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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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DAS MAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN<br />

Hex<br />

AKZENTE | HEXEN!<br />

HexHex<br />

HEXENWA<br />

D/A/CH – Region Bodensee | Hexen kommen in<br />

alten Märchen, in modernen Kinderbüchern, in der<br />

Fasnacht, in esoterischen Zirkeln und im volkstümlichen<br />

Aberglauben vor. Schaurige Gestalten oder<br />

weise Frauen spiegeln die ambivalente Faszination<br />

für Magie und Allmachtsfantasien wider. Im Spätmittelalter<br />

entstand daraus ein Feindbild, das zu<br />

einem grausamen Morden in Europa führte: zur<br />

Hexenverfolgung. Die Bodenseeregion spielte dabei<br />

eine unrühmliche Rolle. Eine Ausstellung in Ravensburg<br />

und ein Musical in Neuhausen am Rheinfall<br />

künden davon.<br />

Als Anna Göldi starb, befand sich Europa bereits auf<br />

dem Weg in die Moderne. Die Dampfmaschine war<br />

längst erfunden, die industrielle Revolution hatte begonnen.<br />

In philosophischer Hinsicht war diese Zeit<br />

geprägt von der Aufklärung; Immanuel Kant hatte soeben<br />

seine „Kritik der reinen Vernunft“ veröffentlicht<br />

(1781). Und nur wenige Jahre später veränderte die<br />

Französische Revolution (1789) den Lauf der damaligen<br />

Welt. Mit all dem hatte Anna Göldi freilich nichts<br />

zu tun. Sie war eine einfache Dienstmagd, die aus<br />

der Schweizer Gemeinde Sennwald<br />

nahe dem Vorarlberger Feldkirch<br />

stammte. Sie wurde in die Schuldigkeit<br />

getrieben, gefoltert und am<br />

13. Juni 1782 in Glarus durch das<br />

Schwert hingerichtet. Anna Göldis<br />

Gerichtsverfahren gilt als der letzte<br />

legale Hexenprozess in Europa und<br />

rief damals große Empörung hervor.<br />

Vor zehn Jahren wurde sie rehabilitiert<br />

und offiziell als Opfer<br />

eines Justizmordes anerkannt.<br />

Ihre unglaubliche Geschichte wird ab August in einem<br />

neuen Museum in Glarus nachvollziehbar sein. Außerdem<br />

entwickelt derzeit ein erfahrenes Kreativteam aus<br />

diesem historischen Stoff ein Musical, in dem Masha<br />

Karell 1 die Hauptrolle spielen wird. Das Musical,<br />

das im September und Oktober 2017 in Neuhausen<br />

am Rheinfall zu sehen sein wird, basiert auf den aktuellsten<br />

Forschungen der Anna-Göldi-Stiftung. Es<br />

erzählt von Annas verhängnisvoller Anstellung als<br />

Dienstmagd im Haus des einflussreichen Glarner Arztes,<br />

Ratsherrn, Richters und Regierungsrates Johann<br />

Jakob Tschudi. Hier soll sie mehrmals Stecknadeln<br />

in die Milch seiner Tochter Annemiggeli gezaubert<br />

haben. Nicht nur in den Tassen sollen die Nadeln<br />

entdeckt worden sein, sondern das Mädchen soll sie<br />

sogar mehrfach ausgespuckt haben. Anna Göldi wurde<br />

daraufhin wegen „Verhexung“ der Tschudi-Tochter<br />

angeklagt und so lange gefoltert, bis sie gestand,<br />

was die Richter hören wollten. Verurteilt wurde sie<br />

als „Giftmörderin“. Heute wird vermutet, dass eine<br />

Affäre des Ratsherrn Tschudi mit Anna<br />

der Grund für dieses Vorgehen gewesen<br />

sein könnte.<br />

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