„Pharmaindustrie“. Dies lässt sich unter anderem da<strong>mit</strong> erklären, dass die Pharmaindustrie <strong>mit</strong> 49% die wichtigste Informationsquelle darstellt, wenn sich Ärzte über neue Arznei<strong>mit</strong>tel informieren. 31 Ärzte sehen in den Pharmareferenten zwar ein gewisses Beeinflussungspotenzial, fühlen sich aber dennoch in der Lage frei zu entscheiden und dem Verkaufsdruck standzuhalten. 32 Tatsächlich werden Ärzte aber trotzdem von der Pharmaindustrie dahingehend beeinflusst, zu ihren Gunsten zu verschreiben. Die Beeinflussung findet durch Gespräche <strong>mit</strong> Pharmareferenten und Besuche von gesponserten Fortbildungsveranstaltungen statt. Bei letzteren beeinflussen einerseits Referenten des pharmazeutischen Herstellers den Arzt, indem sie auftreten und bevorzugt Arznei<strong>mit</strong>tel des Herstellers erwähnen, andererseits werden die Ärzte dadurch beeinflusst, dass bspw. eine Reisekostenbezuschussung durch den Pharmahersteller erfolgt und sich der Arzt dann in der Pflicht fühlt, diesen Pharmahersteller zu bevorzugen. 33 Auch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2016, die von der Techniker Krankenkasse in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass 49% der befragten Ärzte ihre Entscheidung, ob sie ein neues Arznei<strong>mit</strong>tel verordnen oder nicht, von besuchten Fortbildungsveranstaltungen abhängig machen. Da solche Fortbildungen häufig durch die Pharmaindustrie unterstützt werden, ist auch in dieser Studie der Einfluss durch die Pharmaindustrie bestätigt. 34 Den kleinsten nennenswerten Einfluss von außen haben laut der herangezogenen Studie Schulungsinformationen wie Artikel, Zeitungen oder Leitlinien <strong>mit</strong> insgesamt 28,2%, wobei Leitlinien <strong>mit</strong> 15% den größten Anteil in dieser Gruppe ausmachen. 35 Die Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Informationen von G-BA und IQWiG, welche auch zur o. g. Kategorie gehören, lediglich von 15% der befragten Ärzte als Entscheidungshilfe herangezogen werden. 36 Artikel in Fachzeitschriften werden zwar als Informationsquelle und Entscheidungshilfe verwendet, gleichzeitig werden sie aber auch für ihre Ausführlichkeit und Leserunfreundlichkeit kritisiert. 37 1.2.3.4 Externe Inhibitoren Ein Faktor, der sich auf das Verordnungsverhalten der Ärzte auswirkt, ist der Arznei<strong>mit</strong>telpreis. Als Begründung dieses Faktors gaben die Ärzte kostensenkende Programme der Regierung an, an die sie sich halten sollen. Neue Arznei<strong>mit</strong>tel sind, wenn ihnen ein Zusatznutzen attestiert wurde, meist teurer als Arznei<strong>mit</strong>tel, die schon länger auf dem Markt sind und in eine Festbetragsgruppe eingeordnet sind. Dieser höhere Arznei<strong>mit</strong>telpreis kann ein Hindernis für den Arzt sein, ein neues Arznei<strong>mit</strong>tel zu verordnen, sofern er einen Regress fürchtet. 38 Für Ärzte ist es in der Praxis nicht einfach zu entscheiden, welches neue Arznei<strong>mit</strong>tel wirtschaftlich ist, da sie die Nutzenbewertung des G-BA genau kennen müssen, um unterscheiden zu können, welcher Patienten-Subgruppe ein Zusatznutzen attestiert wurde und welcher nicht. Außerdem weiß der Arzt im ersten Jahr nach der Zulassung des Arznei<strong>mit</strong>tels noch nicht, ob das Arznei<strong>mit</strong>tel einen Zusatznutzen erhält und ob der 31 Vgl. Jones M. (2001), o.S. 32 Vgl. Carthy P., Harvey I., Brawn R., Watkins C. (2000), S. 40. 33 Vgl. Schneider N., Lückmann S. (2008), o.S. 34 Vgl. Techniker Krankenkasse (2016), o.S.; Ärzteblatt (2010), o.S. 35 Vgl. Prosser H., Almond S., Walley T. (2003), S. 63ff. 36 Vgl. Techniker Krankenkasse (2016a), o.S. 37 Vgl. Carthy P., Harvey I., Brawn R., Watkins C. (2000), S. 39. 38 Vgl. Pharmazeutische Zeitung (2016), o.S., Sauer F. (20<strong>07</strong>), S. 142. CHSP WORKING PAPER NO. 7 15
hohe Preis gerechtfertigt ist. 39 Sollte der Arzt einer Richtgrößenprüfung unterzogen werden, wird untersucht, ob er die Richtgröße des Ausgabenvolumens, das für die Fachgruppe und die einzelnen Fälle berechnet wurde, überschritten hat. Sollte er das Richtgrößenvolumen um mehr als 15% bzw. 25% nach Abzug der Praxisbesonderheiten überschritten haben, drohen ihm Strafen. 40 39 Vgl. Ärztezeitung (2014), o.S. 40 Vgl. Kassenärztliche Bundesvereinigung (2016), o.S. CHSP WORKING PAPER NO. 7 16