sekundäre<br />

Entfärbung (Bleichung) der M<strong>in</strong>eralkörner durch zirkulierende<br />

Wässer nach der Ablagerung und Verfestigung entstanden.<br />

Hellgelbe Sandste<strong>in</strong>e haben oft e<strong>in</strong>en erhöhten Anteil des M<strong>in</strong>erals<br />

Feldspat (Arkose-Sandste<strong>in</strong>).<br />

Intensiv rot gefärbte eisen- und alum<strong>in</strong>iumhaltige Lateritböden<br />

bilden sich <strong>in</strong> wechselfeuchten tropischen und subtropischen<br />

Gebieten mit ausgeprägten Niederschlägen als Reste nach der<br />

Verwitterung von Tonm<strong>in</strong>eralen. Das Alum<strong>in</strong>iumm<strong>in</strong>eral Bauxit ist<br />

e<strong>in</strong> fossiler Laterit. Bei Kalkste<strong>in</strong>en und Tonste<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die fär-<br />

benden Beimengungen die M<strong>in</strong>erale Limonit (braun bis gelb),<br />

Hämatit (rötlich), Glaukonit (grünlich) und organische Kohlenstoff-<br />

verb<strong>in</strong>dungen, Bitum<strong>in</strong>a und fe<strong>in</strong> verteilter Pyrit (grau bis<br />

schwarz).<br />

Die grau-weißen Lehrbergschichten an der Basis des Kiesel-<br />

sandste<strong>in</strong>s setzen sich aus baryt-, bleiglanz- und malachitfüh-<br />

renden Ste<strong>in</strong>mergeln zusammen.<br />

Sehr feldspatreiche Geste<strong>in</strong>e verwittern unter vollhumiden<br />

(ganzjährig feuchten) Klimabed<strong>in</strong>gungen oft zu dem weißen bis<br />

cremfarbenen Tonm<strong>in</strong>eral Kaol<strong>in</strong>it. Der alum<strong>in</strong>iumhaltige Kaoli-<br />

nit ist e<strong>in</strong> wichtiger Rohstoff für die Keramikproduktion.<br />

Gelb-braune und ocker-gelbe Geste<strong>in</strong>sfarben kommen oft durch<br />

das eisenhaltige M<strong>in</strong>eral Limonit (FeOOH) zustande. Im Stroh-<br />

gäu s<strong>in</strong>d braun-gelblich bis braun-rötlich gefärbte Lösslehmbö-<br />

den über hellgelb gefärbtem unverwittertem Löss charakteris-<br />

tisch. Bei der Verwitterung zu Lösslehm wurden die eisenhalti-<br />

gen M<strong>in</strong>erale oxidiert (Fe2O3). Gelbe Geste<strong>in</strong>sfarben kommen<br />

auch durch das M<strong>in</strong>eral Pyrit zustande, so z.B. im Stuben-<br />

sandste<strong>in</strong>. Bräunliche Farben kommen auch oft von Glaukonit,<br />

wenn dieser zu dem M<strong>in</strong>eral Goethit oxidiert wird.<br />

In trockenen und warmen Wüstengebieten kommt es zur Bil-<br />

dung e<strong>in</strong>es dünnen und braun-schwarz gefärbten Überzugs<br />

(Kruste) der Geste<strong>in</strong>e an der Oberfläche, dem sogenannten<br />

Wüstenlack. Er besteht aus Tonm<strong>in</strong>eralen mit Eisenoxidhydra-<br />

ten und Manganoxiden, die durch kapillares Aufsaugen von<br />

Lösungen aus dem Geste<strong>in</strong> und Niederschlag des Lösungs<strong>in</strong>-<br />

haltes auf der Geste<strong>in</strong>soberfläche <strong>in</strong>folge starker Verdunstung<br />

entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

Graue bis dunkle und nahezu schwarze Geste<strong>in</strong>sfarben deuten<br />

auf organisches Material, kohlige Pflanzenreste und bitum<strong>in</strong>öse<br />

E<strong>in</strong>schlüsse h<strong>in</strong>. Unter Sauerstoffabschluss zersetzten Schwe-<br />

felbakterien direkt nach der Sedimentation das organische<br />

Material der <strong>in</strong> die Sedimente abgesunkenen toten Lebewesen<br />

und wandeln es <strong>in</strong> dunkle Sulfide um, z.B. Faulschlämme im<br />

Schwarzen Meer. Hier kann es auch zur Bildung von goldfar-<br />

benen Pyritkristallen und pyritisierten Fossilien kommen. Kohle<br />

und kohlige Pflanzenreste können <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Tiefen entste-<br />

hen. Bitum<strong>in</strong>a entstehen <strong>in</strong> größerer Tiefe unter erhöhten<br />

Druck- und Temperaturbed<strong>in</strong>gungen aus organischem Materi-<br />

al.<br />

Bei magmatischen und metamorphen Geste<strong>in</strong>en bestimmt der<br />

Anteil unterschiedlich gefärbter M<strong>in</strong>erale die Geste<strong>in</strong>sfarbe.<br />

Granite und Gneise s<strong>in</strong>d gesprenkelt und bestehen aus milchig-<br />

durchsichtigem Quarz, rötlich-weißem Feldspat und schwar-<br />

zem und hellem Glimmer. Je weniger Quarz und Feldspat diese<br />

Geste<strong>in</strong>e enthalten, desto dunkler s<strong>in</strong>d sie. Geste<strong>in</strong>e mit vielen<br />

Amphibol-, Pyroxen- und Oliv<strong>in</strong>m<strong>in</strong>eralen s<strong>in</strong>d sehr dunkel.<br />

Marmor besteht aus weißen bis durchsichtigen Calcitkristallen<br />

(CaCO3), die durch die Metamorphose grobkristall<strong>in</strong> gewachsen<br />

s<strong>in</strong>d. Marmor enthält oft e<strong>in</strong>geschalteten dunklen Tonanteile<br />

oder Färbungen durch Eisen- und Manganoxide.


5.4 Karst<br />

Geste<strong>in</strong>e, die durch chemische Lösungsprozesse stark ange-<br />

griffen und gelöst werden, werden als Karstgeste<strong>in</strong>e bezeich-<br />

net. Der Name Karst kommt vom <strong>in</strong>dogermanischen "Karre" =<br />

Ste<strong>in</strong> oder karg und gibt e<strong>in</strong>er Landschaft <strong>in</strong> Kroatien an der<br />

Nordwestadria ihren Namen. Man unterscheidet die Subrosion<br />

von Sulfat- und Chloridgeste<strong>in</strong>en (Sal<strong>in</strong>arkarst) und die Korro-<br />

sion von Karbonatgeste<strong>in</strong>en (Karbonatkarst). Kalkgeste<strong>in</strong>e<br />

(Kalziumkarbonat = CaC03) werden durch kohlendioxidhaltiges<br />

Niederschlagswasser entlang von tektonischen Klüften und<br />

Schichtfugen aufgelöst (Kohlensäureverwitterung). Der natürli-<br />

che C02 - Gehalt der Atmosphäre bildet mit Regenwasser<br />

Kohlensäure (H20 + C02 = H2C03). Die chemische Gleichung<br />

der Kalklösung lautet: CaC03 + H2C03 = Ca2+ + 2HC03- (Kalzi-<br />

umkarbonat (Kalk) + Kohlensäure = Kalzium-Ion + Hydrogen-<br />

karbonat-Ion). Das Kalzium-Ion und das Hydrogenkarbonat-<br />

Ion s<strong>in</strong>d besser wasserlöslich als Kalk, gehen im Wasser <strong>in</strong><br />

Lösung und werden abgeführt. Der umgekehrte Prozess dieser<br />

Gleichung ist die Kalkausfällung, z.B. bei der Tropfste<strong>in</strong>bil-<br />

dung, bei der Bildung von Kalks<strong>in</strong>ter oder großflächig bei der<br />

Kalksedimentation <strong>in</strong> warmen Meeresbecken, wie es aktuell im<br />

Bereich der Bahama-Inseln und im Persischen Golf zu beo-<br />

bachten ist. Im Laufe von Jahrtausenden bilden sich, auch<br />

abhängig vom Klima, im Kalkgeste<strong>in</strong> durch die Kalklösung<br />

immer größer werdende zusammenhängende<br />

34<br />

Spaltensysteme, die sich mit der Zeit zu großen Höhlensys-<br />

temen ausweiten können. In diese sickert das Nieder-<br />

schlags- und Oberflächenwasser rasch e<strong>in</strong> und bildet e<strong>in</strong>en<br />

ergiebigen aber verschmutzungsempf<strong>in</strong>dlichen Grundwas-<br />

serleiter. Das Grundwasser tritt oft an Quelltöpfen <strong>in</strong> den<br />

Tälern <strong>in</strong> großer Menge zutage, so z.B. am Blautopf und am<br />

Aachtopf am Südrand der Schwäbischen Alb. Oberflächen-<br />

gewässer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Karstgebieten selten, bzw. versickern nach<br />

kurzer Fließstrecke, so dass die Oberflächen von Karstge-<br />

bieten trocken s<strong>in</strong>d. Es bilden sich charakteristische Land-<br />

schaftsformen mit Dol<strong>in</strong>en, Poljen (große, geschlossene<br />

Becken), Trockentälern und Bachschw<strong>in</strong>den, wie z.B. die<br />

Donauversickerung bei Immend<strong>in</strong>gen. Besonders von der<br />

Verkarstung betroffen s<strong>in</strong>d unbedeckte oder mit ger<strong>in</strong>g-<br />

mächtigen Geste<strong>in</strong>sschichten und Verwitterungsbildungen<br />

bedeckte Kalkste<strong>in</strong>schichten, wie z.B. die Schwäbische Alb,<br />

das Heckengäu und teilweise auch das Strohgäu. Auch<br />

Talhänge und Talböden s<strong>in</strong>d wegen der Auflockerung der<br />

Geste<strong>in</strong>e durch Hangentlastung oft stärker verkarstet. ln<br />

Gebirgen verkarsten Karbonatgeste<strong>in</strong>en an der Oberfläche<br />

oft zu Karren und Schratten, wie z.B. auf dem Gottesacker-<br />

Plateau. Selten kommt es auch <strong>in</strong> Sandste<strong>in</strong>en zu Karster-<br />

sche<strong>in</strong>ungen, so z.B. <strong>in</strong> Süd- und Mittelamerika und <strong>in</strong><br />

Australien.<br />

Abb. Abb. 24: 24: Karstformen<br />

Karstformen<br />

Quelle: Geographie-Infothek,<br />

Klett-Verlag, Stuttgart


5.5 Erdbeben<br />

Bei der Erdbebentätigkeit <strong>in</strong> Deutschland handelt es sich<br />

nicht um die weltweit häufig vorkommenden Plattenrandbe-<br />

ben, wo große Erdkrustenplatten untere<strong>in</strong>ander abtauchen<br />

oder horizontal ane<strong>in</strong>ander vorbei gleiten, wie z.B. <strong>in</strong> Kalifor-<br />

nien, Japan, Sumatra und Chile, sondern um die selteneren<br />

Intraplattenbeben. Die Erdbeben <strong>in</strong> Deutschland können als<br />

Auswirkungen lokaler Spannungskonzentrationen oder<br />

Schwächezonen, hervorgerufen durch geologische Heteroge-<br />

nitäten <strong>in</strong> der oberen Erdkruste verstanden werden. Über-<br />

steigen die Spannungen die Festigkeit der Geste<strong>in</strong>e im Un-<br />

tergrund, so kommt es zum Bruch der Geste<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong> Teil der<br />

aufgestauten Energie wird <strong>in</strong> Form von seismischen Wellen<br />

freigesetzt und bei entsprechender Stärke an der Oberfläche<br />

als Erdbeben wahrgenommen. Als Hauptmotor für diese<br />

Vorgänge wird die Bewegung der afrikanischen Platte nach<br />

Norden gegen die Europäische Platte vermutet. Diese seit<br />

über 60 Mio. Jahren andauernde Bewegung hat auch zur<br />

Auffaltung der Alpen geführt (siehe Abb. 9 oben).<br />

Die Energie e<strong>in</strong>es Erdbebens im Erdbebenherd wurde früher<br />

nach der logarithmischen "Richter-Skala ML" berechnet.<br />

Heute wird überwiegend die logarithmische "Moment-<br />

Magnituden-Skala MO“ verwendet, welche die Erdbebenstärke<br />

im Erdbebenherd mathematisch-physikalisch besser be-<br />

schreibt und über große Entfernungen anwendbar ist. Beide<br />

Skalen s<strong>in</strong>d mathematisch-theoretisch nach oben offen,<br />

wobei aus physikalischen Gründen e<strong>in</strong>e Erdbebenstärke über<br />

MO = 10,5 nicht möglich ist und die Richter-Scala ab ML = 7<br />

ungenau wird. Die Erdbebenskalen s<strong>in</strong>d logarithmisch. E<strong>in</strong><br />

Magnitudensprung, z.B. von 4 nach 5 bedeutet e<strong>in</strong>e 10-fach<br />

stärkere Bodenbewegung und die 33-fache Energie. Die<br />

Schäden an der Erdoberfläche (Schadens<strong>in</strong>tensität = IO) s<strong>in</strong>d<br />

von der Entfernung zum Erdbebenherd, aber auch vom geo-<br />

logischen Aufbau des Untergrundes abhängig. Sie werden<br />

nach der 12-teiligen "Europäischen Makroseismischen Skala -<br />

EMS-" bewertet, die aus der Mercalli-Scala entwickelt wurde.<br />

Bei Erdbeben im Meeresbereich kommt es gelegentlich zu<br />

verheerenden Flutwellen (Tsunami), die viele Todesopfer<br />

fordern können.<br />

Die beiden Hauptzentren der Baden-Württembergischen<br />

Erdbebentätigkeit liegen im Dreiländereck im Raum Lör-<br />

rach/Basel und seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch im<br />

Zollernalbkreis bei Albstadt und Bal<strong>in</strong>gen. Innerhalb der<br />

durch Bruchtektonik geprägten südwestdeutschen Groß-<br />

scholle werden zwei <strong>in</strong> Süd-Nord-Richtung verlaufende<br />

Scherzonen vermutet: Die Kaiserstuhl-Scherzone von Basel<br />

bis Lorsch und die Albstadt-Scherzone. Die Erdbeben führen<br />

<strong>in</strong> Südwestdeutschland zu Blattverschiebungen, wobei sich<br />

der westliche Teil der Scherfläche nach Süden<br />

35<br />

und der östliche Teil nach Norden bewegt. Die Erdbebenakti-<br />

vitäten im Oberrhe<strong>in</strong>graben f<strong>in</strong>den ihre Fortsetzung nach<br />

Nordwesten und Westen bis <strong>in</strong> die Niederrhe<strong>in</strong>ische Bucht<br />

(Raum Köln) und nach Belgien und Holland, wo weitere<br />

Erdbebenschwerpunkte <strong>in</strong> Deutschland und Europa liegen.<br />

An der Landesgrenze von Sachsen und Thür<strong>in</strong>gen im Vogt-<br />

land liegt ebenfalls e<strong>in</strong> Gebiet mit erhöhter Erdbebentätigkeit.<br />

In den vergangenen 200 Jahren wurden <strong>in</strong> Baden- Württem-<br />

berg Erdbeben mit e<strong>in</strong>er Magnitude bis zur Stärke M = 5,7<br />

und mit e<strong>in</strong>er Schadens<strong>in</strong>tensität nach der Makroseismi-<br />

schen Skala von bis zu I = 7 registriert. In Basel hat sich<br />

1356 e<strong>in</strong> verheerendes Erdbeben mit der Magnitude M = 6,5<br />

- 7 und der Schadens<strong>in</strong>tensität I = 9 ereignet. Entlang des<br />

Oberrhe<strong>in</strong>grabens kommt es häufiger zu mittelstarken Erd-<br />

stößen. Beim bisher stärksten Beben auf der Schwäbischen<br />

Alb im Jahr 1911 mit e<strong>in</strong>er Magnitude von M = 5,6 s<strong>in</strong>d im<br />

Raum <strong>Ludwigsburg</strong> Schäden der Intensität I = 6 aufgetreten.<br />

Die Fachleute gehen davon aus, daß <strong>in</strong> Südwestdeutschland<br />

maximale Erdbebenstärken der Magnitude M = 6 auftreten<br />

können. Dann wäre mit Schäden der Intensität um I = 7 zu<br />

rechnen. In Baden-Württemberg ist etwa alle 10 Jahre mit<br />

e<strong>in</strong>em mittelstarken Erdbeben mit Gebäudeschäden und<br />

Betriebsstörungen <strong>in</strong> größerem Umfang zu rechnen (EMS 6 -<br />

7).<br />

Im April 2005 ist die neuen DIN 4149, "Bauten <strong>in</strong> deutschen<br />

Erdbebengebieten" erschienen: Im Vergleich zur alten Norm<br />

wurde der Inhalt vollständig überarbeitet und umstrukturiert.<br />

Die "erdbebengefährdeten Gebiete" <strong>in</strong> Deutschland (Bayern,<br />

Baden- Württemberg, Thür<strong>in</strong>gen, Sachsen und entlang des<br />

Rhe<strong>in</strong>s) werden <strong>in</strong> 4 Erdbebenzonen (Zone 0 bis 3) mit<br />

unterschiedlichen Intensitäts<strong>in</strong>tervallen und Bemessungswer-<br />

ten für die Boden-beschleunigung (ag) unterteilt. Innerhalb<br />

der Zonen werden 3 geologische Untergrundklassen unter-<br />

schieden: R = Gebiete mit felsartigem Geste<strong>in</strong>suntergrund, T<br />

= Übergangsbereich zwischen R und S und S = Gebiete mit<br />

tiefer Beckenstruktur und mächtiger Sedimentfüllung. Nach<br />

der Festigkeit des Untergrundes werden 3 Baugrundklassen<br />

unterschieden: A = unverwitterte Festgeste<strong>in</strong>e mit hoher<br />

Festigkeit, B = mäßig verwitterte Festgeste<strong>in</strong>e bzw. Festge-<br />

ste<strong>in</strong>e mit ger<strong>in</strong>ger Festigkeit oder grob- und gemischtkörni-<br />

ge, dicht gelagerte Lockergeste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> fester Konsistenz und<br />

C = stark bis völlig verwitterte Festgeste<strong>in</strong>e oder grob- und<br />

gemischtkörnige, mitteldicht gelagerte, sowie fe<strong>in</strong>körnige<br />

Lockergeste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens steifer Konsistenz. Die Unter-<br />

grundklassen und die Baugrundklassen werden komb<strong>in</strong>iert<br />

(z.B. A-R). Für Hochbauten werden 4 Bedeutungskategorien<br />

angegeben, denen Bedeutungsbeiwerte (γI) zugeordnet s<strong>in</strong>d.<br />

Die <strong>Ludwigsburg</strong>er Gemarkung liegt <strong>in</strong>nerhalb der Erdbeben-<br />

zone 0 (Warnzone) und <strong>in</strong>nerhalb der geologischen Unter-


grundklasse R. Für die Erdbebenzone 0 gilt das Intensitäts<strong>in</strong>-<br />

tervall (I) 6

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