SOCIETY 371 / 2017
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RUSSLAND<br />
INTERVIEW<br />
Welche Folgen<br />
hatten die bisherigen<br />
EU-<br />
Wirtschaftssanktionen<br />
für<br />
russische Unternehmen<br />
in Österreich?<br />
Die russische Wirtschaft schätzt den<br />
österreichischen Markt für seine Stabilität<br />
und Vorhersehbarkeit. Klagen<br />
über politisch motivierte Hindernisse in<br />
Österreich habe ich von russischen Geschäftsleuten<br />
keine gehört.<br />
Wir haben in der Botschaft eine Liste<br />
der wichtigsten russischen Firmen, die<br />
in Österreich vertreten und tätig sind.<br />
Seit der Einführung der Sanktionen ist<br />
das Handelsvolumen zwischen unseren<br />
Ländern stark gesunken, wie insgesamt<br />
in unseren Beziehungen mit allen EU-<br />
Staaten. Wir haben aber keinen einzigen<br />
Namen aus dieser Liste streichen müssen.<br />
Ich hoffe auch, dass es so bleibt.<br />
Russisch-österreichische Veranstaltungen<br />
in der WKÖ sind stets ausgebucht. Das<br />
ist auch ein gutes Zeichen, das vom starken<br />
gegenseitigen Interesse im Geschäftsbereich<br />
zeugt.<br />
Inwiefern sind österreichische Unternehmen,<br />
welche in Russland tätig sind,<br />
von den Sanktionen betroffen?<br />
Für die EU-Politiker war von Anfang<br />
an klar, dass Russland die Einführung<br />
der gegen sie gerichteten Sanktionen<br />
nicht unbeantwortet lassen wird. Unser<br />
Land wurde gezwungen, Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen, um russische Produzenten<br />
in einer unfairen Marktsituation<br />
zu schützen. So sehen die jetzigen Rahmenbedingungen<br />
aus.<br />
Es ist zum Beispiel kein Geheimnis,<br />
dass das von unserer Regierung gegenüber<br />
EU-Staaten verhängte Lebensmittelembargo<br />
auch vielen österreichische<br />
Agrarproduzenten den Zugang zu unserem<br />
Markt verwehrt hat (und das sind<br />
immerhin 144 Millionen potenzielle Verbraucher).<br />
Besonders hart hat die Sanktionspolitik<br />
der EU die österreichischen<br />
Fleisch- und Milchproduzenten getroffen.<br />
Aber nochmals – dieser Weg war keinesfalls<br />
unsere Entscheidung.<br />
Auch der begrenzte Zugriff auf europäische<br />
Kredite hat spürbare negative<br />
Folgen hinterlassen. Importe von österreichischen<br />
Industriewaren, die früher<br />
durch das „lange billige Geld“ finanziert<br />
wurden, gingen wesentlich zurück. So<br />
viel ich weiß, verzeichneten die Branchen<br />
Maschinenbau und Metallwaren Exportrückgänge<br />
im zweistelligen Bereich.<br />
In diesem Kontext möchte ich hervorhe-<br />
Vielfältige<br />
Beziehungen<br />
<strong>SOCIETY</strong> traf S.E. Dmitrij Ljubinskij und<br />
sprach mit ihm über die EU-Sanktionen,<br />
den Krim-Konflikt und das Tourismusjahr<br />
Österreich-Russland.<br />
Fotos: russische botschaft wien<br />
46 | <strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2017</strong>