KuS 2017-3
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Historische Friedhöfe<br />
HISTORISCHE FRIEDHÖFE<br />
DIE FRIEDHOFKULTUR IN DER SCHWEIZ IST GEFÄHRDET. BEDEUTENDE HISTORISCHE<br />
GRABMÄLER VERSCHWINDEN SPURLOS, ALTE FRIEDHOFANLAGEN WERDEN VOLLSTÄNDIG<br />
UMGESTALTET UND VERLIEREN IHREN CHARAKTER, NEUE BESTATTUNGSFORMEN<br />
FÜHREN ZU EINER VERARMUNG, VIELFACH AUCH PROFANIERUNG DER GRABSTÄTTEN.<br />
DIESEN ENTWICKLUNGEN WILL DIE ICOMOS-ARBEITSGRUPPE «HISTORISCHE FRIEDHÖFE»<br />
ENTGEGENWIRKEN.<br />
Franziska Mitterecker<br />
Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte<br />
hat vor unseren Friedhöfen nicht Halt gemacht.<br />
Über die Auswirkungen mag man sich in einigen Belangen<br />
streiten können – was beispielsweise für die<br />
einen geschmackliche Entgleisung und Kitsch ist,<br />
ist für andere Ausdruck eines veränderten Zeitgeistes,<br />
den sie zu akzeptieren bereit sind –, unübersehbar<br />
ist jedoch der mit dem Wandel einhergehende<br />
Verlust. Dies beginnt ganz handfest bei der Zahl der<br />
Grabsteine: Gemeinschaftsgräber und grabsteinlose<br />
Urnengräber auf der einen Seite, die Räumung<br />
alter Grabfelder, ohne dass neue angelegt werden,<br />
auf der anderen haben zu einer Dezimierung individueller<br />
Grabmale geführt. Dies wiederum hat Konsequenzen<br />
für die Friedhofsgestaltung. Auf letztere<br />
wirkt sich auch die heutige Einstellung der Bevölkerung<br />
im Umgang mit dem Tod aus – während<br />
Friedhöfe früher in erster Linie Orte der Erinnerung<br />
und Besinnung waren, fungieren sie heute mehr<br />
und mehr als Picknick-, Freizeit- und Spielplätze.<br />
Die Schweiz zählt mehr als 3000 Friedhöfe. Viele<br />
sind von grosser kulturhistorischer und denkmalpflegerischer<br />
Bedeutung. Angesichts der akuten<br />
Gefahr, dass bedeutendes Kulturgut, vom Einzelgrabmal<br />
bis zur ganzen Friedhofsanlage, unwiederbringlich<br />
verlorengeht, wurde die ICOMOS-<br />
Arbeitsgruppe «Historische Friedhöfe» ins Leben<br />
gerufen, welche im Januar <strong>2017</strong> unter der Leitung<br />
der Archäologin und Althistorikerin Lambrini Koutoussaki<br />
offiziell ihre Arbeit aufnahm.<br />
16 03/17