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Der Grosse Kampf von Ellen G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

Lahmen gehen und die Tauben hören, er reinigte die Aussätzigen, weckte die Toten auf und verkündigte den<br />

Armen das Evangelium. Apostelgeschichte 10,38; Lukas 4,18; Matthäus 11,5. Allen Menschen ohne<br />

Unterschied galt die gnadenreiche Einladung: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid;<br />

ich will euch erquicken.“ Matthäus 11,28.<br />

Obgleich ihm Gutes mit Bösem und Liebe mit Haß belohnt wurde (Psalm 109,5), war er doch<br />

unverwandt seiner Mission der Barmherzigkeit nachgegangen. Nie waren die Menschen abgewiesen worden,<br />

die seine Gnade gesucht hatten. Selbst ein heimatloser Wanderer, dessen tägliches Teil Schmach und<br />

Entbehrung hieß, hatte er gelebt, um den Bedürftigen zu dienen, das Leid der Menschen zu lindern und<br />

Seelen zur Annahme der Gabe des Lebens zu bewegen. Wenn sich auch die Wogen der Gnade an<br />

widerspenstigen Herzen brachen, sie kehrten mit einer noch stärkeren Flut mitleidsvoller, unaussprechlicher<br />

Liebe zurück. Aber Israel hatte sich <strong>von</strong> seinem besten Freund und einzigen Helfer abgewandt, hatte die<br />

Mahnungen seiner Liebe verachtet, seine Ratschläge verschmäht, seine Warnungen verlacht.<br />

Die Stunde der Hoffnung und der Gnade neigte sich dem Ende zu; die Schale des lange<br />

zurückgehaltenen Zornes Gottes war nahezu gefüllt. Die nunmehr unheildrohende Wolke, die sich in den<br />

Jahren des Abfalls und der Empörung gebildet hatte, war im Begriff, sich über ein schuldiges Volk zu<br />

entladen. <strong>Der</strong> allein sie vor dem bevorstehenden Schicksal hätte bewahren können, war verachtet,<br />

mißhandelt, verworfen worden und sollte bald gekreuzigt werden. Christi Kreuzestod auf Golgatha würde<br />

Israels Zeit als einer <strong>von</strong> Gott begünstigten und gesegneten Nation beenden. <strong>Der</strong> Verlust auch nur einer Seele<br />

ist ein Unglück, das unendlich schwerer wiegt als die Vorteile und Reichtümer der Welt. Als Christus auf<br />

Jerusalem blickte, sah er das Schicksal einer ganzen Stadt, einer ganzen Nation vor seinem inneren Auge<br />

abrollen — jener Stadt, jener Nation, die einst die Auserwählte Gottes, sein ausschließliches Eigentum<br />

gewesen war.<br />

Propheten hatten über den Abfall der Kinder Israel und über die schrecklichen Verwüstungen, die ihre<br />

Sünden heraufbeschworen, geweint. Jeremia wünschte, daß seine Augen Tränenquellen wären, um Tag und<br />

Nacht die Erschlagenen der Tochter seines Volkes und des Herrn Herde, die gefangengenommenen worden<br />

war, beweinen zu können. Jeremia 8,23; Jeremia 13,17. Welchen Schmerz muß da Christus empfunden<br />

haben, dessen prophetischer Blick nicht Jahre, sondern ganze Zeitalter umfaßte! Er sah den Würgeengel mit<br />

dem gegen die Stadt erhobenen Schwert, die so lange Wohnstätte des Höchsten gewesen war. Von der Spitze<br />

des Ölberges, <strong>von</strong> derselben Stelle,die später <strong>von</strong> Titus und seinem Heer besetzt wurde,schaute er über das<br />

Tal auf die heiligen Höfe und Säulenhallen, und vor seinem tränenumflorten Auge tauchte eine schreckliche<br />

Vision auf: die Stadtmauern waren <strong>von</strong> einem feindlichen Heer umzingelt. Er hörte das Stampfen der sich<br />

sammelnden Horden, vernahm die Stimme der in der belagerten Stadt nach Brot schreienden Mütter und<br />

Kinder. Er sah ihren heiligen, prächtigen Tempel, die Paläste und Türme den Flammen preisgegeben, und<br />

dort, wo diese Bauwerke sich einst erhoben, schaute er nur einen rauchenden Trümmerhaufen.<br />

Den Zeitenfluß überblickend, sah er das Bundesvolk in alle Länder zerstreut wie Schiffbrüchige an<br />

einem öden Strand. In der irdischen Vergeltung, die sich anschickte, seine Kinder heimzusuchen, sah er die<br />

ersten Tropfen aus jener Zornesschale, die sie beim Gericht bis zur Neige leeren müssen. Sein göttliches<br />

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