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Alpsommer & Viehscheid 2017

Das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit

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ALPE SPEZIAL<br />

ren, probieren den Käse, der keine zwanzig<br />

Meter weiter produziert wurde. Viele lassen<br />

sich ein paar hundert Gramm abpacken.<br />

»Fünfundneunzig Prozent von meinem Käse<br />

verkaufe ich hier an der Alpe«, erzählt Sebastian.<br />

Das, was nach dem Sommer übrig<br />

bleibt, verkauft seine Mutter auf der Alpe<br />

Rappengschwend. Diese liegt etwas tiefer im<br />

Gunzesrieder Tal und ist nur im Winter geöffnet.<br />

Die Erlöse aus dem Käseverkauf sind<br />

Sebastians Haupteinkommen. Reich wird<br />

man davon nicht.<br />

Ȁlpler wird man nicht aus finanziellen<br />

Gründen«, weiß Gudrun Beck. Die Mutter<br />

von Sebastian ist die gute Seele auf der Alpe<br />

Oberberg. Neben den täglichen Aufgaben<br />

auf der Sennalpe bewirtet sie die Gäste. Die<br />

57-Jährige weiß: Viele Alpen sind reine Familienbetriebe.<br />

Von der Tierhaltung, Milchgewinnung<br />

über die Käseproduktion bis zu<br />

Vermarktung und Verkauf – auf der Alpe<br />

Die artgerechte Haltung steht ihr gut: Die Alpenkräuter und<br />

die schöne Südlage der Sennalpe sorgen für eine besonders gute Milch<br />

Oberberg ist alles in Familienhand. Die Achtung<br />

vor der sie umgebenden Landschaft ist<br />

groß: »Sie ist ja unsere Lebensgrundlage«, so<br />

die Sennerin. Niemand ohne Leidenschaft<br />

für dieses Leben und die umgebene Natur<br />

wäre für die vielen Stunden harter und anstrengender<br />

Arbeit zu begeistern. Sie selbst<br />

kann sich einen Sommer im Tal gar nicht<br />

vorstellen: »Ich würde die Alpe und die Freiheit,<br />

die man hier oben genießt, wahnsinnig<br />

vermissen.«<br />

Nicht die ganze Familie Beck ist immer auf der Alpe. Aber von Tierhaltung, Milchgewinnung über die Käseproduktion<br />

bis zu Vermarktung und Verkauf ist alles in Familienhand<br />

MIT DER MITTAGBAHN<br />

ZUR SENNALPE OBERBERG<br />

Die Alpe Oberberg ist von Mai bis November durch -<br />

gehend bewirtschaftet. Sie liegt unterhalb des Mittag -<br />

gipfels, am Einstieg – oder Endpunkt – der Nagelfluh -<br />

kette. Über die Mittagbahn ist sie sehr leicht zu<br />

erreichen. In zwei Etappen schwebt man im Sessellift<br />

hinauf zum Mittaggipfel (1452 m). Die gesamte Fahrt<br />

inklusive Umsteigen an der Mittelstation dauert ohne<br />

Wartezeiten etwa eine halbe Stunde. Schon vom<br />

Gipfelkreuz des Mittaggipfels bietet sich ein<br />

fantas tisches Bergpanorama. Der Weg zur Sennalpe<br />

Ober berg ist von hier sehr gut ausgeschildert: Von der<br />

Bergstation führt der gut ausgebaute Normalweg in<br />

etwa zwanzig Minuten hinunter zur Alpe Oberberg.<br />

Hier kann man sich mit dem schmackhaften Bergkäse<br />

der Becks den Gaumen verwöhnen und weitere<br />

Touren in die Nagelfluhkette starten.<br />

Die Sennalpe Oberberg ist Mitglied beim Allgäuer<br />

Alpgenuss.<br />

Info: Alpe Oberberg, Tel. +49 8323 6784,<br />

info@alpe-oberberg.de, www.alpe-oberberg.de<br />

MIT EINEM AUGE AUF DIE ZUKUNFT<br />

Damit auch die nächste Generation diese<br />

Freiheit genießen kann, müssen die Becks<br />

mit der Zeit gehen. »Es ist wie in jedem Betrieb«,<br />

weiß Sebastian, »Stillstand bedeutet<br />

Rückschritt. Man sollte immer überlegen:<br />

Was kann ich besser machen? Was muss ich<br />

verändern? Jeder sollte mit einem Auge auf<br />

die Zukunft leben, damit die nächste Generation<br />

noch gut davon leben kann.«<br />

Während man gemütlich, das kalte Glas<br />

Limonade in der Hand, auf der Bierbank<br />

sitzt und über das Geländer der Terrasse<br />

schaut – der Blick schweift über saftige Bergweiden,<br />

über die gerade ein Tagfalter flattert,<br />

an dunklen Baumspitzen zum Allgäuer<br />

Hauptkamm hinüber – dann versteht man,<br />

wovon der junge Senn spricht. Dieses kleine<br />

Fleckchen Landschaft sähe heute ganz anders<br />

aus, würde niemand sie bewirtschaften<br />

und pflegen. Und das wäre ein Verlust für<br />

die Vielfalt unserer Region. • (ve)<br />

28<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2017</strong>

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