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DorfStadt 09-2017

Wir sind Elbvororte. Hochwertige lokale Berichte und Reportagen aus und über Rissen, Sülldorf, Iserbrook, Blankenese, Osdorf, Groß Flottbek, Nienstedten, Othmarschen, Bahrenfeld und Schenefeld.

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12 • <strong>DorfStadt</strong>-Zeitung <strong>09</strong>/<strong>2017</strong> • 29.06.<strong>2017</strong><br />

I m<br />

G e s p r ä c h<br />

Hundegestützte Pädagogik<br />

in Schulen, kurz Hupäsch,<br />

heißt das Konzept, bei dem<br />

ausgebildete Schulhunde<br />

helfen, die Lernatmosphäre<br />

in der Klasse zu verbessern,<br />

Schülern durch den Umgang<br />

mit den Tieren mehr<br />

Selbstvertrauen zu geben, eventuelle<br />

Verhaltensauffälligkeiten<br />

zu reduzieren.<br />

„Wenn ich gestresst bin, streichele<br />

ich Polly“, sagt Fünftklässlerin<br />

Sofia, „zum Beispiel<br />

vor einer Klassenarbeit.“ Lorenz<br />

(11) findet: „Es ist schön,<br />

dass ich immer mit Polly spielen<br />

kann.“ Polly ist mit ihren<br />

drei Jahren die Ältere der beiden<br />

Schulhunde an der Stadtteilschule<br />

Blankenese. „Marli<br />

ist ein bisschen frech, rennt<br />

immer sehr schnell, aber sie ist<br />

ja auch noch jünger“, wissen<br />

Nele und Klara (beide 7.<br />

Klasse).<br />

Polly und ihre jüngere „Kollegin“<br />

gehen zur Schule, seit sie<br />

Welpen waren: „Schon mit 9<br />

Wochen habe ich Polly ab und<br />

zu mitgebracht, zur Gewöhnung“,<br />

erläutert Beratungslehrerin<br />

und Hundehalterin Zita<br />

Brussock. Dann ging es in die<br />

Ausbildung: zwei Jahre Hundeschule,<br />

in dieser Zeit kam auch<br />

Sonderschulpädagogin Imke<br />

Thieme mit ihrer Marli dazu,<br />

anschließend die spezielle<br />

Schulhund-Ausbildung. „Ein<br />

wichtiger Grundsatz ist es, den<br />

Hunden jegliche schlechte Erfahrung<br />

mit anderen Hunden,<br />

mit Menschen zu ersparen“, so<br />

Zita Brussock, „Hundewiesen<br />

sind also tabu.“ Bei der Ausbildung<br />

geht es um rechtliche<br />

Fragen, um Hygiene, Tierschutz,<br />

Einsatzempfehlungen<br />

(„Der Hund ist zu 80% einfach<br />

da, 20% sind Spiele.“), insbesondere<br />

aber um das Duo<br />

Halter/Hund („Wenn es Probleme<br />

gibt, dann meist am obe-<br />

BLANKENESE<br />

Haben viel Spaß mit Schulhund Polly:<br />

Silje, Sofia und Lorenz, Fünftklässler an<br />

der Stadtteilschule Blankenese. Foto: Tanzen<br />

»Hupäsch« mit Marli und Polli<br />

Ausgebildete Schulhunde an der STS Blankenese | Manuela Tanzen<br />

ren Ende der Leine.“). „Die<br />

Hunde lernen, sich nur auf<br />

Aufforderung den Menschen zu<br />

nähern“, so Brussock. „Sie<br />

springen niemanden an, gehen<br />

ausschließlich zu den Kindern,<br />

die sie bereits kennen.“ Am<br />

Ende der Ausbildung steht<br />

dann die Leinenbefreiung. Und<br />

der Einsatz in der Schule: Die<br />

beiden Pädagoginnen nehmen<br />

ihre Hunde mit in ihren jeweiligen<br />

Unterricht.<br />

Ist einer der Schulhunde mit in<br />

der Klasse, spiegelt sein Verhalten<br />

die Klasse wider, erläutern<br />

Lehrer und Schüler gemeinsam:<br />

„Ist es in der Klasse<br />

ruhig, legt sich der Hund in die<br />

Mitte. Das gibt den Kindern<br />

wiederum Ruhe - eine positive<br />

Spirale“, so Pädagogin Imke<br />

Thieme. Und die Kinder fügen<br />

hinzu: „Unsere beste Belohnung<br />

ist es, wenn Marli schläft!“<br />

Silje, 12, erklärt: „Man muss<br />

Rücksicht auf den Hund nehmen.<br />

Wenn Polly sich in ihren<br />

Korb legt, heißt das, dass wir<br />

zu laut sind. Dann sind wir<br />

schnell leiser.“ Das wissen alle<br />

Kinder: Legt sich ein Schulhund<br />

in seinen abseits positionierten<br />

Korb, braucht er Ruhe,<br />

es darf sich keiner nähern.<br />

Imke Thieme (stehend, 2. von links) und Zita Brussock (sitzend,<br />

rechts) mit Sechst- und Siebtklässlern der STS Blankenese, mittendrin<br />

Schulhündinnen Polly und Marli<br />

Foto: Tanzen<br />

Mit ihrer Klasse 6e hat Imke<br />

Thiemen sogar ein eigenes<br />

Spiel gebaut, „MarliMania“, bei<br />

dem Aufgaben mit Schulhund<br />

Marli („Gib Pfötchen!“) oder<br />

aber Mathe-Aufgaben gelöst<br />

werden. Gespielt wird in Teams,<br />

so kann die Klasse dafür sorgen,<br />

dass der Junge, der noch<br />

etwas Angst vor Marli hat,<br />

eben nicht drankommt: „Aber<br />

das ist schon sehr viel besser<br />

geworden“, versichern die<br />

Mitschüler.<br />

Nicht alle Klassen kommen in<br />

den Genuss des regelmäßigen<br />

Hundebesuchs. Das können die<br />

beiden Lehrerinnen und ihre<br />

Hündinnen nicht abdecken.<br />

Manchmal gibt es auch Gründe,<br />

eine Klasse bewusst auszusparen,<br />

wenn zum Beispiel ein Fall<br />

von Hundehaar-Allergie oder<br />

eine Hundephobie bekannt<br />

sind. Dennoch haben alle<br />

Schüler die Möglichkeit, sich<br />

mit den Hunden vertraut zu<br />

machen, im Rahmen des freiwilligen<br />

Kurses „Wie spricht<br />

der Hund?“. In kleinen Gruppen<br />

lernen die Teilnehmer Grundsätzliches<br />

zum Umgang mit<br />

Hunden, wie verhalte ich mich,<br />

wenn ein Hund auf mich<br />

zukommt, Körpersprache, auch<br />

Kommandos, Agility und Parcours.<br />

„Für die Kinder ist es toll<br />

zu erleben: Ich sage etwas, der<br />

Hund macht es. Das Selbstvertrauen<br />

steigt ungemein“, so<br />

die beiden Pädagoginnen.<br />

Schulleiter Mathias Morgenroth-Marwedel<br />

ist begeistert<br />

von den Schulhunden: „Eher<br />

scheue Kinder und Jugendliche<br />

lernen zunächst aus einem<br />

gewissen Abstand auf die<br />

Hunde zuzugehen, später werden<br />

sie dann selbstbewusster.<br />

Die Hunde tragen dazu bei,<br />

dass viele Schülerinnen und<br />

Schüler im direkten Kontakt<br />

mit ihnen mehr Gefühl ausdrücken<br />

können und sich ‚trauen‘<br />

freundlich zu sein. Mit den<br />

Hunden ist es auch manchen<br />

‚coolen‘ Jungen auf einmal<br />

nicht mehr so wichtig, wie sie<br />

wirken, sie können hier einfühlsam<br />

und zugewandt sein.“<br />

Einen offiziellen „Schulhundesitter“<br />

gibt es auch: Leo aus der<br />

Klasse 7b. Warum er diesen<br />

Titel tragen darf: „Ich habe<br />

zwei Jahre lang den Nachmittagskurs<br />

‚So spricht der Hund‘<br />

besucht und mir viele Bücher<br />

über Hunde angeschafft. So<br />

konnte ich Frau Brussock zeigen,<br />

dass sie mir vertrauen<br />

kann. Und das tut sie auch.“<br />

Seine Aufgabe: „Ich gehe mit<br />

Polly in der Pause zu den<br />

Kindern und zeige ihnen, wie<br />

man mit ihr umgehen soll. Und<br />

ich zeige ihnen auch ein paar<br />

Tricks und Spiele mit Polly.“<br />

Sein Wunsch ist, „dass wir alle<br />

das Vertrauen der Hunde nicht<br />

brechen und ganz respektvoll<br />

mit ihnen umgehen.“<br />

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