Wiederaufführung von - Neue Visionen Filmverleih
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Hintergrundinformationen<br />
Am 11. März 1938 proklamierte Hitler den Anschluss Österreichs an das großdeutsche Reich. In den<br />
Sommerferien kratzte Murray Burnett sein Geld zusammen, um mit seiner Frau nach Europa zu reisen und<br />
zu sehen, wie es den Verwandten in Belgien und Wien angesichts der beunruhigenden Veränderungen<br />
ging. Die Verhältnisse in Österreich überstiegen ihre schlimmsten Befürchtungen. Die Burnetts trafen hier<br />
mit den Leuten zusammen, die zu „Untermenschen“, „Nicht-Ariern“, „Entarteten“ gemacht wurden: Juden,<br />
Kirchenleute, Intellektuelle, Künstler, die alle vom emigrieren sprechen. Wer tatsächlich ins Ausland gehen<br />
kann, entscheidet sich letztendlich nach finanziellen Kriterien. Murray hörte <strong>von</strong> ihren Schicksalen und den<br />
heimlichen Flüchtlingsrouten, die sich durch Europa, über die Alpen nach Frankreich, <strong>von</strong> Marseille nach<br />
Marokko, <strong>von</strong> dort nach Lissabon und in die Staaten ziehen. Die Burnetts konnten ihren Verwandten nicht<br />
helfen und reisten vor ihrer Rückkehr nach New York weiter nach Frankreich an die Côte d´Azur. Sie<br />
sehnten sich nach etwas Zerstreuung und trafen in einem Vorort <strong>von</strong> Nizza auf den Club „La belle Aurore“,<br />
in den Klippen mit Blick übers Mittelmeer. Es war der Geheimtip eines Landsmannes. Ein schwarzer<br />
Sänger aus Chicago spielte Blues „As Time Goes Bye“ – ein Lieblingslied <strong>von</strong> Murray aus seiner<br />
Collegezeit, wobei ihm die Absurdität der Clubszene bei dem Liedtext um so deutlicher vor Augen trat: Ein<br />
Kuss bleibt immer ein Kuss ... Die Gäste tranken, lachten, amüsierten sich in allen möglichen Sprachen<br />
und keiner schien wahrhaben zu wollen, dass sie am Abgrund saßen ...<br />
Zurück in New York erzählte er Joan Alison alle Details. Sie hatte er im Atlantic Beach Club kennen<br />
gelernt. Joan Alison gehörte zur vornehmsten Gesellschaft und verkehrte in Künstlerkreisen. Zuvor hatte<br />
sie bereits versucht, ihm bei einem anderen Stück zu helfen, wodurch sie zu einem Team, zum<br />
Autorenpaar wurden. Die beiden überlegten nun, wie sie die Thematik aufbereiten können und<br />
beschlossen zunächst, daraus einen Spionagethriller zu machen „A Million to One“. Und Murray Burnett<br />
hatte diesmal einen ganz bestimmten Broadway-Regisseur im Auge, den er das Script anbieten möchte:<br />
Otto Preminger, 33 Jahre alt, 1935 aus Wien immigriert, Anti-Nazi, Schüler und Assistent vom Max<br />
Reinhardt. Er erhielt 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft, unterschrieb bei der 20th-Century-Fox<br />
einen Vertrag als Produzent-Regisseur, 1953 wurde er selbständiger Produzent und nur noch der<br />
„Hitmaker“ genannt. Er entdeckte Jean Seberg und machte eine Menge unvergesslicher Filme. Dieser<br />
Mann war begeistert <strong>von</strong> dem Stück, wollte jedoch einige Änderungen vornehmen. Burnett und Alison<br />
verloren im Verlauf der Story-Konferenzen den Enthusiasmus und schrieben eine neue Geschichte: ein<br />
Drama über Liebe und Flüchtlinge. Als sie damit auf Preminger einredeten, verlor er die Geduld, brüllte<br />
das Autorenpaar an und verabschiedete sich so <strong>von</strong> der zukünftigen Filmlegende. „A Million to One“<br />
scheiterte, weil in Amerika die Zeit der „Vogel-Strauss-Politik“ einzog: Die Medien wurden kontrolliert, es<br />
sollte keine Anti-Nazi-Propaganda geben. Der zweite Flop für die Autoren, jedoch waren sie ja bereits an<br />
dem neuen Stoff, der auch durch das Wheeler-Komitee gehen würde als Romanze. Der Schauplatz<br />
Frankreich fiel jetzt aus, da Frankreich inzwischen auch besetzt war. So ging Murray auf der<br />
Flüchtlingsroute weiter, der Platz vor Lissabon war: Casablanca – eine sarkastische, zynische, abstruse<br />
Oase, eine korrupte Stadt, ein Mekka der Jäger und Gejagten. Zumindest auf dem Papier wird die Stadt<br />
<strong>von</strong> der Vichy-Regierung kontrolliert, die mit den Nazis kollaboriert, so hat der Ort einen Ausnahmestatus.<br />
Die beiden Autoren hatten den Traum, ein Stück für den Broadway zu schreiben, aber die Produzenten<br />
reagierten nicht. Ihre Agentin war der Meinung, es handele sich um erstklassiges Filmmaterial. So boten<br />
sie das Stück entnervt Hollywood an. Sie verkauften die Rechte für 20.000 $ an Warner Brothers. Ab da<br />
an hatten sie keinen Einfluss mehr auf das Stück/den Film.