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„AM GLÜCKLICHSTEN<br />
SIND DIE FRISEURE“<br />
Europa, erst ein Traum, dann eine schwierige<br />
Realität für geflüchtete Medienmenschen.<br />
Von Livia Klingl, Fotos: Marko Mestrović<br />
Sie hatten alle ein Leben, ein privates in<br />
großen Familien sowieso, aber auch ein<br />
Berufsleben. Die 50-jährige Kopftuch<br />
tragende tschetschenische Journalistin, der über<br />
50-jährige Familienvater und Kommunikationsmanager<br />
aus Syrien, erst recht der 32-jährige syrische<br />
Moderator und Star einer Radio-Talkshow, die<br />
iranische Fotografin und einige andere Syrer aus<br />
der Medienbranche. Jetzt sitzen sie in Wien und<br />
versuchen wieder Fuß zu fassen in ihren Berufen,<br />
irgendwie.<br />
Im Rucksack ihre Vergangenheit in Syrien,<br />
einem mitunter recht glorifizierten Land, das aus<br />
hiesiger Sicht eine arme, rigide Diktatur war, ehe<br />
der Schießkrieg begann, ihre Gewalterfahrungen,<br />
ihre Flucht. Und nun haben sie ihre Erfahrungen<br />
mit dem Aufwachen aus einem Traum, dem Traum<br />
von einem Europa, in dem es viel leichter sein<br />
würde für die Fremden aus anderen Kulturkreisen,<br />
anderen Lebensformen, einer anderen Verwaltung<br />
als es sich in der Wirklichkeit zeigt.<br />
WEN MUSS MAN BESTECHEN?<br />
„Wir haben in Syrien auch eine Bürokratie, aber ich<br />
hätte nie gedacht, dass die hier noch viel massiver<br />
sein würde“, sagt einer. Für eine Österreicherin, die<br />
fünf Mal in Syrien war und sich gegen Vertreter der<br />
dortigen Staatsbeamten mitunter nur im Brüllton<br />
durchsetzen konnte, eine nicht ganz nachvollziehbare<br />
Beobachtung. Die kleine Journalistengruppe<br />
und ich, wir einigen uns lachend darauf, dass es in<br />
Syrien oder dem Irak leichter war, weil man wusste,<br />
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